tomahawks - Helmut Hofmann GmbH

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tomahawks - Helmut Hofmann GmbH
TOMAHAWKS
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TAKTISCHE MESSER
TOMAHAWKS
AUS TRADITION
ZERSTÖRERISCH
Der Tomahawk war schon immer Werkzeug und – als Variante der Streitaxt –
Waffe. In letzter Zeit sieht man Tomahawks immer öfter als Teil der Ausrüstung
von Soldaten. Hier sechs aktuelle Zerstörer.
TAKTISCHE MESSER
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TOMAHAWKS
KEIN SPIELZEUG
Ein Tomahawk ist ein gefährliches
Instrument: Im Umgang ist größte Vorsicht geboten, vor allem wenn eine
Seite des Kopfes zum Dorn ausgebildet
ist. Wer mit einem „offenen“ Tomahawk herumläuft, wild hackend um
sich schlägt oder nicht auf seine Beine
achtet, kann sich und anderen unter
Umständen sehr schwere Verletzungen
zufügen!
Seit Jahrhunderten statten
sich Waldläufer und Soldaten
mit dem Tomahawk aus. Das
hat gute Gründe: Ein Tomahawk
ist relativ leicht und dadurch
gut zu transportieren. Bei stimmigem Blattdesign ist der Tomahawk ein gutes Werkzeug
zur Holzbearbeitung.
Auch für die Verteidigung,
speziell im Nahkampf, ist ein
wendiger Tomahawk eine erstklassige Wahl. Ein guter Treffer
mit dem Tomahawk genügt, und
der Kampf ist zu Ende. Die geschärfte Schneide ist immens
gefährlich, und ein spitzer,
geschärfter Dorn durchdringt
sogar Schutzwesten und Splitterschutzhelme. Selbst bei
Schlägen mit der Breitseite oder
einer Hammerfläche kann die
Kraftübertragung so groß sein,
dass bereits die Wirkung eines
NAHKAMPF MIT
DEM TOMAHAWK
In Nahkampfsituationen kann der Tomahawk eine effiziente Waffe sein,
mit der man Angriffe parieren und kontern kann. Außerdem weiß man ja:
Angriff ist die beste Verteidigung. Paladin Press (www.paladin-press.com)
aus den USA hat zwei Bücher und eine DVD zum Thema herausgegeben.
Cold Steel (www.coldsteel.com) hat alle wesentlichen Kampfechniken in
der Doppel-DVD „The Fighting Tomahawk” zusammengefasst. Von Cold
Steel gibt es sogar eine taugliche Trainingsvariante des Trench Hawks:
EUR 19,90 bei www.swordsandmore.de, Tel. 040-36164963. In Deutschland sind die englischsprachigen Medien über Amazon bestellbar.
Schlags mannstoppend ist. Mit
einer Stiellänge von meist über
30 Zentimetern kann man mit
dem Tomahawk auch Schläge
abwehren und stoßend kontern.
Zugleich ist der Tomahawk
wuchtig genug, um Glasscheiben einzuschlagen, Holz- und
Blechtüren zu schwächen oder
zu demolieren und um leichte
Wände einzureißen, so dass man
sich Zutritt in Fahrzeuge oder
Gebäude verschaffen kann.
Diese Eigenschaften machen
ihn als Werkzeug für Soldaten,
Polizeieinheiten und Rettungskräfte interessant. Zudem lassen
sich mit dem Tomahawk Zugangspunkte an Türen oder
Mauern schaffen, an denen man
andere, schwerere Werkzeuge
ansetzen kann.
Im 20. Jahrhundert jedoch
führte der Tomahawk viele
Jahrzehnte ein Schattendasein.
Erst mit dem Vietnamkrieg
bekam der Tomahawk wieder
mehr Beachtung. Der LaGanaHawk wurde von Peter LaGana
für den Einsatz des US-Militärs
in Vietnam entwickelt und erlangte durch die Berichte zahlreicher US-Soldaten schon bald
große Bekanntheit.
Viele hundert LaGanaTomahawks, allesamt privat
beschafft, sollen in Südostasien
unterwegs gewesen sein. Man
liest vom Einsatz des Tomahawks in Situationen, in denen
die Schusswaffe Ladehemmungen hatte oder nicht greifbar
war. Die LaGana-Tomahawks
wurden benutzt, um in Hütten
einzudringen, deren Türen mit
Sprengfallen versehen waren,
und um Landeplätze für Hubschrauber vorzubereiten. Die
Formgebung des LaGana-Hawks
ist auch heute noch für viele
Hersteller eine Inspirationsquelle.
Der Tomahawk ist ein Alleskönner, Waffe und Werkzeug
zugleich. Dazu muss er bestimmte Eigenschaften mit sich
bringen: Der Kopf muss stark
genug sein, um Misshandlungen
aller Art zu überstehen, und
dennoch so geformt sein, dass
er gut ins Hackgut eindringt.
Die Verbindung mit dem Stiel
muss absolut verlässlich sein.
Der Stiel selbst wiederum
muss bruchsicher sein und der
Hand guten Halt bieten. Eine
ausgewogene Balance ist ebenso wichtig wie ein gutes Holster,
das den Tomahawk gegen Verlust sichert, den Träger vor den
scharfen Schneiden und spitzen
Kanten schützt und einen
schnellen Zugriff ermöglicht.
Nach diesen Kriterien haben
wir die vorgestellten Tomahawks in praxisnahen Situationen überprüft.
Text & Fotos: Oliver Lang
STILPRÄGENDES DESIGN: PETER LAGANAS
VIETNAM-TOMAHAWK UND DESSEN NACHKOMMEN
Peter LaGana war im 2. Weltkrieg Soldat bei der U.S.-Marine. Danach arbeitete er als Postbote, als Büchsenmacher und unterrichtete als Nahkampftrainer den Umgang mit dem Messer und dem Tomahawk. 1966 gründete er die American Tomahawk Company.
Der von ihm entwickelte LaGana-Hawk wurde zum meist benutzten Tomahawk des Vietnamkriegs. 1970 war dann aber zunächst
Schluss mit der American Tomahawk Company. Erst 2001 kam der professionelle Axt- und Messerwerfer Andy Prisco auf LaGana
zu und bekam von diesem die Erlaubnis, sein Design in Lizenz herzustellen. LaGanas originaler Vietnam-Tomahawk hatte einen
Stiel aus Hickory-Holz. Hier fand 2001 ein Wechsel statt: Der Vietnam Tactical Tomahawk (VTAC) hat inzwischen einen Griff aus
glasfaserverstärktem Kunststoff mit geriffelter, rutschhemmender Struktur. Ansonsten blieb aber fast alles beim Alten. Was LaGana
in den 1960ern verwehrt blieb, gelang Prisco mit seiner Neuinterpretation: Der Vietnam Tactical Tomahawk (VTAC) ist offiziell bei
der US-Armee eingeführt und trägt die Versorgungsnummer (NSN = National Stock Number) 4210-01-518-7244. Leider ist der
VTAC in Deutschland nur äußerst schwer erhältlich. Bei Jens Sänn (www.modisknivesandgear.de, Tel. 02233-9666052) stehen die
Chancen am besten. Eine der genauesten Kopien des originalen Vietnam Tomahawks ist der Namensvetter von Cold Steel (Foto).
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TAKTISCHE MESSER
TOMAHAWKS
Böker Plus Vox T-Hawk
Kantiger Einstieg
Der T-Hawk nach einem Design des dänischen Messermachers Jesper Voxnæs ist der zweitkürzeste Tomahawk in unserer Übersicht. Ob er nicht nur klein, sondern auch oho ist? Von der
Schneide über den Dorn bis zum Stielende besteht er aus einem Stück SK5-Carbonstahl. Der
nicht-rostfreie Stahl hat an Zusätzen praktisch nur 0,9 Prozent Kohlenstoff, was ihn sehr feinkörnig werden lässt.
Die integrale Bauweise macht den T-Hawk sehr stabil. Der Kopf wird sich nicht lösen, und der
gut sechs Millimeter starke Stiel (mit zwei länglichen, gerundeten Ausschnitten zur Gewichtsersparnis oder zum Anbringen einer Griffwicklung) ist nahezu unzerstörbar.
Beinahe über die gesamte Länge des Stiels sind kantige G-10-Schalen angebracht. Ohne Handschuhe liegt der T-Hawk so unangenehm in der Hand, dass man keine länger dauernden Hackarbeiten damit durchführen will. Mit Arbeitshandschuhen wird die Handlage besser, doch ein
negativer Aspekt bleibt – und den teilen sich die meisten integral gefertigten Tomahawks: Es
findet nahezu keine Dämpfung der Schlagimpulse statt, was auf Dauer ermüdend bis schmerzhaft wirkt. Ein Griptape, wie man es von Tennisschlägern kennt, verbessert die Handhabung
etwas.
Das Blatt ist stark, der sekundäre Anschliff der nach außen gewölbten Schneide ist stabil ausgeführt, aber nicht zu derb. Nach unseren Hacktests an Holz und Stahlblech war die Schneide
kaum beeindruckt. Der Dorn ist mit einer Länge von 4,5 Zentimetern recht kurz. Er ist nicht geschärft, läuft aber spitz zu – Reifen zu punktieren ist dennoch nicht sein Spezialgebiet. Aber alle
möglichen Dinge demolieren kann man definitiv damit.
Das stabile Holster passt an 4,5 Zentimeter breite Gürtel. Der 825 Gramm schwere T-Hawk
wird von oben eingesetzt, was gut geht. Das Herausnehmen war jedoch, zumindest beim Testmuster, etwas zeitaufwändig, da die starken G-10-Schalen immer wieder an der unteren Öffnung hängen blieben.
Fazit: Der T-Hawk ist stabil und gibt ein gutes Abbruchwerkzeug ab. Der Griff ist aber
arg kantig und wirkt nicht schlagdämpfend.
Durch die Gürtelschlaufen passen auch breite Gürtel
wie dieser Operator Belt von 5.11.
Wer mag, kann sich durch die weite Öse am kantigen
Griffende einen Fangriemen ziehen.
DATEN
Herstellungsland:
Material Kopf:
Material Stiel/Griff:
Schneidenlänge:
Dornlänge:
Gesamtlänge:
Stärke:
Gewicht (mit Holster):
Preis:
China
SK5
SK5/G-10
85,0 mm
45,0 mm
344,0 mm
6,2 mm
933 g
EUR 99,-
Bezugsquelle:
Böker, Tel. 0212-401230,
www.boker.de
TAKTISCHE MESSER
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TOMAHAWKS
Cold Steel Trench Hawk
Der Graben-Kämpfer
Wie man es von Cold Steel gewohnt ist, kommt der Trench-Tomahawk in „extra large“. Mit
einer Gesamtlänge von 480 Millimetern und einer Kopflänge von 220 Millimetern stellt der
Trench Hawk die Konkurrenz größenmäßig in den Schatten. Ob auch die Funktion stimmt?
Das Plus an Reichweite und möglicher Schlagkraft macht sich erfreulicherweise
nicht beim Gewicht bemerkbar. Die 815 Gramm (ohne Scheide) werden vor allem
durch den Verzicht auf einen schweren Griff erreicht: Plastik statt Metall (plus
Griffschalen) heißt die Devise beim Trench Hawk. Kann das denn halten? Praktisch jeder Griff kann brechen, auch dieser. Doch unsere Tests und auch eine mittige Griffbelastung mit 80 Kilogramm steckte der Griff ohne zu murren weg.
Der Kunststoffgriff ist auf einer Länge von 140 Millimetern geschlitzt. Darin ist der im Gesenk geschmiedete Axtkopf eingesetzt und mit zwei Inbusschrauben, die komplett durch den
Griff reichen, gesichert. Der leichte Kunststoffgriff wirkt schockabsorbierend. Die Oberfläche
ist strukturiert, aber nicht sonderlich rutschhemmend. Der Umfang und das sich verbreiternde Griffende lassen den Stiel jedoch sicher in der Hand liegen. Auch direkt unterhalb vom
Kopf lässt sich der Trench Hawk greifen, zwei Fingermulden sorgen hier für einen besonders
sicheren Griff.
Der flache Keilschliff und die moderat ausgeführte sekundäre Schneidfase machen den
Trench Hawk zu einem guten „Hackebeil“, dessen gewölbtes und geschärftes Blatt in alle
möglichen Materialien tief eindringt. Der 100 Millimeter lange, mittelspitze Stachel läuft
spitz zu und ist an Ober- und Unterseite angeschliffen (nicht scharf). Ob Holzplanken, Kartonstapel oder Stahlblech – dieser Stachel durchdringt alles, was ihm in den Weg kommt. Gut,
dass der gefährliche Kopf durch eine stabile Kunststoffscheide sicher abgeschirmt wird. Die
Scheide ist clever gemacht: Dorn- und Schneidenschutz können mit Scharnieren hochgeklappt werden.
Fazit: Groß, vielseitig, martialisch, gut gemacht – typisch Cold Steel.
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TAKTISCHE MESSER
DATEN
Herstellungsland:
Taiwan
5150
Material Kopf:
Material Stiel/Griff: Kunststoff
Schneidenlänge:
90,0 mm
100,0 mm
Dornlänge:
Gesamtlänge:
480,0 mm
6,7 mm
Stärke:
Gewicht (mit Holster):
920 g
EUR 63,90
Preis:
Bezugsquelle:
Swords & More,
Tel. 040-361649 63,
www.swords-and-more.com;
Outdoorsteel, Tel. 0 8341-61639,
www.outdoorsteel.de
Mit dem
geschlitzten
Kunststoffstiel
ist der Kopf
mit Hilfe von
zwei Inbusschrauben
verbunden.
TOMAHAWKS
CRKT RMJ Kangee T-Hawk
Ergonomie-Wunder
Ryan Johnson betreibt mit seinem Vater Bob das Unternehmen RMJ Tactical, das sich auf historisch korrekte und moderne, taktische Tomahawks für den Kriegseinsatz spezialisiert hat. Für
das amerikanische Messerunternehmen CRKT (Columbia River Knife and Tool) hat Ryan Johnson
zwei Designs geliefert: Einen zivilen Tomahawk mit Hammerfläche statt Spike (Modell Chogan)
und den Kangee T-Hawk: Beide bestehen aus japanischem SK5-Carbonstahl mit einer Stärke von
bis zu 6,3 Millimetern.
Der relativ flachwinklige Schliff und die stabile, aber nicht zu stumpfwinklige sekundäre
Schneidfase an der Hauptschneide machen den Kangee T-Hawk zu einem brauchbaren OutdoorBeil. In frisches Holz drang der 700 Gramm leichte Tomahawk tief ein.
Für grobe Arbeiten an Stahlblechen oder Baumaterialien sowie für Stöße im Nahkampf weist
das Blatt des Kangee T-Hawks zwei Besonderheiten auf: Über die gesamte Oberkante hinweg
ist das Blatt angeschliffen – nicht rasiermesserscharf, sondern eher grob und widerstandsfähig.
Der spitz zulaufende, gekrümmte Dorn ist ebenso angeschliffen. Übrigens zeigten weder die
feinere Hauptschneide noch die anderen Schneidkanten nach den durchgeführten Tests tiefere
Gebrauchsspuren, was für den SK5-Stahl und dessen gute Wärmebehandlung spricht.
Unter dem griffig gearbeiteten, glasfaserverstärkten Kunststoffgriff ist der Stiel großzügig gelocht und ausgeschnitten, was das Gewicht deutlich verringert und zur ausgewogenen Balance
des Tomahawks beiträgt. Sämtliche Ausschnitte sind gerundet ausgeführt, was das Material
weniger schwächen soll als kantige Ausschnitte.
Der T-Hawk liegt ausgesprochen gut in der Hand, wo auch immer man den Stiel fasst. Das und
die gute, MOLLE-kompatible Scheide (zusätzlich mit einem dünnem Schultergurt ausgestattet),
aus der man den Tomahawk problemlos entnehmen kann, machen den Kangee T-Hawk zu einem
Favoriten, der gleichermaßen für militärische wie zivile Notfälle geeignet ist, sich aber auch im
Outdoorgebrauch mehr als passabel schlägt.
Fazit: Der kompakte Kangee T-Hawk liegt hervorragend in der Hand und verfügt über
sehr gute Schneid-, Hack- und Demoliereigenschaften.
Der Verschluss ist schnell gelöst, dennoch gleitet der
Kangee T-Hawk nicht von allein heraus. Das ist gut.
CHE
TAKTIS
MESSER
DATEN
Herstellungsland:
Taiwan
Material Kopf:
SK5
Material Stiel/Griff:
SK5/FRN
Schneidenlänge:
75,0 mm
Dornlänge:
55,0 mm
Gesamtlänge:
357,0 mm
Stärke:
6,3 mm
Gewicht (mit Holster):
800 g
Preis:
EUR 183,95
Bezugsquellen:
Böker, Tel. 0212-401230,
www.boker.de
Klötzli, Tel. +41-(0)34-4222378,
www.klotzli.com
TAKTISCHE MESSER
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TOMAHAWKS
DATEN
Herstellungsland:
Material Kopf:
Material Stiel/Griff:
Schneidenlänge:
Dornlänge:
Gesamtlänge:
Stärke:
Gewicht (mit Holster):
Preis:
China
3Cr13
FRN
90,0 mm
90,0 mm
319,0 mm
22,0 mm
900 g
EUR 99,95
Bezugsquelle:
Fulmatech, Tel. 0931-46584985,
www.fulmatech.de
SOG Voodoo Hawk F18-N
Kein fauler Zauber
Das US-Unternehmen Specialty Knives and Tools (SOG) baut mit dem Tactical Tomahawk eine
Hiebwaffe, die von LaGanas stilprägendem Vietnam-Tomahawk inspiriert ist. Der Voodoo Hawk
hingegen ist ein komplett eigenständiges Design.
Der 810 Gramm schwere Tomahawk ist mit seiner Länge von nicht ganz 32 Zentimetern (von
der Abschlusskappe bis zur Kopfoberkante) ziemlich kurz, das Blatt misst von der Hauptschneide bis zum spitzen Ende ganze 21 Zentimeter. Das sieht merkwürdig aus, fasst sich aber überraschend ausgewogen an: Dieser kleine Tomahawk hat richtig Schmackes.
Mit seinem – in flachem Keilwinkel geschliffenen – Blatt dringt der Voodoo Hawk leicht und tief
in frisches Holz ein. Dass die Schneide auch beim Kontakt mit härteren Materialien wie Stahlblech keinen oder nur geringen Schaden nimmt, dafür sorgt der nicht unerhebliche Winkel der
Sekundärfase, der bei über 50 Grad liegt. Die verwendete Stahlqualität ist rostbeständig und
gutmütig: Bei Hiebwerkzeugen ist eine hohe mechanische Belastbarkeit wichtiger als eine hohe
Verschleißfestigkeit. Der Dorn läuft mittelspitz zu, ist aber nicht geschliffen. Bis kurz vor die
Spitze ist der Stahl fast sechs Millimeter stark. Kein Wunder also, dass der Voodoo Hawk alle
Teststrapazen, von ein paar Kratzern abgesehen, bestens überstand.
Auch der Stiel aus glasfiberverstärktem Kunststoff überzeugte im Einsatz, sowohl mit wie auch
ohne Handschuhe. Rundumlaufende Kerben verhindern das Abrutschen der Hand effektiv. Der
am Griffende verschraubte Stahlknauf ist als zusätzliches Schlagelement gedacht und so voluminös, dass auch er guten Halt gibt. Der im Gesenk geschmiedete Axtkopf wird von oben in den
Griff geschoben, mit dem er über vier Torx-Schrauben verbunden ist. Eine darunter angebrachte
Stahlmanschette stärkt den Stiel zusätzlich.
Die Cordura-Scheide ist recht einfach gemacht. Der Vodoo Hawk wird von unten eingeschoben,
Um den Tomahawk entnehmen zu können, müssen alle vier Knopfverbindungen gelöst werden.
Die rückseitig angebrachte Gürtelschlaufe nimmt Gürtel bis zu einer Breite von gut sechs Zentimetern auf.
Fazit: Der Voodoo Hawk ist kurz, aber schlagkräftig. Die Konstruktion ist vertrauenerweckend stabil, und auch zum Hacken von Holz ist das gute Stück geeignet.
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TAKTISCHE MESSER
Der Dorn ist nicht geschärft, läuft aber spitz und
kantig zu. Im Test nahm er keinen Schaden.
Die Gürtelschlaufe ist sehr breit. Vier Druckknöpfe
verhindern ein Herausgleiten des Tomahawks.
TOMAHAWKS
TOPS IDT Crash Axe
Zutritt garantiert
Die Macher bei TOPS haben wirklich Humor: Mit dem Slogan „Für Jungs ohne Partyeinladung...“ wird die IDT
Crash Axe beworben. IDT steht für Individual Demolition Tool – mit der IDT Crash Axe bekommt man praktisch
alles kaputt: Holz- und Blechtüren, Leichtbauwände, Glasscheiben. Nur zum präzisen Bearbeiten von
Holz oder für Fällarbeiten ist die Axt nicht gut geeignet, dazu sind die Schneiden zu stumpfwinklig.
Crash-Äxte waren ursprünglich für den Einsatz in abgestürzten Flugzeugen und Helikoptern gedacht:
Mit ihnen sollte man sich durch die Bordwand hacken können, falls kein anderer Weg offen steht.
Inzwischen sind die „Absturz-Äxte“ auch bei Rettungs-, Feuerwehr-, Polizei- und Militäreinheiten im
Gebrauch.
Die IDT Crash Axe besteht aus zwei maßgeblichen Bauteilen: Dem fast 500 Gramm schweren Kopf aus
1095er Carbonstahl und dem Stiel aus der Stahllegierung 4130. Der Kopf ist sehr stark und bildet auf der
Blattseite zwei stabile Schneiden aus, die stumpfwinklig zueinander stehen. Der Dorn auf der anderen
Seite ist genauso stark und geformt wie eine amerikanische Tanto-Klinge. Sowohl mit der Schneide wie
mit dem Tanto-Dorn konnte Stahlblech im Versuch mit größter Leichtigkeit durchschlagen werden. Der
Tanto-Dorn lässt sich zusätzlich wie ein „Dosenöffner“ verwenden. Steckt er etwa in der Außenwand
eines Autos, kann man die Schneide über die Oberkante des Kopfs aus dem Blech heraushebeln.
Beim Rohrmaterial handelt es sich um einen zäh-festen Carbonstahl mit nur rund 0,3
Prozent Kohlenstoff und geringen Anteilen von Chrom und Molybdän. Er wird unter anderem auch vom US-Unternehmen ASP für dessen bewährte Stahlschlagstöcke verwendet. Die
Verbindung von Kopf und Stiel ist nicht ersichtlich. Laut Hersteller ist der Kopf passgenau eingesetzt,
vernietet und mit Epoxidharz verklebt. Die pulverbeschichtete Konstruktion wirkt vertrauenerweckend stabil und
zeigte in unseren Versuchen keinerlei Schwächen. Der Schaumstoffüberzug bietet der Hand guten Halt. An einem
mittig am Stiel angebrachten Loch ist bereits ein Fangriemen angebracht.
Der Kopfschutz besteht aus besonders widerstandsfähigem ballistischem Nylon. Zwei Schnellverschlüsse halten die
Abdeckung geschlossen. Rückseitig sind zwei lange Riemen angebracht, die mit Klettflächen und Druckknöpfen
schließen. So muss man seinen Gürtel nicht öffnen, um den IDT Tomahawk abzunehmen.
Fazit: Dieses schwere Gerät ist prädestiniert für härteste Einsätze.
DATEN
Herstellungsland:
USA
1095
Material Kopf:
Mat. Stiel/Griff: 4130/Schaumst.
70,0 mm
Schneidenlänge:
85,0 mm
Dornlänge:
379,0 mm
Gesamtlänge:
9,8 mm
Stärke:
1.080 g
Gewicht (mit Holster):
EUR 219,90
Preis:
Bezugsquelle:
Toolshop, Tel. 0 3303-2174848,
www.toolshop.de
Ob mit oder ohne Handschuhe: Der Stiel ist griffig
und wirkt schlagdämpfend.
Nach dem Öffnen der beiden Schnellverschlüsse
kann man die Crash Axe nach oben heraus nehmen.
TAKTISCHE MESSER
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TOMAHAWKS
Walther Tactical Tomahawk
Die Streitaxt
In Form einer Streitaxt rückt der Tactical Tomahawk von Walther in den Kampf. Die sichelförmige Hauptschneide und der nach unten gekrümmte Dorn wirken martialisch. Zusammen mit der
beachtlichen Länge von 41 Zentimetern wird aus dem Tactical Tomahawk eine beeindruckende
Hiebwaffe. Durch das relativ geringe Gewicht von 740 Gramm ist der Tactical Tomahawk trotzdem recht wendig.
Mit dem Tactical Tomahawk haben wir im Test Baumstämme und Äste gehackt, was sehr gut
ging. Das liegt vor allem auch daran, dass die Wangen (die Flanken zur Schneide hin) recht
schlank sind. Auch die für den Härtetest benutzen Fässer aus Stahlblech ließen sich mit der
Schneide – und natürlich auch mit dem Dorn – locker durchschlagen. Die Hauptschneide hatte
danach nur wenige, kaum spürbare Kerben. Der gekrümmte Dorn ging völlig unbeeindruckt
rein ins Ölfass und wieder raus.
Vorsicht ist, wie bei allen vorgestellten Tomahawks, im Umgang geboten: Die in Griffrichtung
gezogene Hauptschneide ist so scharfkantig, dass man sich beim Hantieren leicht „ritzen“
kann. Auch beim Ausholen muss man gut aufpassen, vor allem mit dem Dorn, der über neun
Zentimeter vom Griff weg ragt. Die Befestigung des Kopfs am Stiel erfolgt über eine Metallmanschette und vier fest angezogene und zusätzlich mit Klebstoff gesicherte Torx-Schrauben.
Auf den letzten zehn Zentimetern ist der Griff mit einer rautenförmigen Struktur versehen, die
stark rutschhemmend wirkt. Ganz am Griffende ist ein metallener, spitz zulaufender Kegel montiert, der zum kontrollierten Brechen von Glas dient. Mit
Schwung geht es auch mit dem Dorn.
Die Nylonscheide mit Gürtelschlaufe auf der Rückseite nimmt den Tomahawk von unten auf. Ein Riemen mit Druckknopf sichert ihn
vor dem Herausgleiten. Der Kopfschutz des Testexemplars
hat uns aber nicht so gut gefallen wie der Tomahawk,
weil er nicht ganz passgenau gefertigt war: Der Dorn
ragte ein kleines Stück aus dem Holster heraus.
Fazit: Der Tactical Tomahawk von
Walther kann was.
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TAKTISCHE MESSER
Der Tactical
Tomahawk
ist an allen
Ecken und
Enden
wehrhaft.
Selbst der
Griffabschluss ist
mit einem
gehärteten
Metalldorn
versehen.
DATEN
Herstellungsland:
Material Kopf:
Material Stiel/Griff:
Schneidenlänge:
Dornlänge:
Gesamtlänge:
Stärke:
Gewicht (mit Holster):
Preis:
China
420
FRN
107,0 mm
92,0 mm
410,0 mm
16,8 mm
810 g
EUR 49,95
Bezugsquelle:
Umarex, Tel. 0 29 32-6 38 01,
www.umarex.com
sowie Fachhandel (siehe S. 96)
TOMAHAWKS
Wie bei feststehenden Messern
gilt auch bei den
Tomahawks: Die
Scheide muss gut
sein. Am besten
gelöst hat diese
Aufgabe CRKT
beim Kangee
und TOPS bei der
Crash Axe.
TAKTISCHE MESSER
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