Lesen in Bewegung

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Lesen in Bewegung
Lesen in
Bewegung
Innovative Leseförderung
mit Bewegungsansätzen
Dokumentation einer Tagung
der Baden-Württemberg Stiftung und
der Stiftung Lesen
Inhalt
4Vorwort
Baden-Württemberg Stiftung und Stiftung Lesen
6
Sigrid Fahrer
Lesen in Bewegung – Gute Gründe und innovative
Ideen für eine Leseförderung zwischen Bolzplatz
und Bibliothek
11
Erika Seitz
Das Buch in der Sporthalle
17
Christine Kranz
Die bewegte Vorlesestunde
23
Hannes König / Lars Bäumer / Astrid Sepp
(Bildungs-)Partner vernetzen: Kommunikation als
Schlüssel – Flirtregeln als Hilfestellung
29 Holger Mügge / Ulf Kerber
Bewegte Geschichten und Computerspiele zum
Davonlaufen
34 Barbara Knieling
Die bewegte Elternveranstaltung –
Lesen und Bewegung als gemeinsames Thema einer
Elternveranstaltung
38
Lese- und Bewegungstipps für Eltern und Kinder
42
Frank Maria Reifenberg
Leseförderung mit Ball und Buch
48
„Lesen in Bewegung“ –
Chancen, Hürden und Voraussetzungen
53
Bewegungsparcours „Lesen in Bewegung“
56
Initiativen rund um „Lesen in Bewegung“ –
Bewegte Projekte zur Leseförderung
63
Impressum
Vorwort
bei einer Rumpfbeuge nicht ihre Fußsohle (Quelle: Motorik Modul
2009). Bei der Unterstützung von Kindern und Jugendlichen im Bereich der Lese- und Bewegungsförderung besteht also dringender
Handlungsbedarf.
Die Initiative „Lesen in Bewegung“ der Baden-Württemberg Stiftung
und der Stiftung Lesen startete am 14. Februar 2014 mit einer im
wahrsten Sinne des Wortes bewegten Tagung: In sechs Workshops,
einer Podiumsdiskussion, zehn Projektpräsentationen und einem
Parcours mit Lese- und Bewegungsaufgaben konnten sich die mehr
als 200 Teilnehmenden über innovative Ansätze, die Leseförderung
mit Bewegungselementen verknüpfen, informieren und in Schwung
bringen lassen.
Die positive Resonanz auf die Tagung zeigt, dass Akteure aus ganz
unterschiedlichen Bereichen – von der Kitaleitung über den Sporttrainer und die Deutschlehrkraft bis zum Fußballfunktionär – die Verknüpfung von Lesen und Bewegung als Quelle für neue Methoden
und praktische Anregungen erachten. Grund für das interdisziplinäre
Interesse ist, dass die Ansätze von beiden Seiten wirken: Mit ihnen
lassen sich sowohl Sportbegeisterte zum Lesen als auch Bücherfans in
Bewegung bringen. Sie stellen fest: Uns verbindet mehr als gedacht!
Diese Maxime gilt für „Lesen in Bewegung“ generell: Die auf den
ersten Blick ungewöhnliche Kombination weist vielfältige entwicklungsfördernde Effekte bei Kindern und Jugendlichen auf und nimmt
zudem zwei Bildungsherausforderungen in Angriff: 15,4 % der Grundschüler erreichen nicht die Mindeststandards im Lesen (Quelle: IGLUStudie 2011) und 14,5 % der 15-Jährigen verfügen nur über rudimentäre Lesekenntnisse (Quelle: PISA 2012). 15 % der Kinder und Jugendlichen sind übergewichtig, 6,3 % adipös (Quelle: Kiggs 2003 – 2006).
Ein Drittel der Kinder und Jugendlichen können nicht mehr als einige
Schritte auf einem Balken rückwärts balancieren und 43 % erreichen
4
Die Initiative „Lesen in Bewegung“ steht deshalb exemplarisch für
nachhaltige und innovative Bildungsvorhaben, für die sich die BadenWürttemberg Stiftung und die Stiftung Lesen einsetzen. Die Konsolidierung dieser individuellen Bemühungen und Erfahrungen, die die
Baden-Württemberg Stiftung mit dem erfolgreichen Projekt „kicken&
lesen – Denn Jungs lesen ander(e)s!“ u. a. mit dem VfB Stuttgart und
dem SC Freiburg sowie die Stiftung Lesen gemeinsam mit den Bundesliga Kids-Clubs und der Deutsche Fußball Liga GmbH mit der Aktion „Kids-Clubs: Lesestark und Fußballfit“ auf dem Feld Lesen und
Bewegung gesammelt haben, bedeutet eine erhebliche Weiterentwicklung und Verstetigung der Förderansätze. Die Kooperation zahlt
auf das gesamtgesellschaftliche Engagement der Baden-Württemberg Stiftung und der Stiftung Lesen ein.
Die vorliegende Dokumentation möchte zum einen das breite Spektrum an Vorgehensweisen, Methoden und Best-Practice-Beispielen
für den Bereich „Lesen in Bewegung“ vermitteln und zum anderen
als Fundgrube und Denkanstoß zugleich für alle Interessierten aus
Bildung, Sport und Wissenschaft dienen. Darauf aufbauend wird das
Programm in den kommenden Monaten weiterentwickelt.
Wir wünschen Ihnen eine bewegte und vergnügliche Lektüre mit
vielen Anreizen. Wir freuen uns, mit Ihnen gemeinsam mit „Lesen
in Bewegung“ neue Wege der Leseförderung zu beschreiten. Allen
Beteiligten der Tagung danken wir für ihr Engagement.
Ihr Christoph Dahl Geschäftsführer der
Baden-Württemberg Stiftung
Ihr Dr. Jörg F. Maas
Geschäftsführer der
Stiftung Lesen
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Sigrid Fahrer: Lesen in Bewegung –
Gute Gründe und innovative Ideen für eine Leseförderung zwischen Bolzplatz und Bibliothek
Lesen und Bewegung scheinen auf den ersten Blick nur wenige Gemeinsamkeiten zu besitzen, ja sich vielmehr diametral zueinander zu verhalten: Dem Lesen als kontemplativer
Tätigkeit, die im Liegen oder Sitzen ausgeübt wird, steht die Bewegung als Ausgleich zu
geistigen Herausforderungen, als Möglichkeit „den Kopf frei zu bekommen“, gegenüber.
Untersuchungen und Beobachtungen aus verschiedenen Disziplinen demonstrieren jedoch,
dass es viele Berührungspunkte zwischen den beiden Bereichen gibt und ihre Verbindung
überdies positive Effekte zeitigt.
Die frühkindliche Sprachforschung zeigt uns,
dass Spracherwerb und Bewegung eng miteinander zusammenhängen, Sehen und Hören z. B. mit der Fein- und Grobmotorik verknüpft sind (vgl. Zimmer 2009, S. 74). Eine
Verschränkung der beiden Bereiche kann sich
in dem Sinne entwicklungsfördernd auswirken, dass die taktile Wahrnehmung geschult,
die Sprechfreude angeregt und bei Deutsch
lernenden Kindern auch der Wortschatz erweitert wird (vgl. Suhr 2008, S. 11 ff.).
Aus der Neurologie wissen wir, dass Bewegung die Hirntätigkeit anregt und damit die
Aufnahmefähigkeit, Konzentrationsleistung
und das Gedächtnis befördert (vgl. Clancy
2008, S. 13). Das kommt natürlich auch dem
Leselernprozess sowie dem Erfassen von Texten aller Art zugute. Diese neurologischen Erkenntnisse fließen auch in den Alltag vieler
Schulen ein und werden im Unterricht etwa
in Aktivierungsspielen zwischendurch, Tanzund Yogaeinlagen sowie bewegten Pausen
umgesetzt.
Die Verbindung von Lesen und Bewegung
ermöglicht es Kindern und Jugendlichen
ebenfalls, sich mit ihren jeweiligen Fähigkei6
Die Bewegungsspiele und Aktivierungsideen, die Grund- und Förderschulklassen bei
der Stiftung Lesen im Rahmen eines Wettbewerbs eingesendet haben, demonstrieren gut, wie kreativ und anregend Kinder
sich bewegen lassen.
Beim „Wasserbomben-Schleuder-Spiel“ ist
Geschicklichkeit gefragt: Zwei Kinder versuchen mit Wasser gefüllte Ballons sicher
von einem zwischen sich aufgespannten
Laken, das sie an den Zipfeln feshalten, ins
Laken des anderen Teams zu schleudern –
ein ideales Spiel für heiße Tage.
Für das „Treppenrechnen“ wird jede Stufe
mit einer Zahl von 1 bis 20 versehen und
von je einem Kind besetzt. Dann gibt es
Rechenaufgaben mit zwei Zahlen. Die Kinder, aus deren Zahlen die Aufgabe besteht,
laufen nun so schnell sie können zur Treppenstufe mit dem Ergebnis.
Mit „Zick-Zack-Hui“ wird die Konzentration
gefördert, wenn der Ball auf Signalwörter
hin in eine bestimmte Richtung weitergegeben werden muss, beispielsweise bei „Zick“
nach rechts, bei „Zack“ nach links und bei
„Hui“ willkürlich.
Diese und weitere Übungen unter:
www.clixmix.de/erwachsenenbereich/ausder-praxis-für-die-praxis
mehr: Jeder kann beides sein, seinen Horizont erweitern, altes Schubladendenken
hinter sich lassen und entdecken, wie viel
Spaß in Büchern und Bewegung steckt.
ten einzubringen. Bei den Lese- und Bewegungsparcours der Stiftung Lesen zeigt sich
dies eindrücklich: Jeder punktet mit dem,
was er gut kann, fühlt sich mit seinen Stärken in seinem Team aufgehoben und wertgeschätzt und lässt sich auf dieser Basis auf
neue Lese- und Sportherausforderungen
ein. Dabei hat das Gegensatzpaar „Sportskanone und Bücherwurm“ keine Chance
In den Lese- und Bewegungsparcours achtet die Stiftung Lesen deshalb besonders
darauf, dass die beiden Bereiche nicht getrennt werden, sich also nicht in hier die
Leseecke und dort den Dribbelparcours
spalten, sondern in den einzelnen Übungen miteinander verschmelzen. Dafür werden Wörter als Ausgangspunkt für Bewegung genutzt oder während der Bewegung
vorgelesen, auf das Vorgelesene wird mit
Bewegung reagiert oder Bücher werden
als Sportobjekte genutzt. So stellen sich
die fördernden Effekte, die eine Verbindung der beiden Bereiche hervorrufen
können, in besonderem Maße ein.
Bei einem Lese- und Bewegungsparcours können unterschiedliche Bücher und Textformen
sowie diverse Sportgeräte eingesetzt werden.
So kann in einem Witzebuch, das auch bei Kindern gut ankommt, die nicht so gerne lesen,
viel Bewegung stecken: Zwei Kinder stellen sich gegenseitig Aufgaben, z. B.: „Wie viele einbeinige Sprünge brauchst du bis zur gegenüberliegenden Wand?“ oder: „Wie lange kannst
du einen Bleistift auf der Fingerspitze balancieren?“. Die Übung wird ausgeführt und laut mitgezählt. Wurden z. B. zehn Sprünge benötigt, blättern die Kinder im Witzebuch zur Seite 10
und lesen alle Witze auf dieser Seite vor. Anschließend notiert jeder für sich den lustigsten
Witz. Dann geht es mit der nächsten Aufgabe weiter, bei der das Zählen bei der zuletzt genannten Zahl, also hier im Beispiel bei elf, fortgesetzt wird. Das geht so lange, bis die letzte
Seite erreicht ist. Dann können die notierten Witze verglichen werden: Haben die Teams
den gleichen Humor?
Igelbälle lassen sich beispielsweise verwenden, um Wörter in einem Text haptisch erfahrbar zu machen. Dafür zeichnet eine Gruppe der Kinder ausgewählte Wörter aus dem Text,
wie z. B. Fisch, mit dem Igelball unter dem Fuß nach und hält mit dem anderen Bein das Gleichgewicht. Die andere Gruppe zeichnet den Gegenstand, hier also den Fisch, mit Buntstiften auf
ein Blatt Papier. Nach jedem Wort wird das Bein gewechselt und nach zehn Wörtern tauschen auch die Gruppen. Am Ende der Übung entsteht so eine kleine Bildergeschichte, die
für die weitere Arbeit mit dem Text genutzt werden kann.
Weitere Übungen sind auch im Kapitel „Bewegungsparcours“ in dieser Dokumentation zu
finden.
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Eltern müssen zum einen über die Bedeutung des Vorlesens und ihre Rolle
als Lesevorbild aufgeklärt werden. Zum anderen ist es wichtig, sie mit konkreten Lesetipps und dazu passenden Spiel- und Bewegungsideen zu versorgen.
Die „Vorlesestudie 2011“ der Stiftung Lesen
belegt, dass Kinder, denen vorgelesen wird,
auch gerne Sport treiben und die Förderung des Lesens zu einem weiten Interessenfeld führt, das auch körperliche Betätigung
einschließt. So ist der Anteil der Kinder und
Jugendlichen, die mindestens einmal in der
Woche Sport treiben, höher (66 %) als bei
den Kindern und Jugendlichen, denen nicht
vorgelesen wurde (55 %, vgl. Stiftung Lesen,
Deutsche Bahn und ZEIT, 2011, S. 14).
Aus diesem Grund sind die Eltern hier gefragt, aktiv zu werden und ihren Kindern
möglichst früh und regelmäßig vorzulesen.
Dabei lässt sich die Verbindung von Lesen
und Sport, insbesondere mit Fußball, zudem gut nutzen, um auch Väter zum Vorlesen zu motivieren, deren Beitrag zur Lesesozialisation von Kindern geringer ist: Nur
9 % der Väter geben an, ihren Kindern täglich vorzulesen (vgl. Stiftung Lesen, Deutsche
Bahn und ZEIT, 2013, S. 19). Das gemeinsame
Lesen von Fußballzeitschriften oder Sportlerbiografien gibt ihnen die Möglichkeit, diese
wichtige Funktion im Rahmen ihrer Interessen und Freizeitaktivitäten wahrzunehmen
und so die eigene Lesefreude spielerisch an
ihre Kinder weiterzugeben.
Nicht nur Eltern sind gute Lesevorbilder, sondern auch Sportler selbst: Nichts beeindruckt
Kinder und Jugendliche mehr, als wenn sich
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Eine Übung, die eigentlich mit jedem
Buch kombiniert werden kann, ist das
Jonglieren während des Vorlesens: Elternteil und Kind stehen sich gegenüber. Einer liest aus dem Buch vor,
während der andere versucht, einen
Luftballon möglichst lange mit allen
Körperteilen in der Luft zu halten – außer mit den Händen. Das Zuhören ist dabei eine ganz besondere Herausforderung! Wenn der Luftballon auf den Boden fällt, wechseln Jongleur und Vorleser.
Die Profis können es auch mit einem Ball
statt mit einem Luftballon versuchen!
Eine andere Idee für eine gemeinsame
Lese- und Bewegungsaktion ist, sich für
jede Figur in der Geschichte eine Bewegung auszudenken, z. B. bei „Pippi“: einmal im Kreis drehen, „Annika“: Ball mit
dem Knie anhalten. Die Geschichte wird
nun vorgelesen. Werden die Figuren genannt, führt die ganze Familie die entsprechende Bewegung aus.
ein prominenter Fußballer oder ein bewunderter Extremsportler als begeisterter Leser „outet“. Dann springt der Funke über:
„Wenn du liest, trainierst du deine Muskeln
– nämlich die von deinem Gehirn! Das war
der beste Spruch, den ich über das Lesen gehört habe!“, schreibt Amir (15) nach dem
Klassenbesuch des WWE-Superstars und Lesebotschafters Rey Mysterio im Rahmen eines Projekts der Stiftung Lesen. Viele Sportler nutzen diese Strahlkraft, um sich für das
Lesen einzusetzen, so auch die Fußballer Philip Lahm und Steffi Jones, die Extremsportler
Joey Kelly und Alexander Huber, die Fechterin Britta Heidemann, die Boxerin Regina
Halmich und die Schwimmerin Franziska van
Almsick, die zu den Lesebotschaftern der
Stiftung Lesen zählen. Oder auch Thomas
Hitzlsperger, Cacau und Sven Ulreich, die
sich im Projekt kicken&lesen der BadenWürttemberg Stiftung engagieren. Ihr Engagement ist ein wichtiger Baustein für ein
positives Bild vom Lesen in allen Bevölkerungsschichten. Denn das klassische Leseimage, bei dem Lesen mit dem stillen Kämmerlein, als solitäre und inaktive Beschäftigung, als schulische Maßnahme mit Notendruck und Zwang assoziiert wird, ist einer
der Hauptgründe für Kinder, nicht gerne zu
lesen. Die prominenten Lesebotschafter, die
hohes Ansehen genießen, beweisen, dass
sich Lesen und sportliche Aktivität keinesfalls ausschließen und der, der in Geschichtenwelten eintaucht, auch enorm aktiv ist.
Grundlage für „Lesen in Bewegung“ sind
packende, abwechslungsreiche und vor
allem niedrigschwellige Leseangebote, die
Auch lokal kann Kontakt zu Sportlern geknüpft werden. Das können Spieler oder
Stadionsprecher aus dem örtlichen Fußballverein, aber auch Aktive aller Sportarten
sein, die bereit sind, für das Lesen zu werben. Ihr Engagement kommt am besten
bei einer Vorlesestunde zur Geltung, die an
einem ungewöhnlichen Sportort stattfinden kann wie in der Halle, im Stadion, im
Mattenraum oder in der Umkleidekabine.
Abgeschlossen wird eine solche aktive Vorlesestunde am besten mit einer Bewegungseinheit, bei der die Zuhörer sich vielleicht sogar in einer für sie neuen Sportart
ausprobieren können.
Sport- und Bewegungsthemen aufgreifen
und so an die Interessen und Lebenswelten
der Kinder und Jugendlichen anknüpfen.
Mit den passenden Lesemedien können Kinder und Jugendliche entdecken, dass zwischen Buchdeckeln viel Action steckt und man
in Zeitschriften Spannendes über die eigenen
Hobbies erfährt, was nicht zuletzt dem Fachsimpeln auf dem Schulhof zu Gute kommt.
Lesemedien gibt es zu vielen Sportarten –
allen voran natürlich zum Fußball. Bei diesem Thema bleibt kein Wunsch unerfüllt:
Erstlesebücher, Vorlesebücher, Sachbücher,
Trainingsbücher, Romane, Rätselbücher, Bücher mit integrierten Spielen, Wissenskarten, Hörbücher und Kinder- und Jugendzeitschriften. Aber auch für andere Sportarten
wie Skateboard, Karate und Ballett lassen
sich geeignete Titel finden. Für jede Ziel-
Nicht nur Bildungseinrichtungen wie Schulen und Bibliotheken sind eingeladen, gemeinsam mit Jugendlichen und Kindern
ein Sportbuchregal einzurichten, sondern
auch in Sportvereinen kann eine entsprechende Buch- und Medienausstattung ihren Platz finden. Gerade der Sportverein
und die Halle als Leseort tragen dazu bei,
Lesen positiv zu besetzen und so auch die
Nicht-Leser zu aktivieren. Wichtig ist es dabei, die Kinder und Jugendlichen in den
Aufbau der Vereinsbibliothek einzubeziehen. Sie können z. B. eine Wunschbuchliste
zusammenstellen und Plakate malen, mit
denen ausgemusterte Bücher gesammelt
oder Buchpaten gesucht werden, die die
Finanzierung eines Titels übernehmen. Bei
der Aufbewahrung sollte es auch „sportlich“ zugehen und z. B. ein Kasten bei einer
Bastel- und Heimwerkaktion zum rollenden Buchwagen umfunktioniert werden.
9
gruppe, für jeden Geschmack und für jede
Situation ist also etwas dabei. Entsprechende Angebote lassen sich im Bereich „Service“
unter www.stiftunglesen.de in den thematisch durchsuchbaren Leseempfehlungen
der Stiftung Lesen recherchieren.
„Lesen in Bewegung“ ist insgesamt ein Ansatz, der in seiner überraschenden Kombination zweier Bereiche für innovative
Leseförderung steht. Aus ihm lassen sich
vielfältige niedrigschwellige Leseförderangebote entwickeln, mit denen vor allem
die nicht-lesenden, dafür aber sportaffinen
Zielgruppen angesprochen werden, wozu
insbesondere die Jungen und Väter zählen. Das Schöne an „Lesen in Bewegung“
ist auch, dass sich Aktionen und Projekte
flexibel an die jeweiligen Bedürfnisse der
Zielgruppen sowie an die institutionellen
Rahmenbedingungen anpassen lassen, von
Bewegungsspielen im Deutschunterricht
bis hin zu Lesenächten in der Sporthalle.
Es ist an den Multiplikatoren und Praktikern, den Eltern, Lehrkräften, Erziehern,
Trainern, Bibliothekaren und Ehrenamtlichen, den Ansatz mit Leben zu füllen und
Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und
auch Senioren zu zeigen: Lesen bewegt!
Dr. Sigrid Fahrer
Dr. Sigrid Fahrer, Jahrgang 1975, arbeitet seit 2009 als Projektmanagerin bei der
Stiftung Lesen. Im Programmbereich „Jugend und Freizeit“ tätig, ist sie u. a. für
den Schwerpunkt „Lesen und Bewegung“ zuständig, seit 2013 leitet sie zudem
den Entwicklungsbereich „Digitales Lesen“ der Stiftung Lesen.
Literatur
Clancy, Mary Ellen (2008): Besser lernen durch Bewegung – Spiele und Übungen fürs
Gehirntraining. Iserlohn: Verlag an der Ruhr.
https://www.clixmix.de/erwachsenenbereich/aus-der-praxis-für-die-praxis 20.03.2014
Stiftung Lesen, Deutsche Bahn und ZEIT (2011): Die Bedeutung des Vorlesens für die
Entwicklung von Kindern.
https://www.stiftunglesen.de/download.php?type=documentpdf&id=504 20.03.2014
Stiftung Lesen, Deutsche Bahn und ZEIT (2013): Neuvermessung der Vorleselandschaft.
http://www.stiftunglesen.de/download.php?type=documentpdf&id=1064 20.03.2014
Suhr, Antje (2008): Sätze rollen – Wörter fliegen. München: Don Bosco.
Zimmer, Renate (2009): Sprache und Bewegung. In: Breitkopf, Tanris: Kinder bilden
Sprache – Sprache bildet Kinder: Sprachentwicklung und Sprachförderung in Kindertagesstätten. Münster: Waxmann Verlag.
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Erika Seitz: Das Buch in der Sporthalle
Stellen Sie sich vor, Sie unterrichten Deutsch in einer Grundschule. Ihre Klasse ist eine
reine Jungenklasse, für die Lesen „feindliches Terrain“ bedeutet, die aber für jedes
Sportangebot zu begeistern ist. Sie sollen diese Jungs nun dazu bringen, ein Buch zu
lesen! Wahrlich eine Herausforderung, aus der ein ganzes Projekt entstanden ist:
„Drachenstark“ gelingt es, Jungs vom Lesen-Müssen zum Lesen-Wollen zu verführen,
indem Inhalte des Deutschunterrichts in die Sporthalle verlegt werden.
Am Anfang war das Wörterbuch
Alles beginnt mit dem „Wörterlauf“.
Selbst das Wörterbuch wollen die Jungs
nicht in die Hand nehmen und als Korrektur- oder Schreibhilfe benutzen. Wozu gibt
es denn eine Lehrerin, bei der man die Informationen viel schneller einholen kann?
Eine abwechslungsreiche Wörterbuchstation mit vielen Arbeitsblättern wird zwar
bereitwillig bearbeitet, hat aber nicht die
gewünschte Wirkung: Das Wörterbuch
nehmen sie danach immer noch nicht als
Hilfsquelle.
So wandert das Wörterbuch zusammen
mit Papier, Stiften und zahlreichen Buchstabenkarten in die Sporthalle. Dort werden Buchstabenkarten ausgelegt, die die
Jungen dann einsammeln müssen. Doch
um an die Buchstaben zu kommen, durchlaufen sie zuerst einen Parcours, der sie
körperlich herausfordert. Pro Bewegungsdurchgang darf auch immer nur ein Buchstabe mitgenommen werden. Die Kinder,
die gerade nicht den Parcours absolvieren,
versuchen, aus den schon vorhandenen
Buchstaben Wörter zu legen und alle gefundenen Wörter aufzuschreiben, damit
sie die Buchstaben wieder neu zusammensetzen können. Für die richtige Schreibweise hat jede Gruppe ein Wörterbuch zur
Hilfe. In dieser Sportstunde fliegen die Sei-
ten im Wörterbuch nur noch durch die Finger der Kinder. Fieberhaft suchen sie nach
Wörtern, denn es gilt, Punkte zu sammeln
und besser als die andere Mannschaft zu
sein. Das Wörterbuch ist seit dieser Sportstunde positiv besetzt! Damit sich das positive „Image“ auch hält, wird das Wörterbuch im Deutschunterricht weiterhin mit
Bewegung verbunden. Nur hüpfend,
schleichend, kriechend oder über einen
großen Umweg darf man es aus dem Regal holen und ebenso wieder zurückbringen. So macht es Spaß, sich dieses Buch zu
besorgen und als Schreibhilfe zu nutzen.
In Bücherwelten eintauchen
Aus dem „Wörterbuchlauf“ hat sich das
ganze Konzept entwickelt: Heute wird der
Inhalt eines ganzen Buches in der Sporthalle umgesetzt und dort von den Kindern erlebt. Die Kinder lassen sich so in das
Buch hineinführen und können Teile der
Geschichte selbst erleben – ähnlich wie in
dem Buch „Tintenherz“ von Cornelia Funke. Dort gelingt es dem Vorleser, so lebhaft vorzulesen, dass die Figuren aus dem
Buch „herausgelesen“ werden und fortan
in der Welt des Vorlesers leben. Für jede
Figur, die aus dem Buch in die reale Welt
kommt, verschwindet eine Person oder ein
Wesen in die Bücherwelt. Die faszinierende Idee, in ein Buch so zu versinken, dass
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man ein Teil davon wird, steckt auch hinter
„Drachenstark“.
Denn bei „Drachenstark“ werden die Kinder
in einer kurzen, einführenden Lesung in die
Geschichte „hineingelesen“ und erleben
dann zusammen mit der Hauptfigur des jeweils ausgewählten Buchs Abenteuer in der
Sporthalle. Abgeleitet vom Projektnamen
werden ausschließlich spannende, altersgerechte Drachenbücher in bewegte Geschichten verwandelt. Der Drache dient den
Kindern sowohl als Identifikationsfigur als
auch als Bezugspunkt. Zusammen mit ihm
meistern sie Wagnisse und beweisen Mut,
finden neue Freunde und lösen knifflige
Aufgaben. Das Wichtigste aber: Sie haben
Spaß und werden hoffentlich so neugierig
auf das Buch, dass sie es lesen wollen.
Das Buch raus aus dem Klassenzimmer
Das Buch in der Sporthalle macht die Kinder auch neugierig, wohingegen sie ein
Leseangebot im Klassenzimmer in der Regel kalt lässt – was die Praxis manchmal
deutlich zeigt: Einige Kinder in der Schule
waren von den Büchern „Der kleine Drache
Kokosnuss“ von Ingo Siegner begeistert und
in der Klasse war der kleine, rote Drache
mit der lustigen Baseballmütze bekannt.
Also wurden zehn Bücher und eine Plüschfigur vom Förderverein der Schule für die
Klasse bewilligt. Im Klassenraum aufgebaut,
schenkte ihnen aber niemand Beachtung,
sie wurden weder ausgeliehen noch gelesen.
Als „Der kleine Drache Kokosnuss und die
wilden Piraten“ dann aber in die Sporthalle verlegt werden und der Auftrag lautet
„Erobert das Buch“, sind alle mit Feuereifer dabei. Gerade das Wort „erobern“ löst
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eine unglaubliche Begeisterung aus, denn
erobern, etwas gewinnen, der Beste sein
– das finden Jungen super. Zwei Piratenschiffe werden aus Kästen, Langbänken,
Matten und anderen Sportgeräten aufgebaut. Zwischen den Piratenschiffen liegt
eine große Weichbodenmatte, die als
Meer dient. Bevor es nun ans „Erobern“
geht, gilt es, die Kinder in die Geschichte
„hineinzulesen“. Das heißt, das Buch wird
ihnen bis zu dem Punkt vorgelesen, an dem
die Piraten auftauchen. Dann teilt sich die
Gruppe in zwei Piratenmannschaften auf,
die gemeinsam die Abenteuer aus dem
Buch und weitere Piratenaufgaben meistern müssen.
Es wird geentert und gegen andere Piraten
gekämpft. Aufgaben sind z. B., bei hohem
„Seegang“ locker auf einem Bein stehen
zu können oder die Mannschaft so schnell
wie möglich nach dem Erstbuchstaben
der Vornamen aufzustellen. Die einzelnen
Aufgaben ergeben sich aus dem Inhalt des
Buchs, dabei werden gängige Sprach- und
Bewegungsaufgaben „piratifiziert“. Die
Siegermannschaft erhält zum Schluss das
Buch und entscheidet mit ihrem Kapitän,
wer aus der Mannschaft das Buch zuerst
lesen darf. So viele Anwärter auf ein Buch
gab es noch nie!
Auch mit dem nächsten Buch vom „Kleinen Drachen Kokosnuss“ wird eine Sporteinheit vorbereitet. Und siehe da: Bereits
in der nächsten Sportstunde hat dieses
Buch einen Leser gefunden. Nach dieser
Sportstunde kommt noch ein Junge und
will auch ein Buch haben. Aber einfach nur
„ausleihen“ ist langweilig. Deshalb kommt
in der nächsten Deutschstunde eine erneute Bewegungseinheit zum Einsatz, diesmal
im Klassenzimmer, bei der gleich mehrere
Bücher in Umlauf gebracht werden. Für
das Buch „Der kleine Drache Kokosnuss
im Weltraum“ findet ein Raketenstart
statt. Nach dem Start sausen die „Raketenkinder“ so schnell sie können einmal
um das Schulhaus. Wer zuerst wieder im
Klassenzimmer landet, erhält das Buch.
Und wer „Der kleine Drache Kokosnuss
auf der Suche nach Atlantis“ lesen möchte, muss in der nächsten Schwimmstunde
am längsten unter Wasser bleiben. Eine
winzige Schatzkiste, die entweder auf
dem Schulgelände oder im Klassenzimmer
versteckt wird, beschert dem Finder das
Buch „Der kleine Drache Kokosnuss und
der Schatz im Dschungel“. Ausdauer, Geschicklichkeit und Mut benötigt es, wenn
man „Der kleine Drache Kokosnuss und
der schwarze Ritter“ lesen möchte, denn
hier stehen sich die Lesekonkurrenten auf
einem Bein gegenüber. Beide verschränken die Arme vor der Brust. Nun darf versucht werden, das andere Kind aus dem
Gleichgewicht zu bringen. Sobald beide Füße den Boden berühren, scheidet
man aus. Der Sieger kommt in die nächste
Runde und erkämpft sich sein Buch.
Kinder einen Teil aus dem Buch erleben
oder werden mit Bewegungsspielen in die
Handlung versetzt.
Start: Der Startschuss für diesen „Drachentag“ fällt außerhalb der Sporthalle. Dort
lauschen die Kinder zunächst den ersten
Seiten des Buchs und lernen die Hauptfiguren kennen. Dann müssen sie ins „Flaschenland“ gelangen, in dem „Der kleine
Drache Kokosnuss und der große Zauberer“
spielt. Um dorthin zu kommen, schlängeln
sich die Kinder durch einen Krabbeltunnel,
der den Flaschenhals ins „Flaschenland“
symbolisiert und in die Sporthalle führt.
Aufgaben: Dort erwarteten sie unterschiedliche Stationen mit Aufgaben, die es zu
bewältigen gilt. Die einzelnen Aufgaben
Die Sporthalle als Zauberwelt
Nachdem diese Idee, das Buch in die Sporthalle mitzunehmen, so erfolgreich funktionierte, wurde das Projekt „Drachenstark“
beim Karate Team Reutlingen e. V. implementiert. Jedes Jahr wird dort nun ein Drachenbuch für die Umsetzung in der Sporthalle ganz ausführlich aufbereitet und
zahlreiche Materialien dazu entwickelt.
2013 wurde dafür das Buch „Der kleine
Drache Kokosnuss und der große Zauberer“ von Ingo Siegner ausgewählt, dessen
Aufbereitung hier exemplarisch beschrieben wird. An vielen Stationen können die
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liegen bei den Stationen in „Zauberbüchern“ oder „Zauberbriefen“, also in
schön gestalteten Ordnern, bereit. Sie
erklären den Kindern, was es an der jeweiligen Station zu tun gibt. Natürlich müssen
diese Anleitungen (vor)gelesen werden,
damit auch jeder über den Ablauf im Bilde
ist. Bei der Aufbereitung der Übungsanleitungen sind der Fantasie keine Grenzen
gesetzt: Es können Informationen in einem
geschlossenen Umschlag auftauchen, die
Anleitung muss aus Streifen zusammengesetzt werden oder ein „Hilfszauberer“
taucht auf und verrät Tricks für die Lösung
der Stationsaufgabe.
Bevor die Kinder die jeweilige Station verlassen, erhalten sie einen Teil der Geschichte zum Mitnehmen. Das ist in der Regel ein
Blatt mit einem in einigen Sätzen zusammengefassten Buchabschnitt. Die Textteile
sammeln die Kinder in einem eigenen Ordner und erhalten so, wenn sie alle Stationen
absolviert haben, eine Zusammenfassung
von „Der kleine Drache Kokosnuss und der
große Zauberer“. Auch zum Buch passende Mitmachblätter mit kleinen Kreativ- und
Rätselaufgaben dürfen mitgenommen werden und regen dazu an, sich zu Hause weiter mit der Geschichte zu beschäftigen.
Stationen: Nachdem die Kinder in das „Flaschenland“ geschlüpft sind, müssen sie an
Land kommen. Das funktioniert natürlich
nur mit einem Boot. Das muss jedoch von
der Gruppe erst aus Rollbrettern, Seilen,
Luftmatratzen u. Ä. gebaut werden. Mit
dem selbstgebauten Boot gilt es eine abgesteckte Strecke so oft zurückzulegen, wie
vorher durch eine Würfelzahl bestimmt wurde. An dieser Station ist Teamarbeit gefragt,
nur gemeinsam kommt man ans Ziel.
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An der nächsten Station lernen die Kinder
die Buchfigur „Kürbis Knut“ kennen. Sein
Name ist in einem Kürbisfeld versteckt.
Dafür liegen Blätter mit aufgemalten
Kürbissen auf dem Boden. Diese „Kürbisse“ müssen nun in einem Laufspiel
geerntet werden. Zuerst wird mit drei
Zauberwürfeln (Farbwürfel) bestimmt,
welche Aktion ausgeführt wird. Für jeden
Farbpunkt, der orange ist, darf ein Kürbis
vom Feld genommen werden. Zeigt kein
Würfel die Farbe orange, läuft das Kind,
das gewürfelt hat, so schnell wie möglich zwei Mal um das ganze Kürbisfeld
herum. Ist das Feld abgeerntet, werden
die Kürbisse umgedreht, denn auf der
Rückseite befinden sich Buchstaben. Die
Kinder müssen nun alle Buchstaben in
die richtige Reihenfolge bringen, um die
Lösung zu finden.
An einer weiteren Station lernen die Kinder, dass sich Zaubersprüche reimen müssen, damit sie funktionieren. Hier finden
sie ein Wörterdomino mit Reimwörtern in
einem Umschlag: Auf der rechten Seite
des Dominokärtchens werden Wörter
aus dem Kokosnussbuch verwendet, z. B.
Zauberei, Rabe, Ziege, Schwein, Kokosnuss, Flasche. Links stehen die Reimwörter dazu. Das Startkärtchen wird gespielt
und dann heißt es, das passende Reimwort zu finden und anzulegen. Wenn alle
Kärtchen in einer langen Schlange auf
der Sportmatte liegen, geht es zur nächsten Station.
Hier ist ein Schlossgespenst bereit, sich
auf die Seite des kleinen Drachen Kokosnuss zu schlagen. Dieses Gespenst
erscheint natürlich nur im Dunkeln und
auch sein Name kann nur dort erfahren
werden. In einer fensterlosen Umkleide-
kabine hängen viele Buchstaben an der
Wand, die jedoch zusammen keinen Sinn
ergeben. Nur wenn das Licht gelöscht und
die Buchstaben mit Hilfe einer Taschenlampe angeleuchtet werden, leuchten einige
der Buchstaben, aus denen sich der Name
des Gespenstes zusammensetzt. Dafür
wurden die entsprechenden Buchstaben
aus reflektierender Folie ausgeschnitten.
Allein an dieser Station wird Lesen zum
Erlebnis.
Bei so viel Zauberei und Zaubersprüchen
und Zauberbüchern darf ein echter Zauberer natürlich nicht fehlen. So steht an einer
Station den Kindern ein richtiger, echter
und wahrer Zauberer zur Verfügung, der
ihnen sogar einen kleinen Zaubertrick beibringt.
Abschluss: Wenn alle Stationen erfolgreich abgeschlossen sind, treffen sich die
Kinder in der Mitte der Halle. Natürlich
wollen nun alle den Schluss der Geschichte hören, der ja an keiner Station zu finden ist. Er wird aber nicht erzählt. Denn
wie die Geschichte ausgeht und wie es gelingt, den bösen Zauberer zu überlisten,
das sollen die Kinder selbst im Buch nachlesen.
Stattdessen gibt es in der Sporthalle ein
großes Fest mit allen Beteiligten. Die Kinder, die „Drachenstark“ zum Lesen verzaubert hat, verzaubern die anwesenden
Erwachsenen und präsentieren ihre neu
erlernten Zauberkunststücke. So ein „Drachentag“ ist immer ein ganz besonderes
Lese- und Bewegungserlebnis.
Doch ohne Zauberstab gibt es auch keinen Zaubertrick. So ist es nicht verwunderlich, dass der Zauberstab in der Geschichte
vom „Kleinen Drachen Kokosnuss und dem
großen Zauberer“ eine sehr wichtige Rolle
spielt. Da ist es selbstverständlich, dass es
dafür eine „Zauberstabstation“ gibt, bei
der es gilt, den richtigen Zauberstab mit
dem Zauberspruch zu finden. Aus einem
„Zauberkessel“ wird einer der vielen „Zauberstäbe“, nämlich zusammengerollte Zettel, gefischt und geöffnet. Mit viel Glück
liest man die Aufschrift „Zauberspruch“
und erhält den sagenhaften, drachenstarken Zauberspruch. In allen anderen Zauberstäben befinden sich Nummern, die in
einem „Zauberbuch“ nachgeschlagen werden müssen. Zu jeder Nummer gibt es eine
rote und eine grüne Aufgabe. Die Gruppe
entscheidet sich für eine Farbe. Rote Aufgaben sind ausschließlich Bewegungsaufgaben, die grünen Aufgaben haben im
weitesten Sinne mit Lesen zu tun.
15
Tipps und Tricks für eine eigene Aktion „Das Buch in der Sporthalle“
Buchauswahl
Ablauf
Wählen Sie ein Buch, das den Kindern
bzw. Jungen gefällt und vor allem die Fantasie anregt. Es kann von Zauberern, Piraten oder Drachen handeln, aber auch von
Fußball, Dinos und Agenten. Wichtig ist,
dass es den Kindern nach der „Buch in der
Sporthalle“-Aktion auch zum Ausleihen
und Lesen zur Verfügung steht.
Beginnen Sie die Aktion mit einer Vorleseeinheit, damit die Kinder in die Geschichte einsteigen können. Anschließend wird
der weitere Inhalt „erspielt“.
Bewegungsspiele ableiten
Denken Sie sich dann zu einzelnen Episoden, Kapiteln, Beschreibungen oder Figuren Bewegungsspiele aus. Lassen Sie sich
vom Inhalt zu ganz eigenen Aufgaben und
Stationswelten inspirieren. Alternativ können Sie auch bekannte Übungen und Spiele abwandeln und an das Thema des Buchs
anpassen.
Legen Sie an jeder Station Erklärungen der
Übungen aus, die sich die Kinder dann gemeinsam durchlesen können. Wenn eine
Aufgabe gelöst ist, können Sie den Kindern auch kleine Zusammenfassungen der
erspielten Episoden aus dem Buch austeilen, sodass die Kinder zum Schluss ein
Grundgerüst der Handlung haben. Sparen
Sie aber das Ende aus! Dann wird das Buch
bestimmt ganz schnell ausgeliehen und
gelesen.
Die Anzahl der Stationen bleibt Ihnen überlassen und hängt vom Platz und Zeitlimit ab.
Erika Seitz
Erika Seitz, Jahrgang 1959, ist ausgebildete Sonderpädagogin und arbeitet an einer
Sprachheilschule. Sie ist Karate- (3. DAN) und Gewaltschutztrainerin und leitet das
Projekt „Drachenstark“, das Bewegungsförderung, Leseförderung und Gewaltprävention miteinander verknüpft.
Christine Kranz: Die bewegte Vorlesestunde
„Es war genau, wie ich befürchtet hatte. Drinnen gab es nichts als Bücher. Bücher, die
bloß darauf warteten, dass sie von den Regalen hüpfen und mich zu Tode langweilen
konnten …“ Das Zitat aus dem wunderbaren Kinderbuch „Tim und das Geheimnis von
Knolle Murphy“ von Eoin Colfer steht beispielhaft für die Einstellung vieler Kinder –
insbesondere Jungs – zum Thema Lesen. Und diese negative Erwartungshaltung gilt
leider häufig auch in Bezug auf Vorleseaktionen.
Wie kann man Vorlesestunden so gestalten, dass auch leseferne Kinder Spaß daran
haben? Die Antwort ist eigentlich ganz
einfach: indem man sie (inter-)aktiv gestaltet! Geschichten und andere literarische Angebote zu „erleben“, sie mit allen
Sinnen zu begreifen und im Idealfall selbst
mitgestalten zu können, macht Vorlesen
lebendig und nachhaltig im Sinne der Leseförderung. Bewegung hat hier einen hohen Stellenwert, da gerade leseunerfahrenen Kindern das Zuhören und Stillsitzen
extrem schwerfällt und es so relativ schnell
zu Unruhe und Störungen der Vorleseaktion kommt.
Das Zauberwort lautet: handlungsorientiertes Vorlesen! Bewegung und Erfahrungen mit allen Sinnen lassen Kinder die
Welt begreifen, spielerische Vertiefung
von Geschichten fördern das Textverständnis und die längerfristige Beschäftigung
mit einem Thema. Auch Lautexperimente
können hier eingebunden werden – sie ermutigen zum lauten Lesen und Erzählen.
Bei der Auswahl der aktiven Elemente gilt:
Anknüpfung an die Lebenswirklichkeit
und die Medienerfahrungen der Kinder
steigern das Interesse und die Motivation.
Wie sieht das in der Praxis aus? Einige
grundlegende Tipps werden in der Folge
mit Beispielen vorgestellt.
16
Benötigte Materialien für
„Bewegte Vorlesestunden“
Bücher mit Aktionspotenzial (z. B. mit Beschreibungen von Bewegungen, aktiven Unternehmungen oder spannenden
Schauplätzen)
Ausreichend Platz!
Akustische Start- und Stoppsignale mit
Stoppuhr, Klangschale, Trillerpfeife, Glocke oder Triangel
Ball (z. B., um ihn einem Kind zuzuwerfen,
das dann eine aktive Rolle in der Geschichte übernimmt)
Markierungen auf dem Boden mit Paketklebeband oder Kreppband
Bastelmaterial wie Schuhkartons, Alufolie und anderes (für alle, die gerne basteln
und z. B. ein Spiel wie das Roboter-Rennen
noch authentischer gestalten wollen)
Dialogisches Vorlesen
Der erste Schritt zu einer bewegten Vorlesestunde liegt allerdings in einer Veränderung des Vorleseverhaltens. Aus dem klassischen Vorlesen im Stil eines Vortrags wird
„Dialogisches Vorlesen“:
Durch den Geschichtenanfang liefert der
Vorleser zu Beginn Impulse und macht
neugierig.
17
Die aktive Rolle wird in der Folge mehr
und mehr auf die Zuhörer verlagert.
Eine durchgängige Inter­aktion entsteht
zwischen Vorleser und Zuhörern. Beiträge der Zuhörer sind ausdrücklich erwünscht!
Kommentare werden aufgegriffen, kommentiert, weitergesponnen. Bewegungsimpulse werden ggf. direkt umgesetzt.
Ideen für einen aktiven Einstieg
Klassische Entspannungsübungen wie
Strecken oder Dehnen lassen sich sehr
gut in ein Einstiegsritual einbringen.
Für alle: Im Prinzip für jede Vorleseaktion
eignet sich die schöne Idee der Leseohren
Stuttgart, mit der die Zuhörfähigkeit verbessert wird: eine ausgiebige Ohrenmassage, bei der die Kinder ihre Ohren von
unten nach oben und von oben nach unten durchkneten.
Für Tiergeschichten: Die Kinder recken
und strecken sich und versuchen, wie ein
Affe an einem imaginären Baum hochzuklettern. Beim Hochziehen und aktiven
Absenken der Schultern und Strecken der
Halswirbelsäule steht eine Schildkröte
Pate, die aus ihrem Panzer herausschaut.
Für eine Fußballlesung: Mit der Wellenbewegung „La Ola“, bei der die Kinder
nacheinander aufstehen und beide Arme
in die Höhe recken, kann man eine Fußballgeschichte einleiten.
Für Märchen und Fantasiegeschichten:
Wenn es ganz sportlich zugehen soll,
wird ein aktiver Zugang zur Märchenoder Geschichtenwelt inszeniert, z. B.
durch das Springen über einen imaginären Fluss, der die echte Welt vom
Märchenland trennt, oder durch das
Krabbeln durch einen „unterirdischen“
Tunnel, der ins Reich der Fantasie führt.
18
Bewegtes Vorlesen I: Der Zuhörer wird zum Leser und Gestalter
Vorleser und Zuhörer wechseln sich ab:
Dafür eignen sich gut z. B. Bücher aus der
Reihe „Erst ich ein Stück, dann du“, bei
denen es leichte Textpassagen für das Lesen lernende Kind und längere für den
Erwachsenen gibt.
Dialoge vorlesen: Die Kinder erhalten Zettel mit kleinen Textteilen. Dafür bieten
sich die wörtlichen Redepassagen aus dialogreichen Bilderbüchern wie „Die kleine
Schusselhexe“ an. Mit dem Zettel in der
Hand warten sie auf ihren Einsatz und lesen dann ihren Text an der entsprechenden Stelle vor.
Szenisches Lesen: Der Text wird mit verteilten Rollen vorgelesen, wie es sich z. B.
mit „Mäh von Bäh und die Gripspillen“
gut umsetzen lässt.
Bewegtes Vorlesen II: Es wird laut!
Signalwörter nutzen: Die Kinder greifen
Hörgeräusche im Text auf und machen sie
nach. Jedes Mal, wenn das Wort „Donner“
vorkommt, trampeln alle so laut sie können …
Hör-Scharaden: Die Kinder machen nacheinander typische Tiergeräusche nach – die
anderen müssen raten, um welches Tier es
sich handelt. Als Grundlage lassen sich dafür z. B. „Das große Grundschullexikon der
Tiere“ oder „Bitte anstellen!“ nutzen.
res Vornamens. Diese Übung passt gut zu
den Bilderbüchern „Pippilothek“ oder „Lindbergh“, in denen Bibliotheken eine wichtige
Rolle spielen.
Stoppwörter: Freeze! Bei einem vereinbarten Wort im Text, z. B. dem Namen des
Helden im Erstleserbuch „Henri erbt ein
Monster“, verharren alle bewegungslos,
bis es zum nächsten Mal vorkommt.
Dschungelolympiade: Die Kinder müssen
verschiedene Geschicklichkeitsprüfungen
bestehen, z. B. Balancieren oder über einen Abgrund springen. Viele Ideen finden sich dafür in „Geronimo Stilton – Die
Dschungelprüfung“.
Spiegelspiel: Je zwei Kinder stellen sich
einander gegenüber. Einer macht Bewegungen vor, der andere muss ihn exakt
kopieren. Geschichten, bei denen der Spiegel als wichtiger „Akteur“ auftritt, sind
„Die Hexe, die sich im Dunkeln fürchtete“
und „Meine wunderbare Märchenwelt –
Schneewittchen“.
Armer schwarzer Kater: Jeweils ein Kind
übernimmt die Rolle des Katers und versucht, die anderen durch lustige Bewegungen und lautes Miauen zum Lachen
zu bringen. Wer es nicht schafft, ohne
Kichern den Kater zu streicheln und laut
„Armer schwarzer Kater“ zu sagen, muss
in dessen Rolle schlüpfen. Starke Katzenrollen bieten z. B. „Die Hexe, die sich im
Dunkeln fürchtete“ und „Edgar und die
Schattenkatzen“.
Bewegungsecho: Die Kinder greifen die
Bewegungsimpulse aus dem Text direkt
auf und machen sie nach, z. B. die hilflosen Schwimmversuche in „Bitte blubb
blubb rette mich“.
Monstercasting: Die Kinder stellen verschiedene Monster mit ihren Eigenheiten
dar – anhand von Geräuschen, Bewegungen, Grimassen. Monsterbücher gibt es
zahlreich, z. B. „Ich brauche mein Monster“, „Wo die wilden Kerle wohnen“,
„Das Monster aller Monster“.
Tierparade: Jedes Kind bekommt einen
Zettel mit einem Tiernamen. Dann müssen
sich alle so schnell wie möglich nach der –
vermuteten – Größenordnung aufstellen.
Die Übung passt zu „Bitte anstellen!“.
Heldenduell: Zwei Buch-Charaktere treten
mit ihren Stärken gegeneinander an. Die
Bewegtes Vorlesen III: Geschichte,
Bewegung und Spiel
Bücherregal: Die Kinder bilden zwei Mannschaften, die gegeneinander antreten. Die
Aufgabe lautet: Sortiert euch so schnell wie
möglich nach dem Anfangsbuchstaben eu19
Gestaltungsmöglichkeiten findet man auf
speziellen Kinderseiten wie z. B.
www.netzwerkvorlesen.de
www.lesestart.de
www.hanisauland.de
www.clixmix.de
www.kindernetz.de
www.naturdetektive.de
www.labbe.de
übrigen Kinder sind die Jury, die den Sieger kürt. Als Grundlage können „Star Wars
– Kopf an Kopf“ oder die „Geschichten der
Jedi und Sith“ genutzt werden. Variante:
Die Helden müssen pantomimisch dargestellt und erraten werden.
In die Schlange, fertig, los: Die Kinder stellen sich hintereinander auf und legen die
Hände auf die Schulter des Vordermanns.
Dann stampfen alle wie die Elefanten durch
den Raum. Auf ein akustisches Signal hin
wird die Bewegungsart geändert: Trippeln
wie eine Maus, Stolzieren wie ein Pfau,
Anschleichen wie ein Fuchs. Das ist für alle
Tierbücher auch als Einstieg geeignet.
Ob du wirklich richtig stehst: Es werden
Fragen mit drei Antwortmöglichkeiten
gestellt. Im Raum werden mit Klebeband
drei Felder markiert (1, 2 und 3). Sobald
die Frage gestellt ist, springen die Kinder
zwischen den Feldern hin und her, bis sie
sich – nach einem akustischen Signal – innerhalb von zwei Sekunden auf dem vermutlich richtigen Feld versammeln. Das
ist ideal für Sachbücher wie „Was macht
der U-Bahn-Fahrer, wenn er auf Toilette
muss?“.
Roboter-Rennen: Es werden Tandems gebildet. Jeweils ein Kind ist der Roboter,
ein anderes der Controller. Dann wird ein
Hindernisparcours aufgebaut und die Controller müssen die Roboter mittels verein20
barter Zeichen (Antippen mit der „Fernbedienung“ an bestimmten Körperteilen:
rechts, links, geradeaus, wenden) durch
den Parcours lotsen. Das schnellste Team
gewinnt den großen Roboter-Preis! Passende Bücher sind: „Geschichten der Jedi
und Sith“, „Orbis Abenteuer“, „Herr von
Blech geht zur Schule“.
Zauberkommandos: Ein Kind (oder der
Vor­­leser) ist der große Zauberer und verhext die anderen in Tiere, die dann entsprechend laufen und sich äußern. Oder –
Simsalabim! – plötzlich ganz still sind. An
Zauberer- und Hexenbüchern mangelt es
wahrlich nicht: „Zilly, die Zauberin“, „Die
kleine Schusselhexe“, „Kotzmotz, der Zauberer“, „Die kleine Hexe“, „Der Räuber
Hotzenplotz“, „Fips Fidibus“ etc.
Anschlussaktionen
Nachhaltig im Gedächtnis bleiben Vorlesestunden, wenn sie mit aktiven und/oder
kreativen Elementen verknüpft werden.
Dazu gehören neben den Bewegungsideen auch Basteln und Malen, Nachspielen, Weitererzählen, musikalische Begleitung oder Sound-Gestaltung, der Einsatz
eines Erzählkoffers mit zur Geschichte
passenden Gegenständen oder die Inszenierung einer Geschichte mittels Kamishibai
oder Bilderbuchkino. Viele fantasievolle
Eine ganz neue Möglichkeit des Vor­lesens
eröffnen auch digitale Leseangebote wie
z. B. Kinderbuchapps für Tablet-Computer
oder Smartphones. In vielen dieser interak-
tiven Geschichten sind auch Aktions- und
Bewegungsideen integriert. Bei gelungenen Apps werden die Kinder von Rezipienten zu Akteuren und können die
Geschichten voranbringen bzw. beeinflussen oder gestalten. Einige Ideen aus AppUmsetzungen können aber auch ohne
das digitale Leseangebot genutzt werden
– man braucht sich nur inspirieren zu lassen. Schöne Apps für den Einstieg in die
Vorlesestunde sind „Die große Wörterfabrik“ oder „Das falsche Buch“. Eine Auswahl besonders interessanter Apps finden
Interessierte unter den Leseempfehlungen auf www.stiftunglesen.de
Bewegte Lesetipps
Barbara Bedrischka-Bös: Meine wunderbare Märchenwelt. Freiburg: Verlag Kerle
2013. Ab circa 5-6 Jahren.
Nick Bland: Das falsche Buch. Hamburg: Verlag Friedrich Oetinger 2012. App für
iOS. Ab circa 4-5 Jahren.
Jürgen Brater: Was macht der U-Bahn-Fahrer, wenn er auf Toilette muss? Weinheim, Basel: Beltz Verlag 2013. Ab 10 Jahren.
Simon Beecroft / Catherine Saunders: Star Wars. Geschichten der Jedi und Sith.
München: Dorling Kindersley 2011. Ab 7 Jahren.
Eoin Colfer: Tim und das Geheimnis von Knolle Murphy. Weinheim. Basel: Beltz &
Gelberg 2014. Ab 8 Jahren.
Agnès de Lestrade: Die große Wörterfabrik. München: Mixtvision digital 2014.
App für iOS und Android. Ab 7-8 Jahren.
Pablo Hidalgo: StarWars – Kopf an Kopf. Duell der Teams. Ravensburg: Ravensburger Buchverlag 2013. Ab 7 Jahren.
Torben Kuhlmann: Lindbergh – Die abenteuerliche Geschichte einer fliegenden
Maus. NordSüd Verlag 2014. Ab circa 6-7 Jahren.
Patrick McDonnell: Das Monster aller Monster. Hamburg Aladin Verlag 2013. Ab
4 Jahren.
Susan Niessen: Fips Fidibus und der verflixte Zauberkelch. Hamburg: Verlag Friedrich Oetinger 2014. Ab 5 Jahren.
21
Bewegte Lesetipps (Fortsetzung)
Amanda Noll / Howard McWilliam: Ich brauche mein Monster. Oldenburg: Lappan
Verlag 2011. Ab 4 Jahren.
Tomoko Ohmura: Bitte anstellen! Frankfurt a.M.: Moritz Verlag 2013. Ab 3 Jahren.
Otfried Preußler: Die kleine Hexe. Stuttgart: Thienemann Verlag 2013. Ab 6 Jahren.
Otfried Preußler: Der Räuber Hotzenplotz. Stuttgart: Thienemann 2012. Ab 6 Jahren.
Korky Paul / Valerie Thomas: Zilly, die Zauberin. Weinheim, Basel: Beltz & Gelberg
2013. Ab 4 Jahren.
Lorenz Pauli / Kathrin Schärer: Pippilothek. Zürich: Orell Füssli 2011. Ab 5 Jahren.
Dirk Schmidt / Barbara Schmidt: Bitte blubb blubb rette mich. München: Verlag Antje Kunstmann 2014. Ab circa 4 Jahren.
Christian Seltmann: Henri erbt ein Monster. Würzburg: Arena Verlag 2013. Ab circa
6 Jahren.
Maurice Sendak: Wo die wilden Kerle wohnen. Zürich: Diogenes Verlag 1967. Ab
circa 4-5 Jahren.
Mark Sommerset: Mäh von Bäh und die Gripspillen. Oldenburg: Lappan Verlag
2013. Ab 4 Jahren.
Constanze Spengler: Die Hexe, die sich im Dunkeln fürchtete. Rostock: Hinstorff
Verlag 2013. Ab 4 Jahren.
Geronimo Stilton – Die Dschungelprüfung. Reinbek: Rowohlt TB 2013. Ab 8 Jahren.
Tiere Grundschulwissen. Dorling Kindersley 2011. Ab circa 7 Jahren.
Brigitte Werner / Birte Müller: Kotzmotz, der Zauberer. Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben 2012. Ab circa 5 Jahren.
Henrike Wilson / Anu Stohner: Die kleine Schusselhexe. München: Carl Hanser Verlag 2013. Ab circa 4 Jahren.
Christine Kranz
Christine Kranz, Jahrgang 1958, studierte Übersetzerin, ist seit 1990 als Referentin
für Leseförderung für die Stiftung Lesen tätig. Unter anderem betreut sie seit vielen Jahren die Leseempfehlungen der Stiftung und hält jedes Jahr zahlreiche Fortbildungen zur Praxis der Leseförderung und Literaturvermittlung für ganz unterschiedliche Zielgruppen. Schwerpunkte liegen hierbei auf der Literacy-Erziehung,
dem Vorlesen, der Leseförderung spezieller Zielgruppen und dem digitalen Lesen.
22
Hannes König / Lars Bäumer / Astrid Sepp:
(Bildungs-)Partner vernetzen: Kommunikation
als Schlüssel – Flirtregeln als Hilfestellung
„A little story about four people named Everybody, Somebody, Anybody, and Nobody:
There was an important job to be done and Everybody was sure that Somebody would
do it. Anybody could have done it, but Nobody did it. Somebody got angry about that
because it was Everybody‘s job. Everybody thought that Anybody could do it, but
Nobody realized that Everybody wouldn‘t do it. It ended up that Everybody blamed
Somebody when Nobody did what Anybody could have done.“ Written by: Somebody.
Damit eine Kooperation nicht so verläuft wie
in dieser Parabel, wurde das Konzept zum
Workshop „(Bildungs-)Partner vernetzen“
entwickelt. Denn gerade bei der Verbindung
von Lesen und Bewegung müssen unterschiedliche Partner zusammengebracht werden, weshalb das Thema Eingang in die Tagung gefunden hat. Wir Referenten selbst
mussten dabei die zu vermittelnde Theorie
direkt auf uns selbst anwenden, da einige der Rahmenbedingungen, unter denen
Kooperationen ablaufen können, auf uns
zutreffen: Wir waren vier Referenten mit
unterschiedlichen Hintergründen, aus verschiedenen Bereichen, bundesweit verstreut
und nur zum Teil miteinander bekannt, die
gemeinsam einen Workshop entwerfen und
leiten sollten.
Vor Herausforderungen dieser Art stehen
auch potenzielle Bildungspartner immer
wieder: Eine gemeinsame Aufgabe – nicht
selten von außen an sie herangetragen –,
die sie meist mit knappen Ressourcen und
unter „Wildwasserbedingungen“ angehen
müssen, gilt es zu bewältigen. Um hier nicht
Spielball der Wellen zu werden und sich
in einem unübersichtlichen Netz aus unterschiedlichen Interessenslagen zu ver-
stricken, ist ein bewusstes und reflektiertes Vorgehen ratsam. Eine einfache und
leicht nachvollziehbare Hilfestellung bieten
dafür Flirtregeln aus der Paarforschung,
entwickelt für die Kommunikation in Paarbeziehungen. Der Erziehungswissenschaftler Benedikt Sturzenhecker hat solche Regeln bereits auf die Kooperation zwischen
Schule und Jugendhilfe hin beleuchtet (vgl.
Sturzenhecker 2009b, S. 161 ff.). Sie eignen
sich auch hervorragend für weiter gespann-
Wichtigste Erfolgsfaktoren für Bildungskooperationen aus Sicht der Workshopteilnehmer.
23
Die sechs wichtigsten Flirtregeln finden Sie hier in Anlehnung an Sturzenhecker zusammengestellt:
1. Kenne und schätze dich selbst
Um eine Kooperation zwischen Bildungspartnern so gestalten zu können, dass sie auf
gleichberechtigter Aushandlung basiert, müssen sich die jeweiligen Partner ihrer eigenen
Stärken bewusst sein und diese ebenso selbstbewusst vertreten. So haben alle Partner im
Netzwerk Schule – verbandliche Jugendarbeit
– offene Jugendarbeit einen wichtigen Teil zu
einem ganzheitlichen Bildungskonzept beizutragen. Die Stärken der Schule liegen z. B.
vorwiegend in den Bereichen der Reichweite ihrer Angebote, der Professionalität des in
ihr wirkenden Personals und der Einheitlichkeit im Sinne strukturierter und vergleichbarer Bildungsinhalte. Verbandliche und offene
Jugendarbeit liefern dagegen durch die ihnen immanenten Frei- und Gestaltungsräume,
das Freiwilligkeitsprinzip und die Möglichkeiten zur Verantwortungsübernahme in realen
Kontexten wichtige Beiträge zur Entwicklung
personaler, sozialer und Engagement-spezifischer Kompetenzen (vgl. Baumberger 2014,
S. 128 ff). Zu Recht postuliert Sturzenhecker,
dass Jugendarbeit und Schule nur in Anerkennung ihrer Differenz als Partner gemeinsame Arbeitsfelder, -themen und -methoden
bestimmen können, die für beide Seiten ohne
Verlust ihrer Identität und eigentlichen Aufgabenstellung umsetzbar sind (vgl. Sturzenhecker 2009a, S. 138 f.)
2. Wisse, was du willst
Kooperationen werden nur dann effektiv wirksam sein, wenn die unterschiedlichen Partner sie
wirklich wollen. Dafür muss aber auch jedem der
Partner klar sein, welche eigenen Erwartungen
und Ziele er mit der Kooperation verbindet. Dies
bildet den Ausgangspunkt für einen auf Kommunikation und Aushandlung basierenden Klärungsprozess über die gemeinsamen Ziele (vgl.
Sturzenhecker 2009b, S. 162). Selbstbewusst-
24
sein und -vertrauen sind also gut und wichtig,
ja sogar eine Voraussetzung, um in Kooperation
gehen zu können, aber es gilt auch, das rechte
Maß zwischen Selbstbewusstsein und angemessener Bescheidenheit zu halten, um die Partner
nicht zu „überrollen“ (vgl. Thimm 2005, S. 18).
Ein gelungenes Beispiel dafür bietet das Projekt „kicken&lesen“ der Baden-Württemberg
Stiftung und des VfB Stuttgart, welches das
Jugendzentrum Plochingen mehrmals durchgeführt hat. Die gemeinsame Zielsetzung war
die Förderung der Lesemotivation bei Jungs
über Themen, die sie begeistern. Allerdings
hatten die unterschiedlichen Akteure auch
klare Vorstellungen davon, was sie jeweils
dazu beitragen können und wollen. So konnten z. B. ein Fußballverein, eine Stadtbibliothek, eine Jugendeinrichtung, eine Schule und
weitere freie Akteure (Koch, Theaterpädagogin etc.) ihre jeweiligen spezifischen Kompetenzen gewinnbringend für die Teilnehmer in
das Gesamtprojekt einfließen lassen.
3. Verstehe den anderen und lerne seine
Welt kennen
Der Kommunalverband Jugend und Soziales
(KVJS) weist deutlich darauf hin, dass Mitarbeiter der verbandlichen und offenen Jugendarbeit sich in der Zusammenarbeit mit Schulen mit einem komplett anderen Regelsystem
konfrontiert sehen. Es besteht daher die dringende Notwendigkeit, das Personal auf diese Aufgabe vorzubereiten und für die Zusammenarbeit zu qualifizieren (vgl. KVJS 2013,
S. 119 f.). Der Württembergische Landessportbund (WLSB) hat zu diesem Zweck das Pilotprojekt „Dezentrale Koordinierungsstellen für
Ganztagsschulen und Sportvereine im Schuljahr 2013/2014“ aufgesetzt (Zwischenbilanz
des Projekts in LSV u. a. 2014, S. 18). Hierin
werden einerseits Sportvereine bezüglich der
Zusammenarbeit mit Schulen beraten und be-
gleitet, andererseits auch Schulen über die
Möglichkeiten und Angebote der Vereine informiert, um sich zu besser kennenzulernen.
4. Entdecke Gemeinsamkeiten
Zwar gibt es sowohl für Schulen als auch die
Akteure der außerschulischen Jugendarbeit
mehr oder minder verbindliche rechtliche
Grundlagen für die Kooperation, fraglich ist
aber, wie wirksam „verordnete“ Kooperationen sein können. Es gehört mehr dazu, um
Vernetzung auch erfolgreich zu gestalten.
Die Frage ist, was die einzelnen Partner brauchen, um sich konstruktiv und gewinnstiftend
auf eine Kooperation einzulassen. Strukturelle Grundlagen hierfür sind gleichberechtigte Zusammenarbeit und Freiwilligkeit in der
Ausgestaltung der Kooperation (vgl. Rauschenbach 2009, S. 235). Bei genauerem Hinsehen und aus einer spezifischen, offenen
und wertschätzenden Haltung heraus werden sich dann auch inhaltliche Gemeinsamkeiten entdecken lassen, auf die aufgebaut
werden kann: Vor dem Hintergrund des verstärkten Ausbaus von Ganztagsschulen sehen
z. B. alle Partner Schule nicht nur als Lernort,
sondern auch als Lebensort und einen Ort
von Jugendkultur. Es gilt, Experimentier-, Geselligkeits- und Kommunikationsbedürfnisse
von Schülern aufzugreifen und auch Lerngelegenheiten in den Umfeldern, außerhalb des
Ortes Schule, miteinzubeziehen (vgl. Thimm
2005, S. 14 f.).
So ergeben sich aus einem gemeinsamen Interesse zahlreiche Anknüpfungsmomente,
die als Ausgangspunkte für Kooperationen
dienen können: z. B. Projektarbeit, Exkursionen, offene Lernformen, Weiterentwicklung
einer positiven Schulkultur, ein vielfältiges
Freizeitangebot, Förderung von Toleranz, Eigenverantwortlichkeit, Gemeinschaftsfähigkeit, Partizipation und Mitverantwortung,
Entscheidungs- und Kritikfähigkeit oder die
Auseinandersetzung mit typischen persönlichen und sozialen Problemlagen etc.
5. Akzeptiere Neins und Fehlschläge
Nicht alle Kooperationen, die wünschenswert
sind, kommen auch zustande. Das kann unterschiedlichste Gründe haben. Der Organisations- und Bildungswissenschaftler Stephan
Gerhard Huber stellt als ausschlaggebenden
Faktor die Frage nach der Machbarkeit von
Kooperationsvorhaben. Er unterscheidet hierin vier wesentliche Aspekte: Kompetenzen
(„Können“, also Fähigkeiten, Fertigkeiten und
Wissen), Motivation („Wollen“), Legitimation
(„Müssen und Dürfen“, also Entscheidungsbefugnis) sowie Ressourcen („Haben“) (vgl. Huber 2014, S. 18 f.). Ein „Nein“ in der Anbahnung einer Kooperation oder ein Misserfolg
können also unterschiedlichste Ursachen haben. Wichtig ist, diese zu erkennen und gegebenenfalls auch zu akzeptieren. Denn einige Ursachen sind unter Umständen durch
Aushandlung zu beheben, andere Hinderungsgründe können schlicht und ergreifend
fehlende Ressourcen oder ungeeignete Strukturen sein. Ein häufig anzutreffendes Beispiel
hierfür findet sich bei Kooperationsvorhaben
im Rahmen von Ganztagsschulen: Vereine sind
aufgrund ihrer ehrenamtlichen Strukturen
häufig nicht in der Lage, mit Ganztagsschulen
zu kooperieren. Das bedeutet aber nicht, dass
sie nicht grundsätzlich Interesse hätten oder
sich der Bedeutung solcher Kooperationen
nicht bewusst sind.
6. Lasse jeder Phase ihr Recht
Selten tut es gut, „mit der Tür ins Haus zu fallen“.
Kooperationen sollten gut überlegt und vorbereitet sein, damit sie eine Chance haben, die gesteckten Ziele zu erreichen. Der Württembergische Landessportbund schlägt zur Anbahnung
von Kooperationen ein sechsschrittiges Vorgehen vor: Im ersten Schritt steht die Aushandlung
und Entscheidung über eine mögliche Kooperation zuerst einmal in der eigenen Institution an.
Dann gilt es, die jeweiligen (Ansprech-)Partner
zu identifizieren und mit ihnen am runden Tisch
ins Gespräch zu kommen und gemeinsame Ziele
25
auszuhandeln. Diese sollten sich im gemeinsam zu entwickelnden Konzept spiegeln und
in einer schriftlichen Kooperationsvereinbarung festgehalten werden. Erst dann erfolgt
die Durchführung auf einer soliden Basis.
Wichtig dabei ist, dass bei diesem Vorgehen
auch allen Phasen die benötigte Zeit und Tiefe eingeräumt wird. So wäre es schwierig, ein
Konzept für die konkrete Kooperation zu erarbeiten, wenn die Entscheidung in der eigenen Institution noch gar nicht getroffen ist,
oder eine Kooperationsvereinbarung auszuformulieren, wenn die Ziele noch gar nicht
ausgehandelt wurden.
Genauso wie es von Vorteil sein kann, die Gelingensbedingungen erfolgreicher Kooperationen zu kennen, so kann es aber ebenso
helfen, ein Bewusstsein für Stolpersteine zu
haben, die ihnen im Weg stehen können.
Auch hier zeigen die Berichte der WorkshopTeilnehmer im Rahmen von „Lesen in Bewegung“, dass die strukturellen Faktoren zwar
gewichtig, aber deutlich weniger diffizil als
die zwischenmenschlichen Töne sind.
te Netzwerkbeziehungen, denn die „weichen“ Faktoren sind enorm wichtig, wenn
es um die Frage des Erfolgs von Kooperationen geht. Aber warum eigentlich Vernetzung? Wie eingangs bereits angerissen,
entstehen viele Kooperationen aus äußeren Zwängen: Knappe Ressourcen, Wettbewerb, Existenz­sicherung und ähnliche Faktoren sind nicht selten Auslöser. Hier gilt
es, „das Beste daraus zu machen“. Aber
auch ohne diese Zwänge wird es immer
angesichts sich wandelnder gesellschaftlicher Rahmenbedingungen – z. B. demografischer Wandel, Individualisierung, Pluralisierung der Lebensentwürfe, Technologisierung etc. – deutlicher, dass bislang
getrennt betrachtete Bildungsprozesse und
-zuständigkeiten zusammengeführt und
26
Stolpersteine für Bildungskooperationen aus
Sicht der Workshop-Teilnehmer.
in gemeinsamer Verantwortung begleitet
werden müssen. Um dabei der Vielschichtigkeit der unterschiedlichen Bildungsgelegenheiten und -formen gerecht zu werden, sind
die spezifischen Kompetenzen der unterschiedlichsten Bildungsanbieter und -orte
nötig (vgl. Rauschenbach 2009, S. 233 ff.). Es
braucht dafür kleinräumige, sinnvoll gestaltete Netze verschiedenster Bildungsakteure.
Diese müssen jedoch auch professionell organisiert und koordiniert geknüpft werden.
Jugendarbeit kann hier eine zentrale Rolle
einnehmen – nicht nur weil das „Netzwerken“ in ihr als grundlegendes Selbstverständnis bereits angelegt ist, sondern weil
sie eben auch ganz eigene Bildungsaspekte
zur Gesamtbildung Kinder und Jugendlicher beitragen kann (vgl. König 2012, S. 38).
Bilanzierend lässt sich feststellen, dass Kooperationen und Netzwerke nur bedingt
vom Schreibtisch aus entwickelt werden
können, allenfalls die Vorarbeit dafür.
In dieser Phase sind all die strukturellen
Faktoren zu beleuchten und zu berück-
sichtigen. Nicht planbar sind jedoch die
zwischenmenschlichen Aushandlungen,
die über den Erfolg einer Kooperation
entscheiden. Und wie „im echten Leben“
sollte man sich nicht entmutigen lassen,
wenn in komplexen Kommunikationsgeflechten nicht alles auf Anhieb klappt! Als
Hilfestellung abschließend die aus unserer
Sicht wichtigsten Erfolgsfaktoren für langfristige und nachhaltige Bildungskooperationen (vgl. König / Lachat / Trieß 2014,
S. 47 und Burow 2000, S. 50 f.):
Kommunikation ist alles. Ohne Kommunikation ist alles nichts.
„Structure follows Strategy“ Erst für Ziele
sorgen. Dann Strukturen schaffen.
Bevormundende Leitung verhindert. Wertschätzende und professionelle Koordination ermöglicht.
Je mehr Beteiligung und Aushandlung,
desto erfolgreicher.
So könnte es wie im Film Casablanca „der
Beginn einer großen Freundschaft werden“.
Hannes König / Lars Bäumer / Astrid Sepp
Hannes König, Jahrgang 1982, ist Diplom-Sozialpädagoge und beim Kreisjugendring Esslingen für die Leitung und Neukonzeptionierung der Kinder- und Jugendarbeit in Nürtingen zuständig. Als Mitarbeiter des Jugendzentrums Plochingen koordinierte er mehrere Jahre die außerunterrichtlichen Bildungsangebote an einer
Ganztagsschule. Nebenberuflich berät er Kommunen, die auf dem Weg sind, kommunale Bildungslandschaften zu entwickeln.
Lars Bäumer, Jahrgang 1989, studiert Erziehungswissenschaften an der Universität
Münster. Als freier Mitarbeiter des Jugendzentrums Plochingen führte er bereits
zweimal das Projekt kicken&lesen der Baden-Württemberg Stiftung federführend
in Plochingen durch.
Astrid Sepp, Jahrgang 1982, hat an der Universität Karlsruhe Sportwissenschaften
studiert und ist als Referentin beim Württembergischen Landessportbund e. V. im
Geschäftsbereich Bildung, Wissenschaft und Schulen tätig. Im Zuge ihrer Abschlussarbeit hat sie ein Bewegungsprogramm für adipöse Kinder entwickelt und an einer
Kinder- und Jugendklinik evaluiert.
27
Literatur
Burow, Olaf-Axel (2000): Ich bin gut – wir sind besser. Erfolgsmodelle kreativer Gruppen.
Stuttgart: Klett-Cotta.
Huber, Stephan Gerhard (2014): Kooperation in Bildungslandschaften: Aktuelle Diskussionsstränge, Wirkungen und Gelingensbedingungen. In: Huber, Stephan Gerhard (Hg.):
Kooperative Bildungslandschaften. Netzwerke(n) im und mit System. Köln, Kronach: Carl
Link, S. 3-29.
König, Hannes (2012): Teilnehmen – teilhaben – Teil sein. In: Jugendstiftung BadenWürttemberg (Hg.): ProjektArbeit. Lust auf Politik? Heft 2012/2. Sersheim: Jugendstiftung BW, S. 37-41.
König, Hannes; Lachat, Benjamin; Trieß, Klaus Dieter (2014): Einblick in den Bildungslandschaftsbau. Das BILAB-Prinzip als Prozessmodell zur Entwicklung kommunaler Bildungslandschaften. In: Huber, Stephan Gerhard; Wolfgramm, Christine (Hg.): SchulVerwaltung spezial. Zeitschrift für Schulgestaltung und Schulentwicklung. Heft 1.2014, 16.
Jg., Köln, Kronach: Carl Link, S. 45-47.
Kommunalverband Jugend und Soziales Baden-Württemberg (2013): KVJS Forschung.
Kinder- und Jugendhilfe gestalten – Ganztagsschule als Impuls für kommunale Praxisentwicklungen. Stuttgart: KVJS.
Landessportverband BW; Badischer Sportbund Freiburg; Badischer Sportbund Nord;
Württembergischer Landessportbund (Hg.) (2013): Herausforderung Ganztag. Eine Praxishilfe für die Zusammenarbeit von Sportvereinen und Ganztagsschulen. 2. Aufl. Stuttgart: WLSB.
Landessportverband BW; Badischer Sportbund Freiburg; Badischer Sportbund Nord;
Württembergischer Landessportbund (Hg.) (2014): Sport in BW. Das Magazin des Sports
in Baden-Württemberg. Stuttgart: WLSB.
Müller, Ulrich (2009): Bildungsmanagement – ein orientierender Einstieg. In: Gessler, Michael (Hg.): Handlungsfelder des Bildungsmanagements. Ein Handbuch. Münster: Waxmann, S. 67-90.
Rauschenbach, Thomas (2009): Zukunftschance Bildung. Familie, Jugendhilfe und Schule
in neuer Allianz. Weinheim, München: Juventa.
Sturzenhecker, Benedikt (2009a): Konzeptentwicklung in Kooperation von Jugendarbeit
und Schule. In: Sturzenhecker, Benedikt; Deinet, Ulrich (Hg.): Konzeptentwicklung in der
Kinder- und Jugendarbeit. Reflexionen und Arbeitshilfen für die Praxis. 2. Aufl. Weinheim, München: Juventa, S. 138-160.
Sturzenhecker, Benedikt (2009b): Flirtregeln als Hilfestellung zur Kommunikationsgestaltung zwischen den Partnern Jugendarbeit und Schule, gerade bei gemeinsamer
Konzeptentwicklung. In: Sturzenhecker, Benedikt; Deinet, Ulrich (Hg.): Konzeptentwicklung in der Kinder- und Jugendarbeit. Reflexionen und Arbeitshilfen für die Praxis. 2.
Aufl. Weinheim, München: Juventa, S. 161-169.
Thimm, Karlheinz (2005): Jugendarbeit im Ganztag der Sek. I-Schule. Berlin: Deutsche
Kinder- und Jugendstiftung (DKJS).
28
Holger Mügge / Ulf Kerber: Bewegte Geschichten und Computerspiele zum Davonlaufen
In diesem Artikel stellen wir Autorensysteme vor, mit denen man selbst Touren, Outdoor Adventures oder allgemein mobile Narrationen erstellen kann, die mit Smartphones und Tablets „begangen“ werden können.
Mit Autorensystemen für mobile Narrationen lassen sich zwei Szenarien der pädagogischen Nutzung realisieren, die Lesen
und Bewegung miteinander verbinden:
Erstellen von Geschichten: In einer Gruppe
gemeinsam an mobilen Narrationen zu arbeiten, bezieht sehr viele verschiedene Aufgaben und Fähigkeiten ein: Von der Idee
zu einer Tour, der Recherche von Fakten,
Geschichten und Medien über das Design
der Erzählung bis hin zur technischen Umsetzung sind viele Kompetenzen gefordert.
„Begehen“ der Geschichten: Touren und
begehbare Geschichten können mit Lerninhalten angereichert sein und dazu dienen, Lernende zu unterstützen oder zu motivieren, sich mit einem bestimmten Thema
auseinanderzusetzen.
Eine kurze Historie der mobilen
Narration
Ortsbasierte Narrationen haben eine lange
Tradition. Als Suchspiele, die in eine Erzählung eingebettet sind, haben sie schon seit
Generationen Kindergeburtstage belebt –
im einfachsten Falle als mysteriöse Geschichte über den sagenumwobenen Piratenschatz. Für Erwachsene ist es das Letterboxing, bei dem eine Blechdose mit einem
Logbuch versteckt und mittels Hinweisen
aufgefunden werden kann, das Mitte
des 19. Jahrhunderts im englischen Dart-
moore seinen Ursprung hat (vgl. http://
de.wikipedia.org/wiki/Letterboxing).
In dieser Tradition hat sich Geocaching entwickelt. Dies stellt gleichzeitig die erste Variante ortsbasierter Narrationen dar, die mit
technischer Hilfe betrieben wird, nämlich
dem Internet als Verbreitungs- und Organisationsmedium und dem GPS-Gerät als
Werkzeug vor Ort. Den „Startschuss“ für
Geocaching hat die Freigabe der genaueren Ortung mittels Global Positioning Systems (GPS) durch die NASA am 2. Mai 2000
gegeben. Damit war es plötzlich möglich,
auch für nicht-militärische Nutzer mithilfe
des GPS eine Ortung mit bis zu zehn Metern
Genauigkeit durchzuführen. Nur wenige
Stunden nach dieser Freigabe war der erste Cache über eine Internetseite abrufbar.
Auch wenn die Technik des GPS hier im
Vordergrund steht und diese die essentiellen Wegbeschreibungen des Letterboxing
ablöst, bleibt das narrative Element wichtig und für einen hochwertigen Cache unverzichtbar. Die bis hierhin entwickelten
mobilen Narrationen unterscheiden sich
bereits fundamental von ortsagnostischen
Narrationen (Buch, Hörbuch, Hörspiel, Comic, Film etc.): Sie lassen den „Leser“ die
Geschichte an realen Orten „begehen“
und fügen ihr damit ein ganzheitliches
Erlebnis hinzu.
29
Bis zum Aufkommen wirklich mobiler
Computer bleibt aber die Struktur der
Narration stark eingeschränkt. Um die
Narration fortsetzen zu können, muss
der Leser stets das nächste Stück Text
finden. Wenn er es also nicht ohnehin
schon bei sich trägt, bleibt nur das Suchen, das dadurch zum dominanten Element jeder Erzählung wird. Erst mobile
Computer mit Multimedia-Fähigkeiten
und allgemeiner Programmierbarkeit
konnten dies ändern.
Damit waren nun auch komplexe Spiellogiken und vielschichtige Handlungsstränge möglich. Die größten Vorteile gegenüber dem klassischen Geocaching liegen
darin, dass interaktive Geschichten und
Touren möglich wurden und dass physische Caches nun durch virtuelle ersetzt
werden konnten. Probleme wie Zerstörung von Caches, aber auch Belastung
der Umwelt durch Auslegen der Caches
sind damit gelöst.
Allerdings hatten diese Systeme noch
zwei wesentliche Nachteile, die einen
großen Erfolg verhindert haben: 1. Die
Erstellung der Touren und Spiele war
sehr anspruchsvoll und erforderte Programmierkenntnisse. 2. Die mobilen
Geräte waren teuer und vergleichsweise leistungsschwach, sodass sie nur eine
geringe Verbreitung fanden. Erst mit der
Verbreitung von Smartphones, die über
GPS verfügen, entstand eine Basis für
erfolgreiche Autorensysteme für mobile
Narrationen. Seit Erscheinen des iPhones
mit GPS im Jahr 2008 entstanden diverse
Apps und Autorensysteme, die es auch
Computerlaien ermöglichen, ortsbasierte
Spiele und Narrationen selbst zu erstellen.
30
Historischer Stadtrundgang
Gemeinsam mit der PH Karlsruhe, dem Karlsruher Stadtmuseum und dem Verein „Tribut an
Carl Benz” haben wir einen historischen Stadtrundgang gestaltet, der zu über 20 Stationen in
großen Teilen der Stadt führt. Die Stationen sind hierbei frei wählbar. An jeder Station werden
Filme oder Bilder sowie Texte und Episoden aus Benz’ Leben und Wirken in Karlsruhe gezeigt.
Dieser Stadtrundgang wird als eigenständige App im Google Play Store veröffentlicht.
Interaktives Spiel als Museumsführer
GeoQuest
GeoQuest ist ein Autorensystem, mit dem
man selbst Touren, Outdoor-Adventures
und vieles mehr für Smartphones und Tablets erstellen kann. Dafür sind bei GeoQuest keine Programmierkenntnisse erforderlich. Ein webbasierter grafischer Editor
ermöglicht es, zum Beispiel eine eigene
Stadtführung mit einigen Mausklicks und
eigenen Medien zu erstellen. Die erstellte Tour wird dann auf dem Server gespeichert und kann mit der GeoQuest-App auf
Smartphones geladen und vor Ort benutzt
werden.
Einfache Bausteine – vielfältige
Quests
Alle Quests bestehen aus einfachen Bausteinen, die relativ frei kombiniert werden
können. Dazu zählen:
Spielort (per GPS)
Scannen von QR-Codes (und NFC-Tags)
Medienausgabe (Text, Bild, Audio, Video)
Aufnahme von Medien (Audio, Bild, Video)
Text- und Multiple-Choice-Fragen, Auswahl von Alternativen.
In dem Quest können die verwendeten
Bausteine in einer fest vorgegebenen Reihenfolge nacheinander abgespielt wer-
Eine Jugendradiogruppe bei Q3-Quartier für Medien.Bildung.Abenteuer hat dieses Quest geplant und mit uns gemeinsam realisiert. Es begleitet Kinder auf ihrem Weg durch eine vielfältige Ausstellung zum Thema Radio. Das Quest ist eine Mischung aus Museumsführung und
Spiel, bei dem die Spieler einem Avatar helfen, seine verlorene Radiofrequenz wiederzufinden. Dabei lösen sie verschiedene Aufgaben, nehmen Interviews auf und experimentieren an
vielen Exponaten, um Fragen beantworten zu können.
Die Navigation durch die Ausstellung wird durch QR-Codes realisiert. Während der Tour versuchen die Spieler möglichst viele Punkte zu gewinnen, in dem sie die Aufgaben erfolgreich
bearbeiten. Eine Bestenliste wird auf der Homepage des Projekts live angezeigt.
Fotobuch mit interaktivem Quiz
Mithilfe integrierter QR-Codes kann man GeoQuest nutzen, um ein „klassisches“ Buch mit
interaktiven Medien zu ergänzen. So haben wir zur Demonstration ein Fotobuch mit den Bildern einer Amerikareise um ein interaktives Quiz bereichert. Dabei bekommt der „Spieler“
des Quiz einen zufällig gewählten kleinen Kartenausschnitt gezeigt und muss dann das richtige Foto im Buch dazu finden. Natürlich lassen sich auch andere Quiz-Varianten finden, z. B.
mit Fragen zum Leseverständnis.
Informatik-Adventure rund um den Marktplatz
In diesem Adventure helfen die Spieler einer Variablen „i“ durch eine Fantasywelt, die einerseits das Innere eines kleinen Computerprogrammes darstellt, aber gleichzeitig rund um dem
Bonner Marktplatz stattfindet. Während die Spieler dem kleinen „i“ helfen und dazu eifrig
durch die Stadt gehen, lernen sie ein wenig über Schleifen und bedingte Verzweigungen und
natürlich Variablen, wie sie in Programmierungen verwendet werden.
den. Aber für viele Quests ist eine etwas
aufwändigere Spiellogik nötig, z. B.,
wenn man den Spieler je nach gewählter Antwort einen anderen Weg gehen
lässt oder abhängig vom ausgewählten QR-Code ein anderer Dialog angezeigt wird. Die Spiellogik kann im Editor
grafisch erstellt werden. Dafür werden
verschiedene Aktionen definiert, die
wiederum immer von Ereignissen angestoßen werden.
Zu den Ereignissen können zählen:
Erreichen oder Verlassen von Spielorten
Anklicken von Spielorten auf dem Display
Starten eines Bausteins
(z. B. Beginn der Anzeige eines Dialogs)
Beenden eines Bausteins
(z. B. Ende eines Films)
Erfolg oder Misserfolg
(z. B. bei korrekten oder flachen Antworten auf Fragen oder das Scannen des korrekten QR-Codes etc.)
31
Flexibel oder einfach – Spieltypen
GeoQuest unterstützt verschiedene Spieltypen. So kann die Komplexität des Editors
den Bedürfnissen der Autoren angepasst
werden. Ein gutes Beispiel dafür ist die
Opa-Enkel-App des DRK Herford. Hierbei geht es darum, einen intensiven Dialog zwischen Großvätern und ihren Enkeln
durch ein gemeinsam gespieltes Quest anzustoßen. In dem Quest wählen Opa und
Enkel ein Thema aus, wie z. B. „Spielzeug”,
„Essen” oder „Schulweg”. Dann wählt der
Opa z. B. sein früheres Lieblingsspielzeug
aus. Anschließend nimmt sein Enkel ein
Interview mit ihm dazu auf, wie er früher
damit gespielt hat. Danach tauschen die
beiden ihre Rollen und der Enkel erklärt
seinem Großvater, was sein liebstes Spielzeug ist. Alle Aufnahmen, Bilder etc., die
dabei entstehen, werden gesammelt und
sind nachher als Andenken verfügbar.
Soll ein neues Thema angelegt werden,
bleibt der Ablauf gleich und die Autoren
müssen nur eine kurze Beschreibung, evtl.
neue Medien und Namen eingeben. Darauf basierend erzeugt der Editor dann
Mit dem Autorensystem können Sie auf der
Website von ActionBound eigene mobile Rallyes, Touren, Quiz und Lernspiele – sogenannte Bounds – erstellen. Diese Bounds stehen
dann mobil als Apps allen Nutzern zur Verfügung. Das Spektrum reicht momentan von
thematischen Stadtrundgängen über Stadionerkundungen bis hin zu Bibliotheksrallyes.
Ingress (für: Android)
Ingress ist ein Community-Location-BasedSpiel von Google. Die Spieler heuern als
Agenten an und versuchen sogenannte Portale zu hacken. Das sind reale Orte auf der
ganzen Welt – meistens Sehenswürdigkeiten.
Die Spieler lokalisieren per GPS das nächste
„Portal“ in ihrer Nähe, begeben sich dorthin
und erobern es. Jeder kann „Portale“ in seiner Umgebung hinzufügen und so aktiv das
Spiel weiterentwickeln. Aber Vorsicht: In Bezug auf den Datenschutz ist das Spiel nicht
unbedenklich, da die Standortdaten der Nutzer an Google übermittelt werden.
32
Herford neue Themen erstellen und die
App somit immer wieder um neue Aspekte
bereichern, ohne dafür Informatik-Experten zu sein.
Holger Mügge / Ulf Kerber
Weitere Autorensysteme und Apps
ActionBound (www.actionbound.de,
App für iOS und Android)
ein neues Quest und verwendet den oben
geschilderten Ablauf wie einen Lückentext. Auf diese Weise können auch die Mitglieder einer Großvater-Gruppe beim DRK
X-Mobile (für: Android)
Diese App bietet eine sportliche Jagd durch
die Stadt und ist an das Agentenspiel „Die
Jagd nach Mr. X“ angelehnt. In Teams wird
der Agent Mr. X durch die Stadt verfolgt, wobei der Spieleserver immer neue Hinweise an
die Verfolger zum Aufenthaltsort des Gesuchten sendet. Schön auch: Das Spiel legt großen
Wert auf den Datenschutz der Mitspieler.
Tourality (für: iOS und Android)
Die App hält Outdoor-GPS-Spiele für kleine
Gruppen parat, die nach dem SchnitzeljagdPrinzip funktionieren. „Spielfeld“ kann jeder
Ort auf der Welt sein. Es gibt fünf Spielmodi,
in denen man gegen seine Mitspieler antreten kann. Ziel kann u. a. sein, als Erster Orte
in einer bestimmten Reihenfolge anzusteuern oder schneller als die Mitspieler bestimmte geografische Punkte zu erreichen. Bei der
Jagd können auch Extrapunkte und Trophäen, Abkürzungen oder andere Spielvorteile
errungen werden.
Holger Mügge, Jahrgang 1967, lebt in Köln und arbeitet in Bonn als Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Institute of Computer Science III der Universität Bonn im Bereich
Software Engineering / Informatik sowie als Geschäftsführer der Qeevee GmbH in
der Entwicklung mobiler Spiele.
Ulf Kerber, Jahrgang 1972, lebt in Karlsruhe als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am
Institut für Transdisziplinäre Sozialwissenschaft an der Pädagogischen Hochschule
in Karlsruhe und ist dort Dozent für Geschichts- und Mediendidaktik. Sein Arbeitsschwerpunkt liegt bei der Integration von Medienbildung in die Geschichtswissenschaft und der Entwicklung (mobiler) Lehr-Lernszenarien für den Geschichtsunterricht.
Links und Literatur
Farman, Jason (Hg.) (2014): The Mobile Story: Narrative Practices with Locative Technologies. London: Routledge.
www.qeevee.com GeoQuest wird derzeit weiterentwickelt, um künftig auch eine App
für iOS-Geräte anbieten zu können. Schulungen für den Editor und den pädagogischen
Einsatz bieten wir mit unseren Partnern an der Akademie Remscheid, der PH Karlsruhe
und auch mit dem Erzbistum Köln.
http://buendnisse.spielmobile.de Für Bündnispartner der BAG-Spielmobile besteht die
Möglichkeit, das System für Stadterkundungsspiele und Rallyes einzusetzen. Dieses Projekt findet im Rahmen der BMBF-Initiative „Kultur macht stark” statt.
33
Barbara Knieling: Die bewegte Elternveranstaltung – Lesen und Bewegung als gemeinsames
Thema einer Elternveranstaltung
Lesen, Bewegung und Elternarbeit – drei Schlagworte, die zunächst wenig miteinander verbindet. Lesen findet meist in Ruhepositionen statt, die Bewegung zuwider laufen. Elternabende werden mitunter als lästige Pflicht verstanden, wohlwissend, dass
Vorbilder mehr als tausend Worte erreichen können. Worin besteht also der verbindende Ansatz, der Lesen, Bewegung und Elternarbeit miteinander in Beziehung setzt?
Bildungsprozesse nehmen ihren Lauf und
bleiben im Leben der aktiv Beteiligten nicht
ohne Wirkung. Um diese Wirkung erreichen
zu können, wird die Bereitschaft vorausgesetzt, die eigenen Bildungsangebote dahingehend zu überprüfen, inwiefern durch sie
Teilnehmer ins Staunen versetzt werden.
Mein Zugang zu „Lesen in Bewegung als
Ansatz der Elternarbeit“ beruht neben fundierten Kenntnissen der Literaturpädagogik
auf meiner langjährigen Erfahrung im Elternseminar der Stadt Stuttgart und der Erkenntnis, wie Bildungsprozesse entstehen. Elternarbeit bedeutet für mich Elternbildung, weshalb der Fokus zunächst auf den Begriffen
Bildungsprozesse und Elternbildung liegt.
Bildungsprozesse werden idealerweise nicht
von außen angestoßen, sondern im Zusammenspiel aus Neugierde und Interesse an
einem Thema geweckt. Menschen jeglichen
Alters sehen, hören oder lesen etwas, sind
darüber überrascht und geraten ins Staunen. Staunen versetzt ins Nachdenken, dem
sich Gespräche anschließen, die wiederum
den Gesprächspartner verblüffen können.
34
Elternbildung findet ebenfalls unter der
Prämisse eines persönlichen Zugangs statt.
Elterliches Interesse wird durch Themen geweckt, von denen sich Eltern einen Vorteil
für sich oder ihre Kinder erhoffen. Nehmen
Eltern dennoch erwartungslos an der Veranstaltung teil, bedarf es einer überraschenden – ins Staunen versetzenden – Gestaltung,
die Interesse weckt. Derart durchgeführte
Elternveranstaltungen bilden Eltern multiperspektivisch, indem sie zur Stärkung der
Eltern-Kind-Beziehung sowie der Persönlichkeit von Eltern und Kindern beitragen.
Interaktive Veranstaltungen schaffen eine
Atmosphäre, die die sprachlichen Ausdrucksfähigkeiten von Eltern und Kindern zu verbessern helfen, wodurch eine höhere Chancen- und Bildungsgerechtigkeit erreicht
werden kann. Diese führt zu mehr gesellschaftlicher Teilhabe und Integration, welche nicht selten mit der Identifikation mit
der Einrichtung oder dem Verein durch ge-
meinsame Erlebnisse im Freizeitbereich beginnt. Die Erkenntnis, dass „Eltern zuallererst eine stärkere Wertschätzung und Anerkennung [wollen]“ (Henry-Huthmacher
2008, o. A.), sollte dabei immer mitschwingen und als ständiges Korrektiv der eigenen Herangehensweise dienen.
Eltern sind nicht gleich Eltern
Die teilnehmenden Eltern einer Elternveranstaltung stellen sich selten als homogene Gruppe dar. Was sie verbindet, sind ihre
Kinder, die gemeinsam dieselbe Einrichtung
besuchen oder im selben Verein aktiv sind.
Ansonsten unterscheiden sie sich in mehrfacher Weise, die sich in drei soziokulturelle Herkunftsmilieus einteilen lassen (vgl.
Becker 2012, S. 258-259). Die Gruppe der
anspruchsvollen, (über-)ehrgeizigen Eltern
ist selbst gut ausgebildet und legt Wert auf
die Bildung ihrer Kinder. Sie haben Interesse an den Einrichtungen und Vereinen,
die ihre Kinder besuchen. Sie sind offen für
Tipps und geben gerne Tipps; ihr Mitteilungsbedürfnis sollte bei der Gestaltung
einer Elternveranstaltung berücksichtigt
werden. Vertrauensvolle Eltern wissen um
die Bedeutung von Bildung, fühlen sich
aber in Erziehungsfragen häufig unsicher.
Sie nehmen gerne an Veranstaltungen teil,
sind offen und lernwillig, halten sich aber
mitunter sehr zurück. Thematisch passende
Klatsch- oder Bewegungsspiele, bei denen
unweigerlich viel gelacht wird, helfen hier,
das Eis zu brechen. Die dritte Gruppe der
desinteressiert wirkenden Eltern teilt sich
wiederum in drei Untergruppen auf. Manche dieser Eltern meiden den Dialog aus
sprachlicher und/oder sozialer Unsicherheit.
Für diese Eltern eignen sich Angebote, bei
denen nicht nur Gespräche, sondern gemeinsames Handeln im Mittelpunkt stehen.
Darüber hinaus gibt es Eltern, die noch kein
Bewusstsein für eine lohnenswerte Zusammenarbeit zwischen Institution, Verein und
Familie entwickelt haben. Schließlich gibt
es die Gruppe der tatsächlich desinteressierten Eltern, die entsprechend selten bei Elternveranstaltungen anzutreffen sind. Was
auch immer die Ursache für das vermeintliche Desinteresse ist – um auch diese Eltern
zu erreichen, muss die tägliche Kommunikation von Wertschätzung und Akzeptanz getragen sein, ebenso wie die Themen
der Elternveranstaltungen im Alltag – im
Sinne eines Gesprächsanlasses – „sichtbar“
gemacht werden müssen, wovon letztlich
alle Eltern profitieren. Neben aufgelockerten und handlungsorientierten Elternveranstaltungen bieten sich für solche Eltern
gemeinsame Sportveranstaltungen – mit
oder ohne Kinder – als „Eisbrecher“ an. Bei
gemeinsamen Eltern-Kind-Veranstaltungen
wie einem Fußballturnier oder einer Leseund Bewegungsolympiade können Eltern
als Unterstützer verschiedene Aufgaben
wahrnehmen, welche im Idealfall über die
Veranstaltung hinaus zu einer veränderten
Einstellung führen. Gelingende Elternbildung setzt daher Bildungsprozesse in Gang,
die Eltern in vielerlei Hinsicht „bewegen“
und sie von bestehenden Meinungen oder
Verhaltensmustern abrücken lassen. In diesem Sinne ist Bewegung auch als geistige
Beweglichkeit zu verstehen.
„Bewegte“ Elternabende
Elternabende bedeuten also mehr als nur
die Weitergabe von Informationen, die
von der einladenden Institution als bedeutungsvoll erachtet werden. Wirkungsvolle
Veranstaltungen schaffen für Eltern Beteiligungsmöglichkeiten, bei denen sie ihre
Interessen, das heißt ihre Stärken, und ihre
35
Mitmachgeschichten und „bewegende“ Bücher:
Ingrid Biermann: Fischers Fritz und Schneiders scharfe Schere – Spielideen zur
Sprachförderung. Freiburg: Herder Verlag
2002. 3 bis 6 Jahre.
Constanze Grüger / Anne Wöstheinrich:
Bewegungsspiele für eine gesunde Entwicklung. Psychomotorische Aktivitäten
für Drinnen und Draußen zur Förderung
kindlicher Fähigkeiten und Fertigkeiten.
Für Sport- und Turngruppen von 3 bis 8
Jahren. Münster: Ökotopia 2002.
Swana Rensmann / Sibylle Velter: Mitmachgeschichten für Kindergruppen. München:
Don Bosco Medien 2000. 3 bis 6 Jahre.
Fredrik Vahle: Sprache mit Herz, Hand und
Fuß. Weinheim, Basel: Verlagsgruppe Beltz
2010.
Fragen einbringen können. Wie kann das
beim Thema Lesen und Bewegung aussehen? Elternveranstaltungen sind immer
auch Orte des geselligen Beisammenseins.
Manche Eltern kennen sich und freuen sich,
andere wiederzusehen. Andere kennen
noch wenige und hoffen, beim Elternabend
neue kennenzulernen. Beide Interessen benötigen Zeit für Gespräche und nicht nur
die Abarbeitung einer Tagesordnung. Empfehlenswert ist daher ein offener Anfang,
innerhalb dessen die Eltern eintreffen und
Zeit zum Austausch untereinander haben.
Um während dieser Anfangsphase nicht
nur jene Eltern, die sich bereits kennen,
miteinander ins Gespräch kommen zu lassen, bieten sich Themen-Tische oder kleine
Ausstellungen an, die auch nach der Veranstaltung noch einige Tage präsent sein
sollten. Fotodokumentationen verdeutlichen Eltern, wo sich beispielsweise die Lieb36
lingsleseorte der Kinder in der Einrichtung
befinden oder bei welchen Bewegungsübungen die Meisterschaft angestrebt wird.
Ein Büchertisch mit passender Literatur zum
Thema Lesen und Bewegung gewährt interessierten Eltern Einblicke in die Vielfalt der
Thematik. Soll der unmittelbare Bezug zu
den Kindern hergestellt werden, bietet sich
Einrichtungen mit eigenen Bibliotheken die
Möglichkeit, kleine Ausstellungen mit den
aktuellen Lieblingsbüchern der Kinder zu
gestalten. Diese schauen sich Eltern gerne
an und staunen mitunter, womit sich ihre
Kinder beschäftigen. Sind die Bewegungsübungen als Parcours aufgebaut, erhalten
Eltern zudem die Möglichkeit, aktiv zu werden und erfahren unmittelbar, welche Bedeutung sowohl Lesen als auch Bewegung
im Leben ihres Kindes haben.
Thementische haben den Vorteil, dass sie
vom offenen in den thematischen Teil überleiten können. Bei Büchertischen können
Eltern zunächst im Angebot schmökern,
bevor sie ein Buch auswählen, von dem sie
glauben, dass es ihren Sohn oder ihre Tochter interessiert. Im fachlichen Teil der Elternveranstaltung wird über die Bücher, ihr
inhaltliches Spektrum sowie deren bewegungsorientierte Gestaltungsmöglichkeiten
informiert. Insbesondere Vorlesegeschichten laden häufig zum Bewegen und Mitmachen ein, womit sie Kindern und Eltern
besondere Vorleseerlebnisse bescheren. Je
nach Alter der Kinder erhalten Eltern relevante Informationen rund um Lesen und
Vorlesen und können jederzeit Fragen stellen. Solch diskursiv gestaltete Elternveranstaltungen nehmen die Erfahrungen und
das Vorwissen der Eltern ernst, was wiederum die Bereitschaft erhöht, einiges des
Gehörten und Ausprobierten in den Alltag
zu integrieren. Umfassende Lesekompe-
Beispiel für einen Thementisch:
Lese- und Bewegungslust in der
Kindertagesstätte
Marlene Röder / Daniela Chudzinski: Frechvogel und Mutkröte. Ravensburg: Ravensburger Bucherlag 2014. Ab 4 Jahren.
Andrea Schütze / Katrin Oertel: Ganz schön
wackelig. Freiburg: Velber Verlag 2014. Ab
3 Jahren.
John Fardell: Der Tag, an dem Louis gefressen wurde. Frankfurt / M.: Moritz Verlag
2012. Ab 4 Jahren.
Regina Schwarz / Barbara Korthues: Wippen,
zappeln, popowackeln – mach mit beim
Wi-wa-wackeldackeln! Stuttgart: Esslinger
Verlag 2011. Ab 3 Jahren.
Hervé Tullet: Mitmach Buch. Freiburg:
Velber Verlag 2010. Ab 2 Jahren.
tenz stellt eine besondere Form geistiger
Beweglichkeit dar. Um die zu erlangen, sind
Kinder auf die Unterstützung kompetenter
Anderer angewiesen – und auf ausreichende Angebote für ihre motorische Entwicklung. Denn nach wie vor [wird] „der positive Einfluss körperlicher Bewegung auf die
motorische und geistige Entwicklung eines
Kindes […] oft unterschätzt (Korte 2011,
S. 212).“ Deshalb gehören thematisch passende Bewegungselemente ebenso zu einer
Elternveranstaltung wie ins Staunen versetzende Impulse übers Lesen. In der Kombination bewegen sie Eltern im Idealfall
doppelt – durch die Aktionen als auch die
Impulse, die zu neuem Handeln bewegen.
Der Text basiert auf einem Impulsvortrag,
den Barbara Knieling gemeinsam mit Ingrid Strobl, Elternseminar der Stadt Stuttgart, beim Workshop „Die bewegte Elternveranstaltung“ gehalten hat.
Barbara Knieling
Barbara Knieling, Jahrgang 1965, ist Referentin in der Erwachsenenbildung sowie
als Lese- und Literaturpädagogin tätig.
Literatur
Becker, Susanne Helene (Hg., 2012): 99 neue Lesetipps. Bücher für Grundschulkinder.
Seelze: Kallmeyer.
Henry-Huthmacher, Christine (2008): Eltern unter Druck. Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der Studie.
http://www.kas.de/upload/dokumente/2008/02/080227_henry.pdf (Zugriff vom 6.2.2014)
Korte, Martin (2011): Wie Kinder heute lernen. München: Deutsche Verlagsanstalt.
37
Lese- und Bewegungstipps für Eltern und Kinder
Mit diesen Leseempfehlungen und dazu passenden Bewegungsspielen können Eltern
für bewegtes Lesen in der Familie sorgen. Bei einer Elternveranstaltung können die
Medien und die Spiele vorgestellt und zusammen mit den Eltern ausprobiert werden.
Tipp 2
Bettina Domzalski: Höher! Schneller! Weiter! Das ultimative Sport-Quiz-Buch. Weinheim:
Beltz Verlag 2013. Ab circa 10 Jahren.
Mit diesem kleinen Buch werdet ihr ruckzuck zum Sportprofi. Über 160 Quizfragen, Rätsel und
Denkspiele warten auf euch! Was ist ein Qualifying beim Autorennen? Oder wer hat bis 2012
noch nie die deutsche Fußball-Nationalmannschaft trainiert? Neben den Quizfragen erfährst du
in einer Info-Rubrik jede Menge über Fakten und Rekorde der jeweiligen Sportarten. Damit das
alles nicht zu theoretisch wird, helfen die Fünf-Minuten-Fitnessbreaks dabei, euch fit zu halten.
Tipp 3
Lisa Gallauner: Halfpipe – Leon legt los.
Wien: G & G Verlagsgesellschaft 2012. Ab
9 Jahren.
Tipp 1
Miriam Cordes: Hopsasa und Trallala.
Spiellieder für die Kleinsten. Hamburg:
Oetinger 2012. Ab 2 Jahren.
Zehn kleine Zappelmänner stehen in einer
Ringel, Ringel, Reihe zusammen mit der
lieben Laurentia und sehen dem Teddybär
zu, wie er sich umdreht. Wem das komisch
vorkommt, der braucht unbedingt Hilfestellung. Zum Beispiel in Form dieses sehr
ansprechend illustrierten Büchleins, das
bekannte Spiellieder vorstellt.
Butzemänner und Tanzbären:
Die passenden Bewegungsanleitungen zu
den Spielliedern finden Sie im Buch. Wackeln Sie mit Ihrem Kind wie ein Eselchen,
hüpfen Sie wie ein Häschen, schleichen Sie
wie ein Kätzchen und schütteln Sie sich
wie ein Bi-Ba-Butzemann. Das macht Spaß
und ist ein guter Einstieg in die frühkindliche Sprach- und Bewegungsförderung.
38
Leon zieht zusammen mit seiner Mutter in
eine andere Stadt. Nun ist er der Neue in
der Klasse und ein echter Außenseiter. Wegen seiner Brille und weil er meistens gute
Noten schreibt, halten ihn alle für einen
Streber. Vor allem Tim, ein cooler Skater,
macht sich immer wieder über ihn lustig.
Doch als Leon zum Geburtstag ein tolles
Skateboard bekommt, ändert sich sein Leben schlagartig. Doch wird er es schaffen,
das Skateduell gegen Tim zu gewinnen?
Skateboard-Begriffe:
Im Buch dreht sich alles um das Thema
„Skaten“. Sammeln Sie mit Ihrem Kind die
verschiedenen Begriffe rund ums Skateboard. Taucht ein neuer Begriff auf, wird
er auf einem Blatt Papier notiert und irgendwo im Raum mit der beschriebenen
Seite nach unten abgelegt. Dann geht es
mit der Geschichte wieder weiter. Taucht
der nächste Begriff auf, wird genauso verfahren. Kommt ein Begriff nochmals vor,
wird das Blatt Papier mit dem Begriff gesucht und ein Strich gemacht. So können
Sie und Ihr Kind zum Schluss zählen, wie
oft die verschiedenen Wörter verwendet
wurden. Außerdem lernen Sie gemeinsam
so jede Menge Begriffe rund ums Thema
Skateboarden. Wie viele waren es insgesamt?
Antwort-Laufen:
Antwort-Fangen:
Suchen Sie sich vier Sport-Geräte an (z. B.
Tennisschläger, Fußball, Turnschuh …) und
legen Sie diese in einer gewissen Distanz
ab. Jedes Gerät wird einer Antwortmöglichkeit zugeordnet: Der Tennisschläger steht
beispielsweise für Antwortmöglichkeit a).
Neben jedem Gegenstand liegen außerdem
ein Blatt Papier und ein Stift parat. Dann
werden die Fragen und die Antwortmöglichkeiten aus dem Buch vorgelesen. Wer
die richtige Antwort kennt, rennt zum passenden Antwort-Gegenstand und schreibt
die Nummer der Frage auf das Papier. So
können Sie am Schluss kontrollieren, wie
viele Fragen richtig beantwortet wurden.
Daraus lässt sich auch ein Wettkampf für
die gesamte Familie veranstalten. Wer zuerst beim Gegenstand ist, bekommt einen
Punkt. Aber natürlich nur, wenn die Antwort richtig ist. Wer weiß am meisten über
Sport und reagiert am schnellsten?!
Dazu werden vier Bälle in verschiedenen
Farben oder einfach vier verschiedene Bälle (ein Tennisball, ein Softball oder auch
Tücher) benötigt. Jeder Ball wird einer
Antwortmöglichkeit zugeordnet: Der grüne Ball steht beispielsweise für Antwortmöglichkeit a). Dann werden die Fragen
und die Antwortmöglichkeiten vorgelesen.
Jetzt hat Ihr Kind kurz Zeit zum Überlegen.
Dann werfen Sie die vier Bälle gleichzeitig in die Luft und Ihr Kind schnappt sich
den richtigen Ball. Wenn Antwortmöglichkeit a) richtig ist, muss es den grünen Ball
fangen. Das Ergebnis wird notiert und am
Ende kontrolliert. Sie können auch einen
Wettkampf daraus machen und abwechselnd lesen und werfen.
39
Tipp 4
Tipp 7
Ann C. Håkans: Mein lebensgefährliches
Leben – Die Schwimmbadkrise. Würzburg:
Arena Verlag: 2012. Ab 6 Jahren.
Monika Toman-Banke: Max erster Wettkampf – Leichtathletik ist leicht. Reutlingen: Oertel & Spörer 2011. Zum Vorlesen
ab 6 Jahren.
Als ob es nicht reichen würde, wenn man einen so bescheuerten Namen hat. Juni!! Wer
heißt schon wie ein Monat? Mitschüler Jonas
macht sich ständig über Juni lustig und Klassenkameradin Bella will nicht mit ihr befreundet sein, obwohl sie immer nett zu ihr ist.
Aber das alles ist nichts gegen Junis Geheimnis, das auf keinen Fall herauskommen darf:
Sie kann nicht schwimmen! Wenn Juni daran
denkt, hat sie das Gefühl, dass in ihr drin ein
Kaktus sitzt, der lauter Löcher die Haut piekt.
Und jetzt sind es nur noch 50 Tage, bis das
Unvorstellbare eintreten wird: der Schwimmunterricht in der zweiten Klasse …
Wasser-Raten: Jeder Spieler denkt an einen
einfachen Gegenstand, der im Buch vorkommt, z. B. das Haus der Familie Stomp,
den Buchstaben A, der im Unterricht behandelt wird, der Fußball, den Juni an den Kopf
bekommt. Nun versucht er, den Gegenstand
exakt zu schwimmen. Der Rest der Familie
steht am Beckenrand und muss raten, um
was es sich handelt. Ist gerade kein Wasser
in der Nähe, geht das Spiel auch pantomimisch oder mit alten nassen Socken an den
Füßen, mit denen man auf dem Asphalt
den Gegenstand „malen“ kann.
40
Tipp 5
Tipp 6
Sandra Ludwig / Sigrid Leberer: Wir machen
Sport. Hamburg: Carlsen 2013. Ab 3 Jahren.
Geronimo Stilton: Karate Maus Geronimo.
Hamburg: rororo 2012. Zum Vorlesen ab
6 Jahren.
Diese Woche geht es in der Kita sportlich zu:
Jeden Tag können die Kinder eine neue Sportart entdecken und ausprobieren. Von Turnen
über Fußball bis zum Kinderyoga – für jeden
Geschmack ist etwas dabei. Vielleicht auch etwas für Ihr Kind? Dieser Band aus der Lesemaus-Reihe ermöglicht einen spielerischen Zugang zu diversen Sportarten und macht Lust
darauf, selbst aktiv zu werden.
Ich packe meinen Koffer: Die Kinder aus
dem Kindergarten machen viele verschiedene Sportarten. Können Sie sich gemeinsam die Sportarten merken? Passen Sie gut
auf, wenn die Kinder von ihren Sportarten
erzählen. Nach jeder Erzählung überlegt
sich Ihr Kind eine Bewegung, die zu der
Sportart passt (z. B. eine Drehung im Ballett) und macht diese Bewegung vor. Nach
der nächsten Erzählung wiederholt Ihr Kind
zuerst die erste Bewegung (die Drehung).
Dann überlegt es sich eine neue Bewegung
für die neue Sportart. Nach der nächsten
Sportart wiederholt ihr Kind dann die ersten beiden Bewegungen und überlegt sich
dann wieder eine neue und immer so weiter – bis zur Olympiade. Können Sie und Ihr
Kind alle Bewegungen noch einmal nacheinander ausführen? Wissen Sie noch, welche
Sportarten es waren?
Wer Geronimo Stilton kennt, weiß, dass er
unsportlich ist. Warum um alles in der Welt
haben ihn bloß sein bester Freund und seine Cousine zur Karateweltmeisterschaft angemeldet? Eine Woche hat er Zeit, sich auf
dieses Turnier vorzubereiten. Das reicht, um
einiges über Karate zu lernen, aber reicht es
auch, um Weltmeister zu werden?
Trainieren mit Geronimo: Geronimos Trainingsplan ist ganz schön hart. Unterstützen Sie ihn beim Training und trainieren
Sie gemeinsam mit ihm. Der Trainingsplan
für Sie und Ihr Kind lautet:
Kurzhanteln: 10 Mal zwei Bücher stemmen
Spinning: 1 Minute im Sitzen Beine strampeln
Dauerlauf: 3 große Runden um einen Bücherstapel
Langhanteln: 10 Wiederholungen mit dem
gespannten Theraband
Seilspringen: 10 Sprünge
Liegestütze: 3 Wiederholungen
Führen Sie nach jedem Kapitel eine Übung
durch. Erfüllen Sie den gesamten Trainingsplan, bevor das Buch fertig gelesen
wurde!
Leichtathletik? Max weiß gar nicht, was
das ist. Es klingt irgendwie so kompliziert.
Doch dann erfährt er, dass es dabei um
„laufen, springen und werfen“ geht. Darin ist Max richtig gut – bei den Bundesjugendspielen gehört er sogar zu den Besten der Schule. Das Training, zu dem seine Mutter ihn angemeldet hat, macht
richtig viel Spaß. Doch als er ausgewählt
wird, beim nächsten großen Wettkampf
in der Staffel mitzulaufen, wird er plötzlich krank. Vielleicht hat ja der Wettergott
noch ein Einsehen.
Dreikampf: Zu dieser Übung benötigen Sie
noch weitere Bücher. Wie Max beginnen
Sie gerade gemeinsam mit dem Training.
Markieren Sie eine Startlinie. Legen Sie für
die erste Disziplin ein Buch etwas entfernt
(je nach Platz) von der Startlinie auf den
Boden. Wie lange braucht Ihr Kind von der
Startlinie bis zum Buch? Notieren Sie das
Ergebnis.
Für die zweite Disziplin springt Ihr Kind
von der Startlinie aus, so weit es kann. Legen Sie bei diesem Punkt als Markierung
ein Buch hin. Für die dritte Disziplin legen Sie wieder ein Buch etwas entfernt
von der Startlinie auf den Boden. Nun versucht Ihr Kind mit einem Sandsäckchen (es
kann auch ein Papierknäuel sein) so nah
wie möglich an das Buch heran zu werfen.
Wiederholen Sie gemeinsam alle drei Disziplinen nach jedem Kapitel und beobachten Sie, ob Sie sich verbessern. Am Ende
des Buches sind Sie und Ihr Kind bestimmt
schon richtig gut geworden.
41
Frank Maria Reifenberg:
Leseförderung mit Ball und Buch
Zwischen dem achten und zwölften Lebensjahr nimmt bei Jungen das Interesse am
Lesen rapide ab. Mit 15 Jahren liest laut den PISA-Studien über die Hälfte der Jungen
nur noch, wenn sie muss. Viele Jungen hängen schließlich ein ganzes Schuljahr zurück.
In der Konkurrenz zu Fernsehen und Computerspielen ist Lesen für Jungs uncool und
unmännlich. Selten begegnen ihnen männliche „Lese-Vorbilder“. Oft trifft die angebotene Lektüre nicht ihre Bedürfnisse und Interessen. Sie lesen anders und sie lesen anderes als Mädchen. Diese Tatsache verdient viel mehr Beachtung: Jungen brauchen eine
Förderung, die das berücksichtigt und eine besonders anspornende Atmosphäre bietet.
Leseförderung mit Ball und Buch
Zwischen Fußball und Lesen gibt es Analogien, die wir nutzen: Beide Tätigkeiten
sind uns nicht in die Wiege gelegt, aber
beide können wir durch Ausdauer, Training und Teamarbeit erlernen oder verbessern. Der Fußball ist in diesem Projekt
nicht nur eine billige Masche oder „Verkaufe“.
Einige Elemente (Trainingscamp, Spielertreffen, Incentives etc.) sollen natürlich
die Motivation zur Teilnahme fördern.
Das alleine reicht jedoch über einen längeren Zeitraum nicht, um Begeisterung
für das gesamte Projekt zu erzeugen.
Nach und nach sollen die Jungen erfah42
ren, dass man Lesen in einem ganz anderen Kontext erleben kann. Die Begeisterung vieler Jungen für Fußball wird
in direkte Tuchfühlung mit der „stillen“
Beschäftigung Lesen gebracht.
In einem Wechsel und Zusammenspiel
von körperlicher Erprobung und Aktivität mit dem Ball auf der einen Seite und
Konzentration und Ruhe mit dem Buch
auf der anderen werden die Teilnehmer
an neue Lese-Erlebnisse herangeführt
und erfahren Lesen als eine Praxis, die
sich durchaus mit ihrem Selbstverständnis als Jungen vereinbaren lässt. Fußball spielt als Inhalt der Bücher in den
Bücherkisten natürlich eine wichtige
Rolle. Die Jungen erleben Lesen als
eine lustbetonte Aktivität, sowohl in der
Schule als auch in der Freizeit. Sie lernen
Lesen als eine attraktive Kultur- und Medien-Praxis kennen, die keineswegs nur
etwas für Mädchen ist. Ihre Lesekompetenz wird gefördert, sodass sie in der Lage
sind, Texte flüssiger zu lesen. Im Mittelpunkt steht das an ihren Interessen orientierte und freie Lesen.
Ball und Buch als Partner
Das Lesen kann sich nur nach und nach
einen Platz neben der deutlich attraktiveren Sportart erkämpfen. Dabei müssen
die Jungen ermutigt, unterstützt und
angeleitet werden. Natürlich ist dieses
Konzept kein Zaubermittel gegen Lesefrust, aber alle Erfahrungen mit vergleichbaren Einzelworkshops zeigen, dass – bei
der richtigen und geschlechtsspezifischen
Ansprache – Jungen sich stärker und
schneller begeistern lassen, als wir vermuten. Ihr Selbstbild ist geprägt von vielen
eher entmutigenden Erfahrungen: „Lesen
ist mir zu anstrengend … Ich kann den
Ansprüchen nie genügen …“
Dem müssen wir etwas entgegensetzen.
Dazu bieten wir u. a. im Verlauf des Projekts den Teilnehmern mindestens zwei
Mal sogenannte „Incentives“. Das sind
Belohnungen, die den Jungen zeigen,
dass sie Teil einer besonderen Aktion
sind. Sie dienen auch dazu, den Teilnehmern Lesen und Bücher auf eine Art zu
präsentieren, die neu oder besonders
für sie geeignet ist. Dazu gehören Besuche in Buchhandlungen mit Lesungen
oder Treffen mit FC-Spielern, ein Besuch
im Sport- und Olympiamuseum oder in
der Sportredaktion eines Radio- oder
Fernsehsenders.
kicken&lesen Köln
Das Projekt kicken&lesen wurde 2007 von
der Baden-Württemberg Stiftung und
dem VfB Stuttgart ins Leben gerufen. Es
richtet sich vor allem an Jungen aus lesefernen Familien und lädt jährlich Schulen,
Sportvereine, Bibliotheken, Träger der offenen Jugendarbeit und sonstige Vereine
zur Teilnahme ein.
Das Projekt kicken&lesen Köln wird in Kooperation mit der Baden-Württemberg
Stiftung durchgeführt und richtet sich vorrangig an Schulen: Im Projekt werden Jungen der fünften Klasse an Schulen und Einrichtungen der offenen Jugendarbeit über
den Zeitraum von einem Schuljahr intensiv begleitet. Es handelt sich dabei um Förder-, Haupt-, Real- und Gesamtschulen, die
das Projekt teils im Regelunterricht, teils
als AG oder als Pflicht-AG umsetzen.
Jede Projektgruppe hat unterschiedliche
Betreuer: Deutsch- und Sportlehrer, Klassenlehrer und Referendare, Sportlehrer
und Sozialpädagogen, Sozialarbeiter sowie ehrenamtliche Jugendbetreuer usw.
Die Gruppenstärke ist auf jeweils 20 Teilnehmer beschränkt. Die Schulen verpflichten sich, wöchentlich mindestens eine
kicken&lesen-Trainingseinheit von 90 Minuten durchzuführen. In der Endphase
des Projekts trainieren die Teams einen
Tag lang mit den Jugendtrainern des 1. FC
Köln. Am Ende treten sie in einem Fußballturnier und einem Book Slam® um den
kicken&lesen-Pokal gegeneinander an.
Projektträger dort ist die SK Stiftung Kultur. Projektpartner ist die Stiftung 1. FC
Köln. Die wissenschaftliche Begleitung
und Evaluation erfolgt durch Professorin
Dr. Christine Garbe vom Institut für Sprache und Literatur der Universität Köln.
Weitere Informationen:
www.kickenundlesen.de
43
Lautlese-Verfahren
Viellese-Verfahren
Mithilfe von Lautlese-Verfahren sollen vor
allem die kognitiven Prozesse der Schüler beim Lesen gefördert werden, also die
Wort- und Satzidentifikation und die Herstellung von Zusammenhängen zwischen
den einzelnen Sätzen. Die Schüler lesen
für sich kurze Texte laut vor und trainieren so ihre Leseflüssigkeit. Die Leseflüssigkeit umfasst vier Dimensionen: Dekodiergenauigkeit, d. h. möglichst schnell einen
Satz korrekt verstehen, die Automatisierung der Dekodierprozesse, die Lesegeschwindigkeit und ausdrucksstarkes Vorlesen, d. h. sinngemäße Betonung.
Bei den Viellese-Verfahren werden feste
Lesezeiten in den Unterricht eingebaut.
Die Schüler sind in diesen Zeiten (stille Lesezeiten) verpflichtet zu lesen, dürfen aber
ihre Lektüre aus dem vorhandenen Bestand der Kinder- und Jugendbücher frei
wählen. Das Besondere an den VielleseVerfahren ist, dass das Gelesene im Unterricht nicht weiter behandelt wird. Die Verfahren sind vielseitig gestaltbar und sollen
die Schüler zum Lesen anregen und motivieren. Durch das gesteigerte Lesepensum
soll die Leseleistung verbessert werden.
Von der Leseflüssigkeit hängt auch das
Leseverstehen ab. Es existieren vielfältige Varianten von Lautlese-Verfahren, die
mehrheitlich auf zwei Grundformen basieren, dem „Wiederholten Lautlesen“ und
dem „Begleitenden Lautlesen“. Das Lautlese-Verfahren darf nicht verwechselt werden mit dem lauten Vorlesen in der Klasse.
Dieses ist meistens kontraproduktiv, weil
besonders die leseschwächeren Kinder vor
versammelter Klasse „vorgeführt“ werden
und die Lust am Lesen zusätzlich verlieren!
(vgl. Rosebrock / Nix 2012)
Gezielte Förderung: Lautleseund Viellese-Verfahren
Zur praktischen Unterstützung werden
den Trainern, die bei uns bewusst nicht
Lehrer heißen, zwei Methoden und entsprechende didaktische Materialien an
die Hand gegeben: das Lautlese- und das
Viellese-Verfahren. Mit Seminaren, im Rahmen der formativen Evaluation und durch
telefonische und persönliche Beratung
werden die Schulen begleitet und im kompletten Projektverlauf unterstützt. Mit der
Erkenntnis, dass viele Jungen in der fünf44
Dieses Verfahren hilft besonders den
Kindern, die schon eine gewisse Sicherheit erreicht haben und nach mehr Lesestoff verlangen. In einem Projekt wie
kicken&lesen hilft es besonders, Jungen auf unterschiedlichen Kompetenzstufen einzubinden und bei der Stange
zu halten. Während die Schüler mit noch
größeren Schwierigkeiten im LautleseVerfahren „punkten“, können die fortgeschritteneren Leser über die Menge des
Gelesenen ihren Beitrag leisten und verlieren nicht die Lust, weil sie vielleicht unterfordert sind. (vgl. Rosebrock / Nix 2012)
ten Klasse noch große Probleme mit den
grundlegenden Lesefertigkeiten haben, ist
es sinnvoll, ihnen konkrete Hilfsangebote
zu machen, die sie vielleicht noch nicht
kannten und die sich vom bisherigen Unterricht unterscheiden. Die Zusammenarbeit als „Trainer“ und „Sportler“ im Lautlese-Verfahren spricht sie dabei anders an.
Allein der Beziehungsaspekt in dieser Methode sollte schon erste Türchen einen
Spalt weiter öffnen. Jeder teilnehmende Junge erhält kostenlos eine Trainingsmappe mit dem Trainingsprogramm von
Andrea Bertschi-Kaufmann et al. und die
Trainer den dazugehörigen Kommentar
(vgl. Bertschi-Kaufmann et al. 2010 und
2007). Für das Viellese-Verfahren wird eine
umfassende Bücherkiste mit über 70 Büchern aller Genres zur Verfügung gestellt.
Darin enthalten sind Abenteuer-, Fantasy- und Gruselromane, Sachbücher, Literaturcomics, Fußballbücher usw. Die Kisten
werden am Leistungsniveau orientiert
einzeln zusammengestellt und verbleiben
auch nach Projektende in den Gruppen.
Das Viellese-Verfahren kann natürlich von
allen genutzt werden, soll aber besonders
auch die Teilnehmer einbinden, die schon
flüssiger und vielleicht auch gerne lesen
bzw. in der Lage sind, ihrem Leistungsniveau entsprechende Bücher selbstständig zu lesen. Jeder Teilnehmer erhält ein
Was ist ein Book Slam®?
Der Book Slam® ist eine spielerische und
kreative Methode, die den großen Vorteil hat, dass sie die intensive Auseinandersetzung mit einem Buch erfordert, jedoch nicht wie ein Vorlesewettbewerb am
Ende öffentlich die Lesefertigkeit oder die
Leseunfertigkeit eines Teilnehmers zur
Schau stellt. Das ausgewählte Buch muss
von der Gruppe oder einem Teil der Gruppe mit kreativen Mitteln so eindrucksvoll
wie möglich dargestellt werden. Malen,
tanzen, singen, Pantomime, Theater, Rap –
alles ist möglich und erlaubt. Nur eine Zeitüberschreitung nicht (Limit wird vorher
festgelegt, drei oder fünf Minuten)! Am
Ende entscheidet das Publikum/eine Jury,
welches Buch sie nach dieser Performance
am spannendsten findet.
„Trainingsbuch“, das unter der Anleitung
des Trainers wie ein Lesetagebuch genutzt
werden kann. Es enthält freie Seiten, die
die Jungen selbst gestalten können, sowie
den „Lese-Pass“, in dem die Jungen ihre
gelesenen Seiten oder Bücher dokumentieren.
Sanfter Wettbewerb
Im Mittelpunkt steht lustbetontes, freies
Lesen und nicht eine nach klassischem
Lehrplan und Lektürekanon abrufbare
Leistung. Vorrangiges Ziel ist eine Veränderung im Bereich der Lesemotivation.
Auch ein gewisser Wettbewerbsgedanke
spielt eine Rolle. Deshalb gibt es am Ende
der Projektzeit ein zweiteiliges Turnier: ein
Fußballturnier beim 1. FC Köln sowie einen
Book Slam®.
Der Lese-Teil des Wettbewerbs ist nicht direkt über die Verbesserung der Lesefertigkeiten definiert. Wie bei klassischen Vorlese-Wettbewerben würden wir dadurch
die schwächer lesenden Jungen noch mehr
abhängen. Aus diesem Grund wird der
Book Slam® für den Leseteil den abschließenden Wettbewerb darstellen. Am Ende
des Projekts wird der Gesamtsieger aus
den Ergebnissen des Book Slam® und des
Fußballturniers ermittelt.
Ausführliche Informationen zur Methode:
www.bookslam.de
45
Integriertes Fußball- und Lesetraining
Zwei exemplarische Abläufe für eine 90-minütige Trainingseinheit:
Trainingseinheit A
1.Warm-up Erklärung der Trainingseinheiten, evtl. Mannschaftseinteilung,
Aufwärmübungen....................................................................................... 10 Min.
2.Fußball 1
Dribbling-Übung mit Ball um Zylinder-Parcours....................................... 10 Min.
3.Lesen 1
Lautlese-Übung in Zweier-Teams .............................................................. 15 Min.
4.Fußball 2
Ball zuwerfen und auffangen mit Zylindern (Motorik / Sozialverhalten).10 Min.
Pause ........................................................................................................................10 Min.
5.Lesen 2
Stille Lesezeit ............................................................................................... 15 Min.
6.Fußball 3
Fußballspiel ................................................................................................. 15 Min.
7.Abschluss Absprache, Aufgabe fürs nächste Training: Vorübung für den
Book Slam©, jeder sucht sich ein Buch aus der Bücherkiste und
bereitet fürs nächste Training etwas dazu vor (genauer anleiten) .......... 5 Min.
Trainingseinheit B
1.Einstieg
Freiwillig: Wer stellt „sein“ Buch kurz vor?
Lesen 1
(Aufgabe aus der Vorwoche)...................................................................... 10 Min.
2.Warm-up nur Körper, Geist ist schon mit 1. in Gang.................................................
Jede Gruppe kann andere Schwerpunkte
bei der Durchführung setzen, eine Vorgabe muss aber eingehalten werden: Beide
Elemente, Fußball und Lesen, sind gleichberechtigt nebeneinander zu stellen. Im
Schnitt sollte also gleichviel Zeit für beide
Teile verwendet werden. Gelegentlich ist
es sinnvoll, in einer Trainingseinheit dem
Fußball, in einer anderen dem Lesen mehr
Raum zu geben. Dagegen spricht nichts.
Grundsätzlich sollte jede Trainingseinheit
aber ausgeglichen sein.
Da die Jungen wahrscheinlich immer aufs
Fußballspielen drängen werden, braucht
es dazu eine klare und strikte Vereinbarung. Die gesamte Trainingseinheit sollte
in der Sporthalle oder auf dem Sportplatz
stattfinden, um auch tatsächlich Fußball
spielen zu können und Geräte für den
sportlichen Teil zur Verfügung zu haben.
Es wechseln sich Fußball- und Leseübungen ab, wobei auch „integrierte“ Fußballund Lesespiele zum Einsatz kommen können.
Frank Maria Reifenberg
5 Min.
3.Fußball 1
Ball behaupten (zwei Spieler halten sich an der Hand, dribbeln,
Ball behaupten, ohne Handschluss zu verlieren)...................................... 10 Min.
3.Lesen 2
Lautlese-Übung in Zweier-Teams .............................................................. 15 Min.
4.Fußball 2
Schusstechnik (Zylinder im Kreis mit Bällen darauf, Abschuss und
Trainer in der Mitte treffen)........................................................................ 10 Min.
5. Lesen 3
Weitere Buchvorstellungen (Aufgabe aus der Vorwoche)....................... 10 Min.
Pause ....................................................................................................................... 10 Min.
Frank Maria Reifenberg, Jahrgang 1962, künstlerischer Leiter von kicken&lesen Köln,
ist ausgebildeter Buchhändler und arbeitete später in der Öffentlichkeitsarbeit, u. a.
in Kampagnen zu Aids, Sexualaufklärung, Suchtprävention. Er schreibt seit 1999 Drehbücher und Romane. Er spricht mit seinen Lesungen besonders auch leseschwache
Jungen an und bietet dazu spezielle Workshops nur für Jungen sowie Vorträge und
Seminare zum Thema Jungenleseförderung für Eltern, Erzieher, Bibliothekare und
andere Multiplikatoren. Seit dem Wintersemester 2013 unterrichtet er im Rahmen
eines Lehrauftrags an der Universität zu Köln „Leseanimation für Jungen“.
Weitere Informationen:
www.frank-reifenberg.de und www.lesefoerderung-fuer-jungen.de
6.Fußball 3 Fußballspiel ................................................................................................. 15 Min.
7.Abschluss Absprache, evtl. Aufgabe fürs nächste Training (Zeitungsausschnitte
zu Fußball sammeln, Collage anfertigen) .................................................. 5 Min.
Literatur
Bertschi-Kaufmann, Andrea et al. (2010): Lesen. Das Training I. Lesefertigkeiten – Lesegeläufigkeit – Lesestrategien. Schülermappe mit 4 Arbeitsheften – 5./6. Schuljahr. Stuttgart: vmp.
Bertschi-Kaufmann, Andrea et al. (2007): Lesen. Das Training I. Kommentar. Lehrerband
mit Audio-CD – 5. / 6. Schuljahr. Stuttgart: vmp.
Rosebrock, Cornelia / Nix, Daniel (2012): Grundlagen der Lesedidaktik und der systematischen schulischen Leseförderung. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.
46
47
„Lesen in Bewegung“ –
Chancen, Hürden und Voraussetzungen
„Lesen in Bewegung“ versteht sich als ein dezidiert interdisziplinärer und verbindender Ansatz. Leseförderer, Trainer, Politiker, Lehrkräfte, Fußball- und Sportfunktionäre,
Wissenschaftler, Erzieher, Ehrenamtliche, Pädagogen, Netzwerker, aktive und passive
Sportler: Sie alle haben einen individuellen Blickwinkel auf das Thema. Denn gerade
die vielen Perspektiven bereichern das Feld und erhöhen die Schlagkraft der Maßnahmen. Exemplarisch kamen im Rahmen der Tagung bei einem Abschlussgespräch zum
Thema „Lesen in Bewegung“ ein Minister, ein ehemaliger Profifußballer, ein Professor,
eine Politologin und eine Lehrerin zu Wort und teilen ihre Sichtweisen und Erfahrungen.
Thomas Hitzlsperger
Als Kind habe ich mich nicht besonders fürs Lesen interessiert, da gab es für mich in
meiner Freizeit nur Fußball. So richtig mit dem Lesen angefangen habe ich erst zu
Beginn meiner Fußballkarriere. Als Profi ist man um 13 Uhr mit der Arbeit fertig. Mit
der Zeit danach wollte ich etwas Sinnvolles anstellen, also habe ich angefangen, Bücher zu lesen. Den Zugang zum Lesen habe ich nicht über Fußballbücher bekommen,
sondern über ein Buch von Helmut Schmidt. Danach folgten weitere Sachbücher, da
ich etwas lernen wollte. Später habe ich dann auch Romane für mich entdeckt.
Andreas Stoch, MdL
Für mich als Minister bedeutet „Lesen in Bewegung“ Akten zu lesen, während ich
von einem Termin zum nächsten fahre. Zu meinem Beruf gehört das Lesen von Sachtexten zum täglichen Geschäft, auch wenn ich persönlich Lesen mit Romanen und
das Eintauchen in Fantasiewelten verbinde. Im Urlaub lese ich deshalb ganz bewusst
Romane und keine Sachbücher.
Seitdem ich gesagt habe, dass ich gerne lese, bekomme ich oft Bücher geschenkt. Das
ist der große Vorteil, wenn man berühmt ist. Mittlerweile sind es so viele, dass ich sie
wahrscheinlich gar nicht alle lesen kann. Am Anfang wurde ich von meinen FußballerKollegen wegen des Lesens belächelt. Aber irgendwann haben sie sich daran gewöhnt. Solange man erfolgreich ist, wirkt sich das Lesen positiv auf das Image eines
Fußballers aus. Die Leute sagen sowas wie „Der Hitzlsperger spielt gut Fußball und
liest auch noch gerne!“. Läuft es aber mal nicht so gut, dann heißt es: „Der denkt zu
viel“. Für mich persönlich ist es ein großes Glück, dass ich das Lesen entdeckt habe.
Thomas Hitzlsperger, Jahrgang 1982, ist ehemaliger Fußballnationalspieler und
Deutscher Meister.
Als Vater von vier Kindern habe ich natürlich eifrig vorgelesen. Dabei konnte ich beobachten, dass die Schwelle vom Vorlesen zum selbst Lesen gar nicht so einfach zu
überwinden ist. Am leichtesten geht es mit einem spannenden Buch, mit dem aus
der Anstrengung Lesefreude wird.
Lesen und Bewegung miteinander zu verzahnen, halte ich für sehr sinnvoll. Diese Kombination bietet vor allem in der Ganztagsschule eine Chance, Bewegungsförderung
verstärkt in Schulen einzubringen und gleichzeitig die Lesekompetenz zu stärken.
Andreas Stoch, Jahrgang 1968, ist Minister für Kultus, Jugend und Sport des Landes
Baden-Württemberg.
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Prof. Dr. Klaus Roth
Bewegung gilt als „Zünder“ und „Motor“ für das Lernen und die gesamte kindliche Entwicklung. Kinder sind „Bewegungswesen“. Körperliche Aktivität ist Ausdruck von Vitalität und Lebenskraft. In unserem Projekt „Motorik ABC“, das sich an
Kita-Kinder richtet, wird die spielerisch-freudvolle, vielseitige Förderung der motorischen Intelligenz und der motorischen Basisfähigkeiten mit Sprache verbunden
und Sprachanlässe werden in Bewegung umgesetzt. Darauf aufbauend kommen
im Grundschulalter in der Ballschule Heidelberg Lerngelegenheiten im sozialen und
kognitiven Bereich hinzu. Beide Programme richten sich an alle Heranwachsenden,
ausdrücklich auch an motorisch schwache Kinder und Kinder mit gesundheitlichen
Einschränkungen. Wir müssen vermitteln, dass Bewegung genauso wie Lesen alltags integriert, jederzeit und überall gewinnbringend stattfinden kann.
Prof. Dr. Klaus Roth, Jahrgang 1951, ist Professor für Bewegungs- und Trainingswissenschaft am Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Heidelberg.
Erika Seitz
Lesen lernen ist für viele Kinder ein unheimlich mühsamer Prozess. Bewegung dagegen fällt Kindern viel leichter. Wenn man es also schafft, ein bisschen von der Bewegungsbegeisterung in den Leselernprozess einfließen zu lassen, würde das dem
Lesen enorm zugutekommen.
Ich versuche das einerseits in unserem Projekt „Drachenstark“ umzusetzen, es natürlich andererseits auch in meinen Beruf als Lehrerin zu tragen. Um allerdings „Lesen in
Bewegung“ in der Schule konkret umsetzen zu können, braucht es eine offene und
unterstützende Schulleitung und engagierte Lehrkräfte. Wir haben zum Glück beides
bei uns!
Erika Seitz, Jahrgang 1959, Projektleiterin „Drachenstark“, Karate- und Gewaltschutztrainerin und Lehrkraft an einer Sprachheilschule.
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Bewegungsparcours „Lesen in Bewegung“
Mit den folgenden Lese- und Bewegungsspielen kamen die Teilnehmer der Tagung
„Lesen in Bewegung“ ordentlich ins Schwitzen. Die Übungen zeigen, wie kürzere
Texte, Lieblingsbücher, Klassiker und Rätsel rund ums Lesen mit Bewegung verbunden werden können.
Bewegte Klassiker!
Birgit Schiffers
Wir haben heute ein neues Bildungsverständnis, das mit neuen Bildungskonzepten
und Bildungsinhalten einhergeht. Dort kann Raum für Kooperationen entstehen. Türöffner für eine Zusammenarbeit sind immer engagierte Einzelpersönlichkeiten, für
den Bereich „Lesen in Bewegung“ z. B. charismatische Lehrkräfte oder Trainer. Befürchtungen und Vorbehalte gibt es natürlich in den unterschiedlichen Institutionen,
sie können aber meistens im Gespräch überwunden werden.
Das Schöne bei Kooperationen ist ja: Jugendliche selbst schauen nicht auf Institutionen, sondern auf Inhalte. Ist das, was angeboten wird, spannend? Machen das auch
meine Freunde? So können auch auf den ersten Blick ungewöhnliche Netzwerke
hervorragend funktionieren, wie es etwa ein ganz besonderes Beispiel aus unserer
Arbeit zeigt: eine Kooperation zwischen einem Elektroinstallateur und einer Gemeinschaftsschule, die ein Projekt zum Thema Seifenkistenrennen durchgeführt
haben.
Birgit Schiffers, Jahrgang 1966, ist Politologin und bei der Jugendstiftung BadenWürttemberg in den Themenfeldern Kompetenznachweise, berufliche Bildung
und Demokratieerziehung tätig.
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Klassiker oder eine Klassenlektüre lassen sich auf spannende Weise als besonderes
Bewegungserlebnis aufbereiten. Dabei können diverse Elemente aufgegriffen
werden: die Figuren, die Handlung, einzelne Szenen, Bücherwelten etc.
„Erzähl-Quidditch“
Wer kennt Harry Potter am besten? Das lässt
sich mit einem Partner herausfinden: Einer
erzählt die Handlung von Harry Potter nach,
während der andere einen Luftballon mit allen Körperteilen in der Luft hält. Da muss man
gut zuhören! Denn wenn der Erzähler nicht
mehr weiter weiß oder der Luftballon den Boden berührt, werden die Rollen getauscht und
der Jongleur muss weitererzählen.
Bewegen wie „Emil und die Detektive“
Denken Sie sich gemeinsam für jede Figur
von „Emil und die Detektive“ eine Fortbewegungsart aus: zum Beispiel „Emil – auf einem Bein hüpfen“, „Pony Hütchen – Pferdegalopp“, „Gustav mit der Hupe – Hockgang“.
Die Kinder laufen nun durch einen Hütchen-
parcours durch die Halle. Wenn sie den Namen eines Buchhelden hören, müssen die
Kinder den Lauf in der entsprechenden Bewegungsart fortsetzen.
Pippi Langstrumpf und Kleiner Onkel
Verteilen Sie kurze Texte aus „Pippi Langstrumpf“ in der Halle – auf dem Boden, an der
Wand, auf Kästen etc. In Paaren erkunden die
Kinder diese „Pippiwelt“: „Pippi“ führt den
„Kleinen Onkel“ durch leichte Druck- und
Ziehbewegungen am Seil, das um den Körper gebunden wird, zu einem Pippi-Text, den
Pippi dem Kleinen Onkel vorliest. Dann werden die Rollen getauscht und es geht auf zum
nächsten Abenteuer.
53
Lesen in Bewegung mit kurzen
Texten
Auch das Erschließen von kurzen Sachtexten, Zeitungsartikeln oder selbst
geschriebenen Texten lässt sich mit
Bewegung kombinieren und so sinnentnehmendes Lesen motivierend aufbereiten.
Sprung-Lesen
Lese- und Bewegungsquiz
Wissen lässt sich spielerisch mit Bewegung abfragen und überprüfen. Fragen können dabei aus allen Gebieten
und Fächern kommen – aber auch eng
an Lektüre und Bücher geknüpft sein.
Buchstaben-Twister
Ersetzen Sie die bekannte Twister-Matte mit den farbigen Punkten durch eine
Buchstabenmatte und bereiten Sie QuizFragen rund um Bücher und Sport vor. Jeder Frage wird ein Körperteil zugeordnet
(linker Arm, rechter Arm, linker Fuß, rechter Fuß). Nun heißt es, das entsprechende
Körperteil auf den Buchstaben zu bringen,
mit dem die Antwort beginnt. Zum Beispiel: Rechte Hand: „Wer ist der Sportliche
von „Die Drei ???“ = Rechte Hand auf P!“
Antwort-Wettrennen
Bauen Sie zwei Reihen mit jeweils vier Hütchen auf, die mit den Buchstaben A bis D
versehen sind. Die Staffel-Teams stellen sich
in einigem Abstand zu ihren vier Hütchen
auf. Lesen Sie eine Frage mit vier Antwortmöglichkeiten vor (a, b, c und d) – zum Beispiel zu Ihrer Klassenlektüre. Jedes Hütchen
steht für eine Antwortmöglichkeit. Die Kinder rennen schnellstmöglich um das entsprechende Hütchen und wieder zurück
zum Ausgangspunkt. Wer am schnellsten
um das richtige Hütchen gerannt ist, gewinnt einen Punkt für sein Team.
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Beim Lesen ins Schwitzen kommen! Während dem Seilspringen wird ein Text gelesen, der an der Wand befestigt ist. Er enthält einen Fehler. Wer findet ihn?
Würfeltexte
Drucken Sie für jedes Kind einen Sachtext
auf farbigem Papier aus – jeder Text erhält eine andere Farbe – und schneiden
Sie diesen dann in sechs Teile. Nummerieren Sie diese auf der Rückseite und verteilen Sie sie im Raum. Teilen Sie dann jedem
Kind eine Farbe zu und einen Würfel aus.
In einem Gymnastikreifen treten dann zwei
Kinder zu einem Wettstreit an: Sie würfeln
gleichzeitig und suchen dann schnellstmöglich ihren Textteil mit der passenden Augenzahl und bringen diesen in den Ring.
Wurden alle Textteile gesammelt, müssen
sie in die richtige Reihenfolge gebracht
werden. Wer schafft es zuerst, alle Textteile zu einem zusammenhängenden Text zu
ordnen? Die Sachtexte können für weitere
Aufgaben oder Spiele genutzt werden.
Lieblingsbücher in Bewegung
Gerade (Lieblings-)Bücher und Medien können bewegt vorgestellt und von den anderen entdeckt werden. So können Bücher aus der Klassenbibliothek neue Fans finden.
Bücher-Boule
Lese-Bock
Mit diesem Spiel können nicht nur gute Bücher kennengelernt, sondern auch die eigene Treffgenauigkeit getestet werden: Bücher
werden in unterschiedlichen Abständen hintereinander aufgebaut. Ein Sandsäckchen
wird dann von der Startlinie aus möglichst
nahe zum ersten Buch geworfen. Wer am
nächsten dran ist, darf das Buch bis zum Ende
des Spiels behalten und es unter die Lupe
nehmen. Dann geht es von der Startlinie auf
zur Eroberung des zweiten Buchs. Wer hat
am Ende des Spiels die meisten Bücher? Welches der gewonnenen Bücher hat das größte
Interesse geweckt?
Lieblingsbücher im Bocksprung entdecken?
So geht es: Die Kinder erstellen zu ihrem jeweiligen Lieblingsbuch einen Steckbrief.
Dann werden die Bücher zusammen mit den
Steckbriefen in der Halle verteilt. Jetzt laufen die Kinder von Buch zu Buch und lesen
die Steckbriefe. Allerdings darf man erst weiter zum nächsten Buch, wenn man durch einen Bocksprung erlöst wurde. Nach dem Lesen des Steckbriefs heißt es also: sich über
das Buch gebeugt hinstellen und warten!
Ideensammlung
Die Teilnehmer der Tagung haben auch ihre kreativen Ideen für „Lesen in Bewegung“
mit uns geteilt.
Geschichten vorlesen und pantomimisch mitspielen lassen
Lesewanderung (statt Weinwanderung)
Gedichte und Balladen gehend lesen
Literarischer Spaziergang durchs Museum
mit Kinderbuchklassikern
Textlupe: Selbst verfasste Texte wandern mit
Kommentarbogen durch die Klasse
Klappstuhl-Lesung: Klappstuhl beliebig aufstellen, etwas vorlesen, wer vorbei geht, kann
zuhören
Galeriegang: Plakate mit Ergebnissen aus
der Gruppenarbeit werden aufgehängt und
dann bei einem Rundgang mit neu gemischten Gruppen präsentiert.
55
Initiativen rund um „Lesen in Bewegung“ –
Bewegte Projekte zur Leseförderung
kicken&lesen: Denn Jungs lesen
ander(e)s!
Diese Sammlung von innovativen Aktionen und ganzheitlichen Initiativen rund um
„Lesen in Bewegung“ zeigt, wie das innovative Potenzial, das in diesem Thema steckt,
an vielen Orten schon verwirklicht wird. Die Projekte dienen sowohl als Impulse für die
eigene Praxis als auch als Anlässe für Vernetzung und Austausch.
1:0 fürs Lesen
Hinter 1:0 fürs Lesen steckt die Idee, Fußball und Lesen im Rahmen einer Klassenfahrt geschickt miteinander zu verbinden
und gleichzeitig die vielen Herkunftssprachen der Kinder in der teilnehmenden Klasse einzubeziehen. Im Mittelpunkt steht die
spielerische Auseinandersetzung mit Texten
und Medien zum Thema „Fußball“, bei denen insbesondere die Fußballkenner unter
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den Schülern ihr Wissen anwenden und vergrößern können. Ergänzend gibt es vielfältige Aktivitäten rund ums Lesen: Bei
diversen Lesespielen mit Bewegung, beim
Book Slam©, der nicht nur Lesekompetenz,
sondern auch schauspielerisches Talent erfordert, und beim Lösen von Rätselgeschichten können sich die Kinder mit Sprache und
Geschichten auseinandersetzen.
1:0 fürs Lesen ist ein gemeinsames Projekt
der Sparkassenfußballschule des Niedersächsischen Fußballverbands (NFV), der
Akademie für Leseförderung Niedersachsen, der Kollektion OLMS junior im Georg
Olms Verlag sowie der ehemaligen Klasse 4c
der Fichteschule Hannover, gefördert vom
Landessportbund Niedersachen e. V.
Weitere Informationen:
www.alf-hannover.de
Das Interesse am Lesen nimmt bei Jungen
im Alter zwischen zehn und 14 Jahren rapide ab. Oft lesen sie nur noch, wenn es
sein muss. Die Folge ist, dass sie sich im Vergleich zu Mädchen beim Lesen und Textverständnis schwerer tun und in der Schule zurückliegen. Zudem gilt Lesen oft als
„unmännlich“ und „uncool“.
Doch Jungen interessieren sich durchaus für
Bücher und Lesen im Allgemeinen. Sie brauchen aber individuelle Angebote und eine
Förderung, die ihren Interessen gerecht
wird. Genau da setzt das Projekt kicken&
lesen der Baden-Württemberg Stiftung an.
Denn es holt die Jungs dort ab, wo sie mit
Enthusiasmus dabei sind: auf dem Bolzplatz. Über ihre Begeisterung für Fußball
und durch motivierende Aktivitäten werden die Erfolgserlebnisse der Jungen beim
Lesen erhöht. Zudem unterstützen mit
dem VfB Stuttgart und dem SC Freiburg
gleich zwei Bundesligavereine das Projekt
und sorgen für viele spannende Angebote
rund ums Kicken und Lesen. Schulen, Vereine, Bibliotheken und andere gemeinnützige Einrichtungen in Baden-Württemberg
können sich mit ihren Ideen jährlich für
eine Teilnahme am Programm bewerben.
Die besten Konzepte werden mit bis zu
4.000 Euro und vielen weiteren Aktionen
unterstützt. Bislang haben mehr als 1.200
Jungen daran teilgenommen und mit Ball
und Buch einen echten Volltreffer erzielt.
kicken&lesen ist ein Projekt der BadenWürttemberg Stiftung in Zusammenarbeit mit dem VfB Stuttgart und dem
SC Freiburg. Es wird auch in Köln und in
Hessen durchgeführt. In Köln sind die SK
Stiftung Kultur und u. a. der 1. FC Köln,
in Hessen die Hessenstiftung und der FSV
Frankfurt mit von der Partie.
Weitere Informationen:
www.kickenundlesen.de
Komm mit in das gesunde Boot
Körperliche Inaktivität und Übergewicht
stellen im Kindesalter ein gesellschaftliches
und gesundheitliches Problem dar. Im Jahr
2009 beauftragte die Baden-Württemberg
Stiftung die Universität Ulm mit der Entwicklung, Umsetzung und Evaluation eines
Programms zur Gesundheitsförderung bei
Grundschülern in ganz Baden-Württemberg.
Mittlerweile hat es sich zum größten schulbasierten Programm in Europa entwickelt.
Ziel des Programms Komm mit in das gesunde Boot ist die Stärkung einer gesunden Entwicklung und eines gesundheitsbewussten Verhaltens bei Grundschülern, das
sie als Jugendliche und Erwachsene beibehalten sollen. Die Themen sind ausreichende Bewegung, sinnvolle Freizeitgestatung
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und Reduktion des Medienkonsums sowie gesunde Ernährung. Das Programm
behält die Wirksamkeit und Effektstärke
auch mit einer steigenden Ausbreitung. Ein
wesentlicher Aspekt ist die Integration der
Lehrer bei der Umsetzung des Programms
im Alltag. Dieser „Bottom-up-Ansatz“ bezieht diese nachhaltig ein und erreicht dies
über Schulung und Unterstützung bei der
Umsetzung der Inhalte Aus diesem Grund
wurde ein flächendeckendes Multiplikatorensystem für Baden-Württemberg entwickelt mit Lehrern, die regional ihre Kollegen schulen und später bei der Umsetzung
unterstützen. Die Materialien beinhalten
Ziele und Inhalte des Bildungsplanes und
können direkt in den regulären Alltag / Unterricht integriert werden.
Für die Grundschule wurden folgende Ziele erreicht: eine erfolgreiche Ausbreitung
mit derzeit 2.011 Lehrern und etwa 50.000
Schülern, eine wissenschaftliche Evaluation,
die auch die Wirkungen belegt und die Intervention verstärkt sowie eine Weiterentwicklung des Programms für den Kindergarten, das allen Kindergärten in BadenWürttemberg zur Verfügung stehen wird.
Der Erfolg der Anpfiff ins Leben-Förderung
beruht auf der einzigartigen Verzahnung
der vier Förderbereiche Sport, Schule, Beruf und Soziales. Rund 3.200 Jungen und
Mädchen im Alter von fünf bis 19 Jahren
können durch die Mitgliedschaft in einem
der Partnervereine alle Förderprogramme
von „Anpfiff ins Leben“ wahrnehmen. Dazu
gehören „Doppelpass Schule – Beruf“, „Jung
und Alt“ und „Kick & Science“.
Anpfiff ins Leben ist ein gemeinnütziger
Verein, der von der Dietmar Hopp Stiftung
getragen wird.
Weitere Informationen:
www.anpfiff-ins-leben.de
Drachenstark
Komm mit in das gesunde Boot ist ein
Projekt der Baden-Württemberg Stiftung.
Weitere Informationen:
www.gesundes-boot.de
Über das Jahr verteilt finden Drachenstark-Veranstaltungen in Kindergärten,
Schulen, bei Ferienprogrammen, bei Lesungen und Fortbildungen statt.
Anpfiff ins Leben e. V.
Anpfiff ins Leben e. V. fördert die sportlichen Talente von Kindern und Jugendlichen und unterstützt sie beim Meistern
von schulischen Herausforderungen, bei
der Verwirklichung ihrer beruflichen Ziele
und bei der Entwicklung ihrer Persönlichkeit in der Metropolregion Rhein-Neckar.
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Altersbereich von 6 bis 12 Jahren themenspezifisch angepasst werden. Pate steht
der Drache Ferdinand, der Identifikationsfigur, Leitmotiv und Maskottchen
in einem ist. Das Projekt besteht aus drei
ineinander übergehenden Modulen:
Karate und Bewegung, Leseförderung
sowie Gewaltprävention. Im Baustein
Karate und Bewegung werden die allgemeinen motorischen Fähigkeiten sowie
Geschicklichkeit und Koordination der
Kinder geschult. Karateübungen, Körperbeherrschung und Teamgeist stehen im
Vordergrund. Zur Leseförderung kommen bekannte Drachenbücher ins Spiel,
die dem Projekt den Namen geben. In
diesem Modul wird gelesen, werden
Texte wiedergegeben und eigene kleine
Geschichten verfasst. Ergänzend werden
auch Basteleinheiten angeboten. Der
Schwerpunkt bei der Gewaltprävention
liegt auf dem Miteinander und der Erziehung zu einer gewaltlosen Streitkultur.
Die Kinder lernen dabei, Konfliktsituationen oder Gefahren im Ansatz zu erkennen und deren Eskalation zu verhindern.
Dazu gehört auch, die persönlichen Grenzen und Belange zu formulieren und zu
schützen.
Drachenstark fördert mit seinem Modulsystem Sport, Kreativität und Teamfähigkeit bei Grundschulkindern der dritten
und vierten Klassen, kann aber an jede
weitere Kinder- oder Jugendgruppe im
Drachenstark ist ein Angebot des KarateTeam Reutlingen e. V., das seit 2008 fester
Bestandteil der Kinder- und Jugendarbeit
des Vereins ist.
Weitere Informationen und eine Bildergalerie mit Impressionen aus diversen
Veranstaltungen unter:
www.karateteam.de
Fußball trifft Kultur
Das Projekt Fußball trifft Kultur unterstützt Kinder aus sozial benachteiligtem
Umfeld durch Fußballtraining und Förderunterricht, um ihnen dadurch die erforderlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten für eine selbstbestimmte, erfolgreiche
Zukunft zu vermitteln. Das Projekt läuft
mindestens über ein Schuljahr. Die Kinder
erhalten zweimal wöchentlich Fußballtraining und danach Förderunterricht.
Das Fußballtraining erfolgt in Zusammenarbeit mit einem renommierten lokalen
Fußballclub wie Hertha BSC Berlin, Eintracht Frankfurt oder FC Schalke 04.
Beim Förderunterricht wird auf die individuellen Bedürfnisse der Projektteilnehmer Rücksicht genommen, meist liegt der
Schwerpunkt aber auf der Vermittlung
der deutschen Sprache. Häufig wird das
Thema Fußball als Lernansatz genutzt, ob
z. B. beim Rechnen mit Fußballtabellen,
dem Lesen von Fußballbüchern oder dem
Ausfüllen von Fußballlückentexten. Regelmäßig finden zudem kulturelle Ausflüge
oder Veranstaltungen statt – ein Museumsbesuch, ein Rap-Poetry-Workshop oder
aber auch eine Rallye durch die Bibliothek.
Durch diese Kombination wird das soziale
und kommunikative Verhalten der Kinder
verbessert, ihre Motivation zum Lernen
gestärkt und ihr Interesse für kulturelle
Themen geweckt.
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Die Begeisterung für Fußball dient den Kindern dabei als Antrieb. Sie verbessern spielerisch ihre Sprachfähigkeit und beteiligen
sich aktiver am Unterricht. Das wirkt sich
auch positiv auf ihr Selbstwertgefühl aus.
Das Projekt Fußball trifft Kultur wurde 2007
von der LitCam – Frankfurt Book Fair Literacy Campaign – ins Leben gerufen. Gestartet
mit nur einer Gruppe wächst die FTK-Familie stetig weiter und erfreut sich wachsender Beliebtheit und Bekanntheit. Seit 2012
ist die Bundesliga-Stiftung neben zahlreichen regionalen Unterstützern der bundesweite Partner von Fußball trifft Kultur.
Weitere Informationen:
www.litcam.de/projekte/fussball-trifft-kultur
Fußballerde
Die Fußballerde wurde Schülern der dritten
bis sechsten Klassenstufen im Rahmen des
Kreativwettbewerbs „Talente 2006 – Die
FIFA WM in der Schule“ gestaltet. Die Schüler entwickelten ein Gemeinschaftsspiel,
das mit mehreren Spielern, auch Rollstuhlfahrern, gespielt werden kann. Anpassung,
Absprache, Rücksicht, Koordination, Geschicklichkeit, Reaktion, Konzentration
werden außer Teamgeist und visuomotorischen Fähigkeiten gefördert. Gestaltet
wurde eine Fußballerde, wobei der untere Teil der Kugel die Erde und der obere
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Teil den Fußball und dessen Stellenwert
in der Welt, aber auch den Einheits- und
Einigkeitsgedanken symbolisiert. Auf dem
Spielfeld sind auch die verschiedenen Kontinente mit Fußballspielern vertreten.
Das Fußballerde-Spiel ermöglichte einen
vielfältigen, unterrichtlichen Bezug. Im
fächerübergreifenden Unterricht konnten
viele Details erarbeitet und geklärt werden. Kontinente und Länder wurden näher
kennengelernt, Spielanleitungen geschrieben, Entfernungen berechnet und vieles
mehr rund um das Thema Fußball.
Fußballerde ist ein Projekt der Schule mit
Förderschwerpunkt motorische Entwicklung Landstuhl.
Jugendbegleiter-Programm
Baden-Württemberg
Das Jugendbegleiter-Programm ermöglicht seit 2006 in umfassender und vielfältiger Weise außerunterrichtliche Bildungs- und Betreuungsangebote durch
engagierte Einzelpersonen und außerschulische Partner an Schulen in BadenWürttemberg.
Jugendbegleiter sind qualifizierte Ehrenamtliche aus Vereinen, Verbänden, Kirchen und dem Umfeld der Schule. Sie bieten für Schüler ein regelmäßiges Betreuungsangebot an. Die Angebotspalette
deckt das gesamte Spektrum gesellschaftlicher Aktivitäten ab. Es gibt Bewerbungstrainings, Computerkurse, Sport, Kochen,
Theaterspiel, Hausaufgabenbetreuung,
Schüler-firmen, Naturexpeditionen, Erste
Hilfe und vieles mehr. Insgesamt decken
22.464 Jugendbegleiter rund 43.290 Betreuungsstunden pro Schulwoche ab.
An rund 1.720 Schulen werden ganztägige
Bildungs- und Betreuungsangebote im
Rahmen des Jugendbegleiter-Programms
im schulischen Raum durchgeführt.
Das Jugendbegleiter-Programm wird von
der Jugendstiftung Baden-Württemberg im
Auftrag und mit Mitteln des Ministeriums
für Kultus, Jugend und Sport umgesetzt.
Weitere Informationen:
www.jugendbegleiter.de
Motorik ABC – Bewegungs- und
Sprachförderung im Kindergarten
Das Motorik ABC ist ein neu konzipiertes
Programm für Klein- und Vorschulkinder,
das einerseits die motorische Leistungsfähigkeit der Kinder frühzeitig, systematisch
und nachhaltig fördert und gleichzeitig
sprachliche Kompetenzen der Kinder stärkt.
Das Programm setzt sich aus zwei Teilmodulen zusammen: Es beinhaltet das
namensgebende Basismodul Motorik ABC,
das von dem Initiator der weltweit be-
kannten und weitverbreiteten Ballschule
Heidelberg, Prof. Dr. Klaus Roth (Universität Heidelberg), entwickelt worden ist.
Dieses wird ergänzt durch ein Aufbaumodul Bewegte Sprache von Prof. Dr. Renate
Zimmer (Universität Osnabrück). Sie ist national und international eine der renommiertesten Bewegungspädagoginnen für
das Kleinkind- und Vorschulalter. Die beiden Teilmodule folgen einer gemeinsamen
Grundphilosophie und fühlen sich den Leitlinien der Entwicklungsgemäßheit, Ganzheitlichkeit, Vielseitigkeit und Freudbetontheit verpflichtet.
Im ersten Modul geht es um ein speziell für
das Projekt entwickeltes, sportwissenschaftlich fundiertes Programm zur motorischen
Frühförderung an Kindergärten. Dabei
wird der Philosophie der Orientierungspläne in allen Bundesländern entsprechend
das Bildungsfeld „Körper, Bewegung, Gesundheit“ gezielt mit sprachlichen, kognitiven und sozial-emotionalen Lerngelegenheiten verknüpft.
Im zweiten Modul steht die Förderung
sprachlicher Kompetenzen und der Sprechfreudigkeit im Vordergrund. Auch hier werden – dem Prinzip der Ganzheitlichkeit folgend – weitere Bildungsfelder, vor allem
der Bereich der Motorik, systematisch berücksichtigt. Sprach- und Bewegungsanlässe
werden zwanglos aufeinander bezogen.
Denn durch das Lernen mit dem ganzen
Körper, mit allen Sinnen und Bewegung
wird eine vielfältige und komplexe Vernetzung der Inhalte im Gehirn möglich.
Das Motorik ABC ist ein Projekt der BASF SE
und der Manfred Lautenschläger-Stiftung
im Rahmen der BASF-Initiative „Offensive
Bildung“.
Weitere Informationen:
www.motorik-abc.de
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Bundesliga Kids-Clubs:
Lesestark und Fußballfit
Impressum
Baden-Württemberg Stiftung I Stiftung Lesen (Hg.):
Lesen in Bewegung.
Innovative Leseförderung mit Bewegungsansätzen.
Dokumentation einer Tagung der Baden-Württemberg Stiftung
und der Stiftung Lesen
Herausgeber und Verleger:
Die Bundesliga Kids-Clubs stehen 2013 / 14
ganz im Zeichen des Themas „Lesen“! Kinder,
Eltern und Betreuer in den Vereinen werden
eine Spielzeit lang mit Aktionen und Veranstaltungen zum Lesen bewegt. Einen ersten
Impuls für Leseprojekte setzte ein exklusiver
Lese-Fußball-Bewegungsparcours beim DFL
Kids-Club Sommercamp 2013, der die Kids
„Lesestark und Fußballfit“ machte. Damit die
Verbindung von Lesen und Fußball auch in die
Elternhäuser getragen wird, hat sich die gemeinsame Initiative etwas Besonderes ausgedacht: Der „Lesepass für Lesespaß in der Familie“ unterstützt Eltern, ihre Kinder aktiv beim
Lesen zu fördern, und begeistert die ganze
Familie mit Lesetipps und Bewegungsimpulsen. Auch in allen teilnehmenden Kids-Clubs
finden vielfältige Leseaktionen statt. Ideen dafür finden Betreuer der Kids-Clubs, aber auch
andere Fußball- und Lesebegeisterte in der Broschüre „Ideen für Leseaktionen und Schmökerstunden in den Kids-Clubs“. Neben Tipps
für besondere Lesestunden enthält sie auch
Leseempfehlungen rund ums Thema Fußball
mit Aktionsideen und Bewegungsimpulsen
für Action vor, während und nach dem Lesen.
„Lesestark und Fußballfit“ ist eine gemeinsame Initiative von Stiftung Lesen, Bundesliga Kids-Clubs und Deutsche Fußball-Liga
GmbH (DFL).
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Baden-Württemberg Stiftung
Kriegsbergstraße 42, 70174 Stuttgart
www.bwstiftung.de
Verantwortlich: Christoph Dahl
Redaktion: Christine Potnar
Stiftung Lesen
Römerwall 40, 55131 Mainz
www.stiftunglesen.de
Verantwortlich: Dr. Jörg Maas
Programme und Projekte: Sabine Uehlein
Redaktion: Dr. Sigrid Fahrer
Gestaltung: wordsimages
Kaiserstraße 38 , 55116 Mainz
Druck: johnen druck GmbH & Co. KG
Industriegebiet Bornwiese
54470 Bernkastel-Kues
Auflage: 500 Exemplare
Irrtümer und Preisänderungen vorbehalten
© 2014, Stuttgart, Mainz
Baden-Württemberg Stiftung I Stiftung Lesen
Weitere Informationen zur Initiative
„Lesen in Bewegung“ finden Sie unter
www.lesen-in-bewegung.de
Baden-Württemberg Stiftung
Stiftung Lesen
Kriegsbergstraße 42
70174 Stuttgart
Römerwall 40
55131 Mainz
Tel: 0711/248467-0
Fax: 0711/248476-50
Tel.: 06131/28890-42
Fax: 06131/28890-37
www.bwstiftung.de
www.stiftunglesen.de