Magazin Juli 2015 (2,2 MiB) - Freiburger Barockorchester
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Magazin Juli 2015 (2,2 MiB) - Freiburger Barockorchester
A b o u t Baroque Das Magazin des Freiburger Barockorchesters Juli | 2015 2. Jahrgang Residenz in Aix-en-Provence II Kantaten mit Philippe Jaroussky Brandenburger in Italien Der zweite Sommer mit Freiburger Klängen in der Provence Ein Sängerstar entdeckt für sich Bach und Telemann Mit der Visitenkarte des FBO ins Land des Concerto grosso Ihringer Barriqueorchester Ausblick Liebe Freunde des Freiburger Barockorchesters, wir freuen uns, Ihnen mit der vorliegenden Ausgabe von About Baroque das erste Heft aus dem zweiten Jahrgang unseres Magazins präsentieren zu können. Auf dem Titelbild sehen Sie einen Ausschnitt vom Konzerthaus Freiburg mit dem FBO-Banner über dem Eingang, wie vor jedem unserer Konzerte. Die Saison 2015 |16 ist die zwanzigste Konzertsaison des Freiburger Barockorchesters im Konzerthaus! Kein Wunder, dass unsere Konzerte hier als „Heimspiel“ laufen. Auch in der Stuttgarter Liederhalle und der Berliner Philharmonie haben wir seit der Saison 1999/2000 eine eigene Konzertreihe, in der sich unsere Musiker ebenfalls zuhause fühlen. Freiburg, Stuttgart, Berlin: Diese drei Heimspielorte bilden die Konstante innerhalb eines reichhaltigen Tourneekalenders. An diesen Orten erproben unsere Musiker besondere Programmideen, musikalische Entdeckungen, aufführungspraktische Eigenheiten im Zusammenspiel mit einem vertrauten Publikum, das sie regelmäßig in ihrem Konzertsaal erlebt. Manchmal sind „Heimspiele“ Ausgangspunkt oder hochwillkommener Zwischenstopp einer internationalen Konzerttournee. Womit wir bei den „Auswärtsspielen“ angelangt wären, dem zweiten Standbein des Freiburger Barockorchesters, von denen unsere „Heimspiele“ genauso profitieren. Schon ihre große Anzahl und die Exklusivität der Auftrittsorte sprechen für sich: Festival International d’Art Lyrique d’Aix-en-Provence, Concertgebouw Amsterdam, Liceu Barcelona, Wiener Musikverein, Lincoln Center New York… About Baroque gibt Ihnen einen detaillierten Ausblick auf sämtliche „Heimspiele“ und „Auswärtsspiele“ des Freiburger Barockorchesters in den nächsten zwölf Monaten. Als inhaltliches Portfolio begnügt sich unser Magazin nicht mit der bloßen Annoncierung der einzelnen Projekte. Es möchte Sie vielmehr mit den inneren Zusammenhängen und musikalischen Besonderheiten unserer Programme vertraut machen. Damit werfen Sie einen Insiderblick auf die Arbeit unserer Musiker und sind zugleich bei jedem ihrer Auftritte mit von der Partie: als interessierte Leser oder (im schönsten Fall) als neugierige Hörer, nachdem Sie die vorliegende Ausgabe von About Baroque gelesen haben. In jedem Fall wünschen wir Ihnen eine anregende Lektüre! Ihr FBO Weingut Dr. Heger · Weinhaus Heger Bachenstraße 19 -21 · D-79241 Ihringen/Kaiserstuhl Tel. +49 (0)7668 - 995110 · www.heger-weine.de DR. HEGER 3 Musikalische Horizonte 6 | 7 Residenz in Aix-en-Provence II Der zweite Sommer mit Freiburger Klängen in der Provence 8 | 9 Orfeo alla danza Sasha Waltz und das Freiburger BarockConsort: der Tanz geht weiter 10 | 11 When I am laid in earth 17. Jahrhundert trifft Gegenwart 12 | 13 Bach und Kollegen Gipfeltreffen mit Thomaskantor und geschätzten Zeitgenossen 14 | 15 Don Giovanni konzertant René Jacobs und das FBO verführen mit Mozarts „Oper aller Opern“ 16 | 17 Ensemble-Akademie Freiburg 2015 Zwei Ensembles unterrichten Alte und Neue Musik im Dialog 18 | 19 Le rivali concordi Eine musikalische Ausgrabung kehrt zurück nach Hannover 20 | 21 Grand Concert pour Louis XIV. Musik für den Sonnenkönig aus seinem engsten Kreis 22 | 23 Mozart mit (und ohne) Christian Gerhaher Dreamteam on tour 24 | 25 Wiener Dreigestirn Der moderne Klang einer historischen Sitzordnung 26 | 27 Alte Musik für junge Ohren Lebendiger geht nicht: die Jugendarbeit des FBO 28 | 29 Kantaten mit Philippe Jaroussky Ein Sängerstar entdeckt für sich Bach und Telemann 30 | 31 Silvesterkonzert Bachs „Weihnachtsoratorium“ als perfekte Musik zum Jahreswechsel 32 | 33 Al modo d’Orfeo Hommage im Kleinen mit Kammerkantaten und Konzerten 34 | 35 10 Jahre Theater an der Wien René Jacobs und das FBO gratulieren mit Mozarts „Idomeneo“ 36 | 37 Telemanns „Seliges Erwägen“ Ein selten gespieltes Passionsoratorium zur Vorosterzeit 38 | 39 Brandenburger in Italien Mit der Visitenkarte des FBO ins Land des Concerto grosso 40 | 41 Spaß und Sport Ein musikalischer Vorgeschmack auf die Olympischen Spiele 42 | 43 Beethovens Missa Solemnis mit dem Kreuzchor Dresden ist immer eine Messe wert 44 | 45 Tritt auf die Glaubensbahn Weimarer Kantaten: so jung war Bach nie wieder! 4 5 Residenz in Aix-en-Provence II W. A. Mozart „Die Entführung aus dem Serail“ KV 384 ** Jane Archibald Konstanze Daniel Behle Belmonte Rachele Gilmore Blondchen David Portillo Pedrillo Franz-Josef Selig/Mischa Schelomianski Osmin G. Fr. Händel „Alcina“ HWV 34 * Patricia Petibon Alcina Philippe Jaroussky Ruggiero Anna Prohaska Morgana Anthony Gregory Oronte Katarina Bradic Bradamante Tobias Moretti Bassa Selim Martin Kusej Regie Chor MusicaAeterna Freiburger Barockorchester Jérémie Rhorer Dirigent KONZERT *** J. C. de Arriaga, Ouvertüre zu „Los Esclavos Felices“ L. v. Beethoven, Klavierkonzert Nr. 3 c-Moll op. 37 Krzysztof Baczyk Melisso F. Mendelssohn, Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 56 „Schottische“ Katie Mitchell Regie Kristian Bezuidenhout Hammerklavier Freiburger Barockorchester Freiburger Barockorchester Andrea Marcon Dirigent Pablo Heras-Casado Dirigent Festival International d’Art Lyrique d’Aix-en-Provence 2., 4., 10., 12., 16., 18., 20. Juli 2015 | 19 Uhr Aix-en-Provence (F), Grand Théâtre de Provence * 3., 6., 8., 11., 13., 17., 21. Juli 2015 | 21.30 Uhr Aix-en-Provence (F), Théâtre de l’Archevêché * * 15. Juli 2015 | 20 Uhr Aix-en-Provence (F), Grand Théâtre de Provence * * * Der erste Teil der auf drei Jahre angelegten Residenz beim Festival International d’Art Lyrique d’Aix-en-Provence war eine großartige Erfahrung für die Musiker des FBO. 2014 brillierten sie als Opernorchester mit Händels „Ariodante“ und Mozarts „Zauberflöte“ sowie als Konzertorchester mit einem Barock- und einem Klassikprogramm. 2015 widmen sie sich erneut einer Händel- und einer MozartOper. Außerdem machen sie sich im Konzert auf den Weg in die Romantik. Vielseitiger kann man sich kaum präsentieren. Fährt man im Juli nach Aix-en-Provence, erlebt man nahezu paradiesische Zustände. Sicher, das Wetter ist schön, die Landschaft herrlich, eine ausgezeichnete Küche und feine Weine locken. Das kann man hier auch in anderen Monaten haben. Aber nur im Juli dreht sich alles ums örtliche Festival, die ganze Stadt ist geflaggt mit seinen Farben, und an jeder Ecke sieht man ins Gespräch vertiefte oder sinnend vor sich hin flanierende Menschen, bei denen sich alles eindeutig um eben dieses Festival zu drehen scheint. Anders als beispielsweise in Salzburg geht es hier jedoch nicht ums Sehen und Gesehen-Werden, um das internationale Klassentreffen eines kulturellen Jetsets. Dem stehen provenzalische Lebensart, das beschauliche Aix und die vor allem örtliche Verwurzelung des Festivals in eben dieser beschaulichen Stadt entgegen, denn die frühere Hauptstadt der Provence existiert in den anderen Monaten des Jahres ohne das Festival genauso idyllisch und genießerisch weiter. Umgekehrt sind es nicht zuletzt seine Unabhängigkeit und sein Flair, die dieses Festival so besonders machen. Vielleicht ist das ja einer der Gründe, warum die Musiker vom Freiburger Barockorchester aus der kleinen, süddeutschen Universitätsstadt so gut nach Aix passen: Vieles kommt ihnen hier sehr bekannt vor. Dafür sind sie bereit, einige Strapazen auf sich zu nehmen, die ihren Kollegen aus traditionellen Sinfonieorchestern fremd sein dürften: Für die beiden Opern, die in unterschiedlichen Stimmtonhöhen zu spielen sind (Händels Alcina in 415 Hz, Mozarts Entführung aus dem Serail in 430 Hz), verwenden sie unterschiedliche Instrumente – barocke und klassische. Vor allem für die Bläser macht dies einen eklatanten Unterschied, und da die Opern täglich alternierend auf dem Spielplan stehen, haben sie einige Herausforderungen zu meistern. Glücklicherweise gilt der klassische Stimmton auch für das Konzertprogramm, die „Morgenröte der Romantik“ aus der vergangenen Saison, da man zu Mendelssohns Zeiten seine Werke noch mit dem Instrumentarium der Wiener Klassik aufführte. Historische Aufführungspraxis beinhaltet eben auch gewisse Grenzen; sie zu überschreiten erfordert Kreativität und Flexibilität. Vor allem, wenn man als Opernorchester auch noch teilweise in die Bühnenhandlung eingebaut wird, wie es Simon McBurney in der letztjährigen Zauberflöte mit dem FBO getan hat. Wie es in diesem Jahr werden wird – wer weiß? Gerade Martin Kusej, der Regisseur der Entführung aus dem Serail, ist für unkonventionelle Ideen bekannt… 6 7 Orfeo alla danza C. Monteverdi „L’ Orfeo“ Sasha Waltz Regie Alexander Schwarz Bühnenbild Sasha Waltz & Guests Tanzcompagnie Torsten Johann Leitung Georg Nigl Orfeo Anna Lucia Richter Euridice / La Musica Charlotte Hellekant Messaggiera / La Speranza Douglas Williams Caronte Konstantin Wolff Plutone Luciana Mancini Proserpina Vocalconsort Berlin Freiburger BarockConsort 1., 2., 3., 5., 6. Juli 2015 | 19.30 Uhr Berlin, Staatsoper im Schillertheater 20., 21., 23., 24. Mai 2016 | 20 Uhr Lille (F), Opéra In Amsterdam, Luxemburg und Bergen hat Monteverdis getanzter „Orfeo“ von Sasha Waltz mit ihrer Tanzcompagnie und dem Freiburger BarockConsort für Furore gesorgt. Das Publikum staunte über die tänzerische Qualität dieser Oper und über die Selbstverständlichkeit, mit der die Musiker aus Freiburg mit Tänzern wie Sängern agierten, sich sogar auf der Bühne unter sie mischten. Jetzt geht der Tanz weiter, mit Aufführungen in Berlin und Lille. Die besten Ideen sind ganz einfach (man muss allerdings erst einmal darauf kommen). So wie die von Sasha Waltz zu Claudio Monteverdis Orfeo. Eine getanzte Inszenierung würde, so dachte sich die Choreografin, der ersten Oper der Musikgeschichte im wahrsten Sinne des Wortes auf die Sprünge helfen. Darunter ist nicht einfach nur die Mitwirkung von Tänzern zu verstehen – nein: hier ist alles Tanz, die Sänger werden ebenso von den Tänzern angesteckt wie die Musiker vom Freiburger BarockConsort, die sich auf der Bühne (zu deren beiden Seiten sie ansonsten platziert sind) gelegentlich unter die Protagonisten mischen. Das lebendige Ergebnis verblüfft, denn es scheint, als hätte diese Oper nie anders als in dieser Form existiert. Und das Publikum erlebt nichts weniger als die Wiederauferstehung eines Gesamtkunstwerks aus Musik, Bühne, Tanz. Maß an Freiraum für Musiker und Sänger zur Entfaltung ihrer eigenen Persönlichkeit. Siehe Georg Nigl. Doch dieses Projekt ausschließlich an der beflügelnden Wirkung des Tanzes festzumachen, greift zu kurz. Nicht umsonst wird in dieser Oper die Wirkung von Musik verhandelt und die Macht des Gesangs zum Thema gemacht. Verkörpert wird letzteres durch die Gestalt des Sängerhalbgotts Orpheus, und Georg Nigl ist ein außergewöhnlicher Orfeo: „Nigl ist das Herzstück des Abends, ein Monomane, ein Leidensmann, ein Meisterhedonist und ein Megavirtuose. So hemmungslos wie Nigl das Glück aussingt, endlich Euridice rumgekriegt zu haben, so hemmungslos jammert er auch über ihren Verlust in der Unterwelt“, hat Reinhard Brembeck in der Süddeutschen Zeitung über die Amsterdamer Premiere geschrieben. Auch dieses Lob spricht für die Qualität der Inszenierung, in der „Orfeo alla danza“ nicht den bloßen Tanz meint, sondern von einer Rückbesinnung auf das Körperliche in einer Oper durch den Tanz ausgeht. Dazu gehört auch ein gerütteltes Das Risiko hat sich gelohnt: Der Orfeo ist so lebendig wie nie zuvor… Dass umgekehrt hiervon auch die Tänzer Impulse erhalten sollen, ist Teil des Plans. Und ist durchaus riskant, wie die Financial Times nach der Amsterdamer Premiere analysiert: „Das Problem in der Kombination von Tänzern und Sängern ist, dass sich beide gegenseitig keinen Gefallen zu tun scheinen. Die Sänger lassen die Tänzer stumm und die Tänzer die Sänger steif aussehen. In ihrer neuen Produktion von Monteverdis Orfeo für die Nederlandse Opera hat Sasha Waltz gleich beide Probleme gelöst. Ihre Sänger tanzen, und ihre Tänzer singen. Das Ergebnis ist eine nahezu perfekte Synthese zweier Genres, ein nahtloser Fluss von Klang und Bewegung.“ 8 9 When I am laid in earth William Lawes (1602 – 1645) Set a 5 in C major Zwischen den Berliner Aufführungen von Monteverdis „Orfeo“ ist das Freiburger BarockConsort im Schillertheater auch in zwei Konzerten zu hören. Ihr Programm schlägt eine Brücke zwischen der Musik Monteverdis aus dem 17. Jahrhundert und der des zeitgenössischen Komponisten Toshio Hosokawa, dessen Oper „Matsukaze“ (wie der „Orfeo“ inszeniert von Sasha Waltz) ebenfalls im Rahmen des INFEKTION!-Festivals aufgeführt wird. „When I am laid in earth“ verbindet Stücke von Henry Purcell und seinen Zeitgenossen mit Werken, die im Auftrag des WDR für das „Witten In Nomine Broken Consort Book“ geschrieben worden sind. Eine spannende Mischung über die Jahrhunderte. Bryn Harrison (*1969) In nomine after William Byrd Salvatore Sciarrino (*1947) In Nomine Nominis Henry Purcell (1659 – 1695) „Thy hand Belinda“ – „When I am laid in earth“ (aus „Dido and Aeneas“ Z. 626) Isabel Mundry (*1963) Der letzte Seufzer Henry Purcell Oh Solitude Z. 406 Claus-Steffen Mahnkopf (*1962) requiescant in pace. In memoriam victimarum christianitatis Anthony Holborne (1545 – 1602) The Image of Melancholy Toshio Hosokawa (*1955) A song from far away – in Nomine Manchmal sind Dramaturgen besonders glückliche Menschen, nämlich dann, wenn sie aus der Not eine Tugend zu machen und aus zwei auf den ersten Blick unvereinbaren Klangwelten ein schlüssiges Ganzes zu formen haben. Wie schlägt man eine musikalische Brücke zwischen L’Orfeo von Claudio Monteverdi, der ersten Oper der Musikgeschichte, und der Oper Matsukaze von Toshio Hosokawa, deren Stoff auf einem Klassiker des japanischen Nô-Theaters basiert? Thomas Tallis | Gérard Pesson (*1958) In nomine – instrumentation colorée II Henry Purcell If music be the food of love Z. 379 Henry Purcell Sweeter than roses Z. 585 Brice Pauset (*1965) In stilo fantastico Matthew Locke (1610 – 1677) Suite No. 1 in D minor Klaus Huber (*1924) In Nomine – Ricercare il nome Mitglieder der Staatskapelle Berlin Dorothee Mields Sopran Freiburger BarockConsort 4. und 7. Juli 2015 | 20 Uhr Berlin, Staatsoper im Schillertheater | INFEKTION ! Festival für Neues Musiktheater Schon die Idee der Berliner Staatsoper, in ihrem Festival L’Orfeo und Matsukaze nebeneinander zu stellen, ist absolut faszinierend: Beide Opern beziehen sich auf eine Art theatralische Urform, Monteverdis Oper erzählt als Gründungsdokument der europäischen Gattung einen der ältesten Mythen der Musik, und Hosokawas Komposition aus dem Reich des Nô-Theaters geht zurück auf eine japanische Theaterform des 14. Jahrhunderts, deren Stücke meist aus der Mythologie stammten und sowohl gesungen als auch getanzt aufgeführt wurden. Diese Parität von Gesang und Tanz findet sich in beiden Inszenierungen von Sasha Waltz und verbindet beide Opern miteinander. Hinzu kommt, dass die Geschichte von Matsukaze wie eine Art Negativfolie zu der des Orfeo wirkt: Das Stück handelt von zwei Schwestern, die, von unerfüllter Zuneigung zu einem Mann beherrscht, als Totengeister ins Diesseits zurückkehren (also genau umgekehrt zur Geschichte von Orpheus, der als Lebender zu seiner verstorbenen Frau in das Reich der Toten hinabsteigt, um sie zurückzuholen). Einen ähnlichen Bezug zwischen Werken aus weit voneinander entfernten Jahrhunderten beinhaltet das Konzertprogramm vom Freiburger BarockConsort. So wie die beiden Opern auf älteres (mythologisches) Material zurückgreifen, bezieht sich das vom ensemble recherche initiierte „Witten In Nomine Broken Consort Book“ auf die englische „In nomine“-Tradition des 16. und 17. Jahrhunderts. Zugleich lassen sich die zeitgenössischen Kompositionen dieser offenen Sammlung (die beständig weiterwächst) wunderbar mit Originalwerken aus dem England des 17. Jahrhunderts kombinieren. Den Kern des Programms bildet das titelgebende Lamento der Dido aus Purcells Oper Dido and Aeneas: „When I am laid in earth“. Stilistisch bezieht sich Purcell eindeutig auf die italienischen Lamenti vom Ende des 17. Jahrhunderts, beispielsweise auf Giovanni Legrenzis Lamento der Venus aus seiner Oper La divisione del mondo. An Purcells Lamento schließt ausdrucksstark Isabel Mundrys Der letzte Seufzer an, erneut gefolgt von Purcells Song Oh Solitude, an den wiederum Claus-Steffen Mahnkopfs requiescant in pace. In memoriam victimarum christianitatis andockt, ein im unteren Schallbereich angesiedeltes Stück, das nicht nur die Stimmung des Purcell-Songs aufzugreifen scheint, sondern zugleich in Anthony Holbornes Image of Melancholy überleitet. In diesem Programm ergänzen, erläutern sich Alte und Neue Musik gegenseitig und kreieren eine ganz eigene, gemeinsame musikalische Atmosphäre. Am Ende ist die Trennung zwischen den Jahrhunderten aufgehoben. Was bleibt, ist ein Universum des Augenblicks. 11 10 Bach und Kollegen Im August 2015 erscheint eine Doppel-CD mit sieben Cembalokonzerten von Johann Sebastian Bach bei harmonia mundi France: mit Andreas Staier und dem Freiburger Barockorchester unter der Leitung von Petra Müllejans. Auf einer großangelegten Tour, die bis in den Februar 2016 reicht, präsentieren die Musiker drei der Cembalokonzerte in Kombination mit Werken von Komponistenkollegen des Thomaskantors, mit denen er entweder persönlich zu tun hatte, oder deren Musik er kannte und schätzte. G. Ph. Telemann Ouvertüre B-Dur TWV 55: B 1 und Conclusion B-Dur TWV 50:10 (aus: Musique de Table, III. Production) J. S. Bach Cembalokonzert f-Moll BWV 1056 J. Fr. Fasch Concerto d-Moll für Violine und Oboe FWV L:d 4 J. D. Zelenka „Hipocondrie“ à 7 Concertanti ZWV 187 J. S. Bach Cembalokonzert g-Moll BWV 1058 Cembalokonzert A-Dur BWV 1055 Andreas Staier Cembalo Susanne Regel * Oboe Ann-Kathrin Brüggemann Oboe Freiburger Barockorchester Petra Müllejans Violine und Leitung 1. Februar 2016 | 20.15 Uhr Groningen (NL), De Oosterpoort 22. August 2015 | 20.15 Uhr Basel (CH), Martinskirche * 24. August 2015 Santander (E), Festival * 26. August 2015 Warschau (PL), Polskie Radio (W. Lutoslawski Studio) * 3. September 2015 | 20 Uhr Barockkloster St. Mang, Kaisersaal | Festival Vielsaitig * 3. Februar 2016 | 20 Uhr Wangen/Allgäu, Stadthalle 4. Februar 2016 | 20 Uhr Stuttgarter Liederhalle, Mozartsaal 5. Februar 2016 | 20 Uhr Konzerthaus Freiburg, Rolf-Böhme-Saal 8. Februar 2016 | 20 Uhr Berliner Philharmonie, Kammermusiksaal 31. Januar 2016 10. Februar 2016 Antwerpen (B), Amuz | Festival van Vlaanderen Ljubljana (SLO), Cankarjev Dom Kann man sich den einzigartigen Bach in einer kollegialen Gesprächsrunde mit anderen Komponisten seiner Zeit vorstellen? Schwerlich. Dafür ist unser Bild von Bach einfach zu sehr von seiner einsamen musikalischen Größe bestimmt. Tatsächlich kannte Bach einige seiner zeitgenössischen Kollegen. Mit Georg Philipp Telemann hatte er sich in seiner Zeit am Weimarer Hof (1708 – 1717) angefreundet, als dieser im nicht weit entfernten Eisenach als Hofkapellmeister wirkte (1708 – 1712). 1714 machte Bach ihn sogar zum Patenonkel seines Zweitgeborenen Carl Philipp Emanuel. Telemanns Musique de Table von 1733 war ein großer Wurf, der für Aufsehen sorgte: als kompositorisches Vademecum sämtlicher Instrumentalgattungen und Stile des Barock und als verlegerische Großtat einer europaweit zur Subskription angebotenen Werkausgabe. Eine Werkausgabe, die Bach natürlich kannte, und die von Händel nicht nur subskribiert, sondern auch für eigene Kompositionen als „Anregung“ genutzt wurde… Den seit 1710/11 in Dresden engagierten Jan Dismas Zelenka kannte der ab 1723 in Leipzig wirkende Thomaskantor ebenfalls persönlich. Ursprünglich Kontrabassist in der berühmten Dresdner Hofkapelle, machte sich Zelenka in der Elbmetropole schnell als versierter Komponist – vor allem von Kirchenmusik – einen Namen. Faktisch leitete er zwischen 1728 und 1733 die Hofkapelle als Kapellmeister, doch wurde ihm eine tatsächliche Ernennung stets verwehrt (die stattdessen Johann Adolph Hasse 1734 erhielt). Immerhin ernannte Friedrich August II. Zelenka 1735 zum Kirchen-Compositeur. Bach, der mit vielen Mitgliedern der Hofkapelle in Kontakt stand und 1736 den Ehrentitel eines Königlich-Polnischen und Kurfürstlich-Sächsischen Hofcompositeurs erhielt, schätzte dessen Musik sehr, wie sein Sohn Carl Philipp Emanuel später zu berichten wusste. Zelenkas Orchestermusik bildet zwar nur eine kleine Abteilung innerhalb seines Œuvres – dafür ist sie sehr eigenständig (fast schon eigensinnig) und ausdrucksstark. Seine Hipocondrie überrascht den Hörer immer wieder mit abrupten Wechseln in Harmonik, Rhythmik und Melodik. In der perfekten Handhabung des Orchestersatzes zeigt sich, dass Zelenka obendrein im besten Ensemble seiner Zeit spielte. Hipocondrie ist eines der Leib- und Magenstücke des Freiburger Barockorchesters. Anders verhält es sich mit Bach und Johann Friedrich Fasch: Persönlich kannten sie sich nicht, obwohl sich ihre biographischen Lebenslinien durchaus kreuzten, sei es über gemeinsame Bekannte (Telemann, Pisendel, Zelenka) oder bei der gleichzeitigen Bewerbung um das Amt des Leipziger Thomaskantors. Letztere zog Fasch allerdings wieder zurück, als er 1722 am Hof von Anhalt-Zerbst eine Lebensstellung als Kapellmeister erhielt. In seiner Zeit wurde er als „der berühmte Herr Capellmeister Fasch zu Zerbst“ geschätzt (Friedrich Wilhelm Marpurg, Historisch-Kritische Beyträge zur Aufnahme der Musik von 1756). Viele seiner Werke kursierten in Abschriften im mitteldeutschen Raum, außerdem sorgten Faschs Bekannte für ihre Verbreitung. So kann man davon ausgehen, dass Bach Faschs Musik durchaus gekannt, ja vielleicht sogar zum Teil in der eigenen Konzertreihe im CafeéHauß Zimmermann aufgeführt hat. Immerhin benötigte er ein großes Repertoire für die Programme dieser Konzertabende, in denen er selbst auch mit seinen Cembalokonzerten als Orchesterleiter und Solist wirkte. Bach und Kollegen ermöglicht uns Heutigen ein inspiriertes Gipfeltreffen großer Barockkomponisten in trauter Runde, das den Zeitgenossen des 18. Jahrhunderts so nie vergönnt gewesen ist. 13 12 konzertant Don Giovanni W. A. Mozart Il dissoluto punito ossia Il Don Giovanni KV 527 (konzertant) [Prager Fassung mit zwei Wiener Ergänzungen] Johannes Weisser Don Giovanni Birgitte Christensen Donna Anna Jeremy Ovenden Don Ottavio Alex Penda Donna Elvira Marcos Fink Leporello Tareq Nazmi Masetto & Il Commendatore Sunhae Im Zerlina Kühn Choir of Prague* Camerata Vocale Freiburg ** Freiburger Barockorchester René Jacobs Dirigent 10. September 2015 | 20 Uhr Prag (CZ), Rudolfinum | Dvořák Festival * 12. September 2015 | 19 Uhr Freiburg, Konzerthaus ** Nach Spanien, China und Paris beglücken René Jacobs, das Freiburger Barockorchester und eine großartige Sängerbesetzung nun Prag und Freiburg mit der „Oper aller Opern“: Mozarts „Don Giovanni“ verkörpert ein Musiktheater, wie man es kein zweites Mal zu hören bekommt. Erst recht nicht im Konzertsaal, wenn sich René Jacobs noch dazu eine halbszenische Inszenierung einfallen lässt, die selbst eingeschworene Opernaficionados die fehlende Theaterbühne mit allem Drum und Dran vergessen lässt. Verfolgt man genauer die Arbeit von René Jacobs, dann verblüffen immer wieder sein Mut zu unkonventionellen Entscheidungen sowie die Bereitschaft, früher getroffene musikalische Entscheidungen zu überdenken, ja sogar noch einmal ganz anders zu realisieren. Mozarts Don Giovanni ist hierfür ein gutes Beispiel. 2006, bei den Innsbrucker Festwochen, hatte Jacobs mit dem Freiburger Barockorchester noch philologisch sauber zwischen der früheren Prager und der späteren Wiener Aufführungsgestalt des Werks unterschieden (und deshalb zwei unterschiedliche Opernabende einstudiert). 2015, im Rahmen einer großen konzertanten Tour, entscheidet er sich für die an internationalen Opernbühnen übliche Mischfassung mit beiden Don-Ottavio Arien („Dalla sua pace“ und die in Wien eigentlich anstelle der ersten eingefügte „Il mio tesoro intanto“) sowie mit dem für die Sängerin der Donna Elvira in Wien hinzukomponierten Recitativo accompagnato „In quali eccessi, o numi“ und der Arie „Mi tradì qu’ell alma ingrata“. Warum – etwa aus wissenschaftlicher Laxheit? Ganz und gar nicht: aus purer Spielfreude! Ursprünglich gar nicht als Opernlibretto vorgesehen, handelt es sich bei der Geschichte des Don Giovanni um ein aus mehreren Versatzstücken zusammengesetztes Stück mit springender, nicht immer logisch verlaufender Handlung, die an wechselnden Orten stattfindet. Es enthält groteskkomische und tragische Elemente, garniert mit der Sphäre des Übernatürlichen und Wunderbaren, eine Vielfalt, die jeder dramatischen Regel spottet. Mozart und sein Librettist Da Ponte sahen hier ihre Chance, vor allem, weil gerade Prag eine spezifische Don Giovanni-Tradition vorzuweisen hatte, auf die sie sich in zahlreichen Anspielungen beziehen konnten. Der vielumjubelte Erfolg der Uraufführung ihres Il dissoluto punito ossia Il Don Giovanni am 29. Oktober 1787 im Gräflich-Nostizschen Nationaltheater von Prag gab ihnen recht. Übrigens führte Mozart damals selbst die Bühnenregie und studierte die Szenen mit seinen Sängern ein. Nikolaus von Nissen, Constanze Mozarts zweiter Mann, berichtet in seiner Mozart-Biografie von 1828: „Mozart studirte selbst die Rollen mit einem jedem der genannten Mitglieder ein. Da nun bey der ersten Probe dieser Oper im Theater Signora Bondini als Zerlina zu Ende des ersten Actes, da, wo sie vom Don Juan ergriffen wird, nach mehrmaliger Wiederholung nicht gehörig und in dem wahren Augenblicke aufzuschreyen vermochte, so verließ Mozart das Orchester, ging auf die Bühne, ließ die Scene noch einmal wiederholen und wartete den Augenblick ab, ergriff sie dann in demselben so schnell und gewaltig, dass sie ganz erschrocken aufschrie. So ist es recht, sagte er dann, sie dafür belobend, zu ihr, so muss man aufschreyen.“ Wie Mozart damals bringt René Jacobs heute seine (halb-) szenische Deutung des Stücks auf die Konzertbühne, allerdings ohne sich an den Sängern zu „vergreifen“. Für ihn bietet die historisch verbürgte Besetzung der Rollen des Masetto und Commendatore durch einen Sänger den Aufhänger, um die bekannte Geschichte etwas anders zu erzählen: Masetto, dessen Braut von Don Giovanni hartnäckig umworben und belästigt wird, beschließt, sich an diesem zu rächen und sucht ihn in der Verkleidung des ermordeten Commendatore heim… 15 14 Ensemble-Akademie Freiburg 2015 Meisterkurse zur Aufführungspraxis Alter und Neuer Musik Freiburger Barockorchester und ensemble recherche Eröffnungskonzert G. Ph. Telemann: Ouvertüre B-Dur TWV 55: B1 und Conclusion B-Dur TWV 50:10 (aus: Musique de Table, III. Production) J. Fr. Fasch: Concerto d-Moll für Violine und Oboe FWV L:d 4 A. v. Webern: Streichtrio op. 20 J. Xenakis: Dmaathen B. Mantovani: L’ère de rien Dozenten vom Freiburger Barockorchester und dem ensemble recherche Solo am Morgen … mit Torsten Johann … mit Gottfried von der Goltz, Violine … mit Barbara Maurer … mit Jean-Pierre Collot, Klavier Abschlusskonzert Musik aus dem 18. bis 21. Jahrhundert Teilnehmer der Ensemble-Akademie Eröffnungskonzert 16. September 2015 | 20 Uhr … mit Barbara Maurer 18. September | 9 Uhr Freiburg, Ensemblehaus Ensemblehaus Solo am Morgen … … mit Torsten Johann 16. September | 9 Uhr … mit Jean-Pierre Collot, Klavier 19. September | 9 Uhr Ensemblehaus Ensemblehaus … mit Gottfried von der Goltz, Violine 17. September | 9 Uhr Abschlusskonzert 20. September | 20 Uhr Ensemblehaus Ensemblehaus In diesem Jahr geht die Ensemble-Akademie Freiburg in das elfte Jahr ihres Bestehens. Was 2004 als einfache Meisterkurse von Musikern zweier Ensembles begann, hat sich inzwischen zu einer Veranstaltung von internationaler Strahlkraft entwickelt, die unter dem gemeinsamen Dach des Ensemblehauses Alte und Neue Musik miteinander verbindet. 2015 bietet das Freiburger Barockorchester wieder einen Orchesterkurs an, in dem die Nachwuchsmusiker lernen, im Ensemble ohne Dirigenten und auf historischen Instrumenten die Klangrede eines Barockwerks zum Sprechen zu bringen. Jedes Jahr veranstalten ensemble recherche und Freiburger Barockorchester ihre Ensemble-Akademie Freiburg. Die Akademie wendet sich an fortgeschrittene Studenten und professionelle Musiker. Im Zentrum steht der Unterricht im Ensemblespiel von Alter und Neuer Musik. Hinzu kommt Einzelunterricht bei den Dozenten beider Ensembles, außerdem bietet das FBO alle zwei Jahre einen Orchesterkurs an, der den Nachwuchsmusikern das dirigentenlose Spiel in einem Barockorchester vermittelt. Zweifellos ein Alleinstellungsmerkmal, denn bisher bieten Musikhochschulen weder Kammermusikkurse in Alter und Neuer Musik noch einen Orchesterkurs im Spiel auf Barockinstrumenten an. Kein Wunder, dass sich jedes Jahr im September durchschnittlich 80 Teilnehmer aus 15 Nationen auf den Weg nach Freiburg machen, um in den Genuss dieser einzigartigen EnsembleAkademie zu kommen. Zweimal sind die Musiker beider Ensembles sogar schon mit ihrer Akademie auf Tour gegangen. 2007 ging’s nach Mexiko, 2011 nach St. Pölten. Die EnsembleAkademie als Exportschlager – und als Finger am Puls der Zeit: Einige Akademieteilnehmer haben inzwischen als Gastmusiker in Projekten des FBO mitgespielt (wie gerade erst im Sommer 2014 beim Festival d’Art Lyrique d’Aix-en-Provence), außerdem geht die internationale Entwicklung in der Musikerausbildung zunehmend weg vom Spezialistentum. Viele Teilnehmer der Ensemble-Akademie melden sich inzwischen für beides an – Alt und Neu. Les extrêmes se touchent… von außen Hinweise geben und in Stimmproben das Ganze vertiefen. Wichtig ist, dass die „Nachwuchsbarocker“ von Anfang an die Arbeits- und Spielweise eines demokratisch organisierten und vom Konzertmeisterpult aus geleiteten Barockorchesters erleben und den Mut bekommen, eigene Akzente in der gemeinsamen Ensemblearbeit zu setzen. Am Beginn der Ensemble-Akademie steht das traditionelle Eröffnungskonzert durch die Dozenten beider Ensembles, ihr Ende markiert ein großes Abschlusskonzert, das ausschließlich von den Teilnehmern bestritten wird. Dazwischen liegen morgendliche Vorträge und Kurzkonzerte, spannende Unterrichtseinheiten und inspirierende Begegnungen. Im diesjährigen Orchesterkurs formieren sich die Akademieteilnehmer zu zwei Barockorchestern und studieren, angeleitet von den FBO-Dozenten, Werke aus dem Kreis der Dresdner Hofkapelle (Pisendel, Heinichen) ein. Erstmalig werden sich die Dozenten nicht selbst ins Orchester setzen, sondern nur 17 16 Le rivali concordi A. Steffani Le rivali concordi (Opernquerschnitt) 26. September 2015 Hannover, Galeriegebäude Sunhae Im Sopran Miriam Feuersinger Sopran David Hansen Alt Knut Schoch Tenor Freiburger Barockorchester Torsten Johann Leitung Im Mai, als Abschluss der vergangenen Konzertsaison, präsentierte das Freiburger Barockorchester unter der Leitung von Cembalist Torsten Johann in seiner Stuttgarter und Freiburger Konzertreihe eine echte Trouvaille: einen konzertanten Querschnitt durch Agostino Steffanis Oper „Le rivali concordi“. Im September 2015 bringen sie die 1693 für den frisch gebackenen Kurfürsten Ernst-August und sein neu gebautes Opernhaus komponierte Musik wieder an ihrem Herkunftsort Hannover zum Klingen. „Mit diesem Programm aus dem späten 17. Jahrhundert sind die Freiburger hörbar wieder ganz bei sich“, schreibt der Kritiker der Stuttgarter Zeitung zu dem konzertanten Querschnitt durch Steffanis Le rivali concordi, der am 9. Mai im Mozartsaal der Stuttgarter Liederhalle erklungen war. Und er schwärmt von diesem bisher unbekannten Stück, das FBO-Cembalist Torsten Johann da aus der Versenkung geholt, geschickt auf die Essenz seiner Handlung gekürzt und mit exzellenter Orchestermusik vom Hannoverschen Hof Ende des 17. Jahrhunderts zu einem mitreißenden Konzertabend kombiniert hat: „Italienische Oper mit einer Prise französischem Lully in den exzellenten Holzbläsern, das mythologische Personal vermenschlicht und dem aufkommenden Rationalismus unterworfen. Eminent originell klingt, wie Steffani die Begleitstimme der Vokalisten mit eigener Motivik versieht, ganz unterschiedlich besetzt und damit auch innerhalb einer Arie wechselt: mit feinen chromatischen Effekten zur Vertiefung des Ausdrucks.“ Italienische Oper und Lully, Mythologie und Rationalismus: Die elegante Verbindung dieser unterschiedlichen Strömungen innerhalb eines Werks charakterisiert sehr gut die herausragende Persönlichkeit und die Qualität der Musik von Agostino Steffani (1654 – 1728). Nach erster musikalischer Ausbildung in Padua wird der erst vierzehnjährige Steffani vom Münchner Kurfürsten an seinen Hof mitgenommen und zum dortigen Organisten Johann Kaspar Kerll zur Ausbildung gegeben. Dieser bildet den Jungen im Cembalo- und Orgelspiel aus und vermittelt ihm erste Grundlagen in der Komposition. 1672 geht Steffani nach Rom zu Giacomo Carissimi und Ercole Bernabei und komponiert dort seine ersten Kirchenwerke. Mit Bernabei kehrt er 1674 nach München zurück – dieser wird Hofkapellmeister, Steffani Hoforganist. Bereits 1678 sehen wir ihn erneut auf Reisen, diesmal nach Paris, wo er Jean-Baptiste Lully persönlich kennenlernt, mit der französischen Oper in Kontakt kommt und sogar vor Louis XIV. auf dem Cembalo glänzen darf. Nach seiner Rückkehr ins Bayerische wird Steffani (der nebenbei Theologie studiert hat) 1680 zum Priester geweiht. 1681 schreibt er seine erste Oper Marco Aurelio, die ganz dem französischen Stil verpflichtet ist. Befördert zum Direktor der Kammermusik, schreibt er weitere Opern für den bayerischen Kurfürst Maximilian II. Emanuel, der den gewandten und sprachbegabten Musiker (Steffani sprach neben Italienisch Französisch, Deutsch, Spanisch und Latein) auch zunehmend als Geheimdiplomaten einsetzt. Ein zweites Berufsfeld, dem sich dieser mehr und mehr zuwenden wird – besonders ab 1688, dem Jahr, in dem er als Hofkapellmeister an den Hof von Hannover wechselt. Der dortige Herzog Ernst-August strebt nämlich nach der Kurfürstenwürde, die er 1692 nicht zuletzt dank des Verhandlungsgeschicks seines Hofkapellmeisters auch erhält. In der Oper Le rivali concordi kommen der geniale Musiker wie der geschmeidige Diplomat Steffani zu Wort: Ihre mythologische Handlung mit wechselnden Allianzen, Heiratsinteressen, kriegerischen Auseinandersetzungen und einem wahrhaft diplomatischen happy end bezieht sich stark allegorisch auf die damalige barocke Realität. In der Musik wiederum verbindet Steffani souverän italienische und französische Stilelemente zu einer eigenen Tonsprache, einem style mixte avant la lettre, in dem fließende Wechsel unterschiedlicher Affekte innerhalb einer Arie dem jeweiligen Protagonisten ein beinahe psychologisches Profil verleihen. Hannover kann sich auf einen besonderen Opernabend freuen! 19 18 Grand Concert pour Louis XIV. J. B. Lully Prélude – Entrée d’Apollon – Menuet des Trompettes (aus dem comédie-ballet „Les amants magnifiques“) J. B. Lully Suite aus „Les plaisirs de l’île enchantée“ M. Marais „Les folies d’Espagne“ M.-R. de Lalande Deuxième Fantaisie ou Caprice „que le Roi demandait souvent“ (aus „Symphonies pour le souper du Roi“) A. Campra Suite aus dem opéra-ballet „Le carnaval de Venise“ J.-F. Rebel Tombeau pour Monsieur de Lully M.-R. de Lalande Concert de Trompettes pour les festes sur le canal de Versailles Anstelle von M. Marais’ Les folies d’Espagne: Fr. Geminiani, Concerto grosso d-Moll „La Follia“ (nach Corelli) * 3. Oktober 2015 | 14.15 Uhr Amsterdam (NL), Concertgebouw * 7. Oktober 2015 | 20 Uhr Köln, Philharmonie 8. Oktober 2015 | 20 Uhr Berliner Philharmonie, Kammermusiksaal 11. Oktober 2015 | 20 Uhr Stuttgarter Liederhalle, Mozartsaal 12. Oktober 2015 | 20 Uhr Konzerthaus Freiburg, Rolf-Böhme-Saal Hille Perl Viola da Gamba Jaroslav Roucek & Hannes Rux Trompete Charlie Fischer Pauke Freiburger Barockorchester Gottfried von der Goltz Violine und Leitung Anlässlich des 300. Todestags von Louis XIV., dem „Roi de Soleil“, widmet ihm das Freiburger Barockorchester ein Programm mit Werken von Komponisten aus seiner engsten Umgebung. Die Regentschaft Louis’ XIV. steht für ein goldenes Zeitalter der Künste – vor allem der Musik – in Frankreich, dessen charakteristischer Stil für ganz Europa richtungsweisend wurde. Das „Grand Concert pour Louis XIV.“ des FBO zeichnet mit ausgewählten Musikwerken die schillernde Größe und Farbigkeit der Persönlichkeit von „Louis le Grand“ nach, die bis heute nichts von ihrer Faszination verloren hat. „L’état c’est moi.“ Der Ausspruch wird immer noch hartnäckig Louis XIV. zugeschrieben in dessen Regentschaft (1661 – 1715) sich alles auf seine Person konzentrierte: die Macht des Staates und die inszenierte Pracht ihrer Repräsentation. Den Künsten, dem Theater mit dem Ballett an erster Stelle, kam dabei eine große Bedeutung zu, da sie den Bedürfnissen des Monarchen nach eindrucksvoller Selbstdarstellung besonders entsprachen. Jean-Baptiste Lully, seit 1653 Compositeur de la musique instrumentale und ab 1661 Surintendant de la musique du roi, war fraglos die zentrale Persönlichkeit im inneren Kreis um den König, den er denn auch nachhaltig prägte. In jungen Jahren stand er zusammen mit dem Monarchen als Tänzer auf der Bühne; sein Ballet royal de la nuit gab Louis 1653 in der Hauptrolle des Sonnengottes Apollo die Gelegenheit zu einem effektvollen Auftritt, der ihm wahrscheinlich den Spitznamen „Sonnenkönig“ eingebracht hat. Siebzehn Jahre später verabschiedete sich der königliche Tänzer ebenso prominent von der Bühne, die ihm die Welt eröffnet hatte: In dem von Lully und Molière komponierten comédie-ballet Les amants magnifiques für den Karneval im Februar 1670 tanzte Louis XIV. zum letzten Mal. Das Entrée d’Apollon war der Tanz des Königs, und mit ihm beginnt das Freiburger Barockorchester unter der Leitung von Gottfried von der Goltz sein „Grand concert pour Louis XIV.“ König verhaften und seinen Besitz beschlagnahmen. Außerdem beschloss er, das alte Jagdschloss seines Vaters zu einer prunkvolleren Residenz auszubauen. So entstand die „Zauberinsel“ Versailles, deren Freuden (plaisirs) Lully 1664 für das Eröffnungsfest besang. Auch Jean-Baptiste Lullys Les plaisirs de l’île enchantée markierte ein wichtiges Ereignis. Nachdem 1661 der königliche Finanzminister Nicolas Fouquet seinen Herrn in seinen Palast in Vaux-le-Vicomte mit den überaus prachtvollen, von André le Nôtre gestalteten Gartenanlagen zu einem rauschenden Fest eingeladen hatte, ließ ihn der verärgerte Aus diesem vielfältigen musikalischen Kosmos setzt sich das Louis XIV. gewidmete „Grand concert“ zusammen, das von den Musikern des Freiburger Barockorchesters in dem tieferen, samtig klingenden französischen Stimmton von 392 Hz aufgeführt wird. Der König ist tot? Es lebe der König! Einen anderen Illusionszauber für die „Zauberinsel Versailles“ schrieb André Campra 1699 für den König, indem er mit seinem großangelegten opéra-ballet die gesamte Szenerie in den Karneval von Venedig verlegte. Das Werk besteht aus einem Prolog, drei Akten, einem italienischen (Orfeo nell’inferi: Orpheus in der Unterwelt) und einem französischen divertissement (Le Bal). Die Kombination von italienischen und französischen Stilmitteln zu einer franco-italienischen Eleganz und Natürlichkeit ist typisch für Campra und charakterisiert die von ihm erfundene Gattung des opéra-ballet. Intimer wird es mit Michel-Richard de Lalandes Deuxième Fantaisie ou Caprice, die vom König wohl besonders oft gewünscht und die stets zu seinem (vom Hofstaat beobachteten) Zu-Bett-Gehen gespielt wurde. Dafür wählte der LullyNachfolger zarte Töne – anders als in seinem strahlenden Concert de Trompettes. Jean-Féry Rebels tombeau für Lully und Marin Marais’ virtuose Variationen über Les folies d’Espagne gehören ebenfalls in die königliche Kammer. 21 20 mit (und ohne) Christian Gerhaher Mozart W. A. Mozart * „Pariser“ Sinfonie D-Dur KV 297 Arie „Rivolgete a lui lo sguardo“ KV 584 Arien aus Don Giovanni & Le nozze di Figaro Klarinettenkonzert A-Dur KV 622 Kontretanz „Les filles malicieuses“ KV 610 Mit dem Bariton Christian Gerhaher und dem Freiburger Barockorchester haben sich zwei ideale Partner gesucht und gefunden. Nach einer erfolgreichen Tournee im Juli 2008, mit drei Konzerten in Lenox, New York und Montreal, traf man sich zu einer erneuten Zusammenarbeit im Januar 2015. Zwei Konzerte im heimischen Konzerthaus Freiburg standen im Kalender, dazu ein weiterer Aufnahmetag für eine gemeinsame Mozart-CD, die gerade im Juni bei SONY erschienen ist. Sie bildet den Ausgangspunkt für eine groß angelegte Konzerttournee, die das „dreamteam“ im Oktober 2015 nach Spanien, Luxemburg, Italien und Schweden sowie im Februar 2016 von Köln über Wien in die USA und zum Schluss nach Irland führen wird. W. A. Mozart „Linzer“ Sinfonie C-Dur KV 425 Concertone C-Dur KV 190 Klarinettenkonzert A-Dur KV 622 „Pariser“ Sinfonie D-Dur KV 297 Freiburg, in der ersten Januarhälfte 2015. Das FBO probt unter der Leitung von Gottfried von der Goltz mit Christian Gerhaher Arien aus Mozarts Le nozze di Figaro, Don Giovanni, Die Zauberflöte sowie „Rivolgete a lui lo sguardo“, die ursprünglich für den Guglielmo in Così fan tutte vorgesehene und später gestrichene Arie. Ein immenses Pensum ist zu bewältigen, denn zu den vielen Arien kommen noch die „Linzer“ Sinfonie KV 425, das d-Moll-Klavierkonzert KV 466 (mit Kristian Bezuidenhout), die Sinfonia concertante für Bläser und Orchester KV 297B sowie ein paar kleinere Orchesterwerke von Mozart hinzu. Aus ihnen bilden sich zwei unterschiedliche Programme für zwei aufeinanderfolgende Konzertabende, die beide im Konzerthaus Freiburg stattfinden – eins in der eigenen Konzertreihe des FBO und eins bei den Albert-Konzerten. Der identische Konzertort ist wichtig, denn die Arien und die Sinfonie werden von SONY mitgeschnitten und (nach einem zusätzlichen Aufnahmetag) zu einer CD zusammengefügt, die im Juni 2015 erscheint. Christian Gerhaher * Bariton Lorenzo Coppola Clarinette d’amour Kathrin Tröger Violine Freiburger Barockorchester Gottfried von der Goltz Violine und Leitung 20. Oktober 2015 Barcelona (E), Liceu * 21. Oktober 2015 29. Oktober 2015 Stockholm (S), Konserthus* 30. Oktober 2015 18. Februar 2016 Budapest, Filharmonia* 25. Februar 2016 | 19.30 Uhr Stavanger (S), Konserthus New York (USA), Lincoln Center* 23. Oktober 2015 31. Oktober 2015 26. Februar 2016 25. Oktober 2015 | 20.30 Uhr 15. Februar 2016 | 20 Uhr 29. Februar 2016 28. Oktober 2015 17. Februar 2016 La Coruna (E) * Luxemburg (L), Philharmonie * Perugia (I), Teatro Morlacchi * Göteborg (S), Konserthus * Malmö (S), Konserthus Köln, Philharmonie* Wien (A), Musikverein* Ithaca (USA), Cornell University* Dublin (IRL), National Concert Hall * Im Oktober 2015 und im Februar 2016 geht es dann auf zwei ausgedehnte Tourneen, und zwar wieder mit zwei Programmen: eins mit Arien und Christian Gerhaher und eins als „FBO pur“, mit zwei Mozart-Sinfonien, dem Klarinettenkonzert und dem wunderschönen, allerdings nur selten gespielten Concertone für zwei Violinen KV 190. Der MozartAnsatz Gerhahers begeistert mit seiner unglaublichen Art der Textdurchdringung. Hier ist ein Sprachkünstler des Liedgesangs am Werk, der keine Lautfärbung, keinen Wortakzent und kein Punkt oder Komma unbedacht interpretiert, herausarbeitet. Gerade die Arien des Papageno aus Mozarts Zauberflöte profitieren davon. „Für mich ist der Papageno nicht einfach bloß der Naturkasper oder ein unwissender Hanswurst“, sagt Christian Gerhaher, und seine Art, dessen Arien fein und geradezu nobel zu singen, gibt dieser Figur ein großes Maß an Würde zurück. „Er ist kein Intellektueller, keiner von den Eingeweihten“, so Gerhaher, „hat aber ein klares Gespür für das, was er ist und das, was er nicht ist.“ Auch hinter den Arien des ewigen Verführers Don Giovanni sieht der Bariton menschliche Züge, die meistens übersehen werden: „Die Canzonetta ‚Deh vieni alla finestra‘ singt er mehr mechanisch als wirklich von Herzen kommend. Er weiß, wie’s geht – hat er ja auch schon oft gemacht – und so macht er es dann auch. Wie ein lange eingeübtes Ritual. Bei ‚Metà di voi qua vadano‘ ist das anders. Hier schickt er als Leporello verkleidet die ihn jagenden Bauern in die Irre und verprügelt danach den Masetto. Dieses Räuber-und-GendarmSpiel – das mag er!“ Man merkt, dass sich der Ausnahmesänger mit jeder einzelnen Rolle intensiv beschäftigt hat und sie im Gesang lebt. Deshalb stellt sich bei ihm am Ende von Don Giovannis Champagnerarie „Fin ch’han dal vino“ eine totale körperliche Erschöpfung ein. Klar kalkuliert und dennoch mit Haut und Haaren hat er sich in ihr den Rausch des Titelhelden zu Eigen gemacht. Vor den beiden Konzerten, am Ende der Probenphase, gibt es nur noch strahlende Gesichter im Ensemblehaus. „Ich habe mich bei Euch so unheimlich wohl gefühlt wie sonst kaum“, gesteht Christian Gerhaher dem Orchester. Den Musikern um Gottfried von der Goltz geht es genauso. Wie schön, dass noch einige gemeinsame Konzerte vor ihnen liegen! 23 22 Wiener Dreigestirn Auch wenn Pioniere wie Nikolaus Harnoncourt die Werkzeuge und das Vokabular der historischen Aufführungspraxis in den letzten Jahrzehnten auf den Weg gebracht haben, kann man heute immer noch kleine Entdeckungen machen, die überraschend Neues zutage fördern. Dazu gehört eine historische Orchesteraufstellung, die Joseph Haydn ab 1793 für die Aufführung seiner zwölf „Londoner“ Sinfonien in den Hanover Square Rooms verwendet hat. Das FBO unter der Leitung von Konzertmeister Gottfried von der Goltz bringt sie nun in den Konzertsaal und nutzt sie außerdem für eine dirigentenlose Aufführung von Beethovens „Pastorale“. J. Haydn „Londoner“ Sinfonie B-Dur Hob. I:98 W. A. Mozart Klavierkonzert c-Moll KV 491 L. v. Beethoven Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68 „Pastorale“ Kristian Bezuidenhout Hammerklavier Freiburger Barockorchester Gottfried von der Goltz Leitung 12. November 2015 | 20 Uhr Berliner Philharmonie, Kammermusiksaal 16. November 2015 | 20 Uhr Konzerthaus Freiburg, Rolf-Böhme-Saal 17. November 2015 | 20 Uhr Innsbruck (A), Congress 18. November 2015 | 20 Uhr Stuttgarter Liederhalle, Mozartsaal Sieht man diese Orchestersitzordnung zum ersten Mal, kommt sie einem reichlich ungewöhnlich vor: links sitzt zwar ein Pult erste Geigen, doch hinter ihnen ein Pult Bratschen und dahinter ein Pult Celli, Kontrabässe. Rechts dann spiegelbildlich ein Pult zweite Geigen, Bratschen, Celli, Kontrabässe. Die weiteren Geigen verteilen sich nach innen, eingerahmt wird der Streicherkorpus von den im Halbkreis angeordneten Bläsern. Und der Konzertmeister? Sitzt nicht vorne links, sondern steht in der Mitte des Ensembles – vor den Bläsern. Aber wenn das Orchester anfängt zu spielen, überwältigt einen der Klang: fein durchmischt und genau austariert, und der Eindruck drängt sich auf, eine moderne Hifi-Anlage auf der Konzertbühne zu erleben. Ganz davon zu schweigen, dass eine derartige Orchesteraufstellung tatsächlich keines Dirigenten bedarf. Alles ist auf Kommunikation untereinander geeicht, der nach allen Seiten spielende und dirigierende Konzertmeister (eine Paraderolle für Gottfried von der Goltz) ist überall gut zu sehen und kann selbst immer direkt ins musikalische Geschehen eingreifen. Kein Wunder, dass Haydns „Londoner“ Sinfonien mit ihrer präzis regulierten Klangregie als Prototyp einer modernen Sinfonik gelten, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ihre Gültigkeit besaß. Im Finale seiner Sinfonie Nr. 98 zieht er in ihrem Autograph zusätzliche Notenlinien oberhalb der Systeme und notiert dort jeweils ein Violinsolo und ein Cembalosolo: ersteres für Johann Peter Salomon, den Impresario und Konzertmeister, letzteres für sich selbst am Tasteninstrument. Auch das ist überaus modern, denkt man etwa an heutige Rock- oder Jazzkonzerte, in denen sich einzelne Bandmitglieder mit einer Soloimprovisation vorstellen. Ein anderer musikalischer Fingerabdruck findet sich in Wolfgang Amadé Mozarts Klavierkonzert c-Moll KV 491, für das die Musiker mit Kristian Bezuidenhout wieder zur traditionellen, nach Stimmen gegliederten Sitzordnung zurückkehren. Dieses Konzert aus dem Februar 1786 ist ein typisches Autorenkonzert, das sich Mozart als Solist auf seine geläufigen Finger komponiert hat. Doch weit mehr als ein Virtuosenstück zur Selbstdarstellung hat der Komponist hier ein modernes Konzept des Klavierkonzerts realisiert, das auf kommende Epochen vorausweist (gerade Ludwig van Beethovens drittes Klavierkonzert ist diesem Konzert sehr verpflichtet). Mozart schreibt ein sinfonisches Klavierkonzert, in dem vor allem die Bläser eine wichtige Rolle übernehmen (es ist übrigens nur eins von drei Konzerten mit Klarinetten!). In seinem Zentrum steht der dialogische Austausch zwischen Solist und Orchester, zwischen einzelnen Instrumentengruppen innerhalb des Orchesters – und zwischen sämtlichen Musikern und einem mit- bzw. nachvollziehend hörenden Publikum. Dieser vielfältige musikalische Dialog – mit einem Solisten in den eigenen Reihen – funktioniert nur in der traditionellen Sitzordnung des Orchesters. Für Ludwig van Beethovens sechste Sinfonie, die „Pastorale“, wagen die Musiker dann erneut das Experiment mit der durchmischten Sitzordnung aus Haydns London. Gerade einem Orchester ohne Dirigenten hilft sie sehr, da sie das Orchester noch kompakter, kammermusikalischer zusammenschweißt und überdies den Konzertmeister für die Bläser sehr gut sichtbar in der Mitte platziert. Mal sehen, wie das Ganze im tobenden Gewitter der „Pastorale“ funktioniert… 25 24 Alte Musik für junge Ohren Junge Menschen an Musik heranzuführen, lag den Musikern des Freiburger Barockorchesters neben ihrer Konzerttätigkeit schon immer am Herzen. Allein – es fehlten bisher die Gegebenheiten: Waren früher zum Beispiel Probenbesuche von Schulklassen mit großem planerischem Aufwand verbunden, da das Ensemble über keine eigenen Proben- und Arbeitsräume verfügte und die meisten seiner Konzerte außerhalb Freiburgs gab (und immer noch gibt), so hat sich dies 2012 mit dem Einzug ins neue Ensemblehaus entscheidend geändert. Seitdem haben die Musiker unterschiedliche Aktivitäten und Formate für Jugend- und Familienkonzerte entwickelt: „Alte Musik für junge Ohren“. FBO’s Youth Sneak Preview „Grand Concert pour Louis XIV.“ Familienkonzert Vorweihnachtliche Musik mit vorgelesenen Geschichten Schülerkonzert „Haydn: Der Zerstreute“ Freiburger Barockorchester FBO’s Youth Sneak Preview Sonntag, 4. Oktober 2015 | 17 Uhr Freiburg, Ensemblehaus Familienkonzert Sonntag, 29. November 2015 | 11 Uhr und 15 Uhr Freiburg, Ensemblehaus Den Youth Sneak Preview des FBO gibt es inzwischen seit drei Jahren. Sein Titel orientiert sich an den „Sneak Previews“ der Kinos, in denen ein Film schon vor seinem offiziellen Start einer ausgewählten Zuschauerschar präsentiert wird. Hinter dem Preview des FBO verbirgt sich ein moderiertes Konzert für Schüler ab 10 Jahren, in dem ausgewählte Stücke aus dem Programm eines Freiburger Abonnementkonzerts oder aus einem Tourprogramm erläutert und von den Musikern erst in Ausschnitten und dann komplett gespielt werden. Natürlich handelt es sich hier um ein richtiges Konzert und nicht um eine pädagogische Veranstaltung. Die Moderation ergibt sich aus den Stücken und ist stark auf das Spiel der Musiker, also ganz aufs Musikmachen zugeschnitten. Im Oktober werden die FBO-Musiker unter der Leitung von Gottfried von der Goltz den jungen Hörern Teile aus ihrem „Grand concert pour Louis XIV.“ vorstellen und sie mit der faszinierenden Welt des französischen Barock bekannt machen. Der Ablauf eines üblichen Konzerts wird im Youth Sneak Preview auf den Kopf gestellt: Die Konzertpause heißt hier „Konzertschlusspause“ und markiert das Ende des ungefähr einstündigen Konzerts. Bei Brezeln und Saft können die jungen Hörer nach dem Konzert ihre Eindrücke verarbeiten; vor allem aber können sie die Musiker und ihre Instrumente aus nächster Nähe kennenlernen, sie Löcher in den Bauch fragen und dabei die in ihrem eigenen Bauch genussvoll schließen… Am 1. Advent bietet das FBO ein Familienkonzert an, mit passender Musik zur Vorweihnachtszeit (auf Instrumenten wie Schalmei, Pommer, Dudelsack), die stimmungsvoll mit vorgelesenen Weihnachtsgeschichten kombiniert wird. Wenn es dann schon kalt genug ist, gibt es bestimmt auch einen heißen Glühwein dazu! Das Schülerkonzert bezieht sich mit Joseph Haydns Sinfonie „Il distratto“ (Der Zerstreute) auf das Programm „Spaß und Sport“ vom April. Haydns Sinfonie ist da eindeutig für den Spaß zuständig: Zu Beginn ihres fetzigen Presto-Finales bricht plötzlich das ganze Orchester ab – und die Geigen müssen ihre Saiten nachstimmen. Das hatten sie nämlich im Eifer des Gefechtes „vergessen“… Die Musik wie auch ihre Darstellung durch die Musiker dürfte für ein vergnügliches und zwangloses Beisammensein mit den Schülern sorgen. „Alte Musik für junge Ohren“: Lebendiger geht nicht! Schülerkonzert Mittwoch, 9. März 2016 | 11 Uhr Freiburg, Ensemblehaus 27 26 Kantaten mit Philippe Jaroussky 5. Dezember 2015 | 20 Uhr Le Sentier (F), Temple du Sentier 7. Dezember 2015 | 20.15 Uhr Groningen (NL), De Oosterpoort 10. Dezember 2015 | 20 Uhr Konzerthaus Berlin, Großer Saal G. Ph. Telemann Ouvertüre zu „Der für die Sünde der Welt leidende und sterbende Jesus“ (Brockes Passion) TWV 5:1 J. S. Bach Kantate BWV 82 „Ich habe genung“ Kantate BWV 170 „Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust“ G. Ph. Telemann Kantate „Der am Ölberg zagende Jesus“ TWV 1:364 Kantate „Jesus liegt in letzten Zügen“ TWV 1:983 Philippe Jaroussky Countertenor Freiburger Barockorchester Petra Müllejans Leitung Im Winter 2011 fand der „Jungfernflug“ des Freiburger Barockorchesters mit dem Star-Countertenor Philippe Jaroussky statt. Mit einem Händel-Programm gaben sie Konzerte in Freiburg, Halle, Hamburg, Berlin, Barcelona, La Coruna, und wo sie auch auftraten, waren die Menschen aus dem Häuschen. Das lag natürlich an Jarousskys berückender Stimmkunst – aber auch an seinem kongenialen Partner: dem FBO. Vier Jahre später, im Winter 2015, beginnt nun endlich das nächste gemeinsame Projekt. Mit anderem Repertoire und einer gemeinsamen CD-Aufnahme. Am Ende des Konzerts von Philippe Jaroussky und dem Freiburger Barockorchester in der großen Berliner Philharmonie erhob das gesamte Publikum nach einer langen, gerührten Stille von seinen Plätzen und spendete frenetischen Beifall. „Alto Giove“, eine die Welt anhaltende, himmlische Arie von Nicola Antonio Porpora, war gerade als zweite Zugabe des Abends verklungen. Direkt nach diesem Konzert sind sich alle Beteiligten einig: diese beglückende Zusammenarbeit schreit nach einer Fortsetzung! Doch in naher Zukunft rufen andere Verpflichtungen, außerdem wird der Sänger eine einjährige Auszeit nehmen. „Aber danach!“, verspricht er mit leuchtenden Augen. Zwei Tage später überschlägt sich die nicht gerade für ihr überkochendes Temperament bekannte Berliner Presse mit Superlativen. „Jaroussky […] lebt Eleganz und weiß sich darin einig mit dem Freiburger Barockorchester, in dessen Farbspiel sein Countertenor eintaucht, als sei er ein Instrument unter vielen. […] Dann die Zugabe, von Porpora für Farinelli geschrieben: ein schwellender Ton aus dem Nichts, abgefangen mit einem Lächeln. Nie war es unwiderstehlicher, Versuchungen nicht vollends nachzugeben“, schwärmt Ulrich Amling im Tagesspiegel. Sein Kollege Peter Uehling von der Berliner Zeitung stimmt in die Begeisterung ein mit „Alles an ihm ist Rhythmus und Gesang“ und vergisst ebenfalls nicht, das „ungeheuer aufeinander eingespielte Freiburger Barockorchester“ zu erwähnen, das er dem Sänger sogar als rhetorisches Vorbild für eine kontrastreiche Darstellung vor Augen hält. Tatsächlich verlieren sich beide Seiten nicht aus den Augen. Schnell werden Pläne für die weitere Zukunft geschmiedet, in der eine gemeinsame CD-Aufnahme einen wichtigen Platz einnimmt. Während seiner Auszeit hat Philippe Jaroussky genau nachgedacht, sich überlegt, wie es für ihn in den nächsten Jahren weitergehen soll. Ewig wird er nicht das halsbrecherische Repertoire barocker Kastratenopern singen können, das ist ihm klar. Außerdem liegt seine Stärke in seiner Musikalität und in lyrischen Partien mit denen er sein Publikum zu Tränen rühren kann. Deshalb beschäftigt er sich intensiv mit den berühmten Solokantaten von Johann Sebastian Bach. Und mit den eher unbekannteren von Georg Philipp Telemann. Dabei wird ihm klar: Hier liegt sein Repertoire der Zukunft, und die möchte er in Zusammenarbeit mit dem FBO einläuten. In typisch barocker Arbeitsweise wählt sich Jaroussky vier Kantaten aus, zwei von Bach und zwei von Telemann. Die Kantate BWV 82 „Ich habe genung“ existiert vom Thomaskantor in zwei Fassungen, in der Erstfassung für Bass von 1727 und in der späteren (wahrscheinlich für Anna Magdalena Bach bearbeiteten) für Sopran aus den 1730er Jahren. „Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust“ BWV 170 existiert hingegen nur als Altkantate, während die beiden Telemann-Kantaten jeweils für Solo-Bariton gesetzt und mit ziemlicher Sicherheit von Telemann selbst gesungen wurden. Es handelt sich hier also um ein Kantatenprogramm mit Werken, die den beiden Komponistenfreunden sehr am Herzen lagen. Und nun hat Philippe Jaroussky diese „Herzenswerke“ zu einer Herzenssache gemacht, die er mit dem FBO unter der Leitung von Petra Müllejans unbedingt teilen möchte. Zunächst gibt es nur drei Konzerte, an die sich dann im Freiburger Ensemblehaus die CD-Aufnahme anschließt. Doch sobald sie erscheint, geht es richtig los. 29 28 Silvesterkonzert Bachs „Weihnachtsoratorium“ gehört zur Advents- und Weihnachtszeit wie Christstollen und Spekulatius. Aber warum eigentlich? Ursprünglich hatte der Thomaskantor dieses aus sechs Kantaten bestehende Werk nämlich für die drei Weihnachtstage des Jahres 1734 und für den Jahresbeginn 1735 geschrieben. Der letzte Teil bezieht sich somit auf den 6. Januar, den Tag der Ankunft der „Heiligen Drei Könige“. Unter der Leitung von Wolfgang Schäfer und mit einer ausgewählten Sängerschar führt das Freiburger Barockorchester das komplette „Weihnachtsoratorium“ 2015 am Silvesterabend auf – als Scharnier zwischen den Jahren. J. S. Bach Weihnachtsoratorium BWV 248 (Kantaten I – VI) Emöke Barath Sopran Marion Eckstein Alt Sebastian Kohlhepp Tenor Andrè Schuen Bass Freiburger Vokalensemble Freiburger Barockorchester Wolfgang Schäfer Dirigent 31. Dezember 2015 | 17 Uhr Konzerthaus Freiburg, Rolf-Böhme-Saal Johann Sebastian Bachs „Weihnachtsoratorium“ wird meistens in der Vorweihnachtszeit zur Einstimmung auf die kommenden Festtage aufgeführt. Komponiert hatte es der Thomaskantor allerdings für die drei Weihnachtstage des Jahres 1734 (25. bis 27. Dezember: Teile I – III) und für den Jahresbeginn 1735 (1., 2. und 6. Januar 1735: Teile IV – VI). Also in genauer zeitlicher Anlehnung an die Chronologie der biblischen Ereignisse, die sich über diese Tage erstreckt: die Geburt Christi, die Engelsbotschaft, die Anbetung der Hirten, die Geschichte von Christi Beschneidung, die Suche der Weisen aus dem Morgenland und schließlich die Anbetung des Kindes durch die Weisen. 2015 bringt das Freiburger Barockorchester unter der Leitung von Wolfgang Schäfer nun in einem Silvesterkonzert alle sechs Kantaten zur Aufführung und platziert damit das „Weihnachtsoratorium“ genau zwischen die Tage, an denen es ursprünglich aufgeführt wurde. Der Chordirigent Wolfgang Schäfer ist dem Freiburger Barockorchester schon seit langen Zeiten verbunden, er hat sogar mit den Musikern eine CD aufgenommen (Georg Philipp Telemanns Tageszeiten), als diese noch unter dem Namen „Collegium Musicum“ vor der Gründung des FBO ihre ersten Schritte im Reich der historischen Aufführungspraxis unternahmen. Die erneute Zusammenarbeit mit ihm ist auch eine Besinnung auf die eigenen Wurzeln. Die Wurzeln von Bachs „Weihnachtsoratorium“ liegen übrigens erstaunlicherweise in einem Fundus von weltlicher Musik, die er in den 1730er Jahren komponiert hatte und anschließend im sogenannten „Parodieverfahren“ (der Unterlegung eines neuen Textes unter eine bereits vorhandene Vokalkomposition) zum „Weihnachtsoratorium“ umschrieb. Dabei hilft es zu wissen, dass sich Bach in dieser Zeit verstärkt weltlichen Kompositionen zuwandte, zum einen, weil er sich ab 1729 das exzellente Collegium Musicum der Leipziger Neukirche als festes Ensemble sichern konnte, und zum anderen, weil er sich verstärkt um den Titel eines kurfürstlich-sächsischen Hofcompositeurs bemühte (den er 1736 auch erhielt). Die Huldigungskantaten „Tönet, ihr Pauken! Erschallet, Trompeten!“ BWV 214, „Preise dein Glücke, gesegnetes Sachsen“ BWV 215 und „Lasst uns sorgen, lasst uns wachen“ („Hercules auf dem Scheidewege“) BWV 213 schrieb er zwischen September 1733 und Oktober 1734 für den Dresdner Hof. Sie bilden den Grundstock seines Weihnachtsoratoriums, wurden also in kunstvoller „Parodie“ von ihm umgearbeitet, ein im 18. Jahrhundert übliches Kompositionsverfahren, das den Wert eines Stückes keinesfalls schmälerte. „Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage!“, der berühmte Eingangschor des „Weihnachtsoratoriums“, erklang ursprünglich als „Tönet, ihr Pauken! Erschallet, Trompeten!“ (weshalb auch vor dem Einsatz des Chores erst die Pauken und dann die Trompeten erklingen). Aber würde nicht jeder von uns schwören, dass diese Musik nur für „Jauchzet, frohlocket“ geschrieben worden sein kann? Hier äußert sich eindrücklich Johann Sebastian Bachs große Meisterschaft. Mit ihrer Geschichte verbinden die beiden Hälften von Bachs komplettem „Weihnachtsoratorium“ Jahresende und Jahresanfang zweier aufeinander folgender Jahre miteinander. Ihre Botschaft ist zeitlos und passt ideal zu einem Jahreswechsel: „Friede auf Erden. Und den Menschen ein Wohlgefallen.“ 31 30 Al modo d’Orfeo A. Scarlatti Cantata da camera „Dall’oscura magion“ (L’Orfeo) D. N. Sarro Concerto a-Moll für Blockflöte und Streicher J. J. Fux Suite à 4 F-Dur Ouvertüre und Arien aus dem Componimento da camera Orfeo ed Euridice K. 309 Fr. Durante Concerto g-Moll für Streicher Fr. Mancini Sonata d-Moll für Blockflöte und Streicher G. B. Pergolesi Cantata da camera Orfeo Dorothee Mields Sopran Isabel Lehmann Blockflöte Freiburger BarockConsort 10. Januar 2016 | 20 Uhr Köln, Philharmonie 11. Januar 2016 | 20 Uhr Stuttgarter Liederhalle, Mozartsaal 12. Januar 2016 | 20 Uhr Berliner Philharmonie, Kammermusiksaal 14. Januar 2016 | 20 Uhr Konzerthaus Freiburg, Rolf-Böhme-Saal Der „Orfeo“-Stoff trieb die Komponisten des frühen 18. Jahrhunderts auch im Kleinen um: Alessandro Scarlatti und Giovanni Battista Pergolesi schrieben zwei Kammerkantaten, die die Geschichte des göttlichen Sängers hochdramatisch mit einer Handvoll Arien und Rezitative von einem einzigen Sänger erzählen ließ. Dorothee Mields und das Freiburger BarockConsort bringen diese Preziosen mit dem für sie typischen Elan auf die Konzertbühne. Flankiert werden sie von der Blockflötistin Isabel Lehmann, die mit zwei virtuosen Concerti auch für instrumentale Verzauberung sorgt. Orfeo und kein Ende – wie schön! Nach der MonteverdiProduktion mit Sasha Waltz beleuchtet das Freiburger BarockConsort dieses Thema nun aus einer ganz anderen Perspektive. Zusammen mit der Sopranistin Dorothee Mields und der Blockflötistin Isabel Lehmann zelebrieren die Musiker diese mystische Geschichte als „Hommage im Kleinen“: mit Kammerkantaten, Ausschnitten aus einer Kammeroper, Blockflötenkonzerten sowie einer Suite und einem Concerto für Streicher. Den Auftakt bildet Alessandro Scarlattis Cantata da camera „Dall’oscura magion“, die den klassischen Orpheus-Stoff überraschend mit einer höchst subjektiven Perspektive versieht. Wohl zwischen 1700 und 1702 entstanden, handelt es sich bei dieser Kammerkantate um eine „Oper im Kleinen“, in der nach einer kurzen, dreisätzigen instrumentalen Einleitung (nach Art einer Ouvertüre) zunächst die Geschichte des Orpheus in vier Rezitativen und Arien erzählt wird. Danach versieht der anonyme Erzähler die Geschichte mit einem Epilog, in dem er sich überraschend an seine Geliebte wendet und sie fragt, wie sie, nachdem sie die Leiden des Orpheus gehört habe, nicht Mitleid mit ihm haben könne, da er sein Herz komplett an sie verloren habe. Der Orpheus-Mythos wird hier also – höchst modern – nicht bloß erzählt, sondern aufgegriffen und zum Ausdruck eines individuellen Liebesschmerzes weitergeschrieben. Das Schlussstück des Programms, Pergolesis Kammerkantate Orfeo, ist in den Jahren 1730 – 35 entstanden und interessanterweise fast mehr dem 17. Jahrhundert verhaftet als die Kantate von Scarlatti. Sie gilt als Musterbeispiel für Pergolesis lyrischexpressiven Stil und zirkulierte nach seinem frühen Tod (1736) in zahlreichen Abschriften und Drucken in Europa. Die gesamte Kantate besteht aus einer schillernden Mischung unterschiedlicher Musikstile, deren Spektrum vom 17. Jahrhundert bis zum galanten Stil aus Pergolesis eigener Zeit reicht. Auch hier finden wir eine Oper en miniature vor, in der ein Sänger als Erzähler mit begleitenden Streichern in zwei Rezitativen und zwei Arien mit kontrastierenden Affekten und geschickt platzierten Effekten das bekannte Drama vor den Augen des Hörers entstehen lassen. Das dritte Orpheus-Stück stammt von Johann Joseph Fux, der seit 1711 als Hofkapellmeister Karls VI. in Wien wirkte. 1715 schrieb er zum Geburtstag des Kaisers Orfeo ed Euridice, ein Componimento da camera (Kammeroper), das in diesem Kontext natürlich glücklich enden musste: Am Ende bekommt Orpheus seine Eurydike wieder zurück, und alle besingen die den Tod besiegende, treue Liebe (sowie eine verheißungsvolle Schwangerschaft der Kaiserin, wie das Libretto verrät). Wie diese drei Werke zeigen, wurde der Orpheus-Mythos in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts für die unterschiedlichsten Anlässe genutzt und in die verschiedensten Richtungen interpretiert. Als instrumentale Ergänzung wartet das Programm noch mit brillanten Blockflötenkonzerten und zwei expressiven Streicherstücken von Fux und den Zeitgenossen Domenico Sarro, Francesco Durante und Francesco Mancini auf. Damit begegnen sich in „Al modo d’Orfeo“ virtuose Gesangs- und Instrumentalkunst auf Augenhöhe, um zusammen den größten Mythos der Musikgeschichte zu feiern. 33 32 10 Jahre Theater an der Wien 22. Januar 2016 | 19 Uhr Wien (A), Theater an der Wien W. A. Mozart Idomeneo, Re di Creta KV 366 (konzertant) Jeremy Ovenden Idomeneo Als das FBO unter der Leitung von René Jacobs im November 2013 für eine Neuproduktion von Mozarts „Idomeneo“ im Theater an der Wien auftrat, kannte nach der Premiere die Begeisterung des Publikums keine Grenzen: Sänger, Orchester und Dirigent wurden ausdauernd gefeiert. Im Januar 2016 feiert nun das altehrwürdige Theater an der Wien sein zehnjähriges Jubiläum als „Neues Opernhaus“. Mit Mozarts „Idomeneo“, dem FBO und René Jacobs… Gaëlle Arquez Idamante Sophie Karthäuser Ilia Alex Penda Elettra Julien Behr Arbace Nicholas Rivenq Gran Sacerdote di Nettuno Christoph Seidl La Voce Arnold Schönberg Chor Wien Freiburger Barockorchester René Jacobs Dirigent „Wenn René Jacobs mit seinem authentischen Freiburger Barockorchester in das ehrwürdige Theater an der Wien kommt, scheint sich ein logischer Kreis zu schließen. […] Mit voller Wucht, in den voluminösen Basspartien aufgehend, ließen sich die Musiker in die Partitur fallen. Jacobs trieb das Ensemble vor sich her, kein Misston war zu hören: Diese Intonationstreue soll dem Originalklangensemble erst einmal einer nachmachen“, schwärmte im November 2013 die Wiener Zeitung von der Produktion des Idomeneo am Theater an der Wien mit dem Freiburger Barockorchester unter der Leitung von René Jacobs. „Wiens jüngstes und zugleich ältestes Opernhaus“, wie sich das Theater an der Wien selbst auf der eigenen Homepage nennt, wurde zwar 1801 von Emanuel Schikaneder erbaut. Doch seit dem Mozartjahr 2006 präsentiert es sich als „Neues Opernhaus“: ein ganzjährig bespieltes Stagione-Theater ohne festes Ensemble, dafür aber mit unterschiedlichen Gastensembles, -dirigenten und -künstlern, die ein vielschichtiges Programm auf hohem Niveau garantieren. Zum Geburtstagsfest im Januar 2016 gratulieren René Jacobs und das FBO mit einer erneuten, diesmal konzertanten Aufführung „ihres“ Idomeneo. Es scheint, alles hätte man die Konsequenzen aus dem damaligen Presseecho gezogen, das überwiegend die musikalische Seite der Produktion für ihre überragende Qualität verantwortlich gemacht hatte. So schrieb beispielsweise Shirley Apthorp von der Financial Times: „Aber eigentlich sollte man diese Produktion als René Jacobs’ Idomeneo bezeichnen. Mit dem Freiburger Barockorchester, das seine exzentrische Gestik in herzzerreißende, wundervolle Musik übersetzt, und mit seinem einzigartigen Verständnis von Tempo und Rhetorik gibt Jacobs seinen erstklassigen Sängern alles, was sie brauchen, um diesen Idomeneo zu etwas ganz Besonderem zu machen. Und das in einem solchen Ausmaß, dass man sich, kaum dass der Vorhang gefallen ist, wünscht, das Ganze sofort noch einmal hören zu können. In der Titelrolle verkörpert Richard Croft alles, was man sich nur wünschen kann [...]. Sophie Karthäuser ist eine Ilia, die den Hörer in jedem Moment ihr Dilemma mitfühlen lässt, und das mit einem unterlegten Sinn von warmherziger Großzügigkeit, der ihren Charakter sogar noch sympathischer macht. Als Idamante schafft es Gaëlle Arquez, wie die japanische Animation eines idealen Mannes zu wirken, und zwar jungenhaft, anmutig und maskulin zugleich; ihre schärfere Stimmfarbe erzeugt dabei einen guten Kontrast zu der der Ilia. Julien Behrs Arbace ist wunderbar rund und empathisch in seiner Darstellung, die Elettra von Marlis Petersen kommt funkelnd und mitreißend geistesgestört rüber.“ In der konzertanten Aufführung des Idomeneo werden wieder Sophie Karthäuser, Gaëlle Arquez und Julien Behr zu hören sein und die Magie der Produktion von 2013 heraufbeschwören. Ihnen stellt René Jacobs nun mit Jeremy Ovenden als Idomeneo und Alex Penda als Elettra zwei gute Bekannte an die Seite, mit denen er und das FBO schon öfters zusammengearbeitet haben. Sie werden dem Ganzen ein paar neue Farben hinzufügen und dafür sorgen, dass dieses Konzert nicht zu einer rückwärtsgewandten Gedenkveranstaltung, sondern zu einem rauschenden Geburtstagsfest wird. 35 34 Seliges Erwägen Georg Philipp Telemanns Passionsoratorium „Seliges Erwägen des bittern Leidens und Sterbens Jesu Christi“ gehörte zu den Werken, durch die er bei seinen Zeitgenossen und seiner unmittelbaren Nachwelt berühmt geworden ist. 1722, zu Beginn seiner Hamburger Zeit, entstanden, erfreute sich das Stück sogleich großer Beliebtheit und wurde nach seinem Tod sogar weiterhin jedes Jahr in den Nebenkirchen der Hansestadt aufgeführt. Im 19. Jahrhundert geriet das „Selige Erwägen“ in Vergessenheit und ist seitdem nur noch selten im Konzertsaal zu finden. Das FBO bringt es nun unter der Leitung von Gottfried von der Goltz wieder zu Gehör. G. Ph. Telemann Seliges Erwägen des bittern Leidens und Sterbens Jesu Christi TWV 5:2 Anna Lucia Richter Glaube/Andacht Fabio Trümpy Andacht Tobias Berndt Jesus Hans Jörg Mammel Petrus Konstantin Wolff Caiphas Freiburger Barockorchester Gottfried von der Goltz Leitung 13. März 2016 | 16 Uhr Magdeburg, Telemann-Festtage 16. März 2015 | 20 Uhr Konzerthaus Freiburg, Rolf-Böhme-Saal In Telemanns Seliges Erwägen äußern sich eine Kreativität und Vielseitigkeit, die man heute leider kaum noch mit diesem außergewöhnlichen Komponisten in Verbindung bringt. Telemann hatte den Text selbst geschrieben, bei ihm handelt es sich um eine Nachdichtung des Bibeltexts. Zur Gattung des Passionsoratoriums gehörte immer die Paraphrasierung des Bibelworts, die im Gegensatz zu einer Vertonung des Originals eine größere gestalterische Freiheit für Textdichter wie Komponisten garantierte. Auch wenn sich Telemann in seiner Dichtung durchaus von den Libretti anderer Verfasser anregen ließ, verfolgte er doch einen gänzlich anderen Plan: In seinem Oratorium wird keine Handlung erzählt, sondern über die von ihm als bekannt vorausgesetzte Passionsgeschichte reflektiert. Im Gegensatz zu einer Passionsvertonung, in deren Zentrum die Dramatik des Geschehens steht, finden sich im Passionsoratorium neben den historischen auch allegorische Figuren, die als Betrachter des Geschehens auftreten. Bei Telemann ist dies die Figur der „Andacht“, für die er die meisten Rezitative und Arien geschrieben hat. Mit diesem deutlichen Schwerpunkt auf der Betrachtung ist das Libretto des Seligen Erwägens nicht dramatisch, sondern lyrisch angelegt. Betrachtet und reflektiert werden das letzte Abendmahl von Jesus und seinen Jüngern, der Treueschwur des Petrus, das Gebet Jesu, sein Verhör durch den Oberpriester Caiphas, die Reue des Petrus, die Geißelung und die Kreuzigung, der sterbende und der ins Grab gelegte Jesus. Wie ein Prediger kommentiert die Figur der „Andacht“ das Geschehen und vermittelt so zwischen Hörern und Gehörtem. Neben Rezitative und Arie platziert Georg Philipp Telemann Choräle, die von den Solisten im kleinen Chorverbund gesungen werden (einen größeren Chor sah er nicht vor). Auch hiermit personalisiert Telemann die Betrachtungen über das Passionsgeschehen, wählt er eine intime Art der vokalen Besetzung, um so den Hörer direkt in die Leidensgeschichte Christi hinein zu nehmen. In ihrem einfach besetzten, vierstimmigen Satz bilden die Choräle ein Gegengewicht zu den emotional aufgeladenen Arien der Solisten. Im Orchester verlangt das Selige Erwägen neben Block- und Querflöten, Oboen und Fagotten sowie zwei Hörnern auch zwei Chalumeau, die Telemann besonders zur Erzeugung dunkler und düsterer Klänge verwendet. Dabei beauftragt er die Bläser nicht nur mit der üblichen Verstärkung der Streicher, sondern gesteht ihnen auch eigenständige und zum Teil solistische Aufgaben zu. In der eröffnenden Sinfonia leistet er sich sogar den Clou, die Melodie O Haupt voll Blut und Wunden in den Oberstimmen des langsamen Eröffnungsteils kontrapunktisch verarbeitet zu verstecken. Als Telemann im Herbst 1721 in Hamburg seinen Dienst als Director Musices antrat, präsentierte er sich in den unterschiedlichsten Konzertbereichen als neuer musikalischer Fixstern der Hansestadt. Dazu gehörte die Aufführung von Passionsoratorien im Werk- und Zuchthaus. Dort erklang am 19. März 1722 zum ersten Mal das Passionsoratorium Seliges Erwägen des bittern Leidens und Sterbens Jesu Christi. Sein Erfolg war so groß, dass er noch im Nekrolog auf Telemann Erwähnung fand: „Diß ist eine Paßionsmusic, wovon der selige Herr Telemann nicht nur die Composition, sondern auch die Poesie verfertiget, und welche stets mit so vielem Beyfall aufgenommen worden, daß […] diese in einigen Nebenkirchen […] alle Jahr, und zwar bey einer vorzüglich starken Anzahl der Zuhörer aufgeführet wird.“ 37 36 Brandenburger in Italien Kennst Du das Land, wo die Concerti grossi blühen? Zumindest im 18. Jahrhundert hätte man diese Frage frei nach Goethe stellen können. Und darauf natürlich nur eine Antwort erhalten: Italien! Inzwischen gibt es zahlreiche Barockorchester in verschiedenen Ländern, die alle diese barocke Paradegattung zum Blühen bringen. Aber es ist immer noch etwas Besonderes, mit Concerti grossi im Gepäck nach Italien zu reisen und dort aufzutreten. Das FBO realisiert diesen Traum unter der Leitung von Petra Müllejans und Gottfried von der Goltz im April 2016 mit vier von Bachs „Brandenburgischen Konzerten“ in Ferrara, Treviso und Rom. Zwei seiner Orchestersuiten haben sie auch noch dabei. J. S. Bach Concerto Nr. 1 F-Dur BWV 1046 Concerto Nr. 5 D-Dur BWV 1050 Concerto Nr. 3 G-Dur BWV 1048 Orchestersuite Nr. 1 C-Dur BWV 1066 Concerto Nr. 4 G-Dur BWV 1049 Orchestersuite Nr. 2 h-Moll BWV 1067 Susanne Kaiser Traversflöte Isabel Lehmann Marie Deller Blockflöte Sebastian Wienand Cembalo Freiburger Barockorchester Petra Müllejans und Gottfried von der Goltz Violine und Leitung 5. April 2016 Ferrara (I), Teatro Comunale „Claudio Abbado“ 6. April 2016 Treviso (I), Teatro Comunale „Mario del Monaco“ 7. April 2016 Rom (I), Teatro Argentina Die „Brandenburgischen Konzerte“ von Johann Sebastian Bach sind die konzertante Visitenkarte eines Orchesters, genauer gesagt: eines Barockorchesters. Für Bach war das damals natürlich selbstverständlich, aber heute ist dies von großer Bedeutung, denn bei einem Barockorchester (anders als bei einem modernen Sinfonieorchester) handelt es sich um einen in Klangfarben und Farbmischungen fein abgestimmten Klangkörper. Sein Tutti ist meist vier-/fünfstimmig angelegt, Bläser treten hinzu, verschwinden wieder, und meistens spielen sie das Gleiche wie die Streicher (colla parte). Es herrscht das Prinzip der Klangverschmelzung, das Rückgrat des barocken Orchesterklangs bilden die Kombinationen Oboe-Violine und Fagott-Violoncello. Aufgelockert wird diese Colla parteSchreibweise durch konzertante Soli von Trompeten, Flöten, Oboen, Streichern. Die Seele eines Barockorchesters verkörpert dabei das Cembalo, das rhythmischen Zusammenhalt ohne Dirigenten garantiert und als Generalbass die Harmonien akkordisch ausfüllt. Aus dieser orchestralen Klangregie ist das barocke Concerto entstanden: einzelne Instrumente treten aus dem Tutti hervor und wieder in es zurück. So entsteht ein konzertanter Dialog. Ein Solostück mit dominierendem Solisten und bloß begleitendem Orchester ist dieser Auffassung fremd (und stammt aus der Romantik). Deutlich wird auch aus diesen Überlegungen, dass solch eine eigene Klangregie von einem modernen Orchester auf seinen Instrumenten gar nicht geleistet werden kann – ihm fehlt das Verschmelzen aller Stimmen mit gleichzeitig gut durchhörbarer Transparenz. Johann Sebastian Bach betitelte seine heute als „Brandenburgische Konzerte“ bekannten Werke seinerzeit mit Concerts avec plusieurs instruments. Damit bezog er sich deutlich auf Antonio Vivaldis Concerti per molti stromenti, eine erweiterte Form des vor allem von Arcangelo Corelli etablierten Concerto grosso. Zwischen 1717 und 1723 war Bach Hofkapellmeister in Anhalt-Köthen. Wie die dort entstandenen Sonaten und Partiten für Violine solo und die Solosuiten für Violoncello sind die „Brandenburgischen Konzerte“ ein „Demonstrationszyklus“, in dem der Komponist sämtliche Möglichkeiten barocken Konzertierens auslotet. Hinzu kommt, dass er in Köthen erstmals ein richtiges Profiorchester zur Verfügung hatte, für das er mit diesen sechs Gruppenkonzerten eine konzertante Visitenkarte komponierte. Jedes der Konzerte ist für eine andere Besetzung komponiert, sodass sich der gesamte Zyklus wie ein Musterkatalog von Bachs Fähigkeiten als Instrumentalkomponist liest: Im ersten Konzert verbindet er fürstliche Jagdhörner, dreistimmigen Oboenchor und eine höher klingende Spielmannsfiedel (Violino piccolo) aus der Volksmusik miteinander, während das dritte die gesamte moderne Streicherfamilie (3 Violinen, 3 Violen, 3 Celli) miteinander konzertieren lässt. Gänzlich andere Klänge dann im vierten und fünften der „Brandenburgischen Konzerte“: mit zwei „flauti d’echo“ (Blockflöten) und Solovioline bzw. mit Cembalo, Violine und Traversflöte im Concertino (der Sologruppe eines Concerto grosso). Das fünfte ist eindeutig das modernste der Konzerte und kann mit Fug und Recht als das erste Klavierkonzert der Geschichte bezeichnet werden, in dem Bach dem Cembalo eine Doppelrolle als Soloinstrument und als Orchesterinstrument (im Basso continuo) zugesteht. 39 38 Spaß und Sport Für das Jahr der Olympischen Sommerspiele schickt das FBO unter dem ungewöhnlichen Titel „Spaß und Sport“ ein Konzertprogramm als klingenden Vorgeschmack auf die Wettkämpfe in Rio de Janeiro ins Rennen. Neben der Sopranistin Christina Landshamer, die bereits öfter mit dem Orchester zusammengearbeitet hat, ist in diesem Projekt erstmalig die italienische Geigerin Lorenza Borrani, Konzertmeisterin vom Chamber Orchestra of Europe, als musikalische Leiterin mit von der Partie. J. Haydn Sinfonie C-Dur Hob. I:60 „Il distratto“ T. Traetta Arie „Che non mi disse un di!“ aus der Oper L’Olimpiade W. A. Mozart Rezitativ „Alcandro lo confesso“ und Arie „Non sò donde viene“ KV 294 „Posthornserenade“ D-Dur KV 320 Christina Landshamer Sopran Freiburger Barockorchester Lorenza Borrani Leitung 11. April 2016 | 20 Uhr Berliner Philharmonie, Kammermusiksaal 12. April 2016 | 20 Uhr Konzerthaus Freiburg, Rolf-Böhme-Saal 13. April 2016 | 20 Uhr Stuttgarter Liederhalle, Mozartsaal Man glaubt es kaum, aber eines der beliebtesten Opernlibretti des 18. Jahrhunderts – natürlich aus der Feder des berühmten Metastasio – handelt tatsächlich von Olympischen Spielen! L’Olimpiade wurde von zahlreichen Komponisten vertont (überliefert sind über siebzig), darunter prominente Namen wie Caldara, Vivaldi, Pergolesi, Galuppi, Wagenseil, Hasse, Piccini, Jommelli, Cimarosa und Paisiello. Auch Tommaso Traetta gehörte zu diesem illustren Kreis, seine Oper erlebte 1758 ihre Uraufführung in Verona. Metastasios Libretto erzählt eine verwickelte Liebes- und Vater-Sohn-Geschichte, wie sie das 18. Jahrhundert liebte: König Clistene wurden einst Zwillinge geboren, ein Sohn und eine Tochter, doch das Orakel von Delphi prophezeite ihm, dass der Sohn eines Tages einen Mordanschlag auf ihn verüben würde. Aus diesem Grund ließ er das Kind in der Wildnis aussetzen. Jahre später stehen die Olympischen Spiele vor der Tür, und Clistene verspricht dem Sieger die Hand seiner Tochter Aristea. Licida überredet seinen Freund Megacle, unter seinem Namen an den Spielen teilzunehmen, worauf dieser freudig einwilligt. Doch als er vom Siegpreis erfährt, schlägt seine Laune um: Aristea ist seine Geliebte, von der er sich trennen musste, da Clistene ihr den Umgang mit ihm verbot. Trotzdem erklärt er sich weiterhin bereit, für den Freund anzutreten. Währenddessen trauert Argene um ihren Geliebten Licida, den sie verloren hat. Tatsächlich gewinnt Megacle die Olympischen Spiele, Aristea freut sich – bis sie erfährt, dass er für jemand anderen gewonnen hat, den sie nun heiraten muss. Argene zürnt Licida, da er Aristea heiraten will. Diese weist ihn jedoch ab, und der ganze Betrug fliegt auf. Licida wird vom Hof gejagt, weshalb er, dem Wahnsinn nahe, versucht, einen Anschlag auf den König zu verüben, der vereitelt wird. Licida wird zum Tode verurteilt, und Megacles Befreiungsversuch schlägt fehl. Vorher hatte er noch mit Argene gesprochen und festgestellt, dass sie Licida immer noch liebt. Vor Licidas Verurteilung spricht Clistene mit ihm und verspürt ihm gegenüber väterliche Gefühle, die er sich nicht erklären kann. Argenes Auftritt klärt dann alles auf und führt zum obligatorischen happy end: Sie präsentiert sich als die Braut Licidas und zeigt als Beweis ein Medaillon vor, das ihr dieser zur Verlobung geschenkt hatte. Clistene erkennt darin das Medaillon, das er einst dem Zwillingsbaby um den Hals gehängt hatte. Licida ist demnach sein Sohn und der Bruder Aristeas. Die Oper endet mit einer Doppelhochzeit, mit den Paaren Licida /Argene und Megacle/Aristea. Neben Traetta, aus dessen Olimpiade die Zornesarie der Argene („Chi non mi disse un di“) ins Programm gefunden hat, beschäftigte sich der junge Mozart mit dem Opernstoff. Seine Konzertarie „Non sò donde viene“ KV 294, in der Clistene seine überraschenden Vatergefühle schildert, schrieb er 1778 für Aloisia Weber. Eingerahmt werden die Arien von zwei Orchesterstücken, die für Spaß und Unterhaltung stehen: den Spaß repräsentiert Haydns komische Sinfonie „Il Distratto“ von 1775, die sich auf ein Schauspiel mit dem Titel „Der Zerstreute“ bezieht. Zu Beginn ihres fetzigen Presto-Finales bricht plötzlich das ganze Orchester ab – die Geigen müssen ihre Saiten nachstimmen. Das hatten sie nämlich im Eifer des Gefechtes „vergessen“… Das Ende dieses ungewöhnlichen Programms markiert eine „Finalmusik“ – Mozarts „Posthornserenade“ –, die 1779 für die Studenten der Salzburger Universität zu Ehren ihres Studienabschlusses aufgeführt wurde, bevor sie sich auf die Reise in ihre Heimatorte machten. 41 40 Beethovens Missa solemnis mit dem Kreuzchor 23. April 2016 | 17 Uhr Dresden, Kreuzkirche 2016 feiert der Dresdner Kreuzchor sein 800jähriges Jubiläum. Über das ganze Jahr verteilt wird der weltbekannte Chor, der als einer der ältesten Knabenchöre in Europa gilt, mit unterschiedlichen Partnern eine Reihe von Jubiläumskonzerten geben. Dazu gehört auch die Aufführung von Ludwig van Beethovens Missa solemnis mit dem Freiburger Barockorchester in der Dresdner Kreuzkirche, der Heimatkirche des Chors und zugleich die größte evangelische Kirche Sachsens, die in dem Jahr ebenfalls ihren 800. Geburtstag feiert. L. v. Beethoven Missa solemnis D-Dur op.123 Camilla Nylund Sopran Gerhild Romberger Alt Jörg Schneider Tenor NN Bass Dresdner Kreuzchor Vocal Concert Dresden Freiburger Barockorchester Roderich Kreile Dirigent „Von Herzen – Möge es wieder – zu Herzen gehen!“ Dieser berühmte Vermerk, den Beethoven im Autograph seiner Missa solemnis oberhalb des Kyrie notierte, illustriert die geistige Haltung, die dieses Werk durchzieht, und verleiht der Komposition außerdem eine herausgehobene Stellung im gesamten Œuvre des Meisters. Ursprünglich von ihm für das Hochamt anlässlich der Inthronisation seines Gönners Erzherzog Rudolf als Erzbischof von Olmütz im Jahr 1820 vorgesehen, benötigte Beethoven jedoch noch knapp vier weitere Jahre, um die Messe fertigzustellen, über die er am 10. März 1824 an seinen Verleger Schott in Mainz schrieb: „[…] so schwer es mir wird, über mich selbst zu reden, so halte ich sie doch für mein größtes Werk.“ Ungewöhnlich ist ebenfalls die Aufführungsgeschichte der Missa solemnis. Sie erlebte ihre Uraufführung nicht in Wien, sondern in St. Petersburg, da Fürst Galitzin – ein weiterer Gönner Beethovens, für den er die späten Streichquartette op. 127, 132 und 130 schrieb – dort eine Aufführung im Rahmen der Philharmonischen Konzerte durchgesetzt hatte. Interessanterweise wurde die Messe im Programm als Oratorium bezeichnet, was generell zu der Frage führt, um was für ein Werk es sich bei Ihr überhaupt handelt: um eine Messe fürs kirchliche Hochamt oder für den Konzertsaal? Um ein Oratorium oder vielleicht gar um eine Chorsinfonie mit liturgischem Text? Die erste Wiener Aufführung, im Mai 1824, fand nämlich im königlich-kaiserlichen Hoftheater statt, ohne Gloria und Sanctus und noch dazu mit der Ouvertüre Die Weihe des Hauses op. 124 und der 9. Sinfonie! Blickt man auf die musikalische Struktur der Messe, dann merkt man schnell, dass es sich hier natürlich nur um ein geistliches Werk handeln kann. Allerdings um ein geistliches Werk, das sich durchaus in einem Konzertsaal aufführen lässt. Fest steht, dass Beethoven absichtsvoll keine solistische Konzertmesse geschrieben hat. Arien und Duette finden sich in ihr überhaupt nicht, vielmehr werden die Solisten überwiegend paarweise oder als Vokalblock gegenüber dem Chor eingesetzt. Vielleicht meinte Beethoven das, als er ein wenig rätselhaft zu seiner Missa solemnis anmerkte, dass man sie „beinahe bloss a cappella“ aufführen könne. Zweifelsohne stand für ihn der Chor im Mittelpunkt des musikalischen Geschehens, und gerade das macht diese Messe zu einem idealen Werk, um den 800. Geburtstag des Kreuzchors zu feiern: in der Kreuzkirche, mit herausragenden Solisten, dem Freiburger Barockorchester und unter der Leitung von Kreuzkantor Roderich Kreile. 43 42 G. Ph. Telemann Ouvertüre f-Moll TWV 55: f 1 Tritt auf die Glaubensbahn J. S. Bach Kantate BWV 152 „Tritt auf die Glaubensbahn“ J. P. v. Westhoff Sonata Nr. 3 d-Moll für Violine und Basso continuo J. S. Bach Kantate BWV 199 „Mein Herze schwimmt im Blut“ Variante Stein am Rhein: J. S. Bach, Cembalokonzert F-Dur BWV 1057 (anstelle von BWV 199) * Variante Luzern: G. Ph. Telemann, Konzert für 3 Violinen F-Dur TWV 53: F 1 aus Musique de Table J. S. Bach, Kantate BWV 202 „Weichet nur betrübte Schatten“ (beide anstelle der Westhoff-Sonate und von BWV 199) Carolyn Sampson Sopran Andreas Wolf Bass Gottfried von der Goltz Violine und Viola d’amore Sebastian Wienand Cembalo* Freiburger Barockorchester Petra Müllejans Violine und Leitung 6. Mai 2016 Stein am Rhein, Stadtkirche | Internationales Bachfest Schaffhausen 8. Mai 2016 | 18.30 Uhr Luzern (CH), KKL 11. Mai 2016 | 20 Uhr Konzerthaus Freiburg, Rolf-Böhme-Saal Zwei Solokantaten und eine selten zu hörende Kantate für Sopran und Bass von Johann Sebastian Bach bilden das Rückgrat einer kleinen, feinen FBOTournee mit drei verschiedenen Programmen, die im heimischen Konzerthaus endet und mit einer CD-Aufnahme für harmonia mundi France im Ensemblehaus ihren Abschluss erfährt. Für das Freiburger Barockorchester und seine Lieblingssängerin Carolyn Sampson geht damit ein gemeinsamer Traum in Erfüllung. Eigentlich ließe sich der Kern dieses Programms gut mit „Bach in Weimar“ überschreiben, denn die meisten Werke stammen aus seiner dortigen Zeit zwischen 1708 und 1717. Als der dreiundzwanzigjährige Johann Sebastian Bach nach Weimar kommt, beginnt er dort zunächst als Organist, eine Position, die er auch auf seinen vorigen Stationen innegehabt hat. Doch er will mehr, nicht bloß Organist, sondern Leiter und Komponist von Kirchenmusik will er sein. 1714 wird er zum Weimarer Konzertmeister ernannt mit der Verpflichtung, alle 4 Wochen eigene Kantaten zu produzieren. 1716 avanciert er sogar zum kommissarischen Kapellmeister und damit faktisch zum Leiter der gesamten Kirchenmusik. Zweifellos steht im Zentrum von Bachs Weimarer Zeit die Begegnung mit dem Konzertanten: Hier kommt er mit Solokonzerten und Solosonaten in Berührung, die er zum Teil für Orgel bearbeitet (Concerti von Vivaldi) und auch zu Studienzwecken für seine eigene Musikbibliothek abschreibt (Concerti von Marcello, Albinoni u. a.). Seine Kantate „Tritt auf die Glaubensbahn“ für Sopran, Bass, konzertante Blockflöte, Viola d’amore, Streicher und Basso continuo spiegelt dieses prägende Erlebnis ebenso wider wie die Solokantate „Mein Herze schwimmt im Blut“ (mit konzertanter Oboe) und die in Köthen entstandene Hochzeitskantate „Weichet nur, betrübte Schatten“ (mit konzertanter Oboe und Violine). Neben dem italienischen Stil lernt Bach in Weimar auch den in Sachsen vorherrschenden französischen Stil kennen. Er freundet sich mit Georg Philipp Telemann an, der in Eisenach als Kapellmeister wirkt und schon damals als Meister des „vermischten Stils“ gilt. Dessen Ouvertüre f-moll kombiniert die französische Form der Suite mit dem Stil des italienischen Konzerts. Heraus kommt ein in seiner Hetero- genität seltsam geschlossen wirkendes, faszinierendes Stück, das von einer französischen Aperture eröffnet wird und ein französisches Rondeau beinhaltet, dessen Melodie an Antonio Vivaldi erinnert. Der Satz Echo vistement bezieht sich mehr als eindeutig auf Vivaldis Echokonzerte, während sich in der Schlusspassacaglia (Variationen über einen Basso ostinato) noch einmal sämtliche heterogenen Ausdrucksmittel vereinigen: Italienische Doppelchörigkeit trifft auf französisch punktierten Rhythmus. Der unbekannteste Komponist in diesem Programm ist für heutige Ohren sicherlich der Geiger Paul von Westhoff (1656 – 1705), den Bach persönlich vielleicht in seiner ersten Weimarer Zeit als Lakai im Jahr 1703 erlebt hat. Westhoff, dessen musikalisches Erbe später noch präsent war, war einer der bedeutendsten Geiger Deutschlands. Als Violinvirtuose war er für sein unbegleitetes Doppelgriffspiel bekannt; als Erster schrieb er sechs Sonaten für Violine solo, die sicherlich Bach später zu seinen eigenen Kompositionen inspiriert haben dürften. Gleiches gilt für seinen 1694 entstandenen Sechserzyklus von Violinsonaten mit Basso continuo, die französischen Geschmack, italienische Virtuosität und deutsche Gelehrsamkeit (Mehrstimmigkeit) miteinander verbinden. Seine dritte Sonate ist ein typisches Beispiel für diesen innovativen und ungewöhnlichen Instrumentalstil. In diesem schillernden und für Johann Sebastian Bach so immens wichtigen Werkumfeld erklingen also drei seiner Kantaten, die im Anschluss an die Konzerttournee unter der Leitung von Petra Müllejans (und mit Gottfried von der Goltz an der Viola d’amore) auf CD aufgenommen werden. Der perfekte Abschluss einer reichhaltigen Saison! 45 44 Frühling unter Palmen! Mit Ihrer SCHÖNSTEN YACHT DER WELT Die EUROPA erhielt erneut die höchste Auszeichnung laut Berlitz Cruise Guide 2015: 5-Sterne-plus! 285 Crewmitglieder verwöhnen max. 400 Gäste. An Bord der schönsten Yacht der Welt erwarten Sie Traumrouten rund um den Globus mit einer ausgezeichneten Küche, einem stilvollen Wellnessbereich, Fitnessloft mit Meerblick und Personal Trainer sowie einem Service, der unvergessliche Urlaubserinnerungen prägt. Von Miami nach New York 09.04. – 24.04.2016, 15 Tage Miami – Northwest Point Beach – Willemstad – Mayreau – Marigot Bay – Terre-de-Haut-St. John‘s – Pink Beach – Gustavia – New York IMPRESSUM Herausgeber: Freiburger Barockorchester GbR Hans-Georg Kaiser, Intendant und Geschäftsführer Telefon: +49 761 7 05 76-0 Telefax: +49 761 7 05 76-50 [email protected] www.barockorchester.de Redaktion und Texte: Dr. Henning Bey Gestaltung und Satz: triathlon design | Herbert P. Löhle Fotos: Annelies van der Vegt, Stefan Lippert (S. 26, S. 46 unten) Druck: schwarz auf weiss, Freiburg, www.sawdruck.de Highlights: • UNESCO-Weltkulturerbe: Altstadt von Willemstad* • UNESCO-Weltnaturerbe: Naturschutzgebiet der Pitons* auf St. Lucia • Karibik pur – Traumstrände zum Baden und Schnorcheln • Weltweit größte Flamingo-Kolonie auf Great Inagua • Mayreau – kleinste bewohnte Insel der Grenadinen p. P. ab ™ 7.370,- in einer Garantie Zweibett-Außensuite inkl. Linienflug ab Frankfurt Exklusiv für unsere Gäste: Sie erhalten ein Genießerpaket für Getränke in Höhe von € 200,- pro Person geschenkt. * Diese Arrangements sind nicht im Reisepreis enthalten. 1) Die Unterbringung erfolgt je nach Verfügbarkeit in einer Suite der Kategorie 1 - 6. Kontingent limitiert! Weitere Details zur Reise finden Sie hier: http://www.hl-kreuzfahrten.de/reise-finden/EUR1606 Veranstalter: Hapag-Lloyd Kreuzfahrten GmbH Ballindamm 25 · 20095 Hamburg Wir nehmen Urlaub persönlich. TUI Deutschland GmbH, 79098 Freiburg, Bertoldstraße 16, Tel. 0761/36 86 222, Fax 0761/3686-201 freiburg1@first-reisebuero.de, www.first-reisebuero.de/freiburg1 Freiburger Barockorchester Ensemblehaus Schützenallee 72 79102 Freiburg Telefon: +49 761 7 05 76-0 Telefax: +49 761 7 05 76-50 [email protected] www.barockorchester.de