2011 - Matthias Hell
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2011 - Matthias Hell
2011/2012 mit 2011 geht fuer mich ein ereignisreiches und bisweilen sogar turbulentes jahr zuende, aber auch eines, das besser nicht haette sein koennen. ich konnte bei der fitness zulegen, habe mich endlich zu einem beruflichen neuanfang getraut und vor allem bin ich als papa eines gesunden und froehlichen jungen supergluecklich. klar ist die zeit fuer die verschiedensten kulturellen zerstreuungen weniger geworden, doch will ich mich keineswegs beklagen und blicke auch auf ein durchaus hochklassiges musikjahr zurueck. nach so viel positiven veraenderungen in 2011 sind meine wuensche fuer 2012 recht bescheiden: gerne kann alles so bleiben, wie es ist, lediglich einige feinjustierungen hier und da waeren noch ganz nett. gerade beruflich duerfte viel in meinen haenden liegen - mache ich alles richtig, koennte das naechste jahr richtig erfreulich werden. dann sind fuer 2012 bereits eine reihe sehr interessanter konzerte angekuendigt (siehe den konzertkalender), stehen einige vielversprechende musikalische talente in den startloechern und steht mit der fussball-em in polen/ukraine auch wieder ein unterhaltsames sportevent an. im prinzip duerfte einem guten 2012 also nichts im wege stehen und genau das moechte ich auch allen lesern diesen blogs wuenschen! die 'ethiopiques'-serie mit reissues aethiopischer seventies-klassiker hat nicht nur der musik des landes unerwartete popularitaet verschafft, sondern auch weltweit eine grosse anzahl an 'ethiopiques'-beeinflussten retro-bands auf den plan gerufen. nachdem mich dieses phaenomen im maerz dazu bewegt hatte, ein eigenes 'new ethio jazz' online-mixtape zusammenzustellen, erhalte ich nun kompetente gesellschaft: francis falceto, kurator der 'ethiopiques'-serie hat mit 'noise & chill out - ethiopian groove worldwide' eine zwei cd umfassende bestandsaufnahme dieser 'neuen aethiopischen welle' zusammengestellt. neben vorreitern der szene wie arat kilo, akale wube und dub colossus hat falceto auch exotische acts wie die franzosen ukandanz, den kanadischen remixer snowflake oder den japaner yasuaki shimizu versammelt. dazu kommen junge, 'ethiopiques'-inspirierte aethiopische interpreten wie samuel yirga, jazzmaris und dereb the ambassador. zusammen mit francis falceto's kompetenten linernotes ergibt dies eine so hochklassige wie unterhaltsame compilation, die anschaulich vor augen fuehrt, dass aethiopische popmusik nicht nur eine tolle vergangenheit sondern auch noch eine glaenzende zukunft hat. ein act, der sowohl auf meiner compilation wie auch auf 'noise & chill out' merkwuerdigerweise fehlt, ist badume's band. dabei zaehlt das kollektiv aus der bretagne zu den versiertesten auslaendischen interpreten aethiopischer musik. im unterschied zum gros der 'ethiopiques'-szene geht es den franzosen jedoch weder um eine reine retro-kunstmusik, noch um die radikale modernisierung des ethio-sounds. vielmehr hat sich badume's band unter anderem als backing band von musikerlegenden wie mahmed ahmoud und alemayehu eshete darauf spezialisiert, moderne aethiopische pop-musik so gut zu spielen, dass der unterschied zu einheimischen interpreten verschwimmt. auf ihrem aktuellen, mit der saengerin selamnesh zemene eingespielten album 'ale gena ethiopia' zeigt die band, wie toll aethiopische musik klingt, wenn diese von einer richtigen band dargeboten wird - und nicht wie in dem land heute zumeist ueblich, billig am computer produziert wurde. gelegentliche abstecher in richtung seventies-funk, wuestenblues und word-jazz runden das klangbild ab und verdeutlichen die klasse von badume's band. tv-aufzeichnung 'heimatsound' spaetestens seit den charterfolgen des oesterreichers hubert von goisern mitte der neunziger jahre ist moderne pop-musik mit mundart-texten ein thema und wird regelmaessig unter labels wie 'alpenrock' oder 'volxmusik' als trend gefeiert. angesichts der neuen welle von mundart-acts wie claudia koreck und la brass banda hat sich der bayerische rundfunk dankenswerterweise entschlossen, dem trend mit der sendung 'heimatsound' ein eigenes fernsehformat zu geben. zur tv-aufzeichnung lud der sender nun in die allseits beliebte freiheiz-halle. als partner der laenderuebergreifenden koproduktion fungiert der orf und so durfte man sich neben dem br-mann sebastian winkler ueber die wiener sangeskuenstlerin birgit denk als ko-moderatorin freuen. die einstige ostbahn kurtibackgroundsaengerin sorgte mit ihrem bewaehrten schmaeh beim publikum fuer beste unterhaltung und fuehrte souveraen durch ein musikalisch hochkaraetiges programm: claudia koreck ueberzeugte mit natuerlichkeit und grosser intensitaet; georg ringsgwandl brachte mit praechtig eingespielter band seine sinistren geschichten ueber eine alles andere als heile heimat auf die buehne; 5/8erl in ehren boten schoen abgehangenen wiener soul (und die einzigartige lilli marschall aka miki liebermann an der gitarre); eine neuentdeckung fuer mich war der urwuechsig-naive chiemsee-rocker keller steff; lediglich die immergleiche blasmusik-masche von global kryner haette ich nicht unbedingt gebraucht. mit dem programm stimmte also alles, stellt sich nur die frage, ob der br sein selbstgestecktes ziel eines 'anti-musikantenstadls' fuer eine alpenlaendische 'anti-folk'-bewegung erreicht hat. hier waere weniger talkshow-geplauder in den musiker-gespraechen sowie mehr austausch der kuenstler untereinander (eine birgit denk, die nur moderiert und gar nicht singt, ist mehr als schade) wuenschenswert. doch wenn 'heimatsound' wie angedacht - und wuenschenswert - ein fester bestandteil im br-programm wird, sollte es ja noch genug platz fuer feinjustierungen geben. der ausstrahlungstermin fuer die erste ausgabe von 'heimatsound' ist freitag, 24. februar 2012 ein unerwartet spaetes album-highlight liefert in diesen tagen der chicagoer mc common mit 'the dreamer/the believer' ab. neben dem weiterhin tadellosen flow des rappers besticht vor allem die produktion seines kumpels no i.d., die absolut zeitgemaess aber in ihrer sampleaesthetik auch gleichzeitig wunderbar old school ist. und commons sehr conscious gehaltene verse stellen sicher, dass das album auch bestens in die weihnachtszeit passt. xmas-sounds das laufende jahr hat sich auch in sachen weihnachtsplatten als kein schlechter jahrgang erwiesen. neben michel legrands schon erwaehntem 'noel! noel!! noel!!!' ist hier vor allem die grossartige emmy the great zu nennen, die zusammen mit ihrem freund tim wheeler (von den brit-grungern ash) das schoen schmalzige, froehlich indie-poppende 'this is christmas' aufgenommen hat. eine zweite unerwartete indie-paarung bilden editors-frontmann tom smith und der ehemalige razorlight-drummer und inzwischen auch solo erfolgreiche andy burrows. als smith & burrows haben sie das album 'funny looking angels' aufgenommen, das die editors-typische traurigkeit in angenehm getragenene weihnachtsmusik umwandelt. besinnlich gibt sich auch kate bush auf ihrem winter-album '50 words for snow': sieben lieder, alle ueber fuenf minuten und viel behagliche ein-igel-stimmung. auf christmas-rock setzen dagegen die garagenrock-veteranen grip weeds, die auf 'under the influence of christmas' bewaehrte hadern im angenehm 60s-toenendem soundgewand praesentieren. 10 fuer 2012 kein rock, kaum elektronische zukunftssounds, dafuer jede menge frauen und viele grosse gefuehle - so sieht jedenfalls meine top ten der hoffnungsvollsten newcomer-acts fuer 2012 aus. den anfang macht das urbane indiepop-kollektiv friends aus brooklyn mit laessigen beats und sinnlichen vocals. michael kiwanuka aus london schickt sich an, die welt mit remineszenzen an marvin gaye und van morrison zu verbessern. ebenfalls aus london stammt die girlgourp rd, die dank renommierter producer ganz oben auf der dubstep-/funkywelle mitschwimmen. bereits in den charts ist die us-amerikanerin lana del rey, die mit ihrem retro-pop sowas wie eine burlesque-lady gaga fuer leute mit geschmack werden koennte. auf den spuren von massive attacks 'unfinished sympathy' wandelt emeli sande mit breakbeats und grosser soulstimme. dubstep-producerin cooly g singt jetzt auch und hat fuer das fruehjahr ein vielversprechendes debutalbum angekuendigt. ebenfalls eine girlgroup aus london sind stooshe, allerdings mehr 80s retro und erfreulich neneh cherry-maessig. eine souljazzige uk-songwriterin mit grossartiger stimme ist lianne la havas. kyla la grange kommt aus der englischen provinz und klingt entweder nach einer mainstreamigeren florence & the machine oder nach kim wild und laura brannigan. cold specks nennt sich schliesslich eine junge kanadische seangerin mit einzigartiger stimme und einem faible fuer leicht gotisch angehauchten akustik-soul. best of 2011 auch zum ende dieses jahres freue ich mich wieder, meine lieblingslisten der letzten zwoelf monate mitzuteilen. allerdings bleiben die listen der besten filme und konzerte auf fuenf eintraege beschraenkt - fuer mehr hatte ich dieses jahr einfach keine zeit. die kategorie 'beste buecher' entfaellt aus diesem grund gleich komplett. denn welche fuenf romane ich in den letzten monaten gelesen habe, war auch so schon an dieser stelle nachzulesen. zum glueck blieb mir aber auch in diesem jahr genug zeit, um ausgiebig musik zu hoeren. dabei war 2011 ein ziemlich starker jahrgang. die ganz grossen trends und ueberflieger gab es zwar nicht, doch musste man nur ein bisschen suchen und schon fand sich jede menge gute musik, die fuer mich einen tollen soundtrack zu diesem ereignisreichen und vieles veraenderndem jahr abgab. die platten des jahres 1. garland jeffreys - the king of in between 2. pj harvey - let england shake 3. steve earle - i'll never get out of this world alive 4. emmy the great - virtue 5. ernst molden - es lem & weida foan 6. paul simon - so beautiful or so what 7. elbow - build a rocket boys! 8. fatoumata diawara - fatou 9. amy winehouse - lioness: hidden treasures 10. lou reed & metallica - lulu die konzerte des jahres 1. kurt ostbahn & die chefkombopartie (kaiserwiese, wien) weil das august-wochenende in wien nicht nur ein sehr schoener city-trip war, sondern auch das dreieinhalbstundenmammutkonzert von willi resetarits einfach alles bot, was man sich wuenschen konnte 2. bob dylan (volkspark, mainz) weil trotz totaler erschoepfung auf meiner rueckreise aus belgien der dylan-gig einmal mehr einen neuen blick auf das werk des in diesem jahr siebzigjaehrigen bot und das in einer wunderschoenen openair-umgebung 3. rocco deluca (muffathalle) weil der intensive support-gig des saengers aus los angeles und das anschliessende meet-and-greet mir den noetigen auftrieb gab, als ich diesen wegen diverser fitness- und job-spirenzchen gerade noetig hatte 4. zucchero (olympiahalle) weil ich zum konzerttermin, ein paar tage nachdem ich papa geworden war, gerade voller liebe war und die konzertatmosphaere an diesem sommerabend damit perfekt harmonierte 5. the felice brothers (freiheiz) weil dieser raue und intensive gig mir gezeigt hat, wie cool der indiesound von vor ein paar jahren war und dass die felicebrothers das noch bestens drauf haben lobende erwaehnung finden ausserdem: hard-fi, selah sue, elbow die filme des jahres 1. midnight in paris 2. le havre 3. adele und das geheimnis des pharaos 4. another year 5. joschka und herr fischer 2 tage in strasbourg nicht nur die seligen rakes wissen strasbourg zu schaetzen, auch fuer mich war der vorweihnachtliche trip bereits der wiederholte besuch in der elsass-kapitale. wenn man aus dem schoenen, mit stimmungsvollen weihnachtsmaerkten durchaus gesegneten muenchen kommt, ist der frankreichweit beruehmte 'christkindelsmaerik' in der stadt zwar nicht gerade weltbewegend. doch gab es daneben auch ein reichhaltiges genuss-programm, das uns vom klassischen studenten-cafe brant in den flammkuchen-tempel au brasseur und das altstadt-cafe la corde à linge ueber das fruehstueck im café broglie bis zum mittaeglichen choucroute-essen ins restaurant ortenberg fuehrte. der passendste soundtrack dazu ist wohl das weihnachtsalbum 'noel! noel!! noel!!!' vom franzoesischen film- und musical-score altmeister michel legrand - schliesslich war die weihnachtsdeko in strasbourg aehnlich opulent wie die mit vielen gaststars (u.a. carla bruni, ayo, iggy pop) garnierte weihnachts-lp. bei der fnac an der place kleber gesehen und seitdem ein gerngesehener gast auf meinem ipod ist zudem 'stage whisper', eine sammlung von outtakes und liveaufnahmen von charlotte gainsbourg, die sich als moderne indie-chanteuse inzwischen bestens etabliert hat. bereits mein zweiter business-trip fuer die crn fuehrte mich 2006 nach barcelona ins schicke hotel-/einkaufszentrum diagonal mar, wo ich in der oertlichen fnac die zodiacs entdeckte. damals hielt ich die band nicht zu unrecht fuer die spanische antwort auf die gerade florierende indierock-welle, doch offenbarten die zodiacs in der folge zudem eine willkommene vorliebe fuer beat, psych und garagenrock. diesen leidenschaften froent die band aus madrid auch auf ihrem aktuellen fuenften album 'radiaciones luminosas', das in gaenze bei myspace zu hoeren ist und mir ausserordentlich gut gefaellt. auch bei dem nun posthum veroeffentlichten amy winehouse-album 'lioness - hidden treasures' bleibt der medienrummel gross. die platte ist nicht schlecht, bleibt aber leider deutlich hinter dem wagemut der beiden zu lebzeiten erschienenen alben der saengerin zurueck, so der tenor. fuer mich trifft diese einschaetzung nur zum teil zu: sicherlich waere es noch spannender statt der nun vorliegenden outtakes-zusammenstellung amy's echtes drittes album erhalten zu haben (von dessen existenz ich nach wie vor ueberzeugt bin). doch gefaellt mir 'lioness' viel zu gut, um daran herumzumaekeln. producer salaam remi hat die aus sehr heterogenen quellen stammenden songs zu einer ueberzeugenden einheit verarbeitet und in eine 'soul'- und eine 'jazz-seite' aufgeteilt. winehouse gesang - egal ob als unverbrauchte 18jaehrige oder auf ihren letzten aufnahmen - weiss durchwegs zu verzaubern und verleiht auch vermeintlich abgenudelten hadern wie 'will you still love me tomorrow' oder 'valerie' eine neue note. und das teils ganz schoen opulente retro-soundgewand von salaam remi ist in der vorweihnachtszeit auch nicht verkehrt. natuerlich ist jimmy cliff einer der bekanntesten reggae-interpreten ueberhaupt, doch fuer mich bleibt er - trotz spaeterer hits wie 'reggae night' und 'i can see clearly now' - vor allem mit seinem ska-fruehwerk verbunden. da ist es eine so naheliegende wie geniale idee von produzent tim armstrong (seineszeichen kopf der kalifornischen the clash-wiedergaenger rancid), cliffs' neues album im bewaehrten retro-klanggewand aufzunehmen. die 'sacred fire ep' macht nicht nur mit dem clash-cover 'guns of brixton' lust auf das fuer naechstes jahr angekuendigte fullength-album des duos. konzert - the felice brothers vor zwei jahren im atomic cafe waren die felice brothers eine enttaeuschung: uninspiriert, ueberlaut und ziellos wirkte ihr folkrock-sound. das in diesem fruehjahr erschienene album 'celebration, florida' sorgte da mit seinen samples, eingestreuten hiphop-beats und klangcollagen nur bedingt fuer klaerung. doch das hervorragende konzert der band im freiheiz zeigte nun, dass die band diese verfremdungseffekte offensichtlich noetig hatte, um wieder spass am eigenen werk zu haben. gut, die akustisch-folkigen stuecke der ersten felice brothers platten sind in ihrer aktuellen laermig-punkigen inkarnation nur noch schemenhaft wiederzuerkennen. doch hat die band wieder dieses auf-der-kippe-stehen zwischen poetisch-wortgewaltigen, an klassische vorbilder (dylan!) erinnerndem songwriting und einer wunderbar chaotisch-kaputten darbietung zurueckgewonnen. die naechste platte der felice brothers koennte wieder ein richtig grosser wurf werden. rip ludwig hirsch als ich im vergangenen jahr zum ersten mal - relativ unvorbereitet - auf einem konzert von ludwig hirsch war, war das fuer mich fast eine etwas verstoerende erfahrung: kaum ein lied, das sich nicht um krankheit, den tod oder das ende dieser welt drehte. dazu noch hirsch's ruhig-resignativer vortrag und das tournee-motto 'vielleicht zum letzten mal' - es haette mich nicht gewundert, wenn sich der saenger nach dem konzert tatsaechlich die kugel gegeben haette. doch als ich mich danach mehr mit dem werk des wiener singer/songwriters beschaeftigte, wurde mir klar, dass es sich bei all der morbiditaet auch um ein kuenstlerisches stilmittel handelte - schliesslich hatte hirsch viele seiner klassiker schon als vitaler junger mann eingespielt. das dunkel lockende in seinen liedern mag daher auch - noch staerker als bei seinen liedermacher-kollegen danzer und ambros - als ausdruck der morbiden seite der wiener seele gelten und nicht unzutreffend beschrieb ein radioportrait hirsch einmal als 'leonard cohen aus der leopoldstadt'. dennoch liegt der gedanke nahe, dass es sich bei hirsch freitod am donnerstag im wiener wilheminenspital um eine self fulfilling prophecy handelt. seinen schoensten abschiedsgruss hat der saenger bereits als 33-jaehriger selbst geschrieben: 'komm grosser schwarzer vogel, komm jetzt! / schau, das fenster ist weit offen / schau, ich hab dir zucker auf's fensterbrett g'straht / komm grosser schwarzer vogel, komm zu mir! / spann' deine weiten, sanften fluegel aus / und leg s' auf meine fieberaugen / bitte, hol mich weg von da / und dann fliegen wir rauf, mit in Himmel rein.' ob als sideman von neil young und bruce springsteen oder solo: der kleingewachsene, ewigjugendliche, hampelmann-artige nils lofgren ist ein rock'n'roll-archetyp. inzwischen ist der gitarrist auch schon 60 jahre alt und liefert mit 'old school' eines seiner inzwischen recht seltenen solo-alben ab. zwar gefaellt es mir weniger gut, dass sich lofgren im titelsong zum kraftmeiernden redneck aufplustert, aber spaestestens bei der ballade 'miss you ray' und heartland-rockern wie 'love stumbles on' und 'just because you love me' geht einem das herz auf. lofgrens inzwischen auch von den jahren gezeichnete stimme macht den hoergenuss perfekt. konzert - kaiser chiefs 21 neue songs haben die kaiser chiefs in diesem jahr bereits veroeffentlicht und beim konzert im backstage wollte die band diese allesamt live darbieten, um zu zeigen, dass sich ihr pfiffig-verschmitzer neo-britpop noch lange nicht abgenuetzt hat, sondern vielmehr eine glaenzende zukunft hat. nun war es aber so, dass ich die konzertkarten als geburtstagspraesent verschenkt hatte - und da geht man doch lieber auf nummer sicher. nett wie die kaisers nun einmal sind, wurden also nur vier der 21 neuen songs gespielt und stattdessen das ganz grosse greatest hits programm abgespult: 'oh my god', 'modern way', 'ruby', 'everything is average nowadays', 'never miss a beat'. das mag zwar wesentlich weniger originell gewesen sein als das aktuelle album 'the future is medieval' (und insbesondere dessen innovative online-vermarktung), doch zeigten die kaiser chiefs einmal mehr, dass ihnen als stimmungsband keiner etwas vor macht. goodbye, crn nach guten fuenf jahren ist nun meine erste festanstellung geschichte. auch wenn sich ein abschied immer komisch anfuehlt, ist es die richtige entscheidung: ich freue mich auf den start in die selbststaendigkeit, stosse bereits auf grosses interesse und habe nun endlich die moeglichkeit, meinen lebenslauf selbstbestimmt in eine mehr meinen interessen genehme richtung zu lenken. 'e-commerce experte, journalist, buchautor' - mit diesem dreigespann will ich mich kuenftig positionieren, details gibt es in baelde unter www.matthiashell.de. die crn verlasse ich jedenfalls ohne groesseren groll. ich habe hier groesstenteil nette kollegen gehabt, konnte ein breites spektrum an texten verfassen und habe interessante menschen kennengelernt. luft nach oben gab es dagegen bei der mitarbeiterfuehrung und -motivation. aber schwamm drueber: forward ever, backward never. vier jahre nach stephan eicher's letztem album 'eldorado' gibt es endlich wieder neue musik von dem schweizer songwriter und studiotueftler. allerdings nicht unter eigenem namen: obwohl die musik und ein teil der texte von eicher stammen, erscheint das collaborationsalbum 'freischwimmer' unter dem namen des berner spoken-word-kuenstlers kutti mc. egal, schliesslich ist es spannend genug, wenn ein 51jaehriger new wave- und rock-veteran als produzent eines hip hop album fungiert. ein zweiter kanye west wird eicher deswegen zwar noch lange nicht, doch zaehlt 'freischwimmer' fuer mich definitiv zu seinen besseren arbeiten. eicher bettet den wortfluss von kutti mc in ein reduziertes, somnabul-romantisches pop-kleid und findet so zu seiner ganz eigenen kosmopolitischen vision von 'urban music'. und da auch die schwyzerduetschen lyrics von kutti mc - soweit fuer mich verstaendlich - durchaus gelungen sind, ist 'freischwimmer' ein echtes highlight dieses herbstes. nachdem sich bloc party von ihren indie-rock wurzeln immer mehr in richtung electro entfernten, praesentiert sich saenger kele seit seinem solo-debut im vergangenen konsequent als zeitgemaesser electropop-kuenstler. auch dass kele london in richtung new york verlassen hat und seine homosexualitaet offen lebt - was angesichts seiner nigerianischen roots sicher nicht so einfach ist - finde ich absolut okay. so gesehen laesst sich auch an seiner neuen ep 'the hunter' mit ausfluegen in richtung dubstep und afrofuturismus nicht aussetzen. doch ist das alles nicht mehr so revolutionaer wie seinerzeit die ersten electro-flirts von bloc party und stellt kele auch beim songwriting immer haeufiger auf autopilot. keep on moving, don't stop, kele! konzert - elbow wenn fuenf leute 'ja' sagen, sage ich gerne 'ja, aber'. und sind die ja-sager erst einmal eine ganze menge, kann ich das unvermeidliche 'nein' meist nicht zurueckhalten. so gesehen war auch das elbow-konzert in der tonhalle eine harte sache fuer mich, war doch die gesamte konzerthalle voll mit fans, die ab dem ersten song eine begeisterung an den tag legten, die selbst den schlussapplaus so mancher konkurrenzveranstaltung uebertraf. auch elbow-saenger guy garvey tat nichts, um die erwartungshaltung seiner fans zu enttaeuschen und gab einmal mehr den brummbaer mit grossem herz und nordenglischem witz. seine standardantwort auf all die fanbegeisterung: 'luv you, fuckers!' ein skeptiker wie ich fraegt sich da natuerlich, ob das wirklich alles so spontan oder nicht doch auch eine masche ist. doch schmilzt mein widerstand - bringt die band doch die komplexen songs des aktuellen albums 'build a rocket boys' mit zu viel klasse auf die buehne, singt garvey voller inbrunst und bleiben auch seine warmherzigen ansagen nicht ohne wirkung. also gehoere auch ich am ende des konzerts zu jener menge entzueckter normalos und entschuldige mich voller empathie bei einer etwas kurz gewachsenen konzertbesucherin, der ich kurzzeitig die sicht genommen hatte. fuerwahr: eine wundersame band... konzert - hard-fi verkehrte welt: waehrend am freitag das muenchen-konzert der subways im gross bemessenen backstage werk ausverkauft ist, fuellen hard-fi zwei tage spaeter nur mit muehe das winzige 59to1. an der musik liegt's jedenfalls nicht: wo die subways immer verkrampfter auf unbeschwerten youngster-rock machen, verfolgen hard-fi konsequent ihren weg pop, dance und dub mit punk-energie aufzuladen. ungeachtet des geringen publikumsandrangs reihte die band aus dem londoner vorort staines mit viel energie hit an hit. songs des 2005er debutalbums wie der opener 'tied up too tight' oder 'cash machine' standen dabei nahtlos neben der hitsingle 'suburban knights' vom zweiten album oder 'good for nothing' und 'love song' vom exzellenten 2011er album 'killer sounds'. als spezielle highlights gab es ein knackiges cover des alten clash-gassenhauers 'i fought the law', eine schoen dunkle solo-fassung der ballade 'move on now' vom debutalbum sowie den unsterblichen titelsong 'stars of cctv' als kraftvollen schlusspunkt. als florence welch aka florence and the machine im vergangenen jahr bei den 'vh1 divas' neben mary j. blige und jennifer hudson auftrat, war das ein weiter weg fuer die im fahrwasser der britrock-szene bekannt gewordene londoner saengerin. umso mehr ist anzuerkennen, dass sich florence - anders etwa als ihre landsmaenninen adele und duffy - trotz weltweitem erfolg auch auf ihrem zweiten album ihre kuenstlerische identitaet bewahrt hat und weiterhin die eigentlich unmoegliche schnittmenge zwischen arcade fire, jennifer rush und enya bildet. zwar gibt es auch auf 'ceremonials' einige kleine schwaechen, doch sorgt der als producer inzwischen ungeheuer treffsichere paul epworth dafuer, dass highlights wie 'shake it out', 'never let me go' und 'spectrum' echte kracher werden. als 'the best thing done ever, by anyone' bezeichnete lou reed im vorfeld 'lulu', seine albumkooperation mit metallica. fuer den guardian handelt es sich dagegen um ein werk, das noch mehr fans vergraulen koennte als reeds legendaere 70er laermorgie 'metal machine music'. beide sichtweisen haben ihre berechtigung: der fuer robert wilsons inszenierung von frank wedekinds 'lulu'-dramen verfasste songzyklus befindet sich definitiv auf der hochkulturellen seite von reeds oeuvre. und genau deshalb ist auch die euphorie des musikers zu verstehen: ueber 2cds und 90 minuten breitet reed hier eine songkollektion aus, die viele grundthemen des einstigen velvet underground-kopfs wie sex, crime, dominanz und submission streift. metallica als backing-band treibt den 69-jaehrigen zudem zu einer so schon fast nicht mehr erwarteten stimmlichen und konzeptuellen tour de force an. das alles ist zwar kein leichtes brot, aber auf jeden fall starker stoff. 'die haut in der ich wohne' ist einmal mehr ein klassischer almodovar-film, praesentiert den regisseur allerdings in einem thriller-/horror-aehnlichen setting. so geht es vorderhand darum, wie ein schoenheitschirurg den vergewaltiger seiner tochter gefangennimmt und in das abbild seiner verstorbenen frau umoperiert. doch mit der makellosen schoenheit von hauptdarstellerin elena anaya praegt zunehmend eine aura von wundersamer transzendenz die gewohnt schraege geschichte jali heisst die neue chanson-sensation aus der belgischen kapitale bruessel. auf seinem debutalbum 'des jours et des lunes' praesentiert der junge mann mit ruandischen wurzeln eine sueffige mischung aus akustik-pop, soul, franzoesischer eleganz und der schwere belgischer chansonniers. konzert - bob dylan auf vorbands kann man durchaus mal verzichten - selbst wenn sie wie beim bob dylan konzert in der olympiahalle mark knopfler heissen. immerhin habe ich vom ex-dire straits chef genug mitgekriegt, um festzustellen, dass er seinen unverkennbaren gitarrensound noch immer gut drauf hat. deutlich spannender war aber der auftritt von dylan himself, mein zweiter dylan-gig in diesem jahr. im vergleich zum sehr geschlossenen konzert in mainz wirkte der auftritt in muenchen zerfaserter, stellenweise sogar ganz schoen holprig. doch wenn dylans kratzige, von den jahren gezeichnete stimme durch die arena hallt, fuehrt an der gaensehaut kein weg vorbei. auch in muenchen setzte dylan die konstante neuinterpretation des eigenen back-katalogs fort und sorgte so einmal mehr fuer ahaerlebnisse: bei 'it ain't me, babe' steuerte dylan an der e-gitarre ueberraschende rythmische akzente bei, 'things have changed' gewann mit knopfler an der gitarre schon fast 'sultans of swing'-drive, waehrend die geheimnisvolle ballade 'man in the long black coat' zum duesteren blues-stampfer mutierte. der hoehepunkt war fuer mich jedoch 'forgetful heart' vom bisher letzten dylan-album 'together through life', das an diesem abend in einer reduzierten akustikversion voller existenzieller melancholie dargeboten wurde. wie ich festgestellt habe, war der abend in der olympiahalle mein mittlerweile zehntes bob dylan-konzert - langweilig wird es aber noch lange nicht. die stimme erinnert mal an amy winehouse, mal an adele und die musik ist eine mischung aus soul, pop und jazz - mit fm laeti hat nun auch frankreich seine retro-diva. ein schuss franzoesische eleganz sowie weltmusik-einsprengsel lassen 'it will all come around' jedoch ueber das gros der post-winehouse platten herausragen. und wenn in dem track 'coco' dann noch fatoumata diawara als gastsaengerin dabei ist, hoert man die beiden aufregendsten neuen stimmen des jahres in einem song konzert - gurrumul der grat zwischen emotion und schmalz ist schmal, wie support-act dewayne everettsmith zeigt: der junge singer/songwriter aus tasmanien hat eine angenehme stimme sowie durchaus interessante geschichten - und doch von allem irgendwie zuviel. zu nah klebt sein gesang an soul-stereotypen, zu geschawetzig wirken seine stories. geoffrey gurrumul yunupingu ist dagegen 'the real deal': auch seine songs stecken voller gefuehl, doch folgt seine darbietung keinen ausgelutschten pop-mustern. der blinde aborigine-musiker von der nordkueste australiens absolviert das konzert konzentriert im sitzen, nur gelegentlich laesst ein ungebaendigtes laecheln oder ein kurzes 'thank you' seinen gemuetszustand erahnen. das reden ueberlaesst gurrumul seinem bassisten und produzenten michael hohnen, der das publikum sensibel in die von aborigine-mythen und -traditionen gepraegte vorstellungswelt des saengers einfuehrt. anders als auf platte praesentiert sich gurrumul live dankensweise mit einer kleinen, feinen band und einer erweiterten stilistischen palette. das live-erlebnis gewinnt so deutlich an drive, laesst aber den empfindsam-leisen songs des musikers ihre intensitaet. das abschliessende 'gurrumul history' bildete mit seinem beruehrenden textzeilen schliesslich den hoehepunkt: 'i was born blind / and i don't know why / god knows why / because he love me so' konzert - british sea power nach einigen anlaeufen habe ich es nun endlich geschafft, british sea power live zu sehen - und wurde nicht enttaeuscht. bereits die ersten songs bestaetigten, dass derzeit keine brit-band einen derart begeisternden und mit so viel herz interpretierten rock-sound spielt. doch kam im mittelteil des konzerts mit langen atmosphaerischen songs auch die sympathisch kauzige, versponnene seite der band zu zug. nicht zu unterschaetzen ist schliesslich auch, dass es sich bei british sea power nicht um hippe youngster sondern endlich mal um eine normalo-band handelt, die auch altersmaessig halbwegs in meiner gewichtsklasse spielt konzert - selah sue auf den ersten blick wirkt selah sue auf der buehne des backstage wie ein belgischer backfisch, noch juenger als die 22 jahre, die die saengerin aus dem bruesseler vorort leefdaal laut biografie zaehlt. und auch musikalisch geht es eher drollig mit akustikgitarre und etwas zu viel gefuehl los. doch dann legt selah sue einen schalter um und alles ist auf einmal genial: r'n'b mischt sich mit hip hop-beats und ragga mit rock. und dazu eine stimme wie amy winehouse auf starkstrom. der abend wird somit zum grossartigen beweis, wie in der heutigen globalisierten web-welt ein maedchen aus der flaemischen provinz die authentische verkoerperung aller hippen ghetto-sounds darstellen kann. als selah sue zum abschluss einen neuen 'dubstep-song' ankuendigt, glaube ich zunaechst an einen scherz. doch dann rockt die saengerin mit derben subsonischen baessklaengen und halleffekekten das publikum - es sollte mich wundern, wenn selah sue nicht noch eine grosse zukunft beschieden waere. der in der new yorker no-wave-szene der spaeten 70er gestartete saenger und gitarrist tomas doncker ist heute ein veritabler soul-man mit einem fuer us-musiker erstaunlich breitgefaecherten interessenspektrum. 'the power of the trinity', doncker's begleitmusik zu einem leider nicht zustande gekommen theaterstueck ueber den aethiopischen kaiser haile selassie, unterlegt dies mit einer so subtilen wie wohlklingenden mixtur aus klassischem soul und 70s ethio jazz eine compilation, die 12 allesamt bereits arrivierte roots- und country-interpreten jeweils einen text aus dem nachlass der 1953 verstorbenen country-ikone hank williams vertonen laesst, ist sicherlich alles andere als vorwaertsdenkend. doch bleibt auf 'the lost notebooks of hank williams' der herzschmerz in williams' versen zeitlos und sorgt fuer ein erstaunlich homogenes compilation-album mit highlights von bob dylan, lucinda williams, sheryl crow, holly williams und jakob dylan mit der in paris gewonnenen grossstaedtischen eleganz bringt fatoumata diawara neuen wind in die folk-szene des westafrikanischen sahelstaats mali. vom gros der afro-interpreten heben sich auch die engagierten, emanzipatorischen texte wohltuend ab deutlich ungeschliffener als viele producer-alben der letzten monate klingt 'carriers', das debut von dubstep-bastler sully - ist aber deshalb nicht weniger wirkungsvoll. aufs beste lassen sich hier die einzelnen zutaten des suedlondoner underground-sounds herausfiltern: harte grimebeats, melancholische analog-synthies, atmosphaerische dub-effekte meine liebligsrussen von aquarium haben ein neues album, 'archangelsk', als pay-as-you-like download veroffentlicht, unten meine rezesion: hier der dazugehoerige foreneintrag: mit the subways, the duke spirit und the rifles haben diese woche gleich drei 'the'-bands, die vor fuenf jahren zur speerspitze der britischen indierock-welle zaehlten, neue alben (und zwar jeweils cd nr. 3) veroeffentlicht. am einfachsten machen es sich dabei die subways: im prinzip haette jeder der zwoelf songs des neuen albums 'money and celebrity' auch auf dem 2005er debutalbum 'young for eternity' erscheinen koennen. zweifel, ob die gleiche jugendliche unbefangenheit sechs jahre spaeter noch immer zuendet, zerstreut die band aber immerhin mit viel energie und einer ganzen reihe erstklassiger ohrwurm-refrains. auf kontinuierliche weiterentwicklung setzen dagegen the duke spirit. auch auf 'bruiser' liefern sie wieder einen sinnlichen, leicht duesteren sound, der wohlig zu den jetzt beginnenden kuerzeren tagen und langen naechten passt. die groessere bandbreite an tempi und styles laesst dabei vor allem saengerin liela moss' sexy stimme bestens zur geltung kommen. eine ziemliche verwandlung zeigen schliesslich the rifles mit ihrem neuen album 'freedom run'. spielten die jungs aus london unter den britrockern einst die rolle der simplen, aber herzhaft zupackenden mods, bieten sie nun einen opulenten zwischen retro und zeitgemaess wandernden sound. mit hilfe von the verve-producer chris potter ist ihnen ein sehr stimmungsvolles album gelungen, das die moeglichkeiten der band massiv erweitert. zwei monate erziehungsurlaub sind zu ende und hinterlassen eine zwiespaeltige bilanz: neben knieproblemen und einer meniskus-op gabs in den vergangenen wochen auch noch reichlich aerger an der berufsfront. ohne all das haette ich sicher noch mehr von der staatlich gefoerderten elternzeit gehabt - aber was nuetzt das hadern, lieber lohnt sich ein blick auf die habenseite: hier finden sich eine sehr schoene tauffeier, recht viele sonnige (spaet)sommertage, zeit fuer freunde, der genuss einiger guter alben, konzerte, filme und buecher, zwei rundum gelungene tage in wien und der absolut richtige entschluss, meinen aktuellen job zum jahresende an den nagel zu haengen. zwar unspektakulaerer, aber noch viel wichtiger als all das ist, dass ich in den vergangenen zwei monaten in der tat jede menge zeit mit meinem kleinem sohn verbringen konnte. und hier gilt fuer mich, dass das eltern-dasein wirklich eine erfuellung ist, unendlich viel freude bringt und einem jeden tag neue highlights beschert. mal abgesehen davon, dass punk das konzept der 'super group' voellig zu recht ueber den haufen geweht hat, hat es die besetzung dieser kombo wirklich in sich: superheavy sind stones-boss mick jagger, die englische souldiva joss stone, der derzeit erfolgreichste und musikalisch interessanteste bob marley-sohn damian marley, der durch den soundtrack zu 'slumdog millionaire' bekannt gewordene indische musiker a.r. rahman sowie producer und ex-eurythmics-kopf dave stewart. was nach einer nicht herstellbaren quersumme klingt, erweist sich auf dem debutalbum der band als durchaus gefaellige mixtur: souliger rock ueber reggae-beats, dazu ins ohr gehende hooks und gelegentliche exotische klangtupfer. was superheavy aber vor allem von aehnlichen allstar-projekten unterscheidet, ist dass die beteiligten wirklich miteinander musizieren, das mikro in allen erdenlichen kombinationen teilen und zusammen einen sound gefunden haben, der allen bandmitgliedern gerecht wird. mit 'le havre' legt aki kaurismaeki ueberraschenderweise erstmals einen im weiteren sinne politischen film vor: die geschichte vom schuhputzer, der einem afrikanischen fluechtlingsjungen die weiterreise zu seiner in grossbritannien befindlichen mutter ermoeglicht, knuepft an das politische tagesgeschehen an und traegt das herz am rechten fleck. als gegenmittel gegen zuviel realismus hat der finnische regisseur seinem film aber maerchenhafte zuege verliehen: die menschen sind durchwegs gut, probleme schnell geloest und selbst vermeintlich todgeweihte am ende wohlauf. das alles ergibt zwar nicht kaurismaekis kuenstlerisch staerksten film, aber einen seiner warmherzigsten. fuer willkommenen lokalkolorit sorgen schliesslich kaurismaekis interesse an dem schon fast sozialisten erscheinungsbild des nach dem zweiten weltkrieg vom architekten auguste perret wiederaufgebauten le havre sowie ein auftritt des oertlichen rock'n'roll-helden little bob. sehr schoen auch die musikalische eroeffnung des film durch das stueck 'matelot' der vergessenen 60s-band the renegades: ry cooder streifte immer mal wieder meine musikalischen wege: seine 80s-hitfassung von johnny cashs 'i get rhythm', der soundtrack zu 'paris, texas', sein album mit ali farka toure ('talking timbuktu') und natuerlich der unvermeidliche buena vista social club. alles in allem brachte mich das zum schluss, dass cooder zwar ein hansdampf in allen gassen, aber auch ein ziemlicher langweiler ist. weit gefehlt, wie mir jetzt sein aktuelles album 'pull up some dust and sit down' vor augen fuehrt. erwartungsgemaess geleitet der mann seinen hoerer darauf kompetent durch ein musikalisches potpourri aus folk, americana, texmex, latin, blues und rock. was mich an der platte aber wirklich ueberzeugt, sind seine wunderbar beissenden, politisch linken texte: 'no banker left behind' ueber die gier der nieten in nadelstreifen, die im unterschied zum wildwest-gauner jesse james nie familien aus ihrem heim vertrieben haben ('el corrido des jesse james'). desweiteren verzweifelt der herrgott an seiner schoepfung ('humpty dumpty world'), trauert der weisse mittelstand seiner verlorenen groesse hinterher ('lord tell me why') und arbeiten gierige kapitalisten emsig an ihrer selbstinthronisierung ('i want my crown'). am besten gefaellt mir aber das schlusslied 'no hard feelings': 'this land should have been our land / you took it for your land', aber 'no hard feelings no offense taken / you're just a ripple in the shifting sands of time / no bad karma no curses on ya / you go your way i'll go mine'. ...und noch ein flashback: nach sechs jahren gaben sich art brut wieder im atomic cafe die ehre - und alles war wie vor ein paar jahren, als fast jede woche eine neue heisse band von der insel im atomic zu gast war und uns spaetgeborene ahnen liess, wie sich wohl die echten années punk angefuehlt haben. auch dieses mal war es wieder supervoll, superheiss, schoen laut und chaotisch. den wuenschen des publikums entsprechend spielten art brut saemtliche kracher des debutalbums: 'moving to l.a.', 'emily kane', 'modern art', 'rusted guns of milan' undundund. so einfach und so gut dass man sich fragte, warum sich all die anderen bands der nuller-britrock-szene heute so schwer tun oder auch ueberhaupt nicht mehr unter uns sind... die veroeffentlichung von 'weida foan', ernst moldens bereits zweiter cd in diesem jahr- einer zusammenstellung ins wienerische uebetragener covers unter anderem von nick cave, bob dylan und townes van zandt - passt bestens in die woche nach meinem wien-trip: zwar ist moldens erstes 2011er album 'es lem' sicherlich das groessere kuenstlerische statement, doch macht 'weida foan' vielleicht sogar noch mehr spass. auch hier bewegt sich molden traumwandlerisch zwischen wienerlied, americana und indie, das gelegentlich leicht dissonante akkordeon oder die mit maechtig hall unterlegte gitarre sorgen dabei fuer das abgruendig morbide, das den speziellen charme der oesterreichischen hauptstadt eben auch ausmacht. und wenn dann noch willi resetarits (oder kurt ostbahn?) rod stewarts 'sailing' als kaputte ode an eine verzweifelt-betrunkene autofahrt interpretiert, gehts eigentlich nicht mehr besser. ins oesterreich-thema passt auch, dass hubert von goisern mit 'entwederundoder' ein neues album am start hat. nach dem ziemlich dick aufgeblasenen vorgaenger 's'nix' hat der oesterreicher seinen sound erfreulich abgespeckt und erreicht an einigen stellen sogar die subtile klasse meines goisern-lieblingsalbums 'foen'. ein hammer ist schliesslich noch der radio wien-mitschnitt des kurt ostbahn-konzerts auf der wiener kaiserwiese. erst beim nachhoeren wurde mir noch einmal so richtig klar, wie genial resetarits/ostbahn bei dem jubilaeums-gig die zeit zurueckdrehte und wie spektakulaer gut sein bis an die stimmlichen grenzen gehender einsatz die alten broedl-songs klingen liess. midnight in paris ist ein gluecksfall von einem woody-allen-film - auch wenn die story vom amerikanischen drehbuchschreiber auf paris-urlaub, der dem wenig erquicklichen sightseeing mit seiner verlobten und deren eltern lieber die zeitreise in das paris der 1920er vorzieht, auf dem papier recht konstruiert klingt. dank tollen schauspielern wie owen wilson und marion cotillard, einem guten blick fuer den pariser genius loci und so amuesanten wie treffenden portraets von 'lost generation'-heroen wie ernest hemingway, f. scott fitzgerald und gertrude stein ist allen aber eine wunderbar beschwingte sommer-komoedie gelungen. und die message des films, wonach man nicht von idealen zeiten traeumen, sondern seine lebensziele in der gegenwart entschlossen umsetzen soll, kommt auch fuer mich zur zeit gerade recht. konzert - kurt ostbahn via strassburg fand vor einigen jahren eine musikcassette aus wien ihren weg nach muenchen. darauf enthalten ein 'best of' des lokalen rockoriginals ostbahn-kurti, das bei einer reihe muenchner doktoranden in der folge einen regelrechten kult begruendete. doch die zeit war unguenstig: nach dem fruehen tod ihres erfinders guenter broedl verwandelte sich die kunstfigur kurt ostbahn wieder in ihr alias willi resetarits zurueck und wollte von rock'n'roll-wahnsinn und feuchtfroehlichen konzert-exzessen nichts mehr wissen. in diesem fall belohnte die zeit nun jedoch die zu spät gekommenen: zum 20jaehrigen jubilaeum des einschlaegig in erinnerung gebliebenen 'ostbahn xi'-konzerts schluepfte resetarits fuer zwei abende noch einmal in die haut des dr. kurt. fuer uns bedeutete das einen wunderschonenen sommerabend auf der kaiserwiese vor dem wiener praterriesenrad zusammen mit 10.000 anderen ostbahn-fans aller alters- und gewichtsklassen. dreineinhalb stunden lang wurden saemtliche ostbahn-hits gespielt, fand resetarits/ostbahn trotz der 'immer hoeher gewordenen melodien' zur alten intensitaet zurueck und gaben sich alle wegbegleiter des rock-originals ein stelldichein. sicher: acts wie denk, ernst molden oder der nachwuchs-saenger nino aus wien moegen fuer das wiener hier-und-jetzt inzwischen relevanter sein, doch fuer diesen gelungenen abend - und dem rest des in beisln, kaffeehaeusern und parks wunderbar verbrachten wien-wochenendes - spielte das keine rolle. wie um zu beweisen, dass muenchen doch einige breitengrade suedlich von nowosibirsk liegt, hat der sommer noch einmal fuer ein paar finale drueckend-heisse tage gesorgt. als musikalische begleitung passt dazu bestens 'tassali', das neue album der sahara-blueser tinariwen. waehrend andere tuareg-rocker wie tamikrest und toumast haerter rocken, setzen tinariwen subtile akzente: ruhige, aktustisch gehaltene, repetitive songs mit meist erlesenen beitraegen der gastmusiker tunde adebimpe und kyp malone von den us-artrockern tv on the radio auch wenn hard-fi gerne als 'das groesste ding aus staines seit ali g' (was ja an sich auch schon alles andere als uebel waere...) veraeppelt werden, fuer mich ist die band aus dem londoner vorort eine der erfreulichsten erscheinungen der britwelle der nuller-jahre. umso erfreulicher, dass hard-fi mit 'killer sounds' nach vier jahren nun endlich ihr drittes album vorlegen. nach wie vor spielt die band einen durch und durch organischen mix aus clashbeeinflussten punkrock, house, r'n'b, dubbigen soundeffekten und grossen pop-hooks. 'killer sounds' ist dabei hard-fi's bisher partyorientierteste platte, was aber schon auf grund der qualitaet des songmaterials voll in ordnung geht. und schliesslich zeigt die band nicht nur mit ihrem konsequenten stilmix, sondern auch mit ihren alltagsnahen lyrics eine absolut sympathische haltung. hoeher, schneller, weiter - 'leave no trace' von fool's gold ist ein typisches zweites album. im falle der kalifornischen indie-afropop-band bedeutet dies eine opulentere produktion, neue (synthi-)klangfarben und jede menge grosse, ohrwurmtaugliche refrains. doch als worldbeatanhaenger der praktisch ersten stunde freut mich am meisten, dass fool's gold ihrem prinzip treu geblieben sind, eine fast-als-ob-pastiche verschiedenster lokaler pop-idiome zu spielen: zentralafrikanischer gitarrenpop, hebraeische chants, mitteloestliche melodiefolgen, aethiopische balladen und und und... auch wenn der sommer in der stadt zu wuenschen uebrig laesst, gabs in den letzten tagen zwei 'urbane' alben auf dem ipod: zum einen 'watch the throne', das duo-album von kanye west und jay-z und eine art poppiges gegenstueck zu wests letztjehrigem, innovativen 'my beautiful dark twisted fantasy'. 'i got my swagger back', rappt jay-z und in der tat strotz das album nur so vor selbstbewusstsein. die erklaerung fuer das ganze liefert ein dialog-sample aus dem film 'blades of glory': 'but what does that mean?? - no one knows what it means. but it’s provocative, it keeps the people going.' lokalere affaere ist dagegen 'watch me dance' vom britischen hiphop-producer toddla t. das sehr partytaugliche album bietet eine grosse bandbreite vom titeltrack mit rapper roots manuva uber ein house-stueck mit der verschollenen 90s-brit-diva shola ama bis hin zu reggae, dancehall und reggae unter anderem mit ms. dynamite, moloko-frontfrau roisin murphy und dem jamaikanischen r'n'b-sternchen timberlee. mit 'streets so warm' gibt es sogar noch einen track, der auch gut als kommentar zu den juengsten britischen 'riots' passt. mathias enards grandioser roman 'zone' ist auf bestechende weise ebenso komplex wie einfach: sein protagonist francis servain mirkovic, franko-kroate, kaempfer im jugoslawienkrieg und mitarbeiter des franzoesischen geheimdienstes, legt darin auf einer finalen naechtlichen zugfahrt von mailand nach rom eine art lebensbeichte ab. in seinem stream-of-consciousness vermischt sich die eigene biographie mit der historie des mittelmeerraums - der 'zone' - von der antike bis zur gegenwart. bestechend ist nicht nur die fuelle der von enard referierten geschichtsepisoden sondern auch die dabei zutage gebrachten analogien, querverbindungen und leitmotivartig wiederkehrenden historischen konstanten. ein so kluges wie spannendes und vor allem auch stilistisch brillantes buch ein besonders gelungenes modernes dub-album ist dem britisch-aethiopischen worldbeatkollektiv dub colossus mit 'dub me tender' gelungen: grundsolide reggae-beats treffen auf phantasievolle soundeffekte und aethiopische instrumentalbeitraege und schaffen so eine exotisch-entrueckte atmosphaere in der englischem musikpresse sind die oasis-wiedergaenger brother, bzw. viva brother, wie die band nun nach einem namensstreit heisst, innerhalb eines jahres von nobodies zum megahype und wieder zuruck zur nullnummer mutiert. ich jedenfalls finde 'famous first words', das debutalbum der band, dank solider musikalischer skills und der cleveren produktion von stephen street zwar nicht weltbewegend, aber doch recht unterhaltsam unterhaltsames lesevergnuegen fuer entspannte sommertage: 'allmen und der rosa diamant', der zweite fall fuer martin suters chronisch klammen und deshalb zum privatdetektiv gewordenen lebemann. dabei ist es nicht in erster linie suters qualitaet als krimiautor, die fuer den lesespass sorgt, sondern die lustvoll-dekadente schilderung des von seinem protagonisten gepflegten klassen- und stilbewusstseins sowie seiner stets tadellosen umgangsformen. so sind sie halt, die schweizer... amy winehouse ist weiterhin auf allen kanaelen und um mir nochmal ihren musikalischen output zu vergegenwaertigen, habe ich mir einen mix in albumlaenge aus b-seiten, outtakes und raritaeten zusammengestellt. auch wenn eigenlob fuer gewoehnlich ungut riecht, finde ich den mix recht gut gelungen - zeigt sich dabei doch bestens, wie amy in nur wenigen jahren von der talentierten, aber noch recht konventionellen nusoul-saengerin zur charismatischen interpretin von ganz auf ihre person zugeschnittenen retro-pop-dramen reifte schade, dass das wetter zurzeit etwas mau ist, sonst wuerde diese platte noch besser passen: luciano, der derzeit beste roots interpret und rasta-globetrotter, hat zusammen mit dem argentinischen reggae-kuenstler dread mar i das duo-album 'tranquilo' veroeffentlicht - und damit eine jener seltenen kollaborationen hingekriegt, wo die summer wirklich groesser ist als die einzelnen bestandteile genau so stelle ich mir meinen erziehungsurlaub vor :-)) ein seltsamer abend: die hauptband auf der buehne des ampere, daniel lanois' black dub langweilt mich so sehr, dass ich das konzert fruehzeitig verlasse. stattdessen treffe ich am clubausgang auf den exzellenten support act rocco deluca, mit dem ich ein gut halbstuendiges und sehr anregendes gespraech fuehre. rocco hatte zuvor ganz alleine mit gitarre und einer reihe wirkungsvoll eingesetzter hall-effekte ein hochintensives kurz-set gespielt. beleuchtet durch einen einzigen grellen spot am mikrostaender war der auftritt des kaliforniers schon formal hochinteressant. seine bluesigen, oft mit slide-gitarre und im falsett vorgetragenen songs entfalteten eine schwere, traumaehnliche stimmung, die am ehesten noch an eine bessere version des masslos ueberschaetzten bon iver erinnerte. alles in allen hat mich selten ein - mir zuvor unbekannter - support act so in den bann geschlagen. daniel lanois, der mit seinen atmosphaerischen sound-landschaften klassiker-alben fuer u2, bob dylan und peter gabriel produzierte, enttaeuschte dagegen mit einem kurios unterproduzierten band-auftritt. wo schon das studio-album seiner formation black dub dem namen kaum gerecht wird, fehlte der dub in der live-fassung komplett. stattdessen gab es blues-rock mit einer auffaellig nach joss stone klingenden trixie whitley am mikro und leicht psychedelischen gitarren-soli von lanois. ausnahmen waren zurueckgenommene, reggae-gefaerbte songs wie 'i believe in you', wo vor allem auch der exzellente drummer brian blade seine ganze raffinesse ausspielen konnte. ps: hier nun der foto-beweis: rocco und ich foto: jochen anthuber rip amy winehouse schockierend, sinnlos und sehr sehr traurig finde ich die nachricht vom tod von amy winehouse. trotz aller medienberichte haette ich nie gedacht, dass es von allen britischen kuenstlern der letzten jahre ausgerechnet amy sein wuerde, die einen fruehen tod findet. und auch als wir sie 2007 live in der muffathalle sahen, fand ich weniger ihre sichtliche angetrunkenheit bemerkenswert, als vielmehr die wahrnehmung, dass auf der buehne eine empfindliche seele stand, der musik und alkohol gleichermassen als kokon dienten. amys debutalbum 'frank' und vor allem der nachfolger 'back to black' sind fuer mich schon heute klassiker, mit deren tiefe es keine ihrer konkurrentinnen wie duffy oder adele aufnehmen kann. ein kleiner trost waere es, wenn wenigstens das laengst fertiggestellte dritte amy winehouse album das niveau der vorgaengeralben erreicht oder sogar uebertrifft. denn das wuensche ich amy: dass die welt sie fuer ihre klasse und nicht fuer ihre skandalgeschichten in erinnerung behaelt. ps: alexis petridis, musik-chef des guardian, hat in der webausgabe der zeitung eine sehr gelungene wuerdigung von amy veroeffentlicht eine nette retrosound-variante bietet hollie cook - tochter des sex pistols drummers paul cook - auf ihrem selbstbetitelten debutalbum: 70s lovers rock und schwerer dub werden mit einer prise londoner hier-und-jetzt zu einem wohlklingenden ganzen vereint. nicht nur bei schoenwetter sehr empfehlenswert. may god bless and keep you always may your wishes all come true may you always do for others and let others do for you may you build a ladder to the stars and climb on every rung may you stay forever young bob dylan - forever young die schwarzen suedafrikanischen artrocker blk jks machen weiterhin alles richtig: auf ihrem mixtape 'the sound of johannesburg' vereinen sie lokale styles wie kwaito und shangaan mit postrock, dubstep und 80s sounds. dazu gibt es wortgewaltige spoken word poetry des johannesburger kuenstlers athi-patra ruga sowie einen exklusiven neuen blk jks-track mit der grossartigen gastsaengerin thandiswa - gratis-download hier. toller sommer-soundtrack: alice gold bietet auf ihrem debut 'seven rainbows' modernen pop mit einer angenehmen psychedelic-schlagseite grosstadtmelancholie gibts nicht nur in london, sondern anscheinend auch in seattle: rapveteran ishmael 'butterfly' butler (digable planets) beweist auf 'black up', dem debutalbum seines neuen projekts shabazz palaces, dass atmosphaerische bass-sounds auch bestens zu hip hop passen der aktuell erschienene debut-longplayer des londoner producers sbtrkt bestaetigt mich darin, dass mein in den letzten jahren konstant gestiegenes interesse an dubstep und aehnlichen elektronischen musikspielarten auch fuer mich als eher-nicht-clubbing-geher voll in ordnung geht. mit einer reihe interessanter nachwuchs-vokalisten wie sampha, jessie ware und roses gabor gelingt sbtrkt ein sound, der modernistische produktionstechniken mit zeitloser grossstadt-melancholie verbindet aus aktuellem anlass habe ich nochmal nachgelesen, was carl barat vor einigen monaten getwittert hat, als er vater geworden ist. und ich muss schon sagen: der mann versteht nicht nur was von herzhafter rockmusik, sondern hat auch das leben mit einem baby erstklassig in worte gefasst. (und lustigerweise habe ich dabei auch festgestellt, dass barats sohn eli heisst daran hatte ich mich echt nicht mehr erinnert...) angesichts der veraenderten prioritaeten in meinem leben hatte ich recht lange gezoegert, eine karte fuer das bob dylan konzert in mainz zu kaufen. doch die berichte ueber dylans siebzigsten und spekulationen ueber einen moeglichen ruhestand liessen mich doch nicht kalt. so fand ich mich dann am ende eines strapazioesen belgien-kurztrips im mainzer volkspark zu meinem nach acht hallenkonzerten ersten bob dylan open air ein. ich weiss nicht, obs an der wunderschoenen parklandschaft lag, aber auf jeden fall konnte ich mich ueber einen bestens gelaunten, fast schon beschwingten dylan freuen. die in den letzten konzerten vorherrschenden hart rockenden bluesriffs machten einer akustisch-folkigen instrumentierung platz. songs wie 'girl of the north country', 'the lonesome death of hattie carroll', 'tangled up in blue' oder sogar 'desolation row' bekamen so einen fast zaertlichen touch. noergler koennten jetzt sagen, so viel schoenklang gehe auf kosten der in dylan-konzerten zuletzt oft erreichten dichte und intensitaet, doch zeigten titel wie 'things have changed', 'ballad of hollis brown' und 'ballad of a thin man' wie packend dylan und seine band stimmungen heraufbeschwoeren zu vermoegen. der klassische zugabenteil des konzerts aus 'like a rolling stone', all along the watchtower' und 'blowin in the wind' ueberraschte dieses mal mit seiner laidback-stimmung und stand damit wieder ganz im zeichen der sommerlichen aufgeraeumtheit. dylan mit 70 ist weiterhin hellwach und als live-kuenstler so spannend wie kein anderer. meine prognose: das mit dem ruhestand dauert noch eine weile. ps: zur einstimmung auf das konzert gab es auf dem ipod das berner urgestein polo hofer mit seinem nagelneuen album 'singt bob dylan'. darauf zu hoeren gibt es 20 gelungene coverversionen auf schwyzerduetsch, die einmal mehr beweisen, welche breiten assoziations- und interpretationsmoeglichkeiten dylans songs besitzen was koennte ein passenderer soundtrack zu einem kurztrip nach belgien sein, als eine platte, die alle klischees, nationalmythen und eigenheiten des landes zu 16 minimalistischhumoristischen musikalischen vignetten verarbeitet? genau das tut das belgisch-amerikanischfranzoesische trio hoquets auf seinem debutalbum 'belgotronics' - mindestens so innovativ wie lustig fuer ein 40. buehnenjubilaeum war wolfgang ambros' konzert in der nahezu ausverkauften tollwood-arena merkwuerdig zurueckhaltend: wo andere sich selbst feiern und mit einem feuerwerk an auftritten befreundeter musiker aufwarten wuerden, wirkte der oesterreichische liedermacher-veteran bisweilen fast etwas schuechtern. so wurde die gealterte stimme desoefteren kaschiert und blieb die darbietung der meisten lieder recht knapp und nah am original. dennoch gab es eine ganze reihe von highlights, darunter viele sonst nicht so oft gespielte stuecke wie 'schaffnerlos', 'polizist', 'du schwarzer afghane', 'allan wia a stan', 'ignorantenstadel', 'a großes werk', 'a mensch moecht i bleibn', 'die blume aus dem gemeindebau', 'langsam wochs ma zsamm', 'baba und foi ned'... man sieht schon: ein schlechtes konzert war das beileibe nicht und eine bessere antwort auf bob dylan als wolfgang ambros gibt es im deutschsprachigen sueden einfach nicht. doch manchmal wuenscht man sich, der wolfgang wuerde sich noch ein bisserl mehr anstrengen. oder sich einen klasse produzenten suchen, der das wesentliche aus ihm rausholt. wie zum beispiel rick rubin - oder ernst molden... 'i'm alive', wiederholt garland jeffreys mantraartig im gleichnamigen song auf seinem neuen album 'the king of in between': 'i'alive, alive, i'm not dead, i'm alive'. der zufall macht es, dass dem mittlerweile auch schon 68-jaehrigen saenger damit das perfekte statement zum richtigen zeitpunkt gelingt - schliesslich ist eine solche trotzige lebensbejahung die einzige sinnvolle antwort auf nachrichten wie den tod des e-street-saxofonisten clarence clemons (zumal sich auch jeffreys in den letzten jahren vermehrt im dunstkreis von bruce springsteen bewegte). doch nicht nur große themen wie leben und tod praegen jeffreys erstes neues album seit 14 jahren, mit 'the king of in between' ist dem saenger auch eine grossartige new york-platte gelungen. musikalisch liegt sein markenzeichen einmal mehr in der vielfalt, die hier von rock und soul ueber blues bis hin zu reggae und latin reicht. die kompetente produktion von dylan- begleiter larry campbell sowie ein cooler cameo-auftritt von jeffreys altem kumpel lou reed machen 'the king of in between' schliesslich zu einem heissen anwaerter auf den status eines instant-klassikers. rip clarence clemons unter den urtypen von bruce springsteens e-street band war er der 'big man' und seit einem denkwuerdigen abend 2003 im muenchner olympiastadion wusste auch ich, warum: clarence clemons hatte nicht nur die gestalt eines huenen, sondern auch das herz eines riesen. wenn er sich in postur brachte und in sein tenorsaxofon blies, war das resultat ein einzigartiger und unverwechselbarer klang - und ein gleichermassen unvergesslicher wie elementarer rock'n'roll-moment. nicht nur als instrumentalist und bandcharakter, sondern auch mit seiner maechtigen bariton-stimme steuerte clemons wichtige beitraege zu springsteens musik bei, von fan-favoriten wie 'the fever' bis hin zum weihnachtsklassiker 'santa claus is coming to town'. nach meinem bisher letzten, fuer mich etwas durchwachsenen springsteenkonzert 2009 hatte ich gehofft, die e-street-band und clemons in diesem oder vielleicht naechsten jahr wieder sehen zu koennen, doch ist diese aera mit dem tod von clarence clemons nun wohl leider vorbei. waere 'niedlich' nicht so ein verpoentes wort, hier wuerde ich es gerne benutzen: emma-lee moss aka emmy the great erzaehlt auf ihrem neuen album 'virtue' in zehn, stimmungsvoll arrangierten songs mit wunderbar reiner stimme von liebesleid, persoenlichen marotten, aengsten und traeumen. musik, in die man sich verlieben kann... auch auf seinem ersten solo-release 'far nearer' ueberzeugt jamie xx mit zwei clubtracks, die eine ueberzeugende mitte zwischen atmosphaerischen dubstep a la burial und balearic-artiger euphorie halten dengue fever zeigen auf ihrem neuen album, dass sie inzwischen viel mehr koennen als nur den kanbodschanischen hippie-rock der 60er aufleben zu lassen. 'cannibal courtship' bietet eine stimmige mischung aus psychedelic, folk rock, disco-anklaengen und indie-aesthetik bob-marley-hits in instrumentaler light-version fuer babies - was fuer ein kitsch!? vor ein paar wochen haette ich noch so gedacht, aber jetzt finde ich 'babies go bob marley' richtig gut. der spieluhr-aehnliche sound sorgt fuer angenehm ruhige stimmung und laesst den ohrwurmfaktor vieler marley-songs noch deutlicher heraustreten. ausserdem mochte ich es schon immer, wie bob marley den visionaeren inhalt seiner songs mit einer - im positivsten sinne kinderliedhaften - harmonischen einfachheit zusammenbrachte. fuer die etwas erwachseneren musikalischen beduerfnisse gab es diese woche zudem 'wild and free', das neueste album von ziggy marley. bob marleys aeltester sohn bleibt darauf dem rootsigen soundbild seiner letzten soloalben treu, kehrt bei den songs aber wieder staerker zu den reggae-wurzeln zurueck. und mit seinem warmherzigen, hook-orientierten pop-reggae ist ziggy letztlich naeher am spirit seines vaters als seine oft den klassischen wailers zum verwechseln aehnlich klingenden geschwister stephen, julian und kymani nachdem die heute-show spottete, das drehbuch zu 'joschka und herr fischer' sei von kim il jong als zu unkritisch abgelehnt worden, hatte ich vor dem kinobesuch ein bisschen muffensausen. doch fuer mich war der film voll in ordnung: ein angenehm launischer, bildund wortgewaltiger blick auf das leben einer einzigartigen deutschen politischen persoenlichkeit (und fuer jemand, der sich joschka fischer oefter auf wahlkampfauftritten angeschaut hat als jeden anderen politiker, war das mit der mangelnden kritischen distanz auch kein thema). dafuer stimmte mich pepe danquarts film-biografie ganz schoen wehmuetig: weil das politische leben an sich bei weitem nicht mehr so spannend ist wie in den 70ern und 80ern, weil von den gruenen als weltanschaulich-gesellschaftspolitischer kraft nicht mehr viel uebrig ist und weil es derzeit keinerlei politische persoenlichkeiten von fischers kaliber mehr gibt drei wochen babyurlaub sind vergangen wie im flug. fuer mich wars eine magische zeit, voller wundervoller erfahrungen und goldener tage. es war auch eine zeit, in der ich zu so gut wie gar nichts gekommen bin, was ich sonst so mache - auch nicht zum blogschreiben. bei allen veraenderungen war musik aber immer dabei und hier deshalb ein kleiner round-up: zur zestreuung ging es kurz vor der geburt noch einmal ins lustspielhaus zum gastspiel von denk. die wiener vorortband ueberzeugte einmal mehr mit einem hohen mass an musikalitaet, den engagierten gesang von leaderin birgit denk und genau der richtigen dosis schmaeh - eine sichere bank. woche spaeter war ich in der olympiahalle beim konzert des italo-stars zucchero. fuer mich, der ich als teenager auf zuccheros album 'oro incenso e birra' abfuhr, war es ein willkommenes wiederhoeren mit klassikern wie 'overdose d'amore' und 'diavolo in me'. doch der eigentliche hingucker war die werkgetreure auffuehrung des letztjaehrigen zuccheroalbums 'chocabeck': elf stimmungsvolle songs mit grossen melodien, die wie geschaffen fuer die grosse arena sind. auf dem ipod sorgte zunaechst der junge brite michael kiwanuka mit dem gelungenen retrosoul seiner 'tell me a tale ep' fuer den passenden soundtrack. soul mit schwerer 70s-schlagseite bietet auch die wieder deutsch singende joy denalane auf 'maureen' - nicht schlecht, aber leider nicht ganz so ein instant-klassiker wie ihr debut 'manani'. getreu dem motto 'wie der vater so der sohne' (schau' ma mal...) setzt dagegen stephen marley mit 'revelation pt.1: the root of life' den reigen der wie bob klingenden marley-soehne ueberzeugend fort. ein grosses werk aus oesterreich liefert ernst molden: auf 'es lem' gibt es elf geniale rock-chansons, die ein stimmungsvolles bild zeichnen von der oesterreischen bundeshauptstadt - und dem leben an sich. bereits album nr.4 lieferten art brut mit 'brilliant! tragic!' meine befuerchtungen, die band werde sich zu einer art status quo der brit-szene entwickeln, treffen dabei nicht ein: eddie argos singt jetzt sogar (keine ironie!) und ex-pixies-kopf black francis sorgt als produzent fuer kompetenten indiesound. das dubstep-kollektiv lv hat mit 'routes' schliesslich ein ueberzeugendes debutalbum vorgelegt, das mit hilfe des spoken-word-kuenstlers joshua idehen eine treffende momentaufnahme der aktuellen londoner elektronik-szene liefert. zum abschluss meiner baby-wochen gab es schliesslich noch ein ueberraschendes wiederhoeren mit den kaiser chiefs. deren viertes album 'the futures is medieval' wurde ohne vorankuendigung im netz veroffentlicht und bedient sich dabei eines vertriebskonzepts, das mir als e-commerce-fachmann extrem gut gefaellt: fans koennen sich auf der band-webseite aus 20 tracks ihr persoenliches 10-track-album zusammenstellen, ein individuelles cover gestalten und ihre version des longplayers mit einer provision von einem britischen pfund weiterverkaufen. der musik-fan in mir befuerchtet zwar, dass sich hinter der idee nichts anderes als der tod des klassischen album-formats verbirgt. doch hat die aktion die kaiser chiefs fuer mich wieder aufregend gemacht - zumal mir meine persoenliche album-variante sehr gut gefaellt (und auch seltsamerweise bereits ein mal von einer vollkommen fremden person gekauft wurde). r.i.p. gil scott-heron pionier der black music, einzigartige stimme und grosser poet. schoen, dass er mit 'i'm new here' letztes jahr noch einmal ein comeback hatte - und dass ich ihn damals in der muufathalle sehen konnte baby ist da ! ! ! bill laswell produziert lee scratch perry - das klingt nicht nur auf dem papier nach einer traumkombination: auf 'rise again' verbindet laswell liebevoll perrys klassischen 70s-sound mit seinem eigenen dub-style und bettet die gewohnt skurrilen vocals der reggae-legende in ein umfeld aus eingaengigen pop-hooks, ragga-chants und ethiopiques-artigen blaesersaetzen ein Eingestellt um 10:38 'mulomo', die afrikanisierte version des yeasayer-indiehits 'ambling alp' machte vor einem jahr die genialitaet des londoner kollektivs the very best sonnenklar: der song war genauso electro wie afropop und gleichermassen ethno wie hype. das an diesem muttertag zum freien download veroeffentlichte 'super mom mixtape' bietet nun 12 weitere aehnlich coole crossover-tracks wie zum beispiel die neuversionen von kanye wests 'runayway' oder billy idols 80er-hit 'eyes without a face'. wer haette gedacht, dass sich von all der musik, die wir 1987 als elfjaehrige dreikaesehochs hoerten (bon jovis 'livin on a prayer', michael jacksons 'bad', u2 mit 'with or without you'...), ausgerechnet mein klassenkamerad christian mit den beastie boys und deren 'fight for your right (to party)' auf die lange sicht als trendsetter durchsetzen wuerde? jedenfalls gelingt dem chaos-trio aus new york auch 24 jahre spaeter mit ihrem aktuellen album 'hot sauce committee part two' ein volltreffer: geniale oldschool-raps, dicke beats, fiese analog-synthis und dazu ausfluege in richtung punk ('lee majors come again'), dub ('don't play no game that i can't win' mit santigold) und easy listening ('multilateral nuclear disarmament') ergeben einmal mehr ein essentielles new york-album. mit dem halbstuendigen kurzfilm 'fight for your right revisited' gibt es dazu einen ebenso sinnfreien wie hochspassigen promo-clip: als ich mir am wochenende die alkaida-klamotte 'four lions' anschaute, haette ich nicht gedacht, dass der film-tod von osama bin laden so schnell wirklichkeit werden wuerde. neben diesen seherischen faehigkeiten fand ich 'four lions' vor allem wegen dem kontrast zwischen heftigstem slapstick und den ernsten handlungskonsequenzen seiner selbstmordattentaeterprotagonisten interessant. spass, der im ende zu schrecklichem ernst wird, ist ja auch eines der hauptmotive von so gelungenen polit-tragikomoedien wie radu mihaileanu 'zug des lebens' oder dani levys 'mein fuehrer'. eine aehnliche intention hatte wohl auch 'four lions'-regisseur chris morris, wie aus einem zum uk-filmstart im guardian veroffentlichten artikel hervorgeht: Two men sit shoulder-to-shoulder against a bright white wall. They are young and cheerful, at ease in each other's company. They clown around, try a hat on for size and direct dopey grins at the camera. The prevailing mood is one of jollity, and yet what we are witnessing are the rushes from a martyrdom video, shot at Osama bin Laden's farmhouse in January 2000. The man on the right is Mohamed Atta, ringleader of the 11 September hijackers. His buddy on the left is Ziad Jarrah, who piloted the United 93 flight that came down in a Pennsylvania cornfield, killing everyone on board. Fast-forward a decade. Chris Morris and I are sitting shoulder-to-shoulder in a London production office, staring at the screen of a scuffed white laptop. "It doesn't conform to type, does it?" Morris says. "These aren't cold, reptilian killers. They're dicking about with a hat; they're pissing themselves laughing. What's interesting is to look at this footage and think, 'But they still did it.' They acted like this, and then they still went and did it. And if you keep going with that line of thought, you might get somewhere and come out the other side." He shrugs. "Or maybe you just get lost and go completely mad." dem 'moving to new york'-album 'washington square serenade' und seinem cover-projekt 'townes' ist steve earle auf 'i'll never get out of this world alive' wieder in bestform. seine neuen songs wie die oelpest-ballade 'gulf of mexico' oder das wunderschoene liebeslied 'every part of me' punkten mit poesie und dringlichkeit. produzent t-bone burnett sorgt derweil fuer einen kernigen rootssound und laesst die steelguitars schwelgen poly styrene als poly styrene vor einigen wochen ihr neues soloalbum 'generation indigo' veroeffentlichte, klangen die berichte ueber die schwer krebskranke saengerin schon alles andere als gut. heute wurde nun bekannt, dass poly am montag verstorben ist. die welt ist damit nicht nur um eine punk-ikone ersten ranges aermer, sondern auch um eine kuenstlerin, die - wie ihr aktuelles album bewies - noch viel zu sagen und jede menge power hatte. man mag sich mit den worten auf polys webseite troesten: 'we can confirm that the beautiful poly styrene, who has been a true fighter, won her battle on monday evening to go to higher places.' ich mich vor ein paar jahren in die troestende grossstadttraurigkeit von burial und anderen wesenverwandten dubstep-producern verkuckte, habe ich mich desoefteren gefragt, wie diese soundwelt wohl mit echten songs zusammenpassen wuerde. mehr noch als james blake vor ein paar wochen gibt nun jamie woon mit seinem debutalbum 'mirrorwriting' eine antwort auf diese frage. woon ist ein souliger songwriter mit samtener stimme und ebenjenem raumgefuehl, das zur zeit die besten produktionen auszeichnet - und sein debut grossartige, modern-zeitlose nachtmusik als the wombats 2007 ihr debutalbum veroeffentlichten, gehoerte das trio aus liverpool je nach sichtweise zur zweiten oder gar schon dritten britrock-garde. umso ueberraschender, dass die band nun nicht nur ein zweites album am start hat (mindestens ebenso talentierten acts wie den dead 60s, goodbooks oder the ludes war das nicht vergoennt), sondern auch noch im praktisch ausverkauften backstage werk spielte. unabhaengig von der mir unerschliesslichen mega-popularitaet der wombats in deutschland muss man vor der band aber den hut ziehen: alte und neue songs entfalten live hoechste spass- und mithuepfwirkung, bei allem fun-appeal merkt man den jungs trotzdem ihr herzblut an und auch die tracks des neuen, aufwaendig produzierten albums werden konsequent in trio-besetzung dargeboten. tja, vielleicht wird ja eines tages die dritte garde die erste sein... dubstep-producer (und hyperdub label-boss) kode9 und sein mc the spaceape haben mit 'black sun' ein anregendes album vorgelegt, das sowohl als grimmige zustandsbeschreibung einer unfreundlichen britischen gegenwart gelesen werden kann, wie auch als atmosphaerisches konzeptstueck aus der dystopie ebenjener schwarzen sonne (fukushima laesst gruessen). musikalisch gibt es dazu house, electro, uk funky und grime und dazu vocals zwischen spoken word, dub poetry und brit-mc '... and now to something completely different', hat sich wohl der franzoesische regisseur francois ozon gedacht, als er nach einer reihe klassischer arthouse-filme im vergangenen jahr in frankreich 'potiche' in die kinos brachte. der film mit dem deutschen titel 'das schmuckstueck' ist ein unterhaltsam-ironisches, aber auch durchaus engagiertes lehrstueck ueber arbeitnehmerrechte und frauenemanzipation, das mir grossartig gefaellt nicht nur allen die wissen wollen, warum die white stripes ihr zweites album 'de stijl' genannt haben, sei der besuch der ausstellung 'mondrian und de stijl' im kunstbau am koenigsplatz empfohlen. die bilderschau zeigt auf sehr schoene weise, wie der niederlaendische maler mondrian und seine zeitgenossen von den anfaengen in expressionismus und kubismus durch immer konsequentere reduktion zu ihren klassischen grundfarben-rastern gelangten. eine kongeniale, selbst im de-stijl-stil gehaltene ausstellungsarchitektur und seitenblicke auf design und architektur runden die ueberschaubare, aber sehr gelungene ausstellung ab konsequenz ist auch das thema von attwenger: saemtliche bisher acht longplayer des schlagzeug-quetsche-duos aus linz tragen einsilbige namen, in den konzerten werden die songs regelmaessig auf die laenge von zehn minuten ausgewalzt - und auf platte gibt es stattdessen ganz viele, aber dafuer recht kurze songs. im vergleich zum live-erlebnis fehlt dabei vielleicht etwas urgewalt, doch auf dem aktuellen album 'flux' sind attwenger gleich eine ganze reihe hochklassiger songs zwischen folksmusik, rap-gesang und fettem groove gelungen als luc besson vor sechs jahren nach "angel-a" erklaerte, keine weiteren filme drehen zu wollen, fand ich so viel konsequenz zwar bewundernswert, aber auch sehr schade schliesslich gehoeren besson-streifen wie 'im rausch der tiefe', 'leon der profi' und 'das fuenfte element' zu meinen lieblingsfilmen. doch nachdem bereits die 'arthur und die minimoys'-filme einen ruecktritt vom ruecktritt andeuteten, kehrte besson mit 'adele und das geheimnis des pharaos' zum spielfilm-format zurueck. der film ist zwar kein typischer besson und auch ich stehe sonst eher nicht auf indiana jones-artige abenteuerstreifen. aber die im paris der jahrhundertwende angesiedelte geschichte von der reiseschriftstellerin adele blanc-sec, zum leben erweckten aegyptischen mumien und einem pterodaktolus in der seine-metropole macht jede menge spass. mit seinen alben 'graceland' und 'the rhythm of the saints' sowie seinem grandiosen konzert in der muenchner olympiahalle 1991 brachte mich paul simon als teenager auf die spur afrikanischer und anderer exotischer musikstile. so gesehen, ist es keine ueberraschung, dass mir simons neue cd 'so beautiful or so what' bestens gefaellt. die in den 80ern noch als musikalische sensation gefeierten afro-sounds bilden inzwischen den natuerlichen background, vor dem der saenger mit elektronischen texturen experimentiert und klassische songwriter-skills glaenzen laesst. unter dem strich ergibt das ein schoen geschlossenes und mildes alterswerk des im oktober seinen 70. geburtstag feiernden paul simon - und einen interessanten kontrast zum aehnlich qualitaetsvollen, aber gaenzlich anders ausgelegten spaetwerk seines altersgenossen bob dylan mit carl barat habe ich endlich die letzte grosse luecke in meinem britrock-livesammelalbum geschlossen. und in der tat praesentierte sich der libertines co-chef im atomic cafe als charismatischer buehnencharakter, der sowohl als dynamischer rocker mitreissen konnte wie auch ganz alleine mit der akustikgitarre ueberzeugte. geboten wurde ein unterhaltsames programm, das von libertines-klassikern wie 'the man who would be king' und 'don't look back into the sun' ueber die dirty pretty things-kracher 'deadwood' und 'bang bang you're dead' bis hin zu dem ueppig arrangierten material von barats letztjaehrigem solo-debut sowie den balladen seiner anfang mai erscheinenden neuen ep reichte. klar, vor ein paar jahren haette mich das ganze noch mehr begeistert. aber genauso klar ist auch, dass carl barat noch eine ganze reihe von karriereoptionen hat und man von dem mann wohl noch einiges sehen wird. blondy knuepft mit 'vision' an seine fuer mich besten platten 'yitzhak rabin' und 'elohim' an. sein afrikanischer reggae ist mal kaempferisch, mal lebensfroh und immer voller melodie, herz und haltung. look back in anger' koennte das motto von robbie robertsons neuem album 'how to become clairvoyant' heissen. 13 jahren nach seiner letzten veroeffentlichung 'contact from the underworld of redboy' bietet der mittlerweile 67-jaehrige ex-the band-chef darauf einen stimmigen, modern-rootsigen musikalischen lebensrueckblick. jenseits der introspektion von james blake und darkstar ist es katy b mit ihrem debutalbum 'on a mission' gelungen, dubstep ein song-gesicht zu geben. nicht nur kompetente producer wie benga und skream, auch die eingaengigen songs und katys angenehm unaufdringliche stimme sorgen fuer ein rundum gelungenes ergebnis. einem angenehm ruppigen einstieg mit einer reihe kurzer, punkiger songs entwickelten attwenger bei ihrem konzert im muenchner ampere eine immer staerkere sogwirkung schliesslichttp://www.blogger.com/img/blank.gifh liegt die musikalische heimat des duos neben der oesterreichischen provinz und dem punk-england der spaeten 70er auch im new york der 80er, will heissen in hip hop beats, funkigen grooves und dubbigen hall-effekten. gespielt wurden an dem abend fast ausschliesslich songs der neuen cd 'flux', was grossen appetit auf das ende der woche erscheinende album macht, aber auch ein bisschen skepsis hinterlaesst: wird das 17 songs lange opus den gleichen drive haben wie das geniale livekonzert? mehr dazu in baelde hier. mehr als zwei jahre wohne ich jetzt gegenueber dem monumentalen muenchner hauptzollamt und hatte nun endlich die chance das gebaeude, das in beeindruckender weise ueppigen jugendstil und fruehe moderne miteinander verbindet, zu besichtigen. they don't build them like this anymore... nur mit gitarre und stimme bewaffnet wurde die belgierin sanne putseys aka selah sue als 'white girl rhymes like a jamaican' zur youtube-sensation. ihr selbstbetiteltes debutalbum haelt nun die waage zwischen solchen akustik-tracks und einem bunten stilmischmasch aus r'n'b, retro-soul, ragga und electro-pop. das ist zwar nicht aus einem guss, weiss aber durchaus zu begeistern, da selah sue nicht nur toll singt sondern mit gerade einmal 21 jahren auch schon ihren eigenen, unverwechselbaren stil hat es macht immer einen riesenspass zu sehen, wenn helden von frueher es noch immer drauf haben - so wie poly styrene auf ihrem neuen album 'generation indigo'. ihren platz in den punk-annalen hat sich poly bereits 1976 als saengerin von x-ray spex mit 'oh bondage, up yours!' gesichert. doch haette man das damals 19-jaehrige britisch-somalische maedchen mit zahnspange auch als kuriositaet missverstehen koennen, zumal sie in den letzten 30 jahren gerade einmal zwei alben veroeffentlichte (doch hatte es poly auch nicht gerade leicht, wie unter anderem dieser lesenswerte artikel aus der sunday times zeigt). 'generation indigo' kommt nun jedenfalls exakt auf den punkt: unter einer clever-poppigen, zuweilen auch angenehm reggae-lastigen produktion befinden sich 12 neue songs voller hooks und attitude. bleibt zu hoffen, dass poly styrene die ihr zustehenden lorbeeren auch ernten kann - zur zeit geht es der saengerin leider alles andere als gut. nachdem tunis und kairo doch ziemlich weit weg sind, bot ein beruflicher abstecher nach stuttgart nun auch fuer mich die chance, einmal revolutionsluft zu atmen. erste zweifel am revoluzzerpotenzial der schwaben kamen mir aber bereits beim mittagsessen: spaetzle als beilage zum linseneintopf, das passt nicht nur schlecht zusammen, sondern ist auch die beste methode um jeglichen geschmack zu ersticken. derart vorbelastet schienen mir auch die ueberbleibsel des politischen erdbebens vom wochenende zutiefst trivial. hier ein 'oben bleiben, abschalten, abwaehlen'-aufkleber, dort ein vereinzeltes wahlplakat der gruenen. doch ansonsten bot die stuttgarter innenstadt den eindruck penibelster normalitaet mit in der mittagspause die fruehlingssonne geniessenden young professionals und der koenigsstrasse als deutschlands wohl herausgeputztester einkaufsmeile. beim schlossgarten in der naehe des hauptbahnhofs aenderte sich jedoch das bild. hier campiert weiterhin der zwar recht kleine, aber auch ziemlich eindrueckliche kern der 'parkschuetzer'. zu sehen gibt es eine zeltstadt, junge antifas und ruestige dropouts, mahnmale, geschmueckte baeume und jede menge slogans: 'fukushima strahlt! mappus auch?' oder '27.3. ist landtagswahl - gruss an frau merkel'. das alles hat seinen reiz, wirkt aber auch ziemlich retro. eine art friedens-/anti-akw-bewegungs-revival, in etwa so nah am original wie der britrock der letzten jahre am echten punk - aber auch das war fuer uns nachgeborene ja noch ein riesenspass. die stuttgarter im park zeigen jedenfalls noch nachwirkungen der ereignisse der letzten tage: 'ihr koentsch einfach net einseh, dasch ihr verlore habt', ruft ein parkschuetzer einer dame hinterher, die sich ueber die aesthetische anmassung der zeltstadt mokiert. 'du weischt ja gar net, was i gewaehlt hab', entgegnet diese indigniert. an anderer stelle streiten engagierte buerger miteinander, wer schon laenger fuer die gute sache kaempft. seit 1998 protestiere er schon gegen stuttgart 21, erklaert einer von ihnen. jenseits aller unfreiwilligen komik weiss das phaenomen stuttgart durchwegs zu faszinieren: ausgerechnet in dieser kreuzbraven und satten stadt hat ein buergeraufstand 58 jahre cduherrschaft hinweggefegt und dem ersten gruenen ministerpraesidenten den weg bereitet! dabei duerften die chancen fuer eine erfolgreiche regierungstatetigkeit recht hoch sein, denn radikalitaet gibt es als option in diesem umfeld ohnehin nicht. und doch laesst sich heute kaum vorstellen, wie stuttgart auch in anderen deutschen laendern moeglich sein soll - zum beispiel bei der naechsten bayerischen landtagswahl... schon aufgrund meiner persoenlichen beziehung (sic) zu aethiopien finde ich interessant, welche popularitaet der funkige seventies-'ethio jazz' von mulatu astatke seit seiner verwendung im jim jarmusch-film 'broken flowers' geniesst. bands auf der ganzen welt versuchen sich inzwischen an den mal nach italowestern, mal nach blaxploitation klingenden aethiopischen sound - zu den champions zaehlen dabei arat kilo aus frankreich, wie deren debutalbum 'a night in abyssinia' beweist dass arat kilo ein ganz heisser tipp sind, wurde mir auch bereits ende letzten jahres klar, als ich folgendes digitales mixtape mit 12 'new ethio jazz' zusammenstellte: krank@home statt fit in zuerich - da ist man fuer jedes bisschen unterhaltung dankbar. die echo-verleihung im fernsehen war trotzdem hartes brot, doch diese zwei homagen von selig an die mit dem lebenswerk-preis geehrte annette humpe waren genial: diese ganzen it-news wecken bei mir selten mehr als professionelles interesse, aber fuer den launch von firefox 4 kann ich mich wirklich begeistern: mehr power fuer meinen lieblingsbrowser durch vorwaertsgerichtete technologie und progressives open source denken. also: schnellstens herunterladen und installieren! der fruehling ist hier - das waere an sich schon grund genug zur freude, doch dass boris grebenshikov und akvarium den fruehlingsbeginn mit einem wunderschoenen neuen download-track feiern, macht das ganze noch schoener: zwei brueder - der eine muenchens grossmeister des chicago blues, fuer den anderen liegt new orleans an der isar; der eine ein augenzwinkernder grantler, der andere ein showman mit dicker hose. schon auf 'together', der duo-cd von schorsch hampel und seinem bruder dr. will, ergab das eine grandiose mischung und auch die live-premiere im sixties-ambiente des schwabinger rationaltheater war ein volltreffer. will ueberzeugte mit einer bestens geoelten rockroehre und sein bruder schorsch liess sich davon sichtlich mitreissen - auch wenn fuer meinen geschmack zum schluss des programms dr. wills backing-band gangsters of love ein bisschen zu stark dominierte. dafuer gab es an dem abend aber meinen aktuellen muenchenlieblingssong 'zwida': i mog heit net aufsteh mog aa net liegn bleim mog in koan bus steign kann koane leit seng heit bin i zwida und zwida mog i bleim heit bleib i nackat nix ziag i o heit hoit i mei mai i ruaf neamands o heit bin i zwida und zwida mog i bleim bleib weg vo meim fensta leit net an da tüa der dog ko ma gstoin bleim bis moing in da früa heit bin i zwida und zwida mog i bleim mit ihrer neuen, 'traditionellen' lp 'the double-o groove of' ist cornershop ein perfektes (aber nicht seelenloses) hipster-album gelungen: die bollywood-vocals von saengerin bubbley kaur treffen darin auf viel swinging london, fette hiphop-beats und funkige einsprengsel - so groovy war indische musik seit ananda shankar nicht mehr zugegeben, 'what did you expect from the vaccines' von den londoner newcomern the vaccines ist seit laengerem wieder das erste hoerenswerte britische indie-debut. doch fuer den start einer neuen welle reicht das noch nicht, zu schnell werden die etwas einfoermigen songs der band langweilig. als 'grower' erwiesen hat sich dagegen 'ivres et débutants' von dem franzoesischen rock-trio deportivo - sozusagen die perfekte mitte zwischen the strokes und phoenix nach einer halben ewigkeit gibt es endlich wieder eine neue dosis der genialen grossstadtmelancholie von burial - dieses mal in gestalt einer sehr gelungenen collaborationep mit producer-kollege four tet und radiohead-saenger thom yorke: sehr aufschlussreich ist in diesem zusammenhang - gerade wenn man sich auch fuer die musikproduktion interessiert - uebrigens dieses interview mit burial aus dem jahr 2006. 'black box brd' bleibt fuer mich einer der allzeit-besten dokumentarfilme und auch andres veiels spielfilm-debut 'wer wenn nicht wir' gefaellt mir sehr gut. wo gerd koenens buchvorlage 'vesper ensslin baader' ueber die gruenderszenen der raf und den komplizierten umgang der spaeteren revoluzzer mit der nazi-vergangenheit ihrer eltern noch recht trocken daher kam, zeichnet der film ein stimmiges und erhellendes bild der vor-raf-bundesrepublik nicht zuletzt aufgrund eines einmal mehr herausragenden august diehl auch auf ihrem fuenften longplayer 'build a rocket boys!' setzen elbow auf raffinesse und understatement, agieren dabei im vergleich zu ihrem erfolgsalbum 'the seldom seen kid' sogar etwas zurueckgenommener. doch nach einigen hoerdurchgaengen werden auch die elf neuen songs zu alten vertrauten, die einen mit ihrem human touch zum laecheln bringen und mit einfuehlungsvermoegen und viel nordenglischer seele zu beruehren wissen london gab punk ein gesicht, aber mode, herz und ideologie der bewegung stammten aus paris - so die nicht unplausible these der gut gemachten bbc-radiosendung 'liberty, fraternity, anarchy - le punk francais': meine lieblings-russen von akvarium zelebrieren in ihrem auf youtube veroeffentlichten neuen song 'iz sijajushhej pustoty' ('von der strahlenden leere') eine reise durch ihre winterliche heimat - und obwohl ich winter und schnee nicht mehr sehen kann, muss ich zugeben, dass mir der charmante retro-clip bestens gefaellt nachdem ich r.e.m. mit der zeit unter 'langweilige stadionrocker' abgehakt hatte, sorgte jim walsh' the replacements-biografie 'all over but the shouting' bei mir fuer einen aha-effekt hatten doch beide bands mitte der 80er verdient um die krone im college radio konkurriert. und mit dem sehr gelungenen neuen album 'collapse into now' tun nun auch r.e.m. das ihre, um an diese glorreiche zeit zu erinnern eine woche auf der cebit bedeutete viel zu tun und zu sehen, z.b. die staendig wachsende zahl an kleinausstellern aus asien. interessant fand ich deren angebot: alles kopien, komponenten und zubehoer zu trendartikeln aus amerika und europa. china und co. sind hier eindeutig lediglich impulsempfaenger, vom vielzitierten 'asiatischen jahrhundert' dagegen noch nichts zu sehen. wer will, kann mich aber bei crn-tv sehen und zwar hier, hier und hier: um den kopf freizukriegen eignete sich rund um die cebit-unterkunft in anderten bestens ein morgendlicher spaziergang zur hindenburgschleuse, einem industriedenkmal aus den 20er jahren: und zur entspannung gab es auf dem ipod gute musik: 'different gear, still speading', das oasis-minus-noel debut von beady eye machte mir viel spass. ein neues 'wonderwall' ist darauf zwar nicht zu finden, aber dafuer ein erfreulich bombastfreier 70s-sound sowie ein wiederbelebter liam gallagher: ebenfalls sehr gut gefaellt mir ein live-mitschnitt der aethiopischen nachwuchs-diva zeritu aus der cité de la musique in paris - tolle stimme, soulige songs und die exzellente begleitkombo jazzmaris: 'die leichtfertigen': eine neue philippe djian-uebersetzung, gleich nach dem erscheinen gekauft und fuer sehr gut befunden. dieses mal geht es um francis, einen schriftsteller um die 60, der nach einem doppelten schicksalsschlag zwar seine schaffenskraft verloren, sich aber mit seinen verhaeltnissen und beziehungen arrangiert hat. seine umwelt meint es allerdings nicht gut mit ihm - stellen sich doch nicht nur tochter alice, sondern auch seine ehefrau judith und jeremie, der sohn einer bekannten, als 'impardonnables' (so der originaltitel) heraus. schliesslich wird der beginn eines neuen romans fuer francis zur einzigen rettung in dem ihn umgebenden schlamassel. nicht nur im vergleich zu djians sechsbaendiger 'literarischer soap' 'doggy bag' bleibt 'die leichtfertigen' auffallend sparsam und kokettiert mit ungewohnter realitaetsnaehe. dabei passt der franzose auch seinen vielgeruehmten stil an die neue oekonomie an und erfreut den geneigten leser mit jeder menge hoechstunterhaltsamer misanthropie ich habe mich nie besonders fuer radiohead interessiert, doch die instant-veroeffentlichung ihres neues album 'the king of limbs' machte mich nun neugierig. und in der tat ist radiohead ein ueberraschend gutes album gelungen, das sich auf ganz eigene weise mit genau den aktuellen elektro-trends auseinandersetzt, die ich auch ich zurzeit besonders spannend finde die ausstellung orientalismus in europa: von delacroix bis kandinsky in der hypokunsthalle ist so etwas wie ein 'guilty pleasure': besonders progressiv sind die gezeigten bilder aus der zweiten haelfte des 19. jahrhunderts sicher nicht, zudem bieten sie oft orient- klischees, wenn nicht sogmar stigmatisierungen. und doch gefallen mir die atmosphaerischen, farbenpraechtigen, exotischen und teils auch erotischen gemaelde ausgesprochen gut - nicht zuletzt wegen der darin zum ausdruck kommenden faszination am fremden, von der heute im zeitalter der islamophobie so gut wie nichts mehr uebrig ist bei all dem derzeitigen gerede ueber die dissertation von karl theodor zu guttenberg will ich die gelegenheit nutzen, einmal aus dem sichtwinkel meiner eigenen dissertation einen blick auf den verteidigungsminister zu werfen. denn jenseits der diskussion, ob es sich bei der mit plagiaten gespickten guttenberg-doktorarbeit um ein laessliches vergehen oder eine den sofortigen ruecktritt nach sich ziehende kardinalsuende handelt, finde ich die frage viel spannender, was uns die angelegenheit ueber den charakter des mannes sagt. bisher profilierte sich guttenberg vor allem mit geschickter realpolitik: das schwierige thema der zukunft der bundeswehr gab der minister in die haende einer kommission und entzog sich so den grabenkaempfen des politischen alltagsbetriebs. sah sich guttenberg in der kunduzaffaere oder zuletzt im gorch fock-skandal in bedraengnis, reagierte er prompt mit entschlossenen personalentscheiden und positionierte sich dadurch in der rolle eines modernisierers und aufklaerers. mit wiederholten reisen und stellungnahmen versuchte sich der csu-politiker schliesslich nicht ohne erfolg an der etablierung einer alternativen lesart des deutschen afghanistan-engagements, um so eine erhoehte akzeptanz des einsatzes in der bevoelkerung zu erreichen. dabei erweist sich guttenberg als profi in der verwendung von politischen handlungsstrategien. diese dienen - gemaess bourdieu - als mittel zur anhaeufung von symbolischen kapital und damit politischer macht. doch was steht hinter der schoenen fassade? genau in diesem zusammenhang passt nun der skandal um die dissertation des ministers. ein doktortitel ist ein wichtiger traeger sozialen kapitals und wurde wohl auch als solcher von guttenberg angestrebt. trotz offensichtlich wenig zeit und leidenschaft schaffte es der adelsspross dabei einmal mehr, unter einsatz aller finten sein ziel zu erreichen. doch wie sich nun zeigt, steht der scheinbare aeussere erfolg in einem krassen missverhaeltnis zur tatsaechlich vorhandenen wissenschaftlichen substanz. und aehnliches laesst sich wohl auch dem politischen wirken guttenbergs unterstellen: viel image- und machtpflege, aber wenig inhalt und substanz. noch weiter in einer diskursanalytischen lesart der causa guttenberg geht uebrigens uwe justus wenzel in der nzz: er sieht den verteidigungsminister als grossen fuersprecher einer "entwicklungstendenz, die in die revolutionaere zukunft eines verschriftlichten wissens weist, das allen gemeinsam ist und also niemandem persoenlich gehoert". zu schoen, um wahr zu sein: guttenberg als popstar des poststrukturalismus we're new here, jamie xx's neufassung von gil scott-herons 'i'm new here' kann gar nichts anderes sein als ein volltreffer - zaehlten doch sowohl das debutalbum von the xx wie auch scott-herons comeback-platte zu meinen favoriten in letzter zeit. doch muss man dem remixalbum seine zeit lassen, da sich jamie xx auch als dubstep-gepraegter producer neben dem haendchen fuer pop-hooks seinen sinn fuer den sparsamsten einsatz musikalischer mittel bewahrt hat. in der zwischenzeit helfen die gelungenen linernotes von dubstep-producer blackdown eigentlich ueberraschend, dass the kings speech in diesem jahr der oscar-topfavorit ist. sicher macht es spass, dem zusammenspiel von colin firth und geoffrey rush zuzuschauen, zudem verarbeitet regisseur tom hooper das trockene thema einer sprachstoerung auf ungeahnt packende weise. doch das eigentliche hauptmerkmal des films ist fuer mich seine englishness, die detailgenaue zeichnung des vereinigten koenigreichs am vorabend des zweiten weltkriegs als ich vor einigen wochen gesehen habe, dass bbc4 ein special zum thema reggae britannia plante, war ich gleich sehr neugierig. und tatsaechlich ist dem sender eine absolut famose musik-doku gelungen, die die englische geschichte des jamaikanischen sounds mit vielen zeitdokumenten nachzeichnet und fast alle wichtigen protagonisten auftreten laesst - von jamaika-legenden wie bunny lee und big youth ueber britreggae-institutionen wie dennis bovell und linton kwesi johnson bis zu verbuendeten punk-musikern wie paul simonon von the clash oder specials-kopf jerry dammers. schon im vorfeld der ausstrahlung liess ich mich von 'reggae britannia' dazu inspirieren, meinen horizont ueber meine britreggae-platten von lkj, aswad und ub40 hinaus zu erweitern und zwei mixtapes mit britischen roots- und lovers rock-songs zusammenzustellen: passend zu meinem interesse an reggae in england erschien in diesem tagen schliesslich noch the bristol reggae explosion, ein sehr gelungener sampler von bristol archive records, der bekanntere acts aus der westenglischen hafenstadt wie black roots mit vielen lokalen helden der spaeten 70er vereint. mit songs ueber vergangene und gegenwaertige britische kriege und das durch sie entstandene leid will pj harvey ihre indifferente heimat aufruetteln - ich mag es, wenn sich popmusik solche ambitionierten aufgaben stellt. zumal 'let england shake' auch mit grossartiger, spannend-atmosphaerischer musik ueberzeugt ziemlich genialer start ins 'bob dylan wird 70'-jahr: mumford & sons, die avett brothers und dylan himself bei den grammys: blues ist die hohe schule des weniger-ist-mehr. und so bedarf es auf dem makellosen 'mali denhou' lediglich der mithilfe des franzoesischen bluesharp-virtuosen vincent bucher, um das album aus dem gros der afroblues-platten herauszuheben und zu zeigen, wie nah der akustische mali-folk von boubacar traore an dem sound der amerikanischen erben ist waehrend kino sonst immer 'larger than life' ist, liefert mike leigh mit another year nichts anderes als eine meditation ueber den lebensalltag. fuer einige mag das langweilig sein, aber ich teile die bewunderung des regisseurs fuer seine helden des alltags, die sich allen widrigkeiten des lebens zum trotz - und in einer welt, die alles andere als heil ist - harmonie, zufriedenheit und mitgefuehl bewahren habe meinen blog in den letzten tagen etwas aufgehuebscht und moechte mir nun auch ein kleines mission statement zum neuen layout verpassen: keine ellenlangen poesiealbeneintraege mehr, sondern kurze hinweise auf spannende aktuelle platten/buecher/filme und was noch so interessant ist. dazu huebsche bilder oder passende video- und musikstreams. wenns technisch klappt sollen die blogposts gleichzeitig als facebook-statusupdates veroeffentlicht werden, um auch dort ein bisschen mehr aktivitaet zu zeigen. das gewuenschte endergebnis waere dann: mehr/ansprechendere postings bei weniger aufwand. und das ist doch immer ein gutes motto... mike skinner scheint das fuenfte und letzte (und sehr unterhaltsame) the streets-album 'computers and blues' extra fuer mich gemacht zu haben - neben toller architekturfotografie auf dem cover gibt es mit 'blip on a screen' ein lied, das vieles von dem in worte fasst, was auch mich zur zeit bewegt alles eine frage der erwartungshaltung: als 'post-dubstep' sagt mir das selbstbetitelte debut von james blake wenig, als futuristischer kammer-soul dagegen umso mehr als ich matisyahu vor ein paar jahren auf dem chiemsee reggae gesehen habe, hatte ich keinen so fett rockenden sound erwartet und auch das letzte album 'light' klang ziemlich hochpoliert. doch live at stubb's vol II ist der echte deal: ein einzigartiger mix aus rock, dub, juedischen chants und pop auch wenn vom britrock-boom nicht mehr viel uebrig ist, habe ich the duke spirit in bester erinnerung: vom sound her amerikanischer und sexier als der rest. die kusama ep bringt die band jetzt wieder auf touren und laesst auf das anstehende dritte album hoffen edie brickell - edie brickell / the gaddabouts schon als 1988 das debutalbum 'shooting rubberbands at stars' erschien, mochte ich edie brickell - paradoxerweise zuerst nicht einmal unbedingt der musik wegen, sondern weil brickell und ihre new bohemians auf meinem damaligen lieblingslabel geffen records veroeffentlichten, der heimat von hardrockstars wie guns n' roses und sammy hagar. doch hits wie 'circle' und das nachfolgealbum 'ghost of a dog' liessen mich auch bald brickells musik wertschaetzen und somit fand ich es immer etwas schade, dass sich die junge saengerin nach der hochzeit mit songwriter-ikone paul simon zurueckzog und dem familienleben widmete. zwar gab es in den letzten jahren vermehrt lebenszeichen, doch erst die jetzige veroffentlichung von zwei neuen alben auf einmal darf als echtes comeback bezeichnet werden - und ganz nebenbei sollten auch die kinder mittlerweile aus dem groebsten heraus sein. im regelfall wirken alben-doppelschlaege (wie z.b. springsteens 'human touch' und 'lucky town' oder viel schlimmer guns n' roses 'use your illusions' 1 und 2) immer ziemlich praetenzioes, doch fuer mich kommen das selbstbetitelte neue album von edie brickell sowie ihr ebenfalls gleichnamiges bandprojekt the gaddabouts gerade recht. denn 'edie brickell' - das album - plaetscherte erst etwas an mir vorbei. erst der lockere unplugged-folkpop von 'the gaddabouts' mit seinen jazzig-bluesigen toenen oeffnete mirdie ohren dafuer, wie wunderbar unbefangen brickell auch heute noch klingt und wie klug, humorvoll und melodisch ihre songs daher kommen. als ich dann wieder zu 'edie brickell' griff, praesentierte sich das album als ein meisterhaftes, vielschichtiges und von ex-80swunderkind und bob-dylan-bandchef charlie sexton perfekt auf den punkt produziertes popalbum. das comeback von edie brickell ist fuer mich somit bestens gelungen - und wie man hoert steht noch in diesem jahr ein weiteres collaboration-projekt in der pipeline sowie moeglicherweise auch noch noch ein duettalbum mit ehemann paul simon. charles bradley - no time for dreaming so gut auch der retro-sound der als 'amy winehouse band' bekannt gewordenen daptones sowie ihrer labelkollegen budos band ist, klingt mir das ganze doch haeufig zu wenig nach dem hier-und-heute. eine tolle ausnahme macht hier 'no time for dreaming', das debutalbum des 62jaehrigen charles bradley. nach einem ganzen leben, das eher jenseits der sonnenseite verlief, und einer amateur-karriere als james-brownimitator erhaelt hier jemand seine erste chance, ins spotlicht zu treten und nutzt diese, um sein ganzes herz und seine ganze seele auszuschuetten. bradley hat nicht nur die stimme, sondern auch die echte aura der grossen soul-shouter. dazu kommen erstklassige songs sowie eine begleitband, die wie die beste 70s southern-soul-kombo klingt und gleichzeitig auf perfekt moderne weise referenzen von james brown ueber percy sledge bis zu mulatu astatke durcheinanderwirft. grandios. british sea power - valhalle dancehall das neue jahr ist gerade einmal zwei wochen alt und schon haben british sea power mit 'valhalla dancehall' ein album vorgelegt, an dem sich der rest des musikjahres wird messen lassen muessen. die 13 songs des albums gehen vom punkigen eineinhalbminuten-rocker bis hin zu zehnminuetigen atmosphaerischen stuecken und vereinen einfluesse von bowie und pulp bis zu sigur ros und neu - soviel kreativitaet und vielfalt ist heute die erfreuliche ausnahme. als album klingt 'valhalle dancehall' zudem nicht nur spektakulaer gut produziert sondern auch nach einem geschlossenen grossen ganzen. dazu traegt sicher auch bei, dass der horizont von british sea power schon immer ueber das reine musikmachen hinausging: so legt die band wert auf die entstehung von 'valhalla dancehall' in einer kommunenaehnlichen umgebung auf der isle of skye und im suedenglischen west sussex. das fliesst auch in die erneut grossartigen linernotes ein, die die musik der band unter anderem in bezug zu romancier malcolm lowry, interstellaren phaenomenen und lee scratch perry stellen. aus den linernotes soll daher auch folgendes endurteil ueber 'valhalle dancehall' uebernommen werden: 'a record with an open heart and a wide scope'. konzert - schorsch und de bagasch als anhaenger der lokalen blues-favorites schorsch und de bagasch kommt man herum: nachdem wir dank der band bereits das hideout in neuhausen und das giesinger anton's entdeckt haben, ging es dieses mal zu einem deja-vu an den roten stern hadern ins mpore (frueher auch bekannt als 'kroatische adriakueste'). was publikum und atmosphaere betrifft, kann die neue musik- und kleinkunstbuehne noch etwas dazulernen, aber immerhin kamen wir so in den genuss eines hochklassigen akustiksets der bagasch. neben gekonnten darbietungen vieler bandklassiker war das highlight der 'hoamweh-blues', ein exzellenter neuer soul-schieber, von schorsch hampel wunderbar charaktervoll interpretiert. gut zu sehen, dass die bagasch auch sechs jahre nachdem ich sie beim stadtteilfest laim 'entdeckt' habe, noch jede menge potenzial in der hohlen hinterhand haben und man schon jetzt auf die weiteren konzerte/platten der kombo gespannt sein darf. ps: dass meine prophezeiung so schnell wahr wird, haette ich auch nicht gedacht - ende februar kommt mit 'together' ein neues album auf den markt, das schorsch zusammen mit seinem bruder dr. will aufgenommen hat und das jetzt schon bei spotify angehoert werden kann. mir gefaellt die platte, die gleichermassen in muenchen, chicago und new orleans angesiedelt ist, extrem gut. zwar finden sich darauf mit 'alle mitnander', 'schleich di boandlkramer' und dem 'bo didley blues' einige bewaehrte schorsch live-kracher, doch hat sich bei dem zwischen mardi gras und 'from dusk til dawn' oszillierenden, herrlich dreckigen sound der platte eindeutig muenchens new-orleans-botschafter dr. will durchgesetzt. das resultat ist nicht nur ein unerwartetes weiteres album-highlight von schorsch hampel, sondern auch viel appetit auf die live-praesentation mitte maerz im rationaltheater (siehe konzertkalender). zwei artikel in der nzz haben diese woche auf eindrueckliche weise ein gegenbild zu dem von hardlinern aller art gerne postulierten kampf der kulturen/religionen/zivilisationen gezeichnet. zum einen ging es dabei um die initiative 'gaza youth breaks out', bei der jugendliche aus dem gazastreifen im rahmen eines auf facebook veroeffentlichten manifests zeigen, wie aehnlich sich jugendliche ueberall auf der welt sind und dass es eigentlich vielmehr um einen universellen kampf gegen bigotterie, reaktionaeres denken und chauvinistisches machtgehabe geht: „fuck israel. fuck hamas. fuck fatah. fuck un. fuck unwra. fuck usa! we, the youth in gaza, are so fed up with israel, hamas, the occupation, the violations of human rights and the indifference of the international community! we want to scream and break this wall of silence, injustice and indifference like the israeli f16’s breaking the wall of sound; scream with all the power in our souls in order to release this immense frustration that consumes us because of this fucking situation we live in; we are like lice between two nails living a nightmare inside a nightmare, no room for hope, no space for freedom.“ ganz anders und doch aehnlich ist die in der gestrigen nzz veroeffentlichte geschichte eines somalischen jugendlichen, der opfer eines islamistischen scharia-gerichts wurde und grundlos zur amputation einer hand und eines fusses 'verurteilt' wurde: „dank seinem witz eroberte ismael khalif abdulle im fruehjahr 2009 als 16-jaehriger, als er noch kein krueppel war, die herzen der maedchen. in daynile, einem nordwestlich der altstadt gelegenen quartier mogadiscios, spielte er abends, wenn die sonne tief stand, auf einem steinigen platz fussball. am 1. juni 2009, einem montag, lauerte ihm um fuenf uhr nachmittags eine gruppe von burschen auf. ismael wusste sofort, dass sie mitglieder der shabab waren, einer extremistischen gruppe, die sich zum terrornetzwerk al-kaida bekennt. ismaels entfuehrer zwangen ihn auf den hintersitz eines wagens und fuhren zum ehemaligen wohnhaus eines warlords, das die shabab besetzt hatte. sie sperrten ihn in eine kammer.“ feiertags-auslese um mir die weihnachtsfeiertage noch zusaetzlich zu versuessen, habe ich mir auch dieses mal wieder einige - zumeist musikalische - schmankerl gegoennt. an der cdbox-front lernte ich so den kinks-klassiker 'village green preservation society' schaetzen, erfreute mich an serge gainsbourgs in 'mister melody' gesammelten auftragsarbeiten fuer die creme de la creme des franzoesischen musicbiz und erfuhr in 'ethiopiques 27' spannendes ueber die ersten, vor rund 100 jahren entstandenen aethiopischen musikaufnahmen. dazu gab es zwischen weihnachten und silvester auch zwei interessante musik-neuerscheinungen: 'the fall', das atmosphaerische tourtagebuch von damon albarns gorillaz und 'notes on the flora and fauna', den mitschnitt eines stimmungsvollen 1982er konzerts meiner lieblings-russen akvarium. ein wiedersehen auf dvd gab es mit 'one world one voice', dem weltmusik mixprojekt von 1990, das von peter gabriel ueber remmy ongala bis zu joe strummer alle meine damaligen (und heutigen) musikhelden vereint. was damals im realworld-label muendete, lebt heute im online-musikclub 'society of sound' weiter und ueber die feiertage hatte ich noch einmal gelegenheit, die zwoelf dort 2010 veroffentlichten alben u.a. von waldemar bastos, dem afro celt sound system und dub colossus revue passieren zu lassen - mit dem ergebnis, dass ich meine club-mitgliedschaft wohl um ein weiteres jahr verlaengern werde. als ob das alles nicht genug waere, gab es auch noch tolle filmdokus ueber zwei meiner lieblingsmusiker, die beide auf beruehrende weise zeigen, dass es viel wichtigere sachen gibt als die karriere: waehrend 'still bill' das heutige leben des seit mitte der 80er jahre verstummten bill withers zeigt, entwirft 'who is harry nilsson' ein packendes portraet des in den letzten lebensjahren immer mehr zum karriere-aussteiger gewordenen genialen ussongwriters. als etwas unweihnachtlich, aber ueberraschend interessant entpuppten sich schliesslich die rambo-wiederholungen auf rtl2 mit viel 80s-kolorit und spannenden einblicken in den zeitgeist. adieu 2010, bonjour 2011 fuer mich geht mit 2010 ein gutes jahr zuende: das schicksal guenstig gewogen, das meiste gut so wie es war, ein paar schoene trips ins in- und ausland sowie eine fussball-wm, die mir so viel spass gemacht hat, wie eigentlich noch nie zuvor. eine kleiner minuspunkt ist, dass es mir in den letzten monaten oft orthopaedisch nicht so richtig gut ging - das muss 2011 besser werden. kulturell war 2010 ein durchaus ansehlicher jahrgang mit einer reihe toller buecher, filme, konzerte und musik-alben, wobei vor allem der elektronik- und blackmusic-bereich am spannendsten waren. die ganz grossen hoehepunkte fehlten hier allerdings - das neue jahrzehnt geht es offensichtlich erst einmal etwas ruhiger an. das neue jahr darf in diesem sinn durchaus so weitergehen wie das zuruckliegende. natuerlich waeren viele warme sommertage, die eine oder andere positive ueberraschung und neue herausforderungen im beruf schoen, doch als oberste prioritaet moechte ich fuer 2011 in gewohnt ominoeser weise ein gesundes, organisches wachstum definieren ;-). was die in diesem blog meist im mittelpunkt stehenden buecher, filme und platten betrifft, mache ich mir wenig sorgen. bereits in den ersten wochen des neuen jahres stehen romane von martin suter, philippe djian und michel houellebecq, alben von british sea power, james blake, bright eyes und elbow sowie kinofilme von mike leigh, steven soderbergh und den coen-bruedern auf dem programm. und auch der konzertkalender startet diesesmal fast ohne den sonst obligatorischen neujahrsblues unter anderem mit dem franzoesischen afrofunker bibi tanga, der nigerianischen soul-chanteuse asa und carl barat. auf ein gutes neues jahr!