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MAGAZI N FÜ R BEWEGU NG I N DER ARCH ITEKTU R Hotels puls 2 | 2008 Herausragend. Klar. Beständig. Und edel. Hotel Emirates Palace Abu Dhabi Der neue p u r e d e l s t a h l . Herausragend in seiner Oberfläche und resistent von WIMBERLY ALLISON TONG AND GOO pur edelstahl gegen Fingerabdrücke. Authentizität und Einzigartigkeit – Neue Trends im Hotelwesen Klar und geradlinig in seiner Form. Aus beständigem Die Metamorphose des Hotelzimmers Edelstahl – wie für die Harry’s Hotel Home – Aparthotel für das Wohnen auf Zeit Ewigkeit geschaffen. „Bezahlbarer Luxus“ – zu Besuch bei Concrete Architectural Associates www.BUSCH-JAEGER.de Die Zukunft ist da. 02 | 2008 Philip Sayer » Editorial John Whiles vom Londoner Architekturbüro Jestico + Whiles ist Experte für Hoteldesign: Unter seiner Federführung entstanden in den letzten Jahren weltweit über 30 Luxushotels. Zur Sache: Hoteldesign puls im Gespräch mit John Whiles vom Architekturbüro Jestico + Whiles Wie haben sich die Anforderungen an die Mit welchen Mitteln kann der Hotelbetreiber geradezu zelebrieren, jeder Raum in jedem die- Hotelgestaltung innerhalb der letzten 20 Jah- Einzigartigkeit erreichen? ser Hotels bietet eine andere Erfahrung. Die re verändert? Durch seine Haltung zum Service. Einige setzen Firmdale Hotels in London sind so ein Beispiel. Mittlerweile nehmen Hotelbetreiber ihre Ziel- auf gutes Design bei einem vermindertem Ser- Sollte die Innenarchitektur eines Hotels einen gruppen sehr bewusst wahr. Die Welt ist erfah- viceangebot, andere fokussieren auf guten Ser- regionalen Bezug herstellen? ren im Reisen, die Erwartungen sind hoch. Bud- vice, um dem schließlich noch eine großartige Ja, unbedingt. Jedes Design sollte in seinen gethotels kümmern sich ums Design und rich- Umgebung hinzuzufügen. Es gibt nichts Schlim- Kontext eingebunden sein. Gehrys Bilbao ten ihren Fokus verstärkt auf den Service, wäh- meres für einen Hoteldesigner, als ein wunder- Museum, obwohl es eine außergewöhnliche rend Betreiber von Luxushotels sich in Deka- volles Hotel zu gestalten und zu sehen, wie sich Titan-Konstruktion ist, fügt sich perfekt in sei- denz überbieten, um „neues Geld” anzuziehen. das Gesamtkunstwerk durch einen miserablen ne Umgebung ein. Wir sehen den kontextuel- Kann man einen Trend in Richtung Individu- Standard des Service oder das Desinteresse des len Aspekt als eine Herausforderung an. Bei all alität ausmachen? Managements wieder auflöst. unseren Projekten untersuchen wir das lokale Ja, aber die Ausprägung variiert in Abhängig- Welche Kunden verlangen heute nach Indivi- Umfeld und die Kultur sehr genau und überset- keit von der Marke. Kürzlich habe ich ein Motel dualität? zen die Ergebnisse in ein Design, das manch- One in Deutschland besucht, man könnte es Alle Kunden sind Individuen und haben beson- mal eine subtile oder auch leicht ironische als stilprägend bezeichnen. Im Luxusbereich, dere Wünsche. Allein die Hotelbetreiber neigen Wendung nehmen kann – die dem Betrachter würde ich sagen, bemühen sich die Hotelbe- zu Wiederholungen – entweder aus Kosten- dann hoffentlich viel Freude bereitet. treiber, eher die Vorzüge des Ortes in den gründen oder aus Angst davor, den Marken- Was vermissen Sie in den Hotels von heute? Vordergrund zu spielen, als dass sie das Heil in standard nicht einzuhalten. Aber zum Glück Tiere. Es geht doch nichts über einen Hund, einem ausgeprägten Markenethos suchen. gibt es Hoteleigentümer, die die Individualität der dich schwanzwedelnd begrüßt. 02 puls 02 | 2008 Schlafen wie ein Eskimo, übernachten tief im Innern eines Berges – individuelle Hotelkonzepte machen’s möglich > S. 04 „Ein Palast, kein Hotel“ > S. 10 Für Jobnomaden – Wohnen auf Zeit in Harry’s Hotel Home > S. 14 Geneva Suite – der Inbegriff der Exklusivität > S. 20 Urlaub im All > S. 24 Prinzip „bezahlbarer Luxus“ > S. 32 04 10 14 20 24 Titelbild: Wimberly Allison Tong and Goo (WATG) Bildbearbeitung: Raphael Pohland / stilradar 28 Macro Authentizität und Einzigartigkeit – Neue Trends im Hotelwesen. Von Hubertus Adam Micro Die Metamorphose des Hotelzimmers. Von Paolo Tumminelli Praxis I Emirates Palace in Abu Dhabi – ein Versailles im Wüstensand Praxis II Wohnen auf Zeit – im Aparthotel Harry’s Hotel Home in Hart bei Graz Praxis III Kempinski Genf – Eröffnung der größten Suite Europas Visionen Hotelvisionen – Reiseziele der Zukunft 32 36 38 40 42 43 Zu Besuch Interview mit Concrete Architectural Associates – Hotelkonzepte für den mobilen Reisenden von heute Workshop „Haus-Technik-Zukunft”: Hologramme als Steuerungseinheit der Zukunft Material Dominik Dreiner über das Material Edelstahl Einblicke News und Produktneuheiten aus dem Hause Busch-Jaeger Denkanstoß Die Schätzfrage zum Thema Elektrizität Impressum 03 oben: Ben Nilsson / Big Ben Production, unten: Håkan Hjort » Macro Über 50 Künstler und Designer lassen jedes Jahr im Oktober eine neue Zauberwelt entstehen. Ein ganzer Hotelkomplex, gemeißelt aus Schnee und Eis, lockt Besucher nach Jukkasjärvi im schwedischen Lappland. Authentizität und Einzigartigkeit – Neue Trends im Hotelwesen Schlafen wie ein Eskimo, die Sprödheit eines Gefängnishotels erleben oder im Innern eines Berges übernachten – neben dem Boom der Designhotels kann ein neuer Trend registriert werden: Individualität und Unverwechselbarkeit, Übernachtungserlebnisse sind gewünscht. Eine Herausforderung auch aus architektonischer Sicht. Unser Autor Hubertus Adam beschreibt unterschiedliche Entwicklungen. Von Hubertus Adam Die Hotellerie ist in den vergangenen Jahren in Bewe- Begünstigt wurde der Trend der Designhotels durch ein gung geraten. In den Sechziger- und Siebzigerjahren zunehmendes Interesse an Architektur und Design, das schien es, als sei die Hotelkultur an ihr Ende gelangt. An seit der Postmoderne weltweit zu verzeichnen ist und mit die Stelle der großbürgerlichen Grandhotels, welche die dem Phänomen der „Stararchitektur“ gekoppelt ist. Daher Epoche der Belle Époque bestimmt hatten, waren gesichts- hat sich der Markt der Designhotels diversifiziert; jüngere lose Apartmenthotels und konfektionierte Kettenhotels Beispiele stammen von Starcks Schülerin Matali Crasset getreten: Beherbergungsbetriebe mithin, deren Zweck (Hi, Nizza, 2003), vom Berliner Architektenteam Graft (Q!, sich darauf beschränkte, Urlaubern oder Geschäftsreisen- Berlin, 2004), oder von David Chipperfield (Empire River- den die physische Regeneration zu ermöglichen. In dieser side, Hamburg, 2008). Als bisherigen Höhepunkt des Situation wirkte das Morgans, das die Pariser Designerin Design-Booms mag man das Ende 2005 eröffnete Puerta Andrée Putman 1984 für Ian Schrager an der Madison América in Madrid ansehen, an dessen Ausstattung unter Avenue in New York einrichtete, wie ein Befreiungs- der Oberleitung von Jean Nouvel 18 international renom- schlag: Das Morgans läutete mit seiner distinguierten mierte Architekten und Designer beteiligt waren. Man- Ausstattung, die auch nach mehr als zwei Dekaden noch ches lässt sich als zeitgenössischer Manierismus einstu- zu überzeugen vermag, die Epoche der Boutique- oder fen: doch insgesamt ist das Puerta América ein Befrei- Designhotels ein. Hotelmanager wie Ian Schrager ent- ungsschlag gegen die Macht der Konvention und ein Plä- deckten, dass Namen wie Putman oder Philippe Starck in doyer für mehr Mut in der Hotellerie. einer zunehmend designorientierten Zeit für viele Men- Dass der gesellschaftliche Trend zu Distinktion und Indi- schen Grund genug sind, ein Hotel aufzusuchen: Die vidualisierung auch im Sektor der Kettenhotellerie zu Übernachtung wird im Verständnis der Gäste zum kultu- Veränderungen führt, beweist die Gruppe SAS Radisson rellen Event, der ästhetische Mehrwert legitimiert höhere mit ihrem – vom Londoner Architekten John Seifert ent- Preise – und der Weg führte vom kleinen Morgans zu worfenen – 428-Zimmer-Haus in Frankfurt-Bockenheim. Starcks Hudson in New York mit immerhin 824 Betten. Wer eincheckt, kann zwischen vier verschiedenen von 05 La Claustra Matteo Thun konzipierten Raumatmosphären auswählen: rismus für den Gegenwert einer Taxifahrt erreichbar sind; „Fresh“ (glamourös und unkonventionell), „Fashion“ sinkende Flugpreise insgesamt – bei gestiegenem Lohnni- (gemütlich und farbenfroh), „Chic“ (zeitlos) oder „At veau – haben Reiseziele in Übersee ihres exotischen Cha- Home“ (modern und entspannt). rakters beraubt. Wenn Urlaub aber etwas anderes als die Hotels werden heute aber auch in ungewöhnlichen Alt- normale Lebenswirklichkeit sein soll, so ist verständlich, bauten installiert: Mal sind es Kirchen, die umgenutzt dass mehr und mehr Hotels etwas Einzigartiges und werden, mal Gefängnisse. Letztere bieten den Vorteil, dass Unverwechselbares anbieten wollen – und zwar jenseits die Zimmereinteilung mehr oder minder schon vorhan- der Jagd nach Luxus und Sternen. Die Therme Vals, 1996 den ist. Zu den umgebauten Gefängnissen zählen das Au als Anbau an ein bestehendes Aparthotel in einem abge- Violon in Basel (Architektur: Buol + Zünd), das Jailhotel legenen Tal Graubündens realisiert, besticht durch die Löwengraben (Dieter Geissbühler) in Luzern und das einzigartige Architektur von Peter Zumthor. Der Erfolg Lloyd Hotel in Amsterdam (MVRDV, Joep van Lieshout). des Projekts hat selbst die Verantwortlichen, welche Das Berghotel La Claustra (oben) nutzt eine ehemalige Artilleriefestung in den Schweizer Alpen und bietet mit 17 Zimmern Rückzugsorte in fast klösterlicher Atmosphäre. Das Kruisherenhotel in Maastricht (rechts), gestaltet von Satijn Plus Architects, wurde in einer gotischen Kirche aus dem15. Jahrhundert eingerichtet. zunächst mit ihren Plänen auf Skepsis der lokalen BevölIndividualität und Authentizität bieten kerung stießen, überrascht: Eine hochalpine Gegend, die – Neben dem Distinktionsgewinn, der sich durch die Wahl anders als beispielsweise St. Moritz – keinen Resort-Cha- des adäquaten Ambientes erzielen lässt, lassen sich Indi- rakter besitzt und auch keine relevanten Skigebiete, hat vidualität und Authentizität auch durch die Wahl des Rei- sich als touristische Destination dank der baulichen Inter- seziels bestätigen. Billig-Airlines haben dazu geführt, vention völlig neu positioniert. Aufgrund des ungeahnten dass die klassischen Destinationen des Pauschaltou- Erfolgs von Vals versuchen auch andere Schweizer Alpen- 06 puls 02 | 2008 dörfer, mit neuen Hotelkonzepten von dem veränderten Tourismusverhalten zu profitieren. Eines der interessantesten Beispiele dafür ist das Hotel Piz Tschütta in Vnà, einer hoch über dem Inntal gelegenen Ansiedlung im Unterengadin. Eine seit längerer Zeit leerstehende Usteria im Dorfkern fungiert neuerdings, umgebaut durch Christoph Roesch und Rolf Furrer, als Kulturgasthof mit Beherbergungsbetrieb und gleichsam als Zentrale eines „dezentralen Hotels“: Im Piz Tschütta, einem alten Engadinerhaus, stehen samt Anbau lediglich zehn Hotelzimmer zur Verfügung, die übrigen werden von Privatpersonen im Dorf bereitgestellt. Die Wertschöpfung ist also gestreut, vom Hotel profitiert nicht nur die Betreibergesellschaft. Sensibilisierendes Edutainment Einem sanften Tourismus ist seit jeher auch die Hotellerie von Bad Dreikirchen verpflichtet, hoch über dem Eisacktal in Südtirol gelegen. Wer hierher kommt, muss in Barbian, 300 Meter tiefer gelegen, sein Auto stehen lassen und zu Fuß gehen; weitere 200 Höhenmeter sind zu überwinden, um zu der Pension Briol zu gelangen, die 1929 von Hubert Lanzinger im Stil einer alpinen Moderne errichtet wurde. Die Besitzerfamilie hat vor wenigen Jahren Peter Zumthor mit einer Erweiterung des nur im Sommer geöffneten Hotels betraut: Aus Gründen der Umweltverträglichkeit wird die Erweiterung nicht als massiges Volumen gebaut, sondern in Form mehrerer, zwischen den Bäumen auf Stelzen stehender Blockhäuser. Ein Konzept, das Natur auf neue Weise erlebbar werden lässt, ist das Baumhotel bei Kopfing im oberösterreichischen Innkreis. Es gehört zu einem Baumkronenweg, der hier 2005 eröffnet wurde. Baumkronenwege sind als zeitgemäße Form eines für die Natur sensibilisierenden Edutainments in den vergangenen Jahren in verschiedenen Ländern entstanden; der von Kopfing gilt mit einer Strecke von mehr als einem Kilometer, welche die Besucher auf Plattformen, Treppen und Stegen in bis zu 20 Metern Höhe zurücklegen, als der längste seiner Art. Zum Baumkronenweg gehört seit Jüngstem auch ein Baumhotel – sechs als Blockhäuser aus Holz errichtete Häuser stehen auf Plattformen zehn Meter über Unterkunft. Naturromantik – wer träumte nicht als Kind von einem Baumhaus? –, Abenteuerlust und ökologisches Bewusstsein kommen hier zusammen. Eine kompliziertere Anreise muss in Kauf nehmen, www.designhotels.com dem Boden und bieten jeweils bis zu sechs Personen Bettina Kowalewski wer zukünftig die Monte-Rosa-Hütte des Schweizerischen aus Oslo, den Zakarias-Damm im Nordwesten Norwegens Alpen-Clubs SAC besuchen will: Auf 2883 Metern Höhe, mit einer der Kurve der Staumauer folgenden Hotelstruk- umgeben vom Gorner- und Monte-Rosa-Gletscher ein spek- tur zu krönen. Ebenfalls nicht über das Projektstadium takulärer Bau, den die in Chur tätigen Architekten Bearth & hinaus gediehen ist das von dem Münchner Unternehmer Deplazes gemeinsam mit Architekturstudenten der ETH Joachim Hauser seit 1999 lancierte Projekt Hydropolis. Der Zürich entworfen haben. Von außen wirkt das mit schim- Prototyp eines Luxus-Unterwasserhotels – das erste kleine merndem Blech verkleidete, polygonale Gebäude wie ein Hotel dieses Typs, Jules' Undersea Lodge, befindet sich seit riesiger Bergkristall; innen hingegen knüpfen die Architek- 1986 in Key Largo in Florida – war um 2005/2006 zunächst ten mit dem Holz an die behagliche Atmosphäre klassi- für die Küste von Dubai vorgesehen: 220 Zimmer sollten scher Berghütten an. Wer allerdings lieber im Inneren der sich 20 Meter unter der Meeresoberfläche befinden. Nach Berge übernachtet, für den ist das Seminarhotel La Claustra dem Ende am Persischen Golf plant Hauser ein neues eine Alternative, die Umnutzung einer ehemaligen Artille- Hydropolis-Modell für die chinesische Küste bei Qingdao. riefestung im Massiv des St. Gotthard. Pläne für das bubbleartige Landgebäude, von dem aus man James-Bond-Kapseln im Hafen von Den Haag. Künstler und Sammler Denis Oudenijk hat die alten Rettungskapseln in ein Mini-Hotel umfunktioniert. Die Kugeln bieten Platz für zwei Personen; als Bett dient ein Fischernetz mit Schaffell. in das Unterwasserresort gelangen soll, hat der Berliner Hotelkonzepte für spektakuläre Landschaften Architekt Georg Gewers vorgelegt, doch über die tatsäch- Auch in anderen spektakulären Landschaften werden lichen Realisierungschancen schweigt sich die Homepage neue Hotelkonzepte entwickelt. Gescheitert ist aus finan- von Hydropolis aus. ziellen Gründen leider der Vorschlag des Büros Snøhetta Wasser in anderem Aggregatzustand scheint besser für 08 puls 02 | 2008 » Macro Hotels geeignet zu sein. Aus einer regionalen Initiative, zen sich verschiedene kunstaffine Hotelkonzepte ausein- Touristen in die karge Landschaft nördlich des Polarkreises ander: Im Capsule Hotel in Den Haag kann man in retro- zu locken, entstand die Idee des Icehotel in Jukkasjärvi im futuristisch anmutenden Rettungskapseln übernachten schwedischen Teil Lapplands. In jedem Winter entsteht das (in der Luxusvariante mit Champagnerflasche im Überle- aus gefrorenem Wasser des Flusses Torne errichtete Hotel, benskoffer und sämtlichen James-Bond-Filmen auf DVD), das von dem Architekten Ake Larsson entworfen wurde, das Parkhotel des Künstlers Andreas Strauss im österrei- neu; es umfasst 91 Räume und Suiten, dazu Kirche, Theater chischen Ottensheim, nahe Linz an der Donau gelegen, und Kino, und ist von Dezember bis Mitte April bewohnbar. besteht aus drei liegenden Kanalrohren aus Beton, die mit Mit 14.000 Übernachtungen pro Saison und 45.000 Tages- Bett, Licht und Strom ausgestattet sind. Duschen und Toi- besuchern ist es zu einer Touristenattraktion geworden. letten liegen außerhalb, für Speisen und Getränke wer- Inzwischen wurde das Konzept eines Eishotels, das letztlich den die Gäste mit einem Faltblatt auf Imbissbuden und auf der Idee eines Iglus beruht, in anderen Ländern Skandi- Gasthöfe von Ottensheim verwiesen. naviens, aber auch in Österreich, der Schweiz und Nord- Die Luxusvariante des Kapselhotels heißt Everland und amerika kopiert. wurde von dem Schweizer Künstlerpaar Sabina Lang und Daniel Baumann für die gleichnamige Teilausstellung der Dietmar Tollerian Minimalismus auf engstem Raum – Übernachten in einer Betonröhre. Ausgestattet mit Bett, Decke und Nachttischlampe wird aus dem Standardkanalrohr das Parkhotel Ottensheim. Gebucht wird über das Internet. Tendenz zum radikalen Minimalismus Expo.02 im Schweizer Seeland realisiert. Everland, ein ein- Parallel zu all diesen Hotels in topografischen Extremlagen ziger Raum, ist Apartment und Lounge zugleich; die Nut- ist derzeit eine Tendenz zum radikalen Minimalismus zel- zung der Minibar ist im Preis ebenso inbegriffen wie das lulärer Strukturen zu verzeichnen, die letztlich ubiquitär morgendlich angelieferte Frühstück. Zwischenzeitlich platzierbar sind – jenseits jeglicher Ortsspezifik, aber doch war die Raumkapsel im Park der Galerie für zeitgenössi- Authentizität und Eigenart versprechen. Am Beginn stand sche Kunst in Leipzig präsentiert, derzeit steht sie auf dem das Capsule Hotel, das Kisho Kurokawa 1979 in Osaka Dach des Palais de Tokyo in Paris. Wer Teil eines Kunstpro- errichtete. Seine Wiederauferstehung feiert das Konzept jektes werden will, kann das Everland noch bis Ende des derzeit mit dem Yotel, minimierten und optimierten Raum- Jahres 2008 für jeweils eine Nacht buchen. zellen von jeweils zehn Quadratmetern, die 2007 als Cluster in den Londoner Flughafenterminals von Gatwick und Heathrow installiert wurden und für Zeitspannen von vier Stunden gebucht werden können. Eine vergleichbare Idee verfolgt auch das Qbic, dessen Prototyp sich im World Trade Center Amsterdam befindet. Spielerisch mit dem Konzept der Minimalbehausung set- Hubertus Adam ist Redakteur der Fachzeitschrift „archithese“ und arbeitet für diverse Zeitschriften und Tageszeitungen, vor allem für die „Neue Zürcher Zeitung“. Zahlreiche Buchpublikationen, Buchbeiträge, Katalogaufsätze und Zeitschriftentexte über die Architektur des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart. Swiss Art Award für den Sektor Kunst- und Architekturkritik im Jahr 2004. Jean Nouvel » Micro Eine Hommage ans Kino – Jedes der 25 Zimmer in „The Hotel” in Luzern bietet eine berühmte Film- und Liebesszene als Deckenansicht. Gestaltung: Jean Nouvel. Die Metamorphose des Hotelzimmers Im Anschluss an die Ära der Belle Époque wandelte sich der Tourismus und mit ihm die Gestaltung der Hotelzimmer – die technischen Features wurden zu einem nicht mehr wegzudenkenden Element der Hotellandschaft. Der Autor Paolo Tumminelli liefert einen historischen Abriss und zieht den Bogen vom Ritz zum Holiday Inn. Eine Erkenntnis: Der Mythos Traumhotel begleitet den Reisenden auch in Zeiten des globalisierten Nomadentums auf Schritt und Tritt. Von Paolo Tumminelli Das Leben des Gustav von Aschenbach konsumiert sich zwi- von den großen Weltausstellungen zu den ersten „Grand schen der Obsession für ideale Schönheit und dem Spiegel- Magazins“. Ein exklusives Touristenvolk – heute würde man bild der alltäglichen Hässlichkeit. Links ein weißer Strand, sie Lifestyle-Hedonisten nennen – macht sich rasch auf den ein Jugendstil-Etablissement, ein vollkommen schöner Kna- Weg dahin. Um die Touristen unterzubringen, braucht man be. Rechts ein alt und hässlich gewordener Mann, schäbige ein attraktives Ambiente. Das moderne Hotel wird erfunden, Gassen, die Choleraseuche, der Tod in Venedig. Viscontis Ver- das aufgrund großer Nachfrage gleich zum Grand Hotel filmung der Mannschen Tragödie (1971) gibt ein traumhaftes mutiert. Kaum zu glauben, dass die prächtigen Bauten, die Bild des Hotellebens in der Belle Époque. Von der Realität heute so zeitlos klassisch erscheinen, damals absolut modern abgeschirmte, herrliche Schönheitstempel. Zwar ist die Exis- waren. Hinter der Fassade des 1906 erbauten Londoner Ritz tenz von Herbergen jeglicher Art seit dem Besuch von Joseph kann kaum jemand eine Stahlkonstruktion vermuten. Über- und Maria in Bethlehem bekannt, doch diese haben den haupt trafen Neoklassik und Neogotik, Jugendstil und Art Charakter einer Notunterkunft für Zwangsreisende. Touris- déco den ästhetischen Nerv des wilden Eklektizismus um die mus, das Konzept des Reisens als Freizeit und Erholung, Jahrhundertwende. Im selben Stil war die Einrichtung der kommt erst um 1810 in England in Gebrauch, später in ganz Häuser, stets großzügig und prachtvoll. Nicht nur, dass die Europa. Überhaupt haben Engländer mit ihren Eisenbahnen Räume groß und hell waren, Grand Hotels stellten sich als und Dampfschiffen die Freude am Fahren – und am Gefah- High-Tech-Wunder zur Schau: Aufzug, Zentralheizung, elek- renwerden – erfunden. War der Sommeraufenthalt früher trische Beleuchtung, fließendes warmes Wasser in jedem nur dem Adel und den wenigen sehr Wohlhabenden vorbe- Zimmer, selbst die heute unvorstellbaren Etagentoiletten halten, so wird mit der Motorisierung eine neue Ära des Rei- wirkten damals fast außerirdisch – 1900 hatten kaum vier sens eröffnet. Die Magie des Südens und die Dramatik der Prozent der amerikanischen Haushalte einen Stroman- Alpen werden von den Romantikern entdeckt. Parallel dazu schluss. Ein Hotelbesuch diente der Entdeckung einer Perfek- entwickeln sich die Weltmetropolen während der fortschrei- tion, wie man sie zu Hause kaum kannte. Es war schlichtweg tenden Industrialisierung zu faszinierenden Geschäfts- und ein Traum. Obwohl die meisten der großen Häuser heute Kulturzentren, die neue Unterhaltungsformen anbieten – noch aktiv sind, haben sehr wenige die ursprüngliche Qua- 11 Hoteles Silken lität behalten. Zum zweiten Mal wird gerade „la Mamounia", unerreichbar, so wuchsen neue Hotelkonzepte. Die Amerika- das Hotelparadies auf Erden von Marrakesch, komplett reno- ner setzten auch in diesem Bereich die beliebten Waffen viert. Und so sind die Zimmer im Ritz, im George V, im Suv- Standardisierung und Branding ein. Kemmons Wilson grün- retta House, im Eden Roc und auch im Des Bains aus dem dete 1952 in Memphis das erste Holiday Inn, eine Antwort „Tod in Venedig" nicht mehr das, was sie früher waren. Die auf die vielen, oft viel zu schlechten „Mom-and-Pop“-Motels, Erklärung dafür sowie einen Blick in die Gründerzeit der die seit 1925 entlang der Hauptverkehrsstraßen gebaut wor- Hotellerie ermöglicht heute der Besuch des Grand Hotel du den waren. Benannt nach dem Film „Holiday Inn“ von 1942 Glacier du Rhone. Jeden Sommer erwacht das 100 Jahre alte mit Bing Crosby und Fred Astaire, wollten Wilsons Herber- Haus im Schweizer Dorf Gletsch aus dem Winterschlaf und gen den Touristen Attraktivität und Komfort zum fairen bietet den Gästen für knapp 50 Euro eine nächtliche Zeitrei- Preis bieten, aber vor allem eine konstante Qualität. Das Ver- se. Die schlichte Dekoration der Zimmer, die robuste Verar- sprechen ist denkbar einfach: standardisierte saubere Zim- beitung der Möbel, die Aufmerksamkeit bei der Planung, mer, ein einfacher Zugang, später ein Swimming Pool. Der alles zeugt von altem Glanz. Ein Detail: die Doppeltür zwi- Erfolg ist gigantisch: 1958 gibt es 50 Inns, 1968 bereits 1000. schen Zimmer und Flur sorgt für mehr Diskretion und weni- Über jedem Haus thront das „Great Sign“, ein unübersehba- ger Lärm. Zusammen mit dem unüberhörbaren Geräusch des rer Turm aus bunter Neonbeleuchtung, der die amerikani- wilden Flusses spricht sie für einen Komfort, wie man ihn in sche Urlaubsästhetik von Memphis bis Las Vegas heute noch neueren Häusern oft vergeblich sucht. prägt. Das Holiday Inn setzte Maßstäbe und definierte somit Individualität als Prinzip – 19 international renommierte Architekten gestalteten das Hotel Puerta América in Madrid. Links: Hotelzimmer von David Chipperfield. Rechts: Das Einraumhotel Everland von Sabina Lang und Daniel Baumann beherbergt nicht nur Reisende, sondern geht auch selbst auf Reisen. Derzeitiger Standort: das Dach des Pariser Palais de Tokyo. einheitliche Zimmergestaltungskriterien. Zu den Standards Standards der Zimmergestaltung gehört in den USA die Doppelbettausführung, je nach Preis- Der Belle Époque folgte die Massenmotorisierung, mit ihr klasse respektive Queens oder Kings. Überhaupt spielt das bewegten sich Millionen Menschen auf den westlichen Stra- Bett jahrelang eine zentrale Rolle im Zimmermarketing. In ßen und suchten Abenteuer und Erholung. Mit dem Wohl- liebenswürdiger Erinnerung bleibt mir ein Motel in North stand kam der Anspruch auf Ferien, ein für das Volk bis Carolina, das in der Differenzierung des Bettenangebots sei- dahin unbekanntes Wort. Waren die Grand Hotels noch ne Marktnische suchte: Vom „Standard Queen Size“ bis zum 12 puls 02 | 2008 Sabina Lang / Daniel Baumann „King Size Waterbed“ – wahlweise mit gefaktem „Fireplace“ Lage als viel mehr die Einrichtung, die zur Auswahl animiert. – dem Kunden blieb die Qual der Wahl. Irgendwann kom- Billigflüge und der Trend zum Kurzurlaub setzen die Grund- men das Fernsehgerät, das Telefon, die Klimaanlage hinzu lage einer zweiten Belle Époque für moderne Nomaden auf und gestalten den Vergleich immer schwieriger. In Europa der Suche nach Erlebnissen. Der Trend geht von Wilsons wird das berühmte Sterne-System eingeführt: Darf man eine Standardisierung hin zur künstlerischen Individualisierung. Ensuite-Toilette, einen Haartrockner, eine Bar erwarten? Wie ernst das Thema genommen wird, beweist das „Pillow Menu“ des Manor House Hotel in Castle Combe: Dem Gast Belle Époque für moderne Nomaden stehen sieben Kissensorten in verschiedenen Größen, Mate- Beim Versuch, die Angebote der Pauschalreisekataloge zu rialien und Düften zur Auswahl. Manche Häuser punkten vergleichen, orientiert sich der Tourist an den staatlich defi- mit hautnahen Erlebnissen: Je nach Laune darf man zwischen nierten und trotzdem qualitativ kaum vergleichbaren Klas- Di Caprios Suite im Eden Roc oder Mussolinis Bett in der Villa sen. Ein weltweit einheitliches System gibt es nicht. Für Ita- Feltrinelli wählen. Ob Paris Hilton ihr Suite-Home im Wal- lien gilt zum Beispiel: ein 2-Sterne-Hotel soll mindestens dorf Astoria den Fans freigibt, ist ungewiss. Andere Häuser einen Stuhl, ein 3-Sterne- ein Zimmertelefon, ein 4-Sterne- punkten mit freistehenden Badewannen, Hologrammen, ein Fernsehgerät, ein 5-Sterne-Hotel eine eingerichtete Wohn- Kunstinstallationen und Designunikaten – in jedem Zimmer zimmerecke, Badesalz und einen Safe haben. Selbst ernannte eine andere, ganz persönliche Welt. Heute gilt es nicht nur 6- und 7-Sterne-Hotels runden heute das Angebot beliebig das richtige Hotel, sondern in ebenjenem Hotel das richtige nach oben ab. Doch mittlerweile hat sich der Qualitätsan- Zimmer zu finden. Denn wenn alle Zimmer gleich sind, eini- spruch der Touristen verändert. Der gute alte Hotelführer hat ge sind einfach gleicher. Ist die Auswahl getroffen, so darf ausgedient, es werden Bildbände und Websites befragt, die man endlich schlafen – und weiter vom Traumhotel träumen. die Hotels in jedem Detail präsentieren, sortiert nach Geschmacksrichtung. Romantik-, Kongress-, Spa-, Business-, Family-, Seaside-, Öko-, Art- und Designhotels versprechen atmosphärische Vielfalt. Oft ist es weniger die extraordinäre Paolo Tumminelli studierte Architektur in Mailand. Er ist Geschäftsführer von Goodbrands und Professor für Design Konzepte an der Fakultät für Kulturwissenschaften der Fachhochschule Köln, außerdem Handelsblatt-Kolumnist und vielfacher Autor. 13 » Praxis Versailles im Wüstensand Hotels, die den Begriff „Palace“ im Beinamen tragen, verbinden damit seit jeher besondere Ansprüche an Luxus. Das Emirates Palace in Abu Dhabi treibt dieses Prinzip auf die Spitze: Auf einem Quadratkilometer Grundfläche ist hier ein eigener kleiner Staat im Staate entstanden, der es seinen temporären Bewohnern an nichts fehlen lässt. Von Jakob Schoof Der Palast umfasste nach seiner Fertigstellung 288 Wohnungen mit über 1800 Räumen, dazu ein Theater für mehr als 700 Zuschauer und eine eigene, zweigeschossige Kapelle. Allein seine Möblierung soll die Hälfte des nationalen Jahreshaushalts gekostet haben; von den umfangreichen Erdarbeiten für die umliegenden Parkanlagen einmal ganz zu schweigen. Der Palast, von dem hier die Rede ist, steht in Versailles, nicht in Abu Dhabi. Dennoch drängt er sich als Vergleich zu dem Märchenschloss auf, das zwischen 2001 und 2005 an der Corniche, der Uferpromenade des Emirats, entstanden ist. Einen Quadratkilometer misst das Grundstück, für importiert wurden. Allein der Privatstrand des Hotels ist 1,3 Kilometer lang; hinzu kommen ein Yachthafen, ein Hubschrauberlandeplatz und eine eigene Zufahrt für Staatsgäste, von denen jährlich 20 bis 25 im Hotel erwartet werden. Das Haupttor über der Zufahrt zum Gelände ist 40 14 Wimberly Allison Tong and Goo dessen Begrünung 8000 Dattelpalmen aus Südafrika Wimberly Allison Tong and Goo » Praxis Meter hoch und 36 Meter breit und damit nur wenig klei- dem zentralen Atrium, misst 42 Meter im Durchmesser ner als der Arc de Triomphe in Paris. und damit genauso viel wie jene im Pantheon oder Peters- Das Denken in Größenordnungen, wie sie Louis XIV. oder dom. Sie erreicht eine stolze Höhe von 60 Metern. Napoleon noch vorschwebten, ist in Europa selten gewor- Das Innere des Palasts ist, bei allem orientalischen Pomp, den. In Abu Dhabi wird es dagegen mit Hingabe prakti- eine – bis auf wenige Ausreißer – bemerkenswert kohä- ziert – und verbindet sich mit einem Faible für traditionel- rente Raumkomposition in Beige, Braun, Türkis und Ultra- le europäische Kultur, die derzeit viele arabische Herrscher marin. Und Gold! Überall glänzt echtes Blattgold von Kapi- zur Förderung des Tourismus für sich entdecken. Auf Saa- tellen, aus Deckenkassetten und Kuppeln. Man erzählt diyat Island (deutsch: „Insel des Glücks“), einer neu sich, dass während der Bauarbeiten ebenso viele Sicher- erschlossenen Insel vor Abu Dhabi im Persischen Golf, sol- heitskräfte wie Stuckateure auf der Baustelle unterwegs len im Laufe des nächsten Jahrzehnts vier neue Museen, waren, damit niemand mit dem edlen Material durch- darunter eine Dependance des Pariser Louvre und das brannte. größte Guggenheim Museum der Welt, entstehen. Ein Palast, kein Hotel offizielle Eigentümer des Hotels, als Betreiber die deutsche Die Luxus-Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Zum Beispiel Kempinski-Kette wählte, ist ein Beispiel für diesen Kultur- erstrahlen im Inneren des Palasts mehr als 1002 Kristall- transfer. Kempinski, 1897 als Aktiengesellschaft in Berlin Lüster österreichischer Fabrikation. Der Betreiber Kem- gegründet, machte sich im 20. Jahrhundert mit so legendä- pinski stellt auf die Frage nach der Sternezahl des Hauses ren Häusern wie dem Kempinski Hotel Bristol am Berliner denn auch kurz und bündig klar: „Wir klassifizieren das Kurfürstendamm und dem Atlantic Hotel in Hamburg Emirates Palace als Palast.“ Also als eine Einrichtung, die einen Namen. Heute ist die Kette mehrheitlich in thailän- mit der Kategorie „Hotel“ im Grunde nichts mehr gemein dischem Besitz und längst weltweit tätig, hat sich ihre hat. So spricht Kempinski auch davon, dass die Gäste in europäischen Wurzeln aber bewahrt. dem 2,4 Milliarden Dollar teuren Bauwerk den „futuristi- Traditionen, vor allem handwerklicher Art, bestimmten schen Service des 22. Jahrhunderts“ genießen könnten. auch den Bau des derzeit wohl luxuriösesten Hotels am Jedem Gast, der die knapp 1000 Euro pro Nacht für eine Golf. Damit bildet es die architektonische Antithese seines Suite zu zahlen gewillt ist, steht 24 Stunden am Tag ein Rivalen, des Burj Al Arab im nahe gelegenen Dubai: Nur persönlicher Butler zur Verfügung. Andere stehen an den acht Geschosse hoch, aber nahezu einen Kilometer lang, ausgedehnten Pools bereit, um den Gästen frisches Obst zu erstreckt sich der Riesenpalast entlang der Uferpromena- reichen oder bei Bedarf die Sonnenbrille zu putzen. Das de. Insgesamt 115 Kuppeln erheben sich über den – je nach Personal muss gut zu Fuß sein: Rund 10 bis 12 Kilometer Sonnenstand – zwischen Altrosa und Beige changierenden legt ein Mitglied des 30-köpfigen ‚Guest Relations’-Teams Außenmauern des Palastes. Die größte von ihnen, über pro Arbeitstag zurück. Diese Angestellten sind unter ande- Kempinski Mehrgeschossige Korridore lassen gar nicht erst ein Gefühl des Eingeschlossenseins aufkommen. Hier ein Blick in den Ostflügel (links). Mehr als ein Dutzend Gastronomieeinrichtungen gibt es im Hotel – darunter das Fischrestaurant „Sayad“ und die „Caviar Bar“ (unten links und rechts). Auch die Tatsache, dass die Regierung von Abu Dhabi, der Wimberly Allison Tong and Goo rem dafür verantwortlich, dass sich die Gäste in den weitläufigen Korridoren nicht verlaufen. Denn das Emirates Palace kann es, was seine Ausmaße angeht, locker mit einem mittleren Flughafen aufnehmen – nur dass hier keine Rollsteige, sondern lediglich weiche Teppichböden zur Verfügung stehen. Touchscreen und Technology-Butler für den Gästekomfort Diese Weitläufigkeit ist auch der Grund, warum die Innenräume des Emirates Palace trotz allem Prunk nicht überladen wirken. Hinter der traditionsverhaftet wirkenden Innenarchitektur verbirgt sich moderne Technik: Stolz berichten die Hotelbetreiber, dass in den 302 Zimmern und 92 Suiten (letztere bis 680 Quadratmeter groß) insgesamt 755 Plasmabildschirme verteilt sind. Jedes Zimmer verfügt über eine Touchscreen-Bedienung für Licht, Klimaanlage und Unterhaltungsprogramm – ABB lieferte einen großen Teil der Elektroausstattung. Ein eigener „Technology-Butler“ weist die Gäste in die Bedienung des Betriebssystems ein, mit dem man den Zimmerservice rufen, eines von mehr als 130 Fernsehprogrammen ansehen oder in der hauseigenen Online-Bibliothek zwischen rund 8000 Bänden in Arabisch, Englisch oder Französisch wählen kann. Mittels einer Sprachsoftware können sich die Gäste ihren Lieblingsroman sogar vorlesen lassen. Auch aus der Ferne können die Gäste mit der technischen Ausstattung ihrer Zimmer kommunizieren, Hierzu stehen Geräte zur Verfügung, die einem Handy recht ähnlich sehen und über das Internet-Protokoll mit der Haustechnik kommunizieren. Die Wandmosaiken im „Blauen Salon“ verraten die Vorliebe des arabischen Adels für Pferde (oben). Schlafzimmer der Palast-Suite (unten). Projektbeteiligte Bauherr Regierung von Abu Dhabi Architekten Wimberly Allison Tong and Goo (WATG), London Innenarchitektur K.Y. Cheung Design Associates Ausführungsplanung und Landschaftsarchitektur KEO International Consultants, Kuwait City Haustechnik Kempinski Integrierte Produkte: KNX-System von ABB » Praxis Ein Zuhause auf Zeit In der Fremde arbeiten und sich doch zu Hause fühlen – für viele Jobnomaden, die kurzfristig fern der Heimat wirken, ein reines Wunschdenken. Mit Harry's Hotel Home wird dieses Ideal zumindest in Hart bei Graz ein Stück weit Wirklichkeit. Konzipiert für das Wohnen auf Zeit, besitzt das Aparthotel modern eingerichtete, flexible Zimmer, die sich an Selbstversorger richten und doch die Annehmlichkeiten eines Hotels bieten. Von Britta Rohlfing Fotos Bernhard Aichner Hell, licht und freundlich – das ist der erste Eindruck von ein Gebäude, dessen Grundriss eher schmal und länglich Harry's Hotel Home, den man erhält, wenn man die Lobby ausgerichtet ist. „Die Zimmer erhalten so einen Wohncha- betritt. Moderne Farbgestaltung und ein frischer Material- rakter", erklärt der Architekt Hansjörg Steixner von arge2, mix lassen ein wohnliches Ambiente entstehen: Eine Cafe- „Sie sind lichter und heller geschnitten, aufgrund der zur teria, eine Lounge mit bequemen Sesseln und eine Selbst- Verfügung stehenden größeren Fensterflächen." Drei bedienungsbar bieten dem Gast zahlreiche Kommunika- unterschiedliche Zimmerkategorien stehen dem Gast zur tions- und Kontaktmöglichkeiten im offen eingerichteten Auswahl: Standard, Superior und Business. So gut wie alle Eingangsbereich. Transparenz gehört denn auch zum 69 Zimmer oder Appartements verfügen über einen großen Gestaltungsprinzip, das genau auf das Hotelkonzept zuge- Balkon und eine eigene Küche; Selbstverpflegung ist mög- schnitten wurde: Harry's Hotel Home trägt den Anforde- lich – im Hotel besteht kein Konsumzwang. Auch erinnern rungen zunehmender Arbeitsmobilität Rechnung. Jobno- die Zimmer eher an Kleinwohnungen als an Hotelzimmer. maden finden hier eine Unterkunft auf Zeit. Das bewusst Ein großer Schreibtisch, Ausziehcouch, Garderobenraum wohnlich gestaltete Hotel soll dem Gast ein Gefühl des und Essecke bieten insbesondere dem länger Verweilenden Zuhauseseins vermitteln, Kontakte zu anderen Gästen großen Komfort. Bereits bei der Planung berücksichtigt erleichtern und einer Vereinsamung in der Fremde ent- wurde die Möglichkeit, das Hotel später einmal komplett in gegensteuern. Für das Innenraumkonzept zeichnet das Wohneinheiten umzugestalten. Ein Argument für die Innsbrucker Büro arge2 verantwortlich. In engem Dialog Investoren. So wurde bereits jetzt jede Einheit mit einem mit dem Bauherrn und den Hochbauarchitekten wurde die Waschmaschinenanschluss ausgestattet. Auch bietet die Planung betrieben, die letztendlich auch die Hochbauarchi- Anordnung der Zimmer höchste Flexibilität. Bei Familien- tektur beeinflusste. Ausgehend vom horizontal orientierten besuch am Wochenende können zwei Einheiten durch eine Zuschnitt der Zimmer mit einer geringen Tiefe, entstand Verbindungstür zusammengelegt und vergrößert werden. 20 Lobby und Eingangsbereich – offen und kommunikationsfördernd gestaltet. Der grüne Schriftzug Harry's Home im Hintergrund des Bildes dient der Corporate Identity und ist Erkennungsmerkmal des Hotels. puls 02 | 2008 Verkehrsgünstig in einem Vorort von Graz gelegen, bietet Harry's Hotel Home moderne Zimmer für Jobnomaden – zu einem akzeptablen Preis. Rechts: Cafeteria und Treffpunkt der Gäste. Die Grundrisse der Hotelzimmer sind horizontal orientiert. Drei Kategorien von Standard, Superior bis hin zu Business wurden definiert. Die einzelnen Wohneinheiten können mittels Verbindungstüren miteinander kombiniert werden; eine flexible Nutzung wird dadurch ermöglicht. Links: Bei der Planung des Erdgeschosses legten die Architekten von arge2 viel Wert auf Transparenz und Durchlässigkeit. 22 puls 02 | 2008 Die Gestaltung der Inneneinrichtung erfolgte aus einem Guss: arge2 unterhält eine Dependance in München, die sich maßgeblich mit Produktentwicklungen befasst. Viele Projektbeteiligte der Möbel wurden eigens für dieses Projekt entwickelt, wie zum Beispiel die Stühle der Zimmereinrichtung mit einer Laminattechnik, die man von der Skiproduktion kennt, Bauherr oder aber die Streifenbezüge der Sessel im Loungebereich. KAMPERderBAU GmbH, Hart b. Graz Einsatz anspruchsvoller Technik Architektur Auch auf intelligente Haustechnik legten die Planer gro- Pürstl.Langmaier.Architekten, Graz ßen Wert: Da die Zentrale in Innsbruck liegt, lässt sich Harry’s Hotel Home auch aus der Ferne steuern. Klima, Licht Innenarchitektur etc. können mittels einer Software reguliert und einge- arge2 designer+ingenieure, Innsbruck stellt werden. Als Budget stand für die gesamte Inneneinrichtung des Hotels ein Gesamtetat von 1,3 Millionen Euro Haustechnik zur Verfügung. Um die Zimmer preisgünstig anbieten zu H. Traussnig, Köflach können, wurde quasi jede Materialwahl und jeder Einsatz NPU Elektrotechnik-Haustechnik, Graz von Steckdosen genau bedacht. Die Rechnung ging auf: Bei Integrierte Produkte: KNX-System sowie entspre- einem Langzeitaufenthalt von einem Monat liegt der Zim- chende Bedienelemente der Schalterserie future merpreis für die Einzelnutzung bei 33 Euro pro Tag. Ein von Busch-Jaeger Preis, der deutlich unterhalb des normal üblichen Satzes bei Hotelzimmern dieser Komfortkategorie liegt. 23 » Praxis Exklusivität am Genfer See Das Grand Hotel Kempinski Geneva hat soeben die größte freistehende Suite in Europa, die Geneva Suite, eröffnet. In prominenter Lage am See, direkt gegenüber dem berühmten Jet d’eau, bietet sie einen traumhaften Ausblick auf den See, die Stadt und den Montblanc. Ein vielfältiges Raumangebot und Service rund um die Uhr sollen dafür sorgen, dass sämtliche Erwartungen übertroffen werden und Bedürfnisse gar nicht erst aufkommen. Ein Exkurs in die Welt des Luxus. Von Sonja Lüthi Auf zwei Geschosse verteilt, belegt die Geneva Suite eine eine starke Identität mitbringen, oder auf exquisite Standor- Fläche von 1080 Quadratmetern. Zwei private Aufzüge füh- te – wie im Fall des ersten Kempinski Hotels der Schweiz ren zu den Räumlichkeiten zuoberst im achtstöckigen Ge- geschehen: Mit Genf, dem europäischen Sitz der UNO, dem bäude. Die Eingänge werden mit Kameras überwacht, und Hauptsitz des Roten Kreuzes, dem Niederlassungsort der die Scheiben sind kugelsicher. Von diesem Refugium aus Welthandelsorganisation (WTO), wurde einer der weltweit genießen Regierungschefs, Königsfamilien und alle, die es wichtigsten Kongressorte zum Standort gewählt. Mit seinen sich leisten können, die Aussicht auf den Montblanc, den 423 Zimmern, einschließlich 44 Suiten, drei Restaurants, Lac Léman und den Jet d’eau, das 140 Meter hohe Wahrzei- einer Terrassenbar, zehn Konferenzzimmern und einem chen von Genf. Ein Privatkoch und ein Butler stehen den Auditorium mit 1300 Plätzen ist das Kempinski Hotel das Gästen rund um die Uhr zur Verfügung. Eine Übernachtung größte Fünf-Sterne-Hotel im Stadtzentrum. Das Gebäude, in in der größten freistehenden Suite Europas kostet 50.000 dem das Hotel untergebracht ist, wird Name und Lage aller- Schweizer Franken. dings keineswegs gerecht. Zwischen 1975 und 1980 erbaut, Als „eine der luxuriösesten Hotelsuiten der Welt“, bezeich- ist das quadratische Hofgebäude ein Kind seiner Zeit: Im 45- net Tarek Hegazy, Leiter des schwedischen Büros A.B. Living Grad-Winkel abgeschnittene Ecken beherrschen das Design, sein Werk. „Luxus vermittelt den Gästen das Gefühl Erscheinungsbild, und die zellenartige Gebäudestruktur von Einzigartigkeit und Individualität. Wahrer Luxus muss wirkt sperrig. Für den Umbau des Hotels durfte der Betrieb einerseits auf das Individuum hin maßgeschneidert sein, nur während vier Monaten eingestellt werden. Dabei lag andererseits aber kulturelle und zeitliche Grenzen über- der Fokus auf der energetischen Optimierung der Gebäude- schreiten“, erklärt der Designer. Besonders gern arbeitet er hülle, der technischen Aufrüstung und der Klärung der für Kempinski: Das führende Hotellerie-Unternehmen im Erschließungsstruktur. Mit Ausnahme des Sockelbereichs Luxussegment strebt nach Exklusivität. Bei der Wahl der blieb das äußere Erscheinungsbild allerdings unangetastet. Häuser setzt Kempinski auf historische Bauten, die bereits Als wichtigste Eingriffe nennt das verantwortliche Genfer 24 Das Grand Hotel Kempinski Genf bei seiner Eröffnung (oben). Lighting Design von Gerry Hofstetter. Loungeatmosphäre in der Bar „Floortwo“ (unten). puls 02 | 2008 Kempinsiki Kempinsiki Architekturbüro tjca die Verlegung des Eingangs von der keiten. Allerdings ist hier jedes Möbel ein Einzelstück und unscheinbaren Lage an der Ecke in die Gebäudemitte. Über die Materialisierung vom Feinsten: Rosenholz und Eben- eine hölzerne Brücke gelangen Hotelgäste nun direkt vis-à- holz, Marmor und Sandstein, Chamoisleder und 160 Qua- vis der Fontäne ins Gebäude. In Anspielung an die spiegeln- dratmeter handgeknüpfte Seidenteppiche. Doch mehr als de Oberfläche des Sees ist das neue Sockelgeschoss vollstän- die exotischen Materialien überraschen die Größe der Suite dig verglast. und vor allen Dingen der Maßstab und die Ausstattung des Standardzimmer des Grand Hotels. Die edle und stilvolle Gestaltung unterstreicht die Exklusivität des Standortes. unteren Wohnraumes. Knapp 200 Quadratmeter groß, ist Details, die den Unterschied ausmachen dieser ausschließlich mit Sitzmöglichkeiten möbliert. Zwei Im Innern werden Gäste durch eine Vielfalt auserlesener Sofagruppen, eine Festtafel und ein Kaffeetisch sollen das Materialien, Möbeln und Requisiten in limitierter Auflage passende Ambiente für jeden Anlass bieten. Am Rande des empfangen: Marmor in der Lobby, Ebenholz in der Bar und Raumes flackert ein Feuer, allerdings brennt darin kein ech- von Hand angefertigte Muster aus Perlmutt und Kupferla- tes Holz. Das gasbetriebene Cheminée, die Vorhänge und die mellen im Restaurant. „Es sind die Details, die den Unter- Lichter lassen sich über das KNX-Bussystem steuern oder schied ausmachen“, erklärt Hegazy. Für jede Gefühlslage via Fernbedienung über ein Busch-Jaeger Touchpanel. Ein und jedes Bedürfnis soll das Interieur die passende Raumat- großer Flachbildschirm richtet sich nach Bewegungen aus mosphäre bereithalten. Gleichzeitig bleibt die Gestaltung und passt seine Leuchtstärke automatisch der Umgebung durchweg als einheitliche Sprache erkennbar. Als „Seele des an. Die Lieblingsfilme und bevorzugten Musikstücke des Hotels“ schlägt sie die Brücke vom Außenraum über die Gastes werden vor seiner Einkunft auf den Server der Suite öffentlichen Innenräume bis hin zu den Zimmern und wie- geladen. Eine Lounge und ein Büro im Erdgeschoss sowie der zum Ausblick. Der Klientel von Geschäftsreisenden ent- ein intimeres Wohnzimmer, ein Billardzimmer, ein Fitness- sprechend sind die Hotelzimmer vor allem schlicht, funktio- raum, ein Dampfbad und drei Schlafzimmer mit Marmorbä- nal und wohnlich. Die Aufgabe der Suite ist eine andere: dern im Obergeschoss ergänzen das räumliche Angebot. Die „Sogar diejenigen zu beeindrucken, die selten beeindruckt Rückmeldungen der Gäste zeugen laut Hegazy bisher von sind“, erklärt der Designer seinen Auftrag. Von der süd- einem vollen Erfolg. In Architektur- und Designzeitschriften lichen Ecke des Gebäudes aus bietet die Suite einen über- hat die Suite allerdings noch keine Wellen geschlagen. Das wältigenden Ausblick auf den See und die Stadt, viel Platz mag daran liegen, dass sie sich gängigen Qualitätsbeurtei- und vor allem Service und Diskretion. Die Gestaltung der lungen entzieht: Über was Luxus ist und was nicht, urteilt Suite unterscheidet sich nur wenig von den Hotelräumlich- letzten Endes allein der Gast. 26 puls 02 | 2008 Projektbeteiligte Bauherr Palace Genève S.A. Materialien vom Feinsten: Rosenholz, Ebenholz und Marmor prägen das Design des großzügig geplanten Badezimmers der Geneva Suite (oben). Aufwachen mit Blick auf den Genfer See (unten). Details wie die Ausrichtung des Bettes gehören ganz selbstverständlich zum unsichtbaren Luxus der Geneva Suite. Architekt Umbau altes Gebäude: TJCA, Chène-Bourg, Schweiz www.tjca.ch Innenarchitektur öffentliche Innenräume, Geneva Suite: A.B. Living Design, Stocksund, Schweden www.ablivingdesign.com Hotelzimmer: HBA/Hirsch Bedner Associates www.hbadesign.com Haustechnik Integrierte Produkte Geneva Suite: KNX-System sowie entsprechende Bedienelemente Kempinsiki der Schalterserie carat von Busch-Jaeger 11 » Visionen Hotelvisionen Urlaub im fliegenden Hotelzimmer, Aufenthalte in gänzlich unerschlossenen Gebieten, oder aber Reisen ins All. Die Hotelkonzepte der Zukunft setzen sich über bestehende Grenzen hinweg – immer auf der Suche nach noch spektakuläreren Ideen. Aber auch kluge Konzepte entstehen, wie die Zwischennutzung von brachliegenden Grundstücken. puls stellt einige zukunftsweisende Projekte vor. m3 Architects: Non Urban Hotel Portable Hoteltürme als Urlaubstraum der Zukunft: Egal ob im Südpazifik, in der Antarktis oder der Wüste – die turmartigen Gebilde könnten beliebig an jedem Platz der Welt errichtet und je nach Reisetrend wieder an einen anderen Ort transportiert werden. Erstellen und Abbauen – diese Analogie bildet den Mittelpunkt des neuen Konzepts, entwickelt vom Londoner Büro m3 Architects. Die Schale des raumschiffartigen Objekts wird als Einheit vorproduziert und an den jeweiligen Zielort gebracht. Die Anreise der Hotelgäste erfolgt mit einem Helikopter, der Reiz der Location liegt in der nicht vorhandenen Infrastruktur. Die Architekten betonen, dass nach Abbau des Hotels die ursprüngliche Landschaft wiederhergestellt wird. Lediglich die dünnen, stelzenartigen Verankerungsstützen würden kleine „Fußabdrücke“ in der Umwelt hinterlassen. Der Hotelturm ist als autarke Einheit geplant: Ein Abfallbeseitigungssystem befindet sich im Rumpf der Struktur; die Energieversorgung erfolgt durch Solarzellen. Auch im Innern ist die Turmkonstruktion mit Hightech ausgestattet: IT-Einheiten in jedem nicht verliert. Ziel ist es, keine Nischengruppen, sondern einen großen Querschnitt der Öffentlichkeit mit dem Konzept anzusprechen. 28 m3 Architects Raum sorgen dafür, dass der Reisende den Anschluss an die Zivilisation Galactic Suite Xavier Claramunt: Galactic Suite Seit in den 1970er-Jahren Raumstationen wie die „Saljut“ oder „Mir“ Menschen ins All katapultierten war der Pioniergeist der Forscher geweckt: das Weltall als unermesslicher Spielraum für Wissenschaft und Zukunftsvisionen. Und spätestens seit vor sechs Jahren der US-Geschäftsmann Dennis Tito als erster Privatmann ins All reiste, gilt Weltraumtourismus als nicht mehr ganz abwegiger Zukunftstraum. Schon im Jahr 2012 will der katalanische Architekt und ehemalige Raumfahrt-Ingenieur Xavier Claramunt eine Hotelkette im Orbit eröffnen. Inspirieren ließ er sich bei seinem Entwurf durch das Prinzip der Seepocke: Eine Basisstation, im All rotierend, bildet das Zentrum, kleinere Einheiten klammern sich ähnlich wie die saugstarken Krebstierchen an dieser Basis fest: Die kapselTim Pyne: M-hotel, London förmigen, sieben mal vier Meter großen modularen Räume der Galactic Suite bieten Platz für Es ist kein klassisches Designhotel, das da in Shoreditch, Schlaf-, Wohn- und Badezimmer und gruppieren sich wie Weintrauben um den Zentralbereich. Ver- einem Londoner Stadtrandgebiet entsteht. Das Apart- packt in einem Anzug mit Klettband, haften sich die Reisenden wie Spiderman an die Wände. So Hotel nutzt unbesetzte, leer stehende oder als Parkplätze können die Gäste in 80 Minuten einmal um die Erde kreisen, dabei in rund 450 Kilometern Höhe 15- verwendete Nischen der Stadtlandschaft. Es wird tempo- mal am Tag die Sonne aufgehen sehen und die Aussicht über den Planeten genießen. rär als Zwischennutzung installiert, geplant für einen Zeitraum von etwa fünf bis zehn Jahren. Durch eine „WinWin“ Strategie profitieren in Zeiten explodierender Immobilienpreise nicht nur die Besitzer der Grundstücke. Arbeitnehmer ansässiger europäischer Firmen haben die Möglichkeit, sich einzumieten, und sind nicht mehr auf eins der vielen Durchschnittshotels angewiesen. Ausgehend von seinem bereits vorab entworfenen, modularen M-House entwickelte Tym Pyne das M-hotel, ein System beruhend auf kleinen Appartementmodulen. Das Prinzip ist einfach und adaptiv: Eine leichtgewichtige Stahlkonstruktion bildet das Grundgerüst, in das die 36 Einheiten durch das Hinzufügen neuer Module ist schnell möglich. Nach außen hin belegt ein digitaler Print die Fassade, der getauscht werden kann. Je nach Umgebung oder Kunde kann eine augenfällige Bedruckung oder eine sich zurück- Tim Pyne & Associates eingehängt und montiert werden. Eine Erweiterung haltende, ruhige Gestaltung gewählt werden. Die Fertigstellung des Projekts ist für Ende 2009 geplant. 29 Snøhetta: Tafjord Hotel, Norwegen Schroffe Felsen und steile Schluchten prägen die Fjordlandschaft um den Zakarias-Staudamm im äußersten Nordwesten Norwegens. Eine eindrucksvolle Kulisse für ein Hotelprojekt, dessen Realisierung bislang jedoch aus Kostengründen scheiterte. Die Architekten Snøhetta aus Oslo planten, direkt auf dem Zakarias-Staudamm, der mit 96 Metern der zweithöchste in Europa ist, ein Hotel zu errichten. Die 40 Zimmer des Hotels würden direkt auf der Staudammmauer angesiedelt werden, der Krümmung folgend. Zur Inszenierung der Ausblicke trägt eine raumhohe Verglasung bei und markiert die Schnittstelle zwischen Stausee und tiefen Schluchten. Außerdem sieht der Entwurf eine Erweiterung des bereits bestehenden Kraftwerksmuseums vor: Spektakulär spannt sich ein transparenter Riegel aus Stahl und Glas zwischen die Klippen – in direkter Nachbarschaft zur Staudammmauer. Auf 350 Quadratmetern sollte hier die Tafjord Galerie entstehen, die vornehmlich künstlerische Arbeiten zeigen sollte, die Jean-Marie Massaud Snøhetta sich im Spannungsfeld von Natur und Technik bewegen. GRAFT Graft: Water Cay, Turks- und Caicosinseln Das Archipel der Turks und Caicosinseln, in der Karibik südlich der Bahamas gelegen, zeichnet sich zum einen durch karge Steilwände, dicht bewachsene Landschaften und flache Korallengärten aus. Die von Graft entworfene Hotelanlage versucht genau diese Besonderheiten der Küste und der Insel aufzugreifen und bei der Gestaltung Jean-Marie Massaud: Manned Cloud Cruise Airship der Villen in den Vordergrund zu spielen. Vom Hauptgebäude aus- 156 Jahre nach der ersten Jungfernfahrt eines Luftschiffs versucht gehend entstehen drei Arten an Unterkunftsmöglichkeiten, die sich der Designer Jean-Marie Massaud seine Vision des zukünftigen Rei- einer Perlenkette gleich über die Insel ziehen. An der Südküste sens zu verwirklichen: Er entwirft das fliegende Hotel. Im Luftschiff befinden sich die Wasserpavillons, die wie ein Vogelschwarm auf „Manned Cloud“ (bewohnte Wolke) kann der Tourist nicht zugäng- dem Wasser zu schwimmen scheinen. Die Thematik des Wassers liche Gebiete von oben entdecken und langsam über Strände und und das Phänomen der Gezeiten stehen bei der Gestaltung im Dschungel schweben, er kann unberührte Traumlandschaften Mittelpunkt. Das Wasserbecken auf dem Holzdeck vor der Villa genießen, ohne dass diese durch touristische Infrastrukturen aus- wird bei Flut überspült, bei Ebbe funktioniert es wie ein Rückhalte- gebeutet würden. Nach Massauds Plänen wird das Hotel 40 Gäste becken. Der zweite Unterkunftstypus sind Baumhäuser. In Höhe in 20 Zimmern sowie 15 Angestellte aufnehmen können. Die beiden der Baumwipfel an Hochpunkten der Insel zu kleinen Gruppen 550 Quadratmeter großen Etagen bieten Platz für mehrere Aufent- arrangiert, liegt der Blick zu allen Küstenseiten frei. Jede Gruppe der haltsbereiche wie Restaurant, Lounge, Bibliothek und Spa-Bereich. in 4-5 Metern Höhe gelegenen Häuser teilt sich die Erschließungs- Das Luftschiff mit einer Länge von rund 210 Metern und einer wege. An der nordwestlichen Inselseite planen die Architekten, aus Geschwindigkeit von maximal 170 km/h soll das Bewusstsein für Stein gehauene Höhlen in den Klippen entstehen zu lassen. Sie öff- die Schönheit der Landschaft schärfen. „Manned Cloud“ ist etwa 25 nen sich zum Strand und sind mit diesem durch Stege verbunden. Meter kürzer als die legendäre “Graf Zeppelin”, dafür aber breiter Die Außenbereiche der Höhlen sowie deren Pools werden in die und schneller. Zudem liegen die Passagierkabinen anders als beim Klippenlandschaft integriert. Zeppelin im Aeroscraft selber. Für das Zukunftsprojekt wird ein Helium-Auftriebskörper gemeinsam mit dem französischen Zentrum für Luft- und Raumfahrttechnik ONERA entwickelt, der bis im Jahr 2020 zur Vollendung gelangen soll. Gewürdigt wurde das visionäre Projekt bereits mit dem APCI-Observeur-Design-Preis 2008. 31 » Zu Besuch Prinzip „Bezahlbarer Luxus“ Das holländische Architekturbüro Concrete Architectural Associates überrascht seit seiner Gründung im Jahr 1997 immer wieder mit aufregenden Innenraumkonzepten. Die in Amsterdam ansässigen Architekten haben sich unter anderem zu Experten für Hospitality Design entwickelt. Gerade wurde die erste Dependance des CitizenM-Hotels eröffnet, einem Budgethotel, das dennoch Komfort bietet. Von Britta Rohlfing Die Architektur von Concrete Architectural Associates wird nessbereich – die Herausforderung für uns Designer ist es, geprägt durch widersprüchliche Momente. Sie entsteht in alle diese Bereiche in einer Designsprache zu gestalten, einem sehr unvoreingenommenen Gestaltungsprozess. In ihnen aber gleichzeitig eine eigene Identität zu verleihen. Concretes Selbstdarstellung heißt es: „In einer sich schnell Die Zimmer sollten den Eindruck erwecken, als ob sie just für verändernden Welt verlangt es nach radikal anderen Lösun- den Reisenden entworfen wurden und ihm ein Gefühl des gen als denen die uns noch vor ein, zwei Generationen Zuhauseseins vermitteln. Hotels sind Plätze zum Leben, angeboten wurden.“ Der Schlüssel zum Erfolg mag auch in Schlafen, Essen, Entspannen. Es sind mysteriöse Orte – es der Aufstellung des Büros liegen. Das interdisziplinäre Team kann viel passieren oder auch gar nichts. Lobby und Restaurant des Grand Winston Hotels in Rijswijk – Die Gestaltung von Concrete Architectural Associates drückt Großzügigkeit und Transparenz aus. besteht aus Architekten, Innenarchitekten, Produkt- und Kommunikationsdesignern, von denen jeder einzelne mit Concrete scheint sich auf keinen Design- oder Architektur- seiner ganz eigenwilligen Design-Auffassung die Gestal- stil festgelegt zu haben. Wie gehen Sie an ein neues Projekt tung beeinflusst. Es entsteht eine Architektur, die sich von heran? herkömmlichen Gestaltungsnormen löst und sich doch Das ist richtig. Wir arbeiten nicht mit einer bestimmten Art höchster Funktionalität verschrieben hat. von Designsprache, die wir immer wieder anwenden wollen, sondern wir lassen uns vom Kunden inspirieren. Gutes Sie haben bereits einige Hotels wie das Überfluss in Bre- Design beginnt immer mit einer guten Analyse. Der Kunde men oder das Grand Winston in Rijswijk gestaltet. Was reizt erörtert uns das Projekt, und wir definieren das Problem, für Sie an Hoteldesign besonders? das wir eine Lösung finden werden. Wir versuchen immer, Das Interessante an Hotels ist, dass sie ein vielfältiges Raum- eine maßgeschneiderte Antwort zu gestalten. programm besitzen: Private Räume bestehen neben öffentlichen, Introvertiertheit neben Extrovertiertheit. Menschen Das Hotel-Business ist sehr konkurrenzbetont. Wie kann möchten einander treffen und benötigen hierfür eine adä- die Architektur dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit quate Umgebung, oder aber sie möchten sich einfach zurück- eines Hotels zu steigern? ziehen und erholen. Restaurant, Lobby, die Zimmer, Spa, Fit- Gestaltung ist neben dem Service eins der wichtigsten Dinge. 32 puls 02 | 2008 Concrete Architectural Associates Concrete Architectural Associates » Interview Spaß als Arbeitsdevise. Das knapp 30-köpfige Team um Gründer Rob Wagemans profitiert von seiner interdisziplinären Zusammensetzung. Die konträre Designauffassung einzelner Mitarbeiter wird in ein stimmiges Gesamtkonzept zusammengeführt. Wir denken, dass das Design ein Gesamtkonzept passen jeder wünscht sich ein gutes Bett, um am nächsten Morgen muss, das auch alle anderen Elemente im Hotel berührt und ausgeschlafen zu sein –, dann muss man sich schon in der die dazu beitragen, die Marke erlebbar zu machen. Alles soll- Vier- bis Fünf-Sterne-Kategorie bewegen. Und viel Geld aus- te aus einer Gesamtphilosophie heraus gedacht und gestal- geben, denn man bezahlt den Service, das große Zimmer, tet werden. vielleicht sogar zwei Bäder, alles was eben zu dieser SterneKategorie gehört, ebenso mit. Das Konzept von CitizenM Der Gedanke der Corporate Identity scheint also immer setzt hier an. Man kann es am besten mit dem Schlagwort wichtiger zu werden. Inwieweit geht Ihre Arbeit über den „Bezahlbarer Luxus“ beschreiben. Wir konzentrieren uns auf architektonischen Aspekt hinaus? die Dinge, die dem Gast wichtig sind: ein bequemes Bett, Wir versuchen unsere Kunden eng in das Projekt einzubezie- eine gute Dusche, stylishes, funktionales Design sowie intel- hen, damit sie das Konzept verstehen und es leben können. ligente Technik und verzichten aber, um den Preis für die Denn der Kunde ist derjenige, der es den Gästen oder Konsu- Übernachtung erschwinglich zu halten, beispielsweise auf menten vermitteln muss. Wir setzen jeweils für alle Beteilig- eine hohe Quadratmeterzahl der Zimmer. Das Ergebnis sind ten und die anderen Disziplinen die kreative Messlatte fest. kleine, aber sehr funktionale Zimmer, ausgestattet mit essentiellen und wichtigen Komponenten. Mobilität ist ein Schlüsselwort unserer Zeit. Dementsprechend haben Sie ein neues Hotelkonzept entwickelt, Citi- Sie sprachen von intelligenter Technik. Der technische zenM. Wo liegt der Unterschied zu herkömmlichen Hotels? Aspekt spielt also eine wichtige Rolle bei der Zimmeraus- Die Idee zu CitizenM wurde quasi aus der Unzufriedenheit stattung. Welche Features gehören dazu? heraus geboren. Wer als Vielreisender – daher der Name Citi- Die gesamte Gestaltung der Zimmer wurde auf die Bedürf- zenM , kurz für Citizen mobile – unterwegs ist, findet nisse des Gastes zugeschnitten. Jedes Zimmer verfügt über zumeist Hotels, die nach dem Fünf-Sterne-System organi- einen großen Fernseher, einen Highspeed-Internetzugang siert sind. Das heißt, wenn man ein gutes Bett sucht – und sowie über ein Touchscreen-Display mit dem sich Licht, Tem- 34 puls 02 | 2008 peratur, Jalousien und Musik steuern lassen. Der Reisende kann sogar aus sechs vorprogrammierten Stimmungen – von „Romantik“ bis hin zu „Entspannung“ – die für sich passende auswählen. Die Zimmer von CitizenM werden inklusive Ausstattung komplett vorgefertigt. Welche Vorteile hat das? Entscheidend ist, dass wir so mehrere Faktoren kontrollieren können. Noch vor Baubeginn werden die Zimmer in einer Fabrik in der Nähe von Rotterdam hergestellt. Das verschafft uns nicht nur einen Zeit- und Kostenvorteil, sondern auch die Möglichkeit, die Qualität optimal zu kontrollieren, vergleichbar mit einer Produktionslinie in der Autoindustrie. Wie sieht der potenzielle Gast des CitizenM aus? Es gibt so viele unterschiedliche Gruppen, die sich von Citiebenso wie der Kultursuchende, der Rucksackreisende wie der Shopping-Tourist oder auch ein Liebespaar im Romantikurlaub. So unterschiedlich die Gruppen auch sind, eins verbindet sie miteinander: Sie reisen viel und sind dabei jung im Herzen geblieben, haben Lust, Neues zu entdecken und sich inspirieren zu lassen – und das geht auch, wenn jemand Jeroen Musch 70 Jahre alt ist. Richard Powers zenM angesprochen fühlen können: Der Geschäftsmann Das Hotelkonzept von CitizenM (oben), dessen erste Filiale jüngst am Flughafen von Amsterdam eröffnet wurde, verspricht „bezahlbaren Luxus“ und richtet sich an den mobilen Reisenden von heute. Beim Hotel Überfluss in Bremen (unten) ist der Name Programm. Die Begriffe “Reichtum” und „Luxus“ dienten den Architekten als Leitfaden bei der Hotelgestaltung. » Workshop Zukunftsweisende Nutzung von Gebäudeinstallationstechnik: Via Lasertechnik werden Hologramme genau dorthin projiziert, wo Lichtschalter und Steuerungseinheiten benötigt werden. Workshop „Haus-Technik-Zukunft“ Welches Potenzial in moderner Gebäudeinstallationstechnik steckt, haben mehr als vierzig Architekten, Innenarchitekten und Fachplaner gemeinsam mit Busch-Jaeger während der Workshopreihe „Haus-TechnikZukunft“ erforscht. puls stellt in jeder Ausgabe ein Projekt vor. Entwurf Uta Krämer OX2architekten Welcher Architekt oder Nutzer wünscht sich nicht eine flexible und an die jeweiligen Bedürfnisse neu zu adaptierende Gebäudeinstallationstechnik? Die Architektin Uta Krämer sieht die Lösung in einer vom Rohbau unabhängigen Nutzung: holografische Raumbilder fungieren dabei als Steuerungseinheiten. Ausgangspunkt ihrer Überlegungen sind die steigende Anforderung an die Flexibilität von Räumen sowie der Wunsch, Räume individuell bespielbar zu gestalten. Der Entwurf von Uta Krämer ist (noch) eine wahre Zukunftsvision. Es gibt Lichtschalter, die als ein holografisches Bild nur bei Bedarf erscheinen, Steckdosen, die, ähnlich der Induktionstechnik, flexibel und ortsunabhängig in Wänden genutzt werden können. Erzeugt würden die dreidimensionalen Raumbilder mittels in der Decke eingebauter Steuerungstechnik. Eine Lichtschranke sendet beim Betreten des Raums Signale und lässt das Hologramm direkt neben der Tür erscheinen. Über den Computer programmiert, könnte das Layout der Steuereinheit sowie individuelle Szenarien gestaltet werden. Realisierungstechnisch zwar noch in weiter Ferne, aber gedanklich ein Schritt in die Zukunft: das holografische Raumbild sogar dem Nutzer folgen zu lassen – der Schalter wäre immer griffbereit und in Reichweite positioniert. 36 Lichtspiel Raumspiel – Innovativer Einsatz von Hologrammen zur Haussteuerung » Material Edelstahl Materialien sind die Seele der Architektur. Sie geben Gebäuden Charakter und Räumen Atmosphäre. Doch was denken Architekten über „Material-Klassiker“ heute? puls hat sie zu ihren Ansichten befragt. Antworten von Dominik Dreiner Welchen Reiz übt Edelstahl auf Sie aus, und welche Rolle weisen Sie dem Material in Ihrer Architektur zu? Wie das Wort schon besagt, ist Edelstahl veredelter Stahl. Also ein Material, das aus seiner Substanz heraus durch einen Prozess „veredelt“ wird und dadurch höchst widerstandsfähig gegenüber äußeren Einflüssen ist. Diese Eigenschaft sowie die Möglichkeit, es in verschiedensten Oberflächen zu verarbeiten, macht es zu einem äußerst reizvollen Material. Edelstahl rostet nicht und setzt keine Patina an. Ist diese Art der „alterslosen“ Gestaltung auch ein Paradigma für das 21. Jahrhundert? Auch die Oberfläche des Edelstahls wird durch Umwelteinflüsse verändert. Durch einen relativ unkomplizierten Pflegeprozess kann man es jedoch immer wieder erneuern. Diese Zeitlosigkeit birgt Widersprüche und Spannungen in sich. Dies spricht eine gewisse Sehnsucht des Menschen nach dem Unvergänglichen an. Welche Oberflächen und Bearbeitungstechniken gehören bei Edelstahl aus Ihrer Sicht der Zukunft, und welche neuen Einsatzgebiete wird sich das Material damit erschließen? Hier gilt es für einen Architekten, zwischen technischer Verarbeitung und haptischer Anmutung zu differenzieren. Denken Sie nur an die Verarbeitung im Schmuck oder an die Verwendung des Materials in der Kunst. Physikalisch gesehen ist es sicherlich eher spröde als geschmeidig. Wie es nun auf den Betrachter wirkt, kommt Innovative Fassadenverkleidung: Neubau der Geschäftsstelle Südwestmetall Heilbronn. Das Metallgeflecht aus Edelstahlbändern spiegelt Licht und Farben der Umgebung wider. 38 Johannes Marburg (l.), raumprobe wohl auf die Verarbeitung an und auf die Intention des Gestalters. 39 Die Farben der Intuition Bäder verwandeln sich in Wellness-Oasen, Küchen in Kommunikationsinseln, und Wohnzimmer mutieren zu persönlichen Erlebniskulturen. Kurzum – die Wohnbereiche werden neu definiert, und Busch-Jaeger trägt dieser Veränderung der Lebensgewohnheiten mit einer neuen Generation von intelligenten Gebäudesteuerungssystemen Rechung. Das modulare Steuerungssystem Busch- On, basierend auf der KNX-Gebäudesystemtechnik, priO lässt sich kinderleicht und intuitiv bedienen. Die Steuerung der unterschiedlichen Komponenten Licht, Heizung und Jalousie erfolgt zentral von einem Ort aus. Jedem Komfortbereich ist auf dem Bedienelement eine Farbe zugeordnet: Die Lichtsteuerung ist gelb wie die Sonne, die Jalousie-Funktion ist blau wie der Himmel, die Klimafunktion orange wie die Wärme. Komplette Szenarien, die vorab definiert wurden, sind durch Magenta gekennzeichnet. Die Farben werden durch leicht verständliche Piktogramme ergänzt, sodass die Kennzeichnung international und gänzlich sprachunabhängig funktioniert. On in punkto FunktionaBusch-Jaeger setzt mit Busch-priO lität und Bedienkomfort somit ganz neue Maßstäbe. Licht Jalousie Heizung Szene puls 02 | 2008 » Einblicke Alle Funktionen im Griff Eco-Energiesparmodus On gelingt es, die Komplexität der GebäudeMit Busch-priO In Zeiten des Klimawandels ist verantwortungsvoller Um- steuerung unter Kontrolle zu bringen. Das modulare Sys- gang mit den Ressourcen wichtiger denn je. Der Hotelbe- tem eröffnet eine Vielfalt an Möglichkeiten und Funktio- trieb bietet Ansatzpunkte der Optimierung und Einsparung: nen, die ganz an die individuellen Lebensräume angepasst Über einen zentralen Cardschalter werden normalerweise werden können. Mit einem Dreh sind alle Funktionen alle Energiefunktionen des Zimmers durch den Gast an- erreichbar: Licht, Klima und Klang lassen sich einzeln und beim Verlassen wieder abgeschaltet. Jeder Hotelier schalten oder komplett zu Wohnszenen gestalten, jeder kennt die damit verbundenen Akzeptanzprobleme und die Raum lässt sich schnell und effizient steuern oder überwa- Tricksereien, die Klimaanlage bei Abwesenheit doch noch chen. Einzelne Leuchten können beispielsweise über das laufen zu lassen. Die EIB/KNX-Technologie bietet hier Abhil- 3,5-Zoll-TFT-Display direkt angesteuert und gedimmt wer- fe: Ein „Green Button“ versetzt das Hotelzimmer in einen den. Das passende Wohlfühlklima wird von der Einzelraum- Energiesparbetrieb, den ECO Mode. Halogenleuchten oder Temperaturregelung geschaffen. Angepasst an die persön- die Fußbodenheizung im Bad etwa werden abgeschaltet, die lichen Gewohnheiten kreieren komplette Szenen das indi- Klimaanlage läuft jedoch auf kleiner Stufe weiter. Der Gast viduelle Ambiente. Einfachheit und Benutzerfreundlich- entscheidet, ob er das Angebot annehmen möchte. Bei Rück- On verbindet keit haben dabei oberste Priorität. Busch-priO kehr ist innerhalb kürzester Zeit der Komfortbetrieb wieder somit Komfort, Sicherheit, Energieeffizienz und Wirt- aktiviert. Da der KNX Bus das Gebäude zentral vernetzt, schaftlichkeit. Das Steuerungssystem ist in vier Designva- kann der ECO Mode auch jederzeit vom Frontdesk oder über rianten erhältlich: in Weiß Hochglanz, Glas weiß, Glas die Buchungssoftware (de-)aktiviert werden. Neben dem schwarz sowie Edelstahl mit spezieller Antifingerprint- Energiespareffekt birgt der ECO Mode noch einen weiteren On gibt den Bewohnern das gute Beschichtung. Busch-priO Vorteil: Er bringt eine verantwortungsvolle Haltung des Gefühl, alles im Blick zu haben. Lieferbar ab Januar 2009. Hoteliers gegenüber der Umwelt zum Ausdruck. 41 » Denkanstoß Wie hoch sind die monatlichen Stromkosten des Emirates Palace Hotels bei voller Auslastung? Energie und Elektrizität bewegen sich in Dimensionen und Zahlen, die mitunter jenseits unserer Vorstellungskraft liegen. puls testet Ihr Schätzvermögen und stellt in jeder neuen Ausgabe eine Preisfrage. Der Gewinner erhält eine Belohnung in Form eines Buchpreises. Ausfüllen, kopieren und faxen an: +49 (0)1805-66 99 09 E-Mail an: [email protected] Ja, ich will. Bitte senden Sie mir „puls“ künftig regelmäßig frei Haus zu. Vorschau puls 03-2008: Projekte rund ums Thema Sanierung Vom Industriegebäude bis zum Wohnhaus – Antwort Bauen im Bestand verlangt einen sorgfältigen Die monatlichen Stromkosten des Emirates Palace Hotels betragen bei voller Umgang mit der Substanz und dem histori- Auslastung schen Kontext. Mehr darüber in puls 03-2008. US-Dollar. Name Büro Otto Durst / Fotolia Straße PLZ/Ort Impressum Telefon Fax puls Zeitschrift für Bewegung in der Architektur E-Mail Herausgeber: Busch-Jaeger Elektro GmbH Freisenbergstr. 2 58513 Lüdenscheid www.busch-jaeger.de Zu gewinnen: Unter allen richtigen Einsendungen verlost Busch-Jaeger Verlag: Gesellschaft für Knowhow-Transfer in Architektur und Bauwesen mbH 70771 Leinfelden-Echterdingen www.gkt-publishing.de je ein Exemplar der Bücher Hotel Design von Daab. Der/ Redaktion: Dieter Lautz, Thomas K. Müller, Britta Rohlfing, Jakob Schoof, Christiane Schulte, Mirko Simon die Gewinner/in wird in der Printed in Germany – Imprimé en Allemagne Gareth Gardner, Wimberly Allison Tong and Goo (l.) Contemporary Hotel Design von DOM Publishers und nächsten Ausgabe von „puls“ veröffentlicht. Gewinner des letzten Preisrätsels sind Lars Fischer, Westerstede, und Max Breitenhuber, München. © by Busch-Jaeger Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere das Recht auf Verbreitung, Nachdruck von Text und Bild, Übersetzung in Fremdsprachen sowie Vervielfältigung jeder Art durch Fotokopien, Mikrofilm, Funk- und Fernsehsendung für alle veröffentlichten Beiträge einschließlich aller Abbildungen. Änderungen und Irrtümer vorbehalten. MAGAZI N FÜ R BEWEGU NG I N DER ARCH ITEKTU R Hotels puls 2 | 2008 Herausragend. Klar. Beständig. Und edel. Hotel Emirates Palace Abu Dhabi Der neue p u r e d e l s t a h l . Herausragend in seiner Oberfläche und resistent von WIMBERLY ALLISON TONG AND GOO pur edelstahl gegen Fingerabdrücke. Authentizität und Einzigartigkeit – Neue Trends im Hotelwesen Klar und geradlinig in seiner Form. Aus beständigem Die Metamorphose des Hotelzimmers Edelstahl – wie für die Harry’s Hotel Home – Aparthotel für das Wohnen auf Zeit Ewigkeit geschaffen. „Bezahlbarer Luxus“ – zu Besuch bei Concrete Architectural Associates www.BUSCH-JAEGER.de Die Zukunft ist da. 02 | 2008