1. WS 08/09 - International Office

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1. WS 08/09 - International Office
Erfahrungsbericht Erasmus Glasgow University WS 08/09 Biologie
Vorbereitung:
Meine Vorbereitung in Sachen Erasmus war ein bisschen durcheinander, was aber auch daran lag,
dass ich mich wegen des Bachelors plötzlich ein Jahr früher als geplant für einen Profilbereich
entscheiden musste. Zur Wahl der Uni wurde erstmal überlegt welche Sprachen soweit beherrscht
wurden, dass man einer Vorlesung würde folgen können, danach wurden dann die Unis aus der
Partnerschafts-Liste aussortiert. Bei mir blieben am Ende für Meeresbio-Kurse Glasgow, Gran
Canaria und eine weitere Universität in Nord-Spanien übrig. Dabei spielte auch ein Rolle, dass mir
Skandinavien zu kalt ist. Die Kursinformationen fand man meistens auf der entsprechenden
Homepage der Universitäten, allerdings erst nach längerem Suchen. Im Zweifelsfall wurde an
einen Kurskoordinator eine E-Mail geschickt - die antworten normalerweise auch, wenn auch nicht
immer auf die gestellte Frage.
Zur Bewerbung musste außerdem noch ein Motivationsschreiben in der Unterrichtssprache und
eine Kursaufstellung des bisherigen Studiums zugefügt werden. Eine professionelle Übersetzung
der Unterlagen war nicht gefordert. Ein Sprachnachweis wurde von mir ebenfalls nicht verlangt –
voller Motivation und Überzeugung überall „hervorragend“ ankreuzen scheint zu reichen (bzw. ein
Abitur-Leistungskurs in Englisch. Wie genau da die Kriterien aussehen, vermag ich nicht zu
sagen). Es hilft aber logischerweise, wenn die Kenntnisse wirklich gut sind. Als Vorbereitung kann
ich empfehlen viel auf Englisch zu lesen und die Spracheinstellung bei Filmen zu nutzen – auf die
Art habe ich vorher das erste mal schottischen Akzent gehört und kein Wort verstanden. Vor Ort
stand ich eine zeitlang vor einem ähnlichen Problem, aber nach spätestens drei Tagen hat man
sich eingehört und nach zwei Wochen versteht man (fast) alle Kommilitonen. Wissenschaftliche
Vokabeln braucht man tatsächlich eher weniger, weil viele Fachwörter aus dem Griechischen oder
Lateinischen stammen und auf Englisch ungefähr dasselbe sind.
Nachdem ich tatsächlich angenommen war, habe ich mich als erstes um eine Bleibe in Glasgow
gekümmert, da kann man einiges schon im Vorfeld regeln. Die Studentenwohnheime in Glasgow
sind sehr gefragt, was zur Folge hat, dass man als Austauschstudent mit nur einem Semester
Aufenthalt keine Chance hat reinzukommen. Dafür wurde mir von dem International Office dort die
Addresse eines privaten Wohnheims (Firhill Court oder eigentlich Beersbridge Annex) genannt.
Eine Bekannte hat über „wg-gesucht“ eine Wohnung dort gefunden und eine Freundin, die zufällig
zeitgleich ihr Auslandssemester in Hull angetreten hat, bekam direkt einen Wohnheimplatz
mitgeliefert. Es empfiehlt sich also, mal bei der Gastuniversität nachzufragen.
Die Anreise war sehr simpel, da ich sehr günstig mit Ryanair von Weeze aus direkt nach Prestwick
fliegen konnte. Von dort fahren dann ständig Busse und Züge direkt zum Glasgower Hauptbahnhof
und mit dem Flugticket ist eine Fahrt frei.
Wohnen, Essen, Leben:
Firhill Court besteht aus vier Wohnblocks mit insgesamt ca. 400 Studenten, aufgeteilt in SechserWGs. Falls man Besuch erwarten sollte, stehen dort auch eine begrenzte Anzahl an
Gästezimmern zur Verfügung. Auf dem Weg dorthin waren ich und meine späteren
Mitbewohnerinnnen alle mit verschiedenen Schwierigkeiten konfrontiert: hauptsächlich weil durch
einen Neubau die Adresse geändert wurde und weil am Gebäude selber nicht Firhill Court,
sondern Beersbridge Annex steht. Der Wohnblock liegt direkt neben dem Firhill Stadium, dem
Fußball-Stadion des dritten Glasgower Fußballvereins Partick Thistle (126 Jahre
Vereinsgeschichte, zwei nennenswerte Pokale – sie sind schlecht, aber lustig). Die anderen beiden
Vereine sind die Rangers (blau) und die Celtics (grün). Zwischen die Fans sollte man möglichst
nicht geraten (sagt sogar die Polizei dort).
In der direkten Umgebung des Wohnheims sind ein Park, mit einem sehr schönen Aussichtspunkt
und demzufolge auch einem hervorragenden Blick über Glasgow sowie eine von Mackintosh
gestaltete Kirche.
Zurück zum Thema Wohnen selber: in Firhill Court teilt man sich eine Küche und einen Flur, aber
jeder hat sein eigenes Badezimmer. Die Räume haben so geschätzte 14 m² und bieten einen
Schrank (in meinem Fall stand aber lustigerweise die Schranktür noch in der Ecke als ich ankam),
einen Schreibtisch und ein Bett mit Matratze (aber ohne Bettdecke oder Kissen! Selber kaufen!).
Außerdem ist uneingeschränkter Internetzugang (abgesehen von allen Seiten die irgendwie das
Wort „torrent“ enthalten, also keine Endlos-Downloads) und Fernsehen möglich (aber dann
Fernseher mitbringen). Steckdosen gibt es reichlich, aber immer dran denken, dass ein Adapter
nötig ist. Firhill Court eine eigene Rezeption, die Montags bis Samstag geöffnet ist. Solche Dinge
(Adapter, Internetkabel, Bügeleisen etc.) können dort aber auch gegen Pfand geliehen werden. Am
gleichen Schalter muss auch die Miete gezahlt werden (75 Pfund die Woche, im Voraus, bar, mit
Karte oder die Überweisung durch den Kontoauszug nachweisen).
Das Bad wurde scherzhaft als eingebautes Dixie-Klo bezeichnen, einfach weil es ein Plastikkasten
ist mit Klo, Dusche und Waschbecken. Wenn die Dusche zu ist, sind zwei Drittel des Bades belegt.
Inzwischen haben die Techniker vom Wohnheim auch das Problem mit dem Wasserdruck im Griff,
der hat in den ersten paar Wochen nämlich fürchterlich geschwankt. Duschen ging zu Stoßzeiten
gar nicht oder nur kalt. Nachdem aber in den unteren drei Stockwerken (ich war fast ganz oben im
fünften) nachts mal die Wasserleitungen kaputt gingen und zum Teil im Flur die Decke
herunterkam, ging es aber... Meine Mitbewohnerinnen (zwei Deutsche, eine Finnin, eine
Mexikanerin und eine Spanierin) haben sich zum Teil sehr aufgeregt, aber ein bisschen Geduld
und Abenteuerfreude kann auf Auslandssemestern nicht schaden. Von dem Durcheinander mit
dem Wasser sind wir dann auf Feueralarm umgestiegen, zum Glück gab es den aber nur dreimal
(alles Fehlalarme) und nur der morgens um fünf war wirklich unfreundlich. Uns ging es so besser
als dem Nachbarblock die eine zeitlang durchgehend Feueralarm hatten. Trotz dieser zum Teil
etwas abenteuerlichen Umstände ließ es sich eigentlich ganz angenehm Wohnen und das Internet
war ein echter Vorteil: in den offiziellen Studentenwohnheimen ist der Zugang reglementiert (2
Stunden pro Tag oder so ähnlich) und Programme wie Skype komplett gesperrt.
Zum Wohnheim ist auch noch zu sagen, dass Geschirr etc. NICHT gestellt werden, auch das muss
also entweder mitgebracht oder vor Ort gekauft werden. Relativ nah ist ein Ikea zu finden (eigene
Bushaltestelle).
Zum Waschen gab es unten eine Art Waschkeller mit fünf Waschmaschinen und fünf Trocknern,
für die jeweils Münzen an der Rezeption besorgt werden mussten (Waschen 1,50£, Trocknen
0,50£).
Einkaufen (Lebensmittel etc.) kann man in verschiedenen Preisklassen: Mark & Spencer (Uninähe)
ist vor allem teuer, Tesco auch, hat aber viel mehr Auswahl. Günstiger kommt man bei co-operative
Food weg, je nach Laden ist da aber auch die Auswahl ein bisschen eingeschränkt. Vereinzelt
findet man auch noch kleinere private Supermärkte (Costcutter zum Beispiel) die recht günstig
sind. Wer aber wirklich bloß was zu essen sucht und vielleicht nicht nur Dosen-Food will, dem sei
Lidl oder Aldi (Süd) empfohlen – die sind nämlich auch vertreten. Das Uni-nächste von beidem ist
ein Lidl auf der Maryhill Road und wird sogar von der Glasgower Version eines Asta (SRC)
empfohlen. Zum Teil sind die Produkte da sogar auf deutsch beschriftet (Multivitaminsaft mit 12
Fruchtsäften), weil das Sortiment mehr oder weniger identisch ist. (Inklusive typischer Aktionen, die
sich dann aber auf Schottland begrenzen. Wer unbedingt einen Kilt will, aber keine 800 £
ausgeben möchte, dem sei Lidl ans Herz gelegt: da gab es die vor Weihnachten für 25 £.)
Der öffentliche Nahverkehr in Glasgow wird vor allem per Bus bestritten, wobei mehrere
Unternehmen konkurrieren. Das gängigste sind First-Bus, aber zumindest die Preise sind bei allen
ziemlich identisch (1,10 £ pro Fahrt im Citybereich). Die U-Bahn (Clockwork Orange wegen der
Strecke und der Farbe) fährt nur einmal im Kreis, wahlweise im oder gegen den Uhrzeigersinn und
kostet ebenfalls 1,10 £ pro Fahrt egal wie viele Haltestellen. Damit kommt man auch sehr bequem
von der Uni (Haltestelle Hillhead) direkt in die Innenstadt (Buchanan Street). Die wichtigsten
Einkaufsstraßen in Glasgow sind die Buchanan Street und die Argyle Street, die sich am
Hauptbahnhof treffen. Für etwas außergewöhnlichere Läden muss man im Westend suchen, die
Great Western Road (nördlich der Uni) entlang. Die Kneipen und Disko-Meile befindet sich auf der
Sauchiehall Street. Persönlich empfehlen kann ich den Pub „Firewater“, wo wir unter anderem
auch einen Geburtstag sehr nett gefeiert haben. Einige nette Restaurants finden sich auch auf der
Buchanan Street und in den angrenzenden bzw. parallelen Nebenstraßen.
Glasgow ist im übrigen stolz auf sein kulturelles Angebot: es gibt unzählige Museen über alles
mögliche mit kostenlosem Eintritt, sowie die schottische Oper, Theater und zwei Musical-Hallen.
Es empfiehlt sich, da mal herumzustöbern, als ich da war gab es zum Beispiel ein Angebot: egal
welches Theaterstück oder welche Oper 10£ für alle unter 25 egal welcher Platz – sehr günstig.
Das gesellschaftliche Leben ist sonst viel in Clubs und Societies organisiert, von denen es an der
Uni ebenfalls unzählige gibt. Sehr nützlich ist die International Society, die vielfach
Abendveranstaltungen und Fahrten organisiert sowie wöchentlich ein Pub-Abend und einen
Coffee-Afternoon. Die Mitgliedskarte bringt außerdem noch Rabatt bei mehreren Läden – ein
Semester Mitgliedschaft kostet drei Pfund. Wer Hochschulsport machen will ist herzlich
willkommen, muss aber erst im Sportclub Mitglied werden und dann noch den Kurs bezahlen, was
auf fast 70 £ hinausläuft und mir persönlich zuviel war für acht Trainingsstunden. Damit man nicht
völlig einrostet, empfiehlt es sich aber, außerhalb der Uni Kurse zu suchen, da diese zum Teil nach
dem „pay as you go“-Prinzip funktionieren: man wird nirgendwo Mitglied und zahlt einfach immer
zum Beginn der Stunde 5 £ oder etwas in der Preisklasse.
Übrigens ist das Wetter in Glasgow natürlich sehr regnerisch, aber im allgemeinen auch sehr mild.
Temperaturen unter dem Gefrierpunkt sind sehr selten, Schnee habe ich dort nur einmal ein
winziges bisschen erlebt. Trotzdem sollte man unbedingt warme und vor allem wasserfeste
Kleidung einpacken.
Wer mehr von Schottland sehen will als nur Glasgow, dem seien die Überland-Busse wärmstens
ans Herz gelegt: man kommt zügig, komfortable und sehr günstig in alle möglichen Ecken des
Landes und sogar nach Irland. Wer allerdings von Schottland aus nach England runter will, muss
je nach Reiseziel mit etwas höheren Reisekosten rechnen. Zum Vergleich: für eine Fahrt nach
Belfast hätte ich ca. 35 £ bezahlt (Fähre inkl.), für eine Fahrt nach Leeds etwa 80 £.
Uni:
Glasgow University ist eine Campus Uni, es ist also alles auf einem Fleck und lange Fahrten kreuz
und quer durch die Stadt bleiben einem erspart. Die Gebäude sind zum Teil historisch (vor allem
das Hauptgebäude ist einfach großartig) und zum Teil ganz neu gebaut (die Medizin zum Beispiel).
Für internationale Studenten fand vor dem offiziellen Beginn des Semesters eine
Einführungswoche mit reichlich Programm statt: so waren etwa vier Fahrten organisiert zu
verschiedenen Zielen in der Umgebung, eine Stadtrundfahrt, ein „social event“ abends – mit Buffet
und traditionellen schottischen Tänzen, also ein sogenannter Ceilidh. Trotz der Tatsache, dass alle
Anwesenden sehr ungeübt waren oder vielleicht gerade deswegen war es eine großartige Party
und sehr zu empfehlen. Der Rest der tage war ausgefüllt mit Informationsveranstaltungen über
Visa, Studiengebühren, Registrierung, öffentlichen Nahverkehr, Geschichte der Uni, Förderung,
Jobs, Kontoeinrichtung und so weiter. Man konnte nicht alles davon gebrauchen (zum Beispiel
eine Information über Wohnheime ist wenig hilfreich, wenn man schon seit fast zwei Wochen im
Land ist), aber die Möglichkeit ist auf jeden Fall da. Auch ist man als Mitglied der europäischen
union von zimelich vielem freigestellt: so muss man sich nicht Ummelden und braucht kein Visum
(bei Aufenthalten unter einem Jahr). Grundsätzlich – wenn doch noch Fragen auftreten sollten sind auch alle Schotten, die ich getroffen habe, unglaublich freundlich und sehr hilfsbereit. Wenn
man verloren auf die Karte starrend an der Straßenecke steht, kommt eigentlich immer jemand auf
einen zu und man wird manchmal sogar gleich bis zum Ziel begleitet, damit man auch ja heil
ankommt. Vom sprichwörtlichen Geiz der Schotten dagegen ist eigentlich nichts zu merken.
Im Laufe der Orientierungswoche stand dann auch ein persönliches Gespräch mit der zuständigen
Studienberatung an, denn bisher war man nur provisorisch registriert und musste für die gewählten
Kurse bestätigt werden. Von derselben Stelle bekommt man auch die nötigen Unterschriften für
das Learning-Agreement; alles andere wird vom International Office bearbeitet, die auch anbieten,
Unterlagen wie das „Certificate of Erasmus Grant“ an die eigene Universität zu schicken.
Zu Anfang des Semesters bekommt man außerdem einen langen Ausdruck, auf dem sämtliche
Veranstaltungen des belegten Kurses gedruckt sind und man soll dann aus den jeweiligen Kürzeln
herauslesen wo man hin muss. Keine Angst vor dem Verlaufen, ich als Neuling war da oft genauso
ratlos wie meine Kommilitonen die seit zwei Jahren an der Uni unterwegs waren. Die Gebäude
sind grundsätzlich aber sehr übersichtlich. Der Studentenausweis gilt auch als Eintrittskarte für die
Bibliothek, in die man sonst nicht hereinkommt. Die Computerausstattung in der dortigen Bib ist
sehr gut, aber ständig belegt, vom Bücherbestand war ich wenig angetan. Der normale Bestand ist
häufig veraltete und häufig gefragte Bücher gibt es nur in der short-loan Abteilung, wo die
Ausleihfristen zwischen 2, 4, 8, 24 und 48 Stunden variieren. Die Bücher dort sind halbwegs
aktuell, aber in miserablem Zustand. Besser sind da die normalen öffentlichen Bibliotheken, deren
Mitgliedschaft ebenfalls umsonst ist, Lehrbücher findet man dort aber eher nicht (am ehesten noch
in der Mitchell Library in der City, übrigens auch eine Sehenswürdigkeit).
Vorlesungen dauern in der Regel 60 Minuten, die akademische Viertelstunde (s.t. bzw. c.t.) ist
unbekannt. Die Veranstaltungen sind häufig Frontalunterricht, was zum teil aber auch an den
Studenten liegt, da diese nur sehr selten Fragen stellen oder ähnliche Beiträge liefern. Fast jedes
mal werden Handouts ausgeteilt, mit mehr oder weniger allen Folien der Vorlesung. So hat man
Zeit, vor allem den Ausführungen zu folgen – der umgekehrte Effekt ist aber, dass ohne Handouts
alle Schotten darauf verfallen sind, wie wild alle Folien abzuschreiben. Auf Nachfrage hin werden
die Präsentationen auf der Uni-eigenen Internetplattform abgelegt (Moodle), allerdings eben nicht
immer oder erst sehr verspätet. Unser Stundenplan war häufig so organisiert, dass man zwischen
zwei einstündigen Vorlesungen nochmals eine Stunde Pause hatte. Die Zeit verbringt man dann
zum Beispiel in den Gebäuden einer der beiden größten Studentenverbindungen: GUU oder QMU
(Glasgow University Union oder Queen Margret Union), wo es Cafés und Imbisse gibt. Eine Mensa
gibt es übrigens nicht, sondern man bringt sich Sandwiches mit oder kauft diese vor Ort.
Der Meeresbiokurs enthielt auch Praktika (Wirbellose) in denen relativ viel seziert (also Kittel
mitbringen) und gezeichnet wurde. Anscheinend aber für meine Mitstudenten das erste Mal, einige
haben das ein bisschen zur Kunststunde umfunktioniert. Die Betreuer sind sehr nett und
freundlich, lassen einen aber meistens in Ruhe – Zeichnungen müssen auch nicht abgezeichnet
werden oder so ähnlich. dafür mussten sogenannte Lab-reports über die letzten fünf Kurstage
verfasst und abgegeben werden. Eine detaillierte Anleitung dafür stand im Skript und zu begin des
Semesters gab es für uns noch eine zweistündige Vorlesung, wie Protokolle und reports
geschrieben werden. Marine & Freshwater Biology beinhaltet auch zwei Exkursionen von 3 bzw 8
Tagen – die sind ziemlich anstrengend, aber auch sehr interessant und unterhaltsam. Gummistiefel
werden gebraucht und müssen folglich entweder gekauft oder mitgebracht werden. Die achttägige
Exkursion war bei uns direkt am Anfang noch vor offiziellem Vorlesungsbeginn in Rowadennan (bei
Loch Lomond) und hat zu einer sehr guten Gruppendynamik beigetragen (um nicht zu sagen: die
Angry Pirates Crew entstand). Angst, in eine zusammengewachsene Gruppe als Außenseiter
einzudringen muss eigentlich niemand haben, da mein gesamter Kurs sich untereinander
höchstens vereinzelt oder vom Sehen kannte, denn in Schottland kann man seine Kurse anfangs
aus eine Pool wählen, trifft also ständig unterschiedliche Leute. Insgesamt hatte die Gruppe mit 17
Menschen auch eine ganz angenehme Größe, wobei die Vorlesungen eigentlich alle mit den 70
Zoologen zusammen abgehalten wurden und wir auch auf zwei Praktikumstermine aufgeteilt
wurden. Prinzipiell herrscht Anwesenheitspflicht, die auch zu Anfang durch Listen kontrolliert
wurde.
Das Examen am Ende des Semesters war für meine schottischen Mitstudenten tatsächlich eher
nebensächlich, da deren wichtiger Test erst am Schluss des akademischen Jahres stattfindet. Der
„Classtest“ zählt hauptsächlich zu den bereits im Kurs durch abzugebende Protokolle und Essays
erwirtschafteten Noten. Diese haben eine für mich eher undurchsichtige Aufteilung gehabt in A bis
F (bzw. H in Klausuren); jeweils wieder unterteilt in drei bis fünf Zwischenschritte. Wie genau nun
meine Noten aus Schottland für Deutschland umgerechnet werden, bleibt noch abzuwarten.
Die Klausur selber war dann aufgeteilt in vier Teile: zweimal Essay-schreiben und zweimal kurze
Fragen beantworten. Ungewohnt für mich war die Tatsache, dass man sich aus einem Fragenpool
die aussuchen kann, bei denen man sich am sichersten fühlt – so bekommt man also 6 Fragen,
muss aber nur drei beantworten. Was ebenfalls ungewohnt war, war der Papierkram, der mit dem
Examen mitkam: und zwar werden die Fragen in besonderen Heften bearbeitet, die vorne mit
Matrikelnummer, Datum, Fach, Uhrzeit, Platznummer etc. beschriftet werden müssen. Der Name
wird nur auf einen danach zu versiegelnden Randstreifen geschrieben, hauptsächlich, damit keine
persönlichen Sympathien oder Antipathien beim Korrigieren eine Rolle spielen.
Grundsätzlich war der Kursinhalt sehr ähnlich dem, was ich auch zuhause gemacht hätte, wobei
einige Arbeitsweisen doch eine Umstellung waren. Allerdings habe ich auch während des
Semesters schon das Studium in Schottland als deutlich entspannter und weniger
arbeitsaufwendig als in Deutschland erlebt. Hinzu kommt noch, dass dadurch, dass das dortige
Semester einen Monat früher begann als bei uns, ich zwar im Sommer keine Semesterferien hatte,
dafür im Winter aber wesentlich längere.
Insgesamt kann ich einen Aufenthalt wirklich empfehlen: auch wenn es vom wissenschaftlichen
Standpunkt nicht außergewöhnlich war, so ist doch die Erfahrung wirklich wertvoll sich einmal in
einem fremden Land und einer fremden Kultur zurechtzufinden. Mir ist auf diese Weise auch
Schottland (und besonders meine schottische Angry Pirates- Crew) ans Herz gewachsen.