und Hotelmanagement 2007
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und Hotelmanagement 2007
Grundlagen des Gaststättenund Hotelmanagement (Schwerpunkt Hotellerie) Marc Sölter Hotelfachmann / Tourismusfachwirt 1 Management im Gastgewerbe Management im Gastgewerbe ist der Prozess der inhaltlichen, zeitlichen und organisatorischen Verknüpfung der betrieblichen Funktionen Planung, Führung und Kontrolle, mit dem Ziel die menschlichen, materiellen, finanziellen und informativen Ressourcen eines gastgewerblichen Unternehmens effektiv und effizient einzusetzen. Damit ist Management eine Querschnittfunktion, die alle Bereiche eines gastgewerblichen Unternehmens umfasst. (vgl. Pompl: Touristikmanagement Bd. 2 1997) 2 Management im Gastgewerbe Abhängig von der Branche und der Organisationsstruktur der Unternehmen sind von den Führungskräften unterschiedliche Managementbereiche zu steuern – dazu zählen im Gastgewerbe: Marketingmanagement Personalmanagement Finanzmanagement Qualitäts- und Umweltmanagement Front Office-Management Food and Beverage-Management Controlling (Quelle: Dettmer: Tourismus 2 Hotellerie und Gastronomie 2000)3 Management im Gastgewerbe In der vielfältigen Struktur der gastgewerblichen Dienstleistungsbetriebe der Hotellerie und Gastronomie sind heute die Anforderungen an das Hotel- und Restaurant-Management zunächst in Abhängigkeit der individuellen Gewichtung zwischen Grundfunktion (Beherbergung / Verpflegung) und Nebenfunktionen (Feizeitmanagement) zu sehen. So besteht für das Management in der Ferienhotellerie mit einer höheren Aufenthaltsdauer in der jeweiligen Betriebsgröße und Güteklasse ein anderes Anforderungsprofil als beispielsweise in der Stadthotellerie mit der Zielgruppe „Geschäftsreisende“. (Schaetzing: „Hotel- und Restaurant-Management“ in Grochla: Handbuch der Betriebswirtschaft Bd. 8 1985) 4 Management im Gastgewerbe 5 (Schaetzing: „Hotel- und Restaurant-Management“ in Grochla: Handbuch der Betriebswirtschaft Bd. 8 1985) Bereiche des Gastronomiemanagements Hygienemanagement (HACCP) und Qualitätsmanagement Food and Beverage Management und Marketing Küchenmanagement Catering Management Speisen- und Getränkekalkulation, Festsetzen von Kalkulationswerten (im weitesten Sinne Preispolitik) Betriebsplanung Personalmanagement Finanzierung und Investition Erstellen von Geschäftsprognosen und Budgets Definieren von Standards Kostenkontrollen Erstellen und Auswerten von Verkaufsstatistiken 6 Erfolgreiches Gastronomiemanagement Für Erfolg in der Gastronomie ist notwendig: TQM Effizienz, Berechenbarkeit, Vorhersagbarkeit, Kontrolle Gästeorientierung Zufriedenes Personal Entwicklung neuer Produkte und Konzepte unter Berücksichtigung von Trends in der Bevölkerungs-entwicklung Kontrolle und Kostenmanagement (vgl. Schoolmann 2005 in Dettmer: Managementformen im Tourismus 2005) 7 Erfolgreiches Gastronomiemanagement 1. 2. 3. 4. 5. Der Gastronom muss sein operatives Geschäft beherrschen Moderne angewandte Management- und MarketingMethoden müssen auf den Gastronomiebetrieb übertragen werden. Segmentbezogene Positionierung des Gastronomiebetriebs und ein an den Gästebedürfnissen orientiertes Verkaufs- und Vermarktungskonzept Zielorientierte, betriebstypengerechte Marketing- und Verkaufskonzepte Herstellen der Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit der betrieblichen Leistungsträger im Sinne der gesetzten Unternehmensziele 8 Häufige Fehler im Gastronomiemanagement Hohe Konzentration auf Ambiente und Hardware bei „unterbelichteter“ gastronomischer Kernleistung Überwiegender Einsatz handelsüblicher (günstiger) und damit austauschbarer Convenience-Produkte Nonchalance bis schlampige Betriebsführung Mangelnde Übereinstimmung von Musik und originalethnischem Anspruch Bereitschaft zum Preiskampf mit Mitbewerbern Nur geringe SEP`s und USP´s vgl. Straßer & Straßer in FoodService 06/99 9 Häufige Fehler im Gastronomiemanagement Fast schon charakteristisch für viele Betriebe der Individualgastronomie ist das fehlende Management. Den Gastwirten fehlen die notwendigen betriebswirtschaftlichen Grundlagen – teilweise werden nicht einmal die gängigen Kalkulationsmethoden für die Speise- und Getränke(preis)kalkulation beherrscht. „Managemententscheidungen“ werden nach Gefühl getroffen und die Preise für die Speisekarte werden mit Auf- oder Abschlag von der örtlichen Konkurrenz abgeschrieben. Fehlendes Management in der Gastronomie (Wer nichts wird wird Wirt ???) 10 Management des Gastronomiebereichs im Hotel (F&B – Management) 11 Management des Gastronomiebereichs im Hotel (F&B – Management) Im Rahmen des F&B-Managements ist dafür zu sorgen, dass ein Produkt angeboten wird, das durch gleich bleibende Qualität, ein angemessenes Preis / Leistungsverhältnis sowie durch freundliche und professionelle Präsentation einen großen Gästekreis anspricht, durch gezielte Aktionen (Promotions) das Erreichen des budgetierten Umsatzes abgesichert wird (Quelle: Dettmer u.a.: Controlling im Food & Beverage Management 1998) 12 Management des Gastronomiebereichs im Hotel (F&B – Management) Food Management (Beispiele) Produktionsplanung Einkauf von Lebensmitteln Speisenkalkulation Angebotsanalyse (Speisen) Soll Wareneinsatz (Speisen) Optimierung des Wareneinsatz Speisekartendiagnose Verkaufstatistiken Reporting an Direktion Gestaltung der Speisekarte Verhandlungen und Abschluss von Verträgen mit Lebensmittellieferanten 13 Management des Gastronomiebereichs im Hotel (F&B – Management) Beverage Management Einführung und Kontrolle des Getränkekontrollsystems Gestaltung der Getränkekarte Einkauf von Getränken und Zutaten zur Getränkeherstellung (z.B. für Cocktails) Standardisierung von Rezepten (Cocktail Rezepte) Festlegen des Ist-Bestands an Getränken Lageranforderung ABC-Analyse für den Getränkebereich Erstellen von Lagerfachkarten für Getränke 14 Management des Gastronomiebereichs im Hotel (F&B – Management) Professionelles F&B-Management lässt sich grob in die folgenden sechs Bereiche gliedern: Angebotsentwicklung und Angebotsplanung Foodmarketing und Kartengestaltung Produktionsplanung, Kochtechniken und Küchenorganisation Einkauf, Warenbewirtschaftung und Lagerhaltung Kalkulation und Preisgestaltung F&B - Controlling Urs Schaffer: Einführung in das F&B-Management 2004 15 Management des Gastronomiebereichs im Hotel (F&B – Management) 16 (Schaetzing 1985) Hotelmanagement (Definition) Unter Hotelmanagement wird allgemein die Führung von Hotelunternehmen verstanden Hotelmanagement beschäftigt sich mit dem Gestalten, Lenken und Entwickeln einer Hotelunternehmung als zweckorientiertes soziales System (Hentschel: Hotelmanagement 2001) Hotelmanagement bezieht sich oberflächlich betrachtet, auf Entscheidungen bezüglich der zukünftigen Ausrichtung des Hotelunternehmens und ihrer Durchsetzung (Bouncken: Integrierte Kundensegmentierung in der Hotellerie 1997) 17 Hotelmanagement (- Definition -) (lat. manum agere = an der Hand führen), das Führen oder die Leitung eines Beherbergungsunternehmens. Management im institutionalen Sinn steht für die Personengruppe, die eine Organisation führt, während im funktionalen Sinn der Begriff Management für die damit verbundenen Tätigkeiten und Aufgaben steht. (Gruner: Managementlexikon Hotellerie 2007) 18 Hotelmanagement (Definition) GESTALTEN bedeutet das gedankliche Entwerfen eines Modells, wie die Institution bzw. das Hotelunternehmen als handlungsfähige Einheit zu konzipieren ist. LENKUNG bewirkt, dass die Institution bzw. das Hotelunternehmen nach bestimmten Verhaltensweisen geführt wird. ENTWICKELN sagt aus, das eine Institution bzw. das Hotelunternehmen nicht kurzfristig und ein für allemal festgelegt werden kann, sondern sich je nach den Verhältnissen ständig Weiterentwickeln und Verbessern sollte bzw. muss. (vgl. Sölter: Management in der Freizeit- und Tourismuswirtschaft 2005) 19 Spezielle „Hotel-Managementlehre“ ??? Hotelmanagement ist eine spezielle Managementlehre die sich mit den Besonderheiten der Unternehmensführung von Hotelunternehmen beschäftigt. Betriebswirtschaftslehre Managementlehre Hotelbetriebslehre = „Hotel-Managementlehre“ 20 Hotelmanagement (- Definition -) Der Begriff Management bzw. Hotelmanagement wird in der Hotellerie in zweierlei Hinsicht verwendet: Zum einen sind damit die Entscheidungsträger in einer Hotelunternehmung gemeint (institutionaler Aspekt), zum anderen meint (Hotel-) Management die zielorientierte Gestaltung, Steuerung und Entwicklung des sozi-technischen Systems (Hotel-) Unternehmung in fach- und personenorientierter Hinsicht (funktionaler Aspekt) Henselek: Hotelmanagement 1999 21 Hospitality Management (Definition) Im Ausland wird dieses Bezeichnung hauptsächlich für Managementtätigkeiten im Gastgewerbe verwendet Hospitality Management umfasst die Führungsaufgaben in allen wirtschaftlichen Unternehmen sowie Non Profit Unternehmen, die Logis-, Catering-, Veranstaltungs- oder sonstige Leistungen für Konsumenten in ihrer Rolle als Gäste erbringen (Hafner: Tourismusmarketing 1997) Hospitality Management befasst sich mit den infrastrukturellen und personenbezogenen Dienstleistungen für verschiedene wirtschaftliche Einheiten (insbesondere öffentliche und private Unternehmungen und Institutionen). Ziel ist es, optimale Wohn, Aufenthalts- und Arbeitsverhältnisse zu gestalten und zu vermarkten (www.hsw.ch – Studienschwerpunkt Hospitality Management) Hotelmanagement nicht = Hospitality Management 22 Hospitality Management (- Definition -) (engl. hospitality = Gastlichkeit) Bezeichnung für die professionelle Beschäftigung mit infrastrukturellen und personenbezogenen Dienstleistungen für verschiedene staatliche und privatwirtschaftliche Einheiten, insbesondere in und für Unternehmen des Gastgewerbes. Während das Hotel- und Restaurantmanagement im Wesentlichen auf die Führung von Beherbergungs- bzw. Gastronomiebetrieben fokussiert ist, umfasst der Begriff Hospitality Management darüber hinaus weitere gastbezogene Dienstleistungen und Dienstleister wie beispielsweise die Gastgewerbliche Unternehmensberatung, Facility ManagementUnternehmen oder Freizeitparks. (Quelle: Gruner: Managementlexikon Hotellerie 2007) 23 Hotelmanagement als Unterfall des Tourismusmanagement 24 Manager in Hotelunternehmen 25 Henselek: Hotelmanagement 1999 Manager in Hotelunternehmen Hotelfachmann Fachwirt im Gastgewerbe Hotelmeister staatl. gepr. Hotelbetriebswirt Dipl. Betriebswirt (Hotelmgt.) Master Hospitality Management 26 Manager in Hotelunternehmen Leider ist die Qualität und Qualifizierung der Mitarbeiter im mittleren Management abnehmend. Der hotelspezifische Arbeitsmarkt dreht sich rasant, vielfach sind auch Basis-Positionen bereits jetzt nicht mehr mit guten Fachkräften zu besetzen. Auf der anderen Seite gibt es keine fixierte betriebswirtschaftliche und fachliche Mindestanforderungen an einen Hotelier in Deutschland. Quelle: vgl. Bierwirth & Partner: Situation der Hotels in Deutschland 2006 - Qualifiziertes Personal für Managementposition wird gesucht - Unterqualifizierte Hoteliers (vor allem aus der Individualhotellerie) 27 Managementpositionen in einem Großhotel (Abb: Janko: Informationswirtschaft 2 – Informationswirtschaft im Unternehmen 2005) 28 Manager in Hotelunternehmen Was ein Hotelmanager haben sollte: 29 Manager in Hotelunternehmen Folgende Anforderungen werden an einen Hotelmanager gestellt: Sehr hohe Belastbarkeit und große Flexibilität Betriebswirtschaftliches und hotelbetriebliches Know-how Führungs- und Motivationsqualitäten Sicheres und selbstbewusstes Auftreten, gepflegtes Erscheinungsbild Auslandserfahrung Fremdensprachenkenntnisse Kenntnisse in der gängigen EDV und den Hotelprogrammen Erfahrung in F&B, Room Division, Marketing & Sales Chancen bestehen auch für Quereinsteiger – gefragt sich Betriebswirte oder Dipl. Kaufleute mit den Schwerpunkten Marketing, Vertrieb, Rechnungswesen, Tourismus 30 Hotelspezifische Managementbereiche Room Division Management / Front Office Management: Management der Beherbergungsabteilung (Logis). Housekeeping Management: Hierfür ist hauptsächlich die Hausdame verantwortlich. Food & Beverage Management: Dem F&B- Manager unterstehen der Restaurantleiter und der Küchenchef. 31 Bereiche des Hotelmanagements Organisation des Hotelbetriebs Unternehmenspolitik Personalführung Rechnungswesen und Finanzen Investition und Finanzierung Qualitätssicherung Marketing u.a. 32 Entscheidungsebenen im Hotelmanagement Normative Ebene: Beschäftigt sich mit Normen, Spielregeln generellen Zielen und Wertvorstellungen im Hotelunternehmen. (Stichworte: Vision des Unternehmens, Unternehmensverfassung, Unternehmenspolitik, Unternehmenskultur) Strategische Ebene: Aufbau, Pflege und Ausbeutung von strategischen Erfolgspotentialen. Strategien und Konzepte zur Verwirklichung der Unternehmenspolitik Operative Ebene: Planung, Festlegung und Kontrolle der laufenden Geschäftsaktivitäten des Hotelunternehmens. 33 Generelle Managementfunktionen im Hotel Planung: Grundlage einer erfolgreichen Unternehmensführung in der Hotellerie ist die Planung, da sie die notwendigen Grundlagen für zukünftige Geschäftsentwicklung liefert. Die Planung in Hotelbetrieben ist allerdings mit großen Unsicherheiten behaftet, da die Nachfrage nach Beherbergungs- und Bewirtungsleistungen kurzfristigen Schwankungen unterliegt. Planung wird als Vorausdenken im Sinne eines geistigen Prozess einer einzelnen Person oder Personenmehrzahl verstanden, die Zeit beansprucht und auf einen betrieblichen Gegenstand ausgerichtet ist. (vgl. Henselek: Hotelmanagement 1999) 34 Generelle Managementfunktionen im Hotel Organisation: Um eine gastgewerbliche Leistung zu erbringen, ist es notwendig, Materialien zu beschaffen, diese mit Hilfe menschlicher Arbeit zu beoder verarbeiten und den Gästen anzubietend, z.B. F&B – sowie Beherbergungsleistungen. Während dieses Leistungserstellungsprozess sind jedoch eine Vielzahl von Entscheidungen zu treffen, die ein möglichst reibungslosen Zusammenwirken der Produktionsfaktoren ermöglichen sollen (vgl. Dettmer: Organisation/Datenverarbeitung für das Gastgewerbe 1998) Die Organisationslehre für das Gastgewerbe kann daher wie folgt definiert werden: „Sie ist die Lehre von der Organisation der Hotel- und Gaststättenbetriebe“, d.h. der sinnvollen Ordnung der in den Hotels zusammenwirkenden Menschen und technischen Hilfsmittel (Jamin/Schaetzing: Organisation und Datenverarbeitung in der Hotellerie) 35 Generelle Managementaufgaben im Hotel Führung: Unter Führung wird ein sozialer Beeinflussungsprozess verstanden bei welchem eine Person (Führende) versucht, eine weitere Personen (die Geführten) zur Erfüllung gemeinsamer Aufgaben und Erreichung gemeinsamer Ziel zu veranlassen. Die Ziele der Personalführung eines Hotels können wie folgt definiert werden: 1. Da in einem Hotel Höflichkeit und Freundlichkeit des Personals gegenüber den Gästen erwartet wird, muss das Führungssystem eine entsprechende Motivation bieten 2. Trotz der unregelmäßigen und teilweise ungünstigen Arbeitszeiten soll eine hoher Zufriedenheitsgrad des Personals angestrebt werden 1. 36 (Quelle: Tietz: Handbuch der Tourismuswirtschaft 1980) Generelle Managementfunktionen im Hotel Kontrolle: Die Kontrolle kann als Gegenstück der Planung verstanden werden, denn sie dient zur Überprüfung der Planrealisation. Kontrolle findet in verschiedenen Bereichen der Hotellerie statt. So müssen z.B. auf der einen Seite die Arbeitsergebnisse der Mitarbeiter kontrolliert werden aber ebenso muss kontrolliert werden ob das Budget eingehalten bzw. ob die geplanten Zahlen erreicht wurden sind. 37 Generelle Managementfunktionen im Hotel Die vier zentralen Managementfunktion eines (Hotel-) Unternehmens werden im sog. Managementkreislauf wiedergegeben. 38 Generelle Managementfunktionen im Hotel 39 (Schaetzing 1985) Das Management von Hotelbetrieben Das Management von Hotels ist eine vielschichtige und komplexe Aufgabe. Verschiedene Faktoren müssen übereinstimmen um ein Hotel erfolgreich am Markt zu positionieren und um ein erfolgreiches und vor allem ertragsstarkes Hotelprodukt anbieten zu können. In einer Vielzahl der deutschen Hotelbetriebe steht vor allem die operative Managementebene im Blickfeld des Hotelmanagers. Tätigkeiten wie Akquisition von Hotelkunden oder die Gestaltung der hoteltypischen Dienstleistungen nehmen einen großen Platz ein. 40 Strategisches Hotelmanagement ??? Belange der strategischen Unternehmensführung, allen voran die Investitionsplanung, kommen in der deutschen Hotellerie zu kurz. vgl. Wick: Planung von baulichen Investitionen in Hotels Vielfach beschränken sich Hoteliers auf das Controlling operativer Kennzahlen, sofern überhaupt ein Controlling durchgeführt wird. Zumeist liegt der Fokus auf dem Überwachen finanzieller Kennzahlen. Während in den meisten Hotelbetrieben ein Vergleich der Saldenliste mit dem Vorjahr durchgeführt wird, sind Plan-IstVergleiche lediglich in fortschrittlicheren Hotelbetrieben anzutreffen. Dies aus dem einfachen Grund, da großteils keine Planzahlen verfügbar sind. Deshalb würde es sich speziell in der Hotelbranche anbieten ein gezieltes strategisches Management zu betreiben. 41 (Quelle: Nussbaumer: IT gestütztes strategisches Frühwarnsystem für die Hotellerie) Strategisches Hotelmanagement Dem Thema des Strategischen Managements in Hotelbetrieben wurde bisher sowohl in Theorie als auch Praxis zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Es geht dabei nicht nur um die strategische Ausrichtung eines Hotels, sondern vielmehr darum, dass ein nachhaltig wirksames und erfolgreiches strategisches Führungssystem implementiert wird. (Quelle: Nussbaumer: IT gestütztes strategisches Frühwarnsystem für die Hotellerie) Unter strategischem Management verstehen wir die wettbewerbsorientierte Gestaltung einer Hotelunternehmung. Strategisches Management orientiert sich an langfristigen Zielen des Hotels und definiert in Form von Konzepten die dispositiven Handlungsspielräume (vgl. Kaspar: Management im Tourismus 1995) 42 Strategisches Hotelmanagement Strategisches Hotelmanagement basiert auf der Überzeugung, dass die Zukunft aktiv geschaffen und gestaltet werden kann. Dementsprechend wird die gesamte Organisation darauf ausgerichtet, im Wettbewerb die Initiative zu ergreifen. Eine konsequente Anwendung und Durchsetzung strategischen Denkens auf allen Ebenen der Organisation sind wesentliches Kriterium des strategischen Managements. Die einzelnen Aufgaben konkretisieren sich in der Planung, Organisation, Führung und Kontrolle von Institutionen aller Art. (Quelle: Kreilkamp: Strategische Planung im Tourismus in Haedrich u.a.: Tourismus-Management 3. Aufl.) 43 Strategisches Hotelmanagement Das strategische Management einer Hotelunternehmung unterscheidet sich - besonderst durch seine Komplexität und die vielfältigen Einflüsse welche zur Entscheidungsfindung beitragen – vom operativen Alltagsmanagement des Hotelbetriebs. Durch strategisches Management wird eine Strategie in die Realität umgesetzt. Elemente des strategischen Managements sind untereinander verkettet. 44 Strategisches Hotelmanagement Beispiele für strategische und operative Führungsmaßnahmen in der Hotellerie: Strategisch Operativ - Festlegung eines bestimmten Gästezielgruppe und Leistungsausrichtung eines Hotels Umsatzwachstum durch Kapazitätserweiterung Küchenangebot spezialisieren auf bestimmtes Angebot - Erstellung und Ausgestaltung des Leistungsprogramms im einzelnes - Detailplanung der Baumaßnahmen - Speisekarte erstellen 45 Quelle: vgl. Langer: Zeitgemäße Unternehmensführung im Gastgewerbe 2. Aufl. Strategisches Hotelmanagement Verhaltensweisen: Optimale Konzentration der eigenen Kräfte (der materiellen, personellen und finanziellen Mittel) Ständiges Ausbauen der eigen Stärken und Aufbauen auf den Schwachstellen der Konkurrenz (ständiges Schaffen von Wettbewerbsvorteilen und Kernkompetenzen) Schnelle Anpassung bei Überraschungen (Flexibilität durch langfristige Planung und ständige Informationsbeschaffung) Optimale Gestaltung von Organisation und Kommunikation (unter Berücksichtigung der Veränderungen) Ziele und Mitteleinsatz sorgfältig aufeinander abstimmen (durch laufende Kontrolle und Berücksichtigung der Veränderungen) Versuchen, durch Innovationen laufend Wettbewerbsvorteile zu erringen (Neuerungen im Bereich der Dienstleistungen, der Verfahren und der Organisation 46 (Pircher-Friedrich: Strategisches Management in der Hotellerie 1999) Zehn Thesen zum Management von Hotels These 1: Ein Hotel wird durch sein Management und die Mitarbeitenden geprägt These 2: Zufriedene Gäste bilden die Basis für den nachhaltigen Erfolg These 3: Gezieltes Marketing macht gute Hotels erfolgreich These 4: Auf bestimmte Gästezielgruppen fokussieren These 5: Mit attraktiven Angeboten Mehrwert schaffen 47 Zehn Thesen zum Management von Hotels These 6: Wellness zur Differenzierung nutzen These 7: Mit Kooperationen die Kosten senken und die Auslastung Verbessern These 8: Die Optimierung von Einnahmen und Kosten ist eine permanente Managementaufgabe These 9: Investitionen müssen Mehrwert schaffen These 10: Erfolg versprechende Projekte finden Finanzierungspartner (Quelle: UBS outlook: Hotellerie – Denkanstösse und Thesen zur nachhaltigen Wettbewerbsfähigkeit) 48 Integratives Management im Hotel Quelle: Kaspar 1995 / Buer 1997 49 Integratives Management im Hotel Auf die Unternehmenspolitik, -verfassung, -kultur sowie auf ausgewählte Managementtechniken/ - praktiken wird im Skript „Hotelmangement II“ eingegangen. Das Thema Voreröffnungsmanagement wird dort ebenfalls behandelt. 50 Gaststätten- und Hotelmanagement (- Kriterien der Dienstleistungsproduktion -) Die Grundfunktion von Gasstätten- und Hotelbetrieben liegen im Beherbergungs- (Hotel) und Verpflegungsbereich (Gaststätte), die daraus abgeleitete Leistungserstellung ist in ihrem Ergebnis immaterieller Natur (Barth/Benden/Theis: Hotel-Marketing 1994) Bei Gastronomie- und Hotelleistungen herrscht also der Dienstleistungscharakter vor, insgesamt besteht das absatzfähige Leistungsangebot eines Gasstätten- oder Hotelunternehmens aus drei verschiedenen Leistungsarten: in einem Angebot aus der Leistung eigener Produktion einem Angebot an Handelsleistungen und dem größten Angebotsbestandteil aus verschieden Dienstleistungen (vgl. Hammer / Riedel: Gastronomie-Marketing 1989) 51 Gaststätten- und Hotelmanagement (- Kriterien der Dienstleistungsproduktion -) Was ist eine Dienstleistung in einer Gasstätte? Hauptleistung (Verpflegung / Bewirtung) Nebenleistungen rund um das Servieren der Speisen und Getränke Was ist eine Dienstleistung im Hotel? Hauptleistungen (Bewirtung/Verpflegung & Beherbergung) Zusatz- und Nebenleistungen (Dienstleistungen rund um den Gast) 52 Quelle: Abb. Dreyer/Dehner: Kundenzufriedenheit im Tourismus 1. Aufl. 1998 Gaststätten- und Hotelmanagement (- Kriterien der Dienstleistungsproduktion -) Definition: Dienstleistungen Dienstleistungen sind selbständige, marktfähige Leistungen, die mit der Bereitstellung und/oder dem Einsatz von Leistungsfähigkeiten verbunden sind (Potentialorientierung). Interne und externe Faktoren werden im Rahmen des Erstellungsprozesses kombiniert (Prozessorientierung). Die Faktorenkombination des Dienstleistungsanbieters wird mit dem Ziel eingesetzt, an den externen Faktoren, an Menschen oder deren Objekten nutzenstiftende Wirkungen zu erzielen (Ergebnisorientierung) (Meffert/Bruhn 2000, S. 30). 53 Gaststätten- und Hotelmanagement (- Kriterien der Dienstleistungsproduktion -) Hotelbetriebe können in die Gruppe der sog. institutionellen Dienstleister eingeordnet werden, da sie die Dienstleistung als Kernleistung erbringen (vgl. Meffert/Bruhn: Dienstleistungsmarketing 1995). Ihre Hauptaufgabe ist primär die persönliche Dienstleistung, die enge Interaktion zwischen Mitarbeitern und Gästen sowie zwischen den Mitarbeitern. (vgl. Bouncken: Integrierte Kundensegmentierung in der Hotellerie 1997). Die Dienstleistungen in der Hotellerie werden in verschiedenen Leistungsphasen erbracht. Bouncken schlägt z.B. eine Einteilung in Vorpräsenz-, Präsenz- und Nachpräsenzphase vor. Die Einteilung ist nach Ansicht von Bouncken besser geeignet als die Einteilung in Potential-, Prozess- und Ergebnisphase da sich in allen Phase Interaktionen ereignen. Daher werden beide Varianten kurz vorgestellt. 54 Phasenorientierung von (Hotel-) Dienstleistungen Phase Vorpräsenzphase (Vor Inanspruchnahme der Dienstleistung) Wenig InteraktionsZwang (Indirekter Kontakt) Definition Beispiele Hotel Potentiale die für die Eigentliche Produktion notwendig sind Telefonische KommuniKation, Buchung, Reservierungsanfrage Präsenzphase Inanspruchnahme der Dienstleistung Starke Interaktion zwischen Mitarbeitern und Gast (direkter Kontakt) Nachpräsenzphase Ergebnis der Dienstleistungserstellung Kaum Interaktionszwang. Höchstens zur Nachkaufpflege Leistungserstellung Hotel und Gast begründen das Ergebnis Ergebnisse der Hotelleistungen Vorbereitung von Betten Dekorationen in Zimmern Liegen am Pool Geistige Erinnerungen an den Aufenthalt in Form von Photos. Beschwerde (eigene Darstellung) 55 Phasenorientierung von (Hotel-) Dienstleistungen 56 (Dreyer: Operatives Marketing – Studienbrief AFW-Bad Harzburg 1999) Eigenschaften der Hoteldienstleistung (Quelle. Zusammenfassung aus: Barth: Hotel-Marketing 1994, Dreyer / Dehner: Kundenzufriedenheit im Tourismus 1998, Gardini: Marketing-Management in der Hotellerie 2004, Henselek: Hotelmanagement – Planung und Kontrolle 1999, Henschel: Hotelmanagement 1. Aufl. 2001, Kunz: Die Kosten des Hotels 3. Aufl. 1986, Seitz: Hotelmanagement 1997) 57 Die Dienstleistung Hotel als Kombination von Leistungen (Sölter: Revenuemanagement in der Hotellerie 2007) 58 Die Hotelleistung 59 (Quelle: Freyer: Tourismus 8. Aufl.) Dienstleistungselemente in der Gastronomie Die Gastronomie fällt unter das System der Dienstleistungsbetriebe. Gastronomie ist eine persönliche, prozessorientierte und ergebnisorientierte Dienstleistung, die am Menschen erbracht wird. (Razinger: Erfolgsfaktoren in der Gastronomie – Dissertation Uni Lüneburg 2000) Anders als in anderen Dienstleistungsbetrieben üblich, wird der Kunde in der Gastronomie als Gast bezeichnet. 60 Dienstleistungselemente in der Gastronomie Bedeutende Bereiche bei der Betrachtung der Dienstleistungskomponenten sind: Zubereitung und Angebot von Speisen Zubereitung und Angebot von Getränken Bereitstellung von Räumlichkeiten bzw. Verzehrzonen inklusive Ausstattungskomponenten (Toiletten, Garderobe, Wickelraum usw.) Bedienung und Unterhaltung (Quelle: Tenberg: Gastronomie und Handel 1999) 61 Dienstleistungselemente in der Gastronomie Zum Absatz gastronomischer Leistung ist auf der Nachfrageseite eine externer Faktor (Gast) notwendig. Die gastronomische Leistung ist nicht oder nur sehr kurzfristig speicherbar Die Leistungserstellung ist sehr personalintensiv Die gastronomische Leistung ist nur subjektiv bewertbar Die Produktion von Gastronomieleistungen ist abhängig vom Absatz. Bei schwankendem Absatz muss sich der Gastronomiebetrieb auf den Spitzenbedarf ausrichten Der Gast ist am Ergebnis der gastronomischen Leistung interessiert (Speisequantität und –qualität), aber auch am Leistungsprozess (z.B. Schauküchen, Bedienung). Die gastronomische Leistungsbewirkung ist in der Regel an feste Standorte gebunden. 62 (Schückhaus: Die systematisierte Gastronomie 1987) Dienstleistungselemente in der Gastronomie Die eigentliche Bewirtungs- / Verpflegungsleistung in der Gastronomie umfasst demnach: die Bereitstellung der Konsumation die Bereitstellung des Gastlokals die Bedienung der Gäste (Quelle: Zegg: Arbeitsplatz Hotellerie 2. Aufl.) 63 Dienstleistungskette (- Gastronomie -) (Quelle: Schertler: Vorlesung Strategisches Tourismusmanagement II 2005) 64 Gaststätten- und Hotelmanagement (- Kriterien der Dienstleistungsproduktion -) Die Eigenschaften der Dienstleistungsproduktion müssen unbedingt beim Management und Marketing eines Gaststätten- und Hotelunternehmens beachtet werden. Beispiele: Charakteristisch für die Nachfrage nach Hotelleistungen, ist eine hohe Elastizität und Diskontinuität. Über Preisdifferenzzierungen in Zeiten von schlechter Nachfrage, wird versucht zusätzliche Gäste zu gewinnen Ein Hotelzimmer, das nicht vermietet werden konnte, ist ein entgangener Gewinn. Die Hotelleistung kann eben nicht gespeichert werden, die nicht verkaufte Kapazität (das Hotelzimmer) an diesem Tag ist also wertlos geworden Das große Spektrum der möglichen Zielgruppen/Gäste für das Hotel oder die Gaststätte, begründet die Notwendigkeit zu einem differenzierten Marketing. 65 Gaststätten- und Hotelmanagement (- Kriterien der Dienstleistungsproduktion -) Beispiele (Fortsetzung): Die Produkte und Dienstleistungen der Hotellerie und Gastronomie können in der Regel nicht vorher ausprobiert werden – deshalb hat Werbung und Produktpräsentation eine große Bedeutung für den unternehmerischen Erfolg Die Verderblichkeit gastronomischer Produkt- und Dienstleistungen verstärkt natürlich die Nachfrageabhängigkeit und damit die Marktorientierung in Hotellerie und Gastronomie (Schaetzing: „Hotel- und Restaurantmanagement“ in Grochla: Handbuch der Betriebswirtschaft Bd. 7 1985). Subjektive Leistungsbewertung 66 Dimensionen der Hotel- und Gastronomieleistungen (Gardini: Marketing-Management in der Hotellerie 2004) 67 Das Gastgewerbe 68 Dettmer: Tourismus 1 Das Gastgewerbe Der Begriff Gastgewerbe fasst die Begriffe Beherbergungsgewerbe und Gaststättengewerbe zusammen. Die Hauptleistung von Hotellerie und Parahotellerie ist die Beherbergung, daher werden Betriebe der Hotellerie und Parahotellerie unter dem Oberbegriff Beherbergungsgewerbe zusammengefasst. Bei Betrieben der Gastronomie und des gastronomieorientierten Einzelhandels steht die Bewirtung / Verpflegung der Gäste mit verzehrfähigen Speisen und Getränken im Vordergrund – deshalb werden sie unter dem Begriff Gaststättengewerbe zusammengefasst. 69 Das Gastgewerbe 70 Quelle: Sölter: BWL in Hotellerie und Gastronomie 2006 Das Gastgewerbe Gaststättengewerbe: Betriebe des Gaststättengewerbe sind sog. Bewirtungs- / Verpflegungsbetriebe, in denen Gäste auf unterschiedliche Weise bewirtet werden können. Beherbergungsgewerbe: In Betrieben des Beherbergungsgewerbes (Beherbergungsbetriebe) kann neben der Beherbergung auch bewirtet werden. 71 Das Gastgewerbe Der Unterschied zwischen Gaststättengewerbe und Beherbergungsgewerbe ist nicht nur definitorisch oder theoretisch, sondern bedeutet eine andersartige Hautleistung mit andersartigen Rahmenleistungen und andersartigen Funktionsschwerpunkten. Auch die Kosten und die Betriebsführung sind in beiden Gastronomieformen unterschiedlich. (Hamer/Riedel: Gastronomie-Marketing 1990) 72 Das Gastgewerbe (Quelle: BZG) 73 Wirtschaftszweig Gastgewerbe (Statistisches Bundesamt) 74 Wirtschaftszweig Gastgewerbe Der Erhebungsbereich der Gastgewerbestatistik umfasst alle Unternehmen mit Sitz in Deutschland, die ausschließlich oder überwiegend Beherbergungs- oder Gaststättendienstleistungen (einschließlich Kantinen und Caterer) anbieten Das statistische Bundesamt versteht unter Beherbergungsbetrieben: „Betriebe, die nach Einrichtung und Zweckbestimmung dazu dienen, mehr als acht Gäste (im Reiseverkehr) gleichzeitig zu beherbergen. Hierzu zählen auch Unterkunftsstätten, die Gästebeherbergung nicht gewerblich und / oder als Nebenzweck betreiben (Hentschel: Hotelmanagement 1999) 75 Wirtschaftsfaktor Gastgewerbe 76 Das Gastgewerbe 77 Das Gastgewerbe DEHOGA Branchenbericht Mai 2006 78 Einordnung des Gastgewerbes in die Tourismuswirtschaft 79 (Walker: Introduction to Hospitality Management 2nd Edition) Einordnung des Gastgewerbes in die Tourismuswirtschaft 80 Einordnung des Gastgewerbes in die Tourismuswirtschaft Das Gastgewerbe bildet einen der Hauptleistungsträger der Tourismuswirtschaft. Das Gastgewerbe bietet zwei wesentliche touristische Basisleistungen an: gut essen und speisen (Verpflegung / Bewirtung) gut schlafen (Beherbergung) Die Qualität der Beherbergungsstätte entscheidet maßgeblich über die Zufriedenheit oder Unzufriedenheit des Kunden nach Beendigung der Reise. 81 Einordnung des Gastgewerbes in die Tourismuswirtschaft Es besteht ein funktioneller Zusammenhang zwischen Gastgewerbe und Tourismuswirtschaft 82 Das Gastgewerbe innerhalb der Tourismuswirtschaft Die Voraussetzung und Grundlage für jeglichen Tourismus bildet ein leistungsfähiges Gastgewerbe (vgl. Barth/Benden/Theis: Hotel-Marketing 1994) Die Betriebe des Gastgewerbe werden als Tourismusobjekte von den Tourismussubjekten (Gästen) - als Teilnehmer im System – primär zur Beherbergung und / oder Verpflegung genutzt. Zwischen dem Gastgewerbe und der Tourismuswirtschaft besteht ein funktioneller Zusammenhang. Es gehören funktionell diejenigen Gastgewerbebetriebe zur Tourismuswirtschaft die mit einem touristischen Vorgang verbunden sind, d.h. wo die Inanspruchnahme der Leistungen auf eine touristische Motivation (einschl. des Geschäftstourismus) zurückzuführen ist (Hentschel: Hotelmanagement 1999) 83 Das Gastgewerbe innerhalb der Tourismuswirtschaft Das Gastgewerbe setzt sich aus dem Gastronomie- und Beherbergungsgewerbe zusammen. In der Statistik werden das Gastronomiegewerbe und das Beherbergungsgewerbe meist gemeinsam erfasst, allerdings haben sie eine unterschiedliche Bedeutung für die Tourismuswirtschaft. Das Gastronomiegewerbe kann auch unabhängig vom Tourismus bzw. unabhängig von touristischen Gästen betrieben werden Das Beherbergungsgewerbe ist vom Tourismus abhängig sowie auch der Tourismus in gewissem Maße vom Beherbergungsangebot des jeweiligen Reiseziel abhängig ist. Das Beherbergungsgewerbe lebt vom Tourismus !!! 84 Das Gastgewerbe innerhalb der Tourismuswirtschaft Gehört das Gaststättengewerbe zur Tourismuswirtschaft ? Gaststätten zählen dann funktionell zur Tourismuswirtschaft, wenn ihre Leistungen von Ortsfremden in Anspruch genommen werden, deren Motivation in der Regel touristischer Art ist, unabhängig davon, ob es sich um Urlaubs-, Freizeit- oder Geschäftstouristen handelt. Gaststätten zählen funktionell nicht zur Tourismuswirtschaft, wenn ihre Leistungen von Ortsansässigen in Anspruch genommen werden. Hier liegt keine touristische Motivation vor, sondern die Inanspruchnahme von Bewirtungsleistungen ist im Zusammenhang mit der Vergesellschaftung der Ernährung zu sehen. (Hentschel: Hotelmanagement 2001) 85 Das Gastgewerbe innerhalb der Tourismuswirtschaft 86 Gastgewerbliche Haupt- und Nebenbetriebe (Quelle: vgl. Berg: Tourismusmanagement 2006) 87 Gastgewerbliche Haupt- und Nebenbetriebe Gastgewerbliche Nebenbetriebe: Dies sind Betriebe die ebenfalls gastgewerbliche Leistungen anbieten, aber dies nur im Zusammenhang mit einer anderen übergeordneten gewerbsmäßigen Tätigkeit (vgl. Marzluf u.a.: Betriebslehre für das Hotel- und Gaststättengewerbe 6. Aufl. 1994) 88 Gastgewerbliche Haupt- und Nebenbetriebe Das Gaststättengesetz nannte bisher drei grundsätzliche Gaststättengewerbe, die Schankwirtschaft, die Speisewirtschaft und den Beherbergungsbetrieb. Durch Änderung des Gesetzes ist §1.3 (Gäste beherbergt = der Beherbergungsbetrieb) weggefallen. Die Praxis des Gasstättengewerbes kennt viele Spielarten dieser drei Grundtypen die nach vielen Merkmalen gegliedert werden können. (Marzluf u.a.: Betriebslehre für das Hotel- und Gaststättengewerbe 6. Aufl. 1994). Diese Spielarten finden ihren Ausdruck in den verschiedenen Betriebsarten und Betriebstypen des Hotel- und Gaststättengewerbes 89 Die Betriebsarten im Gastgewerbe Im Gastgewerbe gibt es verschiedene Betriebsarten für das Gastronomie- und Beherbergungsgewerbe. Die Betriebsarten des Gastronomiegewerbes sind ausschließlich Verpflegungsbetriebe. Die Betriebsarten des Beherbergungsgewerbe sind entweder Beherbergungs- oder kombinierte Beherbergungsund Verpflegungsbetriebe 90 Betriebsarten des Gastgewerbes Die Betriebsarten und Betriebstypen von Gastronomie- und Beherbergungsbetrieben sind Einheiten die in den wesentlichen Merkmalen so weit übereinstimmen, dass sie als Kategorie zusammengefasst werden – wobei das Merkmal Betriebsart dem Merkmal Betriebstyp übergeordnet ist. So werden die verschiedenen Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe nach einem oder mehreren Merkmalen in Betriebsarten und Betriebstypen eingeteilt. Betriebsart = Hotel, Gasthof, Pension, Hotel garni Betriebstyp = (z.B. nach Standort/Verkehrsmittel) Flughafenhotel, Bahnhofshotel So könnte man auch einfach sagen, das der Begriff Beherbergungsbetriebe einen Sammelbegriff für alle Betriebsarten des Beherbergungsgewerbes und der Begriff Gastronomiebetriebe einen Sammelbegriff für 91 alle Betriebsarten des Gaststättengewerbes darstellt. Betriebsarten des Gastronomiegewerbes Bars und Vergnügungslokale Verkaufen Getränke, im allgemeinen zum Verzehr an Ort und Stelle, unter Umständen auch mit begleitendem Unterhaltungsprogramm. Cafés Bewirtungsstätten mit Verkauf von Speisen, insbesondere von Konditoreierzeugnissen und sonstigen kalten Speisen, im allgemeinen zum Verzehr an Ort und Stelle, sowie damit verbundenem Verkauf von Getränken, unter Umständen auch mit begleitendem Unterhaltungsprogramm. Caterer Liefern in einer Produktionszentrale zubereitete verzehrfertige Speisen sowie Getränke an bestimmte Einrichtungen (z.B. Fluggesellschaften, "Essen auf Rädern") oder Personengruppen und für bestimmte Anlässe (z.B. Hochzeiten und andere Feiern oder Feierlichkeiten). Discotheken und Tanzlokale Lokale mit Tanzmusik, verbunden mit Verkauf von Getränken, im allgemeinen zum Verzehr an Ort und Stelle, unter Umständen auch mit begleitendem Unterhaltungsprogramm. (Quelle: Statistisches Bundesamt) 92 Betriebsarten des Gastronomiegewerbes Eisdielen Bewirtungsstätten, von denen insbesondere Speiseeis sowie ein eng begrenztes Sortiment von Getränken zum Verzehr an Ort und Stelle oder zum Mitnehmen abgegeben werden. Imbisshallen Bewirtungsstätten, die keine oder wenig Sitzgelegenheiten aufweisen und von denen ein eng begrenztes Sortiment von Speisen mit und ohne Ausschank von Getränken zum Verzehr an Ort und Stelle oder zum Mitnehmen abgegeben wird, z.B. Würstchenstände. Kantine Verpflegungseinrichtung mit Verkauf von Speisen und Getränken, gewöhnlich zu ermäßigten Preisen, an bestimmte Personengruppen durch: Sport-, Betriebs- und Bürokantinen; Schulkantinen und -küchen; Mensen; Messen und Kantinen für Armeeangehörige. Restaurants Bewirtungsstätten mit Verkauf von Speisen, im allgemeinen zum Verzehr an Ort und Stelle, sowie damit verbundenem Verkauf von Getränken, unter Umständen auch mit begleitendem Unterhaltungsprogramm. Restaurants, auch als Speisewagenbetriebe, gibt es mit herkömmlicher und mit Selbstbedienung. 93 (Quelle: Statistisches Bundesamt) Betriebsarten des Gastronomiegewerbes Schankwirtschaften Bewirtungsstätten mit Ausschank von Getränken zum Verzehr an Ort und Stelle. Trinkhallen Bewirtungsstätten, die keine oder wenig Sitzgelegenheiten aufweisen und von denen ein eng begrenztes Sortiment von Getränken abgegeben wird. (Quelle: Statistisches Bundesamt) 94 Betriebsarten des Beherbergungsgewerbes All-Suite-Hotel Ein All-Suite-Hotel ist ein Hotel, in dem die Unterbringung nur in Suiten erfolgt. Aparthotel; Apartmenthotel Ein Aparthotel oder Apartment-Hotel ist ein Hotel, in dem die Unterbringung in Studios oder Apartments erfolgt. Bauernhof Ein Bauernhof ist ein aktiv bewirtschafteter landwirtschaftlicher Betrieb, der im Voll- oder Nebenerwerb geführt wird. Boardinghouse (Serviced Apartment) Das Boardinghouse (Serviced Apartment) ist ein Beherbergungsbetrieb in städtischer Umgebung, in dem die Unterbringung für längere Zeit erfolgt. Der Service reicht von sehr geringem Angebot bis hin zu einem hotelmäßigen Roomservice. (Quelle: DEHOGA) 95 Betriebsarten des Beherbergungsgewerbes Ferienwohnung / Ferienhaus Eine Ferienwohnung ist eine abgeschlossene Unterkunft innerhalb eines Hauses mit eigenem Sanitärbereich und Selbstverpflegungseinrichtung, in der zum vorübergehenden Aufenthalt Gäste aufgenommen werden. Gästehaus siehe Pension Der Gasthof ist üblicherweise ein ländlicher Gastronomiebetrieb, der Speisen und Getränke anbietet und auch einige Unterkünfte bereithält. Hotel Ein Hotel ist ein Beherbergungsbetrieb, in dem eine Rezeption, Dienstleistungen, tägliche Zimmerreinigung, zusätzliche Einrichtungen und mind. ein Restaurant für Hausgäste und Passanten angeboten werden. Ein Hotel sollte über mehr als 20 Gästezimmer verfügen. Hotel garni Ein Hotel garni ist ein Hotelbetrieb, der Beherbergung, Frühstück, Getränke und höchstens kleine Speisen anbietet. (Quelle: DEHOGA) 96 Betriebsarten des Beherbergungsgewerbes Jugendherberge Eine Jugendherberge ist ein Beherbergungsbetrieb, in dem in erster Linie junge Leute zu meist kurzfristigem Aufenthalt aufgenommen und in dem Speisen und Getränke nur an Hausgäste abgegeben werden. Jugendherbergen bieten Programme und Aktivitäten für zwangslose pädagogische oder der Erholung dienende Zwecke an. Kurheim Das Kurheim ist ein in einem Heilbad oder Kurort gelegener Beherbergungsbetrieb. Es ist ausgerichtet an den indikationstypischen Bedürfnissen des Kurgastes. Kurklinik Eine Kurklinik ist ein Beherbergungsbetrieb mit Krankenhauscharakter, der gem. §30 Gewerbeverordnung als Krankenanstalt zugelassen ist. Die Kurklinik steht unter ärztlicher Leitung und bietet ständige medizinische Betreuung. Vorrangig werden ortsgebundene Heilmittel im Rahmen der Therapie genutzt. Das Beherbergungsangebot entspricht den indikationstypischen Anforderungen (z.B. Barrierefreiheit, Ernährungsangebot) und den Patientenbedürfnissen. (Quelle: DEHOGA) 97 Betriebsarten des Beherbergungsgewerbes Kurhotel Das Kurhotel ist ein in einem Heilbad oder Kurort gelegenes Hotel. Es ist ausgerichtet an den indikationstypischen Bedürfnissen eines Kurgastes und verfügt über ein eigenes Angebot an Gesundheitsbehandlungen. Motel Das Motel ist ein Hotel mit einem auf Kraftfahrer ausgerichteten Standort und nahe gelegener Parkmöglichkeit. Pension Eine Pension ist ein Beherbergungsbetrieb, in dem Unterkunft normalerweise für mehr als eine Nacht und Speisen überwiegend Hausgästen angeboten werden. Privatunterkunft / Privatzimmer Ein Privatzimmer ist eine Unterkunft in einem privaten Haus, die nicht erlaubnispflichtig und mit maximal 8 Betten ausgestattet ist. (Quelle: DEHOGA) 98 Betriebsarten des Gastgewerbes Die seit länger Zeit in vielen Branche zu beobachtende starke Dynamik der Betriebsformen zeigt sich auch in der Hotellerie und Gastronomie. Es entstehen immer neue, erfolgreich im Markt konkurrierende Betriebstypen, deren Politik auch einer intensiven Nutzung von technischem und Marketing Know-how sowie auf Anwendung ausgefeilter betriebswirtschaftlicher Konzepte basiert. (vgl. Poggendorf: Gäste bewirten - Lebensgeister restaurieren). Der Trend zur fortschreitenden Spezialisierung der gastronomischen Leistungsprogramme zieht eine starke Differenzierung der Betriebstypen nach sich (Kaub: Erfolg in der Gastronomie 2. Aufl) 99 Gaststättengewerbe Auszug aus dem Gaststättengesetzt (5. Mai 1970) § 1 Gaststättengewerbe (1) Ein Gaststättengewerbe im Sinne dieses Gesetzes betreibt, wer im stehenden Gewerbe: 1. Getränke zum Verzehr an Ort und Stelle verabreicht (Schankwirtschaft) oder 2. Zubereitete Speisen zum Verzehr an Ort und Stelle verabreicht (Speisewirtschaft) 3. (weggefallen) Gäste beherbergt (Beherbergungsbetrieb) wenn der Betrieb jedermann oder bestimmten Personengruppen zugänglich ist 100 Gaststättengewerbe Wichtig: Ein Gaststättengewerbe im Sinne dieses Gesetzes betreibt ferner, wer als selbständiger Gewerbetreibender im Reisegewerbe von einer für die Dauer der Veranstaltung ortsfesten Betriebsstätte aus Getränke oder zubereitete Speisen zum Verzehr an Ort und Stelle verabreicht, wenn der Betrieb jedermann oder bestimmten Personenkreisen zugänglich ist. Quelle: Geltendes GastG Stand 01.07.2005 101 Gasstättengewerbe 102 Strukturdaten Gaststättengewerbe 103 Branchen-Rating: Gaststättengewerbe (Quelle: VR-Info: Branchen-Spezial Bericht Nr. 35 Juli 2007) 104 Probleme des Gaststättengewerbes Konsumzurückhaltung / Sparzwang in Deutschland zunehmender Trend der Vereinsgastronomie unter Ausschluss der ortansässigen Gastronomie gastronomische Angebotsvielfalt (Imbiss; Fast Food; Fleischer; Bäcker) zunehmende Nachfrage nach preiswerten Gerichten, Rückgang der Getränkenachfrage Rückgang von Feierlichkeiten in der Gastronomie Mittagessen an Werktagen weiter rückläufig Geschäft / Buchungen werden immer kurzfristiger Aber: Für gute Qualität zahlen die Gäste auch zunehmend den entsprechenden Preis! (Quelle: DEHOGA Thüringen: Handout zur Pressekonferenz 18.05.06) 105 Definition des Gaststättensektors Dettmer: BWL für das Gastgewerbe 106 Definition des Gaststättensektors Dettmer: BWL für das Gastgewerbe 107 Umsatzsteuerpflichtige Betriebe des Gaststättengewerbes Ca. 189 111 umsatzsteuerpflichtige Betriebe des Gaststättengewerbes, der Gesamtumsatz von 31,9 Mrd. Euro verteilt sich auf folgende Betriebstypen 90.455 Restaurantbetriebe mit 18,3 Mrd. € 9.714 Cafés mit 1,7 Mrd. € 6.878 Eissalons mit 1,0 Mrd. € 26.429 Imbissstuben mit 3,3 Mrd. € 44.247 Schankwirtschaften mit 5,4 Mrd. € 2.121 Diskotheken und Tanzlokale mit 0,7 Mrd. € 1.535 Bars mit 0,2 Mrd. € 338 Vergnügungslokale mit 60,5 Mio. € 7.394 sonstige getränkegeprägte Gastronomie mit 1,2 Mrd. € (Statistisches Bundesamt 2004 (Umsatzsteuerstatistik) 108 Funktionsbeschreibung des Gaststättengewerbes Besonders zwei Hauptaufgabenbereiche kennzeichnen das Gaststättengewerbe: 1. Zubereitung von Speisen und Getränken 2. Speisen- und Getränkeservierung 3. (Unterhaltung und Kommunikation) 109 Unterscheidung der Verpflegungsbetriebe Prof. Claude Kaspar unterscheidet die Verpflegungsbetriebe nach: Restaurant Speisewirtschaft und sortimentsspezifischen Verpflegungsbetrieben Eine andere Einteilung nimmt Müller vor: 110 Warum Gastronomie in einem Hotelmanagement-Skript? Tourismuswirtschaft Hotellerie • Gastronomie als Bestandteil der • F&B- Abteilung = Verpflegungs- Tourismuswirtschaft bereich der Hotellerie • Gastronomie als bedeutender Wirtschaftsfaktor in der Tourismuswirtschaft • Für die Öffentlichkeit zugängige Hotelrestaurants Gastronomie Events Catering • Gastronomie als wichtiger Be- • Catering wird auch von vielen standteil von Events • Events innerhalb der Hotellerie Hotels angeboten • Event in Events 111 Gastronomie 112 DEHOGA: Branchenbericht Winter 06/07 Gastronomie 113 Gastronomie (- Definition -) Der Begriff „Gastronomie“ findet in der Praxis, Literatur und Wissenschaft leider keine einheitliche Bedeutung. Daher gibt es eine große Spannweite an Definitionen und Erklärungen für das was Gastronomie ist oder sein soll. Obwohl die Begriffe Gasstättengewerbe, Gastgewerbe, Gasthof, Gaststätten und gastronomisches Gewerbe nicht exakt Deckungsgleich mit dem Begriff „Gastronomie“ sind, werden sie teilweise synonym verwendet. Die meisten Definitionen für gastronomische Leistungen basieren auf einer juristischen oder eine an die amtliche Statistik orientierte Definition (vgl. hierzu z.B. Schillinger: Die Gastronomiemarke Diss. 1992). 114 Gastronomie Die Gastronomie zählt innerhalb der Tourismuswirtschaft zu der sog. touristischen Randindustrie (Tourismus unabhängige Betriebe), innerhalb des Gastgewerbes stellt die Gastronomie einen Teilbereich neben den Betrieben der Hotellerie, Parahotellerie und des gastronomieorientierten Einzelhandels dar, der sich mit der Verpflegung und Bewirtung von Gästen in den verschiedenen Typen von Gastronomiebetrieben beschäftigt. Die Gastronomie ist ein Wirtschaftsbereich mit verschiedenen betrieblichen Aufgabenkombinationen, bestehend aus Produktions-, Handels-, und Dienstleistungsbereich (Schückhaus: Die systematisierte Gastronomie) Da der überwiegende Teil der Leistungserstellung aus Dienstleistungen 115 besteht, ist die Gastronomie dem tertiärem Sektor zugeordnet. Exkurs: Touristische Gastronomie Die Gastronomie ist ohne Zweifel ein wesentlicher Bestandteil der Tourismuswirtschaft, allerdings bieten die meisten der gastronomischen Betriebe ihre Leistungen nicht ausschließlich für Touristen an. Gastronomische Betriebe die fast ausschließlich touristische Gäste bewirten sind z.B. spezielle Ausflugslokale, Gastronomiebetriebe innerhalb von Freizeit- und Erholungsparks u.ä. Betriebe. Innerhalb der touristischen Gastronomie lassen sich zwei Schwerpunkte erkennen: Erstens Betriebe, die ihren Umsatz primär aus dem Speisebereich erwirtschaften (Restaurants, Fast-Foodbetriebe, Cafés und Imbiss) Zweitens Betrieb, die ihre Umsätze primär aus ihrem Getränke- und Unterhaltungsbereich ableiten (Gasstätten, Bars, Clubs und Discos) (Quelle: Iwersen-Sioltsidis / Iwersen: Tourismuslehre 1997) 116 Exkurs: Touristische Gastronomie Gastronomische Tourismusbetriebe Überwiegend Speisen (Restauration) - Restaurants (einschl. Selbstbedienung) Überwiegend Getränke und Unterhaltung - Bars (inkl. Cocktailbars) - Fast Food Betriebe - Nachtclubs und vergleichbare Einrichtungen - Snack Bars - Diskotheken - Imbissbetriebe - Tanzcafés (Quelle: veränderte Darstellung nach Iwersen-Sioltsidis / Iwersen: Tourismuslehre 1997) 117 Die Gastronomie als Element der Außer-Haus-Verpflegung Wie bereits bekannt stellt die Gastronomie einen wesentlichen Bestandteil der Tourismuswirtschaft dar, auf der anderen Seite jedoch ist die Gastronomie ein wesentliches Element der AußerHaus-Verpflegung. Der Bereich der Außer-Haus-Verpflegung kann in die zwei großen Bereiche Gemeinschaftsverpflegung (Bildungsund Ausbildungsbereich, Anstaltverpflegung, Betriebsverpflegung) und Individualverpflegung (Restaurants, Hotels, Gasthöfe, Bringdienste Home-Delivery, Systemgastronomie) unterteilt werden. Die Gastronomie ist einer der wichtigsten Bereiche der AußerHaus-Verpflegung (Reisen: Die Absatzpolitik von Gastronomiebetrieben 1986) und gehört zu dem Bereich der Individualverpflegung. 118 Die Gastronomie als Element der Außer-Haus-Verpflegung (Quelle: Rückert-John, Heckl, Lange: Organic Food Chain Project 2006) 119 Die Gastronomie als Element der Außer-Haus-Verpflegung Die Außer-Haus-Verpflegung umfasst außerhalb von Privathaushalten erbrachte gastronomische Leistungen der Verpflegung von Gästen. 120 Definition Gastronomiebetrieb Ein Gastronomiebetrieb ist ein Verpflegungs- / Bewirtungsbetrieb - ohne Beherbergungsmöglichkeit für Gäste und Passanten – zur gewerbsmäßigen Verpflegung / Bewirtung von Personen außerhalb ihrer Wohnung. Es werden Speisen und Getränke im verzehrfähigen Zustand abgegeben, die je nach Art des Betriebes stehend oder sitzend verzehrt / eingenommen werden können. Die gastronomische Betriebe sind somit Wirtschaftseinheiten, die durch die Verbindung der Produktionsfaktoren (Arbeit (Personal), Nahrungsmittel, Gebäude und Ausstattung die Vorbereitung, Erzeugung und den Absatz der Verpflegungsleistung auf wirtschaftliche Art und Weise bezwecken. (Müller: 121 Dienstleistungsqualität im touristischen Leistungsverbund 1999). Grundstruktur eines Gastronomiebetriebs Gastronomiebetrieb Vorwiegend mit Gästekontakt Gästebereich - Speise- / Bewirtungsraum - Tresen / Bar - Büffet Ohne (kaum) Gästekontakt Produktionsräume (Küche) Lagerräume / Magazin Keller und Kühlung Spüle (Stewarding) Back Office / Büro 122 Gastronomie (Quelle: Graphiken Außer-Haus-Markt 2006) 123 Gastronomie Marktstrukturen (- Betriebstypen -) 124 Quelle: Sonderanalyse: „Fachmedien im Gastgewerbe“ Gastronomie Marktstrukturen (- Betriebstypen -) Nach Rottmann zählen zu den wesentlichen Merkmalen eines Betriebstypus der Gastronomie: die angestrebte Gästestruktur die Vielfalt im Getränke- und Speisenangebot das kulinarische Finish (Vollendung, Perfektion) das Preisniveau das Serviceniveau die Ambiance die Verpflegungsbedürfnisse beziehungsweise Umstände und der gegebene Umstand (vgl. Rottmann: Unternehmensführung im Restaurationsgewerbe – Schweizer Wirteverband 1977) 125 Marktsegmente in der Gastronomie (Quelle: BBE – Trendstudie Gastronomie 2000) 126 Gastronomie 127 Sölter: BWL in Hotellerie und Gastronomie Gastronomie 128 Jenn: Die deutsche Gastronomie 1993 Gastronomie In Anlehnung an das Gaststättengesetz, kann die Gastronomie in Schank- und Speisewirtschaft unterteilt werden. Da es aktuell auf dem Gastronomie-Markt eine große Vielzahl von Betriebstypen gibt, reicht diese Unterteilung allerdings nicht aus. Grundsätzlich können die Betriebstypen der Gastronomie in vier Gruppen gegliedert werden: Speisewirtschaften Schankwirtschaften Veranstaltungs- und Vergnügungsbetriebe Mischtypen (vgl. hierzu: Spatt: Allgemeine Fremdenverkehrslehre 1975) 129 Gastronomie Die Gastronomie wird von verschiedenen Autoren und Institutionen Unterschiedlich eingeteilt. Seitz unterscheidet in Gastronomie in drei Typen: Traditionelle Gastronomie: Hoher Serviceanteil, Beratung und Bedienung am Tisch (Gaststätte, Speisewirtschaft, Abendrestaurant, Ethno-Restaurant) Erlebnisgastronomie: Hoher Serviceanteil, Unterhaltungswert und Kommunikation (Bistro, Pub, Hausbrauerein, Biergarten, Künstlerlokal, Gourmet-Restaurant Systemgastronomie: Begrenzter Serviceanteil, systematisiertes Angebot („fast-food“ – Restaurants, Handelsgastronomie, Sortimentbezogene Restaurants) (Quelle: Steitz: Hotellerie- und Gastronomie-Management – Studienbrief Tourismusfachwirt 2006) 130 Gastronomie Der Verein selbstständiger Fachberater in der Gastronomie schlägt folgende Einteilung vor: Traditionelle Gastronomie: Speisegaststätten, Restaurants, Hotel-Restaurants, Gourmet-Restaurants, Landesküchen / Ausländische Spezialitätenrestaurants Kommunikationsgastronomie: Bistros, Diskotheken, Bars, Trendbetriebe Systemgastronomie: Steakhäuser, Nudelrestaurants, Pizzerias, Fast-Food-Betriebe Catering / Partyservice: Kantinenverpflegung, Home-delivery, Industriegastronomie, Partyservice (Quelle: Marzluf/Gehring/Prochaska: Betriebslehre für das Hotel- und Gaststättengewerbe 6. Aufl. 1994) 131 Gastronomie Die HOGA GmbH – Servicegesellschaft für das Gastgewerbe untergliedert in ihrem „Betriebsvergleich Gastronomie 2004“ den Gastronomiesektor in drei (Betriebsarten) Teilbereiche: Gastronomie klassischer Prägung: Betriebe bzw. Betriebsgruppen, die den klassischen Angebotsstrukturen der Branche zuzuordnen sind. Gastronomie moderner Prägung: Betriebe bzw. Betriebsgruppen, die eine modernere spei-senorientierte Weiterentwicklung dieser klassischen Angebotsformen darstellen. Kommunikationsorientierte Gastronomie: Betriebe bzw. Betriebsgruppen, die auf Grund ihrer grundsätzlichen Konzeptauslegung eine kommunikationsorientierte Weiterentwicklung der klassischen Gastronomie darstellen. (HOGA GmbH: Betriebsvergleich Gastronomie 2004) 132 Gastronomie (Quelle: HOGA GmbH: Betriebsvergleich Gastronomie 2004) 133 Unterscheidungsmerkmale von Gastronomiebetrieben Das Gaststättengesetzt unterscheidet zwischen Speisewirtschaft und Schankwirtschaften sowie zwischen dem speise- und getränkeorientierte Unternehmen. Gastronomischen Unternehmen unterscheiden sich unter anderem durch: Angebot: Salatrestaurant, Steakhouse, Eisdiele Betriebsgröße: Klein-, Mittel-. oder Großbetrieb Standort: Dorfgasthaus, Landgasthaus, Bergrestaurant, Hotelgastronomie Betreiber: Familienbetrieb, Konzern, Kette Kernzielgruppe: Familien, Kinder, Senioren 134 Vgl. Dettmer: Hotellerie und Gastronomie Typologie der Gastronomie Der sozialökonomische Ansatz nach dem Wirtschaftsprinzip führt zu den fundamental unterschiedlichen Typen: Erwerbsgastronomie (Gewinnerzielungsabsicht) Sozialgastronomie (soziale Aspekte z.B. Die Tafeln, Heime…) Der sozialökonomische Ansatz nach den Eigentumsverhältnissen unterscheidet: den Eigentumsbetrieb und den Pachtbetrieb Vgl. Kaub: Erfolg in der Gastronomie 2. Aufl. 1990 135 Typologie der Gastronomie 136 Nach Kaub: Erfolg in der Gastronomie 2. Aufl. Zukunftsorientierte Bewirtungsbetriebsformen (Betriebstypen) Zu den zukunftsorientierten Betriebsformen zählen heute vor allem: Produktspezialisten (z.B. Steakhouse) Ethnic Food (insbesondere Tex- Mex und Asiatische Küche) Free-Flow-Restaurants (SB-Restaurant mit flexiblen mobilen Buffets) Food Courts (Kooperation von Food-Spezialisten auf gemeinsamer Angebotsfläche) Mall-Konzepte (Gastronomie in Einkaufs- und Freizeiteinrichtungen) Erlebnisgastronomie Kombination der genannten Betriebsformen Grothues: Erlebnismarketing für Hotellerie und Gastronomie 2000 137 Individualgastronomie Individualgastronomie Speiseorientierte Gastronomie Getränkeorientierte Gastronomie Cafés Produkttypische Betriebe (z.B. biertypische Lokale) Speisegaststätten Zielgruppentypische Betriebe (z.B. Studentenkneipe) Imbissbetriebe Vergnügungstypische Betriebe (z.B. Diskotheken) (Quelle: Eigene Darstellung nach Daten von Reisen 1987) 138 Individualgastronomie Der Begriff Individualgastronomie stellt auf die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit des Einzelunternehmers ab, der die entsprechende Gaststätte führt. Die selbstständigen Gastwirte sind in diesem Sinne echte mittelständische Unternehmer, die ihren Betrieb als Personalunternehmen führen, im eigenen Namen und auf eigene Rechnung handeln und auf ihre Unabhängigkeit großen Wert legen. (Hammer/Riedel: Gastronomie-Marketing 1990) Die Individualgastronomie, welche auch als traditionelle Gastronomie bezeichnet wird, ist gekennzeichnet durch Einzelbetriebe, die vom Inhaber selbst geführt werden. (Reisen: Die Absatzpolitik von Gastronomiebetrieben 1987) Unter der Bezeichnung Individualgastronomie werden die Mehrzahl der selbstständigen und vom Inhaber geführten Gastronomiebetriebe zusammengefasst. 139 Individualgastronomie Der Erfolg eines Betriebes der Individualgastronomie hängt von der Qualität des Management und den Qualifikationen des einzelnen Gastronomen ab. Der (Individual-) Gastronom muss eigener Einkäufer, Verkäufer, Personal- und Küchenchef sowie Manager sein (vgl. Schückhaus 1987) Bei den Individualgastronomen gibt es sowohl reine Individualbetriebe, die meist vom Inhaber selbst betrieben werden und eigenständig operieren, als auch die "Individualgastronomie auf Systembasis", bei der ein Unternehmen mehrere Betriebe bewirtschaftet, die von den Gästen als eigenständig wahrgenommen werden. Die Grenzen sind mitunter fließend, da auch in der Individualgastronomie auf Systembasis häufig bestimmte Elemente des Leistungsprogramms kopiert werden. (www.abseits.de / Systemgastronomie) 140 Individualgastronomie (- Fehler -) Die häufigsten Fehler der Individualgastronomie waren und sind nach Dettmer u.a.: Hohe Konzentration auf das Ambiente bei schlechter gastronomischer Leistung, insbesondere der Kernleistung Zu starker Einsatz handelsüblicher und somit beliebig austauschbarer Convenienceprodukte Uncharmante, nachlässige bis schlampige Betriebsführung Mangelnde Übereinstimmung von Musik und original-ethnischen Anspruch (z.B. zu laut und chartorientiert) Bereitschaft zum Preiskampf mit übrigen Marktteilnehmern (zit. in Berg: Tourismusmanagement 2006) 141 Systemgastronomie 142 (food service) Systemgastronomie Systemgastronomie betreibt, wer entgeltlich Getränke und/oder Speisen abgibt, die an Ort und Stelle verzehrt werden können, und über ein standardisiertes und multipliziertes Konzept verfügt, welches zentral gesteuert wird Dettmer: Systemgastronomie in Theorie und Praxis Systemgastronomie betreibt also: • Wer entgeltlich Getränke und /oder Speisen abgibt, die an Ort und Stelle verzehrt werden können, und • über ein standardisiertes und multipliziertes (= mind. drei Betriebsstätten) Konzept verfügt, welches zentral gesteuert wird. Dettmer: BWL für das Gastgewerbe „Reine Systemgastronomieunternehmen sind demnach Mehrbetriebsunternehmen mit systematisch geplantem, konsequent gleichem Betriebs- und Markensystem, die deshalb vom Gast als ein Gastronomiesystem identifiziert werden“ 143 Meyer: Erfolgsfaktoren in der Gastronomie 1997 Systemgastronomie Die Systemgastronomie zeichnet sich im Gegensatz zur Individualgastronomie durch folgende Kriterien aus: Festgelegtes Leistungskonzept – Angebotsschwerpunkt (z.B. Fisch) Rationalisierte Arbeitsabläufe (begrenztes Angebot, Standardisierung, zentraler Einkauf und zentral organisierte Mitarbeiterschulung) Uniforme Gestaltung des Restauranttyps Speiseangebot wird so ausgelegt das es zu jeder Tageszeit verzehrt werden kann Restaurantketten werden vorwiegend nach zwei rechtlichen Formen aufgebaut: - Filialsystem - Franchise 144 Systemgastronomie Zur systematisierten Gastronomie, in der alle betrieblichen Strukturen und Abläufe auf eine gastronomische Idee systematisch ausgerichtet werden, rechnet man die Fast-Food-Gastronomie, die Systemgastronomie i.e.S, die Handelsgastronomie und die zweckbezogene Gastronomie, zu der vorrangig die Verkehrs- und Veranstaltungsgastronomie gehört. (Quelle: Grothues: Marketingpraxis im Hotel- und Gaststättengewerbe 2006) 145 Einteilung der Systemgastronomie Foodservice Betriebe Foodservice Homedelivery Das Essen wird nach Hause geliefert Take-out Mitnahmegeschäft z.B. Döner Drive-in Autoschalter, z.B. bei McDonald`s Catering Belieferung von Fluggesellschaften, Speisewagen in Zügen, Kantinen, aber auch Privathaushalten und Firmen Partyservice Umfassender Veranstaltungsservice (Quelle: Kosma u.a.: Betriebsorganisation, Tourismus, Marketing 11. Aufl. 2005) 146 Einteilung der Systemgastronomie Fastfood Klassisches Fast Food Fertiggerichte, z.B. bei McDonald´s, Burger King, Kentucky Fried Chicken, Pizza Hut, Tacco Bell, Subway, Dunkin Donuts Regionale Anbieter Wurststand, Döner, Backwaren (Croissants) Schnellbedienungsrestaurants Gastronomiebetriebe in Kaufhäusern, von Sportvereinen, Buffets, Marktrestaurants… Verkaufsergänzung Fensterverkauf z.B. Nordsee oder Standverkauf, z.B. beim Pizzastand Homedelivery und Take-away-Food Speisen, die zugestellt oder mitgenommen werden können werden immer beliebter Ethnoküche Sie wird gerne in künstlichen Abenteuerarealen angeboten. In manchen Restaurants hat man die Wahl zwischen einem Tropenparadies, einer Dschungelhütte oder eine Beduinenzelt Erlebnisgastronomie Der Gast sucht ein Lokal mit einer bestimmten Note, wo der Geschmack, der Duft, das Ambiente, die Musik etc. ihn in eine andere Welt versetzt Kleine Genüsse zwischendurch Außergewöhnliche Desserts, ausgefallene Aperitifs etc. werden immer beliebter = Zusatzverkauf Systemgastronomie Burger, Pizza und Sandwiches werden von einer breiten Gästeschicht konsumierte (Quelle: Kosma u.a.: Betriebsorganisation, Tourismus Marketing 11. Aufl. 2005) 147 Einteilung der Systemgastronomie Neben der Einteilung der Systemgastronomiebetriebe in Food Service und Fastfood-Betriebe finden sich in der Literatur noch weitere Ansätze zur Einteilung der systematisierten Gastronomie. Fast food-Gastronomie (Schnellrestaurant mit oder ohne Sitzplätze) Systemgastronomie (speise- oder getränkeorientiert) Handelsgastronomie (Leistungserstellung erfolgt in Betriebsstätten des Handelns = die vom Handel als integrierter Bestandteil des eigenen Handelsunternehmens betriebene Gastronomie) zweckbezogene Gastronomie (Verkehrs- und Veranstaltungsgastronomie teilweise wird auch die Freizeitparkgastronomie hierzu gezählt) 148 (vgl. Reisen 1986 und Schückhaus 1987) Einteilung der Systemgastronomie (Quelle: Dettmer: Systemgastronomie 2005) 149 Marken- und Systemgastronomie Fast Food Gastronomiebetriebe: McDonald`s McCafe (fast 1300 Betriebe), Burger King (fast 500 Betriebe), Nordsee (über 350 Betriebe) Verkehrsgastronomie: LSG Lufthansa Service (44 Betriebe), Tank & Rast (ca. 40 Betriebe), Aral (Petit Bistro ca. 1270 Betriebe) Handelsgastronomie: Metro (Dinea, Grillpfanne, Axxel 280 Betriebe), Karstadt (Le Buffet 170 Betriebe), IKEA (36 Betriebe) Full Service Gastronomie - Bedienungsgastronomie: Mövenpick (Marche 42 Betriebe), Maredo (58 Betriebe), Kuffler (Spatenhaus, Mangostin, Käfer`s, Weizelt 37 Betriebe Freizeitgastronomie: Mitchells & Butlers (Alex, All Bar One 47 Betriebe), Extrablatt-Gruppe (Cafe, Extrablatt, Celona, Woyton 61 Betriebe, Europapark Rust (39 Betriebe) (Gleichzeitig auch Systematisierung der Marken- und Systemgastronomie des Deutschen Fachverlags 2002) 150 Marken- und Systemgastronomie Aufteilung in Kategorien Top 100 = 12.200 Betriebe (Quelle: A. Mützel: Vortrag „Der Außer-Haus-Markt in Deutschland Feb. 2005) 151 Charakteristika der Individual- und der Systemgastronomie s Individualgastronomie Systemgastronomie ökonomische Ebene Management nicht vorhanden straffe Planung und Steuerung Konzept Lernen aus Versuch und Irrtum Klare Strategie, Akzentuierung eines Bedürfnisses Markenbildung nicht gegeben häufig starke Marke kaufmännisches Know – how selten vorhanden Spezialisten für alle Bereiche Kapitalbedarf niedrig bis mittel sehr hoch Finanzierung viel Fremd- wenig Eigenkapital Zugang zu den Kapitalmärkten rechtliche Ebene Inhaber Einzelunternehmer Kapitalgesellschaften (GmbH, AG) vertragliche Bindungen Brauerei-Vertrag Franchise-System gastronomische Ebene Speisen und Getränke vielfältiges Angebot Spezialisierung Kreativität sehr wichtig weniger wichtig Veredelungsgrad Neben Convenience auch frische Produktion Überwiegend Convenience Flexibilität sehr hoch Systeme sind oft sehr unbeweglich Service Bedienung Bedienung oder SB Geräte in der Küche viele (preiswerte) wenige teure 152 Quelle: Jenn: Die Deutsche Gastronomie 1993 Charakteristika der Individualund der Systemgastronomie Der Wettbewerbsvorteil der Systemgastronomie gegenüber der Individualgastronomie liegt in der guten Möglichkeit zur Produktund Prozessstandardisierung, was in dem geringen Eigenfertigungsanteil der Systemgastronomie bedingt ist und beste Voraussetzungen für markenpolitische Aktivitäten bietet. (Lüth / Spiller: Qualitätssignaling in der Gastronomie 2003) 153 (Quelle: A. Mützel: Vortrag „Der Außer-Haus-Markt in Deutschland Feb. 2005) Charakteristika der Individualund der Systemgastronomie (Quelle: M. Besch: Vorlesung Nahrungswirtschaft WS 06/07 TU-München) 154 Strategische Gruppen in der Gastronomie 155 Lüth/Spiller: Qualitässignaling in der Gastronomie 2003 Das Restaurant als Hauptvertreter der Gastronomie Innerhalb des Gastronomiesektors, stellt diese Betriebsart zahlenmäßig (90 455 Betriebe) die größte Gruppe dar. Die Betriebsart „Restaurant“ kann allerdings noch weiter differenziert werden, 2 Beispiele sollen die Verdeutlichen: Free Flow Restaurant: Dieses Restaurant ist auf die schnelle Speisenausgabe ausgerichtet. Der Gast nimmt sich Tablett und Besteck und – darin besteht das eigentlich Neue – muss nicht mehr wie bei einer Online-Anlage alle Stationen passieren, sondern geht hier nur an die Stellen, an denen die gewünschten Speisen und/oder Getränke abgegeben werden (vgl. Jenn, Die deutsche Gastronomie S. 144) Die Endfertigung der Convenience-Produkte erfolgt teilweise vor den Augen der Gäste. Ansonsten nimmt sich der Gast die z.B. vorbereiteten Vor- und Nachspeisen, sowie evtl. noch Salat auf sein Tablett, der Hauptgang wird ihm dann meist vom Personal auf dem Teller angerichtet und über die Theke gereicht.. Spezialitätenrestaurant: Dieser Restauranttyp weist neben den allgemeinen Restauranttypischen Merkmalen eine geographische, produktart-, zubereitungs- oder ernährungsbezogene Spezialisierung auf. Der Grad der Spezialisierung ist z.B. abhängig von der Größe des Absatzgebietes, so finden sich z.B. in den meisten Hauptstätten Deutschlands z.B. keine „asiatischen“ sondern japanische, chinesische, 156 malaysische, indonesische oder thailändische Küche. Das Restaurant als Hauptvertreter der Gastronomie 157 Wettbewerbskräfte in der Gastronomie 158 (Abb.Lüth / Spiller: Qualitätssignaling in der Gastronomie 2003) Trends in der Gastronomie Verstärkte Konkurrenz bedingt durch den Eintritt neuer Marktteilnehmer (z.B. Tankstellen, Bäckereien) Zunehmende Professionalisierung (vor allem in der Systemgastronomie) aber auch in der Individualgastronomie wird der Wirt zum Gastronomiemanager Steigendes Gesundheitsbewusstsein der Verbraucher, das sich positiv auf die Umsätze von Health- und Ethnofood auswirkt 159 Trends in der Gastronomie 160 Quelle: DEHOGA Nov. 2004 Das Beherbergungsgewerbe Beherbergungsstätten Hotellerie • • • • Hotels Gasthöfe Pensionen Hotel garnis Sonstige Beherbergungsstätten • • • • • • Jugendherbergen und Hütten Campingplätze Erholungs- und Ferienheime Ferienzentren Ferienhäuser und -wohnungen Boardinghouses 161 Eigene Darstellung nach Systematik der Wirtschaftszweige Das Beherbergungsgewerbe 162 (vgl. Klassifikation der Wirtschaftszweige – Ausgabe 2003 – Beherbergungsstatistik) Das Beherbergungsgewerbe 163 (vgl. Klassifikation der Wirtschaftszweige – Ausgabe 2003 – Beherbergungsstatistik) Das Beherbergungsgewerbe 164 (vgl. Klassifikation der Wirtschaftszweige – Ausgabe 2003 – Beherbergungsstatistik) Das Beherbergungsgewerbe Quelle: dtv – Tourismus in Deutschland Statistisches Bundesamt 165 Das Beherbergungsgewerbe B E H E R B E R G U N G H O T E L L E R IE P A R A H O T E L L E R IE S y n o n y m e: tra d itio n e lle H o te lle rie e ig e n tlic h e H o te lle rie u H o te l G a s th o f P e n s io n M o te l sw . A p a rth o te l Z w e itw o h u n g S y n o n y m e: z u s ä tz lic h e B e h e rb e rg u n g e rg ä n z e n d e H o te lle rie - A p p a rte m e n t F e rie n w o h n u n g F e rie n h a u s u m g e b a u te s B a u e rn h a u s C a m p iin g C a ra v a n in g P riv a tz im m e rv e r m ie tu n g Ju g e n d h e rb e rg e K o lle k tiv u n te rk ü n fte - M a s s e n la g e r - F e r ie n - / V e r e in s h e im e - B e rg - u n d S k ih ü tte n - N a tu rfre u n d e h ä u s e r - M ilitä rb a ra c k e n - a n d e re U n te rk ü n fte 166 Kaspar: Die Tourismuslehre im Grundriss 5. Aufl Das Beherbergungsgewerbe “Zur Beherbergungsindustrie zählt neben der Hotellerie im eigentlichen oder traditionellen Sinne auch der Bereich der Parahotellerie, die so genannte ‚zusätzliche oder ergänzende’ Hotellerie. Sie umfasst vor allem Apartments, Ferienwohnungen, Privatzimmervermietung, Camping, Caravaning, Jugendherbergen und Kollektivunterkünfte” (Freyer: Tourismus: Einführung in die Fremdenverkehrsökonomie 1988) 167 Das Beherbergungsgewerbe In der Tourismuswissenschaft wird das Beherbergungsgewerbe in Hotellerie und Parahotellerie differenziert. Hotellerie (synonym: traditionelle Hotellerie oder eigentliche Hotellerie) Hierzu zählen die Betriebsarten Hotel, Hotel Garni, Gasthof, Pension, Motel usw. Parahotellerie (synonym: zusätzliche Beherbergung, ergänzende Hotellerie) Zur Parahotellerie zählen somit Ferienwohnungen, Camping, Jugendherbergen, Privatzimmer und sonstige Beherbergungsbetriebe. vgl. Kaspar: Tourismuslehre im Grundriss 5. Aufl 168 Das Beherbergungsgewerbe Traditionelle Hotellerie Hotel Hotel garni Hotelpension Pension Rasthof Gasthof Motel Aparthotel (Boardinghouse) Kurhotel Kurheim Botel Hospiz Parahotellerie Privatzimmer Ferienwohnung /-haus Camping, Caravaning Berg- und Skihütten Naturfreundehäuser Vereinsheime Gästehäuser Dettmer: BWL für das Gastgewerbe 169 Das Beherbergungsgewerbe Hotellerie Die Hotellerie kann als Kernstück des Beherbergungsgewerbe bezeichnet werden. Es stellt die funktionale Ganzheit der Einrichtungen dar, die den komplexen Bedarf von Touristen nach Beherbergungs-, Bewirtungs-, und Komplementärleistungen während ihres Aufenthaltes am Tourismusort decken. Parahotellerie Die Parahotellerie stellt die funktionale Ganzheit der Einrichtungen dar, die ergänzend zur traditionellen Hotellerie vor allem den Bedarf nach Beherbergungsleistungen decken. Bewirtungsleistungen sind meist eingeschränkt oder fehlen ebenso wie Komplementärleistungen 170 Hentschel: Hotelmanagement 1999 Das Beherbergungsgewerbe Das Beherbergungsgewerbe befindet sich derzeit national und international in einem fundamentalen Wandel. Es entstehen neben den klassischen Formen von Übernachtungsformen (Hotels und Zweitwohnungen) immer mehr neue, hybride Formen der Beherbergung (Mischformen zwischen klassischer Hotellerie und Parahotellerie). Schon seit längerer Zeit zeichnen sich international Veränderungen bei der Beherbergungsindustrie ab insofern, (1) als klare Formen, in welcher Infrastruktur und unter welchem Dienstleistungsregime übernachtet werden kann, zu Gunsten von Mischformen aufgegeben werden und (2) dass Eigentum am und Betrieb des Objekts zusehends getrennt werden. (Bieger/Laesser: Neue, hybride Formen der Beherbergung – Implikationen für Raumplanung und Destinationsentwicklung 2007) 171 Das Beherbergungsgewerbe Durchschnittliche Aufenthaltsdauer in Tagen in Beherbergungsbetrieben in Deutschland von 1980 - 2002 172 Das Beherbergungsgewerbe Innerhalb des Beherbergungsgewerbes, stellt die traditionelle Hotellerie mit ca. 85 Prozent die weitaus größere Zahl der insgesamt 47106 Beherbergungsunternehmen (2003) (vgl. VR info Branchen Spezial Bericht Nr. 34 Beherbergungsgewerbe 2006) Im Jahr 2003 wurden insgesamt 16,3 Mrd. € (ohne Umsatzsteuer) umgesetzt, davon entfielen 90% auf die Hotellerie. Das Umsatzgeschehen unterliegt deutlichen Schwankungen, die von Jahresund Ferienzeiten bestimmt sind. (vgl. VR info Branchen Spezial Bericht Nr. 34 Beherbergungsgewerbe 2006) 173 Das Beherbergungsgewerbe (vgl. Dettmer: BWL für das Gastgewerbe 2002) 174 Weitere Einteilungskriterien Gastgewerbliche Hauptbetriebe Gewinnerzielungsabsicht Haupterwerbsquelle jedermann zugänglich auf Dauer angelegt Gastgewerbliche Nebenbetriebe gastgewerbliche Nebenbetriebe eines nicht gastgewerblichen Hauptbetriebes Betriebe, die nicht zu Erwerbszwecken dienen, sondern sozialen oder religiösen Zwecken, Betriebe, die der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung stehen. Nur eines der genannten drei Kriterien muss erfüllt sein, um als gastgewerblicher Nebenbetrieb zu gelten. Dettmer: BWL für das Gastgewerbe 175 Das Beherbergungsgewerbe 176 Dettmer: Wirtschaftslehre für Hotellerie und Gastronomie 1994 Das Beherbergungsgewerbe Abb: Überkapazitäten auf dem deutschen Beherbergungsmarkt – Statistisches Bundesamt 177 Probleme des Beherbergungsgewerbes Zunahme von kurzfristigen Buchungen Zunehmend hybride Gäste / Kunden Steigende Anzahl von Stornierungen Die (durchschnittliche) Aufenthaltsdauer sinkt Mitbringen eigener Getränke und Speisen Verstärkte Nachfrage nach Angeboten der Parahotellerie Steigende Preissensibilität der Gäste + ständiges feilschen um den Zimmerpreis Spürbare allgemeine Unzufriedenheit der Gäste mit den Leistungen der Beherbergungsbetriebe Verstärkte Auflagen von Behörden, welche durch die Beherbergungsunternehmer kaum mehr finanzierbar sind Abnehmende Kundenloyalität Zunehmendes Markenbewusstsein 178 Die Hotellerie 179 Hoteldefinitionen Das Wesen der Hotel-Unternehmung liegt in der erwerbswirtschaftlichen Bereitstellung (Formalziel) von Beherbergungs- und Verpflegungsleistungen in konsumreifem Zustand für den vorübergehendem Aufenthalt ortsfremder Gäste (Sachziel). (Henselek: Hotelmanagement 1999) Beherbergungsstätte gehobener Art, die in Bau, Einrichtung der Gastund Betriebsräume und der gesamten Wirtschaftsführung den jeweiligen Ansprüchen der Wohnungskultur, Ernährungskultur und der kaufmännischen Betriebsführung genügt. (Bernecker: Die Stellung des Fremdenverkehrs… 1955) Betriebe , die nach Einrichtung und Zweckbestimmung dazu dienen, mehr als acht Gäste (im Reiseverkehr) gleichzeitig zu beherbergen. Hierzu zählen auch Unterkunftsstätten, die die Gästebeherbergung nicht gewerblich und / oder als Nebenzweck betreiben. (Amtliche Beherbergungsstatistik) 180 Hoteldefinition (- Statistisches Bundesamt -) „Beherbergungsstätten, die für jedermann zugänglich sind und in denen ein Restaurant – auch für Passanten – vorhanden ist sowie in der Regel weitere Einrichtungen oder Räume für unterschiedliche Zwecke (Konferenzen, Seminare, Sport, Freizeit, Erholung) zur Verfügung stehen.“ Schwäche der Definition: In Bezug auf die heutige Situation auf dem Hotelmarkt, kann diese Definition als nicht mehr zeitgemäß bezeichnet werden. - Hotel garnis haben kein Restaurant - neue Hotelformen wie Aparthotels oder Boardinghouse werden nicht berücksichtig (eingeschränkte Gastronomie) 181 Hoteldefinition (- DEHOGA -) Ein Hotel ist ein Beherbergungsbetrieb mit angeschlossenem Verpflegungsbetrieb für Hausgäste und Passanten. Er zeichnet sich durch einen angemessenen Standard seines Angebotes und durch entsprechende Dienstleistungen aus.“ (nach DeHoGA & DTV) Ein Hotel soll folgende Mindestvoraussetzungen erfüllen: Es werden mindestens 20 Gästezimmer angeboten Ein erheblicher Teil der Gästezimmer ist mit eigenem Bad / Dusche und WC ausgestattet Eine Rezeption steht zur Verfügung 182 Der Begriff Hotellerie Innerhalb des Beherbergungsgewerbes, wird unter der Hotellerie vorwiegend die Zusammenfassung der Betriebsarten Hotels, Gasthöfe, Pensionen und Hotel garnis verstanden. Diese Auslegung des Begriffs „Hotellerie“ findet sich besonderst in der Beherbergungsstatistik bzw. auch in der Definition der Wirtschaftszweige. Merke: Innerhalb der Beherbergungsstatistik, werden die Beherbergungsstätten Hotels, Pensionen, Gasthöfe und Hotel garnis unter dem Begriff „Hotellerie“ zusammengefasst. 183 Die Hotellerie in Deutschland DEHOGA: Branchenreport 2006 184 Die Hotellerie in Deutschland (- Differenzierung -) Die Hotellerie in Deutschland umfasst die: Hotellerie im weiteren Sinne Betriebsarten der Hotellerie laut amtlicher Statistik (Hotels, Hotel garnis, Gasthöfe und Pensionen) Hierfür wird oftmals auf der Begriff „traditionelle Hotellerie“ oder „klassische Hotellerie“ verwendet Vom DEHOGA wird die Hotellerie im weiteren Sinn auch als „klassisches Beherbergungsgewerbe bezeichnet. Hotellerie im engeren Sinne Begrenzung ausschließlich auf die Betriebsart „Hotel“ 185 Einordnung der Hotellerie in die Tourismuswirtschaft Insbesondere die Hotellerie in der zentrale lokale Leistungsträger im Tourismus, den Reisen erstrecken sich zum überwiegenden Teil auf Mehrtagsreisen (Dettmer: Tourismus 2 Hotellerie und Gastronomie) Die Hotellerie ist ein wesentlicher Bestandteil des wirtschaftlichen Bezugsrahmens Tourismus und repräsentiert einen bedeutenden Anteil an der touristischen Wertschöpfungskette (Gardini: Marketing-Management in der Hotellerie) Die Hotellerie ist innerhalb der Gruppe der Beherbergungsbetriebe der repräsentativste Vertreter auf den mehr als ein drittel der Gesamtübernachtungen in Deutschland entfallen. (vgl. Sölter: BWL in Hotellerie und Gastronomie 2007) 186 Das Hotel in der Tourismuswirtschaft Transport Hotel Leistungen örtlicher und regionaler Tourismusorganisationen Reise- Produkt; objektund subjektbezogene Tourismusunternehmen Reiseveranstalter (Tour Operator) Reiseveranstalter (Retailer) Beziehungsbildende Tourismusunternehmungen der Reisebürobranche Touristen 187 Kaspar: Management im Tourismus 1995 Bezugsrahmen eines Hotels im System des Tourismus Buer: Gestaltung von ganzheitlichen Managementsystemen im Hotels 1997 188 Das Hotel im System Tourismus Das Hotel ist in einem ganzheitlichen integrativen mehrdimensionalen System im Tourismus eingebunden, es stellt somit das institutionelle Subsystem des Tourismus, das Tourismusobjekt dar. Der Tourist, der auch als das Tourismussubjekt bezeichnet wird fragt bzw. konsumiert die Leistungen des Hotels bzw. des Tourismusobjektes. Sölter: BWL in Hotellerie und Gastronomie Das Hotel / die Hotellerie stellt einen wesentlichen Bestandteil der Tourismuswirtschaft dar und ist somit dem Dienstleistungssektor und in weiterer Folge dem tertiären Sektor hinzuzuzählen. 189 vgl. Dreyer/ Dehner: Kundenzufriedenheit im Tourismus 1. Aufl. Einordnung der Hotellerie in das Gesamtsystem Tourismus Heimatort Transport Transit Zielort/Destination Beruflicher Tourismus HOTELS nach DEHOGA: Meist als Pauschalreise Incentive Reise Meist als Individualreise - PKW - Bus Messe- und Kongressreise - Bahn Geschäftsreise - Flugzeug Privater Tourismus Meist Individual- oder Pauschalreise - Schiff - Hotel - Hotels Garni - Gasthöfe - Pensionen - Motel - Fahrrad Kurzzeittourismus Urlaubstourismus Bildungstourismus Gesundheitstourismus (Eigene Darstellung) 190 Die Hotellerie in Deutschland Die duale Struktur des deutschen Hotelmarktes Der deutsche Hotelmarkt ist durch eine zweigeteilte Struktur gekennzeichnet: auf der einen Seite durch die traditionelle, mehrheitlich einzelbetrieblich strukturierte und vorwiegend national handelnde Individualhotellerie und auf der anderen Seite durch die Kettenhotellerie, die in der Regel mit größeren Betrieben in Erscheinung tritt und auch international tätig ist. (Hentschel: Kettenhotellerie vs. Individualhotellerie 2004 in Dreyer: Tourismus 2015) 191 Die Hotellerie in Deutschland Bei den meisten Datenquellen über den Hotelmarkt, ist zu beachten das laut § 3 des Beherbergungsstatistikgesetz (BeherbStatG) nur Betriebe und Betriebsteile erfasst werden, die nach Einrichtung und Zweckbestimmung dazu dienen, mehr als acht Gäste gleichzeitig vorübergehend zu beherbergen (vgl. BeherbStatG vom 22 Mai 2002) Daraus resultiert, das die Daten der Beherbergungsstatistik über die Übernachtungszahlen tendenziell zu niedrig und die Zahlen der Ankünfte hingegen zu hoch ist. Bei der Beherbergungsstatistik handelt es sich also um eine Totalerhebung mit Abschneidegrenze (neun oder mehr Betten für Beherbergungsstätten). 192 Hotellerie in Deutschland (- Strukturdaten -) (Quelle: Statistisches Bundesamt) 193 Hotellerie in Deutschland (- Das Angebot -) Angebotsüberhang, dadurch enorme Überkapazitäten auf dem deutschen Hotelmarkt (dadurch aggressive Preispolitik) fortschreitende Konzentrationstendenzen Ausländische Hotelketten drängen auf den deutschen Hotelmarkt Billighotelketten auf dem Vormarsch Hotelketten – Konzentration auf das Feld der mittelständischen Hotellerie 194 Hotellerie in Deutschland (- Das Angebot -) 195 Hotellerie in Deutschland (- Das Angebot -) Im Gegensatz zum leicht rückläufigen Trend der Angebotszahlen kam es 2004 in Hinsicht auf die touristische Nachfrage zu einem deutlichen Anstieg: 2004 lag die Zahl der Übernachtungen mit 195 Mio. um rund 5,5 Mio. höher als im Jahr zuvor (2003: rund 190 Mio. Übernachtungen). 196 Quelle: Gugg, Hotelmarkt Deutschland 2005 Hotellerie Deutschland (- Das Angebot -) Quelle: Gugg, Hotelmarkt 2005 197 Hotellerie Deutschland (- Das Angebot - ) Gugg: Hotelmarkt 2005 198 Hotellerie Deutschland (- Das Angebot -) Bedingt durch eine gestiegene Nachfrage und einem rückläufigen Beherbergungsangebot, konnten besonderst die Betriebsarten: Hotels, ihre Auslastung von 33,3 Prozent im Vorjahr um 1,9 Prozentpunkte auf 35,2 Prozent im Jahr 2004 steigern. Hotel garnis, ihre Auslastung um 1 Prozentpunkt gegenüber 2003 auf 32,6 Prozent im Jahr 2004 steigern Gasthöfe, ihre Auslastung nur gering um 0,2 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr auf 20,9 Prozent im Jahr 2004 steigern Verlierer waren die Pensionen, hier sank die Auslastung um 0,2 Prozentpunkte auf 26,3 Prozent 199 Hotellerie in Deutschland (- Das Angebot -) 200 Quelle: Gugg, Hotelmarkt 2005 Hotellerie in Deutschland (- Die Nachfrage -) Bestimmungsfaktoren für die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen der Hotellerie in Deutschland sind z.B.: Einkommen der Bevölkerung: Ein Anstieg des Einkommens der Bevölkerung führt meist zu einer gestiegenen Ausgabebereitschaft für Hotelleistungen Demographische Entwicklung: Die Bevölkerung von Deutschland stellt einen hohen Anteil für das inländische Gästepotential. Demographische Veränderungen wie z.B. schrumpfende Bevölkerung, Überalterung der Bevölkerung Konjunkturelle Entwicklung: Wirtschaftlicher Aufschwung hat z.B. auch Auswirkungen auf die Hotellerie, so muss z.B. durch neue Geschäftskontakte der Firmen mit einer erhöhten Nachfrage nach Übernachtungsleistungen gerechnet werden. 201 Hotellerie in Deutschland (- Nachfrageschwankungen -) Nachfrageschwankungen in der Hotellerie können natürliche und institutionelle Ursachen haben. Natürliche Ursachen Institutionelle Ursachen • Witterungsverhältnisse • Schul- und Betriebsferien - Schnee • kirchliche und weltliche Feiertage - Sonne • Messe- oder Sportereignisse - Meerestemperatur • etc - etc. 202 Hotellerie in Deutschland (- Nachfrageschwankungen -) Makroökonomische, politische, ökologische und irrational induzierte Nachfrageschwankungen: Hierzu zählen neben ökonomischen Faktoren wie konjunkturelle Einflüsse, Einkommenselastizität der Tourismussubjekte und Preis der touristischen Dienstleistung auch die nichtökonomischen, wie z.B. die Sensibilität gegenüber politischen Konflikten oder ökologischen Problemen im potentiellen Reiseland, zu den Determinanten der touristischen Nachfrage. (Gardini: Marketing-Management in der Hotellerie 2004) Bei der Wahl des Hotelunternehmens sind teilweise auch irrationale Motive wie Traditionen, Modeströmungen, Launen, demonstrativer Erfahrungskonsum, Nachahmungstrieb und Statusbewusstsein ausschlaggebend (vgl. Gardini 2004) 203 Hotellerie in Deutschland (- Die Nachfrage -) 204 Hotellerie in Deutschland (- Die Nachfrage -) Gugg: Hotelmarkt 2005) 205 Hotellerie in Deutschland (- Die Nachfrage -) Gasthöfe und Pensionen verzeichnen immer weniger Übernachtungen. Für sie wird es in Zukunft schwer auf dem Hotelmarkt zu überlegen. 206 Hotellerie in Deutschland (- Die Nachfrage -) Flexiblere und unberechenbare Kunden (hybride Kunden) gestiegenes Anspruchniveau zunehmende Differenzierung von Ansprüchen Reisen mit kürzerer Aufenthaltsdauer Geiz ist Geil-Mentalität Großer Vergleichs- und Ausleseprozess von Reise- und Hotelangeboten Kunden wollen ständig etwas neues erleben (Erlebnisorientierung) 207 Hotellerie in Deutschland (- Preisentwicklung -) 208 Hotellerie in Deutschland (- Preisentwicklung - ) 209 Hotellerie in Deutschland (- Preisentwicklung nach der WM - ) 210 Hotellerie in Deutschland (- Preisentwicklung nach der WM - ) 211 Aktuelle Situation auf dem Hotelmarkt Nach Sättigung zunehmend Orientierung auf das Feld mittelständischer Hotellerie Mit zunehmender Marktmacht der nationalen und internationalen Hotelketten sehen sich viele Privathoteliers in ihrer Existenz bedroht (Eisenstein /Gruner) Durch Expansion entsteht ein noch größeres Überangebot an Bettenkapazitäten Preis- und Konditionswettbewerb schadet mittelständischer Hotellerie Trend zu preiswerteren Marktsegmenten Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer verkürzt sich weiter, sie liegt bei Geschäftsreisenden bei 1,5 Tagen, bei Messe- und Kongressreisenden bei 2 Tagen und bei Urlaubs- und Ferienreisenden bei 7 Tagen (Daten aus Gugg: Hotelmarkt 2005). 212 Aktuelle Situation auf dem Hotelmarkt Hotels in Großstädten (1,4 %) schneiden am besten ab, Häuser in mittleren Städten (0,9 %) und Kleinstädten (0,5%) mit leichtem Plus, während Flughafenhotels dem Trend nicht folgen können (-0,5 %). Budgethotels steigern Auslastungszahlen deutlich (2,0 %), während Luxushotels leicht unter dem Durchschnitt bleiben (1,2 %). Große Häuser mit 150 - 200 Zimmern legen am stärksten (1,7 %), Hotels mit 100-150 Zimmern nur um 0,7% und kleinere Häuser (unter 100 Zimmern) um 1,0% Die stärksten Rückgänge bei den Durchschnittspreisen verzeichnen die Hotels in mittleren Städten (-3,3 %), aber auch Häuser in Großstädten geben deutlich nach (-2,3 %). Flughafenhotels haben noch den geringsten Preisrückgang (-1,4 %). (Quelle: HotelBenchmarkTM von Deloitte) 213 Aktuelle Situation auf dem Hotelmarkt Die höchsten Rückgänge verzeichnet die Luxushotellerie (-2,6 %), das Budgetsegment (-0,5 %) kann die Preise annähernd halten. Große Häuser mit mehr als 250 Zimmern und kleine Häuser mit weniger als 100 Zimmern verlieren gleichermaßen stark (-2,9%). Hotels mit 100-150 Zimmern trotzen dem Trend und können die Durchschnittspreise leicht steigern (0,6 %). (Quelle: HotelBenchmarkTM von Deloitte) 214 Wettbewerbskräfte in der Hotelbranche (Quelle: Schertler: Vorlesung Strategisches Tourismusmanagement II 2005) 215 Probleme auf dem Hotelmarkt Enorme Überkapazitäten (mit steigender Tendenz –Bauboom) Preisverfall Hotelpreise liegen weit unter dem europäischen Durchschnitt Steigende Kosten Investitionsstau Sinkende Margen Abnehmende Kundenloyalität 216 Probleme der Hotelbranche 217 Differenzierung von Hotelunternehmen (Gardini: Marketing-Management in der Hotellerie 2004) 218 Unterscheidungsmerkmale der Hotelbetriebe Nach dem Wirtschaftlichkeitsprinzip können: erwerbswirtschaftliche geführte Hotelbetriebe nicht erwerbswirtschaftliche Hotelbetriebe unterschieden werden. 219 Unterscheidungsmerkmale der Hotelbetriebe Unterscheidung nach: Grad bzw. Vollständigkeit der Leistung (z.B. Vollhotel, Hotel Garni) der Standortorientierung (z.B. Stadthotel, Urlaubshotel, Kurhotel) der Verkehrsmittelorientierung (z.B. Bahnhofhotel, Flughafenhotel) der Unternehmensform ( z.B. Personengesellschaft, Kapitalgesellschaft) der Aufenthaltsdauer (z.B. Passantenhotel, Ferienhotel, Familienhotel) Güteklasse (Frankreich:1-4 Sterne, in Deutschland DEHOGA 1-5 Sterne) Wirtschaftsprinzipien (z.B. gewerbliche Betriebe, soziale Einrichtungen) 220 Jamin /Schaetzing: Organisation und Datenverarbeitung in der Hotellerie 1 Aufl. Einteilung der Hotelbetriebe 221 Einteilung der Hotelbetriebe Nach Funktion: Es können reine Beherbergungsbetriebe ohne Verpflegung (Hotel garnis) oder kombinierte Betriebe (Vollhotels) unterschieden werden. Nach dem Standort: Zu unterscheiden sind Hotels auf dem Land, Hotels in der Stadt, Hotels an Straßen des Druchgangs- und Fremdenverkehr, Hotels in Kurstädten = Kurhotels Nach der Öffnungszeit: Ganzjährig geöffnete Hotels, Saisonhotels, Zwei-Saisonen-Hotels vgl. Reith: Betriebswirtschaftslehre und gastgewerbliche Betriebslehre Bd. 1 222 Einteilung der Hotelbetriebe Nach ihrer Qualität: Hierzu kann die Hotelklassifizierung des DEHOGA verwendet werden. Ein Stern = Tourist, Zwei Sterne = Standard, drei Sterne = Komfort, vier Sterne = First Class, fünf Sterne = Luxus (Vergleiche hierzu Beiblatt: Sölter: „Internationale Hotelklassifizierung“ 2006 Nach der Größe : Kleinbetrieb bis 70 Betten, Mittelbetrieb bis 150 Betten, Großbetrieb über 150 Betten, Mammutbetrieb über 1000 Betten Nach der Rechtsbeziehung: Eigentumsbetrieb, Pachtbetrieb oder Gesellschaftsbetrieb = Inhaber sing natürlich oder juristische Personen Nach der Rechtsform: Einzelunternehmen, Gesellschaftsunternehmen, Aktien- und Kapitalgesellschaften, Genossenschaften, eing. Verein 223 vgl. Reith: Betriebswirtschaftslehre und gastgewerbliche Betriebslehre Bd. 1 Einteilung der Hotelbetriebe Nach der Verkehrsanbindung: Je nach Anbindung an ein bestimmtes Verkehrsmittel, kann man folgende Hotels unterscheiden: Bahnhofshotel (Bahn), Flughafenhotel (Flugzeug), Motel (Auto) Nach der Konzeptionsform: Kettenhotellerie, Kooperationshotellerie, Individualhotellerie 224 Betriebstypen in der Hotellerie Untergliederung der Betriebsarten in Betriebstypen nach Merkmalen Merkmal Verpflegung Betriebstyp Vollhotel (HP, VP) Hotel garnil (Frühstück) Aufenthaltsdauer der Gäste Ferien- und Familienhotel Aufenthaltszweck der Gäste Kurhotel Verkehrsmittelanbindung Standort Betriebsführung Passantenhotel Sporthotel Bahnhofshotel Flughafenhotel Stadthotel Dorfhotel Managementhotel Pachthotel Hotelklassifizierung 1 – 5 Sterne Hotels 225 Betriebstypenübersicht nach Anlagen und Dienstleistungen (vgl. Hänssler: Management in Hotellerie und Gastronomie 5. Aufl.) 226 Einteilung der Hotelbetriebsformen anhand ihrer Grundeigenschaften Feistkorn: Erfolgsfaktoren von Hotelimmobilien 2003 in Anlehnung an: Kyrein, R.: Immobilien – Projektmanagement, Projektentwicklung und –steuerung, S. 463 227 Exkurs: (International übliche Klassifizierung von Hotels) BUGET - Niedrigste Preisklasse - einfache Ausstattung - Minimum an Service ECONOMY - untere Preisklasse - einfache Ausstattung - begrenzter Service MID PRICE - Mittlere Preisklasse - gehobene Ausstattung - umfassender Rezeptions- und Restaurantservice FIRST CLASS - obere Preisklasse - hohes Ausstattungsniveau - umfassender Rezeptions- und Restaurantservice LUXURY - oberste Preisklasse - höchstes Ausstattungsniveau - höchster Service auf allen Ebenen (Quelle: Seitz: Hotellerie- und Gastronomiemanagement –Studienheft Tourismusfachwirte DRV) 228 Hotelbetriebsformen im Hotelgewerbe Individualhotel Form der Kooperation Hotelkette Hotelkooperation • Unternehmen mit mehreren gleichen oder ähnlichen Hotels die unter einheitlicher Leitung geführt werden • Marke (Branding) • einheitlicher Qualitätsstandard • Standardisierung • Wesentliche betriebswirtschaftliche Bereiche werden von der Konzernzentrale gesteuert • Zusammenschluss rechtlich selbstständiger Unternehmen der Hotelbranche • Selbstständigkeit der Hotels bleibt erhalten • Ziel, Stärkung der Position im Wettbewerb mit den Hotelketten • Kooperationen mit singulärem Leistungsumfang z.B. Utell (CRS) oder umfassendem Leistungsumfang z.B. Best Western Hotelmarkt 229 Systematik der Hotelbetriebsformen Quelle: Henselek: Hotelmanagement 1997 230 Privathotels, Hotelkooperationen, Hotelkonzerne Neben der Möglichkeit Hotelbetriebe nach Qualitätsstandards, nach Größe bzw. Zimmerzahl oder Gastsegmenten etc. zu strukturieren, bietet sich zur Erfassung des deutschen Hotelmarkts folgende Aufgliederung an. 1. 2. 3. Individualhotellerie Hotelkooperationen Hotelkonzerne (Hotelketten) Vgl. Seitz: Hotelmanagement 1997 Hotelkooperationen und Hotelketten werden vom DEHOGA unter dem Begriff „Markenhotellerie“ erfasst. 231 Privathotels, Hotelkooperationen, Hotelkonzerne 232 (Abb. Quelle: ghh-consult: Hotellerie in Deutschland – Risikoimmobilie oder lohnendes Investment 1999) Privathotels, Hotelkooperationen, Hotelkonzerne Neben der Einteilung der Hotelbetriebe in Individual-, Kooperations-, und Kettenhotellerie, teilt z.B. der DEHOGA die am Markt vorhanden Hotels nach den Segmenten: Saisonbetriebe Geschäftsreisehotels Tagungshotels Städtetourismus Ferienhotels Gesundheit / Wellness (vgl. DEHOGA Konjunkturbericht 2000/2001) 233 Individualhotellerie (Privathotels) Definition Individualhotellerie: Unter dem Begriff „Individualhotellerie“ sind Beherbergungsbetriebe zusammengefasst, die keiner Kette angehören und sich keiner Kooperation oder Franchiseorganisation angeschlossen haben. Gruner/Eisenstein: Der Hotelmarkt in Deutschland in Becker/Hopfinger/Steinecke 2004 Unter Individualhotellerie ist die Summe der Einzelunternehmungen zu verstehen, die vom Unternehmer oder der Familie des Unternehmers (Familienbetrieb) geführt werden. Das sind i.d.R. Eigentümerbetriebe oder Pachtbetriebe Hentschel: Hotelmanagement 2001 234 Individualhotellerie Von allen Hotels in Deutschland (100%) zählen bzw. sind ca. 80% Individualhotels Die Individualhotellerie besteht hauptsächlich aus kleinen und mittleren Betrieben die zum größten Teil als Pacht- oder Eigentümerbetriebe geführt werden. In der Individualhotellerie / Privathotellerie fallen Eigentümerfunktion und Managementfunktion zusammen (vgl. Gewald: HotelControlling 2. Aufl 2001 Kennzeichnend ist die Individualität, die dem Gast geboten wird (Gewald 2001) 235 Merkmale der Individualhotellerie Charakteristische Merkmale der Individualhotellerie sind: Es gibt die Einheit von Eigentum / Kapital und Geschäftsführung (Eigentümerbetrieb) bzw. die Einheit von Inhaber und Geschäftsführung (Pachtbetrieb) in Person der Hoteliers Der Einzelunternehmer trägt die volle Verantwortung, das volle Risiko und die volle Haftung für den Erfolg der Unternehmung. Sie dominieren in unteren und mittleren Qualitäts- und Preissegment. Es handelt sich überwiegend um kleine und mittlere Unternehmen (KMU) (Quelle: Hentschel: Hotelmanagement 1. Aufl. 2001) 236 Probleme der Individualhotellerie Personalprobleme – Qualifizierte Mitarbeiter bewerben sich in Betrieben der Markenhotellerie, da sie sich bessere Karriere- und Weiterbildungschancen erhoffen. Die Individualhotellerie / Privathotels tun sich im Kampf gegen die Großen (Hotelketten und – kooperationen) immer schwerer Ausgleich der Saisonschwankungen schwierig Finanzierungsnachteile Sehr hohe, schwierig zu reduzierende Fixkostenbelastung Verdrängungswettbewerb Eigenkapitalschwäche Familiäre Belastungen (wenig Zeit für Privatleben, Familie – besonderst Kinder leiden) 237 Probleme der Individualhotellerie Mangelnde Skalenerträge, Know-how- und Innovationsdefizite, fehlende interkulturelle Kompetenz und finanzielle Ressourcen machen die eigene physische Ausweitung der Geschäftstätigkeit nicht oder nur sehr begrenzt möglich (Weiermair 1996, S. 245ff.) Um erfolgreich zu sein, müssen sich Betriebe der Individualhotellerie auf eine bestimmtes Kundensegment spezialisieren, allerdings wird dies durch multioptionale / hybride Kunden immer schwieriger Die Individualhotellerie ist viel stärker Abhängig vom Know How und der Persönlichkeit des Einzelunternehmers als die Markenhotellerie. 238 Chancen der Individualhotellerie Durch stetige Verbesserungen bzw. Innovationen, die Besetzung von Marktnischen und durch Spezialisierung haben auch kleinere Hotels die Chance, sich im Markt mit den sich ständig verändernden Herausforderungen zu behaupten (Sielemann, C., 2000, S. 91). Nur durch Profilierung, Emotionalisierung und Differenzierung des gastgewerblichen Angebots haben Individualhotels die Chance sich gegen die Konzernhotellerie durchzusetzen Betriebe der Individualhotellerie können bedingt durch ihre Spezifika schneller auf Markt- und Nachfrageveränderungen reagieren – sofern sie über die teilweise notwendigen finanziellen Mittel verfügen. 239 Erfolgreiche Individualhotels (- Deutschland -) Es gibt auch Individual- / Privathotels die deutlich besser performen als viele der Kettenhotels Madison Residenz Hotel Hamburg, Hamburg 82,2% Sport- und Kurhotel Sonnenalp, Ofterschwang 84,2% Hotel Bareiss, Baiersbronn 86,0% (Quelle: Der Hotelier 5/2004) 240 Individualhotellerie (- Zukünftige Entwicklung -) Bedingt durch die teilweise geringe Wirtschaftlichkeit der Privathotels sinkt die Anzahl der Individualhotels Auch die oftmals nicht geregelte Nachfolgeproblematik wird vielen Individualhotels das Leben kosten Um Wettbewerbsfähig zu bleiben ist Profilierung und Spezialisierung auf ein bestimmtes Markt- / Gastsegment erforderlich. Teilweise wird nur die Zusammenarbeit mit einer Hotelkooperation das Überleben vieler Privathotels sichern 241 Markenhotellerie (- Definition -) Definition Markenhotellerie Unter dieser Bezeichnung werden Hotelgesellschaften und -gruppen subsumiert, die folgende Voraussetzungen erfüllen: Sie verfügen über mindestens vier Hotels. Mindestens eines davon befindet sich in Deutschland. Die Hotelgesellschaften und Hotelgruppen operieren mit einer eigenen Dachmarkenstrategie am deutschen Hotelmarkt. (Quelle: DEHOGA-Bundesverband) Quelle: IHA 2005 242 Markenhotellerie (- Definition - Kritik -) Diese Begriffsbestimmung der Markenhotellerie ist als „fragwürdig“ kritisiert worden, da für eine Marke eine größere Anzahl an Häusern als vier (gefordert werden 30 bis 50 Häuser) konstitutiv sei und die sozialpsychologische Komponente der Markenbildung negiert werde. (IHA: Hotelmarkt Deutschland 2006) 243 Wachstumsmarkt Markenhotellerie Marktanteil Hotels ca. 14 % Marktanteil Hotelzimmer ca. 40 % 121 Hotelgesellschaften und Hotelgruppen (insgesamt ca. 3800 Hotels) Marke statt Sterne Q u a lit y H o t e ls R E M A H o t e ls Q u e e n s H o t e ls R e n a is s a n c e H o t e ls R a ffl e s I n t e r n a t i o n a l H o t e ls R IM C H o te ls R a m a d a W o r ld w id e R e le x a H o t e ls R in g H o t e l s R o m a n t ik H o t e ls S c a n d ic H o t e ls S e le c t H o te ls S e m in a r i s H o t e ls S o fit e l H o t e l s S o l M e li a H o t e l s S o ra t H o te ls S ta d t- g u t-H o t e ls S t a r w o o d H o t e ls S t a y b r id g e S u it e s S t e ig e n b e r g e r H o t e l s S w is s o t e l s T H B H o te ls T IP T O P H o te ls T O P In t. H o te ls T ra v e l C h a rm e H o te ls 244 Wachstumsmarkt Markenhotellerie (IHA 2007) 245 Wachstumsmarkt Markenhotellerie Auch für die so genannten Globalplayer aus dem Segment der internationalen Markenhotellerie ist ein gesundes endogenes Wachstum unter den gegenwärtigen Markt- und Wettbewerbsbedingungen kaum noch darstellbar (Peters/Frehse: Internationalisierungshemmnisse einzelbetrieblich organisierter Hotelunternehmen in Tourismus Journal Heft 4 2003) Verschiedene Studien belegen allerdings, das die Markenhotellerie ihr Wachstumspotential – trotz einiger Ausfallerscheinungen – bisher noch nicht voll ausgeschöpft hat (vgl. Peters / Frehse 2003) 246 Markenhotellerie DEHOGA: Jahrbuch 2005/06 247 Markenhotellerie Die Marke gewinnt für Hotels und Hotelgesellschaften zunehmend an Bedeutung. So liegt der Anteil der Markenhotellerie bei neu eröffneten Hotels in Großstädten bei derzeit etwa 80% bis 90%. Der Anteil der Markenhotellerie wird somit in den nächsten Jahren weiter stark ansteigen. (o.V.: Markenhotellerie auf dem Vormarsch www.hotbiz.de) 248 Markenhotellerie Kompendium der Markenhotellerie 2004 249 Marktanteile der deutschen Markenhotellerie (Quelle: IHA Branchenreport 2006) 250 Markenhotellerie Besonderst internationale Hotelgesellschaften treten verstärkt auf dem deutschen Hotelmarkt auf: Dolce Hotels (USA) Jolly Hotels (Italien) Domina Hotels & Resorts (Italien) Van-der-Valk-Gruppe (Niederlande) Sol Melia-Gruppe (Spanien) Neben Hilton, Starwood und Wyndham sind zudem asiatische Hotelgruppen an neuen Hotelprojekten in deutschen Ballungszentren interessiert (vgl. FAZ 09.05.07). 251 Markenhotellerie (- Vorteile -) Besonderst vier bedeutende Vorteile können der Markenhotellerie zugeschrieben werden: Economic of Scale: Kostenvorteile z.B. in dem Bereich Einkauf Leichteren Zugang zu Kapital: Hieraus resultiert eine höhere Finanzkraft Headquarter Services: z.B. zentrales Rechnungswesen, Marktforschung Marketingsynergien: Einsatz von GDS und CRS 252 Markenhotellerie vs. Individualhotellerie In Hotelketten und Hotelkooperationen, ist die Standardisierung von Leistungen besser und einfacher möglich als in Betrieben der Individualhotellerie Kostenvorteile (vor allem durch Standardisierung) werden in der Markenhotellerie eher erreicht als in der Individualhotellerie Betriebe der Markenhotellerie haben ein einheitliches, standardisiertes Angebot – dieses ist in den Augen der Kunden weniger Risikobehaftet als die Angebote der Individualhotellerie Individualitätsverlust vieler Betriebe der Markenhotellerie Personaltransfer und ständige Weiterbildung (z.B. Akademie Accor) bei vielen Betrieben der Markenhotellerie üblich – dadurch meist auch besser qualifiziertes Personal als in der Individualhotellerie 253 Hotelketten (- Entwicklung -) In den 60er Jahren begannen amerikanische Hotelketten (Hilton, Ramada, Hyatt, Sheraton, Marriott, Intercontinental etc) ihre Betriebe auf Europa auszudehnen. Die Expansion dieser sog. Systemhotellerie schritt in Europa und insbesondere in Deutschland schnell voran. Mit ihrem Konzept, ein Markenzeichen in der Hotellerie zu schaffen, bei dem der Gast im vorhinein wusste, was ihn erwarten würde, wurde eine völlig neue Konkurrenzsituation in der deutschen und europäischen Hotellerie geschaffen. Der Wettbewerb verlagerte sich von der lokalen auf die nationale und darüber hinaus auf die internationale Ebene. Ein zügiger Ausbau der deutschen Hotelgesellschaften zu Hotelketten setzte gleichermaßen ein. (Quelle: Luft: Grundlegende Tourismuslehre 2005) 254 Hotelketten (- Entwicklung -) Mitte der sechziger Jahre breiteten sich vor allem amerikanische Hotelketten auf dem deutschen Hotelmarkt aus. Durch gut ausgebildete Manager (akademische Hotelausbildung war bereits z.B. ab 1922 an der Cornell Universität möglich) und moderne Managementmethoden entstand eine ernst zunehmende Konkurrenz für deutsche Hoteliers. Hotelketten verfügten bereits über einen internationalen Bekanntheitsgrad und hatten vor allem durch Reservierungssysteme (CRS) Vorteile im Touristikgeschäft. Mitte der siebziger Jahre wurden auch Hotelketten für „normal“ verdienende Kunden gegründet. Es entstanden Low Budget Hotels wie z.B. die Etab Hotels 255 Hotelketten (- Entwicklung -) In den 70er Jahren gründen deutsche Bauunternehmer Hotelketten (Dorint, Lindner, Maritim) und expandieren zunächst nur regional Zur Anfangszeit wurde versucht besonderst in deutschen Großstädten in zentralen Langen präsent zu sein. In den 80er Jahren spezialisierten sich die Hotelketten zielgruppenspezifisch wie z.B. Tagungshotels, Low Budget Hotels In der Zeit von 1980 bis zum Jahr 2000 hat sich die Zahl der Hotelketten ca. verdreifacht. Besonderst die 90er Jahre sind durch eine riesige Expansionswelle gekennzeichnet. 256 Hotelketten (- Entwicklung -) Das Aufkommen der Hotelketten in Deutschland hat die Struktur des Beherbergungsgewerbes grundlegend verändert. Mit der Entstehung der Kettenunternehmen begann gewissermaßen die Industrialisierung der Hotelbranche (vgl. Hofmann: Hotelketten in Deutschland 1996) Die wesentliche Innovation der Kettenunternehmen besteht darin, dass betriebswirtschaftliche Filialisierungsstrategien und Franchising erstmals in der Hotellerie angewendet wurden (Hofmann 1996) 257 Hotelketten (- Definitionen - ) Als Hotelkette, Hotelgesellschaft oder Hotelgruppe werden alle Unternehmen bezeichnet, die mindestens zwei Hotels betreiben oder einen wesentlichen Einfluss auf die Betriebsführung, z.B. im Rahmen eines Franchisevertrages ausüben. (Gewald: Handbuch des Touristik und Hotelmanagement 1999) Schultze, beschreibt eine Hotelkette als "einen horizontalen Zusammenschluss mehrerer Hotelbetriebe unter einheitlicher Leitung mit einem hohen Zentralisierungsgrad und direktem Zugriff auf dezentrale Funktionen in den Einzelbetrieben." (Schultze 1993) 258 Hotelketten (- Definition -) Hotelketten sind eine Gruppen von Hotelbetrieben bzw. Hotelunternehmen die mit einheitlichen Namen in Verbindung mit einem gleichen qualitativen Standard unter Aufgabe von wesentlichen betriebwirtschaftlichen Teilfunktionen (z.B. Werbung, Marktforschung) zusammengeschlossen sind. (Spannagel: Linienfluggesellschaften im Hotelgewerbe Dissertation 1974) Betreibt ein Unternehmen mehrere Hotels gleicher oder ähnlicher Art national oder international, so spricht man von einer Hotelkette. Die einzelnen Hotelbetriebe können hierbei unterschiedlich Unternehmensformen aufweisen. Meist werden die einzelnen Hotels der Kette zwar dezentral geführt, aber die Unternehmensphilosophie und – politik wird zentral gesteuert (vgl. Dettmer: Wirtschaftslehre für Hotellerie und Gastronomie 4. Aufl. 1996)259 Hotelketten (- Definition -) Der Begriff „Hotelkette“ taucht häufig im Zusammenhang mit Konzentrationsgebilden bzw. Hotelkonzernen auf. Dem widerspricht allerdings der Gebrauch des Begriffs Kette für Franchise- Verbindungen, da diese eindeutig nicht den Konzentrationsformen zugeordnet werden können, sondern als Kooperationsform gesehen werden müssen, da die einzelnen Franchise-Nehmer wirtschaftlich selbständig sind (Hänssler: Management in der Hotellerie und Gastronomie 4. Aufl.2000) Hänssler schlägt daher vor, den Begriff „Hotelkette“ über den gemeinsamen Namen und das gemeinsame Auftreten der Hotels auf dem Markt zu definieren. 260 Merkmale Hotelkonzern Bei einem Hotelkonzern gibt es ein herrschendes Unternehmen, welches auch als Muttergesellschaft bezeichnet wird, und mindestens ein oder mehrere abhängige Hotelunternehmen sog. Tochtergesellschaften die unter einheitlicher Leitung unter dem Dach des Hotelkonzerns zusammengefasst sind. Die von der Muttergesellschaft abhängigen Hotelunternehmen sind i.d.R. rechtlich selbstständig jedoch aber wirtschaftlich abhängig. Häufig sind die Tochtergesellschaften kapitalmäßig und auf jeden Fall organisatorisch mit der Muttergesellschaft verbunden. 261 Merkmale Hotelkonzern Hotelkonzerne sind Gesellschaften, die hotelbetriebliche Dienstleistungen unter einer übergreifenden rechtlichen Struktur anbieten. Hotelkonzerne nutzen Größenvorteile z.B. Bekanntheitsgrad der Marke, Fixkostendegressionseffekte durch die Größe der Konzerne, Einkaufsvorteile und bedeutsame Vorteile beim Verkauf Ca. 7-8 % der Hotelbetriebe in Deutschland sind Konzernhotels, allerdings besitzen diese rund 1/3 der verfügbaren Betten. Die Erfolgsformel der Hotelkonzerne wie z.B. von Accor liegt in einer ausgeklügelten Markenpolitik 262 Merkmale Hotelkonzern Als Beispiel kann der Hotelkonzern Accor genannt werden. Unter dem Dach des Accor-Konzerns sind verschiedene Hotelketten / Marken die segmentspezifisch ausgerichtet sind zusammengefasst. Der Anschluss an eine Hotelkette wie z.B. Mercure ist über Pacht- oder Managementvertrag mit der Konzernzentrale möglich. 263 Hotelkonzerne (- Vorteile -) Finanzierung: Wenn in einer Stadt ein Großhotel gebaut werden soll, so ist der Hotelkonzern als Bewerber für dieses Projekt den Privatunternehmern in jedem Falle überlegen. Verkauf: Der Hotelkonzern ist zugleich auch eine Hotelkette, die ihre Gäste von Hotel zu Hotel weiterleitet. Marketing und Werbung des Hotelkonzern sind den Bemühungen der Privathotels weit voraus. Personalbeschaffung: Hotelkonzerne sind für Arbeitnehmer attraktiver da sie größere Aufstiegschancen bieten, in die Weiterbildung der Mitarbeiter investieren und zudem für den Mitarbeiter (sofern er sich bewährt hat) die Möglichkeit besteht sich in jedes andere Hotel dieser Gruppe in irgendeinem Land versetzen zu lassen. (vgl. hierzu: Walterspiel: Einführung in die Betriebswirtschaftslehre des Hotels 2. Aufl. 1980) 264 Hotelkonzerne (- Vorteile -) Rationalisierungsmöglichkeiten: Betriebswirtschaftlich gesehen, liegt der Hauptvorteil des Konzerns gegenüber dem Einzelhotel in der Rationalisierung im Sinne der Kostensenkung. Dies beginnt z.B. schon beim Bau eines neuen Hotels, die positiven und negativen Erfahrungen der anderen Hotels dieser Gruppe können verwertet werden. Kostenvorteile ergeben sich z.B. durch Mengenrabatte im Einkauf (z.B. Möbel, Tischwäsche, Schreibzeug usw.) (vgl. Walterspiel 1980) Synergieeffekte: Mit steigender Unternehmensgröße sinken die umgelegten Fixkosten. 265 Hotelkonzerne (- Wachstum -) Das rasante Wachstum der Konzernhotellerie wurde vor allem durch zwei zentrale Faktoren begünstigt: 1. Fusion: 2. Franchising: 266 Hotelketten Erscheinungsbild: Gleichartige Betriebe, d.h. überwiegend gleichartiges Ausstattungsund Leistungsprofil in allen Häusern bzw. in den jeweiligen Kategorien (Brands) (Luft: Grundlegende Tourismusbetriebslehre 1995) Zum Beispiel Accor 267 Hotelkonzerne / Hotelketten (- Neue Geschäftspraktiken auf dem Hotelmarkt -) Hotelkonzerne und Hotelketten sind auf die veränderte Wettberbssittuation welche von mittelständischen Hoteliers häufig als „Verdrängungswettbewerb“ empfunden wird, offenbar gut vorbereitet. Sie operieren mit Geschäftspraktiken, denen das mittelständische Hotelgewerbe wenig entgegenzusetzen hat: Hotelkonzerne und Hotelketten entwickeln neue Marketingstrategien zur erfolgreichen Positionierung am Markt Die Hotelkonzerne und Hotelketten arbeiten mit CRS um Gästen, Reisebüros, Firmen und Fluggesellschaften die Buchung zu erleichtern. Die Hotel-CRS sind an internationale GDS angeschlossen (Sabre, Worldspan, Galileo, Amadeus) Die Hotelkonzerne und Hotelketten betreiben systematisches YieldManagement . 268 (Bleile: Tourismusmärkte 1995) Bedeutung der Hotelketten - Im Bezug auf Anzahl der Hotelbetriebe im gesamten Hotelmarkt, haben Hotelketten nur eine geringe Bedeutung – jedoch gemessen am Anteil der Zimmeranzahl haben Hotelketten eine große Bedeutung im Hotelmarkt - Starke Marktdurchdringung in deutschen Großstädten - Rasante Expansion und Wachstum (Franchise) - Fusionen und Übernahmen (z.B. Accor und Dorint) - Verstärktes Auftreten der Hotelketten im Budgetsegment - Trend zu wenigen – jedoch sehr großen Hotelketten 269 Merkmale der Kettenhotellerie Die Betriebe sind kapitalmässig, organisatorisch und i.d.R. auch juristisch miteinander verbunden. Die wirtschaftliche Selbständigkeit kann ganz oder teilweise eingeschränkt sein. Kettenhotels können Eigentümerbetriebe, Pachtbetriebe, Franchisebetriebe oder im Managementvertrag geführte Betriebe sein. Die Hotels werden von einem Manager/Generalmanager geführt, der im Angestelltenverhältnis zum Eigentümer steht. Kapital & Eigentum und Geschäftsführung & Management werden getrennt (für Kettenhotellerie typische Funktionskopplung). (Hentschel: Hotelmanagement 2001 270 Merkmale der Kettenhotellerie Trotz Standardisierung ihres Angebotes verfolgen die Hotelketten durchaus länder- und regionenspezifische Strategien Hotels sind immer – ihrer jeweiligen Qualitätsstufe entsprechend – mit einem Markennamen versehen, so dass innerhalb einer Hotelkette mehrere Markennamen vertreten sein können (Hofmann: Hotelketten in Deutschland Dissertation 1996) Als Beispiel kann der Hotelkonzern Accor mit seinen Marken: Sofitel, Mercure, Ibis, Etab, Formule 1, Suitehotel, Novotel genannt werden. Hotelketten sind entweder in Form eines Filialsystems oder eines Franchise-Systems organisiert (vgl. Gardini: Qualitätsmanagement in Dienstleistungsunternehmen dargestellt am Beispiel der Hotellerie 1997) 271 Hotelketten (- Unterscheidung -) Besonderst in der USA wird zwischen integrierten Hotelketten (integrated chains) und kooperierenden Hotelketten (hotel consorita) unterschieden (vgl. Bécherel//Vellas: International tourism 1995) Systemarten Integrierte Hotelketten Kooperationssysteme Entstehung durch Wachstum infolge Vermehrung der Zahl eigener Betriebe und / oder Verkauf von Lizenzen an Dritte durch Zusammenschluss von bestehenden Unternehmen Primärer Zweck der Kettenbildung Gewinnerzielung und Wachstum des Trägers und Know-how Erzielung von Synergien auf kooperativer Basis Initiator der Kettenbildung Systemkopf Systemmitglieder Strategien der Systembildung Filialsystem, Franchisesystem Zwischenbetriebliche Kooperation, überbetriebliche Kooperation Kriterien (Quelle: Schwanninger: Organisatorische Gestaltung in der Hotellerie 1979)272 Hotelketten (- Unterscheidung -) Die Unterschiede zwischen der Bildung von integrierten Hotelketten und kooperierenden Hotelketten liegen also primär in der Motivation und den Strategien der Kettenbildung. Neben den freiwilligen Hotelketten (Kooperationen im engeren Sinn) existieren die integrierten Hotelketten (Mutter-Tochter-Gesellschaft) mit Hotels in Filial- oder Franchisesystemen. 273 Drei Hauptarten von Hotelketten 1) Konzernhotellerie: Umfasst Hotels, die in einem Hotelkonzern zusammengefasst sind und deren wirtschaftliche Selbständigkeit gemäß den Zielen der Hotelgesellschaft ganz oder teilweise eingeschränkt ist 2) Filialsystem: Die einzelnen Hotels werden von der Gesellschaft selbst geleitet, sind aber wirtschaftlich und rechtlich unselbständig. Die Gesellschaft kann als Eigentümer, Pächter oder Bewirtschafter der Hotels auftreten, die Direktoren der einzelnen Objekte sind weisungsgebunden 3) Franchisesystem Kooperationen zwischen der Hotelgesellschaft als Franchisegeber (Franchiser) und einzelnen Hotels als Franchisenehmer (Franchisee) Der Franchisegeber überlässt dem Hotel eine entwickelte Marke, zu der Markennamen, Corporate Design und ein gesamtes Arbeitssystem gehören Der Franchisenehmer zahlt einmalig eine Gebühr für die Lizenzvergabe sowie laufend einen bestimmten Prozentsatz des Umsatzes. Die rechtliche Selbständigkeit bleibt gewahrt Quelle: H.R. Müller: Vorlesung Hotellerie 2006 Universität Bern 274 Drei Hauptarten von Hotelketten Zu 1: = Hotelgesellschaften die eigene Hotelbetriebe betreiben. Zu 2: = Hotelgesellschaften die Hotels welche sich im Eigentum Dritter befinden, im Rahmen eines Betreibervertrags (Management- oder Pachtvertrag betreiben. Zu 3: = Hotelgesellschaften die ihr Know-how abgeben und/oder das Management eines Hotels kontrollieren, wie z.B. mittels Franchisevertrag (vgl. Gewald: Handbuch des Touristik- und Hotelmanagement 2. Aufl.) 275 Hotelketten (Filial- und Franchisesystem) Filialsystem: Im Filialsystem werden die meist rechtlich und wirtschaftlich unselbständigen Hotels durch den Systemkopf selbst geführt. Die Gesellschaft kann dabei als Eigentümer, Pächter oder nur als Bewirtschafter („Operator“) der Einheiten auftreten. Die Hoteldirektoren sind an die Weisungen des Systemkopfes gebunden. Franchisesystem: Im Franchisesystem überträgt ein Franchisegeber (Franchiser) an den Franchisenehmer (Franchisee) gegen eine Gebühr das Recht, ein Hotel unter Benutzung der durch den Franchiser zur Marktfähigkeit entwickelten Marke zu eröffnen und zu führen. Der Franchisenehmer hat hohe Chancen auf gute Geschäftserfolge, weil im Know-how (Planung, Organisation) und Dienstleistungen des Franchisegebers zur Verfügung stehen. Er muss seinen Betrieb dafür den Geschäftsgrundsätzen anpassen, welche durch den Franchisegeber entwickelt wurden. 276 (Schwanninger: Organisatorische Gestaltung in der Hotellerie 1987) Die größten Hotelketten der Welt 277 Quelle: www.hotelsmag.com 2006: Hotels Corporate 300 Ranking, July 2006 Vorteile von Hotelketten "a brand is a promise..." - die Marke als Versprechen einheitliche Qualitätsstandards – keine (unangenehmen) Überraschungen für die Gäste effiziente Controllingmechanismen überregionales/internationales Marketing Synergien und Skaleneffekte Vorteile bei Einkauf, Personalgewinnung etc. attraktive Kundenbindungsprogramme professionelles Development Risikoverteilung durch unterschiedliche Standorte und Produkte (Quelle: M. Widmann: Vortrag ITB 2005) 278 Vorteile von Hotelketten (- Die Macht der Marke -) Wachstumsstrategie von Hotelketten mit einer Mehrmarkenstrategie d.h. Positionierung über Zielgruppenfossierung und Branding Marke = Hotelmarken sind das Ergebnis einer bestimmten Kombination von unternehmensinternen Ressourcen, die den Gästen einen Zusatznuten bieten. Sie bilden das Vertrauenskapital das sich ein Hotelunternehmen auf Grund seiner Qualität, seiner fachlichen Kompetenz und Zuverlässigkeit erworben hat. (vgl. Frehse: Erfolgsfaktoren im internationalen Markenmanagement von Hotelunternehmen in Jahrbuch der Absatz- und Verbrauchsforschung 2/2006) In der tourismuswissenschaftlichen Forschung und Praxis herrscht die weitverbreitete Auffassung, dass die gegenwärtig bestehenden Wettbewerbsvorteile von Hotelketten und -kooperationen mehrheitlich auf deren internationale Markenpolitik und die damit einhergehende Bereitstellung von Vertrauensleistungen zur Unsicherheitsreduktion auf Konsumentenseite zurückzuführen sind (Frehse: „Erfolgsstrategien für die europäische 279 Individualhotellerie“ in Tourismus Journal Vorteile von Hotelketten (- Die Macht der Marke -) In einer Branche in denen die Unternehmen seit jeher vom guten Ruf gelebt haben, ist es bemerkenswert das sich die Erkenntnis erst langsam durchsetzt, das nur eine professionelle Markenführung ein langfristiges Überleben ermöglicht. Zu lange haben sich Hotelunternehmen auf die Signalwirkung von Sternekategorien verlassen, ohne das Potential einer starken Marke im Wettbewerb zu akzentuieren. Der Marktanteil der Marken in der Hotellerie wird auch in Zukunft weiter wachsen. (Quelle: Gardini: „Marke statt Sterne“ in absatzwirtschaft Sience Factory 1/2006) 280 Vorteile von Hotelketten (- Die Macht der Marke -) Grundsätzlich schaffen gute Marken die Voraussetzungen für Wettbewerbsvorteile, die es den Hotelkonzernen und –ketten erlauben, sich mit differenzierteren Attributen zu profilieren als nur mit dem Zimmerpreis. Deshalb trägt eine erfolgreiche und starke Marke dazu bei: einen höheren Preis als die Wettbewerber zu erzielen, den Marktanteil zu erhöhen die Kundenbindung zur Marke zu stärken (vgl. Seitz: Internationale Expansionsstrategien in der Hotelbranche in Pompl/Lieb: Internationales Tourismusmanagement 2002) 281 Vorteile von Hotelketten (- Strategiemuster von Hotelmarken -) (Quelle: PWC Hospitality Directions – Europe Edition 200 in Seitz 2002) 282 Vorteile von Hotelketten gegenüber Individualhotels 283 Frey/Cheseaux: Wertsteigerungspotential durch Kooperationen in der Hotellerie Nachteile von Hotelketten Sehr standardisiertes zum Teil langweiliges Hotelprodukt meist keine regionalen/nationalen Anpassungen Management = Durchlauferhitzer oft Schwächen in der Gastronomie Schwierigkeit der schnellen Anpassung an geänderte Marktbedürfnisse - geringe Flexibilität zum Teil wirtschaftlich riskante Expansionsstrategien Schwierigkeit der Standardisierung im Luxusbereich (Quelle: M. Widmann: Vortrag ITB 2005) Bürokratische und zum Teil langatmige Entscheidungsfindung 284 Hotelketten (Jakob: Branchen- und Erfolgsfaktorenanalyse der Hotelketten in Deutschland, Österreich und der Schweiz“ 2000) 285 Hotelketten (- Formen -) Hotelketten als Kerngeschäft internationaler touristischer Mischkonzerne (Accor, Carlson, TUI = RIU-Hotels) Hotelketten als strategisches Geschäftsfeld internationaler Unternehmen (Bass) Hotelketten als Tochtergesellschaften von Airlines (SAS Hotels, Delta Hotels) Nationale Hotelketten (Steigenberger, Dorint) Internationale Hotelketten (Hyatt, Park Plaza) Hotelkette als Familienunternehmen (Seiler Hotels) (vgl. Jakob 2000 und Frey 2002) 286 Hotelketten (- Strategische Ausrichtung -) Vergleich der strategischen Ausrichtung von nationalen und internationalen Hotelketten: 287 (Jakob: „Strategische Analyse der Hotelketten in Deutschland, Österreich und der Schweiz“ in ÖGAF Tourismus Memo Jan 2001) Hotelketten (- Erfolgsfaktoren - ) Bei einer Befragung äußerten sich 32 Topmanager zu den Erfolgsfaktoren von Hotelketten (Quelle: Institut für Kreditwirtschaft: Zusammenfassung Erfolgsfaktorenanalyse der Hotelketten in Deutschland, Österreich und der Schweiz o. Jg.) 288 Hotelketten (- zukünftige Entwicklung -) Die Investitionsziele der internationalen Hotelketten haben sich grundlegend verändert: Investitionen im Luxussegment weichen Investitionen in mittlere oder untere Kategorien Die Märkte in den Groß- und Zentralstätten sind zunehmend gesättigt, daher erfolgen Investitionen in Städte mittlerer Größe und sowie in Kleinstädte Expansion verläuft in Richtung der Randlagen der Städte 289 Hotelketten (- zukünftige Entwicklung -) Hauptsächlich sind die Hotelketten in Deutschland mit den Hotelbetriebstypen Ferien- oder Stadthotel vertreten. In den letzten Jahren zeichnete sich jedoch eine Innovation in der Produktpolitik insofern ab, als die Hotelketten zusehends aus ihrem angestammten Marktsegment heraus in andere Preiskategorien drängen und gleichzeitig mehrere Produkttypen für klar umrissene Gästegruppen anbieten. Dadurch entstehen innerhalb der einzelnen Unternehmen verschiedene „Subketten“ mit eigenen Markennamen (Hofmann: Hotelketten in Deutschland 1996). 290 Mittelklasse Hotelketten (- zukünftige Entwicklung -) Die 3-Sterne-Kettenhotellerie gehört auf Grund der zunehmenden Konzentrationsprozesse und des Rückgangs der Privathotellerie zu den Gewinnern der Marktbereinigung in der Branche. Geboten wird meist ein gegenüber der gehobenen Hotellerie etwas abgespecktes Angebot, das jedoch den Bedürfnissen der Zielgruppen gerecht wird und vor allem wesentlich günstiger ist. Insbesondere Geschäftsreisende und Städtetouristen möchten nicht auf die Annehmlichkeiten eines Fullservice Hotels verzichten, haben jedoch mittlerweile häufig beschränkte Budgets. (Quelle: Treugast: TREUGAST TRENDGUTACHTEN HOSPITALITY 2006/2007) 291 Hotelketten (- Gründe für die zukünftige Entwicklung -) Gründe auf der Nachfrageseite: In den letzten Jahren wurden in vielen westlichen Ländern eine realer Einkommensrückgang sowie steigende Lebenshaltungskosten verzeichnet. Dies hat zu dem Trend des „value-for-money“ bei den Kunden in dem Sinne geführt, dass diese sehr viel preissensibler geworden sind bzw. auf den Wert und die Qualität der erstandenen Ware / Dienstleistung verstärkt achten Wissensgesellschaft – durch moderne Informationstechnologien ist es möglich geworden überall auf der Welt das gleiche zur gleichen Zeit zu wissen. Im Zuge dieses weltweiten gleichzeitigen Zugangs zu allen Informationen hat sich ein globaler Kunde mit homogener werdenden Bedürfnissen herausgebildet. (vgl. Frei: Expansionsstrategien in der Hotelindustrie 2000) 292 Hotelketten (- Gründe für die zukünftige Entwicklung -) Gründe auf der Angebotsseite: Aufgrund des größeren Preisbewusstsein der Kunden erhöht sich der Kostendruck innerhalb der Hotelindustrie immer mehr, so dass Skaleneerträge und Verbundsvorteile immer wichtiger werden. Diese können vor allem von Hotelketten genutzt werden. Große Hotelgesellschaften verfügen über größere finanzielle Ressourcen für die Produktentwicklung und können damit eher auf neu entstehende Bedürfnisse ihrer Kunden eingehen (Frei: Expansion in der Hotelindustrie 2000) 293 Zukunft (- Hotelgruppen / Individualhotels - ) (Stössel: Hotelgruppen-Markt in der Schweiz 2002 – Lizentiatsarbeit) Die Ergebnisse dieser Arbeit können ebenfalls auch auf den deutschen Hotelmarkt übertragen werden. 294 Netzwerktypen (- in der Hotelindustrie -) (Frey: Netzwerkmanagement in der Hotellerie 2002) 295 Unternehmenszusammenschlüsse in der Hotellerie Nach dem nun zuvor die Konzentrationsbestrebungen der Branche (in Form von Hotelketten/-konzernen) behandelt wurde, werden nun die Kooperationsbestrebungen der Branche (Hotelkooperationen) behandelt. Die nachfolgende Abbildung gibt einen Überblick über die Unternehmenszusammenschlüsse in der Hotellerie, welche sich auf die zwei Grundformen Hotelkooperation und Hotelkette reduzieren. Form Unternehmenskooperation Unternehmensvereinigung Hotelkooperationen Hotelketten (z.B. ERFA-Gruppen, freiwillige Hotelketten, lokale Kooperationen / Arbeitsgemeinschaften - Filialisiert (z.B. Steigenberger) -Franchise – (z.B. Holiday Inn) Zusammenschluss mit vor / nachgeLagerten Wertschöpfungsstufen (z.B. touristische Ortsverbände, Fremdenverkehrsverbände Zusammenschluss mit vor- / nachgelagerten Wertschöpfungsstufen (z.B. Lufthansa / Kempinski, Bundesbahn / Intercity Hotels Dimension horizontal vertikal (Quelle: Abb. Gardini: Qualitätsmanagement in Dienstleistungsunternehmen – dargestellt am Beispiel der Hotellerie 1997) 296 Hotelkooperationen Die meisten Hotelkooperationen sind im Wesentlichen Marketingverbünde einzelner Individualhotels unter einer Dachorganisation (z.B. Akzent Hotels, TOP INTERNATIONALS Hotels, Minotels, Landidyll. Die einzelnen Hotels bleiben in ihrer unternehmerischen Freiheit weitgehend autark, müssen aber gewisse Konzessionen gegenüber Corperate-Identity-Regeln (etwa bei Namen, Logos, Werbemitteln) und Servicestandards machen. Im Gegenzug kümmert sich die Dachmarke um Marketing, Vertrieb und PR ihrer Mitglieder. Der größte Bonus einer Dachorganisation ist aber die Unterstützung im Vertrieb, Die den Anschluss an das GDS und Internet, Präsenz in Hotelbuchungssystemen und der Verkauf über Call Center und Sales Office gewährleistet, eine Bandbreite, die sich kein Einzelhotel leisten kann. (Quelle: Klaus Kobjoll in Meffert/Bruhn: Exzellenz im Dienstleistungsmarketing 1. Aufl. 2002) 297 Definition (Hotel-) Kooperation „Kooperation ist die Ausgliederung von Betriebsfunktionen und deren Delegierung an eine zentrale Stelle, die die Anforderungen für die betreffenden Funktionen besser erfüllen kann als der einzelne Unternehmer. Dabei kann es sich um das Delegieren nur vereinzelter oder aber zahlreicher Betriebsfunktionen handeln; je nachdem wird eine Kooperation lockerer oder enger sein.“ (Bircher: „Konzentration durch Kooperation“ in Krippendorf: Neue Entwicklungen in der Hotellerie 1970) Vergleicht man diese Definition mit den Definitionen für Hotelkonzern und Hotelkette, so lassen sich einige Ähnlichkeiten feststellen 298 Definition (Hotel-Kooperation) Zusammenschluss mehrer Einzelhotels, mit dem Ziel, Erfahrungsaustausch zu betreiben und durch Zentralisierung einiger Funktionen, wie Marketing, Vertrieb, Einkauf und Schulung des Personals bessere Konditionen zu erreichen und Synergieeffekte zu erzielen. Der Begriff "Kooperation" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Zusammenarbeit. Eine Kooperation ist eine freiwillige Zusammenarbeit von wirtschaftlich und rechtlich selbständigen Einzelhotels mit dem Ziel, gemeinsam betriebliche Aufgaben effizienter zu lösen – ohne die unternehmerische Entscheidungsfreiheit vollständig aufgeben zu (Nyffeler/Müller: Kooperationen in der Hotellerie 2003) müssen. 299 Hotelkooperationen (- Definition des Verband dt. Hotelkooperationen -) 300 (VDH 2005) Hotelkooperationen Die beteiligten Individualhotels bleiben rechtlich selbstständig Die beteiligten Hotels bleiben zudem wirtschaftlich weitgehend selbstständig – auch dann wenn einzelne Funktionen (z.B. Marketing oder Einkauf) von den Betrieben abgegeben werden. Innerhalb der letzten zehn Jahre, hat sich die Anzahl der Hotelkooperationen fast verdoppelt. Im Jahr 1997 gab es 33 Kooperationen mit 1351 Hotels, 2007 sind es bereits 45 Kooperationen mit 2027 Hotels (Daten IHA 2007) 301 Hotelkooperationen Erscheinungsbild: Gleichwertige Betriebe, d.h. in differenzierter Art und Weise gleichwertiges Ausstattungs- und Leistungsprofil in den beteiligten Kooperationsbetrieben. (Luft: Grundlegende Tourismusbetriebslehre 1995) Beispiele: Romantikhotels Leading Hotels of the World Ringhotels Best Western 302 Hotelkooperationen in Deutschland (IHA: Hotelmarkt Deutschland 2007) 303 Hotelkooperationen in Deutschland (- Fortsetzung -) 304 IHA: Hotelmarkt Deutschland 2007) Hotelkooperationen (horizontale und vertikale Kooperationen) Horizontale Kooperationen: Horizontale Kooperationen haben zum Ziel durch überbetriebliche Zusammenarbeit die Effizienz zu verbessern. Unternehmensübergreifende Geschäftsprozesse werden mit Hilfe von organisatorischen und technologischen Maßnahmen aufeinander abgestimmt und optimiert. Die horizontale Zusammenarbeit kann auf lokaler und regionaler Ebene oder auf nationaler und internationaler Ebene erfolgen. Vertikale Kooperationen: Unter einer vertikalen Kooperation versteht man, dass Betriebe mit vor- und nachgelagerten Unternehmen kooperieren (bspw. Eingliederung der Bäckerei in die Hotelkooperation). Vertikale Kooperationen kommen in der Praxis oft durch den Ausbau einer bereits bestehenden horizontalen Kooperation zustande. Die Intensität vertikaler Kooperationen kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Man kann zwischen vertikalen Kooperationen auf lokaler und regionaler Ebene und vertikalen Kooperationen auf nationaler und internationaler Ebene unterscheiden. (Nyffeler/Müller: Kooperationen in der Hotellerie 2003) 305 Hotelkooperationen (horizontale und vertikale Kooperationen) 306 (Frey: Netwerkmanagement in der Hotellerie 2002) Hotelkooperationen 307 Wirtschaftsforum Graubünden: Studie Hotelkooperationen realisieren 2003 Typen von Kooperationssystemen Erfa-Gruppen (Erfahrungsaustausch-Gruppen): Zusammenarbeit von vergleichbaren Hotels. Regelmäßiger und systematischer Erfahrungsaustausch Regionale Kooperationssysteme: Zusammenarbeit zur Lösung von Managementaufgaben durch gemeinsamen Einkauf, Betrieb von touristischen Infrastrukturanlagen, Marketingkooperationen und Schulungsprogrammen innerhalb der Destinationen Freiwillige Ketten: Formen der Zusammenarbeit reichen von der Herausgabe eines Gemeinschaftsprospektes über den Betrieb eines Reservierungssystems bis hin zu franchiseähnlichen Leistungsbündeln ( Leading Hotels of the World, Relais et Chateaux, etc.) Quelle: H.R. Müller: Vorlesung Hotellerie 2006 Universität Bern 308 Typen von Kooperationssystemen Primärer Zweck des Zusammenschluss Für den Zusammenschluss maßgeblich Kriterien Erfa-Gruppen Nutzung der sich aus gemeinsamen betrieblichen Charakteristiken ergebenden Synergien Ähnlichkeit in Bezug auf: - Größe - Aussehen - Preiskategorie - Jährliche Öffnungsdauer - Leistungsprogramm im Sinne einer operationellen Vergleichbarkeit Lokale und regionale Kooperationssysteme Nutzung der sich aus räumlicher Nähe ergebenden Synergien Gemeinsamer geographischer Einzugsbereich, räumlich Nähe Freiwillige Ketten Nutzung der sich aus ähnlichen Produkt / Markt-Profilen ergebenden Synergien Ähnlichkeit in Bezug auf aktuelle und potentielle - Kundenaussichten -Leistungsprogramme im Sinne einer gemeinsamen Vermarktbarkeit. Kriterien Systemtypen (Quelle: Schwanninger: Organisatorische Gestaltung in der Hotellerie 1979) 309 Hotelkooperationen Im Rahmen der Kooperation von Hotelunternehmen sind sowohl lockere Zusammenschlüsse sowie Kooperationen im engeren Sinne und sog. Franchise-Systeme möglich. Die vorhandenen Kräfte der einzelnen Hotels werden gebündelt und es erfolgt ein Auftritt mit gemeinsamen Namen (Marke, Branding): Stärkere Marktauftritt – stärkere Marktmacht Kooperation ermöglicht die Realisierung von Rationalisierungsvorteilen, die in der gemeinschaftlichen Ausübung von Unternehmensfunktionen, z.B. im Einkauf, in der Produktion oder im Marketing liegen (Bleile: Tourismusmärkte 1995) 310 Hotelkooperationen in Deutschland 311 Quelle: cost& Logis Juli 2005 Stufen von Hotelkooperationen 1. Stufe: Informations- und Erfahrungsaustausch 2. Stufe: Gemeinsame Marktforschung (Beschaffung und Auswertung von Marktinformationen) 3. Stufe: Ausgliederung einer betrieblichen Funktion (Einkaufskooperation) 4. Stufe: Ausgliederung mehrerer betrieblicher Funktionen (Einkauf, Reservierung, Werbung, Schulung) 5. Stufe: Bildung einer institutionellen Kooperationsführung im Hinblick auf die Professionalisierung des Managements der Kooperation 6. Stufe: Rechtliche Ausgliederung (GmbH, e.V., etc.) Hentschel: Hotelmanagement 2001 312 Stufen von Hotelkooperationen Der Intensitätsgrad der zwischenbetrieblichen Zusammenarbeit ist abhängig von den angestrebten Kooperationszielen. Wird die Erarbeitung einer Marketing- und Vertriebskonzeption für die Gruppe angestrebt, dann ist die höchste Kooperationsstufe 6 angesagt. Der wachsende Wettbewerbsdruck und die künftig zu erwartende Marktentwicklung auf dem Hotelmarkt zwingen zur Vertiefung der Kooperationstätigkeiten (Quelle: Bleile: Tourismusmärkte 1995) 313 Kooperationstypen Kooperationen mit vollem Leistungsumfang: z.B. Romantik Hotels, Ring Hotels, Best Western Hotels Kooperationen mit partiellem Leistungsumfang: z.B. Marketing ‚The Leading Hotels of the World‘ Kooperationen mit singulärem Leistungsumfang: z.B. CRS ‚Utell‘, ‚Supranational‘, Einkauf ‚Hogast‘, ‚Progros‘, ‚Atlas‘ 314 Kooperationsformen (- in der Hotellerie -) (Wirtschaftsforum Graubünden: Studie: Hotelkooperationen realisieren 2003) 315 Kooperationsformen (- in der Hotellerie -) (Wirtschaftsforum Graubünden: Studie: Hotelkooperationen realisieren 2003) 316 Kooperationsfelder für Hotels Allgemeiner Erfahrungsaustausch Einkauf Produktion Marketing und Vertrieb Aus- und Weiterbildung 317 Leistungsspektrum von Hotelkooperationen Nutzung einer Marke Verkauf Reservierungszentrale Nutzung eines GDS / CRS Gewährung von Einkaufsvorteilen Öffentlichkeitsarbeit Marketing 318 Hotelkooperationen (- Beispiele: Leistungen für Mitglieder -) • • • • • • • • • • Abstimmung bei der Ausarbeitung einer Marketingstrategie gemeinsame Marktforschung Erstellen von Werbematerial Abstimmung bei preispolitischen Maßnahmen gemeinsame Auslandsvertretungen koordinierte Verkaufsreisen gemeinsames Auftreten bei Fachmessen Zusammenarbeit bei der Konzeption der Hausprospekte Überregionale Werbeaktionen mit großen Breitenwirkung für die Stadt oder Region Regelmäßiger Informations- und Erfahrungsaustausch - (Quelle: Lentz / Fritz: Gastgewerbliche Berufe – Organisation und Marketing 1994) 319 Hotelkooperationen (- Beispiele: Leistungen für Mitglieder -) Fortsetzung: • • • • • • • • • • gemeinsame Mitarbeiterschulungen einheitliches Briefpapier Gemeinsame monatlich Mitarbeiterzeitschrift zentrale Betriebsberatung zentrale Qualitätskontrolle Vereinbarungen über zentralen Einkauf zentrale Verkaufsorganisation und Reservierung über 0130-Nummer gegenseitige Empfehlungen zentrale Öffentlichkeitsarbeit zentrale Planung von Bauvorhaben (Quelle: Lentz / Fritz: Gastgewerbliche Berufe – Organisation und Marketing 1994) • Nutzung eines gemeinsamen Reservierungssystems (GDS/CRS) 320 Vor- und Nachteile horizontaler Netzwerktypen in der Hotellerie 321 Frey: Netzwerkmanagement in der Hotellerie 2002 Hotelkooperationen (- Entwicklungen -) Immer mehr Hoteliers nutzen die Möglichkeit mit einer der 60 HotelKooperationen auf dem Hotelmarkt in Deutschland zu kooperieren. Innerhalb dieser 60 Hotelkooperationen sind knapp 2500 einzelne, rechtlich selbstständige Hotels zu einem jeweils größeren Verbund zusammengeschlossen (vgl. IHA: Hotelmarkt Deutschland 2006) Nach einer gewissen Konsolidierungsphase boomen die Hotelkooperationen in den letzten beiden Jahren erneut. Zahlreiche neue Zusammenschlüsse und Produktlinien bestehender Kooperationen sind auf den Hotelmarkt Deutschland getreten: Historik Hotels, Conference Partner Hotels, Country Partner Hotels, Landkomfort Hotels oder Schloss-gut-Hotels. (IHA 2006) 322 Ranking der größten Hotelmarken 323 Exkurs: (- Die Hotelmarke Best Western -) Best Western bleibt auch im Jahr 2006 die größte Marke in Europa – sowohl nach Anzahl der Hotels als auch nach Zahl der Zimmer. Das meldet das in Europa führende Marktforschungs- und Beratungsunternehmen für Hotels, Restaurants und die Touristikbranche MKG Consulting mit Sitz in Paris. Mit Stichtag 1. Januar 2006 führt Best Western das Ranking der stärksten Hotelmarken nach Anzahl der Hotels mit 1.195 Häusern an. Die Best Western Gruppe ist im Vergleich zu 2005 um 72 Häuser und 4.897 Zimmer gewachsen, was einem Zimmerplus von 6,7 Prozentpunkten entspricht. Auch nach Zahl der Gästezimmer liegt Best Western mit 78.140 Zimmern (73.234 in 2005) deutlich vor den Accor-Marken Ibis (Platz zwei mit 616 Hotels und 63.759 Zimmern), Mercure (Platz drei mit 545 Hotels und 61.757 Zimmern) und Novotel (Platz vier mit 274 Hotels und 43.270 Zimmern). Auf Platz fünf landet die Marke Holiday Inn der ICH Group, gefolgt von Hilton International und den spanischen NH Hoteles. 324 (o.V.: „Ranking der größten Hotelmarken“ www.gvnet-infodienst.de) Exkurs: (- Die Hotelmarke Best Western -) In den nächsten drei Jahren wird Best Western – als bereits am schnellsten wachsende Hotelkette Asiens – die größte Hotelkette des östlichen Kontinents werden Geplant sind in den nächsten zehn Jahren bis zu 100 neue Hotels mit 10 000 Zimmern in Indien unter dem Markendach von Best Western zu vereinen Das Best Western „Imperium“ umfasst 320 000 Zimmer in 4200 Hotels in 80 Ländern Im Jahr 2006 haben sich 263 Hotels Best Western angeschlossen Die Best Western Hotels Deutschland GmbH betreut 158 individuell geführte Hotels der drei bis vier Sterne-Kategorie mit einem Umsatz von 439 Mio. Euro. Die durchschnittliche Belegung der Hotels beträgt 65% bei einer durchschnittlichen Zimmerrate von 72,36 Euro (im Jahr 2006). (Quelle: Pressemeldungen www.bestwestern.de) 325 Expansion in der Hotelindustrie (- Statements -) Gleichzeitig schreitet die Expansion der internationalen Markenhotellerie in die heimischen, für die europäische Individualhotellerie einst sicheren urlaubstouristisch genutzten Peripherieregionen unvermindert fort. Frehse: „Internationale Dienstleistungskompetenzen der europäischen Hotellerie“ in Tourism Review, Vol 58, No 1/2003) Trotz der aktuellen Marktsituation und des längst vollzogenen Wandels von Verkäufer- zu Käufermärkten haben die bisherigen Ausführungen verdeutlicht, dass sich der Internationalisierungsprozess in der europäischen Hotellerie auch in Zukunft nicht abschwächen, sondern eher verstärken wird. (Peters/Frehse: „Internationalisierungshemmnisse einzelbetrieblich organisierter Hotelunternehmen“ in Tourismus Journal 7 Jg. Heft 4 2003) 326 Betreiberkonzepte in der Hotellerie Unter dem Aspekt der „funktionellen Entkopplung“ Eigentümerbetrieb Pachtbetrieb Eigentümer = Inhaber Eigentümer = Verpächter Inhaber = Pächter Managementbetrieb Eigentümer = Investor, BeTreibergesellschaft, Bauträger Betreiber = Hotelgesellschaft 327 Betreiberformen in Deutschland Betreiberform Anteil 2005 Anteil 2003 Anteil 2001 Eigenbetriebe 32 % 30 % 26 % Managementbetriebe 14 % 16 % 14 % Pachtbetriebe 31 % 30 % 37 % Franchisebetriebe 23 % 24 % 23 % Zusammen 100 % 100 % 100 % vgl. IHA 2005 328 Betreiberformen in Deutschland Zum Franchising in der Hotellerie vergleiche die Beilage: Sölter: Franchising in der Hotelindustrie 2007 329 Betreiberkonzepte in der Hotellerie Unter dem Aspekt der „funktionellen Entkopplung“ Funktionelle Entkopplung in der Hotellerie: Während in der Individualhotellerie nach wie vor zwei funktionelle Kernbereiche, die des Hotelinvestors und -betreibers, wahrgenommen werden, hat sich in der internationalen Markenhotellerie mittlerweile die Spezialisierung auf nur eine der beiden Funktionen, nämlich auf die des Hotelbetreibers, durchgesetzt. Aufgrund dieser funktionellen Entkopplung lassen sich in der internationalen Hotellerie gegenwärtig zwei Hauptbeteiligte unterscheiden. Auf der einen Seite die ein Hotel finanzierenden Investoren, die die Baurealisierung überwachen, auf der anderen Seite die Betreiber, die ihr hotelspezifisches Know-how auszeichnet. Weitere Kriterien für die Auswahl eines Betreibers sind ein im Markt etablierter Markenname sowie die Möglichkeit der Nutzung von länderübergreifenden Vertriebsund Reservierungssystemen. 330 Quelle: Frehse: Erfolgsstrategien für die europäische Individualhotellerie 2001 Betreiberkonzepte in der Hotellerie Unter dem Aspekt der „funktionellen Entkopplung“ Hotelbetreiber Hotelinvestor (operativer Betrieb) (Hotelimmobilie) Know-how zur Führung des Hotels • Hotelplanung – Planung des -Einkauf, Beschaffungspolitik des Hotels - Beherbergung, Bewirtung und Komplementärleistungen für den Gast - Budgetierung, Finanzen, Controlling, Rechnungswesen, Marketing und Vertrieb Hotelprojekts • Finanzierung • Projektmanagement • Plan- und Baurealisierung • Veräußerung 331 (Quelle: Abb. Sölter, Marc: BWL in Hotellerie und Gastronomie – Eine betriebswirtschaftliche Einführung) Betreiberkonzepte in der Hotellerie Unter dem Aspekt der „funktionellen Entkopplung“ Gründe für die funktionelle Entkopplung? Die funktionelle Entkopplung entstand in Zusammenhang mit der Expansion der internationalen Hotelketten, weil diese nicht bereit waren ein Investitionsrisiko zu tragen. Der Bau der Hotelimmobilie erfolgte durch inländische Investoren anschließend wurde das Objekt als Hotelbetrieb von der Hotelkette übernommen. Spezialisierung auf die Hauptfunktionen „Beherbergung“ und „Bewirtung / Verpflegung“ größter ROI, da weniger Kapital aufgebracht werden muss, als wenn der Hotelbetreiber selber baut 332 Betreiberkonzepte in der Hotellerie Der Eigentümerbetrieb Bei diesem Betreiberkonzept ist der Eigentümer gleichzeitig auch Besitzer der Hotelimmobilie / des Hotelbetriebs. Er besitzt sämtliche Rechte, die den Betrieb des Hotels, aber auch die Hotelimmobilie betreffen. Der Eigentümer besitzt in der Regel auch die Gaststättenkonzession (nach neuem GastG nicht mehr erforderlich). Typisch ist dieses Betreiberkonzept für Klein- und Mittelbetriebe (Privathotels). Stärken: Hohe Flexibilität durch alleinige Entscheidungsgewalt des Eigentümers Schnelle Anpassung (teilweise nur wenn finanzielle Mittel vorhanden) an die Bedürfnisse der Nachfrage und Erfordernisse des Hotelmarkts 333 Betreiberkonzepte in der Hotellerie Der Eigentümerbetrieb: Schwächen Teilweise unklare Betriebsnachfolge Starker Wettbewerb mit der Markenhotellerie Fehlendes Wissen aus den Bereichen Personal, Marketing, Finanzen, Qualität Einzelkämpfer Fehlendes Kapital für Instandhaltung, Renovierung und Innovationen Individueller Betrieb ohne spezifische Markenbindung (Identifikation) Eigentümer- und Managementfunktion werden in der Regel vom Eigentümer oder dessen Familienmitgliedern ausgeübt. 334 Betreiberkonzepte in der Hotellerie Der Pachtbetrieb: Der Pachtvertrag ist die dominierende Vertragsform in der deutschen Hotellerie Immobilie und operatives Geschäft sind beim Pachtbetrieb getrennt Gegen eine festgelegte Vergütung (Pachtzins) erhält der Pächter das Recht, den Betrieb auf eigenen Namen und auf eigene Rechnung zu führen. Der Pächter (Betreiber der Hotelimmobilie) trägt somit das wirtschaftliche Risiko. Der Eigentümer der Hotelimmobilie (Verpächter) erhält für die Nutzungsüberlassung des Hotelgebäude eine feste und / oder variable Pacht. Der Investor trägt das unternehmerische Risiko für anlagebedingte Kosten 335 Betreiberkonzepte in der Hotellerie Der Pachtbetrieb: Umsatzpacht und Festpacht Beispiel für einen festen Pachtzins: „Die Pacht beträgt 18€ pro qm und pro Monat für die gesamte Fläche die zur Verfügung gestellt wird“ Beispiel für Umsatzpacht: „Der Pachtzins beträgt 7,5 % des Gesamtumsatzes ohne MwSt mindestens jedoch 3500€, ab 1. des auf die Eröffnung folgenden Monats (pachtfrei) (vgl. Seitter: Rechtsbuch des Hoteliers und Gastwirts 4. Aufl.) Das sog. „lease and profit sharing“ ist eine Kombination aus fixer und variabler Pacht. 336 Betreiberkonzepte in der Hotellerie Der Pachtzins muss so bemessen sein, dass einerseits die Rentabilität des Pachtobjektes gesichert ist und auf der anderen Seite dem Interesse beider Partner entspricht. Ein zu hoher Pachtzins gefährdet nicht nur den Pächter, sondern auch den Verpächter, der nicht daran interessiert sein kann, dass der Pächter den Betrieb nicht durchsteht. Ein zu häufiger Pächterwechsel oder gar noch die Insolvenz eines Pächters würde dem Pachtobjekt nur schaden und den Wert mindern. (Setter: Rechtsbuch des Hoteliers und Gastwirtes 4. Aufl.) In der Regel beläuft sich die Pachtzeit auf 10 – 20 Jahre. 337 Betreiberkonzepte in der Hotellerie Der Managementbetrieb: Grundlage des Managementvertrags (Betriebsführungsvertrag) ist § 675 BGB bzw. ein entgeltlicher Geschäftsbesorgungsvertrag Trennung von Kapital und Management Der Eigentümer der Hotelimmobilie (Investor, Bauträger, Besitzgesellschaft) trägt das unternehmerische Risiko und ist abhängig von einem erfolgreichen Hotelmanagement des Betreibers In der Regel hat der Vertrag eine Laufzeit von 20 – 25 Jahren, mit der Option auf Verlängerung (Trend 8 – 12 Jahre Laufzeit) Die Vergütung des Managers erfolgt entweder nach fixen (unabhängig vom Gewinn) oder variablen (umsatz- und gewinnabhängige (Gebühren) Grundsätzen oder einer Mischform. Evtl. GOP338 Garantien Betreiberkonzepte in der Hotellerie Der Managementbetrieb: Die Managementgesellschaft bringt ihre Manaagementerfahrung sowie ihren Markennamen mit ein (Frei: Expansion in der Hotelindustrie 2000) Für seine Tätigkeit erhält der Manager vom Eigentümer eine Gebühr. Internationale Managementgebühren liegen einheitlich in einer Größenordnung von 2 % bis 4 % des Umsatzes bzw. Gross Operating Revenue (basic fee), zuzüglich einer erfolgsabhängigen Gebühr von 8 % bis max. 14 % vom Gross Operating Profit (incentiv fee) (VÖB: Beherbergungsgewerbe in Deutschland – Leitfaden für Immobilienschverständige 2004) 339 Betreiberkonzepte in der Hotellerie Der Managementbetrieb: Die Managementgesellschaft (Betreiber) begründet die Höhe der Managementgebühren mit dem dem dem dem zentralen Werbeaufwand weltweit operierenden CRS ‚know how‘ (Planung, Kontrolle, Administration) Personalpotential u. den Ausbildungsstandards (vgl. Seitz: Hotelmanagement 1997) 340 Verträge in der Hotellerie 341 (Baurmann: „Mehr Durchblick im Vertragswesen“ in topHotel 5/2000) Verträge in der Hotellerie Zur vertieften Auseinadersetzung mit Hotelbetreiberverträge empfehle ich: W. E. Joachim: (Hotel)Betreiberverträge Aktuelle Regelungsbeispiele und Entwicklungstendenzen in Gewerbemiete und Teileigentum 04/03 Heft 11 Juli 2003 Baurmann: „Mehr Durchblick im Vertragswesen“ in topHotel 5/2000 342 Geschäftssystem eines Hotels (Schultze: Diagnose des strategischen Handlungsbedarfs für Hotelketten) 343