FESTSCHRIFT PERCY ERNST SCHRAMM

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FESTSCHRIFT PERCY ERNST SCHRAMM
FESTSCHRIFT PERCY ERNST SCHRAMM
ZU SEINEM SIEBZIGSTEN GEBURTSTAG
VON SCHüLERN
UNDFREUNDEN
ZUGEEIGNET
BAND I
FRANZ STEINER VERLAG GMBH • WIESBADEN
1964
TEMPLER IN KöNIGLICHEN
UND PKPSTLICHEN
DIENSTEN
VON MARIE LUISE BULST-THIELE (HEIDELBERG)
I
Die furchtbaren Anklagen, die Philipp der Schöne gegen den Templerorden erhoben hat, ihre durch Drohungen und Folter erpreßten Geständnisse haben ein
solches Odium auf den Orden geworfen, daß man auch die Beschuldigungen des
Eh. Wilhe1m von Tyros gegen den Orden nicht den zahllosen Auseinandersetzungen
zwischen bischöflicher Gewalt und eximierten Orden einreihte, man ihren Widerstand gegen Friedrich II. in Cypern und im heiligen Land ohne Verständnis für die
Zusammenhänge als "anarchistisch-bezeichnete
und schließlich den gegen die Ordensbrüder erhobenen Vorwurf der superbia - der Mutter der Hauptsünden -,
der sie zu ihrer Zeit schwer belastete - er ist auch gegen Innozenz Ill. erhoben
worden 1 -, nicht historisch wertete und anders beurteilte als die viel zahlreicheren
Anklagen aller Art gegen die Mönchsorden. Das Konzil von Vienne hat 1310, umgeben von Truppen Philipps des Schönen, den Orden per prouisionem aufgelöst;
1343 dachte Clemens VI. schon daran, einen neuen Orden zu gründen, um den
Johanniterorden nicht zu mächtig werden zu lassen 2.
Der Orden hat während seines fast 200jährigen Bestehens Brüder an die Höfe
der Könige von Frankreich und England und der Päpste entsandt. Er brauchte den
Schutz der Herrschers; sie haben gern Templer in ihre Dienste genommen. Leider
1 Matthaeus Parisiensis, Chron. mai., ed. Luard, II p. 565: super omnes mortales ambitlosus erat et superbus, pecuniae sititor insatiabilis; vgl. die oft wiedererzählte Anekdote,
wem Richard I. von England seine .drei Töchter" vermählen wolle: Do igitur Superbiam
meam superbis Templarlis, Cupiditatem Cisterciensibus, Luxuriam praelatis, Roger de
Hoveden, ed. Stubbs, IV, 1871, p. 67 f.
2 Habet namque cleri et populi quasi communis et vulgaris opinio ••• quod de bonis
innumeris ipsius Hospitalis in transmarinis et cismarinis partibus bonificiatis quasi nichil;
nisi quod personae Hospitalis eiusdem ••• equos magnos et pulchros equltant, dbis vacant
delectabilibus, pomposis vestibus • 'V utantur •.• propter quod quandoque tactum est,
fore non paTum utile .•• quod alia mllitaris religio crearetur per sedem Apostolicam et
dotaretur de parte bonorum Hospitalis ." quod virtuosiu« et utilius duae religiones mllitares ••• mutuo zelo, quam una, sicut olim Hospitalarii et Templarii faciebant ••• , The
Knights Hospitallers in England, being the Report of Prior Philip de Thame ... for 1338 ed.
by L. B. Larking and J. M. Kernble, 1857 (The Camden Society. 65) p. LXIX f.
a 1201 schenkt der Tempelmeister Aymericus de St. Maur König Johann von England
ein Reitpferd pro habendis litteris domini regis de protectione ad opus fratTum militiae
Templi in Hibemia, ne ponerentur in placitum nisi coram domino rege vel capitali iusticiario suo in Hibemia, Rotuli Curiae Regis. Rolls and Records of the Court •.. ed. by
Sir Fr. Palgrave I, 1835, p. 175; vgl, die im Johanniter-Report von 1338 (Anm. 2) aufgezählten jährlichen Zuwendungen an königliche Beamte, z. B.: Item sum alie expense
Sduamm 19
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WARIE LUISE BULST-THIELE
bleibt der Ordensmann fast immer anonym. Sogar bei den Großmeistern ist manchmal die Herkunft ungewiß. Auch an den Höfen blieben die Ritter Brüder, die dem
Meister unterstanden.
Der französische Ordensmeister und spätere Großmeister Ebrardus de Barns (des
Barres) (1149-1151?) begleitete König Ludwig VII. auf dem Kreuzzug von 1147.
Er wurde mit dem Kanzler und Armembald von Bourbon zum griechischen Kaiser
vorausgesandt, und .sie besiegten ihn, den sie mit ihren Kräften nicht überwinden
konnten, mit Vernunft- '. Ebrardus führte mit Umsicht und Erfahrung das französische Heer durch Kleinasien; .denn ich sehe nicht und vermag auch nicht zu sehen",
schrieb der König an Abt Suger von St. Denis, • wie ich auch nur den geringsten
Zeitraum hindurch in jenen Gegenden hätte bleiben oder Aufenthalt nehmen können ohne Hilfe und Unterstützung (der Templer), die mir nie fehlte vom ersten
Tage an, da ich in jenen Gegenden war- '. Die Templer verschafften dem König
auch die nötigen Geldmittel, die sie selbst auf Kredit sich beschaffen mußten.
Schon Melville' wies auf die bedeutende Rolle hin, die zu dieser Zeit Gaufridus
Fuldier, Eustachius Canis und Gauterius - dazu kommt der von ihr nicht genannte
Terricus Galerannus - am französischen, Osto von Saint-Omer, Richard von
Hastings und Roben de Pirou am englischen Hof gespielt haben.
Fr. Gaufridus Fulcher war ein Lehnsmann der Herren von Pierre-Perthuis/
Yonne in Burgund. Er urkundete 1144 in Jerusalem1, 1146 in Gerona in
Spanien 8, 1151 und wieder 1156-1160 in Palästina nach dem Großmeister oder
in seiner Venretung während des ägyptischen Feldzuges (R 403. 404). 1152/53
reiste er über Rom nach Citeaux, um den Großmeister Ebrardus, der seine Würde
niedergelegt hatte und Mönch geworden war, zur Rückkehr zu bewegen t. und
wieder 1163 an den französischen Hof. Nach Palästina zurückgekehre trug er einen
facte in cums Regis, 41I7UIatim,pro o/licio generalis proceratoris in dioersis cums Regis,
que Je necessitate fieri opottent; pro bretlibus Regis et cart;s ;mpetranJis et alüs negotüs
in eisdem. curos upeJienJis, p. 210 u. a.
, Odo de Diogilo, De Ludovici VII Francorum regis profectione in orientem, ed, H.
Waquet, 1949, lib. 3 p.41 u. lib. 7 p. 71.
I Ep. 58, Migne, P. 1. 186 col. 1378, u. ep, 50, ib, col. 1374.
• M. Melville, La vie des Templiers, 1951, p. 69s5. U. 79ss.
7 Regesta Regni Hierosolymitani ed, R. Röhrimt, 1893, Additamentum 1904 (zitiert R),
R 226 (zwischen Gaufridus und Fuldierius ist et zu tilgen); E. Rey. Geoffroy Foamer,
Grand Commandeur du Temple, 1894, Dennt ihn .Bourguignon·; 1219 bestätigt Guido de
Pierre-Perthuis die Sdlenkuog von Mühlen uod Walkmühlen von seinem Lehen an das
Tempelhaus von Le Saulce-D'Island (Arr. et cant. Avallon) aus dem Besitz des GtUIfriJus Focher miles, M. Quantin, Recueil de Pieces pour faire suite au cartulairc g~&al
de I'Yonne, 1873, Dr. 223.
8 Cartulaire g~n~ral de l'Ordre du Temple (1119?-1150) ed. Marquis d'Alboo, 1913
(zitiert C) C 390.
• Er urkundet im Mai 1151 in Tyrus (1) R 266,2. 11. 1156 in Akkon R 322, 1. 6. 1157 in
Ascalon R 324, 26.7. 1160 in Allon R 354, 29. 11. 1160 in Jerusalem R 355, 1160, R 363 u.
R 364, als frllter GaufriJus Fulcherü. - 1153 smreibt Bernhard von Clairvaux an den
Kardinalpriester Hugo von Ostia, daß Er. G. F. ihm Briefe vom Papst überbracht habe,
Bouquet xv p. 622; vgl. R 261.
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Ring des Königs an alle heiligen Stätten Jerusalems - der König hatte ihn gebeten,
sie von ihm Zu grüßen -, und schickte ihn dem König mit der Bitte zurück, ihn
deshalb wert zu halten: der Brief scheint eher einem höfischen Roman anzugehören
als der kriegerischen Wirklichkeit von 11641 König Amalrich vertraute 1167 seine
Gesandtsdiafr an den Kalifen in Kairo einem seiner Barone, Hugo von Caesarea,
und dem Templer Gaufridus Fulcher an 11. 1170 sandte ihn König Heinrich H. von
England - er ist seit 1168 magister cismare - mit dem Abt von Clteaux und dem
B. von Auxerre nach Sens, um Eb. Thomas von Canterbury zu holen, mit dem der
König, wie er vorgab, willens war sich zu versöhnen 12.
Fr. Eustachius Canis kam aus Flandern, vermutlich aus Saint-Omer 13. Er
stand als Templer im Dienst König Ludwigs VII., für den er 1163 mit dem
Grafen Philipp von Flandern verhandelte 14; im königlichen Dienst auf Bitten des
Großmeisters Bertrand de Blanquefort abgelöst nahm er, wieder in Frankreich, die
Stelle eines praeceptor Francie bis 1177/78 und gleichzeitig oder zeitweise die eines
Praeceptors von Paris ein 15 und wurde mit der Finanzverwaltung des Ordens betraut: zweimal, unseres Wissens, läßt ihm Papst Alexander Ill. geliehenes Geld
zurückzahlen 18. Die Dauer einer Amtszeit ist nie mit Sicherheit zu bestimmen
- Leonard mußte zuweilen berichtigt werden -, auch nicht, ob anfangs jährlich
neu gewählt wurde.
°.
Brief vom AprillMai 1164, R 398, Bouquet XVI p. 38 s.
Wilhelm von Tyrus, Historia rerum in partibus transmarinis gestarum, 1844 (Recueil
des historiens des croisades, Hist. occ. I) XIX c. 19.
11 Brief des Johannes Saresberiensis an B. Baldwin von Exeter, Opera, ed. Giles, 11,
1848, p. 225 ep, 293; E.-G. Leonard, Gallicarum Militiae Templi Domorum earumque Praeceptorum Series secundum Albonensia Apographa in Bibl. Nat. Paris. asservata, 1930 (zitiert L.), p. 15 s. weist Gaufridus 1168-71 als magister citra mare nach; sein Brief 1179 an
Papst Alexander Ill., Bouquet XV p. 967, ist das letzte von ihm erhaltene Zeugnis.
13 Die Vermutung Melvilles p. 77, die auch A. Waas, Geschichteder Kreuzzüge, 11, 17 ff.
teilt, E. C. sei der Genueser Familie Canis verwandt, vgl, R 1049, dürfte nicht zutreffen.
In einer Urkunde von 1184190 schlichtet Graf Philipp von Flandern einen Streit zwischen
der Abtei St. Bertin und einem ihrer Vasallen, Eustadie le Chien, A. Wauters, Table dironologique des diartes et diplömes imprimes concernant l'hisroire de la Belgique, 11, 1868,
p. 697; es ist in dieser Zeit unwahrscheinlich, daß ein Nichtfranzose - Frankreim als der
mittelbare Maditbereidr des französischen Königs verstanden - im Dienst Ludwigs VII.
stünde; audi andere der Familie Canis werden von Wauters genannt.
14 Bouquet XVI p. 81: Frater Eustilchius Canis an Ludwig VII. um 1163.
15 Großmeister Bertrand teilt 1164 (R' 407) dem König mit, daß Bruder Heustercanis
um exoneratlo und relaxatio bittet, Bouquet XVI p. 79 s.; L. p, 113 weist ihn 1163, 1169 bis
1171 als magister T. militie T. Francie, oder baiulationis Francie magister nach; er scheint
mir mit dem von ihm p. 119, 1165, 1170 und 1175 als praeceptor domus Parisiensis nadigewiesenen Eustachius identisch zu sein; denn 1172/73 Paris heißt es: in manu fr. Eustachii
Canis eadem tempore preeeptoris domus Templi Parisiensis, und ea, 1175: ••• et fr. Eustachius, qui tunc commendator erat domus qui est Parisiis, R. de Lasteyrie, Canulaire g~n~ral
de Paris, I, 1887, nos. 507 und 533; vgl. auch 528, 549 u. a.
18 Briefe vom 7. 6. 1165, Bouquet XV p. 836 ss., und vom 16. 6. 1170, p. 8895., JL.
10
11
11814.
19'"
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.. AltIE LUISE BULST-THIELE
Fr. Galterius de Berito, Zeuge in einer Urkunde von 1155 (R 299) nach
dem Komtur (commendator) 17, ist wohl der [rater Gualterius Brisebarrt des
Jahres 1163 (R381) und der KönigLudwig empfohlene BruderWalther18;
prudmtem et discTetum oirum gemina quoque ingenuitate et aoorum scilicet et mOTUm
bene conspicuum quem et nos, schreibt der Großmeister Bertrand, his pTesentialibus
tamquam presentialiter vobis et mandato oestro committimus et submittimus mit
der Bitte ihn in agendis nostris que et uestr« sunt zu unterstützen, nam et ipse sicut
diuturna concersatione plenius cognoscetis est per se honorari dignissimus
Er gehörte der Familie der Brisebarre-Beirut an. In Frankreich 1166 als magister citra
mare bezeugtH, hat er nicht lange dort die Ordensgeschäfte geführt; bald kehne er
ins heilige Land zurück, wo er 1169 Praeceptor (R 446 u. 462), vielleiehr auch
Seneschall gewesen ist (R 466); möglicherweise hat er in den 70er Jahren nodt einmal die Würde des magister cismare übernommen 11.
Auch Terricus Galerannus, der spätere Kapellan des Königs, der seit 1139
zur lamilia Ludwigs VII. gehöne und einer seiner widitigsten Berater war,
stellte eine Verbindung zwischen Hof und Orden her. Schon vor seinem Eintritt
stand er dem Orden nahe: 1147 nahm er an der Weihe des Templerhauses durch
Papst Eugen Ill. am Weißen Sonntag in Paris teil H. 1163 trat er in den Orden; er
ist bis zum Jahre 1173n4 bezeugt. Seine Stellung im Orden, für den er sidt beim
König verwendete, ist nitht bekannt; quoniam domum Templi leTosolimitani et
militiam IratTum admoJum diligimus, ipsos exaudire et eorum. negotia curamus
promouere, maxime, quando Tbeodericus Galerannus. qui de domo et consilio
nostro [uit, factus eorum [rater, nos pTO eis requirit, leitet der König die Bestätigung einer Templerurkunde ein!3.
I'.
VgI. aum R 363 und 364. 1160.
M. E. Nidterson, The Seigneury of Beirut in the Wh Century and the Brisebarre
Family of Beirut-Blanchegarde, Byzanuon 19, 1949, 141 fE. war er 1140-44 Herr von
Beirut, ein Sohn Guidos und Bruder Guidos 11. (1147-56), und seit 1156 Templer, vgl.
R 300, 301, 381, 462, 446, vielleicht 466.
111 Bouquet XVI p. 79.
20 In Reims, Bibl, Nat. n. a. 1. 51 p. 6 ss. und Arras, L p. IS, der ihn nicht mit Galten.s
de Barut ea. 1166 Paris: magister in Francia (p. 113) gleichsetzt.
11 Wenn die Datierung der Urkunde von Lasteyrie (5. o, Anm. 15) no. 533 ca. 1175 ric:htig ist: Ego Walterius de Barut, q.u eo tempore magisteT /ui in Francia.
2Z VgI. A. Luchaire, Etudes sur les actes de Louis VII, 1885, nr. 50, 54, 55,57, 200, 277.
278, 279, 286, 289, 296, 303, 339, 340; 485, 1163, Eintritt in den Orden; nr. 504. 608, 652;
Eb. G. von Bourges 1150 an Abt Suger: dominus Theodericus Galeranni t% parte domini
regis ••• conWCafJeTat, Bouquet XV p. 524; vg!. L L. Borelli de Serres, Recherches sur
divers services publics du XIIIe au XVIIe siecle, I. 1895, p. 248; der Ir. Galerannus. der
um 1150 custos oder pTaeceptor des Templerhauses in Paris ist (L. p. 119), ist nicht mit ihm
identisch, Bouquet XV p. 712; C 448 und 451.
tS BibI. nat., n. a. 1. 43 p. 13; der Marquis d'Albon hat seine umfangreiche Sammlung
von Abschriften der Templerurkunden der Bibliotheque Nationale vermadtt (n. a.l. 1-70);
ich möchte auch an dieser Stelle dem D~partement des Manuscrits meinen Dank ausspremen.
17
18 Nach
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Osto, der Sohn des Kastellans von St. Omer Guillelmus, war 1138 mit seinem
Vater (C 141) und 1145 (R 237) noch einmal als Templer im Heiligen Land. Er
war nur kurze Zeit (1153/54) Meister in England; nach König Stephans Tod 1154,
mit dem er aus seiner flandrischen Heimat - er war ein Freund des Grafen Theoderich von Flandern (C 231) - gekommen war, wurde Richard von Hastings sein
Nachfolger. Es scheint, daß Heinrich
Einfluß auf diese Erhebung genommen hat;
Richards Bruder war Truchseß der Königin 24. Doch Osto fiel nicht in Ungnade.
Wie er wohl die Carta conoentlonum zwischen Stephan und Heinrich
1153
unterzeichnet hatte 25, so steht seine Unterschrift 1160 - er ist 1158 als magister
eismare bezeugt - zusammen mit der des aquitanischen Meisters Guillelmus Pan et
und des englischen Templers Gilbert de Lacy unter dem Vertrag zwischen Heinrich n. und Ludwig VII. Zusammen mit Richard von Hastings und Robert de
Pirou bewachte er das Pfand des Friedens, die Burgen Gisors, Neaufle und Neufch~tel, die sie, als mit Erlaubnis der päpstlichen Legaten die Vermählung der Königskinder noch im selben Jahr vollzogen wurde, vertragsgemäß an König Heinrich
auslieferten 28, in der gleichen Königstreue, in der sie ambo saplentes, ambo regis
admodum familia res "mit Seufzern und Tränen" Eb, Thomas von Canterbury zu
bewegen suchten, die Constitutionen von Clarendon anzunehmen 27. Richard und
Robert beendeten ihr Leben auf dem Kreuzzug. Es besteht im Orden eine enge Verbindung zwischen Heimat und Orient; seine Führer zeichnen sich hier und drüben
aus. Gilbert de Lacy wurde Praeceptor von Tripolis. Osto ist noch 1174 am Hof
des Königs bezeugt28• Auch der englische Meister fr. Gaufridus Filius Stephani
(1185-1195)
gehörte in die nähere Umgebung König Heinrichs n., wie die Bitte
der Konventualen von Canterbury um Vermittlung in ihrem Streit mit dem Erz-
n.
n.
daß einige dieser Bände der Heidelberger Univ.bibliothek übersandt wurden durch freundliche Vermittlung des Auswärtigen Amtes.
24 B. A. Lees, Records of the Templars in England in the 12th Century, the Inquest of
1185, 1935 (The British Academy. Records of the Social and Economic History of England
and Wales. 9) p. 271.
25 Lees p, 43 hält Oto, miles Templi der Carta Conventionum für Osto; L. nennt ihn
nur in einer Anm. p. 16; vgl. die Urkunde Ludwigs VII. 1158; per manum Osthonis [ratris,
qui tunc magister erat in partibus cisalpinis, BibI. n. a. I. 51 p. 85.
H Roger de Hoveden, ed, Stubbs, I, 1868, p. 217; Recueil des actes de Henri 11, roi
d'Anglererre et due de Normandie, ed. E. Berget, I, 1916, nr. 141: castella remanebunt in
custodia milltum T empli usque ad predictum terminum, et habebunt reditus ad castella
custodienda; G. Panet oder Pauet, mag. Templl in Aquitania, L. p. 95; zuletzt W. Janssen,
Die päpstl. Legaten in Frankreich, 1961, S. 66 H.
27 Gervasius of Canterbury, ed. Stubbs, I, 1879, p, 177: Hii primatem supplieiter adeuntes genua /lectunt, suspirant, lacrimas fundunt, monent attentius, ut sib; caveat et eleri
misereatur,
18 Roger de Hoveden, ed, Stubbs, 11, 1869, p. 65: ibidem uero equus Tostis de Sancto
Odmero cuiusdam mi/itis Templi percussit regem in tybia et multum lesit; Gesta Regis
Henrici II Benedicti Abbatis ed. Srubbs I, 1867, p. 159: R. de Pirou frater Templi et
alii nobiles regni ziehen mit Philipp von Flandern 1177 nach Jerusalem; vg!. Lees p. 56.
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UAIlIE LUlSE IUUT-THIELE
bischof beim König zeigt%l; er wurde Praeceptor von Apulien'o; denn der Groß.
meister behielt Verfügungsgewalt über die Männer des Ordens und verwendete sie
nach seinem Ermessen.
Die Parteinahme der Templer für Heinrich 11. und dann für Richard Löwenherz.
in Palästina hat, wie es scheint, König Philipp 11. Augustus veranlaßt, keine Temp-·
ler in seine unmittelbare Umgebung zu ziehen; denn eine englandfreundliche Panei
im Orden wählte auch nach dem Tode des flandrischen Großmeisters Gerard de
Ridefort (4. 10. 1189) Robertus de SabM aus Maine zum Großmeister, einen der
Admiräle König Richards, den dieser mit drei anderen constituit iusticiarios super
totum navigium Angliat. Nonnanniat. Britanniat tt Pietaolee. Am 12. 5. 1191
unterzeichnete er noch als Laie in Zypern eine Urkunde Richards die Mitgift der
Berengaria betreffend; am 13. 10. war er bereits Großmeisterll• Auch die ihm folgenden Großmeister kariten nicht aus Francien. Die verwitwete Königin Berengaria
gab 1209 10000 lib. prov, dem derzeitigen magisttr cismare Guillelmus Oculus
Bovis und dem Praeceptor Franciens Andreas de Colours. um Land davon zu erwerben, es zu bestellen und ihr die Einkünfte daraus zu bezahlen. Erst nach ihrem
und ihrer Schwester Tode sollte der Besitz in die Hand der Templer übergehn u.
Ein bedeutender Berater König Philipps war der Johanniterbruder Garious, der
spätere Bischof von Senlis. Doch der Templerschatzmeister fr. Aymardus war einer
der wichtigsten und zuverlässigsten Beamten des Königs, der Päpste und der geistlichen und weltlichen Fürsten; er ist 1193 als cambitor, 1202-1235 als Thesaurar
des Ordens bezeugt; die Länge seiner Amtszeit ist ungewöhnlich. DelisIe hat in
einer großen Untersuchung die Bedeutung der Templerhäuser, vor allem in Paris
und London, als Tresor, Depositen- und Darlehnskasse, die auch Geldsendungen
übermittelt, dargestellt und eine Reihe von Schatzmeistern genannt". Sie gehörten
wie die andern königlichen Beamten dem niederen Adel an; von fr. Aymardus und
fr. Johannes de Turno I (1274-1302) ist das Siegel bekannt; fr. Aymardus war
Chronicles and Memorials of the Reign of Richard I, 11. Epistolae Cantuarienses,
ed. W. Stubbs, nr. 299; Gervasius von Canterbury I, p. 465.
lIO Auf Bitten fr. GoffriJi filii Sttphani magistTi domor.m Ttmp/i in Ap./U mamt
Heinrich VI. den Templern eine Schenkung,in: Quellen u. Forsm. aus it. Arch. u. BibI. 35,
1955. S. 86 H. nr. 83.
11 Gesta Regis Henrici 11, 11 p. 110; vgl. auch p. 115, 119 u. 124; L Landen, Tbe
Itinerary of King Richard I, 1935 (publ. of the Pipe Roll Society. 51) p. 49 u. 56.
at Bibl, nat. D. a. 1. 43 p. 120: Urkunde dts Guillclmus O. B., Andreas de C. und fr.
Hemardus (so u.), die dem Großmeister und dem Kapitel vorgelegt werden soll zur Bestätigung, u. p. 156.
lIlI Memoire sur Its Operations rmanci~res des Templiers, 1889 (Memoires de l'Institut
National de France, Acad. des Inser. et Belles-Lettres, 33) p. 61 ss.; vgl. auch J. Piquet, La
Templiers des banquiers an moyen-1ge, 1939; Borelli de Serres I p. 237 5S., III p. 7 ss.,
101 s. DelisIe weist fr. Aymardus (Hcmardus) bis 1227 Dach,L. p. 120 nur bis 1209; nam
Bibi. nat, n. a. L 44 p. 31. sdlließt fr. Aymardus 1235 zusammen mit dem von L p.
125 für das Jahr 1233 genannten Praeceptor von Brie einen Vergleim mit G. de Trainel,
Herrn von Marigny.
!t
1865,
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einer der Testamentsvollstrecker Philipps II.34. Erst 1295 wurde eine zweite Kasse
im Louvre mit königlichen Beamten eingerichtet, die vorher nur gelegentlich in
Funktion getreten war35• Wie die dann dort tätigen Leute des Königs arbeiteten
die Templer als Rechnungsbeamten und Boten - die Umredmung zwischen den
Rechnungswerten und den Münzen der verschiedenen Prägungen war äußerst
schwierig -; es wurden auch Vorschußzahlungen geleistet, aber als die eigentlichen
Bankiers dienten Königen und Päpsten italienische Bankhäuser in Lueea und Siena;
jede größere Zahlung gefährdete die Bilanz der Templer38•
In der Umgebung König Ludwigs VIII. werden die Templer fr. Ebrardus und
sein Almosenpfleger fr. Christianusst, vielleicht Praeeeptor von Choisy (arr. de
Meaux), genannt.
1177 ernannte Heinrich II. quendam fratrem Templi nomine Rogerum consilio
episcoporum suorum et aliorum quorundam sapientum virorum zu seinem elemosinarius mit dem ausdrücklichen Auftrag der Almosenpflegees. Wenn sein gleichnamiger Nachfolger aus den Jahren 1205 und 1214/16 auch dafür zu sorgen hatte,
so hatten er und die ihm folgten außerdem noch andere Aufgaben: er mußte für die
königliche Tafel Wein beschaffen, Botendienste versehen, für andere königliche
Boten Schiffe besorgen und ihre überfahrt bezahlen oder auch im Namen des
Königs Erlaubnis zur überfahrt erteilen, wie er die Vollmacht hatte, Schiffe anzu-
U Delisie p. 64, 96 nr, IV ss.; Innocentii III lib. XIV ep. 123, lib. XV ep. 172 u. 175;
Honorius Ill. ed. Pressuti nr. 1706, 1995,2114,2513, 2600, 1710.
35 Ch. Petit-Dutaillis, Etude sur la vie et le regne de Louis VIII, 1894, p. 387; Borelli de
Serres III p. 8 ss.
36 Nur 6 Beispiele: Les Registres d'lnnocent IV ed. E. Berger, 1921 ss. nr. 6237 vom
27. 1. 1253: da die Templer sehr mit Schulden beladen sind, haben sie um Erlaubnis gebeten, von ihren Gütern in der Provence bis zu 2000 Mark Silber zu veräußern; Cal. of
the Pat. Rolls of Henry Ill, V (1910), p. 99 vom 28.1.1260: Aufruf an die Templerpäditer,
beizutragen, die Templer von ihren Schulden zu befreien; Brief des Großmeister Thomas
Berardi vom 4.3.1261, R 1299, SS XXVII p. 483: Templi domum propter plurimas expen-
sas grauissime oneratarn esse praesertim, quum Ianuenses alüque mercatores in urbe Accon
non lnoeniantur, a quibis pecunia mutuari possit; Royal and other Historical Letters of the
Reign of Henry Ill, ed. W. W. Shirley, I, 11, 1862£f. nr. 686: am 10. 7. 1272 veranlaßt
Prinz Edward den Eh. von York von Akkon aus, das von ihm geborgte Geld, für das die
Templer und die Johanniter gebürgt haben, zurückzuzahlen, ne • '•• causa nostri dispendium
'in/eratu, irreparabile; vgl. die von Delisie p. 128 ss. gedruckten Abrechnungen der Templer
mit dem König aus den Jahren 1291 und 1292, wo die Templer dem König 140928 lib,
75060 lib. und 88193 lib. sdiulden, während im gleidien Zeitraum der König nur einmal
den Templern 24597 lib. schuldete, schließlich der Brief des Schatzmeisters Johann de
Turno 1292 (?) an den Grafen von Flandern, der ihn um Stundung des von ihm den Templern geschuldeten Geldes gebeten hatte, Bibl. nat, n. a. 1. 69 p. 123; nous [esons saooir a
oostre hautece, que
priere metre
effet,
'(Jous le reqsdrez, ja
emprunter, Für das
a
37
nous nos oalons biens greoer pour l'amour de oous, et pour oostre
nous oous octroion bonement respit jusques
la Touz Sainz, si comme
sece que nous en soion maut durement grevez, car il les nous conolent
12. Jh. vgl. oben Anm. 5.
Petit-Dutaillis p. 339 und p. 445; L. p. 126.
a
38
Gesta regis Henrici 11, I p. 169.
YAIlIE LUISE BUUT-nIIELE
296
halten u. Im Gegensatz zu Frankreich übernahmen die Templer hier zwar auch
Depot, Leihe, Kaution und Geldtransporte, aber der König von England hatte
seinen eignen Scharsmeister und im Exchequer seine eigne Verrechnungsstelle. Jedoch bewahrte König Johann vor allem in seinen letzten unruhigen Regierungsjahren eine große Summe Geldes hinter den festen Mauern des Templerhauses in
London auf. Als Templer-Almosenpfleger wird 1218 fr. Roberens de Melkesham
genannt, derWein für die königlicheTafel zu beschaffen hatte40• Dem elemosinarills
fr. Gaufridus (1231-1239)
wurde 1236 die Aufsidlt über die königliche Schatzkammer anvertraut (the kin(s wardrobe), d. h. die Verwaltung der Einnahmen
und Ausgaben der königlichen Hofhaltung; es war die Zeit, wo nach der Venrei.bung der Poitevinen vom Hof und vor der Herrschaft der Savoyarden am billigsten gewirtsdtaftet wurdeu. Fr. Gaufridus führte das königliche Siegel und war
zeitweise des Königs besonderer Ratgeber, bis er 1239 gestürzt wurdeu. 1237 wird
auch sein Sohn genannt, der dem König als iusticiarius forme diente". 1241 wurde
der Templer fr. Johannes eltmosinarius nosier expeditissimus nuntius nach Palästina
gesandt". 1244 war wieder ein fr. Robertus4S, 1253 wieder ein fr. Roger TemolerAlmosenpfleger " •
•1 Rotuli litterarum c1ausarum in rurri Londinensi asservati, ed. Tb. Hardy
I, 1833, P.
179,218,228, 228b, 267b u, a., im Register unter Ir. Rogerus, elemosinarius und Tmaplarüu
nadlzusehen; ebenso in den Rot.litt. pat. in turri Londin. ass. ed. Tb. Hardy I, 1835, p. S4b,
p. 159, 19Ob. u, a.
40 Rot. litt. c1aus. p. 370b. 371, 381, 382; zum allgemeinen vgl. E. Ferris, Tbe Financial
Relations of the Knights Templars to the English Crown, in: The American Hist. Rev. 8,
1903, 1 rr,
U Cal. of Pat. Rolls of the Reign of Henry III (1232-47), Ill, 1906, p. 105, 147. 161:
he has the custody of the king's wardrobe, der Orden u. der engl. Meister bürgen nimt dafür; p. 176, 193, 211, 233; Close Rolls 1231-34 (1905) p. 488 wird er tustos bospitalis tl~
O/sprmg' genannt; 1234-37 (1909) p. 398 pro Ir. GalfriJo le chambtrltng; 1237-42
(1909) in diesen 3 Bänden passim nur unter dem Stidlwort brother Geoffrey, tb~ kin",
almoner zu finden; Manb. Par. ed, Luard, III p. 495: er bekommt 1238 das königliche Siegel; p. 543: rtgis sptcÜJÜstonsilillnus; p. 629 ad 1239: Simili quoque spiritu exagiubU T~Je
/ratrtm Gal/ridum Ttmplarium a turia quod multi tltsidtrabant flTtltctpit tJmOWri: welchem Orden sein Vorgänger fr. Johannes, filius Willelmi de Leukenor, CI. Rolls 1227-32
(1902) passim, angehörte, ist dem Druck der Rolls nicht zu entnehmen; vermutlich 'Wal' er,
wie auch Tout annimmt, auch Templer.
u T. F. Tout, Chapters in the Administrative History of Medieval England. The Wardrobe, the Chamber and the Small Seals, I-VI, 1920 rr, I p. 24S,III p. 250, 543 f. 412 f.
" Cl. Rolls 1231-34, 34-37, 37-42 passim unter dem Stidlwort John, son of Geoffrey;
Pat. Rolls 1232-47,1906, p. 233 zu 1238 u. ö.
U Cl. Rolls 1237-42, 1909, p. 88 u. ö. br. John, king's almoner; Matth. Par. Cllron.
maj. IV p. 88: TtJe••• Iratrma J. Ttmplarium, tlmaosinanum suum, ad toS tltstinavit: er ist
wohl nicht identisch mit dem am 15. 8. 1263 nach Frankreich entsandten fr. Johannts tl~
Houtont Templarius, Gerv. von Canterbury 11 p.224.
Curia Regis Rolls 1242-47, V, 1916, p. 279, 281, 390, vielleicht mit dem Jr. Roher,,"
tltmosinarius rtginat 1247-51, ib. VI, 1922, p. 264 identisch.
48 Match. Par. V p. 364 ad 1253: Et in ipsa ira (rtJe) IUIluga'IJit
Jratrtm Rogeru", Tm.planum ab offitkJ elmaosinariaett 11 turia iussit elongari; er stellte anm sonst den Temp-
'5
TEMPLER
IN KÖNIGLICHEN
UND
PÄPSTLICHEN
DIENSTEN
297
Auch die Praeceptoren und englischen Meister dienten den Königen. Fr. Alanus
Martell, praeceptor noui Templi Londin., war ein treuer Diener König johanns s";
auch er führte Aufträge des Königs aus und leistete Zahlungen für ihn sowohl an
Einzelne wie an Gefolgschaften und Söldner des Königs, z. B. nach der Einnahme
von Rochester im Kampf mit den Baronen secundum quod denarierum habueritis 48.
"Unser Lieber und Getreuer A. M." hatte 1214 ad se sustentandum in seroiclo
nostro eine villa in Essex erhalten; sie sollte unverzüglich ipsi [ratri A. M. et non
templo (sie!) übergeben werden 49. In den Kämpfen mit den Baronen standen die
Templer auf der Seite König Johanns, den der Papst unterstützte. An Johanns
Seite unterzeichnete der englische Meister (1200?-1220)
Aymericus de Sancto
Mauro, der zuvor Provinzialmeister
in Aquitanien gewesen war so, die Magna
Charta; auch er nahm Geldsummen in Verwahrung und leistete Zahlungen aus diesem Depot oder darüber hinaus. Er war einer der Testamentvollstrecker
König
Johanns und ein Freund William Marshalls, Grafen von Pembroke, und Huberts
de Burgh, des Justiziars Johanns, die für den jungen Heinrich Ill. die Regentschaft
führten. Nach dem Tode des fr. Aymericus 1220 bat der Praeceptor Franciens,
Andreas de Colours, Hubert, den von den Brüdern vorgeschlagenen neuen englischen Meister, eben jenen Frater Alanus Martell, seinen Freund und Vertrauten
zu unterstützen, ipso nobis substracto quem carum habuistis oestrls magis auxiliis
indigemus51• Der Tod des Großmeisters und der Krieg in 1\gypten verzögerte die
Bestätigung seiner Wahl, die offenbar eines Kapitelbeschlusses bedurfte52• Fr. Alanus
Martell hatte am 28.9.1214 mit anderen den Waffenstillstand nach Bouvines unterzeichnet, neben fr. Guillelmus Cadel, dem magister cismare, und fr. Giraudus Brochard, dem aquitanischen Meister 53. Ein Geleitbrief für Unsern Lieben Bruder G. C.
wurde am 6. 9. ausgestellt. Fr. G. Cadel hatte als Praeceptor von S. Gilles (1201 bis
1203) angefangen, wurde dann magister von der Provence (1205-1210)
und von
lern und Johannitern nadi, da sie sim weigerten, an den Grafen Richard von Clare die Mitgift für seine Vermählung mit der Tochter des Grafen von La Mardie und Angouleme auf
den Wunsch des Königs zu 'zahlen.
47 Rot. litt. pat. p. 54b, 123, 141b, 170 u. ö.; Rot. litt. claus. p. 55b, 169, 175b, 182 u. ö.;
er wird oft nur fr. Alanus genannt.
48 Rot. litt. claus. p. 263 vom 16. 4. 1216.
49 Ebda. p. 173b; Rot. litt. pat. p. 123.
50 Vgl. L. p. 95 u. 98; Rot.litt. claus, p. 194, 286, 369b u. ö.; Rot. litt. pat. p. 33b, 53b,
107,156,174, 190b; Rymer, Foedera lip. 144; Roger de Wendover, ed, H. G. Hewlett 11,
1887, p. 118 f.
51 Royal ••• letters, ed. Shirley I, 1862, nr. 57 unter dem fr. Andreas de Celere humilis
magister mil. T. citra mare ist Andreas de Colours (L. p. 113 u. 116) mit Sicherheit zu verstehn; auch andere Namen sind in dieser Sammlung verderbt; über die Freundschaft des
Aymericus mit W. Marshall s. F. M. Powicke, King Henry and the Lord Edward I, 1947,
p.2.
5~ R. de Wendover 11 p. 263 H.: 1222 schreibt der im Lager vor Damiette gewählte
Großmeister Petrus de Monteacuto an A. Martell locum praeceptoris tenenti in Anglia.
53 Rot. litt. pat. p. 140b, dazu der Geleitbrief vom 6. 9. 1214 p. 121 und p. 123b, wo er
1400 lib. sterl, erhalten soll von den Sdtöffen von Ypern und p. 124. 1219 sollte auf den
Wunsch Philipps 11. der normannische Praeceptor Guill, de Aquila (L. p. 116) die englische Antwort auf seinen Vorsdtlag der Verlängerung des Waffenstillstandes auf seinem
298
MAllE
LUISE BULST-THIELE
der Provence und Spanien (1212). welches Amt er 1230-1232 noch einmal übernahm. 1223 wohnte er in Vertretung des Großmeisters einer erneuerten Aussöhnung
zwischen Papst und Kaiser zu Ferrentino bei; er war mit dem Patriardien, König
Johann von Brienne und dem Johannitergroßmeister
aus Akkon gekommen und
reiste nach einem Aufenthalt in Paris" nach England weiter. wo Heinrich Ill. ihm
im März 1224 auftrug.dem Grafen Hugo von La Marche und Angoul~me die ihm
geschuldeten 1400 Mark zu bringen 55. mit welcher Summe ihn der König an die
englische Sache zu binden hoffte, zur gleichen Zeit als fr. Alanus M. einen neuerlichen Frieden mit Ludwig VIII. schließen sollte". Beides gelangte nicht zur Aus. tührung; im Mai war das Geld noch im Templerhaus in London. am 2. 6. ist Graf
Hugo bereits als Feind bezeichnet17; er war zu Ludwig VIII. abgefallen. der im
Mai wieder Krieg mit England begonnen hatte. Die Bedeutung der Ordenswürdenträger als Vermittler zwischen den Fürsten wird in der Persönlichkeit des Guillelmus Cadel, der wohl aus der Provence stammte. besonders deutlich.
Die Bürger von La Reale in Aquitanien beklagten sich 1219 über den Templerpraeceptor von Aquitanien fr. Giraudus Brodiard, er ziehe unberecbtigterweise
das pacagium, einen Zoll auf ihren Wein. ein"; aber die Bürger von La Rochelle.
die sich 1222 mit heftigen Worten über die Templer beschwerten wie auch der
Bischof von Saintes in gleicher Sache". bestätigten 1220 König Heinrich Ill. fr.
Rückweg von Schottland mitbringen, A. Cartellieri, Philipp 11. August, IV, 1922, S. 486 f.
u. 5"9; doch Guillelmus Cadel (Catel, Catcli) war nidn englischer Meister. wie Cartcllieri
sagt; Lp. 30, 26, 25, 16; BibL aat. D. a. L 19 p. 5": sdion 1230 ist er wieder magist" provinciae.
" E. Winkelmann, Friedrich 11., I, 1889, S. 197; l'Estoire de Eracles empereur ••• 1859
(Recucil des bist. des croisades, Hist. oce. 11) p. 355: da der Templergroßmeistcr wegen der
unsicheren Lage Palästina Dicht verlassen wollte, Khickte er einen prodome de ses jreres,
eben Guillelmus C.; er ist 1223 in Sens, Petit-Dutaillis p. 450 nr, 11.
15 Cal. pat. Rolls 1216-25, 1901. p. 470 ad 122"; Rot. litt. claus. p, 594b vom 26. 4.
1224.
61 Cal. pat. Rolls p... 84 ad 122"; Rot. litt. claus. p. 59.. vom 26.... 122": fr. Alanus
soll 300 Mark für den Grafen von Thouars erhalten; vgl. Petit-Dueaillis p. 235 s., der G.
Cadel nidie nennt, und p... 63 nr. 104, 105; Rot. litt. claus. p, 599b: am 21. 5. 122.. erhalten
die Baillies von Dover den Befehl, trot% des Gebotes die Schiffe anzuhalten, den Templern
freie Ausfahrt zu gewähren, und ql104 ,"m magisttT dOmMSTempli a partibus transmarinis
redient, naoem in qua transfretaverit et marineUos eillsdem navis sine impedimento din
permittant.
61 ROt. litt. claus. p. 601 VOID 26. 5. 24: et 1400 m. que priNs Jeposite fu"unt
in domo
Templi Lond, mittendas simiJittT in Pictavi4m ad ellndem Corn. Marm, Je debito q.od ci
debemus ••• ; ebda p. 603 am 2. 6. vergibt Heinrich Ill. Häuser in La Rochelle, die einem
Hugo Grossin gehört haben, qlli est ,"m cornite Marchiae inimico nostro.
68 Rot.litt. claus. p. "JS vom 16. 12. 1219; Shirley I nr. "3...... "5, Giraudus B., magister
Aquitaniae (L p. 95), 1210-1222/23.
SII Shirley I nr. 158, 159, April (1) 1222; Pctit-Dutaillis p. 244 deutet diese Unruhen
wohl zu Unrec:bt auf eine Verbindung der Templer mit dem König von Frankreich. wenn
auch die über die Templer erbitterten Bürger von La Rochelle etwa in der gleichen Zeit an
König Heinrich schreiben- die Templer haben in der Stadt immer mehr Besitz und Rec:bte
TEMPLER IN KÖNIGLICHEN
UND PÄPSTLICHEN
DIENSTEN
299
Girauds Bemühungen, die Stadt vor dem Grafen Hugo von La Marche und Angouleme zu schützen, wie er selbst sich für die Städte bei dem königlichen Justitiar
verwendete ", Es war für die Praeceptoren nicht einfach, die Interessen des Königs
und des Ordens zugleich wahrzunehmen und mit den örtlichen Machthabern in
Frieden zu leben. Aum fr. G. mußte Zahlungen für den englischen König leisten 61.
Seine Nachfolger blieben treue Diener des Königs von England, den sie dem näheren
und mächtigeren französischen König vorzogen; der wirtschaftliche Vorteil dieser
Verbindung ist nicht zu unterschätzen. England war das Ausfuhrland für ihren
Wein 6!. Obwohl der Orden allein dem Papst unterstand, machte der König seine
Oberhoheit über die Templer seines Landes geltend, und die Templer erkannten
sie an •• Da Ihr Herr und Meister unserer Häuser seid", schreibt 1243 der aquitanisdie Meister und spätere Großmeister, vir quidem discretuset circumspectus, in
negotiis quoque bellieis peraus et expertus, Guillelmus de Saunhac", möge der
König den Templern die Schäden ersetzen, die der Krieg in der Gascogne ihnen
zugefügt habe. 1225 wurden der englische Meister fr. Alanus M., der Johanniterprior und der Bischof von Carlisle nach Köln gesandt, um wegen der geplanten
Heirat des Kaisersohnes mit einer englischen Prinzessin zu verhandeln 84; der Brief
des Bischofs zeigt die Schwierigkeit der doppelten Bindung der Provinzialmeister:
beide können nicht über Ostern hinaus in Deutschland bleiben, "und in der Tat, es
drohe ihnen Gefahr vom Orden, da sie ihre Kapitel abhalten und mit den Brüdern
Geld ins heilige Land schicken müßten". Der englische Meister fr. Roncelinus de Fos
(1252-1255),
der vorher (1248-1250)
und nachher (1260-1278)
magister Prooincie war, verhandelte 1252 für den englischen König mit Ludwig IX. und wurde
pro laudabili servicio belohnt. Urban IV. hat verschiedene Privilegien auf seine
erworben - von Giraudus: qui semper exheredationi oestrae et vestrorum intendit, Lettres
de Rois, Reines .•• ed. J. J. Champollion-Figeac, I, 1889 (Coil. des Doe. inedirs) p. 31 s.
so Shirley I nr. 106: Templani ••• lndemnitati oestrae et oestrorum in his et in omnibus
euram sedulam adhibentes; ebda nr. 128, auch von 1220: Nos (Giraudus an den König) oero
pad et tranquillitati terrae et hominum domini regis pro 'fJiribusintendentes •••
11 Rot.litt. claus. p. "'45b, "'55b, 456, 458b u. a.; Cal. Pat. Rolls, 1216-25, p. 51 zu 1217:
G. B. werden die Einkünfte des Königs aus seiner Stadt Bordeaux zugewiesen bis zu einer
Summe von 1157 m. sterl, in Begleichungeiner Schuld König Johanns an ihn.
11 Ebda p. 517 zu 1225, ein Schutzbrief für das Sdtiff des fr. G. de Broys, mag. Pictaviae 1224-35 (L. p. 95 u. 101) mit Wein für England; ebda 1225-32, 1903, p. 24 zu 1226;
p. 96 zu 1228: mag. Pictaviae darf seinen Wein ohne Zoll nadr England bringen; p. 368 zu
1230; ebda 1266-72, 1913, p. 593 am 14. 3. 1271 wird den Templern eine Lizenz für WoIIausfuhr ausgestellt.
es Shirley 11 nr. 437 unter Warinus de Sonariis ist GuiIlelmus de Sonaio, Praeceptor von
Auzon (ur. de Poitiers, L. p. 106) 1224, mag. Aquitaniae 1236-46 (L. 95), der spätere
Großmeister 1246-1250 aus dem Hause Saunhac-Belcastel en Rouergue zu verstehen; de
Barrau, Documents sur les Ordres du Temple et de Saint-Jean de J~rusalem, 1861; Matth.
Par. V p. 148: vir quidem discretus .••
" Shirley I Dr. 213, vgl, aum nr. 217; Rot. litt. claus. p. 626 vom 20. 10. 1224 U. P. 651:
vg!. Fr. Trautz, Die Könige von England und das Reim, 1272-1377, 1961, p. 101.
300
KAKlE LUISE IIULST-THIELE
Bitten hin gewährtlS. Von seinem Nachfolger (1262-1267), dem späteren magister
Aquitaniae (1287-1284),
fr. Amblardus heißt es 1264 non sine magnis laboribus
et expensls pro nostris et totius regni nostri negotiis agit in partibus tTansmarinis.
Er überbrachte Ludwig IX. die Urkunde über den Frieden von Canterbury le. 1243
durfte der derzeitige englische Meister England nicht verlassen nach dem Wunsch
des Königs, bis der summus magister des Ordens, der ihn nach Jerusalem befohlen
hatte, das nicht widerriefe17• Auch sonst bedarf es zu allen Reisen der Templerbrüder königlicher Geleitbriefet8• Andererseits bemühte Heinrich Ill. den Papst
1227, um das von seines Vaters Günstling Falkesius de Br~aut6 erworbene und im
Templerhaus zu London verwahne Geld zu bekommen; .es gäbe schon Möglichkeiten", schrieb er an seinen Höfling in Rom, .besagten Meister zu zwingen auf
unserm englischen Boden, besagtes Geld herauszugeben, wenn wir es nicht vorzögen, in dieser Angelegenheit der Oberhoheit des Papstes nicht vorzugreifenc It.
Fünf Jahre später wagte der König gleichfalls nicht, den Templermeister zur Herausgabe der Schätze Huberes de Burgh zu zwingen; Huhen gab selbst die Schlüssel
heraus7'. Edward I. brach zwar einmal in das Londoner Templerhaus ein, 1263,
aber die Templer hatten keinen Schaden; .er raubte das Geld der Großen und der
KaufleuteC71; denn Edward stand dem Orden nicht anders gegenüber als sein Vater.
dem er sonst wenig gleicht, und die Templer dienten ihm wie seinem Vater; 1298
83 Cal. Cl. Rolls 1251-53, 1927, p. lOS zu 1252, p. 187s. zu 1252: mittimus diam ad
(lOSdilectum nobis in Cbristo Jr. Rocelinum mag. mil. T. in Anglia, p. 428: fr. R. ••• pro
laudabili seruitio; L p. 27; R 1201 wobl zu 1256; Les Registres de Urban IVed. J. Guiraud, 1892ss. nr, 1786, 1221, 2487, 2905.
60 Cat. Cl. Rolls 1261-64, 1936, p. 358 zu 1264 u. a.; ebenso 1264-68, 1937. passim;
Cal. Pat. Rolls. 1258-66. 1910, p. 366 vom 15. 8. 1264; Powidte a. a. O. p. 478, ohne seinen Namen zu nennen; Cl. Perkins, The Knights Templars in the British Isles, in: The
Engl, Hist. Rev. 25. 1910, p. 209 ss.; Amblardus, mag. Aquitaniae 1278-8-4. L 96 s. R
1201; er wird im Prozeß öfter genannt.
117 Cat. Cl. Rolls 1242-47. 1916, p. 19 zu 1243; aum die Gesta Regis Henrici 11. I p.
328, nennen 1184 die Großmeister summo« magistras Templl et Hospitalis.
08 Geleitbriefe und die Erlaubnis, für die Abwesenheit des Meisters Rechtsvertreter zu
nennen z. B. Cat. Cl. Rolls 1253-54, 1929, p. 273 zu 1254; Cat. Cl. RoUs Edw. I, 1272
bis 1279. p. 57 zu 1273, p, 115 zu 1274; Cal. Pat. Rolls 1266-1272, 1913. p. 67 zu 1267;
p. 542 vom 16. 6. 1271 für Imben Perard, der aus dem Prozeß bekannte Imhen de Peraudo, den L. nur für 1266 u. 69 (p. 16 u. 96) als olsitator generalis namweist, going beyond
seas with the king's license lor 3 years, 1261-6-4 war er mag. Frencle«, L. p. 114; Cat.
Pat. Rolls 1272-81.1901. p. 308 zu 1279; 1281-92, 1893. p. 508 zu 1292.
It Shirley I nr. 257.
70 Roger de Wendover III p. 31 ss.: der englisdte Meister zum König gerufen gibt zu.
Geld von Huben de Burgh zu haben. sed quantitatem et numnum penitus ignor"bant •••
At rex, quia pecunia memorata sub protectione eccusiae lutrat deput"ta, non habuit consilium, ut (lwlentiam ingtrtret.
11 Gervasius von Canterbury ed.Stubbs 11. 1863. p. 222 ad NOfJum Templum wnit et
invitis Templariis intTatJiteOTMmtbesaurariam et Iractis archis multis IIspoTtmt cit,,, x milia
/ibraTum sterlingOTMmde tbesauro multorum magnatum terrae et mtrc"torllm. vgl. Piquet
a. a. O. p. 33 ss.
TEMPLER
IN KÖNIGLICHEN
UND PÄPSTLICHEN
DIENSTEN
301
fiel ein Templermeister in Schottland - wohl Brian de Jay - im Dienste des
Königs, nicht für sein Gelübde7!. 1304 bat Edward den letzten Großmeister Jaques
de Molay, den englischen Meister William de la More freundlich zu behandeln und
bald zurückschicken zu wollen, for the grateful and laudable services that he has
heretofore rendered to the king and his realm in many ways and for the great
affectation that the brethren under him are said to bear towards him as his friendly
bearing and honest conversation merit73•
n
Alexander Ill. war der erste Papst, dessen Vorliebe für die Templer bekannt war
und der Templer an seinen Hof zog. Mehr als die Namen seines Templer-elemosinarius fr. Petrus und seiner beiden Templer-camerari; fr. Franco und fr. Bernardus
sind allerdings nicht bekannt 1.
Auch Innozenz Ill. Sorge und Fürsorge galt den Templern, wie sie in vielen
Urkunden und Briefen zum Ausdruck kommt. Der ehemalige Praeceptor der Lombardei fr. Barrochius diente ihm als Bote zum griechischen Kaiser Balduin I. %,
[rater M. sandte er nach Jerusalem 3, fr. Durandus zusammen mit dem Kardinalsubdiakon Pandulph zu König Johann nach England " fr. Ild. nach Sardinien.
Camerarius und familiaris war fr. Richardus; ihm zusammen mit zwei anderen
übertrug Innozenz das Amt des Iustitiars von Apulien, der Terra di Lavoro und
des Herzogtums Amalfi 5. Sowohl der Thesaurar des Tempels in Akkon wie fr.
Aymardus in Paris nahmen päpstliche Aufträge entgegen 8.
7! William of Newburgh, Chronicles, Stephen, Henry II and Richard I, ed. R. Howlett,
I, 1885, p. 583.
73 Ca!. Cl. Rolls V (1302-1307),
1908, p. 208.
11
1 C. Erdmann, Papsturkunden in Portugal, 1927 (Abh. der Ges. der Wiss. Göttingen,
phil. hist. Kl. N. F. 20, 3) nr. 159, 3 p. 380; Bouquet XV ep. 405 p. 967; Liber Censuum I nr.
122 p. 402, nr. 125 p. 404b; B. Rusch, Die Behörden und Hofbeamten der päpstlichen Kurie
des 13. Jahrhundens, 1936 (Schriften der Albenus 'Universität, 3), dem nur Bernardus als
Templer bekannt ist. Giraldus Cambrensis ed. Brewer, IV, 1873, p. 205: Unde papa AlesanJer Ill, ut [ertur, dicere consueoi: quia tres Jomos habebat prae ceteris plus dilectas, quas
special; causa protegere prifJilegiisque munire oolebat, Templarios se. et Hospitalarios et
Cisterciensis OTdinismonachos.
t Innocentii opera lib. VII ep, 147, Migne 215 col. 433 und ep, 153 col. 454.
s Lib. 11 ep. 189, Migne 214 col. 757 s.
4 Roger de Wendover, ed. Hewlett 11, 1887 p. 58 u. p. 68; die päpstlichen Legaten wohnten im Neuen Tempel zu London, solito legatorum et papalium nuntiorum et clericorum
receptacula, Flores historiarum, ed. Luard, 11, 1890, p. 269 ad 1244; vgl. H. Tillmann, Die
päpstlimen Legaten in England bis 1218, Diss. Bonn 1926, S. 94; schon Alexander Ill. hatte
einen Templer-Boten nach England zu den beiden Erzbischöfen gesandt, ebda S. 55.
5 Lib. V ep. 21 u, 22, Migne 214 col. 973, und ep. 87 col. 1073: nach Sardinien schickt
Innozenz tu. /ratrem militiae Templi viTum providum et honestum, lib. III ep, 35 col. 917 •
• Fr. Gaufridus, vgl. R 860; Innocentii op., lib. XVI ep. 3, Migne 216 col. 925; Aymarus:
lib. XIV ep. 123, Migne 216 col. 493; lib. XV ep, 172 u. 175, col. 693 u. 694.
302
WAIlIE LUlSE BULST-THIELE
Fr. Aymardus bewahne auch unter Papst Honorius Ill. die eingesammelten
Kreuzzugsgelder im Templerhaus von Paris auf; der Papst tadelte ihn, als er ohne
'päpstlichen Auftrag 13 000 Mark Silber davon nach Palästina schickteT. Zu der
familia des Papstes gehörten der Templer fr. Heinricus, der mit einem Johanniterbruder für den Transport des Geldes ins Heilige Land zu sorgen hatteS, und sein
Kubikular fr. Martinus, der den Zwanzigsten in Deutschland sammelte'; auch der
Pariser Templer-Presbyter fr. Radulphus erhielt Aufträge vom Papst 11. In einem
Brief an den Bischof von A1bi werden Templer und Johanniter genannt, die den
Zwanzigsten in England und Ungarn einsammelten und nach Rom braditen, quod
nuntios alios, de quibus ciJeamur me/ius posse conjidere, non habemus 11.
Gregor IX. ließ durch fr. Riccardus seine Gläubiger bezahlen und bat über ihn
um Geld It. Fr. Thomas, der zum päpstlichen Haushalt gehörte, zog in England das
Geld derer ein, die sich vom Kreuzzug loskauften; auch von Frankreich sollten die
gleichen Gelder durch Templer geschickt werden 13; fr. Bonusvicinus, der Klibikular
des Papstes, wurde mit der Verwaltung der Kaiser Friedrich 11. entzogenen Güter
betraut 14.
Unter Innozenz IV. blieb er im Amt und Auftrag; er begleitete Innozenz auf
seiner Flumt mit dem Johanniterkubikular
Thomas 16; auf seine Bitten fltl alioTJ4m
/ratrum Templi in curia nostra commorantium setzt der Papst zwei Notare aus
Perugia als ökonomen, Syndici und Procuratoren der Templer in Tuscien, der
Mark Ancona und Spoleto ein 1'; vermutlich stammte Bonusvicinus aus Assisi 17.
7 Regesta Honorii Papae 111 ed, P. Pressuti, 1888 ss., nr. 2600 vom 6. 8. 1220; vgl. auch
nr. 1706, 1998, 2114, 2513, 2658, 2710.
S Ebda nr, 1998 •
• Ebda nr. In9: Martino cllbiclllario et Johanni merescslco sllis, militiae Templi et
Hospitalis Hierosoümitani jratTibNs, vgl. auch nr. 1783, 1815. E. Göllen, Die Kubikulare im
Dienste der päpstlidlen Hofverwalrung vom 12.-15. jb., in: Papsttum und Kaisertum.
Festschrift für Paul Kehr, 1926 p. 622 H, nennt überhaupt keine Templer.
10 Pressuti nr. 2737. 2815, 3085.
11 Mon. Genn. bist., Epistolae saec. XIII, ed. C. Rodenberg I, 1883, nr. 124.
11 Ebda nr. 787 vom 5J6. 11. 1240; Les Registres de GrEgoire IX ••• ed, L Auvray,
1896 ss. nr, 5888-5917.
13 Fr. Thomas, Manbaeus Parisiensis, Cbron. maj., ed, Luard III, 1876, p. 374 zu 1236;
vgl. auch Les Registres de GrEgoire IX, nr. 3923, 3924.
a Epist. saec. XIII nr. 778 vom 1. 7. 1240; Reg. nr. 5201.
15 Vita Innocentii IV, ed, Baluze, Mise. hist. I, 1761, p. 197 u. p. 196: dum dhuc idem
imperator ap,", AqlUlmpenJmttm persisteret, ipse tamq..am in P~TtinaCia pTaeconcept4
obstinatNS pratdictis parere conttmpsit, iIl,",ms potills nllncüs, "iro 'lJiJeücet religioso frlltri Bonovicino de oTJiru TemplarioTNm Domini papat cNbiclllaTio tt alüs SNptr rectptioru
te"aTllm a s~Jt apostoüca J~stinatis; der ebenda genannte Jobannitercubicular Thomas ist
vielleicht identisch mit dem im Liber Censuum I p. 555 ss. 569 ss. genannten päpstlichen
cameT.TiNs fr. Thomas.
18 Les Registres ••• eeL E. Berger IV, 1921, nr. 6259 vom 30. 1. 1253.
17 Wo ein Bruder und ein Verwandter lebten, für die er sich verwendete, ebda nr. 4629
vom 20. 4. 1249 und nr. 4631 VOID 25. 4. 49.
TEMPLER IN KÖNIGLICHEN
UND PÄPSTLICHEN
DIENSTEN
303
Während an den Fürstenhöfen gegen Ende des 13. Jahrhunderts oft Beamte die
Aufgaben der Templer übernahmen, haben bis zu den letzten Tagen des Ordens
Templer ein Amt am päpstlichen Hof bekleidet.
Urban IV., der Patriarch von Jerusalem gewesen war, ist ein besonderer Freund
desOrdens gewesen. Drei Templer wurden Kastellane päpstlicher Burgen: fr. Berardus de Gallerceto 1262 Kastellan von Cesi, fr. Raimundus 1263 von Perrocchio,
fr. Martinus 1263 von Trevi bei Subiaco lR; fr. Larnbertus war Kubikular 19; fr.
Johannes de Limeriis Marsmall des Papstes, der nach seinem Ausscheiden aus dem
päpstlichen Dienst - gegen sein Gelübde - vom Papst ein Haus in Fontaine-sousMondidier/Somme erhielt, das den Templern der Kommende dort zinspflichtig
war!O; aud; fr. Gaufridus war Marsdiallw, Urban setzte, wie es scheine, nicht ganz
ohne Widerstand - denn er mußte drei Briefe deswegen schreiben - durch, daß
fr. Amauricius de Rupe, der zu seiner familia gehörte, 1264 zum Praeceptor Franciens gemadir wurde, wie es auch des Königs Wunsm war: ipse (Ludwig IX.) enim
considerans, quod nonnumquam per ipsius ordinis preceptores in Francia .•• multa
ipsius regis magna et ardua negotia fideliter et utiliter agebantur; Urban schätzte
ihn als einen Mann utique prooidum et consilii maturitate conspicuum sibi (Ludwig IX.) et antiqua familiaritatis notitia predilectum, .•• quia eius ministerio pro
nostris (Urbani) et ecclesie Romane negotiis in partibus Francie plurimum indigemus!!. Amaury war Großkomtur in Akkon und kehrte wohl ungern zu einem mehr
diplomarisdien Dienst in die Heimat zurück. Aum Clemens IV. nannte ihn seinen
familiaris und empfahl ihn seinem Großmeister mit warmen Worten. Er wünschte
1266. daß Amauricius sein Amt in Frankreim aufgäbe und sogleim zu Karl von
A~jou aufbrechen solle. vom Großmeister mit der Verwaltung der Templergüter
in Sizilien beauftragt, per eum enim ipsius regis favore utilius et melius quam per
aliquem alium domus ipse procurarl et recuperarl alienata poteruntv», Amaury
ist bei Karl gewesen, aber er hat sich nicht, wie der Papst es wohl wünschte, in den
Krieg zwischen Karl und Konradin hineinziehen lassen. Er kehrte nach Frankreich
18 Les Regimes ... ed. J. Guiraud, 1892-1929, nr, C 59: nr, 329 u. 880: nr. C 126, C 127
und 2948: vgl. aum E. Jordan, Les origines de la domination angevine en Italie, 1909 p.
18 Ebda nr. 2276 vom 11. 12. 1263: nr. 2865, 2866.
325.
!O Ebda nr. 1244 vom 29. 1. 12M; L. p. 136.
21 Ebda nr. 1786 vom 22. 6. 1264.
!! Ebda nr. 760 vom 26.2. 1264 u. 765 an den Großmeister, 771 an den Patriardren; auf
Bitten des fr. Am. de Rupe werden folgende Privilegien gewährt: nr. 900, 946, 2478, 2622:
vgl. Les Registres de CI~ent IV. ed, E. Jordan, 1893, nr, 736, 737 vom 26./27. 5. 1265:
R 1318, vom 31. 5. 1262 wird Amaury magnus commendator genannt: nr, 24 vom 27. 3.
1265 wird fr. Martinus castellanus Rocce de Trebis genannt.
zu Ebda nr. 418 vom 17.5. 1266 an den Grm. des Ordens; dazu nr. 855 vom 26. 5. bis
4. 4. 1267/68 an den B. von Auxerre, den CIemens auffordert, sim von fr. Am. de Rupe
über den Stand der Dinge in Sizilien unterrichten zu lassen, quem nuper venientem de regno
prefato potuit in multis fides oculata instruere. 1267 beauftragte der Patriarm von Jerusalem Amaury, vom Papst und König Ludwig Geld für das heilige Land zu besmaffen, Sorge
zu tragen, daß Friede zwisdlen Genua und Venedig gestiftet werde und daß künftig sim
keine armen, unfähigen Kreuzfahrer einsmifften, BibI. de l'ecole des martes 19, 1858, p.
291 5S., R 1347; vg!. aum Teulet et Delaborde, Layettes du Tresor des martes IV, 1902.
p. 108, 394b, 275, 276.
304
)(A~
LUJSE BULST-THJELE
zurück und blieb Praeceptor Franciens. 1270 folgte er Ludwig auf dem Kreuzzug
nach Tunis, wo er eine verhängnisvolle Rolle gespielt hat. König Ludwig sandte
ihn zu Karl von Anjou, mit dessen Hilfe die Kreuzfahrer redmeten, Karl versprach, bald zu kommen, trug aber gleichzeitig Amaury auf, jede Kampfhandlung
der Christen vor seinem Kommen zu verhindern .. 50 schützte Amaury wohl den
Bau der Befestigungsanlagen des Lagers vor Tunis und wehrte auch einen Angriff
der Sarazenen auf die Schiffe ab - Primat, Ludwigs Biograph, nennt fr. Amaury
de la Rodie oft, bezeichnet ihn aber nicht als Templer -, aber zweimal gibt
Amaury's Rat den Ausschlag, daß die Christen sich nicht zum Angriff entschließen;
während der König noch mit seinen Beratern spricht, frere Amaury de la Roche
seurvint sur eulx, par le conseil duquelle roy retourna
ses tentes, li et sa bataille
(sein Heer). Ludwig starb, als sein Bruder vor Tunis eintraf, und mit ihm der
letzte König, der einen Kreuzzug führen konnte".
Fr. Guilleimus CharntTÜ serviens, qui futrat ostiarius domini pape Nicolai
tercii24, ist aus dem Templerprozeß bekannt.
Nikolaus IV. übergab zwei Templern Burgen, an fr. Nicolaus die Burg Mons
Cretacü und das fortalicium quondam S. Mariae de Sculcula, an fr. Paulus das
Castrum Centumcel14rllm und das Gebiet Montis Octozonisu. Unter ihm ist der
erste Procurator, SynJicus Actor et Nuntius specialis des Ordens am römischen Hof
fr. Andreas Mathiae bekanntlI. Templerhoten (Ies Papstes waren fr. Artaldus, 1282
Komtur von Akkon, und fr. Durandus Bugerii 27. Sein Kubikular fr. Huguitius de
Vercellis diente noch Bonifaz VIII.28. Fr. Johannes Fernandi bekleidete 1296 unter
diesem das Amt des Kubikulars und erhielt dafür mit Zustimmung des letzten
Großmeisters und andrer Würdenträger des Ordens einige Templerballeien des
Ordens übertragenlI. Der magister ostia rillS, der Templerbruder Maurus, wurde
von Bonifaz zum Kastellan der Burgen Larianum und Aricia ernannt". Für die
nötigen Geldmittel zu seinen Kriegen mit den Colonna mußten sowohl der magister
a
za Vgl. den Brief des Petrus de Condeto 1270 aus Tunis, D'Achery, Spicilegium, Ill,
1724, p. 665: Ludwig IX. hatte Amaury von Sardinien aus zu Karl gesandt; Chronique'de
Primat, traduite par Jean de Vigoy, Bouquet XXIII e, 33 p. 50; e, 37 p. 55; R. Sternfe1d,
Ludwigs des Heiligen Kreuzzug nach Tunis 1270 und die Politik Karls I. von Sizilien, 1896,
S. 239 H. Amaury wird aum im Templerprozeß
genannt, z. B. Midtelet, Proc:es des
Templiers, 11, 1851, p. 192 u. 298, und Finke (s. u. Anm. 34), 11 S. 325.
M Midtelet 11 p. 137.
U Les Registres de Nicolas IV, ed. E. Langlois, 188655., Dr. 7288 vom 4. 11. 1290: d~
cuius lidelitate conlidimus; Dr. 7304/05 vom 27. 11. 1290.
K Ebda Dr. 2739 vom 13. 5. 1290, 5763 vom 28. 7. 1291, nr. 6096 vom 27.9. 1291.
27 Ebda Dr. 175 vom 1. 8. 1288; 7509 u. 2252157 vom 13. 8. u. 13. 9. 1289; R 1444.
!8 Ebda 7146, 1288, der hier genannte Ir. HuguitiMs ordinis miJitae lerosoUmitani 01bieularius und lamiJiaris noster (vgl. auch Dr. 7653 u. 7654) ist zweifellos mit dem auch im
Templerprozeß Michelet. I p. 560, genannten H .,Nitio de Vereellis identisch, Registres
de Boniface VIII, ed, Thomas, Faucon, Digard, 1884-1939,
Dr. 5032 vom 23. 7. 1302;
er war auch praeceptor Jomorllm miL T empli in LombarJia, Archivio storico lombardo 53,
1926, p. 218.
11 Registres ••• Dr. 1508 vom 27. 11. 1296.
ao Ebda Dr. 5503, 5504, 5505 vom 20. 2. 1298.
TEMPLER
IN KÖNIGLICHEN
UND PÄPSTLICHEN
DIENSTEN
305
eismare fr. Hugo de Paraudo wie der Generalprokurator
des Tempels in Rom
fr. Petrus de Bologna sorgen, obwohl Petrus in Abwesenheit des Großmeisters dazu
nicht ermächtigt waru• Petrus war einer der vier Verteidiger des Ordens; Hugo
zog bei dem letzten Verhör 1314 den ewigen Kerker vor, anstatt an der Seite des
Großmeisters zu widerrufen md verbrannt zu werden; sie werden beide im Prozeß oft genannt. Daß der letzte Großmeister J acques de Molay in den Schreiben
des Papstes wiederholt angesprochen wird: meritis tuis probatis inductus32 oder
Nos quidem qui dictum ordinem ab olim speciali prerogativa /avoris /uimus prosecuti et nunc personam tuam et ipsum prosequimur83 oder J. de M., quem sincere
dileetionis affectus et eius dara merita nobis et Apostoliee sedi gratum reddunt
multiplieiter et acceptumw, deutet wohl auf ein besonders gutes Einvernehmen
beider. Er war am 24.12.1294 bei der Wahl von Bonifaz an der Kurie gewesen.
Jacques war auch unter Benedikt IX. persona grata; 1304 bat er, an die Kurie
kommen zu dürfen ss. Zu diesem Besuch ist es nicht mehr gekommen, da der Papst
vier Wochen später starb. Albertus de Canellis, miles, war sein magister ostiariusw,
Es ist ungewiß, wessen Kubikular oder ostiarius fr. Reginaldus d'Argeville gewesen
ist S1.
Fr. Jacobus de Montecucco und fr. Oliver de Penna waren die Kubikulare
Clemens' V. Sie wurden am päpstlichen Hof verhaftet. Der 'maior Lombardus'
Jacobus de M., nicht wie Finke meinte Oliver, floh aus der päpstlichen Haft SS. Obwohl der Papst sich sehr erzürnt zeigte und ihn verfolgen ließ, entkam er wie etwa
auch Hugo de Chalon, der Neffe des Hugo de Paraudo und elemosinarius des
Herzogs von Burgund. Auch Oliver, obwohl er gestanden hatte, wurde nicht verurteilt, sondern vermutlich vom Papst versorgt39• Xbte, Grafen und königliche
Beamte der Provence baten 1310 den Papst, dem Hospital von Aubrac nicht den
ehemaligen Templer, fr. Oliver, zum Prior zu geben, der vor dem Papst so schändSi Ebda nr. 2323 vom 8.2. 1297, or. 2429 vom 23.2. 1298 und nr. 2550 vom 3. 5. 1298;
vgl. Fr. Baethgen, in: Quellen u. Forsch. aus ital, Arch. u. Bibi. 20, 1928/29, S. 173 H.
sz Ebda nr. 1508 vom 27. 11. 1296.
33 Ebda nr. 2438 vom 23. 3. 1298.
34 Ebda nr. 4169 vom 4.8. 1301, vgl. auch nr. 3479 vom 9.3.1300;
H. Finke, Papsttum
und Untergang des Templerordens, I. 11, 1907, I S. 22, II S. 91.
ss Les Registres de Benoit XI, ed. Ch. Grandjean, 1883 nr. 803 vom 7. 6. 1304.
sa Michelet I p. 424 $5.; vgl. Finke I p. 249.
37 Michelet II p. 118. 285. 367. 394.
ss K. Schottmüller, Der Untergang des Templerordens mit urkundl. Beiträgen, I. 11,
1887, II S. 198 E.; Archivio storico lombardo 53, 1926, p. 220; Les Registres de Clement V,
ed, Dom Tosti u. a., 1885-92, nr. 7183 vom 1. 7. 1311 (sicl}, päpstliche Bestätigung einer
Schenkung von ]acques de Molay, Jacobus de Montecucco u. a. vom 9. 6. 1306 in Poitiers
an einen Bruder des päpstlichen thesaurarius interioris camerae Bertrand de Brodis; ein Oliver de Penne en Albigeois war 1301 Praeceptor von Lacapelle-Livron (bei L. p. 68 nicht genannt) I Tam-et-Garonne, F. Moulenq, Documents historiques sur le Tarn-et-Garonne I,
1879, p. 40; Finke, 11, S. 59 u. 114.
SII Hugo de Chalon oder de Yillers, miles, Praeceptor von Thors/Aube und Epailly (arr.
de Chatillon-sur Seine) (L. p. 145 u. 151), Michelet I p. 350 ss. 11 52 ss. 265 u. ö., Olivers
Geständnis Finke 11 S. 165 E. Oliver de Pena, qui es cubiculary del papa et be LX /rares
del Temple, qui an con/essades aqueles m~ladictions ••• ; Oliver hatte 1306 und 1307 Aufnahmen in den Orden in Paris beigewohnt, Michelet I p. 390, 11 335.
Sdlramm20
306
JoIAUE LUISE BULST-THIELE
lich über den Orden ausgesagt habe, dessen in pompa nutrita nobilitas schlecht zu
ihrem dürftigen Leben in den rauhen Bergen passe - Aubrac war Pilgerherberge.
Nun war das nicht zutreffend. Das Hospital, dessen 120 Brüder und Schwestern
nach der Augustinerchorherrnregellebten,
war reich an Besitz von Land, andern
Häusern und Vieh. Als Prior ist fr. Oliver nicht nachzuweisen".
Das gute Verhältnis zwischen Ludwig IX. und den Templern, die seinen Kreuzzug wie den seines Bruders Alphons von Poltiers vorbereiten mußten - sie hatten
für Schiffe und Proviant zu sorgen" -, ist auth durch Joinville bekannt. Daß der
Marschall Renaud de Vithier Joinville nitht JO 000 Pfund für die Auslieferung des
königlithen Bruders gab, weil er über die ihm zur Aufbewahrung anvertrauten
Gelder nicht verfügen durfte, ihm aber den Rat gah, sie mit Gewalt zu nehmen",
spricht nicht, wie man gemeint hat, dagegen. Renaud wurde auf den Wunsth des
Königs zum Großmeister gewählt und war Pate des in Chastel-Pelerin,
einer
Templerburg, geborenen jüngsten Sohnes des Königs, des Herzogs von Alen~on u.
Doch mußte er knieend um Verzeihung bitten - der ganze Konvent war barfuß
vor dem König erschienen -, weil er ohne Wissen des Königs einen Vertrag mit
dem Sultan von Damaskus über Landbesitz abgeschlossen hatte".
Bis zuletzt haben Templer den Königen von Frankreich gedient. Der im Prozeß
oft genannte Radulphus de Gisi war Geldeinnehmer für den König in der Champagne". Hugo de Paraudo, magistn cismare und oisitator gennalis, mußte 1307
Kriegssubsidien für den König einziehen. Beide Johannes de Turno, Onkel und
Neffe, haben als Sdiatzmeister dem Orden und dem König gedient; der Jüngere
wurde 1307 in Rouen bei einer Gerichtssitzung des Schatzamtes in königlidtem
Auftrag verhaftet". Ein Templerbruder gleichen Namens war königlither elemosi-
40 Cl. Devic et J. Vaissete, Histoire g~~rale de Languedoc, 4, 1872, p. 888 ss.i I.-I..
Rigal et P.-A. Verlaguet, Documents sur l'ancien Höpital d'Aubrac, T. I (1108-1341),
Rodez 1913-1917 (Archives historiques du Rouergue 4), nr. 272-274.
41 Registres d'Urban IV Dr. 760 vom 26. 2. 1264: Specialit"
auttm (Ludwig IX.)
multa flOS et orainem fIestram af1ectwne proseq.utur et qui ab omnibus u; clementi su bonitate aeligitur. specialit" ae liJelittJtis "estre probitate conjiJit flestraque ae'fJOtio loaun
grantlem sibi fltnJicat apuJ esm ••. , z. B. Layettes du Tr~sor des Chartes, 11, 1866, Dr.
3537 VOID 19. 8. 1246 vgl. Dr.3523 Tom 2. 6. 1245; für Alphoos, Correspondance administrative d'Alphonse de Poitiers p. p. A. Molinier I, 1894, nr. 1759, In9, 1796, or. 1801 u. ö.
Aufträge an zwei Templer, seinen Kreuzzug voo 1270 vorzubereiten; vgl. oben Anm. 22a
und 23.
f21 Jean, Sire de Joinville, Histoire de Saint-Lows ••• p. p. N. de Wailly, 1874. c. 381 ss.
41 Ebda c. 412-14.
44 Ebda Co 511-14.
f5 Inveotaire d'anciens comptes royaux p. R. Mignon, p. p. Cb. V. Langlois 1, 1899, p.
29 nr. 86; D. Ozanam in Recueil de Travaux, offert a Cl. Brunei, 2, 1955, p. 344, uod oft
im Prozeß genannt; sein Verhör Mimelet I p. 394 ss.
" Borelli de Serres, 111 p. 28: Ordre vom 10.7.1303; über die heiden Johannes ebda I
p. 237 ss., III p. 29 ss. u. p. 101; Piquet p. 185, J. Yard, Les Joumaux de Tr~sor de Philippe
IV le Bel, 1950, Dr. 2385, 5603, 4630 u. 5833: ••• pro expensis !ratris Je TIITnO, tbesalCTarii
quondam Tempü lactis in JucenJo eum Je Rotbomago Parisius (11m IV strflientibus Caskllet; XL lib. tOllm.lortis •••
TEMPLER
IN KÖNIGLICHEN
UND
PÄPSTLICHEN
DIENSTEN
307
narius'7 wie desgleichen fr. Guilleimus d'Arahlay48, vor Johannes noch unter
Philipp Ill:ein anderer Bruder Guillelmus.
Der letzte Templer, der eine bedeutende Rolle am königlichen Hof spielte, war
Arnulfus de Wesemael. Im Prozeß wird er siebenmal erwähnt - er war 1291 gesterben -, aber nicht einmal miles genannt; er war Praeceptor von Reims und der
Ballei Brie, einer Ballei, die auch Servienten als Praeceptoren hatten. Das Obituar
des Templerhauses von Reims sagt zu seinem Todestag am 14. 8.: Obiit [ratet Ernulphus de Vuisemala, magister istius domus et magnus homo in curia domini regis
Franciew, Die Wesemael waren Ende des 12. Jh.s Ministerialen der Herzöge von
Brabant; vorher gehörten sie zur familia von St. Peter in Löwen. Arnulf n. wird
nach 1247 immer nobilis genannt und vermählt sich in zweiter Ehe mit Alayde von
Brabant, einer Tochter Herzog Heinrichs I. Sein Sohn, der spätere Templer, war
wohl schon 1253, nachweislich 1265, herzoglicher Marschall. Nach dem Tode Herzog Heinrichs Ill. 1261 suchte er während der Minderjährigkeitsregierung
seine
Macht zu vergrößern; die Brüder Wesemael waren in alle Unruhen in Brabant der
sechziger Jahre verwickelt51; er wünschte den unterentwickelten älteren Prinzen
Heinrich gegen den Willen der Regentin und der Mehrzahl ihrer Berater zum
Thronfolger zu machen. So dunkel der Hintergrund dieser Kämpfe bleibt - vielleicht spielte die Rivalität der Städte Löwen, wo die Brüder W. damals lebten, und
Lüttich hinein -, so verborgen bleiben die Gründe, die Arnulf 1269 veranlaßten,
in den Templerorden zu treten: 1274 begleitete er Marie, die Schwester des jungen
Herzogs Johann von Brabant, an den Hof ihres königlichen Gatten, Philipps Ill.,
wo er noch 1290 mestres de l'ostel dou roi de France ist52• Unter seinem Beistand
gelang es der jungen Königin, sich von dem Verdacht zu reinigen, den Prinzen
Ludwig, ihren Stiefsohn, getötet zu haben und den Günstling des Königs, Peter
47 Midielet 11 p. 379 ss., Les grandes Chroniques de France, ed. J. Viard. VIII, 1934
(Societe de l'Histcire de France. 435) p. 273: l'aumosnier du roy de France, qui tant de
honneur avoit eu en ce monde; Gallia Christiana VII p. 230 verwechselt ihn mit fr.
/ohannes Je Templo (hier Eigenname) Je ordine Vallis Scolarium, dem königlichen Inquisitor
in Carcassonne 1247/48, Devic-VaisseteVII, 1879, col. 37 u. 156.
48 Midielet II p. 299, 218, 308, 379; I p. 87, 390, 498 s.
0111 Miebelet 11 p. 286, 345, 4 ss., 395, 410, I p. 535; vgl. A. Trudon des Ormes, Liste des
Maisons et de quelques dignitaires de l'ordre du Temple en Syrie, en Chypre et en France
d'apres les pieces de proces, in: Revue de l'Orient latin,S. 6. 7, 1897 ss., 6 p. 210.
50 Ed. de Banhelmy, Obituaire de la Commanderie de Reims, in: Melanges historiques,
4, 1882, p. 303 ss. (ColI. de Doe. ined.).
61 Zuletzt M- J. Tits-Dieuaide, Un Exemple de passage de la ministerialite
la noblesse:
la familIe de Wesemael (1166-1250), in: Revue beige 36, 1958, 335 ss., wo Aleyde von
Brabant riebtig, aber anden als in der übrigen Literarur die Stiefmutter, nicht die Gattin
des erst seit 1240 (Wauters IV p. 330) in den Urkunden genannten ArnulE Ill. des Templers ist; seine Gattin ist Elisabeth (oder Isabella) de la Frete. A. Wauters, Le duc Jean Ier
et le Brabant sous le regne de ce prince, in: Memoires couronnes p. p. l'Academie royale
de Belgique 13, 1862, p. 44 ss. u, ders. in: Bulletin de l'Acad. roy. des se., des lettres et des
beaux arts de Belgique, 448 annee, 28 s. t. 40, 1875, p. 375.
51 Ch.-V. Langlois, Le Regne de Philippe Ill, 1887 p. 46 u. p. 28; die französische Literarur weiß nichts von seinem Leben in Brabant und umgekehrt.
a
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W. L. BUUT-THIELE,
TEWPLER. IN KÖNIGLICHEN
DIENSTEN
de Brace, zu stürzen. Arnulf wurde 1278 nach Rom gesandt, um dort von Nikolaus Ill. die Auslieferung des Bisdlofs von Bayeux, eines Verwandten des Günstlings, zu fordern, enthielt sim aber hier ausdrücklich jeglicher Parteinahme, ••• est
protestatus apertius quo nllUo modo in hiis onus partis assumere oel se parttm tllO
aut suo nomine constituere intendebat. wie der Papst an den König schreibtu. Im
selben Jahr reiste er nam Lüttich zu einem Schiedsgericht", 1276 hatte er einen
Vertrag zwlsdien Roben von Artois, dem Bruder des Königs, und Alfons von
Kastilien unterschrieben und besiegelt 1$. 1288 wiederum, und nom einmal 1290
war er in Rom bei NIkolaus IV. H. Sein Grab in Chevro (Seine-et-Mame) war noc:h
im 18. Jh. zu sehen. Nichts verrät den frater Arnulphus der Prozeßakten als den
großen Herrn, dessen Verbindung mit der Brabanter Herzogsfamilie Philipp IV.
ebenso wertvoll sein mußte wie sein Praeceptorenamt in Reims, einer seiner reichsten Städte.
Vieles konnte in diesem Oberblidt nur angedeutet werden. Spanien mußte un-.
berücksichtigt bleiben; ich werde auf Einzelnes in einer Arbeit über die Großmeister
des Ordens zurückkommen. Natürlich hat es auch Spannungen zwischen den Templern und den Fürsten und Päpsten gegeben; Protz 57 hat Beschwerden der Päpste
über sie aufgezählt, man denke nur an die Enttäuschung König 1acme's 11. von
Aragon, der doch auf der Templerveste Monzon erzogen worden war, über die
..Lauheit- des Templergroßmeisters Guillaume de Beaujeu auf dem Konzil zu Lyon
1274. Doch sdleint mir die Kontinuität der guten Beziehungen selten unterbromen,
und im glaube gezeigt zu haben, daß es nötig ist, den oft nur mühselig zu verfolgenden Wegen einzelner Templer nachzugehen, um dem Wirken des Ordens geredie zu
werden, .denn-, wie die französische Regel sagt - M. Melville stellt dies Wort
ihrem Bum über den Orden voraus - de notre We flOUSne wyez que l'tcorce
qui est par dehors ••• mais flOUSne saflez pas les forts commandements qui sont
dedans.
IS
J. Gay, 1898, nr. 389 vom 3. 12. 1278: relationtm di.Amu!/i Je Wisam.Ja orJ. mil. T nnpli nuntij tui ad hoc spedaliter de-stinati,
Les Registres de Nicolas III ed,
lecti /ilü
[ratri
Wauters, Jean I. p. 59.
" Ostern 1278, ebda p. 84•.
55 Langlois p. 108; Collection de Seeaus p. p. Douet d'Arcq, 1868 ss. nr, 9875, Anselme
de la Vierge Marie, Histoire g~n~alogique..• 8, 1733, p. 310; Zahlungen an ihn für Ausgaben im Dienst des Königs Piquet a. a. O. p. 219 u. 266; vgl. aum BorelIi de Serres I p.
248 u. p. 283, IIIp. 10•
. SI Registres de Nicolas IV, nr. 613 u. 615 vom It. 9. 1288; der gleime Papst schrieb
am 23.3. 1290 dem französisdlen König, er habe Abgesandte von Adel und Volk empfane
gen, die ihn gebeten hätten, vom Krieg mit Aragon abzulassen, unter ihnen fr. ErmJpbllS
orJinis militia« Tnnpli, E. Boutarie, La France sous Philippe le Bel, 1861, p. 21 s.
117 H. Prutz, Geheimlehre und Geheimstatuten des Tempelherren-Ordens,
1879, S. 7 ff.;
vgl. dazu Finke I S. 41-54.
Nachtrag zu S. 304 Awn. 26: smon 1225 ist ein Jr. Gerardus procurator Tnnplarionun
an der Kurie genannt, Bibl. nat., 0. a. L 58 p. 60.
Th. W. Parker, The Knighu Templars in England, Tuscon 1963, The Univ. of Arizona
Pr. konnte nicht mehr benutzt werden.