Kraniche – Vögel des Glücks
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Kraniche – Vögel des Glücks
Kraniche – Vögel des Glücks Das Projekt Es lebe der Kranich 4 Artenvielfalt Kraniche in der ganzen Welt 14 Umweltbildung Das Kranichrangerprojekt 22 Das Wappentier der Lufthansa Ein Symbol für die Zukunft unterstützt unterstütztvon von 23 Inhalt Das Projekt Es lebe der Kranich 4 Artenvielfalt Kraniche in der ganzen Welt 14 Kooperation Der Kranich kennt keine Grenzen 18 Umweltbildung Die Kranichschützer der Zukunft 20 Umweltbildung Das Kranichrangerprojekt 22 Das Wappentier der Lufthansa Ein Symbol für die Zukunft 23 Mythen und Legenden Die göttlichen Boten des Himmels 24 Tradition in Asien Kraniche aus Papier 26 Weitere Themen Internationale Beringung 11 Die Brutreviere in Deutschland 12 Steckbrief16 Fünfzehn Kranicharten 17 Kraniche auf Nahrungssuche 21 Origami-Kranich27 Zahlen und Fakten 28 2 Kraniche – Vögel des Glücks Liebe Kranichfreunde, Kraniche gehören weltweit zu den faszinierendsten Vögeln. Wegen ihrer elegan ten und geheimnisvollen Tänze, ihrer weithin hörbaren trompetenartigen Rufe, ihrer meist lebenslangen Partnerschaft, ihrer Schönheit und Größe hat der Mensch eine besondere Beziehung zu diesen einzigartigen Vögeln entwickelt, die sich in der Mythologie, in Gedichten, Sagen und Geschichten in vielen Kultu ren auf der Welt widerspiegelt. Kraniche sind der Inbegriff für Glück, Freiheit und unberührte Wildnis. Dr. Günter Nowald Leiter des Kranich-Informationszentrums und Geschäftsführer der Kranichschutz Deutschland gGmbH Nicht einmal die majestätischen Adler verkörpern die Sehnsucht des Menschen vom Traum des Fliegens so grandios wie die in großen Formationen ziehenden Kraniche. So sind sie es auch, die nach einem langen, kalten Winter die wärmende Sonne Südspaniens mit in den hohen Norden bringen und die lang ersehnte mildere Jahreszeit einläuten. Kraniche gelten auch als Botschafter für den Frieden und für einen erfolgreichen Naturschutz. So stehen die Glücksvögel heute dank eines positiven Bestands trends in Deutschland auch nicht mehr auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten. Aufgrund einer sich ständig und immer schneller ändernden Umwelt müssen die Schutzbemühungen aber weitergehen. Von besonderer Bedeutung sind hier vor allem der Schutz der Feuchtgebiete, da diese für Kraniche während der Fortpflanzungsperiode, während des Zuges, der Rast und Überwinterung obligatorisch sind, sowie eine entsprechende Umweltbildung. Dem Kranich eine sichere Brutheimat sowie störungsfreie Sammel- und Rastplätze in Deutschland zu erhalten und zum internationalen Kranichschutz beizutragen ist das Ziel der Arbeitsgemeinschaft Kranichschutz Deutschland, die 1991 von ost- und westdeutschen Kranichschützern gemeinsam mit der Lufthansa Umweltförderung ins Leben gerufen wurde. 1996 wurde zusätzlich die gemeinnützige Kranichschutz Deutschland GmbH mit dem NABU und dem WWF als Gesellschafter gegründet. Dem Zauber des Kranichs kann sich fast niemand entziehen. Wer einmal diesen charismatischen Vogel bei seinen Tänzen zur Frühjahrsrast oder im Herbst die endlosen Kranichketten vor der untergehenden Sonne zum Schlafplatz erlebt hat, hat sich für ein Leben lang „angesteckt“. So verwundert es nicht, dass die Familie der Kranichbegeisterten und Kranichfreunde von Jahr zu Jahr anwächst und regelmäßig bei den an der Ostseeküste rastenden Kranichen und in der Ausstellung des Kranich-Informationszentrums in der Nähe von Stralsund vorbeischaut – auch Sie sind herzlich willkommen. 3 Das Projekt Es lebe der Kranich 4 Kraniche – Vögel des Glücks Der Kranichschutz hat in Deutschland einen herausragenden Stellenwert. Nach der Wiedervereinigung gründeten die ost- und westdeutschen Kranichschützer gemeinsam mit der Lufthansa Umweltförderung 1991 die Arbeitsgemeinschaft „Kranichschutz Deutschland“. 1996 wurde die gemeinnützige Kranichschutz Deutschland GmbH mit dem NABU und dem WWF als Gesellschafter gegründet. Unter anderem wurde eigens dazu das Kranich-Informationszentrum in Groß Mohrdorf gegründet, das seit September 1996 besteht. 5 Nicht jeder Streit endet bei Kranichen in einer Auseinandersetzung. Hier zeigt der elegante Vogel das sogenannte „Scheinputzen“, ein Verhalten, um Spannungen abzubauen. In der Mittagszeit suchen Kraniche Gewässer auf, um zu trinken. Anschließend fliegen sie zurück auf ihre Nahrungsflächen. B ehutsam schleichen die Männer in Tarnanzügen über die feuchten Wiesen entlang von Waldrändern. Jeder Schritt nach vorn wird unter großer Körperanspannung getan, jede hektische Bewegung würde das Vorhaben zunichtemachen. Die Männer pirschen sich an ein Kranichpärchen heran, das mit seinen Jungen auf der Suche nach Nahrung ist. Plötzlich werden die alten Kraniche unruhig. Sie heben die Köpfe, strecken die Hälse und schauen in die Richtung, in der sie die Gefahr vermuten. Sie versuchen ihre Jungen unauffällig in eine nahe Deckung zu führen. Nähert sich der Mensch jedoch sehr schnell, fliegen die Altvögel auf und stoßen laute Warnrufe aus. Auch in der Luft rufen sie in regelmäßigen Abständen, warnen so ihre Jungen, die sie allein zurücklassen müssen, weil sie noch nicht fliegen können. Die Altvögel vertrauen darauf, dass ihre Jungen wieselflink im Zickzack weglaufen, um sich dann blitzschnell an einer für sie geeigneten Stelle flach auf den Boden zu ducken. Durch sein braungraues Gefieder ist ein Jungkranich für Angreifer aus der Luft unauffindbar. Nur gute Läufer haben eine Chance „Der Mensch hat im Prinzip allein kaum eine Chance, einen Jungkranich zu fangen“, erklärt Dr. Günter Nowald, Leiter des Kranich-Informationszentrums im mecklenburgvorpommerischen Groß Mohrdorf in der Nähe von Stral sund. Zusammen mit vier bis sechs laufstarken, für die Kranichjagd speziell ausgebildeten Biologen und Ornithologen versucht Nowald im Frühjahr einige Jungkraniche einzufangen, um sie zu beringen oder ihnen Sender ins Gefieder zu setzen. Die Markierung von Vögeln hat sich zu einer unentbehrlichen Methode der ökologischen Frei landforschung entwickelt. Durch die Wiedererkennung individuell markierter Kraniche können zum Beispiel Daten über die Altersstruktur der Population, die Geschlechtsreife und die Überlebenswahrscheinlichkeit in dem betroffenen Raum ermittelt werden. Von besonderer Bedeutung für den angewandten Kranichschutz sind Daten zum Verhalten der Tiere und zur Ökologie. Im Gebiet der Mecklenburgischen Seenplatte liegt eines der bedeutendsten deutschen Brut gebiete für Kraniche. Hier gehen die Männer um Dr. Günter Nowald auf „Jagd“, um junge Kraniche, die noch nicht fliegen können, einzufangen. „Das hört sich leicht an, ist es aber wirklich nicht“, sagt Dr. Günter Nowald. Nur aufgrund der großen Erfahrung des eingespielten Teams und technischer Tricks und Hilfsmittel ist es möglich, einige wenige junge Kraniche im Frühjahr aufzugreifen. 6 Kraniche – Vögel des Glücks Kraniche sind Meister der Tarnung In 15 Tagen schaffte das internationale Team um Dr. Günter Nowald im Frühsommer 2012 den bisherigen Rekord, 50 Vögel zu beringen und teilweise mit einem sogenannten Rucksacksender zu bestücken. Dabei waren die Männer jeden Tag von fünf Uhr morgens bis abends 20 Uhr auf den Beinen. Man sieht an der relativ geringen Ausbeute, wie schwierig es ist, einen Jungkranich zu fangen, und wie groß die Chance für die Vögel ist, vor dem Menschen zu fliehen. „Es ist unglaublich, wie die Vögel in der Landschaft verschwinden können, sie scheinen sich in Luft aufzulösen, pressen sich fest und unbeweglich an den Boden. Es kann passieren, dass man nur einen Meter vor einem Jungkranich steht, aber man sieht ihn einfach nicht – auch wir, die wir wirklich große Erfahrung haben“, staunt Biologe Nowald. Über Funk werden die Fänger von den Teammitgliedern, die die Szene von erhöhten Positionen aus der Entfernung von außen beobachten, an die Stelle dirigiert, wo der Vogel ausharrt. Doch wenn man den Kranich schließlich entdeckt hat, ist es relativ einfach, ihn zu fangen. „Schnell, aber behutsam stülpen wir ihm dann eine schwarze Baumwollkapuze über. Dadurch bekommt der Vogel optisch nichts mehr mit“, erklärt Dr. Günter Nowald. Die Vögel bleiben ganz cool Dann läuft alles nach einem geübten und erprobten Plan ab. Der Vogel wird gewogen, vermessen und erhält Ringe und Sender. Die ganze Aktion dauert nicht länger als zehn Minuten, je nach Größe des Tieres. „Die meisten Vögel bleiben während der kurzen Gefangenschaft in Menschenhand ganz cool“, erinnert sich Dr. Günter Nowald. An jeden, dem es eingeboren, dass sein Gefühl hinauf und vorwärts dringt, wenn über uns im blauen Raum verloren, ihr schmetternd Lied die Lerche singt, wenn über schroffen Fichtenhöhen der Adler ausgebreitet schwebt, und über Flächen, über Seen, der Kranich nach der Heimat strebt.“ Abwandlung von Goethes Gedicht aus Faust im Schlusswort von Otto Lilienthals Beschreibung „Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst“, Berlin 1889 Nachdem die Kraniche wieder freigelassen sind, kehren die Altvögel sofort zu ihren Jungen zurück, kümmern sich rührend um sie und führen sie wieder in sichere Gefilde. Erstaunlicherweise akzeptieren sie offensichtlich auch, dass ihre Brut plötzlich Fremdkörper am Leib trägt. Bisher jedenfalls haben Altvögel noch nie versucht, ihren Jungen die von Menschenhand angelegten Dinge zu entfernen. „Ja, sie betrachten sie offensichtlich nach kurzer Gewöhnung als zu ihrem Körper gehörig“, glaubt Dr. Günter Nowald. Er und seine Leute haben besenderte Kraniche beobachtet, wie sie liebevoll die aus dem Gefieder herausragende Antenne mit dem Schnabel putzten. Alle fünf Minuten neue Daten Deutschland ist neben Estland das einzige Land innerhalb Europas, in dem die Besenderung von Kranichen zurzeit stattfindet. „Das ist ein großer Vorteil“, so Dr. Günter Nowald, „während die Beringung uns nur Zufallsdaten lieferte, können wir durch die Sender erstmals das Verhalten der Kraniche gezielt erforschen und Daten erfassen, die für den Schutz dieser Vögel erforderlich sind. Denn ohne exakte Informationen können wir keine effizienten Schutzprojekte erarbeiten.“ Sind die Vögel besendert, beginnt die Arbeit im Feld. Dabei werden bestimmte Kranichpaare angepeilt. Alle fünf Minuten werden Werte aufgezeichnet, die später in ein Computerprogramm eingegeben werden. Damit können 7 8 Kraniche – Vögel des Glücks Mit ihrem Duett-Ruf zeigt diese Kranichfamilie anderen Artgenossen, dass sie diesen Bereich auf dem Maisstoppelfeld für sich beanspruchen. Vor einer imposanten Wolkenfront fliegen die letzten Kraniche zum Schlafplatz „Großer Werder“ im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft ein. Kraniche starten wenn immer möglich gegen den Wind. Der hintere Glücksvogel hat sein „Fahrgestell“ noch nicht in Flugposition. die Biologen den ganzen Tagesablauf eines Kranichs verfolgen. Alle wichtigen Daten werden ausgewertet, um das Verhalten des Vogels zu erklären und Erfahrungen zu sammeln. Nur so ist es möglich, Landschafts-, Straßenund Schienenplanungsdaten mit den Lebensraumansprüchen der Kraniche abzustimmen. „Verläuft beispielsweise eine Straße zwischen Brut- und Nahrungshabitat, sind die jungen Kraniche stark gefährdet“, erklärt Dr. Günter Nowald, „denn die Altvögel marschieren mit ihren Jungen einfach über die Straße. Deshalb bieten wir bei Neuplanungen Alternativen, um die Kraniche zu schützen.“ Erste Ergebnisse des Forschungsprojekts zeigen unter anderem, dass Kraniche nicht so anpassungsfähig sind, wie gemeinhin angenommen wird. Die intensiv genutzten landwirtschaftlichen Monokulturen zum Beispiel eignen sich nicht für die Aufzucht von Jungen, sodass die Kraniche ihr Revier von teilweise 25 Hektar auf 120 Hektar ausdehnen müssen. Die sehr scheuen Kraniche sind zudem an Feuchtgebiete gebunden. Nur in Regionen mit Flachwasser schlafen und nisten sie erfolgreich, denn hier finden sie den Schutz gegen Füchse, Wildschweine und streunende Hunde für sich und ihre Gelege. Insgesamt gibt es in ganz Deutschland etwa 7.800 Brutpaare, die Zahl ist durch die mittlerweile stark begrenzte Anzahl geeigneter Feuchtgebiete limitiert. Nach zehn Wochen flugfähig 30 bis 31 Tage ist die durchschnittliche Zeit, die Kranichweibchen und -männchen abwechselnd die ein bis zwei Eier ihres Geleges bebrüten. Die Jungen schlüpfen Anfang Mai und gehen schon 24 bis 30 Stunden später mit den Eltern gemeinsam auf Nahrungssuche. Werden die Eltern gestört, verlassen sie ihre Jungen, die daraufhin zwar Deckung suchen, aber dennoch leichte Beute für Raben- und Greifvögel sind. Dr. Günter Nowald: „Kraniche wachsen sehr schnell heran und unternehmen mit 10 Wochen bereits ihre ersten Flugversuche. Bis dahin sind die jungen Vögel stark gefährdet.“ Mecklenburg-Vorpommern bietet nicht nur ein wichtiges Brutgebiet für Kraniche, die Rügen-Bock-Region an der Ostseeküste ist auch einer der bedeutendsten Rast- und Sammelplätze Europas. Bis zu 70.000 Kraniche aus Skandinavien, Finnland, dem Baltikum und Polen treffen sich hier im Herbst, bevor sie spätestens Ende November gen Süden weiterfliegen. Die Schlafplätze aller bedeutenden Rastregionen in Mecklenburg-Vorpommern liegen hier in Schutzgebieten. Um die weite Strecke bis in ihre Winterquartiere in Frankreich, Spanien und Nordafrika bewältigen zu können, fressen sich die Kraniche Energiereserven an. Rund zwölf Wochen rasten die Vögel im Durchschnitt in Mecklenburg-Vorpommern, in denen sie pro Tag circa 250 bis 300 Gramm Nahrung – bevorzugt Mais – zu sich nehmen. Zumeist finden sie das Futter als Erntereste auf Stoppelfeldern, sind diese nicht vorhanden, finden Kraniche auch die Neusaaten schmackhaft, sehr zum Ärger der Land wirte, die bis 1995 mit Ausgleichszahlungen entschädigt wurden. „Da diese Ausgleichszahlungen äußerst kostspielig waren, haben wir zusammen mit staatlichen Stellen und den betroffenen Bauern das Projekt Ablenkfütterung erarbeitet, das nur fünf bis zehn Prozent der bisherigen Kosten verursacht.“ erläutert Dr. Günter Nowald, „Landwirte stellen sogenannte Ablenkfütterungsflächen zur Verfügung, um ihre Neusaat zu schützen. Kraniche finden sehr schnell heraus, wo sie ungestört fressen können.“ Positiver Nebeneffekt sei zudem, so der Biologe, dass die Kraniche die Wildgänse nach sich zögen, die für einen noch größeren Schaden auf den Feldern verantwortlich gemacht werden. 9 Im Herbst 2011 rasteten circa 250.000 Kraniche in Deutschland. Davon gehörten mindestens 30.000 Vögel zur deutschen Population. Rund 100.000 Kraniche kamen aus Skandinavien, circa 50.000 aus Polen, aus dem Baltikum und aus Russland. „Eisfreie Winter und ausreichende Nahrung verändern das Verhalten der Vögel, die üblicherweise aus Skandinavien und Deutschland in die spanische Extremadura fliegen, um dort zu überwintern,“ so Dr. Wolfgang Mewes aus dem Fachvorstand von Kranichschutz Deutschland. „Es gibt aber auch Kraniche, die die kalte Jahreszeit schon nördlich der Pyrenäen in Südwest- und Nordostfrankreich verbringen. Und in den letzten Wintern sind sogar immer mehr Tiere ganz in Deutschland geblieben!“ Mit Rückenwind 100 Stundenkilometer Rund 2.000 Kilometer nonstop können Kraniche, die eine Flügelspannweite von 2,20 Meter haben, im Extremfall fliegen. Dabei verstehen sie durchaus, die Vorteile des Wetters zu nutzen. Bei einem Hoch im Herbst ziehen sie mit dem Wind aus dem Norden in den warmen Süden, beziehungsweise im Frühjahr in umgekehrter Richtung. Normalerweise fliegen die Kraniche in Tagesetappen unter Ausnutzung von Thermik und Winden, die den Vögeln Kräfte sparen hilft. Im Frühjahr, wenn sie ihre Brutplätze rasch erreichen möchten, fliegen sie öfter auch nachts. Die Zughöhe selbst ist wiederum abhängig von den Luftströmungen (im Durchschnitt zwischen 300 und 1.500 Metern), ebenso wie die Geschwindigkeit, die zwischen 40 und 60 Stundenkilometer beträgt, bei Rückenwind sogar über 100 Stundenkilometer. Informationen durch Ringe und Sender „Kranichschutz ist kein nationales Anliegen“, betont Dr. Günter Nowald. „Nur länderübergreifende Maßnahmen und Erfahrungsaustausch garantieren langfristig, dass Kraniche sind beeindruckende Zugvögel. Mit einer Flügelspanne von 2,20 Meter können sie sich mit manchem Adler messen. Nachts schlafen Kraniche stehend in flachen Bereichen unterschiedlicher Feuchtgebiete. Absolute Ruhe und Schutz sind von höchster Bedeutung. 10 Kraniche – Vögel des Glücks Internationale Beringung Der Personalausweis der Kraniche Die Farbberingung von Kranichen mit einem DreiFarben-Code erfolgte in Europa erstmals 1988 in Spanien. Aufgrund der guten Ableseergebnisse bei Wiederfunden löste dieses System schnell die parallel verwendeten farbigen alphanumerischen Ringe ab. Daher wurden schon in den frühen 1990er-Jahren auch in anderen europäischen Ländern die Drei-Farben-Codes genutzt, deren einheitliche Verwendung auf den Tagungen der European Crane Working Group (ECBG) beschlossen wurde (weitere Informationen unter www.kraniche.de). Am linken Bein trägt der Kranich die Farbkombination des Landes, am rechten Bein eine Individualkombination, die aus sechs möglichen Farben zusammengestellt werden kann. Deutschland Finnland Schweden, Norwegen Estland, Litauen Lettland England Israel Polen Russland Tschechien Ungarn 11 Die Brutreviere in Deutschland Hier endet der „Kranichtanz“ mit dem Nestbau Eine genaue Erfassung der Brutreviere durch Mitarbeiter von Kranichschutz Deutschland („Monitoring“) liefert Landesund Kreisbehörden Grundlagen für eine umweltverträgliche Landschaftsplanung und verhindert naturschädigende Eingriffe. Die Daten werden in besonderen Karten, in Messtischblättern (MTB/Q), dargestellt. Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft Groß Mohrdorf Kiel Hamburg Bremen Anzahl Paare je MTB/Q 1–3 4–7 8–12 >12 Berlin Hannover Münster Kassel Leipzig Dresden Köln Frankfurt sich die Bestände dieser gefährdeten Vogelart erholen beziehungsweise stabil bleiben. Deshalb gibt es zwischen Deutschland, Frankreich und Spanien Kooperationsprojekte. Wir arbeiten bei den telemetrischen Beobachtungsmethoden mit den gleichen Frequenzbereichen, sodass wir neue Auskünfte etwa über Nahrungsflächen untereinander austauschen können.“ Workshops mit Polen und den baltischen Staaten wiederum dienen ebenfalls dazu, Erfahrungen auszutauschen und über die Arbeit im jeweiligen Land zu berichten. Die Farbberingung als europaweites Projekt dient unter anderem der Erforschung des Zugverhaltens. Nationale und europäische Tagungen, die mit Unterstützung der Deutschen Lufthansa stattfinden, mit Teilnehmern von China bis USA, ermöglichen einen regen Informationsfluss, der ebenfalls der Verbesserung der Lebensräume der Kraniche dient. 12 Kraniche – Vögel des Glücks Einfluss des Klimawandels Noch vor wenigen Jahrzehnten flog der überwiegende Teil der Kraniche des westeuropäischen Zugweges in ihre tradi tionellen Überwinterungsgebiete in die Extremadura und Andalusien nach Spanien. Sind die Schlafgewässer nicht dauerhaft zugefroren und die Nahrungsflächen nicht von einer geschlossenen Schneedecke überzogen, können Kraniche auch weiter nördlich überwintern. Mithilfe der in Mecklenburg-Vorpommern beringten und besenderten Kraniche konnte eine drastische Verkürzung der Zugdistanzen deutscher Kraniche von durchschnittlich 2.041 Kilometer im Jahr 1997 auf 677 Kilometer im Jahr 2007 nachgewiesen werden. Aufgrund milder Winter und neuer Feuchtgebiete entlang des westeuropäischen Zugweges überwintern immer mehr Kraniche bereits in Frankreich – immer mehr Kraniche bleiben sogar ganz in Deutschland. Die unsterblichen Kraniche rufen, weit tönt ihre Stimme. Ihre Gedanken schweifen in den weiten Himmel. Unten am herbstlichen Fluss steht ein Mensch, über ihm der helle Mond, nicht weit ein Baum, von Tau bedeckt. Er wandert, ziellos, in Richtung der unendlichen Milchstraße. Der Wind bläst an ihm vorbei. Auch ich, so denkt der Mensch, möchte ganz frei sein.“ Der chinesische Dichter Jiang Yi Ning 13 Artenvielfalt Kraniche in der ganzen Welt Die Lebensräume der Kraniche verändern sich stetig. Auf ihren jährlichen Wanderungen passen die Vögel ihre Flugrouten den Einflüssen des Wetters und den Eingriffen des Menschen in die Landschaft immer wieder neu an. Die auf der Verbreitungskarte farbig gekennzeichneten Brutund Überwinterungsgebiete der einzelnen Arten wie auch die durch Linien und Pfeile markierten Zugwege können deshalb nur einen Orientierungsrahmen bieten. Die Linien stehen für zum Teil breite Zugkorridore. Kanadakranich Brutgebiet Überwinterungsgebiet Mississippi-Kranich Florida-Kranich Kuba-Kranich 14 Kraniche – Vögel des Glücks Schreikranich Brutgebiet Überwinterungsgebiet Wiederansiedelungsgebiet Schwarzer Kronenkranich Westafrikanischer Kronenkranich Sudanesischer Kronenkranich Grauer Kranich oder Graukranich Brutgebiet Überwinterungsgebiet Klunkerkranich ganzjährig Jungfernkranich Brutgebiet Überwinterungsgebiet Paradieskranich ganzjährig Grauer Kronenkranich Ostafrikanischer Kronenkranich Südafrikanischer Kronenkranich Nonnen- oder Schneekranich Brutgebiet Streifgebiet Überwinterungsgebiet Schwarzhalskranich Brutgebiet Überwinterungsgebiet Mönchskranich Brutgebiet Überwinterungsgebiet Weißnackenkranich Brutgebiet Überwinterungsgebiet Mandschurenkranich Brutgebiet Überwinterungsgebiet Saruskranich Brutgebiet Überwinterungsgebiet Australischer oder Brolgakranich Brutgebiet Streifgebiet 15 nich um) Klunkerkranich Grauer Kanich Grauer Kronenkranich (Balearica regulorum) Jungfernkranich Klunkerkranich Grauer Kanich Schneekranich Fünfzehn Kranicharten Eine Übersicht Klunkerkranich Grauer Kanich Klunkerkranich Grauer Kanich Jungfernkranich Schneekranich Grauer Kronenkranich Jungfernkranich (Balearica regulorum) Klunkerkranich Grauer Kanich Jungfernkranich Schneekranich Australischer (Brolg Kranich Schneek Mönchskranich Paradieskranich Saruskranich Schreikranich Saruskranich Schwarzhalskranich Kanadakranich Saruskranich Paradieskranich Schreikranich Schreikranich Paradieskranich Kanadakranich Saruskranich Australischer (Brolga-) Kranich Schwarzhalskranich Saruskranich Australischer Schreikranich oder Brolgakranich Schwarzhalskranich (Grus antigone) Grauer Kronenkranich (Balearica regulorum) Sarus Crane 9 1 45 – 175 • 15.000 – 17.000 e Grauer Kanich (Grus rubicundus) Klunkerkranich Paradieskranich Weißnackenkranich Weißnackenkranich (Grus vipio) White-naped Crane 9 1 35 – 140 • 5.500 – 6.000 e Jungfernkranich B rolga or Australian Crane 9 125 • 40.000 – 45.000 e Drei Unterarten Schneekranich Mönchskranich Mandschurenkranich Schwarzhalskranich Mandschuren kranich Schwarzhalskranich (Grus nigricollis) (Grus japonensis) Black-necked Crane 1 25 – 135 • 7.700 – 7.900 e R ed-crowned or Japanese Crane 9 140 – 160 • 2.100 – 2.300 e 9 Klunkerkranich Grauer Kanich Australischer (Brolga-) Kranich Jungfernkranich Schneekranich Mönchskranich Weißnackenkrani Schwarzhalskranich Paradieskranich Kanadakranich Saruskranich Schreikranich Schwarzer Kronenkranich Schwarzer Kronenkranich schurenkranich Australischer (Br Kranich Schwarzer Kronenkranich Weißnackenkranich Australischer (Brolga-) Kranich Saruskranich Schreikranich Mandschurenkranich Schwarzer Kronenkranich enkranich Australischer (Brolga-) Kranich Schwarzhalskranich Weißnackenkranich Australischer (Brolga-) Grauer Kronenkranich Kranich (Balearica regulorum) Saruskranich Mönchskranich Schreikranich Schwarzhalskranich (Grus americana) (Grus monachus) (Balearica regulorum) Grauer Kronenkranich Eurasian or Common Crane 9 110 – 125 • bis zu 450.000 Black Crowned Crane 9 92 – 100 • 40.000 – 70.000 Grey Crowned Crane 9 105 – 112 • 58.000 – 77.000 (Balearica pavonina) Sechs Unterarten Klunkerkranich Grauer Schneekranich (Balearica regulorum) e e 9 Grauer Kronenkranich Jungfernkranich Schwarzer Kronenkranich Schwarzer Kronenkranich (Grus grus) e 9 Klunkerkranich Grauer Kranich oder Graukranich Mandschurenkranich Whopping Crane 130 – 150 • 318, davon 131 in Gefangenschaft (Sept. 2004) Hooded Crane 95 – 115 • 10.500 – 12.000 e Weißnackenkranich Grauer Kanich Schreikranich Mönchskranich Paradieskranich e Zwei Unterarten Jungfernkranich Schneekranich Schwarzer Kronenkranich Grauer Kronenkranich (Balearica regulorum) Mandschurenkranich Grauer Kanich Paradieskranich Kanadakranich Australischer (Brolga-) Kranich Saruskranich Weißnackenkranich Schreikranich Kanadakranich Schwarzhalskranich Schwarzer Kronenkranich Kronenkranich ca regulorum) Jungfernkranich Paradieskranich Jungfernkranich Grauer Kronenkranich Schreikranich (Balearica regulorum) Paradieskranich Jungfernkranich Schneekranich (Anthropoides Grauer Kanich paradisea) (Anthropoides virgo) Demoiselle Crane 9 0 – 100 • 5.500 – 6.000 e B lue Crane 9 97 – 107 • 24.000 e 9 Nonnenoder Schneekranich Schneekranich Klunkerkranich Klunkerkranich (Bugeranus carunculatus) (Grus leucogeranus) Kanadakranich Kanadakranich (Grus canadasensis) Jungfernkranich e Sandhill Crane 9 9 S 0 – 120 iberian Crane 9 120 – 140 • 520.000 – 540.000 • 3.000 Australischer (Brolga-) Sechs Unterarten Kranich W attled Crane 9 120 – 150 • 7.000 – 8.000 e e Mönchskranich Schneekranich Weißnackenkranich Schwarzhalskranich Schwarzer Kronenkranich h ch Klunkerkranich Grauer Kanich Klunkerkranich Paradieskranich e E nglischer Name Schreikranich 9 K örpergröße in cm • P opulation Mönchskranich Paradieskranich dakranich Australischer (Brolga-) Kranich Saruskranich Schreikranich Weißnackenkranich Mönchskranich Schw Der Steckbrief Die Vermessung eines Vogels Ordnung Familie Art Grudiformes Gruidae Grus grus Größe Körperhöhe Flügelspannweite Gewicht 1,25 Meter 2,20 Meter Männchen bis 7 Kilogramm Weibchen bis 6 Kilogramm Nahrung Insekten, Insektenlarven, Würmer, Schnecken, Frösche, Mäuse, Getreidekörner, Mais, Bohnen, Erbsen, Sonnenblumenkerne, Kartoffeln, Eicheln Höchstalter In der Natur 15 bis 20 Jahre und in Gefangenschaft bis zu 40 Jahre Zug Flughöhe meist zwischen 300 und 1.500 Meter, Geschwindigkeit 50–60 km/h (mit Rückenwind bis zu 100 km/h) Grauer Kronenkranich (Balearica regulorum) Klunkerkranich Grauer Kanich Jungfernkranich Schneekranich Paradieskranich Kanadakranich Saruskranich Schreikranich Grauer Kronenkranich (Balearica regulorum) Klunkerkranich Grauer Kanich Jungfernkranich Schneekranich Australischer (Brolga-) Kranich Grauer Kronenkranich (Balearica regulorum) Mönchskranich Klunkerkranich Grauer Kanich Weißnackenkranich Schwarzhalskranich Jungfernkranich Paradieskranich Kanadakranich Saruskranich Schneekranich Schreikranich zur Artenübersicht Australischer (Brolga-) Kranich Kanadakranich Saruskranich Mönchskranich Schwarzhalskranich Schreikranich Paradieskranich Weißnackenkranich Grauer Kronenkranich (Balearica regulorum) Mandschurenkranich Schwarzer Kronenkranich Grauer Kanich Grauer Kronenkranich Klunkerkranich (Balearica regulorum) Jungfernkranich Grauer Kanich Klunkerkranich Jungfernkranich Schneekranich Schwarzer Kronenkranich Kooperation Der Kranich kennt keine Grenzen Ein internationales Projekt in Afrika E in Beispiel eines internationalen Kooperationsprojekts ist das seit 2007 durchgeführte Kranichmonitoring in Äthiopien, am Horn von Afrika. Hier kann man neben den aus Europa bekannten Graukranichen auch noch Jungfern-, Klunker- und die Schwarzen Kronenkraniche antreffen. Dabei handelt es sich um ein Projekt von Kranichschutz Deutschland (KD), der Bundesarbeitsgruppe (BAG) AFRIKA im Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der äthiopischen Naturschutzorganisation Ethiopian Wildlife and Natural History Society (EWNHS). Drei bis vier Teams kontrollieren mit Geländefahrzeugen bekannte Überwinte- 18 Kraniche – Vögel des Glücks rungsplätze des Kranichs und suchen nach bisher unbekannten Schlafgewässern. Um einen möglichst großen Teil Äthiopiens in kurzer Zeit bearbeiten zu können, fahren die Teams getrennt in verschiedene Gebiete. Ohne die Teammitglieder aus Äthiopien wäre eine Orientierung im Gelände und die Suche nach Kranichen nicht möglich, da eine Verständigung mit der Bevölkerung aus sprachlichen Gründen erfolglos ist. Abseits der Straßen werden anhand von Informationen der Landbevölkerung, aber auch mithilfe von Google-EarthBildern in Verbindung mit GPS-Koordinaten Feuchtgebiete angefahren und nach Kranichen abgesucht. Ein Paar Klunkerkraniche bei der Nahrungssuche am Ufer des Zway-Sees. Abseits der Straßen werden anhand von Informationen der Landbevölkerung, aber auch mithilfe von Google-Earth-Bildern in Verbindung mit GPS-Koordinaten Feuchtgebiete angefahren und nach Kranichen abgesucht. „Umweltbildung vor Ort“ – bei jeder Gelegenheit wurde die Bevölkerung bei der Kranicherfassung mit einbezogen und informiert. An den Schlafgewässern, die von infrastrukturellen Veränderungen bisher unberührt blieben, wurden zunächst nur geringfügige Bestandsveränderungen erfasst. Allerdings musste hier festgestellt werden, dass der verstärkte Einsatz von mobilen Wasserpumpen für die kleinbäuerliche Feldbewässerung ebenfalls gravierendste Auswirkungen zeigt. Am 31. Januar 2011 übernachteten 9.150 Graukraniche im Akaki-Flachgewässer (08°49,10' N, 38°44,83' E). Bei der Nachkontrolle am 14. Februar 2011 war das Gewässer komplett leer gepumpt. Die Kraniche und alle anderen Wasservögel hatten das Gebiet verlassen. Am 2. Februar 2011 konnte südlich von Butajira das noch nicht erfasste Feuchtgebiet „Chuche“ entdeckt werden. Neben 840 Graukranichen konnten hier auch 54 der stark gefährdeten Klunkerkraniche nachgewiesen werden. Äthiopische Ornithologen schätzen den Gesamtbestand dieser größten afrikanischen Kranichart auf nur noch etwa 300 Tiere. Ein Schutz dieses Feuchtgebietes ist daher dringend erforderlich. Bei der Expedition im Jahr 2011 zeigten sich dramatische strukturelle Veränderungen in der Landnutzung bereits während der Anfahrt nach Debre Zeyt. Entlang der Schnellstraße entstanden zahlreiche Handels- und Produktionsstätten überwiegend ausländischer Investoren. Der Schwerlastverkehr hat sich in den letzten vier Jahren vervielfacht. Neue Hochspannungsleitungen durchschneiden die Landschaft. Ein gravierender Einschnitt wurde am Feuchtgebiet Chelekleka Chefe (08°48,50' N, 39°00,00' E) festgestellt, einem der bedeutendsten Schlafplätze für den Eurasischen Kranich. Am 4. Februar 2009 übernachteten hier im Flachwasser über 17.000 Graukraniche. Bei der morgendlichen Kontrolle am 30. Januar 2011 wurden nur noch knapp 250 Kraniche erfasst. Mitten durch das jetzt fast trockene Feuchtgebiet liefen die Arbeiten für eine neue Asphaltstraße nach Addis Abeba. Auch die Errichtung riesiger Foliengewächshäuser in unmittelbarer Nachbarschaft von Feuchtgebieten, wie unter anderem am Koka-Stausee, hat einen negativen Einfluss auf Kranichlebensräume. Für die Produktion von Schnittblumen wird das Wasser abgepumpt, was ein deutliches Absinken des Wasserstandes zur Folge hat. Die Blumen sind hauptsächlich für den israelischen und europäischen Markt bestimmt. Neue Gewächshausanlagen sind auch an anderer Stelle im Bau, zum Beispiel am Tana-See. Schwarze Kronenkraniche sind noch an vielen Feuchtgebieten anzutreffen, wenn auch aus dem Vergleich mit historischer Literatur ihr Bestand in den letzten 30 Jahren deutlich abgenommen hat. Eine bemerkenswert hohe Anzahl, mit 496 Exemplaren, befand sich im Feuchtgebiet „Chimba“, am Südende des Tana-Sees. Auffällig war aber der generell äußerst geringe Jungvogelanteil. Der Verlust von Gelegen oder Jungvögeln kann auf starke Störungen durch die intensive Nutzung der Feuchtgebiete durch den Menschen und Haustiere zurückgeführt werden. Die Kartierungsdaten werden aktuell für die Entwicklung und Ausweisung eines Biosphärenreservates am Tana-See genutzt. Im Jahr 2011 wurden insgesamt 62.170 Graukraniche, 1.074 Schwarze Kronenkraniche, 157 Klunkerkraniche und 7 Jungfernkraniche (Tekeze River, Humera) erfasst. Die höchsten Dichten wurden mit Ausnahme vom Jungfernkranich in den flachen Gewässern im Rift Valley und im Bereich des Tana-Sees festgestellt. Drei Jahre finanzierte Kranichschutz Deutschland und die Bundesarbeitsgruppe AFRIKA des NABU eine Vollzeitstelle für einen Biologen in Äthiopien. Shimelis Aynalem arbeitete am Tana-See für den Kranichschutz. In dieser Zeit erfolgten für ihn und weitere Mitarbeiter der EWNHS Informationsveranstaltungen in Deutschland. Die Reisemöglichkeiten wurden durch Lufthansa realisiert. 19 Umweltbildung Die Kranichschützer der Zukunft Im Einsatz für ein besonderes Tier D ie jüngsten Mitglieder unserer Gesellschaft – unsere Kinder – rechtzeitig an einen behutsamen Umgang mit unserer einheimischen Natur heranzuführen, das hat sich das Kranich-Informationszentrum als Bildungs auftrag auf seine Fahne geschrieben. Ein Beitrag dazu sind unter anderem die Patenschaften für Kindereinrichtungen in der Region. Bereits zur Namensgebung der „KranichGrundschule“ in Altenpleen im Jahr 2004 wurde die erste ins Leben gerufen. 2007 folgte dann die Zusammenarbeit mit der Kita Groß Mohrdorf. Seither gibt es verschiedene Projekte, die sich vor allem um den Grauen Kranich drehen. Darüber hinaus werden Themen zur einheimischen Natur gestaltet. 20 Kraniche – Vögel des Glücks Schon zur Tradition zum Jahresauftakt hat sich der Projekttag „Vögel im Winter“ in der Kranich-Grundschule entwickelt. Das gesamte Team des Kranich-Informationszentrums ist dann in der Schule anzutreffen. Neben Informationen zum Vogelzug gibt es einen Einblick in den Speise plan der Überwinterer. Selbstgebaute Meisenglocken können die Kinder dann mit nach Hause nehmen, um sie dort für Meise, Sperling und Co. im Garten aufzuhängen. Die Besuche in der Ausstellung des Kranich-Informations zentrums sind immer ein besonderes Highlight sowohl für die Kinder und Erzieher als auch für die Mitarbeiter des Zentrums. Da müssen schon mal Fragen beantwortet werden, auf die man nicht vorbereitet ist. Beim Picken Kraniche auf Nahrungssuche Ein reich gedeckter Tisch mit der Pinzette nach Maiskörnern wird schnell klar, wie geschickt Kraniche sind. Mit dem Film „Kranichreise durch Europa“ beziehungsweise „Kalles Tagebuch“ geht es auf eine multimediale Reise durch das Kranichjahr. Kraniche nehmen das ganze Jahr über sowohl tierische als auch pflanz liche Nahrung auf. Ja, kleine Kinder können auch ganz leise sein – nämlich dann, wenn sie mit einem Kranichranger zur Rastzeit an der Beobachtungsplattform am Günzer See stehen. Das ist ganz wichtig beim „Birdwatching“, wie es neudeutsch heißt, erfahren die jungen Naturfreunde vom Betreuer. Kraniche sind sehr wachsam und dürfen nicht gestört werden. Besonders schwer wird es, das Temperament der Mädchen und Jungen zu zügeln, wenn beim Blick durch das Spektiv der Vogel mit der Ringkombination links „Blau-Blau-Weiß“ und rechts „Grün-Gelb-Weiß“ auftaucht. Das ist „Kalle“, der Patenvogel der Kranich-Grundschule Altenpleen. Seitdem er 2007 als Jungvogel gefangen wurde, ist er an dieser Farbmarkierung zu erkennen. Während der Früh jahrsrast ernährt sich der Kranich von Saaten, Ernterückständen des Spätherbstes, Gemüse oder Kartoffeln. Als Dankeschön bringen die Kinder immer wieder Zeichnungen, Scherenschnitte und Gedichte ins Kranich-Informationszentrum. Ganz stolz sind sie, wenn sie eines ihrer Werke oder ein Foto von sich in der Ausstellung wiederentdecken. Reptilien, Frösche Kleinsäuger Auf Wiesen und Weiden konzentriert sich die Nahrungssuche auf Insekten, Würmer und Nagetiere. Hier laufen Kraniche mit weitgreifenden Schritten große Bereiche ab. Sie lesen auf Gräsern und Kräutern sitzende Insekten gezielt und ruckartig mit dem Schnabel ab und legen Würmer und Larven durch Wühlbewegungen frei. Schnecken, Würmer Dazu stechen sie mit fast geschlossenem Schnabel in pflanzenfreie Stellen des Erdreichs. Im Boden öffnen sie den Schnabel leicht und bewegen ihn seitlich. Ist das Erdreich dichter, lockern sie es zuvor durch wiederholtes Einstechen. Auf Saatflächen lesen Kraniche zuerst an der Oberfläche liegende Getreidekörner ab. Erlebnis, Spaß und Lernen – Ein Tätigkeitsbereich der Kranichranger ist auch die Umweltbildung mit Kids. Energiereserven wieder aufzufüllen. Die Nahrungsaufnahme macht somit rund 80 Prozent seiner Tagesaktivität aus. Bis zu 300 Gramm benötigt ein Kranich im Frühling täglich, um seine Im Frühsommer besteht die Nahrung auch aus Kleinsäugern, Reptilien, kleinen Fischen, Fröschen, Schnecken, Würmern, Insekten und deren Larven. Insekten, kleine Larven Haben die Jungvögel das Alter von mehreren Wochen erreicht, bereichern auch größere Tiere wie Mäuse das Angebot. Im Spätsommer und im Herbst beansprucht die Nahrungssuche etwa 40 bis 60 Prozent der Aktivitätsdauer. Nun bilden Ernterückstände auf Getreide- oder Maisstoppelfeldern und Neusaaten sowie Insekten den Hauptbestandteil der Ernährung. Getreide Im Überwinterungs gebiet ernähren sich Kraniche von den Früchten der Stein- und Korkeiche sowie von Sonnenblumenkernen, Bohnen oder Erdnüssen. 21 Für die Kraniche und für die Ranger beginnt der Tag mit der Dämmerung. Vogelbeobachter haben jetzt die besten Chancen auf ein unvergessliches Schauspiel. Umweltbildung Das Kranichrangerprojekt Ehrenamtlich aktiv in der Vorpommerschen Boddenlandschaft D ie charismatischen Kraniche locken wie ein Magnet Tausende von Gästen in die Region des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft an die Ostseeküste, sodass der Fremdenverkehr, auch in der eigentlichen Nebensaison, boomt. Die vielen Besucher, die die „Vögel des Glücks“ möglichst aus der Nähe erleben möchten, sorgen allerdings auch für zahlreiche Störungen. Durch die große Unruhe und durch das häufigere Auffliegen verbrauchen die Kraniche sehr viel Energie, die für den Weiterflug in die Überwinterungsgebiete nach Frankreich und Spanien benötigt wird. Durch den Einsatz von Kranichrangern hat Kranichschutz Deutschland seit dem Jahr 2000 die Frequenz von Störreizen deutlich reduziert und gleichzeitig Tausende von Individualreisenden und Besuchergruppen auf Exkursionen betreut. Die Gäste können so vor Ort informiert werden und zeigen sich äußerst begeistert von dem „hautnahen Kranicherlebnis“, das ihnen der Blick durch die Spektive der Ranger eröffnet. So kommen nicht nur die Kraniche jedes Jahr zurück, sondern als Ergebnis dieser Begeisterung auch viele Gäste, Kranichfreunde und 22 Kraniche – Vögel des Glücks die ehrenamtlichen Kranichranger. „Kraniche machen süchtig. Wenn man ihre Tänze, Rufe und ihren Anmut einmal richtig erlebt hat, kann man keine Rastsaison verpassen und kommt immer wieder zurück“, erzählen die Kranichrangerinnen Anne Kettner und Rosi Linde. Dadurch, dass Kraniche durch den Einsatz von Kranichrangern weniger auffliegen beziehungsweise umherfliegen mussten, konnte ein möglicher Schaden auf Getreideneusaaten verringert werden. Der Konflikt Kraniche und Landwirtschaft wurde dadurch entschärft. Der direkte Vorteil für Kraniche im Sinne einer günstigeren Energiebilanz kommt hinzu. Im Rahmen der Kontrollfahrten kartieren Ranger die Kraniche auch auf ihren Nahrungsflächen. Diese Daten wurden beispielsweise bereits für die Ausweisung von sogenannten SPAs (Special Protected Bird Areas) genutzt, welche vom Umweltministerium nach Brüssel gemeldet wurden. Das Wappentier der Lufthansa Ein Symbol für die Zukunft E in stilisierter Vogel, der die aufstrebende Luftfahrt, die neue Technologie und die damit verbundene Dynamik visualisiert: Das war die Idee Otto Firles, gelernter Architekt und Grafiker, für ein Firmenzeichen der Deutschen Luft-Reederei GmbH (DLR). Der Werbeleiter des Unternehmens hatte 1918 die nicht gerade leichte Aufgabe, die komplette Firmenphilosophie in ein schlichtes Signet umzusetzen. An einen Kranich habe er seinerzeit nicht gedacht, so Otto Firle, eher an einen Fantasievogel. Dennoch, seit 1928 ist der Firle-Vogel als „fliegender Kranich“ bekannt. Wie und wann es genau dazu kam, ist nicht überliefert. Mit ein entscheidender Grund dürfte jedoch die hohe Ähnlichkeit mit dem größten flugfähigen Vogel sein, ein weiterer der Mythos, der den Kranich seit Jahrtausenden umgibt. Er gilt als Sendbote des Himmels, als Glücksbringer und Symbol langen Lebens. Seit nunmehr über 80 Jahren schmückt der Vogel mit den positiven Eigenschaften die Leitwerke der Flugzeuge der Deutschen Lufthansa. Stationen des Lufthansa Kranichs 1918 Entwurf des stilisierten Kranichs für die Deutsche LuftReederei. Die Verwendung eines einfachen grafischen Zeichens war seinerzeit sehr ungewohnt. 1919 Erstmalige Verwendung des Kranichs im Kreis auf einem Leitwerk als Teil der Flugzeuglackierung: Der Kranich wurde damals als Symbol der Zusammengehörigkeit gesehen. 1955–1962, Parabelphase Der Kranich wurde ohne Ring auf einer Ellipse platziert. 1962 Verfeinerung der Marke Otl Aicher nimmt sich des Corporate Designs von Lufthansa an. Bezugnehmend auf die heraldische Herkunft von Bildzeichen erklärte er die positive dynamische Form des Kranichs als Symbol für Geschwindigkeit und Bewegung. Diese Symbolik ist immer noch vorhanden und doch ist der Kranich selbst zum Erkennungszeichen, zur Marke geworden und muss als solche behandelt werden. 1979 Die Bildmarke und die Wortmarke der Lufthansa wurden 1979 von der hausinternen Designabteilung modifiziert. Es fand ein fetterer Schriftschnitt Verwendung (formal geschlossener, kompakter, selbstbewusster, kräftiger). Des Weiteren wurde der Kreis der Bildmarke verstärkt. 1991 Erneute Verstärkung des Kreises um den Kranich; durch diese Verstärkung wird bei der Anwendung der gelben Scheibe auf dem Leitwerk die Bildmarke klarer erkannt. Der Effekt der Scheibe (als eigene Form) tritt dadurch in den Hintergrund. Die Umweltförderung der Lufthansa Die Lufthansa Umweltförderung engagiert sich seit vielen Jahren für den Schutz von Kranichen. Die fortschreitende Zerstörung derer Lebensräume hat dazu geführt, dass zehn der weltweit 15 Kranicharten in ihrer Existenz bedroht sind: eine ernüchternde Bilanz, nicht nur für Vogelkundler. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, engagiert sich Lufthansa seit mehr als 30 Jahren für den Schutz ihres Wappentieres. Was seinerzeit mit vereinzelten Sponsoringaktivitäten begann, steht heute im Mittelpunkt der Lufthansa Umweltförderung. Die Kranichschutzprojekte, die die Fluggesellschaft unterstützt, unterstreichen ihr Engagement im Bereich Corporate Social Responsibility. 23 Mythen und Legenden Die göttlichen Boten des Himmels Kaum ein anderes Lebewesen hat den Menschen so inspiriert wie der Kranich. Besonders in Asien spielt er in der Mythologie und der fantastischen Vorstellungswelt eine besondere Rolle. E r behandelte die Kraniche wie hochgeschätzte Gäste: Fürst Yi aus dem chinesischen Staat Wei; das jedenfalls überliefert die Geschichte der sogenannten Frühlings- und Herbstperiode (770 bis 476 vor Christi). Auf seinen Fahrten wollte der Herrscher auf seine gefiederten Begleiter nicht verzichten. Sie wurden in Sänften getragen und in eigenen Karossen befördert, bekamen beste Kost, Pflege und sogar Gehalt. Die Vögel hatten denselben Rang wie Beamte, selbst Generäle gab es unter ihnen. Den Soldaten missfiel diese Behandlung sehr. Als es zu einem Krieg gegen den Stamm der Di kommen sollte, verwiesen sie ihren Fürsten auf die Kraniche. Sie möge er an ihrer Stelle in den Kampf schicken. Eine wunderbare Geschichte in Zusammenhang mit Kranichen erzählt man sich in Indonesien über die Entstehung der Erde: Der Kranich war das erste Lebewesen. Er saß auf einem Felsen im Meer, der ihn geboren hatte. Die dabei vergossenen Schweißtropfen ließen die Göttin Lumimuut entstehen. Dieser erzählte der Kranich, dass es ein ursprüngliches Land gebe, von dem sie sich zwei Handvoll Erde holen und auf dem Felsen streuen solle. Das befolgte die Göttin und so entstanden alle anderen Lebewesen der Erde. In Indien wird der Saruskranich als heiliger Vogel Vishnus verehrt. Er ist einer der Hauptgötter neben Shiva und Krishna. Man vermutet, dass sein legendärer Ruf in anderen Ländern vor allem von Indien ausging und durch die Verbreitung des Buddhismus seinen bedeutenden Platz in der Mythologie erhielt. Auf allen Kontinenten der Erde ranken sich Legenden und Mythen um den heute unter Naturschutz stehenden Vogel. Nahezu in jedem Land – die meisten Märchen etwa gibt es in Russland – existieren Fabeln und Überlieferungen über den Kranich. Den größten Raum auch in der heutigen Zeit nehmen die Kraniche in Asien ein. 24 Kraniche – Vögel des Glücks In China gelten die großen Vögel als göttliche Boten des Himmels. In Korea, wo die Kraniche ebenfalls wegen ihrer göttlichen Heiligkeit einen besonderen Rang haben, verschickt man Neujahrsgrüße bevorzugt auf Postkarten mit Motiven der gefiederten Glücksbringer. Und in Japan gilt der weiße Kranich ebenso als Verkörperung der Unsterblichkeit, als Verbindung zwischen Leben und Tod sowie als Garant für ein langes, glückliches Leben. Für die Ureinwohner Australiens war der Brolga-Kranich einst die schöne junge Tänzerin Buralga gewesen, die ein böser Zauberer, der bei ihr „abgeblitzt“ war, mithilfe einer Ausschnitt des 60 Quadratmeter großen Kranichgemäldes des chinesischen Malers Huang Yong Yu Staubwolke in einen Kranich verwandelt hatte. Was er nicht verwandeln konnte, war die Lust am Tanz und dessen kunstvolle Beherrschung. In Afrika ranken sich Legenden um den tanzfreudigen Kronenkranich. So wurde aus dem Tschad eine Geschichte erzählt, in der sich ein Kronenkranichweibchen der Rhesusäffin erwehren musste, die ihr die Gunst des Häuptlings neidete. sie nach damaliger Vorstellung ein Tabu gebrochen hatte. Sie aß vom gleichen Fisch wie ihr Vater. Daraufhin ließ der König eine Grabstätte bauen und bei dem Begräbnis einen Kranichtanz von Jungen und Mädchen aufführen. Dabei mussten sie in einen unterirdischen Gang tanzen, dessen Eingang danach verschlossen wurde. Der König wollte sich mit diesem Opfer von seiner Schuld reinwaschen und gleichzeitig seiner Tochter die Unsterblichkeit verschaffen. Das grausame Ende eines Kranichtanzes wird aus China überliefert: Etwa 500 vor Christi hatte sich die Tochter von Ho-Lu, dem König von Wu, das Leben genommen, weil 25 Tradition in Asien Kraniche aus Papier Ein Symbol für den Frieden In Japan hat die Kunst des Figurenfaltens aus Papier, Origami, eine lange Tradition. Die „Kette der tausend Kraniche“ wird inzwischen weltweit als internationales Friedenssymbol benutzt. W er 1.000 Papierkraniche faltet, dem erfüllen die Götter einen Herzenswunsch. An diese japanische Weisheit erinnerte sich ein kleines, krebskrankes Mädchen in ihrer allergrößten Not. Die zwölfjährige Sadako Sasaki war eines der verstrahlten Opfer nach dem schrecklichen Atombombenabwurf auf die Hafenstadt Hiroshima. In ihrem verzweifelten Kampf wollte sie den Krebs mit dem Falten der Papierkraniche besiegen. Genau 645 schaffte sie, bevor sie sich 1955 der heimtückischen Krankheit geschlagen geben musste und starb. Aufgerüttelt von dieser menschlichen Tragödie sammelten Kinder von mehr als 3.000 Schulen im ganzen Land Geld für ein Standbild Sadakos, das die Erinnerung an alle Opfer Hiroshimas wachhalten soll. Heute steht das Abbild des Mädchens mit einem stilisierten Papierkranich in der Hand im Peace Memorial Park in Hiroshima. Um den Friedensappell zu unterstützen, legen täglich Tausende von Besuchern gefaltete Papierkraniche zu Füßen der Statue nieder. Japanische Kinder haben eine besondere Beziehung zu diesen wunderbaren Vögeln. Es gibt unzählige Märchen, denen die Kleinen begeistert lauschen. Die Erwachsenen 26 Kraniche – Vögel des Glücks benutzen sie auch als Erziehungshelfer, indem sie ihre Sprösslinge an das gute Benehmen und Betragen der jungen Kraniche erinnern. Denn die Kraniche gelten schlechthin als Symbol für Eintracht und Glück in der Familie. Für japanische Kinder gehört es zur Tradition, Kraniche aus Papier zu falten. Sie bringen dem, der sie faltet, ebenso Glück wie dem, der sie als Geschenk erhält. In manchen Gegenden des Inselstaates werden die bunten Vogelgestalten zu einem großen „Kranichstrauß“ an die Decke oder Tür des Hauses gehängt. Besonders im Norden Japans erhalten ältere Familienmitglieder zum Geburtstag für jedes Lebensjahr einen bunten Papiervogel. Als unverzichtbares Mitbringsel bei einem Krankenbesuch gilt ebenfalls ein knisternder hübsch gefalteter Papierkranich. Auch die Sehnsucht nach gutem Wetter wird durch Papierkraniche versinnbildlicht. Origami-Kranich Eine Faltanleitung B B A C D D Fig. 1 D Fig. 3 D Fig. 2 Fig. 4 K G H J I E J I F D D Fig. 6 Fig. 7 K K L J I D Fig. 10 J H D Fig. 5 I D Fig. 8 Fig. 9 K D K M N K O P Fig. 11 D Fig. 12 D D Fig. 13 Fig. 14 Q D K P Fig. 15 1 2 3 4 Q D Fig. 16 Falten Sie ein quadratisches Blatt Papier in der Mitte in zwei Hälften. Öffnen Sie das Blatt Papier und falten Sie es nun rechtwinklig in die entgegengesetzte Richtung. Falten Sie das Papier auch diagonal in beide Richtungen. Fig. 17 Falten Sie den vorderen Flügel entlang der gestrichelten Linie, sodass die Punkte E und F auf der Linie GD zusammentreffen. Sie erhalten eine Drachenform, wie Sie sie in Figur 6 sehen. Fig. 19 5 Den oberen Teil des Drachens H falten Sie nun zurück, entlang der Linie IJ, ähnlich einer Lasche. Sie haben Figur 7 vor sich liegen. 10 6 rehen Sie die Figur um und öffnen Sie die D gefalteten Flügel wieder nach außen, so wie in Figur 8. Halten Sie mit dem rechten Zeigefinger Punkt D fest und ziehen mit der linken Hand den oberen Flügel nach oben, sodass eine große Raute entsteht wie in Figur 9. 11 Wie in Figur 17 gezeigt, öffnen Sie die Form an beiden Seiten und knicken Sie die Falten hinein. J etzt wenden Sie das Papier so, dass die gewölbte Seite nach oben zeigt. Legen Sie zuerst Punkt A auf D wie in Figur 2, danach Punkt C auf D. Sie erhalten Figur 3. Anschließend falten Sie Punkt B auf D. Unten ist die Form geöffnet, an den Seiten befinden sich jeweils zwei Flügelchen, wie bei Figur 4 gezeigt. Fig. 18 7 Drehen Sie das Papier um (Figur 10), falten Sie die Lasche nach oben und wiederholen Sie die Figuren 8 bis 9. Sie erhalten Figur 11. 8 F alten Sie entlang der gestrichelten Linie (siehe Figur 11), sodass L und M in der Mitte auf die Linie KD treffen (siehe Figur 12). 9 Drehen Sie das Papier (Figur 13) und falten Sie N und O in der gleichen Weise wie L und M. Sie erhalten Figur 14. Falten Sie die linke und rechte Seite an den Linien P und Q ab (Figur 15) und Sie erhalten Figur 16. 12 Jetzt noch den Kopf mit einem inneren Gegenbruch formen und die Flügel zur Seite falten wie in Figur 18. 13 Fertig ist der Kranich! Wer 1.000 Papierkraniche faltet, dem erfüllen die Götter einen Herzenswunsch.“ Japanische Weisheit 27 Zahlen und Fakten Sprechen Sie Kranich? „Cranuh“ lautet der althochdeutsche Name. Die Rufe des Kranichs klingen wie Trompeten. Rufende Altvögel sind über 2.000 Meter weit zu hören. Ihre Luftröhre ist bis zu 1,3 Meter lang. Weltweit gibt es 15 Kranicharten. Sie sind überall zu finden, außer in Südamerika und der Antarktis. Kraniche waren lange vor dem Menschen auf der Erde. Sie sind zwischen 37 und 54 Millionen Jahre alt. Kraniche erreichen fast die Größe und das Alter des Menschen. 1,75 Meter Körpergröße ist der Saruskranich der Mit über größte flugfähige Vogel der Welt. Mindestens 10 der 15 Kranicharten sind derzeit bedroht. Ein Kranich benötigt täglich 200 bis 300 Gramm Getreide. 28 Kraniche – Vögel des Glücks Stoppelfeld, die Wälder leer, und es irrt der Wind verlassen, weil kein Laub zu finden mehr, rauschend seinen Gruß zu fassen. Kranich scheidet von der Flur, von der kühlen, lebensmüden, freudig ruft er’s, dass die Spur er gefunden nach dem Süden.“ Nikolaus Lenau 29 Der Kranichschutz bedankt sich für Ihre Hilfe. Spendenkonto: Pommersche Volksbank eG Konto 100 5316 BLZ 130 910 54 Ihre Spende an den Kranichschutz Deutschland ist steuerlich absetzbar. Schutzgebühr: 2,00 Euro