Baustein 6
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Baustein 6
B A U S T E I N 6 6 DER HANDEL DER ZUKUNFT – TRENDS UND GEN HERAUSFORDERUN HANDEL IN ÖSTERREICH 123 BAUSTEIN 6 DER HANDEL DER ZUKUNFT – TRENDS UND HERAUSFORDERUNGEN Inhaltsverzeichnis 6 124 Der Handel der Zukunft – Trends und Herausforderungen 6.1 Überblick: Entwicklungen im Konsumentenverhalten 125 6.2 Überblick: Aktuelle Entwicklungen der Handelslandschaft 129 6.3 Was bekommt man wo? – Sortimentsvermischung und -verbreiterung 132 6.4 Abenteuer Einkaufen – neue Konzepte machen das Einkaufen noch interessanter und spannender 135 6.5 Wohlfühlen rundherum – Megatrend Wellness und seine Auswirkungen 138 6.6 Wohin zum Shoppen? – Einkaufszentren und Einkaufsstraßen 139 6.7 Sich verstärkt um besondere Zielgruppen bemühen: Das „50+“-Konzept etc. 141 6.8 Wirtschaftswelt Weltwirtschaft – der globalisierte Handel 144 6.9 Im Zentrum Europas – die EU-Erweiterung und der österreichische Handel 146 6.10 Im Web shoppen – grenzenlos global – Vorteile und Herausforderungen 147 Literaturverzeichnis 149 HANDEL IN ÖSTERREICH B A U S T E I N 6 6 DER HANDEL DER ZUKUNFT – TRENDS UND HERAUSFORDERUNGEN KAPITELÜBERSICHT ■ Entwicklungen im Konsumentenverhalten ! ■ Aktuelle Entwicklungen der Handelslandschaft ■ Was bekommt man wo? – Sortimentsvermischung und -verbreiterung ■ Abenteuer Einkaufen – neue Konzepte machen das Einkaufen noch interessanter und spannender ■ Wohlfühlen rundherum – Megatrend Wellness und seine Auswirkungen ■ Wohin zum Shoppen? – Einkaufszentren und Einkaufsstraßen ■ Sich verstärkt um besondere Zielgruppen bemühen: Das „50+“-Konzept etc. ■ Wirtschaftswelt Weltwirtschaft – der globalisierte Handel ■ Im Zentrum Europas – die EU- Erweiterung und der österreichische Handel ■ Im Web shoppen – grenzenlos global – Vorteile und Herausforderungen 6.1 Entwicklungen im Konsumentenverhalten Entwicklungen im Konsumentenverhalten Hybrides Verhalten (Luxus versus Bescheidenheit) Preisorientierung Convenience Wachsende Erlebnis- und Freizeitorientierung „Ewige Jugend“ Wellness „Cocooning“ Mass- Customization/ One-to-One-Marketing Abbildung 1: Entwicklungen im Konsumentenverhalten HANDEL IN ÖSTERREICH 125 Das Verhalten der Konsumenten unterliegt einem gravierenden Wandel, einem Wandel, der bereits seit Jahren beobachtet werden kann. Der Konsument kauft auf der einen Seite preisbewusst, auf der anderen Seite preisbereit, was man auch als hybrides bzw. multioptionales Verhalten bezeichnen kann.1 Der Lebensstil des Konsumenten wechselt dabei häufig zwischen den Polen Luxus und Bescheidenheit.2 Einen großen Trend im Konsumentenverhalten stellt die Preisorientierung dar. Aus Verbrauchern, die einst willig ohne langes Hinterfragen annahmen, was am Markt angeboten wurde, sind im Laufe der Zeit mündige Konsumenten geworden, die Handeln, Feilschen und Preisoptimieren nicht mehr länger verpönen.3 Getreu nach dem Motto „Wir kaufen, weil wir es können. Wenn du es kaufen kannst, kaufe es, und zwar zum günstigsten Preis!“ möchte der moderne Konsument zwar auf nichts verzichten, sucht aber clever nach dem günstigsten Preis.4 Die Preisorientierung der Konsumenten ist einerseits ein Resultat von ökonomischen Zwängen, andererseits drückt sie ein sozial-psychologisch erklärbares Phänomen aus: Der neue Konsument agiert als professioneller Einkäufer, als so genannter „Smart-Shopper“.5 Dieser ist ein preissensibler Kunde, welcher zudem clever und „gerissen“ ist, dh. er vergleicht und nutzt das beste Angebot.6 Der Smart Shopper stellt mit prognostizierten 50 % im Jahr 2010 die am stärksten wachsende Kundengruppe dar.7 Bedeutete früher die alte Schnäppchenjäger-Mentalität noch „Geld sparen = billig“, so hat sich das negativ behaftete Image des billigen Einkaufsverhaltens allmählich nach dem Motto „Geld sparen ist clever“ gewandelt.8 Darüber hinaus wurde der Trend „cheap“ nicht nur gesellschaftsfähig, vielmehr gilt er langsam als „chic“.9 Anders gesagt: War es dem Konsumenten früher peinlich mit einer Einkaufstasche eines Discountgeschäfts herumzulaufen, so schreibt man dem Konsumenten von heute, der Waren in einer Discount-Einkaufstasche transportiert, ein besonders schlaues bzw. „smartes“ Image zu. Der günstige Einkauf ist so ein Zeichen von Cleverness und bringt zudem noch Ansehen und Sozialprestige ein.10 Ein anderer Konsumententrend betrifft den Anspruch bzw. das Bedürfnis des Konsumenten nach Bequemlichkeit und Vereinfachung des Einkaufs. Es ist der Trend zu erhöhter Convenience, was aus dem Englischen übersetzt nichts anderes als Bequemlichkeit bedeutet. Der Wunsch des Konsumenten nach Bequemlichkeit kann dabei sehr verschiedene Sachverhalte umfassen, wie zB eine gute Erreichbarkeit der Einkaufsstätte, ein geringer Zeitbedarf für den Einkauf und Konsum oder Einkaufsmöglichkeiten ohne zeitliche Beschränkungen. Dementsprechende Produkte, welche diesen Bedürfnissen entsprechen, werden „Convenience goods“ – Güter, die ein Konsument möglichst bequem einkaufen möchte (zB problemlose Güter, Güter des täglichen Bedarfs, Massenwaren etc.) – genannt. Entsprechende Handelsbetriebe, die dem Konsumenten die gewünschte Bequemlichkeit und Zeitersparnis bieten wollen, sind unter dem Begriff „Convenience-Stores“ bzw. „Convenience-Shops“ besser bekannt.11 Diese „Convenience-Shops“ sind vor allem in Form von Tankstellen-Shops, Bahnhofsgeschäften, Bäckereien, Kiosken und speziellen Lebensmittelgeschäften bekannt und vereinen eine professionelle Nahversorgung mit zusätzlichen praktischen Dienstleistungsangeboten auf kleiner Fläche.12 1 Vgl. Foscht/Jungwirth/Schnedlitz 2000 und Schmalen 1999, S. 479 2 Vgl. Litzenroth 1997, S. 10 3 Vgl. Huber 2002, S. 129 4 Vgl. Bosshart 2004, S. 17 5 Vgl. Zentes/Swoboda 1998, S. 29 6 Vgl. Bosshart 1997, S. 31 7 Vgl. KPMG 2003, S. 60 8 Vgl. Eggert 1999, S. 205 9 Vgl. Bosshart 2004, S. 40 10 Vgl. Eggert 1999, S. 205 11 Vgl. Schuckel 1997, S. 87 12 Vgl. Maurer 2002, S. 72f und Eggert 1999b, S. 1074 126 HANDEL IN ÖSTERREICH B A U S T E I N 6 Faktoren, wie Zeitknappheit, eine veränderte Rolle der Frau, welche Familie und Karriere miteinander verbinden will und eine ansteigende Zahl männlicher „Haushalts-Einkäufer“ haben auch dazu beigetragen, eine Konsumentengeneration heranwachsen zu lassen, welche nicht mehr länger unbequeme, „un-conveniente“ Einkaufsstätten toleriert.13 Der subjektiv empfundene Zeitmangel entsteht dabei aus dem Wunsch des Konsumenten, in der ihm zur Verfügung stehenden Zeit so vielen Aktivitäten wie möglich nachzugehen, ohne dabei Verzicht üben zu müssen.14 Aus der heutigen Wohlstandsgesellschaft, welche durch hohen Lebensstandard, starke Informationsüberlastung, weitgehende Produkthomogenität und Marksättigung gekennzeichnet ist, resultiert der Trend zur wachsenden Erlebnisorientierung und Freizeitorientierung.15 Die Erlebnisorientierung des Konsumenten ist „sein Bedürfnis nach emotionaler Anregung, das sich im Suchen nach emotionalen Konsumerlebnissen niederschlägt“.16 So kann die Erlebnisorientierung des Verbrauchers auch als die während des Einkaufens subjektiv wahrgenommenen, tiefen, angenehmen Empfindungen, welche über den reinen Versorgungsaspekt mit Waren hinausgehen, und welche dazu führen, dass zusätzliche Bedürfnisse befriedigt werden, verstanden werden.17 In der heutigen Erlebnisgesellschaft muss Konsum Spaß machen. Nahm der Konsument in der Industriegesellschaft noch eine eher passive Rolle ein, so steigt in der Informationsökonomie die Bedeutung des Erlebnisses beim Kauf. Die Zukunft wird durch Inszenierung und Thematisierung geprägt. Die Erlebnis- bzw. Freizeitorientierung wirkt sich nicht nur auf die Urlaubs- und die Freizeitgestaltung der Menschen aus, sie verknüpft ebenso Einkaufen und Entertainment völlig neu. So erwartet der Verbraucher im Supermarkt heute Erlebnisse, wie zB beim Kauf exotischer Obstund Gemüseprodukte. Ein weiterer Konsumententrend nennt sich „Ewige Jugend“. Der Begriff des „Alterns“ muss neu interpretiert werden. Ein Beispiel für diesen Trend ist, dass Frauen erst über 30 oder sogar 40 Jahren zum ersten Mal heiraten oder in diesem Alter ihr erstes Kind bekommen. Es lässt sich die Tendenz zu einer Weigerung feststellen, sich an die traditionellen Altersgrenzen gebunden zu fühlen, sodass das dem Alter angemessene Verhalten nach unten korrigiert wird.18 Damit einhergehend ist auch der Wellness-Trend. Der Begriff Wellness (engl.: Wohlgefühl) steht für ein ganzheitliches Lebensstilkonzept, welches sowohl Gesundheit, Ernährung als auch Bewegung integriert, für Verbraucher, die mehr als nur Gesundheit wollen und daher auf Körper und Seele achten.19 Der Trend zu erhöhtem Wellness-Gefühl bleibt neuerdings nicht mehr nur besser verdienenden Kreisen vorbehalten, sondern er hat sich zu einem breit angelegten Trend entwickelt, und steht heute für „nicht-exzessive“ Sportlichkeit kombiniert mit genussorientierter Lebensweise“.20 Die steigende Lebenserwartung – Männer werden durchschnittlich 76 und Frauen 82 Jahre alt21 – hat dazu beigetragen, dass das Streben nach Gesundheit einen noch wichtigeren Rang im Leben des Konsumenten einnimmt, einhergehend mit verstärkter Motivation zur Vorsorge. Allerdings geht es dabei bewusst nicht um Gesundheit als Gegenpol zu Krankheit, sondern um alt werden, ohne zu altern. Der moderne Verbraucher möchte das Alter bezwingen, aber nicht erst im Alter, wodurch breite Massen bereits in jungen Jahren von diesem Trend erfasst werden.22 13 Vgl. Reimers/Clulow 2004, S. 207 und Zentes/Schramm-Klein/Neidhart 2005, S.67 14 Vgl. Eggert 1999, S. 194 15 Vgl. Eggert 1999, S. 271 16 Vgl. Kroeber-Riel 1986, S. 1140ff 17 Vgl. Ziehe 1997, S. 56 18 Vgl. Popcorn 1992, S. 78 19 Vgl. Eggert 1999, S. 172 20 Vgl. Huber 2002, S. 71 21 Vgl. Statistik Austria 2004, o. S. 22 Vgl. Eggert 1999, S. 172 HANDEL IN ÖSTERREICH 127 Ende der 1980er Jahre entdeckte die Trendforscherin Faith Popcorn in den USA einen Trend, der dadurch gekennzeichnet war, dass Amerikaner begannen, sich zurückzuziehen, um sich in den eigenen vier Wänden „einzuspinnen“.23 „Cocooning“ nennt sich dieser Trend, welcher im deutschsprachigen Raum erst Anfang der 1990er Jahre registriert wurde. Cocooning stammt vom französischen Wort „cocon“ (= Kokon, Gespinst der Seidenraupe) und bedeutet „sich einspinnen“.24 Das „Kokon-Dasein“ bedeutet Isolierung und Vermeidung, Friede und Schutz, Geborgenheit und Kontrolle – eine Art überdimensionaler Nestbau.25 Zunehmende Ängste und Unsicherheiten der Menschen aufgrund einer schlechten Wirtschaftslage, steigender Kriminalität und der Bedrohung durch Umwelt- und Gesundheitsgefahren führen zu einem Rückzug ins „Überschaubare“.26 Die schnell voranschreitende Globalisierung der Märkte und die fast noch schneller voranschreitende Entwicklung neuer Kommunikationsmedien lassen den Konsumenten mächtiger werden. Es ist davon auszugehen, dass dieser Prozess in naher Zukunft noch nicht abgeschlossen ist und dass wir erst am Anfang dieser Entwicklung stehen.27 Der Konsument verlangt in Zeiten ausgeprägter Individualisierung nicht mehr die allgemeine Beglückung, sondern er fordert für sich individuelle Problemlösungen und Bedürfnisbefriedigungen. So sucht der Konsument, welcher auch „Prosumer“28 genannt wird, das Produkt, welches ihm in seiner jetzigen Situation am meisten nützt, er sucht in letzter Konsequenz das ultimative „Ich-Produkt“.29 Der Trend, welcher dieser Ansicht folgt, heißt „Mass-Customization“ bzw. One-to-One-Marketing, bei dem die Präferenzen jedes einzelnen Konsumenten Richtschnur allen unternehmerischen Handelns sind.30 Es werden neue Potenziale der Kooperation mit dem Verbraucher offen gelegt und so werden Produzenten und Konsumenten besser denn je miteinander kommunizieren und sich dabei aufeinander abstimmen. Je besser dies geschieht, desto individueller können Produkte in Zukunft auf die einzelnen Bedürfnisse der Konsumenten zugeschnitten werden.31 Der Konsument ist mehr denn je einzigartig geworden und immer mehr Konsumenten haben den Wunsch nach individuellen Produkten und Dienstleistungen. Konsument und Produzent verschmelzen zu einer Einheit, in welcher der Konsument endlich den Produktmanager spielen darf, denn schließlich ist er auch Abnehmer der angebotenen Produkte.32 23 Vgl. Popcorn 1992, S. 39 24 Vgl. Eggert 1999c, S. 178 25 Vgl. Popcorn 1992, S. 40 26 Vgl. Eggert 1999c, S. 179 27 Vgl. Bosshart 1997, S. 55 28 Schon in den 1970er Jahren prägte der Zukunftsforscher Alvin Toffler den Begriff des „Prosuming“ bzw. des „Prosumers“, welcher die Rolle des Konsumenten und des Produzenten in sich vereint. 29 Vgl. Maurer 2002, S. 138 30 Vgl. Cleven 1999, S. 979 31 Vgl. Stolz 1995, S. 60ff 32 Vgl. Maurer 2002, S. 138 128 HANDEL IN ÖSTERREICH B A U S T E I N 6 6.2 Aktuelle Entwicklungen der Handelslandschaft Aktuelle Entwicklungen der Handelslandschaft Unternehmenskonzentration Internationalisierung Flächenwachstum Handelsmarkenpolitik Neue Betriebsformen (zB Factory Outlets) Convenience-orientierte Angebotsformen (zB Tankstellenshops) Erlebnisorientierte Angebotsformen Abbildung 2: Aktuelle Entwicklungen der Handelslandschaft Im weltweiten Konsumgüterhandel lässt sich seit einiger Zeit eine zunehmende Unternehmenskonzentration beobachten. So konzentrieren sich die Umsätze auf einige wenige Unternehmen, während parallel dazu die Anzahl der in den betroffenen Branchen insgesamt vertretenen Unternehmen stetig zurückgeht (Konsoldierung).33 Im Lebensmitteleinzelhandel ist diese Entwicklung von besonderer Dynamik geprägt.34 In dieser Branche haben sich mittlerweile so große Unternehmen herauskristallisiert, dass sie durch ihr enormes Potenzial auf alle übrigen Branchen ausstrahlen: Es bilden sich die größten Handelsunternehmen überhaupt heraus, die so genannten „Key Player“.35 Aber auch an anderen Handelsbranchen geht der ausgeprägte Verdrängungswettbewerb nicht vorüber. So herrscht sowohl im Unterhaltungselektronikbereich, in der Bau- und Heimwerkerbranche, als auch in der Möbel- und Textilbranche ein ausgeprägter Kampf um die Marktanteile.36 Diese großen Handelsunternehmen gehen aus Unternehmensverschmelzungen und Akquisitionen hervor, worunter sich viele Motive verbergen. Eine wichtige Überlegung dahinter ist allerdings, dass nach deren Durchführung weniger Konkurrenz am Markt verbleibt.37 Ausländische Einzelhandelsanbieter in Form von Kooperationen und gemeinsamen Filialsystemen dringen verstärkt in inländische Märkte vor, und zusammen mit der Expansion neuer Betriebsformen wird die Existenz des klassischen „Greißlers“ zusehends gefährdet, weshalb diese Betriebsform fast vollständig verdrängt wird. Es lassen sich vier Hauptgründe identifizieren, welche den fortschreitenden Prozess der Konzentration und der damit einhergehenden Konsolidierung beschreiben: Größere Verkaufsstellen, Einkaufskonzentration, Globalisierung und die Optimierung der Lieferkette.38 33 Vgl. Olbrich 1999, S. 425 34 Vgl. Maurer 2002, S. 100 35 Vgl. Eggert 2001, S. 98 36 Vgl. Olbrich 1999, S. 426 37 Vgl. Corstjens/Corstjens 2003, S. 20 38 Vgl. Maurer 2002, S. 100 HANDEL IN ÖSTERREICH 129 Diese Konzentrationstendenzen im Handel sind auch mit dem Trend zur Internationalisierung verbunden. Der ununterbrochene Aufschwung in den vergangenen vierzig Jahren in Europa führte dazu, dass in allen nationalen Märkten bedeutende Handelsunternehmen entstanden sind, die als „National Players“ keine Möglichkeit mehr fanden, national sinnvoll zu wachsen und damit auch keine Basis mehr für nachhaltiges Umsatzwachstum vorhanden war. Die einzige Alternative, welche sich diesen Unternehmen anbot, war die Diversifikation des Aktivitätenportfolios in neue Handels/Vertriebstypen innerhalb der eigenen nationalstaatlichen Grenzen und/oder der Export des Geschäftsprinzips in Räume außerhalb der nationalen Grenzen, also die Internationalisierung des Unternehmens.39 Eine weitere wichtige Entwicklung im Handelsgeschehen ist das Flächenwachstum bzw. die Verkaufsflächenexpansion. Die Verkaufsfläche im österreichischen Einzelhandel lag 2004 bei rund 15,5 Mio. m2. Im Vergleich zu 2003 ist die Gesamtverkaufsfläche um rund 0,9 % bzw. rund 144.000 m2 gestiegen. Die durchschnittliche Verkaufsfläche eines österreichischen Handelsgeschäfts lag 2004 bei rund 290 m2.40 Eine andere wichtige und aktuelle Entwicklung in der Handelslandschaft ist die immer bedeutender werdende Handelsmarkenpolitik der Handelsunternehmungen. „Handelsmarken lassen sich […] als Warenzeichen (Firmen-, Wort- oder Bildzeichen) charakterisieren, deren Eigentümer Handelsunternehmen sind, die über die Gestaltung der strategischen und operativen Handelsmarkenpolitik entscheiden.“41 Durch eine erfolgreiche Positionierung und Vermarktung von Handelsmarken (auch: Eigenmarken) eröffnen sich für den Handel große Chancen. Die Ziele, die der Handel mit der Strategie der Handelsmarkenpolitik verfolgt sind: ■ ■ ■ ■ Die Sicherung der Preise und Spannen, eine Optimierung des Sortiments, eine Profilierung sowie die Schaffung von Integration innerhalb von Handelsorganisationen.42 Unter Verfolgung der Handelsmarkenstrategie kann der Handel durch günstigeren Einkauf und Minimierung der Verpackungs- und Marketingkosten, höhere Spannen erzielen und seinen Kunden gleichzeitig signifikant niedrigere Preise bieten.43 Im Rahmen der Optimierung des Sortiments sollen Handelsmarken häufig auch der Sortimentsstraffung dienen, dh. sie treten dann an die Stelle des mehr oder weniger breiten Bereichs des so genannten Hersteller-Mittelfeldes im Sortiment.44 Will der Handel nicht ausschließlich mit den Markenprodukten im direkten Preisvergleich zu seiner Konkurrenz stehen, kann er über eine entsprechend gut geführte Handelsmarkenpolitik ein eigenes, unverwechselbares Unternehmensprofil entwickeln.45 Wird die Handelsmarkenstrategie der Mono- bzw. Einzelmarke gewählt, wird jedes Produkt unter einem eigenen Namen angeboten. Es werden Individualmarken angeboten, wie zB „Tandil“ oder „Gusti“ im Konsumgüterbereich von Hofer. Der Vorteil dieser Politik ist die Vermeidung von Ausstrahlungseffekten auf andere Marken, der Nachteil eine erschwerte Profilierung und Schaffung von „Brand Loyalty“46 der Einkaufsstätte.47 Auf der anderen Seite wird bei einer Dachhandelsmarken-Strategie eine Konzeption verfolgt, bei der mehrere Produkte unter einem Markennamen bzw. Markendach vertrieben werden. Verschiedene Ausprägungen von Dachmarken sind einerseits Warengruppen- bzw. Segmentmarken, andererseits Sortimentsmarken und Haus- bzw. Firmenmarken.48 39 Vgl. Conradi 1999, S. 41f 40 Vgl. Voithofer/Gittenberger 2006, S. 32ff 41 Vgl. Bruhn 1999, S. 788 42 Vgl. Berekoven 1995, S. 139 43 Vgl. Kornobis 1997, S. 141 44 Vgl. Berekoven 1995, S. 140 45 Vgl. Eisenmann 1997, 208 46 Markentreue 47 Vgl. Bruhn 1999, S. 796f 48 Vgl. Bruhn 1999, S. 797 130 HANDEL IN ÖSTERREICH B A U S T E I N 6 Im weitesten Sinne ist auch die Strategie der Exklusivmarke eine Option der Handelsmarke. Hierbei werden die Produkte zwar von Handelsunternehmen angeboten, die Markenrechte bleiben jedoch beim Hersteller.49 Die moderne Handelslandschaft ist geprägt durch eine Reihe neuer Angebots- und Betriebsformen, welche sich entweder insbesondere durch eine Preis- und Warenstrategie oder aber durch eine spezielle Betreuungs-/Wertestrategie auszeichnen. Eine neue preisorientierte Angebotsform stellt zB der Techno-Discounter dar, der das Personal weitestgehend durch technische Hilfsmittel zu ersetzen versucht und der in den Branchen Lebensmittel, Do-It-Yourself, Unterhaltungselektronik, Multimedia, Foto, Schuhe und Lederwaren gute Bedingungen vorfindet. Daneben gibt es aber auch Edel- bzw. Luxusdiscounter, denkt man an Factory Outlets oder an Factory Outlet Center auf der grünen Wiese, die Havarie- bzw. Restpostenartikel bekannter Markenartikelhersteller zu relativ günstigen Preisen verkaufen. Auch Online-Discounter, Automatenstraßen und Abholmärkte für Konsumenten sind unter diesen neuen Angebotsformen anzusiedeln.50 Im Gegensatz zum Trend des Discounts vollzieht sich parallel dazu eine Entwicklung, bei der auf andere Aspekte des modernen Konsumentenverhaltens eingegangen wird. Bei convenienceorientierten Angebotsformen agieren viele handelsfremde Anbieter, wie Handwerksbetriebe (zB Bäcker), Tankstellenbetreiber oder Post-Shops, die neben ihren angestammten Waren vermehrt auch branchenfremde Waren anbieten, um dem Wunsch nach Zeitersparnis nachzukommen.51 Von elementarer Bedeutung für Convenience-Store-Konzepte ist die Wahl des richtigen Standorts, welcher leicht erreichbar sein und über eine hohe Frequenz verfügen sollte. Frequenzstarke Citylagen bzw. Nachbarschaftslagen mit hohem Singleanteil erfüllen diesen Aspekt besonders gut, wie Beispiele aus dem Ausland, insbesondere Großbritannien gezeigt haben. Weiters muss das Sortiment sorgfältig auf die avisierte Zielgruppe und deren Kaufanlass zugeschnitten sein. Der C-Store übernimmt bewusst keine Vollversorgerfunktion, sondern versteht sich vielmehr als Ergänzung anderer Handelsformate, wodurch er eine Nischenfunktion übernimmt. Als sein entscheidender Erfolgsfaktor gilt die Nähe zum Kunden.52 Erlebnisorientierte Angebotsformen stellen einen Gegentrend zu preisaggressiven discountorientierten Formen dar und verlangen so nach einer Gegenwelt von Emotionen, die in Form von Erlebnissen, Spaß und Unterhaltung einen Kontrast zu „Back to Basic“ darstellen.53 Die Anforderungen an die Erlebnisorientierung des Einzelhandels können nach folgenden Kriterien charakterisiert werden: ■ Es dürfen nicht einfach emotional ausgerichtete Erfolgskonzepte der Konkurrenz imitiert werden. ■ Es muss ein unverwechselbares Erscheinungsbild aus Sicht der Kunden aufgebaut werden. ■ Es soll ein Erlebnisthema ausgewählt werden, das in der Ladengestaltung Niederschlag findet („Corporate Identity“54, „Store Branding“55). ■ Die Einkaufsatmosphäre erhält einen besonderen Stellenwert: Erlebnisorientierte Ladenformate sollen für ihre Konsumenten Überraschungen bereithalten, lebendig sein und ein Wechselspiel von entspannenden und aktivierenden Stimuli bieten (zB Sitzgruppen als Oasen der Entspannung und aktivierende Musik etc.). ■ Erlebnisorientierte Betriebsformen sind nicht immer luxuriös schillernde Konsumpaläste aus Glas und Marmor: Neben Exklusivität und Luxus gibt es viele, nicht weniger wirksame Möglichkeiten, Konsumenten emotional anzusprechen (zB durch Kommunikation, Warenpräsentation, Rustikalität, Avantgarde etc.).56 49 Vgl. Bruhn 1999, S. 799 50 Vgl. Eggert 1999, S. 1074ff 51 Vgl. Eggert 1999, S. 1078 52 Vgl. KPMG/EHI 2004, S. 51 53 Vgl. Eggert 2003, S. 74 54 „Das gesamte Erscheinungsbild eines Betriebes sowie das Verhalten der Mitarbeiter soll auf ein bestimmtes Image ausgerichtet sein. (Wir-Bewusstsein, Außenwirkung), um so eine einheitliche und prägnante Unternehmenspersönlichkeit zu schaffen“ (Weberpals/Clemenz 2002, S. 36). 55 Hierbei handelt es sich um einen Teil des Corporate-Identity-Gedankens, nämlich um das äußere Erscheinungsbild eines Handelsbetriebes. 56 Vgl. Liebmann/Zentes 2001, S. 194 HANDEL IN ÖSTERREICH 131 6.3 Was bekommt man wo? – Sortimentsvermischung und -verbreiterung Das Sortiment, als die Gesamtheit der Waren und Dienstleistungen eines Handelsbetriebes, stellt den zentralen Leistungsbereich im Handel dar.57 Vergleicht man die Sortimente im Einzelhandel mit denen vor fünf, zehn oder mehr Jahren, stellt man fest, dass nichts mehr so ist, wie es einmal war. So bieten Discounter zunehmend mehr Non-Food-Artikel an, Apotheken offerieren Lebensmittel, Kaffeeröster erzielen mehr als 50 % ihres Umsatzes mit branchenfremden Artikeln und Tankstellen dehnen ihr Food- und Non-Food-Sortiment weiter aus.58 Diese Tendenz zur Vermischung von Branchengrenzen wird heute auch Category-Migration59 oder Cross-Selling genannt60. Unter Category-Migration werden die Auflösung von traditionellen Branchengrenzen und die damit verbundene Neu-Definition der Branchen verstanden.61 Es handelt sich dabei um eine Expansion der Sortimentsbreite durch die Aufnahme neuer Warengruppen aus angrenzenden oder auch komplett neuen Leistungsbereichen in das Sortiment.62 „Cross-Selling bedeutet, dass in den einzelnen Branchen nicht nur mehr die ‚angestammten’ Produkte verkauft werden, sondern zusätzlich Waren aus anderen Branchen“.63 Analog dazu bedeutet Sortimentsverwilderung eine bestimmte Form von Diversifikation. Während die Aufnahme neuer Artikel oder Warengruppen, welche in einem sachlichen Zusammenhang zu dem bisherigen Sortiment stehen (zB Frischeprodukte in einem Lebensmitteldiscounter), als horizontale Diversifikation bezeichnet wird, versteht man unter lateraler Diversifikation die Aufnahme von Artikeln oder Warengruppen aus einer artfremden Branche, welche in keinem Zusammenhang mehr zum angestammten Geschäft stehen.64 Einen erheblichen Einfluss auf diese Entwicklung hatte dabei die kontinuierliche Flächenexpansion im Handel – welche nicht nur die gesamte Verkaufsfläche, sondern auch die Entwicklung der durchschnittlichen Verkaufsstellen betrifft –, weil die erweiterten Flächen eine Sortimentexpansion einfacher werden ließen.65 Handelsunternehmen verfolgen mit der Diversifikation ihres Sortiments unterschiedliche Ziele. Diese Ziele lassen sich am besten durch die beiden Dimensionen Verweildauer neuer Artikel oder Warengruppen im Sortiment und Reichweite des Angebots im Markt aufspannen. Abbildung 3 zeigt die verschiedenen Formen von Category-Migration anhand der Dimensionen Verweildauer und Reichweite neuer Sortimente im Rahmen der Diversifikation.66 57 Vgl. Zentes/Morschett 2004, S. 160 58 Vgl. Schröder 1999, 907f 59 Vgl. Zentes/Schramm-Klein/Neidhart 2005, S. 53 60 Vgl. Kustatscher/Nürnberger 2001, S. 58 61 Vgl. Zentes/Schramm-Klein/Neidhart 2005, S. 53 62 Vgl. Müller-Hagedorn 1998, S. 242 63 Vgl. Kustatscher/Nürnberger 2001, S. 58 64 Vgl. Schröder 1999, S. 911f 65 Vgl. Zentes/Morschett 2004, S. 161 66 Vgl. Schröder 1999, 912 132 HANDEL IN ÖSTERREICH B A U S T E I N 6 Verweildauer und Reichweite neuer Warengruppen im Rahmen der Diversifikation Verweildauer des Angebots Begrenzt Längerfristig Auf einzelne Handelsunternehmen beschränkt 1 Sonderanfertigungen, Restposten, Haverieware, 2.-Wahl-Ware etc. 3 neue Warengruppen mit Handelsmarken oder Exklusivmarken Nicht auf einzelne Handelsunternehmen beschränkt 2 Saisonartikel, modische Ware etc. (Herstellermarken) 4 neue Warengruppen mit Herstellermarken Reichweite des Angebots im Markt Abbildung 3: Verweildauer und Reichweite neuer Warengruppen im Rahmen der Diversifikation67 In Feld 1 wird ein schneller Absatz angestrebt, da die Ware entweder nicht nachgeliefert werden soll oder kann, um die Verkaufsfläche für die nächsten Partien frei zu machen. Niedrige Preise und hohe Absatzzahlen sollen die Produkte zu „Self-Liquidating Offers“ (SLO) werden lassen.68 Unter SLOs werden besonders attraktive Angebote aus Konsumentensicht verstanden – wegen ihres Preises oder ihrer Originalität –, die aber nicht zum angestammten Sortiment zählen.69 Genau diese Strategie verfolgen Partiegeschäfte – vorwiegend in Form der großen Kaffeefilialisten und Lebensmitteldiscounter – welche mit zeitlich begrenzten Gebrauchsgüter-Angeboten zu äußerst günstigen Preisen auftreten.70 Solche als Sonderangebote offerierte Artikel, die nicht ins laufende Sortiment gehören, schaffen unter der Voraussetzung hoher Frequenzen Zusatzumsätze und zusätzliche Aufmerksamkeit, vielfach auch mehr Einkaufsstättenattraktivität. Genauer genommen sind Sortimente der Partievermarkter zwar keine Sonderangebote im Sinne von vorübergehenden Preisreduzierungen, aber sie werden vom Publikum der günstigen Preise wegen wohl als besondere Angebote erlebt.71 Die günstigen Preise locken vor allem auch die so genannten „Cherry-Picker“72 an.73 Eine andere Form der Sortimentserweiterung beschreibt Feld 2, wo zwar auch eine begrenzte Verweildauer des Angebots angestrebt wird, aber das Angebot nicht nur auf einzelne Handelsunternehmen beschränkt wird. Es handelt sich hier um Saisonartikel bzw. modische Waren, deren Angebot zeitlich begrenzt und nicht auf einzelne Handelsunternehmen (wie in Feld 1 beschrieben) beschränkt ist. Hier schwindet allerdings der Eindruck der Einmaligkeit des Sortiments, weshalb eine Verfolgung dieser Strategie zunehmend schwieriger wird.74 In den Feldern 3 und 4 wird eine Strategie der längerfristigen Verweildauer des Angebots verfolgt. Es stehen vor allem leistungsorientierte Ziele im Mittelpunkt. Wird in Feld 3 vorwiegend eine Strategie durch Handels- bzw. Exklusivmarken verfolgt, können als Beispiele für Feld 4 beispielsweise der Verkauf von Kosmetika in Apotheken oder von Lebensmitteln in Tankstellen angeführt werden.75 67 Vgl. Schröder 1999, S. 912 68 Vgl. Schröder 1999, S. 913 69 Vgl. Zentes/Morschett 2004, S. 163 70 Vgl. Berekoven 1995, S. 205 71 Vgl. Berekoven 1995, S. 210 72 Kunden, welche immerzu danach streben, nur die besonders günstigen Angebote zu kaufen (sich die „Rosinen herauszupicken“). 73 Vgl. Schröder 1999, S.913 74 Vgl. Schröder 1999, S. 912ff 75 Vgl. Schröder 1999, S. 912ff HANDEL IN ÖSTERREICH 133 Die Zahl der Unternehmen, welche ihr angestammtes Gebiet verlassen und/oder branchenfremdes Sortiment vertreiben, ist heute fast unüberschaubar geworden.76 So tätigen Handelsstandorte mit hoher Besuchsfrequenz, wie Discounter und Tankstellen Aktionen, und bieten temporäre Angebote ursprünglich fremder Produktsegmente an. Diese Rotationssegmente nehmen einen immer stärkeren Umsatzanteil an.77 Inzwischen deckt jeder zweite Konsument zumindest zeitweise seinen Textilbedarf bei Hofer, Plus und Co.78 Tchibo zählt ohnehin mittlerweile schon zu den wichtigsten Textileinzelhändlern Deutschlands und steigt ins Eisgeschäft ein, nachdem der Kaffeeröster erst kürzlich mit dem Verkauf von Schokolade startete.79 Getreu dem Motto „Jede Woche eine neue Welt“ startete die Hamburger Tchibo GmbH im August 2005 mit einer Aktion modischer Bekleidung und Accessoires für junge Frauen, welche neben Jeans, Ponchos, Modeschmuck und Handtaschen auch eine Kosmetiklinie enthält, womit sich das Unternehmen in ein Segment vorwagt, in dem Vertrauen zur Marke als besonders relevantes Kriterium gilt.80 In Baumärkten werden schon seit langem Pflanzen, Bekleidung und sogar Lebensmittel verkauft. Discounter erweitern zusehends ihr Non-Food-Sortiment und verkaufen vom Computer bis zur Mobilfunkwertkarte in Rotationsgeschäften81 schon so ziemlich jeden Artikel, während Möbelhäuser rund 20 % ihres Umsatzes mit Produkten wie Accessoires, Lebensmittel und Grünpflanzen machen.82 Drogerieketten, wie Schlecker verkaufen CDs, Genussmittel aller Art und Alkoholika, während die Textilhandelskette C&A neben Geschirr und Haushaltswaren in Deutschland auch McDonald´s Restaurants in seine Häuser integrierte.83 Abbildung 4 zeigt die Umsatzanteile im Jahr 2001 der einzelnen Branchen, welche nicht dem ursprünglichen Kernsortiment zugerechnet werden, wobei die Werte sich ausschließlich auf den filialisierten Fachhandel beziehen: Die prozentuellen Anteile branchenfremder Umsätze in den einzelnen Handelsbranchen ■ Fremdsortiment ■ Kernsortiment 0 20 Buchhandel Schuhhandel Spielwarenhandel Bekleidungshandel Elektrohandel Drogerie- u. Parfümeriehandel Sportartikelhandel Bau- und Heimwerkermärkte Möbelhandel 40 60 80 100 Abbildung 4: Die prozentuellen Anteile branchenfremder Umsätze in den einzelnen Handelsbranchen (Durchschnittswerte) in Deutschland84 76 Vgl. Kustatscher/Nürnberger 2001, S. 58 77 Vgl. Zentes/Schramm-Klein/Neidhart 2005, S. 53 78 Vgl. o.V. 2005, o. S. 79 Vgl. Zentes/Morschett 2004, S. 161 80 Vgl. Nowicki 2005, S. 10 u. o.V. 2005, o.S. 81 Ständig wechselnde Sortimente, welche in keinem Zusammenhang zu dem ursprünglichen Kernssortiment einer Handelsunternehmung stehen. 82 Vgl. Kustatscher/Nürnberger 2001, S. 58 83 Vgl. Zentes/Swoboda 1998, S. 129 84 Vgl. Kustatscher/Nürnberger 2001, S. 59 134 HANDEL IN ÖSTERREICH B A U S T E I N 6 Aber Category-Diversifikationen lassen sich auch in Form der Integration von Dienstleistungsangeboten von bisher ausschließlich warenorientierten Formaten finden: Zum Beispiel werden Versicherungen, Kurzreisen, Telekommunikationsleistungen unter anderem in Einzelhandelsgeschäften verkauft.85 Diese Entwicklung wird vor allem durch die Tatsache vorangetrieben, dass viele Anbieter in ihren klassischen Sortimenten an die Grenzen des Wachstums stoßen und so attraktive, innovative Angebote aus artfremden Branchen als Frequenzbringer eingesetzt werden.86 Weiters streben Hersteller sowie Dienstleister nach einer Multi-Channel-Strategy87, um neue Absatzwege und Distributionskanäle zu entwickeln. Begünstigt wird die Category-Migration aber vor allem durch die Änderung im Konsumentenverhalten: Es lässt sich eine zunehmende Wechselbereitschaft auf der Produkt- sowie Einkaufsstättenebene feststellen. Konsumenten suchen nach Abwechslung (Variety-Seeking-Behavior), was den verhaltensbezogenen Auslöser dieser Perspektive ausmacht.88 Die Partievermarktung89 folgt zudem dem Convenience-Gedanken, da sie durch ein übersichtliches und begrenztes Angebot in einer Warengruppe operiert, und so den Kunden bei der Informationsverarbeitung entlastet.90 Durch die Diversifikation der Sortimente können neue Betriebstypen entstehen, wodurch der Wettbewerb mit den bisherigen Angebotsformen zunimmt. Der Trend zur Category-Migration wird nachfrageseitig besonders durch die Konsumententypen des Smart Shoppers, des Convenience Shoppers und des Schnäppchenjägers voran getrieben. Die Gewinner dieser Entwicklung sind die Partievermarkter und Betriebstypen mit eingängigen Sortimentskonzepten, wie beispielsweise Tankstellen-Shops und Drogerien.91 6.4 Abenteuer Einkaufen – neue Konzepte machen das Einkaufen noch interessanter und spannender „Erlebnisorientierung im Handel bezeichnet eine zielgruppenorientierte Ausgestaltung der absatzpolitischen Instrumente, um ein eigenständiges Image bei den Kunden aufzubauen und sich von der Konkurrenz abzuheben“.92 So soll der Einkauf für den Konsumenten zum Erlebnis, zum Abenteuer werden. Die Erlebnisorientierung stellt eine vieldiskutierte Strategie und damit einen wichtigen Trend im heutigen Einzelhandel dar. Als langfristige Positionierung, welche für den Kunden vor allem durch die Ladengestaltung erlebbar wird und als Corporate-Identity prägend wirkt, ist die Erlebnisorientierung an langfristigen Wertetrends der Konsumenten ausgerichtet und löst beim Konsumenten angenehme Empfindungen aus, die über die Befriedigung reiner Versorgungsbedürfnisse hinausgehen, um einen Beitrag zur Lebensqualität zu spenden.93 Erlebnishandel verbindet Freizeit, Unterhaltung und Handel und ist die Emotionalisierung des Käufers durch Faszination, in Form eines individuellen Einkaufserlebnisses. Die Dimensionen des Erlebnishandels werden sowohl vom Handel selbst als auch von den Herstellern oder zusammen in Form von Trade Marketing geführt.94 85 Vgl. Zentes/Schramm-Klein/Neidhart 2005, S. 55 86 Vgl. Swoboda/Zentes 1998, S. 131 87 Absatz über mehrere Vertriebskanäle: zB. Geschäftslokal (stationärer Handel) und elektronischer Verkauf über das Medium Internet (E-Commerce) 88 Vgl. Zentes/Schramm-Klein/Neidhart 2005, S. 55ff 89 Das weder breite noch tiefe Sortiment eines Partievermarkters konzentriert sich auf ein bestimmtes Thema, wie dies zB bei den bekannten, filialisierten Kaffeeröstern der Fall ist. 90 Vgl. Schröder 1999, S. 920 91 Vgl. Schröder 1999, S. 919-925 92 Vgl. Ziehe 1997, S. 56 93 Vgl. Liebmann/Zentes 2001, S. 194 94 Vgl. Eggert 2003, S. 174f HANDEL IN ÖSTERREICH 135 Aktionsparameter erlebnisorientierter Konzepte stellen die absatzpolitischen Instrumente Standort, Ware, Personal, Verkaufsraum, Werbung und Preise bzw. Konditionen dar. So spielt bei der Erlebnisorientierung im Einzelhandel nicht nur die Attraktivität der Einkaufsstätte an sich, sondern auch die Umgebung (dh. der Standort) eine zentrale Rolle. Wünschenswert wäre ein Standort in einer Einkaufsstraße, Fußgängerzone oder in Einkaufszentren/-passagen mit umliegenden Gastronomiebetrieben oder anderen Freizeiteinrichtungen. Bei der Verkaufsraumgestaltung heißt es sowohl die Außen- als auch Innengestaltung zu beachten, wobei architektonisches Design mit attraktiven Firmenlogos, ansprechende Schaufenster, Themeninszenierungen, Farben, Formen, Materialen, Beleuchtung, Klima, Musik, Duftstoffe und Bilder dem Konsumenten ein Erlebnis vermitteln sollen.95 Unter dem Schlagwort „Visual Merchandising“ ist der ganzheitliche Auftritt hinsichtlich Ladenarchitektur, Warenpräsentation, Lichtinszenierung und Musik zu verstehen.96 In Bezug auf die Präsentation der Ware können durch Verbundpräsentationen oder durch eine spezielle „Shop-in-Shop“-Gestaltung Erlebnisse geschaffen werden. Die fachkundige Beratung durch das Verkaufspersonal, sowie bestimmte Zahlungsmodalitäten bieten dem Kunden verstärkte Servicequalität im Sinne eines angenehmen Erlebnisses. Aktionen wie Autogrammstunden, Lesungen, sportliche Events oder Werbepräsentationen können für ein besonderes Erlebnis beim Konsumenten sorgen.97 Daneben sind die Ladenöffnungszeiten, die Erreichbarkeit sowie ein umfangreiches Parkplatzangebot wesentliche Determinanten der Erlebnisorientierung.98 Vor allem Einkaufszentren bieten Besuchern neben der Versorgung mit Waren zahlreiche zusätzliche Funktionen, wie zB den Schutz vor Umwelteinflüssen, verschiedene Formen der Freizeitgestaltung, Bildung, Unterhaltung, Wohnen oder Arbeiten. Durch die Möglichkeit des „One-Stop-Shoppings“ bzw. „Alles unter einem Dach“ haben Konsumenten die Möglichkeit, aus einem großen Warenangebot mit vielen Vergleichsmöglichkeiten auszuwählen und zusätzlich kann der Einkauf mit einem Restaurant- oder Kinobesuch erlebnisreich gestaltet werden.99 Die Ursprünge des Erlebnisshoppings liegen in den USA, wo Entertainment bereits ungeahnte Dimensionen erreicht hat.100 Der Erlebnisorientierung sind kaum noch Grenzen gesetzt. Weltweit existieren unzählige Einzelhandelsformen, die den Trend der Erlebnisorientierung aufgreifen. Einige Beispiele für erlebnisorientierte Angebotsformen sind der Abbildung 5 zu entnehmen.101 95 Vgl. Ziehe 1997, S. 68-76 96 Vgl. Kustatscher/Nürnberger 2001, S. 39 97 Vgl. Ziehe 1997, S. 76 98 Vgl. Kustatscher/Nürnberger 2001, S. 39 99 Vgl. Ziehe 1997, 70f 100 Vgl. Kustatscher/Nürnberger 2001, S. 39 101 Vgl. Eggert 2003, S. 177 136 HANDEL IN ÖSTERREICH B A U S T E I N 6 Beispiele für Erlebnishandel ■ Champagne, Stockholm Kleidungsverkauf auf amerikanischer Ranch ■ Nott’s Food House Lebensmittel vom Lande mit Darstellung des Lebens der „Gründer“ durch Fotos ■ Junk Yards Schrottplatz (drei echte alte Autos gestapelt) zum Jeans-Verkauf ■ McDonald’s, Stockholm englische Bibliothek (im Bankenviertel) ■ Dive, Las Vegas U-Boot in authentischer Form als Restaurant ■ Planet Hollywood Hollywood-Geschichten ■ Trocadero, London Hightech-Gebilde nahe Piccadilly ■ Nike Town Retail-Museum ■ Hennes & Mauritz ohne Luxus, nur durch Ideen und Marketing Abbildung 5: Beispiele für Erlebnishandel102 In Österreich steckt die Entwicklung des Erlebnisshoppings noch in den Kinderschuhen. Die Annäherung zwischen Handel und Freizeiteinrichtungen ist jedoch bereits im Vormarsch, sodass vor allem freizeitorientierte Einrichtungen, wie Multiplex-Kinos oder Vergnügungsparks immer häufiger in der Nähe (oder gleich unter demselben Dach) von Einkaufs- und Fachmarktzentren errichtet werden. Wesentliche Erfolgsfaktoren stellen in diesem Zusammenhang auch die Architektur und das Design dar, wie es etwa das Konzept des Europaparks in Salzburg vorzeigt.103 Erlebnisorientierte Angebotsformen sind auch Concept-Stores, welche um ein Thema bzw. eine Idee herum entstehen, sowie Retail Theatres, Genusslandschaften, Erlebniscenter oder Wellnesscenter.104 Aber auch der billige Einkauf kann durchaus einen gewissen Erlebniswert haben, und zwar dann, wenn er in bestimmter Weise inszeniert wird. Dieses preiswerte Einkaufserlebnis bieten beispielsweise Factory Outlet Center.105 102 Vgl. Eggert 2003, S. 177 103 Vgl. Kustatscher/Nürnberger 2001, S. 39ff 104 Vgl. Eggert 1999, S. 1078 105 Vgl. Karmasin 1996, S. 96 HANDEL IN ÖSTERREICH 137 6.5 Wohlfühlen rundherum – Megatrend Wellness und seine Auswirkungen Der Megatrend Wellness (engl.: Wohlgefühl) steht für ein ganzheitliches Lebensstilkonzept, welches sowohl Gesundheit, Ernährung als auch Bewegung integriert. Der Trend zu erhöhtem Wellness-Gefühl wird von Verbrauchern aufgegriffen, die mehr als nur Gesundheit wollen und daher auf Körper und Seele achten.106 Der Wellness-Trend bleibt neuerdings nicht mehr nur besser verdienenden Kreisen vorbehalten, sondern er hat sich zu einem breit angelegten Trend entwickelt, und steht heute für „nicht-exzessive Sportlichkeit kombiniert mit genussorientierter Lebensweise“.107 Da der Konsument denkt, dass Krankheit nicht nur das Resultat einer unseligen Laune der Natur oder der Genetik ist, sondern vor allem durch seine eigene Lebensführung gelenkt bzw. vermieden werden kann, ist er zur Erkenntnis gekommen, dass er sich letztlich selbst um sein eigenes Wohlbefinden kümmern muss.108 Die eigenverantwortliche Prophylaxe steht also im Vordergrund.109 EUR 36,7 Mrd. werden in Deutschland für Produkte, Lebensmittel, Dienstleistungen und Reisen ausgegeben, welche den Konsumenten Schönheit, Gesundheit, ewige Jugend, Stressfreiheit und inneres Gleichgewicht versprechen. Der Begriff „Wellness“ kann als aktives und selbstverantwortliches Bemühen um die eigene Gesundheit, mit dem Ziel, ein Gleichgewicht von Körper, Geist und Seele herzustellen, definiert werden. Es steht ein Wertewandel im Mittelpunkt, welcher Selbst- und Körperbilder im Übergang von der Industriekultur zur Wissenskultur postuliert. Anders formuliert steht Wellness im weitesten Sinn auch für müßigen Genuss elementarer Sinnlichkeit, verbunden mit vage erhoffter Selbsterneuerung.110 Es entsteht ein vermehrter Bedarf nach „natürlichen“ Produkt-Derivaten, Bio- und FunctionalFood.111 Funktionales Essen bedeutet, dass der Konsument bestimmte speziell präparierte Nahrungsmittel einnimmt, die neben dem Nährwert auch noch ausgewählte Gesundheitsfaktoren forcierend unterstützen, etwa um körperliche Funktionen oder Gehirnleistungen zu steigern.112 Im Ernährungsverhalten spielt diesem Wellness-Trend gemäß neben der Gesundheit aber auch der Genuss eine wichtige Rolle. So wünscht sich der Verbraucher folgende Merkmale im Sinne von Wellness, die seinem neuen Lebensgefühl Rechnung tragen sollen:113 ■ Wunsch nach Qualität ■ Natur, Jugend, Frische ■ Fitness und Körperbewusstsein ■ Genießen und Erlebnisvielfalt ■ Ästhetik und Schönheit ■ Ruhe und Entspannung ■ Harmonie mit der Umwelt ■ Selbstverwirklichung in Lebensfreude Die gesamte Nahrungsmittelindustrie könnte sich radikal verändern, als nicht nur immer mehr kalorienreduzierte und biologisch/ökologisch orientierte Produkte auf den Markt drängen, sondern auch völlig neue, zB mit Fluor angereicherte, cholesterinfreie oder stark proteinhältige Nahrungsmittel entwickelt werden.114 Positiv für Industrie und Handel ist besonders jener Aspekt, dass auf der Suche nach Fitness, Schönheit, Wohlgefühl und Genuss, die Akzeptanz des Konsumenten für höhere Preise steigt.115 106 Vgl. Eggert 1999, S. 172 107 Vgl. Huber 2002, S. 71 108 Vgl. Popcorn 1992, S. 86f 109 Vgl. Beinstein 2002, S. 126 110 Vgl. Schmidt 2004, S. 74 111 Vgl. Beinstein 2002, S. 126 112 Vgl. Bosshart 1997, S. 231 113 Vgl. Eggert 1999, S. 173 114 Vgl. Popcorn 1992, S. 89 115 Vgl. Eggert 1999, S. 174 138 HANDEL IN ÖSTERREICH B A U S T E I N 6 6.6 Wohin zum Shoppen? – Einkaufszentren und Einkaufsstraßen Die Entwicklung geplanter Einkaufszentren nahm bereits 1923 ihren Anfang in den Vereinigten Staaten.116 Einkaufszentren (Shopping-Center, Shopping-Malls) sind zentral geplante, großflächige Versorgungseinrichtungen des Einzelhandels, welche unter einem Dach in großzügiger baulicher Gestaltung eine Vielzahl kleinerer Fachgeschäfte unterschiedlicher Branchen in Kombination mit zwei oder drei großflächigen „Magnetbetrieben“ in sich vereinen. Einkaufscenter werden von einem zentralen Management, welches für die Wahrnehmung bestimmter Gemeinschaftsaufgaben (Werbung, Sicherheit, Sauberkeit etc.) der Mieter zuständig ist, verwaltet und geleitet. Häufig wird das Einzelhandelsangebot durch Gastronomie- und Dienstleistungsbetriebe ergänzt. Es wird eine Angebotsstruktur angestrebt, die alle relevanten Branchen in sich vereint, wobei die Festlegung der jeweiligen Größe der einzelnen vertretenen Branchen in Anpassung an das Kaufkraftpotenzial und die Wettbewerbssituation im Einzugsgebiet des Einkaufszentrums vorgenommen wird Ein wichtiges Ziel ist es, überregional bekannte Filialbetriebe einzubeziehen (zB H&M), insbesondere großflächige attraktive Ankermieter (zB IKEA) als Frequenzbringer bzw. Magnetmieter, in der Regel Bekleidungshäuser, Einrichtungshäuser und Elektrofachmärkte.117 Die Einkaufszentren verstehen es, durch ein attraktives Warenangebot und ein Angebot an Erlebniseinrichtungen (zB Kino, Kletterwand etc.) immer mehr Kunden an sich zu binden. Viele der neueren Einkaufszentren sind architektonisch zum Teil sehr aufwendig sowie ansprechend gestaltet und überzeugen durch ihre lichtdurchfluteten Passagen und Innenhöfe mit Cafés und Restaurants. So vermitteln sie eine angenehme Einkaufsatmosphäre und laden zum Verweilen ein. Das Warenangebot der Einkaufszentren ist vielfältig und aufeinander abgestimmt, dies wird durch eine zentrale Planung und Lenkung durch ein Center-Management ermöglicht. Großflächige Geschäftseinheiten stark nachgefragter Branchen – wie Einrichtungshäuser – mit Magnetfunktion werden durch ein breites Angebot kleinteiliger Spezialgeschäfte ergänzt. Die Einkaufszentren der jüngeren Generation stellen eine den heutigen Einkaufsbedürfnissen der Bevölkerung entgegenkommende, moderne Betriebsform dar, welche dem Wunsch des Kunden entspricht und welche es für den Kunden zudem ermöglicht, unbeeinflusst vom Wetter angenehm und bequem einkaufen zu können und dabei noch Unterhaltung zu finden.118 Geplante Einkaufszentren sind meistens in den Vorstädten auf der Grünen Wiese anzutreffen. Im Gegensatz dazu sind Einkaufsstraßen gewachsene Geschäftszentren, die vor allem in Innenstädten anzutreffen sind und Mittelpunkte bzw. gesellschaftliche Treffpunkte des täglichen gesellschaftlichen Lebens darstellten. Bei gewachsenen Geschäftszentren existieren im Allgemeinen keine intensiven operativen Kooperationen zwischen Vermietern, Eigentümern und Nutzern (vgl. Abbildung 6).119 Gewachsene Einkaufsstraßen begegnen dem Trend zu erhöhtem Flächenwachstum auf der grünen Wiese mit gezieltem Stadtmarketing, das der Innenstadt und dem dort ansässigen Einzelhandel wieder zu mehr Attraktivität verhelfen soll. Es geht darum, eine Einkaufsstraße bzw. eine ganze Stadt, unter Verfolgung der Strategie des Citymanagements, als eigene, erfolgreiche Marke zu etablieren. Ein gut gemischtes Angebot an Einzelhandels- und Dienstleistungsangeboten muss entwickelt werden. Es gilt, attraktive Innenstadt- und Altstadtbezirke mit gleichzeitiger Revitalisierung zu schaffen, um dem Teufelskreis von Kaufkraftabflüssen und dem Rückzug von Unternehmen vorzubeugen.120 116 Vgl. Baier 2001, S. 7 117 Vgl. Giese 2003, S. 1 118 Vgl. Giese 2003, S. 5 119 Vgl. Tietz 1993, S. 1356 120 Vgl. Scheuch 2003, S. 45f HANDEL IN ÖSTERREICH 139 So vermarktet sich im Rahmen der Initiative der „Wiener Einkaufsstraßen“ die Neubaugasse beispielsweise als die „Einkaufsstraße der Spezialisten“. Außergewöhnliche, unkonventionelle, hippe Geschäfte sind das Markenzeichen der Wiener Neubaugasse. „Außergewöhnlich gut, außergewöhnlich exklusiv, außergewöhnlich originell, außergewöhnlich traditionell“ lautet das Motto.121 Geplante und gewachsene Einzelhandelszentren Einzelhandelszentren gewachsen: Geschäftszentren (Einkaufsstraßen) in der Innenstadt geplant: Einkaufszentren am Stadtrand Abbildung 6: Geplante und gewachsene Einzelhandelszentren122 Die gewachsenen Geschäftszentren (zB Einkaufsstraßen) kämpfen zusehends mit Attraktivitätsverlust und dem einhergehenden Bedeutungsrückgang der Innenstädte. Es lassen sich im Zentrum der Stadt immer weniger alle Einkaufswünsche erfüllen und der Kundenstrom zieht in Richtung der Einkaufszentren in den Vorstädten. Die Innenstadt – und damit die Einkaufsstraße – steht in direkter Konkurrenz mit den neuen Betriebsformen auf der Grünen Wiese und dabei kann die Einkaufstraße oft nicht die Wünsche der heutigen Verbraucher befriedigen. In den Einkaufszentren wird die „Stadt im Kleinen“ inszeniert, wobei, wie bereits beschrieben, stadttypische Funktionen, wie Kultur und Dienstleistungen unterschiedlichster Art zur Freizeitgestaltung und Bequemlichkeit der Konsumenten in die Einkaufszentren integriert werden.123 Die Innenstädte mit ihren Einkaufsstraßen müssen als attraktives Einkaufszentrum gestaltet werden, eingebettet in ein entsprechendes kulturelles und freizeitmäßiges Angebot. Das Schwierige an der Neugestaltung der Innenstädte und der Einkaufstraßen sind die unterschiedlichsten Interessenskonflikte aller Beteiligten. Eine Einkaufstraße lässt sich schwerer verwalten und steuern als ein Unternehmen. Jedoch liegt die Chance der Innenstädte und Einkaufsstraßen in der Multifunktionalität. Die Einkaufsstraßen können angesichts ihrer Geschichte und Kultur sowie ihrer Einbettung in ein gewachsenes, innerstädtisches Umfeld ein zielgruppengerechtes Gefüge von Handels- und Dienstleistungen entwickeln.124 In Österreich befanden sich im Jahr 2004 rund 10 % aller Geschäfte125 im österreichischen Einzelhandel in Einkaufszentren bzw. Fachmarktzentren. Im Jahr 2003 waren es noch rund 9,6 %. Der Anteil der Einkaufszentren (inkl. Fachmarktzentren) an der Verkaufsfläche im stationären Einzelhandel stieg auf rund 13 % gegenüber rund 12,3 % im Jahr davor an.126 Es darf allerdings nicht vergessen werden, dass der Wettkampf zwischen Handelsagglomerationen auf der „Grünen Wiese“ und innerstädtischen Lagen letztlich durch das Verhalten der Konsumenten entschieden wird.127 121 Vgl. o. V. 2006, o. S. 122 Vgl. Tietz 1993, S. 1356 123 Vgl. Altenburg 1999, S. 1051ff 124 Vgl. Zentes 2002, S. 1 125 Anmerkung: Inkludiert sind bei der Zahl der Geschäfte in Einkaufszentren auch Dienstleistungs- und Gastronomieunternehmen, auf die rund 5 %-8 % der Geschäfte entfallen, sowie Leerstehungen. 126 Vgl. Voithofer/Gittenberger 2006, S. 38 127 Vgl. Schnedlitz 2005, S. 203 140 HANDEL IN ÖSTERREICH B A U S T E I N 6 6.7 Sich verstärkt um besondere Zielgruppen bemühen: Das „50+“-Konzept etc. Unternehmen, welche innerhalb eines weitläufigen Marktes tätig sind, stehen oft vor der fast unbewältigbaren Herausforderung, allen Kunden gleichermaßen dienen zu wollen. Dazu kommt, dass andere Wettbewerber am Markt bestimmte Segmente (dh. Kundengruppen) besser bedienen können, als es das eigene Unternehmen kann. Für viele Unternehmen stellt es so die beste Strategie dar, die attraktivsten Marktsegmente bzw. Zielgruppen zu ermitteln, welche sie am erfolgreichsten bedienen können.128 Im Konsumgütermarketing zählen die Marktsegmentierung bzw. die Zielgruppenplanung zu den selbstverständlichen Planungsinstrumenten. In Handelsunternehmungen galt dagegen lange Zeit die Strategie „Verkauf an jedermann“, um keinen der potenziellen Bedarfsträger aus der Kundschaft auszuschließen.129 Die Segmentation stellt die Unterteilung einer Gesamtheit, dh. aller Konsumenten in einem Marktgebiet in unterschiedlichen Teilmassen mit jeweils gleichen Merkmalen bzw. Merkmalskombinationen dar. Bearbeitet ein Unternehmen dann eines dieser Segmente, so ist diese seine Zielgruppe.130 Ein Segment ist also eine Gruppe von Nachfragern, die sich in mindestens einem Merkmal ähnelt, sich von den Mitgliedern anderer Segmente aber unterscheidet.131 Obwohl zielgruppenspezifische Angebotsausrichtungen stets mit Kundenpotenzial-Beschränkungen einhergehen und dies für jeden Anbieter eine schmerzliche Vorstellung darstellt, bedeutet ein auf eine bestimmte Zielgruppe zugeschnittenes Angebot eine gewisse Profilierung für eine Handelsunternehmung.132 Inwieweit unterscheiden sich Nachfrager in einem Markt nun? Menschen unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht. So sind weder Wünsche, noch Motive, Einstellungen, Wahrnehmungsgewohnheiten, finanzielle Ressourcen etc. zwischen Individuen ident. Es wäre allerdings für ein Unternehmen übertrieben und wirtschaftlich wenig sinnvoll, auf jeden einzelnen Menschen individuell Rücksicht zu nehmen und bei Marketingmaßnahmen ganz spezifisch auf jeden einzelnen abzustellen. „Erst die Zusammenfassung von Individuen zu Gruppen mit gleichen Verhaltensweisen ermöglicht ein wirtschaftlich vernünftiges Handeln.“133 Man unterscheidet grob zwischen ■ Merkmalen zum sozioökonomischen Status, ■ psychografischen Merkmalen ■ und verhaltensbezogenen Merkmalen.134 Unter Merkmalen zum sozioökonomischen Status wird die Einordnung eines Konsumenten in das gesellschaftliche bzw. ökonomische System verstanden. So lassen sich Nachfrager zum Beispiel hinsichtlich des Alters segmentieren, woraus die verschiedenen Altersgruppen der Kinder, Jugendlichen, Erwachsenen unterschiedlicher Altersklassen und Senioren entstehen. Wohnort, Ausbildung, Berufstätigkeit, Rolle in der Familie, Höhe des verfügbaren Einkommens, Familienstand, Zahl der Kinder, Wohnverhältnisse und Besitzverhältnisse bilden weitere Merkmale zum sozioökonomischen Status.135 128 Vgl. Kotler/Bliemel 2001, S. 415 129 Vgl. Müller-Hagedorn 2002, S. 50 130 Vgl. Berekoven 1995, S.93 131 Vgl. Müller-Hagedorn 2002, S. 50 132 Vgl. Berekoven 1995, S. 93 133 Vgl. Weimer 1986, S. 17 134 Vgl. Müller-Hagedorn 2002, S. 50f 135 Vgl. Müller-Hagedorn 2002, S. 50 HANDEL IN ÖSTERREICH 141 Bei den psychografischen Merkmalen handelt es sich um die verschiedenen Faktoren, die zB Bedürfnisse, Motive, Einstellungen, Interessen, Absichten, Kenntnisse und Zufriedenheitsgrade von Konsumenten beschreiben. In diesem Sinne spricht man beispielsweise von preisorientierten versus erlebnisorientierten Konsumenten.136 Auch das Verhalten der Nachfrager kann nach zahlreichen Aspekten unterschieden werden. So zählen zB die bevorzugte Betriebsform, die Einkaufshäufigkeit, die Markentreue oder die Menge, die von einzelnen Gütern konsumiert wird, zu den Aspekten des Verhaltens eines Konsumenten.137 GENERATION 50+ Eine soziodemografische Gruppe, welcher aufgrund laufender und zukünftiger Entwicklungen besondere Beachtung geschenkt wird, stellt die wachsende Zielgruppe der „Generation 50+“ dar. Die Tatsache, dass die Bevölkerungsgruppe der über 50-jährigen tendenziell ansteigt, ist für den Handel nicht unerheblich, da insbesondere diese Gruppe über ein nicht unwesentliches, angespartes Vermögen verfügt und dadurch ein sehr interessantes Marktsegment darstellt. Dem Einzelhandel muss es daher gelingen, sein Erscheinungsbild und sein Angebot so attraktiv zu gestalten, dass er verstärkt auch bei älteren Konsumenten punkten kann. Dies ist jedoch leichter gesagt, als getan, erweist sich doch gerade diese Bevölkerungsgruppe als sehr vielschichtig. So erscheinen viele Konsumenten dieser Zielgruppe noch wie Mittvierziger, obwohl ein anderer großer Teil schon eher konservativ und gesetzt agiert.138 Gemeinsam ist der Schicht der älteren Konsumenten wohl, dass sie nach einem erkennbaren Mehrwert, der hohe Geldausgaben rechtfertigt, suchen. Ältere Konsumenten legen besonderen Wert auf Sicherheit, Wohlbefinden, Orientierung sowie umfassende Information in Bezug auf ein Produkt. So kann sich der Handel erhebliche Wettbewerbsvorteile im Bereich dieser Zielgruppe sichern, wenn er seine immer umfangreicheren Warenangebote in übersichtlicher Form anbieten oder wenn er über kompetente Beratung verfügen kann. Auch ausreichende Orientierungshilfen im Laden und eine altersgerechte Platzierung von schweren Waren sind wichtige Maßnahmen, um ältere Konsumenten als Kundengruppe nicht zu verlieren.139 Es soll aber auch über neue Formen der Vertriebswege, wie zum Beispiel über Zustelldienste, nachgedacht werden.140 Obwohl das Klischee vom „geizigen Alten“ wohl jedermann bekannt ist, nimmt die Preissensibilität mit steigendem Alter ab. Dafür sind ältere Konsumenten weniger an Trends und Innovationen interessiert. Auch die große Vielfalt durch eine hohe Sortimentstiefe kann den älteren Kunden nicht so sehr begeistern, wie jüngere Zielgruppen.141 Der Einzelhandel muss mit der Zielgruppe der älteren Konsumenten besonders behutsam umgehen. Wichtig ist auch die richtige Ansprache der Kunden. Es fällt leicht, Frauen als Frauen anzusprechen, Männer als Männer und Jugendliche als Jugendliche, aber Senioren als Senioren anzusprechen ist im Gegensatz dazu ungleich schwerer. Dies ist auch ein moralisches Problem, ältere Menschen könnten schnell beleidigt reagieren, wenn eigens für sie Seniorenparkplätze am Kundenparkplatz bereitgestellt werden. Kein Kunde möchte vom Einzelhandel als alt abgetan werden, schnell ist die Grenze zur Diskriminierung überschritten. 136 Vgl. Müller-Hagedorn 2002, S. 50 137 Vgl. Müller-Hagedorn 2002, S. 365 138 Vgl. KPMG 2003, S. 62 139 Vgl. KPMG 2003, S. 62 140 Vgl. Kaapke/Schäfer 2002, S. 183 141 Vgl. FfH Berlin 2000, S. 2ff 142 HANDEL IN ÖSTERREICH B A U S T E I N 6 Auf dem Gebiet der Ausrichtung auch auf ältere Zielgruppen hat der Handel noch viel zu tun. Erschwerend kommt hinzu, dass diese Zielgruppe sehr heterogen ist und die richtige Ansprache erst gefunden werden muss. Gelingt es dem Handel durch persönliche Ansprache und viel Einfühlungsvermögen jedoch, einen großen Teil dieser Zielgruppe zu gewinnen, so kann er auf diesem Gebiet mit erheblichem Potenzial rechnen. Mit der Problematik der richtigen Ansprache und Klassifizierung der älteren Zielgruppen haben sich verschiedene Marktforschungsinstitute beschäftigt, zumal Begriffe wie „Greise“ oder „die Alten“ in der heutigen Zeit verpönt sind. Ein Ansatz, der in Richtung Klassifizierung von älteren Konsumenten entsprechend ihrer Befindlichkeiten und Bedürfnisse geht, sei hier erwähnt: Es wird zwischen Standard Consumers, Seniors in Denial, Inhibited Seniors, Needless Seniors und Emanzipated Seniors unterschieden. Zur Gruppe der Standard Consumers werden Personen gezählt, die weitgehend ohne alterstypische Beschwerden, jedoch für seniorentypische Angebote offen sind. Seniors in Denial kennzeichnen ältere Personen, die die Tendenz haben, ihr Alter zu verdrängen, während die Gruppe der Inhibited Seniors alterstypische Bedürfnisse haben, diese aber aufgrund von Hemmungen nicht zeigen wollen. Needless Seniors sind ältere Personen ohne Bedürfnisse und Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, während Emanzipated Seniors genau das Gegenteil darstellen. Diese stellen nämlich die Gruppe der aktiven Senioren dar. HANDEL IN ÖSTERREICH 143 6.8 Wirtschaftswelt Weltwirtschaft – der globalisierte Handel Der globalisierte Handel ■ Globalisierungsmotive – Absatzpotenzial im Gastland – Marktsättigung im Stammland ■ 1980er Jahre: 1. Internationalisierungswelle EG-Binnenmarktinitiative ■ 1990er Jahre: 2. Boom – Öffnung bzw. Liberalisierung osteuropäischer Staaten ■ 1. Mai 2004 EU-Erweiterung – Liberalisierung des Handels – zahlreiche Vorteile für Österreich – Handelsüberschuss mit Tschechien, Slowakei, Ungarn und Polen Abbildung 7: Der globalisierte Handel Die erste große Internationalisierungswelle im Einzelhandel wurde durch die EG-Binnenmarktinitiative in den 1980er Jahren ausgelöst. Der zweite große Boom folgte mit der Öffnung bzw. Liberalisierung der osteuropäischen Staaten Anfang der 1990er Jahre und so folgte man der Parole „Go East“.142 Dabei ist aber anzumerken, dass der Internationalisierungsprozess des Handels nicht gleichgesetzt werden darf mit dem der Industrie, wo Auslandsquoten von 70 oder 80 % bzw. darüber registriert werden, wobei die meisten Handelsunternehmen hingegen nicht einmal über eine Quote von 50 % hinauskommen.143 142 Vgl. Gröppel-Klein 1999, S. 110 143 Vgl. Greipl/Müller/Gelbrich 1999, S. 101 144 Vgl. Gröppel-Klein 1999, S. 111 145 Vgl. KPMG 2004, S. 30 144 HANDEL IN ÖSTERREICH B A U S T E I N 6 Zu den häufigsten Globalisierungsmotiven der Handelsmanager zählen das Absatzpotenzial im Gastland sowie die voranschreitende Marktsättigung im Stammland. Zudem wird durch die erhöhten Einkaufsvolumina die Nachfragemacht im Inland gestärkt und es können so günstigere Einkaufspreise erzielt werden.144 Die voranschreitende Marktsättigung in den Heimatmärkten macht es für Handelskonzerne notwendig, in neue Märkte einzutreten, um weiterhin nachhaltiges Wachstum zu erreichen. Aus diesem Grund wird der Schritt ins Ausland branchenübergreifend immer häufiger gewagt. Die Motivation, welche hinter einem solchen Unterfangen steht, ähnelt sich oftmals, die Erfolgsfaktoren hingegen variieren teilweise erheblich. Gründe dafür liegen in den unterschiedlichen Marktgegebenheiten, mitunter auch am Vertriebsformat und der gewählten strategischen Stoßrichtung.145 Im Lebensmitteleinzelhandel sind besonders die beiden Marktführer in Österreich, Rewe und Spar im Osteuropageschäft aktiv. Rewe Österreich betreibt unter dem eigenständigen Geschäftszweig Eurobilla Billa-Filialen in der Ukraine, in Rumänien, Bulgarien, Kroatien, in Tschechien, in der Slowakei und in Ungarn Penny-Discountfilialen. Der Hauptkonkurrent, die österreichische Spar-Gruppe hat Niederlassungen in folgenden osteuropäischen Ländern: Slowenien, Kroatien, Ungarn und Tschechien. Der stetige Ausbau der internationalen Präsenz ist für die Top-Händler Europas und natürlich auch für den größten US-amerikanischen Lebensmitteleinzelhändler der Welt, Wal-Mart schon zum Tagesgeschäft geworden.146 Gerade weil die Märkte Nordamerikas und Europas als weitgehend gesättigt und wettbewerbsintensiv gelten, sind die Chancen, in den Märkten Asiens – insbesondere in China und Russland – sowie Osteuropas als ungleich höher einzuschätzen, und so verstärken die großen Handelskonzerne zusehends ihre Aktivitäten in den Kern-Expansionsländern China, Indien und Russland. Den ausländischen Handelskonzernen liegt viel daran, ihre Position in China, dem Wachstumsmarkt schlechthin, weiterhin zu verbessern, um so auch zukünftig an den positiven Effekten der Internationalisierung teil haben zu können. Am Beispiel von China ist zu beachten, dass zwar der Konzentrationsgrad im Handel nach wie vor als sehr gering zu bezeichnen ist, jedoch kommt es bei einem Markteintritt Chinas erschwerend hinzu, dass selbst innerhalb Chinas erhebliche regionale und kulturelle Unterschiede auszumachen sind und China somit in etliche Teilmärkte unterschiedlicher Prägung zerfällt.147 Für die Handelskonzerne stellt die geografische Ausweitung ihres Aktionsradius eine wichtige Vorrausetzung dar und sie bietet eine Möglichkeit, Erschwernisse und Begrenzungen im Heimatmarkt zu überwinden.148 146 Vgl. Biehl 2004, S. 23 147 Vgl. Biehl 2004, S. 23 u. KPMG 2004, S. 30ff 148 Vgl. Conradi 1999, S. 60 HANDEL IN ÖSTERREICH 145 6.9 Im Zentrum Europas – die EU-Erweiterung und der österreichische Handel149 Am 1. Mai 2004 wurde die EU um zehn neue Mitgliedsländer – vorwiegend mittel- und osteuropäische Länder, worunter sich vier Nachbarländer Österreichs befinden – erweitert. Diese EU-Erweiterung ist in Anbetracht der Länderanzahl und der Bevölkerungszahl von 74 Millionen Einwohnern die größte, die jemals stattgefunden hat.150 Österreich konnte seit der „Ostöffnung“ erhebliche Vorteile aus dem liberalisierten Handel genießen. Österreich zählt zweifellos zu den Gewinnern der Ostöffnung. Zahlreiche Untersuchungen und Studien über die Auswirkungen der EU-Erweiterung auf Österreich zeigen, dass sich die wirtschaftlichen Vorteile für Österreich in Zukunft noch weiter vergrößern und konkretisieren werden.151 Österreich verzeichnet insbesondere im Handel beträchtliche Erfolge und weist in den letzten Jahren einen jährlichen Handelsüberschuss mit den Ländern Tschechien, Slowakei, Ungarn und Polen von durchschnittlich EUR 1,1 Mrd. auf.152 Mit dem Wegfall der Grenzkontrollen, dem Entfallen der Grenzwartezeiten und der Grenzformalitäten und der Erschließung neuer Absatzgebiete sind die heimischen Handelsunternehmen wettbewerbsfähiger geworden. Die größte Herausforderung für den Handel seit dem EU-Beitritt war die Einführung des Euro, der den Handelsunternehmungen zum einen den Ein- und Verkauf im Ausland erleichterte, zum anderen den Konkurrenten aus dem Ausland neue Marktchancen im Inland eröffnete.153 Daneben erfährt der österreichische Handel auch eine höhere Dynamik. Österreich rückt in das Zentrum eines vergrößerten Wirtschaftsraumes (mit insgesamt 25 Mitgliedsstaaten in der Europäischen Union) mit vielen neuen Chancen und Möglichkeiten. Zahlreiche Einzelhandelsunternehmungen haben bereits erfolgreich den Schritt in die neuen EU-Länder gewagt.154 Im Einzelhandel bewirken wechselseitige Einkaufsfahrten und Touristenströme in den Grenzregionen zwischen den EU-25 sowohl eine Zunahme des Wettbewerbs als auch eine Zunahme des Kundenpotenzials, wobei die steigenden Einkommen in den neuen EU-Beitrittsländern zu einem Nachfrageimpuls führen.155 Der Saldo der Kaufkraftströme und seine relative Bedeutung sind stark von den jeweiligen geografischen und soziodemografischen Gegebenheiten abhängig, so etwa von der Bevölkerungsdichte auf den beiden Seiten der Grenze oder von der Straßeninfrastruktur. Auf lange Sicht werden die Anreize für den grenzüberschreitenden Einkauf jedoch kleiner werden, da die Preisunterschiede geringer werden und sich die Qualität der Waren zunehmend angleicht.156 149 An dieser Stelle ist auf das AWS-Medienpaket „EU-Erweiterung“ (2004) hinzuweisen 150 Vgl. Österreichische Nationalbank 2004, o. S. 151 Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit 2005, o. S. 152 Vgl. Gruber 2003, S. 69f 153 Vgl. Mraz/Sturzeis 2004, S. 281 154 Vgl. Wirtschaftsbund Wien 2005, o. S. 155 Vgl. Beobachtungsnetz der europäischen KMU 2003, S. 8 156 Vgl. Beobachtungsnetz der europäischen KMU 2003, S. 29f 146 HANDEL IN ÖSTERREICH B A U S T E I N 6 6.10 Im Web shoppen – grenzenlos global – Vorteile und Herausforderungen E-Commerce/Internet Shopping ■ Vorteile: – Convenience – Zeiteinsatz ■ Nachteile: – Sicherheitsbedenken beim Thema Bezahlung – zum Teil lange Lieferzeiten – Verzicht auf „reale“ Einkaufsatmosphäre ■ 84% der österreichische Internetnutzer recherchieren online vor Einkäufen im stationären Handel ■ 55% kaufen zumindest gelegentlich online ein Abbildung 8: E-Commerce/Internet Shopping 1995 startete amazon.com mit dem Verkauf seiner Bücher über das Internet. In der Zwischenzeit hat sich im E-Commerce157-Bereich vieles getan. Die Umsätze von Unternehmen, welche Handel über das Internet betreiben, sind seither enorm gestiegen. Auch wenn die Marktanteile, welche über elektronische Handelsplattformen erwirtschaftet werden, im Vergleich zum stationären Handel noch bescheiden ausfallen, so taucht der Einkauf über das Internet doch als neuartiger, durchaus ernstzunehmender Vertriebskanal als Konkurrenz zu den traditionellen Betriebsformen des Einzelhandels auf.158 157 „Electronic Commerce, meist übersetzt mit elektronischer Handel oder elektronischer Geschäftsverkehr, bezeichnet die verschiedenen Möglichkeiten, Vorgänge im Absatzbereich mittels elektronischer Kommunikationsmedien abzuwickeln“ (vgl. Rebstock 1998, S. 265). 158 Vgl. Dach 2002, S. 1 HANDEL IN ÖSTERREICH 147 Das Internet Shopping, als Teilbereich des Electronic-Commerce, kann als besonders dynamisch bezeichnet werden. So stieg im Jahr 2004 der Anteil der Internetnutzer, die bereits über das Internet eingekauft haben, um rund 400.000 auf insgesamt rund 2,2 Mio. Personen.159 Neben der Funktion, die das Internet als Vertriebskanal erfüllt, ist es aber auch ein sehr wichtiges Informationsmedium160, sodass viele Konsumenten zuerst Online-Recherche betreiben, bevor sie im stationären Einzelhandel einkaufen. Vor allem die neuen Konsumententypen des „Smart Shoppers“ bzw. der „Schnäppchenjäger“ lassen diesen Umstand immer mehr an Bedeutung gewinnen. So hielten es im Jahr 2004 rund 84 % der österreichischen Internetnutzer für nützlich vor Einkäufen im stationären Einzelhandel online zu recherchieren. Jedoch verhielten sich nur rund 59 % auch in der Realität so. Diese Differenz zwischen Einstellung und Anwendungsverhalten der Konsumenten kann auch beim Online Shopping festgestellt werden. Während rund 79 % der Konsumenten 2004 den Einkauf über das Internet als nützlich bezeichneten, kauften aber lediglich 55 % zumindest gelegentlich elektronisch ein.161 Es gibt Branchen bzw. Produkte, wie Bücher, Computer, CDs, Finanzdienstleistungen und Reisen, welche sich besonders für den Vertrieb über das Medium Internet eignen.162 Dank dem Internet steigen die Wahlmöglichkeiten der Konsumenten ins Unermessliche und zeitliche sowie räumliche Grenzen werden völlig obsolet. Zusätzlich können zu jedem einzelnen Artikel auch Informationen erschlossen werden, während der Kunde sich nebenbei noch interaktiv unterhalten lassen kann.163 Weitere Vorteile, welche der Konsument beim Online Shopping im Vergleich zum stationären Handel erzielen kann, lassen sich anhand folgender Merkmale beschreiben: ■ Ortsvorteil: Die Möglichkeit, von „zu Hause“ aus jederzeit einkaufen zu können. ■ Zeitvorteil: Die Möglichkeit, unabhängig von den Ladenöffnungszeiten einkaufen zu können. ■ Preisvorteil: Die Möglichkeit, Waren teilweise günstiger als im stationären Einzelhandel einkaufen zu können. ■ Sortimentsvorteil: Die Möglichkeit, aus einem physisch unbeschränkten Sortiment wählen zu können. ■ Anonymitätsvorteil: Die Möglichkeit beim Einkauf anonym zu bleiben. ■ Neuigkeitsvorteil: Die Möglichkeit, auf Grund des neuartigen Charakters des Mediums beim Einkauf Spaß zu haben.164 ■ Suchzeitvorteil: Die Möglichkeit, durch intelligente Suchportale Waren mit hoher Suchzeit (besonders seltene Produkte) schneller zu finden und so enorme Zeitinvestitionen zu umgehen.165 Zusammenfassend liegen die Stärken des Online Shopping vor allem im Bereich Convenience und Zeiteinsatz.166 Die Nachteile des Online Shopping stellen nach wie vor die Sicherheitsbedenken der Konsumenten, wenn es um das Thema Bezahlung geht, dar.167 Weitere Nachteile sind die im Vergleich zum stationären Handel langen Lieferzeiten, der Schutz der Privatsphäre (durch die Angabe persönlicher Daten) und der Verzicht auf die „reale“ Einkaufsatmosphäre.168 159 Vgl. Integral – Austrian Internetmonitor 2004, o.S. 160 Vgl. Zentes/Schramm-Klein/Neidhart 2005 zitiert nach Voithofer/Gittenberger 2006, S. 148 161 Vgl. Fessl-Gfk 2005, o.S. 162 Vgl. Cleven 1999, S. 971 163 Vgl. Dichtl 1999, S. 988 164 Vgl. Schnedlitz/Schönleitner 2004 zitiert nach Voithofer/Gittenberger 2006, S. 149ff 165 Vgl. Bretschneider 2005 zitiert nach Voithofer/Gittenberger 2006, S. 149ff 166 Vgl. Dach 2002, S. 250 167 Vgl. Integral 2005, o.S. 168 Vgl. Dach 2002, S. 218ff 148 HANDEL IN ÖSTERREICH B A U S T E I N 6 LITERATURVERZEICHNIS ■ Altenburg, Ursula (1999): Zukunft der Innenstädte. In: Beisheim, Otto (Hrsg.): Distribution im Aufbruch. Bestandsaufnahme und Perspektiven. München: Vahlen, S. 1051-1062. ■ Baier, Gundolf (2001): Attraktivitätskriterien kleiner Shopping-Center – Ergebnisse einer empirischen Untersuchung auf Basis des modifizierten Kano-Modells. 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