one 4/2015 - Südtiroler Sanitätsbetrieb
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one 4/2015 - Südtiroler Sanitätsbetrieb
Editorial Wenn Systeme nicht zusammenarbeiten 3 Leitartikel One more beer! 4 Infos & News Datenvergleich für Fachleute 6 Momo 6 Eine Studie, die pusht 7 Rosa Krankenhäuser 8 Auszeichnung für Sabes 9 Den Planeten ernähren 9 Pet-therapy 9 Gastkommentar 10 management & Verwaltung Landesgesundheitsplan 12 Gesundheitsversorgung im Wandel 13 Titelgeschichte Digital und gesund 16 Interview mit Martha Stocker 22 Reorganisation 23 Aus den bezirken Brixen Preisträger 25 Vorbereitet sein 26 Gefährlicher Körperschmuck 27 Bozen Bank der Zukunft 28 Babys im Mittelpunkt 28 Neues Hospiz 29 Veranstaltungen 29 Mer an Jedem sein eigenes Süppchen 30 Made in South Tyrol 31 Remember! 32 Notfallübung 33 Bruneck Begleitung durch die Nacht 34 Tagesklinik Onkologie 35 Open month 35 VITA „Zum Glück konnte ich helfen“ 36 Infografik 38 Personalia 39 Gesundheit im Netz Gezählte Welt 39 Kontak t & impressum 40 one Thomas Schael „Es braucht einheitliche, zweisprachige und moderne Lösungen. Wir müssen mit der Zeit gehen.“ TitelgeschichteSeite 16 31.12.2015 # 0 4 / 15 Da s M ag a zin des Südtiroler Sanität sbe triebes Foto Verena Spechtenhauser 2 Im Oktober 2015 mutierte das Krankenhaus Schlanders zur Filmkulisse. Gedreht wurden Szenen für den Film „Der Einsiedler“ (Arbeitstitel). one # 04/15 Editorial So ähnlich verhält es sich zur Zeit mit den IT-Systemen der vier Südtiroler Gesundheitsbezirke. Sie können nicht miteinander kommunizieren und auch innerhalb der Krankenhäuser gibt es Programme, bei denen dies der Fall ist. Dies erschwert die Arbeit all jener, die sich damit beschäftigen (müssen) – inklusive der Patientinnen und Patienten. Damit soll nun in absehbarer Zeit Schluss sein. Geht es nach den Vorgaben des großen Plans für den Aus- und Umbau der Informationstechnologie (IT) des Südtiroler Sanitätsbetriebes, des sogenannten IT-Masterplans, dann wird sich innerhalb der nächsten drei Jahre in diesem Bereich vieles ändern – und zwar zum Besseren. Wie das geschehen soll, lesen Sie im Hauptteil dieser Ausgabe ab Seite 16. 3 Wie unangenehm und nervenaufreibend es ist, wenn Systeme nicht zusammenarbeiten, hat wohl jeder und jede schon erfahren (müssen), wenn ihm oder ihr ein Bild via E-Mail zugesandt wurde, das sich nicht öffnen ließ, weil das dazu benötigte Programm nicht installiert war. Nichts ist so ungewiss, wie die Zukunft, heißt es. Das ist wahr und auch wieder nicht denn Statistiker können sehr wohl ein wenig die Zukunft voraussagen, indem sie aktuelle Entwicklungen anhand von Berechnungen weiterschreiben. Und diese Entwicklungen halten für das Gesundheitswesen in Südtirol und Italien einige Herausforderungen bereit. Welche, das beschreibt BocconiUniversitätsprofessor Francesco Longo ab Seite 13. Nicht unerwähnt bleiben soll diesmal der Gastkommentar. Der Autor des Beitrages ist Christophorus Zöschg. Er hat Philosophie studiert und ist zur Zeit im Gesundheitsbezirk Brixen tätig. Zöschg nimmt den VW-Abgasskandal zum Anlass, um über „Kritischen Rationalismus“ zu philosophieren und beantwortet die Frage, welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit aus Organisationen „lernende Organisationen“ werden. Zu lesen ab Seite 10. Die Meldungen und Informationen aus den Gesundheitsbezirken finden Sie ab Seite 24. Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre! Peter A. Seebacher one # 04/15 Leitartikel 4 Verfasser von Leitartikeln haben eine Unsitte. Sie schreiben und reden oft über sich selbst. Okay, einmal zu Beginn dieses Jahres sei auch mir das gestattet: Ich war vor Weihnachten auf Kurzbesuch in Tel Aviv. Leitartikel Luk as R affl One more beer! D ie Reaktion meiner persönlichen Umgebung: unisono! Wie, schon wieder (ja, zugegeben, ich war schon mehrmals dort), und ist es jetzt dort nicht zu gefährlich? Beinahe täglich kommt es in Jerusalem, wohin ich auch wollte, und im Westjordanland zu Übergriffen, gewalttätigen Auseinandersetzungen, Verletzten, Toten. Manche sprechen von der dritten Intifada – und jetzt willst du dorthin? Kannst du dir nicht ein ruhigeres Reiseziel aussuchen? Meine Reaktion meist gelassen-souverän: Wenn in Algund ein Bankraub passiert, dann merkt man in den Meraner Lauben ja auch nichts davon. So ähnlich müsse man sich das vorstellen…! Wie ich diese Zeilen schreibe, kommt über Twitter gerade eine Meldung herein: Ein Mann schießt in Tel-Aviv wahllos in einen Pub. Zwei Tote, sieben Verletzte! Vorher hatte er seelenruhig seine Maschinenpistole in einem Bio-Gemüse-Laden ausgepackt, sogar noch eingekauft, die Aufnahmen der Überwachungskamera halten alles fest, auch wie er auf die Straße stürmt und losschießt. Ich scanne die Stadtkarte von Tel Aviv durch: wo war das? In der Dizengoff-Street … Genau dort hatte ich mein one # 04/15 Hotel, am Pub bin ich x-mal vorbeigeschlendert. Gleich nebenan war ich öfters zu Gast, in einer Kneipe, die vor Jahren selbst schon Ziel eines Bombenattentats gewesen war. Ist Israel doch gefährlicher als ich meinte? S chnitt. Jahresrückblick im TV – Eine renommierte Nachrichten-Sendung zeigt die Bilder des Jahres 2015 – und wie es der Anspruch seriösen Journalismus ist, soll aus den Myriaden von Meldungen und Bildern das herausgefiltert werden was bleibt, was das Muster dahinter ist, was Entwicklung und Zusammenhänge erkennen lässt. Nachrichten-Formate als Anker im Chaos des Alltags eben. Der Moderator meint, seine zwei Kollegen hätten den „Job des Jahres“ übernommen, in einem wenige Minuten langen Beitrag das zu erklären, was 2015 ausmachte und ein Fenster zu öffnen auf 2016, auf das, was uns erwarte. Was folgt ist ein Meisterstück journalistischen Handwerks - ein Musterbeispiel medialer Alltagskunst. Zwar überwogen im Jahr 2015 die Suchbegriffe „Mut“, „Hoffnung“ und „Empathie“, was bleibt, so die Einschätzung der Chronisten, sei aber die Erschütterung von Gewissheiten, der Verlust von Selbstverständlichkeiten, von Vertrauen, das erst wieder gewonnen werden muss. Was wohl stimmt: Bilder mythischen Ausmaßes haben sich tief in unser kollektives Bewusstsein eingraben, wir kannten sie bisher nur in Schwarzweiß, plötzlich sind sie ganz nah und real: Flüchtlingswellen, Terror, Kriege, Krisen, Katastrophen. 2015 schien manchmal die Welt auseinanderzubrechen; die Risse veränderten uns. Wie schaffen wir das? Die Attentate in Paris sind Anschläge auf unsere unbeschwerte Art zu leben. Die Unfähigkeit, eine einheitliche Flüchtlingspolitik zu finden, ist die größte Belastungsprobe für Europa seit seinem Bestehen. Pegida, brennende Flüchtlingsheime, das Mittelmeer ein Massengrab – unser Lebensmodell mitsamt unseren Werten steht auf dem Prüfstand. Helfen kann nicht mehr delegiert werden. War 2015 ein Jahr der Zumutung? Tatsächlich scheinen wir ein Stück weit erwachsener geworden zu sein. Im althergebrachten Sinne, dass mit den Jahren die Illusionen gehen. Die Frische des Lebens, aber auch dessen Schatten bewusster erlebt werden. Die Chance zum Kern der eigenen Existenz vorzudringen gesehen wird. Die Suche nach Lösungen wird auch 2016 weitergehen. Sie scheint ehrlicher, direkter, intensiver zu werden. 5 Auch im Südtiroler Sanitätsbetrieb glaube ich den Willen zur Veränderung stärker als bisher wahrzunehmen. 2015 hat es intern bis hin zum Führungswechsel viele Neuerungen gegeben. Die Geschwindigkeit der Änderungen wird in diesem Jahr nicht abnehmen. Doch auch hier scheint viel von uns selbst abzuhängen, wie wir uns darauf einstellen. Die schönste Schlagzeile in diesem Zusammenhang kommt für mich von Simone Wasserer, der ehemaligen Gleichstellungsrätin des Betriebes und nun Vizebürgermeisterin in Innichen: Sie schrieb vor kurzem auf Salto.bz: „Wir alle sind die Gesundheitsreform“. Schöner und gleichzeitig intensiver kann man es wohl nicht sagen! Leitartikel Foto peter a. seebacher „Möge es auch uns gelingen, 2016 im Privaten wie Beruflichen wie ganz allgemein, die richtige Tonalität im Umgang mit den Herausforderungen zu finden!“ Z urück zu Tel Aviv: Auch dort fanden die Pubs und Restaurants der Flaniermeile Dizengoff-Street eine Methode, mit dem Schrecklichen umzugehen: Sie starteten die Aktion „one more beer“ – ein Gratisbier für all jene, die sich nicht einschüchtern ließen und trotz Grauen ihrem Freizeitvergnügen nachgingen. Laut der Sprecherin des Rathauses nicht die Lösung, aber immerhin eine willkommene Änderung in der Tonalität, dem Schrecklichen zu begegnen. Möge es auch uns gelingen, 2016 im Privaten wie Beruflichen wie ganz allgemein, die richtige Tonalität im Umgang mit den Herausforderungen zu finden! one # 04/15 MOMO infos & news Sabine Fl arer Infos & News 6 Datenvergleich für die Fachleute „SiVAS“ ist eine elektronische Plattform, welche die Epidemiologische Beobachtungsstelle den Fachleuten in den Krankenhäusern zur Verfügung stellt. So können sich etwa Primare mit Hilfe dieser Datensammlung in Echtzeit einen Überblick über Südtirols Leistungen im stationären und ambulanten Bereich verschaffen. Sabes-Generaldirektor Thomas Schael war es wichtig, dass diese wertvolle Sammlung von Infos nicht nur von einigen wenigen Personen in der Abteilung für Gesundheitswesen des Landes genutzt werden kann, sondern vor allem von den Verantwortlichen der Krannkenhausabteilungen. Seit Kurzem können nach einer kurzen Einschulung auch Primare und verantwortliche Direktorinnen und Direktoren auf die ständig aktualisierten Daten zugreifen und beispielsweise mit einem Klick erfahren, wann und wo wie viele Hüftoperationen gemacht oder wie Menschen mit Lungenentzündungen in Südtirols Krankenhäusern aufgenommen wurden. Möglich macht das alles die Zusammenarbeit von Epidemiologischer Beobachtungsstelle und Südtiroler Informatik-AG. Die Datenflüsse selbst sind anonym und informatisiert, das heißt, sie werden direkt aus den Daten der Krankengeschichte gespeist, die bereits an die Epidemiologische Beobachtungsstelle geschickt wurden. Für alle Kennzahlen können so Trendanalysen und lokale Verteilungen im Land berechnet werden; eventuelle kritische Punkte springen dabei sofort ins Auge. „Das ist ein Schritt, um zum einen Transparenz zu garantieren, zum anderen aber auch, um den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu ermöglichen, sich Wissen anzueignen und den Austausch zu fördern“, begründet der Generaldirektor den ausgeweiteten Zugang zur Plattform. Förderverein für die Palliativ-Versorgung von Neugeborenen, Kindern und Jugendlichen Momo, das ist das Mädchen mit den Locken, das auf der Straße lebt. Niemand kann so gut zuhören wie sie. Sie verändert alle, denen sie ihre Zeit schenkt. Als die grauen Herren in die Stadt kommen, überzeugen sie die Menschen, immer mehr Zeit zu sparen und Momos Freunde werden immer unglücklicher. Doch Momo reist mit Hilfe der Schildkröte Kassiopeia bis zu Meister Hora, um ihnen zu helfen und ihre gestohlene Zeit zurückzuholen. Der Roman „Momo oder Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte“ erschien 1973 und ist so aktuell wie nie. „Keine Zeit haben“ ist das Mantra dieser Tage. Dass dieser Satz wenig Sinn hat, wird uns meistens dann klar, wenn wir auf Menschen treffen, die wirklich wenig Lebenszeit haben oder diese nicht mit aller Kraft und Gesundheit leben können. Besonders trifft uns das, wenn es Kinder sind. In Südtirol gibt es an die 150 Neugeborene, Kinder und Jugendliche mit lebensbedrohlichen oder lebenslimitierenden Erkrankungen. „Durch die zunehmende Lebenserwartung sind sie und ihre Familien länger mit den Symptomen, Einschränkungen und Ängsten konfrontiert. Um betroffenen Familien unter die Arme zu greifen, wurde der Verein Momo gegründet. Er will den Betroffenen einen Raum schaffen, eine eigene Einrichtung, in der sie und ihre Familien betreut und begleitet werden“, erklärt Marianne Siller von der Stabstelle für Organisations- und Prozessentwicklung der Pflegedirektion im Südtiroler Sanitätsbetrieb und Gründungsmitglied von Momo. „Palliativversorgung bedeutet einen Zugewinn an Lebensqualität und nicht nur Lebensverlängerung“, ist Robert Peer, Pflegedirektor des Sanitätsbetriebes überzeugt. „Palliativbetreuung beginnt bereits ab dem Moment der Diagnose, sie unterstützt auch die Familienangehörigen in der Betreuung und trägt den seelischen Bedürfnissen Rechnung.“ Wer Momo unterstützen möchte, kann das mit einer Spende tun: Spendenkonto Momo Förderverein Kinder-Palliativ in Südtirol onlus, St. Anna Weg 6, 39040 Kastelruth - Raiffeisenkasse Kastelruth - St. Ulrich Informationen unter [email protected] „Momo“, Trailer one # 04/15 (1985/86) Im Rahmen einer dreijährigen Studie werden die Themen Patientensicherheit und Pflegequalität auf den bettenführenden Abteilungen in den sieben Krankenhäusern des Südtiroler Sanitätsbetriebs untersucht. Infos & News Dietmar Ausserhofer Die Studie „Patientensicherheit und Pflegequalität in Südtiroler Krankenhäusern“ – kurz PUSH – ist ein gemeinsames, auf drei Jahre (2015–2017) angelegtes Forschungsprojekt der Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe Claudiana und des Südtiroler Sanitätsbetriebes. Projektleiter ist Dietmar Ausserhofer, Forschungsmitglieder sind Dr. Franco Mantovan, Dr.in Giorgia Floretta, Dr.in Waltraud Tappeiner, Dr. Eduard Egarter-Vigl und Dr. Robert Peer. Unterstützt wird das PUSH-Team vom Institut für Pflegewissenschaft der Universität Basel (Schweiz). Die Südtiroler Studie baut auf international erfolgreiche Studien, wie die sogenannte RN4CAST-Studie auf (Nurse forecasting in Europe, www.rn4cast.eu). Das gemeinsame Forschungsprojekt von Claudiana und dem Südtiroler Sanitätsbetrieb untersucht das Arbeitsumfeld – wie etwa die Teamarbeit, das Führungs- und Sicherheitsklima, die Arbeitsbelastung, die Rationierung und Prioritätensetzung - und deren Zusammenhänge. Dieses Forschungsprojekt kann dem Südtiroler Sanitätsbetrieb wichtige Informationen liefern, um prioritäre Themen zur Verbesserung der Patientensicherheit und Pflegequalität zu identifizieren, sowie weitere Forschungs- und Qualitätsverbesserungsprojekte durchzuführen. Infos & News 7 Eine Studie, die pusht Erste Teilergebnisse liegen bereits vor: im Zeitraum von September bis Oktober erfolgte die Verteilung der Fragebögen an das Pflegepersonal, Ärzte und Patienten. Insgesamt nahmen 1433 Pflegepersonen, 641 Patienten und 365 Ärzte an der Befragung teil. Die Rücklaufquote war mit 74% beim Pflegepersonal, 41% beim ärztlichen Personal und 76% bei Patienten sehr gut. Das Forschungsteam möchte sich bei dieser Gelegenheit bei allen bedanken! Im Jahr 2016 wird vom Claudiana-Forschungsteam die wissenschaftlichen Auswertung durchgeführt und der zweite Teil der Studie vorbereitet. Im Frühjahr 2016 werden der Betriebsdirektion die ersten Ergebnisse der Studie vorgestellt. Für Fragen zur Studie steht der Projektleiter Dr. Dietmar Ausserhofer zur Verfügung: [email protected] , Tel. 0471 067 290 one # 04/15 Foto Sabine Flarer infos & News 8 infos & News Sabine Fl arer Rosa Krankenhäuser An die so genannten „bollini rosa“ (rosa Punkte) zu gelangen ist allerdings nicht so einfach, denn diese müssen hart erarbeitet werden. Wer die begehrte Auszeichnung, die von der staatlichen Vereinigung „Onda“ (Osservatorio nazionale sulla salute della donna) im Zweijahresrhythmus vergeben wird, erhalten will, muss einiges an Vorarbeit leisten. Minutiös muss jedes Krankenhaus auflisten, welche frauenspezifischen Angebote vorhanden sind. Dabei reicht es nicht, nur bestimmte technische Voraussetzungen wie beispielsweise Wickelräume oder Spielzimmer anzubieten, sondern das Hauptaugenmerk muss auf einer guten Betreuung der Frauen liegen. Eigene Sprechstunden für bestimmte frauenspezifische Pathologien zählen ebenfalls dazu wie Behandlungen nach festgelegten internationalen Standards, zum Beispiel in der Behandlung weiblicher Tumorarten. one # 04/15 Alles rosa und die Frauen freuen sich: (v.l.) Onda-Präsidentin Francesca Merzagora, Bezirksdirektorin Irene Pechlaner (Meran) und Verwaltungskoordinatorin Evelin Reinstaller (Brixen) Der ausgefüllte und eingereichte Fragebogen wird dann von der Onda ausgewertet und analysiert. Anschließend werden die Punkte vergeben. Dabei reicht die Skala von null Punkten bis zu einem Maximum von drei. Ein Punkt entspricht einem „bollino rosa“. Die Südtiroler Krankenhäusern haben sich auch diesmal – so wie in den vergangenen Jahren- wieder sehr gut geschlagen. Die Krankenhäuser von Brixen, Schlanders, Innichen und Sterzing heimsten jeweils zwei Punkte ein. Die Krankenhäuser in Bozen, Meran und Bruneck durften sich sogar über die Maximalpunktezahl von drei „Bollini“ freuen. Das Meraner Krankenhaus ist dabei der „Veteran“ unter den Südtiroler Teilnehmern, denn es ist seit Beginn der ersten Erhebung 2007 mit dabei und erhält diese Auszeichnung seitdem ohne Unterbrechung. Die offizielle Verleihung der Urkunden mit den rosa Punkten für das nächste Biennium fand am 16. Dezember im Chigi-Palast in Rom statt. Insgesamt erhielten 82 Häuser drei Punkte, 127 zwei Punkte und 40 einen Punkt. Alle 249 Krankenhäuser und Universitätseinrichtungen, die sich über die rosa Punkte freuen dürfen, sind auf der Webseite der „Onda“ gelistet www.bollinirosa.it . Auszeichnung für Südtiroler Sanitätsbetrieb Im Rahmen der Jahresabschluss-Veranstaltung „Öffentliches Auftragswesen als Innovationstreiber im Gesundheitswesen“ der Federsanità Anci in Rom wurde Mitte Dezember der Südtiroler Sanitätsbetrieb für „Innovatives Auftragswesen“ ausgezeichnet. Der Südtiroler Sanitätsbetrieb erhält diese Auszeichnung dafür, so der Gesundheitsverbandes Federsanità Anci in seiner Begründung, weil er „als einer der ersten in Italien das Potential, das neue Technologien bieten, begriffen und verstanden hat, dass die Qualität der Pflege durch innovatives Auftrags- und Beschaffungswesen gesteigert werden kann.“ Gerade im Bereich der Betreuung onkologischer Patienten und Patientinnen treffe dies zu. Sabes-Generaldirektor Thomas Schael nahm den Preis stellvertretend für alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Südtiroler Sanitätsbetriebes aus den Händen der Ministerin für Gesundheit, Beatrice Lorenzin, in und im Beisein des Federsanità Anci -Präsidenten, Angelo Lino Del Favero, entgegen. Thomas Schael: „Neue Technologien eröffnen uns viele Möglichkeiten. Diese müssen erkannt und umgesetzt werden. Aber: Innovation im Gesundheitsbereich darf nicht Selbstzweck sein, sondern muss immer auch Verbesserungen für Patienten und Patientinnen im Auge haben. Und genau das versuchen wir im Südtiroler Sanitätsbetrieb umzusetzen. Diese Auszeichnung ist eine Bestätigung dafür, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Der italienische Gesundheitsverband Federsanità Anci (Associazione Nazionale Comuni Italiani) wurde 1995 mit dem Ziel gegründet, das „gute Gesundheitswesen“ zu fördern und den Bürgermeistern und Generaldirektoren nützliche Instrumente dafür an die Hand zu geben, um die Qualität der Gesundheits- und Sozialeinrichtungen und – leistungen zu verbessern. Foto Sabine Flarer Alle sieben Südtiroler Krankenhäuser durften sich in diesem Jahr über die Verleihung der „bollini rosa“ freuen. Diese werden jenen Krankenhäusern verliehen, deren Angebote besonders frauenfreundlich sind. Generaldirektor Thomas Schael durfte die Auszeichnung direkt aus den Händen von Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin entgegennehmen Essen und die Ernährung waren die großen Protagonisten der Expo 2015. Sie waren die Attraktion auf dem Ausstellungsgelände, haben Produzenten und Konsumenten zusammengeführt und in über 1000 Veranstaltungen Wissenschaftler aus aller Welt beschäftigt. „Den Planeten ernähren, Energie für das Leben“ war das anspruchsvolle Thema der Expo 2015. Ein Motto, das von den teilnehmenden Ländern sehr unterschiedlich interpretiert wurde. Dabei reichte die Palette von gelungenen Lösungsansätzen über spektakuläre Installationen bis hin zum Zelebrieren der gastronomischen Traditionen. Die Schau der Nationen war aber weit mehr als nur ein kulinarisches Karussell. Das Thema hat neben politischen Entscheidungsträgern aus aller Welt auch viele Produzenten nach Mailand geholt. Sie haben die internationale Bühne genutzt, um einander zu begegnen, um sich den Konsumenten zu präsentieren und ihren Standpunkt darzustellen Es gibt aber noch einen weiteren Aspekt, der hier angeführt werden muss. Sechs Monate lang hat die Expo als wissenschaftliches Laboratorium fungiert. Über 1000 Foren, Symposien, Kongresse haben sich mit dem Thema Ernährung befasst. Unter den Veranstaltungen war auch die Abschlusskonferenz der interregionalen Arbeitsgruppe „Food & Research Innovation“ – mit Südtirol und der Region Friaul in federführenden Rollen. Ziel des Treffens war die Schaffung eines europäischen Netzes für Innovation und Forschung in der Lebensmittel- und Agrarbranche. Daran teilgenommen hat, unter anderen, der Bozner Primar Lucio Lucchin. Der bekannte Ernährungswissenschaftler hatte im vergan- genen Juni auch an einem Dokument mitgearbeitet. „Darin wurden die zehn kritischen Punkte aufgezeigt, die in Angriff genommen werden müssen, um zu vermeiden, dass sich so genannte Ernährungskrankheiten in einen sozialen Boomerang verwandeln.“ Die italienische Gesundheitsministerin habe die Thesen zur Kenntnis genommen und bereits eine entsprechende Arbeitsgruppe eingesetzt. „Als Beweis dafür, dass die Expo eigentlich nur der Anfang war.“ ”Mit der Teilnahme an der Expo hat Südtirol maximale Sichtbarkeit erreicht. Unser Stand zählte zu den bestbesuchten. Nun gilt es, diesen Antrieb zu nutzen. Schafft es Südtirol, die Expo-Erfahrung umzusetzen, kann es eine Vorreiterfunktion einnehmen – und zwar auf nationaler wie internationaler Ebene? Die Produkte dazu haben wir bereits. Nun gilt es, nicht nur deren wirtschaftliche Relevanz, sondern auch ihren Gesundheitswert hervorzuheben. Leider gab es in Südtirol bisher gerade im wissenschaftlichen Bereich kaum Synergien. Für eine Leadership braucht es allerdings starke Kooperationen.“ Der landesweite Tierärztliche Dienst und das Tierheim in der Sill, in Zusammenarbeit mit den territorialen Diensten des Sanitätsbetriebes und dem psychiatrischen Reha-Zentrum Bozen-Gries, haben vor Kurzem ein Pilotprojekt ins Leben gerufen, bei dem Tiere die Hauptrolle spielen: die sogenannte „Pet-therapy“, genannt auch „Erfahrungen auf sechs Pfoten“. Der Begriff „Pet-therapy“, begründet vom Kinderpsychiater Boris Levinson, umschreibt den Einsatz von Haustieren als Hilfe und Unterstützung bei traditionellen Therapien. Tiere können helfen, Gefühlsblockaden zu lösen, die Kommunikation mit dem Therapeuten auf eine neue Ebene zu heben und somit zu erleichtern und – nicht zuletzt – auch eine Normalisierung der physiologischen Werte der Patientin beziehungsweise des Patienten wie beispielsweise den Pulsschlag, Bluthochdruck oder Muskelspannung zu erreichen. Ziel des Projektes „Erfahrungen auf sechs Pfoten“ war es, die Selbstständigkeit und Sozialisierung, aber auch das Gedächtnis der Patientinnen und Patienten des Gesundheitszentrums und des psychiatrischen Reha-Zentrums in der Fagenstraße in Bozen zu verbessern. Alle Treffen haben in einer freundlichen und ansprechenden Atmosphäre stattgefunden, fernab eines klinischen Umfelds. Es wurden Tiere aus dem Tierheim in der Sill ausgewählt, die ein angemessenes Verhalten im Umgang mit Menschen zeigten, es wurde außerdem ein Ablauf erarbeitet, welchen die Betroffenen strikt befolgen mussten. 9 Den Planeten ernähren – die Expo war der Anfang Seelen heilen mit zärtlicher Schnauze infos & news infos & News Lucio Lucchin Die Treffen von jeweils einer Stunde fanden an ganzen sechs Wochen statt und wurden im Einklang mit der psychiatrisch-rehabilitativen Therapie und dem Wohlbefinden der Tiere organisiert. Die dabei erzielten Erfolge können sich sehen lassen: So konnte zum Beispiel eine gesteigerte Pünktlichkeit bei den Patientinnen und Patienten beobachtet werden, außerdem ein Motivations-, Konzentrations- und Gedächtnisschub. Auch der Umstand, dass während der Therapie der Umgang mit Fremden in einem völlig neuen Kontext geübt werden musste, hat zu einem vermehrten Sich-Öffnen der Betroffenen geführt. Zusammenfassend kann also nur gesagt werden: eine rundum positive Erfahrung! Prof. Dr. Lucio Lucchin one # 04/15 Foto Privat VW und Abgasskandal – ein Wortpaar, das wohl für die nächsten Jahrzehnte untrennbar miteinander verbunden sein wird. Wie konnte es dazu kommen? Hat die VW-typische Führungs- und Unternehmenskultur mit dazu beigetragen? Eine Betrachtung. Gastkommentar 10 Gastkommentar Christophorus Zöschg Abgasskandal und autoritäre Führungsstrukturen Kürzlich stieß ich auf einen Artikel der beiden Wirtschaftsredakteure Caspar Busse und Alexander Hagelüken mit dem Titel „Nie mehr rumschreien“. Es geht darin um die Abgasaffäre bei Volkswagen. Busse und Hagelüken gehen in ihrer Recherche der Frage nach, ob der Nährboden für diesen Skandal im autoritären Führungssystem des Autokonzerns liegen könnte. VW-Mitarbeiter beschrieben das Betriebsklima so: „Wer aufgemuckt hat, ist niedergebrüllt worden“. Kritikverbot, strikte Hierarchie und Tendenz zum Größenwahn erzeugen autoritäre Systeme und das wohl Schlimmste dabei: Das organisationale Lernen bleibt auf der Strecke. Dagegen stellt eine konstruktiv-kritische (Selbst-)Reflexion über Strukturen, Prozesse, Verhaltensweisen, Regeln und Normen eine Lernkultur dar, welche mit starren hierarchischen Strukturen inkompatibel ist. Die kulturelle Basis für „organisationales Lernen“, die mir dabei in den Sinn kommt, steht in einem diametralen Gegensatz zu Befehlsorganisationen. Karl Poppers wissenschaftstheoretisches Modell des „Kritischen Rationalismus“ und seine wesentlichen Grundsätze sollten allen Anhängern der Befehlsgewalt zu denken geben. Der kritische Rationalist ist demnach der festen Überzeugung, dass die kritische one # 04/15 Christophorus Zöschg, Stabstelle Berufliche Entwicklung – Pflegedienstleitung – Gesundheitsbezirk Brixen; Krankenpfleger, Studium der Philosophie, derzeit Masterstudium Personalentwicklung, Technische Universität Kaiserslautern Diskussion mit anderen und die Selbstkritik essentielle Voraussetzungen für Fortschritt und Entwicklung sind. Im Fokus steht dabei die grundsätzliche Bereitschaft, von anderen zu lernen. Popper drückt diesen Aspekt folgendermaßen aus: „Vielleicht hast du recht, und vielleicht habe ich unrecht; und wenn wir auch in unserer kritischen Diskussion vielleicht nicht endgültig entscheiden werden, wer von uns recht hat, so können wir doch hoffen, nach einer solchen Diskussion die Dinge etwas klarer zu sehen als vorher. Wir können beide voneinander lernen, solange wir nicht vergessen, dass es nicht so sehr darauf ankommt, wer recht behält, als vielmehr darauf, der objektiven Wahrheit näher zu kommen. Denn es geht uns ja beide vor allem um die objektive Wahrheit.“ Dies kann aber nur in einer kulturellen Atmosphäre gelingen, die sich grundsätzlich der rationalen und konstruktiven Kritik öffnet, in einem Umfeld, das die Bereitschaft zeigt, aus Fehlern zu lernen, in einer Umgebung, wo man Fehler zugeben darf, keine Angst vor disqualifizierenden Bemerkungen haben muss und wo es keine Tabuthemen gibt. Es ist demnach eine At- Was bedeutet aber diese selbstreflexive und möglicherweise selbstkritische Haltung für die jeweilige Organisation? Welche Voraussetzungen muss eine Organisation dabei beachten? Edgar H. Schein, der US-amerikanische Mitbegründer der modernen Organisationspsychologie, stützt sich auf seinen Kollegen Warren Bennis, wenn er folgende – wie passend für unseren Betrieb – „Gesundheitskriterien“ einer effizienten Organisation ins Feld führt: Adaptionsfähigkeit Ein gesunder Betrieb verfügt über das Vermögen, Probleme zu lösen und über die Fähigkeit, hinsichtlich der wechselnden Anforderungen aus der Umwelt angemessen und flexibel zu reagieren. Identitätsgefühl Ein gesundes Unternehmen verfügt über das Wissen und die Einsicht über ihre Ziele und was sie zur Zielerreichung zu tun hat. Diesbezüglich ist nach Schein zu fragen, inwieweit die Organisationsziele von den Mitgliedern der Organisation verstanden und anerkannt werden und inwieweit sich das Selbst-Verständnis der Mitglieder mit dem Bild, das sich andere von der Organisation machen, deckt. Realitätsbewusstsein Eine gesunde Organisation verfügt über die Fähigkeit, Gegebenheiten aus der organisationalen Umwelt präzise wahrzunehmen und zutreffend zu interpretieren, wobei insbesondere jene Umfeldeigenschaften zu beachten sind, welche für das Funktionieren der Organisation besonders relevant sind. Schein erwähnt zudem noch ein viertes Kriterium, das nach Meinung einiger Autoren das entscheidende sein könnte: Integration Gesunde Betriebe weisen eine angemessene Integration zwischen ihren Teileinhei- ten auf, das heißt, die Ziele dieser Teileinheiten überschneiden und widersprechen sich nicht. Diesbezüglich geht es ferner darum, dass sich individuelle Bedürfnisse und Organisationsziele in diesem Sinne möglichst optimal integrieren lassen. Busse, C.; Hagelüken, A. (2015): Nie mehr rumschreien. In: Süddeutsche Zeitung vom 16.10.2015. http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/abgasskandal-und-die-folgen-nie-mehr-rumschreien-1.2693522 (abgerufen am 11.10.2015). Zu einer lernenden Organisation gehört auch, für eine kulturelle Grundhaltung einzustehen, die eine kontinuierliche Reflexion dieser „Gesundheitskriterien“ ermöglicht. Der kritische Rationalismus könnte so eine Grundhaltung sein. Nachdem wir uns einige wichtige Gesundheitskriterien vor Augen halten konnten, sollten wir der Vollständigkeit halber auch die Krankheitskriterien kurz zur Sprache bringen. Nach dem bisher Dargelegten scheinen die eine Organisation „krankmachenden“ Kriterien im Wesentlichen folgende zu sein: Geiselhart, H. (2012): Philosophie und Führung. Fragen und erkennen, planen und handeln, hoffen und Mensch sein. Wiesbaden: Springer Gabler. Ein Betriebsklima, welches sich durch autoritäre Strukturen und Missgunst in Konkurrenzverhältnissen ausdrückt und demgemäß ein Ambiente, in welchem Autoritätsargumenten ein höherer Stellenwert zugesprochen wird als wohlbegründeten Sachargumenten Denunziantentum Wissens- und Kompetenzegoismus Fehlende Kompetenz(-entwicklung) in Schlüsselpositionen Eine strafend-urteilende und bloßstellende Diskussionskultur Mangelnde überzeugende und überzeugte Partizipation der Belegschaft - auch jene der Basis - in tiefgreifenden Veränderungsprozessen Blinder Aktionismus Substanzielle Orientierungslosigkeit Popper, K. (2006): Woran glaubt der Westen? In: K. Popper, Auf der Suche nach einer besseren Welt. Vorträge und Aufsätze aus dreißig Jahren (14. Aufl.). München: Piper. Schein, E. H. (1980): Organisationspsychologie (deutsche Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch von Thomas Münster). Wiesbaden: Th. Gabler. Gastkommentar mosphäre, wo man bereit ist, konstruktiv zu kritisieren und sich kritisieren zu lassen, weil das verbindende Anliegen nicht darin besteht, recht zu behalten und sich durchzusetzen, sondern darin, sich auf die gemeinsame Suche nach der besseren Lösung zu machen. Voraussetzungen dafür sind eine gelingende Kommunikation, eine wohlwollende Toleranz und intellektuelle Bescheidenheit. 11 Literaturverzeichnis Eine lernende Organisation wird sich vor solchen Krankmachern zu bewahren wissen, indem sie Regeln und Strukturen einrichtet, die solche Krankheitskriterien frühzeitig aufdecken und thematisieren helfen. Auch hierfür scheint die Rolle des Managements als Kultur- und Wertevermittler zentral zu sein. Die lernende Organisation wird nicht aus sich selbst geboren und erfordert meiner Überzeugung nach fortwährende Bemühungen, großen Mut und die Fähigkeit, an Krisen zu wachsen und die Mitarbeitenden mitzunehmen und zu begeistern. Andernfalls lässt der nächste Abgasskandal nicht lange auf sich warten. one # 04/15 Wie in der one-Ausgabe vom 3/2015 angekündigt, wurden bereits die ersten Arbeitspakete zur Erarbeitung des Landesgesundheitsplanes abgeschlossen. Foto Tatiana De Bonis management & Verwaltung 12 Arbeitsgruppen für die Berücksichtigung im weiteren Planungsprozess zugeteilt. Die Ergebnisse aus den nachmittäglichen Workshops wurden am jeweiligen Abend mit den verantwortlichen Stakeholdern des Bezirkes besprochen. management & Verwaltung Wolfgang Bayer Landesgesundheitsplan on the road Dazu gehört sicherlich die Abhaltung der „Bezirksgesundheitskonferenzen“, welche im Herbst diesen Jahres unter engagierter Beteiligung der MitarbeiterInnen des Betriebes stattfanden. Sie nutzten ihre Gelegenheit, um mit den Arbeitsgruppenleitern zu diskutieren und ihre Meinungen einzubringen. Der Bogen der Themen spannte sich von den Rahmenbedingungen über die intramurale und territoriale Versorgung bis hin zu sozio-sanitären und bereichsübergreifenden Themen. Die zahlreichen Rückmeldungen wurden in 38 Themen-Cluster (zum Beispiel IT, Personal-Management, Zusammenarbeitsthemen) eingeteilt und den one # 04/15 Die Phase 1 „Analyse und Beteiligungsprozess“ konnte erfolgreich abgeschlossen werden und die Phase 2 „Konzeptionierung im Expertenprozess“ hat mit Anfang Dezember 2015 begonnen. Derzeit steht die Erarbeitung der Leistungsprofile der Grundversorgungshäuser im Mittelpunkt des Geschehens. Ziel dieses Prozesses ist es, die Grundversorgungsleistungen der Fächer Innere Medizin, Chirurgie/Orthopädie für die Krankenhäuser Innichen, Schlanders und Sterzing in Abstimmung mit dem jeweiligen Bezirkskrankenhaus zu definieren. Grundsätzlich werden jene Leistungen als Grundversorgungsleistungen definiert, die den Standard der medizinischen Versorgung darstellen. Die vorhandene technische Ausstattung ist sehr gut geeignet, um diese Grundversorgungsleistungen anzubieten. Die dazu notwendigen Personalressourcen sind – verschärft durch das neue Arbeitszeitgesetz - derzeit unzureichend vorhanden. Zur Absicherung des definierten Leistungsspektrums werden alle Anstrengungen unternommen, dieses Personal zu finden. Sollte das Personal nicht gefunden werden, dann sind in Abstimmung mit dem Bezirkskrankenhaus die Dienste so anzupassen, dass eine gute Versorgung der Bevölkerung sicher gestellt ist. Detaillierte Umsetzungspläne werden im Betrieb gemacht. Ausblick Die Ergebnisse der Leistungsprofilerstellung stellen den Rahmen für ein abgestuftes Versorgungskonzept im Landesgesundheitsplan dar. Als nächster konkreter Schritt erfolgt die Kapazitätsplanung für den Krankenhaus- und den territorialen Bereich. management & Verwaltung Fr ancesco Longo Gesundheitsversorgung im Wandel I n den wichtigsten europäischen Ländern gibt es einige gemeinsame Tendenzen der epidemiologischen Entwicklung. Zurückzuführen sind diese auf die Steigerung der mittleren Lebenserwartung, der Zunahme des Anteils älterer Menschen in der Bevölkerung, der geringen Geburtenrate sowie der zunehmenden „Clusterisierung“ – also Zusammenballung - der Gesellschaft. Ganze 35 Prozent der italienischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger sind chronisch krank (19,5 Millionen Menschen), während 2,4 Millionen pflegebedürftig sind. Das bedeutet, dass ein Sanitätsbetrieb mit einem Einzugsgebiet von 500.000 Menschen etwa 165.000 chronisch Kranke in strukturierten Behandlungsprogramme (Disease-Management-Programme = DMP) aufnehmen muss und 20.000 pflegebedürftige ältere Menschen zu versorgen hat. Wenn wir dies aus der Sicht eines Arztes für Allgemeinmedizin mit 1.500 Patientinnen und Patienten sehen, ergibt das 475 Menschen mit chronischen Krankheiten (bei einer Visite im Monat bedeutet das also 24 Visiten am Tag, alleine für diese Patientengruppe) und 60 pflegebedürftige Menschen, die regelmäßig zu Hause besucht werden müssen (je- management & Verwaltung 13 Francesco Longo, von der SDA-Università Bocconi in Mailand und Mitglied des Beratungsteams für den Landesgesundheitsplan, über die epidemiologischen Rahmenbedingungen und die Tendenzen der Gesundheitsversorgung in Europa weils eine Visite im Monat heißt drei Hausbesuche am Tag für diese Patientengruppe mit hohem Betreuungsanspruch). In Anbetracht dieser Zahlen und um den Ärztemangel in den wichtigsten europäischen Ländern wissend, wird klar, dass wir in eine neue Ära der öffentlichen Versorgungssysteme getreten sind: „Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter“, heißt es schon in der Bibel. Es ist nicht mehr nötig, um die Patientinnen und Patienten zu „kämpfen“, im Gegenteil: die Arbeit muss präzise und strukturiert organisiert werden, damit diese herausfordernde epidemiologische Situation – mit immer geringer werdenden Ressourcen, wie es in den westlichen Gesundheitssystemen der Fall ist – gemeistert werden kann. W as die Situation noch komplexer macht, ist das Phänomen der „Multimorbidität“, also mehrerer gleichzeitig bestehender Erkrankungen. Zwei von drei chronisch Kranken sind davon betroffen. Für sie reicht eine Betreuung durch nur einen Spezialisten nicht mehr aus, diese Patienten und Patientinnen brauchen eine Versorgung über verschiedene Fachbereiche hinweg, die abgestimmt werden muss. one # 04/15 E s gibt zahlreiche Studien, die gezeigt haben, dass einer/m multimorbiden Patienten und Patientinnen, die von einer Vielzahl verschiedener Fachkräfte betreut wird, eine derart große Anzahl von Medikamenten und Untersuchungen verschrieben wird, dass sie nicht in der Lage sind, die verschiedenen Verschreibungen zu berücksichtigen. management & Verwaltung 14 Eine Studie der „Agenzia Italiana del Farmaco“ (AIFA) hat nachgewiesen, dass viele Menschen über 65 mehr als zehn Medikamente am Tag einnehmen sollten, verschrieben von verschiedenen Fachkräften. Dies führt dazu, dass Therapien oft nur geringfügige Erfolge zeigen, da nur die Hälfte der Medikamente tatsächlich eingenommen werden – und meist nach dem Zufallsprinzip ausgewählt werden. Herausforderungen auch für Südtirol Die europaweiten epidemiologischen Entwicklungen machen auch vor Südtirol nicht Halt. Im Jahre 2030, so die statistischen Berechnungen, wird es in unserem Land wahrscheinliche 140.000 Über-65-Jährige geben. Das wird Folgen für die Gesundheitsversorgung haben. Schon heute beanspruchen jene 28 Prozent chronisch kranker Patientinnen und Patienten ganze 77 Prozent der Leistungen. Eine Zunahme der „Over-65“ wird diese Entwicklung verstärken, da gerade Menschen im höheren Alter von chronischen Krankheiten betroffen sind. Laut Landesamt für Statistik (Astat) leiden bereits heute schon über 30 Prozent der 65-Jährigen in Südtirol an einer schweren chronischen Krankheit. one # 04/15 Dazu kommt, dass die Lebenserwartung der Menschen – genauso wie im restlichen Europa – weiter steigen wird. Ein Südtiroler, der 2012 geboren wurde, hat eine um 10,5 Jahre höhere Lebenserwartung als ein im Jahr 1982 geborener. Die Lebensdauer der Südtiroler und Südtirolerinnen, die im Jahre 2012 bereits 65 Jahre alt waren, hat sich ebenfalls verlängert. Bei den Männern um 6,7 Lebensjahre, bei den Frauen um 4,9 Jahre. Diese Entwicklungen – Zunahme chronischer Krankheiten bei gleichzeitiger höherer Lebenserwartung der Erkrankten – erfordern vorausschauende Reaktionen. (pas) Eine chronische Krankheit – vor allem wenn noch nicht im fortgeschrittenem Stadium – erfordert einen Ansatz, der auf mehreren entscheidenden medizinisch-pflegerischen Säulen fußt: die zeitgerechte „Rekrutierung“ von Patientinnen und Patienten, die Eingliederung in einen diagnostisch-therapeutischen und gleichzeitig effizienten Betreuungspfad, die Steuerung und Kontrolle der verschiedenen Gesundheitsberufe, die am Betreuungsprozess teilnehmen (jene des Krankenhauses, die fachärztlichen Spezialisten in der ambulanten Betreuung, die Hausärzte, Berufskrankenpfleger), die Überwachung der Mitarbeit der Patientinnen und Patienten am Betreuungsprozess sowie die Überprüfung der Zwischenergebnisse. Alle diese grundlegenden Elemente der Behandlung chronisch Kranker gehen über die übliche Kultur und Praxis des Krankenhauses weit hinaus, welche sich - historisch betrachtet –vor allem um die stationäre Aufnahme von Akutkranken kümmert. Tatsächlich ist das Krankenhaus jener Bereich, wo üblicherweise Akutpatienten betreut werden, in einer Logik der „abwartenden Medizin“, konzentriert auf das Angebot innerhalb der eigenen vier Wände, mit wenig Interesse, die eigenen Pflegepfade nach außen auszuweiten oder die Compliance der Patientinnen und Patienten zu überwachen, wenn diese erst einmal entlassen werden. Aber auch nicht selbständige Patienten brauchen eine Betreuung, die deren Bedürfnisse im Auge behält und die insbesondere auf den Erhalt sowie die Aufwertung der Fähigkeiten und die Behandlung mehrerer gleichzeitig bestehender Pathologien zielt sowie zu erwartende Entwicklungen antizipiert und auf diese ausgleichend einwirkt. Es sind dies Betreuungsangebote, die sich grundlegend von den Angeboten der Dienste, die auf Akutversorgung spezialisiert sind, unterscheiden. R und 70 Prozent der Ressourcen des Gesundheitssystems werden für Menschen mit chronischen Krankheiten sowie Pflegebedürftige aufgewandt. Deshalb müssen in diesem Bereich die Dienste neu ausgerichtet werden, einerseits zum Schutz für die Patientinnen und Patienten, andererseits aber auch für das spezialisierte Personal, dem es ermöglicht werden muss, das eigene Angebot in Übereinstimmung mit den neuen epidemiologischen Herausforderungen zu erbringen, Die Epidemiologie (von griech. epi „auf, über“, demos „Volk“, lógos „Lehre“) ist jene wissenschaftliche Disziplin, die sich mit der Verbreitung sowie den Ursachen und Folgen von gesundheitsbezogenen Zuständen und Ereignissen in Bevölkerungen oder Populationen beschäftigt. um eine höhere Wertschöpfung für die eigenen Gemeinschaft zu erzielen. Parallel zu den epidemiologischen Rahmenbedingungen ändert sich auch der Bereich der Informationstechnologie sowie die Voraussetzungen der klinischen Organisation grundlegend. Insbesondere ist die Medizintechnik einem radikalen Wandel unterworfen, was auch die Rahmenbedingungen für die verschiedenen Betreuungsangebote stark verändert. D as traditionelle Bild, das komplexe Krankheitsbilder und Hightech mit stationärer Aufnahme in Zusammenhang bringt, während die ambulante Betreuung als untergeordnet angesehen wird, einfachen Krankheitsbildern und Therapiephasen vorbehalten, ist so nicht mehr uneingeschränkt gültig. Vielmehr haben sich oft die Verhältnisse ins Gegenteil verkehrt. Beispielsweise erfolgen die onkologischen Therapien oder jene für Infektionskrankheiten – also lebensrettende Maßnahmen, die kostenintensiv und klinisch anspruchsvoll sind – heute hauptsächlich im ambulanten Bereich. Im Gegensatz dazu überwiegen in vielen medizinischen Abteilungen mit einer hohen Anzahl von älteren und schwächeren Patientinnen und Patienten die sozio-sanitären Bedürfnisse gegenüber den im engeren Sinne klinischen. Wodurch der Mehrwert der vorhandenen medizinisch-fachärztlichen Kompetenz für die Patientinnen und Patienten überschaubar bleibt. Die Verbreitung einer soliden wissenschaftlichen Kultur in der Vergangenheit, die sich auf Evidenzen stützt, ließ uns das Thema der „Clinical Competence“ entdecken: das sind Erkenntnisse über Bedeutung von Mindest-Behandlungsfallzahlen, die eine Abteilung oder eine Fachkraft vorweisen müssen, um Krankheiten mit dem nötigen Wissen und der gefragten Fertigkeit sicher und wirksam behandeln zu können. Bleiben Abteilungen unter den gängigen Fallzahlen-Standards, sind sie weniger sicher und haben niedrigere Indizes der Wirksamkeit (Erhöhung der stationären Wiederaufnahme, der Mortalität und Ähnliches). Das Erreichen der notwendigen „Clinical Competence“ wird heute als notwendige Voraussetzung angesehen, um die Sicherheit für Patientinnen und Patienten sowie die bestmöglichen Bedingungen für das Fachpersonal zu erlangen. Die Fokussierung auf Fallzahlen begünstigt auch die Weiterentwicklung und Bündelung der Technologien, sowie deren schnellere Modernisierung und bessere Auslastung und damit schlussendlich die Stärkung der Kompetenz. management & Verwaltung 15 (Wikipedia) Die wachsende Anerkennung der Gesundheitsberufe ist aufgrund einer Reihe von Faktoren international ein weit verbreitetes Phänomen. Auf der einen Seite sind diese mehr und besser ausgebildet durch die Forderung nach Hochschulabschlüssen und Spezialisierungen (viele mit Masterabschluss). Auf der anderen Seite führt die Zunahme chronischer Krankheiten zur Entwicklung neuer Organisationsrollen, wobei die Gesundheitsberufe effektiver und kompetenter werden (Fall-Management, Follow-up, Erarbeitung von individuellen Betreuungsplänen, Lenkung der Betreuungsstrukturen und so weiter). Der Mangel an Ärzten und Ärztinnen, die sich verstärkt auf präzise klinische Aktivitäten fokussieren müssen, schafft Platz für professionelle Entwicklung in vielen betrieblichen Funktionen, welche mit großer Kompetenz von den Berufsbildern im Gesundheitsbereich ausgefüllt werden können. one # 04/15 Es ist kompliziert, würde der Status auf Facebook wohl heißen. Die Grafik veranschaulicht – zum Ersten - sehr gut, dass der Weg zu einem „smarten“ Gesundheitssystem kein leichter ist. Und zum Zweiten, dass bis zum Erreichen des Ziels noch ein weiter Weg vor dem Südtiroler Sanitätsbetrieb liegt. Fünf Bereiche gilt es zu bearbeiten und zu verbessern: Verwaltung, klinisch-sanitärer Bereich, Infrastrukturen, Dienste für Bürgerinnen, Dienste für sozio-sanitäre Integration. Am Ende, so der Plan, wird der Südtiroler Sanitätsbetrieb viel „smarter“ sein, als vorher. Klinischsanitärer Bereich Infrastrukturen Smart Hospital Smart Workspace BürgerInnendienste Dienste für Sozio-sanitäre Integration 16 Verwaltung Smart Healthcare System Titelgeschcihte Digital Governance Omnichannel Relationship Integration Care 2018 Sabes IT-Ziele Digital Services 2018 Digital Workflow Electronic Documents Paper based Administration * Vergleich mit den Sanitätsbetriebe Norditaliens mit mehr als 800 KH-Betten one # 04/15 Virtual Hospital 2018 Mobile Hospital Unified Digital Workspace 2018 Cloud & Mobile Enabled Pathology focused Hospital Basic Virtual Infrastructure Paper based Hospital Traditional Infrastructure Traditional Healthcare System Real time Interaction 2018 Online Services 2016 Call Center Support Physical Desk Social Integration 2017 Extended Care Setting Connected Islands 2017 Walled Systems Vergleich Benchmark * Sabes Ist-Situation Digital und gesund „ IT-Systeme und -Lösungen sollen die Mitarbeiter bei ihrer täglichen Routine durch erhöhte Effizienz der betrieblichen Abläufe unterstützen. Die kontinuierliche Steigerung des erreichten Qualitätsniveaus in der Behandlung der Patienten stellt ein gleichwertiges Ziel für den Einsatz von IT dar“, heißt es in einer Studie, die vom Beratungsunternehmen Deloitte und der Fachhochschule Dortmund gemeinsam durchgeführt wurde. Diese Aussage benennt, was auch der Südtiroler Sanitätsbetrieb mit der Neuausrichtung, Überarbeitung und Vereinheitlichung seines Informationssystems erreichen will, nämlich einen Mehrwert für Patientinnen und Patienten schaffen sowie eine moderne und der alltäglichen medizinischen Praxis verpflichtete Gesundheitsversorgung garantieren. Die Ausgangslage ist mittlerweile bekannt und in den Medien des Landes während der letzten Wochen öfter behandelt worden: Drei der vier Gesundheitsbezirke nutzen unterschiedliche IT-Systeme, die untereinander nicht kommunizieren können. Nur die Bezirke Bruneck und Brixen haben das gleiche System – das aber laut Expertenmeinung nicht zukunftsfähig ist. Aber das ist noch nicht alles, wie Sabes-Generaldirektor in seiner Rede beim Symposium zur Präsentation des IT-Masterplans im Zentralkrankenhaus Bozen Anfang Dezember feststellte: „Zur Zeit haben wir über 300 verschiedene Applikationen im Betrieb, damit ist wohl jedem klar, dass man so nicht arbeiten kann – es braucht wenige, einheitliche, zweisprachige und moderne Lösungen. Wir müssen mit der Zeit gehen!“ Titelgeschichte Titelgeschichte Peter A. Seebacher & Sabine Flarer 17 Ein funktionierendes Informationssystem (IT) ist heute für Unternehmen unerlässlich. Für Großbetriebe, denen die Gesundheitsversorgung von Menschen anvertraut wurde, gilt dies erst recht. Der Südtiroler Sanitätsbetrieb macht sich nun auf, sein Informationssystem zu erneuern und zu vereinheitlichen. In drei Jahren soll die Umstellung abgeschlossen sein. Dass dies geschieht und dass der Weg auch in die richtige Richtung geht, dafür soll der IT-Masterplan 2016 – 2018 des Südtiroler Sanitätsbetriebes sorgen, der mit zwei anerkannten Institutionen im Gesundheits-IT-Bereich in Italien, nämlich dem Osservatorio Innovazione Digitale in Sanità, Politecnico Milano sowie der Federsanità Anci (Associazione Nazionale Comuni Italiani) eine Vereinigung von Gemeinden und Sanitätsbetrieben, erarbeitet wurde. In diesem Masterplan ist grob der Weg beschrieben, der in Sachen IT in den nächsten drei Jahren vom Südtiroler Sanitätsbetrieb beschritten werden soll. Rückmeldungen zum IT-Masterplan werden noch bis 31. Jänner 2016 von Seiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingeholt. Innerhalb März 2016, so der Zeitplan, sollen dann die definitiven Maßnahmen feststehen. Bis 2018 soll dann nicht nur eine Zusammenführung der bestehenden, unterschiedlichen Systeme abgeschlossen, sondern gleichzeitig ein Sprung nach vorne im Bereich IT-unterstützter Gesundheitsversorgung gelungen sein. one # 04/15 Nicht immer funktioniert Recycling Der IT-Masterplan des Südtiroler Sanitätsbetriebes sei ambitioniert und umfasse zahlreiche IT-Systeme, die es zu berücksichtigen gelte, so der IT-Verantwortliche des Sanitätsbetriebes Trient, Ettore Turra. Allerdings erfordere dies einiges an Anpassungsarbeiten. Sabes-Generaldirektor Thomas Schael stimmt dieser Einschätzung zu, sieht aber auch das hohe Niveau des Trentiner Informationssystems. Schael: „Das ist mit ein Grund, warum ich in Zukunft die Zusammenarbeit in diesem Bereich mit Trient intensivieren möchte – die ja bereits seit Jahren besteht – und wenn möglich, möchte ich diese Zusammenarbeit auch in Richtung Tirol ausweiten. Mit dem Ziel, gemeinsam innovative Lösungen im Bereich Gesundheit zu entwickeln.“ Titelgeschichte 18 Die Umsetzung der Idee, das Krankenhaus-Informationssystem aus Trient in Südtirol zu nutzen, sieht der Trentiner Experte als kaum möglich an. Vorstellen kann sich Turra, dass einzelne Teile des Trentiner IT-Systems für sehr spezielle Lösungen auch in Südtirol eingesetzt werden könnten. W o befindet sich der Südtiroler Sanitätsbetrieb im Bereich IT zur Zeit? Das Urteil der Experten nach der ersten Analyse war klar und eindeutig: Auf einer Achse an dessen Endpunkten sich traditionelle Gesundheitsversorgung und smarte Gesundheitsversorgung als Gegensätze gegenüberstehen, liegt der Südtiroler Gesundheitsbetrieb in fast allen Bereichen näher am „traditionellen“ Ende. Was bedeutet das? Und was heißt smarte Gesundheitsversorgung überhaupt? Mit smarter Gesundheitsversorgung – oft auch im Begriff E-Health zusammengefasst - ist gemeint, dass digitale Geräte in allen Ausprägungen zur medizinischen Versorgung und für andere, anfallende Aufgaben im Gesundheitsbereich herangezogen werden. Und zwar zur Beschaffung und Weitervermittlung von Information, zur Kommunikation zum und vom Patienten, zur Interaktion zwischen Gesundheitsbetrieb und Patienten, zur Transaktion, also den Austausch von Daten (zum Beispiel elektronische Patientenkarte), sowie zur Integration, also der Zusammenführung aller gesundheitsrelevanten Daten von Patientinnen und Patienten, sprich elektronische Gesundheitsakte. Bei all dem muss die Privacy der Patienten und Patientinnen berücksichtigt und gewahrt werden. E-Health oder smarte Gesundheitsversorgung bedeutet für Patienten und Patientinnen eine Verbesserung bei Schnelligkeit und Vollständigkeit der Informationen, welche die behandelnden Ärzte und Ärztinnen zur Verfügung stehen. Und damit ein Mehr an Sicherheit und Zuverlässigkeit für die Behandelten. Experten sehen darin one # 04/15 auch eine Möglichkeit, um der vorauszusehenden Kostenexplosion im Gesundheitswesen Einhalt zu gebieten. Was will der Südtiroler Sanitätsbetrieb mit der Einführung eines neuen IT-Systems erreichen? Zuerst einmal soll ein homogenes und integriertes System geschaffen werden, dessen Fokus auf dem klinischen Bereich liegt. Wichtig ist auch die Funktion als Instrument des Clinical Government und Unterstützung für die Direktion. Schwerpunkt, so der Plan, soll die Einführung innovativer Dienste sein, um den Zugang zu den Gesundheitsleistungen für die Bevölkerung zu erleichtern und die Beteiligung im Bereich des Gesundheitsschutzes zu erhöhen. P aolo Locatelli, der im Auftrag des „Osservatorio Innovazione Digitale in sanità Politecnico Milano“ entsandte Projektmanager, meint dazu: „Wir müssen vom traditionellen System zu einer smarten Gesundheitsversorgung kommen.“ Und er betont, dass besonders an den Schnittstellen gearbeitet werden müsse. Es brauche vor allem, so Locatelli, die Integration mit den Front Offices, denn derzeit bestünden viele verschiedene Ebenen. Auch bei den Anwendungen im Personalbereich brauche es eine Homogenisierung, denn die unterschiedliche Situation in den einzelnen Gesundheitsbezirken stünde einer einheitlichen Lösung im Wege. Auch spricht sich Paolo Locatelli für die Möglichkeit einer gut vernetzten territorialen Versorgung oder einem Ausbau der Telemedizin aus. Der Experte weist darauf hin, dass der Südtiroler Sanitätsbetrieb bei der Bewertung des M as t er pl a n I T- I T- pl an as I T- t er pl a n M as t er pl a n I T- M Denn, so Paolo Colli Franzone, nicht nur für die so genannten. Digital Natives seien Online-Dienste bereits jetzt schon mehr als bloßes Schmuckwerk. Eine Herausforderungen der nächsten Jahre sei es allerdings, in diesem Bereich seriöse Qualität zu bieten. „Wenn wir keine adäquate Antwort geben, fördern wir den Sanitätstourismus“, t er 19 Noch bis zum 31.1.2016 können Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf der Intranetseite mysabes.it Vorschläge und Anregungen zum IT-Masterplan einbringen. Massimo Mangia von der Vereinigung Federsanità-Anci betont, dass es drei Makrobereiche gäbe, in die zu investieren sei: die Primärversorgung, das „Territorium“, also die Gesundheitsversorgung vor Ort, sowie das Krankenhaus: „Es braucht ein holistisches ganzheitliches Konzept der Gesundheit, wir müssen die Gesundheit ‚umarmen‘ – nach einer Bedürfnisanalyse sollten möglichst alle auf die Lösungen zurückgreifen können, es braucht eine transversale Komponente.“ Eines der Ziele sei etwa, durch „EPR“ (Electronic Patient Record) eine Art „Sammlung“ aller Informationen zur Gesundheit im Laufe eines Lebens anzubieten – immer unter Wahrung des Datenschutzes. Auch die elektronische Krankenakte sei anzugehen. Dabei seien bereits vorhandene Potenziale zu nutzen, vor allem im Bereich interdisziplinäre Zusammenarbeit. „Unser System muss vor allem patientenorientiert werden, wir müssen aber weg von der reinen Defensivmedizin“, so Mangia. Titelgeschichte F ür die Zukunft gelte es vor allem auf Vereinheitlichung, Ausweitung und strategische Prozesse zu setzen. Zur Bewertung des Südtiroler Sanitätsbetriebes wurde das vom Osservatorio Innovazione Digitale in Sanità entwickelte Modell des E-Health Journey herangezogen, mit dem die digitale Innovation und Entwicklung von Sanitätsbetrieben überprüft und Schwachstellen schnell erkannt werden können. Seit rund zehn Jahren gibt es ein „Ranking“ der Fortschrittlichkeit der Krankenhäuser Italiens, so der Experte Paolo Colli Franzone, Leiter des „Osservatorio Netics, einem italienischen IT-Strategie-Beratungsunternehmen, bei seinem Vortrag beim IT-Symposium im Krankenhaus Bozen. Die so genannte „Sanità digitale“ zeige auf, wie weit die Informatisierung der Sanitätsbetriebe fortgeschritten ist: „Von einer Medizin, die noch fast als ‚Zauberkunst‘ bezeichnet werden kann, sind wir über die Jahrhunderte zu einer wissenschaftlichen Kunst gekommen – heute ist die sogenannte ‚reaktive Medizin‘ Standard, ein Ansatz, der vor allem aus den USA kommt. Der Patient ist informiert und erwartet sich eine bestimmte Behandlung, am PC hat er bereits selbst erste ‚Diagnosen‘ erstellt. Wir müssen lernen, damit umzugehen, denn wie jede andere Entwicklung, so wird uns auch diese weiterbringen.“ Italien müsse vor allem auf die vier „P“ setzen, so Colli Franzone. Die vier P stünden für „Medicina preventiva, predittiva, proattiva e personalizzata”. In Zukunft sei also eine Medizin notwendig, die präventiv, vorausschauend, proaktiv und personalisiert vorgeht. warnt Franzone. Technische Neuerungen seien anzustreben, ganz besonders in Südtirol, wo Aufholbedarf herrsche: „Im italienweiten Ranking ist Südtirol unter dem Durchschnitt, es gilt, durch Digital Acts neue Lösungen anzubieten, beispielsweise die Möglichkeit der elektronischen Verschreibung, Online-Befunde, Online-Zahlungen und Vormerkungen via Internet. Langfristig können dadurch postakute Aufenthalte verringert werden, aber auch Überprüfungen sind jederzeit in Echtzeit möglich.“ as Ist-Zustandes mit Einrichtungen in Italien, Österreich und Deutschland verglichen wurde: „Wir haben auch sehr gut vernetzte Kliniken in Deutschland und Österreich, beispielsweise in der Steiermark, zum Vergleich herangezogen. Die meisten sind EDV-technisch bedeutend weiter, etwa bei Lösungen, die auf dem Smartphone genutzt werden können.“ M hen Macmit! Sie gungen Anre Ihre d willkom sin men! SAIM Die Südtiroler Alto Adige Informatik und Medizin GmbH, kurz Saim, wurde als Public Privat Partnership (PPP) im Jahre 2004 gegründet. Mehrheitseigentümer ist der Südtiroler Sanitätsbetrieb (51 Prozent), weitere Teilhaber sind die Unternehmen Inisiel Mercato AG (46,5 Prozent) mit Sitz in Triest sowie die Datef AG (2,5 Prozent) mit Sitz in Bozen. Präsident des Verwaltungsrates ist Enrico Wegher (Südtiroler Sanitätsbetrieb). Der Verwaltungsrat besteht aus Andreas Fabi (Südtiroler Sanitätsbetrieb), Kurt Ferdinand Pöhl (Land Südtirol), Alberto Steindler (Insiel Mercato S.p.A) sowie Georg Patzleiner (Datef AG). Laut IT-Masterpan des Südtiroler Sanitätsbetriebes soll die Gesellschaft Saim mit der Umsetzung und Durchführung der geplanten Maßnahmen beauftragt werden. Gleichzeitig mit der Vertragsvergabe wird auch der Verwaltungsrat der Saim neu besetzt werden. one # 04/15 F Titelgeschichte 20 ünf Handlungsdimensionen, die im Bereich der IT des Südtiroler Sanitätsbetriebes angegangen werden müssen, wurden von den internen und externen IT-Experten schließlich ausgemacht: die EDV-Landschaften in der Verwaltung, der klinisch-sanitären Bereich, die IT-Infrastruktur, die IT-Systeme und Dienste für die Bürger und Bürgerinnen sowie jene der sozio-sanitären Integration der Gesundheitsversorgung vor Ort. Diese fünf Bereiche sollen in mehreren Schritten – zum Teil parallel, zum Teil nacheinander – „beackert“ werden. Die Schaffung einer Elektronischen Patientenakte der Basismedizin und der territorialen Versorgung ist dabei als erster Schritt vorgesehen. Foto Peter A. Seebacher Massimo Mangia Foto privat Paolo Locatelli one # 04/15 Die „Baustellen“ stehen also fest, wer soll diese aber bearbeiten und beseitigen? Mehrere Möglichkeiten wurden von den Experten in Betracht gezogen: Ausweitung des in Bruneck und Brixen im Einsatz befindliche Krankenhausinformationssystems (IKIS) auf alle vier Bezirke und Entwicklungen der integrierten Patientenakte (Krankenhaus und „Territorium“) Wiederverwendung eines Informatiksystems („riuso“), das andernorts bereits verwendet wird Europaweite Ausschreibung Beauftragung für die integrierte Patientenakte der Südtirol Alto Adige Informatica Medica GmbH (Saim) sowie für Ausschreibungen für weitere Anwendungen. An der Saim ist der Südtiroler Sanitätsbetrieb mit 51 Prozent beteiligt und hält damit die Mehrheit. Das Unternehmen hatte bereits in den vergangenen Jahren den Auftrag, die Informationstechnologie des Sanitätsbetriebes weiterzuentwickeln. Experten/ beauftragte Institutionen sind die elektronische Gesundheitskarte, Interoperabilität zwischen Gesundheitsinformationssystemen, Cloud Computing sowie Zugang zu Informationssystemen im Gesundheitswesen. Das „Osservatorio innovazione digitale in sanità” ist eines von 30 „Observatorien“ der School of Management des Politecnico di Milano, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, digitale Innovation sowie die Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in Italien zu fördern. Insgesamt arbeiten 80 Professoren, Forscher und Analysten in 30 verschiedenen Bereichen. Im Mittelpunkte steht dabei immer die digitale Innovation in Unternehmen und der öffentlichen Verwaltung. Paolo Locatelli unterstützt als Projektmanager von Seiten des „Osservatorio innovazione digitale in sanità Politecnico Milano“ den Südtiroler Sanitätsbetrieb bei der Neuausrichtung der EDV. Der diplomierte Informatikingenieur forscht und lehrt am Politecnico di Milano. Schwerpunkte seiner Forschung Der italienische Gesundheitsverband Federsanità Anci (Associazione Nazionale Comuni Italiani) ist ein Zusammenschluss von Gemeinden und Sanitätsbetrieben. Der Verband wurde 1995 mit dem Ziel gegründet, das „gute Gesundheitswesen“ zu fördern und den Bürgermeistern und Generaldirektoren nützliche Instrumente an die Hand zu geben, um die Qualität der Gesundheits- und Sozialeinrichtungen und –leistungen zu verbessern. Massimo Mangia ist der von Federsanità- Anci beauftragte Projektmanager für den Südtiroler Sanitätsbetrieb. Der IT-Experte kann auf über 25 Jahre Erfahrung in der Gesundheitsinformatik zurückblicken und war in der Vergangenheit als Berater für Regionen und einige der wichtigsten italienischen und internationalen IT-Unternehmen tätig. Als Berater ist er vor allem im Bereich Gesundheitsnetzwerke und E-Health für öffentliche Verwaltungen und Gesundheitsbetriebe tätig. Neben seiner Tätigkeit als Berater ist er auch als Fachautor für E-Health-Themen tätig, unter anderen auch für die Wochenzeitung „Il Sole 24 Ore Sanità“. Mangia war außerdem Mitbegründer und mehrjähriger Präsident der HL7 Italia, des italienischen Ablegers der weltweit führenden Vereinigung für IT-Standards im Gesundheitsbereich. Die von HL7 entwickelten Standards wurden vom italienischen Gesundheitsministerium und den Regionen für die Erstellung der elektronischen Patientenakten übernommen. N Planung – Next steps Modus Fertigstellung Elektronische Patientenakte der Basismedizin Beauftragung SAIM 2016 Territoriales Informationssystem (TIS) Phase 1: 2017 Krankenhausinformationssytem (KIS) Phase 2: 2018 Dienstleistungen an die Bevölkerung Ankauf Dienstleistungen und Inhalte Phase 1: 2016 Phase 2: 2018 Handhabung Chronische Krankheiten –Telemedizin Pilotprojekt – Wettbewerb Fullservice-Dienstleistung Phase 1: 2017 Phase 2: 2018 Landesweite Vormerkstelle (CUPP) Vergabe FullserviceDienstleistung 3-5 Jahre 2018 Informationssystem der Verwaltung Ausweitung oder Wettbewerb Lizenzen Wettbewerb Dienstleistungen 2018 Direktionssystem Wettbewerb Lizenzen und Dienstleistungen 2018 Derzeit liegt der IT-Masterplan in Entwurfform vor. Bis 31. März 2016 soll die Diskussionsphase abgeschlossen sein. Danach erfolgt die definitive Beschlussfassung. 21 Bereich Titelgeschichte ach Abwägen der Vor- und Nachteile der einzelnen Varianten schien der Expertengruppe die Wiederbeauftragung der Saim, unter Berücksichtigung der Aspekte Kosten und mittel- bis langfristige Entwicklungsmöglichkeiten als die günstigste und gangbarste Lösung. Dazu Sabes-Generaldirektor Thomas Schael: „Wir sind zum Schluss gekommen, dass die Neubeauftragung der Saim die beste Lösung ist, um die ‚Baustelle‘ IT endlich zu schließen. Es wurden zwar in der Vergangenheit Fehler gemacht, doch ich schaue nicht zurück, sondern nach vorne“. Warum die Entscheidung für Saim? Das Modell Saim wird von den Experten in seiner Grundidee als richtig gesehen. Dass in der Vergangenheit viele Lösungen zu oft „auf Maß geschneidert“ wurden, was eine enorme Verlangsamung zur Folge hatte und die Übertragbarkeit der entwickelten Lösungen innerhalb des Betriebes und die Programmierung von Schnittstellen behinderte, steht außer Frage. In Zukunft soll deshalb ein striktes Projektmanagement dafür sorgen, dass die vorgegebenen Ziele zügig erreicht und die Lösungen landesweit einsetzbar sind. Der Blick nach vorne beinhaltet auch eine Reorganisation mit Neudefinition der Zuständigkeiten der Informatikabteilung im Südtiroler Sanitätsbetrieb, einen Relaunch der Südtirol Alto Adige Informatica Medica GmbH (Saim) samt neuer Geschäftsführung sowie einer Stärkung der Sabes-Informatikabteilung durch eine Task force externer Experten sowie kontinuierlicher Weiterbildung des bestehenden IT-Personals. Der Startschuss für eine der größten Veränderungen der vergangenen Jahre in- Foto Peter A. Seebacher W as spricht gegen die anderen Möglichkeiten? Die Ausweitung des Systems von Bruneck, so die Experten, sei nur bedingt möglich, mittelbis langfristige Weiterentwicklungsmöglichkeiten des Systems seien gering oder gar nicht vorhanden. Eine Wiederverwendung eines fremden Systems sahen die Experten ebenfalls als wenig sinnvoll an, da dies nur zu einem geringen Teil möglich wäre (siehe Kasten). Eine europaweite Ausschreibung des Dienstes würde eine inakzeptable Verzögerung von wohl mehreren Jahren bis zur Umsetzung bedeuten, weshalb diese Möglichkeit ebenfalls fallengelassen wurde. IT-Experten unter sich: (v.l.) Thomas Schael, Massimo Mangia, Christian Steurer, Paolo Colli Franzone, Paolo Locatelli und Kurt Ferdinand Pöhl nerhalb des Südtiroler Sanitätsbetriebes ist mit der Vorstellung des IT-Masterplanes Anfang Dezember 2015 bereits gefallen, die benötigten finanziellen Mittel sind bereits von der Landesregierung zugesagt. Insgesamt sollen in die Modernisierung der Informationstechnologie des Südtiroler Sanitätsbetriebes innerhalb der nächsten drei Jahre rund 30 Millionen Euro investiert werden. Wenn alles wie geplant läuft, wird sich der Südtiroler Sanitätsbetrieb am Ende dieser drei Jahre von einem traditionellen zu einem smarten Sanitätsbetrieb gewandelt haben. one # 04/15 „Die Marschroute für die nächsten Jahre festgelegt.“ Gesundheitslandesrätin Martha Stocker nimmt im Interview Stellung zur Bedeutung eines funktionierenden Datennetzwerkes für die Betreuung der Patienten und die Verbesserung des Vormerksystems für Facharztvisiten und zu ihren Erwartungen an den unlängst verabschiedeten EDV-Masterplan des Südtiroler Sanitätsbetriebes. Titelgeschichte 22 TITELGESCHICHTE Interview Maria Pichler Seit Ihrem Amtsantritt setzen Sie sich vehement für ein landesweites Krankenhaus-Informationssystem ein. Gibt es schon Erfolge zu vermelden? Die Vernetzung der sieben Krankenhäuser unseres Landes und der direkte Datenfluss zwischen den verschiedenen Abteilungen, die Vereinfachung und Beschleunigung des Datenzugriffes vonseiten der Sprengel und der Hausärzte sind für ein funktionierendes Netzwerk in der Patientenbetreuung entscheidend. Mithilfe einer klaren Strategie gilt es daher, begonnene Arbeiten voranzubringen und in ein Gesamtprojekt einzubetten. Dabei sind mittlerweile Röntgenaufnahmen landesweit einsehbar, auch bei den Laborbefunden ist der Sanitätsbetrieb weitergekommen. Konkret merken die Bürger davon jedoch noch sehr wenig. In vielen italienischen Regionen gibt es etwa schon lange die Möglichkeit, Visiten und Untersuchungen online vorzumerken. Warum geht es in Südtirol so schleppend? Auch in Südtirol wurden in diese Richtung Schritte unternommen: die Patientinnen und Patienten können für die vier Fachbereiche Dermatologie, Hals-Nasen-Ohren, Kardiologie und Urologie ihre Visiten online vormerken. Das System funktioniert inzwischen und die steigenden Nutzerzahlen zeigen, dass es angenommen wird. Das landesweite Vormerksystem sollte dazu dienen, die Verfügbarkeit von Facharztvisiten in allen unseren Einrichtungen optimaler zu nutzen. Dazu gehört aber nicht nur eine funktionierende technische Lösung, sondern die organisatorische Vereinheitlichung von medizinischen Leistungen landesweit. Wie weit ist man mit der elektronischen Verschreibung? Von den 346 Allgemeinmedizinern und Kinderärzten in Südtirol haben sich bisher 300 für das System angemeldet, bei etwa 200 konnte die technische Lösung bereits one # 04/15 installiert werden. Wir hoffen, in den ersten vier Monaten des neuen Jahres die 120 Südtiroler Apotheken an das System anbinden zu können, um dann sukzessive auf die elektronische Verschreibung und das digitale Rezept umzustellen. Generaldirektor Thomas Schael benötigt in den nächsten drei Jahren rund 30 Millionen Euro an zusätzlichen Geldmitteln. Ist hier nicht bereits viel Geld in den Sand gesetzt worden? Der Bereich der Datenverarbeitung entwickelt sich erfahrungsgemäß enorm schnell weiter: Was heute auf dem letzten Stand der Dinge ist, gilt in zwei bis drei Jahren bereits als überholt. Aufgrund der nicht vollständig abgeschlossenen Zusammenführung der vier Bezirke zu einem einzigen landesweiten Betrieb fehlte es in Vergangenheit an einer einheitlichen Strategie, um mit dieser Entwicklung Schritt zu halten. Mit dem EDV-Masterplan haben wir jedoch nun die Marschroute für die nächsten Jahre vorgegeben. Der klare Auftrag ist nun, dass die gesetzten Ziele vom Sanitätsbetrieb zeitnah umgesetzt werden. Wo steht die Informatik des Sanitätsbetriebes Ende 2016? Nach Verabschiedung des EDV-Masterplans gilt es, mithilfe eines operativen Projektplanes die konkrete Umsetzung vorzubereiten. Ich erwarte mir dabei bereits im Laufe des nächsten Jahres greifbare Ergebnisse. Gleichzeitig ist es so, dass die laufenden Systeme bei laufendem Betrieb weiterbetreut und schrittweise in die neuen EDV-Pakete überführt werden. Diese Umstellung benötigt ihre Zeit und bedarf der tatkräftigen Mithilfe aller unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, doch ich bin mir sicher, dass wir nach dieser Kraftanstrengung eine EDV-Unterstützung für unsere Arbeit haben werden, die uns in die Zukunft begleiten kann. Dafür danke ich allen ganz herzlich. Reorganisation der Abteilung Informatik und Zusammenarbeit mit der Südtiroler Informatik AG (Siag) IT service Infrastructure 23 Data e SW management Fleet management Configuration Enterprise architecture Contract & SLA Management Service desk workflow Project Management Strategic sourcing Integration Titelgeschichte Scouting Tuning Security Verantwortliche/r SIO Project Leader SIT Begleitung / Schnittstelle zu externen Ressourcen AMM Stabstelle Die derzeitige Organisation der Abteilung Informatik des Südtiroler Sanitätsbetriebes spiegelt sowohl deren Entstehung als auch die Rolle, die sie bis heute spielt, wider. Um den künftigen Aufgaben und neuen Strategie gerecht zu werden, ist eine Reorganisation unerlässlich. Die Struktur, die der neuen Rolle am besten gerecht wird, sieht folgendermaßen aus: Dem Verantwortlichen unterstehen das Personal von Stabstellen und der Einheit „strategic sourcing“. Letztere hat die Aufgabe, Waren und Dienstleistungen zu finden, die für den Sanitätsbetrieb erforderlich sind, die Akquisition und Vertragstätigkeit mit den Lieferfirmen durchzuführen, indem auch die Angemessenheit der gelieferten Waren und Dienstleistungen bewertet und die der Einhaltung der sogenannten Service-Level-Agreements (SLA) überwacht wird. Dem Verantwortlichen unterstehen vier weitere operative Einheiten: Projektmanagement und Demand, zuständig für die Führung von Projekten und der internen Nachfrage, indem die Anträge bewertet und die Anforderungen vereinheitlicht werden, die in weiterer Folge als technische Vorgaben an die Lieferfirmen weitergegeben werden. Enterprise architecture, verantwortlich die für die gesamte Architektur des Informationssystems, die Integration zwischen verschiedenen Systemen und deren Sicherheit Daten- und Softwareverwaltung, zuständig für die Konfiguration, Personalisierung und Bereitstellung von Anwendungen und betrieblichen Datenbanken IT-Services, verantwortlich für den Betrieb der Hardware- und Software-Infrastruktur, die betriebliche Führung der Geräte (zentral und peripher) und der technischen Assistenz der Nutzer. Zusammenarbeit mit der Südtiroler Informatik AG Die Reorganisation ist ein notwendiger, aber nicht ausreichender Schritt, um die Abteilung zu positionieren und auf die zukünftigen Anforderungen des Südtiroler Sanitätsbetriebes vorzubereiten. Bis heute gibt es innerhalb des Betriebes keine spezifischen Kompetenzen in Sachen Projektmanagement und Systemintegration, zwei strategische Bereiche. Auch die Funktion des „Enterprise Architect“ wird nicht ausgeübt. Die IT-Abteilungen der Landesverwaltung, des Gemeindeverbandes, des Sanitätsbetriebes und der Region erarbeiten zur Zeit mit der Südtiroler Informatik AG (Siag) einen IT-Dreijahresplan der öffentlichen Verwaltung. Das Ziel ist der Abgleich der IT-Strategien der einzelnen Körperschaften, die Definition von ersten Richtlinien für eine einheitliche IT-Landschaft und die Definition von gemeinsamen IT-Diensten. Während sich die einzelnen IT-Abteilungen der Körperschaften verstärkt auf IT-Strategie und Governance konzentrieren, übernimmt die Siag eine operative Rolle in der Umsetzung dieser Strategien. Aus diesen Gründen ist es unerlässlich, die Begleitung und Fortbildung des Personals der IT-Abteilung zu planen und auf den Weg zu bringen, unter Zuhilfenahme externer Berater, die eine breite sektorielle Erfahrung und große Kompetenzen in technischer, funktioneller und Führungs-Hinsicht mit sich bringen. So wurde beispielsweise definiert, dass in Südtirol ein einziges Rechenzentrum für die öffentliche Verwaltung betrieben wird und dass nicht jede Körperschaft ihr eigenes betreibt. Dies ermöglicht eine Reduktion der Kosten und garantiert aber auch einheitliche Standards für die Körperschaften. one # 04/15 Bruneck Begleitung durch die Nacht 34 Tagesklinik Onko- Brixen Bozen Bank der Zukunft 28 Babys im Mittelpunkt 28 Neues Hospiz 29 Veranstaltungen 29 Meran Jedem sein eigenes Süpp- chen 30 Made in South Tyrol 31 Remember! 32 Notfallübung 33 logie 35 Open month 35 Bruneck Begleitung durch die Nacht 34 Meran Jedem sein eigenes Süppchen 30 Made in South Tyrol 31 Remember! 32 Notfallübung 33 die Nacht 34 Tagesklinik Onkologie 35 Open month 35 Bruneck Begleitung durch die Nacht 34 one # 04/15 Tagesklinik Onkologie 35 Open month 35 Tagesklinik Onko- Bruneck Begleitung durch Meran Aus den bezirken chen 30 Made in South Tyrol 31 Remember! 32 Notfallübung 33 logie 35 Open month 35 Bruneck 24 Bozen Bank der Zukunft 28 Babys im Mittelpunkt 28 Neues Hospiz 29 Veranstaltungen 29 Meran Jedem sein eigenes Süpp- Bozen Preisträger 25 Vorbereitet sein 26 Gefährlicher Körperschmuck 27 Bozen Bank der Zukunft 28 Babys im Mittelpunkt 28 Neues Hospiz 29 Veranstaltungen 29 Meran Jedem sein eigenes Süppchen 30 Made in South Tyrol 31 Remember! 32 Notfallübung 33 Bruneck Begleitung durch die Nacht 34 Tagesklinik Onkologie 35 Open month 35 Brixen Brixen Roland Keim ist Direktor des Psychologischen Dienstes Brixen und wurde im vergangenen Oktober von der Psychologenkammer der Provinz Bozen zum Psychologen des Jahres ernannt. Anlass genug für ein Gespräch über Gesundheitsversorgung, zukünftige Herausforderungen und – natürlich - Psychologie. brixen Edmund Senoner Foto privat Aus den Bezirken 25 Der Preisträger Was bedeutet die Ernennung zum Psychologen des Jahres für Sie? Die Ehrung war für mich einigermaßen überraschend, gibt es doch in Südtirol viele Kollegen und Kolleginnen, die sich eine solche Ernennung genauso gut verdient hätten. Es liegt mir nicht, im Rampenlicht zu stehen. Durch diese Auszeichnung fühle ich mich noch mehr verpflichtet, meiner Überzeugung treu zu bleiben. Und die wäre? Psychologie ist nicht nur eine Art Hilfswissenschaft, sondern zentraler Bestandteil einer Gesundheitsversorgung. Schon seit Jahren bemerken wir auch in Südtirol eine deutliche Zunahme der Nachfrage nach fachpsychologischen Leistungen. Das liegt sicherlich auch daran, dass die psychischen Probleme zusehends enttabuisiert werden, dass Betroffene, Lehrer, Eltern oder andere „Zuweiser“ nun auch mehr über psychische Erkrankungen wissen. Zum anderen aber dürften wir tatsächlich auch von einer Zunahme beispielsweise von Depressionen oder Ängsten ausgehen. Das zeigen neuere Untersuchungen, die identische objektive psychodiagnostische Verfahren im Abstand von einem oder zwei Jahrzehnten einer großen Stichprobe vorgelegt und die Ergebnisse verglichen haben. Nicht zuletzt sind auch die Anforderungen an die psychische Stabilität und kognitive Fähigkeiten in und außerhalb des Berufslebens deutlich gewachsen. Ein und dieselbe psychische Schwäche hat heute also wesentlich mehr Brisanz. Und dann kommt noch der ganze Bereich der chronischen körperlichen Erkrankungen hinzu, bei denen die psychische Seite nicht nur eine Begleiterscheinung ist, sondern auch eine kausale Rolle zu spielen scheint. Außerdem kommen aufgrund der medizinischen Fortschritte ganz neue psychische Herausforderungen auf uns Menschen zu. Wie soll jemand etwa mit dem Wissen umgehen, dass er oder sie in fünf, zehn oder 20 Jahren wahrscheinlich an einer schweren Krankheit leiden wird? Was sagen wir einem Kind, dessen Vater an Chorea Huntington oder einer erblichen Variante von Alzheimer erkrankt ist one # 04/15 Was zeichnet einen „guten“ Psychologen aus? Ich betone immer, dass besonders für uns Psychologen eine wissenschaftliche Haltung von zentraler Bedeutung ist. Wir sind keine Gurus, keine Hellseher und keine Besserwisser, die zu allem und überall ihren Kommentar abgeben und diesen als die Erkenntnis verkaufen. Leider wird von uns oft genau das erwartet. Ein guter Psychologe muss daher die Theorien, Methodik und die empirische Basis und damit auch die Möglichkeiten und Grenzen kennen. Eine gute Psychologin muss klar eigene Meinung von Fachwissen unterscheiden. Das ist in der Psychologie noch wichtiger als anderswo. Im klinischen Bereich bedarf es zudem selbstverständlich einer angemessenen Fachkompetenz. Wir müssen über die Entstehung, die diagnostischen Möglichkeiten, den Verlauf und die Behandlungswege Bescheid wissen und dafür auch genügend Erfahrung mitbringen. Letztlich ist es im klinischen Bereich aber auch unabdingbar, die nötigen zwischenmenschlichen Kompetenzen zu haben. Welche Bedeutung hat die Psychologie für die Gesundheit des Menschen? Psychische Probleme sind weit häufiger als angenommen. Das sieht man beispielsweise daran, dass in Österreich und Deutschland die psychischen Erkrankungen die häufigste Ursache für Frühberentung sind und zu den häufigsten Gründen für Krankschreibungen zählen. Darüber hinaus führen psychische Probleme zu vielen Arztbesuchen. Eine schon etwas ältere Hamburger Studie hat beispielsweise ergeben, dass bei knapp der Hälfte aller Patienten in Praxen von Allgemeinmedizinern vor allem psychische Probleme vorliegen. Zweitens neigen psychische one # 04/15 Erkrankungen zur Chronifizierung, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt werden. Außerdem haben einige psychische Erkrankungen ein höheres Todesrisiko als beispielsweise manche Form von Leukämie. Auch ohne Suizidalität verringert sich übrigens die Lebenserwartung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Zum Teil ist hierfür ein gesundheitsschädigender Lebensstil verantwortlich, zum Teil aber kommt es wohl auch direkt zu Veränderungen des Immunsystems. Wir haben mittlerweile Hinweise darauf, dass psychische Belastungen ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ I und II, Rheuma, Asthma, chronische Schmerzen und neuerdings sogar Alzheimer und vielleicht auch manche Tumore bedingen. Wie diese Mechanismen ablaufen, wird noch erforscht. Langzeitstudien deuten aber auch auf eine kausale Mitverantwortung psychischer Belastungen hin. Welche Rollen und Funktionen haben die Psychologen im Südtiroler Sanitätsbetrieb? Das ist eine sehr lange Liste: bei Kindern denke ich an die Entwicklungsdiagnostik, an die klinisch-psychologische Diagnostik von Verhaltensauffälligkeiten, von emotionalen Störungen, kognitive Diagnostik der Intelligenz, Aufmerksamkeit, Lernstörungen, psychologische Beratung von Lehrern oder Eltern, Einzel- und Gruppenpsychotherapie. Bei Erwachsenen ist es primär die Psychodiagnostik, Beratung und Psychotherapie bei unterschiedlichen psychischen und körperlichen Erkrankungen im ambulanten und stationären Kontext, Notfallinterventionen bei Krisenereignissen, Verkehrspsychologie, Präventionsprojekte, Mitarbeit bei der Erstellung von Rehabilitationsplänen, Zusammenarbeit mit Institutionen, etwa den Sozialdiensten, Gerichten, Pflegeheimen, neuropsychologische Diagnostik bei Demenzen, Beratung und Begleitung deren Angehörigen und Pflegekräfte. Ohne Psychologie ist heute eine Zertifizierung in den meisten Foto KH Brixen Brixen Aus den Bezirken 26 und ebenfalls Träger des Gens ist? Wie leben Menschen mit schweren chronischen Erkrankungen, wie kommen deren Angehörigen mit diesen Situationen zurecht? Früher stellten sich viele dieser Fragen gar nicht. Vorbereitet sein In der Luftfahrt oder Atomindustrie ist das Üben von kritischen und komplexen Prozessen mittels Simulation einen fester Bestandteil der Ausbildung des Personals. Simulationstraining dient nicht nur zur Vorbereitung auf im Alltag seltenen Ereignissen sondern auch zur Förderung der Zusammenarbeit und der Kommunikationsfähigkeiten in Stresssituationen. Mittlerweile hat sich das „Simulation & Skill Trainig“ auch in der Ausund Fortbildung im medizinischen und pflegerischen Bereich etabliert. Die 1. Brixner Notfallübung, die am 7.November im Krankenhaus Brixen stattfand, ist ein Beispiel dafür. Auch die Notfall- und Evakuierungsübung am 28.10 beruht auf denselben Grundsätzen und ermöglichte durch das risikolose Herbeiführen einer kritischen und gefährlichen Situation das Erproben und Trainieren von komplexen organisatorischen Abläufen. Brixen Gefährlicher Körperschmuck Sicherheit im Operationssaal ist ein heikles Thema und wird von vielen Komponenten bestimmt. Etwa durch die chirurgischen Abläufe, den Gesundheitszustand der Patientinnen und Patienten, dem technologischen Standard, der richtigen Entkeimung der Materialien, der Anästhesie und den Zustand des Operationsbereiches insgesamt. Die Empfehlungen zur Sicherheit bei Operationen durch das Gesundheitsministerium (2009) geben genaue Anweisungen für die Abwicklung der verschiedenen Phasen, sowohl für den Operationssaal selbst als auch für Vorbereitung der Person, die operiert wird. Die Südtiroler Gesundheitsbezirke haben auf dieser Grundlage ein Protokoll zum Gebrauch der OP-Checkliste und der Vorbereitungs-Checkliste ausgearbeitet und implementiert. Bei Letzterer geht es vor allem um die Hygiene der Patientinnen und Patienten, um das Entfernen von Zahnprothese, Hörgeräten, Schmuck jeder Art (Piercings, Ringe, Ketten, Ohrringe) und Nagellack. Das Gesundheitspersonal hat die Aufgabe, die Patientinnen und Patienten in dieser Hinsicht zu beraten, damit die Vorgaben auch eingehalten werden. 27 Wieso bei Operationen Vorsicht angesagt ist, wenn der Patient oder die Patientin Tattoos oder Piercings tragen. Warum ist Schmuck gefährlich? Ringe, Ohrringe und Piercings können - wie jeder metallene Gegenstand, weil stromleitend – mit den medizintechnischen Geräten (beispielsweise dem elektrischen Skalpell) interferieren und Verbrennungen verursachen. Ein Piercing im Mundbereich, etwa in der Zunge, kann bei der Intubation Probleme verursachen und stellt außerdem – aus chirurgischer Sicht – ein Risiko für Infektionen dar. Dies auch, wenn die Haut ausreichend desinfiziert wird. Aus den Bezirken Wie steht es um die psychologische Versorgung im Land; ist sie angemessen, und welchen besonderen Bedarf an psychologischen Leistungen gibt es derzeit? Wenn wir uns an italienischen Standards messen, ist die Versorgung sehr gut. Wenn wir uns allerdings mit Österreich, Schweiz, Deutschland, Holland und Skandinavien vergleichen, so ist sie unzureichend. In Restitalien hat sich die Psychologie erst spät entwickelt. Zudem ist dort die Akzeptanz bei weitem nicht vergleichbar mit unserer Realität. Auch wenn sich hierzulande die Versorgung deutlich verbessert hat, so müssen wir bessere Möglichkeiten entwickeln, die Betroffenen niederschwellig zu betreuen. Dadurch können wir nicht nur einer Chronifizierung entgegenwirken, sondern reduzieren auch die Krankenhausaufenthalte, die Aufnahmen in die Erste Hilfe, viele unnötigen medizinischen Untersuchungen. Hierfür müssen wir uns optimal organisieren und effizient sein. Angesichts der vielfältigen Aufgaben bezweifle ich, dass all das mit dem aktuellen Personalstand machbar ist. Ich wünsche mir daher im Rahmen des neuen Landesgesundheitsplanes eine vorurteilslose Planung der Aufgaben und Ressourcen, und zwar anhand der zu erwartenden Prävalenzraten, Inanspruchnahme und Outcomeforschung und Kosten/Nutzenberechnungen zur psychologischen und psychotherapeutischen Versorgung. Foto Fotolia © olly Bereichen undenkbar. Die Anforderungen wachsen entsprechend. Auf der anderen Seite ergibt sich daraus aber auch eine Entlastung der ohnehin schon knappen Ärzte. Daher besteht mit ihnen, aber auch mit Pflegern und anderen Berufsgruppen zumeist eine exzellente interprofessionelle Zusammenarbeit. Ein Tattoo ist dann ein Problem, wenn an genau jener Stelle operiert werden soll, an dem sich die Tätowierung befindet. Auch hier gibt es ein erhöhtes Infektionsrisiko, weil Bestandteile des Tatoos dazu führen, dass die Haut nicht mehr ganz intakt ist. Was raten sie Studenten, die Psychologie studieren möchten? Es ist schwer vorherzusehen, wie sich der Stellenwert der Psychologie in Südtirol in den nächsten zehn Jahren entwickeln wird. Mit den entsprechenden Qualifikationen ist es zumindest aktuell im Ausland trotz größerer Versorgungsdichte wesentlich einfacher, einen Arbeitsplatz zu finden. one # 04/15 Nicht nur in der Weihnachtszeit steht ein Neugeborenes im Mittelpunkt: Für Primar Hubert Messner von der Neugeborenen-Intensivstation am Krankenhaus Bozen stehen die Kleinsten der Kleinen jeden Tag an erster Stelle. Vom 10. bis zum 12. Dezember 2015 leitete Messner als Tagungsvorsitzender an der Bozner Eurac einen Kongress der AMIETIP („Accademia medica infermierstica di emergenza e terapia intensiva pediatrica“) Foto Peter A. Seebacher Aus den Bezirken 28 bozen Babys im Mittelpunkt Mitte Dezember wurde die größte Biobank Südtirols an der Europäischen Akademie (Eurac) eröffnet. Möglichst bald sollen die darin gesammelten Proben helfen, Diagnostik und Therapie für Patienten und Patientinnen zu verbessern. Peter Pramstaller, Leiter des Eurac-Zentrums für Biomedizin bozen Sabine Fl arer Bank der Zukunft „Wir alle haben mit großem Enthusiasmus an der Verwirklichung der Biobank gearbeitet“, erklärt Sabes-Sanitätsdirektor Oswald Mayr, „denn diese Einrichtung ist sowohl für klinische Zwecke als auch für die Forschung grundlegend. Unser Ziel ist es, möglichst bald konkrete Resultate für unsere Patienten zu erzielen, das heißt, Diagnostik und Therapie zu verbessern. Wir sind überzeugt, dass mit dieser Zusammenarbeit die Gesundheitsversorgung in Südtirol verbessert werden kann.“ one # 04/15 B ereits jetzt schon werden in der Biobank etwa 600 000 Blut-, Urin- und DNA-Proben aufbewahrt. Mit den dazugehörigen klinischen Daten spiegeln sie den Gesundheitszustand der Bevölkerung wider und stellen eine wertvolle Grundlage für die medizinische Forschung dar. Denn jede Probe erhöht die Chance, Krankheiten besser zu verstehen, ihnen vorzubeugen und Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Eurac-Direktor Stephan Ortner unterstrich bei der Eröffnung die Bedeutung der neuen Einrich- Dieser Kongress wurde heuer bereits das vierte Mal veranstaltet und zog wie immer illustre Fachleute aus nah und fern an. Hauptteil des Kongresses waren auch dieses Jahr verschiedene Kurseinheiten, bei denen hochkomplexe Behandlungstechniken an den kleinen Körpern nach den neuesten Erkenntnissen gezeigt wurden und geübt werden konnten. Dabei standen der kindliche Herzstillstand, Verbrennungen und Politraumen bei Babys im Mittelpunkt. Aber auch die Sicht des Neonatologen und des Pflegers zur Behandlung eines erkrankten Säuglings in der Intensivstation, etwa bei Asthma, wurden erläutert. Nicht zuletzt wurde der Frage nach dem krankenhausinternen Transport eines kranken Babys ebenso Zeit gewidmet wie jener nach den notwendigen „non technical skills“, also den Fähigkeiten, die über die bloße „Handwerklichkeit“ hinausgehen. Denn eines steht auch in den Zeiten modernster Medizintechnik fest: die Liebe zu den kleinen Patienten kann kein noch so ausgefeiltes High-TechGerät ersetzen. bozen „Erst die Zusammenarbeit zwischen Land Südtirol, Gesundheitsbezirk und der Vereinigung Il Papavero – der Mohn hat es möglich gemacht, diese für die betroffenen Personen wichtige Einrichtung zu verwirklichen“, unterstrich der Direktor des Gesundheitsbezirkes Bozen, Umberto Tait, bei der Eröffnung. Sabes-Sanitätsdirektor Oswald Mayr stellte fest, dass der Tod in der heutigen Gesellschaft noch nicht als ein Teil des Lebens wahrgenommen werde. Die neu gestaltete Einrichtung sei ein wichtiger Ansatz, um den betroffenen Menschen eine ganzheitliche kulturelle und familiäre Begleitung zu ermöglichen. Der Verantwortliche des Dienstes Hospiz – Palliativcare, Massimo Bernardo, bedankte sich bei allen, die an diesem Projekt mitgeholfen hatten und betonte, dass das neue Hospiz „eine Brücke zwischen Krankenhaus und der Gesundheitsversorgung vor Ort (Territorium, A.d.R) mit mehr Nähe zu den Bürgern darstellt“. tung für die biomedizinische Forschung in Südtirol: „Das ist eine Ressource von großem Wert, denn es sind Proben der Südtiroler Bevölkerung, die hier gelagert werden.“ Der größte Teil der Proben stammt bislang von den 8.000 TeilnehmerInnen an der großen Chris-Gesundheitsstudie im Vinschgau (Cooperative Health Research in South Tyrol), einem gemeinsamen Projekt der Eurac und des Südtiroler Sanitätsbetriebs, das untersucht, welche Rolle genetische Veranlagung, Lebenswandel und Umwelteinflüsse bei der Entwicklung bestimmter Krankheiten spielen. B iobanken sind „Bibliotheken des menschlichen Organismus“ und beinhalten systematische, auswertbare Sammlungen humaner Proben für vielfältige Zwecke der Diagnostik und Forschung. Schon seit 2011 gibt es in Meran eine derartige Einrichtung. Nun wurde diese durch eine wesentlich größere (230 Quadratmeter) in Bozen ergänzt. Bei Temperaturen bis minus 80 Grad – im Fall der Tanks mit flüssigem Stickstoff sogar bis minus 196 Grad – können die Proben hier langfristig gelagert werden, ohne dass ihre Qualität und damit ihr Wert für zukünftige Untersuchungen abnimmt. Es handelt sich um Blut-, Urin- und DNA-Proben der Südtiroler Bevölkerung und klinische Proben des Dienstes für Immunhämatologie und Bluttransfusion. Alle Proben und Daten sind mit einem Code gekennzeichnet - die sichere Verschlüsselung von Informationen ist ein zentrales Element im Management von Biobanken. „Anhand der großen Datenmenge ist es möglich, statistisch relevante Ergebnisse zu erhalten, um die Entwicklung von Krankheiten, etwa Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, über einen langen Zeitraum zu untersuchen“, erklärt Peter Pramstaller, Leiter des Eurac-Zentrums für Biomedizin. „Indem wir die Proben und Daten von Patienten analysieren, die an der Krankheit leiden, und sie mit gesunden Kontrollen vergleichen, können wir eventuelle molekulare, wie zum Beispiel genetische, Ursachen entdecken und den Einfluss von Umweltfaktoren bestimmen.“ Veranstaltungen und Reisen des Freizeitclubs Samstag, 9 Januar 2016 Shopping-Fahrt nach Innsbruck und zum Einkaufszentrum „DEZ“ Abfahrt um 7.30 Uhr vom Platz vor dem Nebeneingang des Friedhofs Bozen (gegenüber Geschäft „Frilo“) Kostenbeitrag Mitglieder: 10 Euro Familienangehörige: 12 Euro Nichtmitglieder: 15 Euro Samstag, 30 Januar 2016 Shopping-Fahrt nach Innsbruck und zum Einkaufszentrum „DEZ“ Abfahrt um 7.30 Uhr vom Platz vor dem Nebeneingang des Friedhofs Bozen (gegenüber Geschäft „Frilo“) Kostenbeitrag Mitglieder: 10 Euro Familienangehörige: 12 Euro Nichtmitglieder: 15 Euro Aus den Bezirken Anfang Dezember wurde die neu gestaltete Palliativstation – Hospiz im Krankenhaus Bozen eröffnet. Gesundheitslandesrätin Martha Stocker sprach die Eröffnungsworte. Landesrätin Martha Stocker war von der „Abteilung mit einer Seele“ und dem gemütlichen Ambiente beeindruckt und lobte die Professionalität und Ausdauer des ärztlichen und pflegerischen Personals. Stocker hob hervor, wie wichtig die Arbeit sowie die Zusammenarbeit mit der Vereinigung „Der Mohn“ für die Betroffenen und deren Familienangehörigen sei. 29 Foto Amt für Bürgeranliegen, Bozen Neues Hospiz Samstag, 6 Februar 2016 Fahrt zum Karneval in Venedig Abfahrt um 7.30 Uhr vom Platz vor dem Nebeneingang des Friedhofs Bozen (gegenüber Geschäft „Frilo“) Kostenbeitrag Mitglieder: 22 Euro Familienangehörige: 24 Euro Nichtmitglieder: 27 Euro Samstag, 27 Februar 2016 Fahrt zum Deutschen Museum, München Abfahrt um 7.30 Uhr vom Platz vor dem Nebeneingang des Friedhofs Bozen (gegenüber Geschäft „Frilo“) Kostenbeitrag Mitglieder: 20 Euro Familienangehörige: 22 Euro Nichtmitglieder: 25 Euro (Eintritt Museum nicht inbegriffen!) Reservierung der Plätze im Büro (8894 oder 339 3470852), bei Ferdinando (339 8352348) oder bei Facchini (8244) one # 04/15 Aus den Bezirken 30 MERAN meran Sabine Fl arer Jedem sein eigenes Süppchen So könnte man es nennen, wenn der Dienst für Diät und Ernährung zu Rate gezogen wird, um den vielen verschiedenen Mensa-Besucherinnen und Besuchern an Merans Kindergärten und Schulen gerecht zu werden. Ein Projekt, das im September dieses Jahres abgeschlossen wurde. Die steigende Bevölkerungsanzahl in der zweitgrößten Stadt Südtirols, die Fünf-Tage-Woche in den meisten Schulen, die vermehrte Berufstätigkeit beider Eltern – das sind nur einige der Gründe, die dazu führten, dass die Zahl der Anfragen um einen Mensabesuch von Merans Schülerinnen und Schülern in den letzten Jahren geradezu explodiert sind. Der Neubau einer eigenen Großmensa im „School-Village“ ist noch Zukunftsmusik, bis dahin müssen sich die Verantwortlichen der Stadtgemeinde zu helfen wissen. Die „Ausspeisungen“ sind auf verschiedene Einrichtungen verteilt, sogar im Krankenhaus „Franz Tappeiner“ ertönt periodisch (Mittelschul-)Kinderlärm in der hauseigenen Mensa. Die Nachfrage ist so groß wie die Essenswünsche unterschiedlich sind – immer mehr Kinder müssen oder dürfen dabei auch etwas „anderes“ essen. Alice Bertoli von der Gemeinde Meran erzählt von einer Situation, in der von 80 Kindern ganze 26 ein Alternativmenü ordern. Die Gründe dafür sind vielfältig: Manche sind laktoseintolerant, Zöliaker, Vegetarier, aber es gibt auch die immer größer werden- one # 04/15 de Anzahl an islamischen Mitbürgerinnen und Mitbürger oder anderer Konfessionen, die aus religiösen Gründen bestimmte Nahrungsmittel nicht essen. Dabei endet das Ganze nicht nur beim bloßen „Weglassen“, so müssen beispielsweise bei Zöliakie Lebensmittel ausgetauscht und bei der Zubereitung separate Kochutensilien verwendet werden. Maria Elena Azzaro, Direktorin des Dienstes für Diät und Ernährung im Gesundheitsbezirk Meran und Elisabeth Gruber, Koordinatorin des Dienstes, haben im letzten Jahr seit dem Projektstart mit ihren Mitarbeiterinnen Christa Verdorfer und Dolores Kuppelwieser intensiv Aufklärung betrieben, um ein Angebot zu erstellen, das nicht nur den hygienischen und geschmacklichen Anforderungen entspricht, sondern auch ernährungswissenschaftlich haltbar ist. Dabei standen verschiedene Treffen mit allen Köchen ebenso an wie die Intensivbearbeitung in einer Arbeitsgruppe, in der vier Köche vertreten waren: „Bis jetzt stand es jedem Koch frei, nach eigenen Gutdünken seine Menüs zu planen und zu kochen. Uns war es wichtig, dass nicht nur etwas weggelassen wird, sondern dass sinnvolle Alternativen entwickelt werden. Es reicht nicht, die Speckknödel einfach ohne Speck zu formen – und diese als Alternative anzubieten. Es muss ein eigenes, bedarfsgerechtes Menü für jedes Kind garantiert werden, soweit dies möglich ist“, so Maria Elena Azzaro. Auch die Abwechslung war den Fachleuten wichtig: „Es gibt jetzt für sechs Wochen ein anderes Menü, das jeweils im Sommer und Winter unterschiedlich ist.“ G utes Essen kann viel mehr als nur sättigen: Eine richtige Ernährung macht leistungsfähig und fit und trägt zur Vorbeugung ernährungsbedingter Folgeerkrankungen bei. Darüber ist man sich – nicht nur – im Diätdienst einig. Deshalb wünscht sich das Team um Maria Elena Azzaro, dass dieses Projekt nicht auf die Stadt Meran begrenzt bleiben möge, sondern auch in den umliegenden Schulmensen Einzug findet. MERAN Olaf Schmidt, Kinderorthopäde im Gesundheitsbezirk Meran, war 2013 für zwei Monate am bekannten „SickKids“-Hospital in Toronto, Kanada, tätig und konnte dabei wichtige Kontakte knüpfen. Im Wissenschaftsverlag Nova Science Publishers (New York) ist nun ein Fachbuch erschienen, zu dem der Arzt aus „South Tyrol“ ein ganzes Kapitel beigesteuert hat. 31 meran Sabine Fl arer D as Buch nennt sich „Orthopedic Management of Children with Cerebral Palsy“ und ist seit Mitte Oktober auf dem amerikanischen Markt. Kapitel 24 behandelt die pathologischen Frakturen von Kindern mit Zerebralparese („Pathologic Fractures in Children with Cerebral Palsy“) und stammt aus der Feder von Olaf Schmidt. „Durch die guten Kontakte, die mir nach Aus den Bezirken Made in South Tyrol meinem Aufenthalt in Toronto geblieben sind, besonders mit dem Leiter Andrew Howard und dessen Team beziehungsweise mit meinem Ansprechpartner Unni Narayanan, hatte ich die Möglichkeit, ständig ‚up to date‘ über die Entwicklungen in der chirurgischen Kinderorthopädie zu bleiben. Die Erfahrung dort und in der Praxis hier waren grundlegende Voraussetzungen, um an diesem Fachbuch mitzuarbeiten“, schildert Schmidt. Einige OP-freie Stunden musste Schmidt dafür aufwenden, bis das Kapitel druckreif und für die gestrengen Herausgeber in Ordnung war. Doch die Mühe hat sich gelohnt, die Autorenliste von „Orthopedic Management of Children with Cerebral Palsy“ liest sich wie das „Who is who“ bekannter Kinderorthopäden. Darauf vertreten zu sein, sei eine besondere Ehre, so Schmidt. Link zum Buch www.novapublishers.com Bereits 2013 erklärte Schmidt die besondere Faszination der siebenstöckigen Klinik: „Von dem Moment an, an dem ein kleiner Patient das Krankenhaus betritt, steht er absolut im Mittelpunkt. Zeit- oder Personalressourcen sind zweitrangig – es zählt einzig und allein das Wohl des Kindes.“ one # 04/15 MERAN Aus den Bezirken 32 In der „Memory clinic“ arbeiten gleich mehrere Berufsbilder Hand in Hand, um Diagnose und Behandlung so prazise wie moglich stellen zu konnen. Meran Sabine Fl arer Remember! Seit kurzem gibt es ein neues Angebot am Krankenhaus Meran: das Ambulatorium der „Memory clinic“ „Memory“ bedeutet auf Deutsch „Erinnerung“ – und wie im bekannten Kinderlegespiel mit den bunten Kärtchen geht es auch in diesem Fall darum zu erkennen, wie gut das Gedächtnis noch ist. Einmal Schlüssel oder Lesebrille verlegen mag noch ok sein, aber was, wenn die Anzeichen für Gedächtnisstörungen sich häufen? Bloße „Schusseligkeit“ oder ein ernsthaftes Problem? Diesen Fragen wird one # 04/15 in der neu eröffneten Ambulanz der „Memory clinic“ unter der Leitung von Geriatrie-Primar Christian Wenter am Krankenhaus Meran nun nachgegangen. Keine Ausreden mehr: Gedächtnisstörungen sollten möglichst frühzeitig abgeklärt werden, und sie sind beileibe nicht nur älteren Menschen „reserviert“. Auch Jüngere können – oft im Rahmen einer Erkrankung – an Demenz oder Alzheimer erkranken. Und wer darunter leidet, der belastet damit gleich mehrere Menschen: sich selbst und gleichzeitig die Angehörigen oder Personen des engsten Umfeldes im Alltag. Deshalb ist eine fachlich qualifizierte Abklärung wichtig: In der „Memory clinic“ arbeiten gleich mehrere Berufsbilder Hand in Hand, um Diagnose und Behandlung so präzise wie möglich stellen zu können. Ärztliches Personal untersucht und bespricht die einzelnen Fälle mit Psychologen, Krankenpflegern und Sozialassistenten. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben spezielle Erfahrung in der Diagnostik und Behandlung von Gedächtnisproblemen und Hirnleistungsstörungen. Körperliche Untersuchungen gehören ebenfalls dazu wie Laboranalysen, psychologische Tests und - falls notwendig - weitere Untersuchungen. 33 Foto K arl Ungericht MERAN Es geht voran: Der Firstbaum auf dem Dach des neuen Teiles des Krankenhauses Schlanders Anfang Dezember. Abschließend wird mit dem Patienten oder der Patientin ein intensives Aufklärungs– und Beratungsgespräch geführt. Ein individueller Therapie– und Behandlungsplan - auf Wunsch mit dem Hausarzt und den Angehören besprochen – bildet den Abschluss eines Besuches in der Gedächtnisambulanz. Zur Philosophie der neuen Memory clinic gehört auch, dass der Zustand des Patienten oder der Patientin anschließend in periodischen Abständen überprüft wird. Es begann mit einem lauten Knall, anschließend war alles in Rauch gehüllt und nur die Schreie der Verletzten waren zu hören. Diese Szene fanden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Notaufnahme Meran vor, die sich an der diesjährigen Notfallübung beteiligten. Rund 300 Personen nahmen an einer der größten Notfallübungen des Jahres teil, die am Samstag, 21. November 2015 im großen Innenhof der „Rossi-Kaserne“ in Meran stattfand. Mit dabei waren sechs Pfleger und fünf Ärzte des Gesundheitsbezirkes Meran sowie viele Freiwillige der Rettungsdienste Weißes und Rotes Kreuz und der Feuerwehren. Sie alle haben ihre Erfahrung und Kompetenz in die Waagschale geworfen, um eine optimale Gesundheitsversorgung und logistische Betreuung der 38 „Verletzten“ zu garantieren. Unterstützt wurden sie dabei von Mitgliedern des Bataillons „Julia“, die organisatorische Schützenhilfe leisteten. Die gute Organisation des Weißen Kreuzes und des Notrufdienstes 118 ermöglichten es, dass das Notfallprotokoll für den Ablauf eines sogenannten „MANV 3“ (Massenanfall an Verletzten Stufe 3) perfekt durchgespielt werden konnte – genauso, wie vom Zivilschutz vorgesehen. Aus den Bezirken Foto Sabine Fl arer Notfallübung: simulierte Explosion Durch tragische Erfahrungen, wie etwa dem Zugunglück im Vinschgau im Jahre 2010, wird uns tagtäglich vor Augen geführt, wie wichtig eine ständige fachliche Aus- und Weiterbildung ist, damit im Ernstfall eine große Anzahl von Verletzten betreut werden kann. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sanitätsbetriebes beteiligen sich regelmäßig an diesen Übungen. Gabriel Magnarelli, Krankenpfleger Notaufnahme Krankenhaus Meran Das Team der „Memory clinic“ Christian Wenter (Primar) Elisabeth Abraham (Ärztin) Miriam Insam (Ärztin) Christine Kirchlechner (Ärztin) Ingrid Ruffini (Ärztin) Helga Meister (Krankenpflegerin) Barbara Elisabeth Klotz (Psychologin) Enrica Pedot (Verwaltungsmitarbeiterin) Vormerkung Visiten von Montag bis Freitag von 11:00 – 12:00 Uhr unter der Telefonnummer 0473 251 150 (Geriatrie) Foto Gabriel Magnarelli Valentina Pilotto (Sozialassistentin) one # 04/15 bruneck Maria Elisabeth Rieder BRUNECK „Einfach da sein“ – Begleitung durch die Nacht Z um ersten Treffen nach Einführung des Angebotes im Krankenhaus Bruneck waren neben der Verantwortlichen für die Caritas Hospizbewegung, Ursula Steinkasserer Goldwurm, drei von sieben Freiwilligen gekommen. Pflegedienstleiter Kugler berichtete, sowohl Patientinnen und Patienten und deren Angehörige als auch das Pflegepersonal hätten den Dienst gut angenommen. Von allen Seiten gebe es nur Lob für die Arbeit der Freiwilligen. Er betonte: „Dieser Dienst ist eine wichtige Unterstützung der Arbeit des Krankenpflegepersonals. Von Dezember 2014 bis Ende Oktober 2015 wurde der Dienste 31 Mal angefordert.“ Interessant und berührend waren die Berichte der Ehrenamtlichen über die Erfahrungen mit Patienten und Krankenpflegepersonal. Einig waren sich alle darin, dass gute Kommunikation, ein enger Kontakt und Austausch zwischen Pflegepersonal und ehrenamtlichen Helfern sehr wichtig sei. Denn jede Betreuung sei anders, Feingefühl und Flexibilität seien unbedingt nötig, um kranke Menschen gut durch die Nacht zu begleiten. Alle Freiwilligen bestätigten, dass sich die Zusammenarbeit mit dem Pflegepersonal gut eingespielt habe. Sie seien dankbar für die Erfahrungen mit den Patienten, für manches tiefe Gespräch und dafür, einen Dienst am Nächsten leisten zu können und one # 04/15 gebraucht zu werden. „Ich komme beflügelt heim, die Dankbarkeit und die tollen Erfahrungen wiegen den Schlafmangel auf“, so Peter Baumgartner, der einzige Mann in der Runde der Freiwilligen. „Dann ist das wohl eine Erfolgsgeschichte mit Vorteilen für alle, für die Patienten, für die Angehörigen und für das Pflegepersonal, die wir auf jeden Fall fortsetzen wollen “, brachte es Frau Ursula Steinkasserer Goldwurm, von der Caritas Hospizbewegung abschließend auf den Punkt. Foto Maria Rieder Aus den Bezirken 34 Seit Dezember 2014 begleiten ehrenamtliche MitarbeiterInnen der Caritas Hospizbewegung Patientinnen und Patienten im Krankenhaus Bruneck durch die Nacht. Ende Oktober lud der Pflegedienstleiter Alexander Kugler die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen der Caritas Hospizbewegung zu einem ersten Erfahrungsaustausch ein. Von li. nach re.: Alexander Kugler, Ursula Steinkasserer Goldwurm, die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen: Renate Huber Mitterhofer, Maria Pramstaller Horvat, Peter Baumgartner. Auf dem Bild fehlen die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen: Wally Felderer Seeber, Melitta Irschara Feichter, Hildegard Tammerle Durnwalder, Zäzilia Gasteiger Gasser Therapiestühle in der Tagesklinik Onkologie 35 Foto Dieter Duregger BRUNECK Seit 2.November 2015 ist die „Tagesklinik Onkologie“ im 5.Stock des Krankenhauses Bruneck in Betrieb. 14 Therapiestühle und zwei Liegeplätze stehen für die stationären Patientinnen und Patienten zur Verfügung. Die Zubereitung der Chemotherapie erfolgt im dafür vorgesehenen Laborbereich. Ein motiviertes Team hat die Arbeit aufgenommen. bruneck Maria Elisabeth Rieder Innerhalb eines Jahres entstand im Krankenhaus Bruneck im 5. Stock, Bau B, eine moderne Tagesklinik für onkologische Patientinnen und Patienten. Die „Tagesklinik Onkologie“ ist Teil des medizinischen Departments. Die Ärztinnen Ulrike Felder, Marlene Notdurfter und Evelyn Hainz arbeiten abwechselnd im Team der Tagesklinik und betreuen die Patientinnen und Patienten mit Tumorerkrankungen. Das Pflegeteam, das aus Bewerberinnen verschiedensten Abteilungen zusammengesetzt wurde, wird von der Koordinatorin Margareth Reier geleitet. In den letzten Wochen und Monaten hat sich das Pflegepersonal fachlich gut auf die neuen Herausforderungen vorbereitet und sein Wissen erweitert. Ein Großteil der Krankenpflegerinnen hat bereits vorher in den verschiedenen Chemotherapiebereichen gearbeitet. Die Zubereitung der Therapien erfolgt unter höchstem Sicherheitsstandard in einem extra dafür errichteten Labor. ApothekerIn und biomedizinisch-technische AssistentIn sind in enger Zusammenarbeit für die exakte Vorbereitung der Chemotherapien zuständig und verantwortlich. Eine kleine Gruppe von spezialisierten Hilfskräften sorgt, durch die spezielle Reinigung der Abteilung, täglich dafür, dass die hygienischen Voraussetzungen für eine sichere Betreuung der Patientinnen und Patienten gewährleistet sind. Ziel des gesamten Teams in der Tagesklinik ist eine umfassende Betreuung der Tumorerkrankten. Diese erhalten eine adäquate Therapie unter Einhaltung aller Sicherheitsmaßnahmen, aber genauso wichtig ist es, den Patientinnen und Patienten in ihrer schwierigen Lebenssituation, Stütze und Bezugspunkt zu sein. „Eine individuelle Beratung und Betreuung der onkologischen Patientinnen und Patienten und ihrer engsten Angehörigen kann nur ein motiviertes, interdisziplinäres Team ermöglichen und ein solches haben wir für unsere neue Abteilung gefunden“, sagt Annelies Hopfgartner von der Pflegedienstleitung in Bruneck. Ein Dank gilt allen Mitarbeiter/innen der unterschiedlichsten Berufsgruppen und Abteilungen, die zur Realisierung und Inbetriebnahme dieser schönen Abteilung beigetragen haben. Aus den Bezirken Neue „Tagesklinik Onkologie“ Open month – Frauengesundheit Das „Osservatorio nazionale sulla salute della donna (Onda) ist die nationale Beobachtungsstelle für Frauengesundheit. Ihr Ziel ist es, die Kultur der geschlechterorientierten Gesundheit zu fördern und in Vorsorgemaßnahmen die Unterschiede zu berücksichtigen. Der Monat Oktober war der „Frauengesundheit“ gewidmet. So wurden die „Frauenfreundlichen Krankenhäuser“ aufgerufen, Aktionen zum Thema „Frauengesundheit und Ernährung“ zu setzen. Im Krankenhaus Bruneck haben die Abteilung Gynäkologie/Geburtshilfe, Zentrum für Reproduktionsmedizin und Kryokonservierung der Gameten und der Dienst für Diät und Ernährung in der Eingangshalle bildliches Anschauungsmaterial und interessante Informationsbroschüren aufgelegt. Zudem wurden Bilder von Frauen in spezifischen Lebenssituationen ausgestellt (AT ) one # 04/15 Pia David war 1981 eine der ersten Sozialassistentinnen Südtirols. Nun, nach über 30 Jahren Dienst im Krankenhaus Bozen und der Versetzung in den Ruhestand, wagt sie einen Blick zurück. Vita 36 Vita Sabine Fl arer „Zum Glück konnte ich helfen“ Wenn Sie an Ihre ersten Arbeitswochen denken und an Ihre letzten – welche Unterschiede fallen Ihnen da auf? „Die ersten Wochen und Monate musste ich erst einmal das Krankenhaus, die Organisation und die sozialen Einrichtungen von Bozen beziehungsweise Südtirol kennenlernen. Ich hatte genug Zeit, Dienste und Vereine zu besuchen, um persönliche Kontakte zu knüpfen. Der Sozialdienst im Krankenhaus Bozen war ganz neu, seine Funktion musste erst – auch intern - bekannt gemacht werden. Es gab keine Richtlinien, weder bezüglich der Aufgaben, noch der Arbeitsabläufe. Meine Kollegin Marta Ranzi hatte 1980 begonnen, den Dienst alleine aufzubauen, formell unterstützt von unserem damaligen Vorgesetzten, dem Vizesanitätsdirektor Karl Kob. Es hat sich dann bald herausgestellt, dass unsere Hauptaufgabe die Organisation der Entlassung von nicht mehr selbständigen oder alleinstehenden Patienten und die Unterstützung und Beratung der Angehörigen sein würde. Damals waren wir die einzigen, die sich innerhalb des Krankenhauses in diesem Bereich betätigten, so etwas wie eine ‚geschützte Entlas- one # 04/15 sung‘ gab es nicht. In der Gemeinde Bozen gab es außerdem keinen Sozialdienst für Senioren und so haben wir einzelne Patienten oder Patientinnen auch über einen längeren Zeitraum nach der Entlassung betreut. Wir hatten damals mehr Zeit, auch für Hausbesuche, wenn es notwendig war. Die letzten Jahre meiner Arbeit waren hingegen gekennzeichnet von großem Zeitdruck, sehr vielen Meldungen von Patienten mit Problemen, viel mehr Bürokratie in jedem Bereich sowie immer weniger Zeit für das Erarbeiten von Lösungen und für das persönliche Gespräch mit den Patienten und Patientinnen. Und immer mehr Zeit am PC für Dokumentation oder Prozeduren. Sind die Patientinnen und Patienten heute anders als vor 35 Jahren? Die Klientel ist ziemlich gleich geblieben: alleinstehende, betagte Kranke, Menschen mit Demenz, vollkommen vereinsamte Alte, Obdachlose, Patienten jeden Alters mit schweren Erkrankungen, die alle nach der Entlassung Hilfe brauchen sowie viele verzweifelte Angehörige von pflegebedürftigen Patienten. Ich selbst habe die meisten Jahre An welches Ereignis während Ihres Berufslebens erinnern Sie sich besonders? Abgesehen von einzelnen Fällen, besser Schicksalen, an die ich mich natürlich erinnere, war für mich jede neue Kollegin, jeder neue Kollege, der zu uns dazugekommen ist, ein Ereignis. Vor allem war es aber die Tatsache, dass dank der Einstellung unserer Koordinatorin, Daniela Pintarelli, vor zirka 15 Jahren, aus zwei einzelnen Sozialassistentinnen, die nirgends wirklich dazugehörten, der Sozialdienst des Krankenhauses Bozen wurde. Heute besteht dieser aus sechs Mitarbeitern. Zum Glück gab es trotz allem immer Patienten, denen ich helfen konnte oder Angehörige, die nach einem ausführlichen Gespräch mit einer belastenden Situation besser fertig werden konnten und mir dafür sehr dankbar waren, obwohl ich das Gefühl hatte, eigentlich nichts getan zu haben. Seit 35 Jahren ein Netz für Menschen in Not Das Berufsbild des Sozialassistenten in den Krankenhäusern ist seit 1968 gesetzlich verankert; seit 35 Jahren gibt es diese auch in Südtirol. Was im Krankenhaus Bozen einst als Dienst mit einer Mitarbeiterin begann, gehört heute zum Alltag nicht nur in Bozen, sondern auch in Meran, Schlanders und Bruneck. Insgesamt sind heute in diesen Krankenhäusern neun Sozialassistenten beschäftigt. Hierarchisch untersteht die Berufsgruppe der jeweiligen ärztlichen Direktionen. Gerufen und kontaktiert werden können sie vom Personal oder von den Betroffenen und/oder deren Angehörigen selbst. „Auch an sich positive Phänomene wie eine hohe Lebenserwartung und der medizinische Fortschritt können manchmal soziale Probleme verursachen. “ 37 Patientinnen und Patienten eine bedürfnisgerechtere Hilfe vermittelt werden konnte. Die Milleniumsjahre waren gekennzeichnet durch Verbürokratisierung, immer kompliziertere Zugangsbedingungen zu den Diensten, erste Einsparungen und Einschränkungen bei gleichzeitiger Zunahme der Problemsituationen – und manchmal ein Gefühl der Überforderung. VITA in der Abteilung für Geriatrie gearbeitet und dort bin ich in der letzten Zeit vielen Senioren zwischen 90 und 100 Jahren begegnet, die vor ihrer Einlieferung selbständig waren. Das gab es vor 30 Jahren kaum. Die Kinder dieser Patienten sind dann oft selbst schon 70 oder älter und haben oft einen kranken Ehepartner zu pflegen, Enkelkinder zu betreuen und dabei selbst gesundheitliche Probleme. Und dann sollten sie auch noch ihre kranke Mutter pflegen. Relativ neu sind natürlich auch die vielen ausländischen Patienten und Patientinnen aus allen Erdteilen. In meinen ersten Jahren gab aufgrund des eisernen Vorhanges ja nicht einmal Patienten aus Osteuropa! Bestenfalls deutsche Touristen. Einmal gab es einen schwierigen Patienten von den Philippinen, an den ich mich erinnere, der war schon fast eine Sensation. PIA DAVID Drei Schlagworte zu über drei Jahrzehnten Dienst: Was hat die Achziger, Neunziger und Milleniumsjahre charakterisiert? In den 80er-Jahren hieß es Aufbau, Erweiterung und Etablierung des Dienstes im Krankenhaus. In den 90er-Jahren entstanden viele neue soziale Einrichtungen auf dem „Territorium“, damit verbesserten sich die Arbeitsbedingungen, da den Foto Leo Lanzinger Wenn Sie einen Zauberstab hätten – welche gesellschaftlichen Probleme wären Ihrer Meinung nach am dringendsten zu lösen, damit der Sozialdienst weniger oft kontaktiert werden müsste? Keine Einsamkeit, keine Kriege, genug finanzielle Mittel für alle und alles, eine perfekte Vernetzung aller sozialen und sanitären Einrichtungen - ich glaube, nicht einmal ein Zauberstab würde das alles schaffen. Auch an sich positive Phänomene wie eine hohe Lebenserwartung und der medizinische Fortschritt können manchmal soziale Probleme verursachen. one # 04/15 Infografik Over 65 Bevölkerungsanstieg der über 65-Jährigen in Italien Die Zahlen, sie lügen nicht, heißt es. Und die Zahlen sagen, dass der Anteil der über 65-jährigen in den letzten Jahren in Italien – und den meisten europäischen Ländern – stark zugenommen hat. Für Italien sprechen die vom nationalen Statistikinstitut (Istat) gesammelten Daten eine klare Sprache. Eine derartige Entwicklung stellt für ein Gesundheitssystem eine große Herausforderung dar, denn naturgemäß müssen ältere Menschen öfter medizinische Leistungen in Anspruch nehmen als jüngere. Auch dazu liefert das Istat Daten, die diese Annahme untermauern: Während italienische Haushalte mit Paaren unter 35 im Jahr 2014 rund 100 Euro für ihre Gesundheit und Gesundheitsversorgung ausgegeben haben, waren es bei Paaren mit einem Lebensalter von über 65 Jahren im gleichen Zeitraum schon rund 150 Euro.(pas) 13.219.074 über 65-Jährige 2065 20.007.068 100 unter 15-Jährige 38 über 65-Jährige 2014 157,7 über 65-Jährige 2002 131,7 über 65-Jährige €€ € €€ € < 35 92,92 € im Jahr 2014 65+ 148,46 € im Jahr 2014 Ausgaben für Sanität und Gesundheit one # 04/15 < 15 personalia So betrug im Jahre 2002 in Italien das Verhältnis Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren zu Menschen älter als 65 Jahre 100 zu 131,7. Zwölf Jahre später betrug dieses bereits 100 zu 157,7. Geringe Geburtenrate gepaart mit verbesserten Lebenserwartung trugen und tragen zu dieser Entwicklung bei. Hatten Männer mit 65 in Italien im Jahre 2002 noch eine durchschnittliche Lebenserwartung von 16,9 Jahren, ist diese im Jahre 2002 um gut zwei Jahre auf 18,8 Jahre gestiegen. Gleiches gilt für die Frauen, deren Lebenserwartung mit 65 im Jahre 2014 sich statistisch gesehen auf 22,2 Jahre belief. Zwölf Jahre vorher waren es mit 20,8 Jahren fast zwei Jahre weniger. Diesen Zahlen entsprechend sind auch die Prognosen. So geht das Istat davon aus, dass der Anteil der Bevölkerung mit einem Lebensalter höher als 65 Jahren von heute 21,7 Prozent der Bevölkerung auf 32,6 Prozent im Jahre 2065 steigen wird. 2015 Gesundheit im netz Peter A. Seebacher Foto Maria Pichler/LPA Ab 1. Jänner 2016 wird Dr. Roberto Magnato, langjähriger Facharzt an der Meraner HNO-Abteilung, die Abteilung im Gesundheitsbezirk Meran leiten. „Dr. Magnato zeichnet neben seinen Fähigkeiten als erfahrenen HNO-Arzt auch aus, dass er ein exzellenter Kieferchirurg ist“, so Generaldirektor Thomas Schael und Bezirksdirektorin Irene Pechlaner. Besonders für die Rekonstruktion von angeborenen oder erworbenen Kiefer- und Gesichtsmissbildungen ist er in Fachkreisen bekannt. Der 51-jährige sieht sich selbst als „Netzwerker“ und freut sich über seine neue Aufgabe: „Gerade mit den ‚Nachbarbereichen‘ wie der Dermatologie oder der Zahnheilkunde haben wir eine sehr gute Zusammenarbeit. Aber auch im Bereich der Onkologie arbeiten wir sehr gut mit der ‚Schwesterabteilung‘ am Krankenhaus Bozen zusammen.“ Kopf des Jahres Gesundheitslandesrätin Martha Stocker ist für die Rai Südtirol „Kopf des Jahres“ 2015. Die Redaktion begründet es in einem Tweet folgendermaßen: „Sie musste immer den Kopf hinhalten, sie stellte sich trotzdem der Diskussion: Unser Kopf des Jahres @MarthaStocker”. Wir gratulieren herzlich. Dr. Norbert Überbacher: neuer Primar der HNO Brixen In Brixen wird ab 1. Jänner 2016 der 63-jährige Facharzt Norbert Überbacher die HNO-Abteilung leiten. „Dr. Überbacher verfügt über ausgezeichnete Erfahrung im gesamten Bereich der HNO, insbesondere bei komplexen Fällen. Außerdem kann er eine kontinuierliche Teilnahme an Weiterbildungen aufweisen“, so Generaldirektor Thomas Schael und Bezirksdirektor Walter Amhof, die Überbacher weiters Erfahrung im Konfliktmanagement und Führungsverhalten bestätigen. Besonders in der Betreuung hörgeschädigter Kinder hat sich der Facharzt einen Namen gemacht, seit 1987 leitet er die diesbezügliche einfache Einrichtung der Bezirke Brixen und Bruneck und ist Mitglied des Fachteams auf Landesebene. „Auch im Bereich der Ohrund Tumorchirurgie war es mir immer ein Anliegen, auf dem neuesten Stand zu sein. Besondere Erfahrung konnte ich dabei bei einem Aufenthalt in München am Klinikum Großhadern sammeln“, so Norbert Überbacher, der seit 1998 als Stellvertreter dem ehemaligen Primar Paul Goller zur Seite stand. Die Seite, die es in 35 Sprachen gibt unter anderen auch in Deutsch und Italienisch - stellt diese und viele andere Daten in „Echtzeit“ zur Verfügung. Die Informationen sind unterteilt in die Rubriken Weltpopulation, Regierung & Wirtschaft, Gesellschaft & Medien, Umwelt, Essen, Wasser, Energie sowie Gesundheit. Die Zahlen können „live“ dabei beobachtet werden, wie sie in die Höhe rattern. Manche schnell, andere schneller und wiederum andere fast gar nicht. 39 Wer immer schon wissen wollte, wie viele Zigaretten weltweit heute geraucht wurden, wie viele Menschen dieses Laster mit dem Leben bezahlt haben oder wie viel Geld die Regierungen dieser Welt bis dato in die Gesundheitsversorgung gesteckt haben, bekommt seinen Wunsch auf www. worldometers.info schnell und ohne großen Aufwand erfüllt. gesundheit im netz Dr. Roberto Magnato: neuer Primar der HNO Meran Foto Privat Foto Leo Privat Gezählte Welt „Weltstatistiken in Echtzeit“ ist das Motto von www.worldometers.info und es ist tatsächlich ziemlich beeindruckend, wenn man der Zahl der durch Rauchen verursachten Todesfälle beim Größerwerden zusieht. Oder jener der Gesundheitsausgaben der Regierungen, die mit hoher Geschwindigkeit nach oben rauscht. Oder jener, welche die durch übertragbare Krankheiten verursachten Todesfälle darstellt. Wie kommen diese Zahlen zustande? Grundlage ist, so wird auf der Seite erklärt, ein Algorithmus, der die neuesten und genauesten zur Verfügung stehenden Statistiken verarbeitet und dann das Resultat auf der Seite darstellt. Nicht, dass man diese Informationen anderswo nicht finden würde, aber diese in einer derart gebündelten und aktuellen – und sich aktualisierenden Form – vor sich zu sehen beeindruckt und macht nachdenklich. online Lesen one # 04/15 one Homepage: www.sabes.it Erstvisiten vormerken (Dermatologie, Kardiologie, HNO und Urologie): www.sabes.it/onlinevormerkung Wo sind Leistungen am schnellsten verfügbar?: www.sabes.it/vormerkzeiten Stellenangebote, Neuigkeiten zu Behandlungsmethoden, Vormerkungsmodalitäten, Dienste in Ambulatorien/Abteilungen: www.sabes.it/news Praktische Tipps zur Gesundheit: www.sabes.it/gesundheitsvorsorge Diese Ausgabe digital und online: Südtiroler Sanitätsbetrieb online www.issuu.com/sabesasdaa Kontak t Redaktion one: [email protected] Redaktion Gesundheitsbezirk Brixen: [email protected] Redaktion Gesundheitsbezirk Bozen: [email protected] Redaktion Gesundheitsbezirk Meran: [email protected] Redaktion Gesundheitsbezirk Bruneck: [email protected] – das Magazin des Südtiroler Sanitätsbetriebes Ausgabe 4 /2015 (Aut. Pres.Trib. BZ Nr. 17/2002 R.ST.17.09.02) HERAUSGEBER: Sanitätsbetrieb der Autonomen Provinz Bozen, Sparkassenstr. 4, 39100 Bozen VERANTWORTLICHER DIREK TOR: Lukas Raffl KOORDINATION: Peter A. Seebacher REDAK TION: Evelyn Gruber-Fischnaller (EGF) , Ulrike Kalser (UK ) , Maria Elisabeth Rieder (MER) , Marina Cattoi (MC) , Sabine Flarer (SF) , Lukas Raffl (LR) , Peter A. Seebacher (PAS) ÜBERSETZUNGEN: Tatiana De Bonis, Emanuela Covi GRAFIK: Gruppe Gut Gestaltung OHG, Kapuzinergasse 8/15, 39100 Bozen ERSCHEINUNGSWEISE: vierteljährlich REDAK TIONSADRESSE: Abteilung für Kommunikation, Marketing und Bürgeranliegen, Sparkassenstraße 2, 39100 Bozen TEL: +39 0471 907138 E-MAIL: [email protected] WEB: www.sabes.it DRUCK: Fotolito Varesco GmbH, Nationalstraße 57, 39040 Auer Impressum one