DER LIEDERZYKLUS »MYRTEN« OP. 25 WIDMUNG · FREISINN

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DER LIEDERZYKLUS »MYRTEN« OP. 25 WIDMUNG · FREISINN
der Liederzyklus »Myrten« op. 25
Widmung · Freisinn · Romantische
Begegnungen – Robert Schumann
und Clara Wieck · Der Nussbaum
Die Hochländer-Witwe · Zum 150.
Todestag von Robert Schumann
Hauptmanns Weib · Am 23.01.2007
Was will die einsame Träne? · Zum
Schluss · So klingt nur Dortmund.
2,50 E
KONZERTHAUS DORTMUND · Dienstag, 23.01.2007 · 20.00
Dauer: ca. 2 Stunden inklusive Pause
Diana Damrau Sopran
Iván Paley Bariton, künstlerisches Gesamtkonzept
Stephan Matthias Lademann Klavier
Martina Gedeck Lesung
Sebastian Koch Lesung
Martina Döcker Textzusammenstellung
Wir bitten um Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen während der Vorstellung nicht
gestattet sind.
4I5
Robert Schumann (1810 –1856)
Liederzyklus »Myrten« op. 25
›Widmung‹
›Freisinn‹
Brief-Lesung
›Der Nussbaum‹
›Jemand‹
Lieder aus dem Schenkenbuch im Divan Nr. 1
(›Sitz’ ich allein‹)
Lieder aus dem Schenkenbuch im Divan Nr. 2
(›Setze mir nicht, du Grobian‹)
›Die Lotusblume‹
›Talismane‹
Brief-Lesung
›Lied der Suleika‹
Brief-Lesung
›Die Hochländer-Witwe‹
›Lied der Braut Nr. 1‹
›Lied der Braut Nr. 2‹
-Pause-
6I 7
›Hochländers Abschied‹
›Hochländisches Wiegenlied‹
Brief-Lesung
Aus den hebräischen Gesängen (›Mein Herz ist schwer‹)
Brief-Lesung
Rätsel
Brief-Lesung
›Venetianisches Lied Nr. 1‹
›Venetianisches Lied Nr. 2‹
›Hauptmanns Weib‹
›Weit, weit‹
Brief-Lesung
›Was will die einsame Träne?‹
›Niemand‹
›Im Westen‹
Brief-Lesung
›Du bist wie eine Blume‹
›Aus den Östlichen Rosen‹
Brief-Lesung
›Zum Schluss‹
Programm
Iván Paley
8I9
Diana Damrau
»Du meine Seele, du mein Herz …« Robert Schumann und Clara Wieck
und der Liederkreis »Myrten« op. 25
»Mein herzinniges Mädchen«, »Meine herzige Klara«, »Mein trautes Kind«, »Gut Herzekind«,
»Meine Herzensgeliebte«, »Mein Herzensbrautmädchen«, nannte er sie. »Mein theurer Robert«,
»Mein theuerster Robert«, »Mein geliebter Robert«, »Mein innigstgeliebter Robert«, »Mein lieber
Herzensmensch«, »Liebes Bruderherz!« antwortete sie ihm. Sie liebt ihn, er liebt sie, mehr noch:
Sie sind Seelenverwandte. 1839 schreibt er an sie: »An Deiner Romanze habe ich nun abermals
von neuem gehört, daß wir Mann und Frau werden müssen. Jeder Deiner Gedanken kommt aus
meiner Seele, wie ich ja meine ganze Musik Dir zu verdanken habe.«
Die Heirat ist eine klare Sache, möchte man meinen. Nicht aber, wenn die Geschichte im
19. Jahrhundert spielt und es sich bei den Liebenden um die Pianistin Clara Wieck und den zum
damaligen Zeitpunkt noch nicht besonders erfolgreichen Musiker und Komponisten Robert Schumann
handelt. Sein Jurastudium hatte er abgebrochen, um sich ganz seiner eigentlichen Leidenschaft, dem
Komponieren, zu widmen und Pianist zu werden. Doch in einer Schlinge übte er sich einen Finger
lahm und als Komponist war er noch kaum bekannt. Clara Wieck dagegen war früh schon ein
im internationalen Konzertzirkus gefeiertes Wunderkind gewesen und schnell zur Star-Pianistin
avanciert.
Sie konnte jeden Tag zu neuen Reisen aufbrechen und verfügte über ein reiches Vermögen.
Schumann hing dagegen am Tropf des elterlichen Erbes und sehnte sich nur nach einem »kleinen,
warmen Nest«, in das er auch die ebenso begehrte wie bewunderte Frau hineinzulocken versuchte.
In einem Brief schrieb er ihr im Juni 1839: »Erreiche ich nur das, daß Du gar nichts mehr mit der
Öffentlichkeit zu tun hättest, wäre mein innigster Wunsch erreicht. Das bißchen Ruhm auf dem
Lumpenpapier, was Dein Vater als höchstes Glück auf der Welt betrachtet, verachte ich.«
Ihre Geschichte gehört zu den bewegendsten des 19. Jahrhunderts – und sie ist eine von
denen, die wie kaum eine andere von nachfolgenden Biografen geschönt und verzerrt wurde. Erst
in jüngster Zeit haben einige Publikationen, darunter die Clara-Schumann-Biographie von Eva
Weissweiler sowie die Untersuchung »Der Prozess. Robert und Clara Schumanns Kontroverse mit
Friedrich Wieck« von Friedericke Preiß, das Bild vom »Traumpaar deutscher Romantik« zurechtgerückt und den Blick auf eine Künstler-Ehe gelenkt, die eine »recht gewöhnliche Katastrophe« war.
»Immer schneller und schneller« folgte Entfremdung auf Nähe, Konflikt auf Verständnis, Sorge auf
Glück. Und bereits zu Beginn ihrer leidenschaftlichen Liebe versperrten gewaltige Hindernisse
den Weg. Der Ausgangspunkt – eine geradezu archetypische Situation: zwei Männer im Duell,
dazwischen eine junge Frau als vermeintlicher Zankapfel.
10 I11
Werke
Friedrich Wieck, der weithin bekannte, erfahrene Klavierpädagoge und liebend-kluge Manager
seiner Tochter, befürchtete, dass Clara in einer Ehe mit Robert ihre Karriere aufgeben müsse. Und
er durfte annehmen, dass Claras mit Triumph eingespieltes Vermögen vom ehelichen Haushalt
aufgezehrt würde. Wieck kannte Robert sehr gut, war dieser doch auch durch seine strenge
Klavierschule gegangen. Und er kannte auch den Lebenswandel und das Portemonnaie des jungen
Komponisten. Um die Ehe mit seiner Tochter zu verhindern, ging Wieck schließlich bis zum
Äußersten: Er zog vor Gericht und erhob Einspruch gegen die Verbindung.
Das junge Glück wurde von Jahren der Trennung überschattet – für Clara und Robert eine äußerst
schwierige und schmerzensreiche Zeit. Briefe blieben ihre einzige Möglichkeit zur Verständigung,
und so entstand einer der schönsten und bewegendsten Briefwechsel deutscher Sprache. Doch
auch Kunstwerke werden immer wieder aus persönlichen Erfahrungen geboren, oft inspiriert
von Liebesglück und Liebesleid. Die auferlegten längeren Trennungen von Clara hatten sowohl
auf Schumanns Psyche als auch auf sein Schaffen enorme Auswirkungen und lösten in ihm
quasi über Nacht einen kreativen Schaffensschub aus: Schumann, der bis dahin mit seinen unter
den Opuszahlen 1 bis 23 veröffentlichten Werken ausschließlich Klaviermusik publiziert hatte,
schrieb 1840, in dem Jahr also, in dem er Clara nach dem äußerst langwierigen Gerichtsprozess
endlich heiraten durfte, mit 138 Liedern die Hälfte seines gesamten Liedschaffens, darunter den
Liederkreis »Myrten« sowie die Zyklen »Liederkreis« op. 39 und »Dichterliebe« op. 48.
In den Texten von Goethe, Eichendorff, Heine, Lord Byron, Rückert, Geibel, Hebbel, Chamisso,
Kerner und anderen, mit denen er sich komponierend intensiv auseinandersetzte, mag er sein
eigenes Seelenleben widergespiegelt gefunden haben. Ein Stück weit gelang es ihm aber auch,
sich in diesen für ihn so neuen Liedern »frei« zu singen.
12 I13
Ein musikalischer Brautstrauss
»Bald hätte ich vergessen, daß ich diese Nacht sehr schön und lieb von Dir geträumt. Du küßtest
mich und setztest mir einen wundervollen frischen Myrthenkranz auf, während Du mich mit aller
Innigkeit dabei in Deine Arme schlossest. Ich erwachte ganz glücklich und dachte an Dich«, heißt
es in einem Brief Claras von 1840. Dass Robert ihr zu ihrem Hochzeitstag am 12. September einen
»Myrthenkranz« der ganz besonderen Art überreichen würde, dürfte sie zu diesem Zeitpunkt noch
nicht geahnt haben: seinen Liederkreis »Myrten« op. 25, den er mit einer Einfassung in rotem Samt
auch editorisch aufwändig gestaltete. Schumann hatte 26 Gedichte von englischen und deutschen
Dichtern vertont und dabei seine gesamten Empfindungen für seine Braut in die Musik hineingeschrieben. »Geschwärmt habe ich in Dir, und mit einer Liebe an Dich gedacht, wie ich sie noch gar
nicht gekannt«, heißt es in einem seiner Briefe, und weiter: »Die ganze Woche saß ich am Clavier
und componierte und schrieb und lachte und weinte durcheinander.« Gleich mit dem ersten Lied,
der ›Widmung‹ auf einen Text von Friedrich Rückert mit ihrem emphatisch herausgeschleuderten
›Du meine Seele, du mein Herz‹, gelang ihm dabei eine Liebeserklärung der schönsten Art.
Eine Welt im Kleinen
Der Liederkreis »Myrten« ist als ein Wechselgesang zwischen Mann und Frau konzipiert – einmal
erzählt sie etwas, dann wieder er. Eine Miniatur reiht sich an die andere. Jede schildert auf äußerst
pure und höchst konzentrierte Weise eine Welt im Kleinen: die Höhen und Tiefen des Ehelebens, das
beschwerliche Dasein im schottischen Hochland, die Sehnsucht nach dem Liebsten, nach der Liebsten
oder aber die Freuden des Lebens zu zweit. Jede Miniatur wird damit zu in Liedform geronnener
Lebenszeit, Essenz des Daseins. Und bei aller Verschiedenheit der Texte entsteht doch ein Ganzes,
ein tönender Dreiklang aus Liebessehnen, Naturbildern, Gottvertrauen – ein Alphabet der Liebe
aus unterschiedlichsten Blickwinkeln und Stimmungen, das auf harmonischer Ebene durch eine
vorwiegend quint- und terzbezogene Tonartenabfolge und die Rahmentonart As-Dur im ersten und
letzten Lied zusammengehalten wird. Formal stellt der Liederkreis einen Querschnitt durch damalige
Formmodelle dar. Vom schlichten Strophenlied bis hin zu komplizierten Kombinationen wie variierte
Strophenlieder, durchkomponierte und balladeske Lieder oder auch der Öffnung ins frei Szenische
ist alles enthalten. Dem Klavierpart kommt die Bedeutung eines Kommentars zu, der teils fast
psychologische Dimensionen erhält und all das ausdrückt, was Worte nicht auszusprechen vermögen,
und ist zugleich doch eng mit der Gesangsstimme verwoben. In ›Der Nussbaum‹ auf einen Text
Werke
des Goethe-Freundes Julius Mosen führt der Gesang zum Beispiel »als eine der Stimmen im vielfältigen Gefüge des Klaviersatzes, eingehüllt in dessen Tongewebe« die instrumentale Melodie
fort (Barbara Meier). Leitmotivartig durchzieht das ganze Lied eine melodische Wendung, die wie
eine »Wunschformel« immer wieder vom Glück im nächsten Jahr singt. Eng ist die Verbindung von
Gesangs- und Klavierpart auch im ›Lied der Suleika‹, wo jede einzelne Note der Singstimme in
der Begleitung verdoppelt und damit wie in einem Spiegel erscheint. Wie die Gedichte ›Freisinn‹,
›Lieder aus dem Schenkenbuch Nr. 1 und Nr. 2‹ und ›Talismane‹ entnahm Schumann auch das
›Lied der Suleika‹ aus Goethes 1819 erschienener Anthologie »West-östlicher Divan«, die eine
Reflektion des Dichters auf seine Empfindungen für die Ehefrau eines Bänkers, Marianne von Willemer,
darstellt. Er selbst verewigte sich im »Divan« als der ebenso leidenschaftliche wie letztlich
vergebliche Geliebte Hatem; in Suleika sah er seine Geliebte Marianne. Abwesenheit und Fernsein
erscheinen dabei nicht als Hinderungsgrund für die Inspiration des Dichters – ein Thema, das auch
Clara und Robert Schumann immer wieder bewegte.
Inhaltlich besonders breit gestreut sind die acht vertonten Gedichte des schottischen Lyrikers Robert
Burns. ›Die Hochländer-Witwe‹ schildert die erschütternde Geschichte einer Bäuerin, die in den Wirren
eines Krieges nicht nur all ihr Hab und Gut, sondern auch ihren geliebten Mann verloren hat. Äußerste
Expressivität und eine unruhig bebende Komplementär-Rhythmik schildern den Schmerz und die
Erregung der unglücklichen Frau. Des ›Hochländers Abschied‹ ist das eigenwillige Aufbegehren
eines Mannes, dessen Gedanken und Gefühle sich nicht von seiner Heimat lösen können. Findet
Schumann in einigen Liedern wie z. B. in den beiden schwärmerisch-lyrischen ›Liedern der Braut‹,
dem von unternehmenslustiger Aufbruchstimmung geprägten ›Freisinn‹, dem schwingenden
›Hochländischen Wiegenlied‹, dem lebhaften ›Rätsel‹, dessen Lösung der Buchstabe H ist, oder
dem trotzigen ›Niemand‹ zu einem bewusst volksliedhaften Tonfall, so überraschen seine beiden
Heine-Vertonungen ›Die Lotosblume‹ und ›Du bist wie eine Blume‹ durch eine Gefühlsunmittelbarkeit, die direkt trifft. Und ein einziges Mal findet er in ›Was will die einsame Träne‹ – ein
distanzierter Rückblick auf eine frühere Liebe in heller A-Dur-Tönung – auch in seiner Musik zu der
für Heine so typischen bitteren Ironie. Zu den eindrucksvollsten Liedern der Sammlung zählt ›Aus den
hebräischen Gesängen‹ auf einen Text von Lord Byron – eine Miniatur über einen Musikanten, der
sich von seinen Tönen Linderung in seiner seelischen Bedrängnis erhofft und doch weiß, dass sein
Herz brechen wird. Das inhaltlich komplexe vierstrophige Gedicht verwandelte Schumann in eine
freie wechselstrophige Formanlage. Bereits in der Klaviereinleitung gelingt ihm das klangliche Bild
einer depressiven Gefühlslage durch eine polyphone Satztechnik mit spannungsreicher Harmonik,
Chromatik und melodischer Abwärtsbewegung, aus der der erste Vers mit den Worten »Mein Herz
ist schwer« wie ein tiefer Seufzer hervor bricht. Die zweite Strophe singt von der erlösenden Kraft
14 I 15
der Musik. Diese ist jedoch nur eine sehnsüchtige Wunschprojektion, führt die Wiederholung des
grüblerischen Klaviervorspiels doch schnell wieder in die niedergeschlagene Ausgangsstimmung
zurück. Über einen anderen Liederzyklus aus seinem Liederjahr 1840 – die »Dichterliebe« –schrieb
Robert an Clara am 13. März: »Wie ich sie componierte, war ich ganz in Dir. Du romantisches
Mädchen verfolgst mich noch mit Deinen Augen überall hin, und ich denke mir oft, ohne solche
Braut kann man auch keine solche Musik machen.« Nie allerdings leben Schumanns Lieder allein
aus dem Überschwang solcher Gefühle. Immer findet sich in ihnen auch die stille Verzweiflung an
der Welt und eine unbezwingbare Heimatlosigkeit. Kaum je ist das Bittersüße der Liebe, in deren
Wonne die Angst vor der Einsamkeit bereits eingewoben ist und aus deren Schönheit immer wieder
auch auf verstörende Weise Schrecken und Verlorenheit hervorbrechen, derart vollkommen in Töne
5743
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umgesetzt
worden wie in seinen Lied-Kompositionen.
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Freude am Fahren
Werke
Liederzyklus »Myrten« op. 25
›Jemand‹
(Text: Robert Burns, 1759 –1796,
›Aus dem Schenkenbuch im Divan Nr. 2‹
(›Setze mir nicht, du Grobian‹)
(Text: Johann Wolfgang von Goethe)
›Widmung‹
›Der Nussbaum‹
Deutsch von Wilhelm Gerhard, 1780–1858)
(Text: Friedrich Rückert, 1788–1866)
(Text: Julius Mosen, 1803–1867)
Du meine Seele, du mein Herz,
Du meine Wonn‘, o du mein Schmerz,
Du meine Welt, in der ich lebe,
Mein Himmel du, darein ich schwebe,
O du mein Grab, in das hinab
Ich ewig meinen Kummer gab!
Es grünet ein Nußbaum vor dem Haus,
Duftig,
Luftig
Breitet er blättrig die Blätter aus.
Mein Herz ist betrübt, ich sag‘ es nicht,
Mein Herz ist betrübt um jemand;
Ich könnte wachen die längste Nacht,
Und immer träumen von jemand.
O Wonne! Von jemand;
O Himmel! Von jemand;
Durchstreifen könnt‘ ich die ganze Welt,
Aus Liebe zu jemand.
Du bist die Ruh, du bist der Frieden,
Du bist vom Himmel mir beschieden.
Dass du mich liebst, macht mich mir wert,
Dein Blick hat mich vor mir verklärt,
Du hebst mich liebend über mich,
Mein guter Geist, mein bess‘res Ich!
Viel‘ liebliche Blüten stehen dran,
Linde
Winde
Kommen, sie herzlich zu umfah‘n.
Es flüstern je zwei zu zwei gepaart,
Neigend,
Beugend
Zierlich zum Kusse die Häuptchen zart.
›Freisinn‹
(Text: Johann Wolfgang von Goethe, 1749–1828)
Lasst mich nur auf meinem Sattel gelten!
Bleibt in euren Hütten, euren Zelten!
Und ich reite froh in alle Ferne,
Über meiner Mütze nur die Sterne.
Er hat euch die Gestirne gesetzt
Als Leiter zu Land und See;
Damit ihr euch daran ergötzt,
Stets blickend in die Höh‘.
Sie flüstern von einem Mägdlein, das
Dächte
Die Nächte
Und tagelang, wusste, ach! selber nicht was.
›Lieder aus dem Schenkenbuch im Divan
Nr. 1‹ (›Sitz‘ ich allein‹)
(Text: Johann Wolfgang von Goethe)
Sie flüstern – wer mag versteh‘n so gar
Leise
Weise? –
Flüstern von Bräut‘gam und nächstem Jahr,
Vom nächsten Jahr.
Das Mägdlein horchet, es rauscht im Baum;
Sehnend,
Wähnend
Sinkt es lächelnd in Schlaf und Traum.
16 I 17
Ihr Mächte, die ihr der Liebe hold,
O lächelt freundlich auf jemand!
Beschirmet ihn, wo Gefahren droh‘n;
Gebt sicher Geleite dem jemand!
O Wonne! dem jemand;
O Himmel! dem jemand;
Ich wollt‘, ich wollte, was wollt‘ ich nicht
Für meinen jemand!
Sitz‘ ich allein,
Wo kann ich besser sein?
Meinen Wein
Trink ich allein;
Niemand setzt mir Schranken,
Ich hab‘ so meine eignen Gedanken.
Sitz‘ ich allein,
Wo kann ich besser sein?
Wo kann ich besser sein, besser sein,
Besser sein?
Dem Kellner:
Setze mir nicht, du Grobian,
Mir den Krug so derb vor die Nase!
Wer mir Wein bringt, sehe mich freundlich an,
Sonst trübt sich der Eilfer im Glase.
Dem Schenke:
Du lieblicher Knabe, du komm herein,
Was stehst du denn da auf der Schwelle?
Du sollst mir künftig der Schenke sein,
Jeder Wein ist schmackhaft und helle.
›Die Lotusblume‹
(Text: Heinrich Heine, 1797–1856)
Die Lotusblume ängstigt
Sich vor der Sonne Pracht
Und mit gesenktem Haupte
Erwartet sie träumend die Nacht.
Der Mond, der ist ihr Buhle
Er weckt sie mit seinem Licht,
Und ihm entschleiert sie freundlich
Ihr frommes Blumengesicht.
Sie blüht und glüht und leuchtet
Und starret stumm in die Höh‘;
Sie duftet und weinet und zittert
Vor Liebe und Liebesweh.
Texte
›Talismane‹
(Text: Johann Wolfgang von Goethe)
Gottes ist der Orient!
Gottes ist der Okzident!
Nord und südliches Gelände
Ruht im Frieden seiner Hände.
Er, der einzige Gerechte,
Will für jedermann das Rechte.
Sei von seinen hundert Namen
Dieser hochgelobet! Amen.
Gottes ist der Orient!
Gottes ist der Okzident!
Mich verwirren will das Irren;
Doch du weißt mich zu entwirren,
Wenn ich wandle, wenn ich dichte,
Gib du meinem Weg die Richte!
Gottes ist der Orient!
Gottes ist der Okzident!
Nord und südliches Gelände
Ruht im Frieden seiner Hände.
Amen! Amen!
Immerdar der Fernen schenket,
Die ein Leben ihm geweiht.
Ja, mein Herz, es ist der Spiegel,
Freund, worin du dich erblickst,
Diese Brust, wo deine Siegel
Kuss auf Kuss, Kuss auf Kuss hereingedrückt.
Süßes Dichten, laut‘re Wahrheit,
Fesselt mich in Sympathie!
Rein verkörpert Liebesklarheit
Im Gewand der Poesie.
Wie mit innigstem Behagen,
Lied, empfind‘ ich deinen Sinn!
Liebevoll du scheinst zu sagen:
Dass ich ihm zur Seite bin, zur Seite bin.
›Die Hochländer-Witwe‹
(Text: Robert Burns, 1759–1796, Deutsch von Wilhelm Gerhard)
Ich bin gekommen ins Niederland,
O weh! O weh! O weh!
So ausgeplündert haben sie mich,
Dass ich vor Hunger vergeh‘!
›Lied der Suleika‹
(Text: Marianne von Willemer, 1784 –1860,
in Zusammenarbeit mit Johann Wolfgang von Goethe)
Wie mit innigstem Behagen,
Lied, empfind‘ ich deinen Sinn!
Liebevoll du scheinst zu sagen:
Dass ich ihm zur Seite bin, zur Seite bin.
Dass er ewig mein gedenket,
Seiner Liebe Seligkeit,
18 I 19
So war‘s in meinem Hochland nicht;
O weh! O weh! O weh!
Ein hochbeglücktes Weib,
Als ich, war nicht auf Tal und Höh‘!
Denn damals hatt‘ ich zwanzig Küh‘;
O weh! O weh! O weh!
Die gaben Milch und Butter mir,
Und weideten im Klee.
Und sechzig Schafe hatt‘ ich dort;
O weh! O weh! O weh!
Die wärmten mich mit weichem Vlies
Bei Frost und Winterschnee.
Es konnte kein‘ im ganzen Clan
Sich größer‘n Glückes freu‘n;
Denn Donald war der schönste Mann,
Und Donald, der war mein!
Lass mich an mein Herz dich ziehn,
Und dich küssen, wie mich er, wie er!
Mutter, Mutter! Seit ich ihn liebe,
Lieb‘ ich erst dich ganz,
Dass du mir das Sein verlieh‘n,
Das mir ward zu solchem Glanz,
Das mir ward zu solchem,
Solchem Glanz.
›Lied der Braut Nr. 2‹
So blieb‘s, so blieb‘s,
Bis Charlie Stuart kam,
Alt-Schottland zu befrei‘n;
Da mußte Donald seinen Arm
Ihm und dem Lande leih‘n.
Was sie befiel, wer weiß es nicht?
Dem Unrecht wich das Recht,
Und auf Cullodens blut‘gem Feld
Erlagen Herr und Knecht.
(Text: Friedrich Rückert)
Lass mich ihm am Busen hangen,
Mutter, Mutter! Lass das Bangen.
Frage nicht: wie soll sich‘s wenden?
Frage nicht: wie soll das enden?
Enden? enden soll sich‘s nie,
Wenden? noch nicht weiß ich, wie!
Lass mich ihm am Busen hangen,
Lass mich!
›Hochländers Abschied‹
O! Dass ich kam ins Niederland!
O weh! O weh! O weh!
Nun gibt‘s kein unglücksel‘ger Weib
Vom Hochland bis zur See!
(Text: Robert Burns, Deutsch von Wilhelm Gerhard)
(Text: Friedrich Rückert, 1788–1866)
Mein Herz ist im Hochland,
Mein Herz ist nicht hier;
Mein Herz ist im Hochland im Waldes Revier;
Dort jagt es den Hirsch und verfolget das Reh;
Mein Herz ist im Hochland,
Wohin ich auch geh‘!
Mutter, Mutter! Glaube nicht,
Weil ich ihn lieb‘ all so sehr,
Dass nun Liebe mir gebricht,
Dich zu lieben, wie vorher.
Mutter, Mutter! Seit ich ihn liebe,
Lieb‘ ich erst dich sehr.
Leb‘ wohl, mein Hochland,
Mein heimischer Ort!
Die Wiege der Freiheit, des Mutes ist dort.
Wohin ich auch wand‘re, wo immer ich bin:
Auf die Berg‘, auf die Berge zieht es mich hin.
›Lied der Braut Nr. 1‹
Texte
Lebt wohl, ihr Berge,
Bedecket mit Schnee!
Lebt wohl, ihr Täler, voll Blumen und Klee!
Lebt wohl, ihr Wälder,
Bemoostes Gestein,
Ihr stürzenden Bächlein im farbigen Schein!
Mein Herz ist im Hochland,
Mein Herz ist nicht hier;
Mein Herz ist im Hochland
Im Waldes Revier;
Dort jagt es den Hirsch
Und verfolget das Reh;
Mein Herz ist im Hochland,
wohin ich auch geh!
›Hochländisches Wiegenlied‹
(Text: Robert Burns, Deutsch von Wilhelm Gerhard)
Schlafe, süßer, kleiner Donald,
Ebenbild des großen Ronald!
Wer ihm kleinen Dieb gebar,
Weiß der edle Clan aufs Haar.
Schelm, hast Äuglein schwarz wie Kohlen!
Wenn du groß bist, stiehl ein Fohlen;
Geh‘ die Eb‘ne ab und zu,
Bringe heim ‘ne Carlisle Kuh!
Bringe heim ‘ne Carlisle Kuh!
Darfst in Niederland nicht fehlen;
Dort, mein Bübchen, magst du stehlen;
Stiehl dir Geld und stiehl dir Glück,
Und ins Hochland komm‘ zurück!
Und ins Hochland komm‘ zurück!
20 I 21
›Aus den hebräischen Gesängen‹
(›Mein Herz ist schwer‹)
(Text: Lord Byron, 1788–1824,
Deutsch von Karl Julius Körner, 1783–1873)
Mein Herz ist schwer!
Auf! Von der Wand die Laute,
Nur sie allein mag ich noch hören,
Entlocke mit geschickter Hand
Ihr Töne, die das Herz betören.
Kann noch mein Herz ein Hoffen nähren,
Es zaubert diese Töne her,
Und birgt mein trock‘nes Auge Zähren,
Sie fließen, und mich brennt‘s nicht mehr!
Nur tief sei, wild der Töne Fluss,
Und von der Freude weggekehret!
Ja, Sänger, dass ich weinen muss,
Sonst wird das schwere Herz verzehret!
Denn sieh! Von Kummer ward‘s genähret,
Mit stummen Wachen trug es lang,
Und jetzt vom Äußersten belehret,
Da brech‘ es oder heil im Sang.
›Rätsel‹
(Text: Catherine Maria Fanshaw, 1765–1834, Lord Byron zugeschrieben, Deutsch von Karl Kannegießer, 1781–1861)
Es flüstert‘s der Himmel,
Es murrt es die Hölle,
Nur schwach klingt‘s
Nach in des Echos Welle,
Und kommt es zur Flut,
So wird es stumm,
Auf den Höh‘n,
Da hörst du sein zwiefach Gesumm.
Das Schlachtengewühl liebt‘s,
Fliehet den Frieden,
Es ist nicht Männern noch Frauen beschieden,
Doch jeglichem Thier, nur musst du‘s sezieren,
Nicht ist‘s in der Poesie zu erspüren,
Die Wissenschaft hat es, vor allem sie,
Die Gottesgelahrtheit und Philosophie.
Bei den Helden führt es den Vorsitz immer,
Doch mangelt‘s den Schwachen
Auch innerlich nimmer,
Es findet sich richtig in jedem Haus,
Denn ließe man‘s fehlen, so wär‘ es aus.
In Griechenland klein, an des Thiber Borden
Ist‘s größer,
Am größten in Deutschland geworden.
Im Schatten birgt‘s sich, im Blümchen auch.
Du hauchst es täglich, es ist nur ein (was ist‘s?)…
Es ist nur ein…
›Venetianisches Lied Nr. 1‹
(Text: Thomas Moore, 1779 –1852,
Deutsch von Ferdinand Freiligrath, 1810–1876)
Leis‘ rudern hier, mein Gondolier,
Leis‘, leis‘!
Die Flut vom Ruder sprüh‘n so leise.
Lass, dass sie uns nur vernimmt,
Zu der wir zieh‘n!
O könnte, wie er schauen kann,
Der Himmel reden trau‘n,
Er spräche vieles wohl von dem,
Was nachts die Sterne schau‘n!
22 I 23
Leis‘, leis‘, leis‘, leis‘!
Nun rasten hier, mein Gondolier,
Sacht, sacht!
Ins Boot die Ruder!
Sacht, sacht!
Auf zum Balkone schwing‘ ich mich,
Doch du hältst unten Wacht,
O wollten halb so eifrig nur
Dem Himmel wir uns weih‘n,
Als schöner Weiber Diensten trau‘n,
Wir könnten Engel sein!
Sacht, sacht, sacht, sacht!
›Venetianisches Lied Nr. 2‹
(Text: Thomas Moore,
›Hauptmanns Weib‹
(Text: Robert Burns, Deutsch von Wilhelm Gerhard)
Hoch zu Pferd!
Stahl auf zartem Leibe,
Helm und Schwert
Ziemen Hauptmanns Weibe.
›Was will die einsame Träne‹
Tönet Trommelschlag
Unter Pulverdampf,
Siehst du blut‘gen Tag
Und dein Lieb im Kampf.
Schlagen wir den Feind,
Küssest du den Gatten,
Wohnst mit ihm vereint
In des Friedens Schatten.
Deutsch von Ferdinand Freiligrath, 1810–1876)
Wenn durch die Piazetta
Die Abendluft weht,
Dann weißt du, Ninetta,
Wer wartend hier steht.
Du weißt, wer trotz Schleier
Und Maske dich kennt,
Wie Amor die Venus
Am Nachtfirmament.
Ein Schifferkleid trag‘ ich
Zur selbigen Zeit,
Und zitternd dir sag‘ ich:
Das Boot liegt bereit!
O komm, wo den Mond
Noch Wolken umzieh‘n,
Laß durch die Lagunen,
Mein Leben, uns flieh‘n!
Er hat die Handschuh‘ mir geschenkt,
Das bunte Tuch, das seid‘ne Kleid;
Doch er, dem ich‘s zur Ehre trag‘,
Ist über die Berge weit, weit!
Ist über die Berge weit, weit!
Hoch zu Pferd!
Stahl auf zartem Leibe,
Helm und Schwert
Ziemen Hauptmanns Weibe.
(Text: Heinrich Heine, 1797–1856)
Was will die einsame Träne?
Sie trübt mir ja den Blick.
Sie blieb aus alten Zeiten
In meinem Auge zurück.
Sie hatte viel leuchtende Schwestern,
Die alle zerflossen sind,
Mit meinen Qualen und Freuden
Zerflossen in Nacht und Wind.
Wie Nebel sind auch zerflossen
Die blauen Sternelein,
Die mir jene Freuden und Qualen
Gelächelt ins Herz hinein.
›Weit, Weit‹
(Text: Robert Burns, Deutsch von Wilhelm Gerhard)
Wie kann ich froh und munter sein
Und flink mich dreh‘n bei meinem Leid?
Der schmucke Junge, der mich liebt,
Ist über die Berge weit, weit!
Ist über die Berge weit, weit!
Was kümmert mich des Winters Frost,
Und ob es draußen stürmt und schneit?
Im Auge blinkt die Träne mir,
Denk‘ ich an ihn, der weit, weit!
Denk‘ ich an ihn, der weit, weit!
Ach, meine Liebe selber
Zerfloss wie eitel‘ Hauch!
Du alte, einsame Träne,
Zerfließe jetzunder auch!
›Niemand‹
(Text: Robert Burns, Deutsch von Wilhelm Gerhard)
Ich hab‘ mein Weib allein,
Und teil‘ es, traun, mit niemand;
Nicht Hahnrei will ich sein,
Zum Hahnrei mach‘ ich niemand.
Texte
Ein Säckchen Gold ist mein,
Doch dafür dank‘ ich niemand;
Nichts hab‘ ich zu verleih‘n,
Und borgen soll mir niemand.
Mir ist, als ob ich die Hände
Aufs Haupt dir legen sollt‘,
Betend, dass Gott dich erhalte
So rein und schön und hold.
Ich bin nicht and‘rer Herr,
Und untertänig niemand;
Doch meine Klinge sticht,
Ich fürchte mich vor niemand.
›Aus den östlichen Rosen‹
Ein lust‘ger Kauz bin ich,
Kopfhängerisch mit niemand;
Schiert niemand sich um mich,
So scher‘ ich mich um niemand.
›Im Westen‹
(Text: Robert Burns, Deutsch von Wilhelm Gerhard)
Ich schau‘ über Forth hinüber nach Nord:
Was helfen mir Nord und Hochlands Schnee?
Was Osten und Süd, wo die Sonne glüht,
Das ferne Land und die wilde See?
(Text: Friedrich Rückert)
Ich sende einen Gruß
Wie Duft der Rosen,
Ich send‘ ihn an ein Rosenangesicht.
Ich sende einen Gruß
Wie Frühlingskosen,
Ich send‘ ihn an ein Aug voll Frühlingslicht.
Aus Schmerzensstürmen,
Die mein Herz durchtosen,
Send‘ ich den Hauch,
Dich unsanft rühr‘ er nicht!
Wenn du gedenkest an den Freudelosen,
So wird der Himmel meiner Nächte licht.
›Zum Schluss‹
Aus Westen winkt,
wo die Sonne sinkt,
Was mich im Schlummer und Traume beglückt;
Im Westen wohnt, der mir Liebe lohnt,
mich und mein Kindlein ans Herz gedrückt.
(Text: Friedrich Rückert)
Hier in diesen erdbeklomm‘nen Lüften,
Wo die Wehmut taut,
Hab‘ ich dir
Den unvollkomm‘nen Kranz geflochten,
Schwester, Braut!
›Du bist wie eine Blume‹
(Text: Heinrich Heine)
Du bist wie eine Blume
So hold und schön und rein;
Ich schau‘ dich an, und Wehmut
Schleicht mir ins Herz hinein.
24 I 25
Wenn uns, droben aufgenommen,
Gottes Sonn‘ entgegenschaut,
Wird die Liebe
Den vollkommnen Kranz uns flechten,
Schwester, Braut!
Texte
DIANA DAMRAU
Die deutsche Sopranistin Diana Damrau wurde in Günzburg an der Donau geboren und erhielt
ihre Gesangsausbildung an der Musikhochschule Würzburg und in Salzburg. Sie gastierte an den
großen deutschen Opernhäusern von München, Berlin, Dresden und Hamburg und trat bald auch
in Wien, Brüssel, Washington, New York, Mailand und London sowie seit 2000 bei den »Salzburger
Festspielen« auf. Renommierte Dirigenten wie Zubin Mehta, Riccardo Muti, Lorin Maazel, Sir Colin
Davis, Christoph von Dohnanyi, Adam Fischer, Ivor Bolton, Nikolaus Harnoncourt, Pierre Boulez
und Peter Schneider begleiten ihren Weg auf der Opernbühne und dem Konzertpodium.
Diana Damraus Repertoire ist sehr weit gefächert und reicht vom italienischen und französischen Fach über hohe lyrische Partien des deutschen Repertoires bis zu zeitgenössischen
Kompositionen.
2004 sang sie in Salieris »Europa riconosciuta« anlässlich der Wiedereröffnung der Mailänder
Scala unter Riccardo Muti die Titelpartie. An der New Yorker Metropolitan Opera wird sie in der
nächsten Saison in zwei Neuproduktionen als Rosina in Rossinis »Barbiere di Siviglia« und als
Aithra in »Die ägyptische Helena« von Richard Strauss auftreten. Bei den diesjährigen »Salzburger
Festspielen« wird sie als Königin der Nacht in der »Zauberflöte« unter Riccardo Muti zu erleben sein.
Neben der Oper nehmen Liederabende einen großen Raum im Schaffen der Sängerin ein. Sie ist
regelmäßiger Gast beim »Kissinger Sommer« und bei der »Schubertiade Schwarzenberg« sowie
2005 auch bei den Münchner und »Salzburger Festspielen«.
Seit einigen Jahren beschäftigt sie sich gemeinsam mit dem argentinischen Bariton Iván Paley
intensiv mit der Lied-Duo-Literatur und konnte solche Programme bereits in vielen Konzerten
einem begeisterten Publikum vorstellen. Dieses Repertoire wird mit vielen Weltersteinspielungen
in einer neuen CD-Reihe bei telos music vocal erscheinen.
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Biografien
IVÁN PALEY
Stephan Matthias Lademann
Der argentinische Bariton Iván Paley wurde 1979 in Bogotà, Kolumbien, geboren. Er studierte
bereits in frühester Jugend Komposition und Klavier. Mit 12 Jahren komponierte er seine ersten
Klaviersonaten und konzertierte als Solopianist. Nach Fortsetzung seiner Studien im Fach Sologesang am Opera Department der Miami University (USA) bei Prof. Franklin Summers startete Paley
seine Karriere als Konzert- und Opernsänger. Bisher gastierte Paley am Teatro Colón Buenos
Aires, am Nationaltheater Mannheim, am Teatro Colón in Bogotà, an der Florida Grand Opera
Miami und am Theater Kaiserslautern in lyrischen Baritonpartien von Purcell, Gluck, Mozart,
Weber und Verdi. Er arbeitete u.a. mit Julius Rudel, Leopold Hager, Giuseppe Sinopoli, Alejandro
Posada, Jonathan Nott und Wolfgang Sawallisch zusammen.
Seit seiner Übersiedlung nach Wien im Jahre 2000 konzentriert sich Paley auf das deutsche
Lied-Repertoire und erarbeitet dieses stimmtechnisch und künstlerisch mit Kammersängerin
Edith Mathis und Prof. Hanna Ludwig in Salzburg. Er gab zahlreiche Liederabende mit den Zyklen
von Schubert, Schumann, Beethoven, Brahms und Wolf. Zu seinen ständigen Liedbegleitern zählen
die Pianisten Stephan Matthias Lademann, Russel Ryan, Wolfram Rieger, Justus Zeyen und
Friedrich Haider. Seine besondere Affinität gilt dem Liedschaffen von Gustav Mahler.
Bei dem CD-Label telos music vocal hat er die Einspielung des gesamten Liedwerkes für
Stimme und Klavier begonnen – ein Projekt, das 2008 abgeschlossen sein soll. Dessen erste
Veröffentlichung, die Lieder aus »Des Knaben Wunderhorn« in der Originalfassung für zwei Stimmen
und Klavier mit der Sopranistin Diana Damrau, wurde mit dem Sonderpreis des internationalen
Schallplattenpreises »Toblacher Komponierhäuschen 2004« ausgezeichnet. Danach erschien
»Das Lied von der Erde« in der Klavierfassung für Tenor und Bariton mit Robert Dean Smith
und Stephan Matthias Lademann, mit denen er das Werk im Opernhaus Gent in dieser Fassung
erstmals auch live vorstellte. Seine Konzerte und Liederabende führten ihn durch Deutschland,
Österreich, Belgien, die Schweiz, die USA, Argentinien, Spanien, Kroatien und Kolumbien. Nach
Auftritten in Bad Kissingen, im Rosengarten Mannheim, in der Alten Oper Frankfurt und beim
»Augsburger Sommer« waren für 2006 Liederabende bei renommierten Musikfestivals (Schleswig
Holstein, Rheingau, Ludwigsburg) sowie im Prinzregententheater München und im Theater an der
Wien geplant. Kürzlich erschien bei Nightingale Classics die Einspielung eines Liedprogrammes
mit Edita Gruberova; zukünftige Veröffentlichungen umfassen Schumanns »Myrten« mit Diana
Damrau sowie Schuberts »Schwanengesang«. In einer »Tannhäuser«-Gesamtaufnahme mit
Robert Dean Smith in der Titelrolle wird er in der Partie des Wolfram unter der musikalischen
Leitung von Friedrich Haider mitwirken.
Stephan Matthias Lademann erhielt seine Ausbildung an der Musikhochschule Carl Maria von
Weber in Dresden. Bereits während seines Studiums erhielt er einen Lehrauftrag und konzentrierte
sich auf die Klavierbegleitung. Er gewann umfangreiche künstlerische Erfahrungen als Assistent
von Sylvia Geszty an der Musikhochschule Stuttgart sowie als Begleiter von Internationalen
Wettbewerben und Meisterklassen namhafter Sängerpersönlichkeiten wie Birgit Nilsson, Julia
Hamari, Siegfried Jerusalem, Thomas Quasthoff, Inga Nielsen und Elisabeth Schwarzkopf.
Seit 1999 ist Stephan Matthias Lademann ständiger Begleiter von Siegfried Jerusalem und
arbeitet u.a. mit international erfolgreichen Sängerinnen und Sängern der jüngeren Generation
wie Diana Damrau, Sibylla Rubens, Chen Reiss, Robert Dean Smith und Iván Paley zusammen.
Konzertreisen führten ihn bisher in zahlreiche Musikzentren Europas, durch Süd- und Nordamerika
sowie Asien. Wichtige Stationen waren hierbei die Alte Oper Frankfurt, der Musikverein Wien,
die »Salzburger Festspiele«, die »Opernfestspiele München«, das Festival »Kissinger Sommer«
sowie die »Schubertiade Schwarzenberg«.
Er konzertiert außerdem bei den »Ludwigsburger Schlossfestspielen«, dem »Carinthischen
Sommer« sowie beim »Rheingau-Festival« und »Schleswig Holstein Festival«. 2007 wird er mit
Diana Damrau in der Carnegie Hall New York sowie in der Mailänder Scala mit Liederabenden
debütieren.
Für die Einspielung von Mahlers Zyklus »Des Knaben Wunderhorn« mit Damrau und Paley erhielt
er den internationalen Schallplattenpreis »Toblacher Komponierhäuschen 2004«. Mit Mahlers
»Lied von der Erde« (original Klavierfassung) begleitete er eine weitere CD-Ersteinspielung, welche
2005 erschien. In jüngster Vergangenheit erschien, neben Robert und Clara Schumanns Zyklus
»Myrten« op.25 (»Songs and Letters«, Texte gelesen von Martina Gedeck und Sebastian Koch),
der Live-Mitschnitt eines Liederabends mit Diana Damrau bei den »Salzburger Festspielen«
2005.
Stephan Matthias Lademann wurde 1997 an die Universität für Musik in Wien berufen und
lehrt gleichzeitig an der neu gegründeten Musikhochschule Nürnberg-Augsburg.
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Biografien
Martina Gedeck
Sebastian Koch
Martina Gedeck wurde in München geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie in Landshut und Berlin.
Nach dem Abitur studierte sie Schauspiel am Max-Reinhardt-Seminar an der Berliner Hochschule
der Künste. Ihr Bühnendebüt gab sie am Frankfurter Theater am Turm. Später spielte sie am
Deutschen Schauspielhaus Hamburg, den dortigen Kammerspielen, Kampnagel Hamburg und
am Schauspielhaus Basel.
Martina Gedecks Filmkarriere begann noch während des Studiums mit der Hauptrolle in
Dominik Grafs Fernsehfilm »Die Beute« und seinem Kinofilm »Tiger, Löwe, Panther«. Es folgten
Episoden-Rollen in mehreren TV-Serien, bevor sie für ihre Darstellung der »Hölleisengretl« von
Jo Baier erstmals den Bayerischen Fernsehpreis erhielt.
Martina Gedeck wurde mittlerweile mit 14 Film- und Fernseh-Preisen ausgezeichnet. Ihre
Filmografie umfasst über 50 Produktionen in nahezu allen Filmgenres. In 2006 war sie im Kino in
der weiblichen Hauptrolle in »Das Leben der Anderen« und »Sommer 2004« zu sehen.
Sebastian Koch, 1962 in Karlsruhe geboren, wurde von 1982 bis 1985 an der Otto-FalckenbergSchule in München ausgebildet. Seine ersten Engagements führten ihn an die Theater von Ulm
und Darmstadt und 1990 schließlich nach Berlin.
Der Schwerpunkt von Kochs Schaffen verlagerte sich allmählich auf Film und Fernsehen. Seine
erste große Filmrolle hatte er 1991 in »Transit«, einer französischen Kinoproduktion unter der
Regie von René Allio; die erste große Rolle in Deutschland war »Der Mann mit der Maske« (1994)
von Peter Schulze-Rohr. Nach zahlreichen Krimis und Thrillern gelang ihm 1997 der Durchbruch
als Andreas Baader in Heinrich Breloers »Todesspiel«.
Auf den Kinofilm »Gloomy Sunday« von 1999 folgte eine Hauptrolle im TV-Zweiteiler »Der
Tunnel« (2001). 2002 wurde Sebastian Koch, der heute zu den gefragtesten Charakterdarstellern
Deutschlands zählt, als erster Schauspieler seit 30 Jahren mit zwei »Grimme«-Preisen ausgezeichnet: zum einen für die Hauptrolle in »Der Tanz mit dem Teufel – Die Entführung des Richard
Oetker«, zum anderen für die Darstellung von Klaus Mann in Heinrich Breloers Familienporträt
»Die Manns«; für diese Rolle erhielt Koch auch den »Bayerischen Fernsehpreis«.
Im Jahre 2005 erhielt Sebastian Koch den »Deutschen Fernsehpreis« für seine Rolle des Albert
Speer in dem Doku-Drama »Speer und Er« von Heinrich Breloer. Zuletzt war Sebastian Koch in
dem mehrfach ausgezeichneten Kinofilm »Das Leben der Anderen« zu sehen.
Im März 2007 erscheint der Familienfilm »Rennschwein Rudi Rüssel Teil 2«. In 2007 wird
demnächst auch der neue Film von Paul Verhoeven »Black Book« mit Sebastian Koch in der
männlichen Hauptrolle in die deutschen Kinos kommen.
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Biografien
Willkommen in Dortmund!
Sprühendes Klavierfeuer
Der große Pianist Grigory Sokolov zeigt sich erstmalig dem Dortmunder Publikum mit Werken
von Alexander Skrjabin und Franz Schubert.
Do 01.02.07 · 20.00
Gesangliches im Konzerthaus
Nach ihrem triumphalen Debüt bei den »Salzburger Festspielen« 2006 stellt die Sopranistin
Annette Dasch sich nun auch abendfüllend dem Dortmunder Publikum vor. Auf dem Programm
ihres Liederabends stehen Werke von Beethoven, Britten, Eisler und Wolf.
Mi 28.02.07 · 19.00
Grigory Sokolov
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Texte Anne do Paço
Fotonachweise
S. 8I9© Tanja Niemann
S. 26 © Tanja Niemann
S. 30 © Karel Kühne
S. 31 © Mathias Bothor
Herausgeber KONZERTHAUS DORTMUND
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Redaktion Claudia Beißwanger · Franziska Graalmann
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Druck Gustav Kleff GmbH & Co. KG · Dortmund
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