LUDWIG V. BEETHOVEN · WONNE DER WEHMUT · DIE

Transcription

LUDWIG V. BEETHOVEN · WONNE DER WEHMUT · DIE
Ludwig v. Beethoven · Wonne der
Wehmut · Die Trommel gerühret
Annette Dasch · Am 28.02.2007 · La
Marmotte · On this Island op. 11
Benjamin Britten · Let the Florid
Music Praise · Hanns Eisler · Lied
eines Freudenmädchens · Erich
Wolfgang · Das Mädchen · Was Du
mir bist · So klingt nur Dortmund.
2,50 E
KONZERTHAUS DORTMUND · Mittwoch, 28.02.2007 · 19.00
Dauer: ca. 2 Stunden inklusive Pause
Annette Dasch Sopran
Wolfram Rieger Klavier
Abo: »Junge Wilde«
Wir bitten um Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen während der Vorstellung nicht
gestattet sind.
4I5
Ludwig van Beethoven (1770 – 1827)
Hanns Eisler (1898 – 1962 )
Ausgewählte Lieder
›Der Wachtelschlag‹ WoO 129
›Wonne der Wehmut‹ aus: 3 Lieder von Goethe op. 83 Nr. 1
›La Marmotte‹ aus 8 Lieder op. 52 (Nr. 7)
›An die Hoffnung‹ op. 94
Aus der Begleitmusik zu Goethes Trauerspiel »Egmont« op. 84:
›Die Trommel gerühret‹
›Freudvoll und leidvoll‹
Sieben Lieder über die Liebe
›Lied eines Freudenmädchens‹
›Goethe-Fragment‹
›Heiratsannonce‹ (›Liebeslied eines Kleinbürgermädchens‹)
›Verfehlte Liebe‹
›Heiratsannonce‹ (Liebeslied eines Grundbesitzers)
›Lied der Kupplerin‹
›Und endlich‹
Benjamin Britten (1913 –1976)
Erich Wolfgang Korngold (1897– 1957)
»On this Island« op. 11
›Let the Florid Music Praise!‹
›Now the leaves are falling fast‹
›Seascape‹
›Nocturne‹
›As it is, plenty‹
Ausgewählte Lieder
›My mistress‘ eye‹ op. 38 Nr. 5
›Now hark, all you gallants‹ op. 38 Nr. 4
›Was Du mir bist‹ op. 22 Nr. 1
›Mit Dir zu schweigen‹ op. 22 Nr. 2
›Welt ist stille eingeschlafen‹ op. 22 Nr. 3
›Die Sperlinge‹
›Das Mädchen›
-Pause-
Einführung mit Ulrich Schardt um 18.00 Uhr im Komponistenfoyer
Nach dem Konzert: »meet the artist!« im Backstage-Bereich
( Durchgang bei den Garderoben )
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Programm
Wolfram Rieger
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Kurz vor dem Konzert
Ein Liederabend – wie schön: Da gibt es heute sicher Mozart, Schubert, vielleicht auch noch
Schumann zu hören, oder? Nein, heute stehen Lieder von Ludwig van Beethoven, Erich Wolfgang
Korngold, Hanns Eisler und Benjamin Britten auf dem Programm. Und um die Überraschung zu
komplettieren: Damit stehen vier der bedeutendsten Vokalkomponisten ihrer jeweiligen Zeit auf
dem Programm. Und das Schönste noch obendrauf: Auf Grund des Abwechslungsreichtums
dieser »Programmkomposition«, der individuellen Stärken der Liedkomponisten, der interes­
santen Sprachwechsel zwischen deutschen und englischsprachigen Liedern und der Breite der
Musiksprache zwischen Beethoven und Eisler wird ein Kaleidoskop dieser Kunst- und Ausdrucksform präsentiert, das an Farbenreichtum seinesgleichen sucht. Ein höchst sinnliches Lieder­
vergnügen, das von Liedern Beethovens eröffnet wird, gefolgt von einem Liedzyklus Benjamin
Brittens auf Texte von Auden. Von Hanns Eisler erklingen sieben höchst kontrastreiche Lieder zum
unerschöpflichen Thema Liebe, und mit Korngolds deutsch- und englischsprachigen Liedern,
immer noch echten Raritäten des Konzertlebens, schließt der Abend.
Meisterschaft – auch beim Lied Ludwig van Beethoven Ausgewählte
Lieder
Eines der nicht wenigen, aber umso weniger richtigen Urteile über Ludwig van Beethoven ist,
dass er gerade auf dem Gebiet der Vokalmusik qualitative Schwächen gehabt habe und so nicht
zu den bedeutenden Liedkomponisten zu zählen sei. Wenn dies Vorurteil vielleicht heute aus­
geräumt zu sein scheint, so erscheinen seine Lieder und Zyklen doch nicht annähernd in der
Regelmäßigkeit in Konzertprogrammen, wie die seines »Nachfolgers« Franz Schubert. Beethoven
komponierte immerhin allein 79 deutschsprachige Lieder. Auch auf dem Gebiet des Lied­schaffens
geht Beethoven neue Wege, ob Strophenlied oder Kantate – stets findet er neue, individuelle
Lösungen und erreicht Herz und Ohr des heutigen Zuhörers mit dem bekenntnishaften Charakter
der individuellen Schöpfung. Er zeigt sich als Kenner der Lyrik seiner Zeit und schafft es, emotionale Räume über den persönlichen Tonfall seiner Lieder zu öffnen. Niemals haben seine Lieder
auch nur einen Hauch von schablonenhafter Austauschbarkeit. Eines der schönsten BeethovenLieder überhaupt ist ›Wonne der Wehmut‹, das am heutigen Abend als zweites Lied erklingt.
Gesangsstimme und Klavierbegleitung verschmelzen in diesem Lied in vollkommener Weise.
Die Singstimme seufzt, die Tränen im Klavier sind hörbar. Dann wieder hat das Klavier die
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melodiöse Führung und die Singstimme haucht fast tonlose Worte. Empfindung erwächst
hier unmittelbar aus der Tonkunst. In dem Lied ›An die Hoffnung‹ op. 94 aus dem Jahre 1813
beschäftigt sich Beethoven zum zweiten Mal mit diesem Text Christoph August Tiedges. Schon
1805 hatte Beethoven ein ›An die Hoffnung‹ komponiert. Das zweite Lied ist eine dreiteilige Solokantate mit einleitendem Rezitativ ›Ob ein Gott sei?‹, das tastend und zögernd beginnt. Erst das
D-Dur des »Hoffen soll der Mensch! Er frage nicht!« erreicht einen festen Standpunkt. Die so
genannte Klavierbegleitung verkörpert klangsinnlich einen ganzen Orchestersatz. Beethovens
kühne Technik, die Tonarten gezielt und in bis dato nie da gewesener Weise zu wechseln,
unterstützt die einzelnen Textabschnitte in einer für den Hörer wirklich nachvollziehbaren Art.
Ein strahlenderes C-Dur als das auf der Textzeile »Leuchten eines Wolkensaumes« ist nur schwer
vorstellbar. Starke Kontraste, pure Dramatik und ein plastischer Tonsatz reißen mit und lassen
das Lied als eigenständige Kunstform erklingen. Nach diesem Höhepunkt der Liedkunst an
sich folgen noch die so genannten zwei »Clärchen-Lieder« der »Egmont-Musik«. Hier ist zu
konstatieren, dass eben auch zwei absolute Spitzenkönner ihrer jeweiligen Kunst, Goethe und
Beethoven, zu einer wahrhaft meisterlichen Fusion gelangt sind. Beethoven schreibt 1811
an Bettina Brentano: »An Goethe, wenn Sie ihm von mir schreiben, suchen Sie alle Worte aus,
die ihm meine innigste Verehrung und Bewunderung ausdrücken, ich bin eben im Begriff, ihm
selbst zu schreiben wegen »Egmont«, wozu ich die Musik gesetzt, und zwar bloß aus Liebe
zu seinen Dichtungen, die mich glücklich machen – wer kann aber auch einem großen Dichter
genug danken, dem kostbaren Kleinod einer Nation?«
Wiedergewonnene Bedeutung für Englands Liedkunst
Benjamin Britten »On this Island« op. 11
Benjamin Britten darf mit Gewissheit für sich beanspruchen, der englischen Vokalmusik im
20. Jahrhundert jene herausragende Bedeutung verschafft zu haben, die sie seit Henry Purcell
international nicht mehr gehabt hatte. Seine Vokalkunst baut auf dem Geheimnis der Natürlichkeit, des ursprünglichen Verhältnisses des Menschen zu seiner eigenen Singstimme, auf.
Bei Brittens Opern und Liedern entsteht der Eindruck, dass die Melodie aus dem Menschen
herausströmt. Der Komponist Britten scheint zurückzutreten mit all seiner modernen Meisterschaft. Er öffnet die Liedkunst für neue kompositorische Wege. Diese dienen aber alle dem einen
Ziel, die dichterisch wertvollen Textvorlagen für die Menschen des 20. Jahrhunderts erlebbar und
zeitgemäß wahrnehmbar zu machen.
Werke
Im Jahre 1938 vertont Britten den aus fünf Liedern bestehenden Zyklus »On this Island« nach
Texten von Wyston Hugh Auden. Das erste Lied des Zyklus‘, ›Let the florid music praise‹, lässt
Assoziationen zur Barockoper aufkommen, kunstvoll gestaltet dank Koloraturakrobatik und
lyrischer Emphase, die deutlich an Purcell gemahnt. Eine melancholische Romanze stellt das
zweite Lied ›Now the leaves are falling fast‹ dar, das dritte ›Look, stranger, at this island now‹
steht für eine dramatische Steigerung. Aber auch Bezüge zum Klang des 19. Jahrhunderts stellt
Britten her, so im vierten Lied, dem Nocturne ›Now, through night‘s caressing grip earth and all
her oceans slip‹, her. Leichte Dissonanzen und tanzartige Rhythmen prägen das abschließende
›As it is plenty, as it‘s admitted‹.
Mehr als Agitation und Propaganda – feine Liedkunst
Hanns Eisler Sieben Lieder über die Liebe
Hanns Eisler wurde 1898 in Leipzig geboren und wuchs in Wien auf. Sein musikalisches Können
erarbeitete er sich bei Arnold Schönberg. Schönberg rechnete Eisler, neben Anton Webern
und Alban Berg, zu seinen besten Schülern. 1925 siedelte Eisler nach Berlin über. Schon früh inC
seinem Leben setzte er sich mit sozialistischen Überzeugungen auseinander, engagierte sich
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in der Arbeiterbewegung und komponierte Chöre und Kampflieder speziell für Amateur-Chöre.
Bis zu Hitlers Machtübernahme war er einer der linken Künstler in Deutschland. Als Sozialist undY
Jude musste er fliehen und ging unter anderem über Wien, Paris, London und Dänemark schließCM
lich nach Los Angeles ins Exil. Die Deutsche Demokratische Republik beurteilte er zunächst
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als geeignete demokratische Alternative und lebte so seit 1949 im Ostteil Berlins, wo er 1962,
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inzwischen in kritischer Distanz zum politischen System, starb. Sein künstlerisch-kreatives
Leben war geprägt von der herausragenden Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht. Die ganze
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Meisterschaft Eislers, seine kompositorische Variationsstärke, die Vielfalt der Mittel, die verschieK
densten Textvorlagen angemessen zum Klingen zu bringen, zeigt sich besonders prägnant
an der musikalisch und textlich höchst kontrastreichen Zusammenstellung der sieben verschie­
denen Liebeslieder des heutigen Konzertprogramms.
12 I13
Klangsehnsucht erfüllt Erich Wolfgang Korngold Ausgewählte Lieder
Erich Wolfgang Korngold wurde 1897 als Sohn eines berühmten Wiener Musikkritikers geboren.
Er war eine der erstaunlichsten Frühbegabungen der Musikgeschichte – darin durchaus
vergleichbar mit Mozart – und wurde noch von Gustav Mahler bewundert. Musik-Unterricht
nahm er bei Alexander von Zemlinsky. Sein berühmtestes Werk komponierte er konsequenter­
weise bereits im Alter von 20 Jahren: »Die tote Stadt« – ein Werk, welches bis zur Macht­ergreifung
der Nationalsozialisten ein Renner auf den europäischen Opern-Spielplänen war und dann
doch wieder erst seit Mitte der 1980er Jahre und der Wiederentdeckung und -belebung der von
den Nazis verfemten Künstler Erfolge feiert. In der »Toten Stadt« kulminiert Korngolds Können in
herausragender Weise. Ein Zauberer der Orchesterinstrumentierung, ein großer Liedkomponist
auch innerhalb der Oper (geradezu zwei »Hits« aus dieser Oper sind ›Mein Sehnen, mein Wähnen‹
und ›Glück, das mir verblieb‹) und ein genialer Mittler zwischen spätromantischer Harmonik und
avantgardistischer Kompositionstechnik. Auch sein Violinkonzert gewinnt wieder zunehmend an
Popularität.
Geradezu rufschädigend (nach seinem Tode) wirkte sich für Korngold sein enorm erfolgreiches
filmkompositorisches Werk aus, das er im Exil in Hollywood komponierte und mit dem er
im Nachkriegsdeutschland zunächst einmal ausschließlich in Verbindung gebracht wurde.
In­zwischen ist völlig klar: Korngold ist ein großer Komponist, der gerade auf dem Gebiet des
Kunstlieds seine melodiöse Meisterschaft zeigt. Ein raffinierter Klaviersatz ist für Korngold ebenso selbstverständlich wie die kunstvoll geschwungene Melodik und die höchst originelle und
individuelle Harmonik. Musik, die klangsüchtig macht.
»Schardts Plattenschrank«
Die menschliche Stimme, zumal die Gesangsstimme, ist vielleicht das »umstrittenste« Instrument,
dahingehend, dass nirgendwo die Geschmäcker so auseinanderdriften wie bei der Vorliebe
für bestimmte Sängerinnen und Sänger. Also, für Risiken und Nebenwirkungen hafte nicht ich
mit meinen subjektiven Geschmacksvorlieben, sondern natürlich nur der höchst individuelle
Geschmack jeder Hörerin und jedes Hörers.
Dennoch wage ich es, für Beethoven-Lieder Peter Schreier als Interpret zu empfehlen,
der meines Erachtens den Grat zwischen scheinbar einfacher Melodik und geheimnisvollem
kompositorischen Subtext mit Natürlichkeit tritt. Für Britten empfehle ich bei den hohen Frauen-
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stimmen Della Jones, Barbara Bonney und Lynne Dawson, alle aus der aktuellen Sängerinnen­
generation. Selbstverständlich darf der Verweis auf Peter Pears auch hier nicht fehlen, für
den Britten große Teile seines Vokalschaffens »persönlich« komponiert hat. Dass Eisler offenbar
in der Plattenlandschaft des wiedervereinigten Deutschlands noch nicht angekommen zu
sein scheint, ist traurig genug. Hier gäbe es ohne die Pionieraufnahmen aus DDR-Zeiten kaum
Ton­material, mal abgesehen vom populären »Hollywood-Songbook«. Und auch Korngolds
Lied­schaffen wäre die eine oder andere Neuaufnahme einer Sopranistin wert. Hier gibt
es zu­mindest im Bariton-Fach eine lohnenswerte Neuaufnahme von Korngold-Liedern von
Dietrich Henschel. Auch die Mezzo-Sopranistin Angelika Kirchschlager setzt sich für ihren
Landsmann auf Platte und live ein. Dennoch: Eisler und Korngold sind zwei »Fälle« für die
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01.09.2005 12:34 Uhr Seite 1
Sopranistin
Annette Dasch!
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Werke
Ludwig van Beethoven: Ausgewählte Lieder
›Der Wachtelschlag‹
›LA Marmotte‹
(Text: Samuel Friedrich Sauter, 1766 –1846)
(Text: Johann Wolfgang von Goethe)
Ach! mir schallt‘s dorten so lieblich hervor:
Fürchte Gott, fürchte Gott!
Ruft mir die Wachtel ins Ohr.
Sitzend im Grünen, von Halmen umhüllt,
Mahnt sie dem Horcher am Saatengefild‘:
Liebe Gott, liebe Gott!
Er ist so gütig, so mild.
Wieder bedeutet ihr hüpfender Schlag:
Lobe Gott, lobe Gott!
Der dich zu loben vermag.
Siehst du die herrlichen Früchte im Feld?
Nimm es zu Herzen, Bewohner der Welt:
Danke Gott, danke Gott!
Der dich ernährt und erhält.
Schreckt dich im Wetter der Herz der Natur:
Bitte Gott, bitte Gott!
Ruft sie, er schonet die Flur.
Machen Gefahren der Krieger dir bang:
Traue Gott, traue Gott!
Sieh‘, er verziehet nicht lang.
Ich komme schon durch manches Land,
Avec que la marmotte,
Und immer was zu essen fand,
Avec que la marmotte.
›Wonne der Wehmut‹
Sich dies rätselhafte Sein enthülle?
Hoffen soll der Mensch! Er frage nicht!
Die du so gern in heil‘gen Nächten feierst
Und sanft und weich den Gram verschleierst,
Der eine zarte Seele quält,
O Hoffnung! Laß, durch dich empor gehoben,
Den Dulder ahnen, daß dort oben
Ein Engel seine Tränen zählt!
Refrain:
Avec que sí, avec que là,
Avec que la marmotte.
Ich hab gesehn gar manchen Herrn,
Avec que la marmotte,
der hat die Jungfrau gar zu gern,
Avec que la marmotte.
Hab‘ auch gesehn die Jungfer schön,
Avec que la marmotte,
die täte nach mir Kleinem sehn,
Avec que la marmotte.
Nun lasst mich nicht so geh, ihr Herrn,
Avec que la marmotte,
die Burschen essen und trinken gern,
Avec que la marmotte.
Wenn, längst verhallt,
geliebte Stimmen schweigen;
Wenn unter ausgestorb‘nen Zweigen
Verödet die Erinn‘rung sitzt:
Dann nahe dich, wo dein Verlass‘ner trauert
Und, von der Mitternacht umschauert,
Sich auf versunk‘ne Urnen stützt.
Und blickt er auf, das Schicksal anzuklagen,
Wenn scheidend über seinen Tagen
Die letzten Strahlen untergeh‘n:
Dann laß‘ ihn um den Rand des Erdentraumes
Das Leuchten eines Wolkensaumes
Von einer nahen Sonne seh‘n!
›Die Trommel gerühret‹
(Text: Johann Wolfgang von Goethe, 1749 – 1832)
(Text: Johann Wolfgang von Goethe)
Trocknet nicht, trocknet nicht,
Tränen der ewigen Liebe!
Ach, nur dem halbgetrockneten Auge
Wie öde, wie tot die Welt ihm erscheint!
Trocknet nicht, trocknet nicht,
Tränen unglücklicher Liebe!
Die Trommel gerühret,
Das Pfeifchen gespielt!
Mein Liebster gewaffnet
Dem Haufen befiehlt,
Die Lanze hoch führet,
Die Leute regieret.
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›An die Hoffnung‹
(Text: Christoph August Tiedge, 1752 –1841)
Ob ein Gott sei? Ob er einst erfülle,
Was die Sehnsucht weinend sich verspricht?
Ob, vor irgendeinem Weltgericht,
Wie klopft mir das Herz!
Wie wallt mir das Blut!
O hätt‘ ich ein Wämslein
Und Hosen und Hut!
Ich folgt‘ ihm zum Tor ‘naus
mit mutigem Schritt,
Ging‘ durch die Provinzen,
ging‘ überall mit.
Die Feinde schon weichen,
Wir schiessen da drein;
Welch‘ Glück sondergleichen,
Ein Mannsbild zu sein!
›Freudvoll und leidvoll‹
(Text: Johann Wolfgang von Goethe)
Freudvoll
Und leidvoll,
Gedankenvoll sein;
[Langen]
Und bangen
In schwebender Pein;
Himmelhoch jauchzend
Zum Tode betrübt;
Glücklich allein
Ist die Seele, die liebt.
Texte
Benjamin Britten: »On this Island« op. 11
( Texte: Wystan Hugh Auden, 1907–1973)
›Let the florid music praise!‹
Let the florid music praise
– The flute and the trumpet –
Beauty‘s conquest of your face:
In that land of flesh and bone,
Where from citadels on high
Her imperial standards fly,
Let the hot sun
Shine on, shine on.
›Lass die prachtvolle Musik preisen‹
Lass die prachtvolle Musik preisen
– Die Flöte und Trompete –
Die Schönheit deines Gesichtes:
In diesem Land aus Fleisch und Knochen,
In dem von den hohen Zitadellen
Ihre königlichen Standarten wehen,
Lasse die heiße Sonne
Weiter scheinen, weiter scheinen.
O hut the unlov‘d have had power,
The weeping and striking,
Always; time will bring their hour:
Their secretive children walk
Through your vigilance of breath
To unpardonable death,
And my vows break
Before his look.
O hatten die Ungeliebten schon immer Macht,
Die Weinenden und die Kämpfer
Die Zeit wird ihre Stunde bringen:
Ihre verschlossenen Kinder wandern
Durch die Wachsamkeit deines Atems
Hin zum unentschuldbaren Tod.
Und meine Schwüre brechen
Unter seinem Blick.
›Now the leaves are falling fast‹
Now the leaves are falling fast,
Nurse‘s flowers will not last;
Nurses to the graves are gone,
And the prams go rolling on.
›Nun fallen die Blätter schnell‹
Nun fallen die Blätter schnell,
Die Blumen der Schwester sind nicht von Dauer,
Die Schwestern an den Gräbern sind nicht mehr
Und die Kinderwagen rollen weiter.
Whisp‘ring neighbours,
left and right,
Pluck us from the real delight;
And the active hands must freeze
Lonely on the separate knees.
Flüsternde Nachbarn,
Links und rechts,
Bringen uns um die wahre Wonne;
Und die geschäftigen Hände müssen frieren,
Einsam auf den auseinander stehenden Knien.
18 I 19
Dead in hundreds at the back
Follow wooden in our track,
Arms raised stiffly to reprove
In false attitudes of love.
Starving through the leafless wood
Trolls run scolding for their food;
And the nightingale is dumb,
And the angel will not come.
Tote zu Hunderten
Folgen hinten hölzern unserem Zug
Mit Armen, steif und tadelnd in die Höhe gereckt,
In falschem Bild von Liebe.
Hungernd durch den blattlosen Wald
Laufen Trolle, um ihr Essen streitend;
Und die Nachtigall ist stumm,
Und der Engel bleibt fern.
Cold, impossible, ahead
Lifts the mountain‘s lovely head
Whose white waterfall
Could bless
Travellers in their last distress.
Kalt, unnahbar, erhebt sich
Vor dem Auge die schöne Spitze des Berges,
Dessen weißer Wasserfall
Reisenden in ihrer tiefsten Bedrängnis
Zur Hilfe kommen könnte.
›Seascape‹
Look, stranger, at this island now
The leaping light
For your delight discovers,
Stand stable here
And silent be,
That through the channels of the ear
May wander like a river
The swaying sound of the sea.
Here at the small field‘s ending pause
Where the chalk wall falls to the foam,
And its tall ledges
Oppose the pluck
And knock of the tide,
And the shingle scrambles
After the sucking surf,
And the gull
Lodges a moment on its sheer side.
›Meerespanorama‹
Schau, Fremder, dir diese Insel an,
Welche das hervorbrechende Licht
Zu deiner Wonne dir entdeckt,
Stehe ruhig
Und schweigend,
So dass durch die Gänge deines Ohres
Wie ein Fluss
Der wiegende Klang des Meeres wandere.
Hier am Ende des schmalen Feldes, wo die
Kalkwände in den Meeresschaum hinabstürzen,
Und ihre hohen Felsvorsprünge
Sich dem starken Sog
Und dem Pochen der Gezeiten widersetzen,
Und der Kies
der strudelnden Brandung hinterher stürzt,
Und die Möwe für einen kurzen Moment
Auf der Seite treibt.
Texte
Far off – like floating seeds –
The ships diverge
On urgent voluntary errands;
And the full view
Indeed may enter and move in memory
As now these clouds do,
That pass the harbour mirror
And all the summer
Through the water saunter.
Weit draußen – wie treibende Samen –
Treiben die Schiffe wie auf eiligen
willigen Botengängen auseinander;
Und der ganze Anblick
Brennt sich ins Gedächtnis ein
Wie auch die Wolken,
Die sich im Hafen spiegeln
Und während des ganzen Sommers
Durch die Wasser ziehen.
›Nocturne‹
Now through night‘s caressing grip
Earth and all her oceans slip,
Capes of China slide away
From her fingers into day
And the Americas incline
Coasts towards her shadow line.
Now the ragged vagrants creep
Into crooked holes to sleep:
Just and unjust,
Worst and best,
Change their places as they rest:
›Nocturne‹
Nun, durch die zärtliche Umarmung der Nacht,
Schlüpfen Erde und all ihre Ozeane hindurch.
Die Kaps von China entschwinden
Aus ihren Fingern in den Tag
Und die Amerikas schmiegen sich mit ihren
Küsten an ihre schattenhafte Silhouette.
Jetzt kriechen die zerlumpten Landstreicher
In unebene Löcher, um zu schlafen:
Gerechte und Ungerechte,
Die Schlechtesten und die Besten
Ändern im Ruhen ihre Positionen:
Awkward lovers like in fields
Where disdainful beauty yields:
While the splendid and the proud
Naked stand before the crowd
And the losing gambler gains
And the beggar entertains:
May sleep‘s healing power extend
Through these hours to our friend.
Unpursued by hostile force,
Traction engine, bull or horse
Unbeholfene Liebende wie in Kornfeldern,
Wo schnöde Schönheit wächst:
Während die Schönen und Stolzen
Nackt vor der Menge stehen
Und der verlierende Glücksspieler gewinnt
Und der Bettler bewirtet:
Mögen die heilenden Kräfte des Schlafs
Sich zu unserem Freund hin erstrecken.
Von feindlicher Kraft unberührt,
Zugmaschine, Bulle oder Pferd
20 I 21
Or revolting succubus;
Calmly till the morning break
Let him lie, then gently wake.
Oder sich aufbäumender Sukkubus;
Ruhig bis zum Anbruch des Morgens
Lass ihn liegen, dann wecke ihn sanft.
›As it is, plenty‹
As it is, plenty; As it‘s admitted
The children happy
And the car, the car
That goes so far and the wife devoted:
To this as it is,
To the work and the banks
Let his thinning hair and his hauteur
Give thanks, give thanks.
›Wie es ist‹
Wie es ist: im Überschuss vorhanden; Man
gesteht es sich zu, die Kinder sind glücklich
Und das Auto, das Auto, das einen so weit
Trägt, und die hingebungsvolle Ehefrau:
An all das, so wie es ist,
An die Arbeit und die Banken,
Lass sein dünner werdendes Haar
Und seinen Hochmut. Dank sagen, Dank sagen.
All that was thought: As like as not, is not.
When nothing was enough
But love, but love,
And the rough future
Of an intransigent nature
And the betraying smile,
Betraying, but a smile:
That that is not, is not;
Forget, forget.
All das, was gedacht wurde: Wie es ist,
Ist es nicht. Als nichts ausreichend war,
Außer der Liebe, der Liebe,
Und die drohende Zukunft,
Von kompromissloser und unversöhnlicher Natur
Und das verräterische Lächeln,
Verräterisch, aber ein Lächeln:
Dass das es nicht ist, es nicht ist;
Vergesse, vergesse.
Let him not cease to praise
Then his spacious days;
Yes, and the success
Let him bless, let him bless:
Let him see in this the profits larger
And the sins venal,
Lest he see as it is
The loss as major
And final, final.
Lass ihn nicht aufhören zu preisen
Seine weitläufigen Tage;
Ja, und seinen Erfolg
Lass ihn bejubeln, lass ihn bejubeln:
Lass ihn darin die größeren Profite
Und die käuflichen Sünden sehen,
Damit er nicht sehe, wie es ist:
Der größte
Und endgültige, endgültige Verlust.
Texte
Hanns Eisler: Sieben Lieder über die Liebe
›Lied eines Freudenmädchens‹
›Goethe-Fragment‹
(Text: Bertold Brecht, 1898 –1956)
(Text: Johann Wolfgang von Goethe)
Meine Herren, mit siebzehn Jahren
Kam ich auf den Liebesmarkt,
Und ich habe viel erfahren,
Böses gab es viel,
Doch das war das Spiel,
Aber manches hab‘ ich doch verargt.
Von Wolkenstreifen leicht befangen
Versank zur Nacht des Himmels reinstes Blau.
Vermagert blass sind meine Wangen
Und meine Herzenstränen grau.
Lass mich nicht so in Nacht,
Den Schmerzen,
Du Allerliebster, du, mein Mondgesicht.
Freilich geht es mit den Jahren
Leichter auf dem Liebesmarkt,
Und umarmt sie dort in Scharen,
Aber das Gefühl
War erstaunlich kühl,
Wenn man damit allzu wenig kargt.
Und auch wenn man gut das Handeln
Lerne auf der Liebesmess‘:
Lust in Kleingeld zu verwandeln
Fällt doch niemals leicht,
Ach, es wird erreicht,
Doch man wird auch älter unterdes‘
.
Gott sei Dank geht alles schnell vorüber,
Auch die Liebe und der Kummer sogar.
Wo sind die Tränen von gestern Abend?
Wo ist der Schnee vom vergangenen Jahr?
22 I 23
›Heiratsannonce‹
(›Liebeslied eines Kleinbürgermädchens‹)
Ängstlich und schüchtern richt‘ ich
Meine Hand gegen Sie,
Damit Sie mich aus dem Elternhause
Hinausführen.
Bin neunundzwanzig Jahre alt,
Aus Grundbesitzersfamilie,
Angeblich schön, gesund,
Häuslich erzogenes Mädchen.
Anträge unter: »Heiliges Bündnis«
An die Expedition.
Du nickst so traurig! Wiedergeben
Kann ich dir nicht die Jugendzeit –
Unheilbar ist dein Herzeleid:
Verfehlte Liebe,
verfehltes Leben!
›Heiratsannonce‹
(›Liebeslied eines Grundbesitzers‹)
›Und endlich‹
Bin Witwer von vierunddreißig Jahren,
Vermögender Grundbesitzer mit Kind;
Das Kind bedarf einer guten Mutter,
Ich selber einer guten Frau.
Ich suche Verständnis,
Innerliches seelisches Leben,
Kein Vermögen.
Briefe unter: J. S.
An die Expedition.
(Text: P. Altenberg – Pseudonym)
›Lied der Kupplerin‹
(Text: Bertold Brecht)
(Text: Heinrich Heine, 1797–1856)
Ach, man sagt
Des roten Mondes Anblick
Auf dem Wasser
Macht die Mädchen schwach,
Und man spricht
Von eines Mannes Schönheit,
Der ein‘ Weib verfiel:
Dass ich nicht lach‘.
Zuweilen dünkt es mich, als trübe
Geheime Sehnsucht deinen Blick –
Ich kenn‘ es wohl, dein Missgeschick:
Verfehltes Leben, verfehlte Liebe!
Wo ich Liebe sah und schwache Knie,
War‘s beim Anblick von Marie
Und das ist sehr bemerkenswert.
›Verfehlte Liebe‹
Gute Mädchen lieben nie einen Herr‘n,
Der nichts verzehrt,
Doch sie können innig lieben,
Wenn man ihnen was verehrt,
Und der Grund ist: Geld macht sinnlich,
Wie uns die Erfahrung lehrt.
Und endlich stirbt die Sehnsucht doch
Wie Blüten sterben im Kellerloch,
Die täglich auf ein bisschen Sonne warten.
Wie Tiere sterben, die man lieblos hält,
Und alles Unbetreute in der Welt.
Man fragt nicht mehr,
Wo wird sie sein?
Ruhig erwacht man,
Ruhig schläft man ein.
Wie in verwehte Jugendtage
Blickst du zurück
Und irgendjemand sagt dir leise:
‘S ist dein Glück.
Da denkt man,
dass es vielleicht wirklich so ist,
Wundert sich still,
dass man doch nicht froh ist.
Texte
›My mistress‘ eye‹
›Der Liebsten Aug‘‹
( Text: William Shakespeare, 1564 –1616)
My mistress‘ eyes are nothing like the sun;
Coral is far more red than her lips red;
If snow be white, why then her breasts are dun;
If hairs be wires, black wires grow on her head.
I have seen roses damask‘d, red and white,
But no such roses see I in her cheeks;
And in some perfumes is there more delight
Than in the breath that from my mistress reeks.
I love to hear her speak, yet well I know
That music hath a far more pleasing sound.
I grant I never saw a goddess go;
My mistress, when she walks,
Treads on the ground:
And yet, by heaven, I think my love as rare
As any she belied with false compare.
Der Liebsten Aug‘ ist nicht wie Sonnenschein;
Nicht wie Korallen rot der Lippen Paar;
Gilt Schnee als weiß, muss braun ihr Busen sein,
Sind Haare Draht, ist schwarzer Draht ihr Haar.
Weiß sind und rot die Rosen an dem Strauch,
Doch solche Rosen sind nicht ihre Wangen,
Von Wohlgerüchen strömt ein süß‘rer Hauch,
Als meines Mädchens Atem hat empfangen.
Ich höre gern sie sprechen, doch gegeben
Ist der Musik noch angenehm‘rer Klang.
Ich sah zwar niemals eine Göttin schweben,
Doch auf der Erde
Ruht der Liebsten Gang.
Und doch beim Himmel ist sie mir so wert
Wie jede, die verlog‘nes Gleichnis ehrt.
herausragende einspielungen
bei sony classical
martin stadtfeld
Bach Klavierkonzerte
88697006992
Erich Wolfgang Korngold: Ausgewählte Lieder
limited
edition
mit
bonus-cd
„Beeindruckend: Eine gleichzeitig hyperwache wie auch fast
traumwandlerisch anmutende
Interpretation. Im Largo wirkt
Stadtfeld, als kapsele er sich ein,
einsam von absoluter Schönheit
träumend.“ (DIE ZEIT)
baiba skride
Schostakowitsch/Janáček
ECHO
KLASSIK
2006
82876731462
Konzerteinspielung
des Jahres
„Diesen Geigenton vergisst man
nicht. Mit unglaublicher Intensität und Souveränität spielt die
Lettin Baiba Skride den Eingangssatz von Schostakowitschs erstem
Violinkonzert. Grandios auch die
Stimmungswechsel, die sie in
Janáčeks selten gespieltem Fragment perfekt meistert.“ (audio)
angelika
kirchschlager
Händel Arien
24 I 25
88697004392
„Mit verführerischem Wohlklang.
In diesem Gesang möchte man
sich ausruhen.“ (Fono Forum)
„Ein wunderbar warmer und
lyrischer Mezzo-Sopran“ (Brigitte)
www.sonyclassical.de
›Now hark, all you gallants!‹
Now hark, all you gallants!
Your ears I would tease
With a song of Lord Essex
In the fight at Cadiz!
How he scuppered them Spaniards
And hacked out their spleen,
For the glory of England
And Elizabeth, our queen!
We‘ve rounded the port, boys,
The cannons they roar,
The sea‘s full of corpses and Spain is no more!
They bobbed on the tide, boys,
The fat and the lean,
For the glory of England
And Elizabeth, our queen!
›Nun hört mich, ihr Leute!‹
Nun hört mich, ihr Leute!
Ich sing‘ euch ein Lied
Von Lord Essex, dem Schlächter,
In der Schlacht bei Cadiz!
Wie schlug er die Spanier,
Wie jagt‘ er sie hin,
Zu Ehren von England
Und Englands Königin!
Kanonen, die pfeffern in den Hafen
Ihr‘ Schrot,
Das Meer ist voller Leichen und Spanien tot!
Drum singet und tanzet,
Ob dick oder dünn,
Zu Ehren von England
Und Englands Königin!
›Mit Dir zu schweigen‹
(Text: Karl Kobald, 1876 –1957)
Mit Dir zu schweigen still im Dunkel,
Die Seele an der Träume Schoß gelehnt –
Ist Lauschen ew‘gen Melodien,
ist Liebe ohne End‘ …
Sonne scheint, von allen Dächern
Tröpfelt lustig schon der Schnee,
Draußen auf dem Zaune munter
Wetzen uns‘re Schnäbel wir.
Mit Dir zu schweigen in der Dämmerzeit,
Ist Schweben nach der Welten großen Fülle,
Ist Wachsen weit in die Unendlichkeit,
Entrückt in ew‘ge Stille …
Durch die Hecken rauf und runter,
In dem Baume vor der Tür
Tummeln wir in hellen Haufen
Uns mit großem Kriegsgeschrei,
Um die Liebste uns zu raufen,
Denn der Winter ist vorbei!
›Welt ist stille eingeschlafen‹ ›Das Mädchen‹ ( Text: Karl Kobald)
(Text: Joseph Freiherr von Eichendorff )
Welt ist stille eingeschlafen,
ruht im Mondenschein.
Öffnen sich im Himmelshafen
Augen golden, rein.
Stand ein Mädchen an dem Fenster,
Da es draußen Morgen war,
Kämmte sich die langen Haare,
Wusch sich ihre Äuglein klar.
Was Du mir bist?
Der Ausblick in ein schönes Land,
Wo fruchtbelad‘ne Bäume ragen,
Blumen blüh‘n am Quellenrand.
Gottes Geige singt jetzt leis‘ –
Liebste, denk an Dich.
Wie im Traumboot geht die Reise,
Such‘ in Sternen Dich.
Sangen Vöglein aller Arten,
Sonnenschein spielt‘ vor dem Haus,
Draußen überm schönen Garten
Flogen Wolken weit hinaus.
Was Du mir bist?
Der Stern‘ Funkeln, das Gewölk durchbricht,
Der ferne Lichtstrahl, der im Dunkeln spricht:
O Wand‘rer, verzage nicht!
Strahlen sel‘ger Lieb‘ erhellen
Meines Herzens Raum.
Zwiesprach‘ halten unsre Seelen,
Küssen sich im Traum.
Und sie dehnt‘ sich in den Morgen,
Als ob sie noch schläfrig sei,
Ach, sie war so voller Sorgen,
Flocht ihr Haar und sang dabei:
Und war mein Leben auch Entsagen,
Glänzte mir kein froh‘ Geschick –
Was Du mir bist? Kannst Du noch fragen?
Mein Glaube an das Glück.
›Die Sperlinge‹ »Wie ein Vöglein hell und reine,
Ziehet draußen munt‘re Lieb,
Lockt hinaus zum Sonnenscheine,
Ach, wer da zu Hause blieb‘!«
›Was Du mir bist?‹ (Text: Eleonore van der Straten)
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(Text: Joseph Freiherr von Eichendorff, 1788 –1857)
Altes Haus mit deinen Löchern,
Geiz‘ger Bauer, nun ade!
Texte
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Annette Dasch
Wolfram Rieger
Die deutsche Sopranistin hat sich spätestens seit ihren erfolgreichen Debüts an der Bayerischen
Staatsoper München (»Königskinder«), der Mailänder Scala (»Don Giovanni«), den »Salzburger
Festspielen« 2006 (»Re Pastore«), am Teatro del Maggio Musicale Fiorentino (»Elias«) sowie
der Opéra National de Paris (»Contes d‘Hoffmann«) als eine der bedeutendsten Vertreterinnen
ihres Faches etabliert. Sie studierte u.a. an der Hochschule für Musik in München und wird
auch heute noch von Prof. Josef Loibl betreut.
Ihre internationale Karriere startete sie 2000 mit dem Sieg in den Wettbewerben von
Barcelona und Genf. Seitdem singt Annette Dasch an der Bayerischen Staatsoper München, der
Deutschen Staatsoper Berlin, der Sächsischen Staats­oper Dresden, an der Opéra National de
Paris, am Théâtre des Champs Elysées Paris, am Théâtre Royal de la Monnaie Bruxelles oder dem
New National Theatre Tokyo sowie bei den »Salzburger Osterfestspielen«, der »Styriarte Graz«,
den »Salzburger Festspielen«, den »Innsbrucker Festwochen« und den »Wiener Festwochen«.
Zu den wichtigsten Partien zählen derzeit Armida, Contessa, Donna Elvira, Fiordiligi, Pamina,
Aminta, Genoveva, Antonia, Freia, Gänsemagd.
Konzerte und Liederabende führten sie zur »Schubertiade Schwarzenberg«, dem »Folle Journée
de Nantes«, nach Paris, Berlin, Wien, Monaco, Salzburg, London, Bruxelles oder Napoli. Sie arbeitet
mit Dirigenten wie Seiji Ozawa, Daniel Barenboim, Nikolaus Harnoncourt, Sir Simon Rattle, Marek
Janowski, René Jacobs, Ivor Bolton, Bertrand de Billy oder Fabio Luisi zusammen.
Zu den nächsten Verpflichtungen zählen das Japan-Gastspiel der Deutschen Staatsoper Berlin,
der »Don Giovanni« mit Daniel Barenboim in Berlin, die Neuproduktion »Idomeneo« an der Bayerischen Staatsoper mit Kent Nagano sowie das »Paradies und die Peri« mit Nikolaus Harnoncourt
und den Wiener Philharmonikern in Wien.
Weitere Konzerte sind mit Helmuth Rilling, Marek Janowski und Ivor Bolton vorgesehen. Als
CD-Einspielungen liegen derzeit u.a. »Deutsche Barocklieder« und »Genoveva« von Robert
Schumann vor.
Annette Dasch ist ab 2006/07 für drei Spielzeiten unter den acht Künstlerinnen und Künstlern
der Reihe »Junge Wilde« im KONZERTHAUS DORTMUND.
Wolfram Rieger stammt aus Waldsassen ( Oberpfalz / Bayern) und erhielt seinen ersten
Klavier­unterricht im Elternhaus und bei Konrad Pfeiffer in Regensburg. Sein anschließendes
Studium bei Erik Werba und Helmut Deutsch an der Hochschule für Musik in München, das
von zu­nehmender Begeisterung für das Lied geprägt war, beendete er »mit Auszeichnung«.
Meisterkurse bei Elisabeth Schwarzkopf, Hans Hotter und Dietrich Fischer-Dieskau sorgten
für weitere wichtige Impulse.
Noch während des Studiums wurde Wolfram Rieger von der Münchner Musikhochschule
als Gesangsbegleiter engagiert; wenige Jahre später leitete er am gleichen Haus seine eigene
Liedklasse. 1998 übernahm er eine Professur für Liedgestaltung an der Berliner Hochschule
für Musik Hanns Eisler.
Wolfram Riegers rege internationale Konzerttätigkeit führte ihn mittlerweile in fast alle
Teile der Welt. Er ist langjähriger Klavierpartner von Brigitte Fassbaender, Juliane Banse, Barbara
Bonney, Michelle Breedt, Thomas Hampson, Olaf Bär, Dietrich Fischer-Dieskau, Matthias Goerne,
Christoph Prégardien, Thomas Quasthoff, Peter Schreier, Michael Schade und Kammer­musik­
partner des Cherubini-Quartetts, des Petersen-Quartetts sowie des Vogler-Quartetts. Wolfram
Rieger gastiert regelmäßig bei den bedeutendsten internationalen Musikzentren und Musik­
festivals und gibt darüber hinaus Interpretationskurse in Europa und Japan.
Viele seiner zahlreichen CD-Aufnahmen bei verschiedenen Labels wurden mit Preisen
ausgezeichnet. Wolfram Rieger ist Träger der Ehrenmedaille der Franz-Schubert-Gesellschaft
von Barcelona.
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Biografien
„Das neue Album
ist ein Volltreffer.“
FAZ am Sonntag
Bezaubernde Stimmen
Anklänge an »Tristan und Isolde«
In Richard Wagners »Wesendonck-Liedern« klingt schon sein »Tristan und Isolde«, eines seiner
wohl bekanntesten und berührendsten Bühnenwerke, durch. Diese ergreifenden Lieder werden,
neben Mahlers Erster Sinfonie »Der Titan«, vom Rotterdam Philharmonic Orchestra unter Valery
Gergiev und der Sopranistin Silvana Dussmann interpretiert. Kostenlose Kinderbetreuung –
Anmeldung unter T 0231-22696-261.
Aria Cantilena
Arien von Massenet,
Offenbach, Rossini,
Montsalvatge,
Villa-Lobos und R. Strauss
Staatskapelle Dresden
Fabio Luisi · DG 477 6231
So 04.03.07 · 20.00
Ein neuer Star am Mezzo-Himmel
Sie wird schon auf eine Ebene mit der wunderbaren Ausnahme-Mezzosopranistin Vesselina
Kasarova gestellt: der lettische Shooting-Star Elina Garanča. Auf ihrem Programm im
KONZERTHAUS DORTMUND stehen u.a. Arien aus Bizets »Carmen«, Rossinis »La Cenerentola«
und Mozarts »Titus«.
Foto: Kasskara/DG
Do 29.03.07 · 20.00
Elina
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Konzer t !
Weiterhören
Biografie, Videos und Hörproben auf www.elinagaranca.de
Texte Ulrich Schardt
Fotonachweise
S. 4I5 © Kurt Pinter
S. 8I 9 © Wolfram Rieger
S. 28| 29 © Kurt Pinter
Herausgeber KONZERTHAUS DORTMUND
Geschäftsführer und Intendant Benedikt Stampa
Redaktion Claudia Beißwanger · Franziska Graalmann
Konzeption Kristina Erdmann
Anzeigen Milena Ivkovic · T 0231-22696-161
Druck Gustav Kleff GmbH & Co. KG · Dortmund
Wir danken den beteiligten Künstleragenturen und Fotografen für die freundliche Unterstützung.
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