Begleitmaterial_COSI_FAN_TUTTE

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Begleitmaterial_COSI_FAN_TUTTE
Theaterpädagogisches Begleitmaterial
W.A. Mozart
Così fan tutte
Dramma giocoso in zwei Akten
Ab 14+
Premiere am Donnerstag, den 17. September 2015
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Liebe Lehrerinnen und Lehrer,
Mozarts Oper Così fan tutte unter der musikalischen Leitung von Alexander Soddy und in
der Regie von Marco Štorman eröffnet die Spielzeit 2015/16 am Stadttheater Klagenfurt.
Wir freuen uns, dass Sie mit Ihren Klassen eine Aufführung dieses grandiosen Werkes
einplanen und hoffen, Ihnen mit der folgenden Mappe passende Informationen zu liefern,
um Ihre Schülerinnen und Schüler auf den Opernabend vorzubereiten.
Natürlich stehen wir Ihnen für alle Fragen zur Verfügung. Sie erreichen mich unter der
Telefonnummer 0463/552668444 vormittags im Theater.
Katharina Schmölzer
Theaterpädagogik
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Inhaltsverzeichnis
Michael Haneke über Così fan tutte …………………………………………………………..……..
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Das Werk, Entstehungsgeschichte ………………………………………………………………….
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Komponist ………………………………………………………………………………………………………..
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Librettist …………………………………………………………………………………………………………
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Handlung ………………………………………………………………………………………………………….
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Steckbriefe ……………………………………………………………………………………………………….
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Die Inszenierung/ Das Team ……………………………………………………………………………..
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Das Besetzung …………………………………………………………………………………………………..
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Anregungen für den Unterricht …………………………………………………………………………
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Michael Haneke über Così fan tutte
„Ich glaube, dass man an großen Komponisten und großen Werken, wie Mozart sie
geschrieben hat, nur scheitern kann. Man kann nicht erfüllen, was er uns vorgibt. Es stellt
sich nur die Frage, auf welchem Niveau man scheitert... (…) Wenn man zwischenmenschliche
Beziehungen beschreibt und das macht Così, dann ist man mitten im Bürgerkrieg, wie ich ihn
verstehe. Bürgerkrieg bedeutet für mich nicht der Kampf von Klassen gegen Klassen oder das
Austragen sozialer Konflikte. Mit Bürgerkrieg meine ich den täglichen Kleinkrieg zwischen dir
und mir, mir und dir. Die Verletzungen, die wir uns dabei zufügen, sind die Wunden, die dazu
beitragen, dass es zu großen Kriegen kommt.“
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Das Werk
Entstehungsgeschichte
Così fan tutte- Eine Oper als Sozialsatire
Così fan tutte bedeutet in der deutschen Übersetzung „So machen es alle“. Die Oper stammt
aus dem Jahre 1790, ein Jahr in dem Mozart viele negative und nicht vorhersehbare
Erfahrungen sammelt: Seine Frau Constanze kränkelt und muss sich einigen Kuren
unterziehen, welche sich als kostspielig erweisen. Mozart kann das benötigte Geld nicht
alleine aufbringen und bittet seinen Freund Johann Michael Puchberg um Hilfe.
Zu dieser Zeit bekommt Mozart von Kaiser Joseph II. den Auftrag eine Oper zu komponieren.
Così fan tutte ist eine „Opera Buffa“ mit dem Hintergrund der Liebes- und
Eifersuchtsgeschichte. Lorenzo Da Ponte schreibt das Textbuch, es ist die letzte
Zusammenarbeit zwischen dem Komponisten Mozart und dem Librettisten Da Ponte.
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Komponist
Wolfgang Amadeus Mozart
*27.1.1756
Geburtsort: Salzburg, Getreidegasse 9
† 5.12.1791 in Wien
Vollständiger Taufname
Joannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus Mozart
Wohnorte
Salzburg und Wien
Beruf
Wunderkind, Pianist, Komponist
W.A. Mozarts Familie
Vater
Leopold Mozart, Vizekapellmeister des Fürsterzbischofs in
Salzburg
Mutter
Anna Maria Mozart, geborene Pertl, Hausfrau
Geschwister
Eine Schwester: Maria Anna Mozart, genannt „Nannerl“,
Pianistin, fünf Jahre älter als Wolfgang
Haustier
Ein Hund, genannt „Pimperl“
Familienstand
1782 Heirat mit Constanze, geborene Weber
Kinder
Zwei Söhne: Carl Thomas und Franz Xaver
Besondere Eigenschaften
Reiselustig, lebensfroh
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Das Leben eines Ausnahmetalents
Bereits als Baby in der Wiege wird der kleine Wolfgang durch das Geigenspiel seines Vaters
beruhigt. Im zarten Alter von fünf Jahren komponiert er zwei kleine Stücke, welche er stolz
dem Vater vorträgt. Bald daraufhin bekommt Wolfgang seine erste eigene Geige geschenkt.
Der Vater möchte, dass seine beiden „Wunderkinder“ Nannerl und Wolferl weit über die
Grenzen des Landes berühmt werden. Das ist auch der Grund dafür, weshalb die Familie
viele, lange Reisen quer durch Europa unternimmt. Besonders gerne ist Wolfgang in Italien,
denn dort scheint die Sonne und die Fröhlichkeit der Menschen wirkt positiv auf ihn. Dort
kann er viel über Kunst der Musik schreiben, komponiert und knüpft Bekanntschaften zu
berühmten Musikern. Sogar Kaiserin Maria Theresia und ihre Familie finden Begeisterung an
den Mozart-Geschwistern. Im Jahre 1777 reist Mozart gemeinsam mit seiner Mutter nach
Paris. W.A. Mozart hält um die Hand Aloisa Webers, die den Antrag jedoch ablehnt, an. 1781
gibt es Streitigkeiten mit dem Fürsterzbischof von Salzburg, weshalb Mozart nach Wien
übersiedelt. Die große Oper Idomineo entsteht.
Im darauffolgenden Jahr heiratet Mozart Constanze Weber. Zu dieser Zeit beginnt Mozart
mit der Eintragung seiner Stücke in ein Werkverzeichnis. 1785 wird Mozart in die
Freimaurerloge „Zur Wohltätigkeit“ aufgenommen. Eine Reis nach Prag, wo Mozart zum k. u.
k. Kammermusicus ernannt wird, folgt zwei Jahre später. 1791 entstehen die Opera seria La
clemenza di Tito und Requiem (unvollendet).
Am 5. Dezember 1791 stirbt Wolfgang Amadeus Mozart im Alter von 35 Jahren und wird in
einem Armengrab beerdigt. Das Ausnahmetalent hat die klassische Musikwelt vielfach
geprägt und uns die Freude an der Musik weitergegeben.
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Librettist
Lorenzo Da Ponte
Am 10. März 1749 wurde Lorenzo Da Ponte unter dem Namen Emanuele Conegliano im
jüdischen Ghetto von Cenada, heute Vittorio Veneto geboren und starb am 17. August 1838
in New York. Die Mutter starb als er fünf Jahre alt war, der Vater heiratete zehn Jahre später
wieder, vorher konvertierte die ganze Familie zum Katholizismus.
Das war nicht alltäglich. Verbunden damit war ein Namenswechsel. Emanuele erhielt seinen
Namen vom Taufpaten, dem Bischof von Ceneda Lorenzo Da Ponte.
Schon als Junge in Venedig war Lorenzo da Ponte ein geübter Stegreifdichter. Er besuchte
das Priesterseminar, sein scharfer Verstand, seine spitze Zunge und seine aufmüpfige Natur
brachten ihn bald in Konflikt mit den Oberen. Als sein Erfolg bei den Frauen dazukam,
endete schnell seine kirchliche Laufbahn.
Sein Kontakt zum Theater stellte sich in Wien her, wo er unter Joseph II. Hoftheaterdichter
wurde.
Nach einem kurzen missglückten Intermezzo mit einem deutschen Nationaltheater war
Italienisch wieder die Sprache der Opernbühne. Auch Da Ponte war überzeugt, dass man
mit der Italienischen Sprache durch „ihre Grazie, Melodie und ihren Überfluss an Mitteln, all
das sagen kann, was Dichter in anderen Sprachen
erst nach langem Studium und
Nachdenken mühsam schreiben können.“
Insgesamt verfasste Da Ponte in Wien 16 Operntexte.
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Da Ponte und Mozart lernten sich in Wien kennen. Da Ponte probierte in seinen Libretti für
Mozart viel Neues aus. Die strikte Trennung von komischen, ernsten und Mischrollen gab er
auf, verschiedene Wesenszüge vereinten sich in einer Figur. Auffallend ist auch, dass er für
Mozart mehr Ensembles schrieb als für andere Komponisten.
Da Ponte fällt 1791 bei Kaiser Leopold in Ungnade und verliert seine Stellung als
Hoftheaterdichter. Er verlässt Wien, lebt danach einige Jahre in London, wo er als
Theaterdichter eine reiche musikdramatische Wirkung entfaltet. 1805 flieht er vor
Gläubigern aus London und übersiedelt nach Nordamerika. Am 17. August 1838 stirbt
Lorenzo Da Ponte in New York.
Handlung
1. Akt
„Così fan tutte“ – „So machen’s alle Frauen“! Don Alfonso ist davon überzeugt, dass das
weibliche Geschlecht nicht zur Treue fähig ist. Seine beiden jungen Freunde Ferrando und
Guglielmo sind sich der unerschütterlichen Treue ihrer Verlobten Dorabella und Fiordiligi
sicher. Eine Wette soll die Wahrheit ans Licht bringen, die Männer verpflichten sich dabei,
einen Tag lang den Anweisungen Don Alfonsos zu folgen. Mit Hilfe von Despina, der
Kammerzofe der beiden Frauen, beginnt das Experiment: Der Abschied von Ferrando und
Guglielmo wird inszeniert, zum Schein ziehen sie in den Krieg. Ihre Verlobten sind voller
Trauer darüber, dass sie alleine zurückbleiben. Zwei fremde Männer machen den Frauen
Avancen – es sind Ferrando und Guglielmo in Verkleidung. Ihre Verlobten weisen die
Annäherungsversuche der beiden zunächst empört zurück und die Männer sehen sich schon
als Gewinner der Wette. Von Don Alfonso und Despina angetrieben, inszenieren sie einen
Selbstmord aus unerfüllter Liebe: Im Angesicht der Gefahr entwickeln Dorabella und
Fiordiligi Gefühle für die beiden Fremden.
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2. Akt
Die Frauen sind den Annäherungsversuchen der Fremden gegenüber nicht mehr abgeneigt.
Dorabella entscheidet sich für Guglielmo, Fiordiligi für Ferrando – für den Verlobten der
jeweils anderen. Despina führt die neugemischten Paare zusammen. Während sich Dorabella
und Guglielmo näher kommen, weicht Fiordiligi den Avancen von Ferrando aus und macht
sich Vorwürfe, weil es ihr immer schwerer fällt, treu zu bleiben.
Auch die Männer haben gemischte Gefühle: Guglielmo berichtet von seinem Erfolg bei
Dorabella. Ferrando schwankt zwischen Verzweiflung über die Untreue seiner Verlobten und
dem Ehrgeiz, nun seinerseits Fiordiligi zu verführen. Fiordiligi möchte in den Krieg ziehen, um
dort die Verlobten zu finden und die alte Ordnung wiederherzustellen. Alfonso versucht den
ernüchterten Männern zu erklären, dass der Fehler in ihren eigenen falschen Erwartungen
liege.
Er schlägt vor noch am selben Abend mit den ursprünglichen Bräuten Doppelhochzeit zu
feiern und erteilt den beiden Männer seine Lehre: „Cosi fan tutte“- „So machen es alle
Frauen“. Don Alfonso hat somit die Wette gewonnen. Neue Verwirrung tritt auf, denn
Despina platzt mit den Eheverträgen der „neuen“ Paare herein. Die Hochzeit wird arrangiert,
doch da kommen die „alten“ Verlobten zurück. Letztendlich lösen die Männer das
Verwirrspiel auf und die „alten“ Paare heiraten. Die knappe Auflösung zum Happy End der
„alten Paare“ kann nicht über eine tiefgreifende emotionale Verstörung hinwegtäuschen..
Die Inszenierung am Stadttheater endet mit der Frage, wie können die Paare nach dem
gegenseitigen Verrat weiterleben?
Steckbriefe
Don Alfonso
Don Alfonso wird im Personenverzeichnis „alter Philosoph“ genannt. Das „alt“ ist dabei im
doppelten Sinne zu verstehen: Es bezieht sich auf Alfonsos Lebenserfahrung- und auf seine
Philosophie. Wie alle Figuren der Oper hat Alfonso keine Vorgeschichte, keine Biografie. Er
muss wohl weit herumgekommen sein, um glaubwürdig vorgeben zu können, dass solch
exotische Gestalten wie die beiden Albaner seine besten Freunde seien. Natürlich ist er
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klassisch gebildet, flicht literarische Zitate und lateinische Floskeln in seine Konversation ein.
Aber aus diesen dürren Indizien lässt sich kein Leben rekonstruieren. Alfonso tritt auf als
Wissenschaftler, Empiriker, Agnostiker, kurz als Aufklärer. Er schwört nicht beim Himmel (als
etwas Irrationalem), sondern bei der Erde (als etwas Greif- und Beweisbarem). Er duelliert
sich nicht um die Ehre, sondern nur „bei Tisch“ (sei es im argumentativen Austausch oder
ganz handfest ums Essen). Das ist gewiss sehr vernünftig- aber mit den Illusionen hat Alfonso
auch die Ideale verworfen. Dass der Mensch auch eine Seele hat, die man beschützen muss,
hält ihn nicht ab von seinem Schnellkurs in Liebesdingen, dessen Ergebnis statt Erleuchtung
nur Enttäuschung sein kann. Und die Aufklärung wiederum- seine „Philosophie“,- sie ist
längst nicht mehr der dernier cri, sondern selber schon passé, verknöchert. Alfonsos
Verhalten ist Symptom davon. Die Auswüchse einer radikal materiellen Weltsicht stehen der
Welt vor Augen, die Exzesse der Französischen Revolution werfen ihre Schatten voraus.
So wie man Don Giovanni als einen älter gewordenen, entfesselten Cherubino aus Le nozze
di Figaro interpretiert hat, ist in Cosi fan tutte aus dem Verführer Don Giovanni der gealterte,
verbitterte Alfonso geworden, der am Eros keine Freunde mehr hat, nur noch
zerstörerischen Gebrauch davon machen kann. Figaro, Giovanni, Cosi: Sie bezeichnen
gewissermaßen eine Skala, die von Idealen über Lust zu Leere führt.
Fiordiligi
Der Name Fiordiligi stammt aus dem Französischen, wo er so viel wie Lilienblüte heißt: Fleurde-lis (gigli=Lilien). Da Ponte hat ihn bei Ariost gefunden, der –Zufall?- in der
norditalienischen Universitätsstadt Ferrara lebte und wirkte. Die Fiordiligi der Oper stammt
nämlich ebenfalls aus Ferrara. Wie und warum sie und ihre Schwester aus der EmiliaRomagna nach Kampanien kamen, ob auf Dauer oder vorübergehend, wird nicht erzählt;
immerhin war es eine enorme Entfernung von ihrer Heimat und bedeutete damals einen
Wechsel unter eine andere Herrschaft: Ferrara war Teil des Kirchenstaats, Neapel gehörte
zum Herrschaftsgebiet der Bourbonen. Auch wann der Umzug stattfand, bleibt unklar- allzu
lang kann er wohl nicht her sein, denn sonst würden sie nicht weiterhin als „Ferrareser
Damen“ bezeichnet werden. Anscheinend leben die Schwestern allein mit ihrer Dienerschaft
in ihrem Haus am Meer und müssen sich über Einkünfte keine Gedanken machen. Solche
Sorgen des täglichen Lebens spielen für die Handlung keine Rolle. Alles ist um die Figuren
herum konstruiert, damit die Bühne im Wortsinne frei ist für sie und den Konflikt.
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Fiordiligi und ihre Schwestern sind an dem Punkt, an dem das Verlangen nach etwas Neuem
durchbricht. Die Autoren machen- innerhalb der Grenzen des zeitüblich Zulässigen- deutlich,
worum es dabei geht: Ein gewisses Feuer, ein Kitzeln spürt Fiordiligi in ihren Adern. Im
Verlauf der Handlung zeigt sich Fiordiligi in ihren Reaktionen auf die Geschehnisse zwar
langsamer als ihre Schwester, aber intensiver. Für sie kann die Liebe nicht Spiel bleiben. Sie
flirtet nicht- sie verliebt sich.
Ferrando
Über die Herkunft der beiden jungen Männer schweigt sich der Librettotext noch mehr aus
als über die der Schwestern; sie seien deren „Liebhaber“, mehr gibt das Personenverzeichnis
nicht her. Nicht einmal ihr Beruf ist dort erwähnt. Dabei ist der für die Konstruktion der
Handlung nicht unwesentlich: Sie sind nämlich Soldaten. Das ermöglicht einerseits den
überstürzten Abschied durch den fingierten Einberufungsbefehl- und liefert andererseits die
Begründung dafür, dass beide Männer bis zum bitteren Ende den Anweisungen Alfonsos
sklavisch folgen. Denn schließlich haben sie ihm ihr Wort gegeben, und damit steht ihre
„Soldatenehre“ auf dem Spiel. Die ist ihnen offenbar wichtiger als der Wettverlust und die
damit verbundenen Verletzungen ihrer Gefühle. Der Degen, den sie tragen, weist sie
überdies als adlig aus.
Dorabella schwärmt von Ferrandos blitzenden Augen und seinem Antlitz, das zugleich
„verführt und bedroht“. Zumindest in seiner Rolle als Albaneser ist er blond- und da die
Verkleidung Despinas Beschreibungen zufolge vorwiegend aus fremdartigen Kostümen und
angeklebten Schnurrbärten besteht, von Perücken aber nicht die Rede ist, dürfte das auch
seine natürliche Haarfarbe sein. Ferrando ist der reflektiertere der beiden Freunde. Er denkt
an Musik, während Guilelmo ein Menü imaginiert; nachdem dieser gerade die Damen mit
derben Anspielungen verjagt hat, beschwört Ferrando das erfüllende Glück der Liebe.
Dorabella
Auch Dorabellas Name hat seine Herkunft in Ariosts Drama. Er ist eine Zusammenziehung
der im 28. Gesang auftretenden Damen Doralice und Isabella. Der Altersunterschied
zwischen Dorabella und ihrer Schwesterwird nicht spezifiziert; die impulsivere Natur
Dorabellas legt nahe, dass sie die jüngere der beiden ist. Schnell aufflammend, schlägt ihre
Laune rascher in Extreme aus als die der eher abwartenden, vorsichtigeren Fiordiligi. So
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gerät sie früher in Wut, als sich die neuen Verehrer aufdrängen, geht dann aber auch als
erste darauf ein, mit ihnen anzubandeln, und gibt viel schneller dem Liebeswerben nach als
ihre Schwester. Sie zeigt sogar eine Lust an der Frivolität: Als ihre Schwester fragt, wie sie
denn die beiden „Albaneser“ unter sich aufteilen sollen, hat sie längst den brünetten
Kavalier zu ihrem Favoriten gemacht, „weil der mir lustiger erscheint“.
Guilelmo
Bei dem zweiten Liebhaber beginnen die Fragen bereits beim Namen. In fast allen modernen
Ausgaben heißt er „Guglielmo“, also die italienische Form von Wilhelm. Da Ponte und
Mozart aber schreiben „Guilelmo“- eine Variante, deren Herkunft bis heute nicht geklärt ist.
Die jüngere Form „Guglielmo“ ist offenbar erstmals im Dresdner Librettodruck von 1791
nachzuweisen und hat sich bezeichnenderweise bald durchgesetzt: Statt die Brüche und
Widerhaken des Werkes zu akzeptieren, wird alles über den Kamm des Üblichen geschert
und geglättet.- Wie auch Ferrando und sogar die naiven Mädchen verfügt Guilelmo über
erstaunliche literarische Kenntnisse. Dutzende von Anspielungen verraten eine klassische
Bildung von der Antike über die italienische Renaissance bis in die Gegenwart. Besonders voll
von diesen Verweisen ist die fertig komponierte, kurz vor der Uraufführung zurückgezogene
Arie Rivolgete al lui lo sguardo, doch auch sonst ist der Text mit Zitaten gesättigt: Guilelmo
nennt seine Verlobte eine „Penelope“ (die treue Gattin des Odysseus), später auch „die
Artemis des Jahrhunderts“, er ruft den Gott Merkur an und erwähnt die Bark Charons. Auf
seinen Soldatenstand legt er besonderen Wert: „Wir sind Soldaten und lieben die Disziplin“,
versichert er Alfonso. Guilelmo, den Fiordiligi anfangs als „kriegerisch und liebevoll“
bezeichnet, erweist sich als der lustigere, draufgängerische der beiden, aber nicht unbedingt
als der klügere. Hochmut kommt bei ihm vor dem Fall: In seiner Eitelkeit, die sich
ausgerechnet in dem Moment, in dem sein Freund vor den Scherben seiner Liebe steht,
ausdrücken muss, steckt er ihm, dass er sich für wesentlich attraktiver hält und es kein
Wunder sei, wenn eine Frau seiner Verführung nachgibt. Dieser Spott erweist sich
erwartungsgemäß als Bumerang. Nachtragend ist er auch: Als Einziger stimmt er nicht in den
Vergessenskanon ein, sondern schimpft auf die ungetreuen Frauen.
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Despina
Despinas zweite Arie Una donna a quindici anni hat zu einem weiterverbreiteten Irrtum
geführt, denn dem Teenageralter ist sie längst entwachsen. Tatsächlich heißt es im
italienischen Originaltext „donna“, also „Frau“: Schon mit 15, so spitzt sie ihre Lehre ein
wenig zu, müsse sich ein Mädchen als Frau begreifen und entsprechend verhalten können.
Despina selbst nennt sich „fanciulla“ (Mädchen), wird aber um einiges älter sein- auch wenn
sie gegenüber Alfonso mit ihrer Behauptung, schon tausend Männer an der Nase
herumgeführt zu haben, übertreiben dürfte. Jedenfalls hält sie sich aufgrund ihrer
amourösen Erfahrungen für ausreichend qualifiziert, auch die Damen zu einer Affäre zu
verführen.
Sie ist sich der Vergänglichkeit aller Gefühle bewusst und vermeidet deshalb, sich allzu tief in
einer Sache zu verstricken. Liebe bedeutet für sie Genuss, Zeitvertreib, Freude, Zerstreuung,
Unterhaltung, Spaß; sobald etwas anfängt, unbequem zu werden, sagt sie, ist es nicht mehr
Liebe. Die sei ohnehin überschätzt: Eine schöne, junge Frau könne zwar ohne Liebe, doch nie
ohne Liebhaber leben. Auf einen ehrbaren Ruf gibt sie nicht viel, denn den hat sie schon
lange gründlich ruiniert und kann es sich deshalb ungeniert gut gehen lassen. Sie ist sich der
prinzipiellen Gleichheit aller Menschen, seien sie von Adel oder nicht, bewusst, mit der
faktischen Ungleichheit hat sie sich dennoch abgefunden. Für eine Tasse heiße Schokolade
oder ein Trinkgeld zur rechten Zeit ist sie bereit zu allem.
Despina und Alfonso kennen sich anscheinend schon recht lang, ohne dass sie je ein Paar
gewesen wären oder noch werden könnten. Eine gewisse Neckerei zwischen ihnen steht
dem nicht entgegen. Immerhin gebraucht Despina im 2.Akt genau denselben
materialistischen Begriffsgegensatz wie Alfonso in der Exposition: Man befinde sich auf der
Erde, nicht im Himmel, der daher niemanden vor irgendetwas „bewahren“ könne.
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Die Inszenierung
Das Team
Chefdirigent
Alexander Soddy wurde 1982 in Oxford geboren. Er absolvierte in seiner Heimatstadt Oxford
eine Ausbildung als Chorsänger und studierte an der Royal Academy of Music Klavier,
Dirigieren und Gesang sowie an der Universität Cambridge Musikwissenschaft und Analyse.
2004 wurde er als Korrepetitor und Dirigent an das National Opera Studio London engagiert.
2005 folgte ein Engagement als Korrepetitor und erster musikalischer Assistent von Simone
Young an die Hamburgischen Staatsoper. Er dirigierte dort mehrere Produktionen des
Opernstudios bevor er schließlich 2008/09 mit Die Zauberflöte am Pult der Staatsoper
debütierte. Es folgten Dirigate diverser Repertoirevorstellungen, mit Beginn der Spielzeit
2010/11 wurde er in Hamburg als Kapellmeister engagiert. In dieser Zeit erarbeitet er sich
ein breites Repertoire und dirigierte u.a Don Giovanni, Rigoletto, La Bohème, La Traviata,
Lucia di Lammermoor, L´elisir d’amore, Hänsel und Gretel, Faust und Die Fledermaus. Als
Pianist gab er zudem zahlreiche Konzerte in Großbritannien und in Europa und trat in
Liederabenden mit Sängern wie Michael Schade auf. 2010/11 debütierte er an der
Bayerischen Staatsoper und der Berliner Staatsoper mit Die Zauberflöte. 2012/13 dirigierte
er am Stadttheater Klagenfurt sowohl Der Freischütz als auch Idomeneo, seit der Spielzeit
2013/14 ist er hier Chefdirigent. Seine Dirigate in dieser Spielzeit waren Der Rosenkavalier,
Macbeth und Die Liebe zu den drei Orangen. In der Spielzeit 2014/15 war er für die
musikalische Leitung von Die Fledermaus, Cavalleria Rusticana / Pagliacci und Dialogues des
Carmélites verantwortlich.
Regisseur
Marco Štorman ist Regieabsolvent der Otto-Falckenberg-Schule in München. Er assistierte
am Thalia Theater Hamburg, der Volksbühne Berlin, den Münchner Kammerspielen und dem
Schauspiel Hannover, u.a. bei Christoph Schlingensief, Jossie Wieler, Andreas Kriegenburg
und Stephan Kimmig. Er inszeniert u.a. am Thalia Theater in Hamburg, dem Schauspiel
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Hannover und der Staatsoper Stuttgart. Er erhielt diverse Stipendien. 2006 gründete er der
Gruppe „Kulturfiliale”, mit der er Projekte in Deutschland, Australien und Japan realisierte.
Sein erster Film Juliaugust wurde bei den Hofer Filmtagen uraufgeführt und bei den 9. berlin
film awards ausgezeichnet. Seine Inszenierung von E. Jelineks Winterreise, die am
Stadttheater Klagenfurt entstand, wurde zum Festival „Radikal Jung“ eingeladen. Seine
letzten Arbeiten führten ihn nach Kassel, Luzern, Ingolstadt und an die Oper Stuttgart. An
unserem Haus inszenierte er bereits Der Rosenkavalier (R. Strauss), Das goldene Vlies von F.
Grillparzer und Cavalleria rusticana / Pagliacci von P. Mascagni und R. Leoncavallo.
Bühnenbildnerin
Frauke Löffel wird 1972 in Biberach/ Riss geboren. Sie studiert Bühnen- und Kostümbild an
der Kunsthochschule Berlin- Weißensee. Im Anschluss an das Diplom erhält sie 2002 ein
einjähriges Stipendium als Meisterschülerin bei Hans- Joachim Ruckhäberle. Von 2003- 2005
ist sie als Ausstattungsassistentin an den Münchner Kammerspielen engagiert. Seit 2005
arbeitet sie als freie Bühnen- und Kostümbildnerin unter anderem für die Münchner
Kammerspiele, die Wiener Festwochen, das Staatstheater Stuttgart, die Oper Stuttgart, das
Theater Freiburg, das Schauspielhaus Wien und das Schauspielhannover. Mit dem Regisseur
Marco Storman verbindet sie seit der Münchner Assistenzzeit eine kontinuierliche
Zusammenarbeit. Frauke Löffel lebt in Berlin.
Kostümbildnerin
Sarah Schwartz, geboren 1975 in Essen. Von 1997 bis 2003 Studium an der Hochschule der
Künste in Berlin und Assistenz u.a. bei Produktionen von Klaus Michael Grüber, Robert
Wilson und Andere Wilms sowie im Atelier der bildenden Künstlerin Monica Bonvicini. Von
2003 bis 2005 war sie feste Kostümassistentin an den Münchner Kammerspielen. Seit 2005
arbeitet
sie
als
freiberufliche
Kostümbildnerin.
Eine
enge
und
kontinuierliche
Zusammenarbeit verbindet sie seitdem mit der Regisseurin Felicitas Brucker, für deren
Inszenierungen sie unter anderem an den Münchner Kammerspielen, am Maxim-GorkiTheater Berlin und am Schauspielhaus Wien das Kostümbild entwarf. Weitere Engagements
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bei Produktionen der Regisseure Ulrich Rasche, Hanna Rudolph, Marco Štorman, Felix
Ensslin bei den Wiener Festwochen, am Schauspiel Stuttgart, Theater Bonn, dem
Volkstheater München, am Theater Oberhausen, Theater Lübeck, Staatsschauspiel Hannover
und dem Nationaltheater Weimar. Außerdem arbeitete sie zusammen mit dem Filmregisseur
Ulrich Seidl bei einer Produktion der Wiener Festwochen / Münchner Kammerspielen.
Choreinstudierung
Günter Wallner studierte an der Musikuniversität Wien sowie am Konservatorium der Stadt
Wien Chorleitung und Dirigieren. Er nahm an Meisterkursen bei Vladimir Fedosejew, Colin
Metters (Royal Academy of Music) und David Zinman teil. 1996 wurde ihm der Kulturpreis
Youngster of Arts verliehen. Es folgten Engagements an der Oper Kapstadt, am Staatstheater
Nürnberg und am Theater Dortmund als Chordirektor und Kapellmeister. 2006 war er als
Initiator und Organisator des ersten Europa-Gastspieles der Oper Kapstadt in Nürnberg und
Oslo verantwortlich. Er war Referent bei einer Vielzahl an Chorseminaren. Zahlreiche Opernund Ballettdirigate; seit 2008 Chordirektor, Kapellmeister und Studienleiter am Stadttheater
Klagenfurt. Dirigate hier u.a. La Wally, Gräfin Mariza, Hänsel und Gretel, Die Winterreise,
Boris Godunow, Casanova, Aida und Der Zigeunerbaron.
Dramaturgin
Laura Schmidt wurde in Hamburg geboren und studierte bis 2009 Musiktheaterdramaturgie
an der Bayerischen Theaterakademie August Everding bei Prof. Klaus Zehelein sowie
Musikwissenschaft und Italienische Philologie. Sie war Stipendiatin der Studienstiftung des
Deutschen Volkes. Auf Hospitanzen und Assistenzen an der Hamburgischen Staatsoper,
Komischen Oper, Staatsoper Berlin sowie der Bayerischen Staatsoper München folgte 2009
die dramaturgische Mitarbeit bei Mea Culpa in der Regie von Christoph Schlingensief am
Burgtheater Wien. Als freie Dramaturgin betreute sie u.a. Arbeiten von Sven Holm und
Michael Höppner am Radialsystem Berlin, Burgtheater und Centraltheater Leipzig. Seit 2012
ist sie als Dramaturgin für Oper und Schauspiel am Stadttheater Klagenfurt / Österreich
engagiert, wo sie an Produktionen von Regisseuren wie Anna Bergmann, Sam Brown, Tobias
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Kratzer, Cesare Lievi, Michael Sturminger, Patrick Schlösser, Immo Karaman, Árpád Schilling
und
Marco
Štorman
Theaterwissenschaften
beteiligt
bei
Prof.
war.
Dr.
Zurzeit
beendet
Christopher
Balme
sie
in
ihre
Promotion
München.
in
Längere
Auslandsaufenthalte führten sie nach Italien und England, wo sie u.a. bei den Agenturen
Atelier Musicale und IMG sowie beim Festival Pergolesi Spontini mitarbeitete.
Besetzung
Fiordiligi
Golda Schultz, aus Bloemfontein in Südafrika, studierte an der
University of Cape Town sowie an der Juilliard School in New York.
Daneben besuchte sie Meisterklassen von Johan Botha, Kiri Te
Kanawa und Michelle Breedt. Ihr Repertoire umfasst Partien wie La
fortuna/Valletto (L’ incoronazione di Poppea), Donna Elvira (Don
Giovanni), Dido (Dido and Aeneas), Alice Ford (Falstaff), Magda (La
rondine), Contessa sowie Susanna (Le nozze di Figaro), Micaëla (Carmen) und Sophie (Der
Rosenkavalier). Von 2011 bis 2013 war sie Mitglied im Opernstudio der Bayerischen
Staatsoper, in der Spielzeit 2013/14 Mitglied des Ensembles am Stadttheater Klagenfurt, seit
2014/15 ist sie im Ensemble der Bayerischen Staatsoper. Daneben führten sie Engagements
u.a. an die Hamburgische Staatsoper, das Opernhaus Zürich und zu den Salzburger
Festspielen. 2016 gibt sie als Susanna in Le Nozze die Figaro ihr Debüt an der Mailänder
Scala.
Dorabella
Die italienische Mezzosopranistin Anna Pennisi war von 2011bis
2013 Mitglied im Atelier Lyrique der Opéra National de Paris, wo sie
u.a. in La Cerisaie von Fénelon, Le nozze di Figaro von Mozart,
L’Isola disabitata von Haydn als Costanza und in Il mondo della Luna
von Haydn als Lisetta zu sehen war. Sie trat in Konzerten und
Liederabenden mit Musik von Listz und Massenet im Amphithéâtre
Bastille auf und gab das Konzert Melodie italienne mit Radio France. Sie arbeitete mit
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Dirigenten wie Riccardo Frizza, John Neschling, Gianandrea Noseda, Daniel Oren, Evelino
Pidò, Carlo Rizzi und Guillaume Tournier. Am Teatro Massimo die Palermo war sie in Il
barbiere die Siviglia und La Carovana volante zu sehen, an der Opéra de Lyon und am Teatro
de Champs Elysées stand sie in Norma in der Rolle der Clotilde auf der Bühne. An der Opera
National de Paris war Anna Pennisi als Wowkle in La fanciulle del west, als Flora in La
Traviata, als Zulma in L´italiana in Algeri und als 2. Dame in Die Zauberflöte zu sehen.
Guglielmo
Nikos Kotenidis wurde in Griechenland geboren. Er studierte an der
Musikschule von Siatista sowie klassische Gitarre und Gesang am
National Konservatorium von Kozani. Von September 2009 bis
Januar
2014
studierte
er
Konzertgesang
am
Athenaeum
Konservatorium, bei Christina Giannakopoulos. Im Januar 2014
erhielt er seinem Diplom. 2011 bis 2013 war er Mitglied des
Opernstudios der Staatsoper in Athen, ab September 2014 studiert er an der Bayerischen
Theaterakademie in der Meisterklasse Musiktheater bei Prof. Daphne Evangelatos. Sein
Repertoire umfasst Rollen wie: Eisenstein (Die Fledermaus), Vater (Hänsel und Gretel),
Chalima von Sakelaridis, Don Cassandro (La finta semplice), Don Giovanni (Don Giovanni). Im
September 2014 sang er als Young Artist in eine Opera Gala an der Hungarian Opera
(Budapest) mit Sängern wie Ferruccio Furlanetto, Piotr Beczala, Anja Kampe. Im Oktober
2014 war er als Guglielmo in Mozarts Cosi fan tutte in einer Produktion der Staatsoper von
Athen zu sehen. Im Mai 2014 erhielt er das Stipendium “Maria Callas”. 2015 sang er am
Prinzregententheater die Rolle des Doristo in L´arbore di Diana.
Ferrando
Matthew Newlin studierte an der Southern Illinois University und
am Chicago College of Performing Arts. 2011 gewann er den
American Opera Society of Chicago Competition, 2012 den Opera
Birmingham Competition und den 3. Platz beim Metropolitan Opera
National Council Audition. 2013 erhielt er den 2. Preis beim
Marcello Giordani Vocal Competition und 2014 den Opera Prize
beim IVC in s’Hertogenbosch. Der junge Tenor war Mitglied des Young Artist Program der
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Florida Grand Opera und des Chicago Opera Theatre. Erste Bühnenerfahrung sammelte er
mit Partien wie Lindoro in L’italiana in Algeri, Tamino in Die Zauberflöte und Elvino in La
sonnambula. Sein Repertoire umfasst außerdem Partien wie Fredrick in The Pirates of
Penzance, Le Mari in Les mamelles de Tirésias, La Théière in Ravels L’enfant et les Sortilèges,
Flamand in Capriccio, und The English Tailor in Menottis The Last Savage. Auf dem
Konzertpodium singt er u.a. den Solo-Part in Vaughan-Williams‘ On Wenlock Edge, Mozarts
Requiem, Saint-Saëns Weihnachtsoratorium, Händels Messiah und Strawinskys Pulcinella mit
dem San Francisco Symphony unter der Leitung von Sir Michael Tilson Thomas. Seit 2012/13
ist Matthew Newlin Ensemblemitglied der Deutschen Oper Berlin und dort aktuell und
zukünftig mit Partien wie Tamino, Don Ottavio, Belmonte, Almaviva, Cassio, Arturo in Lucia
di Lammermoor und Italienischer Sänger in Der Rosenkavalier zu erleben. Daneben gastierte
er zuletzt u.a. als Jiří in Dvoraks Der Jakobiner beim Buxton Festival, als Conte Beplrato in
Don Bucefalo von Antonio Cagnoni beim Wexford Festival sowie als Ferrando in Così fan
tutte am Theater Basel.
Despina
Elsa Benoit studierte zunächst Musikwissenschaft und war Mitglied
im Opernchor der Opéra de Rennes und der Angers-Nantes Opéra.
2007 begann sie ihre Gesangsausbildung am Konservatorium von
Amsterdam, die sie 2011 abschloss. Noch während des Studiums
trat sie im Concertgebouw in Amsterdam auf und sang Partien wie
Belinda/First Witch (Dido and Aeneas), Susanna (Le nozze di Figaro)
und Sophie (Werther). 2011 wurde sie Mitglied der niederländischen Opernakademie in
Amsterdam. Sie gewann zahlreiche internationale Gesangswettbewerbe. Seit der Spielzeit
2013/14 ist sie Mitglied im Opernstudio der Bayerischen Staatsoper. Ihre Partien in der
Spielzeit
2014/15:
Isotta
(Die
schweigsame
Frau),
Titelpartie
in
Mirandolina,
Taumännchen/Echo (Hänsel und Gretel), Barbarina (Le nozze di Figaro), Stimme der
Ungeborenen/Dienerin/Kinderstimme (Die Frau ohne Schatten), La Comtesse (Le Comte
Ory), eine Fünfzehnjährige (Lulu), Papagena (Die Zauberflöte), Euridice (L’Orfeo). Ihr
Opernrepertoire umfasst weitere Partien wie Nina in Donizettis Il Giovedi Grasso, Serpetta in
Mozarts La finta giardiniera, Vespetta in Telemanns Pimpinone sowie Partien in Opern von
Wagner, Widmann und Zemlinsky. Im Januar 2013, kreierte sie die Partie der Zsuzska in der
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Uraufführung von Sinking, die Georgy Zsojanov für ihre Stimme komponierte. Als
Konzertsängerin war Elsa Benoit in Belgien, Deutschland, England, Frankreich, Iceland sowie
in den Niederlanden zu hören. Zudem sang sie in Konzertsälen wie im Concertgebouw in
Amsterdam, St John Smith Square in London und in Harpa in Reykjavik unter anderem Bachs
Magnificat, Mozarts Krönungsmesse und Exultate Jubilate und Poulencs Gloria. Elsa Benoit
arbeitete mit Dirigenten wie Ivor Bolton, Richard Egarr, Dan Ettinger, Asher Fisch, Anthony
Hermus, Oksana Lyniv, Kent Nagano, Kirill Petrenko, Laurent Pillot und Constantin Trinks.
Don Alfonso
Der italienische Bariton Marco Filippo Romano studierte am
Konservatorium „Vincenzo Bellini“ in Palermo und ist Preisträgerer
mehrerer internationaler Wettbewerbe, darunter der Concorso
„Franco Alfano“ und der Wettbewerb „Voci del Mediterraneo“ in
Siracusa. Mit einem breiten Repertoire, das Rollen wie Robinson (Il
matrimonio segreto), Don Alfonso (Così fan tutte), Barone di
Trombonok (Il viaggio a Reims), Taddeo (L’italiana in Algeri) und Belcore (L’elisir d’amore)
umfasst, trat der junge Sänger u. a. beim Valletta Opera Festival in Malta, am Teatro La
Fenice in Venedig, am Teatro Real Madrid, dem Teatro Comunale Bologna sowie in Piacenza,
Oviedo und an der Bayerischen Staatsoper auf. Eine seiner Glanzpartien ist die des Bartolo (Il
barbiere di Siviglia), in der er am Teatro Comunale Florenz, am Teatro Carlo Felice Genua,
am Teatro Chiabrera Savona sowie in Lucca, Rovigo, Bergamo, Pescara, Malta, Manila und an
der Norwegischen Oper zu erleben war. Zudem war er als Don Gregorio in Carlo Pedrottis
Tutti in maschera in Savona, Piacenza und beim Wexfort Festival (Irland) sowie als Don
Magnifico (La Cenerentola) in Como, Lecco und Bologna zu hören. Am Teatro Municipale
Piacenza und beim Rossini Opera Festival trat er als Don Profondo (Il viaggio a Reims) auf.
Zuletzt war er als Don Pasquale am Staatstheater am Gärtnerplatz München und in
Heilbronn, als Don Geronio in Il Turco in Italia am Teatro Regio in Turin zu sehen. Im Juli
2015 singt er dort die Partie des Bartolo in Il barbiere di Siviglia, im Dezember 2015 steht er
als Dulcamara in L´Elisir d´amore in Bologna auf der Bühne.
Chor des Stadttheaters Klagenfurt
Kärntner Sinfonieorchester
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Anregungen für den Unterricht
Vor dem Opernbesuch
Musik:
Ein Musikstück aus der Oper wird vorgespielt, die Schülerinnen hören mit geschlossenen
Augen zu.
Was vermittelt ihnen die Musik?
Welche Stimmung erleben sie? Fröhlich, spannend, traurig …
Entstehen Bilder vor ihrem inneren Auge?
Wie ist das Tempo?
Hören sie Instrumente besonders deutlich?
Welche hören sie nicht, obwohl sie zur Orchesterbesetzung gehören?
Die verschiedenen Eindrücke werden gesammelt, aufgeschrieben. Es wird überlegt, was in
diesem Ausschnitt der Oper verhandelt wird.
Danach erfahren alle den Inhalt des Musikstückes. Die eigenen Interpretationen werden
damit verglichen. Unterschiede und Übereinstimmungen werden besprochen. Es gibt kein
Richtig und kein Falsch. Wichtig ist die Phantasie, die persönliche Auseinandersetzung mit
der Musik.
Vorschlag für Musikbeispiele:
Die Ouvertüre
„Ecco vilil medico“ - Finale 1; AKT 1, Szene 16
„Per pietà“ - Arie von Fiordiligi; AKT 2, Szene 7
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Szenisches Spiel
Szene: Despina kommt als Arzt verkleidet, um die beiden „Vergifteten“ zu retten.
Ablauf:
Die Musik der Szene wird abgespielt.
Die Schülerinnen bauen einen einfachen Bühnenraum nach gegebenen Möglichkeiten, z.B.
mit den Tischen und Stühlen im Klassenzimmer, oder ein leerer Raum, alles ist möglich.
Rollenkarten werden verteilt.
Die SchülerInnen erinnern sich an ihre inneren Bilder, beim ersten Hören der Musik. Sie
bewegen sich im Raum, finden einen oder mehrere Orte, die ihnen für ihre Rolle richtig
erscheint.
Es sollen keine Szenen gespielt werden, es gibt keinen Kontakt untereinander.
Jede SchülerIn sucht eine Geste oder kurze Handlung aus, für die Rolle charakteristisch sein
könnte, es kann auch ein Requisit genommen werden. Alle bewegen sich durch den Raum,
führen hin und wieder diese Geste aus. Noch gibt es keinen Kontakt.
Musik aus.
Alle verlassen die Bühne. Keine Musik. Nacheinander betreten die SpielerInnen einzeln die
Bühne, stellen sich an die Stelle, die sie für sich gefunden haben und stellen sich mit der
charakteristischen Geste bzw. kurzen Handlung den anderen vor. „Ich bin …, ich bin hier,
weil …“
Alle haben sich vorgestellt, die Musik wird wieder eingespielt. Die SpielerInnen bewegen sich
durch im Bühnenraum, sie führen immer wieder ihre Geste oder gefundene Handlung aus
und reagieren auf die Impulse der Musik.
Nun begegnen sie sich auch und stellen sich im Spiel vor.
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In einer Nachbesprechung erzählen die SpielerInnen was sie über ihre Rolle erfahren haben
und wie sie von der Musik in ihrer Handlung beeinflusst wurden.
Liebe, Vertrauen, Treue
Anregung zur Diskussion:
Dir Treue der beiden Frauen wird in Cosi fan tutte auf die Probe gestellt.
Was bedeutet Vertrauen in einer Beziehung?
Auf der Bühne findet ein Partnertausch statt.
Wie gestaltet sich das eurer Meinung nach heute?
Wie wird Treue heute auf die Probe gestellt? Was heißt treu sein?
Wie würden die Schüler reagieren, würde ihnen eine Wette vorgeschlagen, wie sie Don
Alfonso den beiden jungen Männern Guglielmo und Ferrando unterbreitet?
Wie würden die Schülerinnen reagieren, wenn sie erfahren, dass ihre Treue auf die Probe
gestellt wird?
Haben sie Verständnis für das Verhalten der Personen im Stück?
Welche Konsequenzen hat das Experiment für eine Beziehung?
Was bringt es für Erkenntnisse?
Aufgaben für den Opernbesuch
Die SchülerInnen können dabei auch in Kleingruppen unterteilt werden. Jede Gruppen
bekommt ein Thema, das sie während des Opernbesuches besonders aufmerksam verfolgt:
Bühne
Wie wurde die Bühne gestaltet?
Stellen sich historische Bezüge her?
Welche Atmosphäre strahlt der Bühnenraum aus?
Wurde die Bühne im Laufe der Vorstellung umgebaut? Wie?
Handelt es sich um ein realistisches Bühnenbild?
Welche Rolle spielt die Beleuchtung für das Bühnenbild?
Hat sich das Licht auf der Bühne oft merklich verändert? Wann?
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Kostüme
Beschreibt den Stil der Kleider.
Sind sie schlicht oder aufwendig hergestellt?
Was erzählen sie über den Charakter der Rolle?
Sind bestimmte Farben vorherrschend?
Sind sie im Stil einer bestimmten Epoche entworfen?
Orchester
Wie haben die SchülerInnen das Orchester von ihrem Platz aus wahrgenommen?
Konnten sie den Dirigenten sehen? Musiker, Instrumente?
Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen SängerInnen, MusikerInnen und dem
Dirigenten?
Welche Instrumente haben sie herausgehört?
Chor
Welche Aufgabe hat der Chor?
Wo tritt er auf?
Darsteller
Gibt es außer den SolistInnen und dem Chor Darsteller auf der Bühne?
Was ist Ihre Aufgabe?
Was erzählen sie mit ihrem Spiel?
Nach dem Opernbesuch
Wie hat die Aufführung gefallen?
Welche Erwartungen wurden erfüllt, welche nicht?
Was ist besonders in Erinnerung geblieben?
Wie erleben sie den Unterschied zwischen einer CD-Aufnahme und dem Live-Erlebnis?
Wie geht es den SchülerInnen damit, lange stillsitzen zu müssen, zuzuhören und
zuzuschauen?
Ist das eine ungewohnte Herausforderung?
Würden sie wieder eine Opernaufführung besuchen wollen?
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Wir wünschen Ihnen einen inspirierenden und erfüllenden Abend und freuen uns, wenn Sie
das Begleitmaterial für die Vertiefung des Opernbesuches nützen können.
Klagenfurt, September 2015
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