- Busch

Transcription

- Busch
MAGAZI N FÜ R BEWEGU NG I N DER ARCH ITEKTU R
Hotels
puls 2 | 2008
Herausragend.
Klar.
Beständig.
Und edel.
Hotel
Emirates Palace
Abu Dhabi
Der neue p u r e d e l s t a h l .
Herausragend in seiner
Oberfläche und resistent
von WIMBERLY ALLISON TONG AND GOO
pur edelstahl
gegen Fingerabdrücke.
Authentizität und Einzigartigkeit –
Neue Trends im Hotelwesen
Klar und geradlinig in seiner
Form. Aus beständigem
Die Metamorphose des Hotelzimmers
Edelstahl – wie für die
Harry’s Hotel Home – Aparthotel
für das Wohnen auf Zeit
Ewigkeit geschaffen.
„Bezahlbarer Luxus“ – zu Besuch bei
Concrete Architectural Associates
www.BUSCH-JAEGER.de
Die Zukunft ist da.
02 | 2008
Philip Sayer
» Editorial
John Whiles vom Londoner Architekturbüro Jestico + Whiles ist Experte für
Hoteldesign: Unter seiner Federführung entstanden in den letzten Jahren weltweit über 30 Luxushotels.
Zur Sache: Hoteldesign
puls im Gespräch mit John Whiles vom Architekturbüro Jestico + Whiles
Wie haben sich die Anforderungen an die
Mit welchen Mitteln kann der Hotelbetreiber
geradezu zelebrieren, jeder Raum in jedem die-
Hotelgestaltung innerhalb der letzten 20 Jah-
Einzigartigkeit erreichen?
ser Hotels bietet eine andere Erfahrung. Die
re verändert?
Durch seine Haltung zum Service. Einige setzen
Firmdale Hotels in London sind so ein Beispiel.
Mittlerweile nehmen Hotelbetreiber ihre Ziel-
auf gutes Design bei einem vermindertem Ser-
Sollte die Innenarchitektur eines Hotels einen
gruppen sehr bewusst wahr. Die Welt ist erfah-
viceangebot, andere fokussieren auf guten Ser-
regionalen Bezug herstellen?
ren im Reisen, die Erwartungen sind hoch. Bud-
vice, um dem schließlich noch eine großartige
Ja, unbedingt. Jedes Design sollte in seinen
gethotels kümmern sich ums Design und rich-
Umgebung hinzuzufügen. Es gibt nichts Schlim-
Kontext eingebunden sein. Gehrys Bilbao
ten ihren Fokus verstärkt auf den Service, wäh-
meres für einen Hoteldesigner, als ein wunder-
Museum, obwohl es eine außergewöhnliche
rend Betreiber von Luxushotels sich in Deka-
volles Hotel zu gestalten und zu sehen, wie sich
Titan-Konstruktion ist, fügt sich perfekt in sei-
denz überbieten, um „neues Geld” anzuziehen.
das Gesamtkunstwerk durch einen miserablen
ne Umgebung ein. Wir sehen den kontextuel-
Kann man einen Trend in Richtung Individu-
Standard des Service oder das Desinteresse des
len Aspekt als eine Herausforderung an. Bei all
alität ausmachen?
Managements wieder auflöst.
unseren Projekten untersuchen wir das lokale
Ja, aber die Ausprägung variiert in Abhängig-
Welche Kunden verlangen heute nach Indivi-
Umfeld und die Kultur sehr genau und überset-
keit von der Marke. Kürzlich habe ich ein Motel
dualität?
zen die Ergebnisse in ein Design, das manch-
One in Deutschland besucht, man könnte es
Alle Kunden sind Individuen und haben beson-
mal eine subtile oder auch leicht ironische
als stilprägend bezeichnen. Im Luxusbereich,
dere Wünsche. Allein die Hotelbetreiber neigen
Wendung nehmen kann – die dem Betrachter
würde ich sagen, bemühen sich die Hotelbe-
zu Wiederholungen – entweder aus Kosten-
dann hoffentlich viel Freude bereitet.
treiber, eher die Vorzüge des Ortes in den
gründen oder aus Angst davor, den Marken-
Was vermissen Sie in den Hotels von heute?
Vordergrund zu spielen, als dass sie das Heil in
standard nicht einzuhalten. Aber zum Glück
Tiere. Es geht doch nichts über einen Hund,
einem ausgeprägten Markenethos suchen.
gibt es Hoteleigentümer, die die Individualität
der dich schwanzwedelnd begrüßt.
02
puls 02 | 2008
Schlafen wie ein Eskimo, übernachten tief im
Innern eines Berges – individuelle Hotelkonzepte
machen’s möglich > S. 04 „Ein Palast, kein Hotel“
> S. 10 Für Jobnomaden – Wohnen auf Zeit in
Harry’s Hotel Home > S. 14 Geneva Suite – der
Inbegriff der Exklusivität > S. 20 Urlaub im All
> S. 24 Prinzip „bezahlbarer Luxus“ > S. 32
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20
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Titelbild: Wimberly Allison
Tong and Goo (WATG)
Bildbearbeitung: Raphael
Pohland / stilradar
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Macro
Authentizität und Einzigartigkeit – Neue
Trends im Hotelwesen. Von Hubertus Adam
Micro
Die Metamorphose des Hotelzimmers.
Von Paolo Tumminelli
Praxis I
Emirates Palace in Abu Dhabi – ein
Versailles im Wüstensand
Praxis II
Wohnen auf Zeit – im Aparthotel Harry’s
Hotel Home in Hart bei Graz
Praxis III
Kempinski Genf – Eröffnung der größten
Suite Europas
Visionen
Hotelvisionen – Reiseziele der Zukunft
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Zu Besuch
Interview mit Concrete Architectural
Associates – Hotelkonzepte für den mobilen
Reisenden von heute
Workshop
„Haus-Technik-Zukunft”: Hologramme als
Steuerungseinheit der Zukunft
Material
Dominik Dreiner über das Material Edelstahl
Einblicke
News und Produktneuheiten aus dem Hause
Busch-Jaeger
Denkanstoß
Die Schätzfrage zum Thema Elektrizität
Impressum
03
oben: Ben Nilsson / Big Ben Production, unten: Håkan Hjort
» Macro
Über 50 Künstler und Designer
lassen jedes Jahr im Oktober
eine neue Zauberwelt entstehen. Ein ganzer Hotelkomplex,
gemeißelt aus Schnee und Eis,
lockt Besucher nach Jukkasjärvi
im schwedischen Lappland.
Authentizität und Einzigartigkeit –
Neue Trends im Hotelwesen
Schlafen wie ein Eskimo, die Sprödheit eines Gefängnishotels erleben
oder im Innern eines Berges übernachten – neben dem Boom der
Designhotels kann ein neuer Trend registriert werden: Individualität
und Unverwechselbarkeit, Übernachtungserlebnisse sind gewünscht.
Eine Herausforderung auch aus architektonischer Sicht. Unser Autor
Hubertus Adam beschreibt unterschiedliche Entwicklungen.
Von Hubertus Adam
Die Hotellerie ist in den vergangenen Jahren in Bewe-
Begünstigt wurde der Trend der Designhotels durch ein
gung geraten. In den Sechziger- und Siebzigerjahren
zunehmendes Interesse an Architektur und Design, das
schien es, als sei die Hotelkultur an ihr Ende gelangt. An
seit der Postmoderne weltweit zu verzeichnen ist und mit
die Stelle der großbürgerlichen Grandhotels, welche die
dem Phänomen der „Stararchitektur“ gekoppelt ist. Daher
Epoche der Belle Époque bestimmt hatten, waren gesichts-
hat sich der Markt der Designhotels diversifiziert; jüngere
lose Apartmenthotels und konfektionierte Kettenhotels
Beispiele stammen von Starcks Schülerin Matali Crasset
getreten: Beherbergungsbetriebe mithin, deren Zweck
(Hi, Nizza, 2003), vom Berliner Architektenteam Graft (Q!,
sich darauf beschränkte, Urlaubern oder Geschäftsreisen-
Berlin, 2004), oder von David Chipperfield (Empire River-
den die physische Regeneration zu ermöglichen. In dieser
side, Hamburg, 2008). Als bisherigen Höhepunkt des
Situation wirkte das Morgans, das die Pariser Designerin
Design-Booms mag man das Ende 2005 eröffnete Puerta
Andrée Putman 1984 für Ian Schrager an der Madison
América in Madrid ansehen, an dessen Ausstattung unter
Avenue in New York einrichtete, wie ein Befreiungs-
der Oberleitung von Jean Nouvel 18 international renom-
schlag: Das Morgans läutete mit seiner distinguierten
mierte Architekten und Designer beteiligt waren. Man-
Ausstattung, die auch nach mehr als zwei Dekaden noch
ches lässt sich als zeitgenössischer Manierismus einstu-
zu überzeugen vermag, die Epoche der Boutique- oder
fen: doch insgesamt ist das Puerta América ein Befrei-
Designhotels ein. Hotelmanager wie Ian Schrager ent-
ungsschlag gegen die Macht der Konvention und ein Plä-
deckten, dass Namen wie Putman oder Philippe Starck in
doyer für mehr Mut in der Hotellerie.
einer zunehmend designorientierten Zeit für viele Men-
Dass der gesellschaftliche Trend zu Distinktion und Indi-
schen Grund genug sind, ein Hotel aufzusuchen: Die
vidualisierung auch im Sektor der Kettenhotellerie zu
Übernachtung wird im Verständnis der Gäste zum kultu-
Veränderungen führt, beweist die Gruppe SAS Radisson
rellen Event, der ästhetische Mehrwert legitimiert höhere
mit ihrem – vom Londoner Architekten John Seifert ent-
Preise – und der Weg führte vom kleinen Morgans zu
worfenen – 428-Zimmer-Haus in Frankfurt-Bockenheim.
Starcks Hudson in New York mit immerhin 824 Betten.
Wer eincheckt, kann zwischen vier verschiedenen von
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La Claustra
Matteo Thun konzipierten Raumatmosphären auswählen:
rismus für den Gegenwert einer Taxifahrt erreichbar sind;
„Fresh“ (glamourös und unkonventionell), „Fashion“
sinkende Flugpreise insgesamt – bei gestiegenem Lohnni-
(gemütlich und farbenfroh), „Chic“ (zeitlos) oder „At
veau – haben Reiseziele in Übersee ihres exotischen Cha-
Home“ (modern und entspannt).
rakters beraubt. Wenn Urlaub aber etwas anderes als die
Hotels werden heute aber auch in ungewöhnlichen Alt-
normale Lebenswirklichkeit sein soll, so ist verständlich,
bauten installiert: Mal sind es Kirchen, die umgenutzt
dass mehr und mehr Hotels etwas Einzigartiges und
werden, mal Gefängnisse. Letztere bieten den Vorteil, dass
Unverwechselbares anbieten wollen – und zwar jenseits
die Zimmereinteilung mehr oder minder schon vorhan-
der Jagd nach Luxus und Sternen. Die Therme Vals, 1996
den ist. Zu den umgebauten Gefängnissen zählen das Au
als Anbau an ein bestehendes Aparthotel in einem abge-
Violon in Basel (Architektur: Buol + Zünd), das Jailhotel
legenen Tal Graubündens realisiert, besticht durch die
Löwengraben (Dieter Geissbühler) in Luzern und das
einzigartige Architektur von Peter Zumthor. Der Erfolg
Lloyd Hotel in Amsterdam (MVRDV, Joep van Lieshout).
des Projekts hat selbst die Verantwortlichen, welche
Das Berghotel La Claustra
(oben) nutzt eine ehemalige
Artilleriefestung in den Schweizer Alpen und bietet mit 17
Zimmern Rückzugsorte in fast
klösterlicher Atmosphäre. Das
Kruisherenhotel in Maastricht
(rechts), gestaltet von Satijn
Plus Architects, wurde in einer
gotischen Kirche aus dem15.
Jahrhundert eingerichtet.
zunächst mit ihren Plänen auf Skepsis der lokalen BevölIndividualität und Authentizität bieten
kerung stießen, überrascht: Eine hochalpine Gegend, die –
Neben dem Distinktionsgewinn, der sich durch die Wahl
anders als beispielsweise St. Moritz – keinen Resort-Cha-
des adäquaten Ambientes erzielen lässt, lassen sich Indi-
rakter besitzt und auch keine relevanten Skigebiete, hat
vidualität und Authentizität auch durch die Wahl des Rei-
sich als touristische Destination dank der baulichen Inter-
seziels bestätigen. Billig-Airlines haben dazu geführt,
vention völlig neu positioniert. Aufgrund des ungeahnten
dass die klassischen Destinationen des Pauschaltou-
Erfolgs von Vals versuchen auch andere Schweizer Alpen-
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puls 02 | 2008
dörfer, mit neuen Hotelkonzepten von dem veränderten Tourismusverhalten zu profitieren. Eines
der interessantesten Beispiele dafür ist das Hotel
Piz Tschütta in Vnà, einer hoch über dem Inntal
gelegenen Ansiedlung im Unterengadin. Eine seit
längerer Zeit leerstehende Usteria im Dorfkern
fungiert neuerdings, umgebaut durch Christoph
Roesch und Rolf Furrer, als Kulturgasthof mit
Beherbergungsbetrieb und gleichsam als Zentrale
eines „dezentralen Hotels“: Im Piz Tschütta, einem
alten Engadinerhaus, stehen samt Anbau lediglich
zehn Hotelzimmer zur Verfügung, die übrigen werden von Privatpersonen im Dorf bereitgestellt. Die
Wertschöpfung ist also gestreut, vom Hotel profitiert nicht nur die Betreibergesellschaft.
Sensibilisierendes Edutainment
Einem sanften Tourismus ist seit jeher auch die
Hotellerie von Bad Dreikirchen verpflichtet, hoch
über dem Eisacktal in Südtirol gelegen. Wer hierher
kommt, muss in Barbian, 300 Meter tiefer gelegen,
sein Auto stehen lassen und zu Fuß gehen; weitere
200 Höhenmeter sind zu überwinden, um zu der
Pension Briol zu gelangen, die 1929 von Hubert
Lanzinger im Stil einer alpinen Moderne errichtet
wurde. Die Besitzerfamilie hat vor wenigen Jahren
Peter Zumthor mit einer Erweiterung des nur im
Sommer geöffneten Hotels betraut: Aus Gründen
der Umweltverträglichkeit wird die Erweiterung
nicht als massiges Volumen gebaut, sondern in
Form mehrerer, zwischen den Bäumen auf Stelzen
stehender Blockhäuser.
Ein Konzept, das Natur auf neue Weise erlebbar werden lässt, ist das Baumhotel bei Kopfing im oberösterreichischen Innkreis. Es gehört zu einem Baumkronenweg, der hier 2005 eröffnet wurde. Baumkronenwege sind als zeitgemäße Form eines für die
Natur sensibilisierenden Edutainments in den vergangenen Jahren in verschiedenen Ländern entstanden; der von Kopfing gilt mit einer Strecke von mehr
als einem Kilometer, welche die Besucher auf Plattformen, Treppen und Stegen in bis zu 20 Metern
Höhe zurücklegen, als der längste seiner Art. Zum
Baumkronenweg gehört seit Jüngstem auch ein
Baumhotel – sechs als Blockhäuser aus Holz errichtete Häuser stehen auf Plattformen zehn Meter über
Unterkunft. Naturromantik – wer träumte nicht als
Kind von einem Baumhaus? –, Abenteuerlust und
ökologisches Bewusstsein kommen hier zusammen.
Eine kompliziertere Anreise muss in Kauf nehmen,
www.designhotels.com
dem Boden und bieten jeweils bis zu sechs Personen
Bettina Kowalewski
wer zukünftig die Monte-Rosa-Hütte des Schweizerischen
aus Oslo, den Zakarias-Damm im Nordwesten Norwegens
Alpen-Clubs SAC besuchen will: Auf 2883 Metern Höhe,
mit einer der Kurve der Staumauer folgenden Hotelstruk-
umgeben vom Gorner- und Monte-Rosa-Gletscher ein spek-
tur zu krönen. Ebenfalls nicht über das Projektstadium
takulärer Bau, den die in Chur tätigen Architekten Bearth &
hinaus gediehen ist das von dem Münchner Unternehmer
Deplazes gemeinsam mit Architekturstudenten der ETH
Joachim Hauser seit 1999 lancierte Projekt Hydropolis. Der
Zürich entworfen haben. Von außen wirkt das mit schim-
Prototyp eines Luxus-Unterwasserhotels – das erste kleine
merndem Blech verkleidete, polygonale Gebäude wie ein
Hotel dieses Typs, Jules' Undersea Lodge, befindet sich seit
riesiger Bergkristall; innen hingegen knüpfen die Architek-
1986 in Key Largo in Florida – war um 2005/2006 zunächst
ten mit dem Holz an die behagliche Atmosphäre klassi-
für die Küste von Dubai vorgesehen: 220 Zimmer sollten
scher Berghütten an. Wer allerdings lieber im Inneren der
sich 20 Meter unter der Meeresoberfläche befinden. Nach
Berge übernachtet, für den ist das Seminarhotel La Claustra
dem Ende am Persischen Golf plant Hauser ein neues
eine Alternative, die Umnutzung einer ehemaligen Artille-
Hydropolis-Modell für die chinesische Küste bei Qingdao.
riefestung im Massiv des St. Gotthard.
Pläne für das bubbleartige Landgebäude, von dem aus man
James-Bond-Kapseln im
Hafen von Den Haag. Künstler
und Sammler Denis Oudenijk
hat die alten Rettungskapseln
in ein Mini-Hotel umfunktioniert. Die Kugeln bieten Platz
für zwei Personen; als Bett
dient ein Fischernetz mit
Schaffell.
in das Unterwasserresort gelangen soll, hat der Berliner
Hotelkonzepte für spektakuläre Landschaften
Architekt Georg Gewers vorgelegt, doch über die tatsäch-
Auch in anderen spektakulären Landschaften werden
lichen Realisierungschancen schweigt sich die Homepage
neue Hotelkonzepte entwickelt. Gescheitert ist aus finan-
von Hydropolis aus.
ziellen Gründen leider der Vorschlag des Büros Snøhetta
Wasser in anderem Aggregatzustand scheint besser für
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» Macro
Hotels geeignet zu sein. Aus einer regionalen Initiative,
zen sich verschiedene kunstaffine Hotelkonzepte ausein-
Touristen in die karge Landschaft nördlich des Polarkreises
ander: Im Capsule Hotel in Den Haag kann man in retro-
zu locken, entstand die Idee des Icehotel in Jukkasjärvi im
futuristisch anmutenden Rettungskapseln übernachten
schwedischen Teil Lapplands. In jedem Winter entsteht das
(in der Luxusvariante mit Champagnerflasche im Überle-
aus gefrorenem Wasser des Flusses Torne errichtete Hotel,
benskoffer und sämtlichen James-Bond-Filmen auf DVD),
das von dem Architekten Ake Larsson entworfen wurde,
das Parkhotel des Künstlers Andreas Strauss im österrei-
neu; es umfasst 91 Räume und Suiten, dazu Kirche, Theater
chischen Ottensheim, nahe Linz an der Donau gelegen,
und Kino, und ist von Dezember bis Mitte April bewohnbar.
besteht aus drei liegenden Kanalrohren aus Beton, die mit
Mit 14.000 Übernachtungen pro Saison und 45.000 Tages-
Bett, Licht und Strom ausgestattet sind. Duschen und Toi-
besuchern ist es zu einer Touristenattraktion geworden.
letten liegen außerhalb, für Speisen und Getränke wer-
Inzwischen wurde das Konzept eines Eishotels, das letztlich
den die Gäste mit einem Faltblatt auf Imbissbuden und
auf der Idee eines Iglus beruht, in anderen Ländern Skandi-
Gasthöfe von Ottensheim verwiesen.
naviens, aber auch in Österreich, der Schweiz und Nord-
Die Luxusvariante des Kapselhotels heißt Everland und
amerika kopiert.
wurde von dem Schweizer Künstlerpaar Sabina Lang und
Daniel Baumann für die gleichnamige Teilausstellung der
Dietmar Tollerian
Minimalismus auf engstem
Raum – Übernachten in einer
Betonröhre. Ausgestattet mit
Bett, Decke und Nachttischlampe wird aus dem Standardkanalrohr das Parkhotel
Ottensheim. Gebucht wird
über das Internet.
Tendenz zum radikalen Minimalismus
Expo.02 im Schweizer Seeland realisiert. Everland, ein ein-
Parallel zu all diesen Hotels in topografischen Extremlagen
ziger Raum, ist Apartment und Lounge zugleich; die Nut-
ist derzeit eine Tendenz zum radikalen Minimalismus zel-
zung der Minibar ist im Preis ebenso inbegriffen wie das
lulärer Strukturen zu verzeichnen, die letztlich ubiquitär
morgendlich angelieferte Frühstück. Zwischenzeitlich
platzierbar sind – jenseits jeglicher Ortsspezifik, aber doch
war die Raumkapsel im Park der Galerie für zeitgenössi-
Authentizität und Eigenart versprechen. Am Beginn stand
sche Kunst in Leipzig präsentiert, derzeit steht sie auf dem
das Capsule Hotel, das Kisho Kurokawa 1979 in Osaka
Dach des Palais de Tokyo in Paris. Wer Teil eines Kunstpro-
errichtete. Seine Wiederauferstehung feiert das Konzept
jektes werden will, kann das Everland noch bis Ende des
derzeit mit dem Yotel, minimierten und optimierten Raum-
Jahres 2008 für jeweils eine Nacht buchen.
zellen von jeweils zehn Quadratmetern, die 2007 als Cluster
in den Londoner Flughafenterminals von Gatwick und
Heathrow installiert wurden und für Zeitspannen von vier
Stunden gebucht werden können. Eine vergleichbare Idee
verfolgt auch das Qbic, dessen Prototyp sich im World
Trade Center Amsterdam befindet.
Spielerisch mit dem Konzept der Minimalbehausung set-
Hubertus Adam ist Redakteur der Fachzeitschrift „archithese“ und arbeitet für
diverse Zeitschriften und Tageszeitungen, vor allem für die „Neue Zürcher Zeitung“. Zahlreiche Buchpublikationen, Buchbeiträge, Katalogaufsätze und Zeitschriftentexte über die Architektur des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart.
Swiss Art Award für den Sektor Kunst- und Architekturkritik im Jahr 2004.
Jean Nouvel
» Micro
Eine Hommage ans Kino –
Jedes der 25 Zimmer in „The
Hotel” in Luzern bietet eine
berühmte Film- und Liebesszene als Deckenansicht.
Gestaltung: Jean Nouvel.
Die Metamorphose des Hotelzimmers
Im Anschluss an die Ära der Belle Époque wandelte sich der Tourismus und mit
ihm die Gestaltung der Hotelzimmer – die technischen Features wurden zu
einem nicht mehr wegzudenkenden Element der Hotellandschaft. Der Autor
Paolo Tumminelli liefert einen historischen Abriss und zieht den Bogen vom Ritz
zum Holiday Inn. Eine Erkenntnis: Der Mythos Traumhotel begleitet den Reisenden auch in Zeiten des globalisierten Nomadentums auf Schritt und Tritt.
Von Paolo Tumminelli
Das Leben des Gustav von Aschenbach konsumiert sich zwi-
von den großen Weltausstellungen zu den ersten „Grand
schen der Obsession für ideale Schönheit und dem Spiegel-
Magazins“. Ein exklusives Touristenvolk – heute würde man
bild der alltäglichen Hässlichkeit. Links ein weißer Strand,
sie Lifestyle-Hedonisten nennen – macht sich rasch auf den
ein Jugendstil-Etablissement, ein vollkommen schöner Kna-
Weg dahin. Um die Touristen unterzubringen, braucht man
be. Rechts ein alt und hässlich gewordener Mann, schäbige
ein attraktives Ambiente. Das moderne Hotel wird erfunden,
Gassen, die Choleraseuche, der Tod in Venedig. Viscontis Ver-
das aufgrund großer Nachfrage gleich zum Grand Hotel
filmung der Mannschen Tragödie (1971) gibt ein traumhaftes
mutiert. Kaum zu glauben, dass die prächtigen Bauten, die
Bild des Hotellebens in der Belle Époque. Von der Realität
heute so zeitlos klassisch erscheinen, damals absolut modern
abgeschirmte, herrliche Schönheitstempel. Zwar ist die Exis-
waren. Hinter der Fassade des 1906 erbauten Londoner Ritz
tenz von Herbergen jeglicher Art seit dem Besuch von Joseph
kann kaum jemand eine Stahlkonstruktion vermuten. Über-
und Maria in Bethlehem bekannt, doch diese haben den
haupt trafen Neoklassik und Neogotik, Jugendstil und Art
Charakter einer Notunterkunft für Zwangsreisende. Touris-
déco den ästhetischen Nerv des wilden Eklektizismus um die
mus, das Konzept des Reisens als Freizeit und Erholung,
Jahrhundertwende. Im selben Stil war die Einrichtung der
kommt erst um 1810 in England in Gebrauch, später in ganz
Häuser, stets großzügig und prachtvoll. Nicht nur, dass die
Europa. Überhaupt haben Engländer mit ihren Eisenbahnen
Räume groß und hell waren, Grand Hotels stellten sich als
und Dampfschiffen die Freude am Fahren – und am Gefah-
High-Tech-Wunder zur Schau: Aufzug, Zentralheizung, elek-
renwerden – erfunden. War der Sommeraufenthalt früher
trische Beleuchtung, fließendes warmes Wasser in jedem
nur dem Adel und den wenigen sehr Wohlhabenden vorbe-
Zimmer, selbst die heute unvorstellbaren Etagentoiletten
halten, so wird mit der Motorisierung eine neue Ära des Rei-
wirkten damals fast außerirdisch – 1900 hatten kaum vier
sens eröffnet. Die Magie des Südens und die Dramatik der
Prozent der amerikanischen Haushalte einen Stroman-
Alpen werden von den Romantikern entdeckt. Parallel dazu
schluss. Ein Hotelbesuch diente der Entdeckung einer Perfek-
entwickeln sich die Weltmetropolen während der fortschrei-
tion, wie man sie zu Hause kaum kannte. Es war schlichtweg
tenden Industrialisierung zu faszinierenden Geschäfts- und
ein Traum. Obwohl die meisten der großen Häuser heute
Kulturzentren, die neue Unterhaltungsformen anbieten –
noch aktiv sind, haben sehr wenige die ursprüngliche Qua-
11
Hoteles Silken
lität behalten. Zum zweiten Mal wird gerade „la Mamounia",
unerreichbar, so wuchsen neue Hotelkonzepte. Die Amerika-
das Hotelparadies auf Erden von Marrakesch, komplett reno-
ner setzten auch in diesem Bereich die beliebten Waffen
viert. Und so sind die Zimmer im Ritz, im George V, im Suv-
Standardisierung und Branding ein. Kemmons Wilson grün-
retta House, im Eden Roc und auch im Des Bains aus dem
dete 1952 in Memphis das erste Holiday Inn, eine Antwort
„Tod in Venedig" nicht mehr das, was sie früher waren. Die
auf die vielen, oft viel zu schlechten „Mom-and-Pop“-Motels,
Erklärung dafür sowie einen Blick in die Gründerzeit der
die seit 1925 entlang der Hauptverkehrsstraßen gebaut wor-
Hotellerie ermöglicht heute der Besuch des Grand Hotel du
den waren. Benannt nach dem Film „Holiday Inn“ von 1942
Glacier du Rhone. Jeden Sommer erwacht das 100 Jahre alte
mit Bing Crosby und Fred Astaire, wollten Wilsons Herber-
Haus im Schweizer Dorf Gletsch aus dem Winterschlaf und
gen den Touristen Attraktivität und Komfort zum fairen
bietet den Gästen für knapp 50 Euro eine nächtliche Zeitrei-
Preis bieten, aber vor allem eine konstante Qualität. Das Ver-
se. Die schlichte Dekoration der Zimmer, die robuste Verar-
sprechen ist denkbar einfach: standardisierte saubere Zim-
beitung der Möbel, die Aufmerksamkeit bei der Planung,
mer, ein einfacher Zugang, später ein Swimming Pool. Der
alles zeugt von altem Glanz. Ein Detail: die Doppeltür zwi-
Erfolg ist gigantisch: 1958 gibt es 50 Inns, 1968 bereits 1000.
schen Zimmer und Flur sorgt für mehr Diskretion und weni-
Über jedem Haus thront das „Great Sign“, ein unübersehba-
ger Lärm. Zusammen mit dem unüberhörbaren Geräusch des
rer Turm aus bunter Neonbeleuchtung, der die amerikani-
wilden Flusses spricht sie für einen Komfort, wie man ihn in
sche Urlaubsästhetik von Memphis bis Las Vegas heute noch
neueren Häusern oft vergeblich sucht.
prägt. Das Holiday Inn setzte Maßstäbe und definierte somit
Individualität als Prinzip –
19 international renommierte
Architekten gestalteten das
Hotel Puerta América in
Madrid. Links: Hotelzimmer
von David Chipperfield. Rechts:
Das Einraumhotel Everland von
Sabina Lang und Daniel Baumann beherbergt nicht nur
Reisende, sondern geht auch
selbst auf Reisen. Derzeitiger
Standort: das Dach des Pariser Palais de Tokyo.
einheitliche Zimmergestaltungskriterien. Zu den Standards
Standards der Zimmergestaltung
gehört in den USA die Doppelbettausführung, je nach Preis-
Der Belle Époque folgte die Massenmotorisierung, mit ihr
klasse respektive Queens oder Kings. Überhaupt spielt das
bewegten sich Millionen Menschen auf den westlichen Stra-
Bett jahrelang eine zentrale Rolle im Zimmermarketing. In
ßen und suchten Abenteuer und Erholung. Mit dem Wohl-
liebenswürdiger Erinnerung bleibt mir ein Motel in North
stand kam der Anspruch auf Ferien, ein für das Volk bis
Carolina, das in der Differenzierung des Bettenangebots sei-
dahin unbekanntes Wort. Waren die Grand Hotels noch
ne Marktnische suchte: Vom „Standard Queen Size“ bis zum
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Sabina Lang / Daniel Baumann
„King Size Waterbed“ – wahlweise mit gefaktem „Fireplace“
Lage als viel mehr die Einrichtung, die zur Auswahl animiert.
– dem Kunden blieb die Qual der Wahl. Irgendwann kom-
Billigflüge und der Trend zum Kurzurlaub setzen die Grund-
men das Fernsehgerät, das Telefon, die Klimaanlage hinzu
lage einer zweiten Belle Époque für moderne Nomaden auf
und gestalten den Vergleich immer schwieriger. In Europa
der Suche nach Erlebnissen. Der Trend geht von Wilsons
wird das berühmte Sterne-System eingeführt: Darf man eine
Standardisierung hin zur künstlerischen Individualisierung.
Ensuite-Toilette, einen Haartrockner, eine Bar erwarten?
Wie ernst das Thema genommen wird, beweist das „Pillow
Menu“ des Manor House Hotel in Castle Combe: Dem Gast
Belle Époque für moderne Nomaden
stehen sieben Kissensorten in verschiedenen Größen, Mate-
Beim Versuch, die Angebote der Pauschalreisekataloge zu
rialien und Düften zur Auswahl. Manche Häuser punkten
vergleichen, orientiert sich der Tourist an den staatlich defi-
mit hautnahen Erlebnissen: Je nach Laune darf man zwischen
nierten und trotzdem qualitativ kaum vergleichbaren Klas-
Di Caprios Suite im Eden Roc oder Mussolinis Bett in der Villa
sen. Ein weltweit einheitliches System gibt es nicht. Für Ita-
Feltrinelli wählen. Ob Paris Hilton ihr Suite-Home im Wal-
lien gilt zum Beispiel: ein 2-Sterne-Hotel soll mindestens
dorf Astoria den Fans freigibt, ist ungewiss. Andere Häuser
einen Stuhl, ein 3-Sterne- ein Zimmertelefon, ein 4-Sterne-
punkten mit freistehenden Badewannen, Hologrammen,
ein Fernsehgerät, ein 5-Sterne-Hotel eine eingerichtete Wohn-
Kunstinstallationen und Designunikaten – in jedem Zimmer
zimmerecke, Badesalz und einen Safe haben. Selbst ernannte
eine andere, ganz persönliche Welt. Heute gilt es nicht nur
6- und 7-Sterne-Hotels runden heute das Angebot beliebig
das richtige Hotel, sondern in ebenjenem Hotel das richtige
nach oben ab. Doch mittlerweile hat sich der Qualitätsan-
Zimmer zu finden. Denn wenn alle Zimmer gleich sind, eini-
spruch der Touristen verändert. Der gute alte Hotelführer hat
ge sind einfach gleicher. Ist die Auswahl getroffen, so darf
ausgedient, es werden Bildbände und Websites befragt, die
man endlich schlafen – und weiter vom Traumhotel träumen.
die Hotels in jedem Detail präsentieren, sortiert nach Geschmacksrichtung. Romantik-, Kongress-, Spa-, Business-,
Family-, Seaside-, Öko-, Art- und Designhotels versprechen
atmosphärische Vielfalt. Oft ist es weniger die extraordinäre
Paolo Tumminelli studierte Architektur in Mailand. Er ist Geschäftsführer von Goodbrands und Professor für Design Konzepte an der
Fakultät für Kulturwissenschaften der Fachhochschule Köln, außerdem
Handelsblatt-Kolumnist und vielfacher Autor.
13
» Praxis
Versailles im
Wüstensand
Hotels, die den Begriff „Palace“ im Beinamen tragen, verbinden damit seit jeher
besondere Ansprüche an Luxus. Das
Emirates Palace in Abu Dhabi treibt
dieses Prinzip auf die Spitze: Auf einem
Quadratkilometer Grundfläche ist hier ein
eigener kleiner Staat im Staate entstanden, der es seinen temporären Bewohnern an nichts fehlen lässt.
Von Jakob Schoof
Der Palast umfasste nach seiner Fertigstellung 288 Wohnungen mit über 1800 Räumen, dazu ein Theater für mehr
als 700 Zuschauer und eine eigene, zweigeschossige
Kapelle. Allein seine Möblierung soll die Hälfte des nationalen Jahreshaushalts gekostet haben; von den umfangreichen Erdarbeiten für die umliegenden Parkanlagen einmal ganz zu schweigen.
Der Palast, von dem hier die Rede ist, steht in Versailles,
nicht in Abu Dhabi. Dennoch drängt er sich als Vergleich
zu dem Märchenschloss auf, das zwischen 2001 und 2005
an der Corniche, der Uferpromenade des Emirats, entstanden ist. Einen Quadratkilometer misst das Grundstück, für
importiert wurden. Allein der Privatstrand des Hotels ist
1,3 Kilometer lang; hinzu kommen ein Yachthafen, ein
Hubschrauberlandeplatz und eine eigene Zufahrt für
Staatsgäste, von denen jährlich 20 bis 25 im Hotel erwartet
werden. Das Haupttor über der Zufahrt zum Gelände ist 40
14
Wimberly Allison Tong and Goo
dessen Begrünung 8000 Dattelpalmen aus Südafrika
Wimberly Allison Tong and Goo
» Praxis
Meter hoch und 36 Meter breit und damit nur wenig klei-
dem zentralen Atrium, misst 42 Meter im Durchmesser
ner als der Arc de Triomphe in Paris.
und damit genauso viel wie jene im Pantheon oder Peters-
Das Denken in Größenordnungen, wie sie Louis XIV. oder
dom. Sie erreicht eine stolze Höhe von 60 Metern.
Napoleon noch vorschwebten, ist in Europa selten gewor-
Das Innere des Palasts ist, bei allem orientalischen Pomp,
den. In Abu Dhabi wird es dagegen mit Hingabe prakti-
eine – bis auf wenige Ausreißer – bemerkenswert kohä-
ziert – und verbindet sich mit einem Faible für traditionel-
rente Raumkomposition in Beige, Braun, Türkis und Ultra-
le europäische Kultur, die derzeit viele arabische Herrscher
marin. Und Gold! Überall glänzt echtes Blattgold von Kapi-
zur Förderung des Tourismus für sich entdecken. Auf Saa-
tellen, aus Deckenkassetten und Kuppeln. Man erzählt
diyat Island (deutsch: „Insel des Glücks“), einer neu
sich, dass während der Bauarbeiten ebenso viele Sicher-
erschlossenen Insel vor Abu Dhabi im Persischen Golf, sol-
heitskräfte wie Stuckateure auf der Baustelle unterwegs
len im Laufe des nächsten Jahrzehnts vier neue Museen,
waren, damit niemand mit dem edlen Material durch-
darunter eine Dependance des Pariser Louvre und das
brannte.
größte Guggenheim Museum der Welt, entstehen.
Ein Palast, kein Hotel
offizielle Eigentümer des Hotels, als Betreiber die deutsche
Die Luxus-Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Zum Beispiel
Kempinski-Kette wählte, ist ein Beispiel für diesen Kultur-
erstrahlen im Inneren des Palasts mehr als 1002 Kristall-
transfer. Kempinski, 1897 als Aktiengesellschaft in Berlin
Lüster österreichischer Fabrikation. Der Betreiber Kem-
gegründet, machte sich im 20. Jahrhundert mit so legendä-
pinski stellt auf die Frage nach der Sternezahl des Hauses
ren Häusern wie dem Kempinski Hotel Bristol am Berliner
denn auch kurz und bündig klar: „Wir klassifizieren das
Kurfürstendamm und dem Atlantic Hotel in Hamburg
Emirates Palace als Palast.“ Also als eine Einrichtung, die
einen Namen. Heute ist die Kette mehrheitlich in thailän-
mit der Kategorie „Hotel“ im Grunde nichts mehr gemein
dischem Besitz und längst weltweit tätig, hat sich ihre
hat. So spricht Kempinski auch davon, dass die Gäste in
europäischen Wurzeln aber bewahrt.
dem 2,4 Milliarden Dollar teuren Bauwerk den „futuristi-
Traditionen, vor allem handwerklicher Art, bestimmten
schen Service des 22. Jahrhunderts“ genießen könnten.
auch den Bau des derzeit wohl luxuriösesten Hotels am
Jedem Gast, der die knapp 1000 Euro pro Nacht für eine
Golf. Damit bildet es die architektonische Antithese seines
Suite zu zahlen gewillt ist, steht 24 Stunden am Tag ein
Rivalen, des Burj Al Arab im nahe gelegenen Dubai: Nur
persönlicher Butler zur Verfügung. Andere stehen an den
acht Geschosse hoch, aber nahezu einen Kilometer lang,
ausgedehnten Pools bereit, um den Gästen frisches Obst zu
erstreckt sich der Riesenpalast entlang der Uferpromena-
reichen oder bei Bedarf die Sonnenbrille zu putzen. Das
de. Insgesamt 115 Kuppeln erheben sich über den – je nach
Personal muss gut zu Fuß sein: Rund 10 bis 12 Kilometer
Sonnenstand – zwischen Altrosa und Beige changierenden
legt ein Mitglied des 30-köpfigen ‚Guest Relations’-Teams
Außenmauern des Palastes. Die größte von ihnen, über
pro Arbeitstag zurück. Diese Angestellten sind unter ande-
Kempinski
Mehrgeschossige Korridore
lassen gar nicht erst ein
Gefühl des Eingeschlossenseins aufkommen. Hier ein
Blick in den Ostflügel (links).
Mehr als ein Dutzend Gastronomieeinrichtungen gibt es
im Hotel – darunter das
Fischrestaurant „Sayad“ und
die „Caviar Bar“ (unten links
und rechts).
Auch die Tatsache, dass die Regierung von Abu Dhabi, der
Wimberly Allison Tong and Goo
rem dafür verantwortlich, dass sich die Gäste in den weitläufigen Korridoren nicht verlaufen. Denn das Emirates
Palace kann es, was seine Ausmaße angeht, locker mit
einem mittleren Flughafen aufnehmen – nur dass hier keine Rollsteige, sondern lediglich weiche Teppichböden zur
Verfügung stehen.
Touchscreen und Technology-Butler für den Gästekomfort
Diese Weitläufigkeit ist auch der Grund, warum die Innenräume des Emirates Palace trotz allem Prunk nicht überladen wirken. Hinter der traditionsverhaftet wirkenden
Innenarchitektur verbirgt sich moderne Technik: Stolz
berichten die Hotelbetreiber, dass in den 302 Zimmern und
92 Suiten (letztere bis 680 Quadratmeter groß) insgesamt
755 Plasmabildschirme verteilt sind. Jedes Zimmer verfügt
über eine Touchscreen-Bedienung für Licht, Klimaanlage
und Unterhaltungsprogramm – ABB lieferte einen großen
Teil der Elektroausstattung. Ein eigener „Technology-Butler“ weist die Gäste in die Bedienung des Betriebssystems
ein, mit dem man den Zimmerservice rufen, eines von
mehr als 130 Fernsehprogrammen ansehen oder in der
hauseigenen Online-Bibliothek zwischen rund 8000 Bänden in Arabisch, Englisch oder Französisch wählen kann.
Mittels einer Sprachsoftware können sich die Gäste ihren
Lieblingsroman sogar vorlesen lassen. Auch aus der Ferne
können die Gäste mit der technischen Ausstattung ihrer
Zimmer kommunizieren, Hierzu stehen Geräte zur Verfügung, die einem Handy recht ähnlich sehen und über das
Internet-Protokoll mit der Haustechnik kommunizieren.
Die Wandmosaiken im „Blauen Salon“ verraten die Vorliebe des arabischen
Adels für Pferde (oben). Schlafzimmer der Palast-Suite (unten).
Projektbeteiligte
Bauherr
Regierung von Abu Dhabi
Architekten
Wimberly Allison Tong and Goo (WATG), London
Innenarchitektur
K.Y. Cheung Design Associates
Ausführungsplanung und Landschaftsarchitektur
KEO International Consultants, Kuwait City
Haustechnik
Kempinski
Integrierte Produkte: KNX-System von ABB
» Praxis
Ein Zuhause auf Zeit
In der Fremde arbeiten und sich doch zu Hause fühlen – für viele Jobnomaden, die kurzfristig fern der Heimat wirken, ein reines Wunschdenken. Mit
Harry's Hotel Home wird dieses Ideal zumindest in Hart bei Graz ein Stück
weit Wirklichkeit. Konzipiert für das Wohnen auf Zeit, besitzt das Aparthotel
modern eingerichtete, flexible Zimmer, die sich an Selbstversorger richten
und doch die Annehmlichkeiten eines Hotels bieten.
Von Britta Rohlfing Fotos Bernhard Aichner
Hell, licht und freundlich – das ist der erste Eindruck von
ein Gebäude, dessen Grundriss eher schmal und länglich
Harry's Hotel Home, den man erhält, wenn man die Lobby
ausgerichtet ist. „Die Zimmer erhalten so einen Wohncha-
betritt. Moderne Farbgestaltung und ein frischer Material-
rakter", erklärt der Architekt Hansjörg Steixner von arge2,
mix lassen ein wohnliches Ambiente entstehen: Eine Cafe-
„Sie sind lichter und heller geschnitten, aufgrund der zur
teria, eine Lounge mit bequemen Sesseln und eine Selbst-
Verfügung stehenden größeren Fensterflächen." Drei
bedienungsbar bieten dem Gast zahlreiche Kommunika-
unterschiedliche Zimmerkategorien stehen dem Gast zur
tions- und Kontaktmöglichkeiten im offen eingerichteten
Auswahl: Standard, Superior und Business. So gut wie alle
Eingangsbereich. Transparenz gehört denn auch zum
69 Zimmer oder Appartements verfügen über einen großen
Gestaltungsprinzip, das genau auf das Hotelkonzept zuge-
Balkon und eine eigene Küche; Selbstverpflegung ist mög-
schnitten wurde: Harry's Hotel Home trägt den Anforde-
lich – im Hotel besteht kein Konsumzwang. Auch erinnern
rungen zunehmender Arbeitsmobilität Rechnung. Jobno-
die Zimmer eher an Kleinwohnungen als an Hotelzimmer.
maden finden hier eine Unterkunft auf Zeit. Das bewusst
Ein großer Schreibtisch, Ausziehcouch, Garderobenraum
wohnlich gestaltete Hotel soll dem Gast ein Gefühl des
und Essecke bieten insbesondere dem länger Verweilenden
Zuhauseseins vermitteln, Kontakte zu anderen Gästen
großen Komfort. Bereits bei der Planung berücksichtigt
erleichtern und einer Vereinsamung in der Fremde ent-
wurde die Möglichkeit, das Hotel später einmal komplett in
gegensteuern. Für das Innenraumkonzept zeichnet das
Wohneinheiten umzugestalten. Ein Argument für die
Innsbrucker Büro arge2 verantwortlich. In engem Dialog
Investoren. So wurde bereits jetzt jede Einheit mit einem
mit dem Bauherrn und den Hochbauarchitekten wurde die
Waschmaschinenanschluss ausgestattet. Auch bietet die
Planung betrieben, die letztendlich auch die Hochbauarchi-
Anordnung der Zimmer höchste Flexibilität. Bei Familien-
tektur beeinflusste. Ausgehend vom horizontal orientierten
besuch am Wochenende können zwei Einheiten durch eine
Zuschnitt der Zimmer mit einer geringen Tiefe, entstand
Verbindungstür zusammengelegt und vergrößert werden.
20
Lobby und Eingangsbereich
– offen und kommunikationsfördernd gestaltet. Der
grüne Schriftzug Harry's
Home im Hintergrund des
Bildes dient der Corporate
Identity und ist Erkennungsmerkmal des Hotels.
puls 02 | 2008
Verkehrsgünstig in einem Vorort von Graz gelegen, bietet
Harry's Hotel Home moderne
Zimmer für Jobnomaden – zu
einem akzeptablen Preis.
Rechts: Cafeteria und Treffpunkt der Gäste.
Die Grundrisse der Hotelzimmer
sind horizontal orientiert. Drei
Kategorien von Standard, Superior
bis hin zu Business wurden definiert. Die einzelnen Wohneinheiten
können mittels Verbindungstüren
miteinander kombiniert werden;
eine flexible Nutzung wird dadurch
ermöglicht. Links: Bei der Planung
des Erdgeschosses legten die
Architekten von arge2 viel Wert auf
Transparenz und Durchlässigkeit.
22
puls 02 | 2008
Die Gestaltung der Inneneinrichtung erfolgte aus einem
Guss: arge2 unterhält eine Dependance in München, die
sich maßgeblich mit Produktentwicklungen befasst. Viele
Projektbeteiligte
der Möbel wurden eigens für dieses Projekt entwickelt, wie
zum Beispiel die Stühle der Zimmereinrichtung mit einer
Laminattechnik, die man von der Skiproduktion kennt,
Bauherr
oder aber die Streifenbezüge der Sessel im Loungebereich.
KAMPERderBAU GmbH, Hart b. Graz
Einsatz anspruchsvoller Technik
Architektur
Auch auf intelligente Haustechnik legten die Planer gro-
Pürstl.Langmaier.Architekten, Graz
ßen Wert: Da die Zentrale in Innsbruck liegt, lässt sich Harry’s Hotel Home auch aus der Ferne steuern. Klima, Licht
Innenarchitektur
etc. können mittels einer Software reguliert und einge-
arge2 designer+ingenieure, Innsbruck
stellt werden. Als Budget stand für die gesamte Inneneinrichtung des Hotels ein Gesamtetat von 1,3 Millionen Euro
Haustechnik
zur Verfügung. Um die Zimmer preisgünstig anbieten zu
H. Traussnig, Köflach
können, wurde quasi jede Materialwahl und jeder Einsatz
NPU Elektrotechnik-Haustechnik, Graz
von Steckdosen genau bedacht. Die Rechnung ging auf: Bei
Integrierte Produkte: KNX-System sowie entspre-
einem Langzeitaufenthalt von einem Monat liegt der Zim-
chende Bedienelemente der Schalterserie future
merpreis für die Einzelnutzung bei 33 Euro pro Tag. Ein
von Busch-Jaeger
Preis, der deutlich unterhalb des normal üblichen Satzes
bei Hotelzimmern dieser Komfortkategorie liegt.
23
» Praxis
Exklusivität am Genfer See
Das Grand Hotel Kempinski Geneva hat soeben die größte freistehende Suite in
Europa, die Geneva Suite, eröffnet. In prominenter Lage am See, direkt gegenüber dem berühmten Jet d’eau, bietet sie einen traumhaften Ausblick auf den
See, die Stadt und den Montblanc. Ein vielfältiges Raumangebot und Service rund
um die Uhr sollen dafür sorgen, dass sämtliche Erwartungen übertroffen werden
und Bedürfnisse gar nicht erst aufkommen. Ein Exkurs in die Welt des Luxus.
Von Sonja Lüthi
Auf zwei Geschosse verteilt, belegt die Geneva Suite eine
eine starke Identität mitbringen, oder auf exquisite Standor-
Fläche von 1080 Quadratmetern. Zwei private Aufzüge füh-
te – wie im Fall des ersten Kempinski Hotels der Schweiz
ren zu den Räumlichkeiten zuoberst im achtstöckigen Ge-
geschehen: Mit Genf, dem europäischen Sitz der UNO, dem
bäude. Die Eingänge werden mit Kameras überwacht, und
Hauptsitz des Roten Kreuzes, dem Niederlassungsort der
die Scheiben sind kugelsicher. Von diesem Refugium aus
Welthandelsorganisation (WTO), wurde einer der weltweit
genießen Regierungschefs, Königsfamilien und alle, die es
wichtigsten Kongressorte zum Standort gewählt. Mit seinen
sich leisten können, die Aussicht auf den Montblanc, den
423 Zimmern, einschließlich 44 Suiten, drei Restaurants,
Lac Léman und den Jet d’eau, das 140 Meter hohe Wahrzei-
einer Terrassenbar, zehn Konferenzzimmern und einem
chen von Genf. Ein Privatkoch und ein Butler stehen den
Auditorium mit 1300 Plätzen ist das Kempinski Hotel das
Gästen rund um die Uhr zur Verfügung. Eine Übernachtung
größte Fünf-Sterne-Hotel im Stadtzentrum. Das Gebäude, in
in der größten freistehenden Suite Europas kostet 50.000
dem das Hotel untergebracht ist, wird Name und Lage aller-
Schweizer Franken.
dings keineswegs gerecht. Zwischen 1975 und 1980 erbaut,
Als „eine der luxuriösesten Hotelsuiten der Welt“, bezeich-
ist das quadratische Hofgebäude ein Kind seiner Zeit: Im 45-
net Tarek Hegazy, Leiter des schwedischen Büros A.B. Living
Grad-Winkel abgeschnittene Ecken beherrschen das
Design, sein Werk. „Luxus vermittelt den Gästen das Gefühl
Erscheinungsbild, und die zellenartige Gebäudestruktur
von Einzigartigkeit und Individualität. Wahrer Luxus muss
wirkt sperrig. Für den Umbau des Hotels durfte der Betrieb
einerseits auf das Individuum hin maßgeschneidert sein,
nur während vier Monaten eingestellt werden. Dabei lag
andererseits aber kulturelle und zeitliche Grenzen über-
der Fokus auf der energetischen Optimierung der Gebäude-
schreiten“, erklärt der Designer. Besonders gern arbeitet er
hülle, der technischen Aufrüstung und der Klärung der
für Kempinski: Das führende Hotellerie-Unternehmen im
Erschließungsstruktur. Mit Ausnahme des Sockelbereichs
Luxussegment strebt nach Exklusivität. Bei der Wahl der
blieb das äußere Erscheinungsbild allerdings unangetastet.
Häuser setzt Kempinski auf historische Bauten, die bereits
Als wichtigste Eingriffe nennt das verantwortliche Genfer
24
Das Grand Hotel Kempinski
Genf bei seiner Eröffnung
(oben). Lighting Design von
Gerry Hofstetter. Loungeatmosphäre in der Bar
„Floortwo“ (unten).
puls 02 | 2008
Kempinsiki
Kempinsiki
Architekturbüro tjca die Verlegung des Eingangs von der
keiten. Allerdings ist hier jedes Möbel ein Einzelstück und
unscheinbaren Lage an der Ecke in die Gebäudemitte. Über
die Materialisierung vom Feinsten: Rosenholz und Eben-
eine hölzerne Brücke gelangen Hotelgäste nun direkt vis-à-
holz, Marmor und Sandstein, Chamoisleder und 160 Qua-
vis der Fontäne ins Gebäude. In Anspielung an die spiegeln-
dratmeter handgeknüpfte Seidenteppiche. Doch mehr als
de Oberfläche des Sees ist das neue Sockelgeschoss vollstän-
die exotischen Materialien überraschen die Größe der Suite
dig verglast.
und vor allen Dingen der Maßstab und die Ausstattung des
Standardzimmer des
Grand Hotels. Die edle
und stilvolle Gestaltung
unterstreicht die Exklusivität des Standortes.
unteren Wohnraumes. Knapp 200 Quadratmeter groß, ist
Details, die den Unterschied ausmachen
dieser ausschließlich mit Sitzmöglichkeiten möbliert. Zwei
Im Innern werden Gäste durch eine Vielfalt auserlesener
Sofagruppen, eine Festtafel und ein Kaffeetisch sollen das
Materialien, Möbeln und Requisiten in limitierter Auflage
passende Ambiente für jeden Anlass bieten. Am Rande des
empfangen: Marmor in der Lobby, Ebenholz in der Bar und
Raumes flackert ein Feuer, allerdings brennt darin kein ech-
von Hand angefertigte Muster aus Perlmutt und Kupferla-
tes Holz. Das gasbetriebene Cheminée, die Vorhänge und die
mellen im Restaurant. „Es sind die Details, die den Unter-
Lichter lassen sich über das KNX-Bussystem steuern oder
schied ausmachen“, erklärt Hegazy. Für jede Gefühlslage
via Fernbedienung über ein Busch-Jaeger Touchpanel. Ein
und jedes Bedürfnis soll das Interieur die passende Raumat-
großer Flachbildschirm richtet sich nach Bewegungen aus
mosphäre bereithalten. Gleichzeitig bleibt die Gestaltung
und passt seine Leuchtstärke automatisch der Umgebung
durchweg als einheitliche Sprache erkennbar. Als „Seele des
an. Die Lieblingsfilme und bevorzugten Musikstücke des
Hotels“ schlägt sie die Brücke vom Außenraum über die
Gastes werden vor seiner Einkunft auf den Server der Suite
öffentlichen Innenräume bis hin zu den Zimmern und wie-
geladen. Eine Lounge und ein Büro im Erdgeschoss sowie
der zum Ausblick. Der Klientel von Geschäftsreisenden ent-
ein intimeres Wohnzimmer, ein Billardzimmer, ein Fitness-
sprechend sind die Hotelzimmer vor allem schlicht, funktio-
raum, ein Dampfbad und drei Schlafzimmer mit Marmorbä-
nal und wohnlich. Die Aufgabe der Suite ist eine andere:
dern im Obergeschoss ergänzen das räumliche Angebot. Die
„Sogar diejenigen zu beeindrucken, die selten beeindruckt
Rückmeldungen der Gäste zeugen laut Hegazy bisher von
sind“, erklärt der Designer seinen Auftrag. Von der süd-
einem vollen Erfolg. In Architektur- und Designzeitschriften
lichen Ecke des Gebäudes aus bietet die Suite einen über-
hat die Suite allerdings noch keine Wellen geschlagen. Das
wältigenden Ausblick auf den See und die Stadt, viel Platz
mag daran liegen, dass sie sich gängigen Qualitätsbeurtei-
und vor allem Service und Diskretion. Die Gestaltung der
lungen entzieht: Über was Luxus ist und was nicht, urteilt
Suite unterscheidet sich nur wenig von den Hotelräumlich-
letzten Endes allein der Gast.
26
puls 02 | 2008
Projektbeteiligte
Bauherr
Palace Genève S.A.
Materialien vom Feinsten: Rosenholz, Ebenholz und Marmor prägen das Design
des großzügig geplanten Badezimmers der Geneva Suite (oben). Aufwachen mit
Blick auf den Genfer See (unten). Details wie die Ausrichtung des Bettes gehören ganz selbstverständlich zum unsichtbaren Luxus der Geneva Suite.
Architekt
Umbau altes Gebäude:
TJCA, Chène-Bourg, Schweiz
www.tjca.ch
Innenarchitektur
öffentliche Innenräume, Geneva Suite:
A.B. Living Design, Stocksund, Schweden
www.ablivingdesign.com
Hotelzimmer:
HBA/Hirsch Bedner Associates
www.hbadesign.com
Haustechnik
Integrierte Produkte Geneva Suite:
KNX-System sowie entsprechende Bedienelemente
Kempinsiki
der Schalterserie carat von Busch-Jaeger
11
» Visionen
Hotelvisionen
Urlaub im fliegenden Hotelzimmer, Aufenthalte
in gänzlich unerschlossenen Gebieten, oder
aber Reisen ins All. Die Hotelkonzepte der
Zukunft setzen sich über bestehende Grenzen
hinweg – immer auf der Suche nach noch
spektakuläreren Ideen. Aber auch kluge Konzepte entstehen, wie die Zwischennutzung von
brachliegenden Grundstücken. puls stellt einige
zukunftsweisende Projekte vor.
m3 Architects: Non Urban Hotel
Portable Hoteltürme als Urlaubstraum der Zukunft: Egal ob im Südpazifik,
in der Antarktis oder der Wüste – die turmartigen Gebilde könnten beliebig
an jedem Platz der Welt errichtet und je nach Reisetrend wieder an einen
anderen Ort transportiert werden. Erstellen und Abbauen – diese Analogie
bildet den Mittelpunkt des neuen Konzepts, entwickelt vom Londoner Büro
m3 Architects. Die Schale des raumschiffartigen Objekts wird als Einheit
vorproduziert und an den jeweiligen Zielort gebracht. Die Anreise der
Hotelgäste erfolgt mit einem Helikopter, der Reiz der Location liegt in der
nicht vorhandenen Infrastruktur. Die Architekten betonen, dass nach
Abbau des Hotels die ursprüngliche Landschaft wiederhergestellt wird.
Lediglich die dünnen, stelzenartigen Verankerungsstützen würden kleine
„Fußabdrücke“ in der Umwelt hinterlassen. Der Hotelturm ist als autarke
Einheit geplant: Ein Abfallbeseitigungssystem befindet sich im Rumpf der
Struktur; die Energieversorgung erfolgt durch Solarzellen. Auch im Innern
ist die Turmkonstruktion mit Hightech ausgestattet: IT-Einheiten in jedem
nicht verliert. Ziel ist es, keine Nischengruppen, sondern einen großen
Querschnitt der Öffentlichkeit mit dem Konzept anzusprechen.
28
m3 Architects
Raum sorgen dafür, dass der Reisende den Anschluss an die Zivilisation
Galactic Suite
Xavier Claramunt: Galactic Suite
Seit in den 1970er-Jahren Raumstationen wie die „Saljut“ oder „Mir“ Menschen ins All katapultierten war der Pioniergeist der Forscher geweckt: das Weltall als unermesslicher Spielraum für Wissenschaft und Zukunftsvisionen. Und spätestens seit vor sechs Jahren der US-Geschäftsmann Dennis
Tito als erster Privatmann ins All reiste, gilt Weltraumtourismus als nicht mehr ganz abwegiger
Zukunftstraum. Schon im Jahr 2012 will der katalanische Architekt und ehemalige Raumfahrt-Ingenieur Xavier Claramunt eine Hotelkette im Orbit eröffnen. Inspirieren ließ er sich bei seinem Entwurf durch das Prinzip der Seepocke: Eine Basisstation, im All rotierend, bildet das Zentrum, kleinere
Einheiten klammern sich ähnlich wie die saugstarken Krebstierchen an dieser Basis fest: Die kapselTim Pyne: M-hotel, London
förmigen, sieben mal vier Meter großen modularen Räume der Galactic Suite bieten Platz für
Es ist kein klassisches Designhotel, das da in Shoreditch,
Schlaf-, Wohn- und Badezimmer und gruppieren sich wie Weintrauben um den Zentralbereich. Ver-
einem Londoner Stadtrandgebiet entsteht. Das Apart-
packt in einem Anzug mit Klettband, haften sich die Reisenden wie Spiderman an die Wände. So
Hotel nutzt unbesetzte, leer stehende oder als Parkplätze
können die Gäste in 80 Minuten einmal um die Erde kreisen, dabei in rund 450 Kilometern Höhe 15-
verwendete Nischen der Stadtlandschaft. Es wird tempo-
mal am Tag die Sonne aufgehen sehen und die Aussicht über den Planeten genießen.
rär als Zwischennutzung installiert, geplant für einen Zeitraum von etwa fünf bis zehn Jahren. Durch eine „WinWin“ Strategie profitieren in Zeiten explodierender
Immobilienpreise nicht nur die Besitzer der Grundstücke.
Arbeitnehmer ansässiger europäischer Firmen haben die
Möglichkeit, sich einzumieten, und sind nicht mehr auf
eins der vielen Durchschnittshotels angewiesen. Ausgehend von seinem bereits vorab entworfenen, modularen
M-House entwickelte Tym Pyne das M-hotel, ein System
beruhend auf kleinen Appartementmodulen. Das Prinzip
ist einfach und adaptiv: Eine leichtgewichtige Stahlkonstruktion bildet das Grundgerüst, in das die 36 Einheiten
durch das Hinzufügen neuer Module ist schnell möglich.
Nach außen hin belegt ein digitaler Print die Fassade, der
getauscht werden kann. Je nach Umgebung oder Kunde
kann eine augenfällige Bedruckung oder eine sich zurück-
Tim Pyne & Associates
eingehängt und montiert werden. Eine Erweiterung
haltende, ruhige Gestaltung gewählt werden. Die Fertigstellung des Projekts ist für Ende 2009 geplant.
29
Snøhetta: Tafjord Hotel, Norwegen
Schroffe Felsen und steile Schluchten prägen die Fjordlandschaft um den Zakarias-Staudamm im äußersten
Nordwesten Norwegens. Eine eindrucksvolle Kulisse für
ein Hotelprojekt, dessen Realisierung bislang jedoch aus
Kostengründen scheiterte. Die Architekten Snøhetta aus
Oslo planten, direkt auf dem Zakarias-Staudamm, der mit
96 Metern der zweithöchste in Europa ist, ein Hotel zu
errichten. Die 40 Zimmer des Hotels würden direkt auf
der Staudammmauer angesiedelt werden, der Krümmung
folgend. Zur Inszenierung der Ausblicke trägt eine raumhohe Verglasung bei und markiert die Schnittstelle zwischen Stausee und tiefen Schluchten. Außerdem sieht der
Entwurf eine Erweiterung des bereits bestehenden Kraftwerksmuseums vor: Spektakulär spannt sich ein transparenter Riegel aus Stahl und Glas zwischen die Klippen – in
direkter Nachbarschaft zur Staudammmauer. Auf 350
Quadratmetern sollte hier die Tafjord Galerie entstehen,
die vornehmlich künstlerische Arbeiten zeigen sollte, die
Jean-Marie Massaud
Snøhetta
sich im Spannungsfeld von Natur und Technik bewegen.
GRAFT
Graft: Water Cay, Turks- und Caicosinseln
Das Archipel der Turks und Caicosinseln, in der Karibik südlich der
Bahamas gelegen, zeichnet sich zum einen durch karge Steilwände,
dicht bewachsene Landschaften und flache Korallengärten aus. Die
von Graft entworfene Hotelanlage versucht genau diese Besonderheiten der Küste und der Insel aufzugreifen und bei der Gestaltung
Jean-Marie Massaud: Manned Cloud Cruise Airship
der Villen in den Vordergrund zu spielen. Vom Hauptgebäude aus-
156 Jahre nach der ersten Jungfernfahrt eines Luftschiffs versucht
gehend entstehen drei Arten an Unterkunftsmöglichkeiten, die sich
der Designer Jean-Marie Massaud seine Vision des zukünftigen Rei-
einer Perlenkette gleich über die Insel ziehen. An der Südküste
sens zu verwirklichen: Er entwirft das fliegende Hotel. Im Luftschiff
befinden sich die Wasserpavillons, die wie ein Vogelschwarm auf
„Manned Cloud“ (bewohnte Wolke) kann der Tourist nicht zugäng-
dem Wasser zu schwimmen scheinen. Die Thematik des Wassers
liche Gebiete von oben entdecken und langsam über Strände und
und das Phänomen der Gezeiten stehen bei der Gestaltung im
Dschungel schweben, er kann unberührte Traumlandschaften
Mittelpunkt. Das Wasserbecken auf dem Holzdeck vor der Villa
genießen, ohne dass diese durch touristische Infrastrukturen aus-
wird bei Flut überspült, bei Ebbe funktioniert es wie ein Rückhalte-
gebeutet würden. Nach Massauds Plänen wird das Hotel 40 Gäste
becken. Der zweite Unterkunftstypus sind Baumhäuser. In Höhe
in 20 Zimmern sowie 15 Angestellte aufnehmen können. Die beiden
der Baumwipfel an Hochpunkten der Insel zu kleinen Gruppen
550 Quadratmeter großen Etagen bieten Platz für mehrere Aufent-
arrangiert, liegt der Blick zu allen Küstenseiten frei. Jede Gruppe der
haltsbereiche wie Restaurant, Lounge, Bibliothek und Spa-Bereich.
in 4-5 Metern Höhe gelegenen Häuser teilt sich die Erschließungs-
Das Luftschiff mit einer Länge von rund 210 Metern und einer
wege. An der nordwestlichen Inselseite planen die Architekten, aus
Geschwindigkeit von maximal 170 km/h soll das Bewusstsein für
Stein gehauene Höhlen in den Klippen entstehen zu lassen. Sie öff-
die Schönheit der Landschaft schärfen. „Manned Cloud“ ist etwa 25
nen sich zum Strand und sind mit diesem durch Stege verbunden.
Meter kürzer als die legendäre “Graf Zeppelin”, dafür aber breiter
Die Außenbereiche der Höhlen sowie deren Pools werden in die
und schneller. Zudem liegen die Passagierkabinen anders als beim
Klippenlandschaft integriert.
Zeppelin im Aeroscraft selber. Für das Zukunftsprojekt wird ein
Helium-Auftriebskörper gemeinsam mit dem französischen Zentrum für Luft- und Raumfahrttechnik ONERA entwickelt, der bis im
Jahr 2020 zur Vollendung gelangen soll. Gewürdigt wurde das visionäre Projekt bereits mit dem APCI-Observeur-Design-Preis 2008.
31
» Zu Besuch
Prinzip „Bezahlbarer Luxus“
Das holländische Architekturbüro Concrete Architectural Associates überrascht
seit seiner Gründung im Jahr 1997 immer wieder mit aufregenden Innenraumkonzepten. Die in Amsterdam ansässigen Architekten haben sich unter anderem
zu Experten für Hospitality Design entwickelt. Gerade wurde die erste Dependance
des CitizenM-Hotels eröffnet, einem Budgethotel, das dennoch Komfort bietet.
Von Britta Rohlfing
Die Architektur von Concrete Architectural Associates wird
nessbereich – die Herausforderung für uns Designer ist es,
geprägt durch widersprüchliche Momente. Sie entsteht in
alle diese Bereiche in einer Designsprache zu gestalten,
einem sehr unvoreingenommenen Gestaltungsprozess. In
ihnen aber gleichzeitig eine eigene Identität zu verleihen.
Concretes Selbstdarstellung heißt es: „In einer sich schnell
Die Zimmer sollten den Eindruck erwecken, als ob sie just für
verändernden Welt verlangt es nach radikal anderen Lösun-
den Reisenden entworfen wurden und ihm ein Gefühl des
gen als denen die uns noch vor ein, zwei Generationen
Zuhauseseins vermitteln. Hotels sind Plätze zum Leben,
angeboten wurden.“ Der Schlüssel zum Erfolg mag auch in
Schlafen, Essen, Entspannen. Es sind mysteriöse Orte – es
der Aufstellung des Büros liegen. Das interdisziplinäre Team
kann viel passieren oder auch gar nichts.
Lobby und Restaurant des
Grand Winston Hotels in
Rijswijk – Die Gestaltung von
Concrete Architectural Associates drückt Großzügigkeit
und Transparenz aus.
besteht aus Architekten, Innenarchitekten, Produkt- und
Kommunikationsdesignern, von denen jeder einzelne mit
Concrete scheint sich auf keinen Design- oder Architektur-
seiner ganz eigenwilligen Design-Auffassung die Gestal-
stil festgelegt zu haben. Wie gehen Sie an ein neues Projekt
tung beeinflusst. Es entsteht eine Architektur, die sich von
heran?
herkömmlichen Gestaltungsnormen löst und sich doch
Das ist richtig. Wir arbeiten nicht mit einer bestimmten Art
höchster Funktionalität verschrieben hat.
von Designsprache, die wir immer wieder anwenden wollen,
sondern wir lassen uns vom Kunden inspirieren. Gutes
Sie haben bereits einige Hotels wie das Überfluss in Bre-
Design beginnt immer mit einer guten Analyse. Der Kunde
men oder das Grand Winston in Rijswijk gestaltet. Was reizt
erörtert uns das Projekt, und wir definieren das Problem, für
Sie an Hoteldesign besonders?
das wir eine Lösung finden werden. Wir versuchen immer,
Das Interessante an Hotels ist, dass sie ein vielfältiges Raum-
eine maßgeschneiderte Antwort zu gestalten.
programm besitzen: Private Räume bestehen neben öffentlichen, Introvertiertheit neben Extrovertiertheit. Menschen
Das Hotel-Business ist sehr konkurrenzbetont. Wie kann
möchten einander treffen und benötigen hierfür eine adä-
die Architektur dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit
quate Umgebung, oder aber sie möchten sich einfach zurück-
eines Hotels zu steigern?
ziehen und erholen. Restaurant, Lobby, die Zimmer, Spa, Fit-
Gestaltung ist neben dem Service eins der wichtigsten Dinge.
32
puls 02 | 2008
Concrete Architectural Associates
Concrete Architectural Associates
» Interview
Spaß als Arbeitsdevise. Das
knapp 30-köpfige Team um
Gründer Rob Wagemans profitiert von seiner interdisziplinären Zusammensetzung. Die
konträre Designauffassung
einzelner Mitarbeiter wird in
ein stimmiges Gesamtkonzept
zusammengeführt.
Wir denken, dass das Design ein Gesamtkonzept passen
jeder wünscht sich ein gutes Bett, um am nächsten Morgen
muss, das auch alle anderen Elemente im Hotel berührt und
ausgeschlafen zu sein –, dann muss man sich schon in der
die dazu beitragen, die Marke erlebbar zu machen. Alles soll-
Vier- bis Fünf-Sterne-Kategorie bewegen. Und viel Geld aus-
te aus einer Gesamtphilosophie heraus gedacht und gestal-
geben, denn man bezahlt den Service, das große Zimmer,
tet werden.
vielleicht sogar zwei Bäder, alles was eben zu dieser SterneKategorie gehört, ebenso mit. Das Konzept von CitizenM
Der Gedanke der Corporate Identity scheint also immer
setzt hier an. Man kann es am besten mit dem Schlagwort
wichtiger zu werden. Inwieweit geht Ihre Arbeit über den
„Bezahlbarer Luxus“ beschreiben. Wir konzentrieren uns auf
architektonischen Aspekt hinaus?
die Dinge, die dem Gast wichtig sind: ein bequemes Bett,
Wir versuchen unsere Kunden eng in das Projekt einzubezie-
eine gute Dusche, stylishes, funktionales Design sowie intel-
hen, damit sie das Konzept verstehen und es leben können.
ligente Technik und verzichten aber, um den Preis für die
Denn der Kunde ist derjenige, der es den Gästen oder Konsu-
Übernachtung erschwinglich zu halten, beispielsweise auf
menten vermitteln muss. Wir setzen jeweils für alle Beteilig-
eine hohe Quadratmeterzahl der Zimmer. Das Ergebnis sind
ten und die anderen Disziplinen die kreative Messlatte fest.
kleine, aber sehr funktionale Zimmer, ausgestattet mit
essentiellen und wichtigen Komponenten.
Mobilität ist ein Schlüsselwort unserer Zeit. Dementsprechend haben Sie ein neues Hotelkonzept entwickelt, Citi-
Sie sprachen von intelligenter Technik. Der technische
zenM. Wo liegt der Unterschied zu herkömmlichen Hotels?
Aspekt spielt also eine wichtige Rolle bei der Zimmeraus-
Die Idee zu CitizenM wurde quasi aus der Unzufriedenheit
stattung. Welche Features gehören dazu?
heraus geboren. Wer als Vielreisender – daher der Name Citi-
Die gesamte Gestaltung der Zimmer wurde auf die Bedürf-
zenM , kurz für Citizen mobile – unterwegs ist, findet
nisse des Gastes zugeschnitten. Jedes Zimmer verfügt über
zumeist Hotels, die nach dem Fünf-Sterne-System organi-
einen großen Fernseher, einen Highspeed-Internetzugang
siert sind. Das heißt, wenn man ein gutes Bett sucht – und
sowie über ein Touchscreen-Display mit dem sich Licht, Tem-
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puls 02 | 2008
peratur, Jalousien und Musik steuern lassen. Der Reisende
kann sogar aus sechs vorprogrammierten Stimmungen –
von „Romantik“ bis hin zu „Entspannung“ – die für sich passende auswählen.
Die Zimmer von CitizenM werden inklusive Ausstattung
komplett vorgefertigt. Welche Vorteile hat das?
Entscheidend ist, dass wir so mehrere Faktoren kontrollieren
können. Noch vor Baubeginn werden die Zimmer in einer
Fabrik in der Nähe von Rotterdam hergestellt. Das verschafft
uns nicht nur einen Zeit- und Kostenvorteil, sondern auch
die Möglichkeit, die Qualität optimal zu kontrollieren, vergleichbar mit einer Produktionslinie in der Autoindustrie.
Wie sieht der potenzielle Gast des CitizenM aus?
Es gibt so viele unterschiedliche Gruppen, die sich von Citiebenso wie der Kultursuchende, der Rucksackreisende wie
der Shopping-Tourist oder auch ein Liebespaar im Romantikurlaub. So unterschiedlich die Gruppen auch sind, eins verbindet sie miteinander: Sie reisen viel und sind dabei jung
im Herzen geblieben, haben Lust, Neues zu entdecken und
sich inspirieren zu lassen – und das geht auch, wenn jemand
Jeroen Musch
70 Jahre alt ist.
Richard Powers
zenM angesprochen fühlen können: Der Geschäftsmann
Das Hotelkonzept von CitizenM (oben), dessen erste Filiale jüngst am
Flughafen von Amsterdam eröffnet wurde, verspricht „bezahlbaren Luxus“
und richtet sich an den mobilen Reisenden von heute. Beim Hotel Überfluss in Bremen (unten) ist der Name Programm. Die Begriffe “Reichtum”
und „Luxus“ dienten den Architekten als Leitfaden bei der Hotelgestaltung.
» Workshop
Zukunftsweisende Nutzung von
Gebäudeinstallationstechnik: Via
Lasertechnik werden Hologramme genau dorthin projiziert, wo
Lichtschalter und Steuerungseinheiten benötigt werden.
Workshop
„Haus-Technik-Zukunft“
Welches Potenzial in moderner Gebäudeinstallationstechnik steckt, haben mehr als
vierzig Architekten, Innenarchitekten und
Fachplaner gemeinsam mit Busch-Jaeger
während der Workshopreihe „Haus-TechnikZukunft“ erforscht. puls stellt in jeder
Ausgabe ein Projekt vor.
Entwurf Uta Krämer OX2architekten
Welcher Architekt oder Nutzer wünscht sich nicht eine
flexible und an die jeweiligen Bedürfnisse neu zu adaptierende Gebäudeinstallationstechnik? Die Architektin Uta
Krämer sieht die Lösung in einer vom Rohbau unabhängigen Nutzung: holografische Raumbilder fungieren dabei
als Steuerungseinheiten. Ausgangspunkt ihrer Überlegungen sind die steigende Anforderung an die Flexibilität von
Räumen sowie der Wunsch, Räume individuell bespielbar
zu gestalten. Der Entwurf von Uta Krämer ist (noch) eine
wahre Zukunftsvision. Es gibt Lichtschalter, die als ein
holografisches Bild nur bei Bedarf erscheinen, Steckdosen,
die, ähnlich der Induktionstechnik, flexibel und ortsunabhängig in Wänden genutzt werden können. Erzeugt würden die dreidimensionalen Raumbilder mittels in der
Decke eingebauter Steuerungstechnik. Eine Lichtschranke
sendet beim Betreten des Raums Signale und lässt das
Hologramm direkt neben der Tür erscheinen. Über den
Computer programmiert, könnte das Layout der Steuereinheit sowie individuelle Szenarien gestaltet werden. Realisierungstechnisch zwar noch in weiter Ferne, aber
gedanklich ein Schritt in die Zukunft: das holografische
Raumbild sogar dem Nutzer folgen zu lassen – der Schalter
wäre immer griffbereit und in Reichweite positioniert.
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Lichtspiel Raumspiel – Innovativer Einsatz von Hologrammen zur Haussteuerung
» Material
Edelstahl
Materialien sind die Seele der Architektur. Sie geben
Gebäuden Charakter und Räumen Atmosphäre. Doch
was denken Architekten über „Material-Klassiker“
heute? puls hat sie zu ihren Ansichten befragt.
Antworten von Dominik Dreiner
Welchen Reiz übt Edelstahl auf Sie aus, und welche Rolle weisen
Sie dem Material in Ihrer Architektur zu?
Wie das Wort schon besagt, ist Edelstahl veredelter Stahl. Also ein
Material, das aus seiner Substanz heraus durch einen Prozess „veredelt“ wird und dadurch höchst widerstandsfähig gegenüber äußeren Einflüssen ist. Diese Eigenschaft sowie die Möglichkeit, es in
verschiedensten Oberflächen zu verarbeiten, macht es zu einem
äußerst reizvollen Material.
Edelstahl rostet nicht und setzt keine Patina an. Ist diese Art der
„alterslosen“ Gestaltung auch ein Paradigma für das 21. Jahrhundert?
Auch die Oberfläche des Edelstahls wird durch Umwelteinflüsse
verändert. Durch einen relativ unkomplizierten Pflegeprozess kann
man es jedoch immer wieder erneuern. Diese Zeitlosigkeit birgt
Widersprüche und Spannungen in sich. Dies spricht eine gewisse
Sehnsucht des Menschen nach dem Unvergänglichen an.
Welche Oberflächen und Bearbeitungstechniken gehören bei Edelstahl aus Ihrer Sicht der Zukunft, und welche neuen Einsatzgebiete
wird sich das Material damit erschließen?
Hier gilt es für einen Architekten, zwischen technischer Verarbeitung und haptischer Anmutung zu differenzieren. Denken Sie nur
an die Verarbeitung im Schmuck oder an die Verwendung des
Materials in der Kunst. Physikalisch gesehen ist es sicherlich eher
spröde als geschmeidig. Wie es nun auf den Betrachter wirkt, kommt
Innovative Fassadenverkleidung: Neubau der Geschäftsstelle Südwestmetall Heilbronn.
Das Metallgeflecht aus Edelstahlbändern spiegelt Licht und Farben der Umgebung wider.
38
Johannes Marburg (l.), raumprobe
wohl auf die Verarbeitung an und auf die Intention des Gestalters.
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Die Farben der Intuition
Bäder verwandeln sich in Wellness-Oasen, Küchen in
Kommunikationsinseln, und Wohnzimmer mutieren zu
persönlichen Erlebniskulturen. Kurzum – die Wohnbereiche werden neu definiert, und Busch-Jaeger trägt dieser
Veränderung der Lebensgewohnheiten mit einer neuen
Generation von intelligenten Gebäudesteuerungssystemen Rechung. Das modulare Steuerungssystem Busch-
On, basierend auf der KNX-Gebäudesystemtechnik,
priO
lässt sich kinderleicht und intuitiv bedienen. Die Steuerung der unterschiedlichen Komponenten Licht, Heizung
und Jalousie erfolgt zentral von einem Ort aus. Jedem
Komfortbereich ist auf dem Bedienelement eine Farbe
zugeordnet: Die Lichtsteuerung ist gelb wie die Sonne, die
Jalousie-Funktion ist blau wie der Himmel, die Klimafunktion orange wie die Wärme. Komplette Szenarien, die
vorab definiert wurden, sind durch Magenta gekennzeichnet. Die Farben werden durch leicht verständliche
Piktogramme ergänzt, sodass die Kennzeichnung international und gänzlich sprachunabhängig funktioniert.
On in punkto FunktionaBusch-Jaeger setzt mit Busch-priO
lität und Bedienkomfort somit ganz neue Maßstäbe.
Licht
Jalousie
Heizung
Szene
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» Einblicke
Alle Funktionen im Griff
Eco-Energiesparmodus
On gelingt es, die Komplexität der GebäudeMit Busch-priO
In Zeiten des Klimawandels ist verantwortungsvoller Um-
steuerung unter Kontrolle zu bringen. Das modulare Sys-
gang mit den Ressourcen wichtiger denn je. Der Hotelbe-
tem eröffnet eine Vielfalt an Möglichkeiten und Funktio-
trieb bietet Ansatzpunkte der Optimierung und Einsparung:
nen, die ganz an die individuellen Lebensräume angepasst
Über einen zentralen Cardschalter werden normalerweise
werden können. Mit einem Dreh sind alle Funktionen
alle Energiefunktionen des Zimmers durch den Gast an-
erreichbar: Licht, Klima und Klang lassen sich einzeln
und beim Verlassen wieder abgeschaltet. Jeder Hotelier
schalten oder komplett zu Wohnszenen gestalten, jeder
kennt die damit verbundenen Akzeptanzprobleme und die
Raum lässt sich schnell und effizient steuern oder überwa-
Tricksereien, die Klimaanlage bei Abwesenheit doch noch
chen. Einzelne Leuchten können beispielsweise über das
laufen zu lassen. Die EIB/KNX-Technologie bietet hier Abhil-
3,5-Zoll-TFT-Display direkt angesteuert und gedimmt wer-
fe: Ein „Green Button“ versetzt das Hotelzimmer in einen
den. Das passende Wohlfühlklima wird von der Einzelraum-
Energiesparbetrieb, den ECO Mode. Halogenleuchten oder
Temperaturregelung geschaffen. Angepasst an die persön-
die Fußbodenheizung im Bad etwa werden abgeschaltet, die
lichen Gewohnheiten kreieren komplette Szenen das indi-
Klimaanlage läuft jedoch auf kleiner Stufe weiter. Der Gast
viduelle Ambiente. Einfachheit und Benutzerfreundlich-
entscheidet, ob er das Angebot annehmen möchte. Bei Rück-
On verbindet
keit haben dabei oberste Priorität. Busch-priO
kehr ist innerhalb kürzester Zeit der Komfortbetrieb wieder
somit Komfort, Sicherheit, Energieeffizienz und Wirt-
aktiviert. Da der KNX Bus das Gebäude zentral vernetzt,
schaftlichkeit. Das Steuerungssystem ist in vier Designva-
kann der ECO Mode auch jederzeit vom Frontdesk oder über
rianten erhältlich: in Weiß Hochglanz, Glas weiß, Glas
die Buchungssoftware (de-)aktiviert werden. Neben dem
schwarz sowie Edelstahl mit spezieller Antifingerprint-
Energiespareffekt birgt der ECO Mode noch einen weiteren
On gibt den Bewohnern das gute
Beschichtung. Busch-priO
Vorteil: Er bringt eine verantwortungsvolle Haltung des
Gefühl, alles im Blick zu haben. Lieferbar ab Januar 2009.
Hoteliers gegenüber der Umwelt zum Ausdruck.
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» Denkanstoß
Wie hoch sind die monatlichen
Stromkosten des Emirates Palace
Hotels bei voller Auslastung?
Energie und Elektrizität bewegen sich in Dimensionen und
Zahlen, die mitunter jenseits unserer Vorstellungskraft liegen.
puls testet Ihr Schätzvermögen und stellt in jeder neuen
Ausgabe eine Preisfrage. Der Gewinner erhält eine Belohnung
in Form eines Buchpreises.
Ausfüllen, kopieren und faxen an:
+49 (0)1805-66 99 09
E-Mail an: [email protected]
Ja, ich will. Bitte senden Sie mir „puls“ künftig
regelmäßig frei Haus zu.
Vorschau puls 03-2008:
Projekte rund ums Thema Sanierung
Vom Industriegebäude bis zum Wohnhaus –
Antwort
Bauen im Bestand verlangt einen sorgfältigen
Die monatlichen Stromkosten des Emirates Palace Hotels betragen bei voller
Umgang mit der Substanz und dem histori-
Auslastung
schen Kontext. Mehr darüber in puls 03-2008.
US-Dollar.
Name
Büro
Otto Durst / Fotolia
Straße
PLZ/Ort
Impressum
Telefon
Fax
puls
Zeitschrift für Bewegung in der Architektur
E-Mail
Herausgeber:
Busch-Jaeger Elektro GmbH
Freisenbergstr. 2
58513 Lüdenscheid
www.busch-jaeger.de
Zu gewinnen:
Unter allen richtigen Einsendungen verlost Busch-Jaeger
Verlag:
Gesellschaft für Knowhow-Transfer
in Architektur und Bauwesen mbH
70771 Leinfelden-Echterdingen
www.gkt-publishing.de
je ein Exemplar der Bücher
Hotel Design von Daab. Der/
Redaktion:
Dieter Lautz, Thomas K. Müller,
Britta Rohlfing, Jakob Schoof,
Christiane Schulte, Mirko Simon
die Gewinner/in wird in der
Printed in Germany – Imprimé en Allemagne
Gareth Gardner, Wimberly Allison Tong and Goo (l.)
Contemporary Hotel Design
von DOM Publishers und
nächsten Ausgabe von „puls“
veröffentlicht. Gewinner des
letzten Preisrätsels sind Lars
Fischer, Westerstede, und Max
Breitenhuber, München.
© by Busch-Jaeger
Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere das Recht auf Verbreitung, Nachdruck von Text und Bild, Übersetzung in
Fremdsprachen sowie Vervielfältigung jeder Art durch
Fotokopien, Mikrofilm, Funk- und Fernsehsendung für alle
veröffentlichten Beiträge einschließlich aller Abbildungen.
Änderungen und Irrtümer vorbehalten.
MAGAZI N FÜ R BEWEGU NG I N DER ARCH ITEKTU R
Hotels
puls 2 | 2008
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Hotel
Emirates Palace
Abu Dhabi
Der neue p u r e d e l s t a h l .
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Authentizität und Einzigartigkeit –
Neue Trends im Hotelwesen
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Form. Aus beständigem
Die Metamorphose des Hotelzimmers
Edelstahl – wie für die
Harry’s Hotel Home – Aparthotel
für das Wohnen auf Zeit
Ewigkeit geschaffen.
„Bezahlbarer Luxus“ – zu Besuch bei
Concrete Architectural Associates
www.BUSCH-JAEGER.de
Die Zukunft ist da.
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