Central- tHeater + SKala

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Central- tHeater + SKala
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+ SK ALA
T HEATER
Centraltheater
„Das Pulverfass“, gedanklicher Ausgangspunkt unseres Projekts, schrieb er 1996.
Da machte der Krieg kurz Pause, bevor er 1999 im und um den Kosovo wieder
aufflammte. Das Stück ist ein „Reigen“ der Gewalt und beschreibt laut Dukovski
den Augenblick unmittelbar vor Kriegsausbruch. Genau da knüpft das Projekt
Pulverfass an und stellt ganz generell die Fragen: Welche Handlungen führen
zu Aggression und Gegenaggression und zum Erwachen des Krieges? Kommt der
Krieg jemals zu einem Ende oder ist das, was wir Krieg nennen, nicht konstitutiv für
unser Sein? Es war Krieg, es ist Krieg und es wird immer Krieg sein.
Sascha Hawemann begibt sich mit seiner neuen Arbeit im Centraltheater auf eine
theatrale Reise in eine Region, die vom Krieg geprägt wurde und von der immer
wieder Kriege ausgingen. Das Ende Jugoslawiens ist untrennbar mit Begriffen wie
Srebrenica und Genozid besetzt. Balkan und das Projekt Pulverfass ist aber
auch Lebenslust, Komödie und Musik. Genau zwischen diesen Polen liegt vielleicht
eine Wahrheit, die diese Reise in die Vergangenheit formuliert, vorangetrieben von
der Musik einer Live-Band und „balkanized“ in einer ganz eigenen Form.
Inszenierungen
Krieg und Frieden
Nach Lew Tolstoi
Übersetzung Barbara Conrad
Bühnenfassung Sebastian Hartmann
Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen 2012
„Ohne falsche Bescheidenheit – es ist wie die Ilias.“ So Lew Tolstoi über sein
größtes Werk, das Weltgeschichte und privates Leben in monumentaler Absicht
zusammenführt. Sein zwischen 1863 und 1869 entstandenes episches Gemälde
vereint einen Familien-, Historien- und Bildungsroman über Europa, den Menschen
und die Welt. Über allem die Metaphysik des Titels, die stets mit dem GANZEN
spielt. Mit Sein und Tod, mit der Geburt der europäischen Idee aus dem Geist der
Unterwerfung, mit der Tragödie des Menschen und dessen Beziehungsunfähigkeit –
und mit einer Welt ohne Gott. Zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Sebastian Hartmann und sein 14-köpfiges Ensemble erarbeiten sich Tolstois
Werk gemeinsam. Sie durchmessen einen inhaltlichen und poetischen Raum,
versuchen, eine gedankliche Quersumme zu bilden aus dieser so revolutionären,
formal ausufernden Vorlage: KRIEG UND FRIEDEN, ohne Beginn und ohne Ende,
ein Werk, das eine krude, Mitte des 19. Jahrhunderts absolut experimentelle
Komposition aus Theorie, Fiktion, Erzählung und Dokument darstellt.
Regie: Sebastian Hartmann
Bühne: Sebastian Hartmann, Tilo Baumgärtel
Kostüme: Adriana Braga Peretzki
Musik: Sascha Ring (APPARAT)
Leipziger Premiere: 20. September 2012
Pulverfass
Dejan Dukovski, Emir Kusturica u. a.
Balkan-Groteske, Balkan-Drama, Balkan-Blues? Zuschreibungen, die immer
wieder bemüht werden, wenn über Stücke des Mazedoniers Dejan Dukovski
gesprochen wird, und die passen und auch wieder nicht passen. „The whole world
will be balkanized.“ Alles, was südlich unserer Vorstellung liegt, ist für uns Balkan.
Dukovski wurde in Skopje im ehemaligen Jugoslawien geboren. Seinen Text
Regie: Sascha Hawemann
Premiere: 25. Oktober 2012
mein faust
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„ D i e S e e l e e n t h ä l t s o v i e l e R ä t s e l w i e d i e We l t m i t i h r e n g a l a k t i s c h e n
S y s t e m e n , vo r d e r e n e r h a b e n e m A n b l i c k n u r e i n p h a n t a s i e l o s e r
G e i s t s e i n U n g e n ü g e n s i c h n i c h t z u g e s t e h e n k a n n .“ (C. G. Jung)
Es geht um Liebe und Hass, Leben und Tod, Wissen und Schönheit, Begehren und
Schuld – alles Themen, die den Faust-Stoff von Anbeginn kennzeichnen. In ihm
haben sich die Hoffnungen ganzer Generationen eingeschrieben. Allein deshalb ist
Faust weit mehr als eine literarische Figur, er ist der Inbegriff für das Urmenschliche
und steht damit exemplarisch für unser Dasein. An seinem Schicksal wird die
ewige Zerrissenheit zwischen unersättlichem Wissenshunger und unstillbarem
Lebensdurst durchexerziert. Erfolg, Ruhm, Glück sind die immer gleichen
Verführer, die uns das Wesentliche aus den Augen verlieren lassen: das Sterben,
der Tod, die eigene Vergänglichkeit. Wir leben in völliger Ignoranz dieser Tatsache,
als könnten wir wie Faust mit einem Hexentrank oder einer simplen Wette unsere
Lebenszeit beliebig verlängern. In der Jugend klammern wir uns an die Projekte
von morgen, im Alter an die Bilder der Vergangenheit. Wir hängen in der Luft, weil
wir uns immer weiter von unserer Natur entfernen: „ D a s A b g l e i t e n vo n d e n
Wa h r h e i t e n d e s B l u t e s e r z e u g t n e u r o t i s c h e R a s t l o s i g k e i t , e t wa s , vo n
dem man heutzutage nachgerade genug haben könnte. Rastlosigkeit
er zeugt Sinnlosigkeit, und Sinnlosigkeit des Lebens ist ein
seelisches Leiden, das unsere Zeit noch nicht in seinem ganzen
U m f a n g […] e r f a ß t h a t “, schreibt C. G. Jung in seinem Essay „Seele und Tod“.
Jung schreibt vom Menschen und trifft dabei das Faustische in seinem Kern.
Sebastian Hartmann erarbeitet mit „mein faust“ eine komplett eigene Lesart des
Faust-Stoffes, die von der Suche nach der Essenz eines jahrhundertealten Stoffes
gekennzeichnet ist.
Regie und Bühne: Sebastian Hartmann
Premiere: 15. November 2012
Das grosse Abspielen
Der gestiefelte Kater
Märchen nach den Brüdern Grimm
Bearbeitet von Max Augustin
Auch im letzten Jahr bleibt sich das Centraltheater treu und wird nach Von einem,
der auszog, das Fürchten zu lernen und Dornröschen ein weiteres
berühmtes Märchen der Brüder Grimm als großes Weihnachtsstück auf der
Bühne zeigen. Der gestiefelte Kater ist einer der Klassiker der Grimm’schen
Kinder- und Hausmärchen, in dem ausnahmsweise weder Prinz oder Prinzessin
noch ein verzauberter Frosch oder eine böse Hexe die Hauptrolle spielen, sondern
ein normaler Kater. Aber ganz so normal ist er auch wieder nicht, denn der Gute
kann sprechen wie ein Mensch, und das ganz ohne Zaubertricks. Als vermeintlich
wertloses Erbstück landet er nach dem Tod des Müllers bei dessen jüngstem Sohn,
der zunächst überhaupt nichts mit dem Kater anzufangen weiß. Aus Dankbarkeit,
dass ihm der arme Müllerssohn nicht das Fell über die Ohren zieht, verspricht der
Kater diesem das große Glück: Reichtum, Ansehen, eine schöne Prinzessin zur
Frau und ein eigenes Schloss. Ob er am Ende Wort halten wird, welche Abenteuer
es dabei zu bestehen gilt und wie er es mit Witz und Raffinesse schafft, aus dem
mittellosen Müllerssohn einen wohlhabenden Grafen zu machen, ist ab November
im Centraltheater zu sehen.
2012/13 Centraltheater heißt auch: Stück für Stück Abschied nehmen von den
Inszenierungen der letzten Jahre. Bevor wir im März 2013 mit den Leipziger
Festspielen unser großes Finale im Centraltheater starten, werden die
Kalendertage des Januars den Countdown letzter Vorstellungen zählen. Haben
sich früher die schönsten Abschiedsszenen wahrscheinlich auf dem Leipziger
Hauptbahnhof abgespielt, so wird in diesen Wochen das Haus an der Bosestraße
der Ort für letzte Begegnungen sein. Ein letztes Mal DER TRINKER und die
GESPENSTER. Ein letztes Mal Theaterabende bis tief in die Nacht, weil man mit
den Schauspielern jene große Erzählung von KRIEG UND FRIEDEN durchmisst.
Oder endlich für den CENTRALTOURIST eine Karte ergattern und mit ihm die
Abschiedsrunde durch das winterliche Leipzig drehen. Wer den HAMLET VERS.
6 oder GRIMMS MÄRCHEN bis dahin noch nicht gesehen hat, muss es jetzt tun.
Im Januar. Sich ein letztes Mal mit den Schauspielern die Frage stellen: WER HAT
ANGST VOR VIRGINIA WOOLF?
Regie: Martina Eitner-Acheampong
Premiere: 29. November 2012
Januar 2013 (6. – 28.1.)
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Rio Reiser: Der Traum ist aus
aber ich werde alles geben
dass er Wirklichkeit wird
Ein Rio-Reiser-Abend
Vor 16 Jahren starb Rio Reiser im Alter von nur 46 Jahren. Mit der Band „Ton Steine
Scherben“ und später als auch kommerziell ausgesprochen erfolgreicher Sänger,
Musiker und Schauspieler prägte er die deutsche Musiklandschaft. In der linken
Szene galt er als Pionier der Politrock-Kultur.
Wie keine andere deutsche Band drückten die Scherben das Lebensgefühl ihrer
Generation aus. Die Kraft und die visionäre Wut der Texte ist geblieben. Auf der
anderen Seite war Rio Reiser ein charismatischer Einzelgänger. Als sich die Band
1985 trennt, beginnt er seine Solokarriere. Hinter dem Polit-Rocker kommt der
romantische Träumer zum Vorschein, der in seinen Liedern der Sehnsucht nach
Geborgenheit und Liebe Ausdruck gibt.
Konzeption: Peter Schneider, Uwe Bautz
ab März 2013
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Leipziger
Festspiele
um – analog zum antiken Versammlungsplatz, der grundsätzlich ein Forum
ermöglicht, wo sich Mitglieder der Gesellschaft begegnen und darüber
verständigen können, wie sie das Gemeinwesen organisieren wollen. Dabei sehen
sie als Zuschauer nicht nur den Schauspieler auf der Bühne, sondern auch Ihr
Gegenüber und damit sich selbst. Sie spielen also immer mit. Dieselbe Sehnsucht,
die unserer Namensgebung einst das „Central“ beschert hat, wird uns im Frühjahr
mit einem in den Zuschauerraum gebauten Oval ohne abgrenzende Wände einen
radikal anderen Spiel- und Zuschauerort bescheren: Eine platzähnliche Spielfläche
liegt inmitten einer zu allen Seiten ansteigenden Zuschauertribüne. Der Ort der
Zuschauer wird zum Ort des gemeinsamen spielerischen Erlebnisses. Diesem
Credo folgend, rufen wir ab März 2013 die Leipziger Festspiele aus. Was für
uns und für Leipzig bedeutet: Fest spielen! Darauf freuen wir uns.
2013
Während in der Realität eine Ortsbestimmung zunehmend schwer wird, weil dort
draußen die Fülle der herrschenden Wirklichkeiten unüberschaubar geworden ist –
und sich auch nach flüchtigen Besuchen, etwa im sogenannten „Netz“, kaum noch
die Frage beantworten lässt, WO man gewesen ist, wenn man irgendwo war –,
scheint das im Theater naturgemäß einfach zu sein. Man sagt: Ich war im Theater,
wenn man im Theater war. Dies kann im ortlosen NICHTS, in dem wir uns den Rest
der Zeit über bewegen, durchaus eine Beruhigung sein. Gegen alle Widerstände
der modernen Medienwelt und anderer Fährnisse des Kulturbetriebs muss die
Möglichkeit dessen, was da drinnen im Theater am Platz ist und bleiben soll, eine
durchaus besondere sein. Es kann als Paradox öffentlicher Kultur gelten, dass
heute, wo die Zeit der massenkompatiblen Zentralorgane gründlich abgelaufen zu
sein scheint, unsere eigentliche Sehnsucht umso mehr die Einheit von Inhalt und
Ort herbeisehnt. Mit anderen Worten: Man gibt einerseits gern zu, frei nach Dante,
beim Durchschreiten des Höllentors THEATER „alle Hoffnungen bereitwillig fahren
zu lassen“ – nur diese eine eben nicht: dass man genau weiß, wo und in welcher
Theaterhölle man sich befindet.
Dabei spiegelt bereits die Architektur von Bühne und Zuschauerraum das Dilemma
tiefsinnig wider, wenn wir z. B. an Orchestergraben und Eisernen Vorhang denken,
die als unüberwindliche Schranke zwischen Bühne und Zuschauerraum im Theater
eingebaut sind. In dem Maß jedenfalls, in dem wir uns als Zuschauer dem Theater
als vertrautem und sicherem Ort nähern wollen, in jenem Maß entzieht es sich
und verschwindet schließlich. Wir sitzen alle im Theater, aber wir sitzen nicht alle
zusammen im selben Raum. Der Theaterkünstler Einar Schleef prägte einst nach
einer Arbeit am Wiener Burgtheater den für alle Stadttheater geltenden Satz: „Ich
war da, aber das Theater war weg!“
Von Beginn der Intendanz Sebastian Hartmann an steht am Centraltheater
die Frage, welcher zukunftstauglichen Vision „Stadttheater“ gerecht werden
kann in einer Gesellschaft, der die ureigenen massenmedialen Effekte nicht
mehr zugehören, im Zentrum der Arbeit. In der Spielzeit 2012/13 wollen wir das
Repräsentationsmodell „Stadttheater“ auch architektonisch produktiv irritieren,
die Perspektive versuchsweise umkehren und DEN ORT, indem wir uns auf die
Ursprünge des Theaters als politischer und kultischer Versammlungsort beziehen,
trefflich ins Bild setzen. In der Hoffnung, in dieser Irritation eine veränderte Erotik
der künstlerischen Begegnung mit dem Publikum zu entdecken. Wir bilden den
Zuschauerraum architektonisch zur zentralen AGORA (griech.: zentraler Platz)
Wir haben viele der uns in den letzten Jahren begleitenden Regisseure und
Künstler gefragt, ob sie sich mit einer solchen Architektur auseinandersetzen
wollen. Den entstehenden Produktionen ist gemein, dass sie in sehr verkürzten
Produktions­zeiträumen zu Stande kommen werden, um den Ort in Besitz
zu nehmen. Danach verschwindet er. Thematisch soll der entstehende
Spielplan so verschieden, bunt und widersprüchlich werden, wie ein Ort der
Auseinandersetzung es sein soll. Nicht zufällig erinnert die Form des Ovals an
die Gladiatoren- und Schaukämpfe Roms und den Boxring. Zusätzlich zu den
Inszenierungen wird sich der neue Raum mit einer Vielzahl von Veranstaltungen,
Gastspielen, mit Kino, Diskussionen, Talk-Formaten, Kinderprogramm und
anderem auffüllen.
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Den Abschluss dieses Festspiel-Repertoires bildet ein einwöchiges Festival, das
alle Produktionen zusammenführt. Mit einer Arbeit des Erfinders des „Orgien
Mysterien Theaters“, Hermann Nitsch – einem der wichtigsten bildenden Künstler
der Moderne –, endet die Spielzeit und die Intendanz Sebastian Hartmann in
Leipzig. Nitsch, weltweit bekannter und umstrittener Aktionskünstler, Maler und
Komponist, wird seine schon länger im Spielplan angekündigte Aktion durchführen
und im Anschluss die Stadt zum dionysischen Fest bitten: im Centraltheater,
um das Centraltheater herum. Ein detailliertes Festspiel-Programm erscheint
gesondert.
Uwe Bautz, Chefdramaturg
ab 1. März bis einschließlich 2. Juni 2013
Repertoire /
Extras / Paoli
Leipziger Festspiele – Zugabe
Innerhalb der LEIPZIGER FESTSPIELE präsentieren wir, neben den Produktionen,
eine Fülle an weiteren Programmpunkten, Formaten, Reihen und einmaligen
Auftritten. Künstler und Intellektuelle werden die FESTSPIELE bereichern und sich
die Ehre geben.
Mit Nina Hagen, die 2010 zur Buchmesse so furios ihr Buch bei uns im
Centraltheater vorstellte, ist ein gemeinsames Format in den FESTSPIELEN
geplant. Gerhard Schöne wird sein neues Familienprogramm zur Premiere bringen,
sein neues Buch bei der Buchmesse vorstellen und Konzerte spielen.
Mit Helge Schneider und Wolf Biermann planen wir Konzerte und mit der
Zeitschrift „Cicero“ und Michael Naumann eine Gesprächsreihe. Eine regelmäßige
Reihe großer deutscher Autorenfilme mit anschließendem Regisseursgespräch
wird in den FESTSPIELEN ihren Platz finden. Die Autorennationalmannschaft
laden wir sowohl zum Spiel als auch zum Lesen ein und Giovanni Di Lorenzo
wird für ein Gespräch unter seiner Leitung unser Gast sein. Ideen gibt es viele.
To be continued!
Die Spielzeit 2012/2013 wird mit der Leipziger Premiere von Krieg und Frieden
(Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen 2012) eröffnet, zahlreiche
Neuproduktionen folgen. Was wäre aber der Spielplan eines Hauses ohne das
Repertoire. Zu diesem gehören in der Spielzeit 2012/2013 in Centraltheater und
Skala unter anderem Publikumsbeschimpfung, Hamlet Vers. 6, Grimms
Märchen, Der Trinker, Wer hat Angst vor Virginia Woolf?, Fanny
und Alexander, Gespenster, Nackter Wahnsinn – Was ihr wollt,
Hunger, Droge Faust, Die Dritte Generation, Willkommen im ewigen
Leben und Aufzeichnungen aus dem Kellerloch.
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Flankiert wird dieser Spielplan durch die bewährten Reihen und Formate in CT
und Skala, die fortgesetzt und ausgebaut werden. Der Centraltalk, fast schon ein
Klassiker unter den CT-Extras, gehört natürlich ebenso dazu wie Clemens Meyers
Stallgespräche, die nach der Open-Air-Ausgabe im Juli ins Haus zurückkehren und
sich dort immer wieder ihren Ort suchen.
Das relativ junge Format der Werkstattgespräche setzen wir, nicht zuletzt aufgrund
der guten Resonanz, ebenso fort wie die fast zu jeder Produktion stattfindenden
Publikumsgespräche. In der Skala wird in der Spielzeit 2012/2013 das Format
gesamtkunstwerk wiederaufgenommen. Dieses Open-Stage-Format richtet sich
an Leipziger Künstler und lädt sie ein, für einen Abend die Skala zu bespielen oder
mit Installationen zu füllen.
Guillaume Paoli setzt seinen Kampf um Aufklärung, Reflexion, Irritation und gute
Manieren mit der P r ü f g e s e l l s c h a f t f ü r S i n n u n d Zw e c k fort. Diejenigen,
die sich dabei einen talkshowartigen Schlagabtausch wünschen, werden nach
wie vor enttäuscht. In der Spielzeit 2012/2013 gibt die Prüfgesellschaft ihren
Monatstakt auf. Stattdessen werden die brennenden Themen der Gegenwart in
Sonderveranstaltungen (auch außerhalb des Theaters) ausführlicher behandelt.
Aufgrund der anhaltenden Nachfrage bleibt die P h i l o s o p h i s c h e P r a x i s
weiterhin für jeden offen, der sich ein unkonventionelles, unverbindliches
Gespräch wünscht.
Skala
1913 – eine Rekonstruktion
in Bild und Text – Guillaume Paoli
Inszenierungen
Im nächsten Jahr wird Leipzig das Völkerschlacht-Jubiläum bombastisch feiern.
Der Hausphilosoph des Centraltheaters richtet das Augenmerk auf das Jahr, als
das Völkerschlachtdenkmal (eigentlich ein antizipierendes Weltkriegsdenkmal)
eingeweiht wurde: 1913, die letzten Tage des alten Europas, der Countdown zur
Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Kaum einem Jahr wurden so viele Romane,
Theaterstücke und Essays rückblickend gewidmet. Anhand dieser Dokumente wird
der sonderbare Moment vergegenwärtigt, als auf dem Vulkan getanzt wurde und
alle Gewissheiten im Begriff waren, sich in Schlamm und Blut aufzulösen.
Zerschossene Träume (AT)
Wolfram Lotz und Martin Laberenz
Uraufführung
Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen 2012
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Ausgangspunkt für das Autor/Regie-Projekt von Lotz/Laberenz ist die Frage: „Wa s
s o l l d a s s e i n: i c h s e l b s t ? “ Descartes genügte die Erkenntnis „ I c h d e n k e ,
a l s o b i n i c h“ . Dass zu diesem Ich noch ein Körper gehört, spielte für ihn aber
keine Rolle. Ein Mangel, den erst der Materialismus und allen voran Marx zu
beheben und den Menschen in seiner Ganzheit zu erfassen versuchte. In unserer
heutigen Gesellschaft hat sich die Gewichtung zwischen Ich und Körper komplett
verschoben: Der Körper, das Aussehen bestimmen über das Ich; das Denken, der
Intellekt sind nur noch Beiwerk. Alter, Gestalt, Geschlecht entscheiden über Erfolg
und Ansehen. Kurz: Es ist der Sieg der Form über den Inhalt. In ZERSCHOSSENE
TRÄUME (AT) bearbeiten Lotz/Laberenz in absurd-komischen Situationen die
Diskrepanz zwischen Ich und Körper, Sexualität und Geschlecht. Was bedeutet es
zum Beispiel, wenn die NASA einen Schimpansen in den Weltraum schickt, ihm
aber vorher Schauspielunterricht gibt, damit er dort einen Menschen lebensecht
darstellen kann? Oder wenn das Hollywood-Sternchen Lindsay Lohan einen
Film über ihr Leben dreht und dabei auch noch selbst die Hauptrolle spielt?
„ D e r Kö r p e r i s t e i n P h a n t o m , d a s n u r d e r S p i e g e l w e l t m i t i h r e n
Tr u g b i l d e r n a n g e h ö r t , u n d d a s a u c h n u r i n B r u c h s t ü c k e n …“
Konzeption: Martin Laberenz und Wolfram Lotz
Regie: Martin Laberenz
Bühne: Oliver Helf
Kostüme: Aino Laberenz
Leipziger Premiere: 11. Oktober 2012
aufgebrochen ist, haben sich kolonisatorisch-egomane Hybris und Anpassung an
die Wildnis schließlich derart durchdrungen, dass sich Joseph Conrads genereller
Verdacht bestätigt, „das Ziel der Schöpfung könne kein ethisches sein“.
Preparadise sorry now
Rainer Werner Fassbinder
Regie: Alexander Eisenach
Premiere: 6. Dezember 2012
Das Vorparadies – ein Wort, das mit der Vorhölle kokettieren will. Wie das
Vorparadies aussieht? S o r r y, eben wie die Welt jetzt aussieht, wenn Gott
und die Utopie vom Paradies auf Erden in weite Ferne gerückt sind. „Ich
finde, dass die Welt aus permanenten Grausamkeiten besteht“, meinte Rainer
Werner Fassbinder, und in PREPARADISE SORRY NOW zeigt er sie uns als
Reigen täglicher Erfahrung von Macht und Unterwerfung. Es sind alltägliche
Situationen, knappe, grelle Szenen wie Schlaglichter in die Gesellschaft hinein,
in welcher das Milieu, die Straße, die Schule oder Armee, selbst die Gefühle
zum Umschlagplatz von Macht, Vorteil, Angst und Gewalt werden. Wer die
Mechanismen nicht nutzen kann, ist schon Opfer. Doch Fassbinder hält sich
nicht nur bei dieser Behauptung auf; er spiegelt diese Szenen in der Geschichte
eines realen Serienmörderpärchens, das in den 1960er Jahren in England
Kinder entführte, folterte, missbrauchte und schließlich tötete. Sie taten dies im
Geiste einer faschistoiden Utopie m a d e i n G e r m a ny, die für eine Ideologie
des Herrschaftsmenschen das Menschenmorden rechtfertigte. Eine äußerst
suggestive Anordnung also, die es sich im 30. Todesjahr Fassbinders 2012 zu
überprüfen lohnt: Ist das Leben auf Erden wirklich ein „grausames Spiel von
Erhebung und Demut – Die Liturgie eines Verbrechens“? Oder schrieb Fassbinder
„54 Szenen zugunsten einer zukünftigen Anarchie“? So lauteten zumindest seine
beiden Vorschläge für einen Untertitel des Stücks..
Regie: Wolfgang Maria Bauer
Premiere: 17. Oktober 2012
Herz der Finsternis
Nach Joseph Conrad
Nicht ohne Grund stiftete diese Erzählung Regisseur Francis Ford Coppola zu
seinem epochalen Film APOCALYPSE NOW an und entlieh Werner Herzog ihr
Motive für seinen nicht weniger legendären Film FITZCARRALDO. Denn Joseph
Conrads HERZ DER FINSTERNIS rührt an den Ursprung alles Menschlichen.
Seine Geschichte navigiert den Leser unter der glühenden Sonne Afrikas in
das Innere eines dunklen Kontinents, den die Schattenseiten der westlichen
Zivilisation verdüstern. Es ist die Zeit der gewaltsamen Eroberung und Ausbeutung
afrikanischer Kolonien Ende des 19. Jahrhunderts, in der sich diese Erzählung
in einer Flussfahrt den Kongo hinaufwindet. Joseph Conrad schrieb aus eigener
Erfahrung; der Intelligenz seiner Prosa verdanken wir jedoch eine Parabel über
das Mensch-Sein. In der Begegnung mit den angeblichen Barbaren zeigt sich
für Conrad nicht nur der barbarische Charakter eines gierig plündernden und
mordenden Imperialismus. An der sogenannten Wiege der Menschheit, in jener
vorzivilisatorischen Wildnis fern aller moralischen Instanzen, kommen die weißen
Pilger des Profits unerwartet ihrer eigenen „Natur“ nahe, einem Afrika ihrer
Seele. Und auf diesem inneren Kontinent beginnt ihre Menschlichkeit finster
zu verdämmern. In der Person des Elfenbeinagenten Kurtz, zu dem das Schiff
Schuld und Sühne
Nach Fjodor M. Dostojewski
Regie: Martin Laberenz
Premiere: 20. Dezember 2012
21 Tage
Aufzeichnungen eines Kriegsheimkehrers
Uraufführung
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Wenn Deutsche „Krieg“ hören, springen ihre Gedanken zurück bis 1945 und
schieben Generationen zwischen sich und die, die den Krieg führten. Die
Kriegsheimkehrer des 2. Weltkriegs standen mit ihren Erinnerungen damals
DRAUSSEN VOR DER TÜR, unverstanden von einer Gesellschaft, die zu
Hause geblieben war und sich nicht erinnern wollte. Auf ein Verständnis von
posttraumatischen Belastungsstörungen konnten sie nicht zählen. Literaten wie
Wolfgang Borchert oder Heinrich Böll, nicht die Psychologen, wurden zu den
Beobachtern jener unerlösten Männer. Doch auch heute – mit psychologischer
Betreuung, staatlicher Hilfe und dem Verstehenwollen der Daheimgebliebenen –
bleibt es das Fatum eines Soldaten, das Unaussprechliche des Krieges zu kennen
und für den Ausnahmezustand des Menschen darin kaum Worte zu finden. Auch
wenn die Bundesrepublik Deutschland zurzeit nur „Soldaten entsendet“, kehren
diese doch mit den Erfahrungen von Kampfhandlungen, Bedrohungsszenarien,
den Bildern von Toten und Verletzten im Gepäck zurück. 21 Tage dauerte es für
den Kriegsteilnehmer Eric Dorozhkin nach seiner Rückkehr, bis er seine Wohnung
daheim überhaupt wieder verlassen konnte. 21 TAGE – AUFZEICHNUNGEN
EINES KRIEGSHEIMKEHRERS wird seine Aufzeichnungen mit den Erfahrungen
anderer Heimgekehrter auf der Theaterbühne kurzschließen, wird den Bildern
eines schwelenden inneren Kriegszustands, den Landkarten aus Angst, Lügen und
Fremdheit einen Raum geben.
Regie: Manuel Harder
Premiere: 11. Januar 2013
Der große Marsch
Wolfram Lotz
Studioinszenierung
Centraltheater
Kassenöffnungszeiten in der Spielzeit:
Montag bis Freitag 10–19 Uhr
Abendkasse: 1,5 Stunden vor Veranstaltungsbeginn.
Telefon: (0341) 1268-168, Fax: (0341) 1268-169
Mail: [email protected]
Normalpreise Spielzeit 2012/13:
Platzgruppe I: 24 €, ermäßigt 17 €
Platzgruppe II: 20 €, ermäßigt 14 €
Platzgruppe III: 16 €, ermäßigt 11 €
Platzgruppe IV: 10 €
Schüler und Studenten in allen Platzgruppen 7 €
Wie ließe sich ein Theaterstück, das mit den Klischees und Mitteln des „politischen
Theaters“ spielt, besser einleiten als mit der Zueignung, die Wolfram Lotz
seinem Der grosse Marsch voranstellt: „D i e m e i s t e n T h e a t e r l e u t e
s i n d ( n a t ü r l i c h g i b t e s A u s n a h m e n) A r s c h g e s i c h t e r.“ Mit dieser
Steilvorlage startet Lotz seine Deutschland-Revue, in deren weiterem Verlauf er
zeitgenössische, historische und fiktive Figuren – von Josef Ackermann und Horst
Mahler über Bakunin zu Prometheus und Hamlet – in aberwitzigen Situationen
mit der Bühnenrealität des politischen Theaters konfrontiert. Gemeinsam arbeiten
sich die illustren Gäste an Themen wie der Finanzkrise und der Relevanz/
Irrelevanz von Theater in unserer Zeit ab. Mit Humor und Situationskomik schreibt
sich Lotz, der auch das bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen uraufgeführte
Stück Zerschossene Träume (AT) für uns schrieb, an die Grenzen theatraler
Darstellungsmöglichkeiten heran, entwirft darüber aber keine Utopie, sondern
entlarvt einen Ist-Zustand, in dem die Figuren die Erschöpfung und Ratlosigkeit
unserer Gesellschaft spiegeln.
Sebastian Hartmann wird zusammen mit dem neuen Jahrgang des
Schauspielstudios der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn
Bartholdy“ das mit dem P u b l i k u m s p r e i s d e s B e r l i n e r S t ü c k e m a r k t s 2 010
und dem D r a m a t i k e r p r e i s d e s Ku l t u r k r e i s e s d e r D e u t s c h e n W i r t s c h a f t
2 012 ausgezeichnete Stück als Studioinszenierung erarbeiten.
Regie: Sebastian Hartmann
Premiere: 15. Februar 2013
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Skala
Kassenöffnungszeit in der Spielzeit:
1 Stunde vor Veranstaltungsbeginn
Telefon: (0341) 1268-475, Fax: (0341) 1268-182
Mail: [email protected]
Normalpreise Spielzeit 2012/13:
Freie Platzwahl: 12 €, ermäßigt 9 €
Schüler und Studenten 7 €
Die Preise für Veranstaltungen außerhalb des Repertoires,
Gastspiele, Märchen und Sonderveranstaltungen, für
Konzerte in Centraltheater + Skala sowie für das Skala-Format
gesamtkunstwerk entnehmen Sie bitte den jeweiligen
Programmankündigungen.
Anfahrt Centraltheater + Skala:
ÖPNV: Linie 1, 14 / Haltestelle: Gottschedstraße
Linie 9 / Haltestelle: Thomaskirche-Centraltheater
Centraltheater für Rollstuhlfahrer barrierefrei zugänglich
© 2012 Centraltheater + Skala (Schauspiel Leipzig)
Eigenbetrieb der Stadt Leipzig, Bosestraße 1, 04109 Leipzig
Intendant: Sebastian Hartmann
www.schauspiel-leipzig.de
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www.schauspiel-leipzig.de