Wo die Schweiz baden geht - ATE Association Transports et
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Wo die Schweiz baden geht - ATE Association Transports et
3 / Juni 2008 F Ü R Z E I TG E M Ä SS E M O B I L I TÄT Sommer Auf Touren In der Schweiz, in Frankreich und im Kopf Endo Anaconda Über seine zwei Heimatländer Sondernummer Schön und schonend Reisen Wo die Schweiz baden geht © swiss-image © Karen Cordes 14 © Peter Krebs Sommerfreuden Die schönsten Badeplätze der Schweiz. 51 28 Wandern Sechs Vorschläge für nahe Touren. 4 AKTUELL Kurz & Bündig 6 VELO Das Geheimnis der France profonde 13 KOPFREISEN Ein Wochenende für Faultiere 14 WASSER Die schönsten Badeplätze der Schweiz 26 ENDO ANACONDA Auswandern ins Ländle 28 36 WANDERN Sechs Routen ins Glück Neue Wege braucht das Land Äolische Inseln In der Küche des Hephaistos. 38 ZUGREISEN Einfach mal Moskau retour lösen 44 VELO Flussabwärts entlang der Velothur 49 WASSER Mit dem Boot ins Postauto 50 I TA L I E N Schön und gleichgültig wie ein Gott 56 LESERBRIEFE 58 WETTBEWERB Die Königin der Berge Titelbild Der Sprung in den Vierwaldstättersee verschafft an heissen Tagen eine willkommene Abkühlung. Bild: © Keystone Impressum Das VCS-Magazin für zeitgemässe Mobilität Zeitschrift des VCS Verkehrs-Club der Schweiz. Erscheint 6-mal jährlich. Redaktionsadresse: VCS, Postfach 8676, 3001 Bern (Tel. 0848 611 611; E-Mail: [email protected]). Redaktion: Peter Krebs (pk), Sektionsnachrichten: Urs Geiser, Noëlle Petitdemange. Inserate: Katharina Rutishauser (Tel. 058 611 62 54, Fax 058 611 62 01; E-Mail: [email protected]). Grafik: www.muellerluetolf.ch, Susanne Troxler. Druck, Versand: Ziegler Druck, Winterthur. Papier: Charaktersilk, 100% Recycling. Auflage: 88 000 (deutsch 71000; französisch 17000). Die nächste Ausgabe erscheint am 30. Juni 2008. Insertionsschluss: 2. Juni 2008. VCS MAGAZIN / JUNI 2008 3 AKTUELL Kurz & Bündig Mehr vom Reisen mit dem VCS-Magazin Editorial Easy auch ohne Jet Der VCS und sein Magazin verbessern ihr Angebot im Reisebereich. In enger Zusammenarbeit mit der Homepage. Auch die wird neu. Vor einem Monat hielten unsere Leserinnen und Leser die erste Ausgabe des neuen VCS-Magazins in den Händen. Nun dürfen wir die nächste Neuerung vorstellen: die Mit dem Partnerunternehmen «Via verde reisen» und den Velokarten hatte der VCS schon bisher ein Standbein im Reisebereich. Dieses wird nun ausgebaut. In enger Zusammenarbeit zwischen dem VCS-Magazin und der VCS-Homepage entsteht eine neue Informationsplattform für sinnvolles Reisen. Die VCS-Mitglieder und die Leserinnen und Leser profitieren schon ab der vorliegenden Sondernummer von der Dienstleistung. Das Prinzip ist einfach. Weil es unmöglich ist, alle nützlichen Informationen im gedruckten Heft unterzubringen, Stellen wir zusätzliche Service-Angaben zu un- Sondernummer zum Thema Reisen. Es ist eine zusätzliche Ausgabe, eine neue Dienstleistung für die Mitglieder des VCS. Es liegt in der Natur der Sache, Reisen hatte immer mit Verkehr zu tun. Heute geht mehr als die Hälfte der gesamten Mobilität aufs Konto des Freizeitverkehrs. Das ist viel und ein Problem. Lieber als zu klagen, machen wir Vorschläge. Vorschläge für Ausflüge, die die Natur, die Luft nicht zu sehr in Anspruch nehmen, die aber lustvoll, bereichernd und überraschend sind. Vorschläge für schönes und schonendes Reisen, für Ferien, die auch ohne Jet easy sind. Unter der Fülle von Möglichkeiten haben wir uns für eine Mischung aus Wanderungen, Velotouren und Zugreisen seren Vorschlägen auf einfache und übersichtliche Art im Internet bereit. Dort finden sich zum Beispiel genaue Streckenbeschriebe zu einzelnen Wanderungen und Velotouren, Hinweise für Übernachtungen, Bücher und weitere Tipps. Man kann diese Angaben auch ausdrucken und mit auf die Reise nehmen. Die Adresse dazu lautet: www.verkehrsclub.ch/magazin Wir publizieren im Internet auch zusätzliche Vorschläge. Das trifft etwa für den Beitrag über die Badestellen zu. In der gedruckten Ausgabe haben wir Platz für 19 Vorschläge, im Internet sind es fast doppelt so viele. Wir werden sie dort auch laufend ergänzen. So spielt jedes Medium seine Stärken aus. Mit aufgeschaltet werden Tourenvorschläge, die der VCS früher publizierte. Man findet die Vorschläge übersichtlich nach Aktivitäten geordnet (wie Wandern, Velo usw.) auf einer entschieden, die meisten davon in der Schweiz, die anderen in Bahndistanz; dazu Rezepte fürs Baden und Paddeln: Schweizmobil Das Veloland macht Schule Wir haben viel zu viele Informationen zusammengetragen, um sie ganz in diesem Heft zu verstauen. Aber es gibt ja das Internet. Dort finden unsere Leserinnen zu manchen © swiss-image.ch mit dem Faltboot, das im Postauto Platz findet. Artikeln zusätzliche Angaben (cross media!). Weil aber nicht alle Leute online sind, schicken wir die gleichen Infos auf Anfrage auch traditionell per Post zu (s. nebenstehenden Artikel). Wir hoffen, auch jenen etwas zu bieten, die lieber zuhause bleiben. Die Bilder und Artikel sollen schon beim Durchblättern und Lesen Vergnügen bereiten, nicht erst in der Umsetzungsphase. Man kann ja auch einfach im Kopf unterwegs sein. Was sich übrigens besonders bei Unwettern anerbietet (Brainstorming heisst das dann wohl). Zu dieser sehr umweltfreundlichen Reiseart geben wir ebenfalls ein paar Ideen zum Besten. Peter Krebs, Chefredaktor 4 VCS MAGAZIN / JUNI 2008 AKTUELL Kurz & Bündig Übrigens bedienen wir gerne auch alle Mitglieder, die über kein Internet verfügen, mit den Zusatzinformationen zu einzelnen Artikeln des VCS-Magazins: Wenn Sie uns ein korrekt frankiertes und adressiertes Rückantwortcouvert (mindestens C5) schicken und angeben, zu welchem Artikel Sie die Informationen wünschen (wenn Zusatzinfos vorhanden sind, ist das im Infoteil des entsprechenden Artikels (pk) vermerkt). Unsere Adresse: Verkehrs-Club der Schweiz, Magazin, Postfach 8676, 3001 Bern Neu aufgelegt Die beliebte VCS-Velokarte Elsass–Basel–Schwarzwald ist soeben in einer neuen Auflage erschienen. Die Dreiländerkarte schafft im Massstab 1:100 000 Zugang zu einer der beliebtesten Regionen für kürzere und längere Radtouren. Sie ergänzt die insgesamt 18 regionalen Schweizer Velokarten (Massstab 1:60 000), die der VCS herausgibt. Nebst den offiziellen Routen ist darin ein dichtes Netz von Strecken empfohlen, das die Veloexperten des VCS in akribischer Arbeit zusammentragen. Mit dazu gehören Informationen über Steigungen, stark befahrene Verbindungsstrecken sowie nützliche touristische Angaben. Die Karten sind im Buchhandel erhältlich sowie über die VCS-Boutique, mit einem VCS-Mitgliederrabatt von je drei Franken. Infos: www.vcs-boutique.ch, Tel. 0848 612 612 Gut aufgelegt © swiss-image.ch Karte eingetragen und kann die Infos durch Anklicken aktivieren. Die Informationen sind ab sofort abrufbar. Anfang Juni 2008 schalten wir eine überarbeitete, aufgefrischte und mit zahlreichen zusätzlichen Funktionen ausgestattete VCS-Homepage online. Gute Stimmung: An den Slowups sind die Unmotorisierten unter sich. Gut aufgelegt sind jeweils die Teilnehmenden an den Slowups, den regionalen Veranstaltungen, an denen Strassenstücke für den motorisierten Verkehr gesperrt und dem Langsamverkehr freigegeben werden. In der Schweiz gibt es schon 15 solche Anlässe. Die Saison hat begonnen, der nächste Slowup ist der freundnachbarliche am «Hochrhein» zwischen Bad Säckingen und Laufenburg. Er findet am 5. Juni statt. Infos: www.slowup.ch Seit 1998 gibt es das Veloland Schweiz: Mit einer einheitlichen Signalisierung von nationalen und regionalen Routen, mit praktischen Führern, guter Verknüpfung mit dem öffentlichen Verkehr, mit buchbaren Angeboten und einer eigenen Internetseite. Das Velo schaffte damals im Schweizer Tourismus endlich den Durchbruch. Heute werden auf den Velorouten jährlich 150 Millionen Kilometer zurückgelegt und ebenso viele Franken Umsatz erzielt. So wurde das Veloland zum Vorbild für ein noch ehrgeizigeres Projekt, das Ende April Taufe hatte: Schweizmobil. Es dehnt das Prinzip des «Velolands» auf den gesamten touristischen Langsamverkehr aus. Die Wanderer, Mountainbikerinnen, Kanuten und Skaterinnen bekommen ebenfalls ihr «Land». Schweizmobil wird zum «nationalen NetzVCS MAGAZIN / JUNI 2008 werk für den Langsamverkehr». Das Streckennetz besteht aus den von Fachleuten ausgewählten schönsten nationalen und regionalen Routen. Sie können dank einer auf den öffentlichen Verkehr abgestimmten Etappierung auch für Tagesausflüge genutzt werden. Im Fall des Wanderlandes wurden gut 10 Prozent der 62 500 Kilometer bereits markierten Wege aufgenommen. Dazu kommen weitere Dienstleistungen wie Übernachtungsmöglichkeiten, Mietfahrzeuge und buchbare Angebote mit Gepäcktransport. Als offizielle Informationskanäle dienen das Internet und neue Führer in Buchform (pk) sowie Karten. Weitere Infos: www.schweizmobil.ch; VCS-Mitglieder erhalten die neuen Veloland-Routenführer bis Ende Juli mit bis vier Franken Rabatt: www.vcs-boutique.ch, Tel. 0848 612 612 5 VELOTOUR Das Geheimnis der 6 VCS MAGAZIN / JUNI 2008 Fotos: Peter Krebs VELO Frankreich Einfach aus dem TGV steigen und mit dem Velo losfahren. In Frankreich kann man das tun. Zum Beispiel auf einer 700 Kilometer langen Tour von Mâcon nach Cahors. Man lernt dabei die France profonde kennen. n einem wolkenlosen Sommertag besteigen wir den Zug und fahren los, via Genf nach MâconLoché, wo wir den TGV verlassen, die Reisekleider ausziehen und uns noch auf dem Bahnsteig ins Velodress stürzen. Der TGV-Bahnhof Loché liegt ausserhalb von Mâcon in der Pampa und ist ein sehr moderner Geisterbahnhof ohne Bistro und ohne Kiosk mit dem «Paris Match». Ausser uns hat es auch keine Passagiere. Wir setzen die Sonnenbrillen auf, streifen die Handschuhe über, stellen die Kilometerzähler auf Null und steigen um drei Uhr in die Sättel. Es ist so heiss und windstill, dass die Luft flimmert. Orologisch gesehen starten wir am rechten Rand der Saône-Ebene. Önologisch beginnt hier das Beaujolais mit seinen Rebbergen und den edlen PremierCrus. Sie gedeihen in beneidenswerten Lagen, il faut le dire! Mit Aussicht auf die breite Flussebene, auf ein grünes, reiches Land. Manche Crus wohnen in alten Schlössern, wenn auch nur im Keller. Chénas, Fleurie, Villié-Morgon, Régnié-Durette: Unsere Route lässt die Herzen der Weinliebhaber höher schlagen. Wir aber widerstehen allen bacchantischen Verlockungen wie einst der listige Reisende Odysseus dem Gesang der Sirenen, denn wir wollen vorwärtskommen, im Schnitt mit Tempo 20. So schlägt auch das Velofahrerherz höher. Erstens sind die Strässchen des Beaujolais ein Genuss und zweitens treten wir schon bald kräftig in die Pedale, um unsere edlen Tourenräder mit den schwarzen Sacochen, den Flaschen und dem Fotoapparat über die Steigungen nach Südwesten voranzutreiben. Unsere Pläne gehen auf, und das ist immer ein schönes Gefühl. Stundenlang lagen wir zuhause auf dem Bauch vor den ausgebreiteten Landkarten des Institut géographique national, um die beste Route herauszufinden und sie mit einem orangen Leuchtstift einzuzeichnen. So verbrachten wir die Ferien schon einmal im Massstab 1:100 000. Nun liegen die freien Tage und das freie Land in Wirklichkeit ausgebreitet vor uns. Frankreich ist eine besondere Radfahrernation. A France profonde VCS MAGAZIN / JUNI 2008 Das Vallée de la Sianne, ein wunderbares Radfahrertal führt hinauf ins Massiv Central. 7 Kirchen, Pässe, Dörfer machen den Charakter der Velotour aus: Kirche von St. Paul de Vézelin, der Col de la Croix des Fourches und ein Dorf Livradois. Das Fahrrad heisst hier «kleine Königin» und wird behandelt wie eine Magd, wenn es kein Rennvelo ist, das an der Tour de France teilnimmt. Anders als in Deutschland und der Schweiz gibt es kaum markierte Routen und schon gar keine eigens angelegten Radwege. Und doch ist Frankreich das wunderbarste Veloland, das man sich denken kann. Es hat ein grosses Netz von kleinen Nebenstrassen mit wenig Verkehr. Am schönsten sind jene ohne aufgemalte Mittelstreifen: Das sind die Velowege von Frankreich. Weder Schilder noch Führer preisen sie an. Man darf sie selber entdecken, wofür man mit der Zeit eine Nase hat. Sie führen in das Geheimnis der France profonde, jenes ländlichen Frankreichs, das im Schatten von Paris seinen Beschäftigungen nachgeht und für den Durchreisenden einen eigenen Charme entfaltet, wie eine verkannte Blume. Wir haben uns unter den Platanen des Weinschlosses Varennes von Wasser und Brot ernährt, sowie auch von Käse, Oliven, Eiern, Tomaten und keuchen nun im Gegenlicht der spätnachmittäglichen Sonne auf einer Nebenstrasse dem ersten Pass zu (was für schöne Bilder das gibt!), dem Col de la Croix Marchampt, den zuoberst wirklich ein Kreuz verziert, samt einem 8 blauen Blechschild, das die Höhe angibt: altitude 685 m. Es ist das erste von vielen ähnlichen und nicht immer werden die Ziffern so bescheiden bleiben. Gegen Abend treffen wir in Lamure-sur-Azergues ein, wo es laut unseren Recherchen ein Hotel haben muss. Da ist es schon. Das Hôtel du Commerce bietet sogar freie Zimmer an. Zwei kleine Kinder vergnügen sich in einem Planschbecken neben der Landstrasse. Die Wirtin kümmert sich um die Gäste. Sie zeigt uns den Ort unter der Treppe, wo wir die Velos verstauen sollen. Die Tochter ruft ihr aus dem Wasser zu «maman, je t’aime» und spielt dann weiter mit der Plastikente. Maman ist ganz gerührt, weil wir diese Szene mitbekommen. Ihr mari, der Koch, rührt und hantiert derweil in seinem Pfannenreich. Er lässt sich nicht blicken, aber was er herstellt, darf sich sehen lassen. Velofahren ist gesund und gibt Hunger. Wir entscheiden uns wie immer für das Viergangmenü: terrine de poisson, jambon de canard, fromage sec, tarte à l’orange, das Ganze für 18 Euro 50 Centimes, dazu einen halben Fleurie, der das beste Alter schon hinter sich hat. Wir sind unterwegs mit kleinen Königinnen und tafeln wie der König von Frankreich. Lamure-sur-Azergues ist kein besonderer Ort. Hat man einmal im Hôtel du Commerce übernachtet, im Sommer bei weit offenem Fenster in einem jener Zimmer, die auf den rauschenden Azerguesbach hinausgehen, fühlt man sich ihm dennoch verbunden, vor allem, wenn man am anderen Morgen wieder das Velo sattelt, um den nächsten Pass zu bezwingen, den Croix des Fourches, der mitten im dunklen Bois des Mollières liegt, schon etwas höher als der Marchampt, wodurch die Abfahrt nach Amplepuis umso berauschender ausfällt. Der Fahrtwind pfeift uns um die Ohren, die Sonne glitzert in den Speichen, die immer schneller drehen. Der Lenkstangencomputer meldet am Abend stolz die Höchstgeschwindigkeit von 72,3 km/h. Man soll kein Land verklären, obschon wir nach den Ferien nichts lieber als dies tun. Frankreich hat auch ein paar Nachteile. Mit Bedauern denken wir jeweils beim Überqueren eines stillgelegten Gleises daran, über welch dichtes Bahnnetz die Grande Nation einst verfügte, das nun verloren ist. Wir denken an den Verkehrsminister Fressinet und seinen über 100 Jahre alten und teilweise umgesetzten Plan, jeden Hauptort mit den Segnungen der Dampflokomotiven zu beglücken. Beim Überqueren der Loire am zweiten Tag erinnern wir uns auch daran, wie malerisch die Schlucht südlich von Roanne bis vor 25 Jahren war. Jetzt ist der Fluss gestaut, das Tal überflutet, das Ufer ungepflegt, so dass wir zum Picknicken gleich weiterziehen nach St-Paul-de-Vézelin. Der Dorfplatz bei der Kirche schlummert in der Mittagsruhe. Nur die Glocke unterbricht sie. Sie schlägt die Stunde immer zweimal, um Gläubige und Ungläubige daran zu mahnen, wie ihre Zeit auf Erden zerrinnt. In einem Haus gegenüber der Steinkirche beginnt eine Frau zu telefonieren, so laut, dass es alle Gemeindebürger hören können. Die Fensterläden sind zu, auch die des Gebäudes, das verblichen mit «Café Boulangerie» angeVCS MAGAZIN / JUNI 2008 VELO Frankreich Die Glocke schlägt die Stunde zweimal, um daran zu mahnen, wie die Zeit zerrinnt. schrieben ist. Ob darin vielleicht doch ein Kaffee serviert wird? Eine alte Dame sitzt am einzigen Tisch in der Stube und liest Zeitung. Es sei geschlossen, bedauert sie, ihr Mann sei krank. Es scheint etwas Ernstes zu sein. Wir ziehen weiter. Heute ist unser Tag der Kirchen. Jene von l’Hôpitalsous-Rochefort, eine kraftvoll-romanische, betrachten wir intensiver, während wir unter dem Sonnenschirm einer Bar sitzen, die sakralen Genüsse angenehm mit den profanen verbindend. Das Lokal gehört einer aufmerksamen Tamilin, die alles über unsere Reise wissen möchte. Danach erobern wir noch zwei Pässe. Den nächsten, den 1390m hohen Col du Béal, verschieben wir auf morgen und bleiben im Gîte d’étape von Chalmazel, einem Städtchen mit Burg und mehreren Restaurants. Viergangmenu. So spazieren wir durch unsere douce France, mal hart strampelnd, mal fliegend. Mal treibt uns der Wind vorwärts, dann stellt er sich in den Weg, als ein übel gelaunter, eifersüchtiger Spielverderber. Wir sehen Dutzende von Dörfern und Weilern. Sie werden für einen Moment zum Zentrum des Daseins, weil sie uns als Wegweiser dienen, für die Mittagsrast, als Nachtlager. Bald sinken sie hinab in den Ozean des Vergessens. Dank der orangen Schlangenlinie auf unseren Karten können wir die Schätze und die Bilder, die daran festgemacht sind, wieder bergen: Bussy-Albieux, Jeansagnière, Vergongheon. Den schönsten Namen trägt St-AmantRoche-Savine. Er bezeichnet ein belebtes Dorf auf einer Anhöhe in den Monts du Livradois. Es findet gerade ein Theaterfestival statt, mit bärtigen Zuschauern aus Paris, schon etwas angegraute Ex-Revolutionäre. Sie campieren auf zwei getrennten Plätzen, einer ist für Schlafmützen gedacht, die zu spät kommen. Er heisst lèvetard. Der andere, der lève-tôt, ist für die, die zu früh kommen. Die haben es bekanntlich auch nicht leicht. Für uns ist es eh noch zu früh zum Ausruhen. Das Livradois ist ein karges Hochplateau auf gut 1000 m.ü. M. Es besteht aus lauter Wald und Weiden. Karg ist auch St-Germain-l’Herm, wo wir an diesem Abend das Zelt auspacken. Der Ort hat bessere Zeiten gekannt, er muss einst ein touristisches Zentrum gewesen sein, mit VCS MAGAZIN / JUNI 2008 drei Hotels, von denen nur noch eines Gäste empfängt. Vis-à-vis döst der Crédit agricole. Auf einem Kartonschild sind von Hand die Öffnungszeiten der Bank eingetragen: Le jeudi de 9h30 à 11h30. Im EasyJet-Zeitalter ist das Livradois als Feriendestination ausser Mode gekommen. Bald setzen wir über den Allier, dann folgt der Aufstieg ins Massiv Central, ins grösste und schönste Mittelgebirge Frankreichs. Wir entdecken dabei eine der wunderbarsten Strecken, die es für Radfahrer auf dieser Welt gibt: das Vallée de la Sianne. Es ist erste Sahne, ein handliches, tiefes Tal, geschaffen von einem Bach, der so sauber ist, dass man darin baden kann, wie uns ein Fischer versichert, denn es gebe hier eine Fischart, wenn die überlebe, sei das Wasser lauter. Dreissig Kilometer weit steigt eine schmale Strasse sanft durch das immer wildere und immer waldigere Vallée, bis sie am Schluss zur steilen Passstras- se wird, die auf dem Col de la Croix de Baptiste kulminiert. Alt.: 1229 m. Wir sind im braun-gelben Cantal und erblicken vor uns zum ersten Mal den dunkel drohenden Puy Marie, diesen alten Vulkan. Ein Pass steigt fast bis auf seinen Gipfel. Der 1582 m hohe Pas de Peyrol ist der höchste Punkt unserer Tour. Zum Höhepunkt wird er nur bedingt. Man muss hier eine herrliche Aussicht haben auf die Berge und Schründe des Cantal, auf das Plateau du Limon und den Felsenkranz Cirque du Falgoux, wie uns Monsieur Brunet, der Gastwirt von Dienne, beschrieb. Doch wir erwischen den falschen Tag. Während wir uns hocharbeiten, ziehen schwarze Nebel auf, aus denen es zu schütten beginnt, genau als wir oben ankommen. Von Aussicht kann keine Rede sein. Wir sind froh, überhaupt noch den Asphalt vor unseren Rädern zu erkennen und stürzen uns durch die kühle Regenwand zu Tal. Trotz Regenschutz sind wir nach wenigen Wieder ist ein Aufstieg geschafft: Der Col de la Croix de Baptiste markiert den Übergang ins Massiv Central. 9 VELO Frankreich Aurillac die Hauptstadt des Cantal (rechts). Bald ist man im Vallée du Célé, wo einzelne Häuser an den Fels gebaut sind. Minuten klatschnass, Schuhe und Socken inklusive. Wir schlottern mitten im Sommer. Im Vallée de Mandailles retten wir uns zum Trocknen in eine Gaststube, ohne durchschlagenden Erfolg. Weshalb tut man sich das an? Planungshilfe Mâcon St-Germain-l’Herm La Gazelle Allanche Aurillac Puy Mary Cabrerets ne St-ArmantRoche-Savine Grenoble Valence Camburat Cahors Genève R hô Amplepuis Neulise Lyon Chalmazel Loire Limoges St-GermainLaval Clermont-Ferrand Lot Anreise: Ab Genf mit dem TGV, mehrere Verbindungen pro Tag mit Veloabteil. Rückreise: Ab Cahors direkte Züge nach Paris. Übernachten: Die Hotels sind meist nicht ausgebucht, sie sind entlang der Route aber dünn gesät. Für grössere Gruppen ist eine Reservation empfehlenswert. Das Verzeichnis der «Logis de France» ist dazu nützlich, wenn auch etwas kompliziert für die Suche. Erhältlich über den Buchhandel. Infos unter: www.logis-de-france.fr. Wer ein Zelt mitnimmt, hat zusätzliche Möglichkeiten, aber mehr Gewicht. Im Internet kann man für einzelne Orte vor der Reise gezielt nach Angeboten suchen. Wer es abenteuerlich mag, lässt sich überraschen. Route: VCS-Mitglieder können einen genauen Routenbeschrieb mit einzelnen Übernachtungsmöglichkeiten unter der folgenden Adresse abrufen: www.verkehrsclub.ch/magazin. Per Post: VCS, Postfach 8676, 3001 Bern (bitte frankiertes und adressiertes Rückantwortcouvert beilegen). Karten: IGN Massstab 1:100 000, Blätter 44, 43, 50, 49, 48 (nur kleine Ecke), 57 (in der Reihenfolge des Gebrauchs). Veloferien in Frankreich: Via verde reisen bietet in Frankreich Veloferien mit Bahnanreise an. Infos unter Tel. 0848 823 823 oder www.via-verde-reisen.ch. 10 Am Tag danach strahlt die Sonne. Sie tut, als wäre nichts gewesen, als hätte sie uns nie im Stich gelassen. Aurillac liegt hinter uns, die düstere Kleinstadt, in der während des ganzen Tages sich Werbung und billige Musik aus Lautsprechern in die Gassen ergiesst. Akustischer Sirup. Vor uns entfaltet sich ein grünes Wellenland, durch das wir kurven, vorbei an Laubbäumen, Hecken und Hornvieh, hinunter zu Bächen, über 100 Brücken und auf der anderen Seite wieder hoch in die Hölzer. Gegen Mittag erreichen wir die tektonische Stufe, hinter der das Gelände 300 Meter abfällt ins eichenbestandene Kalkplateau des Quercy. Genau an diesem Punkt beginnt der Westen von Frankreich. Obschon er noch 250 Kilometer entfernt ist, ahnt man zum ersten Mal den Atlantik. Der Célé ist auf dem Weg dorthin. Er wird weiter unten in den Lot münden, dieser sich der Garonne anvertrauen, die bei Bordeaux das Meer erreicht. Aber hier ist er noch der Célé, und das ist gut so. Er ist eine weitere velozipedistische Entdeckung, Pedal-Adel, ein Radfahrerwunder. In unzähligen Bögen mäandert er zwischen den Kalknasen des Naturparks durch eine Au, in der ab und zu eine Burg auftaucht, ein altes Kloster, alles verbunden mit einer Nebenstrasse ohne Mittellinie, auf der man ein ganz schönes Tempo vorlegen kann, wenn man Lust hat, und die hat man. Unten in Cabrerets beim verfallenen Château du Diable reichen die Steilwände so nah an den Fluss, dass wenig Platz bleibt für die Häuser. So baute man diese an den senkrechten Fluh, der als Rückwand dient. Wir logieren im Hotel des Grottes (es gibt in der Nähe eine Höhle), kühlen uns im Pool, speisen auf der Terrasse über dem ruhig stömenden Célé, unternehmen dann einen Spaziergang durch den bukolischen Ort. Noch lang schimmern an diesem Sommerabend die spröden, zerfurchten Felsengesichter bläulich über den Dächern, den Schafherden und über der École des filles, so gross wie ein Märchenschulhaus. Ein guter Abschluss. Am nächsten Tag rollen wir die letzten Kilometer zur Endstation Cahors ab. Auf den Karten ist schon die Route für die Weiterfahrt nach Biarritz ans Meer eingetragen. Peter Krebs VCS MAGAZIN / JUNI 2008 KOPFREISEN Keine Tour «No sports», sagte schon Winston Churchill. Und der war immerhin britischer Premierminister. Ein paar gute Ratschläge für ein faules Wochenende. eine Kindheit war die Zeit über ihre «Japanophilie», der grosder Slogans «Trimm dich fit» sen Liebe für Land und Leute. und «Sport für alle». Familien in Berichte einer launigen Lady Nabholz-Trainern keuchten auf dem Vitaparcours und Bernhard Wen das Reisefieber packt, der Russi zeigte am Fernsehen, wie kann es mit dem Buch «Die man beim Skiturnen in die Hocke scheusslichsten Länder der Welt. geht, bis die Wädli wehtun. Mrs. Mortimers übellauniger ReiDen Vater nannten wir nur den seführer» senken. Die englische «Schinderhannes», wenn er uns Bestsellerautorin Favell Lee Mortiwieder einmal zu einer achtstün- mer (1802–1878) veröffentlichte digen Wanderung motivierte. Da- drei Reiseführer – wobei sie keines mals beschloss ich, ein bewe- der beschriebenen Länder je begungsfreies Leben zu führen, frei sucht hatte. Ihre Kopfreisen, genach Churchills «no sports». Der prägt von Vorurteilen der viktoriaeinzige Vorsatz, den ich bis heute nischen Welt, sind kurios zu lesen: eingehalten habe; ich bike nur bis «Die Schweizer sind sehr schlichte zum Bäcker und walke bis zur Kreaturen, und in Japan schlitzen nächsten Tramstation. Für alle sie sich selbst die Bäuche auf!» Die Gedanken in die Ferne Gleichgesinnten hier ein paar Tipps, wie man ein Wochenende schweifen lassen, dazu verleitet die wohltuende Wärme eines ohne Wanderung übersteht. Auf eine Reise nach Japan Hamams. Diese orientalischen nimmt uns der neue Film von Dampfbäder gibt es in fast allen Doris Dörrie «Kirschblüten Hana- grösseren Städten. Zum Teil biemi» (auf DVD) mit. Hanami ist die japaDen Vater nannten wir nur nische Tradition, im den «Schinderhannes». Frühling die blühenden Kirschbäume zu feiern. Trudi, bessere Hälfte eines ten auch Hotels mit Wellnessbein die Jahre gekommenen Ehe- reich ein türkisches Bad an. Der paars, träumt schon lange von Hamam dient der geistigen und dieser Reise. Als sie unerwartet körperlichen Reinigung von der stirbt, fliegt ihr kranker Mann Hektik des Alltags. Verweilen, Rudi alleine nach Japan. In der sich waschen und plaudern gehöfremden Kultur kommt der biede- ren dazu. Ein Besuch im orientare Beamte erstmals aus sich he- lischen Bad beginnt im Sogukluk raus. Hannelore Elsner und Elmar (Warmluftraum), gefolgt vom HaWepper, Bruder von «Harry-hol- raret (Dampfbad). Warum in die Ferne schweifen, schon-mal-den-Wagen», spielen die Hauptrollen. Ein leiser Film, wenn man die eigene Umgebung der zum Nachdenken über die ei- nicht kennt? Ein Essen in der gene Routine und die Vergäng- Quartierbeiz, in die man noch nie lichkeit des Lebens anregt. Das einkehrte, gibt ein neues LebensBuch zum Film enthält einen Fo- gefühl. In der Brasserie fühlt toroman mit 120 untertitelten man sich an die letzte Parisreise Farbabbildungen, das Drehbuch erinnert, und in der Trattoria läuft und einen Essay von Doris Dörrie eine TV-Show mit strahlend M VCS MAGAZIN / JUNI 2008 © adpic Ein Wochenende für Faultiere Reisen geht auch im Kopf: Mit einem Buch, im Kino, in der Küche und anderswo. lächelnden Bikinischönheiten – und schon führt man mit seinem Liebsten die längst überfällige Diskussion über Gleichberechtigung und sagt ihm, dass er dran ist mit Backofenputzen. Wer lieber auf einheimische Kost setzt, hat vielleicht Lust auf eine Entdeckungsreise in das kulinarische Erbe der Schweiz. Die «Urchuchi»-Bücher stellen Schweizer Restaurants mit regionalen Spezialitäten vor – frisch und saisonal zubereitet und in der Tradition von Grossmutters Küche. Eine sympathische Kampfansage gegen Fastfood und globalisierte Geschmackseinfalt, mit spannendem Lesestoff zu den Gerichten, Rezepten und Serviceinformationen. Der Spaziergang danach Der danach empfehlenswerte Verdauungsspaziergang gestaltet sich mit Kindern öfter etwas schwierig – auch wenn er sich nicht gerade über acht Stunden erstreckt (s. «Schinderhannes»). Warum nicht einmal eine spannende Tour mit dem Fotoapparat machen? Die Kinder nehmen alles auf, was sie beobachten. Beim nächsten Regensonntag ergibt sich aus den Fotos ein Spiel: Wer findet zuerst die Tanne mit der krummen Spitze, das rote Auto, das Haus mit der Stefanie Stäuble Dachluke? Doris Dörrie: Kirschblüten Hanami. Ein Filmbuch, Diogenes. Fr. 35.90 Favell Lee Mortimer, Todd Pruzan (Hrsg.): Die scheusslichsten Länder der Welt. Mrs. Mortimers übellauniger Reiseführer. Malik Verlag. Fr. 30.90 Martin Weiss: Urchuchi, 3 Bände: «Deutschschweiz und Graubünden», Fr. 68.–, «Tessin», Fr. 59.–, «Romandie» (Herbst 2008), Rotpunktverlag 13 Wo die Schweiz baden geht Mitarbeit: Stefanie Stäuble, Martin Bosshard, Marc Fatton, Heinz Flück, Urs Geiser, Stefan Grass, Peter Krebs, Werner Herger, Hugo Mahler, Adrian Schmid, Thomas Schwager, Christine Steinmann, Noëlle Petitdemange, Urs Diethelm, Brigitte Wolf, Paola Nagel-Petrucci 14 Man mag von der Schweizer Sauberkeit halten, was man will: fürs Wasser ist sie von Vorteil. Und weil Helvetien als Wasserschloss Europas gilt, laden unzählige Flüsse und Seen zum Bade. Wir haben einige der schönsten, mit Bahn und Bus gut erreichbaren Frei- und Naturbäder besucht. VCS MAGAZIN / JUNI 2008 © Karen Cordes Tessin Das unwiderstehliche Bassin Uri Historische Stätte am Urnersee enige Meter weiter oben stürzt das Wasser der Maggia noch tosend durch die Schlucht. Dann strömt es – etliche Meter tief und entsprechend beliebtes Ziel von Tauchergruppen – gemächlich dem Ausgang der Felsenge zu, formt ein türkisfarbenes Bassin und lockt unwiderstehlich zum Bade. Kaltwasserscheue wenigstens zum Eintauchen (immer wieder!). Kaltwasserfeste zu ein paar Längen zwischen steil aufragenden Wänden. Ferner stehen Kiesbänke, ein weiteres grosses n den Urner Zeitungen wurde bereits vor dem Ersten Weltkrieg die Anregung gemacht, an den Gestaden des Urnersees eine Badeanstalt zu schaffen. Doch erst im Sommer 1927 konnte in Flüelen das Strandbad des Verkehrsvereins eröffnet werden. Dabei durfte man gemäss Zeitungskommentaren nicht an ein Nacktkulturbad modernsten Stiles denken, sondern an ein ordentliches Bad, wie man es in einem gesitteten Land zu treffen wünscht. Das historische Holzgebäude vermittelt W VCS MAGAZIN / JUNI 2008 Bade- und Planschbecken und Sonnentankstellen auf und zwischen Steinbrocken zur Verfügung. Es hat hier, auch in der Hochsaison, für alle ein Plätzchen, für Einheimische wie für die Turisti. Mit dem Maggiatalbus ab Locarno oder Ponte Brolla bis zur Haltestelle (auf Verlangen) zwischen Bignasco und der Endstation Cavergno. Gleich rechts davon führt ein Trampelpfad durch die Uferböschung zum steinübersäten Flussbett hinab. I auch heute noch eine heimelige Atmosphäre. 1991 wurde das Strandbad renoviert. Mit seiner Liegewiese mit Sandstrand, den Feuerstellen, dem Kinderspielplatz mit Bassin und der Sonnenterrasse mit kühlen Drinks und dem kleinen Imbiss für Zwischendurch lädt das Strandbad Flüelen von Juni bis August zum gemütlichen Verweilen ein. Mit der Bahn bis Flüelen, dann 600 Meter der Seestrasse entlang in nördlicher Richtung. 15 WASSER Badestellen Aargau Königlich baden beim Schloss schwanden Delphin oder Seerose, wo man prächtig baden und essen kann. Übrigens ist das Aargauer Seeufer dank des HallwilerseeSchutzdekrets überall zugänglich. Ein Spaziergang von Seengen SGH Richtung Meisterschwanden führt an unzähligen wilden kleinen Stränden vorbei. Badewillige können sich einen der lauschigen Plätze aussuchen. Mit dem Bus ab Lenzburg bis Schloss Hallwyl. Fussweg dem Aabach entlang Richtung Hallwilersee. Weiterfahrt ab Schiffsstation Seengen SGH möglich. © swiss-image in guter Ausgangspunkt für einen Badeausflug an den Hallwilersee ist das Schloss Hallwyl in Seengen. Dort gibt es ein Café, das Schloss ist auch für Kinder interessant. Badefreunde gehen dem Aabach entlang Richtung See, wo es verschiedene Plätze gibt. Beliebt ist dieser Teil für Gummiboot-Kapitäne. Ein weiterer Badeplatz befindet sich bei der Schiffsstation Seengen SGH. Wer einen der öffentlichen Badestrände bevorzugt, nimmt von dort aus das nächste Schiff nach Meister- E Basel-Stadt Ruhe am Birsköpfli ie Basler sind ja für ihre fast zärtlich anmutende Sprache bekannt. Das «Birsköpfli» genannte Erholungsgebiet in Stadtnähe ist ein Kleinod für Ruhe suchende Freundinnen und Freunde des sommerlichen Badevergnügens. Drei frei zugängliche Liegewiesen D unter gigantischen Pappeln laden die Sonnenhungrigen direkt bei der Birsmündung in den Rhein zum Lesen, Spielen und Schwatzen. Nach dem kühlenden Bad hilft ein Picknick über knurrende Mägen hinweg. Danach lädt das nahe Museum Tinguely zum kul- turellen Auftanken. Seit Ende April steht die Holzbrücke über die Birs wieder, die als Velo- und Fussgängerverbindung zwischen Basel und Birsfelden fungiert. Die frühere, über vierzigjährige Brücke musste nach einem Seilriss im Juni 2007 demontiert werden. Ab Bahnhof SBB mit Tram Nr. 2 bis Wettsteinplatz, umsteigen auf Bus Nr. 31 bis Museum Tinguely. Vom Museum zirka 5 Minuten Fussmarsch über die Eisenbahnbrücke bis zum Birsköpfli. Bern Perpetuum mobile bei Bremgarten © Peter Krebs am Meer. Ein lauschiger Ort. Die Hochzeitskirche von Bremgarten schlägt allen pünktlich die Stunde. Hier hat es eine in der Schweiz einmalige Sache: Ein beleuchteter Fussgängerstollen durchquert die engste Stelle der Schlaufe. Man kann ihn unten anschwimmen, benutzen und steigt nach drei Minuten oben wieder in die Aare. Dann lässt man sich eine gute Viertelstunde lang im Wasser durch den malerischen Mäander treiben, zurück zum Standstrand. Fast ein Perpetuum mobile. Aber bitte: nicht weitersagen. as ist ein echter Geheimtipp: An der Aare unterhalb von Bern, aber zum Glück oberhalb der D VCS MAGAZIN / JUNI 2008 Kläranlage Neubrück gibt es eine wunderbare Schlaufe, ein Häftli. Es weist bei günstigem Wasserstand an zwei Stellen ein Sandsträndchen auf, vis-à-vis der Sandsteinfluh, die das linke Ufer bildet. Es ist fast wie Vom Bahnhof Bern mit Bus 21 (Bremgarten) bis Haltestelle Schloss. Fünf Minuten zu Fuss am Schloss vorbei zur Kirche. Rechts vom Friedhof dem Waldrand entlang führt ein Pfad zur Aare. 17 WASSER Badestellen © St.Gallen-Bodensee Tourismus St.Gallen Lauschige Weiher ie Dreilinden-Weiher oberhalb der Stadt St.Gallen gehören zu den romantischsten Badeplätzen der Schweiz. Die im 17. Jahrhundert angelegten Weiher dienten der Textilindustrie. Bei Badewetter liegen die Textilien in Form bunter Badetücher um das D Bern Schlemmen an der Emme as gibt es Schöneres, als an einem lauen Sommerabend über sonnenwarme Steine zu hüpfen, den gebräunten Bauch im friedlich fliessenden Flusswasser zu kühlen und leckere Koteletts vom Grill zu geniessen? Das «Paradies» liegt den Burgdorferinnen und Burgdorfern buchstäblich zu Füssen. Unterhalb des Schlosshügels fliesst die Emme durch eine landschaftlich faszinierende Gegend. Dabei hinterlässt sie je nach Pegelstand unterschiedlich grosse Kiesbänke, die als Picknickressort, Badeplatz oder Smalltalk-Lauschecke genutzt werden können. Nicht weit davon entfernt geniessen Bierliebhaber das stadteigene Gebräu: das «Burgdorfer Bier». Naturbad verteilt. Das Familienbad Dreilinden ist in seiner Infrastruktur aus dem Jahr 1896 erhalten geblieben und bietet einen für Frauen und Kinder abgetrennten Bereich. Vier Jahre jünger sind die Anlagen des Gemeinschaftsbads im zweiten Weiher. Wer trotz freiem Eintritt das Wasser scheut, geniesst den wunderbaren Ausblick auf die Stadt St.Gallen bis ans deutsche Ufer des Bodensees. Das Paradies liegt näher, als manche denken. Nächster Halt: St.Gallen! W Das «Mühleggbähnli», ein Drahtseillift, führt wenige Meter von der St.Galler Kathedrale hinauf nach St.Georgen. Von da sind die Weiher in wenigen Gehminuten erreichbar. Im Sommer fährt ein Bäderbus direkt ab HB St.Gallen ins Naturbad-Paradies. Bern Der «Canyon» am Schwarzwasser ie Badeplätze im tiefen «Canyon» des Schwarzwassers suchen ihresgleichen, was Harmonie und Abwechslungsreich- D Mit der Bahn nach Burgdorf. Beim Bahnhof zu Fuss (15 Minuten) oder mit Bus Nr. 465/464 Richtung HasleRüegsau oder Nr. 468 Richtung Lueg bis Station Hallenbad. Vom Hallenbad Emme aufwärts, beidseitig der Ufer. tum betrifft. Gratis und franko kann man sich hier auf den Felsen entlang des Flusses aufwärmen, allerorts duftet es nach Gril- WASSER Badestellen sal, andernorts sollte man seinen Nachwuchs gut im Auge behalten. Insektenspray nicht vergessen: Bremsen und Mücken sind in diesem Naturpark keine Seltenheit! ende. Unter der Woche lichtet sich das Gedränge, Spaziergänger führen den Hund aus oder kühlen sich im eiskalten Wasser die Füsse. Der Fluss ist je nach Abschnitt ein kindergerechtes Rinn- Mit der S-Bahn ab Bern Richtung Schwarzenburg bis Station Schwarzwasserbrücke. Hinter dem Parkplatz des Restaurants führt ein Fussweg in 10 Minuten zum Fluss. Neuenburg Der lac des Taillères m Westen des vallée de la Brévine, wenige Kilometer vom gleichnamigen Ort entfernt, liegt der lac des Taillères. Er speist die Areuse, die unterirdisch abfliesst und erst im Val-de-Travers wieder auftaucht. Es ist ein beliebter Ausflugsort. Im Winter, wenn der kleine See zufriert, wird er zur grössten Eisbahn des Kantons. Im Frühling wärmt er sich rasch auf. Das Gewässer liegt inmitten alter Torfmoore. Sein trübes Wasser I © swiss-image liertem, Kinder stauen den Fluss mit Steinen und wenn man Glück hat, erwischt man ein freies Plätzchen auf einer Sandbank. So viel Wohlsein teilt man natürlich mit anderen, vor allem am Wochen- absorbiert die Sonnenstrahlen besonders gut. Auf dem Südufer kann man Feuer entfachen und allerlei Esswaren braten. Das ist gegen den Abend zu besonders willkommen, denn dann kann es am See, der auf über 1000 m.ü.M. liegt, recht frisch werden. Mit dem Publicar (tel.0080 55 30 00) von Le Locle oder Fleurier. © Peter Krebs WASSER Badestellen gleich intimsten Bademöglichkeiten in Luzern. Zwei in sich geschlossene Innenbecken ermöglichen mit altertümlicher Hydraulik, das Niveau des hölzernen Rostes – der zugleich als Boden dient – abzusenken und auch ungeübten Schwimmern den Zugang zum Wasser zu ermöglichen. Hunderte von Schulklassen haben dort das Schwimmen gelernt. Heute wird die altehrwürdige Dame verjüngt: Sie wird unter Denkmalschutz gestellt und den modernen Bedürfnissen angepasst. Luzern Die Seebadi – urbanes Leben trikt geschlechtergetrennt präsentiert sich die fast 125-jährige «20er-Badi» heute nicht mehr: S «20er-Badi», weil der Eintritt vor rund einem halben Jahrhundert 20 Rappen betrug. Symmetrisch getrennt die beiden Eingänge für Frauen und Männer. Es ist wohl eine der beschaulichsten und zu- Vom Bahnhof Luzern führt der Spaziergang über die Seebrücke den grossen Hotels National und Palace entlang in zehn Minuten zum Seebad am Nationalquai. Solothurn Bei den Störchen von Altreu uch der Kanton Solothurn hat seinen Sandstrand. Im Dorfteil Altreu, Gemeinde Selzach, befindet sich neben dem Natur-Infozentrum Witi – hervorgegangen aus dem ehemaligen StorchenWiederansiedlungsprojekt – der beliebte Badeplatz «Sängeli» (Sang = Solothurner Dialekt für Sand). Sonst ist die Aare ja eher etwas für A gute Schwimmerinnen. Hier in Altreu gibt es jedoch einen derart flachen natürlichen Sandstrand, dass bei mittlerem und niedrigem Wasserstand problemlos auch kleinere Kinder in den Genuss eines Flussbads kommen können. Und wer sich am frühen Morgen oder unter der Woche am Strand aufhält, trifft vielleicht einen Storch an. Überhaupt, Altreu und seine Storchenkolonie: Der allerorts auf Hausdächern und Bäumen klappernde Storch bringt Kinder und Erwachsene zum Staunen. Anreise: Mit dem Schiff (Bielersee Schifffahrt BSG) von Solothurn (ca. 45 Minuten), Büren an der Aare (50 Mi- nuten) und von Biel aus (2 Stunden 10 Minuten). Im Sommer verbindet eine velogängige Fähre Altreu mit dem südlichen Aareufer. Altreu liegt an den beiden nationalen Velorouten 5 und 8. Unter der Woche fährt stündlich ein Bus vom Bahnhof Grenchen nach Altreu. Zug Sandstrand mit Rigi-Blick Graubünden Märchenhafter Waldsee n der Zuger Seepromenade folgen sich die Badegelegenheiten Schlag auf Schlag: Vom Bahnhof aus kommt man in westlicher Richtung zunächst zum Badeplatz Siehbach. Zum klassischen Zuger Strandbad (mit Restaurant, auch für Kinder gut geeignet) sind weitere fünf Minuten inklusive einem kurzen Abstecher auf die Chamerstrasse einzurechnen. Nicht weit davon entfernt folgt unser dritter Tipp: Das Brüggli bietet das ganze Jahr hindurch allen etwas, die den Zuger- in kurzer Spaziergang durch den Wald, und plötzlich liegt er da, wie im Traum: der Caumasee mit seinen malerischen Buchten. Der Lag la Cauma liegt in einer Senke südlich und unterhalb von Flims. Sein Wasser ist türkisgrün und angenehm kühl, weil er von unterirdischen Quellen gespiesen wird. Im Sommer ist der See ein beliebter Badeort für Einheimische und Touristen; während der Saison wird Eintritt verlangt. Seit 1937 führt eine Standseilbahn gratis zum See. Der Was- A VCS MAGAZIN / JUNI 2008 see lieben. Nochmals eine herrliche Aussicht auf die Rigi, eine Promenade mit Sitzbänken, einen Sandstrand für die Badenden und ein kleines Freiluftkaffee, denn von April bis September finden hier auch ein paar Wohnwagen, in gebührendem Abstand zum See, Platz. Da Zug bekanntlich nicht vom See allein lebt, wird nirgendwo Eintritt verlangt. Fussweg ab Bahnhof Zug zum Zugersee: 2 Min., danach der Promenade dem See entlang. E serspiegel des Lag la Cauma ist seit 2003 auffällig tief. Ein Zusammenhang mit der unterirdischen Umfahrung von Flims ist nicht ausgeschlossen. Zurück zum Angenehmen: Ein Strandbad (offen Juni bis September), ein Seerestaurant und ein Bootsverleih runden den Spass ab. Der Waldspaziergang von der Postautostation Flims Waldhaus bis zum Caumasee dauert 15 Minuten. Für die letzte Etappe steht die Standseilbahn zur Verfügung. 21 WASSER © swiss-image Badestellen Zürich Holz, Wasser und Sonne ürich ist zwar zwinglianisch geprägt und dennoch ein Badekanton. In einem Bäderführer* sind zwischen Rapperswil am oberen Zürichsee und dem Rhein über 140 Freibäder und Badeplätze aufgeführt. Allein in der Stadt Zürich gibt es 5 Frei-, 6 Strand- Z und 5 Flussbäder. Das älteste Flussbad und vielleicht das charmanteste ist der Untere Letten am Limmatkanal. Entlang des Ufers stehen alte Holzhäuschen als Umkleidekabinen mit Kiosk. Über dem Wasser schwebt die Brückenkonstruktion, auf der sich die Gäste einrichten und die als Zugang zum Wasser dient. Es hat sogar eine Grünfläche sowie ein separates Nichtschwimmerund Kinderplanschbecken. Im Juli läuft am Abend das Freiluftkino «Filmfluss». *Badi-Tipp Zürich, Werdverlag Tram 4/13 bis Dammweg, dem Dammweg entlang und über die Brücke. Oder mit S-Bahnen 2/8/14 bis Bahnhof Wipkingen, 300m die Dammstrasse runter, dann links 100m der Wasserwerkstrasse folgen. leibliche Wohl. Das Strandbad liegt relativ ruhig, die Gemeinde bevorzugt bei der Vermietung von Bootsanlegestellen motorlose Wasserfahrzeuge. Es tuckern aber die Passagierschiffe der Gesellschaft «Untersee und Rhein» vor- bei, deren Wellengang jeweils die Schwimmenden ins Wasser lockt. Schaffhausen Frohes Treiben am Rhein n schönen Sommertagen könnte man ob des fröhlichen Treibens auf dem Rhein den Eindruck gewinnen, Büsingen liege am Canale Grande. In Wirklichkeit ist die fünf Kilometer oberhalb Schaffhausens gelegene Gemeinde A 22 eine deutsche Exklave. Im Strandbad herrscht Badevergnügen pur. Kinder tummeln sich auf dem Spielplatz und der Badeinsel im Rhein. Nach sportlicher Betätigung mit Tischtennis oder Beachvolleyball sorgt ein Kiosk für das Mit dem RVSH-Bus der Linie 22, Kursbuch Strecke 71.025, Haltestelle «Büsingen Strandbad». VCS MAGAZIN / JUNI 2008 WASSER Badestellen Wallis Der taufrische Baggersee Waadt Die Unterführung zum See m Lawinenwinter 1999 suchte die Trützi-Lawine das Dorf Geschinen im Goms mehrere Male heim. In der Folge wurde der Bau eines neuen Lawinendamms zum Schutz des Dorfes beschlossen. Das Material zum Aufschütten des Damms stammte vom ehemaligen Militärflugplatz. Nun war die Zeit gekommen, eine alte Idee in die Tat umzusetzen: Das entstandene Baggerloch eignete sich ausgezeichnet für den «Bau» eines Sees. So kam das Goms im Hitzesom- N I äher geht es nicht: In Rivaz führt die Bahnhofunterführung von der Station gleich zum See. Zum grössten See Westeuropas immerhin. Man kann praktisch in den Badehosen aus dem Zug ins Wasser steigen. Das Ufer und sein Hinterland heissen hier Lavaux, es ist berühmt für seine Schönheit und den Wein. Und es bietet eine Reihe weiterer Badeplätze. Der Genfersee ist auch ein Badesee. In unmittelbarer Nähe der Station Epesses zum Beispiel mer 2003 zu einem Badesee, der von Einheimischen und Touristen rege genutzt wird. Allerdings ist nur ein Teil zugänglich. Der andere ist als Biotop gestaltet und dient vielen Tieren und Pflanzen als Lebensraum. Mit der Matterhorn Gotthard Bahn ab Brig oder Göschenen bis nach Geschinen. Vom Bahnhof Geschinen, 500 Meter vom Dorf entfernt, in zehn Minuten zum See in nordöstlicher Richtung. finden sich gleich zwei Badestellen. Gegen Montreux zu ist es ein kleiner aber feiner Platz am Kiesufer, nach Westen stösst man auf die Bains de Moratel. Es ist das grösste der drei Seebäder der Gemeinde Cully. Nebst Kies hat es hier auch Gras und Pinien. Rivaz: Von der Bahnstation Rivaz (zwischen Lausanne und Montreux) durch die Unterführung. Epesses: Von der Bahnstation je einige Minuten zu Fuss in beide Richtungen. Tessin Riviera in der Sonnenstube ie Tessiner verraten ihre schönsten Badeplätze nur ungern. Doch die Städte Lugano und Locarno haben beide ein «Lido», wobei jenes von Lugano mit seinem Sandstrand sehr bequem mit dem Bus zu erreichen ist. In Locarno muss man ein Paar Minuten länger gehen. Etwas schwieriger mit dem «Buxi» zu erreichen, aber D empfehlenswert ist das Lido von Ascona. Bequem an der Bahnlinie liegt das Strandbad von Melide, wobei sich Familien mit Kindern zudem im nahe gelegenen «Swissminiatur» vergnügen können. Eine Promenade über den Seedamm erschliesst auch das Schwimmbad von Bissone, das leider in Autobahnnähe liegt. Und zuletzt doch noch der kleine Geheimtipp: unbedingt den freien Strand von Casoro bei Figino besuchen, er ist mit dem Postauto anzusteuern. Lido Lugano: Ab Bahnhof Bus 2 Richtung «Cornaredo» oder «Funicolare» bis ins Stadtzentrum und dann Bus 1 Richtung Castagnola. Lido Locarno: Ab Bahnhof Bus 32. Dann ein kurzer Fussweg. Lido Ascona: Bus 31 ab Locarno bis Ascona San Materno und danach Minibus Buxi. Strandbad Melide: 5 Minuten zu Fuss ab Bahnhof. Casoro bei Figino: Postauto ab Lugano Zentrum (Piazza Rezzonico) oder ab Bahnhof Lugano-Paradiso. Genf Die Insel der Seligen n Genf fliesst das Wasser ja nach oben. Bis es wieder runterfällt. Ganz in der Nähe des bekannten Jet d’Eau hat es eine weitere Sehenswürdigkeit, die für Auswärtige so etwas wie ein Geheimtipp ist. Les Bains des Pâquis. Es ist entlang einer Mole angelegt, die weit in den See hinaus reicht, fast bis zum Jet d’Eau. Ein Leuchtturm bildet den schmucken Abschluss. Auf der einen Seite der Mole hat es einen Kiesstrand, gegen die Stadt zu ist der See tiefer. Die Anlage ist nicht sehr gross, aber vielseitig und sehr schmuck, sehr familiär. Und sie liegt den Genferinnen am Herzen. Als das Bad vor 20 Jahren umgebaut werden sollte, stellten sie sich auf die © swiss-image I 24 Hinterbeine und retteten es. Heureusement. Vom Bahnhof Genf Cornavin zu Fuss in 10 Minuten erreichbar (durch das Pâquis-Quartier). Mehr Badestellen Weitere Badegelegenheiten stellen wir auf unserer VCS-Internetseite vor: www.verkehrsclub.ch/magazin. Eine gute Übersicht über die Schweizer Bäder findet man auch unter www.swissbadeanstalt.ch. Dort ist jeweils auch ein sehr praktischer Kartenausschnitt samt den ÖV-Verbindungen eingeblendet. VCS MAGAZIN / JUNI 2008 ÖSTERREICH Gastbeitrag Österreich und die Schweiz veranstalten im Juni die Fussball-Europameisterschaft. Endo Anaconda forscht nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden seiner beiden Heimatländer. Auswandern ins Ländle Text: Endo Anaconda Endo Anaconda ist Musiker, Autor und Bandleader der bekannten Formation «Stiller Has». www.stillerhas.ch ein Vater war Schweizer, meine Mutter Österreicherin. Somit habe ich zwei Heimatländer in denen ich verwurzelt bin. Lustig ist ja, dass oft die genau gleichen leicht boshaften Witze, über welche wir Schweizer uns zerkugeln können, von den Österreichern mit umgekehrten Hauptdarstellern als Schweizerwitze zum Besten gegeben werden. Was sich liebt, das neckt sich. M Als Mensch, der seit seiner frühsten Kindheit in beiden Ländern zuhause ist, kriege ich da mein Fett doppelt weg. Das fing schon in der Schule an. Da sorgte mein schweizerdeutscher Rufname «Res» (emmentalerische Kurzform für Andreas), für Erheiterung. Da hätte ich genau so gut Echnaton oder Hürlimann heissen können. Mit letzterem Namen wurde ich als Schweizer in Österreich auch oft gefrotzelt, wobei ich mich immer fragte, was denn diese Österreicher Seppeln an diesem Familiennamen so lustig finden, welcher bei uns genau so geläufig ist wie Buser oder Schnebeli. Diese «Groschlis» (als solcher wurde ich dann in der Schweiz tituliert) denken sich gleich etwas Unanständiges. Das darf man sich nicht allzu sehr zu Herzen nehmen. Sonst muss man halt nach Liechtenstein auswandern, welches ja so etwas wie die perfekte Mischung meiner beiden Heimatländer ist. Ist doch das Ländle bekanntlich eine waschechte Habsburgermonarchie und trotzdem so etwas wie eine Schweiz im Briefkastenformat. Manchmal, wenn unsere Schweizer Armee wieder einmal den Schutzwald oberhalb von Vaduz in Brand schiesst, hat man das Gefühl, der Befreiungskrieg meiner Schweizer Urahnen gegen die Habsburger dauere immer noch an. Als Exil böte sich dann höchstens noch Vorarlberg an, die reden auch alemannisch. Als ich Österreich während der Europameisterschaft zum halben Preis Während der Fussball-EM ist der Besuch des östlichen Nachbarlands mit dem Zug besonders günstig. Das Generalabonnement (GA) und das Halbtaxabo berechtigen im Juni auch in Österreich Ermässigungen von bis zu 50 Prozent auf Bahnbilletten (25 Prozent gibts auf internationalen Billetts immer). Umgekehrt geniessen die Inhaberinnen der österreichischen Vorteilscard Rabatt auf den Schweizer Bahnen. In die vier Austragungsstädte (Wien, Klagenfurt, Salzburg und Innsbruck) fährt man mit dem 26 «Host City Ticket». Nebst der Retourfahrt umfasst es die Benutzung der lokalen Verkehrsbetriebe des Zielortes. Es gibt spezielle EM-Abonnemente. Beim Kauf eines solchen GAs oder Halbtaxabos bis Ende Mai winkt ein deutlicher Vorverkaufsrabatt. Im Juni verkehren zwischen der Schweiz und Österreich zusätzliche Züge. Tagsüber verbindet der «Europameister» Zürich mit Wien. Ausserdem wird eine weitere Nachtverbindung angeboten. Diese Züge sind im OnlineFahrplan aufgeschaltet. Die österreichischen Austragungsorte wollen Fussball mit Kultur in Einklang bringen. In Wien sollen auf der längsten Fanmeile der EM die Wiener Sängerknaben und die Philharmoniker ein Konzert geben. Ähnliches ist in Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt vorgesehen. Auch sonst soll der Kulturbetrieb während des Fussball-Interregnums nicht eingestellt werden. Viel Glück! Infos: Für die Anreise am Reiseschalter Bahnhof und unter www.sbb.ch/ euro08; für touristische Informationen zu Österreich www.austria.info sowie Tel. 0842 10 18 18 (Ortstarif). schliesslich vor 35 Jahren das ewige «Res, Käs, Schweizerkäs!», welches mir schon im Kindergarten um die Ohren schallte, endlich so satt hatte, dass ich mich zu einer Rückkehr in die Schweiz entschloss, liess ich gleichzeitig den Emmentaler Res zum Stadtberner Ändu mutieren. Weil ich, wie schon so viele Österreicher vor mir (auch H.C. Artmann wilderte unter den Lauben), dem unbeschreiblichen Charme einer schönen Bernerin erlegen war. Das blöde war nur, dass nicht nur mein Vorgänger bei dieser Dame Ändu hiess, sondern auch mein Nachfolger. Bis ich dem Ganzen ein Ende setzte. Ich wusste wirklich nicht, von wem sie im Schlaf redete. Zudem fanden meine österreichischen Kollegen Ändu unwahrscheinlich witzig. Die können nämlich aus irgend einem Grund «ä» und «u» nur mit Mühe hintereinander aussprechen. Das führte dazu, dass ich mich heute Endo nenne. Das ist wiederum ein Name der in Japan recht häufig vorkommt. Einem Land, welches nun mit Österreich nichts gemeinsam hat, ausser dass es einen Kaiser gibt. Einen solchen hat Österreich aber leider nur mehr mental. Seit der grosse Bruno Kreisky 1983 aus lauter Trotz zurückgetreten ist, nur weil sein stures Volk das Atomkraftwerk Zwentendorf nicht wollte. Wo sie Recht haben, da haben sie Recht, diese Österreicher. Dies obwohl Bruno der Grosse von allen aufrichtig geliebt und verehrt wurde, weil er wie kein zweiter Nachkriegspolitiker, mit AusnahVCS MAGAZIN / JUNI 2008 ÖSTERREICH © Peter Krebs Gastbeitrag Experte in Sachen Musik, Österreich und Fussball: Autor Endo Anaconda in Aktion. me des Leopold Figl vielleicht, das Schmähzepter zu schwingen wusste. Letzterer, ein legendärer Weinbeisser und erster Bundeskanzler der zweiten Republik, führte Österreich 1955 als Aussenminister in die Unabhängigkeit, indem er angeblich den damaligen russischen Aussenminister Molotow beim Heurigen unter den Tisch zechte. Gegen diese Schrammelattacke war der bolschewistische Hardliner machtlos. Der kannte wahrscheinlich nur Wodka oder Molotowcocktails. Seitdem setzte Österreich mehr auf die kulinarische Landesverteidigung, während man bei uns in der Schweiz, den ganzen Kalten Krieg lang, bis in die heutigen Tage hinein, auf die Panzerschlacht im Mittelland setzt. Weil wir Schweizer keinen Heurigen haben und erst recht keine trinkfesten VCS MAGAZIN / JUNI 2008 Politiker wie Leopold Figl einer war. Der einzige, der so was zu Stande gebracht hätte, ist leider von uns gegangen. Unser hochverehrter Altbundesrat Jean-Pascal Delamuraz. Der hätte es vielleicht noch geschafft, etwaige Invasoren mit Fendant in Schach zu halten. Bliebe höchstens noch der Filippo Lombardi, aber der hat genug im Tessin zu tun. Jetzt wo er plötzlich, wegen der streikenden Bähnler, für den öffentlichen Verkehr eintreten muss. Eine richtige Armee braucht Österreich bis heute nicht. Die können bei Bedarf von der Schweiz den alten Krempel mieten und der Sämi Schmid kann sich die Entsorgung sparen. Eine win-win Situation quasi. Genauso wie die Euro 08. Eine einmalige Gelegenheit für die Schweiz, auch ein bisschen zu Europa zu gehören. Ausser vielleicht noch beim Eurovision Song Contest. Vielleicht haben die Österreicher aber auch nach zwei Weltkriegen eine tiefere Abneigung gegen alles militärische als wir Schweizer, denen diese Stahlgewitter zum Glück erspart geblieben sind. Gelingt es den Österreichern daher besser, sich den sinnlichen Freuden des Lebens hinzugeben als uns Schweizern oder liegt es an den unterschiedlichen religiösen Prägungen? Einerseits der barocke Austrokatholizismus, andererseits diese zwinglianische, helvetische Nüchternheit. Während der Katholik eher ein Vertreter des Ablassgedankens ist (nach der Beichte darf fröhlich weitergesündigt werden, weil einem die Sünden ja erlassen werden), vertritt der Protestant eher den Abga- begedanken. Arbeiten und Abgaben zahlen. Bei uns in der Schweiz gibt es sogar Drogenabgabeprogramme. Überhaupt neigen wir Schweizer dazu, für jedes Problem ein Maschineli oder ein Stübli zu erfinden. Fixerstübli, Alkistübli, Walliserstübli. Bald kommt auch noch das Raucherstübli. Nicht, dass zum Beispiel in Österreich das Rauchen im Zug erlaubt wäre, nur kümmert sich oft niemand darum. Die Österreicher setzen da mehr auf die kleinen Schritte. Österreich war das erste Land mit einem Nichtrauchersitzplatz, um die Menschheit vor dem Tabakrauch zu schützen. Es bleibt dem Nichtraucher selbst überlassen, ob er auf seinem Sitzplatz rauchen möchte oder nicht. 27 WANDERN © Peter Krebs Schweiz Der «alte Spittel», von Kaspar Jodok Stockalper auf dem Simplon erbaut, leuchtet in der Morgensonne. Sechs schöne Routen ins nahe Wanderglück Durch Stadtquartiere, über Hügel, auf Berge, über Pässe: Sechs Wanderungen spiegeln die enorme Landschaftsvielfalt der Schweiz. Sie sind für die verschiedensten Wandertemperamente gedacht. Sogar ein bekennender Wandermuffel ist losgepilgert – und halbwegs bekehrt zurückgekommen. 28 VCS MAGAZIN / JUNI 2008 WANDERN Schweiz Stockalperweg Auf den Spuren eines Frühkapitalisten sich nach Süden zu absenkt. In Simplon-Dorf beginnt der Süden schon. Und doch gibt es alles, was man in den Walliser Bergen erwartet: Roggenbrot, Trockenfleisch, die Raiffeisenbank. Wir schlagen zu. Böse Zungen würden Gabi als «Loch» bezeichnen. Es ist auch der Eingang in die Gondoschlucht, die zu einem Erlebnispfad zwischen hohen Felsen hergerichtet wurde. Hier zwängen sich die A9 durch sowie die Doveria. Mal hört man mehr den Wildbach rauschen, mal den wild gewordenen Verkehr. Die Wandervögel bewegen sich neben und über den Galerien, fliegen über Brücken, schleichen durch den Stollen einer alten Festung und kommen nach Gondo. Dort biegen sie ins Zwischbergental ein und sehen wieder einmal etwas mehr als bloss einen Schlitz Himmel. Es folgt der Monscerapass. Oben empfängt Italien einen mit Föhren, kristallklaren Bergseen und dem einsamen Berghaus Gattascosa, wo üppige Mengen von Käse und Schinken aus Parma serviert werden, wo Weisswein und Honiggrappa fliessen. Berauscht von all diesen Eindrücken steigt man hinunter über Gallinera nach Bognanco, einer mehrstufigen Berggemeinde. Zuunterst befindet sich das alte Thermalbad. Es beginnt der letzte Akt, die Wanderung hoch über der linken Talseite nach Domodossola. Auf dem hinreissenden Kalvarienberg quartierte sich Stockalper nach seinem Fall bescheidener ein als in Brig. Nach Jahren kehrte er als einfacher Bürger heim. Uns fährt bequem das Postauto zurück. Peter Krebs Kurzinfo Gut markierte mittelschwere, etappierbare Bergwanderung. Von Juni bis Ende September. Varianten: Auf den Simplonpass von Gspon aus über den Gebidum- und den Bistinenpass. Von Gabi aus über die Furggu direkt nach Zwischbergen. Details auf www.verkehrsclub.ch/magazin © Peter Krebs aspar Jodok von Stockalper (1609–1691) war eine typisch barocke Figur und einer der ersten Kapitalisten der Schweiz. Er handelte mit Salz, machte im Bergbau und im Kreditwesen Geschäfte und verkaufte Schnecken. Stockkatholisch und Herr der drei Türme in seinem Briger Schloss, häufte er ein riesiges Vermögen an und ebenso viel Macht. Er übertrieb es ein wenig mit dem Reichtum und der Macht und musste nach Domodossola fliehen. Wir tun es ihm nach: Auf dem Stockalperweg, den Kaspar Jodok als Saumpfad anlegen liess und der in den vergangenen Jahren restauriert wurde. Es dauerte ziemlich lange, bis es so weit war und man das nötige Geld fand. Zuerst wollte die Autobahn A9 über den Simplon gebaut sein für die 40-Tönner. Sie kostete eine Milliarde Franken, mehr als Stockalper je besass. Der alte Saumpfad, Unterlage für eine Dreitagewanderung, war viel billiger und ist extrem viel schöner. Die Frühkapitalisten hatten noch Geschmack. Die Passhöhe stellt sich als grandiose Weite dar, die K Aufstieg durch die Ganterschlucht oberhalb von Brig. Schwarzenburgerland Seelenfriede auf brennenden Pilgersohlen pätestens seit dem Kinohit «Saint Jacques... La meque» ist Pilgern wieder in. Da bewegungsfaule Menschen häufig eine Neigung zu Geistlichem haben, gerate auch ich in Versuchung, eine Fussreise ans Grab des heiligen Jakobus in Santiago de Compostela anzutreten. Als Trainingseinstieg bieten sich landauf, landab Kürzestvarianten an. Wir wählen diejenige vom bernischen Rüeggisberg nach Schwarzenburg. Gleich nach dem Ausstieg aus dem Postauto in «Rüeggisberg Post» zeigt der Wegweiser in Richtung der drei Minuten entfernten Klosterruine Rüeggisberg. S VCS MAGAZIN / JUNI 2008 Die romanische Kirche wurde um 1175 erbaut, nachdem hier 100 Jahre zuvor der erste Cluniazenserorden auf deutschsprachigem Gebiet entstanden war. Als Kraftort wird die Klosterruine von vielen auf dem Jakobsweg Wandernden besucht. Beim Abstieg zum Schwarzwasser, dem Auftakt zu unserer Pilgerreise auf der Via Jacobi Nr. 4, lässt die Erleuchtung auf sich warten. Nicht einmal ein erhabenes Gefühl will uns überkommen – die Strasse mit zahlreichen Sonntagsfahrern, die ihre Motorräder in jeder Kurve aufheulen lassen, ist einfach zu nah. Schon viel nä- her kommen wir der Sache nach dem Aufstieg gegen Mamishaus; hier ist sie, die Idylle der bäuerlichen Schweiz! Die städtischen Pilgerseelen lassen den Blick in die Ferne schweifen, die nur aus Blau (Himmel), Grün (Felder) und Braun (Bauernhäuser) besteht, umrahmt vom spätwinterlichen Weiss der Alpen und der Jurakette. Der Wind bläst munter, man wünschte sich einen Drachen, die Wolken sind wie von Kinderhand gezeichnet und hoch oben jubiliert eine Lerche in himmlischen Tönen. Es stellt sich nicht gerade Erleuchtung ein – aber Seelenfriede und Ruhe. Die Routenbeschreibung spricht von zweieinhalb Stunden Marschzeit. In unserem Fall sind mit den nötigen Ruhepausen fünf Stunden vergangen, als wir mit brennenden Pilgersohlen in Schwarzenburg einmarschieren, dem Herzstück des voralpinen und wenig industrialisierten Schwarzenburgerlands. Und jetzt: zurück ins Stefanie Stäuble faule Leben! Kurzinfo Einfache, als Via Jacobi markierte Wanderung ohne grosse Steigungen, ganzjährig möglich. Details auf www.verkehrsclub.ch/magazin 29 WANDERN Schweiz Tessin Fast wie Korsika, nur viel näher die Alplandschaft fast kahl: überall Spuren des grossen Waldbrands von 2003. Stumm anklagend ragen verkohlte Baumgerippe aus dem grossflächig wuchernden Ginster – eigenartig ästhetisch. Auch die jahrhundertealten Kastanienbaumriesen in Ör werden kaum mehr blühen. Doch das Weglein hinüber nach Archeggio verscheucht allen Trübsinn; die Wanderlust wächst Schritt für Schritt. Samstag. Die Küche des gastfreundlichen Hauses hat uns überzeugt. Zu den Spezialitäten gehört das Fleisch von Schottischen Hochlandrindern, die als genügsame Landschaftsgärtner die Alpen oberhalb des Nachbardorfs Avegno davor bewahren, vom Wald verschluckt zu werden. Also heisst das Ziel nochmals Gordevio, mit Start in Maggia. Von da gehts ein Stück weit ins Valle del Salto hinein, unter den vielen schönen Seitentälern des Maggiatals vielleicht das allerschönste, und auf dem Wanderweg Richtung Alpe Nimi hinauf bis zur zauberhaft gelegenen Alpsiedlung Aiarlo. Äusserst lohnen- de Variante für jene, die sich, mit der 1:25 000er Karte im Sack, gerne auf einen unmarkierten Weg einlassen: erst bei Kote 665 abzweigen und über Alpen ohne Namen (eine davon mit Kote 1112) aufsteigen; von weit, weit unten wird zwischendurch die Kirche von Maggia zu den im siebten Himmel Schwitzenden hinaufgrüssen. Der Abstieg AiarloGordevio erfolgt dann so oder so via Badeparadies Mella–Malai–Archeggio, auf einem seit einiger Zeit wieder durchgehend gepflegten Bergweg. Und am Sonntag? Da reicht es vielleicht noch für eine Rundtour im unteren Valle del Salto. Oder auch für mehr, weil längst klar ist, dass wir unmöglich am Montag Urs Geiser zurück sein können. Kurzinfo Während die kleine Runde Gordevio (340 m ü.M.) – Ör (915 m) – Gordevio keine besonderen Schwierigkeiten bietet, ist die Tour über Aiarlo eine 6bis 7-stündige, technisch mittelschwere Bergwanderung (1200 m hoch und wieder runter). Weiss-rot-weiss markiert, machbar von April bis zum ersten grossen Schneefall (Aiarlo) bzw. so gut wie ganzjährig (Ör). Details auf www.verkehrsclub.ch/magazin Fotos: Karen Cordes in Höhepunkt erwartet uns am zweiten Tag beim Abstieg, gleich nach dem Maiensäss Mella. Über 100, 200 Höhenmeter schiesst, hüpft, rinnt und sprudelt das Wasser des Bergbachs von Becken zu Becken, einige davon gross und tief genug, um darin ein paar Züge zu schwimmen. In die Sonne blinzelnd, fühlt man sich, mitten im Maggiatal, nach Korsika versetzt. Beginnen könnte alles so: Wir wollen von Freitag bis Sonntag wandern. Gemütlich, genussvoll, aber auch ein wenig sportlich. Feuchte Luftmassen aus Nordwest stauen sich an den Alpen, während im Tessin der Nordföhn den Himmel blank fegt. Also: Wir starten zur Mittagszeit in Luzern, sitzen vor vier Uhr im Unione in Gordevio, wo wir eins der fünf Zimmer ergattert haben. Ein kurzer Begrüssungstrunk unter dem Kiwiblätterdach der Gartenterrasse, und dann reicht es als Vorbereitung aufs Nachtessen noch bestens für die Rundtour über Ör und Archeggio. Hinauf gehts in eine für Tessiner Verhältnisse karge Vegetation, stellenweise wirkt E Stufe um Stufe zur Cappella della Pioda oberhalb von Maggia; vom Feuer geschlagene Wunden bei Ör; vom Wasser geschaffenes Wunder bei Mella. VCS MAGAZIN / JUNI 2008 31 WANDERN Schweiz ie Sehnsucht nach Bern ist gross, und aller Anfang ist schwer. In Zürich ist es noch fast dunkel. Es regnet. Nach dem westlichen Vorort Uitikon-Waldegg muss man sich durch eine Agglomeration von Einfamilienhäuschen schlagen. Auf der nahen Strasse dröhnt der Pendlerverkehr. Im Bett bleiben wäre gescheiter gewesen, denke ich. Nach Bremgarten, in den Reuss-Auen, lösen sich die Zweifel auf. In der Klosterkirche Muri AG zünde ich eine Weihekerze an und bin mit der Welt versöhnt. In Hitzkirch fragt ein Jasser in der Beiz, woher ich komme. Ich sage: «Von Zürich.» Er fragt: «Wie lange hast du gebraucht?» Ich: «Zehn Stunden.» Er: «Mit dem Subaru mache ich’s in vierzig Minuten.» Eben. Er wendet sich wieder seinen Jasspartnern zu. Zum Erlosen hinauf. Da haben sie einen Wanderweg durch den Wald gebaut und einen Brunnen hingestellt. Die Ausschilderung ist perfekt. Nur: Für wen? Zum fünften Mal bin ich unterwegs, und noch nie habe ich einen anderen Intercity-Wanderer angetroffen. Im Nebel sind die Farbunterschiede abgeschwächt, die Landschaft ist wie chinesische Tuschmalerei. Dann Beromünster. Das Gasthaus D Hirschen steht mächtig wie ein Ozeandampfer, darüber thront auf dem Hügel die Stiftskirche mit ihren Nebengebäuden. Der Wanderweg führt mitten durch. Rechts eine Sonnenuhr mit dem Spruch omnis vulnerat, ultima necat – jede Stunde verwundet dich, die letzte tötet dich. Da kommt man ins Grübeln. Wie gesagt: per Eisenbahn eine Stunde, auf Schuhsohlen dreiunddreissig Stunden. Es ist eine Reise durch Raum und Zeit. Die Zeit erhält durch die Langsamkeit eine neue Qualität, ist nicht mehr nur linear, bekommt Tiefe. Zürich–Bern zu Fuss. Immer mehr stellt sich die verrückte Idee als eine Entdeckungsreise durch die Aussenwelt heraus, aber auch durch das eigene Innere. Gehen ist so reich und so einfach. Man sieht die schönen Dinge am Wegrand, dem Wanderer wird es wohl an Körper und Seele. Essen und Trinken schmecken ihm doppelt so gut, und er schläft wie ein Murmeltier zehn Stunden lang. Noch ein paar Stunden bis Bern. In Lützelflüh erwartet mich eine Freundin, die auf dem letzten Stück mitwandern will. Die Gasthäuser am Wegrand sind so schön, dass es noch ein paar Stunden mehr werden. Beim Most er- © swiss-image Mittelland Zürich–Bern in 33 Stunden Intercity-Reise mit Halt auf Verlangen in Bremgarten AG. zähle ich der Freundin vom Aargau, vom Luzernischen, und sie glaubt, ich spreche von fernen Kontinenten. Der vorletzte Hügel hat den langen Namen Diepoldshusenegg, dann kommt noch die kleine Steigung auf den Dentenberg hinauf. Der Schluss gleicht dem Anfang. Die Agglomeration dröhnt, rauscht, hämmert fleissig, mischt Beton, deckt Dächer und asphaltiert Strassen. Wir nehmen die letzten Treppen hinunter zum Bärengraben. Dort steht ein Brun- nen. Wir ziehen die Schuhe und die Socken aus, wir strecken die Füsse ins eiskalte Wasser und saDres Balmer gen kein Wort. Kurzinfo Viertägige Weitwanderung in hügeligem Gelände und etwa zur Hälfte auf verkehrsarmen Asphaltsträsschen, am Weg viel Gastronomie und Kultur. Man orientiert sich zuverlässig an den gelben regionalen Wegweisern. Details auf www.verkehrsclub.ch/magazin Neuenburger Jura Von der Table d’hôte auf die Tablettes ahnhofbuffets von altem Schrot und Korn sind Kulturgut, ein Stück Heimat. Wie gut tut es der Bahnfahrerseele, an solchem Ort die Vorfreude auf eine Wanderung auszukosten! Zum Beispiel in Chambrelien, da, wo der Zug zwischen Neuenburg und La Chaux-de-Fonds halten muss, um die von der Topografie geforderte Spitzkehre zu vollziehen. Ohne je- B VCS MAGAZIN / JUNI 2008 den Schnickschnack präsentiert sich die kleine Gaststube mit ihren kaum 30 Sitzplätzen: Nullachtfünfzehn-Mobiliar auf einem gut gealterten rötlichen Fliesenboden, doch der angeborene Charme überstrahlt alles. Draussen eine Veranda mit einem Hauch Western-Stil, vor allem aber: mit Seeblick. Die Vorfreude, die womöglich fast kein Ende nehmen will, gilt dem Tablettes-Felsen, einer von der Natur geschaffenen Aussichtsplattform zwei Wanderstunden weiter oben. Wie ein Wächter über dem Eingang zum Val de Travers steht er da. Und gewährt einen phantastischen Blick auf den unteren Teil des Neuenburgersees, diesen unschweizerisch grosszügigen blauen Teppich in- mitten von gewelltem Grün. Dahinter ein Strich Murten- und ein Fleck Bielersee, davor die Windungen der Areuse-Schlucht, am Horizont im Idealfall das volle Programm vom Säntis bis über den Mont Blanc hinaus. Während das erste Wegstück bis zum Dörfchen Rochefort ideal zum Warmlaufen ist, fordert die zweite Hälfte der rund 600 Hö33 WANDERN Schweiz In zwei Stunden von der Bahnhofbuffet- zur Jura-Aussichtsterrasse. © Urs Geiser so viel Jura-Erlebnis, dass man sich fragt, weshalb man als Auswärtiger keinen Zuschlag bezahlt. Aber bevor das Postauto kommt, statte man dem Hôtel de la Tourne, das leider kein Hotel mehr ist, einen Besuch ab – und koste, sofern Nicht-Vegetarier, von den «Croissants au jambon maison», den Schinkengipfeln, die Madame und Monsieur backen. Göttlich, wie so vieles zuvor an diesem Tag. henmeter mit dem Zickzack-Aufstieg durch felsdurchsetzten Wald die Beinmuskulatur. Als Belohnung wartet oben schon vor der «Plattform» ein grasbewachsener Rastplatz, wo einen mit etwas Glück eine Gämse begrüsst, sicher aber, schräg gegenüber, der grandiose Felskessel des Creux du Van. Lediglich 20 Minuten sanften Abstiegs sind es dann noch bis zur Postautohaltestelle im Col de la Tourne. Ob man von hier nach Neuenburg zurück- oder nach Le Locle weiterfährt, die Reise bietet Urs Geiser Kurzinfo Vom Col de la Tourne her ein Spaziergang, von Chambrelien/Rochefort her zuoberst eine Bergwanderung. Bestens markiert, machbar von April bis in den Spätherbst hinein. Details auf www.verkehrsclub.ch/magazin s braucht nicht immer eine Weltreise, um den Kopf durchzulüften. Auch in nächster Nähe sind verblüffende Entdeckungen zu machen. Beweis über Beweis dafür liefert der Schriftsteller Pierre Corajoud, der sich selbst als «Nah-Abenteurer» (aventurier du proche) sieht, mit seinen Spaziergängen und Bummeleien quer durch Lausanne. Auf dem «Türmchen-Bummel», der vom Vélodrome im Norden zum zauberhaften Parc du Désert im Westen der Stadt führt, zeigt sich ein überraschend anderes Lausanne E Zusatzinfos per Post Der VCS bietet eine neue Dienstleistung an: Viele Zusatzinformationen zu den Touren samt den genauen Routenangaben können Sie unter www.verkehrsclub.ch/magazin abholen oder per Post bestellen – siehe dazu Seite 4 dieses Magazins. 34 mit verkannten Strassen und geheimnisvollen Durchgängen. Wir kommen an prächtigen Sandsteinwänden vorbei – von hier stammt das Baumaterial für die Kathedrale –, entdecken hübsche Häuser im Violette-Quartier und Fusswege weitab von den grossen Verkehrsachsen, je nach Wetter gar mit Alpensicht. Als krönender Abschluss lädt der Parc du Désert zu sinnendem Betrachten ein. Das lange, schmale Wasserbecken, von zum Teil 210–220 Jahre alten Linden gesäumt, ist eine Oase des Friedens. Das Spiegelbild der Bäume auf der glatten Oberfläche und der üppige Wasserpflanzenteppich tun das Ihre. Der in der Schweiz einzigartigen Anlage, «canal» genannt, wohnt etwas Magisches inne. Der Bummel endet am Ende der Allee, beim ehemaligen Herrenhaus, das nun ein Restaurant beherbergt. Neben dem dazugehörigen ehemaligen Bauernhof steht – Art pour l’art in Reinkultur © Noëlle Petitdemange Lausanne Exotisches gibts auch gleich um die Ecke Unbekanntes Lausanne: der Parc du Désert. – ein kurioses neogotisches Turmhäuschen, eines der ersten Waadtländer Bauwerke dieser Art. Hier war der Ausgangspunkt eines Netzes von Spazierwegen durch den darüberliegenden bewaldeten Hang, wo einst – als dekorative Elemente – auch eine Einsiedelei, eine Grotte und ein strohgedecktes Häuschen die Lustwandelnden erfreute. Wir flanieren noch ein paar Meter westwärts. Da ist der Stadtrand. Am Horizont der Jura. Noëlle Petitdemange Kurzinfo Anderthalbstündiger Spaziergang (ohne kontemplative Pausen) von der Bushaltestelle «Parc du Vélodrome» des Einers Richtung Blécherette zur Endstation des Zweiers, «Désert». Das Buch: «Flâneries lausannoises: 18 balades à travers des chemins à (re)découvrir», Pierre Corajoud, 2002, 152 S. VCS MAGAZIN / JUNI 2008 WANDERN Schweiz 62 500 Kilometer Wanderwege durchziehen das Wanderland Schweiz. Alles zum Besten bestellt? Gemach. Neue Wege braucht das Land n der schönen Stadt Freiburg gibt es eine reizende Nahwanderung: Vom Pérolles-Quartier führt sie durch den Ritterweg an die Saane und zum Kloster in der Mageren Au. Führte, muss man sagen. Denn 2005 (oder war es 2004?) schwemmte der Fluss anlässlich eines Hochwassers den Steg weg. Seither werden die Wandernden über die Staumauer umgeleitet. Wenn es geht. Manchmal geht das aber nicht. I Der Steg wird irgendwann einmal ersetzt werden. Was wird er kosten? 200 000 Franken? Bis die Stadt Freiburg die Summe aufgetrieben hat, dürfen sich die Spaziergänger in Enthaltsamkeit und Geduld üben. Vielleicht schaffen die Behörden das Werk noch vor der neuen Poyabrücke, die am anderen Ende der Stadt für 120 Millionen Franken einen zusätzlichen Strassenübergang herstellt. Ähnlich hart werden die einsa- men Wanderer seit einem Jahr oder so an der Aare unterhalb der schönen Stadt Bern aus ihren Träumen gerissen, wenn sie plötzlich am linken Ufer auf rotweisse Abschrankungen treffen: «Durchgang verboten.» Der Sandsteinfels bröckelt und könnte den Fussgängern auf den Kopf fallen. Also: sperren und sparen. Was würde man sagen, wenn die Amtsstellen mit einem Strassenstück so verführen? Wenn sie beim Felssturz auf die Gotthard-Autobahn anno 2006 gesagt hätten, ja wir schliessen die nun mal für ein paar Jährchen ein bisschen, das wird schon irgendwie gehen und kommt billiger, man kann das Tessin ja auch zu Fuss erreichen, wenigstens im Sommer. Natürlich ist der Vergleich ungerecht. Die Gotthard-Autobahn ist viel wichtiger als so ein mageres Weglein in die Magere Au. Sie ist der Lebensnerv, ohne den die Nützliche Adressen für faire Ferien Öffentlicher Verkehr: Postauto, auch Gruppenreisen: www.postauto.ch. Tagesausflüge in der Schweiz, auch Gruppen: www.erlebnis-schweiz.com; www.railaway.ch. Bahnreisen Ostschweiz: www.thurbo.ch. Bahnreisen Bern/Wallis: www.bls.ch. Glacier-Express: www.mgbahn.ch. Städtereisen Europa: www.railtour.ch, Tel. 031 378 01 01. Bahnreisen Europa und weltweit: www.globotrain.ch, Tel. 031 313 00 03. Besondere Züge: www.erlebniszuege.ch, Tel. 031 378 00 04. Fahrplan international: www.bahn.de, http://fahrplan.bahnen-und-busse.de Verträgliches Reisen: Europa: www.via-verde-reisen.ch, Tel 0848 823 823. Schwerpunkt Deutschland: www.vertraeglich-reisen.de. Naturreisen Deutschland: www.fahrtziel-natur.de. Westschweiz und Frankreich: www.salamandre.ch, Tel. 032 7100825 36 Langsamverkehr: Wandern, Velo, Inline, Mountainbike, Kanu: www.schweizmobil.ch. Buchbare Angebote Schweiz: www.swisstrails.ch, Tel. 044 450 24 34. Mietvelos: www.rentabike.ch, Tel. 041 925 11 70. Übernachtungen Velofahrende: www.velodach.ch. Skaten: www.swiss-skate-map.ch Weitere Vorschläge: Ferien im Baudenkmal: www.magnificasa.ch, Tel. 044 252 28 72. Historische Verkehrswege: www.viastoria.ch, Tel. 031 631 35 35. Gruppenunterkünfte: www.gruppen-unterkuenfte.ch, Tel. 04 867 25 00. Hintergrund: www.fairunterwegs.ch. Kinderferien: www.kovive.ch Last but not least: www.verkehrsclub.ch/magazin Schweiz dem Untergang geweiht ist, das ahnte schon Wilhelm Tell, der allerdings zu Fuss unterwegs war und mit der Armbrust statt dem Taschenmesser. Dennoch ist die unterschiedliche Eile und Spendierfreudigkeit punkto Strassen und Wege aufschlussreich. Die Schweiz versteht sich als Wanderland. Ihre Bewohner sind auch 700 Jahre nach Wilhelm Tell und anderthalb Jahrtausende nach der Völkerwanderung noch ein Wandervolk. 62 500 Kilometer markierte Wege gibt es übers ganze Land verteilt, fast so viele wie Strassen (70 000 Kilometer). Bei Umfragen über sportliche Aktivitäten steht das Wandern immer zuoberst. Ein Drittel aller Einheimischen praktiziert es, viele Touristen kommen seinetwegen zu uns. Alle Destinationen werben mit ihrem Wegnetz, das meist auch tipptopp unterhalten ist. Das eben eröffnete «Wanderland Schweiz» setzt da noch einen drauf. Alles paletti also? Nicht ganz. Die Wanderwege sind krank. Betroffen sind weniger die Highlights in den höheren Regionen, so ab 1500 m.ü.M., als die vielen tausend Kilometer im Mittelland, in den Hügeln und Voralpen. Die, zugegeben, seltenen Sperrungen sind höchstens ein Symptom, nicht die Seuche. Viel besorgniserregender ist die schleichende und scheinbar unaufhaltsame Entwertung der Wege. Ein schöner Wanderweg besteht aus Naturbelag, Kies, Erde, am besten mit Grasnarbe in der Mitte. Manchmal ist er auch ein schmaler Pfad. Nur auf solchen Unterlagen kommt der Wanderer auf seine Rechnung. Wandern ist VCS MAGAZIN / JUNI 2008 WANDERN © Peter Krebs Schweiz Die Schweiz hat viele schöne Wanderwege. Aber es gibt immer mehr Abschnitte mit Hartbelag, die nicht zum Wandern laden. Neue Ideen sind gefragt. mehr als ein sportliches Vorwärtsschreiten, es ist nicht nur geografisch eine Eskapade aus dem Alltag. Der Kopf wandert mit und lässt seine Gedanken schweifen. Dieser Genuss hat viel mit der Ästhetik der unmittelbaren Umgebung zu tun. Er ist auf schöne Wege angewiesen. Wenn diese aus Teer oder Beton gemischt sind, ist Schluss und Amen. Dann ist man nicht mehr im Wanderland, sondern in der Banalität und kann ebenso so gut über die Autobahn ins Shoppyland reisen. Wandern ist dann kein Vergnügen, sondern eine Strafe, die in die Knochen fährt, die Kehle austrocknet und schlechte Laune gibt. Und später Gelenkbeschwerden. Das ist sogar wissenschaftlich erhärtet. Schluss und Amen ist es immer häufiger. Das Toggenburg «vermittellandet», schrieb Peter Weber 1993 in seinem Roman «Der Wettermacher». Die Teerung der VCS MAGAZIN / JUNI 2008 Wege ist ein wichtiges Zeichen der Vermittellandung nicht nur des Toggenburgs. Laut Statistik sind inzwischen ein Viertel der Wanderwege unter Hartbelag begraben. Das ist viel zu viel. Im Mittelland sind es noch mehr: ein Drittel im Aargau, 40 Prozent im Kanton Freiburg. Alp-, Forst- und Güterstrassen werden maschinengerecht ausgebaut, durch das Ausfransen der Dörfer und Städte werden Naturwege immer weiter in die Peripherie abgedrängt. Oft zeigen nur noch gelbe Rhomben an, dass eine bestimmte Strasse ein Wanderweg wäre, es fällt aber keinem Wanderer ein, ihn auch zu benützen. Sorry, aber das ist inakzeptabel. Die Autobahnfahrer werden auch nicht zwischendurch, wenn es grad nicht anders geht, über einen Acker geleitet. Obschon das im Zeitalter der Offroader möglich wäre. Sie erwarten eine vollständige, geeignete Infrastruktur. Darauf hat das tolerante Volk der Wanderer ebenfalls Anrecht. Es braucht auch ausserhalb der Hochalpen, im Mittelland, im Toggenburg, im Emmental, im Jura, Routen, auf denen die Fussgängerinnen absoluten Vorrang haben und keinen Meter auf Teer gehen müssen. Das ist möglich, man muss es nur wollen: indem man in allen Landesteilen sogenannte «ErsteKlasse-Wege» schafft: Weitwanderrouten, die vollständig und konsequent nach den Bedürfnissen der Wandernden gestaltet sind. Es geht nicht um neue Markierungen, es geht um die Qualität des Weges selber. Auf Abschnitten mit Hartbelag ist Rückbau oder allenfalls eine neue Streckenführung angesagt. An geeigneten Stellen werden Schatten spendende Alleen und Hecken gepflanzt. So dient der Weg auch dem Artenreichtum und der Landschaftspflege. Keine leichte Sache, sicher. Politisch und finanziell bestimmt viel schwieriger zu realisieren als nur eine kleine Autobahn. Es braucht Elan und den Willen zur Zusammenarbeit über die Grenzen von Gemeinden und Kantonen hinweg. Doch hilft vielleicht der Hinweis, dass solche neue Wege auch der Wirtschaft dienen würden, besonders den Wirtschaften. Einen guten Tropfen können Wandernde immer vertragen. Wanderwege der Spitzenklasse könnten voralpinen Regionen, in denen der Skitourismus ausstirbt, Impulse geben und ein neues Image. Es braucht dazu jedoch mehr als ein geschicktes Marketing. Es braucht zuerst die ehrliche Arbeit in Feld, Wald und Wiesen. Dann dürfen die Marketingleute in Aktion treten. Sie werden Furore machen. Erste-KlasseWege: Der VCS schlägt sie vor und ist bereit, sich für sie zu engagieren. Peter Krebs 37 BASEL – MOSKAU Einfach mal Moskau 38 VCS MAGAZIN / JUNI 2008 © Keystone/laif/Heuer/laif ZUGREISE Basel–Moskau Osteuropa lässt sich auf einer Strecke von 3028 Kilometern in 39 Zugstunden «erfahren». Seit einigen Monaten verbindet täglich ein direkter Wagen Basel mit Moskau. ars. Ein Name, der an Katastrophenjahre und zerstückelte Länder denken lässt. Aber täglich um 17 Uhr 55, wenn der Zug im Warschauer Zentralbahnhof (Warszawa Centralna) abfährt, bedeutet das in erster Linie eine ausgezeichnete Mahlzeit zu einem bescheidenen Preis. Die Gesellschaft Wars betreibt die polnischen Speisewagen und bietet typische Gerichte aus Zentraleuropa an. Die Fahrgäste geniessen zu ihrem Essen ein schäumendes Bier oder einen Wodka, sie schauen durchs Fenster der Abendsonne über dem flachen Land zu. Sie haben einige Stunden Zeit zum Nachdenken über das Auf und Ab Osteuropas. Dies alles kostet etwa zehn Euro. W retour lösen VCS MAGAZIN / JUNI 2008 Ein Mix von Wagen und Kulturen Der direkte Wagen Basel – Moskau fährt täglich ab der Rheinstadt. Auf der 39-stündigen Fahrt durchquert er Deutschland, Polen, Weissrussland und einen Teil Russlands. Die Komposition besteht bei der Abfahrt aus weiteren Wagen mit den Zielorten Kopenhagen, Prag und Warschau. Bis der Zug in Moskau ankommt, wird er mehrmals umgestellt. Am Ende umfasst er auch Wagen aus Amsterdam und München. Auf einem Teil der Strecke ergänzen russische und polnische Speisewagen das Angebot. So kommt zur Mischung der Reisenden jene der Kochkünste hinzu. In Basel beziehen die Reisenden ihr Abteil mit den Sitzplätzen, die sich in schmale Betten umbauen lassen. Es bietet Platz für drei Personen samt Gepäck und samt den Träumen. Am Ende des Zuges sind die Provodniki zu finden, die beiden Stewards, die in Basel die Fahrkarten entgegennehmen und während der Reise heissen Tee für 8 Rubel (etwa 40 Rappen) verkaufen. Sie kümmern sich auch um den Unterhalt des Wagens, reinigen Boden und Toiletten. Die Speisewagen bieten reichlich Platz und Nahrung. Der russische Wagen wartet mit einem sehr praktischen Zubehör auf: dem Samowar. Der grosse Teekessel befindet sich im Abteil des Provodnik und ist stets mit heissem Wasser gefüllt. Wer eine Ther- Im Sommer ist das Leben auf dem Roten Platz in Moskau entspannt. Im Hintergrund die Basiliuskathedrale. 39 ZUGREISE moskanne mitnimmt und Fertiggerichte, kann an seinem Platz ein Essen geniessen und beobachten, wie draussen in den Wäldern Birken die anderen europäischen Baumarten ablösen. Leben an Bord In der Schweiz sind die wichtigsten Bahnhöfe eine halbe Stunde voneinander entfernt. In Deutschland beträgt der Abstand schon eine Stunde. In Russland kommt es häufig vor, dass der Zug während vier Stunden haltlos unterwegs ist. Die Reisenden haben Zeit, ihre bewegte kleine Welt zu beobachten. Gespräche lassen sich leicht aufgleisen. Für den Bahnliebhaber Oliver ist der Zug Basel – Moskau einer der wenigen echten Reisezüge. Wir unterhalten uns ausführlich über unsere Freizeitgesellschaft, dann steigt er in Siedlce aus. Seine Reise dauerte nur knapp 20 Stunden, ein Klacks für jemanden, der sich anschickt, auf Schienen nach China zu fahren. Ein Viertel der Reisenden sind Westeuropäer auf der Suche nach neuen Horizonten. Drei Viertel stammen aus Russland und Weissrussland. Sie nehmen die Bahn aus Bequemlichkeit oder Flugangst. Deutsch mehr als Englisch ist die Sprache, in der man sich unterhält. Die deutschen Wagen sind auf maxi- Gut zu wissen Fahrplan: Seit Ende 2007 verbindet täglich ein direkter Zug die Schweiz mit Russland: www.nachtzugreise.de Preise: Ein Retourbillet kostet ungefähr 650 Franken. Informationen und Fahrkarten am Bahnhof oder im Reisebüro des Bahnhofs. Unterkunft: Die Preise für ein Einzelzimmer in Moskau betragen zwischen 65 und 760 Franken pro Nacht. Weitere Informationen im Reisebüro oder auf www.hrs.de, www.russianconcept.com. Visa: Das Visaverfahren für Russland und Weissrussland ist ziemlich lang und kompliziert. Infos auf Konsulaten und Botschaften der beiden Staaten (obligatorisches Transitvisum) oder auf den folgenden Internetseiten: www.consulrussia.ch, www.russianconcept.com, www.waytorussia.net. Weitere Informationen: www.verkehrsclub.ch/magazin VCS MAGAZIN / JUNI 2008 © Olivier Norer Basel–Moskau Ein Zug mit Zukunft: Täglich verlässt ein direkter Wagen nach Moskau den Bahnhof Basel SBB. Nach 39 Stunden ist er am Ziel. malen Service ausgerichtet. die Gänge sind so breit, dass daraus ein Salon wird. Die polnischen Wagen hingegen sind auf ihre Funktion als Schlafraum beschränkt. Viel freundlicher wirkt das russische Rollmaterial: ein oder zwei Teppiche geben den Gängen einen familiären Anstrich. Meistens stehen die Abteiltüren offen, bald unterhalten sich alle miteinander. Die komplizierten Zollformalitäten zwischen Weissrussland und den EU-Ländern geben ein ausgezeichnetes Gesprächsthema ab – ein fast unvermeidliches für alle, die dem Übermass an Formalitäten ausgesetzt waren. Während dieses Verfahren in gebührender Strenge abgewickelt wird, verbreitet das Kommen und Gehen der Babuschkas, die in den Gängen lautstark gesalzene Gurken, süsses Gebäck, Käse, Mineralwasser, Bier oder Wodka anpreisen, einen Hauch von Anarchie. Zeit und Raum beim Reisen Reist man per Zug, begreift man das Land und die Landkarte. Die Städte sind nur im Zusammenhang ihres Umlands real. Im Zug und nicht im Flug erschliesst sich den Reisenden der Sinn der Städte. Die Bahn scheint auch den Angestellten Freude zu bereiten. Selten findet sich ein Beruf, dessen Arbeitsmittel so viele Berufsleute fast kulthaft verehren. Wie Nikolai zum Beispiel, unser russischer Provodnik. Er freut sich über die neue Verbindung, weil sie ihn weiter nach Süden bringt, «wo es wärmer ist». Als Kenner mit über zwanzig Berufsjahren ist er überzeugt, dass die Verbindung von Basel nach Moskau sehr erfolgreich sein wird, sobald sich ihre Existenz herumgesprochen hat. In unserer Welt geht alles schnell. Eine E-Mail kann innerhalb von Sekunden vom einen Ende der Welt zum anderen geschickt werden. Dabei hat sich nichts grundlegend verändert. Die Natur bewegt sich in ihren eigenen Rhythmen. Das Erfahren der Welt durch das Zugfenster sensibilisiert für die Abläufe der Natur, während das unaufhörliche Rattern und Schaukeln einen Schlaf voller Träume begünstigt. Auch sonst ist es leicht, die Fantasie schweifen zu lassen – grosszügig ist der Raum für Kreativität, den die Zeit einem lässt. Begegnungen entstehen und vergehen je nach Haltestellen. Einige dauern für die Zeit der Reise, andere finden später nach ein paar E-Mails, Briefen ein Ende. Die 41 Fotos: Olivier Norer Ausdruck des Überlebenswillens Das Fenster ist der Bildschirm. Es zeigt eine immer flachere und weitere Landschaft, umso spärlicher besiedelt, je weiter man vorankommt, als ob die Menschen die hügeligen Orte bevorzugten. Die Weite erscheint wie eine Herausforderung, den Raum zu bezähmen. Nach Stunden der Fahrt erstaunt es keinen, wenn er in einer Stadt ankommt, wo sich die menschliche Kraft im Bau imposanter Gebäude ausdrückt. Sie grenzen das Territorium ab. Stalinistische Ungetüme, wie die Lomonossov-Universität in Moskau, erscheinen so mehr als Ausdruck des Überlebenswil- © Manuela Boss Unterwegs durch die Weiten Russlands (oben rechts) und am Ziel in Moskau mit dem Kreml (oben) und den ebenso unvermeidlichen wie farbenfrohen Matrjoschkas (rechts). schönsten bilden den Beginn von Freundschaften oder Liebesgeschichten. Manchmal hält der Zug länger. Das gibt Zeit für einen Ausflug zum Bahnhofgebäude, um Reiseproviant zu erstehen. In Warschau ist der Ostbahnhof besonders sehenswert. Aus der Reiserichtung Schweiz – Russland gesehen, hinterlässt er einen düsteren Eindruck und erinnert an einen Bunker. In umgekehrter Richtung erscheint er wie ein Obdach, für den Fall, dass sich ein Gewitter über den weiten Ebenen zusammenbraut. Der Bahnhof von Brest in Weissrussland ist ein Monument. 1886 kurz nach Fertigstellung der Bahnlinie Warschau – Moskau erbaut, wurde das Gebäude in den zwei Weltkriegen und in mehreren Lokalkonflikten beschädigt. 1956 erfolgte der Wiederaufbau zum stolzen «Tor der UdSSR zum Westen». lens denn als Grössenwahnsinn. Wenn die Reisenden am späten Vormittag um 10 Uhr 59 in Moskau ankommen, haben Sie mehr erfahren, als bloss eine Ortsverschiebung durch mehrere Zeitzonen nach Osten. Der Zug öffnet Horizonte und einen neuen Blick auf Landschaften und Mentalitäten. Basel-Moskau: Es sind zwei Olivier Norer Reisen in einer. © Peter Krebs Die schönsten Bahnreisen in Europa und anderswo Vor dem Jet-Zeitalter bewegten sich die besseren Gesellschaftsschichten in Luxuszügen durch Europa und die halbe Welt. Dann mutierte die Haute Volée zum Jetset, und inzwischen ist auch das Flugzeug ein Massenverkehrsmittel. Übriggebleiben aus dieser Epoche sind aber immerhin ein paar Luxuszüge und lange Bahnreisen mit Erlebnischarakter. Der Transsibirien-Express gehört dazu. Es gibt aber auch zahlreiche andere bemerkenswerte Strecken und Züge. In Europa und VCS MAGAZIN / JUNI 2008 anderswo. So rollt «The Royal Scotsman» durch die schottischen Highlands, der «Transcantabrico» entlang der spanischen Nordküste und die «Inlandsbanan» durchquert die schwedische Wildnis. Auf allen anderen Kontinenten gibt es ebenfalls aussergewöhnliche Bahnerlebnisse, sei es in Luxuszügen fürs entsprechende Budget, sei es aber auch als einfaches Abenteuer mit umso mehr Kontakt zu den Einheimischen, für die der Zug oft das günstigste Verkehrsmittel ist. Sogar in Europa existieren Reste aus einer anderen Verkehrszeit. Zum Beispiel in den rumänischen Karpaten, im Wassertal, wo ein Schweizer Verein der letzten «Waldbahn» eine Zukunft sichern will, die noch mit Dampf fährt (Bild). Waldbahnen, die vornehmlich dem Holztransport dienten, waren einst in ganz Mittel- und Osteuropa verbreitet. Daneben tuckern die Nostalgiebahnen über mehr oder weniger lange Gleisabschnitte, meist während der Sommersaison und oft durch wunderschöne Landschaften wie zum Beispiel über die Furka. Mit ihrem historischem Rollmaterial und gezogen von pfeifenden, prustenden und rauchenden Dampfloks lassen sie die Herzen der Kinder und der Bahnliebhaber höher schlagen. Infos: Einen reichhaltigen Querschnitt mit 80 Angeboten in der Schweiz und der ganzen Welt finden Interessierte im Spezialkatalog «Erlebniszüge» des Bahnreiseanbieters Railtour. Die Railtour-Angebote sind auch über via verde reisen buchbar (Tel. 0848 823 823 oder www.viaverde-reisen.ch). Begleitete Bahnreisen weltweit finden sich im Programm von Globotrain www.globotrain.ch. Für die Schweiz hat Railaway Erlebnisfahrten für Gruppen oder Einzelreisende im Programm (am Bahnhof und unter www.railaway.ch). Infos zur Wassertalbahn findet man unter www.wassertalbahn.ch. Der Verband öffentlicher Verkehr VöV publiziert einen Prospekt mit den Dampffahrten auf Schweizer Schienen und Gewässern (gratis bestellbar auf (pk) der Homepage www.voev.ch). 43 © swiss-image / Christian Perret VELO Ostschweiz Die Thur-Route: Zuerst fordern einen der Grabserberg und die verspielte Landschaft des Toggenburgs, dann wirds flach. Am Ende rufen die Weiten Mostindiens. Flussabwärts entlang der Velothur uchs ist ein geschäftiges Grenzstädt- lau kämpfen wir uns die ersten Gegenstei- «Der Arme Mann im Tockenburg» über chen mit schmalen Strassen und dich- gungen hoch, und solche werden wir bis Nacht zum zweitberühmtesten Tockentem Verkehr. Schon beim Bahnhof erbli- Wil immer wieder antreffen. An den Hü- burger nach Zwingli. Es war im 18. Jahrcken wir den ersten Wegweiser zu unserer geln stehen lustige Bauernhäuser. Es ist hundert sehr selten, dass ein einfacher «Route 95». Vom Fluss Thur ist aber noch fast wie im Suisse Miniature in Melide, Mann in klarer, unverblümter und witziweit und breit nichts zu sehen, dafür liegt doch hier sind die bewohnten Häuser so ger Sprache etwa die elenden Lebensbenah der Rhein, dem wir jetzt den dingungen der Landbevölkerung beRücken zuwenden. Gleich nach schrieb, die er am eigenen Leib erfahren Die grosse Kellnerin hat natürlich Werdenberg geht es links ab auf hatte. Bräker kannte als Söldner auch das Übung im Kopfeinziehen. eine Nebenstrasse, und die SteiKriegshandwerk und wurde zum Pazifisgung beginnt. Sie ist nie streng, ten, wie man heute sagen würde. Und hier, sondern stets freundlich. Liegt es am klein. Wir gehen in so ein kleines Haus, es am Näbis, steht sein Haus. Es ist das zweiFöhn, dass wir leicht wie Schmetterlinge ist eine Kneipe. Beim Eintreten muss man toberste in der Häusergruppe am steilen den Berg hinaufflattern? Die Hügel rings- den Kopf einziehen. Dort serviert eine Hang. Es ist unbewohnt, Scheiben sind um sind ganz plastisch, man möchte sie grosse Kellnerin, die natürlich schon eingeschlagen, es dient als Remise und mit der Hand umfassen. Die Landschaft Übung hat im Kopfeinziehen, wenn sie Stall. hat etwas Erleuchtetes. Da passt ein Be- durch die Türe zwischen Küche und GastWattwil lassen wir hinter uns und susuch im Geburtshaus von Huldrych stube geht. Alle Einheimischen bewegen Zwingli in Wildhaus. Das Gebäude wurde sich so geschickt, weil sie sich die niederen chen die Fortsetzung. Schon schlagen wir ums Jahr 1450 gebaut. Mit Holz, und zwar Balken gewohnt sind. Radfahrende Gäste uns herum mit der besonderen Geografie mit Mondholz, wie Herr Frey, der Muse- behalten am Anfang den Helm gescheiter des Toggenburgs, mit den Gegensteigungen, welche aber die Attraktivität der Reiumsführer, präzisiert. Die Tannen wurden auf dem Kopf. Vor Wattwil steht am linken Strassen- se nur steigern. Etwas erhöht liegt Lichim Mondzyklus genau zu dem Zeitpunkt gefällt, an dem der Baum im Wachstum rand ein Wegweiser: Geburtshaus Ulrich tensteig mit vier Museen. Bevor wir uns innehält. Solche Balken überdauern Jahr- Bräker. Der arme Mann im Toggenburg, für eines entscheiden können, nähert sich hunderte. Eigenartig: Auch die Häuser geb. 22.12.1735, gest. 11.9.1798. Schon ein Schwarm einheimischer Gümeler von Niklaus von Flüe in Flüeli in Obwal- lange hat ein Literaturbeflissener in der (Rennvelofahrer), mit denen wir ins Geden und von Matthäus Schiner in Mühle- Gruppe geschwärmt vom Schriftsteller spräch kommen, auch wenn wir zuerst mit bach im Goms wurden um diese Zeit ge- Bräker, der sich trotz geringer Schulbil- ihrem Dialekt etwas Mühe bekunden. Sie baut, und auch sie stehen noch, gehören dung weiterbildete, in die weite Welt zog, bieten aber guten Windschatten. Weil sie dort Abenteuer bestand, Söldner und Tex- sich auskennen, klären sie uns über die zu den ältesten Holzhäusern des Landes. tilhändler wurde. Dann begann er zu nächsten «Stiche» auf. «Stich» heisst hier Bald folgt unsere Route der Thur, es ist schreiben und wurde mit seinem Buch «Steigung». Die Reise geht ziemlich rassig also jetzt eine Thur-Tour, es ist die Velothur und das klingt vielversprechend, weil Flüsse bekanntlich abwärts fliessen. Da Sehenswert aber im Toggenburg zum Teil SchwereloIn Wildhaus findet sich das Geburtshaus Huldrych Zwinglis, offen Di–So sigkeit zu herrschen scheint, ist hier alles 14–16 Uhr. Vor Wattwil links an der Route (Wegweiser) das Geburtshaus ein wenig anders. Schon kurz nach NessFür eine Pause während der Veloreise oder auch für den Sommerabend finden sich am Thurufer (hier bei Frauenfeld) schöne Plätze. VCS MAGAZIN / JUNI 2008 © ST/swiss-image B Ulrich Bräkers; es kann nur von aussen angeschaut werden. In Wil die Altstadt und die Obere Bahnhofstrasse, in Bischofszell das Rathaus und die Steinbrücke, in Weinfelden das Gasthaus zum Trauben, bei Warth die Kartause Ittingen (Bild). 45 VELO in das Städtchen Wil. Man staunt, wie grossstädtisch der Bahnhofplatz ist. Wir schwatzen übers Radeln, schieben die Velos über die Obere Bahnhofstrasse, eine verkehrsfreie, modern gestaltete Flaniermeile, die leicht ansteigt und elegant hinaufführt in die Altstadt. In der Kneipe, wo wir gemeinsam ein Bier trinken, liegt die Broschüre «Velo-Erlebnis Thurgau». Das Vorwort hat Jan Ullrich geschrieben, der sich, wie er schreibt, im Thurgau «äusserst wohl» fühlt. Und gleich bricht die Diskussion los, ob wir die Seite mit dem Vorwort des gefallenen Engels herausreissen sollen. Wir kommen zu keinem Ergebnis, die Seite bleibt drin. Mehr beschäftigt uns die Frage, ob Jan Ullrich überhaupt noch Lust hat, auf ein Velo zu steigen, oder ob er jetzt faul und fett wird. Das wäre schade. Im Zentrum von Wil muss man die Churfirstenstrasse erwischen, dann kommt man wieder hinunter an die Thur, aber auch an die fauchende Autobahn. Man radelt auf einer guten Naturstrasse, bringt es bald hinter sich, bekommt als Belohnung das Städtchen Bischofszell mit der schönsten Brücke der ganzen Reise serviert. Sie wurde 1487 gebaut, ist sehr mächtig und oben ganz schmal. An einem Platz im Städtchen ist die Döner-Stube. Döner-Stuben sind am Mittag ein guter Ersatz für Restaurants, wo man bloss lange sitzt, schläfrig wird und viel Geld ausgibt. Etwas essen muss man aber. Also Döner, natürlich mit allem, also auch Zwiebel, und schön scharf. Mundgeruch auf dem Velo ist nicht so schlimm, er wird vom Winde verweht, und der Duft des Orients bleibt im Trikot hängen. Wir bestellen Ayran zum Döner. Der türkische Wirt ist verwirrt: «Warum Sie kennen Ayran? Trinken nur türkisch Leut.» In Bischofszell haben sie auch ein sensationelles Rathaus aus dem Jahr 1747, ganz rosarot. Ein redseliger Passant schlüpft in die Rolle des Fremdenführers, gibt die Kurzfassung ungefragt: In Bischofszell sei stets der St.Galler Bischof auf dem Weg nach Einsiedeln in seiner Zelle abgestiegen, von daher habe der Ort ja seinen Namen, doch dadurch sei der Klerus immer mächtiger geworden, und alle schönen Bauten hätten der Kirche gehört. Da hätten die reichen Bürger beschlossen, es den Pfaffen heimzuzahlen. Aus Italien hätten sie einen Stararchitekten kommen VCS MAGAZIN / JUNI 2008 lassen, und der habe ein erstklassiges Rathaus hingestellt, wie ein rosarotes Bonbon. Jetzt beginnt die schönste Landpartie, die man sich denken kann. Die Topografie ist so flach und der Belag so gut, dass wir uns der Betrachtung der Landschaft hingeben, die Weiten Mostindiens in uns hineinfliessen lassen. Die einheimischen Gümeler haben gesagt, «Mostindien» sei kein Schimpfwort. Also dürfen wir es brauchen. Die Weiten Mostindiens also. Wir fahren hinein in die milde Nachmittagssonne. Es ist so warm, dass wir eine Schicht ausziehen. In den Obstgärten werden bald die Apfelbäume blühen. Doch was heisst da Obstgärten? Das ganze Land ist eine einzige, riesige Apfelplantage. Apfelbäume stehen, wo man hinblickt. Wir verlassen die Hauptroute in Frauenfeld und machen einen Abstecher zur Kartause Ittingen. Es ist ein kleiner Stich zu überwinden, denn die riesige Anlage, ein Gutsbetrieb mit allem Drum und Dran, steht auf einer Anhöhe. An einem gewöhnlichen Werktag spürt man den Charakter des Ortes am besten. Hier ist es spirituell und handfest zugleich. Man hatte zu beten und Gott zu dienen, und man liess es sich dabei wohl sein. Die Kartäuser, die das Kloster im 15. Jahrhundert übernahmen, waren ziemlich exklusive Herrschaften. Jeder Mönch hatte für sich ein eigenes Häuschen mit einem kleinen Gärtchen. Die Klosterbrüder machten sich aber unbeliebt, indem sie die Bevölkerung aus ihren Gottesdiensten ausschlossen. Da geschah 1471 etwas Unerhörtes: Die Frauen aus der Gegend drangen in die Klosterkirche ein und ertrotzten mit einem Sitz- © Daniel Ammann Ostschweiz Die «Route 95» durchquert in der ersten Hälfte das Toggenburg. streik eine eigene Kirche in Warth. Heutzutage koordiniert eine Stiftung viele Aktivitäten. Hier sind neben dem Gutsbetrieb ein Heim mit Werkstätten, ein Schulungs-, Tagungs- und Kulturzentrum sowie ein Gastwirtschaftsbetrieb vorhanden. Heute hat das Heim gerade Besuchstag, und es ist ein ziemlicher Rummel. Ein Jodelklub jodelt, im Garten trinken die Gäste das klostereigene Bier. Das gibt Kraft für die letzten Kilometer. Die Sonne steht tief. Wir rollen über die Felder zum glühenden Horizont. Bei Sonnenuntergang erreichen wir Andelfinden. Noch ein Stück weiter, und wir wären wieder am Rhein, von dem aus wir aufgebrochen Dres Balmer sind. Nützliche Informationen Auf einen Blick: Die beschriebene Velotour ist durchgehend signalisiert mit Wegweisern der Regionalroute 95, der Thur-Route. Diese Schaffhausen führt von Buchs (447 m.ü.M.) über Wildhaus (1098), Nesslau, Wattwil, Wil, Bischofszell, Weinfelden und Frauenfeld nach Andelfingen Andelfingen Weinfelden (402). Distanz: 137 km, davon 10 km Naturbelag, 1200 Höhenmeter. Frauenfeld Bischofszell Öffentlicher Verkehr: Ausser Buchs-Nesslau, wo Postautos verkehren, ist die ganze Strecke durch die Eisenbahn erschlossen. Wer den Wil Aufstieg von Buchs nach Wildhaus mit dem Postauto bewältigen will, St. Gallen reserviert den Platz fürs Velo bei Tel. 071 375 68 91. Wattwil Reisezeit: Mai bis Oktober Dokumentation: Veloland Schweiz, Highlights. Offizieller RoutenWildhaus Nesslau führer. Buchs SG Weitere Auskünfte bei www.toggenburg.org, www.wil.ch, www.thurgau-tourismus.ch, www.weinfelden.ch, www.kartause.ch. 47 © Walter Imhof Idyll auf der Aare. Das Faltboot erlaubt ein zügiges Vorankommen. Mit dem Boot ins Postauto Überall in der Schweiz finden sich Flüsse und Seen, die zum Paddeln einladen, zum Beispiel auf der 26 km langen Route, die in Sichtweite des Bundeshauses beginnt. b Bern fliesst die Aare wieder in ihrem ursprünglichen Bett und mäandriert aufs Schönste um die Hauptstadt herum. In zügiger Strömung umpaddelt man die Altstadt, in gemächlichem Tempo gehts am Lorrainebad vorbei zum Felsenau-Wehr, das rechter Hand umgangen – in der Kanutensprache «umtragen» – wird. Es folgt ununterbrochener Genuss. Im Rhythmus der Paddelschläge gleitet man in eine andere Welt, hier eine flache Kiesbank, dort steile Sandstein-Prallwände, von der A Aare in jahrtausendelanger Arbeit freigelegt und mit eleganten runden Dellen verziert. Zudem sortiert sie unermüdlich Feinsand, schichtet Treibholz auf, parkiert schön gebänderte Kalksteine oder harten Granit aus dem Berner Oberland. Die Kanufahrt führt mitten in die aktuelle Sammlung vieler kleiner Kunstwerke – aktuell bis zum nächsten Hochwasser. Bei der Brücke von Worblaufen zeigt sich der Fluss, hohe Wellen schlagend, nochmals von seiner wilden Seite. Zehndermätteli und Schloss Reichenbach heissen die RestaurantIdyllen am Ufer, die allfälligen Durststrecken ein Ende setzen. Während diese erste Etappe bis Bremgarten-Neubrücke (12 km) Erfahrung oder Führung (siehe z.B. www.siestaoppi.ch) voraussetzt, ist die unterhalb der historischen Holzbrücke beginnende zweite Etappe (14 km) die ideale Einsteigertour. Hier ist die Aare die Gemütlichkeit in Person. Sanft geht sie in den Wohlensee über. Wer nach den ersten vier Kilome- tern müde Arme hat, steigt in Hinterkappelen aus und aufs Postauto um. Was schade wäre, denn nun weitet sich das Tal und gibt die Sicht frei auf Frienisberg und Jura. In den zahlreichen Windungen des Stausees verstecken sich reiz- und wertvolle Schätze. Einerseits Naturschutzgebiete, so bei der Wohleibrücke, wo zur Brutzeit der Vögel gebührender Abstand zu den Schilfgürteln geboten ist. Andererseits lauschige Rastplätze mit Bademöglichkeit. Michael Rytz Entfaltbare Freiheit auf der Aare und anderswo Tourenhinweise: Einbooten zur 1., schwierigen Etappe unterhalb des Restaurants Schwellenmätteli (5 Fussminuten ab Tramhaltestelle «Helvetiaplatz»), zur 2., auch für Anfänger geeigneten Etappe unterhalb der Holzbrücke Neubrück (5 Min. ab Bushaltestelle Bremgarten BE). Ausstiegsmöglichkeiten: auf der linken Seite der Brücke bei Hinterkappelen (3 Fussminuten zur Postautohaltestelle Eymatt b. Bern), auf der linken Seite vor der Staumauer (20 Min. zur Postautohaltestelle Fuchsenried Mühlebergwerk). Sicherheit: Weil immer auch mit einem unfreiwilligen, je nachdem sehr kalten Bad zu rechnen ist, trägt, wer auf Seen und Fliessgewässern paddelt, eine Schwimmweste. Kanuklubs oder professionelle Anbieter erleichtern den Einstieg und vermitteln das nötige Können. VCS MAGAZIN / JUNI 2008 Falten als Alternative: Das faltbare Kanu, vor 100 Jahren erfunden und seither stark weiterentwickelt, bringt die Lösung für viele logistische Probleme, die sich sonst beim Kanutransport stellen. Es lässt sich in Rucksackform in Zug, Bus oder Tram mitnehmen und ist an der Einbootstelle rasch startklar. Für den Transport eines Kajaks braucht es sonst ein Auto mit Dachträger, zur Lagerung genügend Stauraum oder einen netten Abwart. Wer auf dem Wasser fährt, muss irgendwie zurück zum Auto und dann damit wieder zum Boote: das Faltboot bringts. Allgemeine Infos zu Faltboot, Anbietern von Kanutouren oder Kanuklubs in Ihrer Nähe auf www.verkehrsclub.ch/magazin 49 ITALIEN Äolische Inseln Leben auf dem Vulkan: auf der Insel Stromboli ist das Alltag. Und der Vulcano ist auch nah. Besuch auf den Äolischen Inseln, wo man mehr als baden gehen kann. Schön und gleichgültig wie ein Gott Text und Fotos: Peter Krebs Der Vulcano ist neben dem Stromboli der zweite, weniger bekannte aktive Vulkan der Äolischen Inseln. Auf seinem Krater rauchen schwefelhaltige Fumarolen. Im Hintergrund Lipari und Salina. VCS MAGAZIN / JUNI 2008 en Stromboli erklimmt man am Nachmittag in Wanderschuhen und grossen Touristengruppen sowie mit einem Bergführer, das ist seit einigen Jahren Vorschrift. Unser Bergführer heisst Mario Pruiti. Er stammt aus Sizilien, studierte Politologie und erteilt uns einen Crashkurs in Strombologie. Er sagt, dass auf dem Stromboli alles normal sei. Es sei normal, wenn der alte Vulkan ein berauschendes Spektakel biete, ebenso, wie wenn er streike und sich in dicke Wolken hülle, so dass man nichts zu sehen bekomme für die 25 Euro Exkursionskosten. Der Feuerberg mache, was er wolle, ohne sich nach den Wünschen seiner Bewunderer zu richten. Später hebt Mario Pruiti einen der porösen, schwarzen Gesteinsbrocken auf. Es sei ein Teil des Kraterrands, der bei einer Explosion im Jahr 2002 weggesprengt wurde. Alles sei normal, auch dass einem ein Stein auf den Kopf falle. Nach gut zwei Stunden kommen wir bei den Schutzhütten auf 900 Meter an. Die Abendsonne schwebt über dem Tyrrhenischen Meer. Die Bergflanke erscheint im Gegenlicht als schwarzes Dach, über dem eine dunkle Rauchfahne aufsteigt. Der Scirocco weht. Wir ziehen die Jacken an, setzen die Helme auf wegen der fliegenden Steine und begeben uns auf den Kraterrand. Dieser fällt halsbrecherisch steil nach innen ab. Die Sohle liegt etwa 200 Meter tiefer. Dort raucht und dampft es wie von 100 Lokomotiven. An einer Stelle ist Glut sichtbar. Rechts davon beginnt es zu brodeln. Plötzlich schleudert eine unsichtbare D Kraft eine Fontäne aus Gasen, Asche, Lapilli und Bomben einteiMagma und Asche in die Höhe, len, fliegt dann in einem beträchtblutrot mit gelbem Kern. Sie lichen Radius durch die Luft. Am zischt, wächst, wird zu einer betö- Morgen des 5. April 2003, beim rend schönen Säule aus rasenden letzten bedeutenden Ausbruch, Glutbrocken. Die Leuchtspuren ihWir ziehen die Jacken an, rer Wurfparabeln formen für kurze setzen die Helme auf wegen Zeit einen Feuerder fliegenden Steine. busch. Nach einigen Sekunden verwelkt er erschöpft. Die Zu- beschädigten metergrosse Flugschauer, die in Reih und Glied bomben das kleine Dorf Ginostra über dem Abgrund stehen, sagen im Südwesten der Insel, wo Mario «Aah» und «Ooh, did you see» Pruiti wohnt. Die Jahre 2002 und 2003 kannten eine erhöhte Aktiviund knipsen digital drauflos. tät. Über die Sciara del Fuoco, den Der kleinste der drei aktiven Weg des Feuers, rutschten LavaSchlote ist der fleissigste und der ströme ins Meer, deren lange Bahfröhlichste. Er wiederholt seine nen in der Nacht leuchteten. Vorstellung alle paar Minuten. Aschenregen fiel auf die InseldörDer mittlere Schlot hingegen fer Ginostra und Stromboli, die glüht und brüht nur vor sich hin. für zwei Monate evakuiert wurEr produziert mehr Rauch als den. Schall, während sich der dritte Dennoch leben die Bewohner Zeit lässt, um uns dann aber mit dem eindrücklichsten Feuerwerk keineswegs in Angst und Schrezu belohnen. Mario Pruiti ver- cken. Pericoloso? Ma che! Der gleicht diese normale stromboli- Stromboli tue keinem etwas. Der sche Aktivität mit einer Champa- sei einfach nur schweigend da, gnerflasche. Ein Pfropfen aus flüs- ganz im Gegensatz zu den Leuten, sigem Material verstopfe die mit ihren bösartigen Zungen. Vor Schlote bis der Gasdruck im In- denen müsse man sich hüten, sagt nern so hoch sei, dass der Zapfen der Fischer und Bootsvermieter, weggesprengt werde. Dann stei- der am Hafen von Stromboli auf gen wir im Licht der Taschenlam- Kunden wartet. Es ist vier Uhr, pen durch einen weichen Aschen- bald legt das Boot aus Lipari an. pfad vom Berg hinunter wie durch Vor jeder Ankunft belebt sich der schwarzen Pulverschnee. Am Fir- Hafen. Dreirädrige Töffs mit Lamament funkelt unglaublich klar debühne fahren vor: die grössten das anarchisch-schöne Heer der Verkehrsmittel, die sich in den engen Gassen bewegen können. Sterne. Manchmal hat der Stromboli Touristen mit Koffern, Einheimigrössere Eruptionen. Das pyro- sche mit Plastiksäcken und Karklastische Material, das die Vulka- tonschachteln finden sich ein. nologen je nach dem Volumen in Man plaudert, trinkt einen Es51 presso. Zwei Carabinieri in eleganten Uniformen zeigen sich mit lässigem Stolz in ihrem singenden Elektrofahrzeug, das wie die Miniaturausgabe des Papamobils aussieht. Im schwarzen Sand unter dem Landungssteg spielen Kinder und machen sich zum Ärger der Mütter in der Brandung die Schuhe nass. Den Vulkan, der über allem thront und seine Rauchfahne mal nach Norden, mal nach Süden schwenkt, beachten sie kaum. Und doch ist er präsent. Als Bergmasse und in den Köpfen. Er gibt der Insel das besondere Gepräge. Er ist die Insel. Seit Jahrtausenden ist er aktiv. Es scheint, als hebe er die Zeit auf, als erlaube er einen Blick in den Ursprung der Erde, in ihre Eingeweide, in denen es rumpelt Nützliche Inselinfos INSERAT Anreise/Rückreise: Ab Mailand am besten mit dem Nachtzug bis Milazzo (Sizilien). Von hier aus fahren Fährschiffe und schnelle Tragflächenboote (Aliscafi) der Gesellschaften Ustica und Siremar. Fahrpläne: www.bahn.de; www.siremar.it; www.usticalines.it Vor Ort: Auf den grösseren Inseln mit nennenswerten Distanzen und Strassen (Lipari, Vulcano, Salina) mieten sich viele einen Scooter. Es gibt aber auch Veloverleihe und auf Lipari sowie Salina Busverbindungen oder Taxis. Fragen ist immer besser als bloss den Fahrplan lesen. Tipp: Im Ristorante Osservatorio beim Punto Labronzo kann man den Stromboli aus der Ferne durchs Glasdach beobachten. Schöner Spaziergang. Vulkanbesichtigung: Auf den Stromboli nur geführt am Nachmittag. Drei Anbieter rund um die Kirche San Vincenzo im Ortskern, unter anderem www.magmatrek.it. Auf den Vulcano freier Zugang von Porto di Levante aus. Andere Aktivitäten: Baden (eher kleine aber teils sehr schöne Strände, auf Vulcano auch im von Fumarolen erwärmten Wasser), Tauchen, Essen, Bootsfahrten und Wandern. Führer: Zahlreiche Führer im Buchhandel. Für Wandernde ist folgender Titel zu empfehlen: Iwanowski’s, Liparische Inseln. Infos: www.iwanowski.de. Karte: Kompass 693, Liparische Inseln, Massstab 1:25 000. Beste Reisezeit: Frühling bis Spätherbst. Juli und August sind heiss und überfüllt. Unterkunft: Zahlreiche Hotels verschiedener Preisklassen sowie günstigere Privatzimmer. Via verde Reisen: Der VCS-Reisepartner hat die Liparischen Inseln mit Unterkünften auf Stromboli, Salina, Lipari und Vulcano in seinem Programm, inklusive Bahnanreise. Infos und Buchung: www.via-verde-reisen.ch; Tel. 0848 823 823 Stromboli Filicudi Salina Alicudi Panarea Lipari Vulcano Milazzo Cefalù Sizilien Messina Reggio Calabria ITALIEN Äolische Inseln Duftende Gräser und Kräuter am Stromboli (oben links). Aufstieg von Pollara aus Richtung Monte Porri auf der Insel Salina (oben). Gasse in der Festung über der Stadt Lipari (links). und glüht wie in der Werkstatt des Schmiedegotts Hephaistos, als die der Stromboli in der Antike galt. In dieser Küche walten viel kolossalere Kräfte als jene, die der Mensch zu erzeugen vermag. Der Vulkan grollt manchmal, manchmal speit er Feuer. Er führt sein eigenes Leben, ohne sich um die Geschäfte der Bewohner zu kümmern. Er ist schön, unbestechlich, mächtig und gleichgültig wie ein Gott. Er tauchte vor 40 000 Jahren aus den Tiefen des Meers auf, wie alle sieben Äolischen (Liparischen) Inseln nördlich von Sizilien. VCS MAGAZIN / JUNI 2008 Die noch rund 400 ständigen Bewohner von Stromboli verdanken ihr Auskommen vorwiegend dem Tourismus. Einst florierte auf der fruchtbaren Vulkanerde auch die Landwirtschaft. Süsser Malvasierwein wurde in alle Welt exportiert, bis die Reblaus die Pflanzen zerstörte. Auf alten Schwarzweissfotos aus den 1930er-Jahren erkennt man die Schilfreihen, die die Weinberge einteilten und gegen den Wind schützten. Im 19. Jahrhundert lebten noch bis zu 2700 Menschen auf der Insel. Viele sind später ausgewandert. Sie wohnten in den typischen Gebäu- den mit Flachdächern, die oft zum Sammeln des spärlichen Regenwassers dienen. Dieser modern anmutende liparische «Kubismus» ist von ehrlichem Charme. Die heutigen, strahlend weiss verputzten Ferienunterkünfte geben vor, ihn zu imitieren; mit ihrem üppigen Säulentum und dem Rundbogenfensterwesen sind sie letztlich aber Kitsch. Die Inseln, auf denen die Alten Griechen die Heimat des Windgottes Aeolos vermuteten, sind das Land des Tramontana und des warmen Scirocco, der den gelben Sand aus der Sahara über das Meer trägt. Sie sind auch das Land der Düfte. Wer durch die Gärten der Dörfer und durch die Macchia spaziert, wird von einem südländischen Parfum betört, von den Aromen der blühenden Glyzinen, des Thymians, des wilden Fenchels, des Ginsters und des Wermuths, der üppig wuchert und aus dem man einst Absinth braute. Ganz andere Düfte steigen einem in die Nase, wenn man von Porto di Levante aus auf den Vulcano steigt. Hier riecht es nach faulen Eiern. Oben auf dem Krater, der einen fast perfekten Kegel bildet, treten heisse Schwefelgase und andere Chemikalien aus der Erdenküche an den Tag. Sie entweichen aus dampfenden und giftigen Fumarolen, um die herum blumenkohlartige Schwefelkristalle das Geröll gelb färben. Auch der Vulcano ist in seinem hohen Alter noch aktiv. Explodiert ist er allerdings seit 1890 nicht mehr. Damals erschreckte ein wuchtiger Ausbruch die Einheimischen. «Man hörte ein fortwährendes Rollen, als wenn ein Eisenbahnzug über eine Brücke führe», notierte ein Zeitgenosse. Fumarolen gelten als Zeichen erlahmender Tätigkeit. Einige Touristen, die den Krater in der Hochsaison erstürmen, wagen 53 ITALIEN Äolische Inseln Immer bei der Ankunft der Boote erwacht der Hafen von Lipari (oben). Mit etwas Glück kann man die «normale» Aktivität des Stromolis aus der Nähe betrachten (rechts). sich auf den Grund des Vulcano, auf den sie fromme Wünsche schreiben. «Pax» zum Beispiel. Der kurze Aufstieg lohnt sich auch, weil man auf dem Gipfel eine wunderbare Aussicht geniesst. Weit im Süden schimmert die Silhouette des Ätna, auf der anderen Seite die nahe Insel Lipari und dahinter Salina mit dem Doppelkegel. Dort fahren wir hin mit dem Boot, vorbei an der Küste von Lipari. Eigentlich hat Salina drei Krater. Einer ist zur Hälfte im Meer versunken, so dass das Gelände nun einem Amphitheater gleicht. Eine einmalige Lage. Das Dorf Pollara, ein Nest, döst auf dem Kraterboden. In einem unscheinbaren Haus drehte Michael Redford 1994 den Film «Il Postino». Er erzählt, wie der im Exil lebende Dichter Pablo Neruda einen Postboden in die Geheimnis54 se der Liebe und des sonstigen Lebens einführt. Der Besitzer des Hauses, ein Maler, sei durch den Film zu Geld gekommen, weiss eine Einheimische. Aber er fährt weiterhin in seinem uralten Renault herum. Für grosse Schlitten ist die Insel eh zu klein. Es gibt nur ein paar Kilometer Asphalt. Es gibt zum Glück auch ein paar Kilometer bezaubernde Wanderwege. Zum Beispiel jenen, der vom Semaforo oberhalb Pollara aus startet und um den Monte Porri herumführt, immer mit Blick auf das Meer. Man klettert durch die verfallenden Stützmauern eines alten Olivenhains hinunter, um schliesslich in Rinella wieder das Schiff zu nehmen. Jede Insel habe ihren eigenen Charakter und die Bewohner ebenso, behaupten die Liparoten. Mit der Zeit, beginnen wir ihnen zu glauben. Salina ist die grünste, die bäuerlichste, auf ihr spriessen die besten Kapern; Vulcano erkennt man schon bei der Ankunft im Hafen am Eiergeruch, der tagelang in den Kleidern haftet. Lipari ist die grösste Insel, das Zentrum, die geschäftigste. Sie kennt, wie das Festland, Lärm und Verkehrsprobleme, sie besitzt aber auch die einzige Stadt des Archipels mit Gässchen voller Poesie und Pflanzenschmuck, mit guten Restaurants, Önotheken, Cafés, mit stol- zen und eloquenten Bürgern und mit der dominierenden Festung, in deren Schutz fünf Kirchen und ein Kreuzgang aus normannischer Zeit die Stürme überdauerten. Das Ensemble ist eine geballte Ladung Katholizismus und beherbergt auch das liparische Museum. Dann wären da noch die Kleinsten: Panarea, Filicudi und ganz im Westen Alicudi, das keine Verkehrssorgen kennt. Statt Motorfahrzeuge gibt es hier Esel. Auf Alicudi sind sie noch normal. VCS MAGAZIN / JUNI 2008 ANSICHTEN Leserbriefe VCS-Magazin 2/08 Leonardo 1/08/Auto-Umweltliste Zum neuen Auftritt Trend zum grossen Auto Ich habe das neue VCS-Magazin mit grossem Vergnügen gelesen und muss sagen: Toll, was Sie und Ihr Team uns zu bieten haben. So macht es richtig Spass, sich mit zum Teil ziemlich ärgerlichen Themen auseinander zu setzen. Was ja bekanntlich die grösste Kunst ist: gute UnSybil Schreiber, Bad Zurzach terhaltung mit Tiefgang. Kompliment! Über eine Folge von breiteren und auch höheren Fahrzeugen ist selten zu lesen: Die Strassen haben nach wie vor die gleiche Breite wie seit Jahrzehnten. Sehr oft teilen sich Autos und Velos den Strassenraum. Herzliche Gratulation zu dem erstklassigen Wurf des neuen Magazins (obwohl mir der Name Leonardo sehr sympathisch gewesen ist). Besonders angesprochen hat mich der hervorragende Artikel «Halb so gross und doppelt so spät»: klar, gut formuliert, leicht zu lesen und überzeugend. Alles wirkt sehr professionell und das ist wichtig, weil die Gegenseite, die Autolobby, mit Werbemillionen operieren kann. Da hätten wir mit «Seide-Wolle-Bast»-Touch keine Chance ausser bei den schon ÜberPeter Früh, Basel zeugten. Das neue Kleid passt und mit «VCSMagazin» ist der Absender nun klar. Nur das Titelbild ist etwas gar langweilig und fad. Es liegt aber nicht nur am Foto, und nichts gegen die junge Frau. Der Schriftzug VCS (grau im grauTon), «Magazin für zeitgemässe Mobilität» und die Aufrisszeile im «Negativ» sind schlecht leserlich. Auch der Balken unten wirkt ziemlich fad. Wieso nicht oben etwas mehr Luft, Schriftzug farbig und das Logo grösser? Etwas mehr Farbe – muss ja nicht gleich ein «Blick» werden – aber wenigstens ein BlickUlla Senn, Schönenberg fang täte gut. Danke, das neue Kleid tut gut! Regine Born, Solothurn Gratulation. Das neue Magazin ist sehr «aamächalig» und gelungen. Es reizt richtig zum Lesen. Die Integration des Lokalteiles finde ich sehr gut. Alles in Allem, ein bedeutender Schritt vorwärts in der auch Georges Ragaz, Chur bisher guten Kommunikation. Ich gratuliere zur neu gestalteten VCS-Zeitschrift. Zuallererst dazu, dass der unsägliche Titel Leonardo fallengelassen wurde. Dann aber auch zur Gestaltung an sich: Modern, klar, übersichtlich, aber gleichzeitig Verzicht auf unnötigen sogenannt trendigen Schnick-Schnack. Marco Zaugg, Bern Lösung des Sudoku 1 7 4 6 5 9 2 8 3 6 2 3 8 7 4 9 5 1 2 4 8 5 3 6 1 7 9 9 3 6 1 4 7 5 2 8 Ich bin sehr froh, dass Leonardo nun endlich abgedankt hat und ich mich als Frau auch wieder angesprochen fühle. Ich habe das neue Magazin zwar erst oberflächlich angeschaut, aber ich finde es sehr ansprechend und es verlockt zum Lesen. 7 1 5 2 9 8 3 4 6 Heidi Duppenthaler, Bubendorf 3 9 7 4 6 5 4 6 2 9 8 1 7 3 5 8 5 1 7 2 3 6 9 4 5 8 9 3 1 2 4 6 7 8 1 2 Durch die breiteren Fahrzeuge reduziert sich der ohnehin schon geringe Raum für Velofahrer. Denn wie selbstverständlich werden Velos überholt, dies ist für Autofahrer normal – egal wie gross deren Gefährt ist. Dadurch entsteht bei mir als Velofahrer ein Unsicherheitsgefühl. Vielleicht würde es helfen, so konsequent wie irgend möglich Velostreifen an den Strassenrändern vorzusehen. Und wo dies nicht umsetzbar ist wäre im innerstädtischen Raum zu prüfen, ob solche schmaleren Strassen in Einbahnverkehr umgestellt werden können. Vielleicht sollte der Bewegungsraum für diese Vehikel auf die Autostrassen generell beschränkt werden – Spezialstrassen für speziellere Autos. Thomas Schmidt, Bern VCS-Magazin 2/08 Subventionierte Flüge Im VCS-Magazin musste ich lesen, dass der Bund ernsthaft und mit allen Mitteln dahin arbeitet, die Inland-Retourflüge Bern–Lugano pro Flug mit Fr. 400.— zu subventionieren. Ich habe ja ein gewisses Verständnis für den Gewissenskonflikt des Verkehrs- und Umweltministers. Die «Feinklingenreden» Leuenbergers zu Gunsten des Klimaschutzes, all over the world, hinterlassen den Eindruck, dass der Umweltminister sich klar für den Klimaschutz einsetzt. Siehe auch die überaus mutige Verordnung: Ein Verbot, ab 2009 keine «normalen» Glühbirnen mehr! Die Frage sei erlaubt: Warum will das Departement Leuenberger unbedingt «verschiedenen Anliegen aus dem Kanton Tessin» Rechnung tragen? Ich liebe das Tessin und schon seit Jahrzehnten verbringen ich und meine Familie die Ferien dort (ohne zu fliegen), deshalb bin ich über die Verhältnisse informiert! Seit Jahren konnten Herr Bignasca & Co mittels Auto (eher nicht per SBB) ihren Weg ins Berner Parlament finden. Jetzt will man diesen Weg per Flug erleichtern und der Steuerzahler hat dies auch noch zu finanzieren. Herr Bundesrat Leuenberger sollte sich doch langsam über den Weg seines Gewissens Gedanken machen, könnte es sein, dass «es» im Wohlleben versunken sein könnte? Die aufmerksame Bürgerin fragt sich ernsthaft wozu wir eigentlich (noch) Bundessteuern bezahlen müssen. Ursula Hofstetter, Forch 56 VCS MAGAZIN / JUNI 2008 FREIZEIT Unterhaltung Wie heisst der Berg, den die erste Zahnradbahn Europas bezwingt? WETTBEWERB ls Wilhelm Tell sich nach dem Sprung auf die Tellsplatte in Richtung der Hohlen Gasse aufmachte, um Hermann Gessler mit einem Pfeil vom hohen Ross zu holen, hätte er unseren gesuchten Berg überschritten, wenn er den direktesten Weg eingeschlagen hätte. Der Tyrannenmörder und spätere Nationalheld wählte aber – will man Friedrich Schiller und seinem Drama glauben – den Umweg hinter dem Berg durch, eine Route, die zweifellos schneller, da flacher war und ist. Ob der Jäger und Naturbursche Tell mit seiner Hedwig je auf dem Berg war, ist nicht überliefert aber eher unwahrscheinlich, da man seinerzeit wenig Zeit für romantische touristische Ausflüge erübrigen konnte. Schon nur, weil der Tourismus noch nicht erfunden war und die Romantik ebenso wenig. Sicher nicht oben war Schiller, der zwar sein letztes Drama, «Wilhelm Tell», in dieser Gegend ansiedelte, ohne sie jedoch persönlich zu kennen. Dennoch gibt es heute in der Nähe den Schiller- stein inmitten eines komplizierten Sees, der sich am Fuss unseres Bergs ausbreitet. In jüngerer Zeit, als die Freizeit zunahm und der Reisemöglichkeiten mehr wurden, hat sich der Berg zu einem Touristenmagneten entwickelt, wobei er eine Pionierrolle innehatte. Er war der erste rundumerschlossene Hoger der Schweiz. Europas älteste Zahnradbahn erleichterte dem Publikum den Aufstieg auf den Gipfel. Der ist zwar bei weitem nicht der höchste im Land. Doch wurde er in den höchsten Tönen gelobt, vor allem wegen des Sonnenaufgangs, den es oben zu geniessen gibt. Auch der amerikanische Schriftsteller Mark Twain tat dies, bis er merkte, dass er sich verschlafen hatte und die Sonne am Untergehen war. Der Berg hat genau genommen mehrere Gipfel, ist ein Gebirge, das einst zwei Grand Hotels verzierten, die allerdings ähnlich wie Gessler nicht überlebten. Und nun kommen wir zum Wichtigsten, dem Namen. Der ist kurz, aber A man weiss trotzdem nicht, woher er stammt. Es gibt zwei Denkschulen. Beide lehnen sich ans Latein an. Die eine huldigt dem Marketingdenken und behauptet, der Name gehe auf das lateinische Wort für «Königin» zurück, unser Berg sei somit die Königin der Berge. Die andere Schule © ST/swiss-image.ch 58 Die grossen Städte haben ihre Trams und S-Bahnen. Doch wie lösen kleinere Städte ihre Verkehrsprobleme? Wir haben uns umgeschaut. In Freiburg, Solothurn und anderswo. Fazit: Es hat überall viel Verkehr und es braucht überall neue Lösungen. Nur welche? hält es mit der Naturwissenschaft und mit den nackten Flühen, deren deutlich sichtbaren Schichtungen und Falten auf Latein ähnlich klingen wie «Königin» – und wie der gesuchte Bergname. Peter Krebs Wir wollen wissen: Wie heisst der Berg? Antworten: Bis 20. Juni 2008 an VCS-Magazin, Wettbewerb, Postfach 8676, 3001 Bern oder an [email protected] 1. Preis: eine Übernachtung im Doppelzimmer mit Südsicht in einem schönen Hotel auf dem gesuchten Berg im Wert von Fr. 230.–. 2. Preis: zwei Tageskarten für den gesuchten Berg im Wert von Fr. 124.–. Lösung des letzten Wettbewerbs: La Chaux-de-Fonds Gewinnerin: Rosmarie Brülisauer, 6370 Stans Sudoku Lösung auf Seite 56 6 6 2 8 DIE NÄCHSTE NUMMER Kleine Städte, grosser Verkehr © ST/swiss-image.ch Wie heisst die Königin der Berge? 9 5 8 1 2 3 5 7 5 9 1 2 6 2 2 5 8 8 9 8 3 1 1 2 4 5 1 6 7 9 7 2 8 8 6 VCS MAGAZIN / JUNI 2008