homo technicus - Politikorange

Transcription

homo technicus - Politikorange
»Wireless Life«
»Verpasste Chancen«
»Schlaues Fernsehen«
Über das neue Leben zwischen
Bits und Bytes. 3
Die Musikindustrie verpasst das
digitale Zeitalter. 8
Die Zukunft deutscher Wohnzimmerkultur. 15
29. August bis 3. September 2003, Berlin
Zeitung zur Internationalen
Funkausstellung (IFA)
politik orange
HOMO TECHNICUS
Oder: Mein Handy ist mein Fernseher, ist meine Kamera, ist mein Postfach, ist mein Freund. Von Andreas Menn
>> Abenteuerpark IFA. Technikschau für Konsumenten: Viel Technik und noch mehr
Show.
FOTO: CHRISTOPH
NAUMMANN
Es gab tatsächlich einmal Zeiten,
da empfingen die Fernseher nur ein
Programm. Nicht, weil es die Technik
nicht anders zuließ, sondern weil
nicht mehr gesendet wurde. Drei
Stunden Programm produzierte die
ARD anfangs am Tag, davor und
danach gab‘s nur noch Rauschen
auf dem Schirm. Während dieser
drei Stunden versammelte sich die
gesamte Familie vor dem Fernseher
und schaute das komplette Programm.
Man tat nichts anderes währenddessen.
Fernsehen Anfang der 50er: Das war
ein Ereignis. Und wer einen Fernseher
besaß, war König.
IFA 2003: Der gute alte Fernseher
ist verschwunden. Seinen Platz füllen
viel schmalere, viel schärfere und viel
digitalere Flachbildschirme, die hier in
einer Masse an den Wänden hängen,
als seien sie wie ein funkelnder Heuschreckenschwarm in die Messehallen
eingeflogen und hätten sich dort in
jedem Winkel festgesetzt. In ihrem
gleißenden Flimmerlicht spielen andere
technische Wunderwerke das Spiel der
gegenseitigen Überbietung: Immer
winzigere Digitalkameras für die
Westentasche, immer funktionsreichere
Handys, immer leichtere Laptops
für unterwegs. Und nicht nur in der
Technik, sondern auch im Design versuchen sich die verschiedenen Anbieter
gegenseitig zu übertrumpfen.
Konsumelektronik muss heute nicht
nur das können, wofür sie geschaffen
ist - Fotos machen, Ton abspielen,
Bilder übertragen. Sie muss darüber
hinaus komfortabel sein und handlich,
dazu trendy und chic. Sie muss sich
möglichst flexibel auf die persönlichen
Prioritäten des Nutzers einstellen. Und
wer einen Fernseher besitzt, ist vor
allem immer nur eines: Auf technisch
veraltetem Stand.
Überhaupt: Ein Fernseher ist nicht
nur ein Fernseher. Wenn es nach den
Ideen kreativer Produktentwickler
geht, dann wird der Flachbildschirm
demnächst zur zweidimensionalen
Schnittstelle zwischen virtueller und
reeller Welt, an der wir unser gesamtes
Leben organisieren. Einkaufen, im
Internet surfen oder die Spülmaschine
programmieren - alles soll sich zentral
steuern und erledigen lassen. Die
totale Vernetzung: Ein Trend, zu dem
erste Studien schon auf dieser IFA zu
bestaunen sind.
Der zweite Trend: Mobilität. Unterwegs telefonieren, banken, surfen
- dafür gibt es längst techische
Lösungen.
Damit verbunden ist eine dritte
Entwicklung: Hybridisierung. Die
kleinen Helfer, die uns den Alltag
komfortabel und effizient machen
sollen, werden immer vielseitiger.
Vor einigen Jahren äußerte sich das
im Schlagwort „Multimedia“ beim
Desktop-PC. Nun greift die Entwicklung in andere Bereiche über. Ein
Handy ist heute kein Handy mehr,
sondern gleichzeitig Terminplaner,
Adressbuch, Fotoapparat, MP-3 Player
Radio und - eine Neuheit auf der
diesjährigen IFA - sogar Fernseher.
Neue Hybride kommen auf den Markt,
die immer mehr Funktionen in sich
vereinen.
Dahinter steckt ein soziales
Phänomen: Unser Umgang mit der
Technik hat sich radikal verändert.
Sie ist längst nicht mehr nur Werkzeug für Profis oder Spielzeug für
Freaks. Technik ist unser alltäglicher
Begleiter, daheim wie unterwegs. Wie
selbstverständlich greifen wir zum
Mobiltelefon, ein Instrument, das
zehn Jahre zuvor nur entweder sehr
reiche oder sehr durchgedrehte Leute
mit sich herumtrugen. Plötzlich sind
wir überall und jederzeit erreichbar.
Und wir machen uns kaum Gedanken
darüber, was diese Entwicklung für
unser Leben bedeutet.
Die neuen Techniken erweitern
unsere Möglichkeiten. Und wo alles
möglich ist, kann man jederzeit und
allerorts alles Mögliche machen. Das
führt zu paradoxen Situationen: Beim
Bergwandern in der Einsamkeit per
Handy nach Hause telefonieren; beim
Urlaub am Strand auf dem Laptop
Geschäftsmails lesen; im Zug Fernsehen. Heute geht alles gleichzeitig.
Multitasking heißt das Zauberwort, das
nicht zufällig der Computersprache
erwachsen ist. Arbeit wird auf dem
Bildschirm in verschiedene Sphären
geteilt, in Fenster, die man beliebig
nebeneinander anordnen und zwischen
denen man willkürlich wechseln kann.
Fortsetzung auf Seite 13...
02 konzentrat
politik orange
impressionen
wann der funke übersprang
geschichte der funkausstellung
Radio für die Massen, das erste Farbfernsehen, die
erste „Compact Disc“ - die IFA hat viele Innovationen
gezeigt seit ihrer Ersteröffnung 1924. Die Funkausstellung kann auf eine wechselhafte Geschichte
zurückblicken: Durch den 2.Weltkrieg unterbrochen,
erstand sie 1950 wieder auf und wurde erst einmal
zur Wanderausstellung. Standorte waren unter anderem Frankfurt, Dortmund und Stuttgart. Letztlich bewies
sich doch Berlin als der überlegene Standort: 1971
kehrte sie endgültig dorthin zurück und findet seitdem
zweijährlich auf dem Berliner Messegelände statt.
Die IFA war immer ein Spiegelbild der technischen
Entwicklung ihrer Zeit. Die besten Innovationen werden
auf der Funkausstellung präsentiert, Weltneuheiten vorgestellt. Nicht alle davon liegen schon am folgenden
Weihnachten unterm Baum: Die CD war bereits 1979
die Neuheit auf der IFA, brauchte aber noch über 15
Jahre um sich endgültig zu etablieren.
Über 950 Firmen nutzen die Plattform der IFA. Dabei
präsentieren sich nicht nur Hersteller auf der IFA zu Deutschlands dunkelsten Zeiten eröffneten Propaganda-Minister und Albert Einstein die Ausstellung;
heute setzen demokratischere Politiker die Tradition mit
Schreinemarkers-Talkrunden fort und erhöhen damit
ihren Publikumswert. Seit 1986 hat die IFA Konkurrenz
aus dem Süden: Die jährlich stattfindende CEBIT lockt
mit deutlich mehr Fachpublikum die Aussteller nach
Hannover.
Sebastian Olényi
ifa-splitter: intermezzo in der
wellness-lounge
saftig
Frisch, fruchtig, selbstgepresst! Vom 28.8. bis zum 1.9. 2003
machten sich wieder einmal 25 Nachwuchsjournalisten daran,
vier Tage lang zu recherchieren, fotografieren, zu schreiben
und zu layouten: Am Ende entstand eine weitere politikorange- Veranstaltungszeitung.
Frisch - weil jugendlich und unbelastet.
Fruchtig - weil kritisch und hinterfragend.
Selbstgepresst - weil von Jugendlichen selber organisiert und
produziert.
Wie man mitmachen kann, steht auf Seite 14.
Viel Spaß beim Lesen wünscht euer politikorange-Team
Intermezzo in der Wellness-Lounge: Zwei Männer in
Anzügen liegen in den summenden Massagestühlen:
links in Grau mit lila Hemd - schon entschlafen-; rechts
in Beige, die Krawatte aufgeknöpft, still meditierend.
Träumt vom großen Geschäft. Vielleicht.
+++
Der Brockhaus ist schon da.
Eingepfercht zwischen den
weinroten ledernen
Einbänden sitzt ein beleibter
Herr fortgeschrittenen Alters,
die Lesebrille vor sich auf
dem Tisch. ,,Ich bin hier
schon seit 30 Jahren dabei.
Und immer noch kommen
die Leute gern hierher.“ Ein
gewisser Stolz schwingt in
seiner Stimme mit. Statt für
dreieinhalb verkaufe er die
sämtlichen Bände für zweitausendachthundert Euro.
Aha. Ein Mann tritt hinzu.
,,Wann gibt es denn die
aktualisierte neue Ausgabe?“
2016. ,,Oh“, sagte da der
Mann, ,,das ist zu spät...“
und zieht seinen Hut. Die 24 Bände gibt es übrigens
auch digital - auf nur zwei CD´s. Für eintausend Euro.
+++
www.medien-kirche.de. Regina Räthel steht für die ARD
vor der Kamera und spricht das Wort zum Sonntag.
Kirche im Ersten. Sie spricht so leise, dass man sie
nicht versteht. Über ihr ein Schild: Katholische Kirche
in Radio, Fernsehen und Internet. Daneben Info-Tafeln
zur Kirche bei RTL und SAT1 - ganz dezent am Rande,
versteht sich.
multivitamin 03
WIRELESS LIFE
Von der totalen Vereinnahmung des Menschen. Von Jan-Henning Niediek
Die Freiheit unbegrenzter Kommunikation
- kein Novum, sondern seit Beginn des
Siegeszuges von Handy & Co längst
Realität. Was würden wir inzwischen ohne
den kleinen, fiependen Begleiter machen?
Heutzutage bewährt sich das Gerät gar als
Kommunikationszentrale des modernen
Menschen. Termine, Notizen und Emails
können abgerufen und verwaltet werden.
Unschöner Nebeneffekt: Es kristallisiert
sich eine Abhängigkeit von der Technik
heraus, die schlagartig bewusst wird,
wenn eines der Geräte einmal nicht wie
gewünscht funktioniert. Doch hierbei
gilt: Des einen Leid, des anderen Freud.
Der Luxusverwöhnte ist schneller bei der
Hand mit einer neuen, besseren Lösung
- er ist der Grund für Innovationen und
die multitalentierten All-in-One-Produkte
der Branche.
Der Wahn, mobil zu sein, hört nicht
dort auf, wo verbale Kommunikation
beginnt. Abseits vom Mobilfunkmarkt
gibt es ungeahnte Möglichkeiten, den
Menschen zu verwöhnen und ihm - der
Technik sei Dank - das Leben „einfacher“
zu machen. Zu Hause drahtlos in der
Hängematte liegen und surfen, das ist,
so weiß nun jeder, das Maximum an
Komfort. Dabei ist die Anwendung nicht
auf Hängematten beschränkt, selbst Badewannen und Heimtrainer können zum
Tatort des mobilen Workaholic werden.
Die Technik, von der der Mensch
eigentlich profitieren möchte, macht ihn
sich zum Untertan. Kabel- und damit
ortsgebundene Kommunikation wird als
Einschränkung, als empfindliche Störung
des Gefühles von Freiheit empfunden. Der
Arbeitsplatz als solcher hat ausgedient;
der moderne Schaffende möchte dort
aktiv werden, wo es ihm gerade gefällt.
Eine angenehme Umgebung bedingt in
erheblichem Maße die Effizienz kreativer
Arbeitsergebnisse, wissen nicht nur Personalverantwortliche. Die Bereitschaft, Mitarbeitern größere Freiräume zu gewähren,
Arbeitszeit und -ort betreffend, steigt
zunehmend. Das Kabel als Fessel an Althergebrachtes, als Beschränkung persönlicher
Bedürfnisse muss ersetzt werden durch die
neue Technik - ungebunden soll es sein.
Wie beim Handy bereits offensichtlich,
scheint sich die Prämisse „go mobile“ in
vielen Bereichen durchsetzen zu wollen.
Zumindest die Unternehmen verfolgen
eine klare Strategie: So wird beispielsweise DigitalRadio nicht als Ergänzung
eines etablierten Mediums präsentiert,
sondern als Komplettlösung, runderneuert
und mit mannigfaltigen Möglichkeiten.
Das Home-Cinema, wie vieles auf der
diesjährigen IFA keine wirkliche Innova-
LEARNING BY DOING
wählt und dort einen Auftrag erhält,
den es zu realisieren gilt. Wählt der
Besucher beispielsweise letzteren, so
muss er ein Layout entwerfen, Bilder
und Texte bearbeiten und den Entwurf
am Computer umsetzen.
Nachdem
er
ein
geeignetes
Druckereiangebot gefunden und den
Druck vorbereitet hat, erhält der
Teilnehmer einen Ausdruck seiner Arbeit.
Dabei wird er vom Entwurf bis zum
Druck von Auszubildenden unterstützt,
die ihm auch Fragen zu Ausbildung und
Beruf beantworten.
„Dieses Learning-by-doing-Konzept
möchte einen praktischen Einblick in den
Beruf bieten“, erläutert Sabine Quandt
vom Arbeitskreis Medienpädagogik.
Darum gibt es auch sogenannte
„gläsernen Studios“, in denen man
tion, wird erweitert und in die digitale Welt
voll integriert. Über so genannte HomeServer-Systeme besteht die Möglichkeit,
ein und denselben Film sowohl in der
Küche (vielleicht auf dem im Kühlschrank
integrierten Bildschirm) als auch im
Wohnzimmer auf der großen HeimkinoAnlage zu sehen - ohne einen eventuellen
Verlust an wichtigen Informationen in
Kauf nehmen zu müssen.
Die absolute Vernetzung als Endziel
- Illusion und Dystopie zugleich?
Denn obwohl totale Information,
Reizüberflutung und ständige Erreichbarkeit als lästig empfunden werden, springt
der Konsument auf viele Neuentwicklungen an. Das drahtlose Leben, das ist es, was
uns gerade noch fehlte. Wie könnten wir,
nun, nachdem man uns den Komfort der
neuen Technologien schmackhaft gemacht
hat, je wieder darauf verzichten.
überblick medienberufe
Auf der IFA 2003 gibt es nicht nur Technik, sondern auch handfeste Infos zu Medienberufen.
Von Florian Hirsch und Anne Wendt
Schauen. Nehmen. Gehen. So erleben
die
meisten
Jugendlichen
den
überwiegenden Teil der Messe. Auch der
„young media park“, veranstaltet vom
„Arbeitskreis Medienpädagogik“, mag
auf den ersten Blick nicht anders sein.
Doch was man von hier mitnehmen
kann sind nicht nur Giveaways sondern
nützliche Erfahrungen, denn der
„young media park“ bietet nicht nur
Infos rund um Medienberufe, sondern
auch die Möglichkeit, diese praktisch
auszuprobieren.
Wer sich für Medienberufe interessiert,
kann sie auf der Messe exemplarisch für
eine Stunde ausüben. „Job Detectives“
heißt das Spiel, in dem man aus
den Bereichen „Bild und Ton“,
„Veranstaltungstechnik“ oder „Digital
und Print“ den persönlichen Favoriten
>> Von der Nabelschnur getrennt: Wireless Life
gibt uns die Freiheit, die wir immer schon hatten.
Auszubildenden bei ihrer Arbeit über
die Schulter schauen kann.
Veranstalter des „young media parks“,
ist der „Arbeitskreis Medienpädagogik“,
ein gemeinnütziger Verein, der sich mit
Berufsorientierung, Vorbereitung und
Ausbildung in sechs Berufen beschäftigt.
Das Konzept wurde 1999 entwickelt und
ist seit dem bereits zwei Mal erfolgreich
auf der IFA durchgeführt worden. An der
Organisation und Gestaltung sind
auch Lehrlinge aus verschiedenen
Bereichen beteiligt. Schirmherr des
Projekts ist Klaus Böger, Bildungssenator
in Berlin. Zudem wird das Projekt
von vielen anderen Jugend- und
Medienorganisationen und Firmen
unterstützt, die im Medienbereich tätig
sind und ebenfalls Ausbildungsplätze
anbieten.
Als MediengestalterIn entwickelt man kreative
Gestaltungskonzepte für Bildschirmpräsentationen und Printmedien und setzt diese am
Computer um. Ähnliche Aufgaben hat ein
Mediengestalter für Bild und Ton, dessen
Arbeitsbereich vorwiegend Kino-, Fernsehoder Videoproduktion ist. Er richtet Aufzeichnungstechnik ein und ist zuständig für die
Aufnahme und Bearbeitung von Bild- und
Tonmaterial. Die Film- und Videoeditoren
sichten und schneiden dieses zu stimmigen
Endprodukten. Wer seine Stärken eher im
technischen und weniger im kreativen Bereich
sieht, für den bietet sich die Ausbildung
zum Veranstaltungstechniker an. Als solcher
ist man vor allem bei Konzerten, Messen,
Theateraufführungen und Fernsehshows tätig,
wo man unter anderem für Bühnen- und
Kulissenbau, sowie Studio-, Video- und
Lichttechnik verantwortlich ist. Auch
kaufmännische Berufe haben ihren Platz
in der Medienbranche. Ein Kaufmann für
audiovisuelle Medien beispielsweise ist verantwortlich für Material, Technik, Kosten,
Kundenbetreuung und Personal. Der Veranstaltungskaufmann dagegen plant und organisiert kulturelle Veranstaltungen.
04 obststand
politik orange
BEDRUCKTE ROHLINGE
Deutschrock bietet bunte CD-Roms zum Selberbrennen an.
Vorbei sind die Zeiten, in denen unter zahlreichen Rohlingen
der gewünschte nicht mehr gefunden werden konnte. Alle
gleichen sich, die Beschriftung lässt zu wünschen übrig und
so kann nicht geklärt werden ob die gefundene CD Fotos
von der letzten Party enthält oder den Umzug dokumentiert.
Dem ersucht die Firma deutschrock mit seinen „Burnables“
zu entkommen. „Burnables“, das sind bedruckte,
beschreibbare CD-Rohlinge
zu verschiedenen Themen.
So ist auf der Che Guevara
etwa Latino-Pop zu hören
während auf der Disk mit
dem Herr der Ringe-Cover
die Musik zum Film zu
finden ist. Thematisch sind
die bunten CDs verschieden
gestaltet: Düstere Alienmotive sind genauso zu
finden wie poppiger Sommer-Style. Auf der IFA stellen die Deutschrocker ihr
neues Produkt erstmalig
in Halle 1.1 vor. In den
Verkaufsregalen sollen die
bedruckten Rohlinge bald
ausliegen - zum Preis von
2,50 Euro.
Anzeige
UNSTERBLICHE LIEDER
Preisträger des Rio-Reiser-Songpreises treten auf der IFA auf. Gute Stimmung bei anspruchsvollen Liedern. Von Moritz Remig
Rio Reiser ist tot. Doch seine Songs
leben weiter. Immer noch werden
Lieder des erfolgreichen Sängers,
Komponisten und Autors gecovert
und zu neuen Versionen gemixt. Die
Texte kennen fast alle auswendig,
mit singen kann jeder. Einige indes
beherrschen das Mitsingen so gut,
dass sie ganz alleine singen: Beim Rio
Reiser Songpreis. Der vom Rio Reiser
Haus e.V. ausgerichtete Wettbewerb
wird in diesem Jahr erstmals von der
Bundeszentrale für politische Bildung
(bpb) unterstützt. Die Unterstützung
der bpb blieb nicht ohne Folge, war
die Teilnehmerzahl mit 601 doch
erstaunlich hoch. Aus denen wählte
am 23. August in Fresenhagen eine
Jury, unter anderem der Schlagzeuger
von „Ton Steine Scherben“ und
Marianne Rosenberg, die Sieger. JULI
aus Gießen, der Berliner Werner
Bettge und die Cottbuser Truppe
SPN-X hatten am Ende die Nase
vorn´, es gab drei gleichwertige
Gewinner. Sie erhalten jeweils einen
Förderpreis in Höhe von 2500
Euro. Rio Reiser gilt als einzigartiger deutschsprachiger Künstler
mit einem weltoffenen, humanistischen Ansatz. „Seine Auftritte waren
spektakulär. Er ging bei jedem Auftritt an seine Grenzen, verausgabte
sich jedes Mal, als sei es das letzte
Mal“, sagt Schlager-Ikone Marianne
Rosenberg zu ihrem ehemaligem Kollegen. Niemand sei ihr in Deutschland bekannt, der eine solche Ausdruckskraft habe, wenn er singt, wie
Rio sie gehabt habe. Sprache habe er
in der Musik neuartig genutzt. Die
Gewinner-Gruppen aus den letzten
Jahren wie z.B. Die Elenden, Sieger
im Jahre 2001, waren am Sonntag auf
der IFA zu sehen. Mit Songs von Rio
Reiser versteht sich.
obststand 05
Zeitung zur Internationalen Funkausstellung
29. August bis 3. September 2003, Berlin
>> Merchandising: Alles abgreifen,
was es umsonst gibt.
ifa-splitter: der große hagere
mann mit der sonoren stimme
Ein großer hagerer Mann in dunkelblauem Anzug
kommt pfeiferauchend den Gang entlang. Langsam geht er an mir vorbei. Ich dreh mich um
und schau ihm nach. An der Ecke vor dem Stand
mit den Miniradios made in china ist er stehen
geblieben, scheint in Gedanken. Ich gehe auf
ihn zu und spreche ich an. Er mustert mich
etwas befremdlich, schmunzelt dann und zieht
bedächtig seine Pfeife aus dem Mund. Stahlblaue
Augen unter grauem Haar. ,,Sie dürfen schon...“,
sagt seine tiefe sonore Stimme. Er wolle sich einen
Eindruck von der Stimmungslage machen. Was
die Japaner und Chinesen denn an Kommunikationstechnik zu bieten hätten. Er arbeite bei einem
großen Energieunternehmen und kooperiere viel
mit Russland und fernöstlichen Ländern. ,,Mich
interessiert es halt, ob die Koreaner hier mit
buntbemalten Lämpchen und Bügeleisen herkommen, oder ob sie Innovatives zu bieten haben.
Hier können Sie ja alles erleben.“ Er lächelt.
Dann zieht er wieder an seiner Pfeife. Schweigen.
Auf seiner Visitenkarte steht: Eike Müller-Elschner,
Member of the board.
FÜR UMSONST
Auf der IFA gibt es zahlreiche Angebote für lau. Erfahrene Besucher stauben sogar Elektrogeräte ab. Moritz
Remig war unterwegs und hat die besten Angebote gesammelt.
Der Transport zur Internationalen
Funkausstellung (IFA) kostet nichts.
Schon die ersten Ersparnisse lassen sich
auf dem Weg zur IFA in den ShuttleBussen tätigen. Kurz währt die frühe
Freude über eingeheimste Cents, denn
schon an der Kasse muss der Besucher
die nächsten Euro zusammenraffen.
12,50 Euro kostet die Tageskarte, wer
schon vorher Karten kaufte sparte vier
Euro. Es lohnt sich. Auf der Messe
gibt es zahlreiche kostenlose Angebote
an fast allen Ständen. Zumindest
Kugelschreiber, Schlüsselband oder
Aufkleber hat jeder gut sortierte Stand
vorrätig.
Am Anfang genügen noch die einfachen Give-Aways, doch der Besucher
will bald mehr, Prospekte allein reichen
nicht. So erging es Eberhard Seidel.
Der Berliner wollte anfangs nur Pins
Sammeln. „Dann habe ich jedoch
einen DVD-Player gewonnen und
unzählige Schlüsselanhänger bekommen“, sagt Seidel. Das Sammel-Fieber
war entfacht, zahlreiche Eroberungen
sollten folgen. Anderen Besuchern
erging es ähnlich. Wer Schwein hat,
soll auch ein Schwein bekommen. So
zumindest lautet die Auffassung bei
der deutschen Fernsehlotterie. Einmal
am Rädchen drehen, einen Golfball
putten oder das Autorennen gewinnen
und schon ist man stolzer Besitzer
eines „Piggo“, dem Glücksschwein der
Lotterie. Wer mag, kann die Sau
auch käuflich erwerben, doch dem
erfahrenen Messebesucher, der überall
etwas abstauben möchte, ist diese
Variante viel zu langweilig. Kriegt
man das Maskottchen für lau, werden
bis zu acht Euro gespart. Weitere
Preise wie Jahreslose winken den
Sparfüchsen. Wenige Meter weiter lässt
die Sportschau auf ein Tipp-Kick-Tor
schießen. Drei Schuss, drei Treffer und
Kappe, Schlüsselband sowie T-Shirt
wechseln den Besitzer.
Geschenke von netten Hostessen
Verbatim verteilt da schon eher
Praktisches an die Messebesucher. In
Halle 3.2 verschenken nette Hostessen, teils auf Anfrage, einen CDÖffner. Vorbei sind die Zeiten in
denen das Öffnen der in Plastikhüllen
eingeschweißten CD zur Qual wurde.
Einmal den Öffner außen entlang
führen und - ritsch ratsch - ein feiner
Schnitt ist gemacht. Nun lässt sich die
CD problemlos öffnen.
Wer seine eigene Digitalkamera mit
auf die IFA gebracht hat kann sich an
vielen Ständen etwa dem der Telekom
(Halle 6.2) oder in Halle 3.2 bei Kodak
die Bilder auf Fotopapier ausdrucken
lassen. Bei Nikon in Halle 3.2 darf man
Fotos am Stand machen. Ausdrucke
gibt es hinterher. Moderner geht‘s
mit einem MMS-Handy, das dank
der integrierten Digitalkamera Fotos
aufnimmt und diese gleich durch
die Weiten des WWW schickt. Den
Service bieten unter anderen connect
und Vodafone in Halle 4.2 an.
Neben Materiellem gibt es Spaß
und Sport für lau: Wer sich in Halle 6
bei den Happy Digits anmeldet erhält,
kommt er früh genug, ein Surfboard.
Die Version zum Aufblasen verteilt
die Telekom bei Übergang zwischen
Hallen 4.2 und 6.2. Die Luftwaffe hat
einen Flugsimulator in Young Media
Park Halle 9 aufgestellt, bei der Allianz,
eine Ecker weiter, geht es in einem
Formel 1-Wagen über die Landstraße
und der ADAC lässt Cockpit-Feeling
beim Playstation-Spiel aufkommen.
Bei InFocus gar ist ein Fahrrad aufgebaut. Ein Beamer wirft eine Bergstraße
an die Wand und die virtuelle Abfahrt
vorbei an tiefen Schluchten beginnt.
Gleich zwei Varianten von Boards
verteilt die Telekom.
Auf den Boden der Tatsachen
zurückgekommen stellt sich nach der
sportlichen Betätigung ein leichtes
Durst-Gefühl ein. In der anderen
Young Media Hall wird dieses befriedigt: Vanilla Coke und Powerade
werden in Halle 1.1 ausgeschenkt.
Einzig die Verpflegung lässt zu
wünschen übrig. Zwar gibt es
Gummibärchen, Pfefferminzbonbons
und Kaugummis an fast jeder Ecke,
doch ist dies das Höchste der gourmetischen Verlange.
Eigene Visitenkarten werden in
Halle 1.1 erstellt. Die Bundesinitiative
„Jugend ans Netz“ druckt für umsonst
30 farbige Visitenkarten. Allerdings
erst nach der Messe. Dann werden
die Aushängeschilder nach Hause
geschickt. Überhaupt, was dem Messebesucher so alles nach Hause geschickt
wird. Bei endlos vielen Ständen hat
der Abstauber seine Mailadresse samt
Postanschrift hinterlassen. Das Ausmaß
wird wohl erst in den nächsten Wochen
bekannt.
Doch Abstauben ist eine hohe Kunst
für sich. Feilschen, Überzeugen und
Einstecken will gelernt sein. Neben
Überredungskünsten und einem entwaffnenden Lächeln sollte im Gepäck
der Souvenirjäger stets Tauschbares
untergebracht sein. So manche Dinge
lassen sich mit einem Handel, sei es
lediglich eine Tüte Süßigkeiten zum
Tausch, bekommen. Erfahrene Messebesucher bringen es auf Technikgeräte,
Verpflegung an den Ständen, mehrere
Taschen, zahlreiche Schlüsselbänder
und unzählige Prospekte. Eines allerdings muss jeder IFA-Besucher mit
nach Hause nehmen: Wer nicht wenigstens die ARD-Tasche mit dem Konterfei Sandra Maischbergers in den
Händen hält, hat auf der Funkausstellung etwas falsch gemacht.
06 obststand
WIR WERDEN ZUSAMMEN ALT
Mainzelmännchen, Sportstudio und das ZDF werden 40.
Von Gesche Roy
Auf jedem Sender begegnet sie dem
Zuschauer und immer zu oft, zu laut und in
den unpassendensten Momenten: Werbung.
Das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF)
hat seit 40 Jahren die Mainzelmännchen,
die dem Zuschauer die Verbraucherinformationen versüßen. Seit Anbeginn des
Senders bespaßen die sechs Runden Kerle
mit Zipfelmützen das Fernsehpublikum.
Dabei haben sie sich eben so wie das Profil
des Senders gewandelt. In den 80er Jahren
wurden die Männchen noch ein bisschen
runder als ihr Erfinder Wolf Gerlach sie 1963
erfand und seit 1990 hat jedes Männchen
sein eigenes Profil. So gibt es nun das liebe
Schleckermäulchen Anton, den optimistischen Techniker Berti, den kleinen und
musischen Conni, Dr. Det Mainzelmann,
den schelmischen Naturfreund Edi und den
Allround-Sportler Fritzchen. Der mittlerweile
75jährige Gerlach war ursprünglich Theatermaler, hat sich aber durch seine Erfindung für
den Sender einen Ruf als Karikaturzeichner
gemacht. Neben Anton, Berti, Det, Edi und
Fritzchen hat Gerlach auch noch „Kasimir“
Anzeige
vom WDR und „Leo und Leo“ vom Bayrischen Rundfunk ins Leben gerufen. Heute
werden die Geschichten aus dem Leben
der sechs kleinen Freunde nicht mehr vom
Erfinder selbst sondern von der „Neuen FilmProduktion - Animation Film GmbH“ (NFP)
in Wiesbaden ersonnen und verwirklicht.
Hannelore Gerneth schreibt hier seit zwanzig
Jahren die Konzepte für die kleinen Episoden, die nur wenige Sekunden lang sein
dürfen und kümmert sich zum Schluss um
die Vertonung. Zur Vertonung gehören
Geräusche wie kratzende Federn oder quietschendes Gummi. Denn sprechen können
die Mainzlmännchen außer dem berühmten
„Gud‘n Aaamd!“, dass von Gerlach selbst
synchronisiert wurde, bekanntlich nicht.
Chefzeichner Jürgen König macht aus den
Ideen dann Roughs („Rohbilder“) und
Clean-Ups, von denen bis zum fertigen Clip
nur noch die Farbe fehlt. Den Hintergrund
bekommen die kleinen Geschichten der
Mainzelmännchen dann von Christiane
Girschner. Die Zusammenarbeit zwischen
NFP und dem ZDF ist sehr eng - schließlich
will man auch nichts produzieren, was nicht
abgenommen wird. Bisher wurden über 2500
Minuten mit den Abenteuern der Männchen
in 40.000 Filmen gefüllt.
Auf den enormen Zuspruch des Publikums
hin wurden den Männchen nicht nur Namen
gegeben sondern sie erhielten auch einige
Preise: den „Goldenen Mainzelmann“ für
über neun Millionen verkaufte Figuren,
die „Goldene Schalplatte“ für über eine
Million verkaufte Tonträger sowie
den „Fernseh-Myhtos-Preis“ des
WDR.
Im Herbst 2003 dann wurde
dieser bisher unberührbare Mythos
angetastet und verändert. Zu
den sechs Männchen kommen
noch die Zwillingsschwestern
Zarah und Lea sowie der Hund
Guuudnberg, dessen Name an den
des berühmten Mainzers Johannes
Gutenberg angelehnt ist. In der
vervollständigten Besetzung sind
die Mainzelmännchen dann Protagonisten der Serie die „Mainzels“,
die es im Kinderprogramm tivi zu
sehen geben wird. Neu ist, dass die
Zipfelmützenträger endlich sprechen können. Gespannt verfolgt
das Publikum vor den Bildschirmen dann den Siegeszug der Pausenfüller
zu werdenden Stars des Kinderprogramms.
So können wir uns nicht nur weiterhin
auf Werbepausen im ZDF freuen sondern
können auch endlich mal wieder mit der
ganzen Familie vor der Flimmerkiste sitzen,
wenn die „Mainzels“ laufen. Beim ZDF
bekommt also auch der Konsument das
Geschenk, obwohl das Medium Geburtstag
hat. Danke, ZDF!
ausgepresst 07
Zeitung zur Internationalen Funkausstellung
29. August bis 3. September 2003, Berlin
Weltrekordversuch mißglückt.
Von Felix Schumann und Nele Scharfenberg
Die Erde bebte, als tausende
Messegäste in der Halle 6.2 am Freitag Abend die Trommeln zu einem
Weltrekordversuch rührten. Seit 18
Uhr waren 2355 Papptrommeln des
ZDF an begeisterte Messebesucher
verteilt worden. Das Ziel war, einen
in März von Dauertrommlern aus
Istanbul aufgestellten Rekord zu
brechen. Hierzu müssten 2209
Menschen fünf Minuten lang den
gleichen Takt trommeln. Begleitet
wurde das Spektakel von der Percussiongruppe „Safri Duo“. Trotz
des Stimmungshochs, schlug der
Rekordversuch fehl: 700 Trommelbesitzer waren im entscheidenden
Moment nicht anwesend.
Lag es an dem parallel laufenden
Live-Konzert im Sommergarten, an
der zu langen Wartezeit oder gar am
Wetter? Die ZDF-Mitarbeiter waren
ratlos: „Man kann die Leute nicht
zum Bleiben zwingen.“ Die Presse-
Anzeige
beauftragen gaben sich entspannt:
„Hauptsache, die Beteiligten hatten
Spaß, alles Andere ist nicht so wichtig.“ Und der Spaßfaktor war in
jedem Fall gegeben. Messebesucher
Tommy (15) war ganz hingerissen:
„Es war der Hammer. So viele Leute
auf einem Haufen zusammen und
wir hatten alle das gleiche Ziel.“
Da kann man doch verstehen, dass
sich das ZDF freute und fleißig
Mainzelmännchen verteilte.
Der bestehende Weltrekord war
wohl einfach eine einmalige und
nicht zu übertreffende Aktion. Denn
schon im Juli versuchten die Teilnehmer eines Kulturfestivals in England,
sich als beste Massentrommler zu
etablieren - ebenfalls erfolglos. Die
nächste Gelegenheit, die türkischen
Trommler zu überbieten, stellt
sich übrigens am 7. September
beim Earthbeat Musik Festival in
Kanada.
TROMMELWIRBEL OHNE ERFOLG
BACKPACKER-LEBENSGEFÜHL!
Junge Leute aus ganz Europa kommen zur IFA - Backpacker Hostels
sind gefragt wie nie. politikorange sprach mit Marc Meillon, Chef für
Öffentlichkeitsarbeit bei A&O Hostels.
Wie sind die A&O Hostels entstanden?
Das erste A&O Hostel wurde im
Mai 2000 von Oliver Winter in Berlin- Friedrichshain eröffnet, nach dem
dieser die Hostelidee von einer Weltreise mitgebracht hatte. Zu diesem
Zeitpunkt gab es kaum Hostels in
Berlin. Dadurch wurde es Rucksacktouristen aus aller Welt möglich
eine einfache und preiswerte Unterkunft zu finden, in denen sie nicht
nur übernachten, sondern sich auch
gegenseitig austauschen konnten.
Wie äußerte sich das konkret bei
A&O Hostels?
In den A&O Hostels steht nicht nur
das Übernachten im Vordergrund
sondern auch die Kommunikation
zwischen den Gästen, deshalb veranstalten wir beispielsweise auch Konzerte oder Kino-Nächte. Dies äußert
sich aber auch dadurch, dass in
der Lobby 24 Stunden lang Betrieb
herrscht. Es ist uns aber auch wichtig
dem „Backpacker Lebensgefühl“
gerecht zu werden, das heißt vor
allem flexibel und innovativ zu sein.
Was zeichnet A&O Hostels noch aus?
Wir haben uns gewisse Standarts
gesetzt, die unserer Zeit entsprechen.
Das heißt Internet-Zugänge, Behindertenfreundlichkeit und ein faires
Preis-Leistungs-Verhältnis. Mit diesem
Konzept haben wir es inzwischen
geschafft zwei weitere Hostels in Prag
und am Zoo in Berlin zu eröffnen.
Wie groß ist die Kapazität der Hostels
und ist es auch zur Hauptsaison
möglich noch Betten zu bekommen?
Wir haben jeweils 500 Betten am
Zoologischen Garten und Friedrichshain, eröffnen aber noch ein weiteres
Hostel in Berlin-Mitte im Frühjahr
2004. Es ist deshalb eigentlich
auch kein Problem bei rechtzeitiger
Buchung auch noch ein Bett im Juli
einen zu bekommen.
Was bedeutet A&O?
Das kommt aus dem griechischem
Alphabet von Alpha und Omega,
Anfang und Ende. Im übertragenen
Sinne steht es jedoch für das
Mindestmaß an Komfort, welches wir
zu fairen Preisen bieten.
08 konzentrat
politik orange
KEINE BEWEGUNG AUF DEM
DIGITALEN MUSIKMARKT
Die Musikindustrie vertraut ihren Kunden nicht - sie tut sich damit keinen Gefallen.
Digitale Musik ist auf der IFA kaum ein Thema - innovative Ideen sucht man
vergebens. Von Sebastian Röder
Verfügung. Die Preise für einen einzelnen Song liegen je nach Aktualität
zwischen 0,99 Euro und 1,79 Euro,
ein ganzes Album kostet mindestens 8,95 Euro. Jedoch sucht
man nach Songs von Placebo,
Madonna oder der Band „Wir sind
Helden“ vergebens.
Thorsten Schliesche
am Präsentationsstand
von Digital Music
Download versichert
aber, dass im Moment
mit Hochdruck an der
Einstellung weiterer
Titel gearbeitet werde,
so dass bis Ende des
Jahres etwa 300.000
Musiktitel zum Download abrufbar sind. Die
Musikauswahl, eine
hohe Klangqualität
auf CD-Niveau (192
Kbit/s) und eine einfache Bedienung sind
die Stärken des neuen
T-Online Dienstes. Auf
Mac oder unter Linux
lassen sich die Songs
jedoch nicht abspielen. Eine Lizenzprüfungssoftware wacht
zusätzlich darüber, dass
das Brennen einer CD
und die Übertragung
der Musik auf mobile
>> Digitale Musik: Es will und will kein Schwung in
Geräte wie PDAs nur
den Markt kommen - es fehlt an Ideen und Konzepten.
dreimal möglich ist.
Auf dem meisten mp3Fotobearbeitung. Dabei braucht Playern kann die Musik ebenfalls
die Musikbrache nichts dringender, nicht wiedergegeben werden. Ob
als ein ansprechendes Konzept, diese Nutzungseinschränkungen
dass das Potential des Internets zur einen Preisvorteil gegenüber der
Verbreitung von digitaler Musik herkömmlichen Audio-CD rechtferausschöpft!
tigen, sollte jeder für sich entscheiMit dem Erfolg von Napster den. Festzuhalten bleibt, dass auch
geriet die Musikbranche auf einmal T-Online kein neues und auf Anhieb
ins Wanken. Jugendliche wollten überzeugendes Verkaufsmodell für
preiswerte Musik, die schnell zu digitale Musik vorweisen kann.
haben und flexibel einsetzbar war.
Hat man seine Musik erstmal
Die Musikindustrie hat diesen Trend legal erworben, möchte man sie auch
jedoch lange verschlafen. Auf einmal immer und überall hören. Das wird
folgten vollmundige Versprechungen jedoch kaum noch gewährleistet,
von den Konzernen, wie die Branche selbst beim Kauf einer Audio-CD.
zu retten sei - doch nur T-Online Zunehmend sind diese mit Kopierpräsentierte auf der IFA ein „neues“ schutzmechanismen ausgestattet,
Konzept.
die einen Zugriff über den heimiDer am 29. August 2003 gestar- schen PC unmöglich machen. Somit
tete Digital Music Download Service scheitert auch die Übertragung
stellt zunächst etwa 20.000 Musik- auf andere Geräte. Wer also seine
titel zum legalen Download zur (legal erworbene!) Lieblingsmusik
„Digital Imaging & Digital Musik“
ist eines der sechs IFA-Themengebiete, in dem Aufnahme, Bearbeitung, Übertragung und Nutzung
von digitaler Musik im Vordergrund
stehen sollen. Jedoch steht digitale
Musik eher im Schatten der digitalen
sowohl morgens beim Joggen auf
dem mobilen mp3-Player, als auch
abends über die heimische Stereoanlage genießen will, wird in
Zukunft vor ernsthaften technischen
und rechtlichen Problemen stehen.
Über Urheberrechtsbestimmungen
wird der IFA-Besucher jedoch nicht
informiert. Statt Diskussionsrunden
über Urheberrecht wird eine SuperAudio CD präsentiert, die brillante
Klangqualität und Mehrkanalsound
verspricht.
Um Probleme mit dem Urheberrecht zu vermeiden, verwendet
zum Beispiel Sony spezielle Software für seine mp3 und minidisc
Geräte, die den Datenaustausch stark
einschränken. So werden diese zwar
immer kleiner und bieten immer
mehr Speicherplatz, sind aber längst
nicht mehr universell einsetzbar.
So kann es vorkommen, dass man
auf dem Rechner eines Freundes
die mp3-Dateien des eigenen Players nicht abspielen kann - im
schlimmsten Fall fällt der geplante
Partyabend mit cooler Musik ins
Wasser.
Dass es auch einfacher geht
beweist ein etwas älterer mp3Player, der alle Betriebssysteme sowie
mp3-, wma-, und ogg-Audiodateien
unterstützt. Leider wurde dieser
in einer Ecke versteckt und ohne
deutsche Produktbeschreibung ausgestellt - er konnte mit den neuen
Designmodellen ohne diese Funktionen optisch nicht mithalten.
Neu heißt also nicht immer automatisch besser. Der einzig wirkliche
Lichtblick für die Zukunft ist die
digitale Radiotechnik. Sie ermöglicht
mit den entsprechenden Geräten
Aufnahmen, die fast CD-Qualität
erreichen und je nach Bedarf
auch problemlos in mp3-Format
umgewandelt werden können.
Die DRBox1 von Terratec kostet
momentan aber noch 400 Euro. Der
Vorteil aber ist, dass alle Aufnahmen
absolut legal sind, solange man
GEZahlt hat.
In der digitalen Musiktechnik
steckt viel Potenzial, welches jedoch
bis jetzt nicht ausgeschöpft werden
kann, durch die Uneinigkeit der
verschiedenen Firmen. Mit einem
geschlossenen Auftritt auf der IFA
2005 könnte sich die Musikindustrie
selbst aus der Krise befreien.
ifa-splitter: macht
telekom süchtig?
Ich stehe vor einem Konka-Fernseher.
Zu sehen sind Bilder von der Parade
in Peking zum Nationalfeiertag am 1.
Oktober. Zwei Chinesen stehen grinsend
neben mir und erklären mir in gebrochenem Englisch, dass der Film von
1999 sei. Aber voll digital. Auf der
Mattscheibe erscheint Kim Song Il über
einem Meer aus Mädchen mit zitronengelben Papiertüten. Neben ihm seine
Minister und Offiziere. Bits aus Fernost.
Sie winken.
+++
Willkommen bei Daewoo! Es empfängt
sie ein grell orange angestrahlter Bogengang mit farbenfrohen Deckenelementen
aus Bildschirmen und Spiegelflächen.
Junge Damen in Weiß mit roter Bluse
und weiß-roten Turnschuhen sorgen für
ihr seelisches Wohlbefinden. Die eine
heißt Katrin. Höchstens 23 Jahre alt. Sie
zeigt auf ihre Schuhe: von Deichmann,
aber pssst... ,,Wir verkaufen Emotionen.“
Während sie spricht, wuseln Schildkröten
über die Deckenbildschirme, Salate fallen
dort wie von Geister Hand auf einen
imaginären Boden. ,,Die Produkte sind
doch eh alle recht ähnlich.“, führt sie
weiter aus, ,,also vermitteln wir Gefühle.“
Fünf Meter weiter tanzt ein Trio ganz in
Schwarz zu nervösen Klängen einer elektronischen Geige. Schon fast unheimlich.
,,Can you feel Daewoo?“
+++
Hotdog 2,50 Euro. Der Mann am
Würstchenstand sieht müde aus.
,,Gerade is´ne Flaute.“ Es gilt Selbstbedienung. Der Käufer kann als Beilage
zwischen Sauerkraut, Pepperrings, Chilirelish, Gurke und Röstzwiebeln wählen.
Appetit?
+++
,,Zu viel.“ Der Familienvater aus Mannheim schaut mich etwas ratlos an. Frau
und Tochter stehen daneben. ,,Man wird
hier fast von Flatscreens erschlagen.“
Sein rotes Hemd leuchtet im Scheinwerferlicht. Sie seien eine Woche in Berlin
und wollten sich da die IFA einmal
anschauen. ,,Doch man verläuft sich
hier.“, stellt er etwas resignierend fest.
Nächstes Mal würden sie ihren Rundgang
besser planen.
„Sie müssen
wissen, ich bin
Polizeibeamter.“
+++
Zwei junge
Männer beim
Eisschlecken.
Beide haben
Schlüsselbänder
um den Hals.
T-Mobile und
T-ISDN. Über
ihnen das IFASchild: ,,Die Lust
am Neuen“.
Macht Telekom
süchtig?
+++
Gespenstische
Kulisse bei Vestel. Meterlange Bildschirmreihen konfrontieren den Gast mit virtuellen Mauern, der Horizont verchromt
gekantet. Unweit davon füllen Mitarbeiter
von LG unentwegt Luftballons ab, insgesamt lagern 6.000 Stück im Lager.
Südkorea setzt auf Helium.
konzentrat 09
>> Die neue Mutter der Nation:
Familienministerin Renate Schmidt.
SCHÜTZT UNSERE
KINDER
Wie die Bundesregierung dafür sorgen will,
dass Kinder weniger Gewalt konsumieren
und mehr mit ihren Eltern unternehmen.
Von Alfhild Böhringer
Kinder auf dem Schulhof tauschen sich
heute über das neuste Play Station-Spiel
aus, besprechen, was gestern bei „Dragonball“ passiert ist, um sich dann am
Nachmittag noch den neusten Hollywoodstreifen aus dem Netz zu ziehen, der
aber eigentlich eine Altersbeschränkung
von 16 Jahren hat.
Die Medien werden für uns immer
wichtiger, gleichzeitig aber auch vielfältiger
und dadurch unübersichtlicher. Dadurch
geschieht es immer häufiger, dass unsere
Jüngsten Sendungen rezipieren, die eher
gefährlich, als bildend für sie sind.
Doch wie können Eltern das verhindern? Schließlich wissen ihre Kinder viel
mehr über die neuste Technik und den
Umgang mit ihr. Was nun also tun? Kindern das Fernsehen und Surfen generell
verbieten? Ständig daneben stehen, wenn
der PC angeschaltet wird? Oder darauf
hoffen, dass die Fernsehproduzenten
schon mal darüber nachdenken, was sie
nachmittags in ihrem Programm zeigen?
Hilfe soll nun die Kampagne „Schau
Hin - was deine Kinder machen“ bieten,
die neuste Initiative der Bundesregierung
in Zusammenarbeit mit ZDF, arcor
und Hörzu. Schirmherren für die Initiative sind unter anderem Nena und
Alexandra Neldel.
„Schau Hin“ ist ein
Ratgeber für Eltern
und Lehrer, der
eine Orientierungshilfe bieten soll,
wie man seine
Kinder in Hinblick
auf Medienkonsum
richtig erzieht.
Einer der wichtigsten Punkte ist
die Kommunikation zwischen Eltern
und Kindern. „Vielfalt in den Medien
ist wichtig“, sagt
Bundesministerin Renate Schmidt, doch
oft führe sie auch dazu, dass der Austausch
innerhalb der Familie immer geringer
wird. „Jeder hat seinen eigenen Fernseher,
schaut das Programm, was er mag. Es
wichtig das Fernsehprogramm mit seinen
Kindern abzusprechen, damit Tom und
Jerry nicht zu einer Horrorsendung für
Dreijährige wird“ sagt sie. Das Fernsehen
oder Internet sollten jedoch nicht in
der Kampagne verteufelt werden, es
gehe darum, dass man „mit seinen Kindern über das Fernsehprogramm spricht,
auch über Gewalt“, fügt sie hinzu. Noch
schwieriger scheint es, seinen Kindern im
Hinblick auf das Internet sinnvolle Grenzen zu setzen. Schließlich gibt es im Fernsehen noch Altersschutzbeschränkungen,
die dafür sorgen, dass beispielsweise
Gewaltfilme nicht vor 22 Uhr gezeigt
werden. Das Internet hat so etwas nicht.
Ist man erst mal im Netz, stehen einem
alle Türen offen - von Lernhilfen für
die Schule bis hin zu Gewaltvideos. Das
Internet fußt auf Eigenverantwortung und
entzieht sich öffentlicher Kontrolle.
Darum setzt „Schau Hin“ hier vor allem
auch auf die Schulen. Diese müssen auch
den Umgang mit Internet und anderen
Medien lehren können. Deshalb sollen
sich auch Lehrer angesprochen fühlen
und das Programm für ihren Unterricht
nutzen. „Schau Hin“ will Eltern vor allem
dazu anzuregen, ihre Kinder weniger
konsumieren zu lassen und stattdessen
mehr mit ihnen zusammen zu unternehmen. „Die besten Freunde von Kindern
sollten immer noch real existierende Personen seien,“ schließt Bundesministerin
Schmidt.
Informationen zu „Schau Hin“ gibt es im
Internet unter www.schau-hin.info.
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NA LOGO!
Seit 15 Jahren gibt es extra Nachrichten für Kinder Peter Hahne ist der Moderator der ersten Stunde.
Heute ist Peter Hahne, 50, Moderator beim ZDF und stellvertretender Leiter des Hauptstadtstudios. Vor 15 Jahren hob er
gemeinsam mit dem heutigen
Indendanten Markus Schächter
>> „Logo“-Gründer: Peter Hahne.
die beliebte Nachrichtensendung
für Kinder „Logo“ aus der Taufe.
Das Konzept überzeugt ihn heute
noch. Er findet es faszinierend,
Kindern „in ihrer Sprache komplizierte Dinge beizubringen
ohne dabei kindisch oder wie ein
Oberlehrer zu wirken“. Wenn
er heute auf seine „Logo“-Zeit
zurückblickt, ist er immer noch
begeistert von seiner damaligen
Tätigkeit. Packt ihn da nicht
die Lust, die Sendung noch
einmal zu moderieren? „Vom
Spaß her würde ich es sehr gerne
wieder machen“, meint Hahne.
Seine Vernunft jedoch lässt lieber
Jüngeren den Vortritt. Er möchte
nicht „der gute Onkel sein, der
belehren will“. Die jüngeren Kollegen erreichen aber nicht nur die
Zielgruppe besser, sondern haben
auch selbst einen Nutzen für ihre
journalistische Karriere, davon ist
Hahne überzeugt. „Logo“ sei die
beste Schule um zu lernen, wie
man gute Nachrichten macht.
„Viele Erwachsene verstehen
die Nachrichten nicht“. Bei
„Logo“ wird Verständlichkeit
groß geschrieben. Fremdwörter
fallen weg, komplizierte Sachverhalte werden möglichst einfach
erklärt. Das dürften die Gründe
sein, weshalb auch viele Erwachsene regelmäßig Nachrichten
schauen, die eigentlich für Kinder
gedacht sind.
10 geschält
politik orange
HURRA, WIR LEBEN NOCH
Die Unterhaltungsbranche feiert auf der IFA. Ob die tiefe Krise indes vorüber ist, scheint fraglich. Von Patrick Krienke
Große Lichteffekte streifen über den
Thomson-Stand in der Halle 21. Die
Pressekonferenz ist so gut besucht,
dass die meisten Journalisten stehen. Man
verschenkt Taschen, Stifte und lädt
zum Sekt. Schnittchen und andere Erfrischungen sind selbstredend auch dabei
- man kann es sich leisten, so scheint es.
Der Geschäftsführer verkündet selbstsicher „Wir werden überzeugen und die
Marktführung in den neuen Technologien ausbauen.“ Es kommt einem vor,
als hätten die Damen und Herren der
zahlreichen Hersteller und Medienkonzerne gerade mit der Funkausstellung
das neue Dorado erschlossen.
Doch auch wenn sich die Branche auf
der größten Elektronik - Verbrauchermesse der Welt Optimismus verbreitet,
können sie doch über die schwere Krise
der letzten Jahre kaum hinwegtäuschen.
Der scharfe Wettbewerb im globalen
Elektronikgeschäft, hat vielen Unternehmen schmerzliche Verluste beschert.
Firmenpleiten und Insolvenzen von
namhaften Herstellern wie Telefunken,
Staßfurt, RFT oder Grundig zeigten,
wie schlecht es der Branche besonders
in Deutschland geht. Grundig, Traditionshersteller aus Fürth, konzentriert
sich nach der Insolvenz nur noch auf die
Kerngeschäfte. „Diese können aber mit
einer schwarzen Null weiterlaufen,“ so
Pressesprecher Holm
Kilbert, „wir sind
zuversichtlich, dass
bald ein neuer
Investor gefunden
wird und es wieder
aufwärts
geht.“
Andere Unternehmen suchen ihr Heil
derweil im Kartell.
„DVD Recordable
Council“ nennt sich
ein Konglomerat aus
134 Firmen, die das
revolutionäre Speichermedium DVD
- RAM gemeinsam
entwickeln und auf
den Markt werfen.
Wenn das Medium
„die VHS - Technologie bis 2006
verdrängt
haben
wird,“ wie Toshikatzu Matzumoto
sagt, bleibt die Frage,
warum sich zur Ent-
wicklung und Vermarktung erst ein
solches Kartell formieren muss. Die
Angst vor dem Scheitern von Formaten
und den damit verbundenen Entwicklungsgeldern sitzt zu tief.
Während die Anbieter vom Ende
der Krise sprechen, haben Händler
und Zulieferer noch immer mit
Kaufzurückhaltung zu kämpfen. „Wir
haben einen brutalen Preiskampf auf
dem Markt,“ so Peter Bühler von Stiftung Warentest. Es gibt inzwischen
Großstädte, in denen klassischer Fachhandel gänzlich ausgestorben ist. „Doch
besonders der Fachhandel ist die Basis des
Unterhaltungssektors,“ erklärt Kristina
Söder, Pressesprecherin von Metz, dem
einzigen Hersteller, der ausschließlich
an Fachhändler liefert. „Dort - und
nur dort - bekommt der Kunde die
Beratung und den Service, der zu einem
Qualitätsprodukt gehört,“ so Söder
weiter. Doch leider ist zu oft der Preis
und nicht die Qualität der Maßstab der
Kunden.
In Deutschland ist Geiz angeblich
geil, was nicht nur den Fachhändlern,
sondern der gesamten Wirtschaft zutiefst
schadet. Die Situation, dass, besonders
in den Discountern, Preise und nicht
Produkte verkauft werden, wird der
Branche wohl kaum aus Krise helfen.
Sind wir also doch blöd?
>> Einsamer Manager: Die Krise der Unterhaltungsbranche hat vielen den Job gekostet.
ifa-splitter: macht telekom süchtig?
börse zum kuscheln. selbstfindung mit sony.
Sony hat die Mauer wieder aufgebaut. Allerdings strahlend weiß. Im
,,Heimkino“ sitzt ein Rentner-Ehepaar
und wartet auf den nächsten DVDAction-Movie. Auswahl besteht reichlich: Sniper 2, Alien Hunter, Half Past
Dead etc.. ER ist in Gedanken. SIE
lutscht einen Lolli. Dann erhebt sich
der Alte und schmeißt die Anlage
an. Brennende Autos, Faustschläge,
ein abstürzender Helicopter. Die
beiden schauen zufrieden aus. Endlich abschalten.
+++
Ein Promoter spricht es aus: ,,Wir
wollen euch entertainen!“ Um die
Ecke befindet sich ein Buch, das
über einen Projektor angestrahlt
wird. Aufgeblättert fordert es auf zum
Umblättern. Dann erscheint plötzlich
das eigene Gesicht auf der Seite.
Selbstfindung mit Sony.
+++
Immer noch bei Sony. Wohnzimmer-
Idylle inmitten einer Traube aus Menschen und Kameras. The „sony
family affairs“ presents a liveact on
stage. Gepriesen wird der neueste
Laptop, benannt nach seinem Urahn:
Z1. Ob Konrad Zuse sich darüber
freuen würde? ,,Albern, scheiße,
alles Show!“ Das der Kommentar von
vier Schülern aus Düsseldorf.
+++
Werbeführung im Pavillon von Samsung. Herr Karnatz ist umringt von
sieben Herren. Alle tragen Anhänger
von JVC um den Hals. Während
er argumentiert, klingelt zum dritten
Mal sein Handy, er muss unterbrechen. Und das innerhalb von zwei
Minuten.
+++
Man sitzt erwartungsvoll an Thomsons „Lyra-Dance-Floor“, der sich
aber als simple MP3-Station entpuppt. Ziemlich fummelig. Daneben
„The Thomson Lounge“: Choose your
video cocktail! :-)
+++
Bei Metz sitzt ein Pärchen eng
umschlungen auf dem knallroten
Sofa und sieht die neuesten
Kursverläufe auf einem
Flüssigkristallbildschirm. Flimmerfrei.
Börse zum Kuscheln.
+++
Eine tiefblaue Welt tut sich auf. Philips
entführt in ein Mee(h)r unbekannter
Arten und Formen. Christian, Schüler
aus Oranienburg, 17 Jahre, will zu
neuen Ufern und die neueste Technik
hautnah erleben. ,,Ich bin Gaffer,
kein Käufer.“ Die Spielecke hat er
gemieden.
+++
,,Mein Videoschnittsystem läuft
nicht...und das soll jetzt fünf vor
Sechs zum Laufen gebracht
werden...“ Der Herr, Ende 60, in der
blassgrünen Jacke sitzt draußen vorm
Eingang 23 und isst mit sorgenvoller
Miene sein Eis. Erdbeer und Orange.
Er habe diesem Holländer die Pinnackle-Software installiert, doch die
sei anscheinend fehlerhaft. Hinter
uns fallen die Eicheln ins Laub. ,,Ich
bin voll digitalisiert, mit Laptop und
Handy...“, outet sich der geborene
Berliner, ,,bloß wenn`s nicht funktioniert?!?“. Sein Mund ist vom Eis ganz
verschmiert.
+++
Draußen im IFA-Sommergarten.
Sommer? Doch die Leute drängen
sich um die Imbissbuden, die um
die Wiese herum gruppiert sind. Die
Chinapfanne kostet heute fünf Euro.
,,Scharf, schärfer, digital“ steht auf
einem orangefarbenen Wagen. Ein
Luftballon steigt auf. Lässt Bühne und
Messe hinter sich. Ist jetzt nur noch
ein schwarzer Punkt am wolkenverhangenen Himmel. Ein Pixel am Berliner Sky.
ausgepresst 11
Zeitung zur Internationalen Funkausstellung
29. August bis 3. September 2003, Berlin
tops und flops der ifa
Top
Rote Haare - immer ein Hingucker, nicht nur bei
Miss IFA +++ Werbegeschenke abgreifen - Geiz ist
und bleibt geil +++ 40 Jahre Mainzelmännchen Kult. Ein Lückenfüller wird zum Straßenfeger +++
Maischberger-Taschen - wer keine hat, ist wahrscheinlich über den Zaun geklettert +++ Kamerakran weil er auf der IFA-Night in jeden Winkel der Menge
vorgedrungen ist und so jeder seine 5 Minuten Ruhm
bekommen hat +++ Sitz-Ecken und Massagestühle um sich von der Last der Werbegeschenke zu erholen
+++
Verteilersteckdosen- und Kabel-Stand - schon mutig
unter dem Motto „Lust auf Neues“ Produkte zu
präsentieren, die jeder Besucher schon zu Hause hat
Flop
Blaue Plastikdecken beim Casino - sind wie weiße,
hochgezogene Tennissocken in Sandalen zu Bermudashorts +++ Überfüllte Busse - Stress in der IFAKonserve +++ Moderator der IFA-Night - ohne
Worte +++ Sicherheitspersonal - harte Schale, gar
kein Kern +++
Pfützen im Sommergarten - mit nassen Schuhen lässt
sich nicht mehr so gut Party machen +++ Flachbildschirm - flach, flacher, „Schatz, ich hab den Flachbildschirm zerbrochen“ +++ Verteilersteckdosen- und
Kabel-Stand - was man im Wohnzimmer hinterm
Schrank versteckt, sollte man auf einer Messe nicht
ausstellen
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ
politikorange-Redakteur Steve Plesker sprach mit Reinhard Karger M.A.
vom German Research Center for Artificial Intelligence.
Was ist künstliche Intelligenz und
welche Einsatzgebiete hat sie?
Bei der künstlichen Intelligenzforschung geht es um Wissensverarbeitung. Wissensverarbeitung meint
z.B., dass der Computer menschliche
Sprache verstehen kann, er soll sie
erkennen können. Das ist der Prozess
der Spracherkennung, d.h. man
spricht etwas in ein Mikrofon und die
Schrift erscheint auf dem Bildschirm.
Man möchte aber auch, dass die
Inhalte und Kontext des Gesprochenen verstanden werden und zwar so,
wie sie gemeint sind. Im Weiteren
befasst sich die Künstliche Intelligenz
mit der maschinellen Übersetzung
kompletter Texte. Es geht auch um
die Sprachsynthese, d.h. dass man
Sprache erklingen lassen kann.
Seit wann gibt es Forschung zur
künstlichen Intelligenz und wie ist der
momentane Stand der Forschung?
Forschungen zum Thema künstliche Intelligenz gibt es etwa seit den
50er Jahren. Nach dem momentanen
Stand der Forschung sind wir nicht
in der Lage, den Computer zu einer
intellektuell überlegenen Maschine zu
machen: Zum einen hat man dazu gar
nicht die technische Möglichkeiten,
zum anderen ist dies auch gar nicht
sinnvoll für den Menschen, für den
diese Technik ja nur als Assistenz
gedacht ist.
Die Spracherkennung ist nur eines
von vielen Zielen und Probleme wie
das Dolmetschen sind noch lange
nicht gelöst. Die Maschinen sind
zwar gut, aber sie sind nicht perfekt.
Man könnte sich z.B. auch ein allgemeines Telefon-Informationssystem vorstellen. Nun ruft jemand
dort an und möchte wissen, was an
diesem Abend im Fernsehen läuft.
Anhand der Stimme interpretiert
eine künstliche Intelligenz wie alt
der Anrufer ist und empfiehlt z.B.
einem Kind eine Kindersendung um
18:30 Uhr. Es liegt also nicht alles
nur in den Wörtern, sondern in der
Interpretation vieler verschiedener
Informationen.
Wie sehen ihre Prognosen für die
nächsten Jahre aus?
Ergebnisse aus der künstlichen
Intelligenz Forschung werden so
alltäglich sein wie Coca Cola. Geräte
sollen bei der Bedienung intelligent
auf den Benutzer eingehen und ihm
die Arbeit erleichtern. Ich hoffe,
dass wir in 10 Jahren TelefonDialog-Systeme haben werden, die
dem Benutzer in allen erdenklichen
Themenbereichen Informationen
und Servicedienstleistungen bieten
können. Ich sehe, dass die Entwicklung in diese Richtung geht. Momentan arbeitet man an der Informationseinspeisung in solch ein System.
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12 quietschorange
DURCHGESTYLT IN FARBE
Wirtschaftskrise hin oder her - auf der IFA investieren die „Big Player“ der
Branche kräftig in einen Auftritt, der auffallen soll. Die Messestände sind sehr
aufwendig gestaltet, die Designer durften sich ausleben. Natürlich nie, ohne
Image und Zielgruppe aus den Augen zu verlieren.
Von Sebastian Erb und Lukas Bischofberger
Bei Sony taucht die Barbie-Puppe im Aquarium. Zielgruppe sind jedoch
keineswegs nur Kinder. Alle sind angesprochen von den Pastell-Farbtönen,
dem flauschigem Teppichboden und den leuchtenden Glasballons. „Wir
haben alles von Sony, wir lieben Sony“, erzählt stolz eine Besucherin.
Auch der Messestand gefällt ihr sehr gut, „weil hier alles so offen ist“.
Da empfindet sie genau das, was Projekt-Manager Mario Eppich bei
der Planung im Sinn hatte: „Die Besucher sollen Bewegungsfreiheit
haben und so an die Produkte von
Sony herangeführt werden“. In der
Mitte der hellen Halle spielen aufgestylte Jungschauspieler eine KurzSeifenoper im Akkord. Klar, dass in
den „Sony Family Affairs“ vor allem
Sony Produkte im Mittelpunkt stehen.
Trotz des jungen Konzepts sind vor
allem Besucher über 40 am Stand
anzutreffen. Sie wirken sehr interessiert vor allem an Digitalkameras
und lassen sich von einem der
186 „Produktberater“ gerne die
Vorzüge der Sony-Produkte erklären.
„Herzlich willkommen bei Sony“
- vor allem die älteren Besucher
freuen sich über die Begrüßung und
nehmen den Standplan gerne mit.
Anzeige
„Was ist hier los?“ fragt
die Telekom („T-Com“,
„T-Online“, „T-Mobile“) in
großen Lettern. Gute Frage.
Im Grunde eine wilde
Mischung zwischen Businesslook und Kindergarten. Die
Bonner lieben es bunt und
durcheinander. Über ihren
Farbgeschmack kann man
streiten. An das kräftige
Magenta haben wir uns
schon gewöhnt, in Kombination mit knallgrünen Polo-Shirts
ist es aber eher eine Qual für die Augen als ein ansprechendes Bild. Die Zukunft der Kommunikation ist in jedem
Fall kabellos und der Telekom-Stand strotzt vor den unterschiedlichsten Formen in Kunststoff, Metall und Holzimitat. In
der Halle wird laute Musik gespielt, dazu hüpfen maskierte
Sänger, die ein wenig an die Teletubbies erinnern, auf der
kreisrunden Bühne umher. Einen älteren Mann stört dass
nicht. Er versucht sich an der Bedienung eines der neuen
Handys. Aber vor allem Teenager fühlen sich vom Stand
angezogen. Sie wollen alles wissen über UMTS & Co. und
fahren mit schicken Rennwagen um die virtuelle Wette.
ausgepresst 13
Zeitung zur Internationalen Funkausstellung
29. August bis 3. September 2003, Berlin
HOMO TECHNICUS
Fortsetzung von Seite 1
Genau dieses Prinzip hat sich längst vom virtuellen
Kosmos in den ganz reellen übertragen. Auch
jenseits der binären Benutzeroberfläche erledigen
wir immer mehr Dinge zur gleichen Zeit. Weil
Zeit Geld ist und darum gespart werden muss.
Leistung heißt, möglichst viele Aufgaben pro
Zeiteinheit zu bewältigen. Und nur wer Leistung
bringt, hat Erfolg. Unsere Reaktion auf dieses
Gebot: Die Aufgaben zeitgleich abarbeiten. Also
arbeiten wir im Zug, telefonieren geschäftlich im
Auto und lassen uns unterwegs die neuesten Infos
per SMS zuschicken. Während wir telefonieren,
surfen wir im Internet und werfen hin und wieder
einen Blick auf den Fernseher. Wir möchten
überall eingeloggt sein, ohne den Überblick zu
verlieren.
Trendforscher sehen darin einen neuen Menschentypen und haben ihm auch gleich einen
Namen gegeben: Den Simultanten. Simultan
agieren heißt, mehrere Dinge gleichzeitig zu
tun und zur selben Zeit auf mehreren Kanälen
zu kommunizieren. Damit verbunden ist eine
neue Art, die Welt wahrzunehmen: Da unser
Bewusstsein zwar mehrere Sinneseindrücke
kombinieren kann - Schall und Licht beispielsweise
- wir aber nur ein begrenztes Aufnahmevermögen
vor allem auf einem Kanal haben, zerstückelt
sich unsere Wahrnehmung in viele kleine Blöcke.
Unsere Aufmerksamkeit wird immer kleinteiliger
und kurzfristiger verteilt auf eine größere Zahl
von verschiedenen Informationen. Diese parallel
zu verarbeiten, muss erst gelernt sein. Und es ist
anstrengend. Wer sich zu viel zumutet, erlebt den
„Information overkill“ - Streß und burn out sind
die Konsequenzen.
Dadurch verändert sie unser Verhalten, unsere
Art, miteinander zu kommunizieren und unsere
sozialen Beziehungen. Einerseits kommt man
schneller, problemloser und komfortabler miteinander in Kontakt, kann Informationen und
Erfahrungen schneller austauschen und sich flexibel verabreden. Andererseits ändern sich unsere
sozialen Beziehungen dadurch ganz entscheidend:
Sie werden fragmentierter, schnelllebiger, spontaner. Wir unterbrechen ganz selbstverständlich
gute Gespräche mit Freunden, wenn das Handy
klingelt. Und unterhalten uns erst einmal mit
anderen Menschen über andere Dinge. Dass
das eigentlich unhöflich ist und obendrein die
Atmosphäre zerstört, ist uns gar nicht mehr
bewusst. Denn wir sind Simultanten geworden,
die auf jeden neuen Reiz anspringen, ohne den
alten verarbeitet zu haben.
Das technische Aufrüsten des Privaten ist mit
großen Chancen verbunden: Wir sind freier,
flexibler, mobiler und eigenständiger. Wir binden
uns aber auch mehr und mehr an die Technik und
machen uns von ihr abhängig. Wir müssen nicht
nur wissen, wie man Technik benutzt. Wir müssen
auch lernen, dass es sinnvoll ist, sie bisweilen
nicht zu nutzen.
Andreas Menn
DDR FÜR 58-JÄHRIGE
Walter Kehr, Pressesprecher des ZDF erzählt im Gespräch mit den politikorangeRedakteuren Steve Plesker und Patrick Krienke, warum man mit dem Zweiten
besser sieht.
Welchen Stellenwert hat die
IFA für Sie, als Bindeglied zum
Zuschauer?
Die IFA war und ist die größte
Messe der Branche, sie ist ein
Marktplatz für alle Unterhaltungsanbieter. Viel wichtiger
ist uns, dass wir hier mit
den Zuschauern ins Gespräch
kommen. Wir sind sehr nah am
Zuschauer und der Zuschauer
selbst hat die Möglichkeit Fernsehen hautnah zu erleben einschließlich der Tuchfühlung
zwischen Moderatoren und den
Konsumenten.
Welche Aktionen haben sie auf
der IFA geplant?
Wir haben die spezielle Situation, dass das ZDF 40 Jahre alt
wird und da Retro in TV, Musik
und Literatur ohnehin angesagt
ist, schauen wir zurück auf vier
Jahrzehnte deutsche Fernsehund ZDF Geschichte. Wir holen
die großen Momente der 40
Jahre Fernsehgeschichte noch
einmal zurück auf den Bildschirm. Schließlich hatten wir
auch noch einen Weltrekordversuch im Massentrommeln, um
die Leute gut zu unterhalten.
Das Thema ist Retrospektive, wir
versuchen aber auch auf der IFA
neue Formate auszuprobieren.
Der durchschnittliche ZDF Zuschauer ist 58 Jahre alt. Wie
will das ZDF jüngere Zielgruppen
ansprechen?
Das ZDF hat einen Programmauftrag, für den es
Gebühren erhält. Wir haben
somit ein Programm für alle
zu machen und haben daher
keine spezifische Zielgruppe.
Im übrigen sind die unter 20
- jährigen in Deutschland nur
eine verschwindend geringe
Minderheit. Sogar, wenn ich
Programm für unter 50 - jährige
mache, spreche ich damit de
facto nur eine Minderheit
der Bevölkerung an und das
kann für ein öffentlich - rechtliches Medienunternehmen nicht
gelten.
Wie passt ein Format wie eine
DDR-Show zum Bildungsauftrag
des ZDF?
Der Auftrag des ZDF ruht
auf drei Säulen: Information,
Bildung und Unterhaltung. Wir
haben den höchsten Informati-
onsanteil aller Sender und unser
Bildungsbereich macht sich
hier nicht an Minuten, sondern
an hunderten von Stunden an
Sendungen fest, wogegen die
öffentliche Diskussion über 90
Minuten Programm geradezu
lächerlich anmutet. Eine solche
Show ist zur Unterhaltung und
nicht zur Aufarbeitung gedacht.
Alle bisherigen Retro - Shows
waren ausschließlich „Westalgie“. In keiner Doku über Hippies, Rock oder die 68er wurde
die DDR auch nur erwähnt.
Biedert sich das ZDF damit nicht
zu sehr an die Privaten und ihrer
Oberflächlichkeit an?
Nein, überhaupt nicht. Die
Bürger der DDR haben sich im
ZDF über die BRD informiert,
wie nirgendwo sonst. Das man
im Rahmen solch einer Show die
DDR anhand oberflächlicher
Dinge wie z.B. Marken oder
Musik festmacht ist klar und hat
überhaupt nichts mit dem Bildungsauftrag zu tun. Sie ist lediglich kleine Facette im Gesamtprogramm, kaum ein nennenswerter Teil unseres Showprogramms.
fruchtfleisch
Nicht nur technik-verrückte Freaks schieben sich
durch die Hallen der Internationalen Funkausstellung. Manchen Zeitgenossen geht die Technik sogar total am Arsch vorbei.
Zwischen prall gefüllten
Tüten mit Werbegeschenken
sitzen Guya und Yasmin
(beide 17). „Das Tollste an
der IFA sind die Gratissachen, die man an jeder
Ecke bekommt“, freuen sie
sich. Auch für das Ausprobieren von Digitalkameras
und MP3-Playern nehmen
sie sich Zeit. „Manche Firmen haben sich mit
ihren Hallen viel Mühe gegeben. Besonders die
bunten Stände von Daewoo und T-Online sehen
echt gut aus!“
„Endlich habe ich mal Zeit für einen Rundgang“,
erzählt Christian (31), der als Projektentwickler
auf der Messe schwer zu tun hat. Dass er das
letzte Mal die IFA besucht hat, ist
schon einige Jahre her. „Kleiner und
unspektakulärer ist sie seitdem geworden. Es werden viel weniger Shows
geboten als früher. Auch die Promis
fehlen.“ Wirkliche Neuheiten habe er
als Technik-Experte auf der IFA vergeblich gesucht.
„Früher wurde hier mehr fürs Publikum geboten“, sagt Brigitte (64).
Heute sei die IFA mehr etwas für Technikfreaks.
Für moderne Technik kann sie sich allerdings
schon erwärmen, zumindest was die neuen
flachen Fernseher angeht. Obwohl sie schon
lange unterwegs ist, zeigt sie noch
keine Ermüdungserscheinungen. „Der
Massagesessel wirkt wahre Wunder“,
verrät sie ihr Geheimrezept.
Die hübschen Hostessen haben es
dem Hertha-Spieler Andreas Neuendorf (28), der sich uns gegenüber
als „Phillipp Marx“ ausgab, schwer
angetan. Stolz berichtet er von seinen
Flirt-Erfolgen. Besonders empfehlen
kann er die Mädels vom Fujitsu-Siemens-Stand:
„Die Weiber sind erste Sahne“. Technik interessiert ihn - abgesehen von der richtigen Baggertechnik - überhaupt nicht.
Mit Familie ist Gerd (51) unterwegs.
Trotzdem hat er eine Fernsehkamera
auf der Schulter. „Ich arbeite als freier
Mitarbeiter für RTL - hier kann ich das
ganz gut mit dem Familienausflug
verbinden“, erklärt er. „Wenn Papa auf
der Jagd nach den besten Bildern
ist, wird es oft ganz schön stressig“,
beschweren sich seine beiden Kinder.
Doch heute hat sich das Schleppen
der schweren Ausrüstung gelohnt:
„Nach einem Treffen mit Superstar Alexander
konnten wir einen Totalausfall in der TelekomHalle drehen.“ In der protzigen Einrichtung
stecke zwar viel Technik, doch wenig funktioniere.
„Ich arbeite auf der IFA“, sagt
Anneke (18) mit einem Grinsen im
Gesicht. Aber was sie erzählt, will so
gar nicht nach harter Arbeit klingen:
Für Sennheiser spielt sie den
Taktik-Shooter „Counterstrike“. Den
ganzen Tag. „Zusammen mit zwei
Freundinnen kämpfen wir als Clan
gegen Messebesucher.“ Gewinnen
die, bekommen Sie einen Kopfhörer geschenkt.
Das kommt allerdings äußerst selten vor. „Für
Jungs ist es immer super erniedrigend, wenn wir
sie platt machen“, freut sie sich.
Stimmen gesammelt von Lukas Bischofberger
und Christoph Naumann
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im März 2002 werden wohl niemals in Vergessenheit geraten. Weil
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Das nicht, aber weil 20 junge
Medienmacher aus ganz Deutschland aus der Idee, einer begleitenden Zeitung zur Veranstaltung,
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Die Zeitung zur Internationalen Funkausstellung ist ein Projekt des
bundesweiten Netzwerkes „politikorange“. Die namentlich gekennzeichneten Beiträge spiegeln nicht unbedingt die Meinung der
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Patrick Krienke (Berlin), Andreas Menn (Köln), Michael Metzger
(Würzburg), Guido Müller (Berlin), Christoph Naumann (Hammelburg), Jan-Henning Niediek (Bonn), Sebastian Olényi (Hamburg),
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konzentrat 15
Zeitung zur Internationalen Funkausstellung
29. August bis 3. September 2003, Berlin
FERNSEHEN WIRD
SCHLAUER
Die digitale Zukunft macht das Fernsehen neu - wird die
IFA 2003 der Motor dafür? Von Sebastian Erb
Die Privaten sind dieses Mal nicht da,
die Öffentlich-Rechtlichen fahren ihr
gesamtes Geschütz auf - Fernsehen spielt
eine große Rolle auf der IFA. Bei vielen
Live-Übertragungen und Aufzeichnungen
bekommen die Besucher hautnah mit,
wie Fernsehen wirklich gemacht mit. Im
informativen Mittelpunkt steht die Zukunft
des Fernsehens. Die digitale Zukunft, die
bereits begonnen hat und nun zum Sturm
auf die Wohnzimmer bläst.
In Berlin und Brandenburg wird seit
einem Monat über Antenne nur noch
digitales Fernsehen ausgestrahlt. Was
bisher nur per Satellitenschüssel oder
Kabelanschluss möglich war, funktioniert
jetzt unter dem Namen „Digital Video
Broadcasting - Terrestrial“ (DVB-T). Eingesetzt wird eine ganz normale Antenne in
Kombination mit einer speziellen „Set-TopBox“, welche ab einhundert Euro zu bekommen ist. Eine bessere Übertragungsqualität
und eine größere Programmvielfalt werden
geboten. Fernsehen wird mobil, es wird
überall digital empfangen
und eine gewöhnliche Stabantenne genügt.
ARD und ZDF haben sich auf die neuen
Möglichkeiten schon eingestellt. Beide
Sender arbeiten bereits seit 1997 an einer
digitalen Programmfamilie und bauen
diese immer weiter aus. Der digitale Fernsehzuschauer bekommt mehr geboten als
sein analoger Nachbar. „ZDF Vision“
und „ARD Digital“ bieten zusätzlich
zu allen auch analog zu empfangenden
Programm extra Kanäle für Information,
Dokumentation und Kultur.
Digitales Fernsehen kann aber noch viel
mehr. Der von einer großen Zahl an Firmen
getragene offene Standard „Multimedia
Home Platform“ (MHP) dient als Basis für
multimediale Fernsehanwendungen. Ob die
Zuschauer nun Hintergrundinformationen
wünschen, Tickets kaufen wollen oder selbst
von zu Hause aus bei einer Spielshow teilnehmen wollen - MHP macht‘s möglich.
Die erforderliche technische Grundlage
existiert schon länger. Das Problem bisher
glich einem Teufelskreis. Die Industrie
wollte keine Geräte bauen, für die es keine
digitalen Anwendungen gibt. Die Fernsehsender ihrerseits hatten wenig Interesse
innovative Programme zu entwickeln,
für die keine Geräte zur Verfügung
stehen. Somit konnte bisher kaum einer von
den neuen Möglichkeiten profitieren.
Schließlich begannen beide Seiten miteinander zu reden und nun scheint der Weg frei
für einen gemeinsamen Weg in Richtung
Zukunft. Anja Eickholt von ARD Digital
geht davon aus, „dass mit der IFA die
Geräte auf den Markt kommen werden“.
Andrea Windisch, Redaktionsleiterin bei
ZDF Vision, ist sich sicher, dass sich
der „große Durchbruch von MHP“ nach
der IFA zeigen wird. Myriam Hoffmann,
Pressesprecherin von Sony Deutschland,
kann hier ein positives Signal vermelden.
Zur Zeit sei der Markt zwar noch sehr
klein, bis Ende 2004 aber sollen 180.000
MHP-fähige Geräte in den deutschen
Wohnzimmern stehen, ob nun im Fernseher
integriert oder als externer Decoder. Wie
es die Vergangenheit lehrte werde dann die
Verbreitung der Technologie wohl immer
schneller zunehmen. Vorausgesetzt MHP
bleibt auch in Zukunft Standard. Darauf
setzen alle Beteiligten.
Eines scheint klar: Das digitale Fernsehen
wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit
bald weit verbreiten.Was für ein Fernsehen
aber werden wir in 25 Jahren haben? Riesige
Projektionswände oder 3D-Bildschirme?
Eine ungeahnt interaktive Synthese von
Fernsehen und Internet? Genau kann
das heute keiner sagen. René Stolp vom
Fraunhofer Institut ist sich nur bei einem
sicher: „Das Fernsehen in Zukunft wird
total anders aussehen als heute“
mitmachen!
YOUTH MEDIA CONVENTION 2003 - IM SELBEN BOOT
28. bis 30. September auf der Fähre zwischen Kiel und Oslo
Pressefreiheit, Pressekodex, „embedded journalism“ – darüber diskutieren 150 Nachwuchsjournalisten aus
ganz Europa auf der Youth Media
Convention vom 28. bis zum 30.
September. Wer ist noch dabei?
Referenten von den Vereinten Nationen, UNICEF, der EU-Kommission
und natürlich Verlagsmanager und
Journalisten. Wo? Auf einer Fähre
von Kiel nach Oslo. Warum? Damit
Qualität in den Medien auch in
Zukunft nicht völlig absäuft.
Mehr Infos unter
www.youthmediaconvention.de
BERLINER MEDIENDEMOKRATIE - ALLES NUR FASSADE?
Medienseminar vom 13. bis 17. Oktober 2003 im Deutschen Bundestag
Medien und Demokratie - Mediendemokratie? Wie arbeiten Politiker
mit Journalisten zusammen? Fragen,
auf die ihr als junge Redakteure Antworten findet. In Kooperation mit
dem Deutschen Bundestag und der
Bundeszentrale für politische Bildung
lädt die Jugendpresse Deutschland
euch vom 13. bis 17. Oktober ein,
hinter die Fassaden des Bundestages
zu schauen, mit den Augen eines
Berichterstatters, aber auch an der
Seite eurer Bundestagsabgeordneten. Du wirst deinen Bundestagsabgeordneten treffen, Parlamentsredaktionen besuchen, mit Hauptstadtjournalisten sprechen und an einer
Plenarsitzung teilnehmen und die
Chance haben, mit Spitzenpolitikern
zu diskutieren.
Bewirb dich mit einem Artikel von
maximal 5000 Zeichen zum Thema
„Mediendemokratie“ und schicke ihn
bis spätestens zum 5. September
2003 an die Jugendpresse Deutschland, Perleberger Straße 31, 10559
Berlin. Es kann ein Artikel aus deiner
Schülerzeitung oder deinem OnlinePortal, aber auch ein Radio- oder
Fernsehbeitrag sein. Der Beitrag
kann auch extra für die Bewerbung
verfasst und noch nicht veröffentlicht
sein. Wenn du zwischen 16 und
20 Jahren alt bist und an Medien
und Politik interessiert, dann bist du
genau richtig. Du wirst während der
Woche genug Gelegenheit haben,
aktiv zu werden, denn am Ende des
Seminars entsteht eine dokumentierende Zeitung „politikorange“.
SÄCHSISCHE JUGENDMEDIENTAGE - HINGEHÖRT!
24. bis 26. Oktober 2003 im Sächsischen Landtag in Dresden
Sie sind das Forum für Nachwuchsjournalisten in Sachsen: Die
Sächsischen Jugendmedientage vom
24. bis 26. Oktober 2003 im
Dresdner Landtag bringen 300
junge Medienmacher mit gestandenen Profijournalisten ins Gespräch.
Veranstalter sind die Jugendzeitschrift SPIESSER, der Sächsische
Landtag und die TU Dresden. Referenten u.a. des Radiosenders „Fritz“,
des ZDF, der „taz“, des Nachrichtenmagazins „Focus“, der Sächsischen
Zeitung und des MDR sind mit
dabei. In der Podiumsdiskussion am
Sonntag Vormittag diskutieren im
Plenarsaal des Landtages die Programmchefs sächsischer Jugendradios (MDR Jump, Energy, mephisto)
mit den Jugendredakteuren - das
Thema: „Hingehört! Jugendradio in
Sachsen“. Mit 30 Euro ist man bei
den Sächsischen Jugendmedientagen 2003 in Dresden dabei. Infos
und Anmeldung: Jugendbildungsverein Sachsen e.V., Sächsische
Jugendmedientage 2003, Postfach
210 220, 01263 Dresden, Fax 0351
/ 315 40 40, Tel. 0351 / 315 40 37.
Infos auch im Netz: www.sjmt.net.
KONGRESS, DER WISSEN SCHAFFT
Jugendmedienkongress, 7. bis 9. November im ScienceCenter Bremen
Schaden genmanipulierte Tomaten
auf dem Pausenbrot? Hilft das neue
Medikament deinem zuckerkranken
Klassenkameraden? Wie gefährlich
ist denn Sportunterricht bei 35
Grad Hitze? Jeden Tag gewinnt
die Wissenschaft neue Erkenntnisse.
Die Zusammenhänge veröffentlichen
Fachzeitschriften häufig in einer
Sprache, die nur Wissenschaftler verstehen – und manchmal nicht einmal
die. Journalisten und Wissenschaftler
reden zu wenig miteinander. Deshalb können 150 Nachwuchsjournalisten vom 7. bis zum 9. November
in Bremen mit Wissenschaftlern diskutieren – und ihr Wissen aufpolieren. In Workshops können sie üben,
ganz einfach über hoch komplexe
Themen zu schreiben. Anmeldung
bei bei der Jungen Presse Niedersachsen: Borriesstraße 28, 30519
Hannover, Tel. 0511/830929,
[email protected].
16 quietschorange
politik orange
FINGER WEG!
Die Asiatin - für Traditionsbewusste
Sie trägt ein traditinell chinsisches Kleid
in rot. Trotz der intensiven Farbe wirkt
sie schüchtern. Kompetenz wird
dennoch groß geschrieben.
Die Elegante - für Luxus-Kunden
Sie trägt ein beiges Kleid, welches
firgurbetont geschnitten ist. Die blonden
Haare trägt sie halboffen, dabei wirkt sie
selbstbewusst und offen, jedoch
nicht zu aufdringlich.
Die Businessfrau - für
Geschäftstüchtige
Mit weißer Bluse und
schwarzem Rock zeigt sie
funktionalen Chic. Adrett
und trotzdem nicht kühl
wirkt sie seriös und
zielbewusst.
Die Sportliche - für Innovative
Sie trägt eine schwarze Jogginghose, dazu ein Sporttrikot. In
lässiger Pose vermittelt sie ein
sportliches, junges und
dynamisches Image.
BITS, BYTES UND BIKINIS
Sexy Frauen im Bikini, unten wenig, oben wenig und in der Mitte gar nichts, dazwischen ein Hauch von Technik. Die Sorgen vieler Menschen, die Welt
würde vor lauter Bits und Bytes kalt und steril werden, scheint auf der IFA 2003 widerlegt. Von Anne Wendt, Michael Metzger und Leila Broich
Inzwischen ist Technik schon so alltäglich
geworden, dass die Werbemacher auf
verschärfte Mittel zurückgreifen. Und auch
für die bunte Welt der High Tech-Produkte
gilt nun: Sex sells!
Die Frau mit der blonden Trendfrisur
ist nackt. Nur ihre Brüste sind durch ein
sie umwickelndes, herausgerissenes Kabel
verdeckt. Der Bereich zwischen ihren Beinen
ist versteckt unter einem wireless mp3-Player.
Wireless ist in. „Cut the cable!“ steht deshalb
neben der Blondine auf der neuesten DIN
A4-Werbeanzeige der Firma „Naf naf“. Die
Hüllenlose bleibt im Gedächtnis - wofür sie
wirbt, ist schnell vergessen. Egal. Hauptsache
nackte Haut. Sex sells.
Die Konkurrenz steht da nicht gerne
hinten an. Über Daewoo-Flachbildschirme
darf sich eine nackte Frau beugen - lasziver
Blick inclusive. Auch die guten alten
Netzstrumpfhosen dürfen nicht fehlen,
dafür hat Samsung schon gesorgt. Auf der
Messe selbst laufen hauptsächlich Besucher
männlichen Geschlechts herum. Dafür sind
die Zeitungsanzeigen der Aussteller von
weiblichen Formen geradezu überbevölkert.
Zufall?
„Werbung besteht aus vier Stufen.
Attraction, Interest, Desire und Sale“,
erläutert Martin Lichtenthäler, Pressesprecher
der deutschen Telekom. Die Funktion der
ersten Stufe erfüllen oft kurze Röcke und
tiefe Ausschnitte. Das bedeute jedoch
nicht, so Lichtenthäler weiter, dass das
Aussehen der Frau, die für ein Produkt
abgelichtet wird, wichtiger werde als die
Produktqualität. „Durch das Bild wird nur die
erste Aufmerksamkeit des Kunden geweckt.
Dann erst entscheidet er, sich näher mit der
Anzeige zu beschäftigen.“
Damit scheint Lichtenthäler Recht zu
behalten: „Die Werbeanzeige ist auf jeden Fall
ein Hingucker“, findet auch Messebesucher
Florian Müller. „Wem sie beim ersten Mal
noch nicht auffällt, dem sticht sie spätestens
beim zweiten Mal wegen der nackten Frau
ins Auge“. Und beim dritten Mal lese man
den Rest. Für den 24-Jährigen aus Coburg
wäre es allerdings genau so interessant,
wenn sie „originelle“ Kleidung an hätte.
Auch Messebesucher Alexander Kossmann,
28 aus Berlin glaubt, dass freizügige
Werbung Männer besonders auf das Produkt
aufmerksam mache. Informieren würde
Werbung ohnehin schon lange nicht mehr.
Schnell fügt er hinzu: „Mich selbst spricht
das aber gar nicht an.“
Nicht einmal Frauen stören sich an
der sexistischen Aufmachung vieler
Werbeanzeigen. „Ich finde, es macht keinen
Unterschied, ob da jetzt eine nackte Frau
oder ein nackter Mann abgebildet ist“, findet
Bettina Hofmann. Die 27jährige Berlinerin
findet die Aufteilung der Seite viel wichtiger:
„Die Anzeige ist doch gelungen - hier unten
der kleine mp3-Player, und rechts das große
Bildmotiv. Das passt einfach.“
Und nicht nur auf dem Papier, sondern
auch in natura sind die Frauen immer
spärlicher bekleidet. „Ich bekomme natürlich
viele Komplimente hier“, freut sich
Promoterin und Gogo-Girl Caroline
Birbaumer. Die 20jährige Östereicherin
trägt einen knappen, blauen Minirock und
hohe schwarze Lederstiefel im Lara Croft
Look. „Wir müssen mit unserer Kleidung
aus der Masse herausstechen, um Kunden
anzulocken.“
Trotzdem, findet Birbaumer, sollte das
Geschlechterverhältnis ausgeglichener sein:
„Ab und zu mal ein gut gebauter Typ wäre
auch nicht schlecht!“ Doch mit dieser
Forderung steht Bierbaumer ziemlich alleine
da. „Die Männer sind die Hauptzielgruppe“,
stellt Messebesucher Florian Müller knallhart
fest. „Frauen interessieren sich eben nicht
für Technik.“
Vor 20 Jahren zierte in jeder Autowerbung
eine leicht bekleidete Frau die Kühlerhaube,
auf der diesjährigen IFA kommt keine
Digitalkamera ohne zugehörige GogoTänzerin aus. „Die Lust am Neuen“ lautet
das Motto der IFA 2003. Neue Technik gibt
es wenig. Trotzdem kommt die Lust nicht
zu kurz - vor allem bei den männlichen
Messebesuchern.