Paris (Paneuropa-Radweg) - Radlerteam

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Paris (Paneuropa-Radweg) - Radlerteam
Radtour Straßburg – Paris (Paneuropa-Radweg) 2010
Teilnehmer:
Dauer:
Kilometer :
Walter, Kalle, Uwe, Bernd
Sa., 10.07.10 – Sa., 17.07.10
594 km, ca. 3.300 Höhenmeter, 18,6 km/h im Durchschnitt
Ziel Paris
Start
Straßburg
Vorbereitung
Walter machte den Vorschlag, es mal in Frankreich zu probieren mit dem Radfahren. Der
Klassiker Loiretal entfiel aber genauso wie Paris-Normandie. Die Rückfahrten sind einfach zu
lange mit fast 20 Stunden, denn die Kombination TGV und Rad wird nicht angeboten und
Fliegen mit eigenem Rad ist zu teuer.
Kalle ist beim Stöbern dann auf den erst 2008 eingeweihten Paneuropa-Radweg gestoßen.
Von Strassburg nach Paris ist bestimmt interessant, eine Beschilderung gibt es nicht. Also
wird es wieder eine GPS-Tour mit allen Überraschungen, da haben wir ja Erfahrung.
Der Termin war wie immer eine Herausforderung, hat aber geklappt. Mit Bernd haben wir
einen Neuen an Bord, die zweite Herausforderung.
Die Hinfahrt mit dem Schönen-Wochenende-Ticket war billig und problemlos.
Die Rückfahrt konnte Kalle problemlos buchen, jetzt TGV und Rad möglich, da
grenzüberschreitend. Da verstehe einer die Bahn.
Start am 10.07.10 – Anreise
Wir starteten diesmal zu Dritt in Mettenheim, Uwe war bereits Freitag angereist. Gemütlich
ging es um 08.24h ab Mettenheim nach Mannheim, dort haben wir Bernd aufgelesen. Die
Fahrt verlief reibungslos, allerdings schon in großer Hitze. Fahrradstellplätze waren
Mangelware, reichten aber noch aus.
1. Tourtag: Sa., 10.07.10 – von Strassburg nach Saverne (52 km):
Bei heißen 35°C ging’s ab 13.00h im Trupp durch die Stadt, immer hinter Walter her, denn er
hatte das GPS. Wegen der gleißenden Sonne ließ es sich aber kaum ablesen. Zusammen mit
Karte und GPS haben wir aber dann den Einstieg in die Route doch noch gefunden. Vorbei
am Europaparlament ging es endlich an den Rhein-Marne-Kanal.
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Uwe und Bernd am Startpunkt
Uwe auf heißem Asphalt unterwegs...
Die erste Pause machten wir bereits nach etwa einer Dreiviertelstunde, es war einfach brütend
heiß mit 37°C im Schatten. Schon jetzt war das Tagesziel erstmals in Gefahr.
Pause in Schwindratzheim, „Auberge du Hans“
Kleiner Schwächeanfall bei Walter
Vorbei an Steinbourg erreichten wir um 17.15h Saverne. Gesucht war vor allem eine Bar,
gefunden wurde sie direkt am Kanal. Die Hitze hat uns allen zu schaffen gemacht, aber wie
weit sollte es heute noch gehen? Kalle ist erst mal zur Touristinfo getrabt und hat einen
Hotelführer organisiert. Schon dort war klar, dass es mit Hotels etwas knapp wird. Zur
Auswahl standen dann:
- 5 km zurück (!) in ein schönes, günstiges Hotel mit Pool  zurück, niemals!
- Wegen belegtem, einzigem Hotel in Lutzelburg (10 km) ins Ungewisse nach Sarreburg
radeln (20km), Ankunft erwartet gegen 19.00h, Hotels fraglich  zu hohes Risiko!
- Einfach in Saverne bleiben und beim PublicViewing Uruguay-Deutschland anschauen  ja!
Wir blieben also nach 52 km ohne Steigungen in Saverne. Die Bedienung konnte zum Glück
deutsch und hat uns Hotels vorschlagen können. Erstes Highlight der Tour: Uwe’s Visakarte
wurde beim Geldholen einfach eingezogen. Mit Hilfe der Lokalbedienung und einigen
Telefonaten kam heraus, dass die Bank mit Abhebungen im Ausland Schwierigkeiten hat, so
wie Uwe jetzt. Zum Glück hat er ja noch Mastercard (allerdings mit Bankautomatengebühr).
Wir sind im „Chez Jean“ untergekommen, nachdem Kalle wie immer die Lage erkundet hatte
(Radunterkunft, Zimmerpreise etc.). Wichtig: Nach „chambre avec deux lits“ fragen, sonst
kann man sich bei etwa 1,60m breitem „grand lit“ näher kommen als erwünscht, aber Kalle
als „Chef de route“ kennt die Feinheiten.
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Somit teilten sich Uwe und Bernd sowie Kalle und Walter ein Zimmer, soweit so gut. Nach
einer ausgiebigen Dusche trafen wir uns zum Abendessen und blieben der Einfachheit halber
gleich im Hotel. Walter’s abendliche Standardbestellung Ricard-Cola sollte noch des öfteren
für Verwirrung sorgen, klappte dann aber immer.
Nach dem Dinner wollte Uwe noch ein Eis essen, also zogen wir in die – allerdings
menschenleere – Innenstadt. Von Eissalon keine Spur! Stattdessen haben wir dann gegen
21.15h eine Kneipe entdeckt mit Fußballübertragung.
In der Altstadt von Saverne
Nach dem hart erkämpften 3:2 der deutschen Mannschaft ging es ins Hotel zurück. Es war
spät genug und außerdem zog Wind auf. Gegen 23.00h ging es in die Falle.
2. Tourtag: So., 11.07.10 – von Saverne nach Nancy (116 km):
In der Nacht hat es ein Gewitter erster Güte gegeben, aber morgens ab 07.00h brannte schon
wieder der Planet. Bernd konnte aufgrund hörbarer Schlafgeräusche von Uwe nicht schlafen;
ebenso Uwe, mehrmals von Bernd geweckt. Dieser Kräftemangel sollte sich noch rächen...
Kalle hatte schon um 07.30h zum Frühstücksbüfett geladen, das wirklich gut war und uns in
Erinnerung bleiben sollte. Gegen 08.20h setzte sich der Tross in Bewegung mit Ziel Nancy.
Ob es erreicht werden konnte, war aufgrund wieder hoher Temperaturen von 38°C nicht
sicher. Kalle hat sich noch einen Frankreich-Hotelführer geben lassen, für alle Fälle...
Abfahrt vom Hotel http://www.chez-jean.com/
Idyllische Eindrücke
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Jeder hatte sich mit Getränken versorgt, z.B. mit Leitungswasser in der Hoffnung auf baldigen
Ersatz – Fehlanzeige. 100m vom Hotel weg bogen wir auf den Radweg ein und ab ging es!
Kanaltunnel zur Vogesenüberquerung
immer in der Nähe: der Kanal
Schon bald bogen wir am Ufer der Zorn auf eine Landstraße ab und es ging hoch in die
Vogesen. Die Tunnel zur Vogesenüberquerung des Kanals haben wir gesehen, aber leider das
berühmte Schiffshebewerk bei Henridorff verpasst. Jetzt ging es über schmale Straßen und
Radwege „auf und nieder, immer wieder“ – es sollte zum Volkslied avancieren.
„auf und nieder, immer wieder“...
Mittagsrast in Gondrexange
Bei der Mittagsrast am Campingplatz in
Gondrexange gab es außer viel zu trinken nur
Uwe’s Erdnüsse, etwas wenig, kein Lokal
weit und breit in Sicht. Es blieb nur Getränke
nachladen und weiter ging’s entlang des
Kanals. Plötzlich hörte der geteerte Weg
mitten im Wald auf und ging als Graspfad
weiter – unmöglich zu fahren. Also Karte
raus und neu orientieren. Mutig fuhren wir
nach ca. 2 km wieder an den Kanal, weil dort
eine große Schleuse war.
Rüttelstrecke am Kanal
Doch was wir vorfanden, war nur ein holpriger Treidelpfad. Zurück wollte keiner, es ging mit
10km/h auf die Rüttelstrecke als Härtetest fürs Material, und das in der Mittagsglut von 38°C.
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Die Hoffnung auf ein Lokal in Lagarde zerplatzten am Hafenterminal, nicht mal was zu
trinken gab es dort. Erinnerungen an 2008 in Meck-Pom kamen hoch („weites Land“).
Fast wären wir anschließend in Xures an einem Lokal vorbeigefahren, so unscheinbar lag es
da. Nur durch Nachfragen hat Kalle es gefunden. Kurze Rast nach etwa 65 km Fahrstrecke.
Pause in Xures – der Erschöpfung nahe
Selbstbedienung bei 38°C: hier sieht alles alt aus...
Das Lokal wurde von einer alten Dame geführt, die bestimmt schon achtzig Lenze auf dem
Buckel hatte. Sie verstand kein Deutsch, aber so fertig wie wir alle waren, war klar was wir
wollten. Brav ließen wir uns bedienen. Bei den einheimischen Radlern muss diese Tankstelle
sehr bekannt sein, denn es herrschte eigentlich Selbstbedienung am Wasserhahn.
Auf Nebenstraßen ging es weiter, die Pausen wurden immer länger, die Stimmung immer
schlechter. Am Ende ging es durchs unschöne Industrieviertel dem Ziel Nancy entgegen, das
wir gegen 18.30h nach 116km und 1040Hm erreichten. Es sollte die Königsetappe sein.
Die Hotelsuche erwies sich schwierig ob der Kategorie, 2* oder 3*? Nach dem Begutachten
des 2*-Hotels „Des Vosges“ durch Kalle als Rattenloch musste ein 3*-Hotel her. Außerdem
wollte Bernd ein Einzelzimmer, was hieß noch jemand schläft allein, in diesem Fall Walter.
Uwe war müde, Bernd hungrig, Walter wollte ins Hotel – Stress pur! Also machten sich Kalle
und Walter auf Hotelsuche und wurden fündig, Walter holte die beiden am Dönerstand ab.
Nach dem gemeinsamen Abendessen in einer Pizzeria mit PublicViewing haben wir uns am
Platz Stanislas (ein Muss auf der Fahrt) noch ein Eis gegönnt und sind müde in Richtung
Hotel geschlendert. Weltmeister wurde Spanien bei uns im Hotel.
Eingangstor zum Platz Stanislas
Am Stanislas
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3. Tourtag: Mo., 12.07.10 – von Nancy nach Ligny-en-Barrois (106 km):
Auch heute wurde wieder um 7.30h
gefrühstückt, allerdings schon bei spärlicherem
Büfett. Für alle Fälle hatten sich Bernd und Uwe
noch einen Happen eingepackt für unterwegs.
Außerhalb von Nancy konnten wird uns später
erwartungsgemäß
in
einem
Supermarkt
eindecken, ein Problem weniger. Nach etwa 10
km kamen wir dann an die Mosel. Ein geradezu
malerischer Radweg führte uns jetzt entlang des
Flusses bis kurz vor Toul. Noch ein Stückchen
Straße und schon waren 40 km geschafft.
Unser Hotel in Nancy http://www.hoteldesprelats.com/
Traumhafter Radweg entlang der Mosel
Kassensturz in Toul
Schon morgens begegnete uns leichter Regen und beim Mittagessen im „goldenen M“ gab es
den ersten dicken Schauer. Das Wetter hatte etwas Tropisches, 36°C und fast 100% Feuchte.
Jetzt kam auch noch ein Fahrfehler trotz GPS dazu, Umwege in dieser Hitze bringen
Stimmung! Weiter ging es am Kanal entlang bis Foug, hier hieß es wieder
Tunnelüberquerung. In Troussy mussten wir wegen Starkregens eine Pause einlegen und
wurden prompt zu einem Kindergeburtstag (ohne den köstlichen, selbstgebackenen Kuchen
gegessen zu haben konnten wir nicht weiterfahren) eingeladen.
„Auf und nieder, immer wieder“- Tunnelüberquerung
deutsch-französische Völkerverständigung
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Weiter ging es über ruhige Straßen und Wege „auf und nieder, immer wieder“ im Regen nach
Void. Die Strecke zog sich wie Kaugummi, Müdigkeit und die Strapazen des Vortages
zeigten ihre Wirkung. Daher beschlossen wir, ab Void die Strecke um etwa 10 km zu kürzen
und nicht am Kanal entlang zu fahren, sondern auf ruhigen Seitenstraßen durchs weite Land.
Weites Land im Regen
Uwe und Kalle im regenerischen Reffroy
Ab Naix-aux-Forges ging es auf einer breiten Hauptstraße im Regen dem Ziel entgegen, nicht
ungefährlich mit LKW-Verkehr. Aber die Mehrheit wollte nicht mehr am Kanal fahren, trotz
geteertem, wenn auch längerem Weg. Kalle beugte sich.
Aufgeweicht kamen wir in Ligny-en-Barrois an. Im Supermarkt am Ortseingang war Pause,
Walter hatte seine Haarbürste vergessen und Bernd brauchte Futter-Nachschub. Im
Höllentempo ging’s dann weiter, um noch vor 18.00h die Touristinfo zu erreichen, wieder
Stress! Um 17.50h war die Fahrt nach 106 km und 761 Hm zu Ende.
Eine Hotelsuche fand nicht statt, es gab in der Stadt nur ein einziges Hotel „Valeran“
www.hotel-ligny-en-barrois.com , Kategorie 2*! Es hielt Kalle’s Beurteilung stand und so
zogen wir ein. Es hätte auch keine Alternative in der näheren Umgebung gegeben...
Wir waren etwas früh heute und noch nicht so richtig hungrig, also erkundeten wir den Ort bei
abendlichem Sonnenschein. Die obligatorische Dorferkundung musste mit Vorsicht genossen
werden, weil es nur so von „Hundebomben“ wimmelte – einfach eklig! Wir fanden aber auch
einige idyllische Flecken. Anschließend ging’s zum Abendessen.
Blick auf die Altstadt von Ligny mit Wehrturm
Blumenschmuck gab es überall
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Abendessen gab’s auf dem Dorfplatz, wie immer war Salat Caprese der Preisindikator: 7€ war
günstig. Eigentlich dachten wir bei Restaurant „Athena“ an Griechisches, aber Pizza war auch
ok. Nach einem kleinen Rundgang ging’s gegen 23.00h in die Falle.
4. Tourtag: Di., 13.07.10 – von Ligny-en-Barrois nach Vitry-le-Francois (71 km):
Heute wurde zu einer zivilen Tageszeit
(8.00h) gefrühstückt, echt französisch mit
Croissants und Baguette. Und täglich grüßt
die gleiche Diskussion: Wieder kein
Tischabfalleimer! Jetzt schon zum dritten
Mal! Dieses Utensil schien es nicht zu
geben, bis zum Ende der Fahrt! Also auch
diesmal
eine
Müslischale
zweckentfremden.
Tischabfalleimerverkäufer könnte lukrativ
sein...
Bestes Hotel am Platz...2*
Start war um 09.00h in Richtung Bar-le-Duc, immer am Kanal entlang. Nach kurzer
Kaffeepause im „goldenen M“ ging’s weiter, direkt am Kanal entlang.
Ohne Zwischenfälle erreichten wir Sermaize-les-Bains und suchten uns ein Lokal für einen
kleinen Mittagshappen. Das Lokal hatte keine Speisekarte, nur ein Tagesgericht zur Auswahl
(ja oder nein), „plat du jour“ eben. Der Kellner sprach nur ein undeutliches französisch und so
ließ sich Kalle das Gericht zeigen, das er einem anderen Gast servierte. Sah nach
Schweinsroulade aus...also 4x!
Beim ersten Bissen schon kam
Kalle die Galle hoch, auch allen
anderen war das Entsetzen ins
Gesicht gefahren. Walter meinte,
es handelt sich um Kutteln, also
tiefste Innereien und damit sollte
er Recht haben, wie Kalle später
fragte, als er „andouette“ im
Sprachführer nachschlug – hätte
er’s nur früher getan...
Walter,
Bernd
und
Uwe
verputzten die Kutteln, Kalle ließ
sie liegen. Es roch sooo streng!
Wo geht’s weiter? Kalle sucht...
Kalle Kuttel hieß er ab jetzt...igitt!
Auf zum Teil schwierigem Terrain mit unbefestigten Wegen und Wurzelbewuchs usw.
erreichten wir bereits um 16.15h Vitry-le-Francois. Mit nur 71 km und 346 Hm war es die
kürzeste Etappe. In Ruhe suchten wir uns in der Stadt ein Hotel . Im Hotel de la Poste (3*)
nahmen wir 2 Doppelzimmer, Uwe und Bernd wollten es noch mal probieren...
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Frischgemacht ging es kurz vor 18.00h los
in die Stadt. Nachdem wir die Höhepunkte
rund um den Marktplatz besichtigt hatten,
ging es in eine Brasserie, um etwas zu
essen.
Richtung Westen und dann immer geradeaus...
Marktplatz von Vitry-le-Francois
Ausrangierter Drahtesel
So gegen 21.00h fing der Marktplatz an sich zu füllen und plötzlich tauchte eine Musikgruppe
auf. Die Gruppe machte ein Höllenspektakel und tanzte, was das Zeug hielt. Einfach irre!
Umzug zum Feuerwerk
Nach ungefähr einer halben Stunde zogen sie vom Marktplatz aus durch die Stadt, wir hinter
her. Immer mehr Leute versammelten sich, der Zug wurde immer größer.
Nach etwa einer Stunde ließen wir es gut sein und gingen zum Marktplatz zurück. Die Gruppe
zog mit der Menschenmasse zum städtischen Stadion, um dort ein Feuerwerk loszulassen am
Vorabend des französischen Nationalfeiertages.
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Bernd und Uwe hatten sich noch dorthin aufgemacht und sogar ein – wenn auch zittriges –
Video davon gemacht per Handy. Kalle und Walter haben sich noch einige Ricard-Cola
gegönnt und sind dann so gegen Mitternacht als Letzte in die Falle. Den Geschmack von
Innereien ist Kalle Kuttel einfach nicht losgeworden...
5. Tourtag: Mi., 14.07.10 – von Vitry-le-Francois nach Epernay (74 km):
Am heutigen Nationalfeiertag haben wir es ruhig angehen lassen. Nach einem opulenten
Frühstück mit Ei und Nutella, aber wieder ohne Tischabfalleimer, ging es gegen 09.15h los.
Zunächst fuhren wir weiter am Kanal neben der Marne entlang.
Der Planet fing auch heute an zu brennen, es waren wieder 36°C gemeldet und kaum Wind.
Ohne Zwischenfälle erreichten wir Chalons-en-Champagne gegen 11.30h und suchten uns
eine Bar für einen Drink, Schatten war Pflicht!
Herrliche Blicke auf die Marne
Übriggebliebene Schikane vom letzten Sturm
Und plötzlich war sie da, unsere erste Panne: Die Räder standen aufgereiht nebeneinander, da
konnten wir es sehen: An Uwe’s Fahrradtasche war eine Halterung los.
Endlich, die Mitnahme diverser Reparaturutensilien wie Schrauben, Kabelbinder u.ä. hatte
sich gelohnt – und Kalle hatte was zu dokumentieren!
Uwe’s Fahrradtasche mit defekter Niete
–
und verschraubt für die Ewigkeit
Es ging auf Dorfstraßen weiter, auf heißem Asphalt immer Richtung Westen, natürlich „auf
und nieder, immer wieder“. Zum Glück haben an Feiertagen manche Dorfkneipen auf und so
konnten wir uns in Bisseuil an gekühltem Radler laben, schon ziemlich müde.
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Müde Bande: Kalle, Walter, Uwe
Pläneschmieden für den Rest des Tages...
Die ersten Weinberge der Champagne kamen in Sicht und langsam auch unser Etappenziel,
Epernay. Sogar am Feiertag war das Tourismusbüro offen und Kalle besorgte vorsorglich
einen Hotelführer. Nach 74 km und 488 HM waren wir um 15.00h am geplanten Ziel, oder
doch nicht?
Schlagartiger Wetterumschwung mit Starkregen und Sturm erstickte jede Diskussion im Keim
darüber, ob wir noch weiterfahren oder nicht. Außerdem gab es nur vereinzelt „Bed &
Breakfast“ – Übernachtungen auf den nächsten 25 Kilometern.
Im Ibis-Hotel kostete das Zimmer 70€, egal ob Einzel oder Doppel. Aber da Bernd nicht
wieder dem Schnarchen von einem von uns Dreien zuhören wollte, erschien uns das ziemlich
teuer. Also musste Kalle doch im Regen den Hotelführer studieren und fand ein günstigeres
Hotel außerhalb. Walter war erst dagegen, denn abends war da bestimmt Totentanz. Doch wir
konnten ihn überzeugen und am Ende war das 2*-Hotel gut und günstig und Bernd konnte
wieder allein schlafen. Nur die Unterbringung der Räder im Seminarraum war ein bisschen
ungewöhnlich.
Das Wetter besserte sich doch noch, und gegen 17.30h sind wir mit den Rädern aufgebrochen
in die Innenstadt, eine Bike-Sightseeing-tour.
Champagnervilla, davor Ehrenmal
den kennt wohl jeder aus 007...
Die opulenten Gebäude der Champagnerdynastien Moet&Chandon oder Pommery waren
beindruckend. Leider haben wir nicht ein Glas Champagner genossen, welch’ Schande,
welche Banausen! Das Abendessen haben wir beim Italiener eingenommen, schmeckte toll.
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Beim Besuch eines öffentlichen Sommerfests mit französischer Musik hat Uwe uns gezeigt,
wie toll er tanzen kann, das Video dazu von Bernd ist längst schon Kult!
Später haben wir uns noch in einer Bar einige Ricard-Cola reingepumpt. Auf dem
Nachhauseweg begleitete uns ein weiteres Feuerwerk zum Feiertag. Jetzt zeigte sich wer
vorgesorgt hatte: Licht am Fahrrad war gefragt. Die Räder mussten wir aber draußen lassen,
denn der Seminarraum war verschlossen – es ist keines verloren gegangen. Bernd hat sein
Velo doch lieber mit aufs Zimmer genommen.
6. Tourtag: Do., 15.07.10 – von Epernay nach La Ferté-sous-Jouarre (98 km):
Der Tag begann gemütlich beim Frühstück – wieder ohne Tischabfalleimer! Keine Hektik
aufkommen lassen. Zunächst hieß es Proviant aufnehmen im Supermarkt. Und schon hatten
wir uns geteilt, weil wir getrennt vom Parkplatz fuhren: Walter mit Bernd und Uwe mit Kalle,
die einen links, die anderen rechts. Kurzum, nach 30 Minuten war das Quartett wieder
komplett und so konnte es um 10.15h endlich auf Tour gehen.
Packen vorm Hotel Kyriad
Immer entlang der „Route Touristique du Champagne“
Auf Nebenstraßen radelten wir durch die
Champagne: „auf und nieder, immer wieder“.
Erst ging es nur über einige Hügelchen, aber
dann kam es zwischendurch doch mal
ziemlich dick, wir konnten es schon Weitem
sehen: Ein richtig giftiger Anstieg, der uns
fast die ganzen Kräfte kosten sollte. Danach
war erst mal Pause angesagt.
Quäl Dich, du Sau!
Die Hitze war erträglich, nur knapp 30°C, aber der Gegenwind mit Windstärke 4 war
grauenhaft. Jetzt mussten wir nicht nur bergauf strampeln, sondern auch noch bergab! Wir
kamen nur langsam voran, die Zeit lief uns weg. Gegen 12.00h erreichten wir Dormans und
machten Mittagsrast. „Plat du jour“ nahm keiner, Gründe siehe oben, die Wahl fiel auf
Croque oder Toast.
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Müde vom Kampf gegen den Wind
Langsam, aber nicht so anstrengend
Typische Dorfkirche
Champagnervilla mitten im Wald
Gestärkt ging es weiter in den Kampf gegen den Wind. Trotz der Strapazen wollten wir nicht
im Windschatten eines Pferdefuhrwerks fahren, das war dann doch zu langsam. Links und
rechts fiel der Blick immer wieder auf Besonderheiten, wie Schlösser oder Denkmäler.
Gegen 15.30h erreichten wir Chateau-Thierry, schon ziemlich kaputt, die Beine schwer. Doch
wie heißt der alte Spruch: Sind wir Männer oder Weiber? Also ging’s nach kurzer Rast wieder
aufs Rad.
Kalle und Uwe beim „Pausentee“
Noch mindestens 30 km und drohende Erschöpfung sprengten die Gruppe, Kalle und Bernd
warteten auf Uwe und Walter. Während Kalle, Bernd und Uwe die Straße weiterfuhren, hatte
Walter sich entschieden, am Fluss entlang zu fahren. Es gab keinen Kompromiss.
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Bernd ging das
Quietschen von
Uwe’s Kette so
auf die Nerven,
dass er an einer
Mülltonne
stoppte, weil er
einen Kanister
mit Motoröl sah.
Die Restmenge
reichte
zum
Schmieren völlig
aus.
Läuft ja wie geschmiert!
Hotelsuche in La Ferté-sous-Jouarre
Erst gegen 19.15h liefen wir in La-Ferté ein, unserem Ziel. Die Hotelsuche verlief zunächst
erfolglos. Zimmer für 120€ erschienen uns zu teuer, so erschöpft waren wir dann doch nicht.
Während Kalle und Walter mit Karte, Hotelführer des GPS und Handy ein Hotel suchten, hat
sich Bernd erst mal gestärkt. Uwe hat das Ganze dokumentiert.
Schließlich fanden wir ein Hotel, das etwa 4 km Luftlinie entfernt war und in etwa unseren
Vorstellungen entsprach mit 80€ pro Zimmer. Am Ende waren es noch 9 km mit einem
Anstieg zum Schluss, der sich gewaschen hatte. Erst um 21.15h erreichten wir das Hotel nach
insgesamt 98 km und etwa 500 Hm.
Gerade noch rechtzeitig zum Essen. Zum Duschen blieb keine Zeit, die Küche machte um
21.30h zu. Uwe bestellte sich einen Salat und ging lieber duschen, Bernd war ja satt.
Obwohl alle ziemlich genervt waren und es ein bisschen hektisch war, nahmen wir uns noch
die Zeit für einen Absacker nach dem Essen, Ricard-Cola, was sonst!
Trotz der Strapazen hatten wir dann auch noch die Kraft für einen kleinen Abendspaziergang,
workout sozusagen. Gegen 23.00h ging’s in die Falle.
7. Tourtag: Fr., 16.07.10 – von La Ferté-sous-Jouarre nach Paris (77 km):
Pünktlich gegen 08.00h waren alle am
Frühstückstisch. Und täglich grüßt der
fehlende Tischmülleimer, wieder alles auf den
Tisch. Das etwas karge Frühstück war schnell
verspeist, so dass wir schon um 08.40h auf die
Piste sind. So ein Fehler wie gestern mit dem
späten Losfahren passiert uns bestimmt nicht
noch mal.
Da wir aber gestern von der Hauptroute
abgewichen sind, mussten wir uns erst mal
einen neuen Weg suchen.
Hotel http://www.le-plat-d-etain.com/
Die Diskrepanz zwischen Karte und GPS war groß, ebenso die Diskussion darüber, wem zu
glauben. Am Ende war aber alles in Butter, als wir wieder auf unsere GPS-Route trafen. Das
Wetter war ideal, leicht bewölkt und 26°C. Der Wind hatte sich gelegt.
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Erste Diskussionen über die richtige Richtung
Walter’s GPS-Kontrolle in Meaux
Wir konnten es in Ruhe angehen lassen heute,
denn Paris war nicht mehr weit. So gönnten wir
uns eine Pause in Meaux an der Kathedrale.
Dass die Pause am Ende länger wurde als
geplant, lag am Kellner. Erst konnten wir nicht
bestellen, dann nicht bezahlen.
Nachdem wir den starken Stadtverkehr hinter
uns gelassen hatten, kamen wir wieder auf ruhige
Nebenstrassen.
Unter Lebensgefahr gemacht: Blick auf Meaux
Gemütlich radelten wir Richtung Paris, zunächst am Canal de l’Ourcq auf einem neuen
Radweg, Extraklasse.
Fotostop auf dem Radweg am Canal de l’Ourcq
Hier wird ab 20.00h gesperrt, und dann?
Die Zeit ließ eine ausgedehnte Mittagspause zu, und so fuhren wir in die Altstadt von
Villiparisis auf den gerade zu Ende gehenden Markt. Wir fanden nach einigen Schlenkern ein
Restaurant, so dachten wir. Bei der Bestellung erklärte uns aber die Bedienung, dass die
Beschilderung falsch ist, es gäbe nur Getränke.
So machten wir die Kneipe zum Stützpunkt und schwärmten aus. Bernd holte sich Pommes,
und Uwe holte sich was Chinesisches. Da konnten Kalle und Walter nicht widerstehen. Am
Ende gab es 3x Chinesisch und 1x Pommes.
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Später ging es weiter am Kanal entlang. Die Einfahrt Richtung Paris erwies sich aber als eine
„Tour d’horreur“. Wir schauten auf abbruchreife Industriebauten, Müllberge und
Obdachlosenlager; in dieser Konzentration nichts für schwache Nerven.
Die Einfahrt nach Paris hatten wir uns anders vorgestellt...
Jetzt galt es, sich erst mal zu orientieren. Kalle, auf alle Schwierigkeiten vorbereitet, packte
einen Stadtplan von Paris aus und so konnten wir sehen, dass es noch ca. 5 km zum Gare de
l’Est waren.
Und plötzlich kamen wir in ein schönes Viertel, man glaubt es kaum, Hotel inklusive. Aber es
gab nur „grandlits“ und auch für die Fahrräder hätten wir 10€ extra bezahlen sollen. Also
weiter, Walter’s GPS hatte ja genug Hotels im Angebot in der Umgebung. Hotel Crimée hieß
es am Ende, 2* mit Klimaanlage, www.hotel-crimee-paris.com . Die Zimmer waren etwas
klein, aber ok, sieht man von kleineren Blessuren im Bad ab. Nach 77 km und ca. 250 Hm
endete die Tour für heute.
Jetzt hieß es kurz frisch machen und ab in die Stadt, natürlich per Métro. Während Kalle in
der Station noch rechnete, wie es am günstigsten wird, rief Uwe als Controller schon zum 2Tagesticket auf. Skeptiker Kalle ließ sich überzeugen.
Notre Dame
Louvre mit der berühmten Pyramide
Natürlich klapperten wir Notre-Dame und den Louvre ab. Zum Abschluss ging es nach
Montmartre und dann ins Nachtleben.
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Sacre-Coeur
Berühmt...
Es blieb aber alles unter Kontrolle. Zum Abschluss nahmen wir noch einige Absacker in der
Bar neben dem Hotel, Ricard, was sonst. So gegen 02.00h war der Abend dann beendet.
8. Tourtag: Sa., 17.07.10 – Ruhetag in Paris:
Heute konnten wir es ruhig angehen und die Tour ausklingen lassen. Zunächst gab es
Frühstück, letztmals ohne Tischabfalleimer, aber reichlich. Ungewohnt war nur der Ort des
Frühstückssaals, er lag nämlich im Keller. Selten so wenig Ausblick gehabt.
Zuerst fuhren wir zum Eiffelturm, dann ging es weiter zum Arc de Triomphe. Hier trennten
sich dann die Wege. Uwe wollte noch weiter, der Rest entschied sich für eine Einkaufstour im
Kaufhaus Lafayette. Lafayette würde jede Frau erfreuen: Ein ganzes Stockwerk nur Schuhe!
Hotel Crimée, man beachte die Bar nebenan
Arc de Triomphe
Wahrzeichen von Paris
Abschied von Paris
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Als Treffpunkt hatten wir 14.00h am Hotel ausgemacht, in Wirklichkeit saßen alle um 13.30h
beim „Goldenen M“ um die Ecke. Kalle hat Uwe dann die Rechnung mit den Métro-Fahrten
aufgemacht. Dabei hat sich dann rausgestellt, dass wir mir 10er-Karten weniger als die Hälfte
bezahlt hätten. Tja, auch Controller können irren!
Vom Gare de l’Est ging es um 15.24h wieder nach Hause. Und es gab noch ein Schmankerl:
Uwe hatte seinen Proviant nicht ans
Fahrrad gehängt wegen der Sonne,
sondern in den Schatten gestellt,
siehe Bild links.
Während des Einsteigens in den
Zug fragte Kalle Uwe nach dem
Proviant. Und da fiel Uwe ein, dass
er was vergessen hatte. Natürlich
war die Tüte weg. Zurück kam er
mit Ersatzproviant.
Alles wie bei der Rückfahrt aus
Italien 2007.
Warten...
Warten...
Die Räder konnten wir im TGV nicht wirklich gut verstauen, dauernd musste jemand drüber
steigen und der Schaffner musste auch noch seinen Senf dazu abgeben.
Dann aber ging’s mit bis zu 320 km/h
Richtung Straßburg. Es war schon mächtig
eng und unkomfortabel im Vergleich zum
ICE.
Beim Aussteigen in Karlsruhe mussten wir
erst einige Hindernisse aus dem Weg
räumen, um rauszukommen.
Es darf
wahrscheinlich alles in den Gängen stehen,
bloß kein Fahrrad.
Schwungvoller Schriftzug
Uwe fuhr von Karlsruhe direkt in den Taunus, Bernd verließ uns in Mannheim.
Gegen 21.30h waren Kalle und Walter in Mettenheim.
Die Tour war mit 594 Gesamtkilometern ohne besondere Höhepunkte, wird uns aber als
„Auf und nieder – immer wieder“ – Tour
in Erinnerung bleiben.
K-H. Fechter/September 2010/2014
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