ERCO Lichtbericht 32
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ERCO Lichtbericht 32
E Erschienen im April 1989 Pünktlich zur 200-Jahr-Feier der Französischen Revolution wird die Pyramide von I. M. Pei ihrer Bestimmung übergeben. Der neue zentrale Eingang zum Grand Louvre machte schon vor seiner offiziellen Eröffnung am 30. März 1989 Furore, indem er zum neuen Wahrzeichen von Paris avancierte. Städtebaulich markiert die Pyramide einen der Endpunkte der historischen Ost-West-Achse von Paris, die vom Triumphbogen Tête Défense über den Arc de Triomphe, den Place de la Concorde, die Champs-Elysées und die Tuileriengärten bis zum Louvre verläuft. Lichtbericht 32 Inhalt Zu diesem Heft Le Grand Louvre Der Lichtplaner Claude Engle über das Projekt Grand Louvre Das Fest des Figaro Das Licht von ERCO Spezialentwicklungen Wandfluter Richtstrahler Les Grands Projets Nocturne Der Louvre in Zahlen Schlußlichter Zu diesem Heft 1 2-3 4-7 8 9 10-11 12-14 15 16-17 20-21 22-23 32-33 Fotos: Helmut Claus (S. 1), Anne Koch (S.33), Timm Rautert (S. 32), Alexander Ring/ERCO (S. 32), Alfred Wolf (U 1, S.2-31, U 3) © 1989 ERCO Printed in W-Germany, Druckhaus Maack GmbH & Co. KG, 5880 Lüdenscheid, 6328904 Es gibt manchmal redaktionelle Zwänge, die eine Änderung des Konzeptes für die Gestaltung des Lichtberichtes fordern. Diesem Zwang galt es, in diesem Heft nachzugeben. Ursprünglich war gedacht, das Licht im neuen Technischen Zentrum von ERCO und die Möglichkeiten, die das Technische Zentrum bietet, vorzustellen. Doch dann kam eine große Aufnahmenserie über den Louvre in Paris auf unseren Schreibtisch, und wir entschieden uns, das gute Vorhaben zurückzustellen... Alfred Wolf, trotz seines deutsch klingenden Namens ein Franzose, war der in aller Unschuld schuldige Fotograf, der uns zum zweiten Mal dazu brachte, einem Gebäude ein ganzes Heft zu widmen (das erste war die Hongkong and Shanghai Bank von Norman Foster). Projekte dieser Art und dieser Bedeutung gibt es nicht jeden Tag. Sie verlangen der Redaktion Flexibilität ab. Im Gegensatz zur Hongkong Bank liegt der Louvre in Paris in vertretbarer Nähe, so daß viele Leser die Chance wahrnehmen können, Architektur und Licht im Original zu betrachten. Kaum ein Gebäude der sogenannten „Grands Projets“, das sind das Musée de la Villette, das Institut du Monde Arabe, die Opéra de la Bastille, das Musée d‘ Orsay sowie als letztes der Grand Louvre, hat soviel kontroverse Diskussion ausgelöst wie die Glaspyramide von I. M. Pei als neuer Haupteingang für das Museum. Die Wogen der Erregung schlugen hoch. Zeitungsredakteure, Kul turkritiker schlugen Schlachten pro und kontra zu diesem Gebäude. Doch je näher der Tag der Eröffnung kam, desto deutlicher wurde sichtbar, daß das Konzept von I. M. Pei immer mehr Kritiker überzeugte. Auch die Zustimmung der Bevölkerung in Paris wuchs mit dem Baufortschritt. Eins darf jetzt schon als sicher gelten: Die Pyramide wird zu einem Publi kumsmagneten und damit zu einer Touristenattraktion von Rang. Ob die Konservatoren des Museums und die Museumswärter darüber glücklich sein werden, steht auf einem anderen Blatt. Nun hat der Lichtbericht nicht die Aufgabe, Nachdenklichkeit über Museums bauten und ihre Nutzung zu verbreiten, sondern wie der Name sagt, über Licht zu berichten. Und über das Licht im Louvre zu berichten lohnt sich, denn die Herausforderung an das Architektenteam von I. M. Pei, sowie die bauleitenden Architekten Michel Macary und den Lichtplaner Claude Engle, waren groß. An so exponierter Stelle, bei einem so exponierten Gebäude das Licht zu planen, ist schon deshalb eine besondere Aufgabe, da die Stadt Paris den schönen Ruf hat, Stadt des Lichtes zu sein. Claude Engle verständigte sich mit I. M. Pei, die Beleuchtung so anzulegen, daß die Architektur selber zum Leuchten gebracht werden sollte. So sollte die Pyramide zu einem leuchtenden Prisma werden. Die darunterliegenden Räume sollten durch Ausleuchtung der Kassettendecken und der Wände ein Flair eleganter Lumi neszenz erhalten. Da die Anforderungen außerordentlich speziell waren, wurde sehr schnell deutlich, daß sich Serienfabrikate für diese speziellen Erwartungen nicht eignen. So wurden, bis auf ganz wenige Ausnahmen, alle Leuchten, die zum Einsatz kamen, speziell für dieses Projekt entwickelt. Und da I. M. Pei nicht nur auf das Licht größten Wert legte, sondern auch auf die genaue Detaillierung des Leuchteneinbaus in die Betondecken, mußte lange vor Bau -beginn entschieden werden, wie das grundsätzliche technische Konzept aussehen könnte, das der Beleuchtung zugrunde liegen würde. Zahlreiche Versuche, Prototypen, Modellsimulationen waren nötig, bis die endgültigen technischen Antworten auf die unterschiedlichen lichttechnischen Probleme gefunden worden waren. Auf den Seiten 10 bis 15 wird ein kleiner Überblick gegeben über die Leuchten, die schwerpunktmäßig zum Einsatz kamen. In Wirklichkeit waren es sehr viel mehr Leuchtentypen, doch der Platz im Heft reicht nicht aus, um einen kompletten Überblick zu geben. Wir freuen uns und sagen es auch voller Stolz, daß sich die Mühe und der Aufwand gelohnt haben und daß das Licht den Intentionen des Architekten wie des Planers entspricht. Die zweite Hälfte des Lichtberichtes zeigt in großformatigen Abbildungen das Ergebnis und läßt eine Überprüfung zu. Zum Schluß soll noch das Versprechen erneuert werden, daß wir das Technische Zentrum in der nächsten Ausgabe vorstellen werden, das inzwischen von zahlreichen Zeitungen und Architekturzeitschrif ten sehr positiv kommentiert worden ist. Bis zum nächsten Heft Klaus J. Maack 1 Le Grand Louvre Architekt: Ieoh Ming Pei & Partners, New York Ausführende Architekten: Georges Duval und Michael Macary Projektleitung: Yann Weymouth, Washington Beleuchtungsplanung: Claude und Danielle Engle, Washington Statik: Sogelerg, Rungis, Serete, Paris Konstruktion: Compagnie Francaise d‘Entreprises Méalliques, Paris Koordinierung: Planitec, Paris „Meine Lösung ist die richtige“, war sich I. M. Pei von Anfang an seiner Sache sicher. Die Pariser Bevölkerung sah das zunächst ganz anders. Aber heute, nachdem das Projekt Realität geworden ist - die offizielle Eröffnung der Pyramide fand am 30. März 1989 statt-, beurteilten sie die Sache positiver. Begonnen hatte alles im Herbst 1981 mit einer einsamen Entscheidung. Gleich bei seiner ersten Pressekonferenz gab der neugewählte Präsident der Republik, Francois Mitterrand, den Startschuß für das berühmteste seiner „Grands Projets“, den Grand Louvre. Er hatte entschieden, daß das gesamte Palais du Louvre als Museum zu nutzen und das Finanzministerium, wel ches sich seit über 100 Jahren in einem Flügel des Louvre-Komplexes befindet, nach Bercy zu verlegen sei. Drei Ziele wurden mit diesem Projekt angestrebt: 1. Die Ausstattung des Museums mit Empfangseinrichtungen und wissenschaftlichen Vorrichtungen, die ein modernes Museum heutzutage benötigt und die dem Louvre dringend fehlten. 2. Neuorganisation und Vergrößerung der Sammlungen um einen zentralen Eingangsbereich herum, mit dem Ziel, die Museumsatmosphäre lebhafter zu gestalten. 3. Hervorhebung des Palais und seiner Anlagen, auch im Hinblick auf eine Öffnung des Museums auf die Stadt. Dadurch, daß der gesamte Palast zum Museum wird, erhält dieses eine völlig neue Gestalt. War es bislang eine längsgestreckte, mühsam zu erlaufende Anlage, so ist es nun zu einem viereckig angelegten Ganzen geworden, das um den Cour Napoléon herum in konzentrierter Form all seine Sammlungen präsentiert. Unterhalb des Cour Napoléon sind alle erforderlichen technischen Einrichtun gen und Empfangslokalitäten untergebracht. Auf einer Gesamtfläche von circa 60000 m² befinden sich damit im Herzen der Museumsanlage alle Einrichtungen, die das Besucherpublikum, die Konservatoren und die Museumsangestellten benötigen. Im Zentrum der Viereckkonstruktion erhebt sich die Pyramide als Haupteingang und neues Wahrzeichen des Museums. Im Juli 1983 traf Staatspräsident Mit terrand eine weitere Entscheidung, indem er ohne jeden Wettbewerb den in China geborenen Amerikaner Ieoh Ming Pei zum Architekten benannte. Doch der zögerte zunächst. In einer ersten Reaktion äußerte er sich: „Schließlich ist der Louvre das bedeutendste Monument in Frankreich, und man sollte absolut nichts unternehmen, um es zu verändern.“ Später besann er sich: „Bei Versailles würde ich nichts 2 ändern. Nachts werden die Pforten geschlossen, und Versailles schläft. Aber wenn der Louvre schläft, geht es in Paris hoch her. Allein schon durch die Lage des Louvre in Paris ergibt es sich, daß der Louvre lebendig sein muß. Ein Museum zu sein, das ist die Zukunft des Louvre. Warum also soll es nicht das beste Museum sein, ein Museum, das man gern besucht?“ Pei, der Staatspräsident Mitterrand durch den Ost -flügel der Nationalga lerie in Washington auf sich aufmerksam gemacht hat, erklärt auch gern, warum er glaubt, der richtige Architekt für diese schwierige Aufgabe zu sein: „Ich komme aus China, einem Land mit einer sehr alten, aber fernen Tradition. Es hat eine ruhmreiche Vergangenheit, aber Vergangenheit ist nun mal Vergangenheit. Die Franzosen haben eine sehr enge Beziehung zur Vergangenheit. Ich habe Leute getroffen, die so von Ludwig XIV. sprachen, als hätten sie ihn erst gestern noch gesehen. Wenn ich jetzt nur Amerikaner wäre, hätte ich sicherlich Schwierigkeiten, mich an diese Situation anzupassen. Da ich aber zu diesen beiden extrem unterschiedlichen Kulturkrei-sen gehöre und Frankreich irgendwo dazwischen liegt, bin ich in der Lage, diese Situation zu verstehen.“ Pei scharte, gleich nachdem er den Auftrag erhalten hatte, ein beachtliches Spezialistenteam um sich. Obwohl die Pyramide als Form in seinen Entwürfen für den Louvre noch nicht existierte, war ihm klar, daß das Hauptproblem in der Belichtung der großen unterirdischen Räume liegen werde. Als die Form gefunden war, gab er sich und seinem technischen Team mehrere Zielsetzungen vor: Eine optimale Sicht zwischen dem Cour Napoléon und dem Palais. Perfekte Ebenheit der Seitenflächen, d. h., jede Seite der Pyramide muß so plan wie eine einzige Glasscheibe sein. Ein Tragwerk, das so elegant und leicht wie möglich aussehen sollte. Diese technischen Höchstforderungen in der Zielsetzung wurden mit aufwendig ster Forschung und überaus präziser Produktion erkauft. Um zwischen dem komplexen Netzwerk aus Edelstahlträgern und Spannkabeln sowie den Glasfacetten der Abdeckung eine optimale Stabilität zu erreichen, wurden sogar Luftfahrtspezialisten herangezogen. Für die Konstruktion der Pyramide boten sich zwei technische Möglichkeiten: ein Tragwerk mit wenigen großvolumigen Elementen oder ein dichteres Netz aus Stangen und Kabeln. Die zweite Lösung erhielt den Vorzug, weil sie den kontinuierlichen Blick auf die Fassade des Palastes ermöglicht. Die Pyramide steht auf Stahlträgern, die in regelmäßigen Abständen über die Außenkanten verteilt sind und mit Befestigungsschrauben in die Betonträger eingelassen werden. Das Gerüst aus rostfreiem Stahl besteht aus Stangen, von denen die meisten einen Durchmesser von 58 mm haben, die Hauptträgerstangen sind 75 mm stark. Es bedurfte einer siebenmonatigen Arbeit am Computer, um den Aufbau dieses Netzwerkes aus Rohren, Knoten und Spannseilen zu definieren und um die Größenverhältnisse der Materialien in Abhängigkeit von den Kräften zu errechnen, die die Konstruktion zu tragen haben würde. Dabei waren folgende Faktoren zu berücksichtigen: 1. das Eigengewicht, 2. das Gewicht der Außenwände (Alumi nium und Glas), 3. klimatische Belastungen (Wind, Regen, Schnee, Hitze), 4. natürliche Verformungen der Beton stützen. Alle Bedingungen wurden im Computer bzw. im Labor getestet. Dabei zeigte sich, daß die Ingenieure den Wünschen Peis nach totaler Transparenz Grenzen setzten. Unter anderem mußten Stangen und Kabel stärker ausgeführt werden als geplant. Alle Materialien durchliefen einen beschleunigten Alterstest, wo sie Temperaturen von -20° bis +55° C, künstlichen Regen- und Schneefällen sowie UV-Strahlung und einer Luftfeuchtigkeit von 95 % ausgesetzt waren. Trotz der Anwendung wissenschaftlicher Testmethoden bleibt ein Rest an Unwägbarkeiten. Wie lange z. B. der Spezialkleber für die Glasscheiben seine Funktion erfüllt, mag niemand zu prognostizieren. Die Entwicklung des Spezialglases für die Pyramide nahm ebenfalls zweieinhalb Jahre Forschungsarbeit in Anspruch. Das üblicherweise für Gebäude verwendete Glas enthält Eisenoxid, das in den Rohstoffen zur Glasherstellung enthalten ist und diesem eine leichte Grüntönung verleiht. Um diesen Effekt auszuschließen, wurde in einer Reihe von Versuchen von Saint Gobain labortechnisch eine veränderte Zu sammensetzung der Rohstoffe entwickelt, die darüber hinaus einen höheren Reinheitsgrad aufweisen. Dazu war es notwendig, einen neuartigen Elektroschmelzofen zu entwickeln, um die neue Rohstoff-Komposition erfolgreich nutzen zu können. Das auf diese Weise gewonnene Glas wurde anschließend zu einem 21 mm starken Verbundglas verarbeitet. Bei Rhône-Poulenc wurden 675 Glasrauten und 118 Dreiecke mit einem Zwischenraum von 2 mm, der mit Dichtstoff und Klebstoff ausgefüllt ist, auf Aluminiumrahmen geklebt. Aber nicht nur die technischen Lösungen sind beachtenswert. Nachdem der Cour Napoléon am 14. Oktober 1988 durch Staatspräsident Mitterrand eröffnet worden ist, ist auch die zuvor abwartende bis negative Haltung von Kreisen der Bevölkerung umgeschlagen. Selbst die konservative Rechte, vertreten durch das publizistische Sprachrohr „Figaro“, hat mittlerweile ihren Frieden mit dem Bauwerk geschlossen. Und es scheint so, als könnten Platz und Monument viele Hoffnungen erfüllen, die vor Beginn des Projektes in sie gesetzt wurden. Der Cour Napoléon, vormals ein Platz, der den Ruf einer „Mördergrube“ hatte und auf dem die PKW´ s der Mitarbeiter des Finanzministeriums abgestellt wurden, ist zu einer echten Attraktion geworden. Es ist wohl nicht vermessen, dem Projekt nach der offiziellen Eröffnung (30. März 1989) ein ähnliches Schicksal zu prophezeien, wie es vor 100 Jahren der Eiffelturm oder vor 12 Jahren das Centre Pompidou erfuhren. Auch diese beiden Bauwerke waren zunächst heiß umstritten, später erfreuten sie sich aber um so größerer Zuneigung. Keine schlechte Perspektive für ein Projekt, das 1993, pünktlich zum zweihundertsten Jahrestag der Nutzung des Louvre als Museum, endgültig abgeschlossen sein soll. Bis dahin müssen neue und bestehende Gebäudeteile zu einem neuen eigenständigen Ganzen zusammenschmelzen und die dazu notwendigen Umstruktu rierungen abgeschlossen sein. KHJ 3 Für die Konstruktion der Pyramide hat man ein dichtes Netz aus Stangen und kurzen Kabeln gewählt. Die Pyramide steht auf Stahlträgern, die in regelmäßigen Abständen über die Außenkanten verteilt sind und mit Befestigungsschrauben in die Betonträgerstützen eingelassen werden. Die vorgefertigten Elemente wurden bei der Montage mittels Schweißverbindungen miteinander verbunden. Um das Netzwerk aus Knoten, Röhren und Kabeln zu definieren, waren 7 Monate Arbeit am Computer notwendig. Der Lichtplaner Claude Engle über das Projekt Grand Louvre Die Empfangshalle. In der ursprünglichen Planung sollte die Nike von Samothrake schon von dem Cour Napoléon aus sichtbar sein. Die Beleuchtung des Projektes Grand Louvre war für uns Lichtplaner eine ziemlich große Herausforderung. Während die meisten Betrachter die Architektur des Grand Louvre ausschließlich in der Konstruktion einer Glaspyramide verwirklicht sehen, geht in Wirklichkeit die Architektur weit darüber hinaus. Die wirklich architektoni sche Aufgabe lag für die Architekten in der Schaffung einer Anlage, welche die drei historischen Flügel des Louvre verbinden sollte. Das zu errichtende Gebäude sollte darüber hinaus einen Museumseingang besitzen, der mit allen Einrichtungen ausgestattet ist, die zu einem Museum gehören; angefangen vom Kartenverkauf über die Garderobe, Informationsstände bis hin zum Verkaufsladen. Weiterhin sollten Einrichtungen untergebracht werden, die in einem Museum erwartet werden und die in den vorhandenen Räumen des Louvre nicht unterzubringen sind. Zu diesen zählen ein Auditorium mit einer kompletten Kinoprojektion, ein großes öffentliches Restaurant, ein Spezialitätenrestaurant und ein großes Museumsgeschäft. Der einzige Ort, an dem man die Gebäudeflügel des historischen Louvre zu einem gemeinsamen Eingang verbinden konnte, liegt im Zentrum des Cour Napoléon. Die Funktions- und Ausstellungs bereiche jedoch benötigen das gesamte zur Verfügung stehende Areal im Zentrum der Anlage als doppelgeschossigen Komplex. Niemand hat je daran gedacht, den Cour Napoléon doppelgeschossig zu bebauen und damit sowohl den Blick als auch das Licht auf den drei Fassaden der Umbauung zu verlieren. Die einzige Lösung bestand deshalb in der Möglichkeit, die Bauanlage unterirdisch bis auf das Flußni veau der Seine, 11 Meter unterhalb des Cour Napoléon, zu gründen. Diese Lösung brachte allerdings eine Reihe von neuen Problemen mit 4 sich. Ein unterirdisches Bauwerk darf und kann nicht Eingang zu einem der größten Museen der Welt sein. Auch eine lichte Höhe von ca. 6 Meter für ein zweigeschossiges Bauwerk bietet keinesfalls das gewünschte Raumvolumen für Besucher, es sei denn, man lockert es durch den Einfall von natürlichem Tageslicht auf. Peis Lösung war deshalb eine Glas pyramide, mit dem Vorteil eines optimalen Einfalls von Tageslicht und eines minimalen optischen Volumens auf dem Cour Napoléon. Auch würden die Flanken der Pyramide den Himmel widerspiegeln und tagsüber ein Gefühl der Leichtigkeit vermitteln, während nachts keine auffälligen Spiegelungen auftreten, die die Illusion der Durchsichtigkeit reduzieren könnte. Wenn es möglich gewesen wäre, den gesamten unterirdischen Komplex mit einer einzigen Glaspyramide zu überspannen, wäre für uns kein lichttech- nisches Problem zu lösen gewesen. In Wirklichkeit aber sind die unterirdischen Hallen und Passagen sehr viel weitläufiger als das von der Pyramide überspannte Areal. Wir hatten deshalb die Aufgabe zu lösen, eine Illusion des Tageslichtes im unterirdischen Gebäudekomplex zu schaffen. Mit dieser Illusion sollte das „Tageslicht“ tiefer in die Räume eindringen, als es der Wirklichkeit entsprach und gleichzeitig ein fließender Übergang von Tages lichtraum zu den ausschließlich künstlich beleuchteten Räumen entstehen. Nachts dagegen sollte die hohe Qualität des künstlichen Lichtes bis zur zentralen mit der Glaspyramide überspannten Halle vordringen. Künstliches Licht sollte also unter dem Glasoberlicht der Pyramide wirksam sein, gleichzeitig aber den Blick des Besuchers von den drei vorhandenen Gebäudeflügeln des Louvre nicht ablenken. Unsere Lichtplanung wurde auch noch von anderen Erkenntnissen geleitet. Um höchste Transparenz der Pyramide zu erreichen, entwickelte die Firma Saint Gobain in zweieinhalbjähriger Arbeit ein transparentes und farbloses 21 mm starkes Verbundglas. Dieses Spezialglas enthält kein Eisenoxid, das ihm normalerweise einen Grünstich verleiht. Bei Rhône-Poulenc wurden 675 Glasrauten und 118 Drei ecke mit einem Zwischenraum von 2 mm, der mit Dichtstoff und Klebstoff ausgefüllt wurde, auf Aluminiumrahmen geklebt. Licht, ob künstlich oder natürlich, spielte bei der Planung der Pyramide eine große Rolle. Dem Besucher sollte das Gefühl genommen werden, sich in einem unterirdischen Bauwerk zu befinden. Die lichttechnische Lösung dieses Problems lag daher in der Beleuchtung der unter der Glasfläche liegenden Tragwerkstruktur. Der Pyramide wird so die Funktion als Orientierungshilfe für den sich im als auch vor dem Louvre befindenden Besucher zugeschrieben. Die erste Zeichnung von I. M. Pei. Darunter eine Skizze von Yann Weymouth, der die Projektleitung hatte. 5 kussionen mit dem Architekten über technische bis hin zu philosophischen Fragen, wenn es darum ging, die richtige Leuchten -anordnung zu finden. Manches Mal führten die Gespräche über die Beleuchtungs lösung hinaus zu einer Überprüfung, ja zu einer Verbesserung des architektonischen Ansatzes. Nachdem nun festgelegt war, wo Licht benötigt wird, wurden in folgenden Schritten die Beleuchtungspläne entwickelt. Wir als Lichtplaner waren fest davon überzeugt, daß nicht nur die Lichtwirkung das Aussehen eines Raumes bestimmen sollte, sondern auch die Leuchten selbst. Leuchten sind Bauelemente eines Raumes. In der gleichen Art wie ein guter Architekt jedes Raumdetail dimensioniert und positioniert, so sollten auch die Leuchten in ihrer architektonisch richtigen Größe ge wählt werden und am richtigen Ort sitzen. Die Reihung von Leuchten entlang einer Wand verlangt allgemein am An- Studie von Yann Weymouth über die unterirdischen Geschosse des Cour Napoléon. Leitgedanken bei der Planung waren optimaler Tageslichteinfall und kleines optisches Volumen. Tageslicht fehlt in den weitläufigen Ausstellungshallen; Grundelement der künstlichen Beleuchtung ist deshalb eine tageslichtähnliche Deckenaufhellung. 6 Das Auge allein entscheidet über den Eindruck der Helligkeit eines Raumes; nicht indem es die Beleuchtungsstärke mißt, sondern indem es die Helligkeit der Raum flächen beurteilt, hauptsächlich die der Wände. Dieses einfache Wirkungsprinzip des Auges bedeutet für den Lichtplaner, daß er die Wände, die den Pyramidenraum umgeben, zusätzlich beleuchten muß. Damit jedoch noch nicht genug. Das Auge ist in starkem Maße an die Wirkung des natürlich einfallenden Lichtes gewöhnt. So empfindet das Auge einen Helligkeitswechsel von oben nach unten keinesfalls als unangenehm oder unnatürlich, weil dies überall in der Natur der Fall ist. Die besten Beispiele hierfür liefert die Natur selbst. Am Strand z. B. wird der Übergang der Helligkeit von Himmel zu Wasser, von Brandung zu Sand, trotz hoher Helligkeitsunterschiede nicht als unangenehm empfunden. Als unnatürlich dagegen empfindet das Auge Übergänge in der Horizontalen, wie z. B. Veränderungen von der linken zur rechten Seite einer Wand. Was bedeutet dies für unsere Beleuchtungskonzeption im Louvre? Wenn das Tageslicht bis zu einer Wand reichen würde, die 20 Meter von der Kante des Pyramidenoberlichtes entfernt ist, würde der zugehörige Deckenbereich sehr viel heller wahrgenommen, als es objektiv der Fall ist. Weil das Tageslicht in unserem Gebäude nicht so weit reicht, mußte ein Beleuchtungssystem entwickelt werden, welches die Decken aufhellt. Die Abendbeleuchtung schien auf den ersten Blick noch schwieriger, wenn nicht sogar unmöglich zu sein. Es mußte unter der Glaspyramide ein optischer Deckenabschluß geschaffen werden, wenn man dem Besucher nicht das Gefühl vermitteln will, auf dem Boden einer offenen Grube zu stehen. Andererseits aber benötigte man unbeleuchtetes Glas, um ungestört auf die umgebenden Gebäude des Louvre blicken zu können. Ebenso widersprüchlich schien der Wunsch zu sein, daß Menschen, die sich auf dem Cour Napoléon nachts der Pyramide nähern, diese als Blickpunkt und gleichzeitig als Körper wahrnehmen und trotzdem durch dieses Volumen hindurch blickend die umstehenden Gebäude erken nen können. Stahl sollte in erster Linie mit Hilfe der eingesetzten Lichtquellen brillant erscheinen; die Quantität der Beleuchtung spielte eine vollkommen sekundäre Bedeutung. Dieser Anspruch erforderte eine lineare Anordnung punktförmiger Lichtquellen. Sie wurden als extrem engstrahlende 100-W-Halo genreflektorlampen entlang des Pyramidenfußes eingesetzt. Dieses engstrahlende Licht machte die Pyramidenstruktur gleichmäßig sichtbar vom Boden bis zur Pyramidenspitze. Damit wurde tatsächlich die Illusion eines funkelnden Körpers realisiert, der aber auch gleichzeitig die Transparenz besitzt, durch den Körper hindurchblicken zu können, aus der Pyramide hinaus auf die historischen Gebäude des Louvre bzw. in der Ferne auf den Arc de Carrousel. Das Untergeschoß hat im Vergleich mit dem optisch kleineren Obergeschoß geringere Leuchten- und Leuchtenbandabstände. Der Besucher nimmt dies nicht wahr. Claude Engle Die Geometrie der Leuchtenanordnung wurde beim Projekt Louvre unter Berücksichtigung aller visuellen Raumelemente entwickelt. Das Auditorium spiegelt die Beleuchtungs konzeptionen des Eingangsbereiches wider: Wandbeleuchtung mit Halogenwandflutern wird ergänzt durch eine indirekte Beleuchtung der Decke mit kompakten Leuchtstofflampen. Die lichttechnische Lösung lag nun darin, daß die unter der Glasfläche der Pyramide liegende Tragwerkstruktur direkt beleuchtet wird. Aus großer Entfernung integriert das Auge die beleuchtete Struktur zu einer geschlossenen Oberfläche, aus der Nähe wirkt die Pyramide wie eine transparente Struktur. Die Glasflächen zwischen den Strukturelementen, die eigentlich den Haupt anteil der Oberfläche bilden, sind vollkommen durchsichtig und erlauben es, die umstehenden Gebäude von innen sehen zu können. Der erste Schritt zur Beleuchtungsplanung war eine Raumanalyse, die einige Modellstudien mit einschloß, um entscheiden zu können, in welcher Weise das Licht den Raum wiedergeben und sichtbar machen sollte. Die Frage nach der richtigen Beleuchtung des neuen Louvre war nie losgelöst von der Frage und Funktion eines Raumes. Da gab es lang andauernde Dis- fang und Ende einer solchen Reihung eine besondere Überlegung. Wo läßt man beginnen? Lenkt sie den Blick auf einen Korridor, wenn die Reihung über den Wand -ansatz hinausgeht? Unterbricht man die Reihung im Bereich einer Tür? Oder verläuft sie ununterbrochen über eine Wand öffnung mit der Aussage, dieses Wand element visuell zu ignorieren? Solche Antworten mußten in den Detailplänen fest gelegt werden. In den Grundrissen der Detailplanung wurde jedes Wandelement eingetragen, welches in irgendeinem Bezug zur Beleuchtung stand; seien es Wandverbindungen, Lüftungsauslässe, Türen usw. Das Aussehen einer guten Wand beleuchtung ist nicht mit der Reihung von z. B. Luftauslässen zu vergleichen. Die Geometrie der Leuchtenanordnung wurde beim Projekt Louvre stets unter Berück sichtigung aller visuellen Raumelemente entwickelt und ausgeführt. Dabei ist die Feststellung interessant, daß im Untergeschoß mit geringer Deckenhöhe im Vergleich zum optisch größeren Obergeschoß kleinere Leuchtenöffnungen sowie kleinere Leuchtenabstände und Leuchten- Wandabstände gewählt wurden. Für den Betrachter dagegen sind die Leuchtengeometrien in beiden Geschossen gleich; er nimmt diesen Wechsel nicht wahr. Schließlich noch ein kurzer Blick auf die Beleuchtung der Glaspyramide. Das Tragwerk der Pyramide aus rostfreiem Piktogramme und Hinweisleuchten werden aus der Konsole heraus mit kompakten Leuchtstofflampen beleuchtet. 7 Das Fest des Figaro Seit 1984 ist I. M. Peis gläsernes Dach das Lieblings-Streitobjekt politischer und publi zistischer Kampfhähne in ganz Frankreich. Vor allem aus der politisch konservativen Ecke wurde an Kritik nicht gespart, hagelte es massenweise Proteste. „Ein doppeltes Nein zur Pyramide“ konstatierte der Pariser „Figaro“ 1985. Das 1793 gegründete Museum sollte vor dem „Größenwahn‘ (,,Le Figaro“) von links geschützt werden, handelt es sich doch um „ein anmaßendes und kostspieliges Projekt, das in hohem Maße einem politischen Handstreich ähnelt“. („Figaro Magazine“) Die Diskussion um den Grand Louvre bekümmerte ebenso sehr die Herzen der Pariser, die ihrem Unmut in Hunderten von Leserbriefen an den „Figaro“ Luft machten. Von einer „Warze, die einen schönen Körper entstellt“ und von „metallischer Import-Architektur“ war die Rede. „Die Meute kläfft“, versicherte „Le Matin“, „zum ersten Mal vollzieht sich die Spaltung an einem architektonischen Werk, die Rechte steigt in die Schießscharten.“ Peis Architektur „mit Licht und Raum“ hatte unüblicherweise die Form einer Pyramide, an der sich die Gemüter erhitzten. Das Grabmal altägyptischer Könige brachte den gläsernen Stein ins Rollen und wurde zum Symbol der Kontroverse zwischen Tradition und Moderne, konservativem rechtem und progressivem linkem Lager, forciert von Presseorganen der unterschiedlichsten Couleurs. Die Pyramiden-Gegner erzürnten sich über den Alleingang von Francois Mitterrand. Tatsächlich steht der Staatspräsident höchstpersönlich hinter dem Projekt. Es gab keinen ausgeschriebenen Wettbewerb, lediglich eine Demonstration des gesamten Louvre-Projekts vor der oberen Denkmalschutz-Kommission, bevor das endgültige und umstrittene „trés bien“ erteilt wurde. Aber warum mußte es ausgerechnet eine Pyramide sein, die als zentraler Haupt- 8 eingang des Museums dienen und darüber hinaus ausreichend Licht in das riesige unterirdische Forum bringen sollte? „Zwar gehen unterschiedliche architektonische Stilrichtungen zuweilen eine glückliche Verbindung miteinander ein, doch die kalte Geometrie der Pyramide und das Fehlen jeglicher schmeichelnder Formen finden überhaupt keinen Einklang mit dem Bauwerk von Francois I.... Es gehört zu den typischen Eigenschaften der Feier die Geschichte Frankreichs in einer Light- und Videoshow serviert. Das Horsd‘oeuvre trug den Titel „Un singulier pluriel: La France“ (Frankreich: Pluralität des Einzigartigen). Die Tendenz war offensichtlich. Die Pyramide der Einheit, Versöhnung und Kohabitation steht für den französi schen Esprit, der Gegensätze trennt, sie aber genauso auch vereint: der quasiphilosophische Weg, sich aus der Affäre zu ziehen. Bei freiem Eintritt durfte die Pariser Das Licht von ERCO bis hin zum schwierigsten Teil, der Ausleuchtung der Glaspyramide und der darunterliegenden Halle. Hilfreich für die Beleuchtung der Fassaden waren die unter Denkmalschutz stehenden alten Laternen, die jetzt eine Doppelfunktion übernehmen. Zum einen sorgen sie für eine ausreichende Grundhelligkeit. Zum anderen strahlen sie die Fassaden an. Ermöglicht wird dies durch eine zusätzliche lichttechnische Installa- Niedervolt-Halogen- oder PAR 38-Lampen. Ungeachtet der Tatsache, wie groß die Lampenbestückung ist, sehen alle Downlights gleich aus. Das Beleuchtungskonzept von ERCO, das u. a. auch den Einsatz von Wandflutern realisierte, läßt dem Besucher den Wechsel von Tages- zu Kunstlicht kaum wahrnehmen. Eingesetzt wurden Linsen- Wallwasher, die zum Teil mit 250 W, PAR 38, 110 V, zum Teil auch mit 120 V, 500 W bestückt sind. Tageslichteinfall tion, die den kontrollierten Lichtaustritt durch eine Öffnung in der oberen Abdeckung der Laterne gewährleistet. Das Problem bei der Ausleuchtung der unter der Pyramide liegenden Halle bestand hauptsächlich darin, eine Atmo sphäre zu schaffen, die die Assoziation „hinab in den Keller“ erst gar nicht aufkommen läßt. Nach langen Vorgesprächen ist schließlich eine Leuchte entstanden; ein Downlight, das verschiedene Funktionen erfüllen kann: einerseits die Aufgabe, die Kassetten der Betondecke an vier Flanken gleichmäßig auszuleuchten, ohne daß unter dem dabei entstehenden Abblendwinkel Licht in der Halle selbst als Blendung auftritt; andererseits - und das aus architektonischen Gründen - die unregelmäßige Ausleuchtung einzelner Felder. Ferner sind die Downlights imstande, Akzentlicht aufzunehmen. Maximal vier Lampen können eingesetzt werden: zwei TC- L-Lampen und zwei durch die Oberlichter der Glaspyramide und „Tivoli-Lampen“ für die Treppenbeleuchtung sind weitere Beleuchtungselemente, die den Übergang von der Eingangshalle zu den Untergeschossen fließend und hell machen. Um den pinkfarbenen Ton des Betons nicht zu verfälschen, wurden für die Leuchten keine konventionellen TC- L-Lampen mit ihrem kühlen Leuchtstofflicht verwendet, sondern Lampen mit einer speziellen Gasfüllung. Sie wurden von der Firma Osram eigens für den Louvre entwickelt und erzeugen ein warm-weißes Licht, das die Farbe des Betons optimal wiedergibt. M. S. Wenn man über das Louvre-Projekt schreibt - einen neuen Haupteingang zu schaffen, Funktionsräume unterzubringen und die drei Gebäude, die den Hof des Louvre bilden, von einem einzigen Ort aus zugänglich zu machen -, darf ein Hauptanliegen der Architekten nicht unerwähnt bleiben: dem Bau ein Licht zu geben, das dem Besucher das Gefühl nimmt, durch ein Kellergeschoß zu gehen. Eine der Möglichkeiten, die man dafür nutzte, war die Konstruktion der Pyramide, durch die das Sonnenlicht unreflektiert nach unten hereinfallen und, je nach Sonnenstand, eine Tiefe bis zu 20 m unterhalb der Plattform erreichen kann. Eine andere Lösung wurde darin gefunden, das Tageslicht über Skylights aufzufangen. Zuletzt dann die künstliche Beleuchtung, die von vornherein in das architektonische Gesamtkonzept einbezogen wurde. Schon die ersten skizzenhaften Ideen zum Bau des Projekts - polierte TitankonFranzosen, sich - im wahrsten Sinne des Wortes - egal um welchen Preis, auf dem Weg ihres Ruhmes, in einem Bauwerk zu verewigen“, wetterte ein Vertreter der AntiPyramiden-Front am 14. 10. 1988 in einer Pro- und- Kontra- Diskussion im „Figaro“. Exakt 7 Tage später, am 21. 10. 1988, feierte das Hersant Verlagshaus den zehnjährigen Geburtstag seines rentablen Lieblingskindes, des „Figaro Magazine“, unter dem gläsernen Vermächtnis des „Mitterramses“, welches dem Genie eines amerikanischen Chinesen entsprungen war. Vergessen waren die Querelen und die garstigen Kommentare der Vergangenheit. Vom Kampfbein aufs Tanzbein lautete die Devise des Versöhnungsfestes, bei dem an nichts gespart wurde. Etwa 3000 gela dene Persönlichkeiten aus Politik und Medienwelt genossen ein regelrechtes „spectacle“. Gleich zu Beginn der Party wurde vor dem Hintergrund der nahenden 200-Jahr- Bevölkerung am darauffolgenden Tag die Pluralität des Einzigartigen genießen. „Figastroika“ frotzelte die Fresse. Kei ner wußte, woran er war. Erst recht nicht die Leser des „Figaro“. Doch im Hause Hersant scheint man sich des öfteren neu zu besinnen. Schon während der Wahlen wurden gewisse Schreiber aufgrund ihrer bissigen Leitartikel auf die unpopulären Innenseiten verbannt. Der vom linksorientierten „Nouvel Observateur“ stammende Franz-Olivier Giesbert lief spektakulär zum „Figaro“ über. Außerdem erwarben bestimmte gewichtige Freunde des ElyseePalastes Anteile am Kapital des HersantImperiums. Was mag darüber hinaus Kultus minister Jack Lang bewogen haben, sich persönlich für die Festgesellschaft einzusetzen, d. h., die Pforten des Louvre zu öffnen, die bis dahin für das Publikum noch verschlossen waren? Jack Lang, der selbst sowie seine Familie mit einigen bösen Arti keln im „Figaro Magazine“ bedacht worden war. Dabei ist die Erklärung so leicht zu verstehen!? „Die Zeiten ändern sich, ich ändere mich, jeder ändert sich“, postulierte Louis Rauwels, Direktor des „Figaro Magazine“, in einem Interview auf Europe 1. Unser Kopf ist eben rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann - würde Francis Picabia dazu sagen! A. R. struktion, ja oder nein - machten deutlich, daß man sich bei einem solchen Gebäude schon sehr früh Gedanken über das Licht machen mußte. Zumal bei einer Betondecke - Pei ist als Betonästhet bekannt‚in die alle Vorrichtungen bereits vorher eingebaut werden mußten. Unerläßlich war ferner, alle Beleuchtungsversuche noch vor Einziehen der Decke abzuschließen, um sicherzustellen, daß das gewählte technische Prinzip auch wirklich funktionierte. Zum Beispiel, um die Einbautiefe der Leuchten von vornherein festzulegen. Für die Versuche wurden Teilmodelle im Maßstab 1:1 gebaut, um die Lichtwirkung in der Pyramide und den darunterliegenden Geschossen originalge treu wiedergeben zu können. Für die Beleuchtung der abgeschnittenen Pyramidenelemente im Eingangsbereich beispielsweise demonstrierte ERCO bereits im April 1987 zwei Alternativen: eine Doppelfocus leuchte mit 250 W HAL und einen 4fachWandfluter mit 4 x 18 W TC-L. I. M. Pei und Claude Engle entschieden sich damals für die zweite Version, die jedoch als asymmetrischer 2fach-Wandfluter mit 2 x 18 W TC-L in dimmbarer Ausführung von ERCO gefertigt wurde. Entstanden ist schließlich ein Gesamtkonzept, das sich durch vielerlei Mischformen der Beleuchtung auszeichnet. Angefangen bei der Beleuchtung der Fassaden des alten Gebäudekomplexes über die Treppenbeleuchtung im Eingangsbereich 9 Spezialentwicklungen Auszug aus dem Leuchtenprogramm für den Louvre Einbauleuchte zur Montage in pyramidenförmige BetonDeckenfelder. Eingesetzt im Empfangsbereich und in der Umrandung der Pyramide zur gleichmäßigen, blendfreien Ausleuchtung von 2 der 4 Pyramidenflanken. Der asymmetrische Reflektor mit sehr hoher Blendungsbegrenzung ist so berechnet worden, daß er 2 ne- Betoneinbaugehäuse mit Einbaudownlight mit liegender Fassung und Darklightreflektor für Allgebrauchslampe. Dient als Grundbeleuchtung. Bestückung: 100 Watt, 220 Volt matt bzw. 150 Watt, 220 Volt matt. beneinanderstehende Flächen von der Betonkassettendecke ausleuchtet. Zusätzlich können Notleuchten und Richtstrahler installiert werden. Bestückung: 2 x TC- L, 18 Watt, regelbar. Einbauelemente zur Aufnahme von Notbeleuchtung und Steckdosen sowie zur Befestigung von Wandflutern, Strahlern und Stromschienen. Die Zeichnung zeigt die eingebaute Notbeleuchtung. Bestückung: Tubularlampe 17, 220 Volt, 15 Watt, B 15 d. 250-Watt-Richtstrahler zur Ergänzung der Einbauleuchten. Eingesetzt in den Deckenfeldern des Auditoriums zur Beleuchtung der Bühnenvorderseite. Pro Deckenfeld wurden 2 unabhängig dreh- und schwenkbare Einheiten installiert, so daß 7 Deckenfelder ausreichen, um die Bühne auszuleuchten. Bestückung: (Typ SXAS - Flächenbeleuchtung) PAR 38, 250 Watt bzw. 120 Watt; (Typ SXAD - Notbeleuchtung) Niedervolt-Halogenreflektorlampe 12 Volt, 50 Watt. (Zeichnung unten links) 10 Dreh- und schwenkbare Richtstrahlerelemente zur Ergänzung der Einbauleuchte wie in Umrandung der Pyramide ein gesetzt. Bestückung: Niedervolt-Halogenlampe 12 Volt, 50 Watt zur Notbeleuchtung. Hochvolt-Halogenlampen 150 Watt, B 15 d mit symmetrischem oder asymmetrischem Reflektor. (Zeichnung oben) Einbauelemente für Reflektorlampe R 63 mit DarklightReflektor. Ein engstrahlendes Downlight mit weichzeichnen der Charakteristik. Bestückung: R 63, 60 Watt, 220 Volt, E 27. Als dekoratives Wandleuchtenelement ist diese mattierte Scheibe im Louvre in einer muschelförmigen Aussparung der Steinverkleidung eingesetzt. Sie wird durch eine Niedervolt-Halogenlampe indirekt beleuchtet. 11 Wandfluter Einbauwandfluter mit Linse, Wandfluter -Reflektor und Darklightkonus zur gleichmäßigen Wandbeleuchtung für maximal 6 Meter hohe Wände. Einbau in Gips- oder Trockendecken. Bestückung: PAR 38, 120 Volt, 250 Watt. Einbauwandfluter mit Linse. Einbaugehäuse für Beton decken. Durch unterschiedliche Stellung der Lampe wird die Leuchte auch als Eckenwand fluter bei symmetrischer Anordnung in der Decke eingesetzt. Bestückung: PAR 38, 250 Watt, 120 Volt SP. Einbau- und Wandfluter mit Linse, Wandfluter -Reflektor und Darklightkonus zur gleichmäßigen Wandbeleuchtung von 6-16 Meter hohen Wänden. Beton-Einbaugehäuse mit drehund schwenkbarer Lampenaufnahme. Eingesetzt in der Halle Napoléon und im Auditorium, wo die Wände in der vollen Höhe ausgeleuchtet werden. Bestückung: 120 Volt, Q 500 Watt, PAR 56. Wandleuchte mit WandfluterReflektor als Up-Light zur indirekten Beleuchtung. In den Verbindungsgängen von der Pyramide zum Louvre-Palais eingesetzt. Die Leuchte wurde für die gewölbte Decke modifiziert und besitzt eine sehr hohe Blendungsbegrenzung durch zum Teil kaschierte Lichtquellen. Der Einbau erfolgt in vorgesetzte Marmorverkleidung. Bestückung: 150 Watt, 220 Volt, Halogenlampe B 15 d matt. Reihenwandfluter zur Montage in geraden oder gebogenen Deckenkanälen wie an den Eingängen zu den audio-visuellen Räumen. Bestückung: 14 bzw. 15x 12 Volt 50 Watt PAR 36 mit vorgesetztem Streuglas, asymmetrisch, justierbar. Eine seitliche Blendbegrenzung wird durch Aluminium-Querlamellen erreicht. Einbauwandfluter mit stehender Fassung. Einbaugehäuse für Betondecken. Der Reflektor ist zur Wand justierbar und feststellbar. Wird für Wände bis zu 3 Meter Höhe eingesetzt. Bestückung: 150 Watt, 220 Volt, Halogen B 15 d. (Zeichnung unten rechts) Reihen- Up-Light zur Montage in Profilkanälen mit Abblendzylinder, kardanisch gelagert und feststellbar. Wird als Richtstrahler und in Kombination mit einem Fluterreflektor für Flä chenbeleuchtung eingesetzt. Sie beleuchten die Metallstruktur der Pyramide und sind in einem Kanal in der Umrandung der Pyramide eingebaut. Die 12 endgültige Version verfügt über einen Reflektor zur zusätzlichen Blendbegrenzung. Bestückung: Ausführung SP 5/4/3 NiedervoltHalogenlampen, 12 Volt, 100 Watt. Ausführung SSP 5 Niedervolt-Halogenlampen, 12 Volt, 20 Watt. 13 Einbaudownlight für Allgebrauchslampen mit Darklightreflektor und weichzeichnender Abstrahlcharakteristik. Als Downlight, Wand-, Doppelwand- und Eckenwandfluter einsetzbar. Spezial-Reflektoren für Außenecken. Bestückung: 60 Watt oder 100 Watt, 220 Volt, E 27 matt. Rasterleuchte mit Pyramidialreflektor zur Montage in Wand nischen. Aluminium-Reflektor hochglänzend eloxiert. Mit nur geringer Leuchtdichte für den Einsatz in Telefonzellen und an den Zugängen zu den Auf zügen. Bestückung: 7 xI 13 x/ 16 x 25 Watt, R 50. Richtstrahler Dreh- und schwenkbarer Einbaurichtstrahler zum Einbau in Betongehäuse. Werden zur Bühnenbeleuchtung im Auditorium eingesetzt. Bestückung: PAR 38, 120 Volt, 250 Watt. Einbaudownlight mit Darklightreflektor. Mit Wand-, Doppelwand- und EckenwandfluterReflektoren. Spezial-Reflektoren für Außenecken. Bestückung: 50 Watt/100 Watt, 12 Volt Halogenlampe. Schwenkbarer Einbaurichtstrahler zum Einbau in Gips- und Trockendecken. Bestückung: 150 Watt, 220 Volt, PAR 38, Q 250 Watt, 120 Volt, PAR 38. Betoneinbaugehäuse mit Einbaudownlight für Allgebrauchslampen mit Darklightreflektor. Auch mit Downlight-, Wandfluter-, Eckenfluter- und Doppelwandfluter -Reflektor. 14 Dreh- und schwenkbarer, fest justierbarer Einbaurichtstrahler zum Einbau in Gips- und Trockendecken. Bestückung: 12 Volt, 50 Watt, HalogenReflektorlampe. 15 Les Grands Projets Le Grand Louvre La Grande Présentation 16 Seit 1981 findet in Paris eine Entwicklung auf dem Sektor der Architektur statt, die der Stadt eine neue Funktion verleiht. Mit ihren „Grands Projets“ wirkt sie als Aus gleich zu städtebaulichen Miseren des 20. Jahrhunderts. Große Objekte, wie der Grand Louvre, die Opéra de la Bastille, das Institut du Monde Arabe tragen dazu bei, den Franzosen ein besseres Verständnis für ihre Geschichte zu geben. Zugleich wird über die Lebendigkeit der neuen fran- zösischen Architektur, wie sie auch bei dem Musée de la Villette und dem Musée d‘ Orsay realisiert wird, eine Verstärkung der Kommunikation zwischen der Stadt und ihren Außenbezirken angestrebt. 17 18 19 Nocturne 20 Ursprünglich sollte die Nike von Samothrake die Säule inmitten der Pyramide des Louvre zieren. Ob dieses Vorhaben auch wirklich realisiert wird, ist zur Zeit ebenso wenig entschieden wie die Frage, welche andere Skulptur dafür in Frage kommt. Als das „Figaro Magazine“ in der Pyramide sein zehnjähriges Bestehen beging, mochte man jedoch nicht ohne Skulptur feiern. Zu diesem Jubiläum zierte ein Abdruck der Aphrodite aus dem Louvre- Museum die große Säule. Aphrodite von Melos, die griechische Göttin der Liebe, steht als hellenistisches Marmorstandbild im Louvre. 21 Der Louvre in Zahlen 22 Höhe der Pyramide: 21,65 m Basislänge der Pyramide: 35 m Neigungswinkel: 51,7 Grad Glasscheiben: 675 Glasrhomben in den Maßen 3,00 m x 1,80 m. Jeder Rhombus wiegt 150 kg. Zusätzlich 118 Dreiecke Tragekonstruktion: 6000 Träger ( zwischen 58 und 90 mm), 2100 Knoten Gewicht der Tragekonstruktion: 95 Tonnen Gesamtgewicht der Pyramide: ca. 180 Tonnen Überdachte Fläche: 1250 m² innerhalb der 2,8 ha des Cour Napoléon Nutzbare Fläche: 57688 m² (netto 49312 m²) Rauminhalt des Neubaus: ca. 200 000 m³ Gesamtbaukosten: ca. 3 Milliarden Francs Leuchten für Betondecke: 877 Stück Leuchten zur Pyramidenausleuchtung: 960 Stück Asymmetrische Wandfluter in Betonkas setten (2 x 18 Watt, Typ SXC): 377 Stück Betoneinbaugehäuse (in 7 verschiedenen Ausführungen): 877 Stück Gesamtzahl der Leuchten: ca. 5000 Stück 23 Wie eine Schiffsschraube wirkt die freischwebende Treppe mit der Glasbrüstung und den Handläufen aus rostfreiem Stahl. Sie führt den Besucher hinab in die ca. 9 Meter unter dem Cour Napoléon plazierte Empfangshalle des Grand Louvre, der „Halle Napoléon“. Verschiedene Service-Abteilungen wie der Informationsstand, Restaurants, Garderoben, Hörsaal und Museumsladen bieten dem Louvre-Besucher eine optimale Vorbereitung auf den Museumsrundgang. 24 25 26 27 Den Weg zu den Feierlichkeiten anläßlich des 10. Geburtstages des „Figaro Magazine“ am 21. 10. 1988 zeigte den 3000 Gästen die von weitem sichtbare Pyramide des Grand Louvre. Die 2 automatischen Drehtüren am Eingang wurden bereits am folgenden Tag von zahlreichen Pariser Bürgern durchschritten. Der Grand Louvre hatte zum Tag der offenen Tür geladen. Daher haben schon jetzt einige der 5 Millionen Besucher, die nach Abschluß der 28 Bauarbeiten Mitte der 90er Jahre jährlich erwartet werden, den um 160% erweiterten Dienstleistungsbereich des Museums in Anspruch genommen. 29 Lange Zeit stand dieses Reiterstandbild von Gian Lorenzo Bernini relativ unbeachtet am Rande des Pièce d‘ eau des Suisses im Park von Versailles. Seit aber I. M. Pei die Vorstellung hatte, den Ausgangspunkt der historisch perspektivischen Trasse, die über Le Carrousel hin bis zum modernen Büroviertel La Défense verläuft, mit einem monumentalen Standbild zu kennzeichnen, sonnt sich die vom Original als Bleikopie angefertigte, auf einen Sockel 30 gestellte Statue von Louis XIV, dem Sonnenkönig, wieder im Glanze des öffentlichen Interesses. 31 Schlußlichter Lichtpraktiker für morgen Sieben „lichtaktive“ Großhandlungen Nordrhein-Westfalens als „Geburtshelfer“, Lehrlinge des 2. bis 4. Lehrjahres aus den Reihen des Elektrohandwerks und die Idee, Lichtpraktiker für morgen zu aktivieren: Komponenten des Leistungswettbewerbes „Jugend macht Licht“, der auf der Dortmunder Fachschau „Elektrotechnik“ auf sich aufmerksam machte. Unter Anleitung der bei den Großhandlungen tätigen Licht-planern hatten die Lehrlings-Teams, sechs bis acht Auszubildende, jeweils ein Thema zu bearbeiten. „Kunstgalerie“, „Junge Mode“, „Bildschirmarbeitsplatz im Büro“, „Elektronik-Werkstatt“, „Juweliergeschäft“, „Blumen-Fachgeschäft“ und „Elektrofachgeschäft“ waren die Aufgabenstellungen, die es von der Gestaltung und vom Beleuchtungskonzept her zu lösen galt. Nur knapp 9 m² standen innerhalb der Sonderschau für das jeweilige Ergebnis zur Verfügung; von den Jugendlichen so gut genutzt, daß eine fachkundige Jury einen 1. Preis und gleich sechs 2. Preise vergab. Eine auffallend individuelle Handhabung des Mediums Licht war dann auch das Kriterium, das dem „Juweliergeschäft“ (Elektrogroßhandlung Sievert, Düs seldorf, und Lehrlings-Team ) den Sieg eintrug. ERCO Eclipse Strahler und Scheinwerfer waren die Instrumente, die diese individuelle Lösung ermöglichten. Von der Kreissparkasse zum Neumarkt Käthe Kollwitz war eine der großen Persönlichkeiten der klassischen Moderne. Ihr Werk, Zeugnis des Mitleidens und der Auflehnung gegen Unterdrückung und Brutalität, dokumentiert die Zeit der Suche nach einem Stil der impressionistischen und symbolistischen Einflüsse. Die größte bun desdeutsche Sammlung von Werken der Grafikerin und Bildhauerin, das 1985 gegründete Käthe-Kollwitz-Museum in Köln, bislang provisorisch im Obergeschoß der Kreissparkasse untergebracht, hat nun eine angemessene Bleibe gefunden: in den 1 000 m² großen Räumen in der 4. Etage der Neumarkt-Passage. Die Innenausstattung des Museums zeichnet sich durch schlichte, farblich auf die Passepartouts abgestimmte helle Wände und warme Parkettböden aus. Die Ausleuchtung der Objekte - Downlights und ERCO Eclipse Strahler - entspricht neuesten museums spezifischen Erkenntnissen. Eröffnet wurde das Museum mit einer Sonderausstellung des Dresdner Kupferstichkabinetts (Frühwerk der Künstlerin), in dieser Geschlossenheit zum ersten Mal außerhalb Dresdens gezeigt. 32 Werbung macht erfolgreich „Er hat das Design für seine Sache entdeckt als Qualität des Marketing, als strategische Chance für eigene Identität. Er hat es gefördert als Ausdruck der Ästhetik des technisch Richtigen und als Haltung: Zum Anfassen und Anschauen.“ Lobende Worte, die ERCO Geschäftsführer Klaus J. Maack galten. Der Grund: Maack wurde dafür ausgezeichnet, daß das Haus ERCO über viele Jahre hinweg eine kontinuierlich gut gestaltete und erfolgreiche Werbung macht. Der Verleiher: Der Art Directors Club (ADC) Deutschland, in dem sich kreative Werbetreibende zusammengeschlossen haben, um gute Gestaltung in der Werbung zu fördern und voranzutreiben. Den renommierten Preis des ADC konnte Maack in der Berliner Kongreßhalle entgegennehmen, zusammen mit einer Nagel plastik des Künstlers Günther Uecker. Design und kein Ende Beteiligt waren 839 Produkte von 310 Un ternehmen. 292 Produkte von 169 Unternehmen wurden ausgezeichnet; von einer fachkundigen Jury des Design-Zentrums Haus Industrieform Essen, das bereits seit 1955 an überzeugende Produkte eine Prämierung für Design vergibt. Die herausragendsten Erzeugnisse in- und ausländischer Gebrauchs- und Investitionsgüter, „Die Besten der besten Design-Innovatio nen ‘89“, erhalten darüber hinaus eine Auszeichnung für höchste DesignQualität: 16 Produkte in diesem Jahr. Für ERCO gibt es 1989 aus Essen gleich drei Auszeichnungen: für das Beleuchtungsstativ „Tetrax“ (Design: Mario Bellini, Mailand), die Arbeitsplatzleuchte „Cantax“ (Design: Alois Dworschak, ERCO) und die Lichtstruktur „Axis“ ( Design: Roy Fleetwood, GB- Cambridge), die zudem in die Gruppe der 16 „Besten der Besten“ aufgenommen worden ist. Zuerkennung besonderer Design-Qualität auch vom Design-Center Stuttgart. Hier sind es der ERCO Stromschienen Gitterträger „Gantry“ (Design: Roy Fleetwood) und die Lichtstruktur „Axis“, die als gut gestaltete Industrieprodukte ausgezeichnet und damit in die Design-Auswahl ‘89 aufgenommen worden sind. 1173 Einsendungen von 626 in- und ausländischen Herstellern gab es hier zu bewerten, 204 Produkte erhielten die begehrte Auszeichnung. Zwischen Grotesk und Antiqua Ausgangspunkt war die Frage, ob sich die Lesbarkeit einer Schrift nicht noch steigern lasse; gepaart mit dem Unbehagen, das Otl Aicher, Grafiker und Mitbegründer der einstigen HfG Ulm, Josef Rommen, Geschäftsführer Druckhaus Maack, und ERCO Geschäftsführer Klaus J. Maack angesichts des typographischen Qualitätsverfalls verspürten. Als Gegenmittel wurde ein Buch über Typographie ins Auge gefaßt. Altes Industriegebiet mit Zukunft „Der Emscherraum“, so die Landesregierung NRW, „läuft in besonderem Maße Gefahr, in den Schatten der künftigen sozialen und ökonomischen Entwicklung zu geraten.“ Tatsächlich gilt die Industrie landschaft entlang der Emscher zwischen Duisburg und Dortmund als schwierigster Teil des Ruhrgebiets, auffallend dicht besiedelt und stark belastet. Ausgerechnet hier eine Internationale Bauausstellung (IBA) zu planen, ist schon ein beachtens wertes Unterfangen. „Emscher-Park Werkstatt für die Zukunft alter Industriegebiete“ lautet der Titel dieser IBA, mit der sich die Landesregierung vornimmt, alte Industrieanlagen umzubauen, Landschaft zu erneuern und neue Standorte für die wirtschaftliche Entwicklung dieser Region aufzubereiten. Das Ziel: die Standortnachteile der Emscher- Zone zu beseitigen und die ökologischen, städtebaulichen und sozialen Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern. Zu den Leitprojekten, die den Kern der IBA ausmachen, gehören Punkte wie „Wiederaufbau von Landschaft -der Emscher-Landschaftspark“, „Indu striedenkmäler als Kulturträger“ oder „Arbeiten im Park“. Kurz, die IBA „EmscherPark“, im Mai vergangenen Jahres von der Landesregierung beschlossen, soll zukunftsweisende Impulse geben. Aufgrund seiner Haltung zu Design und industriellem Bauen wurde auch Klaus J. Maack in die Vorbereitungen einbezogen. Licht-Kultur durch Graphik-Design Die Fördergemeinschaft Gutes Licht (FGL) in Frankfurt, 1970 von der deutschen Lampen- und Leuchtenindustrie gegründet, ist mit einer breit angelegten, herstellerneutralen Öffentlichkeitsarbeit beauftragt. Publikationen wie die Schriftenreihe „Licht zum Leben“ oder die Periodika „Lichtjournal“ und „Lichtforum“ werden dieser Aufgabe gerecht. Das Institut für Neue Technische Form in Darmstadt hat ebenso Öffentlich- Die neue Schrift, die Otl Aicher aus diesem Grund entwarf, wurde Grundlage des Buches. Der Name der Schrift: Rotis. Benannt nach dem kleinen Ort Rotis im Allgäu, Aichers Domizil, wo Maack ein Schriftstudio für diesen Zweck eingerichtet hat. In Paris wurde die neue Schrift nun erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt, nicht als neue ästhetische Variante zu allen bestehenden Schriften, sondern als Brücke zwischen Grotesk und Antiqua sowohl funktional als auch gesinnungsmäßig. Die Rotis, „sie hat mehrere Gesichter. Sie gehört zur ehrwürdigen Familie der Antiquaschriften, deren elegant ausgezogene Serifen seit der römischen Antike bekannt sind. ....Die moderne Schrift, Grotesk genannt, verzichtet auf ornamentale Schnörkel und kommt schlicht daher. Otl Aichers Rotis vereinigt die Eigenschaften dieser beiden Schriftfamilien“. (Zeitmagazin) Als Corporate-Identity-Schrift wird sie auch bei ERCO eine Rolle spielen. Das dazugehörige Buch von Otl Aicher, das den elementaren Titel „typographie“ trägt, ist im Verlag Ernst & Sohn erschienen. Edition: Druckhaus Maack. Die 1. Auflage ist bereits vergriffen. keitscharakter. Hier geht es darum, Themen aus der Isolation der Fachzirkel herauszunehmen und sie einem größeren Publikum bekannt zu machen. Von beiden gemeinsam veranstaltet: ein Plakatwettbewerb anläßlich der „Weltlichtschau ‘89“ der Hannover Messe Industrie. Die Fülle der eingereichten Motive und Ideen - 270 Einsendungen - führte dabei weit über den Anlaß des Wettbewerbes hinaus, einen Poster für die Messe zu erhalten. Vielmehr läßt sich der Wettbewerb einstufen als Beitrag zu Kunst und Kultur, als „LichtKultur über das Medium Graphik-Design“. Der 1. Preis ging dabei an die 1958 in München geborene Graphik-Design-Studentin Stephanie Schneider. Im Bild zu sehen sind die mit dem 2. Preis und 3. Preis ausgezeichneten Plakate von Bernd J. Wachtmeister und Michael Worm. Workshop „Design und Identität“ Auf die Gradwanderung des Designers zwischen Anpassung und Abgrenzung im Produktdesign reagierte der Verband Deutscher Industrie-Designer NRW mit einem Workshop (18. 1-20. 1. 89) an der BUGh Wuppertal und einem Symposium (27. 1. 89) an der Uni-Gh Essen. Am Anfang stand ein Besuch bei ERCO. In den nächsten zwei Tagen sollte in Wuppertal nicht Licht, sondern das Thema „Wärme“ gestaltet werden. Die Teilnehmer, berufsAlte Lokrotunde museumsreif Ein alter Rosenheimer Bahnhof aus dem 19. Jahrhundert, unter König Maximilian keine 20 Jahre in Betrieb, bekommt im 20. Jahrhundert wieder eine Aufgabe. 1878 bekam das schloßartige Stationsgebäude die Rolle eines Rathauses, der Güterbahnhof die eines wenig beachteten Lagerschuppens. 1983 hörte dann das Aschenputtel-Dasein auf. Für die „Bajuwaren“-AussteIIung suchte die Münchner Prähistorische Staatssammlung eine passende Räumlichkeit. Somit fiel auf die Lok -halle, eine Rotunde aus roten Ziegeln mit 17 Rundbogentoren, durch die die Loks zu einer Verteilerdrehscheibe gelangten, wieder Rampenlicht. Der Architekt Joseph Karg erhielt die Zusage der Wettbewerbsausschreiber für die Restaurierung und zauberte aus der Remise ein reizvolles Ausstellungsgelände. Dabei hat er die vorhandene Bausubstanz erhalten. Durch feine Zufügung zweckorientierter Materia- lien, z. B. Glas und Ziegel für die Tore, Stahl und Blech für das Pultdach, gewann man ein neu nutzbares Schmuckstück frühester Industriearchitektur. In eigener Sache Seit Dezember vergangenen Jahres ist unser neues Leuchtenprogramm auf dem Markt. Gültig bis Dezember 1990, ist der Katalog um sämtliche Neuheiten erweitert, angefangen beim Stromschienen-Gitterträger Gantry über die weitgespannte Lichtstruktur Axis bis zur Arbeitsplatzleuchte Cantax und dem Beleuchtungsstativ Tetrax. Zu beziehen ist der Katalog über unsere Abteilung Öffentlichkeitsarbeit. tätige Designer und Designstudenten, wurden von den Referenten Uri Friedländer, Tönis Käo, Ono A. van Nierop und Michael H. Stratmann betreut. Beim Symposium in Essen spitzte sich die Diskussion um die Frage nach dem Wohin für das Design zu. Hier wurde klar, daß der Kampf um ideologische Standpunkte noch immer heiß bestritten wird. 33 Architekten und Ingenieure stießen bei den Ausschachtungsarbeiten für den Cour Napoléon unverhofft auf Überreste der Festungsmauern des Schlos ses, das König Philipp II. August um das Jahr 1200 am rechten Seineufer erbauen ließ. Fast 3 Jahre lang förderten Archäologen gläserne Kostbarkeiten, Kacheln, Keramikscherben und Kleinplastiken zutage. In dieser Zeit ist auch ein Konzept entstanden, wie diese Funde in die bestehenden Planungen einbezogen werden konnten. Ieoh Ming Pei Geboren am 26. April 1917 in Canton (China). 1935 in die USA emigriert. Studierte am Massachusetts Institute of Technology (Bachelor of Architecture) und an der Harvard Graduate School of Design (Master of Architecture), u. a. bei Walter Gropius und Marcel Breuer. Amerikanische Staatsbürgerschaft seit 1954. Erhielt eine Vielzahl von Auszeichnungen, u. a. den begehrten Pritzker-Preis (1983). E ERCO Leuchten GmbH Postfach 2460 D-5880 Lüdenscheid Telefon 02351/5 51-0 Telefax 02351/551300 Telex 826722-0 Teletex 235132