one 4/2015 - Südtiroler Sanitätsbetrieb

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one 4/2015 - Südtiroler Sanitätsbetrieb
Editorial Wenn Systeme nicht zusammenarbeiten 3 Leitartikel One more beer! 4 Infos & News Datenvergleich für Fachleute 6
Momo 6 Eine Studie, die pusht 7 Rosa Krankenhäuser 8 Auszeichnung für Sabes 9 Den Planeten ernähren 9 Pet-therapy 9
Gastkommentar 10 management & Verwaltung Landesgesundheitsplan 12 Gesundheitsversorgung im Wandel 13 Titelgeschichte
Digital und gesund 16 Interview mit Martha Stocker 22 Reorganisation 23 Aus den bezirken Brixen Preisträger 25 Vorbereitet
sein 26 Gefährlicher Körperschmuck 27 Bozen Bank der Zukunft 28 Babys im Mittelpunkt 28 Neues Hospiz 29 Veranstaltungen 29 Mer an Jedem sein eigenes Süppchen 30 Made in South Tyrol 31 Remember! 32 Notfallübung 33 Bruneck Begleitung durch
die Nacht 34 Tagesklinik Onkologie 35 Open month 35 VITA „Zum Glück konnte ich helfen“ 36 Infografik 38 Personalia 39 Gesundheit im Netz Gezählte Welt 39 Kontak t & impressum 40
one
Thomas Schael
„Es braucht einheitliche, zweisprachige und moderne
Lösungen. Wir müssen mit
der Zeit gehen.“
TitelgeschichteSeite 16
31.12.2015 # 0 4 / 15
Da s M ag a zin des Südtiroler Sanität sbe triebes
Foto Verena Spechtenhauser
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Im Oktober 2015 mutierte das Krankenhaus Schlanders zur Filmkulisse. Gedreht wurden Szenen für den Film „Der Einsiedler“ (Arbeitstitel).
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Editorial
So ähnlich verhält es sich zur Zeit mit den IT-Systemen der vier
Südtiroler Gesundheitsbezirke. Sie können nicht miteinander
kommunizieren und auch innerhalb der Krankenhäuser gibt es
Programme, bei denen dies der Fall ist. Dies erschwert die Arbeit
all jener, die sich damit beschäftigen (müssen) – inklusive der
Patientinnen und Patienten. Damit soll nun in absehbarer Zeit
Schluss sein. Geht es nach den Vorgaben des großen Plans für den
Aus- und Umbau der Informationstechnologie (IT) des Südtiroler
Sanitätsbetriebes, des sogenannten IT-Masterplans, dann wird
sich innerhalb der nächsten drei Jahre in diesem Bereich vieles
ändern – und zwar zum Besseren. Wie das geschehen soll, lesen
Sie im Hauptteil dieser Ausgabe ab Seite 16.
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Wie unangenehm und nervenaufreibend es ist, wenn Systeme
nicht zusammenarbeiten, hat wohl jeder und jede schon erfahren
(müssen), wenn ihm oder ihr ein Bild via E-Mail zugesandt wurde,
das sich nicht öffnen ließ, weil das dazu benötigte Programm
nicht installiert war.
Nichts ist so ungewiss, wie die Zukunft, heißt es. Das ist wahr
und auch wieder nicht denn Statistiker können sehr wohl ein wenig die Zukunft voraussagen, indem sie aktuelle Entwicklungen
anhand von Berechnungen weiterschreiben. Und diese Entwicklungen halten für das Gesundheitswesen in Südtirol und Italien
einige Herausforderungen bereit. Welche, das beschreibt BocconiUniversitätsprofessor Francesco Longo ab Seite 13.
Nicht unerwähnt bleiben soll diesmal der Gastkommentar.
Der Autor des Beitrages ist Christophorus Zöschg. Er hat Philosophie studiert und ist zur Zeit im Gesundheitsbezirk Brixen tätig.
Zöschg nimmt den VW-Abgasskandal zum Anlass, um über
„Kritischen Rationalismus“ zu philosophieren und beantwortet
die Frage, welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit
aus Organisationen „lernende Organisationen“ werden. Zu lesen
ab Seite 10.
Die Meldungen und Informationen aus den Gesundheitsbezirken
finden Sie ab Seite 24.
Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre!
Peter A. Seebacher
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Leitartikel
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Verfasser von Leitartikeln haben eine Unsitte.
Sie schreiben und reden oft über sich selbst.
Okay, einmal zu Beginn dieses Jahres sei auch
mir das gestattet: Ich war vor Weihnachten
auf Kurzbesuch in Tel Aviv.
Leitartikel Luk as R affl
One more
beer!
D
ie Reaktion meiner persönlichen
Umgebung: unisono! Wie, schon
wieder (ja, zugegeben, ich war schon
mehrmals dort), und ist es jetzt dort nicht
zu gefährlich? Beinahe täglich kommt es in
Jerusalem, wohin ich auch wollte, und im
Westjordanland zu Übergriffen, gewalttätigen Auseinandersetzungen, Verletzten,
Toten. Manche sprechen von der dritten Intifada – und jetzt willst du dorthin? Kannst
du dir nicht ein ruhigeres Reiseziel aussuchen? Meine Reaktion meist gelassen-souverän: Wenn in Algund ein Bankraub passiert, dann merkt man in den Meraner
Lauben ja auch nichts davon. So ähnlich
müsse man sich das vorstellen…!
Wie ich diese Zeilen schreibe, kommt
über Twitter gerade eine Meldung herein: Ein Mann schießt in Tel-Aviv wahllos
in einen Pub. Zwei Tote, sieben Verletzte!
Vorher hatte er seelenruhig seine Maschinenpistole in einem Bio-Gemüse-Laden
ausgepackt, sogar noch eingekauft, die Aufnahmen der Überwachungskamera halten
alles fest, auch wie er auf die Straße stürmt
und losschießt. Ich scanne die Stadtkarte
von Tel Aviv durch: wo war das? In der Dizengoff-Street … Genau dort hatte ich mein
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Hotel, am Pub bin ich x-mal vorbeigeschlendert. Gleich nebenan war ich öfters zu Gast,
in einer Kneipe, die vor Jahren selbst schon
Ziel eines Bombenattentats gewesen war.
Ist Israel doch gefährlicher als ich meinte?
S
chnitt. Jahresrückblick im TV – Eine
renommierte Nachrichten-Sendung
zeigt die Bilder des Jahres 2015 – und
wie es der Anspruch seriösen Journalismus
ist, soll aus den Myriaden von Meldungen
und Bildern das herausgefiltert werden was
bleibt, was das Muster dahinter ist, was
Entwicklung und Zusammenhänge erkennen lässt. Nachrichten-Formate als Anker
im Chaos des Alltags eben. Der Moderator
meint, seine zwei Kollegen hätten den „Job
des Jahres“ übernommen, in einem wenige
Minuten langen Beitrag das zu erklären,
was 2015 ausmachte und ein Fenster zu öffnen auf 2016, auf das, was uns erwarte. Was
folgt ist ein Meisterstück journalistischen
Handwerks - ein Musterbeispiel medialer
Alltagskunst. Zwar überwogen im Jahr 2015
die Suchbegriffe „Mut“, „Hoffnung“ und
„Empathie“, was bleibt, so die Einschätzung
der Chronisten, sei aber die Erschütterung
von Gewissheiten, der Verlust von Selbstverständlichkeiten, von Vertrauen, das erst
wieder gewonnen werden muss. Was wohl
stimmt: Bilder mythischen Ausmaßes haben sich tief in unser kollektives Bewusstsein eingraben, wir kannten sie bisher nur
in Schwarzweiß, plötzlich sind sie ganz nah
und real: Flüchtlingswellen, Terror, Kriege,
Krisen, Katastrophen. 2015 schien manchmal die Welt auseinanderzubrechen; die
Risse veränderten uns. Wie schaffen wir
das? Die Attentate in Paris sind Anschläge
auf unsere unbeschwerte Art zu leben. Die
Unfähigkeit, eine einheitliche Flüchtlingspolitik zu finden, ist die größte Belastungsprobe für Europa seit seinem Bestehen.
Pegida, brennende Flüchtlingsheime, das
Mittelmeer ein Massengrab – unser Lebensmodell mitsamt unseren Werten steht auf
dem Prüfstand. Helfen kann nicht mehr delegiert werden. War 2015 ein Jahr der Zumutung? Tatsächlich scheinen wir ein Stück
weit erwachsener geworden zu sein. Im
althergebrachten Sinne, dass mit den Jahren die Illusionen gehen. Die Frische des Lebens, aber auch dessen Schatten bewusster
erlebt werden. Die Chance zum Kern der eigenen Existenz vorzudringen gesehen wird.
Die Suche nach Lösungen wird auch 2016
weitergehen. Sie scheint ehrlicher, direkter,
intensiver zu werden.
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Auch im Südtiroler Sanitätsbetrieb glaube ich den Willen zur Veränderung stärker
als bisher wahrzunehmen. 2015 hat es intern bis hin zum Führungswechsel viele
Neuerungen gegeben. Die Geschwindigkeit
der Änderungen wird in diesem Jahr nicht
abnehmen. Doch auch hier scheint viel von
uns selbst abzuhängen, wie wir uns darauf
einstellen. Die schönste Schlagzeile in diesem Zusammenhang kommt für mich von
Simone Wasserer, der ehemaligen Gleichstellungsrätin des Betriebes und nun Vizebürgermeisterin in Innichen: Sie schrieb
vor kurzem auf Salto.bz: „Wir alle sind die
Gesundheitsreform“. Schöner und gleichzeitig intensiver kann man es wohl nicht
sagen!
Leitartikel
Foto peter a. seebacher
„Möge es auch uns gelingen,
2016 im Privaten wie Beruflichen
wie ganz allgemein, die richtige
Tonalität im Umgang mit den
Herausforderungen zu finden!“
Z
urück zu Tel Aviv: Auch dort fanden
die Pubs und Restaurants der Flaniermeile Dizengoff-Street eine Methode, mit dem Schrecklichen umzugehen: Sie
starteten die Aktion „one more beer“ – ein
Gratisbier für all jene, die sich nicht einschüchtern ließen und trotz Grauen ihrem
Freizeitvergnügen nachgingen. Laut der
Sprecherin des Rathauses nicht die Lösung,
aber immerhin eine willkommene Änderung in der Tonalität, dem Schrecklichen zu
begegnen.
Möge es auch uns gelingen, 2016 im Privaten wie Beruflichen wie ganz allgemein,
die richtige Tonalität im Umgang mit den
Herausforderungen zu finden!
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MOMO
infos & news Sabine Fl arer
Infos & News
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Datenvergleich für die
Fachleute
„SiVAS“ ist eine elektronische Plattform,
welche die Epidemiologische Beobachtungsstelle den Fachleuten in den Krankenhäusern zur Verfügung stellt. So können
sich etwa Primare mit Hilfe dieser Datensammlung in Echtzeit einen Überblick über
Südtirols Leistungen im stationären und
ambulanten Bereich verschaffen.
Sabes-Generaldirektor Thomas Schael war es wichtig, dass diese wertvolle
Sammlung von Infos nicht nur von einigen wenigen Personen in der Abteilung
für Gesundheitswesen des Landes genutzt
werden kann, sondern vor allem von den
Verantwortlichen der Krannkenhausabteilungen. Seit Kurzem können nach einer
kurzen Einschulung auch Primare und
verantwortliche Direktorinnen und Direktoren auf die ständig aktualisierten
Daten zugreifen und beispielsweise mit
einem Klick erfahren, wann und wo wie
viele Hüftoperationen gemacht oder wie
Menschen mit Lungenentzündungen in
Südtirols Krankenhäusern aufgenommen
wurden.
Möglich macht das alles die Zusammenarbeit von Epidemiologischer Beobachtungsstelle und Südtiroler Informatik-AG. Die Datenflüsse selbst sind anonym
und informatisiert, das heißt, sie werden
direkt aus den Daten der Krankengeschichte gespeist, die bereits an die Epidemiologische Beobachtungsstelle geschickt
wurden. Für alle Kennzahlen können so
Trendanalysen und lokale Verteilungen
im Land berechnet werden; eventuelle
kritische Punkte springen dabei sofort ins
Auge. „Das ist ein Schritt, um zum einen
Transparenz zu garantieren, zum anderen
aber auch, um den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern zu ermöglichen, sich Wissen
anzueignen und den Austausch zu fördern“, begründet der Generaldirektor den
ausgeweiteten Zugang zur Plattform.
Förderverein für die
Palliativ-Versorgung
von Neugeborenen,
Kindern und Jugendlichen
Momo, das ist das Mädchen mit den Locken, das auf der Straße lebt. Niemand
kann so gut zuhören wie sie. Sie verändert alle, denen sie ihre Zeit schenkt. Als
die grauen Herren in die Stadt kommen,
überzeugen sie die Menschen, immer
mehr Zeit zu sparen und Momos Freunde werden immer unglücklicher. Doch
Momo reist mit Hilfe der Schildkröte
Kassiopeia bis zu Meister Hora, um
ihnen zu helfen und ihre gestohlene Zeit
zurückzuholen.
Der Roman „Momo oder Die seltsame
Geschichte von den Zeit-Dieben und
dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte“ erschien
1973 und ist so aktuell wie nie. „Keine
Zeit haben“ ist das Mantra dieser Tage.
Dass dieser Satz wenig Sinn hat, wird
uns meistens dann klar, wenn wir auf
Menschen treffen, die wirklich wenig
Lebenszeit haben oder diese nicht mit
aller Kraft und Gesundheit leben können. Besonders trifft uns das, wenn es
Kinder sind.
In Südtirol gibt es an die 150 Neugeborene, Kinder und Jugendliche mit lebensbedrohlichen oder lebenslimitierenden
Erkrankungen. „Durch die zunehmende
Lebenserwartung sind sie und ihre
Familien länger mit den Symptomen,
Einschränkungen und Ängsten konfrontiert. Um betroffenen Familien unter
die Arme zu greifen, wurde der Verein
Momo gegründet. Er will den Betroffenen einen Raum schaffen, eine eigene
Einrichtung, in der sie und ihre Familien
betreut und begleitet werden“, erklärt
Marianne Siller von der Stabstelle für
Organisations- und Prozessentwicklung
der Pflegedirektion im Südtiroler Sanitätsbetrieb und Gründungsmitglied von
Momo. „Palliativversorgung bedeutet
einen Zugewinn an Lebensqualität und
nicht nur Lebensverlängerung“, ist Robert Peer, Pflegedirektor des Sanitätsbetriebes überzeugt. „Palliativbetreuung beginnt bereits ab dem Moment
der Diagnose, sie unterstützt auch die
Familienangehörigen in der Betreuung
und trägt den seelischen Bedürfnissen
Rechnung.“
Wer Momo unterstützen möchte, kann
das mit einer Spende tun:
Spendenkonto Momo Förderverein
Kinder-Palliativ in Südtirol onlus, St.
Anna Weg 6, 39040 Kastelruth - Raiffeisenkasse Kastelruth - St. Ulrich
Informationen unter
[email protected]
„Momo“, Trailer
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(1985/86)
Im Rahmen einer dreijährigen Studie werden
die Themen Patientensicherheit und Pflegequalität auf den bettenführenden Abteilungen in den
sieben Krankenhäusern des Südtiroler Sanitätsbetriebs untersucht.
Infos & News Dietmar Ausserhofer
Die Studie „Patientensicherheit und
Pflegequalität in Südtiroler Krankenhäusern“ – kurz PUSH – ist ein gemeinsames,
auf drei Jahre (2015–2017) angelegtes Forschungsprojekt der Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe Claudiana und
des Südtiroler Sanitätsbetriebes. Projektleiter ist Dietmar Ausserhofer, Forschungsmitglieder sind Dr. Franco Mantovan,
Dr.in Giorgia Floretta, Dr.in Waltraud Tappeiner, Dr. Eduard Egarter-Vigl und Dr. Robert Peer. Unterstützt wird das PUSH-Team
vom Institut für Pflegewissenschaft der
Universität Basel (Schweiz).
Die Südtiroler Studie baut auf international erfolgreiche Studien, wie die sogenannte RN4CAST-Studie auf (Nurse forecasting in Europe, www.rn4cast.eu). Das
gemeinsame Forschungsprojekt von Claudiana und dem Südtiroler Sanitätsbetrieb
untersucht das Arbeitsumfeld – wie etwa
die Teamarbeit, das Führungs- und Sicherheitsklima, die Arbeitsbelastung, die Rationierung und Prioritätensetzung - und deren
Zusammenhänge. Dieses Forschungsprojekt kann dem Südtiroler Sanitätsbetrieb
wichtige Informationen liefern, um prioritäre Themen zur Verbesserung der Patientensicherheit und Pflegequalität zu identifizieren, sowie weitere Forschungs- und
Qualitätsverbesserungsprojekte durchzuführen.
Infos & News
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Eine Studie,
die pusht
Erste Teilergebnisse liegen bereits vor:
im Zeitraum von September bis Oktober
erfolgte die Verteilung der Fragebögen an
das Pflegepersonal, Ärzte und Patienten.
Insgesamt nahmen 1433 Pflegepersonen,
641 Patienten und 365 Ärzte an der Befragung teil. Die Rücklaufquote war mit 74%
beim Pflegepersonal, 41% beim ärztlichen
Personal und 76% bei Patienten sehr gut.
Das Forschungsteam möchte sich bei dieser Gelegenheit bei allen bedanken!
Im Jahr 2016 wird vom Claudiana-Forschungsteam die wissenschaftlichen Auswertung durchgeführt und der zweite Teil
der Studie vorbereitet. Im Frühjahr 2016
werden der Betriebsdirektion die ersten
Ergebnisse der Studie vorgestellt.
Für Fragen zur Studie steht der Projektleiter Dr. Dietmar Ausserhofer zur Verfügung:
[email protected] ,
Tel. 0471 067 290
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Foto Sabine Flarer
infos & News
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infos & News Sabine Fl arer
Rosa
Krankenhäuser
An die so genannten „bollini rosa“
(rosa Punkte) zu gelangen ist allerdings
nicht so einfach, denn diese müssen
hart erarbeitet werden. Wer die begehrte Auszeichnung, die von der staatlichen Vereinigung „Onda“ (Osservatorio
nazionale sulla salute della donna) im
Zweijahresrhythmus vergeben wird, erhalten will, muss einiges an Vorarbeit
leisten. Minutiös muss jedes Krankenhaus auflisten, welche frauenspezifischen Angebote vorhanden sind. Dabei
reicht es nicht, nur bestimmte technische Voraussetzungen wie beispielsweise Wickelräume oder Spielzimmer anzubieten, sondern das Hauptaugenmerk
muss auf einer guten Betreuung der
Frauen liegen. Eigene Sprechstunden
für bestimmte frauenspezifische Pathologien zählen ebenfalls dazu wie Behandlungen nach festgelegten internationalen Standards, zum Beispiel in der
Behandlung weiblicher Tumorarten.
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Alles rosa und die Frauen
freuen sich: (v.l.) Onda-Präsidentin Francesca Merzagora, Bezirksdirektorin
Irene Pechlaner (Meran)
und Verwaltungskoordinatorin Evelin Reinstaller
(Brixen)
Der ausgefüllte und eingereichte
Fragebogen wird dann von der Onda
ausgewertet und analysiert. Anschließend werden die Punkte vergeben. Dabei reicht die Skala von null Punkten
bis zu einem Maximum von drei. Ein
Punkt entspricht einem „bollino rosa“.
Die Südtiroler Krankenhäusern haben
sich auch diesmal – so wie in den vergangenen Jahren- wieder sehr gut geschlagen. Die Krankenhäuser von Brixen, Schlanders, Innichen und Sterzing
heimsten jeweils zwei Punkte ein. Die
Krankenhäuser in Bozen, Meran und
Bruneck durften sich sogar über die
Maximalpunktezahl von drei „Bollini“
freuen. Das Meraner Krankenhaus ist
dabei der „Veteran“ unter den Südtiroler
Teilnehmern, denn es ist seit Beginn der
ersten Erhebung 2007 mit dabei und erhält diese Auszeichnung seitdem ohne
Unterbrechung.
Die offizielle Verleihung der Urkunden mit den rosa Punkten für das
nächste Biennium fand am 16. Dezember im Chigi-Palast in Rom statt. Insgesamt erhielten 82 Häuser drei Punkte,
127 zwei Punkte und 40 einen Punkt.
Alle 249 Krankenhäuser und Universitätseinrichtungen, die sich über
die rosa Punkte freuen dürfen, sind
auf der Webseite der „Onda“ gelistet
www.bollinirosa.it .
Auszeichnung
für Südtiroler
Sanitätsbetrieb
Im Rahmen der Jahresabschluss-Veranstaltung „Öffentliches Auftragswesen
als Innovationstreiber im Gesundheitswesen“ der Federsanità Anci in Rom
wurde Mitte Dezember der Südtiroler
Sanitätsbetrieb für „Innovatives Auftragswesen“ ausgezeichnet.
Der Südtiroler Sanitätsbetrieb erhält
diese Auszeichnung dafür, so der Gesundheitsverbandes Federsanità Anci in seiner
Begründung, weil er „als einer der ersten
in Italien das Potential, das neue Technologien bieten, begriffen und verstanden
hat, dass die Qualität der Pflege durch
innovatives Auftrags- und Beschaffungswesen gesteigert werden kann.“ Gerade
im Bereich der Betreuung onkologischer
Patienten und Patientinnen treffe dies zu.
Sabes-Generaldirektor Thomas Schael
nahm den Preis stellvertretend für alle
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des
Südtiroler Sanitätsbetriebes aus den
Händen der Ministerin für Gesundheit,
Beatrice Lorenzin, in und im Beisein des
Federsanità Anci -Präsidenten, Angelo
Lino Del Favero, entgegen. Thomas
Schael: „Neue Technologien eröffnen
uns viele Möglichkeiten. Diese müssen
erkannt und umgesetzt werden. Aber:
Innovation im Gesundheitsbereich
darf nicht Selbstzweck sein, sondern
muss immer auch Verbesserungen für
Patienten und Patientinnen im Auge
haben. Und genau das versuchen wir im
Südtiroler Sanitätsbetrieb umzusetzen.
Diese Auszeichnung ist eine Bestätigung dafür, dass wir auf dem richtigen
Weg sind.“
Der italienische Gesundheitsverband
Federsanità Anci (Associazione Nazionale Comuni Italiani) wurde 1995
mit dem Ziel gegründet, das „gute
Gesundheitswesen“ zu fördern und
den Bürgermeistern und Generaldirektoren nützliche Instrumente dafür an
die Hand zu geben, um die Qualität der
Gesundheits- und Sozialeinrichtungen
und – leistungen zu verbessern.
Foto Sabine Flarer
Alle sieben Südtiroler Krankenhäuser durften sich in diesem Jahr über die Verleihung
der „bollini rosa“ freuen. Diese werden jenen
Krankenhäusern verliehen, deren Angebote
besonders frauenfreundlich sind.
Generaldirektor Thomas Schael durfte
die Auszeichnung direkt aus den Händen von Gesundheitsministerin Beatrice
Lorenzin entgegennehmen
Essen und die Ernährung waren die großen Protagonisten der Expo 2015. Sie waren die Attraktion
auf dem Ausstellungsgelände, haben Produzenten
und Konsumenten zusammengeführt und in über
1000 Veranstaltungen Wissenschaftler aus aller
Welt beschäftigt.
„Den Planeten ernähren, Energie
für das Leben“ war das anspruchsvolle
Thema der Expo 2015. Ein Motto, das von
den teilnehmenden Ländern sehr unterschiedlich interpretiert wurde. Dabei reichte die Palette von gelungenen
Lösungsansätzen über spektakuläre
Installationen bis hin zum Zelebrieren
der gastronomischen Traditionen. Die
Schau der Nationen war aber weit mehr
als nur ein kulinarisches Karussell. Das
Thema hat neben politischen Entscheidungsträgern aus aller Welt auch viele
Produzenten nach Mailand geholt. Sie
haben die internationale Bühne genutzt, um einander zu begegnen, um
sich den Konsumenten zu präsentieren
und ihren Standpunkt darzustellen
Es gibt aber noch einen weiteren Aspekt, der hier angeführt werden muss.
Sechs Monate lang hat die Expo als wissenschaftliches Laboratorium fungiert.
Über 1000 Foren, Symposien, Kongresse
haben sich mit dem Thema Ernährung
befasst. Unter den Veranstaltungen war
auch die Abschlusskonferenz der interregionalen Arbeitsgruppe „Food & Research Innovation“ – mit Südtirol und der
Region Friaul in federführenden Rollen.
Ziel des Treffens war die Schaffung eines europäischen Netzes für Innovation
und Forschung in der Lebensmittel- und
Agrarbranche. Daran teilgenommen
hat, unter anderen, der Bozner Primar
Lucio Lucchin. Der bekannte Ernährungswissenschaftler hatte im vergan-
genen Juni auch an einem Dokument
mitgearbeitet. „Darin wurden die zehn
kritischen Punkte aufgezeigt, die in
Angriff genommen werden müssen, um
zu vermeiden, dass sich so genannte Ernährungskrankheiten in einen sozialen
Boomerang verwandeln.“ Die italienische Gesundheitsministerin habe die
Thesen zur Kenntnis genommen und bereits eine entsprechende Arbeitsgruppe
eingesetzt. „Als Beweis dafür, dass die
Expo eigentlich nur der Anfang war.“
”Mit der Teilnahme an der Expo hat Südtirol maximale Sichtbarkeit erreicht. Unser Stand zählte
zu den bestbesuchten. Nun gilt es, diesen Antrieb
zu nutzen. Schafft es Südtirol, die Expo-Erfahrung
umzusetzen, kann es eine Vorreiterfunktion einnehmen – und zwar auf nationaler wie internationaler Ebene?
Die Produkte dazu haben wir bereits. Nun gilt es,
nicht nur deren wirtschaftliche Relevanz, sondern
auch ihren Gesundheitswert hervorzuheben. Leider
gab es in Südtirol bisher gerade im wissenschaftlichen Bereich kaum Synergien. Für eine Leadership
braucht es allerdings starke Kooperationen.“
Der landesweite Tierärztliche Dienst
und das Tierheim in der Sill, in Zusammenarbeit mit den territorialen
Diensten des Sanitätsbetriebes und
dem psychiatrischen Reha-Zentrum
Bozen-Gries, haben vor Kurzem ein
Pilotprojekt ins Leben gerufen, bei
dem Tiere die Hauptrolle spielen: die
sogenannte „Pet-therapy“, genannt
auch „Erfahrungen auf sechs Pfoten“.
Der Begriff „Pet-therapy“, begründet
vom Kinderpsychiater Boris Levinson, umschreibt den Einsatz von
Haustieren als Hilfe und Unterstützung bei traditionellen Therapien.
Tiere können helfen, Gefühlsblockaden zu lösen, die Kommunikation mit
dem Therapeuten auf eine neue Ebene zu heben und somit zu erleichtern und – nicht zuletzt – auch eine
Normalisierung der physiologischen
Werte der Patientin beziehungsweise des Patienten wie beispielsweise
den Pulsschlag, Bluthochdruck oder
Muskelspannung zu erreichen.
Ziel des Projektes „Erfahrungen auf
sechs Pfoten“ war es, die Selbstständigkeit und Sozialisierung, aber auch
das Gedächtnis der Patientinnen und
Patienten des Gesundheitszentrums
und des psychiatrischen Reha-Zentrums in der Fagenstraße in Bozen zu
verbessern. Alle Treffen haben in einer freundlichen und ansprechenden
Atmosphäre stattgefunden, fernab
eines klinischen Umfelds. Es wurden
Tiere aus dem Tierheim in der Sill
ausgewählt, die ein angemessenes
Verhalten im Umgang mit Menschen
zeigten, es wurde außerdem ein Ablauf erarbeitet, welchen die Betroffenen strikt befolgen mussten.
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Den Planeten
ernähren – die Expo
war der Anfang
Seelen heilen
mit zärtlicher
Schnauze
infos & news
infos & News Lucio Lucchin
Die Treffen von jeweils einer Stunde
fanden an ganzen sechs Wochen
statt und wurden im Einklang mit
der psychiatrisch-rehabilitativen
Therapie und dem Wohlbefinden der
Tiere organisiert. Die dabei erzielten
Erfolge können sich sehen lassen: So
konnte zum Beispiel eine gesteigerte
Pünktlichkeit bei den Patientinnen
und Patienten beobachtet werden,
außerdem ein Motivations-, Konzentrations- und Gedächtnisschub.
Auch der Umstand, dass während der
Therapie der Umgang mit Fremden
in einem völlig neuen Kontext geübt
werden musste, hat zu einem vermehrten Sich-Öffnen der Betroffenen geführt. Zusammenfassend kann
also nur gesagt werden: eine rundum
positive Erfahrung!
Prof. Dr. Lucio Lucchin
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Foto Privat
VW und Abgasskandal – ein Wortpaar, das wohl
für die nächsten Jahrzehnte untrennbar miteinander verbunden sein wird. Wie konnte es dazu
kommen? Hat die VW-typische Führungs- und
Unternehmenskultur mit dazu beigetragen? Eine
Betrachtung.
Gastkommentar
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Gastkommentar Christophorus Zöschg
Abgasskandal
und autoritäre
Führungsstrukturen
Kürzlich stieß ich auf einen Artikel der
beiden Wirtschaftsredakteure Caspar Busse und Alexander Hagelüken mit dem Titel
„Nie mehr rumschreien“. Es geht darin um
die Abgasaffäre bei Volkswagen. Busse und
Hagelüken gehen in ihrer Recherche der
Frage nach, ob der Nährboden für diesen
Skandal im autoritären Führungssystem
des Autokonzerns liegen könnte. VW-Mitarbeiter beschrieben das Betriebsklima so:
„Wer aufgemuckt hat, ist niedergebrüllt
worden“. Kritikverbot, strikte Hierarchie
und Tendenz zum Größenwahn erzeugen
autoritäre Systeme und das wohl Schlimmste dabei: Das organisationale Lernen bleibt
auf der Strecke. Dagegen stellt eine konstruktiv-kritische (Selbst-)Reflexion über
Strukturen, Prozesse, Verhaltensweisen,
Regeln und Normen eine Lernkultur dar,
welche mit starren hierarchischen Strukturen inkompatibel ist. Die kulturelle Basis
für „organisationales Lernen“, die mir dabei
in den Sinn kommt, steht in einem diametralen Gegensatz zu Befehlsorganisationen.
Karl Poppers wissenschaftstheoretisches
Modell des „Kritischen Rationalismus“ und
seine wesentlichen Grundsätze sollten allen
Anhängern der Befehlsgewalt zu denken geben. Der kritische Rationalist ist demnach
der festen Überzeugung, dass die kritische
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Christophorus Zöschg, Stabstelle
Berufliche Entwicklung – Pflegedienstleitung – Gesundheitsbezirk
Brixen; Krankenpfleger, Studium der
Philosophie, derzeit Masterstudium
Personalentwicklung, Technische
Universität Kaiserslautern
Diskussion mit anderen und die Selbstkritik
essentielle Voraussetzungen für Fortschritt
und Entwicklung sind. Im Fokus steht dabei
die grundsätzliche Bereitschaft, von anderen zu lernen. Popper drückt diesen Aspekt
folgendermaßen aus:
„Vielleicht hast du recht, und vielleicht
habe ich unrecht; und wenn wir auch in unserer kritischen Diskussion vielleicht nicht
endgültig entscheiden werden, wer von uns
recht hat, so können wir doch hoffen, nach
einer solchen Diskussion die Dinge etwas
klarer zu sehen als vorher. Wir können beide voneinander lernen, solange wir nicht
vergessen, dass es nicht so sehr darauf ankommt, wer recht behält, als vielmehr darauf, der objektiven Wahrheit näher zu kommen. Denn es geht uns ja beide vor allem um
die objektive Wahrheit.“
Dies kann aber nur in einer kulturellen Atmosphäre gelingen, die sich grundsätzlich der rationalen und konstruktiven
Kritik öffnet, in einem Umfeld, das die
Bereitschaft zeigt, aus Fehlern zu lernen, in
einer Umgebung, wo man Fehler zugeben
darf, keine Angst vor disqualifizierenden
Bemerkungen haben muss und wo es keine
Tabuthemen gibt. Es ist demnach eine At-
Was bedeutet aber diese selbstreflexive
und möglicherweise selbstkritische Haltung für die jeweilige Organisation? Welche Voraussetzungen muss eine Organisation dabei beachten? Edgar H. Schein, der
US-amerikanische Mitbegründer der modernen Organisationspsychologie, stützt
sich auf seinen Kollegen Warren Bennis,
wenn er folgende – wie passend für unseren Betrieb – „Gesundheitskriterien“ einer
effizienten Organisation ins Feld führt:
Adaptionsfähigkeit
Ein gesunder Betrieb verfügt über das Vermögen, Probleme zu lösen und über die Fähigkeit, hinsichtlich der wechselnden Anforderungen aus der Umwelt angemessen
und flexibel zu reagieren.
Identitätsgefühl
Ein gesundes Unternehmen verfügt über
das Wissen und die Einsicht über ihre Ziele und was sie zur Zielerreichung zu tun
hat. Diesbezüglich ist nach Schein zu fragen, inwieweit die Organisationsziele von
den Mitgliedern der Organisation verstanden und anerkannt werden und inwieweit
sich das Selbst-Verständnis der Mitglieder
mit dem Bild, das sich andere von der Organisation machen, deckt.
Realitätsbewusstsein
Eine gesunde Organisation verfügt über
die Fähigkeit, Gegebenheiten aus der organisationalen Umwelt präzise wahrzunehmen und zutreffend zu interpretieren,
wobei insbesondere jene Umfeldeigenschaften zu beachten sind, welche für das
Funktionieren der Organisation besonders relevant sind.
Schein erwähnt zudem noch ein viertes
Kriterium, das nach Meinung einiger Autoren das entscheidende sein könnte:
Integration
Gesunde Betriebe weisen eine angemessene Integration zwischen ihren Teileinhei-
ten auf, das heißt, die Ziele dieser Teileinheiten überschneiden und widersprechen
sich nicht. Diesbezüglich geht es ferner
darum, dass sich individuelle Bedürfnisse
und Organisationsziele in diesem Sinne
möglichst optimal integrieren lassen.
Busse, C.; Hagelüken, A. (2015):
Nie mehr rumschreien.
In: Süddeutsche Zeitung vom
16.10.2015. http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/abgasskandal-und-die-folgen-nie-mehr-rumschreien-1.2693522 (abgerufen am
11.10.2015).
Zu einer lernenden Organisation gehört auch, für eine kulturelle Grundhaltung einzustehen, die eine kontinuierliche
Reflexion dieser „Gesundheitskriterien“
ermöglicht. Der kritische Rationalismus
könnte so eine Grundhaltung sein. Nachdem wir uns einige wichtige Gesundheitskriterien vor Augen halten konnten, sollten wir der Vollständigkeit halber auch
die Krankheitskriterien kurz zur Sprache
bringen. Nach dem bisher Dargelegten
scheinen die eine Organisation „krankmachenden“ Kriterien im Wesentlichen folgende zu sein:
Geiselhart, H. (2012):
Philosophie und Führung. Fragen
und erkennen, planen und handeln,
hoffen und Mensch sein. Wiesbaden:
Springer Gabler.
Ein Betriebsklima, welches sich durch
autoritäre Strukturen und Missgunst
in Konkurrenzverhältnissen ausdrückt und demgemäß ein Ambiente,
in welchem Autoritätsargumenten
ein höherer Stellenwert zugesprochen
wird als wohlbegründeten Sachargumenten
Denunziantentum
Wissens- und Kompetenzegoismus
Fehlende Kompetenz(-entwicklung) in
Schlüsselpositionen
Eine strafend-urteilende und bloßstellende Diskussionskultur
Mangelnde überzeugende und überzeugte Partizipation der Belegschaft
- auch jene der Basis - in tiefgreifenden
Veränderungsprozessen
Blinder Aktionismus
Substanzielle Orientierungslosigkeit
Popper, K. (2006):
Woran glaubt der Westen? In: K. Popper, Auf der Suche nach einer besseren Welt. Vorträge und Aufsätze aus
dreißig Jahren (14. Aufl.). München:
Piper.
Schein, E. H. (1980):
Organisationspsychologie (deutsche
Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch von Thomas Münster). Wiesbaden: Th. Gabler.
Gastkommentar
mosphäre, wo man bereit ist, konstruktiv
zu kritisieren und sich kritisieren zu lassen, weil das verbindende Anliegen nicht
darin besteht, recht zu behalten und sich
durchzusetzen, sondern darin, sich auf
die gemeinsame Suche nach der besseren
Lösung zu machen. Voraussetzungen dafür sind eine gelingende Kommunikation,
eine wohlwollende Toleranz und intellektuelle Bescheidenheit.
11
Literaturverzeichnis
Eine lernende Organisation wird sich
vor solchen Krankmachern zu bewahren
wissen, indem sie Regeln und Strukturen
einrichtet, die solche Krankheitskriterien
frühzeitig aufdecken und thematisieren
helfen. Auch hierfür scheint die Rolle des
Managements als Kultur- und Wertevermittler zentral zu sein. Die lernende Organisation wird nicht aus sich selbst geboren
und erfordert meiner Überzeugung nach
fortwährende Bemühungen, großen Mut
und die Fähigkeit, an Krisen zu wachsen
und die Mitarbeitenden mitzunehmen
und zu begeistern. Andernfalls lässt der
nächste Abgasskandal nicht lange auf sich
warten.
one # 04/15
Wie in der one-Ausgabe vom
3/2015 angekündigt, wurden
bereits die ersten Arbeitspakete zur Erarbeitung des
Landesgesundheitsplanes
abgeschlossen.
Foto Tatiana De Bonis
management & Verwaltung
12
Arbeitsgruppen für die Berücksichtigung
im weiteren Planungsprozess zugeteilt. Die
Ergebnisse aus den nachmittäglichen Workshops wurden am jeweiligen Abend mit den
verantwortlichen Stakeholdern des Bezirkes besprochen.
management & Verwaltung Wolfgang Bayer
Landesgesundheitsplan
on the road
Dazu gehört sicherlich die Abhaltung der
„Bezirksgesundheitskonferenzen“, welche im
Herbst diesen Jahres unter engagierter Beteiligung der MitarbeiterInnen des Betriebes stattfanden. Sie nutzten ihre Gelegenheit, um mit den Arbeitsgruppenleitern zu
diskutieren und ihre Meinungen einzubringen. Der Bogen der Themen spannte sich
von den Rahmenbedingungen über die intramurale und territoriale Versorgung bis
hin zu sozio-sanitären und bereichsübergreifenden Themen. Die zahlreichen Rückmeldungen wurden in 38 Themen-Cluster
(zum Beispiel IT, Personal-Management, Zusammenarbeitsthemen) eingeteilt und den
one # 04/15
Die Phase 1 „Analyse und Beteiligungsprozess“ konnte erfolgreich abgeschlossen
werden und die Phase 2 „Konzeptionierung
im Expertenprozess“ hat mit Anfang Dezember 2015 begonnen. Derzeit steht die Erarbeitung der Leistungsprofile der Grundversorgungshäuser im Mittelpunkt des
Geschehens. Ziel dieses Prozesses ist es, die
Grundversorgungsleistungen der Fächer Innere Medizin, Chirurgie/Orthopädie für die
Krankenhäuser Innichen, Schlanders und
Sterzing in Abstimmung mit dem jeweiligen Bezirkskrankenhaus zu definieren.
Grundsätzlich werden jene Leistungen
als Grundversorgungsleistungen definiert,
die den Standard der medizinischen Versorgung darstellen. Die vorhandene technische Ausstattung ist sehr gut geeignet,
um diese Grundversorgungsleistungen
anzubieten. Die dazu notwendigen Personalressourcen sind – verschärft durch das
neue Arbeitszeitgesetz - derzeit unzureichend vorhanden. Zur Absicherung des definierten Leistungsspektrums werden alle
Anstrengungen unternommen, dieses Personal zu finden. Sollte das Personal nicht gefunden werden, dann sind in Abstimmung
mit dem Bezirkskrankenhaus die Dienste
so anzupassen, dass eine gute Versorgung
der Bevölkerung sicher gestellt ist. Detaillierte Umsetzungspläne werden im Betrieb
gemacht.
Ausblick
Die Ergebnisse der Leistungsprofilerstellung stellen den Rahmen für ein abgestuftes Versorgungskonzept im Landesgesundheitsplan dar. Als nächster konkreter Schritt
erfolgt die Kapazitätsplanung für den Krankenhaus- und den territorialen Bereich.
management & Verwaltung Fr ancesco Longo
Gesundheitsversorgung im
Wandel
I
n den wichtigsten europäischen Ländern gibt es einige gemeinsame Tendenzen der epidemiologischen Entwicklung. Zurückzuführen sind diese auf die
Steigerung der mittleren Lebenserwartung, der Zunahme des Anteils älterer
Menschen in der Bevölkerung, der geringen Geburtenrate sowie der zunehmenden
„Clusterisierung“ – also Zusammenballung - der Gesellschaft.
Ganze 35 Prozent der italienischen
Staatsbürgerinnen und Staatsbürger sind
chronisch krank (19,5 Millionen Menschen), während 2,4 Millionen pflegebedürftig sind. Das bedeutet, dass ein Sanitätsbetrieb mit einem Einzugsgebiet von
500.000 Menschen etwa 165.000 chronisch
Kranke in strukturierten Behandlungsprogramme
(Disease-Management-Programme = DMP) aufnehmen muss und
20.000 pflegebedürftige ältere Menschen
zu versorgen hat. Wenn wir dies aus der
Sicht eines Arztes für Allgemeinmedizin
mit 1.500 Patientinnen und Patienten sehen, ergibt das 475 Menschen mit chronischen Krankheiten (bei einer Visite im
Monat bedeutet das also 24 Visiten am Tag,
alleine für diese Patientengruppe) und 60
pflegebedürftige Menschen, die regelmäßig zu Hause besucht werden müssen (je-
management & Verwaltung
13
Francesco Longo, von der SDA-Università Bocconi
in Mailand und Mitglied des Beratungsteams für
den Landesgesundheitsplan, über die epidemiologischen Rahmenbedingungen und die Tendenzen
der Gesundheitsversorgung in Europa
weils eine Visite im Monat heißt drei Hausbesuche am Tag für diese Patientengruppe
mit hohem Betreuungsanspruch).
In Anbetracht dieser Zahlen und um
den Ärztemangel in den wichtigsten europäischen Ländern wissend, wird klar,
dass wir in eine neue Ära der öffentlichen
Versorgungssysteme getreten sind: „Die
Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter“, heißt es schon in der Bibel. Es ist nicht
mehr nötig, um die Patientinnen und Patienten zu „kämpfen“, im Gegenteil: die Arbeit muss präzise und strukturiert organisiert werden, damit diese herausfordernde
epidemiologische Situation – mit immer
geringer werdenden Ressourcen, wie es in
den westlichen Gesundheitssystemen der
Fall ist – gemeistert werden kann.
W
as die Situation noch komplexer
macht, ist das Phänomen der
„Multimorbidität“, also mehrerer gleichzeitig bestehender Erkrankungen. Zwei von drei chronisch Kranken
sind davon betroffen. Für sie reicht eine
Betreuung durch nur einen Spezialisten
nicht mehr aus, diese Patienten und Patientinnen brauchen eine Versorgung über
verschiedene Fachbereiche hinweg, die abgestimmt werden muss. one # 04/15
E
s gibt zahlreiche Studien, die gezeigt
haben, dass einer/m multimorbiden
Patienten und Patientinnen, die von
einer Vielzahl verschiedener Fachkräfte
betreut wird, eine derart große Anzahl von
Medikamenten und Untersuchungen verschrieben wird, dass sie nicht in der Lage
sind, die verschiedenen Verschreibungen
zu berücksichtigen.
management & Verwaltung
14
Eine Studie der „Agenzia Italiana del
Farmaco“ (AIFA) hat nachgewiesen, dass
viele Menschen über 65 mehr als zehn
Medikamente am Tag einnehmen sollten,
verschrieben von verschiedenen Fachkräften. Dies führt dazu, dass Therapien oft
nur geringfügige Erfolge zeigen, da nur die
Hälfte der Medikamente tatsächlich eingenommen werden – und meist nach dem
Zufallsprinzip ausgewählt werden.
Herausforderungen
auch für
Südtirol
Die europaweiten epidemiologischen Entwicklungen machen
auch vor Südtirol nicht Halt. Im
Jahre 2030, so die statistischen
Berechnungen, wird es in unserem
Land wahrscheinliche 140.000
Über-65-Jährige geben. Das wird
Folgen für die Gesundheitsversorgung haben. Schon heute beanspruchen jene 28 Prozent chronisch
kranker Patientinnen und Patienten ganze 77 Prozent der Leistungen. Eine Zunahme der „Over-65“
wird diese Entwicklung verstärken,
da gerade Menschen im höheren
Alter von chronischen Krankheiten
betroffen sind. Laut Landesamt
für Statistik (Astat) leiden bereits
heute schon über 30 Prozent der
65-Jährigen in Südtirol an einer
schweren chronischen Krankheit.
one # 04/15
Dazu kommt, dass die Lebenserwartung der Menschen – genauso
wie im restlichen Europa – weiter
steigen wird. Ein Südtiroler, der
2012 geboren wurde, hat eine um
10,5 Jahre höhere Lebenserwartung
als ein im Jahr 1982 geborener. Die
Lebensdauer der Südtiroler und
Südtirolerinnen, die im Jahre 2012
bereits 65 Jahre alt waren, hat sich
ebenfalls verlängert. Bei den Männern um 6,7 Lebensjahre, bei den
Frauen um 4,9 Jahre.
Diese Entwicklungen – Zunahme
chronischer Krankheiten bei gleichzeitiger höherer Lebenserwartung
der Erkrankten – erfordern vorausschauende Reaktionen. (pas)
Eine chronische Krankheit – vor allem
wenn noch nicht im fortgeschrittenem
Stadium – erfordert einen Ansatz, der
auf mehreren entscheidenden medizinisch-pflegerischen Säulen fußt: die zeitgerechte „Rekrutierung“ von Patientinnen und Patienten, die Eingliederung in
einen diagnostisch-therapeutischen und
gleichzeitig effizienten Betreuungspfad,
die Steuerung und Kontrolle der verschiedenen Gesundheitsberufe, die am
Betreuungsprozess teilnehmen (jene des
Krankenhauses, die fachärztlichen Spezialisten in der ambulanten Betreuung,
die Hausärzte, Berufskrankenpfleger), die
Überwachung der Mitarbeit der Patientinnen und Patienten am Betreuungsprozess
sowie die Überprüfung der Zwischenergebnisse. Alle diese grundlegenden Elemente der Behandlung chronisch Kranker
gehen über die übliche Kultur und Praxis
des Krankenhauses weit hinaus, welche
sich - historisch betrachtet –vor allem um
die stationäre Aufnahme von Akutkranken kümmert. Tatsächlich ist das Krankenhaus jener Bereich, wo üblicherweise
Akutpatienten betreut werden, in einer
Logik der „abwartenden Medizin“, konzentriert auf das Angebot innerhalb der eigenen vier Wände, mit wenig Interesse, die
eigenen Pflegepfade nach außen auszuweiten oder die Compliance der Patientinnen
und Patienten zu überwachen, wenn diese
erst einmal entlassen werden.
Aber auch nicht selbständige Patienten
brauchen eine Betreuung, die deren Bedürfnisse im Auge behält und die insbesondere auf den Erhalt sowie die Aufwertung
der Fähigkeiten und die Behandlung mehrerer gleichzeitig bestehender Pathologien
zielt sowie zu erwartende Entwicklungen
antizipiert und auf diese ausgleichend einwirkt. Es sind dies Betreuungsangebote,
die sich grundlegend von den Angeboten
der Dienste, die auf Akutversorgung spezialisiert sind, unterscheiden.
R
und 70 Prozent der Ressourcen des
Gesundheitssystems werden für
Menschen mit chronischen Krankheiten sowie Pflegebedürftige aufgewandt.
Deshalb müssen in diesem Bereich die
Dienste neu ausgerichtet werden, einerseits zum Schutz für die Patientinnen und
Patienten, andererseits aber auch für das
spezialisierte Personal, dem es ermöglicht
werden muss, das eigene Angebot in Übereinstimmung mit den neuen epidemiologischen Herausforderungen zu erbringen,
Die Epidemiologie (von griech. epi „auf,
über“, demos „Volk“, lógos „Lehre“) ist
jene wissenschaftliche Disziplin, die sich mit
der Verbreitung sowie den Ursachen und
Folgen von gesundheitsbezogenen Zuständen
und Ereignissen in Bevölkerungen oder
Populationen beschäftigt.
um eine höhere Wertschöpfung für die eigenen Gemeinschaft zu erzielen.
Parallel zu den epidemiologischen
Rahmenbedingungen ändert sich auch
der Bereich der Informationstechnologie
sowie die Voraussetzungen der klinischen
Organisation grundlegend. Insbesondere
ist die Medizintechnik einem radikalen
Wandel unterworfen, was auch die Rahmenbedingungen für die verschiedenen
Betreuungsangebote stark verändert.
D
as traditionelle Bild, das komplexe
Krankheitsbilder und Hightech mit
stationärer Aufnahme in Zusammenhang bringt, während die ambulante
Betreuung als untergeordnet angesehen
wird, einfachen Krankheitsbildern und
Therapiephasen vorbehalten, ist so nicht
mehr uneingeschränkt gültig. Vielmehr
haben sich oft die Verhältnisse ins Gegenteil verkehrt. Beispielsweise erfolgen
die onkologischen Therapien oder jene für
Infektionskrankheiten – also lebensrettende Maßnahmen, die kostenintensiv
und klinisch anspruchsvoll sind – heute
hauptsächlich im ambulanten Bereich. Im
Gegensatz dazu überwiegen in vielen medizinischen Abteilungen mit einer hohen
Anzahl von älteren und schwächeren Patientinnen und Patienten die sozio-sanitären Bedürfnisse gegenüber den im engeren
Sinne klinischen. Wodurch der Mehrwert
der vorhandenen medizinisch-fachärztlichen Kompetenz für die Patientinnen und
Patienten überschaubar bleibt.
Die Verbreitung einer soliden wissenschaftlichen Kultur in der Vergangenheit,
die sich auf Evidenzen stützt, ließ uns das
Thema der „Clinical Competence“ entdecken: das sind Erkenntnisse über Bedeutung von Mindest-Behandlungsfallzahlen,
die eine Abteilung oder eine Fachkraft vorweisen müssen, um Krankheiten mit dem
nötigen Wissen und der gefragten Fertigkeit sicher und wirksam behandeln zu können. Bleiben Abteilungen unter den gängigen Fallzahlen-Standards, sind sie weniger
sicher und haben niedrigere Indizes der
Wirksamkeit (Erhöhung der stationären
Wiederaufnahme, der Mortalität und Ähnliches). Das Erreichen der notwendigen
„Clinical Competence“ wird heute als notwendige Voraussetzung angesehen, um die
Sicherheit für Patientinnen und Patienten
sowie die bestmöglichen Bedingungen für
das Fachpersonal zu erlangen. Die Fokussierung auf Fallzahlen begünstigt auch
die Weiterentwicklung und Bündelung
der Technologien, sowie deren schnellere
Modernisierung und bessere Auslastung
und damit schlussendlich die Stärkung
der Kompetenz.
management & Verwaltung
15
(Wikipedia)
Die wachsende Anerkennung der Gesundheitsberufe ist aufgrund einer Reihe von
Faktoren international ein weit verbreitetes Phänomen. Auf der einen Seite sind
diese mehr und besser ausgebildet durch
die Forderung nach Hochschulabschlüssen
und Spezialisierungen (viele mit Masterabschluss). Auf der anderen Seite führt die
Zunahme chronischer Krankheiten zur
Entwicklung neuer Organisationsrollen,
wobei die Gesundheitsberufe effektiver und
kompetenter werden (Fall-Management,
Follow-up, Erarbeitung von individuellen
Betreuungsplänen, Lenkung der Betreuungsstrukturen und so weiter). Der Mangel
an Ärzten und Ärztinnen, die sich verstärkt
auf präzise klinische Aktivitäten fokussieren müssen, schafft Platz für professionelle
Entwicklung in vielen betrieblichen Funktionen, welche mit großer Kompetenz von
den Berufsbildern im Gesundheitsbereich
ausgefüllt werden können.
one # 04/15
Es ist kompliziert, würde der Status auf Facebook
wohl heißen. Die Grafik veranschaulicht – zum
Ersten - sehr gut, dass der Weg zu einem „smarten“
Gesundheitssystem kein leichter ist. Und zum Zweiten, dass bis zum Erreichen des Ziels noch ein weiter
Weg vor dem Südtiroler Sanitätsbetrieb liegt. Fünf
Bereiche gilt es zu bearbeiten und zu verbessern:
Verwaltung, klinisch-sanitärer Bereich, Infrastrukturen, Dienste für Bürgerinnen, Dienste für
sozio-sanitäre Integration. Am Ende, so der
Plan, wird der Südtiroler Sanitätsbetrieb viel „smarter“ sein, als vorher.
Klinischsanitärer
Bereich
Infrastrukturen
Smart
Hospital
Smart
Workspace
BürgerInnendienste
Dienste für
Sozio-sanitäre
Integration
16
Verwaltung
Smart
Healthcare
System
Titelgeschcihte
Digital
Governance
Omnichannel
Relationship
Integration
Care
2018
Sabes
IT-Ziele
Digital
Services
2018
Digital
Workflow
Electronic
Documents
Paper based
Administration
*
Vergleich mit den Sanitätsbetriebe Norditaliens mit
mehr als 800 KH-Betten
one # 04/15
Virtual
Hospital
2018
Mobile
Hospital
Unified
Digital Workspace
2018
Cloud &
Mobile
Enabled
Pathology
focused
Hospital
Basic
Virtual
Infrastructure
Paper
based
Hospital
Traditional
Infrastructure
Traditional
Healthcare
System
Real time
Interaction
2018
Online
Services
2016
Call
Center
Support
Physical
Desk
Social
Integration
2017
Extended
Care
Setting
Connected
Islands
2017
Walled
Systems
Vergleich Benchmark *
Sabes Ist-Situation
Digital und
gesund
„
IT-Systeme und -Lösungen sollen
die Mitarbeiter bei ihrer täglichen
Routine durch erhöhte Effizienz der
betrieblichen Abläufe unterstützen. Die
kontinuierliche Steigerung des erreichten Qualitätsniveaus in der Behandlung
der Patienten stellt ein gleichwertiges
Ziel für den Einsatz von IT dar“, heißt es
in einer Studie, die vom Beratungsunternehmen Deloitte und der Fachhochschule
Dortmund gemeinsam durchgeführt wurde. Diese Aussage benennt, was auch der
Südtiroler Sanitätsbetrieb mit der Neuausrichtung, Überarbeitung und Vereinheitlichung seines Informationssystems
erreichen will, nämlich einen Mehrwert
für Patientinnen und Patienten schaffen
sowie eine moderne und der alltäglichen
medizinischen Praxis verpflichtete Gesundheitsversorgung garantieren.
Die Ausgangslage ist mittlerweile bekannt und in den Medien des Landes während der letzten Wochen öfter behandelt
worden: Drei der vier Gesundheitsbezirke
nutzen unterschiedliche IT-Systeme, die
untereinander nicht kommunizieren können. Nur die Bezirke Bruneck und Brixen
haben das gleiche System – das aber laut
Expertenmeinung nicht zukunftsfähig ist.
Aber das ist noch nicht alles, wie Sabes-Generaldirektor in seiner Rede beim Symposium zur Präsentation des IT-Masterplans
im Zentralkrankenhaus Bozen Anfang
Dezember feststellte: „Zur Zeit haben wir
über 300 verschiedene Applikationen im
Betrieb, damit ist wohl jedem klar, dass
man so nicht arbeiten kann – es braucht
wenige, einheitliche, zweisprachige und
moderne Lösungen. Wir müssen mit der
Zeit gehen!“
Titelgeschichte
Titelgeschichte Peter A. Seebacher & Sabine Flarer
17
Ein funktionierendes Informationssystem (IT) ist heute
für Unternehmen unerlässlich. Für Großbetriebe, denen
die Gesundheitsversorgung von Menschen anvertraut
wurde, gilt dies erst recht. Der Südtiroler Sanitätsbetrieb
macht sich nun auf, sein Informationssystem zu erneuern
und zu vereinheitlichen. In drei Jahren soll die Umstellung abgeschlossen sein.
Dass dies geschieht und dass der Weg
auch in die richtige Richtung geht, dafür soll
der IT-Masterplan 2016 – 2018 des Südtiroler Sanitätsbetriebes sorgen, der mit zwei
anerkannten Institutionen im Gesundheits-IT-Bereich in Italien, nämlich dem
Osservatorio Innovazione Digitale in Sanità, Politecnico Milano sowie der Federsanità Anci (Associazione Nazionale Comuni
Italiani) eine Vereinigung von Gemeinden
und Sanitätsbetrieben, erarbeitet wurde.
In diesem Masterplan ist grob der Weg beschrieben, der in Sachen IT in den nächsten
drei Jahren vom Südtiroler Sanitätsbetrieb
beschritten werden soll. Rückmeldungen
zum IT-Masterplan werden noch bis 31. Jänner 2016 von Seiten der Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter eingeholt. Innerhalb März
2016, so der Zeitplan, sollen dann die definitiven Maßnahmen feststehen. Bis 2018 soll
dann nicht nur eine Zusammenführung
der bestehenden, unterschiedlichen Systeme abgeschlossen, sondern gleichzeitig ein
Sprung nach vorne im Bereich IT-unterstützter Gesundheitsversorgung gelungen sein.
one # 04/15
Nicht immer funktioniert Recycling Der IT-Masterplan
des Südtiroler Sanitätsbetriebes sei ambitioniert und
umfasse zahlreiche IT-Systeme, die es zu berücksichtigen gelte, so der IT-Verantwortliche des Sanitätsbetriebes Trient, Ettore Turra.
Allerdings erfordere dies einiges an
Anpassungsarbeiten.
Sabes-Generaldirektor Thomas
Schael stimmt dieser Einschätzung
zu, sieht aber auch das hohe Niveau des Trentiner Informationssystems. Schael: „Das ist mit ein
Grund, warum ich in Zukunft die
Zusammenarbeit in diesem Bereich
mit Trient intensivieren möchte –
die ja bereits seit Jahren besteht
– und wenn möglich, möchte ich
diese Zusammenarbeit auch in
Richtung Tirol ausweiten. Mit dem
Ziel, gemeinsam innovative Lösungen im Bereich Gesundheit zu
entwickeln.“
Titelgeschichte
18
Die Umsetzung der Idee, das
Krankenhaus-Informationssystem
aus Trient in Südtirol zu nutzen,
sieht der Trentiner Experte als
kaum möglich an. Vorstellen kann
sich Turra, dass einzelne Teile
des Trentiner IT-Systems für sehr
spezielle Lösungen auch in Südtirol eingesetzt werden könnten.
W
o befindet sich der Südtiroler Sanitätsbetrieb im Bereich IT zur
Zeit? Das Urteil der Experten
nach der ersten Analyse war klar und eindeutig: Auf einer Achse an dessen Endpunkten sich traditionelle Gesundheitsversorgung und smarte Gesundheitsversorgung
als Gegensätze gegenüberstehen, liegt der
Südtiroler Gesundheitsbetrieb in fast allen
Bereichen näher am „traditionellen“ Ende.
Was bedeutet das? Und was heißt smarte
Gesundheitsversorgung überhaupt? Mit
smarter Gesundheitsversorgung – oft auch
im Begriff E-Health zusammengefasst - ist
gemeint, dass digitale Geräte in allen Ausprägungen zur medizinischen Versorgung
und für andere, anfallende Aufgaben im
Gesundheitsbereich herangezogen werden.
Und zwar zur Beschaffung und Weitervermittlung von Information, zur Kommunikation zum und vom Patienten, zur Interaktion zwischen Gesundheitsbetrieb und
Patienten, zur Transaktion, also den Austausch von Daten (zum Beispiel elektronische Patientenkarte), sowie zur Integration,
also der Zusammenführung aller gesundheitsrelevanten Daten von Patientinnen
und Patienten, sprich elektronische Gesundheitsakte. Bei all dem muss die Privacy
der Patienten und Patientinnen berücksichtigt und gewahrt werden.
E-Health oder smarte Gesundheitsversorgung bedeutet für Patienten und Patientinnen eine Verbesserung bei Schnelligkeit
und Vollständigkeit der Informationen,
welche die behandelnden Ärzte und Ärztinnen zur Verfügung stehen. Und damit
ein Mehr an Sicherheit und Zuverlässigkeit
für die Behandelten. Experten sehen darin
one # 04/15
auch eine Möglichkeit, um der vorauszusehenden Kostenexplosion im Gesundheitswesen Einhalt zu gebieten.
Was will der Südtiroler Sanitätsbetrieb
mit der Einführung eines neuen IT-Systems
erreichen? Zuerst einmal soll ein homogenes und integriertes System geschaffen
werden, dessen Fokus auf dem klinischen
Bereich liegt. Wichtig ist auch die Funktion als Instrument des Clinical Government und Unterstützung für die Direktion.
Schwerpunkt, so der Plan, soll die Einführung innovativer Dienste sein, um den Zugang zu den Gesundheitsleistungen für die
Bevölkerung zu erleichtern und die Beteiligung im Bereich des Gesundheitsschutzes
zu erhöhen.
P
aolo Locatelli, der im Auftrag des „Osservatorio Innovazione Digitale in sanità
Politecnico Milano“ entsandte Projektmanager, meint dazu: „Wir müssen vom
traditionellen System zu einer smarten
Gesundheitsversorgung kommen.“ Und er
betont, dass besonders an den Schnittstellen gearbeitet werden müsse. Es brauche
vor allem, so Locatelli, die Integration mit
den Front Offices, denn derzeit bestünden
viele verschiedene Ebenen. Auch bei den
Anwendungen im Personalbereich brauche
es eine Homogenisierung, denn die unterschiedliche Situation in den einzelnen Gesundheitsbezirken stünde einer einheitlichen Lösung im Wege. Auch spricht sich
Paolo Locatelli für die Möglichkeit einer gut
vernetzten territorialen Versorgung oder
einem Ausbau der Telemedizin aus. Der
Experte weist darauf hin, dass der Südtiroler Sanitätsbetrieb bei der Bewertung des
M
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Denn, so Paolo Colli Franzone, nicht nur
für die so genannten. Digital Natives seien
Online-Dienste bereits jetzt schon mehr
als bloßes Schmuckwerk. Eine Herausforderungen der nächsten Jahre sei es allerdings, in diesem Bereich seriöse Qualität zu
bieten. „Wenn wir keine adäquate Antwort
geben, fördern wir den Sanitätstourismus“,
t er
19
Noch bis zum 31.1.2016 können Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf der
Intranetseite mysabes.it Vorschläge
und Anregungen zum IT-Masterplan
einbringen.
Massimo Mangia von der Vereinigung
Federsanità-Anci betont, dass es drei Makrobereiche gäbe, in die zu investieren
sei: die Primärversorgung, das „Territorium“, also die Gesundheitsversorgung vor
Ort, sowie das Krankenhaus: „Es braucht
ein holistisches ganzheitliches Konzept
der Gesundheit, wir müssen die Gesundheit ‚umarmen‘ – nach einer Bedürfnisanalyse sollten möglichst alle auf die Lösungen zurückgreifen können, es braucht
eine transversale Komponente.“ Eines der
Ziele sei etwa, durch „EPR“ (Electronic Patient Record) eine Art „Sammlung“ aller
Informationen zur Gesundheit im Laufe
eines Lebens anzubieten – immer unter
Wahrung des Datenschutzes. Auch die
elektronische Krankenakte sei anzugehen. Dabei seien bereits vorhandene Potenziale zu nutzen, vor allem im Bereich
interdisziplinäre Zusammenarbeit. „Unser System muss vor allem patientenorientiert werden, wir müssen aber weg von
der reinen Defensivmedizin“, so Mangia.
Titelgeschichte
F
ür die Zukunft gelte es vor allem auf
Vereinheitlichung, Ausweitung und
strategische Prozesse zu setzen. Zur
Bewertung des Südtiroler Sanitätsbetriebes wurde das vom Osservatorio Innovazione Digitale in Sanità entwickelte Modell
des E-Health Journey herangezogen, mit
dem die digitale Innovation und Entwicklung von Sanitätsbetrieben überprüft und
Schwachstellen schnell erkannt werden
können. Seit rund zehn Jahren gibt es ein
„Ranking“ der Fortschrittlichkeit der Krankenhäuser Italiens, so der Experte Paolo
Colli Franzone, Leiter des „Osservatorio
Netics, einem italienischen IT-Strategie-Beratungsunternehmen, bei seinem Vortrag
beim IT-Symposium im Krankenhaus Bozen. Die so genannte „Sanità digitale“ zeige
auf, wie weit die Informatisierung der Sanitätsbetriebe fortgeschritten ist: „Von einer
Medizin, die noch fast als ‚Zauberkunst‘
bezeichnet werden kann, sind wir über die
Jahrhunderte zu einer wissenschaftlichen
Kunst gekommen – heute ist die sogenannte ‚reaktive Medizin‘ Standard, ein Ansatz,
der vor allem aus den USA kommt. Der Patient ist informiert und erwartet sich eine
bestimmte Behandlung, am PC hat er bereits selbst erste ‚Diagnosen‘ erstellt. Wir
müssen lernen, damit umzugehen, denn
wie jede andere Entwicklung, so wird uns
auch diese weiterbringen.“ Italien müsse
vor allem auf die vier „P“ setzen, so Colli
Franzone. Die vier P stünden für „Medicina
preventiva, predittiva, proattiva e personalizzata”. In Zukunft sei also eine Medizin
notwendig, die präventiv, vorausschauend,
proaktiv und personalisiert vorgeht.
warnt Franzone. Technische Neuerungen seien anzustreben, ganz besonders in
Südtirol, wo Aufholbedarf herrsche: „Im
italienweiten Ranking ist Südtirol unter
dem Durchschnitt, es gilt, durch Digital Acts neue Lösungen anzubieten, beispielsweise die Möglichkeit der elektronischen Verschreibung, Online-Befunde,
Online-Zahlungen und Vormerkungen
via Internet. Langfristig können dadurch
postakute Aufenthalte verringert werden, aber auch Überprüfungen sind jederzeit in Echtzeit möglich.“
as
Ist-Zustandes mit Einrichtungen in Italien, Österreich und Deutschland verglichen
wurde: „Wir haben auch sehr gut vernetzte
Kliniken in Deutschland und Österreich,
beispielsweise in der Steiermark, zum
Vergleich herangezogen. Die meisten sind
EDV-technisch bedeutend weiter, etwa bei
Lösungen, die auf dem Smartphone genutzt
werden können.“
M
hen
Macmit!
Sie gungen
Anre
Ihre d willkom
sin men!
SAIM
Die Südtiroler Alto Adige Informatik
und Medizin GmbH, kurz Saim, wurde
als Public Privat Partnership (PPP) im
Jahre 2004 gegründet. Mehrheitseigentümer ist der Südtiroler Sanitätsbetrieb (51 Prozent), weitere Teilhaber
sind die Unternehmen Inisiel Mercato
AG (46,5 Prozent) mit Sitz in Triest
sowie die Datef AG (2,5 Prozent) mit
Sitz in Bozen.
Präsident des Verwaltungsrates ist
Enrico Wegher (Südtiroler Sanitätsbetrieb). Der Verwaltungsrat besteht
aus Andreas Fabi (Südtiroler Sanitätsbetrieb), Kurt Ferdinand Pöhl (Land
Südtirol), Alberto Steindler (Insiel
Mercato S.p.A) sowie Georg Patzleiner
(Datef AG).
Laut IT-Masterpan des Südtiroler
Sanitätsbetriebes soll die Gesellschaft
Saim mit der Umsetzung und Durchführung der geplanten Maßnahmen
beauftragt werden. Gleichzeitig mit
der Vertragsvergabe wird auch der
Verwaltungsrat der Saim neu besetzt
werden.
one # 04/15
F
Titelgeschichte
20
ünf Handlungsdimensionen, die im
Bereich der IT des Südtiroler Sanitätsbetriebes angegangen werden müssen, wurden von den internen und externen IT-Experten schließlich ausgemacht:
die EDV-Landschaften in der Verwaltung,
der klinisch-sanitären Bereich, die IT-Infrastruktur, die IT-Systeme und Dienste für
die Bürger und Bürgerinnen sowie jene der
sozio-sanitären Integration der Gesundheitsversorgung vor Ort. Diese fünf Bereiche sollen in mehreren Schritten – zum
Teil parallel, zum Teil nacheinander – „beackert“ werden. Die Schaffung einer Elektronischen Patientenakte der Basismedizin
und der territorialen Versorgung ist dabei
als erster Schritt vorgesehen.
Foto Peter A. Seebacher
Massimo Mangia
Foto privat
Paolo Locatelli
one # 04/15
Die „Baustellen“ stehen also fest, wer
soll diese aber bearbeiten und beseitigen?
Mehrere Möglichkeiten wurden von den
Experten in Betracht gezogen:
Ausweitung des in Bruneck und Brixen im
Einsatz befindliche Krankenhausinformationssystems (IKIS) auf alle vier Bezirke und
Entwicklungen der integrierten Patientenakte (Krankenhaus und „Territorium“)
Wiederverwendung eines Informatiksystems („riuso“), das andernorts bereits verwendet wird
Europaweite Ausschreibung
Beauftragung für die integrierte Patientenakte der Südtirol Alto Adige Informatica Medica GmbH (Saim) sowie für
Ausschreibungen für weitere Anwendungen. An der Saim ist der Südtiroler
Sanitätsbetrieb mit 51 Prozent beteiligt
und hält damit die Mehrheit. Das Unternehmen hatte bereits in den vergangenen Jahren den Auftrag, die Informationstechnologie des Sanitätsbetriebes
weiterzuentwickeln.
Experten/
beauftragte
Institutionen
sind die elektronische Gesundheitskarte, Interoperabilität zwischen
Gesundheitsinformationssystemen, Cloud Computing sowie
Zugang zu Informationssystemen
im Gesundheitswesen.
Das „Osservatorio innovazione
digitale in sanità” ist eines von
30 „Observatorien“ der School of
Management des Politecnico di
Milano, die es sich zur Aufgabe
gemacht haben, digitale Innovation sowie die Entwicklung der
Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in Italien
zu fördern. Insgesamt arbeiten 80
Professoren, Forscher und Analysten in 30 verschiedenen Bereichen.
Im Mittelpunkte steht dabei immer
die digitale Innovation in Unternehmen und der öffentlichen Verwaltung. Paolo Locatelli unterstützt
als Projektmanager von Seiten des
„Osservatorio innovazione digitale
in sanità Politecnico Milano“ den
Südtiroler Sanitätsbetrieb bei der
Neuausrichtung der EDV. Der diplomierte Informatikingenieur forscht
und lehrt am Politecnico di Milano.
Schwerpunkte seiner Forschung
Der italienische Gesundheitsverband Federsanità Anci (Associazione
Nazionale Comuni Italiani) ist ein
Zusammenschluss von Gemeinden
und Sanitätsbetrieben. Der Verband
wurde 1995 mit dem Ziel gegründet,
das „gute Gesundheitswesen“ zu
fördern und den Bürgermeistern
und Generaldirektoren nützliche
Instrumente an die Hand zu geben,
um die Qualität der Gesundheits- und
Sozialeinrichtungen und –leistungen
zu verbessern.
Massimo Mangia ist der von
Federsanità- Anci beauftragte
Projektmanager für den Südtiroler
Sanitätsbetrieb. Der IT-Experte kann
auf über 25 Jahre Erfahrung in der
Gesundheitsinformatik zurückblicken und war in der Vergangenheit als
Berater für Regionen und einige der
wichtigsten italienischen und internationalen IT-Unternehmen tätig.
Als Berater ist er vor allem im Bereich
Gesundheitsnetzwerke und E-Health
für öffentliche Verwaltungen und
Gesundheitsbetriebe tätig. Neben
seiner Tätigkeit als Berater ist er auch
als Fachautor für E-Health-Themen
tätig, unter anderen auch für die Wochenzeitung „Il Sole 24 Ore Sanità“.
Mangia war außerdem Mitbegründer
und mehrjähriger Präsident der HL7
Italia, des italienischen Ablegers der
weltweit führenden Vereinigung für
IT-Standards im Gesundheitsbereich.
Die von HL7 entwickelten Standards
wurden vom italienischen Gesundheitsministerium und den Regionen
für die Erstellung der elektronischen
Patientenakten übernommen.
N
Planung – Next steps
Modus
Fertigstellung
Elektronische Patientenakte
der Basismedizin
Beauftragung SAIM
2016
Territoriales Informationssystem (TIS)
Phase 1: 2017
Krankenhausinformationssytem (KIS)
Phase 2: 2018
Dienstleistungen an die
Bevölkerung
Ankauf Dienstleistungen und
Inhalte
Phase 1: 2016
Phase 2: 2018
Handhabung Chronische
Krankheiten –Telemedizin
Pilotprojekt – Wettbewerb
Fullservice-Dienstleistung
Phase 1: 2017
Phase 2: 2018
Landesweite Vormerkstelle
(CUPP)
Vergabe FullserviceDienstleistung 3-5 Jahre
2018
Informationssystem der
Verwaltung
Ausweitung oder Wettbewerb
Lizenzen
Wettbewerb Dienstleistungen
2018
Direktionssystem
Wettbewerb Lizenzen und Dienstleistungen
2018
Derzeit liegt der IT-Masterplan in Entwurfform vor. Bis 31. März 2016 soll die Diskussionsphase abgeschlossen sein. Danach erfolgt die definitive Beschlussfassung.
21
Bereich
Titelgeschichte
ach Abwägen der Vor- und Nachteile der einzelnen Varianten schien
der Expertengruppe die Wiederbeauftragung der Saim, unter Berücksichtigung der Aspekte Kosten und mittel- bis
langfristige Entwicklungsmöglichkeiten
als die günstigste und gangbarste Lösung.
Dazu Sabes-Generaldirektor Thomas Schael: „Wir sind zum Schluss gekommen, dass
die Neubeauftragung der Saim die beste
Lösung ist, um die ‚Baustelle‘ IT endlich zu
schließen. Es wurden zwar in der Vergangenheit Fehler gemacht, doch ich schaue
nicht zurück, sondern nach vorne“. Warum die Entscheidung für Saim? Das Modell Saim wird von den Experten in seiner
Grundidee als richtig gesehen. Dass in der
Vergangenheit viele Lösungen zu oft „auf
Maß geschneidert“ wurden, was eine enorme Verlangsamung zur Folge hatte und die
Übertragbarkeit der entwickelten Lösungen innerhalb des Betriebes und die Programmierung von Schnittstellen behinderte, steht außer Frage. In Zukunft soll
deshalb ein striktes Projektmanagement
dafür sorgen, dass die vorgegebenen Ziele
zügig erreicht und die Lösungen landesweit einsetzbar sind.
Der Blick nach vorne beinhaltet auch
eine Reorganisation mit Neudefinition
der Zuständigkeiten der Informatikabteilung im Südtiroler Sanitätsbetrieb, einen
Relaunch der Südtirol Alto Adige Informatica Medica GmbH (Saim) samt neuer
Geschäftsführung sowie einer Stärkung
der Sabes-Informatikabteilung durch eine
Task force externer Experten sowie kontinuierlicher Weiterbildung des bestehenden IT-Personals.
Der Startschuss für eine der größten
Veränderungen der vergangenen Jahre in-
Foto Peter A. Seebacher
W
as spricht gegen die anderen
Möglichkeiten? Die Ausweitung
des Systems von Bruneck, so die
Experten, sei nur bedingt möglich, mittelbis langfristige Weiterentwicklungsmöglichkeiten des Systems seien gering oder
gar nicht vorhanden. Eine Wiederverwendung eines fremden Systems sahen die
Experten ebenfalls als wenig sinnvoll an,
da dies nur zu einem geringen Teil möglich wäre (siehe Kasten). Eine europaweite
Ausschreibung des Dienstes würde eine
inakzeptable Verzögerung von wohl mehreren Jahren bis zur Umsetzung bedeuten,
weshalb diese Möglichkeit ebenfalls fallengelassen wurde.
IT-Experten unter sich: (v.l.) Thomas
Schael, Massimo Mangia, Christian
Steurer, Paolo Colli Franzone, Paolo
Locatelli und Kurt Ferdinand Pöhl
nerhalb des Südtiroler Sanitätsbetriebes
ist mit der Vorstellung des IT-Masterplanes
Anfang Dezember 2015 bereits gefallen, die
benötigten finanziellen Mittel sind bereits
von der Landesregierung zugesagt. Insgesamt sollen in die Modernisierung der
Informationstechnologie des Südtiroler
Sanitätsbetriebes innerhalb der nächsten
drei Jahre rund 30 Millionen Euro investiert werden. Wenn alles wie geplant läuft,
wird sich der Südtiroler Sanitätsbetrieb am
Ende dieser drei Jahre von einem traditionellen zu einem smarten Sanitätsbetrieb
gewandelt haben.
one # 04/15
„Die Marschroute für die nächsten Jahre festgelegt.“
Gesundheitslandesrätin Martha Stocker nimmt im Interview
Stellung zur Bedeutung eines funktionierenden Datennetzwerkes für die Betreuung der Patienten und die Verbesserung des
Vormerksystems für Facharztvisiten und zu ihren Erwartungen an den unlängst verabschiedeten EDV-Masterplan des Südtiroler Sanitätsbetriebes.
Titelgeschichte
22
TITELGESCHICHTE Interview Maria Pichler
Seit Ihrem Amtsantritt setzen Sie sich
vehement für ein landesweites Krankenhaus-Informationssystem ein. Gibt es schon
Erfolge zu vermelden?
Die Vernetzung der sieben Krankenhäuser
unseres Landes und der direkte Datenfluss
zwischen den verschiedenen Abteilungen,
die Vereinfachung und Beschleunigung
des Datenzugriffes vonseiten der Sprengel
und der Hausärzte sind für ein funktionierendes Netzwerk in der Patientenbetreuung entscheidend. Mithilfe einer klaren
Strategie gilt es daher, begonnene Arbeiten
voranzubringen und in ein Gesamtprojekt
einzubetten. Dabei sind mittlerweile Röntgenaufnahmen landesweit einsehbar, auch
bei den Laborbefunden ist der Sanitätsbetrieb weitergekommen.
Konkret merken die Bürger davon jedoch
noch sehr wenig. In vielen italienischen Regionen gibt es etwa schon lange die Möglichkeit,
Visiten und Untersuchungen online vorzumerken. Warum geht es in Südtirol so schleppend?
Auch in Südtirol wurden in diese Richtung
Schritte unternommen: die Patientinnen
und Patienten können für die vier Fachbereiche Dermatologie, Hals-Nasen-Ohren,
Kardiologie und Urologie ihre Visiten online vormerken. Das System funktioniert
inzwischen und die steigenden Nutzerzahlen zeigen, dass es angenommen wird. Das
landesweite Vormerksystem sollte dazu
dienen, die Verfügbarkeit von Facharztvisiten in allen unseren Einrichtungen optimaler zu nutzen. Dazu gehört aber nicht
nur eine funktionierende technische Lösung, sondern die organisatorische Vereinheitlichung von medizinischen Leistungen
landesweit.
Wie weit ist man mit der elektronischen
Verschreibung?
Von den 346 Allgemeinmedizinern und
Kinderärzten in Südtirol haben sich bisher
300 für das System angemeldet, bei etwa
200 konnte die technische Lösung bereits
one # 04/15
installiert werden. Wir hoffen, in den ersten
vier Monaten des neuen Jahres die 120 Südtiroler Apotheken an das System anbinden
zu können, um dann sukzessive auf die
elektronische Verschreibung und das digitale Rezept umzustellen.
Generaldirektor Thomas Schael benötigt
in den nächsten drei Jahren rund 30 Millionen
Euro an zusätzlichen Geldmitteln. Ist hier
nicht bereits viel Geld in den Sand gesetzt
worden?
Der Bereich der Datenverarbeitung entwickelt sich erfahrungsgemäß enorm schnell
weiter: Was heute auf dem letzten Stand der
Dinge ist, gilt in zwei bis drei Jahren bereits
als überholt. Aufgrund der nicht vollständig abgeschlossenen Zusammenführung
der vier Bezirke zu einem einzigen landesweiten Betrieb fehlte es in Vergangenheit
an einer einheitlichen Strategie, um mit
dieser Entwicklung Schritt zu halten. Mit
dem EDV-Masterplan haben wir jedoch nun
die Marschroute für die nächsten Jahre
vorgegeben. Der klare Auftrag ist nun, dass
die gesetzten Ziele vom Sanitätsbetrieb
zeitnah umgesetzt werden.
Wo steht die Informatik des Sanitätsbetriebes Ende 2016?
Nach Verabschiedung des EDV-Masterplans
gilt es, mithilfe eines operativen Projektplanes die konkrete Umsetzung vorzubereiten. Ich erwarte mir dabei bereits im Laufe
des nächsten Jahres greifbare Ergebnisse.
Gleichzeitig ist es so, dass die laufenden Systeme bei laufendem Betrieb weiterbetreut
und schrittweise in die neuen EDV-Pakete
überführt werden. Diese Umstellung benötigt ihre Zeit und bedarf der tatkräftigen
Mithilfe aller unserer Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter, doch ich bin mir sicher,
dass wir nach dieser Kraftanstrengung
eine EDV-Unterstützung für unsere Arbeit
haben werden, die uns in die Zukunft begleiten kann. Dafür danke ich allen ganz
herzlich.
Reorganisation
der Abteilung Informatik und
Zusammenarbeit mit der
Südtiroler Informatik AG
(Siag)
IT service
Infrastructure
23
Data e SW
management
Fleet
management
Configuration
Enterprise
architecture
Contract
& SLA
Management
Service
desk
workflow
Project
Management
Strategic
sourcing
Integration
Titelgeschichte
Scouting
Tuning
Security
Verantwortliche/r
SIO
Project Leader
SIT
Begleitung / Schnittstelle
zu externen Ressourcen
AMM
Stabstelle
Die derzeitige Organisation der
Abteilung Informatik des Südtiroler
Sanitätsbetriebes spiegelt sowohl
deren Entstehung als auch die Rolle,
die sie bis heute spielt, wider. Um
den künftigen Aufgaben und neuen
Strategie gerecht zu werden, ist
eine Reorganisation unerlässlich.
Die Struktur, die der neuen Rolle am
besten gerecht wird, sieht folgendermaßen aus: Dem Verantwortlichen unterstehen das Personal
von Stabstellen und der Einheit
„strategic sourcing“. Letztere hat die
Aufgabe, Waren und Dienstleistungen zu finden, die für den Sanitätsbetrieb erforderlich sind, die Akquisition und Vertragstätigkeit mit den
Lieferfirmen durchzuführen, indem
auch die Angemessenheit der gelieferten Waren und Dienstleistungen
bewertet und die der Einhaltung der
sogenannten Service-Level-Agreements (SLA) überwacht wird.
Dem Verantwortlichen unterstehen
vier weitere operative Einheiten:
Projektmanagement und Demand, zuständig für die Führung
von Projekten und der internen
Nachfrage, indem die Anträge
bewertet und die Anforderungen vereinheitlicht werden, die
in weiterer Folge als technische
Vorgaben an die Lieferfirmen
weitergegeben werden.
Enterprise architecture, verantwortlich die für die gesamte
Architektur des Informationssystems, die Integration zwischen verschiedenen Systemen
und deren Sicherheit
Daten- und Softwareverwaltung, zuständig für die Konfiguration, Personalisierung und Bereitstellung von Anwendungen
und betrieblichen Datenbanken
IT-Services, verantwortlich für
den Betrieb der Hardware- und
Software-Infrastruktur, die
betriebliche Führung der Geräte
(zentral und peripher) und der
technischen Assistenz der Nutzer.
Zusammenarbeit mit der Südtiroler Informatik AG
Die Reorganisation ist ein notwendiger, aber nicht ausreichender Schritt,
um die Abteilung zu positionieren
und auf die zukünftigen Anforderungen des Südtiroler Sanitätsbetriebes
vorzubereiten. Bis heute gibt es
innerhalb des Betriebes keine spezifischen Kompetenzen in Sachen Projektmanagement und Systemintegration, zwei strategische Bereiche.
Auch die Funktion des „Enterprise
Architect“ wird nicht ausgeübt.
Die IT-Abteilungen der Landesverwaltung, des Gemeindeverbandes,
des Sanitätsbetriebes und der
Region erarbeiten zur Zeit mit der
Südtiroler Informatik AG (Siag) einen
IT-Dreijahresplan der öffentlichen
Verwaltung. Das Ziel ist der Abgleich
der IT-Strategien der einzelnen
Körperschaften, die Definition von
ersten Richtlinien für eine einheitliche IT-Landschaft und die Definition
von gemeinsamen IT-Diensten.
Während sich die einzelnen IT-Abteilungen der Körperschaften verstärkt
auf IT-Strategie und Governance
konzentrieren, übernimmt die Siag
eine operative Rolle in der Umsetzung dieser Strategien.
Aus diesen Gründen ist es unerlässlich, die Begleitung und Fortbildung
des Personals der IT-Abteilung zu
planen und auf den Weg zu bringen, unter Zuhilfenahme externer
Berater, die eine breite sektorielle
Erfahrung und große Kompetenzen
in technischer, funktioneller und
Führungs-Hinsicht mit sich bringen.
So wurde beispielsweise definiert,
dass in Südtirol ein einziges Rechenzentrum für die öffentliche
Verwaltung betrieben wird und dass
nicht jede Körperschaft ihr eigenes betreibt. Dies ermöglicht eine
Reduktion der Kosten und garantiert
aber auch einheitliche Standards für
die Körperschaften.
one # 04/15
Bruneck Begleitung durch die Nacht 34
Tagesklinik Onko-
Brixen
Bozen Bank der Zukunft 28 Babys im Mittelpunkt 28 Neues Hospiz 29 Veranstaltungen 29 Meran Jedem sein eigenes Süpp-
chen 30 Made in South Tyrol 31 Remember! 32 Notfallübung 33
logie 35 Open month 35
Bruneck Begleitung durch die Nacht 34
Meran Jedem sein eigenes Süppchen 30
Made in South Tyrol 31 Remember! 32 Notfallübung 33
die Nacht 34 Tagesklinik Onkologie 35 Open month 35
Bruneck Begleitung durch die Nacht 34
one # 04/15
Tagesklinik Onkologie 35 Open month 35
Tagesklinik Onko-
Bruneck Begleitung durch
Meran
Aus den bezirken
chen 30 Made in South Tyrol 31 Remember! 32 Notfallübung 33
logie 35 Open month 35
Bruneck
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Bozen Bank der Zukunft 28 Babys im Mittelpunkt 28 Neues Hospiz 29 Veranstaltungen 29 Meran Jedem sein eigenes Süpp-
Bozen
Preisträger 25 Vorbereitet sein 26 Gefährlicher Körperschmuck 27 Bozen Bank der Zukunft 28 Babys im Mittelpunkt 28 Neues Hospiz 29 Veranstaltungen 29 Meran Jedem sein eigenes Süppchen 30 Made in South Tyrol 31 Remember!
32 Notfallübung 33 Bruneck Begleitung durch die Nacht 34 Tagesklinik Onkologie 35 Open month 35
Brixen
Brixen
Roland Keim ist Direktor des Psychologischen Dienstes
Brixen und wurde im vergangenen Oktober von der Psychologenkammer der Provinz Bozen zum Psychologen
des Jahres ernannt. Anlass genug für ein Gespräch über
Gesundheitsversorgung, zukünftige Herausforderungen
und – natürlich - Psychologie.
brixen Edmund Senoner
Foto privat
Aus den Bezirken
25
Der Preisträger
Was bedeutet die Ernennung zum Psychologen des Jahres für Sie?
Die Ehrung war für mich einigermaßen
überraschend, gibt es doch in Südtirol viele Kollegen und Kolleginnen, die sich eine
solche Ernennung genauso gut verdient
hätten. Es liegt mir nicht, im Rampenlicht
zu stehen. Durch diese Auszeichnung fühle ich mich noch mehr verpflichtet, meiner
Überzeugung treu zu bleiben.
Und die wäre?
Psychologie ist nicht nur eine Art Hilfswissenschaft, sondern zentraler Bestandteil
einer Gesundheitsversorgung. Schon seit
Jahren bemerken wir auch in Südtirol eine
deutliche Zunahme der Nachfrage nach
fachpsychologischen Leistungen. Das liegt
sicherlich auch daran, dass die psychischen Probleme zusehends enttabuisiert
werden, dass Betroffene, Lehrer, Eltern
oder andere „Zuweiser“ nun auch mehr
über psychische Erkrankungen wissen.
Zum anderen aber dürften wir tatsächlich
auch von einer Zunahme beispielsweise
von Depressionen oder Ängsten ausgehen.
Das zeigen neuere Untersuchungen, die
identische objektive psychodiagnostische
Verfahren im Abstand von einem oder
zwei Jahrzehnten einer großen Stichprobe
vorgelegt und die Ergebnisse verglichen
haben. Nicht zuletzt sind auch die Anforderungen an die psychische Stabilität und
kognitive Fähigkeiten in und außerhalb
des Berufslebens deutlich gewachsen. Ein
und dieselbe psychische Schwäche hat
heute also wesentlich mehr Brisanz. Und
dann kommt noch der ganze Bereich der
chronischen körperlichen Erkrankungen hinzu, bei denen die psychische Seite nicht nur eine Begleiterscheinung ist,
sondern auch eine kausale Rolle zu spielen scheint. Außerdem kommen aufgrund
der medizinischen Fortschritte ganz neue
psychische Herausforderungen auf uns
Menschen zu. Wie soll jemand etwa mit
dem Wissen umgehen, dass er oder sie in
fünf, zehn oder 20 Jahren wahrscheinlich
an einer schweren Krankheit leiden wird?
Was sagen wir einem Kind, dessen Vater
an Chorea Huntington oder einer erblichen Variante von Alzheimer erkrankt ist
one # 04/15
Was zeichnet einen „guten“ Psychologen aus?
Ich betone immer, dass besonders für
uns Psychologen eine wissenschaftliche Haltung von zentraler Bedeutung
ist. Wir sind keine Gurus, keine Hellseher und keine Besserwisser, die zu allem
und überall ihren Kommentar abgeben
und diesen als die Erkenntnis verkaufen. Leider wird von uns oft genau das
erwartet. Ein guter Psychologe muss daher die Theorien, Methodik und die empirische Basis und damit auch die Möglichkeiten und Grenzen kennen. Eine
gute Psychologin muss klar eigene Meinung von Fachwissen unterscheiden.
Das ist in der Psychologie noch wichtiger als anderswo. Im klinischen Bereich
bedarf es zudem selbstverständlich einer angemessenen Fachkompetenz. Wir
müssen über die Entstehung, die diagnostischen Möglichkeiten, den Verlauf
und die Behandlungswege Bescheid
wissen und dafür auch genügend Erfahrung mitbringen. Letztlich ist es im
klinischen Bereich aber auch unabdingbar, die nötigen zwischenmenschlichen
Kompetenzen zu haben.
Welche Bedeutung hat die Psychologie für die Gesundheit des Menschen?
Psychische Probleme sind weit häufiger als angenommen. Das sieht man
beispielsweise daran, dass in Österreich und Deutschland die psychischen Erkrankungen die häufigste
Ursache für Frühberentung sind und
zu den häufigsten Gründen für Krankschreibungen zählen. Darüber hinaus
führen psychische Probleme zu vielen
Arztbesuchen. Eine schon etwas ältere
Hamburger Studie hat beispielsweise
ergeben, dass bei knapp der Hälfte aller
Patienten in Praxen von Allgemeinmedizinern vor allem psychische Probleme
vorliegen. Zweitens neigen psychische
one # 04/15
Erkrankungen zur Chronifizierung,
wenn sie nicht rechtzeitig behandelt
werden. Außerdem haben einige psychische Erkrankungen ein höheres Todesrisiko als beispielsweise manche
Form von Leukämie. Auch ohne Suizidalität verringert sich übrigens die
Lebenserwartung von Menschen mit
psychischen Erkrankungen. Zum Teil
ist hierfür ein gesundheitsschädigender Lebensstil verantwortlich, zum Teil
aber kommt es wohl auch direkt zu Veränderungen des Immunsystems. Wir
haben mittlerweile Hinweise darauf,
dass psychische Belastungen ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ I und II, Rheuma,
Asthma, chronische Schmerzen und
neuerdings sogar Alzheimer und vielleicht auch manche Tumore bedingen.
Wie diese Mechanismen ablaufen, wird
noch erforscht. Langzeitstudien deuten
aber auch auf eine kausale Mitverantwortung psychischer Belastungen hin.
Welche Rollen und Funktionen haben
die Psychologen im Südtiroler Sanitätsbetrieb?
Das ist eine sehr lange Liste: bei Kindern denke ich an die Entwicklungsdiagnostik, an die klinisch-psychologische
Diagnostik von Verhaltensauffälligkeiten, von emotionalen Störungen,
kognitive Diagnostik der Intelligenz,
Aufmerksamkeit, Lernstörungen, psychologische Beratung von Lehrern oder
Eltern, Einzel- und Gruppenpsychotherapie. Bei Erwachsenen ist es primär die
Psychodiagnostik, Beratung und Psychotherapie bei unterschiedlichen psychischen und körperlichen Erkrankungen im ambulanten und stationären
Kontext, Notfallinterventionen bei Krisenereignissen, Verkehrspsychologie,
Präventionsprojekte, Mitarbeit bei der
Erstellung von Rehabilitationsplänen,
Zusammenarbeit mit Institutionen,
etwa den Sozialdiensten, Gerichten,
Pflegeheimen,
neuropsychologische
Diagnostik bei Demenzen, Beratung
und Begleitung deren Angehörigen und
Pflegekräfte. Ohne Psychologie ist heute eine Zertifizierung in den meisten
Foto KH Brixen
Brixen
Aus den Bezirken
26
und ebenfalls Träger des Gens ist? Wie
leben Menschen mit schweren chronischen Erkrankungen, wie kommen deren Angehörigen mit diesen Situationen
zurecht? Früher stellten sich viele dieser Fragen gar nicht.
Vorbereitet sein
In der Luftfahrt oder Atomindustrie ist das Üben von kritischen und
komplexen Prozessen mittels Simulation einen fester Bestandteil der
Ausbildung des Personals. Simulationstraining dient nicht nur zur
Vorbereitung auf im Alltag seltenen
Ereignissen sondern auch zur Förderung der Zusammenarbeit und
der Kommunikationsfähigkeiten in
Stresssituationen.
Mittlerweile hat sich das „Simulation & Skill Trainig“ auch in der Ausund Fortbildung im medizinischen
und pflegerischen Bereich etabliert.
Die 1. Brixner Notfallübung, die am
7.November im Krankenhaus Brixen
stattfand, ist ein Beispiel dafür.
Auch die Notfall- und Evakuierungsübung am 28.10 beruht auf denselben Grundsätzen und ermöglichte
durch das risikolose Herbeiführen
einer kritischen und gefährlichen Situation das Erproben und Trainieren
von komplexen organisatorischen
Abläufen.
Brixen
Gefährlicher Körperschmuck
Sicherheit im Operationssaal ist
ein heikles Thema und wird von
vielen Komponenten bestimmt.
Etwa durch die chirurgischen
Abläufe, den Gesundheitszustand
der Patientinnen und Patienten,
dem technologischen Standard,
der richtigen Entkeimung der
Materialien, der Anästhesie und
den Zustand des Operationsbereiches insgesamt. Die Empfehlungen
zur Sicherheit bei Operationen
durch das Gesundheitsministerium (2009) geben genaue Anweisungen für die Abwicklung der
verschiedenen Phasen, sowohl
für den Operationssaal selbst als
auch für Vorbereitung der Person,
die operiert wird. Die Südtiroler
Gesundheitsbezirke haben auf
dieser Grundlage ein Protokoll
zum Gebrauch der OP-Checkliste
und der Vorbereitungs-Checkliste
ausgearbeitet und implementiert.
Bei Letzterer geht es vor allem
um die Hygiene der Patientinnen
und Patienten, um das Entfernen
von Zahnprothese, Hörgeräten,
Schmuck jeder Art (Piercings, Ringe,
Ketten, Ohrringe) und Nagellack.
Das Gesundheitspersonal hat die
Aufgabe, die Patientinnen und
Patienten in dieser Hinsicht zu
beraten, damit die Vorgaben auch
eingehalten werden.
27
Wieso bei Operationen Vorsicht
angesagt ist, wenn der Patient
oder die Patientin Tattoos oder
Piercings tragen.
Warum ist Schmuck gefährlich?
Ringe, Ohrringe und Piercings
können - wie jeder metallene Gegenstand, weil stromleitend – mit
den medizintechnischen Geräten
(beispielsweise dem elektrischen
Skalpell) interferieren und Verbrennungen verursachen. Ein Piercing
im Mundbereich, etwa in der Zunge,
kann bei der Intubation Probleme
verursachen und stellt außerdem –
aus chirurgischer Sicht – ein Risiko
für Infektionen dar. Dies auch, wenn
die Haut ausreichend desinfiziert
wird.
Aus den Bezirken
Wie steht es um die psychologische Versorgung im Land; ist sie angemessen, und
welchen besonderen Bedarf an psychologischen Leistungen gibt es derzeit?
Wenn wir uns an italienischen Standards
messen, ist die Versorgung sehr gut. Wenn
wir uns allerdings mit Österreich, Schweiz,
Deutschland, Holland und Skandinavien
vergleichen, so ist sie unzureichend. In
Restitalien hat sich die Psychologie erst
spät entwickelt. Zudem ist dort die Akzeptanz bei weitem nicht vergleichbar mit
unserer Realität. Auch wenn sich hierzulande die Versorgung deutlich verbessert
hat, so müssen wir bessere Möglichkeiten
entwickeln, die Betroffenen niederschwellig zu betreuen. Dadurch können wir nicht
nur einer Chronifizierung entgegenwirken, sondern reduzieren auch die Krankenhausaufenthalte, die Aufnahmen in
die Erste Hilfe, viele unnötigen medizinischen Untersuchungen. Hierfür müssen
wir uns optimal organisieren und effizient sein. Angesichts der vielfältigen Aufgaben bezweifle ich, dass all das mit dem
aktuellen Personalstand machbar ist. Ich
wünsche mir daher im Rahmen des neuen
Landesgesundheitsplanes eine vorurteilslose Planung der Aufgaben und Ressourcen, und zwar anhand der zu erwartenden
Prävalenzraten, Inanspruchnahme und
Outcomeforschung und Kosten/Nutzenberechnungen zur psychologischen und
psychotherapeutischen Versorgung.
Foto Fotolia © olly
Bereichen undenkbar. Die Anforderungen
wachsen entsprechend. Auf der anderen
Seite ergibt sich daraus aber auch eine Entlastung der ohnehin schon knappen Ärzte.
Daher besteht mit ihnen, aber auch mit
Pflegern und anderen Berufsgruppen zumeist eine exzellente interprofessionelle
Zusammenarbeit.
Ein Tattoo ist dann ein Problem,
wenn an genau jener Stelle operiert
werden soll, an dem sich die Tätowierung befindet. Auch hier gibt
es ein erhöhtes Infektionsrisiko,
weil Bestandteile des Tatoos dazu
führen, dass die Haut nicht mehr
ganz intakt ist.
Was raten sie Studenten, die Psychologie studieren möchten?
Es ist schwer vorherzusehen, wie sich der
Stellenwert der Psychologie in Südtirol in
den nächsten zehn Jahren entwickeln wird.
Mit den entsprechenden Qualifikationen
ist es zumindest aktuell im Ausland trotz
größerer Versorgungsdichte wesentlich einfacher, einen Arbeitsplatz zu finden.
one # 04/15
Nicht nur in der Weihnachtszeit
steht ein Neugeborenes im Mittelpunkt: Für Primar Hubert Messner
von der Neugeborenen-Intensivstation am Krankenhaus Bozen stehen
die Kleinsten der Kleinen jeden Tag
an erster Stelle. Vom 10. bis zum 12.
Dezember 2015 leitete Messner als
Tagungsvorsitzender an der Bozner
Eurac einen Kongress der AMIETIP
(„Accademia medica infermierstica
di emergenza e terapia intensiva
pediatrica“)
Foto Peter A. Seebacher
Aus den Bezirken
28
bozen
Babys im Mittelpunkt
Mitte Dezember wurde die größte Biobank Südtirols
an der Europäischen Akademie (Eurac) eröffnet. Möglichst bald sollen die darin gesammelten Proben helfen,
Diagnostik und Therapie für Patienten und Patientinnen zu verbessern.
Peter Pramstaller, Leiter des Eurac-Zentrums für Biomedizin
bozen Sabine Fl arer
Bank der
Zukunft
„Wir alle haben mit großem Enthusiasmus an der Verwirklichung der Biobank
gearbeitet“, erklärt Sabes-Sanitätsdirektor
Oswald Mayr, „denn diese Einrichtung ist
sowohl für klinische Zwecke als auch für
die Forschung grundlegend. Unser Ziel ist
es, möglichst bald konkrete Resultate für
unsere Patienten zu erzielen, das heißt, Diagnostik und Therapie zu verbessern. Wir
sind überzeugt, dass mit dieser Zusammenarbeit die Gesundheitsversorgung in Südtirol verbessert werden kann.“
one # 04/15
B
ereits jetzt schon werden in der Biobank etwa 600 000 Blut-, Urin- und
DNA-Proben aufbewahrt. Mit den
dazugehörigen klinischen Daten spiegeln
sie den Gesundheitszustand der Bevölkerung wider und stellen eine wertvolle
Grundlage für die medizinische Forschung
dar. Denn jede Probe erhöht die Chance,
Krankheiten besser zu verstehen, ihnen
vorzubeugen und Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Eurac-Direktor
Stephan Ortner unterstrich bei der Eröffnung die Bedeutung der neuen Einrich-
Dieser Kongress wurde heuer bereits
das vierte Mal veranstaltet und
zog wie immer illustre Fachleute
aus nah und fern an. Hauptteil des
Kongresses waren auch dieses Jahr
verschiedene Kurseinheiten, bei
denen hochkomplexe Behandlungstechniken an den kleinen Körpern
nach den neuesten Erkenntnissen
gezeigt wurden und geübt werden
konnten. Dabei standen der kindliche Herzstillstand, Verbrennungen
und Politraumen bei Babys im
Mittelpunkt. Aber auch die Sicht
des Neonatologen und des Pflegers
zur Behandlung eines erkrankten
Säuglings in der Intensivstation,
etwa bei Asthma, wurden erläutert.
Nicht zuletzt wurde der Frage nach
dem krankenhausinternen Transport
eines kranken Babys ebenso Zeit
gewidmet wie jener nach den notwendigen „non technical skills“, also
den Fähigkeiten, die über die bloße
„Handwerklichkeit“ hinausgehen.
Denn eines steht auch in den Zeiten
modernster Medizintechnik fest: die
Liebe zu den kleinen Patienten kann
kein noch so ausgefeiltes High-TechGerät ersetzen.
bozen
„Erst die Zusammenarbeit zwischen
Land Südtirol, Gesundheitsbezirk
und der Vereinigung Il Papavero –
der Mohn hat es möglich gemacht,
diese für die betroffenen Personen
wichtige Einrichtung zu verwirklichen“, unterstrich der Direktor des
Gesundheitsbezirkes Bozen, Umberto Tait, bei der Eröffnung.
Sabes-Sanitätsdirektor Oswald
Mayr stellte fest, dass der Tod in der
heutigen Gesellschaft noch nicht
als ein Teil des Lebens wahrgenommen werde. Die neu gestaltete Einrichtung sei ein wichtiger Ansatz,
um den betroffenen Menschen eine
ganzheitliche kulturelle und familiäre Begleitung zu ermöglichen.
Der Verantwortliche des Dienstes
Hospiz – Palliativcare, Massimo
Bernardo, bedankte sich bei allen,
die an diesem Projekt mitgeholfen
hatten und betonte, dass das neue
Hospiz „eine Brücke zwischen Krankenhaus und der Gesundheitsversorgung vor Ort (Territorium, A.d.R)
mit mehr Nähe zu den Bürgern
darstellt“.
tung für die biomedizinische Forschung
in Südtirol: „Das ist eine Ressource von
großem Wert, denn es sind Proben der Südtiroler Bevölkerung, die hier gelagert werden.“ Der größte Teil der Proben stammt
bislang von den 8.000 TeilnehmerInnen
an der großen Chris-Gesundheitsstudie
im Vinschgau (Cooperative Health Research in South Tyrol), einem gemeinsamen
Projekt der Eurac und des Südtiroler Sanitätsbetriebs, das untersucht, welche
Rolle genetische Veranlagung, Lebenswandel und Umwelteinflüsse bei der Entwicklung bestimmter Krankheiten spielen.
B
iobanken sind „Bibliotheken des
menschlichen Organismus“ und
beinhalten systematische, auswertbare Sammlungen humaner Proben für
vielfältige Zwecke der Diagnostik und
Forschung. Schon seit 2011 gibt es in Meran eine derartige Einrichtung. Nun wurde
diese durch eine wesentlich größere (230
Quadratmeter) in Bozen ergänzt. Bei Temperaturen bis minus 80 Grad – im Fall der
Tanks mit flüssigem Stickstoff sogar bis
minus 196 Grad – können die Proben hier
langfristig gelagert werden, ohne dass ihre
Qualität und damit ihr Wert für zukünftige Untersuchungen abnimmt. Es handelt sich um Blut-, Urin- und DNA-Proben
der Südtiroler Bevölkerung und klinische
Proben des Dienstes für Immunhämatologie und Bluttransfusion. Alle Proben und
Daten sind mit einem Code gekennzeichnet - die sichere Verschlüsselung von Informationen ist ein zentrales Element im
Management von Biobanken.
„Anhand der großen Datenmenge ist es
möglich, statistisch relevante Ergebnisse zu
erhalten, um die Entwicklung von Krankheiten, etwa Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, über einen langen
Zeitraum zu untersuchen“, erklärt Peter
Pramstaller, Leiter des Eurac-Zentrums
für Biomedizin. „Indem wir die Proben und
Daten von Patienten analysieren, die an
der Krankheit leiden, und sie mit gesunden
Kontrollen vergleichen, können wir eventuelle molekulare, wie zum Beispiel genetische, Ursachen entdecken und den Einfluss
von Umweltfaktoren bestimmen.“
Veranstaltungen
und Reisen des
Freizeitclubs
Samstag, 9 Januar 2016
Shopping-Fahrt nach Innsbruck
und zum Einkaufszentrum „DEZ“
Abfahrt um 7.30 Uhr vom Platz vor
dem Nebeneingang des Friedhofs
Bozen (gegenüber Geschäft „Frilo“)
Kostenbeitrag
Mitglieder: 10 Euro
Familienangehörige: 12 Euro
Nichtmitglieder: 15 Euro
Samstag, 30 Januar 2016
Shopping-Fahrt nach Innsbruck
und zum Einkaufszentrum „DEZ“
Abfahrt um 7.30 Uhr vom Platz vor
dem Nebeneingang des Friedhofs
Bozen (gegenüber Geschäft „Frilo“)
Kostenbeitrag
Mitglieder: 10 Euro
Familienangehörige: 12 Euro
Nichtmitglieder: 15 Euro
Aus den Bezirken
Anfang Dezember wurde die neu
gestaltete Palliativstation – Hospiz
im Krankenhaus Bozen eröffnet.
Gesundheitslandesrätin Martha
Stocker sprach die Eröffnungsworte.
Landesrätin Martha Stocker war
von der „Abteilung mit einer Seele“
und dem gemütlichen Ambiente
beeindruckt und lobte die Professionalität und Ausdauer des ärztlichen und pflegerischen Personals.
Stocker hob hervor, wie wichtig die
Arbeit sowie die Zusammenarbeit
mit der Vereinigung „Der Mohn“ für
die Betroffenen und deren Familienangehörigen sei.
29
Foto Amt für Bürgeranliegen, Bozen
Neues Hospiz
Samstag, 6 Februar 2016
Fahrt zum Karneval in Venedig
Abfahrt um 7.30 Uhr vom Platz vor
dem Nebeneingang des Friedhofs
Bozen (gegenüber Geschäft „Frilo“)
Kostenbeitrag
Mitglieder: 22 Euro
Familienangehörige: 24 Euro
Nichtmitglieder: 27 Euro
Samstag, 27 Februar 2016
Fahrt zum Deutschen Museum,
München
Abfahrt um 7.30 Uhr vom Platz vor
dem Nebeneingang des Friedhofs
Bozen (gegenüber Geschäft „Frilo“)
Kostenbeitrag
Mitglieder: 20 Euro
Familienangehörige: 22 Euro
Nichtmitglieder: 25 Euro
(Eintritt Museum nicht inbegriffen!)
Reservierung der Plätze im Büro
(8894 oder 339 3470852), bei
Ferdinando (339 8352348) oder bei
Facchini (8244)
one # 04/15
Aus den Bezirken
30
MERAN
meran Sabine Fl arer
Jedem
sein eigenes
Süppchen
So könnte man es nennen, wenn der Dienst
für Diät und Ernährung zu Rate gezogen
wird, um den vielen verschiedenen Mensa-Besucherinnen und Besuchern an Merans
Kindergärten und Schulen gerecht zu werden. Ein Projekt, das im September dieses
Jahres abgeschlossen wurde.
Die steigende Bevölkerungsanzahl
in der zweitgrößten Stadt Südtirols, die
Fünf-Tage-Woche in den meisten Schulen,
die vermehrte Berufstätigkeit beider Eltern – das sind nur einige der Gründe, die
dazu führten, dass die Zahl der Anfragen
um einen Mensabesuch von Merans Schülerinnen und Schülern in den letzten Jahren geradezu explodiert sind. Der Neubau
einer eigenen Großmensa im „School-Village“ ist noch Zukunftsmusik, bis dahin müssen sich die Verantwortlichen
der Stadtgemeinde zu helfen wissen. Die
„Ausspeisungen“ sind auf verschiedene
Einrichtungen verteilt, sogar im Krankenhaus „Franz Tappeiner“ ertönt periodisch
(Mittelschul-)Kinderlärm in der hauseigenen Mensa. Die Nachfrage ist so groß wie
die Essenswünsche unterschiedlich sind
– immer mehr Kinder müssen oder dürfen
dabei auch etwas „anderes“ essen. Alice
Bertoli von der Gemeinde Meran erzählt
von einer Situation, in der von 80 Kindern
ganze 26 ein Alternativmenü ordern. Die
Gründe dafür sind vielfältig: Manche sind
laktoseintolerant, Zöliaker, Vegetarier,
aber es gibt auch die immer größer werden-
one # 04/15
de Anzahl an islamischen Mitbürgerinnen
und Mitbürger oder anderer Konfessionen,
die aus religiösen Gründen bestimmte
Nahrungsmittel nicht essen. Dabei endet
das Ganze nicht nur beim bloßen „Weglassen“, so müssen beispielsweise bei Zöliakie
Lebensmittel ausgetauscht und bei der
Zubereitung separate Kochutensilien verwendet werden.
Maria Elena Azzaro, Direktorin des
Dienstes für Diät und Ernährung im Gesundheitsbezirk Meran und Elisabeth
Gruber, Koordinatorin des Dienstes, haben im letzten Jahr seit dem Projektstart
mit ihren Mitarbeiterinnen Christa Verdorfer und Dolores Kuppelwieser intensiv
Aufklärung betrieben, um ein Angebot zu
erstellen, das nicht nur den hygienischen
und geschmacklichen Anforderungen entspricht, sondern auch ernährungswissenschaftlich haltbar ist. Dabei standen verschiedene Treffen mit allen Köchen ebenso
an wie die Intensivbearbeitung in einer
Arbeitsgruppe, in der vier Köche vertreten
waren: „Bis jetzt stand es jedem Koch frei,
nach eigenen Gutdünken seine Menüs zu
planen und zu kochen. Uns war es wichtig,
dass nicht nur etwas weggelassen wird,
sondern dass sinnvolle Alternativen entwickelt werden. Es reicht nicht, die Speckknödel einfach ohne Speck zu formen –
und diese als Alternative anzubieten. Es
muss ein eigenes, bedarfsgerechtes Menü
für jedes Kind garantiert werden, soweit
dies möglich ist“, so Maria Elena Azzaro.
Auch die Abwechslung war den Fachleuten wichtig: „Es gibt jetzt für sechs Wochen
ein anderes Menü, das jeweils im Sommer
und Winter unterschiedlich ist.“
G
utes Essen kann viel mehr als nur
sättigen: Eine richtige Ernährung
macht leistungsfähig und fit und
trägt zur Vorbeugung ernährungsbedingter Folgeerkrankungen bei. Darüber ist
man sich – nicht nur – im Diätdienst einig.
Deshalb wünscht sich das Team um Maria
Elena Azzaro, dass dieses Projekt nicht auf
die Stadt Meran begrenzt bleiben möge,
sondern auch in den umliegenden Schulmensen Einzug findet.
MERAN
Olaf Schmidt, Kinderorthopäde im Gesundheitsbezirk
Meran, war 2013 für zwei Monate am bekannten „SickKids“-Hospital in Toronto, Kanada, tätig und konnte
dabei wichtige Kontakte knüpfen. Im Wissenschaftsverlag Nova Science Publishers (New York) ist nun ein
Fachbuch erschienen, zu dem der Arzt aus „South Tyrol“
ein ganzes Kapitel beigesteuert hat.
31
meran Sabine Fl arer
D
as Buch nennt sich „Orthopedic Management of Children with Cerebral
Palsy“ und ist seit Mitte Oktober auf
dem amerikanischen Markt. Kapitel 24 behandelt die pathologischen Frakturen von
Kindern mit Zerebralparese („Pathologic
Fractures in Children with Cerebral Palsy“)
und stammt aus der Feder von Olaf Schmidt.
„Durch die guten Kontakte, die mir nach
Aus den Bezirken
Made in
South Tyrol
meinem Aufenthalt in Toronto geblieben
sind, besonders mit dem Leiter Andrew Howard und dessen Team beziehungsweise
mit meinem Ansprechpartner Unni Narayanan, hatte ich die Möglichkeit, ständig ‚up
to date‘ über die Entwicklungen in der chirurgischen Kinderorthopädie zu bleiben.
Die Erfahrung dort und in der Praxis hier
waren grundlegende Voraussetzungen, um
an diesem Fachbuch mitzuarbeiten“, schildert Schmidt.
Einige OP-freie Stunden musste Schmidt
dafür aufwenden, bis das Kapitel druckreif
und für die gestrengen Herausgeber in Ordnung war. Doch die Mühe hat sich gelohnt,
die Autorenliste von „Orthopedic Management of Children with Cerebral Palsy“ liest
sich wie das „Who is who“ bekannter Kinderorthopäden. Darauf vertreten zu sein, sei
eine besondere Ehre, so Schmidt.
Link zum Buch
www.novapublishers.com
Bereits 2013 erklärte Schmidt die besondere Faszination der siebenstöckigen Klinik: „Von dem Moment an, an dem ein kleiner Patient das Krankenhaus betritt, steht
er absolut im Mittelpunkt. Zeit- oder Personalressourcen sind zweitrangig – es zählt
einzig und allein das Wohl des Kindes.“
one # 04/15
MERAN
Aus den Bezirken
32
In der „Memory clinic“ arbeiten gleich
mehrere Berufsbilder Hand in Hand,
um Diagnose und Behandlung so prazise wie moglich stellen zu konnen.
Meran Sabine Fl arer
Remember!
Seit kurzem gibt es ein neues Angebot
am Krankenhaus Meran: das Ambulatorium der „Memory clinic“
„Memory“ bedeutet auf Deutsch „Erinnerung“ – und wie im bekannten Kinderlegespiel mit den bunten Kärtchen
geht es auch in diesem Fall darum zu erkennen, wie gut das Gedächtnis noch ist.
Einmal Schlüssel oder Lesebrille verlegen
mag noch ok sein, aber was, wenn die Anzeichen für Gedächtnisstörungen sich
häufen? Bloße „Schusseligkeit“ oder ein
ernsthaftes Problem? Diesen Fragen wird
one # 04/15
in der neu eröffneten Ambulanz der „Memory clinic“ unter der Leitung von Geriatrie-Primar Christian Wenter am Krankenhaus Meran nun nachgegangen.
Keine Ausreden mehr: Gedächtnisstörungen sollten möglichst frühzeitig abgeklärt werden, und sie sind beileibe nicht
nur älteren Menschen „reserviert“. Auch
Jüngere können – oft im Rahmen einer
Erkrankung – an Demenz oder Alzheimer
erkranken. Und wer darunter leidet, der
belastet damit gleich mehrere Menschen:
sich selbst und gleichzeitig die Angehörigen oder Personen des engsten Umfeldes
im Alltag. Deshalb ist eine fachlich qualifizierte Abklärung wichtig: In der „Memory clinic“ arbeiten gleich mehrere Berufsbilder Hand in Hand, um Diagnose und
Behandlung so präzise wie möglich stellen
zu können. Ärztliches Personal untersucht
und bespricht die einzelnen Fälle mit Psychologen, Krankenpflegern und Sozialassistenten. Alle Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter haben spezielle Erfahrung in
der Diagnostik und Behandlung von Gedächtnisproblemen und Hirnleistungsstörungen. Körperliche Untersuchungen gehören ebenfalls dazu wie Laboranalysen,
psychologische Tests und - falls notwendig
- weitere Untersuchungen.
33
Foto K arl Ungericht
MERAN
Es geht voran: Der Firstbaum auf
dem Dach des neuen Teiles des
Krankenhauses Schlanders Anfang
Dezember.
Abschließend wird mit dem Patienten
oder der Patientin ein intensives Aufklärungs– und Beratungsgespräch geführt.
Ein individueller Therapie– und Behandlungsplan - auf Wunsch mit dem Hausarzt
und den Angehören besprochen – bildet
den Abschluss eines Besuches in der Gedächtnisambulanz. Zur Philosophie der
neuen Memory clinic gehört auch, dass der
Zustand des Patienten oder der Patientin
anschließend in periodischen Abständen
überprüft wird.
Es begann mit einem lauten Knall,
anschließend war alles in Rauch gehüllt und nur die Schreie der Verletzten waren zu hören.
Diese Szene fanden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der
Notaufnahme Meran vor, die sich
an der diesjährigen Notfallübung
beteiligten.
Rund 300 Personen nahmen an
einer der größten Notfallübungen
des Jahres teil, die am Samstag, 21.
November 2015 im großen Innenhof der „Rossi-Kaserne“ in Meran
stattfand. Mit dabei waren sechs
Pfleger und fünf Ärzte des Gesundheitsbezirkes Meran sowie viele
Freiwillige der Rettungsdienste
Weißes und Rotes Kreuz und der
Feuerwehren. Sie alle haben ihre
Erfahrung und Kompetenz in die
Waagschale geworfen, um eine
optimale Gesundheitsversorgung
und logistische Betreuung der
38 „Verletzten“ zu garantieren.
Unterstützt wurden sie dabei von
Mitgliedern des Bataillons „Julia“,
die organisatorische Schützenhilfe
leisteten.
Die gute Organisation des Weißen
Kreuzes und des Notrufdienstes
118 ermöglichten es, dass das
Notfallprotokoll für den Ablauf
eines sogenannten „MANV 3“
(Massenanfall an Verletzten Stufe
3) perfekt durchgespielt werden
konnte – genauso, wie vom Zivilschutz vorgesehen.
Aus den Bezirken
Foto Sabine Fl arer
Notfallübung: simulierte Explosion
Durch tragische Erfahrungen,
wie etwa dem Zugunglück im
Vinschgau im Jahre 2010, wird uns
tagtäglich vor Augen geführt, wie
wichtig eine ständige fachliche
Aus- und Weiterbildung ist, damit
im Ernstfall eine große Anzahl von
Verletzten betreut werden kann.
Auch die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter des Sanitätsbetriebes
beteiligen sich regelmäßig an
diesen Übungen.
Gabriel Magnarelli, Krankenpfleger
Notaufnahme Krankenhaus Meran
Das Team der „Memory clinic“
Christian Wenter (Primar)
Elisabeth Abraham (Ärztin)
Miriam Insam (Ärztin)
Christine Kirchlechner (Ärztin)
Ingrid Ruffini (Ärztin)
Helga Meister (Krankenpflegerin)
Barbara Elisabeth Klotz (Psychologin)
Enrica Pedot (Verwaltungsmitarbeiterin)
Vormerkung Visiten
von Montag bis Freitag von
11:00 – 12:00 Uhr
unter der Telefonnummer
0473 251 150 (Geriatrie)
Foto Gabriel Magnarelli
Valentina Pilotto (Sozialassistentin)
one # 04/15
bruneck Maria Elisabeth Rieder
BRUNECK
„Einfach da sein“ –
Begleitung durch
die Nacht
Z
um ersten Treffen nach Einführung
des Angebotes im Krankenhaus
Bruneck waren neben der Verantwortlichen für die Caritas Hospizbewegung, Ursula Steinkasserer Goldwurm,
drei von sieben Freiwilligen gekommen.
Pflegedienstleiter Kugler berichtete, sowohl Patientinnen und Patienten und deren Angehörige als auch das Pflegepersonal hätten den Dienst gut angenommen.
Von allen Seiten gebe es nur Lob für die
Arbeit der Freiwilligen. Er betonte: „Dieser
Dienst ist eine wichtige Unterstützung der
Arbeit des Krankenpflegepersonals. Von
Dezember 2014 bis Ende Oktober 2015 wurde der Dienste 31 Mal angefordert.“
Interessant und berührend waren die
Berichte der Ehrenamtlichen über die
Erfahrungen mit Patienten und Krankenpflegepersonal. Einig waren sich alle
darin, dass gute Kommunikation, ein enger Kontakt und Austausch zwischen Pflegepersonal und ehrenamtlichen Helfern
sehr wichtig sei. Denn jede Betreuung sei
anders, Feingefühl und Flexibilität seien
unbedingt nötig, um kranke Menschen
gut durch die Nacht zu begleiten. Alle
Freiwilligen bestätigten, dass sich die
Zusammenarbeit mit dem Pflegepersonal
gut eingespielt habe. Sie seien dankbar für
die Erfahrungen mit den Patienten, für
manches tiefe Gespräch und dafür, einen
Dienst am Nächsten leisten zu können und
one # 04/15
gebraucht zu werden. „Ich komme beflügelt
heim, die Dankbarkeit und die tollen Erfahrungen wiegen den Schlafmangel auf“,
so Peter Baumgartner, der einzige Mann in
der Runde der Freiwilligen. „Dann ist das
wohl eine Erfolgsgeschichte mit Vorteilen
für alle, für die Patienten, für die Angehörigen und für das Pflegepersonal, die wir
auf jeden Fall fortsetzen wollen “, brachte
es Frau Ursula Steinkasserer Goldwurm,
von der Caritas Hospizbewegung abschließend auf den Punkt.
Foto Maria Rieder
Aus den Bezirken
34
Seit Dezember 2014 begleiten ehrenamtliche MitarbeiterInnen der Caritas Hospizbewegung Patientinnen und
Patienten im Krankenhaus Bruneck durch die Nacht. Ende
Oktober lud der Pflegedienstleiter Alexander Kugler die
ehrenamtlichen MitarbeiterInnen der Caritas Hospizbewegung zu einem ersten Erfahrungsaustausch ein.
Von li. nach re.: Alexander Kugler, Ursula Steinkasserer Goldwurm, die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen: Renate
Huber Mitterhofer, Maria Pramstaller
Horvat, Peter Baumgartner.
Auf dem Bild fehlen die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen: Wally Felderer
Seeber, Melitta Irschara Feichter, Hildegard Tammerle Durnwalder, Zäzilia
Gasteiger Gasser
Therapiestühle in der Tagesklinik
Onkologie
35
Foto Dieter Duregger
BRUNECK
Seit 2.November 2015 ist die „Tagesklinik Onkologie“ im 5.Stock des
Krankenhauses Bruneck in Betrieb.
14 Therapiestühle und zwei Liegeplätze
stehen für die stationären Patientinnen und Patienten zur Verfügung.
Die Zubereitung der Chemotherapie
erfolgt im dafür vorgesehenen Laborbereich. Ein motiviertes Team hat die
Arbeit aufgenommen.
bruneck Maria Elisabeth Rieder
Innerhalb eines Jahres entstand im
Krankenhaus Bruneck im 5. Stock, Bau
B, eine moderne Tagesklinik für onkologische Patientinnen und Patienten. Die
„Tagesklinik Onkologie“ ist Teil des medizinischen Departments. Die Ärztinnen
Ulrike Felder, Marlene Notdurfter und
Evelyn Hainz arbeiten abwechselnd im
Team der Tagesklinik und betreuen die
Patientinnen und Patienten mit Tumorerkrankungen. Das Pflegeteam, das aus Bewerberinnen verschiedensten Abteilungen zusammengesetzt wurde, wird von der
Koordinatorin Margareth Reier geleitet.
In den letzten Wochen und Monaten hat
sich das Pflegepersonal fachlich gut auf
die neuen Herausforderungen vorbereitet
und sein Wissen erweitert. Ein Großteil
der Krankenpflegerinnen hat bereits vorher in den verschiedenen Chemotherapiebereichen gearbeitet.
Die Zubereitung der Therapien erfolgt
unter höchstem Sicherheitsstandard in
einem extra dafür errichteten Labor. ApothekerIn und biomedizinisch-technische
AssistentIn sind in enger Zusammenarbeit
für die exakte Vorbereitung der Chemotherapien zuständig und verantwortlich.
Eine kleine Gruppe von spezialisierten
Hilfskräften sorgt, durch die spezielle Reinigung der Abteilung, täglich dafür, dass
die hygienischen Voraussetzungen für
eine sichere Betreuung der Patientinnen
und Patienten gewährleistet sind. Ziel
des gesamten Teams in der Tagesklinik ist
eine umfassende Betreuung der Tumorerkrankten. Diese erhalten eine adäquate
Therapie unter Einhaltung aller Sicherheitsmaßnahmen, aber genauso wichtig
ist es, den Patientinnen und Patienten in
ihrer schwierigen Lebenssituation, Stütze
und Bezugspunkt zu sein. „Eine individuelle Beratung und Betreuung der onkologischen Patientinnen und Patienten und
ihrer engsten Angehörigen kann nur ein
motiviertes, interdisziplinäres Team ermöglichen und ein solches haben wir für
unsere neue Abteilung gefunden“, sagt Annelies Hopfgartner von der Pflegedienstleitung in Bruneck.
Ein Dank gilt allen Mitarbeiter/innen
der unterschiedlichsten Berufsgruppen
und Abteilungen, die zur Realisierung
und Inbetriebnahme dieser schönen Abteilung beigetragen haben.
Aus den Bezirken
Neue
„Tagesklinik
Onkologie“
Open month –
Frauengesundheit
Das „Osservatorio nazionale sulla
salute della donna (Onda) ist die
nationale Beobachtungsstelle für
Frauengesundheit. Ihr Ziel ist es, die
Kultur der geschlechterorientierten
Gesundheit zu fördern und in Vorsorgemaßnahmen die Unterschiede zu
berücksichtigen. Der Monat Oktober
war der „Frauengesundheit“ gewidmet. So wurden die „Frauenfreundlichen Krankenhäuser“ aufgerufen,
Aktionen zum Thema „Frauengesundheit und Ernährung“ zu setzen.
Im Krankenhaus Bruneck haben die
Abteilung Gynäkologie/Geburtshilfe,
Zentrum für Reproduktionsmedizin
und Kryokonservierung der Gameten
und der Dienst für Diät und Ernährung in der Eingangshalle bildliches
Anschauungsmaterial und interessante Informationsbroschüren
aufgelegt. Zudem wurden Bilder von
Frauen in spezifischen Lebenssituationen ausgestellt (AT )
one # 04/15
Pia David war 1981 eine der ersten Sozialassistentinnen Südtirols. Nun, nach über 30 Jahren
Dienst im Krankenhaus Bozen und der Versetzung
in den Ruhestand, wagt sie einen Blick zurück.
Vita
36
Vita Sabine Fl arer
„Zum Glück
konnte ich
helfen“
Wenn Sie an Ihre ersten Arbeitswochen
denken und an Ihre letzten – welche Unterschiede fallen Ihnen da auf?
„Die ersten Wochen und Monate musste ich
erst einmal das Krankenhaus, die Organisation und die sozialen Einrichtungen von
Bozen beziehungsweise Südtirol kennenlernen. Ich hatte genug Zeit, Dienste und Vereine zu besuchen, um persönliche Kontakte
zu knüpfen. Der Sozialdienst im Krankenhaus Bozen war ganz neu, seine Funktion
musste erst – auch intern - bekannt gemacht werden. Es gab keine Richtlinien,
weder bezüglich der Aufgaben, noch der
Arbeitsabläufe. Meine Kollegin Marta Ranzi hatte 1980 begonnen, den Dienst alleine
aufzubauen, formell unterstützt von unserem damaligen Vorgesetzten, dem Vizesanitätsdirektor Karl Kob. Es hat sich dann bald
herausgestellt, dass unsere Hauptaufgabe
die Organisation der Entlassung von nicht
mehr selbständigen oder alleinstehenden
Patienten und die Unterstützung und Beratung der Angehörigen sein würde. Damals
waren wir die einzigen, die sich innerhalb
des Krankenhauses in diesem Bereich betätigten, so etwas wie eine ‚geschützte Entlas-
one # 04/15
sung‘ gab es nicht. In der Gemeinde Bozen
gab es außerdem keinen Sozialdienst für Senioren und so haben wir einzelne Patienten
oder Patientinnen auch über einen längeren
Zeitraum nach der Entlassung betreut. Wir
hatten damals mehr Zeit, auch für Hausbesuche, wenn es notwendig war. Die letzten
Jahre meiner Arbeit waren hingegen gekennzeichnet von großem Zeitdruck, sehr
vielen Meldungen von Patienten mit Problemen, viel mehr Bürokratie in jedem Bereich
sowie immer weniger Zeit für das Erarbeiten von Lösungen und für das persönliche
Gespräch mit den Patienten und Patientinnen. Und immer mehr Zeit am PC für Dokumentation oder Prozeduren.
Sind die Patientinnen und Patienten heute anders als vor 35 Jahren?
Die Klientel ist ziemlich gleich geblieben:
alleinstehende, betagte Kranke, Menschen
mit Demenz, vollkommen vereinsamte
Alte, Obdachlose, Patienten jeden Alters mit
schweren Erkrankungen, die alle nach der
Entlassung Hilfe brauchen sowie viele verzweifelte Angehörige von pflegebedürftigen
Patienten. Ich selbst habe die meisten Jahre
An welches Ereignis während Ihres Berufslebens erinnern Sie sich besonders?
Abgesehen von einzelnen Fällen, besser
Schicksalen, an die ich mich natürlich erinnere, war für mich jede neue Kollegin,
jeder neue Kollege, der zu uns dazugekommen ist, ein Ereignis. Vor allem war es aber
die Tatsache, dass dank der Einstellung
unserer Koordinatorin, Daniela Pintarelli,
vor zirka 15 Jahren, aus zwei einzelnen Sozialassistentinnen, die nirgends wirklich
dazugehörten, der Sozialdienst des Krankenhauses Bozen wurde. Heute besteht
dieser aus sechs Mitarbeitern.
Zum Glück gab es trotz allem immer
Patienten, denen ich helfen konnte oder
Angehörige, die nach einem ausführlichen
Gespräch mit einer belastenden Situation besser fertig werden konnten und mir
dafür sehr dankbar waren, obwohl ich das
Gefühl hatte, eigentlich nichts getan zu
haben.
Seit 35 Jahren
ein Netz für Menschen in Not
Das Berufsbild des Sozialassistenten
in den Krankenhäusern ist seit 1968
gesetzlich verankert; seit 35 Jahren
gibt es diese auch in Südtirol. Was im
Krankenhaus Bozen einst als Dienst
mit einer Mitarbeiterin begann,
gehört heute zum Alltag nicht nur
in Bozen, sondern auch in Meran,
Schlanders und Bruneck. Insgesamt
sind heute in diesen Krankenhäusern
neun Sozialassistenten beschäftigt.
Hierarchisch untersteht die Berufsgruppe der jeweiligen ärztlichen Direktionen. Gerufen und kontaktiert
werden können sie vom Personal
oder von den Betroffenen und/oder
deren Angehörigen selbst.
„Auch an sich positive Phänomene
wie eine hohe Lebenserwartung
und der medizinische Fortschritt
können manchmal soziale Probleme
verursachen. “
37
Patientinnen und Patienten eine bedürfnisgerechtere Hilfe vermittelt werden
konnte. Die Milleniumsjahre waren gekennzeichnet durch Verbürokratisierung,
immer kompliziertere Zugangsbedingungen zu den Diensten, erste Einsparungen
und Einschränkungen bei gleichzeitiger
Zunahme der Problemsituationen – und
manchmal ein Gefühl der Überforderung.
VITA
in der Abteilung für Geriatrie gearbeitet
und dort bin ich in der letzten Zeit vielen
Senioren zwischen 90 und 100 Jahren begegnet, die vor ihrer Einlieferung selbständig waren. Das gab es vor 30 Jahren kaum.
Die Kinder dieser Patienten sind dann oft
selbst schon 70 oder älter und haben oft
einen kranken Ehepartner zu pflegen, Enkelkinder zu betreuen und dabei selbst gesundheitliche Probleme. Und dann sollten
sie auch noch ihre kranke Mutter pflegen.
Relativ neu sind natürlich auch die vielen
ausländischen Patienten und Patientinnen aus allen Erdteilen. In meinen ersten
Jahren gab aufgrund des eisernen Vorhanges ja nicht einmal Patienten aus Osteuropa! Bestenfalls deutsche Touristen.
Einmal gab es einen schwierigen Patienten
von den Philippinen, an den ich mich erinnere, der war schon fast eine Sensation.
PIA DAVID
Drei Schlagworte zu über drei Jahrzehnten Dienst: Was hat die Achziger, Neunziger
und Milleniumsjahre charakterisiert?
In den 80er-Jahren hieß es Aufbau, Erweiterung und Etablierung des Dienstes
im Krankenhaus. In den 90er-Jahren entstanden viele neue soziale Einrichtungen
auf dem „Territorium“, damit verbesserten sich die Arbeitsbedingungen, da den
Foto Leo Lanzinger
Wenn Sie einen Zauberstab hätten –
welche gesellschaftlichen Probleme wären
Ihrer Meinung nach am dringendsten zu lösen, damit der Sozialdienst weniger oft kontaktiert werden müsste?
Keine Einsamkeit, keine Kriege, genug finanzielle Mittel für alle und alles, eine
perfekte Vernetzung aller sozialen und sanitären Einrichtungen - ich glaube, nicht
einmal ein Zauberstab würde das alles
schaffen. Auch an sich positive Phänomene
wie eine hohe Lebenserwartung und der
medizinische Fortschritt können manchmal soziale Probleme verursachen.
one # 04/15
Infografik
Over 65
Bevölkerungsanstieg der
über 65-Jährigen in Italien
Die Zahlen, sie lügen
nicht, heißt es. Und
die Zahlen sagen,
dass der Anteil der
über 65-jährigen in
den letzten Jahren
in Italien – und den
meisten europäischen
Ländern – stark zugenommen hat. Für
Italien sprechen die
vom nationalen Statistikinstitut (Istat)
gesammelten Daten
eine klare Sprache.
Eine derartige Entwicklung stellt für ein
Gesundheitssystem eine große Herausforderung dar, denn naturgemäß müssen ältere Menschen öfter medizinische
Leistungen in Anspruch nehmen als jüngere. Auch dazu liefert das Istat Daten,
die diese Annahme untermauern: Während italienische Haushalte mit Paaren
unter 35 im Jahr 2014 rund 100 Euro für
ihre Gesundheit und Gesundheitsversorgung ausgegeben haben, waren es
bei Paaren mit einem Lebensalter von
über 65 Jahren im gleichen Zeitraum
schon rund 150 Euro.(pas)
13.219.074
über 65-Jährige
2065
20.007.068
100
unter 15-Jährige
38
über 65-Jährige
2014
157,7
über 65-Jährige
2002
131,7
über 65-Jährige
€€
€
€€
€
< 35
92,92 €
im Jahr 2014
65+
148,46 €
im Jahr 2014
Ausgaben für Sanität
und Gesundheit
one # 04/15
< 15
personalia
So betrug im Jahre 2002 in Italien das
Verhältnis Kinder und Jugendliche unter
15 Jahren zu Menschen älter als 65 Jahre
100 zu 131,7. Zwölf Jahre später betrug
dieses bereits 100 zu 157,7. Geringe
Geburtenrate gepaart mit verbesserten
Lebenserwartung trugen und tragen zu
dieser Entwicklung bei. Hatten Männer
mit 65 in Italien im Jahre 2002 noch eine
durchschnittliche Lebenserwartung von
16,9 Jahren, ist diese im Jahre 2002 um
gut zwei Jahre auf 18,8 Jahre gestiegen.
Gleiches gilt für die Frauen, deren Lebenserwartung mit 65 im Jahre 2014 sich
statistisch gesehen auf 22,2 Jahre belief.
Zwölf Jahre vorher waren es mit 20,8
Jahren fast zwei Jahre weniger. Diesen
Zahlen entsprechend sind auch die Prognosen. So geht das Istat davon aus, dass
der Anteil der Bevölkerung mit einem
Lebensalter höher als 65 Jahren von heute 21,7 Prozent der Bevölkerung auf 32,6
Prozent im Jahre 2065 steigen wird.
2015
Gesundheit im netz Peter A. Seebacher
Foto Maria Pichler/LPA
Ab 1. Jänner 2016 wird Dr. Roberto
Magnato, langjähriger Facharzt an der
Meraner HNO-Abteilung, die Abteilung
im Gesundheitsbezirk Meran leiten.
„Dr. Magnato zeichnet neben seinen
Fähigkeiten als erfahrenen HNO-Arzt
auch aus, dass er ein exzellenter Kieferchirurg ist“, so Generaldirektor
Thomas Schael und Bezirksdirektorin
Irene Pechlaner. Besonders für die
Rekonstruktion von angeborenen oder
erworbenen Kiefer- und Gesichtsmissbildungen ist er in Fachkreisen bekannt.
Der 51-jährige sieht sich selbst als
„Netzwerker“ und freut sich über seine
neue Aufgabe: „Gerade mit den ‚Nachbarbereichen‘ wie der Dermatologie
oder der Zahnheilkunde haben wir eine
sehr gute Zusammenarbeit. Aber auch
im Bereich der Onkologie arbeiten wir
sehr gut mit der ‚Schwesterabteilung‘
am Krankenhaus Bozen zusammen.“
Kopf des Jahres
Gesundheitslandesrätin Martha Stocker
ist für die Rai Südtirol „Kopf des Jahres“
2015. Die Redaktion begründet es in
einem Tweet folgendermaßen: „Sie
musste immer den Kopf hinhalten, sie
stellte sich trotzdem der Diskussion:
Unser Kopf des Jahres @MarthaStocker”. Wir gratulieren herzlich.
Dr. Norbert Überbacher: neuer
Primar der HNO
Brixen
In Brixen wird ab 1. Jänner 2016 der
63-jährige Facharzt Norbert Überbacher die HNO-Abteilung leiten.
„Dr. Überbacher verfügt über ausgezeichnete Erfahrung im gesamten
Bereich der HNO, insbesondere bei komplexen Fällen. Außerdem kann er eine
kontinuierliche Teilnahme an Weiterbildungen aufweisen“, so Generaldirektor
Thomas Schael und Bezirksdirektor
Walter Amhof, die Überbacher weiters
Erfahrung im Konfliktmanagement und
Führungsverhalten bestätigen.
Besonders in der Betreuung hörgeschädigter Kinder hat sich der Facharzt
einen Namen gemacht, seit 1987 leitet
er die diesbezügliche einfache Einrichtung der Bezirke Brixen und Bruneck
und ist Mitglied des Fachteams auf
Landesebene. „Auch im Bereich der Ohrund Tumorchirurgie war es mir immer
ein Anliegen, auf dem neuesten Stand
zu sein. Besondere Erfahrung konnte ich
dabei bei einem Aufenthalt in München
am Klinikum Großhadern sammeln“, so
Norbert Überbacher, der seit 1998 als
Stellvertreter dem ehemaligen Primar
Paul Goller zur Seite stand.
Die Seite, die es in 35 Sprachen gibt unter anderen auch in Deutsch und
Italienisch - stellt diese und viele
andere Daten in „Echtzeit“ zur Verfügung. Die Informationen sind unterteilt in die Rubriken Weltpopulation,
Regierung & Wirtschaft, Gesellschaft
& Medien, Umwelt, Essen, Wasser,
Energie sowie Gesundheit. Die Zahlen können „live“ dabei beobachtet
werden, wie sie in die Höhe rattern.
Manche schnell, andere schneller und
wiederum andere fast gar nicht.
39
Wer immer schon wissen wollte,
wie viele Zigaretten weltweit heute
geraucht wurden, wie viele Menschen
dieses Laster mit dem Leben bezahlt
haben oder wie viel Geld die Regierungen dieser Welt bis dato in die Gesundheitsversorgung gesteckt haben,
bekommt seinen Wunsch auf www.
worldometers.info schnell und ohne
großen Aufwand erfüllt.
gesundheit im netz
Dr. Roberto Magnato: neuer Primar
der HNO Meran
Foto Privat
Foto Leo Privat
Gezählte
Welt
„Weltstatistiken in Echtzeit“ ist das
Motto von www.worldometers.info und
es ist tatsächlich ziemlich beeindruckend, wenn man der Zahl der durch
Rauchen verursachten Todesfälle beim
Größerwerden zusieht. Oder jener der
Gesundheitsausgaben der Regierungen, die mit hoher Geschwindigkeit
nach oben rauscht. Oder jener, welche
die durch übertragbare Krankheiten
verursachten Todesfälle darstellt.
Wie kommen diese Zahlen zustande?
Grundlage ist, so wird auf der Seite
erklärt, ein Algorithmus, der die neuesten und genauesten zur Verfügung
stehenden Statistiken verarbeitet und
dann das Resultat auf der Seite darstellt. Nicht, dass man diese Informationen anderswo nicht finden würde,
aber diese in einer derart gebündelten
und aktuellen – und sich aktualisierenden Form – vor sich zu sehen beeindruckt und macht nachdenklich.
online Lesen
one # 04/15
one
Homepage: www.sabes.it Erstvisiten vormerken (Dermatologie, Kardiologie, HNO und Urologie): www.sabes.it/onlinevormerkung Wo sind Leistungen am schnellsten verfügbar?: www.sabes.it/vormerkzeiten Stellenangebote, Neuigkeiten zu Behandlungsmethoden, Vormerkungsmodalitäten, Dienste in Ambulatorien/Abteilungen:
www.sabes.it/news Praktische Tipps zur Gesundheit: www.sabes.it/gesundheitsvorsorge Diese Ausgabe digital und online:
Südtiroler Sanitätsbetrieb online
www.issuu.com/sabesasdaa
Kontak t Redaktion one: [email protected] Redaktion Gesundheitsbezirk Brixen: [email protected] Redaktion Gesundheitsbezirk Bozen: [email protected] Redaktion Gesundheitsbezirk Meran: [email protected] Redaktion Gesundheitsbezirk Bruneck: [email protected]
– das Magazin des Südtiroler Sanitätsbetriebes Ausgabe 4 /2015 (Aut. Pres.Trib. BZ Nr. 17/2002
R.ST.17.09.02) HERAUSGEBER: Sanitätsbetrieb der Autonomen Provinz Bozen, Sparkassenstr. 4, 39100 Bozen
VERANTWORTLICHER DIREK TOR: Lukas Raffl KOORDINATION: Peter A. Seebacher REDAK TION: Evelyn Gruber-Fischnaller
(EGF) , Ulrike Kalser (UK ) , Maria Elisabeth Rieder (MER) , Marina Cattoi (MC) , Sabine Flarer (SF) , Lukas Raffl (LR) ,
Peter A. Seebacher (PAS) ÜBERSETZUNGEN: Tatiana De Bonis, Emanuela Covi GRAFIK: Gruppe Gut Gestaltung
OHG, Kapuzinergasse 8/15, 39100 Bozen ERSCHEINUNGSWEISE: vierteljährlich REDAK TIONSADRESSE: Abteilung
für Kommunikation, Marketing und Bürgeranliegen, Sparkassenstraße 2, 39100 Bozen TEL: +39 0471
907138 E-MAIL: [email protected] WEB: www.sabes.it DRUCK: Fotolito Varesco GmbH, Nationalstraße 57, 39040
Auer
Impressum one