23. Februar 2010 Haushaltsrede der CSB/FWG zum Haushalt 2010
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23. Februar 2010 Haushaltsrede der CSB/FWG zum Haushalt 2010
23. Februar 2010 Haushaltsrede der CSB/FWG zum Haushalt 2010 (Es gilt das gesprochene Wort) Werte Bürger von Schloß Holte-Stukenbrock, Herr Bürgermeister, Herr Beigeordneter, Damen und Herren der Verwaltung und des Rates, verehrte Zuhörer und sehr geschätzte Pressevertreter, bevor wir in die Details gehen, hier ein Dank an Herrn Schröder und sein Team, der einen übersichtlichen Haushaltentwurf zur Verfügung gestellt hat und für alle Erklärungen bereit stand. Schön war auch, den Haushaltsentwurf in elektronischer Form zu bekommen, das erleichterte die Arbeit doch enorm. Erstmals seit langem müssen wir wieder wirklich in die Rücklage greifen, um den Haushalt auszugleichen. 5,9 Millionen Euro mussten nach dem ersten Entwurf aus der Ausgleichsrücklage gedeckt werden. Dies ist nicht erfreulich und nur ein, zwar gesetzlich erlaubter, Haushaltsausgleich zweiter Klasse. Überraschend für uns, die CSB-FWG, hat die Verwaltung trotzdem keine Steuererhöhungen vorgeschlagen. Ein Fakt, der in der jetzigen Situation unbedingt notwendig, ja sogar zwingend vorgeschrieben ist. Laut dem Vorbericht zum Haushaltsplan-Entwurf 2010 weisen nicht nur das Finanzplanungsjahr 2010 sondern auch die Planungsjahre 2011 bis 2013 deutliche Liquiditätslücken aus. Dies widerspricht klar dem § 84 der Gemeindeordnung NRW , der aussagt, dass in der Ergebnis- und Finanzplanung ein Haushaltsausgleich grundsätzlich dauerhaft erreicht werden muss. Deshalb sollte der Haushalt nicht nur im Haushaltsjahr 2010, sondern auch in den drei Planungsjahren 2011 bis 2013 der mittelfristigen Ergebnis- und Finanzplanung ausgeglichen sein. Also galt es, den Haushalt intensiv durchzuarbeiten um hierfür Lösungen zu finden und zu beantragen. Darum stellte die CSB-FWG jetzt den Antrag, die Gewerbesteuer um 50 auf 380 Punkte zu erhöhen. Unser Dank an die Fraktionen der Grünen und der SPD für ihre Unterstützung, die haben unseren Antrag nämlich verstanden. CDU und FDP wohl nicht. Denn sonst können wir uns die völlig verqueren Sätze des CDUFraktionsvorsitzenden Herrn Gärtner nicht erklären. Da mahnte er tatsächlich in seinem Beitrag zur Ablehnung unseres Antrages Bund und Land an, die Finanzierungsmöglichkeiten der Kommunen nachhaltig zu verbessern. Bund und Land haben dieses jedoch mit ihren deutlichen Verbesserungen bei der Einkommensteuer und der Körperschaftsteuer schon im Jahr 2008 getan. Und auf die berufen wir uns in unserem Antrag. Aber zwei Jahre Zeit zum Überlegen oder Verstehen dieser Maßnahmen sind wohl zuwenig für die CDU. Herr Gärtner sprach zudem auch von einer umsatzabhängigen Steuer. Die Gewerbesteuer ist jedoch eine gewinnabhängige Steuer. Man sollte diesen fundamentalen Unterschied kennen. Auch seine Aussage, die Anhebung würde nichts bringen, wenn die „Umsätze der Firmen“ einbrechen würden, ist unverständlich. Also, wenn der „Gewinn“ der Firmen einbricht, bekommen wir mit der Erhöhung immer noch mehr als ohne die Erhöhung. Das ist doch wohl eine einfache Rechnung. Auf den Punkt gebracht hat das übrigens Herr Greitens: „Vielleicht bringt sie nicht mehr Gewinn, aber weniger Verlust.“ Die CDU äußerte auch, diese „Steueranhebung passe nicht in die heutige Zeit‘“. Das verstehen wir als CSB-FWG gar nicht. Als es allen gut ging, wollte keiner die Steuer erhöhen. Jetzt, wo wir erstmals wirklich in die Rücklage greifen müssen, will es die CDU auch nicht. Wir fragen uns: Wenn nicht jetzt, wann dann? Steuergeschenke, die die CDU jetzt mit der Ablehnung unseres Antrages macht, dienen einigen wenigen und sind bei den derzeitigen Entwicklungen des städtischen Haushalts verantwortungslos. Schloß Holte-Stukenbrock hat nichts mehr zu verschenken! Aus § 75 Abs. 1 der Gemeindeordnung NRW ergibt sich außerdem das Gebot der Generationengerechtigkeit, wonach die Haushaltswirtschaft so zu führen ist, dass künftige Generationen nicht unzumutbar belastet werden. Wenn wir heute das mögliche zusätzliche Gemeindeeinkommen aus der von der CSB-FWG geforderten Gewerbesteuererhöhung verschenken, geht dieses Kapital der Kommune unwiederbringlich verloren und damit auch unseren Kindern. Wir geben zu bedenken: Sollte es in SHS zu einem Haushaltsicherungskonzept kommen, müssen die Hebesätze der Realsteuern ( Grundsteuer und Gewerbesteuer ) bezogen auf die Gemeindegrößenklasse mindestens in Höhe des jeweiligen Landesdurchschnitts festgesetzt werden. Das ist deutlich mehr, als die CSB-FWG jetzt beantragt und betrifft zudem auch die Grundsteuer und damit direkt den einzelnen Bürger und dessen Geldbörse. Also zwei weitere zwingende Argumente für die von uns geforderte Gewerbesteuererhöhung. Ein Sahnehäubchen für die Gewerbesteuererhöhung gibt es zudem noch. Nicht nur, dass sie uns in diesem und im nächsten Jahr circa 2,2 Millionen Euro Mehreinnahmen nur aus der Erhöhung aus dem Jahr 2010 bringt, nein, da wir die Kreisumlage und den Beitrag zum Solidaritätsfond bereits jetzt schon so bezahlen als hätten wir einen Gewerbesteuerhebesatz von 403 Punkten, verbleiben die Steuermehreinnahmen zu 100 % im Stadtsäckel. Unser Antrag auf Gewerbesteuererhöhung von 330 auf 380 Punkte ist demzufolge nicht nur notwendig sondern ein unbedingtes Muß. Mit den jetzt im HFA getroffenen Beschlüssen erreichen wir eine Verbesserung im Ergebnishaushalt von 1,2 Mio. Euro. Außerdem wurden Baumaßnahmen in Höhe von 1,4 Mio. Euro in 2010 gestrichen. Da es sich bei diesen Konsolidierungsmaßnahmen aber überwiegend um Verschiebungen in das nächste Haushaltsjahr handelt, stellen sie nur eine kosmetische Besserstellung des Haushaltes 2010 dar und sind keine langfristige Hilfe. Wir brauchen mehr Geld im Stadtsäckel, und das geht nur mit der von uns beantragten Gewerbesteuererhöhung. Darum muß die Erhöhung kommen. Jetzt und sofort! Wie Sie alle wissen, bin ich eigentlich ein ausgleichender und pragmatischer Mensch. In diesem Jahr aber bin ich und ist die gesamte CSB-FWG wütend geworden. Wütend über das hochnäsige und aus unserer Sicht völlig bürgerferne Verhalten der CDUMehrheitsfraktion sowie deren Umgang mit den Ausschußmitgliedern und den Anträgen der anderen Fraktionen bei den Haushaltberatungen. Das war ein Ton, der nicht angemessen war. Die Kommunalwahl im vergangenen Herbst ergab eine absolute Mehrheit für die CDU, wenn auch nur mit 75 Stimmen. Dieser Wahlsieg war kein grandioser Erfolg, sondern nur noch der Rest von den Ergebnissen der Vorjahre. Das ist den Mitgliedern der CDU wahrscheinlich ziemlich egal, aber uns als CSB-FWG ist das nicht egal. Wir erwarten von der CDU – Fraktion, dass sie sich ihrer Verantwortung für alle Bürger bewusst wird. Nur die CDU kann, bedingt durch die absolute Mehrheit, eine demokratische Arbeit in den Ausschüssen und dem Rat der Stadt garantieren. Wenn allerdings sämtliche Entscheidungen schon vor den Sitzungen feststehen, und diese dann ohne irgendeine Diskussion abgestimmt werden, dann hat das mit Demokratie nun aber auch gar nichts zu tun. Hierzu einige Beispiele, die zeigen, wie es nicht sein sollte, aber leider gehandhabt wurde: Der Haushalt wurde am 22. Dezember eingebracht, unser erstes Treffen war am 6. Januar. Und wenn ich „unser“ sage, sind damit Ratsmitglieder und die sachkundigen Bürger der CSB-FWG gemeint. Schnell stellten wir fest, dass eine intensive Beratung und die Detailarbeit nur während einer großen Haushaltklausur möglich ist. Also gaben wir in den Fachausschüssen bekannt, dass wir uns zu den einzelnen haushaltsrelevanten Punkten erst nach der Klausurtagung am 6. Februar – also im HFA - äußern und uns bei den vorherigen Abstimmungen weitgehend enthalten werden. Dafür gab es sofort verbal Prügel, die von „ ...dafür war doch Zeit genug... “ bis zu Äußerungen wie „ ...das ist Mißachtung des Ausschusses... “ geführt haben. Dazu zwei Anmerkungen: Zum Vorwurf ...dafür war doch Zeit genug...: Die CSB-FWG hat am 24.11.2009 – also fast einen kompletten Monat bevor der Haushaltsentwurf eingebracht wurde - den Antrag auf Einrichtung eines Seniorenbeirates in den Rat eingebracht. Unser Antrag wurde in den Fachausschuß verwiesen und stand, zusammen mit der Haushaltberatung, auf der Tagesordnung. Auf Antrag der CDU wurde unser Antrag in die Fraktionen verwiesen. Begründet wurde dies vom CDU-Ratsherrn Dr. Kosubeck: „Wir hatten nicht genug Vorbereitungszeit, um dieses Thema zu besprechen........“ Noch Fragen? Zum Vorwurf ...Missachtung des Ausschusses...: Unter Mißachtung eines Ausschusses verstehen wir, wenn in einem Ausschuß z. B. erstmals die Art und Weise, Größe und Umfang, einer Lärmschutzwand vorgestellt werden, diese Planungen dann ohne weitere Beratung (was außer der CDU alle anderen Fraktionen für nötig hielten) seitens der Mehrheitsfraktion durchgewunken werden. Vor allem, wenn dann auch noch nachgewiesen werden kann, dass viele Fragen, die u. a. in der Bürgerinformation zu diesem Thema aufkamen, noch nicht diskutiert oder beachtet wurden. Diese unnötige Eile ist reines Machtgehabe, hat aber nichts mit politischer Arbeit für die Bürger zu tun. In allen Sitzungen der verschiedenen Ausschüsse erfuhren wir dann auch das Ergebnis aus den „intensiven Vorbereitungen“ der CDU. Sie forderte in allen Ausschüssen die Verwaltung auf, Sparpotentiale zu ermitteln. Auch dort, wo es aufgrund gesetzlicher Vorgaben gar keine gibt (Zitat: ...das sehen wir zwar, aber wir stellen diesen Antrag in jedem Ausschuß...) Das ist also das Hauptergebnis der intensiven Vorbereitung der CDU.................... Wir von der CSB-FWG empfinden diese Anträge als einen Schlag gegen die Arbeit der Verwaltung und auch als falsches Politikverständnis. Das Festlegen der Einsparungen ist unsere politische Arbeit, die die Fraktionen bei den Haushaltsberatungen vornehmen müssen. Das Aufzeigen von Spar-Potentialen, welche sich in der Zeit zwischen dem Aufstellen des Haushaltes durch die Verwaltung und dem Vorstellen des Haushaltsentwurfes ergeben haben, ist Aufgabe der Verwaltung. Und dieser Aufgabe ist die Verwaltung bisher immer – auch ohne Aufforderung – verantwortungsvoll nachgekommen. Interessante Einblicke in die Diskussionsfähigkeit der CDU zeigt auch eine Aussage des Fraktionsvorsitzenden der Mehrheitsfraktion im HFA auf den im Ordnungsausschuss mündlich gestellten Antrag der SPD, Gebühren für die Brandschauen zu erheben. (Dieser wurde dort ohne eine einzige Aussage von Seiten der CDU abgelehnt, wohl, weil man eben alle Anträge ablehnt die nicht von der CDU gestellt werden.) Herr Gärtner äußerte dann im HFA: ... „Wie haben wir im Fachausschuß abgestimmt? Mit Nein? Gut, wir vertrauen unseren Fachleuten.“ Und der Antrag wurde - erneut ohne Diskussion – abgelehnt. So erging es auch unseren Anträgen. Wir reichten sie zur besseren Verständlichkeit in Schriftform zum HFA ein. Das ist der Ausschuß, wo über die Finanzen gesprochen wird. Erster Kommentar seitens des CDU-Fraktionsvorsitzenden: „Diese Anträge brauchen wir uns erst gar nicht anzusehen, die lehnen wir sowieso ab!“ – So kam es dann – natürlich - auch. Kommen wir zu den Haushaltszielen: Ziele müssen im Haushalt formuliert werden. Wie oft hat man schon in den Ausschüssen gehört, „...das steht doch so im Haushalt, was wollen Sie denn?...“. Also reichten wir unsere Ziele, die nach unserem Selbstverständnis im Rat diskutiert werden müssen, zusammen mit den anderen Anträgen fristgemäß zum HFA ein und ernteten auch da Kopfschütteln. „Erst jetzt?“ war noch die sanfteste Formulierung. Was uns aber besonders geärgert hat: Wir formulierten die Ziele, und zwar in der für den Haushalt festgelegten Weise. Also: „Tempo 30 auf den Straßen wird eingehalten“ und erhalten dafür ein Kopfauf-den-Tisch-Schlagen des Bürgermeisters, einen Verriss im Westfalen-Blatt und beides ohne dass die ausführenden Personen wußten, was hinter dem Antrag steht. Denn zu der Erklärung, was damit bezweckt werden soll (nämlich sinnvolle Maßnahmen zur Temporeduzierung, die die Stadt selbst durchführen kann, und Maßnahmen zur besseren Geschwindigkeitsreduzierung in diesem Bereich) konnten wir erst gar nicht vorstellen. Und - die wollte da auch niemand von der Mehrheitspartei hören. Man hat ja seinen Lacher gehabt, obwohl der nur aufgrund der von den Lachern selbst festgelegten Schreibweise kam. Wer es besser kann, soll jetzt und hier dieses Ziel neu formulieren. Erinnern wir uns an die Diskussion um die Hauptschule, die 65.000 Euro für verschiedene Maßnahmen wünschte. 40.000 Euro wollte die CDU gewähren, den Rest im kommenden Jahr. „Das muss und soll sein“, so die CDU. Als die CSB-FWG dann kurz danach den Antrag stellte, die 25.000 Euro, wie von der CDU vorgeschlagen, für die Hauptschule für 2011 festzuschreiben um der Schule Planungssicherheit zu geben, da lehnte die CDU dieses ab. Wir fragen uns heute noch, warum die CDU-Ausschußmitglieder ihre eigenen Vorschläge ablehnen! Als Fazit aus den hier genannten Beispielen müssen wir klar sagen: So, meine Damen und Herren von der CDU-Fraktion, kann man nicht mit anderen gewählten Bürgervertretern umgehen – das ist Mißachtung der Ausschußarbeit. Wo will die CSB-FWG in Zukunft hin: Der Wirtschaftsstandort SHS muß durch sinnvolle Entscheidungen gefestigt und ausgebaut werden. Wir wünschen, dass die Verwaltung wieder mehr Aufgaben im Interesse der Bürger übernehmen soll. Zum Beispiel die Verwaltung der großen Küche für die Mittagsverpflegung (nicht nur) unserer Schulen im Ort (ein Antrag der CSB-FWG), und die sinnvolle Aufstockung des Verwaltungspersonals, um die Arbeit mit Seniorenbeirat, Jugendparlament und dem Ordnungsdienst auszubauen, sowie eine gezielte Beschäftigung mit den Dingen, die sich aus dem European Energie Award ergeben. Für solche Dinge, die gezielt dem Bürger in Zukunft zur Verfügung stehen, muß auch Geld da sein. Darum unser Antrag auf Steuererhöhung. Denn da wird das Geld aus SHS direkt wieder nach SHS geleitet. Für die nächsten Haushaltsberatungen fordern wir, dass nach dem Einbringen des Haushaltes den Fraktionen vier Wochen Beratungszeit eingeräumt wird – natürlich außerhalb jeglicher Ferienzeiten. Ein „Schnell, Schnell“ wie jetzt oder auch mehrfach in der Vergangenheit führt dann im Laufe des Jahres zu seltsamen Diskussionen über den Haushalt, die dann zeigen, dass doch vieles während der Haushaltsdiskussion nicht verstanden oder übersehen worden ist. Das darf künftig und vor allem bei immer schwieriger werdenden Zeiten nicht mehr sein. Fazit aus den Beratungen in diesem Jahr: Wir erwarten von der CDU-Fraktion für die weitere Legislaturperiode eine diskussionsoffene und sachbezogene Arbeit in den Ausschüssen, weniger fraktionsgebundene Pauschalabstimmungen und mehr Mut zur gelebten Demokratie. Von dieser Art der politischen Arbeit werden alle Bürger unserer Stadt dann profitieren – und das sollte das gemeinsame Ziel sein. Da unser Antrag auf Steuererhöhung abgelehnt worden ist und wir diese Erhöhung als fundamental wichtig ansehen, werden wir den Haushalt natürlich ablehnen.