INHALTSVERZEICHNIS - Michael Imhof Verlag

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INHALTSVERZEICHNIS - Michael Imhof Verlag
Unser Dank gilt allen Leihgebern der Ausstellung:
# I N H A LT S V ER Z EI C H N I S
Kunsthalle bremen – der Kunstverein bremen
archiv des landkreises cuxhaven, hermann-allmers-gesellschaft e.v.
lWl-museum für Kunst und Kultur (Westfälisches landesmuseum), münster
archiv des Künstlervereins malkasten, düsseldorf
museum Zitadelle Jülich
museum abtei liesborn
landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, oldenburg
stadtmuseum oldenburg
stadt Warendorf
und den vielen privaten leihgebern
Unser Dank gilt den Förderern:
nrW-stiftung
S Sparkasse
Münsterland Ost
Kulturstiftung der sparkasse Warendorf
Kulturstiftung der Sparkasse Warendorf
6
vorwort
Laurenz Sandmann
9
einleitung
Petra Sondermann und Alfred G. Smieszchala
13
vita heinrich schilking (1815–1895)
Petra Sondermann und Alfred G. Smieszchala
17
mehlwaage und ratskeller in Warendorf – schilkings elternhaus in früher Jugend
Fred Kaspar
21
„Byographische Notizen“ – heinrich schilkings lebenserinnerungen
Petra Sondermann und Alfred G. Smieszchala
37
„Der Postbote der mir Ihren lieben Brief brachte …“
briefe von heinrich schilking an seine Künstlerkollegen
Petra Sondermann und Alfred G. Smieszchala
stadt Warendorf
73
bildtafeln
I MPRESSUM
Ausstellung:
Konzeption und organisation: Petra sondermann, alfred g. smieszchala
Öffentlichkeitsarbeit: stadtmarketing Warendorf
technik: altstadtfreunde Warendorf e.v. team museumstechnik, alfred g. smieszchala
Buch zur Ausstellung:
herausgeber: altstadtfreunde Warendorf e.v., Petra sondermann, alfred g. smieszchala
layout und reproduktion: vicki schirdewahn, michael imhof verlag
druck: druckerei rindt gmbh & co. Kg, Fulda
© 2015 schrift der altstadtfreunde Warendorf e.v.
und die autoren und autorinnen
© 2015 michael imhof verlag gmbh & co. Kg
stettiner straße 25, d-36100 Petersberg
tel.: 0661/2919166-0, Fax: 0661/2919166-9
e-mail: [email protected], www.imhof-verlag.com
Printed in eU
isbn 978-3-7319-0311-6
110
Werkverzeichnis
Petra Sondermann und Alfred G. Smieszchala
137
heinrich schilking und die düsseldorfer landschaftsmalerei
um Johann Wilhelm schirmer
Marcell Perse
154
ausstellungsverzeichnis
157
literaturverzeichnis
159
abbildungsverzeichnis
UmschlagabbildUng vorne
Wv 150 Burg Balduinstein, 1894
Öl/Leinwand, 41 x 67 cm
Sig.: „H. Schilking 1894“, unten links
Privatbesitz
UmschlagabbildUng hinten
Wv 82 Neuenburger Urwald, 1868
Bleistift auf Papier, 63,4 x 49,1 cm
Nachlass Hermann Allmers, Archiv des Landkreises
Cuxhaven
seite 2, abb. 1
Friedrich Boser, Bildniss Heinrich Schilking, aus
der Serie: Freundschaftsgalerie von 57 Einzelbildnissen der Düsseldorfer Malerschüler und
ihren Freunden, um 1840, Öl auf Leinwand,
Museum Kunstpalast, Düsseldorf, Inv.-Nr.:
M_2011-1_Detail
VORWORT
7
V O RWO RT
Laurenz Sandmann
(vorsitzender altstadtfreunde Warendorf e.v.)
d
a hängen zwei bilder in einer nachgestellten biedermeierstube in einem
museumsgebäude in Warendorf als dauerleihgaben an der Wand. beide sind signiert vom maler heinrich schilking. das
klassizistische gebäude an der Klosterstraße
mit dem biedermeierzimmer ist teil des
dezentralen stadtmuseums in Warendorf.
das zweistöckige und klassizistisch gestaltete gebäude wurde 1812/15 siebenachsig mit einem risalitartigen mittelteil
traufenständig errichtet. das mittlere vestibül mündet in einen großen ovalen gartensaal. dort und in dem benachbarten
salon befinden sich handgedruckte bildtapeten, die 1823/24 in der Pariser manufaktur dufour & leroy hergestellt und
in das erst wenige Jahre alte haus eingebaut wurden. Während die bildtapete im
ovalen saal „die inkas oder die Zerstörung des reiches von Peru“ zum thema
hat, zeigt die zweite tapete im anschließenden salon die geschichte von „telemach auf der insel der Kalypso“.
1999 wurden die „tapetensäle“ teil
des dezentralen stadtmuseums. 2004 vergrößerte sich der museale teil des hauses
mit der anmietung der straßenseitigen
stube durch die stadt Warendorf. der
raum wurde mit großer finanzieller Unterstützung der nrW-stiftung als biedermeierstube eingerichtet, erhielt eine
zeitgemäße tapete und konnte vollständig
möbliert und ausgestattet werden. die
möbel stammen zum größten teil aus
dem bestand des früheren heimathauses
der stadt Warendorf. Weiteres mobiliar
steuerte das Westfälische Freilichtmuseum
in detmold bei. die alten bücherausgaben
stellte das gymnasium laurentianum
Warendorf zur verfügung. das Porzellan,
die gläser und bilder wurden angekauft
oder geliehen. die aufgehängten bilder
sind leihgaben der „stiftung kleines bürgerhaus telgte.“
seit einigen Jahren wird das Konzept
für ein „stadtmuseum“ mit verschiedenen
dezentralen standorten verfolgt. es ist eine neue Form, geschichte und Kultur für
bewohner und besucher einer stadt erlebbar und anschaulich zu machen. im
gegensatz zu Freilichtmuseen, in denen
bäuerliche lebens- und arbeitsweisen
dokumentiert werden, deren gebäude
hierzu von ihrem historischen ort entfernt und in fiktive dorfgemeinschaften
integriert werden, sollen die objekte beim
stadtmuseum hingegen an ihrem ursprünglichen standort erhalten bleiben.
hierdurch wird der erhalt von historischen gebäuden zur veranschaulichung
von Wohnsituationen und arbeitsstätten
vergangener generationen sowohl in ihrem gewachsenen Zusammenhang als
auch deren Öffnung ermöglicht. die wenigen der museumsnutzung vorbehaltenen gebäude lassen sich bei diesem Konzept in ihrem historischen und nicht aus
dem leben herausgerissenen sinnzusammenhang erschließen, wie er in einem sozial
komplexen und über viele generationen
im laufe von Jahrhunderten gewachsenen
stadtgefüge besteht. so unterscheidet sich
etwa ein bürgerhaus auf dem marktplatz
oder an den hauptdurchgangsstraßen
deutlich von den zum teil umfangreichen
gruppen der kleinen mietshäuser am
rande der altstadt. Ziel des Konzeptes
ist es also, langfristig mit hilfe verschiedener für das museum genutzter bauten
aus unterschiedlichen Zeiten und sozialen
verhältnissen das wirtschaftliche, soziale
und kulturelle gefüge einer stadt in seinen gewachsenen strukturen aufzuzeigen.
einzelne stationen des stadtrundganges
sind hierbei nicht nur von außen, sondern
auch von innen zu besichtigen. durch ihre
didaktische aufbereitung als exemplarische beispiele historischer und sozialer
lebenssituationen weisen sie auf die vielen
übrigen in der stadt erhaltenen, aber nicht
der nutzung durch die heutige Zeit entzogenen bauten zurück und machen so
geschichte und vergangene Wohn- und
arbeitssituationen erlebbar.
auf grund der heute ungewöhnlich
reichen Überlieferung von gebäuden aus
der Zeit seit dem frühen 15. Jahrhunderts
bietet die stadt Warendorf ideale möglichkeiten zum aufbau eines solchen neuartigen museums städtischer alltagskultur.
neben angekauften und so auf dauer
für das museum gesicherten gebäuden
sollen weitere stationen auch durch langfristige Pachtverträge und anmietungen
geschaffen werden: 1993 wurde durch die
beiden vereine „altstadtfreunde Warendorf e.v.“ und „heimatverein Warendorf
e.v.“ ein erster schritt zur verwirklichung
unternommen und mit hilfe der nordrhein-Westfalen-stiftung das kleine haus
Zuckertimpen 4 als Pilotprojekt erworben,
in den nächsten Jahren erforscht, renoviert,
museal eingerichtet und für die besichtigung geöffnet. seitdem zeigt dieses kleine
haus am rande der altstadt in sehr anschaulicher Weise das Wohnen zweier arbeiterfamilien aus der Zeit um 1925.
neben dem klassizistischen bürgerhaus an der Klosterstraße und dem gadem
am Zuckertimpen zählen ein Fabrikantenwohnhaus von 1902/03, ein torschreiberhaus von 1824 und das historische rathaus
am markt zu den zu besichtigenden objekten. im rathaus von 1404 hat sich der
alte ratssaal erhalten. außerdem werden
in den oberen räumen verschiedene sonderausstellungen präsentiert. neben den
beiden vereinen gehört auch die stadt
Warendorf zu den museumsträgern.
aber zurück zu den beiden leihgaben,
den bildern von heinrich schilking, die
in der stube des klassizistischen bürgerhauses an der Wand hängen. aus der dreibändigen stadtgeschichte, die im Jahr
2000 erschienen ist, erfahren wir nur wenige biographische hinweise. der stellvertretende vereinsvorsitzender der altstadtfreunde alfred georg smieszchala
und seine ehefrau Petra sondermann
wollten das ändern und begannen vor 10
Jahren mit den recherchen zum leben
und Werk des Künstlers. sie nutzten jede
Urlaubszeit und reisten heinrich schilking (1815–1895) quasi hinterher. der
Weg führte sie an die Flüsse ahr und
lahn sowie an die Küste der normandie.
sie besuchten museen und archive in oldenburg, münster, bremen und braunschweig und durchstöberten die archive
des „düsseldorfer malkastens“ und der illustrierten Zeitung leipzig.
die vorliegende Publikation und die
ausstellung im rathaus zeigen die resultate ihrer langen arbeit. alfred georg
smieszchala und Petra sondermann haben als Kuratoren auch die ausstellung
entwickelt. bei ihrer arbeit mit den
schriftquellen wurden sie von dem früheren archivar alfred smieszchala sen. unterstützt. besonderer dank gilt auch marcell Perse, dem leiter der museum Zitadelle Jülich, der als berater, autor und
leihgeber fungierte. einen besonderen
dank sprechen wir (stadt Warendorf und
der verein altstadtfreunde Warendorf
e.v.) auch der hermann-allmers-gesell-
schaft e.v., der Kunsthalle bremen, dem
landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte oldenburg, dem malkastenarchiv
düsseldorf, dem museum abtei liesborn,
dem museum Zitadelle Jülich, dem stadtmuseum oldenburg und dem lWl-museum für Kunst und Kultur (Westfälisches
landesmuseum), münster und den vielen privaten leihgebern sowie den autoren dieser Publikation aus. nicht zuletzt
bedanken wir uns bei der nrW-stiftung
und der sparkassenstiftung Warendorf der
sparkasse münsterland-ost, ohne deren
hilfe die ausstellung und die Publikation
nicht zu finanzieren gewesen wäre. der
größte dank aber gilt den Kuratoren alfred georg smieszchala und Petra sondermann, die über Jahre hinweg ihre Freizeit für die recherchen genutzt und die
ausstellung entwickelt haben. so wird der
fast vergessene Künstler heinrich schilking wieder neu ins gedächtnis zurückkehren. Wir freuen uns, dass ein großer
ausschnitt seines künstlerischen schaffens
in Warendorf zum ersten mal präsentiert
wird. Und die beiden landschaftsbilder
in der biedermeierstube lassen sich jetzt
auch zuordnen.
E I N LEI T U N G
Petra Sondermann und Alfred G. Smieszchala
„Schilkings künstlerisches Können und sein
Umgang mit Farbe ist nicht einmal andeutungsweise erkennbar. Im Gegenüber mit den
Bildern weisen sie Schilking, den gebürtigen
Warendorfer, als einen überragenden Landschaftsmaler des 19. Jahrhunderts aus.“
d
iese von Franz Kroos in den Warendorfer schriften 13/14/15 unter
der Überschrift „der maler heinrich
schilking – ein großer Künstler Warendorfer herkunft“ – im Jahre 1985 gemachte aussage war die Ursache für die
beschäftigung mit dem landschaftsmaler
heinrich schilking.
das kleine gemälde mit dem titel
altenahr, ahrtal (Wv 176) wurde damals
dem dezentralen stadtmuseum als dauerleihgabe zur verfügung gestellt und bei
der rekonstruktion einer biedermeierstube
im bürgerhaus in der Klosterstraße 7 in
Warendorf aufgehängt.
„Ein Werkverzeichnis gibt es offenkundig
ebenso wenig wie eine Lebensbeschreibung. Stück für Stück für das eine wie für
das andere muß noch erbracht werden.“
so beleuchtet der autor Franz Kroos kurz
den Forschungsstand und löst somit die
arbeiten an diesem ausstellungs- und
buchprojekt aus.
Um für Fragen während der beabsichtigten Führungen gewappnet zu sein, wurde nach weiteren informationen zu heinrich schilking gesucht. der oben erwähnte artikel war der erste Fund, dem schnell
weitere folgten.
so wurden wir im malkastenarchiv in
düsseldorf auf ein Konvolut aufzeichnungen aufmerksam, das den titel „byo-
graphische notizen“ tragen. die leiterin
des archives, Frau sabine schroyen m.a.,
ermöglichte eine sichtung und stellte uns
die notizen schilkings zur auswertung
zur verfügung.
einige Jahre darauf fand im herbst
2010 im museum abtei liesborn eine
ausstellung mit dem titel „Kontinuum
heinrich schilking – christoph Peter seidel“ statt.
das dreieck als Kompositionselement
spielt in schilkings landschaftsmalerei
wie auch in seidels „dekonstruktivistischem landschaftsrelief“ in der liesborner ausstellung eine große rolle.
der freischaffende Künstler christoph
Peter seidel beschäftigte sich intensiv mit
dem landschaftsmaler heinrich schilking und entdeckte dabei ein Konvolut
briefe im stadtarchiv in braunschweig.
mit dem ankauf eines aquarells der
burg balduinstein (abb. 2 Wv 135) reifte
bei uns die idee, zu ermitteln, an welchen
Punkten der maler gearbeitet hat, um hier
einen vergleich mit der heutigen topographie herzustellen. diese reisetätigkeit
führte an schöne für uns bis dahin unbekannte orte: an die ahr und ins lahntal,
aber auch ins oldenburgische und in den
harz bis hin zu dem versuch, ein nur
durch ein schlechtes Foto bekanntes gemälde eines Felsentores an einer steilküste
geografisch in etretat an der Küste der
normandie zu lokalisieren.
abb. 2 / Wv 135 Burg Balduinstein, 1876, Aquarell, 30 x 42 cm, Sig.: „H. Schilking 1876“ unten
links, Privatbesitz
„Byographische Notizen“
H EI N RI C H S C H I LK I N G S
L EB EN S ERI N N ER U N G EN
Petra Sondermann und Alfred G. Smieszchala
U
m den Künstler heinrich schilking
kennenzulernen, muss man neben
den gemälden, die er hinterlassen hat,
auch auf die schriftlichen Zeugnisse zurückgreifen. diese haben sich in verschiedenen archiven erhalten und sind für diese ausstellung erstmals zusammengefasst
worden.
alle diese Quellen geben einen vielfältigen einblick in das leben schilkings.
sie geben auskunft über die gefühlslagen, die gesundheit und die wirtschaftlichen verhältnisse schilkings und verweisen auch auf Werke, die er geschaffen hat.
Wer war heinrich schilking? Wo hat
er gelebt und gearbeitet und welche Werke
hat er hinterlassen?
in seiner westfälischen heimat ist er
weitgehend unbekannt; die lokale geschichtsschreibung hat das leben und
Werk dieses Künstlers bisher kaum erforscht, lediglich ein artikel von Franz
Kroos ist im Jahre 1985 in den Warendorfer schriften erschienen.
einige wenige informationen finden
sich in unterschiedlichen Künstlerlexika,
die augenscheinlich immer wieder kopiert
wurden und die sich im laufe der recherchen oft als nicht korrekt erwiesen.
im Künstlerverein malkasten in düsseldorf, dessen mitbegründer heinrich
schilking im Jahre 1848 war, hat sich eine
autobiografische schrift erhalten, von
schilking selbst als „byographische notizen“1 bezeichnet. auf rund 46 seiten
schreibt schilking eigenhändig seine lebenserinnerungen nieder. diese umfassen
ca. die ersten 15 Jahre seines lebens. aus
einem späteren briefwechsel ist ersichtlich, dass er auch über seine Zeit in düsseldorf geschrieben haben muss. dieser
teil der aufzeichnungen muss leider als
verschollen gelten.
die einzelnen blätter sind leider nicht
datiert, so dass der Zeitpunkt der niederschrift dieser memoiren nicht genau bestimmt werden kann. in einem brief an seinen Freund hermann becker vom 16.09.
1877 erwähnt er diese aufzeichnungen.
auch wurden die einzelnen seiten
nicht nummeriert. das erzwang eine reihung, die sich am inhalt der aufzeichnungen orientiert. hier kommt es zu brüchen,
die sich wahrscheinlich auf die entstehung der „byographischen notizen“ zurückführen lässt. die niederschrift ist augenscheinlich in etappen und nicht in einem stück erfolgt.
die vorliegenden aufzeichnungen
wurden von heinrich schilking in deutscher schrift geschrieben, teilweise mit
tinte, teilweise mit bleistift, auf unterschiedlichen Papiersorten und –formaten.
an einigen wenigen stellen sind kleine
Zeichnungen eingefügt.
alfred smieszchala sen. hat in einer
sisyphusarbeit die teilweise schwer zu lesende handschrift und den duktus heinrich schilkings entziffert, so dass diese
jetzt erstmals veröffentlicht werden kann.
Zu beginn seiner lebenserinnerungen
schreibt schilking:
„Das Licht der Welt erblickte ich in der
alten Wage die sich im Untergeschoß des Rathauses in Warendorf befindet.“
schilking stellt seine geburtsstadt
Warendorf als eine der größeren Provinzialstädte des regierungsbezirks münster
dar. er beschreibt Warendorf als sitz eines stadt- und landgerichtes und als
stadt, die durch handel mit leinen zu
einem gewissen Wohlstand gekommen
ist. er macht diesen Wohlstand u.a. an den
3-stöckigen häusern des marktplatzes
fest.
im Jahre 1817, schilking ist gerade
zwei Jahre alt, zieht die Familie aus der
stadtwaage aus und der vater zieht nach
oelde und geht ab diesem Zeitpunkt seinem neuen beruf als gerichtsdiener nach.
mutter und sohn haben noch ca. drei weitere Jahre in Warendorf gewohnt.
heinrich schilkings erinnerungen an
Warendorf aus seinen ersten fünf lebensjahren beschränken sich auf zwei ereignisse: zum einen auf den durchzug eines
versprengten militärkonvois, bei dem ein
Pudel heinrichs ganze aufmerksamkeit
anzieht. Zum anderen beschreibt er, wie
er eines nachmittags dem orgelspiel in
der laurentiuskirche gelauscht hat und
dabei eingeschlafen ist. die suche seiner
mutter war erst erfolgreich, als sich eine
ältere Frau an einen schlafenden Jungen
in der Kirche erinnerte, die bereits mit
„Der Postbote der mir Ihren
lieben Brief brachte …“
B RI EF E VO N H EI N RI C H S C H I LK I N G
S EI N E K Ü N S T LERKO LLE G EN
AN
Petra Sondermann und Alfred G. Smieszchala
n
eben den zuvor beschriebenen „byographischen notizen“, die schilkings
erste lebensjahre in der westfälischen
Kleinstadt oelde bis kurz vor dem beginn
seiner ausbildung an der Kunstakademie
in düsseldorf behandeln, konnten weitere
Quellen erschlossen werden.
ein Konvolut briefe an seinen braunschweiger Freund carl schiller hat sich in
dessen nachlass erhalten und wird hier
zusammen mit weiteren briefen an die illustrierte Zeitung leipzig und verschiedene an Künstler, Privatgelehrte und
Kunsthistoriker im nord- und ostdeutschen raum gerichtete schriftstücke ausgewertet. (abb. 18)
heinrich schilking, der 1848 gründungsmitglied der Künstlervereinigung
malkasten1 wurde, orientiert sich mit seinem lebensmittelpunkt anfang 1851
nach braunschweig. hier stellt er anfang
Februar einen aufenthaltsantrag2 und
meldet gleichzeitig ein gewerbe als maler
an. von wo er einreist und wie er bisher
seinen lebensunterhalt verdient hat, lässt
sich heute nicht mehr ermitteln. es beginnt ein fast 18 Jahre währender aufenthalt in der Welfenstadt, der durch die erschließung der briefquellen erhellt wird.
die chronologie des brieflichen
nachlasses beginnt mit einem brief an
den Kurator der Kunstausstellungen des
Kunstvereins hannover, Adolph Vogell3.
schilking beteiligte sich auf der Kunstausstellung 1851 mit einem bild, das den
titel „mondscheinlandschaft“ trug. in einem brief vom 29. märz 1851 bittet er
vogell um „die schnelle Rücksendung des Gemäldes, da er beabsichtigt, das nicht verkaufte
Bild auf einer Ausstellung in Prag zu präsentieren.“
Zu den Künstlern des nahen hannoveraner Kunstvereins stand schilking
ebenfalls in Kontakt. so sendet er seinem
„lieben Freund Busse“ im märz 1854
gleichzeitig mit einem brief auch ein gemälde, das er gerade fertiggestellt hat. er
bittet Georg Heinrich Busse4 um einen
auftrag von Firnis. durch eine Krankheit,
die schilking den Winter über vom malen
abhielt, ist er nicht zur vollendung des
bildes vor beginn der ausstellung in
hannover gekommen. er schlägt den ge-
abb. 18 „Die Gründer des Malkastens“, u.a. H[einrich] Schilking, Collage von Porträtfotos bzw. Fotos
von Gemälden, 1904, Fotograf: Julius Staegemann, Düsseldorf, Fotocollage, 43 x 58 cm, Archiv des
Künstlervereins Malkasten, Düsseldorf, Inv.-Nr.: F-KVM 1904-1927
78
B I L D TA F E L N
B I L D TA F E L N
abb. 27
WV 62 Das Norddeutsche Gesangsfest in Braunschweig,
Inneres der Festhalle, 1863
holzstich nach einer Zeichnung von h. schilking,
16 x 23,5 cm
Privatbesitz
abb. 28
WV 65 Besuch der Mitglieder des deutschen Juristentags in der
Bibliothek zu Wolfenbüttel, 1864
Xylographie (holzstich) nach einer Zeichnung von h. schilking,
22,7 x 34,4 cm
Privatbesitz
79
92
B I L D TA F E L N
B I L D TA F E L N
abb. 40
WV 150 Burg Balduinstein, 1894
Öl/leinwand, 41 x 67 cm
sig.: „h. schilking 1894“, unten links
Privatbesitz
abb. 39
WV 144 Burg Balduinstein, 1881
Öl auf leinwand, 24 x 34,5 cm
mon.: „h.s. 1881“ unten rechts
Privatbesitz
abb. 41
WV 135 Burg Balduinstein, 1876
aquarell, 30 x 42 cm
sig.: „h. schilking 1876“ unten links
Privatbesitz
93
112
WERKVERZEICHNIS HEINRICH SCHILKINGS
WERKVERZEICHNIS HEINRICH SCHILKINGS
zur Landschaft“. Ölskizzen der deutsche Romantik in der Kunsthalle Bremen, in: Lass
dich von der Natur anwehen. Landschaftszeichnung der Romantik und Gegenwart,
Kat. Ausst. Kunsthalle Bremen 2013, S. 34–
59, Abb. 16, S. 49;
AK Um 1800, Deutsche Kunst von Schadow
bis Schwindt, Kat. Ausst. Kunsthalle Bremen
1959, Kat. Nr. 92
Bemerkung: Schülerkopie nach Schirmers
Studie „Sträucher am Hang“ (1827/1830)
im Museum Kunstpalast Düsseldorf, Inv.Nr.: 2240.
Nach Museumsleiter Marcell Perse (Museum
Zitadelle Jülich) ist mit IR eine detaillierte
Bleistiftunterzeichnung zu erkennen, also
deutlich eine Abmalung im Gegensatz zur
freien Naturstudie.
ausst.: „von bonifatius bis beuys – oder:
Über den Umgang mit heiligen eichen“:
ausstellung Kunsthalle erfurt vom 12.09.
bis 24.10.2004
lWl-museum für Kunst und Kultur
(Westfälisches landesmuseum), münster/
dauerleihgabe des Westfälischen Kunstvereins, inv.-nr.: 320 WKv
Lit.: AK Weyergraf, Bernd: Waldungen,
1987, S. 140; AK Schierz, Kai Uwe: „Von
Bonifatius bis Beuys - oder: Über den Umgang mit heiligen Eichen“, Kunsthalle Erfurt,
2004
Wv 19
WV 20 Die Fronleichnamsprozession
verlässt die Stromberger Kreuzkirche
um 1840
Öl auf leinwand
56 x 77,5 cm
sig.: „h. schilking“, unten rechts
museum abteil liesborn inv.-nr.: 08/02e
Lit.: Autobiographische Aufzeichnungen;
VK Düsseldorfer Auktionshaus, 08.12.
2007, Lot 498
Wv 17
WV 18 Landschaft
vor 1838
ausst.: ausstellung des rheinischen Kunstvereins in darmstadt am 01.08.1838
Lit.: Kunst-Blatt. Neunzehnter Jahrgang
1838, herausgegeben von Dr. Ludwig Schorn,
1838, S. 311
WV 19 Burg Eltz
1839
bleistiftzeichnung
36,2 x 28,4 cm
bez.: „burg eltz 14 aug 39“ unten rechts
landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte oldenburg inv.-nr.: lmo 9.707
WV 24 Winterlandschaft
1846
Kohlenzeichnung
ausst.: 50. Ka hannover 1882
Prov.: Frau v. hartwig, hannover
verbleib unbekannt
Lit.: NW Boetticher, Friedrich von: Malerwerke des 19. Jahrhunderts, 2. Band, 2. Hälfte,
1901, S. 556/7
WV 25 Scherenschnitte von Jettes
Eltern Max Friedrich Geisberg
(1774–1831), Bürgermeister in Oelde,
und Johanna Geisberg geb. Hüffer
(1796–1827)
Mai 1846
Papier
bez.: durch schilking kopiert
verbleib unbekannt
Lit.: M Ein Auswanderinnenschicksal in
Briefen und Dokumenten; Quellen und Forschungen zur Geschichte des Kreises Warendorf, Bd. 21, Warendorf 1989 S. 43, S. 150f,
S. 318
Wv 21
Wv 20
WV 22 Eisenhammer im Gebirge
1841
ausst.: st. Katherinenkirche in lübeck
vom 13. Juni bis 11. Juli 1841
Prov.: gekauft von herrn senator ganslandt in lübeck
verbleib unbekannt
Lit.: House of Commons Papers, Band 7, Anlage 3, Kunst-Ausstellung Lübeck vom 13.
Juni bis 11. Juli 1841, S. 401, Nr. 348
WV 21 Das Hünengrab im Wald
1841
Öl auf leinwand
121,7 x 106,5 cm
ausst.: ausstellung der akademie der
Künste vom 20. september bis 15. november 1987 in berlin
WV 23 Paysage d´hiver; intérieur de forêt
[Winterlandschaft; inneres eines Waldes]
vor 1845
ausst.: exposition nationale des beauxarts, bruxelles, 1845
verbleib unbekannt
Lit.: AK Exposition nationale des BeauxArts, Bruxelles, 1845, S. 102, Nr. 603
Wv 25
WV 26 Heimtrieb der Ziegen im Wald
1847
Öl auf mahagoni, originale goldrahmung
17,5 x 22,5 cm
sig.: „h. schilking 1847“ unten rechts
bez.: rückseitiges Klebeetikett: „aus d.
nachlasse der Frau b. beckers, geb. henaumont“
Prov.: Frau b. beckers geb. henaumont
Privatbesitz
Lit.: VK Bolland & Marotz, Bremen, 10.10.
2009, Lot 840
Wv 26
WV 27 Jagd bei Blankenburg
1848
Öl auf leinwand, auf holz aufgezogen
89 x 70 cm
sig.: „h. schilking, düsseld. 1848“ unten
mitte
Prov.: auf bestellung des herzogs von
braunschweig gemalt, in sibyllenort bei
breslau aufgestellt [vor 1864]
museum Zitadelle Jülich, inv.-nr.: 2014/20
Lit.: NW Die Künstler aller Zeiten und Völker, Fr. Müller, 1864, S. 455 [„sein Hauptwerk“];
NW Malerwerke des Neunzehnten Jahrhunderts, Boetticher, 1901, S. 556/557;
VK Ebay 25.06.2013;
VK Kunsthandel Johannes Schulz, Bremen;
VK Auktionshaus Satow, 2/2014, Lot 136
Wv 27
113
WV 28 Betende Fischer auf dem
Königssee
vor 1850
Ölgemälde
ausst.: 102.Ka oKv 7.–9.8.1857 (vom
Kv hannover zur verlosung angekauft)
Prov.: regierungs- und landrath Freusberg zu olpe [erhalten bei verlosung 1850
des Kunstvereins für die rheinlande und
Westphalen]
verbleib unbekannt
Lit.: NW Gradel, Oliver: Kunstausstellungen
im Oldenburger Kunstverein 1843–1914,
S. 163;
Z Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und
Kunsthandwerk; Organ der deutschen
Kunstvereine &. &. 1.1850 von Friedrich
Eggers Hrsg., Seite: 192;
NW Boetticher, Friedrich von: Malerwerke
des 19. Jahrhunderts, 2. Band, 2. Hälfte,
1901, S. 556/7
WV 29 Die kleinen Reisigsammler
1850
Öl/leinwand
38 x 35 cm
sig.: „h. schilking 1850“ unten links
verbleib unbekant
Lit.: Dokumentationszentrum Düsseldorfer
Malerschule aus dem Katalogausriss (Farbabbildung auf der Katalog-Umschlagrückseite
Nr. 421)
Wv 29
114
WERKVERZEICHNIS HEINRICH SCHILKINGS
WERKVERZEICHNIS HEINRICH SCHILKINGS
WV 30 Mondscheinlandschaft
vor 1851
gemälde
ausst.: Ka hannover 1851
verbleib unbekannt
Lit.: Brief an Vogell vom 29.03.1851, Quelle:
Universitätsbibliothek Leipzig, Sig. Kestner/
I/C/I/907/Nr. 1
WV 34 Magdeburg
1852
aquarell auf Papier
17 x 24 cm
sig.: „h. schilking 1852“, unten links
museum abtei liesborn, inv.nr.: 03/57e
Lit.: VK Auktionshaus van Ham, Köln,
03.07.2003, 226. Auktion, Los 1442;
VK Auktionshaus Schulte, Ascheberg
WV 31 Landschaft
vor 1852
gemälde
ausst.: 72. Ka oKv 14.–16.11.1852
verbleib unbekannt
Lit.: NW Gradel, Oliver: Kunstausstellungen
im Oldenburger Kunstverein 1843–1914,
S. 163
WV 32 Winterlandschaft
vor 1852
gemälde
ausst.: 70. Ka oKv 5.–8.9.1852 (vom
Kv hannover zur verlosung angekauft)
verbleib unbekannt
Lit.: NW Gradel, Oliver: Kunstausstellungen im
Oldenburger Kunstverein 1843–1914, S. 163
WV 33 Felsenlandschaft [ilsenstein]
1852
Öl auf leinwand
82 x 114 cm
sig.: „h. schilking 1852“ unten mitte
ausst.: Kontinuum, museum abtei liesborn, 2010
museum abtei liesborn, inv.-nr.: 06/108e
Lit.: VK Kunsthandel Kastern, Hannover,
02.12.2006
Wv 34
WV 35 Ansicht von Braunschweig
1852
Zeichnung
verbleib unbekannt
Lit.: Brief vom 22.07.1852 an den Redakteur Weber bei der Illustrirten Zeitung Leipzig, Quelle: Stadtgeschichtliches Museum
Leipzig, Sig.: A/7424/2006
WV 36 Ansicht des Alt-Stadt-Marktes
von Braunschweig
1852
Zeichnung
verbleib unbekannt
Lit.: Brief vom 22.07.1852 an den Redakteur
Weber bei der Illustrirten Zeitung Leipzig,
Quelle: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig,
Sig.: A/7424/2006
Wv 33
WV 37 Ansicht des Rathaussaales von
Braunschweig
1852
Zeichnung
verbleib unbekannt
Lit.: Brief vom 22.07.1852 an den Redakteur
Weber bei der Illustrirten Zeitung Leipzig,
Quelle: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig,
Sig.: A/7424/2006
WV 38 Scitze des Löwen vor der
Bergkirche nebst Umgebung von
Braunschweig
1852
Zeichnung
verbleib unbekannt
Lit.: Brief vom 22.07.1852 an den Redakteur
Weber bei der Illustrirten Zeitung Leipzig,
Quelle: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig,
Sig.: A/7424/2006
WV 39 Riddagshausen bei Braunschweig
1853
Öl auf leinwand
66 x 94 cm
sig.: „h. schilking 1853“, unten rechts
städtisches museum braunschweig inv.nr.: 1988-0020-00, Zugangs-nr.: 1988/20
Lit.: NW LDM 3 (1998), S. 200 f. (FarbAbb. S. 201);
M Ulferts/Christiani 1996, S. 39, Farb-Abb. 6;
VK Ziemann, Bremen 1987, Kat.-Nr. 165;
BK Nauhaus 2009 S. 405 (sw-Abb.)
WV 41 Kohlenbrennerei
vor 1854
gemälde
ausst.: braunschweiger ausstellung 1854
verbleib unbekannt
Lit.: NW Conversations-Lexicon für bildende Kunst: (Lief.1-52), J. Andreas Romberg,
Friedrich Faber, Lorenz Clasen, 1853, S. 479
[„Harzbild“]
WV 42 Westfälische Heidelandschaft
1854
Öl auf leinwand
29,7 x 43 cm
sig.: „h. schilking 1854“ unten rechts
städtisches museum braunschweig inv.nr.: 1200-0688-00, alt-nr.: 313
Prov.: geschenk von [malerin] margarethe von heinemann an das städtische
museum braunschweig, 1926
Lit.: AK Verz. 13. BrKA 1854, S. 28, Nr. 374
BK Nauhaus 2009 S. 405 (sw-Abb.)
WV 40 Portrait von Fenske, Hedwig
nach 1853
Kreidezeichnung
55,0 x 44,5 cm
bez.: „hedwig Fenske“
Prov.: großherzog von oldenburg [1912]
verbleib unbekannt
Lit.: BK Verzeichnis der zum Fideikommiss
gehörigen Kunstwerke in den großherzoglichen Gebäuden zu Oldenburg, 1912, Druck
von Ad. Littmann, Hofl., Oldenburg I. Gr.,
B Aquarelle, Pastelle u. Zeichnungen, Nr. 75
S. 33
Wv 44
WV 45 Darstellung der Polizei als Dame
1856
transparent
verbleib unbekannt
Lit.: M Festchronik zur Erinnerung an die Feier der fünfundzwanzigjährigen Regierung seiner Hoheit des Herzogs Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg am 25. April 1856, S. 39/40
Wv 42
Wv 39
WV 44 Landschaft mit einer Eiche
1855
gemälde
94,5 x 126 cm
museum für Kunst und Kulturgeschichte
dortmund, inv.-nr.: c 6096
Lit.: AK Von Friedrich bis Liebermann, 100
Meisterwerke deutscher Malerei aus dem
Museum für Kunst- und Kulturgeschichte der
Stadt Dortmund, 1999, S. 82
WV 43 Landschaft in westphälischem
Charakter [mit Pferden, die staub aufwirbeln]
1854
Ölgemälde
ausst.: hannover 1854
verbleib unbekannt
Lit.: Brief an Vogell vom 18.03.1854 und
Brief an Busse vom 18.03.1854, Quelle:
Universitätsbibiliothek Leipzig, Sig.: Kestner/I/C/I/907/Nr. 2 u. 3
WV 46 Skizzenbuch, gebunden, 23 seiten, tw. links, tw. beidseitige skizzen
1857 und andere
blattgröße: 14,1 x 23,3 cm
gesamtgröße: 15,6, x 24,3 cm
stadtmuseum oldenburg, inv.-nr.: iXX
a 9364/1253
bemerkung: vorne auf der innenseite quer
in tusche geschrieben: „Aus dem Nachlaß
des am 2ten October 1895 verstorbenen Freundes Professor H. Schilking Ernst Hartmann
Düsseldorf“
verbleib unbekannt
Lit.: BK Verzeichnis zu den Ausstellungen
des Kunstvereins Braunschweig
WV 48 Fichtenwald
1858
Kohlenzeichnung
ausst.: 50. Ka hannover 1882
Prov.: Künstler-verein hannover
verbleib unbekannt
Lit.: NW Boetticher, Friedrich von: Malerwerke des 19. Jahrhunderts, 2. Band, 2. Hälfte, 1901, S. 556/7
WV 49 Waldlandschaft
vor 1859
gemälde
ausst.: 113. Ka oKv 10.–12.7.1859
(vom Kv hannover zur verlosung angekauft)
verbleib unbekannt
Lit.: NW Gradel, Oliver: Kunstausstellungen
im Oldenburger Kunstverein 1843–1914,
S. 163
WV 50 Winterlandschaft mit Bach
1860
Öl auf leinwand
42,5 x 62,5 cm
verbleib unbekannt
Lit.:http://www.artnet.de/k%C3%BCnstler
/heinrich-schilking/auktionsresultate [letzter
Aufruf: 19.08.2015]
Wv 50
WV 47 Der Weg am Brocken
vor 1858
ausst.: ausstellung des Kunstvereins braunschweig 1858
115
H EI N R I C H S C H I LK I N G U N D
D I E D Ü S S ELD O RF ER L A N D S C H A F T S M A LEREI U M J O H A N N W I LH EL M
S C H I R M ER
Marcell Perse
„i
ch machte zu ende der 30 anfangs der
40 Jahre meine akademischen studien
in düsseldorf unter W. schirmers und
lessings leitung und ging dann zur ferneren ausbildung 2 Jahre nach antwerpen. darauf bestieg ich meine eigene barke, wurde von stets widrigen Winden herumgeschleudert und hatte viel mit
schweren stürmen zu kämpfen.“1 Zum
Zeitpunkt des briefes 1869, in dem schilking seinen Werdegang beschreibt, ist er
seit 6. Januar in oldenburg mit anstellung am hof des großherzogs und hat
damit zum ersten mal in seinem Künstlerleben mit 53 Jahren eine kontinuierliche wirtschaftliche grundsicherung erreicht. trotz aller Fährnisse des Weges bis
dorthin kann man darin einen gelungenen gesellschaftlichen aufstieg sehen, wie
sie eine ausbildung an der 1819 neu gegründeten Königlich-Preußischen Kunstakademie in düsseldorf ermöglichte.2 in
dieser entwicklung ist schilkings Werdegang der Karriere seines lehrmeisters
Johann Wilhelm schirmer (1807–1863)
zu vergleichen, der als handwerkersohn
nach seiner buchbinderlehre im väterlichen betrieb in Jülich 1825 das studium
an der düsseldorfer akademie aufnahm.
er konnte sich dort mit talent, Fleiß und
Förderung durch den 1826 aus berlin an
den rhein gekommenen direktor Wil-
helm von schadow (1788–1862) bis dahin ungeahnte möglichkeiten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen aufstiegs
erschließen. schon 1830 leitet er „in abwesenheit des directors schadow den
Underricht der landschafter“.3 nach diesem erfolgreichen debut als lehrer –
„auch mit der Klasse, die ich unterrichtete, war er zufrieden.“, konnte schirmer
in einem brief vom 29. Juli 1831 an seine
mutter schreiben4 – wird im herbst 1831
ein extra Kurs für landschaftsmaler eingerichtet und schirmer anvertraut, wofür
er ab ostern 1832 fest als lehrer für
landschaftsmalerei an der akademie angestellt wird.5 schirmer ist mit seinem talent zur richtigen Zeit am richtigen ort.
Zwar war die einrichtung der Kunstakademie primär zur Förderung der historienmalerei im hinblick auf identitätsstiftende ausschmückung öffentlicher
bauten gedacht gewesen und der aus berlin an den rhein gekommene direktor
schadow sah sein hauptanliegen in der
Förderung der religiösen historienmalerei, aber durch die gesellschaftlichen veränderungen infolge der säkularisierung
und den wirtschaftlichen aufstieg des
bürgertums im Zuge der industrialisierung ergaben sich neue impulse für den
Kunstmarkt aufgrund veränderter nachfrage. schadow war hellsichtig und tole-
rant genug, talent und entwicklungschancen auch außerhalb der von ihm bevorzugten Kunstgattung zu erkennen und
förderte deshalb an der düsseldorfer
akademie die entwicklung der landschaftsmalerei zum eigenen Fach, für das
schirmer schließlich 1839 zum ersten
Professor bestellt wurde. in seinem buch
„der moderne vasari“ von 1854 bettet
schadow verschiedene aussagen zu dieser
thematik in die rahmenhandlung seiner
novelle ein: „obgleich nun unsere Zeit
zwei große mäcene auf den thronen gesehen, welche einen mächtigen antrieb
zur entwicklung einer höheren Kunst gegeben haben, obgleich durch sie manches
wahrhaft schöne entstanden ist und auch
wenigstens einige vornehme herren ihrem beispiele gefolgt sind, so ist es dennoch zweifelhaft, welche gattung von
Kunst die oberhand behalten wird, da
das Kunstbedürfniß der masse sich nur
auf landschaft und genremalerei beschränkt.“6 die motive der landschaftsmalerei kommunizieren sich einfacher als
die auf umfassende bildung rekurrierenden themen der historienmalerei, sodass
das alter ego schadows in seinem buch
äußert: „Wir sprachen bei tische über die
nothwendigkeit einer landschafterklasse
an unserer akademie und über die anstellung eines dazu geeigneten lehrers.“