Zentralabitur 2009 Musik
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Zentralabitur 2009 Musik
Seite 1_ Abitur 2009 Musik Mecklenburg-Vorpommern Zentralabitur 2009 Musik Aufgaben Seite 2_ Abitur 2009 Musik Hinweise für den Prüfungsteilnehmer Aufgabenwahl: Ihnen werden vier Prüfungsblöcke vorgelegt. Wählen Sie einen aus und bearbeiten Sie diesen. Aufgabenteile: Prüfungsteilnehmer aus dem Fach Musik (grundlegendes Anforderungsniveau) bearbeiten Teil A. Prüfungsteilnehmer aus dem Hauptfach Musik (erhöhtes Anforderungsniveau) bearbeiten Teil A + B. Hilfsmittel: Duden, Wörterbuch der deutschen Rechtschreibung Wörterbuch Englisch-Deutsch Notenbeispiele Notenpapier A4 CD mit Klangbeispielen, die Sie beliebig oft mit dem eigenen CDPlayer hören können Tasteninstrument für Analyse und Komposition Sonstiges: Alle Prüfungsunterlagen sind geschlossen zurückzugeben. Entwürfe zur Reinschrift können ergänzend zur Bewertung nur herangezogen werden, wenn sie zusammenhängend konzipiert sind und die Reinschrift etwa ¾ des erkennbar angestrebten Gesamtumfangs umfasst. Der praktische Prüfungsteil wird laut § 18, Absatz 8 der Abiturprüfungsverordnung vollständig auf Tonträger/Video aufgenommen. Seite 3_ Abitur 2009 Musik Abläufe/ Aufgabenblöcke Gesamtarbeitszeit: Teil A: 240 Minuten Teil A + B 300 Minuten zusätzlich 30 Minuten Einlesezeit 8.00 Gehörbildung (30 Minuten, nur für Teilnehmer B, vor Beginn der Lösung der Aufgabenblöcke ) Lösen Sie die Ihnen als Anlage I (S.31) vorliegenden Gehörbildungsaufgaben. Geben Sie nach Ablauf der Zeit das Blatt - mit Ihrem Namen versehen ab. Die Abgabe darf nicht erst zusammen mit der Abgabe der Lösung der Aufgabenblöcke geschehen. 8.30 Einlesezeit 9.00 Lösung der Aufgabenblöcke I Erschließung von Musik durch Untersuchung, Analyse und Interpretation II Erschließung von Musik durch Erörterung musikbezogener Texte III Gestaltung von Musik mit schriftlicher Erläuterung IV Praktisches Musizieren eines nicht bekannten Stückes in Verbindung mit einer Aufgabenart I oder II Teil A: 225 Minuten Teil A: 225 Minuten Teil A: 225 Minuten Teil A: 240 Minuten, davon 100 Minuten für das Musizieren Teil A + B: 255 Minuten Teil A + B: 255 Minuten Teil A + B: 255 Minuten Teil A + B: 270 Minuten, davon 100 Minuten für das Musizieren Im Anschluss an die schriftliche Prüfung erfolgt das Musizieren mit achtwöchiger Vorbereitungszeit (15 Minuten) für Teilnehmer A und für Teilnehmer A + B bei Bedarf ist für das Musizieren auch der 18.5.09 als Prüfungstag zu planen, außer für Prüfungsteilnehmer an der Prüfung „Physik“ kein Musizieren mit achtwöchiger Vorbereitungszeit Seite 4_ Abitur 2009 Musik Aufgabenblock I: Erschließung von Musik durch Untersuchung, Analyse und Interpretation LEBEN UND TOD Teil A Hörbeispiele: CD Komponist 1 2 Titel Franz Schubert „Der Tod und das Mädchen“ (1797 - 1828) Text: Matthias Claudius Interpreten: Gesang: Dietrich Fischer-Dieskau Klavier: Gerald Moore Eric Clapton „Tears in Heaven“ (*1945) Text und Interpret: Eric Clapton Entstehung Noten auf Seite 1817 10 1992 11 „Es gibt nichts eigentlich Totes in der Welt; das Sterben ist nur ein Übergang zu einem anderen Leben.“ Albert de Beguin in: „Traumwelt und Romantik“ Bern 1972 1. Hören Sie die Musikbeispiele und schildern Sie Ihre Eindrücke. 2. Analysieren Sie das Lied „Der Tod und das Mädchen“ und interpretieren Sie das Zitat unter Einbeziehung der aus der Analyse gewonnenen Kenntnisse in Beziehung zur Gedankenwelt der Romantik. 3. Vergleichen Sie die beiden Lieder hinsichtlich des musikalischen Materials und der Interpretation. Werten Sie die musikalische Umsetzung des Themas aus persönlicher Sicht. Teil B Hörbeispiel: CD Komponist Titel 3 „Auf dem Kirchhofe“ op.105, Nr.4 Text: Detlev von Liliencron Gesang: Ines Moraleda Klavier: Barbara Hölzl Johannes Brahms (1833 – 1897) Entstehung Noten auf Seite 1888 12 - 13 4. Analysieren Sie das Lied und formulieren Sie Ihre Erkenntnisse in Bezug auf die Umsetzung des Themas. Erläutern Sie die Rolle des Klavierparts in dieser Komposition. Seite 5_ Abitur 2009 Musik Aufgabenblock II: Erschließung von Musik durch Erörterung musikbezogener Texte VOM WELTGEIST DER MUSIK Teil A Hörbeispiele: CD Komponist Titel 4 „Aufschwung“ aus „Phantasiestücke“ op. 12 Interpret: Alfred Brendel Robert Schumann (1810 – 1856) Entstehung Noten auf Seite 1837 14 - 19 Textgrundlage: „Wie ist doch die Musik so etwas höchst Wunderbares, wie wenig vermag doch der Mensch ihre tiefen Geheimnisse zu ergründen! – Aber wohnt sie nicht in der Brust des Menschen selbst und erfüllt sein Inneres so mit ihren holdseligen Erscheinungen, dass sein ganzer Sinn sich ihnen zuwendet und ein neues, verklärtes Leben ihn schon hienieden dem Drange, der niederdrückenden Qual des Irdischen entreißt? Ja, eine göttliche Kraft durchdringt ihn, und mit kindlichem frommem Gemüte sich dem hingebend, was der Geist ihm erregt, vermag er die Sprache jenes unbekannten romantischen Geisterreichs zu reden, und er ruft, unbewusst wie der Lehrling, der in des Meisters Zauberbuch mit lauter Stimme gelesen, alle die herrlichen Erscheinungen aus seinem Innern hervor, dass sie in strahlenden Reihentänzen das Leben durchfliegen und jedem, der sie zu schauen vermag, mit unendlicher, unnennbarer Sehnsucht erfüllen.“ E. T. A. Hoffmann (1776-1822) „Die Sache ist ganz einfach: der Künstler kann der Außenwelt nicht entfliehen, und selbst in den Nuancen des subjektiven Schaffens spiegeln sich Eindrücke der Außenwelt. Nur: lüge nicht- sag die Wahrheit. Die künstlerische Wahrheit duldet keine vorgefassten Formen; das Leben ist mannigfaltig und sehr oft launisch; es ist verlockend, gelingt aber selten, eine Erscheinung des Lebens oder einen Typ in der Form zu schaffen, die ihm eigen ist und die bislang noch kein anderer Künstler geboten hat. Die künstlerische Darstellung der Schönheit allein, in ihrer rein stofflichen Bedeutung, ist grobe Kinderei – ist das Kindesalter der Kunst. Die feinsten Wesenszüge der Natur des Menschen und der Menschenmassen, das intensive Beackern dieser wenig erforschten Länder und ihre Eroberung – darin besteht die wahre Mission des Künstlers. Zu neuen Ufern!“ Modest Mussorgsky (1838 – 1881) Seite 6_ Abitur 2009 Musik 1. Stellen Sie die wesentlichen Gedanken beider Texte als Thesen dar. 2. Setzen Sie sich mit den Auffassungen über die Wirkung und Bedeutung von Musik vor dem historischen Hintergrund des 19. Jahrhunderts auseinander. Beziehen Sie das Hörbeispiel mit ein. Teil B Hörbeispiel: CD Komponist Titel 5 Franz Schubert (1797 – 1828) „Der Leiermann“ aus: „Die Winterreise“ op. 89 Interpreten: Gesang: Dietrich Fischer-Dieskau Klavier: Gerald Moore 6 Franz Schubert (1797 – 1828) „Der Leiermann“ aus: „Die Winterreise“ op. 89 Interpretin: Barbara Thalheim Entstehung Noten auf Seite 1824 20 - 21 1994 Textgrundlage: Heute vor 150 Jahren starb Joseph von Eichendorff. Als ein großer Unzeitgemäßer ragte er in eine Ära der industriellen und nationalstaatlichen Umwälzung Europas hinein. Doch wie kaum ein anderer Dichter der Romantik beförderte er die Popularisierung des Romantischen, was allerdings nicht möglich gewesen wäre ohne die Musik. Eichendorffs Gedichte kamen in den Vertonungen etwa Friedrich Silchers, vor allem aber Robert Schumanns unters Volk. Man muss nur einige der Gedichtanfänge zitieren, um ein sprachlich-melodisches Bild von dem zu erzeugen, was bis heute gemeinhin als „romantisch“ gilt: In einem kühlen Grunde, da geht ein Mühlenrad; O Täler weit, o Höhen, o schöner grüner Wald; Wer hat dich, du schöner Wald, aufgebaut so hoch da droben; Es war, als hätt der Himmel die Erde still geküsst. Was fangen wir mit diesem romantischen Erbe an, das den einen als harmloses Hausmittel gegen allfällige Modernisierungsschmerzen gilt, den anderen aber als ein gefährlicher Suchtstoff, dessen Gebrauch zur „Zerstörung der Vernunft“ führt, und von dem die Deutschen mehr als andere Völker Europas abhängig wurden mit all den Folgen, die in der Katastrophengeschichte des 20. Jahrhunderts abzulesen sind? Eckard Fuhr, 2007 3. Setzen Sie sich kritisch mit der Auffassung Eckard Fuhrs auseinander. Unterziehen sie gleichfalls die Interpretation des Schubert-Liedes durch Barbara Thalheim einer kritischen Bewertung. Abitur 2009 Musik Seite 7_ Aufgabenblock III: Gestaltung von Musik mit schriftlicher Erläuterung DAS ROMANTISCHE VOLKSLIED Teil A 1. Harmonisieren Sie das vorliegende romantische Volkslied. Benutzen Sie Harmoniesymbole. (Verwenden Sie zum Bearbeiten das Notenblatt auf Seite 29.) 2. Entwickeln und notieren Sie eine Basslinie bis Takt 8 Zählzeit Zwei. 3. Entwickeln und notieren Sie ein Begleitmuster für Klavier oder Gitarre für die Takte 1 bis 4. 4. Setzen Sie die Takte 9-16 als romantischen, vierstimmigen Chorsatz aus. (Takt 9 mit Auftakt) Teil B Seite 8_ Abitur 2009 Musik Aufgabenblock IV: Praktisches Musizieren eines nicht bekannten Stückes in Verbindung mit einer Aufgabenart I oder II (In dieser Aufgabenart gibt es kein Musizieren mit achtwöchiger Vorbereitungszeit.) Dieser Aufgabenblock besteht aus 2 Teilen: 1. Praktisches Musizieren eines nicht bekannten Stückes (100 Minuten) 2. Lösung einer Aufgabenart II (Teil A: 140 Minuten Teil A + B: 170 Minuten) Teil A 1. 2. Praktisches Musizieren eines nicht bekannten Stückes 1.1 Erarbeiten Sie sich im vorgegebenen Zeitraum das Ihnen vorgelegte Instrumentalstück bzw. Lied und tragen Sie es vor. 1.2 Sprechen Sie über Ihre Interpretation sowie zu Form, Inhalt und kompositorischen Mitteln. Erörterung „Die unendliche Melodie“ Hörbeispiel: CD Komponist 7 Titel Entstehung Noten auf Seite Richard Wagner „Stimme eines jungen Seemanns“ 1859 22 (1813 – 1883) aus der Oper „Tristan und Isolde“ und Informa(Erster Aufzug, erste Szene) tionen zur Interpret: Peter Schreier Handlung Textgrundlage: Wagner in „Zukunftsmusik“ Wo aber selbst der Sinfoniker noch mit Befangenheit zur ursprünglichen Tanzform zurückgreift und nie selbst für den Ausdruck ganz die Grenzen zu verlassen wagte, welche ihn mit dieser Form in Zusammenhang hielten, da wird ihm nun der Dichter zurufen: „Stürze dich zaglos in die vollen Wogen des Meeres der Musik; Hand in Hand mit mir, kannst du nie den Zusammenhang mit dem jeden Menschen Allerbegreiflichsten verlieren; denn durch mich stehst du jederzeit auf dem Boden der dramatischen Aktion, und diese Aktion im Moment der szenischen Darstellung ist das unmittelbar Verständlichste aller Gedichte. Spanne diese Melodie kühn aus, dass sie wie ein ununterbrochener Strom sich durch das ganze Werk ergießt; in ihr sage du, Seite 9_ Abitur 2009 Musik was ich verschweige, weil nur du es sagen kannst, und schweigend werde ich alles sagen, weil ich dich an der Hand führe.“ In Wahrheit ist die Größe des Dichters am meisten danach zu ermessen, was er verschweigt, um das Unaussprechliche selbst schweigend uns sagen zu lassen; der Musiker ist es nun, der dieses Verschweigen zum hellen Ertönen bringt, und die untrügliche Form seines laut erklingenden Schweigens ist die unendliche Melodie. 1. Hören Sie das Musikbeispiel und schildern Sie Ihre Höreindrücke. 2. Formulieren Sie die wesentlichen Thesen des Textes und erörtern Sie diese. Teil B CD Komponist Titel 8 Ausschnitt: Schlussszene „Mild und leise“ aus der Oper „Tristan und Isolde“ Interpretin: Birgit Nilsson Orchester der Bayreuther Festspiele, Leitung: Karl Böhm Richard Wagner (1813 – 1883) 3. Entstehung Noten auf Seite 1859 23 - 28 Weisen Sie Wagners Umsetzung der Idee von der unendlichen Melodie im vorliegenden Notenbeispiel nach.