Der Programm- Architekt - ARD
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Der Programm- Architekt - ARD
Eine Sonderveröffentlichung von in November 2010 * Ausgabe 03 * www.ard-werbung.de Der ProgrammArchitekt Frank Beckmann ist der neue ARDKoordinator Vorabend. Im großen AS&S-Interview spricht er über seine Programmpläne, seine Quotenziele und den Markt der Daily Soaps. Seite 6 Kreation von Radiospots Was macht Radiowerbung eigentlich erfolgreich? Eine AS&S-Studie liefert Praxis-Tipps für die Kreation. Seite 18 Massenkommunikation TV, Radio, Zeitung, Zeitschrift, Internet: Die wichtigsten Medientrends aus der Langzeitanalyse von ARD/ZDF. Seite 22 Fallstudie Wiesenhof Für seine Marke Bruzzzler schaltete Wiesenhof Online und im Radio – und steuerte dabei crossmedial aus. Seite 25 Editorial/Inhalt Inhalt 03/2010 NACHRICHTEN 4Aktuell Sponsoring-Verbote: Die Folgen für den Sport; Gattungskampage „Radio macht den Mix Elke Schneiderbanger Geschäftsführerin ARD-Werbung SALES & SERVICES. rund“; Kampagnenbeispiele und viele Tipps: www.diezielerreicher.de. Fotos: Unternehmen, ddp images; Titel: NDR/Marcus Krüger der ARD standen und stehen in diesem Jahr veritable Jubiläen ins Haus. Angefangen bei der ARD selbst bis hin zu so legendären ARD-Marken wie dem „Tatort“ oder der „Sendung mit der Maus“. Da darf man als Werbezeitenvermarkter der ARD schon ein wenig stolz sein. Denn auch die Werbung ist seit vielen Jahrzehnten treuer Begleiter des Programms und hat zahllose Consumer-Brands groß gemacht. Wer hat sie in seiner Kindheit nicht gesehen, die unverdrossen-resolute Clementine, das hoffnungslos chaotische HB-Männchen, den sportlichen Wrigley-Kaugummi oder die Nürnberger Versicherung – damals noch im Zeichen der Burg. Diese Marken sind nicht zuletzt im TV groß geworden und zum Zitatenschatz der deutschen Werbung geworden. Nicht minder bedeutsam ist die Rolle des Sponsorings, zumal beim Sport. Ohne die Möglichkeit auf Sponsoren zurückzugreifen, ließen sich heute wichtige Sportrechte möglicherweise kaum noch erwerben. Ohne Sponsoring bei ARD und ZDF bekommen aber auch der Spitzen- und Breitensport, bis hin zu den Sportvereinen in Städten und Kommunen, große Finanzierungsschwierigkeiten. Wenn die Politik nun aber einmal mehr weitreichende Beschränkungen im Sponsoring plant, dann wird es mit Ausnahme von Privatsendern und neu entstehenden Pay-TV-Plattformen nur Verlierer geben. Sport als mediales Gemeinschaftserlebnis für alle wird perspektivisch und politisch gewollt zur Ausnahme. Ein über Jahrzehnte bewährtes System, das Monopole verhindert und Relevanz bewahren hilft, ginge verloren. Der deutsche TV-Markt jedoch braucht ein solches Angebot. Viele gute Gründe dafür können Sie jetzt im vorliegenden „einser“ nachlesen. Herausgeber ARD-Werbung SALES & SERVICES GmbH, Bertramstr. 8/D-Bau, 60320 Frankfurt a. M. Verantwortlich Norbert Rüdell (Leitung Corporate Communication) Verlag Verlag Werben & Verkaufen GmbH, ein Verlag der Unternehmensgruppe einser * november 2010 TITEL mann über den Vorabend im Ersten. Regionales 6 Pläne ARD-Koordinator Frank Beck- Liebe Leserinnen und Leser, Impressum 10 Werbetöchter; Marathon mit 104.6 1 2 RTL und 105’5 Spreeradio; BRmedia: „jazumSpot“; WFS benennt Kombi um; WDR mediagroup: Einstellung zur Werbung; hr1 mit Top-Zielgruppe; MDRW: Ost-Konsum; ENERGY Rhein- Main am Start; Fanbank. Fernsehen 14 Media Zeitversetzte Nutzung: Verän dert sich der TV-Konsum? 16 Sportschau Buchungs- und Quoten bilanz nach acht Spieltagen. 17 Aktuell ARD-Themenwoche Ernäh3 1_ Frank Beckmann Der ARD-Koordinator Vorabend plant regionale Krimis nach dem Modell „Tatort“ (S. 6). 2_ Joachim Schütz lehnt eine SponsoringEinschränkung ab (S. 4). 3_Jens Merheim über mediale Wertesysteme junger Nutzer (S. 24). rung; Werbeformate als Videoshow. Radio 18Kreation Was Radiowerbung erfolgreich macht. 20Nachlese Deutscher Radiopreis. 21Kult-Moderatoren Jochen Trus (105’5 Spreeradio) im Porträt. Forschung 22 Studie Langzeittrends in der Massenkommunikation. 24Interview Pilot-Manager Jens Merheim über junge Zielgruppen. Süddeutscher Verlag, Hultschiner Straße 8, 81677 München, Tel. 0 89/21 83-70 83, Fax -78 53 Geschäftsführung Martin Korosec, Dr. Karl Ulrich Druck Vogel Druck und Medienservice GmbH, Leibnizstraße 5, 97204 Höchberg Eine Beilage in W&V 44/2010 25Wiesenhof Online-/Radio-Auftritt. Events & LETZTE SEITE 26 Szene Radio Day; ARD-Medienlese; „Marienhof“, „Verbotene Liebe“. 27Fünf Fragen Karen Heumann, JvM. 3 Nachrichten Zielerreicher AS&S Radio hilft, Werbeziele zu erreichen Sponsoring-Verbote Gravierende Folgen Direkte Ansprache Eine Gattungskampagne wendet sich an Markenartikler, die (stärker) Radio belegen sollten. Eine Einschränkung des Sponsorings würde die Hälfte aller Sportübertragungen in der ARD betreffen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung der AS&S-Forschung. I n den Beratungen zur Änderung des Rundfunkstaatsvertrags wird eine Einschränkung des Sponsorings diskutiert. Nach dem letzten vorliegenden Entwurf darf Sponsoring ab 2013 im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nach 20 Uhr und an Sonn- und bundesweiten Feiertagen nicht mehr stattfinden, es sei denn, es handelt sich um Großereignisse. Eine Einschränkung mit Folgen: Programmsponsoren könnten dann 40 Prozent aller Übertragungen im Ersten und zwei Drittel in den Dritten Programmen nicht mehr unterstützen. Werden nicht alle Sportereignisse von den Beschränkungen ausgenommen, so wäre im Durchschnitt fast die Hälfte aller Sportsendungen in der ARD (46 Prozent) nicht mehr belegbar. In Deutschland fließen 2010 laut Sponsor Vision rund 2,6 Milliarden Euro in Sportsponsoring und 800 Millionen in Mediensponsoring. Damit droht eine Verarmung der Sportlandschaft, denn es wären vor allem kleinere Sportarten und regionale Events betroffen, die keinen anderen Sendeplatz finden würden. Dies geht aus einer Aufstellung jener Sendungen hervor, die Das Erste und die Dritten in den vergangenen vier Jahren ausgestrahlt haben. Danach wurden in diesem Zeitraum 1.870 Sportereignisse im Ersten gezeigt. Davon liefen 753 Übertragungen nach 20 Uhr, an Sonn- und Feiertagen oder waren keine Großereignisse. Neben den Auswirkungen auf die Sender hätte eine Beschränkung auch weitreichende Folgen für die Veranstalter: Sponsoraktivitäten wie etwa Banden mit einem Programmsponsoring zu vernetzen, bietet für die Vermarktung von Events einen wichtigen Verkaufsimpuls, der dann entfiele. Bei den Verbänden stößt das auf Kritik. „Für uns als Vermarkter ist es enorm wichtig, unseren SponsoringPartnern bereits bei der Akquise eine substanzielle Option aufzuzeigen, ihr Engagement auch über das PresentingSponsoring zu vernetzen“, sagt Frank Lebert, Geschäftsführer der Deutschen Leichtathletik Promotion- und Projekt- gesellschaft. Die DLP kümmert sich für den DLV um die weltweiten TV- und Medienrechte. „Wegfallende Erlöse würden im Ergebnis die deutsche Leichtathletik in ihrer Gesamtheit treffen, denn die drohenden ausbleibenden Einnahmen fehlten dann als Fördergelder für Breiten- und Spitzensport.“ FASPO-Präsident Bernd Reichstein befürchtet, dass „sich Marken mit Ausnahme der Großveranstaltungen nicht mehr in interessanten Sportumfeldern als Sponsoren präsentieren können“. „Damit wird es erheblich schwieriger, bestimmte Zielgruppen zu erreichen“, so Reichstein. „Die Kontaktund Wirkungsqualität des Imagetransfers öffentlich-rechtlicher Sendungen auf den Sponsor ist nun mal eine andere, als im privaten Fernsehen und Hörfunk.“ OWM-Geschäftsführer Joachim Schütz wertet die Bestrebungen als „zwangsweise Monopolisierung des Sponsorings nach 20 Uhr bei privat-kommerziellen Anbietern“: „Das bedeutet weniger Wettbewerb mit negativen Folgen für die Preisbildung im Werbemarkt.“ * Stimmen pro Sponsoring Frank Lebert, Geschäftsführer der Deutschen Leichtathletik Promotion- und Projektgesellschaft (DLP), Bernd Reichstein, Präsident des Fachverbands FASPO, und OWM-Geschäftsführer Joachim Schütz (von oben nach unten). einser * november 2010 Kampagne Spots für die Markenbildung Fotos: iStockphoto, Audi Communications Motorsport, Unternehmen 4 AS&S Radio und RMS haben auf dem Radio Day 2010 ihre gemeinsame Gattungskampagne „Radio macht den Mix rund.“ vorgestellt. Ziel der Kampagne ist es, Markenartikler dazu zu bewegen, Radiowerbung zu schalten. Die ersten beiden Motive richten sich an Beiersdorf (u.a. Nivea) und Lindt & Sprüngli – aufmerksamkeitsstark im Corporate Design des jeweiligen Markenartiklers. Die Botschaft der beiden Radiovermarkter an die Marketingentscheider: Radio kann einen wirkungsvollen Beitrag für die Markenbildung leisten. Esther Raff, Geschäftsführerin von AS&S Radio: „Für viele Werbungtreibende ist Radio bereits ein wichtiger Bestandteil im Mediamix. Denn Radio verkauft und Radio wirkt: Mit einer Reichweite von über 29,3 Millionen Hörern in der Primetime, attraktiven Zielgruppen und den Impulsen, die es bei vielen Hörern tagsüber kurz vor dem Einkauf setzt. Wir wollen zeigen, dass Radiowerbung auch andere Kunden erfolgreicher machen kann.“ Die Printmotive werden ab Anfang November in der Kommunikationsfachpresse und in branchenrelevanten Fachmedien geschaltet. Natürlich darf auch Radio im Mediamix nicht fehlen: Spezielle Funkspots gehen bei Sendern beider Vermarkter on air. Darüber hinaus werden Plakatflächen in der Umgebung der Unternehmensstandorte der jeweiligen Kunden belegt und Online-Banner geschaltet. Doch die Initiatoren der Kampagne setzen nicht nur auf die Ansprache über klassische Werbung: Alle direkt angesprochenen Kunden erhalten speziell für sie entwickelte Beispiel-Funkspots. Diese zeigen, wie gut sich ihre Marke im Radio anhören könnte – und beweisen, dass Funk für die Marke tatsächlich funktioniert. Neben Beiersdorf und Lindt & Sprüngli werden im Verlauf der Kampagne noch andere Kunden angesprochen. Die Laufzeit der Kampagne beträgt voraussichtlich zwölf Monate. Das Mediabudget liegt im mittleren sechsstelligen Bereich. Verantwortliche Agentur für die Fachkampagne und die Funkspots ist Cucarachas, Frankfurt. * einser * november 2010 „Das Marketing wird immer komplexer und neue Aufgaben kommen auf uns zu“, sagt AS&S Radio-Geschäftsführerin Esther Raff einleitend in einem kleinen Internetfilm. Mit der neuen Serviceplattform www.diezielerreicher.de will der Radiovermarkter Werbungtreibenden Tipps an die Hand geben, wie sie ihre Kampagnenziele, so Raff, „effizienter und nachhaltiger erreichen“. Im Mittelpunkt steht dabei das AS&S Radio-Vermarktungskonzept IPCP (Identify – Plan – Create – Prove). Die neue Internetplattform unterstützt die Positionierung der AS&S Radio als Zielerreicher im Werbemarkt. „Wesentliches Ziel dieses Angebots ist, Werbungtreibende und Agenturen von den Vorteilen der Radiowerbung zu überzeugen und bei der Umsetzung der Mono- und Crossmedia-Kampagnen konkret zu unterstützen“, erläutert Raff. Dafür stellen die Vermarktungsspezialisten unter www.diezielerreicher.de anhand eines konkreten Kampagnenbeispiels aus der Versicherungsbranche ihren IPCP-Werkzeugkasten und die AS&S Radio-Tools vor. * Tipps AS&S Radio-Chefin Esther Raff erläutert im Internet ein konkretes Planungsbeispiel. Titel Herr Beckmann, Sie haben im Hörfunk gearbeitet, kennen die „heute“-Redaktion im ZDF und das „logo“-Team und haben bereits bei Werbefilmen Regie geführt. Seit November 2008 zeichnen Sie als Programmdirektor Fernsehen des NDR verantwortlich. Gibt es mit Blick auf Ihre bisherigen Tätigkeiten etwas, was Sie für Ihre neue Aufgabe als Vorabend-Koordinator besonders gut werden brauchen können? Beckmann: Die Quintessenz lautet: Jeder Sender hat einen Markenkern, und man sollte herausarbeiten, wofür die Sender stehen – an allen Stellen des Programms. Beim KI.KA war es das Merkmal Qualität für Kinder, beim NDR kam die Regionalität und Informationskompetenz hinzu. Das Erste steht für eine Unterhaltungs- und Informationskompetenz, für Qualität und Vielfalt, die sich aus der Zusammenarbeit der Landesrundfunkanstalten ergibt. Wer einen erfolgreichen Vorabend machen will, sollte sich an jenen Koordinaten orientieren, die für Das Erste gelten, und nicht versuchen, neue zu erfinden. Das sind für mich Regionalität, Qualität und Vielfalt. Der Vorabend ist als Lead-In für den Hauptabend heiß umkämpft, der Audience Flow stellt traditionell eine gewisse Herausforderung dar. Wie beurteilen Sie qualitativ und anhand der Quoten die derzeitige Situation im Ersten? Titel steht. Das werden wir in Zukunft weiter herausarbeiten, denn dadurch unterscheiden wir uns von anderen Sendern. Eine weitere Stärke am Vorabend ist unser sehr vielfältiges Programm angebot. Das ist auch für die werbungtreibende Industrie spannend: Formate wie „Sturm der Liebe“, „Verbotene Liebe“, „Marienhof“, „Großstadtrevier“ oder „Wissen vor 8“ bedienen jeweils ganz unterschiedliche Zielgruppen. Diese Unterschiedlichkeit macht es zwar den Programmplanern schwer, einen Audience Flow sicherzustellen. Aber diese Vielfalt der Zielgruppen finden Werbungtreibende nur bei uns im Ersten. Am Vorabend sind „Das Großstadtrevier“, das nun schon im 25. Jahr läuft, sowie die Daily Soaps „Verbotene Liebe“ und „Marienhof“ mit 15 und 18 Jahren verlässliche Säulen. Junge Zielgruppen gelten jedoch als schwierig zu erreichen und vor allem zu halten. Wie lange können diese Formate die in sie gesetzten Erwartungen noch erfüllen? Beckmann: Das „Großstadtrevier“ hat alle Moden überstanden und allem Wettbewerb getrotzt. Das ist für uns ein Beispiel, wie der Vorabend in Zukunft aussehen könnte. Dort kann die ARD ihre regionale Stärke ausspielen, indem alle Landesrundfunkanstalten am gemeinsamen Erfolg arbeiten. Was ich mir im Fiktionalen vorstellen kann, ist das Modell „Großstadtrevier“, ein „ „Sehr gute Drehbücher“ Das Erste Unser Ziel sind zweistellige Marktanteile am Vorabend Regionale Krimis nach dem Modell „Tatort”, erzählt mit einem Augenzwinkern: Frank Beckmann, neuer ARD-Koordinator Vorabend, über seine Pläne in einer nicht ganz einfachen Zeitschiene. Beckmann: In der Summe können wir natürlich nicht zufrieden sein. Unser Ziel sind zweistellige Marktanteile am Vorabend. Außerdem haben wir jüngere Zielgruppen im Blick. Wobei wir darunter nicht die 20-Jährigen verstehen. Es wäre nicht klug, bei den ganz Jungen anzufangen, wenn man sich insgesamt verjüngen möchte. Besser ist es, erst einmal die Zielgruppen anzusprechen, die wir am Rand der Marke noch gut erreichen können. Welche Stärken sehen Sie in dieser Zeitschiene? Beckmann: Eine unserer Stärken ist, dass die ARD für Qualität humorvoller Krimi mit regionaler Prägung. Ich glaube, das kann niemand besser als Das Erste. Denken Sie dabei an eine Herangehensweise wie beim „Tatort“, um die regionale Färbung herauszuarbeiten? Können Sie schon ein wenig konkreter werden? Beckmann: Die ARD hat einen unschätzbaren Vorteil: Wir können die Talente von neun Landesrundfunkanstalten bündeln, um Programme für Das Erste zuzuliefern. In dieser Regionalität steckt eine große Kompetenz des Ersten. Dafür ist der „Tatort“ ein sehr gutes Beispiel, der mit mehr als zehn Millionen einser * november 2010 Fotos: ddp images, NDR/Isa Walther, ARD/Ann Paur, ARD/Anja Glitsch 6 “ einser * november 2010 7 8 Titel „ Titel Frank Beckmann, Im Markt herrscht eher ein Überangebot an Soap-Helden “ Zuschauern – wie unlängst geschehen – höchste Marktanteile erzielt. So ähnlich stelle ich mir das für den Vorabend vor: Wir nutzen unsere regionale Kompetenz, um ganz unterschiedliche Geschichten zu erzählen, inhaltlich eher in Richtung Münsteraner „Tatort“. Unsere Zuschauer werden in dieser Zeitschiene Verlässlichkeit erleben: Am Vorabend können sie lachen und werden spannend unterhalten, sie können etwas lernen bei den Wissensformaten und mit Helden mitleiden, zum Beispiel bei „Verbotene Liebe“. Leicht wird es für Das Erste dennoch nicht werden, junge Zuschauer zu erreichen. Beckmann: Im Ersten erreichen jene Formate die jüngsten Zuschauer, die ohnehin sehr erfolgreich sind: „Tatort“, „Tagesschau“, „Sportschau“ und „Sturm der Liebe“. Also geht es für uns darum, ein erfolgreiches Programm für den Gesamtmarkt zu machen – und zwar mit Formaten, die zum Ersten passen. Bei „Tagesschau“, „Tatort“ und „Sportschau“ ist das zweifellos der Fall. Sind wir am Vorabend im Gesamtmarkt erfolgreicher, werden wir auch bei den unter 50-Jährigen erfolgreicher. Bekommt also der Vorabend ein fiktionales Gesicht, nachdem die ARD erst mit „Das Duell“ einen betont nicht-fiktionalen Schwerpunkt setzen wollte? Beckmann: Ja, ein fiktionales, aber auch ein unterhaltendes Gesicht. Uns ist einfach wichtig, dass sich die ARD von anderen Sendern abhebt. Gerade Quiz-Shows wie „Das Duell“ behaupten sich gut – und es gibt praktisch kein Konkurrenzangebot. Das ist so überzeugend, dass ich das Format nur ungern aufgeben würde. Florian Weber arbeitet sich in der „Duell“-Doppelfolge eher nach oben. Das ist eine Leistung, die ich sehr beachtlich finde. Das Beispiel macht deutlich, dass wir am Vorabend mit unterhaltenden Farben beim Zuschauer punkten können. Könnten Sie sich vorstellen, eine weitere Daily Soap zu produzieren? Beckmann: Zum jetzigen Zeitpunkt definitiv nicht. Ich glaube, dass man eher bestehende Formate stärken muss. Im Moment gibt es genug Soap-Helden, irgendwann ist es für ein Publikum schwierig, sich mit immer neuen Figuren zu identifizieren. Da herrscht eher ein Überangebot im Markt. 45, ist seit November 2008 Programmdirektor Fernsehen des NDR. Nach Abitur und Zivildienst studierte der gebürtige Essener Journalistik an der Universität Dortmund. Nebenher arbeitete er frei für den Hörfunk des WDR. 1990 wurde er freier Mitarbeiter der „heute“-Redaktion im ZDF. 1991 wechselte Beckmann in die „logo“-Redaktion der Mainzer. Beckmann war an der Konzeption des Jugendmagazins „PuR“ beteiligt. Von 1997 bis 2008 war er bei KI.KA, ab Juli 2000 als Programmgeschäftsführer. Ihre Pläne hören sich so an, als würde das ARD-Konzept auf eine aufwendige Eigenproduktion hinauslaufen. Wie viel Zeit geben Sie sich denn für die inhaltlichen Veränderungen, die Sie umsetzen möchten? Beckmann: Ein neues Quizformat lässt sich in einem halben Jahr auf Sendung bringen. Ein fiktionales Programm, wie wir es jetzt planen, dauert in der Entwicklung ein Jahr und länger. Anschließend müssen wir sehen, wie das beim Publikum ankommt, einzelne Folgen auswerten und gegebenenfalls optimieren. Für das, was wir vorhaben, brauchen wir sehr, sehr gute Drehbücher. Daher werden wir uns am Anfang Zeit nehmen müssen, diesen Weg in Ruhe zu planen. Die Umstellung wird sicherlich ein Prozess von Jahren sein. Wo stehen Sie bei dem neuen Projekt Vorabend im Moment? Beckmann: Erste Produktionsaufträge werden wir bald vergeben. Wir haben schon Drehbücher auf dem Tisch, dabei sind auch einige vielversprechend. Jetzt können wir die Richtung feinjustieren. Ich gehe davon aus, dass wir die Produktionsaufträge in diesem Jahr vergeben können, möglichst noch im November, so dass die Folgen im Spätherbst 2011 zu sehen sein werden. Welche Quotenziele haben Sie sich gesetzt? Beckmann: Der Vorabend muss am Ende zweistellig werden. Das ist aber das Ende einer Entwicklung und nicht der Anfang. Unsere erste Aufgabe ist es, den Vorabend am Markenkern des Ersten neu auszurichten. Thomas Forster * Quoten-Garant „Großstadtrevier“ MA in Prozent 2009 2010 18 16,8 16 14 12 12,7 13,4 13,4 14,1 14,9 10 8 Erwachsene ab 14 J. Frauen ab 14 J. LoHaS* Quelle: AGF/GfK-Fernsehforschung TV Scope, Jan. bis Sept. *Def. LoHaS: Erwachsene ab 14 J., „Lifestyle of Health and Sustainability“, Neue Ökobewegung mit bewusstem Lebensstil. Vorbild Großstadtrevier Modell eines humorvollen Krimis mit regionaler Prägung (Foto li.: Jan Fedder). Sturm der Liebe Die Serie von ARD und Bavaria hat unlängst den Deutschen Fernsehpreis gewonnen. einser * november 2010 Verbotene Liebe Verlässliche Formate am Vorabend für Zuschauer, Mediaplaner und Werbungtreibende. einser * november 2010 9 Regionales 104.6 RTL, 105’5 Spreeradio Event für Radio und Fernsehen Zum ersten Mal waren die beiden Berliner Radiosender von RTL Radio Deutschland, 104.6 RTL und 105’5 Spreeradio, Medienpartner des 30. Berlin-Marathons mit einer Million Zuschauer. Entlang der gesamten Strecke platzierten die Sender ihre Reporterteams, die die Hörer den Lauf live miterleben ließen. Schon eine Woche vorab wurde der Marathon on air redakti- Aktion Nicht nur die beiden Radiosender verfolgten den 30. Berlin-Marathon. WFS-SaarlandKombi Die Kombi zeigt, was in ihr steckt onell angekündigt. Auf den extra für den Lauf entwickelten Internetseiten der Radios konnten sich die Nutzer über alle Neuigkeiten informieren. Vor Ort waren 104.6 RTL und 105’5 Spreeradio an den Hotspots auf eigener Bühne vertreten, mit ihren Top-Moderatoren, großem Programm und Live-Acts wie der Hermes Houseband. n-tv sendete den Lauf ebenfalls das erste Mal – bundesweit. „Die Übertragungen sowohl im Fernsehen wie in den Radios war sehr erfolgreich“, so Stephan Schmitter, Geschäftsführer von 104.6 RTL und 105’5 Spreeradio. Er und der Chefredakteur von n-tv, Volker Wassmuth, freuen sich über die Kooperation. Wassmuth: „Ich bin stolz auf das gesamte Team und die gute Zusammenarbeit mit den Organisatoren SCC Running, der Produktionsfirma Powerplay und RTL-Radio.“ Stephan Schmitter fügt hinzu: „Es hat sehr viel Spaß gemacht, ich freu mich schon auf den 31. Berlin-Marathon.“ SR 1 Europawelle, SR 3 Saarlandwelle und RADIO SALÜ sind die drei reichweitenstärksten Wellen im Saarland. Sie machen zwar Programm für unterschiedliche Zielgruppen – aber immer für das Saarland. Das zahlt sich aus: Immer mehr Hörer hören öfter und länger. Gemeinsam sind sie noch stärker: 90 Prozent aller mit Radiowerbung zu erreichenden Saarländer können mit der Kombination der drei Sender, der WFS-Kombi, angesprochen werden. Insgesamt erreicht die WFS-Kombi rund 639.000 Hörer täglich. Dass SR 1, SR 3 und RADIO SALÜ die Lieblingssender der Saarländer sind, trägt die Kombi ab 2011 auch im Namen: Die WFS-Kombi wird zur WFS-SaarlandKombi. Der neue Name unterstreicht die bewährte Stärke: Die Kombination ist die erste Wahl für alle, die mit Radiowerbung das ganze Saarland ansprechen wollen – effektiv und zu einem fairen Preis. Denn die WFS-SaarlandKombi ist auch wirtschaftlich attraktiv: Gegenüber der Einzelbelegung der drei Sender bietet die WFS-SaarlandKombi starke Marken auf einen Schlag, mit einem Kombirabatt von über zehn Prozent. Mehr zur WFS-SaarlandKombi und zu weiteren Radioangeboten der Werbefunk Saar finden Sie im Netz unter www.werbefunk-saar.de. * WDR mediagroup BRmedia sagt „jazumSpot“ Zum „Radio Day 2010“ ging die BRmedia mit „jazumSpot“ auf www.br-media.de online. In dem rund 15-minütigen interaktiven Hörfilm präsentiert der nicht nur im Freistaat beliebte BR-Moderator Tilmann Schöberl (Bayern 1 und Bayerisches Fernsehen) Radio als extrem leistungsfähiges und intelligent steuerbares Werbemedium. BRmedia-Verkaufsdirektor Peter Jakob betont, dass sich „jazumSpot“ dabei insbesondere den eher Medium-unerfahrenen Werbungtreibenden, also den potentiellen Radio-Neukunden, zuwendet. Breite Kreise mittelständischer Wirtschaftsunternehmen hätten noch Neuer Name Die WFS-SaarlandKombi ist die erste Wahl für alle, die mit Radiowerbung das ganze Saarland ansprechen wollen – effektiv und zu einem fairen Preis. * Wer Radio nutzt, gewinnt! BR-Moderator Tilmann Schöberl BRmedia gibt Tipps für erfolgreiche Radiowerbung, beispielsweise in Form von Hörbeispielen oder Checklisten. 11 Regionales WDR-Radiotrend: hohes Involvement häufig Berührungsängste mit Hörfunkwerbung: Sie gilt – gerade in der Region – noch vielen als zu aufwendig in Kosten, Planung und Organisation. Hier gilt es, Schwellen abzubauen, Impulse zu setzen, Vertrauen zu schaffen – und, die Attraktivität von Radiowerbung nachhaltig im Markt zu hinterlegen. Hier setzt „jazumSpot“ an. Neben den Informationen rund um die Wirkungsweisen und Leistungsebenen von Hörfunkwerbung wie der Steigerung von Abverkauf, Image und Bekanntheit, gibt der Clip Tipps in Form von Hörbeispielen erfolgreicher Spots oder einer Checkliste. Alles inklusive einer interaktiven Kontaktfunktion direkt zum Team der BRmedia. Die BRmedia vermag sich in diesem Zusammenhang überzeugend als erfahrener und partnerschaftlicher Berater zu positionieren, weil sie mehr ist als „nur“ ein Vermarkter. Wenn gewünscht, steht das BRmedia-Radioteam den Kunden von der ersten Phase erfolgreicher Radiowerbung an zur Seite, das heißt, von der Kreation über Zielgruppenanalysen, Produktion und Einsatzplanung bis hin zum Kostenmanagement. All dies vermittelt „jazumSpot“ und leistet in dieser Form einen vermarkterübergreifenden Beitrag zum Gattungsmarketing für die starke Media-Marke Radiowerbung. Mehr zu „jazumSpot“ unter www.br-media.de. * einser * november 2010 Fotos: Stefan Maria Rother, Unternehmen 10 Die Hörer der werbeführenden WDR-Wellen 1LIVE, WDR 2 und WDR 4 haben ein ausgesprochen hohes Involvement zu ihren Sendern. Die Werbung in den WDRProgrammumfeldern wird von den Hörern sowohl grundsätzlich als auch mit Blick auf den Umfang akzeptiert. Dies sind die zentralen Ergebnisse des WDRRadiotrends, der seit knapp 20 Jahren durchgeführt wird. Erstmals hat die WDR mediagroup eine Zusatzbefragung zur Einstellung und Akzeptanz der Radio werbung bei 1LIVE, WDR 2 und WDR 4 aufgesetzt, die das Institut Enigma GfK im Rahmen der Wellen 4 und 5/2010 mit abgefragt hat. Ergebnisse dieser Erhebungen wurden unter dem Titel „Qualität. Der Beweis“ auf dem „Radio Day“ in Köln erstmals veröffentlicht. Im Rahmen der Wellen 04-05/2010 des WDR-Radio trends wurden insgesamt 2.864 Personen in Nordrhein-Westfalen befragt. Demnach sind die Hörer der WDR-Wellen der Meinung, dass Werbung die Existenz vieler Medien und damit die Meinungsvielfalt sichert. Fast 86 Prozent der 1LIVE-Hörer stimmten dieser Aussage „voll und ganz“/„weitgehend“ zu. Bei den WDR 2-Hörern waren es knapp 84 Prozent, bei den WDR 4-Hörern 81,3 Prozent (Grafik re., n=584, 497, 302). Insgesamt ist Werbung bei den Hörern akzeptiert, notwendiger und gelernter fester Bestandteil sowie ideal dosiert. Den wesentlichen Grund für diese hohe Akzeptanz sehen die Forscher im hohen Involvement der Hörer, das durch die Qualitätspositionierung und starke Profilierung der Wellen erreicht wird. WDR-Wellen werden nämlich nicht nur als Begleitmedium genutzt, sondern ganz bewusst eingeschaltet – und das führt wiederum zu einer bewussten Wahrnehmung der Werbung. * einser * november 2010 1LIVE 85,9% WDR 2 83,9% WDR 4 81,3% Einstellung zur Werbung Zustimmung zur Aussage: „Werbung sichert die Existenz vieler Medien und damit auch die Meinungsvielfalt.“ Quelle: WDR-Radiotrend 04-05/2010. Basis: Hörer des jeweils meistgehörten Programms. Im Team Tobi Schäfer (1LIVE), Katrin Schmick (WDR 2) und Stefan Verhasselt (WDR 4). 12 Regionales hr werbung ENERGY MEDIA hr1 – erwachsenes Radio für Hessen hr1 ist das Programm des Hessischen Rundfunks für Menschen, die mitten im Leben stehen und es genießen. Diese „Best-Ager“ mit einem Altersdurchschnitt von 49 Jahren wissen, was sie wollen – sowohl im Leben als auch bei der Wahl ihres Radiosenders. Sie legen Wert darauf, ernst genommen zu werden. Sie wünschen sich absolut hochwertige und aktuelle Informationen, gute Musik und Unterhaltung, souveräne Moderatoren und das Gefühl, dass man sie als Hörer wirklich schätzt. All das bietet hr1. Hier findet sich der Hörer im Programm wieder: Er wird angesprochen, er kann mitdiskutieren, bekommt journalistisch hochwertiges Hintergrundwissen sowie die aktuellsten Informationen aus Hessen und der Welt. Musikalisch deckt hr1 50 Jahre guten Pop und Rock ab und setzt auch auf aktuelle Stars und Talente jenseits der Casting-Shows. Dass hr1 mit seinem hochwertigen Programm den richtigen Ansatz für diese kaufkräftige Zielgruppe gewählt hat, beweist die positive Hörerentwicklung mit einem Zuwachs von circa 100 Prozent seit 2006. Bei hr1 bekommen die Hörer einen ausgewogenen Mix der besten Hits der letzten fünf Jahrzehnte sowie aktuelle Informationen aus Hessen und der Welt. Nähe beweist hr1 auch jenseits des Radioprogramms. Neben klassischen Konzertpräsentationen namhafter Künstler wie Chris Rea, Simply Red oder Elton John, präsentiert hr1 auch nichtmusikalische Veranstaltungen, wie die Marathonläufe in Kassel und Frankfurt oder den Harley-Davidson Friendship Ride. Partystimmung kommt bei den monatlichen hr1-Dancefloors in Wiesbaden und Kassel auf. Die eigene Konzertreihe „hr1-LiveLounge“ besticht durch renommierte Künstler wie Foreigner, Paul Carrack oder Christopher Cross. * ENERGY Rhein-Main, das neueste Hörfunkprogramm geht an den Start! Am 1. September startete der Sender direkt aus Frankfurt am Main. Hier wird das neue Radioprogramm von rund 30 Mitarbeitern rund um die Uhr produziert. Das Programm kann im gesamten Rhein-Main-Gebiet von rund 3,5 Millionen Menschen empfangen werden. Den Unterschied zu anderen Radiosendern im Rhein-Main-Gebiet erklärt Geschäftsführer und Programmdirektor Tom Adams: „Wir gehen mit einer vollkommen neuen Konzeption an den Start. Hier, in einer der Wirtschaftsmetropolen der Welt, fehlt ein Radioprogramm, das den vielen Menschen, die nicht nur die aktuellen Hits hören wollen, sondern auch Interesse an den vielfältigen Wirtschaftsthemen haben, genau diesen Mix liefert.“ In der ENERGY Rhein-Main-Redaktion arbeitet ein Stab an erfahrenen Hörfunkjournalisten, die ein ganzes Portfolio an Wirtschaftssendungen anbieten, unter anderem stündlich eine aktuelle Ausgabe von „ENERGY Economy“, täglich das 60-Minuten-Magazin „RheinMain-Report“ und immer sonntags das zweistündige Magazin „Wirtschaft und Gesellschaft“. Mit verschiedenen Online-Angeboten, Webradios, WebTV’s und Mobile Apps ist ENERGY RheinMain eine crossmediale Marke, die das Lebensgefühl der 25- bis 39-Jährigen im Rhein-Main-Gebiet trifft. ENERGY sendet bereits in sieben deutschen Metropolen, u.a. in Berlin, Hamburg, München und Nürnberg. Weltweit sendet NRJ in 14 Ländern und wird von knapp 20 Millionen Hörern wöchentlich verfolgt. 89.0 RTL Fußball hautnah West-Ost-Markenstudie zeigt: Der Osten konsumiert anders Vermarktungschef von Haken Ostdeutsche Konsumenten sind anspruchsvoller, probierfreudiger und lassen sich von Werbung leiten. Los geht’s Tom Adams, Geschäftsführer & Programmdirektor ENERGY RheinMain, Christophe Montague, CEO NRJ International Operations, Winfried Engel, Vorsitzender der Versammlung der LPR Hessen, und Joachim Becker, stv. Direktor der LPR Hessen (v.li.). Neues Programm MDR-Werbung Die Einstellungen und Gewohnheiten der Verbraucher von Ost und West unterscheiden sich noch immer. Ost-Produkte sind im Westen kaum bekannt. Nur Rotkäppchen und Spee haben einen nennenswerten Bekanntheitsgrad erreicht. Dafür haben es im Osten nationale Marken schwerer, Fuß zu fassen. Das sind Aussagen der kürzlich veröffentlichten ersten WestOst-Markenstudie der MDR-Werbung GmbH (MDRW) und des Instituts für angewandte Marketing- und Kommunikationsforschung (IMK). Untersucht werden in der Studie Konsum, Verbraucherverhalten und der Umgang mit Marken in Ost und West. Dafür wurden im Zeitraum Januar bis März 2010 bundesweit 1.500 Personen repräsentativ befragt: Nach Einkaufskriterien, Markenbekanntheit, Markenimages, Einstellung zu Marken, nach der Rolle der Werbung. Wichtige Erkenntnisse sind, dass sich Ostdeutsche bei ihrer Kaufentscheidung 13 Regionales anspruchsvoller verhalten, probierfreudiger sind und vor allem von den Kriterien günstiger Preis, gute Platzierung, Empfehlungen von Freunden und der Werbung leiten lassen. Ost-Marken verfügen im Osten über ein deutlich höheres Image und gelten als ehrlicher und sympathischer. Dagegen können Ost-Produkte im Westen oftmals nur über den Preis punkten. Der MDRW-Geschäftsführer Niels N. von Haken empfiehlt den Markenherstellern: „West-Marken müssen für den Osten differenzierte Werbestrategien entwickeln. Für Ost-Marken lassen sich hingegen die Werte Regionalität, Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit hervorragend einsetzen.“ Die Studie gibt’s über den neuen Webshop der MDR-Werbung. * Hörer von Radio 89.0 RTL konnten am 28. Oktober in Wolfsburg die Frauen-Fußballnationalmannschaft hautnah beim Spiel Deutschland gegen Australien miterleben. Möglich machte das die Aktion „Commerzbank Fanbank“. Interessierte konnten sich unter der Internet-Adresse www.89.0rtl.de bewerben. Gemeinsam mit der Commerzbank verloste der Sender zusätzlich zehn Mal je zwei Tribünentickets. Die Gewinner erhalten zusätzlich eine Führung hinter die Kulissen des Stadions. Seit August tourt die Fanbank des Instituts durch Deutschland und machte unter anderem Station in Siegen, Leipzig und Berlin – und stieß auf eine begeisterte Resonanz: „Ein unvergessliches Erlebnis“, urteilte zum Beispiel Tilo Kleßig aus Dresden, einer der Gewinner. Und Anke Helm schwärmte besonders vom „Blick in die Katakomben des Stadions und VIP-Bereich“. Der Hintergrund der Aktion: Als offizieller Premium-Partner des DFB und seiner ANationalmannschaften gehört die Commerzbank zu einem exklusiven Kreis von Förderern und baut ihr Engagement im Spitzensport weiter aus. * einser * november 2010 einser * november 2010 Erste Reihe Die Commerzbank Fanbank tourt durch Deutschland und stößt dabei auf ein begeistertes Echo. * Fernsehen Außer-Haus-Nutzung/zeitversetzte Nutzung Sport-Fans schauen gerne in Gesellschaft Zeitversetztes Fernsehen ist zum Trendthema avanciert – aber der überwiegende Großteil des Angebots wird nach wie vor in Echtzeit verfolgt. A ufgeschoben ist bekanntlich nicht aufgehoben – und das gilt auch für das zeitversetzte Fernsehen. Seit Mitte vergangenen Jahres fließt die spätere Nutzung von Fernsehsendungen per Festplatten-Recorder in die Messung der Einschaltquote mit ein. Obwohl manche Beobachter beim Aufkommen der digitalen Aufzeichnungsgeräte nichts Geringeres erwarteten als das Ende des Fernsehens, wie wir es kennen, lässt sich nach über einem Jahr mit der neuen Erhebungsmethode konstatieren: Tektonische Verschiebungen in der Fernsehlandschaft sind bislang ausgeblieben. Was genau verraten also die GfK-Zahlen, was man vorher noch nicht so genau wusste? In der Einschaltquote sind jetzt auch zeitversetzte Nutzungsvorgänge (ZVN) abgebildet, und zwar bis zu drei Tage nach Ausstrahlungstermin. Außerdem wird die Außer-Haus-Nutzung (AHN) erfasst, und zwar über die TV-Nutzung der Gäste in den Panel-Haushalten. Diese beiden Änderungen addieren sich zu einer leicht erhöhten Sehbeteiligung von um die zwei Prozent – wobei die AHN wesentlich stärker ins Gewicht fällt als die ZVN, die derzeit im Schnitt für 0,3 Prozent höhere Quoten sorgt. Allerdings legt Karl-Heinz Hofsümmer, Leiter Fernsehforschung bei der AS&S, Wert auf die Feststellung: „Es handelt sich hierbei nicht um neu hinzugekommene TV-Nutzung. Sie fiel auch früher schon an, sie konnte bloß nicht gemessen werden.“ Diese Datenlücke ist mit der letzten Währungsreform der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) gestopft. Dass der überwiegende Teil des TV-Konsums nach wie vor in Echtzeit stattfindet, heißt nicht unbedingt, dass das immer so bleiben muss. „Mit einer stärkeren Verbreitung von elektronischen Aufzeichnungsgeräten wie Festplatten-Recorder, SetTop-Boxen und Flatscreens mit Festplatte wird sich der Anteil der zeitversetzten Nutzung am Gesamtkonsum sicher noch er- 15 Fernsehen AS&S-Forscher Hofsümmer Datenlücke ist mit der letzten Währungsreform der AGF gestopft. Fotos: iStockphoto, Rui Camilo 14 einser * november 2010 höhen“, prognostiziert Fernsehforscher Hofsümmer. In den USA, wo pro Woche im Schnitt etwa 35 Stunden lang ferngesehen wird, entfallen nach Erhebungen des Marktforschungsunternehmens Nielsen etwa zwei Stunden auf eine ZVN. Bei den 25- bis 34-Jährigen sind es sogar drei Stunden. Selbst die Zielgruppe der über 65-Jährigen kommt dort auf rund eine Stunde. Tendenziell ist auch hierzulande der Nutzungszuwachs bei den jüngeren Zielgruppen höher und bei Männern etwas ausgeprägter als bei Frauen. Von der zusätzlichen Sehbeteiligung profitieren Sender mit jüngerem Publikum prozentual gesehen demnach mehr als Sender mit einer eher älteren Zuschauerschaft. „Wobei 1,7 Prozent zusätzliche Außer-Haus-Nutzung beim Ersten in absoluten Zahlen natürlich mehr ist als beispielsweise die 2,2 Prozent, die Kabel eins in dieser Auswertungsebene zulegt“, betont Karl-Heinz Hofsümmer. Gerade qualitativ anspruchsvolle Programme wie Arte oder Phoenix würden durchaus zusammen mit Gästen gesehen und interessante Sendungen zum späteren Konsum aufgezeichnet. Differenziert nach Genres dominiert bei der AHN ganz eindeutig der Sport, gefolgt von Spielfilmen (siehe Grafik unten). Das größte Plus über die ZVN verzeichnen indes Soaps: ein eindeutiger Beleg für die starke Bindung der Community an „ihr“ Format. Soaps und Telenovelas des Ersten liegen deutlich über dem Durchschnitt der ZVN des gesamten Genres. Auch die überdurchschnittliche AHN bei den beiden Vorabend-Dailies der ARD belegt eindrucksvoll die starke Bindung und das Involvement der Zuschauer(innen). Bemerkenswert ist darüber hinaus, dass auch Werbung zusammen mit Gäs ten, beziehungsweise zeitversetzt gesehen wird. „Das Wegzappen im Schnelldurchlauf hat sich damit, zumindest teilweise, als Schreckensmärchen erwiesen“, deutet AS&S-Fernsehforscher Hofsümmer die Befunde einer Auswertung des gesamten Fernsehmonats September 2010. Die ZVN beschert der Fernsehwerbung immerhin noch 0,2 Prozent Sehbeteiligung zusätzlich zur EchtzeitNutzung, und die AHN erhöht die Werbereichweite um durchschnittlich 1,9 Prozent. einser * november oktober 2009 2010 „ Der Anteil der zeitversetzten Nutzung am Gesamtkonsum wird sich sicher noch erhöhen Das überrascht insofern, als in den USA das sogenannte „ad skipping“ – also das Schnell-Vorspulen der Werbung beim zeitversetzten Sehen der Sendung – als einer der wichtigsten Anschaffungsgründe für Festplatten-Recorder gilt. Immerhin bietet so ein Gerät die Möglichkeit, eine Sendung im Abstand weniger Minuten zu verfolgen und Spots auszublenden. Diese Variante spiele im GfK-Panel noch eine geringere Rolle als das spätere Anschauen einer aufgezeichneten Sendung, so Dieter K. Müller, Direktor Forschung & Service bei AS&S: „Bei Sendungen, deren Aufzeichnung eher zeitnah gesehen wird, könnte das Überspulen von Werbung aber durchaus ein Thema sein.“ Die nächste große Herausforderung, der sich die TV-Forschung stellen muss, ist schon ausgemacht: die Messung der Fernsehnutzung im Internet. Nach der Währungsreform ist vor der Währungsreform. Rolf Karepin * “ Karl-Heinz Hofsümmer, AS&S AHN und ZVN im Zeitverlauf: konstantes Niveau Sehbeteiligungszuwachs, Anteile in % Zeitversetzte Nutzung (ZVN): Panelteilnehmer + AHN Außer-Haus-Nutzung (AHN): Realtime 4 3 0,3 2 1 0 0,2 0,9 Jul 09 0,2 0,3 1,3 1,4 Aug 09 Sep 09 0,3 0,3 1,7 1,6 Okt 09 Nov 09 2,4 0,3 1,9 Dez 09 Jan 10 0,3 0,4 0,4 0,3 0,3 0,3 0,3 0,3 1,9 1,8 Aug 10 Sep 10 1,7 1,8 1,8 1,9 1,9 2,0 Feb 10 Mrz 10 Apr 10 Mai 10 Jun 10 Jul 10 Quelle: AGF/GfK-Fernsehforschung (D+EU), TV Scope, Mo.–So., 03–03 Uhr, Z 3+ AHN bei Sport am höchsten, ZVN bei Soaps beliebt Sehbeteiligungszuwachs, Anteile in % 4 3 2 0,3 1,8 0,3 2,2 0,2 Zeitversetzte Nutzung (ZVN): Panelteilnehmer + AHN Außer-Haus-Nutzung (AHN): Realtime 1,0 2,5 0,1 0,1 1,7 Gesamt Spielfilm Sport Soaps 1,9 1,3 1 0 0,2 2,4 Sport live Nachrichten Werbung Ohne Pub. View.; Quelle: AGF/GfK-Fernsehforschung (D+EU), TV Scope, Sept. 2010, Mo.–So., 03–03 Uhr, Z 3+ Fernsehen 17 Fernsehen Themenwoche TV-Konsum mit Nährwert „Tatort“-Kommissar Borowski ermittelte in einer „Frage von reinem Geschmack“. Ranga Yogeshwar fragte in seiner Wissens-Show: „Wie ernährt sich Deutschland?“ Und die Dokumentation „Hunger“ spürte den Ursachen für Hungersnöte in der Dritten Welt nach. Nein, nur leichte Kost bot die Themenwoche „Essen ist Leben“ (23.–29. Oktober) beileibe nicht. Zum fünften Mal stellte die ARD ihr Programm eine Woche lang unter ein Themendach. „Krebs“ machte 2006 den Anfang. „Eine Reihe, die sich nicht aufs Boulevardeske beschränkt“, so der ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust, „sondern Hintergründe liefert, zum Nachdenken anregt.“ Und die der ARD Gelegenheit gibt, ihre Stärken auszuspielen: Für sieben Tage stehen die besten Köpfe, prominentesten Gesichter, die populärsten Sendungen im Zeichen eines Themas und seiner Facetten, die Reportagen, Talkrunden und Shows aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten. „Bei den Werbungtreibenden stößt das mediale Event auf großes Interesse“, sagt Uwe Esser, bei der AS&S als Geschäftsleiter für TV verantwortlich. Werbeplätze sind begehrt, dieses Jahr etwa im Umfeld der Sonderstaffel „Tim Mälzer kocht“. Am Vorabend bereitete der schnodderige TV-Koch – neben Yogeshwar und „Tagesthemen“-Moderatorin Caren Miosga Pate der Themenwoche – viermal für knapp zehn Euro vollwertige Gerichte für vier Personen zu. Kein Junkfood. Was auch für den Anspruch der Themenwoche gilt. Martin Bell Werbung/Sponsoring „Sportschau“ im Höhenflug Sie ist traditionell ein Top-Format im Portfolio der AS&S: die „Sportschau“ im Ersten. Eine erste Bilanz nach dem Start der Bundesliga-Saison. Krombacher, Bauhaus Programmsponsoren in einem Umfeld, das befragte Zuschauer als sehr gut bewerten. Die „Sportschau“ hat – wie nach den Erfahrungen von 2006 vorausgesagt – in der laufenden Bundesliga-Saison Reichweiten- und Quotensteigerung zu verzeichnen. So liegt der Marktanteil der Sendung am Samstag nach den ersten acht Spieltagen bei durchschnittlich 26,3 Prozent und einer Reichweite von 5,2 Millionen (Zuschauer gesamt). Eine Studie des Instituts Ipsos vom Mai 2010 zeigt, wie beliebt das Format bei den Zuschauern ist: 59 Prozent aller Zuschauer und 63 Prozent der Männer von 18 bis 49 Jahren bewerten die Sendung mit „sehr gut“ oder „gut“. Auch die Resonanz bei den Werbekunden wächst stetig und liegt in den ersten drei Monaten zweistellig über dem Vorjahr. Diese positive Entwicklung betrifft insbesondere die Sond er wer b e fo r m en und Sonderplatzierungen zum Beispiel der Splitscreens im Umfeld. Diese sind in der Hinrunde ausverkauft. „Wie attraktiv und zugkräftig die Sendung ist, beweist auch der Umstand, dass wir in sehr kurzer Zeit mit Bauhaus einen neuen, zweiten Programmsponsor neben Krombacher gefunden haben“, sagt Michael Lina. Der Leiter Sportvermarktung bei AS&S ist sicher, dass für Bauhaus „auch die außerordentlich positiven Ergebnisse der Programmsponsoren der Fußball-Weltmeisterschaft mit ausschlaggebend waren“. Welche Zugkraft ein Sponsoring-Engagement bei der „Sportschau“ entwickeln kann, zeigt die AS&SForschung für den vorherigen Sponsor ERGO: Danach zahlte das Sponsoring-Engagement in Das Erste eindrucksvoll auf den Aufbau der Marken-Bekanntheit von ERGO ein. Dies belegen die Ergebnisse einer Tracking-Untersuchung zur „Sportschau“. Nach nur 16 Spieltagen der Hinrunde 2009 gaben bereits 40 Prozent der „Sportschau“-Seher an, dass die ehemalige KarstadtQuelle Versicherungen zur ERGO-Gruppe gehört; unter den Nicht-Sehern der „Sportschau“ trafen diese Zuordnung nur 22 Prozent. Darüber hinaus profitierte die Marke vom starken Image der „Sportschau“ als kompetente, vertrauenswürdige und sympathische Programmmarke: In allen Dimensionen wurde das Unternehmen von den „Sportschau“-Sehern besser bewertet als in der Kontrollgruppe. AS&S-Manager Lina Gute Erfahrungen im Umfeld der FußballWeltmeisterschaft. * einser * november 2010 * Fotos: WDR/Klaus Görgen, ARD/Sebastian Hänel, Unternehmen, istockphoto 16 Showroom Werbeformate als Videoshow Presenting eines Spielfilms? Splitscreen im Rahmen der „Sportschau“? Wie sich das darstellt, zeigen in Bild und Ton künftig Beispielvideos auf www.ard-werbung.de. Ein Online-Showroom für Werbetreibende und Agenturen macht bekannt mit Formaten und Programmumfeldern. „Mit dem Launch des Showrooms wollen wir unser Serviceangebot mit multimedialen Informationsmöglichkeiten weiter ausbauen“, erklärt Uwe Esser, Geschäftsleiter TV bei AS&S. Noch dieses Jahr geht der digitale Vorführraum ans Netz. Besucher finden dann nicht nur Basisdaten rund um verfügbare Spielarten der TV-Werbung vor. Streamings von Mitschnitten führen die konkrete Umsetzung vor Augen, inklusive ihrer Platzierung im Ersten. Hier der von Bundesliga-Ergebnissen umrahmte Unterbrecher-Spot der Marke X, da Ankündigungs- und Schluss-Trailer des Programmsponsors Y. Kurze Clips stellen zudem die Sendungen vor, in deren Umfeld sich werben lässt. Spätestens Anfang 2011 ergänzen zwei weitere Tools die Info-Bar der ARD-Werbung: Zielgruppenberater und Tarifrechner. „Nach Eingabe der gewünschten Zielgruppe zeigt die Beraterfunktion alle Formate im Ersten an, die mit Blick aufs anvisierte Publikum in Frage kommen“, erläutert Esser. „Mit dem Tarifrechner können sich unsere Kunden zunächst ohne direkte Kontaktaufnahme leicht ausrechnen, was ihr Spot in welchem Umfeld kostet.“ Einfach Sendeschiene, Zeitraum der Kampagne, Dauer und Frequenz des Spots eingeben, schon steht die Kalkulation. Martin Bell * Die Paten der diesjährigen Themenwoche: Caren Miosga, Tim Mälzer, Ranga Yogeshwar (v.l.). einser * november 2010 TV-Experte Esser baut den Service der ARDWerbung mit multimedialen Infos aus. Radio Radio E Das rechte Maß Spot-Kreation s war deutlich zu hören, dass der Interviewte ein wenig genervt war. Neulich habe er eine neue Serie bei einem Privatsender gesehen. „Nach 35 Minuten, als es richtig spannend wurde, kam der erste Werbeblock. Zehn Minuten später der zweite“, berichtet der Teilnehmer an der Studie. „So oft kann man gar nicht pinkeln gehen.“ Schön für das Medium Radio, wo das ein wenig anders ist: „Da weiß man, wann Werbung kommt: vor den Nachrichten. Das gehört dazu.“ Der immergleiche Timeslot schafft Berechenbarkeit – und Vertrauen. Doch ganz so einfach war es für die Forscher nicht. Denn jene regelmäßigen Radiohörer, die das Institut emsulting in zehn zweistündigen Tiefeninterviews befragte, setzten sich zwar intensiv mit Werbung auseinander. Auch nannten alle einige Lieblingsspots. Doch teilweise reagierten die Probanden genervt und konnten auch Spots benennen, die sie nerven. Schließlich wird noch immer einiges falsch gemacht in der Kreation. „Zwanghaft, billig, penetrant“, urteilt einer der Befragten, „das wird mir zu viel, da schalte ich ab.“ Schrilles Gequatsche, beklagt ein anderer, gerade morgens. Eine Gratwanderung in der Praxis, denn Werbung kann auch zu leise sein und zu sehr im Hintergrund bleiben. „Sie soll die Aufmerksamkeit in den Vordergrund holen“, heißt es in der Studie. Zumindest die Konsumenten sind sich einig, was sie hören wollen: geistreich soll es sein, humorvoll, interessant und witzig. Das Radio an sich sorge als Alltagsbegleiter für Gefühle von Normalität und Alltäglichkeit, anders als TV, so die Forscher: „Da reißen die beworbenen Alltagsprodukte aus der Traumwelt der Filmhandlung heraus.“ Klar ist auch: Radio ist ein Wechselspiel von Nähe und Ferne, einem Hören im Hintergrund – während andere Tätigkeiten im Vordergrund stehen – und Hören im Vordergrund. Was das für die Kreation bedeutet, haben emsulting und AS&S in fünf „Goldenen Regeln“ zusammengefasst (s. unten). Dialoge mit Hörspielcharakter, Dialekte und Übertreibungen sind Stilmittel, die Bilder beim Hörer erzeugen. Auch eine Pointe Was macht Radiowerbung eigentlich erfolgreich? AS&S und emsulting haben Verbraucher tiefenpsychologisch untersucht. Herausgekommen sind Tipps für die Kreation von Spots. Die größten Fehler Agentur-Experten Christian Daul (li.), Bernd Grellmann Werbetreibende und Kreative sollten ihre Spots nicht überfrachten. Ebenfalls wichtig: Soundeffekte für das „Kino im Kopf“. + Zu laute Radiospots. + Zu viele Informationen pro Spot (IpS). + Zu hohes Tempo. + Beliebige, austauschbare Musikuntermalung. + Zu viele inhaltliche Kompromisse, z.B. beim Sprecher-Casting. Fotos: Unternehmen 18 einser * november 2010 verhilft zur Aufmerksamkeit. Die Möglichkeiten sind vielfältig: ein Wortspiel, ein Witz, ein Gedicht, eine markante Stimme oder Geräusche und Stimmungen, wie bei der Brauerei Licher. Experten warnen aber davor, Spots zu überfrachten: „Versuchen Sie nicht, 20 Liter Wasser in einen zehn Liter-Eimer zu kippen“, sagt Matthias Lührsen, Geschäftsführender Gesell- „ Ausprobieren, Akribie und ausdauerndes Anhören sind die großen 3A zum Erfolg Christian Daul schafter Hastings Audio Network. „Lesen Sie den Spot jemand anderem laut vor. Wenn er in 30 Sekunden passt, kürzen Sie ihn – im Studio ist es dafür meistens zu spät.“ Bernd Grellmann, Executive Creative Director im Ogilvy Brand Center, sagt, wie man es nicht macht: „Am Ende zweimal eine elfstellige Telefonnummer wiederholen und die Kosten aus dem Festnetz erwähnen. Abweichende Handykosten nicht vergessen...“ Christian Daul, Chef der Agentur Scholz & Volkmer, Wiesbaden, rät, auf Details zu achten: „Keine Kompromisse beim Sprecher-Casting“ gehöre dazu. „Manchmal ist der gewünschte Sprecher verhindert oder man hat keine Zeit. Es gibt aber keine Entschuldigung dafür, dass man sich mit der zweiten Wahl zufrieden gibt.“ Außerdem würden Soundeffekte häufig unterschätzt: „Für Soundeffekte gibt es einen Oscar – und zwar zu Recht. Wer das nicht ernst nimmt, der kriegt das mit dem ,Kino im Kopf‘ nicht hin“, mahnt Daul. „Ausprobieren, Akribie und ausdauerndes Anhören sind die großen 3A zum Erfolg.“ Ein weiterer Grundsatz sei die Flexibilität. Daul nennt ein Beispiel: „Egal, wie gut alle das Skript gefunden haben und wie oft es mit dem Kunden verabschiedet wurde: Wenn der Tonmeister oder ein Sprecher eine Idee haben, die den Spot noch besser macht, sollte man offen sein“, so der Experte. „Der Zufall schreibt eben manchmal die besseren Skripte.“ Studien-Ergebnisse Die „Goldenen Regeln“ der Kreation + Radio ist ein Nebenbei-Medium. + Radiowerbung schafft Vertrautheit. +R adio schafft Anbindung an die Welt, die Region, die Stadt. +R adiohören erfolgt im Wechsel der Aufmerksamkeit von Vordergrund (News, Comedy, Werbung) und Hintergrund (Musik). + I m Radio suchen die Hörer Auflockerung und beschwingte Dramatik in einem oft als festgelegt erlebten Alltag. 1. P lastische und markante Vorstellungsbilder erzeugen! Z.B. durch Dialoge mit Hörspielcharakter, „echte Typen“, Dialekte, Geräusche, Aktionen oder Geschichten. 2. R adiowerbung wirkt durch eine Pointe! Z.B. ein Wortspiel, einen Witz, ein Gedicht, eine markante Stimme oder das Einbinden von Geräuschen und Stimmungen. 3. R adiowerbung sollte sich auf 1 (!) prägnante Botschaft beschränken. Spot nicht überfrachten! 4. D as relevante Thema der Produkt- und Markenwelt ansprechen! 5. D as richtige Maß für die Informationsdichte und Lautstärke finden! Erzeugt der Spot Bilder und hat er eine Pointe und Botschaft, so muss er nicht laut sein. einser * november 2010 “ * 19 Radio 1. 2. Deutscher Radiopreis Radio lässt sich feiern Moderation, Reportagen, Musik und engagierte Geschichten: Der Deutsche Radiopreis zeigte die ganze Bandbreite auf. Eine Kampagne rückt das Medium zusätzlich nach vorn. I n Sachen Glamour steht das Radio traditionell ein wenig im Schatten des Fernsehens. Radio hat seinen selbstverständlichen Platz im Alltag – und so selbstverständlich wird der Tagesbegleiter auch gesehen. Aber am 17. September bei der Premiere des Deutschen Radiopreises in Hamburg stand der Hörfunk auch endlich mal im Rampenlicht: Im Rahmen einer festlichen Gala mit prominenten Gästen und Top-Künstlern wie Phil Collins, Lena, Jason Derulo, Ich + Ich und Silbermond wurden erstmals die herausragenden Leistungen eines Jahres ausgezeichnet. Eine vom Adolf-Grimme-Institut ausgewählte Jury von Medienmachern vergab Preise in elf Kategorien. 3. 1. Im Gespräch V.li.: u.a. Uwe Kammann, Direktor Adolf-Grimme-Institut, Karin von Welck, Senatorin für Kultur, Sport und Medien, Hamburg, und Peter Boudgoust, ARD-Vorsitzender. 2. Laudator Reiner Calmund „WDR 2 Liga Live“ mit Sabine Töpperwien, Sven Pistor (li.) und Ludwig Hertel. 3. Silbermond mit Reportern (v.li.): Thomas Stolle, N-JOY-Reporterin Katja Kiessling, Stefanie Kloß, Maik Pagels (ffn), Andreas Nowak, Johannes Stolle. Zur besten Morgensendung wurde „Der schöne Morgen“ auf Radio 1 (RBB) gekürt, den Preis für die beste Moderation erhielt Jochen Trus von Spreeradio 105’5 (s. Seite 21). Ausgezeichnet als beste Reportage wurde das Stück „Letzte Fahrt ins Spielzeugland“ (Nordwestradio/Radio Bremen und NDR), das die Schließung eines alteingesessenen Spielzeugladens in Bremen begleitete. Über das Prädikat „Beste Höreraktion“ durfte sich Antenne Thüringen freuen: In der Reihe „Ganss nah dran“ lebte der Redakteur Stefan Ganss aus Anlass von 20 Jahre deutsche Einheit eine Woche in einer Museumsbaracke unter DDR-Bedingungen. „Der Preis ist nicht aus der Defensive geboren, sondern aus dem Bewusstsein, ein Medienschwergewicht zu sein“, sagt Jury-Chef Torsten Körner. Vier Stunden pro Tag verbringen Hörer durchschnittlich mit ihrem Radio. 58 Millionen Menschen schalten täglich ein. „Besondere Kreativität und herausragende journalistische Leistungen zeichnen das Radio aus“, betont der ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust. Im Oktober, kurz nach dem Radio Day, war die Kampagne „Radio. Geht ins Ohr. Bleibt im Kopf.“ mit einer neuen Idee am Start. Unter dem Motto „Wir schätzen Radio – schätzen Sie mit!“ kann sich der Hörer spielerisch mit Fakten auseinandersetzen. Die wenigsten Hörer dürften wissen, dass Menschen im Laufe ihres Lebens mehr als zwölf Jahre mit diesem Medium verbringen. Im November-Flight gehen wieder die humorvollen Alltagsgeschichten on air. Rolf Karepin * einser * november 2010 Fotos: NDR/Marcus Krüger, NDR/Schuppen 52, NDR/Philipp Szyza, NDR/Marco Maas 20 Radio 105’5 Spreeradio Ein unverwechselbarer Typ Morgenmoderator Jochen Trus hat aus 105’5 Spreeradio den zweitmeist gehörten Sender Berlins gemacht – und erhält dafür den Deutschen Radiopreis. Fotos: Unternehmen M it seiner sonoren Stimme ist er der geborene Radio mann. Jochen Trus kann witzeln, schmeicheln, ätzen – und die Zuhörer genießen es. Unter der Wo che weckt der 43-Jährige jeden Mor gen auf 105’5 Spreeradio vom Studio am Ku’damm aus die Hauptstadt. Zum Team des Morgenmoderators, der aus dem hessischen Marburg stammt und nie eine Sprachausbildung genossen hat, gehören Wetterfee Conny Hapke und Verkehrspilot Ramon Montana. Nicolas Kreutter, ein gebürtiger Basler und Radio-Freak von Jugend an, gibt den Part des ewigen Grantlers. „Es hieß, ein Schweizer könne beim Berliner Publikum niemals funktionie ren“, erinnert sich Trus, der Kreutter bei einer Wandertour im Graubündner Churwalden engagierte. Nun ist der 27-Jährige schon sechs Jahre „Berlins langsamster rasender Reporter“. Seinen jungen Sidekick holte Trus, als er 2004 von der damaligen Nummer eins, 94,3 rs2, zum Spreeradio wechselte. „Die bei den Images waren: aus dem Osten und für alte Leute“, meint Trus. „Schlimmer hätte es aus Vermarktungssicht nicht sein können.“ Zusammen mit Geschäfts führer Stephan Schmitter positionierte Trus, der gleichzeitig Programmchef ist und damit die strategische Ausrichtung mitbestimmt, den Sender um. Anstatt an die Zielgruppe 50plus richtet sich Spreeradio nun an die 30bis 59-Jährigen. „Das Programm soll emotional und immer wieder über raschend sein “, so Trus. Unter dem Slo gan „Die besten Songs aller Zeiten“, hat die Redaktion die Rotation, also wie oft ein Song gespielt wird, aufgebrochen. „Wir wollen anders klingen und spielen viel mehr Titel als sonst üblich“, meint Trus, der inhaltlich Platz für Politik, Ser vice, Infos und Kultur geschaffen hat. Vermarktet wird der Sender von AS&S einser * november 2010 Radio, unter anderem in der AS&S Radio Deutschland-Kombi. Zu den Highlights der Morgenschiene gehört die Veran staltungsreihe „Trus on tour“, die 2005 mit angemieteten Studios rund um die Welt begann. Heute sendet Trus etwa alle vier Wo chen an einem anderen Ort in Berlin, auf der Baustelle des Hauptstadt-Airports BBI, in der Gedächtniskirche, vom BerlinMarathon, in einem Dönerladen oder einem Waschsalon. „Das ist eine Stärke des Mediums Radio“, sagt Trus, „dass man das Studio-Equipment überall auf bauen und anfangen kann, zu senden.“ Inzwischen hat sich der Sender mit 81.000 Hörern in der durchschnittlichen Stunde erstmals bei den Berliner Radios auf Platz Nummer zwei geschoben, hin ter 104.6 RTL. Das ergab die aktuelle Me dia-Analyse im Sommer. Damit teilen sich zwei Töchter von RTL Radio Deutsch land die Spitzenposition – und das auf dem wettbewerbsintensiven Radiomarkt der Hauptstadt mit seinen über 30 Sendern. Dazu trägt Morgenmann Trus, mit dem immer mehr Berli ner in den Tag starten, entschei dend bei. Dafür wurde er nun mit dem Deutschen Radiopreis in der Kategorie „Beste Moderation“ gewür digt. Die Hörfunk programme der ARD, Deutsch landradio und die Privatradios in Deutschland stiften den bundesweit ausgerichteten Preis mit Un terstützung der Freien und Han sestadt Hamburg, der Radiozentrale und des Adolf-Grimme-Instituts. Über zeugt haben Trus’ „professionelle Per formance, Kreativität, Spontanität, Hö rernähe, Emotionalität und Stimme“, so die Begründung der Juroren. „Über 100 Kollegen hatten Pro grammbeiträge eingereicht“, berichtet Trus. Er bewarb sich auch in den Kate gorien „Beste Höreraktion“ und „Beste Morgensendung“ – und war schließlich überrascht, dass die Grimme-Jury ihn tatsächlich auswählte. Trus, der seine Stärken kennt, fühlte sich aber gleich zeitig bestätigt. „Man muss in diesem Beruf ein unverwechselbarer Typ und authentisch sein“, resümiert er. Sich den Hörern anzubiedern und Everybody’s Darling sein zu wollen, hat in seinen Au gen keinen Sinn. Dorothee Rothfuß * Das Morgen-Team Nicolas Kreutter, Conny Hapke und Jochen Trus (v.li.). 21 Forschung Forschung Zeitbudget stößt an erste Grenzen Langzeitstudie „Massenkommunikation“ Die Mediennutzung steigt nicht weiter an. Der Rundfunk bleibt Leitmedium, das Internet holt massiv auf – vor allem bei den Jungen. F ast zehn Stunden täglich verbringen die Deutschen ab 14 Jahren heute mit Medien: 9 Stunden und 43 Minuten, um genau zu sein. Damit hat sich die Nutzungsdauer in 46 Jahren fast verdreifacht. In den vergangenen fünf Jahren war die tägliche Beschäftigung mit Fernsehen, Radio, Internet und anderen Kanälen allerdings nahezu unverändert, so die Studie „Massenkommunikation 2010“ von ARD und ZDF. Offenbar hat damit das Zeitbudget der Mediennutzer nach jahrzehntelanger Expansion Grenzen erreicht, so die Forscher. Insgesamt ist es auf sehr hohem Niveau stabil geblieben. Die Mediennutzungsdauer ergibt sich durch die Aneinanderreihung der erhobenen Angebote Fernsehen, Radio, Zeitungen, Zeitschriften und Internet, Bücher, Tonträger sowie Video und DVD. Fernsehen und Radio sind trotz des Siegeszugs des Internets immer noch Publikumslieblinge. „Fernsehen bleibt ein Leitmedium“, betont ZDF-Intendant Markus Schächter. Neun von zehn Menschen wollten auch in Zukunft TV in exzellenter Qualität im bestmöglichen technischen Standard, so der Vorsitzende der ARD-/ZDF-Medienkommission. „Das gilt für alle Altersgruppen und Bildungsschichten“, resümiert Schächter. 2010 verzeichnen Fernsehen und Radio eine tägliche Nutzungsdauer von 220 und 187 Minuten; das sind etwa zwei Drittel des gesamten Zeitbudgets. Das Radio hat dabei die Rolle eines Begleitmediums. Online sind die Menschen inzwischen täglich 83 Minuten, das ist fast doppelt so lang wie 2005 (44 Minuten). Für Tageszeitungen wenden sie 23 Minuten am Tag, für Zeitschriften sechs Minuten auf. Hauptnutzungszeit ist der frühe Abend: Zwischen 20.30 und 21 Uhr nutzen fast 80 Prozent der Gesamtbevölkerung ein Medium. In der Entwicklung der Tagesreichweiten zeigt sich, dass Fernsehen (86 Prozent) und Radio (78,7) auf hohem Niveau bleiben und die Tageszeitung in der Tendenz sichtbar verliert (44,3). Stattdessen steigt das Internet stark an (43,3) – allerdings vor allem unspezifisches Surfen, E-Mail-Kommunikation, Instant Messaging und Googeln. Erst dann folgt Fotos: iStockphoto, Unternehmen 22 Zeitbudget für Mediennutzung: weitgehend stabil Brutto in Std./Tag 12 10:00 10 8 6 4 bis 1980: 3 Medien TV, Radio, Zeitung 3:14 2 0 1964 8:22 5:46 9:43 2000 2005 2010 Basis: BRD gesamt (bis 1990 nur alte Bundesl.), Mo.–So. (bis 1990 Mo.–Sa.), 5–24 Uhr, 14+ Jahre, bis 2005 Deutsche, ab 2010 deutschspr. Bev.; Quelle: ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation 1964–2010. die eigentliche Mediennutzung. Hier ist das Lesen von Nachrichten am häufigsten, gefolgt vom Abrufen bewegter Bilder und Audio- oder Musikdateien. Die Tagesreichweite der reinen Mediennutzung ohne Kommunikationsdienste beträgt im Internet 28 Prozent ingesamt, in der jüngeren Zielgruppe 57 Prozent. „Wer den Anschluss an die junge Generation nicht verlieren will, muss auf relevanten Plattformen wie dem Internet präsent sein“, kommentiert hr-Intendant Helmut Reitze das Ergebnis. Generell nutzen die 14- bis 29-Jährigen Medien anders als der Rest der Bevölkerung. Bei den Tagesreichweiten bilden TV (77,2 Prozent), Radio (68,2) und Internet (73,5) ein Spitzentrio. Online ist seit 2005 stark gewachsen, Reichweiten von Fernsehen und Radio sind dagegen gesunken. Dasselbe gilt für die Nutzungsdauer in dieser Zielgruppe. Auch hier mussten Fernsehen (151 Minuten) und Radio (136) Verluste hinnehmen. Im Internet verbringt sie hingegen schon 144 Minuten. Die Erfassung des Zeitbudgets für Medien- und andere Aktivitäten in einem Viertelstundenraster ist ein Kernstück der Langzeitstudie, die 1964 erstmals erho- • Die Mediennutzung stagniert mit 9 Stunden und 43 Minuten täglich auf hohem Niveau. • Fernsehen und Radio sind Leitmedien mit einer täglichen Nutzungsdauer von 220 und 187 Minuten. ab 2000: 8 Medien inkl. Internet ab 1980: 6 Medien ab 1985: 7 Medien 1980 Studien-Ergebnisse ben wurde. Das macht sie zur einzigen Repräsentativumfrage weltweit, die das Nutzungsverhalten über einen derart langen Zeitraum untersucht. Experten wie Pilot-Geschäftsführer Jens Merheim wissen, die Konstanz zu schätzen (s. Seite 24). Dieses Jahr lief bereits die zehnte Erhebungswelle. Im Auftrag der ARD-ZDFMedienkommission wurden zwischen Januar und März 4503 Personen ab 14 von der Enigma GfK Medien- und Marketingforschung und MMA Media Markt Analysen per Telefon befragt. In den fast 50 Jahren haben sich die Grundbedürfnisse der Menschen bei der Mediennutzung kaum verändert. „Information und Unterhaltung bleiben die zentralen Dimensionen“, so Bernhard Engel, Medienforscher beim ZDF und Mitautor der Erhebung. Das gilt auch für die junge Generation. Geändert haben sich dagegen die Angebote und Verbreitungswege. So wurde 1964 nachgefragt, ob man überhaupt ein Fernsehgerät verfügbar hatte – erst 55 Prozent der Haushalte besaßen damals eines. 1974 bis 1985 musste noch zwischen Schwarzweiß- und Farbfernseher unterschieden werden. In den 80er-Jahren war dann der Besitz ei- • Das Internet holt stark auf, vor allem bei der jungen Zielgruppe. „ Information und Unterhaltung bleiben zentrale Dimensionen “ ner Fernbedienung ein relevantes Unterscheidungskriterium. 1995 flossen erstmals Ansätze neuer Medien ein. Seit dem Jahr 2000 werden im Tagesablauf nur noch die Mediengattungen erhoben. Seither nimmt die Ausstattung mit modernen Geräten in den Haushalten extrem zu. Dazu gehören ISDN, Modem, DSL/VDSL, mobiler Internetzugang und Smartphones. Sie alle finden Eingang in das Untersuchungsdesign. 2010 sind sich fast alle Befragten sicher, dass TV auch in zehn Jahren seine Bedeutung behalten wird (94 Prozent). Ein ähnlich hoher Prozentsatz glaubt, künftig über einen großen Bildschirm und die Möglichkeit zur zeit- und ortsunabhängigen Nutzung zu verfügen. Längst nicht alle – aber immerhin 77 Prozent – sind davon überzeugt, dass sie demnächst ihr TV-Programm eigenständig zusammenstellen können. Dorothee Rothfuß * Die Studie im Lauf der Jahrzehnte Generelle Verfügbarkeit eines Fernsehgeräts Erst 55 Prozent der Haushalte besitzen einen Fernseher. 1964 Unterscheidung zwischen Schwarzweiß- und Farbfernseher Wer besitzt eine Fernbedienung? 1974–1985 einser * november 2010 Ausstattungsmerkmale neuer Medien Mobiltelefon, CD-Player, Computer: Prozessorgröße, Internetzugang. 1995 einser * november 2010 Fragen zu W-Lan und Schnelligkeit des Internetzugangs. 2005 Nutzungswege Fernsehen stationär, über Computer oder Handy. 2010 23 24 Forschung „Abgespeckte Aufmerksamkeit“ Jens Merheim über lobenswerte Langzeitbetrachtungen, das Medienverhalten junger Zielgruppen und „Menschen, die noch mit der Wählscheibe aufgewachsen sind“. Herr Merheim, was bringt eine Langzeitstudie wie die „Massenkommunikation“? Merheim: Ich bin kein Freund von Ad-hoc-Betrachtungen, sondern schätze es, Entwicklungen langfristig mitzuverfolgen. Die Studie hilft zu sehen, wie sich die Mediennutzung verändert. Ich kann die Autoren nur beglückwünschen, wie sie ihren Grundduktus beibehalten, die Dinge kontinuierlich erfassen und alle Teilaspekte einarbeiten. Sie erhalten eine Konstanz aufrecht, die ansonsten etwas verloren gegangen ist. Selbst klassische Markt-Media-Studien bilden heute nur ganz Aktuelles ab. Finden sich die Ergebnisse der AS&S-Untersuchung in Ihrer Planungspraxis wieder? Merheim: Tatsächlich werden hier Erkenntnisse bestätigt, von denen wir bisher schon ausgegangen sind. So ist die Onlinenutzung vor allem bei der jungen Zielgruppe in den vergangenen Jahren massiv angestiegen, zum Teil zu Lasten der anderen Medien, zum Teil unabhängig davon. Die Jungen interessieren sich stark für Teilbereiche wie Video-on-Demand und Personalized Radio. Fernsehen und Radio bleiben nach wie vor Leitmedien, auch für die Jüngeren. Die Öffentlich-Rechtlichen werden sehr intensiv als Informationskanal wahrgenommen, die privaten Sender haben mehr Entertainment-Charakter. Interessieren Sie sich für Details aus der Studie besonders? Merheim: Spannend ist, wie die Zielgruppen Medien nutzen, wie sich ihr Zeitbudget auf die einzelnen Gattungen verteilt und ob sich das im Lauf der Zeit verändert. Dabei zerlegen wir die Zielgruppe der 14- bis 59-Jährigen in die Einzel-Cluster 14–29, 30–49 und 50–59 Jahre. Außerdem verfolge ich das Verhalten der jungen Zielgruppe und wie sie sich weiterentwickelt. Man sieht auch schon in Parallelstudien, dass sie sich viel sensibler gegenüber Werbebotschaften verhält, als man ihr gemeinhin zuschreibt. Ein Kernergebnis ist, dass das Zeitbudget langsam an seine Grenzen stößt. Merheim: Wir müssen hier differenzieren, wie intensiv sich jemand mit einem Medium beschäftigt. Die Frage ist, ob sich bei einer angegebenen Nutzungsdauer von fast zehn Stunden täglich nicht bewusste mediale Nutzung mit normalem Habitus überschneiden. Mit der Zeitung setzt man sich gezielt hin und liest. Aber viele Leute benutzen das Internet oder ihr Handy einfach aus Gewohnheit, das zeigt auch die Studie. Wenn jemand ständig auf sein Mobiltelefon schaut, wird das eigentlich nicht mehr als Me- „ diennutzung wahrgenommen, das hat einen abgespeckten Aufmerksamkeitsgrad und ist „part of the daily life“. Muss es also aus werblicher Sicht Ziel sein, „part of the daily life“ zu werden, vor allem bei der jungen Zielgruppe? Merheim: Die heute 14- bis 29-Jährigen sind tatsächlich schwerer zu überzeugen. Sie haben ein anderes Wertesystem als die, die noch mit der Wählscheibe aufgewachsen sind. Einerseits sind die neuen Medien für sie selbstverständlich geworden, andererseits muss man sie gegenüber Werbebotschaften erst „aufschließen“. Früher hingen sie nachmittags an Jugend-Treffpunkten herum, heute treffen sie sich im Netz. Man muss ihnen werblich so begegnen, dass sie sich nicht gestört fühlen. Dorothee Rothfuß * Fernsehen und Radio bleiben nach wie vor Leitmedien “ Jens Merheim, 39, begann nach einem Studium der Volkswirtschaftslehre in Münster seine Karriere 1998 als Mediaplaner bei Optimedia in Düsseldorf. 2006 übernahm er gemeinsam mit Oliver Roth die Geschäftsleitung von Pilot München. Die Mediaagentur ist seit 2002 auch an der Isar ansässig. Zuvor arbeitete Merheim als Media Director bei Heye Media OMD in Unterhaching. einser einser* *november oktober 2009 2010 25 Forschung Fallstudie Listen & Surf Großer Auftritt für Bruzzzler Wiesenhof konnte mit einer integrierten Radio-Online-Kampagne die ungestützte Bekanntheit seiner Marke Bruzzzler steigern. Wiesenhof-Manager Stryck „Wirkungsvoller und effizienter als reine Reichweitenkampagnen.“ Fotos: Unternehmen Z wei Produkte. Zwei Medien. Ein crossmediales Aussteuern nach Wochentagen, Wetter, Region, Primetime und Alter der User – und ein überzeugendes Ergebnis: Bei der Werbung für Wiesenhof Bruzzzler und zur Markteinführung der neuen Bruzzzler-Variante „Hot Safari“ setzte Wiesenhof auf eine Radio-Online-Kampagne von AS&S Radio und United Internet Media (UIM). Die Mediaplanung übernahm Zenithmedia, Kreation lag bei KD+P. Herausgekommen sind beeindruckende Resultate aus der begleitenden Marktforschung. Ziel von Wiesenhof war es, zu Beginn der Grillsaison die Marke Bruzzzler im Bewusstsein zu verankern, „Hot Safari“ bekannt zu machen und Kaufimpulse zu setzen. Im Zuge der Listen & Surf-Strateeinser * november 2010 gie wurden die Schaltungen nach Wetterlage ausgesteuert – so war die Kampagne nur bei gutem Wetter on air und online. Die Werbekontakte wurden zeitlich entsprechend der jeweils stärksten Nutzung von Radio und Internet verteilt. Dies erhöhte die Wahrscheinlichkeit, bei der Zielgruppe – Personen zwischen 20 und 49 Jahren – den letzten Kaufimpuls setzenden Kontakt zu erzielen (Recency Planning). Die Spots wurden, zwischen April und Juni in vier Flights, bei schönem Wetter über die AS&S Radio Deutschland-Kombi ausgestrahlt und zwar in der Prime-/Drivetime zwischen 6 und 10 Uhr und zwischen 15 und 18 Uhr. Die korrespondierende Web-Werbung war in den Online-Primetimes von 10 bis 15 und von 18 bis 22 Uhr auf Web.de und GMX zu sehen. Zur Erhebung der Werbewirkung dienten eine Telefonbefragung des Instituts C.M.R. und eine Onsite-Befragung von UIM. Die Ergebnisse beeindrucken: In der Gruppe mit Werbekontakt lag die ungestützte Bekanntheit der Marke Bruzzzler bei 47 Prozent, in der Gruppe ohne Werbekontakt lediglich bei 40 Prozent. Ähnlich verhielt es sich mit der ungestützten Werbeerinnerung, die durch den Kontakt um 23 Prozent gesteigert wurde. Auch die Neuheit „Hot Safari“ gewann an Bekanntheit. Dabei war der Anstieg der Bekanntheit mit plus 70 Prozent (Telefonbefragung) und plus 74 Prozent (Onsite-Befragung) bei denjenigen am stärksten, die die Kampagne sowohl im Radio gehört als auch im Internet gesehen hatten – ein Beleg dafür, dass crossmediale Kontakte die stärkste Wirkung entfalten (MultiplyingEffekt). „Die integriert geplante und differenziert ausgesteuerte Belegung von Radio und Online ist wirkungsvoller und effizienter als reine Reichweitenkampagnen“, betont Ingo Stryck, Geschäftsführer Marketing bei Wiesenhof. Besonders erfreulich: Die Produkt relevanz für die Verbraucher konnte positiv beeinflusst werden, und zwar wiederum am stärksten bei Befragten, die in beiden Medien Kontakt mit der Kampagne hatten: Bei ihnen stieg sowohl das Interesse an weiteren Informationen als auch die Kauf- und Weiterempfehlungsbereitschaft. Speziell die Kaufabsicht stieg von neun auf 15 Prozent. Dies schlug sich auch in den Verkaufszahlen nieder: Laut Wiesenhof stieg der Bruzzzler-Umsatz durch den Shift zu Radio und Online um rund zehn Prozent. Esther Raff, Geschäftsführerin AS&S Radio: „Wiesenhof hat gezeigt, wie man mit einer vollumfänglichen Nutzung crossmedialer Mediaaussteuerung synergetische Leistungs- und Wirkungseffekte optimal ausreizen kann.“ * Überzeugende Ergebnisse Die Kaufabsicht stieg von neun auf 15 Prozent an. Außerdem freut sich Wiesenhof über einen stärkeren Abverkauf. Events Medien-Szene Promis aus Funk und TV In Köln trafen sich Branchenexperten zum diesjährigen Radio Day, in München fand die ARD Medienlese statt. Beim Beach-Volleyball waren die Daily-Stars hautnah zu sehen. Radio day 2010 An die 3000 Fachbesucher aus der Hörfunkund Medienbranche erlebten in Köln TopReferenten wie Marke- Treffpunkt Der Stand der AS&S beim Radio Day. Bayerischer Hof In München zeigte Das Erste die TV-Highlights 2010. ting-Professor FranzRudolf Esch, Regisseur Sönke Wortmann und Hubertus von Lobenstein (vonlobenstein). Im Mittelpunkt standen aktuelle Themen und Trends rund um Radio, Kreation und Werbung. Im Gespräch Moderator Volker Wieprecht und Esther Raff, Geschäftsführerin AS&S Radio. platz eins für „Marienhof“ Sportlich ging es im August beim BeachVolleyball-Cup zu, wo – wie bereits in den vergangenen Jahren – die Teams der ARDDailys „Marienhof“ und „Verbotene Liebe“ in Cuxhaven aufeinander trafen. Am Ende holten sich die „Marienhof“-Stars vor Hunderten Zuschauern den Pokal. „Verbotene Liebe“ baggerte sich auf Platz vier – trotz schwieriger Windverhältnisse. „Wir sind überglücklich, denn unsere Gegner waren nicht zu unterschätzen“, freut sich „Marienhof“-Star Hendrik Borgmann. ARD Medienlese 2010 Vor einem exklusiven Kreis fand am 28. Oktober die ARD Medienlese statt. Präsentiert wurden die Highlights des Programms 2011. Mit dabei: die AS&S-Geschäftsführung, WDR-Intendantin Monika Piel und Volker Herres, Programmdirektor Das Erste. Turnier Sechs Mannschaften trafen sich im „Stadion am Meer“ in Cuxhaven und baggerten und pritschten wie die Weltmeister. Am Ende lag das Team von „Marienhof“ vorn (Foto). Moderator René Kindermann und sein Team vom ARDBoulevard-Magazin „Brisant“ erspielten sich den zweiten Platz. einser * november 2010 Fotos: Kurt Steinhausen, Unternehmen 26 Letzte Seite Karen Heumann Noch 5 Fragen … Würde sie nicht in der Werbebranche arbeiten, wäre sie vielleicht Gärtnerin oder Architektin geworden: Karen Heumann, Vorstand bei Jung von Matt. 1. Mein Lieblingsplatz im Büro. Mein Lieblingsplatz zu Hause. Am liebsten sitze ich eigentlich zwischen den Orten. Zum Beispiel im Auto oder im Zug. Man kann gut nachdenken und sich auf das freuen, was kommt. 2. Meine Lieblingssendung in der ARD. Meine Lieblings-Site. Ich gucke den Tatort, weil er zuverlässig die Woche einläutet. LieblingsSites habe ich viele. Gerade dazugekommen: „My little Paris“. Jeden Tag eine Mail, die einem das Gefühl gibt, an der Seine zu leben. 3. Mein Lieblingsjob außerhalb der Werbebranche. Mein Lieblings kunde (den ich gerne hätte). Es gibt so viele tolle Berufe: Gärtnerin, Architektin, Anwältin. Mir würden sie alle Spaß machen. Vorausgesetzt, ich kann etwas gestalten. Meine Wunschkunden wären deutsche Firmen, die ich bewundere, aber noch nicht betreue, wie Adidas oder Douglas. 4. Mein Lieblingsrestaurant. Mein Lieblings(kino)film. Ich mag das „Plat du jour“. Weil sie einfach keine Rücksicht darauf nehmen, was man in Deutschland sonst so isst, sondern authentisch ihre warme Blutwurst servieren. Film: „Der Leopard“ von Visconti. Eine der wenigen Buchverfilmungen, die so beeindruckend sind wie das Original. 5. Fotos: iStockphoto; Sabine Braun Mein größter Wunsch für die (Werbe-)Branche 2011. Mehr Spaß miteinander. einser * november 2010 Karen Heumann Sie gilt als Vorzeigefrau der deutschen Werbewirtschaft: Karen Heumann, Vorstand der Hamburger Werbeagentur Jung von Matt. Heumann hat in Frankreich Wirtschaft und Germanistik studiert. 27