ERCO Lichtbericht 83

Transcription

ERCO Lichtbericht 83
E
Erschienen im Oktober 2007
Corporate Architecture
Das Lufthansa Aviation Center
am Frankfurter Flughafen: Ein
überzeugendes Beispiel, wie
Unternehmen durch ihre Bauten
kommunizieren können. Firmengebäude vermitteln Markeninhalte,
beeindrucken Besucher, motivieren
Mitarbeiter. Sie sind Teil der Unternehmenskultur.
Lichtbericht 83
Inhalt
Einleitung
1
Zu diesem Heft
2
Blitzlichter
4
Lichtblick
Zu diesem Heft
Licht & Technik
Bericht
6
12
Lufthansa Aviation Center
Das neue Verwaltungsgebäude der deutschen Airline am Frankfurter Flughafen
vereint „Hightech“ und „Low Energy“ .
Brunner Kommunikationszentrum,
Rheinau
Transparent, zweigeschossig, sachlichklar und auf dreieckigem Grundriss – der
Neubau des Objektmöbelherstellers
Brunner.
20
Tune the light: ERCO Auditorium
Light System DALI als Werkzeug für szenografisches Licht: Das neu gestaltete
Auditorium zeigt, was möglich ist.
22
Fokus
Energieeffizienz durch Lampentechnologie
23
Doppelfokus
Energieeffizienz und Sehkomfort durch
intelligente Planung
24
Deutsche Bank Q110
An der Friedrichstraße in Berlin zeigt die
Deutsche Bank, wie sie sich ihre Filialen
der Zukunft vorstellt.
26
Camper Shop
Camper, die Kult-Schuhmarke aus
Mallorca, hat jetzt auch einen Store am
Berliner Kurfürstendamm.
28
US Air Force Memorial
Drei in den Himmel strebende Stelen aus
Edelstahl und Beton formen das Monument bei Washington DC.
32
Annemarie Börlind
Mit einem „Store & City Spa“ zeigt die
deutsche Marke Börlind Flagge in der
Mode-Metropole Mailand.
34
Bauhaus in Florida: Bungalow, Miami
Terence Riley baute sich in Miami einen
Bungalow - auf der Basis eines unverwirklichten Entwurfs von Mies van der
Rohe.
36
Schlusslichter
Projekte
Hintergrund
16
Prof. Jan R. Krause
Unternehmensarchitektur als
Erfolgsfaktor
Der Experte für Architekturkommunikation schreibt über Sinn und Mittel einer
gebauten Corporate Identity.
ERCO Lichtbericht
Impressum
Herausgeber: Tim H. Maack
Chefredakteur: Martin Krautter
Design/Layout: Christoph Steinke, Thomas Kotzur
Druck: Mohn Media Mohndruck GmbH, Gütersloh
1028701000
© 2007 ERCO
Tim Henrik Maack
Corporate Identity ist ein Begriff, der sich über
die Jahre in unserem Sprachgebrauch fest verankert hat. Immer mehr Themenbereiche und
Ausdrucksformen von Unternehmen und Organisationen werden heute unter den Vorgaben
des Erscheinungsbildes betrachtet. Insofern ist
es nicht verwunderlich, dass sich die CI in verschiedenste Unterthemen zu gliedern beginnt.
Heute spricht man auch gerne über das Corporate Design, das Corporate Behavior, die Corporate Architecture oder das Corporate Light.
Schwerpunkt dieses Lichtberichts ist es, Sie
werden es bereits erraten haben, verschiedenste
gebaute Beispiele von Corporate Architecture
und natürlich auch Corporate Light sich einmal
gegenüberzustellen.
So finden Sie direkt am Anfang das Lufthansa
Aviation Center, das neue Verwaltungsgebäude
von Lufthansa am Frankfurter Flughafen. Die CI
der Lufthansa hat, noch von Otl Aicher spürbar
geprägt, eine lange Tradition und findet nun mit
der Architektur von Christoph Ingenhoven seine
moderne gebaute Übersetzung.
Nicht ganz so traditionsreich in Fragen der CI,
aber dafür sehr vielversprechend ist die Firma
Brunner. Marc Brunner, 30 Jahre alt und seit drei
Jahren offiziell Geschäftsführer, hat mit dem
Büro Schneider + Schumacher durch den Neubau des Kommunikationszentrums seiner Vision
von der zukünftigen Ausrichtung des Unternehmens ein Gesicht gegeben.
Dass Unternehmensarchitektur mehr ist
als blanke Formenspielerei, sondern viel zum
Selbstverständnis des Unternehmens, seiner
Mitarbeiter und auch deren Kunden beitragen
kann, davon zeugt unser Hintergrundbericht
„Unternehmensarchitektur als Erfolgsfaktor“
von Prof. Jan R. Krause.
Q110 ist die Abkürzung von Quartier 110,
der Adresse einer Deutschen Bank Filiale an
der Friedrichstraße in Berlin. Dass dies keine
gewöhnliche Kassenhalle einer gewöhnlichen
Bank ist, teilt sich dem Kunden beim Eintreten
unmittelbar mit. Hier findet er nicht nur die
nötigen Überweisungsformulare, sondern hier
ist ein Ort der Kommunikation der Bank mit
ihren Kunden entstanden. In Zeiten des Internetbanking sicherlich ein wichtiger Schritt, um
die Beziehungen zu den Kunden auf einer persönlichen Ebene weiter auszubauen.
Die Bandbreite möglicher unternehmensspezifischer Ausdrucksformen im Hinblick auf
Architektur und Licht sind mannigfaltig und je
nach Marke hoch individuell. Sie tragen als Filialketten ihren Teil zur Gleichartigkeit unseres
gebauten Umfelds bei und sind trotzdem auch
immer ein Instrument der Differenzierung. Am
Ende lässt sich sagen, dass gerade diese beiden
Pole das Gebiet der Corporate Architecture so
spannend machen.
Fotos (Seite): Ian Barnes (36), Frieder Blickle (U1,
3, 6-11, 32-33), Martin J. Duckek (3), Ken Hayden
(34-35), Alexandra Lechner (2), Thomas Mayer (2,
28-31), Shannon McGrath (2), Rudi Meisel (26-27),
Thomas Pflaum (12-15), Andres Reynaga (37), Tomas
Södergren (3, 4-5), Mike St. Maur Sheil / Das Fotoarchiv (3), Dirk Vogel (1, 3, 36-37), Sabine Wenzel
(24-25), Edgar Zippel (U4)
Übersetzung: Lanzillotta Translations, Düsseldorf
ERCO Lichtbericht 83 1
Blitzlichter
Zürich
Im Februar eröffnete das Museum
Rietberg für außereuropäische
Kunst seinen Erweiterungsbau. Von
außen ist nur ein smaragdgrüner
Glaskubus als Eingangspavillon zu
sehen – die neuen 2600 m2 Ausstellungsfläche liegen komplett
unterirdisch. Lichtdecken spenden
diffuses Oberlicht, die Inszenierung
der Schätze aus Asien, Afrika und
Ozeanien erfolgt durchgängig mit
Parscan Strahlern für NiedervoltHalogenlampen.
Museum Rietberg
Architekt: ARGE Alfred Grazioli und
Adolf Krischanitz (Wien / Berlin)
Lichtplanung: d‘lite Lichtdesign
Guido Grünhage, Pia Ziegler,
Zürich. Beleuchter: Rainer Wolfsberger, Rietberg Museum
www.rietberg.ch
Barcelona
Tapasbars und Restaurants in katalanischen Markthallen sind immer
gut für authentische Leckerbissen
aus marktfrischen Zutaten. Das
„Cuines de Santa Catarina“ interpretiert diese Tradition auf zeitgenössische Weise – passend zur aufregenden Architektur der von Enric
Miralles und Benedetta Tagliabue
umgebauten Markthalle am Rande
des Barri Gòtic.
Restaurant Cuines de Santa Catarina, Barcelona
Interieur und Lichtplanung: Sandra
Tamuella, Isabel Lopéz, Barcelona
Atlanta
Wer im heißen Georgia seine Südstaatenvilla mit europäischen Designermöbeln ausstatten möchte,
kommt an „domus international"
nicht vorbei: In seinem großzügigen Showroom präsentiert der
Möbelhändler alle wichtigen Marken - von Alessi bis Zanotta.
domus international furniture
www.domusinternational.com
Darmstadt
Bailly Diehl ist eine exklusive,
inhabergeführte Kette von Modegeschäften mit neun Filialen im
Rhein-Main-Gebiet. Ganz neu
ist der Store in Darmstadt: Auf 2
Etagen und 420 m2 Fläche finden
Damen und Herren ausgewählte
Stücke bekannter Marken – optimal
beleuchtet von ERCO Lichtwerkzeugen, wie deckenintegrierten
Gimbal Richstrahlern oder Optec
Strahlern, raffiniert an Stromschienen in Deckengräben montiert. Die
Leuchtmittel: Energieeffiziente
Halogen-Metalldampflampen.
Melbourne / Bulleen
Der Neubau „Heide III“ schafft dem
Heide Museum of Modern Art im
australischen Melbourne zusätzliche attraktive Ausstellungflächen
wie zum Beispiel die „Albert and
Barbara Tucker Gallery“, die durch
Oberlichter sowie Pollux Strahler
und Optec Fluter beleuchtet wird.
Heide Museum of Modern Art
Architekt: O‘Connor + Houle,
Melbourne. Lichtplanung: Electrolight, Melbourne
www.heide.com.au
2 ERCO Lichtbericht 83
Bailly Diehl Store
Architekt: Kandora + Meyer Architekten, Frankfurt
www.bailly-diehl.de
Antwerpen
Antwerpen gilt als die belgische
Mode-Metropole: Nicht nur, dass
es hier die berühmte Modeakademie, das Modemuseum und die
Fashion Week gibt. Auch die Einkaufsmöglichkeiten halten jedem
internationalen Vergleich stand.
Schaufenster und Interieur von
„Company Fashion" bilden in ihren
subtilen Grauabstufungen einen
betont neutralen Hintergrund für
die ständig wechselnden DesignerKollektionen, die mit Wandflutern
und Einbaustrahlern aus der
Quadra Familie inszeniert werden.
Canterbury
Die Marke Ringtons steht seit 1907
bei englischen Tee- und Kaffeefreunden für hochwertige Produkte, die seit Neuestem auch in
eigenen Läden vertrieben werden.
Zum Corporate Light gehört unter
anderem vertikale Beleuchtung der
Regale mit Linsenwandflutern für
Niedervolt-Halogenlampen – für
eine gemütliche, warme Atmosphäre.
Ringtons, Canterbury
www.ringtons.co.uk
Company Fashion Shop
Architekt: Claire Bataille & Paul
Ibens, Antwerpen.
Göteborg
Das Schuhgeschäft Yoko Yap
richtet sich mit Schuhen von
Trendmarken, aber auch unter
dem eigenen Label an die modebewussten jungen Schwedinnen.
Bis auf den dunklen Holzboden ist
das Geschäft ganz in weiß gehalten
und verfügt über eine hochwertige
deckenintegrierte Beleuchtung mit
blendfreien Quadra Downlights
sowie Quadra Wallwashern für
hohe vertikale Beleuchtungsstärken. Als dekoratives „Licht
zum Ansehen“ ziert außerdem ein
mächtiger schmiedeeiserner Kronleuchter den Raum.
Ulm
Nach dem Stadthaus von Richard
Meier und der Bibliothek von Gottfried Böhm setzt der Neubau der
Sparkasse von Braunfels Architekten einen weiteren städtebaulichen
Akzent im Herzen von Ulm. Der
kantige Bau aus Stahl, Glas und
Sichtbeton liegt an der zentralen
Achse zwischen Marktplatz und
Münster. An der Beleuchtung der
inneren Erschließungen mit Lightcast Downlights fällt das präzise,
deckenbündige Einbaudetail mit
Einputzring auf.
Sparkasse Ulm Neue Mitte
Architekt: Stephan Braunfels
Architekten, Berlin / München
Haustechnik: Conplaning GmbH,
Ulm
www.sparkasse-ulm.de
Yoko Yap
Architekt: Vasilis Arkitekt Design,
Västra Frölunda
Cava de‘ Tirreni (Salerno)
Auch das Modehaus Virno kann
auf eine lange Firmengeschichte
zurückblicken: Seit 1864 handelt
die Familie mit hochwertigen Textilien. Die renovierten und sorgfältig
neu mit Parscan Strahlern beleuchteten Ladenräume des Stammhauses hinter klassizistischen Arkaden
vermitteln diese Tradition mit
selbstverständlicher Eleganz.
Boutique Virno
www.virno.it
ERCO Lichtbericht 83 3
Lichtblick
Hafenmole , Hjo (Schweden)
Architekt: Hjo Kommun Stadsbyggnad & Miljö.
Lichtplanung: White Design AB, Göteborg.
Foto: Tomas Södergren, Stockholm
www.hjo.se
4 ERCO Lichtbericht 83
ERCO Lichtbericht 83 5
Lufthansa Aviation Center
Das neue Verwaltungsgebäude der deutschen Airline am Frankfurter Flughafen
vereint „Hightech“ und „Low Energy“ ein beispielhafter Entwurf des Büros
Ingenhoven Architekten.
Mit intelligentem Technologieeinsatz verfolgten
die Architekten das Ziel,
optimale Arbeitsbedingungen und größtmögliche Ressourcenschonung
zu verbinden. Aus diesem
Denken heraus entstand
folgerichtig eine Form,
die ein signifikantes Zeichen für eine moderne
Airline wie die Lufthansa
darstellt.
Laut einer Umfrage der Universität München
von 2006 ist die Lufthansa das angesehenste
Unternehmen Deutschlands. Fluggäste aus aller
Welt schätzen an der Linie mit dem Kranich
im Logo einerseits ihre „typisch deutschen“
Eigenschaften wie Effizienz, Verlässlichkeit
und Modernität, andererseits aber auch den
technisch-eleganten Auftritt in Grau, Gelb und
Dunkelblau – der Einfluss von Otl Aicher, der
das Erscheinungsbild der Lufthansa prägte, ist
nach wie vor spürbar. Doch auch eine deutsche
Kultmarke bleibt von globalen Ereignissen nicht
unberührt. Die Terroranschläge vom 11. September 2001 und die Diskussion um die Klimaveränderung warfen Fragen auf, denen sich die
Luftverkehrsbranche stellen muss.
Auch der Entwurf von Ingenhoven Architekten, 1999 ausgezeichnet mit dem 1. Preis
im internationalen Wettbewerb für ein neues
Verwaltungsgebäude der Lufthansa am Frankfurter Flughafen ging vor diesem Hintergrund
durch eine Bewährungsprobe, die er dank
seiner Weitsicht und der strategischen Intelligenz der Architekten mit Bravour überstand.
Dies zeigt sich daran, dass sich die Qualitäten
des Wettbewerbsbeitrags im Gebäude, das
nach einem Baustopp 2001 erst zwischen 2002
und 2006 fertiggestellt wurde, weitgehend
wiederfinden: „Es schafft“, sagt Ingenhoven,
6 ERCO Lichtbericht 83
„eine kommunikative, gesunde, interessante
Arbeitsatmosphäre und gleichzeitig ein signifikantes Zeichen für das Unternehmen“.
In der Gesamtsicht erscheint der Bau zunächst
als relativ schlichtes, quaderförmiges Volumen
von respektabler Größe. Doch hinter den filigranen Glasfassaden erahnt man bereits die
komplexe Binnenstruktur. Auch die Gliederung
der gewölbten Dachschalen, die wie Kissen
eines Gleitschirms den Bau überspannen, weist
auf die interne Organisation hin: Entlang einer
zentralen Erschließungsachse docken kammförmig zehn Büroflügel an; transparent überdachte Atrien zwischen diesen Flügeln bilden
effektive Lärm- und Klimapuffer.
Technologisch lotet das Gebäude mit dem
Ziel der Ressourcenschonung die Grenzen
des Machbaren aus. Unter anderem dank der
kontrollierten natürlichen Belüftung über die
Atrien, den thermisch aktiven Betondecken und
modernster Steuerungstechnik gilt der Bürokomplex als „Low Energy Building“, das um zwei
Drittel weniger Energie als ein gleichgroßer
konventioneller Bau benötigt.
Raum für 1800 Mitarbeiter bietet der gläserne
Bürobau und wirkt doch
elegant und schwerelos:
Dank modernster Materialien und Konstruktionen
wie den schlanken Säulen
aus hochfestem Beton.
Die modulare Bauweise
ermöglicht bedarfsangepasste Erweiterungen für
bis zu 4500 Mitarbeiter.
Jedes der neun Atrien
ist als Garten mit einem
eigenen geografischen
Thema gestaltet: Landschaftszitate aus allen
fünf Kontinenten repräsentieren die Internationalität des Konzerns und
die Vielfalt der Flugdestinationen.
Im Diagramm wird das
Prinzip der natürlichen
Belüftung über die Atrien
deutlich. Frischluft wird
unterirdisch in die Atrien
und Büros geführt. Die
Mitarbeiter können die
Fenster zum Atrium
manuell öffnen oder
schließen. Die Entlüftung
erfolgt an den Stoßstellen der Dachschalen.
Über eine Länge von
175m Länge zieht sich
die Passage, gegliedert durch organisch
geschwungene Einbauten
und Treppenzüge, durch
das Gebäude – wie eine
Straße durch eine kleine
Stadt. Einrichtungen wie
Sitzgruppen und Meeting
Points fördern die Kommunikation.
Ingenhoven Architekten
Christoph Ingenhoven gründete 1985 das
Architekturbüro Ingenhoven Architekten.
Sein Büro hat zahlreiche erste Preise in
internationalen Wettbewerbsverfahren
gewonnen sowie Auszeichnungen für realisierte Projekte und deren ökologischen
und nachhaltigen Ansatz erhalten. Zu den
realisierten Bauaufgaben zählen u. a. die
Hauptverwaltung der RWE AG in Essen, der
Burda Medienpark in Offenburg, der AudiPavillon für die internationalen Automobilmessen 1999-2002, das Lufthansa Aviation
Center in Frankfurt/Main und das Hochhaus
Uptown München sowie Geschäftshäuser
für Peek & Cloppenburg in Chemnitz und
Lübeck. Derzeit werden u. a. Hochhausprojekte in Sydney, Osaka und Singapur sowie
die Neue Messe Hamburg, die Europäische
Investitionsbank in Luxemburg und ein großes Universitätsgelände in Dublin gebaut.
Die meisten realisierten Projekte sind aus
internationalen Wettbewerbsverfahren hervorgegangen.
www.ingenhovenarchitekten.eu
ERCO Lichtbericht 83 7
Architekten:
Ingenhoven Architekten, Düsseldorf
Tragwerksplanung und Sonderstatik:
Werner Sobek Ingenieure GmbH, Stuttgart
Technische Gebäudeausrüstung:
HL-Technik AG Beratende Ingenieure, München
Brendel Ingenieure GmbH, Frankfurt/Main
Ebert Ingenieure, Frankfurt/Main
Fassadenplanung:
DS-Plan GmbH, Stuttgart
Im Rahmen des Low Energy Gesamtkonzepts
beschreitet auch die Beleuchtung des Lufthansa
Aviation Center neue Wege. Tageslichttechnische Maßnahmen wie ein innen liegender
Blendschutz, ein außen liegender Sonnenschutz sowie lichtlenkende Elemente in der
Verglasung helfen, das durch die Glasflächen
der Dächer und Fassaden einfallende Tageslicht
weitgehend automatisiert zu regulieren und
nutzbar zu machen.
Bei der künstlichen Beleuchtung stellte die
Konzeption der Betondecken als thermisch
aktive Bauteile spezielle Anforderungen an
die Lichttechnik – denn die Standardlösung
mit Downlights in einer abgehängten Decke
scheidet zwangsläufig aus. Architekten und
das Lichtplanungsbüro Tropp Lighting Design
entwickelten stattdessen mit ERCO ein additives Technik-Element, das über einen zentralen
Montage- und Installationspunkt verschiedene
Funktionen integrieren sollte, die sonst in doppelten Decken verborgen werden: Licht, Elektroakustik, Rauchmelder und Schalldämmung.
Dieses Technikrahmen-Modulsystem wird
durchgängig im gesamten Gebäude verwendet,
prägt als hochwertiges Detail die Architektur
und lässt sich durch unterschiedliche Bestückung einfach an die jeweiligen räumlichen
Gegebenheiten anpassen.
8 ERCO Lichtbericht 83
Bei Nacht wird das Gebäude zur strahlenden
Landmarke; die filigranen Stützen, dünnen
Deckenplatten und minimierten Dachschalen
entmaterialisieren sich im Kunstlicht. Subtile
Unterscheidungen in den Farbtemperaturen
des weißen Lichts separieren die Gartenatrien
von den Bürotrakten.
Die Lichtplaner verstärkten diese Differenzierung noch dadurch, dass sie die Überstände
der massiven Betondachschalen der Büroflügel
im Kontrast zu den Glasdächern der Atrien
durch einen Lichtakzent betonten. Als perfektes
Werkzeug für diesen Effekt nutzten sie Tesis
justierbare Uplights für Halogen-Metalldampflampen: Ihr eng gebündelter Lichtstrahl lässt
sich im Betrieb um einige Grad in seiner Neigung justieren und so auch über große Distanzen exakt auf die Zielfläche ausrichten. Dank
der leistungsfähigen Lichttechnik benötigt man
nur eine relativ geringe Leuchtenzahl, was den
Energieverbrauch, aber insbesondere auch die
Installationskosten im Außenraum senkt.
Bauphysik:
DS-Plan GmbH, Stuttgart
Institut für Bauphysik Horst Grün GmbH, Mülheim/Ruhr
Lichtplanung Kunstlicht und Tageslicht:
Tropp Lighting Design, Weilheim
Fotos: Frieder Blickle, Hamburg
lac.lufthansa.com
Das TechnikrahmenModul bietet zwei Montageplätze für Downlights bzw. Richtstrahler.
Betriebsgeräte sowie Elemente wie Lautsprecher
oder Rauchmelder finden
auf einer Plattform in
der Mitte des Rahmens
Platz. An Auslegern
können Akustiksegel
montiert werden. Die
Lichteinsätze orientieren
sich in ihrer Technik am
ERCO Deckeneinbauleuchten-Programm und
arbeiten mit modernen,
energieeffizienten Halogen-Metalldampflampen.
Zusätzlich sind Optec
Wandfluter an den Dachrandträgern montiert
und hellen die gewölbten
Decken auf.
Das Tesis Bodeneinbauleuchten-Programm für
den Außenraum bietet
dem Planer eine besonders breite Auswahl an
Abstrahlcharakteristiken
und ist auf den Einsatz
moderner Leuchtmittel
wie Halogen-Metalldampflampen hin optimiert.
Der enge Lichtkegel
der Tesis justierbaren
Uplights ist so ausgerichtet, dass der
Dachvorsprung exakt
ausgeleuchtet wird, ohne
dass störendes Streulicht
auf die Fassade gelangt
oder die Nutzer der Büros
geblendet werden.
ERCO Lichtbericht 83 9
Corporate Art
Mit Hilfe von ERCO
Systemzubehör wie
Skulpturenlinsen oder
Wandfluter-Optiken lässt
Lichtplaner Clemens
Tropp (rechts) die Lichteinsätze in den Technikmodulen so anpassen,
dass die Beleuchtung
der Tafeln exakt den Vorstellungen des Künstlers
entspricht.
Die Kunst, die ein Unternehmen für seine
Bauten auswählt, wirft ein Schlaglicht auf
die Firmenkultur.
Mit Unterstützung der Frankfurter Kuratoren Max Hollein, Nicolaus Schafhausen und
Michael Neff erarbeitete die Lufthansa für
das Aviation Center ein Kunstkonzept, in dem
internationale Vertreter der jüngeren Künstlergeneration ortsspezifische Werke für das neue
Gebäude schufen. Die Wahl fiel auf die Künstler
Michael Beutler, Thomas Demand, Michael
Elmgreen & Ingar Dragset, Liam Gillick, Carsten
Nicolai, Beat Streuli und Cerith Wyn Evans , die
sich auf intelligente Weise mit der Architektur
des Gebäudes und den Aktivitäten des Unternehmens auseinandersetzten.
Exemplarisch sei hier die Arbeit von Thomas
Demand hervorgehoben, da sie wohl die spezifischsten Anforderungen an die Beleuchtung
erzeugte. Das Wandbild von Thomas Demand
wirkt zunächst wie ein ausschnitthafter Blick
auf die Blätter und Äste eines Waldes. Doch
Kenner des Werkes von Demand ahnen schon:
Hier ist gar kein echter Wald abgebildet, sondern ein im Studio aufwendigst hergestelltes
und fotografiertes Modell eines Waldes aus
Tausenden Blättern aus Papier. Ein paradoxes
Spiel mit den Begriffen Realität und Abbild,
Künstlichkeit und Natur – durchaus in Analogie
mit der Architektur, die durch intensiven Einsatz von Technologie versucht, ökologische Folgen zu minimieren: Eine paradoxe Flucht nach
vorn, möglicherweise aber die einzige Chance?
„Die Lufthansa hat sich bewusst für künstlerische Positionen entschieden, die nicht eingängig sind, sondern den Mitarbeitern und Besuchern etwas zu denken geben“, lobte Michael
Hierholzer in der FAZ das Kunstkonzept.
24. April 2006: Künstler,
Lichtplaner und ERCO
Techniker treffen sich
im Aviation Center zum
„Einleuchten“ der Installationen. Unser Fotograf
Frieder Blickle begleitete
die Arbeiten mit der
Kamera.
So sieht die Installation
von Thomas Demand
im fertigen Gebäude
aus. Sie befindet sich in
dem offenen CafeteriaBereich zwischen dem
4. und 6. Bürofinger auf
der obersten Ebene des
Aviation Centers.
Angesichts der prominenten Positionierung
seines Kunstwerks legte
Thomas Demand (Bild
oben rechts) großen Wert
auf eine gleichmäßige
Ausleuchtung, die die
monumentale Arbeit
optimal wirken lässt.
10 ERCO Lichtbericht 83
ERCO Lichtbericht 83 11
Brunner Kommunikationszentrum, Rheinau
Transparent, zweigeschossig, sachlich-klar
und auf dreieckigem Grundriss – mit seinem
Neubau erhält der Objektmöbelhersteller
Brunner mehr Fläche für Präsentation und
Büros, aber auch ein Symbol für die Entwicklung des Unternehmens.
Ganz seinem Zweck
entsprechend, nämlich
transparent, offen und
sachlich zeigt sich das
Kommunikationszentrum
der Brunner GmbH. Der
großzügige Eingang
führt direkt in das Herz
des zweigeschossigen
Gebäudes, das oben
Büroräume (im Bild die
der Geschäftsleitung)
und unten Konferenzräume beherbergt.
Architektur und Lichtplanung: Schneider +
Schumacher, Frankfurt
Elektro-Planer: Raabe Planen und Beraten,
Vallstedt
Bauleitung: Jörg Metzmeier, Baden-Baden
Fotos: Thomas Pflaum, Castrop-Rauxel
www.brunner-stuehle.de
Seit drei Jahren ist Marc Brunner offiziell
Geschäftsführer des Familienunternehmens –
neben seinem Vater und seiner Mutter, die den
Objektmöbelhersteller 1977 gegründet haben.
30 Jahre alt, initiierte der promovierte Betriebswirtschaftler den Neubau des sogenannten
Kommunikationszentrums, das neben dringend
benötigten Präsentationsflächen auch Konferenz- und Büroraum für Geschäftsleitung,
Marketing sowie Vertrieb beherbergt.
Es ist zunächst kein spektakulärer Bau, seine
Qualitäten gibt er auf den zweiten Blick preis,
sieht man von dem prägnanten, dreieckigen
Grundriss ab. Tatsächlich basiert das Kommunikationszentrum auf einem gleichschenkligen
Dreieck, dessen stumpfe Spitze direkt auf die
Ecke des Altbaus zielt und sich soweit annähert, dass Traufkante an Traufkante zu stoßen
scheinen. Die Botschaft ist deutlich: Das Kommunikationszentrum steht für das Neue, das
aus dem Bestehenden hervorgeht. Also auch
für den Generationswechsel in der Führung, für
die Fortschreibung des technischen, gestalterischen und wirtschaftlichen Anspruchs.
Entwickelt wurde das Kommunikationszentrum vom Frankfurter Büro Schneider +
Schumacher, dem Marc Brunner nach langen
Recherchen den Zuschlag gab. Wohl auch deshalb, da Schneider + Schumacher für sachlichfunktionale, formal unaufgeregte Lösungen
stehen und keinen dezidierten eigenen Stil
zelebrieren. Der Neubau sollte ganz einfach zur
Philosophie von Brunner passen. Und die lässt
sich mit ähnlichen Begriffen umreißen: Funktion und Ästhetik sind gleichberechtigt, Grundlage neuer Objektstühle oder -tische sind in der
Regel technische Innovationen. Beispielsweise
die Bauweise des extrem leichten Konferenztisches Sleight Ultralight, die Formholzverarbeitung des Stuhles Fina oder der im Rundstrickverfahren hergestellte Netzrücken des Stuhles
Taceo - ein Sitzmöbel, gedacht für soziale Einrichtungen, primär für das Seniorenwohnen. In
diesem stark wachsenden Sektor agiert Brunner
als Marktführer in Deutschland mit hohem Qualitätsniveau. Reine Büromöbel hingegen finden
Doppelgeschossige Großzügigkeit: Die frei bespielbare Halle wird vom großen Stuhlregal begleitet.
Für Illumination sorgen
mit Halogen-Metalldampflampen ausgerüstete Trion Deckenfluter an
den Dachstützen, Optec
Strahler setzen die Exponate ins Licht.
Der Lageplan zeigt,
wie der Neubau an den
1985 errichteten Altbau
anknüpft und verdeutlicht die charakteristische
Dachkonstruktion.
Schneider + Schumacher
1988 gründeten Till Schneider (links)
und Michael Schumacher (rechts) das
heute rund 35 Mitarbeiter große Büro in
Frankfurt. Bekannt wurde es 1995 mit der
legendären roten Info-Box am Potsdamer
Platz in Berlin. Herausragende Projekte
sind beispielsweise der Westhafen- Tower
in Frankfurt (2003), das ERCO Hochregallager (2001) oder das jüngst eröffnete
Gewerkschaftshaus in Wolfsburg. Neben
Industriebau widmet sich die Schneider +
Schumacher Architekturgesellschaft mbH
auch der Planung von Wohngebäuden
oder sozialen Einrichtungen, wie dem
Kinder- und Jugendtreff in MünchenRiem (2003). Die Entwürfe stehen für
konstruktive Klarheit, flexible Nutzung
und eindeutige Formensprache.
www.schneider-schumacher.de
12 ERCO Lichtbericht 83
ERCO Lichtbericht 83 13
Licht zum Sehen: Trion
Deckenfluter mit Halogen- Metalldampflampen.
Licht zum Hinsehen:
Optec Strahler für Niedervolt- Halogenlampen.
Licht zum Ansehen:
Starpoint Pendelleuchten
mit dekorativ schimmerndem Glasgehäuse. Vertikale Beleuchtung: Optec
Wandfluter.
Mit verschiedenen
Werkzeugen aus dem
ERCO Programm deckt
das Lichtkonzept für das
Kommunikationszentrum
alle drei Lichtarten nach
Richard Kelly ab und
berücksichtigt außerdem
die für die Wahrnehmung
wichtigen vertikalen
Beleuchtungsstärken.
Die Konferenzräume dienen auch für Schulungen
und sind mit modernster
Präsentationstechnik
ausgerüstet. Licht kommt
von wirtschaftlichen
CL-Downlights für kompakte Leuchtstofflampen
und variablen Optec
Strahlern und Wandflutern an 3-Phasen-Stromschienen.
sich nicht im Portfolio, dieses Feld überlässt man
bewusst anderen Unternehmen. Dafür expandiert Brunner in den Flughafenbereich – mit der
modular aufgebauten, innovativen Wartezonenbank Take. Und die neue Stuttgarter Messe
bezieht mehrere Tausend Konferenzstühle aus
Rheinau.
Produziert wird übrigens direkt neben dem
Kommunikationszentrum, das Brunner auch als
Bekenntnis zum Standort Deutschland verstanden haben will. Dabei beträgt der Exportanteil
heute schon 40%, Tendenz steigend. Dieser
Ausbau internationaler Märkte ermöglicht
Brunner ein Wachstum unabhängig von der
Binnenkonjunktur. So fiel 2003, als die Möbelbranche darbte, die Entscheidung für den Bau
des zweigeschossigen Dreiecks, das auch das
Firmenentrée neu fasst.
Heute nähert man sich dem Unternehmen
über einen großzügigen Platz, der Eingang
ist als Einschnitt in die Nordfassade angelegt.
Von hier aus gelangt man in den großzügigen,
doppelgeschossigen Ausstellungsbereich, den
ein raumhohes Stuhlregal begleitet. Diese Halle
ist im Prinzip frei bespielbar, kann flexibel für
unterschiedlichste Präsentationen oder Anlässe
genutzt werden. Auf der gleichen Ebene findet
sich eine Cafébar mit voll ausgerüsteter Küche,
der aussteifende Sanitärkern, die teilbaren
Konferenzräume sowie Präsentationsboxen, in
denen kundenspezifisch Möbel und Materialien
gezeigt werden. Kunden, das sind neben Architekten auch Handelspartner und Unternehmer
oder Bauherren, also die eigentlichen Endkunden Brunners. Über zwei eingestellte Stahl14 ERCO Lichtbericht 83
treppen gelangt man in das Obergeschoss, wo
sich die Büros der Geschäftsleitung sowie die
Arbeitsplätze jener Mitarbeiter befinden, die die
Verbindung nach außen halten. Statt Schwellenängsten soll das Kommunikationszentrum
Sympathie erzeugen, positive Emotionen
wecken und Offenheit signalisieren.
Beeindruckend ist vor allem das räumliche Erlebnis: Die hohe Halle, über die sich ein
vielfach gefaltetes, hölzernes Dach legt. Noch
nirgends wurde eine solche Konstruktion
umgesetzt: Das Dach besteht aus insgesamt
45 vorproduzierten und selbsttragenden
Holzmodulen, die vor Ort montiert wurden
und sich selbst aussteifen. Die Lasten der rauten- und pyramidenförmigen Module fangen
schlanke Stahlstützen ab, in denen auch noch
die Entwässerungsrohre integriert sind. Das
Dreiecksmotiv taucht übrigens an vielen Stellen
auf: bei den Querprofile der Glasfassaden, am
Präsentationsregal und sogar in Form der Trion
Uplights, die sich wie ein Kranz um die Stahlstützen ranken.
Armin Scharf
Eingangsbereich mit
Informationsregal;
darüber das transparente Chefbüro. Optec
Wandfluter beleuchten
die Prospektauslage,
während Trion Deckenfluter über die weiß
lasierten Dachmodule
indirekte Grundhelligkeit
erzeugen.
Die Cafébar lädt zur
Erfrischung ein, während
die Boxen für kundenspezifische Möbel- und
Materialpräsentationen
dienen. Hier sorgt Halogenlicht für optimale
Farbwiedergabequalität.
ERCO Lichtbericht 83 15
Unternehmensarchitektur als Erfolgsfaktor
Prof. Jan R. Krause
Angesichts der wachsenden Zahl an vergleichbaren Produkten und Dienstleistungen ist es entscheidend, sich mit einem
eigenständigen Profil von anderen Unternehmen zu unterscheiden. Eine glaubwürdige Identität kann nur entstehen, wenn
alle Ebenen eines Unternehmens diese
annehmen und anwenden. Dabei ist das
Erscheinungsbild nach innen und außen
von elementarer Bedeutung. Die Lichtplanung spielt als gestaltprägendes und
atmosphärisches Element eine wesentliche
Rolle im architektonischen Auftritt. Meist
beschränken sich die Maßnahmen jedoch
auf die üblichen Standards wie Briefpapier, Visitenkarten und Druckschriften.
Die Architektur wird oft nur unzureichend
als zielgerichtetes Kommunikationsmittel
genutzt. Doch gerade eine bewusst entwickelte Unternehmensarchitektur kann
einen entscheidenden Beitrag zu Markenbildung, Markenbekanntheit, Selbstbewusstsein und wirtschaftlichem Erfolg
leisten.
Architektur ist kein Luxus, sondern zahlt
sich konkret und messbar aus. Sie wirkt
auf Kunden und Besucher. Sie wirkt auf
Mitarbeiter und Betriebsklima. Sie wirkt
auf Bewerber und Wettbewerber. Sie kann
zu einem nachhaltigen Erfolgsfaktor werden, wenn man sie zu nutzen versteht. In
der Architektur eines Unternehmens
wird die ganze Komplexität der Corporate
Identity - der Unternehmensidentität
- erfahrbar. Hier geht es um den großen
16 ERCO Lichtbericht 83
Zusammenhang, das Grundsätzliche und
das Detail. Wie kein anderes der Corporate
Design Instrumente wirkt die Unternehmensarchitektur nachhaltig - und zwar
in positiver wie in negativer Richtung.
Ist sie anspruchsvoll entwickelt, bringt
sie auf Jahrzehnte das unternehmerische
Selbstverständnis zum Ausdruck. Sie kann
auch in Krisenzeiten Unternehmenswerte
öffentlichkeitswirksam vermitteln und
stabilisierend wirken. Ist sie aber belanglos und ohne Anspruch errichtet, wird sie
nachhaltig den mangelnden Respekt eines
Unternehmens gegenüber Umwelt, Kultur,
Gesellschaft und Mitarbeitern zum Ausdruck bringen und prägen.
Studien zufolge sind in den erfolgreichen Unternehmen überdurchschnittlich
oft architektonisch ansprechende Umfelder anzutreffen. Bis zu einem Viertel des
betriebswirtschaftlichen Erfolgs hänge von
der gelebten Wertekultur eines Unternehmens ab. Es besteht eine klare Korrelation
von ansprechender Architektur mit dem
Unternehmenserfolg. Die Mitarbeiter empfinden es als Belohnung für sich selbst,
in einem Umfeld arbeiten zu dürfen, das
anspruchsvoll ist. Wer Deutschlands Bürolandschaften und Produktionsstätten von
innen kennt, der weiß, dass dies keineswegs selbstverständlich ist. Der oft in baulicher Form unterschwellig zum Ausdruck
gebrachte mangelnde Respekt gegenüber
Umwelt und Mitarbeitern kann unmittelbare und nachhaltige Folgen hinsichtlich
Eternit Verwaltungsbau,
Heidelberg: Die Bauten von Ernst Neufert
aus den Fünziger- und
Sechzigerjahren wurden ab 2004 von Astrid
Bornheim von Umbauten
befreit und weiter entwickelt.
der Leistungsbereitschaft und Motivation
haben.
Unternehmensarchitektur ist im Grunde
keine Besonderheit. Sie erscheint nur so
besonders, da die meisten Unternehmer
glauben, für funktionale Zweckbauten
- sei es Produktion oder Verwaltung - auf
einen gestalterischen Anspruch verzichten
zu können. Tatsächlich aber bringt die
Architektur einen nachhaltigen Mehrwert,
der sich nicht durch Anzeigen oder andere
Marketingmaßnahmen erreichen lässt.
Eine gut gestaltete Unternehmensarchitektur ist keineswegs zeichenhaft übertriebene
Maskerade, sondern berücksichtigt neben
funktionaler und baulicher Qualität auch
die Identität des Ortes und des Nutzers.
Moderne Corporate Architecture definiert
nicht architektonische Uniformität, sondern architektonische Qualität. Es geht
nicht um gebaute Show-Effekte, sondern
im Gegenteil: um den angemessenen baulichen Ausdruck des unternehmerischen
Selbstverständnisses.
Einige Unternehmen haben diese Wechselwirkung von Architektur, Unternehmensidentität und Geschäftserfolg früh
erkannt. Legendär ist der Beitrag von
Peter Behrens, der als künstlerischer Beirat
seit 1907 mehrere Jahre lang das visuelle
Erscheinungsbild der AEG maßgeblich
prägte. Das Handlungsfeld reichte von
Fabriken, Arbeiterhäusern und elektrischen
Anlagen bis zu Geschäftsausstattung und
Ausstellungskonzepten. In den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts
wurde Peter Behrens Torgebäude für den
Frankfurter Chemiekonzern Hoechst sogar
zum Markenlogo. Behrens, der 1907 Mitbegründer des Deutschen Werkbunds war,
prägte mit dem Werkbund frühe Ansätze
einer Corporate Identity, die man damals
freilich noch nicht so nannte.
Ein weiteres Werkbund Unternehmen,
das dieses wichtige Thema für sich, seine
Mitarbeiter und seine Kunden erkannte, ist
die Eternit AG. In der Boomzeit der Nachkriegsjahre engagierte das Unternehmen
zwei der wichtigsten Architekten für die
firmeneigenen Bauten. In Berlin errichtete
Paul Baumgarten mehrere Fabrikgebäude
auf dem Werksgelände in Rudow, das Eternit-Haus im Tiergarten mit Showroom und
Mitarbeiterwohnungen und das Eternit
eigene Gästehaus im Grunewald. In Heidelberg war es Ernst Neufert, der für Eternit
den Masterplan des Fabrikgeländes entwarf und seit 1954 über zehn Jahre hinweg
alle Hallen und das Verwaltungsgebäude
errichtete. Wie die historischen Aufnahmen zeigen, spielte bereits bei den Planungen dieser Jahre die eingesetzte Beleuchtung eine wesentliche Rolle - nicht nur im
Showroom und an der Fassade, sondern
ebenso an den Arbeitsplätzen in den Büros
und in den Werkhallen. Zum 75. Firmenjubiläum im Jahr 2004 besann man sich bei
Eternit auf diese architektonischen Qualitäten und beauftragte die Berliner Architektin Astrid Bornheim, die Eternit-Bauten
an den verschiedenen Standorten architektonisch weiter zu entwickeln. Sie entkernte
das Verwaltungsgebäude in Heidelberg von
den Einbauten der 80er Jahre und führte es
auf die ursprüngliche Neufertsche Struktur zurück. Ein besonderes räumliches
Element, das dabei zum Vorschein kam,
war die filigrane Betonrippendecke, die in
ihrer feingliedrigen Dimension heute kaum
denkbar wäre. Von dieser rhythmischen
Deckenstruktur leitete die Architektin
wesentliche räumliche Interventionen
ERCO Lichtbericht 83 17
BMW Werk, Zentralgebäude, Leipzig: Licht ist
das zentrale Medium,
das dem dynamischen
Raum Struktur und Orientierung gibt (Architekt:
Zaha Hadid, London.
Lichtplanung: Equation
Lighting Design, London).
ab. Mit dem unregelmäßigen Raster der
Fassade spielt sie eine Melodie gegen den
vorhandenen Rhythmus. Mit den voluminösen Faserzementmöbeln setzt sie eine
Basslinie in den Raum. Und mit dem Licht
wiederum akzentuiert sie die strukturelle
Identität des Ortes, indem sie zwischen die
schlanken Rippen ebenso filigrane Glasröhren hängt, die weißes Leuchtstofflicht
in den Raum bringen oder alternativ als
dimmbare Halogenstrahler leuchten. Die
hier von der Architektin Astrid Bornheim
und dem Lichtdesigner Dirk Wortmeyer für
Showroom und Konferenzraum konzipierte
Lichtstimmung ist zum festen Baustein der
Corporate Identity geworden. Sie wurde in
der Folge auf weitere Standorte übertragen
und auch im Raum der Eternit Akademie
auf dem Messestand des Unternehmens
eingesetzt. Anstelle des Fimenlogos sind
im Raum nur die Firmenfarben zu sehen:
als hinterleuchtete rote und grüne Gläser.
Dass Licht nicht nur ein identitätsprägendes Element in Ausstellungs- und
Verkaufsräumen ist, zeigen andere aktuelle
Beispiele wie etwa das BMW Werk von
Zaha Hadid in Leipzig. Das Beleuchtungskonzept des Londoner Lichtplanungsbüros
Equation Lighting für Büros und Produktion repräsentiert Identität und Funktionalität. Offene, kaskadenartig gestaffelte
Büroflächen schaffen kommunikative Räume. Frei durch diesen Raum verlaufende
Förderanlagen transportieren Fahrzeuge in
verschiedenen Fertigungsstufen durch das
Gebäude und vermitteln den Mitarbeitern
in Büro und Verwaltung einen ständigen
Kontakt zum Produkt. Licht ist das zentrale Medium, das dem dynamischen Raum
Struktur und Orientierung gibt. Insbesondere die Modulation von Lichtfarben und
18 ERCO Lichtbericht 83
Beleuchtungsstärken trägt dazu bei, den
Raum zu gliedern. Besondere Zonen und
Bauteile werden durch höhere Beleuchtungsstärken und kältere Lichtfarben und
den Einsatz von monochromatischem Blau
- der Unternehmensfarbe von BMW - hervorgehoben. Der berühmte Satz des amerikanischen Architekten Louis Kahn: „Structure is the giver of light.” hat hier auch
umgekehrt gelesen seine Berechtigung:
Licht schafft identitätsstiftende Strukturen.
Auch in einem ganz anderen Maßstab
wirkt Licht identitätsstiftend. In Zürich
wurde unter der Leitung von Regula
Lüscher - heute Senatsbaudirektorin in
Berlin - Licht als elementarer Bestandteil
des architektonischen Gesamtkonzepts und
städtebaulichen Leitbilds der Stadt instrumentalisiert. Der „Plan Lumière“ beschreibt
als Leitfaden den künftigen Umgang mit
Licht im öffentlichen Raum der gesamten
Stadt. Das Hauptanliegen des Zürcher
Konzepts: Nicht mehr funktionale und auf
Sicherheit ausgerichtete Überlegungen
sollen bei der städtischen Beleuchtung
wie bisher im Zentrum stehen, sondern
gestalterische. Licht soll neu das nächtliche
Gesicht der Stadt bestimmen. Das Projektteam teilte die Stadt in acht Eingriffsgebiete, acht „Zimmer“ der Stadt. Neu sollen
nicht mehr einzelne Bauwerke angestrahlt
werden, sondern Ensembles in den Vordergrund treten. Im Vorwort zum Gesamtkonzept ist zu lesen: „Der Plan Lumière stärkt
die Identität Zürichs, hebt die Einzigartigkeit hervor und schafft eine poetische
nächtliche Atmosphäre.“ Natürlich stehen
aber auch marktwirtschaftliche Anliegen
im Vordergrund: Zürich möchte sich neu
ins Licht setzen, sein Image verbessern.
Für die Verfasser ist es allerdings lediglich
Plan Lumière, Zürich:
Licht soll neu das nächtliche Gesicht der Stadt
bestimmen.
ein wünschenswerter Nebeneffekt, wenn
die neue nächtliche Beleuchtung Besucher in die Stadt lockt. Vor allem sollen
sich die Bewohner in ihr wohl fühlen, sich
besser orientieren können und sich mit ihr
identifizieren. Dieser zentrale Aspekt der
Identifikation findet sich gleichermaßen
auf städtischer wie auf architektonischer
Ebene.
Rolf Fehlbaum, Chairman des Büro- und
Designmöbelherstellers Vitra in Weil am
Rhein, beschreibt die Bedeutung der Architektur anhand des von Frank O. Gehry
entworfenen Vitra-Design-Museums in
ähnlicher Weise: „Das Museum stärkt die
Verbindungen zu einer wichtigen Zielgruppe, den Architekten. Aber auch für
viele andere, die vorher nichts über unsere
Aktivitäten wussten, ist der Name Vitra
bekannt geworden. Intern ist es ein Identifikationsort.“ Inzwischen bietet das
Firmenareal weit mehr als nur ein Stuhlmuseum. Es ist selbst zu einem Architekturmuseum der internationalen Architektur-Avantgarde geworden: mit Bauten von
Nicholas Grimshaw, Alvaro Siza, Tadao
Ando und Zaha Hadid.
Unternehmenskultur und Unternehmensarchitektur ist aber nicht eine Frage
der Größe, des Geldes oder der großen
Namen, sondern zu allererst eine Frage der
Haltung. Für die Architektur gilt ähnliches
wie für die Produkte: Qualität verpflichtet.
Unternehmensarchitektur ist nicht einmal
gebaut und erledigt. Unternehmenskultur
ist ein Prozess und bedarf der kontinuierlichen Pflege und Erneuerung. Beide Aspekte, die dieser Begriff vereint, sind gerade
in unserer schnelllebigen Zeit wieder
gefordert: Unternehmertum eingebettet in
eine unternehmerische Ethik. Jedem Unternehmen ist zu empfehlen, frühzeitig in die
eigene Unternehmenskultur zu investieren,
sie intern und extern zu vermitteln und
nachhaltig zu pflegen. So werden dauerhafte Werte geschaffen, die Mitarbeiter
und Kunden binden, die Vertrauen schaffen, die Markenbekanntheit fördern und
langfristig erhalten. Voraussetzung für
eine glaubwürdige Unternehmenskultur
ist die Authentizität. Dieses ganzheitliche
Verständnis von Unternehmenskultur ist
erfolgreich, wenn es alle Ebenen eines
Unternehmens durchdringt und von der
Geschäftsleitung über den Vertrieb bis zur
Produktion zu einem wahren, gelebten
Unternehmensleitbild wird. Daraus ergibt
sich die Maxime, Architektur zu schaffen
- nicht als modisches Marketinginstrument
- sondern aus Überzeugung und als Verpflichtung. Wenn dies gelingt, dann sind
Investitionen in die Unternehmenskultur
echte Investitionen in nachhaltigen unternehmerischen Erfolg.
Eternit Verwaltungsbau,
Heidelberg: Die von
der Architektin Astrid
Bornheim und dem
Lichtdesigner Dirk Wortmeyer für Showroom
und Konferenzraum konzipierte Lichtstimmung
ist zum festen Baustein
der Corporate Identity
geworden.
Jan R. Krause (Jg. 1969) ist Professor für
Architektur und Media Management an der
Fachhochschule Bochum. In dem gleichnamigen Masterstudiengang betreibt er
Trend-, Markt- und Produktforschung und
lehrt Methoden und Strategien der Öffentlichkeitsarbeit für Architekten. Nach dem
Architekturstudium an der TU Braunschweig,
der ETH Zürich und der TU Wien spezialisierte er sich an der Journalistenakademie
Baden Württemberg und als Redakteur und
CvD der Architekturfachzeitschrift AIT auf
professionelle Architekturvermittlung. Jan
R. Krause lebt in Berlin und leitet dort die
Abteilung Unternehmenskommunikation
der Eternit AG. Als freier Autor schreibt er
über Architektur und über das Berufsbild des
Architekten unter anderem für die Architekturfachpresse, Tages- und Wirtschaftspresse.
Seit 2006 ist er Vorsitzender des Deutschen
Werkbunds Berlin. 2007 wurde er in den
Konvent der Bundesstiftung für Baukultur
berufen.
ERCO Lichtbericht 83 19
Tune the light: ERCO Auditorium
Light System DALI als Werkzeug für szenografisches Licht: Das neu gestaltete Auditorium am ERCO Stammsitz in Lüdenscheid
zeigt, was möglich ist.
Verwendete ERCO Light
Clients: Unter anderem Skim Downlights
varychrome, Quadra
Wallwasher und Wallwasher varychrome,
Optec Strahler varychrome, Parscan Strahler,
Stella Projektoren und
Focalflood Fassadenleuchten varychrome.
Der vorhandene Laptop
am Rednerpult dient
auch zur Einrichtung und
Konfiguration der Lichtanlage über die Software
ERCO Light Studio.
Die Projektionswand
kann mit individuell
ansteuerbaren Optec
Strahlern varychrome
in intensives Licht des
gesamten Spektrums
getaucht werden. Mehrere Parscan Strahler für
Niedervolt-Halogenlampen sorgen für gute
Ausleuchtung des Rednerpults bei minimierter
Blendung.
Das szenografische
Konzept umfasst eine
blendfreie, dimmbare
Allgemeinbeleuchtung,
kombiniert mit einer
Varychrome-Beleuchtung
für Farbeffekte, die vor
allem auf den vertikalen
Flächen des Raumes
stattfinden.
Insbesondere für
Varychrome-Leuchten
bietet Light Studio
komfortable Werkzeuge
zur Farbwahl und zur
Einrichtung dynamischer
Verläufe.
Als Wandbedienteil sind
ERCO Light Changer montiert. Das beleuchtete
Touchscreen ermöglicht
die bequeme Szenenwahl
im Alltagsbetrieb.
Mit Quadra Wandflutern
varychrome werden
die Seitenwände in frei
wählbaren Farben mit
hoher Gleichmäßigkeit
beleuchtet. Durch LEDTechnik erzeugen die
Farbmischleuchten ein
großes Spektrum an Farben in hoher Sättigung,
das dank Farbkompensation mit optimaler Farbtreue reproduziert wird.
20 ERCO Lichtbericht 83
Mehrere Tausend Besucher
pro Jahr nehmen bei ERCO in
Lüdenscheid an Seminaren teil,
besuchen Veranstaltungen oder
treffen sich mit Fachleuten aus
dem Unternehmen für Besprechungen. Für Versammlungen,
Vorträge und Präsentationen steht
daher im Technischen Zentrum
ein Auditorium mit 70 Sitzplätzen
zur Verfügung. Dieser Multifunktionsraum erhielt jetzt eine neue
Beleuchtungsanlage auf der Basis
des ERCO Lichtsteuersystems Light
System DALI. Sie demonstriert die
erstaunlichen szenografischen
Möglichkeiten der DALI Technologie, die oftmals nur mit Bürobeleuchtung und Leuchtstofflampen
in Verbindung gebracht wird. Ein
paar Zahlen: 9 vernetzte Light
Server 64+ bedienen 160 Clients,
also DALI-fähige ERCO Lichtwerkzeuge, mit insgesamt ca. 375 DALI
Adressen. 25 Lichtszenen sind zur
Zeit eingerichtet und über Light
Changer sowie über eine Mediensteuerung abrufbar.
Die individuell ansteuerbaren Varychrome-Ringe
der Skim Downlights
sorgen für faszinierende
Effekte. Dank DALI Steuertechnik bleibt die
Installation unkompliziert
und wirtschaftlich.
Im ERCO Auditorium sind
alle neun Light Server, die
DALI Controller des Lichtsteuersystems, in einem
Schaltschrank montiert.
Alternativ würde ihre
kompakte Bauform auch
eine verteilte, zusätzlich
platzsparende Montage
erlauben. Für DALI Anlagen mit mehr als 64
Adressen werden die Light
Server 64+ einfach über
Ethernet vernetzt.
ERCO Lichtbericht 83 21
Focus
Doppelfocus
Klarer Trend in der professionellen Architekturbeleuchtung: Moderne,
effiziente Leuchtmittel
wie Hochdrucklampen
(oben) ersetzen die gute,
alte „Glühbirne“ (unten).
Energieeffizienz durch Lampentechnologie
Das Verbot von Glühlampen in
Australien hat weltweit eine
Diskussion über Energiesparen
in der Beleuchtung ausgelöst.
Beschränkt sich die Umweltdebatte jedoch nur auf einzelne Lampenarten und ihre Lichtausbeute,
hat sie nur einen von mehreren
relevanten Aspekten der Architekturbeleuchtung im Blick.
Gerade im privaten Bereich
schätzen Bauherren die Allgebrauchslampe, umgangssprachlich
Glühbirne genannt, als günstiges und problemlos dimmbares
Leuchtmittel mit angenehm
warmer Lichtfarbe. Auf der professionellen Ebene nimmt ihre Bedeutung dagegen seit langem stark
ab: Die geringe Lebensdauer sowie
die auf Grund des hohen Anteils
an Wärmestrahlung schlechte
Lichtausbeute machen Allgebrauchslampen unwirtschaftlich.
Bei der Niedervolt-Halogenlampe
verbessern sich Lichtausbeute
und Lebensdauer bereits um den
Faktor zwei, und bei besonderen
Anforderungen an Brillanz, Dimmbarkeit und Farbwiedergabe ist sie
nach wie vor das Leuchtmittel der
Wahl. Wie die Glühlampe bietet sie
als Temperaturstrahler den Vorteil
eines kontinuierlichen Spektrums.
Der Austausch von Glühlampen gegen kompakte Leuchtstofflampen verbessert zwar die
Wirtschaftlichkeit, fordert aber
Abstriche in der Lichtqualität hinsichtlich Brillanz und Dimmverhalten. Eine attraktive Alternative zu
Niedervolt-Halogenlampen bilden
die äußerst energieeffizienten
Hochdruck-Entladungslampen.
Insbesondere die Halogen-Metalldampflampe hat sich enorm
weiterentwickelt: Zur allgemein
verbesserten Lichtausbeute, Farbstabilität und Farbwiedergabe
kommt die Erweiterung des Angebots durch immer kleinere Lampen
im unteren Leistungsbereich,
wodurch sich diese Technologie
in der Allgemein- und Akzentbeleuchtung immer umfassender
und differenzierter anwenden
lässt. Die miniaturisierte Variante
22 ERCO Lichtbericht 83
der Halogen-Metalldampflampe
mit 20W Nennleistung kann zum
Beispiel häufig die 90/100W Niedervolt-Halogenlampe ersezten.
Nur wenn Dimmbarkeit oder,
wie im Privatbereich, beliebiges
Ein- und Ausschalten das Kriterium sind, scheidet die HalogenMetalldampflampe aus. Wenn
sich die Technologie weiterhin
so stürmisch entwickelt wie in
den vergangenen Jahren, dürften
auch LED als Leuchtmittel bald
eine energieeffiziente Alternative
für die Beleuchtung darstellen
- aktuell liegt ihre Lichtausbeute
noch etwa gleichauf mit Halogenlampen.
Insbesondere in anspruchsvollen Anwendungen wie Museen,
wo Dimmbarkeit und sehr gute
Farbwiedergabe mit einem kontinuierlichen Lichtspektrum gefordert sind, kann die Lichtausbeute
nicht das einzige Kriterium für die
Lampenauswahl bleiben. Wichtig
für eine ganzheitliche Bilanz von
Leuchtmitteln ist daher nicht allein
die Bewertung der Lichtausbeute,
sondern auch die Einbeziehung der
Beleuchtungsanforderungen und
nicht zuletzt der Herstellungsverfahren von Lampen. Die effiziente
Nutzung des Lampenlichtstroms
erfordert darüber hinaus eine
präzise, optimal auf die Lampe
abgestimmte Licht- und Reflektortechnik in der Leuchte.
Vertikale Beleuchtungsstärken sind für das
subjektive Helligkeitsempfinden entscheidend:
Eine Chance, mit intelligenter Planung Energie
zu sparen.
Louvre Glaspyramide,
Paris: HIT 20W ersetzte
die 100W-NiedervoltHalogenlampen der
ursprünglichen Planung
aus den Achtizgerjahren.
Ergebnis: 70% Energieeinsparung und vervielfachte Wartungszyklen.
A
QT, QPAR
QT-NV
T
TC
HIT-CE
HST
LED
20
Bereiche der Lichtausbeute η bei unterschiedlichen Lampentypen
40
60
80
100
0(lm/W)
Viel Licht, wenig Wärme:
Die hohe Lichtausbeute
der Halogen-Metalldampflampen senkt nicht
nur die Anschlussleistung
der Beleuchtung selbst,
sondern durch geringeren Wärmeeintrag auch
Aufwand und Kosten der
Klimatisierung.
Energieeffizienz und Sehkomfort durch intelligente Planung
Neben effizienten Leuchtmitteln
und Leuchten bietet intelligente
Lichtplanung ein wichtiges Potential für Energieeinsparung. Weder
ein Verzicht auf Beleuchtung noch
der Einsatz hocheffizienter, aber
blendender Leuchten können
befriedigende Lösungen darstellen. Vielmehr stellt sich die Frage,
wie der Bauherr ein Optimum an
Lichtqualität und Energieeffizienz
erhält.
Die Differenzierung einer
Beleuchtungsaufgabe in verschiedene Raumzonen hilft, von
Richtlinien vorgegebene Mindestbeleuchtungsstärken nicht auf
den ganzen Raum ausbreiten zu
müssen. So kann beispielsweise in
einem Büro die Aufteilung nach
Sehaufgaben zur Energieeinsparung führen: Eine ausreichende
Helligkeit für das direkte Arbeitsfeld, ein niedrigeres Niveau für die
erweiterte Arbeitsfläche auf dem
Schreibtisch und ein weiter reduziertes Beleuchtungsniveau für die
Verkehrsfläche.
Im Gegensatz zur quantitativen
Lichtplanung bezieht die qualitative Lichtplanung die Wahrnehmungspsychologie und das
Wohlbefinden mit ein. Stärker als
von der Beleuchtungsstärke auf
horizontalen Arbeitsflächen hängt
die subjektive Helligkeitswahrnehmung in der Architektur von
den Beleuchtungsstärken auf den
vertikalen Begrenzungsflächen
ab. Das heißt, durch Wandflutung
lässt sich mit wenig Energieeinsatz
ein intensiver Helligkeitseindruck
erzeugen.
Qualitative Lichtplanung bedeutet weiterhin, bei Leuchten mit
besonders hohem Wirkungsgrad
mögliche Blendung durch nicht
abgeschirmte Leuchtmittel zu
bedenken. Darklightreflektoren
bieten dagegen einen guten
Wirkungsgrad bei maximalem
Sehkomfort: Solange das Auge im
Abschirmbereich des Reflektors
liegt, wird es nicht geblendet.
Ein weiteres Instrument zur
Energieeinsparung stellt die Lichtsteuerung dar. Mit ihr lassen sich
Lichtszenen zusammenstellen, bei
denen nur das jeweils erforderliche Maß an Beleuchtungsstärke
im Raum kombiniert wird - sei es
durch Dimmen oder das gezielte
Abschalten von Leuchtengruppen.
In Verbindung mit programmierbaren Timern, Bewegungs- und
Helligkeitssensoren kann der
Nutzer die Lichtszenen auch automatisch aufrufen lassen. Neue
digitale Steuertechniken wie DALI
(Digital Addressable Lighting Interface) verringern den Aufwand für
entsprechende Anlagen erheblich.
Sollten die Energiepreise weiter
steigen, was zu erwarten ist, werden sich Investitionen in moderne,
effiziente Technik und in intelligente, qualitative Lichtplanung
in immer kürzeren Zeiträumen
amortisieren.
Thomas Schielke
ERCO Lichtbericht 83 23
Deutsche Bank Q110
Architekt: Schwitzke & Partner, Düsseldorf.
Lichtplanung: Robin Uber, Lichtplan, Köln.
Fotos: Sabine Wenzel, Berlin
An der Friedrichstraße in Berlin zeigt die
Deutsche Bank, wie sie sich ihre Filialen der
Zukunft vorstellt: Bunt und barrierefrei,
mehr Lounge als Schalterhalle.
Neben verschiedenen
maßgeschneiderten
Leuchtkörpern setzten
die Planer eine Vielzahl
von ERCO Lichtwerkzeugen für die funktionale
Beleuchtung ein - vor
allem Quadra Downlights,
Quadra Richtstrahler
sowie TM-Strahler an
ERCO Stromschienen.
www.q110.de
Der Trend zur Selbstbedienung – zunächst am
Geldautomaten und zunehmend auch via Online-Banking – hat für die Geldinstitute neben
enormen Rationalisierungsvorteilen auch eine
Schattenseite: Die Kundenbindung leidet, wenn
kein Anlass mehr für regelmäßige Filialbesuche besteht. An einer der Top-Einkaufsmeilen
Deutschlands, der Berliner Friedrichstraße,
betreibt die Deutsche Bank mit dem Projekt
Q110 daher seit Herbst 2005 eine Modellfiliale,
wo sie neue Service- und Gestaltungskonzepte
erprobt, um die Kundschaft wieder in die Bank
zu locken – mit viel Erfolg: Insgesamt wurden
seit Eröffnung im Q110 über 50 Prozent mehr
Neukunden gewonnen als in Filialen vergleichbarer Größe, lässt die Bank anlässlich der Auszeichung als „Geschäftsstelle des Jahres 2007“
durch das Fachblatt „Geldinstitute“ verlauten.
Für die architektonische Konzeption engagierte man eines der erfahrensten deutschen
Büros für Retail-Architektur, die Düsseldorfer
Schwitzke & Partner. Ihr Kunstgriff: Die abstrakte Größe Geld soll sich konkretisieren, indem
die Konsumwünsche der Kunden präsentiert
werden. Die Architekten schufen dafür Zonen,
die im regelmäßigen Wechsel bespielt werden
– einen Monat Reisebüro, einen Monat Bioladen, einen Monat Autoausstellung. Der Kontakt
zu den Bankberatern erfolgt im zentralen
„Forum“ – ohne Barrieren und auf Augenhöhe.
Gespräche können jederzeit von der eleganten
Café-Lounge in diskretere Besprechungsräume
verlegt werden, während Betreuer sich in einer
Spielecke um die Kinder der Kunden kümmern.
Dieses kundenorientierte szenografische
Konzept, das auf zeitlich und räumlich flexible
Nutzungen setzt, wird von der Lichtplanung
aus dem Büro Lichtplan, Köln, unterstützt:
Verschiedene Lichtqualitäten strukturieren den
Raum und geben dem Besucher auf einen Blick
Orientierung im überraschend reichen Angebot
der Bankfiliale der Zukunft.
Im Gegensatz zu üblichen Bankfilialen passt
sich Q110 mit seinen
Öffnungszeiten den
benachbarten Geschäften, Kaufhäusern und
Boutiquen an – also
abends bis 20 Uhr und
samstags; zu besonderen
Anlässen wie der FußballWM 2006 sogar noch
länger. Der Lohn für die
Kundenorientierung:
Knapp 700 Besucher
pro Tag zählt man im
Durchschnitt, 91 Prozent
von ihnen bewerten laut
Befragungen das Konzept
mit „ausgezeichnet“ oder
„gut“.
Das Quadra Programm
umfasst Downlights,
Wandfluter und Einbaustrahler. Damit können Planer die zentralen
Aspekte eines Lichtkonzepts wie Allgemein- und
Akzentbeleuchtung sowie
vertikale Beleuchtung
in einer durchgängigen
Ästhetik ausarbeiten.
Das Forum ist räumlich
und konzeptionell das
Herz des Projekts und
dient der Begegnung
von Kunden und Beratern. Großformatige
Leuchtkästen tragen
wechselnde thematische
Motive. TM-Strahler an
Stromschienen in den
Deckengräben erlauben
eine flexible Präsentationsbeleuchtung.
Die Q110 Lounge ist
eine Oase in der Großstadthektik rund um die
Friedrichstraße. Quadra
Downlights und Richtstrahler unterstreichen
mit ihrer Lichtwirkung,
aber auch mit ihrem eleganten Erscheinungsbild
die Atmosphäre dieses
Bereichs.
24 ERCO Lichtbericht 83
ERCO Lichtbericht 83 25
Camper Shop
Camper, die Kult-Schuhmarke aus Mallorca,
hat jetzt auch einen Store am Berliner Kurfürstendamm. Das Licht: Ein attraktiver Mix
aus horizontalen und vertikalen Beleuchtungsanteilen.
Jahrzehntelang war der Kurfürstendamm die
unumstrittene Nummer Eins unter den Shopping-Adressen in Berlin. Doch seit dem Mauerfall haben sich auch ehemalige Ost-Bezirke
wie Mitte oder Prenzlauer Berg zu attraktiven,
jungen Einkaufsvierteln entwickelt: So wird die
Standortwahl in Berlin für die Einzelhandelsverantwortlichen bei internationalen Marken
eine schwere Entscheidung. Camper Shoes hat
sie souverän gelöst: Zum bisherigen Geschäft
an der Neuen Schönhauser Straße in Mitte
kam einfach eine zweite Filiale, die für willkommenen frischen Wind unter der etablierten
Nachbarschaft am Charlottenburger Prachtboulevard sorgt.
Mit dem eigensinnigen Firmenmotto „Walk,
don't run“ hat sich Camper innerhalb der letzten 30 Jahre zum international erfolgreichen
Anbieter von Schuhen gemausert, für die
„modisch“ das falsche Attribut wäre. Bewusst
setzt sich das Unternehmen vom Mainstream
ab, besinnt sich auf seine Wurzeln im ländlichen
Mallorca und fördert ein ökologisches Image
mit schadstoffarmen und recycelten Materialien. Auf dem Weg von der „fashion brand“
zur „culture brand“ beauftragt Camper internationale Architekten und Interior Designer
mit experimentellen Ladengestaltungen; erste
Bio-Fastfood-Restaurants und ein alternatives
Hotel erweitern das Angebot unter der Dachmarke Camper.
Das neue Geschäft am Kurfürstendamm
gestalteten die brasilianischen Brüder Fernando und Humberto Campana aus São Paulo.
Es eröffnete am 14. Dezember 2006. Hier
26 ERCO Lichtbericht 82
Den Eingang des Shops
flankieren zwei Zylinder
Fassadenleuchten, die
nicht nur einen attraktiven Streiflicht-Akzent
auf die Fassade des
aufwendig renovierten
Geschäftshauses setzen,
sondern auch die Bodenfläche im Vorfeld des
Einganges aufhellen.
Interior Design:
Humberto und Fernando Campana, São Paulo
Fotograf: Rudi Meisel, Berlin
www.camper.com
fällt besonders die Gestaltung der Wände ins
Auge: Sie sind mit Stapeln von bunt bedruckten Papierfahnen aus Druckerei-Ausschuss
behängt. Durch Ausrisse entstehen immer neue
grafische Muster - die Besucher des Geschäfts
sind ausdrücklich zum Mit-Gestalten aufgefordert.
Die Beleuchtung des Verkaufsraums erfolgt
durchgängig als deckenintegrierte Lösung
mit Produkten aus dem Quadra System. Zur
Inszenierung der Ware dienen Downlights und
Richtstrahler, und die künstlerische Wandgestaltung wird von Wandflutern angemessen
inszeniert. Mit der Verwendung von langlebigen und besonders energieeffizienten HalogenMetalldampflampen wird Camper seinem Ruf
als progressives, umweltbewusstes Unternehmen gerecht.
„Modisch“ ist das falsche
Attribut für Camper
Schuhe. Mit einem
authentischen, originellen Stil haben sie sich
eine große Stammkundschaft jenseits des Mainstream erobert. Quadra
Downlights sorgen
blendfrei für Helligkeit
auf den Präsentationsflächen, Wandfluter
erzeugen vertikale
Beleuchtung.
ERCO Lichtbericht 82 27
US Air Force Memorial
Drei in den Himmel strebende Stelen aus
Edelstahl und Beton formen das US Air
Force Memorial in Arlington bei Washington DC. Beamer Scheinwerfer sorgen für
die nächtliche Beleuchtung.
Nur der Potomac River trennt die US-Hauptstadt Washington vom Luftwaffenstützpunkt
Arlington. Hier errichtete eine eigens zu diesem
Zweck gegründete Stiftung das weithin sichtbare Air Force Memorial als Gedenkstätte für
Veteranen und Gefallene der amerikanischen
Luftwaffe. Die drei über 80 Meter hoch in den
Himmel ragenden, auseinander strebenden
Stelen bestehen aus mit Edelstahl verkleidetem
Stahlbeton. Sie sind ein Entwurf des 2005 verstorbenden James Ingo Freed, einem Partner
im Büro von I.M. Pei. Ihre Form ist den Kondensstreifen eines Formationsflugmanövers
nachempfunden.
Für das Denkmal entwickelten die Lichtplaner des „Office for Visual Interaction“ (OVI)
ein Beleuchtungskonzept, das die Stelen wie
aus sich selbst heraus aufleuchten lässt und
der Anlage auch nachts eine architektonische
Qualität verleiht. Die Herausforderung bestand
in der außergewöhnlichen Gestaltung des
Denkmals: Mit ihrer schlanken Form bieten
die Stelen der Beleuchtung nur eine kleine
Oberfläche. Hinzu kamen die Vorschriften der
Flugsicherheitsbehörde. Um die Montage roter
Markierungslichter zu umgehen, mussten die
Planer gewisse Mindestbeleuchtungsstärken
an den Spitzen der Stelen gewährleisten. Dies
erreichten sie durch die eng gebündelten
Lichststrahlen von präzise ausgerichteten
Beamer Scheinwerfern, die mit kräftigen Halogen-Metalldampflampen 250W bestückt sind.
Montiert sind die Scheinwerfer außerhalb des
Blickfeldes der Besucher, verborgen hinter den
Inschriftenwänden aus Granit.
Vom akzentuierten oberen Drittel der Stelen aus nimmt die Beleuchtungsstärke nach
unten hin zunächst ab. Zusätzliche Elemente
der Lichtgestaltung des Denkmals sind Beamer
Scheinwerfer an den Sockelzonen, illuminierte
Bodenplatten aus satiniertem Glas, die einen
fünfzackigen Stern, das Hoheitszeichen der Air
Force, nachbilden sowie Tesis Bodeneinbauleuchten zur Beleuchtung der „Ehrengarde“ aus
Bronze.
28 ERCO Lichtbericht 83
ERCO Lichtbericht 83 29
Architekt: Pei Cobb Freed & Partners, New York
Lichtplanung: Office for Visual Interaction, Inc.
(OVI), Jean M. Sundin, Enrique Peiniger,
New York
Statik / beratende Ingenieure: Ove Arup & Partners, London
Fotos: Thomas Mayer, Neuss
www.airforcememorial.org
Konstruktion und Lichttechnik der ERCO Außenraumleuchten sind auf
optimale Leistung mit
den modernen HalogenMetalldampflampen hin
entwickelt. Abgestimmt
auf die Edelstahloberfläche der Stelen, entschieden sich die Planer beim
Air Force Memorial für
Lampen mit einer eher
kühlweißen Farbtemperatur von 4000 K.
Die gesamte Gestaltung
und Ausstattung der
Gedenkstätte ist kompromisslos auf Dauerhaftigkeit ausgelegt:
Halogen-Metalldampflampen sorgen für lange
Wartungszyklen, und die
Beamer Scheinwerfer
konnten nicht nur durch
ihre Leistung, sondern
auch mit Details wie
der innenliegenden
Kabelführung und der
besonders robusten
Gehäusebeschichtung
überzeugen.
Office for Visual
Interaction (OVI)
Jean Sundin und
Enrique Peiniger gründeten OVI 1997 in New
York . Sie bearbeiten
Projekte wie das Parlament von Schottland,
The Rosenthal Center
for Contemporary Art
oder das New York
Times Building. Enrique
Peiniger (Dipl.-Ing.,
M.A.) verknüpfte das
Architekturstudium
mit anderen Fachdisziplinen. Die Bedeutung
von Wahrnehmung
und der Einfluss von
Architektur auf die
Gesellschaft waren
Schwerpunkte seines
Studiums. Jean Sundin
(IESNA, IALD, PLDA)
schloß ein Innenarchitekturstudium als BFA
(Bachelor of Fine Arts)
30 ERCO Lichtbericht 83
ab und ist seit über 20
Jahren als Beleuchtungsspezialistin an
internationalen Spitzenprojekten beteiligt.
Als Koautorin trug sie
zu den „IALD Lighting
Specification Guidelines for North America“
(Ausschreibungsrichtlinien für Beleuchtung
in Nordamerika) bei.
www.oviinc.com
Das Beleuchtungskonzept erfüllt neben ästhetischen Kriterien auch
die Anforderungen der
Flugsicherheitsbehörde.
Dazu stellte OVI ausgiebige Computerstudien zur
Ausrichtung der Scheinwerfer an. In der Praxis
erfolgte die Ausrichtung
mit Hilfe von Laser-Zielgeräten; Industriekletterer aus Großbritannien
bestätigten anschließend
durch Messungen in 80m
Höhe, dass die geforderten Beleuchtungsstärken
an den Stelenspitzen tatsächlich erreicht wurden.
ERCO Lichtbericht 83 31
Annemarie Börlind
Architekt: Burk Architekten, Calw
Fotograf: Frieder Blickle
Naturkosmetik liegt weltweit im Trend. Mit
einem „Store & City Spa“ zeigt die deutsche
Marke Börlind Flagge in der Modemetropole
Mailand.
www.boerlind.com
„Made in Germany“ - das klingt zunächst nach
Autos und Maschinen. Doch auch mit Naturkosmetik sind deutsche Firmen international
sehr erfolgreich: Zum Beispiel „Annemarie
Börlind“, ein Unternehmen, das sich aus kleinen
Anfängen in Calw im Schwarzwald zu einem
weltweit operierenden Hersteller entwickelt
hat. Nach der gelungenen globalen Ausrichtung schärfen die Schwarzwälder jetzt ihr
Markenprofil weiter. Dazu bauen sie neben dem
bisherigen Vertrieb, der vor allem über Reformhäuser erfolgte, eine zusätzliche Schiene mit
eigenen Geschäften auf. Der erste Flagship
Store entstand gleich in der Mode­metropole
Mailand – am Corso Como, wo sich sich ein
schönheits- und designbewusstes Klientel
trifft. Für die Gestaltung des Geschäfts arbeitete Börlind mit dem Büro Burk Architekten
zusammen, das wie die Auftraggeber in Calw
ansässig ist.
Das Shopkonzept teilt insgesamt 80m² auf
zwei Ebenen auf: Eine vollverglaste Schaufensterfront zieht die Passanten ins Erdgeschoss,
das sich komplett der Warenpräsentation
und dem Verkauf widmet. Eyecatcher ist eine
Natursteinwand, deren versetztes horizontales
Fugenbild der Aufnahme filigraner Produkttableaus dient. Die andere Raumseite kontrastiert
mit weichen Formen, aus denen sich Lichtbänder, Produktpodeste und Thekenebenen entwickeln. Eine Treppe führt ins Untergeschoss, das
ein Tagesspa beherbergt, wo sich Kundinnen
mit den Produkten der Linien Annemarie Börlind, Tautropfen und Dado Sens verwöhnen lassen können. Die durchgängige Natursteinwand
verbindet gekonnt Verkaufs- und Spa-Ebene.
Auch die geschwungenen Wandverkleidungen
mit bündig integrierten Lichtbändern tauchen
hier wieder auf.
So verbreitet das Material- und Farbkonzept entspannende Wohlfühlatmosphäre
und reflektiert stimmig den Markenkern.
Die sorgfältige Lichtplanung erreicht mit
hochwertigen Lichtwerkzeugen optimalen
Sehkomfort. Deckenbündige Skim Downlights
und Wandfluter leuchten mit Halogen-Metalldampflampen die Verkaufsebene effizient aus.
32 ERCO Lichtbericht 83
In der Eingangsebene
dient eine Natursteinwand der Warenpräsentation. Skim Downlights
und Wandfluter mit
Halogen-Metalldampflampen sorgen auf
effiziente Weise für ein
Beleuchtungsniveau, das
die Blicke durch die Glasfront des Ladens anzieht.
Für die hochwertigen
Schönheitspflegeprodukte werden pflanzliche
Rohstoffe vorzugsweise
aus kontrolliert ökologischem Anbau verwendet, man achtet auf
substanzschonende und
energieoptimierte Herstellungsmethoden. Tierextrakte, Erdölprodukte,
gentechnisch veränderte
Rohstoffe und Tierversuche sind tabu.
Die Skim Deckeneinbauleuchten sind auf der
Spa-Ebene an der Raumperipherie angeordnet, so
dass die Kunden auf der
Behandlungsliege nicht
in eine Reflektoröffnung
blicken.
Mit klaren Linien und
hochwertigen Materialien interpretiert das
Interieur den Markenkern
des Kosmetikherstellers.
Sorgfältig geplante
Beleuchtung unterstützt
die Erscheinung und Aussage der Architektur.
Parscan Strahler an 3-Phasen-Stromschienen
unterstützen flexibel im Schaufenster- und
Empfangsbereich.
Im Untergeschoss kommt ebenfalls die
Leuchtenfamilie Skim mit randlosem Einbaudetail und Schattenfuge zum Einsatz; hier jedoch
mit dimmbaren Halogenlampen für beste
Farbwiedergabe bestückt. Die Leuchtenanordnung an der Raumperipherie ist angenehm für
die Kunden auf den Behandlungsliegen, da so
Blendung vermieden wird. Formen, Materialien,
Farben und Licht verschmelzen im neuen Börlind Store & City Spa zu einem stimulierenden
Erlebnis, das die Kosmetikmarke um eine neue
positive Dimension erweitert.
ERCO Lichtbericht 83 33
Bauhaus in Florida: Bungalow, Miami
Terence Riley, ausgewiesener Experte für
das Werk Mies van der Rohes, baute sich in
Miami einen Bungalow - auf der Basis eines
unverwirklichten Entwurfs des Meisters der
Moderne.
Ein interessantes Experiment: Lässt sich ein
zu Lebzeiten unrealisierter Entwurf Mies van
der Rohes aus den 1930er Jahren flugs in die
Gegenwart, ins sonnige Florida versetzen?
Technisch zunächst kein Problem für den
jungen Architekten John Bennett, und die
moralische Verantwortung liegt mit dem Bauherren Terence Riley immerhin bei einem der
renommiertesten Kenner des Werks van der
Rohes: Der heutige Direktor des MAM (Miami
Art Museum) betreute als Kurator des MoMA
(Museum of Modern Art) New York die gefeierte Retrospektive „Mies in Berlin“ von 2001.
Bei den Vorbereitungen zu dieser Ausstellung
stieß er auch auf den Entwurf, den Mies kurz
nach seinem Dienstantritt als Bauhaus-Direktor
fertigte.
Geplant war der „Flachbau mit Wohnhof“
als Typenhaus für eine Wohnsiedlung bei Magdeburg. Zwei Hausteile öffnen sich bei diesem
Entwurf zu einem Innenhof, der vordere enthält
den Eingang, Küche, Essplatz und Wohnbereich,
der hintere zwei Schlafzimmer und zwei Badezimmer. Der Swimmingpool im Atrium sowie
die moderne Haustechnik sind Zugeständnisse
an heutige Komfortbedürfnisse und die klimatischen Bedingungen Floridas; im Ausgleich verzichteten Riley und Bennett auf die von Mies
bevorzugten edlen Materialien wie Travertin
oder Onyx zugunsten von polierten Betonböden und weiß verputzten Wänden.
Zeitgemäße Technik kommt auch bei der
Beleuchtung zum Einsatz: Sie erfolgt fast ausschließlich durch Optec Niedervolt-Wandflutern an Punktauslässen oder deckenbündigen
Stromschienen. Die gleichmäßigen vertikalen
Beleuchtungsstärken betonen die Raumtektonik und lassen die Wände fast immateriell
erscheinen. Daran hätte Mies, der sich einst
beim Seagram Building durch Richard Kelly
persönlich von den Vorzügen des Wallwashing
überzeugen ließ, sicher seine Freude gehabt.
Architekt: John Bennett, Miami, nach einem
Entwurf von Mies van der Rohe (1886 - 1969)
Fotos: Ken Hayden, Miami
Dass der Architekt John
Bennett bewusst mit
Licht umgeht, steht
außer Frage: Schließlich war er einer der
Initiatoren der Aktion
„Tribute of Light“, die
nach den Anschlägen auf
das World Trade Center
am 11. September 2001
die Skyline von New
York mit Lichtkegeln
rekonstruierte. Hier,
im privaten Umfeld,
Ganz im Sinne von Mies
van der Rohe findet man
in Rileys Bungalow kaum
Kunst an den Wänden wenn schon, werden die
Wände zu Kunst. Optec
Wallwasher inszenieren
ein digital reproduziertes
Motiv aus einem Skizzenbuch van der Rohes
(unten) sowie eine
Fotografie von Richard
Misrach (oben).
weist er dem Licht eine
dienende Funktion zu,
nämlich die Architektur
optimal wahrnehmbar zu
machen. Lichtwerkzeuge
wie Optec Wandfluter
passen mit ihrer reduzierten Gestalt ideal zur
Philosophie des „Less is
more“.
Lauter Designstücke: Bei
der Auswahl der Möbel
blitzt der Kurator durch.
Materialien wie stählerne
Stützen und polierter
Estrich geben sich betont
schlicht, der wahre Luxus
ist das Raumkontinuum.
Weiße Moderne, genutzt
mit den Medien des 21.
Jahrhunderts: Terence
Riley bespielt diese
Wand zum Innenhof mit
Projektionen von Filmen
oder Künstlervideos.
Der Steg aus Beton
überspannt den Pool im
Innenhof und verbindet
Wohn- und Schlaftrakt:
Eine Lösung, die unter
den klimatischen Bedingungen Floridas plausibel
erscheint.
34 ERCO Lichtbericht 83
ERCO Lichtbericht 83 35
Schlusslichter
Lumiville / InLight Expo 2007
(Lyon, 12.-14.06.2007)
Nicht nur wegen der traditionellen
„Fête des Lumières“ ist Lyon fest
auf der Landkarte der Lichtbranche
verortet. Mit der Messe Lumiville
für Außenbeleuchtung und 2007
erstmals auch der InLight Expo für
Innenbeleuchtung findet hier seit
2003 regelmäßig ein Treffen der
Industrie mit Planern und Auftraggebern statt, das inzwischen über
die Grenzen Frankreichs ausstrahlt:
Die Veranstalter meldeten über
12.000 Fachbesucher, davon viele
aus dem europäischen Ausland.
Bryce d‘Anice Aime, HerbstWinterkollektion 2007/08
Bei der Suche nach einer originellen Location für Aufnahmen seiner
Kollektion stieß der junge Londoner
Modedesigner Bryce d'Anice Aime
auf den ERCO Showroom in der
Dover Street. Für einen Tag verwandelten Stylisten, Fotograf und
Assistenten, Models und Visagistinnen den Showroom in ein Studio
– mit ERCO Produkten als Komparsen im Hintergrund. Die Mitarbeiter
und Mitarbeiterinnen von ERCO
London genossen die Produktion
als eine interessante Abwechslung
mit spannenden Einblicken ins
Fashion Business.
www.lumiville.com
www.bryce-danice-aime.com
„Tune the light" - unter
dem Zeichen der szenografischen Beleuchtung
präsentierte sich ERCO
auf der Messe Lumiville
in Lyon. Die französische
Vertriebsgesellschaft
ERCO Lumières E u r l
organisierte den Auftritt
mit Unterstützung des
zentralen ERCO Marketings.
Eine ungewöhnliche
Location für Modefotografie: Der ERCO Showroom 38 Dover Street,
London.
Mit 3500 Kartonhohlkörpern in nur zwei
unterschiedlichen
Grundformen schufen
die Studenten eine faszinierende Neuinterpretation des traditionellen
Raumbegriffs.
Digital Origami
(72 Erskine Gallery, Sydney,
17.-25. Mai 2007)
Der deutsch-australische Architekt
Chris Bosse und seine Studenten
an der University of Technology
Sydney schufen diese raumfüllende Installation aus per CAD
konstruierten und zugeschnittenen
Papiermodulen. VarychromeLeuchten und eine Light System
DALI Steuerung von ERCO sorgten
in der Ausstellung für dynamisches
atmosphärisches Licht.
www.chrisbosse.de/origami.pdf
Gemaltes Licht: Die Stillleben
von Willem Kalf
(Suermondt-Ludwig-Museum,
Aachen, 8. März - 3. Juni 2007)
„Er wäre begeistert! Von diesen
Deckenstrahlern. Ein Lob der Firma ERCO, die sie entwickelt hat,"
so beginnt die Besprechung der
Willem-Kalf-Ausstellung von
Benedikt Erenz in der Wochenzeitung „DIE ZEIT“ vom 8. März 2007,
und er nennt die kleine Schau in
Aachen „eine der schönsten des
Jahres.“ Dem haben wir nichts hinzuzufügen.
www.willem-kalf.de
36 ERCO Lichtbericht 83
ERCO Lichtbericht 83 37
Uniqlo Flagship Store SoHo,
New York
Von Japan aus startet die Modekette Uniqlo zur Zeit ihre globale
Expansion: Mit schlichten, bunten
Basics und Sportswear in riesiger
Auswahl. Das Licht: Ein Paradebeispiel für optimal installierte
Wandflutung mit Lightcast Linsenwandflutern für Halogen-Metalldampflampen.
Architekt: Masamichi Katayama,
Wonderwall, Tokyo. Lichtplanung:
Masaki Yasuhara , Plus Y Lighting
Planning Office, Osaka
www.uniqlo.com
E
ERCO Leuchten GmbH
Postfach 24 60
58505 Lüdenscheid
Germany
Tel.: +49 2351 551 0
Fax: +49 2351 551 300
[email protected]
www.erco.com