Unimog-Magazin PDF 7.7 MB

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Unimog-Magazin PDF 7.7 MB
2 | 2016
www.unimog-magazin.de
Unimog
Mercedes-Benz
2 | 2016
Das Magazin für den multifunktionalen Einsatz
Mit Unimog fließt der Strom
U 530 | ED Netze setzt Unimog ein, um Freileitungsmonteure in luftige Höhen zu bringen,
morsche Masten zu entfernen, tiefe Löcher zu graben und neue Kompositmasten zu stellen
Kundenreports: Tannenbaumzucht und 2-Wege-Einsatz | Der neue U 323 | Unimog Challenge
2 EDITORIAL
•
UNIMOG 2 • 2016
Dr.-Ing. Ralf Forcher, Leiter
Marketing, Vertrieb und Service
Mercedes-Benz Special Trucks
Liebe Unimog Freunde,
über die sehr positive Resonanz auf unser wieder aufgelegtes Unimog Magazin haben wir uns wirklich gefreut. Auch in
dieser Ausgabe haben wir wieder interessante Stories
zusammengetragen. Der Unimog bewegt – Sie und uns
gleichermaßen.
Wie sehr, konnten wir unter anderem anlässlich der Termine
der Unimog Challenge feststellen. Ein Fahrerwettbewerb bei
dem Spezialisten gegeneinander antreten und beweisen,
was mit dem Unimog alles möglich ist. Wenn ich Sie ein
wenig neugierig gemacht habe, schauen Sie doch mal auf
www.unimog-challenge.de vorbei.
Webbasiert oder wahlweise optimiert für mobile Zugänge ist
auch ein weiteres neues Angebot von uns: Die Welt der
Mercedes-Benz Special Trucks in einer internationalen Plattform. Da präsentieren wir Ihnen eindrucksvolle Bilder und
Videos, spannende Berichte und interessante Interviews
rund um Unimog, Econic und Zetros.
Sie interessieren sich für einen bestimmten Fahrzeugtyp
oder einen speziellen Anwendungsfall? Die MBS World hilft
weiter. Eine clevere Suchmaschine mit präzisem Filter findet
unter mbs.mercedes-benz.com passende Inhalte.
Spannende Inhalte bietet natürlich auch unser aktuelles Magazin, etwa das virtuose Zusammenspiel zweier Unimog bei
der Unterhaltung des Stromnetzes, der Report über einen
U 430 in einer Weihnachtsbaumzucht. Oder aber ein spezieller U 218 als TLW bei der Freiwilligen Feuerwehr.
Nicht zu vergessen, wir haben die Unimog-Palette weiterentwickelt. Unser neuestes Modell ist der U 323, den wir ihnen
im Detail vorstellen.
Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre!
Ihr
IMPRESSUM
Herausgeber: Daimler AG, Mercedes-Benz Special Trucks, Vertrieb Marketing, D -76742 Wörth
Verantwortlich für den Herausgeber: Mercedes-Benz Special Trucks
Kontakt: www.unimog-magazin.de; [email protected]
Redaktionsbeirat: Sonja Schwöbel
Autoren: Jan Burgdorf, Julia Thomsen, Gerfried Vogt, Gerhard Grünig
Fotos: Henrik Morlock, Karel Sefrna, Martin Heying, Wolfgang Machowiak, Zagro, Daimler AG
Realisation: Verlag Heinrich Vogel, Springer Fachmedien München GmbH
Aschauer Straße 30, D-81549 München, Tel.: +49 (0)89 203043-1122;
Grafik: Lena Amberger; Redaktion: Gerhard Grünig (Ltg.); Projektsteuerung: Hanna Sturm
Druck: PHOENIX PRINT GmbH, Alfred-Nobel-Straße 33, D-97080 Würzburg
Das Unimog Magazin erscheint zweimal im Jahr in den Sprachen Deutsch und Englisch. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und elektronische Verarbeitung nur mit
schriftlicher Zustimmung des Herausgebers. Für unverlangt eingesandte Text- und Bildbeiträge kann keine Gewähr oder Haftung übernommen werden.
Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier • Printed in the Federal Republic of Germany
UNIMOG 2 • 2016 • INHALT 3
06
Titelgeschichte
Damit das Netz hält
Ein Unimog U 430 und der größere
Bruder U 530 proben das Zusammenspiel beim Austausch morscher Masten für Stromleitungen.
Sie graben, heben, fungieren als
Lift und ziehen schwere Anhänger
INHALT
04
06
News aus der Unimog Welt
Neues Modell: U 323 • U 530 als Flughafen-Enteiser bei Airbus • U 423 / U 400 als Besucherbahn-Lokomotive im Nationalpark • Unimog Kalender 2017 • Zagro 2-Wege-Technik
U 218
10
Heiliger St. Florian
Titelgeschichte
Ohne Strom läuft nichts. Die Freileitungsmonteure von ED Netze setzen zwei Unimog zur Netzwartung ein, die mit Arbeitskorb, Bagger und als Zugmaschinen manigfaltige Aufgaben bewältigen.
10
Sonderlösung Tanklöschfahrzeug
Nichts ist unmöglich heißt es bei der Freiwilligen Feuerwehr OerErkenschwick. Die ließ sich einen U 218 speziell anpassen.
12
Oh Tannenbaum ...
Max Riedel ist Tannenbaumzüchter und setzt einige Unimog auf seinen Plantagen ein. Am meisten Freude macht ihm sein neuer 300-PS-Bolide in sanftem Grün.
14
Restaurierung
Erst war der U 416 „Doka“ beliebt bei Afrika-Expeditionen. Dann wurde er eingemottet – um jetzt in neuem Glanz zu erstrahlen.
16
18
Auf Straße und Schiene
HaBeMa, einer der großen Player im Futtermittelmarkt, hat im
U 423 eine ideale Lösung für den Schieneneinsatz gefunden.
20
Unimog Challenge
Da werden Männer zu Kindern mit großen Spielzeugen – und
messen ihre Fähigkeiten in der Bedienung des Unimog.
23
Wegepflege
HEN komplettiert den Unimog für die Wege-Instandsetzung
Öffentlich Private Partnerschaft
Auf der A 7 setzt „Via Solution“ in einem Public Private Partner-
ship-Projekt auf Unimog-Power.
Challenge
20
Männer-Spielplatz
4
Unimog Welt • UNIMOG 2 • 2016
U323 – Lücke geschlossen
Trotz hoher Vielfalt gab es im Unimog-Programm zwischen U 318 und U 423
bislang eine Lücke. Die schließt künftig der neue U 323 in zwei Radständen.
MIT EINEM GESAMTGEWICHT von 13,8 Tonnen ist der neue U 323 prädestiniert als wirtschaftliches Winterdienst- und Transportfahrzeug. Mit 170 kW (231 PS) gibt er sich im
Vergleich zum leichten Geräteträger U 318
erstarkt, ist jedoch in zwei Radständen (3000
und 3600 mm) verfügbar und schließt somit
eine Lücke im Unimog-Programm.
Neben der Verfügbarkeit des langen Radstandes sind die höhere Motorleistung und
mehr Drehmoment größter Vorteil des U 323
gegenüber dem U 318. Dank seines langen
Radstandes und größerer Pritsche kann er
hohe Nutzlasten aufnehmen. Zu den verfügbaren Sonderausstattungen gehören unter anderem AutomaticShift, ein leistungsfähiger
Getriebe-Nebenabtrieb, mit dem man Kranaufbauten oder Hochdruckpumpen antreiben
kann, sowie mehrere Hydraulikoptionen,
etwa die vollproportionale 2-Kreis-Hydraulik
mit Schneepflugentlastung.
Zu seinen weiteren Vorzügen gehören standardisierte Schnittstellen für den schnellen
Geräteanbau und -abbau und die dank kompakter Abmessungen hohe Wendigkeit. Für
optimale Arbeitsbedingungen sorgen neben
der ergonomischen Freisichtkabine mit ungehindertem Blick auf die Frontanbaugeräte
auch ABS, Allradantrieb und Differenzialsperren. Mit dem Multifunktionsjoystick lassen
sich Geräte-, Hydraulik- und Fahrfunktionen
komfortabel steuern.
■
Airbus enteist mit Unimog
Das Airbus Werk im Hamburgischen Finkenwerder stellt eine FlughafenEnteisungsanlage (FEA) auf Basis des Unimog U 530 in Dienst.
MERCEDES HAT TRADITION bei Airbus in
Finkenwerder. Da im Werk in Hamburg fertiggestellte Maschinen starten und landen, muss
Airbus einen regulären Flugbetrieb gewährleisten. Für die Sicherheit dieses Betriebes sorgen bereits jetzt zahlreiche Unimog: Mit Solesprüher für die Glättebekämpfung, mit Kahlbacher Schneepflug – sowie ein Low-Entry
Econic Flugfeld-Betankungsfahrzeug und ein
„De-Icer“: sprüht die Startbahn elektronisch gesteuert ab
■ Hier erleben Sie den Unimog
GaLaBau 2016, die Fachmesse für Experten aus Garten- und Landschaftsbau
14. bis 17. September, Messezentrum Nürnberg.
InnoTrans 2016, die internationale Leitmesse für Verkehrstechnik
20. bis 23. September, Messegelände Berlin
IAA 2016 - Internationale Automobil-Ausstellung für Nutzfahrzeuge, die Leitmesse der Mobilität
22. bis 29. September, Messegelände Hannover
Mit 170 kW (231 PS) hat der Neue ausreichend Power
selbst für anspruchsvolle Aufgaben
Der leistungsfähige Getriebe-Nebenabtrieb macht den
U 323 zum optimalen Geräteträger für Kranaufbauten
Econic mit Bronto Skylift bei der Werksfeuerwehr.
Neu ist ein U 530 mit Flughafen-Enteisungsanlage. Er verfügt über ein Behältervolumen
von 4000 Liter sowie eine Arbeitsbreite von 24
Meter. Die Ausbringung der Salzlösung erfolgt
manuell oder GPS-überwacht, vollautomatisch.
Den Aufbau liefert die Firma Dammann aus
Buxtehude, ein Spezialist mit besonderem
Know-how in der Düsentechnik – die für das
Ausbringen von Flüssigkeiten entscheidend
ist. Mit der Dammann-Technik ausgestattet
realisiert der Unimog eine Arbeitsgeschwindigkeit von bis zu 50 km/h. Alle Arbeitsbreiten und Sprühfunktionen werden über ein
Isobus-Terminal gesteuert. Ein ergonomisch
am Fahrerplatz angebrachter Multifunktionsgriff ermöglicht während des Ausbringens die
Mengensteuerung und -überwachung.
Pumpe, Steuerung, Hydraulik und Pneumatik sind geschützt im Aufbau untergebracht.
Der Verzicht auf elektrische Bauteile in der
Flüssigkeitsführung und an den Düsenträgern
sorgt für Zuverlässigkeit. Die „Section-Control“
Software mit integrierter Flächendarstellung
sorgt fürs automatische Ausschalten der
Düsen, wenn der De-Icer eine bereits besprühte Fläche nochmals überfährt oder eine Fläche
überfährt, die nicht behandelt werden soll. ■
UNIMOG 2 • 2016 • Unimog Welt 5
Bahntauglich
Bei ZAGRO in Grombach entstehen
Spezialisten: Allrad mit vier Reifen, aber
ZAGRO bietet inzwischen drei verschiedene
2-Wege-Systeme für den Unimog an
auch vier metallene Schienenräder.
1969 GRÜNDETE WERNER ZAPPEL ein
Unternehmen für Maschinen- und Apparatebau. Nach hydraulischen Kanalringhebern,
Bausteinsägen und Tennisplatzwalzen folgte
die erste Entwicklung im Schienenbereich: ein
Waggonrangiergerät. 1974 kam mit „ZAGRO“
die aktuelle Namensgebung, kurze Zeit später
mit einer Schienenführung für Schmalspurgleise zum Anbau an Mercedes-BenzBasisfahrzeuge der erste Kontakt zu Unimog.
ZAGRO lieferte in der Folge erste Schmalspurfahrzeuge auf Basis Unimog U 1100
nach Südafrika. 1985 übernahm man das
„Lokomobil“-Programm von Ries - damals
bereits Erstausrüster für Unimog. Von da an
wurde die 2-Wegetechnik für den Unimog
stetig weiterentwickelt, die Zahl an umgerüsteten Fahrzeuge stieg. ZAGRO ist inzwischen
Gerätepartner von Daimler und Inhaber
eines Patentes für ein Schienenführungssystem der Unimog-Modellreihe U400.
„Im Unimog steckt viel Herzblut“, sagt der
heutige Inhaber Wolfgang Zappel. Gelenkrollenspurhalter oder große Laufräder? Diese
Konzepte wurden zur Ideologiefrage. Für
enge Radien sind die Gelenkrollenspurhalter
von Vorteil. Die großen Laufräder haben
dagegen einen viel geringeren Verschleiß.
Beide Spurführungskonzepte sind heute
noch im Einsatz. Später entwicklete ZAGRO
Lokomotive für die Straße
die Drehschemel-Schienenführung, speziell
für Verkehrsbetriebe.
„Nur Mercedes-Benz berücksichtigt bei der
Konstruktion die Adaption einer 2-Wegeeinrichtung“, erläutert Zappel. „So werden bei
neuen Modellen die Achsanbindung, die Spurweite der Bereifung – ja selbst die Reifen – auf
den 2-Wegeeinsatz abgestimmt.“ Dazu gehören
auch elektronische Schnittstellen, die dem Unimog Straßen- und Schienenmodus ermöglichen.
Von 20. - 23. September 2016 präsentiert
ZAGRO im Freigelände der InnoTrans in
Berlin einen U 423 ausgerüstet als Hilfzug.
Weitere Unimog 2-Wege sind auf dem
Stand von Mercedes-Benz ausgestellt.
■
■ Der neue Unimog Kalender 2017
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Der Unimog ist ein Tausendsassa. Jetzt ist er auch noch eine „Bus-Lokomotive“
DER NATIONALPARK Plitvicer Seen in Kroatien ist der wohl bekannteste und mit Gründungsdatum April 1949 der älteste Nationalpark in Südosteuropa. Seit 1979 hat es das
Naturdenkmal sogar in die UNESCO-Welterbe Liste geschafft. Bekannt wurde der Park
als Drehort der Winnetou-Filme. Um die
Besucher des Nationalparks umweltfreundlich durch das weitläufige Gelände zu brin-
gen, hat der Parkbetreiber die sogenannten
„Sonetschka“ in Dienst gestellt, eine Art
Touristenzüge mit Waggons für unwegsames Gelände, die von einem „Bus“-Unimog
als Lokomotive gezogen werden. Der kroatische Unimog Partner Agro Grom hat dazu
im Jahr 2012 drei U 400 verkauft, aktuell
kam noch ein weiterer U 423 als „StraßenLokomotive“ dazu.
■
6 Titelgeschichte
•
UNIMOG 2 • 2016
Damit das Netz hält
Freileitungsmonteure sorgen für ein funktionierendes
Stromnetz. Betreiber ED Netze setzt bei der Wartung
auf zwei besondere Unimog U 530 und U 430.
Text: Gerfried Vogt | Fotos: Henrik Morlock
NUR NOCH WENIGE ZENTIMETER muss die Hydraulik den letzten
Ausschub des Palfinger-Krans nach oben schieben, dann kann
Michael Leiber im Arbeitskorb loslegen. Längst ist die 20-KV-Leitung
abgeschaltet und geerdet. Mit raschen Handgriffen entfernt der Monteur die Befestigungen, dann löst er die Stromleiter von den Isolatoren. Heute ist der Mast fällig. Er muss durch einen sogenannten
„Holz­ersatzmasten“ getauscht werden. Der Prüfer hat ihn mit dem
üblichen roten Nagel als morsch deklariert.
„Dabei ist er noch gar nicht so alt. Da aber chemische Zusatzstoffe
heutzutage tabu sind, hat der Pilzbefall zugenommen. Auch die Witterungsbeständigkeit ist nicht mehr wie früher“, erklärt Dirk Umland,
Koordinator der neun Mann starken Truppe der Freileitungsmonteure der ED Netze GmbH aus Südbaden. Meist wird nach zehn Jahren
getauscht. Dann muss Thomas Quast an die Arbeit – mit der Kettensäge. Die frisst sich im Nullkommanix durchs alte Holz. Das lange
Ende baumelt nur kurz am Kran, der den maroden Masten samt Porzellanisolatoren behutsam ins hohe Gras ablässt. „Die Isolatoren werden nicht weggeworfen, sondern nach Prüfung wiederverwendet.“
UNIMOG 2 • 2016 • Titelgeschichte 7
Duo mit zwei Kränen:
Beim Aufstellen der Strommasten
zahlt sich das gute Zusammenspiel der
beiden Unimog und ihrer Bediener aus
8 Titelgeschichte
•
UNIMOG 2 • 2016
1
Baggerführer Thomas Quast hebt, nachdem der Holzstumpf mit der
Druckschwelle aus dem Boden entfernt ist, das neue Mastloch aus.
Dazu wurde der grüne U 530, der wie der etwas kürzere U 430 seit
Ende 2015 den Fuhrpark der Südbadener aufmischt, mit einem Ematec-Bagger aufgerüstet. Mit dem Zweischalengreifer, der sich dank
Drehmotor perfekt ausrichtet, wird das Loch schnell tiefer.
Trotz Hightech-Ausstattung, gemessen wird analog
Präzise hebt der Freileitungsmechaniker die Erde aus – die Kollegen
messen immer wieder nach, ob die nötige Tiefe erreicht ist: Ein
Sechstel der Mastlänge – so lautet die Vorschrift. Schließlich ist es
soweit: Der neue, 225 Kilo schwere Mast wird mit dem hydraulischen
Ladekran vorsichtig in die Höhe gehievt. Der Dirigent mit der Vierfach-Funksteuerung schiebt per Haken den Stahlmasten mit Glasfaser verstärktem Kunststoffoberteil möglichst exakt in die gewünschte Position. Der Neue ist zweiteilig – das Unterteil besteht aus Stahl,
oben steckt ein zylindrisches Rundrohr aus glasfaserarmiertem
Kunststoff. Die Konstruktion dient als Vogelschutz, wie auch als Traversenanbindung.
Jetzt wird gemessen – ganz analog: Mit einem Senklot überprüft
Thomas Quast die Einbaulage mehrfach. Kollege Siegfried Müller
muss den Kran, der mit seinen vier Abstützungen stets Standsicherheit besitzt, noch etwas justieren bis Quast endlich zufrieden ist.
Danach heißt es Erde in die Vertiefung schaufeln, Neuling Benedikt
Baumann darf mit dem pneumatischen Handverdichter zeigen, dass
5
6
er „Muckis“ hat. Nach und nach „wächst“ die Erdschicht rund um
den neuen Masten. Eine halbe Stunde tänzelt der Verdichter, dann
steht der Neue wie eine Eins. Siegfried Müller fährt den PalfingerSechsfacheinschub wieder ein. Abermals muss nun der Korb ans
Kranende – denn die Leitungen müssen noch aufgelegt werden.
Rund 800 Masten überprüft der Mastnachpfleger pro Jahr, bandagiert im Bedarfsfall mit Schaumstoff und einer Folie mit Imprägniersalz. „Damit Mast und Boden voneinander isoliert sind“, erklärt Müller. Darüber hinaus nimmt er regelmäßig Leitungs- und Mastprüfungen vor. Zwei Masten pro Tag tauscht das vierköpfigen Team in der
Regel. Etwa 250 werden im Jahr im gesamten Netzgebiet gewechselt.
UNIMOG 2 • 2016 • TITELGESCHICHTE 9
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4
2
1.Holzmasten halten inzwischen nur noch zehn
Jahre. Dann müssen die ED-Spezialisten ran
2.Mit Kran und Personenkorb erledigen der U 430
sowie der U 530 alle anfallenden Arbeiten
3.Das Loch muss mindestens ein Sechstel der
Mastlänge tief sein
4.Nach getanem Maststellen macht sich der
U 530 als Zugmaschine verdient
5.Die Isolatoren werden aufgearbeitet
6.Der Wechsel zwischen Korb und Bagger
funktioniert in kurzer Zeit
7.Feierabend im E-Werk – wo noch sehr viele
7
Heute Nachmittag hat Siggi Müller mit dem U 430 einen Zusatzauftrag bekommen: Wenige Kilometer entfernt soll an einem Masten
zwischen zwei Schaltstationen ein Lasttrennschalter montiert werden, da dort in Kürze das Stromnetz erweitert werden soll.
Der Lasttrennschalter – ein Schwergewicht, das per Schaltgestänge von unten mechanisch betätigt wird – besitzt drei getrennte Funkenlöschkammern die dank Spezialöl im Schaltfall einen Lichtbogen
unterbinden. Zunächst wird nach Benachrichtigung der Freimeldung
die grüne Fahne angebracht – sie steht, gut sichtbar, für „spannungsfrei“. Dazu werden die vollen 17 Meter Ladehöhe des Krans benötigt.
Denn der Betonmast ist viel höher als der eben eingesetzte Holzer-
Masten aufs Aufstellen warten
satzmast. Durch die vier hydraulischen Stützen gesichert, „schieben“
sich Alfred Hornung und Thomas Bäurer im Arbeitskorb auf den Weg
nach oben – die Fernsteuerung lässt sich bequem vom Arbeitskorb
aus bedienen. Rund 700 kg Traglast hat der Ladekran noch bei vollem Ausschub, dem auf zwei Mann ausgelegten Korb selbst reichen
200 kg. Konzentriert arbeiten die beiden an der Verschraubung, das
Kabel liegt noch am Fuß des Masten. Auch diesen Job erledigt der
U 430 mit Bravour. Zurück im Firmengelände zeigt sich, dass den beiden Unimog die Arbeit noch lange nicht ausgehen wird. „Zwischen
Radolfzell und dem Feldberg stecken noch eine Menge rote Nägel“,
meint Umland trocken. „Aber für heute ist erst mal Feierabend.“ ■
10 U 218 als Tanklöschfahrzeug
•
UNIMOG 2 • 2016
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Heiliger Sankt Florian mit Allradantrieb
Wenn es abseits befestigter Straßen heiß hergeht, sind die üblichen Löschfahrzeuge der Feuerwehr auf dem Land oft
überfordert – zu groß, zu schwer, zu unhandlich, um nahe genug an den Brandherd zu gelangen. In Oer-Erkenschwick
setzt die Feuerwehr seit Ende 2015 einen interessant ausgestatteten Unimog als Tanklöschfahrzeug ein.
Text: Gerfried Vogt | Fotos: Martin Heying
MIT NICHT ÜBERHÖRBAREN 120 DEZIBEL ertönt das Martinshorn.
Trotz morgendlichem Berufsverkehr hat Marco Röder freie Bahn. Der
Einsatzort, ein Campingplatz, ist nach kurzen acht Minuten erreicht.
Wo brennt‘s denn – Gartengrill, Wohnwagengardine oder Schlimmeres? „I wo, zum Glück nur eine Übung“, erklärt der Feuerwehrmann
während seine Kollegen im Nu die 50-Meter-Schläuche ausrollen und
die vermeintlichen Flammen bekämpfen. Michael Neumann, Lutz
Böhm und Florian Cornelius sind ein eingespieltes Team. „Schnelligkeit ist eine Sache. Aber es muss auch jeder Handgriff sitzen“, erklärt
Michael Wolters, Pressesprecher der Feuerwehr Oer-Erkenschwick.
Er ist mit von der Partie, um seine Social-Media-Seite mit aktuellen
Einsatzfotos des neuen Unimog U 218 zu füttern.
Die Feuerwehr der 30.000 Einwohner starken Gemeinde ist mit
über 100 Freiwilligen gut aufgestellt. Michael Wolters ist für die
Öffentlichkeitsarbeit zuständig und gleichzeitig Führer des Erkenschwicker Löschzugs 1 – verantwortlich für den Brandschutz im
Stadtzentrum. Löschzug 2 bedient die Industriegebiete, handwerkliche Betriebe und Wohngebiete. Das Einsatzgebiet von Löschzug
Nummer 3 ist am Rande der Haard. „Dort gibt es neben Wohngebieten viel Landwirtschaft und ein großflächiges Waldgebiet – nichts für
unsere großen roten Brummer.“
Umfangreiche Spezialausstattung
In der Haard hatte die Feuerwehr bislang einen U 20 als kompakten
Geländegänger im Einsatz. „Für Brände und Rettungseinsätze war
der Unimog wendig genug“. Aus Umwelt und Altersgründen gab es
dennoch 2015 eine Neuanschaffung. Aber: Der ausgesuchte U 218
war gemäß der im April 2011 geänderten DIN-Norm für Tanklösch-
4
1.Trotz schlanker Armaturen liegt die Förderleistung
bei gut 100 Liter pro Minute
2.Durch Verlängerung des Radstandes auf 3,6 Meter
bietet der Aufbau viel Platz – auch für Sperriges,
wie eine Motorsäge
3.Alle Bedienelemente finden sich übersichtlich und
gut bedienbar auf der Mittelkonsole
4.Mit 2000 Liter Wasser, einer intelligenten Drucksteuerung sowie seinen Geländeeigenschaften ist
der U 218 das ideale TLF für Offroad-Einsätze
5.Heinz Schwarzhoff, Matthias Beckmann, Marco
Röder der FFW Oer-Erkenschwick sowie Andreas
Beckschulze von RKF-Bleses (v.l.n.r.); hinten,
Michael Hertz vom Aufbaupartner Schlingmann
5
fahrzeuge mit 2000 Liter-Löschwasserbehälter zu kurz. Deshalb
wurde der Radstand von 2,8 auf 3,6 Meter verlängert. So finden
Löschtechnik, Schutzkleidung, Rettungs-, Sanitäts- und Wiederbelebungsgeräte ausreichend Platz. Um bis zu sechs Bar Wasserdruck zu
erreichen, müssen gut 100 l/min fließen. Ein integrierter Rückkühler
sorgt dafür, dass das Wasser nicht zu heiß wird.
Pfiffige Spezialfunktionen gegen hohe Temperaturen
Hitze ist nicht nur zum Löschen ein Problem, sondern auch an den
grobstolligen 20-Zoll-Reifen unerwünscht. Damit es an den Sohlen
nicht zu heiß wird, hat Feuerwehr-Aufbauspezialist Schlingmann
vorne eine pfiffige Eigenschutz-Sprühanlage angebaut, deren Druck
per Gaspedal geregelt wird. Sprühköpfe mit bis zu acht Bar schützen
Räder und Reifen vor übermäßiger Hitze.
„Mit dem U 218 L kommen wir wesentlich näher an abgelegene
Brandherde in Wald und Flur. Mit den großen Fahrzeugen ist das
ausgeschlossen.“ Nicht nur der Unimog ist klein und wendig – auch
die neue Löschausrüstung ist dem kleinen 177-PS-Kraftpaket angepasst. „Die verbauten Armaturen sind wesentlich handlicher als die
üblichen 42-, 52- oder 70-mm-Schläuche“, erklärt Lutz Böhm.
Im Test: mobile Löschrucksäcke
Zu den Werkzeugen des feuerroten Neulings, der auf den Funknamen Oer TLF 2000-1 hört, gehört laut DIN 14530-18 neben Axt,
Spalthammer, Hacke, Spaten, Schaufel und Besen auch ein neues,
5,5 kg schweres Multifunktionswerkzeug, das sogenannte „Halligan Tool“. Das 750 mm lange, brecheisenähnliche Werkzeug mit
geschlitzten Beilspitzen kommt aus den USA und vereint zwei ver-
setzte Beilklingen und eine Hakenspitze. „Die kann auch zum Einschlagen von Scheiben verwendet werden“, erklärt Wolters. Auch
mobile Lösch­rucksäcke sind mit an Bord. Die je 19 Liter fassenden
Spezialtanks werden hier vor Ort von Lutz Böhm und Florian Cornelius getestet.
Selbst der Auspuff ist für die Feuerwehr maßgeschneidert
Den ersten U 218 als TLF 2000 hat Daimler letztes Jahr zur Interschutz vorgestellt – und direkt verkauft. „Mittlerweile sind weitere in
der Pipeline, denn die Resonanz ist über Erwarten gut“, erklärt Andreas Beckschulze vom Münsteraner Unimog-Vertrieb RKF-Bleses.
Das Thema Feuerwehr ist kein „Neuland“ für das Mehrzweck-Fahrzeug. Seit der Nachkriegszeit bietet der Unimog beste Möglichkeiten
für Brandbekämpfung und Katastrophenschutz. Erste Wahl sind
selbstverständlich hochgeländegängige Typen, die vor allem in Spanien, Frankreich und Griechenland zur Wald- und Flächenbrandbekämpfung eingesetzt werden. „Aber dank kompakter Bauweise sind
gerade die neuen Kleinen für Spezialeinsätze und Landstriche mit
gemäßigter Topographie prädestiniert“, so Beckschulze.
Der wendige Vierzylinder in der Euro-6-Version verfügt aber über
alles Nötige – der Auspuff wurde zum Beispiel nach unten verlegt,
was zwar etwas knifflig war, aber in der Praxis Vorteile bringt. Auf
die vordere Zapfwelle wurde verzichtet. Am U 218 sind andere Features gefragt: Signaleinrichtungen etwa, damit auch Schläfer auf der
Straße sofort hellwach werden. Aufs Stichwort drückt Marco Röder
die entsprechenden Schalter, als die mit Bravour gemeisterte Einsatzübung zu Ende geht. Das Vierfach-Drucklufthorn ist unüberhörbar
und kündigt den roten Wörther schon von weitem an.
■
Hintergrund
Schon Max Riedels Vater
hatte eine Schonung.
Damals waren Blaufichten
und Kiefern in. Doch die
Nordmanntanne hat sie
durch ihre Optik und
Langlebigkeit bei uns fast
völlig verdrängt – obwohl
der aus dem Kaukasus
stammende Baum sehr
pflegeintensiv ist.
Ein Baum fürs Fest – mit Stern
Max Riedel denkt immer an Weihnachten – als Tannenbaumzüchter muss er das. Sein Fuhrpark umfasst
etliche Unimog, darunter einen neuen U 430. Der ist seit Frühjahr 2016 mit von der Partie und verhilft
dem an drei Standorten verteilten Betrieb im Süden Deutschlands zu deutlich mehr Flexibilität.
Text: Gerfried Vogt | Fotos: Karel Sefrna
EINE KURZE DREHUNG, dann sitzt das vordere Ende des mechanischen Oberlenkers am Heckkraftheber. Die Handbremse los, am kleinen Hebel neben dem Lenkrad den zweiten Vorwärtsgang eingelegt,
und schon startet Max Riedel mit seinem samtgrünen 300-PS-Kraftpaket und dem tonnenschweren, gelben Grubber am Heck. Aufs Korn
genommen wird heute ein schon länger gerodetes Feld. Bald soll hier
wieder Nachwuchs in die Erde – vierjährige Nordmanntannen zum
„Verschulen“, die derzeit noch auf einem anderen Feld im Schatten
von Laubbäumen heranwachsen. Mehrfach rollt der U 430 übers
Feld, mit gut gedämpftem Geräusch des Sechszylinders. 30 Zentimeter tief wühlen die spitz angeschliffenen Schare des Tiefengrubbers
durch den festen Boden. „Damit die Erde noch durchlässiger wird,
bauen wir jetzt die Kreiselegge dran“, erklärt Riedel.
„Junge Bäumchen brauchen einen lockeren Boden, damit sie flott
gedeihen. Dazu benötigt die Egge viel Leistung.“ Früher nutzte Riedel
einen 1800er MB-trac. Doch der neue Euro-6-Unimog kann das
wesentlich besser und schneller – an der Heckzapfwelle mit last-
schaltbarem 1 ¾ Zoll-Wellenstummel liegt verlustfrei die volle Motorleistung an. Der Antrieb erfolgt vollmechanisch. „Das war mir wichtig, denn ich wollte leistungstechnisch nicht am Limit arbeiten, was
Verschleiß und Verbrauch minimiert“, weiß Riedel.
Vor Weihnachten müssen Mensch und Maschine schuften
Insgesamt 200 Hektar bewirtschaftet die Baumschule Riedel. „Die
Wurzeln der Nordmanntanne bohren sich bis zu drei Meter in die
Erde. Die jungen Bäume, erklärt der Züchter, sind arbeitsintensiv,
vertragen außerdem nicht zu viel Sonne. Hochbetrieb herrscht bei
Riedel ab Anfang November und endet am Heiligabend. Statt sechs
Angestellter arbeiten zum „Ernten“ rund 100 Saisonarbeiter. Riedel
vermarktet seine Tannen direkt, ohne Zwischenhändler und Großabnehmer. „Ende November ist bei uns der Bär los, auch nachts. Und
natürlich von Vorteil, dass es hier so einsam ist, ohne Nachbarn. Die
würden den Ladeverkehr, der hier Anfang Dezember herrscht, nicht
aushalten.“
UNIMOG 2 • 2016 • U 430 IN DER BAUMSCHULE RIEDEL 13
Geerntet werden nur einwandfreie Tannen – etwa 20 Prozent bleiben stehen. Nach der Ernte wird dann gehäckselt und gemulcht, das
Kleinholz mit der Fräse in die lockere Erde untergemischt. Denn der
Mulch bringt dem Boden eine Menge Humus und viele Nährstoffe,
die in den Nadeln sitzen“, erklärt der gelernte Baumschulgärtner.
Oft nutzt Riedel den U 430 als Zugmaschine für den betriebseigenen Tieflader. Seine Scharmüller-Anhängerkupplung ist höhenverstellbar und kann entweder mit Zugmaul oder Kugelkopf bestückt
werden. Ist das Roden beendet, muss der Boden zur neuen Saison
dann nochmals vorbereitet und gelockert werden. „Ohne Roden und
Auflockern würde der Baum sehr viel langsamer wachsen, und wir
könnten erst sehr viel später ernten.“
Für Riedel ist der U 430 mittlerweile der neunte Unimog im Fuhrpark. Der Älteste, ein U 1300er, hat inzwischen 400.000 km auf der
Uhr. „Wir benutzen ihn noch zum Kunstdünger streuen“, erläutert
der Plantagenbesitzer. „Den Neuen haben wir angeschafft, um flexibler zu sein. Ein echtes Komfortplus bietet für uns die elektrohydraulische Außenbedienung des Heckkrafthebers. Auch die Kipppritsche
mit ihrem verschleißfesten Boden wird geschätzt.“ Außerdem sind
mit drei Standorten bis zu 200 km weite Strecken zu überwinden.
„Auch im Hängerbetrieb, denn unsere Zehntonnen-Raupe muss
regelmäßig mit.“ Entscheidend für Riedel war neben der Zuverlässigkeit, Flexibilität und Leistung des U 430 auch der Verbrauch. „Im
Vergleich zum Vorgänger verbraucht der Neue gut 15 l/100 km
weniger.“
Der tonnenschwere
„Grubber“ am Heck
lockert tief und braucht
viel Leistung
Rechnen kann der Baumzüchter, denn von allen seinen im Herbst
angepflanzten „Vierjährlingen“ kann er nach zehn Jahren nur etwa
die Hälfte schlagen. Ein Tüftler ist er außerdem – die Pflanzmaschine
fürs Geräteträger-Heck, die mit manueller Unterstützung gleichzeitig
drei Bäumchen pflanzen kann, ist Marke Eigenbau, ebenso die Erntemaschine, die jeden Baum „einnetzt“ und zur Ständeranbringung
direkt anspitzt. „Die Kunden wissen das zu schätzen.“ ■
Messezentrum Nürnberg
14. – 17. September 2016
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14 Restaurierung
•
UNIMOG 2 • 2016
Neustart für ein
altes Schätzchen
1
Er war ein Filmheld und geriet trotzdem fast in Vergessenheit – bis sich sein früherer Fahrer erbarmte.
Text: Gerhard Grünig | Fotos: Wolfgang Mackowiak
EIN GELBER, MILCHIGER SCHLEIER wabert über den Computerbildschirm. Schemenhaft erkennt der Betrachter im staubigen Wüstenbild zwei Unimog und mehrere G-Modelle, die sich durch die endlose
Weite der ägyptischen Wüste kämpfen. Den Expeditionsbeitrag des
WDR findet man heute in keiner Mediathek mehr. Selbst die unendlichen Tiefen des World Wide Web haben ihn verschluckt. Aber einer
vergaß ihn nicht: Wolfgang Mackowiak. Bis 1965 lernte der drahtige
75 Jahre alte Kfz-Schlosser bei Mercedes Benz. 1966 dann der Wechsel als technischer Angestellter in die Paläontologie des Geologischen
1
Instituts der Uni Köln. Sein Steckenpferd: die Transmissions- und
Rasterelektronenmikroskopie.
In vier Dekaden arbeitete Mackowiak mit vielen Forschern – Mineralogen, Geologen, Zoologen, Genetikern und Medizinern. Ab 1971
begleitete er zahlreiche wissenschaftliche Expeditionen. Dort kamen
ihm sein Improvisationstalent, sein hervorragendes Organisationsgeschick und den Teilnehmern vor allem auch seine Fähigkeiten als
Koch zugute. Ein treuer Begleiter auf diesen Wüstentrips war ein Unimog mit Doppelkabine und Anbaubagger der Forschungsstelle Afrika.
2
3
UNIMOG 2 • 2016 • RESTAURIERUNG 15
2
3
1.Der 1979er Unimog glänzt wie früher – und wartet auf einen neuen Einsatz
2.Nachdem die Plane entfernt war zeigte sich, dass 12 Jahre Zwischenlagerung keine
so großen Schäden angerichtet hatten, wie zunächst vermutet
3.Inzwischen erstrahlt der Innenraum wieder im alten Glanz
4.Oben herum war die Substanz ziemlich gut. Aber am Boden und unten an den A-,
B- und C-Säulen musste Wolfgang Mackowiak jede Menge schweißen
5.Heute weiß der Restaurator nicht mehr, wie viele Drahtbürsten er zum Entrosten
verbraucht hat – nach der 20ten hat er aufgehört zu zählen ...
4
5
Der Unimog wurde Ende 1979 für die erste Expedition des Forschungsprojektes „Besiedlungsgeschichte der Ostsahara“ angeschafft
und war dann Jahre lang unter extremen Geländebedingungen im
Einsatz. Viele Monde zogen ins Land, in denen der „Mog“ stets ohne
Ausfall im Einsatz war. Aber irgendwann musterte man ihn aus und
er bezog Quartier in einem Depot, versteckt unter einer Plane und
rostete vor sich hin.
Aber Unimogs sind zäh. Und als Mackowiak erfuhr, dass der Unimog den Gang alles Irdischen antreten sollte, machte er sich mit
zwei weiteren Enthusiasten auf den Weg. Der kurze Befund: „Durchaus zu retten“. Ein Plan zur Restaurierung wurde geschmiedet.
Daimler-Benz übernahm den Transport nach Köln, wo sich der ehemalige Unimog-Chauffeur mit Feuereifer ans Werk machte. Sterben
durfte der große Weiße auf keinen Fall, denn er ist selbst für einen
Unimog ein echtes Unikat: Er ist der einzige Unimog mit extrem langem Radstand und Sonderaufbauten – damals eine echte Herausforderung für seine Erbauer. Das Vorderteil ist Standard, doch das
Fahrgestell wurde so um 70 Zentimeter verlängert, dass hinter der
Doppelkabine Platz für einen 350-Liter-Tank und zwei zusätzliche
Reserveräder war.
Eine weitere Besonderheit ist der Anbaubagger, hinten am Fahrgestell ankoppelbar und nach vorne über die Pritsche abzulegen. Das
schaffte auf der zwei Meter langen Ladefläche noch ordentlich Platz
für Expeditionsgepäck. Noch heute erinnert sich Wolfgang Mackowiak: „Neben dem Unimog hat uns Daimler damals für die ÄgyptenExpedition zwei GD und einen 19-Tonner Allrad-LKW zur Verfügung
gestellt. Ich habe die beiden GD in Stuttgart abgeholt und auch den
umgebauten Unimog überführt. Dazu gab es einen einwöchigen Lehrgang bei Mercedes-Benz in Gaggenau.“
Damals war Improvisation extrem wichtig. Viele Anekdoten kommen zu Tage, wenn der Globetrotter sich an die Touren erinnert:
Würstchendosendeckel, die als Simmerringe dienten oder Luft- und
Raumfahrtkleber für improvisierte Schnell-Reparaturen. Bei der Restaurierung wollte Mackowiak dagegen nicht improvisieren – sondern
ganze Arbeit leisten. Nach einer Grundreinigung überholte er den
Bagger, entfernte den Flugrost, zerlegte und setze die Scheibenbremsen instand und überarbeitete den Aufbau.
Nach vielen hundert Stunden und einem geschweißten und frisch
lackierten Fahrerhaus, ist der Unimog jetzt wieder 100-prozentig einsatzbereit. Jetzt fehlt nur noch die passende Expedition.
■
1.12 Jahre fristete der „Mog“ sein Dasein
unter einer Plastikplane
2.Die Detailarbeit verschlang unendlich
viel Zeit
3.Ein moderner Unimog half, den Oldie
zum Lackierer zu bringen
4.Der nach vorne ablegbare Heckbagger
ist das Markenzeichen und funktioniert
heute wieder so gut wie eh und je
5.Nach der Restaurierung präsentierte
sich das Expeditionsfahrzeug im
Unimog-Museum in Gaggenau
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16 U 423 MIT 2-WEGE-SYSTEM
•
UNIMOG 2 • 2016
Zug-Kraft
Schwimmen kann er nicht, der Unimog. Muss er auch
nicht. Denn HaBeMa arbeitet nur am Haupt­standort
Hamburger Hafen „trimodal“ – mit Lkw, Schiff und
Bahn. Im AGRO-Terminal der Nieder­lassung Heidenau
ist Zugkraft auf der Schiene gefordert. Und davon hat
ein U 423 mit 2-Wege-System mehr als genug.
Text: Gerhard Grünig | Fotos: Daimler
DIE HABEMA GMBH & CO. KG hat sich als leistungsfähiger Dienstleister auf dem deutschen Futtermittelmarkt etabliert. Das Kerngeschäft umfasst die hochwertige Mischfutterproduktion für Nutztiere,
den Rohwarenumschlag samt Lagerung sowie eine ausgeklügelte
Logistik. HaBeMa gewährleistet die ständige Bereitstellung von Rohwaren und Mischfuttern sowie einen 24-h-Verteilerverkehr mit eigenem Fuhrpark. Ein wichtiger Umschlagplatz des Hamburger Unternehmens ist der AGRO-Terminal in Heidenau mit Bahnanschluss.
Bahn ist das Stichwort für die Neuanschaffung des Futtermittelspezialisten: ein Unimog U 423 in 2-Wege-Ausführung. Euro-6-gereinigt
und 170 kW (231 PS) stark, ist der 4x4 Unimog mit drei Differenzialsperren und Wandlerschaltkupplung für ruckfreies Anfahren mit
hohen Anhängelasten prädestiniert als straßengängige Lokomotive.
Alle Vorrüstungen hat der U 423 bereits ab Werk
„Wir haben am Standort Heidenau aufgrund der hohen Anhängelasten enorme Anforderungen an unser Rangierfahrzeug. Aus diesem
Grund haben wir uns hier bewusst für einen Unimog der neuen
Generation entschieden, der mit 13 Tonnen ein höheres Gesamtgewicht ermöglicht und uns durch weitere Verbesserungen im Antriebsstrang überzeugt hat“, erläutert HaBeMa-Prokurist Jes-Christian
Hansen. Der Unimog kommt dabei ab Werk bereits mit vielen für diesen Einsatz wichtigen Ausstattungen wie der hydraulischen Schnittstelle für die Schienenführung sowie dem Motornebenabtrieb für den
leistungsstarken Kompressor der Waggonbremsanlage. Der Umbau
des Unimog zum Rangier-Fahrzeug erfolgt bei Zagro, einem Spezia-
1
listen für Zweiwege-Fahrzeuge und Rangiertechnik. Ein wichtiges
Element des Umbaus ist eine Schienenführung mit CAN-Bus-Sicherheitssteuerung. Der Chauffeur kann das Fahrzeug mit einer Funkfernsteuerung rangieren, die als sicherheitsrelevante Fahrzeugfunktion hohe Sicherheitsstandards erfüllt (SIL3). Der installierte Schraubenverdichter schafft eine Förderleistung von 1.750 l/min und liefert
die Druckluft für das sichere Bremsen von Anhängelasten bis zu
1000(!) Tonnen und 52 Waggonachsen. Eine speziell angepasste Anti-
17
Jeden Morgen kommt
ein Ganzzug mit etwa
1.700 t Sojaschrot von
HaBeMa aus Hamburg
und verlässt das
AGRO-Terminal spät
nachmittags wieder
beladen mit 2100 t
Getreide Richtung
Hamburg
2
1.Die Fernbedienung erfüllt alle erforderlichen Sicherheitsstandards für den Bahnbetrieb
2.Der hohe Reibbeiwert zwischen Gummirad und
Schiene ist von großem Vorteil ...
3.... denn der U 423 bewältigt trotz der doppelten
S-Kurve mit hohem Widerstand bis zu 1000 t
Anhängelast und 52 Waggonachsen
3
schlupfregelung verhindert im Fernsteuerbetrieb selbst bei widrigen
Gleisbedingungen das Durchdrehen der Antriebsräder.
Mit einer Bahn-Zulassung gemäß BoA (Betriebsordnung für
Anschlussbahnen) erfüllt der U 423 alle nötigen bahnrechtlichen Bestimmungen zum Einsatz auf dem Gelände des Agro-Terminals. „Durch den
hohen Reibbeiwert zwischen Gummi und Stahl schafft er tatsächlich
sehr hohe Zuggewichte“, bestätigt Hansen. Unabdingbar war für uns,
dass wir die Lärmschutzbedingungen am Standort Heidenau einhalten.
Eine Diesellok schied aus. Denn wir arbeiten auch zwischen 22.00 und
6.00 Uhr und schaffen es deshalb nur mit dem leisen Unimog, die Vorgaben des Bundes-Immissionsschutzgesetzes einzuhalten.“
„Auch bei den laufenden Kosten ist der Unimog einer Rangierlok
meilenweit voraus“ ergänzt Hansen. „Das fängt bei den Kraftstoffkosten an, betrifft aber natürlich auch Aufwand für Wartung und Reparaturen oder die Ersatzteilverfügbarkeit“, klärt der Geschäftsführer
über einen weiteren Vorteil des Unimog auf.
■
18 U 530 VIA SOLUTION
•
UNIMOG 2 • 2016
Obwohl drei Mähgeräte zu bedienen sind – und auch
noch der Unimog zu fahren ist – genügen zwei Mann
Private Initiative
„Public Private Partnership“ (PPP)-Projekte sind nach
Ansicht von Verkehrsminister Alexander Dobrindt der
Weg der Zukunft. Ein Weg, den der Unimog mitfährt.
Text: Julia Thomsen | Fotos: Henrik Morlock
GERO RIEDEL UND BURKHARD JUNGE steuern ihren U 530 routiniert entlang des Parkplatz-Zauns. Gemeinsam bedienen sie die drei
großen Mähausleger, Burkhard Junge lenkt zusätzlich den Unimog.
Allein wäre diese Aufgabe – die schon zu zweit viel Koordination und
Feingefühl verlangt, nicht lange zu schaffen. Doch Riedel und Junge
sind eingespielt – obwohl sie heute erst die zweite Mähsaison starten. Sie sind zwei von 15 Straßenwärtern, die im Auftrag der neuen
Autobahnmeisterei Kaltenkirchen für Erhalt und Betrieb der A7 während und nach deren Ausbau nördlich von Hamburg zuständig sind.
Ausbau und Erweiterung der Autobahn A7 sind ein wahres Mammutprojekt. Auf 65 km wird die Fahrbahn zwischen den Dreiecken Hamburg-Nordwest und Bordesholm erneuert und zeitgleich verbreitert.
Zusätzlich wird im Stadtteil Schnelsen eine Lärmschutzvorrichtung
gebaut. Und das alles in nur vier Jahren – Fertigstellung: Ende 2018. Ein
reibungsloser Ablauf ist bei dem straffen Zeitplan unabdingbar.
Hier kommen Gero Riedel, Burkhard Junge und ihre Kollegen von
der Autobahnmeisterei Kaltenkirchen ins Spiel. Die Autobahnmeiste-
rei der Gesellschaft Via Solutions Nord Service ist für die Erhaltung
und den Betrieb des 59 Kilometer langen Abschnitts zwischen der
Anschlussstelle Neumünster-Nord und dem Autobahndreieck Hamburg-Nordwest zuständig. Von Kaltenkirchen aus sorgen Teamleiter
Mathias Graupner und sein Team dafür, dass die A7 im Winter
geräumt und gestreut wird, Büsche und Gräser im Sommer nicht die
Sicht versperren und auch sonst nichts das Straßenbild stört und die
Sicherheit der Autofahrer gefährdet. Von Beginn an war auch ein
Unimog U 530 im Einsatz. „An einem Unimog führt kein Weg vorbei“, erklärt Mathias Graupner, Leiter der neuen Autobahnmeisterei.
„Kein anderes Fahrzeug ist so flexibel einsetzbar.“
Der wendige Helfer wurde eigens mit wechselbaren Geräten
bestückt. Im Winter fährt er mit Streumaschine, im Sommer mit TrioMäh-Kombination. Zweimal im Jahr wird er für die Leitpfostenreinigung umgerüstet – jeweils vor und nach dem Winter. „Die Umrüstung
dauert einen halben Tag“, sagt Graupner. „Sie ist aber wesentlicher
günstiger und vor allem flexibler als der Betrieb mehrerer Fahrzeuge.“
PPP-Projekte werden meist schneller realisiert
Der Ausbau der A7 ist für Graupner schon das dritte ÖPP-Projekt. Das
„Öffentlich-Private-Partnerschaft-Modell“ ist ein Auftragsmodell zwischen öffentlichem Auftraggeber und privatem Auftragnehmern. Die
privaten Unternehmen sind für Planungs- und Bauleistung sowie für
die Gesamtfinanzierung, den langfristigen Betrieb und die Erhaltung
verantwortlich. Der Vorteil: Das Bauprojekt lässt sich viel schneller
realisieren. Durch die Verpflichtung, den Betrieb für 30 Jahre zu
sichern, hat der private Betreiber neben einem qualitativ hochwertigem, wartungs- und betriebsfreundlichem Bau, auch ein besonderes
Interesse an der Einhaltung des Budgets und des Zeitplans.
UNIMOG 2 • 2016 • U 530 VIA SOLUTION 19
Burkhard Junge und Gero Riedel haben sich schnell in
Noch ist die Vegetation nicht so üppig. Aber dem-
Im Winter wird der Mähaufbau gegen einen Streuer
die Bedienung des U 530 eingearbeitet
nächst ist der Unimog Tag und Nacht im Einsatz
getauscht, fallweise werden Leitpfosten gereinigt
Die Autobahnmeisterei arbeitet daher nach dem sogenannten Verfügbarkeitsmodell. Ihr Entgelt wird in Abhängigkeit von der Verfügbarkeit der Autobahn und ihrer Fahrspuren gezahlt. „Immer wenn
wir Teile der Fahrbahn bei Arbeiten blockieren, erhalten wir weniger
Geld“, erklärt Graupner. „Dadurch legen wir nach Möglichkeit immer
mehrere Arbeiten zusammen. Das Team muss da sehr flexibel sein.“
Zurzeit kümmern sich die Mitarbeiter der Autobahnmeisterei
hauptsächlich um die sogenannten Erholungsabschnitte zwischen
den Bauabschnitten. Außerdem sind sie für vier Tank- und Rastanlagen sowie sechs Parkplatz- und WC-Anlagen zuständig. „Noch gibt es
ist hier recht wenig Grün“, stellt Graupner fest. „In zwei Jahren,
wenn alles blüht und gedeiht, wird der Unimog jede Menge zu tun
haben.“ Dann sei es wohl auch Zeit für ein zweites Fahrzeug.
Trotz der baustellenbedingt sparsamen Begrünung hat der U 530
schon jetzt reichlich zu tun. Im Frühjahr 2015 startete das Team der
Autobahnmeisterei direkt mit dem ersten Mähdurchgang. „Zur
Urwaldbekämpfung“, erklärt Graupner lachend. Ein weiterer Mähdurchgang folgte im Laufe des Sommers. Etwa je zwei Wochen war der
Unimog dafür Tag und Nacht im Einsatz. Gero Riedel und Burkhard
Junge waren ebenfalls von Anfang an dabei. Beide sind als Quereinsteiger zur Autobahnmeisterei gekommen. „Für den Einsatz am Unimog benötigt man nur den CE-Führerschein – alles andere war Sache
kompetenter Schulung durch den Hersteller.“ Neben Riedel und Junge
sind vier weitere Mitarbeiter regelmäßig mit dem U 530 unterwegs.
Wenn Gräser und Unkraut sprießen, sind der U 530 und seine Mannschaft bereit, um für freie Sicht und mehr Sicherheit zu sorgen.
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20 CHALLENGE
•
UNIMOG 2 • 2016
Männer-Spielplatz
1
Wenn der Unimog zum Wettkampfgerät mutiert, dann
ist Spaß vorprogrammiert. So wie bei der UnimogChallenge die Mercedes-Benz im Juli ausrichtete.
Text: Jan Burgdorf | Fotos: Henrik Morlock
UNIVERSAL-MOTOR-GERÄT, dafür steht bekanntlich die Abkürzung
Unimog. Was so viel heißt wie: „ein Lkw, der (fast) alles kann“ – der
selbst als Wettkampfgerät überzeugt. So wie bei der Unimog-Challenge, die Mercedes im Juli im niedersächsischen Hildesheim, im hessischen Herborn und im württembergischen Ulm ausrichtete. Mensch
und Maschine waren hier gefordert. Jeweils 30 Teilnehmer waren
eingeladen, sich im Wettstreit zu messen. Der bestand aus fünf
anspruchsvollen Stationen. Stets der Hauptgegner: Die Stoppuhr.
Der Unimog als übergroßer Billard-Queue
XXL-„Billard“: Hier musste ein Kunststoffball durch ein enges Holztor gestoßen werden. Als übergroßer Queue fungierte eine an der vorderen Anbauplatte eines kommunalorangen Unimog U 323 montierte
Lanze. Die Schwierigkeit: Nur wenn die Prallplatte
an der Spitze den Ball genau mittig traf, rollte
er gerade durchs Tor. Was viele Teilnehmer
erstaunlich schnell verinnerlichten und
die Kugel innerhalb der sieben Minuten Zeitvorgabe über 20 mal einlochten!
2
3
UNIMOG 2 • 2016 • CHALLENGE 21
4
5
1.Wer den überdimensionalen Kunststoffball so exakt ins Tor bugsieren wollte ...
2.... musste ihn mit dem an der Unimog-Front angebrachten Queue exakt mittig treffen
3.Wasser marsch! Fünf übergroße Weizenbiergläser galt es möglichst schnell zu befüllen
4.Die Allrad-Lenkung verleiht dem Unimog eine beeindruckende Wendigkeit, trotzdem ging es im „Wendehammer“ um jeden Millimeter
5.Bei „4 gewinnt“ war gutes Augenmaß gefragt, damit der Inhalt der Schaufel auch ins Ziel fand
Die beeindruckende Wendigkeit eines mit Allrad-Lenkung ausgestatteten Unimog-Geräteträgers auf den letzten Millimeter auszunutzen,
galt es im „Wendehammer“. Auf einer 6,5 x 6,5 Meter kleinen Fläche
musste das Fahrzeug gewendet werden. Möglichst schnell, aber
unbedingt ohne einen der Pylonen umzustoßen – denn das wurde mit
Strafsekunden auf die Gesamtzeit geahndet.
Weniger auf fahrerisches Geschick als vielmehr auf ein gutes Gespür
in der rechten Hand kam es bei der „Balldusche“ an. Denn die bediente
den Joystick für den hydraulischen Gießarm, der mit dem Wassertank
auf der Ladefläche eines U 423 verbunden war. Die Aufgabe: Mit dem
an der Spitze des Arms montierten Duschkopf – eigentlich zum Bewässern von Pflanzungen gedacht – nacheinander auf Zeit fünf riesige
▸
22 Challenge
•
UNIMOG 2 • 2016
2
1.Die Holzstämme brachten den hochgeländegängigen U 4023 ins Schaukeln und das Wasserfass
meist zum Überlaufen
2.Auch den Nachwuchs packte das „Mog-Fieber“
3.Die Sieger, auf Platz 1 Benjamin Berentz, freuten
sich über tolle Preise
4.Tolle Stimmung: Gut gelaunte Zuschauer verfolgten
die Challenges von der Tribüne aus
1
Weizengläser mit Wasser befüllen. Natürlich ohne die Gläser umzuwerfen und ohne, dass sie überlaufen. Ein vergleichsweise einfacher
Job, dank hydrostatischem Fahrmodus des U 423.
Leicht und intuitiv steuerbarer Frontlader
Für viele deutlich kniffliger: Die Station „4 gewinnt“. Schließlich hat
nicht jeder schon mal mit einem hydraulischen Frontlader gearbeitet.
Mit der Schaufel musste eine auf gut 2,50 Meter Höhe befestigte
Holzkiste möglichst schnell mit Rindenmulch befüllt werden, bis sie
gleichmäßig voll war. Die intuitive und feinfühlig reagierende Joystick-Bedienung des Frontladers hatte fast jeder schnell verinnerlicht. Umso schwieriger war es allerdings, aus der Kabine heraus den
Abstand der Schaufel zur Kiste richtig einzuschätzen – damit der
Rindenmulch in die Kiste und nicht davor oder dahinter fiel.
Einfach nur Spaß bereitete die letzte Prüfung: „Wasserträger“.
Schließlich stand hier ein hochgeländegängiger Unimog U 4023 als
Wettkampfgerät zur Verfügung. Allerdings lautete die Tugend hier:
Geduld. Zwar ging es ebenfalls um eine möglichst niedrige Gesamt-
3
zeit, dennoch war Zurückhaltung gefordert, denn auf der Ladefläche
hatten die Veranstalter einen oben offenen und prall mit Wasser
gefüllten Container verzurrt.
Davon wenig zu verschütten, während man den „Mog“ über einen
Parcours mit vielen auf dem Boden ausgelegten Baumstämmen bugsieren musste. Für die gewaltigen Schraubenfedern des Unimog kein
Problem. Trotzdem schaffte es kaum jemand ohne „Schankverlust“.
Und wer seinem Übermut erlag und zuviel Gas gab, schleuderte auch
noch die im Container schwimmende Plastikente heraus, was zusätzlich geahndet wurde.
In Topform zeigte Benjamin Berenz in Ulm, dass in harten Kerlen
auch echtes Feingefühl steckt. Mit einer Zeit von 7:27 min und damit
dem insgesamt besten Ergebnis der Unimog Challenge 2016 landete
der Straßenbauer auf Treppchenplatz 1. Doch auch für die, die nicht
auf den ersten Plätzen landeten, hatte sich der Tag gelohnt, wie es ein
Teilnehmer treffend ausdrückte: „Dabei sein ist bekanntlich alles. Es
hat einfach Spaß gemacht und die Einsatzmöglichkeiten und die
Variabilität des Unimogs sind immer wieder beeindruckend!“ ■
4
UNIMOG 2 • 2016 • HEN 23
Mit dem sehr
starken Laubblasgerät wird
der Weg im
ersten Schritt
gesäubert
Pflege für kommunale Wege
Die Pflege und Instandhaltung kommunaler Wegenetze sowie land- und forstwirtschaftlichen Straßen gewinnt an
Bedeutung. Wirtschaftlich funktioniert das nur mit ausgeklügelter Technik sowie universellen Geräteträgern.
Text: Gerhard Grünig | Fotos: HEN
SEIT MEHR ALS 15 JAHREN beschäftigt sich HEN aus Steinheim mit technischen Lösungen, um Arbeiten zur Erhaltung
von Wegen und Straßen wirtschaftlich und umweltverträglich
durchführen zu können. Neuestes Produkt im Portfolio ist die
HEN WPF 200-Wegepflegefräse zum Anbau an den Unimog
U 423 mit Front- und Heckkraftheber sowie –zapfwellen. Der
Unimog ist vorne kombiniert mit einem extrem starken HEN
BT 600-Laubblasgerät, das die Fahrbahn von Laub, Gestrüpp
und anderen organischen Verschmutzungen befreit. Das unterstützt ein schnelles Abtrocknen der Schotterdecke und sorgt
für hohe Tragfähigkeit.
Über die hintere Zapfwelle und die Unimog Bordhydraulik
mit Kraft versorgt arbeitet die HEN Wegefräse-WPF 200
bereits ausgefahrene Wege auch meist ohne Zugabe von
neuem Material auf und sorgt für eine homogene Fahrbahndecke. Mit dem Unimog als Schnelllauf-Trägerfahrzeug arbeitet
die HEN- WPF 200 mit einem sehr langsam drehenden Fräsrotor und Mischeffekt, einer Nivellierschiene sowie einer geteilten Verdichterplatte in einer Geräteeinheit wassergebundene
Fahrbahnbeläge auf.
Mit einem weiteren Gerät, der HEN-Bankettfräse, lassen
sich die seitlichen meist überhöhten Bankette für eine geregelte Wasserführung regulieren. Mit der Unimog spezifischen
Wechsellenkung von links nach rechts, unterstützt durch das
Monitor-Kamera-System mit Aufnahmen der hinteren Kamera, hat der Fahrer eine optimale Sicht auf die angebauten
Arbeitsgeräte und kann diese der jeweiligen Situation angepasst steuern.
■
Bei starken Beschädigungen der Fahrbahn sorgt ein Planierschild für die
Egalisierung des Belages
Die Wegefräse bereitet beschädigte Schotterbeläge auf – meist ohne Zugabe
von neuem Material
Dort zu Hause, wo andere nicht hinkommen.
Der Unimog für Entdecker. Ob hochgeländegängiges
Wohnmobil oder robustes und zuverlässiges Expeditionsfahr­
zeug, ob für die Jagd oder Rallyes: Wo immer der Weg
hinführt, überzeugt der Unimog durch große Zuverlässigkeit,
hohe Robustheit, einzigartige Geländegängigkeit und große
Nutzlast. Hinzu kommen hervorragender Fahr­ und Bedien­
komfort und auf Wunsch zahlreiche technische Modifikationen
bereits ab Werk. Durch die enge Kooperation mit Aufbaupartnern
sind weiteren individuellen Wünschen kaum Grenzen gesetzt.
Mit kraftvollen, zuverlässigen Motoren, die bis zu 170 kW
zur Verfügung stellen, und seinem unverwüstlichen Antriebs­
und Fahrwerkskonzept meistert der Unimog Schlamm, Geröll
und Sand genauso wie Schnee, Eis und tiefe Flussbetten.
Mehr unter mbs.mercedes­benz.com/offroad­wohnmobile.