Tätigkeitsbericht 2013 - Polytechnische Gesellschaft
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Tätigkeitsbericht 2013 - Polytechnische Gesellschaft
»Modern aus Tradition« Tätigkeitsbericht 2013 Polytechnische Gesellschaft e. V. Frankfurt am Main Mit dem Ankauf der Sammlungen Geyger und Riese konnte der Kunstgewerbeverein einige der kostbarsten japanischen Farbholzschnitte für das Museum Angewandte Kunst sichern – es stand damit außer Frage, dass das Haus mit der Ausstellung Ukiyoe auch seine Wiedereröffnung im April 2013 bestritt. Polytechnische Gesellschaft e. V. Tätigkeitsbericht 2013 Inhalt Inhalt 6 Vorwort des Vorstands 10 Vortragsreihe 15 Polytechnische Gesellschaft e. V. Berichte der Tochterinstitute 16 Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte 20 Wöhler-Stiftung 24 Kunstgewerbeverein in Frankfurt am Main e. V. 28 Institut für Bienenkunde 32 Kuratorium Kulturelles Frankfurt e. V. 36 Verein zur Pflege der Kammermusik und zur Förderung junger Musiker e. V. 40 Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main 4 45 In memoriam 47 Organigramm 48 Anhang 48 Gremien 48 Mitgliederbewegung 48 Institute der Polytechnischen Gesellschaft e. V. 50 Finanzen 5 Polytechnische Gesellschaft e. V. Tätigkeitsbericht 2013 Vorwort des Vorstands Vorwort Die Polytechnische Gesellschaft ist heute, fast 200 Jahre nach ihrer Gründung, sehr gut aufgestellt: Nach dem Verkauf der Frankfurter Sparkasse im Jahr 2005 erlebt sie eine zweite Gründerzeit, die sie, wie Sie den folgenden Seiten entnehmen können, sehr vielfältig und erfolgreich gestaltet. »Die Pflege und Fortentwicklung der Mitgliederschaft ist für uns als Bürgergesellschaft zukunftsentscheidend.« Mit dem Bezug des »Polytechniker-Hauses« im Jahr 2011 in der Untermainanlage 5 erhielten die dort untergebrachten Polytechnischen Einrichtungen, darunter die Polytechnische Gesellschaft e. V. selbst, nach langer Zeit nicht nur ein zentrales Verwaltungsgebäude, sondern vielmehr einen Ort der Begegnungen, der schneller als gedacht zum Markenzeichen der Polytechnischen Einrichtungen in der Stadt wurde und zu einem Ort der Identifikation für unsere Mitglieder. Damit ergaben sich auch für die Polytechnische Gesellschaft e. V. neue Perspektiven. Zu diesem Zeitpunkt, nach einer Phase der Konsolidierung, musste die Frage nach ihrer weiteren Entwicklung in den Vordergrund gestellt werden. 2009 hatte die Gesellschaft ihre Satzung schon in wesentlichen Teilen an die veränderten Rahmenbedingungen nach dem Verkauf der Sparkasse angepasst. Die Polytechnische Gesellschaft e. V. wird von einer traditionell starken Mitgliederschaft getragen, die weitreichende Entscheidungen insbesondere bei der finanziellen Aus- 6 stattung ihrer Tochtereinrichtungen und deren Kontrolle zu treffen hat. Die Pflege und Fortentwicklung der Mitgliederschaft zählt daher zu den vornehmsten Aufgaben des Vorstandes. Sie ist für uns als Bürgergesellschaft zukunftsentscheidend. Der Vorstand hat sich dieser Thematik in den zurückliegenden Jahren, gemeinsam mit dem Aufnahmeausschuss und dem Kuratorium, intensiv gewidmet. Viele soziologische Untersuchungen vermitteln derzeit Anlass zu Skepsis. Wird die Bürgergesellschaft, wie wir sie kennen, stabil bleiben oder gehen ihr mittelfristig die Bürger verloren? Ohne hier näher auf die derzeitige Debatte zum Bürgertum und seinen Werten in Deutschland eingehen zu können: Es gibt fraglos eine schleichende Erosion der traditionellen bürgerlichen Mitte. Das liegt nicht allein am demographisch bedingten Abschmelzen der Bevölkerung und der diesen Effekt verstärkenden materiellen Bedrängnis, der sich eine wachsende Zahl von Menschen aus der klassischen Mittelschicht ausgesetzt sieht. Vielmehr findet, unter anderem durch zunehmende Individualisie- Der Vorstand der Polytechnischen Gesellschaft: Professor Dr. Klaus Ring, Dr. Henriette Kramer, Dr. Friedrich Heigl, Johann-Peter Krommer. 7 Polytechnische Gesellschaft e. V. Tätigkeitsbericht 2013 Vorwort des Vorstands rung, ein unübersehbarer Wertewandel statt, der mit einer Abnahme von Bindungsbereitschaft einhergeht, damit aber auch der Bereitschaft, Verantwortung für andere zu übernehmen. Eine solche Entwicklung steht den gesellschaftlichen Bedürfnissen entgegen, denn die Bedeutung des Ehrenamtes für die Zivilgesellschaft wächst. Noch haben wir als Polytechnische Gesellschaft kaum Probleme, Menschen zu gewinnen, die dem Gemeinwohl verpflichtet und bereit sind, auch persönlich Verantwortung zu übernehmen, wie es der guten Frankfurter Tradition entspricht. Ihr Wesen ist es gerade, neben Markt und Staat zu treten, um eigenständig zur Bewältigung von Problemen in der Gesellschaft beizutragen. Das Ehrenamt ist heute wie zur Gründerzeit Kern der polytechnischen Identität und des polytechnischen Selbstverständnisses. Ohne aktiv gestaltendes Bürgertum würde dem Gemeinwesen eine wesentliche stabilisierende Kraft fehlen. Vieles wäre in der Stadt nicht möglich, was längst unverzichtbar ist. Auch wenn wir also derzeit keine Probleme haben, hochqualifizierte neue Mitglieder für unsere Gesellschaft zu gewinnen, besteht kein Grund, dies auch künftig als gewährleistet anzusehen. Die Polytechnische Gesellschaft braucht für ihre Weiterentwicklung eine sich stetig qualifizierende Mitgliederschaft. Diese muss in der Lage sein, die sich kontinuierlich verändernden Belange des Vereins und die seiner Tochtereinrichtungen thematisch abzudecken, zu unterstützen und auch ihre Kontrollfunktion wahrzunehmen. Damit ist eine der Kernaufgaben der Polytechnischen Gesellschaft umrissen. Aus den Erfahrungen der letzten Jahre wissen wir, dass sich der große Aufwand, den wir hierfür betreiben, lohnt. Das Interesse, Mitglied der Polytechnischen Gesellschaft zu werden und sich dort auch engagieren zu können, ist hoch. Er wird getragen von guter Arbeit in den Polytechnischen Einrichtungen und ihren öffentlichen Auftritten, vom Werben für unsere Ziele und Werte, und von klarer politischer und ideologischer Unabhängigkeit. Unsere finanzielle Unabhängigkeit ist dabei eine wesentliche Hilfe. Nahezu alle sieben Polytechnischen Tochtereinrichtungen bieten den Mitgliedern der Gesellschaft Möglichkeiten unterschiedlicher Art, sich zu beteiligen oder ihren Rat zur Verfügung zu stellen. Jedem ist darüber hinaus unbenommen, als Botschafter für die Polytechnische Gesellschaft und ihrer Anliegen in die Stadtgesellschaft hineinzuwirken. Das ist nötig, um der Polytechnischen Gesellschaft mehr Unterstützung in der breiten Öffentlichkeit zu vermitteln. Ihr Wirken ist noch immer zu wenig bekannt. Daneben erhoffen wir uns Rückmeldungen über Erwartungen und Anregungen an die Polytechnischen Einrichtungen, die unsere Mitglieder über ihre Netzwerke erhalten. Wenn wir helfen wollen, müssen wir wissen, wo es brennt! Als die Gesellschaft sich 2005 nach der Trennung von ihrer Sparkasse neu aufstellte, gab es manche zweifelnden Kommentare - auch an der strategischen Konzeption. Längst ist erwiesen, dass die Einbettung der Arbeit der Polytechnischen Einrichtungen in die Tradition der Polytechnischen Gesellschaft einer unserer großen Aktivposten 8 ist. Sie hilft uns, unsere Position im Heute zu definieren. Unsere Mitglieder, und das ist das Wichtigste, repräsentieren dies nach außen. Aber sie bilden auch einen Ideenpool für weitere Entwicklungen. Betrachtet man heute die Entwicklung der Polytechnischen »Familie« in unserer Stadt – und auf sie konzentrieren wir uns –, so können wir ganz zufrieden sein. Seit 2005 haben sich der Verein und seine Töchter gut entwickelt. Sie haben an Profil gewonnen. Sie finden Achtung und Anerkennung und sind auf dem Wege, auf der Basis ihrer fast 200 Jahre alten Tradition wieder eine der prägenden »Marken« Frankfurts zu werden. Der Vorstand dankt all denen, die sich an der täglichen Arbeit der Polytechnischen Gesellschaft e. V. und ihrer Töchter mit Rat und Tat beteiligt haben. Professor Dr. Klaus Ring Dr. Henriette Kramer Dr. Friedrich Heigl Johann-Peter Krommer 9 Polytechnische Gesellschaft e. V. Tätigkeitsbericht 2013 Vortragsreihe Vortragsreihe Seit bald zweihundert Jahren betreibt die Polytechnische Gesellschaft Volksbildung auf höchstem Niveau. Schon in den ganz frühen »Werbeprospekten«, mit deren Hilfe interessierte Frankfurter Bürger als Mitglieder der gerade gegründeten Gesellschaft gewonnen werden sollten, war bereits von öffentlich zugänglichen und unentgeltlichen Lehrvorträgen die Rede. An diese Tradition knüpft die Polytechnische Gesellschaft mit der Diesterweg-Simon-Vortragsreihe an. »Toleranz ist nur dann eine Tugend, ›wenn sie weh tut‹.« Interessierte Laien über neueste technische, naturwissenschaftliche und medizinische Entwicklungen zu informieren, war vorrangiges Ziel der Vorträge – und ist es noch heute. Ein brandneues und vielversprechendes Forschungsgebiet stellte der in Gießen lehrende und forschende Professor Dr. Andreas Vilcinskas vor: die Insektenbiotechnologie. Sie untersucht etwa, wie sich Insekten, von der Natur mit besonders wirksamen Molekülen ausgestattet, gegen Krankheiten oder Parasiten verteidigen, um dadurch Rückschlüsse für den Menschen zu ziehen. Dem Zebrafisch gilt hingegen das ganze Interesse des Entwicklungsbiologen Professor Dr. rer. nat Dipl.-Ing. Felix B. Engel: Die Herzmuskelzellen dieses Zierfisches reparieren Schäden am Herzen ganz von allein. Auch beim Menschen werden Herzmuskelzellen neu gebildet – allerdings nur bis zu einem Prozent im Jahr. Die weitergehende Forschung konzentriert sich nun darauf, diese zu finden und zu analysieren, damit eines Tages Herzinsuffizienzen auch beim Menschen aus eigenem Material korrigiert werden können. 10 Einer von drei Veranstaltungsorten der Diesterweg-Simon-Vortragsreihe: Der Hörsaal IV auf dem Campus Bockenheim. Der Gießener Professor Dr. Andreas Vilcinskas stellte am 3. Dezember 2013 dort das neue Forschungsgebiet Insektenbiotechnologie vor. 11 Polytechnische Gesellschaft e. V. Tätigkeitsbericht 2013 Vortragsreihe Von dem Wunder der sich immer neu bildenden Nervenzellen, ohne die ein Lernen und Begreifen nicht möglich wäre, berichtete die Neurobiologin Professor Dr. Hannah Monyer. Sie sind Grundlage und Motor für die sich stetig verändernde »neuronale Plastizität«, die im Alter nachlässt, jedoch durch geistige und körperliche Bewegung weitgehend erhalten werden kann. Dass unser Handeln konstitutiv für unsere Wahrnehmung ist, beschrieb Professor Dr. Peter König anhand eines speziell die Wechselwirkung zwischen Gehirn und Handeln auslotendes Experimentes: dem Anlernen eines sechsten Sinnes mithilfe eines Gürtels zum Erfühlen der Himmelsrichtung. Die verschlungenen Wege missliebiger Töne vom Gehirn zum Ohr und vom Ohr zum Gehirn waren Thema des Tinnitus-Experten Professor Dr. med. Dr. h.c. mult. Wolf J. Mann: Er ging auf die verschiedenen Grade dieser Krankheit ein, die zu kompensieren einem Großteil der Patienten mit leichten Erscheinungsformen gelingt. In ihrer Lebensqualität eingeschränkt sind hingegen die chronischen Patienten, denen man mit Therapien das »Hören nach außen, nicht nach innen« beizubringen versucht. Fesselnd und verständlich erklärte der Augenspezialist Priv.-Doz. Dr. Oliver Schwenn die Entstehung der altersbedingten Augenkrankheiten Grauer und Grüner Star und MakulaDegeneration und die derzeit zur Verfügung stehenden Therapien. Für manche der zur Erblindung führenden Augenkrankheiten, das erläuterte der Direktor der Aachener Augenklinik Professor Dr. Peter Walter, mag eines Tages der Netzhautchip eine gute Lösung sein: Noch in den Kinderschuhen befindet sich dieser Augen-»Schrittmacher«, der Erblindeten einen Teil ihres Sehvermögens zurückzugeben versucht. Legte die Polytechnische Gesellschaft anfangs ihren Schwerpunkt auf technische und naturwissenschaftliche Themen, kamen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kunsthistorische, wirtschaftliche und globale Themen hinzu. Die Gründung des Vereins für Volkswirtschaft und Gewerbe und des Mitteldeutschen Kunstgewerbevereins, aus dem das spätere Frankfurter Museum für Kunsthandwerk hervorging, hatten sicher ihren Anteil an der Erweiterung der Themenpalette. Sie finden bis heute Eingang in die Reihe: Während der Wirtschaftshistoriker Werner Abelshauser die Anfänge der Sozialen Marktwirtschaft und ihre Wandlungen im Laufe der Jahrzehnte darlegte, sprach die Kunsthistorikerin Gerda Breuer über einen Sohn Frankfurts, dessen Architektur eng mit dem alten und nun aufgegebenen Campus Bockenheim verbunden ist: Ferdinand Kramer. Weniger mit der physisch-baulichen Struktur der Stadt, sondern mit ihrer Bevölkerung, der Entwicklung und dem Wandel beschäftigt sich der Stadtsoziologe Professor Dr. Walter Siebel: Die Kultur der Stadt ist eine Kultur der Vielfalt, und diese stelle, so Walter Siebel, wiederum den Nährboden für eine dynamische Gesellschaft dar. Bei Andersartigkeit näher hinzusehen, dafür plädierte die Arabistin Angelika Neuwirth, die den Koran als Identitätsurkunde unserer muslimischen Mitbürger verstanden wissen möchte und ihn als einen mit Europa aufs engste verbundenen Text vorstellte, der unsere europäischen Traditionen kommentiere und uns neu zu denken lehre. 12 Licht in das Dickicht eines oft falsch verwendeten Toleranzbegriffes brachte der Philosoph Professor Dr. Rainer Forst: Er bettete den Begriff in seinen historischen Kontext ein, sezierte ihn anschaulich, humorvoll und lehrreich und schloss seinen Vortrag mit dem Fazit, dass Toleranz nur dann eine Tugend sei, »wenn sie weh tut«. Ein gemeinsames Europa könne wiederum nur mit Hilfe von Toleranz aller Beteiligten aufgebaut werden – verbunden mit der Akzeptanz von politischem Dissens. Der Politologe Professor Dr. Peter Graf Kielmansegg warb dafür, die Gesetzgebungsmaschinerie in Brüssel zu drosseln, dem Subsidaritätsprinzip erneut zur Geltung zu verhelfen und das Integrationsprojekt Europa nicht zu sakralisieren. Ohne den Sinn für ein europäisches Gemeinwohl, den Kielmansegg bei den Mitgliedern der EU vermisst, sei ein funktionierendes Europa allerdings nicht denkbar. Das Gemeinwohl auf allen Ebenen zu fördern und in alle gesellschaftlichen Gruppen und Alterskohorten hineinzutragen, das verbindet die Arbeit der Polytechnischen Tochterinstitute. Sie haben – wie jedes Jahr – auch in diesem Jahr ihren Beitrag zum Gelingen der Vortragsreihe geleistet. Besonders hervorzuheben ist bei der Gestaltung der Vortragsreihe daneben die aktive Rolle des Fachbereichs Biologie der Goethe-Universität in Person von Professor Dr. Christian Winter. Dank gebührt gleichfalls der Frankfurter Sparkasse, die jedes Jahr aufs Neue für mehr als die Hälfte der Vorträge den Raum und die Technik stellt. Ein Hörsaal auf dem Campus Bockenheim und das Museum für Angewandte Kunst kommen als weitere Veranstaltungsorte hinzu. Die Diesterweg-Simon-Vortragsreihe mit ihrem enorm breiten Themenspektrum, das komplett aufzufächern in diesem kurzen Überblick nicht möglich ist, bietet eine gute Mischung aus kultureller Information mit historischer Rückschau einerseits, Gesellschaftsanalyse, Grundlagenforschung und praktisch fundierter wissenschaftlicher Hilfe andererseits. Die Vorträge, die übrigens zum großen Teil auch als Audiodatei auf unserer Homepage nachgehört werden können, enthalten eine Fülle von Sachinformationen und auch Anregungen, was unsere Gesellschaft braucht und tun müsste. »Dass zu manchen dieser Aussagen und zur Auswahl bestimmter Themen auch Mut gehört, weil sie nicht unbedingt populär sind, rechne ich«, so schrieb dazu der Leiter der Abteilung »Planung und Controlling« der Hessischen Staatskanzlei, Marcus Lübbering, »Ihnen besonders hoch an. Insofern möchte ich die Polytechnische Gesellschaft zu Ihrer Reihe herzlich beglückwünschen und ihr damit weiter viel Erfolg wünschen«. Lilli Beckers 13 Polytechnische Gesellschaft Der Rückblick über die Aktivitäten der sieben Tochterinstitute der Polytechnischen Gesellschaft für das Jahr 2013 macht ein weiteres Mal deutlich, dass die Werte und Intentionen, die zu deren Gründung geführt haben, zeitlos und aktuell zugleich sind: sei es beim Thema der Inklusion von Behinderten; der Förderung eines modernen Bildungswesens; der Unterstützung des Kunsthandwerks; der Forschung und Lehre am Modellorganismus Biene; sichtbar in den Veranstaltungen zur Vielfalt Frankfurts; hörbar in der Vielfalt der Musik; oder vielerorts in Frankfurt erfahrbar in Projekten und Programmen zur Förderung der modernen Bürgergesellschaft. 15 Polytechnische Gesellschaft e. V. Tätigkeitsbericht 2013 Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte Eine zentrale Maxime der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung aus dem Jahre 2009 ist ihre gesellschaftliche Inklusion. Dieser Zielsetzung kommt die Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte in ihrer Arbeit nach – beispielsweise mit ihren Angeboten zur beruflichen Qualifikation. Ebenso ist die Produktionsgeschichte des »Inklusionssongs« der Stiftungsband »Blind Foundation« ein anschauliches Beispiel dafür. »Die inklusive Gesellschaft – uneingeschränkte gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen.« Berufliche Rehabilitation: Raus aus dem Lehrerzimmer, rein in die PR Noch während seines Studiums war bei Christoph Tacken eine Makuladystrophie diagnostiziert worden, die ihn zunächst nicht daran hinderte, sein Lehramtsstudium abzuschließen und das Referendariat an einem Kölner Gymnasium anzutreten. Doch trotz all seiner Bemühungen wurde schnell offensichtlich, dass der Beruf des Lehrers für ihn keine Zukunftsperspektive bot. Zu viele Kräfte zehrende Barrieren galt es zu überwinden. So blieb Tacken am Ende seines ersten Halbjahres nichts anderes übrig, als der Schulleitung »schweren Herzens und zugleich erleichtert« mitzuteilen, dass er das Referendariat nicht fortführen würde. Die Suche nach Alternativen gestaltete sich problematisch. Als Sehbehinderter eine Berufsausbildung mit akademischem Anspruch zu finden, stellte sich als äußerst schwierig dar. Doch nach einer längeren Phase des Stillstands kam ihm der Zufall zu Hilfe. Anfang 2012 absolvierte er eine zweiwöchige Arbeitserprobung im Berufsförderungswerk in Düren. Die dort angebotenen Berufsfelder entsprachen jedoch nicht 16 Szene aus der Produktion eines Videos für den von der Band »Blind Foundation« komponierten Inklusionssong. 17 Polytechnische Gesellschaft e. V. Tätigkeitsbericht 2013 Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte seinen Vorstellungen. Kurz vor Ablauf der zwei Wochen machte ihn dann eine Mitarbeiterin der Einrichtung auf die Angebote der Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte aufmerksam. Der Ausbildungsgang zum PR-Juniorberater erweckte Tackens Interesse. Hier hatte er das Gefühl, seine Stärken und die im Studium erlernten Fähigkeiten einsetzen zu können. Er nahm Kontakt zur Stiftung auf, und relativ schnell wurde ein Treffen mit Ursula Hollerbach vereinbart, der Ausbildungsleiterin, die innerhalb der Stiftung für diese Qualifizierung zuständig ist. Das Treffen verlief angenehm und informativ, sodass er sich nach nur wenigen Tagen Bedenkzeit dazu entschloss zuzusagen. Der folgende Monat stand ganz im Zeichen der Suche nach einer Praktikumsstelle. Gemeinsam gelang es Frau Hollerbach und ihm, zwei Vorstellungsgespräche zu vereinbaren, die beide sehr positiv verliefen. Letztendlich entschied Tacken sich für den Fachbereich Kommunikation des Landschaftsverbands Rheinland mit Sitz in Köln-Deutz. Insgesamt sind dort etwa fünfzehntausend Personen beschäftigt. Im Fachbereich Kommunikation arbeiten fünfzehn Mitarbeiter. An seinem dortigen Arbeitsplatz stattete ihn die Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte mit den benötigten Hilfsmitteln wie Bildschirmlesegerät, Vergrößerungssoftware und einer sehbehindertengerechten Tastatur aus. Aber nicht nur die entsprechenden Hilfsmittel, sondern vor allem die positive und konstruktive Einstellung seiner neuen Kollegen machten dem Volontär den Einstieg in ein völlig neues Berufsfeld so einfach wie nur möglich. Hauptsächlich ist er in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit und Onlineredaktion tätig. Im Onlinebereich pflegt Tacken die Inhalte verschiedener Internetauftritte des Landschaftsverbands und verfasst auch redaktionelle Beiträge, die dort veröffentlicht werden. Im Bereich Öffentlichkeitsarbeit ist er an der Planung und Durchführung von Veranstaltungen beteiligt, wie zum Beispiel dem »Tag der Begegnung«, dem größten inklusiven Familienfest Europas, und der »Tour der Begegnung«, einem inklusiven Staffellauf von Förder- und Regelschulen durch das Rheinland, den er 2013 hauptverantwortlich betreute. Von Zeit zu Zeit ist der Volontär aber auch in die klassische Pressearbeit eingebunden, nimmt Pressetermine wahr, schreibt Presseeinladungen und -mitteilungen, bearbeitet Reden und übernimmt Rechercheaufgaben im Internet. Dabei wird ihm sehr viel Vertrauen entgegengebracht und so die Möglichkeit gegeben, relativ selbstständig zu arbeiten. Christoph Tackens Fazit: »Die Weiterbildung zum PR-Juniorberater bietet mir die Möglichkeit, einen Beruf zu erlernen, der meinen Neigungen entspricht, und in dem ich mein im Studium erworbenes Wissen professionell einsetzen kann – wenn auch auf einem anderen Gebiet. Die Unterstützung der Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte hilft mir dabei, in der Arbeitswelt der ›normal‹ Sehenden Fuß zu fassen. Dank ihrer Expertise in Fragen der Sehbehinderung am Arbeitsplatz ist es mir möglich, in einer Berufssituation zu arbeiten und zu lernen, die interessant, spannend, abwechslungsreich und fordernd ist.« 18 Inklusion in der Öffentlichkeitsarbeit: Zur Produktionsgeschichte des »Inklusionssongs« Als die Stiftungsband »Blind Foundation« Ende 2012 auf der Weihnachtsfeier einer Frankfurter Bank spielte, sprach Alexandra Cremer vom Netzwerk Inklusion Frankfurt deren Bandleader Markus Hofmann an. Sie berichtete, dass sie eine kleine Odyssee bei der inklusiven Einschulung ihrer schwer körperbehinderten Tochter hinter sich hatte und – um dieses Thema mehr in die Öffentlichkeit zu bringen – gerne einen »fetzigen« Song zum Thema »Inklusion« produzieren wollte. Dazu konnte sie den Text beisteuern, und ihre Frage war, ob »Blind Foundation« – als inklusive Band – die Musik dazu schreiben wollte. Und wie die Band wollte! Der Song wurde dann im März 2013 aufgenommen und abgemischt. Die Reaktionen darauf waren durchweg positiv, und die »Blind Foundation« wurde unter anderem eingeladen, den Inklusionssong bei den »Inklusionstagen 2013« des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales am 28. Mai in Berlin live aufzuführen. Um einen Song heute bekannt zu machen, muss er im Internet – am besten über ein Video – aufgerufen werden können. Für die Produktion eines Videos zum Inklusionssong konnten einige private Spender gewonnen werden, die Gesamtfinanzierung war dann schließlich durch eine großzügige Spende der Stadt Eschborn in Höhe von 5.000 Euro gesichert. Mit Rolf Eckel engagierte sich ein erfahrener Regisseur für das Projekt. Durch die Einbindung von Stefan Richter und Sina Reulein vom Gebärdenchor »Lukas 14« wurde die barrierefreie Umsetzung für Gehörlose garantiert. Nach einer kurzen, aber intensiven Planungsphase konnte am 12. Oktober 2013 mit mehr als einhundert Protagonisten der Großteil der Videoszenen abgedreht werden. Jede Textzeile wurde von drei bis sechs unterschiedlichen Menschen (mit und ohne Behinderung, jung und alt, verschiedener Nationalitäten) dargestellt, indem einige Mitwirkende den Text gebärdeten und der Rest die Lippen synchron zum Gesang bewegte. Zuvor wurden von »Lukas 14«-Mitgliedern die Gebärden vermittelt. Es war eine berührende und intensive Erfahrung, zu erleben, wie so viele unterschiedliche Menschen für ein gemeinsames Ziel arbeiteten. Für den Rap-Teil wurden am zweiten Tag noch einige Tanzszenen aufgenommen. Am 8. November 2013 war es dann soweit: Im »Deutschen Filmmuseum« in Frankfurt wurde das Video »Inklusion« feierlich uraufgeführt und von den geladenen Gästen begeistert aufgenommen. Noch am selben Abend wurde das Video im Internet auf Youtube veröffentlicht und bis zum Jahresende dann über 45.000 Mal aufgerufen. Inzwischen gibt es Untertitel in zahlreichen Sprachen. Die Statistik zeigt, dass die Zugriffe aus der ganzen Welt kommen. Franz-Josef Esch 19 Polytechnische Gesellschaft e. V. Tätigkeitsbericht 2013 Wöhler-Stiftung Wöhler-Stiftung Viele Gründe haben in der jüngeren Vergangenheit zu einem veränderten Stellenwert der Schule beigetragen: Der Lehrplan hat auf die größere Komplexität der Welt reagiert; die klassische bürgerliche Familienform ist nicht mehr bestimmende Norm; und die Verkürzung der gymnasialen Schulzeit auf acht Jahre hat das Lernkorsett der traditionellen Vormittagsschule gesprengt. »Die pädagogische Mittagsbetreuung gibt wertvolle Impulse zur Entfaltung.« Der Umbau der Schulkultur führte auch eine Neuordnung der schulischen Infrastruktur mit sich: etwa mit dem Bau von Mensen, der Erweiterung von Schulgebäuden oder der Umgestaltung von Pausenhöfen und Aufenthaltsräumen. An der Wöhlerschule, 1870 entstanden aus der Zusammenlegung der polytechnischen Schulanstalten und in dieser historischen Verbundenheit im Fokus der Aktivitäten der Wöhler-Stiftung, lässt sich das an vielen Stellen konkret erfahren. Dieser Umbau stellt eine Herausforderung dar, der sich viele Schulen zu stellen haben – im Besonderen aber die Wöhlerschule, deren große Popularität gleichzeitig nicht nur für eine übergroße Nachfrage, sondern auch für gestiegene Schülerzahlen sorgt. Mit der Ausdehnung des Unterrichts in den Nachmittag lassen sich selbst bei noch so guter Lehrerversorgung Freistunden nicht vermeiden: Seit 2007 gibt es daher in Hessen das Modell der »pädagogischen Mittagsbetreuung«. Angesprochen werden vor allem Schüler der Unter- und Mittelstufe, denen die Wöhlerschule verschiedene Aktivitäten anbietet. Ein Fokus liegt auf der Förderung der Bewegung, das stundenlange 20 Zugänge schaffen, Vertrauen aufbauen, Kommunikation anregen: Die Veränderung der schulischen Infrastruktur hat auch das Aufgabenfeld von Francoise Goldmann, schulpsychologische Beraterin an der Wöhlerschule, wachsen lassen. 21 Polytechnische Gesellschaft e. V. Tätigkeitsbericht 2013 Wöhler-Stiftung Sitzen ruft nämlich dringend nach körperlichem Ausgleich. Angeleitet von Lehramtsstudenten und wöchentlich alternierend, können die Schüler eine Reihe diverser Sportangebote wahrnehmen: So kommen rund sechzig Teilnehmer jeden Tag zu Ball- und Parcoursspielen zusammen. Ihnen bieten sich hier wertvolle Impulse zur Entfaltung – im übertragenen wie im wörtlichen Sinn. Ein zweites Angebot der pädagogischen Mittagsbetreuung ist die Hausaufgabenhilfe für die Schüler der fünften und sechsten Klassen: Unterstützt von Francoise Goldmann, der schulpsychologischen Beraterin an der Schule, können die Schüler an vier Tagen in der Woche in ihren Freistunden konzentriert an ihren Aufgaben arbeiten. Als außenstehende Partei – zwischen Mitschülern, Eltern und Lehrern – bekommt Goldmann so einen ganz eigenen Zugang zu den Schülern. Auf ihre Initiative hin wurde im Jahr 2013 als ein weiteres Mittagsangebot ein offener Schülertreff ins Leben gerufen: In lockerer Atmosphäre kommen hier Schüler aller Altersstufen zusammen, um zu lesen, miteinander zu reden oder zu spielen – und um eigenen Ideen Raum zu geben. Die Wöhler-Stiftung unterstützte den Schülertreff mit einem Starterkit aus Büchern, Zeitschriften, Comicheften und Brettspielen. Als erstes größeres gemeinsames Projekt ist die Umsetzung einer Ansprech-Bar in vollem Gange: Der unter den Kunstklassen des achten Jahrgangs ausgelobte Gestaltungswettbewerb brachte nicht nur einen hervorragenden Siegerentwurf zutage, sondern demonstrierte mit den eingereichten Studien das breite schöpferische Ideenpotential der Schüler. Dank der Schlüsselpositionen, die Goldmann und ihr Kollege Rüdiger Hein innehaben, öffnen sich ihnen auch Zugänge bei den weniger erfreulichen Aufgaben der Schulsozialarbeit: der Krisenintervention in persönlichen und sozialen Belangen. Seien es unvorteilhafte Kommentare in sozialen Netzwerken, die sich zu Mobbing auf dem Schulhof ausweiten, seien es in Aggression mündende Sprachdefizite oder die verschiedenen kulturellen Hintergründe der Schüler, die zu Verständnisproblemen führen: Kleine Impulse können schnell zu gewaltigen Konflikten eskalieren – mit denen die Mitschüler, das Lehrerkollegium und auch die Eltern überfordert sind. Von der Erziehungsberatung für Eltern, der Vermittlung sozialpädagogischer Methoden bis hin zur situativen Beratung und Krisenintervention liegt hier ein breites, diffiziles und komplexes Aufgabengebiet, das sensibel angegangen werden muss. Zu den pädagogischen Zusatzangeboten, die gemeinsam das Profil der Wöhlerschule schärfen, gehören noch eine ganze Reihe weiterer AGs, Chöre und Orchester, Angebote in Sport, Mathematik und Schach – und natürlich auch die Bienen-AG, die sich an Schüler der fünften und sechsten Klasse richtet: In der Betreuung der Völker und Stöcke in der Wöhler-Wildnis vermittelt sich ihnen die Biologie in besonders anschaulicher Weise. Als Hüterin des Wappentieres der polytechnischen Gesellschaft kommt der Bienen-AG regelmäßig die Aufmerksamkeit der Wöhler-Stiftung zu. Glücklicherweise waren die Verluste durch die Bienenmilbe Varroa destructor im vergangenen Jahr gering, so dass aus dem Budget eine Reihe benötigter Kleinmaterialien angeschafft werden konnte: Dochte und Gießformen für Kerzen etwa oder ein neuer Bienenkorb. Auch die Wöhler-Wheels, die eigenständig von Schülern betriebene Fahrradwerkstatt, konnte mit der Unterstützung der Wöhler-Stiftung eine Reihe von kleineren Anschaffungen 22 von Ventilen über Schraubenschlüssel bis hin zu einem Montageständer vornehmen. Das Projekt, dem sich der Bericht des vergangenen Jahres ausführlich widmete, ist in vielerlei Hinsicht eine glückliche Verbindung von Theorie und Praxis: beispielsweise in der Veranschaulichung physikalischer Vorgänge zur Kraftübertragung. Die WöhlerWheels sind aber auch ökonomisches Experimentierfeld – als eine sogenannte Schülerfirma: Wöhlerschüler können dreimal in der Woche die Werkstatt aufsuchen und zu Kosten im Taschengeldbereich ihre Fahrräer warten und reparieren lassen. Eigenverantwortlich leiten die im Projekt beteiligten Schüler der Stufen acht bis elf ihr Unternehmen selbst und lernen dabei die Grundlagen kaufmännischen Denkens. Was als effektiver Gewinn bleibt, geht laut Geschäftssatzung zu achtzig Prozent an gemeinnützige Projekte im Umwelt- oder in sozialen Bereichen. Ein Großteil des Budgets, mit dem die Wöhler-Stiftung die Wöhlerschule unterstützt, galt auch im vergangenen Jahr der Unterhaltung der Stelle einer studentischen Hilfskraft: Seit 2011 betreut Sebastian Wernig als technischer Assistent den Einsatz neuer Medien im Bereich Support und Wartung. Dazu hatte Wernig alle Notebooks, Digitalkameras, CD-Spieler, Beamer und sonstigen Mediengeräte mit RFID-Chips ausgestattet, kleinen Aufklebern mit integrierter Antenne zur Radiofrequenz-Identifikation, die drahtlos registrieren, wann welches Gerät einen bestimmten Sensor passiert. Daneben betreut er das interne Netzwerk und den Schulserver, über den etwa die aktuellen elektronischen Stundenpläne im Eingangsbereich der Schule gespeist werden, und er steht den Lehrkräften bei ganz alltäglichen Hilfestellungen zur Verfügung: beim Zurücksetzen eines Passwortes oder dem Einrichten eines Mailkontos. Damit sich die Arbeitsabläufe bei Anfragen und Fehlermeldungen effektiv und systematisch verfolgen lassen, entwickelte er zudem für den IT-Support der gesamten Schule ein elektronisches Ticketsystem. Auch für den Musik- und Physikunterricht konnten mit Hilfe der Wöhler-Stiftung diverse Kleinanschaffungen wie etwa eine Kontaktplatte und ein Faserhalter getätigt werden. Sie werden dauerhaft ihre Dienste leisten, ebenso wie die Projekte, denen die WöhlerStiftung in den vergangenen Jahren eine Anschubfinanzierung geben konnte, weiterhin Gutes bewirken: wie etwa der Matheraum, in dem Schülern beispielsweise die Geometrie spielerisch be-greifbar veranschaulicht wird. So ist die Wöhler-Stiftung an vielen Stellen der Schule präsent und sorgt mit kleinen Maßnahmen dafür, die große Maschinerie am Laufen zu halten. Es freut die Wöhler-Stiftung natürlich auch sehr, dass die Zusammenarbeit der Schule mit der Stiftung Polytechnische Gesellschaft über die Junior-Ingenieur-Akademie sowie mit der Implementierung der Lehrkonzepte des Polytechnik-Preises ebenfalls erfolgreich weitergeführt wird. Alle diese Projekte tragen dazu bei, dass die Schule lebendig und aktiv bleibt – als Experimentier- und Lernfeld der persönlichen Entwicklung und Entdeckung, Erforschung und Ausbildung der eigenen Fähigkeiten. Wenn der nächste Bericht unter anderem die Ausstattung eines neuen Chemielabors aufgreift, wird sich dies ein weiteres Mal gezeigt haben. Professor Dr. Klaus Ring 23 Polytechnische Gesellschaft e. V. Tätigkeitsbericht 2013 Kunstgewerbeverein in Frankfurt am Main e. V. Kunstgewerbeverein in Frankfurt am Main Zwei besondere Ereignisse prägten das Jahr 2013: im Frühjahr die Wiedereröffnung des Museums Angewandte Kunst nach mehrmonatiger Umgestaltung und im Spätherbst eine vom Kunstgewerbeverein gestaltete Verkaufsausstellung für erlesenes Kunsthandwerk in der Historischen Villa Metzler. »Das gestaltende Handwerk im Großraum Rhein-Main wird gefördert.« Zu den wesentlichen Maßnahmen der Umgestaltung des Museumsbaus zählt die Entfernung der seit der Eröffnung 1986 eingebauten Zwischenwände und die damit verbundene Freilegung der ursprünglichen Sichtachsen. Der ambitionierte Museumsbau Richard Meiers zeigt sich seither wieder als begehbare Skulptur. Zur Wiedereröffnung im April präsentierte das Museum vier Ausstellungen, von denen aus Sicht des Kunstgewerbevereins die zu den Japanischen Farbholzschnitten hervorzuheben ist. Der Kunstgewerbeverein hatte den Ankauf der Sammlung Riese, aus dem die meisten Exponate der Ausstellung stammten, im Jahr 2012 maßgeblich betrieben. Die Mitglieder des Kunstgewerbevereins erhielten durch Kurator Dr. Stephan Graf von der Schulenburg zwei exzellente Führungen, die sich großer Nachfrage erfreuten. Weitere den Mitgliedern vorbehaltene Führungen gingen durch die Ausstellungen »Korea Power. Design und Identität« und »1607. Aus den frühen Tagen der Globalisierung«, in der sehr viele Werke aus der Museumssammlung zu sehen waren. Ebenso geführt wurde durch die kleine Ausstellung mit Frankfurter Bezug »Weniger, aber besser. Design in 24 Bei der Verkaufsausstellung M. 13 in der Historischen Villa Metzler standen Gestaltung und kunsthandwerkliche Umsetzung im Vordergrund, wie hier bei Stücken aus der Winterkollektion von Kostron Modedesign, Dieburg. 25 Polytechnische Gesellschaft e. V. Tätigkeitsbericht 2013 Kunstgewerbeverein in Frankfurt am Main e. V. Frankfurt 1925 bis 1975« und – mit der neuen Kuratorin Mahret Kupka – durch die im Sommer eröffnete Ausstellung »Draußen im Dunkel. Weitermachen nach der Mode«. Neben all den Besuchen der Ausstellungen des Museums widmete sich der Kunstgewerbeverein 2013 aber auch seinen Aufgaben der Kunst- und Kulturvermittlung und der Belebung des Veranstaltungsbereichs der Historischen Villa Metzler. Wie im Vorjahr organisierte und betreute seine Tochtergesellschaft, die Historische Villa Metzler gGmbH, zahlreiche Veranstaltungen, bevorzugt in Kooperation mit Dritten. So fanden wieder in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt Frankfurt elf »Frankfurter Premieren« statt, bei denen literarische Neuerscheinungen vorgestellt wurden. Außerdem wurde mit der Polytechnischen Gesellschaft die Reihe »Frankfurter Dialog« fortgesetzt und zusammen mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Polytechnischen Gesellschaft, die Reihe »Wissenschaft im Dialog«. Gesprächspartner waren Wissenschaftler verschiedener Disziplinen, die aktuelle Forschungsthemen vorstellten, so zum Beispiel im Juni Professor Dr. Dr. h.c. mult. Horst Stöcker zum Thema Schwerionenforschung. Die Historische Villa Metzler gGmbH stand außerdem dem Museum bei der Organisation von Veranstaltungen zur Seite und vermietete die Erdgeschossräume der Villa an Dritte. Durch diese Arbeit – wie auch durch die Veranstaltungen des Kunstgewerbevereins – konnten für das Museum im Jahr 2013 knapp dreitausend zusätzliche Gäste gewonnen werden. Großen Zuspruch fanden ebenso die beiden Termine, die fest im Kalender des Kunstgewerbevereins verankert sind: Mit einem Vortrag des Ehrenmitglieds Jens Uwe Zimmermann über Josef Hoffmann und die Wiener Werkstätten feierte er seinen Gründungstag am 21. März; und im Juni beging der Kunstgewerbeverein sein Sommerfest erstmals als »Sommerabend im Museum« im Bistro und auf dem Balkon des zweiten Obergeschosses. Nachgefragt war auch die Kunstreise des Jahres 2013, die im Juli nach Dresden, in die Porzellanmanufaktur nach Meißen, ins Kunstgewerbemuseum nach Pillnitz und in den Barockgarten Großsedlitz führte. Jener Besuch fügte sich wirkungsvoll in die schon lange verfolgte thematische Reihe »Gärten und Parks als Werke Angewandter Kunst«. Mit einem Blick hinter die Kulissen eines Auktionshauses, als sich zahlreiche Mitglieder in den Räumen des Auktionshauses Arnold einfanden, endeten die internen Veranstaltungen im November. Die Erfüllung des Bildungsauftrags Der Verein setzte die im Vorjahr begonnene Reihe »Angewandte Kunst im spirituellen Raum« mit zwei Vorträgen in der Villa fort: Dr. Stephan Graf von der Schulenburg sprach über die Spiritualität in der ostasiatischen Kunst und Dr. Juliane von Fircks, Berlin, über »Mittelalterliche Seidenstoffe in sakraler Funktion«. Die Vorträge in der Diesterweg-Simon-Reihe der Polytechnischen Gesellschaft befassten sich mit »Urban Gardening« und mit »Ferdinand Kramer. Design für variablen Gebrauch«; letzterer bildete im November den Auftakt für die 2014 angesetzte Ausstellung. 26 Die im Jahr 2011 in Kooperation mit Dr. Hoch’s Konservatorium begonnene öffentliche Konzertreihe »Epochenklänge« wurde mit Harfen, Jazz-Gesang und großem Erfolg fortgesetzt. Ebenso weitergeführt wurden die von Diez Eichler, Dozent für historische Tasteninstrumente, dargebotenen Vorführungen am Museums-Cembalo. In Zusammenarbeit mit der Frankfurter Museumsgesellschaft fand im Mai die jährliche Kinderveranstaltung statt: Professor Felix Koch gab mit dem Musketier-Celloensemble der Hochschule für Musik in Mainz ein fröhliches Mitmachkonzert zu »Die drei Musketiere«. Die Verkaufsausstellung M. 13 Am 15. und 16.11.2013 richtete der Kunstgewerbeverein erstmals eine Verkaufsausstellung für Kunsthandwerk in den Räumen der Historischen Villa Metzler aus. Gefördert werden sollten das gestaltende Handwerk und die ausübenden Kunsthandwerker im Großraum Rhein-Main. Damit verfolgte der Verein Ziele, die er sich bei seiner Gründung vor 135 Jahren gesetzt hat: Vorbilder für das Kunstgewerbe und für handwerkliches Können zur Verfügung zu stellen und so beispielhaft und anregend zu wirken. Eingeladen wurden elf Kunsthandwerker, die Vertreter einer kleinen Kunststofffabrik sowie die einer Berufsfachschule. Alle fertigten eigens eine kleine Edition, die den Namen der Ausstellung trug: »M. 13«. Die Erdgeschossräume der Villa gingen an diesen zwei Tagen eine sichtlich glückliche Verbindung ein mit den Keramiken, dem Glas, den Holzgefäßen, dem Schmuck und den Kleidern, mit den handgeschöpften Papieren, den handgebundenen Büchern, den Kunststoff-Löffeln und Schüsseln, den Damaszenerklingen und Messern und mit den bestickten Servietten, die allesamt auf Stelen, Podesten, Tischen und Postamenten dargeboten wurden: Alle diese Dinge wurden von den etwa fünfhundert Gästen gern erworben. Der große Erfolg der Verkaufsausstellung M. 13 lässt hoffen, dass auch im folgenden Jahr eine solche ausgerichtet werden kann. Das Veranstaltungsjahr des Kunstgewerbevereins schloss ebenfalls in der Villa: In einer Kooperationsveranstaltung zwischen dem Kunstgewerbeverein und dem Frankfurter Goethehaus startete am 3. Dezember unter dem Titel »Huldigungsarabesken« das Begleitprogramm zur Arabesken-Ausstellung, die kurz zuvor im Goethehaus eröffnet worden war. Es sprachen Bettina Zimmermann über die Huldigungsarabeske der Schwestern Armgart und Maximiliane von Arnim auf König Friedrich Wilhelm IV. und Dr. Jasmin Behrouzi-Rühl über die von Goethe mit einem Gedicht versehene Arabeske des Malers Gerhardt von Reutern, der zwischen 1848 und 1851 in der damaligen Villa Salzwedel – und heutigen Historischen Villa Metzler – gelebt hat. Dr. Friedrich Heigl 27 Polytechnische Gesellschaft e. V. Tätigkeitsbericht 2013 Institut für Bienenkunde Institut für Bienenkunde Forschung und Lehre, Bienenhaltung, Öffentlichkeitsarbeit – dieser Dreiklang hat auch im vergangenen Jahr die Arbeit des Bieneninstituts in Oberursel bestimmt. Mit positivem Ergebnis: Die Stiftungsprofessur, Ausweis der Partnerschaft zwischen der Polytechnischen Gesellschaft und der Goethe-Universität, wurde 2013 durch externe Gutachter evaluiert und als außerordentlich erfolgreich bewertet. »2008 – 2014: Institut für Bienenkunde fest in Polytechnischer Gesellschaft und Goethe-Universität verankert« Honigbienen werden als Nutztiere gehalten: Sie liefern Honig und Wachs und sind als Bestäuber für die Landwirtschaft unersetzlich. Honigbienen sind aber auch einer Vielzahl von Bedrohungen ausgesetzt, die von der Öffentlichkeit, der Wissenschaft und der Politik kontrovers diskutiert werden. Wie beispielsweise im Insektengehirn wirkende Insektizide das Verhalten von Bienen beeinflussen, ist deshalb einer der Arbeitsschwerpunkte des Instituts in Oberursel – an der Schnittstelle zwischen neurobiologischer Grundlagenforschung und angewandter Studien zur Unterstützung der Bienenhaltung. Vielfältige Funktionen des Botenstoffes Acetylcholin in Honigbienen Mit Untersuchungen zum Neurotransmitter Acetylcholin haben sich im vergangenen Jahr zwei Doktoranden befasst: Acetylcholin ist eine Substanz, die Signale von einer Nervenzelle zur nächsten weiterleitet; im Insektengehirn ist sie der wichtigste biochemische Botenstoff. In ihrer Dissertation über die molekularen Mechanismen des Lernens konnte MainCampus-Stipendiatin Sophie Himmelreich herausfinden, dass die 28 Die Studentinnen Sarah Czuprinski, Kerstin Bissue und Jessica Scollo diskutieren eine neue Methode, um die Laufaktivität von Bienen zu messen: die »Arena« (v. l. n. r.). 29 Polytechnische Gesellschaft e. V. Tätigkeitsbericht 2013 Institut für Bienenkunde Neuromodulatoren Octopamin und Serotonin den Acetylcholinrezeptor, einen zentralen Schalter für Lernvorgänge bei Insekten, im Bienengehirn beeinflussen. Hier deckte die Doktorandin einen zellulären Mechanismus auf, der verantwortet, wie Belohnungsreize die Duftverarbeitung verändern: Ein gelernter Reiz – etwa der Duft einer Blüte – kann so zu einem Signal für das Vorhandensein für Nahrung – nämlich Nektar – werden. Sophie Himmelreich hatte dafür Membranströme und Calciumsignale an einzelnen Nervenzellen gemessen, die nicht größer als zehn Mikrometer sind. Ihre Dissertation verteidigte sie im September 2013 mit großem Erfolg. Derzeit forscht sie am Scribbs Research Institute in Florida. Dass Acetylcholin auch außerhalb des Gehirns wichtige Funktionen hat, fand die Doktorandin Hedi Schild zusammen mit der Arbeitsgruppe von Professor Dr. Ignaz Wessler, Uniklinikum Mainz, heraus. Sie wies nach, dass die Substanz in erstaunlich hohen Konzentrationen in Gelee Royal, dem Lebenselixier der Bienenlarven, enthalten ist. Larven brauchen Acetylcholin für ihre Entwicklung – entzieht man es dem Futtersaft, entwickeln sie sich nicht. Acetylcholin wird in den Futterdrüsen im Kopf der Ammenbienen produziert und gelangt so in den Futtersaft, mit dem die jungen Larven gefüttert werden: Das sind gänzlich neue Erkenntnisse über die Wirkungen eines Neurotransmitters, der hier eine hormonelle Funktion außerhalb des Nervensystems hat. Wirkungen von Pflanzenschutzmittel auf das Verhalten von Bienen Honigbienen kommen während ihrer Sammelflüge mit Pflanzenschutzmitteln in Kontakt. Eine Wirkstoffgruppe, die sogenannten Neonikotinoide, sind in der Landwirtschaft sehr verbreitet, stehen aber im Verdacht, Schäden an Bienen hervorzurufen. Deswegen hat die EU-Kommission ihre Zulassung für zwei Jahre ausgesetzt, um weitere Erkenntnisse über die Risiken von Neonikotinoiden für die Insekten zu sammeln. Auch am Bieneninstitut in Oberursel wird die Wirkung der Neonikotinoide untersucht: Das Institut geht der Sorge der Imkerschaft nach, ob der Pflanzenschutzmitteleinsatz die Vitalität ihrer Bienenvölker beeinträchtigt. Schon in früheren Arbeiten wurde nachgewiesen, dass Neonikotinoide das Sammelverhalten von Honigbienen beeinflussen. Neue Versuche zeigen, dass Sammlerinnen schlechter zum Volk zurückfinden, wenn man sie an unbekannten Orten auflässt, da ihr Orientierungsgedächtnis gestört wird. Diese Verhaltenseffekte treten nach Verfütterung relativ hoher Insektiziddosen an individuellen Bienen auf. In einem drei Jahre dauernden Freilandversuch untersuchte Doktorandin Lena Faust gemeinsam mit Forschern des Bieneninstituts Kirchhain die kontinuierliche Verfütterung von Neonikotinoiden an dreißig Bienenvölkern. Dabei konnte beobachtet werden, dass Bienenvölker selbst Konzentrationen vertragen, die deutlich über der Dosierung im Feld liegen. Sehr hohe Dosen verursachen allerdings Brutschäden: Da keine direkten Schädigungen der Larven nachweisbar waren, deuten die Befunde darauf hin, dass Neonikotinoide die Interaktionen zwischen Ammenbienen und Larven beeinflussen. Doktorand Paul Siefert möchte daher durch Videoaufnahmen klären, ob und wie Neo- 30 nikotinoide das Brutpflegeverhalten beeinflussen. Diese wichtigen Institutsforschungen an Insektiziden werden vollständig durch eingeworbene Drittmittel des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, der Europäischen Union und des Landes Hessens finanziert. Die Vielfalt der Honigbienen Westafrikas Das Institut für Bienenkunde hat eine lange Tradition in der Erforschung der Bienengeografie, die auf den ehemaligen Leiter des Hauses, Professor Dr. Friedrich Ruttner, zurückgeht und bis heute aktiv fortgeführt wird: Doktorand Usmann Dukku beispielsweise erforscht die Diversität der Honigbienen seiner Heimat Nigeria und hat dazu von dort wie von den Nachbarländern Tschad, Kamerun und Niger zahlreiche Bienenproben gesammelt. Für diese Region Afrikas gibt es bisher kaum wissenschaftliche Daten. In Oberursel benutzt er – mit der Unterstützung des langjährigen Institutsmitarbeiters, PD Dr. Stefan Fuchs – für seine Analysen die dortige wissenschaftliche Bienensammlung und ergänzt diese klassischen morphologischen, die äußere Gestalt begutachtenden Methoden, durch molekulare DNA-Analysen im Labor von Dr. Marina Meixner in Kirchhain: So lässt sich die genetische Vielfalt der Honigbienen des subsaharischen Afrikas untersuchen. Seine Dissertation wird er nächstes Jahr am Fachbereich Biowissenschaften der Goethe-Universität einreichen – eine Arbeit, die die Bedeutung der Oberurseler Bienensammlung untermauert, an lange und erfolgreiche Traditionen am Institut für Bienenkunde anknüpft und dokumentiert, wie vernetzt Wissenschaft heute ist. Lehre am Institut für Bienenkunde Im Jahr 2013 wurden sechs Bachelorarbeiten und eine Masterarbeit am Institut angefertigt. Betreut wurden sie durch PD Dr. Wolfgang Blenau und Professor Dr. Bernd Grünewald, die in der grundständigen Bachelorlehre am Fachbereich Biowissenschaften außerdem Zoologie und Neurobiologie lehren und sich in den Masterstudiengängen Interdisciplinary Neuroscience und Cell Biology and Physiology engagieren. Während am Institut in Oberursel Kurse und Seminare für Masterstudierende angeboten werden, finden die Vorlesungen und die gesamte Bachelorlehre auf dem Campus Riedberg statt. Die neuen modularen Studiengänge laufen – ganz entgegen vieler Medienberichte – am Fachbereich sehr erfolgreich. Die Lehre des polytechnischen Tochterinstituts ist integraler Bestandteil des Biologiestudiums der Goethe-Universität; darüber hinaus ist das Bieneninstitut ein verlässlicher Partner der allgemeinbildenden Schulen in der Region: Die Schulführungen „Forschertour im Bienengarten“ bringen jeden Dienstag zwischen Mai und Juli mehr als dreißig Grundschulklassen mit rund sechshundert Schülern jedes Jahr am Institut die Biologie der Biene nahe. Neben der universitären Lehre bildet das Institut für Bienenkunde weiterhin Imker aus: Alexandra Willert hat 2013 nach dreijähriger Lehre ihre Gesellenprüfung bestanden, Stephanie Ludewig und Robert Blaschke haben im August ihre Lehre begonnen. Auf vielfältige Weise kommt das Institut so seinen Aufträgen nach: Naturwissenschaft in Forschung und Lehre weiterzuentwickeln, eine hochqualifizierte Imkerausbildung anzubieten und sein Wissen den Bürgern des Rhein-Main Gebietes zu vermitteln. Professor Dr. Bernd Grünewald 31 Polytechnische Gesellschaft e. V. Tätigkeitsbericht 2013 Kuratorium Kulturelles Frankfurt e. V. Kuratorium Kulturelles Frankfurt Im Jahr 2013 beleuchtete das KKF einmal mehr Frankfurt von vielen Seiten: Es hat die Besonderheiten der Stadt im Vergleich mit anderen Regionen untersucht; es hat die Historie der Main-Metropole aufgerollt und ihre Geschichte erforscht – und es hat sich den den Menschen gewidmet, die in Frankfurt gelebt haben, von der Stadt inspiriert wurden und hier ihre Spuren hinterließen. »Von der Eigenart Frankfurts ... « Vorträge Im Januar erfolgte der Auftakt des Veranstaltungsprogramms mit der Frage nach der »Eigenart Frankfurts«. Gemeinsam mit der Polytechnischen Gesellschaft hatte das KKF Professor Dr. Marianne Rodenstein in den Vortragssaal der Frankfurter Sparkasse geladen. Sie verglich die Main-Metropole mit Hamburg. Neben den Gemeinsamkeiten der beiden Handels- und Reichsstädte hob sie auch Unterschiede hervor: Während Hamburg stabile Traditionen ausbilden konnte, musste sich Frankfurts Selbstverständnis immer wieder wandeln. Inhaltlich daran anknüpfend, zeigte Kunsthistoriker Dr. Gerd Brüne wenig später im April mit seinem Vortrag »Das Alte und das Neue Frankfurt«, wie sich in der sich wandelnden Interpretation der Kaisergalerie dreihundert Jahre Selbstverständnis der Stadt widerspiegeln. Dem Geschmack von Frankfurt, der Inszenierung von lokaler Tradition und globaler Modernität widmete sich der Stadtsoziologe Dr. Peter Noller im Juni in der Stadtbücherei. Er betonte, dass nicht nur Hochhäuser, Apfelwein und Handkäs, sondern auch 32 Der Berg-Berndt-Preis ging 2013 an das Ensemble Laterna Musica, das hier mit einer Szene aus »Aufregung im Königreich Tanz« zu sehen ist: (v. l. n. r.) Christoph Ullrich, Céline Bräunig, Ib Hausmann. 33 Polytechnische Gesellschaft e. V. Tätigkeitsbericht 2013 Kuratorium Kulturelles Frankfurt e. V. die multikulturelle Mischung der Bevölkerung inzwischen wesentliche Merkmale Frankfurts als Metropole seien. Passend dazu beschäftigte sich Sozialpsychologe und KKFBeiratsmitglied Professor Dr. Tilman Allert im Oktober in seinem Vortrag mit der »Stadtgesellschaft – Gesellschaft der Wenigen?« Er wies auf die Besonderheit einer Ethik bürgerschaftlichen Engagements in der Stadt hin, bei der die »Wenigen«, die Elite, für die »Vielen« nach Lösungen wichtiger Fragen suchten. Richard Wagner, einem besonderen Gast in Frankfurt, widmete sich nach der Sommerpause der Vortrag von Dr. Rüdiger Jacobs, der den verschiedenen Aufenthalten in und um Frankfurt nachspürte. Architekturhistorikerin Dr. Almut Gehebe-Gernhardt, die sich intensiv mit dem Wiederaufbau der Stadt Frankfurt und der Architektur der 50erJahre beschäftigt hat, stellte kurz darauf im Oktober im Rahmen der Diesterweg-SimonVortragsreihe »Überlegungen zur Stadtbaukunst« an und warf die Frage auf, ob die Mittel der heutigen Stadtplaner für ein schöneres Stadtbild geeignet seien. Ebenfalls im Oktober war das KKF zu Gast im Goethehaus, wo Direktorin Professor Dr. Anne Bohnenkamp-Renken mit ihrem Vortrag »Zeit und Geld in Goethes Faust« bemerkenswerte Parallelen zu unserer Zeit der Finanzkrisen aufzeigte. »Ausgelesen? Wie sich der Buchmarkt im digitalen Zeitalter wandelt« – mit diesem Vortrag gab Dr. Kyra Dreher, Geschäftsführerin im Börsenverein des Deutschen Buchhandels, im November in der Frankfurter Sparkasse Einblicke in das Leseverhalten unserer Gesellschaft und die Zukunftschancen des Buches angesichts der Digitalisierung. Im Dezember schloss Professor Dr. Ralf Roth, Professor für Neuere Geschichte an der Frankfurter Universität, mit einem Beitrag zu Frankfurter Stiftungstraditionen unter dem Titel »Die Bürger und ihre Wissenschaft – von der Senckenberg-Stiftung zur GoetheUniversität« den Vortragsreigen 2013 ab. Podiumsdiskussion »Zurück in die Zukunft? Die Diskussion um G8 und G9«, mit diesem aktuellen Thema führte der F.A.Z.-Redakteur und Bildungsexperte Matthias Trautsch als Diskussionsleiter divergierende Positionen einer Schulleiterin, eines Vertreters der G9-Elterninitiativen, eines Wirtschaftsvertreters und einer betroffenen Schülerin zusammen. Dabei ging es im Februar im Vortragssaal der Frankfurter Sparkasse um unberechenbare Bildungspolitik, »Turbo-Abi«, Wissensvermittlung, Erziehung, Charakterbildung und um Anforderungen an den Bildungskanon. Kleine Gruppen und Kultur-Lounge Einmal mehr und leider zum letzten Mal fand Dr. Bernhard Schanz – dem Beirat seit 1962 verdienstvoll verbunden – neue Schätze: griechische Kunst im Liebieghaus, Klassizismus im Städel und die Königinnen der Merowinger. Das Filmmuseum wurde besucht, Werther im Goethehaus war ein Thema, ebenso die Maler Thoma, Dürer, Burnitz und die expressionistischen Maler im Museum Giersch. Die Baustellen der Altstadt und der Europäischen Zentralbank wurden besichtigt, der weiter ausgebaute Campus Westend besucht. Selbst in den obersten Stockwerken von Deutscher Bank und Westhafentower fand die Kleine Gruppe interessante Ausstellungen. Höchster Porzellan wie auch die dortige Bruno-Asch-Gartenanlage waren weitere Ziele der Kleinen 34 Gruppe, ebenso das Hut-Museum in Bad Homburg – oder eine aufschlussreiche Redaktions- und Druckereiführung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Zu einer Diskussion in kleinerem Rahmen hatte Dr. Friederike von Franqué in der KKFKultur-Lounge anlässlich des fünfjährigen Jubiläums des Kulturfonds den damaligen Geschäftsführer Dr. Albrecht von Kalnein im März in den Frankfurter Kunstverein gebeten und Fragen zu seiner Einschätzung der regionalen Kulturszene und zu möglichen künftigen Zielen der Kulturförderung gestellt. Förderprojekte und Höhepunkte Mit dem Berg-Berndt-Preis zeichnet das KKF alljährlich die hervorragende Arbeit von Institutionen in der Kulturvermittlung an Kinder und Jugendliche aus. Im Jahr 2013 ging der Preis an Laterna Musica, das mit seiner Arbeit dazu beiträgt, Kinder für klassische Musik und Kultur zu begeistern. Dazu werden verschiedene Projekte mit Grundschulkindern umgesetzt und Schulklassen kreativer Musikunterricht angeboten. Der Preis wurde im Mai in der Romanfabrik übergeben. – Eine größere Förderung sprach der KKF-Vorstand der ernst-may-gesellschaft bei einem biographischen Filmprojekt über Ernst May zu. Weiterhin unterstützt das KKF ein sechsbändiges Buchprojekt zur Geschichte der Frankfurter Nachkriegsarchitektur, das zur Buchmesse 2015 erscheinen wird. Beide Förderungen reihen sich ein in den seit Gründung verfolgten thematischen Schwerpunkt des Kuratoriums: mit der Stadtentwicklung verbundene Projekte zu fördern. Feste und gern besuchte Termine sind jedes Jahr die Mitgliederversammlung im April und die Weihnachtsveranstaltung im Dezember. Bereits zur Tradition der Mitgliederversammlung gehört die Lesung des amtierenden Stadtschreibers von Bergen. Diesmal war der Autor Marcel Beyer in das Museum Giersch geladen. Zum Weihnachtsessen in der Villa Bonn las hr-Redakteur und Sprecher Helge Heynold im Dezember aus den Briefen Paul Hindemiths an seine Frau. Umrahmt wurde die Lesung von Petra Kämpfer am Flügel mit der Hindemith‘schen »Suite 1922«. Insgesamt konnte sich das Kuratorium Kulturelles Frankfurt auch 2013 mit fast fünfzig Veranstaltungen in dem durch viele Aktivitäten geprägten kulturellen Umfeld gut behaupten. Nach wie vor bilden dabei die Veranstaltungen der Kleinen Gruppe, die den Mitgliedern vorbehalten sind, den roten Faden durch das Veranstaltungsjahr. Aus dem Vereinsleben ist zu berichten, dass Jörg Reinwein nach vierjähriger Amtszeit im September 2013 den Vorstandsvorsitz an Dr. Hermann Düringer übergeben hat. Ohne festen Veranstaltungsort immer neu auf die Gastfreundschaft anderer Häuser angewiesen, dankt das KKF der Frankfurter Sparkasse, dem Museum Giersch, dem Freien Deutschen Hochstift, der Stadtbücherei und dem Kunstverein für die langjährige Verbundenheit. Besonderer Dank gilt unseren treuen Mitgliedern für Beiträge und Spenden und der Polytechnischen Gesellschaft für die großzügige Zuwendung, die unsere anerkanntermaßen vielfältige Kulturarbeit ermöglichen. Jörg Reinwein 35 Polytechnische Gesellschaft e. V. Tätigkeitsbericht 2013 Verein zur Pflege der Kammermusik und zur Förderung junger Musiker e. V. Verein zur Pflege der Kammermusik und zur Förderung junger Musiker Das Konzertjahr 2013 fächerte ein weiteres Mal ein breites Portfolio an Stilen, Besetzungen und Höreindrücken auf. Einen besonderen Schwerpunkt legte der Kammermusikverein auf Werke von Paul Hindemith, der vor fünfzig Jahren in Frankfurt starb. »Die Konzerte räumten mit den Vorurteilen gegenüber der Musik Hindemiths gründlich auf.« Dem in Hanau geborenen, in Frankfurt aufgewachsenen und hier zu frühem Ruhm gekommenen Komponisten war das letzte Konzert im Berichtsjahr des Vereins zur Pflege der Kammermusik und zur Förderung junger Musiker e. V. gewidmet. Paul Hindemith wohnte in seinem letzten Lebensjahrzehnt in der Westschweiz, kehrte aber schwerkrank nach Frankfurt zurück, um hier unter der Obhut befreundeter Ärzte am 28. Dezember 1963 zu sterben. Durch die Abwesenheit der Spitzen der Stadt während der Weihnachtstage konnte sein Wunsch und der Wunsch seiner Frau, auf dem Hauptfriedhof begraben zu werden, nicht erfüllt werden. Das Mainzer Kammerorchester, das sich erstmalig in der Konzertreihe vorstellte, bot unter der Leitung Hubert Buchbergers eine beeindruckende Vorstellung: Den Rahmen des Abends bildeten die mit impressionistischen Anklängen durchsetzte und für Martha Graham geschriebene Ballettmusik »Hérodiade« aus dem Jahr 1944 und die effektvollen »Vier Temperamente«, von Hindemith vier Jahre zuvor als Thema mit Variation für Klavier und Streichorchester komponiert und von George Balanchine 1946 36 Das Rathaus Friedrichsdorf: Neben Frankfurt, Hanau, Bad Vilbel und Schwalbach ein regelmäßiger Veranstaltungsort des Kammermusikvereins – wie hier beim Preisträgerkonzert des IEMA-Quartetts im Mai 2013. 37 Polytechnische Gesellschaft e. V. Tätigkeitsbericht 2013 Verein zur Pflege der Kammermusik und zur Förderung junger Musiker e. V. in einer Produktion des New York City Ballet erstmals choreographiert. Beide Werke entstanden im amerikanischen Exil, wohin Hindemith 1940 nach einer Station in der Schweiz emigrierte, und stehen im Spannungsfeld von einerseits dramaturgischen Rückgriffen auf die Antike, andererseits der Auseinandersetzung mit der Musikpraxis der Moderne. Für die Konzerte des Kammermusikvereins übernahm den Klavierpart beider Werke der neu an die Hochschule engagierte Axel Gremmelspacher, das Geigensolo in den »Vier Temperamenten« spielte Susanne Stoodt, Konzertmeisterin des Mainzer Kammerorchesters und Professorin an der Hochschule. Zwischen den beiden HindemithWerken stellte Susanne Stoodt mit wunderschönem Ton und den Streichern des Orchesters das Rondo in A-Dur von Franz Schubert vor – ein brillianter Ersatz dafür, dass es von dem Wiener Klassiker leider kein Violinkonzert gibt. Die Konzerte fanden bei den treuen Zuhörern des Kammermusikvereins in Frankfurt, Hanau, Bad Vilbel und Schwalbach viel Beifall und räumten endgültig mit den immer noch bestehenden Vorurteilen gegenüber der Musik Hindemiths gründlich auf. Schade, dass dieses Konzert, wie alle anderen, bei der Frankfurter Presse auf wenig Interesse stieß! Einen Höhepunkt in dem anspruchsvollen Jahresprogramm bildeten auch die vier Konzerte der Sinfonietta Frankfurt, des sich aus Studierenden der Musikhochschule zusammensetzenden »Hausorchesters« des Vereins zur Pflege der Kammermusik, im April – wiederum unter der überlegenen Leitung von Hubert Buchberger und ausschließlich mit Werken von Richard Strauss. Der Abend begann mit dem Streichsextett aus der Oper »Capriccio« op. 85 aus dem Jahre 1941, statt der üblichen Ouvertüre eine etwas ungewöhnliche Einleitung zu einer Oper, sehr differenziert von den Ensemblemitgliedern musiziert. Anschließend bot er dem Publikum ein ganz selten gespieltes Werk des Komponisten, nämlich das erst 1947, kurz vor seinem Tod geschriebene Duett-Concertino in F-Dur für Klarinette, Fagott, Streichorchester und Harfe. Die Solisten waren Laura Ruiz Ferreres, Klarinette und der Fagottist Henrik Rabien. Musiktheatralisch inspiriert endete der Konzertabend sehr überzeigend mit der Orchestersuite aus der Oper »Der Bürger als Edelmann« op. 60, 1920 für ein erweitertes Kammerorchester komponiert. Die zwei weiteren an allen Veranstaltungsorten in Frankfurt, Hanau, Bad Vilbel und Schwalbach stattfindenden Konzerte des Berichtsjahres übernahmen Solisten: Im Januar 2013 vermochte die virtuose Geigerin Elena Graf mit einem Soloprogramm mit Werken von Bach, Prokofieff, Kreisler, Ysaÿe und den Paganini-Variationen von Nathan Milstein, die Zuhörer ihres breitgefächerten Programms mit jeder Note zu fesseln. Die Konzertsaison 2013 / 2014 eröffnete im Oktober das aus Rumänien stammende Duo aus dem Violinisten Dragos Manza und der Pianistin Alina Elena Bercu: Ihr konzertreifes Repertoire war so groß, dass sie sich entschieden, in allen vier Konzerten ein nahezu komplett anderes Programm aufzuführen – so konnte man sich auch zwei Abende hintereinander das vielseitige Duo mit Werken von Mozart, Beethoven, Schubert, Brahms, Franck, Ravel und Enescu anhören, ohne auf Wiederholungen im Programm zu stoßen. 38 Vier weitere, nur in Frankfurt veranstaltete Konzerte rundeten das an Musikereignissen reiche Jahr ab: Im März bildeten Goethe-Texte das Bindeglied eines Liederabends – von Werken Schuberts eingefasst, erklangen dabei auch selten zu hörende Vertonungen von Paul Schäffer und Wolfgang Rihm. Die beiden Vortragenden des Abends, der Bariton David Pichlmaier und seine Klavierbegleiterin am Klavier Pauliina Tuklainen, wurden ihrer Aufgabe hervorragend gerecht. Mit einem geradezu halsbrecherischen Programm gestaltete der junge Pianist und Absolvent der Musikhochschule Shinnosuke Inguai das November-Konzert: Auf Beethovens schwierige c-Moll-Variationen folgte die Klavierfassung der Ballettsuite »Pétrouchka« von Igor Strawinsky; im zweiten Teil des Konzertabends standen mit Liszts h-MollSonate und Oliver Messians »Regard de l’Esprit de joie« aus den »Vingt regards sur l’enfant-jésus« wieder zwei Werke, die eine perfekte Technik und höchste Konzentration erforderten. Ein besonderes Podium der Nachwuchsförderung bietet der Kammermusikverein traditionell zum Abschluss der Konzertsaison den Preisträgern des im Herbst zuvor ausgelobten Kammermusikpreises der Polytechnischen Gesellschaft: Im Mai 2013 konnte sich das IEMA-Quartett mit einem zeitgenössischen Programm aus Werken von Hanns Eisler, John Cage, Anton Webern und Frank Bridge dem Frankfurter Publikum präsentieren. Hubert Buchberger führte fachkundig in die Kompositionen ein. Das zweite Mai-Konzert in Friedrichsdorf teilten sich anschließend das IEMA-Quartett und das QuoNQuartett, letzteres Ensemble hatte den Förderpreis im Kammermusikwettbewerb gewonnen: Aus dem Frankfurter Konzertprogramm übernahmen sie Werke von John Cage und Hanns Eisler, dazu erklangen Streichquartette von Haydn und Schostakowitsch. Neben der Nachwuchsförderung ist es ein besonderes Anliegen des Kammermusikvereins, selten zu hörende Werke und Besetzungen vorzustellen – und selten zu hörende Instrumente. Mit seiner Frau Annette Schäfer und einem kleinen Ensemble – aus Anthony Spiri (Klavier), Christian Schmitt, (Cembalo) und Christian Zincke (Viola da Gamba) – stellte Gunter Teuffel, Solobratscher des Radiosinfonieorchesters Stuttgart, im Februarkonzert die Viola d‘amore vor: ein Instrument, das Paul Hindemith der Vergessenheit entriss und das der Komponist selbst oft gespielt hat. Zum Abschluss des Konzertabends spielte Teuffel die »Kleine Sonate« und benutzte dabei jenes Instrument, das sich Hindemith eigens anfertigen ließ und das sich heute im Besitz der HindemithStiftung befindet. Werke, die zu der Hochzeit des Instrumentes und nach seiner musikpraktischen Wiederentdeckung entstanden sind – von Heinrich Ignaz Biber, Antonio Martinelli, Frank Martin und Gabriel Fauré – komplettierten das höchst interessante Konzert. Üblicherweise ist das Instrument im Hindemith-Museum im Kuhhirtenturm ausgestellt; der Abend bot also in mehrfacher Hinsicht ein selten zu hörendes Konzerterlebnis. Professor Hans-Dieter Resch 39 Polytechnische Gesellschaft e. V. Tätigkeitsbericht 2013 Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main Vom Projekt zum Programm: Konsequent nutzt die Stiftung das Potenzial ihrer 18 Leitprojekte für Weiterentwicklungen. In Programmen und Projektketten widmet sich die Stiftung den gesellschaftlichen Themenfeldern Familienbildung, Sprach- und kulturelle Bildung, Hinführung zu Wissenschaft und Technik sowie Förderung des Bürgerengagements. »Ein Leitprojekt wird zum Ausgangspunkt eines ganzen Programms.« Die junge Polytechnische Stiftung fußt auf der fast 200-jährigen polytechnischen Tradition, doch zugleich ist sie noch sehr jung: Erst vor Erst vor acht Jahren nahm sie ihre Fördertätigkeit auf. Der Aufbau einer neuen Stiftung ist eine große Chance: neue Wege zu gehen, um auf ihnen zur Verbesserung der gesellschaftlichen Verhältnisse beizutragen; die Unabhängigkeit von politischen Konjunkturen für die Konzentration auf Lösungen zu nutzen; Themen anzugehen, die vernachlässigt werden oder die gerade erst in Umrissen erkennbar sind. Und: ausdauernd zu arbeiten; zwar leistungsund ergebnisorientiert, aber nicht auf die oberflächliche Wirkung schielend; mit anderen Worten: idealtypische Lösungen zu erarbeiten, die den jeweiligen »Zielgruppen« unmittelbar nutzen, die aber auch darüber hinaus nutzbar sind – als Hinweise, wie bestimmte Problemlagen angegangen werden können. Die Stiftung kann sich auf eine der modernsten Großstädte konzentrieren und hier ihre Impulse zur Wirkung bringen. Frankfurt am Main ist eine Stadt, die moderne gesellschaftliche Strömungen anzieht und nicht abweist – und dadurch auch mit prägt: ein 40 Der DeutschSommer entwickelt sich vom Sprachförderprojekt zu einem umfassenden Programm der Sprach-, Persönlichkeits- und Familienbildung. Beginn des Familienprogramms war im Juli 2013 die Elternsprechstunde im Frankfurter Römer, zu der mehr als 600 Personen kamen. 41 Polytechnische Gesellschaft e. V. Tätigkeitsbericht 2013 Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main ideales Betätigungsfeld für eine innovative Stiftung. Die Konzentration auf eine Großstadt wie Frankfurt hat nicht nur den Vorteil, dass hier gesellschaftliche Herausforderungen wie im Brennglas zu erkennen sind. Die Stiftungsarbeit kann zudem eine Dichte und Vernetzung erreichen, die sonst wohl kaum möglich wäre. Mit 18 Leitprojekten hat die Stiftung inzwischen ein zusammenhängendes Projektportfolio aufgebaut, das in Projektketten strukturiert ist. Die von der Stiftung angepackten Problembereiche sind aktuell und gesellschaftlich relevant: Prävention und Familienbildung, Sprachbildung und Sprachkultur, ästhetische Bildung, Hinführung zu Naturwissenschaft und Technik, Förderung der Bürgerkompetenz. Es sind fünf Themenschwerpunkte, die sich praktisch gut bearbeiten lassen – und die aus der polytechnischen Tradition hergeleitet, also doppelt legitimiert sind: gesellschaftspolitisch und historisch. Die Stiftung hat nach der Aufbauphase nun ein neues Stadium erreicht: Vom Projekt zum Programm. Das heißt: Weiterentwicklung und Differenzierung bei Wahrung des thematischen Rahmens. Ein Projekt kann sich so dynamisch weiterentwickeln, dass es selbst Ausgangspunkt eines ganzen Programms wird. Ein Beispiel: Das Erreichen bildungsunerfahrener Familien ist eine der zentralen Aufgaben unserer Gesellschaft. Die Familien sind erwiesenermaßen die Keimzellen für den Bildungserfolg der Kinder. Viel zu viele Familien sind aber nicht imstande, die bestehenden Bildungsangebote erfolgreich zu nutzen. Die Stiftung hat sich dieses Themas beherzt angenommen, mit dem Ziel, Mittel und Wege zu erproben, um bildungsunerfahrene Familien anzusprechen, zu erreichen und zu stärken. Der DeutschSommer war zunächst als reines Sprachförderprojekt für Frankfurter Grundschüler mit unzureichenden Deutschkenntnissen gedacht. Allerdings konnte das Projekt nur funktionieren, wenn die Eltern mitzogen. Sie nahmen an Informationsabenden teil und kamen zu den Theateraufführungen ihrer Kinder. Nach dem Vorbild des Offenbacher DeutschSommers, einem Partnerprojekt der Stiftung, wurde im Juli 2013 im Frankfurter Römer eine Elternsprechstunde mit den Lehrern des DeutschSommers angeboten. Mehr als 600 Familienangehörige kamen. In einer bewegenden Atmosphäre kam es zu intensiven Begegnungen rund um das Thema Bildung und Sprache. Ein großer Erfolg – und der Beginn eines Deutsch-Sommer-Familienprogramms. Die Stiftung lädt die Familien in andere Frankfurter Bildungseinrichtungen ein und hält somit den Kontakt zu ihnen. Auf diese Weise werden Sprachförderung und Hinführung der Familien zur Nutzung der Bildungsangebote ihrer Stadt verknüpft. Darüber hinaus wird der DeutschSommer durch zwei weitere Angebote ergänzt, die ihn aber alle zum Ausgangspunkt nehmen: den Endspurt, eine Sprachfördermaßnahme in den Weihnachtsferien, und die Lehrerfortbildung 3 x Deutsch. So wurde ein Sprachförderprojekt zu einem Programm der Sprach-, Persönlichkeits- und Familienbildung. Aber es geht noch weiter: Denn an diese Förderung dockt sich das Diesterweg-Stipendium für Kinder und Eltern an, das den potenzialstärksten Kindern des DeutschSommers und ihren Eltern auch eine Begleitung in die weiterführende Schule anbietet. Dieses Projekt wurde nun wiederum ebenfalls zu einem Programm weiterentwickelt, ein- 42 schließlich einer Begleitung durch Paten und eines Alumniprogramms sowie eines umfassenden Fortbildungsangebots für Lehrkräfte. So hat die Entwicklung der Stiftung »vom Projekt zum Programm« noch eine weitere mögliche Ausprägung: Mehrere bestehende Projekte werden in einer Projektkette so eng aufeinander bezogen, dass sie im Ergebnis ein Programm bilden. Im Bereich der Hinführung zu Naturwissenschaften und Technik, welche der Stiftung aus der Tradition der polytechnischen Ideen heraus besonders wichtig ist, wurde eine Projektkette von der Grundschule über die weiterführende Schule und die berufliche Bildung bis zur Hochschule aufgebaut. Der Polytechnik-Preis, den die Stiftung im Jahr 2013 zum zweiten Mal verlieh, bietet die Möglichkeit, den Schulterschluss der didaktischen Forschung über die sogenannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) mit dem praktischen Einsatz in Kindergärten und Schulen in Frankfurt noch enger zu gestalten. In der sprachlichen Bildung und der Förderung der Sprachkultur wurden ebenfalls bestehende Projekte enger aufeinander bezogen. So wird das Leseförderprojekt Meine Zeitung – Frankfurter Schüler lesen die F.A.Z. durch eine Öffnung bis zur 10. Klasse anschlussfähig für den großen Diktatwettbewerb Frankfurt schreibt!, der sich an Schüler der Oberstufe sowie an ihre Eltern und Lehrer richtet. Weitere Marksteine der Stiftungsentwicklung sind die Vernetzung der wachsenden Gruppe von Alumni und Stipendiaten, der Aufbau einer systematischen Ehrenamtlichen-Arbeit und die Fortbildungen für Multiplikatoren aus den verschiedenen Fachzielgruppen, insbesondere Lehrkräfte und Erzieherinnen. Auf diese Weise kann die Stiftung nachhaltig in die Stadtgesellschaft hineinwirken. Auch der Projekttransfer wurde fortgesetzt. Der DeutschSommer findet seit mehreren Jahren in Offenbach, in Schwalbach am Taunus und in Kassel statt. Die Idee des Diesterweg-Stipendiums – Kinder und Eltern gemeinsam zu fördern – geht ihren Weg in weitere Städte. Der Diktatwettbewerb Frankfurt schreibt! schaffte nicht nur den Sprung nach Hessen, inzwischen interessieren sich auch deutsche Auslandsschulen aus Frankfurts Partnerstädten für den Wettbewerb. Weiterentwicklung der praktischen Arbeit vom Projekt zum Programm; Vernetzung mit Alumni und Ehrenamtlern und dadurch Verdichtung der Stiftungsarbeit; Transfer der gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse durch Fortbildungen und Projekttransfer: Dies beschreibt zusammengefasst den Stand, den die Stiftung nun erreicht hat und der ihre weiteren Entwicklungsschritte ermöglicht. Dr. Roland Kaehlbrandt und Johann-Peter Krommer 43 Die Polytechnische Gesellschaft betrauert den Tod ihrer Mitglieder Professor Dr. Herbert Alsheimer * 1931 † 2013 Dr. Gerhard Walter * 1940 † 2013 Kurt Andreas * 1919 † 2013 Jürgen Stüve * 1935 † 2013 Rudolf Kühn * 1922 † 2013 Wir gedenken der Verstorbenen Polytechnische Gesellschaft e. V. Organigramm Mitgliederversammlung wählt den Vorstand, das Kuratorium und den Aufnahmeausschuss Kuratorium berät und kontrolliert den Vorstand Vorstand führt die Geschäfte der Gesellschaft Aufnahmeausschuss bereitet die Aufnahme neuer Mitglieder vor Professor Dr. Klaus Ring Präsident Dr. Henriette Kramer Vizepräsidentin Johann-Peter Krommer Schatzmeister Dr. Friedrich Heigl Schriftführer Institutsbeirat berät das Kuratorium und den Vorstand; besteht aus Abgesandten der Tochterinstitute Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte Wöhler-Stiftung Kunstgewerbeverein in Frankfurt am Main e. V. Institut für Bienenkunde Kuratorium Kulturelles Frankfurt e. V. Verein zur Pflege der Kammermusik und zur Förderung junger Musiker e. V. Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main 47 Polytechnische Gesellschaft e. V. Tätigkeitsbericht 2013 Anhang Anhang Polytechnische Gesellschaft e. V. Untermainanlage 5 60329 Frankfurt am Main Telefon 069 - 78 98 89 -17 Telefax 069 - 78 98 89 -917 [email protected] www.polytechnische.de Mitgliederbewegung Todesfälle 5 Personen Austritte 3 Personen Eintritte 14 Personen Stand 31.12. 2013 313 Mitglieder Institute der Polytechnischen Gesellschaft e. V. Vorstand Präsident Professor Dr. Klaus Ring Stellvertreterin des Präsidenten Dr. Henriette Kramer Schatzmeister Johann-Peter Krommer Schriftführer Dr. Friedrich Heigl Kuratorium Professor Dr. Klaus Ring (Vorsitzender), Professor Dr. Rudolf Steinberg (stellvertretender Vorsitzender), Reinhart Chr. Bartholomäi, Dr. Evelyn Brockhoff, Dr. Andreas Eichstaedt, Dr. Peter-Wilhelm Schlüter, Professor Rolf Windmöller Selbstständiges Institut Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte Polytechnische Gesellschaft Adlerflychtstraße 8 – 14 60318 Frankfurt am Main Telefon 069 - 9 55 12 40 Telefax 069 - 5 97 62 96 und 069 - 5 97 35 09 [email protected] www.sbs-frankfurt.de Vorsitzende des Kuratoriums Erika Pfreundschuh Vorsitzender des Vorstands Franz-Josef Esch Unselbstständiges Institut Aufnahmeausschuss Professor Dr. Klaus Ring (Vorsitzender), Dr. Henriette Kramer (stellvertretende Vorsitzende), Dr. Christoph Andreas, Karoline Beck-Krämer, Professor Dr. Jürgen Bereiter-Hahn, Professor Dr. Ulrich Finke, Dr. Birgit Sander Institutsbeirat Professor Dr. Bernd Grünewald (Vorsitzender), FranzJosef Esch (stellvertretender Vorsitzender bis 2.9.2013), Roland Kaehlbrandt (stellvertretender Vorsitzender ab 2.9.2013), Gerhard Lambrecht, Jörg Reinwein, Professor Dr. Klaus Ring 48 Wöhler-Stiftung c /o Polytechnische Gesellschaft Untermainanlage 5 60329 Frankfurt am Main Telefon 069 - 78 98 89 -17 Telefax 069 - 78 98 89 -19 [email protected] Selbstständiges Institut Kunstgewerbeverein in Frankfurt am Main e. V. – Polytechnische Gesellschaft – Freunde des Museums Angewandte Kunst Schaumainkai 17 60594 Frankfurt am Main Telefon 069 - 56 04 65 58 Telefax 069 - 84 84 49 21 [email protected] www.kgv-frankfurt.de Vorsitzender Dr. Friedrich Heigl Stellvertretender Vorsitzender Friedrich von Metzler Selbstständiges Institut Verein zur Pflege der Kammermusik und zur Förderung junger Musiker e. V. c /o Frankfurter Sparkasse Neue Mainzer Straße 47 – 53 60311 Frankfurt am Main Telefon 069 - 26 41 30 59 Telefax 069 - 26 41 25 77 [email protected] www.kammermusikverein.info Vorsitzender Professor Dr. Klaus Ring Selbstständiges Institut Unselbstständiges Institut Institut für Bienenkunde (Polytechnische Gesellschaft) Karl - von - Frisch - Weg 2 61440 Oberursel Telefon 06171 - 2 12 78 Telefax 06171 - 2 57 69 [email protected] www.institut-fuer-bienenkunde.de Institutsleiter Professor Dr. Bernd Grünewald Selbstständiges Institut Kuratorium Kulturelles Frankfurt e. V. (Polytechnische Gesellschaft) Untermainanlage 5 60329 Frankfurt am Main Telefon 069 - 78 98 89 -80 Telefax 069 - 78 98 89 -980 [email protected] www.kulturellesfrankfurt.de Vorsitzender des Vorstands Jörg Reinwein (bis 9.10.2013), Dr. Hermann Düringer (seit 9.10.2013) Schatzmeister Peter Sahl Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main Untermainanlage 5 60329 Frankfurt am Main Telefon 069 - 78 98 89 -0 Telefax 069 - 78 98 89 -900 [email protected] www.sptg.de Stiftungsrat Professor Dr. Klaus Ring ( Vorsitzender), Dr. Henriette Kramer (stellvertretende Vorsitzende), Professor Dr. Herbert Beck, Eberhard Kramer, Professor Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger, Erika Pfreundschuh, Louis Graf von Zech Vorstand Dr. Roland Kaehlbrandt ( Vorsitzender), Johann-Peter Krommer 49 Finanzen Polytechnische Gesellschaft e. V. Tätigkeitsbericht 2013 Finanzen Das Vermögensmanagement verfolgt zwei Ziele. Zum einen sollen ausreichende liquide Erträge erwirtschaftet werden, um die Vereinszwecke zu erfüllen. Zum anderen soll der Wert des Vermögens bei nur geringen Schwankungen langfristig real erhalten bleiben. Die Polytechnische Gesellschaft e. V. verfügt über ein bilanzielles Eigenkapital in Höhe von rund Euro 38 Mio. Dieses wird aktiv gemanagt und ist breit gestreut in den Anlageklassen Renten (58 %), Aktien (26 %), Immobilien (10 %) und Liquidität (6 %) angelegt. Mit dieser Struktur hat das Vermögensmanagement im Jahr 2013 eine Performance von 6,1 % erwirtschaftet. Aus den vereinnahmten Erträgen werden nach der Deckung des Eigenbedarfs des Vereins zunächst die Tochterinstitute der Polytechnischen Gesellschaft e. V. gefördert. Dies erlaubt es den Tochterinstituten, bestimmte Projekte dauerhaft durchzuführen, und erleichtert aufgrund der soliden finanziellen Basis die Einwerbung von zusätzlichen Projektmitteln. So erhielten die Tochterinstitute im Berichtsjahr 2013 folgende Förderzahlungen: Institution Förderzahlung in EUR Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte 300.000,– Kuratorium Kulturelles Frankfurt e. V. 90.000,– Verein zur Pflege der Kammermusik und zur Förderung junger Musiker e. V. Kunstgewerbeverein in Frankfurt e. V. 100.000,– 45.000,– Darüber hinaus finanziert der Verein eine Stiftungsprofessur im Fachbereich Biologie an der Goethe-Universität. Der Inhaber des Lehrstuhls ist zugleich Leiter des in Oberursel ansässigen Instituts für Bienenkunde. Der Betrieb des Instituts und die Stiftungsprofessur schlugen im Berichtsjahr mit Aufwendungen über insgesamt Euro 300.000,– zu Buche. Als wesentliche eigene Aktivität organisiert die Polytechnische Gesellschaft e. V. die Diesterweg-Simon-Vortragsreihe. Unter diesem Titel referieren anerkannte Experten in 20 Veranstaltungen zu aktuellen naturwissenschaftlichen, gesellschaftspolitischen und sonstigen Themen von allgemeinem Interesse. Die Vorträge verursachten Kosten in Höhe von Euro 51.000,–. In kleinerem Kreis werden in der Historischen Villa Vortragsveranstaltungen unter dem Titel »Frankfurter Dialog« durchgeführt. Die Kosten dafür beliefen sich auf Euro 7.000,–. Seit 16 Jahren wird schließlich in Kooperation mit der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst der Kammermusikpreis der Polytechnischen Gesellschaft e. V. ausgelobt, der sich insbesondere an junge Ensembles richtet. Im Berichtsjahr teilten sich zwei Nachwuchsensembles das Preisgeld in Höhe von insgesamt Euro 12.000,–. 50 Sofern darüber hinaus noch Mittel vorhanden sind, unterstützt die Polytechnische Gesellschaft e. V. in geringem Umfang auch Projekte von anderen Institutionen. So förderte sie die Durchführung des innovativen Projekts »MuseumsSalon«, das die Frankfurter Museumsgesellschaft organisierte, mit Euro 5.000,–. Ferner wurde in Kooperation mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der gemeinnützigen Gesellschaft Historische Villa die Veranstaltungsreihe »Wissenschaft im Dialog« durchgeführt. Von den Gesamtkosten entfielen Euro 6.000,– auf die Polytechnische Gesellschaft. Alle Aktivitäten des Vereins werden von dem im Ehrenamt tätigen Präsidenten, seiner Assistentin, einer freien Mitarbeiterin und einer studentischen Hilfskraft geplant, organisiert und durchgeführt. Die Kosten für den Betrieb dieser kleinen Geschäftsstelle sind ebenfalls aus den vom Vermögensmanagement erwirtschafteten Erträgen zu finanzieren. Für die Erfüllung ihrer satzungsmäßigen Zwecke hat die Gesellschaft im Berichtsjahr Euro 914.000,– ausgegeben. Für den im Vorjahresvergleich festzustellenden Anstieg ist die veränderte Zuordnung von Kosten für die Bienenzucht ausschlaggebend. Die allgemeinen Verwaltungskosten schlugen mit Euro 209.000,– zu Buche. Das waren Euro 94.000,– weniger als im Vorjahr. Neben der erwähnten Umgliederung von Bienenzuchtkosten ist dies auf im Vorjahr einmalig angefallene Kosten für den Abbruch eines Gebäudes zurückzuführen. Während der aus den beiden Positionen resultierende Fehlbetrag im ideellen Bereich nahezu konstant geblieben ist, verringerte sich der Überschuss aus Vermögensverwaltung deutlich auf Euro 1,8 Mio. Dabei handelt es sich nach dem exzeptionell guten Jahr 2012 um einen Rückgang auf ein normales Niveau. Nach der Verrechnung des Fehlbetrags im ideellen Bereich mit dem Überschuss aus der Vermögensverwaltung ergibt sich ein Jahresüberschuss in Höhe von Euro 735.000,–. Davon wurden Euro 440.000,– dem Stiftungskapital zugeführt und Euro 300.000,– in die Rücklage nach § 58 Nr. 7a AO eingestellt. In einer Dreijahresbetrachtung konnte damit der im Jahr 2011 erforderlich gewordene Rückgriff auf die Rücklagen des Vereins vollständig ausgeglichen und netto wieder neues Eigenkapital gebildet werden. 51 Polytechnische Gesellschaft e. V. Tätigkeitsbericht 2013 Finanzen Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung vom 1. Januar bis 31. Dezember 2013 Polytechnische Gesellschaft e. V. Frankfurt am Main Bilanz (zusammengefasste Darstellung) in TEUR in TEUR Aktiva 31.12.2013 31.12.2012 Anlagevermögen 35.199 34.418 Sachanlagen 105 117 Finanzanlagen 35.094 34.301 Umlaufvermögen 2.920 2.971 Liquide Mittel 2.578 2.590 Sonstige Vermögensgegenstände 342 381 Rechnungsabgrenzungsposten 5 2 Treuhandvermögen 126 125 Summe 38.249 37.516 in TEUR in TEUR Passiva 31.12.2013 31.12.2012 Vereinskapital 38.032 37.297 Vereinskapital 1.058 1.058 Ergebnisse aus Vermögensumschichtungen – 3.750 – 4.190 Ergebnisrücklagen 40.693 40.093 Rücklage gemäß § 58 Nr. 7a AO 40.693 40.093 Ergebnisvortrag 31 36 Rückstellungen 36 37 Verbindlichkeiten 55 56 gegenüber Kreditinstituten 41 28 aus Lieferungen und Leistungen 9 17 aus erteilten Zusagen 4 8 Sonstige Verbindlichkeiten 1 3 Rechnungsabgrenzungsposten 1 1 Treuhandverbindlichkeiten 126 125 Summe 38.249 37.516 52 Gewinn- und Verlustrechnung (zusammengefasste Darstellung) in TEUR in TEUR 31.12.2013 31.12.2012 Fehlbetrag ideeller Bereich – 1.092 – 1.126 davon Erträge 45 53 davon Aufwendungen zur satzungsmäßigen Zweckerfüllung 914 860 davon Verwaltungsaufwendungen 209 303 Überschuss / Fehlbetrag aus der Vermögensverwaltung 1.827 2.459 Jahresüberschuss / -fehlbetrag 735 1.332 Ergebnisvortrag zum 1. Januar 36 4 Änderungen des Vereinskapitals aus Vermögensumschichtungen – 440 – 1.000 Einstellungen in die Rücklage gemäß § 58 Nr. 7a AO – 300 – 300 Entnahme aus der Rücklage gemäß § 58 Nr. 7a AO 0 0 Ergebnisvortrag 31 36 53 Verantwortlich für den Inhalt Polytechnische Gesellschaft e. V. Der Vorstand Untermainanlage 5 D - 60329 Frankfurt am Main Telefon 0 69 - 78 98 89 -17 Telefax 0 69 - 78 98 89 -917 www.polytechnische.de Design Büro Schramm für Gestaltung Sebastian Schramm, Markus Matheisl (Projektmanagement) Redaktion Markus Matheisl, Lilli Beckers Lektorat Michael Köhler Druck Druck- und Verlagshaus Zarbock GmbH & Co. KG Auf FSC-zertifiziertem Papier gedruckt. Bildbearbeitung Felix Scheu photo retouch Bildnachweis Sebastian Schramm (S. 7), Anna Meuer (S. 11), Leonhard Hamerski (S. 17), Leonhard Hamerski (S. 21), Norbert Kloeppel (S. 25), Uwe Dettmar (S. 29), Karl Tramer (S. 33), Dominik Buschardt (S. 37), Dominik Buschardt (S. 41) © 2014 Polytechnische Gesellschaft e. V. 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