Motivationsgründe für eine Alkoholtherapie
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Motivationsgründe für eine Alkoholtherapie
Motivationsgründe für eine Alkoholtherapie Krankenhaus Maria Ebene Verfasserin: Susanne Willam Bezugsperson: Daniel Morscher Rankweil, 12. März 2008 Psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflege Nicht die Jahre in unserem Leben zählen, sondern das Leben in unseren Jahren zählt. Adlai E. Stevenson Vorwort Ich möchte mich bei den folgenden Personen / Institutionen für die Mithilfe bei meiner Fachbereichsarbeit bedanken: • Ich bedanke mich bei den Mitarbeiten des Krankenhauses Maria Ebene Dr. Elisabeth Sorgo und Dr. Otto Zech. • Besonders möchte ich mich bei den Patienten des Krankenhauses Maria Ebne bedanken. • Ich bedanke mich bei meinem Bezugslehrer Daniel Morscher. Inhaltsverzeichnis 1. EINLEITUNG........................................................................................................................................ 1 2. DEFINITION: MOTIVATION, MOTIVE ......................................................................................... 3 2.1. MOTIVATION ..................................................................................................................................... 3 2.2. MOTIVE............................................................................................................................................. 4 3. ZWEI VERSCHIEDENE MOTIVATIONSMODELLE ................................................................... 6 3.1. ERWARTUNG MAL WERT MODELLE .................................................................................................. 6 (JOHN WILLIAM ATKINSON 1957) ........................................................................................................... 6 3.2. HEALTH-BELIEF-MODELL................................................................................................................. 7 3.3. INTRINSISCHE UND EXTRINSISCHE MOTIVATION ............................................................................... 8 3.4. EINSTIEGS- UND AUSSTIEGSMOTIVATION ......................................................................................... 8 4. SOZIOKULTURELLE EINFLÜSSE DES ALKOHOLS.................................................................. 9 4.1. ALKOHOLKONSUM, -MISSBRAUCH .................................................................................................... 9 5. SUCHT UND ABHÄNGIGKEIT ....................................................................................................... 10 5.1. FAKTOREN ZUR SUCHTENTWICKLUNG ............................................................................................ 11 6. THERAPIE IM KRANKENHAUS MARIA EBENE....................................................................... 12 6.1. ZIELSETZUNG .................................................................................................................................. 13 7. METHODIK ........................................................................................................................................ 14 8. OPERRATIONALISIERUNG VON BEGRIFFEN ......................................................................... 14 8.1. LEIDENSDRUCK ............................................................................................................................... 14 8.2. HILFEWUNSCH ................................................................................................................................ 15 8.3. ERFOLGSERWARTUNGEN................................................................................................................. 15 9. AUSWERTUNG DER DATEN .......................................................................................................... 16 9.1. AUSWERTUNG DES LEIDENSDRUCKS ............................................................................................... 17 9.2. AUSWERTUNG DES HILFEWUNSCHES .............................................................................................. 20 9.3. AUSWERTUNG DER ERFOLGSERWARTUNG ...................................................................................... 23 10. RESÜMEE.......................................................................................................................................... 26 11. LITERATUR- UND QUELLENVERZEICHNIS .......................................................................... 29 12. ANHANG............................................................................................................................................ 30 1. Einleitung Im Rahmen meiner Ausbildung konnte ich ein zweimonatiges Praktikum im Krankenhaus Maria Ebene absolvieren. In dieser Stiftung befinden sich Patienten mit Suchtproblemen (Alkoholsucht, Spielsucht, Medikamentensucht, …). Sie können dort eine Therapie absolvieren. Jeden Monat beginnen 25 Patienten eine Therapie im Krankenhaus Maria Ebene. Diese Patienten kommen mit unterschiedlichsten Vorgeschichten: manche weil sie keine Zukunftsperspektiven mehr sehen, andere weil sie keinen Job mehr haben, oder weil ihnen der Führerschein entzogen wurde und wieder andere kommen auf Anordnung des Gerichts (Therapie statt Strafe). Während der Therapie im Krankenhaus Maria Ebene besuchen die Patienten Einzelund Gruppentherapien sowie verschiedene Seminare. Sie werden über Wirkung und Nebenwirkungen von Suchtmittel geschult und können im gegenseitigen Austausch voneinander lernen - neue Cpoing-Strategien entwickeln. Das „geworden sein“ des Patienten spielt in der Therapie eine wesentliche Rolle. Patienten lernen ein Leben ohne Suchtmittel zu führen und genügend soziale Kontakte aufzubauen. Ich stellte mir die Frage: Was motiviert Patienten für eine Therapie im Krankenhaus Maria Ebene und verändern sich diese „Motivationsgründe“ während der Therapie? Motivation bedeutet allgemein Beweggrund und für jeden Klienten, der eine freiwillige Therapie machen möchte, ist „der Schritt zur Aufnahme“ schon ein Beweggrund. Es stellt sich nicht die Frage, ob jemand motiviert ist, sondern wie jemand motiviert ist. Ich nehme an, dass viele Menschen eine Therapie aus Gründen beginnen, die der Alkoholkonsum mit sich bringt: Führerscheinverlust, Scheidung, Kündigung am Arbeitsplatz, ... Diese Menschen beginnen eine Therapie nicht primär auf Grund ihres Alkoholproblems. Meine Annahme: Alkoholabhängige Menschen ändern ihre Motivationsgründe während der stationären Therapie im Krankenhaus Maria Ebene. 1 Aus dieser Annahme ergeben sich spezifische Fragestellungen: Hilfewunsch: • Nehmen Patienten Hilfe anderer Personen an, um das Alkoholproblem lösen zu können? Können sie sich nach außen öffnen? • Sind sich Patienten bewusst, dass sie Hilfe anderer benötigen? Erfolgserwartungen: • Können sich die Patienten ein abstinentes Leben vorstellen? • Kann sich der Patient im Moment vorstellen mit dem Trinken aufzuhören und stellt er sich ein Leben ohne Alkohol vor? • Trauen sich Patienten zu das eigene Trinkverhalten einzustellen? Leidensdruck: Als Leidensdruck wird jenes subjektive Krankheitserleben bezeichnet, das beim Betroffenen den größten Einfluss auf die Lebensqualität ausübt. Ein entsprechend großer Leidensdruck stellt eine Triebfeder für Veränderungen dar und veranlasst den Betroffenen erst Hilfe zu suchen oder anzunehmen. Der einfachen Lesbarkeit halber habe ich für männliche und weibliche Patienten nur die männliche Form verwendet. 2 2. Definition: Motivation, Motive 2.1. Motivation „Motivation bedeutet in der Psychologie und Verhaltensforschung: zusammenfassende Bezeichnung für Stärke, Richtung einer Verhaltenstendenz in einer bestimmten Situation (ist gleich die Aktivierung eines Motivs). Das Aktivierungsniveau wird bestimmt durch den Wert des Handlungsziels und die Wahrscheinlichkeit des Erreichens.“ (Bruschke Gerhard, Geiger Ursula, Götze Inge, et al. 1994, S. 6789) Motivation ist ein Begriff, der im Alltag häufig als Erklärung bei Versagen in Leistungssituationen herangezogen wird. Wenn eine starke Fußballmannschaft ein Spiel gegen eine schwächere Mannschaft verliert, so wird als Ursache oft die fehlende Motivation angenommen. Im Gegensatz dazu steht das motivierende Handeln, so wie es bei einem Schüler vorkommt, der von sich aus ein Referat übernimmt und sich intensiv mit hohem Zeitaufwand darauf vorbereitet. In der Motivationspsychologie wird Motivation als ein ungewisses Konstrukt angesehen, das heißt als etwas in Gedanken konstruiertes, das mit zielgerichtetem Handeln einher geht. Außerdem wird Motivation nicht als etwas Homogenes betrachtet, sondern als ein Konstrukt, das aus vielen Komponenten besteht. Bei der Motivation handelt es sich um ein vielschichtiges Konstrukt, das aus sehr vielen verschiedenen Komponenten besteht, wie Erwartungen, Werte, Selbstbilder, Willensprozesse, Affekte und Emotionen. (Vgl. Vollmayer, Brunstein 2005, S. 23-26) 3 2.2. Motive „Das Wort Motiv kommt aus dem lateinischen: „motus“. Das bedeutet Bewegung, Antrieb.“ (Bruschke Gerhard, Geiger Ursula, Götze Inge, et al 1994, S. 6788) Motive sind Beweggründe für ein Werk oder eine Handlung (zum Beispiel: Motiv für ein Verbrechen). Ein Motiv bezeichnet in der Psychologie eine stabile Persönlichkeitseigenschaft, die durch eine Vorliebe für bestimmte Arten von Zielen zum Ausdruck kommt. Dabei werden grundlegend drei Motive unterschieden: (Vgl. Vollmeyer, Brunstein 2005, S. 9-10) • Leistungsmotiv: Darunter versteht man, Personen haben das Ziel sich mit einem Gütemaßstab auseinander zu setzen. • Machtmotiv: Darunter verstehet man, wenn Personen das Ziel haben, das Erleben und Verhalten anderer Personen zu beeinflussen. • Anschlussmotiv: Darunter versteht man, wenn Personen das Ziel haben, wechselseitig positive Beziehungen herzustellen. Allerdings sind diese Motivationsmodelle nicht immer automatisch aktiv und müssen durch situationsbezogene Anreize angeregt werden. Liegen in der Situation Anreize vor, so ergibt sich aus dem Zusammenspiel von Motiv und Anreiz die aktuelle Motivation. Personen mit einem hohen Leistungsmotiv suchen sich Anreize (Rätsel lösen, Sport betreiben, Forschen, ...). Personen werden auch von Situationen angesprochen, bei denen sie sich mit einem selbst gesetzten Gütemaßstab auseinandersetzen können. Diese Anreize werden positiv bewertet, wenn Leistungsmotivierte erkennen, dass sie sich durch die Beschäftigung mit solchen Anreizen ihre Fähigkeiten verbessern konnten. Haben sie ihren Gütemaßstab erreicht oder überschritten, empfinden diese Menschen Stolz. (Vgl. Vollmeyer, Brunstein 2005, S. 11) 4 Person (Motive) Aktuelle Motivation Verhalten Situation (Anreize) (Bild: Vollmayer, Brunstein 2005, Abb. 1.1 Das Grundmodell der klassischen Motivationspsychologie.) 5 3. Zwei verschiedene Motivationsmodelle 3.1. Erwartung mal Wert Modelle (John William Atkinson 1957) Erwartung mal Wert Modelle gehen davon aus, dass Motivation aus einem Zusammenspiel von Erwartung und Wert basieren. Erwartung ist die subjektive Einschätzung der Person das Ziel zu erreichen und die Wertvariable bezieht sich auf die Attraktivität des Ziels bzw. den Anreiz des Ziels. Das heißt, dass die Motivation dann am höchsten ist, wenn das Produkt aus Erwartung und Wert am höchsten ist. Daraus ergibt sich, dass zum Beispiel bei hoch attraktiven Zielen, die Motivation gering sein kann, wenn die Person denkt, sie würde dieses Ziel nicht erreichen. Risiko mal Wahl Modell Atkinson nahm in dieser Theorie an, dass das Verhalten durch „Personen-„ und „Situationsfaktoren“ festgelegt ist. Er teilt diese Modelle in zwei Variablen ein: Personenparameter (Motiv) und Situationsparameter (Anreiz) die miteinander verknüpft sind. Das Verhalten, eine bestimmte Aufgabe auszuüben oder zu vermeiden, wird von zwei Tendenzen bestimmt (Verhaltenstendenz): die erfolgsaufsuchende Tendenz und die misserfolgsvermeidende Tendenz. Diese Tendenzen sind miteinander verknüpft, wobei sich die stärkere Tendenz im Verhalten festlegt. Welche der beiden Tendenzen stärker ist, hängt vom Leistungsmotiv ab. Ist eine Person stärker erfolgsmotiviert als misserfolgsmotiviert, wird diese das erfolgsaufsuchende Verhalten aufsuchen und umgekehrt. (Vgl. Perty J. 1996, S.53-54) 6 3.2. Health-Belief-Modell Bei diesem Modell werden vier Variablen als entscheidend für das Complienceverhalten angesehen. Zunächst handelt es sich um die wahrgenommene Empfänglichkeit für die Erkrankung, das heißt die subjektive Wahrscheinlichkeit, mit der man von der Krankheit betroffen sein könnte. Des Weiteren ist der wahrgenommene Schweregrad der Krankheit von Bedeutung, also das Ausmaß der Beeinträchtigung durch die Krankheit für den Betroffenen. Von Bedeutung ist auch, ob Patienten den Nutzen der Maßnahmen die gegen ihre Krankheit gerichtet sind wahrnehmen. Schließlich müssen noch die wahrgenommenen Hindernisse berücksichtigt werden, das heißt die aufzubringenden Kosten während der Therapie. Nach dieser Vorstellung der Variablen wird angenommen, dass Patienten umso eher etwas zur Verhütung oder zur Veränderung der Krankheit unternehmen, je höher die Erkrankungswahrscheinlichkeit und der Schweregrad der Erkrankung ist und je effektiver und am wenigsten aufwendig die Gegenmaßnahmen (Kosten) beurteilt werden. Erweiterung des Health-Belief-Modell Einzelne Variablen werden in diesem Modell erweitert. Dabei spielt die Besorgnis um die eigene Gesundheit eine wichtige Rolle. Bei einem Ungleichgewicht oder einer Überwiegung zwischen erlebter Bedrohung durch die Erkrankung und Gesundheitsmotiv kommt es zu Entscheidungskonflikten für das gesundheitsfördernde oder gesundheitshemmende Verhalten. Das Modell geht davon aus, dass ein gesundheitsbezogenes Verhalten durch ein komplexes Gebilde von Gesundheitsmotivation, subjektiv erlebter Bedrohung, erwartete Wirksamkeit der Therapie oder sozialer Druck (Familie, Partnerschaft, ...) bestimmt wird. (Vgl. Perty J. 1996, S. 55-56) 7 3.3. Intrinsische und extrinsische Motivation In der Pädagogik wird intrinsische Motivation als Primärmotivation, extrinsische als Sekundärmotivation bezeichnet. Intrinsische Motivation Intrinsische Motivation bedeutet das Handeln / Arbeiten aus eigenem, innerem Antrieb. Die Handlung die aus dieser Motivation entsteht dient der persönlichen Befriedigung. Freizeithandlungen sind häufig intrinsisch motiviert, während das Arbeiten eher extrinsisch motiviert ist. Intrinsische Motivation beinhaltet Neugier an der Sache oder Umwelt. Extrinsische Motivation Extrinsische Motivation besteht aus Lern- und Arbeitsanreizen, die durch Komponenten wie Entlohnung, soziale Kontakte bei der Arbeit und der Möglichkeit der Weiterentwicklung (zum Beispiel durch Beförderung) geprägt ist. Äußere Faktoren wie Gehalt, Anerkennung, Macht, Belohnung und so weiter spielen dabei eine wichtige Rolle. (Vgl. Perty J. 1996, S. 50-52) 3.4. Einstiegs- und Ausstiegsmotivation Die Einstiegsmotivation lässt sich als Verknüpfung von Trinkmotiven, die erwartete Wirkung durch Alkohol und die Befriedigung durch den Alkohol definieren. Die Ausstiegsmotivation bezeichnet man als Verknüpfung von Leidensmotiven aus denen sich Bewältigungsmaßnahmen ergeben. So entstehen Lösungserwartungen und schlussendlich eine langfristige Ersatzwelt. Überwiegt bei Therapiebeginn die Einstiegsmotivation, so tendieren diese Menschen zum Fortsetzen des Alkoholkonsums. Überwiegt jedoch die Ausstiegsmotivation, tendieren die meisten Menschen zu einer alternativen abstinenten Lebensweise. Die Behandlungsmotivation entsteht an einer Schnittstelle zwischen Einstiegs- und Ausstiegsmotivation und ist in den Sucht- sowie auch in den Genesungsprozess integriert. (Vgl. Perty J. 1996, S.28) 8 4. Soziokulturelle Einflüsse des Alkohols Die soziologischen Modelle des Alkoholkonsums gehen davon aus, dass Alkohol zu einem bestimmten Zweck getrunken wird: zur Spannungsminderung, zur Angstlösung, zur Erleichterung sozialer Kontakte und bei bestimmten Anlässen. Darauf basieren drei soziale Grundeinstellungen zum Alkoholkonsum: (Vgl. Singer M.V., Teyssen S. 2002, S. 25-26) • Ritueller Konsum: Das Trinken ist in eine bestimmte Zeremonie eingebaut. Diese reicht vom Trinken allein bis hin zu Trinkzeremonien bei öffentlichen als auch privaten Feiern. Der Konsum unterliegt einer sozialen Kontrolle. • Sozial – konvivialer (gesellschaftlicher) Konsum: Das Trinken vollzieht sich im gesellschaftlichen Rahmen. Dabei spielen Trinksitten eine wesentliche Rolle, sodass eine soziale Kontrolle ebenfalls gegeben ist. • Utilitaristischer (lat. utilitas – Nutzen) Konsum: Das Trinken geschieht um des Geschmacks und der Wirkung des alkoholischen Getränks willen. (als Selbstmedikation zur Verbesserung der gestörten Befindlichkeit bis hin zum reinen Genuss als Lustgewinn). Der utilitaristische Konsum geschieht meist allein, manchmal sogar heimlich. Eine soziale Kontrolle gibt es dabei nicht und wird auch oft ausdrücklich vermieden. 4.1. Alkoholkonsum, -missbrauch Der übermäßige Konsum wird als Alkoholabusus oder Alkoholmissbrauch (Alkoholkonsum mit nachweislich schädlicher Wirkung) bezeichnet. Zwischen Konsum und Missbrauch gibt es fließende Übergänge. Alkoholsucht ist die Abhängigkeit von der Substanz Ethanol. Es handelt sich um eine Krankheit, in deren Verlauf sich die Beschaffung und der Konsum von Alkohol zum Lebensinhalt entwickeln kann. Typische Symptome sind der Zwang zum Konsum von Alkohol, fortschreitender Kontrollverlust, Vernachlässigung früherer Interessen zugunsten des Trinkens, Leugnen des Suchtverhaltens, Entzugserscheinungen bei Konsumreduktion, Nachweis einer Toleranz gegenüber Alkohol sowie der Veränderung der Persönlichkeit. (Singer M.V., Teyssen S. 2002, S.2) 9 5. Sucht und Abhängigkeit Süchtig kann alles machen was Lust verschafft, Missbehagen beseitigt und der willentlichen Kontrolle entgleitet. 1957 definierte die WHO Sucht als Zustand periodischer oder chronischer Vergiftung, die durch wiederholte Zufuhr einer bestimmten Substanz hervorgerufen wird und durch vier Kriterien gekennzeichnet ist: (Vgl. Singer M. V., Teyssen S. 2002, S. 4-5) • Unbezwingbares Verlangen zur Einnahme und Beschaffung des Mittels • Tendenz zur Dosissteigerung • Physische oder psychische Abhängigkeit • Folgeschäden für den Konsumenten und die Gesellschaft Nach der Definition der WHO handelt es sich bei der Abhängigkeit um einen Zustand, der sich aus der periodisch oder kontinuierlich wiederholten Einnahme der Droge ergibt. Unter dem Begriff „Drogen“ sind Substanzen zu verstehen, die Funktionen im Organismus verändern und vor allem das Nervensystem beeinflussen. Psychische Abhängigkeit Die psychische Abhängigkeit ist die Gier bzw. ein unbezwingbares Verlangen nach einer Droge. Wenn man dem Körper diese Droge nicht zuführt, können Unruhezustände, depressive Verstimmungen, Angst und der Drang zum Drogenkonsum auftreten. (Vgl. Wölbitsch, Friedrich 2005, S.6) Physische Abhängigkeit Die physische Abhängigkeit ist gekennzeichnet durch das Auftreten von körperlichen Entzugssymptomen, die bei Unterbrechung oder abrupter Verminderung auftreten können. Das Alkoholentzugssyndrom zeigt eine Vielzahl von Symptomen: feuchte Hände, Schweißausbrüche, innere Unruhe, Tremor, Schlaflosigkeit, Tachycardie und Blutdrucksteigerung. In ausgeprägter Form finden sich zerebrale Krampfanfälle, akute Alkoholhalluzinosen und des Delirium tremens. (Vgl. Wölbitsch, Friedrich 2005, S.6) 10 5.1. Faktoren zur Suchtentwicklung Die Entstehungsbedingungen der Abhängigkeit von Alkohol sind sehr komplex. Trotz der weltweiten Verbreitung des Alkoholkonsums wird nur ein relativ kleiner Teil der Bevölkerung davon abhängig, wobei Geschlecht, Alter, Beruf und andere soziale Einflüsse eine wichtige Rolle spielen. Als Beispiel für die Entstehung der Abhängigkeit habe ich das Dreiecksmodell angeführt. Es zeigt die drei großen Faktoren auf, die in jeweils unterschiedlichem Ausmaß wirksam werden können: (Vgl. Wölbitsch, Friedrich 2005, S. 7) • die spezifische Wirkung der Substanz (Abhängigkeitspotenzial) und der Verfügbarkeit der Droge • die Persönlichkeit des Konsumenten, die durch genetische und lebensgeschichtliche Einflüsse bestimmt sind • die Besonderheiten des sozialen Umfelds die von Beruf, Wirtschaftslage, Sozialstatus, Gesetzgebung, Religion, Einstellung zur Droge, Mode- und Werbeeinflüsse sowie Konsumsitten bestimmt sind Das Modell hat einen dynamischen Charakter, das heißt es will zum Ausdruck bringen, dass sich die verschiedenen Faktorengruppen in unterschiedlicher Weise gegenseitig beeinflussen bzw. verstärken können. Persönlichkeit Droge – Suchtmittel Sozialfeld (Bild: Wölbitsch, Friedrich 2005 S. 7) 11 6. Therapie im Krankenhaus Maria Ebene Die Therapiedauer beträgt acht Wochen, wobei 25 Patienten gleichzeitig eine stationäre Therapie beginnen können. Im Krankenhaus Maria Ebene wurden 355 Patienten stationär aufgenommen, davon waren 260 Männer (73,24 %) und 95 Frauen (26,76 %) in einem Jahr. Es kann unter folgenden Therapieelementen unterschieden werden: Bezugstherapeuten und Einzeltherapie: Jeder Patient bekommt einen Bezugstherapeuten zugeteilt, der die Einzelgespräche und die Krankengeschichte führt und für den Therapieverlauf sowie die Koordination der einzelnen Therapieelemente verantwortlich ist. Obligatorische Gruppentherapie mit Anwesenheitspflicht: Durch die Interaktion in der Gruppe werden unterschiedliche Erfahrungen eingebracht. Eigenes Verhalten kann überprüft und korrigiert, neu entwickelte Verhaltensmöglichkeiten können gefestigt werden. Der häufig zu beobachtenden Isolation wird entgegen gewirkt. Verschiedene Gruppentherapieformen werden unterschieden, zum Beispiel: Psychotherapeutische Kleingruppe (sieben bis zehn Patienten): Je nach Ausbildungsrichtung der Gruppenleiter gibt es unterschiedliche Kleingruppen mit verschiedenartigen Schwerpunkten: psychodynamisch, systemisch, künstlerischkreativ etc. Kerngruppe (20 bis 25 Patienten): Die Kerngruppe trifft sich ein- bis zweimal pro Woche. Es handelt sich dabei um Informationsgruppen, die der Vermittlung grundlegender Informationen über Ursache und Folgen von Suchterkrankungen dienen. Auch Nachbetreuung kann ein Thema sein. 12 Hausgruppe: Zum einen werden aktuelle Fragen des Zusammenlebens innerhalb der Patientengemeinschaft reflektiert, zum anderen gibt es auch die Möglichkeit Anliegen, Lob und Kritik vorzubringen Neigungsgruppen: Diese sind ein zusätzliches Angebot auf freiwilliger Basis, zum Beispiel Frauengruppe, kunsttherapeutische Gruppen, Trommelgruppe oder Raucherentwöhnung. 6.1. Zielsetzung Behandlungsziel ist es, körperliche und seelische Störungen zu beseitigen oder zu bessern, soziale Bezüge wieder herzustellen und zu stabilisieren sowie neue, weltorientierte Lebensperspektiven zu gewinnen. Abstinenz ist dafür eine Voraussetzung. Mitarbeiter des Krankenhauses Maria Ebene gehen davon aus, dass ihr Klientel nicht mehr in der Lage ist, mit Suchtmitteln wie Alkohol, bestimmten Medikamenten und illegalen Drogen kontrolliert umzugehen, sodass sie den Abstinenzbegriff sehr konsequent als völlige Freiheit von diesen Substanzen verstehen. Eine Therapie ist dann gelungen, wenn Patienten durch den Verzicht auf diese Substanzen soviel Zugewinn an Lebensqualität verspüren, dass es keine guten Gründe gibt, diesen Erfolg durch Experimente zu gefährden und all das Erreichte in kurzer Zeit wieder aufs Spiel zu setzen. 13 7. Methodik Es wurde ein Fragebogen erstellt um Motivationsgründe zu erfragen. 18 Patienten wurden am Beginn der Therapie zu den Motivationsgründen befragt und diese Befragung wurde drei Wochen später nochmals durchgeführt. Erklärung zum Fragebogen Der Fragebogen befasst sich mit dem durch den Alkohol erlittenen Leidensdruck, den Hilfewunsch und die auf die Therapie bezogenen Erwartungen (Erfolgserwartungen). 8. Operrationalisierung von Begriffen 8.1. Leidensdruck Als Leidensdruck wird jenes subjektive Krankheitserleben bezeichnet, das beim Betroffenen den größten Einfluss auf die Lebensqualität ausübt. Ein entsprechend großer Leidensdruck stellt eine Triebfeder für Veränderungen dar und veranlasst den Betroffenen erst Hilfe zu suchen oder anzunehmen. (Vgl. Singer M. V., Teyssen S. 2002, S. 70-75) Bei Alkoholsüchtigen kommt es meist erst nach einem Arbeitsplatzverlust, Trennung des Partners oder gravierenden Gesundheitsschäden zu einem ausreichenden Leidensdruck um eine Therapie zu beginnen. Leidensdruck lässt sich durch folgende Komponenten messbar machen: durch die Trennung vom Partner oder vermehrten Streit mit dem Partner, durch einen Führerscheinentzug, durch die Kündigung der Arbeitsstelle oder durch das subjektive Gefühl des Leidens – mein Alkoholproblem ist in den Augen anderer ein Makel, ich kann mein Alkoholproblem auf Dauer nur sehr schwer ertragen. 14 8.2. Hilfewunsch „Hilfe im Sinne der Hilfsbereitschaft ist ein Teil der Kooperation in den zwischenmenschlichen Beziehungen. Sie dient dazu, einen erkannten Mangel oder eine änderungswürdige Situation zu verbessern. Der Hilfe geht entweder eine Bitte des Hilfebedürftigen oder eine von ihm unabhängige Entscheidung durch Hilfsbereite voraus.“ (Bruschke Gerhard, Geiger Ursula, Götze Inge, et al 1994, S. 756) • Nehmen Patienten Hilfe anderer Personen an, um das Alkoholproblem lösen zu können? Können sie sich nach außen öffnen? • Sind sich Patienten bewusst, dass sie dazu (um ein abstinentes Leben zu führen) Hilfe von anderen Menschen benötigen? 8.3. Erfolgserwartungen „Erfolg ist ein als positiv empfundenes Resultat eigenen Handelns. Oder anders: Erfolg bedeutet, dass man im richtigen Augenblick die richtigen Fähigkeiten hat. Ursprünglich bezeichnete es lediglich die allgemeine Folge, Konsequenz oder den Effekt eines Handelns.“ („Erfolg ist die Summe richtiger Entscheidungen“.) (Bruschke Gerhard, Geiger Ursula, Götze Inge, et al 1994, S. 423) • Können sich Patienten ein abstinentes Leben vorstellen? • Kann sich der Patient im Moment vorstellen, mit dem Trinken aufzuhören und stellt er sich ein Leben ohne Alkohol vor? • Trauen sich Patienten zu, das eigene Trinkverhalten einzustellen? 15 9. Auswertung der Daten Die Auswertung der Daten erfolgte im Programm Excel. Den Antwortmöglichkeiten (Trifft zu, Trifft eher zu, Trifft weniger zu, Trifft nicht zu) wurde eine Wertigkeiten von eins bis vier zugeteilt: Trifft zu: 4 Trifft eher zu: 3 Trifft weniger zu: 2 Trifft nicht zu: 1 Um die individuelle Sicht der Patienten zum Thema Motivation zu erfahren, sind im Fragebogen offene Fragen (neben den geschlossenen Fragen) enthalten. Für die Auswertung der Daten wurde die Standardabweichung und der Mittelwert berechnet. Der Fragebogen wurde in drei Teilbereiche gegliedert: Leidensdruck, Hilfewunsch, Erfolgserwartung. Für eine Kategorie (zum Beispiel Leidensdruck) wurde ein Mittelwert bei Therapiestart und ein Mittelwert vor Therapieende berechnet. Zwischen diesen Mittelwerten befindet sich ein Zeitfenster von drei Wochen. Während dieser Zeit besuchen die Patienten die Therapie im Krankenhaus Maria Ebene. Mittels T-Test wurde erhoben, inwiefern der Mittelwert der ersten Befragung und der Mittelwert der zweiten Befragung signifikant ist oder nicht. 16 9.1. Auswertung des Leidensdrucks Mit den Fragen 4, 5, 6, - 10, wurde der Leidensdruck ermittelt. • Durch meinen Alkoholismus bin ich vielen Belastungen ausgeliefert. • Vor der stationären Therapie trennte ich mich von meinem Partner. • Vor der stationären Therapie verlor ich meine Arbeitsstelle. • Vor der stationären Therapie verlor ich meinen Führerschein. • Ich bin auf Anordnung des Gerichtes (Therapie statt Strafe) stationär auf Maria Ebene. • Ich zog mich vermehrt aus meiner Umgebung zurück. • Welche Gründe führten zu der stationären Aufnahme in Maria Ebene. • In welchen Bereichen des Lebens werde ich durch meine Alkoholsucht eingeschränkt? Mittelwert 1. Befragung: M 2,04 Mittelwert 2. Befragung: M 1,31 Standartabweichung 1. Befragung SD 1,21 Standartabweichung 2. Befragung SD 0,84 T-Test: p=0,05 Interpretation: 17 Die meisten Patienten gaben an, dass sie sich aus ihrer Umgebung zurückzogen oder sich von ihrem Partner trennten. Einige verloren ihren Führerschein oder ihre Arbeitsstelle und nur wenige waren im Krankenhaus auf Anraten des Gerichts. (Therapie statt Strafe) Um individuelle Ergebnisse erzielt zu können, wurde zu der Kategorie Leidensdruck zusätzlich diese Frage gestellt: In welchen Bereichen des Lebens werde ich durch meine Alkoholsucht eingeschränkt? 11% n = 18 6% Energie 17% meiden von Freundschaft und Gesellschaft 17% Familie Arbeit 22% Gesundheit 27% Beziehung Dies ergab, dass alle Patienten durch einen Leidensdruck erlitten haben und / oder durch die Alkoholsucht in ihrem Leben eingeschränkt werden. Die meisten Patienten gaben an, dass sie bei ihrer Arbeit durch ihre Alkoholsucht eingeschränkt wurden (27 %). Auch im Bereich der Familie fühlen sich 22 % der Patienten durch ihre Krankheit eingeschränkt. Der Bereich Gesundheit und das Meiden von Freundschaft und Gesellschaft stellen ebenfalls große Bereiche dar (17 %). Wie in der Literatur S. 9 beschrieben wird, kann man zwischen Einstiegs- und Ausstiegsmotivation unterscheiden. Einstiegsmotivation bezeichnet die Gründe für das Suchtverlangen und Ausstiegsmotivation lässt sich als Verknüpfung von Leidensmotiven definieren. Alle Patienten haben „Einbußen“ das heißt einen Leidendruck durch den Alkohol erlitten. Somit stellte ich fest, dass vor der stationären Therapie ein gewisser Druck entstanden ist, der, meiner Meinung nach, wahrscheinlich zu einer stationären Aufnahme geführt hat. 18 Das heißt diese Patienten verfügen über eine Einstiegsmotivation sowie auch über eine Ausstiegsmotivation. Behandlungsmotivation entsteht an einer Schnittstelle zwischen Einstiegs- und Ausstiegsmotivation. Um diese Schnittstelle eruieren zu können, müsste man sich genauer mit diesem Kapitel auseinander setzen. Der Leidensdruck ist für die Patienten um M: 0,47 gesunken. Das lässt sich meiner Meinung nach darauf zurückführen, dass Patienten während ihrer Therapie nicht ihrem persönlichen Umfeld ausgesetzt sind. Patienten befinden sich in einem geschützten Rahmen und fühlen sich nicht dem Druck von zu Hause ausgesetzt. Mittels T-Test konnte ich feststellen, p = 0,05, dass dieses Ergebnis signifikant ist. Ich nehme an, dass sich dieses Ergebnis durch die Umfeldveränderungen (wie oben angeführt) ergibt. 19 9.2. Auswertung des Hilfewunsches Mit den Fragen 12, 13, 14 und 1, 2, wurde der Hilfewunsch ermittelt. • Mein Alkoholverlangen lässt sich nur sehr schwer beeinflussen. • Wenn ich das Verlangen nach Alkohol spüre, fühle ich mich hilflos. • Wenn ich aufhören will zu trinken brauche ich die Unterstützung von fremden Menschen. • Wenn ich aufhören will zu trinken bin ich noch lange auf Hilfe anderer angewiesen. • Wenn ich aufhören will zu trinken werden ich auf den Rat von anderen hören müssen. • An wen oder wohin wende ich mich, wenn die persönlichen Probleme zu groß werden. Mittelwert 1. Befragung: M: 2,96 Mittelwert 2. Befragung: M: 2,33 Standartabweichung 1. Befragung: SD: 0,86 Standartabweichung 2. Befragung: SD: 0,90 T-Test: p=0,002 Interpretation: Zu Beginn der Therapie wurde ein Mittelwert errechnet von M: 2,96. Das heißt, dass mehr als die Hälfte der Patienten einen Hilfewunsch am Beginn ihrer Therapie hatten. Dieser sinkt bis zur zweiten Befragung um M: 0,63. Das lässt sich vielleicht darauf zurückführen, dass in stationären Bereich im Krankenhaus Maria Eben immer Hilfe vom diplomierten Pflegepersonal, Ärzte, Therapeuten, Sozialarbeiter im Dienst sind und Hilfestellungen bieten. Patienten brauchen sich danach nicht mehr zu sehen, denn sie können sich zu jeder Zeit (24 Stunden) Hilfe in Problemsituationen suchen. 20 Der T-Test ergab p=0,002 und bedeutet, dass dieser Wert signifikant ist. Patienten wenden sich, wenn sie Hilfe benötigen auch an kompetentes Fachpersonal. Wenn Patient sich nach Hilfe sehnt, dass heißt jemanden benötigt, der ihm Hilft, seine Sucht zu behandeln, gesteht er sich die Krankheit ein. Der Patient erleidet durch seine Krankheit eine Beeinträchtigung und sieht einen Nutzen in der Therapie im Krankenhaus Maria Ebene. Durch den erlittenen Leidensdruck und dem vorhandenen Hilfewunsch kann man annehmen, dass sich Patienten um ihre eigene Gesundheit sorgen und somit eine Therapie beginnen. Das Eingestehen der Krankheit und das Aufsuchen von Hilfeleistungen zur Genesung sind wesentliche Faktoren im Complinceverhalten. (vgl. Health-Belief-Modell S.8) Zusätzlich kann man sich fragen, welche Gründe zur stationären Aufnahme führen: n = 18 6% 12% ein würdiges Leben zu haben 12% abstinent zu Leben 12% Vieles Partner, Freunde, Beruf 6% ich selbst - aussichtslose Sicht 23% ich habe den ambulanten Entzug nicht geschafft Probleme häuften sich 12% Angst alles zu verlieren 17% Patienten gaben unterschiedlich Gründe an, die zur stationären Aufnahme führten. 17 % der Patienten gaben an, dass der Partner, Freunde und Beruf zu einer Aufnahme „verhalfen“. Meiner Meinung nach werden Patienten durch ihr Umfeld (Partner, Freunde, Beruf) dazu motiviert um eine Therapie zu beginnen. 21 Wohin wenden sich Patienten, wenn sie Hilfe benötigen? n = 18 17% 22% Familie Selbsthilfegruppe an mich selbst (hilf dir selber) 4% 13% Pfarrer Therapeut 4% spzial - medizinischer Dienst 9% 27% 4% Sozial Arbeiter Maria Ebene Ambulanz Patienten lassen sich weitgehend von geschultem Fachpersonal helfen. Nur ein realtiv kleiner Teil 9 % der Patienten suchen sich keine Hilfe. Diese versuchen sich selbst zu helfen. Die meisten der Patienten wenden sich an ihren Therapeuten (27 %). Einige (22 %) der Patienten suchen sich auch Hilfe in der Maria Ebene Ambulanz. Neben geschultem Fachpersonal spielt auch für einige Patienten die Familie eine große Rolle. (17 %) In den beiden dargestellten Grafiken fällt auf, dass die Familie (auch Freunde und Partner) zur Aufnahme ins Krankenhaus Maria Ebene einen wesentlicher einen wesentlichen Beitrag leistet und auch eine große Hilfestellung für Patienten bieten (neben Therapeuten und Maria Ebne Ambulanz). Spezifische Fragestellungen: Sind sich Patienten bewusst, dass sie um eine abstinentes Leben führen zu können Hilfe anderer Menschen benötigen. Nehmen diese Patienten Hilfe anderer Personen an, können sie sich nach außen öffnen? Die Fragen 1, 2, 12, 13, und 14 wurden auf den Hilfewunsch bezogen. Dies ergab einen Mittelwert von M: 3. Das heißt, dass sich über die Hälfte der Patienten bewusst sind, dass sie Hilfe benötigen. Diese Patienten können sich vorstellen auf Hilfe anderer Menschen in Anspruch zu nehmen. Meiner Meinung nach zeigt sich der Hilfewunsch mit dem ersten Schritt zum Therapiebeginn im Krankenhaus Maria Ebene. 22 9.3. Auswertung der Erfolgserwartung Mit den Fragen 16 – 25 wurde die Erfolgserwartung ermittelt. • Mit dem Trinken aufzuhören traue ich mir persönlich auf Dauer zu. • Mit dem Trinken aufzuhören ist mir schon einmal längere Zeit gelungen. • Mit dem Trinken aufzuhören gibt meinem Leben wieder einen Sinn. • Mit dem Trinken aufzuhören werde ich trotz Schwierigkeiten bewältigen. • Was müsste sich für mich ändern um ein abstinentes Leben führen zu können. • Ein Leben ohne Alkohol kann ich auf Dauer kaum ertragen. • Ein Leben ohne Alkohol schränkt mich in meinen Möglichkeiten ein. • Ein Leben ohne Alkohol bringt mir Nachteile in meinem Beruf. • Ein Leben ohne Alkohol ist in den Augen anderer ein Makel. • Wie stelle ich mir ein Leben ohne Alkohol vor? Mittelwert 1. Befragung: M = 2,35 Mittelwert 2. Befragung: M = 2,25 Standartabweichung 1. Befragung: SD = 1,24 Standartabweichung 2. Befragung: SD = 1,17 T-Test: p = 0,46 Interpretation Bei der ersten Befragung ergab sich ein Mittelwert von M 2,35. Dieser Wert ist im Hinblick auf die zweite Befragung gesunken. Der T-Test ergab hier eine Wert von p=0,46 das heißt dieser Wert ist nicht signifikant. 23 Mit den Fragen 17 – 25 wurde die Erfolgserwartung der Patienten ermittelt. Darüber hinaus stellte ich auch noch offene Fragen, die ich grafisch dargestellt habe: Was müsste sich für mich ändern um ein abstinentes Leben führen zu können? n = 18 10% 15% Probleme müssten sich lösen Ich müsste anders mit Problemen umgehen Freunde 10% 10% Beruf weiß nicht 15% neue Alternativen zum Alkohol 15% 10% 5% 10% Selbstwertgefühl Aggressionen sollten verschwinden muss mich mit meiner Krankheit auseinander setzten Patienten machen verschiedenste Angaben über Dinge, die sich ändern müssten, um ein abstinentes Leben führen zu können. Zum Beispiel müssten sich für 15 % der Patienten Probleme lösen. Ebenso viele Patienten gaben an , dass sich „Freunde“ ändern müssten um ein abstientes Leben zu führen und dass sich ihre Selbstwertgefühl verändern müsste. 10 % der Patienten gaben an, dass Aggressionen verschwinden sollten, dass sie sich mit der Krankheit auseinander setzten müssen, dass die Patienten neue Alternativen zum Alkohol finden möchten oder dass Patieten anders mit Problemen umgehen wollen. Für 5 % der Patienten müsse sich der Beruf änder. Patienten haben sich Gedanken darüber gemacht, was für Erwartungen („Veränderungswünsche“) sie haben. Die Hälfte der Patienten können sich ein abstinentes Leben vostellen und sie wollen dieses Ziel erreichen. Motivation entsteht aus einem Zusammenspiel von Erwartung und Wert. Erwartung ist die subjektive Einschätzung einer Person das Ziel zu erreichen und Wert bezieht sich auf den Anreiz des Zieles. Motivation ist dann am höchsten, wenn das Produkt aus Erwartung und Wert am höchsten ist. (Vgl. Erwartung mal Wert Modell S. 7) 24 Spezifische Fragestellungen: Können Patienten sich ein abstinentes Leben vorstellen? Es wurde ein Mittelwert von M = 1,92 bei der ersten Befragung ermittelt. Dieser Wert veränderte sich hinsichtlich der zweiten Befragung nicht. Das heißt, dass ca. die Hälfte der Patienten sich ein Leben ohne Alkohol vorstellen können. (Frage 21 – 24) Kann sich der Patient im Moment vorstellen mit dem Trinken aufzuhören und stellt er sich ein Leben ohne Alkohol vor? Wie stellten sich Patienten ein Leben ohne Alkohol vor? n = 18 6% besser 23% 12% schön halblustig 6% freier Zufriedenheit - Harmonie 12% vollkommen 23% 12% mehr Selbstwertgefühl ohne Probleme 6% Die Mehrheit der Patienten können sich ein Leben ohne Alkohol vorstellen. 23 % der Patienten geben an, dass dieses Leben schön seine wird und auch besser. Sie blicken der Zukunft positiv entgegen. Trauen sich Patienten zu, das eigene Trinkverhalten einzustellen? Bei der ersten Befragung ergab es einen Mittelwert von M = 3,40. Bei der zweiten Befragung ergab dies einen Wert von M = 3,91. Dieser Wert stieg an M: 0,51. Das kommt wahrscheinlich daher, dass Patienten während der Therapie lernen mit ihrem Trinkverhalten umzugehen und sie trauen sich auch ein Einstellen des Trinkverhaltens zu. (Frage 16 – 19) 25 10. Resümee Ich behandelte in meiner Fachbereichsarbeit das Thema „Motivationsgründe für eine Alkoholtherapie“ und stellte dabei folgende Annahme auf: Alkoholabhängige Menschen ändern ihre Motivationsgründe während der stationären Therapie auf Maria Ebene. Um diese Annahme bestätigen oder widerlegen zu können, wurde ein Fragebogen erstellt. Es wurden 18 Patienten des Krankenhauses Maria Ebene am Beginn ihrer Therapie und nochmals nach drei Wochen befragt. Somit wurde eine Veränderung festgestellt. Drei wesentliche Teilbereiche spielten bei der Auswertung der Motivation eine große Rolle: Leidensdruck, Hilfewunsch und Erfolgserwartung. L = Leidensdruck, H = Hilfewunsch, E = Erfolgserwartung n=18 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 L1 L2 H1 H2 E1 E2 Anhand dieses Diagramms wurde dargestellt, wie sich die Mittelwerte der einzelnen Kategorien von der ersten zur zweiten Befragung verändert haben. Der Leidensdruck ist von der ersten zur zweiten Befragung gesunken. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass Patienten nicht dem privaten Umfeld ausgesetzt sind, sondern sich in einem „geschützten Rahmen“ befinden. Als Leidensdruck wird jenes subjektive Krankheitserleben bezeichnet, das beim Betroffenen den größten Einfluss auf die Lebensqualität ausübt. Ein entsprechend großer Leidensdruck stellt eine Triebfeder für Veränderungen dar und veranlasst den Betroffenen erst Hilfe zu suchen oder anzunehmen. (Vgl. Singer M. V., Teyssen S. 2002, S. 70-75) 26 Der Hilfewunsch ist ebenfalls gesunken. Patienten befinden sich in der Therapie und bekommen Hilfe durch Pflegepersonal, Ärzte, Therapeuten, Sozialarbeiter, etc. Durch das Vorhandensein von unterstützenden Fachpersonen ist der Hilfewunsch vermutlich nicht so stark vorhanden. Der Mittelwert der Erfolgeserwartung weicht nur wenig vom ersten Wert ab. Dennoch blicken über die Hälfte der Patienten der Therapie positiv entgegen. Auch ein abstinentes Leben können sich Patienten vorstellen und sie stellen sich dieses Leben zu 94 % positiv dar. (schön, vollkommen, freier,…). Somit lässt sich feststellen, dass Patienten ein Ziel erreichen wollen (abstinentes Leben) und stellen sich dies auch zu 94 % positiv vor. (Vgl. Erwartung mal Wert Modell) Zusammenfassend zeigt diese Veränderung, dass sich die Therapie positiv auf die Motivation der Patienten auswirkt. Der T-Test des Leidensdruckes und des Hilfewunsches sind signifikant. Durch das Zeitfenster von drei Wochen und der darin stattgefundene Therapie könnte diese Veränderung entstanden sein. Der T-Test der Erfolgserwartung ist nicht signifikant. In dieser Auswertung ist unter anderem auffallend, dass Familie, Partner und Freunde von Betroffenen einen wesentlichen Beitrag zur Motivation für die Therapie im Krankenhaus Maria Ebene leisten und auch eine große Hilfestellung für Patienten bieten. Die drei Komponenten Leidendruck, Hilfewunsch und Erfolgserwartung kann man zu dem Begriff „Motivation“ zusammen fassen. Anhand dieses Diagramms kann man sehen, dass sich zwischen erster und zweiter Befragung bei den Patienten Veränderungen stattgefunden haben. Somit lässt sich meine Annahme: Alkoholabhängige Menschen ändern ihre Motivationsgründe während der stationären Therapie auf Maria Ebene, bestätigen. 27 Um auf die Pflegerelevanz einzugehen habe ich eine Zusammenfassung über Motivation und ein kurzer Auszug aus meiner Auswertung erstellt. Diesen habe ich an das Krankenhaus Maria Ebene weiter geleitet. Ich möchte damit kurz aufzeigen, welche Angaben Patienten zu meinem Thema machen. Dabei habe ich folgende drei Fragestellungen berücksichtigt: • Patienten werden in verschiedenen Bereichen ihres Lebens durch die Alkoholsucht eingeschränkt. • Patienten besuchen aus verschiedenen Gründen die Therapie. • Was müsste sich für Patienten ändern, um ein abstinentes Leben führen zu können? 18 Patienten wurden innerhalb der ersten drei Wochen ihrer Therapie interviewt. Die Therapiedauer beträgt jedoch 8 Wochen. Ich denke, dass sich während dieser Zeit noch mehr Veränderungen zeigen werden. 28 11. Literatur- und Quellenverzeichnis • Bruschke, Gerhard (1994). Breitsmann Lexikon, In A. Geiger Ursula, Götze Inge et al (Hrsg.), Stuttgart: Verlaghaus Stuttgart GmbH. • M.V.Singer, S.Teyssen (2002). Kompendium Sucht: Folgekrankheiten, Klinik, Diagnostik, Therapie. Berlin, Heidelberg: Springer. • Perty J.(1996). Alkoholismustherapie, Gruppentherapeutische Motivierungsstrategien. Hamburg: Beltz, PsychologieVerlagsUnion. • Vollmeyer, Regina, Brunstein, Joachim (2005). Motivationspsychologie und ihre Anwendung. Stuttgart: W. Kohlhammer. • Wölbitsch, Friedrich (2005). Skriptum Psychiatrie: Sucht. Rankweil. 29 12. Anhang • Fragebogen • Motivationsgründe für eine Alkoholtherapie F R A G E B O G E N 1. Mein Alkoholverlangen lässt sich nur sehr schwer beeinflussen. Trifft zu Trifft eher zu Trifft weniger zu Trifft nicht zu 2. Wenn ich das Verlangen nach Alkohol spüre, fühle ich mich hilflos. Trifft zu Trifft eher zu Trifft weniger zu Trifft nicht zu 3. Meine Alkoholabhängigkeit wird mir immer Probleme bereiten Trifft zu Trifft eher zu Trifft weniger zu Trifft nicht zu 4. Durch meinen Alkoholismus bin ich vielen Belastungen ausgeliefert. Trifft zu Trifft eher zu Trifft weniger zu Trifft nicht zu 5. In welchen Bereichen des Lebens werde ich durch meine Alkoholsucht eingeschränkt? ______________________________________________________________________ ______________________________________________________________________ ______________________________________________________________________ Vor der stationären Therapie 6. …trennte ich mich von meinem Partner. Trifft zu Trifft eher zu Trifft weniger zu Trifft nicht zu 7. …verlor ich meine Arbeitsstelle. Trifft zu Trifft eher zu Trifft weniger zu Trifft nicht zu 8. …verlor ich meinen Führerschein. Trifft zu Trifft eher zu Trifft weniger zu Trifft nicht zu 9. Ich bin auf Anordnung des Gerichtes (Therapie statt Strafe) stationär auf Maria Ebene. Trifft zu Trifft eher zu Trifft weniger zu Trifft nicht zu 10. Ich zog mich vermehrt aus meiner Umgebung zurück Trifft zu Trifft eher zu Trifft weniger zu Trifft nicht zu 11. Welche Gründe führten zu der stationären Aufnahme in Maria Ebene. ______________________________________________________________________ ______________________________________________________________________ ______________________________________________________________________ Wenn ich aufhören will zu trinken 12. … brauche ich die Unterstützung von fremden Menschen Trifft zu Trifft eher zu Trifft weniger zu Trifft nicht zu 13. … bin ich noch lange auf Hilfe anderer angewiesen. Trifft zu Trifft eher zu Trifft weniger zu Trifft nicht zu 14. … werden ich auf den Rat von anderen hören müssen. Trifft zu Trifft eher zu Trifft weniger zu Trifft nicht zu 15. An wen oder wohin wende ich mich, wenn die persönlichen Probleme zu groß werden. ______________________________________________________________________ ______________________________________________________________________ ______________________________________________________________________ Mit dem Trinken aufzuhören 16. … traue ich mir persönlich auf Dauer zu. Trifft zu Trifft eher zu Trifft weniger zu Trifft nicht zu 17. … ist mir schon einmal längere Zeit gelungen. Trifft zu Trifft eher zu Trifft weniger zu Trifft nicht zu 18. … gibt meinem Leben wieder einen Sinn. Trifft zu Trifft eher zu Trifft weniger zu Trifft nicht zu 19. … werde ich trotz Schwierigkeiten bewältigen. Trifft zu Trifft eher zu Trifft weniger zu Trifft nicht zu 20. Was müsste sich für mich ändern um ein abstinentes Leben führen zu können. ______________________________________________________________________ ______________________________________________________________________ Ein Leben ohne Alkohol 21. … kann ich auf Dauer kaum ertragen Trifft zu Trifft eher zu Trifft weniger zu Trifft nicht zu 22. …schränkt mich in meinen Möglichkeiten ein. Trifft zu Trifft eher zu Trifft weniger zu Trifft nicht zu 23. … bringt mir Nachteile in meinem Beruf. Trifft zu Trifft eher zu Trifft weniger zu Trifft nicht zu 24. … ist in den Augen anderer ein Makel. Trifft zu Trifft eher zu Trifft weniger zu Trifft nicht zu 25. Wie stelle ich mir ein Leben ohne Alkohol vor? ______________________________________________________________________ ______________________________________________________________________ ______________________________________________________________________ MOTIVATIONSGRÜNDE FÜR EINE ALKOHOLTHERAPIE Sehr geehrte Mitarbeiter des Krankenhauses Maria Ebene. Ich heiße Susanne Willam und bin in der Ausbildung zu psychiatrischen Gesundheits- und Krankenpflegerin. Im Rahmen meiner Ausbildung erstellte ich eine Fachbereichsarbeit über „Motivationsgründe für eine Alkoholtherapie“. Ich möchte ihnen hiermit einen kurzen Überblick über Motivation und einen kurzen Auszug meiner Auswertung zukommen lassen. In der Motivationspsychologie wird Motivation als ein ungewisses Konstrukt angesehen, das heißt als etwas in Gedanken konstruiertes, das mit zielgerichteten Menschlichen Handeln einher geht. Außerdem wird Motivation nicht als etwas Homogenes betrachtet, sondern als ein Konstrukt, das aus vielen Komponenten besteht. • Unterschied zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation: Intrinsische Motivation Intrinsische Motivation bedeutet das Handeln / Arbeiten aus eigenem, innerem Antrieb. Die Handlung die aus dieser Motivation entsteht dient der persönlichen Befriedigung. Freizeithandlungen sind häufig intrinsisch motiviert. Extrinsische Motivation Extrinsiche Motivation besteht aus Lern- Arbeitsanreizen, die durch Komponenten Entlohnung, soziale Kontakte bei der Arbeit und der Möglichkeit der Weiterentwicklung (zum Beispiel durch Beförderung) geprägt ist. Äußere Faktoren wie Gehalt, Anerkennung, Macht, Belohnung und so weiter spielen dabei eine wichtige Rolle. (Vgl. Perty J. 1996, S. 50-52) • Einstiegs- und Austiegsmotivation: Einstiegsmotivation lässt sich als Verknüpfung von Trinkmotiven, die erwartete Wirkung durch Alkohol und die Befriedigung durch den Alkohol definieren. Ausstiegsmotivation bezeichnet man als Verknüpfung von Leidensmotive aus denen sich Bewältigungsmaßnahmen ergeben. So entstehen Lösungserwartungen und schlussendlich eine langfristige Ersatzwelt. Überwiegt bei Therapiebeginn die Einstiegsmotivation, so tendieren diese Menschen zum Fortsetzen des Alkoholkonsums. Überwiegt jedoch die Ausstiegsmotivation, tendieren die meisten Menschen zu einer alternativen abstinenten Lebensweise. Behandlungsmotivation entsteht an einer Schnittstelle zwischen Einstiegs- und Ausstiegsmotivation und ist in den Sucht- sowie auch in den Genesungsprozess integriert. (Vgl. Perty J. 1996, S.28) • Auszug aus meiner Auswertung: Patienten werden in verschiedenen Bereichen ihres Lebens durch die Alkoholsucht eingeschränkt… 11% n = 18 6% Energie 17% meiden von Freundschaft und Gesellschaft 17% Familie Arbeit 22% 27% Gesundheit Beziehung Der Großteil der Patienten werden im ihrer Arbeit mit 27 %, ihrer Gesundheit und Familie mit 17 % eingeschränkt. Auch der Bereich Beziehung mit 11 % spielt eine wichtige Rolle. Patienten besuchen aus verschiedenen Gründen die Therapie: n = 18 6% 12% ein würdiges Leben zu haben 12% abstinent zu Leben 12% Vieles Partner, Freunde, Beruf 6% ich selbst - aussichtslose Sicht 23% ich habe den ambulanten Entzug nicht geschafft Probleme häuften sich 12% Angst alles zu verlieren 17% Patienten besuchen aus den unterschiedlichsten Gründen eine Therapie. Einer der größten Gründe stellen Partner, Freunde und der Beruf mit 17 % dar. Auch Abstinent zu leben, Angst alles zu verlieren und der Patient selbst sind wesentliche Gründe für eine Therapie mit je 12 %. Bei der Motivation für eine Therapie sollten diese Gründe berücksichtigt werden. Was müsste sich für Patienten ändern, um ein abstinentes Leben führen zu können? n = 18 10% 15% Probleme müssten sich lösen Ich müsste anders mit Problemen umgehen Freunde 10% 10% Beruf weiß nicht 15% neue Alternativen zum Alkohol 15% 10% 5% 10% Selbstwertgefühl Aggressionen sollten verschwinden muss mich mit meiner Krankheit auseinander setzten Alle diese genannten Elemente befinden sich zwischen 5 % und 15 %. Das sind wesentlich Punkte, die bei der Motivierung von Patienten berücksichtigt werden sollten, denn das sind Punkte die für Patienten für ein Abstinentes Leben wichtig sind. Ich habe den Fragebogen in drei Teilbereich unterteilt: Leidensdruck, Erfolgserwartung und Hilfewunsch. Der Leidensdruck ist von der ersten zur zweiten Befragung gesunken. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass Patienten nicht dem privaten Umfeld ausgesetzt sind, sondern sich in einem „geschützten Rahmen“ befinden. Als Leidensdruck wird jenes subjektive Krankheitserleben bezeichnet, das beim Betroffenen den größten Einfluss auf die Lebensqualität ausübt. Ein entsprechend großer Leidensdruck stellt eine Triebfeder für Veränderungen dar und veranlasst den Betroffenen erst Hilfe zu suchen oder anzunehmen. (Vgl. Singer M. V., Teyssen S. 2002, S. 70-75) Der Hilfewunsch ist ebenfalls gesunken. Patienten befinden sich in der Therapie und bekommen Hilfe durch Pflegepersonal, Ärzte, Therapeuten, Sozialarbeiter, etc. Durch das Vorhandensein von unterstützenden Fachpersonen ist der Hilfewunsch vermutlich nicht so stark vorhanden. Der Mittelwert der Erfolgeserwartung weicht nur wenig vom ersten Wert ab. Dennoch blicken über die Hälfte der Patienten der Therapie positiv entgegen. Auch ein abstinentes Leben können sich Patienten vorstellen und sie stellen sich dieses Leben zu 94 % positiv dar. (schön, vollkommen, freier,…). Somit lässt sich feststellen, dass Patienten ein Ziel erreichen wollen (abstinentes Leben) und stellen sich dies auch zu 94 % positiv vor. (Vgl. Erwartung mal Wert Modell) Zusammenfassend zeigt diese Veränderung, dass sich die Therapie positiv auf die Motivation der Patienten auswirkt. Der T-Test des Leidensdruckes und des Hilfewunsches sind signifikant. Durch das Zeitfenster von drei Wochen und der darin stattgefundene Therapie könnte diese Veränderung entstanden sein. Der T-Test der Erfolgserwartung ist nicht signifikant. In dieser Auswertung ist unter anderem auffallend, dass Familie, Partner und Freunde von Betroffenen einen wesentlichen Beitrag zur Motivation für die Therapie im Krankenhaus Maria Ebene leisten und auch eine große Hilfestellung für Patienten bieten. Erklärung Hiermit erkläre ich, Susanne Willam, dass die hier vorliegende Fachbereichsarbeit von mir eigenständig erstellt wurde. Zur Erstellung dieser Arbeit habe ich keine anderen Behelfe als die im Literaturverzeichnis angeführte Literatur verwendet. Susanne Willam Abstrakt Ich beschäftigte mich in meiner Fachbereichsarbeit mit dem Thema "Motivationsgründe für eine Alkoholtherapie“. Im Rahmen meiner Ausbildung konnte ich ein zweimonatiges Praktikum im Krankenhaus Maria Ebene absolvieren. Ich stellte mir die Frage: Was motiviert Patienten für eine Therapie im Krankenhaus Maria Ebene und verändern sich diese „Motivationsgründe“ während der Therapie? Meine Annahme: Alkoholabhängige Menschen ändern ihre Motivationsgründe während der stationären Therapie. Motivation bedeutet in der Psychologie und Verhaltensforschung Stärke und Richtung einer Verhaltenstendenz in einer bestimmten Situation. Verschiedene Motive können zur Motivation beitragen. Motivationsmodelle sind nicht immer automatisch aktiviert und müssen durch äußere Anreize angeregt werden. Dabei kann man von unterschiedlichen Motivationsmodellen ausgehen: Erwartung mal Wert Modell oder das Health-Beliefe-Modell. Weiters spielen bei der Motivation intrinsische und extrinsische Faktoren eine wesentliche Rolle. Speziell bei Suchtpatienten kann man zwischen Einstiegs- und Ausstiegsmotivation unterscheiden. Soziokulturelle Einflüsse des Alkohols auf den Menschen können sich unterschiedlich zeigen. Alkohol wird zu bestimmten Zwecken getrunken, zur Spannungsminderung, zur Angstlösung, zur Erleichterung sozialer Kontakte und bei bestimmten Anlässen. Verschiede Faktoren tragen zu der Suchtentwicklung bei. Süchtige Menschen können im Krankenhaus Maria Ebne behandelt werden. Mittels Fragebogen wurden 18 Patienten am Beginn der Therapie zu den Motivationsgründen befragt und diese Befragung wurde drei Wochen später nochmals durchgeführt. Der Fragebogen befasst sich mit dem durch den Alkohol erlittenen Leidensdruck, dem Hilfewunsch und die auf die Therapie bezogenen Erwartungen (Erfolgserwartungen). Bei der Auswertung ließen sich folgende Veränderungen feststellen. Der Leidensdruck ist von der ersten zur zweiten Befragung gesunken. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass Patienten nicht dem privaten Umfeld ausgesetzt sind. Der Hilfewunsch ist ebenfalls gesunken. Der Mittelwert der Erfolgeserwartung weicht nur wenig vom ersten Wert ab. Dennoch blicken über die Hälfte der Patienten der Therapie positiv entgegen. Ein abstinentes Leben stellen sich 94 % der Patienten positiv vor.