"40. Landespflegetage 2008 Band I" 7,1 MB - LWG
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"40. Landespflegetage 2008 Band I" 7,1 MB - LWG
Landespflege Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Mit gewinnen 21. und 22. Januar 2009 Heft 115 2008 16. Jahrgang ISSN 0944-8500 40. Landespflegetage • 21. und 22. Januar 2008 • Band I • Veitshöchheimer Berichte - Heft 115 Veitshöchheim – Mainfrankensäle Strategien für eine bessere Zukunft 40. Veitshöchheimer Landespflegetage 20. und 21. Februar 2008 • Band I • Heft 115 www.lwg.bayern.de 41. Veitshöchheimer Landespflegetage Veitshöchheimer Berichte Bitte vormerken: Landespflege Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Mit gewinnen 21. und 22. Januar 2009 Heft 115 2008 16. Jahrgang ISSN 0944-8500 40. Landespflegetage • 21. und 22. Januar 2008 • Band I • Veitshöchheimer Berichte - Heft 115 Veitshöchheim – Mainfrankensäle Strategien für eine bessere Zukunft 40. Veitshöchheimer Landespflegetage 20. und 21. Februar 2008 • Band I • Heft 115 www.lwg.bayern.de 41. Veitshöchheimer Landespflegetage Veitshöchheimer Berichte Bitte vormerken: Veranstalter 40. L a n d e s p f l e g e t a g e 2 0 0 8 - V e i t s h ö c h h e i m Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Abteilung Landespflege Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Bayern e. V. Verband Ehemaliger Veitshöchheimer e. V. Organisation der Veranstaltung: Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Veitshöchheim Abteilung Landespflege Thomas Leopoldseder, Dr. Philipp Schönfeld Moderation: Dr. Philipp Schönfeld LWG Veitshöchheim Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 1 Tagungsprogramm Mit Grün gewinnen - Strategien für eine bessere Zukunft Mittwoch, 20. Februar 2008 Seite M it G rün 9.15 Uhr gewinnen Begrüßung 5 Peter Most, Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Veitshöchheim Ulrich Schäfer, Präsident des Verbands Garten-, Landschaftsund Sportplatzbau Bayern e.V., Gräfelfing 9.35 Uhr Strategien für eine bessere Zukunft 7 Ulrich Schäfer, VGL Bayern e.V., Gräfelfing 9.50 Uhr Europäische Trends im Garten- und Landschaftsbau 11 Antoine Berger, Präsident der European Landscape Contractors Association, Zürich Pause 11.00 Uhr Allein beständig ist der (Klima-)Wandel Katastrophe oder Regelausschlag? 17 Helmut Rausch, LWG 11.20 Uhr Klimawandel: Prima Handel! Ist der GaLaBau richtig aufgestellt? 29 Hans Beischl, LWG 11.40 Uhr Artenschutz am Stadtrand Möglichkeiten einer wildtierfreundlichen Landbewirtschaftung Werner Kuhn, LWG Mittagspause 2 39 Seite M it öffentlichem 14.00 Uhr G rün gewinnen Treffpunkt Staude Die Pflanzungen am Messeturm in Frankfurt am Main 45 Christine Orel, Landschaftsarchitektin, Aurachtal 14.30 Uhr Öffentliche Schwimmteiche in Bayern Funktionalität und Wirtschaftlichkeit 53 Robert Frank, LWG 14.50 Uhr Moorbad im Hausgarten? Standortangepasste Bepflanzung nährstoffarmer Schwimmteiche 65 Prof. Dr. Wolfram Kircher, Hochschule Anhalt (FH), Bernburg Pause 15.40 Uhr Ein Fass ohne Boden? Die Bewässerung öffentlicher Grünflächen 77 Nikolai Kendzia, LWG 16.00 Uhr „Ich steh' auf Grün!“ Chancen und Risiken begrünter Stellpätze 87 Jürgen Eppel, LWG Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Abteilung Landespflege An der Steige 15 97209 Veitshöchheim Telefon: 0931/9801-402 Telefax: 0931/9801-400 e-Mail: [email protected] Internet: www.lwg.bayern.de Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 3 Landespflege ch traditionsrei hrkräften am Le n vo am s Te au Kompetentes chheim bildet ndort Veitshö ta ss g n u d il sb Au en Wollen Sie Meister oder Techniker werden? r nd Technike u r e t is e M angehende schaftsbaus d n a L d n u des Garten- als ... profilieren wollen sich U nt er ne hm er Betriebsleiter ei te r Ba us te lle nl r te ei ul Ba Ka lk ul at or Handel, gestellter im n Leitender An er Verbände od en on ti sa ni au ga sb or ft ch ha Fa sc bei und Land im Gartener ild sb Au • mit ... ussetzungen eruf, für die Vora da einem Agrarb n in be g ha un ild Sie sb au fs ru ossener Be tner Techniker • abgeschl ldung zum ndschaftsgär bevorzugt La fstätigkeit für die Fortbi Meister m zu g er Beru die Fortbildun r fü t ei • einjährig gk ti iger Berufstä • dreijähr ... ber hinaus rnformen Sie sind darü innovative Le r fü en ss lo • aufgesch mit ein m un gs lu st ig Fachwissen • un te rn eh bringen Ihr d un t er gi • enga st auf Neues • haben Lu sich zielorientiert ereiten n le ol rüfung vorb w d • un d Technikerp un er st ei M auf die nau richtig! e bei uns ge Si nd si m n an D Fortbildung zu Sie • • • • • • rte Staatliche Fachschule Staatliche eine qualifizie und aftsbau! Technikerschule für Agrarwirtschaft und Landsch ir bieten Ihnen W GartenTechniker im Meister und mit den Fachrichtungen Gartenbau (Zierpflanzenbau, Garten- und Landschaftsbau) Informationstag in Veitshöchheim Sonntag, 24. Februar 2008 9.00 Uhr bis 16.00 Uhr Was erwartet Sie? √ √ √ √ √ Informationen zum Schulbesuch Rundgang durch das Schulgebäude und das Wohnheim Führungen durch Versuchsanlagen und Schaugärten Gespräche mit Studierenden und Lehrern Marketing-Event der Studierenden – FR Gartenbau den r ü f s s u l h c Anmeldes h: Schulbesuc 8 0 0 2 l i r p 1. A ! Wir erteilen Ihnen gerne weitere Auskünfte: 4 Staatliche Fachschule für Agrarwirtschaft An der Steige 15 Tel. 0931 / 9801–114 Staatliche Technikerschule für Agrarwirtschaft D – 97209 Veitshöchheim Fax: 0931 / 9801–200 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.lwg.bayern.de Grußwort zu den Landespflegetagen 2008 Zu den 40. Landespflegetagen in Veitshöchheim begrüße ich Sie alle und heiße sie herzlich willkommen. Peter Most Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau „Mit Grün gewinnen“, so lautet das Motto der Landespflegetage in diesem Jahr. Dies soll einerseits bedeuten, dass Sie als Landschaftsgärtner mit Ihrer Arbeit Gewinne erwirtschaften bzw. angemessene Löhne erhalten. Doch „Mit Grün gewinnen“ heißt andererseits auch, dass professionell angelegte und sorgfältig gepflegte Grünanlagen eine Wertsteigerung für ihr Umfeld bedeuten. Dies gilt für den Eigenheimbesitzer, der sein Haus mit einem dekorativen Hausgarten aufwertet, aber auch für Kommunen und Immobiliengesellschaften. Denn hochwertige Freiflächen steigern die Lebensqualität der Bürger, verringern die Vandalismusgefahr und heben das Mietpreisniveau. Ich bin stolz darauf Antoine Berger, den Präsidenten, der European Landscape Contractors Association, als Referent begrüßen zu können. Denn die ELCA hat es sich als Europäische Vereinigung der Landschaftsgärtner auch zur Aufgabe gemacht, den Wert von Grün z. B. durch die Unterstützung von internationalen Wettbewerben publik zu machen. Doch auch Sie können mithelfen, das Bewusstein für den Wert von Grün in der Öffentlichkeit zu steigern: Durch qualitativ hochwertige Arbeit nach dem Stand von Normung und Forschung, durch kompetenten Umgang mit Stauden und Gehölzen und nicht zuletzt durch ihr Auftreten beim Umgang mit Kunden und Auftraggebern. Ich hoffe, dass uns die Vorträge in den folgenden beiden Tagen, Anregung und Ansporn sein werden bei der Umsetzung dieses gemeinsamen Ziels. Ich bedanke mich bei allen Referenten für die Vorbereitung ihrer Vorträge und bei den ausstellenden Firmen für ihre Beiträge zum Informationsaustausch. Mein besonderer Dank gilt der Abteilung Landespflege für die Organisation dieser Landespflegetage, die traditionell gemeinsam von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau mit dem Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Bayern e. V. und dem Verband Ehemaliger Veitshöchheimer e. V. ausgerichtet werden. Da dies die letzten Landspflegetage sind, die ich als Präsident der Bayerischen Landesanstalt eröffnen darf, wünsche ich Ihnen nicht nur einen erfolgreichen Verlauf dieser 40. Jubiläums-Landespflegetage, sondern darüber hinaus Mut und Tatkraft für die Zukunft, damit Sie und Ihre Kunden „mit Grün gewinnen“. Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 5 Vorteile sichern – Mitglied werden! Die Verbandsmitgliedschaft lohnt sich für die Fachbetriebe Garten- und Landschaftsbau. Wann dürfen wir Ihnen helfen? mehr Wissen Persönliche Beratung Lehrgänge und Schulungen für Mitglieder Regelmäßige Informationen zu Neuerungen aus den Bereichen Technik, Wirtschaft und Recht Exklusiver Mitgliederbereich im Internet u. a. mit Musterverträgen und Musterschreiben Erfahrungsaustausch unter Mitgliedern mehr Image Professionelle Imagekampagne Nutzung des Verbandssignums Eintragung im Mitgliederverzeichnis mit breiter Streuung an Bürgermeister und Architekten Zugriff auf professionelle Werbeartikel mehr Sparen Mitglieder zahlen keine Soka-BauUmlage und keinen Mindestlohn-Bau Günstige Seminarangebote Zinsgünstige Gewährleistungsbürgschaften Kostenlose Rechtsberatung und Vertretung vor Arbeitsgerichten Zahlreiche Rahmenabkommen mehr Schutz GaLaBau-Plus RundumVersicherungspaket Rechtsschutz bei Arbeitsgerichtsverfahren Interessenvertretung der Mitglieder in Politik und Wirtschaft Alterssicherung für Mitarbeiter Ab März 2008 informiert der Verband die Öffentlichkeit in Bayern mit dem kostenlos verteilten Magazin ‚GALABAU JOURNAL – Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau in Bayern’. Dem Journal wird regelmäßig ein Verzeichnis des Verbandes über die Ordentlichen Mitglieder beiliegen. Wann dürfen wir Ihre Adresse veröffentlichen? Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Bayern e. V. (VGL) Wirtschafts- und Arbeitgeberverband, Fachverband Haus der Landschaft, Lehárstraße 1, 82166 Gräfelfing bei München Telefon (089) 829145-0, Telefax (089) 8340140 E-Mail [email protected] www.galabau-bayern.de 6 Grußwort + Strategien für eine bessere Zukunft Ulrich Schäfer B e g r ü ß u n g Ich begrüße Sie sehr herzlich zu den 40. Veitshöchheimer Landespflegetagen unter dem Motto ‘Mit Grün gewinnen – Strategien für eine bessere Zukunft’. Die ‚Veitshöchheimer Landespflegetage’ sind einer der größten Fachkongresse unserer Branche in Deutschland, entwickelt aus einer kleinen Fortbildungsveranstaltung für die Ehemaligen der Meisterschule der Landschaftsgärtner hier in Veitshöchheim. Die Entwicklung unserer Branche, neue Erkenntnisse Berichte aus Forschung und Technik standen immer im Mittelpunkt dieser Fachtagung. Motor der Landespflegetage war der vormalige Leiter der Abteilung Landespflege, Dr. Walter Kolb mit seinem Team. Und sein Nachfolger Jürgen Eppel geht mit gleichem Tempo die Weiterentwicklung an. Man sollte nicht vergessen, dass viele bahnbrechende Untersuchungen ihren Ursprung in Veitshöchheim haben, wie die „nachwachsenden Rohstoffe“ (heute im Forschungszentrum in Straubing) oder auch der Nachweis der Versickerung des Niederschlagswassers auf dem eigenen Hausgrundstück – zum Leidwesen einiger Entwässerungsspezialisten im Tiefbau. Ulrich Schäfer Präsident Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Bayern e.V., Gräfelfing bei München Die grüne Branche Wer über die Zukunft nachdenkt, sollte nicht seine Herkunft verleugnen. Der Beruf des Gärtners ist einer der ältesten Berufe überhaupt und in allen Kulturkreisen anzutreffen. Der Landschaftsgärtner wiederum ist eine Spezialisierung des Gartenbaues. Wir sind also keine Branche als Ergebnis der Wiederaufbauphase nach dem 2. Weltkrieg, wie das gerne mancher Politiker hier in Deutschland so darstellt. Waren es in Mitteleuropa anfangs fürstliche Auftraggeber, so entdeckte das Bürgertum der Neuzeit sehr bald den Charme gärtnerisch gestalteter Gärten und Freianlagen. Das Schleifen der mittelalterlichen Stadtbefestigungen und die Ausweitung der Städte waren die Grundlagen einer ersten Boomphase der Landschaftsgärtner – so nannten wir uns recht früh. Es war auch nur logisch, dass der Turnvater Jahn Landschaftsgärtner mit der Realisierung seiner Ideen zu Parks für die Körperertüchtigung beauftragte. Und unser Beruf war immer mit sozialkritischen Bewegungen in Kontakt. Gerade dort wurde die Bedeutung unserer Arbeit für intakte Städte und Gesellschaften sehr früh gesehen. Und es war auch nachvollziehbar, dass bereits in den zwanziger Jahren ein Reichskommissar den aufflammenden Handwerksstreit mit den Straßenbauern und Pflasterern zugunsten der Landschaftsgärtner entschied, was leider in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg in Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 7 Vergessenheit geraten war. Am 30. März 1993 machte sich dann das Bundesverwaltungsgericht in einem wegweisenden Urteil diese Auffassung zueigen. Landschaftsgärtnerisch geprägte Außenanlagen bedürfen einer eigenen Qualifikation beim Bau und beim Unterhalt. Straßenbauer und Pflasterer haben diese Qualifikation nicht. Was ich damit verdeutlichen will: Die Landschaftsgärtner hatten immer dann die richtige, weil erfolgreiche Strategie, wenn sie Bautechnik und Vegetationstechnik verbanden. Meiner Auffassung nach werden wir auch künftig Erfolg haben, wenn wir die Pflanzenkenntnis und die Beherrschung der Vegetationstechnik als Kernkompetenz unserer Branche betrachten und pflegen. Die Bautechnik als ausschließliche Grundlage unserer Strategie wird nicht tragfähig sein, auch wenn sie wichtiger Bestandteil unseres Schaffens ist. Wir sind nur stark an der Nahtstelle zwischen Vegetationstechnik und Bautechnik. Berufliche Bildung als Grundlage Wenn ich eingangs auf die lange Tradition unseres Berufes hingewiesen habe, bedeutet dies keineswegs ein Beharren auf den Traditionen und Erkenntnissen der Vergangenheit. Wir sind gefordert immer wieder neue Antworten auf die Anforderungen unserer Zeit zu finden und sorgsam zu unterscheiden, zwischen dem was erhaltenswert ist und dem was neu durchdacht werden muss. Ein Beruf, der nicht mehr in die Bildung investiert, wird nicht überlebensfähig sein. Es ist deshalb richtig, dass wir Landschaftsgärtner erheblich in die Bildung investieren. Viele Kollegen bilden unseren Berufsnachwuchs aus, auch wenn der Ertrag dieser Ausbildung nicht immer dem eigenen Betrieb zugute kommt. Wie sehr dieser Gemeinschaftssinn bei uns verankert ist, wurde mir kürzlich deutlich. Die amerikanischen Kollegen im US-Staat Illinois versuchen dort mit Unterstützung der Regierung ein Berufsausbildungssystem nach deutschem Muster zu etablieren. Als es darum ging, die besten Fachleute für einen Prüfungsausschuss abzustellen, mauerten einige Betriebe. Man könne diese Fachleute im Betrieb nicht entbehren. Natürlich sieht mancher Kollege auch in unserem Land diesen Konflikt. Dennoch fühlt sich eine breite Mehrheit in unserem Berufsstand für die Ausbildung verantwortlich. Diesen Kollegen gilt mein uneingeschränkter Dank. 8 Ich will aber auch nicht verhehlen, dass unsere Berufsausbildung neuer Impulse bedarf. Ist die derzeitige Form der Zwischen- und Abschlussprüfung richtig? Oder ist eher die Prüfungsform sinnvoll, wie sie unsere schweizer Kollegen gefunden haben? Dort gibt es keine Zwischenprüfung. Dafür wird die Berufsprüfung zeitlich gestreckt und im vegetativen Bereich intensiver durchgeführt. Und die nachfolgenden Weiterbildungsgänge fördern die notwendige Spezialisierung – sei es Bautechnik oder Vegetationstechnik oder auch die Spezialisierung im Unterhalts- und Pflegebereich. Die Einrichtung des Ausbildungsförderwerkes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (AUGALA) 1974 hat unsere Berufsausbildung finanziell abgesichert. Ohne das AUGALA wären wir heute nicht in der Lage, die notwendige Überbetriebliche Ausbildung zu finanzieren oder eine effiziente Nachwuchswerbung zu betreiben. Darüber hinaus können wir uns glücklich schätzen, dass gerade der Freistaat Bayern die Berufsausbildung stärker als andere Länder fördert – sei es im Berufsschulsektor oder auch bei der Überbetrieblichen Ausbildung. Der Vollständigkeit halber weise ich darauf hin, dass hier in Bayern die umfassendsten Möglichkeiten einer Fachschulausbildung bestehen. Hier können Sie die Meisterschule, d. h. Fachschule zur Vorbereitung auf die Meisterprüfung sowohl in Ganzjahresform, in dreisemestriger Form oder auch als Internetfachschule besuchen. Nicht einig sind wir mit dem Freistaat Bayern, was die Form der Technikerschule betrifft. Im Gegensatz zum zuständigen Landwirtschaftsministerium halten wir eine Technikerschule in der Form eines zweisemestrigen Aufbauzuges auf die 2-semestriger Fachschule für zukunftsweisender, als die derzeitige grundständige Form. Im vergangen Herbst hatte der Bayerische Bauernverband im Einvernehmen mit unserem Verband die Forderung nach einer grünen Universität Weihenstephan erhoben. Was ist der Hintergrund. In Freising arbeiten 2 Hochschulen am Standort Weihenstephan: die Fachhochschule Weihenstephan und die Fakultät Wissenschaftszentrum Weihenstephan der Technischen Universität München. Beide Hochschulen ermöglichen Hochschul- und Berufsabschlüsse mit dem Hochschulgrad Bachelor (vergleichbar mit dem vormaligen FH-Diplomingenieur) und Master (in etwa vergleichbar mit dem vormaligen UniversitätsDiplomingenieur). Nun sollte man meinen, dass beide benachbarten Hochschulen einvernehmlich zusammen arbeiten. Das ist leider nicht der Fall. Und hier fordern wir Wirtschafts- und Berufsverbände eine enge Zusammenarbeit und Bündelung der Kapazitäten – am besten in einer eigenständigen grünen Universität Weihenstephan. Am Standort Weihenstephan müssen Studiengänge mit dem Bachelor- und Masterabschluss für unseren Arbeitsbereich angeboten werden bis hin zur Promotion. Im Fachhochschulbereich können wir bereits eine gute Entwicklung feststellen. Der Studiengang „Landschaftsbau und -management“ entwickelt sich sehr gut. Die Absolventen werden von den LandschaftsbauUnternehmen sehr gelobt. Im August 2007 konnten wir außerdem mit einem kombinierten Studiengang starten, der sowohl die praktische Berufsausbildung mit dem Hochschulstudium kombiniert. ‚Hochschuledual’ ist diese bayerische Spezialität. Natürlich gehört zu diesem in Mitteleuropa einmaligen beruflichen Bildungsspektrum auch unsere Akademie für Landschaftsbau Weihenstephan. Wir haben begriffen, dass wir als Fachleute gefordert sind, uns ständig mit der Weiterentwicklung unserer Fachgrundlagen zu befassen. Die Entwicklung der Akademie stimmt mich positiv. Die Kollegen in den Betrieben und Verwaltungen erkennen den Wert der Weiterbildung, was sich ja letztlich auch im jährlichen Besuch dieser Tagung niederschlägt. Forschung in der Vegetationsund Bautechnik des Landschaftsbaues In unserer Rechtsprechung wird beim Baugeschehen der Landschaftsbau-Unternehmer als Fachmann wichtiger eingeschätzt, als der Landschaftsarchitekt. Das mag Sie erstaunen, ist doch die Wahrnehmung auf der Baustelle oft eine andere. Die Rechtsprechung geht davon aus, dass der Landschaftsbau-Unternehmer sich besser mit den verwendeten Pflanzen, den Böden und den Baustoffen sowie den darauf basierenden Bau- und Pflegeverfahren auskennt. Wir sind deshalb sehr interessiert, dass neben der erforderlichen wirtschaftlichen Betrachtungsweise die technische Entwicklung nicht zu kurz kommt. Wir haben hier in Bayern zwei ausgezeichnete Forschungseinrichtungen, was die Verfahrenstechnik betrifft: die Bayerische Landesanstalt für Wein- und Gartenbau – insbesondere mit der Abteilung Landespflege – sowie die Forschungsanstalt für Gartenbau Weihenstephan, eine Einrichtung der Fachhochschule Weihenstephan. Angesichts der wirtschaftlichen Bedeutung der Grünflächen in unseren Städten und Gemeinden, angesichts der Notwendigkeit von begleitenden Landschaftssanierungen bei Großbauvorhaben, sind diese Einrichtungen deutlich unterfinanziert. Diese Vorwurf muss man sowohl den beteiligten Bayerischen Staatsministerien für Landwirtschaft und Forsten als auch Wissenschaft, Forschung und Kunst machen. Die Attraktivität des Freistaates Bayern im Bereich Tourismus als auch Ansiedlung von emissionsarmen Industrien hangt auch an der intakten Landschaft und durchgrünten Städten. Diese werden fälschlicherweise als „weiche Standortfaktoren“ bezeichnet. Es sind sehr harte Wirtschaftsfaktoren, die sehr wohl mit über die Zukunft unseres Landes mitentscheiden. Zwei Zahlen vermögen dies verdeutlichen: Von 1980 bis 2004 ist in Bayern der Anteil der öffentlichen Grünanlagen von 6.199 ha auf 13.508 ha gestiegen, der Anteil sonstiger Erholungsflächen sogar von 9.925 ha auf 19.217 ha. Es liegt hier auch ein großes Missverständnis vor, wenn z. B. am Wissenschaftszentrum Weihenstephan der Technischen Universität München die Grundlagenforschung einseitig interpretiert wird. Unsere Kritik betrifft hier insbesondere die verweiterte Zusammenarbeit mit der Forschung im Bereich Verfahrentechnik. Wo sollen denn die die Landschaftsbaupraxis interessierenden Fragestellungen herkommen, wenn nicht aus den Landschaftsbaubetrieben und den Forschungseinrichtungen in Veitshöchheim und Freising? Öffentliche Wahrnehmung Die Klage ist uralt: „Mit dem Begriff ‚Gärtner’ kann der Laie etwas anfangen, mit dem Begriff ‚Landschaftsgärtner’ überhaupt nichts. Und das Signum unserer Fachbetriebe kennt kein Auftraggeber.“ Nach sorgfältiger Analyse der Situation und Beratung durch ein weltweit tätiges Marketingunternehmen haben wir im Jahr 2002 eine Image- und PR-Kampagne gestartet. Mit Hilfe dieser Kampagne haben wir es immerhin geschafft, dass ca. 90 % der PremiumKunden den Landschaftsgärtner von seiner Qualifikation und Arbeitsbreite her richtig einordnen können. Und fast 50 % dieser Premium-Kunden wissen auch das Signum unseren Fachbetrieben zuzuordnen. Das hat die weltweit renommierte Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg immer wieder ermittelt. Wir haben uns deshalb auf dem BGL-Verbandskongress im Herbst 2007 in Gera dafür eingesetzt, dass diese Kampagne fortgesetzt wird, und zwar flächendeckend in ganz Deutschland. Auch in den Ländern Baden-Württemberg und Sachsen. Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 9 Dieses Beispiel zeigt aber auch, dass die öffentliche Wahrnehmung zwei Seiten hat. Die eine Seite kann und werden wir als Berufsverband beeinflussen. Einmal durch die Fortsetzung der Image- und PR-Kampagne für die nächsten drei Jahre. In Bayern werden sich außerdem alle Verbände des Gartenbaues zur ‚Landesvereinigung Gartenbau Bayern’ zusammenschließen. Dazu gehören sowohl die Wirtschaftsverbände des Gartenbaues als auch die Verbände der Freizeit und Hobbygärtner und auch die Vereinigungen der Gartenbauspezialisten in den öffentlichen Verwaltungen. Der Auftakt mit der ’Münchner Erklärung’ erfolgt in Kürze. Unser Ziel ist es, der Bevölkerung und den verantwortlichen Politikern in Bayern unsere Leistungen in der angemessenen Größenordnung darzustellen. Wir brauchen unser Licht keineswegs unter den Scheffel zu stellen. Ohne Gartenbau mit allen seinen Spezialisierungen gäbe es kein gesundes und begrüntes Wohnumfeld in den Städten und Gemeinden, keine grünen Freizeit- und Sportstätten, keine gesunde Ernährung mit Obst und Gemüse. Und wenn wir die Bereich Recycling und Energiesektor nehmen, so haben wir absolut moderne und umweltschonende Antworten auf viele Fragen unserer Zeit. Der Gartenbau mit allen seinen Spezialisierungen ist eine moderne, zukunftssichere Branche. Wir bleiben in der Region und ziehen nicht den Kapitalströmen rund um den Globus hinterher. Ich erwarte aber auch, dass sich die Gartenbau-Firmen und alle Mitarbeiter auch offen zu ihrer Profession bekennen und stolz darauf sind. Zeigen Sie Flagge. Unterstützen Sie Berufsverbände und fachliche Vereinigungen durch eine Mitgliedschaft. 10 Fachunternehmen des Landschaftsbaues Über den Mehrwert einer Verbandsmitgliedschaft habe ich sehr oft gesprochen. Die Mitgliedschaft im Fachverband bietet einen Firmenschutz, den Mitbewerber nicht haben. Das ist ein nicht zu vernachlässigender Mehrwert. Denken Sie hierbei an die spezialisierte und zudem im Beitrag enthaltene Baurechtsberatung, die Vertretung vor Arbeitsgerichten und den Schutz bei Firmenbedrohenden Konflikten mit dem Handwerk und SOKA-Bau. Wir verstehen uns aber auch als Fachverband. Nicht umsonst haben wir bei der Verbandsaufnahme ein härteres Prüfungsverfahren, als zum Beispiel die Handwerkskammern oder Landesinnungsverbände. Das sind wir unseren Auftraggebern als Garant für Facharbeit schuldig. Es sollte uns aber zu denken geben, dass andere Berufe wie z. B. Ärzte und Architekten eine Weiterbildungsverpflichtung haben. Auch wir denken über ein solches Verfahren nach. Denkbar ist ein Punktesystem (Credit Points), mit dem der Besuch derartiger Fachtagungen wie die Landespflegetage in Veitshöchheim, die Augsburger Baumpflegetage, Lehrgänge und Seminare der Akademie für Landschaftsbau oder auch der Bezug von einschlägigen Fachzeitschriften honoriert wird. Bei aller wirtschaftlichen Betrachtungsweise. Grundlage für eine erfolgreiche Weiterentwicklung unserer Branche ist die fachliche Kompetenz, insbesondere im komplexen Bereich „Grün“ Das sollte auch künftig unser aller Anliegen sein. Europäische Trends im Garten- und Landschaftsbau Antoine Berger Zur ELCA Veränderungen der Märkte Die ELCA, die European Landscape Contractors Association, gibt es seit 1963 als Europäische Vereinigung der Landschaftsgärtner. Damals waren Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, England und Österreich Gründungsmitglieder. Heute sind es 19 Länder, die in der ELCA ihre Dachorganisation gefunden haben. Aber neben der guten Europaarbeit gewinnt die ELCA auch international an Gewicht. Aktuell pflegt die ELCA Kontakte nach Australien, Nordamerika, Kanada, Japan, Israel und China. In den letzten Jahren ist das Tätigkeitsgebiet des Gartenund Landschaftsbaus immer umfassender geworden. Kleinere Flächen, hochspezialisierte Techniken, neue Materialien, bessere Kenntnisse über Bau- und Hilfsstoffe, Pflanzenschutzfragen, die Feinstaubproblematik und generell eine straffere Gesetzgebung im Natur- und Umweltbereich haben die Anforderungen an alle Beteiligten deutlich erhöht. Die Europäische Vereinigung der Landschaftsgärtner ist heute sehr lebendig und besonders in den letzten Jahren in vielerlei Hinsicht auf Wachstumskurs. Die Verbesserung der Qualität der Aus- und Fortbildung in den Garten- und Landschaftsbaubetrieben liegt der ELCA besonders am Herzen. So setzen wir uns für die Vertiefung der fachlichen und persönlichen Kenntnisse durch internationale Exkursionen und Seminare ebenso ein, wie für die Förderung des Landschaftsgärtner-Austausches in Europa und in der Welt. Besonders dem internationalen Austausch junger Landschaftsgärtner und deren Ausbildung widmet sich die ELCA seit vielen Jahren. Mit dem ELCA-Ausbildungspass können junge Europäer bis nach Australien gehen, um nach erfolgreicher Ausbildung ihre Fachkenntnisse zu vertiefen. Die Globalisierung der Märkte, knappe öffentliche Kassen und die Bedeutung von Umweltbelangen wirken sich auf die Anforderungen hinsichtlich des Baus und der Pflege von zeitgemäßen Freianlagen aus. Durch den spürbaren Rückzug der öffentlichen Hand sind nicht nur für den Garten- und Landschaftsbau neue Auftraggeberstrukturen entstanden – zum Beispiel Projektentwickler oder Generalübernehmer/Generalunternehmer. Das bedeutet, Aufträge in entsprechender Größenordnung werden als schlüsselfertiges Gesamtwerk an einen Unternehmer bzw. an eine speziell zusammengesetzte Arbeitsgemeinschaft aus Unternehmern vergeben, die in der Regel auch das Gesamtrisiko tragen müssen. Eingeschlossen sind neben allen GaLaBau-typischen Leistungen auch branchenfremde wie Elektro-, Stahlbau-, Sicherheitsanlagen und dergleichen. Grün in der Stadt Europa und die ELCA stehen in einem permanenten Wandel. Das größer werdende Europa wirft viele neue Fragen auf. Die neuen ost- und mitteleuropäischen Länder der Europäischen Union unterscheiden sich hinsichtlich der Wirtschaftskraft deutlich von den alten EU-Staaten. Auch dies wird sich auf die Landschaftsbauunternehmen in Europa auswirken. Trotz aller Veränderungen wird leider immer noch verkannt, dass der ökonomische Wert von Grün, also Grün in der Stadt, für unsere Gesellschaft insgesamt viel höher liegt, als allgemein bekannt ist. Die ELCA ist neben anderen Verbänden Gründungsmitglied der Initiative "Die Grüne Stadt", die sich europaweit dafür einsetzt, durch mehr Grün die Wohnqualität in den Städten zu verbessern. Um für die grüne Branche Verbesserungen zu erreichen, ist ein funktionierender Lobby-Apparat von besonderer Bedeutung. Im Vordergrund der ELCALobbyarbeit stehen Themen wie etwa der Abbau der Bürokratie, die Verhinderung von Wettbewerbsverzerrungen sowie die Schaffung von Standards und Rechtsnormen für unsere Arbeitsgebiete. Investitionen in städtische Grünanlagen lohnen sich – sowohl im Neubau, als auch in einer sachgerechten Pflege. Viele Städte, aber auch Immobilienund Hausverwalter haben erkannt, dass gepflegte Grünanlagen den Immobilienpreis steigern und sich Gewerbegebiete bevorzugt in grüner Umgebung ansiedeln. Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 11 Eine umfangreiche Studie der deutschen GartenamtsleiterKonferenz, an der mehrere Städte teilgenommen haben, hat diese Erkenntnisse eindeutig bestätigt. Es wurde deutlich, dass sich selbst soziale Brennpunkte durch gezielten Einsatz von Grünanlagen entschärfen lassen. sowie der Bauwerksbegrünung. Gerade mit landschaftsgärtnerischen Arbeiten rund um Außenanlagen an öffentlichen Gebäuden und Wohnungen lassen sich bei einer nachhaltigen Gebäudenutzung Kosten sparen – und Kosten sparen ist schließlich ein Hauptziel von Facility Management. Feinstaubproblematik Entscheidende Branche: die Immobilienwirtschaft Seit 01. Januar 2005 gelten verschärfte Grenzwerte für den Ausstoß von Feinstaubpartikeln, wie sie die EU-Feinstaubrichtlinie vorschreibt. Der Messwert für Feinstaub darf höchstens an 35 Tagen pro Jahr einen Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft überschreiten. Für eine Vielzahl europäischer Großstädte ist hier dringend Handlungsbedarf gegeben. Die Funktionen und Leistungen von Grün in der Stadt müssen vor dem Hintergrund der aktuellen Feinstaubproblematik stärkere Beachtung finden. Und sie sollten zu konkreten vegetationstechnischen Programmen führen! Verantwortliche Politiker sollten neben technischen Lösungen auf die natürlichen Filterwirkungen der Vegetationsflächen setzen. Grünflächen nehmen unmittelbar positiven Einfluss auf das Stadtklima. Außenanlagen an öffentlichen Gebäuden und Wohnungen Öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäuser, Verwaltungsgebäude, aber auch Industrie- und Gewerbeanlagen sowie Wohnungen, werden in der Regel sofort nach ihrer Fertigstellung bezogen und genutzt. Daher müssen landschaftsgärtnerische Arbeiten an den Außenanlagen wie Platz- und Wegebauarbeiten, Erd- und Oberbodenarbeiten, Mauer- und Treppenbauten sowie Rasen- und Pflanzarbeiten in enger Abstimmung und Zusammenarbeit mit anderen Gewerken durchgeführt werden. Eine termingerechte Fertigstellung ist oberstes Gebot. Zunehmende Bedeutung gewinnen Umgestaltung und Erneuerung bestehender Außenanlagen, denn sie sind den heutigen Bedürfnissen anzupassen. Facility Management oder integrierte Gebäudebewirtschaftung sind aktuelle Schlagworte, die in den letzten Jahren aus den USA kommend im Immobilienbereich Einzug gehalten haben. Neben einigen großen Konzernen hat auch der Mittelstand inzwischen erkannt, dass Facility Management ein bedeutender Markt ist, umfasst er doch die Gesamtheit der Leistungen zur Instandhaltung und Pflege der Grünanlagen, der Wege und Plätze, der Wohnumfeldverbesserung 12 Seit Beginn der Klimadiskussion ist der Begriff der Nachhaltigkeit in aller Munde. Grundsätzlich betrifft die Forderung nach mehr Nachhaltigkeit jeden einzelnen und nahezu alle Branchen, darunter auch die für den GaLaBau wichtige Immobilienwirtschaft. Die Immobilienwirtschaft beschäftigt sich derzeit mit sog. "Green Buildings". Green Buildings sind in diesem Zusammenhang nicht nur einfache Passivhäuser – gemeint sind ganzheitliche grüne Immobilienkonzepte. Hierzu gehören der jeweilige Landverbrauch, die Versiegelung von Umgebungsflächen etwa durch Parkplätze, der Umgang mit Regenwasser, der Trinkwasserverbrauch, sowie die Verwendung erneuerbarer Rohstoffe für den Bau und die Ausstattung. Außerdem betrifft dies das Raumklima, das frei von Emissionen sein, sowie Wohlbefinden und Gesundheit der Nutzer fördern soll. Aber ebenso die Anbindung an öffentliche Nahverkehrsmittel sowie Abfall und Abfallbeseitigung gehören dazu und nicht zuletzt die Frage, wie durch die Anlage von Grünflächen – auch auf Dächern – Biotope geschaffen werden können, um die Artenvielfalt aufrechtzuerhalten. Mit anderen Worten: Ein "Green Building" umfasst das gesamte Spektrum dessen, was aus umfassender ökologischer Sicht an einem Gebäude nachhaltig gestaltet werden kann. Anlagen für Spiel, Sport und Freizeit Der Bedarf an erlebbaren Freizeit-, Sport-, Erlebnisgärten, Parks und Landschaften steigt. Dazu zählen Freizeitgärten im privaten Bereich, Sportanlagen für Minigolf, Golf, Tennis, Mountainbike, Freizeitparks für Jung und Alt. Aber auch Indoor-Anlagen, Wassersport, renaturierte Industriestandorte, Erlebnisgärten, Parks und Landschaften von naturbelassenen Flächen bis hin zu stark animationsgeprägten Parks à la Disney liegen im Trend. Der Umgestaltung monofunktionaler Sport- und Freizeitanlagen in offene Grün- und Erholungsflächen kommt heute eine größere Bedeutung als dem Neubau zu. Bau und Umbau müssen nach anerkannten Regeln der Technik erfolgen. Sonst stimmen weder Qualität noch Genauigkeit. Dazu sind spezielle Fachkenntnisse, aber auch Maschinen und Geräte notwendig. Zur Anlage eines Golfplatzes gehört heute mehr als nur der fachgerechte Bau von belastbaren Abschlägen, Spielbahnen und Greens. Die landschaftsgerechte Einbindung dieser großen Flächen, die Anlage von natürlichen und künstlichen Hindernissen wie Erdwälle, Gräben oder Wasserläufe, steht im Mittelpunkt bei Planung und Bau von Golfanlagen. Besondere Bedeutung kommt der regelmäßigen, fachkundigen Pflege zu, wobei einzelne Maßnahmen nur mit Spezialmaschinen ausgeführt werden können. Hausgärten Fragt man die Trend- und Zukunftsforscher nach den Perspektiven für die grüne Branche, so hört man unisono: "Der Garten liegt im Trend". Mit "Cocooning" und "Homing" wird bezeichnet, was die Menschen dazu treibt, sich mit Schönem zu umgeben und in Haus und Garten zu investieren. Die mobile Gesellschaft mit allzeitiger Erreichbarkeit, Terminstress, Hektik und Lärm führt inzwischen dazu, dass die Menschen wieder nach einem Ankerpunkt suchen, nach einem Ruhepol und einem "Zu Hause" im besten Sinne. Innen und Außen gehen mehr und mehr ineinander über, der Garten ist für viele Menschen ein Wohnraum, der wie ein solcher eingerichtet wird. Der Bau eines Schwimmteichs, das Natursteinpflaster auf der Terrasse oder die Installation von Licht im Garten bleiben sicherlich Domänen des Garten- und Landschaftsbaus; dies immer in Verbindung mit unserer speziellen Fachkompetenz in der Pflanzenverwendung und -pflege. Ebenso zeichnet sich ab, dass der Einbau von Bewässerungssystemen verstärkt nachgefragt wird. Auch altersgerechte Gärten mit sicheren und beleuchteten Wegen werden angesichts der demographischen Entwicklung immer wichtiger. Kleinteilige Areale mit Sitzgelegenheiten und Sonnenschutz schaffen Möglichkeiten zum Verweilen. Stabile Geländer sichern Stufen und Treppen. Hochgelegte Beete machen Pflanzen und Grün direkt erlebbar. Besonders der Sicherheitsaspekt hat im altersgerechten Garten einen hohen Stellenwert. Für uns ist dieser anhaltende Trend doppelt wichtig: Mehr und mehr sind Gartenbesitzer interessiert an außergewöhnlichen Gärten und nehmen die Expertise der Landschaftsgärtner in Anspruch. Und die Landschaftsgärtner bekommen ein neues Image: Sie sind Dienstleister für das Wohlbefinden der Menschen. Vorbeugender Hochwasserschutz Das Europäische Parlament hat am 25. April 2007 in seiner 2. Lesung über den Vorschlag für eine EU-Hochwasserrichtlinie entschieden und damit den Schlusspunkt unter den gesetzlichen Beratungen zum EU-weiten Hochwasserschutz gesetzt. Mit der bis spätestens 2009 in nationales Recht umzusetzenden Richtlinie müssen die Mitgliedsstaaten ein dreistufiges Hochwasserrisikomanagement nach Flusseinzugsgebieten vorlegen. Sie umfasst eine Risikobewertung, die Kartierung von Risikogebieten entsprechend sehr wahrscheinlicher bis Extrem-Szenarien sowie bis spätestens 2015 Risikomanagementpläne zur Bewältigung der Herausforderungen von Hochwasserschäden. Die Hochwasserrichtlinie ermöglicht, dass beim Hochwasserschutz europaweit ökologische Bauprojekte zur Ausschreibung gelangen: Vor allem Polder bauen, Rückhaltebecken "dezentral" anlegen, Deiche verstärken oder Flussrenaturierungen. Generell sind also ingenieurbiologische Bauweisen unter Verwendung des Baustoffes „Pflanze“ gefordert. Pflanzenschutz in öffentlichen Grünanlagen Bild 1: Moderne Lounge und Wellnessoase. (Foto: Berger Gartenbau) Der Bericht der deutschen Europaabgeordneten Christa Klaß, der ursprünglich einen nachhaltig orientierten Pflanzenschutz vorsah, wurde im Umweltausschuss des Europäischen Parlamentes weiter verschärft, so dass, nach Umsetzung der Richtlinie, der Einsatz von Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 13 Pestiziden in allen Bereichen, die von der Allgemeinheit genutzt werden, stark eingeschränkt bzw. verboten werden soll. Zu diesen Bereichen zählen Wohngebiete, Parkanlagen, öffentliche Gärten, Sport- und Erholungsgebiete, Schulhöfe, Spielplätze und Nachbarschaften von öffentlichen Gesundheitseinrichtungen. Aus Sicht der ELCA bedeuten diese Änderungen eine unbegründete Überregulierung und damit einhergehend eine übermäßige Einschränkung des Einsatzes von Pestiziden. Mit pauschalen Vorgaben werden die Zulassung und Anwendung von Pflanzenschutzmitteln diskreditiert und reglementiert. Außerdem sind pauschale Mengenreduktionen von Pflanzenschutzmitteln fachlich nicht nachvollziehbar und daher kein geeigneter Weg. Es gilt, die Meinungsbildung und Abstimmung im Europäischen Parlament frei von überzogenen und ideologisch geprägten Positionen zu führen und nicht noch weiter zu verhärten. Es sollte gelingen, zu einer pragmatischen Lösung zu kommen, die Pflanzenschutz nach guter fachlicher Praxis auch zukünftig auf öffentlichen Grünflächen ermöglicht. Fazit Der europäische Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau ist für die Zukunft gut gerüstet. Die Strukturdaten der Branche zeigen aufwärts. Sowohl die Anzahl der Betriebe als auch die Mitarbeiterzahl ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. In Europa gibt es rund 50.000 Betriebe mit etwa 330.000 Angestellten. Es ist aber auch davon auszugehen, dass die Anforderungen an die Betriebe und deren Mitarbeiter weiter steigen werden. Moderne Betriebe, wie wir sie zum Beispiel in der ELCA haben, stellen sich diesen Herausforderungen. Denn gut ausgebildete und verantwortungsbewusste Unternehmer und Mitarbeiter sind die beste Voraussetzung für eine erfolgreiche Zukunft. Zukunft heißt aber auch, bereit zu sein, Neues zu erlernen und in eine gute Ausbildung zu investieren. Antoine Berger Präsident der European Landscape Contractors Association Der Referent Antoine Berger – Diplom-Ingenieur (FH) der Fachrichtung Landschaftsarchitektur Seit 1978 führt er die Firma Berger Gartenbau, bis zum Jahr 1998 zusammen mit seinem Bruder Daniel. Das Hauptgeschäft des Unternehmens, welches bereits 1938 durch Anton Berger Senior gegründet wurde, befindet sich in Kilchberg bei Zürich in der Schweiz, mit weiteren Niederlassungen in Zürich, Langnau am Albis und Erlenbach. Die Firma Berger Gartenbau deckt ein sehr breites Spektrum landschaftsgärtnerischer Arbeiten ab, sowohl für private Bauherren und Gewerbebetriebe, als auch öffentliche Auftraggeber. Besonders die Landschaftsarchitektur und die Planung von Grün spielen eine wichtige Rolle. Das Team besteht aus über 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, aus Landschaftsarchitekten, Gärtnermeistern, gelernte Gärtnern, Gartenarbeitern und Praktikanten. Berger Gartenbau bildet seit vielen Jahren Lehrlinge aus und übernimmt als Lehrbetrieb die Verantwortung für eine umfassende Ausbildung auf allen Gebieten des Berufs der Landschaftsgärtner. Kompetent werden sie zum erfolgreichen Lehrabschluss begleitet. Eine Goldmedaille für gute Ausbildung wurde von einem Berger-Mitarbeiter zuletzt bei den Berufsweltmeisterschaften World Skills 2005 im finnischen Helsinki errungen. Antoine Berger ist seit 1995 Zentralpräsident des Verbands Schweizer Gärtnermeister (heute JardinSuisse) und seit 2001 Präsident der Europäischen Vereinigung des Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaus ELCA. In der Schweiz ist er außerdem Mitglied im Fachrat Garten- und Landschaftsbau sowie Präsident der in Europa sehr bekannten Oega Landschaftsbaumesse. Von 1995 bis 2001 war Berger Präsident des Gärtnermeisterverbandes des Kantons Zürich, seit 2001 ist er Ehrenmitglied. Neben mehreren Mandaten für die Freisinnig Demokratische Partei agiert er auch als Mitglied des Stiftungsrats und der Fachkommission Horticulture an der Fachhochschule Wädenswil. 14 Beitrittserklärung Hiermit erkläre ich meinen Beitritt zum „Verband Ehemaliger Veitshöchheimer e. V.“ Vor- und Zuname: ___________________________________________________ Geboren am: ___________________________________________________ Straße: ___________________________________________________ Wohnort: ___________________________________________________ Schulbesuch Fachschule von ________ Jahresbeitrag Technikerschule bis ________ 10 € Fachrichtung: __________________________ Abschluss / Prüfung Meisterprüfung im Jahr ______ Sonstige Prüfungen (bitte Angabe) Technikerprüfung im Jahr ______ _______________________________ ________________________________ __________________________ Ort, Datum Unterschrift Abgabe / Anschrift Abgabe in der Telefonvermittlung oder bei Herrn Klopsch bzw. Übersendung an Verband Ehemaliger Veitshöchheimer e. V., An der Steige 15, 97209 Veitshöchheim Einzugsermächtigung für den Mitgliedsbeitrag Hiermit ermächtige ich den „Verband Ehemaliger Veitshöchheimer e. V.“ widerruflich, die von mir zu entrichtenden Beitragszahlungen bei Fälligkeit zu Lasten meines Kontos durch Lastschrift einzuziehen. Bankverbindung Kontonummer: ________________ Bankleitzahl: ________________ Name der Bank: ___________________________________________ ________________________________ __________________________ Ort, Datum Unterschrift Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 15 Lieber eine gebogene Schaufel, als ein verbogener Rücken. ERGOBASE - Gartengeräte sind rücken- und kräfteschonend G Entlasten Schultern, Hände, Oberschenkel, Knie, Füße und Gelenke G Reduzieren den Kraftaufwand G Ermöglichen optimale Arbeitsleistung durch variierbare Bewegungsabläufe Ergobase GmbH & Co. KG Mühlenweg 2, 86971 Peiting Tel. 08861 / 2 56 30-20 Fax 08861 / 2 56 30-21 Mail: [email protected] 16 BESTELLUNG einfach im Internet: www.ergobase.com Allein beständig ist der (Klima-) Wandel Katastrophe oder Regelausschlag? Helmut Rausch Zusammenfassung Die Diskussion über den Klimawandel hat mittlerweile weite Teile der Öffentlichkeit erfasst. In den letzten 150 Jahren lässt sich ein globaler Temperaturanstieg feststellen, der in den letzten 30 Jahren in großen Schritten messbar ist. In jüngerer Zeit wird dieser Temperaturanstieg mit dem Ausstoß an CO2 in Verbindung gebracht, wobei noch wenigstens die weiteren Treibhausgase Methan und Stickoxide berücksichtigt werden müssen. Gegenwärtig bewegt sich die Erwärmung noch nicht in dem Rahmen, wie sie vor etwa 1000 Jahren nachweisbar ist und sie liegt noch deutlich unter dem relativen Temperaturoptimum um 7000 Jahre vor heute. Modellrechnungen halten einen weiteren globalen Temperaturanstieg für gesichert. Als Folge des Klimawandels ist eine Verschiebung der klimatischen Zonen in Richtung der Pole zu erwarten bei gleichzeitigem Anstieg der Niederschlagstätigkeit. Für den mitteleuropäischen Raum sind südeuropäische Verhältnisse zu erwarten; für den südeuropäischen Raum analog nordafrikanische Verhältnisse. Daraus ergeben sich für Mitteleuropa nicht zwangsläufig Nachteile. Die verbleibenden negativen Folgen des Temperaturanstiegs können durch ein konsequentes Klimamanagement abgemildert werden. Dazu sollte die kühlende Wirkung der dosierten Wasserverdunstung durch Pflanzen auf allen Flächen durchgesetzt werden. Nicht begrünbare Flächen können durch entsprechendes Regenwassermanagement einbezogen werden. „Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“ – Martin Luther Problemstellung Über das Phänomen des Klimawandels wird seit geraumer Zeit mehr oder weniger heftig und emotional diskutiert. Den damit in Verbindung gebrachten Schreckensmeldungen über Stürme, Überschwemmungen und Hitzewellen aus der jüngeren Vergangenheit entspricht die „gefühlte“ Klimaerwärmung des ausgefallenen Winters 2006 / 2007 oder des Jahrhundertsommers von 2003. Zusätzliche Unsicherheit wird in die Diskussionen eingebracht durch Rechenmodelle und Temperaturrekonstruktionen, die für die Vergangenheit eine praktisch konstante Temperatur ermitteln und für die nahe Zukunft einen sprunghaften Anstieg der globalen Temperatur um bis zu 5° C prognostizieren. Andererseits weisen namhafte Wissenschaftler in der Vergangenheit große Temperaturschwankungen nach und halten einen zukünftigen Temperaturanstieg für weitgehend ausgeschlossen bzw. führen diesen ausschließlich auf die Aktivität der Sonne zurück. Verkaufsfördernde Horrorszenarien über zukünftige Dürrezeiten, Hungersnöte, im Meer versinkende Inselparadiese, vernichtende Wirbelstürme und Überschwemmungen aus sintflutartigen Regenfällen runden das uneinheitliche Bild des Klimawandels in der Presse ab. Eine zusätzliche Dimension erhält das Thema durch die Vorschläge zur CO2–abhängigen Besteuerung sowie den möglichen Handel mit CO2–Emissionserlaubnissen. Die Versteigerung von CO2–Zertifikaten könnte sich zu einem weltweiten Milliarden-Geschäft entwickeln, weshalb sich mittlererweile die US–Finanzmärkte für den Klimarechtehandel interessieren. Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 17 Lösungsansätze und Empfehlungen Aktuell finden wir auf diesem Globus eine sehr differenzierte Tier- und Pflanzenwelt vor, die sich in höchst unterschiedliche klimatische Lebensräume eingepasst hat. Diese von uns heute so bewunderte und geschätzte Artenvielfalt hat sich in einer etwa 4 Milliarden Jahre dauernden Entwicklungsgeschichte herausgebildet. Dabei ist der Mensch als Spezies erst seit etwa 2,5 Millionen Jahren an dieser Entwicklung beteiligt. Das Ergebnis dieser langen Entwicklungsgeschichte hat sich keineswegs unter konstanten Bedingungen herausgebildet, sondern war einer Vielzahl von sich ändernden Faktoren unterworfen. Möglicherweise wurde die große Artenvielfalt durch die vielen unterschiedlichen und wechselvollen Naturbedingungen überhaupt erst möglich. Dabei zeichnet sich insbesondere der Faktor Temperatur als eine sehr variable Größe aus. Für die Rekonstruktion von Klimadaten liegen bis maximal 3.000 v. Chr. Aufzeichnungen über außergewöhnliche Ereignisse vor. Darüber hinaus werden Klimaarchive ausgewertet, mit denen man unterschiedlich lange in die Vergangenheit blicken kann. Eiskernbohrungen, Meeressedimente, Pollenanalysen oder Baumringreihen bieten eine mehr oder weniger zuverlässige Informationsquelle, aus der weniger die absolute Temperatur als vielmehr die Veränderung nach wärmer oder kälter abgeleitet werden kann. Problematisch ist dabei die Ankoppelung von absoluten Temperaturmesswerten der letzten 150 Jahre an die mit verschiedensten Verfahren rekonstruierten imaginären Temperaturverläufe der vergangenen Jahrtausende. Vor-Historische Temperaturschwankungen Historische Temperaturschwankungen Noch aus den Schulbüchern bekannt sind die 4 Eiszeiten aus der jüngeren Erdgeschichte. Zwischen 400.000 und 330.000, zwischen 300.000 und 240.000, zwischen 200.000 und 140.000 sowie zwischen 110.000 und 15.000 Jahren vor heute lag die durchschnittliche Temperatur um bis zu 10° C unter dem heutigen Niveau. In den dazwischen liegenden, zum Teil nur wenige tausend Jahre andauernden Warmphasen stieg die durchschnittliche Temperatur um bis zu 3° C über das heutige Niveau. Aus der relativen Regelmäßigkeit der Kalt- und Warmphasen leiten manche Klimaexperten das Zusteuern auf eine kommende Eiszeit ab. In der Tat ist die gegenwärtige Warmphase mit einer Dauer von rund 12.000 Jahren eine schon sehr lange in der Historie der Eiszeiten. Relativ gut untersucht ist die Entwicklung des Klimas seit dem Ende der letzten Eiszeit um etwa 10.000 v. Chr.. Aufgrund von Pollenanalysen aus dem mitteleuropäischen Raum lässt sich seit etwa 16.000 v. Chr. bis etwa 9.500 v. Chr. ein deutlicher Anstieg der durchschnittlichen Temperatur von etwa 5°C auf etwa 14°C rekonstruieren. Nach einem kurzen Rückfall liegt seit etwa 8.000 v. Chr. die Durchschnittstemperatur relativ stabil in einem schmalen Korridor zwischen 14°C und 16°C. Eine besonders warme Phase wurde dabei erreicht zwischen 6.000 und 5.000 v. Chr. und nochmals zwischen 4.000 v. Chr. und 3.500 v. Chr., als der nordamerikanische Kontinent von den letzten eiszeitlichen Gletschern befreit wurde. In dieser Phase der Erwärmung stieg der Meeresspiegel um rund 125 m und dürfte zwischen 6.000 und 5.000 v. Chr. noch etwa 1 Meter über dem heutigen Niveau gelegen haben. Dabei wird die globale Temperatur mehr als 2°C über dem heutigen Niveau angenommen. Seither lassen sich im mitteleuropäischen Klima wärmere und kältere Phasen feststellen. In den jeweils kälteren Phasen lassen sich nicht nur im Alpenraum Gletschervorstöße registrieren. In den wärmeren Phasen sind Rückzüge von Gletschern festzustellen bei einem gleichzeitigen tendenziellen Anstieg des Meeresspiegels. Auch für die vergangenen rund 600 Millionen Jahre lassen sich wärmere und kältere Perioden unterscheiden. Dabei waren in den wärmeren Phasen die Polkappen eisfrei. Erst seit etwa 55 Millionen Jahren befinden wir uns wieder in einem relativ kalten Zustand, seit etwa 30 Millionen Jahren ist die Antarktis vereist, beide Polkappen tragen erst seit etwa 2,8 Millionen Jahren eine Eishaube. Der Nachweis derartiger Schwankungen gestaltet sich schwierig, da absolute Messungen punktuell erst seit etwa 150 Jahren vorliegen. Erschwerend kommt hinzu, dass zwei Drittel der Erdoberfläche mit Wasser bedeckt sind und damit lange Zeit keine Messungen 18 möglich waren. Selbst in heutiger Zeit gibt es flächendeckende Daten noch nicht einmal in Europa. Aussagekräftige Daten sind im europäischen Raum (lückenhaft) erst seit Anfang der 1980er Jahre zu erhalten. Ein vernünftiges Netz aus Klimadaten ist in Deutschland erst seit Ende der 1940er Jahre verfügbar. Interessant werden die Daten aus der mitteleuropäischen Pollenanalyse bei einem Vergleich mit klimatischen Informationen aus anderen Kontinenten. Im Klimaoptimum zwischen 6.000 und 5.000 v. Chr. lag die Südgrenze der Sahara um mehr als 500 km nach Norden verschoben, d.h. der äquatoriale Regenwaldgürtel war entsprechend breiter als heute. Ähnliches lässt sich auch für den asiatischen Raum und für Südamerika nachweisen. Zeitgleich lassen sich massive polare Gletscherrückschmelzungen feststellen. Auch für die beiden jüngeren Klimaoptima um das Jahr 1.000 n. Chr. und um das Jahr 0 lassen sich in der Arktis und Antarktis sowie wenigstens in den Wüstengebieten Afrikas ähnliche Phänomene belegen, die auf ein deutlich höheres Temperaturniveau als heute schließen lassen. Insofern darf die mitteleuropäische Pollenanalyse zumindest in gewissen Grenzen als ein Gradmesser der globalen Temperatur angesehen werden. Dieser Eindruck verstärkt sich, wenn man die Temperaturentwicklung mit historischen Daten vergleicht (Abb.1). So wird in Ägypten das Alte Reich an der Flussoase Nil gegründet, als die zentrale Sahara nach einer Abkühlungsphase trockener wird. Es löst sich auf, als sich in einer feuchteren Warmphase die Lebensbedingungen in der Sahara wieder verbessern. Das Mittlere Reich in Ägypten geht zugrunde, als in einer kühlen, trockenen Phase der gesamte kleinasiatische Raum von einer Welle der Völkerwanderung erfasst wird und der Nil weniger Wasser führt. Dabei verschwinden auch die großen Kulturen am Indus im Norden Indiens. Im Jahr 212 v. Chr. gelingt Hannibal der spektakuläre Zug mit 34 Elefanten über die Alpen. Dabei konnte er ein noch milderes Klima als heute nutzen. Dadurch verschob sich allerdings auch der trockene Gürtel der Sahara nach Norden, seine Heimat Karthago an der afrikanischen Mittelmeerküste konnte den notwendigen Nachschub nicht mehr leisten und seine Expedition war zum Scheitern verurteilt. 146 v. Chr. gelang Rom die Zerstörung Karthagos. Rom selbst wurde während der folgenden Abkühlungsphase, welche die Völkerwanderung mit auslöste, in den Jahrhunderten nach der Varusschlacht 9 n. Chr. von den nach Süden strömenden Germanen überrannt. Ab 800 n. Chr. beginnen die Wanderungen der polynesischen Völker im Südpazifik und ab 850 n. Chr. lässt sich der Zerfall der Mayakultur im Süden Mexikos nach einer Reihe von niederschlagsarmen Jahren beobachten. Beide Ereignisse lassen sich noch der endenden kühlen Phase zuordnen, die mit einer Reihe von außergewöhnlich kalten Jahren zwischen 800 und 850 n. Chr. abschließt. Ab 850 n. Chr. wird eine deutliche Phase der Erwärmung registriert, die in Europa durchaus etwas früher begonnen haben könnte. In der Folge besiedeln die Wikinger ab 986 n. Chr. Grönland und Neufundland. Dieses klimatische Optimum des aufstrebenden Hochmittelalters hat möglicherweise die Entwicklung der leichten und lichtdurchfluteten Gotischen Architektur ab 1140 n. Chr. beeinflusst. Die folgende kleine Eiszeit wird als eine der Ursachen für den Mongolensturm ab 1.241 n. Chr. aus den asiatischen Steppen heraus angesehen. In der Folge kommt es zu den großen Pestepidemien in China und Europa (1338/1340), als das Leben in die unhygienischen Verhältnisse der Häuser hinein verlagert wird. Auch der 30-jährige Krieg lässt sich im weiteren Sinne mit einer weiteren Abkühlungsphase erklären, als Schweden seinen Einflussbereich vom kälter werdenden Norden in den wärmeren Süden verlegte. Die „Große Mandränke“ an der deutschen Nordseeküste von 1362 lässt sich aus einem Zusammenspiel aus klimatischen und menschlichen Einflüssen erklären. In einer Phase tendenziell steigender Meeresspiegel kam es zu Geländesenkungen um über 1 Meter durch Torfabbau. Vorhandene Deichanlagen konnten aufgrund der vorausgegangenen tödlichen Pestepidemien nur noch unzureichend gepflegt und repariert werden. So war es möglich, dass bei entsprechenden extremen Flut- und Witterungsverhältnissen das Meerwasser die Deiche über- und unterspülte und dabei zehntausende von Toten forderte. In den Jahren 1342 und 1350 werden sowohl am Huang Ho in China als auch in den mitteleuropäischen Flusssystemen extreme Hochwässer registriert. Dies ist zunächst ein Hinweis, dass abnormale klimatische Ereignisse auch überregional zusammenhängen können. In Europa waren in dieser Zeit die Böden durch Überweidung weitgehend vegetationslos und der Anteil des wasserspeichernden Waldes war auf unter 20% zurückgegangen. Diese durch die menschliche Nutzung verursachten beschleunigten Abflüsse können die Wirkung dieser Hochwässer weiter verstärkt haben. Die jüngere Entwicklung der menschlichen Kulturen vollzog sich offensichtlich immer in einem mehr oder weniger engen Zusammenhang mit dem jeweiligen Klima. Dabei ist der Mensch seit wenigstens 700 Jahren in der Lage, regionale Auswirkungen von extremen Klimaereignissen ungünstig zu verstärken. In empfindlichen Gebieten konnte die Nutzung des Menschen auch nachhaltige klimatische Veränderungen hin zu einem trocken-heißen Regime dauerhaft fixieren. Das war mit der Abholzung der legendären Zedern-Wälder im Libanon ab 2.400 v. Chr. bis zur Zeitenwende zu beobachten oder aber parallel bei der Entwaldung der Iberischen Halbinsel ab etwa 1500 n. Chr.. Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 19 Abb. 1: Veränderung der Durchschnittstemperatur in Mitteleuropa (nach Reichholf, 2007, verändert) 20 Ursachen des Klimawandels Die Gründe für diese z.T. erheblichen Klimaschwankungen sind nicht restlos geklärt. Die Schwankung der Strahlungsintensität der Sonne ist vermutlich ein ausschlaggebender Faktor für die Temperaturschwankungen. In Zeiträumen von Millionen von Jahren gewinnen auch tektonische Hebungen und daraus folgende Vereisung von hohen Gipfeln an Bedeutung. Darüber hinaus werden Schwankungen der Erdachse, vulkanische Tätigkeit mit dem Ausstoß von Partikeln und Gasen und Veränderungen in den Strömungsgefügen der Meere für klimatische Schwankungen verantwortlich gemacht. Selbst kosmische Ereignisse wie Meteoriteneinschläge z.B. im Nördlinger Ries vor 14 Millionen Jahren oder die Wechselwirkungen zu Himmelskörpern wie Kometen können Einfluss auf das klimatische Geschehen nehmen. Erst in einer jüngeren Zeit ab 1850 deutet sich ein Zusammenhang zwischen Treibhausgasen und einer Klimaerwärmung an. Seit spätestens 1970 wird der anthropogene Faktor als unübersehbar eingestuft. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf dem natürlicherweise in der Atmosphäre vorkommenden Gas Kohlendioxid. Eiskernbohrungen zeigen einen relativ engen Zusammenhang zwischen der Konzentration von CO2 und der Durchschnittstemperatur in den letzten Jahrtausenden. Parallel zur CO2-Konzentration steigt auch aktuell die Oberflächentemperatur der Erde. Rund 28.130 Mio. to CO2 entstehen 2007 aus dem Umsetzen von fossilen Brennstoffen insbesondere zu industriellen Zwecken. 2006 hat China die USA im CO2-Ausstoß überholt. 4 % des weltweiten Ausstoßes an CO2 lassen sich auf die Produktion von ZementKlinkern als größte CO2-Quelle zurückführen: 9 % des CO2-Ausstoßes in China entfällt wegen der Bautätigkeit auf die Produktion von Zement-Klinkern. Zusätzlich belastet wird die CO2-Bilanz durch die Auf- lösung der CO2-Senken. 20 Mio. ha Regenwald gehen jährlich für die Produktion von Rindern, Mais und Sojabohnen oder Palmöl in Lateinamerika, in Afrika und in Asien durch Abbrennen und Roden verloren. Dabei wird das Rindfleisch größtenteils in die Industrieländer exportiert, Mais und Soja wird ebenfalls als Futter an die Viehbestände der Industrieländer ausgeführt. Palmöl wird in den Industrieländern als „alternativer“ Brennstoff verfeuert. Dadurch werden 2007 nochmals 17.700 Mio. to CO2 in die Atmosphäre entlassen (Abb. 2). Von diesem summierten CO2-Ausstoß können nur etwa 30.000 Mio. to CO2 in der Biomasse der Vegetation festgelegt werden, so dass jährlich eine Rate von ca. 15.000 Mio. to CO2 in der Atmosphäre angereichert wird. Derzeit erhält die Reduzierung dieser Rate die oberste Priorität. Neben CO2 bieten aber auch Stickoxide und Methan ebenfalls ein mindestens ebenso großes Potential für den Treibhauseffekt. Stickoxide entstehen u.a. bei der Verbrennung in Motoren. Methan entsteht bei der Reiserzeugung und bei der Rinderzucht. Die Wirkungen und Wechselwirkungen von Stickoxiden und Methan sind im Vergleich zu CO2 noch weitgehend unerforscht. Durch den Temperaturanstieg wird in der Atmosphäre mehr Wasser aufgenommen und für Niederschläge zur Verfügung gestellt. Die dadurch erhöhte Wolkenbildung wird einerseits mehr Sonnenstrahlung in den Weltraum zurückspiegeln, andererseits aber die auf der Erdoberfläche vorhandene Wärme aufnehmen, speichern und wieder zur Erdoberfläche abstrahlen. Die Komplexität des weltweiten Klimasystems ist bisher noch lange nicht vollständig verstanden. Inwieweit die einfließenden und z.T. noch nicht einmal bekannten Faktoren sich selbst verstärken oder ab wann sie sich möglicherweise gegenseitig schwächen, kann von den Klimaforschungszentren bestenfalls vermutet werden. Abb. 2: CO2 – Ausstoß in 2007 durch fossile Brennstoffe (Quelle: BP, 2007, verändert) Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 21 Hinweise für die Praxis Aus den klimatischen Rekonstruktionen der Vergangenheit lässt sich in groben Zügen ableiten, dass in Kaltzeiten die bisherigen klimatischen Zonen in Richtung Äquator wandern, d.h. der Regenwaldgürtel wird entsprechend schmaler, die polaren Gletscher werden größer und die Niederschlagstätigkeit nimmt ab. In Warmzeiten wandern die bisherigen klimatischen Zonen in Richtung der Pole, d.h. der Regenwaldgürtel wird breiter, die polaren Gletscher schmelzen zurück und die Niederschlagstätigkeit nimmt zu. Derzeit lassen sich am Südrand der Sahara durch die Nordverschiebung der Monsunzone wieder mehr Niederschläge messen. In Nord-Afrika ließ sich zwischen den kältesten Phasen der Eiszeit und den wärmsten Phasen des Holozän eine Klimaverschiebung in einer Größenordnung von annähernd 1000 km bei einem geschätzten globalen Temperaturunterschied von ca. 12°C feststellen. In Mitteleuropa dürfen wir bei einer weiteren Erderwärmung mit einem Klima aus dem heutigen NordItalien rechnen. Süd-Italien und Süd-Spanien werden in den Einflussbereich der heutigen Sahara geraten. In Indien und China werden große Bereiche der Trockengebiete und Wüsten in den Genuss des Monsunregens kommen, im Norden Sibiriens und Kanadas wird der Perma-Frost-Boden tauen und die Waldgrenze nach Norden wandern. Überschlägig abgeschätzt bringt die Erwärmung von 1°C die Vegetationszonen um 100 km nach Norden und um 100 m im Bergland nach oben. Insbesondere durch die spezifische Ausdehnung, aber auch durch Schmelzvorgänge steigt damit der Meeresspiegel um knapp 1 m. Diese grobe Abschätzung wird jedoch in erheblichem Maße durch kleinklimatische Faktoren wie die Geländemorphologie beeinflusst und kann somit regional höchst unterschiedlich ausfallen. Für Würzburg liegen Klimadaten seit 1947 vor (Abb. 3). Die Daten aus 60 Jahren bis 2007 entsprechen immerhin annähernd dem Erinnerungsvermögen eines Menschenlebens, obwohl sie klimageschichtlich als zu wenig aussagekräftig anzusehen sind. Trotzdem lassen sich gewisse Tendenzen feststellen. Von den 50er Jahren bis in die 80er Jahre hinein sank die durchschnittliche Temperatur leicht um 0,4°C auf 9,0°C. In den 90er und 2000er Jahren steigt die durchschnittliche Temperatur markant um 1,4 °C auf 10,4°C. Zwischen den 50er und 90er Jahren pendeln die Niederschläge um 560 mm / Jahr. Erst in der letzten Dekade in den 2000er Jahren steigt der Niederschlag markant um 100 mm / Jahr. 22 Parallel zu den Eckdaten Durchschnittstemperatur und Jahresniederschlag lässt sich eine deutliche Zunahme der Starkniederschläge in der letzten Dekade und eine Abnahme der extremen Tiefstwerte in den letzten 2 Dekaden feststellen (Abb. 4). Bei den extremen Höchstwerten lässt sich bislang keine Verbindung mit der Durchschnittstemperatur und den Jahresniederschlägen feststellen. Interessanterweise lassen sich die meisten Trockenperioden mit mehr als 3 Wochen ohne Niederschlag tendenziell eher den kühleren und trockeneren Dekaden zuordnen (Abb. 5). Aus den Beobachtungen der letzten 60 Jahre dürfen wir in Würzburg bei einer weiteren Klimaerwärmung mit Veränderungen rechnen, die im weiteren Sinne dem Klima einer norditalienischen Stadt entsprechen. Nördlich der Wetterscheide Alpen dürften kalte Winter weiterhin stattfinden, allerdings nicht mehr so häufig und nicht mehr lange andauernd. Die absoluten Extreme zwischen -20°C und +35°C werden sich kaum verschieben. Wärmere Perioden im Sommer sind häufiger zu erwarten. Die jahreszeitliche Verteilung der Niederschläge dürfte sich Norditalien annähern mit vergleichsweise wenigen Niederschlägen im Frühsommer und Sommer und hohen Niederschlagsraten im Herbst und Winter. Allerdings ist anzunehmen, dass sich die absolute Niederschlagsmenge gegenüber dem aktuellen Niveau in Würzburg und noch deutlicher vom Niveau Norditaliens nach oben abheben wird. Somit würden sich die aktuellen Frühjahrs- und Sommerniederschläge kaum verändern, wohl aber die höher zu erwartenden Herbst- und Winterniederschläge (Abb. 6). Gleichzeitig ist mit einer höheren Neigung zu Starkniederschlägen zu rechnen. Mitteleuropa wird zunächst von der sich abzeichnenden Klimaveränderung profitieren: die Lebensweise des nord-mediterranen Raumes übt seit je her eine magische Anziehungskraft auf den Deutschen aus – diese wird man nun zuhause hautnah erleben können. Mediterrane Arten der Flora und Fauna werden bei uns heimisch, bisher einheimische Arten werden nach Norden abwandern. Es ist in gewissen Grenzen ein Artenaustausch zu erwarten, der nicht zwangsläufig zur Artenarmut führen muss, sondern u.U. sogar zu einer höheren Artenvielfalt beitragen kann. Den Umgang mit den „Neubürgern“, auch mit den sog. Schädlingen, können wir uns von unseren südlichen Nachbarn abschauen. Die Gefahren des Klimawandels werden in Mitteleuropa zunächst in Hochwässern aus den unregelmäßigen Starkniederschlägen gesehen. Damit einher geht die Angst vor zerstörerischen Sturmereignissen. Ein Mehr an Regen entsteht, weil die wärmere Atmosphäre mehr Wasser zum Transport aufnehmen kann. Abb. 3: Klimadiagramm für Würzburg (Datengrundlage: www.wetter-online.de) Abb. 4: Starkniederschläge in Würzburg 1947 bis 2007 (Datengrundlage: www.wetter-online.de) Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 23 Abb. 5: Trockenperioden in Würzburg 1947 bis 2007 (Datengrundlage: www.wetter-online.de) Abb. 6: Mögliches Klimadiagramm für Würzburg am Beispiel einer norditalienischen Stadt, jedoch Niederschläge zzgl. 20 % entsprechend 660 mm; (Datengrundlage: www.wetter-online.de) 24 Gleichzeitig wird die Atmosphäre energiereicher. Über trockenem Festland aber insbesondere auch über versiegelten Flächen wird die Luft leichter erwärmt und steigt auf – ein Tiefdruckgebiet entsteht. Das kann lokal über einem Stadtgebiet, aber auch über einem ganzen Kontinent wirksam werden. Dabei wird die feuchte Umgebungsluft mit angesaugt. Sie steigt auf, kühlt dabei ab, das enthaltene Wasser kondensiert und regnet aus. Je größer die Temperaturunterschiede und der Luftdruckunterschied, desto heftiger fallen die entstehenden Winde und die Niederschläge aus. Tatsächlich liegen die Temperaturen trockener versiegelter Stadtgebiete im Durchschnitt um etwa 3°C, in Extremfällen bis zu 10°C über denen des Umlandes. Dafür fällt um bis zu 10 % mehr Niederschlag als im benachbarten Umland. Zudem sind Stadtgebiete häufiger von extremen Witterungsereignissen wie Starkregen oder Hagelschlag betroffen. Noch extremer gestalten sich diese Gegensätze in kontinentalen Wüstengebieten. Hier werden Bodentemperaturen von 60°C oder 70°C möglich, wohingegen bei entsprechender Verdunstung in Meeresnähe 40 °C kaum überschritten werden. Ziel muss es also sein, die Temperatur- und Luftdruckgegensätze insbesondere durch Verdunstung zu minimieren. Viele kleinklimatische Verbesserungen ermöglichen einen Einfluss auf das regionale Klima. Damit werden die negativen Auswirkungen des Klimawandels zwar nicht beherrschbar, wohl aber können die extremen Spitzen der Auswirkungen gebrochen werden. Der Transpiration durch Pflanzen kommt bei der Kühlung durch Verdunstung eine besondere Bedeutung zu. Das Regenwasser aus dem Überschuss des Winterhalbjahres darf also keinesfalls direkt in den Abfluss gelangen, sondern muss zurückgehalten und den Pflanzen zur Verfügung gestellt werden. Neben dem klassischen Klimaretter Wald bieten auch unsere versiegelten Flächen ein hohes Potenzial: Dachbegrünungen, Fassadenbegrünungen und Versickerungen bei versiegelten Verkehrsflächen oder aber die Regenwasserbewirtschaftung aus Zisternen sind so gut wie überall möglich. Mit diesen Maßnahmen ließen sich die klimatisch wirksamen Verhältnisse auf den extrem problematischen versiegelten 15 % der Bundesrepublik gegenüber der Leistungsfähigkeit der vorindustriellen anthropogenen Kulturlandschaft sogar noch verbessern, d.h. der direkte Abfluss in die Vorflut würde noch geringfügig verringert und die Grundwasseranreicherung und damit die Verfügbarkeit in den Sommermonaten würde deutlich erhöht. Die Verantwortung wird gerne auf die Stadtplaner abgewälzt, die ausreichende Grünzüge in bzw. neben den neuen Siedlungen zur Verfügung stellen sollen. In der Tat ist das Klimamanagement über die Verdunstung von Wasser durch Pflanzen ein ureigenes Thema der Grünplanung und des Bauens mit Grün im Bestand. Nebenbei binden diese Pflanzen auch noch überschüssiges CO2. Dieses Potenzial besiedelter Gebiete ist öffentlich noch wenig akzeptiert und die Umsetzung steht noch weit hinter den Möglichkeiten zurück. Leider werden diese Möglichkeiten auch im „Klimaprogramm Bayern 2020“ der Bayerischen Staatsregierung ignoriert. Kritische Bemerkungen Die weitere Entwicklung des Klimawandels kann für die mitteleuropäischen Regionen durchaus Vorteile bewirken. Andere Regionen müssen jedoch massive Nachteile in Kauf nehmen. Der nordafrikanische Bereich wird mit weiter zunehmender Trockenheit umgehen müssen. Durch die weiter zunehmenden Wassertemperaturen ist mit einer Zunahme der Hurricanetätigkeit in Mittelamerika, aber auch in Asien zu rechnen. Die dadurch ausgelösten Verschlechterungen in den Lebensbedingungen können im Zusammenhang mit einem weiteren Meeresspiegelanstieg zu größeren Migrationsbewegungen, insbesondere aus den großen Metropolen Asiens, führen. Einen Vorgeschmack bieten die immer wieder vor den südeuropäischen Küsten auftauchenden Flüchtlingsboote aus dem Norden Afrikas. Erschwerend kommt hinzu, dass viele klimatische Extremereignisse durch menschliches Handeln noch verschärft werden. So führt die Überbauung von Flussauen zwangsweise zu Überschwemmungsschäden an den darin stehenden Gebäuden, so führt der Leichtbau diverser Gebäude zwangsläufig zum Einsturz, wenn beispielsweise nach 20 oder 30 Jahren wieder einmal ein schneereicher Winter auftritt, so führt ein vegetationsfreier Boden bei starken Regenereignissen zwangsläufig zur Erosion des Oberbodens und verhindert damit die Wiederansiedlung einer Vegetationsschicht und so führt die Versiegelung von Böden und die schnelle Ableitung des Regenwassers unweigerlich zur Überschwemmung am Unterlauf der Vorflut, um nur einige Beispiele zu nennen. Eine nachhaltige Nutzung der globalen Kulturlandschaft setzt somit nicht nur die Berücksichtung der Verhältnisse der letzten 10 oder 20 Jahre voraus, sondern sollte die Verhältnisse von hunderten von Jahren berücksichtigen. Die Kenntnisse und technischen Möglichkeiten dazu sind heute vorhanden – besser als zu irgendeiner Zeit zuvor. Inwieweit allerdings der Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 25 aktuelle Klimawandel dem letzten vor 1000 Jahren entspricht oder noch übertreffen wird, kann man nur vermuten. Selbst wenn es tatsächlich gelingen sollte, alle geforderten Klimaziele des CO2-Ausstoßes einzuhalten, bleibt die Unsicherheit des natürlichen Faktors des Klimawandels mit vielleicht ungeahnten Folgen zu berücksichtigen. Grundsätzlich müssen wir uns bei allem Tun der Verantwortung für die folgenden Generationen stellen. Die Einstellung, nichts ändern zu können ist ebenso wenig hilfreich, wie die Einstellung, nichts ändern zu wollen, weil es die anderen ja auch nicht tun. Deshalb sollten wir aufgrund des Klimawandels weder in Panik verfallen, noch den Kopf in den Sand stecken, sondern heute einfach noch „ein Apfelbäumchen pflanzen“. Literatur Eppel, J.; Beischl, H.; Kendzia, N. (2007): Klima im Wandel Landschaftsgärtner sorgen für eine bessere Zukunft – Merkblatt, 2007, Hrsg: LWG Veitshöchheim, Abt. Landespflege BP Statistical Review of Energy 2007, BP, Juni 2007, unter www.bp.com – 09.01.2008 Blümel, Wolf Dieter (2002): 20.000 Jahre Klimawandel und Kulturgeschichte - von der Eiszeit in die Gegenwart in: Wechselwirkungen – Zeitschrift der Universität Stuttgart, S. 2–9 Häckel, Hans (1985): Meteorologie – Ulmer Verlag, Stuttgart Kehl, H., Rekonstruktionen der mittleren Temperatur auf der Nordhalbkugel in den vergangenen 1000 und 2000 Jahren; Erläuterungen zur Vorlesung TWK an der TU Berlin, Institut für Ökologie unter: www2.tu-berlin.de/~kehl/project/lv-twk/002-holozaen2000jahre.htm – 16.01.2008 Helmut Rausch LWG Veitshöchheim Milieu en Natuur Planbureau (Netherlands environmental Assessment Agency): China now no.1 in CO2 emissions ; USA in second position (20.06.2007), Dossier unter: www. mnp.nl – 09.01.2008 Negendank, Jörg F.W., Geoforschungszentrum Potsdam: Klima im Wandel: Die Geschichte des Klimas aus geobiowissenschaftlichen Archiven, Dossier unter: www.gfz-potsdam.de/bib/pub/schule/neg_kiw_0209.pdf – 16.01.2008 Reichholf, Josef (4/2007): Eine kurze Naturgeschichte des letzten Jahrtausends – S. Fischer Verlag, Frankfurt www.wetter-online.de Der Referent Helmut Rausch, Diplom-Ingenieur, Landschaftsarchitekt BDLA Nach dem Studium der Landschaftsarchitektur an der Technischen Universität München von 1988 bis 1992 war Helmut Rausch nahezu 2 Jahre in einem Landschaftsarchitekturbüro in Schwabach bei Nürnberg tätig. Dort bearbeitete er verschiedenste Projekte in der Objekt- und Landschaftsplanung vom Hausgarten bis zum Golfplatz. Seit 1994 ist er in der Abteilung Landespflege an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau beschäftigt. Technik des Grünflächenbaus, Vermessungstechnik und CAD sowie die Semesterleitung der Internetfachschule umfassen die Tätigkeiten für die Staatl. Fachund Technikerschule für Agrarwirtschaft. Mit dem Schwerpunkt Regenwassermanagement in praktischen Anwendungsbeispielen ist er im Versuchswesen im Sachgebiet Pflanzenverwendung und Freiraumplanung eingebunden. Durch die Planung der jeweiligen Beiträge für Messen und Ausstellungen trägt er die Abteilung Landespflege nach außen. Helmut Rausch ist Mitglied im Meisterprüfungsausschuss Garten- und Landschaftsbau und seit 1998 in der Bayerischen Architektenkammer eingetragen. 26 Akademie Landschaftsbau Weihenstephan Seminare • Baustellenorganisation • Betriebswirtschaft • Grünflächenpflege /-unterhalt • Landschaftsbau / Praxis • Landschaftsbau / Technik • Marketing • Recht • Vegetationstechnik GaLaBau Fortbildung • Bauleiter im Landschaftsbau • Betriebswirt Landschaftsbau Weihenstephan • Qualifizierung zum Schwimmteichbauer • Qualifizierung zum Grünflächenpfleger • Qualifizierter Baumkontrolleur • Vorarbeiter im Landschaftsbau vermitteln.wissen.vertiefen. www.akademie-landschaftsbau.de Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 27 28 Klimawandel: Prima Handel! Ist der GaLaBau richtig aufgestellt? Hans Beischl Zusammenfassung Der vom Menschen verursachte Treibhauseffekt wird von Wissenschaftlern weltweit und seit Jahren kontrovers diskutiert. In letzter Zeit sind sie sich allerdings einig, dass der Mensch zu 60 % dafür verantwortlich gemacht werden kann. Der rasant zunehmende Energiebedarf (fossile Energieträger: Öl, Gas, Kohle) hat den schädlichen Treibhauseffekt verschärft. Im neuen Zuteilungsplan der EU werden sogenannte Verschmutzungsrechte vergeben. Der Emissionshandel ist im vollen Gange. Wenn auch in der internationalen Politik die Bereitschaft zunimmt, den Ausstoß an Treibhausgasen in Zukunft zu begrenzen, wachsen derzeit die klimaschädlichen Emissionen schneller denn je. Um 2,9 % pro Jahr nahm die Freisetzung des wichtigsten Treibhausgases Kohlendoxid (CO2) seit 2000 zu. In den 90er Jahren waren es noch 0,7 %. Unbestritten ist, dass trotz aller Bemühungen die Erwärmung unserer Erde voranschreitet. Dass der Klimawandel nicht erst in Zukunft droht, ist längst Realität. Er kommt langsam und auf leisen Sohlen. Und das macht ihn so unberechenbar und gefährlich. Spitzenhochwässer, Hangrutschungen, Sturmschäden und extrem heiße Sommer beunruhigten uns in unseren gemäßigten Zonen schon einige Male. „Weit weg!“ sagen die einen. „Uns hat es erwischt; warum tut denn keiner was?“ rufen die anderen. Der Garten- und Landschaftsbau setzt sich seit jeher mit Fragen der Umwelt und dem Gestalten von „Lebensräumen“ auseinander. Aufgrund seiner ökologischen Ausrichtung kann er gut gewappnet in die Zukunft schauen. Der Landschaftsgärtner weiß, dass er seine Aufträge im Regelfall aktiv – und angesichts der milden Winter über 12 Monate - zu akquirieren hat. Er muss ständig am Ball bleiben und gute Verkaufsargumente parat halten. Ökologisches Grundwissen, gut verpackt, erleichtert ihm den Zugang zum Kunden. Darüber hinaus wird allerdings vorausgesetzt, dass er sich vorbildlich am aktuellen Umweltleitfaden unseres Fachverbandes orientiert. Bild 1: „Wir haben nur die eine!“ Globalisierung geht uns alle an! Bringt der Klimawandel auch Bewusstseinswandel? Als zu Beginn der siebziger Jahre der Club of Rome seine Studie über „Die Grenzen des Wachstums“ vorlegte, erregte dies großes Aufsehen. Die Weltwirtschaft wuchs indes unverdrossen weiter. Mit der Globalisierung wurde ein Wachstum erreicht, das anscheinend keine Grenzen zu kennen scheint. Nunmehr aber hat sich die Lage dramatisch verändert. Die Grundidee des Club of Rome, wonach wir in einem endlichen globalen Ökosystem leben und wirtschaften, dessen Ressourcen und Belastbarkeiten erschöpfbar sind, ist heute zur konkreten Herausforderung geworden. Mit dem Aufkommen der Ökobewegung in den achtziger Jahren wurde auch die bereits damals festgestellte Erderwärmung als potenzielle Klimakatastrophe wahrgenommen. Mittlerweile sind sogar die Politiker aufgestanden und haben Gegenmaßnahmen gefordert, um das Drama noch abwenden zu können. Die internationalen Klimaforscher und ihre Langzeituntersuchungen, aber auch die Computersimulationen sprechen eindeutig dafür, dass sich das Klima schneller wandeln wird, als es je in der Menschheitsgeschichte geschah. Es vergeht kaum mehr ein Tag, an dem nicht in den Nachrichten das Thema „Klimawandel“ vorkommt. Wie wirkt sich der Treibhauseffekt bei uns konkret aus? Kommen auf uns mehr Sintfluten, bzw. Dauerdürren zu? Reagieren wir rechtzeitig und richtig? Keiner soll einmal sagen, er hätte nichts gewusst. Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 29 Europa muss Vorbild für weniger CO2-Ausstoß und Deutschland muss zum Musterknaben für erneuerbare Energien werden. Treibhausgase und weltweite Entwicklung Alle wollen Beweise. Um einen weltweiten Temperaturanstieg auf Grund des Treibhauseffektes endgültig beweisen zu können, müsste man die „Was wäre, wenn ...Frage“ stellen und untersuchen, bzw. vergleichen, wie eine weltweite Temperaturentwicklung a) ohne den zusätzlichen Ausstoß von CO2 und b) mit dem zusätzlichen Ausstoß von CO2 verläuft. Leider können wir nur zum Fall b) Erkenntnisse gewinnen. Die Risiken bestehen letztlich darin, dass der in Gang gesetzte Klimaänderungsprozess, der vom Menschen angestoßen wurde, nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Das in der Atmosphäre enthaltene zusätzliche CO2 kann nicht wieder herausgefiltert werden. Zu den wichtigsten Treibhausgasen gehören Wasserdampf (H2O), Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Distickstoffoxid (N2O). Hinzu kommen Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) und andere Kohlenwasserstoffe. Die weltweiten CO2-Emissionen betragen mittlerweile ca. 25 Milliarden Tonnen pro Jahr. Pro Kopf liegen sie in den USA bei 20 Tonnen pro Jahr, in Deutschland bei 14 Tonnen pro Jahr und in den Entwicklungsländern bei 0,5-3,0 Tonnen pro Jahr. Man kann sich lebhaft vorstellen, wie sich die jeweiligen Staatenvertreter den „Schwarzen Peter“ zuschieben. Berichte über die turbulenten Verhandlungen bei der letzten Weltklimakonferenz von Bali zeugen von den verzweifelten Versuchen, möglichst alle Industrie-, als auch Schwellen- und Entwicklungsländer ins Boot zu holen. Treibhausgase und ihre Folgen Die Szenarien der Gelehrten aller Fakultäten und Nationen stimmen überein: Der Globus überhitzt, weil Kohlendioxid aus 800 Millionen Auspuffrohren quillt, weil Kraftwerke weltweit weiter Milliarden Tonnen von Treibhausgasen in die Atmosphäre blasen und weil stündlich über tausend Hektar Regenwald abgefackelt werden. Die Verursacherliste lässt sich dabei noch beliebig lang erweitern. In den Schulbüchern stand bisher immer, dass die Luft 0,03 % Kohlenstoff enthält. Das stimmt schon lange nicht mehr. Mittlerweile sind es 0,04 %. So winzig auch der Unterschied klingen mag, er hat gewaltige Auswirkungen auf die Atmosphäre, diese dünne Schutzschicht, die das Leben auf der Erde erst möglich macht. Und es gibt bekanntlich nur diesen einen Planeten, der so 30 Bild 2: Internationale Klimaforscher und Computersimulationen sind sich einig: Der Treibhauseffekt nimmt zu. Er ist das langsam anwachsende Produkt zahlreicher Umweltfaktoren. Solche Dreckschleudern sind maßgeblich beteiligt. ausgestattet ist. Wird der Ausstoß von Treibhausgasen nicht verringert, erwarten Experten bis zum Jahr 2050 einen Temperaturanstieg von durchschnittlich 2 Grad. Urbanisierung und Flächenverbrauch Der technische Fortschritt, d.h. der Wandel von der Agrar- zur Industriegesellschaft erlaubt es den Menschen, in immer größer werdenden Städten zu leben. Die Folgen sind das Anwachsen von Megametropolen mit entsprechenden Industrieregionen und dem damit einhergehenden Flächenverbrauch. Dabei sind Ursache und Wirkung eng mit einander verknüpft. Mehr Menschen brauchen mehr Arbeitsplätze, Siedlungsund Verkehrsflächen. Auch bei uns werden immer mehr Flächen versiegelt und verbaut. Der Flächenverbrauch des Freistaates Bayern beträgt über 15 ha pro Tag. Diese Fläche fehlt im ökologischen Naturhaushalt. Wer mit offenen Augen durch die Landschaft geht, kann diese Entwicklung persönlich nicht mehr leugnen. Weltweit schreitet die Vernichtung intakter Ökosysteme in noch größerem Maßstab weiter voran. Laut Schutzgemeinschaft Deutscher Wald werden weltweit jährlich noch immer 15 Millionen Hektar Wald durch Rodung zerstört. Energiehunger und Wohlstand Seit Menschen diese Erde bevölkern, ist wachsender Wohlstand ihr Ziel. Dieser zunehmende Wohlstand heißt auch steigender Energieverbrauch. Der Energie- Mit Emissionen handeln Das wichtigste „Kyoto-Instrument“ zur Reduktion von CO2-Emissonen ist der Emissionshandel. Der Handel mit CO2-Emissionen hat in der EU vor drei Jahren begonnen. Mit den EU-Emissionsrechten ist es einem Unternehmen in einem EU-Mitgliedsstaat erlaubt, pro Zertifikat eine Tonne CO2 oder andere in CO2-Äquvalente umgerechnete Treibhausgase zu emittieren. Übersteigt die emittierte Menge an Treibhausgasen das über die Zuteilung abgedeckte Volumen, müssen zusätzliche Berechtigungen hinzugekauft werden. Der Handel mit Emissionsrechten erfolgt über Energiebörsen. Die WM 2006 wurde z. B. „klimaneutral“ durchgeführt. Experten haben berechnet, dass sie 100 00 to CO2-Ausstoß verursachen würde. Die nicht vermeidbaren Emissionen wurden durch die Finanzierung von Klimaschutzprojekten neutralisiert. So wurde z. B. auf einer Zitrus-Farm in Südafrika die Kohle- auf Biomassefeuerung umgestellt. Für den Klimaschutz sei es irrelevant, an welchem Ort die Treibhausgase vermieden werden können. Emissionen in Deutschland können durch die Finanzierung zusätzlicher Schutzmaßnahmen in Entwicklungs- und Schwellenländern neutralisiert werden. Bild 2: In Anbetracht der Globalisierung erhöht sich der Energiehunger weltweit. hunger der Menschheit ist im letzten Jahrhundert enorm gewachsen. Er hat das „Raumschiff Erde“ auf eine Weise verändert, die in der Geschichte ohne Beispiel ist. Seit Jahrzehnten gehen vor allem die Bewohner der westlichen Welt ziemlich sorglos und verschwenderisch mit den Ressourcen um. Und das, obwohl Umweltschutz keine Fremdwort mehr ist und obwohl die Energiekosten dramatisch steigen. Gegenwärtig leben 6,5 Milliarden Menschen auf der Erde. Im Jahr 2030 werden es 8,2 Milliarden sein. Die OECD schätzt , dass die Menschheit 53 Prozent mehr Energie als heute brauchen wird. Der Strombedarf wird sich verdoppeln. Ganz zu schweigen von der Zunahme des Auto- und Flugverkehrs! Kosten des Klimawandels Die Hochwasser in Europa verursachten seit 1998 einen versicherten wirtschaftlichen Schaden von 25 Milliarden Euro. Kosten, die sicher mit dem Klimawandel aller Wahrscheinlichkeit nach in den kommenden Jahren noch steigern werden. Die Simulationen der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC = Weltklimarat) zeigen, dass für Europa die Gefahr von Überschwemmungen als Folge starker langanhaltender Niederschläge anwachsen wird. Häufigere Stürme werden an den Küsten die Zahl der Sturmfluten erhöhen. Im Jahr 2004 hat die EU europaweite Rechtsvorschriften für das Hochwasserrisikomanagement gefordert. Neben dem Errichten, bzw. Erhöhen von Dämmen und Deichen, werden großräumige Wasserauffanggebiete eingerichtet. Nichtstun ist letztlich teuerer als sofortiges Handeln. Sollten Präventivmaßnahmen nicht greifen, so haben Forscher berechnet, könnte bis zum Jahr 2100 der Temperaturanstieg der Erde im Mittel um 6,4 Grad steigen und das Meer um 59 Zentimeter anschwellen. Der britische Ökonom Sir Nicholas Stern beziffert den Schaden der globalen Erwärmung. Er hat die komplexen physikalischen Prozesse in eine Einheit umgerechnet, mit der die Menschen täglich umgehen: Geld. Um die Schäden des Klimawandels beseitigen zu können, werden seiner Hochrechnung nach 5,5 Billionen Euro von Nöten sein. Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 31 • • • • • • • • • Die Folgen des Klimawandels werden wie folgt genannt: „Wir sind das Klima“: Sind wir uns dessen bewusst? Mediterrane Verhältnisse in Deutschland Umweltschutz ist eine persönliche und unternehmerische Herausforderung. Dazu gehören eine Riesenliste von Klimaschutztipps, die es Tag für Tag einzuhalten gilt. Außer der Feinstaubdiskussion der letzten Monate steht 18 Jahre nach der Wende eine akute Schadstoffbelastung in unseren Städten nicht zur Debatte. Weil es von entscheidender Bedeutung ist, die Belange der Umwelt mit unserem modernen Leben in Einklang zu bringen, hat die Wirtschaft industrielle Lösungen umgesetzt, um die Anforderungen von Staat und Kommunen zu erfüllen. Moralpredigten sind fehl am Platze, aber eines ist sicher: Der Klimawandel findet auch bei uns statt! Ohne in Hysterie zu verfallen, müssen wir unser Bewusstsein schärfen und unser Verhalten ändern. In welcher Weise nehmen wir jeden Tag die klimatischen Erscheinungen in unserem Umfeld? Meist doch nur am Rande, da wir uns mehr oder weniger vorm Wetter schützen können. Ohne groß nachzudenken, suchen wir angenehme Plätze, Parks oder Promenaden auf. Wir meiden unwirtliche Häuserschluchten und zugige Gegenden. Das Stadt-, bzw. das Geländeklima und das Mikroklima empfinden wir je nachdem als mehr oder weniger angenehm. Wer sitzt nicht lieber im kühlen Schatten eines Biergartens als auf einer brütend heißen Asphalt- oder Pflasterfläche? In unserem Lebens- bzw. Arbeitsraum versuchen wir, das Mikroklima so ansprechend und reizvoll wie möglich zu gestalten. Pflanzen spielen in jedem Falle eine zentrale Rolle. Ein begrüntes Büro, ein bepflanzter Balkon oder eine grüne Terrasse schaffen dem Menschen eine „angenehme Atmosphäre“ wie ein kreativ gestalteter Garten, eine Allee oder ein Park. Die Wohlfahrtswirkungen von Grün werden gar nicht mehr bewusst wahrgenommen. Sie sind bei uns selbstverständlich geworden. Die grüne Branche ist aufgerufen, nicht nachzulassen, ihren Stellenwert gebührend herauszuheben. Größere Temperaturschwankungen Häufigeres Auftreten von Stürmen Artensterben bei Flora und Fauna Zunahme von Dürreperioden Anstieg des Meeresspiegels Abschmelzen der Gletscher Zunahme von Hochwasser Austrocknen von Feuchtgebieten u.v.a. Während es im Sommer trockener wird, nehmen im Herbst und Winter die Regenfälle um bis zu 30 % zu. Schneefälle gehören in Zukunft eher der Vergangenheit an. Zudem ist mit kräftigen Sturzregen zu rechnen. Um Hochwasser zu vermeiden, wird es folglich notwendig sein, den Flüssen ihre alten Überflutungsflächen zurückzugeben. Ein vierjähriges EU-Forschungsprojekt „Frame“ ist zur folgenden Kernaussage gekommen. „Das Errichten von Deichen allein reicht nicht länger zur Bekämpfung des steigenden Wasserspiegels in niedrigen Ländern aus. Um Schäden zu vermeiden, müsse man dem Wasser mehr Raum geben und es kontrolliert überschwemmen lassen“. Das Bayerische Hochwasserschutzprogramm sieht bis zum Jahr 2020 Ausgaben von insgesamt 2,3 Milliarden Euro vor. Allein im Agrarbereich werden in Bayern bis 2020 ca. 350 Mio. Euro für Investitionen zur Emissionsverminderung und zur Anpassung an Folgen des Klimawandels getätigt. Im Nachbarland Österreich sind für vorbeugenden Hochwasserschutz 2,2 Milliarden Euro geplant und in Tschechien in den nächsten 3 Jahren 220 Millionen. Mit Grün gewinnen Bild 4: Lokale Überschwemmungen führen oft zu verheerenden Schäden. Hier: Kloster Weltenburg. 32 Von seinem Selbstverständnis her hat sich der Gartenund Landschaftsbau erst in den Nachkriegsjahren als Fachsparte des Gartenbaus heraus entwickelt. Die positive Entfaltung dieser Branche ist die Antwort auf die wirtschaftliche Dynamik unseres Landes. Es wurde erforderlich, dass in unseren Siedlungs- und Industriegebieten dem Grün ein höherer Stellenwert eingeräumt werden musste. Was viele Städteplaner als Beiwerk betrachteten, hat sich im Laufe der Jahre stadtökologisch als zwingend notwendig erwiesen. Zahlreiche Leistungen des Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaues dienen der Verbesserung der natürli- chen Lebensgrundlagen in unseren Siedlungen, aber auch in unserer Kulturlandschaft. Sozusagen aus der Not geboren hat sich der Landschaftsgärtner mit viel Fantasie und Kreativität zur attraktivsten Sparte der grünen Zunft gemausert. Der Landschaftsgärtner setzt auf ökologisches Grundwissen. Klimapflege durch Landespflege - Flächenversiegelungen reduzieren - Ökosysteme schützen und Artenvielfalt stärken - Bodenpflege und Humusaufbau unterstützen - Klimafreundliche Städteplanung - Mischwälder aufbauen und pflegen - Naturnahe Wasserrückhaltung sichern Dabei ist er Fachmann für Begrünungen aller Art, z. B. für: Ingenieurbiologische Bauweisen - Verwendung naturnaher Materialien - Einsatz von Pflanzen und Pflanzenteilen Pflanzungen mit Baum-, Strauch- und Krautschicht - Umwandlung von Kohlendioxid (CO2) zu Sauerstoff (O2) - Positive Beeinflussung des Stadt-, Gelände- und Mikroklimas - Beschattung von sich aufheizenden Flächen - Regulierung des Wasserhaushaltes - Bindung von Feinstaub Intensive und extensive Dachbegrünung - Umwandlung von Kohlendioxid (CO2) zu Sauerstoff (O2) - Klimaschutz für das Flachdach - Temperaturausgleich und Kühlleistung - Energieeinsparung - Filterung von Feinstaub - Auffangen von Regenwasser - Minderung von Hochwasserspitzen Fassadenbegründung - Umwandlung von Kohlendioxid (CO2) zu Sauerstoff (O2) - Filterung von Feinstaub - Beschattung des Mauerwerks Baumpflege und Baumsanierung - Erhalten von erhaltenswürdiger Baumsubstanz - Minimieren von Gefahrenbäumen Der Landschaftsgärtner weiß, dass er seine Aufträge im Regelfall aktiv zu akquirieren hat. Wir wollen den jungen Führungskräften zur Seite stehen, damit sie möglichst effektiv und effizient ihr ökologisches und ökonomisches Grundwissen gut verpackt an den potenziellen Kunden bringen. Bezogen auf die Dachbegrünung kann die These folgendermaßen lauten: „Dächer mit einem grünen Pelz z. B. sammeln Regenwasser und geben je nach Aufbau nur 10 bis 50% an die Kanalisation weiter. Mit Asphalt oder Beton versiegelte Flächen heizen sich nicht nur viel mehr auf, sie geben auch das ganze mit Staub und Ruß verschmutzte Wasser in die Kanäle und Vorfluter ab. Gründächer vermindern die Abflussspitzen und damit die Hochwassergefahr. Gründächer bieten Ausgleich für verloren gegangene Grünflächen. Teichbau - Naturnahe Teichanlagen - Naturnahe Schwimmteiche Regenwasserbewirtschaftung - Nutzung von Regenwasser in Zisternen - Versickerung und Abflussreduzierung - Verbesserung des Wasserhaushaltes - Grundwasserneubildung - Lebensraumverbesserung für Tiere und Pflanzen - Wasserspeicherung Pflanzenkläranlagen - Biologische Reinigung von Brauchwasser - Kostengünstiger Ersatz von technischen Anlagen - Entlastung der öffentlichen Kläranlagen Bild 5: Eine Intensive oder Extensive Dachbegrünung beeinflusst den Wasser- und Temperaturhaushalt auf dem Gebäude. Es entsteht auch ein attraktiver Lebensraum und eine Auftragsnische für Landschaftsgärtner. Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 33 Sie mindern die Schallreflexion, binden Staub, beeinflussen das Kleinklima positiv“. Der Markt ist in Deutschland vorhanden, denn hier sind noch ca. 2 Milliarden Quadratmeter Flachdächer unbegrünt. Die Kosten für eine nachträgliche Begrünung belaufen sich auf ca. 40-50 $/m² (Extensive Dachbegrünung) und 150-200 $/m² (Intensive Dachbegrünung). Grüne Freiflächen sind kein Luxus Verschiedene Studien von Gesundheitsämtern zeigen auf, dass Freiflächen kein Luxus, sondern lebensnotwendig sind. Höhere Lebenserwartung und bessere Lebensqualität wirken sich auch volkswirtschaftlich auf die Gesamtbevölkerung aus. Wenn man sich vor Augen führt, welche Leistungen ein Baum Tag für Tag für uns erbringt, so wird einem deutlich, wie wichtig eine gute Grünversorgung für unsere Bevölkerung ist. In Deutschland hat man sehr frühzeitig erkannt, dass es wichtig ist, für die Städte sogenannte „Grüne Lungen“ zu schaffen, bzw. zu erhalten. So wie die Stadt ihre Grüngürtel, Grünzonen oder Grünverbindungen benötigt, so brauchen die Flüsse Auwälder und Retentionsflächen, in denen sich das Hochwasser ausbreiten kann. Und jede Landschaft lebt nur durch ihre unverwechselbare Struktur mit Hecken, Feldgehölzen und Wäldern. Ausgeräumte Landschaften haben bei Hitze oder Hochwasser die schlechteren Karten. Nach Unwettern mit sintflutartigen Regenfällen hat es sich immer wieder gezeigt, dass Wälder, Gebüsch oder Hecken zwar Hochwasser oder Erosionen nicht ganz verhindern können. Aber sie schützen besser vor Überschwemmungen, Rutschungen, Murenabgängen als Wiesen- oder Weideflächen. Die Fähigkeit des gut durchwurzelten Bodens, Regenwasser aufzunehmen und zu speichern, ist neben dem Verdunstungseffekt der Bäume von großer Bedeutung. Bis zu 20 km lang können die Wurzeln eines ca. 50-60 jährigen Laubbaumes sein. Ein gut entwickelter, ungestörter Waldboden kann 60-75 Liter pro h Wasser aufnehmen, während eine Wiese nur rund 20 Liter versickern lässt. Das überschüssige Wasser fließt folglich auf der Oberfläche ab und vereinigt sich so zu Sturzbächen. Ingenieurbiologische Bauweisen basieren auf der Grundlage biologischer, bzw. ökologischer Grundkenntnisse. Bei aller Ehrfurcht vor den Wissenschaften und der grauen Theorie müssen wir immer wieder neu lernen, dass Umweltpolitik und deren Umsetzung nur mit uns Menschen und mit unserer Bodenhaftung gelingt. „Wir sind das Klima“ könnte man sozusagen behaupten. Das Nachhaltigkeitsdreieck, d.h.: Ökologische Dimension (ressourcenschonend) Bild 6: Unsere Kinder und Kindeskinder haben nur dann eine Chance, wenn wir Lebensräume schaffen und dabei nachhaltig wirtschaften. 34 Ökonomische Dimension sozialgesellschaftliche Dimension (wirtschaftlich) (zukunftsorientiert) Abb. 1: Wenn wir uns vor Augen halten, dass es wichtig ist, „nachhaltig“ zu planen und zu wirtschaften, handeln wir umweltgerechter. Dem Kunden ökologische Sachverhalte vermitteln Eine Subvention des Wirtschaftswachstums und Lebensstandards zu Lasten der Umwelt werden wir uns nicht mehr weiter ungestraft erlauben können. Auch GaLaBau-Unternehmen müssen sich daran messen lassen, ob sie „nachhaltig“ wirtschaften. Nachhaltigkeit ist ein Fachbegriff aus der Ökologie. Sie ist immer auf die Zukunft ausgerichtet (siehe Abb. 1). Der Kunde wird ihnen umweltfreundliches Wirtschaften nur dann abnehmen, wenn der Landschaftsgärtner auch konsequent bei der Planung und Ausführung bleibt. Als ziemlich fragwürdig erscheinen Maßnahmen wie die Abdeckung von Gletschern mit einer Spezial-PVC-Folie oder der Bau einer Beschneiungsanlage mit Kosten von 630.000 $ als Erstbeschaffung und 40 000 $ jährlichen Kosten. Nach dem Motto: „Wir können ja eh nix ändern“ lässt es sich mit Sicherheit recht bequem weiterleben. Aber mal ehrlich, hätte sich das „grüne Gedankengut“ vor ca. 40 Jahren nicht zunehmend politisch manifestiert, dann hätten wir bei weitem nicht die hohen Umwelt- standards, wie wir sie in Deutschland aufweisen können. Der Garten- und Landschaftsbau, ob als kommunaler oder als freier Wirtschaftsbetrieb betrachtet, ist, wenn man seinen Einfluss betrachtet, gut aufgestellt. Unsere Branche kann dem Kunden und der Gesamtbevölkerung einerseits ein nachhaltiges Naturerlebnis und andererseits guten Gewissens eine sinnvolle Investition in die Zukunft verschaffen. So hat man ermittelt, dass der Englische Garten in München dazu führt, dass über 500 000 Fahrten ins Blaue vermieden werden. Was unsere Volkswirtschaft anbelangt, so gehört unsere Umweltindustrie zu den Exportschlagern schlechthin. So wie wir dieses Knowhow exportieren, so intensiv müssen wir dranbleiben, auch im Inland klimaneutrale Prävention zu betreiben. Wir müssen in der Lage sein, dem Kunden in zwei, drei Sätzen die Vorteile einer Dachbegrünung, einer Windschutzhecke, eines Stadtwaldes etc. erklären zu können. Namhafte Firmen zeigen ihre Bemühungen in großformatigen Anzeigen mit dem Hinweis auf Schulungsmaterial für jung und alt. Was im kleinen Kreis vernünftig und richtungsweisend ist, das muss auch für die gesamte Erde gelten. „Wir haben nur die eine!“ Umweltmanagementsystem als Erfolgsfaktor: Wir haben nur die eine! • Zunahme der betrieblichen Leistungsfähigkeit • Verbessertes Unternehmensimage • Verbessertes Umweltverhalten • Verbesserte Public Relation • Ermittlung von Kosteneinsparpotenzialen • MarketingInstrument • Günstigere Versicherungsbedingungen Kosteneinsparung • Verbesserte Kreditwürdigkeit Wettbewerbsvorteile • Mechanismus zur Kontrolle, ob die rechtlichen Anforderungen eingehalten werden und • zur Sicherstellung, dass das Unternehmen immer rechtzeitig auf neue Regelungen reagiert Einhaltung der rechtl.Vorschrift • Verbessertes Verständnis, Kontrolle und Management bestehender Risiken und zukünftiger Haftungsfragen • Steigerung des Umweltbewusstseins der Firma Risikominderung Abb. 2: Das Umsetzen von Umweltmanagementsystemen bringt langfristig betriebswirtschaftliche Erfolge. Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 35 und Sportplatzbaus zeigt auf, wie sich ein GaLaBauUnternehmen – gleich welcher Größe – Umweltziele setzen kann und wie es sich lohnt, Schwachstellen zu beseitigen (siehe Abb. 2). Umweltschutz sollte in einem Unternehmen nicht allein als die Erfüllung gesetzlicher Mindestforderungen angesehen werden. Wichtiger ist es, dass GaLaBau-Fachbetriebe guten Gewissens „nachhaltig“ wirtschaften. Dies senkt langfristig die Kosten und verhilft zu einem auch „nachhaltigen“ Betriebsergebnis. Dann erst macht die Arbeit auch allen Spaß! Bild 7: Bis wir unserem Kunden seinen Garten(t)raum übergeben können, müssen im Betrieb und auf der Baustelle zahlreiche Umweltstandards beherzigt werden. Hans Beischl LWG Veitshöchheim Literatur Grün-er-leben auch auf der Baustelle und im Betrieb. Der ökologisch ausgerichtete Garten- und Landschaftsbau-Fachbetrieb der Zukunft muss sich mehr denn je darum bemühen, umweltgerechtes Vorbild zu sein. Wir wissen ja alle: Nicht überall, wo „Bio“ draufsteht, ist auch „Bio“ drinnen. Sicher werden überall Fehler gemacht. Besonders verwerflich aber ist es, wenn bewusst und gezielt aus reiner Gier Gesetze, bzw. Verordnungen umgangen werden. Andererseits wäre es hin und wieder zweckmäßig, wenn auch manche Umweltgesetze ein Verfallsdatum bekämen, denn die Flut an Geboten, Grundsätzen, Richtlinien, Verordnungen, Gesetzen und Urteilen überfordert den mittelständischen Unternehmer. Fachbetriebe sollten sich auf jeden Fall einer Selbstverpflichtung unterziehen, indem sie nicht nur naturnah und ressourcenschonend bauen und gestalten, sondern auch „umweltgerecht und nachhaltig“ wirtschaften. Ein Ökologie- oder Umweltmanagement umfasst die Planung, Steuerung, Überwachung und Verbesserung aller betrieblichen Umweltaktionen sowie eine umweltorientierte Betriebs- und Mitarbeiterführung. Seine Ziele sind es, das Umweltverhalten zu verbessern, Umweltprobleme zu definieren und Verfahren auszumachen, die der Verbesserung bedürfen. In Bayern kann sich ein Fachbetrieb an „der Guten Fachlichen Praxis bei der Anlage und Pflege von Hausgärten, öffentlichen und privaten Grünanlagen, Sportanlagen und sonstigen Anlagen wie Friedhöfen“ orientieren. Dabei achtet er besonders auf die „Verordnung über die Düngung, den Boden-, sowie den Pflanzenschutz“. Der Umweltleitfaden des Bundesverbandes Garten-, Landschafts- 36 Bundes-Bodenschutzgesetz – BbodSchG vom 17.03.1998 Engelhardt, M. et al. (2007): Klima-Countdown – Schmetterling Verlag GmbH, 2008, ISBN 3-89657-566-X Eppel, J.; Beischl, H.; Kendzia, N. (2007): Klima im Wandel Landschaftsgärtner sorgen für eine bessere Zukunft – Merkblatt, 2007, Hrsg: LWG Veitshöchheim, Abt. Landespflege Gore, A. (2008): Eine unbequeme Wahrheit – Riemanverlag Klimaprogramm Bayern 2020 –Initiative klimafreundliches Bayern, 2007 Kusche, D. (1996): Ökologie in Zahlen – Gustav Fischer, ISBN 3-437-20521-8 Meadows, D. (1972): Die Grenzen des Wachstums – Rowolt Verlag Müller-Kuschinky M.; Müller F. (2007): Phänologie im Hausgarten – Gartenpraxis 12/07, S. 45-51 Kehr, R.; Rust, S. (2007): Auswirkungen der Klima-Erwärmung auf Baumphysiologie und Krankheiten – Pro Baum 4/07, S.2–9 Beachtenswerte Internetadressen: www.bund.net/klimaschutz www.die-klima-allianz.de www.waldzukuenfte.de www.frameproject.eu www.siemens.de/antworten www.deutschebp.de/schule Der Referent Hans Beischl – Diplom-Ingenieur Landespflege Nach dem Abitur im Jahr 1973 und der Bundeswehrzeit arbeitet er ein Jahr in verschiedenen GaLaBau-Betrieben und in einer Baumschule als Praktikant. Dann folgt das Studium der Landespflege an der Technischen Universität München/Weihenstephan. Als Vertiefungsrichtung wird die Landschaftsökologie gewählt. Auch während dieser Zeit werden mehrere Praktika abgeleistet. Mit der Diplomarbeit über ein agrarmeteorologisches Thema wird das Studium 1980 erfolgreich abgeschlossen. Es folgt eine Tätigkeit in einem Landschaftsarchitekturbüro mit Schwerpunkt Objektplanung. 1982 Eintritt in das damalige Sachgebiet Gartengestaltung an der LWG Würzburg/Veitshöchheim. Pädagogisches Staatsexamen, Unterrichterteilung an der Fach- und Technikerschule in diversen Fächern, Sachgebietsleitung. 1994 erfolgt ein Wechsel für eine Jahr an das Amt für Landwirtschaft und zurück; Assessmentcenter im Jahr 2002. Derzeit Sachgebietesleiter der Ökonomie der Landespflege mit den Schwerpunkten im Bereich Kosten- und Leistungsrechnung, Unternehmensführung, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Seit 1984 Mitglied im Meisterprüfungsausschuss Garten- und Landschaftsbau. %HJHLVWHUW]XP (UIROJ :LUELHWHQHLQXPIDVVHQGHV&RQWH[WXHOOHV &RDFKLQJGDVQLFKWIXQNWLRQLHUHQGH .RPPXQLNDWLRQDXIGHFNWYHUGHFNWH$EVLFKWHQ XQGEORFNLHUHQGH9HUKDOWHQVPXVWHUEHZXVVW PDFKW6LHHUOHEHQHLQHQ=XZDFKVDQ)UHXGH XQG9LWDOLWlWLQ,KUHP%HUXIXQGLQ,KUHP 3ULYDWOHEHQXQG6LHHU]LHOHQEHJHLVWHUQGH (UJHEQLVVH 8QVHU$QJHERWXPIDVVW&RQWH[WXHOOHV&RDFKLQJ LQGHQ%HUHLFKHQ7HDPFRDFKLQJ(LQ]HOFRDFKLQJ %XVLQHVVFRDFKLQJXQG7KHDWHUIU)KUXQJV SHUV|QOLFKNHLWHQ 0HKU,QIRUPDWLRQ¿QGHQ6LHDXI ZZZFRPPLWFRDFKLQJGH &RPPLW&RDFKLQJ.* (UGLQJHUVWUDVVH )UHLVLQJ )RQ ,QIR#FRPPLWFRDFKLQJGH ZZZFRPPLWFRDFKLQJGH Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 37 Den Garten mit Natursteinen gestalten. Mit dem GaLaBau-Sortiment der tubag Trass lassen sich Pflaster und Natursteine optimal verlegen und versetzen. Das tubag GaLaBau-Sortiment umfasst ein komplettes Programm an Bettungsmörtel und Fugenmörtel für alle Anwendungsfälle. Profitieren Sie von unserem Know-how. Rufen Sie uns an, wir beraten Sie gerne! Natürlich mit Produkthighlight: Pflasterfugenmörtel PFN Trasszementgebundener Pflasterfugenmörtel zur Neuverfugung und Instandsetzung von Pflaster und Plattenbelägen aus Naturund Betonstein. Besonders für den Einsatz im GaLaBau entwickelt. Ausgezeichnet durch eine sichere, einfache und rationelle Verarbeitung. • • • • trasszementgebundener Pflasterfugenmörtel für leichte bis mittlere Verkehrsbelastungen wasserundurchlässig einfache und rationelle Verarbeitung durch Easy Clean Technology • mit guten Haftungseigenschaften an den Steinflanken tubag Trass Vertrieb GmbH & Co. KG Bundesstraße 256 · 56642 Kruft Tel. 0 26 52 / 8 13 50 · Fax 0 26 52 / 8 13 33 [email protected] · www.tubag.de 38 tubag Artenschutz am Stadtrand Möglichkeiten einer wildtierfreundlichen Landbewirtschaftung Werner Kuhn Zusammenfassung Viele Tierarten haben sich an die genutzte Umwelt des Menschen angepasst. In den letzten Jahren sind allerdings einst häufige Tier- und Pflanzenarten des Siedlungsbereichs stark zurückgegangen. Der Schutz dieser Arten ist nicht nur eine Forderung des Bundesnaturschutzgesetzes, sondern auch unabdingbare Voraussetzung für Naturerlebnisse des Menschen in seinem eigenen Wohnumfeld und für die Erholung in Natur und Landschaft insgesamt. Zur Sensibilisierung und für die Bewusstseinsbildung kommt dem Artenschutz im Siedlungsbereich eine Schlüsselfunktion zu, über die die Akzeptanz und Unterstützung des Biotop- und Artenschutz in der Gesamtlandschaft verbessert werden kann. Das Handeln von gesellschaftlichen Gruppen, Behörden, Industrie und Gewerbe, aber auch jedes einzelnen Bürgers hat spezifische Auswirkungen auf das Vorkommen und den Bestand wildlebender Tier und Pflanzenarten. Problemstellung Von wenigen Ausnahmen abgesehen ist die gesamte Landschaft Mitteleuropas vom Menschen geprägt und verändert. Seit der Neolithischen Revolution (Aufkommen produzierender Wirtschaftsweisen und Vorratshaltung in der Jungsteinzeit) vor etwa 7000 Jahren begann der Mensch durch Ackerbau und Viehzucht seine Umwelt zu beeinflussen und zu verändern. Seit diesem Zeitpunkt dehnte er die Nutzung der Landschaft immer mehr aus, so dass es schon im Mittelalter in Deutschland praktisch keine ungenutzten Flächen und damit auch keine Naturlandschaft und keine unbeeinflusste Vegetation mehr gab. Zentrale Motivation des Menschen war über Jahrtausende die Nutzung der Landschaft für seine Zwecke. Auch wenn sie für die Menschen in der heutigen Zeit in vielen Fällen als natürlich erscheint, so können wir unsere Kulturlandschaft nur verstehen, wenn wir akzeptieren, dass sie sich durch Nutzung entwickelt hat. Die Vorsilbe „Kultur“ leitet sich vom Begriff „Kultivieren“ ab. Dabei wird in erster Linie die ursprüngliche Vegetation beseitigt und somit langfristige ökologische Prozesse verändert. Erst der Einfluss des Menschen auf die Landschaft hat zu den unterschiedlichen Pflanzen- und Tiergesellschaften geführt, die heute in vielen Bereichen als besonders schutzwürdig gelten. Eine große Zahl von Tier- und Pflanzenarten ist von den Nutzungsaktivitäten des Menschen in der Kulturlandschaft abhängig. Der urbane Bereich ist für viele Arten, die sogenannten Kulturfolger, zum Lebensraum geworden. Viele Arten nutzen vorwiegend oder ausschließlich zu einem Großteil den Siedlungsbereich als ihren Lebensraum, aber auch in diesem Lebensraum sind Schutz und Erhaltungsmaßnahmen notwendig. Etliche dieser Arten sind heute in ihrem Bestand gefährdet, wie Weißstorch, Fledermausarten, Schleiereule und andere. Eine wesentliche Vorraussetzung für gezielte Artenschutzmaßnahmen ist es, sich Kenntnis darüber zu verschaffen, welche Arten Schutz und unterstützende Maßnahmen brauchen. Hilfreich sind hierbei Artenund Biotopkartierungen. Dies kann durch einen stadtoder dorfökologischen Beitrag geleistet werden. Kartierungen liefern oftmals eine enorme Fülle an Informationen darüber, welche Arten hilfsbedürftig sind. Deshalb ist es sehr hilfreich, wenn Leit- oder Schirmarten (Umbrellaspecies) festgelegt werden, denn Schutzmaßnahmen für die Leitart haben Auswirkungen auf andere Arten, die dann im Schlepptau folgen. Aber was nützt die beste Biotopkartierung, wenn die Ergebnisse den „Kartierern“ und dem Auftraggeber bekannt sind und dann nicht oder nur in geringem Umfang umgesetzt werden, weil diejenigen, die Pflegemaßnamen planen und umsetzen, zu wenig in die Schutzziele involviert sind. Es geht um das Wissen: „Wofür und Warum“? Die Tätigkeit „Pflegen und Gestalten“ sind die grundlegenden Maßnahmen für den Artenschutz im Siedlungsbereich und in der Kulturlandschaft. Gefährdungsursachen im Siedlungsbereich Die Ausweitung von Siedlungsgebieten, aber auch die Siedlungsverdichtung führt zu erheblichen Verlusten von Nahrungsräumen für Wildtiere und Wuchsorten von Pflanzen. Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 39 Eine große Rolle spielen aber auch Bekämpfungsmaßnahmen aus Gründen der Sauberkeit oder aus Angst vor wilden Tieren wie z. B. Hornissennester. Bei Neubaumaßnahmen oder im Rahmen von Gebäudesanierungen werden zum Schutz vor „wilden Tieren“ alle Ritzen, alle Nischen dicht gemacht. Gerade diese sind aber Nistplätze und Überwinterungsraum für Insektenund Vogelarten. Ein typisches Beispiel wäre hier der Haussperling (Spatz). Ein Rückgang lokaler Bestände ist auf fehlende Nistmöglichkeiten in und an Gebäuden, vor allem unter Dächern, zurückzuführen. Gebäudesanierungen verhindern leider sehr oft, dass Sperlinge weiterhin eine Brutnische finden können. Zunehmender Nahrungsmangel kommt hinzu, verursacht durch den Rückgang von Kleintier- und Pferdehaltung, durch Intensivierungen in der Landwirtschaft wie saubere Dreschmethoden, sofortigen Umbruch von Stoppelfeldern, Pestizidausbringung, aber auch naturfern gestaltete und daher artenarme Gärten. Durch die Versiegelung der Landschaft fehlen außerdem Plätze für die bei den Spatzen so beliebten Staubbäder. Wer lebt wo? (Beispiele) Für die Praxis ist die planungs- und handlungsbezogene Aufbereitung des in der Literatur vorhandenen Kenntnisstands der ökologischen Ansprüche, Empfind- lichkeiten, Gefährdungen und Schutzmöglichkeiten der biotopspezifischen Fauna eine wertvolle Arbeitshilfe, wobei zu jedem Biotoptyp insbesondere folgende Aspekte interessieren (BLAß 1984): • • • • • • • Veränderlichkeit und Verschiedenartigkeit, biotopspezifische Tierwelt, qualitative Mindestausstattung, notwendige Mindestflächengröße, räumliche Vernetzung von Teillebensstätten bei differenzierter Biotopbindung (= innere Zuordnung), maximale räumliche Distanz zu gleichartigen Biotoptypen (= äußere Zuordnung), korrespondierende und kollidierende Nutzungen und Handlungen. Neben der Neuschaffung und Erhaltung ökologisch bedeutsamer Strukturen ist die Wiederherstellung ehemals vorhandener Lebensräume von großer Bedeutung. Durch Entsiegelung von Flächen und naturnaher Gestaltung lassen sich in allen Kommunen eine Vielzahl von neuen Lebensräumen schaffen. Ein besonderer Augenmerk sollte auf die historische Flächennutzung gelegt werden, denn im Gefolge bestimmter Nutzungen haben sich charakteristische Artengemeinschaften bezüglich der Flora und Fauna über Jahrhunderte etabliert (Wiesengesellschaften). Wenn die Nutzung aufgegeben wird, verändern sich die Artengemeinschaften oder einzelne Arten verschwinden. Tab. 1: Artenvorkommen in verschiedenen Lebensräumen (Beispiele) 40 Lebensraum meist vorhandene Arten evtl. Zielarten Innenstadt Fledermausarten, (Zweifarbfledermaus und Rauhautfledermaus)Ratten, Mäuse, Haustauben, Haussperling, Mauersegler, Dohle, Turmfalke Fledermäuse , Wanderfalke, Mauersegler Dichte Wohnbebauung Türkentaube, Star, Haussperling, Amsel, Zitterspinne, Mehlschwalbe Zwergfledermaus, Mehlschwalbe Stadt- bzw. Siedlungsrand mit Gärten und Baumbeständen Hausspitzmaus, Wildkaninchen, Steinmarder, Kohlmeise, Blaumeise, Grauschnäpper, verschiedene Schmetterlingsarten Gartenrotschwanz, Breitflügelfledermaus, Eichenschrecke Locker bebaute Randsiedlungen mit hohem Gartenanteil Igel, Girlitz, Heckenbraunelle, Singdrossel, Grünling, Steinmarder, Kaninchen Klappergrasmücke Sportanlagen, Friedhöfe und Parks mit Altbaumbeständen Baumbewohnende Vogelarten (Spechte), Fledermaus-, Schmetterling-, Insekten- und Spinnenarten, Igel Spechte, seltene holzbewohnende Käfer, Abendsegler, Sieben- und Gartenschläfer Freiflächen von Industrie- und Gewerbegebieten sowie ungenutzte Verkehrsflächen Brachebewohnende Vogel-, Reptilien-, Amphibien-, Schnecken- und Insektenarten, Kaninchen und Feldhasen Wärmeliebende Schmetterlinge und Heuschrecken, Wildbienen, Haubenlerche, Rebhuhn Hinweise für die Praxis Einige beispielhafte Maßnahmen Pflanzenschutzmaßnahmen in Form von Düngung und Herbiziden im Siedlungsbereich sollten der Vergangenheit angehören und sich auf wenige Ausnahmen beschränken wie bspw. die Düngung von Sommerblumenflächen oder Herbizide bei der Neophytenbekämpfung (Heracleum mantegazzianum). Bei der Extensivierung der Pflege (Mahd und Gehölzschnitt) lassen sich nicht nur Zeit und Kosten sparen, auch für den Artenschutz kann durch eine teilweise Extensivierung viel erreicht werden. Dies ist besonders wertvoll an den Übergängen verschiedener Biotopoder Nutzungstypen. In Teilbereichen ist die freie Sukzession eine erfolgsversprechende Maßnahme. Ein besonderer Vorteil ist darin zu sehen, dass Kräuter und Gräser Samen bilden können und dann im Winter als natürliche Futterquelle zur Verfügung stehen. Eine häufigere Fassadenbegrünung mit ausdauernden Kletterpflanzen ist in vielen Bereichen noch wünschenswert. Die Einwanderung „neuer“ Pflanzenarten sollte durch gärtnerische Aktivitäten nicht beschleunigt werden, denn ein Großteil der heimischen Fauna kann diese neuen Arten nur bedingt oder gar nicht nutzen und die Florenverfälschung wird noch beschleunigt. Totholz sollte aus Artenschutzgründen erhalten werden, häufig kollidiert dies jedoch mit der Verkehrssicherungspflicht. Oftmals kann durch eine geänderte Wegeführung der Baumveteran mit seinem Totholz erhalten werden. Bei Neuanlagen von Gehölzpflanzungen sind fruchttragende Arten eine hervorragende Futterquelle in den Wintermonaten. Die meisten Gehölze erfüllen den Anspruch als Vogelnähr- und Schutzgehölz. Die wassergebundene Bauweise von Rad-, Wander-, oder Wirtschaftswegen ist aus ökologischen Gründen dem Schwarzdeckeneinbau oder anderen, die Oberfläche versiegelnden, Materialien vorzuziehen. Verkehrswege zerschneiden immer den Lebensraum von freilebenden Tieren, beim Straßenneubau sollte diesem Thema mehr Rechnung getragen werden, z. B. bei der Anlage von Grünbrücken oder Untertunnelungen. Bei Mauerarbeiten kann durch Einbau von Nischensteinen für Mauersegler, Hausrotschwanz, Spatz und andere eine Bruthöhle bereitgestellt werden. Über die Auswahl einer Zielart kann dem Bürger aktiver Naturschutz – wir Gärtner tun was für die Vielfalt – vermittelt werden. Von diversen Naturschutzorganisationen wird dieses Vorgehen erfolgreich praktiziert. Warum machen wir, die Stadt-oder Dorfgärtner uns dies nicht auch zunutze? Mit Artenschutzmaßnahmen lässt sich erfolgreich aktiver Naturschutz auch an „Lieschen Müller“ vermitteln. Wichtig ist es plakative Arten als Leitart zu nutzen, die auch gesehen werden, damit der Normalbürger am sichtbaren Erfolg teilhaben kann. Kostengünstig, auffällig und erfolgreich sind Blühflächen auf Brachen, in Baulücken oder in Abb. 1: „Gärtner-Feeling“ – Quelle: Cartoon aus "Kraut & Rüben“ von Much Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 41 Teilbereichen umgewidmete Grünflächen im Siedlungsbereich, da die Menschen gleich zu Beginn mit eingebunden werden können. Die Blüherfolge sind bereits nach wenigen Wochen sichtbar und die Zielart z. B. der Schwalbenschwanz lässt nicht lange auf sich warten. Bei dieser auffälligen Schmetterlingsart kann auch vom wenig kundigen Betrachter das Endwicklungsstadium vom Ei zum fertigen Schmetterling verfolgt werden. Häufig ergeben sich aus dem Beziehungsgefüge zwischen anthropogenen Interessen und der Nutzung der Landschaft durch Wildtiere Probleme. So gibt es einerseits Wildarten, die Wildschäden verursachen können. Schwarzwildschäden in der Landwirtschaft, Verbissschäden durch Rehwild und Schälschäden durch Rotwild an Waldbäumen seien als Beispiele genannt. Oder es gibt Tierarten, die als Kulturfolger hohe Dichten erreichen und Krankheiten übertragen. Als Beispiel hierfür kann der Fuchs gelten. Zur Bekämpfung der Tollwut werden die Füchse bis auf geringe Ausnahmen bundesweit und darüber hinaus oral geimpft. Dies hatte aber einen hohen Anstieg der Population zu Folge, welcher wiederum einen hohen Befall der Füchse mit dem kleinen Fuchsbandwurm nach sich zog. Der Fuchs, ein ausgeprägter Kulturfolger mit herausragender Anpassungsfähigkeit gehört heute zum Arteninventar vieler Städte. Ein weiterer Anpassungskünstler macht im besonderen im Mitteldeutschen Bereich von sich reden, der Waschbär, ein Neubürger (Neozon) aus Übersee. Bei all den genannten Problemen kommt dem Lebensraum eine Schlüsselrolle zu. Wo welche Wildtierarten in welcher Dichte leben können, wie der Austausch zwischen Teilpopulationen möglich ist und wie das Wirkungsgefüge zwischen Wildarten, Pflanzengesellschaften und dem Menschen aufgebaut ist, hängt in erster Linie von der qualitativen und quantitativen Ausstattung des Wildtierlebensraumes ab. Da diese Probleme von gesellschaftlich zunehmender Bedeutung sind, wird die Notwendigkeit, tierökologische Daten in Planung und Betrieb von Landnutzungen (Straßenbau, Siedlung, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Jagd, Freizeitnutzungen u.a.) zu integrieren, kaum mehr bestritten. Werner Kuhn LWG Veitshöchheim Literatur Müller, J. (2005): Landschaftselemente aus Menschenhand 1. Auflage 2005 – Elsevier GmbH, München LANA Ländergemeinschaft für Naturschutz, Landschaftspflege und Erholung, Handlungskonzept zur Erhaltung und Förderung der biologischen Vielfalt auch in Städten und Dörfern Stuttgart Dezember 1995 David, A. (2007): In schwindelnde Höhen – Wild und Hund, 12/07, S. 22-27 Kuhn, W. (2007): Alles sauber, alles rein – Veitshöchheimer Berichte 101/07 (Hrsg.: LWG Veitshöchheim, Abt. Landespflege), S. 59-62, Hackländer, K. et al. (2002): Feldhasen: Führen Brachen zu höheren Besätzen? – Schweizer Jäger 10/02 Der Referent Werner Kuhn – Landwirtschaftsmeister und Gärtnermeister Seit 1988 ist er an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau tätig. Die Arbeitsschwerpunkte bildeten von Beginn an der Landwirtschaft nahe Bereiche wie der Anbau von Miscanthus als nachwachsender Rohstoff und die Gestaltung von Wildtierlebensräumen in der freien Landschaft. Zu letzterem konnte durch die Mitarbeit und Endwicklung verschiedener Forschungsprojekte sehr viel Fachwissen in den letzten 8 Jahren erzielt werden. Die Schwerpunkte waren insbesondere die Verwendung von Wildpflanzen durch Ansaat und Heumulch zur Gestaltung von Stilllegungsflächen, Ausgleichsflächen im Siedlungsbereich und der freien Landschaft. Die aus den Projekten resultierenden Ergebnisse zur Artenverwendung, Anlage, Pflegemaßnahmen und Möglichkeiten der Finanzierung wird als Beratungsaufgabe über die bayerischen Grenzen hinaus umgesetzt. Besonders die jagdlichen und landwirtschaftlichen Fachzeitschriften dienen als Publikationsmedium. Der Unterricht an der Fach- und Technikerschule beschränkt sich auf die praktischen Übungen bei der Berufs- und Arbeitpädagogik. 42 Wir tun alles für blühende Landschaften Gemeinschaftsmarketing für Blumen und Pflanzen lumen und Pflanzen zählen zu den schönen Dingen des Lebens. Sie erfreuen uns mit ihrer Schönheit und ihrem Duft, verschönern jeden Garten und verbessern als Zimmerpflanzen das Raumklima. B Blumen und Pflanzen bringen Farbe in den Alltag, sei es als Schnittblumenstrauß, als Bepflanzung für den Balkon und die Terrasse oder als Schmuck für die Wohnung. Grund genug, sich selbst oder einen lieben Menschen wieder einmal mit einem Blumengeschenk zu verwöhnen! Neben einem umfangreichen Pflanzenberater finden Sie viele Anregungen und Tipps zum Kauf und Umgang mit Pflanzen auf unserer Internetseite www.cma.de/blumen Viel Spaß mit Blumen und Pflanzen wünscht Ihnen Ihre CMA Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft m.b.H. www.cma.de Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 43 Erosionsschutzgewebe aus Kokos und Jute Erosionsschutzmatten aus Kokos, Stroh und PP mit und ohne Saatgut Gabionen, Steinschlagschutznetze, Flußmatratzen, Sackgabionen, Fertiggabionen Quadro Gabionensystem aus Schweißgittern, ZnAl-beschichtet, Steinzaun, WDK - werksbefüllbarer Drahtgitterkorb Internationale Geotextil Gesellschaft mbH Oststraße 65 – D-57392 Schmallenberg ' 0 29 72 – 4 81 17 7 0 29 72 4 81 19 [email protected] ü www.igg.de 44 Treffpunkt Staude Die Pflanzungen am Messeturm in Frankfurt am Main Christine Orel Treffpunkt Staude Raus aus der Messe – Rein ins Grüne – in Frankfurt unkompliziert erlebbar, aber nicht irgendwo auf dem Lande sondern mitten in der Stadt. In Frankfurt ist das Messegelände sehr zentral gelegen, was nicht mehr in jeder Messestadt so ist, liegen die meisten Messestandorte doch eher am Stadtrand. Und so richtig mitten in der Stadt befindet sich auch die gegenüber des Messegeländes liegende Friedrich-Ebert-Anlage. Sie wurde im Zuge des U-Bahn Baus saniert und umgestaltet. Ab dem Jahre 2001 erhielt das Büro Orel durch das Grünflächenamt der Stadt Frankfurt in mehreren Etappen Aufträge zur Planung von Staudenflächen in dieser zentralen Parkanlage sowie einiger Pflanzflächen in daran angrenzenden Straßenzügen. So wurden zwischen Herbst 2002 und 2004 die insgesamt rund 1000 m² innerhalb der Friedrich-Ebert-Anlage und weitere rund 500 m² in den angrenzenden Bereichen angelegt. Dabei erfolgte die Planungsarbeit in sehr enger Abstimmung mit dem Grünflächenamt. Die Flächen liegen alle angrenzend an bzw. umgeben von stark befahrenen Straßenzügen. Gleichzeitig ist der Hauptbereich der Friedrich- Ebert-Anlage durch die in den Park integrierte U-Bahn Haltestelle Hemmerichsweg auch stark durch Passanten frequentiert. Des weiteren fährt an der Südseite die Straßenbahn entlang. Es handelt sich also um einen Park mit besonders hoher Nutzung und Einsehbarkeit. Umgekehrt wirkt er durch den teilweise sehr stattlichen Baumbestand in seinem Inneren nahezu beschaulich. Die Pflanzflächen liegen dabei teilweise im Parkinneren, teilweise an den Rändern, können aber alle durch den vorbei fließenden Verkehr wahrgenommen werden. Selbstverständlich ist bei der Aufgabenstellung, eine Pflanzfläche im öffentlichen Grün anzulegen der Aspekt der möglichst unkomplizierten Pflege neben der ästhetischen Gestaltung der Hauptfaktor. Beim Durchlesen der unten stehenden Pläne und Listen wird auffallen, dass hier viel mit sehr vertrauten Stauden gearbeitet wurde, vielleicht nicht immer in üblicher Kombination und vielleicht bisher auch nicht als klassische Staude für das öffentliche Grün empfunden. Zum einen sind etliche dabei besonders langlebig und zum anderen zeichnen sie sich durch einen hohen Wiedererkennungswert aus, was die Pflege eindeutig erleichtert. Planungseckpunkte, die sich aus den Vorgaben und den eigenen Planungsansprüchen ergeben: • Plakative Wirkung zum Straßenraum hin • Attraktive Erlebbarkeit vom Parkinneren aus für die Parkbesucher • Ganzjährige Farb- und Formaspekte • Rhythmisierung des Parkraumes durch die Pflanzen • Nachahmbare Pflanzenbilder für den vorbeigehenden Besucher im eigenen Garten • Leichte Pflege • Langlebigkeit der Pflanzen Die Zusammenstellungen wurden so getroffen, dass für den Boden keine besonderen zusätzlichen Vorbereitungen notwendig waren wie pH-Wert verändern oder abmagern, sondern ein ganz ‚normaler’ Ackerboden aus der Region verwendet werden konnte. Also wurde lehmiger Oberboden eingebaut ohne besondere Bodenverbesserung. Zur Basis-Wasserversorgung sind die Flächen künstlich bewässert, und mit einer Basaltsplittmulchung in der Körnung 2/11 ca. 3-5 cm dick abgedeckt zur Unkrautverminderung und Feuchtigkeitsregulierung. Dies hat sich gut bewährt, da darüber hinaus der Splitt offensichtlich für Hunde nicht sehr angenehm ist und diese dadurch etwas von den Flächen fern gehalten werden. Pflegedaten der ausführenden Firma, die die Flächen hergestellt und für 3 Jahre gepflegt hat bezogen auf alle Flächen der Friedrich-Ebert-Anlage. • 2-3 Min./m² / Pflegegang. • Anfangs 10 Pflegegänge im Jahr, dann weniger. • Anfangs 20-30 Min./m² / Jahr, dann weniger. Die Pflege wird nach den Pflegeanweisungen des Büro Orel ausgeführt, die anfangs bei gemeinsamen Ortsterminen intensiv abgestimmt wurden. Im ersten Standjahr war die künstliche Bewässerung noch nicht fertig gestellt, es waren daher im Maximaljahr 2003 insgesamt 15 Wässergänge notwendig. Inzwischen sind die Flächen wieder in der Pflegeobhut der Städtischen Gärtner. Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 45 Betrachtung einiger Teilflächen Haltestelle Hemmerichsweg Bild 1: Zwischen stark befahrenen Straßen, Straßenbahnlinien und Hochhäusern liegt in Frankfurt die Friedrich-Ebert-Anlage mit ihren opulenten aber dennoch pflegeleichten Staudenflächen. Die Fläche an der Haltestelle Hemmerichsweg zeichnet sich durch einen nahezu mediterranen Charakter aus. Sie liegt zwischen den beiden Glaskegeln des UBahn Ausganges, direkt angrenzend an die Straßenbahnlinie ohne jede Beschattung und hoher Hitzerückstrahlung ausgesetzt. In kräftigem Blau - Gelb mit Weiß zeigt sich das Pflanzenbild dieser Situation gerecht werdend. Ein intensives Spiel aus den Blütenscheiben der Schafgarbe und den aufrechten Quirlen des Bandkrautes sorgen während und auch lange nach der Blüte für die rhythmische Grundsubstanz der Fläche. Jahreszeitlich ergänzt ist die Komposition mit Zierlauch (Allium ’Globemaster’ und Allium nigrum). Im Frühsommer ergänzen größere Gruppen von Steppensalbei das Bild, später kommen die sich in Frankfurt prächtig entwickelnden Palmlilien hinzu. Im Herbst liegt der Schwerpunkt klar auf der Strukturbildung durch Fruchtstände und Herbstfärbung. Bild 2: Die Kombination der Blütenscheiben der Schafgarben und Kugeln des Zier-Lauches verleiht der Pflanzfläche eine sehr heitere Wirkung. Bild 4: Aspekt im Juni mit den sich durch die Pflanzung ziehenden Lauchkugeln. Neben den Blütenfarben und Formen spielt auch die Laubfarbe eine große Rolle, wie beim wolligen Ziest im Vordergrund. Bild 3: Auch nach der Blüte sorgen die Fruchtstände des Brandkrautes für eine starke Rhythmisierung der Fläche. 46 Abb. 1: Pflanzplan Staudenpflanzung – Frankfurt: Friedrich-Ebert-Anlage, Haltestelle Hemmerichsweg Symbol Sorte Botanischer Name Deutscher Name Pflegehinweis Gehölze C Cistus laurifolius Stauden/Gräser Achillea filipendulina ‘ Coronation Gold’ Artemisia arborescens ‘Powis Castle’ Artemisia latilioba, Ersatz: Artemisia lactiflora Artemisia schmidtiana ‘Nana’ Asphodeline lutea Euphorbia myrsinites Edelraute ‘Nana’ Junkerlilie Walzen-Wolfsmilch Lavendel Phlomis russeliana Brandkraut Salvia nemorosa ‘Blaukönigin’ Steppen-Salbei Stachys lanata Woll-Ziest 4 Fosteriana-Tulpe ‘Purissima’ 5 Fosteriana-Tulpe ‘Sweetheart’ 1 Blütenstände möglichst lange stehen lassen Rückschnitt im Frühjahr der welken Seitentriebe, Strauchgerüst von ca. 20 cm Höhe mit Verzweigung belassen. China Beifuß Lavandula angustifolia ‘Hidcote’ 2 3 Edelraute Blaustrahlhafer Allium aflatunense ’Purple Sensation’ Allium ’Globemaster’ Allium nigrum Crocus chrysanthus ’Cream Beauty’ Crocus etruscus ‘Zwanenburg’ 2 Schafgarbe ‘Coronation Gold’ Helictotrichon sempervirens C Yucca filamentosa ‘Glockenriese’ Blumenzwiebeln 1 Lorbeerblättrige Zistrose Abgestorbene Wedel entfernen Blütenstände möglichst lange stehen lassen Rückschnitt jährlich vor dem Austrieb auf ca. die Hälfte, um Vergreisen zu verhindern Blütenstände möglichst lange stehen lassen Rückschnitt jährlich nach der Blüte im Sommer, ca. handbreit über dem Boden, um zweite Blüte im Herbst anzuregen Überwachsen von Nachbarpflanzen verhindern Rückschnitt jährlich vor dem Austrieb, außer Yucca, dort nur entfernen abgestorbener Pflanzenteile. Unkraut entfernen durch Jäten, nicht durch Hacken, nach Bedarf (ca. alle 5 Wochen) Alle Flächen 1x pro Jahr im Frühjahr düngen mit Produkten wie Maltaflor oder Osmocote, 50g pro m², Wässern nach Bedarf Fädige Palmlilie Iran-Lauch Zier-Lauch Zier-Lauch Blütenstände möglichst lange stehen lassen, Laub einziehen lassen Krokus Krokus Fosteriana-Tulpe ‘Purissima’ Fosteriana-Tulpe ‘Sweetheart’ nach Blüte einziehen lassen Abgeblühte Blütenstände bis zur ersten Blattverzweigung ausschneiden, um Samenersatz zu verhindern, abgeblühtes Laub einziehen lassen, nicht vorher zurückschneiden, um die Bildung kräftiger Zwiebel zu ermöglichen Abb. 2: Pflegeanleitung Staudenpflanzung – Frankfurt: Friedrich-Ebert-Anlage, Haltestelle Hemmerichsweg Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 47 Die kleinen Schattenflächen Entlang des Weges unter dem alten Baumbestand liegen mehrere kleinere Pflanzflächen ca. 3 m breit und 15-20 m lang. Die Flächen sind so zwischen den Baumstandorten eingefügt, dass sie in diesem Umfeld ein Minimum an Wurzeldruck und Beschattung erdulden müssen. Dennoch handelt es sich natürlich eindeutig um einen Standort, der dem Lebensbereich Gehölz zuzuordnen ist. Daher sind in den Flächen viele helle Farben wie Zartrosa und Cremeweiß aber auch panaschiertes Laub zu finden, um Licht ins Dunkel zu bringen. Die Flächen ähneln einander um einen übergeordneten Rhythmus zu schaffen, so kommt auf vielen Wald-Geißbart vor. Bild 5: Die überquellende Gruppe des Storchschnabels ’Sirak’ im Vordergrund wiederholt sich auf allen Schattenflächen und gibt diesen dadurch eine aus dem Park in den Straßenraum wirksame Leuchtkraft. So wird der Bogen zwischen Innenwirksamkeit für den vorbeigehende Passanten oder auch Ruhe suchenden Parkbesucher und Außenwirksamkeit für den vorbeifließenden Verkehr gespannt. Bild 6: Neben den Blühaspekten ist für die Schattenbeete die Gestaltung mit Blattformen von großer Bedeutung, da sie viel Ruhe in die Beete bringen. 48 Symbol Sorte Botanischer Name Deutscher Name Pflegehinweis Buxus sempervirens, freiwachsend Buchsbaum 1 x jährlich leichter Formschnitt unter Erhaltung der natürlichen Wuchsform, maximale Endhöhe ca. 1,20 m Gehölze B Stauden/Gräser/Farne Anemone tomentosa ‘Robustissima’ Aruncus sinensis ‘Zweiweltenkind’ Astilbe chinensis var. taquetii ‘Purpurlanze’ Bergenia ‘Herbstblüte’ Bergenia ‘Morgenröte’ Brunnera macrophylla Carex morrowii ‘Variegata’ Bergenie Bergenie Fingerhut Geranium-Hybride ’Sirak’ Storchschnabel Helleborus foetidus Nieswurz Fosteriana-Tulpe ’Purissima’ abgestorbenes Laub entfernen, vor Austrieb im Frühjahr abgestorbene Blütenstände entfernen, nach Blüte Kaukasusvergissmeinnicht Weißbunte Japan-Segge Digitalis purpurea ‘Gloxiniaeflora’ – Hybr. (Rosa Töne) Iris sibirica ’My Love’ Polystichum setiferum ’Plumosum Densum’ Blumenzwiebeln 1 Anemone blanda ’White Splendour’ 1 Allium triquetrum 2 Herbstanemone Geißbart Chinesische Prachtspiere Sämlinge teilweise belassen; Achtung zweijährige Pflanze, im ersten Jahr werden nur Blattrosetten ausgebildet, nicht mit Unkraut verwechseln! Rückschnitt nach der Blüte, um zweite Blüte im Spätsommer anzuregen abgestorbenes Laub entfernen, vor Austrieb im Frühjahr, abgestorbene Blütenstände entfernen, nach Blüte; Sämlinge an Stellen, die ausreichend Platz bieten belassen Rückschnitt jährlich vor dem Austrieb, außer immergrüne Stauden wie Bergenie, Helleborus, dort nur Entfernen abgestorbener Pflanzensteile. Unkraut entfernen durch Jäten, nicht durch Hacken, nach Bedarf (ca. alle 5 Wochen) Buxus mit 50g/St düngen. Alle Flächen 1x pro Jahr im Frühjahr düngen mit Produkten wie Maltaflor o. Osmocote, 50g pro m², Wässern nach Bedarf Sibirische Iris Flaumfeder Filigranfarn Strahlenanemone Zier-Lauch Tulpe Im Frühjahr abgestorbene Blätter entfernen nach Blüte einziehen lassen Abgeblühte Blütenstände bis zur ersten Blattverzweigung ausschneiden, um Samenansatz zu verhindern, abgeblühtes Laub einziehen lassen, nicht vorher zurückschneiden, um die Bildung kräftiger Zwiebeln zu ermöglichen Abb. 4: Pflegeanleitung Staudenpflanzung – Frankfurt: Friedrich-Ebert-Anlage Fläche 2 Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 49 Symbol Sorte Botanischer Name Deutscher Name Pflegehinweis Buxus sempervirens, freiwachsend Buchsbaum 1x jährlicher leichter Formschnitt unter Erhaltung der natürlichen Wuchsform, maximal Endhöhe ca. 1,20 m Gehölze B Rosa Bodendecker-Rose ’The Fairy’ Rosa Bodendecker-Rose ’Heidesommer' Stauden/Gräser/Farne M Bodendeckerrose Bodendeckerrose Anaphalis triplinervis Perlkörbchen Aster x frikartii ‘Wunder von Stäfa’ Aster novae-angliae ‘Purple Dorne’ Aster novae-angliae ‘Rosa Sieger’ Aster novi-belgii ‘Dauerblau’ Aster novi-belgii ‘ Maria ‘Ballard’ Aster novi-belgii ‘ Royal Ruby’ Sommer-Aster Rauhblatt-Aster, niedrig Rauhblatt-Aster Glatt-Aster Glatt-Aster Glatt-Aster Bergenia ‘Herbstblüte’ Bergenie Boltonia asteroides ‘Snowbank’ Scheinaster Eupatorium rugosum ‘Chocolate’ Geranium wlassowianum Wasserdost Storchschnabel Geranium-Hybride ‘Sirak’ Storchschnabel Miscanthus sinensis ‘Kleine Fontäne’ Chinaschilf Nepeta faassenii ‘Walkers’s Low’ Blauminze Paeonia lactiflora ‘Inspecteur Lavergne’ Päonie, Pfingstrose Phlomis russeliana Brandkraut Salvia nemorosa ‘Blauhügel’ Steppen-Salbei Scabiosa caucasica Witwenblume Stachy monnieri ‘Hummelo’ Zottiger Ziest SeidenhaarKönigskerze Verbascum bombyciferum Verbascum nigrum Schwarze Königskerze Verbascum virginicum ‘Album’ Kandelaber-Ehrenpreis Jährlich Rückschnitt um ca. die Hälfte nach dem Winter, vor dem Austrieb, incl. entfernen abgestorbener Pflanzenteile Überwachsen von Nachbarpflanzen verhindern Abgestorbenes Laub entfernen, vor Austrieb im Frühjahr, abgestorbene Blütenstände entfernen, nach Blüte Im Juni auf die Hälfte einkürzen, um Umkippen zu verhindern Rückschnitt nach der Blüte, um zweite Blüte im September anzuregen Blütenstände möglichst lange stehen lassen Überwachsen von Nachbarpflanzen verhindern, Rückschnitt nach der Blüte im Sommer, Schnitthöhe ca. 10 cm keinesfalls im Herbst schneiden Blütenstände möglichst lange stehen lassen Rückschnitt jährlich nach der Blüte im Sommer, ca. handbreit über dem Boden, um zweite Blüte im Herbst anzuregen Verblühte Einzelblüten herausschneiden, um Bildung neuer Blüten anzuregen Rückschnitt jährlich vor dem Austrieb, außer immergrüne Stauden wie Bergenie, dort nur entfernen abgestorbener Pflanzenteile. Umkraut entfernen durch Jäten, nicht durch Hacken, nach Bedarf (ca. alle 5 Wochen) Sämlinge teilweise belassen; Achtung zweijährige Pflanze im ersten Jahr werden nur Blattrosetten ausgebildet, nicht mit Unkraut verwechseln! Blütenstände möglichst lange stehen lassen Blumenzwiebeln 1 Allium nigrum Zier-Lauch Tulpe 2 Fosteriana-Tulpe ‘Purissima’ Tulpe Einfache frühe ‘Apricot Beauty’ Tulpe Einfache frühe 'Generaal de Welt' Tulpe Einfache späte ‘Maureen’ Tulpe Tulpe Tulpe Blütenstände möglichst lange stehen lassen, Laub einziehen lassen Abgeblühte Blütenstände bis zur ersten Blattverzweigung ausschneiden, um Samenersatz zu verhindern, abgeblühtes Laub einziehen lassen, nicht vorher zurückschneiden, um die Bildung kräftiger Zwiebel zu ermöglichen Abb. 5: Pflegeanleitung Staudenpflanzung – Frankfurt: Friedrich-Ebert-Anlage Fläche 1 50 Buxus mit 50g/St düngen. Alle Flächen 1x pro Jahr im Frühjahr düngen mit Produkten wie Maltaflor oder Osmocote, 50g pro m², Wässern nach Bedarf Abb. 6: Pflanzplanausschnitt zum langen Band entlang der Straße Das lange Band entlang der Straße Auf rund hundert Metern verläuft zwischen der Straße und dem Park ein 4 m, an manchen Stellen auch breiteres Staudenband. Es wird vom vorbeirollenden Verkehr ganz besonders wahrgenommen, da es nur durch die Straßenbahngleise von der Autofahrspur getrennt ist. Seiner Länge entsprechend werden die Stauden in nicht zu kleinen Gruppen angeordnet. Und dabei werden durchaus auch Stauden verwendet wie Pfingstrosen, die man im öffentlichen Grün nicht unbedingt erwartet. Aber es hat sich gezeigt, dass gerade solche Stauden beste Pflegeergebnisse mit sich bringen, weil sie langlebig, robust und unverwechselbar sind. Mit dem Storchschnabel ’Sirak’ wird ein ‚Blickfangbogen’ zu den kleinen Flächen im Schatten geschlagen, da er auch dort blüht und durch sein kräftiges Leuchten vom Parkinnern aus sichtbar ist. Bild 7: Größere Gruppen stark unterschiedlich strukturierender Stauden liegen auf dem Staudenband zwischen der Straße, Straßenbahnlinie und dem Park. Das Konzept der Pflanzflächen an der Messe in Frankfurt geht seine eigenen Wege losgelöst von Mischpflanzung und Präriepflanzung, wenngleich auch hier wie in vielen meiner Pflanzungen Stauden der Prärie mit vorkommen und auch gemischte Gruppen das Bild ergänzen. Doch liegt der Schwerpunkt hier auf einer durchgeplanten Raumbildung sowie präzise verorteten Form- und Farbanordnung, um dem Park an jeder Stelle eine individuelle und dennoch verbindende Note zu verleihen. Christine Orel Landschaftsarchitektin, Aurachtal Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 51 Gabionen, Steinkörbe, www.haslinger-hastec.de Flussmatratzen, Sackgabionen HASTEC Steinzäune Steinschlagschutz, Lawinenschutz EROSIONSSCHUTZSYSTEME Lärm- und Sichtschutzsysteme M & S HASLINGER Zäune – Tore – Schranken BAUSTOFFHANDEL Geotextilien aus nachwachsenden Rohstoffen Kokos/Jute 83734 Hausham/Obb. Synthetische Vliese & Gewebe Telefon 0 80 26 / 17 27 Telefax 0 80 26 / 31 75 Fertigrasen [email protected] COMPO: starke Produkte – überzeugender Service! COMPO bietet das umfassende Know-how bei allen Düngungs- und Pflegemaßnahmen. Kulturspezifische Empfehlungen oder produkttechnische Erläuterungen – mit wenigen Klicks führt der neue Internet-Auftritt www.compo-profi.de zur Lösung. COMPO – die Beratungskompetenz im grünen Bereich! COMPO – ® = registrierte Marke 52 Kompetenz in Düngung COMPO GmbH & Co. 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Gleichzeitig führte der Einzug moderner Technik in Verbindung mit einer exquisiten Ausstattung zu einer steigenden Kostenentwicklung, die sich zusehends an die Investitionskosten konventioneller Schwimmbädern annähert und zukünftig nur noch über die Unterhaltungsund Betriebskosten Einsparungen ermöglichen wird. Die Funktionalität von Schwimmteichanlagen kann nicht allein durch einige Eckdaten bestimmt werden. Vielmehr ist die Abstimmung der Einzelkomponenten zu einer optimal funktionierenden Gesamtanlage wichtig, wobei auch gut funktionierende Anlagen mit modernster Regel- und Filtertechnik keine Garantie gegen ein kurzfristig erhöhtes Aufkommen von Algen und/oder pathogenen Keimen bieten können. Aus diesem Grunde wurde im Rahmen eines Versuches an der LWG/Veitshöchheim eine Versuchsanlage zur Reinigung von Badewasser gebaut, in der Substrate, die bereits im öffentlichen Schwimmteichbau Verwendung finden, auf ihre Leistungsfähigkeit getestet wurden. Die Ergebnisse der Wasseranalysen dokumentieren für alle der eingesetzten Substrate eine stabile und hohe Reduktion der pathogenen Keime, insbesondere von Escherichia coli. Die Werte der chemisch-physikalischen Parameter zeigen hingegen eine stark substratabhängig geprägte Reduktion auf relativ niedrigem Niveau. Enttäuschend sind bei allen Substraten die niedrigen Abbauraten des Nährelementes Phosphor, das für das Algenwachstum hauptsächlich verantwortlich ist. Dies führte bereits im zweiten Betriebsjahr zu einem leichten Algenbesatz in den Wasserbecken, der sich im dritten Betriebsjahr zusehends verstärkte. Problemstellung Das Versprechen, mit Schwimm- und Badeteichen stets sauberes, klares und hygienisch einwandfreies Wasser jederzeit zur Verfügung stellen zu können, wurde durch die Realität weitestgehend widerlegt. Die ureigene Problematik in diesen Anlagen, unabhängig von System und Bauweise, ist nach wie vor die sporadisch auftretende Veralgung und/oder Verkeimung aufgrund von zu hohen Wassertemperaturen, Überlastung durch Badende oder Beides zusammen. Hinzu kommen in vielen Fällen planerische und bauliche Mängel die solchen Anlagen zusätzlich zu schaffen machen. Aus diesem Grunde fordert die Forschungsgesellschaft für Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. (FLL) in ihrem technischen Regelwerk „Empfehlung für Planung, Bau, Instandhaltung und Betrieb von öffentlichen Schwimm- und Badeteichanlagen“ in Schwimm- und Badeteichanlagen, als künstlich angelegte Ökosysteme, die Verhältnisse von natürlichen Gewässern zu entwickeln und zu optimieren. Aufgrund ihrer hohen Belastung (Badende) und des relativ kleinen Wasservolumens verfügen diese künstlichen Anlagen jedoch über eine geringere Pufferkapazität und Selbstreinigungskraft als größere Seen, die als Badegewässer genutzt werden. Deshalb ist es wichtig die Funktionen der Selbstreinigung, d. h. der Sedimentation, der Mineralisation von organischem Material und der Bindung der Mineralien an Substraten oder im Schlamm des Teichgrundes, die Elimination der Keime durch das im Wasser lebende Zooplankton, Wurzelexudate von Repositionspflanzen etc. zu unterstützen und zu verbessern. Dies geschieht mit Hilfe von zusätzlichen – hauptsächlich technischen und biotechnischen – Einrichtungen, wie bepflanzte Bodenfilter, Regenerationsteiche, Feinfilter und Absetzbecken. Die Schwimm- und Badeteichanlagen setzen sich in der Regel aus dem Nutzungsbereich, der für das Baden und Schwimmen vorgesehen ist, dem Aufbereitungsbereich in welchem die biologische und chemischphysikalische Aufbereitung des abgebadeten Wassers stattfindet, dem Technikbereich und der zugehörigen Infrastruktur, zusammen. Der Nutzungsbereich ist normalerweise vom Aufbereitungsbereich getrennt um einen unkontrollierten Wasseraustausch zu unterbinden. Das abgebadete Wasser aus dem Nutzungsbereich wird unter Ausnutzung des natürlichen Gefälles oder Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 53 mit Hilfe technischer Einrichtungen (Pumpen) in den Aufbereitungsbereich geleitet, wo es biologisch und physikalisch gereinigt wird. Anschließend wird das Reinwasser wieder dem Nutzungsbereich zugeführt, so dass sich der Wasserkreislauf schließt. Demnach ist der Aufbereitungsbereich das Herzstück eines jeden Schwimm- und Badeteiches, der in seiner Leistungsfähigkeit zu optimieren ist. Dies geschieht einerseits über die Größe der Regenerationsanlage in Bezug auf die zu reinigende Wassermenge und dem Verschmutzungsgrad des zu reinigenden Wassers, andererseits ist eine Optimierung der Reinigungsleistung über die eingesetzten Substrate und Repositionspflanzen anzustreben. Zur Ermittlung der Reinigungsleistung der im Schwimmteichbau eingesetzten Substrate und deren Optimierung in den Regenerationsanlagen wurden an der LWG/Veitshöchheim jene Substrate auf ihre Leistungsfähigkeit getestet, die bereits im öffentlichen Schwimmteichbau Verwendung finden. Der Einsatz von verschiedenen Substraten soll Aufschluss geben, ob die Reinigungsleistung solcher Anlagen optimiert werden kann, so dass die Anforderungen der FLL und des Umweltbundesamtes an die Qualität des Badewassers in Schwimm- und Badeteichanlagen erfüllt werden können. von der Belastung mit dem abgebadeten Wasser aus einem Schwimmteich vergleichbar. Die pathogenen Keime wurden allerdings durch Beimpfen des Wassers den Behältnissen zugeführt. Die Wasserproben wurden im 14-tägigen Turnus gezogen und die Wasserqualität untersucht. Der Aufbau der einzelnen Bodenfilter mit den Substraten wurde für alle Varianten gleich gestaltet. Jeder Bodenfilter ist mit einem Wasserbecken ausgestattet, aus dem das Wasser in definierten Mengen intermittierend über die Beschickungseinrichtung auf dem Substrat aufgebracht wurde. Das gereinigte und in der Dränage gesammelte Wasser wurde, über eine Schwimmerschaltung gesteuert, wieder in das Wasserbecken gepumpt (siehe Abb. 1). Die Versuchsanlage war so aufgebaut, dass sie einen direkten Vergleich der eingesetzten Substrate ermöglichte (siehe Bild 1). Mit Hilfe der Ergebnisse kann anschließend die Effektivität der einzelnen Substrate ermittelt und untereinander verglichen werden. Ergebnisse Die Ergebnisse aus den Betriebjahren 2005-2007 geben einen detallierten Einblick über die Reinigungsleistung der einzelnen Substrate und deren Auswirkung auf die chemische Zusammensetzung und Änderung des Füllwassers sowie der daraus resultierenden Unterschiede. Lösungsansätze und Empfehlungen Aufbau und Funktionsweise der Versuchsanlage Für die Durchführung des Versuches wurden 18 Reinigungsanlagen als bepflanzte Bodenfilter zur biotechnischen Reinigung von verschmutztem Wasser konzipiert und im Mai 2005 in Betrieb genommen. Bei der Errichtung der Anlagen wurden Substrate eingesetzt, die sich bereits im Schwimmteichbau etabliert haben. Es wurden insgesamt sechs Substrate à drei Wiederholungen eingesetzt. Hierbei handelt es sich um folgende Substrate: Biocalith Körnung 0/16 mm, gewaschener Sand Körnung 0/2 mm, Kies/Splitt Körnung 2/8 mm, Oolith Körnung 2/5 mm mit P-Adsorber (Brauneisengranulat), PhosTec Körnung 2/4 mm und Zeogran K80 Körnung 1/2,5 mm. Die mit Repositionspflanzen bepflanzten Bodenfilter wurden elektronisch gesteuert mit Wasser beschickt. Dazu wurde jedem Bodenfilter Brauchwasser in jeweils 1 m3 großen Behälter zur Verfügung gestellt. Das Brauchwasser ist 54 Beschickung mit (techn. hergestelltem) Teichwasser über Verteilersystem Bepflanzung mit z.B. Ageratina altissima Lythrum salicaria, Iris sibirica, Iris versicolor, Hemerocallis minor u. a. Rückführung des gereinigten Badewassers in den Badeteich 5 cm Kies 8/16 55 cm diverse Substrate und Substratmischungen 5 cm Kies 2/8 5 cm Kies 8/16 10 cm Kies 16/32 KG-Rohr DN 250 mit integrierter Tauchpumpe Dränschlitze B: ca. 4-5 mm L: ca. 3-4 cm Abb. 1: Schematische Darstellung eines vertikal durchströmten Bodenfilters zur Reinigung von Badeteichwasser (Zeichnung: Robert Frank) bezüglich der Sichttiefe und der Färbung in den Wasserbehältern auf. Es fand eine Auswaschung der Tonund Schlufffraktion aus den Substraten statt, die technisch bedingt über einen hohen Feinkornanteil verfügten. Erst nach wiederholtem Auswaschen der Feinanteile stabilisierte sich die Sichttiefe, so dass nur noch geringe Unterschiede zwischen den Wasserbehältern der verschiedenen Varianten zu verzeichnen waren. Bild 1: Die Versuchsanlage drei Monate nach der Bepflanzung. Nach Absetzen und Absaugen der Feinteile ist das Wasser in allen Becken klar. Dennoch sind optische Unterschiede bezüglich der Wasserqualität in den einzelnen Wasserbecken zu erkennen, die auf die eingesetzten Substrate zurückzuführen sind (Foto: Frank, LWG, Juli, 2005). Physikalische Parameter Die wichtigsten physikalischen Parameter für das Badewasser im Nutzungsbereich sind die Sichttiefe, die Sauerstoffsättigung und die Wassertemperatur. Die Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL) fordert in ihren Empfehlungen für Planung, Bau, Instandhaltung und Betrieb von öffentlichen Schwimm- und Badeteichanlagen für den Schwimmerbereich, eine Mindestsichttiefe von einem Meter bei einem Leitwert von > 2 m, eine Sauerstoffsättigung von 80-120 % und eine maximale Wassertemperatur von 23° C. Sichttiefe Die Sichttiefe ist ein Maß für die Trübung des Wassers. Sie ist der wichtigste physikalische Parameter für die Badewasserqualität im Nutzungsbereich. Eine geringe Sichttiefe ist ein Indiz für erhöhte Schwebstofffrachten und somit gleichzeitig ein Alarmsignal für eine Zunahme der Schwebealgen. Sie steht somit in enger Beziehung mit der Entwicklung des Phytoplanktons im Gewässer, d. h. je stärker das Algenwachstum desto trüber wird das Wasser. Die Sichttiefe ist auch gleichzeitig ein wichtiger Parameter für die Sicherheit im Nutzungsbereich. Ohne ausreichende Sichttiefe können Badende nicht angemessen beaufsichtigt werden. Ein Auffinden untergetauchter Personen ist bei eingeschränkter Sicht fast unmöglich. Nach Inbetriebnahme der Versuchsanlage traten erhebliche Unterschiede Färbung Neben der Sichttiefe ist die Färbung eine weitere physikalische Kenngröße für die Beurteilung von schwach verschmutzen Wässern. Die Entwicklung der Färbung im Jahresverlauf in der Versuchsanlage unterscheidet sich sehr von der Entwicklung der Sichttiefe. Dies ist damit zu erklären, dass die Stoffe, die für die Färbung ausschlaggebend sind, relativ schnell aus den Substraten ausgewaschen und im Wasser gelöst wurden. Da offensichtlich keine weiteren Auswaschungen dieser Stoffe mehr stattfanden, hat sich die Intensität der Färbung im Beckenwasser auf einem konstant niedrigen Niveau eingependelt, so dass dies keinen optisch negativen Einfluss auf die Wasserqualität hatte. Auswaschung von Feinteilen (Schlamm) aus den Substraten Sowohl die Sichttiefe als auch die Färbung wurden in den Wasserbecken in erheblichem Maße durch die Auswaschung der Schluff- und Tonfraktion aus den Substraten negativ beeinflusst. Die Schlammmengen, die im ersten Betriebsjahr aus den Substraten ausgewaschen wurden, zeigen, dass zum Teil ungewaschene oder schlecht gewaschene Materialien als Substrate zum Einsatz kamen, die zu einer optischen Verschlechterung der Wasserqualität führten. Im zweiten Betriebsjahr wurde in etwa die gleiche Schlammmenge ausgewaschen wie im Jahr zuvor. Erst im dritten Betriebjahr ist ein erheblicher Rückgang der Schlammmengen in den Wasserbecken zu verzeichnen (siehe Abb. 2). Der Einfluss der Substrate auf die Wasserqualität ist besonders in der Startphase direkt nach Inbetriebnahme der Anlage ersichtlich. Chemische Parameter Das Beckenwasser wurde nicht nur optisch (Färbung und Trübung) sondern auch chemisch-physikalisch in seinen Eigenschaften verändert. Eine Beschreibung aller im Versuch analysierten chemischen Parameter wie organische Stoffe, Nährelemente, Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht, pH-Wert etc. ist in diesem Tagungsband nicht möglich, so dass hier nur auf die wichtigsten Parameter eingegangen werden kann. Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 55 4500 4000 3500 2005 in [g] 3000 2006 2007 2500 2000 1500 1000 500 0 Biocalith 0/16 gew. Sand Kies/Splitt 0/2 2/8 Oolith 2/5 Zeogran 1/2,5 PhosTec 2/4 Abb. 2: Schlammmengen: Summe der Jahresmittelwerte von 2005–2007 – die Menge des anfallenden Schlammes wird von der Körnung und der Mineralzusammensetzung der Substrate bestimmt und weist somit substratbedingt erhebliche Unterschiede auf 250 [mg/l] 200 150 100 50 0 2005 2006 2007 Füllwasser Biocalith 0/16 gew. Sand 0/2 Oolith 2/5 Zeogran 1/2,5 PhosTec 2/4 Kies/Splitt 2/8 Abb. 3: Entwicklung der Stickstofffrachten im Beckenwasser in den Betriebsjahren 2005-2007 56 Stickstoffverbindungen Neben Phosphor sind im Wasser die anorganischen Stickstoffverbindungen wichtige Minimumfaktoren. Aus diesem Grunde ist es nicht verwunderlich, dass bspw. Nitrat, als Nährsalz von den Pflanzen aufgenommen, meistens nur in geringen Mengen im Wasser vorkommt. Deshalb ist es schwierig aus den Konzentrationen der Stickstoffverbindungen Rückschlüsse auf die Primärproduktion der Schwimmteiche zu ziehen, da verfügbare Nitrate und Ammoniumverbindungen stets schnell durch den Stoffwechsel der Pflanzen und Tiere festgelegt werden. Stickstoff kommt sowohl molekular als Stickstoff (N2) als auch in anorganischen und organischen Verbindungen vor. Der anorganisch gebundene Stickstoff kommt überwiegend als Ammonium (NH4+) und Nitrat (NO3-), in geringen Mengen auch als Nitrit (NO2-) vor. Die Erfassung aller Stickstoffverbindungen erfolgt über den Gesamtstickstoff. Für die Ermittlung des Gesamtstickstoffes in den Wasserbecken war vor allem der Nitratstickstoff von Bedeutung, da die anderen Stickstoffverbindungen nur in geringen Mengen (<0,5%) vorlagen. Abbildung 3 zeigt die Entwicklung der Stickstoffbelastung in den Wasserbecken über den gesamten Versuchsablauf. Im ersten Betriebsjahr wurden die Stickstofffrachten von der Stickstoffbelastung des Füllwassers bestimmt. Bereits ab Mitte des zweiten Betriebsjahres fand ein erheblicher Abbau des Stickstoffes in den Wasserbecken statt, der auf eine Entnahme durch die Repositionspflanzen zurückzuführen war. Eine Ausnahme bildete die Variante mit dem Substrat PhosTec. Aufgrund der chemischen Zusammensetzung dieses Substrates (pH-Werte >10) kam es zu keiner normalen Entwicklung der Pflanzen, so dass diese über den gesamten Versuchszeitraum kümmerten und kaum in der Lage waren größere Stickstoffmengen aufzunehmen. Dies kam auch durch die geringe Vitalität der Pflanzen in diesem Substrat sehr gut zum Ausdruck (siehe Vitalität). Phosphor Phosphor ist für alle biologische Organismen von lebensnotwendiger Bedeutung. Somit sind Stickstoff (N) und Phosphor (P) die wichtigsten Nährelemente für das pflanzliche Wachstum. Aufgrund dessen führt jeglicher Phosphoreintrag in ein Gewässer i. d. R. zu einer Erhöhung der Biomasse (hauptsächlich Algen). Die Eutrophierung der Gewässer beruht somit in erster Linie auf der Zunahme der Phosphate. Permanente Phosphateinträge verursachen eine stetig wachsende Produktion organischen Materials. Unter normalen Bedingungen kann aus 1 g Phosphor ca. 100 kg Biomasse gebildet werden. Phosphateinträge aus dem Umland kommen in erster Linie über die Luft (Regen, Stäube, organisches Material wie z. B. Laub etc.), durch Tiere, über das Füllwasser und nicht zuletzt durch die Badenden. Ein Badegast belastet das Badewasser pro Tag mit ca. 0,1 g Phosphor. Mit dieser Kenngröße lässt sich leicht errechnen, wie hoch die tägliche Phosphorbelastung der Schwimmteichanlage in Abhängigkeit von der Besucherzahl ist und wie viel an Biomasse daraus gebildet werden kann. Der Gesamtphosphor (TP = „total phosphorus“) beinhaltet den gelösten, den partikulären und den nach einem Aufschluss messbaren, gesamten Phosphorgehalt. Es wird sowohl der mineralisch gebundene, als auch der organisch gebundene Phosphor (Plankton) erfasst. Der gelöste reaktive Phosphor (SRP = „solouble reactive phosphorus“) besteht überwiegend aus freien Orthophosphat-Ionenkomplexen. Orthophosphat kann durch das Phytoplankton genutzt werden und ist, sofern im Schwimm- und Badeteich vorhanden, direkt algenverfügbar. Es ist bekannt, dass die Belüftung von Gewässer die P-Fixierung (mineralisch und organisch gebundener Phosphor) zwar begünstigt, aber nicht zu einer dauerhaften Immobilisierung des Phosphors im Sediment führt. Sobald das abgelagerte Material in anaerobe Bereiche gerät, wird der an reduzierbare Eisenformen gebundene Phosphor wieder freigesetzt. Des Weiteren wird die Freisetzung von P im Sediment vom Sauerstoffund Kalkgehalt und dem Anteil vom organischen Kohlenstoff beeinflusst. Aufgrund dieser Erkenntnis ist es unabdingbar, Belüftungseinrichtungen in die Schwimmteichanlagen zu integrieren und die Sedimente in Form von abgelagertem Schlamm aus der gesamten Anlage regelmäßig zu entnehmen. Die Leistungsfähigkeit der Regenerationsanlage bezüglich der P-Eliminierung und somit die der gesamten Schwimmteichanlage kann berechnet werden, sofern die Reinigungsleistung der verwendeten Substrate bekannt ist. Dies erweist sich dennoch als schwierig, da die Substrate bereits von vornherein in unterschiedlichen Mengen mit Phosphor belastet sein können. Aus diesem Grunde gibt es in der Praxis diesbezüglich noch erhebliche Schwierigkeiten, da die Reinigungsleistung der verwendeten Substrate bezüglich des Phosphatabbaues im Wasser und der Phosphatbindung nicht genau bekannt ist. Die Anforderungen an den Aufbereitungsbereich, die Phosphorgehalte im Reinwasser auf maximal 0,01 mg/l zu (= 0,031 mg PO4/l) reduzieren, sind, beachtet man die vielen Unzulänglichkeiten, somit sehr hoch gesteckt und in der Praxis nicht immer erreichbar. Nach W. Schäperclaus und M. v. Lukowitcz sind im Teichwasser selbst stark schwankende PO4-Mengen zu finden. Dies ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass PO4 entweder sofort von den Pflanzen genutzt oder vom Boden bzw. Sediment adsorbiert wird. So gibt es bestimmte Algenarten die in der Lage sind Phosphate weit über ihren aktuellen Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 57 0,300 0,250 [mg/l] 0,200 0,150 0,100 0,050 0,000 2005 2006 2007 Füllwasser Biocalith 0/16 gew. Sand 0/2 Kies/Splitt 2/8 Oolith 2/5 Zeogran 1/2,5 PhosTec 2/4 Richtwert Abb. 4: Entwicklung der Phosphorgehalte im Badewasser in den Betriebsjahren 2005–2007 im Vergleich mit dem geforderten Richtwert von 0,01 mg/l Bedarf hinaus aus dem Wasser aufzunehmen und in sehr hohem Maße zu speichern. Dies bewirkt einerseits, dass sich Algen wochenlang in PO4-freien Nährlösungen vermehren können und andererseits, dass oft bereits wenige Tage nach einer PO4-Belastung im Teichwasser praktisch kein PO4 mehr nachgewiesen werden kann. Aufgrund dieser Tatsache lassen sich in der Vegetationszeit in vielen Teichen oft nur sehr geringe Mengen freier Phosphat-Ionenkomplexe im Wasser nachweisen. Die Abbildung 4 zeigt die durchschnittlichen Phosphor-Konzentrationen, berechnet aus den gemessenen Phosphat-Konzentrationen (Umrechnungsfaktor 0,3261), in den Wasserbecken in Abhängigkeit der Substrate und des Füllwassers als Zeitreihe von 2005-2007. Der Anstieg der P-Werte im zweiten Betriebsjahr, ist in erster Linie auf Rücklösungen von gebundenem P zurückzuführen, andererseits aber auch durch das Einbringen und Freisetzen von gebundenen P aus den jeweiligen Substraten. Erhöhte Phosphat-Konzentrationen konnten in den Substraten Zeogran, Biocalith und gewaschener Mainsand nachgewiesen werden. Der für das Algenwachstum wichtigste Nährstoff in den Schwimm- und Badeteichanlagen ist, wie bereits erwähnt, das Nährelement Phosphor. Eine Absenkung um den Faktor 10, wie es hier bei der Ausgangsbelas- 58 tung des Füllwassers nötig wäre, um den geforderten Richtwert von 0,01 mg/l einzuhalten, ist mit Hilfe der eingesetzten Substrate nicht möglich. Aus diesem Grunde ist es eminent wichtig, nur phosphatfreies bis phosphatarmes Wasser für die Erstbefüllung und die weiteren Nach- und Ergänzungsbefüllungen zu verwenden, damit die Regenerationsanlage nicht schon vor Beginn der Inbetriebnahme der Schwimmteichanlage mit Phosphor belastet wird. Mikrobiologische Parameter Gesundheitsrisiken in Schwimm- und Badeteichanlagen gehen im Wesentlichen von pathogenen Krankheitserregern aus, mit denen der Badende im Wasser oder in unmittelbarer Umgebung in Kontakt kommt. Die Belastung des Wassers erfolgt fast ausschließlich über Ausscheidungen durch die Badenden selbst und seltener über Wasservögel, wie z. B. Wildenten, die in die Schwimmteiche einfallen und mit ihrem Kot zu zusätzlichen Verunreinigungen führen. Um eventuelle Gefahren durch pathogene Keime in Kleinbadeteichen für die Badenden auszuschließen, hat das Umweltbundesamt eine Empfehlung herausgegeben, in der die hygienisch-mikrobiologischen Anforderungen an das Badewasser definiert sind. Die höchsten Anforderungen gelten für das Füllwasser. Darin dürfen Escherichia coli und Enterokokken in 100-ml-Proben nicht nachweisbar sein. Im Badeteichwasser dürfen bis zu 100 Escherichia coli, 50 Enterokokken und 10 Pseudomonas aeruginosa pro 100-ml-Probe enthalten sein. Das Reinwasser sollte mindestens eine um das 0,1-fache geringere Belastung aufweisen als das Badeteichwasser. Neben Escherichia coli und den Enterokokken ist Pseudomonas aeruginosa aus der Familie der Pseudomonaden der am häufigsten auftretende Krankheitserreger in den Naturbädern. Hierbei handelt es sich um Bakterien, die ubiquitär im feuchten Milieu vorkommen und sich bei günstigen Bedingungen, sowohl im Wasser als auch in den Filteranlagen, sehr schnell vermehren können. Zur Ermittlung der bakteriellen Belastung und deren Abbau durch die bepflanzten Bodenfilter mit den zugehörigen Wasserbecken wurden diese mit Abwasser aus der Vorreinigung einer Pflanzenkläranlage mit den darin enthaltenen pathogenen Keimen beschickt. Im Betriebsjahr 2006 wurde mit Keimen belastetes Abwasser in die Wasserbecken eingebracht und gleichmäßig im gesamten Wasserkörper verteilt. Anschließend wurden direkt nach Beimpfung Wasserproben zur Ermittlung der Keimzahlen entnommen. Zur Ermittlung der Abbaurate wurde nach 48 Stunden eine weitere Verprobung des Beckenwassers durchgeführt. Die relativ hohe Verkeimung kurz nach Beimpfung der Wasserbecken ist nach 48 Stunden fast vollständig eliminiert. Bei den verbleibenden Keimzahlen in den Wasserbecken der Regenerationsanlagen sind substratbedingt nur sehr geringe Unterschiede zu verzeichnen. Die Reinigungsleistung der Substrate ist mit 97 % bis 100 % sehr hoch. Die bepflanzten Bodenfilter können somit unabhängig vom Substrat, alle die geforderten Grenzwerte einhalten bzw. erheblich unterschreiten. Lediglich das Substrat PhosTec bildet eine Ausnahme. Die durch das Substrat verursachten hohen pH-Werte in den Wasserbecken und den daraus entstehenden chemischen Reaktionen wurden die Keime bereits beim Beimpfen größtenteils abgetötet. Im Betriebsjahr 2007 wurde die Anzahl der Proben bei der zweiten Probenahme von zwei auf drei Proben erweitert. Die Beprobungsintervalle wurden verringert, so dass die zweite Beprobung (erste Beprobung unmittelbar nach Beschickung) bereits nach 5 Stunden und die dritte Beprobung 24 Stunden nach der Beschickung durchgeführt wurden. Die erste Beschickung mit zwei Probenahmen aber kürzerem Beprobungsintervall fand im Juni 2007 statt. Unmittelbar nach der Beimpfung und 24 Stunden danach wurde das Beckenwasser auf E. coli analysiert. Die Wasseranalysen ergaben auch hier eine Elimination von rd. 99 % unter Einhaltung des geforderten Grenzwertes von 100/100 ml. Die zweite Beschickung mit drei Probenahmen fand einen Monat später im Juli 2007 statt. Diesmal wurde das Beckenwasser ebenfalls kurz nach Beschickung, nach 5 Stunden und ein weiteres Mal 24 Stunden nach der Beimpfung mit Escherichia coli verprobt. Das Ergebnis für die Keimanalysen nach 24 Stunden ist mit dem der Verprobung im Monat Juni vergleichbar. E. coli wurde auch diesmal soweit eliminiert, dass der geforderte Grenzwert erheblich unterschritten werden konnte. Die Abbauraten liegen ebenfalls mit rd. 91-99 % in der gleichen Größenordnung. Die zusätzliche und zeitlich vorgezogene Verprobung fand noch am selben Tag bereits 5 Stunden nach der Beimpfung statt. Die Elimination bezüglich E. coli war zwar in allen Substratvarianten befriedigend, aber mit Ausnahme der Substrate Phostec und Oolith, nicht ausreichend. Obwohl die Reinigungsleistungen der bepflanzten Bodenfilter mit ca. 70-80 % noch recht beachtlich waren, konnte der Grenzwert für E. coli von 100 Keimen pro 100 ml Wasser (Durchschnitt der drei Wiederholungen pro Substrat) bei den Substraten Biocalith, gewaschener Sand, Kies/Splitt und Zeogran nicht mehr eingehalten werden (siehe Abb. 5). Auch die anderen mitverprobten Keime wie Enterokokken und Pseudomonas aeruginosa verhielten sich ähnlich wie E. coli und führten ebenfalls zu Grenzwertüberschreitungen. Für die Praxis bedeutet dies, dass bei einer kurzfristigen hohen Belastung des Badewassers mit Fäkalkeimen, wie das im Kleinkinderund Nichtschwimmerbecken durchaus der Fall sein kann, ein erhöhtes Infektionsrisiko für die Badenden besteht. Biologische Parameter Vitalität der Repositionspflanzen Die Repositionspflanzen dienen in erster Linie der biologischen Reinigung des abgebadeten Wassers. Die Reinigung des Wassers erfolgt durch Entzug von Nährstoffen. Hierbei handelt es sich um die Nährstoffe, die auch hauptsächlich für das Algenwachstum verantwortlich sind und somit in Konkurrenz mit den Repositionspflanzen stehen. Aus diesem Grunde ist es wichtig solche Repositionspflanzen auszuwählen, die sich an die künstlich geschaffenen Standortverhältnisse optimal anpassen können, um dem Badewasser möglichst viele Nährstoffe zu entziehen. Die Nährstoffkonzentrationen in den Wasserbecken der Versuchsanlage wurden von dem Füllwasser, von Einträgen aus der Luft, dem Umland und letztendlich von den Materialzusammensetzungen der jeweiligen Substrate bestimmt. Die Menge der pflanzenverfügbaren Nährstoffe und ihr Verhältnis zueinander in Verbindung mit weiteren wasserchemischen Eigenschaften, Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 59 Anzahl der Keime / 100 ml Beckenwasser 1800 1600 1400 1200 1000 800 600 400 200 0 Biocalith Sand Kies/Splitt E. coli nach Beimpfung E. coli Keimzahl nach 24 h Oolith Zeogran PhosTec E. coli Keimzahl nach 5 h E. coli Grenzwert Abb. 5: Elimination von Escherichia coli in den Wasserbecken in Abhängigkeit der Substrate – Keimzahlen in den Wasserbecken unmittelbar nach Beschickung, nach 5 und nach 24 Stunden; Probenahme 09/10.07.2007 Vitalitätsstufen [1 - 9] 9 7 5 3 1 2005 Biocalith 0/16 Oolith 2/5 2006 gew. Sand 0/2 Zeogran 1/2,5 2007 Kies/Splitt 2/8 PhosTec 2/4 Abb. 6: Entwicklung der Repositionspflanzen in den Betriebsjahren 2005-2007 (Vitalitätsstufen: 1 = Pflanzen teilw. abgestorben; 3 = Pflanzen kümmern; 5 = Pflanzen normal/vital; 7 = wüchsig; 9 = üppig) 60 wie bspw. dem pH-Wert, bestimmten das Wachstum und die Vitalität der Repositionspflanzen. Der Einfluss der Substrate auf die Entwicklung der Repositionspflanzen während der drei Versuchsjahre 2005-2007 ist in Abbildung 6 deutlich zu sehen. Im ersten Betriebsjahr wurde die Vitalität der Pflanzen in allen Bodenfiltern gleich bewertet. Die Pflanzen konnten sich in den ersten Wochen und Monaten zum Teil noch über die mit dem Wurzelballen eingebrachten Nährstoffe mitversorgen. Im zweiten Betriebsjahr trat bei den Pflanzen in den Bodenfiltern mit den Substraten PhosTec, Splitt/Kies und Biocalith eine Stagnation des Pflanzenwachstums ein und im dritten Betriebsjahr zu einer rückläufigen Entwicklung. Die Repositionspflanzen in den Bodenfiltern mit den restlichen Substraten (Sand, Zeogran und Oolith) hingegen entwickelten sich sehr gut, so dass sie mit den höchsten Vitalitätsstufen 7 und 9 bonitiert wurden. Bild 2: Im Bild vorne links kümmernde Pflanzen in einem Bodenfilter mit dem Substrat PhosTec. Hinten rechts im Bild Pflanzen mit gutem Wachstum in einem Bodenfilter mit Oolith (Foto: Frank, LWG, Juli 2007). Bild 2 zeigt die substratabhängige Entwicklung der Repositionspflanzen im Versuchsjahr 2007. In dieser Badesaison sind – substratbedingt - die Unterschiede in den Bodenfiltern bezüglich des Wachstums und der Vitalität der Pflanzen sehr gut zu sehen. Aufgrund dieser prägnanten Unterschiede wurde die erweiterte Zielsetzung zur Optimierung des ästhetischen Aspektes nur in jenen Bodenfiltern erreicht, die günstige Bedingungen für das Wachstum der Repositionspflanzen bieten. Algenbesatz (Fadenalgen) in den Wasserbecken Das Füllwasser in den Wasserbecken wurde in seiner physikalischen und chemischen Zusammensetzung durch den Einfluss der Substrate unterschiedlich verändert. Veränderungen, die die chemischen Eigenschaften des Wassers optimieren und stabilisieren, erhöhen die Selbstreinigungskraft des Wassers dahingehend, dass sie der vorhandenen Flora und Fauna gute und ausgewogene Lebensbedingungen schaffen und erhalten. Bei Gewässern bezeichnet man diesen Zustand als Gleichgewicht. Dieses Gleichgewicht wird durch den Selbstreinigungsprozess des Gewässers erhalten. Hierfür verantwortlich sind sowohl die zoologischen Organismen, wie zum Beispiel die Daphnien, als auch Algen und höhere Pflanzen. Eine Störung dieses Gleichgewichtes durch überhöhte Nährstoffeinträge führt zwangsläufig zu einer Veränderung der Lebensbedingungen im Gewässer. Dies führt im Allgemeinen zuwar zu einem besseren Wachstum der Repositionspflanzen, schafft aber gleichzeitig auch gute Lebensbedingungen für die Entwicklung der Algen in den Wasserbecken. Die substratbedingten Unterschiede bezüglich der Wasserqualität in den Wasserbecken der Versuchsan- lage führten zu einem sehr differenzierten Wachstum der Repositionspflanzen in den Bodenfiltern. Unabhängig davon entwickelten sich die Algen in den Wasserbecken. Ihre Entwicklung wurde durch eine regelmäßige Bonitur mit einem festgesetzten Boniturschlüssel von 1–9 ermittelt (siehe Abb. 7). Im ersten Betriebsjahr kam es in den Wasserbecken zu keiner nennenswerten Algenentwicklung. Im zweiten Betriebsjahr kam es in den Wasserbecken aller Substrate mit Ausnahme des Substrates Zeogran, zu einem geringen Algenbesatz. Eine deutliche Zunahme des Algenwachstums fand erst im Frühjahr des dritten Betriebsjahres statt. In diesem Betriebsjahr pendelt sich der Algenbesatz mit steigender Tendenz zwischen der Stufe 3 und 5 ein, d. h. zwischen einem leichten Besatz mit einzelnen Fäden am Rand und einem mäßigen Besatz mit ersten freischwimmenden Algen. Diese zunehmende Entwicklung des Algenwachstums in den drei Betriebjahren ist in der Abbildung 6 deutlich zu erkennen. In dieser Abbildung sind die Jahresmittelwerte des Algenbesatzes in Abhängigkeit der einzelnen Substrate für die drei Betriebsjahre als Zeitreihe aufgestellt. Diese zusammenfassende Darstellung verwischt zwar die jahreszeitlichen Schwankungen des Algenbesatzes, zeigt aber dafür sehr übersichtlich die tatsächliche Entwicklung, die auf eine weitere Zunahme des Algenbesatzes in den nachfolgenden Jahren hinweist. Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 61 9 Stufe [1 - 9] 7 5 3 1 2005 2006 Biocalith 0/16 Oolith 2/5 2007 gew. Sand 0/2 Zeogran 1/2,5 Kies/Splitt 2/8 PhosTec 2/4 Abb. 7: Entwicklung der Fadenalgen in den Betriebsjahren 2005-2007 (Algenbesatz: 1 = kein Besatz; 3 = leichter Besatz, einzelne Fäden am Rand; 5 = mäßiger Besatz, erste Algen freischwimmend; 7 = starker Besatz, einzelne Algenhaufen; 9 = sehr starker Besatz, überwiegend Flächendeckend) Tab. 1: Betriebskosten im früheren konventionellen Freibad und im jetzigen Schwimmteich in Schöllkrippen im Vergleich zu konventionellen Freibädern der Gruppe 1.6 in der BRD Konventionelle Freibäder (Gruppe 1.6) Kostenaufteilung Sa. Einnahmen o. Steuer Schöllkrippen Freibad Schwimmteich Mittel 2003-2006 € Min. 2005 € Max. 2005 € Mittel 2005 € Mittel 1996-2000 € 5.127 264.141 102.235 39.350 83.266 Personalkosten 25.652 260.249 132.401 52.759 57.353 Personalkosten 14,24 % 69,62 % 42,68 % 49,08 % 60,92 % ? ? ? 1.129 697 417 142.608 36.672 3.830 646 ? ? ? 4.467 - 4.174 - Abwasser / Kanalgebühren 1.215 34.959 12.018 12.932 1.854 Strom 2.978 82.390 23.122 7.015 4.102 297 28.977 9.041 9.464 1.973 45.940 1.111.120 336.743 107.497 94.141 -40.650 -954.736 -228.531 -68.147 -10.875 11,16 % 79,49 % 30,52 % 36,60 % 88,45 % 3.352 537.228 73.091 36.881 41.288 Bewirtschaftungskosten Müllgebühren Wärme (Heizöl/Gas) Chlor Wasseraufbereitung Wasserverbrauch Sa. Betriebskosten (ohne Steuer) Saldo Einnahmen Ausgaben o. Steuern Kostendeckungsgrad Besucherzahl 62 Wirtschaftlichkeit von Schwimm- und Badeteichanlagen Unterschiedliche Bauweisen, Ausstattungen, Anlagengröße etc. wirken sich erheblich auf die Erstehungskosten von Schwimmteichanlagen aus. Deshalb ist ein direkter Kostenvergleich sowohl dieser Anlagen untereinander, als auch mit konventionellen Freibädern nur bedingt möglich. Aus diesem Grunde ist es sinnvoll nur die Betriebskosten für einen Vergleich o. g. Anlagen heranzuziehen und zu bewerten. Die Wirtschaftlichkeitsberechnung am Beispiel der Schwimmteichanlage in Schöllkrippen soll neben den ökologischen Aspekten einer chemikalienfreien und energiesparenden Aufbereitung des Wassers auch die ökonomischen Vorteile von naturnahen Schwimmteichen dokumentieren. Hierfür werden die durchschnittlichen Betriebskosten des Naturerlebnisbades (Schwimmteich) mit den Betriebskosten des ehemaligen Freibades, beide Schöllkrippen und den konventionellen Freibäder der Gruppe 1.6 verglichen (siehe Tab. 1). Der leichte Anstieg der Personalkosten in der Schwimmteichanlage von Schöllkrippen ist auf den höheren Pflegeaufwand zurückzuführen. Dieser beinhaltet in erster Linie die Pflege der im Naturerlebnisbad größer ausgelegten Erholungs- und Freizeiteinrichtungen und nicht zuletzt die regelmäßige Entnahme von Fadenalgen aus dem Nutzungsbereich. Trotzdem steigt der Kostendeckungsgrad von 36,6 % im ehemaligen Freibad auf 88,5 % im Schwimmteich. Diese Kostenentwicklung ist auf die im Schwimmteich geringeren Bewirtschaftungskosten für die Wasseraufbereitung, Abwasser- und Kanalgebühren, Strom- und Heizkosten, Wasserverbrauch und nicht zuletzt auf höhere Besucherzahlen infolge der gesteigerten Attraktivität des Naturerlebnisbades zurückzuführen. muss somit weiterhin regelmäßig entfernt werden. Wartungs- und Pflegeaufwand sind dadurch erhöht. Erhöhtem Aufkommen von Algen in den Schwimmteichanlagen kann durch folgende Maßnahmen prophylaktisch entgegengewirkt werden: • Verwendung von phosphatfreiem Füllwasser • Optimale Abstimmung der einzelnen Anlagenkomponenten • Einsatz von zusätzlichen Filteranlagen und /oder Sedimentationsschächten für das abgebadete Wasser • Regelmäßige Entfernung des sich absetzenden Schlammes • Einsatz von gewaschenen Substraten, d. h. ohne Feinkornanteile • Keine Verwendung von ungeeigneten Materialien • Revisionsöffnungen zur Reinigung und Entlüftung in den Regenerationsanlagen • Nährstoffentzug durch rechtzeitige Ernte der Repositionspflanzen • Einbindung der Schwimmteichanlage mit entsprechendem Freibord und/oder Dränage zur Ableitung des Oberflächenwassers Robert Frank LWG Veitshöchheim Literatur Hinweise für die Praxis Aufgrund dieser neuen Erkenntnisse können hier als Fazit folgende Aussagen getroffen werden: Die in öffentlichen Schwimm- und Badeteichen in Bayern eingesetzten Substrate und Phosphatadsorber sind nicht in der Lage größere Mengen Phosphat aus dem Beckenwasser zu entziehen. Dies führt zwangsläufig je nach Höhe der Belastung des Wassers mit Phosphat zu mehr oder minder starkem Algenwachstum in den Schwimmteichanlagen. Aufkommender Algenbesatz Bundesgesundheitsbl. – Gesundheitsforsch. – Gesundheitsschutz, 6. 2003: Empfehlung des Umweltbundesamtes für „Hygienische Anforderungen an Kleinbadeteiche (künstliche Schwimm- und Badeteichanlagen). Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL), 2003: Empfehlungen für Planung, Bau, Instandhaltung und Betrieb von öffentlichen Schwimm- und Badeteichanlagen W. Schäperclaus und M. v. Lukowitcz, 1998: „Lehrbuch der Teichwirtschaft“ 4. Auflage – Blackwell WissenschaftsVerlag, Berlin Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 63 Der Referent Robert Frank - Diplom-Forstwirt (Univ.) Nach dem Studium der Forstwissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg war Robert Frank zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forstlichen Versuchsund Forschungsanstalt Freiburg und später als kaufmännischer Mitarbeiter im Holzgroßhandel tätig. Nach einer Weiterbildung zum Fachmann für Technischen Umweltschutz mit Schwerpunkten biologische Abwasserreinigung, Immissionsschutz und Abfall wechselte er 1996 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Abteilung Landespflege, in Veitshöchheim. Dort ist er dem Sachgebiet Landschaftspflege und Landschaftsentwicklung zugeordnet. Schwerpunkte seiner Tätigkeit liegen in der praxisorientierten Forschung für den Garten- und Landschaftsbau, speziell in der biologischen Abwasserreinigung, Klärschlammvererdung, ökologischer Teichbau, Gewässerrenaturierung, Regenwassernutzung, Schotterrasen u.a.. Robert Frank ist für die Durchführung des Motorsägekurses in Theorie und Praxis an der Fach- und Technikerschule zuständig. Außerdem ist er Mitglied im Regelwerksausschuss "Begrünbare Flächenbefestigungen" der FLL. 3. GaLaBau-Herbst Elektronisches Aufmaß versus Bandmaß Möglichkeiten EDV-unterstützter Abrechnung im GaLaBau Mittwoch, 08. Oktober 2008 Ungetrübtes Badevergnügen im Garten Schwimmteichsysteme im Vergleich Mittwoch, 22. Oktober 2008 Bitte beachten Sie die Hinweise auf unserer Homepage www.lwg.bayern.de 64 Moorbad im Hausgarten? Standortangepasste Bepflanzung nährstoffarmer Schwimmteiche Prof. Dr. Wolfram Kircher Zusammenfassung Intensiv gefilterte Schwimmteiche weisen vor allem in Privatgärten extrem niedrige Stickstoffgehalte auf. Um dennoch eine attraktive Bepflanzung zu gewährleisten, kann entweder gedüngt oder eine standörtlich angepasste Vegetation ausgewählt werden. Zwar sind in der Natur kaum kultivierbare aquatische Arten oligotropher Gewässer zu finden, doch gibt es eine große Vielfalt in Arm-Mooren. In 6 Pilotanlagen im Raum Bernburg bewährten sich viele Arten in Sumpfbeeten und als Feuchtwiese ausgebildeten Uferzonen. Sie ergaben attraktive, dynamische Vegetationsbilder. Das Substrat befand sich dabei immer im Wasseranstau, die Oberfläche ragte 5 bis 15 cm über den Wasserspiegel hinaus. Ein Tastversuch mit Pflanzvarianten aus Kalk-, Zwischen- und Hochmoorarten auf Sandfiltern mit intermittierender, vertikaler Durchrieselung ohne permanenten Wasseranstau wurde an der LWG Veitshöchheim durchgeführt. Hier konnte die Variante „Zwischenmoor“ in ihrer Ästhetik sehr überzeugen, während das „Hochmoor“ mit Sphagnum-Moos unbefriedigend schwache Vitalität zeigte. Problemstellung In den „Empfehlungen für Planung, Bau und Instandhaltung von privaten Schwimm- und Badeteichen“ werden 5 grundsätzliche Bautypen bei privaten Badeteichanlagen unterschieden. In der Praxis werden häufig Anlagen der Typen 3 und 4 (FLL, 2006, S. 23) realisiert, die durch entsprechend wirksame durchströmte Filterzonen eine starke Nährstoffminimierung bewirken. Dadurch ergibt sich eine glasklare Wasserqualität, die mit Chemikalien behandelten SwimmingPools in nichts nachsteht. Der Preis hierfür ist jedoch ein sehr unbefriedigendes Pflanzenwachstum. Durch die Wasserbewegung entstehen Zonen von Sauerstoffanreicherung, in denen aerobe Bakterien das im Wasser gelöste Ammonium (NH4+) zu Nitrat (NO3-) oxidieren. In Zonen geringen Sauerstoffgehaltes kommt es zur Reduktion des Nitrates und es entweicht N2 gasförmig als Luft-Stickstoff in die Atmosphäre. Der so eintretende Stickstoffmangel ist als Hauptursache für wenig vitale Pflanzen mit vergilbten Blättern anzusehen. Leider werden im gängigen Wasserpflanzensortiment überwiegend Arten meso- bis eutropher Naturstandorte bzw. sehr stark wuchernde Röhrichtbildner als sogenannte „Repositionspflanzen“ (nach Seitz, 2001) geführt. In kleinen Anlagen haben Rohrkolben und Co. den Uferbereich in wenigen Jahren unter ihren rasant wachsenden Trieben begraben. Rasch drohen sie auch noch die Tiefwasserzone zu erobern. Der Kampf gegen die Natur ist eingeläutet... Weniger wuchernde „Standardpflanzen“ sind SumpfSchwertlilien, Scheincalla, Blumenbinse (Butomus), Froschlöffel, Zyperngras-Segge oder Hechtkraut (Pontederia), die aber sehr sensibel auf Nährstoffmangel reagieren: die Blätter hellen sich auf und sie werden anfällig gegenüber Pilzkrankheiten (siehe auch Kircher, 2005). Bild 1: Glasklares Wasser, aber schlechtes Pflanzenwachstum: typische Situation in einem intensiv gefilterten, nährstoffarmen Badeteich. Besonders bei Vegetation in stehendem Wasser kommt es zu Mangelerscheinungen. Im direkten Einflussbereich durchströmter Filterzonen ist die Ernährungssituation günstiger, da mit der Wasserbewegung permanent neue Nährstoffe an die Vegetation herangeführt werden. Oft wird auch empfohlen, regelmäßig zu düngen, was zwar die Symptome kaschiert, das Problem der unangepassten Pflanzenauswahl jedoch nicht nachhaltig angeht. Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 65 Pilotprojekte mit Moorpflanzen Üblicherweise liegen die Pflanzbereiche von Schwimmteichen submers, also im überstauten Bereich. In natürlichen Gewässern finden wir aber nur wenige geeignete echt aquatische Arten oligotropher Gewässer. Dagegen existiert eine erhebliche Artenfülle in nährstoffarmen Mooren unterschiedlicher pH-Ausprägungen. Mit solchen Pflanzen können Uferzonen von Schwimmteichen bepflanzt werden, wenn deren Substratoberfläche wenige Zentimeter über der Wasserlinie liegt. In sechs Pilotprojekten im Raum Bernburg (südlich Magdeburg) wurden Stauden und einige Kleinsträucher oligo- bis mäßig mesotropher Kalk-, Zwischenund Hochmoore getestet. Alle Anlagen befinden sich im Mitteldeutschen Trockengebiet mit kontinental getöntem Klima und einer mittleren Jahresniederschlagsmenge von unter 500 mm: • Anlage 1: privater Schwimmteich in Staßfurt. Randzonen bepflanzt mit Mischungen aus Arten oligotropher Kalk- und Zwischenmoore. In separatem Bereich Arten der sauren Sphagnum-Moore (Charakter von Hochmooren) und saurer Sümpfe. Bepflanzte Zonen ca. 40 m². Angelegt 1998. • Anlage 2: privater Schwimmteich in Aschersleben. Bachlauf zur Regeneration bepflanzt mit Arten nährstoffarmer Kalk- und Zwischenmoore. Entlang der Schwimmzone Hochstauden und Hochmoorzone in separatem Bereich. Bepflanzte Zonen ca. 25 m². Angelegt 2001. Bild 2: Dactylorhiza-Hybriden breiten sich im Lauf weniger Jahre in der Moorzone am Ufer des Schwimmteiches aus und werden zum wesentlichen Aspektbildner im Mai und Juni. • Anlage 3: Zierteich mit Bachlauf in Staßfurt. Ca. 6 m² Randstreifen bepflanzt mir Kalkmoorarten. Angelegt 1998. • Anlage 4: Sumpfbeet (10 m²) mit Hochmoor-Vegetation in Staßfurt. Angelegt 2001. • Anlage 5: Sumpfbeet (12 m²) mit Kalkmoor-Arten in Bernburg. Angelegt 1999. • Anlage 6: Sumpfbeet (12 m²) mit Hochmoor-Arten in Bernburg. Angelegt 1999 Nähere Beschreibung siehe Kircher (2005 und 2007) In Tabelle 1 sind einige Arten gelistet, die nach den in den Pilotanlagen gewonnenen Erfahrungen als empfehlenswert für die Gestaltung entsprechender Moorzonen im Randbereich nährstoffarmer Badeteiche angesehen werden. 66 Bild 3: Im Herbst bestimmen die zartrosa Blütenbälle des Duft-Lauches (Allium suaveolens) das Vegetationsbild. Tab. 1: Empfohlene Arten für die Randbepflanzung nährstoffarmer privater Schwimmteiche (Feuchtwiesenzone) • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Kalkmoor • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Zwischenmoor (neutral) Saures Moor ohne Sphagmum Sphagnum Hochmoor Gesäte Arten 9 8 8 6 9 7 8 8 8 6s 9 9 8 7 5 8 5 8 6 7 7 7 9 5 6s 7 8 8 5 9 7 5 8 7 9 7 Empfohlener Lebensbereich Eingestreut 1, 2, 3, 5 1, 4, 6 1, 2, 4, 6 1 1, 2, 3, 5 1, 2, 7 1, 2, 3, 4, 5 1, 2, 3, 5 1, 2, 3, 5 1, 2, 4 1, 2, 5 1, 2, 4, 6 1, 2, 3, 5 1, 2, 3, 5 1, 2 1, 2, 3, 5 1, 2, 3, 5 1, 4, 6 1 1, 6 1, 4, 6 3 1, 4 1, 2, 3, 5 1, 2 1, 2, 4 2, 3, 5 2, 3, 5 1, 6 1, 2, 4, 6 1, 2, 4, 6 1, 3 1, 2, 3, 5 1, 2, 3, 6 1, 2, 4, 6 1 Bodendecker Allium suaveolens Andromeda polifolia Aster nemoralis Cardamine pratensis Carex davalliana Carex diandra Carex flava subsp. flava Carex viridula Dactylorhiza Hybriden Drosera anglica, D. rotundif. Epipactis palustris Erica tetralix Eriophorum latifolium Gentiana asclepiadea Gentiana pneumonanthe Gladiolus palustris Iris sibirica Ledum groenlandicum Lythrum salicaria 'Robert' Menyanthes trifoliata Narthecium ossifragum Pinguicula grandiflora Pogonia ophioglossoides Primula frondosa Rhinanthus serotinus Sarracenia purpurea Schoenus ferrugineus Schoenus nigricans Sphagnum capillifolium Sphagnum palustre Sphagnum squarrosum Swertia perennis Tofieldia calyculata Trichophorum alpinum Vaccinium oxycoccus Zigadenus elegans Begleiter Getestet in Anlage Nr. Gerüstbildner Art Vitalität (Durchschnitt) Verwendungskategorie * • • • • • * Bezeichnung und Definition der Verwendungskategorien in Anlehnung an AK Pflanzenverwendung, 2006 Legende Vitalität: 1 = unbefriedigendes Wachstum. Kaum blühend, starke Mangelsymptome, 3 = schwaches Wachstum / Blühen, evtl. leichte Mangelsymptome, 5 = mäßiges Wachstum / Blühen, keine Mangelsymptome, 7 = gutes Wachstum, Gedeihen und Blüte zufriedenstellend, 9 = sehr starkes Wachstum, optimale Blüte und Gedeihen, s = kurzlebige Pflanze (1 - 4 Jahre), oft versamend weitere Arten mit Vitalität = 5: Allium angulosum, Adenophora liliilolia, Arnica montana, Bletilla striata, Carex capillaris, C.echinata, Darlingtonia californica, Dianthus superbus, Mimulus primuloides, Parnas-sia palustris, Pedicularis sceptrum-carolinum (s), Trichophorum caespitosum, Vaccinium macrocarpum Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 67 Moorvegetation im Test auf bepflanzten Sandfiltern zur Aufbereitung von Schwimmteich-Wasser Auf dem Gelände der LWG Veitshöchheim wurde im Juni 2004 ein Versuch aufgebaut, der zeigen sollte, ob das Versickern des umgewälzten Wassers durch einen bepflanzten Sandfilter das Aufkommen von Fadenalgen vermindert. Bei der Pflanzenauswahl wurden 3 verschiedene Mischungen aus oligotraphenten bis mesotraphenten Hoch- und Niedermoorarten berücksichtigt und mit einer Variante aus eutraphenten Reichmoorarten verglichen, die den konventionellen „Repositionspflanzen“ entspricht. Der Test wurde als Tastversuch ohne Wiederholung zur ersten Orientierung aufgebaut. Die Konstruktion der Sandfilter ist in Abbildung 1 dargestellt. Die jeweils 1000 Liter großen Kunststoffbehälter waren jeweils mit einem weiteren Behälter gleicher Größe verbunden, der als SchwimmteichModell mit Wasser gefüllt war (Bild 4). Aus dem Modellteich wurde intermittierend Wasser abgepumpt und über einen gelochten Spiralschlauch über die Oberfläche des Filters verteilt, um durch den Sandkörper zu sickern. Am Boden des dort vertikal eingebauten KG-Rohres pumpte eine zweite Tauchpumpe das Wasser wieder in den Teich zurück. Gemessen wurden regelmäßig pH-Wert, Säurekapazität (temporäre Härte), Permanganatindex (Gehalt an oxidierbaren Stoffen), Phosphat-, Nitrat-, Ammonium-, Kalium- und Eisengehalt sowie der Trockenmasseauf- Bepflanzung mit Repositionspflanzen bzw. Moorvegetation wuchs an Fadenalgen. Bonitiert wurden ferner die visuelle Wirkung (4 bis 5 Bewerter) und die Vitalität der Bepflanzung, die Färbung des Wassers und der Fadenalgenbesatz. Die Termine der Bewertungen sind in den Abszissen (X-Achsen) der Grafiken (Abb. 2-6) aufgetragen. Tabelle 2 zeigt die Pflanzvarianten und ihre Artenzusammensetzung sowie eine Bewertung der Vitalität nach 3 Versuchsjahren (Auswertung Juli 2007) und Verwendungsempfehlungen. Nach den Ergebnissen der visuellen Bonituren erreichte die Pflanzenauswahl zum „Reichmoor“ in den gedüngten Varianten eine deutlich bessere Vitalität als in der ungedüngten (Abb. 5). Die bei Harnstoffapplikation (Variante 3) erheblich gesteigerte Wuchskraft führte insbesondere bei Phragmites australis zu so starkem Zuwachs im dritten Versuchsjahr, dass die visuelle Bewertung (Abb. 4) hier etwas schlechter ausfiel als bei Düngung mit Hornspänen (Variante 4) und ohne Düngung (Variante 2). Nach Abb. 2 erhielt die Zwischenmoor-Pflanzung insgesamt die höchsten Bewertungen (siehe Boniturschlüssel unter Abb. 2). Innerhalb der gesamten Versuchsdauer lagen 53 % der Bonituren bei 7 (gut) beziehungsweise 9 (sehr gut). Auch die Vitalität (Abb. 3) dieser Variante wurde am besten bewertet und lag in den Vegetationszeiten Frühjahr bis Herbst stabil bei 9 bzw. 7. Visuelle Wirkung und Vitalität der Kalkmoorvariante fielen etwas besser aus als beim ungedüngten Reichmoor. Die Strukturen und Texturen der insgesamt deutlich niedrigwüchsigeren Moorvegetation dürften für die besseren Bewertungen verantwortlich gewesen sein. Beschickung mit techn. hergestelltem Teichwasser über Verteilersystem Ableitung des gereinigten Wassers 5 cm Kies 8/16 55 cm Sand 0/2 5 cm Kies 2/8 5 cm Kies 8/16 10 cm Kies 16/32 KG-Rohr DN 250 mit integrierter Tauchpume Dränschlitze B: ca. 4-5 mm L: ca. 3-4 cm Abb. 1: Schnitt durch den Sandfilter des Versuches (Zeichnung: LWG Veitshöchheim) 68 Bild 4: Versuchsaufbau mit bepflanzten Sandfiltern. Im Vordergrund eine Variante mit Bepflanzung „Reichmoor“. Tab. 2: Bepflanzungsvarianten des Sandfilter-Versuches an der LWG Veitshöchheim Varianten Stückzahl / Art Bewertung und Empfehlungen 1 Nullparzelle – unbepflanzt – Bereits nach einer Vegetationsperiode durch Kolmation nicht mehr funktionsfähig 2 Reichmoorarten – ohne Düngung 1 Butomus umbellatus 3 Caltha palustris 3 Eriophorum angustifolium 1 Iris pseudacorus 3 Lythrum salicaria 3 Myosotis palustris 1 Phragmites australis 1 Schoenoplectus lacustris 1 Thelypteris palustris 1 Typha shuttleworthii sehr vital und empfehlenswert vital und sehr empfehlenswert wenig vital, leichte Mangelerscheinungen sehr vital und empfehlenswert sehr vital und empfehlenswert, Versamung sehr vital und empfehlenswert, Versamung vital, aber für artenreiche Pflanzungen zu invasiv mäßig vital, leichte Mangelerscheinungen zunächst mäßig vital zunächst mäßig vital 3 Reichmoorarten – Blattdüngung (Harnstoff „Azolon“ 0,5%) monatlich März - Juli Bepflanzung wie Variante 2 vor allem Phragmites deutlich kräftiger im Wuchs verdrängend 4 Reichmoorarten – Düngung mit Hornspänen, entsprechend 2,5 g N/m², jährlich im März Bepflanzung wie Variante 2 vor allem Phragmites deutlich kräftiger im Wuchs 3 Allium schoenoprasum 1 Asclepias incarnata 5 Carex diandra 5 Eleocharis quinqueflora 1 Epipactis ‘Sabine’ 3 Iris sibirica 5 Schoenus nigricans 3 Succisa pratensis 8 Allium suaveolens 5 Caltha palustris 6 Carex davalliana 6 Carex viridula 3 Dactylorhiza Hybride 1 Epipactis palustris 5 Eriophorum latifolium 5Schoenus ferrugineus sehr vital und empfehlenswert mäßig vital, leichte Mangelerscheinungen vital, in geringer Beimischung empfehlenswert kümmernder Wuchs, nicht empfehlenswert relativ vital, empfehlenswert mäßig vital sehr vital und empfehlenswert durch starke Versamung zu invasiv vital und sehr empfehlenswert vital und sehr empfehlenswert meist vital, empfehlenswert meist vital, empfehlenswert meist vital, sehr empfehlenswert vital, empfehlenswert wenig vital, chlorotisch, nicht empfehlenswert vital und empfehlenswert 5 Zwischenmoorarten – ohne Düngung 6 Kalkmoorarten – ohne Düngung 7 Hochmoorarten – ohne Düngung 1 Andromeda polifolia 1 Arnica montana 2 Eriophorum russeolum 3 Eriophorum vaginatum 1 Helonias bullata 1 Pogonia ophioglossoides 10 Portionen Sphagnum spp. 5 Trichophorum alpinum 3 Vaccinium oxycoccus Alle Arten schwach, mit Chlorosen, Sphagnum größtenteils abgestorben, viele Sämlinge von Succisa pratensis , Lythrum salicria, Myosotis palustris u.a. aus Nachbarparzellen Gesamte Variante nicht empfehlenswert für emerse Sandfilter Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 69 Kontrolle, unbepflanzt Visuelle Bonitur 2 6 Reichmoor, ungedüngt Zwischenmoor 5 7 Kalkmoor 6 Sphagnum-Moor 50 % 9,0 8,0 5 Boniturnote 7,0 40 % 2 6,0 30 % 5,0 4,0 20 % 7 3,0 10 % 2,0 1,0 0 22 .0 6. 05 12 .0 7. 05 04 .0 8. 05 07 .1 0. 05 23 .0 3. 06 18 .0 4. 06 15 .0 5. 06 01 .0 6. 06 20 .0 7. 06 22 .0 8. 06 15 .0 9. 06 09 .1 0. 06 19 .0 3. 07 24 .0 4. 07 04 .0 5. 07 04 .0 6. 07 03 .0 7. 07 03 .0 8. 07 29 .0 8. 07 12 .0 9. 07 0,0 Bewertungen 7-9 (%) Abb. 2: Verlauf der Mittelwerte der visuellen Bonitur der ungedüngten Varianten Boniturschlüssel zur Vegetationsbewertung Note Visuelle Bonitur 1 "Gefällt mir nicht", Eindruck mangelhaft 3 "Sagt mir nichts", Endruck ausreichend 5 "Gefällt mir", Eindruck befriedigend 7 "Gefällt mir gut", Eindruck gut 9 "Gefällt mir sehr gut", Eindruck sehr gut Vitalität der Vegetation Vitalität Pflanzen sind abgestorben Pflanzen kümmern Wachstum gering Wachstum stark, Zuwachs deutlich erkennbar Pflanzen wuchern, verdrängen andere Arten 2 Reichmoor, ungedüngt 5 Kalkmoor 6 Zwischenmoor 7 Sphagnum-Moor 9 8 6 Boniturnote 7 5 6 2 5 4 7 3 2 1 12 .0 7. 29 05 .0 7. 31 05 .0 8. 12 05 .1 0. 23 05 .0 3. 07 06 .0 4. 02 06 .0 5. 30 06 .0 5. 05 06 .0 7. 31 06 .0 7. 04 06 .0 9. 04 06 .1 0. 02 06 .0 3. 17 07 .0 4. 07 07 .0 5. 29 07 .0 5. 13 07 .0 6. 03 07 .0 7. 03 07 .0 8. 29 07 .0 8. 05 07 .1 0. 07 0 Abb. 3: Verlauf der Boniturwerte für Vitalität der Bepflanzung der ungedüngten Varianten 70 Durchschnitt Visuelle Bonitur 2 Kontrolle, unbepflanzt 3 Reichmoor + Harnstoff Reichmoor, ungedüngt 4 Reichmoor + Hornspäne 50 % 9,0 8,0 Boniturnote 7,0 24 6,0 3 40 % 30 % 5,0 4,0 20 % 3,0 10 % 2,0 1,0 0 22 .0 6. 05 12 .0 7. 05 04 .0 8. 05 07 .1 0. 05 23 .0 3. 06 18 .0 4. 06 15 .0 5. 06 01 .0 6. 06 20 .0 7. 06 22 .0 8. 06 15 .0 9. 06 09 .1 0. 06 19 .0 3. 07 24 .0 4. 07 04 .0 5. 07 04 .0 6. 07 03 .0 7. 07 03 .0 8. 07 29 .0 8. 07 12 .0 9. 07 0,0 Anteil Bewertungen 7-9 Abb. 4: Verlauf der Mittelwerte der visuellen Bonitur der "Reichmoor"-Varianten mit und ohne Düngung Vitalität der Vegetation 2 Reichmoor, ungedüngt 3 Reichmoor + Harnstoff 4 Reichmoor + Hornspäne 9 8 Boniturnote 7 3 4 6 2 5 4 3 2 1 12 .0 7. 29 05 .0 7. 31 05 .0 8. 12 05 .1 0. 23 05 .0 3. 07 06 .0 4. 02 06 .0 5. 30 06 .0 5. 05 06 .0 7. 31 06 .0 7. 04 06 .0 9. 04 06 .1 0. 02 06 .0 3. 17 07 .0 4. 07 07 .0 5. 29 07 .0 5. 13 07 .0 6. 03 07 .0 7. 03 07 .0 8. 29 07 .0 8. 05 07 .1 0. 07 0 Durchschnitt Abb. 5: Verlauf der Boniturwerte für Vitalität der Bepflanzung der "Reichmoor"-Varianten mit und ohne Düngung Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 71 800 Fadenalgen-Besatz 09.05.06 21.09.06 31.05.07 700 120 Trockensubstanz [g] 600 314 68 500 36 202 400 38 19 310 269 44 300 200 277 397 346 182 100 247 257 192 89 69 45 0 Kontrolle, 1 unbepflanzt 2 R e i c h 3 m o o r ungedüngt Harnstoff Kalkmoor 5 4 Hornspäne Zwischen6 moor Sphagnum 7 Hochmoor Abb. 6: Vergleich der Trockensubstanz an Fadenalgen in den 7 Filtervarianten zugeordneten Schwimmteich-Modellen Besonders zu erwähnen sind die Kopfbinsen (Schoenus-Arten). Diese sehr gleichmäßig geformten Horstgräser tragen von Frühjahr bis Herbst ihre dunklen Fruchtköpfchen. Allium schoenoprasum (SchnittLauch) ziert im späten Frühjahr mit violetten, A. suaveolens (Duft-Lauch) im Herbst mit zartrosa Blütenständen. Bei den Orchideen (Dactylorhiza, Epipactis) ist erst nach etwa 3 Jahren mit einem deutlichen Blüheffekt zu rechnen. Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass die Themen „Kalkmoor“ und „Zwischenmoor“ auch nach mehreren Jahren Standzeit sehr attraktive Vegetationsbilder bieten, während bei den wüchsigen Arten des Reichmoores entweder mit verstärkten Mangelsymptomen oder aber – vor allem bei Nachdüngung – mit der Dominanz einzelner Röhrichtbildner zu rechnen ist. Besonders bei Schilf ist zu beachten, dass diese sehr wuchernde Art nach einigen Jahren praktisch alle Begleiter verdrängen wird. In Variante 7 (Hochmoor) wurden Polster von Sphagnum-Moosen (vor allem Sphagnum palustre, mit geringen Beimischungen anderer Arten) mit jeweils 10 bis 15 cm Durchmesser basal leicht in die Sandschicht, in 72 die oberflächlich etwas Weißtorf eingemischt worden war, eingesteckt, um den kapillaren Wasseranstieg aus dem Substrat ins Polster zu ermöglichen. Die Torfmoose zeigten bereits 2005 starke Absterbe-Erscheinungen, weshalb nochmals Sphagnum nachgepflanzt wurde. Bis zur Endauswertung im Juli 2007 waren jedoch wieder große Partien abgestorben. Offensichtlich ist eine derartige Bepflanzung nur bei permanentem Anstau bis unmittelbar unter die Substratoberfläche zu kultivieren. In den oben beschriebenen Pilotanlagen 1, 2, 4 und 6, in denen diese Bedingungen herrschten, entwickelten sich die Torfmoose sehr vital und boten zum Beispiel der nordamerikanischen Orchidee Pogonia ophioglossoides, sowie zeitweise bestimmten fleischfressenden Sarracenia-Arten (Abb. 5) optimale Wachstumsbedingungen. Trotz der geringen Vitalität der Sphagnen färbte sich das Wasser im angeschlossenen SchwimmteichModell bräunlich, blieb jedoch klar. Gelöste Huminsäuren sorgten auch in den Pilotanlagen in Staßfurt und Aschersleben für ein leicht bräunliches Wasser, das sich aber meist völlig klar präsentierte und den Blick bis zum Teichgrund freigab. Die Algenentwicklung in den Schwimmteichmodellen war durchaus unterschiedlich. Abb. 6 zeigt die geringste Entwicklung von Algenmasse in der Hoch- und Zwischenmoorvariante. Jedoch war das Erscheinungsbild des Fadenalgenbesatzes sehr starken periodischen Schwankungen unterworfen. Der pH-Wert pendelte zwischen 7,8 und 8,5 ohne wesentliche Unterschiede zwischen den Parzellen. Extreme Schwankungen zwischen 0 und 5 mmol/l ergaben sich bei der Säurekapazität und bei gewissen Nährstoffgehalten. Eine echte Beeinflussung der Wasserqualität durch die Bepflanzung ließ sich aber aus den gemessenen chemischen Parametern nicht ableiten. Bild 6: Pogonia ophioglossoides bringt im Juni attraktive Blühaspekte. Bild 5: Hochmoor-Zone in Anlage 1. Zwischen Torfmoospolstern gedeihen diverse Orchideen und fleischfressende Pflanzen. Bild 7: Die besten Bewertungen der visuellen Wirkung erhielt im Veitshöchheimer Versuch die Variante „Zwischenmoor“ – hier im Blühaspekt von Schnitt-Lauch (Allium schoenoprasum), der sowohl in sehr trockener extensiver Dachbegrünung, als auch auf nassen Flächen einsetzbar ist. Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 73 Pflege von Moorpflanzungen Als wesentliche Pflegemaßnahme fällt in Pflanzungen mit oligotraphenter Moorvegetation eine Komplettmahd im Spätherbst oder besser im zeitigen Frühjahr an. Unkrautbekämpfung beschränkt sich nach den Erfahrungen mit den Pilotanlagen auf 3 bis 5 Kontrollgänge im Jahr, bei denen aber unter wirklich nährstoffarmen Bedingungen nur sehr wenige schwach entwickelte Exemplare von Löwenzahn, Weidenröschen und ähnlichem zu entfernen sind. Problematisch sind allerdings gewisse Süßgräser, insbesondere Calamagrostis-Arten, die als junge Pflanzen leicht übersehen werden können und nach der Ausbildung von Rhizomen nur mit viel Mühe entfernt werden können. Hierfür ist es wichtig, wenigstens einmal jährlich einen intensiven Kontrollgang durch eine geschulte Fachkraft mit entsprechender Artenkenntnis durchführen zu lassen. Im Veitshöchheimer Versuch siedelten sich nennenswerte Mengen an Birkensämlingen, Weidenröschen sowie einige Sumpfpflanzen aus benachbarten Parzellen, insbesondere Myosotis palustris, Lythrum salicaria und Succisa pratensis an. Bei derartigen ausgelagerten, nicht im Anstau befindlichen Substratfiltern wird grundsätzlich mit stärkerem Unkrautaufkommen zu rechnen sein. Sollen hier niedrigwüchsige Moorpflanzen verwendet werden, so ist eine Ausgestaltung als Steinanlage empfehlenswert, deren Oberfläche im Wesentlichen durch Gestein bedeckt ist. Die freien Fugenbereiche können dann von den eingebrachten konkurrenzschwachen Arten ausgefüllt werden, so dass wenige Entwicklungsmöglichkeiten für Unkräuter verbleiben. pflanzt werden, wobei eine Gestaltung solcher Bereiche als Steinanlagen zu empfehlen ist. Bepflanzungen mit ausgesprochenen Hochmoorarten, insbesondere mit Torfmoosen sind nur im angestauten Milieu vital. Auswirkungen verschiedener Bepflanzungen mit Moorvegetation bei verschiedenen Filtervarianten auf die Wasserqualität werden aktuell in einem Forschungsprojekt an der Hochschule Anhalt untersucht. Dabei interessiert besonders, ob sich durch die ionenaustauschenden Aktivitäten von Torfmoosen das Aufkommen von Fadenalgen reduzieren lässt. Auch sollen konkrete Vorschläge zu Artenkombinationen erarbeitet werden* Prof. Dr. Wolfram Kircher Hochschule Anhalt (FH), Bernburg und LWG Veitshöchheim Literatur AK Pflanzenverwendung (2006): Staudenmischung Silbersommer. Informationsblatt des Bundes deutscher Staudengärtner (BdS), Bonn FLL (Hrsg.) (2006): Empfehlungen für Planung, Bau und Instandhaltung von privaten Schwimm- und Badeteichen. Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL), Bonn Kircher, W. (2005): Moorpflanzen am Zier- und Schwimmteich – Gartenpraxis 31 (4), 14–22 Kircher, W. (2007): Marginal Wetland Planting for Oligotrophic Swimming Ponds – Water and Plants in Landscape. Material of the International Scientific – Practical Conference 19-20. April, 2007. Klaipeda Business and Technical College, Lithuania, 65–69 Fazit und Ausblick Maier, E., (2000): Das Moor im eigenen Garten – Berlin: Parey, 130 Seiten Seitz, P., (2001): Badegewässer naturnah mit Repositionspflanzen – Neue Landschaft 46 .(11), 726-732 Pflanzen nährstoffarmer Moore sind zwar noch wenig bekannt und werden selten angeboten, doch eigenen sich viele Arten sehr gut für die Bepflanzung von Randzonen intensiv gefilterter Schwimmteiche im privaten Bereich. Im Unterschied zu den im Handel üblichen Sumpfpflanzen eutropher Standorte sind kaum Nährstoffmangelsymptome zu befürchten und die kleinwüchsigen Arten ergeben in gut abgestimmten Kombinationen ansprechende Vegetationsbilder. Ausgelagerte Sandfilter können bei intermittierender Beschickung mit Kalk- und Zwischenmoorarten be- 74 * Das Forschungsprojekt „Vegetation an Schwimmteichen in Kombination mit kühlungsaktiven Dachbegrünungen bzw. Steinanlagen als Bodenfilter“ wird im Wesentlichen vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, sowie zwei Wirtschaftspartnern finanziert. Als Partnerinstitutionen sind unter anderem die LWG Veitshöchheim sowie die TU Dresden beteiligt. Der Referent Prof. Dr. Wolfram Kircher – Diplom-Ingenieur Gartenbau Nach Berufsausbildung im Zierpflanzenbau und Tätigkeit in einer Baumschule Studium der Gartenbauwissenschaften an der Technischen Universität München-Weihenstephan. 1 Jahr wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrgebiet Geobotanik, TU München-Weihenstephan. 3 Jahre Betriebsleiter in einer Staudengärtnerei (Schwerpunkt Sumpf- und Wasserpflanzen) in Nürnberg. 3 Jahre Mitarbeiter in Lehre und Forschung in der Abteilung Landespflege der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Veitshöchheim. Seit April 1994 Professor an der Fachhochschule Anhalt, Standort Bernburg. Seit 2007 erneut Kooperation mit der LWG Veitshöchheim (Teilzeitvertrag für Betreuung studentischer Projekte in Bepflanzungsplanung und Mitarbeit bei vegetationstechnischen Versuchen) Lehre in Pflanzenverwendung, Bepflanzungsplanung, Staudenkunde und Vegetationstechnik. Aktuelle Forschungsthemen im Bereich Staudenverwendung und Vegetation an Schwimmteichen. innen« »Mit Grün gew tagen . Landespflege 40 n de i be s un e Si n Besuche bruar 2008 am 20./21. Fe e vic r e s t or Sp e ge g ä ä l l e e b ff nb o e t s s a t r t Kuns Kuns Reinigung Sanierung Neubau Nassreinigung ggf. Nachlinierung Reparatur, Oberflächen-Erneuerung nach DIN-Normen V 18035/6 u. 7 (Okt. 2004) Es ist der Unterschied, der zählt. Polytan GmbH Gewerbering 3 . D-86666 Burgheim Telefon 0 84 32 / 87-0 Telefax 0 84 32 / 87 87 Internet: www.polytan.de Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 75 Erfolg mit einem starken Partner: professional Automatische Bewässerungslösungen für den Privatgarten und den Objektbereich Beratung und Betreuung vor Ort von den GARDENA Spezialisten. Professionelle Planung der Objekte über das GARDENA Planungsteam. Kontakt: GARDENA Deutschland GmbH Michael Dieterich Verkaufsleiter Professionelle Anwendungen 76 Tel.: 0731/ 490 207 e-mail: [email protected] Aktive Verkaufshilfen zur gezielten Kundenansprache Fragen Sie uns! Ein Fass ohne Boden? Die Bewässerung öffentlicher Grünflächen Nikolai Kendzia Zusammenfassung Öffentliche und halböffentliche Grünflächen werden traditionell aus Zapfstellen mit Schlauch oder mobilen Viereckregnern bewässert. Alternativ dazu fahren in den Trockenperioden Gießwägen mit Wasserfässern durch die Straßen. Beide Bewässerungsvarianten sind personal- und zeitintensiv, darüber hinaus nicht sehr effektiv was den Wasserverbrauch betrifft. Sind automatische Bewässerungsanlagen die bessere Lösung? Sucht man in Deutschland in Städten und Kommunen nach automatischen, fest installierten Bewässerungssystemen, so findet man diese nahezu ausschließlich auf Sport- und Golfplätzen. Diese intensiv genutzten und gepflegten Anlagen benötigen auch am meisten Wasser. Bei Straßengrün und sonstigen Freiflächen mit Dauer- oder Wechselbepflanzung wird in der Regel nur eine Notbewässerung durchgeführt. Wasser ist eine knappe Ressource, nicht nur in trockenen Klimaten. Auch in Deutschland werden in Zukunft häufiger Trockenperioden auftreten, denen mit geschickter Pflanzenauswahl und zusätzlicher gezielter Tropfbewässerung und mit präzisen Regnern begegnet werden muss, möchte man weiterhin repräsentative Pflanzungen gestalten und erhalten. Automatische Bewässerungsanlagen können helfen, die Gießwassermenge zu minimieren. Diese technische Lösung erfordert aber viel Umsicht bei Planung, Einbau und Wartung. Es gilt, ökonomische Aspekte beim Einsatz in öffentlichen und halböffentlichen Grünanlagen zu berücksichtigen. Problemstellung Verfolgt man die Innovationen auf dem Bewässerungsmarkt, so hat sich gerade in den letzten Jahren im Bereich der Steuerungs- und Installationstechnik, aber auch in der Qualität der Kunststoffe viel getan. Gerade für den stark gewachsenen Absatzmarkt der privaten Hausgärten werden wartungsarme und einfach zu bedienende Anlagen benötigt. Im Vordergrund steht mittlerweile nicht mehr nur die Arbeitserleichterung beim Gießen, sondern auch das Einsparpotential an Wasser. Fest installierte Bewässerungsanlagen scheinen sich zunehmend für den öffentlichen und halböffentlichen Bereich zu empfehlen. Jederzeit nutzbare Straßenräume, Plätze und Grünanlagen, sowie frei zugängliche Freiflächen auf Privatgrund, z. B. Firmengelände und Außenbereiche von Wohnanlagen, stellen zum Teil andere Anforderungen an technische Einbauten zur Bewässerung als der Privatgarten. Bei Neuplanungen von Parks und Plätzen in Städten und Gemeinden werden zunehmend Bewässerungsanlagen vorgesehen (siehe Bild 1). Bei künstlich geschaffenen Extremstandorten, z. B. Rasenskulpturen, sind sie in jedem Fall unverzichtbar. Gibt es technische Neuerungen, die den Einsatz stationärer Bewässerungsanlagen heute wirtschaftlicher machen? Welche neuen Erfahrungen gibt es – auch aus dem Ausland – die sich auf Deutschland übertragen lassen? Bild 1: Bewässerungsanlage am Savignyplatz in Berlin. Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 77 Welche Vor- und Nachteile besitzen automatische Bewässerungssysteme gegenüber mobilen Varianten und welche Anforderungen lassen sich daraus für die Planung, den Einbau und den Betrieb ableiten? Lösungsansätze und Empfehlungen Bestandsaufnahme Die hier betrachteten Grünflächen sollen zunächst nach ihren Anforderungen an die Bewässerung charakterisiert werden. Sport- und Golfplätze sowie Innenraumbegrünungen sind aufgrund ihrer besonderen Nutzung und bereits existierender spezieller Regelwerke, nicht Gegenstand dieser Ausführungen. Öffentliche und halböffentliche Freiräume sind durch ihren Publikumsverkehr gekennzeichnet und sollen repräsentativ und / oder für die Bevölkerung nutzbar sein. Im Gegensatz zum Privatgarten müssen die Pflanzungen und deren Pflege dem Anliegen der Öffentlichkeit gerecht werden und nicht nur den Ansprüchen des Besitzers genügen. Mit Blick auf die Erwartungen der Nutzer wird die Vielzahl unterschiedlich gestalteter Freiräume in Pflegekategorien (z. B. intensiv bis naturbelassen) eingeordnet. Ihre im Gegensatz zum Privatgarten größeren und z. T. über das Stadtgebiet verteilten Flächen benötigen ein differenziertes Bewässerungsmanagement. Besonders anfällig für Wassermangel sind Blumenkübel, Blumenrabatten/Wechselgrün und Jungbäume. In sehr trockenen Jahren kommen Extremstandorte hinzu, z. B. Alleen mit beengtem Wurzelraum. Nach den Regelwerken für den Garten- und Landschaftsbau soll die Wassergabe vor bzw. bei den ersten Welkeerscheinungen erfolgen (siehe Abschnitt „Regelwerke“). Je nach Anspruch an die Vitalität und Wüchsigkeit der Pflanzen kann mehr oder weniger Wasser gegeben werden. Sind braune Flecken im Rasen, der mit der Zeit regeneriert, zu tolerieren oder soll er stets im saftigen Grün erscheinen? Will man die Staudenpflanzung erhalten oder ins üppige Optimum bringen? Diese Fragen gilt es abzuwägen, wenn man den Wasserbedarf bestimmt. Eine genaue Berechnung ist von vielen Faktoren wie Pflanzenart, Wuchsstadium, Bodenparameter, Standort und Wetterdaten abhängig. 78 Wassermenge und -qualität Evapotranspirationsgleichungen wie die von PenmannMonteith führen zu einer sehr genauen Bestimmung der Wasserbilanz. In der Praxis kann dann ein Bewässerungsprogramm durch Verrechnung der Daten einer Wetterstation in der Steuereinheit einer Bewässerungsanlage erstellt werden. Man kann auch nach dem „Grünen Daumen“ bewässern, wobei die Pflanzung dann oftmals bereits unter Trockenstress leidet. Allerdings kann sie durch ihre Regulationsfähigkeit den Verbrauch nach dem Wasserangebot ausrichten. Optimale Bewässerung vermeidet einerseits Trockenheitsschäden, darf aber nicht zur „Verwöhnung“ führen. Gegossen wird in der Regel mit Brunnen-, Zisternenund Flusswasser, seltener mit aufbereitetem Grauwasser. Somit ist es im Vergleich zum Trinkwasser nötig, zusätzliche Filter vor die Wasserausbringung durch Düsen oder Tropfstellen zu setzen (Maschenweite i. d. R. 120 Mesh). Gießwägen haben in der Regel keine Probleme mit der Wasserqualität. Sehr hohe Kalkund Eisengehalte (ab 12 Grad deutscher Härte und 2-4 mg Fe/Liter) können zu Verstopfungen insbesondere von Tropfrohren führen. Einige Hersteller fordern zum Erhalt der Gewährleistung aber auch Trinkwasser, d. h. der Grenzwert liegt bei 0,2 mg Fe/Liter. Während Versenkdüsen und -regner anfällig für Vandalismus sind, sind Tropf- und Spaghettischläuche auch von Nagetieren bedroht. Bei ausreichendem Wasserangebot im Umfeld traten aber in Deutschland bislang noch keine solchen gravierenden Schäden auf. Größere Schwierigkeiten entstehen durch das Einwurzeln der Gehölze in die Leitungen. Technische Maßnahmen wie mechanische Wurzelbarrieren und Rootguard® mit Trifluralin im Kunststoff sollen das Wachstum der Wurzelspitzen in den Tropfereinsatz verhindern. Sicherheit und Wartung Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Bewässerung mit fest installierten Anlagen ist die Sicherheit für Passanten und Besucher der öffentlichen Anlagen. Hierbei ist zunächst die Zielgenauigkeit der Bewässerung von großer Bedeutung. Das Wasser muss in die Pflanzstreifen gelangen und darf auf keinen Fall, auch nicht durch Winddrift, anliegende Straßen und Gebäude in Mitleidenschaft ziehen. Leider sind aber viele Bewässerungssysteme mehr oder weniger windanfällig (siehe Tab. 1). In öffentlichen Grünanlagen gibt es aber nicht nur die offiziellen Wege. Trampelpfade durchziehen die Pflanzflächen. Fest installierte Bewässerungseinrichtungen können dabei beschädigt werden. Versenkregner in Rasenflächen, die frei bespielbar sind, dürfen nicht zu Stolperfallen werden. Bei den Stauden und Gehölzflächen auf dem Gelände der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) erwiesen sich gerade die kleinen Stativdüsen (Mikrobewässerung) als bruchgefährdet. Viele Sprinklerköpfe und abgebrochene Erdspieße mussten ersetzt werden (siehe Bild 2.) Ein (Stadt-) Gartenamt pflegt und unterhält vom Bauhof weit entfernte Flächen. Aber auch die großen, halböffentlichen Flächen zwischen (Firmen-) Gebäuden stehen nicht unter ständiger Beobachtung. Steuergeräte können unbemerkt umprogrammiert, Regner verstellt und Leitungen beschädigt werden. Abhilfe schaffen hier abschließbare Steuerungs- oder Ventilkästen und deren möglichst unauffälliger Einbau. Dies darf aber die Zugänglichkeit für Wartungsarbeiten nicht beeinträchtigen. Auch für die Wartung sind einige praktische Gesichtspunkte zu berücksichtigen. Tab. 1: Vergleich unterschiedlicher Bewässerungsanlagen Versenkregner, (Getrieberegner) Eignung für öffentliche Vegetationsflächen Tropfschlauch oberirdisch [unterirdisch] Mikrobewässerung, Spaghetti, Tropfer, Stativdüsen, Zapfstellen, Schlauch, Viereckregner Gießwagen Automatisch, stationär Automatisch, stationär, flexibel Manuell, stationär, mobil Manuell, mobil + - [+] - + O Versenkdüsen Automatisch, Automatisch, stationär stationär Rasen ++ Stauden O + ++ [O] O O + Gehölze O O + [O] O + + Kübel - O + [+] ++ + + Einbauaufwand mittel mittel hoch [sehr hoch] hoch gering keiner Optische Auffälligkeit gering gering mittel bis ohne (gemulcht) [ohne] mittel bis hoch gering bis hoch ohne Kenntnis des Anlagenbetreibers hoch hoch hoch [hoch] hoch gering gering Kenntnis der Pflegekräfte mittel mittel hoch [hoch] hoch gering gering Wartungsaufwand der Anlage mittel mittel mittel [mittel] hoch gering gering Aufwand für Einwinterung mittel mittel mittel hoch gering keiner Anfälligkeit für Vandalismus mittel mittel hoch [gering] hoch gering keine Windanfälligkeit mittel hoch keine [keine] hoch mittel gering gering bis mittel gering bis mittel hoch [sehr hoch] hoch gering gering gering gering gering gering sehr hoch sehr hoch hoch hoch hoch [sehr hoch] hoch mittel mittel Personal Wassereinsparungspotential Arbeitsaufwand f. Betrieb Investitionsbedarf Legende: ++ = sehr geeignet, + = geeignet, O = möglich, - = ungeeignet Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 79 Planung und öffentliche Wahrnehmung Sichtbare Bewässerungseinrichtungen im Siedlungsbereich sind für die Bevölkerung in Deutschland ungewohnt bzw. gänzlich unbekannt. Die Bedeutung von Hydranten für die Feuerbekämpfung ist allseits akzeptiert. Bei fließendem Wasser oder Brunnenanlagen sieht die Sache schon anders aus. Wasser lädt immer auch zum Spielen ein und deswegen werden dadurch leider die Wasserspender – oft auch mutwillig – zerstört. Bild 2: Defekte Mikrosprühdüse. Automatische Bewässerungsanlagen erfordern zu ihrer Instandhaltung qualifiziertes Personal, das wie überall knapp ist. Bei Pflegegängen muss auf die Einbauten in den Grünflächen geachtet werden. Die Abteilung Landespflege an der LWG ist dazu übergegangen, Unkraut zu stechen und nicht mehr zu Hacken, was sich langfristig als wirtschaftlicher herausgestellt hat. Das Pflegepersonal ist sich der Leitungen in den Pflanzflächen bewusst. Selten müssen Tropfschläuche geflickt werden. Bei oberirdischer Verlegung, eventuell von einer Mulchschicht wassersparend verborgen, sind Reparaturen schnell und günstig möglich. Was die Hauptkomponenten einer Anlage angeht, so sind Bauteile unterschiedlicher Hersteller durchaus kombinierbar! Die Verschleißteile (Düsenköpfe, Regnereinsätze) müssen aber meist von einem Hersteller sein. Zu viele Systeme machen das Ersatzteillager groß und teuer. In der Praxis haben sich für den Einbau im Boden Bauteile aus hochwertigen Kunststoffen bewährt. Es ist nicht abschließend geklärt, ob die Aufsteiger aus Edelstahl in Versenkregnern durch ihre Robustheit den um ein Drittel höheren Preis rechtfertigen. Die Hersteller geben auf ihre Produkte bei fachgerechtem Einbau eine Garantie von bis zu 20 Jahren. Die mobile Bewässerung über im Boden eingebaute Hydranten oder mittels eines Tankzuges ist arbeitsintensiv. In den Sommermonaten müssen Schichtpläne ausgearbeitet werden, die ein Bewässern in der Mittagshitze vermeiden. Um den Zeit- und Arbeitsaufwand zu bewältigen, gibt es mehrere Lösungsmodelle. Diese reichen von der Umrüstung der gesamten LKWFlotte des Bauhofes mit Tankfässern über den Hilfseinsatz der Feuerwehr bis hin zu einer kompletten Fremdvergabe der Bewässerung an Spezialfirmen. Ein weiteres Modell ist die Baumpatenschaft von Bürgern, welche die an ihr Grundstück angrenzenden Bäume und Grünflächen im Sommer gießen. 80 Für Anlage und Betrieb von Bewässerungsanlagen ist zu berücksichtigen, dass der Boden in Siedlungsgebieten mit einer Fülle an Versorgungsleitungen durchzogen ist. Durch Baumaßnahmen können Wasserleitungen der Bewässerungsanlagen beschädigt werden. Im umgekehrten Fall ist aber auch der Einbau von Wasserleitungen und Zapfstellen angesichts der engen Platzverhältnisse im Nachhinein schwierig, was zu hohen Investitionskosten führt. Dies gilt es bei der Planung und dem anschließenden Einbau zu berücksichtigen. Blick über den Tellerrand Erfahrungen aus dem In- und Ausland In den mediterranen Ländern mit wenig natürlichen Niederschlägen im Sommer, z. B. Israel, Spanien, Südfrankreich und Italien, können öffentliche Parkanlagen und Straßenbegleitgrün ohne eine künstliche Bewässerung nicht überdauern. Deswegen gehören Bewässerungseinrichtungen zum alltäglichen Bild. Sie werden als wertvoll für das Kleinklima und den Erhalt der schattenspendenden Grünanlagen angesehen. Der Sprühnebel wird oftmals zur Abkühlung und weniger zur eigentlichen Bewässerung genutzt. Aus Israel kommen die führenden Hersteller von Bewässerungssystemen, die seit Beginn des industriellen Einsatzes von Kunststoffen in den 50er Jahren, Tropfbewässerungen einsetzen und deshalb über langjährige Erfahrung verfügen. Parallel dazu betreiben die amerikanischen Produzenten und die Irrigation Association erfolgreich Forschung zur wassersparenden Bewässerung. Im öffentlichen und halböffentlichen Raum der südlichen Länder haben sich die automatischen Bewässerungsanlagen durchgesetzt und im Alltag bewährt. Trotz des hohen Nutzungsdrucks sieht man allerorts funktionsfähige Versenkdüsen und Versenkregner, kombiniert mit frei auf dem Boden liegenden Tropfleitungen (siehe Bild 3). Die neuen Kunststoffe sind selbst unter direkter Sonneneinstrahlung UV-beständig. Senkrechter Einbau und Einstellung des Beregnungssektors scheinen aber kein Qualitätskriterium zu sein. Interessant sind auch die Projekte in Dubai und Saudi Arabien der Firma Eco Rain mit einer textilen Bewässerungsmatte, die ca. 20 cm unter die Bodenoberfläche eingebaut wird. Die gleichmäßige Wasserverteilung erfolgt durch ein Vlies, in das Tropfschläuche eingenäht sind. Der Hersteller prognostiziert eine Wasserersparnis von 70 Prozent gegenüber der herkömmlichen Bewässerung über Kopf. Hinweise für die Praxis Regelwerke Auch in Deutschland setzen sich unterirdische Bewässerungen mit Auslaufschutz zunehmend durch: Rasenskulpturen in der HafenCity Hamburg (Eco Rain), Rasenflächen beim Wasserversorger ESWE in Wiesbaden (Netafim). Das Wasser gelangt direkt an die Wurzeln, ohne oberirdische Vernässung. Die Verdunstungsverluste sind minimiert und ein Einbau unter PKWStellplätzen ist möglich. Im Folgenden soll eine Übersicht über bereits bestehende Regelwerke zur Grünflächenbewässerung gegeben werden. Zum Teil existieren unterschiedliche Anforderungen an Ausstattung und Betrieb der automatischen Bewässerungsvarianten. Der Arbeitskreis „Bewässerung“ der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau e. V. (FLL) ist derzeit dabei, eine „Richtlinie für die Planung, Installation und Instandhaltung für Bewässerungsanlagen in Vegetationsflächen“ zu erarbeiten. Was für Golfplätze und große Sportanlagen schon lange Stand der Technik ist, ist auch für Parkanlagen und gewerbliches Grün denkbar: Ein zentraler Computer mit einer Überwachungssoftware (u. a. IMMS™ von Hunter oder Tele Manager von Rainbird) kann über GSM Module die Beregnungszeitpunkte und Laufzeiten gemäß der aktuellen Wetterdaten an die Magnetventile weitergeben. Zudem werden Störungen in der Schaltzentrale gemeldet und können dann zielgerichtet behoben werden. So messen in Leitungen eingebaute Sensoren den aktuellen Durchfluss und vergleichen diesen mit der geplanten Durchflussmenge. Über Funkmodem kann dann ein Alarm z. B. per SMS auf das Mobiltelefon gesendet werden. Empfehlungen für die Pflege und Nutzung von Sportanlagen im Freien, Planungsgrundsätze (FLL, 2006): Bewässerungseinrichtungen sind vorzusehen. Zusätzliche Hydranten für die Beregnung von Flächen, die durch Windabdrift nicht ausreichend durch die stationäre Beregnungsanlage bewässert werden können, sind einzubauen. Unterhaltungspflege: Unmittelbar bei Welkebeginn (kleinflächige blau-graue Verfärbungen der Gräser) sind, sofern kurzfristig kein natürlicher Niederschlag zu erwarten ist, je nach Bauweise des Platzes ca. 20 l/m² aufzubringen. Optimal ist die Bewässerung in der Nacht, bzw. am frühen Morgen, da Windeinfluss und Verdunstung dann am geringsten sind. Ansonsten wird auf DIN 18035-2 „Sportplätze - Teil 2: Bewässerung“ verwiesen. Die Wasserversorgung ist regelmäßig zu überprüfen. Hierunter fällt die normgerechte Trinkwassernachspeisung bei Trinkwassereinsatz, Funktion der Pumpen, Überprüfung der elektrischen Anschlüsse, Reinigen von Zisterne und Filtern und die Überprüfung der gegebenenfalls eingebauten Sensoren, damit die Bewässerung bei ausreichend natürlichen Niederschlägen unterdrückt wird. Bild 3: Tropfbewässerung im Bahai-Garten, Haifa). Die Versenkregner sind insbesondere auf Gängigkeit, das Aus- und Einfahren, zu kontrollieren. Die Regnergehäuse, eingebaute Filter und Düsen sind von Schmutz zu reinigen. Die Wurfweiten und Beregnungssektoren sind hinsichtlich einer gleichmäßigen Wasserverteilung zu überprüfen. Im Winter muss die technische Anlage frostsicher gemacht werden. Entleerungsventile sollen das Wasser gefahrlos ableiten. Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 81 Sie reichen nach Aussage der Richtlinie nicht aus, um das Leitungssystem, Regner und Ventile vollständig zu entleeren und zu schützen. Hierbei sind die Herstellerangaben zu beachten. Besondere Aufmerksamkeit sollte den Absperrhähnen (Kugelhähne) gewidmet werden: Eine halbjährliche Betätigung verhindert ein Festsetzen. Empfehlungen für Baumpflanzungen Teil 1: Planung, Pflanzarbeiten, Pflege (FLL, 2005): Zunächst sollten die Straßenbäume gerade im Hinblick auf den zu erwartenden Trockenstress des Stadtklimas sorgfältig ausgewählt werden (Straßenbaumliste der Gartenamtsleiter). Vor Beginn von Welkeerscheinungen ist der Boden/das Substrat durchdringend zu wässern, in der Regel mit 75-100 Liter pro Bewässerungsgang. Luftmangel, Auswaschung von Nährstoffen und Verschlämmung werden durch das Aufteilen in mehrere Bewässerungsgaben verhindert. Ein Wässern ist in der Regel nur bei anhaltender Trockenheit erforderlich und in den ersten drei Jahren nach der Pflanzung. Die Zusätzlichen Technischen Vertragsbedingungen und Richtlinien für Landschaftsbauarbeiten im Straßenbau ZTV La-StB 05 gehen in den Anfangsjahren nach der Pflanzung von einer zweimaligen Bewässerung in der Vegetationsperiode aus. Hier sollen Hochstämme mit einem Richtwert von 100 Litern, Heister mit 10-20 Litern, Sträucher und Jungpflanzen mit 10 Litern pro Gang bewässert werden. Bodendecker benötigen in der Anwachs- und Entwicklungsphase ca. 20-30 l je m². Empfehlungen für Baumpflanzungen Teil 2: Standortverbesserung, Pflanzgruben und Wurzelraumerweiterung; Bauweisen und Substrate (FLL, 2005): Die Empfehlungen sehen keine Bewässerungseinrichtungen für die Pflanzgruben vor. Weder die allseits beliebten Drainagerohre mit Endkappen noch automatische Bewässerungssets sind für die Baumbewässerung vorgesehen. Selbstverständlich werden die eigentlichen Belüftungseinrichtungen zur schnellen Wassereinspeisung benutzt. Durch Einhaltung der Wasserspeicherkapazität des Substrates und Auswahl standortgerechter Bäume genügt in der Regel eine Zusatzbewässerung in den ersten drei Standjahren. Bei einer Neupflanzung von zwei Malus tschonoskii im Jahre 2002 an der LWG wurde bei einem der Hochstämme ein Baumbewässerungsset eingebaut. Dieser zeigt heute einen deutlich größeren Zuwachs gegenüber dem unregelmäßig mit der Hand gegossenen Baum. 82 Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für das Verpflanzen von Großbäumen und Großsträuchern; ZTV-Großbaumverpflanzung (FLL, 2005): In der Zeit der Anwachspflege, die mindestens 2 Jahre und bis zu 5 Jahre dauern kann, ist je nach Baum, Verpflanzungsbedingungen und Standortverhältnissen zu wässern. Dabei sind unter üblichen Witterungsbedingungen und Verhältnissen im ersten Jahr bis zu 20 Bewässerungsgänge und ab dem zweiten Jahr bis zu 15 Bewässerungsgänge erforderlich. In Abhängigkeit vom Stammumfang werden Richtwerte von 200 bis 1000 Liter pro Bewässerungsgang empfohlen. Betrachtet man die Normengruppe Vegetationstechnik im Landschaftsbau (DIN 18916 bis DIN 18919 aus dem Jahr 2002), so soll die Bewässerungsmenge auf den Wasserbedarf der Pflanzung abgestimmt und wirksam verteilt werden. Auch hier ist auf die ausreichende Durchfeuchtung des Bodens (bei Rasen mindestens 10 cm) zu achten. Immergrüne Pflanzen sind auch bei frostfreiem Wetter im Winter zu wässern. Erfahrungen aus der eigenen Forschung Wie gut eine geregelte Bewässerung funktioniert und wieviel Wasser eingespart werden kann, zeigt ein Bewässerungsversuch an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, der seit Mai 2005 in der Abteilung Landespflege durchgeführt wird. Es zeigte sich, dass der zerstäubte Wasserstrahl der eingebauten Versenkdüsen trotz Überlappung (Kopf zu Kopf Anordnung) zu einem sehr inhomogenen Sprühbild führt. Dies ist auch auf die Windanfälligkeit zurückzuführen. Trotzdem zeigen die eingewachsenen Rasenflächen auf gutem Gartenboden keine trockenen oder vernässten Stellen. Die Verteilung des Wassers im Boden führt zu einem gleichmäßig vitalen Erscheinungsbild (vgl. Abb. 1). Bei neu angelegten Rasenflächen sollte aber auf eine gute Überlappung der Wurfradien geachtet werden, da direkt an den Düsen weniger Wasser ausgebracht wird. Um sichtbare „Beregnungskreise“ auf größeren Rasenflächen zu vermeiden, werden deshalb Getrieberegner eingesetzt, deren Strahl exakter einstellbar und gegebenenfalls durch zusätzliche Düsen für den Nahbereich ergänzt wird. In Stauden und Gehölzbeeten bieten Tropfrohre die gleichmäßigste und wassersparendste Ausbringung. Stativdüsen und Versenkdüsen mit hohen Aufsteigern funktionieren auch und sind von den Materialkosten in der Regel günstiger. Der Nachteil liegt in der größeren Wasserverdunstung, Kalkflecken auf den Blättern, ggf. höhere Anfälligkeit für Pilzkrankheiten, einem Zerfal- len der Staudenhorste durch Wasser von oben und dem Regenschatten durch dichte und hochgewachsene Stauden und Gräser (vgl. Tab. 1). Um das Wassersparpotential einer automatischen Bewässerungsanlage ausschöpfen zu können, muss die Anlage auf Wetterdaten zurückgreifen können. Bodensensoren, welche die Bodenfeuchtigkeit und damit die eigentliche Wasserverfügbarkeit für die Pflanze messen, sollten in öffentlichen Grünanlagen nicht oder nur an einer geschützten Stelle eingebaut werden. Sie funktionieren nur bei sorgfältiger Installation und unveränderlicher Lage. Regensensoren schalten die Anlage bei und nach einem Regenereignis ab. Wetterstationen mit Regenmesser hingegen können feststellen, ob es wirklich genug Niederschlag gegeben hat. Abb. 1: Wasserverteilung Versuchsparzelle „Hunter“– 20 Minuten Bewässerungsdauer (Mittel: 9,48 l/m2) Die eigentliche Wasserersparnis kommt durch die Programmierung der Bewässerungssteuerung zustande. Hält man sich nur an Faustzahlen und überprüft und korrigiert die Einstellung nicht gemäß der Jahreszeit, so kann man mit der verbrauchten Wassermenge schnell über dem Optimum für die Pflanzengemeinschaft liegen. Dennoch wird das Wasserangebot von den Pflanzen meist durch Wachstum und Blüte honoriert. Hier spielt das Ziel der Bewässerung wieder eine große Rolle. 14.000 12.948 12.000 9.782 10.000 9.305 April Mai Juni Juli August September Oktober SUMME 8.000 Liter 6.915 6.000 4.000 2.000 1.213 423 0 Manuell Toro Hunter Rainbird Gardena Niederschlag (mm) Parzellen, Hersteller Abb. 2: Wasserverbrauch Bewässerungsversuch (LWG) im Jahr 2007 Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 83 Die Grafik aus dem Bewässerungsversuch zeigt die Verbrauchswerte für die 38 m² großen Versuchsparzellen bei einer Einstellung von 10-20 Liter pro Quadratmeter und Woche. Die Funktion der eingesetzten Regensensoren kann bestätigt werden. Die höchste Einsparung lieferte der, wenn auch störungsanfällige, Bodenfeuchtesensor bei der Fa. Gardena (siehe Abb. 2). Eine Lösung für kleinere Anlagen, die auf eine Vernetzung einer großen Wetterstation mit einem PC verzichtet, bietet die Firma Hunter. An der LWG wird seit September 2007 die Kombination dieser Evapotranspirations (ET)-Steuerung mit der Netafim-Tropfleitung Unitechline und RP-MP Rotatoren anstelle von Sprühdüsen getestet. Die Bewässerungstechnik hat durch die Innovationen der Hersteller in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Neuerungen müssen aber auch immer kritisch auf ihre Praxistauglichkeit hin überprüft werden. Manchmal sind die Marketingabteilungen der Firmen schneller als die Produktentwicklung. zuleitung, Stromversorgung) und an den vermeintlich hohen Investitionskosten. Addiert man im Gegenzug die Arbeitskosten und Material (Goldschlange, hochwertige Viereckregner) für die mobile Bewässerung, ist eine Amortisation der Investition in wenigen Jahren möglich. Bei extremen und unzugänglichen Standorten, wie z. B. im Regenschatten von Brücken, lohnt sich eine automatische Bewässerungsanlage in jedem Fall. Nikolai Kendzia LWG Veitshöchheim Fazit In der städtischen Grünflächenbewässerung sollten hochwertige Produkte verwendet werden, die möglichem Vandalismus und der starken Beanspruchung standhalten. Bei der Planung sollte auch an eine zentrale Steuerung bei weit verteilten Grünflächen gedacht werden. Es ist von Vorteil, sich auf wenige Hersteller zu beschränken, da dann der Schulungsaufwand und der Ersatzteilvorrat klein gehalten werden kann. Die Pflegekräfte müssen auf die eingebauten Bewässerungseinrichtungen aufmerksam gemacht werden. Die Einsparung von Wasser ist nur mit Hilfe von Wetterstationen und Sensoren, sorgfältiger Programmierung und möglichst wurzelnaher Wasserausbringung möglich. Berücksichtigt man diese Vorgaben, so kann man von den Vorteilen einer automatischen Bewässerung profitieren: • Arbeits-, Zeit- und Wasserersparnis • Bewässerung an schwer zugänglichen Stellen und außerhalb der Dienstzeit • Niedrige Betriebsdrücke bei der Tropfbewässerung (Wasser- und Energieersparnis) • Vitale Pflanzen unterdrücken unerwünschten Aufwuchs Die Installation von Bewässerungsanlagen scheitert oft an der nicht vorhandenen Infrastruktur (Wasser- 84 Literatur DIN-Taschenbuch 187: Bewässerung, Entwässerung – Beuth, Berlin 2007 DIN EN 13635: Bewässerungsverfahren, Lokale Bewässerungssysteme, Terminologie und Angaben des Herstellers, Ausgabe 12/2001 – Beuth, Berlin Kendzia, N. (2007): Automatische Privatgartenbewässerung. Unterschiedliche Systeme - einheitlicher Erfolg? – Deutscher Gartenbau, 61. Jg, Heft 26, S. 15–18 Roth-Kleyer, St. (2007): Erderwärmung und Bewässerung im GaLaBau – Neue Landschaft, 52. Jg, Heft 2, S. 54–59 www.benjaakow.de www.beregnungstechnik-info.de www.ecorain.eu www.gardena.com www.hunterindustries.com www.irrigation.org www.joinature-sued.de www.microirrigationforum.com www.netafim.de www.parga-online.de www.rainbird.de www.rainpro.de Der Referent Nikolai Kendzia – Diplom-Ingenieur Landespflege Nach dem Abitur 1991 und der Wehrdienstzeit machte er eine Ausbildung zum Landschaftsgärtner in Straubing. Es schloss sich ein Jahr als Geselle bei einem Garten- und Landschaftsbaubetrieb in Nürnberg an. 1995 begann er das Studium der Landschaftsarchitektur und Landschaftspflege an der Technischen Universität München/Weihenstephan. Nach Abschluss in der Fachrichtung Landschaftsarchitektur arbeitete Nikolai Kendzia als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Wirtschaftslehre des Gartenbaus, Ökonomie der Landespflege von Prof. Dr. W. Rothenburger. Die Diplomarbeit zum Thema Baustellensimulation führt er als Seminar im Studiengang Landschaftsbaumanagement an der Fachhochschule Weihenstephan durch. Im Jahr 2002 erfolgte der Wechsel an die Bayerischen Landesanstalt für Weinbau- und Gartenbau in Veitshöchheim. Das zweijährige Referendariat in der Fachrichtung Landespflege bereitete ihn auf die Tätigkeit im Sachgebiet Ökonomie der Landespflege vor. Seit 2005 lehrt und forscht Nikolai Kendzia zu den Schwerpunkten Bewässerung und Licht im Garten. Er ist Mitglied im Arbeitskreis Bewässerung der FLL. Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 85 Ökologische Parkplätze & Außenanlagen mit dem TTE®-System Dauerhafte Versickerung (kf-Wert: 3 x 10-³ m/s). 450 m³ Regenwasser-Speichervermögen pro Hektar möglich. Schutz der „belebten Bodenzone“ und Erhalt der Biofilter-Funktionen. Natürliche Flächendrainage und Armierung des Oberbodens. Mehr Leistung mit weniger Kosten. Positive CO2-Bilanz. ® TTE -MultiDrain ar flexibel kombinierb ® en ch flä ter las -Pf E TT mit ® Vertikaler Druck hydroaktiv rchlässig und luftdu tale Horizon teilung Lastver www.tte.eu Gewerbestrasse 1, D-87752 Holzgünz Tel.: +49 (0)8393-9229-0 eMail: [email protected] 86 200 m² Bushaltestelle mit TTE®-Öko-Pflaster, A-4973 St. Martin 3000 m² begrünte Kundenparkplätze, Migros Aare/ Obi, CH-3302 Moosseedorf 46.000 m² Olympia-Reitanlage, Bitsa RUS 117303 Moskau , 1300 m² begrünte Parkplätze in Wohngebiet, F-59169 Erchin 2400 m² Straßen und Gehwege in Wohnanlage, DK-8320 Marslet 1.800 m² begrünte Besucherparkplätze, Marta Möbelmuseum, D-32049 Herford „Ich steh’ auf Grün!“ Chancen und Risiken begrünter Stellplätze Jürgen Eppel Zusammenfassung In einem Versuch der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) werden derzeit sechs begrünbare Parkplatzbefestigungen und ein wasserdurchlässiges Betonpflaster hinsichtlich ihres Abflussverhaltens untersucht. Die einzelnen Belagsvarianten wurden dazu mit Deckund Bettungsschicht sowie Tragschicht und Baugrund in speziell dafür konzipierte Versuchsbehälter eingebaut. Zur Bewertung der Versickerungseigenschaften wurde als Vergleichsvariante eine versickerungsaktive Rasenfläche in den Versuch integriert. Seit Abnahme im August 2005 wird auf den Verkehrsflächen ganzjährig eine Beparkung mit einhergehender Verschmutzung bzw. Ölverlusten durch mehrmals täglich wechselnde Fahrzeuge simuliert. Bis jetzt erfüllen fast alle Parkplatzbefestigungen in quantitativer und qualitativer Hinsicht die Anforderungen an eine Flächenversickerung. Im bisherigen Versuchsverlauf wurden sowohl alle natürlichen Niederschläge als auch Messberegnungen bis 600 l/s x ha von den befestigten Flächen nahezu abflussfrei versickert. Was den Stoffaustrag an Öl, Schwermetallen und organischen Stoffen betrifft, sind im Vergleich zur unbelasteten Rasenfläche noch keine Beanstandungen aufgetreten. Eine Gefährdung des Grundwassers kann bisher jedenfalls ausgeschlossen werden. Sollten sich diese Ergebnisse im weiteren Versuchsverlauf bestätigen, ergibt sich auch aus Sicht der Wasserwirtschaft Handlungsbedarf. Es spricht dann nichts mehr dagegen, wasserdurchlässige – insbesondere vegetationsfähige – Flächenbefestigungen bei definierter Beanspruchung wieder als wirksames Instrument der Flächenversickerung anzuerkennen. Einziger Wehrmutstropfen: Der Schotterrasen, zumindest in erprobter Bauweise, erfüllt die Versickerungsvoraussetzungen in quantitativer Hinsicht leider nicht und das häufig vorgebrachte Argument einer optisch wirksamen „Grünfläche“ verkommt bei allen getesteten grünen Flächenbefestigungen im Laufe der Zeit im wahrsten Sinne des Wortes zur „Randerscheinung“. Problemstellung Die Bewirtschaftung von Niederschlagsabflüssen befestigter Hof- und Parkflächen über oberirdische Versickerungseinrichtungen wird nicht nur aus ökologischen Gründen einer Einleitung in die Kanalisation vorgezogen. Überall dort, wo Versiegelungsgebühren erhoben bzw. nach gesplitterter Abwassersatzung Gebühren abgerechnet werden, ist die Versickerung auch eine wirtschaftliche Alternative. Dies gilt für private Betreiber ebenso wie für kommunale Grundstückseigner. Damit versickert werden kann, müssen in Abhängigkeit von der Befestigungsart, den örtlichen Bodenverhältnissen und dem standörtlichen Bemessungsregen für die Bewirtschaftung des Oberflächenabflusses in der Regel aber zusätzliche Flächen vorgehalten werden, die dem Charakter nach als versickerungsaktive Grünflächen ausgebildet werden. Je nach Bodenart sind Anschlussflächen im Verhältnis von 1:10 bis 1:5 an versiegelter Fläche vorzuhalten. Ungünstige Bodenverhältnisse mit kf-Werten ≤ 5 x 10-6 m/s bedingen eine noch größere Inanspruchnahme von Flächen zur Bewirtschaftung des Oberflächenwassers, so dass an diesen Standorten oder dort, wo überhaupt keine ausreichenden Flächenreserven zur Verfügung stehen, häufig ganz auf eine Versickerung verzichtet wird. Eine Entspannung der Situation könnte damit erreicht werden, dass die befestigte Fläche selbst einen Beitrag zur schadstofffreien Versickerung leistet. Allerdings werden durchlässig befestigte Oberflächen seitens der Wasserwirtschaft grundsätzlich nicht mehr als Anlagen zur flächigen Versickerung toleriert. Es wird davon ausgegangen, dass aufgrund von Alterungsprozessen keine ausreichende Wasserdurchlässigkeit mehr gegeben ist (DWA, 2005). Probleme werden darüber hinaus auch im Verschmutzungsgrad gesehen, der mit der Parknutzung einhergeht und in Abhängigkeit von der Nutzungsfrequenz zu einer Belastung für das Sickerwasser werden kann. Dennoch werden Niederschlagsabflüsse von Pkw-Parkplätzen in der Regel noch als versickerungsfähige Abflüsse toleriert, die dann, eingeleitet in oberirdische Versickerungseinrichtungen durch die Reinigungsleistung der bewachsenen Bodenzone, dem Grundwasser zugeführt werden dürfen (DWA, 2005). Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 87 bevorzugt versickerungsaktive Bauweisen mit vegetationsfähigen Baustoffen in Frage, deren Wasserdurchlässigkeit und Reinigungsleistung am ehesten der einer angrenzenden Muldenversickerung mit begrünter Oberbodenandeckung entspricht. Inwieweit durch die Nutzung der befestigten Flächen und ihrer negativen Begleiterscheinungen, wie Nachverdichtung und schädliche Stoffeinträge, tatsächlich eine Beeinträchtigung der Versickerungsfunktion einhergeht, soll in der auf 5 Jahren ausgelegten Versuchsanstellung an der LWG hinterfragt werden. Bild 1: 7 auf einen Streich: Sechs begrünbare Flächenbefestigungen und ein Belag aus Dränbetonsteinen im Parkplatztest - Können die Befestigungsvarianten bei der Bewirtschaftung des Niederschlagswassers auf Dauer mit einer versickerungsaktiven Rasenfläche mithalten? Lösungsansätze und Empfehlungen Wenn also, wie beabsichtigt, durchlässigen Belagsflächen wieder Versickerungsfunktionen zugestanden werden sollen, müssen diese bei der Bewirtschaftung des Oberflächenwassers in quantitativer und qualitativer Hinsicht mit den Leistungen vegetationsfähiger Versickerungseinrichtungen vergleichbar sein. Aus Sicht der Bau- und Vegetationstechnik kommen dafür Versuchshintergrund Seit 2005 werden an der LWG sieben verschiedene wasserdurchlässige Oberflächenbefestigungen und eine versickerungsaktive Rasenfläche im Lysimeterversuch beprobt. Dazu wurden die einzelnen Wege- Tab. 1: Charakterisierung der geprüften Flächenbefestigungen Format/ Abmessungen in cm Fabrikat/ Hersteller Befestigungsvariante Begrünbarer Flächenanteil in % Rasen Gebrauchsrasen, nach DIN 18917, LWG 100 Schotterrasen Schotterrasen, nach FLL, Belastungsklasse 2, LWG 100 Kunststoff-Rasenwabe GOLPLA -Rasengitterplatte, Funke Kunststoffe GmbH, Sendenhorst Kunststoff-Rasengitter ® 33,0 x 33,0 x 3,8 ca. 90 TTE -System, Fa. Hübner-Lee, Holzgünz-Schwaighausen 50,0 x50,0 x 6,3 ca. 90 Beton-Rasengitter Rasengitter, Heidelberger Stein GmbH & Co. KG, Kleinostheim 60,0 x40,0 x 10,0 ca. 48 Rasenklinker Rasenklinker K 110, Juliwa-Hesa GmbH, Heidelberg-Wieblingen 29,5 x14,0 x 11,3 ca. 45 Rasenfugenpflaster Betonpflasterstein Stato-Plus mit 3 cm Rasenfuge, Heidelberger Stein GmbH & Co. KG, Kleinostheim 19,5 x13,0 x 8,0, 8,25 x13,0 x8,0 ca. 30 Dränpflaster Betonpflasterstein Aquadrain Heidelberger Stein GmbH & Co. KG, Kleinostheim 20,0 x 10,0 x 8,0, 10,0 x 10,0 x 8,0 0 ® ® ® 88 Tab. 2: Aufbau der geprüften Flächenbefestigungen Aufbau/ Befestigungsvariante Tragschicht Durchmischungszone Untergrund Rasen RSM 2.2 Gebrauchsrasen für Trockenlagen, 25 g/m² 20,5 cm Oberboden Bodengruppe 2/4, DIN 18915 10 cm Oberboden mit Baugrund MV 1:1 Vol.-% 27,5 cm Bodenklasse 3/4, DIN 18300 Schotterrasen RSM 5.1 Parkplatzrasen Var. 2, 35 g/m² 25,5 cm belastbare Vegetationstrag1) schicht 5 cm Tragschicht mit Baugrund MV 1:1 Vol.-% 27,5 cm Bodenklasse 3/4, DIN 18300 KunststoffRasenwabe RSM 5.1 Parkplatzrasen Var. 2, 35g/m² Begrünungsfläche 5 cm Kunststoffwabe 3 cm Lava-Splitt 0-4mm mit Extensivsubstrat MV 2:1 Vol.-% 5 cm Lava-Splitt 0-4mm mit Extensivsubstrat MV 2:1 Vol.-% KunststoffRasengitter RSM 5.1 Parkplatzrasen Var. 2, 35g/m² Begrünungsfläche 6,3 cm Kunststoffgitter 4,3 cm Lava-Splitt 0-4mm mit Extensivsubstrat MV 2:1 Vol.-% 3,2 cm Lava-Splitt 0-4mm mit Extensivsubstrat MV 2:1 Vol.-% BetonRasengitter RSM 5.1 Parkplatzrasen Var. 2, 35g/m² Begrünungsfläche 8 cm Lava-Splitt 10 cm 0-4mm mit Betongitter Extensivsubstrat MV 2:1 Vol.-% 5 cm Lava-Splitt 0-4mm mit Extensivsubstrat MV 2:1 Vol.-% 15,5 cm Tragschicht mit vegetationstechn. Eigen2) schaften 27,5 cm Bodenklasse 3/4, DIN 18300 Rasenklinker RSM 5.1 Parkplatzrasen Var. 2, 35g/m² Begrünungsfläche 11,3 cm Klinker 9,3 cm Lava-Splitt 0-4mm mit Extensivsubstrat MV 2:1 Vol.-% 3,7 cm Lava-Splitt 0-4mm mit Extensivsubstrat MV 2:1 Vol.-% 15,5 cm Tragschicht mit vegetationstechn. Eigen2) schaften 27,5 cm Bodenklasse 3/4, DIN 18300 Rasenfugenpflaster RSM 5.1 Parkplatzrasen Var. 2, 35g/m² Begrünungsfläche 8 cm Betonstein 6 cm Lava-Splitt 0-4mm mit Extensivsubstrat MV 2:1 Vol.% 4 cm Lava-Splitt 0-4mm mit Extensivsubstrat MV 2:1 Vol.-% 18,5 cm Tragschicht mit vegetationstechn. Eigen2) schaften 27,5 cm Bodenklasse 3/4, DIN 18300 8 cm Haufwerksporiger Betonstein 8 cm MoränenSplitt 1-3 mm 4 cm MoränenSplitt 2-5 mm 18,5 cm wasserdurchlässiger Schotter 0-32 mm 27,5 cm Bodenklasse 3/4, DIN 18300 Dränpflaster Begrünung Belagsdecke Kammer/ Fugenfüllung Bettung 20,5 cm Tragschicht mit vegetationstechn. Eigen2) schaften 27,5 cm Bodenklasse 3/4, DIN 18300 48,5 cm Bodenklasse 3/4, DIN 18300 1) nach FLL-Empfehlungen für Bau und Pflege von Flächen aus Schotterrasen - Ausgabe 2000 2) nach FLL-Empfehlungen für die Planung, Ausführung und Unterhaltung von Flächen aus begrünbaren Pflasterdecken und Plattenbelägen – Ausgabe 2003 aufbauten in der Versuchsanlage mit Baugrund, Trag-, Bettungs- und Deckschichten in bodenbündige Kleinlysimeter (Maße: 1,65 x 1,25 x 0,58 m ≈ 1 m³) mit Rinnenanschluss eingebaut. Das Oberflächengefälle aller Parzellen beträgt 1,5 %. Damit ist eine getrennte Erfassung der Sickerwässer und Oberflächenabflüsse gewährleistet. Die Gesamtaufbaudicke aller Belagsvarianten beträgt 58,5 cm. Der Aufbau erfolgte nach wegebautechnischen Grundsätzen mit einer Oberbaudicke von 30 cm für gelegentlich benutzte Parkflächen ohne Zuordnung einer Bauklasse nach RStO (FGSV, 2001). Nur beim Kunststoff-Rasengitter wurde systembedingt auf die Ausbildung einer Tragschicht verzichtet. Tab. 1 enthält eine Übersicht der verwendeten Baustoffe und Tab. 2 Hinweise zum versuchsmäßigen Einbau. Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 89 Der abnahmefähige Zustand der begrünbaren Varianten wurde mit Fertigstellungspflegemaßnahmen (Bewässerung und Düngung) bis zum August 2005 herbeigeführt. Anschließend setzte auf allen Flächen die kontinuierliche Belastung durch die Beparkung ein. Diese wird durch ein 2 x wöchentliches Befahren mit Fahrzeugen von 0,5 t Achslast simuliert. Die Nutzungsintensität ist dabei ganzjährig auf 3 Abstellvorgänge pro Tag ausgerichtet, was der Belastungsklasse 2 nach FLL entspricht (FLL, 2007). Der Eintrag von Schadstoffen erfolgt 2 x wöchentlich mit jeweils 5 ml/Parzelle Tropföl (< 0,5 ml pro Fahrzeugwechsel) und 1 x monatlich mit 6,7 g/Parzelle Straßenkehricht. Damit werden neben MineralölKohlenwasserstoffen auch schwer abbaubare organischen Verbindungen sowie Schwermetalle wie Zink, Cadmium, Blei, Kupfer, Chrom und Nickel emittiert. Auf eine Simulation der eingeschränkten Lichtverhältnisse durch Fahrzeugüberstand wird verzichtet, da bei der vorgesehenen Nutzungsintensität keine Beeinträchtigungen zu erwarten sind. Die Entwicklungspflege umfasst Bewässerungsgänge in Form lebenserhaltender Krisenberegnungen (in gleicher Menge für alle), Düngung (2 x 7,5 g/m² Langzeitdünger Rasenfloranid (20/5/8/2) im Frühjahr und Spätsommer) sowie bedarfsgerechte Schnittmaßnahmen mit der Entfernung des Schnittguts. Auf der Rasenfläche wurde im Jahr 2007 noch zusätzlich eine Aerifizierung und Besandung durchgeführt. Ergebnisse Wasserbilanz und Wasserqualität Die in Abb. 1 dargestellte Wasserbilanz für den bisher 3-jährigen Versuchsverlauf berücksichtigt nur den natürlichen Jahresniederschlag sowie bestandserhaltende Bewässerungsgänge im Rahmen der Pflege. Auffallend ist, dass bei Betrachtung der angefallenen natürlichen Niederschläge keine der Befestigungsvarianten im bisherigen Versuchsverlauf einen relevanten Oberflächenabfluss zu verzeichnen hat. Lediglich im 3. Versuchsjahr, in den Monaten Januar und Dezember, war bei allen Varianten zum ersten Mal überhaupt ein Abflussvolumen messbar. Im Verhältnis zur verursachenden Regenspende machte dies aber nur einen vernachlässigbaren Anteil von 0,1-0,2 % aus und schlägt somit auch in der Jahressummenbilanz nicht merklich zu Buche. Wesentlich genauere Aussagen zur Abflusssituation der einzelnen Flächenbefestigungsarten gegenüber plötzlich auftretenden Starkregenereignissen liefern die periodisch durchgeführten Messberegnungen. Diese wurden 2 x pro Jahr als Bemessungsregen r(15) mit Niederschlagsintensitäten von jeweils 150l/s x ha (< 13,5 l/m² in 15 min), 300l/s x ha (< 27 l/m² in 15 min) und 600 l/s x ha (< 54 l/m² in 15 min) flächengenau auf den Belagsva- 800 Niederschlag [l/m²] 700 600 500 400 300 200 100 Rasen Scho tterrasen Kunststo ffRasenwabe Durchfluss Kunststo ffRasengitter Rückhalt B eto nRasengitter Rasenklinker Rasenfugenpflaster 2007 2006 2005 2007 2006 2005 2007 2006 2005 2007 2006 2005 2007 2006 2005 2007 2006 2005 2007 2006 2005 2007 2006 2005 0 Dränpflaster Oberflächenabfluss Abb. 1: Wasserbilanz der geprüften Flächenbefestigungen im bisherigen Versuchsverlauf – dargestellt sind der Durchfluss, Rückhalt und der bisher nicht nachweisbare Oberflächenabfluss als Mittelwerte der Jahressummen 90 rianten ausgebracht. Diese Beregnungssituationen geben nach KOSTRA-Atlas des Deutschen Wetterdienstes (DWD, 1997) eine statistische Häufigkeit eines örtlichen Starkregens von 15 Minuten Dauer in etwa 2-, 50- und weit über 100-jähriger Wiederkehrzeit wieder. Sie dienen damit der Abschätzung des Leistungsvermögens und Dimensionierungssicherheit begrünbarer Flächenbefestigungen im Vergleich zu konventionellen Entwässerungs- und Versickerungseinrichtungen. Nach DIN 1986-100 ist für Regenwasserfall-, Sammel- und Grundleitungen die örtliche 5Minuten-Regenspende, die aus statistischer Sicht einmal in 2 Jahren erwartet werden muss, zu berechnen. Am Versuchsstandort entspricht das 221,9 l/s x ha bzw. 6,7 l/m² in 5 min. Für Grundstücke mit mehr als 800 m² abflusswirksamer Fläche muss zusätzlich ein Nachweis gegen Überflutung geführt werden. Die Überflutungsprüfung muss mit einer Regenspende von mindestens 15 Minuten Dauer durchgeführt werden. Gemäß DIN EN 752-4 Tabelle 1 ist der Nachweis für ein Ereignis zu führen, das einmal in 30 Jahren zu erwarten ist, was vor Ort einem Regenereignis von etwa 270 l/s x ha gleichkommt. In Tab. 3 sind die Ergebnisse von Messberegnungen, die zum Zeitpunkt der Abnahme und in den folgenden Jahren unter Parkbelastung zur Ermittlung der Beiwerte für Spitzenabflüsse herbeigeführt wurden, gesondert ausgewiesen. Der angegebene Abflussbeiwert C bezeichnet den Quotienten aus dem Teil des Bild 2: Die Regenmacher: Ohne parzellengenaue Beregnung mit definierten Niederschlagsintensitäten keine abgesicherten Abflussbeiwerte. Beregnungsereignisses, der direkt zum Abfluss gelangt und dem Gesamtniederschlag. Wie der Tabelle zu entnehmen ist, versickern zum Zeitpunkt der Abnahme fast alle Befestigungsvarianten ein Regenereignis von 600 l/s x ha ohne Oberflächenabfluss. Dies entspricht einem Starkregenniederschlag, der am Standort Veitshöchheim als Regen von 15-minütiger Dauer statistisch weit über dem 100-jährig wiederkehrenden Ereignis (= 331,9 l/s x ha gemäß KOSTRA-Atlas) angesiedelt ist. Tab. 3: Abflussbeiwerte C der geprüften Flächenbefestigungen bei einem Bemessungsregen r15 = 600 l/s x ha (< 54 l/m² in 15 min) Befestigungsvariante 2005 2006 2007 Bei Abnahme Herbst Frühjahr Herbst Frühjahr Herbst Rasen k. A. 0,01 k. A. < 0,01 < 0,01 k. A. Schotterrasen k. A. 0,14 0,35 0,58 0,67 0,50 KunststoffRasenwabe k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. KunststoffRasengitter k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. BetonRasengitter k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. Rasenklinker k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. Rasenfugenpflaster k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. k. A. Dränpflaster 0,01 0,07 k. A. k. A. k. A. k. A. k.A. = kein Abfluss Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 91 Einzig das Dränpflaster verzeichnet überraschenderweise zu Versuchsbeginn einen kaum merklichen Oberflächenabfluss, der bei nachfolgender Herbstmessung, einen Monat nach Inbetriebnahme der Parkflächen, sogar noch einen Anstieg erfährt. Da nachfolgend bei diesem System unter vergleichbaren Messbedingungen keine weiteren Oberflächenabflüsse mehr anfallen, ist davon auszugehen, dass ungebundene Stäube und Feinteile im haufwerksporigen Betonstein die Versickerung zunächst beeinträchtigt haben. Durch die ersten Messberegnungen konnten diese „versickerungshemmenden Störstoffe“ dann ausgespült bzw. verlagert werden. Außer dem Dränpflaster zeigen zu Versuchsbeginn nur noch der Schotterrasen (C= 0,14) und in geringem Anteil auch die versickerungsaktive Rasenfläche (C = 0,01) einen nachweisbaren Abfluss. Bis auf den Schotterrasen, bei dem in den Folgejahren infolge der permanenten Belastung und Nachverdichtung ein stetiger Anstieg des Oberflächenabflusses festzustellen ist, lassen die anderen Flächenbefestigungen auch nach fast dreijähriger Belastung so gut wie keinen Abfluss zu. Erfreulicherweise stehen die begrünten Varianten dem Dränpflaster in Sachen Versickerungsaktivität bisher jedenfalls in nichts nach. In einer weiteren Messreihe werden die Abflussbeiwerte nach Wassersättigung des Aufbaus gemessen. Es zeigt sich, dass die Belagsvarianten auch in diesem Fall das Niederschlagswassers bisher noch nahezu vollständig versickern. Gemessen an den bereits genannten Anforderungen für die Grundstücksentwässerung können demzufolge alle geprüften Flächenbefestigungen bis auf den Schotterrasen den „wasserdurchlässigen Flächen ohne bzw. mit unbedeutender Ableitung“ zugerechnet werden. Für die Dimensionierung von Entwässerungseinrichtungen ist bezugnehmend auf die einschlägigen Normen folglich ein Beiwert für Spitzenabflüsse von C=0 vorzusehen. Darüber hinaus erfüllen die Belagsflächen aber auch noch die Kriterien für eine Flächenversickerung nach Arbeitsblatt DWA-A 138 mit der abflusslosen Bewirtschaftung eines Starkregens von 15-minütiger Dauer, der statistisch alle 5 Jahre wiederkehrt (in diesem Fall: 184,7 l/s x ha < 16,6 l/m² in15 min). Das bisher im Versuch nachgewiesene Versickerungspotential bietet sogar noch Sicherheiten und Reserven, die z. B. für die Einleitung angrenzender befestigter Flächen, wie Zufahrten, Fahrgassen oder Gehwege genutzt werden können. Was Rückhaltung und Speicherung betrifft, liegen die begrünbaren Varianten, wie Abb. 1 zu entnehmen ist, mit ihrem vegetationstechnisch optimierten Aufbau erwartungsgemäß deutlich vor dem konventionell eingebautem wasserdurchlässigen Pflaster. Während 92 die begrünten Varianten übers Jahr gesehen zwischen 35 und 40 % des angefallenen Niederschlagswassers „selbst“ bewirtschaften, kommt das Dränpflaster bedingt durch fehlende Kapillarität im konstruktiven Wegeaufbau und mangels angesiedelter „grüner Endverbraucher“ nur auf einen Rückhalt von knapp 10 %. Bedingt durch den geringen Anteil an begrünbarer Fläche bleibt auch das Rasenfugenpflaster mit einem Rückhalt von 28,9 % deutlich hinter dem Durchschnitt der Referenzfläche mit Rasen (46,5 %) zurück. Neben dieser jährlichen Wasserrückhaltung spielt insbesondere bei Starkregenereignissen aber auch die zeitliche Dimension der Bewirtschaftung eine wichtige Rolle. In Abb. 2 ist das Abflussverhalten von 5 geprüften Flächenbefestigungen bei einem 30-minütigem Regenereignis mit über 100 mm Niederschlag im September 2007 dargestellt. Die Aufbauten waren vorab durchdringend bewässert worden. Wie schon bei anderen Messungen zuvor, überrascht das Rasenfugenpflaster mit der schnellsten Durchströmung aller Wegeaufbauten. Bereits nach durchschnittlich knapp 7 Minuten ist ein Sickerwasseranfall festzustellen. Damit übertrifft die Rasenfuge sogar noch das Dränpflaster, dessen Sickerwassergeschwindigkeit bisher in etwa der unbelasteten Rasenfläche entspricht. Alle anderen grünen Flächenbefestigungen sorgen zunächst für eine längere Verweildauer des Sickerwassers im Wegeaufbau, was im Hinblick auf die angestrebte Filter- und Reinigungswirkung sicherlich von Vorteil ist. Während bis zum Ende des Regenereignisses bei der Rasenfläche bereits die Hälfte des Regenereignisses zur Versickerung in den Baugrund ansteht, geben die Belagsflächen zu diesem Zeitpunkt je nach Bauweise nur etwa 20-30 % an den Untergrund ab. Zwischen begrünten Belägen und Dränpflaster ist diesbezüglich bisher kaum ein Unterschied gegeben. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass die Infiltrationsrate auch durch den parallel dazu einsetzenden Oberflächenabfluss, wie bei Dränpflaster, Rasenfuge und Schotterrasen erkennbar, beeinflusst wird. Insgesamt kann dem Sickerwasser aus begrünbaren Belägen aber eine längere Verweildauer im Aufbau beschieden werden als beim Gebrauchsrasen, was der Filterwirkung und Reinigungsleistung gegenüber bodenschädlichen und wassergefährdenden Stoffen zu Gute kommt. Bis auf anfangs etwas erhöhte Blei- und Zinkkonzentrationen im Sickerwasser des Dränpflasters gibt es, was den Stoffeintrag an Schwermetallen über den Straßenkehricht betrifft, noch keine Beanstandungen. Dies gilt sowohl für die mobilen, relativ leicht verlagerbaren Schwermetalle Cadmium, Nickel und Zink, die besonders auswaschungsgefährdet sind; aber auch für die durch Adsorptionsprozesse im Boden gebundenen Stoffe Blei, Kupfer und Chrom. Niederschlag und Abfluss [l/m²] 120 102.8 l 100 80 60 40 20 0 00:00 00:15 00:30 00:45 24:00:00 01:00 Z it [h:min] Ze DF Rasen DF Schotterra r sen DF Rasenfu f genpflfaster DF Drä r npflfaster Bere r gnung DF Kunststoff ff-Rasengitter OA Schotterra r sen OA Rasenfu f genpflfaster OA Drä r npflfaster Abb. 2: Abflussverhalten von geprüften Flächenbefestigungen bei einem Bemessungsregen r30 = 600 l/s x ha (≈ 103 l/m² in 30 min) – dargestellt sind die Summenkurven von Durchfluss (DF) und Oberflächenabfluss (OA) während eines 24-stündigen Beobachtungszeitraumes Tab. 4: Konzentration von Nährstoffen im Sickerwasser der geprüften Flächenbefestigungen im bisherigen Versuchsverlauf Parameter/ Befestigungsvariante Sulfat SO4 Chlorid Cl Nitrat NO2 Ammonium NH4 Phosphat PO4 2006 2007 2006 2007 2006 2007 2006 2007 2006 2007 Beregnungswasser 85.00 87.50 50.50 50.00 44.71 44.12 0.02 0.02 0.09 0.02 Rasen 79.30 126.05 30.75 43.45 36.35 47.68 0.13 0.38 0.72 0.56 Schotterrasen 96.00 227.45 14.68 23.35 35.86 29.80 0.16 0.07 1.13 0.72 KunststoffRasenwabe 130.05 95.20 14.07 10.53 23.01 5.02 0.15 0.06 1.41 1.66 KunststoffRasengitter 64.35 37.45 15.30 12.21 15.71 5.39 0.10 0.05 1.67 1.64 BetonRasengitter 74.25 48.45 10.49 6.82 1.69 1.50 0.10 0.07 1.94 1.49 Rasenklinker 80.55 56.50 13.94 6.84 1.84 2.50 0.11 0.07 1.77 1.35 Rasenfugenpflaster 59.15 47.30 8.18 5.45 1.69 2.55 0.34 0.14 1.96 1.54 Dränpflaster 38.95 34.60 4.77 7.43 4.77 12.26 0.19 0.08 3.50 3.33 Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 93 Die bisher zweimal jährlich gemessenen Konzentrationen an Schwermetallen im Sickerwasser liegen für alle Befestigungsvarianten innerhalb der zulässigen Grenzwerte nach Bundesbodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV, 1999/2004). Auch die simulierten Motorölverluste bleiben bis jetzt ohne Auswirkungen auf die Wasserqualität. Bisher waren bei drei durchgeführten Kontrollprüfungen noch in keiner Sickerwasserprobe Mineralöl-Kohlenwasserstoffe nachweisbar. Damit werden die Ergebnisse von MOLITOR (1998) hinsichtlich der Unbedenklichkeit von Tropfölverlusten bei Parkplatznutzung auf Rasengittersteinen bestätigt. Die Auswaschung von Nährstoffen ist bei der Versickerung zwar an keine Grenzwerte gebunden; es findet jedoch durch das Beregnungswasser, das aus Uferfiltrat gewonnen wird, und die Düngung der Vegetationsflächen ein kontinuierlicher Stoffeintrag statt. Deshalb macht es Sinn, das Auswaschungsverhalten der Belagsflächen untereinander sowie mit dem Stoffaustrag beim Gebrauchsrasen zu vergleichen. Wie Tab. 4 zu entnehmen ist, weisen alle Parkplatzbefestigungen eine auffallend hohe Löslichkeit gegenüber Phosphat-Ionen auf. Von besonderem Nachteil scheinen hier die im Aufbau fehlenden Feinteile des Oberbodens, die normalerweise für eine Phosphatbindung verantwortlich zeigen. Alle anderen Nährsalze verhalten sich im Vergleich zur Nährstoffauswaschung beim Gebrauchsrasen eher unauffällig. Chloride und Nitrate erfahren im Aufbau der Parkplatzbefestigen sogar eine nachweisbare Immobilisierung. Zwischen dem Dränpflaster und innerhalb der gedüngten begrünbaren Belägen sind dagegen kaum gravierende Qualitätsunterschiede erkennbar. Bisher jedenfalls bewegen sich die gemessenen Schadstoffkonzentrationen aller Parkplatzbefestigungen innerhalb der zulässigen gesetzlichen Grenzwerte und stellen somit keine akute Gefährdung des Grundwassers dar. Ein besonderer Dank gilt in diesem Zusammenhang noch den Vertretern der Wasserwirtschaftsämter Schweinfurt und Nürnberg, ohne deren tatkräftige Unterstützung bei der Analytik eine Qualitätsbeurteilung der Sickerwässer nicht möglich gewesen wäre. die Vitalität der Grasnarbe betrifft, dagegen mehr oder weniger deutlich ab. Einzig das Kunststoff- und mit Abstrichen das Betongitter mit breiteren, offensichtlich lastoptimierten Steg- und Kammerausbildungen halten der permanenten Belastung noch einigermaßen Stand und bieten der Vegetation etwas mehr Überlebensraum. Alle anderen Grünvarianten verzeichnen dagegen leider nur noch spärliche Begrünungsrelikte, die sich praxisnah, bevorzugt außerhalb der Belastungszonen wiederfinden. Abb. 4 gibt diese geschätzten Anteile an Vegetation im Verhältnis zur maximal begrünbaren Fläche im aktuellen Versuchsjahr wieder. Parallel dazu ist die Deckung in Relation zur gesamten Belagsfläche ausgewiesen. In Abhängigkeit vom begrünbaren Flächenanteil ergibt sich für den Betrachter dann ein etwas anderes Bild. Die vergleichsweise hohen Dichten von Beton-Rasengitter, Rasenklinker und Rasenfugenpflaster relativieren sich bei einem begrünbaren Flächenanteil von unter 50 % auf einen optisch wahrgenommenen grünen Gesamteindruck in Größenordung des Schotterrasens. Anders bei den Waben und Gittern aus Kunststoff, die von Haus aus über einen hohen begrünbaren Flächenanteil (90 %) verfügen und bis jetzt noch den dichtesten Bewuchs zeigen. Als besonders nachteilig für die Entwicklung von Vitalität und Dichte hat sich insbesondere der Winterbetrieb herausgestellt. Bereits im ersten schnee- und eisreichen Winter hat die Grasnarbe durch die anhaltende Beparkung bei allen Varianten herbe Schäden davon getragen. Auch die einsetzende Regeneration in den Folgejahren und die verhältnismäßig milden Winter danach konnten am insgesamt wenig überzeugenden Grünaspekt kaum mehr etwas ändern. Die im Gelbdruck der FLL-Richtlinie getroffene Einschätzung einer eingeschränkten Begrünbarkeit bzw. schadhaften Vegetation und konstruktiver Aufbau Trotz vegetationstechnisch optimierter Tragschichten, Bettungen, Kammer- und Fugenfüllungen leidet die Begrünung unter der durchgeführten Beparkung und den zugeführten Schadstoffen, insbesondere dem abgetropften Motorenöl. Wie Abb. 3 verdeutlicht, hinterlässt 3 Jahre nach der Inbetriebnahme nur noch der unbelastete Gebrauchsrasen einen einigermaßen gesunden Eindruck. Alle Belagsvarianten fallen, was 94 Bild 3: Braucht zwar keine Fahrerlaubnis, ermöglicht aber trotzdem eine Simulation der Parkvorgänge mit 0,5 t Achslast. Und das bei jedem Wetter, das ganze Jahr, dreimal pro Tag... Anteil positiver Bewertungen [%] 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Rasen Scho tterrasen Kunststo ffRasenwabe Kunststo ffRasengitter 2005 2006 B eto nRasengitter Rasenklinker Rasenfugenpflaster 2007 Abb. 3: Entwicklung der Vitalität begrünbarer Flächenbefestigungen im bisherigen Versuchsverlauf – dargestellt ist der prozentuale Anteil der Bonituren mit Note 5 = vital bis Note 9 = üppiges Wachstum, bezogen auf die Gesamtbewertungen 100 90 Deckung [%] 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Rasen Scho tterrasen Begrünungsfläche Kunststo ffRasenwabe Kunststo ffRasengitter Gesamtfläche B eto nRasengitter Rasenklinker Rasenfugenpflaster Grenzwert für Abnahme nach FLL Abb. 4: Projektive Bodendeckung an Vegetation bei begrünbaren Flächenbefestigungen im 3. Versuchsjahr – dargestellt ist der Anteil an begrünbarer Fläche und an der Gesamtfläche mit Bezug zur Abnahmefähigkeit nach FLL (50 % projektive Bodendeckung der Begrünungsfläche) Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 95 45 Abweichung [mm] 40 35 30 25 20 15 10 5 0 Rasen Schotterrasen Kunststoff- KunststoffRasenwabe Rasengitter 2005 BetonRasengitter 2006 Rasenklinker RasenDränpflaster fugenpflaster 2007 Abb. 5: Entwicklung der Ebenheit von geprüften Flächenbefestigungen im bisherigen Versuchsverlauf – dargestellt ist die maximale Abweichung als Stichmaß innerhalb von 3 Messstrecken auf der Parzellenfläche Vegetationsentwicklung bei ständiger Beparkung mit mehreren Fahrzeugwechseln bestätigt sich leider voll und ganz (FLL, 2007). Auch die Verwendung belastbarer vegetationsfähiger Tragschichtgemische nach FLL-Sieblinie (FLL, 2003) sowie erprobter poriger Baustoffe bzw. Extensivsubstrate für Bettung, Kammerund Fugenfüllung bieten hier keine erkennbaren Vorteile und bleiben in dieser Hinsicht erfolglos. Allerdings halten sie den Nutzungsbeanspruchungen in bautechnischer Hinsicht bisher weitesgehend Stand. Wie Abb. 5 vermittelt, ist zwar bei allen Varianten ein Trend zur Unebenheit gegeben; die als maximales Stichmaß über den Parzellen gemessen Werte liegen für alle Varianten aber noch im tolerierbaren Bereich. Beim Schotterasen wird mit einer Abweichung von ≤ 30 mm der abnahmefähige Zustand nach FLL auch im dritten Jahr gerade noch erreicht. Gemessen an den Anforderungen für Betonpflasterflächen nach DIN 18318 liegen der Pflasterbelag mit Rasenfuge und das Dränpflaster mittlerweile knapp über dem ausgewiesenen Grenzwert von ≤ 10 mm. Verwerfungen gleicher Größenordnung zeigt auch die Rasenwabe, während die Gitterelemente aus Kunststoff und Beton die Belastungen bisher ohne Setzungen kompensieren. Die größten Unebenheiten zeigt bislang der Gebrauchsrasen, dessen Abweichungen außerhalb einer verkehrstechnischen Nutzung aber wohl am ehesten zu tolerieren sind. 96 Hinweise für die Praxis Von einer multifunktionalen Grünfläche, die Parkbelastungen aushält, eine schadstofffreie Versickerung erlaubt und dazu noch eine ansprechende Begrünung garantiert, muss bei allen begrünbaren Varianten – zumindest was den optisch wirksamen Grünaspekt betrifft – leider Abstand genommen werden. Allerdings sind die „inneren Werte“ vegetationsfähiger Flächenbefestigungen mit erstaunlich guten Versickerungseigenschaften auch nicht zu verachten. Nicht zu vergessen, die erhöhte Wasserrückhaltung und Evapotranspiration, die im Hinblick auf Klimaerwärmung und Feinstauballergien im urbanen Umfeld, nicht nur ökologische Vorteile bietet. Es fragt sich auch, was denn die Alternativen sind?! Kritische Anmerkungen Durch den versuchsmäßigen Lysimeteraufbau mit Zwangsableitung am Ende der Sickerpassage kann ein förderlicher Einfluss auf die Versickerungsleistung unterstellt werden. Allerdings gilt dies nur für die Messberegnungen. Da bei der Dimensionierung nicht nur der erfor- derliche Bemessungsregen, sondern weit darüber hinaus gehende Regenereignisse einer Prüfung unterzogen wurde, ist eine Verminderung der Sickerleistung in diesem Zusammenhang durchaus tolerierbar. In der Baupraxis ist ohnehin davon auszugehen, dass der anstehende Baugrund im Vergleich zum versickerungsaktiven Wegeaufbau zum begrenzenden Faktor wird. Um Bauschäden vorzubeugen, ist im Vorfeld der Baumaßnahme – wie bei Versickerungseinrichtungen üblich – eine Ermittlung der kf-Werte von Untergrund bzw. Unterbau unerlässlich. DIN 18318 (2006): Verkehrswegebauarbeiten, Pflasterdecken, Plattenbeläge, Einfassungen. Ausgabe: 10/06 – Deutsches Institut für Normung, Berlin (Hrsg.) DWA A138 (2005): Arbeitsblatt: Planung, Bau und Betrieb von Anlagen zur Versickerung von Niederschlagswasser. Ausgabe: 2005 – Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V., Hennef (Hrsg.) DWA M 153 (2007): Merkblatt: Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Regenwasser. Ausgabe: 2007 – Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V., Hennef (Hrsg.) LWG Veitshöchheim FGSV (2001): Richtlinien für die Standardisierung des Oberbaues von Verkehrsflächen (RStO). Ausgabe: 2001 – Forschungsgesellschaft für Straßen und Verkehrswesen e.V., Köln (Hrsg.) Literatur FLL (2000): Empfehlungen für Bau und Pflege von Flächen aus Schotterrasen. Ausgabe: 2000 – Forschungsgesellschaft für Landschaftsbau und Landschaftsentwicklung e.V., Bonn (Hrsg.) Jürgen Eppel BBodSchV - Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung (1999/2004) – BGBl. I, Nr. 74 vom 29.12.2004, S. 3758 Deutscher Wetterdienst (DWD) (1997): Starkniederschlagshöhen für Deutschland (KOSTRA-Atlas) – Selbstverlag des Deutschen Wetterdienstes, Offenbach DIN EN 752-4 (1997): Entwässerungssysteme außerhalb von Gebäuden - Teil 4: Hydraulische Berechnung und Umweltschutzaspekte. Ausgabe: 11/97 – Deutsches Institut für Normung, Berlin (Hrsg.) DIN 1986-100 (2002): Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke -Teil 100: Zusätzliche Bestimmungen zu DIN EN 752 und DIN EN 12056. Ausgabe: 2003-03 – Deutsches Institut für Normung, Berlin (Hrsg.) FLL (2003): Empfehlungen für die Planung, Ausführung und Unterhaltung von Flächen aus begrünbaren Pflasterdecken und Plattenbelägen. Ausgabe: 2003 – Forschungsgesellschaft für Landschaftsbau und Landschaftsentwicklung e.V., Bonn (Hrsg.) FLL (2007): Richtlinie für die Planung, Ausführung und Unterhaltung von Begrünbaren Flächenbefestigungen. Gelbdruck: 2007 – Forschungsgesellschaft für Landschaftsbau und Landschaftsentwicklung e.V., Bonn (Hrsg.) MOLITOR, W. (1998): Wie verhält sich Tropföl auf versickerungsfähigen Parkplatzflächen? – Neue Landschaft 9/98, S. 640-642 Der Referent Jürgen Eppel - Diplom-Ingenieur Landespflege Nach dem Studium der Landespflege an der TU München Weihenstephan im Jahre 1986 bereitete Eppel die Lehrschauen des Zentralverbandes Gartenbau e.V. auf der Bundesgartenschau in Düsseldorf vor und betreute diese Maßnahme während der Laufzeit 1987. Anschließend schloss sich ein Referendariat an der Landes-, Lehr- und Forschungsanstalt in Neustadt/Weinstraße an, bevor 1988 der Wechsel zur Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Veitshöchheim, Abteilung Landespflege erfolgte. Eppel leitete dort zunächst das Sachgebiet Freiraumplanung, später dann den Grünflächenbau mit Arbeitschwerpunkten in der Bau- und Vegetationstechnik. Von 2000 bis 2002 war der Autor am Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten im Referat Gartenbau, Weinbau und Biotechnologie in München beschäftigt. Seit 2003 leitet er, in Nachfolge von Dr. Kolb, die Abteilung Landespflege an der LWG. Er ist Mitglied in Fachgremien der FLL, u. a. Leiter des AK "Gewässerabdichtungen im Landschaftsbau", der FGSV, u.a. AK "Geokunststoffe als Erosionsschutz und Begrünungshilfe" und hat sich durch Fachpublikationen und Vorträge zur Dachbegrünung, Regenwasserbewirtschaftung, Versickerung, und Grünflächenpflege einen Namen gemacht. Unterrichtsschwerpunkte an der Fach- und Technikerschule sind die Betriebsführung und der Baubetrieb. Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 97 Franken Maxit GmbH & Co. Niederlassung Nürnberg Tel. 0911-3216880 Lenkersheimer Str. 8 Fax 0911-321688533 90431 Nürnberg email: [email protected] Saubere Terrassen, Einfahrten und Wege leicht gemacht www.maxit.de Die Kunst des Gestaltens für Ihre GARTENIDEEN Birkenmeier + Kragely GmbH · Waldsteinring 6 · D -95448 Bayreuth E -Mail: [email protected] · www.bk-stein-und-design.de 98 40. Landespflegetage Aussteller- und Inserentenverzeichnis 2008 Akademie Landschaftsbau Weihenstephan Bildungszentrum Wippenhauserstraße 65, 85354 Freising–Weihenstephan www.akademie-landschaftsbau.de Tel.: 08161/4878-0 Fax.: 08161/4878-48 BambusCentrum Deutschland Baumschule Eberts GbR Saarstr. 3-5, 76532 Baden-Baden www.bambus.de Baumschule Tel.: 07221/5074-0 Fax: 07221/5074-80 Bayerische Gartenakademie An der Steige 15, 97209 Veitshöchheim www.lwg.bayern.de/gartenakademie Gartenberatung Tel.: 0931/9801-146 Fax: 0931/9801-100 BayWa Agrar, Vertrieb Gartenbau Glauberstraße 7, 97318 Kitzingen www.agrar.baywa.de Produkte für den Gartenbau Tel.: 09321/7007-0 Fax: 09321/7007-45 Birkenmeier + Kragely GmbH Waldsteinring 6, 95448 Bayreuth www.bk-stein-und-design.de Belagssysteme Gestaltung mit Kunststein Tel.: 0921/745492-0 Fax: 0921/745492-29 Chaps and more Schlitchenstraße 26, 32130 Enger www.chaps-and-more.de Berufskleidung Tel.: 05224/994532 Fax: 05224/79893 Compo GmbH & Co. KG Gildenstraße 38, 41857 Münster www.compo-profi.de Düngemittel Bodenverbesserung Tel.: 0251/3277-0 Fax: 0251/326225 ComputerWorks GmbH Schwarzwaldstraße 67, 79539 Lörrach www.computerworks.de VectorWorks – Landschaft CAD - Software Tel.: 07621/4018-0 Fax: 07621/4018-18 DATAflor AG Friedrich-Naumann-Straße 33, 76187 Karlsruhe www.dataflor.de EDV für die Grüne Branche Tel.: 0721/94468-0 Fax: 0721/94468-59 Dataverde GmbH - Albert Brink-Abeler Hauert 14, 44227 Dortmund www.dataverde.de EDV-Lösungen für die grüne Branche Tel.: 0231/97573-0 Fax: 0231/97573-22 Diakonie Neuendettelsau Klosterberg 4 b/4c, 95502 Himmelkron www.diakonieneuendettelsau.de Gartenbänke Gartentische Tel.: 09227/797-07 Fax: 09227/797-98 Ergobase GmbH & Co. KG Mühlenweg 2, 86971 Peiting www.ergobase.com rückenschonende Gartengeräte Tel.: 08861/25630-20 Fax: 08861/25630-21 Finalit Deutschland GmbH Uferstr. 15, 71723 Großbottwar www.finalit.de Stein- und Fliesenpflege Tel.: 07148/16052-3 Fax: 07148/16052-47 Fortsetzung auf Folgeseiten Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 99 40. Landespflegetage Aussteller- und Inserentenverzeichnis 2008 (Fortsetzung) FLL - Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung, Landschaftsbau e.V. Colmantstraße 32, 53115 Bonn www.fll.de Regelwerksgeber Diskussionsforum Tel.: 0228/69002-8 Fax: 0228/69002-9 Franken Maxit GmbH & Co. Lenkersheimer Straße 8, 90431 Nürnberg www.maxit.de Fugenmörtel Bindemittel Tel.: 0911/321688-0 Fax: 0911/321688-533 Gardena Deutschland GmbH Hans-Lorenser-Straße 40, 89079 Ulm www.gardena.de Bewässerungssysteme Tel.: 0731/490224 Fax: 0731/490227 Gartenbau-Berufsgenossenschaft Frankfurter Straße 126, 34121 Kassel www.lsv.de/gartenbau Alterskasse Kranken- und Pflegekasse Tel.: 0561/9280 Fax: 0561/9282307 grashobber OHG Alban-Stolz-Straße 6, 77815 Bühl www.grashobber.de Bodenverbesserung Bodenentwässerung Tel.: 07223/2816165 Fax: 07223/9159224 Held GmbH Gottlieb-Daimler-Straße 5-7, 75050 Gemmingen www.held-teichsysteme.de Teichsysteme Tel.: 07267/9126-0 Fax: 07267/606 HTG GmbH Holzprodukte Einweiler 6, 74635 Kupferzell www.hessentaler.de Pflanzgefäße Tel.: 07944/9427-0 Fax: 07944/9427-27 Hübner-Lee Gewerbestraße 1, 87752 Holzgünz www.huebner-lee.de TTE - Rasengitter Tel.: 08393/9229-0 Fax: 08393/9229-22 Internationale Geotextil Gesellschaft mbH Oststraße 65, 57392 Schmallenberg www.igg.de Gabionen Erosionsschutz Tel.: 02972/48117 Fax: 02972/48119 Juliwa –Hesa GmbH Mittelgewannweg 13, 69123 Heidelberg www.juliwa-hesa.de Rasensamen Fertigrasen, Düngemittel Tel.: 06221/8266-20 Fax: 06221/8266-33 Karl Schlegel Baumschulen Göffingerstraße 40, 88499 Riedlingen www.karl-schlegel.de Baumschulen Tel.: 07371/9318-0 Fax: 07371/9318-10 Mantis ULV-Sprühgeräte GmbH Pflanzenschutzgeräte Vierlander Straße 11a, 21502 Geesthacht (Hamburg) www.mankar.eu Metzler GmbH Winterhäuserstraße 87, 97084 Würzburg www.metzler-feuerschutz.de 100 Pumpentechnik Tel.: 04152/8459-0 Fax: 04152/8459-11 Tel.: 0931/61901-0 Fax: 0931/61901-30 40. Landespflegetage Aussteller- und Inserentenverzeichnis 2008 (Fortsetzung) M & S Haslinger - Baustoffhandel Brentenstraße 10, 83734 Hausham/Obb. www.haslinger-hastec.de Geotextilien Zäune Tel.: 08026/1727 Fax: 08026/3175 Neuland-Hum Rommel GmbH Steigerwaldstr. 31, 96193 Wachenroth / Buchfeld www.neulandhum.de Komposte Erden Tel.: 09548/339 Fax: 09548/8377 Nürnberger Schule Raiffeisenstraße 7, 90518 Altdorf-Rasch www.nuernberger-schule.de Baumpflege Tel.: 09187/8148 Fax: 09187/804982 Optigrün International AG Am Birkenstock 19, 72505 Göggingen www.optigruen.de Dachbegrünung Tel.: 07576/772-0 Fax: 07576/772-299 Oscorna GmbH & Co. KG Postfach 4267, 89032 Ulm www.oscorna.de organische Düngemittel Pflanzenpflege Tel.: 0731/94664-0 Fax: 0731/481291 Polytan GmbH Gewerbering 3, 86666 Burgheim www.polytan.de Kunstrasen Kunststoffsportflächen Tel.: 08432/87-0 Fax: 08432/87-87 Quick-mix Stockstadt GmbH & Co. KG Vogesenstraße 5, 63811 Stockstadt www.quick-mix.de Mörtel Bindemittel Tel.: 0180/31710-11 Fax: 0800/4170000 Scotts Deutschland GmbH Veldhauser Straße 197, 48527 Nordhorn www.scotts.com Rasensamen Düngemittel Rasenpflege Tel.: 05921/380-66 Fax: 05921/380-60 Staatl. Fach- und Technikerschule für Agrarwirtschaft An der Steige 15, 97209 Veitshöchheim www.lwg.bayern.de Meisterschule Technikerschule Tel.: 0931/9801-114 Fax: 0931/9801-100 Verband ehemaliger Veitshöchheimer Absolventenvereinigung An der Steige 15, 97209 Veitshöchheim www.lwg.bayern.de/bildung/verbaende_institutionen Tel.: 0931/9801-115 Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Bayern e.V. Lehárstraße 1, 82166 Gräfelfing/München www.galabau-bayern.de Arbeitgeber- und Unternehmerverband Tel.: 089/8291450 Fax: 089/8340140 Verlag Eugen Ulmer Postfach 700561, 70574 Stuttgart www.ulmer.de Fachbücher Fachzeitschriften Tel.: 0711/4507-0 Fax: 0711/4507-214 Veitshöchheimer Berichte 115 (2008) 101 Veitshöchheimer Berichte aus der Landespflege Heft-Nr. Jahr Titel 62 2002 Grünflächenpflege - Aufgaben für grüne Profis 34. Landespflegetage Band I 7,00 63 2002 Grünflächenpflege - Aufgaben für grüne Profis 34. Landespflegetage Band II 7,00 64 2002 100 Jahre Ausbildung und Forschung frei 66 2002 Dachbegrünung frei 68 2003 Baustoff Pflanze - Nische oder Notwendigkeit 35. Landespflegetage Band I 7,00 69 2003 Baustoff Pflanze - Nische oder Notwendigkeit 35. Landespflegetage Band II 7,00 70 2003 Dokumentation 2002 frei 2003 Natur als Vorbild - Abwasserreinigung - Grauwasserrecycling - Regenwassernutzung frei 72 2003 Regenwasserbewirtschaftung - Dachbegrünung - Belagsflächen - Versickerungseinrichtungen frei 73 2004 GaLaBau auf neuen Wegen? 36. Landespflegetage Band 1 7,00 74 2004 GaLaBau auf neuen Wegen? 36. Landespflegetage 7,00 77 2004 Miscanthus als nachwachsender Rohstoff frei 78 2004 Dokumentationen 2003 frei 80 2005 Hauptsache Grün – alles ist möglich 37. Landespflegetage Band 1 7,00 81 2005 Hautsache Grün – alles ist möglich 37. Landespflegetage Band 2 7,00 84 2005 Pflanzen für extreme Standorte 6. Symposium zur Pflanzenverwendung in der Stadt 6,00 85 2005 Dokumentation 2004 frei 88 2006 GaLaBau in WM-Forum 38. Landespflegetage Band 1 7,00 89 2006 GaLaBau in WM in Forum 38. Landespflegetag Band II 7,00 94 2006 Dokumentation 2005 frei 98 2006 Streuobst frei 101 2007 Mehrwert aus Veitshöchheim 39. Landespflegetage Band 1 7,00 102 2007 Mehrwert aus Veitshöchheim 39. Landespflegetage Band 2 7,00 111 2007 Dokumentation 2006 frei 71 Kosten € Bestellung mit Verrechnungsscheck zzgl. € 1,44 Versandkostenpauschale bei: Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Abt. Landespflege, An der Steige 15, 97209 Veitshöchheim Tel. 0931/9801 402 Fax 0931/9801-400 Verrechnungsscheck bitte ausstellen auf: VeV VERBAND EHEMALIGER VEITSHÖCHHEIMER, An der Steige 15, 97209 Veitshöchheim 102