Motivationsgründe für eine Alkoholtherapie

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Motivationsgründe für eine Alkoholtherapie
Motivationsgründe
für eine
Alkoholtherapie
Krankenhaus Maria Ebene
Verfasserin: Susanne Willam
Bezugsperson: Daniel Morscher
Rankweil, 12. März 2008
Psychiatrische Gesundheits- und Krankenpflege
Nicht die Jahre in unserem Leben zählen,
sondern das Leben in unseren Jahren zählt.
Adlai E. Stevenson
Vorwort
Ich möchte mich bei den folgenden Personen / Institutionen für die Mithilfe bei meiner
Fachbereichsarbeit bedanken:
•
Ich bedanke mich bei den Mitarbeiten des Krankenhauses Maria Ebene Dr.
Elisabeth Sorgo und Dr. Otto Zech.
•
Besonders möchte ich mich bei den Patienten des Krankenhauses Maria Ebne
bedanken.
•
Ich bedanke mich bei meinem Bezugslehrer Daniel Morscher.
Inhaltsverzeichnis
1. EINLEITUNG........................................................................................................................................ 1
2. DEFINITION: MOTIVATION, MOTIVE ......................................................................................... 3
2.1. MOTIVATION ..................................................................................................................................... 3
2.2. MOTIVE............................................................................................................................................. 4
3. ZWEI VERSCHIEDENE MOTIVATIONSMODELLE ................................................................... 6
3.1. ERWARTUNG MAL WERT MODELLE .................................................................................................. 6
(JOHN WILLIAM ATKINSON 1957) ........................................................................................................... 6
3.2. HEALTH-BELIEF-MODELL................................................................................................................. 7
3.3. INTRINSISCHE UND EXTRINSISCHE MOTIVATION ............................................................................... 8
3.4. EINSTIEGS- UND AUSSTIEGSMOTIVATION ......................................................................................... 8
4. SOZIOKULTURELLE EINFLÜSSE DES ALKOHOLS.................................................................. 9
4.1. ALKOHOLKONSUM, -MISSBRAUCH .................................................................................................... 9
5. SUCHT UND ABHÄNGIGKEIT ....................................................................................................... 10
5.1. FAKTOREN ZUR SUCHTENTWICKLUNG ............................................................................................ 11
6. THERAPIE IM KRANKENHAUS MARIA EBENE....................................................................... 12
6.1. ZIELSETZUNG .................................................................................................................................. 13
7. METHODIK ........................................................................................................................................ 14
8. OPERRATIONALISIERUNG VON BEGRIFFEN ......................................................................... 14
8.1. LEIDENSDRUCK ............................................................................................................................... 14
8.2. HILFEWUNSCH ................................................................................................................................ 15
8.3. ERFOLGSERWARTUNGEN................................................................................................................. 15
9. AUSWERTUNG DER DATEN .......................................................................................................... 16
9.1. AUSWERTUNG DES LEIDENSDRUCKS ............................................................................................... 17
9.2. AUSWERTUNG DES HILFEWUNSCHES .............................................................................................. 20
9.3. AUSWERTUNG DER ERFOLGSERWARTUNG ...................................................................................... 23
10. RESÜMEE.......................................................................................................................................... 26
11. LITERATUR- UND QUELLENVERZEICHNIS .......................................................................... 29
12. ANHANG............................................................................................................................................ 30
1. Einleitung
Im Rahmen meiner Ausbildung konnte ich ein zweimonatiges Praktikum im
Krankenhaus Maria Ebene absolvieren. In dieser Stiftung befinden sich Patienten mit
Suchtproblemen (Alkoholsucht, Spielsucht, Medikamentensucht, …). Sie können dort
eine Therapie absolvieren. Jeden Monat beginnen 25 Patienten eine Therapie im
Krankenhaus Maria Ebene. Diese Patienten kommen mit unterschiedlichsten
Vorgeschichten: manche weil sie keine Zukunftsperspektiven mehr sehen, andere weil
sie keinen Job mehr haben, oder weil ihnen der Führerschein entzogen wurde und
wieder andere kommen auf Anordnung des Gerichts (Therapie statt Strafe).
Während der Therapie im Krankenhaus Maria Ebene besuchen die Patienten Einzelund Gruppentherapien sowie verschiedene Seminare. Sie werden über Wirkung und
Nebenwirkungen von Suchtmittel geschult und können im gegenseitigen Austausch
voneinander lernen - neue Cpoing-Strategien entwickeln. Das „geworden sein“ des
Patienten spielt in der Therapie eine wesentliche Rolle. Patienten lernen ein Leben ohne
Suchtmittel zu führen und genügend soziale Kontakte aufzubauen.
Ich stellte mir die Frage: Was motiviert Patienten für eine Therapie im Krankenhaus
Maria Ebene und verändern sich diese „Motivationsgründe“ während der Therapie?
Motivation bedeutet allgemein Beweggrund und für jeden Klienten, der eine freiwillige
Therapie machen möchte, ist „der Schritt zur Aufnahme“ schon ein Beweggrund.
Es stellt sich nicht die Frage, ob jemand motiviert ist, sondern wie jemand motiviert ist.
Ich nehme an, dass viele Menschen eine Therapie aus Gründen beginnen, die der
Alkoholkonsum mit sich bringt: Führerscheinverlust, Scheidung, Kündigung am
Arbeitsplatz, ... Diese Menschen beginnen eine Therapie nicht primär auf Grund ihres
Alkoholproblems.
Meine Annahme: Alkoholabhängige Menschen ändern ihre Motivationsgründe
während der stationären Therapie im Krankenhaus Maria Ebene.
1
Aus dieser Annahme ergeben sich spezifische Fragestellungen:
Hilfewunsch:
•
Nehmen Patienten Hilfe anderer Personen an, um das Alkoholproblem lösen zu
können? Können sie sich nach außen öffnen?
•
Sind sich Patienten bewusst, dass sie Hilfe anderer benötigen?
Erfolgserwartungen:
•
Können sich die Patienten ein abstinentes Leben vorstellen?
•
Kann sich der Patient im Moment vorstellen mit dem Trinken aufzuhören und stellt
er sich ein Leben ohne Alkohol vor?
•
Trauen sich Patienten zu das eigene Trinkverhalten einzustellen?
Leidensdruck:
Als Leidensdruck wird jenes subjektive Krankheitserleben bezeichnet, das beim
Betroffenen den größten Einfluss auf die Lebensqualität ausübt. Ein entsprechend
großer Leidensdruck stellt eine Triebfeder für Veränderungen dar und veranlasst den
Betroffenen erst Hilfe zu suchen oder anzunehmen.
Der einfachen Lesbarkeit halber habe ich für männliche und weibliche Patienten nur die
männliche Form verwendet.
2
2. Definition: Motivation, Motive
2.1. Motivation
„Motivation bedeutet in der Psychologie und Verhaltensforschung: zusammenfassende
Bezeichnung für Stärke, Richtung einer Verhaltenstendenz in einer bestimmten Situation
(ist gleich die Aktivierung eines Motivs). Das Aktivierungsniveau wird bestimmt durch
den Wert des Handlungsziels und die Wahrscheinlichkeit des Erreichens.“ (Bruschke
Gerhard, Geiger Ursula, Götze Inge, et al. 1994, S. 6789)
Motivation ist ein Begriff, der im Alltag häufig als Erklärung bei Versagen in
Leistungssituationen herangezogen wird. Wenn eine starke Fußballmannschaft ein Spiel
gegen eine schwächere Mannschaft verliert, so wird als Ursache oft die fehlende
Motivation angenommen. Im Gegensatz dazu steht das motivierende Handeln, so wie es
bei einem Schüler vorkommt, der von sich aus ein Referat übernimmt und sich intensiv
mit hohem Zeitaufwand darauf vorbereitet.
In der Motivationspsychologie wird Motivation als ein ungewisses Konstrukt
angesehen, das heißt als etwas in Gedanken konstruiertes, das mit zielgerichtetem
Handeln einher geht. Außerdem wird Motivation nicht als etwas Homogenes betrachtet,
sondern als ein Konstrukt, das aus vielen Komponenten besteht.
Bei der Motivation handelt es sich um ein vielschichtiges Konstrukt, das aus sehr vielen
verschiedenen Komponenten besteht, wie Erwartungen, Werte, Selbstbilder, Willensprozesse, Affekte und Emotionen. (Vgl. Vollmayer, Brunstein 2005, S. 23-26)
3
2.2. Motive
„Das Wort Motiv kommt aus dem lateinischen: „motus“. Das bedeutet Bewegung,
Antrieb.“ (Bruschke Gerhard, Geiger Ursula, Götze Inge, et al 1994, S. 6788)
Motive sind Beweggründe für ein Werk oder eine Handlung (zum Beispiel: Motiv für
ein Verbrechen).
Ein Motiv bezeichnet in der Psychologie eine stabile Persönlichkeitseigenschaft, die
durch eine Vorliebe für bestimmte Arten von Zielen zum Ausdruck kommt. Dabei
werden grundlegend drei Motive unterschieden:
(Vgl. Vollmeyer, Brunstein 2005, S. 9-10)
•
Leistungsmotiv: Darunter versteht man, Personen haben das Ziel sich mit einem
Gütemaßstab auseinander zu setzen.
•
Machtmotiv: Darunter verstehet man, wenn Personen das Ziel haben, das Erleben
und Verhalten anderer Personen zu beeinflussen.
•
Anschlussmotiv: Darunter versteht man, wenn Personen das Ziel haben, wechselseitig positive Beziehungen herzustellen.
Allerdings sind diese Motivationsmodelle nicht immer automatisch aktiv und müssen
durch situationsbezogene Anreize angeregt werden. Liegen in der Situation Anreize vor,
so ergibt sich aus dem Zusammenspiel von Motiv und Anreiz die aktuelle Motivation.
Personen mit einem hohen Leistungsmotiv suchen sich Anreize (Rätsel lösen, Sport
betreiben, Forschen, ...). Personen werden auch von Situationen angesprochen, bei
denen sie sich mit einem selbst gesetzten Gütemaßstab auseinandersetzen können. Diese
Anreize werden positiv bewertet, wenn Leistungsmotivierte erkennen, dass sie sich
durch die Beschäftigung mit solchen Anreizen ihre Fähigkeiten verbessern konnten.
Haben sie ihren Gütemaßstab erreicht oder überschritten, empfinden diese Menschen
Stolz. (Vgl. Vollmeyer, Brunstein 2005, S. 11)
4
Person
(Motive)
Aktuelle
Motivation
Verhalten
Situation
(Anreize)
(Bild: Vollmayer, Brunstein 2005, Abb. 1.1 Das Grundmodell der klassischen Motivationspsychologie.)
5
3. Zwei verschiedene Motivationsmodelle
3.1. Erwartung mal Wert Modelle
(John William Atkinson 1957)
Erwartung mal Wert Modelle gehen davon aus, dass Motivation aus einem
Zusammenspiel von Erwartung und Wert basieren. Erwartung ist die subjektive
Einschätzung der Person das Ziel zu erreichen und die Wertvariable bezieht sich auf die
Attraktivität des Ziels bzw. den Anreiz des Ziels. Das heißt, dass die Motivation dann
am höchsten ist, wenn das Produkt aus Erwartung und Wert am höchsten ist. Daraus
ergibt sich, dass zum Beispiel bei hoch attraktiven Zielen, die Motivation gering sein
kann, wenn die Person denkt, sie würde dieses Ziel nicht erreichen.
Risiko mal Wahl Modell
Atkinson nahm in dieser Theorie an, dass das Verhalten durch „Personen-„ und
„Situationsfaktoren“ festgelegt ist. Er teilt diese Modelle in zwei Variablen ein:
Personenparameter (Motiv) und Situationsparameter (Anreiz) die miteinander verknüpft
sind. Das Verhalten, eine bestimmte Aufgabe auszuüben oder zu vermeiden, wird von
zwei Tendenzen bestimmt (Verhaltenstendenz): die erfolgsaufsuchende Tendenz und
die misserfolgsvermeidende Tendenz. Diese Tendenzen sind miteinander verknüpft,
wobei sich die stärkere Tendenz im Verhalten festlegt. Welche der beiden Tendenzen
stärker ist, hängt vom Leistungsmotiv ab. Ist eine Person stärker erfolgsmotiviert als
misserfolgsmotiviert, wird diese das erfolgsaufsuchende Verhalten aufsuchen und
umgekehrt. (Vgl. Perty J. 1996, S.53-54)
6
3.2. Health-Belief-Modell
Bei
diesem
Modell
werden
vier
Variablen
als
entscheidend
für
das
Complienceverhalten angesehen.
Zunächst handelt es sich um die wahrgenommene Empfänglichkeit für die Erkrankung,
das heißt die subjektive Wahrscheinlichkeit, mit der man von der Krankheit betroffen
sein könnte. Des Weiteren ist der wahrgenommene Schweregrad der Krankheit von
Bedeutung, also das Ausmaß der Beeinträchtigung durch die Krankheit für den
Betroffenen. Von Bedeutung ist auch, ob Patienten den Nutzen der Maßnahmen die
gegen ihre Krankheit gerichtet sind wahrnehmen. Schließlich müssen noch die
wahrgenommenen Hindernisse berücksichtigt werden, das heißt die aufzubringenden
Kosten während der Therapie.
Nach dieser Vorstellung der Variablen wird angenommen, dass Patienten umso eher
etwas zur Verhütung oder zur Veränderung der Krankheit unternehmen, je höher die
Erkrankungswahrscheinlichkeit und der Schweregrad der Erkrankung ist und je
effektiver und am wenigsten aufwendig die Gegenmaßnahmen (Kosten) beurteilt
werden.
Erweiterung des Health-Belief-Modell
Einzelne Variablen werden in diesem Modell erweitert. Dabei spielt die Besorgnis um
die eigene Gesundheit eine wichtige Rolle. Bei einem Ungleichgewicht oder einer
Überwiegung zwischen erlebter Bedrohung durch die Erkrankung und Gesundheitsmotiv kommt es zu Entscheidungskonflikten für das gesundheitsfördernde oder
gesundheitshemmende Verhalten. Das Modell geht davon aus, dass ein gesundheitsbezogenes Verhalten durch ein komplexes Gebilde von Gesundheitsmotivation,
subjektiv erlebter Bedrohung, erwartete Wirksamkeit der Therapie oder sozialer Druck
(Familie, Partnerschaft, ...) bestimmt wird.
(Vgl. Perty J. 1996, S. 55-56)
7
3.3. Intrinsische und extrinsische Motivation
In der Pädagogik wird intrinsische Motivation als Primärmotivation, extrinsische als
Sekundärmotivation bezeichnet.
Intrinsische Motivation
Intrinsische Motivation bedeutet das Handeln / Arbeiten aus eigenem, innerem Antrieb.
Die Handlung die aus dieser Motivation entsteht dient der persönlichen Befriedigung.
Freizeithandlungen sind häufig intrinsisch motiviert, während das Arbeiten eher
extrinsisch motiviert ist. Intrinsische Motivation beinhaltet Neugier an der Sache oder
Umwelt.
Extrinsische Motivation
Extrinsische Motivation besteht aus Lern- und Arbeitsanreizen, die durch Komponenten
wie Entlohnung, soziale Kontakte bei der Arbeit und der Möglichkeit der Weiterentwicklung (zum Beispiel durch Beförderung) geprägt ist. Äußere Faktoren wie
Gehalt, Anerkennung, Macht, Belohnung und so weiter spielen dabei eine wichtige
Rolle. (Vgl. Perty J. 1996, S. 50-52)
3.4. Einstiegs- und Ausstiegsmotivation
Die Einstiegsmotivation lässt sich als Verknüpfung von Trinkmotiven, die erwartete
Wirkung durch Alkohol und die Befriedigung durch den Alkohol definieren. Die
Ausstiegsmotivation bezeichnet man als Verknüpfung von Leidensmotiven aus denen
sich Bewältigungsmaßnahmen ergeben. So entstehen Lösungserwartungen und
schlussendlich eine langfristige Ersatzwelt. Überwiegt bei Therapiebeginn die
Einstiegsmotivation, so tendieren diese Menschen zum Fortsetzen des Alkoholkonsums.
Überwiegt jedoch die Ausstiegsmotivation, tendieren die meisten Menschen zu einer
alternativen abstinenten Lebensweise. Die Behandlungsmotivation entsteht an einer
Schnittstelle zwischen Einstiegs- und Ausstiegsmotivation und ist in den Sucht- sowie
auch in den Genesungsprozess integriert. (Vgl. Perty J. 1996, S.28)
8
4. Soziokulturelle Einflüsse des Alkohols
Die soziologischen Modelle des Alkoholkonsums gehen davon aus, dass Alkohol zu
einem bestimmten Zweck getrunken wird: zur Spannungsminderung, zur Angstlösung,
zur Erleichterung sozialer Kontakte und bei bestimmten Anlässen. Darauf basieren drei
soziale Grundeinstellungen zum Alkoholkonsum: (Vgl. Singer M.V., Teyssen S. 2002,
S. 25-26)
•
Ritueller Konsum: Das Trinken ist in eine bestimmte Zeremonie eingebaut. Diese
reicht vom Trinken allein bis hin zu Trinkzeremonien bei öffentlichen als auch
privaten Feiern. Der Konsum unterliegt einer sozialen Kontrolle.
•
Sozial – konvivialer (gesellschaftlicher) Konsum: Das Trinken vollzieht sich im
gesellschaftlichen Rahmen. Dabei spielen Trinksitten eine wesentliche Rolle, sodass
eine soziale Kontrolle ebenfalls gegeben ist.
•
Utilitaristischer (lat. utilitas – Nutzen) Konsum: Das Trinken geschieht um des
Geschmacks und der Wirkung des alkoholischen Getränks willen. (als
Selbstmedikation zur Verbesserung der gestörten Befindlichkeit bis hin zum reinen
Genuss als Lustgewinn). Der utilitaristische Konsum geschieht meist allein,
manchmal sogar heimlich. Eine soziale Kontrolle gibt es dabei nicht und wird auch
oft ausdrücklich vermieden.
4.1. Alkoholkonsum, -missbrauch
Der
übermäßige
Konsum
wird
als
Alkoholabusus
oder
Alkoholmissbrauch
(Alkoholkonsum mit nachweislich schädlicher Wirkung) bezeichnet. Zwischen Konsum
und Missbrauch gibt es fließende Übergänge. Alkoholsucht ist die Abhängigkeit von
der Substanz Ethanol. Es handelt sich um eine Krankheit, in deren Verlauf sich die
Beschaffung und der Konsum von Alkohol zum Lebensinhalt entwickeln kann.
Typische Symptome sind der Zwang zum Konsum von Alkohol, fortschreitender
Kontrollverlust, Vernachlässigung früherer Interessen zugunsten des Trinkens, Leugnen
des Suchtverhaltens, Entzugserscheinungen bei Konsumreduktion, Nachweis einer
Toleranz gegenüber Alkohol sowie der Veränderung der Persönlichkeit.
(Singer M.V., Teyssen S. 2002, S.2)
9
5. Sucht und Abhängigkeit
Süchtig kann alles machen was Lust verschafft, Missbehagen beseitigt und der
willentlichen Kontrolle entgleitet.
1957 definierte die WHO Sucht als Zustand periodischer oder chronischer Vergiftung,
die durch wiederholte Zufuhr einer bestimmten Substanz hervorgerufen wird und durch
vier Kriterien gekennzeichnet ist: (Vgl. Singer M. V., Teyssen S. 2002, S. 4-5)
•
Unbezwingbares Verlangen zur Einnahme und Beschaffung des Mittels
•
Tendenz zur Dosissteigerung
•
Physische oder psychische Abhängigkeit
•
Folgeschäden für den Konsumenten und die Gesellschaft
Nach der Definition der WHO handelt es sich bei der Abhängigkeit um einen Zustand,
der sich aus der periodisch oder kontinuierlich wiederholten Einnahme der Droge
ergibt. Unter dem Begriff „Drogen“ sind Substanzen zu verstehen, die Funktionen im
Organismus verändern und vor allem das Nervensystem beeinflussen.
Psychische Abhängigkeit
Die psychische Abhängigkeit ist die Gier bzw. ein unbezwingbares Verlangen nach
einer Droge. Wenn man dem Körper diese Droge nicht zuführt, können Unruhezustände, depressive Verstimmungen, Angst und der Drang zum Drogenkonsum
auftreten. (Vgl. Wölbitsch, Friedrich 2005, S.6)
Physische Abhängigkeit
Die physische Abhängigkeit ist gekennzeichnet durch das Auftreten von körperlichen
Entzugssymptomen, die bei Unterbrechung oder abrupter Verminderung auftreten
können. Das Alkoholentzugssyndrom zeigt eine Vielzahl von Symptomen: feuchte
Hände, Schweißausbrüche, innere Unruhe, Tremor, Schlaflosigkeit, Tachycardie und
Blutdrucksteigerung. In ausgeprägter Form finden sich zerebrale Krampfanfälle, akute
Alkoholhalluzinosen und des Delirium tremens. (Vgl. Wölbitsch, Friedrich 2005, S.6)
10
5.1. Faktoren zur Suchtentwicklung
Die Entstehungsbedingungen der Abhängigkeit von Alkohol sind sehr komplex. Trotz
der weltweiten Verbreitung des Alkoholkonsums wird nur ein relativ kleiner Teil der
Bevölkerung davon abhängig, wobei Geschlecht, Alter, Beruf und andere soziale
Einflüsse eine wichtige Rolle spielen.
Als Beispiel für die Entstehung der Abhängigkeit habe ich das Dreiecksmodell
angeführt. Es zeigt die drei großen Faktoren auf, die in jeweils unterschiedlichem
Ausmaß wirksam werden können: (Vgl. Wölbitsch, Friedrich 2005, S. 7)
•
die spezifische Wirkung der Substanz (Abhängigkeitspotenzial) und der Verfügbarkeit der Droge
•
die Persönlichkeit des Konsumenten, die durch genetische und lebensgeschichtliche
Einflüsse bestimmt sind
•
die Besonderheiten des sozialen Umfelds die von Beruf, Wirtschaftslage, Sozialstatus, Gesetzgebung, Religion, Einstellung zur Droge, Mode- und Werbeeinflüsse
sowie Konsumsitten bestimmt sind
Das Modell hat einen dynamischen Charakter, das heißt es will zum Ausdruck bringen,
dass sich die verschiedenen Faktorengruppen in unterschiedlicher Weise gegenseitig
beeinflussen bzw. verstärken können.
Persönlichkeit
Droge – Suchtmittel
Sozialfeld
(Bild: Wölbitsch, Friedrich 2005 S. 7)
11
6. Therapie im Krankenhaus Maria Ebene
Die Therapiedauer beträgt acht Wochen, wobei 25 Patienten gleichzeitig eine stationäre
Therapie beginnen können.
Im Krankenhaus Maria Ebene wurden 355 Patienten stationär aufgenommen, davon
waren 260 Männer (73,24 %) und 95 Frauen (26,76 %) in einem Jahr.
Es kann unter folgenden Therapieelementen unterschieden werden:
Bezugstherapeuten und Einzeltherapie:
Jeder Patient bekommt einen Bezugstherapeuten zugeteilt, der die Einzelgespräche und
die Krankengeschichte führt und für den Therapieverlauf sowie die Koordination der
einzelnen Therapieelemente verantwortlich ist.
Obligatorische Gruppentherapie mit Anwesenheitspflicht:
Durch die Interaktion in der Gruppe werden unterschiedliche Erfahrungen eingebracht.
Eigenes
Verhalten
kann
überprüft
und
korrigiert,
neu
entwickelte
Verhaltensmöglichkeiten können gefestigt werden. Der häufig zu beobachtenden
Isolation wird entgegen gewirkt.
Verschiedene Gruppentherapieformen werden unterschieden, zum Beispiel:
Psychotherapeutische Kleingruppe (sieben bis zehn Patienten):
Je nach Ausbildungsrichtung der Gruppenleiter gibt es unterschiedliche Kleingruppen
mit verschiedenartigen Schwerpunkten: psychodynamisch, systemisch, künstlerischkreativ etc.
Kerngruppe (20 bis 25 Patienten):
Die Kerngruppe trifft sich ein- bis zweimal pro Woche. Es handelt sich dabei um
Informationsgruppen, die der Vermittlung grundlegender Informationen über Ursache
und Folgen von Suchterkrankungen dienen. Auch Nachbetreuung kann ein Thema sein.
12
Hausgruppe:
Zum einen werden aktuelle Fragen des Zusammenlebens innerhalb der Patientengemeinschaft reflektiert, zum anderen gibt es auch die Möglichkeit Anliegen, Lob und
Kritik vorzubringen
Neigungsgruppen:
Diese sind ein zusätzliches Angebot auf freiwilliger Basis, zum Beispiel Frauengruppe,
kunsttherapeutische Gruppen, Trommelgruppe oder Raucherentwöhnung.
6.1. Zielsetzung
Behandlungsziel ist es, körperliche und seelische Störungen zu beseitigen oder zu
bessern, soziale Bezüge wieder herzustellen und zu stabilisieren sowie neue,
weltorientierte
Lebensperspektiven
zu
gewinnen.
Abstinenz
ist
dafür
eine
Voraussetzung. Mitarbeiter des Krankenhauses Maria Ebene gehen davon aus, dass ihr
Klientel nicht mehr in der Lage ist, mit Suchtmitteln wie Alkohol, bestimmten
Medikamenten und illegalen Drogen kontrolliert umzugehen, sodass sie den
Abstinenzbegriff sehr konsequent als völlige Freiheit von diesen Substanzen verstehen.
Eine Therapie ist dann gelungen, wenn Patienten durch den Verzicht auf diese
Substanzen soviel Zugewinn an Lebensqualität verspüren, dass es keine guten Gründe
gibt, diesen Erfolg durch Experimente zu gefährden und all das Erreichte in kurzer Zeit
wieder aufs Spiel zu setzen.
13
7. Methodik
Es wurde ein Fragebogen erstellt um Motivationsgründe zu erfragen. 18 Patienten
wurden am Beginn der Therapie zu den Motivationsgründen befragt und diese
Befragung wurde drei Wochen später nochmals durchgeführt.
Erklärung zum Fragebogen
Der Fragebogen befasst sich mit dem durch den Alkohol erlittenen Leidensdruck, den
Hilfewunsch und die auf die Therapie bezogenen Erwartungen (Erfolgserwartungen).
8. Operrationalisierung von Begriffen
8.1. Leidensdruck
Als Leidensdruck wird jenes subjektive Krankheitserleben bezeichnet, das beim
Betroffenen den größten Einfluss auf die Lebensqualität ausübt. Ein entsprechend
großer Leidensdruck stellt eine Triebfeder für Veränderungen dar und veranlasst den
Betroffenen erst Hilfe zu suchen oder anzunehmen.
(Vgl. Singer M. V., Teyssen S. 2002, S. 70-75)
Bei Alkoholsüchtigen kommt es meist erst nach einem Arbeitsplatzverlust, Trennung
des Partners oder gravierenden Gesundheitsschäden zu einem ausreichenden Leidensdruck um eine Therapie zu beginnen.
Leidensdruck lässt sich durch folgende Komponenten messbar machen: durch die
Trennung vom Partner oder vermehrten Streit mit dem Partner, durch einen
Führerscheinentzug, durch die Kündigung der Arbeitsstelle oder durch das subjektive
Gefühl des Leidens – mein Alkoholproblem ist in den Augen anderer ein Makel, ich
kann mein Alkoholproblem auf Dauer nur sehr schwer ertragen.
14
8.2. Hilfewunsch
„Hilfe im Sinne der Hilfsbereitschaft ist ein Teil der Kooperation in den
zwischenmenschlichen Beziehungen. Sie dient dazu, einen erkannten Mangel oder eine
änderungswürdige Situation zu verbessern. Der Hilfe geht entweder eine Bitte des
Hilfebedürftigen oder eine von ihm unabhängige Entscheidung durch Hilfsbereite
voraus.“ (Bruschke Gerhard, Geiger Ursula, Götze Inge, et al 1994, S. 756)
•
Nehmen Patienten Hilfe anderer Personen an, um das Alkoholproblem lösen zu
können? Können sie sich nach außen öffnen?
•
Sind sich Patienten bewusst, dass sie dazu (um ein abstinentes Leben zu führen)
Hilfe von anderen Menschen benötigen?
8.3. Erfolgserwartungen
„Erfolg ist ein als positiv empfundenes Resultat eigenen Handelns. Oder anders: Erfolg
bedeutet, dass man im richtigen Augenblick die richtigen Fähigkeiten hat. Ursprünglich
bezeichnete es lediglich die allgemeine Folge, Konsequenz oder den Effekt eines
Handelns.“ („Erfolg ist die Summe richtiger Entscheidungen“.)
(Bruschke Gerhard, Geiger Ursula, Götze Inge, et al 1994, S. 423)
•
Können sich Patienten ein abstinentes Leben vorstellen?
•
Kann sich der Patient im Moment vorstellen, mit dem Trinken aufzuhören und stellt
er sich ein Leben ohne Alkohol vor?
•
Trauen sich Patienten zu, das eigene Trinkverhalten einzustellen?
15
9. Auswertung der Daten
Die Auswertung der Daten erfolgte im Programm Excel. Den Antwortmöglichkeiten
(Trifft zu, Trifft eher zu, Trifft weniger zu, Trifft nicht zu) wurde eine Wertigkeiten von
eins bis vier zugeteilt:
Trifft zu:
4
Trifft eher zu:
3
Trifft weniger zu:
2
Trifft nicht zu:
1
Um die individuelle Sicht der Patienten zum Thema Motivation zu erfahren, sind im
Fragebogen offene Fragen (neben den geschlossenen Fragen) enthalten.
Für die Auswertung der Daten wurde die Standardabweichung und der Mittelwert
berechnet. Der Fragebogen wurde in drei Teilbereiche gegliedert: Leidensdruck,
Hilfewunsch, Erfolgserwartung. Für eine Kategorie (zum Beispiel Leidensdruck) wurde
ein Mittelwert bei Therapiestart und ein Mittelwert vor Therapieende berechnet.
Zwischen diesen Mittelwerten befindet sich ein Zeitfenster von drei Wochen. Während
dieser Zeit besuchen die Patienten die Therapie im Krankenhaus Maria Ebene. Mittels
T-Test wurde erhoben, inwiefern der Mittelwert der ersten Befragung und der
Mittelwert der zweiten Befragung signifikant ist oder nicht.
16
9.1. Auswertung des Leidensdrucks
Mit den Fragen 4, 5, 6, - 10, wurde der Leidensdruck ermittelt.
•
Durch meinen Alkoholismus bin ich vielen Belastungen ausgeliefert.
•
Vor der stationären Therapie trennte ich mich von meinem Partner.
•
Vor der stationären Therapie verlor ich meine Arbeitsstelle.
•
Vor der stationären Therapie verlor ich meinen Führerschein.
•
Ich bin auf Anordnung des Gerichtes (Therapie statt Strafe) stationär auf Maria Ebene.
•
Ich zog mich vermehrt aus meiner Umgebung zurück.
•
Welche Gründe führten zu der stationären Aufnahme in Maria Ebene.
•
In welchen Bereichen des Lebens werde ich durch meine Alkoholsucht eingeschränkt?
Mittelwert 1. Befragung:
M 2,04
Mittelwert 2. Befragung:
M 1,31
Standartabweichung 1. Befragung
SD 1,21
Standartabweichung 2. Befragung
SD 0,84
T-Test:
p=0,05
Interpretation:
17
Die meisten Patienten gaben an, dass sie sich aus ihrer Umgebung zurückzogen oder
sich von ihrem Partner trennten. Einige verloren ihren Führerschein oder ihre
Arbeitsstelle und nur wenige waren im Krankenhaus auf Anraten des Gerichts.
(Therapie statt Strafe)
Um individuelle Ergebnisse erzielt zu können, wurde zu der Kategorie Leidensdruck
zusätzlich diese Frage gestellt:
In welchen Bereichen des Lebens werde ich durch meine Alkoholsucht eingeschränkt?
11%
n = 18
6%
Energie
17%
meiden von Freundschaft und
Gesellschaft
17%
Familie
Arbeit
22%
Gesundheit
27%
Beziehung
Dies ergab, dass alle Patienten durch einen Leidensdruck erlitten haben und / oder durch
die Alkoholsucht in ihrem Leben eingeschränkt werden. Die meisten Patienten gaben
an, dass sie bei ihrer Arbeit durch ihre Alkoholsucht eingeschränkt wurden (27 %).
Auch im Bereich der Familie fühlen sich 22 % der Patienten durch ihre Krankheit
eingeschränkt. Der Bereich Gesundheit und das Meiden von Freundschaft und
Gesellschaft stellen ebenfalls große Bereiche dar (17 %).
Wie in der Literatur S. 9 beschrieben wird, kann man zwischen Einstiegs- und
Ausstiegsmotivation unterscheiden. Einstiegsmotivation bezeichnet die Gründe für das
Suchtverlangen
und
Ausstiegsmotivation
lässt
sich
als
Verknüpfung
von
Leidensmotiven definieren. Alle Patienten haben „Einbußen“ das heißt einen
Leidendruck durch den Alkohol erlitten. Somit stellte ich fest, dass vor der stationären
Therapie ein gewisser Druck entstanden ist, der, meiner Meinung nach, wahrscheinlich
zu einer stationären Aufnahme geführt hat.
18
Das heißt diese Patienten verfügen über eine Einstiegsmotivation sowie auch über eine
Ausstiegsmotivation. Behandlungsmotivation entsteht an einer Schnittstelle zwischen
Einstiegs- und Ausstiegsmotivation. Um diese Schnittstelle eruieren zu können, müsste
man sich genauer mit diesem Kapitel auseinander setzen.
Der Leidensdruck ist für die Patienten um M: 0,47 gesunken. Das lässt sich meiner
Meinung nach darauf zurückführen, dass Patienten während ihrer Therapie nicht ihrem
persönlichen Umfeld ausgesetzt sind. Patienten befinden sich in einem geschützten
Rahmen und fühlen sich nicht dem Druck von zu Hause ausgesetzt.
Mittels T-Test konnte ich feststellen, p = 0,05, dass dieses Ergebnis signifikant ist. Ich
nehme an, dass sich dieses Ergebnis durch die Umfeldveränderungen (wie oben
angeführt) ergibt.
19
9.2. Auswertung des Hilfewunsches
Mit den Fragen 12, 13, 14 und 1, 2, wurde der Hilfewunsch ermittelt.
•
Mein Alkoholverlangen lässt sich nur sehr schwer beeinflussen.
•
Wenn ich das Verlangen nach Alkohol spüre, fühle ich mich hilflos.
•
Wenn ich aufhören will zu trinken brauche ich die Unterstützung von fremden Menschen.
•
Wenn ich aufhören will zu trinken bin ich noch lange auf Hilfe anderer angewiesen.
•
Wenn ich aufhören will zu trinken werden ich auf den Rat von anderen hören müssen.
•
An wen oder wohin wende ich mich, wenn die persönlichen Probleme zu groß werden.
Mittelwert 1. Befragung:
M: 2,96
Mittelwert 2. Befragung:
M: 2,33
Standartabweichung 1. Befragung: SD: 0,86
Standartabweichung 2. Befragung: SD: 0,90
T-Test:
p=0,002
Interpretation:
Zu Beginn der Therapie wurde ein Mittelwert errechnet von M: 2,96. Das heißt, dass
mehr als die Hälfte der Patienten einen Hilfewunsch am Beginn ihrer Therapie hatten.
Dieser sinkt bis zur zweiten Befragung um M: 0,63. Das lässt sich vielleicht darauf
zurückführen, dass in stationären Bereich im Krankenhaus Maria Eben immer Hilfe
vom diplomierten Pflegepersonal, Ärzte, Therapeuten, Sozialarbeiter im Dienst sind
und Hilfestellungen bieten. Patienten brauchen sich danach nicht mehr zu sehen, denn
sie können sich zu jeder Zeit (24 Stunden) Hilfe in Problemsituationen suchen.
20
Der T-Test ergab p=0,002 und bedeutet, dass dieser Wert signifikant ist. Patienten
wenden sich, wenn sie Hilfe benötigen auch an kompetentes Fachpersonal. Wenn
Patient sich nach Hilfe sehnt, dass heißt jemanden benötigt, der ihm Hilft, seine Sucht
zu behandeln, gesteht er sich die Krankheit ein.
Der Patient erleidet durch seine Krankheit eine Beeinträchtigung und sieht einen Nutzen
in der Therapie im Krankenhaus Maria Ebene. Durch den erlittenen Leidensdruck und
dem vorhandenen Hilfewunsch kann man annehmen, dass sich Patienten um ihre eigene
Gesundheit sorgen und somit eine Therapie beginnen. Das Eingestehen der Krankheit
und das Aufsuchen von Hilfeleistungen zur Genesung sind wesentliche Faktoren im
Complinceverhalten. (vgl. Health-Belief-Modell S.8)
Zusätzlich kann man sich fragen, welche Gründe zur stationären Aufnahme führen:
n = 18
6%
12%
ein würdiges Leben zu haben
12%
abstinent zu Leben
12%
Vieles
Partner, Freunde, Beruf
6%
ich selbst - aussichtslose Sicht
23%
ich habe den ambulanten Entzug
nicht geschafft
Probleme häuften sich
12%
Angst alles zu verlieren
17%
Patienten gaben unterschiedlich Gründe an, die zur stationären Aufnahme führten. 17 %
der Patienten gaben an, dass der Partner, Freunde und Beruf zu einer Aufnahme
„verhalfen“. Meiner Meinung nach werden Patienten durch ihr Umfeld (Partner,
Freunde, Beruf) dazu motiviert um eine Therapie zu beginnen.
21
Wohin wenden sich Patienten, wenn sie Hilfe benötigen?
n = 18
17%
22%
Familie
Selbsthilfegruppe
an mich selbst (hilf dir selber)
4%
13%
Pfarrer
Therapeut
4%
spzial - medizinischer Dienst
9%
27%
4%
Sozial Arbeiter
Maria Ebene Ambulanz
Patienten lassen sich weitgehend von geschultem Fachpersonal helfen. Nur ein realtiv
kleiner Teil 9 % der Patienten suchen sich keine Hilfe. Diese versuchen sich selbst zu
helfen. Die meisten der Patienten wenden sich an ihren Therapeuten (27 %). Einige (22
%) der Patienten suchen sich auch Hilfe in der Maria Ebene Ambulanz. Neben
geschultem Fachpersonal spielt auch für einige Patienten die Familie eine große Rolle.
(17 %)
In den beiden dargestellten Grafiken fällt auf, dass die Familie (auch Freunde und
Partner) zur Aufnahme ins Krankenhaus Maria Ebene einen wesentlicher einen
wesentlichen Beitrag leistet und auch eine große Hilfestellung für Patienten bieten
(neben Therapeuten und Maria Ebne Ambulanz).
Spezifische Fragestellungen:
Sind sich Patienten bewusst, dass sie um eine abstinentes Leben führen zu können Hilfe
anderer Menschen benötigen. Nehmen diese Patienten Hilfe anderer Personen an,
können sie sich nach außen öffnen?
Die Fragen 1, 2, 12, 13, und 14 wurden auf den Hilfewunsch bezogen.
Dies ergab einen Mittelwert von M: 3. Das heißt, dass sich über die Hälfte der Patienten
bewusst sind, dass sie Hilfe benötigen. Diese Patienten können sich vorstellen auf Hilfe
anderer Menschen in Anspruch zu nehmen. Meiner Meinung nach zeigt sich der
Hilfewunsch mit dem ersten Schritt zum Therapiebeginn im Krankenhaus Maria Ebene.
22
9.3. Auswertung der Erfolgserwartung
Mit den Fragen 16 – 25 wurde die Erfolgserwartung ermittelt.
•
Mit dem Trinken aufzuhören traue ich mir persönlich auf Dauer zu.
•
Mit dem Trinken aufzuhören ist mir schon einmal längere Zeit gelungen.
•
Mit dem Trinken aufzuhören gibt meinem Leben wieder einen Sinn.
•
Mit dem Trinken aufzuhören werde ich trotz Schwierigkeiten bewältigen.
•
Was müsste sich für mich ändern um ein abstinentes Leben führen zu können.
•
Ein Leben ohne Alkohol kann ich auf Dauer kaum ertragen.
•
Ein Leben ohne Alkohol schränkt mich in meinen Möglichkeiten ein.
•
Ein Leben ohne Alkohol bringt mir Nachteile in meinem Beruf.
•
Ein Leben ohne Alkohol ist in den Augen anderer ein Makel.
•
Wie stelle ich mir ein Leben ohne Alkohol vor?
Mittelwert 1. Befragung:
M = 2,35
Mittelwert 2. Befragung:
M = 2,25
Standartabweichung 1. Befragung: SD = 1,24
Standartabweichung 2. Befragung: SD = 1,17
T-Test:
p = 0,46
Interpretation
Bei der ersten Befragung ergab sich ein Mittelwert von M 2,35. Dieser Wert ist im
Hinblick auf die zweite Befragung gesunken.
Der T-Test ergab hier eine Wert von p=0,46 das heißt dieser Wert ist nicht signifikant.
23
Mit den Fragen 17 – 25 wurde die Erfolgserwartung der Patienten ermittelt. Darüber
hinaus stellte ich auch noch offene Fragen, die ich grafisch dargestellt habe:
Was müsste sich für mich ändern um ein abstinentes Leben führen zu können?
n = 18
10%
15%
Probleme müssten sich lösen
Ich müsste anders mit
Problemen umgehen
Freunde
10%
10%
Beruf
weiß nicht
15%
neue Alternativen zum Alkohol
15%
10%
5%
10%
Selbstwertgefühl
Aggressionen sollten
verschwinden
muss mich mit meiner Krankheit
auseinander setzten
Patienten machen verschiedenste Angaben über Dinge, die sich ändern müssten, um ein
abstinentes Leben führen zu können. Zum Beispiel müssten sich für 15 % der Patienten
Probleme lösen. Ebenso viele Patienten gaben an , dass sich „Freunde“ ändern müssten
um ein abstientes Leben zu führen und dass sich ihre Selbstwertgefühl verändern
müsste. 10 % der Patienten gaben an, dass Aggressionen verschwinden sollten, dass sie
sich mit der Krankheit auseinander setzten müssen, dass die Patienten neue Alternativen
zum Alkohol finden möchten oder dass Patieten anders mit Problemen umgehen wollen.
Für 5 % der Patienten müsse sich der Beruf änder. Patienten haben sich Gedanken
darüber gemacht, was für Erwartungen („Veränderungswünsche“) sie haben. Die Hälfte
der Patienten können sich ein abstinentes Leben vostellen und sie wollen dieses Ziel
erreichen. Motivation entsteht aus einem Zusammenspiel von Erwartung und Wert.
Erwartung ist die subjektive Einschätzung einer Person das Ziel zu erreichen und Wert
bezieht sich auf den Anreiz des Zieles. Motivation ist dann am höchsten, wenn das
Produkt aus Erwartung und Wert am höchsten ist.
(Vgl. Erwartung mal Wert Modell S. 7)
24
Spezifische Fragestellungen:
Können Patienten sich ein abstinentes Leben vorstellen?
Es wurde ein Mittelwert von M = 1,92 bei der ersten Befragung ermittelt. Dieser Wert
veränderte sich hinsichtlich der zweiten Befragung nicht. Das heißt, dass ca. die Hälfte
der Patienten sich ein Leben ohne Alkohol vorstellen können. (Frage 21 – 24)
Kann sich der Patient im Moment vorstellen mit dem Trinken aufzuhören und stellt er
sich ein Leben ohne Alkohol vor?
Wie stellten sich Patienten ein Leben ohne Alkohol vor?
n = 18
6%
besser
23%
12%
schön
halblustig
6%
freier
Zufriedenheit - Harmonie
12%
vollkommen
23%
12%
mehr Selbstwertgefühl
ohne Probleme
6%
Die Mehrheit der Patienten können sich ein Leben ohne Alkohol vorstellen. 23 % der
Patienten geben an, dass dieses Leben schön seine wird und auch besser. Sie blicken der
Zukunft positiv entgegen.
Trauen sich Patienten zu, das eigene Trinkverhalten einzustellen?
Bei der ersten Befragung ergab es einen Mittelwert von M = 3,40. Bei der zweiten
Befragung ergab dies einen Wert von M = 3,91. Dieser Wert stieg an M: 0,51. Das
kommt wahrscheinlich daher, dass Patienten während der Therapie lernen mit ihrem
Trinkverhalten umzugehen und sie trauen sich auch ein Einstellen des Trinkverhaltens
zu. (Frage 16 – 19)
25
10. Resümee
Ich behandelte in meiner Fachbereichsarbeit das Thema „Motivationsgründe für eine
Alkoholtherapie“ und stellte dabei folgende Annahme auf:
Alkoholabhängige Menschen ändern ihre Motivationsgründe während der stationären
Therapie auf Maria Ebene.
Um diese Annahme bestätigen oder widerlegen zu können, wurde ein Fragebogen
erstellt. Es wurden 18 Patienten des Krankenhauses Maria Ebene am Beginn ihrer
Therapie und nochmals nach drei Wochen befragt. Somit wurde eine Veränderung
festgestellt. Drei wesentliche Teilbereiche spielten bei der Auswertung der Motivation
eine große Rolle: Leidensdruck, Hilfewunsch und Erfolgserwartung. L = Leidensdruck,
H = Hilfewunsch, E = Erfolgserwartung
n=18
3,5
3
2,5
2
1,5
1
0,5
0
L1
L2
H1
H2
E1
E2
Anhand dieses Diagramms wurde dargestellt, wie sich die Mittelwerte der einzelnen
Kategorien von der ersten zur zweiten Befragung verändert haben.
Der Leidensdruck ist von der ersten zur zweiten Befragung gesunken. Dies lässt sich
darauf zurückführen, dass Patienten nicht dem privaten Umfeld ausgesetzt sind, sondern
sich in einem „geschützten Rahmen“ befinden. Als Leidensdruck wird jenes subjektive
Krankheitserleben bezeichnet, das beim Betroffenen den größten Einfluss auf die
Lebensqualität ausübt. Ein entsprechend großer Leidensdruck stellt eine Triebfeder für
Veränderungen dar und veranlasst den Betroffenen erst Hilfe zu suchen oder
anzunehmen. (Vgl. Singer M. V., Teyssen S. 2002, S. 70-75)
26
Der Hilfewunsch ist ebenfalls gesunken. Patienten befinden sich in der Therapie und
bekommen Hilfe durch Pflegepersonal, Ärzte, Therapeuten, Sozialarbeiter, etc.
Durch das Vorhandensein von unterstützenden Fachpersonen ist der Hilfewunsch
vermutlich nicht so stark vorhanden. Der Mittelwert der Erfolgeserwartung weicht nur
wenig vom ersten Wert ab. Dennoch blicken über die Hälfte der Patienten der Therapie
positiv entgegen. Auch ein abstinentes Leben können sich Patienten vorstellen und sie
stellen sich dieses Leben zu 94 % positiv dar. (schön, vollkommen, freier,…). Somit
lässt sich feststellen, dass Patienten ein Ziel erreichen wollen (abstinentes Leben) und
stellen sich dies auch zu 94 % positiv vor. (Vgl. Erwartung mal Wert Modell)
Zusammenfassend zeigt diese Veränderung, dass sich die Therapie positiv auf die
Motivation der Patienten auswirkt. Der T-Test des Leidensdruckes und des
Hilfewunsches sind signifikant. Durch das Zeitfenster von drei Wochen und der darin
stattgefundene Therapie könnte diese Veränderung entstanden sein. Der T-Test der
Erfolgserwartung ist nicht signifikant.
In dieser Auswertung ist unter anderem auffallend, dass Familie, Partner und Freunde
von Betroffenen einen wesentlichen Beitrag zur Motivation für die Therapie im
Krankenhaus Maria Ebene leisten und auch eine große Hilfestellung für Patienten
bieten.
Die drei Komponenten Leidendruck, Hilfewunsch und Erfolgserwartung kann man zu
dem Begriff „Motivation“ zusammen fassen. Anhand dieses Diagramms kann man
sehen, dass sich zwischen erster und zweiter Befragung bei den Patienten
Veränderungen stattgefunden haben.
Somit lässt sich meine Annahme: Alkoholabhängige Menschen ändern ihre
Motivationsgründe während der stationären Therapie auf Maria Ebene, bestätigen.
27
Um auf die Pflegerelevanz einzugehen habe ich eine Zusammenfassung über
Motivation und ein kurzer Auszug aus meiner Auswertung erstellt. Diesen habe ich an
das Krankenhaus Maria Ebene weiter geleitet. Ich möchte damit kurz aufzeigen, welche
Angaben Patienten zu meinem Thema machen. Dabei habe ich folgende drei
Fragestellungen berücksichtigt:
•
Patienten werden in verschiedenen Bereichen ihres Lebens durch die Alkoholsucht
eingeschränkt.
•
Patienten besuchen aus verschiedenen Gründen die Therapie.
•
Was müsste sich für Patienten ändern, um ein abstinentes Leben führen zu können?
18 Patienten wurden innerhalb der ersten drei Wochen ihrer Therapie interviewt. Die
Therapiedauer beträgt jedoch 8 Wochen. Ich denke, dass sich während dieser Zeit noch
mehr Veränderungen zeigen werden.
28
11. Literatur- und Quellenverzeichnis
•
Bruschke, Gerhard (1994). Breitsmann Lexikon, In A. Geiger Ursula, Götze Inge et
al (Hrsg.), Stuttgart: Verlaghaus Stuttgart GmbH.
•
M.V.Singer, S.Teyssen (2002). Kompendium Sucht: Folgekrankheiten, Klinik,
Diagnostik, Therapie. Berlin, Heidelberg: Springer.
•
Perty J.(1996). Alkoholismustherapie, Gruppentherapeutische
Motivierungsstrategien. Hamburg: Beltz, PsychologieVerlagsUnion.
•
Vollmeyer, Regina, Brunstein, Joachim (2005). Motivationspsychologie und ihre
Anwendung. Stuttgart: W. Kohlhammer.
•
Wölbitsch, Friedrich (2005). Skriptum Psychiatrie: Sucht. Rankweil.
29
12. Anhang
•
Fragebogen
•
Motivationsgründe für eine Alkoholtherapie
F R A G E B O G E N
1.
Mein Alkoholverlangen lässt sich nur sehr schwer beeinflussen.
Trifft zu
Trifft eher zu
Trifft weniger zu
Trifft nicht zu
2. Wenn ich das Verlangen nach Alkohol spüre, fühle ich mich hilflos.
Trifft zu
Trifft eher zu
Trifft weniger zu
Trifft nicht zu
3. Meine Alkoholabhängigkeit wird mir immer Probleme bereiten
Trifft zu
Trifft eher zu
Trifft weniger zu
Trifft nicht zu
4. Durch meinen Alkoholismus bin ich vielen Belastungen ausgeliefert.
Trifft zu
Trifft eher zu
Trifft weniger zu
Trifft nicht zu
5. In welchen Bereichen des Lebens werde ich durch meine Alkoholsucht
eingeschränkt?
______________________________________________________________________
______________________________________________________________________
______________________________________________________________________
Vor der stationären Therapie
6. …trennte ich mich von meinem Partner.
Trifft zu
Trifft eher zu
Trifft weniger zu
Trifft nicht zu
7. …verlor ich meine Arbeitsstelle.
Trifft zu
Trifft eher zu
Trifft weniger zu
Trifft nicht zu
8. …verlor ich meinen Führerschein.
Trifft zu
Trifft eher zu
Trifft weniger zu
Trifft nicht zu
9. Ich bin auf Anordnung des Gerichtes (Therapie statt Strafe) stationär auf
Maria Ebene.
Trifft zu
Trifft eher zu
Trifft weniger zu
Trifft nicht zu
10. Ich zog mich vermehrt aus meiner Umgebung zurück
Trifft zu
Trifft eher zu
Trifft weniger zu
Trifft nicht zu
11. Welche Gründe führten zu der stationären Aufnahme in Maria Ebene.
______________________________________________________________________
______________________________________________________________________
______________________________________________________________________
Wenn ich aufhören will zu trinken
12. … brauche ich die Unterstützung von fremden Menschen
Trifft zu
Trifft eher zu
Trifft weniger zu
Trifft nicht zu
13. … bin ich noch lange auf Hilfe anderer angewiesen.
Trifft zu
Trifft eher zu
Trifft weniger zu
Trifft nicht zu
14. … werden ich auf den Rat von anderen hören müssen.
Trifft zu
Trifft eher zu
Trifft weniger zu
Trifft nicht zu
15. An wen oder wohin wende ich mich, wenn die persönlichen Probleme zu groß
werden.
______________________________________________________________________
______________________________________________________________________
______________________________________________________________________
Mit dem Trinken aufzuhören
16. … traue ich mir persönlich auf Dauer zu.
Trifft zu
Trifft eher zu
Trifft weniger zu
Trifft nicht zu
17. … ist mir schon einmal längere Zeit gelungen.
Trifft zu
Trifft eher zu
Trifft weniger zu
Trifft nicht zu
18. … gibt meinem Leben wieder einen Sinn.
Trifft zu
Trifft eher zu
Trifft weniger zu
Trifft nicht zu
19. … werde ich trotz Schwierigkeiten bewältigen.
Trifft zu
Trifft eher zu
Trifft weniger zu
Trifft nicht zu
20. Was müsste sich für mich ändern um ein abstinentes Leben führen zu können.
______________________________________________________________________
______________________________________________________________________
Ein Leben ohne Alkohol
21. … kann ich auf Dauer kaum ertragen
Trifft zu
Trifft eher zu
Trifft weniger zu
Trifft nicht zu
22. …schränkt mich in meinen Möglichkeiten ein.
Trifft zu
Trifft eher zu
Trifft weniger zu
Trifft nicht zu
23. … bringt mir Nachteile in meinem Beruf.
Trifft zu
Trifft eher zu
Trifft weniger zu
Trifft nicht zu
24. … ist in den Augen anderer ein Makel.
Trifft zu
Trifft eher zu
Trifft weniger zu
Trifft nicht zu
25. Wie stelle ich mir ein Leben ohne Alkohol vor?
______________________________________________________________________
______________________________________________________________________
______________________________________________________________________
MOTIVATIONSGRÜNDE FÜR EINE ALKOHOLTHERAPIE
Sehr geehrte Mitarbeiter des Krankenhauses Maria Ebene. Ich heiße Susanne
Willam und bin in der Ausbildung zu psychiatrischen Gesundheits- und
Krankenpflegerin.
Im
Rahmen
meiner
Ausbildung
erstellte
ich
eine
Fachbereichsarbeit über „Motivationsgründe für eine Alkoholtherapie“. Ich
möchte ihnen hiermit einen kurzen Überblick über Motivation und einen
kurzen Auszug meiner Auswertung zukommen lassen.
In der Motivationspsychologie wird Motivation als ein ungewisses Konstrukt
angesehen, das heißt als etwas in Gedanken konstruiertes, das mit zielgerichteten
Menschlichen Handeln einher geht. Außerdem wird Motivation nicht als etwas
Homogenes betrachtet, sondern als ein Konstrukt, das aus vielen Komponenten
besteht.
• Unterschied zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation:
Intrinsische Motivation
Intrinsische Motivation bedeutet das Handeln / Arbeiten aus eigenem, innerem
Antrieb. Die Handlung die aus dieser Motivation entsteht dient der persönlichen
Befriedigung. Freizeithandlungen sind häufig intrinsisch motiviert.
Extrinsische Motivation
Extrinsiche Motivation besteht aus Lern- Arbeitsanreizen, die durch Komponenten
Entlohnung,
soziale
Kontakte
bei
der
Arbeit
und
der
Möglichkeit
der
Weiterentwicklung (zum Beispiel durch Beförderung) geprägt ist. Äußere Faktoren
wie Gehalt, Anerkennung, Macht, Belohnung und so weiter spielen dabei eine
wichtige Rolle. (Vgl. Perty J. 1996, S. 50-52)
• Einstiegs- und Austiegsmotivation:
Einstiegsmotivation lässt sich als Verknüpfung von Trinkmotiven, die erwartete
Wirkung durch Alkohol und die Befriedigung durch den Alkohol definieren.
Ausstiegsmotivation bezeichnet man als Verknüpfung von Leidensmotive aus denen
sich Bewältigungsmaßnahmen ergeben. So entstehen Lösungserwartungen und
schlussendlich eine langfristige Ersatzwelt. Überwiegt bei Therapiebeginn die
Einstiegsmotivation,
so
tendieren
diese
Menschen
zum
Fortsetzen
des
Alkoholkonsums. Überwiegt jedoch die Ausstiegsmotivation, tendieren die meisten
Menschen zu einer alternativen abstinenten Lebensweise. Behandlungsmotivation
entsteht an einer Schnittstelle zwischen Einstiegs- und Ausstiegsmotivation und ist in
den Sucht- sowie auch in den Genesungsprozess integriert. (Vgl. Perty J. 1996, S.28)
•
Auszug aus meiner Auswertung:
Patienten werden in verschiedenen Bereichen ihres Lebens durch die Alkoholsucht
eingeschränkt…
11%
n = 18
6%
Energie
17%
meiden von Freundschaft und
Gesellschaft
17%
Familie
Arbeit
22%
27%
Gesundheit
Beziehung
Der Großteil der Patienten werden im ihrer Arbeit mit 27 %, ihrer Gesundheit und
Familie mit 17 % eingeschränkt. Auch der Bereich Beziehung mit 11 % spielt eine
wichtige Rolle.
Patienten besuchen aus verschiedenen Gründen die Therapie:
n = 18
6%
12%
ein würdiges Leben zu haben
12%
abstinent zu Leben
12%
Vieles
Partner, Freunde, Beruf
6%
ich selbst - aussichtslose Sicht
23%
ich habe den ambulanten Entzug
nicht geschafft
Probleme häuften sich
12%
Angst alles zu verlieren
17%
Patienten besuchen aus den unterschiedlichsten Gründen eine Therapie. Einer der
größten Gründe stellen Partner, Freunde und der Beruf mit 17 % dar. Auch Abstinent
zu leben, Angst alles zu verlieren und der Patient selbst sind wesentliche Gründe für
eine Therapie mit je 12 %. Bei der Motivation für eine Therapie sollten diese Gründe
berücksichtigt werden.
Was müsste sich für Patienten ändern, um ein abstinentes Leben führen zu können?
n = 18
10%
15%
Probleme müssten sich lösen
Ich müsste anders mit
Problemen umgehen
Freunde
10%
10%
Beruf
weiß nicht
15%
neue Alternativen zum Alkohol
15%
10%
5%
10%
Selbstwertgefühl
Aggressionen sollten
verschwinden
muss mich mit meiner Krankheit
auseinander setzten
Alle diese genannten Elemente befinden sich zwischen 5 % und 15 %. Das sind
wesentlich Punkte, die bei der Motivierung von Patienten berücksichtigt
werden sollten, denn das sind Punkte die für Patienten für ein Abstinentes
Leben wichtig sind.
Ich habe den Fragebogen in drei Teilbereich unterteilt: Leidensdruck,
Erfolgserwartung und Hilfewunsch.
Der Leidensdruck ist von der ersten zur zweiten Befragung gesunken. Dies
lässt sich darauf zurückführen, dass Patienten nicht dem privaten Umfeld
ausgesetzt sind, sondern sich in einem „geschützten Rahmen“ befinden. Als
Leidensdruck wird jenes subjektive Krankheitserleben bezeichnet, das beim
Betroffenen den größten Einfluss auf die Lebensqualität ausübt. Ein
entsprechend großer Leidensdruck stellt eine Triebfeder für Veränderungen
dar und veranlasst den Betroffenen erst Hilfe zu suchen oder anzunehmen.
(Vgl. Singer M. V., Teyssen S. 2002, S. 70-75)
Der Hilfewunsch ist ebenfalls gesunken. Patienten befinden sich in der
Therapie und bekommen Hilfe durch Pflegepersonal, Ärzte, Therapeuten,
Sozialarbeiter, etc.
Durch
das
Vorhandensein
von
unterstützenden
Fachpersonen
ist
der
Hilfewunsch vermutlich nicht so stark vorhanden. Der Mittelwert der
Erfolgeserwartung weicht nur wenig vom ersten Wert ab. Dennoch blicken
über die Hälfte der Patienten der Therapie positiv entgegen. Auch ein
abstinentes Leben können sich Patienten vorstellen und sie stellen sich dieses
Leben zu 94 % positiv dar. (schön, vollkommen, freier,…). Somit lässt sich
feststellen, dass Patienten ein Ziel erreichen wollen (abstinentes Leben) und
stellen sich dies auch zu 94 % positiv vor. (Vgl. Erwartung mal Wert Modell)
Zusammenfassend zeigt diese Veränderung, dass sich die Therapie positiv auf
die Motivation der Patienten auswirkt. Der T-Test des Leidensdruckes und des
Hilfewunsches sind signifikant. Durch das Zeitfenster von drei Wochen und der
darin stattgefundene Therapie könnte diese Veränderung entstanden sein. Der
T-Test der Erfolgserwartung ist nicht signifikant.
In dieser Auswertung ist unter anderem auffallend, dass Familie, Partner und
Freunde von Betroffenen einen wesentlichen Beitrag zur Motivation für die
Therapie im Krankenhaus Maria Ebene leisten und auch eine große
Hilfestellung für Patienten bieten.
Erklärung
Hiermit erkläre ich, Susanne Willam, dass die hier vorliegende Fachbereichsarbeit von
mir eigenständig erstellt wurde. Zur Erstellung dieser Arbeit habe ich keine anderen
Behelfe als die im Literaturverzeichnis angeführte Literatur verwendet.
Susanne Willam
Abstrakt
Ich beschäftigte mich in meiner Fachbereichsarbeit mit dem Thema "Motivationsgründe
für eine Alkoholtherapie“. Im Rahmen meiner Ausbildung konnte ich ein zweimonatiges Praktikum im Krankenhaus Maria Ebene absolvieren. Ich stellte mir die
Frage: Was motiviert Patienten für eine Therapie im Krankenhaus Maria Ebene und
verändern sich diese „Motivationsgründe“ während der Therapie? Meine Annahme:
Alkoholabhängige Menschen ändern ihre Motivationsgründe während der stationären
Therapie.
Motivation bedeutet in der Psychologie und Verhaltensforschung Stärke und Richtung
einer Verhaltenstendenz in einer bestimmten Situation. Verschiedene Motive können
zur Motivation beitragen. Motivationsmodelle sind nicht immer automatisch aktiviert
und müssen durch äußere Anreize angeregt werden.
Dabei kann man von unterschiedlichen Motivationsmodellen ausgehen: Erwartung mal
Wert Modell oder das Health-Beliefe-Modell. Weiters spielen bei der Motivation
intrinsische und extrinsische Faktoren eine wesentliche Rolle. Speziell bei Suchtpatienten kann man zwischen Einstiegs- und Ausstiegsmotivation unterscheiden.
Soziokulturelle Einflüsse des Alkohols auf den Menschen können sich unterschiedlich
zeigen. Alkohol wird zu bestimmten Zwecken getrunken, zur Spannungsminderung, zur
Angstlösung, zur Erleichterung sozialer Kontakte und bei bestimmten Anlässen.
Verschiede Faktoren tragen zu der Suchtentwicklung bei. Süchtige Menschen können
im Krankenhaus Maria Ebne behandelt werden.
Mittels Fragebogen wurden 18 Patienten am Beginn der Therapie zu den
Motivationsgründen befragt und diese Befragung wurde drei Wochen später nochmals
durchgeführt. Der Fragebogen befasst sich mit dem durch den Alkohol erlittenen
Leidensdruck, dem Hilfewunsch und die auf die Therapie bezogenen Erwartungen
(Erfolgserwartungen).
Bei der Auswertung ließen sich folgende Veränderungen feststellen. Der Leidensdruck
ist von der ersten zur zweiten Befragung gesunken. Dies lässt sich darauf zurückführen,
dass Patienten nicht dem privaten Umfeld ausgesetzt sind. Der Hilfewunsch ist
ebenfalls gesunken. Der Mittelwert der Erfolgeserwartung weicht nur wenig vom ersten
Wert ab. Dennoch blicken über die Hälfte der Patienten der Therapie positiv entgegen.
Ein abstinentes Leben stellen sich 94 % der Patienten positiv vor.