INHALTSVERZEICHNIS - Michael Imhof Verlag
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INHALTSVERZEICHNIS - Michael Imhof Verlag
Unser Dank gilt allen Leihgebern der Ausstellung: # I N H A LT S V ER Z EI C H N I S Kunsthalle bremen – der Kunstverein bremen archiv des landkreises cuxhaven, hermann-allmers-gesellschaft e.v. lWl-museum für Kunst und Kultur (Westfälisches landesmuseum), münster archiv des Künstlervereins malkasten, düsseldorf museum Zitadelle Jülich museum abtei liesborn landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, oldenburg stadtmuseum oldenburg stadt Warendorf und den vielen privaten leihgebern Unser Dank gilt den Förderern: nrW-stiftung S Sparkasse Münsterland Ost Kulturstiftung der sparkasse Warendorf Kulturstiftung der Sparkasse Warendorf 6 vorwort Laurenz Sandmann 9 einleitung Petra Sondermann und Alfred G. Smieszchala 13 vita heinrich schilking (1815–1895) Petra Sondermann und Alfred G. Smieszchala 17 mehlwaage und ratskeller in Warendorf – schilkings elternhaus in früher Jugend Fred Kaspar 21 „Byographische Notizen“ – heinrich schilkings lebenserinnerungen Petra Sondermann und Alfred G. Smieszchala 37 „Der Postbote der mir Ihren lieben Brief brachte …“ briefe von heinrich schilking an seine Künstlerkollegen Petra Sondermann und Alfred G. Smieszchala stadt Warendorf 73 bildtafeln I MPRESSUM Ausstellung: Konzeption und organisation: Petra sondermann, alfred g. smieszchala Öffentlichkeitsarbeit: stadtmarketing Warendorf technik: altstadtfreunde Warendorf e.v. team museumstechnik, alfred g. smieszchala Buch zur Ausstellung: herausgeber: altstadtfreunde Warendorf e.v., Petra sondermann, alfred g. smieszchala layout und reproduktion: vicki schirdewahn, michael imhof verlag druck: druckerei rindt gmbh & co. Kg, Fulda © 2015 schrift der altstadtfreunde Warendorf e.v. und die autoren und autorinnen © 2015 michael imhof verlag gmbh & co. Kg stettiner straße 25, d-36100 Petersberg tel.: 0661/2919166-0, Fax: 0661/2919166-9 e-mail: [email protected], www.imhof-verlag.com Printed in eU isbn 978-3-7319-0311-6 110 Werkverzeichnis Petra Sondermann und Alfred G. Smieszchala 137 heinrich schilking und die düsseldorfer landschaftsmalerei um Johann Wilhelm schirmer Marcell Perse 154 ausstellungsverzeichnis 157 literaturverzeichnis 159 abbildungsverzeichnis UmschlagabbildUng vorne Wv 150 Burg Balduinstein, 1894 Öl/Leinwand, 41 x 67 cm Sig.: „H. Schilking 1894“, unten links Privatbesitz UmschlagabbildUng hinten Wv 82 Neuenburger Urwald, 1868 Bleistift auf Papier, 63,4 x 49,1 cm Nachlass Hermann Allmers, Archiv des Landkreises Cuxhaven seite 2, abb. 1 Friedrich Boser, Bildniss Heinrich Schilking, aus der Serie: Freundschaftsgalerie von 57 Einzelbildnissen der Düsseldorfer Malerschüler und ihren Freunden, um 1840, Öl auf Leinwand, Museum Kunstpalast, Düsseldorf, Inv.-Nr.: M_2011-1_Detail VORWORT 7 V O RWO RT Laurenz Sandmann (vorsitzender altstadtfreunde Warendorf e.v.) d a hängen zwei bilder in einer nachgestellten biedermeierstube in einem museumsgebäude in Warendorf als dauerleihgaben an der Wand. beide sind signiert vom maler heinrich schilking. das klassizistische gebäude an der Klosterstraße mit dem biedermeierzimmer ist teil des dezentralen stadtmuseums in Warendorf. das zweistöckige und klassizistisch gestaltete gebäude wurde 1812/15 siebenachsig mit einem risalitartigen mittelteil traufenständig errichtet. das mittlere vestibül mündet in einen großen ovalen gartensaal. dort und in dem benachbarten salon befinden sich handgedruckte bildtapeten, die 1823/24 in der Pariser manufaktur dufour & leroy hergestellt und in das erst wenige Jahre alte haus eingebaut wurden. Während die bildtapete im ovalen saal „die inkas oder die Zerstörung des reiches von Peru“ zum thema hat, zeigt die zweite tapete im anschließenden salon die geschichte von „telemach auf der insel der Kalypso“. 1999 wurden die „tapetensäle“ teil des dezentralen stadtmuseums. 2004 vergrößerte sich der museale teil des hauses mit der anmietung der straßenseitigen stube durch die stadt Warendorf. der raum wurde mit großer finanzieller Unterstützung der nrW-stiftung als biedermeierstube eingerichtet, erhielt eine zeitgemäße tapete und konnte vollständig möbliert und ausgestattet werden. die möbel stammen zum größten teil aus dem bestand des früheren heimathauses der stadt Warendorf. Weiteres mobiliar steuerte das Westfälische Freilichtmuseum in detmold bei. die alten bücherausgaben stellte das gymnasium laurentianum Warendorf zur verfügung. das Porzellan, die gläser und bilder wurden angekauft oder geliehen. die aufgehängten bilder sind leihgaben der „stiftung kleines bürgerhaus telgte.“ seit einigen Jahren wird das Konzept für ein „stadtmuseum“ mit verschiedenen dezentralen standorten verfolgt. es ist eine neue Form, geschichte und Kultur für bewohner und besucher einer stadt erlebbar und anschaulich zu machen. im gegensatz zu Freilichtmuseen, in denen bäuerliche lebens- und arbeitsweisen dokumentiert werden, deren gebäude hierzu von ihrem historischen ort entfernt und in fiktive dorfgemeinschaften integriert werden, sollen die objekte beim stadtmuseum hingegen an ihrem ursprünglichen standort erhalten bleiben. hierdurch wird der erhalt von historischen gebäuden zur veranschaulichung von Wohnsituationen und arbeitsstätten vergangener generationen sowohl in ihrem gewachsenen Zusammenhang als auch deren Öffnung ermöglicht. die wenigen der museumsnutzung vorbehaltenen gebäude lassen sich bei diesem Konzept in ihrem historischen und nicht aus dem leben herausgerissenen sinnzusammenhang erschließen, wie er in einem sozial komplexen und über viele generationen im laufe von Jahrhunderten gewachsenen stadtgefüge besteht. so unterscheidet sich etwa ein bürgerhaus auf dem marktplatz oder an den hauptdurchgangsstraßen deutlich von den zum teil umfangreichen gruppen der kleinen mietshäuser am rande der altstadt. Ziel des Konzeptes ist es also, langfristig mit hilfe verschiedener für das museum genutzter bauten aus unterschiedlichen Zeiten und sozialen verhältnissen das wirtschaftliche, soziale und kulturelle gefüge einer stadt in seinen gewachsenen strukturen aufzuzeigen. einzelne stationen des stadtrundganges sind hierbei nicht nur von außen, sondern auch von innen zu besichtigen. durch ihre didaktische aufbereitung als exemplarische beispiele historischer und sozialer lebenssituationen weisen sie auf die vielen übrigen in der stadt erhaltenen, aber nicht der nutzung durch die heutige Zeit entzogenen bauten zurück und machen so geschichte und vergangene Wohn- und arbeitssituationen erlebbar. auf grund der heute ungewöhnlich reichen Überlieferung von gebäuden aus der Zeit seit dem frühen 15. Jahrhunderts bietet die stadt Warendorf ideale möglichkeiten zum aufbau eines solchen neuartigen museums städtischer alltagskultur. neben angekauften und so auf dauer für das museum gesicherten gebäuden sollen weitere stationen auch durch langfristige Pachtverträge und anmietungen geschaffen werden: 1993 wurde durch die beiden vereine „altstadtfreunde Warendorf e.v.“ und „heimatverein Warendorf e.v.“ ein erster schritt zur verwirklichung unternommen und mit hilfe der nordrhein-Westfalen-stiftung das kleine haus Zuckertimpen 4 als Pilotprojekt erworben, in den nächsten Jahren erforscht, renoviert, museal eingerichtet und für die besichtigung geöffnet. seitdem zeigt dieses kleine haus am rande der altstadt in sehr anschaulicher Weise das Wohnen zweier arbeiterfamilien aus der Zeit um 1925. neben dem klassizistischen bürgerhaus an der Klosterstraße und dem gadem am Zuckertimpen zählen ein Fabrikantenwohnhaus von 1902/03, ein torschreiberhaus von 1824 und das historische rathaus am markt zu den zu besichtigenden objekten. im rathaus von 1404 hat sich der alte ratssaal erhalten. außerdem werden in den oberen räumen verschiedene sonderausstellungen präsentiert. neben den beiden vereinen gehört auch die stadt Warendorf zu den museumsträgern. aber zurück zu den beiden leihgaben, den bildern von heinrich schilking, die in der stube des klassizistischen bürgerhauses an der Wand hängen. aus der dreibändigen stadtgeschichte, die im Jahr 2000 erschienen ist, erfahren wir nur wenige biographische hinweise. der stellvertretende vereinsvorsitzender der altstadtfreunde alfred georg smieszchala und seine ehefrau Petra sondermann wollten das ändern und begannen vor 10 Jahren mit den recherchen zum leben und Werk des Künstlers. sie nutzten jede Urlaubszeit und reisten heinrich schilking (1815–1895) quasi hinterher. der Weg führte sie an die Flüsse ahr und lahn sowie an die Küste der normandie. sie besuchten museen und archive in oldenburg, münster, bremen und braunschweig und durchstöberten die archive des „düsseldorfer malkastens“ und der illustrierten Zeitung leipzig. die vorliegende Publikation und die ausstellung im rathaus zeigen die resultate ihrer langen arbeit. alfred georg smieszchala und Petra sondermann haben als Kuratoren auch die ausstellung entwickelt. bei ihrer arbeit mit den schriftquellen wurden sie von dem früheren archivar alfred smieszchala sen. unterstützt. besonderer dank gilt auch marcell Perse, dem leiter der museum Zitadelle Jülich, der als berater, autor und leihgeber fungierte. einen besonderen dank sprechen wir (stadt Warendorf und der verein altstadtfreunde Warendorf e.v.) auch der hermann-allmers-gesell- schaft e.v., der Kunsthalle bremen, dem landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte oldenburg, dem malkastenarchiv düsseldorf, dem museum abtei liesborn, dem museum Zitadelle Jülich, dem stadtmuseum oldenburg und dem lWl-museum für Kunst und Kultur (Westfälisches landesmuseum), münster und den vielen privaten leihgebern sowie den autoren dieser Publikation aus. nicht zuletzt bedanken wir uns bei der nrW-stiftung und der sparkassenstiftung Warendorf der sparkasse münsterland-ost, ohne deren hilfe die ausstellung und die Publikation nicht zu finanzieren gewesen wäre. der größte dank aber gilt den Kuratoren alfred georg smieszchala und Petra sondermann, die über Jahre hinweg ihre Freizeit für die recherchen genutzt und die ausstellung entwickelt haben. so wird der fast vergessene Künstler heinrich schilking wieder neu ins gedächtnis zurückkehren. Wir freuen uns, dass ein großer ausschnitt seines künstlerischen schaffens in Warendorf zum ersten mal präsentiert wird. Und die beiden landschaftsbilder in der biedermeierstube lassen sich jetzt auch zuordnen. E I N LEI T U N G Petra Sondermann und Alfred G. Smieszchala „Schilkings künstlerisches Können und sein Umgang mit Farbe ist nicht einmal andeutungsweise erkennbar. Im Gegenüber mit den Bildern weisen sie Schilking, den gebürtigen Warendorfer, als einen überragenden Landschaftsmaler des 19. Jahrhunderts aus.“ d iese von Franz Kroos in den Warendorfer schriften 13/14/15 unter der Überschrift „der maler heinrich schilking – ein großer Künstler Warendorfer herkunft“ – im Jahre 1985 gemachte aussage war die Ursache für die beschäftigung mit dem landschaftsmaler heinrich schilking. das kleine gemälde mit dem titel altenahr, ahrtal (Wv 176) wurde damals dem dezentralen stadtmuseum als dauerleihgabe zur verfügung gestellt und bei der rekonstruktion einer biedermeierstube im bürgerhaus in der Klosterstraße 7 in Warendorf aufgehängt. „Ein Werkverzeichnis gibt es offenkundig ebenso wenig wie eine Lebensbeschreibung. Stück für Stück für das eine wie für das andere muß noch erbracht werden.“ so beleuchtet der autor Franz Kroos kurz den Forschungsstand und löst somit die arbeiten an diesem ausstellungs- und buchprojekt aus. Um für Fragen während der beabsichtigten Führungen gewappnet zu sein, wurde nach weiteren informationen zu heinrich schilking gesucht. der oben erwähnte artikel war der erste Fund, dem schnell weitere folgten. so wurden wir im malkastenarchiv in düsseldorf auf ein Konvolut aufzeichnungen aufmerksam, das den titel „byo- graphische notizen“ tragen. die leiterin des archives, Frau sabine schroyen m.a., ermöglichte eine sichtung und stellte uns die notizen schilkings zur auswertung zur verfügung. einige Jahre darauf fand im herbst 2010 im museum abtei liesborn eine ausstellung mit dem titel „Kontinuum heinrich schilking – christoph Peter seidel“ statt. das dreieck als Kompositionselement spielt in schilkings landschaftsmalerei wie auch in seidels „dekonstruktivistischem landschaftsrelief“ in der liesborner ausstellung eine große rolle. der freischaffende Künstler christoph Peter seidel beschäftigte sich intensiv mit dem landschaftsmaler heinrich schilking und entdeckte dabei ein Konvolut briefe im stadtarchiv in braunschweig. mit dem ankauf eines aquarells der burg balduinstein (abb. 2 Wv 135) reifte bei uns die idee, zu ermitteln, an welchen Punkten der maler gearbeitet hat, um hier einen vergleich mit der heutigen topographie herzustellen. diese reisetätigkeit führte an schöne für uns bis dahin unbekannte orte: an die ahr und ins lahntal, aber auch ins oldenburgische und in den harz bis hin zu dem versuch, ein nur durch ein schlechtes Foto bekanntes gemälde eines Felsentores an einer steilküste geografisch in etretat an der Küste der normandie zu lokalisieren. abb. 2 / Wv 135 Burg Balduinstein, 1876, Aquarell, 30 x 42 cm, Sig.: „H. Schilking 1876“ unten links, Privatbesitz „Byographische Notizen“ H EI N RI C H S C H I LK I N G S L EB EN S ERI N N ER U N G EN Petra Sondermann und Alfred G. Smieszchala U m den Künstler heinrich schilking kennenzulernen, muss man neben den gemälden, die er hinterlassen hat, auch auf die schriftlichen Zeugnisse zurückgreifen. diese haben sich in verschiedenen archiven erhalten und sind für diese ausstellung erstmals zusammengefasst worden. alle diese Quellen geben einen vielfältigen einblick in das leben schilkings. sie geben auskunft über die gefühlslagen, die gesundheit und die wirtschaftlichen verhältnisse schilkings und verweisen auch auf Werke, die er geschaffen hat. Wer war heinrich schilking? Wo hat er gelebt und gearbeitet und welche Werke hat er hinterlassen? in seiner westfälischen heimat ist er weitgehend unbekannt; die lokale geschichtsschreibung hat das leben und Werk dieses Künstlers bisher kaum erforscht, lediglich ein artikel von Franz Kroos ist im Jahre 1985 in den Warendorfer schriften erschienen. einige wenige informationen finden sich in unterschiedlichen Künstlerlexika, die augenscheinlich immer wieder kopiert wurden und die sich im laufe der recherchen oft als nicht korrekt erwiesen. im Künstlerverein malkasten in düsseldorf, dessen mitbegründer heinrich schilking im Jahre 1848 war, hat sich eine autobiografische schrift erhalten, von schilking selbst als „byographische notizen“1 bezeichnet. auf rund 46 seiten schreibt schilking eigenhändig seine lebenserinnerungen nieder. diese umfassen ca. die ersten 15 Jahre seines lebens. aus einem späteren briefwechsel ist ersichtlich, dass er auch über seine Zeit in düsseldorf geschrieben haben muss. dieser teil der aufzeichnungen muss leider als verschollen gelten. die einzelnen blätter sind leider nicht datiert, so dass der Zeitpunkt der niederschrift dieser memoiren nicht genau bestimmt werden kann. in einem brief an seinen Freund hermann becker vom 16.09. 1877 erwähnt er diese aufzeichnungen. auch wurden die einzelnen seiten nicht nummeriert. das erzwang eine reihung, die sich am inhalt der aufzeichnungen orientiert. hier kommt es zu brüchen, die sich wahrscheinlich auf die entstehung der „byographischen notizen“ zurückführen lässt. die niederschrift ist augenscheinlich in etappen und nicht in einem stück erfolgt. die vorliegenden aufzeichnungen wurden von heinrich schilking in deutscher schrift geschrieben, teilweise mit tinte, teilweise mit bleistift, auf unterschiedlichen Papiersorten und –formaten. an einigen wenigen stellen sind kleine Zeichnungen eingefügt. alfred smieszchala sen. hat in einer sisyphusarbeit die teilweise schwer zu lesende handschrift und den duktus heinrich schilkings entziffert, so dass diese jetzt erstmals veröffentlicht werden kann. Zu beginn seiner lebenserinnerungen schreibt schilking: „Das Licht der Welt erblickte ich in der alten Wage die sich im Untergeschoß des Rathauses in Warendorf befindet.“ schilking stellt seine geburtsstadt Warendorf als eine der größeren Provinzialstädte des regierungsbezirks münster dar. er beschreibt Warendorf als sitz eines stadt- und landgerichtes und als stadt, die durch handel mit leinen zu einem gewissen Wohlstand gekommen ist. er macht diesen Wohlstand u.a. an den 3-stöckigen häusern des marktplatzes fest. im Jahre 1817, schilking ist gerade zwei Jahre alt, zieht die Familie aus der stadtwaage aus und der vater zieht nach oelde und geht ab diesem Zeitpunkt seinem neuen beruf als gerichtsdiener nach. mutter und sohn haben noch ca. drei weitere Jahre in Warendorf gewohnt. heinrich schilkings erinnerungen an Warendorf aus seinen ersten fünf lebensjahren beschränken sich auf zwei ereignisse: zum einen auf den durchzug eines versprengten militärkonvois, bei dem ein Pudel heinrichs ganze aufmerksamkeit anzieht. Zum anderen beschreibt er, wie er eines nachmittags dem orgelspiel in der laurentiuskirche gelauscht hat und dabei eingeschlafen ist. die suche seiner mutter war erst erfolgreich, als sich eine ältere Frau an einen schlafenden Jungen in der Kirche erinnerte, die bereits mit „Der Postbote der mir Ihren lieben Brief brachte …“ B RI EF E VO N H EI N RI C H S C H I LK I N G S EI N E K Ü N S T LERKO LLE G EN AN Petra Sondermann und Alfred G. Smieszchala n eben den zuvor beschriebenen „byographischen notizen“, die schilkings erste lebensjahre in der westfälischen Kleinstadt oelde bis kurz vor dem beginn seiner ausbildung an der Kunstakademie in düsseldorf behandeln, konnten weitere Quellen erschlossen werden. ein Konvolut briefe an seinen braunschweiger Freund carl schiller hat sich in dessen nachlass erhalten und wird hier zusammen mit weiteren briefen an die illustrierte Zeitung leipzig und verschiedene an Künstler, Privatgelehrte und Kunsthistoriker im nord- und ostdeutschen raum gerichtete schriftstücke ausgewertet. (abb. 18) heinrich schilking, der 1848 gründungsmitglied der Künstlervereinigung malkasten1 wurde, orientiert sich mit seinem lebensmittelpunkt anfang 1851 nach braunschweig. hier stellt er anfang Februar einen aufenthaltsantrag2 und meldet gleichzeitig ein gewerbe als maler an. von wo er einreist und wie er bisher seinen lebensunterhalt verdient hat, lässt sich heute nicht mehr ermitteln. es beginnt ein fast 18 Jahre währender aufenthalt in der Welfenstadt, der durch die erschließung der briefquellen erhellt wird. die chronologie des brieflichen nachlasses beginnt mit einem brief an den Kurator der Kunstausstellungen des Kunstvereins hannover, Adolph Vogell3. schilking beteiligte sich auf der Kunstausstellung 1851 mit einem bild, das den titel „mondscheinlandschaft“ trug. in einem brief vom 29. märz 1851 bittet er vogell um „die schnelle Rücksendung des Gemäldes, da er beabsichtigt, das nicht verkaufte Bild auf einer Ausstellung in Prag zu präsentieren.“ Zu den Künstlern des nahen hannoveraner Kunstvereins stand schilking ebenfalls in Kontakt. so sendet er seinem „lieben Freund Busse“ im märz 1854 gleichzeitig mit einem brief auch ein gemälde, das er gerade fertiggestellt hat. er bittet Georg Heinrich Busse4 um einen auftrag von Firnis. durch eine Krankheit, die schilking den Winter über vom malen abhielt, ist er nicht zur vollendung des bildes vor beginn der ausstellung in hannover gekommen. er schlägt den ge- abb. 18 „Die Gründer des Malkastens“, u.a. H[einrich] Schilking, Collage von Porträtfotos bzw. Fotos von Gemälden, 1904, Fotograf: Julius Staegemann, Düsseldorf, Fotocollage, 43 x 58 cm, Archiv des Künstlervereins Malkasten, Düsseldorf, Inv.-Nr.: F-KVM 1904-1927 78 B I L D TA F E L N B I L D TA F E L N abb. 27 WV 62 Das Norddeutsche Gesangsfest in Braunschweig, Inneres der Festhalle, 1863 holzstich nach einer Zeichnung von h. schilking, 16 x 23,5 cm Privatbesitz abb. 28 WV 65 Besuch der Mitglieder des deutschen Juristentags in der Bibliothek zu Wolfenbüttel, 1864 Xylographie (holzstich) nach einer Zeichnung von h. schilking, 22,7 x 34,4 cm Privatbesitz 79 92 B I L D TA F E L N B I L D TA F E L N abb. 40 WV 150 Burg Balduinstein, 1894 Öl/leinwand, 41 x 67 cm sig.: „h. schilking 1894“, unten links Privatbesitz abb. 39 WV 144 Burg Balduinstein, 1881 Öl auf leinwand, 24 x 34,5 cm mon.: „h.s. 1881“ unten rechts Privatbesitz abb. 41 WV 135 Burg Balduinstein, 1876 aquarell, 30 x 42 cm sig.: „h. schilking 1876“ unten links Privatbesitz 93 112 WERKVERZEICHNIS HEINRICH SCHILKINGS WERKVERZEICHNIS HEINRICH SCHILKINGS zur Landschaft“. Ölskizzen der deutsche Romantik in der Kunsthalle Bremen, in: Lass dich von der Natur anwehen. Landschaftszeichnung der Romantik und Gegenwart, Kat. Ausst. Kunsthalle Bremen 2013, S. 34– 59, Abb. 16, S. 49; AK Um 1800, Deutsche Kunst von Schadow bis Schwindt, Kat. Ausst. Kunsthalle Bremen 1959, Kat. Nr. 92 Bemerkung: Schülerkopie nach Schirmers Studie „Sträucher am Hang“ (1827/1830) im Museum Kunstpalast Düsseldorf, Inv.Nr.: 2240. Nach Museumsleiter Marcell Perse (Museum Zitadelle Jülich) ist mit IR eine detaillierte Bleistiftunterzeichnung zu erkennen, also deutlich eine Abmalung im Gegensatz zur freien Naturstudie. ausst.: „von bonifatius bis beuys – oder: Über den Umgang mit heiligen eichen“: ausstellung Kunsthalle erfurt vom 12.09. bis 24.10.2004 lWl-museum für Kunst und Kultur (Westfälisches landesmuseum), münster/ dauerleihgabe des Westfälischen Kunstvereins, inv.-nr.: 320 WKv Lit.: AK Weyergraf, Bernd: Waldungen, 1987, S. 140; AK Schierz, Kai Uwe: „Von Bonifatius bis Beuys - oder: Über den Umgang mit heiligen Eichen“, Kunsthalle Erfurt, 2004 Wv 19 WV 20 Die Fronleichnamsprozession verlässt die Stromberger Kreuzkirche um 1840 Öl auf leinwand 56 x 77,5 cm sig.: „h. schilking“, unten rechts museum abteil liesborn inv.-nr.: 08/02e Lit.: Autobiographische Aufzeichnungen; VK Düsseldorfer Auktionshaus, 08.12. 2007, Lot 498 Wv 17 WV 18 Landschaft vor 1838 ausst.: ausstellung des rheinischen Kunstvereins in darmstadt am 01.08.1838 Lit.: Kunst-Blatt. Neunzehnter Jahrgang 1838, herausgegeben von Dr. Ludwig Schorn, 1838, S. 311 WV 19 Burg Eltz 1839 bleistiftzeichnung 36,2 x 28,4 cm bez.: „burg eltz 14 aug 39“ unten rechts landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte oldenburg inv.-nr.: lmo 9.707 WV 24 Winterlandschaft 1846 Kohlenzeichnung ausst.: 50. Ka hannover 1882 Prov.: Frau v. hartwig, hannover verbleib unbekannt Lit.: NW Boetticher, Friedrich von: Malerwerke des 19. Jahrhunderts, 2. Band, 2. Hälfte, 1901, S. 556/7 WV 25 Scherenschnitte von Jettes Eltern Max Friedrich Geisberg (1774–1831), Bürgermeister in Oelde, und Johanna Geisberg geb. Hüffer (1796–1827) Mai 1846 Papier bez.: durch schilking kopiert verbleib unbekannt Lit.: M Ein Auswanderinnenschicksal in Briefen und Dokumenten; Quellen und Forschungen zur Geschichte des Kreises Warendorf, Bd. 21, Warendorf 1989 S. 43, S. 150f, S. 318 Wv 21 Wv 20 WV 22 Eisenhammer im Gebirge 1841 ausst.: st. Katherinenkirche in lübeck vom 13. Juni bis 11. Juli 1841 Prov.: gekauft von herrn senator ganslandt in lübeck verbleib unbekannt Lit.: House of Commons Papers, Band 7, Anlage 3, Kunst-Ausstellung Lübeck vom 13. Juni bis 11. Juli 1841, S. 401, Nr. 348 WV 21 Das Hünengrab im Wald 1841 Öl auf leinwand 121,7 x 106,5 cm ausst.: ausstellung der akademie der Künste vom 20. september bis 15. november 1987 in berlin WV 23 Paysage d´hiver; intérieur de forêt [Winterlandschaft; inneres eines Waldes] vor 1845 ausst.: exposition nationale des beauxarts, bruxelles, 1845 verbleib unbekannt Lit.: AK Exposition nationale des BeauxArts, Bruxelles, 1845, S. 102, Nr. 603 Wv 25 WV 26 Heimtrieb der Ziegen im Wald 1847 Öl auf mahagoni, originale goldrahmung 17,5 x 22,5 cm sig.: „h. schilking 1847“ unten rechts bez.: rückseitiges Klebeetikett: „aus d. nachlasse der Frau b. beckers, geb. henaumont“ Prov.: Frau b. beckers geb. henaumont Privatbesitz Lit.: VK Bolland & Marotz, Bremen, 10.10. 2009, Lot 840 Wv 26 WV 27 Jagd bei Blankenburg 1848 Öl auf leinwand, auf holz aufgezogen 89 x 70 cm sig.: „h. schilking, düsseld. 1848“ unten mitte Prov.: auf bestellung des herzogs von braunschweig gemalt, in sibyllenort bei breslau aufgestellt [vor 1864] museum Zitadelle Jülich, inv.-nr.: 2014/20 Lit.: NW Die Künstler aller Zeiten und Völker, Fr. Müller, 1864, S. 455 [„sein Hauptwerk“]; NW Malerwerke des Neunzehnten Jahrhunderts, Boetticher, 1901, S. 556/557; VK Ebay 25.06.2013; VK Kunsthandel Johannes Schulz, Bremen; VK Auktionshaus Satow, 2/2014, Lot 136 Wv 27 113 WV 28 Betende Fischer auf dem Königssee vor 1850 Ölgemälde ausst.: 102.Ka oKv 7.–9.8.1857 (vom Kv hannover zur verlosung angekauft) Prov.: regierungs- und landrath Freusberg zu olpe [erhalten bei verlosung 1850 des Kunstvereins für die rheinlande und Westphalen] verbleib unbekannt Lit.: NW Gradel, Oliver: Kunstausstellungen im Oldenburger Kunstverein 1843–1914, S. 163; Z Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. 1.1850 von Friedrich Eggers Hrsg., Seite: 192; NW Boetticher, Friedrich von: Malerwerke des 19. Jahrhunderts, 2. Band, 2. Hälfte, 1901, S. 556/7 WV 29 Die kleinen Reisigsammler 1850 Öl/leinwand 38 x 35 cm sig.: „h. schilking 1850“ unten links verbleib unbekant Lit.: Dokumentationszentrum Düsseldorfer Malerschule aus dem Katalogausriss (Farbabbildung auf der Katalog-Umschlagrückseite Nr. 421) Wv 29 114 WERKVERZEICHNIS HEINRICH SCHILKINGS WERKVERZEICHNIS HEINRICH SCHILKINGS WV 30 Mondscheinlandschaft vor 1851 gemälde ausst.: Ka hannover 1851 verbleib unbekannt Lit.: Brief an Vogell vom 29.03.1851, Quelle: Universitätsbibliothek Leipzig, Sig. Kestner/ I/C/I/907/Nr. 1 WV 34 Magdeburg 1852 aquarell auf Papier 17 x 24 cm sig.: „h. schilking 1852“, unten links museum abtei liesborn, inv.nr.: 03/57e Lit.: VK Auktionshaus van Ham, Köln, 03.07.2003, 226. Auktion, Los 1442; VK Auktionshaus Schulte, Ascheberg WV 31 Landschaft vor 1852 gemälde ausst.: 72. Ka oKv 14.–16.11.1852 verbleib unbekannt Lit.: NW Gradel, Oliver: Kunstausstellungen im Oldenburger Kunstverein 1843–1914, S. 163 WV 32 Winterlandschaft vor 1852 gemälde ausst.: 70. Ka oKv 5.–8.9.1852 (vom Kv hannover zur verlosung angekauft) verbleib unbekannt Lit.: NW Gradel, Oliver: Kunstausstellungen im Oldenburger Kunstverein 1843–1914, S. 163 WV 33 Felsenlandschaft [ilsenstein] 1852 Öl auf leinwand 82 x 114 cm sig.: „h. schilking 1852“ unten mitte ausst.: Kontinuum, museum abtei liesborn, 2010 museum abtei liesborn, inv.-nr.: 06/108e Lit.: VK Kunsthandel Kastern, Hannover, 02.12.2006 Wv 34 WV 35 Ansicht von Braunschweig 1852 Zeichnung verbleib unbekannt Lit.: Brief vom 22.07.1852 an den Redakteur Weber bei der Illustrirten Zeitung Leipzig, Quelle: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Sig.: A/7424/2006 WV 36 Ansicht des Alt-Stadt-Marktes von Braunschweig 1852 Zeichnung verbleib unbekannt Lit.: Brief vom 22.07.1852 an den Redakteur Weber bei der Illustrirten Zeitung Leipzig, Quelle: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Sig.: A/7424/2006 Wv 33 WV 37 Ansicht des Rathaussaales von Braunschweig 1852 Zeichnung verbleib unbekannt Lit.: Brief vom 22.07.1852 an den Redakteur Weber bei der Illustrirten Zeitung Leipzig, Quelle: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Sig.: A/7424/2006 WV 38 Scitze des Löwen vor der Bergkirche nebst Umgebung von Braunschweig 1852 Zeichnung verbleib unbekannt Lit.: Brief vom 22.07.1852 an den Redakteur Weber bei der Illustrirten Zeitung Leipzig, Quelle: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Sig.: A/7424/2006 WV 39 Riddagshausen bei Braunschweig 1853 Öl auf leinwand 66 x 94 cm sig.: „h. schilking 1853“, unten rechts städtisches museum braunschweig inv.nr.: 1988-0020-00, Zugangs-nr.: 1988/20 Lit.: NW LDM 3 (1998), S. 200 f. (FarbAbb. S. 201); M Ulferts/Christiani 1996, S. 39, Farb-Abb. 6; VK Ziemann, Bremen 1987, Kat.-Nr. 165; BK Nauhaus 2009 S. 405 (sw-Abb.) WV 41 Kohlenbrennerei vor 1854 gemälde ausst.: braunschweiger ausstellung 1854 verbleib unbekannt Lit.: NW Conversations-Lexicon für bildende Kunst: (Lief.1-52), J. Andreas Romberg, Friedrich Faber, Lorenz Clasen, 1853, S. 479 [„Harzbild“] WV 42 Westfälische Heidelandschaft 1854 Öl auf leinwand 29,7 x 43 cm sig.: „h. schilking 1854“ unten rechts städtisches museum braunschweig inv.nr.: 1200-0688-00, alt-nr.: 313 Prov.: geschenk von [malerin] margarethe von heinemann an das städtische museum braunschweig, 1926 Lit.: AK Verz. 13. BrKA 1854, S. 28, Nr. 374 BK Nauhaus 2009 S. 405 (sw-Abb.) WV 40 Portrait von Fenske, Hedwig nach 1853 Kreidezeichnung 55,0 x 44,5 cm bez.: „hedwig Fenske“ Prov.: großherzog von oldenburg [1912] verbleib unbekannt Lit.: BK Verzeichnis der zum Fideikommiss gehörigen Kunstwerke in den großherzoglichen Gebäuden zu Oldenburg, 1912, Druck von Ad. Littmann, Hofl., Oldenburg I. Gr., B Aquarelle, Pastelle u. Zeichnungen, Nr. 75 S. 33 Wv 44 WV 45 Darstellung der Polizei als Dame 1856 transparent verbleib unbekannt Lit.: M Festchronik zur Erinnerung an die Feier der fünfundzwanzigjährigen Regierung seiner Hoheit des Herzogs Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg am 25. April 1856, S. 39/40 Wv 42 Wv 39 WV 44 Landschaft mit einer Eiche 1855 gemälde 94,5 x 126 cm museum für Kunst und Kulturgeschichte dortmund, inv.-nr.: c 6096 Lit.: AK Von Friedrich bis Liebermann, 100 Meisterwerke deutscher Malerei aus dem Museum für Kunst- und Kulturgeschichte der Stadt Dortmund, 1999, S. 82 WV 43 Landschaft in westphälischem Charakter [mit Pferden, die staub aufwirbeln] 1854 Ölgemälde ausst.: hannover 1854 verbleib unbekannt Lit.: Brief an Vogell vom 18.03.1854 und Brief an Busse vom 18.03.1854, Quelle: Universitätsbibiliothek Leipzig, Sig.: Kestner/I/C/I/907/Nr. 2 u. 3 WV 46 Skizzenbuch, gebunden, 23 seiten, tw. links, tw. beidseitige skizzen 1857 und andere blattgröße: 14,1 x 23,3 cm gesamtgröße: 15,6, x 24,3 cm stadtmuseum oldenburg, inv.-nr.: iXX a 9364/1253 bemerkung: vorne auf der innenseite quer in tusche geschrieben: „Aus dem Nachlaß des am 2ten October 1895 verstorbenen Freundes Professor H. Schilking Ernst Hartmann Düsseldorf“ verbleib unbekannt Lit.: BK Verzeichnis zu den Ausstellungen des Kunstvereins Braunschweig WV 48 Fichtenwald 1858 Kohlenzeichnung ausst.: 50. Ka hannover 1882 Prov.: Künstler-verein hannover verbleib unbekannt Lit.: NW Boetticher, Friedrich von: Malerwerke des 19. Jahrhunderts, 2. Band, 2. Hälfte, 1901, S. 556/7 WV 49 Waldlandschaft vor 1859 gemälde ausst.: 113. Ka oKv 10.–12.7.1859 (vom Kv hannover zur verlosung angekauft) verbleib unbekannt Lit.: NW Gradel, Oliver: Kunstausstellungen im Oldenburger Kunstverein 1843–1914, S. 163 WV 50 Winterlandschaft mit Bach 1860 Öl auf leinwand 42,5 x 62,5 cm verbleib unbekannt Lit.:http://www.artnet.de/k%C3%BCnstler /heinrich-schilking/auktionsresultate [letzter Aufruf: 19.08.2015] Wv 50 WV 47 Der Weg am Brocken vor 1858 ausst.: ausstellung des Kunstvereins braunschweig 1858 115 H EI N R I C H S C H I LK I N G U N D D I E D Ü S S ELD O RF ER L A N D S C H A F T S M A LEREI U M J O H A N N W I LH EL M S C H I R M ER Marcell Perse „i ch machte zu ende der 30 anfangs der 40 Jahre meine akademischen studien in düsseldorf unter W. schirmers und lessings leitung und ging dann zur ferneren ausbildung 2 Jahre nach antwerpen. darauf bestieg ich meine eigene barke, wurde von stets widrigen Winden herumgeschleudert und hatte viel mit schweren stürmen zu kämpfen.“1 Zum Zeitpunkt des briefes 1869, in dem schilking seinen Werdegang beschreibt, ist er seit 6. Januar in oldenburg mit anstellung am hof des großherzogs und hat damit zum ersten mal in seinem Künstlerleben mit 53 Jahren eine kontinuierliche wirtschaftliche grundsicherung erreicht. trotz aller Fährnisse des Weges bis dorthin kann man darin einen gelungenen gesellschaftlichen aufstieg sehen, wie sie eine ausbildung an der 1819 neu gegründeten Königlich-Preußischen Kunstakademie in düsseldorf ermöglichte.2 in dieser entwicklung ist schilkings Werdegang der Karriere seines lehrmeisters Johann Wilhelm schirmer (1807–1863) zu vergleichen, der als handwerkersohn nach seiner buchbinderlehre im väterlichen betrieb in Jülich 1825 das studium an der düsseldorfer akademie aufnahm. er konnte sich dort mit talent, Fleiß und Förderung durch den 1826 aus berlin an den rhein gekommenen direktor Wil- helm von schadow (1788–1862) bis dahin ungeahnte möglichkeiten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen aufstiegs erschließen. schon 1830 leitet er „in abwesenheit des directors schadow den Underricht der landschafter“.3 nach diesem erfolgreichen debut als lehrer – „auch mit der Klasse, die ich unterrichtete, war er zufrieden.“, konnte schirmer in einem brief vom 29. Juli 1831 an seine mutter schreiben4 – wird im herbst 1831 ein extra Kurs für landschaftsmaler eingerichtet und schirmer anvertraut, wofür er ab ostern 1832 fest als lehrer für landschaftsmalerei an der akademie angestellt wird.5 schirmer ist mit seinem talent zur richtigen Zeit am richtigen ort. Zwar war die einrichtung der Kunstakademie primär zur Förderung der historienmalerei im hinblick auf identitätsstiftende ausschmückung öffentlicher bauten gedacht gewesen und der aus berlin an den rhein gekommene direktor schadow sah sein hauptanliegen in der Förderung der religiösen historienmalerei, aber durch die gesellschaftlichen veränderungen infolge der säkularisierung und den wirtschaftlichen aufstieg des bürgertums im Zuge der industrialisierung ergaben sich neue impulse für den Kunstmarkt aufgrund veränderter nachfrage. schadow war hellsichtig und tole- rant genug, talent und entwicklungschancen auch außerhalb der von ihm bevorzugten Kunstgattung zu erkennen und förderte deshalb an der düsseldorfer akademie die entwicklung der landschaftsmalerei zum eigenen Fach, für das schirmer schließlich 1839 zum ersten Professor bestellt wurde. in seinem buch „der moderne vasari“ von 1854 bettet schadow verschiedene aussagen zu dieser thematik in die rahmenhandlung seiner novelle ein: „obgleich nun unsere Zeit zwei große mäcene auf den thronen gesehen, welche einen mächtigen antrieb zur entwicklung einer höheren Kunst gegeben haben, obgleich durch sie manches wahrhaft schöne entstanden ist und auch wenigstens einige vornehme herren ihrem beispiele gefolgt sind, so ist es dennoch zweifelhaft, welche gattung von Kunst die oberhand behalten wird, da das Kunstbedürfniß der masse sich nur auf landschaft und genremalerei beschränkt.“6 die motive der landschaftsmalerei kommunizieren sich einfacher als die auf umfassende bildung rekurrierenden themen der historienmalerei, sodass das alter ego schadows in seinem buch äußert: „Wir sprachen bei tische über die nothwendigkeit einer landschafterklasse an unserer akademie und über die anstellung eines dazu geeigneten lehrers.“