"40. Landespflegetage 2008 Band I" 7,1 MB - LWG

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"40. Landespflegetage 2008 Band I" 7,1 MB - LWG
Landespflege
Bayerische Landesanstalt für
Weinbau und Gartenbau
Mit
gewinnen
21. und 22. Januar 2009
Heft 115
2008
16. Jahrgang
ISSN 0944-8500
40. Landespflegetage • 21. und 22. Januar 2008 • Band I • Veitshöchheimer Berichte - Heft 115
Veitshöchheim – Mainfrankensäle
Strategien für eine
bessere Zukunft
40. Veitshöchheimer
Landespflegetage
20. und 21. Februar 2008 • Band I • Heft 115
www.lwg.bayern.de
41. Veitshöchheimer
Landespflegetage
Veitshöchheimer Berichte
Bitte vormerken:
Landespflege
Bayerische Landesanstalt für
Weinbau und Gartenbau
Mit
gewinnen
21. und 22. Januar 2009
Heft 115
2008
16. Jahrgang
ISSN 0944-8500
40. Landespflegetage • 21. und 22. Januar 2008 • Band I • Veitshöchheimer Berichte - Heft 115
Veitshöchheim – Mainfrankensäle
Strategien für eine
bessere Zukunft
40. Veitshöchheimer
Landespflegetage
20. und 21. Februar 2008 • Band I • Heft 115
www.lwg.bayern.de
41. Veitshöchheimer
Landespflegetage
Veitshöchheimer Berichte
Bitte vormerken:
Veranstalter
40. L a n d e s p f l e g e t a g e 2 0 0 8 - V e i t s h ö c h h e i m
Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau
Abteilung Landespflege
Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Bayern e. V.
Verband Ehemaliger Veitshöchheimer e. V.
Organisation der Veranstaltung:
Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Veitshöchheim
Abteilung Landespflege
Thomas Leopoldseder, Dr. Philipp Schönfeld
Moderation:
Dr. Philipp Schönfeld
LWG Veitshöchheim
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
1
Tagungsprogramm
Mit Grün gewinnen - Strategien für eine bessere Zukunft
Mittwoch, 20. Februar 2008
Seite
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9.15 Uhr
gewinnen
Begrüßung
5
Peter Most, Präsident der Bayerischen Landesanstalt
für Weinbau und Gartenbau, Veitshöchheim
Ulrich Schäfer, Präsident des Verbands Garten-, Landschaftsund Sportplatzbau Bayern e.V., Gräfelfing
9.35 Uhr
Strategien für eine bessere Zukunft
7
Ulrich Schäfer, VGL Bayern e.V., Gräfelfing
9.50 Uhr
Europäische Trends im Garten- und Landschaftsbau
11
Antoine Berger, Präsident der European Landscape
Contractors Association, Zürich
Pause
11.00 Uhr
Allein beständig ist der (Klima-)Wandel
Katastrophe oder Regelausschlag?
17
Helmut Rausch, LWG
11.20 Uhr
Klimawandel: Prima Handel!
Ist der GaLaBau richtig aufgestellt?
29
Hans Beischl, LWG
11.40 Uhr
Artenschutz am Stadtrand
Möglichkeiten einer wildtierfreundlichen Landbewirtschaftung
Werner Kuhn, LWG
Mittagspause
2
39
Seite
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öffentlichem
14.00 Uhr
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Treffpunkt Staude
Die Pflanzungen am Messeturm in Frankfurt am Main
45
Christine Orel, Landschaftsarchitektin, Aurachtal
14.30 Uhr
Öffentliche Schwimmteiche in Bayern
Funktionalität und Wirtschaftlichkeit
53
Robert Frank, LWG
14.50 Uhr
Moorbad im Hausgarten?
Standortangepasste Bepflanzung nährstoffarmer Schwimmteiche
65
Prof. Dr. Wolfram Kircher, Hochschule Anhalt (FH), Bernburg
Pause
15.40 Uhr
Ein Fass ohne Boden?
Die Bewässerung öffentlicher Grünflächen
77
Nikolai Kendzia, LWG
16.00 Uhr
„Ich steh' auf Grün!“
Chancen und Risiken begrünter Stellpätze
87
Jürgen Eppel, LWG
Bayerische Landesanstalt für
Weinbau und Gartenbau
Abteilung Landespflege
An der Steige 15
97209 Veitshöchheim
Telefon:
0931/9801-402
Telefax:
0931/9801-400
e-Mail: [email protected]
Internet: www.lwg.bayern.de
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
3
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Gartenbau (Zierpflanzenbau, Garten- und Landschaftsbau)
Informationstag in Veitshöchheim
Sonntag, 24. Februar 2008
9.00 Uhr bis 16.00 Uhr
Was erwartet Sie?
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Informationen zum Schulbesuch
Rundgang durch das Schulgebäude und das Wohnheim
Führungen durch Versuchsanlagen und Schaugärten
Gespräche mit Studierenden und Lehrern
Marketing-Event der Studierenden – FR Gartenbau
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Wir erteilen Ihnen gerne weitere Auskünfte:
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Staatliche Fachschule für Agrarwirtschaft
An der Steige 15
Tel. 0931 / 9801–114
Staatliche Technikerschule für Agrarwirtschaft
D – 97209 Veitshöchheim
Fax: 0931 / 9801–200
E-Mail: [email protected]
Internet: http://www.lwg.bayern.de
Grußwort
zu den Landespflegetagen 2008
Zu den 40. Landespflegetagen in Veitshöchheim begrüße ich Sie alle und heiße sie herzlich willkommen.
Peter Most
Präsident
der Bayerischen Landesanstalt für
Weinbau und Gartenbau
„Mit Grün gewinnen“, so lautet das Motto der Landespflegetage in diesem Jahr. Dies soll einerseits bedeuten, dass Sie als Landschaftsgärtner mit Ihrer Arbeit
Gewinne erwirtschaften bzw. angemessene Löhne
erhalten.
Doch „Mit Grün gewinnen“ heißt andererseits auch,
dass professionell angelegte und sorgfältig gepflegte
Grünanlagen eine Wertsteigerung für ihr Umfeld bedeuten. Dies gilt für den Eigenheimbesitzer, der sein
Haus mit einem dekorativen Hausgarten aufwertet,
aber auch für Kommunen und Immobiliengesellschaften. Denn hochwertige Freiflächen steigern die Lebensqualität der Bürger, verringern die Vandalismusgefahr
und heben das Mietpreisniveau.
Ich bin stolz darauf Antoine Berger, den Präsidenten,
der European Landscape Contractors Association, als
Referent begrüßen zu können. Denn die ELCA hat es
sich als Europäische Vereinigung der Landschaftsgärtner auch zur Aufgabe gemacht, den Wert von Grün z. B.
durch die Unterstützung von internationalen Wettbewerben publik zu machen.
Doch auch Sie können mithelfen, das Bewusstein für
den Wert von Grün in der Öffentlichkeit zu steigern:
Durch qualitativ hochwertige Arbeit nach dem Stand
von Normung und Forschung, durch kompetenten
Umgang mit Stauden und Gehölzen und nicht zuletzt
durch ihr Auftreten beim Umgang mit Kunden und
Auftraggebern.
Ich hoffe, dass uns die Vorträge in den folgenden beiden Tagen, Anregung und Ansporn sein werden bei der
Umsetzung dieses gemeinsamen Ziels.
Ich bedanke mich bei allen Referenten für die Vorbereitung ihrer Vorträge und bei den ausstellenden Firmen
für ihre Beiträge zum Informationsaustausch. Mein
besonderer Dank gilt der Abteilung Landespflege für
die Organisation dieser Landespflegetage, die traditionell gemeinsam von der Bayerischen Landesanstalt
für Weinbau und Gartenbau mit dem Verband Garten-,
Landschafts- und Sportplatzbau Bayern e. V. und dem
Verband Ehemaliger Veitshöchheimer e. V. ausgerichtet
werden.
Da dies die letzten Landspflegetage sind, die ich als
Präsident der Bayerischen Landesanstalt eröffnen darf,
wünsche ich Ihnen nicht nur einen erfolgreichen Verlauf dieser 40. Jubiläums-Landespflegetage, sondern
darüber hinaus Mut und Tatkraft für die Zukunft, damit
Sie und Ihre Kunden „mit Grün gewinnen“.
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
5
Vorteile sichern – Mitglied werden!
Die Verbandsmitgliedschaft lohnt sich für die Fachbetriebe Garten- und Landschaftsbau. Wann dürfen wir Ihnen helfen?
mehr Wissen
Persönliche Beratung
Lehrgänge und Schulungen für
Mitglieder
Regelmäßige Informationen zu
Neuerungen aus den Bereichen
Technik, Wirtschaft und Recht
Exklusiver Mitgliederbereich im
Internet u. a. mit Musterverträgen
und Musterschreiben
Erfahrungsaustausch unter
Mitgliedern
mehr Image
Professionelle Imagekampagne
Nutzung des Verbandssignums
Eintragung im Mitgliederverzeichnis mit breiter Streuung an
Bürgermeister und Architekten
Zugriff auf professionelle
Werbeartikel
mehr Sparen
Mitglieder zahlen keine Soka-BauUmlage und keinen Mindestlohn-Bau
Günstige Seminarangebote
Zinsgünstige Gewährleistungsbürgschaften
Kostenlose Rechtsberatung und
Vertretung vor Arbeitsgerichten
Zahlreiche Rahmenabkommen
mehr Schutz
GaLaBau-Plus RundumVersicherungspaket
Rechtsschutz bei Arbeitsgerichtsverfahren
Interessenvertretung der Mitglieder
in Politik und Wirtschaft
Alterssicherung für Mitarbeiter
Ab März 2008 informiert der Verband die Öffentlichkeit in Bayern mit dem kostenlos verteilten Magazin ‚GALABAU JOURNAL – Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau
in Bayern’. Dem Journal wird regelmäßig ein Verzeichnis des Verbandes über die
Ordentlichen Mitglieder beiliegen. Wann dürfen wir Ihre Adresse veröffentlichen?
Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau
Bayern e. V. (VGL)
Wirtschafts- und Arbeitgeberverband, Fachverband
Haus der Landschaft, Lehárstraße 1, 82166 Gräfelfing bei München
Telefon (089) 829145-0, Telefax (089) 8340140
E-Mail [email protected]
www.galabau-bayern.de
6
Grußwort +
Strategien für eine bessere Zukunft
Ulrich Schäfer
B e g r ü ß u n g
Ich begrüße Sie sehr herzlich zu den 40. Veitshöchheimer Landespflegetagen unter dem
Motto ‘Mit Grün gewinnen – Strategien für
eine bessere Zukunft’. Die ‚Veitshöchheimer
Landespflegetage’ sind einer der größten Fachkongresse unserer Branche in Deutschland, entwickelt aus einer kleinen Fortbildungsveranstaltung für die Ehemaligen der Meisterschule der
Landschaftsgärtner hier in Veitshöchheim.
Die Entwicklung unserer Branche, neue Erkenntnisse Berichte aus Forschung und Technik standen immer im Mittelpunkt dieser Fachtagung.
Motor der Landespflegetage war der vormalige
Leiter der Abteilung Landespflege, Dr. Walter Kolb
mit seinem Team. Und sein Nachfolger Jürgen
Eppel geht mit gleichem Tempo die Weiterentwicklung an. Man sollte nicht vergessen, dass
viele bahnbrechende Untersuchungen ihren Ursprung in Veitshöchheim haben, wie die „nachwachsenden Rohstoffe“ (heute im Forschungszentrum in Straubing) oder auch der Nachweis
der Versickerung des Niederschlagswassers auf
dem eigenen Hausgrundstück – zum Leidwesen
einiger Entwässerungsspezialisten im Tiefbau.
Ulrich Schäfer
Präsident
Verband Garten-, Landschafts- und
Sportplatzbau Bayern e.V., Gräfelfing bei München
Die grüne Branche
Wer über die Zukunft nachdenkt, sollte nicht seine
Herkunft verleugnen. Der Beruf des Gärtners ist einer
der ältesten Berufe überhaupt und in allen Kulturkreisen anzutreffen. Der Landschaftsgärtner wiederum ist
eine Spezialisierung des Gartenbaues.
Wir sind also keine Branche als Ergebnis der Wiederaufbauphase nach dem 2. Weltkrieg, wie das gerne
mancher Politiker hier in Deutschland so darstellt.
Waren es in Mitteleuropa anfangs fürstliche Auftraggeber, so entdeckte das Bürgertum der Neuzeit sehr
bald den Charme gärtnerisch gestalteter Gärten und
Freianlagen.
Das Schleifen der mittelalterlichen Stadtbefestigungen
und die Ausweitung der Städte waren die Grundlagen
einer ersten Boomphase der Landschaftsgärtner – so
nannten wir uns recht früh.
Es war auch nur logisch, dass der Turnvater Jahn Landschaftsgärtner mit der Realisierung seiner Ideen zu
Parks für die Körperertüchtigung beauftragte. Und
unser Beruf war immer mit sozialkritischen Bewegungen in Kontakt. Gerade dort wurde die Bedeutung
unserer Arbeit für intakte Städte und Gesellschaften
sehr früh gesehen.
Und es war auch nachvollziehbar, dass bereits in den
zwanziger Jahren ein Reichskommissar den aufflammenden Handwerksstreit mit den Straßenbauern und
Pflasterern zugunsten der Landschaftsgärtner entschied, was leider in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg in
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
7
Vergessenheit geraten war. Am 30. März 1993 machte sich dann das Bundesverwaltungsgericht in einem
wegweisenden Urteil diese Auffassung zueigen. Landschaftsgärtnerisch geprägte Außenanlagen bedürfen
einer eigenen Qualifikation beim Bau und beim Unterhalt. Straßenbauer und Pflasterer haben diese Qualifikation nicht.
Was ich damit verdeutlichen will: Die Landschaftsgärtner hatten immer dann die richtige, weil erfolgreiche Strategie, wenn sie Bautechnik und Vegetationstechnik verbanden.
Meiner Auffassung nach werden wir auch künftig
Erfolg haben, wenn wir die Pflanzenkenntnis und die
Beherrschung der Vegetationstechnik als Kernkompetenz unserer Branche betrachten und pflegen. Die
Bautechnik als ausschließliche Grundlage unserer
Strategie wird nicht tragfähig sein, auch wenn sie
wichtiger Bestandteil unseres Schaffens ist. Wir sind
nur stark an der Nahtstelle zwischen Vegetationstechnik und Bautechnik.
Berufliche Bildung als Grundlage
Wenn ich eingangs auf die lange Tradition unseres
Berufes hingewiesen habe, bedeutet dies keineswegs
ein Beharren auf den Traditionen und Erkenntnissen
der Vergangenheit. Wir sind gefordert immer wieder
neue Antworten auf die Anforderungen unserer Zeit
zu finden und sorgsam zu unterscheiden, zwischen
dem was erhaltenswert ist und dem was neu durchdacht werden muss.
Ein Beruf, der nicht mehr in die Bildung investiert,
wird nicht überlebensfähig sein. Es ist deshalb richtig, dass wir Landschaftsgärtner erheblich in die Bildung investieren. Viele Kollegen bilden unseren Berufsnachwuchs aus, auch wenn der Ertrag dieser
Ausbildung nicht immer dem eigenen Betrieb zugute
kommt. Wie sehr dieser Gemeinschaftssinn bei uns
verankert ist, wurde mir kürzlich deutlich. Die amerikanischen Kollegen im US-Staat Illinois versuchen
dort mit Unterstützung der Regierung ein Berufsausbildungssystem nach deutschem Muster zu etablieren. Als es darum ging, die besten Fachleute für einen Prüfungsausschuss abzustellen, mauerten einige Betriebe. Man könne diese Fachleute im Betrieb
nicht entbehren. Natürlich sieht mancher Kollege
auch in unserem Land diesen Konflikt. Dennoch
fühlt sich eine breite Mehrheit in unserem Berufsstand für die Ausbildung verantwortlich. Diesen Kollegen gilt mein uneingeschränkter Dank.
8
Ich will aber auch nicht verhehlen, dass unsere Berufsausbildung neuer Impulse bedarf. Ist die derzeitige Form der Zwischen- und Abschlussprüfung richtig? Oder ist eher die Prüfungsform sinnvoll, wie sie
unsere schweizer Kollegen gefunden haben? Dort
gibt es keine Zwischenprüfung. Dafür wird die Berufsprüfung zeitlich gestreckt und im vegetativen
Bereich intensiver durchgeführt. Und die nachfolgenden Weiterbildungsgänge fördern die notwendige
Spezialisierung – sei es Bautechnik oder Vegetationstechnik oder auch die Spezialisierung im Unterhalts- und Pflegebereich.
Die Einrichtung des Ausbildungsförderwerkes Garten-,
Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (AUGALA) 1974
hat unsere Berufsausbildung finanziell abgesichert.
Ohne das AUGALA wären wir heute nicht in der Lage,
die notwendige Überbetriebliche Ausbildung zu finanzieren oder eine effiziente Nachwuchswerbung zu
betreiben. Darüber hinaus können wir uns glücklich
schätzen, dass gerade der Freistaat Bayern die Berufsausbildung stärker als andere Länder fördert – sei es
im Berufsschulsektor oder auch bei der Überbetrieblichen Ausbildung.
Der Vollständigkeit halber weise ich darauf hin, dass
hier in Bayern die umfassendsten Möglichkeiten einer
Fachschulausbildung bestehen. Hier können Sie die
Meisterschule, d. h. Fachschule zur Vorbereitung auf
die Meisterprüfung sowohl in Ganzjahresform, in dreisemestriger Form oder auch als Internetfachschule
besuchen.
Nicht einig sind wir mit dem Freistaat Bayern, was die
Form der Technikerschule betrifft. Im Gegensatz zum
zuständigen Landwirtschaftsministerium halten wir
eine Technikerschule in der Form eines zweisemestrigen Aufbauzuges auf die 2-semestriger Fachschule für
zukunftsweisender, als die derzeitige grundständige
Form.
Im vergangen Herbst hatte der Bayerische Bauernverband im Einvernehmen mit unserem Verband die Forderung nach einer grünen Universität Weihenstephan
erhoben. Was ist der Hintergrund.
In Freising arbeiten 2 Hochschulen am Standort Weihenstephan: die Fachhochschule Weihenstephan und
die Fakultät Wissenschaftszentrum Weihenstephan
der Technischen Universität München. Beide Hochschulen ermöglichen Hochschul- und Berufsabschlüsse mit dem Hochschulgrad Bachelor (vergleichbar mit
dem vormaligen FH-Diplomingenieur) und Master (in
etwa vergleichbar mit dem vormaligen UniversitätsDiplomingenieur). Nun sollte man meinen, dass beide
benachbarten Hochschulen einvernehmlich zusammen arbeiten. Das ist leider nicht der Fall. Und hier
fordern wir Wirtschafts- und Berufsverbände eine enge
Zusammenarbeit und Bündelung der Kapazitäten –
am besten in einer eigenständigen grünen Universität
Weihenstephan. Am Standort Weihenstephan müssen
Studiengänge mit dem Bachelor- und Masterabschluss
für unseren Arbeitsbereich angeboten werden bis hin
zur Promotion.
Im Fachhochschulbereich können wir bereits eine
gute Entwicklung feststellen. Der Studiengang „Landschaftsbau und -management“ entwickelt sich sehr
gut. Die Absolventen werden von den LandschaftsbauUnternehmen sehr gelobt. Im August 2007 konnten
wir außerdem mit einem kombinierten Studiengang
starten, der sowohl die praktische Berufsausbildung
mit dem Hochschulstudium kombiniert. ‚Hochschuledual’ ist diese bayerische Spezialität.
Natürlich gehört zu diesem in Mitteleuropa einmaligen beruflichen Bildungsspektrum auch unsere Akademie für Landschaftsbau Weihenstephan. Wir haben
begriffen, dass wir als Fachleute gefordert sind, uns
ständig mit der Weiterentwicklung unserer Fachgrundlagen zu befassen. Die Entwicklung der Akademie
stimmt mich positiv. Die Kollegen in den Betrieben
und Verwaltungen erkennen den Wert der Weiterbildung, was sich ja letztlich auch im jährlichen Besuch
dieser Tagung niederschlägt.
Forschung in der Vegetationsund Bautechnik des Landschaftsbaues
In unserer Rechtsprechung wird beim Baugeschehen
der Landschaftsbau-Unternehmer als Fachmann
wichtiger eingeschätzt, als der Landschaftsarchitekt.
Das mag Sie erstaunen, ist doch die Wahrnehmung
auf der Baustelle oft eine andere. Die Rechtsprechung
geht davon aus, dass der Landschaftsbau-Unternehmer sich besser mit den verwendeten Pflanzen, den
Böden und den Baustoffen sowie den darauf basierenden Bau- und Pflegeverfahren auskennt. Wir sind
deshalb sehr interessiert, dass neben der erforderlichen wirtschaftlichen Betrachtungsweise die technische Entwicklung nicht zu kurz kommt.
Wir haben hier in Bayern zwei ausgezeichnete Forschungseinrichtungen, was die Verfahrenstechnik
betrifft: die Bayerische Landesanstalt für Wein- und
Gartenbau – insbesondere mit der Abteilung Landespflege – sowie die Forschungsanstalt für Gartenbau
Weihenstephan, eine Einrichtung der Fachhochschule Weihenstephan. Angesichts der wirtschaftlichen
Bedeutung der Grünflächen in unseren Städten und
Gemeinden, angesichts der Notwendigkeit von begleitenden Landschaftssanierungen bei Großbauvorhaben,
sind diese Einrichtungen deutlich unterfinanziert.
Diese Vorwurf muss man sowohl den beteiligten
Bayerischen Staatsministerien für Landwirtschaft und
Forsten als auch Wissenschaft, Forschung und Kunst
machen. Die Attraktivität des Freistaates Bayern im
Bereich Tourismus als auch Ansiedlung von emissionsarmen Industrien hangt auch an der intakten Landschaft und durchgrünten Städten. Diese werden
fälschlicherweise als „weiche Standortfaktoren“ bezeichnet. Es sind sehr harte Wirtschaftsfaktoren, die
sehr wohl mit über die Zukunft unseres Landes mitentscheiden. Zwei Zahlen vermögen dies verdeutlichen: Von 1980 bis 2004 ist in Bayern der Anteil der
öffentlichen Grünanlagen von 6.199 ha auf 13.508 ha
gestiegen, der Anteil sonstiger Erholungsflächen sogar
von 9.925 ha auf 19.217 ha.
Es liegt hier auch ein großes Missverständnis vor,
wenn z. B. am Wissenschaftszentrum Weihenstephan
der Technischen Universität München die Grundlagenforschung einseitig interpretiert wird. Unsere Kritik betrifft hier insbesondere die verweiterte Zusammenarbeit mit der Forschung im Bereich Verfahrentechnik. Wo sollen denn die die Landschaftsbaupraxis
interessierenden Fragestellungen herkommen, wenn
nicht aus den Landschaftsbaubetrieben und den Forschungseinrichtungen in Veitshöchheim und Freising?
Öffentliche Wahrnehmung
Die Klage ist uralt: „Mit dem Begriff ‚Gärtner’ kann der
Laie etwas anfangen, mit dem Begriff ‚Landschaftsgärtner’ überhaupt nichts. Und das Signum unserer
Fachbetriebe kennt kein Auftraggeber.“
Nach sorgfältiger Analyse der Situation und Beratung
durch ein weltweit tätiges Marketingunternehmen
haben wir im Jahr 2002 eine Image- und PR-Kampagne gestartet. Mit Hilfe dieser Kampagne haben wir es
immerhin geschafft, dass ca. 90 % der PremiumKunden den Landschaftsgärtner von seiner Qualifikation und Arbeitsbreite her richtig einordnen können.
Und fast 50 % dieser Premium-Kunden wissen auch
das Signum unseren Fachbetrieben zuzuordnen. Das
hat die weltweit renommierte Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg immer wieder ermittelt.
Wir haben uns deshalb auf dem BGL-Verbandskongress im Herbst 2007 in Gera dafür eingesetzt, dass
diese Kampagne fortgesetzt wird, und zwar flächendeckend in ganz Deutschland. Auch in den Ländern
Baden-Württemberg und Sachsen.
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
9
Dieses Beispiel zeigt aber auch, dass die öffentliche
Wahrnehmung zwei Seiten hat. Die eine Seite kann
und werden wir als Berufsverband beeinflussen. Einmal
durch die Fortsetzung der Image- und PR-Kampagne
für die nächsten drei Jahre.
In Bayern werden sich außerdem alle Verbände des
Gartenbaues zur ‚Landesvereinigung Gartenbau Bayern’ zusammenschließen. Dazu gehören sowohl die
Wirtschaftsverbände des Gartenbaues als auch die
Verbände der Freizeit und Hobbygärtner und auch die
Vereinigungen der Gartenbauspezialisten in den öffentlichen Verwaltungen. Der Auftakt mit der ’Münchner
Erklärung’ erfolgt in Kürze.
Unser Ziel ist es, der Bevölkerung und den verantwortlichen Politikern in Bayern unsere Leistungen in der
angemessenen Größenordnung darzustellen. Wir
brauchen unser Licht keineswegs unter den Scheffel
zu stellen. Ohne Gartenbau mit allen seinen Spezialisierungen gäbe es kein gesundes und begrüntes Wohnumfeld in den Städten und Gemeinden, keine grünen
Freizeit- und Sportstätten, keine gesunde Ernährung
mit Obst und Gemüse. Und wenn wir die Bereich Recycling und Energiesektor nehmen, so haben wir absolut moderne und umweltschonende Antworten auf
viele Fragen unserer Zeit. Der Gartenbau mit allen
seinen Spezialisierungen ist eine moderne, zukunftssichere Branche. Wir bleiben in der Region und ziehen
nicht den Kapitalströmen rund um den Globus
hinterher.
Ich erwarte aber auch, dass sich die Gartenbau-Firmen
und alle Mitarbeiter auch offen zu ihrer Profession
bekennen und stolz darauf sind. Zeigen Sie Flagge.
Unterstützen Sie Berufsverbände und fachliche Vereinigungen durch eine Mitgliedschaft.
10
Fachunternehmen des Landschaftsbaues
Über den Mehrwert einer Verbandsmitgliedschaft
habe ich sehr oft gesprochen. Die Mitgliedschaft im
Fachverband bietet einen Firmenschutz, den Mitbewerber nicht haben. Das ist ein nicht zu vernachlässigender Mehrwert. Denken Sie hierbei an die spezialisierte und zudem im Beitrag enthaltene Baurechtsberatung, die Vertretung vor Arbeitsgerichten und den
Schutz bei Firmenbedrohenden Konflikten mit dem
Handwerk und SOKA-Bau.
Wir verstehen uns aber auch als Fachverband. Nicht
umsonst haben wir bei der Verbandsaufnahme ein
härteres Prüfungsverfahren, als zum Beispiel die
Handwerkskammern oder Landesinnungsverbände.
Das sind wir unseren Auftraggebern als Garant für
Facharbeit schuldig. Es sollte uns aber zu denken geben, dass andere Berufe wie z. B. Ärzte und Architekten eine Weiterbildungsverpflichtung haben. Auch wir
denken über ein solches Verfahren nach. Denkbar ist
ein Punktesystem (Credit Points), mit dem der Besuch
derartiger Fachtagungen wie die Landespflegetage in
Veitshöchheim, die Augsburger Baumpflegetage, Lehrgänge und Seminare der Akademie für Landschaftsbau
oder auch der Bezug von einschlägigen Fachzeitschriften honoriert wird.
Bei aller wirtschaftlichen Betrachtungsweise. Grundlage für eine erfolgreiche Weiterentwicklung unserer
Branche ist die fachliche Kompetenz, insbesondere im
komplexen Bereich „Grün“ Das sollte auch künftig
unser aller Anliegen sein.
Europäische Trends
im Garten- und Landschaftsbau
Antoine Berger
Zur ELCA
Veränderungen der Märkte
Die ELCA, die European Landscape Contractors Association, gibt es seit 1963 als Europäische Vereinigung der Landschaftsgärtner. Damals waren Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, England
und Österreich Gründungsmitglieder. Heute sind
es 19 Länder, die in der ELCA ihre Dachorganisation
gefunden haben. Aber neben der guten Europaarbeit gewinnt die ELCA auch international an Gewicht. Aktuell pflegt die ELCA Kontakte nach Australien, Nordamerika, Kanada, Japan, Israel und
China.
In den letzten Jahren ist das Tätigkeitsgebiet des Gartenund Landschaftsbaus immer umfassender geworden.
Kleinere Flächen, hochspezialisierte Techniken, neue
Materialien, bessere Kenntnisse über Bau- und Hilfsstoffe, Pflanzenschutzfragen, die Feinstaubproblematik und generell eine straffere Gesetzgebung im Natur- und Umweltbereich haben die Anforderungen an
alle Beteiligten deutlich erhöht.
Die Europäische Vereinigung der Landschaftsgärtner
ist heute sehr lebendig und besonders in den letzten
Jahren in vielerlei Hinsicht auf Wachstumskurs.
Die Verbesserung der Qualität der Aus- und Fortbildung in den Garten- und Landschaftsbaubetrieben
liegt der ELCA besonders am Herzen. So setzen wir
uns für die Vertiefung der fachlichen und persönlichen Kenntnisse durch internationale Exkursionen
und Seminare ebenso ein, wie für die Förderung des
Landschaftsgärtner-Austausches in Europa und in
der Welt.
Besonders dem internationalen Austausch junger
Landschaftsgärtner und deren Ausbildung widmet sich
die ELCA seit vielen Jahren. Mit dem ELCA-Ausbildungspass können junge Europäer bis nach Australien gehen, um nach erfolgreicher Ausbildung ihre Fachkenntnisse zu vertiefen.
Die Globalisierung der Märkte, knappe öffentliche
Kassen und die Bedeutung von Umweltbelangen wirken sich auf die Anforderungen hinsichtlich des Baus
und der Pflege von zeitgemäßen Freianlagen aus.
Durch den spürbaren Rückzug der öffentlichen Hand
sind nicht nur für den Garten- und Landschaftsbau
neue Auftraggeberstrukturen entstanden – zum Beispiel Projektentwickler oder Generalübernehmer/Generalunternehmer. Das bedeutet, Aufträge in entsprechender Größenordnung werden als schlüsselfertiges
Gesamtwerk an einen Unternehmer bzw. an eine speziell zusammengesetzte Arbeitsgemeinschaft aus Unternehmern vergeben, die in der Regel auch das Gesamtrisiko tragen müssen. Eingeschlossen sind neben
allen GaLaBau-typischen Leistungen auch branchenfremde wie Elektro-, Stahlbau-, Sicherheitsanlagen
und dergleichen.
Grün in der Stadt
Europa und die ELCA stehen in einem permanenten
Wandel. Das größer werdende Europa wirft viele
neue Fragen auf. Die neuen ost- und mitteleuropäischen Länder der Europäischen Union unterscheiden sich hinsichtlich der Wirtschaftskraft deutlich
von den alten EU-Staaten. Auch dies wird sich auf
die Landschaftsbauunternehmen in Europa auswirken.
Trotz aller Veränderungen wird leider immer noch
verkannt, dass der ökonomische Wert von Grün, also
Grün in der Stadt, für unsere Gesellschaft insgesamt
viel höher liegt, als allgemein bekannt ist. Die ELCA ist
neben anderen Verbänden Gründungsmitglied der
Initiative "Die Grüne Stadt", die sich europaweit dafür
einsetzt, durch mehr Grün die Wohnqualität in den
Städten zu verbessern.
Um für die grüne Branche Verbesserungen zu erreichen, ist ein funktionierender Lobby-Apparat von
besonderer Bedeutung. Im Vordergrund der ELCALobbyarbeit stehen Themen wie etwa der Abbau der
Bürokratie, die Verhinderung von Wettbewerbsverzerrungen sowie die Schaffung von Standards und
Rechtsnormen für unsere Arbeitsgebiete.
Investitionen in städtische Grünanlagen lohnen
sich – sowohl im Neubau, als auch in einer sachgerechten Pflege. Viele Städte, aber auch Immobilienund Hausverwalter haben erkannt, dass gepflegte
Grünanlagen den Immobilienpreis steigern und sich
Gewerbegebiete bevorzugt in grüner Umgebung
ansiedeln.
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
11
Eine umfangreiche Studie der deutschen GartenamtsleiterKonferenz, an der mehrere Städte teilgenommen haben, hat diese Erkenntnisse eindeutig
bestätigt. Es wurde deutlich, dass sich selbst soziale
Brennpunkte durch gezielten Einsatz von Grünanlagen entschärfen lassen.
sowie der Bauwerksbegrünung. Gerade mit landschaftsgärtnerischen Arbeiten rund um Außenanlagen an öffentlichen Gebäuden und Wohnungen lassen sich bei einer nachhaltigen Gebäudenutzung
Kosten sparen – und Kosten sparen ist schließlich ein
Hauptziel von Facility Management.
Feinstaubproblematik
Entscheidende Branche: die Immobilienwirtschaft
Seit 01. Januar 2005 gelten verschärfte Grenzwerte
für den Ausstoß von Feinstaubpartikeln, wie sie die
EU-Feinstaubrichtlinie vorschreibt. Der Messwert für
Feinstaub darf höchstens an 35 Tagen pro Jahr einen
Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft
überschreiten. Für eine Vielzahl europäischer Großstädte ist hier dringend Handlungsbedarf gegeben.
Die Funktionen und Leistungen von Grün in der Stadt
müssen vor dem Hintergrund der aktuellen Feinstaubproblematik stärkere Beachtung finden. Und sie sollten
zu konkreten vegetationstechnischen Programmen
führen! Verantwortliche Politiker sollten neben technischen Lösungen auf die natürlichen Filterwirkungen
der Vegetationsflächen setzen. Grünflächen nehmen
unmittelbar positiven Einfluss auf das Stadtklima.
Außenanlagen an öffentlichen Gebäuden
und Wohnungen
Öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäuser, Verwaltungsgebäude, aber auch Industrie- und
Gewerbeanlagen sowie Wohnungen, werden in der
Regel sofort nach ihrer Fertigstellung bezogen und
genutzt. Daher müssen landschaftsgärtnerische Arbeiten an den Außenanlagen wie Platz- und Wegebauarbeiten, Erd- und Oberbodenarbeiten, Mauer- und Treppenbauten sowie Rasen- und Pflanzarbeiten in enger
Abstimmung und Zusammenarbeit mit anderen Gewerken durchgeführt werden. Eine termingerechte
Fertigstellung ist oberstes Gebot. Zunehmende Bedeutung gewinnen Umgestaltung und Erneuerung bestehender Außenanlagen, denn sie sind den heutigen
Bedürfnissen anzupassen.
Facility Management oder integrierte Gebäudebewirtschaftung sind aktuelle Schlagworte, die in den letzten Jahren aus den USA kommend im Immobilienbereich Einzug gehalten haben. Neben einigen großen
Konzernen hat auch der Mittelstand inzwischen erkannt, dass Facility Management ein bedeutender
Markt ist, umfasst er doch die Gesamtheit der Leistungen zur Instandhaltung und Pflege der Grünanlagen,
der Wege und Plätze, der Wohnumfeldverbesserung
12
Seit Beginn der Klimadiskussion ist der Begriff der
Nachhaltigkeit in aller Munde. Grundsätzlich betrifft
die Forderung nach mehr Nachhaltigkeit jeden einzelnen und nahezu alle Branchen, darunter auch die für
den GaLaBau wichtige Immobilienwirtschaft.
Die Immobilienwirtschaft beschäftigt sich derzeit mit
sog. "Green Buildings". Green Buildings sind in diesem
Zusammenhang nicht nur einfache Passivhäuser –
gemeint sind ganzheitliche grüne Immobilienkonzepte.
Hierzu gehören der jeweilige Landverbrauch, die Versiegelung von Umgebungsflächen etwa durch Parkplätze, der Umgang mit Regenwasser, der Trinkwasserverbrauch, sowie die Verwendung erneuerbarer Rohstoffe für den Bau und die Ausstattung. Außerdem
betrifft dies das Raumklima, das frei von Emissionen
sein, sowie Wohlbefinden und Gesundheit der Nutzer
fördern soll. Aber ebenso die Anbindung an öffentliche
Nahverkehrsmittel sowie Abfall und Abfallbeseitigung
gehören dazu und nicht zuletzt die Frage, wie durch
die Anlage von Grünflächen – auch auf Dächern –
Biotope geschaffen werden können, um die Artenvielfalt aufrechtzuerhalten.
Mit anderen Worten: Ein "Green Building" umfasst das
gesamte Spektrum dessen, was aus umfassender ökologischer Sicht an einem Gebäude nachhaltig gestaltet werden kann.
Anlagen für Spiel, Sport und Freizeit
Der Bedarf an erlebbaren Freizeit-, Sport-, Erlebnisgärten, Parks und Landschaften steigt. Dazu zählen Freizeitgärten im privaten Bereich, Sportanlagen für Minigolf, Golf, Tennis, Mountainbike, Freizeitparks für
Jung und Alt. Aber auch Indoor-Anlagen, Wassersport,
renaturierte Industriestandorte, Erlebnisgärten, Parks
und Landschaften von naturbelassenen Flächen bis
hin zu stark animationsgeprägten Parks à la Disney
liegen im Trend. Der Umgestaltung monofunktionaler
Sport- und Freizeitanlagen in offene Grün- und Erholungsflächen kommt heute eine größere Bedeutung
als dem Neubau zu. Bau und Umbau müssen nach
anerkannten Regeln der Technik erfolgen. Sonst stimmen weder Qualität noch Genauigkeit. Dazu sind spezielle Fachkenntnisse, aber auch Maschinen und Geräte notwendig.
Zur Anlage eines Golfplatzes gehört heute mehr als
nur der fachgerechte Bau von belastbaren Abschlägen, Spielbahnen und Greens. Die landschaftsgerechte
Einbindung dieser großen Flächen, die Anlage von
natürlichen und künstlichen Hindernissen wie Erdwälle, Gräben oder Wasserläufe, steht im Mittelpunkt
bei Planung und Bau von Golfanlagen. Besondere
Bedeutung kommt der regelmäßigen, fachkundigen
Pflege zu, wobei einzelne Maßnahmen nur mit Spezialmaschinen ausgeführt werden können.
Hausgärten
Fragt man die Trend- und Zukunftsforscher nach den
Perspektiven für die grüne Branche, so hört man unisono:
"Der Garten liegt im Trend". Mit "Cocooning" und
"Homing" wird bezeichnet, was die Menschen dazu
treibt, sich mit Schönem zu umgeben und in Haus und
Garten zu investieren. Die mobile Gesellschaft mit allzeitiger Erreichbarkeit, Terminstress, Hektik und Lärm
führt inzwischen dazu, dass die Menschen wieder nach
einem Ankerpunkt suchen, nach einem Ruhepol und
einem "Zu Hause" im besten Sinne. Innen und Außen
gehen mehr und mehr ineinander über, der Garten ist
für viele Menschen ein Wohnraum, der wie ein solcher
eingerichtet wird.
Der Bau eines Schwimmteichs, das Natursteinpflaster
auf der Terrasse oder die Installation von Licht im
Garten bleiben sicherlich Domänen des Garten- und
Landschaftsbaus; dies immer in Verbindung mit unserer
speziellen Fachkompetenz in der Pflanzenverwendung
und -pflege. Ebenso zeichnet sich ab, dass der Einbau
von Bewässerungssystemen verstärkt nachgefragt
wird.
Auch altersgerechte Gärten mit sicheren und beleuchteten Wegen werden angesichts der demographischen
Entwicklung immer wichtiger. Kleinteilige Areale mit
Sitzgelegenheiten und Sonnenschutz schaffen Möglichkeiten zum Verweilen. Stabile Geländer sichern
Stufen und Treppen. Hochgelegte Beete machen Pflanzen
und Grün direkt erlebbar. Besonders der Sicherheitsaspekt hat im altersgerechten Garten einen hohen
Stellenwert.
Für uns ist dieser anhaltende Trend doppelt wichtig:
Mehr und mehr sind Gartenbesitzer interessiert an
außergewöhnlichen Gärten und nehmen die Expertise
der Landschaftsgärtner in Anspruch. Und die Landschaftsgärtner bekommen ein neues Image: Sie sind
Dienstleister für das Wohlbefinden der Menschen.
Vorbeugender Hochwasserschutz
Das Europäische Parlament hat am 25. April 2007 in
seiner 2. Lesung über den Vorschlag für eine EU-Hochwasserrichtlinie entschieden und damit den Schlusspunkt unter den gesetzlichen Beratungen zum EU-weiten
Hochwasserschutz gesetzt. Mit der bis spätestens
2009 in nationales Recht umzusetzenden Richtlinie
müssen die Mitgliedsstaaten ein dreistufiges Hochwasserrisikomanagement nach Flusseinzugsgebieten
vorlegen. Sie umfasst eine Risikobewertung, die
Kartierung von Risikogebieten entsprechend sehr
wahrscheinlicher bis Extrem-Szenarien sowie bis
spätestens 2015 Risikomanagementpläne zur Bewältigung der Herausforderungen von Hochwasserschäden.
Die Hochwasserrichtlinie ermöglicht, dass beim Hochwasserschutz europaweit ökologische Bauprojekte zur
Ausschreibung gelangen: Vor allem Polder bauen,
Rückhaltebecken "dezentral" anlegen, Deiche verstärken oder Flussrenaturierungen. Generell sind also
ingenieurbiologische Bauweisen unter Verwendung
des Baustoffes „Pflanze“ gefordert.
Pflanzenschutz in öffentlichen Grünanlagen
Bild 1: Moderne Lounge und Wellnessoase.
(Foto: Berger Gartenbau)
Der Bericht der deutschen Europaabgeordneten Christa
Klaß, der ursprünglich einen nachhaltig orientierten
Pflanzenschutz vorsah, wurde im Umweltausschuss
des Europäischen Parlamentes weiter verschärft, so
dass, nach Umsetzung der Richtlinie, der Einsatz von
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
13
Pestiziden in allen Bereichen, die von der Allgemeinheit genutzt werden, stark eingeschränkt bzw. verboten werden soll. Zu diesen Bereichen zählen Wohngebiete, Parkanlagen, öffentliche Gärten, Sport- und
Erholungsgebiete, Schulhöfe, Spielplätze und Nachbarschaften von öffentlichen Gesundheitseinrichtungen.
Aus Sicht der ELCA bedeuten diese Änderungen eine
unbegründete Überregulierung und damit einhergehend eine übermäßige Einschränkung des Einsatzes
von Pestiziden. Mit pauschalen Vorgaben werden die
Zulassung und Anwendung von Pflanzenschutzmitteln diskreditiert und reglementiert. Außerdem sind
pauschale Mengenreduktionen von Pflanzenschutzmitteln fachlich nicht nachvollziehbar und daher kein
geeigneter Weg.
Es gilt, die Meinungsbildung und Abstimmung im Europäischen Parlament frei von überzogenen und ideologisch geprägten Positionen zu führen und nicht noch
weiter zu verhärten. Es sollte gelingen, zu einer pragmatischen Lösung zu kommen, die Pflanzenschutz
nach guter fachlicher Praxis auch zukünftig auf öffentlichen Grünflächen ermöglicht.
Fazit
Der europäische Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau ist für die Zukunft gut gerüstet. Die Strukturdaten
der Branche zeigen aufwärts. Sowohl die Anzahl der
Betriebe als auch die Mitarbeiterzahl ist in den letzten
Jahren kontinuierlich gewachsen. In Europa gibt es
rund 50.000 Betriebe mit etwa 330.000 Angestellten.
Es ist aber auch davon auszugehen, dass die Anforderungen an die Betriebe und deren Mitarbeiter weiter
steigen werden. Moderne Betriebe, wie wir sie zum
Beispiel in der ELCA haben, stellen sich diesen Herausforderungen. Denn gut ausgebildete und verantwortungsbewusste Unternehmer und Mitarbeiter sind
die beste Voraussetzung für eine erfolgreiche Zukunft.
Zukunft heißt aber auch, bereit zu sein, Neues zu
erlernen und in eine gute Ausbildung zu investieren.
Antoine Berger
Präsident der
European Landscape Contractors Association
Der Referent
Antoine Berger – Diplom-Ingenieur (FH) der Fachrichtung Landschaftsarchitektur
Seit 1978 führt er die Firma Berger Gartenbau, bis zum Jahr 1998 zusammen mit seinem
Bruder Daniel. Das Hauptgeschäft des Unternehmens, welches bereits 1938 durch Anton
Berger Senior gegründet wurde, befindet sich in Kilchberg bei Zürich in der Schweiz, mit
weiteren Niederlassungen in Zürich, Langnau am Albis und Erlenbach.
Die Firma Berger Gartenbau deckt ein sehr breites Spektrum landschaftsgärtnerischer
Arbeiten ab, sowohl für private Bauherren und Gewerbebetriebe, als auch öffentliche
Auftraggeber. Besonders die Landschaftsarchitektur und die Planung von Grün spielen
eine wichtige Rolle. Das Team besteht aus über 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,
aus Landschaftsarchitekten, Gärtnermeistern, gelernte Gärtnern, Gartenarbeitern und
Praktikanten.
Berger Gartenbau bildet seit vielen Jahren Lehrlinge aus und übernimmt als Lehrbetrieb
die Verantwortung für eine umfassende Ausbildung auf allen Gebieten des Berufs der
Landschaftsgärtner. Kompetent werden sie zum erfolgreichen Lehrabschluss begleitet.
Eine Goldmedaille für gute Ausbildung wurde von einem Berger-Mitarbeiter zuletzt bei
den Berufsweltmeisterschaften World Skills 2005 im finnischen Helsinki errungen.
Antoine Berger ist seit 1995 Zentralpräsident des Verbands Schweizer Gärtnermeister
(heute JardinSuisse) und seit 2001 Präsident der Europäischen Vereinigung des Garten-,
Landschafts- und Sportplatzbaus ELCA. In der Schweiz ist er außerdem Mitglied im Fachrat Garten- und Landschaftsbau sowie Präsident der in Europa sehr bekannten Oega
Landschaftsbaumesse. Von 1995 bis 2001 war Berger Präsident des Gärtnermeisterverbandes des Kantons Zürich, seit 2001 ist er Ehrenmitglied. Neben mehreren Mandaten
für die Freisinnig Demokratische Partei agiert er auch als Mitglied des Stiftungsrats und
der Fachkommission Horticulture an der Fachhochschule Wädenswil.
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Beitrittserklärung
Hiermit erkläre ich meinen Beitritt zum „Verband Ehemaliger Veitshöchheimer e. V.“
Vor- und Zuname: ___________________________________________________
Geboren am: ___________________________________________________
Straße: ___________________________________________________
Wohnort: ___________________________________________________
Schulbesuch
‰
Fachschule
von ________
Jahresbeitrag
‰
Technikerschule
bis ________
10 €
Fachrichtung: __________________________
Abschluss / Prüfung
‰Meisterprüfung im Jahr ______
‰Sonstige Prüfungen (bitte Angabe)
‰
Technikerprüfung im Jahr ______
_______________________________
________________________________
__________________________
Ort, Datum
Unterschrift
Abgabe / Anschrift
Abgabe in der Telefonvermittlung oder bei Herrn Klopsch bzw. Übersendung an
Verband Ehemaliger Veitshöchheimer e. V., An der Steige 15, 97209 Veitshöchheim
Einzugsermächtigung für den Mitgliedsbeitrag
Hiermit ermächtige ich den „Verband Ehemaliger Veitshöchheimer e. V.“ widerruflich, die von
mir zu entrichtenden Beitragszahlungen bei Fälligkeit zu Lasten meines Kontos durch Lastschrift
einzuziehen.
Bankverbindung
Kontonummer:
________________
Bankleitzahl:
________________
Name der Bank:
___________________________________________
________________________________
__________________________
Ort, Datum
Unterschrift
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
15
Lieber eine gebogene Schaufel,
als ein verbogener Rücken.
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Allein beständig ist der (Klima-) Wandel
Katastrophe oder Regelausschlag?
Helmut Rausch
Zusammenfassung
Die Diskussion über den Klimawandel hat mittlerweile weite Teile der Öffentlichkeit erfasst. In
den letzten 150 Jahren lässt sich ein globaler
Temperaturanstieg feststellen, der in den letzten
30 Jahren in großen Schritten messbar ist. In
jüngerer Zeit wird dieser Temperaturanstieg mit
dem Ausstoß an CO2 in Verbindung gebracht,
wobei noch wenigstens die weiteren Treibhausgase Methan und Stickoxide berücksichtigt
werden müssen. Gegenwärtig bewegt sich die
Erwärmung noch nicht in dem Rahmen, wie sie
vor etwa 1000 Jahren nachweisbar ist und sie
liegt noch deutlich unter dem relativen Temperaturoptimum um 7000 Jahre vor heute. Modellrechnungen halten einen weiteren globalen
Temperaturanstieg für gesichert.
Als Folge des Klimawandels ist eine Verschiebung
der klimatischen Zonen in Richtung der Pole zu
erwarten bei gleichzeitigem Anstieg der Niederschlagstätigkeit. Für den mitteleuropäischen
Raum sind südeuropäische Verhältnisse zu erwarten; für den südeuropäischen Raum analog
nordafrikanische Verhältnisse. Daraus ergeben
sich für Mitteleuropa nicht zwangsläufig Nachteile. Die verbleibenden negativen Folgen des
Temperaturanstiegs können durch ein konsequentes Klimamanagement abgemildert werden.
Dazu sollte die kühlende Wirkung der dosierten
Wasserverdunstung durch Pflanzen auf allen
Flächen durchgesetzt werden. Nicht begrünbare
Flächen können durch entsprechendes Regenwassermanagement einbezogen werden.
„Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt
untergeht, würde ich heute noch ein
Apfelbäumchen pflanzen“ – Martin Luther
Problemstellung
Über das Phänomen des Klimawandels wird seit geraumer Zeit mehr oder weniger heftig und emotional diskutiert. Den damit in Verbindung gebrachten Schreckensmeldungen über Stürme, Überschwemmungen und
Hitzewellen aus der jüngeren Vergangenheit entspricht
die „gefühlte“ Klimaerwärmung des ausgefallenen
Winters 2006 / 2007 oder des Jahrhundertsommers
von 2003.
Zusätzliche Unsicherheit wird in die Diskussionen
eingebracht durch Rechenmodelle und Temperaturrekonstruktionen, die für die Vergangenheit eine praktisch konstante Temperatur ermitteln und für die nahe
Zukunft einen sprunghaften Anstieg der globalen
Temperatur um bis zu 5° C prognostizieren.
Andererseits weisen namhafte Wissenschaftler in der
Vergangenheit große Temperaturschwankungen nach
und halten einen zukünftigen Temperaturanstieg für
weitgehend ausgeschlossen bzw. führen diesen ausschließlich auf die Aktivität der Sonne zurück.
Verkaufsfördernde Horrorszenarien über zukünftige
Dürrezeiten, Hungersnöte, im Meer versinkende Inselparadiese, vernichtende Wirbelstürme und Überschwemmungen aus sintflutartigen Regenfällen runden das uneinheitliche Bild des Klimawandels in der
Presse ab.
Eine zusätzliche Dimension erhält das Thema durch
die Vorschläge zur CO2–abhängigen Besteuerung sowie den möglichen Handel mit CO2–Emissionserlaubnissen. Die Versteigerung von CO2–Zertifikaten könnte
sich zu einem weltweiten Milliarden-Geschäft entwickeln, weshalb sich mittlererweile die US–Finanzmärkte für den Klimarechtehandel interessieren.
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
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Lösungsansätze und Empfehlungen
Aktuell finden wir auf diesem Globus eine sehr differenzierte Tier- und Pflanzenwelt vor, die sich in höchst
unterschiedliche klimatische Lebensräume eingepasst
hat. Diese von uns heute so bewunderte und geschätzte Artenvielfalt hat sich in einer etwa 4 Milliarden
Jahre dauernden Entwicklungsgeschichte herausgebildet. Dabei ist der Mensch als Spezies erst seit etwa
2,5 Millionen Jahren an dieser Entwicklung beteiligt.
Das Ergebnis dieser langen Entwicklungsgeschichte
hat sich keineswegs unter konstanten Bedingungen
herausgebildet, sondern war einer Vielzahl von sich
ändernden Faktoren unterworfen. Möglicherweise wurde die große Artenvielfalt durch die vielen unterschiedlichen und wechselvollen Naturbedingungen überhaupt
erst möglich. Dabei zeichnet sich insbesondere der
Faktor Temperatur als eine sehr variable Größe aus.
Für die Rekonstruktion von Klimadaten liegen bis maximal 3.000 v. Chr. Aufzeichnungen über außergewöhnliche Ereignisse vor. Darüber hinaus werden
Klimaarchive ausgewertet, mit denen man unterschiedlich lange in die Vergangenheit blicken kann.
Eiskernbohrungen, Meeressedimente, Pollenanalysen
oder Baumringreihen bieten eine mehr oder weniger
zuverlässige Informationsquelle, aus der weniger die
absolute Temperatur als vielmehr die Veränderung
nach wärmer oder kälter abgeleitet werden kann.
Problematisch ist dabei die Ankoppelung von absoluten Temperaturmesswerten der letzten 150 Jahre an
die mit verschiedensten Verfahren rekonstruierten
imaginären Temperaturverläufe der vergangenen
Jahrtausende.
Vor-Historische Temperaturschwankungen
Historische Temperaturschwankungen
Noch aus den Schulbüchern bekannt sind die 4 Eiszeiten aus der jüngeren Erdgeschichte. Zwischen 400.000
und 330.000, zwischen 300.000 und 240.000, zwischen 200.000 und 140.000 sowie zwischen 110.000
und 15.000 Jahren vor heute lag die durchschnittliche
Temperatur um bis zu 10° C unter dem heutigen Niveau.
In den dazwischen liegenden, zum Teil nur wenige
tausend Jahre andauernden Warmphasen stieg die
durchschnittliche Temperatur um bis zu 3° C über das
heutige Niveau. Aus der relativen Regelmäßigkeit der
Kalt- und Warmphasen leiten manche Klimaexperten das Zusteuern auf eine kommende Eiszeit ab. In
der Tat ist die gegenwärtige Warmphase mit einer Dauer von rund 12.000 Jahren eine schon sehr lange in
der Historie der Eiszeiten.
Relativ gut untersucht ist die Entwicklung des Klimas
seit dem Ende der letzten Eiszeit um etwa 10.000 v. Chr..
Aufgrund von Pollenanalysen aus dem mitteleuropäischen Raum lässt sich seit etwa 16.000 v. Chr. bis
etwa 9.500 v. Chr. ein deutlicher Anstieg der durchschnittlichen Temperatur von etwa 5°C auf etwa 14°C
rekonstruieren. Nach einem kurzen Rückfall liegt seit
etwa 8.000 v. Chr. die Durchschnittstemperatur relativ
stabil in einem schmalen Korridor zwischen 14°C und
16°C. Eine besonders warme Phase wurde dabei erreicht zwischen 6.000 und 5.000 v. Chr. und nochmals zwischen 4.000 v. Chr. und 3.500 v. Chr., als der
nordamerikanische Kontinent von den letzten eiszeitlichen Gletschern befreit wurde. In dieser Phase der
Erwärmung stieg der Meeresspiegel um rund 125 m
und dürfte zwischen 6.000 und 5.000 v. Chr. noch
etwa 1 Meter über dem heutigen Niveau gelegen haben. Dabei wird die globale Temperatur mehr als 2°C
über dem heutigen Niveau angenommen. Seither lassen
sich im mitteleuropäischen Klima wärmere und kältere Phasen feststellen. In den jeweils kälteren Phasen
lassen sich nicht nur im Alpenraum Gletschervorstöße
registrieren. In den wärmeren Phasen sind Rückzüge
von Gletschern festzustellen bei einem gleichzeitigen
tendenziellen Anstieg des Meeresspiegels.
Auch für die vergangenen rund 600 Millionen Jahre
lassen sich wärmere und kältere Perioden unterscheiden. Dabei waren in den wärmeren Phasen die Polkappen eisfrei. Erst seit etwa 55 Millionen Jahren befinden wir uns wieder in einem relativ kalten Zustand,
seit etwa 30 Millionen Jahren ist die Antarktis vereist,
beide Polkappen tragen erst seit etwa 2,8 Millionen
Jahren eine Eishaube.
Der Nachweis derartiger Schwankungen gestaltet sich
schwierig, da absolute Messungen punktuell erst seit
etwa 150 Jahren vorliegen. Erschwerend kommt hinzu, dass zwei Drittel der Erdoberfläche mit Wasser
bedeckt sind und damit lange Zeit keine Messungen
18
möglich waren. Selbst in heutiger Zeit gibt es flächendeckende Daten noch nicht einmal in Europa. Aussagekräftige Daten sind im europäischen Raum (lückenhaft) erst seit Anfang der 1980er Jahre zu erhalten.
Ein vernünftiges Netz aus Klimadaten ist in Deutschland erst seit Ende der 1940er Jahre verfügbar.
Interessant werden die Daten aus der mitteleuropäischen Pollenanalyse bei einem Vergleich mit klimatischen Informationen aus anderen Kontinenten. Im
Klimaoptimum zwischen 6.000 und 5.000 v. Chr. lag
die Südgrenze der Sahara um mehr als 500 km nach
Norden verschoben, d.h. der äquatoriale Regenwaldgürtel war entsprechend breiter als heute. Ähnliches
lässt sich auch für den asiatischen Raum und für
Südamerika nachweisen. Zeitgleich lassen sich massive
polare Gletscherrückschmelzungen feststellen.
Auch für die beiden jüngeren Klimaoptima um das Jahr
1.000 n. Chr. und um das Jahr 0 lassen sich in der Arktis
und Antarktis sowie wenigstens in den Wüstengebieten Afrikas ähnliche Phänomene belegen, die auf ein
deutlich höheres Temperaturniveau als heute schließen lassen. Insofern darf die mitteleuropäische Pollenanalyse zumindest in gewissen Grenzen als ein Gradmesser der globalen Temperatur angesehen werden.
Dieser Eindruck verstärkt sich, wenn man die Temperaturentwicklung mit historischen Daten vergleicht
(Abb.1). So wird in Ägypten das Alte Reich an der
Flussoase Nil gegründet, als die zentrale Sahara nach
einer Abkühlungsphase trockener wird. Es löst sich
auf, als sich in einer feuchteren Warmphase die Lebensbedingungen in der Sahara wieder verbessern.
Das Mittlere Reich in Ägypten geht zugrunde, als in
einer kühlen, trockenen Phase der gesamte kleinasiatische Raum von einer Welle der Völkerwanderung
erfasst wird und der Nil weniger Wasser führt. Dabei
verschwinden auch die großen Kulturen am Indus im
Norden Indiens. Im Jahr 212 v. Chr. gelingt Hannibal
der spektakuläre Zug mit 34 Elefanten über die Alpen.
Dabei konnte er ein noch milderes Klima als heute
nutzen. Dadurch verschob sich allerdings auch der
trockene Gürtel der Sahara nach Norden, seine Heimat Karthago an der afrikanischen Mittelmeerküste
konnte den notwendigen Nachschub nicht mehr leisten und seine Expedition war zum Scheitern verurteilt.
146 v. Chr. gelang Rom die Zerstörung Karthagos. Rom
selbst wurde während der folgenden Abkühlungsphase, welche die Völkerwanderung mit auslöste, in den
Jahrhunderten nach der Varusschlacht 9 n. Chr. von
den nach Süden strömenden Germanen überrannt.
Ab 800 n. Chr. beginnen die Wanderungen der polynesischen Völker im Südpazifik und ab 850 n. Chr. lässt
sich der Zerfall der Mayakultur im Süden Mexikos
nach einer Reihe von niederschlagsarmen Jahren
beobachten. Beide Ereignisse lassen sich noch der
endenden kühlen Phase zuordnen, die mit einer Reihe
von außergewöhnlich kalten Jahren zwischen 800
und 850 n. Chr. abschließt. Ab 850 n. Chr. wird eine
deutliche Phase der Erwärmung registriert, die in Europa durchaus etwas früher begonnen haben könnte.
In der Folge besiedeln die Wikinger ab 986 n. Chr. Grönland und Neufundland. Dieses klimatische Optimum
des aufstrebenden Hochmittelalters hat möglicherweise die Entwicklung der leichten und lichtdurchfluteten Gotischen Architektur ab 1140 n. Chr. beeinflusst.
Die folgende kleine Eiszeit wird als eine der Ursachen
für den Mongolensturm ab 1.241 n. Chr. aus den asiatischen Steppen heraus angesehen. In der Folge kommt
es zu den großen Pestepidemien in China und Europa
(1338/1340), als das Leben in die unhygienischen
Verhältnisse der Häuser hinein verlagert wird. Auch
der 30-jährige Krieg lässt sich im weiteren Sinne mit
einer weiteren Abkühlungsphase erklären, als Schweden seinen Einflussbereich vom kälter werdenden
Norden in den wärmeren Süden verlegte.
Die „Große Mandränke“ an der deutschen Nordseeküste von 1362 lässt sich aus einem Zusammenspiel
aus klimatischen und menschlichen Einflüssen erklären. In einer Phase tendenziell steigender Meeresspiegel kam es zu Geländesenkungen um über 1 Meter
durch Torfabbau. Vorhandene Deichanlagen konnten
aufgrund der vorausgegangenen tödlichen Pestepidemien nur noch unzureichend gepflegt und repariert
werden. So war es möglich, dass bei entsprechenden
extremen Flut- und Witterungsverhältnissen das
Meerwasser die Deiche über- und unterspülte und
dabei zehntausende von Toten forderte.
In den Jahren 1342 und 1350 werden sowohl am
Huang Ho in China als auch in den mitteleuropäischen Flusssystemen extreme Hochwässer registriert.
Dies ist zunächst ein Hinweis, dass abnormale klimatische Ereignisse auch überregional zusammenhängen
können. In Europa waren in dieser Zeit die Böden
durch Überweidung weitgehend vegetationslos und
der Anteil des wasserspeichernden Waldes war auf
unter 20% zurückgegangen. Diese durch die menschliche Nutzung verursachten beschleunigten Abflüsse
können die Wirkung dieser Hochwässer weiter verstärkt haben.
Die jüngere Entwicklung der menschlichen Kulturen
vollzog sich offensichtlich immer in einem mehr oder
weniger engen Zusammenhang mit dem jeweiligen
Klima. Dabei ist der Mensch seit wenigstens 700 Jahren in der Lage, regionale Auswirkungen von extremen Klimaereignissen ungünstig zu verstärken. In empfindlichen Gebieten konnte die Nutzung des Menschen
auch nachhaltige klimatische Veränderungen hin zu
einem trocken-heißen Regime dauerhaft fixieren. Das
war mit der Abholzung der legendären Zedern-Wälder
im Libanon ab 2.400 v. Chr. bis zur Zeitenwende zu
beobachten oder aber parallel bei der Entwaldung der
Iberischen Halbinsel ab etwa 1500 n. Chr..
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
19
Abb. 1: Veränderung der Durchschnittstemperatur in Mitteleuropa (nach Reichholf, 2007, verändert)
20
Ursachen des Klimawandels
Die Gründe für diese z.T. erheblichen Klimaschwankungen sind nicht restlos geklärt. Die Schwankung der
Strahlungsintensität der Sonne ist vermutlich ein ausschlaggebender Faktor für die Temperaturschwankungen. In Zeiträumen von Millionen von Jahren gewinnen auch tektonische Hebungen und daraus folgende
Vereisung von hohen Gipfeln an Bedeutung. Darüber
hinaus werden Schwankungen der Erdachse, vulkanische Tätigkeit mit dem Ausstoß von Partikeln und
Gasen und Veränderungen in den Strömungsgefügen
der Meere für klimatische Schwankungen verantwortlich gemacht. Selbst kosmische Ereignisse wie Meteoriteneinschläge z.B. im Nördlinger Ries vor 14 Millionen
Jahren oder die Wechselwirkungen zu Himmelskörpern
wie Kometen können Einfluss auf das klimatische
Geschehen nehmen.
Erst in einer jüngeren Zeit ab 1850 deutet sich ein
Zusammenhang zwischen Treibhausgasen und einer
Klimaerwärmung an. Seit spätestens 1970 wird der
anthropogene Faktor als unübersehbar eingestuft.
Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf dem natürlicherweise in der Atmosphäre vorkommenden Gas
Kohlendioxid. Eiskernbohrungen zeigen einen relativ
engen Zusammenhang zwischen der Konzentration
von CO2 und der Durchschnittstemperatur in den letzten Jahrtausenden. Parallel zur CO2-Konzentration
steigt auch aktuell die Oberflächentemperatur der
Erde. Rund 28.130 Mio. to CO2 entstehen 2007 aus
dem Umsetzen von fossilen Brennstoffen insbesondere
zu industriellen Zwecken. 2006 hat China die USA im
CO2-Ausstoß überholt. 4 % des weltweiten Ausstoßes
an CO2 lassen sich auf die Produktion von ZementKlinkern als größte CO2-Quelle zurückführen:
9 % des CO2-Ausstoßes in China entfällt wegen der
Bautätigkeit auf die Produktion von Zement-Klinkern.
Zusätzlich belastet wird die CO2-Bilanz durch die Auf-
lösung der CO2-Senken. 20 Mio. ha Regenwald gehen
jährlich für die Produktion von Rindern, Mais und
Sojabohnen oder Palmöl in Lateinamerika, in Afrika
und in Asien durch Abbrennen und Roden verloren.
Dabei wird das Rindfleisch größtenteils in die Industrieländer exportiert, Mais und Soja wird ebenfalls als
Futter an die Viehbestände der Industrieländer ausgeführt. Palmöl wird in den Industrieländern als „alternativer“ Brennstoff verfeuert. Dadurch werden 2007
nochmals 17.700 Mio. to CO2 in die Atmosphäre entlassen (Abb. 2). Von diesem summierten CO2-Ausstoß
können nur etwa 30.000 Mio. to CO2 in der Biomasse
der Vegetation festgelegt werden, so dass jährlich eine
Rate von ca. 15.000 Mio. to CO2 in der Atmosphäre
angereichert wird. Derzeit erhält die Reduzierung dieser Rate die oberste Priorität.
Neben CO2 bieten aber auch Stickoxide und Methan
ebenfalls ein mindestens ebenso großes Potential für
den Treibhauseffekt. Stickoxide entstehen u.a. bei der
Verbrennung in Motoren. Methan entsteht bei der
Reiserzeugung und bei der Rinderzucht. Die Wirkungen und Wechselwirkungen von Stickoxiden und
Methan sind im Vergleich zu CO2 noch weitgehend
unerforscht.
Durch den Temperaturanstieg wird in der Atmosphäre
mehr Wasser aufgenommen und für Niederschläge zur
Verfügung gestellt. Die dadurch erhöhte Wolkenbildung
wird einerseits mehr Sonnenstrahlung in den Weltraum
zurückspiegeln, andererseits aber die auf der Erdoberfläche vorhandene Wärme aufnehmen, speichern und
wieder zur Erdoberfläche abstrahlen. Die Komplexität
des weltweiten Klimasystems ist bisher noch lange
nicht vollständig verstanden. Inwieweit die einfließenden und z.T. noch nicht einmal bekannten Faktoren sich
selbst verstärken oder ab wann sie sich möglicherweise
gegenseitig schwächen, kann von den Klimaforschungszentren bestenfalls vermutet werden.
Abb. 2: CO2 – Ausstoß in 2007 durch fossile Brennstoffe (Quelle: BP, 2007, verändert)
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
21
Hinweise für die Praxis
Aus den klimatischen Rekonstruktionen der Vergangenheit lässt sich in groben Zügen ableiten, dass in
Kaltzeiten die bisherigen klimatischen Zonen in Richtung Äquator wandern, d.h. der Regenwaldgürtel wird
entsprechend schmaler, die polaren Gletscher werden
größer und die Niederschlagstätigkeit nimmt ab. In
Warmzeiten wandern die bisherigen klimatischen
Zonen in Richtung der Pole, d.h. der Regenwaldgürtel
wird breiter, die polaren Gletscher schmelzen zurück
und die Niederschlagstätigkeit nimmt zu. Derzeit
lassen sich am Südrand der Sahara durch die Nordverschiebung der Monsunzone wieder mehr Niederschläge messen. In Nord-Afrika ließ sich zwischen
den kältesten Phasen der Eiszeit und den wärmsten
Phasen des Holozän eine Klimaverschiebung in einer
Größenordnung von annähernd 1000 km bei einem geschätzten globalen Temperaturunterschied von ca. 12°C
feststellen.
In Mitteleuropa dürfen wir bei einer weiteren Erderwärmung mit einem Klima aus dem heutigen NordItalien rechnen. Süd-Italien und Süd-Spanien werden
in den Einflussbereich der heutigen Sahara geraten. In
Indien und China werden große Bereiche der Trockengebiete und Wüsten in den Genuss des Monsunregens
kommen, im Norden Sibiriens und Kanadas wird der
Perma-Frost-Boden tauen und die Waldgrenze nach
Norden wandern. Überschlägig abgeschätzt bringt die
Erwärmung von 1°C die Vegetationszonen um 100 km
nach Norden und um 100 m im Bergland nach oben.
Insbesondere durch die spezifische Ausdehnung, aber
auch durch Schmelzvorgänge steigt damit der Meeresspiegel um knapp 1 m. Diese grobe Abschätzung wird
jedoch in erheblichem Maße durch kleinklimatische
Faktoren wie die Geländemorphologie beeinflusst und
kann somit regional höchst unterschiedlich ausfallen.
Für Würzburg liegen Klimadaten seit 1947 vor (Abb. 3).
Die Daten aus 60 Jahren bis 2007 entsprechen immerhin annähernd dem Erinnerungsvermögen eines Menschenlebens, obwohl sie klimageschichtlich als zu
wenig aussagekräftig anzusehen sind. Trotzdem lassen
sich gewisse Tendenzen feststellen.
Von den 50er Jahren bis in die 80er Jahre hinein sank
die durchschnittliche Temperatur leicht um 0,4°C auf
9,0°C. In den 90er und 2000er Jahren steigt die durchschnittliche Temperatur markant um 1,4 °C auf 10,4°C.
Zwischen den 50er und 90er Jahren pendeln die Niederschläge um 560 mm / Jahr. Erst in der letzten Dekade in den 2000er Jahren steigt der Niederschlag
markant um 100 mm / Jahr.
22
Parallel zu den Eckdaten Durchschnittstemperatur
und Jahresniederschlag lässt sich eine deutliche Zunahme der Starkniederschläge in der letzten Dekade
und eine Abnahme der extremen Tiefstwerte in den
letzten 2 Dekaden feststellen (Abb. 4). Bei den extremen Höchstwerten lässt sich bislang keine Verbindung mit der Durchschnittstemperatur und den Jahresniederschlägen feststellen. Interessanterweise
lassen sich die meisten Trockenperioden mit mehr als
3 Wochen ohne Niederschlag tendenziell eher den
kühleren und trockeneren Dekaden zuordnen (Abb. 5).
Aus den Beobachtungen der letzten 60 Jahre dürfen
wir in Würzburg bei einer weiteren Klimaerwärmung
mit Veränderungen rechnen, die im weiteren Sinne
dem Klima einer norditalienischen Stadt entsprechen.
Nördlich der Wetterscheide Alpen dürften kalte Winter
weiterhin stattfinden, allerdings nicht mehr so häufig
und nicht mehr lange andauernd. Die absoluten Extreme zwischen -20°C und +35°C werden sich kaum
verschieben. Wärmere Perioden im Sommer sind häufiger zu erwarten. Die jahreszeitliche Verteilung der
Niederschläge dürfte sich Norditalien annähern mit
vergleichsweise wenigen Niederschlägen im Frühsommer und Sommer und hohen Niederschlagsraten
im Herbst und Winter. Allerdings ist anzunehmen,
dass sich die absolute Niederschlagsmenge gegenüber
dem aktuellen Niveau in Würzburg und noch deutlicher vom Niveau Norditaliens nach oben abheben
wird. Somit würden sich die aktuellen Frühjahrs- und
Sommerniederschläge kaum verändern, wohl aber die
höher zu erwartenden Herbst- und Winterniederschläge (Abb. 6). Gleichzeitig ist mit einer höheren
Neigung zu Starkniederschlägen zu rechnen.
Mitteleuropa wird zunächst von der sich abzeichnenden Klimaveränderung profitieren: die Lebensweise des
nord-mediterranen Raumes übt seit je her eine magische Anziehungskraft auf den Deutschen aus – diese
wird man nun zuhause hautnah erleben können.
Mediterrane Arten der Flora und Fauna werden bei uns
heimisch, bisher einheimische Arten werden nach
Norden abwandern. Es ist in gewissen Grenzen ein
Artenaustausch zu erwarten, der nicht zwangsläufig
zur Artenarmut führen muss, sondern u.U. sogar zu
einer höheren Artenvielfalt beitragen kann. Den Umgang mit den „Neubürgern“, auch mit den sog. Schädlingen, können wir uns von unseren südlichen Nachbarn abschauen.
Die Gefahren des Klimawandels werden in Mitteleuropa zunächst in Hochwässern aus den unregelmäßigen
Starkniederschlägen gesehen. Damit einher geht die
Angst vor zerstörerischen Sturmereignissen. Ein Mehr
an Regen entsteht, weil die wärmere Atmosphäre
mehr Wasser zum Transport aufnehmen kann.
Abb. 3: Klimadiagramm für Würzburg (Datengrundlage: www.wetter-online.de)
Abb. 4: Starkniederschläge in Würzburg 1947 bis 2007 (Datengrundlage: www.wetter-online.de)
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
23
Abb. 5: Trockenperioden in Würzburg 1947 bis 2007 (Datengrundlage: www.wetter-online.de)
Abb. 6: Mögliches Klimadiagramm für Würzburg am Beispiel einer norditalienischen Stadt, jedoch Niederschläge
zzgl. 20 % entsprechend 660 mm; (Datengrundlage: www.wetter-online.de)
24
Gleichzeitig wird die Atmosphäre energiereicher. Über
trockenem Festland aber insbesondere auch über
versiegelten Flächen wird die Luft leichter erwärmt
und steigt auf – ein Tiefdruckgebiet entsteht. Das
kann lokal über einem Stadtgebiet, aber auch über
einem ganzen Kontinent wirksam werden. Dabei wird
die feuchte Umgebungsluft mit angesaugt. Sie steigt
auf, kühlt dabei ab, das enthaltene Wasser kondensiert und regnet aus. Je größer die Temperaturunterschiede und der Luftdruckunterschied, desto heftiger
fallen die entstehenden Winde und die Niederschläge
aus. Tatsächlich liegen die Temperaturen trockener
versiegelter Stadtgebiete im Durchschnitt um etwa
3°C, in Extremfällen bis zu 10°C über denen des Umlandes. Dafür fällt um bis zu 10 % mehr Niederschlag
als im benachbarten Umland. Zudem sind Stadtgebiete
häufiger von extremen Witterungsereignissen wie
Starkregen oder Hagelschlag betroffen. Noch extremer
gestalten sich diese Gegensätze in kontinentalen
Wüstengebieten. Hier werden Bodentemperaturen
von 60°C oder 70°C möglich, wohingegen bei entsprechender Verdunstung in Meeresnähe 40 °C kaum
überschritten werden.
Ziel muss es also sein, die Temperatur- und Luftdruckgegensätze insbesondere durch Verdunstung zu minimieren. Viele kleinklimatische Verbesserungen ermöglichen einen Einfluss auf das regionale Klima.
Damit werden die negativen Auswirkungen des Klimawandels zwar nicht beherrschbar, wohl aber können
die extremen Spitzen der Auswirkungen gebrochen
werden. Der Transpiration durch Pflanzen kommt bei
der Kühlung durch Verdunstung eine besondere Bedeutung zu. Das Regenwasser aus dem Überschuss
des Winterhalbjahres darf also keinesfalls direkt in
den Abfluss gelangen, sondern muss zurückgehalten
und den Pflanzen zur Verfügung gestellt werden. Neben dem klassischen Klimaretter Wald bieten auch
unsere versiegelten Flächen ein hohes Potenzial:
Dachbegrünungen, Fassadenbegrünungen und Versickerungen bei versiegelten Verkehrsflächen oder aber
die Regenwasserbewirtschaftung aus Zisternen sind
so gut wie überall möglich. Mit diesen Maßnahmen
ließen sich die klimatisch wirksamen Verhältnisse auf
den extrem problematischen versiegelten 15 % der
Bundesrepublik gegenüber der Leistungsfähigkeit der
vorindustriellen anthropogenen Kulturlandschaft
sogar noch verbessern, d.h. der direkte Abfluss in die
Vorflut würde noch geringfügig verringert und die
Grundwasseranreicherung und damit die Verfügbarkeit in den Sommermonaten würde deutlich erhöht.
Die Verantwortung wird gerne auf die Stadtplaner
abgewälzt, die ausreichende Grünzüge in bzw. neben
den neuen Siedlungen zur Verfügung stellen sollen. In
der Tat ist das Klimamanagement über die Verdunstung von Wasser durch Pflanzen ein ureigenes Thema
der Grünplanung und des Bauens mit Grün im
Bestand. Nebenbei binden diese Pflanzen auch
noch überschüssiges CO2.
Dieses Potenzial besiedelter Gebiete ist öffentlich
noch wenig akzeptiert und die Umsetzung steht noch
weit hinter den Möglichkeiten zurück. Leider werden
diese Möglichkeiten auch im „Klimaprogramm Bayern
2020“ der Bayerischen Staatsregierung ignoriert.
Kritische Bemerkungen
Die weitere Entwicklung des Klimawandels kann für
die mitteleuropäischen Regionen durchaus Vorteile
bewirken. Andere Regionen müssen jedoch massive
Nachteile in Kauf nehmen. Der nordafrikanische Bereich wird mit weiter zunehmender Trockenheit
umgehen müssen. Durch die weiter zunehmenden
Wassertemperaturen ist mit einer Zunahme der
Hurricanetätigkeit in Mittelamerika, aber auch in Asien
zu rechnen. Die dadurch ausgelösten Verschlechterungen in den Lebensbedingungen können im Zusammenhang mit einem weiteren Meeresspiegelanstieg
zu größeren Migrationsbewegungen, insbesondere aus
den großen Metropolen Asiens, führen. Einen Vorgeschmack bieten die immer wieder vor den südeuropäischen Küsten auftauchenden Flüchtlingsboote aus
dem Norden Afrikas.
Erschwerend kommt hinzu, dass viele klimatische
Extremereignisse durch menschliches Handeln noch
verschärft werden. So führt die Überbauung von Flussauen zwangsweise zu Überschwemmungsschäden an
den darin stehenden Gebäuden, so führt der Leichtbau
diverser Gebäude zwangsläufig zum Einsturz, wenn
beispielsweise nach 20 oder 30 Jahren wieder einmal
ein schneereicher Winter auftritt, so führt ein vegetationsfreier Boden bei starken Regenereignissen zwangsläufig zur Erosion des Oberbodens und verhindert damit die Wiederansiedlung einer Vegetationsschicht
und so führt die Versiegelung von Böden und die
schnelle Ableitung des Regenwassers unweigerlich
zur Überschwemmung am Unterlauf der Vorflut, um
nur einige Beispiele zu nennen.
Eine nachhaltige Nutzung der globalen Kulturlandschaft setzt somit nicht nur die Berücksichtung der
Verhältnisse der letzten 10 oder 20 Jahre voraus, sondern sollte die Verhältnisse von hunderten von Jahren
berücksichtigen. Die Kenntnisse und technischen
Möglichkeiten dazu sind heute vorhanden – besser als
zu irgendeiner Zeit zuvor. Inwieweit allerdings der
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
25
aktuelle Klimawandel dem letzten vor 1000 Jahren
entspricht oder noch übertreffen wird, kann man nur
vermuten. Selbst wenn es tatsächlich gelingen sollte,
alle geforderten Klimaziele des CO2-Ausstoßes einzuhalten, bleibt die Unsicherheit des natürlichen Faktors
des Klimawandels mit vielleicht ungeahnten Folgen
zu berücksichtigen.
Grundsätzlich müssen wir uns bei allem Tun der Verantwortung für die folgenden Generationen stellen.
Die Einstellung, nichts ändern zu können ist ebenso
wenig hilfreich, wie die Einstellung, nichts ändern zu
wollen, weil es die anderen ja auch nicht tun. Deshalb
sollten wir aufgrund des Klimawandels weder in Panik
verfallen, noch den Kopf in den Sand stecken, sondern
heute einfach noch „ein Apfelbäumchen pflanzen“.
Literatur
Eppel, J.; Beischl, H.; Kendzia, N. (2007): Klima im Wandel Landschaftsgärtner sorgen für eine bessere Zukunft –
Merkblatt, 2007,
Hrsg: LWG Veitshöchheim, Abt. Landespflege
BP Statistical Review of Energy 2007, BP, Juni 2007, unter
www.bp.com – 09.01.2008
Blümel, Wolf Dieter (2002): 20.000 Jahre Klimawandel und
Kulturgeschichte - von der Eiszeit in die Gegenwart in: Wechselwirkungen – Zeitschrift der Universität Stuttgart, S. 2–9
Häckel, Hans (1985): Meteorologie – Ulmer Verlag, Stuttgart
Kehl, H., Rekonstruktionen der mittleren Temperatur auf
der Nordhalbkugel in den vergangenen 1000 und 2000
Jahren; Erläuterungen zur Vorlesung TWK an der TU Berlin,
Institut für Ökologie unter:
www2.tu-berlin.de/~kehl/project/lv-twk/002-holozaen2000jahre.htm – 16.01.2008
Helmut Rausch
LWG Veitshöchheim
Milieu en Natuur Planbureau (Netherlands environmental
Assessment Agency): China now no.1 in CO2 emissions ;
USA in second position (20.06.2007),
Dossier unter: www. mnp.nl – 09.01.2008
Negendank, Jörg F.W., Geoforschungszentrum Potsdam:
Klima im Wandel: Die Geschichte des Klimas aus geobiowissenschaftlichen Archiven, Dossier unter:
www.gfz-potsdam.de/bib/pub/schule/neg_kiw_0209.pdf –
16.01.2008
Reichholf, Josef (4/2007): Eine kurze Naturgeschichte des
letzten Jahrtausends – S. Fischer Verlag, Frankfurt
www.wetter-online.de
Der Referent
Helmut Rausch, Diplom-Ingenieur, Landschaftsarchitekt BDLA
Nach dem Studium der Landschaftsarchitektur an der Technischen Universität München
von 1988 bis 1992 war Helmut Rausch nahezu 2 Jahre in einem Landschaftsarchitekturbüro in Schwabach bei Nürnberg tätig. Dort bearbeitete er verschiedenste Projekte in
der Objekt- und Landschaftsplanung vom Hausgarten bis zum Golfplatz. Seit 1994 ist er
in der Abteilung Landespflege an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau beschäftigt. Technik des Grünflächenbaus, Vermessungstechnik und CAD sowie
die Semesterleitung der Internetfachschule umfassen die Tätigkeiten für die Staatl. Fachund Technikerschule für Agrarwirtschaft. Mit dem Schwerpunkt Regenwassermanagement in praktischen Anwendungsbeispielen ist er im Versuchswesen im Sachgebiet
Pflanzenverwendung und Freiraumplanung eingebunden. Durch die Planung der jeweiligen Beiträge für Messen und Ausstellungen trägt er die Abteilung Landespflege nach
außen. Helmut Rausch ist Mitglied im Meisterprüfungsausschuss Garten- und Landschaftsbau und seit 1998 in der Bayerischen Architektenkammer eingetragen.
26
Akademie Landschaftsbau Weihenstephan
Seminare
• Baustellenorganisation
• Betriebswirtschaft
• Grünflächenpflege /-unterhalt
• Landschaftsbau / Praxis
• Landschaftsbau / Technik
• Marketing
• Recht
• Vegetationstechnik
GaLaBau
Fortbildung
• Bauleiter im Landschaftsbau
• Betriebswirt Landschaftsbau Weihenstephan
• Qualifizierung zum Schwimmteichbauer
• Qualifizierung zum Grünflächenpfleger
• Qualifizierter Baumkontrolleur
• Vorarbeiter im Landschaftsbau
vermitteln.wissen.vertiefen.
www.akademie-landschaftsbau.de
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
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Klimawandel: Prima Handel!
Ist der GaLaBau richtig aufgestellt?
Hans Beischl
Zusammenfassung
Der vom Menschen verursachte Treibhauseffekt
wird von Wissenschaftlern weltweit und seit
Jahren kontrovers diskutiert. In letzter Zeit sind
sie sich allerdings einig, dass der Mensch zu
60 % dafür verantwortlich gemacht werden
kann. Der rasant zunehmende Energiebedarf
(fossile Energieträger: Öl, Gas, Kohle) hat den
schädlichen Treibhauseffekt verschärft. Im neuen
Zuteilungsplan der EU werden sogenannte
Verschmutzungsrechte vergeben. Der Emissionshandel ist im vollen Gange. Wenn auch in der
internationalen Politik die Bereitschaft zunimmt,
den Ausstoß an Treibhausgasen in Zukunft zu
begrenzen, wachsen derzeit die klimaschädlichen
Emissionen schneller denn je. Um 2,9 % pro
Jahr nahm die Freisetzung des wichtigsten
Treibhausgases Kohlendoxid (CO2) seit 2000 zu.
In den 90er Jahren waren es noch 0,7 %. Unbestritten ist, dass trotz aller Bemühungen die
Erwärmung unserer Erde voranschreitet. Dass
der Klimawandel nicht erst in Zukunft droht, ist
längst Realität. Er kommt langsam und auf leisen Sohlen. Und das macht ihn so unberechenbar und gefährlich. Spitzenhochwässer, Hangrutschungen, Sturmschäden und extrem heiße
Sommer beunruhigten uns in unseren gemäßigten Zonen schon einige Male. „Weit weg!“ sagen die einen. „Uns hat es erwischt; warum
tut denn keiner was?“ rufen die anderen. Der
Garten- und Landschaftsbau setzt sich seit jeher
mit Fragen der Umwelt und dem Gestalten von
„Lebensräumen“ auseinander. Aufgrund seiner
ökologischen Ausrichtung kann er gut gewappnet in die Zukunft schauen. Der Landschaftsgärtner weiß, dass er seine Aufträge im Regelfall
aktiv – und angesichts der milden Winter über
12 Monate - zu akquirieren hat. Er muss ständig am Ball bleiben und gute Verkaufsargumente
parat halten. Ökologisches Grundwissen, gut
verpackt, erleichtert ihm den Zugang zum Kunden. Darüber hinaus wird allerdings vorausgesetzt, dass er sich vorbildlich am aktuellen Umweltleitfaden unseres Fachverbandes orientiert.
Bild 1: „Wir haben nur die eine!“ Globalisierung
geht uns alle an!
Bringt der Klimawandel
auch Bewusstseinswandel?
Als zu Beginn der siebziger Jahre der Club of Rome
seine Studie über „Die Grenzen des Wachstums“ vorlegte, erregte dies großes Aufsehen. Die Weltwirtschaft wuchs indes unverdrossen weiter. Mit der Globalisierung wurde ein Wachstum erreicht, das anscheinend keine Grenzen zu kennen scheint.
Nunmehr aber hat sich die Lage dramatisch verändert.
Die Grundidee des Club of Rome, wonach wir in einem
endlichen globalen Ökosystem leben und wirtschaften, dessen Ressourcen und Belastbarkeiten erschöpfbar sind, ist heute zur konkreten Herausforderung
geworden. Mit dem Aufkommen der Ökobewegung in
den achtziger Jahren wurde auch die bereits damals
festgestellte Erderwärmung als potenzielle Klimakatastrophe wahrgenommen. Mittlerweile sind sogar die
Politiker aufgestanden und haben Gegenmaßnahmen
gefordert, um das Drama noch abwenden zu können.
Die internationalen Klimaforscher und ihre Langzeituntersuchungen, aber auch die Computersimulationen sprechen eindeutig dafür, dass sich das Klima
schneller wandeln wird, als es je in der Menschheitsgeschichte geschah. Es vergeht kaum mehr ein Tag,
an dem nicht in den Nachrichten das Thema „Klimawandel“ vorkommt. Wie wirkt sich der Treibhauseffekt
bei uns konkret aus? Kommen auf uns mehr Sintfluten, bzw. Dauerdürren zu? Reagieren wir rechtzeitig
und richtig? Keiner soll einmal sagen, er hätte nichts
gewusst.
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
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Europa muss Vorbild für weniger CO2-Ausstoß und
Deutschland muss zum Musterknaben für erneuerbare
Energien werden.
Treibhausgase und weltweite Entwicklung
Alle wollen Beweise. Um einen weltweiten Temperaturanstieg auf Grund des Treibhauseffektes endgültig
beweisen zu können, müsste man die „Was wäre,
wenn ...Frage“ stellen und untersuchen, bzw. vergleichen, wie eine weltweite Temperaturentwicklung a)
ohne den zusätzlichen Ausstoß von CO2 und b) mit
dem zusätzlichen Ausstoß von CO2 verläuft. Leider
können wir nur zum Fall b) Erkenntnisse gewinnen.
Die Risiken bestehen letztlich darin, dass der in Gang
gesetzte Klimaänderungsprozess, der vom Menschen
angestoßen wurde, nicht mehr rückgängig gemacht
werden kann. Das in der Atmosphäre enthaltene zusätzliche CO2 kann nicht wieder herausgefiltert werden. Zu den wichtigsten Treibhausgasen gehören
Wasserdampf (H2O), Kohlendioxid (CO2), Methan
(CH4), Distickstoffoxid (N2O). Hinzu kommen Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) und andere Kohlenwasserstoffe. Die weltweiten CO2-Emissionen betragen mittlerweile ca. 25 Milliarden Tonnen pro Jahr.
Pro Kopf liegen sie in den USA bei 20 Tonnen pro Jahr,
in Deutschland bei 14 Tonnen pro Jahr und in den
Entwicklungsländern bei 0,5-3,0 Tonnen pro Jahr.
Man kann sich lebhaft vorstellen, wie sich die jeweiligen Staatenvertreter den „Schwarzen Peter“ zuschieben. Berichte über die turbulenten Verhandlungen bei
der letzten Weltklimakonferenz von Bali zeugen von
den verzweifelten Versuchen, möglichst alle Industrie-, als auch Schwellen- und Entwicklungsländer ins
Boot zu holen.
Treibhausgase und ihre Folgen
Die Szenarien der Gelehrten aller Fakultäten und Nationen stimmen überein: Der Globus überhitzt, weil
Kohlendioxid aus 800 Millionen Auspuffrohren quillt,
weil Kraftwerke weltweit weiter Milliarden Tonnen
von Treibhausgasen in die Atmosphäre blasen und
weil stündlich über tausend Hektar Regenwald abgefackelt werden. Die Verursacherliste lässt sich dabei
noch beliebig lang erweitern. In den Schulbüchern
stand bisher immer, dass die Luft 0,03 % Kohlenstoff
enthält. Das stimmt schon lange nicht mehr.
Mittlerweile sind es 0,04 %. So winzig auch der Unterschied klingen mag, er hat gewaltige Auswirkungen
auf die Atmosphäre, diese dünne Schutzschicht, die
das Leben auf der Erde erst möglich macht. Und es
gibt bekanntlich nur diesen einen Planeten, der so
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Bild 2: Internationale Klimaforscher und Computersimulationen sind sich einig: Der Treibhauseffekt nimmt zu. Er ist das langsam anwachsende
Produkt zahlreicher Umweltfaktoren. Solche
Dreckschleudern sind maßgeblich beteiligt.
ausgestattet ist. Wird der Ausstoß von Treibhausgasen
nicht verringert, erwarten Experten bis zum Jahr 2050
einen Temperaturanstieg von durchschnittlich 2 Grad.
Urbanisierung und Flächenverbrauch
Der technische Fortschritt, d.h. der Wandel von der
Agrar- zur Industriegesellschaft erlaubt es den Menschen, in immer größer werdenden Städten zu leben.
Die Folgen sind das Anwachsen von Megametropolen
mit entsprechenden Industrieregionen und dem damit
einhergehenden Flächenverbrauch. Dabei sind Ursache und Wirkung eng mit einander verknüpft. Mehr
Menschen brauchen mehr Arbeitsplätze, Siedlungsund Verkehrsflächen. Auch bei uns werden immer
mehr Flächen versiegelt und verbaut. Der Flächenverbrauch des Freistaates Bayern beträgt über 15 ha pro
Tag. Diese Fläche fehlt im ökologischen Naturhaushalt. Wer mit offenen Augen durch die Landschaft
geht, kann diese Entwicklung persönlich nicht mehr
leugnen. Weltweit schreitet die Vernichtung intakter
Ökosysteme in noch größerem Maßstab weiter voran.
Laut Schutzgemeinschaft Deutscher Wald werden
weltweit jährlich noch immer 15 Millionen Hektar
Wald durch Rodung zerstört.
Energiehunger und Wohlstand
Seit Menschen diese Erde bevölkern, ist wachsender
Wohlstand ihr Ziel. Dieser zunehmende Wohlstand
heißt auch steigender Energieverbrauch. Der Energie-
Mit Emissionen handeln
Das wichtigste „Kyoto-Instrument“ zur Reduktion von
CO2-Emissonen ist der Emissionshandel. Der Handel
mit CO2-Emissionen hat in der EU vor drei Jahren begonnen. Mit den EU-Emissionsrechten ist es einem
Unternehmen in einem EU-Mitgliedsstaat erlaubt, pro
Zertifikat eine Tonne CO2 oder andere in CO2-Äquvalente umgerechnete Treibhausgase zu emittieren.
Übersteigt die emittierte Menge an Treibhausgasen
das über die Zuteilung abgedeckte Volumen, müssen
zusätzliche Berechtigungen hinzugekauft werden. Der
Handel mit Emissionsrechten erfolgt über Energiebörsen. Die WM 2006 wurde z. B. „klimaneutral“ durchgeführt. Experten haben berechnet, dass sie 100 00 to
CO2-Ausstoß verursachen würde. Die nicht vermeidbaren Emissionen wurden durch die Finanzierung von
Klimaschutzprojekten neutralisiert. So wurde z. B. auf
einer Zitrus-Farm in Südafrika die Kohle- auf Biomassefeuerung umgestellt. Für den Klimaschutz sei es
irrelevant, an welchem Ort die Treibhausgase vermieden
werden können. Emissionen in Deutschland können
durch die Finanzierung zusätzlicher Schutzmaßnahmen in Entwicklungs- und Schwellenländern neutralisiert werden.
Bild 2: In Anbetracht der Globalisierung erhöht
sich der Energiehunger weltweit.
hunger der Menschheit ist im letzten Jahrhundert
enorm gewachsen. Er hat das „Raumschiff Erde“ auf
eine Weise verändert, die in der Geschichte ohne
Beispiel ist. Seit Jahrzehnten gehen vor allem die Bewohner der westlichen Welt ziemlich sorglos und
verschwenderisch mit den Ressourcen um. Und das,
obwohl Umweltschutz keine Fremdwort mehr ist und
obwohl die Energiekosten dramatisch steigen. Gegenwärtig leben 6,5 Milliarden Menschen auf der Erde. Im
Jahr 2030 werden es 8,2 Milliarden sein. Die OECD
schätzt , dass die Menschheit 53 Prozent mehr Energie als heute brauchen wird. Der Strombedarf wird
sich verdoppeln. Ganz zu schweigen von der Zunahme
des Auto- und Flugverkehrs!
Kosten des Klimawandels
Die Hochwasser in Europa verursachten seit 1998
einen versicherten wirtschaftlichen Schaden von
25 Milliarden Euro. Kosten, die sicher mit dem Klimawandel aller Wahrscheinlichkeit nach in den kommenden Jahren noch steigern werden. Die Simulationen der Intergovernmental Panel on Climate Change
(IPCC = Weltklimarat) zeigen, dass für Europa die Gefahr von Überschwemmungen als Folge starker langanhaltender Niederschläge anwachsen wird. Häufigere
Stürme werden an den Küsten die Zahl der Sturmfluten erhöhen. Im Jahr 2004 hat die EU europaweite
Rechtsvorschriften für das Hochwasserrisikomanagement gefordert. Neben dem Errichten, bzw. Erhöhen
von Dämmen und Deichen, werden großräumige Wasserauffanggebiete eingerichtet. Nichtstun ist letztlich
teuerer als sofortiges Handeln. Sollten Präventivmaßnahmen nicht greifen, so haben Forscher berechnet,
könnte bis zum Jahr 2100 der Temperaturanstieg der
Erde im Mittel um 6,4 Grad steigen und das Meer um
59 Zentimeter anschwellen. Der britische Ökonom
Sir Nicholas Stern beziffert den Schaden der globalen
Erwärmung. Er hat die komplexen physikalischen
Prozesse in eine Einheit umgerechnet, mit der die
Menschen täglich umgehen: Geld. Um die Schäden
des Klimawandels beseitigen zu können, werden
seiner Hochrechnung nach 5,5 Billionen Euro von
Nöten sein.
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
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Die Folgen des Klimawandels werden wie folgt
genannt:
„Wir sind das Klima“:
Sind wir uns dessen bewusst?
Mediterrane Verhältnisse in Deutschland
Umweltschutz ist eine persönliche und unternehmerische Herausforderung. Dazu gehören eine Riesenliste
von Klimaschutztipps, die es Tag für Tag einzuhalten
gilt. Außer der Feinstaubdiskussion der letzten Monate
steht 18 Jahre nach der Wende eine akute Schadstoffbelastung in unseren Städten nicht zur Debatte.
Weil es von entscheidender Bedeutung ist, die Belange
der Umwelt mit unserem modernen Leben in Einklang zu bringen, hat die Wirtschaft industrielle Lösungen umgesetzt, um die Anforderungen von Staat
und Kommunen zu erfüllen. Moralpredigten sind fehl
am Platze, aber eines ist sicher: Der Klimawandel findet auch bei uns statt! Ohne in Hysterie zu verfallen,
müssen wir unser Bewusstsein schärfen und unser
Verhalten ändern. In welcher Weise nehmen wir jeden Tag die klimatischen Erscheinungen in unserem
Umfeld? Meist doch nur am Rande, da wir uns mehr
oder weniger vorm Wetter schützen können. Ohne
groß nachzudenken, suchen wir angenehme Plätze,
Parks oder Promenaden auf. Wir meiden unwirtliche
Häuserschluchten und zugige Gegenden. Das Stadt-,
bzw. das Geländeklima und das Mikroklima empfinden
wir je nachdem als mehr oder weniger angenehm.
Wer sitzt nicht lieber im kühlen Schatten eines Biergartens als auf einer brütend heißen Asphalt- oder
Pflasterfläche? In unserem Lebens- bzw. Arbeitsraum
versuchen wir, das Mikroklima so ansprechend und
reizvoll wie möglich zu gestalten. Pflanzen spielen in
jedem Falle eine zentrale Rolle. Ein begrüntes Büro,
ein bepflanzter Balkon oder eine grüne Terrasse schaffen dem Menschen eine „angenehme Atmosphäre“
wie ein kreativ gestalteter Garten, eine Allee oder ein
Park. Die Wohlfahrtswirkungen von Grün werden gar
nicht mehr bewusst wahrgenommen. Sie sind bei uns
selbstverständlich geworden. Die grüne Branche ist
aufgerufen, nicht nachzulassen, ihren Stellenwert
gebührend herauszuheben.
Größere Temperaturschwankungen
Häufigeres Auftreten von Stürmen
Artensterben bei Flora und Fauna
Zunahme von Dürreperioden
Anstieg des Meeresspiegels
Abschmelzen der Gletscher
Zunahme von Hochwasser
Austrocknen von Feuchtgebieten u.v.a.
Während es im Sommer trockener wird, nehmen im
Herbst und Winter die Regenfälle um bis zu 30 % zu.
Schneefälle gehören in Zukunft eher der Vergangenheit an. Zudem ist mit kräftigen Sturzregen zu rechnen. Um Hochwasser zu vermeiden, wird es folglich
notwendig sein, den Flüssen ihre alten Überflutungsflächen zurückzugeben. Ein vierjähriges EU-Forschungsprojekt „Frame“ ist zur folgenden Kernaussage gekommen. „Das Errichten von Deichen allein
reicht nicht länger zur Bekämpfung des steigenden
Wasserspiegels in niedrigen Ländern aus. Um Schäden
zu vermeiden, müsse man dem Wasser mehr Raum
geben und es kontrolliert überschwemmen lassen“.
Das Bayerische Hochwasserschutzprogramm sieht bis
zum Jahr 2020 Ausgaben von insgesamt 2,3 Milliarden Euro vor. Allein im Agrarbereich werden in Bayern
bis 2020 ca. 350 Mio. Euro für Investitionen zur Emissionsverminderung und zur Anpassung an Folgen des
Klimawandels getätigt. Im Nachbarland Österreich
sind für vorbeugenden Hochwasserschutz 2,2 Milliarden Euro geplant und in Tschechien in den nächsten
3 Jahren 220 Millionen.
Mit Grün gewinnen
Bild 4: Lokale Überschwemmungen führen oft zu
verheerenden Schäden. Hier: Kloster Weltenburg.
32
Von seinem Selbstverständnis her hat sich der Gartenund Landschaftsbau erst in den Nachkriegsjahren als
Fachsparte des Gartenbaus heraus entwickelt. Die
positive Entfaltung dieser Branche ist die Antwort auf
die wirtschaftliche Dynamik unseres Landes. Es wurde
erforderlich, dass in unseren Siedlungs- und Industriegebieten dem Grün ein höherer Stellenwert eingeräumt werden musste. Was viele Städteplaner als
Beiwerk betrachteten, hat sich im Laufe der Jahre
stadtökologisch als zwingend notwendig erwiesen.
Zahlreiche Leistungen des Garten-, Landschafts- und
Sportplatzbaues dienen der Verbesserung der natürli-
chen Lebensgrundlagen in unseren Siedlungen, aber
auch in unserer Kulturlandschaft. Sozusagen aus der
Not geboren hat sich der Landschaftsgärtner mit viel
Fantasie und Kreativität zur attraktivsten Sparte der
grünen Zunft gemausert. Der Landschaftsgärtner setzt
auf ökologisches Grundwissen.
Klimapflege durch Landespflege
- Flächenversiegelungen reduzieren
- Ökosysteme schützen und Artenvielfalt stärken
- Bodenpflege und Humusaufbau unterstützen
- Klimafreundliche Städteplanung
- Mischwälder aufbauen und pflegen
- Naturnahe Wasserrückhaltung sichern
Dabei ist er Fachmann
für Begrünungen aller Art, z. B. für:
Ingenieurbiologische Bauweisen
- Verwendung naturnaher Materialien
- Einsatz von Pflanzen und Pflanzenteilen
Pflanzungen mit
Baum-, Strauch- und Krautschicht
- Umwandlung von Kohlendioxid (CO2) zu Sauerstoff (O2)
- Positive Beeinflussung des Stadt-, Gelände- und
Mikroklimas
- Beschattung von sich aufheizenden Flächen
- Regulierung des Wasserhaushaltes
- Bindung von Feinstaub
Intensive und extensive Dachbegrünung
- Umwandlung von Kohlendioxid (CO2) zu Sauerstoff (O2)
- Klimaschutz für das Flachdach
- Temperaturausgleich und Kühlleistung
- Energieeinsparung
- Filterung von Feinstaub
- Auffangen von Regenwasser
- Minderung von Hochwasserspitzen
Fassadenbegründung
- Umwandlung von Kohlendioxid (CO2) zu Sauerstoff (O2)
- Filterung von Feinstaub
- Beschattung des Mauerwerks
Baumpflege und Baumsanierung
- Erhalten von erhaltenswürdiger Baumsubstanz
- Minimieren von Gefahrenbäumen
Der Landschaftsgärtner weiß, dass er seine Aufträge
im Regelfall aktiv zu akquirieren hat. Wir wollen den
jungen Führungskräften zur Seite stehen, damit sie
möglichst effektiv und effizient ihr ökologisches und
ökonomisches Grundwissen gut verpackt an den potenziellen Kunden bringen. Bezogen auf die Dachbegrünung kann die These folgendermaßen lauten:
„Dächer mit einem grünen Pelz z. B. sammeln Regenwasser und geben je nach Aufbau nur 10 bis 50% an
die Kanalisation weiter. Mit Asphalt oder Beton versiegelte Flächen heizen sich nicht nur viel mehr auf, sie
geben auch das ganze mit Staub und Ruß verschmutzte Wasser in die Kanäle und Vorfluter ab. Gründächer
vermindern die Abflussspitzen und damit die Hochwassergefahr. Gründächer bieten Ausgleich für verloren gegangene Grünflächen.
Teichbau
- Naturnahe Teichanlagen
- Naturnahe Schwimmteiche
Regenwasserbewirtschaftung
- Nutzung von Regenwasser in Zisternen
- Versickerung und Abflussreduzierung
- Verbesserung des Wasserhaushaltes
- Grundwasserneubildung
- Lebensraumverbesserung für Tiere und Pflanzen
- Wasserspeicherung
Pflanzenkläranlagen
- Biologische Reinigung von Brauchwasser
- Kostengünstiger Ersatz von technischen Anlagen
- Entlastung der öffentlichen Kläranlagen
Bild 5: Eine Intensive oder Extensive Dachbegrünung beeinflusst den Wasser- und Temperaturhaushalt auf dem Gebäude. Es entsteht auch ein attraktiver Lebensraum und eine Auftragsnische für
Landschaftsgärtner.
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
33
Sie mindern die Schallreflexion, binden Staub, beeinflussen das Kleinklima positiv“. Der Markt ist in Deutschland vorhanden, denn hier sind noch ca. 2 Milliarden
Quadratmeter Flachdächer unbegrünt.
Die Kosten für eine nachträgliche Begrünung belaufen
sich auf ca. 40-50 $/m² (Extensive Dachbegrünung)
und 150-200 $/m² (Intensive Dachbegrünung).
Grüne Freiflächen sind kein Luxus
Verschiedene Studien von Gesundheitsämtern zeigen
auf, dass Freiflächen kein Luxus, sondern lebensnotwendig sind. Höhere Lebenserwartung und bessere
Lebensqualität wirken sich auch volkswirtschaftlich
auf die Gesamtbevölkerung aus. Wenn man sich vor
Augen führt, welche Leistungen ein Baum Tag für Tag
für uns erbringt, so wird einem deutlich, wie wichtig
eine gute Grünversorgung für unsere Bevölkerung ist.
In Deutschland hat man sehr frühzeitig erkannt, dass
es wichtig ist, für die Städte sogenannte „Grüne Lungen“ zu schaffen, bzw. zu erhalten.
So wie die Stadt ihre Grüngürtel, Grünzonen oder
Grünverbindungen benötigt, so brauchen die Flüsse
Auwälder und Retentionsflächen, in denen sich das
Hochwasser ausbreiten kann. Und jede Landschaft
lebt nur durch ihre unverwechselbare Struktur mit
Hecken, Feldgehölzen und Wäldern. Ausgeräumte
Landschaften haben bei Hitze oder Hochwasser die
schlechteren Karten. Nach Unwettern mit sintflutartigen Regenfällen hat es sich immer wieder gezeigt,
dass Wälder, Gebüsch oder Hecken zwar Hochwasser
oder Erosionen nicht ganz verhindern können. Aber
sie schützen besser vor Überschwemmungen, Rutschungen, Murenabgängen als Wiesen- oder Weideflächen. Die Fähigkeit des gut durchwurzelten Bodens,
Regenwasser aufzunehmen und zu speichern, ist
neben dem Verdunstungseffekt der Bäume von großer
Bedeutung. Bis zu 20 km lang können die Wurzeln
eines ca. 50-60 jährigen Laubbaumes sein. Ein gut
entwickelter, ungestörter Waldboden kann 60-75 Liter
pro h Wasser aufnehmen, während eine Wiese nur
rund 20 Liter versickern lässt. Das überschüssige Wasser fließt folglich auf der Oberfläche ab und vereinigt
sich so zu Sturzbächen. Ingenieurbiologische Bauweisen basieren auf der Grundlage biologischer, bzw. ökologischer Grundkenntnisse. Bei aller Ehrfurcht vor den
Wissenschaften und der grauen Theorie müssen wir
immer wieder neu lernen, dass Umweltpolitik und
deren Umsetzung nur mit uns Menschen und mit
unserer Bodenhaftung gelingt. „Wir sind das Klima“
könnte man sozusagen behaupten.
Das Nachhaltigkeitsdreieck, d.h.:
Ökologische Dimension
(ressourcenschonend)
Bild 6: Unsere Kinder und Kindeskinder haben nur
dann eine Chance, wenn wir Lebensräume schaffen und dabei nachhaltig wirtschaften.
34
Ökonomische
Dimension
sozialgesellschaftliche
Dimension
(wirtschaftlich)
(zukunftsorientiert)
Abb. 1: Wenn wir uns vor Augen halten, dass es
wichtig ist, „nachhaltig“ zu planen und zu
wirtschaften, handeln wir umweltgerechter.
Dem Kunden
ökologische Sachverhalte vermitteln
Eine Subvention des Wirtschaftswachstums und Lebensstandards zu Lasten der Umwelt werden wir uns
nicht mehr weiter ungestraft erlauben können. Auch
GaLaBau-Unternehmen müssen sich daran messen
lassen, ob sie „nachhaltig“ wirtschaften.
Nachhaltigkeit ist ein Fachbegriff aus der Ökologie.
Sie ist immer auf die Zukunft ausgerichtet (siehe
Abb. 1). Der Kunde wird ihnen umweltfreundliches
Wirtschaften nur dann abnehmen, wenn der Landschaftsgärtner auch konsequent bei der Planung und
Ausführung bleibt. Als ziemlich fragwürdig erscheinen
Maßnahmen wie die Abdeckung von Gletschern mit
einer Spezial-PVC-Folie oder der Bau einer Beschneiungsanlage mit Kosten von 630.000 $ als Erstbeschaffung und 40 000 $ jährlichen Kosten. Nach
dem Motto: „Wir können ja eh nix ändern“ lässt es
sich mit Sicherheit recht bequem weiterleben. Aber
mal ehrlich, hätte sich das „grüne Gedankengut“ vor
ca. 40 Jahren nicht zunehmend politisch manifestiert,
dann hätten wir bei weitem nicht die hohen Umwelt-
standards, wie wir sie in Deutschland aufweisen können. Der Garten- und Landschaftsbau, ob als kommunaler oder als freier Wirtschaftsbetrieb betrachtet, ist,
wenn man seinen Einfluss betrachtet, gut aufgestellt.
Unsere Branche kann dem Kunden und der Gesamtbevölkerung einerseits ein nachhaltiges Naturerlebnis
und andererseits guten Gewissens eine sinnvolle Investition in die Zukunft verschaffen.
So hat man ermittelt, dass der Englische Garten in
München dazu führt, dass über 500 000 Fahrten ins
Blaue vermieden werden. Was unsere Volkswirtschaft
anbelangt, so gehört unsere Umweltindustrie zu den
Exportschlagern schlechthin. So wie wir dieses Knowhow exportieren, so intensiv müssen wir dranbleiben,
auch im Inland klimaneutrale Prävention zu betreiben.
Wir müssen in der Lage sein, dem Kunden in zwei, drei
Sätzen die Vorteile einer Dachbegrünung, einer Windschutzhecke, eines Stadtwaldes etc. erklären zu können. Namhafte Firmen zeigen ihre Bemühungen in
großformatigen Anzeigen mit dem Hinweis auf Schulungsmaterial für jung und alt. Was im kleinen Kreis
vernünftig und richtungsweisend ist, das muss auch
für die gesamte Erde gelten. „Wir haben nur die eine!“
Umweltmanagementsystem als Erfolgsfaktor:
Wir haben nur die eine!
• Zunahme der
betrieblichen
Leistungsfähigkeit
• Verbessertes
Unternehmensimage
• Verbessertes
Umweltverhalten
• Verbesserte
Public Relation
• Ermittlung von
Kosteneinsparpotenzialen
• MarketingInstrument
• Günstigere Versicherungsbedingungen
Kosteneinsparung
• Verbesserte
Kreditwürdigkeit
Wettbewerbsvorteile
• Mechanismus zur
Kontrolle, ob die
rechtlichen Anforderungen eingehalten werden
und
• zur Sicherstellung,
dass das
Unternehmen
immer rechtzeitig
auf neue
Regelungen
reagiert
Einhaltung der
rechtl.Vorschrift
• Verbessertes
Verständnis,
Kontrolle und
Management
bestehender
Risiken und
zukünftiger
Haftungsfragen
• Steigerung des Umweltbewusstseins
der Firma
Risikominderung
Abb. 2: Das Umsetzen von Umweltmanagementsystemen bringt langfristig betriebswirtschaftliche Erfolge.
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
35
und Sportplatzbaus zeigt auf, wie sich ein GaLaBauUnternehmen – gleich welcher Größe – Umweltziele
setzen kann und wie es sich lohnt, Schwachstellen zu
beseitigen (siehe Abb. 2). Umweltschutz sollte in
einem Unternehmen nicht allein als die Erfüllung
gesetzlicher Mindestforderungen angesehen werden.
Wichtiger ist es, dass GaLaBau-Fachbetriebe guten
Gewissens „nachhaltig“ wirtschaften. Dies senkt langfristig die Kosten und verhilft zu einem auch „nachhaltigen“ Betriebsergebnis. Dann erst macht die Arbeit
auch allen Spaß!
Bild 7: Bis wir unserem Kunden seinen
Garten(t)raum übergeben können, müssen im Betrieb und auf der Baustelle zahlreiche Umweltstandards beherzigt werden.
Hans Beischl
LWG Veitshöchheim
Literatur
Grün-er-leben auch auf der Baustelle und im Betrieb.
Der ökologisch ausgerichtete Garten- und Landschaftsbau-Fachbetrieb der Zukunft muss sich mehr denn je
darum bemühen, umweltgerechtes Vorbild zu sein.
Wir wissen ja alle: Nicht überall, wo „Bio“ draufsteht,
ist auch „Bio“ drinnen. Sicher werden überall Fehler
gemacht. Besonders verwerflich aber ist es, wenn
bewusst und gezielt aus reiner Gier Gesetze, bzw. Verordnungen umgangen werden. Andererseits wäre es
hin und wieder zweckmäßig, wenn auch manche
Umweltgesetze ein Verfallsdatum bekämen, denn die
Flut an Geboten, Grundsätzen, Richtlinien, Verordnungen, Gesetzen und Urteilen überfordert den mittelständischen Unternehmer. Fachbetriebe sollten
sich auf jeden Fall einer Selbstverpflichtung unterziehen, indem sie nicht nur naturnah und ressourcenschonend bauen und gestalten, sondern auch „umweltgerecht und nachhaltig“ wirtschaften. Ein Ökologie- oder Umweltmanagement umfasst die Planung,
Steuerung, Überwachung und Verbesserung aller
betrieblichen Umweltaktionen sowie eine umweltorientierte Betriebs- und Mitarbeiterführung. Seine Ziele
sind es, das Umweltverhalten zu verbessern, Umweltprobleme zu definieren und Verfahren auszumachen,
die der Verbesserung bedürfen. In Bayern kann sich
ein Fachbetrieb an „der Guten Fachlichen Praxis bei
der Anlage und Pflege von Hausgärten, öffentlichen
und privaten Grünanlagen, Sportanlagen und sonstigen Anlagen wie Friedhöfen“ orientieren. Dabei achtet
er besonders auf die „Verordnung über die Düngung,
den Boden-, sowie den Pflanzenschutz“. Der Umweltleitfaden des Bundesverbandes Garten-, Landschafts-
36
Bundes-Bodenschutzgesetz – BbodSchG vom 17.03.1998
Engelhardt, M. et al. (2007): Klima-Countdown – Schmetterling Verlag GmbH, 2008, ISBN 3-89657-566-X
Eppel, J.; Beischl, H.; Kendzia, N. (2007): Klima im Wandel Landschaftsgärtner sorgen für eine bessere Zukunft –
Merkblatt, 2007,
Hrsg: LWG Veitshöchheim, Abt. Landespflege
Gore, A. (2008): Eine unbequeme Wahrheit – Riemanverlag
Klimaprogramm Bayern 2020 –Initiative klimafreundliches
Bayern, 2007
Kusche, D. (1996): Ökologie in Zahlen – Gustav Fischer,
ISBN 3-437-20521-8
Meadows, D. (1972): Die Grenzen des Wachstums – Rowolt
Verlag
Müller-Kuschinky M.; Müller F. (2007): Phänologie im
Hausgarten – Gartenpraxis 12/07, S. 45-51
Kehr, R.; Rust, S. (2007): Auswirkungen der Klima-Erwärmung auf Baumphysiologie und Krankheiten – Pro Baum
4/07, S.2–9
Beachtenswerte Internetadressen:
www.bund.net/klimaschutz
www.die-klima-allianz.de
www.waldzukuenfte.de
www.frameproject.eu
www.siemens.de/antworten
www.deutschebp.de/schule
Der Referent
Hans Beischl – Diplom-Ingenieur Landespflege
Nach dem Abitur im Jahr 1973 und der Bundeswehrzeit arbeitet er ein Jahr in verschiedenen GaLaBau-Betrieben und in einer Baumschule als Praktikant. Dann folgt das Studium der Landespflege an der Technischen Universität München/Weihenstephan. Als Vertiefungsrichtung wird die Landschaftsökologie gewählt. Auch während dieser Zeit werden
mehrere Praktika abgeleistet. Mit der Diplomarbeit über ein agrarmeteorologisches Thema
wird das Studium 1980 erfolgreich abgeschlossen. Es folgt eine Tätigkeit in einem Landschaftsarchitekturbüro mit Schwerpunkt Objektplanung. 1982 Eintritt in das damalige
Sachgebiet Gartengestaltung an der LWG Würzburg/Veitshöchheim. Pädagogisches
Staatsexamen, Unterrichterteilung an der Fach- und Technikerschule in diversen Fächern, Sachgebietsleitung. 1994 erfolgt ein Wechsel für eine Jahr an das Amt für Landwirtschaft und zurück; Assessmentcenter im Jahr 2002. Derzeit Sachgebietesleiter der
Ökonomie der Landespflege mit den Schwerpunkten im Bereich Kosten- und Leistungsrechnung, Unternehmensführung, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Seit 1984 Mitglied im Meisterprüfungsausschuss Garten- und Landschaftsbau.
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Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
37
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38
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Artenschutz am Stadtrand
Möglichkeiten einer wildtierfreundlichen Landbewirtschaftung
Werner Kuhn
Zusammenfassung
Viele Tierarten haben sich an die genutzte Umwelt des Menschen angepasst. In den letzten
Jahren sind allerdings einst häufige Tier- und
Pflanzenarten des Siedlungsbereichs stark zurückgegangen. Der Schutz dieser Arten ist nicht nur
eine Forderung des Bundesnaturschutzgesetzes,
sondern auch unabdingbare Voraussetzung für
Naturerlebnisse des Menschen in seinem eigenen
Wohnumfeld und für die Erholung in Natur und
Landschaft insgesamt. Zur Sensibilisierung und
für die Bewusstseinsbildung kommt dem Artenschutz im Siedlungsbereich eine Schlüsselfunktion
zu, über die die Akzeptanz und Unterstützung
des Biotop- und Artenschutz in der Gesamtlandschaft verbessert werden kann. Das Handeln
von gesellschaftlichen Gruppen, Behörden, Industrie und Gewerbe, aber auch jedes einzelnen
Bürgers hat spezifische Auswirkungen auf das
Vorkommen und den Bestand wildlebender Tier
und Pflanzenarten.
Problemstellung
Von wenigen Ausnahmen abgesehen ist die gesamte
Landschaft Mitteleuropas vom Menschen geprägt und
verändert. Seit der Neolithischen Revolution (Aufkommen produzierender Wirtschaftsweisen und Vorratshaltung in der Jungsteinzeit) vor etwa 7000 Jahren
begann der Mensch durch Ackerbau und Viehzucht
seine Umwelt zu beeinflussen und zu verändern. Seit
diesem Zeitpunkt dehnte er die Nutzung der Landschaft immer mehr aus, so dass es schon im Mittelalter
in Deutschland praktisch keine ungenutzten Flächen
und damit auch keine Naturlandschaft und keine
unbeeinflusste Vegetation mehr gab. Zentrale Motivation des Menschen war über Jahrtausende die Nutzung der Landschaft für seine Zwecke.
Auch wenn sie für die Menschen in der heutigen Zeit
in vielen Fällen als natürlich erscheint, so können wir
unsere Kulturlandschaft nur verstehen, wenn wir
akzeptieren, dass sie sich durch Nutzung entwickelt
hat. Die Vorsilbe „Kultur“ leitet sich vom Begriff „Kultivieren“ ab. Dabei wird in erster Linie die ursprüngliche
Vegetation beseitigt und somit langfristige ökologische
Prozesse verändert. Erst der Einfluss des Menschen
auf die Landschaft hat zu den unterschiedlichen
Pflanzen- und Tiergesellschaften geführt, die heute in
vielen Bereichen als besonders schutzwürdig gelten.
Eine große Zahl von Tier- und Pflanzenarten ist von
den Nutzungsaktivitäten des Menschen in der Kulturlandschaft abhängig. Der urbane Bereich ist für viele
Arten, die sogenannten Kulturfolger, zum Lebensraum
geworden. Viele Arten nutzen vorwiegend oder ausschließlich zu einem Großteil den Siedlungsbereich
als ihren Lebensraum, aber auch in diesem Lebensraum sind Schutz und Erhaltungsmaßnahmen notwendig. Etliche dieser Arten sind heute in ihrem Bestand gefährdet, wie Weißstorch, Fledermausarten,
Schleiereule und andere.
Eine wesentliche Vorraussetzung für gezielte Artenschutzmaßnahmen ist es, sich Kenntnis darüber zu
verschaffen, welche Arten Schutz und unterstützende
Maßnahmen brauchen. Hilfreich sind hierbei Artenund Biotopkartierungen. Dies kann durch einen stadtoder dorfökologischen Beitrag geleistet werden. Kartierungen liefern oftmals eine enorme Fülle an Informationen darüber, welche Arten hilfsbedürftig sind. Deshalb ist es sehr hilfreich, wenn Leit- oder Schirmarten
(Umbrellaspecies) festgelegt werden, denn Schutzmaßnahmen für die Leitart haben Auswirkungen auf andere Arten, die dann im Schlepptau folgen. Aber was
nützt die beste Biotopkartierung, wenn die Ergebnisse
den „Kartierern“ und dem Auftraggeber bekannt sind
und dann nicht oder nur in geringem Umfang umgesetzt werden, weil diejenigen, die Pflegemaßnamen
planen und umsetzen, zu wenig in die Schutzziele
involviert sind. Es geht um das Wissen: „Wofür und
Warum“? Die Tätigkeit „Pflegen und Gestalten“ sind die
grundlegenden Maßnahmen für den Artenschutz im
Siedlungsbereich und in der Kulturlandschaft.
Gefährdungsursachen im Siedlungsbereich
Die Ausweitung von Siedlungsgebieten, aber auch die
Siedlungsverdichtung führt zu erheblichen Verlusten
von Nahrungsräumen für Wildtiere und Wuchsorten
von Pflanzen.
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
39
Eine große Rolle spielen aber auch Bekämpfungsmaßnahmen aus Gründen der Sauberkeit oder aus Angst
vor wilden Tieren wie z. B. Hornissennester. Bei Neubaumaßnahmen oder im Rahmen von Gebäudesanierungen werden zum Schutz vor „wilden Tieren“ alle
Ritzen, alle Nischen dicht gemacht. Gerade diese sind
aber Nistplätze und Überwinterungsraum für Insektenund Vogelarten. Ein typisches Beispiel wäre hier der
Haussperling (Spatz). Ein Rückgang lokaler Bestände
ist auf fehlende Nistmöglichkeiten in und an Gebäuden, vor allem unter Dächern, zurückzuführen. Gebäudesanierungen verhindern leider sehr oft, dass
Sperlinge weiterhin eine Brutnische finden können.
Zunehmender Nahrungsmangel kommt hinzu, verursacht durch den Rückgang von Kleintier- und Pferdehaltung, durch Intensivierungen in der Landwirtschaft
wie saubere Dreschmethoden, sofortigen Umbruch von
Stoppelfeldern, Pestizidausbringung, aber auch naturfern gestaltete und daher artenarme Gärten. Durch die
Versiegelung der Landschaft fehlen außerdem Plätze
für die bei den Spatzen so beliebten Staubbäder.
Wer lebt wo? (Beispiele)
Für die Praxis ist die planungs- und handlungsbezogene Aufbereitung des in der Literatur vorhandenen
Kenntnisstands der ökologischen Ansprüche, Empfind-
lichkeiten, Gefährdungen und Schutzmöglichkeiten
der biotopspezifischen Fauna eine wertvolle Arbeitshilfe, wobei zu jedem Biotoptyp insbesondere folgende
Aspekte interessieren (BLAß 1984):
•
•
•
•
•
•
•
Veränderlichkeit und Verschiedenartigkeit,
biotopspezifische Tierwelt,
qualitative Mindestausstattung,
notwendige Mindestflächengröße,
räumliche Vernetzung von Teillebensstätten bei differenzierter Biotopbindung (= innere Zuordnung),
maximale räumliche Distanz zu gleichartigen Biotoptypen (= äußere Zuordnung),
korrespondierende und kollidierende Nutzungen und
Handlungen.
Neben der Neuschaffung und Erhaltung ökologisch bedeutsamer Strukturen ist die Wiederherstellung ehemals
vorhandener Lebensräume von großer Bedeutung.
Durch Entsiegelung von Flächen und naturnaher Gestaltung lassen sich in allen Kommunen eine Vielzahl
von neuen Lebensräumen schaffen. Ein besonderer
Augenmerk sollte auf die historische Flächennutzung
gelegt werden, denn im Gefolge bestimmter Nutzungen haben sich charakteristische Artengemeinschaften bezüglich der Flora und Fauna über Jahrhunderte
etabliert (Wiesengesellschaften). Wenn die Nutzung
aufgegeben wird, verändern sich die Artengemeinschaften oder einzelne Arten verschwinden.
Tab. 1: Artenvorkommen in verschiedenen Lebensräumen (Beispiele)
40
Lebensraum
meist vorhandene Arten
evtl. Zielarten
Innenstadt
Fledermausarten, (Zweifarbfledermaus
und Rauhautfledermaus)Ratten, Mäuse,
Haustauben, Haussperling,
Mauersegler, Dohle, Turmfalke
Fledermäuse , Wanderfalke,
Mauersegler
Dichte Wohnbebauung
Türkentaube, Star, Haussperling, Amsel,
Zitterspinne, Mehlschwalbe
Zwergfledermaus, Mehlschwalbe
Stadt- bzw. Siedlungsrand mit
Gärten und Baumbeständen
Hausspitzmaus, Wildkaninchen,
Steinmarder, Kohlmeise, Blaumeise,
Grauschnäpper, verschiedene
Schmetterlingsarten
Gartenrotschwanz,
Breitflügelfledermaus,
Eichenschrecke
Locker bebaute Randsiedlungen
mit hohem Gartenanteil
Igel, Girlitz, Heckenbraunelle,
Singdrossel, Grünling, Steinmarder,
Kaninchen
Klappergrasmücke
Sportanlagen, Friedhöfe und
Parks mit Altbaumbeständen
Baumbewohnende Vogelarten
(Spechte), Fledermaus-, Schmetterling-,
Insekten- und Spinnenarten, Igel
Spechte, seltene
holzbewohnende Käfer,
Abendsegler, Sieben- und
Gartenschläfer
Freiflächen von Industrie- und
Gewerbegebieten sowie
ungenutzte Verkehrsflächen
Brachebewohnende Vogel-, Reptilien-,
Amphibien-, Schnecken- und
Insektenarten, Kaninchen und
Feldhasen
Wärmeliebende Schmetterlinge
und Heuschrecken, Wildbienen,
Haubenlerche, Rebhuhn
Hinweise für die Praxis
Einige beispielhafte Maßnahmen
Pflanzenschutzmaßnahmen in Form von Düngung
und Herbiziden im Siedlungsbereich sollten der Vergangenheit angehören und sich auf wenige Ausnahmen beschränken wie bspw. die Düngung von Sommerblumenflächen oder Herbizide bei der Neophytenbekämpfung (Heracleum mantegazzianum).
Bei der Extensivierung der Pflege (Mahd und Gehölzschnitt) lassen sich nicht nur Zeit und Kosten sparen,
auch für den Artenschutz kann durch eine teilweise
Extensivierung viel erreicht werden. Dies ist besonders
wertvoll an den Übergängen verschiedener Biotopoder Nutzungstypen. In Teilbereichen ist die freie
Sukzession eine erfolgsversprechende Maßnahme.
Ein besonderer Vorteil ist darin zu sehen, dass Kräuter
und Gräser Samen bilden können und dann im Winter
als natürliche Futterquelle zur Verfügung stehen.
Eine häufigere Fassadenbegrünung mit ausdauernden
Kletterpflanzen ist in vielen Bereichen noch wünschenswert.
Die Einwanderung „neuer“ Pflanzenarten sollte durch
gärtnerische Aktivitäten nicht beschleunigt werden,
denn ein Großteil der heimischen Fauna kann diese
neuen Arten nur bedingt oder gar nicht nutzen und
die Florenverfälschung wird noch beschleunigt.
Totholz sollte aus Artenschutzgründen erhalten werden, häufig kollidiert dies jedoch mit der Verkehrssicherungspflicht. Oftmals kann durch eine geänderte
Wegeführung der Baumveteran mit seinem Totholz
erhalten werden. Bei Neuanlagen von Gehölzpflanzungen sind fruchttragende Arten eine hervorragende
Futterquelle in den Wintermonaten. Die meisten Gehölze erfüllen den Anspruch als Vogelnähr- und
Schutzgehölz.
Die wassergebundene Bauweise von Rad-, Wander-,
oder Wirtschaftswegen ist aus ökologischen Gründen
dem Schwarzdeckeneinbau oder anderen, die Oberfläche versiegelnden, Materialien vorzuziehen.
Verkehrswege zerschneiden immer den Lebensraum
von freilebenden Tieren, beim Straßenneubau sollte
diesem Thema mehr Rechnung getragen werden, z. B.
bei der Anlage von Grünbrücken oder Untertunnelungen.
Bei Mauerarbeiten kann durch Einbau von Nischensteinen für Mauersegler, Hausrotschwanz, Spatz und
andere eine Bruthöhle bereitgestellt werden.
Über die Auswahl einer Zielart kann dem Bürger aktiver Naturschutz – wir Gärtner tun was für die Vielfalt
– vermittelt werden. Von diversen Naturschutzorganisationen wird dieses Vorgehen erfolgreich praktiziert.
Warum machen wir, die Stadt-oder Dorfgärtner uns
dies nicht auch zunutze? Mit Artenschutzmaßnahmen
lässt sich erfolgreich aktiver Naturschutz auch an
„Lieschen Müller“ vermitteln. Wichtig ist es plakative
Arten als Leitart zu nutzen, die auch gesehen werden,
damit der Normalbürger am sichtbaren Erfolg teilhaben kann. Kostengünstig, auffällig und erfolgreich
sind Blühflächen auf Brachen, in Baulücken oder in
Abb. 1: „Gärtner-Feeling“ – Quelle: Cartoon aus "Kraut & Rüben“ von Much
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
41
Teilbereichen umgewidmete Grünflächen im Siedlungsbereich, da die Menschen gleich zu Beginn mit
eingebunden werden können. Die Blüherfolge sind
bereits nach wenigen Wochen sichtbar und die Zielart
z. B. der Schwalbenschwanz lässt nicht lange auf
sich warten. Bei dieser auffälligen Schmetterlingsart
kann auch vom wenig kundigen Betrachter das Endwicklungsstadium vom Ei zum fertigen Schmetterling
verfolgt werden.
Häufig ergeben sich aus dem Beziehungsgefüge zwischen anthropogenen Interessen und der Nutzung der
Landschaft durch Wildtiere Probleme. So gibt es einerseits Wildarten, die Wildschäden verursachen können.
Schwarzwildschäden in der Landwirtschaft, Verbissschäden durch Rehwild und Schälschäden durch Rotwild an Waldbäumen seien als Beispiele genannt.
Oder es gibt Tierarten, die als Kulturfolger hohe Dichten erreichen und Krankheiten übertragen. Als Beispiel hierfür kann der Fuchs gelten. Zur Bekämpfung
der Tollwut werden die Füchse bis auf geringe Ausnahmen bundesweit und darüber hinaus oral geimpft.
Dies hatte aber einen hohen Anstieg der Population
zu Folge, welcher wiederum einen hohen Befall der
Füchse mit dem kleinen Fuchsbandwurm nach sich
zog. Der Fuchs, ein ausgeprägter Kulturfolger mit herausragender Anpassungsfähigkeit gehört heute zum
Arteninventar vieler Städte. Ein weiterer Anpassungskünstler macht im besonderen im Mitteldeutschen
Bereich von sich reden, der Waschbär, ein Neubürger
(Neozon) aus Übersee. Bei all den genannten Problemen kommt dem Lebensraum eine Schlüsselrolle zu.
Wo welche Wildtierarten in welcher Dichte leben können, wie der Austausch zwischen Teilpopulationen
möglich ist und wie das Wirkungsgefüge zwischen
Wildarten, Pflanzengesellschaften und dem Menschen
aufgebaut ist, hängt in erster Linie von der qualitativen und quantitativen Ausstattung des Wildtierlebensraumes ab.
Da diese Probleme von gesellschaftlich zunehmender
Bedeutung sind, wird die Notwendigkeit, tierökologische Daten in Planung und Betrieb von Landnutzungen (Straßenbau, Siedlung, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Jagd, Freizeitnutzungen u.a.) zu integrieren,
kaum mehr bestritten.
Werner Kuhn
LWG Veitshöchheim
Literatur
Müller, J. (2005): Landschaftselemente aus Menschenhand
1. Auflage 2005 – Elsevier GmbH, München
LANA Ländergemeinschaft für Naturschutz, Landschaftspflege und Erholung, Handlungskonzept zur Erhaltung
und Förderung der biologischen Vielfalt auch in Städten
und Dörfern Stuttgart Dezember 1995
David, A. (2007): In schwindelnde Höhen – Wild und Hund,
12/07, S. 22-27
Kuhn, W. (2007): Alles sauber, alles rein – Veitshöchheimer
Berichte 101/07 (Hrsg.: LWG Veitshöchheim, Abt. Landespflege), S. 59-62,
Hackländer, K. et al. (2002): Feldhasen: Führen Brachen zu
höheren Besätzen? – Schweizer Jäger 10/02
Der Referent
Werner Kuhn – Landwirtschaftsmeister und Gärtnermeister
Seit 1988 ist er an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau tätig. Die
Arbeitsschwerpunkte bildeten von Beginn an der Landwirtschaft nahe Bereiche wie der
Anbau von Miscanthus als nachwachsender Rohstoff und die Gestaltung von Wildtierlebensräumen in der freien Landschaft. Zu letzterem konnte durch die Mitarbeit und Endwicklung verschiedener Forschungsprojekte sehr viel Fachwissen in den letzten 8 Jahren
erzielt werden. Die Schwerpunkte waren insbesondere die Verwendung von Wildpflanzen
durch Ansaat und Heumulch zur Gestaltung von Stilllegungsflächen, Ausgleichsflächen
im Siedlungsbereich und der freien Landschaft. Die aus den Projekten resultierenden
Ergebnisse zur Artenverwendung, Anlage, Pflegemaßnahmen und Möglichkeiten der
Finanzierung wird als Beratungsaufgabe über die bayerischen Grenzen hinaus umgesetzt. Besonders die jagdlichen und landwirtschaftlichen Fachzeitschriften dienen als
Publikationsmedium. Der Unterricht an der Fach- und Technikerschule beschränkt sich
auf die praktischen Übungen bei der Berufs- und Arbeitpädagogik.
42
Wir tun alles für
blühende Landschaften
Gemeinschaftsmarketing für
Blumen und Pflanzen
lumen und Pflanzen zählen zu den schönen
Dingen des Lebens. Sie erfreuen uns mit ihrer
Schönheit und ihrem Duft, verschönern jeden Garten
und verbessern als Zimmerpflanzen das Raumklima.
B
Blumen und Pflanzen bringen Farbe in den Alltag,
sei es als Schnittblumenstrauß, als Bepflanzung
für den Balkon und
die Terrasse oder als
Schmuck für die Wohnung. Grund genug,
sich selbst oder einen
lieben Menschen wieder einmal mit einem
Blumengeschenk zu
verwöhnen!
Neben einem umfangreichen Pflanzenberater finden Sie
viele Anregungen und
Tipps zum Kauf und Umgang mit Pflanzen auf
unserer Internetseite
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Viel Spaß mit Blumen und Pflanzen wünscht Ihnen
Ihre CMA Centrale Marketing-Gesellschaft
der deutschen Agrarwirtschaft m.b.H. www.cma.de
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
43
Erosionsschutzgewebe aus Kokos
und Jute
Erosionsschutzmatten aus Kokos,
Stroh und PP mit und ohne Saatgut
Gabionen, Steinschlagschutznetze,
Flußmatratzen, Sackgabionen,
Fertiggabionen
Quadro Gabionensystem aus
Schweißgittern, ZnAl-beschichtet,
Steinzaun, WDK - werksbefüllbarer
Drahtgitterkorb
Internationale Geotextil Gesellschaft mbH
Oststraße 65 – D-57392 Schmallenberg
' 0 29 72 – 4 81 17 7 0 29 72 4 81 19
š [email protected] ü www.igg.de
44
Treffpunkt Staude
Die Pflanzungen am Messeturm in Frankfurt am Main
Christine Orel
Treffpunkt Staude
Raus aus der Messe – Rein ins Grüne – in Frankfurt
unkompliziert erlebbar, aber nicht irgendwo auf dem
Lande sondern mitten in der Stadt. In Frankfurt ist das
Messegelände sehr zentral gelegen, was nicht mehr in
jeder Messestadt so ist, liegen die meisten Messestandorte doch eher am Stadtrand. Und so richtig mitten in
der Stadt befindet sich auch die gegenüber des Messegeländes liegende Friedrich-Ebert-Anlage. Sie wurde
im Zuge des U-Bahn Baus saniert und umgestaltet. Ab
dem Jahre 2001 erhielt das Büro Orel durch das Grünflächenamt der Stadt Frankfurt in mehreren Etappen
Aufträge zur Planung von Staudenflächen in dieser
zentralen Parkanlage sowie einiger Pflanzflächen in
daran angrenzenden Straßenzügen. So wurden zwischen Herbst 2002 und 2004 die insgesamt rund
1000 m² innerhalb der Friedrich-Ebert-Anlage und
weitere rund 500 m² in den angrenzenden Bereichen
angelegt. Dabei erfolgte die Planungsarbeit in sehr
enger Abstimmung mit dem Grünflächenamt.
Die Flächen liegen alle angrenzend an bzw. umgeben
von stark befahrenen Straßenzügen. Gleichzeitig ist
der Hauptbereich der Friedrich- Ebert-Anlage durch
die in den Park integrierte U-Bahn Haltestelle Hemmerichsweg auch stark durch Passanten frequentiert.
Des weiteren fährt an der Südseite die Straßenbahn
entlang. Es handelt sich also um einen Park mit besonders hoher Nutzung und Einsehbarkeit. Umgekehrt
wirkt er durch den teilweise sehr stattlichen Baumbestand in seinem Inneren nahezu beschaulich. Die
Pflanzflächen liegen dabei teilweise im Parkinneren,
teilweise an den Rändern, können aber alle durch den
vorbei fließenden Verkehr wahrgenommen werden.
Selbstverständlich ist bei der Aufgabenstellung, eine
Pflanzfläche im öffentlichen Grün anzulegen der Aspekt der möglichst unkomplizierten Pflege neben der
ästhetischen Gestaltung der Hauptfaktor.
Beim Durchlesen der unten stehenden Pläne und
Listen wird auffallen, dass hier viel mit sehr vertrauten Stauden gearbeitet wurde, vielleicht nicht immer
in üblicher Kombination und vielleicht bisher auch
nicht als klassische Staude für das öffentliche Grün
empfunden. Zum einen sind etliche dabei besonders
langlebig und zum anderen zeichnen sie sich durch
einen hohen Wiedererkennungswert aus, was die
Pflege eindeutig erleichtert.
Planungseckpunkte, die sich aus den Vorgaben und
den eigenen Planungsansprüchen ergeben:
• Plakative Wirkung zum Straßenraum hin
• Attraktive Erlebbarkeit vom Parkinneren aus für die
Parkbesucher
• Ganzjährige Farb- und Formaspekte
• Rhythmisierung des Parkraumes durch die Pflanzen
• Nachahmbare Pflanzenbilder für den vorbeigehenden
Besucher im eigenen Garten
• Leichte Pflege
• Langlebigkeit der Pflanzen
Die Zusammenstellungen wurden so getroffen, dass
für den Boden keine besonderen zusätzlichen Vorbereitungen notwendig waren wie pH-Wert verändern
oder abmagern, sondern ein ganz ‚normaler’ Ackerboden aus der Region verwendet werden konnte. Also
wurde lehmiger Oberboden eingebaut ohne besondere
Bodenverbesserung. Zur Basis-Wasserversorgung sind
die Flächen künstlich bewässert, und mit einer Basaltsplittmulchung in der Körnung 2/11 ca. 3-5 cm dick
abgedeckt zur Unkrautverminderung und Feuchtigkeitsregulierung. Dies hat sich gut bewährt, da darüber
hinaus der Splitt offensichtlich für Hunde nicht sehr
angenehm ist und diese dadurch etwas von den Flächen fern gehalten werden.
Pflegedaten der ausführenden Firma, die die Flächen
hergestellt und für 3 Jahre gepflegt hat bezogen auf
alle Flächen der Friedrich-Ebert-Anlage.
• 2-3 Min./m² / Pflegegang.
• Anfangs 10 Pflegegänge im Jahr, dann weniger.
• Anfangs 20-30 Min./m² / Jahr, dann weniger.
Die Pflege wird nach den Pflegeanweisungen des Büro
Orel ausgeführt, die anfangs bei gemeinsamen Ortsterminen intensiv abgestimmt wurden. Im ersten
Standjahr war die künstliche Bewässerung noch nicht
fertig gestellt, es waren daher im Maximaljahr 2003
insgesamt 15 Wässergänge notwendig. Inzwischen
sind die Flächen wieder in der Pflegeobhut der Städtischen Gärtner.
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
45
Betrachtung einiger Teilflächen
Haltestelle Hemmerichsweg
Bild 1: Zwischen stark befahrenen Straßen, Straßenbahnlinien und Hochhäusern liegt in Frankfurt die Friedrich-Ebert-Anlage mit ihren opulenten aber dennoch pflegeleichten Staudenflächen.
Die Fläche an der Haltestelle Hemmerichsweg zeichnet sich durch einen nahezu mediterranen Charakter
aus. Sie liegt zwischen den beiden Glaskegeln des UBahn Ausganges, direkt angrenzend an die Straßenbahnlinie ohne jede Beschattung und hoher Hitzerückstrahlung ausgesetzt. In kräftigem Blau - Gelb mit
Weiß zeigt sich das Pflanzenbild dieser Situation gerecht werdend. Ein intensives Spiel aus den Blütenscheiben der Schafgarbe und den aufrechten Quirlen
des Bandkrautes sorgen während und auch lange
nach der Blüte für die rhythmische Grundsubstanz der
Fläche. Jahreszeitlich ergänzt ist die Komposition mit
Zierlauch (Allium ’Globemaster’ und Allium nigrum).
Im Frühsommer ergänzen größere Gruppen von Steppensalbei das Bild, später kommen die sich in Frankfurt prächtig entwickelnden Palmlilien hinzu. Im
Herbst liegt der Schwerpunkt klar auf der Strukturbildung durch Fruchtstände und Herbstfärbung.
Bild 2: Die Kombination der Blütenscheiben der
Schafgarben und Kugeln des Zier-Lauches verleiht
der Pflanzfläche eine sehr heitere Wirkung.
Bild 4: Aspekt im Juni mit den sich durch die
Pflanzung ziehenden Lauchkugeln. Neben den Blütenfarben und Formen spielt auch die Laubfarbe
eine große Rolle, wie beim wolligen Ziest im Vordergrund.
Bild 3: Auch nach der Blüte sorgen die Fruchtstände des Brandkrautes für eine starke Rhythmisierung der Fläche.
46
Abb. 1: Pflanzplan Staudenpflanzung – Frankfurt: Friedrich-Ebert-Anlage, Haltestelle Hemmerichsweg
Symbol
Sorte
Botanischer Name
Deutscher Name
Pflegehinweis
Gehölze
C
Cistus laurifolius
Stauden/Gräser
Achillea filipendulina ‘
Coronation Gold’
Artemisia arborescens
‘Powis Castle’
Artemisia latilioba,
Ersatz: Artemisia lactiflora
Artemisia schmidtiana ‘Nana’
Asphodeline lutea
Euphorbia myrsinites
Edelraute ‘Nana’
Junkerlilie
Walzen-Wolfsmilch
Lavendel
Phlomis russeliana
Brandkraut
Salvia nemorosa ‘Blaukönigin’
Steppen-Salbei
Stachys lanata
Woll-Ziest
4
Fosteriana-Tulpe ‘Purissima’
5
Fosteriana-Tulpe ‘Sweetheart’
1
Blütenstände möglichst lange stehen
lassen
Rückschnitt im Frühjahr der welken
Seitentriebe, Strauchgerüst von ca.
20 cm Höhe mit Verzweigung belassen.
China Beifuß
Lavandula angustifolia ‘Hidcote’
2
3
Edelraute
Blaustrahlhafer
Allium aflatunense
’Purple Sensation’
Allium ’Globemaster’
Allium nigrum
Crocus chrysanthus
’Cream Beauty’
Crocus etruscus ‘Zwanenburg’
2
Schafgarbe
‘Coronation Gold’
Helictotrichon sempervirens
C
Yucca filamentosa ‘Glockenriese’
Blumenzwiebeln
1
Lorbeerblättrige
Zistrose
Abgestorbene Wedel entfernen
Blütenstände möglichst lange stehen
lassen
Rückschnitt jährlich vor dem Austrieb auf
ca. die Hälfte, um Vergreisen zu
verhindern
Blütenstände möglichst lange stehen
lassen
Rückschnitt jährlich nach der Blüte im
Sommer, ca. handbreit über dem Boden,
um zweite Blüte im Herbst anzuregen
Überwachsen von Nachbarpflanzen
verhindern
Rückschnitt
jährlich vor dem
Austrieb, außer
Yucca, dort nur
entfernen
abgestorbener
Pflanzenteile.
Unkraut
entfernen durch
Jäten, nicht
durch Hacken,
nach Bedarf
(ca. alle 5
Wochen)
Alle Flächen
1x pro Jahr im
Frühjahr
düngen mit
Produkten wie
Maltaflor oder
Osmocote,
50g pro m²,
Wässern nach
Bedarf
Fädige Palmlilie
Iran-Lauch
Zier-Lauch
Zier-Lauch
Blütenstände möglichst lange stehen
lassen, Laub einziehen lassen
Krokus
Krokus
Fosteriana-Tulpe
‘Purissima’
Fosteriana-Tulpe
‘Sweetheart’
nach Blüte einziehen lassen
Abgeblühte Blütenstände bis zur ersten
Blattverzweigung ausschneiden, um
Samenersatz zu verhindern, abgeblühtes
Laub einziehen lassen, nicht vorher
zurückschneiden, um die Bildung kräftiger
Zwiebel zu ermöglichen
Abb. 2: Pflegeanleitung Staudenpflanzung – Frankfurt: Friedrich-Ebert-Anlage, Haltestelle Hemmerichsweg
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
47
Die kleinen Schattenflächen
Entlang des Weges unter dem alten Baumbestand
liegen mehrere kleinere Pflanzflächen ca. 3 m breit
und 15-20 m lang. Die Flächen sind so zwischen den
Baumstandorten eingefügt, dass sie in diesem Umfeld
ein Minimum an Wurzeldruck und Beschattung erdulden müssen. Dennoch handelt es sich natürlich
eindeutig um einen Standort, der dem Lebensbereich
Gehölz zuzuordnen ist. Daher sind in den Flächen
viele helle Farben wie Zartrosa und Cremeweiß aber
auch panaschiertes Laub zu finden, um Licht ins Dunkel zu bringen. Die Flächen ähneln einander um einen
übergeordneten Rhythmus zu schaffen, so kommt auf
vielen Wald-Geißbart vor.
Bild 5: Die überquellende Gruppe des Storchschnabels ’Sirak’ im Vordergrund wiederholt sich auf
allen Schattenflächen und gibt diesen dadurch eine
aus dem Park in den Straßenraum wirksame
Leuchtkraft. So wird der Bogen zwischen Innenwirksamkeit für den vorbeigehende Passanten oder
auch Ruhe suchenden Parkbesucher und Außenwirksamkeit für den vorbeifließenden Verkehr gespannt.
Bild 6: Neben den Blühaspekten ist für die Schattenbeete die Gestaltung mit
Blattformen von großer Bedeutung, da sie viel Ruhe in die Beete bringen.
48
Symbol
Sorte
Botanischer Name
Deutscher Name
Pflegehinweis
Buxus sempervirens, freiwachsend
Buchsbaum
1 x jährlich leichter Formschnitt unter
Erhaltung der natürlichen Wuchsform,
maximale Endhöhe ca. 1,20 m
Gehölze
B
Stauden/Gräser/Farne
Anemone tomentosa ‘Robustissima’
Aruncus sinensis ‘Zweiweltenkind’
Astilbe chinensis var. taquetii
‘Purpurlanze’
Bergenia ‘Herbstblüte’
Bergenia ‘Morgenröte’
Brunnera macrophylla
Carex morrowii ‘Variegata’
Bergenie
Bergenie
Fingerhut
Geranium-Hybride ’Sirak’
Storchschnabel
Helleborus foetidus
Nieswurz
Fosteriana-Tulpe ’Purissima’
abgestorbenes Laub entfernen, vor
Austrieb im Frühjahr abgestorbene
Blütenstände entfernen, nach Blüte
Kaukasusvergissmeinnicht
Weißbunte
Japan-Segge
Digitalis purpurea ‘Gloxiniaeflora’ –
Hybr. (Rosa Töne)
Iris sibirica ’My Love’
Polystichum setiferum
’Plumosum Densum’
Blumenzwiebeln
1
Anemone blanda ’White Splendour’
1
Allium triquetrum
2
Herbstanemone
Geißbart
Chinesische
Prachtspiere
Sämlinge teilweise belassen; Achtung
zweijährige Pflanze, im ersten Jahr
werden nur Blattrosetten ausgebildet,
nicht mit Unkraut verwechseln!
Rückschnitt nach der Blüte, um zweite
Blüte im Spätsommer anzuregen
abgestorbenes Laub entfernen, vor
Austrieb im Frühjahr, abgestorbene
Blütenstände entfernen, nach Blüte;
Sämlinge an Stellen, die ausreichend
Platz bieten belassen
Rückschnitt
jährlich vor dem
Austrieb, außer
immergrüne
Stauden wie
Bergenie,
Helleborus, dort
nur Entfernen
abgestorbener
Pflanzensteile.
Unkraut
entfernen durch
Jäten, nicht
durch Hacken,
nach Bedarf (ca.
alle 5 Wochen)
Buxus mit
50g/St düngen.
Alle Flächen
1x pro Jahr im
Frühjahr düngen
mit Produkten
wie Maltaflor o.
Osmocote,
50g pro m²,
Wässern nach
Bedarf
Sibirische Iris
Flaumfeder Filigranfarn
Strahlenanemone
Zier-Lauch
Tulpe
Im Frühjahr abgestorbene Blätter
entfernen
nach Blüte einziehen lassen
Abgeblühte Blütenstände bis zur ersten
Blattverzweigung ausschneiden, um
Samenansatz zu verhindern, abgeblühtes
Laub einziehen lassen, nicht vorher
zurückschneiden, um die Bildung kräftiger
Zwiebeln zu ermöglichen
Abb. 4: Pflegeanleitung Staudenpflanzung – Frankfurt: Friedrich-Ebert-Anlage Fläche 2
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
49
Symbol
Sorte
Botanischer Name
Deutscher Name
Pflegehinweis
Buxus sempervirens, freiwachsend
Buchsbaum
1x jährlicher leichter Formschnitt unter
Erhaltung der natürlichen Wuchsform,
maximal Endhöhe ca. 1,20 m
Gehölze
B
Rosa Bodendecker-Rose
’The Fairy’
Rosa Bodendecker-Rose
’Heidesommer'
Stauden/Gräser/Farne
M
Bodendeckerrose
Bodendeckerrose
Anaphalis triplinervis
Perlkörbchen
Aster x frikartii ‘Wunder von Stäfa’
Aster novae-angliae ‘Purple Dorne’
Aster novae-angliae ‘Rosa Sieger’
Aster novi-belgii ‘Dauerblau’
Aster novi-belgii ‘ Maria ‘Ballard’
Aster novi-belgii ‘ Royal Ruby’
Sommer-Aster
Rauhblatt-Aster, niedrig
Rauhblatt-Aster
Glatt-Aster
Glatt-Aster
Glatt-Aster
Bergenia ‘Herbstblüte’
Bergenie
Boltonia asteroides ‘Snowbank’
Scheinaster
Eupatorium rugosum ‘Chocolate’
Geranium wlassowianum
Wasserdost
Storchschnabel
Geranium-Hybride ‘Sirak’
Storchschnabel
Miscanthus sinensis
‘Kleine Fontäne’
Chinaschilf
Nepeta faassenii
‘Walkers’s Low’
Blauminze
Paeonia lactiflora
‘Inspecteur Lavergne’
Päonie, Pfingstrose
Phlomis russeliana
Brandkraut
Salvia nemorosa
‘Blauhügel’
Steppen-Salbei
Scabiosa caucasica
Witwenblume
Stachy monnieri ‘Hummelo’
Zottiger Ziest
SeidenhaarKönigskerze
Verbascum bombyciferum
Verbascum nigrum
Schwarze Königskerze
Verbascum virginicum ‘Album’
Kandelaber-Ehrenpreis
Jährlich Rückschnitt um ca. die Hälfte
nach dem Winter, vor dem Austrieb, incl.
entfernen abgestorbener Pflanzenteile
Überwachsen von Nachbarpflanzen
verhindern
Abgestorbenes Laub entfernen, vor
Austrieb im Frühjahr, abgestorbene
Blütenstände entfernen, nach Blüte
Im Juni auf die Hälfte einkürzen, um
Umkippen zu verhindern
Rückschnitt nach der Blüte, um zweite
Blüte im September anzuregen
Blütenstände möglichst lange stehen
lassen
Überwachsen von Nachbarpflanzen
verhindern, Rückschnitt nach der Blüte im
Sommer, Schnitthöhe ca. 10 cm
keinesfalls im Herbst schneiden
Blütenstände möglichst lange stehen
lassen
Rückschnitt jährlich nach der Blüte im
Sommer, ca. handbreit über dem Boden,
um zweite Blüte im Herbst anzuregen
Verblühte Einzelblüten herausschneiden,
um Bildung neuer Blüten anzuregen
Rückschnitt
jährlich vor dem
Austrieb, außer
immergrüne
Stauden wie
Bergenie, dort
nur entfernen
abgestorbener
Pflanzenteile.
Umkraut
entfernen durch
Jäten, nicht
durch Hacken,
nach Bedarf
(ca. alle 5
Wochen)
Sämlinge teilweise belassen; Achtung
zweijährige Pflanze im ersten Jahr
werden nur Blattrosetten ausgebildet,
nicht mit Unkraut verwechseln!
Blütenstände möglichst lange stehen
lassen
Blumenzwiebeln
1
Allium nigrum
Zier-Lauch
Tulpe
2
Fosteriana-Tulpe ‘Purissima’
Tulpe Einfache frühe
‘Apricot Beauty’
Tulpe Einfache frühe
'Generaal de Welt'
Tulpe Einfache späte ‘Maureen’
Tulpe
Tulpe
Tulpe
Blütenstände möglichst lange stehen
lassen, Laub einziehen lassen
Abgeblühte Blütenstände bis zur ersten
Blattverzweigung ausschneiden, um
Samenersatz zu verhindern, abgeblühtes
Laub einziehen lassen, nicht vorher
zurückschneiden, um die Bildung kräftiger
Zwiebel zu ermöglichen
Abb. 5: Pflegeanleitung Staudenpflanzung – Frankfurt: Friedrich-Ebert-Anlage Fläche 1
50
Buxus mit
50g/St düngen.
Alle Flächen
1x pro Jahr im
Frühjahr
düngen mit
Produkten wie
Maltaflor oder
Osmocote,
50g pro m²,
Wässern nach
Bedarf
Abb. 6: Pflanzplanausschnitt zum langen Band entlang der Straße
Das lange Band entlang der Straße
Auf rund hundert Metern verläuft zwischen der Straße
und dem Park ein 4 m, an manchen Stellen auch breiteres Staudenband. Es wird vom vorbeirollenden Verkehr ganz besonders wahrgenommen, da es nur durch
die Straßenbahngleise von der Autofahrspur getrennt
ist. Seiner Länge entsprechend werden die Stauden in
nicht zu kleinen Gruppen angeordnet. Und dabei werden durchaus auch Stauden verwendet wie Pfingstrosen, die man im öffentlichen Grün nicht unbedingt
erwartet. Aber es hat sich gezeigt, dass gerade solche
Stauden beste Pflegeergebnisse mit sich bringen, weil
sie langlebig, robust und unverwechselbar sind. Mit
dem Storchschnabel ’Sirak’ wird ein ‚Blickfangbogen’
zu den kleinen Flächen im Schatten geschlagen, da er
auch dort blüht und durch sein kräftiges Leuchten vom
Parkinnern aus sichtbar ist.
Bild 7: Größere Gruppen stark unterschiedlich
strukturierender Stauden liegen auf dem Staudenband zwischen der Straße, Straßenbahnlinie und
dem Park.
Das Konzept der Pflanzflächen an der Messe in Frankfurt geht seine eigenen Wege losgelöst von Mischpflanzung und Präriepflanzung, wenngleich auch hier
wie in vielen meiner Pflanzungen Stauden der Prärie
mit vorkommen und auch gemischte Gruppen das Bild
ergänzen. Doch liegt der Schwerpunkt hier auf einer
durchgeplanten Raumbildung sowie präzise verorteten
Form- und Farbanordnung, um dem Park an jeder Stelle
eine individuelle und dennoch verbindende Note zu
verleihen.
Christine Orel
Landschaftsarchitektin, Aurachtal
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Ingenieurbiologische Bauteile
Öffentliche Schwimmteiche in Bayern
Funktionalität und Wirtschaftlichkeit
Robert Frank
Zusammenfassung
Die hohe Akzeptanz der Naturbäder bei den
Nutzern und deren steigende Ansprüche haben
vor allem im öffentlichen Bereich zur Weiterentwicklung von relativ einfachen Bade- und
Schwimmteichen hin zu voll ausgestatteten
Erlebnisbädern geführt. Diese Entwicklung führte zu einer immer größeren Vielfalt von Anlagen,
die sich in Gestaltung und Ausstattung und
somit auch in ihrer Funktionalität unterscheiden. Gleichzeitig führte der Einzug moderner
Technik in Verbindung mit einer exquisiten Ausstattung zu einer steigenden Kostenentwicklung,
die sich zusehends an die Investitionskosten
konventioneller Schwimmbädern annähert und
zukünftig nur noch über die Unterhaltungsund Betriebskosten Einsparungen ermöglichen
wird.
Die Funktionalität von Schwimmteichanlagen
kann nicht allein durch einige Eckdaten bestimmt werden. Vielmehr ist die Abstimmung
der Einzelkomponenten zu einer optimal funktionierenden Gesamtanlage wichtig, wobei auch
gut funktionierende Anlagen mit modernster
Regel- und Filtertechnik keine Garantie gegen
ein kurzfristig erhöhtes Aufkommen von Algen
und/oder pathogenen Keimen bieten können.
Aus diesem Grunde wurde im Rahmen eines
Versuches an der LWG/Veitshöchheim eine Versuchsanlage zur Reinigung von Badewasser gebaut, in der Substrate, die bereits im öffentlichen Schwimmteichbau Verwendung finden, auf
ihre Leistungsfähigkeit getestet wurden.
Die Ergebnisse der Wasseranalysen dokumentieren für alle der eingesetzten Substrate eine stabile und hohe Reduktion der pathogenen Keime,
insbesondere von Escherichia coli. Die Werte der
chemisch-physikalischen Parameter zeigen hingegen eine stark substratabhängig geprägte
Reduktion auf relativ niedrigem Niveau. Enttäuschend sind bei allen Substraten die niedrigen
Abbauraten des Nährelementes Phosphor, das
für das Algenwachstum hauptsächlich verantwortlich ist. Dies führte bereits im zweiten Betriebsjahr zu einem leichten Algenbesatz in den
Wasserbecken, der sich im dritten Betriebsjahr
zusehends verstärkte.
Problemstellung
Das Versprechen, mit Schwimm- und Badeteichen
stets sauberes, klares und hygienisch einwandfreies
Wasser jederzeit zur Verfügung stellen zu können,
wurde durch die Realität weitestgehend widerlegt. Die
ureigene Problematik in diesen Anlagen, unabhängig
von System und Bauweise, ist nach wie vor die sporadisch auftretende Veralgung und/oder Verkeimung
aufgrund von zu hohen Wassertemperaturen, Überlastung durch Badende oder Beides zusammen. Hinzu
kommen in vielen Fällen planerische und bauliche
Mängel die solchen Anlagen zusätzlich zu schaffen
machen. Aus diesem Grunde fordert die Forschungsgesellschaft für Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. (FLL) in ihrem technischen Regelwerk „Empfehlung für Planung, Bau, Instandhaltung und Betrieb
von öffentlichen Schwimm- und Badeteichanlagen“
in Schwimm- und Badeteichanlagen, als künstlich
angelegte Ökosysteme, die Verhältnisse von natürlichen Gewässern zu entwickeln und zu optimieren.
Aufgrund ihrer hohen Belastung (Badende) und des
relativ kleinen Wasservolumens verfügen diese künstlichen Anlagen jedoch über eine geringere Pufferkapazität und Selbstreinigungskraft als größere Seen, die
als Badegewässer genutzt werden. Deshalb ist es wichtig
die Funktionen der Selbstreinigung, d. h. der Sedimentation, der Mineralisation von organischem Material
und der Bindung der Mineralien an Substraten oder im
Schlamm des Teichgrundes, die Elimination der Keime
durch das im Wasser lebende Zooplankton, Wurzelexudate von Repositionspflanzen etc. zu unterstützen
und zu verbessern. Dies geschieht mit Hilfe von zusätzlichen – hauptsächlich technischen und biotechnischen – Einrichtungen, wie bepflanzte Bodenfilter,
Regenerationsteiche, Feinfilter und Absetzbecken.
Die Schwimm- und Badeteichanlagen setzen sich in
der Regel aus dem Nutzungsbereich, der für das Baden
und Schwimmen vorgesehen ist, dem Aufbereitungsbereich in welchem die biologische und chemischphysikalische Aufbereitung des abgebadeten Wassers
stattfindet, dem Technikbereich und der zugehörigen
Infrastruktur, zusammen. Der Nutzungsbereich ist
normalerweise vom Aufbereitungsbereich getrennt um
einen unkontrollierten Wasseraustausch zu unterbinden. Das abgebadete Wasser aus dem Nutzungsbereich
wird unter Ausnutzung des natürlichen Gefälles oder
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
53
mit Hilfe technischer Einrichtungen (Pumpen) in den
Aufbereitungsbereich geleitet, wo es biologisch und
physikalisch gereinigt wird. Anschließend wird das
Reinwasser wieder dem Nutzungsbereich zugeführt,
so dass sich der Wasserkreislauf schließt. Demnach ist
der Aufbereitungsbereich das Herzstück eines jeden
Schwimm- und Badeteiches, der in seiner Leistungsfähigkeit zu optimieren ist. Dies geschieht einerseits
über die Größe der Regenerationsanlage in Bezug auf
die zu reinigende Wassermenge und dem Verschmutzungsgrad des zu reinigenden Wassers, andererseits
ist eine Optimierung der Reinigungsleistung über die
eingesetzten Substrate und Repositionspflanzen anzustreben. Zur Ermittlung der Reinigungsleistung der im
Schwimmteichbau eingesetzten Substrate und deren
Optimierung in den Regenerationsanlagen wurden an
der LWG/Veitshöchheim jene Substrate auf ihre Leistungsfähigkeit getestet, die bereits im öffentlichen
Schwimmteichbau Verwendung finden. Der Einsatz
von verschiedenen Substraten soll Aufschluss geben,
ob die Reinigungsleistung solcher Anlagen optimiert
werden kann, so dass die Anforderungen der FLL und
des Umweltbundesamtes an die Qualität des Badewassers in Schwimm- und Badeteichanlagen erfüllt werden können.
von der Belastung mit dem abgebadeten Wasser aus
einem Schwimmteich vergleichbar. Die pathogenen
Keime wurden allerdings durch Beimpfen des Wassers
den Behältnissen zugeführt. Die Wasserproben wurden
im 14-tägigen Turnus gezogen und die Wasserqualität untersucht. Der Aufbau der einzelnen Bodenfilter
mit den Substraten wurde für alle Varianten gleich
gestaltet. Jeder Bodenfilter ist mit einem Wasserbecken ausgestattet, aus dem das Wasser in definierten Mengen intermittierend über die Beschickungseinrichtung auf dem Substrat aufgebracht wurde.
Das gereinigte und in der Dränage gesammelte Wasser wurde, über eine Schwimmerschaltung gesteuert,
wieder in das Wasserbecken gepumpt (siehe Abb. 1).
Die Versuchsanlage war so aufgebaut, dass sie einen
direkten Vergleich der eingesetzten Substrate ermöglichte (siehe Bild 1). Mit Hilfe der Ergebnisse kann
anschließend die Effektivität der einzelnen Substrate
ermittelt und untereinander verglichen werden.
Ergebnisse
Die Ergebnisse aus den Betriebjahren 2005-2007
geben einen detallierten Einblick über die Reinigungsleistung der einzelnen Substrate und deren Auswirkung auf die chemische Zusammensetzung und Änderung des Füllwassers sowie der daraus resultierenden Unterschiede.
Lösungsansätze und Empfehlungen
Aufbau und Funktionsweise
der Versuchsanlage
Für die Durchführung des Versuches wurden 18 Reinigungsanlagen als bepflanzte Bodenfilter zur biotechnischen Reinigung von verschmutztem Wasser
konzipiert und im Mai 2005 in Betrieb genommen. Bei
der Errichtung der Anlagen wurden Substrate eingesetzt, die sich bereits im Schwimmteichbau etabliert
haben. Es wurden insgesamt sechs Substrate à drei
Wiederholungen eingesetzt. Hierbei handelt es sich
um folgende Substrate: Biocalith Körnung 0/16 mm,
gewaschener Sand Körnung 0/2 mm, Kies/Splitt Körnung 2/8 mm, Oolith Körnung 2/5 mm mit P-Adsorber
(Brauneisengranulat), PhosTec Körnung 2/4 mm und
Zeogran K80 Körnung 1/2,5 mm. Die mit Repositionspflanzen bepflanzten Bodenfilter wurden elektronisch
gesteuert mit Wasser beschickt. Dazu wurde jedem
Bodenfilter Brauchwasser in jeweils 1 m3 großen Behälter zur Verfügung gestellt. Das Brauchwasser ist
54
Beschickung mit
(techn. hergestelltem)
Teichwasser über
Verteilersystem
Bepflanzung mit
z.B. Ageratina altissima
Lythrum salicaria,
Iris sibirica, Iris versicolor,
Hemerocallis minor
u. a.
Rückführung des
gereinigten Badewassers in den Badeteich
5 cm Kies 8/16
55 cm diverse
Substrate und
Substratmischungen
5 cm Kies 2/8
5 cm Kies 8/16
10 cm Kies 16/32
KG-Rohr
DN 250 mit
integrierter
Tauchpumpe
Dränschlitze
B: ca. 4-5 mm
L: ca. 3-4 cm
Abb. 1: Schematische Darstellung eines vertikal
durchströmten Bodenfilters zur Reinigung von
Badeteichwasser (Zeichnung: Robert Frank)
bezüglich der Sichttiefe und der Färbung in den Wasserbehältern auf. Es fand eine Auswaschung der Tonund Schlufffraktion aus den Substraten statt, die
technisch bedingt über einen hohen Feinkornanteil
verfügten. Erst nach wiederholtem Auswaschen der
Feinanteile stabilisierte sich die Sichttiefe, so dass nur
noch geringe Unterschiede zwischen den Wasserbehältern der verschiedenen Varianten zu verzeichnen
waren.
Bild 1: Die Versuchsanlage drei Monate nach der
Bepflanzung. Nach Absetzen und Absaugen der
Feinteile ist das Wasser in allen Becken klar. Dennoch sind optische Unterschiede bezüglich der
Wasserqualität in den einzelnen Wasserbecken zu
erkennen, die auf die eingesetzten Substrate zurückzuführen sind (Foto: Frank, LWG, Juli, 2005).
Physikalische Parameter
Die wichtigsten physikalischen Parameter für das
Badewasser im Nutzungsbereich sind die Sichttiefe,
die Sauerstoffsättigung und die Wassertemperatur. Die
Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung
Landschaftsbau e.V. (FLL) fordert in ihren Empfehlungen für Planung, Bau, Instandhaltung und Betrieb von
öffentlichen Schwimm- und Badeteichanlagen für
den Schwimmerbereich, eine Mindestsichttiefe von
einem Meter bei einem Leitwert von > 2 m, eine Sauerstoffsättigung von 80-120 % und eine maximale
Wassertemperatur von 23° C.
Sichttiefe
Die Sichttiefe ist ein Maß für die Trübung des Wassers.
Sie ist der wichtigste physikalische Parameter für die
Badewasserqualität im Nutzungsbereich. Eine geringe
Sichttiefe ist ein Indiz für erhöhte Schwebstofffrachten und somit gleichzeitig ein Alarmsignal für eine
Zunahme der Schwebealgen. Sie steht somit in enger
Beziehung mit der Entwicklung des Phytoplanktons im
Gewässer, d. h. je stärker das Algenwachstum desto
trüber wird das Wasser. Die Sichttiefe ist auch gleichzeitig ein wichtiger Parameter für die Sicherheit im
Nutzungsbereich. Ohne ausreichende Sichttiefe können Badende nicht angemessen beaufsichtigt werden.
Ein Auffinden untergetauchter Personen ist bei eingeschränkter Sicht fast unmöglich. Nach Inbetriebnahme
der Versuchsanlage traten erhebliche Unterschiede
Färbung
Neben der Sichttiefe ist die Färbung eine weitere physikalische Kenngröße für die Beurteilung von schwach
verschmutzen Wässern. Die Entwicklung der Färbung
im Jahresverlauf in der Versuchsanlage unterscheidet
sich sehr von der Entwicklung der Sichttiefe. Dies ist
damit zu erklären, dass die Stoffe, die für die Färbung
ausschlaggebend sind, relativ schnell aus den Substraten ausgewaschen und im Wasser gelöst wurden.
Da offensichtlich keine weiteren Auswaschungen
dieser Stoffe mehr stattfanden, hat sich die Intensität
der Färbung im Beckenwasser auf einem konstant
niedrigen Niveau eingependelt, so dass dies keinen
optisch negativen Einfluss auf die Wasserqualität
hatte.
Auswaschung von Feinteilen (Schlamm) aus den
Substraten
Sowohl die Sichttiefe als auch die Färbung wurden in
den Wasserbecken in erheblichem Maße durch die
Auswaschung der Schluff- und Tonfraktion aus den
Substraten negativ beeinflusst. Die Schlammmengen,
die im ersten Betriebsjahr aus den Substraten ausgewaschen wurden, zeigen, dass zum Teil ungewaschene
oder schlecht gewaschene Materialien als Substrate
zum Einsatz kamen, die zu einer optischen Verschlechterung der Wasserqualität führten. Im zweiten Betriebsjahr wurde in etwa die gleiche Schlammmenge
ausgewaschen wie im Jahr zuvor. Erst im dritten Betriebjahr ist ein erheblicher Rückgang der Schlammmengen in den Wasserbecken zu verzeichnen (siehe
Abb. 2). Der Einfluss der Substrate auf die Wasserqualität ist besonders in der Startphase direkt nach Inbetriebnahme der Anlage ersichtlich.
Chemische Parameter
Das Beckenwasser wurde nicht nur optisch (Färbung
und Trübung) sondern auch chemisch-physikalisch
in seinen Eigenschaften verändert. Eine Beschreibung
aller im Versuch analysierten chemischen Parameter
wie organische Stoffe, Nährelemente, Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht, pH-Wert etc. ist in diesem
Tagungsband nicht möglich, so dass hier nur auf die
wichtigsten Parameter eingegangen werden kann.
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
55
4500
4000
3500
2005
in [g]
3000
2006
2007
2500
2000
1500
1000
500
0
Biocalith
0/16
gew. Sand Kies/Splitt
0/2
2/8
Oolith 2/5
Zeogran
1/2,5
PhosTec 2/4
Abb. 2: Schlammmengen: Summe der Jahresmittelwerte von 2005–2007 – die Menge des anfallenden Schlammes
wird von der Körnung und der Mineralzusammensetzung der Substrate bestimmt und weist somit substratbedingt erhebliche Unterschiede auf
250
[mg/l]
200
150
100
50
0
2005
2006
2007
Füllwasser
Biocalith 0/16
gew. Sand 0/2
Oolith 2/5
Zeogran 1/2,5
PhosTec 2/4
Kies/Splitt 2/8
Abb. 3: Entwicklung der Stickstofffrachten im Beckenwasser in den Betriebsjahren 2005-2007
56
Stickstoffverbindungen
Neben Phosphor sind im Wasser die anorganischen
Stickstoffverbindungen wichtige Minimumfaktoren.
Aus diesem Grunde ist es nicht verwunderlich, dass
bspw. Nitrat, als Nährsalz von den Pflanzen aufgenommen, meistens nur in geringen Mengen im Wasser
vorkommt. Deshalb ist es schwierig aus den Konzentrationen der Stickstoffverbindungen Rückschlüsse auf
die Primärproduktion der Schwimmteiche zu ziehen,
da verfügbare Nitrate und Ammoniumverbindungen
stets schnell durch den Stoffwechsel der Pflanzen und
Tiere festgelegt werden. Stickstoff kommt sowohl molekular als Stickstoff (N2) als auch in anorganischen
und organischen Verbindungen vor. Der anorganisch
gebundene Stickstoff kommt überwiegend als Ammonium (NH4+) und Nitrat (NO3-), in geringen Mengen
auch als Nitrit (NO2-) vor. Die Erfassung aller Stickstoffverbindungen erfolgt über den Gesamtstickstoff.
Für die Ermittlung des Gesamtstickstoffes in den Wasserbecken war vor allem der Nitratstickstoff von Bedeutung, da die anderen Stickstoffverbindungen nur
in geringen Mengen (<0,5%) vorlagen.
Abbildung 3 zeigt die Entwicklung der Stickstoffbelastung in den Wasserbecken über den gesamten
Versuchsablauf. Im ersten Betriebsjahr wurden die
Stickstofffrachten von der Stickstoffbelastung des
Füllwassers bestimmt. Bereits ab Mitte des zweiten
Betriebsjahres fand ein erheblicher Abbau des Stickstoffes in den Wasserbecken statt, der auf eine Entnahme durch die Repositionspflanzen zurückzuführen
war. Eine Ausnahme bildete die Variante mit dem Substrat PhosTec. Aufgrund der chemischen Zusammensetzung dieses Substrates (pH-Werte >10) kam es zu
keiner normalen Entwicklung der Pflanzen, so dass
diese über den gesamten Versuchszeitraum kümmerten und kaum in der Lage waren größere Stickstoffmengen aufzunehmen. Dies kam auch durch die geringe Vitalität der Pflanzen in diesem Substrat sehr gut
zum Ausdruck (siehe Vitalität).
Phosphor
Phosphor ist für alle biologische Organismen von lebensnotwendiger Bedeutung. Somit sind Stickstoff (N) und
Phosphor (P) die wichtigsten Nährelemente für das
pflanzliche Wachstum. Aufgrund dessen führt jeglicher Phosphoreintrag in ein Gewässer i. d. R. zu einer
Erhöhung der Biomasse (hauptsächlich Algen). Die
Eutrophierung der Gewässer beruht somit in erster
Linie auf der Zunahme der Phosphate. Permanente
Phosphateinträge verursachen eine stetig wachsende
Produktion organischen Materials. Unter normalen
Bedingungen kann aus 1 g Phosphor ca. 100 kg Biomasse gebildet werden. Phosphateinträge aus dem
Umland kommen in erster Linie über die Luft (Regen,
Stäube, organisches Material wie z. B. Laub etc.), durch
Tiere, über das Füllwasser und nicht zuletzt durch die
Badenden. Ein Badegast belastet das Badewasser pro
Tag mit ca. 0,1 g Phosphor. Mit dieser Kenngröße lässt
sich leicht errechnen, wie hoch die tägliche Phosphorbelastung der Schwimmteichanlage in Abhängigkeit
von der Besucherzahl ist und wie viel an Biomasse
daraus gebildet werden kann.
Der Gesamtphosphor (TP = „total phosphorus“) beinhaltet den gelösten, den partikulären und den nach
einem Aufschluss messbaren, gesamten Phosphorgehalt. Es wird sowohl der mineralisch gebundene,
als auch der organisch gebundene Phosphor (Plankton) erfasst. Der gelöste reaktive Phosphor (SRP =
„solouble reactive phosphorus“) besteht überwiegend
aus freien Orthophosphat-Ionenkomplexen. Orthophosphat kann durch das Phytoplankton genutzt werden
und ist, sofern im Schwimm- und Badeteich vorhanden, direkt algenverfügbar.
Es ist bekannt, dass die Belüftung von Gewässer die
P-Fixierung (mineralisch und organisch gebundener
Phosphor) zwar begünstigt, aber nicht zu einer dauerhaften Immobilisierung des Phosphors im Sediment
führt. Sobald das abgelagerte Material in anaerobe
Bereiche gerät, wird der an reduzierbare Eisenformen
gebundene Phosphor wieder freigesetzt. Des Weiteren
wird die Freisetzung von P im Sediment vom Sauerstoffund Kalkgehalt und dem Anteil vom organischen Kohlenstoff beeinflusst. Aufgrund dieser Erkenntnis ist es
unabdingbar, Belüftungseinrichtungen in die Schwimmteichanlagen zu integrieren und die Sedimente in Form
von abgelagertem Schlamm aus der gesamten Anlage
regelmäßig zu entnehmen.
Die Leistungsfähigkeit der Regenerationsanlage bezüglich der P-Eliminierung und somit die der gesamten
Schwimmteichanlage kann berechnet werden, sofern
die Reinigungsleistung der verwendeten Substrate
bekannt ist. Dies erweist sich dennoch als schwierig,
da die Substrate bereits von vornherein in unterschiedlichen Mengen mit Phosphor belastet sein können.
Aus diesem Grunde gibt es in der Praxis diesbezüglich
noch erhebliche Schwierigkeiten, da die Reinigungsleistung der verwendeten Substrate bezüglich des
Phosphatabbaues im Wasser und der Phosphatbindung
nicht genau bekannt ist. Die Anforderungen an den
Aufbereitungsbereich, die Phosphorgehalte im Reinwasser auf maximal 0,01 mg/l zu (= 0,031 mg PO4/l)
reduzieren, sind, beachtet man die vielen Unzulänglichkeiten, somit sehr hoch gesteckt und in der Praxis
nicht immer erreichbar. Nach W. Schäperclaus und
M. v. Lukowitcz sind im Teichwasser selbst stark
schwankende PO4-Mengen zu finden. Dies ist auf die
Tatsache zurückzuführen, dass PO4 entweder sofort
von den Pflanzen genutzt oder vom Boden bzw. Sediment adsorbiert wird. So gibt es bestimmte Algenarten
die in der Lage sind Phosphate weit über ihren aktuellen
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
57
0,300
0,250
[mg/l]
0,200
0,150
0,100
0,050
0,000
2005
2006
2007
Füllwasser
Biocalith 0/16
gew. Sand 0/2
Kies/Splitt 2/8
Oolith 2/5
Zeogran 1/2,5
PhosTec 2/4
Richtwert
Abb. 4: Entwicklung der Phosphorgehalte im Badewasser in den Betriebsjahren 2005–2007 im Vergleich mit dem
geforderten Richtwert von 0,01 mg/l
Bedarf hinaus aus dem Wasser aufzunehmen und in
sehr hohem Maße zu speichern. Dies bewirkt einerseits, dass sich Algen wochenlang in PO4-freien Nährlösungen vermehren können und andererseits, dass
oft bereits wenige Tage nach einer PO4-Belastung im
Teichwasser praktisch kein PO4 mehr nachgewiesen
werden kann. Aufgrund dieser Tatsache lassen sich in
der Vegetationszeit in vielen Teichen oft nur sehr geringe Mengen freier Phosphat-Ionenkomplexe im
Wasser nachweisen.
Die Abbildung 4 zeigt die durchschnittlichen Phosphor-Konzentrationen, berechnet aus den gemessenen
Phosphat-Konzentrationen (Umrechnungsfaktor 0,3261),
in den Wasserbecken in Abhängigkeit der Substrate
und des Füllwassers als Zeitreihe von 2005-2007.
Der Anstieg der P-Werte im zweiten Betriebsjahr, ist
in erster Linie auf Rücklösungen von gebundenem P
zurückzuführen, andererseits aber auch durch das
Einbringen und Freisetzen von gebundenen P aus den
jeweiligen Substraten. Erhöhte Phosphat-Konzentrationen konnten in den Substraten Zeogran, Biocalith
und gewaschener Mainsand nachgewiesen werden.
Der für das Algenwachstum wichtigste Nährstoff in
den Schwimm- und Badeteichanlagen ist, wie bereits
erwähnt, das Nährelement Phosphor. Eine Absenkung
um den Faktor 10, wie es hier bei der Ausgangsbelas-
58
tung des Füllwassers nötig wäre, um den geforderten
Richtwert von 0,01 mg/l einzuhalten, ist mit Hilfe der
eingesetzten Substrate nicht möglich. Aus diesem
Grunde ist es eminent wichtig, nur phosphatfreies bis
phosphatarmes Wasser für die Erstbefüllung und die
weiteren Nach- und Ergänzungsbefüllungen zu verwenden, damit die Regenerationsanlage nicht schon
vor Beginn der Inbetriebnahme der Schwimmteichanlage mit Phosphor belastet wird.
Mikrobiologische Parameter
Gesundheitsrisiken in Schwimm- und Badeteichanlagen gehen im Wesentlichen von pathogenen Krankheitserregern aus, mit denen der Badende im Wasser
oder in unmittelbarer Umgebung in Kontakt kommt.
Die Belastung des Wassers erfolgt fast ausschließlich
über Ausscheidungen durch die Badenden selbst und
seltener über Wasservögel, wie z. B. Wildenten, die in
die Schwimmteiche einfallen und mit ihrem Kot zu
zusätzlichen Verunreinigungen führen. Um eventuelle Gefahren durch pathogene Keime in Kleinbadeteichen für die Badenden auszuschließen, hat das Umweltbundesamt eine Empfehlung herausgegeben, in
der die hygienisch-mikrobiologischen Anforderungen
an das Badewasser definiert sind. Die höchsten Anforderungen gelten für das Füllwasser. Darin dürfen
Escherichia coli und Enterokokken in 100-ml-Proben
nicht nachweisbar sein. Im Badeteichwasser dürfen bis
zu 100 Escherichia coli, 50 Enterokokken und 10 Pseudomonas aeruginosa pro 100-ml-Probe enthalten
sein. Das Reinwasser sollte mindestens eine um das
0,1-fache geringere Belastung aufweisen als das Badeteichwasser. Neben Escherichia coli und den Enterokokken ist Pseudomonas aeruginosa aus der Familie
der Pseudomonaden der am häufigsten auftretende
Krankheitserreger in den Naturbädern. Hierbei handelt
es sich um Bakterien, die ubiquitär im feuchten Milieu
vorkommen und sich bei günstigen Bedingungen,
sowohl im Wasser als auch in den Filteranlagen, sehr
schnell vermehren können. Zur Ermittlung der bakteriellen Belastung und deren Abbau durch die bepflanzten Bodenfilter mit den zugehörigen Wasserbecken
wurden diese mit Abwasser aus der Vorreinigung einer
Pflanzenkläranlage mit den darin enthaltenen pathogenen Keimen beschickt.
Im Betriebsjahr 2006 wurde mit Keimen belastetes
Abwasser in die Wasserbecken eingebracht und gleichmäßig im gesamten Wasserkörper verteilt. Anschließend wurden direkt nach Beimpfung Wasserproben
zur Ermittlung der Keimzahlen entnommen. Zur Ermittlung der Abbaurate wurde nach 48 Stunden eine
weitere Verprobung des Beckenwassers durchgeführt.
Die relativ hohe Verkeimung kurz nach Beimpfung der
Wasserbecken ist nach 48 Stunden fast vollständig
eliminiert. Bei den verbleibenden Keimzahlen in den
Wasserbecken der Regenerationsanlagen sind substratbedingt nur sehr geringe Unterschiede zu verzeichnen. Die Reinigungsleistung der Substrate ist mit 97 %
bis 100 % sehr hoch. Die bepflanzten Bodenfilter können somit unabhängig vom Substrat, alle die geforderten Grenzwerte einhalten bzw. erheblich unterschreiten. Lediglich das Substrat PhosTec bildet eine Ausnahme. Die durch das Substrat verursachten hohen
pH-Werte in den Wasserbecken und den daraus entstehenden chemischen Reaktionen wurden die Keime
bereits beim Beimpfen größtenteils abgetötet.
Im Betriebsjahr 2007 wurde die Anzahl der Proben bei
der zweiten Probenahme von zwei auf drei Proben
erweitert. Die Beprobungsintervalle wurden verringert,
so dass die zweite Beprobung (erste Beprobung unmittelbar nach Beschickung) bereits nach 5 Stunden
und die dritte Beprobung 24 Stunden nach der Beschickung durchgeführt wurden. Die erste Beschickung mit zwei Probenahmen aber kürzerem Beprobungsintervall fand im Juni 2007 statt. Unmittelbar
nach der Beimpfung und 24 Stunden danach wurde
das Beckenwasser auf E. coli analysiert. Die Wasseranalysen ergaben auch hier eine Elimination von rd.
99 % unter Einhaltung des geforderten Grenzwertes
von 100/100 ml. Die zweite Beschickung mit drei
Probenahmen fand einen Monat später im Juli 2007
statt. Diesmal wurde das Beckenwasser ebenfalls kurz
nach Beschickung, nach 5 Stunden und ein weiteres
Mal 24 Stunden nach der Beimpfung mit Escherichia
coli verprobt. Das Ergebnis für die Keimanalysen nach
24 Stunden ist mit dem der Verprobung im Monat Juni
vergleichbar. E. coli wurde auch diesmal soweit eliminiert, dass der geforderte Grenzwert erheblich unterschritten werden konnte. Die Abbauraten liegen
ebenfalls mit rd. 91-99 % in der gleichen Größenordnung. Die zusätzliche und zeitlich vorgezogene Verprobung fand noch am selben Tag bereits 5 Stunden
nach der Beimpfung statt. Die Elimination bezüglich E.
coli war zwar in allen Substratvarianten befriedigend,
aber mit Ausnahme der Substrate Phostec und Oolith,
nicht ausreichend. Obwohl die Reinigungsleistungen
der bepflanzten Bodenfilter mit ca. 70-80 % noch
recht beachtlich waren, konnte der Grenzwert für E.
coli von 100 Keimen pro 100 ml Wasser (Durchschnitt
der drei Wiederholungen pro Substrat) bei den Substraten Biocalith, gewaschener Sand, Kies/Splitt und
Zeogran nicht mehr eingehalten werden (siehe Abb. 5).
Auch die anderen mitverprobten Keime wie Enterokokken und Pseudomonas aeruginosa verhielten
sich ähnlich wie E. coli und führten ebenfalls zu
Grenzwertüberschreitungen. Für die Praxis bedeutet
dies, dass bei einer kurzfristigen hohen Belastung des
Badewassers mit Fäkalkeimen, wie das im Kleinkinderund Nichtschwimmerbecken durchaus der Fall sein
kann, ein erhöhtes Infektionsrisiko für die Badenden
besteht.
Biologische Parameter
Vitalität der Repositionspflanzen
Die Repositionspflanzen dienen in erster Linie der biologischen Reinigung des abgebadeten Wassers. Die
Reinigung des Wassers erfolgt durch Entzug von Nährstoffen. Hierbei handelt es sich um die Nährstoffe, die
auch hauptsächlich für das Algenwachstum verantwortlich sind und somit in Konkurrenz mit den Repositionspflanzen stehen. Aus diesem Grunde ist es wichtig solche Repositionspflanzen auszuwählen, die sich
an die künstlich geschaffenen Standortverhältnisse
optimal anpassen können, um dem Badewasser möglichst viele Nährstoffe zu entziehen.
Die Nährstoffkonzentrationen in den Wasserbecken
der Versuchsanlage wurden von dem Füllwasser, von
Einträgen aus der Luft, dem Umland und letztendlich
von den Materialzusammensetzungen der jeweiligen
Substrate bestimmt. Die Menge der pflanzenverfügbaren
Nährstoffe und ihr Verhältnis zueinander in Verbindung mit weiteren wasserchemischen Eigenschaften,
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
59
Anzahl der Keime / 100 ml Beckenwasser
1800
1600
1400
1200
1000
800
600
400
200
0
Biocalith
Sand
Kies/Splitt
E. coli nach Beimpfung
E. coli Keimzahl nach 24 h
Oolith
Zeogran
PhosTec
E. coli Keimzahl nach 5 h
E. coli Grenzwert
Abb. 5: Elimination von Escherichia coli in den Wasserbecken in Abhängigkeit der Substrate – Keimzahlen in den
Wasserbecken unmittelbar nach Beschickung, nach 5 und nach 24 Stunden; Probenahme 09/10.07.2007
Vitalitätsstufen [1 - 9]
9
7
5
3
1
2005
Biocalith 0/16
Oolith 2/5
2006
gew. Sand 0/2
Zeogran 1/2,5
2007
Kies/Splitt 2/8
PhosTec 2/4
Abb. 6: Entwicklung der Repositionspflanzen in den Betriebsjahren 2005-2007
(Vitalitätsstufen: 1 = Pflanzen teilw. abgestorben; 3 = Pflanzen kümmern; 5 = Pflanzen normal/vital;
7 = wüchsig; 9 = üppig)
60
wie bspw. dem pH-Wert, bestimmten das Wachstum
und die Vitalität der Repositionspflanzen. Der Einfluss
der Substrate auf die Entwicklung der Repositionspflanzen während der drei Versuchsjahre 2005-2007
ist in Abbildung 6 deutlich zu sehen. Im ersten Betriebsjahr wurde die Vitalität der Pflanzen in allen
Bodenfiltern gleich bewertet. Die Pflanzen konnten
sich in den ersten Wochen und Monaten zum Teil
noch über die mit dem Wurzelballen eingebrachten
Nährstoffe mitversorgen. Im zweiten Betriebsjahr trat
bei den Pflanzen in den Bodenfiltern mit den Substraten PhosTec, Splitt/Kies und Biocalith eine Stagnation
des Pflanzenwachstums ein und im dritten Betriebsjahr zu einer rückläufigen Entwicklung. Die Repositionspflanzen in den Bodenfiltern mit den restlichen
Substraten (Sand, Zeogran und Oolith) hingegen entwickelten sich sehr gut, so dass sie mit den höchsten
Vitalitätsstufen 7 und 9 bonitiert wurden.
Bild 2: Im Bild vorne links kümmernde Pflanzen
in einem Bodenfilter mit dem Substrat PhosTec.
Hinten rechts im Bild Pflanzen mit gutem Wachstum in einem Bodenfilter mit Oolith (Foto: Frank,
LWG, Juli 2007).
Bild 2 zeigt die substratabhängige Entwicklung der
Repositionspflanzen im Versuchsjahr 2007. In dieser
Badesaison sind – substratbedingt - die Unterschiede
in den Bodenfiltern bezüglich des Wachstums und der
Vitalität der Pflanzen sehr gut zu sehen. Aufgrund
dieser prägnanten Unterschiede wurde die erweiterte
Zielsetzung zur Optimierung des ästhetischen Aspektes nur in jenen Bodenfiltern erreicht, die günstige
Bedingungen für das Wachstum der Repositionspflanzen bieten.
Algenbesatz (Fadenalgen) in den Wasserbecken
Das Füllwasser in den Wasserbecken wurde in seiner
physikalischen und chemischen Zusammensetzung
durch den Einfluss der Substrate unterschiedlich verändert. Veränderungen, die die chemischen Eigenschaften des Wassers optimieren und stabilisieren,
erhöhen die Selbstreinigungskraft des Wassers dahingehend, dass sie der vorhandenen Flora und Fauna
gute und ausgewogene Lebensbedingungen schaffen
und erhalten. Bei Gewässern bezeichnet man diesen
Zustand als Gleichgewicht. Dieses Gleichgewicht wird
durch den Selbstreinigungsprozess des Gewässers
erhalten. Hierfür verantwortlich sind sowohl die zoologischen Organismen, wie zum Beispiel die Daphnien,
als auch Algen und höhere Pflanzen. Eine Störung
dieses Gleichgewichtes durch überhöhte Nährstoffeinträge führt zwangsläufig zu einer Veränderung der
Lebensbedingungen im Gewässer. Dies führt im Allgemeinen zuwar zu einem besseren Wachstum der
Repositionspflanzen, schafft aber gleichzeitig auch
gute Lebensbedingungen für die Entwicklung der
Algen in den Wasserbecken.
Die substratbedingten Unterschiede bezüglich der
Wasserqualität in den Wasserbecken der Versuchsan-
lage führten zu einem sehr differenzierten Wachstum
der Repositionspflanzen in den Bodenfiltern. Unabhängig davon entwickelten sich die Algen in den Wasserbecken. Ihre Entwicklung wurde durch eine regelmäßige Bonitur mit einem festgesetzten Boniturschlüssel von 1–9 ermittelt (siehe Abb. 7). Im ersten
Betriebsjahr kam es in den Wasserbecken zu keiner
nennenswerten Algenentwicklung. Im zweiten Betriebsjahr kam es in den Wasserbecken aller Substrate
mit Ausnahme des Substrates Zeogran, zu einem geringen Algenbesatz. Eine deutliche Zunahme des Algenwachstums fand erst im Frühjahr des dritten Betriebsjahres statt. In diesem Betriebsjahr pendelt sich der
Algenbesatz mit steigender Tendenz zwischen der
Stufe 3 und 5 ein, d. h. zwischen einem leichten Besatz mit einzelnen Fäden am Rand und einem mäßigen
Besatz mit ersten freischwimmenden Algen. Diese
zunehmende Entwicklung des Algenwachstums in
den drei Betriebjahren ist in der Abbildung 6 deutlich
zu erkennen. In dieser Abbildung sind die Jahresmittelwerte des Algenbesatzes in Abhängigkeit der einzelnen Substrate für die drei Betriebsjahre als Zeitreihe
aufgestellt. Diese zusammenfassende Darstellung
verwischt zwar die jahreszeitlichen Schwankungen
des Algenbesatzes, zeigt aber dafür sehr übersichtlich
die tatsächliche Entwicklung, die auf eine weitere
Zunahme des Algenbesatzes in den nachfolgenden
Jahren hinweist.
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
61
9
Stufe [1 - 9]
7
5
3
1
2005
2006
Biocalith 0/16
Oolith 2/5
2007
gew. Sand 0/2
Zeogran 1/2,5
Kies/Splitt 2/8
PhosTec 2/4
Abb. 7: Entwicklung der Fadenalgen in den Betriebsjahren 2005-2007 (Algenbesatz: 1 = kein Besatz; 3 = leichter
Besatz, einzelne Fäden am Rand; 5 = mäßiger Besatz, erste Algen freischwimmend; 7 = starker Besatz,
einzelne Algenhaufen; 9 = sehr starker Besatz, überwiegend Flächendeckend)
Tab. 1: Betriebskosten im früheren konventionellen Freibad und im jetzigen Schwimmteich in Schöllkrippen im
Vergleich zu konventionellen Freibädern der Gruppe 1.6 in der BRD
Konventionelle Freibäder
(Gruppe 1.6)
Kostenaufteilung
Sa. Einnahmen o. Steuer
Schöllkrippen
Freibad
Schwimmteich
Mittel
2003-2006 €
Min. 2005 €
Max. 2005 €
Mittel 2005
€
Mittel
1996-2000 €
5.127
264.141
102.235
39.350
83.266
Personalkosten
25.652
260.249
132.401
52.759
57.353
Personalkosten
14,24 %
69,62 %
42,68 %
49,08 %
60,92 %
?
?
?
1.129
697
417
142.608
36.672
3.830
646
?
?
?
4.467
-
4.174
-
Abwasser / Kanalgebühren
1.215
34.959
12.018
12.932
1.854
Strom
2.978
82.390
23.122
7.015
4.102
297
28.977
9.041
9.464
1.973
45.940
1.111.120
336.743
107.497
94.141
-40.650
-954.736
-228.531
-68.147
-10.875
11,16 %
79,49 %
30,52 %
36,60 %
88,45 %
3.352
537.228
73.091
36.881
41.288
Bewirtschaftungskosten
Müllgebühren
Wärme (Heizöl/Gas)
Chlor
Wasseraufbereitung
Wasserverbrauch
Sa. Betriebskosten (ohne
Steuer)
Saldo Einnahmen
Ausgaben o. Steuern
Kostendeckungsgrad
Besucherzahl
62
Wirtschaftlichkeit
von Schwimm- und Badeteichanlagen
Unterschiedliche Bauweisen, Ausstattungen, Anlagengröße etc. wirken sich erheblich auf die Erstehungskosten von Schwimmteichanlagen aus. Deshalb ist ein direkter Kostenvergleich sowohl dieser
Anlagen untereinander, als auch mit konventionellen Freibädern nur bedingt möglich. Aus diesem
Grunde ist es sinnvoll nur die Betriebskosten für
einen Vergleich o. g. Anlagen heranzuziehen und zu
bewerten. Die Wirtschaftlichkeitsberechnung am
Beispiel der Schwimmteichanlage in Schöllkrippen
soll neben den ökologischen Aspekten einer chemikalienfreien und energiesparenden Aufbereitung des
Wassers auch die ökonomischen Vorteile von naturnahen Schwimmteichen dokumentieren. Hierfür
werden die durchschnittlichen Betriebskosten des
Naturerlebnisbades (Schwimmteich) mit den Betriebskosten des ehemaligen Freibades, beide Schöllkrippen und den konventionellen Freibäder der Gruppe
1.6 verglichen (siehe Tab. 1). Der leichte Anstieg der
Personalkosten in der Schwimmteichanlage von
Schöllkrippen ist auf den höheren Pflegeaufwand
zurückzuführen. Dieser beinhaltet in erster Linie die
Pflege der im Naturerlebnisbad größer ausgelegten
Erholungs- und Freizeiteinrichtungen und nicht
zuletzt die regelmäßige Entnahme von Fadenalgen
aus dem Nutzungsbereich. Trotzdem steigt der Kostendeckungsgrad von 36,6 % im ehemaligen Freibad
auf 88,5 % im Schwimmteich. Diese Kostenentwicklung ist auf die im Schwimmteich geringeren Bewirtschaftungskosten für die Wasseraufbereitung, Abwasser- und Kanalgebühren, Strom- und Heizkosten,
Wasserverbrauch und nicht zuletzt auf höhere Besucherzahlen infolge der gesteigerten Attraktivität des
Naturerlebnisbades zurückzuführen.
muss somit weiterhin regelmäßig entfernt werden.
Wartungs- und Pflegeaufwand sind dadurch erhöht.
Erhöhtem Aufkommen von Algen in den Schwimmteichanlagen kann durch folgende Maßnahmen prophylaktisch entgegengewirkt werden:
• Verwendung von phosphatfreiem Füllwasser
• Optimale Abstimmung der einzelnen Anlagenkomponenten
• Einsatz von zusätzlichen Filteranlagen und /oder Sedimentationsschächten für das abgebadete Wasser
• Regelmäßige Entfernung des sich absetzenden
Schlammes
• Einsatz von gewaschenen Substraten, d. h. ohne Feinkornanteile
• Keine Verwendung von ungeeigneten Materialien
• Revisionsöffnungen zur Reinigung und Entlüftung in
den Regenerationsanlagen
• Nährstoffentzug durch rechtzeitige Ernte der Repositionspflanzen
• Einbindung der Schwimmteichanlage mit entsprechendem Freibord und/oder Dränage zur Ableitung des Oberflächenwassers
Robert Frank
LWG Veitshöchheim
Literatur
Hinweise für die Praxis
Aufgrund dieser neuen Erkenntnisse können hier als
Fazit folgende Aussagen getroffen werden: Die in öffentlichen Schwimm- und Badeteichen in Bayern
eingesetzten Substrate und Phosphatadsorber sind
nicht in der Lage größere Mengen Phosphat aus dem
Beckenwasser zu entziehen. Dies führt zwangsläufig
je nach Höhe der Belastung des Wassers mit Phosphat
zu mehr oder minder starkem Algenwachstum in den
Schwimmteichanlagen. Aufkommender Algenbesatz
Bundesgesundheitsbl. – Gesundheitsforsch. – Gesundheitsschutz, 6. 2003: Empfehlung des Umweltbundesamtes für
„Hygienische Anforderungen an Kleinbadeteiche (künstliche Schwimm- und Badeteichanlagen).
Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL), 2003: Empfehlungen für Planung,
Bau, Instandhaltung und Betrieb von öffentlichen
Schwimm- und Badeteichanlagen
W. Schäperclaus und M. v. Lukowitcz, 1998: „Lehrbuch der
Teichwirtschaft“ 4. Auflage – Blackwell WissenschaftsVerlag, Berlin
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
63
Der Referent
Robert Frank - Diplom-Forstwirt (Univ.)
Nach dem Studium der Forstwissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg war
Robert Frank zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forstlichen Versuchsund Forschungsanstalt Freiburg und später als kaufmännischer Mitarbeiter im Holzgroßhandel tätig. Nach einer Weiterbildung zum Fachmann für Technischen Umweltschutz
mit Schwerpunkten biologische Abwasserreinigung, Immissionsschutz und Abfall wechselte er 1996 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an die Bayerische Landesanstalt für
Weinbau und Gartenbau, Abteilung Landespflege, in Veitshöchheim. Dort ist er dem
Sachgebiet Landschaftspflege und Landschaftsentwicklung zugeordnet. Schwerpunkte
seiner Tätigkeit liegen in der praxisorientierten Forschung für den Garten- und Landschaftsbau, speziell in der biologischen Abwasserreinigung, Klärschlammvererdung, ökologischer Teichbau, Gewässerrenaturierung, Regenwassernutzung, Schotterrasen u.a..
Robert Frank ist für die Durchführung des Motorsägekurses in Theorie und Praxis an der
Fach- und Technikerschule zuständig. Außerdem ist er Mitglied im Regelwerksausschuss
"Begrünbare Flächenbefestigungen" der FLL.
3. GaLaBau-Herbst
Elektronisches Aufmaß versus Bandmaß
Möglichkeiten EDV-unterstützter Abrechnung im GaLaBau
Mittwoch, 08. Oktober 2008
Ungetrübtes Badevergnügen im Garten
Schwimmteichsysteme im Vergleich
Mittwoch, 22. Oktober 2008
Bitte beachten Sie die Hinweise auf unserer Homepage www.lwg.bayern.de
64
Moorbad im Hausgarten?
Standortangepasste Bepflanzung nährstoffarmer Schwimmteiche
Prof. Dr. Wolfram Kircher
Zusammenfassung
Intensiv gefilterte Schwimmteiche weisen vor
allem in Privatgärten extrem niedrige Stickstoffgehalte auf. Um dennoch eine attraktive
Bepflanzung zu gewährleisten, kann entweder
gedüngt oder eine standörtlich angepasste Vegetation ausgewählt werden. Zwar sind in der
Natur kaum kultivierbare aquatische Arten oligotropher Gewässer zu finden, doch gibt es eine
große Vielfalt in Arm-Mooren. In 6 Pilotanlagen
im Raum Bernburg bewährten sich viele Arten in
Sumpfbeeten und als Feuchtwiese ausgebildeten
Uferzonen. Sie ergaben attraktive, dynamische
Vegetationsbilder. Das Substrat befand sich
dabei immer im Wasseranstau, die Oberfläche
ragte 5 bis 15 cm über den Wasserspiegel hinaus. Ein Tastversuch mit Pflanzvarianten aus
Kalk-, Zwischen- und Hochmoorarten auf Sandfiltern mit intermittierender, vertikaler Durchrieselung ohne permanenten Wasseranstau wurde
an der LWG Veitshöchheim durchgeführt. Hier
konnte die Variante „Zwischenmoor“ in ihrer
Ästhetik sehr überzeugen, während das „Hochmoor“ mit Sphagnum-Moos unbefriedigend
schwache Vitalität zeigte.
Problemstellung
In den „Empfehlungen für Planung, Bau und Instandhaltung von privaten Schwimm- und Badeteichen“
werden 5 grundsätzliche Bautypen bei privaten Badeteichanlagen unterschieden. In der Praxis werden
häufig Anlagen der Typen 3 und 4 (FLL, 2006, S. 23)
realisiert, die durch entsprechend wirksame durchströmte Filterzonen eine starke Nährstoffminimierung
bewirken. Dadurch ergibt sich eine glasklare Wasserqualität, die mit Chemikalien behandelten SwimmingPools in nichts nachsteht. Der Preis hierfür ist jedoch
ein sehr unbefriedigendes Pflanzenwachstum. Durch
die Wasserbewegung entstehen Zonen von Sauerstoffanreicherung, in denen aerobe Bakterien das im
Wasser gelöste Ammonium (NH4+) zu Nitrat (NO3-)
oxidieren. In Zonen geringen Sauerstoffgehaltes
kommt es zur Reduktion des Nitrates und es entweicht N2 gasförmig als Luft-Stickstoff in die Atmosphäre. Der so eintretende Stickstoffmangel ist als
Hauptursache für wenig vitale Pflanzen mit vergilbten
Blättern anzusehen.
Leider werden im gängigen Wasserpflanzensortiment
überwiegend Arten meso- bis eutropher Naturstandorte bzw. sehr stark wuchernde Röhrichtbildner als sogenannte „Repositionspflanzen“ (nach Seitz, 2001)
geführt. In kleinen Anlagen haben Rohrkolben und Co.
den Uferbereich in wenigen Jahren unter ihren rasant
wachsenden Trieben begraben. Rasch drohen sie auch
noch die Tiefwasserzone zu erobern. Der Kampf gegen
die Natur ist eingeläutet...
Weniger wuchernde „Standardpflanzen“ sind SumpfSchwertlilien, Scheincalla, Blumenbinse (Butomus),
Froschlöffel, Zyperngras-Segge oder Hechtkraut (Pontederia), die aber sehr sensibel auf Nährstoffmangel reagieren: die Blätter hellen sich auf und sie werden anfällig
gegenüber Pilzkrankheiten (siehe auch Kircher, 2005).
Bild 1: Glasklares Wasser, aber schlechtes Pflanzenwachstum: typische Situation in einem intensiv gefilterten, nährstoffarmen Badeteich.
Besonders bei Vegetation in stehendem Wasser kommt
es zu Mangelerscheinungen. Im direkten Einflussbereich
durchströmter Filterzonen ist die Ernährungssituation
günstiger, da mit der Wasserbewegung permanent neue
Nährstoffe an die Vegetation herangeführt werden. Oft
wird auch empfohlen, regelmäßig zu düngen, was zwar
die Symptome kaschiert, das Problem der unangepassten
Pflanzenauswahl jedoch nicht nachhaltig angeht.
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
65
Pilotprojekte mit Moorpflanzen
Üblicherweise liegen die Pflanzbereiche von Schwimmteichen submers, also im überstauten Bereich. In natürlichen Gewässern finden wir aber nur wenige geeignete echt aquatische Arten oligotropher Gewässer.
Dagegen existiert eine erhebliche Artenfülle in nährstoffarmen Mooren unterschiedlicher pH-Ausprägungen. Mit solchen Pflanzen können Uferzonen von
Schwimmteichen bepflanzt werden, wenn deren Substratoberfläche wenige Zentimeter über der Wasserlinie
liegt.
In sechs Pilotprojekten im Raum Bernburg (südlich
Magdeburg) wurden Stauden und einige Kleinsträucher oligo- bis mäßig mesotropher Kalk-, Zwischenund Hochmoore getestet. Alle Anlagen befinden sich
im Mitteldeutschen Trockengebiet mit kontinental
getöntem Klima und einer mittleren Jahresniederschlagsmenge von unter 500 mm:
• Anlage 1: privater Schwimmteich in Staßfurt. Randzonen bepflanzt mit Mischungen aus Arten oligotropher
Kalk- und Zwischenmoore. In separatem Bereich Arten der sauren Sphagnum-Moore (Charakter von
Hochmooren) und saurer Sümpfe. Bepflanzte Zonen
ca. 40 m². Angelegt 1998.
• Anlage 2: privater Schwimmteich in Aschersleben.
Bachlauf zur Regeneration bepflanzt mit Arten nährstoffarmer Kalk- und Zwischenmoore. Entlang der
Schwimmzone Hochstauden und Hochmoorzone in
separatem Bereich. Bepflanzte Zonen ca. 25 m².
Angelegt 2001.
Bild 2: Dactylorhiza-Hybriden breiten sich im Lauf
weniger Jahre in der Moorzone am Ufer des
Schwimmteiches aus und werden zum wesentlichen
Aspektbildner im Mai und Juni.
• Anlage 3: Zierteich mit Bachlauf in Staßfurt. Ca. 6 m²
Randstreifen bepflanzt mir Kalkmoorarten.
Angelegt 1998.
• Anlage 4: Sumpfbeet (10 m²) mit Hochmoor-Vegetation in Staßfurt. Angelegt 2001.
• Anlage 5: Sumpfbeet (12 m²) mit Kalkmoor-Arten in
Bernburg. Angelegt 1999.
• Anlage 6: Sumpfbeet (12 m²) mit Hochmoor-Arten in
Bernburg. Angelegt 1999
Nähere Beschreibung siehe Kircher (2005 und 2007)
In Tabelle 1 sind einige Arten gelistet, die nach den in
den Pilotanlagen gewonnenen Erfahrungen als empfehlenswert für die Gestaltung entsprechender Moorzonen im Randbereich nährstoffarmer Badeteiche
angesehen werden.
66
Bild 3: Im Herbst bestimmen die zartrosa Blütenbälle des Duft-Lauches (Allium suaveolens) das
Vegetationsbild.
Tab. 1: Empfohlene Arten für die Randbepflanzung nährstoffarmer privater Schwimmteiche (Feuchtwiesenzone)
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Kalkmoor
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Zwischenmoor
(neutral)
Saures Moor
ohne Sphagmum
Sphagnum Hochmoor
Gesäte Arten
9
8
8
6
9
7
8
8
8
6s
9
9
8
7
5
8
5
8
6
7
7
7
9
5
6s
7
8
8
5
9
7
5
8
7
9
7
Empfohlener
Lebensbereich
Eingestreut
1, 2, 3, 5
1, 4, 6
1, 2, 4, 6
1
1, 2, 3, 5
1, 2, 7
1, 2, 3, 4, 5
1, 2, 3, 5
1, 2, 3, 5
1, 2, 4
1, 2, 5
1, 2, 4, 6
1, 2, 3, 5
1, 2, 3, 5
1, 2
1, 2, 3, 5
1, 2, 3, 5
1, 4, 6
1
1, 6
1, 4, 6
3
1, 4
1, 2, 3, 5
1, 2
1, 2, 4
2, 3, 5
2, 3, 5
1, 6
1, 2, 4, 6
1, 2, 4, 6
1, 3
1, 2, 3, 5
1, 2, 3, 6
1, 2, 4, 6
1
Bodendecker
Allium suaveolens
Andromeda polifolia
Aster nemoralis
Cardamine pratensis
Carex davalliana
Carex diandra
Carex flava subsp. flava
Carex viridula
Dactylorhiza Hybriden
Drosera anglica, D. rotundif.
Epipactis palustris
Erica tetralix
Eriophorum latifolium
Gentiana asclepiadea
Gentiana pneumonanthe
Gladiolus palustris
Iris sibirica
Ledum groenlandicum
Lythrum salicaria 'Robert'
Menyanthes trifoliata
Narthecium ossifragum
Pinguicula grandiflora
Pogonia ophioglossoides
Primula frondosa
Rhinanthus serotinus
Sarracenia purpurea
Schoenus ferrugineus
Schoenus nigricans
Sphagnum capillifolium
Sphagnum palustre
Sphagnum squarrosum
Swertia perennis
Tofieldia calyculata
Trichophorum alpinum
Vaccinium oxycoccus
Zigadenus elegans
Begleiter
Getestet in
Anlage Nr.
Gerüstbildner
Art
Vitalität
(Durchschnitt)
Verwendungskategorie *
•
•
•
•
•
* Bezeichnung und Definition der Verwendungskategorien in Anlehnung an AK Pflanzenverwendung, 2006
Legende Vitalität:
1 = unbefriedigendes Wachstum. Kaum blühend, starke Mangelsymptome, 3 = schwaches Wachstum / Blühen, evtl. leichte Mangelsymptome, 5 = mäßiges Wachstum / Blühen, keine Mangelsymptome, 7 = gutes Wachstum, Gedeihen und Blüte zufriedenstellend, 9 = sehr starkes
Wachstum, optimale Blüte und Gedeihen, s = kurzlebige Pflanze (1 - 4 Jahre), oft versamend
weitere Arten mit Vitalität = 5: Allium angulosum, Adenophora liliilolia, Arnica montana, Bletilla striata, Carex capillaris, C.echinata, Darlingtonia californica, Dianthus superbus, Mimulus primuloides, Parnas-sia palustris, Pedicularis sceptrum-carolinum (s), Trichophorum caespitosum, Vaccinium macrocarpum
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
67
Moorvegetation im Test auf bepflanzten
Sandfiltern zur Aufbereitung von
Schwimmteich-Wasser
Auf dem Gelände der LWG Veitshöchheim wurde im
Juni 2004 ein Versuch aufgebaut, der zeigen sollte, ob
das Versickern des umgewälzten Wassers durch einen
bepflanzten Sandfilter das Aufkommen von Fadenalgen
vermindert. Bei der Pflanzenauswahl wurden 3 verschiedene Mischungen aus oligotraphenten bis mesotraphenten Hoch- und Niedermoorarten berücksichtigt
und mit einer Variante aus eutraphenten Reichmoorarten verglichen, die den konventionellen „Repositionspflanzen“ entspricht. Der Test wurde als Tastversuch
ohne Wiederholung zur ersten Orientierung aufgebaut.
Die Konstruktion der Sandfilter ist in Abbildung 1 dargestellt. Die jeweils 1000 Liter großen Kunststoffbehälter waren jeweils mit einem weiteren Behälter
gleicher Größe verbunden, der als SchwimmteichModell mit Wasser gefüllt war (Bild 4). Aus dem Modellteich wurde intermittierend Wasser abgepumpt
und über einen gelochten Spiralschlauch über die
Oberfläche des Filters verteilt, um durch den Sandkörper zu sickern. Am Boden des dort vertikal eingebauten KG-Rohres pumpte eine zweite Tauchpumpe das
Wasser wieder in den Teich zurück.
Gemessen wurden regelmäßig pH-Wert, Säurekapazität (temporäre Härte), Permanganatindex (Gehalt an
oxidierbaren Stoffen), Phosphat-, Nitrat-, Ammonium-,
Kalium- und Eisengehalt sowie der Trockenmasseauf-
Bepflanzung mit
Repositionspflanzen
bzw. Moorvegetation
wuchs an Fadenalgen. Bonitiert wurden ferner die
visuelle Wirkung (4 bis 5 Bewerter) und die Vitalität
der Bepflanzung, die Färbung des Wassers und der
Fadenalgenbesatz. Die Termine der Bewertungen sind
in den Abszissen (X-Achsen) der Grafiken (Abb. 2-6)
aufgetragen.
Tabelle 2 zeigt die Pflanzvarianten und ihre Artenzusammensetzung sowie eine Bewertung der Vitalität
nach 3 Versuchsjahren (Auswertung Juli 2007) und
Verwendungsempfehlungen.
Nach den Ergebnissen der visuellen Bonituren erreichte die Pflanzenauswahl zum „Reichmoor“ in den
gedüngten Varianten eine deutlich bessere Vitalität
als in der ungedüngten (Abb. 5). Die bei Harnstoffapplikation (Variante 3) erheblich gesteigerte Wuchskraft führte insbesondere bei Phragmites australis zu
so starkem Zuwachs im dritten Versuchsjahr, dass die
visuelle Bewertung (Abb. 4) hier etwas schlechter
ausfiel als bei Düngung mit Hornspänen (Variante 4)
und ohne Düngung (Variante 2).
Nach Abb. 2 erhielt die Zwischenmoor-Pflanzung
insgesamt die höchsten Bewertungen (siehe Boniturschlüssel unter Abb. 2). Innerhalb der gesamten Versuchsdauer lagen 53 % der Bonituren bei 7 (gut) beziehungsweise 9 (sehr gut). Auch die Vitalität (Abb. 3)
dieser Variante wurde am besten bewertet und lag in
den Vegetationszeiten Frühjahr bis Herbst stabil bei
9 bzw. 7.
Visuelle Wirkung und Vitalität der Kalkmoorvariante
fielen etwas besser aus als beim ungedüngten Reichmoor. Die Strukturen und Texturen der insgesamt
deutlich niedrigwüchsigeren Moorvegetation dürften
für die besseren Bewertungen verantwortlich gewesen sein.
Beschickung mit
techn. hergestelltem
Teichwasser über
Verteilersystem
Ableitung des
gereinigten
Wassers
5 cm Kies 8/16
55 cm
Sand 0/2
5 cm Kies 2/8
5 cm Kies 8/16
10 cm Kies 16/32
KG-Rohr
DN 250 mit
integrierter
Tauchpume
Dränschlitze
B: ca. 4-5 mm
L: ca. 3-4 cm
Abb. 1: Schnitt durch den Sandfilter des Versuches
(Zeichnung: LWG Veitshöchheim)
68
Bild 4: Versuchsaufbau mit bepflanzten Sandfiltern. Im Vordergrund eine Variante mit Bepflanzung „Reichmoor“.
Tab. 2: Bepflanzungsvarianten des Sandfilter-Versuches an der LWG Veitshöchheim
Varianten
Stückzahl / Art
Bewertung und Empfehlungen
1
Nullparzelle
– unbepflanzt –
Bereits nach einer Vegetationsperiode durch
Kolmation nicht mehr funktionsfähig
2
Reichmoorarten
– ohne Düngung
1 Butomus umbellatus
3 Caltha palustris
3 Eriophorum angustifolium
1 Iris pseudacorus
3 Lythrum salicaria
3 Myosotis palustris
1 Phragmites australis
1 Schoenoplectus lacustris
1 Thelypteris palustris
1 Typha shuttleworthii
sehr vital und empfehlenswert
vital und sehr empfehlenswert
wenig vital, leichte Mangelerscheinungen
sehr vital und empfehlenswert
sehr vital und empfehlenswert, Versamung
sehr vital und empfehlenswert, Versamung
vital, aber für artenreiche Pflanzungen zu invasiv
mäßig vital, leichte Mangelerscheinungen
zunächst mäßig vital
zunächst mäßig vital
3
Reichmoorarten –
Blattdüngung (Harnstoff
„Azolon“ 0,5%)
monatlich März - Juli
Bepflanzung wie Variante 2
vor allem Phragmites deutlich kräftiger im Wuchs verdrängend
4
Reichmoorarten –
Düngung mit
Hornspänen,
entsprechend 2,5 g
N/m², jährlich im März
Bepflanzung wie Variante 2
vor allem Phragmites deutlich kräftiger im Wuchs
3 Allium schoenoprasum
1 Asclepias incarnata
5 Carex diandra
5 Eleocharis quinqueflora
1 Epipactis ‘Sabine’
3 Iris sibirica
5 Schoenus nigricans
3 Succisa pratensis
8 Allium suaveolens
5 Caltha palustris
6 Carex davalliana
6 Carex viridula
3 Dactylorhiza Hybride
1 Epipactis palustris
5 Eriophorum latifolium
5Schoenus ferrugineus
sehr vital und empfehlenswert
mäßig vital, leichte Mangelerscheinungen
vital, in geringer Beimischung empfehlenswert
kümmernder Wuchs, nicht empfehlenswert
relativ vital, empfehlenswert
mäßig vital
sehr vital und empfehlenswert
durch starke Versamung zu invasiv
vital und sehr empfehlenswert
vital und sehr empfehlenswert
meist vital, empfehlenswert
meist vital, empfehlenswert
meist vital, sehr empfehlenswert
vital, empfehlenswert
wenig vital, chlorotisch, nicht empfehlenswert
vital und empfehlenswert
5
Zwischenmoorarten
– ohne Düngung
6
Kalkmoorarten
– ohne Düngung
7
Hochmoorarten
– ohne Düngung
1 Andromeda polifolia
1 Arnica montana
2 Eriophorum russeolum
3 Eriophorum vaginatum
1 Helonias bullata
1 Pogonia ophioglossoides
10 Portionen Sphagnum spp.
5 Trichophorum alpinum
3 Vaccinium oxycoccus
Alle Arten schwach, mit Chlorosen, Sphagnum
größtenteils abgestorben,
viele Sämlinge von Succisa pratensis , Lythrum
salicria, Myosotis palustris u.a. aus Nachbarparzellen
Gesamte Variante nicht empfehlenswert für emerse
Sandfilter
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
69
Kontrolle, unbepflanzt
Visuelle Bonitur
2
6
Reichmoor, ungedüngt
Zwischenmoor
5
7
Kalkmoor
6
Sphagnum-Moor
50
%
9,0
8,0
5
Boniturnote
7,0
40
%
2
6,0
30
%
5,0
4,0
20
%
7
3,0
10
%
2,0
1,0
0
22
.0
6.
05
12
.0
7.
05
04
.0
8.
05
07
.1
0.
05
23
.0
3.
06
18
.0
4.
06
15
.0
5.
06
01
.0
6.
06
20
.0
7.
06
22
.0
8.
06
15
.0
9.
06
09
.1
0.
06
19
.0
3.
07
24
.0
4.
07
04
.0
5.
07
04
.0
6.
07
03
.0
7.
07
03
.0
8.
07
29
.0
8.
07
12
.0
9.
07
0,0
Bewertungen
7-9 (%)
Abb. 2: Verlauf der Mittelwerte der visuellen Bonitur der ungedüngten Varianten
Boniturschlüssel zur Vegetationsbewertung
Note
Visuelle Bonitur
1
"Gefällt mir nicht", Eindruck mangelhaft
3
"Sagt mir nichts", Endruck ausreichend
5
"Gefällt mir", Eindruck befriedigend
7
"Gefällt mir gut", Eindruck gut
9
"Gefällt mir sehr gut", Eindruck sehr gut
Vitalität der
Vegetation
Vitalität
Pflanzen sind abgestorben
Pflanzen kümmern
Wachstum gering
Wachstum stark, Zuwachs deutlich erkennbar
Pflanzen wuchern, verdrängen andere Arten
2
Reichmoor, ungedüngt
5
Kalkmoor
6
Zwischenmoor
7
Sphagnum-Moor
9
8
6
Boniturnote
7
5
6
2
5
4
7
3
2
1
12
.0
7.
29 05
.0
7.
31 05
.0
8.
12 05
.1
0.
23 05
.0
3.
07 06
.0
4.
02 06
.0
5.
30 06
.0
5.
05 06
.0
7.
31 06
.0
7.
04 06
.0
9.
04 06
.1
0.
02 06
.0
3.
17 07
.0
4.
07 07
.0
5.
29 07
.0
5.
13 07
.0
6.
03 07
.0
7.
03 07
.0
8.
29 07
.0
8.
05 07
.1
0.
07
0
Abb. 3: Verlauf der Boniturwerte für Vitalität der Bepflanzung der ungedüngten Varianten
70
Durchschnitt
Visuelle Bonitur
2
Kontrolle, unbepflanzt
3
Reichmoor + Harnstoff
Reichmoor, ungedüngt
4
Reichmoor + Hornspäne
50
%
9,0
8,0
Boniturnote
7,0
24
6,0
3
40
%
30
%
5,0
4,0
20
%
3,0
10
%
2,0
1,0
0
22
.0
6.
05
12
.0
7.
05
04
.0
8.
05
07
.1
0.
05
23
.0
3.
06
18
.0
4.
06
15
.0
5.
06
01
.0
6.
06
20
.0
7.
06
22
.0
8.
06
15
.0
9.
06
09
.1
0.
06
19
.0
3.
07
24
.0
4.
07
04
.0
5.
07
04
.0
6.
07
03
.0
7.
07
03
.0
8.
07
29
.0
8.
07
12
.0
9.
07
0,0
Anteil
Bewertungen
7-9
Abb. 4: Verlauf der Mittelwerte der visuellen Bonitur der "Reichmoor"-Varianten mit und ohne Düngung
Vitalität der
Vegetation
2
Reichmoor, ungedüngt
3
Reichmoor + Harnstoff
4
Reichmoor + Hornspäne
9
8
Boniturnote
7
3 4
6
2
5
4
3
2
1
12
.0
7.
29 05
.0
7.
31 05
.0
8.
12 05
.1
0.
23 05
.0
3.
07 06
.0
4.
02 06
.0
5.
30 06
.0
5.
05 06
.0
7.
31 06
.0
7.
04 06
.0
9.
04 06
.1
0.
02 06
.0
3.
17 07
.0
4.
07 07
.0
5.
29 07
.0
5.
13 07
.0
6.
03 07
.0
7.
03 07
.0
8.
29 07
.0
8.
05 07
.1
0.
07
0
Durchschnitt
Abb. 5: Verlauf der Boniturwerte für Vitalität der Bepflanzung der "Reichmoor"-Varianten mit und ohne Düngung
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
71
800
Fadenalgen-Besatz
09.05.06
21.09.06
31.05.07
700
120
Trockensubstanz [g]
600
314
68
500
36
202
400
38
19
310
269
44
300
200
277
397
346
182
100
247
257
192
89
69
45
0
Kontrolle,
1
unbepflanzt
2
R e i c h
3 m o o r
ungedüngt
Harnstoff
Kalkmoor
5
4
Hornspäne
Zwischen6
moor
Sphagnum
7
Hochmoor
Abb. 6: Vergleich der Trockensubstanz an Fadenalgen in den 7 Filtervarianten zugeordneten Schwimmteich-Modellen
Besonders zu erwähnen sind die Kopfbinsen (Schoenus-Arten). Diese sehr gleichmäßig geformten Horstgräser tragen von Frühjahr bis Herbst ihre dunklen
Fruchtköpfchen. Allium schoenoprasum (SchnittLauch) ziert im späten Frühjahr mit violetten, A. suaveolens (Duft-Lauch) im Herbst mit zartrosa Blütenständen. Bei den Orchideen (Dactylorhiza, Epipactis)
ist erst nach etwa 3 Jahren mit einem deutlichen
Blüheffekt zu rechnen. Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass die Themen „Kalkmoor“ und
„Zwischenmoor“ auch nach mehreren Jahren Standzeit sehr attraktive Vegetationsbilder bieten, während
bei den wüchsigen Arten des Reichmoores entweder
mit verstärkten Mangelsymptomen oder aber – vor
allem bei Nachdüngung – mit der Dominanz einzelner
Röhrichtbildner zu rechnen ist. Besonders bei Schilf
ist zu beachten, dass diese sehr wuchernde Art nach
einigen Jahren praktisch alle Begleiter verdrängen
wird.
In Variante 7 (Hochmoor) wurden Polster von Sphagnum-Moosen (vor allem Sphagnum palustre, mit geringen Beimischungen anderer Arten) mit jeweils 10 bis
15 cm Durchmesser basal leicht in die Sandschicht, in
72
die oberflächlich etwas Weißtorf eingemischt worden
war, eingesteckt, um den kapillaren Wasseranstieg
aus dem Substrat ins Polster zu ermöglichen. Die Torfmoose zeigten bereits 2005 starke Absterbe-Erscheinungen, weshalb nochmals Sphagnum nachgepflanzt
wurde. Bis zur Endauswertung im Juli 2007 waren
jedoch wieder große Partien abgestorben. Offensichtlich ist eine derartige Bepflanzung nur bei permanentem Anstau bis unmittelbar unter die Substratoberfläche zu kultivieren. In den oben beschriebenen Pilotanlagen 1, 2, 4 und 6, in denen diese Bedingungen
herrschten, entwickelten sich die Torfmoose sehr vital
und boten zum Beispiel der nordamerikanischen Orchidee Pogonia ophioglossoides, sowie zeitweise bestimmten fleischfressenden Sarracenia-Arten (Abb. 5)
optimale Wachstumsbedingungen.
Trotz der geringen Vitalität der Sphagnen färbte sich
das Wasser im angeschlossenen SchwimmteichModell bräunlich, blieb jedoch klar. Gelöste Huminsäuren sorgten auch in den Pilotanlagen in Staßfurt
und Aschersleben für ein leicht bräunliches Wasser,
das sich aber meist völlig klar präsentierte und den
Blick bis zum Teichgrund freigab.
Die Algenentwicklung in den Schwimmteichmodellen
war durchaus unterschiedlich. Abb. 6 zeigt die geringste Entwicklung von Algenmasse in der Hoch- und
Zwischenmoorvariante. Jedoch war das Erscheinungsbild des Fadenalgenbesatzes sehr starken periodischen
Schwankungen unterworfen. Der pH-Wert pendelte
zwischen 7,8 und 8,5 ohne wesentliche Unterschiede
zwischen den Parzellen. Extreme Schwankungen zwischen 0 und 5 mmol/l ergaben sich bei der Säurekapazität und bei gewissen Nährstoffgehalten. Eine echte
Beeinflussung der Wasserqualität durch die Bepflanzung ließ sich aber aus den gemessenen chemischen
Parametern nicht ableiten.
Bild 6: Pogonia ophioglossoides bringt im Juni attraktive Blühaspekte.
Bild 5: Hochmoor-Zone in Anlage 1. Zwischen Torfmoospolstern gedeihen diverse Orchideen und
fleischfressende Pflanzen.
Bild 7: Die besten Bewertungen der visuellen Wirkung erhielt im Veitshöchheimer Versuch die Variante „Zwischenmoor“ – hier im Blühaspekt von
Schnitt-Lauch (Allium schoenoprasum), der sowohl
in sehr trockener extensiver Dachbegrünung, als
auch auf nassen Flächen einsetzbar ist.
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
73
Pflege von Moorpflanzungen
Als wesentliche Pflegemaßnahme fällt in Pflanzungen
mit oligotraphenter Moorvegetation eine Komplettmahd im Spätherbst oder besser im zeitigen Frühjahr
an. Unkrautbekämpfung beschränkt sich nach den
Erfahrungen mit den Pilotanlagen auf 3 bis 5 Kontrollgänge im Jahr, bei denen aber unter wirklich nährstoffarmen Bedingungen nur sehr wenige schwach
entwickelte Exemplare von Löwenzahn, Weidenröschen und ähnlichem zu entfernen sind. Problematisch
sind allerdings gewisse Süßgräser, insbesondere Calamagrostis-Arten, die als junge Pflanzen leicht übersehen werden können und nach der Ausbildung von
Rhizomen nur mit viel Mühe entfernt werden können.
Hierfür ist es wichtig, wenigstens einmal jährlich einen intensiven Kontrollgang durch eine geschulte
Fachkraft mit entsprechender Artenkenntnis durchführen zu lassen.
Im Veitshöchheimer Versuch siedelten sich nennenswerte Mengen an Birkensämlingen, Weidenröschen
sowie einige Sumpfpflanzen aus benachbarten Parzellen, insbesondere Myosotis palustris, Lythrum salicaria
und Succisa pratensis an. Bei derartigen ausgelagerten, nicht im Anstau befindlichen Substratfiltern wird
grundsätzlich mit stärkerem Unkrautaufkommen zu
rechnen sein. Sollen hier niedrigwüchsige Moorpflanzen verwendet werden, so ist eine Ausgestaltung als
Steinanlage empfehlenswert, deren Oberfläche im
Wesentlichen durch Gestein bedeckt ist. Die freien
Fugenbereiche können dann von den eingebrachten
konkurrenzschwachen Arten ausgefüllt werden, so
dass wenige Entwicklungsmöglichkeiten für Unkräuter verbleiben.
pflanzt werden, wobei eine Gestaltung solcher Bereiche als Steinanlagen zu empfehlen ist. Bepflanzungen
mit ausgesprochenen Hochmoorarten, insbesondere
mit Torfmoosen sind nur im angestauten Milieu vital.
Auswirkungen verschiedener Bepflanzungen mit Moorvegetation bei verschiedenen Filtervarianten auf die
Wasserqualität werden aktuell in einem Forschungsprojekt an der Hochschule Anhalt untersucht. Dabei
interessiert besonders, ob sich durch die ionenaustauschenden Aktivitäten von Torfmoosen das Aufkommen von Fadenalgen reduzieren lässt. Auch sollen
konkrete Vorschläge zu Artenkombinationen erarbeitet werden*
Prof. Dr. Wolfram Kircher
Hochschule Anhalt (FH), Bernburg
und LWG Veitshöchheim
Literatur
AK Pflanzenverwendung (2006): Staudenmischung Silbersommer. Informationsblatt des Bundes deutscher Staudengärtner (BdS), Bonn
FLL (Hrsg.) (2006): Empfehlungen für Planung, Bau und
Instandhaltung von privaten Schwimm- und Badeteichen.
Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL), Bonn
Kircher, W. (2005): Moorpflanzen am Zier- und
Schwimmteich – Gartenpraxis 31 (4), 14–22
Kircher, W. (2007): Marginal Wetland Planting for Oligotrophic Swimming Ponds – Water and Plants in Landscape. Material of the International Scientific – Practical
Conference 19-20. April, 2007. Klaipeda Business and
Technical College, Lithuania, 65–69
Fazit und Ausblick
Maier, E., (2000): Das Moor im eigenen Garten – Berlin:
Parey, 130 Seiten
Seitz, P., (2001): Badegewässer naturnah mit Repositionspflanzen – Neue Landschaft 46 .(11), 726-732
Pflanzen nährstoffarmer Moore sind zwar noch wenig
bekannt und werden selten angeboten, doch eigenen
sich viele Arten sehr gut für die Bepflanzung von
Randzonen intensiv gefilterter Schwimmteiche im
privaten Bereich. Im Unterschied zu den im Handel
üblichen Sumpfpflanzen eutropher Standorte sind
kaum Nährstoffmangelsymptome zu befürchten und
die kleinwüchsigen Arten ergeben in gut abgestimmten Kombinationen ansprechende Vegetationsbilder.
Ausgelagerte Sandfilter können bei intermittierender
Beschickung mit Kalk- und Zwischenmoorarten be-
74
* Das Forschungsprojekt „Vegetation an Schwimmteichen
in Kombination mit kühlungsaktiven Dachbegrünungen
bzw. Steinanlagen als Bodenfilter“ wird im Wesentlichen
vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, sowie
zwei Wirtschaftspartnern finanziert. Als Partnerinstitutionen sind unter anderem die LWG Veitshöchheim sowie die
TU Dresden beteiligt.
Der Referent
Prof. Dr. Wolfram Kircher – Diplom-Ingenieur Gartenbau
Nach Berufsausbildung im Zierpflanzenbau und Tätigkeit in einer Baumschule Studium
der Gartenbauwissenschaften an der Technischen Universität München-Weihenstephan.
1 Jahr wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrgebiet Geobotanik, TU München-Weihenstephan. 3 Jahre Betriebsleiter in einer Staudengärtnerei (Schwerpunkt Sumpf- und Wasserpflanzen) in Nürnberg. 3 Jahre Mitarbeiter in Lehre und Forschung in der Abteilung
Landespflege der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Veitshöchheim.
Seit April 1994 Professor an der Fachhochschule Anhalt, Standort Bernburg.
Seit 2007 erneut Kooperation mit der LWG Veitshöchheim (Teilzeitvertrag für Betreuung
studentischer Projekte in Bepflanzungsplanung und Mitarbeit bei vegetationstechnischen Versuchen)
Lehre in Pflanzenverwendung, Bepflanzungsplanung, Staudenkunde und Vegetationstechnik. Aktuelle Forschungsthemen im Bereich Staudenverwendung und Vegetation an
Schwimmteichen.
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Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
75
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Ein Fass ohne Boden?
Die Bewässerung öffentlicher Grünflächen
Nikolai Kendzia
Zusammenfassung
Öffentliche und halböffentliche Grünflächen
werden traditionell aus Zapfstellen mit Schlauch
oder mobilen Viereckregnern bewässert. Alternativ dazu fahren in den Trockenperioden Gießwägen mit Wasserfässern durch die Straßen. Beide
Bewässerungsvarianten sind personal- und zeitintensiv, darüber hinaus nicht sehr effektiv was
den Wasserverbrauch betrifft. Sind automatische Bewässerungsanlagen die bessere Lösung?
Sucht man in Deutschland in Städten und
Kommunen nach automatischen, fest installierten Bewässerungssystemen, so findet man diese
nahezu ausschließlich auf Sport- und Golfplätzen. Diese intensiv genutzten und gepflegten
Anlagen benötigen auch am meisten Wasser. Bei
Straßengrün und sonstigen Freiflächen mit
Dauer- oder Wechselbepflanzung wird in der
Regel nur eine Notbewässerung durchgeführt.
Wasser ist eine knappe Ressource, nicht nur in
trockenen Klimaten.
Auch in Deutschland werden in Zukunft häufiger
Trockenperioden auftreten, denen mit geschickter
Pflanzenauswahl und zusätzlicher gezielter Tropfbewässerung und mit präzisen Regnern begegnet werden muss, möchte man weiterhin repräsentative Pflanzungen gestalten und erhalten.
Automatische Bewässerungsanlagen können
helfen, die Gießwassermenge zu minimieren.
Diese technische Lösung erfordert aber viel Umsicht bei Planung, Einbau und Wartung. Es gilt,
ökonomische Aspekte beim Einsatz in öffentlichen und halböffentlichen Grünanlagen zu berücksichtigen.
Problemstellung
Verfolgt man die Innovationen auf dem Bewässerungsmarkt, so hat sich gerade in den letzten Jahren im
Bereich der Steuerungs- und Installationstechnik,
aber auch in der Qualität der Kunststoffe viel getan.
Gerade für den stark gewachsenen Absatzmarkt der
privaten Hausgärten werden wartungsarme und einfach zu bedienende Anlagen benötigt. Im Vordergrund
steht mittlerweile nicht mehr nur die Arbeitserleichterung beim Gießen, sondern auch das Einsparpotential
an Wasser. Fest installierte Bewässerungsanlagen
scheinen sich zunehmend für den öffentlichen und
halböffentlichen Bereich zu empfehlen. Jederzeit
nutzbare Straßenräume, Plätze und Grünanlagen,
sowie frei zugängliche Freiflächen auf Privatgrund,
z. B. Firmengelände und Außenbereiche von Wohnanlagen, stellen zum Teil andere Anforderungen an technische Einbauten zur Bewässerung als der Privatgarten.
Bei Neuplanungen von Parks und Plätzen in Städten
und Gemeinden werden zunehmend Bewässerungsanlagen vorgesehen (siehe Bild 1). Bei künstlich geschaffenen Extremstandorten, z. B. Rasenskulpturen,
sind sie in jedem Fall unverzichtbar.
Gibt es technische Neuerungen, die den Einsatz stationärer Bewässerungsanlagen heute wirtschaftlicher
machen? Welche neuen Erfahrungen gibt es – auch
aus dem Ausland – die sich auf Deutschland übertragen lassen?
Bild 1: Bewässerungsanlage am Savignyplatz in
Berlin.
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
77
Welche Vor- und Nachteile besitzen automatische
Bewässerungssysteme gegenüber mobilen Varianten
und welche Anforderungen lassen sich daraus für die
Planung, den Einbau und den Betrieb ableiten?
Lösungsansätze und Empfehlungen
Bestandsaufnahme
Die hier betrachteten Grünflächen sollen zunächst
nach ihren Anforderungen an die Bewässerung charakterisiert werden. Sport- und Golfplätze sowie
Innenraumbegrünungen sind aufgrund ihrer besonderen Nutzung und bereits existierender spezieller
Regelwerke, nicht Gegenstand dieser Ausführungen.
Öffentliche und halböffentliche Freiräume sind durch
ihren Publikumsverkehr gekennzeichnet und sollen
repräsentativ und / oder für die Bevölkerung nutzbar
sein. Im Gegensatz zum Privatgarten müssen die
Pflanzungen und deren Pflege dem Anliegen der Öffentlichkeit gerecht werden und nicht nur den Ansprüchen des Besitzers genügen. Mit Blick auf die
Erwartungen der Nutzer wird die Vielzahl unterschiedlich gestalteter Freiräume in Pflegekategorien (z. B.
intensiv bis naturbelassen) eingeordnet. Ihre im Gegensatz zum Privatgarten größeren und z. T. über das
Stadtgebiet verteilten Flächen benötigen ein differenziertes Bewässerungsmanagement. Besonders anfällig
für Wassermangel sind Blumenkübel, Blumenrabatten/Wechselgrün und Jungbäume. In sehr trockenen
Jahren kommen Extremstandorte hinzu, z. B. Alleen
mit beengtem Wurzelraum. Nach den Regelwerken
für den Garten- und Landschaftsbau soll die Wassergabe vor bzw. bei den ersten Welkeerscheinungen
erfolgen (siehe Abschnitt „Regelwerke“). Je nach Anspruch an die Vitalität und Wüchsigkeit der Pflanzen kann mehr oder weniger Wasser gegeben werden. Sind braune Flecken im Rasen, der mit der Zeit
regeneriert, zu tolerieren oder soll er stets im saftigen Grün erscheinen? Will man die Staudenpflanzung erhalten oder ins üppige Optimum bringen?
Diese Fragen gilt es abzuwägen, wenn man den
Wasserbedarf bestimmt. Eine genaue Berechnung
ist von vielen Faktoren wie Pflanzenart, Wuchsstadium, Bodenparameter, Standort und Wetterdaten
abhängig.
78
Wassermenge und -qualität
Evapotranspirationsgleichungen wie die von PenmannMonteith führen zu einer sehr genauen Bestimmung
der Wasserbilanz. In der Praxis kann dann ein Bewässerungsprogramm durch Verrechnung der Daten einer
Wetterstation in der Steuereinheit einer Bewässerungsanlage erstellt werden. Man kann auch nach dem
„Grünen Daumen“ bewässern, wobei die Pflanzung dann
oftmals bereits unter Trockenstress leidet. Allerdings
kann sie durch ihre Regulationsfähigkeit den Verbrauch
nach dem Wasserangebot ausrichten. Optimale Bewässerung vermeidet einerseits Trockenheitsschäden,
darf aber nicht zur „Verwöhnung“ führen.
Gegossen wird in der Regel mit Brunnen-, Zisternenund Flusswasser, seltener mit aufbereitetem Grauwasser. Somit ist es im Vergleich zum Trinkwasser nötig,
zusätzliche Filter vor die Wasserausbringung durch
Düsen oder Tropfstellen zu setzen (Maschenweite
i. d. R. 120 Mesh). Gießwägen haben in der Regel keine
Probleme mit der Wasserqualität. Sehr hohe Kalkund Eisengehalte (ab 12 Grad deutscher Härte und
2-4 mg Fe/Liter) können zu Verstopfungen insbesondere von Tropfrohren führen. Einige Hersteller fordern
zum Erhalt der Gewährleistung aber auch Trinkwasser,
d. h. der Grenzwert liegt bei 0,2 mg Fe/Liter. Während
Versenkdüsen und -regner anfällig für Vandalismus
sind, sind Tropf- und Spaghettischläuche auch von
Nagetieren bedroht. Bei ausreichendem Wasserangebot im Umfeld traten aber in Deutschland bislang
noch keine solchen gravierenden Schäden auf. Größere Schwierigkeiten entstehen durch das Einwurzeln
der Gehölze in die Leitungen. Technische Maßnahmen
wie mechanische Wurzelbarrieren und Rootguard®
mit Trifluralin im Kunststoff sollen das Wachstum der
Wurzelspitzen in den Tropfereinsatz verhindern.
Sicherheit und Wartung
Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Bewässerung mit
fest installierten Anlagen ist die Sicherheit für Passanten und Besucher der öffentlichen Anlagen. Hierbei ist
zunächst die Zielgenauigkeit der Bewässerung von großer Bedeutung. Das Wasser muss in die Pflanzstreifen
gelangen und darf auf keinen Fall, auch nicht durch
Winddrift, anliegende Straßen und Gebäude in Mitleidenschaft ziehen. Leider sind aber viele Bewässerungssysteme mehr oder weniger windanfällig (siehe Tab. 1).
In öffentlichen Grünanlagen gibt es aber nicht nur die
offiziellen Wege. Trampelpfade durchziehen die Pflanzflächen. Fest installierte Bewässerungseinrichtungen
können dabei beschädigt werden. Versenkregner in
Rasenflächen, die frei bespielbar sind, dürfen nicht zu
Stolperfallen werden. Bei den Stauden und Gehölzflächen auf dem Gelände der Bayerischen Landesanstalt
für Weinbau und Gartenbau (LWG) erwiesen sich gerade
die kleinen Stativdüsen (Mikrobewässerung) als
bruchgefährdet. Viele Sprinklerköpfe und abgebrochene Erdspieße mussten ersetzt werden (siehe Bild 2.)
Ein (Stadt-) Gartenamt pflegt und unterhält vom Bauhof weit entfernte Flächen. Aber auch die großen,
halböffentlichen Flächen zwischen (Firmen-) Gebäuden stehen nicht unter ständiger Beobachtung. Steuergeräte können unbemerkt umprogrammiert, Regner
verstellt und Leitungen beschädigt werden. Abhilfe
schaffen hier abschließbare Steuerungs- oder Ventilkästen und deren möglichst unauffälliger Einbau. Dies
darf aber die Zugänglichkeit für Wartungsarbeiten
nicht beeinträchtigen.
Auch für die Wartung sind einige praktische Gesichtspunkte zu berücksichtigen.
Tab. 1: Vergleich unterschiedlicher Bewässerungsanlagen
Versenkregner,
(Getrieberegner)
Eignung für
öffentliche
Vegetationsflächen
Tropfschlauch
oberirdisch
[unterirdisch]
Mikrobewässerung,
Spaghetti,
Tropfer,
Stativdüsen,
Zapfstellen,
Schlauch,
Viereckregner
Gießwagen
Automatisch,
stationär
Automatisch,
stationär, flexibel
Manuell,
stationär,
mobil
Manuell,
mobil
+
- [+]
-
+
O
Versenkdüsen
Automatisch, Automatisch,
stationär
stationär
Rasen
++
Stauden
O
+
++ [O]
O
O
+
Gehölze
O
O
+ [O]
O
+
+
Kübel
-
O
+ [+]
++
+
+
Einbauaufwand
mittel
mittel
hoch [sehr hoch]
hoch
gering
keiner
Optische
Auffälligkeit
gering
gering
mittel bis ohne
(gemulcht)
[ohne]
mittel bis hoch
gering bis
hoch
ohne
Kenntnis des
Anlagenbetreibers
hoch
hoch
hoch [hoch]
hoch
gering
gering
Kenntnis der
Pflegekräfte
mittel
mittel
hoch [hoch]
hoch
gering
gering
Wartungsaufwand der
Anlage
mittel
mittel
mittel [mittel]
hoch
gering
gering
Aufwand für
Einwinterung
mittel
mittel
mittel
hoch
gering
keiner
Anfälligkeit für
Vandalismus
mittel
mittel
hoch [gering]
hoch
gering
keine
Windanfälligkeit
mittel
hoch
keine [keine]
hoch
mittel
gering
gering
bis mittel
gering
bis mittel
hoch [sehr hoch]
hoch
gering
gering
gering
gering
gering
gering
sehr hoch
sehr hoch
hoch
hoch
hoch [sehr hoch]
hoch
mittel
mittel
Personal
Wassereinsparungspotential
Arbeitsaufwand
f. Betrieb
Investitionsbedarf
Legende: ++ = sehr geeignet, + = geeignet, O = möglich, - = ungeeignet
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
79
Planung und öffentliche Wahrnehmung
Sichtbare Bewässerungseinrichtungen im Siedlungsbereich sind für die Bevölkerung in Deutschland ungewohnt bzw. gänzlich unbekannt. Die Bedeutung von
Hydranten für die Feuerbekämpfung ist allseits akzeptiert. Bei fließendem Wasser oder Brunnenanlagen
sieht die Sache schon anders aus. Wasser lädt immer
auch zum Spielen ein und deswegen werden dadurch
leider die Wasserspender – oft auch mutwillig – zerstört.
Bild 2: Defekte Mikrosprühdüse.
Automatische Bewässerungsanlagen erfordern zu
ihrer Instandhaltung qualifiziertes Personal, das wie
überall knapp ist. Bei Pflegegängen muss auf die Einbauten in den Grünflächen geachtet werden. Die Abteilung Landespflege an der LWG ist dazu übergegangen, Unkraut zu stechen und nicht mehr zu Hacken,
was sich langfristig als wirtschaftlicher herausgestellt
hat. Das Pflegepersonal ist sich der Leitungen in den
Pflanzflächen bewusst. Selten müssen Tropfschläuche
geflickt werden. Bei oberirdischer Verlegung, eventuell von einer Mulchschicht wassersparend verborgen,
sind Reparaturen schnell und günstig möglich.
Was die Hauptkomponenten einer Anlage angeht, so
sind Bauteile unterschiedlicher Hersteller durchaus
kombinierbar! Die Verschleißteile (Düsenköpfe, Regnereinsätze) müssen aber meist von einem Hersteller
sein. Zu viele Systeme machen das Ersatzteillager groß
und teuer. In der Praxis haben sich für den Einbau im
Boden Bauteile aus hochwertigen Kunststoffen bewährt. Es ist nicht abschließend geklärt, ob die Aufsteiger aus Edelstahl in Versenkregnern durch ihre
Robustheit den um ein Drittel höheren Preis rechtfertigen. Die Hersteller geben auf ihre Produkte bei fachgerechtem Einbau eine Garantie von bis zu 20 Jahren.
Die mobile Bewässerung über im Boden eingebaute
Hydranten oder mittels eines Tankzuges ist arbeitsintensiv. In den Sommermonaten müssen Schichtpläne
ausgearbeitet werden, die ein Bewässern in der Mittagshitze vermeiden. Um den Zeit- und Arbeitsaufwand zu bewältigen, gibt es mehrere Lösungsmodelle.
Diese reichen von der Umrüstung der gesamten LKWFlotte des Bauhofes mit Tankfässern über den Hilfseinsatz der Feuerwehr bis hin zu einer kompletten
Fremdvergabe der Bewässerung an Spezialfirmen. Ein
weiteres Modell ist die Baumpatenschaft von Bürgern,
welche die an ihr Grundstück angrenzenden Bäume
und Grünflächen im Sommer gießen.
80
Für Anlage und Betrieb von Bewässerungsanlagen ist
zu berücksichtigen, dass der Boden in Siedlungsgebieten mit einer Fülle an Versorgungsleitungen durchzogen ist. Durch Baumaßnahmen können Wasserleitungen der Bewässerungsanlagen beschädigt werden. Im
umgekehrten Fall ist aber auch der Einbau von Wasserleitungen und Zapfstellen angesichts der engen Platzverhältnisse im Nachhinein schwierig, was zu hohen
Investitionskosten führt. Dies gilt es bei der Planung
und dem anschließenden Einbau zu berücksichtigen.
Blick über den Tellerrand Erfahrungen aus dem In- und Ausland
In den mediterranen Ländern mit wenig natürlichen
Niederschlägen im Sommer, z. B. Israel, Spanien, Südfrankreich und Italien, können öffentliche Parkanlagen und Straßenbegleitgrün ohne eine künstliche
Bewässerung nicht überdauern. Deswegen gehören
Bewässerungseinrichtungen zum alltäglichen Bild. Sie
werden als wertvoll für das Kleinklima und den Erhalt
der schattenspendenden Grünanlagen angesehen. Der
Sprühnebel wird oftmals zur Abkühlung und weniger
zur eigentlichen Bewässerung genutzt. Aus Israel
kommen die führenden Hersteller von Bewässerungssystemen, die seit Beginn des industriellen
Einsatzes von Kunststoffen in den 50er Jahren,
Tropfbewässerungen einsetzen und deshalb über
langjährige Erfahrung verfügen. Parallel dazu betreiben die amerikanischen Produzenten und die Irrigation Association erfolgreich Forschung zur wassersparenden Bewässerung.
Im öffentlichen und halböffentlichen Raum der südlichen Länder haben sich die automatischen Bewässerungsanlagen durchgesetzt und im Alltag bewährt.
Trotz des hohen Nutzungsdrucks sieht man allerorts
funktionsfähige Versenkdüsen und Versenkregner,
kombiniert mit frei auf dem Boden liegenden Tropfleitungen (siehe Bild 3). Die neuen Kunststoffe sind
selbst unter direkter Sonneneinstrahlung UV-beständig. Senkrechter Einbau und Einstellung des Beregnungssektors scheinen aber kein Qualitätskriterium
zu sein.
Interessant sind auch die Projekte in Dubai und Saudi
Arabien der Firma Eco Rain mit einer textilen Bewässerungsmatte, die ca. 20 cm unter die Bodenoberfläche eingebaut wird. Die gleichmäßige Wasserverteilung erfolgt durch ein Vlies, in das Tropfschläuche
eingenäht sind. Der Hersteller prognostiziert eine Wasserersparnis von 70 Prozent gegenüber der herkömmlichen Bewässerung über Kopf.
Hinweise für die Praxis
Regelwerke
Auch in Deutschland setzen sich unterirdische Bewässerungen mit Auslaufschutz zunehmend durch:
Rasenskulpturen in der HafenCity Hamburg (Eco Rain),
Rasenflächen beim Wasserversorger ESWE in Wiesbaden (Netafim). Das Wasser gelangt direkt an die Wurzeln, ohne oberirdische Vernässung. Die Verdunstungsverluste sind minimiert und ein Einbau unter PKWStellplätzen ist möglich.
Im Folgenden soll eine Übersicht über bereits bestehende Regelwerke zur Grünflächenbewässerung gegeben werden. Zum Teil existieren unterschiedliche
Anforderungen an Ausstattung und Betrieb der automatischen Bewässerungsvarianten. Der Arbeitskreis
„Bewässerung“ der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau e. V. (FLL) ist
derzeit dabei, eine „Richtlinie für die Planung, Installation und Instandhaltung für Bewässerungsanlagen
in Vegetationsflächen“ zu erarbeiten.
Was für Golfplätze und große Sportanlagen schon lange
Stand der Technik ist, ist auch für Parkanlagen und
gewerbliches Grün denkbar: Ein zentraler Computer
mit einer Überwachungssoftware (u. a. IMMS™ von
Hunter oder Tele Manager von Rainbird) kann über
GSM Module die Beregnungszeitpunkte und Laufzeiten gemäß der aktuellen Wetterdaten an die Magnetventile weitergeben. Zudem werden Störungen in der
Schaltzentrale gemeldet und können dann zielgerichtet behoben werden. So messen in Leitungen eingebaute Sensoren den aktuellen Durchfluss und vergleichen diesen mit der geplanten Durchflussmenge. Über
Funkmodem kann dann ein Alarm z. B. per SMS auf
das Mobiltelefon gesendet werden.
Empfehlungen für die Pflege und Nutzung von
Sportanlagen im Freien, Planungsgrundsätze (FLL,
2006):
Bewässerungseinrichtungen sind vorzusehen. Zusätzliche Hydranten für die Beregnung von Flächen, die
durch Windabdrift nicht ausreichend durch die stationäre Beregnungsanlage bewässert werden können,
sind einzubauen.
Unterhaltungspflege: Unmittelbar bei Welkebeginn
(kleinflächige blau-graue Verfärbungen der Gräser) sind,
sofern kurzfristig kein natürlicher Niederschlag zu
erwarten ist, je nach Bauweise des Platzes ca. 20 l/m²
aufzubringen. Optimal ist die Bewässerung in der
Nacht, bzw. am frühen Morgen, da Windeinfluss und
Verdunstung dann am geringsten sind. Ansonsten
wird auf DIN 18035-2 „Sportplätze - Teil 2: Bewässerung“ verwiesen.
Die Wasserversorgung ist regelmäßig zu überprüfen.
Hierunter fällt die normgerechte Trinkwassernachspeisung bei Trinkwassereinsatz, Funktion der Pumpen, Überprüfung der elektrischen Anschlüsse, Reinigen von Zisterne und Filtern und die Überprüfung der
gegebenenfalls eingebauten Sensoren, damit die Bewässerung bei ausreichend natürlichen Niederschlägen unterdrückt wird.
Bild 3: Tropfbewässerung im Bahai-Garten, Haifa).
Die Versenkregner sind insbesondere auf Gängigkeit,
das Aus- und Einfahren, zu kontrollieren. Die Regnergehäuse, eingebaute Filter und Düsen sind von Schmutz
zu reinigen. Die Wurfweiten und Beregnungssektoren
sind hinsichtlich einer gleichmäßigen Wasserverteilung zu überprüfen. Im Winter muss die technische
Anlage frostsicher gemacht werden. Entleerungsventile sollen das Wasser gefahrlos ableiten.
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
81
Sie reichen nach Aussage der Richtlinie nicht aus, um
das Leitungssystem, Regner und Ventile vollständig zu
entleeren und zu schützen. Hierbei sind die Herstellerangaben zu beachten. Besondere Aufmerksamkeit
sollte den Absperrhähnen (Kugelhähne) gewidmet
werden: Eine halbjährliche Betätigung verhindert ein
Festsetzen.
Empfehlungen für Baumpflanzungen Teil 1:
Planung, Pflanzarbeiten, Pflege (FLL, 2005):
Zunächst sollten die Straßenbäume gerade im Hinblick
auf den zu erwartenden Trockenstress des Stadtklimas
sorgfältig ausgewählt werden (Straßenbaumliste der
Gartenamtsleiter). Vor Beginn von Welkeerscheinungen ist der Boden/das Substrat durchdringend zu wässern, in der Regel mit 75-100 Liter pro Bewässerungsgang. Luftmangel, Auswaschung von Nährstoffen und
Verschlämmung werden durch das Aufteilen in mehrere Bewässerungsgaben verhindert. Ein Wässern ist
in der Regel nur bei anhaltender Trockenheit erforderlich und in den ersten drei Jahren nach der Pflanzung.
Die Zusätzlichen Technischen Vertragsbedingungen
und Richtlinien für Landschaftsbauarbeiten im Straßenbau ZTV La-StB 05 gehen in den Anfangsjahren
nach der Pflanzung von einer zweimaligen Bewässerung in der Vegetationsperiode aus. Hier sollen Hochstämme mit einem Richtwert von 100 Litern, Heister
mit 10-20 Litern, Sträucher und Jungpflanzen mit
10 Litern pro Gang bewässert werden. Bodendecker
benötigen in der Anwachs- und Entwicklungsphase
ca. 20-30 l je m².
Empfehlungen für Baumpflanzungen Teil 2:
Standortverbesserung, Pflanzgruben und
Wurzelraumerweiterung; Bauweisen und Substrate
(FLL, 2005):
Die Empfehlungen sehen keine Bewässerungseinrichtungen für die Pflanzgruben vor. Weder die allseits
beliebten Drainagerohre mit Endkappen noch automatische Bewässerungssets sind für die Baumbewässerung vorgesehen. Selbstverständlich werden die eigentlichen Belüftungseinrichtungen zur schnellen
Wassereinspeisung benutzt. Durch Einhaltung der
Wasserspeicherkapazität des Substrates und Auswahl
standortgerechter Bäume genügt in der Regel eine
Zusatzbewässerung in den ersten drei Standjahren.
Bei einer Neupflanzung von zwei Malus tschonoskii
im Jahre 2002 an der LWG wurde bei einem der
Hochstämme ein Baumbewässerungsset eingebaut.
Dieser zeigt heute einen deutlich größeren Zuwachs
gegenüber dem unregelmäßig mit der Hand gegossenen Baum.
82
Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und
Richtlinien für das Verpflanzen von Großbäumen
und Großsträuchern; ZTV-Großbaumverpflanzung
(FLL, 2005):
In der Zeit der Anwachspflege, die mindestens 2 Jahre und bis zu 5 Jahre dauern kann, ist je nach Baum,
Verpflanzungsbedingungen und Standortverhältnissen zu wässern. Dabei sind unter üblichen Witterungsbedingungen und Verhältnissen im ersten Jahr
bis zu 20 Bewässerungsgänge und ab dem zweiten
Jahr bis zu 15 Bewässerungsgänge erforderlich. In
Abhängigkeit vom Stammumfang werden Richtwerte
von 200 bis 1000 Liter pro Bewässerungsgang empfohlen.
Betrachtet man die Normengruppe Vegetationstechnik im Landschaftsbau (DIN 18916 bis DIN 18919 aus
dem Jahr 2002), so soll die Bewässerungsmenge auf
den Wasserbedarf der Pflanzung abgestimmt und wirksam verteilt werden. Auch hier ist auf die ausreichende Durchfeuchtung des Bodens (bei Rasen mindestens
10 cm) zu achten. Immergrüne Pflanzen sind auch bei
frostfreiem Wetter im Winter zu wässern.
Erfahrungen aus der eigenen Forschung
Wie gut eine geregelte Bewässerung funktioniert und
wieviel Wasser eingespart werden kann, zeigt ein
Bewässerungsversuch an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, der seit Mai 2005 in
der Abteilung Landespflege durchgeführt wird. Es zeigte sich, dass der zerstäubte Wasserstrahl der eingebauten Versenkdüsen trotz Überlappung (Kopf zu Kopf
Anordnung) zu einem sehr inhomogenen Sprühbild
führt. Dies ist auch auf die Windanfälligkeit zurückzuführen. Trotzdem zeigen die eingewachsenen Rasenflächen auf gutem Gartenboden keine trockenen oder
vernässten Stellen. Die Verteilung des Wassers im Boden führt zu einem gleichmäßig vitalen Erscheinungsbild (vgl. Abb. 1). Bei neu angelegten Rasenflächen
sollte aber auf eine gute Überlappung der Wurfradien
geachtet werden, da direkt an den Düsen weniger
Wasser ausgebracht wird. Um sichtbare „Beregnungskreise“ auf größeren Rasenflächen zu vermeiden, werden deshalb Getrieberegner eingesetzt, deren Strahl
exakter einstellbar und gegebenenfalls durch zusätzliche Düsen für den Nahbereich ergänzt wird. In Stauden
und Gehölzbeeten bieten Tropfrohre die gleichmäßigste und wassersparendste Ausbringung. Stativdüsen
und Versenkdüsen mit hohen Aufsteigern funktionieren auch und sind von den Materialkosten in der Regel günstiger. Der Nachteil liegt in der größeren Wasserverdunstung, Kalkflecken auf den Blättern, ggf.
höhere Anfälligkeit für Pilzkrankheiten, einem Zerfal-
len der Staudenhorste durch Wasser von oben und
dem Regenschatten durch dichte und hochgewachsene Stauden und Gräser (vgl. Tab. 1).
Um das Wassersparpotential einer automatischen
Bewässerungsanlage ausschöpfen zu können, muss
die Anlage auf Wetterdaten zurückgreifen können.
Bodensensoren, welche die Bodenfeuchtigkeit und
damit die eigentliche Wasserverfügbarkeit für die Pflanze messen, sollten in öffentlichen Grünanlagen nicht
oder nur an einer geschützten Stelle eingebaut werden.
Sie funktionieren nur bei sorgfältiger Installation und
unveränderlicher Lage. Regensensoren schalten die
Anlage bei und nach einem Regenereignis ab. Wetterstationen mit Regenmesser hingegen können feststellen, ob es wirklich genug Niederschlag gegeben hat.
Abb. 1: Wasserverteilung Versuchsparzelle „Hunter“–
20 Minuten Bewässerungsdauer
(Mittel: 9,48 l/m2)
Die eigentliche Wasserersparnis kommt durch die
Programmierung der Bewässerungssteuerung zustande. Hält man sich nur an Faustzahlen und überprüft
und korrigiert die Einstellung nicht gemäß der Jahreszeit, so kann man mit der verbrauchten Wassermenge
schnell über dem Optimum für die Pflanzengemeinschaft liegen. Dennoch wird das Wasserangebot von
den Pflanzen meist durch Wachstum und Blüte honoriert. Hier spielt das Ziel der Bewässerung wieder eine
große Rolle.
14.000
12.948
12.000
9.782
10.000
9.305
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
SUMME
8.000
Liter
6.915
6.000
4.000
2.000
1.213
423
0
Manuell
Toro
Hunter
Rainbird
Gardena
Niederschlag
(mm)
Parzellen, Hersteller
Abb. 2: Wasserverbrauch Bewässerungsversuch (LWG) im Jahr 2007
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
83
Die Grafik aus dem Bewässerungsversuch zeigt die
Verbrauchswerte für die 38 m² großen Versuchsparzellen bei einer Einstellung von 10-20 Liter pro Quadratmeter und Woche. Die Funktion der eingesetzten
Regensensoren kann bestätigt werden. Die höchste
Einsparung lieferte der, wenn auch störungsanfällige,
Bodenfeuchtesensor bei der Fa. Gardena (siehe Abb. 2).
Eine Lösung für kleinere Anlagen, die auf eine Vernetzung einer großen Wetterstation mit einem PC verzichtet, bietet die Firma Hunter. An der LWG wird seit
September 2007 die Kombination dieser Evapotranspirations (ET)-Steuerung mit der Netafim-Tropfleitung
Unitechline und RP-MP Rotatoren anstelle von Sprühdüsen getestet. Die Bewässerungstechnik hat durch
die Innovationen der Hersteller in den letzten Jahren
große Fortschritte gemacht. Neuerungen müssen aber
auch immer kritisch auf ihre Praxistauglichkeit hin überprüft werden. Manchmal sind die Marketingabteilungen der Firmen schneller als die Produktentwicklung.
zuleitung, Stromversorgung) und an den vermeintlich
hohen Investitionskosten. Addiert man im Gegenzug
die Arbeitskosten und Material (Goldschlange, hochwertige Viereckregner) für die mobile Bewässerung, ist
eine Amortisation der Investition in wenigen Jahren
möglich.
Bei extremen und unzugänglichen Standorten, wie
z. B. im Regenschatten von Brücken, lohnt sich eine
automatische Bewässerungsanlage in jedem Fall.
Nikolai Kendzia
LWG Veitshöchheim
Fazit
In der städtischen Grünflächenbewässerung sollten
hochwertige Produkte verwendet werden, die möglichem Vandalismus und der starken Beanspruchung
standhalten. Bei der Planung sollte auch an eine zentrale Steuerung bei weit verteilten Grünflächen gedacht werden. Es ist von Vorteil, sich auf wenige Hersteller zu beschränken, da dann der Schulungsaufwand und der Ersatzteilvorrat klein gehalten werden
kann. Die Pflegekräfte müssen auf die eingebauten
Bewässerungseinrichtungen aufmerksam gemacht
werden. Die Einsparung von Wasser ist nur mit Hilfe
von Wetterstationen und Sensoren, sorgfältiger Programmierung und möglichst wurzelnaher Wasserausbringung möglich. Berücksichtigt man diese Vorgaben, so kann man von den Vorteilen einer automatischen Bewässerung profitieren:
• Arbeits-, Zeit- und Wasserersparnis
• Bewässerung an schwer zugänglichen Stellen und
außerhalb der Dienstzeit
• Niedrige Betriebsdrücke bei der Tropfbewässerung
(Wasser- und Energieersparnis)
• Vitale Pflanzen unterdrücken unerwünschten Aufwuchs
Die Installation von Bewässerungsanlagen scheitert
oft an der nicht vorhandenen Infrastruktur (Wasser-
84
Literatur
DIN-Taschenbuch 187: Bewässerung, Entwässerung –
Beuth, Berlin 2007
DIN EN 13635: Bewässerungsverfahren, Lokale Bewässerungssysteme, Terminologie und Angaben des Herstellers,
Ausgabe 12/2001 – Beuth, Berlin
Kendzia, N. (2007): Automatische Privatgartenbewässerung. Unterschiedliche Systeme - einheitlicher Erfolg? –
Deutscher Gartenbau, 61. Jg, Heft 26, S. 15–18
Roth-Kleyer, St. (2007): Erderwärmung und Bewässerung
im GaLaBau – Neue Landschaft, 52. Jg, Heft 2, S. 54–59
www.benjaakow.de
www.beregnungstechnik-info.de
www.ecorain.eu
www.gardena.com
www.hunterindustries.com
www.irrigation.org
www.joinature-sued.de
www.microirrigationforum.com
www.netafim.de
www.parga-online.de
www.rainbird.de
www.rainpro.de
Der Referent
Nikolai Kendzia – Diplom-Ingenieur Landespflege
Nach dem Abitur 1991 und der Wehrdienstzeit machte er eine Ausbildung zum Landschaftsgärtner in Straubing. Es schloss sich ein Jahr als Geselle bei einem Garten- und
Landschaftsbaubetrieb in Nürnberg an. 1995 begann er das Studium der Landschaftsarchitektur und Landschaftspflege an der Technischen Universität München/Weihenstephan. Nach Abschluss in der Fachrichtung Landschaftsarchitektur arbeitete Nikolai
Kendzia als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Wirtschaftslehre des Gartenbaus, Ökonomie der Landespflege von Prof. Dr. W. Rothenburger. Die Diplomarbeit zum
Thema Baustellensimulation führt er als Seminar im Studiengang Landschaftsbaumanagement an der Fachhochschule Weihenstephan durch. Im Jahr 2002 erfolgte der
Wechsel an die Bayerischen Landesanstalt für Weinbau- und Gartenbau in Veitshöchheim. Das zweijährige Referendariat in der Fachrichtung Landespflege bereitete ihn auf
die Tätigkeit im Sachgebiet Ökonomie der Landespflege vor. Seit 2005 lehrt und forscht
Nikolai Kendzia zu den Schwerpunkten Bewässerung und Licht im Garten. Er ist Mitglied
im Arbeitskreis Bewässerung der FLL.
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
85
Ökologische Parkplätze & Außenanlagen
mit dem TTE®-System
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„
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„
„
„
Dauerhafte Versickerung (kf-Wert: 3 x 10-³ m/s).
450 m³ Regenwasser-Speichervermögen pro Hektar möglich.
Schutz der „belebten Bodenzone“ und Erhalt der Biofilter-Funktionen.
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86
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Marta Möbelmuseum, D-32049 Herford
„Ich steh’ auf Grün!“
Chancen und Risiken begrünter Stellplätze
Jürgen Eppel
Zusammenfassung
In einem Versuch der Bayerischen Landesanstalt
für Weinbau und Gartenbau (LWG) werden derzeit
sechs begrünbare Parkplatzbefestigungen und
ein wasserdurchlässiges Betonpflaster hinsichtlich ihres Abflussverhaltens untersucht. Die einzelnen Belagsvarianten wurden dazu mit Deckund Bettungsschicht sowie Tragschicht und
Baugrund in speziell dafür konzipierte Versuchsbehälter eingebaut. Zur Bewertung der Versickerungseigenschaften wurde als Vergleichsvariante
eine versickerungsaktive Rasenfläche in den
Versuch integriert. Seit Abnahme im August 2005
wird auf den Verkehrsflächen ganzjährig eine
Beparkung mit einhergehender Verschmutzung
bzw. Ölverlusten durch mehrmals täglich wechselnde Fahrzeuge simuliert.
Bis jetzt erfüllen fast alle Parkplatzbefestigungen in quantitativer und qualitativer Hinsicht
die Anforderungen an eine Flächenversickerung.
Im bisherigen Versuchsverlauf wurden sowohl
alle natürlichen Niederschläge als auch Messberegnungen bis 600 l/s x ha von den befestigten
Flächen nahezu abflussfrei versickert. Was den
Stoffaustrag an Öl, Schwermetallen und organischen Stoffen betrifft, sind im Vergleich zur
unbelasteten Rasenfläche noch keine Beanstandungen aufgetreten. Eine Gefährdung des Grundwassers kann bisher jedenfalls ausgeschlossen
werden. Sollten sich diese Ergebnisse im weiteren Versuchsverlauf bestätigen, ergibt sich auch
aus Sicht der Wasserwirtschaft Handlungsbedarf.
Es spricht dann nichts mehr dagegen, wasserdurchlässige – insbesondere vegetationsfähige –
Flächenbefestigungen bei definierter Beanspruchung wieder als wirksames Instrument der Flächenversickerung anzuerkennen.
Einziger Wehrmutstropfen: Der Schotterrasen,
zumindest in erprobter Bauweise, erfüllt die
Versickerungsvoraussetzungen in quantitativer
Hinsicht leider nicht und das häufig vorgebrachte
Argument einer optisch wirksamen „Grünfläche“
verkommt bei allen getesteten grünen Flächenbefestigungen im Laufe der Zeit im wahrsten
Sinne des Wortes zur „Randerscheinung“.
Problemstellung
Die Bewirtschaftung von Niederschlagsabflüssen befestigter Hof- und Parkflächen über oberirdische Versickerungseinrichtungen wird nicht nur aus ökologischen Gründen einer Einleitung in die Kanalisation
vorgezogen. Überall dort, wo Versiegelungsgebühren
erhoben bzw. nach gesplitterter Abwassersatzung
Gebühren abgerechnet werden, ist die Versickerung
auch eine wirtschaftliche Alternative. Dies gilt für
private Betreiber ebenso wie für kommunale Grundstückseigner. Damit versickert werden kann, müssen
in Abhängigkeit von der Befestigungsart, den örtlichen
Bodenverhältnissen und dem standörtlichen Bemessungsregen für die Bewirtschaftung des Oberflächenabflusses in der Regel aber zusätzliche Flächen vorgehalten werden, die dem Charakter nach als versickerungsaktive Grünflächen ausgebildet werden. Je nach
Bodenart sind Anschlussflächen im Verhältnis von
1:10 bis 1:5 an versiegelter Fläche vorzuhalten. Ungünstige Bodenverhältnisse mit kf-Werten ≤ 5 x 10-6 m/s
bedingen eine noch größere Inanspruchnahme von
Flächen zur Bewirtschaftung des Oberflächenwassers,
so dass an diesen Standorten oder dort, wo überhaupt
keine ausreichenden Flächenreserven zur Verfügung
stehen, häufig ganz auf eine Versickerung verzichtet
wird.
Eine Entspannung der Situation könnte damit erreicht
werden, dass die befestigte Fläche selbst einen Beitrag
zur schadstofffreien Versickerung leistet. Allerdings
werden durchlässig befestigte Oberflächen seitens der
Wasserwirtschaft grundsätzlich nicht mehr als Anlagen
zur flächigen Versickerung toleriert. Es wird davon
ausgegangen, dass aufgrund von Alterungsprozessen
keine ausreichende Wasserdurchlässigkeit mehr
gegeben ist (DWA, 2005). Probleme werden darüber
hinaus auch im Verschmutzungsgrad gesehen, der
mit der Parknutzung einhergeht und in Abhängigkeit
von der Nutzungsfrequenz zu einer Belastung für das
Sickerwasser werden kann. Dennoch werden Niederschlagsabflüsse von Pkw-Parkplätzen in der Regel noch
als versickerungsfähige Abflüsse toleriert, die dann,
eingeleitet in oberirdische Versickerungseinrichtungen durch die Reinigungsleistung der bewachsenen
Bodenzone, dem Grundwasser zugeführt werden dürfen (DWA, 2005).
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
87
bevorzugt versickerungsaktive Bauweisen mit vegetationsfähigen Baustoffen in Frage, deren Wasserdurchlässigkeit und Reinigungsleistung am ehesten der
einer angrenzenden Muldenversickerung mit begrünter Oberbodenandeckung entspricht. Inwieweit durch
die Nutzung der befestigten Flächen und ihrer negativen Begleiterscheinungen, wie Nachverdichtung
und schädliche Stoffeinträge, tatsächlich eine Beeinträchtigung der Versickerungsfunktion einhergeht, soll in der auf 5 Jahren ausgelegten Versuchsanstellung an der LWG hinterfragt werden.
Bild 1: 7 auf einen Streich: Sechs begrünbare Flächenbefestigungen und ein Belag aus Dränbetonsteinen im Parkplatztest - Können die Befestigungsvarianten bei der Bewirtschaftung des Niederschlagswassers auf Dauer mit einer versickerungsaktiven Rasenfläche mithalten?
Lösungsansätze und Empfehlungen
Wenn also, wie beabsichtigt, durchlässigen Belagsflächen wieder Versickerungsfunktionen zugestanden
werden sollen, müssen diese bei der Bewirtschaftung
des Oberflächenwassers in quantitativer und qualitativer Hinsicht mit den Leistungen vegetationsfähiger
Versickerungseinrichtungen vergleichbar sein. Aus
Sicht der Bau- und Vegetationstechnik kommen dafür
Versuchshintergrund
Seit 2005 werden an der LWG sieben verschiedene
wasserdurchlässige Oberflächenbefestigungen und
eine versickerungsaktive Rasenfläche im Lysimeterversuch beprobt. Dazu wurden die einzelnen Wege-
Tab. 1: Charakterisierung der geprüften Flächenbefestigungen
Format/
Abmessungen
in cm
Fabrikat/
Hersteller
Befestigungsvariante
Begrünbarer
Flächenanteil
in %
Rasen
Gebrauchsrasen, nach DIN 18917,
LWG
100
Schotterrasen
Schotterrasen,
nach FLL, Belastungsklasse 2,
LWG
100
Kunststoff-Rasenwabe
GOLPLA -Rasengitterplatte,
Funke Kunststoffe GmbH,
Sendenhorst
Kunststoff-Rasengitter
®
33,0 x 33,0 x 3,8
ca. 90
TTE -System,
Fa. Hübner-Lee,
Holzgünz-Schwaighausen
50,0 x50,0 x 6,3
ca. 90
Beton-Rasengitter
Rasengitter,
Heidelberger Stein GmbH & Co. KG,
Kleinostheim
60,0 x40,0 x 10,0
ca. 48
Rasenklinker
Rasenklinker K 110,
Juliwa-Hesa GmbH,
Heidelberg-Wieblingen
29,5 x14,0 x 11,3
ca. 45
Rasenfugenpflaster
Betonpflasterstein Stato-Plus
mit 3 cm Rasenfuge,
Heidelberger Stein GmbH & Co. KG,
Kleinostheim
19,5 x13,0 x 8,0,
8,25 x13,0 x8,0
ca. 30
Dränpflaster
Betonpflasterstein Aquadrain
Heidelberger Stein GmbH & Co. KG,
Kleinostheim
20,0 x 10,0 x 8,0,
10,0 x 10,0 x 8,0
0
®
®
®
88
Tab. 2: Aufbau der geprüften Flächenbefestigungen
Aufbau/
Befestigungsvariante
Tragschicht
Durchmischungszone
Untergrund
Rasen
RSM 2.2
Gebrauchsrasen für
Trockenlagen,
25 g/m²
20,5 cm
Oberboden
Bodengruppe 2/4,
DIN 18915
10 cm
Oberboden
mit Baugrund
MV 1:1 Vol.-%
27,5 cm
Bodenklasse 3/4,
DIN 18300
Schotterrasen
RSM 5.1
Parkplatzrasen
Var. 2,
35 g/m²
25,5 cm
belastbare
Vegetationstrag1)
schicht
5 cm
Tragschicht
mit Baugrund
MV 1:1 Vol.-%
27,5 cm
Bodenklasse 3/4,
DIN 18300
KunststoffRasenwabe
RSM 5.1
Parkplatzrasen
Var. 2,
35g/m²
Begrünungsfläche
5 cm
Kunststoffwabe
3 cm
Lava-Splitt
0-4mm mit
Extensivsubstrat
MV 2:1 Vol.-%
5 cm
Lava-Splitt
0-4mm mit
Extensivsubstrat
MV 2:1 Vol.-%
KunststoffRasengitter
RSM 5.1
Parkplatzrasen
Var. 2,
35g/m²
Begrünungsfläche
6,3 cm
Kunststoffgitter
4,3 cm
Lava-Splitt
0-4mm mit
Extensivsubstrat
MV 2:1 Vol.-%
3,2 cm
Lava-Splitt
0-4mm mit
Extensivsubstrat
MV 2:1 Vol.-%
BetonRasengitter
RSM 5.1
Parkplatzrasen
Var. 2,
35g/m²
Begrünungsfläche
8 cm
Lava-Splitt
10 cm
0-4mm mit
Betongitter Extensivsubstrat
MV 2:1 Vol.-%
5 cm
Lava-Splitt
0-4mm mit
Extensivsubstrat
MV 2:1 Vol.-%
15,5 cm
Tragschicht
mit vegetationstechn.
Eigen2)
schaften
27,5 cm
Bodenklasse 3/4,
DIN 18300
Rasenklinker
RSM 5.1
Parkplatzrasen
Var. 2,
35g/m²
Begrünungsfläche
11,3 cm
Klinker
9,3 cm
Lava-Splitt
0-4mm
mit Extensivsubstrat
MV 2:1 Vol.-%
3,7 cm
Lava-Splitt
0-4mm mit
Extensivsubstrat
MV 2:1 Vol.-%
15,5 cm
Tragschicht
mit vegetationstechn.
Eigen2)
schaften
27,5 cm
Bodenklasse 3/4,
DIN 18300
Rasenfugenpflaster
RSM 5.1
Parkplatzrasen
Var. 2,
35g/m²
Begrünungsfläche
8 cm
Betonstein
6 cm
Lava-Splitt
0-4mm mit
Extensivsubstrat
MV 2:1 Vol.%
4 cm
Lava-Splitt
0-4mm mit
Extensivsubstrat
MV 2:1 Vol.-%
18,5 cm
Tragschicht
mit vegetationstechn.
Eigen2)
schaften
27,5 cm
Bodenklasse 3/4,
DIN 18300
8 cm
Haufwerksporiger
Betonstein
8 cm
MoränenSplitt
1-3 mm
4 cm
MoränenSplitt
2-5 mm
18,5 cm
wasserdurchlässiger
Schotter
0-32 mm
27,5 cm
Bodenklasse 3/4,
DIN 18300
Dränpflaster
Begrünung
Belagsdecke
Kammer/
Fugenfüllung
Bettung
20,5 cm
Tragschicht
mit vegetationstechn.
Eigen2)
schaften
27,5 cm
Bodenklasse 3/4,
DIN 18300
48,5 cm
Bodenklasse 3/4,
DIN 18300
1) nach FLL-Empfehlungen für Bau und Pflege von Flächen aus Schotterrasen - Ausgabe 2000
2) nach FLL-Empfehlungen für die Planung, Ausführung und Unterhaltung von Flächen aus begrünbaren Pflasterdecken und Plattenbelägen
– Ausgabe 2003
aufbauten in der Versuchsanlage mit Baugrund, Trag-,
Bettungs- und Deckschichten in bodenbündige Kleinlysimeter (Maße: 1,65 x 1,25 x 0,58 m ≈ 1 m³) mit
Rinnenanschluss eingebaut. Das Oberflächengefälle
aller Parzellen beträgt 1,5 %. Damit ist eine getrennte
Erfassung der Sickerwässer und Oberflächenabflüsse
gewährleistet. Die Gesamtaufbaudicke aller Belagsvarianten beträgt 58,5 cm. Der Aufbau erfolgte nach
wegebautechnischen Grundsätzen mit einer Oberbaudicke von 30 cm für gelegentlich benutzte Parkflächen ohne Zuordnung einer Bauklasse nach RStO
(FGSV, 2001). Nur beim Kunststoff-Rasengitter wurde
systembedingt auf die Ausbildung einer Tragschicht
verzichtet. Tab. 1 enthält eine Übersicht der verwendeten Baustoffe und Tab. 2 Hinweise zum versuchsmäßigen Einbau.
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
89
Der abnahmefähige Zustand der begrünbaren Varianten wurde mit Fertigstellungspflegemaßnahmen (Bewässerung und Düngung) bis zum August 2005 herbeigeführt. Anschließend setzte auf allen Flächen die
kontinuierliche Belastung durch die Beparkung ein.
Diese wird durch ein 2 x wöchentliches Befahren mit
Fahrzeugen von 0,5 t Achslast simuliert. Die Nutzungsintensität ist dabei ganzjährig auf 3 Abstellvorgänge
pro Tag ausgerichtet, was der Belastungsklasse 2 nach
FLL entspricht (FLL, 2007).
Der Eintrag von Schadstoffen erfolgt 2 x wöchentlich
mit jeweils 5 ml/Parzelle Tropföl (< 0,5 ml pro Fahrzeugwechsel) und 1 x monatlich mit 6,7 g/Parzelle
Straßenkehricht. Damit werden neben MineralölKohlenwasserstoffen auch schwer abbaubare organischen Verbindungen sowie Schwermetalle wie Zink,
Cadmium, Blei, Kupfer, Chrom und Nickel emittiert.
Auf eine Simulation der eingeschränkten Lichtverhältnisse durch Fahrzeugüberstand wird verzichtet, da
bei der vorgesehenen Nutzungsintensität keine Beeinträchtigungen zu erwarten sind. Die Entwicklungspflege umfasst Bewässerungsgänge in Form lebenserhaltender Krisenberegnungen (in gleicher Menge für
alle), Düngung (2 x 7,5 g/m² Langzeitdünger Rasenfloranid (20/5/8/2) im Frühjahr und Spätsommer)
sowie bedarfsgerechte Schnittmaßnahmen mit der
Entfernung des Schnittguts. Auf der Rasenfläche wurde im Jahr 2007 noch zusätzlich eine Aerifizierung
und Besandung durchgeführt.
Ergebnisse
Wasserbilanz und Wasserqualität
Die in Abb. 1 dargestellte Wasserbilanz für den bisher
3-jährigen Versuchsverlauf berücksichtigt nur den
natürlichen Jahresniederschlag sowie bestandserhaltende Bewässerungsgänge im Rahmen der Pflege.
Auffallend ist, dass bei Betrachtung der angefallenen
natürlichen Niederschläge keine der Befestigungsvarianten im bisherigen Versuchsverlauf einen relevanten
Oberflächenabfluss zu verzeichnen hat. Lediglich im
3. Versuchsjahr, in den Monaten Januar und Dezember, war bei allen Varianten zum ersten Mal überhaupt
ein Abflussvolumen messbar. Im Verhältnis zur verursachenden Regenspende machte dies aber nur einen
vernachlässigbaren Anteil von 0,1-0,2 % aus und
schlägt somit auch in der Jahressummenbilanz nicht
merklich zu Buche.
Wesentlich genauere Aussagen zur Abflusssituation der
einzelnen Flächenbefestigungsarten gegenüber plötzlich auftretenden Starkregenereignissen liefern die
periodisch durchgeführten Messberegnungen. Diese
wurden 2 x pro Jahr als Bemessungsregen r(15) mit Niederschlagsintensitäten von jeweils 150l/s x ha (< 13,5 l/m²
in 15 min), 300l/s x ha (< 27 l/m² in 15 min) und 600 l/s x ha
(< 54 l/m² in 15 min) flächengenau auf den Belagsva-
800
Niederschlag [l/m²]
700
600
500
400
300
200
100
Rasen
Scho tterrasen
Kunststo ffRasenwabe
Durchfluss
Kunststo ffRasengitter
Rückhalt
B eto nRasengitter
Rasenklinker
Rasenfugenpflaster
2007
2006
2005
2007
2006
2005
2007
2006
2005
2007
2006
2005
2007
2006
2005
2007
2006
2005
2007
2006
2005
2007
2006
2005
0
Dränpflaster
Oberflächenabfluss
Abb. 1: Wasserbilanz der geprüften Flächenbefestigungen im bisherigen Versuchsverlauf – dargestellt sind der Durchfluss, Rückhalt und der bisher nicht nachweisbare Oberflächenabfluss als Mittelwerte der Jahressummen
90
rianten ausgebracht. Diese Beregnungssituationen
geben nach KOSTRA-Atlas des Deutschen Wetterdienstes (DWD, 1997) eine statistische Häufigkeit
eines örtlichen Starkregens von 15 Minuten Dauer in
etwa 2-, 50- und weit über 100-jähriger Wiederkehrzeit wieder. Sie dienen damit der Abschätzung des
Leistungsvermögens und Dimensionierungssicherheit
begrünbarer Flächenbefestigungen im Vergleich zu
konventionellen Entwässerungs- und Versickerungseinrichtungen. Nach DIN 1986-100 ist für Regenwasserfall-, Sammel- und Grundleitungen die örtliche 5Minuten-Regenspende, die aus statistischer Sicht
einmal in 2 Jahren erwartet werden muss, zu berechnen. Am Versuchsstandort entspricht das 221,9 l/s x ha
bzw. 6,7 l/m² in 5 min. Für Grundstücke mit mehr als
800 m² abflusswirksamer Fläche muss zusätzlich ein
Nachweis gegen Überflutung geführt werden. Die
Überflutungsprüfung muss mit einer Regenspende
von mindestens 15 Minuten Dauer durchgeführt werden. Gemäß DIN EN 752-4 Tabelle 1 ist der Nachweis
für ein Ereignis zu führen, das einmal in 30 Jahren zu
erwarten ist, was vor Ort einem Regenereignis von
etwa 270 l/s x ha gleichkommt.
In Tab. 3 sind die Ergebnisse von Messberegnungen,
die zum Zeitpunkt der Abnahme und in den folgenden
Jahren unter Parkbelastung zur Ermittlung der Beiwerte für Spitzenabflüsse herbeigeführt wurden, gesondert ausgewiesen. Der angegebene Abflussbeiwert C bezeichnet den Quotienten aus dem Teil des
Bild 2: Die Regenmacher: Ohne parzellengenaue
Beregnung mit definierten Niederschlagsintensitäten keine abgesicherten Abflussbeiwerte.
Beregnungsereignisses, der direkt zum Abfluss gelangt
und dem Gesamtniederschlag.
Wie der Tabelle zu entnehmen ist, versickern zum
Zeitpunkt der Abnahme fast alle Befestigungsvarianten ein Regenereignis von 600 l/s x ha ohne Oberflächenabfluss. Dies entspricht einem Starkregenniederschlag, der am Standort Veitshöchheim als Regen von
15-minütiger Dauer statistisch weit über dem 100-jährig wiederkehrenden Ereignis (= 331,9 l/s x ha gemäß
KOSTRA-Atlas) angesiedelt ist.
Tab. 3: Abflussbeiwerte C der geprüften Flächenbefestigungen
bei einem Bemessungsregen r15 = 600 l/s x ha (< 54 l/m² in 15 min)
Befestigungsvariante
2005
2006
2007
Bei Abnahme
Herbst
Frühjahr
Herbst
Frühjahr
Herbst
Rasen
k. A.
0,01
k. A.
< 0,01
< 0,01
k. A.
Schotterrasen
k. A.
0,14
0,35
0,58
0,67
0,50
KunststoffRasenwabe
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
KunststoffRasengitter
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
BetonRasengitter
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
Rasenklinker
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
Rasenfugenpflaster
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
Dränpflaster
0,01
0,07
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
k.A. = kein Abfluss
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
91
Einzig das Dränpflaster verzeichnet überraschenderweise zu Versuchsbeginn einen kaum merklichen
Oberflächenabfluss, der bei nachfolgender Herbstmessung, einen Monat nach Inbetriebnahme der
Parkflächen, sogar noch einen Anstieg erfährt. Da
nachfolgend bei diesem System unter vergleichbaren
Messbedingungen keine weiteren Oberflächenabflüsse mehr anfallen, ist davon auszugehen, dass ungebundene Stäube und Feinteile im haufwerksporigen
Betonstein die Versickerung zunächst beeinträchtigt
haben. Durch die ersten Messberegnungen konnten
diese „versickerungshemmenden Störstoffe“ dann
ausgespült bzw. verlagert werden. Außer dem Dränpflaster zeigen zu Versuchsbeginn nur noch der Schotterrasen (C= 0,14) und in geringem Anteil auch die
versickerungsaktive Rasenfläche (C = 0,01) einen
nachweisbaren Abfluss. Bis auf den Schotterrasen, bei
dem in den Folgejahren infolge der permanenten Belastung und Nachverdichtung ein stetiger Anstieg des
Oberflächenabflusses festzustellen ist, lassen die anderen Flächenbefestigungen auch nach fast dreijähriger
Belastung so gut wie keinen Abfluss zu.
Erfreulicherweise stehen die begrünten Varianten
dem Dränpflaster in Sachen Versickerungsaktivität
bisher jedenfalls in nichts nach.
In einer weiteren Messreihe werden die Abflussbeiwerte nach Wassersättigung des Aufbaus gemessen.
Es zeigt sich, dass die Belagsvarianten auch in diesem
Fall das Niederschlagswassers bisher noch nahezu
vollständig versickern. Gemessen an den bereits genannten Anforderungen für die Grundstücksentwässerung können demzufolge alle geprüften Flächenbefestigungen bis auf den Schotterrasen den „wasserdurchlässigen Flächen ohne bzw. mit unbedeutender
Ableitung“ zugerechnet werden. Für die Dimensionierung von Entwässerungseinrichtungen ist bezugnehmend auf die einschlägigen Normen folglich ein Beiwert
für Spitzenabflüsse von C=0 vorzusehen. Darüber
hinaus erfüllen die Belagsflächen aber auch noch die
Kriterien für eine Flächenversickerung nach Arbeitsblatt DWA-A 138 mit der abflusslosen Bewirtschaftung eines Starkregens von 15-minütiger Dauer, der
statistisch alle 5 Jahre wiederkehrt (in diesem Fall:
184,7 l/s x ha < 16,6 l/m² in15 min). Das bisher im
Versuch nachgewiesene Versickerungspotential bietet
sogar noch Sicherheiten und Reserven, die z. B. für
die Einleitung angrenzender befestigter Flächen, wie
Zufahrten, Fahrgassen oder Gehwege genutzt werden
können.
Was Rückhaltung und Speicherung betrifft, liegen die
begrünbaren Varianten, wie Abb. 1 zu entnehmen ist,
mit ihrem vegetationstechnisch optimierten Aufbau
erwartungsgemäß deutlich vor dem konventionell
eingebautem wasserdurchlässigen Pflaster. Während
92
die begrünten Varianten übers Jahr gesehen zwischen
35 und 40 % des angefallenen Niederschlagswassers
„selbst“ bewirtschaften, kommt das Dränpflaster bedingt durch fehlende Kapillarität im konstruktiven
Wegeaufbau und mangels angesiedelter „grüner Endverbraucher“ nur auf einen Rückhalt von knapp 10 %.
Bedingt durch den geringen Anteil an begrünbarer
Fläche bleibt auch das Rasenfugenpflaster mit einem
Rückhalt von 28,9 % deutlich hinter dem Durchschnitt
der Referenzfläche mit Rasen (46,5 %) zurück. Neben
dieser jährlichen Wasserrückhaltung spielt insbesondere bei Starkregenereignissen aber auch die zeitliche
Dimension der Bewirtschaftung eine wichtige Rolle.
In Abb. 2 ist das Abflussverhalten von 5 geprüften
Flächenbefestigungen bei einem 30-minütigem Regenereignis mit über 100 mm Niederschlag im September 2007 dargestellt. Die Aufbauten waren vorab
durchdringend bewässert worden. Wie schon bei anderen Messungen zuvor, überrascht das Rasenfugenpflaster mit der schnellsten Durchströmung aller Wegeaufbauten. Bereits nach durchschnittlich knapp
7 Minuten ist ein Sickerwasseranfall festzustellen.
Damit übertrifft die Rasenfuge sogar noch das Dränpflaster, dessen Sickerwassergeschwindigkeit bisher in
etwa der unbelasteten Rasenfläche entspricht. Alle
anderen grünen Flächenbefestigungen sorgen zunächst
für eine längere Verweildauer des Sickerwassers im
Wegeaufbau, was im Hinblick auf die angestrebte
Filter- und Reinigungswirkung sicherlich von Vorteil
ist. Während bis zum Ende des Regenereignisses bei
der Rasenfläche bereits die Hälfte des Regenereignisses zur Versickerung in den Baugrund ansteht, geben
die Belagsflächen zu diesem Zeitpunkt je nach Bauweise nur etwa 20-30 % an den Untergrund ab.
Zwischen begrünten Belägen und Dränpflaster ist
diesbezüglich bisher kaum ein Unterschied gegeben.
Allerdings muss berücksichtigt werden, dass die
Infiltrationsrate auch durch den parallel dazu einsetzenden Oberflächenabfluss, wie bei Dränpflaster, Rasenfuge und Schotterrasen erkennbar, beeinflusst
wird. Insgesamt kann dem Sickerwasser aus begrünbaren Belägen aber eine längere Verweildauer im
Aufbau beschieden werden als beim Gebrauchsrasen, was der Filterwirkung und Reinigungsleistung
gegenüber bodenschädlichen und wassergefährdenden Stoffen zu Gute kommt. Bis auf anfangs etwas
erhöhte Blei- und Zinkkonzentrationen im Sickerwasser des Dränpflasters gibt es, was den Stoffeintrag an Schwermetallen über den Straßenkehricht
betrifft, noch keine Beanstandungen. Dies gilt
sowohl für die mobilen, relativ leicht verlagerbaren
Schwermetalle Cadmium, Nickel und Zink, die besonders auswaschungsgefährdet sind; aber auch für
die durch Adsorptionsprozesse im Boden gebundenen
Stoffe Blei, Kupfer und Chrom.
Niederschlag und Abfluss [l/m²]
120
102.8 l
100
80
60
40
20
0
00:00
00:15
00:30
00:45
24:00:00
01:00
Z it [h:min]
Ze
DF Rasen
DF Schotterra
r sen
DF Rasenfu
f genpflfaster
DF Drä
r npflfaster
Bere
r gnung
DF Kunststoff
ff-Rasengitter
OA Schotterra
r sen
OA Rasenfu
f genpflfaster
OA Drä
r npflfaster
Abb. 2: Abflussverhalten von geprüften Flächenbefestigungen bei einem Bemessungsregen r30 = 600 l/s x ha
(≈ 103 l/m² in 30 min) – dargestellt sind die Summenkurven von Durchfluss (DF) und Oberflächenabfluss
(OA) während eines 24-stündigen Beobachtungszeitraumes
Tab. 4: Konzentration von Nährstoffen im Sickerwasser der geprüften Flächenbefestigungen im bisherigen Versuchsverlauf
Parameter/
Befestigungsvariante
Sulfat
SO4
Chlorid
Cl
Nitrat
NO2
Ammonium
NH4
Phosphat
PO4
2006
2007
2006
2007
2006
2007
2006
2007
2006
2007
Beregnungswasser
85.00
87.50
50.50
50.00
44.71
44.12
0.02
0.02
0.09
0.02
Rasen
79.30
126.05
30.75
43.45
36.35
47.68
0.13
0.38
0.72
0.56
Schotterrasen
96.00
227.45
14.68
23.35
35.86
29.80
0.16
0.07
1.13
0.72
KunststoffRasenwabe
130.05
95.20
14.07
10.53
23.01
5.02
0.15
0.06
1.41
1.66
KunststoffRasengitter
64.35
37.45
15.30
12.21
15.71
5.39
0.10
0.05
1.67
1.64
BetonRasengitter
74.25
48.45
10.49
6.82
1.69
1.50
0.10
0.07
1.94
1.49
Rasenklinker
80.55
56.50
13.94
6.84
1.84
2.50
0.11
0.07
1.77
1.35
Rasenfugenpflaster
59.15
47.30
8.18
5.45
1.69
2.55
0.34
0.14
1.96
1.54
Dränpflaster
38.95
34.60
4.77
7.43
4.77
12.26
0.19
0.08
3.50
3.33
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
93
Die bisher zweimal jährlich gemessenen Konzentrationen an Schwermetallen im Sickerwasser liegen für
alle Befestigungsvarianten innerhalb der zulässigen
Grenzwerte nach Bundesbodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV, 1999/2004).
Auch die simulierten Motorölverluste bleiben bis jetzt
ohne Auswirkungen auf die Wasserqualität. Bisher
waren bei drei durchgeführten Kontrollprüfungen
noch in keiner Sickerwasserprobe Mineralöl-Kohlenwasserstoffe nachweisbar. Damit werden die Ergebnisse von MOLITOR (1998) hinsichtlich der Unbedenklichkeit von Tropfölverlusten bei Parkplatznutzung auf
Rasengittersteinen bestätigt.
Die Auswaschung von Nährstoffen ist bei der Versickerung zwar an keine Grenzwerte gebunden; es findet jedoch durch das Beregnungswasser, das aus Uferfiltrat gewonnen wird, und die Düngung der Vegetationsflächen ein kontinuierlicher Stoffeintrag statt.
Deshalb macht es Sinn, das Auswaschungsverhalten
der Belagsflächen untereinander sowie mit dem Stoffaustrag beim Gebrauchsrasen zu vergleichen. Wie
Tab. 4 zu entnehmen ist, weisen alle Parkplatzbefestigungen eine auffallend hohe Löslichkeit gegenüber
Phosphat-Ionen auf. Von besonderem Nachteil scheinen hier die im Aufbau fehlenden Feinteile des Oberbodens, die normalerweise für eine Phosphatbindung
verantwortlich zeigen. Alle anderen Nährsalze verhalten sich im Vergleich zur Nährstoffauswaschung beim
Gebrauchsrasen eher unauffällig. Chloride und Nitrate
erfahren im Aufbau der Parkplatzbefestigen sogar eine
nachweisbare Immobilisierung. Zwischen dem Dränpflaster und innerhalb der gedüngten begrünbaren
Belägen sind dagegen kaum gravierende Qualitätsunterschiede erkennbar. Bisher jedenfalls bewegen sich
die gemessenen Schadstoffkonzentrationen aller Parkplatzbefestigungen innerhalb der zulässigen gesetzlichen Grenzwerte und stellen somit keine akute Gefährdung des Grundwassers dar.
Ein besonderer Dank gilt in diesem Zusammenhang
noch den Vertretern der Wasserwirtschaftsämter
Schweinfurt und Nürnberg, ohne deren tatkräftige
Unterstützung bei der Analytik eine Qualitätsbeurteilung der Sickerwässer nicht möglich gewesen wäre.
die Vitalität der Grasnarbe betrifft, dagegen mehr oder
weniger deutlich ab. Einzig das Kunststoff- und mit
Abstrichen das Betongitter mit breiteren, offensichtlich lastoptimierten Steg- und Kammerausbildungen
halten der permanenten Belastung noch einigermaßen
Stand und bieten der Vegetation etwas mehr Überlebensraum. Alle anderen Grünvarianten verzeichnen
dagegen leider nur noch spärliche Begrünungsrelikte,
die sich praxisnah, bevorzugt außerhalb der Belastungszonen wiederfinden. Abb. 4 gibt diese geschätzten
Anteile an Vegetation im Verhältnis zur maximal begrünbaren Fläche im aktuellen Versuchsjahr wieder.
Parallel dazu ist die Deckung in Relation zur gesamten
Belagsfläche ausgewiesen. In Abhängigkeit vom begrünbaren Flächenanteil ergibt sich für den Betrachter dann ein etwas anderes Bild. Die vergleichsweise
hohen Dichten von Beton-Rasengitter, Rasenklinker
und Rasenfugenpflaster relativieren sich bei einem
begrünbaren Flächenanteil von unter 50 % auf einen
optisch wahrgenommenen grünen Gesamteindruck in
Größenordung des Schotterrasens. Anders bei den
Waben und Gittern aus Kunststoff, die von Haus aus
über einen hohen begrünbaren Flächenanteil (90 %)
verfügen und bis jetzt noch den dichtesten Bewuchs
zeigen.
Als besonders nachteilig für die Entwicklung von Vitalität und Dichte hat sich insbesondere der Winterbetrieb herausgestellt. Bereits im ersten schnee- und
eisreichen Winter hat die Grasnarbe durch die anhaltende Beparkung bei allen Varianten herbe Schäden
davon getragen. Auch die einsetzende Regeneration in
den Folgejahren und die verhältnismäßig milden Winter danach konnten am insgesamt wenig überzeugenden Grünaspekt kaum mehr etwas ändern. Die im
Gelbdruck der FLL-Richtlinie getroffene Einschätzung
einer eingeschränkten Begrünbarkeit bzw. schadhaften
Vegetation und konstruktiver Aufbau
Trotz vegetationstechnisch optimierter Tragschichten,
Bettungen, Kammer- und Fugenfüllungen leidet die
Begrünung unter der durchgeführten Beparkung und
den zugeführten Schadstoffen, insbesondere dem
abgetropften Motorenöl. Wie Abb. 3 verdeutlicht, hinterlässt 3 Jahre nach der Inbetriebnahme nur noch
der unbelastete Gebrauchsrasen einen einigermaßen
gesunden Eindruck. Alle Belagsvarianten fallen, was
94
Bild 3: Braucht zwar keine Fahrerlaubnis, ermöglicht aber trotzdem eine Simulation der Parkvorgänge mit 0,5 t Achslast. Und das bei jedem Wetter, das ganze Jahr, dreimal pro Tag...
Anteil positiver Bewertungen [%]
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Rasen
Scho tterrasen
Kunststo ffRasenwabe
Kunststo ffRasengitter
2005
2006
B eto nRasengitter
Rasenklinker
Rasenfugenpflaster
2007
Abb. 3: Entwicklung der Vitalität begrünbarer Flächenbefestigungen im bisherigen Versuchsverlauf – dargestellt
ist der prozentuale Anteil der Bonituren mit Note 5 = vital bis Note 9 = üppiges Wachstum, bezogen auf
die Gesamtbewertungen
100
90
Deckung [%]
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Rasen
Scho tterrasen
Begrünungsfläche
Kunststo ffRasenwabe
Kunststo ffRasengitter
Gesamtfläche
B eto nRasengitter
Rasenklinker
Rasenfugenpflaster
Grenzwert für Abnahme nach FLL
Abb. 4: Projektive Bodendeckung an Vegetation bei begrünbaren Flächenbefestigungen im 3. Versuchsjahr – dargestellt ist der Anteil an begrünbarer Fläche und an der Gesamtfläche mit Bezug zur Abnahmefähigkeit
nach FLL (50 % projektive Bodendeckung der Begrünungsfläche)
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
95
45
Abweichung [mm]
40
35
30
25
20
15
10
5
0
Rasen
Schotterrasen
Kunststoff- KunststoffRasenwabe Rasengitter
2005
BetonRasengitter
2006
Rasenklinker
RasenDränpflaster
fugenpflaster
2007
Abb. 5: Entwicklung der Ebenheit von geprüften Flächenbefestigungen im bisherigen Versuchsverlauf – dargestellt
ist die maximale Abweichung als Stichmaß innerhalb von 3 Messstrecken auf der Parzellenfläche
Vegetationsentwicklung bei ständiger Beparkung mit
mehreren Fahrzeugwechseln bestätigt sich leider voll
und ganz (FLL, 2007). Auch die Verwendung belastbarer vegetationsfähiger Tragschichtgemische nach
FLL-Sieblinie (FLL, 2003) sowie erprobter poriger Baustoffe bzw. Extensivsubstrate für Bettung, Kammerund Fugenfüllung bieten hier keine erkennbaren Vorteile und bleiben in dieser Hinsicht erfolglos.
Allerdings halten sie den Nutzungsbeanspruchungen
in bautechnischer Hinsicht bisher weitesgehend Stand.
Wie Abb. 5 vermittelt, ist zwar bei allen Varianten ein
Trend zur Unebenheit gegeben; die als maximales
Stichmaß über den Parzellen gemessen Werte liegen
für alle Varianten aber noch im tolerierbaren Bereich.
Beim Schotterasen wird mit einer Abweichung von
≤ 30 mm der abnahmefähige Zustand nach FLL auch
im dritten Jahr gerade noch erreicht. Gemessen an
den Anforderungen für Betonpflasterflächen nach
DIN 18318 liegen der Pflasterbelag mit Rasenfuge und
das Dränpflaster mittlerweile knapp über dem ausgewiesenen Grenzwert von ≤ 10 mm. Verwerfungen
gleicher Größenordnung zeigt auch die Rasenwabe,
während die Gitterelemente aus Kunststoff und Beton
die Belastungen bisher ohne Setzungen kompensieren. Die größten Unebenheiten zeigt bislang der Gebrauchsrasen, dessen Abweichungen außerhalb einer
verkehrstechnischen Nutzung aber wohl am ehesten
zu tolerieren sind.
96
Hinweise für die Praxis
Von einer multifunktionalen Grünfläche, die Parkbelastungen aushält, eine schadstofffreie Versickerung
erlaubt und dazu noch eine ansprechende Begrünung
garantiert, muss bei allen begrünbaren Varianten –
zumindest was den optisch wirksamen Grünaspekt
betrifft – leider Abstand genommen werden. Allerdings
sind die „inneren Werte“ vegetationsfähiger Flächenbefestigungen mit erstaunlich guten Versickerungseigenschaften auch nicht zu verachten. Nicht zu vergessen, die erhöhte Wasserrückhaltung und Evapotranspiration, die im Hinblick auf Klimaerwärmung
und Feinstauballergien im urbanen Umfeld, nicht nur
ökologische Vorteile bietet. Es fragt sich auch, was
denn die Alternativen sind?!
Kritische Anmerkungen
Durch den versuchsmäßigen Lysimeteraufbau mit
Zwangsableitung am Ende der Sickerpassage kann ein
förderlicher Einfluss auf die Versickerungsleistung unterstellt werden. Allerdings gilt dies nur für die Messberegnungen. Da bei der Dimensionierung nicht nur der erfor-
derliche Bemessungsregen, sondern weit darüber hinaus
gehende Regenereignisse einer Prüfung unterzogen
wurde, ist eine Verminderung der Sickerleistung in diesem Zusammenhang durchaus tolerierbar. In der Baupraxis ist ohnehin davon auszugehen, dass der anstehende
Baugrund im Vergleich zum versickerungsaktiven Wegeaufbau zum begrenzenden Faktor wird. Um Bauschäden
vorzubeugen, ist im Vorfeld der Baumaßnahme – wie bei
Versickerungseinrichtungen üblich – eine Ermittlung der
kf-Werte von Untergrund bzw. Unterbau unerlässlich.
DIN 18318 (2006): Verkehrswegebauarbeiten, Pflasterdecken, Plattenbeläge, Einfassungen. Ausgabe: 10/06 –
Deutsches Institut für Normung, Berlin (Hrsg.)
DWA A138 (2005): Arbeitsblatt: Planung, Bau und Betrieb
von Anlagen zur Versickerung von Niederschlagswasser.
Ausgabe: 2005 – Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V., Hennef (Hrsg.)
DWA M 153 (2007): Merkblatt: Handlungsempfehlungen
zum Umgang mit Regenwasser. Ausgabe: 2007 – Deutsche
Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall
e.V., Hennef (Hrsg.)
LWG Veitshöchheim
FGSV (2001): Richtlinien für die Standardisierung des
Oberbaues von Verkehrsflächen (RStO). Ausgabe: 2001 –
Forschungsgesellschaft für Straßen und Verkehrswesen e.V.,
Köln (Hrsg.)
Literatur
FLL (2000): Empfehlungen für Bau und Pflege von Flächen
aus Schotterrasen. Ausgabe: 2000 – Forschungsgesellschaft für Landschaftsbau und Landschaftsentwicklung
e.V., Bonn (Hrsg.)
Jürgen Eppel
BBodSchV - Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung
(1999/2004) – BGBl. I, Nr. 74 vom 29.12.2004, S. 3758
Deutscher Wetterdienst (DWD) (1997): Starkniederschlagshöhen für Deutschland (KOSTRA-Atlas) – Selbstverlag des
Deutschen Wetterdienstes, Offenbach
DIN EN 752-4 (1997): Entwässerungssysteme außerhalb
von Gebäuden - Teil 4: Hydraulische Berechnung und Umweltschutzaspekte. Ausgabe: 11/97 – Deutsches Institut für
Normung, Berlin (Hrsg.)
DIN 1986-100 (2002): Entwässerungsanlagen für Gebäude
und Grundstücke -Teil 100: Zusätzliche Bestimmungen zu
DIN EN 752 und DIN EN 12056. Ausgabe: 2003-03 –
Deutsches Institut für Normung, Berlin (Hrsg.)
FLL (2003): Empfehlungen für die Planung, Ausführung
und Unterhaltung von Flächen aus begrünbaren Pflasterdecken und Plattenbelägen. Ausgabe: 2003 – Forschungsgesellschaft für Landschaftsbau und Landschaftsentwicklung e.V., Bonn (Hrsg.)
FLL (2007): Richtlinie für die Planung, Ausführung und
Unterhaltung von Begrünbaren Flächenbefestigungen.
Gelbdruck: 2007 – Forschungsgesellschaft für Landschaftsbau und Landschaftsentwicklung e.V., Bonn (Hrsg.)
MOLITOR, W. (1998): Wie verhält sich Tropföl auf versickerungsfähigen Parkplatzflächen? – Neue Landschaft 9/98,
S. 640-642
Der Referent
Jürgen Eppel - Diplom-Ingenieur Landespflege
Nach dem Studium der Landespflege an der TU München Weihenstephan im Jahre 1986
bereitete Eppel die Lehrschauen des Zentralverbandes Gartenbau e.V. auf der Bundesgartenschau in Düsseldorf vor und betreute diese Maßnahme während der Laufzeit 1987.
Anschließend schloss sich ein Referendariat an der Landes-, Lehr- und Forschungsanstalt
in Neustadt/Weinstraße an, bevor 1988 der Wechsel zur Bayerischen Landesanstalt für
Weinbau und Gartenbau Veitshöchheim, Abteilung Landespflege erfolgte. Eppel leitete
dort zunächst das Sachgebiet Freiraumplanung, später dann den Grünflächenbau mit
Arbeitschwerpunkten in der Bau- und Vegetationstechnik. Von 2000 bis 2002 war der
Autor am Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten im Referat
Gartenbau, Weinbau und Biotechnologie in München beschäftigt. Seit 2003 leitet er, in
Nachfolge von Dr. Kolb, die Abteilung Landespflege an der LWG. Er ist Mitglied in Fachgremien der FLL, u. a. Leiter des AK "Gewässerabdichtungen im Landschaftsbau", der
FGSV, u.a. AK "Geokunststoffe als Erosionsschutz und Begrünungshilfe" und hat sich
durch Fachpublikationen und Vorträge zur Dachbegrünung, Regenwasserbewirtschaftung, Versickerung, und Grünflächenpflege einen Namen gemacht. Unterrichtsschwerpunkte an der Fach- und Technikerschule sind die Betriebsführung und der Baubetrieb.
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
97
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Tel.: 0731/490224
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Tel.: 0561/9280
Fax: 0561/9282307
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Tel.: 07223/2816165
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Tel.: 07267/9126-0
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Tel.: 07944/9427-0
Fax: 07944/9427-27
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Mantis ULV-Sprühgeräte GmbH
Pflanzenschutzgeräte
Vierlander Straße 11a, 21502 Geesthacht (Hamburg)
www.mankar.eu
Metzler GmbH
Winterhäuserstraße 87, 97084 Würzburg
www.metzler-feuerschutz.de
100
Pumpentechnik
Tel.: 04152/8459-0
Fax: 04152/8459-11
Tel.: 0931/61901-0
Fax: 0931/61901-30
40. Landespflegetage
Aussteller- und Inserentenverzeichnis 2008 (Fortsetzung)
M & S Haslinger - Baustoffhandel
Brentenstraße 10, 83734 Hausham/Obb.
www.haslinger-hastec.de
Geotextilien
Zäune
Tel.: 08026/1727
Fax: 08026/3175
Neuland-Hum Rommel GmbH
Steigerwaldstr. 31, 96193 Wachenroth / Buchfeld
www.neulandhum.de
Komposte
Erden
Tel.: 09548/339
Fax: 09548/8377
Nürnberger Schule
Raiffeisenstraße 7, 90518 Altdorf-Rasch
www.nuernberger-schule.de
Baumpflege
Tel.: 09187/8148
Fax: 09187/804982
Optigrün International AG
Am Birkenstock 19, 72505 Göggingen
www.optigruen.de
Dachbegrünung
Tel.: 07576/772-0
Fax: 07576/772-299
Oscorna GmbH & Co. KG
Postfach 4267, 89032 Ulm
www.oscorna.de
organische Düngemittel
Pflanzenpflege
Tel.: 0731/94664-0
Fax: 0731/481291
Polytan GmbH
Gewerbering 3, 86666 Burgheim
www.polytan.de
Kunstrasen
Kunststoffsportflächen
Tel.: 08432/87-0
Fax: 08432/87-87
Quick-mix Stockstadt GmbH & Co. KG
Vogesenstraße 5, 63811 Stockstadt
www.quick-mix.de
Mörtel
Bindemittel
Tel.: 0180/31710-11
Fax: 0800/4170000
Scotts Deutschland GmbH
Veldhauser Straße 197, 48527 Nordhorn
www.scotts.com
Rasensamen
Düngemittel
Rasenpflege
Tel.: 05921/380-66
Fax: 05921/380-60
Staatl. Fach- und Technikerschule
für Agrarwirtschaft
An der Steige 15, 97209 Veitshöchheim
www.lwg.bayern.de
Meisterschule
Technikerschule
Tel.: 0931/9801-114
Fax: 0931/9801-100
Verband ehemaliger Veitshöchheimer
Absolventenvereinigung
An der Steige 15, 97209 Veitshöchheim
www.lwg.bayern.de/bildung/verbaende_institutionen
Tel.: 0931/9801-115
Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau
Bayern e.V.
Lehárstraße 1, 82166 Gräfelfing/München
www.galabau-bayern.de
Arbeitgeber- und
Unternehmerverband
Tel.: 089/8291450
Fax: 089/8340140
Verlag Eugen Ulmer
Postfach 700561, 70574 Stuttgart
www.ulmer.de
Fachbücher
Fachzeitschriften
Tel.: 0711/4507-0
Fax: 0711/4507-214
Veitshöchheimer Berichte 115 (2008)
101
Veitshöchheimer Berichte aus der Landespflege
Heft-Nr.
Jahr
Titel
62
2002
Grünflächenpflege - Aufgaben für grüne Profis 34. Landespflegetage Band I
7,00
63
2002
Grünflächenpflege - Aufgaben für grüne Profis 34. Landespflegetage Band II
7,00
64
2002
100 Jahre Ausbildung und Forschung
frei
66
2002
Dachbegrünung
frei
68
2003
Baustoff Pflanze - Nische oder Notwendigkeit 35. Landespflegetage Band I
7,00
69
2003
Baustoff Pflanze - Nische oder Notwendigkeit 35. Landespflegetage Band II
7,00
70
2003
Dokumentation 2002
frei
2003
Natur als Vorbild
- Abwasserreinigung
- Grauwasserrecycling
- Regenwassernutzung
frei
72
2003
Regenwasserbewirtschaftung
- Dachbegrünung
- Belagsflächen
- Versickerungseinrichtungen
frei
73
2004
GaLaBau auf neuen Wegen?
36. Landespflegetage Band 1
7,00
74
2004
GaLaBau auf neuen Wegen?
36. Landespflegetage
7,00
77
2004
Miscanthus als nachwachsender Rohstoff
frei
78
2004
Dokumentationen 2003
frei
80
2005
Hauptsache Grün – alles ist möglich
37. Landespflegetage Band 1
7,00
81
2005
Hautsache Grün – alles ist möglich
37. Landespflegetage Band 2
7,00
84
2005
Pflanzen für extreme Standorte
6. Symposium zur Pflanzenverwendung in der Stadt
6,00
85
2005
Dokumentation 2004
frei
88
2006
GaLaBau in WM-Forum
38. Landespflegetage Band 1
7,00
89
2006
GaLaBau in WM in Forum
38. Landespflegetag Band II
7,00
94
2006
Dokumentation 2005
frei
98
2006
Streuobst
frei
101
2007
Mehrwert aus Veitshöchheim
39. Landespflegetage Band 1
7,00
102
2007
Mehrwert aus Veitshöchheim
39. Landespflegetage Band 2
7,00
111
2007
Dokumentation 2006
frei
71
Kosten €
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Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Abt. Landespflege, An der Steige 15, 97209 Veitshöchheim
Tel. 0931/9801 402 Fax 0931/9801-400
Verrechnungsscheck
bitte ausstellen auf:
VeV VERBAND EHEMALIGER VEITSHÖCHHEIMER, An der Steige 15, 97209 Veitshöchheim
102