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www.detecon-dmr.com Detecon Management Report DMR Ausgabe 1/2012 Gut geplant ist halb gewonnen IT-Planungsprozesse bei Banken und Versicherungen markets Financial Services Versicherungsvertrieb der Zukunft Neue Konzepte schaffen Wettbewerbsvorteile „Banking you can bank on“ Social Banking als Erfolgsmodell Inhalt Markt in Zahlen 2 Stark im Team 4 Kooperation bewältigt Komplexität Genossenschaftsbanken und Sparkassen stehen vor der Herausforderung, IT-Strategien zu ent wickeln, die den Mindestanforderungen an das Risikomanagement im Finanzwesen gerecht werden. Insbesondere kleineren Instituten fehlen häufig die Ressourcen, um diese komplexe Aufgabe alleine zu bewältigen. Institutsübergreifende Kooperationen lösen das Problem. Gut geplant ist halb gewonnen IT-Planungsprozesse bei Banken und Versicherungen 8 Planungsprozesse haben in Banken und Versicherungen eine hohe Bedeutung, da die Informationsintensität der Branchen einen hohen Kostenblock für IT-Kosten b edingt. Traditionelle Planungsansätze geraten allerdings an ihre Grenzen. Ansätze der „ rollierenden Planung“ werden der Dynamik des Marktumfelds besser gerecht. Versicherungsvertrieb der Zukunft 10 Neue Konzepte schaffen Wettbewerbsvorteile Seit über zehn Jahren versuchen Versicherungen, ihre Kunden zu Online-Abschlüssen zu b ewegen. Der Anteil von Internet- und Direktgeschäft am jährlichen Prämienvolumen der Branche liegt jedoch ziemlich konstant bei vier Prozent. Um im Wettbewerb von morgen zu bestehen, sollten Versicherer ihren Multikanal-Mix neu austarieren. „Banking you can bank on“ 14 Social Banking als Erfolgsmodell Die Bankwirtschaft befindet sich in einer Vertrauenskrise. Eine stärkere Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien kann helfen, Vertrauen neu aufzubauen. Mit der Mobile Wallet an der virtuellen Kasse bezahlen Mobiles Internet erfindet Transaktions- und CRM-Systeme neu 16 Mit dem Siegeszug des mobilen Internets entstehen gegenwärtig zahlreiche Smartphone- und Tablet-basierte Applikationen, die Lösungen für den Zahlungsverkehr kleiner und mittelständischer Unternehmen mit Loyalty-Applikationen verbinden. Ein Trend, bei dem Banken und Acquirer in Deutschland bisher das Nachsehen haben – das Rennen machen Start-ups, die Geschäftsmodelle aus den USA kopieren. Branchen Talk 20 1 DMR MARKETS • Financial Services • Ausgabe 1/2012 Financial Services • Markt in Zahlen Während junge Kunden vor allem komplexe Produkte nachfragen, haben ältere Zielgruppen eher Bedarf an einfachen Versicherungsprodukten. Die Abbildung zeigt den Anteil des Online-Kanals beim Neugeschäft von Versicherungen nach Produktgruppen. Anteil Online-Kanal 14,7 % Bedarf eher in älteren Zielgruppen Wechselhäufigkeit2 Kfz 8,4 % Krankenzusatz 8,1 % Haftpflicht 7,3 % Rechtsschutz 5,5 % Hausrat Bedarf eher in jüngeren Zielgruppen 4,5 % Kranken 2,6 % Leben/Renten 2,5 % Unfall 1,5 % Berufsunfähigkeit 1 = Eher hoch Einfachheit1 Auslandsversicherung 14,6 % = Hoch Produkt = Mittel = Eher gering = Sehr gering 2 bezogen auf die Verständlichkeit und den Grad der Komplexität; bezogen auf die Häufigkeit, für dieses Produkt den Anbieter zu wechseln Quelle: GfK Finanzmarktpanel, 2010, eigene Analysen Detecon +++ Schuldenkrise +++ Unisex +++ Vertrauen 2 DMR MARKETS • Financial Services • Ausgabe 1/2012 33 % Altersvorsorge der Deutschen haben bereits vorgesorgt und wollen in Zukunft noch mehr tun. Quelle: Cosmos Direkt Demografischer Wandel in Deutschland am größten: Welche Kriterien sind für Sie bei der Wahl einer Bank entscheidend? Anteil der Befragten Niedrige Kontogebühr 67 % Genießt mein Vertrauen 64 % Geht auf persönliche Situation ein 63 % Seriöser, solider Ruf Örtliche Nähe 20,7 % der Bevölkerung ist über 65 Jahre 61 % Zum Vergleich: Europa 17,4 % 58 % Die Quelle macht keine genauen Angaben zu Fragestellung und Antwort option der Befragung. Die hier gewählten Formulierungen können daher gegenüber der Befragung leicht abweichen. In dieser Statistik sind nur die fünf populärsten Antworten der Erhebung gelistet. Mehrfachnennungen waren möglich. Quelle: Statistisches Bundesamt, 11/2012 Quelle: Stern MarkenProfile 11 n +++ Risikomanagement +++ Solvency II +++ 3 DMR MARKETS • Financial Services • Ausgabe 1/2012 Stark im Team Kooperation bewältigt Komplexität Genossenschaftsbanken und Sparkassen stehen vor der Herausforderung, IT-Strategien zu entwickeln, die den Mindestanforderungen an das Risikomanagement im Finanzwesen gerecht werden. Insbesondere kleineren Instituten fehlen häufig die Ressourcen, um diese komplexe Aufgabe alleine zu bewältigen. Institutsübergreifende Kooperationen lösen das Problem. ereits heute ist der Einsatz von Informations- und KomB munikationstechnologie in vielen Finanzinstituten äußerst komplex. Sowohl genossenschaftliche Banken als auch Sparkassen beziehen wesentliche Anteile ihrer Informations- und Kommunikationstechnologie von Rechenzentralen. Diese Rechenzentralen wurden mit dem Anspruch errichtet, alle bankfachlichen Prozesse durchgehend zu unterstützen. In der Realität lösen die Zentralen diesen Anspruch jedoch nicht ein. Die integrierten Banksysteme weisen zahlreiche Schwächen auf, sodass Institute häufig auf alternative Lösungen von Drittanbietern zurückgreifen, die ihre Abläufe besser unterstützen. Schwächen liegen etwa im Bereich der Vertriebssteuerung vor, da Kernbanksysteme wenig Kun dendaten enthalten, aus denen Institute Impulse generieren können: Informationen darüber, ob ein Kunde etwa gerade sein Studium abgeschlossen, geheiratet oder das erste Kind bekommen hat, sind hier nicht vorgesehen. Diese wertvollen Informationen gewinnen Banken traditionell durch die persönliche Beziehung zwischen Berater und Kunde. In Zeiten von Internetbanking und Self Service fällt es den Instituten allerdings zunehmend schwerer, den direkten Kontakt zum Kunden aufrecht zu erhalten. 4 DMR MARKETS • Financial Services • Ausgabe 1/2012 Umso wichtiger erweisen sich etwa IT-gestützte Lösungen für das Kundenbeziehungsmanagement, die Banken als spezialisierte Drittanwendung einkaufen. Im Resultat nehmen Institute Leistungen aus den Rechenzentralen ab, nutzen durchgeleitete Services von Drittanbietern und setzen eigene Systeme ein. Dadurch steigt die Komplexität des Betriebs von Informations- und Kommunikationstechnologien erheblich: Einerseits bauen Institute separate Kompetenzen für Betrieb, Wartung und Support ihrer eigenen Systeme auf. Andererseits kommt es zu typischen Problemen beim Austausch von Daten zwischen parallel betriebenen Anwendungen von Rechenzentralen und Drittanbietern. Zudem entstehen Redundanzen sowie Brüche in der Kette von Arbeitsschritten, da Mitarbeiter Daten mehrfach in verschiedenen Systemen erfassen und recherchieren müssen. IT-Strategie aus Geschäftsstrategie ableiten Der Aufwand für die institutseigenen IT-Beauftragten ist entsprechend hoch. Häufig sind diese aus Kostengründen kaum dazu in der Lage, selbst eine systematische IT-Organisation zu entwickeln, um die Schwächen der internen Abläufe zu beheben. In der Regel üben die internen Spezialisten eine Scharnierfunktion zwischen dem Institut und den Rechen zentralen aus. Während die Rechenzentralen ein Interesse daran haben, dass Institute alle Leistungen aus einer Hand beziehen, fordern die Institute Lösungen, die ihre Prozesse angemessen unterstützen. Insbesondere kleineren Instituten fehlen sowohl der Methodenschatz als auch die nötigen personellen Ressourcen, um den Widerspruch der Interessen aufzulösen. In diesen Banken gibt es nicht immer einen IT-Leiter. Vielfach übt eine Teilzeitkraft dessen Funktion aus oder ein Leiter für das Prozess- und Organisationsmanagement übernimmt die Aufgabe der IT-Leitung nebenher. Die Schärfung der Mindestanforderungen an das Risikomanagement im Finanzwesen durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht hält Institute nun allerdings dazu an, IT-Strategien aufzustellen. Im Originalwortlaut der Fassung vom 15.12.2010, AT 7.2, www.bafin.de, steht: „Umfang und Qualität der technisch-organisatorischen Ausstattung haben sich insbesondere an betriebsinternen Erfordernissen, den Geschäftsaktivitäten sowie der Risikosituation zu orientieren.“ Die Vorschriften der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht drücken aus: Institute sollen IT-Strategien formulieren. Die jeweilige IT-Strategie soll eine Funktionalstrategie zur Geschäftsstrategie bilden. Ihre Aussagen sollen detailliert und nachvollziehbar sein. Die Risiken, die sich aus dem Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie ergeben, sollen durch die IT-Strategie aufgedeckt und gesteuert werden. Das bedeutet, dass Institute die Risiken für alle Anwendungen und Systeme selbst ermitteln und steuern müssen. Betroffen sind sowohl die von der Rechenzentrale abgenommenen und durchgeleiteten Services als auch selbst betriebene Systeme. Institute können zur Risikoaufdeckung also nicht auf die Rechenzentralen verweisen. Eine IT-Strategie dient jedoch nicht nur dazu, regulatorische Vorgaben zu erfüllen. Sie unterstützt Institute auch dabei, Geschäftsziele zu erreichen. Die IT-Strategie kann etwa den gezielten Technologieeinsatz zur Verbesserung des Vertriebs beinhalten. In der Praxis ist die Geschäftsstrategie häufig nicht hinreichend ausgearbeitet, um Anknüpfungspunkte für eine IT-Strategie zu bieten. Eine ausgearbeitete Geschäftsstrategie formuliert die Ziele und Entwicklungen der Geschäftstätigkeit und beschreibt die Mittel, um diese Ziele zu erreichen. Sie bezieht Ziele und Maßnahmen in nachvollziehbarer Weise aufeinander. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, können Institute eine IT-Strategie aus der Geschäftsstrategie ableiten. Technologische Entwicklungen richtig interpretieren Ein praktisches Beispiel verdeutlicht, wie Banken bei der Erstellung ihrer IT-Strategie vorgehen: Die Geschäftsstrategie sieht vor, optimale Services je nach Kundengruppe anzubieten. Sie legt die Geschäftsfelder des Instituts fest und differenziert Kundengruppen. Den unterschiedlichen Zielgruppen werden unterschiedliche Portfolien zugewiesen. Diese Differenzierung der Dienstleistungen wirkt sich auf die IT aus. Künftig erbringt sie nicht mehr alle Leistungen in unterschiedslos hoher, sondern je nach Geschäftsfeld in unterschiedlicher Qualität. Geschäftsfelder mit hohen Ansprüchen erhalten bessere Leistung, mehr Ressourcen und verursachen entsprechend höhere Kosten durch IT-Unterstützung. Institute können die Denkrichtung von der Geschäfts- zur IT-Strategie auch umkehren. Das bietet sich besonders dann an, wenn technologische Entwicklungen neue geschäftsstrategische Orientierungen möglich machen: Social Media etwa 5 DMR MARKETS • Financial Services • Ausgabe 1/2012 liefert Kreditinstituten zahlreiche neuartige Informationen über die Lebenssituation ihrer Kunden. Werten Institute diese Daten systematisch aus und korrelieren sie diese mit internen Kundendaten, gewinnen sie eine Vielzahl von Impulsen für die gezielte Ansprache. Die Geschäftsstrategie bestimmt die IT-Strategie In der Geschäftsstrategie formulieren Institute Ziele und Entwicklungen der Geschäftstätigkeit und beschreiben die Mittel, um sie zu erreichen. Die daraus abgeleitete IT-Strategie beschreibt, welche Leistungen die Informationstechnologie erbringt. Nur die internen Spezialisten für Informations- und Kommunikationstechnologie und Vertrieb sind dazu in der Lage, die Bedeutung derartiger technologischer Entwicklungen für eine Bank im Dialog zu untersuchen. Finanzinstitute sollten diesen Dialog etwa im jährlichen Prozess zur Fortschreibung der Geschäftsstrategie verankern. Voraussetzung dafür ist, dass die internen Spezialisten dazu fähig sind, technologische Entwicklungen zu beobachten und ihre Relevanz abzuschätzen. Bislang führten Rechenzentralen diese Aufgabe aus. Ihre Reaktionsfähigkeit ist jedoch beschränkt, da sie im Laufe der Zeit immer größer und komplexer geworden sind. Institute stehen daher unter dem Druck, eigene Kompetenzen aufzubauen, um technologische Entwicklungen interpretieren und nutzen zu können. Mit dieser Kompetenz treten Institute aus der reaktiven Rolle des Leistungsabnehmers heraus. Sie formulieren ihre Forderungen gegenüber den Rechenzentralen und erhalten zusätzliche Freiheitsgrade bei der Reaktion auf technologische und gesellschaftliche Entwicklungen. Die Verbesserung vertrieblicher Abläufe kann beschleunigt werden, wenn die Institute ihre Forderungen mit Nachdruck formulieren. Sie können etwa fordern, dass Rechenzentralen verbesserte Funktionalitäten in das Zentralsystem integrieren oder die Datenintegration zwischen zentralen Systemen und lokalen Anwendungen erleichtern. Die IT-Strategie leitet sich aus der Geschäftsstrategie ab: Geschäftsstrategie „Privatkunden“ „Filialkunden“ ••• Weitere Maßnahmen Differenzierte Services bereitstellen Prozesse, Reaktionswege definieren ••• Kundengruppen differenzieren ••• Optimale Services je nach Kundengruppe anbieten IT-Strategie Ausrichtung durch Ursache/Wirkungsketten Quelle: Detecon 6 DMR MARKETS • Financial Services • Ausgabe 1/2012 Differenzierte ITServices (Portfolio) bereitstellen SLA und Kosten definieren Spezialisten ausbilden und Aufgaben teilen Kleinere Institute mit begrenzten Ressourcen erlangen und bewahren solche Kompetenzen nur schwer. Für eine Gruppe von Instituten ist der Aufwand leichter zu tragen. Koopera tionen stellen daher eine strategische Option für den Umgang mit steigender Komplexität des Einsatzes von Informationsund Kommunikationstechnologie dar. Für diese neuen Formen der Zusammenarbeit sind unterschiedliche Modelle und Strukturen denkbar. Eine Reihe kleinerer Volksbanken, die sich alle mit dem gleichen Set von regulatorischen Anforderungen beschäftigen, können etwa je einen Mitarbeiter an eine institutsübergreifende IT-Kooperation abgeben. Diese Mitarbeiter werden auf Grundlage gleicher Qualifikation und Kompetenzen so spezialisiert, wie es für ein einzelnes Haus nicht möglich ist. In einem solchen Szenario übernimmt etwa ein Mitarbeiter die Verantwortung für CRM-Lösungen aus der Cloud, ein zwei- ter spezialisiert sich auf die Vertriebssteuerung und ein dritter bündelt die Interessen der kooperierenden Institute gegenüber der Rechenzentrale. In dieser Funktion arbeitet er darauf hin, die zentralen Schnittstellen- und Synchronisierungsprobleme zu beseitigen. Die Zusammenarbeit erleichtert auch den Aufwand der Risikoprüfung des Einsatzes von Informations- und Kommunikationstechnologie in den Instituten. Kooperierende Institute können eine strukturierte Risikobewertung von Anwendungen und Systemen gemeinsam nutzen. Das Modell bietet sich an: Zusammenarbeit macht stark. Peter Robert Zillekens, Principal, berät Klienten aus den Branchen Financial Services und Travel, Transport & Logistics zu Themen aus Strategie, Innovation und Informationstechnologie. 7 DMR MARKETS • Financial Services • Ausgabe 1/2012 Gut geplant ist halb gewonnen IT-Planungsprozesse bei Banken und Versicherungen Planungsprozesse haben in Banken und Versicherungen eine hohe Bedeutung, da die Informationsintensität der Branchen einen hohen Kostenblock für IT-Kosten bedingt. Traditionelle Planungsansätze geraten allerdings an ihre Grenzen. Ansätze der „rollierenden Planung“ werden der Dynamik des Marktumfelds besser gerecht. ie Planung von IT-Kosten ist, wie in anderen D informa tionsintensiven Branchen auch, für Banken und ersicherungen ein Prozess mit hoher Komplexität. In aufV wändigen Aktivitäten werden oftmals mehrere tausend Personentage für die Planung des IT-Budgets veranschlagt. Dies liegt zum einen an der „natürlichen Unsicherheit“, die nahezu jeder Planung zu Grunde liegt. Zum anderen liegt es aber auch an der Vielzahl von Teilnehmern, die sich auf ein Planungsergebnis verständigen sollen. Neben Fachbereichen, ITKoordination, Anwendungsentwicklung und Betrieb müssen teilweise auch externe Service Provider in den Planungsprozess einbezogen werden. Wenn zusätzlich das Planungsergebnis auch einen „Budgetanspruch“ von Organisationseinheiten beinhaltet, bestimmen außerdem „organisationstaktische“ Verhaltensweisen der Teilnehmer die Diskussion. Problemfelder traditioneller Planungsansätze Traditionelle Planungsansätze bringen mehrere Problemfelder mit sich. Meist ist zu beobachten, dass die Portfolioplanung mit der Umsetzung nur in geringem Maße übereinstimmt. 8 DMR MARKETS • Financial Services • Ausgabe 1/2012 Der Planungsprozess findet demnach seine Rechtfertigung nur in der Budgetallokation für Organisationseinheiten. Eine inhaltliche Diskussion über anstehende Themen findet in der Regel nicht statt, da hierfür meist historische Verteilungen von Ressortbudgets zu Grunde gelegt werden. Ein Grund für „Replanungen“ liegt in den langen Vorlaufzeiten bis zur Umsetzung von konkreten Projekten. Sowohl in Banken als auch in Versicherungen können reguläre Themen eine Zeitspanne von bis zu zwei Jahren zwischen initialer Budgetallokation und Umsetzungsbeginn umfassen. Dies liegt unter anderem an regulatorischen Rahmenbedingungen, aber auch an Unsicherheiten, wenn komplexere Themen angegangen werden sollen. Ein weiteres Defizit traditioneller Planungsansätze liegt in der eingeschränkten Möglichkeit für ein inhaltliches Monitoring des Portfolios. Werden Budgets einmal allokiert, gilt die Allokation oftmals als „in Stein gemeißelt“. Eine fortlaufende Betrachtung des geplanten Portfolios würde hingegen erfordern, dass Themen und Budgets auch revidiert werden kön- nen. So werden – wenn die „Atmungsfähigkeit“ des Service Providers eingeschränkt ist – Budgets auf der Zeitachse nach hinten verschoben, was zu einer zeitlichen Verschiebung von Budgetansprüchen führt. Optimierung von Effektivität und Effizienz der Planungsrunden Planungsrunden sind in der Finanzbranche mit einem sehr hohen Aufwand verbunden, der in einem suboptimalen Verhältnis zu dem erzeugten Nutzen steht. Wie oben beschrieben ist der Output von Planungsrunden in der Regel für Budgetallokationen nützlich, allerdings für eine inhaltliche Bestimmung des Portfolios nur bedingt zielführend. Eine derartige Ineffizienz wird verschärft durch den Umstand, dass eine strategische Diskussion über benötigte Skills in der Entwicklungseinheit nur bedingt möglich ist. Die Planung von IT-Budgets in der Finanzbranche muss daher im Wesentlichen die Effektivität des Prozesses erhöhen, insbesondere da es in diesem sehr dynamischen Wettbewerbsumfeld verkürzt darum geht, schnell die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. Vor allem die für das Unternehmen besonders wichtigen strategischen Themen müssen mit ausreichendem Budget ausgestattet werden. Der zweite, nicht minder wichtige Aspekt ist die Effizienz der Planungsprozesse. Der insgesamt für die Planung erbrachte Aufwand muss „sich lohnen“. Er darf nicht dem alleinigen Zweck der Budgetverteilung dienen. Das Konzept der rollierenden Planung mierten zeitlichen Einteilung von benötigten Entwicklungsressourcen auf die priorisierten Projekte. Insbesondere bei Engpässen ist es wichtig, einen mittel- bis langfristigen Blick auf die anstehenden Themen zu haben, damit nicht Projekte angestoßen werden, deren Abschluss nicht gewährleistet werden kann. Vermehrt werden hierfür Standard-Software lösungen eingesetzt, die ein Portfoliomanagement auch mit Blick auf die Skills und Verfügbarkeiten der Mitarbeiter erlauben. Aufgaben für ein vorausschauendes Portfoliomanagement Ein optimales Portfoliomanagement muss in der Lage sein, strategische Entwicklungen am Markt in der Planung zu reflektieren. Wenn sich beispielsweise abzeichnet, dass b estimmte Technologien sich durchsetzen werden, ist eine entsprechende Synchronisation mit der Personalabteilung für Recruiting und Ausbildung zu sichern. Mit dem Paradigmenwechsel in den Programmiersprachen haben Finanzdienstleister bereits in den letzten Jahren die Bedeutung des strategischen Skill Managements lernen müssen. Schließlich muss ein gutes Portfoliomanagement die „Konzentration auf das Wesentliche“ begünstigen. Hierzu gehört einerseits, dass die Prozesse sich auf strategisch bedeutsame Projekte fokussieren. Andererseits brauchen Fachbereiche Kontingent-Budgets für kleinere Vorhaben, die sie verplanen können, ohne komplexe Abstimmprozesse eingehen zu müssen. Hierdurch wird Flexibilität für Fachbereiche eingeräumt, die sie bei Vorhandensein entsprechender Ressourcen ausschöpfen können. Aus diesen Gründen wird vermehrt in Banken und Versicherungen das Konzept der „rollierenden Planung“ diskutiert und teilweise bereits umgesetzt. Der Vorteil dieses Planungsansatzes liegt darin, dass die Planungsrunden immer auf den Ergebnissen der jeweils letzten Runde aufsetzen. Darüber hinaus wird der Planungshorizont jedes Mal um eine Zeitscheibe erweitert. Dadurch können aktuelle Erkenntnisse in die fortlaufende Plananpassung eingebaut werden. Neben der Budget- spielt die Ressourcenallokation eine entscheidende Rolle. Hierbei geht es um Verfahren zur opti- Dr. Yilmaz Alan, Partner, berät Unternehmen der Finanzindustrie in Fragestellungen des strategischen IT-Managements, Outsourcing, Sourcing und Service Management. 9 DMR MARKETS • Financial Services • Ausgabe 1/2012 Versicherungsvertrieb der Zukunft Neue Konzepte schaffen Wettbewerbsvorteile Seit über zehn Jahren versuchen Versicherungen, ihre Kunden zu Online-Abschlüssen zu bewegen. Der Anteil von Internet- und Direktgeschäft am jährlichen Prämienvolumen der Branche liegt jedoch ziemlich konstant bei vier Prozent. Um im Wettbewerb von morgen zu bestehen, sollten Versicherer ihren Multikanal-Mix neu austarieren. as Internetgeschäft der Versicherungsbranche hat sich D nicht so entwickelt, wie es viele Konzepte zu Beginn des 21. Jahrhunderts vorhersahen. Versicherungssparten wie der Kfz-Bereich stellen hier eher eine Ausnahme dar. Kunden kaufen online vor allem einfache, standardisierte Produkte wie Kfz-, Privathaftplicht- und Krankenzusatzversicherungen. Die Margen sind in diesem Bereich gering. Außerdem schließen viele Kunden solche Produkte über Vergleichsportale wie Check24 ab. Die hohen Abschlussprovisionen senken die Marge abermals. Noch kein Trendwechsel in Sicht Um die genannten Segmente wirtschaftlich bedienen zu können, müssen Versicherer eine kritische Masse an Policen verkaufen. Einige wenige Anbieter haben sich durch hocheffiziente Abwicklungsmechanismen sehr früh erfolgreich in die- 10 DMR MARKETS • Financial Services • Ausgabe 1/2012 sen Teilmärkten platziert. In margenstarken Geschäftsfeldern wie Kranken-, Lebens- und Berufsunfähigkeitsversicherung funktioniert das offenkundig nicht. Nach zehn Jahren Interneterfahrung und einer starken Durchdringung des Versicherungsmarkts kündigt sich kein Trendwechsel an. Je komplexer das Produkt ist, desto wichtiger ist den Kunden ein persönliches Beratungsgespräch – letztlich wird das Produkt Versicherung verkauft und nicht gekauft! Der Versicherungsvertrieb erklärt dem Kunden, dass er unterversichert ist und Vorsorgemaßnahmen treffen sollte. Die wenigsten Verbraucher suchen gezielt nach einer Versicherung und finden schließlich den Anbieter, der ihnen das passende Produkt bereitstellen kann. Kunden fragen Versicherungsinformationen kaum aktiv nach. Auch im Internet informieren sie sich weit weniger über Versicherungsangebote, als dies die gängige Meinung in der Branche vermuten lässt. Das Marktforschungsunternehmen YouGov weist nach, dass 68 Prozent der Bevölkerung keinerlei Online-Informationen über Versicherungen abruft. Weniger als 25 Prozent fordern Versicherungsangebote online an oder berechnen Versicherungen im Internet selbst (YouGovPsychonomics, Kundenmonitor E-Assekuranz, 2011). Selbst Kunden, die sich online informieren, schließen Policen häufig beim Vermittler ab. Gemäß aktueller Untersuchungen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) schließen 30 Prozent der Personen, die sich online informiert haben, Versicherungsprodukte offline ab (GfK Media-Efficiency-Panel, 2009/2010). Die meisten Kunden interessieren sich nicht dafür, komplexe Versicherungen im Internet abzuschließen. In diesem Kontext gilt es, einfache und leicht verständliche Produkte anzubieten. Vielen Kunden erscheint der Online-Abschluss zu kompliziert und die meisten Produkte sind zu erklärungsbedürftig. Zudem stehen Versicherer vor der Herausforderung, die adäquate Zielgruppe anzusprechen. Der Gedanke liegt nahe, dass insbesondere junge Leute Versicherungen im Internet kaufen. Die GfK belegt jedoch, dass tendenziell eher ältere Menschen im Alter von 50 bis 59 Jahren Versicherungsverträge über das Internet abschließen (GfK Media-EfficiencyPanel, 2009/2010). Die Erklärung dafür ist bestechend einfach: Junge Kunden haben vor allem Bedarf an komplexen Produkten wie Lebens-, Unfall- oder Berufsunfähigkeitsversicherungen und wünschen sich persönliche Beratung. Ältere Zielgruppen haben solche Versicherungen üblicherweise bereits abgeschlossen. Wenn sie in späteren Jahren überhaupt Versicherungsprodukte kaufen, wechseln sie den Anbieter vergleichsweise einfacher Policen wie Kfz- und Haftpflichtversicherung. Der Online-Abschluss muss also an die Bedürfnisse älterer Menschen angepasst und insgesamt deutlich einfacher werden. 11 DMR MARKETS • Financial Services • Ausgabe 1/2012 Kontaktpunkte herstellen Versicherungen können das Internet dennoch nutzen, um den Vertrieb zu unterstützen. Legt der Kunde Wert auf persönliche Beratung und hat er Angst davor, im Internet eine falsche Entscheidung zu treffen, weil das Produkt komplex und erklärungsbedürftig ist, dann bietet sich insbesondere eine Verfahrensweise an: Versicherer generieren Kontaktpunkte auf ihren Online-Seiten. Sie sorgen dafür, dass sich Kunden identifizieren und Kontaktdaten hinterlassen. Die so gewonnen Kontakte integrieren sie in ein Lead Management und führen sie zur weiteren Verarbeitung Vertretern zu, die den Kunden offline qualifiziert beraten. Dabei sind einige Herausforderungen zu meistern. Zunächst muss der Kunde die Maske der Anonymität ablegen. Dann gilt es, die Daten mittels geeigneter IT-Systeme weiterzuverarbeiten und Termine mit den Vermittlern zu vereinbaren. Das ist nicht nur eine Aufgabe für die IT, sondern auch eine kulturelle Herausforderung. Versicherer müssen Makler beispielsweise dafür gewinnen, ihre Terminkalender für Einträge durch ein Kundenservicecenter freizuschalten. Einige Versicherer können hier als Vorbild dienen. Sie generieren Leads im Kundenservice und geben sie an den Vertrieb weiter. In der Vergangenheit haben sich Vertriebsorganisationen häufig gegen das Online-Geschäft zur Wehr gesetzt. Sie betrachteten es als direkte Konkurrenz, wodurch ein getrennter Vertriebskanal entstand. Nun ist es die Aufgabe der Versicherer, beide Kanäle zusammenzuführen. Makler können davon profitieren, indem sie das Internet als Werkzeug nutzen, um ihre Kontaktflächen zu vergrößern. Als Vertriebspartner eignen sich in erster Linie junge Makler, die über diesen Weg die Möglichkeit erhalten, sich einen eigenen Kundenstamm aufzubauen. 12 DMR MARKETS • Financial Services • Ausgabe 1/2012 Auch Banken bieten sich als bewährte Vertriebspartner an. Entwickeln Versicherer eine Kundenwertsystematik, die sie an ihre Partner weitergeben, können diese die neuen Kunden gezielt ansprechen. Auch hier haben einige Versicherungen bereits gute Modelle entwickelt, die als Vorbild dienen können. Idealerweise komplementieren Versicherer diesen Ansatz, indem sie ihre IT-Systeme konsolidieren und eine gemeinsame Datenbasis schaffen. Das bildet die Grundlage für Data Mining und Big Data Analytics, wodurch der Vertrieb wertvolle Hinweise für kundengerechte Angebote erhält. Noch stehen die meisten Anbieter hier vor einer großen Herausforderung. Historisch und regulatorisch bedingt arbeitet häufig jede Sparte einer Versicherung mit einem eigenen IT-System. In diesen Fällen ist es nicht leicht, einen Überblick darüber zu gewinnen, wie viele und welche Versicherungen ein einzelner Kunde bei einem Anbieter abgeschlossen hat. Beratungsdienstleister mit ausgeprägter IT-Expertise sind in der Lage, Versicherungen an dieser Stelle zu unterstützen. Das Service-Erlebnis zählt Versicherungen sollten in den Ausbau von Social-Media-Kanälen investieren. Zurzeit wickeln Vergleichsportale im Internet einen großen Teil der eher kleineren Versicherungsprodukte wie Kfz-Policen ab. Diese Portale geraten in der öffentlichen Meinung aufgrund ihres provisionsbasierten Geschäftsmodells jedoch zunehmend in die Kritik. Es ist anzunehmen, dass diese Plattformen früher oder später ihr Geschäftsmodell ändern müssen. Verbraucher nehmen sie als unseriös wahr und außerdem postulieren derartige Versicherungsportale, der Preis sei das Hauptentscheidungskriterium für einen Versicherungsabschluss. Studien zeigen jedoch, dass insbesondere für Kunden in Deutschland die finanzielle Stabilität des Versicherungspartners und die Qualität der Produkte den Ausschlag für einen Vertragsabschluss geben. Hier öffnet sich eine Möglichkeit für Social-Media-Plattformen, die Versicherungsprodukte im echten Service-Erlebnis bewerten. Bislang gibt selbst Stiftung Warentest lediglich Aufschluss über die Vertragsbedingungen verschiedener Policen. Weitere Kriterien, etwa übliche Ausschlüsse, das Verfahren im Schadensfall oder Prozessquoten, bleiben unberücksichtigt. Eine Social-Media-Initiative, etwa vergleichbar mit dem Bewertungsportal „WhoFinance.de“ für Finanzvermittler, wird Kunden die Möglichkeit geben, über Schadensfälle und deren Abwicklung durch Versicherungen zu berichten. Zwei Maßnahmen helfen Versicherern, um sich für dieses Szenario richtig aufzustellen: Sie müssen kundenorientierter agieren und sich eine eigene Social-Media-Gemeinde aus loyalen Markenbotschaftern aufbauen. Ein von Experten betreutes Kundenforum auf der eigenen Webseite bietet hervorragende Möglichkeiten, um ein kontrolliertes Netzwerk zu etablieren. Der Online-Kanal verfügt über viel Potenzial. Versicherungen, die sich darauf konzentrieren, das Internet als Informationsmedium interessanter zu machen und zur Lead-Gewinnung zu nutzen, werden davon profitieren. Es gibt keinen Grund, länger damit zu warten. Einfache Maßnahmen unterstützen das Online-Geschäft Andreas Biermann, Versicherungsspezialist und Managing Consultant, gibt vier Tipps für die erfolgreiche Nutzung des Online-Kanals: 1. Das Internet ist eine Drehscheibe für Interaktion und schafft Kontaktpunkte, die Versicherungen kapitalisieren sollten. Durch geschicktes Multikanal-Marketing bewegen Versicherer mehr Kunden aus klassischen Kanälen wie Broschüren und Mailings zur Nutzung interaktiver Online-Angebote. 2.Das Ziel von Online-Aktivitäten sollte im Lead Management liegen. Um Online-Leads zum Abschluss zu bringen, sollten Versicherer sie einem persönlichen Berater zuführen sowie den Abschluss im Internet vereinfachen und medial unterstützen. 3. Der Online-Abschluss einfacher Produkte muss an die Bedürfnisse älterer Menschen angepasst werden und insgesamt deutlich einfacher werden. Bei komplexen Produkten entscheidet das Lead Management. 4.Versicherer sollten qualitative Kundenbewertungen und Empfehlungen langfristig gegenüber preisfokussierten Vergleichsportalen priorisieren. Sie sollten ein kontrolliertes Netzwerk aus loyalen Markenbotschaftern auf ihrer eigenen Webseite aufbauen. Lothar Brozy, Mitglied im Partnerteam Financial Services, ist seit mehr als 20 Jahren im Bereich Financial Services tätig und berät Banken und Versicherungen zu strategischen Themen, Vertrieb, Kundenservice und Informationstechnologie. 13 DMR MARKETS • Financial Services • Ausgabe 1/2012 “Banking you can bank on” Social Banking als Erfolgsmodell Die Bankwirtschaft befindet sich in einer Vertrauenskrise. Eine stärkere Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien kann helfen, Vertrauen neu aufzubauen. 14 DMR MARKETS • Financial Services • Ausgabe 1/2012 Viel ist über das fehlende Vertrauen der Gesellschaft und der Kunden in die Banken geschrieben worden. Die Kreditwirtschaft lebt von Vertrauen, das ist unbestritten. Dennoch scheint es vielen Banken gerade in dieser wichtigen Frage an einem übergreifenden Konzept, an einem dedizierten Vertrauensmanagement zu fehlen. Wie können die Grund züge eines solchen Konzeptes aussehen? Hier hilft ein Blick auf das sogenannte „Social Banking“. Banken wie die GLS Bank in Bochum oder die niederländische Triodos Bank haben kein Vertrauensproblem. Sie sind zwar Nischenplayer mit einem geringen Marktanteil, aber seit der Finanzkrise stärker gewachsen als jede andere Bankengruppe in Deutschland. Und sie verfügen über ein großes Potenzial an überwiegend einkommensstarken Kunden, die neben einer ökonomischen Rendite auch an einer „Nach haltigkeitsrendite“ – dem Bewusstsein, Geld sinnvoll einzusetzen – interessiert sind. Fokussierung auf Nachhaltigkeit und Transparenz Das Geschäftsmodell dieser „Social Banks“ orientiert sich an den Nachhaltigkeitskriterien und stellt neben ökonomischen Kriterien soziale und ökologische Belange in den Mittelpunkt. Die Banken finanzieren vorrangig ökologisch und sozial ausgerichtete Vorhaben und investieren in „ethische“ Anlagen diverser Spielarten. Damit ist der Verzicht auf extrem hohe Renditen und auf hochriskante Anlagen verbunden. Ergänzt wird dies um eine transparente Informationspolitik. So werden zum Beispiel die Investmentstrategien und die Kredit politik den Anlegern und Kunden weitgehend offen gelegt. Eine ganz andere Form von „Social Banking“ ist Banking, das auf „Social Communities“ setzt und Social Media als wesentlichen Kommunikations- und Vertriebskanal nutzt. Hier wird die Beziehung „Bank – Kunde“ bewusst um die Beziehung „Kunde – Kunde“ erweitert und daraus neue G eschäftsmodelle entwickelt. Erfolgreiche Beispiele sind die fidor Bank oder smava. Auch diese Banken haben kein Vertrauensproblem, und auch sie setzen auf Transparenz als wesentlichen Baustein zur Vertrauensbildung. Die Grundpfeiler des Social Banking Was können klassische Banken daraus lernen? Nach unserer Überzeugung bilden die drei Grundpfeiler des Social B anking – reduzierte Risikoneigung, Nachhaltigkeit und Transparenz – einen Rahmen für den Entwurf eines nachhaltigen Vertrauensmanagements auch für klassische Banken. 1. Reduzierte Risikoneigung: Unabhängig von der aktuellen Diskussion um die Trennung von Investment-Banking und klassischem Banking ist der Verzicht auf überzogene Eigen- kapitalrenditen der beste Indikator für die Öffentlichkeit, dass sich Banken von der „Zockerbudenanmutung“ befreien möchten. Hier gilt es, sowohl das eigene Produktportfolio als auch die Investmentpolitik kritisch zu überprüfen. 2. Nachhaltigkeit: Klassische Banken können nicht nur soziale und ökologische Vorhaben finanzieren und in „ethische Fonds“ investieren. Sie können sich jedoch Regelwerke geben, die den Verzicht auf bestimmte Handlungen, Produkte und Geschäfte aufgrund sozialer und ökologischer Kriterien nach sich ziehen und verbindliche Standards für ein nach außen und innen gerichtetes verantwortliches Verhalten setzen. Diese Regelwerke können anhand der sogenannten ESGKriterien definiert werden, die für Environment, Social und Governance stehen. Zu den ESG-Kriterien gibt es umfangreiche Kriterienkataloge, die als Orientierungsrahmen dienen können. Die Einhaltung der Regeln muss durch interne Kontrollen überwacht werden. Entscheidend wird es sein, diese Aktivitäten nicht als Marketingaktivitäten zu verstehen, sondern „von innen heraus“ sämtliche relevanten Kunden-, Steuerungs- und Supportprozesse einzubeziehen. Insofern kommt es hier auf die „Haltung hinter der Handlung“ und die „Werte hinter den Worten“ (Marco Habschick, Mirko Bendig, Jan Evers, in DIE BANK, 8/2010) an. 3. Transparenz: Neben einer offenen und authentischen Informationspolitik sollten auch klassische Banken verstärkt den Community-Gedanken der Social Media-Banken aufgreifen. Eine kritisch eingestellte Netz-Community kann den Banken helfen, ihr Regelwerk zu definieren und dessen Einhaltung zu überwachen. Banken müssen sich unserer Meinung nach nicht scheuen, den kritischen und ehrlichen Dialog über ihre Fortschritte im Netz zu suchen und zu fördern – es wird auf ihre Glaubwürdigkeit „stark einzahlen“. Ohne das stabile Vertrauen ihrer Kunden und der Gesellschaft können Banken langfristig nicht existieren. Daher müssen sie ein systematisches Vertrauensmanagement in ihren Häusern etablieren – und dabei können sie vom Social Banking viel lernen. Christof Strohkark, Mitglied im Partnerteam Financial Services, ist seit mehr als 15 Jahren im Bereich Financial Services tätig und berät Banken und Versicherungen zu strategischen Themen, Kundenservice und Informationstechnologie. 15 DMR MARKETS • Financial Services • Ausgabe 1/2012 Mit der Mobile Wallet an der virtuellen Kasse bezahlen Mobiles Internet erfindet Transaktions- und CRM-Systeme neu Mit dem Siegeszug des mobilen Internets entstehen gegenwärtig zahlreiche Smartphone- und Tablet-basierte Applikationen, die Lösungen für den Zahlungsverkehr kleiner und mittelständischer Unternehmen mit Loyalty-Applikationen verbinden. Ein Trend, bei dem Banken und Acquirer in Deutschland bisher das Nach sehen haben – das Rennen machen Start-ups, die G eschäftsmodelle aus den USA kopieren. 16 DMR MARKETS • Financial Services • Ausgabe 1/2012 eit einiger Zeit gehen Nachrichten über neue mobile S Zahlverfahren durch die Presse: Mobile-Wallet-Systeme, die Kreditkarten, Bargeld, Ausweise und Tickets auf das Mobiltelefon bringen, sind in aller Munde. In Japan sind solche Systeme als „Osaifu Keitai“, übersetzt „mobile Geldbörse“, bereits seit einem Jahrzehnt bekannt. In den USA wurde ein ähnliches System in einer Kooperation von Google, Discover Card, Citi Bank und dem Mobilfunkanbieter Sprint im letzten Jahr der Öffentlichkeit vorgestellt. Die „Google Wallet“ wird seither von vielen Kunden des Mobilfunk anbieters genutzt. Auch in den europäischen Markt ist Bewegung gekommen. Die strategischen Partnerschaften zwischen Deutsche Telekom und MasterCard sowie zwischen Vodafone und Visa versprechen, dass vergleichbare Verfahren auch in Deutschland bald zum Einsatz kommen werden. Aus Endkundensicht könnten sich viele Vorteile aus der Mobile Wallet ergeben: Neben Vereinfachungen im täglichen Leben durch Digitalisierung von Zahl- und Ausweiskarten bietet die Mobile Wallet auch die Möglichkeit, virtuelle Karten und Dokumente bei Verlust jederzeit sperren und aus der Cloud wieder herstellen zu können. Demgegenüber stehen bei vielen Verbrauchern gegenwärtig allerdings noch Sicherheitsbedenken bezüglich kontaktloser Zahlverfahren sowie die Befürchtung, zuviel Privates, insbesondere Einblicke in das persönliche Konsumverhalten, preiszugeben. Mobile Wallet: Anspruchsvolle Loyalty-Applikationen auch für KMUs Die Digitalisierung von Zahl- und Identifikationsverfahren stellt jedoch nicht nur für Endkunden ein interessantes Angebot dar. Im Kontext der fortschreitenden Entwicklung des mobilen Internets können Wallet-Konzepte und spezielle mobile Applikationen insbesondere für Start-ups und kleine Mittelständler im stationären Handel von Vorteil sein. Durch die Mobile Wallet ergibt sich für kleine Einzelhändler erstmals die Möglichkeit, professionelle CRM-Systeme zu nutzen, die aus Kostengründen bisher wesentlich größeren Unternehmen vorbehalten waren. Das Beispiel Google Wallet zeigt, wie am „Point-of-Sale“ zeitgleich zur Bezahlung virtuelle Coupons eingelöst und Treuepunkte gesammelt werden können. Ebenso ist eine Interaktion mit „Mobile Social Networks“ denkbar, etwa in Form eines Updates an die Social Community eines Kunden über einen Café-Besuch. Viele dieser Applikationen stehen gegenwärtig noch auf dem Prüfstein. So musste das deutsche Social Network „Aka-Aki“ mangels nachhaltiger Umsatzperspektive wieder schließen. Dennoch ist diese Form der Vernetzung für die Generation der „Digital Natives“ alltäglich. Zentral ist dabei der Aspekt der „Gamification“. Status-Updates zu Restaurantbesuchen oder Einkäufen werden als Spiel verpackt, wobei die Mitglieder einer Community virtuelle Auszeichnungen für ihre Updates erhalten. 17 DMR MARKETS • Financial Services • Ausgabe 1/2012 Unternehmen die sich an Communities wie etwa Foursquare beteiligen, erhalten Statistiken über Stammkunden, Informationen über die Stoßzeiten, wann ihre Geschäfte vornehmlich besucht werden, und Einblicke, was ihre Kunden über das Unternehmen in der Community erzählen. Vereinfachung der Kreditkartenakzeptanz mittels disruptiver Anbieter im Terminalgeschäft Viele Argumente sprechen für die Akzeptanz von Kreditkarten im Einzelhandel. Gerade bei größeren Beträgen nutzen Kunden gerne die Möglichkeit einer späteren Abrechnung oder möchten Meilen oder Punkte sammeln, die bei jedem Kauf anfallen. Ebenso wie Debitkarten bieten Kreditkarten Unternehmen die Chance, bestimmte Kosten und Risiken der Geldhaltung zu reduzieren, so zum Beispiel das D iebstahlrisiko, Kosten des Geldtransports sowie der Aufwand, passendes Wechselgeld bereit zu halten. Gerade für kleinere Einzelhändler sind jedoch der administrative Aufwand und die mit der bargeldlosen Zahlung verbundenen Kosten oft a bschreckend. Hierzu zählen nicht allein und vielfach auch nicht an erster Stelle Transaktionsgebühren der Kartenfirmen: Neben Kosten für Terminals, deren Installation und Anbindung an das Netz des Serviceproviders, fallen in der Regel auch Kosten für die Support-Hotline im Falle einer Fehlfunktion an. Hinzu kommt ein erheblicher administrativer Aufwand bei der Erstanschaffung. Bereits seit zwei Jahren bietet die Firma Square Inc. in den USA eine einfachere Möglichkeit, Kreditkarten über das Smartphone abzuwickeln. Hierbei wird ein Lesegerät an den Kopfhörerausgang eines Apple oder Android Smartphone des Händlers angeschlossen. Der Kunde bestätigt die Zahlung mittels seiner Unterschrift auf dem Display; die Autorisierung erfolgt über die Funk- oder WLAN-Anbindung des Geräts. Der Vorteil des Systems liegt in der deutlichen Komplexitätsreduktion für kleinere Einzelhändler und temporäre Händler, etwa an mobilen Verkaufsständen. Die nötige Hardware, die sich auf das Kreditkartenlesegerät beschränkt, ist kostenlos über die Website von Square verfügbar, das Vertragswerk auf ein Minimum reduziert – abgesehen von Transaktionsgebühren fallen keine weiteren Kosten an. Gegenwärtig arbeiten mehrere Firmen, darunter der bekannte Start-up Incubator Rocket Internet, an einer vergleichbaren Lösung für den deutschen Markt. Registrierkasse 2.0: die Kasse auf dem Tablet Auch im Markt für Kassensysteme kommen neue Impulse aus den USA. Firmen wie CashierLive oder wiederum Square 18 DMR MARKETS • Financial Services • Ausgabe 1/2012 bieten die klassische Registrierkasse als Tablet-Applikation an, im Falle von „Square Register“ sogar in Form eines kostenlosen Download. Diese App-Kassen stehen in ihrer Funk tionalität klassischen Kassensystemen in nichts nach. Neben umfangreichen Konfigurationsmöglichkeiten zur Abbildung des Sortiments stellen die Systeme drahtlose Verbindungen zu Kassenladen und Bon-Druckern her und bieten eine Datenexportfunktion zur Erstellung interner und gesetzlicher Geschäftsberichte. Darüber hinaus können auch umfangreiche Analysen des täglichen Geschäfts erstellt werden. So lassen sich beispielsweise Umsatzwerte im Tages- oder Wochenverlauf darstellen oder Umsätze nach Warengruppen sortieren. Im Falle von CashierLive gibt die Software zusätzlich Infor- mationen über das aktuelle Inventar und kann Nachbestellungen einleiten, wenn die Bestände bestimmter Artikel zur Neige gehen. Der vielleicht größte Vorteil gegenüber herkömmlichen Kassensystemen liegt jedoch in den Interaktionsmöglichkeiten mit Kunden. Square verbindet sein Kassensystem beispielsweise mit einer Bezahl- und Loyalty-Funktion für Kunden. Kunden, die sich für Pay with Square registrieren und eine entsprechende App herunter laden, werden automatisch vom Kassensystem erkannt, wenn sie sich in der Nähe befinden. So können Kunden mit Namen angesprochen werden, persönliche Präferenzen, zum Beispiel in Cafés, werden gespeichert und Kunden können Treuepunkte für Rabatte bei zukünftigen Einkäufen sammeln. Ebenso können Einzelhändler die App nutzen, um Kunden über aktuelle Angebote zu informieren. Aus der Perspektive eines Start-ups oder eines kleinen Einzelhändlers ergibt sich die Möglichkeit, hochprofessionelle Systeme zu nutzen, die bisher wesentlich größeren Handelsketten vorbehalten waren. Selbst wenn Tablet PCs erst beschafft werden müssen, fällt der Kostenvergleich klar zugunsten der neuen Anbieter aus. Im deutschen Markt bietet das Start-up Orderbird seit September 2011 eine derartige Kassenapplikation speziell für gastronomische Betriebe an. Nutznießer sind Einzelhandel und KMUs Mobile Internetapplikationen, Smartphones und Tablet computer erfinden etablierte Transaktions- und CRM- Prozesse und Systeme im Einzelhandel neu. Obwohl sich gerade in Deutschland viele der angesprochenen Ideen noch in einem sehr frühen Stadium befinden, sollten sie von den etablierten Anbietern nicht unterschätzt werden. Ein Anteil von zehn Prozent an Square wurde im letzen Jahr für 100 Millionen US-Dollar an eine Venture Capital-Gruppe um Kleiner Perkins Caufield & Byers verkauft, was den Unternehmenswert mit einer Milliarde US-Dollar festsetzen würde. Klare Nutznießer dieser Dienste sind insbesondere kleine Unternehmen, denen zu sehr viel geringeren Kosten als bisher und mit deutlicher Komplexitätsreduktion Zugang zu hochentwickelten Lösungen geboten wird. Für traditionelle Anbieter stellt sich die Herausforderung, die zukünftige Validität etablierter Geschäftsmodelle zu überdenken und eventuell neu zu erfinden. Wichtig ist dabei, den „Bring Your Own Device“-Trend zu berücksichtigen, also Dienste künftig auch „Hardware-agnostisch“ anzubieten, sowie Detailkenntnisse über die Dynamiken virtueller Social Communities zu erwerben und eigene Dienste stärker mit Communities zu verzahnen. Die Etablierung von Standards und die Vermittlung zwischen dem Mobile Social Web einerseits sowie Banken, Kredit kartenfirmen und Handel andererseits könnte auch Teil der wichtigen Rolle sein, die Telekommunikationsunternehmen in der Entwicklung der Mobile Wallet wahrnehmen. Banken sollten sich überlegen, welche Konsequenzen sich aus den hier beschriebenen Entwicklungen für die Kundenbeziehung zu kleinen und mittleren Unternehmen ergeben. Während einerseits neue Dienstleister in die Beziehung zwischen Bank und Kunden drängen, ergeben sich andererseits auch Partnerschaftsmodelle mit diesen Wettbewerbern. Durch die Verknüpfung von Bezahlmethoden mit SocialMedia-Aspekten ergibt sich ein neues Gefüge zwischen Konsumenten, Einzelhändlern und Bezahldienstleistern, welches sich beispielsweise um Kreditangebote für Konsumenten erweitern ließe. Armin Fischer ist Managing Consultant und berät Unternehmen aus der Finanzdienstleistungs- und Telekommunikationsindustrie zu strategischen Themen an der Schnittstelle von Social Media, Mobile Applications und Financial Services. 19 DMR MARKETS • Financial Services • Ausgabe 1/2012 Branchen Talk ... ? ... ! Die Beweggründe für Rechenzentrumskonsolidierungsprojekte in der Finanzdienstleistungsbranche sind vielfältig: Infrastruktur anpassungen infolge von Unternehmens- und Markenkonsolidierungen, veraltete Anwendungslandschaften, Trend zum Outsourcing des Rechen zentrums. Nach erfolgreicher Konsolidierung verzeichnen Unternehmen im Idealfall geringere Investitions- und Betriebskosten sowie eine höhere Energieeffizienz durch den Einsatz neuester Planungsansätze und Technologien. Volker Lutz und Christian Skock, Experten für Data Center Consolidation and Relocation, skizzieren die Dimension des Unterfangens sowie „Do’s and Dont’s“ aus Projektsicht. DMR: Wie charakterisieren Sie das Projekt „Rechenzentrums konsolidierung“? DMR: Beschreiben Sie die Herausforderungen während des Projektes! V. Lutz: Eine Rechenzentrumskonsolidierung stellt aufgrund der hohen Informations- und Transaktionsintensität in Banken und Versicherungen eine „Operation am offenen Herzen“ dar. Es sollte das Projekt mit der aktuell höchsten Priorität im Unternehmen sein und die Aufmerksamkeit der Geschäftsführung genießen. Darüber hinaus ist es ein interdisziplinäres Projekt, das die Themen Organisation, Prozesse, Technologien und Personal tangiert. Dies erfordert eine intensive Zusammenarbeit aller Geschäftsbereiche, Abteilungen und Fachgebiete. C. Skock: Die wohl größte Herausforderung einer Konsolidierung ist die Tatsache, dass nahezu alle Bereiche des Unternehmens involviert und betroffen sind und meist erstmalig zusammenarbeiten. Dies beginnt beim IT-Betrieb, der maßgeblich für die technische Planung und Durchführung der Konsolidierung verantwortlich ist. Involviert ist auch die Anwendungsentwicklung, die bei Änderungen der Applikationen beziehungsweise der Infrastruktur Anpassungen an den Applikationen durchführt. Dann sind die Fachbereiche zu nennen, die innerhalb des Change und Release Managements und nach erfolgtem Umzug in die Applikationsabnahmetests einzubeziehen sind, sowie die internen Organisationsabteilungen, die wichtigen Input zu Abschreibungen und Prozessen liefern. Schließlich kommen die Anwender, die über die internen Medien zu informieren sind. Ziel ist es, dass nach erfolgter Konsolidierung die Leistungsparameter der IT meßbar gleich oder besser sind. C. Skock: Die Planung und Durchführung der Konsolidierung von Rechenzentren ohne externe Unterstützung stellt ein erhöhtes Risiko für ein Unternehmen dar. Dies liegt zum e inen an der Komplexität eines solchen Unterfangens und zum anderen an den speziellen Anforderungen, die sowohl an die Planung als auch an die Durchführung einer Konsolidierung gestellt werden. Nicht zu unterschätzen ist die Tatsache, dass der größte Teil der Projekttätigkeiten durch die internen Mitarbeiter zusätzlich zum Tagesgeschäft zu erbringen ist. DMR: Worauf liegt der Fokus? V. Lutz: Auf der initialen vollständigen Inventarisierung sowie der Etablierung eines Workflows zur Synchronisation der Inventardaten über die Projektdauer. Sie bilden die Grundlagen für die weiteren Schritte bis zur erfolgreichen Realisierung. Eine der größten Herausforderungen bei der Planung ist das Erkennen beziehungsweise Erarbeiten von Abhängigkeiten zwischen den IT-Systemen, der Middleware, den Applikationen und den angeschlossenen externen Systemen und Partnern. C. Skock: Ein weiterer Aspekt liegt in der Detailplanung. Hierzu gehört, ein „Drehbuch“ für die Umzugswellen bis auf Minutenebene zu schreiben und die Umzugsdokumente sowie eine Ablaufplanung unter Berücksichtigung der definierten Rahmenbedingungen zu erstellen. 20 DMR MARKETS • Financial Services • Ausgabe 1/2012 V. Lutz: Zu beachten ist die häufig sehr angespannte politische Situation im Unternehmen, da Konsolidierung immer Veränderung bedeutet. Dies wird vor allem bei Fusionen und Übernahmen sowie bei der Auslagerung von Unternehmens bereichen deutlich spürbar. Mitarbeiter beschäftigen sich oft mehr mit dem „Danach“ als mit der aktuellen Projektarbeit. DMR: Können Sie die Do’s & Dont’s zusammenfassen? V. Lutz: Alle Dimensionen einer Rechenzentrumskonsolidierung – Organisation, Prozesse, Technologie und Personal – sind zu beachten. Es empfiehlt sich eine strukturierte Vorgehensweise anhand eines Phasenmodells sowie eine realistische Meilensteinplanung. Wie schon erwähnt muss die Unternehmensführung das Projekt angemessen begleiten und priorisieren – also hoch! C. Skock: Das Unterfangen darf auf keinen Fall unterschätzt werden. Besonders bei Finanzdienstleistern werden hohe Anforderungen an das Business Continuity Management gestellt. Ziehen Sie Experten mit speziellem Know-how hinzu. Planen Sie für die Besetzung von Schlüsselpositionen aus der Linie immer Ersatz ein. Mein abschließender Rat: Sparen Sie nicht am falschen Ende! © 11_2012 Detecon International GmbH DMR Markets ist ein Magazin für branchenorientierte Managementthemen. Die Artikel werden von Autoren aus unserem Unternehmen verfasst. Zusätzlich kommen in jeder Ausgabe Gastautoren zu Wort. Wir wollen Debatten anstoßen und binden für eine umfassende Sichtweise verschiedene Meinungen in die Diskussion ein. Die Informationen, die wir in diesem Rahmen zur Verfügung stellen, prüfen wir sorgfältig. Wir weisen jedoch darauf hin, dass wir keine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der hier angebotenen Informationen übernehmen können. Das gilt insbesondere für Beiträge von Gastautoren und aufgeführte Links, für deren Inhalte wir keine Verantwortung übernehmen können. Impressum: Herausgeber: Detecon International GmbH Sternengasse 14-16 50676 Köln Germany www.detecon.com Redaktion: [email protected] www.detecon.com