5. A usg abe 2011/12 - Privatschule Zürich Nord
Transcription
5. A usg abe 2011/12 - Privatschule Zürich Nord
5. Ausgabe 2011/12 NORD punkt Editorial EDITORIAL NORDpunkt ALLTAG UND UNTERRICHT Das Wichtigste in Kürze GESTALTEN UND SCHREIBEN Karen-Susan Fessel zu Besuch an unserer Schule Porträts aus dem Kunsthaus Zürich Typografieporträts AKTIVITÄTEN UND PROJEKTE Projektunterricht Abschlussarbeiten der 3. Sek. Schuluniform auf den eigenen Leib geschneidert Wer ist schon ein guter Mensch? KONTAKTE UND MENSCHEN Ein besonderer Mensch! «Er ist ein grosser Fussball-Gott» Ein Koffer voller Ideen WO UND WAS Silence Neu: Stipendienfonds an der Schule Zürich Nord Wettbewerb IMPRESSUM HERAUSGEBERIN Schule Zürich Nord Max-Bill-Platz 11 8050 Zürich [email protected] www.schule-zuerich-nord.ch REDAKTION Germaine Stucki, Regula Weber LEKTORAT Bruno Fuchs GESTALTUNG Regula Weber DRUCK ADAG COPY AG 2 Als der Maler Gustav Klimt im Jahre 1898 der Baronin Sonja Knips zum ersten Mal begegnete, um sie zu porträtieren, ging es der vierundzwanzigjährigen Frau nicht gut. Sie war unglücklich verheiratet, depressiv und sehr oft krank. Wenn wir das Ölgemälde betrachten, das Klimt von ihr gemalt hat, ahnt man allerdings nichts von der Befindlichkeit der Frau. Der Maler hat während mehr als einem Jahr das Besondere seines Modells aufgespürt und hinter dem abweisenden Verhalten eine aufmerksame, kluge Frau entdeckt, die gerade im Begriff war, ihren eigenen Weg zu finden. Diese Seite hat der Künstler ins Zentrum gesetzt und sie durch Farben, Körperhaltung und Blick betont, so dass die Frau auf dem Bild nicht drückende Schwere, sondern Selbstbewusstsein und Leichtigkeit zur Schau stellt. Die Baronin hängte ihr eigenes Porträt in ihr Wohnzimmer und ging jahrelang an ihm vorbei. Als Sonja Knips zehn Jahre später fotografiert wird, zeigt die Aufnahme eine veränderte Frau. Nichts deutet mehr auf ihre einstige Trübseligkeit und Schwermut hin. Sie sieht jünger aus als damals und ist zu einer ausdrucksstarken Persönlichkeit herangewachsen, die ihren Lebensinhalt gefunden hat. Damit sich ein Mensch verändern kann, reicht nicht ein einziges positiv gemaltes Porträt. Aber die Art und Weise, wie der Maler an sein Modell herangetreten ist, wie er das Besondere in seinem Wesen ergründet hat, beeindruckt mich. Wenn wir in der 5. Ausgabe des NORDpunkts das Porträt ins Zentrum stellen, dann möchten wir zeigen, was uns an der Schule Zürich Nord im vergangenen Halbjahr wichtig war. Sie finden in diesem Heft verschiedene feinfühlige Annäherungen an Menschen, die einem bisher fremd waren. Die Kinder und Jugendlichen schreiben über ihre Mitschüler und Mitschülerinnen Kurzporträts und fertigen im Kunstunterricht Typoporträts von sich selber an. Lehrende und Lernende werden vorgestellt und es wird über erlebnisreiche Stunden im Theater und Kunsthaus berichtet. Es sind Versuche, einzelnen Menschen und Begebenheiten eine Bedeutung zu geben, sich individuellen Charakteren und Lebensweisen anzunähern. So lernen wir spannende Personen kennen, die auf ihrem Weg sind und schon viel erreicht haben, worauf sie stolz sein können. Damit Kinder und Jugendliche sich entwickeln können, braucht es immer Menschen, die an sie glauben, ihnen etwas zumuten und auch etwas zutrauen. Dieser Optimismus ist der Boden, auf dem Menschen aufblühen können, und er bildet zugleich auch die Grundlage unserer täglichen Arbeit in der Schule. Urs Hardegger, Schulleiter 3 Gustav Klimt, Sonja Knips, 1898 Photografie Sonja Knips, 1908 Alltag und Unterricht Das Wichtigste in Kürze Wie stellt sich ein zwölfjähriger Junge seine künftige Familie vor? Welche Berufswünsche hat ein Mädchen in diesem Alter? Welchen Hobbys gehen Sechstklässlerinnen nach und was für Sportarten betreiben ihre Klassenkollegen? Welche Erlebnisse prägen das Leben dieser jungen Menschen? – Die Schülerinnen und Schüler der sechsten Klasse haben einander befragt und stellen sich nun gegenseitig in folgenden Kurzporträts vor. Dabei geben sie nicht nur Antworten auf obige Fragen, sondern offenbaren gleichzeitig die grosse Bedeutung, die Familie und Freunde für sie haben, und machen vor allem auch die gegenseitige Sympathie zwischen den Verfassern und den Porträtierten spürbar. Texte und 3-Minuten-Skizzen Von Schülerinnen und Schülern der 6. Klasse Der verletzte Springreiter Konditorin aus Leidenschaft Zielüberquerung Valentin wohnt mit seiner Mutter, seiner Schwester und seinem Vater in Zürich Volketswil. Er mag Tiere, darum hat er einen Hund und zwei Rennmäuse. Die Schule gefällt ihm, ausser dass er dafür früh aufstehen muss. In der Schule kann er auch seine Kollegen treffen. Seine Hobbys sind mit Freunden abmachen und reiten. Leider kann er im Moment nicht reiten, weil er verletzt ist. Ein Wunsch von Valentin ist, Hufschmid oder Automechaniker zu werden. Er ist vierzehn Jahre alt und noch Single. Später will er einmal eine hübsche blonde Frau und einen Sohn haben. (Alex) Seit ihrer Geburt in Bülach lebt Mareen mit ihrem Schweizer Vater, ihrer holländischen Mutter und ihrem grossen Bruder in Kloten. Ihre Halbschwester ist 29 Jahre alt und ist schon von Zuhause ausgezogen. Leider hat Mareen ihre Grosseltern väterlicherseits nie kennen gelernt, da diese bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kamen. In ihrer Freizeit geht Mareen gerne in die Pfadi, ins Judo oder backt etwas Leckeres. Demnach ist es auch nicht verwunderlich, dass sie sich wünscht, später einmal Konditorin zu werden. Doch auch eine Familie zu gründen gehört zu ihren Zukunftsplänen. (Mareen) Noel wurde vor zwölf Jahren in Brugg geboren und wohnt seit seiner Geburt in Holderbank. Seine Freizeit verbringt er mit Schwimmen und Klavierspielen, sein grösster Traum jedoch ist es, einen Marathon zu gewinnen. Er geht regelmässig in die USA und war beim Einsturz der «Twin Towers» als Einjähriger auch dort. Bis zur fünften Klasse ging Noel im Kanton Aargau in die Montessorischule. Jetzt besucht er die Schule Zürich Nord. (Mike) Das süsse Mädchen Sonnenschein Céline ist 1999 in Bülach geboren. Sie ist schon viermal umgezogen und wohnt jetzt in Niederglatt. Sie hat lange braune Haare und schöne braune Augen, trifft sich gerne mit Freunden und klettert einmal in der Woche. Céline spielt ausserdem sehr gut Klavier. Zwei Kinder haben und heiraten will Céline, kann sich aber nicht richtig entscheiden, was sie später beruflich werden will: entweder Frisörin, Designerin oder Floristin. (Marina) Dieses tolle Mädchen wurde in Bülach geboren und wohnt zurzeit in Niederweningen, ihre Haare sind braun, wie auch die hübschen Augen. Ihre Hobbys sind Singen und sich mit Freunden treffen. Sie kann gut singen und gut mit Kindern umgehen sowie auch schön schreiben. Ihr Wunsch ist es, dass sie später einmal zwei Kinder haben wird. Was Marina beruflich werden will, weiss sie noch nicht. (Céline) Der Fotograf FaGe oder Operationstechniker Badie wohnt in Kloten und ist halb Marokkaner und halb Schweizer. Die vielen Hobbys, die Badie ausübt, sind: Parcours, Fussball, Ping-Pong und im Winter Graffity. In seiner Freizeit macht Badie etwas mit seinen Freunden oder er übt seine Hobbys aus. Badie ist ein sehr fröhlicher, netter und sportlicher Klassenkamerad, aber er hat auch schon schwere Zeiten durchgemacht, zum Beispiel hatte er einmal einen Autounfall. Später würde er gerne FaGe (Fachangesteller Gesundheitswesen) oder Operationstechniker werden und er träumt davon, dass seine Wünsche in Erfüllung gehen. (Rubens) Pistenbully oder Limo? Der Profiinformatiker Oliver ist zwölf Jahre alt und wohnt in Dübendorf. Seine Schwester heisst Sara, seine Eltern Olga und Patrick. Im Sommer geht Oliver am liebsten Fussball spielen oder Turm springen, sein Winterhobby ist Freeski. Wenn er gross ist, möchte er einen grossen Pistenbully fahren oder, falls das nicht möglich ist, mindestens in einer Limo rumkurven. Sein Lieblingsauto ist der Bugatti Veyron. (Gian-Luca) 4 Geboren wurde Lorenz in Österreich. Er möchte in ein Gymnasium von Zürich, um einmal Informatiker zu werden. Er hat vier Geschwister, und seine Hobbys sind Gitarre spielen, gamen, ab und zu mal rausgehen und natürlich backen, mmmh. Auf dem PC arbeitet Lorenz sehr oft. (Nik) Mike ist am 23. Dezember 1998 in der Schweiz geboren. Er lebt, seit er auf der Welt ist, in Niederweningen. In seiner Freizeit fährt er am liebsten Mountainbike, BMX und Ski. Er hat auch eine grosse Leidenschaft für das Fotografieren. Der grösste Wunsch von ihm ist es, Architekt oder Fotograf zu werden. (Noel) Ein kluger Schüler Ruben ist ein sehr kluger Junge, denn er arbeitet gerade hart für die Gymiprüfung. Seine Hobbys sind Zeichnen und Fussball. In der Freizeit geht er ins Fussballtraining. Ruben lebt in der Schweiz, und zwar in Regensdorf, kommt jedoch ursprünglich aus Deutschland. Er ist nett, hilfsbereit und lacht gerne. Sein grösster Wunsch ist es, in Zukunft ein erfülltes Leben zu haben. (Badie) Schwingerkönig Gian-Luca ist dreizehn Jahre alt. Er wohnt mit seiner Familie in Oberglatt, seine Mutter, seine Schwester und sein Vater heissen Ruth, Ladina und Markus. Gian-Luca hat drei Hundebabys und eine Hundemutter. Seine Hobbys sind Schwingen und an Töfflis rumschrauben. Er hat zu Hause viele technische Geräte, wie zum Beispiel einen Traktor. Später möchte er einmal Schwingerkönig sein und einen Subaru Impreza WRX STI Sportwagen besitzen. (Oliver) Brüder können nervtötend sein Eine klare Leistungssteigerung Alex wurde im Aargau geboren, genau genommen in Niederweningen, und wohnt dort in einem Einfamilienhaus. Er war ein schlechter Schüler, der nur Mist machte und deshalb die Schule wechselte. In der Schule Zürich Nord ist er immer besser geworden, sowohl von den Noten als auch vom Verhalten her. In der Freizeit macht er viel mit Freunden ab, chillt und spielt gerne. Er hat jetzt gerade keine Freundin. Wenn Alex einmal erwachsen ist, will er Sozialpädagoge werden, eine hübsche Ehefrau haben und mit einem Sohn und einer Tochter in einem schönen Haus leben. (Valentin) Nik ist in der Schweiz geboren und lebt jetzt im Kanton Aargau mit seinem, wie er findet, sehr ärgerlichen Bruder. Jeden Tag muss Nik zweimal mit dem Zug fahren: von Aargau nach Oerlikon und wieder zurück. In Zürich spielt er ein oder zweimal pro Woche Eishockey. Niks Eltern erziehen ihn, und auch manchmal seinen Bruder. Er möchte einmal ein Kind und eine hübsche Frau haben. Seine vielen Geheimnisse will er uns natürlich nicht verraten. Seine Zukunft sieht er als Arzt oder Ingenieur. (Lorenz) 5 Gestalten und Schreiben Karen-Susan Fessel zu Besuch an unserer Schule Schriftstellerin Von Jill, 1. Sek. Die bekannte Autorin Karen-Susan Fessel besuchte Mitte Januar die Schule Zürich Nord. Sie erzählte während zwei Stunden den Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe aus ihrer Kindheit, von ihrem schulischen Werdegang und wie sie Schriftstellerin geworden ist. Unsere Lehrer haben uns vor dem Besuch von Frau Fessel einige Informationen über die Schriftstellerin gegeben und so waren wir gespannt, was sie uns erzählen wird. Als Frau Fessel am Nachmittag das Zimmer betrat, richteten sich 40 neugierige Blicke auf sie und ein Getuschel ging durch die Reihen. Doch als die Autorin zu sprechen begann, wurde es augenblicklich still. Frau Fessel erzählte zuerst von ihrer Kindheit und zog durch ihre lebendige Erzählweise gleich alle in ihren Bann. In der Folge begann sie ihr erstes Buch zu schreiben. Dafür benötigte sie zwei Jahre. Dies, weil sie für ihren Lebensunterhalt arbeiten musste und somit nicht den ganzen Tag am Buch arbeiten konnte. Der Roman hiess «Und abends mit Beleuchtung» und war für Erwachsene geschrieben. Auf Grund eines in der Zeitung bekannt gegebenen Wettbewerbs schrieb sie danach das Kinderbuch «Ein Stern namens Mama». Als sie damit schon recht weit war, starb ihr Vater überraschend. Frau Fessel legte uns dar, wie sie der Tod ihres Vaters beschäftigte und dass sie deshalb das Buch zur Seite legte. Sie schrieb erst nach einem halben Jahr weiter und gewann mit dem Buch schliesslich den zweiten Preis beim Wettbewerb. Es wurde vom Oetinger Verlag gedruckt und in Japan als Theaterstück aufgeführt. Vom Erfolg beflügelt schrieb sie weitere Bücher. «Steingesicht» wurde sogar in Taiwan in Mandarin übersetzt und dient als Schullektüre. Weitere Bücher wie «Achtung Mädchen gesucht», «Achtung Jungs unterwegs» und «Polarchaoten» folgten. Fazit Frau Fessel erläuterte uns, dass man als Schriftstellerin nicht allzu gut verdiene und dass in Deutschland nur acht von hundert Schriftstellern von ihren Büchern leben könnten. Aber der Verdienst stehe nicht im Vordergrund, sondern die Erfüllung des Bücherschreibens. Für mich beweisen die Ausführungen von Karen-Susan Fessel, dass man trotz widriger Umstände seine Ziele erreichen kann, wenn man etwas leidenschaftlich gerne macht und das Ziel erreichen will. Porträts aus dem Kunsthaus Zürich Texte und Zeichnungen von SchÜlerinnen und SchÜlern der 4. und 5. klasse Verschiedene Porträts im kunsthaus Zürich suchen, sich für eines entscheiden, dieses beschreiben, skizzieren und den andern präsentieren: Das haben die 4.- und 5.- Klässler im Kunsthaus Zürich mit engagement und freude getan. Der junge Mann sieht ernst und neugierig aus, auch so, als ob er Klavier spielen würde. Es ist ein Selbstporträt von Pablo Picasso und eines der teuersten Bilder im Kunsthaus Zürich. (Dominic, Philipp B.) Schnauzbärtig, gross, gerade, stolz, elegant steht der Mann mit einem Schirm in der rechten Hand da. In der linken hat er ein Buch. Das Bild ist von Claude Monet. (Philipp Z., Ibrahim) Die Frau hat einen ernsten Gesichtsausdruck und ist etwa 22 Jahre alt. Sie ist sehr hübsch und macht einen guten Eindruck. Sie steht ganz gerade. Sehr matte Farben hat der Künstler benutzt, der Hintergrund (Tapete) ist sehr schön mit Blättern und Schmetterlingen. (Sangita, Vivi) Der Mann schaut leicht nach links und raucht eine Pfeife. Er hat eine blaue Mütze an und eine Verletzung am Ohr. Eine Legende sagt, dass er sich sein Ohr abgeschnitten hat. Der Mann sieht ganz verzweifelt aus. Es ist ein Selbstporträt von Van Gogh. (Milan, Joel) Kindheit und schulischer Werdegang Frau Fessel ist in Lübeck geboren. In ihrer Jugend zog sie unzählige Male um. Sie ging als Einzige der Familie nicht in den Kindergarten. Lesen lernte sie mit fünf Jahren von einem ihrer beiden Brüder. Während er Hausaufgaben machte, setzte sie sich immer zu ihm und wollte eben auch lesen können. Ihr Drängen fruchtete und der Bruder brachte ihr schlussendlich das Lesen bei. Seit dann wollte sie Schriftstellerin werden. Trotz einem schwierigen Start ins Schulleben bestand sie später das Gymnasium. Nach dem Abitur zog sie nach Berlin und studierte Theater- und Filmwissenschaft. 6 7 Typografieporträts Von Helena Wehrli, Regula Weber (text) und allen Schülerinnen und Schülern (Bilder) Die gesamte Schülerschaft der Schule Zürich Nord ist auf der Rückseite des NORDpunkts mit einem Selbstporträt vertreten, das ausschliesslich aus Buchstaben besteht. Diese Typografieporträts informieren auf drei Ebenen: erstens durch das Bild, zweitens durch den eigenen Namen und drittens durch die persönliche Handschrift. Helena Wehrli, die an der Schule Zürich Nord während drei Monaten eine Stellvertretung im Fach Bildnerische Gestaltung übernommen hatte, führte mit den Schülerinnen und Schülern diese Typografieporträts durch. Ausgangspunkt bei dieser Technik ist die Fotografie des eigenen Gesichts. Darauf legen die Schülerinnen und Schüler ein Transparentpapier und schreiben mit dem Bleistift ihren Namen entlang den Umrisslinien und auf den Gesichtsflächen, indem sie die Richtung und die Grösse ihrer Schrift variieren. Von Bedeutung ist dabei, dass der Schriftzug zu den Formen und Richtungen der Haare, Lippen, Augen passt und diese verstärkt – dies trägt zur Originalität des Porträts bei. Wie ein Blick auf die gegenüberliegende Seite und die Rückseite des Heftes zeigt, ist dies sehr gut gelungen. 8 9 Aktivitäten und Projekte Projektunterricht Zwei Miniprojekte Der Bau einer Kügelibahn Von Regula Weber Projektunterricht ist motivierend, wenn sich die Schülerinnen und Schüler in ihrer Arbeit als erfolgreich und autonom erleben. Es regt die Kreativität und das eigene Denken und Handeln an, wenn alle die Möglichkeit erhalten, sich aktiv in das Projekt einzubringen. In der 3. Sek. suchen sich die Jugendlichen jeweils selber ein Thema, mit dem sie sich ein Semester lang auseinander setzen; in den unteren Klassen werden kleinere Projekte durchgeführt, um sie möglichst früh mit selbstorganisiertem Lernen vertraut zu machen. So haben auch in diesem Semester die 4./5.-Klässler und die Schülerinnen und Schüler der 1. Sek. in einem Miniprojekt diese Arbeitsweise erprobt. Die Entstehung eines Flugobjekts Jede Projektarbeit muss nach bestimmten Schritten erfolgen, damit sie erfolgreich verlaufen kann. So erhalten die Schülerinnen und Schüler genaue Leitplanken, die Projektziele werden klar festgehalten. Für die 1. Sek. bedeutet dies, dass in Dreiergruppen gemeinsam ein Fluggerät gebaut werden soll, das beim Sturzflug von der obersten Etage des MFO-Parks möglichst lange gleitet. Die Flugzeit soll möglichst genau geschätzt werden. Für den Bau stehen nur Klebband und A3-Papier sowie Gewichte zur Verfügung. Die Planung hat zuerst mündlich und dann schriftlich mit mindestens drei Skizzen zu erfolgen, der Zeitrahmen ist auf vier Stunden festgelegt, alle sollen jederzeit beschäftigt sein – es kann losgehen. Die ersten Gedanken werden ausgetauscht, Ideen 10 skizziert, Materialproben gemacht und das Vorgehen notiert. Aus den ersten Versuchen werden Schlussfolgerungen gezogen, die wieder in den Arbeitsprozess einfliessen. Langsam entstehen die ersten Flugobjekte, die nach circa drei Stunden zum MFO-Park getragen und von der höchsten Plattform mit Stoppuhr losgelassen werden. «Heute haben wir in der Schule den ganzen Morgen an einem Miniprojekt gearbeitet. Das bedeutet, dass man ein ganz kleines Projekt in wenigen Stunden erarbeitet. Ich wurde mit Laura in eine Gruppe eingeteilt. Wir hatten schon vor dem Brainstorming dieselbe Idee und setzten diese dann in die Realität um. Mit dem fertigen Objekt gingen wir in den MFO-Park. Dort liessen wir es von zuoberst fliegen. Es brauchte schnelle 9.2 Sekunden, bis es unten war. Wir hatten eine Menge Spass, von mir aus können wir wieder einmal ein Miniprojekt machen.» Jill «Ich finde, wir haben sehr gut in der Gruppe gearbeitet, weil Jill und ich uns immer abgesprochen und die Arbeit fair gemacht haben. Mich hat die Herausforderung motiviert, selber herauszufinden, wie das Flugobjekt am längsten fliegen kann.» Laura «Ich fand es cool, dass wir alles selber gebaut haben, ohne Vorschriften. Ich fand das Projekt spannend und auch ein bisschen schwierig, zuerst einmal eine Idee zu finden, die dann auch funktionieren soll... Und ja, es hat mir auch sehr Spass gemacht, mit anderen Leuten zu arbeiten und Ideen zu bringen.» Anna «Als wir auf den Turm gingen und den Fallschirm runter gelassen haben, war ich positiv überrascht, dass er so gut geflogen ist. Ich war ein bisschen stolz, dass unser Modell am längsten flog. Ich freute mich auch, dass die Zusammenarbeit gut gelungen ist!» Davide Auch die Ziele des Projekts der 4./5.-Klässler sind klar vorgegeben: In Zweiergruppen soll in eine Kartonschachtel mit Klebband, Kartonrollen sowie Heissleim eine Kügelibahn gebaut werden. Anfang wie Schluss der Bahn sind durch die vorhandenen Öffnungen der Schachtel gegeben, die Kisten müssen am Schluss zu einem Turm zusammengefügt werden können. Auch hier soll die Planung mündlich und schriftlich mit Skizzen erfolgen, der Zeitrahmen ist wiederum auf vier Stunden festgelegt. «Eine Woche lang freute ich mich auf das Kügelibahnereignis! Wir bauten einen riesigen Kügelibahnturm, das war die Idee, doch als einige Jungs dachten, sie müssten einen eigenen Polizeiturm bauen, gab es halt zwei kleine Türme statt einen grossen. Ich arbeitete mit Sangita. Wir gingen so vor: Zuerst bauten wir Einzelteile, doch als wir sie zusammensetzten, merkten wir, dass nicht alle Teile Platz haben würden und deshalb sah unsere Kügelibahn dann etwas anders aus.» Vivi «Wir Philipper haben versucht, aussen herum aus der Schachtel raus zu bauen, mussten aber aufgeben. Dann haben wir die Rohre auf einen Karton geklebt. Schwierigkeiten gab es auch beim Zusammenfügen, weil es kurz nachliess, aber das Problem konnten wir lösen. Spass gemacht haben uns Extras hinzuzufügen. Die Gefängnisbahn heisst Old Shatterhand!» Philipp «Was gut gelungen war, ist die Röhren zusammenzukleben, aber die Kurven zu machen war schwierig!» Lars 11 Abschlussarbeiten der 3. Sek. Eine Schuluniform auf den eigenen Leib geschneidert Die Schülerinnen und Schüler der 3. Sek. haben sich während rund vier Monaten im Rahmen des Fachs «Projektunterricht» mit einem selbst gewählten Thema beschäftigt und eine Abschlussarbeit erstellt. Ein Projekt selber zu planen, durchzuführen und zu präsentieren erfordert viel Eigenverantwortung und Selbstständigkeit. Die folgende Liste zeigt die Vielfalt der Themen, die auch dieses Jahr von den Jugendlichen behandelt worden sind. VON SINA, 3. SEK. Aborigines-Malerei Maya-Tempel in Chichen Itza ABORIGINES – DIE UREINWOHNER AUSTRALIENS Alessia beschäftigt sich mit den Ureinwohnern Australiens, trägt Informationen über die Herkunft, die Geschichte und das heutige Leben der Aborigines zusammen und befasst sich mit ihrer Kunst. Ausserdem stellt sie selber Farben her und malt Bilder im Stil der Aborigines. MUSKELAUFBAU – HOBBY ODER THERAPIE? Nicola hat letzten März mit Muskeltraining begonnen. Als Abschlussarbeit befasst er sich mit drei Themenbereichen des Muskelaufbaus und begründet diese mit einem Selbstversuch und einigen Interviews. BLOODS AND CRIPS Benji befasst sich in seiner Abschlussarbeit mit zwei grossen Afro-Gangs in South Central Los Angeles, mit den «Bloods» und den «Crips». KINDERARBEIT IN INDIEN Selina schreibt eine Arbeit über Kinderarbeit in Indien und beleuchtet die Situation der Mädchen, die vor allem als Hausmädchen und Prostituierte arbeiten. METALLVERARBEITUNG Joris befasst sich damit, wie vor 4‘000 Jahren, in der Bronzezeit, Metall verarbeitet wurde. DAS EINSIEDLER GESTÜT Gilda hat seit zehn Jahren regelmässig Reitunterricht und nimmt an Turnieren teil. Als Projektthema hat sie deshalb das Einsiedler Gestüt gewählt, über das sie eine Dokumentation schreibt. BAU EINES COMPUTERS UND HERSTELLUNG EINER INTERNETSEITE Pascal baut einen Computer zusammen, zudem verfasst und erstellt er darüber eine Internetseite. UMBAU EINES VELOS Luca kauft ein altes Fahrrad, baut es um und spritzt es selber. ENTWURF UND BAU EINES TRAUMHAUSES Dorian entwirft mit dem Programm «Google Sketch Up» ein Traumhaus und baut aus Mikrowellkarton das Modell dazu. DIE MAYAS Patrick befasst sich mit Hintergrund, Geografie, Geschichte und Architektur der Mayas und vertieft sich in ihre Vorhersagungen. REISEBERICHT VON EINEM HALBEN JAHR USA 2011/12 Kim beschreibt ihre sechsmonatigen USA-Erfahrungen, zeigt die grössten Unterschiede zwischen amerikanischen und schweizerischen Schulen auf und schildert den Alltag einer amerikanischen Familie, so wie sie diesen erleben konnte. Zudem will sie die Natur von Florida und der Westküste mit einer Diashow darstellen. DIE MENTALE STÄRKE IM TENNIS Viviane stellt die Frage, warum das Mentale im Tennis so wichtig ist, was sich hinter dem Begriff verbirgt und warum es Match entscheidend sein kann. EINE SCHULUNIFORM AUF DEN EIGENEN LEIB GESCHNEIDERT (siehe gegenüberliegende Seite) 12 Wie ich zu diesem Thema kam Da ich nächstes Jahr in die Schule für Kunst und Design Zürich (SKDZ) gehen werde, war mir schon von Anfang an klar, dass ich für die Abschlussarbeit etwas Kreatives machen möchte. Und als ich dann mit meiner Mutter überlegte, was das Thema sein könnte, sagte sie als Witz, ich solle doch eine Schuluniform schneidern. Ich fand diese Idee sehr gut. So begann ich mir zu überlegen, wie eine solche Uniform aussehen könnte. Viele Ideen kamen mir aus meiner Lieblingsserie «Gossip Girl» und aus den Mangas, die ich zuhause zeichne. Wie ich vorging Sobald ich genaue Vorstellungen von der Schuluniform hatte, zeichnete ich sie. Zudem erfand ich ein Schulwappen für unsere Schule, das ich sticken wollte. Die richtigen Schnittmuster zu finden, die zu den Kleidern passten, war schwierig. Als ich sie hatte, ging ich mit Frau Weber den Stoff kaufen. Zuhause steckte ich das Schnittmuster darauf und schnitt alles aus. Dann kam das Heften, die anstrengendste Arbeit. Nach diesem Schritt musste ich die Falten nähen, die waren sehr knifflig. Danach nähte ich die beiden Enden vom Rock zusammen. Und jetzt kam das, wovor ich am meisten Angst hatte: der Reissverschluss. Meine Mutter warnte mich noch, ich solle ganz sorgfältig und langsam vorgehen und mir richtig viel Zeit lassen bei diesem Schritt. Das machte ich, doch es gab eine Falte im Rock und sah nicht sehr schön aus. Also musste ich alles noch einmal aufmachen. Das kostete mich viel Zeit. Doch am Schluss kam es recht gut heraus. Jetzt musste ich die zwei Säume unten und oben von Hand nähen. Das klappte auch gut, obwohl ich mich ein paar Mal in den Finger stach. Nachdem der Rock fertig war, kaufte ich eine Bluse, auf die ich ein Schulwappen mit einem Zürich-Wappen und den Initialen SZN nähte. Als ich das gemeistert hatte, mussten nur noch die langen Kniesocken dekoriert werden. Ich klebte Glitzersteinchen darauf und eine kleine schwarze Masche. Am Schluss war ich überrascht, wie viel Zeit das alles gebraucht hatte. Doch das Herstellen dieser Schuluniform hat mir Spass gemacht und ich würde es auf jeden Fall wieder machen. 13 Kontakte und Menschen Wer ist schon ein guter Mensch? Von Olivia und Michelle, 2. Sek. Die zweite Sekundarklasse hat sich an diesem Mittwochabend für das Stück «Der gute Mensch von Sezuan» von Bertolt Brecht vor dem Theater Neumarkt getroffen. Es hat erstaunlich viele Leute, darunter die Mehrheit Jugendliche, die ebenfalls mit der Klasse die Aufführung besuchen. Nachdem wir unsere Jacken im Garderobenraum verstaut haben, treten wir in den kleinen, aber gut gefüllten Vorstellungsraum und setzen uns neben die Lehrer, die bereits ihre Plätze eingenommen haben. In unserer Nähe sitzt auch die Stadtpräsidentin Corine Mauch unter den Zuschauern. Da geht auch schon die erste Darstellerin im Publikum umher. Sie trägt eine rote Korsage, zerrissene Strumpfhosen und um den Hals einen Bauchladen. Zuerst denken wir, das sei die Hauptfigur Shen Te, weil sie so freizügig gekleidet ist. Jedoch stellt sich nach Beginn der Vorstellung heraus, dass sie die Rolle des Wasserverkäufers Wang spielt. Vor uns kauft sich gerade eine Frau für einen Kuss eine Flasche Wasser. Es wird dunkel und die ersten Schauspieler treten auf die Bühne. Wang stellte sich vor und beginnt, dem Publikum die Geschichte zu erzählen. Sie geht so: Drei Götter informieren sich über den Zustand der Welt. Sie wollen es nicht glauben, dass die wirtschaftlichen Verhältnisse eine Befolgung der göttlichen Gebote unmöglich machen, und suchen als Gegenbeweis einen guten Menschen. In Sezuan stossen sie auf die Prostituierte Shen Te, die als einzige bereit ist, ihnen ein Nachtlager anzubieten. Mit dem Geld, das Shen Te von den Göttern erhält, eröffnet sie einen Tabakladen und tut viel Gutes, aber sie kann dem Bankrott nur entgehen, indem sie zwischendurch in der Maske eines geschäftstüchtigen Vetters auftritt. Shen Te findet zwar ihre grosse Liebe und wird schwanger, aber der Ausgang des Stücks bleibt offen, und so begeben wir uns wieder in die kalte Luft der Innenstadt. Wart ihr vor diesem Theaterabend schon einmal im Theater? O.: Ja, ich besuchte mit meiner Mutter schon ein paar Mal eine Theateraufführung. M.: Ich war schon im Bernhardtheater und im Opernhaus. Auch Musicals und ein Ballett habe ich schon gesehen. Ins Theater gehe ich mit der Familie. Hingegen das Kino besuche ich nur mit Kolleginnen und Kollegen. Was ist euch bei der Aufführung von «Der gute Mensch von Sezuan» speziell aufgefallen? 14 O.: Das «epische Theater», über das wir vor dem Vorstellungsbesuch in der Schule erfahren haben, hat man sehr stark gemerkt. Insofern war die Aufführung ganz anders als diejenigen, die ich vorher schon gesehen habe. Es ist nicht nur vorgespielt worden, sondern immer auch erzählt. Es gab auch Sprünge in der Handlung, und immer wieder sind die Schauspieler vor die Zuschauer getreten und haben das Gespielte erklärt. Dadurch wurde das Publikum auch einbezogen. M.: Es war einmal eine andere Art von Theater. Die Erklärungen der Schauspieler waren hilfreich. Aber damit wir die Geschichte verstehen konnten, war es gut, dass wir in der Schule eine Einführung hatten. Habt ihr vorher schon einmal von Brecht gehört? M.: Ja, ich wusste, dass er die «Dreigroschenoper» geschrieben hat. Meine Mutter hat sie einmal in Wien gesehen. Ich habe von ihm in der Schule auch schon Gedichte gelesen. O.: Mir war bekannt, dass es ein grosser Schriftsteller ist und dass er die beiden Weltkriege miterlebt hat. Einmal hatten wir im Grammatikunterricht einen Text von ihm, wo wir die Pronomen bestimmen mussten. Und letzte Woche musste ich an der GymiAufnahmeprüfung die Parabel «Der hilflose Knabe» interpretieren. Würdet ihr gerne einmal ein Buch von Brecht lesen? O.: Ja, aber es wäre bestimmt anspruchsvoll. Ich lese jeweils am Abend, habe jedoch meistens lange an einem Buch. Bei anspruchsvoller Literatur verliere ich leider schnell die Geduld. Aber wenn wir ein Buch von Brecht in der Schule lesen würden, wäre das bestimmt anders. M.: Ich bevorzuge Jugendbücher und Thriller. Wenn ein Roman langweilig ist, lege ich ihn weg, aber ein anspruchsvolles Buch versuche ich zu verstehen. Bis jetzt haben wir in der Schule Jugendbücher gelesen, das letzte war «Escape» von Petra Ivanov, das hat mir gut gefallen. Im Deutsch einmal ein Buch von Brecht zu lesen, könnte ich mir schon vorstellen. Was ist für euch ein guter Mensch? Würdet ihr euch selber als gute Menschen bezeichnen? M.: Ein guter Mensch ist hilfsbereit und ist für andere Menschen da, er achtet auf die Umwelt und denkt auch an die Menschen, die nach ihm leben. Ich selber bin Mitglied des WWF und helfe dort bei Aktionen mit. O.: Wir bemühen uns, zu den Leuten nett zu sein und sozial zu handeln. Auch schauen wir, dass wir die Umwelt nicht verschmutzen. Insofern würde ich uns als gute Menschen bezeichnen! Ein besonderer Mensch! Von Jill, 1. Sek. Man begegnet im Alltag immer wieder Personen mit einer kleinen körperlichen Besonderheit wie einer Brille, einem Hörgerät oder etwas anderem. Doch nie macht man sich darüber Gedanken, was genau der Person fehlt, wie sie sich fühlt oder was dies für ihr tägliches Leben bedeutet; nicht zuletzt, weil man selber nicht denselben Herausforderungen unterworfen ist. In der jetzigen Ausgabe des Nordpunkts stellen wir Ihnen einen Menschen mit einer solchen besonderen Herausforderung vor: Bernhard aus der zweiten Sekundarstufe. Es ist Nachmitttag, Bernhard sitzt mir gegenüber und erzählt: «Ich habe nicht eine einzelne Augenkrankheit, ich habe ein riesiges Gemisch aus Augenkrankheiten. Ein zu kleiner Sehnerv, ein eingeschränktes Sehfeld, ein Baseball-auge, eine Hornhautverkrümmung, Sehschwankungen. Zudem nehme ich nur maximal 60 Prozent meiner Umwelt wahr. Auch habe ich das Irlen Syndrom. Das bedeutet, dass mich die Farbe Blau zu erkennen mehr Energie kostet als die Farbe Gelb. Gelbe Gläser verstärken den Kontrast und deshalb trage ich eine gelbe Brille.» Auf meine Frage hin, wann man dies entdeckt habe, sagt er: «Man hat es erst bemerkt, als ich drei Jahre alt war. Seither sind dann immer mehr Krankheiten dazu gekommen. Leider ist es nicht zu verhindern.» Bernhard hat keinen leichten Alltag. Zur Unterstützung seiner Augen benützt er seine Hände und Füsse. So hat er sich ein paar Tricks zugelegt. Beispielsweise tritt er jeweils gegen die unterste Stufe, um zu wissen, wo die Treppe beginnt. Doch lässt sich Bernhard wegen dieser Herausforderung nicht von der Teilnahme des alltäglichen Lebens abhalten. Er benötigt auch nicht einen besonderen Unterricht, sondern ist bei uns an der Schule. Und Bernhard hat ein sehr interessantes und wohl auch spezielles Hobby: Skispringen. «Ich mache das schon seit zehn Jahren. Alles hat damit begonnen, dass ich es im Fernsehen gesehen habe und dann überall herumgesprungen bin, bis meine Eltern mich zur Probe ins Training brachten. Sie glaubten, es sei schnell vorbei. Aber dem war nicht so. Ich springe noch heute.» Er lacht, als er dies sagt. 15 «Er ist ein grosser Fussball-Gott» lässig Ein Koffer voller Ideen witzig der Schule und bin ein Teil davon. Ich präge die Schule mit und lebe ihre Philosophie.» Beruf gibt ihm grosse Befriedigung gross usikalisch Von Bruno Fuchs Die Schülerinnen und schüler mögen ihn, für manche ist er ein Idol. Seit 2007 unterrichtet Adrian Deubelbeiss an der Schule Zürich Nord. Der Sekundarlehrer sieht seine Arbeit als Berufung. Schüler der Schule Zürich Nord umschreiben ihn mit «lustig, musikalisch, nett, lässig, witzig, sportlich, langhaarig, gross, cool und gepflegt.» Mehr noch: «Er ist ein Fussball-Gott», meint einer spontan. Die Rede ist von Adrian Deubelbeiss, Sekundarlehrer der Schule Zürich Nord. Kein Wunder, schildern ihn die Schülerinnen und Schüler mit diesen Worten, denn während der Mittagsbetreuung ist Adrian Deubelbeiss einer von ihnen, plaudert über Gott und die Welt, spielt Tischtennis oder kickt mit den Schülern auf dem roten Platz. Stolpert er über den Ball, lacht er mit den Schülern über sich. Lässt ihn einer ohne Ball stehen, spart er nicht mit Komplimenten. Adrian Deubelbeiss wird rundum geschätzt, das Team erlebt ihn als Unterstützung und die Schulleitung würdigt seine Arbeit. Der Lehrer mit der längsten Erfahrung an der Schule Zürich Nord meint, früher sei der Lehrerberuf für ihn ein Job gewesen, heute sehe er die Arbeit als Berufung. Er erinnert sich, wie er im Jahr 2007 mit der Arbeit an der Elias-Canetti-Strasse begonnen hatte. In seinem Zimmer fehlte eine Wandtafel und auch die Lehrmittel mussten zuerst bestellt werden. Den Zugang zum Team fand er erst mit der Zeit. Allmählich wuchs die gegenseitige Wertschätzung und Adrian Deubelbeiss sagt: «Heute identifiziere ich mich mit cool 16 sportlich nett Die Kinder stehen im Mittelpunkt. Das ist die Philosophie der Schule Zürich Nord. Adrian Deubelbeiss lebt diesen Grundsatz. Wenn er sehe, wie sich die Schüler entwickeln, wie sie in kleinen Schritten zu Persönlichkeiten wachsen, empfinde er tiefe Befriedigung. Die Arbeit an der Stimmung in der Klasse ist ihm wichtig. So nimmt er sich in den Lektionen heraus, auch einmal spontan über persönliche Dinge oder Lebensfragen zu diskutieren. Dem Oberstufenlehrer ist aber auch wichtig, den Schülerinnen und Schülern aufzuzeigen, wo die Grenzen sind, was nicht erlaubt ist. Er lacht gerne mit ihnen, hat aber ein Gespür dafür, wenn Schüler auslachen und ausgrenzen. Adrian Deubelbeiss sieht in einer mittelgrossen Privatschule, wie die Schule Zürich Nord eine ist, klare Vorteile: Die Informationswege sind klein, auf Probleme innerhalb der Schule kann rasch reagiert werden, und neue Regeln können schneller umgesetzt werden als an der öffentlichen Schule. Fussball, Gitarre und eine wenig beachtete Geige Obwohl Adrian Deubelbeiss noch keine grauen Haare wachsen, spielt er bei den Senioren des Fussballclubs Pfäffikon. Lange war er in der ersten Mannschaft Stammspieler und Stimmungsmacher. Sein Einsatz in Spielen hinterliess manchmal seine Spuren. Nicht selten erschien er mit Blessuren zur Arbeit. Adrian Deubelbeiss hat aber auch eine andere Seite. Er greift gerne zur Gitarre und singt. Er gesteht ein, dass er nie regelmässig übe. Seine Geige liegt vernachlässigt in einer Ecke. Als Adrian Deubelbeiss hörte, wie ihn Schüler sehen, lachte er. Die Worte freuten ihn. Und wie würde er sich selber charakterisieren? «Ich bin ein geselliges Energiebündel, spontan, direkt, sage meist, was ich denke, und kann zu meinen Fehlern stehen, obwohl es manchmal ein bisschen dauern kann, bis ich sie einsehe.» Von Melanie, 2. Sek. Shayenne hat letzten Sommer an der Schule Zürich Nord die dritte Sek. abgeschlossen. Sie war begeistert vom BG-Unterricht, vom Gestalten, Kreieren, Dekorieren und hat sich entschlossen, einen gestalterischen Beruf zu ergreifen, am liebsten Polydesignerin 3d. Melanie, die selber einen solchen Weg in Erwägung zieht, stellt Shayenne vor. Shayenne ist im Moment im Vorkurs für Gestaltung an der F+F, Schule für Kunst und Mediendesign Zürich. Im einjährigen Vorkurs werden Zeichnen, Malerei, Fotografie, Grafik sowie dreidimensionales Arbeiten angeboten. Daneben werden die gestalterischen Möglichkeiten der Medien Video und Computer aufgezeigt. Ich habe Shayenne getroffen und mich mit ihr unterhalten. Sie erzählte sehr viel Positives über diese Gestaltungsschule. «Es gefällt mir dort sehr, es ist wie in einer Familie», schwärmte sie. «Man darf die Lehrer duzen und sie sind wie Freunde.» Nach dem Vorkurs will Shayenne eine Lehre als Polydesignerin 3D angehen. Da es aber sehr wenig Lehrstellen für diesen Beruf gibt, entschied sie sich vorerst für ein Praktikum bei der Firma «Lichtblick». Sie hat auch schon bei «BIG», einem Modegeschäft in Zürich, geschnuppert. Dort gefiel es ihr sehr, denn sie durfte richtig mithelfen. Sie ist recht stolz auf ihre Arbeit, die sie jedes Mal beim Spazieren an der Bahnhofstrasse im Schaufenster bewundern kann. Sie war auch schon bei «Manor», doch die Arbeit dort fand sie weniger kreativ, denn sie konnte nichts von Hand machen, stattdessen wurde alles mit dem Lastwagen hingefahren, ausgeladen und es wurde einem nur noch gesagt, wohin man die Ware stellen musste. Schuhe aus Kleister mit Landkarte überzogen Es beeindruckte mich, wie Shayenne über die Schule für Gestaltung sprach. Es gab überhaupt nichts Negatives! Sie erzählte auch, dass man an der «F+F» jede Woche ein neues Thema bearbeite. Zum Beispiel hat sie eine Woche lang nur gedruckt (Linoldruck, Monotypie, Stempeln und viele Verfahren mehr). Sie lernte schon sehr viel Neues und ihre Arbeiten sehen wirklich gut aus. Ich habe sie auch gefragt, wie sie jeweils auf ihre Ideen komme, zum Beispiel darauf, alte Turnschuhe mit einer Landkarte zu bekleistern. Sie erzählte, sie hätte mit ihrer Familie über das Aufnahmeprüfungsthema «fremd» gesprochen, und so seien sie auf ihren Urgrossvater gekommen, der ein Secondo war. Als er in die Schweiz kam, waren die Sprache und das Land für ihn fremd. Auch musste er einen weiten Weg zurücklegen. So bekleisterte Shayenne alte Turnschuhe als Symbol für den weiten Weg mit Landkarten, steckte die Schuhe anschliessend in einen alten Koffer und legte noch überarbeitete Postkarten dazu. Das alles reichte sie für die Vorprüfung ein und wurde schliesslich an die Aufnahmeprüfung eingeladen. Als sie diese bestand, startete für sie ein kunstvolles, spannendes Jahr. Sie bestand auch die Aufnahmeprüfung einer anderen Gestaltungsschule, aber die «F+F» war ihr sympathischer, deshalb entschied sie sich für sie. Das hat sie bis jetzt nie bereut. lustig gepflegt 17 Kontakte und Menschen Silence Nach den Sportferien hat das Niveau I der 2. Sek. im Fach Französisch eine französischsprachige Zeitung erstellt, deren erste Ausgabe in der Woche vor Ostern veröffentlicht werden konnte. In der Zeitung haben die Schülerinnen und Schüler eigene Artikel in französischer Sprache verfasst. Es werden unter anderem Modetipps gegeben, über aktuelle Schulanlässe berichtet, wichtige Sportereignisse präsentiert, Rezepte vorgestellt und über Paris berichtet. Auch durften Rätsel, Comics und ein Horoskop nicht fehlen. Die Schülerinnen und Schüler arbeiteten jeweils eine Schulstunde pro Woche an der Erstellung der Zeitung und Ende März gab es noch einen Projekttag. Das Ergebnis kann sich sehen lassen! Es wird mit Sicherheit eine zweite Ausgabe von «Silence» folgen, denn zum Schluss waren sich alle einig, dass das Projekt viel Spass gemacht hat und dass dabei viel gelernt wurde. WETTBEWERB: Wo ist Das? Wie gut kennst du Zürich Nord? Sende deine Lösung mit dem Betreff «NORDpunkt-Wettbewerb» bis spätestens 1. Juli an die folgende Mailadresse: [email protected]. Bei mehreren richtigen Antworten bestimmt das Los den Sieger/die Siegerin. Gewinn: eine iTunes-Geschenkkarte im Wert von Fr. 20.-. Stipendienfonds Ganz neu gibt es an der SZN einen «Stipendienfonds der Schule Zürich Nord». Die Stiftung unterstützt Familien, die für ihre Kinder die Angebote unserer Schule beanspruchen möchten, aber deren finanziellen Verhältnisse dies nicht erlauben. Die Höhe der geleisteten Beiträge richtet sich nach der Einkommenssituation und wird von einem schulunabhängigen Stiftungsrat bestimmt. Sie können diesen steuerbefreiten Stipendienfonds unterstützen und finden nähere Informationen dazu auf der Homepage (www.schule-zuerich-nord.ch). Mit einer Spende in diesen Fonds tragen Sie zur Unterstützung von Kindern und Jugendlichen aus finanziell schwächeren Familien bei. 18 19