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Ausgabe 02/2012 SILOG News Automation für Post, Kurier-, Express- und Paket-Service www.siemens.com/mobility Inhalt 01 Effiziente Zustellprozesse Schweizerische Post vervollständigt Automationskonzept Die Schweizerische Post gestaltet den Zustellprozess noch effizienter Bis auf die Hausbriefkästen automatisch sortiert Seit langem blickt die Schweiz mit der Schweizerischen Post auf eine vorbildlich organisierte Briefsortierung im Land, die sich auf drei zentrale Briefzentren sowie sechs in den Regionen verteilte Logistik- und zwei Codierzentren stützt. Seit dem Herbst 2011 macht die Schweizerische Post den nächsten Schritt bei der logistischen Optimierung. Das Projekt Distrinova bahnt den Weg zur automatischen Sortierung der Briefpost bis auf die Route des Postboten – bis hin zur exakten Reihenfolge der Briefkästen eines Hauses. 04 Internet der Dinge Die leise Revolution – Siemens ist vorne mit dabei In der Schweiz ticken die Uhren schneller – auf jeden Fall bei der Brieflogistik. Es ist noch nicht lange her, als die Schweizerische Post das modernste Briefsortierungszentrum der Welt feierlich in Betrieb nahm. Im Rahmen des Projekts Re-Engineering Mail Processing (REMA) hatte die Post des viersprachigen Alpenlandes eine nach den modernsten logistischen und technologischen Konzepten organisierte Briefsortierung umgesetzt (siehe SILOG News 2/2008). Nachdem ab Herbst 2010 in drei Testgebieten in der Zentral-, West- und Ostschweiz die automatische Gangfolgesortierung erfolgreich getestet wurde, ist die Schweizerische Post nun daran, die Einsatzgebiete dieser bewährten und erfolgreichen Technologie auszudehnen. Oberstes Ziel ist es, zusätzlich zur Automatisierung der Sortierung, nun auch den Zustellprozess effizienter zu gestalten und so den Kundinnen und Kunden >> Seite 2 07 Die Post geht ab Nanjing baut das größte Express Mail Logistik Centre Asiens 08 Neuer Name Von Infrastructure Logistics zu Logistics and Airport Solutions Die neuen Compact Sequencing Sorter helfen, den Weg zur automatischen Gangfolgesortierung zu bahnen Newsletter SILOG News 1 Editorial >> Fortsetzung: Bis auf die Hausbriefkästen automatisch sortiert auch in Zukunft Dienstleistungen zu einem guten Preis-Leistungsverhältnis anbieten zu können. Joachim Kühnapfel, Projektleiter bei Siemens: „Die Liberalisierung, die in der Schweiz seit 2012 greift, erhöht den Konkurrenz- und Kostendruck auf Logistikdienstleister.“ teilt. Damit entfällt ein großer Teil der manuellen Sortierung, den die Boten bisher vor ihrer Tour erledigen mussten. Kühnapfel erklärt: „Die Zusteller schnappen sich ihre Briefbehälter mit den gangfolgesortierten Sendungen und können sich damit auf ihren Weg machen.“ Wo aber lässt sich noch sparen, wenn man weiß, dass die Briefe in der Schweiz heute schon durch ein ausgeklügeltes Sortierkonzept in den Briefzentren – in Eclepéns, Härkingen und Zürich – fast vollautomatisch und schnell in die regionalen Zustellstellen geschleust werden? Ein Blick auf Organisatorische und technische Herausforderungen Die drei Pilotinstallationen, die ein Schweizerisches Post-Team in Zusammenarbeit mit Siemens im Herbst 2010 in Gossau, Lausanne und Kriens in Betrieb nahm, „Die größte Herausforderung stellt allerdings die Veränderung der Prozesse dar“, fasst der Projektleiter von Siemens zusammen und zählt einige Fragen, die sich das Team der Schweizerischen Post stellte, auf: Wo überall muss das Distributionsnetz für die Gangfolgesortierung ergänzt werden und mit welcher Technik? Ist ein InhouseMerging, also das Zusammenführen von Standard- mit Großbriefen oder Zeitungen, in der Zustellstelle sinnvoll oder soll ein Mehr-Bundle-System angewandt werden? Dort lädt ein Postbote die verschiedenen Postarten extra gebündelt auf sein Gefährt. Wie sieht die optimale Netzgestaltung und Logistik aus? Das technische Konzept Jörg Ernst, Präsident und CEO, Business Unit Logistics and Airport Solutions der Siemens AG Liebe Leser, wenn Pakete, Briefe oder Gepäck wie von Geisterhand auf Transportbändern ihrem Ziel entgegenstreben, löst das bei erfahrenen und unerfahrenen Besuchern in Post- oder Logistikzentren Erstaunen aus. Es ist die ausgeklügelte Kombination aus Hardware/Software und IT-Systemen von Siemens im Hintergrund, die Bilder, Barcodes oder RFIDs erfassen, analysieren und dafür sorgen, dass jedes einzelne Transportgut sicher und zuverlässig an seinem Zielort ankommt. Dass sich Briefe nach dieser Methodik bis auf die Gangfolge der Postboten sortieren lassen, zeigt nebenstehender Bericht. Auch der Blick auf Nanjing (China), wo gerade das größte Sortierzentrum Asiens entsteht (S. 7), macht diese außerordentliche Steuerungsleistung deutlich. Das „Internet der Dinge“, das sich fast „unbemerkt in unser Leben schleicht“, wie unser Bericht ab Seite 4 beschreibt, ist eine Weiterentwicklung dieser Idee. Es ist die Höchstform einer selbstorganisierten Steuerung von Dingen, die auf der Intelligenz ihrer Chips und ihrer Vernetzung beruht. Es macht uns stolz, dass bei diesem Logistikthema SiemensIngenieure vorne mit dabei sind. Auf unserer Weltkarte auf Seite 8 können Sie studieren, welche Customer Relations Manager Ihnen gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen. Natürlich ändert sich nichts an der Qualität unserer Services für Sie! Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Jörg Ernst 2 Newsletter SILOG News Auch die im Rahmen des REMA-Projektes installierten Integrierten Lese- und Videocodier-Maschinen und Barcode Sorter werden für die Gangfolgesortierung verwendet die traditionelle Arbeit der Postzustellerinnen und Postzusteller zeigt das Effizienzpotenzial: Bevor sich ein Briefträger überhaupt auf den Weg machen kann, muss er in seiner Zustellbasis wichtige manuelle Vorarbeit leisten und die Briefe auf seine Route vorsortieren. Je nach Größe und Art seines Zustellgebiets kann das sehr viel Zeit kosten. Auf seiner Route hat er zwischendurch wegen des großen Zustellvolumens immer wieder seine Nachladedepots anzusteuern und zuletzt muss er sein Postgut auch noch nachbearbeiten. Mit der maschinellen Gangfolgesortierung erhalten die Zustellboten nun einen beträchtlichen Teil der Sendungen bereits nach Hausnummer und Briefkasten einge- mussten die Besonderheiten der Schweizerischen Post beachten: Obwohl auch in der Schweiz gilt, dass die digitale Kommunikation das Postaufkommen wesentlich verändert, gibt es in der Schweiz Unterschiede gegenüber vielen Postgesellschaften in Europa. Insgesamt registriert die Schweizerische Post größere Zustellmengen je Haushalt und im Durchschnitt finden sich mehr Zeitungen im Zustellgut. Auch die Formatvielfalt ist größer als anderswo. Solche Charakteristiken schlagen sich nicht allein in den Anforderungen an die Sortiertechnologie nieder, sondern auch auf die Überlegungen, wie welche Art von Fahrzeugen sich am besten für das Zustellen eignet. „Ein großer Vorteil für die drei Piloten war es, dass bereits das REMA-Projekt die Sortierung auf Gangfolge für bestimmte Gebiete vorsah und installierte“, betont Kühnapfel. Von diesen Erfahrungen profitierte das Team. Zudem kannte es die Technik, die für eine Automatisierung von der Aufgabe bis zur Gangfolgesortierung gebraucht wird. In den drei übergeordneten Briefzentren kommen folgende Maschinen zum Einsatz: Für die Vorbereitung des Sendeguts am Anfang der Logistikkette der Culler Facer Canceller (CFC), der alle für die automatische Sortierung geeigneten Briefe mit Hilfe eines intelligenten Verfahrens abstempelt und in eine einheitliche Ausrichtung bringt. In den anschließenden Integrated Reading and Video Coding Machines (IRV) werden die Briefadressen gelesen, die Ziele erkannt, in einen Barcode umgewandelt und aufgedruckt. Dieser Barcode gibt dem Brief im gesamten Sortierprozess die Zielrichtung vor. Neben den IRV in den Briefzentren stehen in den sechs Logistikzentren Barcode Sorter (BCS), die die Feinsortierung für ihre Region vornehmen und die sich, wie die IRV, für die weitere Verfeinerung des Gangfolge-Prozesses erweitern lassen. fen erzielen – dafür aber Raum und Kosten sparen. Maschinen und Informationstechnik Der CSS gehört zur Siemens-Familie der kompakten Sortiermaschinen und ist eine Kombination aus IRV-Modulen mit „stapelwandfreien“ Fächern sowie einem breiten, optimierten verlängerten Feeder-Bett. Die Pilotmaschinen in der Schweiz hatten zum Beispiel 48 Stapelfächer, sie können aber auch mit 16, 24, 32 oder 40 Fächern geliefert bzw. softwaretechnisch angepasst werden – je nach Notwendigkeit. Nach Auswertung der Pilotergebnisse entschied die Schweizerische Post alle CSS mit 32 Stapelfächern einzusetzen. Genauso wichtig für einen Postdienstleister sind flexible Sortierstrategien, die basierend auf ausgeklügelter Siemens-Software das 3-PassSequenzing unterstützt. Das macht deutlich, dass es bei Distrinova nicht allein um Gangfolge-Sortiermaschinen geht, sondern um eine ganzheitliche Betrachtung des gesamten Logistik- und Zustellprozesses. So muss das Team zusammen mit Siemens-Spezialisten für die Fördertechnik auch beantworten, wo etwa die Sendungen zwischen dem ersten und zweiten Sequenz-Lauf gepuffert werden und die entsprechende Fördertechnik samt Steuerungskonzept zur Verfügung stellen. Auch die Frage, wie zwei Sequenz-Läufe auf verschiedenen Maschinen gesteuert werden können, ist zu klären. Sie betrifft vor allem die Produktionsplanung und das Prozessleitsystem und damit die informationstechnische Konzeption, die von den Software-Ingenieuren von Siemens gemeinsam mit dem Kunden zu lösen ist. Sie haben die Aufgabe, das Prozessleitsystem zu erweitern und die zusätzlichen Maschinen zu integrieren. Die notwendigen Änderungen des Siemens Adressdatenmanagements ADMSPM, das bei der Schweizerischen Post seit Jahren im Einsatz ist, werden ebenso von Siemens durchgeführt. Die Überarbeitung des integralen Adressbestandes über sämtliche Haushalte und Kunden der Schweiz – samt Vorsortierplänen – nimmt die Schweizerische Post selbst vor. Der Postbote macht sich sofort auf den Weg Der größte Vorteil der Gangfolgesortierung ist neben der Kosteneinsparung eine wesentlich höhere Flexibilität bei der Verteilung des Briefguts. Die Postboten können sich vermehrt auf ihre Kernaufgaben konzentrieren und die Post austragen – ohne noch lange vorher von Hand zu sortieren. Muss ein Zusteller kurzfristig einspringen, gibt ihm die exakte Sortierung die Route praktisch vor. So findet er sich schneller in Gebieten, die er weniger gut kennt, zurecht. Auch die Erweiterung eines Zustellgebiets ist mit Hilfe flexibel generierbarer Sortierzuordnungen einfach zu machen. Durch die Reduzierung der Zustellstellen lassen sich außerdem viele Transportkilometer und Betriebsflächen sparen. Auch die Reduzierung von Nachladedepots – eine Folge der optimierten Logistikkette und neuer, höher belastbarer Fahrzeuge – „ist ein Effekt, der nicht zu verachten ist“, betont Kühnapfel. << Weiter wurden mehrere Brief- und Logistikzentren sowie teilweise große Zustellstellen mit einer vollautomatischen Sortiertechnik ausgestattet. Am Standort Gossau sortieren z.B. derzeit zwei Barcode Sorter und ein Compact Sequence Sorter (CSS) die Briefe in zwei bzw. drei Durchläufen auf Gangfolge. Bei den Zustellstellen kommen dagegen ausschließlich CSS von Siemens zum Einsatz, die den gleichen Sortiereffekt mit drei DurchläuNewsletter SILOG News 3 Siemens lässt Maschinen miteinander kommunizieren und behält die Sicherheit im Auge Die leise Revolution: Das Internet der Dinge verändert die Welt Vor Jahren war es der RFID-Chip, der eine Ahnung davon gab, was passiert, wenn die Chips auf Handelsware oder Paketen mit Einkaufswagen oder Förderband „reden“. Inzwischen ist das „Internet der Dinge“ bereits ein geläufiger Begriff. Bei Siemens beschäftigen sich verschiedene Bereiche damit. Ohne Big Bang kommt sie daher, die dritte IT-Revolution: Das Internet der Dinge. Zwar geistern bereits seit Jahren mögliche Anwendungsszenarien des Internets, das durch die Informationen der Dinge gespeist wird, durch die Medien – etwa der Kühlschrank, der auf Knopfdruck aus den vorhandenen Lebensmitteln Rezeptvorschläge unterbreitet oder die Waschmaschine, die anhand der einsortierten Wäsche das Waschprogramm automatisch wählt. Für die breite Masse klingen diese Szenarien jedoch nach wie vor wie Beschreibungen aus einem Science FictionRoman. Das könnte sich jetzt ändern. Das Internet der Dinge schleicht sich unaufhörlich unbemerkt in unser Leben. Denn neben Smartphone, Computer oder Tablets kommen auch immer mehr Alltagsgegenstände auf den Markt, die über Netzverbindungen verfügen. Allen voran Fitness- und Blutdruckmessgeräte, Personenwaagen, intelligente Thermostate oder Systeme zur Fernüberwachung. In fünf bis zehn Jahren werden nach Ansicht von Johann Schrammel, Experte beim Wiener Forschungsunternehmen Cure, alle Geräte und Dinge im Internet der Dinge sein. Und dann sind Anwendungen möglich, die wir heute nicht einmal erahnen. Internet der Dinge Der Begriff „Internet of Things“ wurde Ende der 90er Jahre von Forschern des Massachusetts Institute of Technology (MIT) erstmals verwendet. Im Rahmen der europäischen Debatte um zukünftige Forschungs- und Technologiethemen hat sich dabei folgende Definition aus dem Jahre 2007 etabliert: Das Internet der Dinge ist eine technische Vision, Objekte beliebiger Art in ein universales digitales Netz zu integrieren. Dabei haben die Objekte eine eindeutige Identität und befinden/bewegen sich in einem „intelligenten“ Umfeld. Treiber der Entwicklung Auf die Frage, was ihn so sicher mache, dass die Vision einer Vernetzung der Gegenstände miteinander Realität wird, antwortete Friedemann Mattern, Professor an der ETH Zürich und Verfasser des Buches „Das Internet der Dinge“, bereits 2005: „Ganz einfach, weil es technisch geht!“ Nach seiner Auffassung ist bei den Technologietrends – Mikroelektronik, drahtlose Kommunikation, Sensortechnik, neue Materialien – kein Ende des Fortschritts absehbar. Und verschmelzen diese Technologien miteinander, dann führt das fast automatisch zu Smart Objects, die ihre Umwelt wahrnehmen und mit anderen Objekten kommunizieren können. Neben den technologischen Ent- wicklungen treiben aber auch die Erwartungen der Unternehmen, die ökonomische Vorteile durch die Vernetzung der Dinge erkennen, weiter voran. Völlig neue Produkte und Dienstleistungen erscheinen am Horizont, die Marktanteile und Gewinne sichern sollen. Selbst Politik und Behörden sehen im Internet der Dinge große Chancen, um Wirtschaftsstandorte zu sichern und die vor uns liegenden globalen Probleme zu lösen. Die Europäische Union verabschiedete daher bereits im Jahr 2009 einen Aktionsplan für die Entwicklung des Internets der Dinge in Europa und finanziert viele Forschungsprojekte zum Thema. Neben Europa engagieren sich aber auch die USA, China und Japan stark in diesem Bereich. Region Wuxi puscht Internet der Dinge Zum Beispiel die Region Wuxi in China, die gut hundert Kilometer westlich von Shanghai liegt: Bereits am 7. August 2009 hatte der Premier Wen Jiabao, als er den Wuxi New District Sciene Park besuchte, geäußert: „Wir müssen ein National Sensing Information Center – oder in anderen Worten, ’das Sensing China Center’ in Wuxi – etablieren.“ Gemeint war eine „Drehscheibe“ für das Internet der Dinge, das in China auch als „Sensor Networks“ bezeichnet wird. Schon heute sind die Transportbehälter in Gepäckförderanlagen – und teilweise auch die Gepäcketiketten – mit RFID-Chips ausgestattet Auf der Internet of Things Expo China 2011 kündete Siemens China dann eine neue Ära der Zusammenarbeit mit dem Government von Wuxi an: Beide Partner vereinbarten eine strategische Kooperation mit dem Ziel, die Entwicklung von „Green Citys und kommunalen Innovationen“ voranzutreiben. „Die nachhaltige Entwicklung Chinas benötigt nicht nur Energie-Effizienz-Lösungen, zuverlässige Wasserversorgung und leistungsstarke Transportsysteme für Menschen und Waren sowie Umweltschutz, sondern erfordert auch eine intelligente Plattform, die exzellente Applikationen für diese Lösungen vorantreibt“, sagte Mei-Wei Cheng, CEO Siemens North East Asia and President und CEO of Siemens Ltd., China. Beschlossen wurde ein gemeinsames Internet-der-Dinge-Innovationszentrum, das die Vorteile einer Vernetzung von Sensoren auf Komponenten, Waren und Transportmitteln erforschen und in zukunftsweisende Applikationen einfließen lassen soll. Anhand einer Reihe von Forschungsprojekten auf den Feldern „smart and green mobility“, „smart industry production“ und „smart logistics“ wird derzeit das Potenzial der Sensor-Netzwerke ausgelotet. Anwendungsbereiche Der Energiesparrechner macht den Verbrauch der Haushaltsgeräte transparent. 4 Newsletter SILOG News Die Anwendungsbereiche, in denen sich das Internet der Dinge etablieren wird, sind vielfältig. Derzeit revolutioniert die neue Vernetzungsidee stark die Logistikbranche. Am Fraunhofer-Institut für Mate- rialfluss und Logistik IML in Deutschland forschen Wissenschaftler bereits seit Jahren dazu. Ihre Vision von einem Internet der Dinge: Intelligente Geräte sollen denken lernen und Waren ihren Weg zum Ziel selbst organisieren. So sollen dann zum Beispiel Gepäckstücke am Flughafen ihren Weg durch den „Dschungel“ der Förderbänder selbst optimieren, indem die Steuerung der Gepäckfördersysteme regelmäßig mit Daten über die Auslastung der Strecken, den aktuellen Standort, dem Ziel des Gepäckstückes und dessen Ankunftszeitpunkt, versorgt wird. Die Steuerung bestimmt aufgrund dieser Angaben den optimalen Weg für jedes einzelne Gepäckstück. Aber auch die Fertigung wird zunehmend smarter. Von Industrie 4.0. ist bereits die Rede, in der miteinander über internetbasierte Funktechnologien vernetzte intelligente Objekte Sensordaten aufnehmen und Material-, Güter-, und Informationsflüsse regeln. In dem Projekt „Internet of Things at Work“ (IoT@Work) beispielsweise forschen Wissenschaftler unter Federführung von Siemens CT an einem Internet, das die Kommunikation zwischen Industriemaschinen in Fabriken mit Internet Technologien intelligenter macht. Anstatt Massenproduktion sollen so variable Kleinserien möglich werden. Dr.-Ing. Dieter Wegener, Leiter Advanced Technologies & Studies im Sektor Industrie, zur konkreten Situation bei Siemens: „Unsere Fertigungsstraßen im Karlsruher Werk fertigen bereits gemäß Fabrik 4.0. >> Seite 6 Newsletter SILOG News 5 >> Siemens rüstet größtes Express Mail Logistik Centre Asiens aus Fortsetzung: Die leise Revolution: Das Internet der Dinge verändert die Welt Milliarden Geräte bzw. Dinge wären, die Daten erfassen und austauschen können. Im Internet der Dinge werden daher wesentlich mehr Informationen über jeden von uns vorhanden sein, als vielen lieb sein dürfte. Das Risiko von Manipulationen nimmt zu. Die EU fördert daher verschiede Projekte um die Datensicherheit im Internet der Dinge zu stärken und sucht den Austausch zwischen Bürgern und Unternehmen. Diese sehen sich dabei zunehmend in der Verantwortung. „IT-Sicherheit wurde am Anfang des Internets kaum berücksichtigt. Bei unserem Projekt wird dieser Aspekt bei jedem Schritt gleich mitentwickelt und am Ende ein Gesamtkonzept erstellt“, so der Leiter des bereits vorgestellten IoT@Work Projekts, Dr. Amine Houyou von Siemens. Siemens will so mit dem Internet der Dinge die Fabrik der Zukunft auch sicherer gegenüber Hackerund Virenangriffen machen. Komplexes Zusammenspiel vieler Komponenten wird automatisch überwacht und gemeldet Ziel ist es, Seriengrößen von 100 Stück auf Losgröße eins herunterzubekommen.“ Andere Anwendungsbereiche wie der vernetzte Autoverkehr, intelligente Gebäude und altersgerechte Assistenzsysteme sind ebenfalls Gegenstand zahlreicher Forschungs- und Demonstrationsprojekte. Nicht nur bei Siemens. Sicherheit in der Welt von morgen Laut Europäische Union (EU) besitzt der Durchschnittsbürger heute zwei Gegenstände, die mit dem Internet verbunden sind. 2020 könnte sich nach Schätzungen der EU die Zahl auf 14 Geräte pro Person erhöhen, was weltweit gesehen dann 50 Spülmaschine & Co. mit eigener IP-Adresse Damit ein Rechner im Internet eindeutig angesprochen werden kann, braucht er eine eigene Absende- und Empfangsadresse für Datenpakete, die sogenannte IP-Adresse. Diese wird ihm bisher in der Regel mit jeder Einwahl ins Internet automatisch von einem Internetprovider neu zugewiesen. Die 1981 entwickelte Protokollversion IPv4 vergab dafür 32 Ziffern und ermöglicht damit insgesamt 4,3 Milliarden IP-Adressen. Zu wenig, um den weltweiten Internethunger zu stillen. Vor allem die schnell wachsenden Volkswirtschaften wie China und Indien brauchen dringend neue IP-Adressen. Unbegrenztes Wachstum des Internets verspricht jetzt der neue Standard IPv6. Hier besteht jede Internetadresse aus 128 Stellen, was die Zahl der technisch möglichen IP-Adresse auf 340 Sextillionen (340.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000) erweitert. Genug, um für jedes internetfähige Gerät lebenslang einen eigenen festen Zahlencode zu vergeben und sie damit direkt an das Internet anzubinden und nicht wie bisher indirekt über Proxies oder Gateway-Rechner. Die Vorteile IPfähiger Dinge liegen auf der Hand: So können die smarten Objekte nicht nur einfach vorhandene Internetdienste und Anwendungen nutzen. Als vollwertige Internetteilnehmer können sie auch von überall her angesprochen werden. Ein großer Schritt hin zum Internet der Dinge. Die Alltagstauglichkeit der neuen Datenverkehrsregeln im Internet wurde bereits Anfang Juni 2011 bei einem weltweiten Test bestätigt. Experten gehen jedoch davon aus, dass über Jahre hinweg beide Protokolle verwendet werden. Wie schnell das Internet der Dinge unseren Alltag bestimmen wird, hängt stark davon ab, wie hoch der Nutzen von Marktteilnehmern und Endverbrauchern eingeschätzt wird. Als Technologieführer erkennt Siemens das Entwicklungspotenzial der „leisen Revolution“ – für Megacities genauso wie für die interne und externe Logistik. << In Nanjing geht die Post ab Im Mai 2010 erhielt Siemens den Auftrag, das neue Logistik-Drehkreuz in Nanjing auszustatten. Zehn Paketsortieranlagen sowie das zentrale Steuerungssystem wurden in Auftrag gegeben. Im Rahmen der Integration eines zentralen Luftfrachtzentrums am Nanjing Lukou International Airport wurde der Nanjing Hub zu einem multifunktionalen Sortierzentrum für internationale und nationale Paketsendungen. Größer, schneller, besser – China ist das Land der Superlative. Maßstäbe setzt die aufstrebende Supermacht auch in der Logistik. In der über sieben Millionen Einwohner zählenden Stadt Nanjing, Hauptstadt der Jiangsu Provinz und nach Shanghai zweitgrößte Stadt in Ostchina, entsteht im Auftrag der China Post das größte Express- und Logistikzentrum Asiens und damit das drittgrößte seiner Art weltweit. In der Planung für eine zweite Ausbauphase rechnet China Post mit einem weiteren Anstieg von EMS-Dokumenten* und Paketen im Nanjing Hub, die sowohl per Lastwagen als auch per Flugzeug an- und ausgeliefert werden. Bis 2023 könnte sich die Kapazität des Zentrums verdoppeln, erwarten Experten. Die Paketsortieranlagen plus das zentrale Steuerungssystem installierte Siemens. Zudem war Siemens für die Gesamtintegration verantwortlich. Dazu gehören zwölf Sorter-Keise des Quergurt-Sorters Variosort EXB mit einer Länge von 4.800 Metern auf zwei Ebenen. Die Sortierkapazität des von Siemens installierten Gesamtsystems kann 96.000 Pakete pro Stunde stemmen. Dank der modularen Bauweise ist eine einfache Aufrüstung und damit nachträg-liche Erweiterung der Sortierkapazität möglich. Ohne den laufenden Betrieb zu beeinträchtigen, kann in einer zweiten Phase die Sortierkapazität des Zentrums auf 144.000 Pakete pro Stunde erhöht werden. Und sollte das Paketaufkommen weiter zunehmen, kann das Logistikzentrum um ein weiteres identisches Gebäude ergänzt werden, wodurch sich die Kapazität des Hubs verdoppelt. Damit nicht genug. Die Zukunftsfähigkeit des Logistikzentrums ist durch weitere Ausbaupläne gesichert. Die einzelnen Module des Paket-Sortiersystems in potenziell drei Gebäuden können zu einem System integriert werden, das bis zu 384.000 Pakete pro Stunde durch die Anlagen schleusen kann. Die hohe Sortierleistung der Siemens-Maschinen und die Planung von kurzen Transportwegen innerhalb des Hubs verkürzen die Transport- und Bearbeitungsdauer der Postsendungen und Pakete drastisch und ermöglichen damit deutliche wirtschaftliche Vorteile – auch für die Kunden der China Post. Marktanalysen, so die China Daily, glauben, dass das Luftfrachtexpressund Logistik-Drehkreuz in Nanjing die Wettbewerbsfähigkeit der China Post verbessern werden. << *EMS = Express Mail Services – spezielle Umschläge, in die die Sendungen verpackt werden Nanjing Express Mail Centre, sortiert Pakete und EMS-Dokumente mit Variosort EXB Sortern 6 Newsletter SILOG News Newsletter SILOG News 7 Infrastucture Logistics heißt jetzt Logistics and Airport Solutions Aus IL wird LAS Die Welt ändert sich und damit Anforderungen und Namen. Die Division Siemens Mobility and Logistics passt sich an. Vor einem Jahr wurde der Sektor Infrastructure & Cities ins Leben gerufen. Als Teil der dazugehörigen Division Mobility and Logistics hat sich die Infrastructure Logistics (IL) zum 1. Oktober dieses Jahres neu aufgestellt, um auf die Anforderungen des Marktes noch besser reagieren zu können. In diesem Rahmen hat Siemens den Namen IL in Logistics and Airport Solutions (LAS) umgewandelt. LAS bietet wie bisher Lösungen für Briefund Paketlogistik, Automatisierung, Flughafenlogistik mit Gepäckbeförderung, Luftfracht-Handling sowie IT- und Service-Leistungen. „Mit bewährter und fundierter Kompetenz an der Seite unserer Kunden“ Mit der neu strukturierten Organisation, die sich auch im Namen niederschlägt, kann Siemens den Bedarf seiner Kunden noch besser bedienen als bisher. Die Siemens-Mitarbeiter, die unter dem Dach der Logistics and Airport Solutions arbeiten, kennen sich weltweit in den Postund KEP-Bereichen aus. „Gemeinsam mit unseren Kunden finden wir Lösungen, die ihre Wertschöpfung und Wirtschaftlichkeit erhöhen“, sagt der Leiter der LAS, Jörg Ernst, und betont: „Wir helfen unseren Kunden, den Gesamtprozess im Auge zu behalten und reibungslose Prozesse sicher zu stellen.“ Das Customer Relations Management der LAS leitet Segmentleiter (siehe SILOG News 1/2012) Dr. Torsten Caesar. Ihm sind drei Customer Relationship Manager zugeordnet: Hokan Thoren, Christian Müller und Thorsten Lamprecht, die Sie mit ihren Teams in bewährter und zuverlässiger Manier betreuen. << Impressum Thorsten Lamprecht (links) übernimmt den Bereich Nord- und Südamerika und Südwesteuropa. Hokan Thoren (mitte) verantwortet den Bereich Central – von Norwegen bis zum Mittleren Osten. Christian Müller (rechts) ist für den Raum Asia-Pacific, Nordost- und Südasien sowie Japan zuständig. Herausgeber Siemens AG Infrastructure & Cities Sector Mobility and Logistics Division Logistics and Airport Solutions Bücklestr. 1-5 78467 Konstanz · Germany Tel. +49 (0)7531-86-01 Redaktionsleitung Insa Sigl, Siemens AG, Konstanz [email protected] Verantwortlich für den Inhalt Dr. Gerhard Ehlker, Siemens AG, Konstanz Foto Seite 3: Schweizerische Post © Siemens AG 2012 · Printed in Germany Die Informationen in diesem Newsletter enthalten lediglich allgemeine Beschreibungen bzw. Leistungsmerkmale, welche im konkreten Anwendungsfall nicht immer in der beschriebenen Form zutreffen bzw. welche sich durch Weiterentwicklung der Produkte ändern können. Die gewünschten Leistungsmerkmale sind nur dann verbindlich, wenn sie bei Vertragsabschluss ausdrücklich vereinbart werden. 8 Newsletter SILOG News