PLAYBOY INTERVIEW: JOAN COLLINS Ein offenes Gespräch mit

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PLAYBOY INTERVIEW: JOAN COLLINS Ein offenes Gespräch mit
PLAYBOY INTERVIEW: JOAN COLLINS
Ein offenes Gespräch mit einer Frau, von der man nie genug und die nie genug
haben kann
Playboy Deutschland Nr. 4 – April 1984 – Seite 77-93
Als im letzten Jahr die Kandidaten für den „Emmy“, Amerikas Fernseh-Oscar, nominiert wurden,
fehlte in der Kategorie „Beste Schauspielerin in einer dramatischen Serie“ ein Name: Joan
Collins, weltweit bekannt als „Alexis, das Biest“ im „Denver-Clan“. Vorgeschlagen wurde statt
dessen Linda Evans, die brave Gute in dieser Serie.
Joan Collins war alles andere als ein bißchen enttäuscht. Sie platzte vor Wut und zeigte das auch.
Schließlich hatte man ihr seit Monaten eingeredet, daß sie für den „Emmy“ vorgeschlagen würde,
mehr noch, daß ihr der Preis so gut wie sicher sei.
Joan Collins, 50, begann ihre Laufbahn in London, wo sie im zarten Alter von neun Jahren in
Ibsens „Puppenhaus“ mal kurz als Knabe auftreten durfte. Da ihr Vater eine Theateragentur
betrieb, wuchs Joan zwangsläufig im Showbusineß-Milieu auf Verständlich also, daß sie mit 15
von der Schule flüchtete und die „Königliche Akademie für Schauspielkunst“ besuchte. Im Jahr
darauf war sie bereits Modell und schmückte die Titelseite einer englischen Illustrierten. Mit 16
drehte sie auch ihren ersten von insgesamt 52 Filmen: „I Believe In You“ („Ich glaube an dich“).
Andere Filme folgten rasch, und schon 7955 unterzeichnete sie in Hollywood einen
Siebenjahresvertrag bei der 20th Century Fox. Sie arbeitete nun mit Schauspielern wie Richard
Burton, James Mason, Gregory Peck, Paul Newman, und sie trat mit Bob Hope und Bing Crosby
in deren letzter Tournee-Show auf.
So eindrucksvoll sich die Liste dieser weltbekannten Partner liest, so wenig wurde auch nur einer
von Joans Filmen ein Erfolg. Irgendwie müssen die Mächtigen in Hollywood aber mitbekommen
haben, daß sie nicht schuld daran war. Jedenfalls bekam Joan Collins Fernsehangebote, die dafür
sorgten, daß ihr Name nie von der Prominentenliste verschwand. Der Produzent Aaron Spelling
sah sie als Kleopatra in dem TV-Hit „Fantasy Islands“ und engagierte sie schließlich für die Rolle
der „Alexis“. So wurde zu guter Letzt doch noch ein Star aus ihr.
Doch mehr als an ihrer Karriere ist das Publikum am Leben, vor allem am Liebesleben der Joan
Collins interessiert. Da hat sie selber kräftig nachgeholfen: Denn 1978 erschien in England ihre
Autobiographie „Past Imperfect“ (ein Grammatikkalauer, etwa: abgeschlossene unvollendete
Vergangenheit). Darin schildert Joan Collins ihre zahlreichen Affären so ungeschminkt, daß die
Liebes- und Lebensbeichte einen Skandal auslöste.
Zum Interview mit dieser in Film, Fernsehen und Wirklichkeit gleichermaßen betörenden
Schönheit schickte PLAYBOY Lawrence Grobel nach Los Angeles, der bereits so
überwältigenden Damen wie Barbra Streisand und Dolly Parton standgehalten hatte. Grobels
Bericht:
„Ich traf in der Dämmerung ein, Joan kam gerade vom Einkaufsbummel zurück. Sie war elegant
gekleidet: kurzes rotes Kleid, breitkrempiger Hut. Das erste Glas Champagner nahmen wir an
ihrer Bar. Danach zog sie sich um und erschien in einem hauchzarten Etwas.
Joan Collins lebt abseits vom Coldwater Canyon in Beverly Hills in einem mehrstöckigen Haus
zusammen mit ihrer elfjährigen Tochter Katy und einem jungen Paar, das sich um das Anwesen
kümmert. An den Wänden hängen unzählige Bilder, Illustrierten-Titel und Gemälde, die Joans
Leben dokumentieren.
Unser Gespräch wurde gleich zu Beginn von der Sekretärin unterbrochen. Sie teilte Joan mit,
John Forsythe habe versucht, sie zu erreichen.“
COLLINS: John Forsythe will mich sprechen? Es geht sicher um Linda Evans. Am besten, ich
rufe ihn gleich an. (Sie wählt seine Nummer, erreicht ihn aber nicht.) Linda ist nicht in Ordnung,
eine Katze hat ihr das Auge zerkratzt. Wir haben heute schon miteinander telefoniert. Sie hat ihre
Katze mit ins Bett genommen. (Pause.) So kann's kommen, wenn man mit seiner Pussy spielt.
PLAYBOY: Das ist ja ein vielversprechender Anfang.
COLLINS: Läuft das Band etwa schon?
PLAYBOY: Ja.
COLLINS: Scheißspiel (lacht).
PLAYBOY: Warum? Für mich nicht. Ich darf hier eine der aufregendsten Frauen interviewen.
COLLINS: Da muß ich ja gleich nach oben gehen und mir 'nen heißen Straps und 'nen
durchsichtigen BH anziehen. Und dann rausche ich die Treppe runter, einen Luchspelz lässig um
die Schultern und 'ne Chauffeursmütze verwegen über einem Auge.
PLAYBOY: Das wäre natürlich die Wucht allerdings nicht ganz neu. Sie präsentieren sich ja
öfter in derlei provozierenden Aufzügen.
COLLINS: Ich habe eben sehr früh angefangen. Mit 16 war ich zum erstenmal auf einem
Titelblatt. Irgendein Typ kreuzte in unserer Schauspielschule auf und wollte die zwölf
hübschesten Mädchen sehen. Mich haben sie dann ausgewählt als die Schönste im Dutzend ...
Ein paar Jahre später hatte ich meinen ersten tollen Auftritt in Hollywood. (Sie zeigt auf das
Titelblatt einer englischen Illustrierten aus dem Jahre 1955.) - Herr im Himmel, was hatte ich da
für einen Riesenhintern. Damals galt ich als P. T. Wissen Sie, was das heißt?
PLAYBOY: Ein prick teaser? Das steht doch wohl für eine Frau, deren Anblick jedem Mann ins
Glied fährt.
COLLINS: Die Jungs nannten mich so, weil sie alle mit mir ins Bett wollten. Aber da hatten sie
sich geschnitten.
PLAYBOY: Als der PLAYBOY im Dezember 1983 mit einem Pictorial und einem Titelbild von
Ihnen Furore machte, waren Sie mit dem, was man da zu sehen bekam, zufrieden?
COLLINS: Außerordentlich zufrieden. Ich bekam jede Menge Briefe von Frauen über 35. Die
schrieben mir: „Bravo, Sie haben aller Welt bewiesen, daß eine Frau auch jenseits eines gewissen
Alters noch attraktiv genug sein kann für das Magazin aller Magazine.“ Die Sache hat meine
Karriere bestimmt enorm vorangebracht.
PLAYBOY: Inwiefern?
COLLINS: Na, weil sie mir eine größere Popularität verschaffte.
PLAYBOY: Waren Sie bei den Aufnahmen zu diesen Fotos in Versuchung, mehr zu zeigen?
COLLINS: Nein, ich habe einiges von der berühmten Stripteasetänzerin Candy Barr gelernt, als
ich mit ihr vor sieben Jahren den Film Sieben Diebe drehte. Candy sagte: „Wenn du die Männer
richtig hochbringen willst, zeig ihnen nicht alles.“ Sie tat nie mehr, als sich langsam die Strümpfe
abzustreifen, die langen Handschuhe auszuziehen und den Reißverschluß ihres Abendkleids zu
öffnen. Dann ließ sie das Kleid von ihrem Körper gleiten und war schon verschwunden, ehe die
Leute richtig hingucken konnten. Das nenne ich die Hohe Kunst der Erotik. Ich darf behaupten.
daß ich dank Candy ein ziemlicher Strip-Profi wurde und heute den unerschütterlichen Ruf als
Sexsymbol besitze. Kleiner Scherz.
PLAYBOY: Über mangelnde Publicity können Sie sich derzeit nicht gerade beklagen. Wie
gefällt es Ihnen, überall gleich erkannt zu werden?
COLLINS: Mein lieber Mann, ich genieße das. Ich spiele in einer Top-Fernsehserie mit. Ich
habe darin eine wunderbare Rolle voll Fleisch und Blut. Ich jammere doch nicht, weil sich die
Zuschauer den Hals nach mir verrenken und pausenlos Schnappschüsse von mir machen. Wenn
ich heute ein Restaurant betrete, dann ist es, als teile sich das Rote Meer. Ich werde nicht
behaupten, daß mir das stinkt. Warum sollte ich sagen, daß ich lieber an der Bar rumhocke und
geduldig warte, daß vielleicht ein Plätzchen für mich frei wird, während mich der Maître de table
behandelt, als wäre ich Luft für ihn? 0 nein, mein Lieber! Ich will da reinrauschen und einen
Tisch haben. Und den kriege ich.
„Es gibt mir eine gewisse Befriedigung, sagen zu können, daß ich in 30, Jahren 52 Filme gedreht
habe, von denen die meisten Mist waren, und daß ich trotzdem immer oben geblieben bin.“
PLAYBOY: Damit wären Sie jetzt wohl am Gipfel?
COLLINS: Wer hat doch gleich gesagt, „Eine verheißungsvolle Reise ist besser als eine
glückliche Ankunft“? Wer immer das sagte, der war verdammt noch mal ein Genie. Ich möchte
noch nicht am Gipfel sein. In meiner Vorstellung bin ich es jedenfalls noch nicht. Ich fühle, daß
ich noch hoffnungsfroh reise, und deshalb will ich noch gar nicht angekommen sein. Ich bin
innerlich auch noch nicht soweit, um der Ankunft - in welcher Form auch immer - gewachsen zu
sein.
PLAYBOY: Warum? Fürchten Sie, die Sache könnte Ihnen so zu Kopf steigen, daß Sie
durchdrehen?
COLLINS: Durchdrehen werde ich bestimmt nicht. Dazu bin ich viel zu lange im Geschäft und
habe zu viele kommen und gehen sehen. Nein, nein, ich will nur nicht arrogant werden wie eine
dieser miesepetrigen Figuren, die überall lächerliche Forderungen stellen und am Ende bei jedem
verhaßt sind. Meine Popularität ist nur vorübergehend. Das ist mir klar. Deshalb setze ich meinen
ganzen Ehrgeiz daran, meinen Ruf als Schauspielerin zu festigen und andere Rollen zu ergattern,
wenn ich den Denver-Clan hinter mir habe. Ich möchte dann all die Rollen spielen, die ich mir
seit Jahren gewünscht habe und die ich niemals bekommen konnte.
PLAYBOY: Aber ist denn die Rolle der Alexis im Denver-Clan nicht eine der interessantesten,
die Sie überhaupt je hatten?
COLLINS: Es gibt mir eine gewisse Befriedigung, sagen zu können, daß ich in 30 Jahren 52
Filme gedreht habe, von denen die meisten Mist waren, und daß ich trotzdem immer oben
geblieben bin und schließlich eine gute Rolle in einer Fernsehserie bekam. Bevor ich im DenverClan auftauchte, war es keine erfolgreiche Serie. Sie lag auf Platz 45 der Beliebtheitsskala und
wurde als müder Abklatsch von Dallas betrachtet. Aber obwohl das bekanntlich anders geworden
ist, seit ich da mitmache, kann ich mich nicht auf eine Stufe stellen mit Schauspielerinnen, die
anspruchsvolle Rollen hatten, wie Glenda Jackson, Jane Fonda, Diane Keaton, Meryl Streep,
Faye Dunaway, Dyan Cannon oder Natalie Wood. Nicht einer meiner Filmstoffe ist gut gewesen.
Und gemessen an dem, was ich bisher gemacht habe, ist der Rohstoff, mit dem ich es im DenverClan zu tun habe, tatsächlich geradezu ein Traum für eine Schauspielerin.
PLAYBOY: Haben Sie Aussehen und Charakter von Alexis mitbestimmt?
COLLINS: Ja, natürlich. Mir war klar, daß ich Eindruck machen mußte. Normalerweise sehe ich
wenig fern. Ich habe mir nur ein paar Folgen von Dallas, Hart To Hart und Drei Engel für Charlie
angeschaut und bemerkt, daß all diese Frauen ganz alltäglich wirken, so schön manche von ihnen
auch sein mögen. Meine Überlegung war, daß diese Alexis ein Flair von Europa haben müßte,
also für amerikanische Augen etwas leicht Exotisches. In den vierziger und fünfziger Jahren
sahen die Frauen toll aus mit ihren teuren Roben und den großen Hüten, den langen Handschuhen
und den kostbaren Juwelen. Da habe ich mir was abgeschaut, und das ist ein Teil meines Erfolges
als Alexis. Nun erfahre ich, daß es eine Reihe von älteren Schauspielerinnen gibt, die sich den
Denver-Clan ansehen und sich lobend über mich äußern. Die kriegen gar nicht mit, daß ich ihnen
als Kind zugeschaut habe und mit meinem Alexis-Look 1983/84 etwas nachmache, was sie
bereits 1950 vorexerziert haben.
PLAYBOY: Gibt es Neid unter den Denver-Stars? Sie lächeln...
COLLINS (lacht): Glauben Sie wirklich, daß ich diese Frage beantworte? Nein selbstverständlich sind wir alle ein Herz und eine Seele. Das sind doch alles Erfindungen der
Boulevardpresse, wenn es heißt, daß ich über Linda herziehe und sie über mich, und daß ich mich
räche, indem ich mit ihrem Freund ausgehe. Ich habe auch nie etwas Böses über Linda gesagt.
Ich bewundere sie. Wir haben beide ja so viel gemeinsam. Wir sind Überlebende in dieser
Haifischbranche. Beiden von uns hing der zweifelhafte Ruf an, nur Sex-Objekte zu sein. Wir
wohnen beide in derselben Straße, und wir fahren beide einen Mercedes. Und wir beide glauben,
daß alles möglich ist, wenn man nur fest daran glaubt.
PLAYBOY: Haben Sie sich daran gewöhnt, ein tägliches Fressen für die Boulevard-Blätter zu
sein?
COLLINS: Ich lebe wie in einem Schaufenster. Die Presse liebt es, den Leuten weiszumachen,
daß mein privates Leben sich genauso abspielt wie im Fernsehen. Aber es handelt sich doch nur
um eine triviale Unterhaltungsserie. Ich will sie ja nicht schlechtmachen. Schließlich ist diese
Serie mein täglich Brot, oder sollte ich sagen mein abendlicher Kaviar? Aber ich glaube nicht,
daß die Leute sie so ernst nehmen. Trotzdem gibt es natürlich Kollegen, die fallen auf den
Schwindel rein und nehmen sich so wichtig, wie es in den Zeitungen steht.
Das liegt daran, daß die meisten Filmstars - ich hasse dieses Wort! - ja nicht besonders helle sind.
Die meisten von ihnen sind reichlich unkritisch. Das gilt auch für die Fernsehhelden. Da habe ich
doch erst neulich einen erlebt, Star einer weltweit beliebten Serie, der - nein, ich nenne hier keine
Namen…
PLAYBOY: Vielleicht nennen Sie die Serie?
COLLINS: Nun... die Konkurrenz. Und dieser Mann spricht und benimmt sich genauso wie der
Typ, den er darstellen darf. Er war dermaßen borniert und anmaßend, und er fragte mich in
diesem affektierten Akzent, den er in Wirklichkeit gar nicht hat: „Sag mal, duldest du etwa, daß
die Leute bei deinen Dreharbeiten rauchen?“
Ich sagte: „Klar dulde ich das.“
Er: „Aber du hättest genug Einfluß, es ihnen zu verbieten. Wenn ich drehe, darf niemand
rauchen.“
Regisseur Billy Wilder hatte uns zugehört und fragte mich später: „Sag mal, wer war denn dieses
Arschloch?“
Ich sagte: „Du scheinst nie fernzusehen, Billy. Das war ein Weltstar.“ Dieser Mann ist doch
wahrhaftig ganz in seiner Rolle aufgegangen.
PLAYBOY: Da Sie ja ganz offensichtlich von ,J. R.“ Larry Hagman sprechen...
COLLINS: Ich habe Ihnen nicht verraten, wer es ist.
PLAYBOY: Schon gut, wir wollen dennoch erwähnen, daß Hagman als Dallas-Ekel Ihr direkter
Rivale ist und daß er eine weithin bekannte Abneigung gegen das Rauchen kultiviert. . .
COLLINS: Das haben Sie gesagt...
PLAYBOY: Wie auch immer, haben Sie nicht mal mit Hagman in einem Film gespielt?
COLLINS: Ja, 1970 in Up In The Cellar.
PLAYBOY: Und wie war er damals?
COLLINS: Larry hat ja eine Zeitlang in England dieselbe Schauspielschule besucht wie ich, und
da hatten wir einmal ein Rendezvous. Er war ein äußerst schüchterner Knabe von 19 oder 20, ich
war 16 oder 17. Erst neulich haben wir uns an dieses Erlebnis erinnert. Vor ein paar Tagen habe
ich Larry auf einer Dinnerparty getroffen. Er hat sich seit damals ziemlich verändert. Er war
schon immer ein bißchen exzentrisch, aber er hatte nie diesen Südstaatenakzent, mit dem er nun
sogar im Privatleben spricht.
PLAYBOY: Gibt es zwischen den Denver-Clan- und Dallas-Leuten ein echtes
Konkurrenzdenken?
COLLINS: Und ob!
PLAYBOY: Stimmt es, daß man die Rolle der Alexis vor Ihnen Sophia Loren angeboten hat?
COLLINS: Ja, sie haben endlos lange mit Sophias Ehemann und Manager Carlo Ponti
verhandelt.
PLAYBOY: Hätte sie die Alexis auch so böse spielen können wie Sie?
COLLINS: Gewiß doch, es ist leicht, ein Biest zu spielen.
PLAYBOY: Tatsächlich haben Sie das bereits vordem Denver-Clan bewiesen: 1979 hatten Sie
die Hauptrolle in dem Film The Bitch (Das Biest).
COLLINS: Ich hasse diesen Film, O Gott, wie ich ihn hasse. Er war nichts weiter als eine billige
Nachdrehe von Die Stute. Ich mochte das Drehbuch nicht und den Regisseur erst recht nicht.
PLAYBOY: Stammt das Drehbuch nicht von Ihrer Schwester Jackie?
COLLINS: Ja, trotzdem war es nicht annähernd so gut wie Die Stute, nur ein müder Abklatsch
davon. Es hatte weder dieses Ursprüngliche noch das kraftvoll Vulgäre wie Die Stute. Und dann
dieser Titel: The Bitch. Ich fand ihn so widerlich, ich haßte ihn derart, daß ich den Produzenten
angefleht habe, ihn nicht zu nehmen. Nichts zu machen, sie wollten diesen Titel haben, um damit
zu sagen: ,Joan Collins ist Das Biest.“ Ich wollte, daß sie „Joan Collins als Das Biest“ daraus
machten. Als ich dann in Cannes bei den Filmfestspielen war, brummte ein Werbeflugzeug mit
dem Spruch JOAN COLLINS IST DAS BIEST über die Stadt. Da dachte ich, jetzt sitzt du in der
Tinte, Schätzchen. Diese Gütemarke bleibt an dir kleben. Und so war es denn auch. Eine Rolle zu
spielen ist gut und schön, aber nicht, wenn sie einem bis ans Ende seiner Tage als Etikett erhalten
bleibt: Joan Collins, Biest in alle Ewigkeit.
PLAYBOY: Wurden Sie nicht mit 22 Jahren in England zum „Mädchen mit dem schönsten
Gesicht“ gewählt.
COLLINS: Die Journalisten fragten meinen Vater, ob er stolz darauf sei, Englands schönste
Tochter zu haben. Er brummte nur: „Ich verstehe das nicht. Sie ist zwar ein niedliches
Persönchen und hat auch ein ganz nettes Gesicht, aber ich würde nie behaupten, daß sie
außergewöhnlich schön ist.“ Mein Vater hatte schon immer dieses beneidenswerte Geschick,
einen ruck, zuck wieder auf die Erde zurückzubringen. Aber ich war todunglücklich, weil er nicht
einfach gesagt hatte: „O ja, meine Tochter ist die Schönste im Land, sie ist wundervoll und
prächtig geraten.“
PLAYBOY: Und wie war das mit Ihrer Mutter? Hat Sie Ihnen nicht ständig gepredigt: „Kind,
die Männer sind alle Verbrecher?“
COLLINS: Sie hat nicht gesagt, daß alle Männer schlecht sind, sondern daß Sex schlecht ist.
Ich glaube, meine Mutter hat versucht, mir beizubringen, daß Sex bei Männern nicht so tief geht.
Vielleicht verallgemeinere ich jetzt, aber im großen und ganzen ist es ja wohl so, daß Frauen
beim Sex gefühlsmäßig stärker engagiert sind als Männer.
PLAYBOY: Stimmt es, daß sich Ihre Mutter weigerte, Ihnen das Wort „ficken“ zu erklären?
COLLINS: Ich merke schon, Sie haben mein Buch gelesen.
PLAYBOY: Ja, Ihre Autobiographie Past Imperfect - aber in der ungekürzten englischen
Fassung.
COLLINS: Es ist wahr, meine Mutter wollte mir das Wort nicht erklären. Sie meinte, wenn
Daddy es je benutzt hätte, wäre sie ihm davongelaufen. So schlimm sei dieses Wort.
PLAYBOY: War Ihre Mutter eine ängstliche Frau?
COLLINS: Ja. Ich persönlich mag Frauen, die was auf die Beine stellen. Meine Mutter war zwar
die wundervollste, liebevollste, zärtlichste und mütterlichste Frau, die man sich denken kann, und
die Schönste sowieso. Aber sie war unselbständig, konnte sich nie durchsetzen. Sie verhielt sich
meinem Vater gegenüber fast wie eine Sklavin und sagte nichts, wenn er sich uns Kindern
gegenüber tyrannisch aufführte. Darum fehlte es mir manchmal an Respekt vor meiner Mutter,
besonders in meinen Teenagerjahren.
PLAYBOY: Das alles trifft sicherlich auch auf Ihre Schwester Jackie zu, die eine
Bestsellerautorin geworden ist. Wollten Sie beide von Anfang an das werden, was Sie nun
geworden sind?
COLLINS: Als wir noch Kinder waren, schrieb Jackie Kurzgeschichten und ich illustrierte sie,
denn ich wollte damals Modeschöpferin werden. Ich schwankte zwischen Schauspielerin und
Modeschöpferin.
PLAYBOY: Ihre Schwester verfaßt etwas schillernde, sagen wir: pikante Romane. Haben Sie ihr
je als Vorlage für eine ihrer Romanfiguren gedient?
COLLINS: Nein.
PLAYBOY: Sind Sie sicher?
COLLINS: Absolut.
„Jedes Möchtegern -Starlet nennt dieselben Liebhaber, wenn man ihm 25 000 Pfund für die
berühmte Liebesbeichte „Meine Nacht mit ...“ zahlt. Ich beschränke mich auf die Männer, die
mir wichtig waren.“
PLAYBOY: Ihr eigenes Buch war auch nicht ohne... Warum haben Sie sich
überhaupt dazu entschlossen, Past Imperfect zu schreiben?
COLLINS: Weil ich das Geld bitter nötig hatte. Swity Lazar, mein Agent, hatte mir das Buch
eingeredet, weil ich ein aufregendes Leben führte. Aber das war es nicht allein. Ich wollte in dem
Buch auch mit den falschen Vorstellungen aufräumen, die man sich von der weiblichen
Sexualität macht, und auch mit den Vorurteilen, die auf diesem Gebiet bestehen.
PLAYBOY: In welcher Hinsicht?
COLLINS: Zum Beispiel ist es völlig in Ordnung, wenn ein Mann wahllos mit häufig
wechselnden Partnerinnen schläft, aber durchaus nicht, wenn eine Frau öfter mal den Liebhaber
wechselt. Auf diese doppelte Moral habe ich versucht in meinem Buch hinzuweisen.
PLAYBOY: Einen Versuch kann man das Buch gewiß nennen. Es taucht darin eine lange Liste
berühmter Männer auf, mit denen Sie geschlafen haben...
COLLINS: Aber Sie müssen doch zugeben, daß ich keinen von ihnen verladen habe...
PLAYBOY: Sie meinen: schlechtgemacht?
COLLINS: Nein, verladen. Das heißt, ich habe niemanden ausgebeutet. Ich habe die Dinge, die
ich von den Männern wußte, nicht dazu benutzt, um Kapital daraus zu schlagen, verstehen Sie?
Alles, was ich zum Beispiel über Warren Beatty schrieb, war doch längst bekannt, oder?
PLAYBOY: Sie schreiben, Sie und Beatty hätten es zuweilen fünfmal am Tag getrieben. Andere
Damen sind eigenen Angaben zufolge entweder noch fleißiger gewesen als Sie oder auch
zurückhaltender, wohl je nach Temperament der Berichterstatterin.
COLLINS: Da ist so eine Art Mythos um Warren Beatty entstanden. Jedes Möchtegern-Starlet
in England erwähnt dieselben Liebhaber, wenn man ihm 25 000 Pfund für die berühmte
Liebesbeichte „Meine Nacht mit...“ zahlt. Als ich mein Buch schrieb, habe ich keinen
Augenblick daran gedacht, daß es als Betten-Report aufgefaßt werden könnte. Wenn das meine
Absicht gewesen wäre, da hätte ich Namen nennen können, die das Buch garantiert zu einem
brandheißen Bestseller gemacht hätten.
PLAYBOY: Zum Beispiel?
COLLINS: Die werde ich Ihnen gerade auf die Nase binden.
PLAYBOY: Diese Frage drängte sich ja wohl auf.
COLLINS: Ich weiß. Ich habe mich in dem Buch auf die Personen beschränkt, die damals in
meinem Leben wirklich eine Rolle spielten, die mir wichtig waren. Der Fehler, den ich mit dem
Buch beging, ist derselbe, den ich auch in meinem Leben gemacht habe: Ich habe mich immer
weit mehr von meinen Gefühlen lenken lassen, als von dem Ehrgeiz, eine möglichst erfolgreiche
Schauspielerin zu sein. Jetzt ist das umgekehrt. Meine schauspielerischen Ambitionen
dominieren und verdrängen alle Wünsche nach romantischen Liebschaften. Gewisse Dinge habe
ich übrigens in der amerikanischen Fassung von Past Imperfect geändert.
PLAYBOY: Warum?
COLLINS: Einige Beschreibungen waren zu intim ausgefallen. Das Ganze war zu sehr auf die
Männer ausgerichtet und zu wenig auf meine Karriere oder auf das, was mich wirklich bewegte.
PLAYBOY: Geben Sie dem Leser in der neuen Fassung wieder Rätsel auf?
COLLINS: Ich? Lieber Himmel, wie kommen Sie denn darauf?
PLAYBOY: Ihren Liebhaber Harry Belafonte haben Sie nicht beim Namen genannt, sondern nur
als „Calypso-König“ auftreten lassen.
COLLINS: Für die neue Fassung ist alles geändert. Da kommt Belafonte ohnehin nicht vor.
Dieses Kapitel war nicht so besonders wichtig.
PLAYBOY: Auch nicht der Absatz, in dem Sie behaupten, Belafonte habe den perfektesten
männlichen Körper, den Sie je gesehen hätten?
COLLINS: Das habe ich nicht geschrieben.
PLAYBOY: O doch.
COLLINS: Ich will Ihnen mal was sagen. Da hat sich doch eine Menge verändert. Die
Vorstellung von einem schönen Körper in den fünfziger Jahren unterscheidet sich doch gewaltig
von der Auffassung darüber in den achtziger Jahren.
PLAYBOY: Wäre es Ihnen peinlich, wenn all die Männer, über die Sie sich ausgelassen haben,
nun ihrerseits Bücher verfassen und darin intime Einzelheiten über Sie rauslassen würden?
COLLINS: Es würde mich stören, wenn sie es alle täten. Aber wenn nur einer oder zwei auf die
Idee kämen, wäre es mir egal. Da würde es mich schon eher ärgern, wenn Warren ein Buch
schriebe und ich käme nicht darin vor. Das empfände ich schon als recht merkwürdig. Aber
warum beißen Sie sich so an diesem verdammten Buch fest? Ich habe drei Bücher geschrieben,
eines über Schönheitspflege.
PLAYBOY: Immerhin hat Ihre Autobiographie in England einen Skandal hervorgerufen und
geriet noch mehr ins Gerede, als Sie 1978 einen 100 000-Dollar Vorschuß ablehnten, weil Sie das
Buch in den USA nicht veröffentlichen wollten. Somit ist es doch eine Kuriosität. Warum
verhinderten Sie damals die amerikanische Veröffentlichung?
COLLINS: Wegen dieser beschissenen Entrüstung in England über das angeblich so
schockierende Buch. Dabei kennen die mich doch. Die Engländer haben seit meinem 16.
Lebensjahr das Vergnügen mit mir. Wenn ich auch nicht so erfolgreich war, einen Namen hatte
ich in Großbritannien immer. Darum dachte ich mir: Wenn die schon in England so über dich
herfallen, was werden die erst in Amerika mit dir anstellen, wo die doch so viel prüder sind.
Wahrscheinlich, so sagte ich mir, vertragen die in den Staaten die Wahrheit noch weniger.
PLAYBOY: Na ja, eine etwas quälende Wahrheit. Sie schreiben, Ihr erster Freund habe Sie nicht
entjungfern wollen, obwohl Sie dazu bereit gewesen wären. Die Beziehung habe schließlich
sadomasochistische Züge angenommen.
COLLINS: Das habe ich alles für die neue Ausgabe gestrichen. Aber die Geschichte stimmt. Ich
war 16 und hatte das Gefühl, die Zeit sei allmählich reif dafür, „es zu tun“, wie man damals so
vornehm sagte. Der Junge, mit dem ich „es“ tun wollte, war nicht dazu imstande. Natürlich hatte
ich keine Ahnung, warum er nicht konnte oder wollte. Erst als ich heiratete, bekam ich zum
erstenmal einen nackten Mann zu Gesicht.
PLAYBOY: Hat sich Ihr Verlangen, „es“ zu
tun, auch auf Ihren ersten Filmpartner, Laurence Harvey, ausgedehnt, mit dem Sie I Believe In
You drehten?
COLLINS: Sollte ich etwa sagen: „Heh, Larry Harvey, ich möchte von dir gebumst werden.“?
Nein, so lief das nicht.
PLAYBOY: Nun, in Ihrem Buch ist nachzulesen, Harvey sei todunglücklich darüber gewesen,
kein „vollständiger“ Mann zu sein.
COLLINS: Hab ich das geschrieben? O weh, da habe ich wohl ein bißchen mehr von mir
verraten, als ich wollte.
PLAYBOY: Aber Sie und Laurence Harvey sind später Freunde geworden, oder?
COLLINS: Ja, er hat mich mit meinem ersten Mann zusammengebracht.
PLAYBOY: Maxwell Reed. Als Sie das erstemal mit ihm ausgingen, hat er Ihnen irgendwas in
den Tee getan und Sie dann vergewaltigt. Richtig?
COLLINS: Hmmm - er hatte mir erzählt, wir gingen in einen privaten Klub. Deshalb stieg ich
mit ihm fünf Stockwerke hoch zu der Wohnung eines Mannes, den ich nicht kannte und der in
England ein bekannter Filmschauspieler gewesen sein soll. Es war unser erstes Rendezvous, und
ich war sehr unsicher, weil ich fühlte, in keiner Weise Maxwells Erwartungen entsprechen zu
können. Ich war 17, er war 32.
PLAYBOY: Was empfanden Sie, als Sie feststellten, daß er Sie mißbraucht hatte?
COLLINS: Ekel. Es war genauso, wie es meine Mutter vorausgesagt hatte: ein Abgrund. Mutter
hatte mir ständig damit in den Ohren gelegen, daß Sex scheußlich sein würde, eine Qual. Und
nun stellte sich heraus, daß sie recht hatte. Doch ich wollte das nicht wahrhaben. Deshalb ging
ich weiter mit Maxwell aus. Ich wollte mir unbedingt beweisen, daß meine Mutter sich irrte.
PLAYBOY: Irrte sie sich?
COLLINS: Ja. Wir trafen uns weiterhin, und schließlich wollte er mich heiraten. Für mich war
damit klar, daß meine Mutter mit ihrer Abneigung gegen Männer und Sex wohl nicht ganz richtig
lag.
PLAYBOY: Das nehmen wir Ihnen nicht ab. Immerhin liest sich Ihre Beschreibung über Ihr
erstes Zusammensein mit Mr. Reed wie eine Horrorstory. In Ihrem Buch heißt es sinngemäß: Ich
mußte mich übergeben, und er drückte meinen Kopf in einen Eimer. Dann stopfte er mir einen
„merkwürdigen weichen Gegenstand“ in den Mund.
COLLINS: O mein Gott, hören Sie auf damit. Das ist aus, vorbei, endgültig und für immer.
PLAYBOY: Die Schilderung der jungen Ehe ist aber auch nicht unbedingt ermutigend. Wie war
Ihnen zumute, als Sie erkennen mußten, daß Sie einen Mann geheiratet hatten, der nur dann zu
einer Erektion kam, wenn er Sie vorher gründlich weichgeprügelt hatte?
COLLINS: Ich hatte Angst. Angst, nichts als Angst. Angst zu versagen, Angst, meinen Vater zu
enttäuschen, weil meine Ehe so grauenhaft scheiterte.
PLAYBOY: Und dann gibt es diese Episode, wo Sie mit Reed in einem Nachtklub waren. Ihr
Mann hatte einen arabischen Scheich aufgerissen und wollte Sie für eine Nacht an den
Wüstensohn verschachern. Was das wirklich sein Ernst?
COLLINS: Sein blutiger Ernst. Der Araber hatte ihm 10 000 Pfund geboten, wenn er mich für
eine Nacht ins Bett bekäme.
PLAYBOY: Nicht schlecht.
COLLINS: Weiß Gott, 'ne Menge Kohle. Aber ich sagte: „Verschon mich mit deinen ekelhaften
Scherzen. Ich spiele da nicht mit.“ Er wurde wütend: „Du bist saublöd. Wir könnten uns damit
ein kleines Landgut kaufen, oder wir könnten nach Hollywood gehen und unser Glück machen.“
PLAYBOY: Und dann?
COLLINS: Ich ließ ihn da sitzen. Ich stieg tränenüberströmt in ein Taxi und fuhr heim zu Mami.
Das war das Ende meiner ersten Ehe.
PLAYBOY: Es folgten andere Männer, die versuchten, ihre Stellung Ihnen gegenüber
auszunutzen, vor allem Produzenten und Studioleiter. Glauben Sie, daß man Ihnen bessere Rollen
gegeben hätte, wenn Sie einigen dieser Herren etwas mehr entgegengekommen wären?
COLLINS: Unbedingt. Da bin ich völlig sicher. Ich hätte die Kleopatra spielen können, wenn ich
auf die Avancen von Herrn Spyro Skouras, seinerzeit Präsident der Twentieth Century Fox,
eingegangen wäre. Ohne Zweifel hätte ich die Rolle bekommen. Ich war schwer enttäuscht, als
dann Elizabeth Taylor die Kleopatra spielen durfte.
PLAYBOY: Klingt so, als täte es Ihnen heute leid, damals so standhaft gewesen zu sein.
COLLINS: Unsinn. Nie im Leben habe ich Konzessionen dieser Art gemacht, und ich werde es
auch nie tun. Auf diese Aussage lege ich Wert!
PLAYBOY: Glauben Sie, daß Ihre Karriere anders verlaufen wäre, wenn Sie die Kleopatra
gespielt hätten?
COLLINS: Wer weiß? Aber auf alle Fälle hätte ich mich nicht in Richard Burton verliebt.
PLAYBOY: Aber Sie hatten was mit Sydney Chaplin, dem Sohn von Charlie Chaplin?
COLLINS: Sydney war ungeheuer komisch. Er hatte so einen skurrilen Witz, der schon fast
blasphemisch wirkte. Sydney war ein Gewinn für jede Party.
PLAYBOY: Hat er Ihnen beim Liebesakt wirklich Nummern oder Szenen aus irgendwelchen
Sketchen oder Komödien vorgespielt?
COLLINS: Ja, das taten wir beide. Wir hatten immensen Spaß daran.
„Ich hatte die Kleopatra spielen können, wenn ich auf die Avancen von Filmboß Spyro Skouras
eingegangen wäre. Ich war enttäuscht, als dann Elizabeth Taylor die Kleopatra spielen durfte.“
PLAYBOY: Und wie endete dieses spaßige Kapitel Ihres bewegten Lebens?
COLLINS: Komisch, wie anders? Wir wollten nach Palm Springs, und Sydney sollte
vorausfahren, weil ich noch Das Mädchen auf der Samtschaukel abzudrehen hatte. Sydney setzte
sich in mein Auto und versprach, mich am Flughafen von Palm Springs abzuholen. Ich komme
also am Abend da an, weit und breit kein Sydney. Ich nehme mir ein Taxi und rausche zum
„Racquet Club“, wo ich ihn vermute. Und richtig, Sydney sitzt dort zusammen mit Gene Kelly
und einer Horde von Zechbrüdern, und sie haben schon den ganzen Nachmittag gebechert. Sie
waren alle völlig blau. Wutbebend stehe ich in der Tür und spreche mit versagender Stimme:
„Sydney, du Schuft. Den ganzen verdammten Tag stehe ich vor der Kamera, und du machst den
Lebemann. Du versprichst, mich vom Flughafen abzuholen, und was ist? Ich muß mir bei 40
Grad im Schatten ein Taxi suchen.“ Er ignoriert mich einfach und bestellt sich einen neuen
Drink.
Ich schreie: „Verdammte Scheiße, Sydney, du Kacker, du gottverfluchter Scheißkerl. Fuck you!“
Sydney sieht mich friedlich an und sagt dann ganz langsam: „Ach, fick dich doch selbst.“ Und
ich schreie: „Sydney, für mich hast du ausgefickt.“ Daraufhin drehte ich mich um und nahm das
nächste Flugzeug zurück nach Los Angeles.
PLAYBOY: Ein starker Abgang.
COLLINS (lacht): 'n bißchen rüde, was?
PLAYBOY: Nach Sydney kam Arthur Loew jr., Sproß einer der Herrscherfamilien von
Hollywood.
COLLINS: Was soll das? Wird das meine Lebensgeschichte?
PLAYBOY: Es geht in diesem Interview um Sie.
COLLINS: Arthur ist in diesem Zusammenhang uninteressant. Er hat in meinem Leben nur eine
sehr kleine Rolle gespielt.
PLAYBOY: Dann übergehen wir ihn doch einfach.
COLLINS (lacht): Sehr gut. Obwohl mir gerade einfällt, daß ich auch bei ihm einen unheimlich
starken Abgang hatte.
PLAYBOY: Ja?
COLLINS: Als ich an einem Silvesterabend beim Tanzen mit Arthur in einen Streit geriet, sagte
er so liebenswürdig wie möglich: „Du bist das einfallsloseste Weib der Welt.“ Und ich antwortete
genauso charmant: „Dafür bist du im Bett der totale Ausfall.“ Ungeheuer witzig, wie? Jedenfalls
war es danach aus zwischen uns.
PLAYBOY: Um diese Zeit herum lernten Sie James Dean kennen, kurz bevor er starb. Was
hielten Sie von ihm?
COLLINS: Ein intensiver Typ, launisch, aber von einer sagenhaften Ausstrahlung. Er war klein,
kurzsichtig und sah in natura weiß Gott nicht gut aus. Einmal hat mich Dean in seinem Porsche
mitgenommen. Wir waren stockbetrunken, und ich hatte eine Heidenangst, als er mit mir wie ein
Wilder im offenen Cabrio den Sunset Boulevard runterdonnerte, das Radio voll aufgedreht,
einfach verrückt. Zwei oder drei Monate später ist er in demselben Porsche tödlich verunglückt.
Wissen Sie, an wen er mich im nachhinein erinnert? An eine jüngere, besser aussehende Ausgabe
von Woody Allen. Er war auf die gleiche liebenswerte Art scheu, unstet und unsicher.
PLAYBOY: Wie war das mit Marlon Brando? Als Sie ihm 1955 begegneten, befand er sich auf
dem Höhepunkt seiner Karriere. Hatten Sie auch diese Angst vor Marlon, wie viele Frauen in
seiner Umgebung?
COLLINS: Ich erstarrte vor Respekt und Bewunderung. Marlon war faszinierend, beängstigend.
Jemand, mit dem ich mich nicht eine Sekunde lang einlassen wollte.
PLAYBOY: War er denn Ihnen gegenüber irgendwie gehemmt?
COLLINS: Nein, Brando hatte keine Komplexe. Er besitzt genug Instinkt, um sich erst dann an
eine Frau heranzumachen, wenn er ziemlich sicher sein kann, auch bei ihr zu landen. Ich hatte
damals ein Verhältnis mit seinem besten Freund...
PLAYBOY: George Englund?
COLLINS: Ja, deshalb war meine Beziehung zu Brando eher flüchtig. Ich bewunderte ihn und
hörte ihm gern zu. Aber ich glaube, die Leute sind jetzt nicht mehr so sehr an Brando interessiert.
Jetzt hören sie lieber etwas über Larry Hagman. Filmstars zählen heute nicht mehr so viel.
PLAYBOY: Brav gesprochen, wie es sich für einen richtigen Fernsehstar gehört.
COLLINS: Exakt. Ich bin ja nicht mehr beim Film, ich gehöre jetzt dem Fernsehen.
PLAYBOY: War George Englund die Liebe Ihres Lebens?
COLLINS: Die größte Liebe meines Lebens ist mir leider noch nicht begegnet (seufzt, lange
Pause). Bevor ich Ron Kass traf, habe ich wohl George für die ganz große Liebe gehalten.
Nachher glaubte ich, Ron ist es.
PLAYBOY: Diese Zeit haben Sie als die traumatischste und deprimierendste Ihres Lebens
bezeichnet.
COLLINS: Nun, ich war verliebt in einen verheirateten Mann, eine Situation, die ich niemandem
empfehlen kann. Ron war witzig, brillant, charmant, gewandt, er sah gut aus, er war tüchtig und
enorm erfolgreich. Aber er hatte eine Frau und drei Kinder. Und er war ein typischer Krebs, der
beides gleichzeitig haben wollte.
PLAYBOY: Sie schreiben in Ihrem Buch, er habe einen so starken Einfluß auf Sie gehabt, daß
Sie splitternackt vor dem Rockefeller-Center in New York Schlittschuh gelaufen wären, wenn er
es von Ihnen verlangt hätte.
COLLINS: Wollen Sie denn wirklich dabei bleiben, mich andauernd Sachen aus meinem Buch
zu fragen? Lesen Sie mir Ihre Fragen vor! Lassen Sie mich den Schwachsinn hören, den Sie da
notiert haben.
PLAYBOY: Schwachsinn? Das ist Ihr Leben. Ist dieses Interview denn bisher so entsetzlich für
Sie gewesen?
COLLINS: Es ist Arbeit. Aber in Wirklichkeit genieße ich das. Schrecklich, aber wahr. Die
meisten Menschen reden eben am liebsten von sich selbst, stimmt's?
PLAYBOY: Lassen Sie uns noch eine letzte George-Englund-Episode erwähnen, weil sie uns
einen Einblick in Ihre Persönlichkeit gestattet. Es geht da um das Diamanten-Kollier, das Raphael
Trujillo jr. Ihnen verehrt hatte aus Dankbarkeit für einen romantischen Abend an Bord seiner
Yacht. Als George sich darüber ereiferte, haben Sie da nicht etwas inszeniert, was Alexis alle
Ehre gemacht hätte?
COLLINS: An dem Abend, als ich das Kollier zum erstenmal trüg, geriet George dermaßen in
Wut, daß er es mir vom Hals riß und es bei Romanoffs vor den Augen von halb Hollywood auf
den Fußboden knallte. Ich kroch auf Händen und Knien herum, um all die sündhaft teuren
Diamanten wieder einzusammeln. Ein paar Monate später entdeckte ich in New York eine
Halsband-Imitation, die meinem teuren Schmuckstück verblüffend ähnlich sah. Ich kaufte die
falschen Klunker für 150 Dollar. Eine Woche später ging ich mit George in einer schrecklich
romantischen Mondnacht am Strand von Malibu spazieren. Ich kramte in meiner Handtasche, zog
das unechte Halsband feierlich hervor und sprach zärtlich: „Lieber George, ich habe lange
nachgedacht und bin zu dem Schluß gekommen, daß du völlig recht hast mit deiner Abneigung
gegen diesen Schmuck. Und weil ich dich so liebe, werde ich jetzt folgendes damit machen ...“
Mit diesen Worten warf ich die Imitation in den Ozean. George war völlig mit den Nerven fertig.
„Gütiger Himmel“, schrie er, „du hast soeben 15 000 Dollar weggeworfen.“ Ich sagte: „Das weiß
ich, Liebling. Aber da du wegen dieser Diamanten so gelitten hast, mußte ich dir zeigen, daß mir
deine Liebe mehr bedeutet als jedes Kollier.“ Es war eine recht gelungene Szene.
PLAYBOY: Hat er je die Wahrheit erfahren?
COLLINS: Jetzt erfährt er sie.
„Ich verstehe die Männer nicht, ich kann sie wirklich nicht begreifen. Vielleicht, weil sie nicht
sensibel genug sind. Oder habe ich mir einfach immer nur die, falschen ausgesucht.“
PLAYBOY: Haben Sie ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, Warren Beatty zu heiraten?
COLLINS: Ja, ich war bereits mit ihm verlobt und hatte mir sogar schon ein Hochzeitskleid
nähen lassen. Aber wir gerieten uns immer häufiger so grauenhaft in die Haare, daß mir klar
wurde, es wäre der absolute Wahnsinn mit ihm. Es ist völlig sinnlos, jemanden heiraten zu
wollen, mit dem man vier Stunden am Tag herumstreitet. Ich will aber nicht über Warren
sprechen. Ich will über mich reden.
PLAYBOY: Aber Warren spielte doch mal eine sehr große Rolle in Ihrem Leben.
COLLINS: Ich habe Warren seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Er ist heute ein total anderer
Mensch als damals. Ich weiß nicht, wie er heute ist. Als ich mit ihm zusammen war, da war er
Mitte Zwanzig, heute ist er in den Vierzigern. Er ist immens ehrgeizig, äußerst smart, fast
berechnend und dennoch scheu. Als ich ihn kennenlernte, lief er vermutlich allen Leuten in der
Stadt nach, die ihm bei seiner Karriere irgendwie von Nutzen sein konnten. Er war schon
verdammt clever. Aber ich halte ihn für einen weitaus besseren Produzenten und Geschäftsmann
als einen Schauspieler. Und jetzt fragen Sie mich bitte was Neues, was Originelleres.
PLAYBOY: Okay. Sie erwecken den Eindruck, stark und energisch zu sein - bis ein Mann
auftaucht. Dann ist es aus mit Ihrer Stärke. Können Sie diese Vermutung bestätigen?
COLLINS: Das ist das Beste, was Sie während der letzten halben Stunde gefragt haben (lacht).
Ja, ich glaube schon, daß es so ist. Ich hasse mich dafür, aber es trifft vollkommen zu. jedesmal,
wenn mir ein Mann gefällt, werde ich zum anschmiegsamen, hilflosen Weibchen. Oder besser
gesagt, ich wurde es. Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder ein richtiges Verhältnis zu einem Mann
haben möchte. Ich habe Angst davor, denn ich glaube, daß es den Mann, mit dem ich gern eine
echte Beziehung haben möchte, überhaupt nicht gibt.
PLAYBOY: Wen könnten Sie sich als den perfekten Partner für sich vorstellen?
COLLINS: Nun - O nein, so können Sie mich nicht reinlegen, mein Freund. Da ist nichts zu
machen. Zum erstenmal in meinem Leben bin ich wirklich frei, und zum erstenmal muß ich mich
vor niemandem mehr rechtfertigen. Ich fange an, mein Herz mit dem Verstand zu regieren, ich
denke jetzt viel logischer. Das Wort berechnend ist mir verhaßt, aber so allmählich kommt man
dahinter, daß es so ganz ohne Berechnung eben doch nicht geht - gebranntes Kind scheut das
Feuer. Ich war dreimal verheiratet und hatte nicht gerade wenig Liebschaften. Man wird
wahrscheinlich kritischer, wenn man älter wird. Seit ich eine freie Frau bin, bekomme ich kaum
noch Wutausbrüche. Ich bin jetzt viel ruhiger, lockerer. Wer weiß, vielleicht bin ich doch dazu
geschaffen, allein zu leben.
PLAYBOY: Haben die Männer in Ihrem Leben immer das letzte Wort gehabt, wenn es um Ihre
Karriere ging?
COLLINS: Ja (seufzt). Ich verstehe die Männer nicht, ich kann sie wirklich nicht begreifen.
Vielleicht, weil sie nicht sensibel genug sind.
PLAYBOY: Alle Männer?
COLLINS: Sie haben recht, es gibt bestimmt ein paar gute. Ich habe mir wohl einfach immer nur
die falschen ausgesucht.
PLAYBOY: Als Sie mit Anthony Newley verheiratet waren...
COLLINS: Es leuchtet mir einfach nicht ein, daß Sie mir andauernd Fragen über nichts anderes
als alle diese Männer stellen. Warum tun Sie das?
PLAYBOY: Warum sollten wir Tony Newley ausklammern? Sie waren sieben Jahre mit ihm
verheiratet, Sie haben zwei Kinder von ihm...
COLLINS: Gott, ja - Tony! Großartig. Ein Genie.
PLAYBOY: Ist das nicht etwas übertrieben?
COLLINS: Er hat mich an Charlie Chaplin erinnert. Ich bin in Stop The World gegangen, um
Newlev zu sehen, und ich war geradezu hypnotisiert von ihm. Ich hielt ihn für außergewöhnlich
talentiert und witzig. Zwei Wochen vorher hatte ich mit Warren Schluß gemacht, und jetzt kam
ich sozusagen vom Regen in die Traufe. Nach einer Weile wurde mir klar, daß ich bei Newlev s
Ansichten über außerehelichen Sex nicht länger verheiratet bleiben konnte. Na schön, Treue ist
schon wichtig in einer Ehe, aber so wichtig ist sie nun auch wieder nicht. Wenn ich meiner
Schwester glauben will, die sich auf diesem Gebiet für eine Expertin hält, dann gehen die meisten
Männer fremd. Auch geht den Männern der Sex meist längst nicht so unter die Haut.
Laut Paul Newman verhält es sich mit dem männlichen Liebesleben so, als wenn man ausgeht
und sich statt eines Hamburgers mal ein Steak leistet. Aber wenn Sex - wie bei Tony - eine
grundsätzliche Frage des Lebensgefühls und damit schlicht eine absolute Notwendigkeit ist, dann
muß man sich als Frau schon darüber klarwerden, ob man 30 oder gar 40 Jahre an der Seite eines
Mannes verbringen will, der solche Ansprüche stellt. Das war die Schwierigkeit mit Mr. Newlev.
PLAYBOY: Das hat Sie nicht gehindert, während Ihrer Ehe mit dem moralischen Herrn Newlev
eine Affäre mit Ryan O'Neal zu haben und obendrein zu behaupten, sich als Ehebrecherin
durchaus wohl zu fühlen.
COLLINS: Zur damaligen Zeit machte es mir eben Spaß, eine Ehebrecherin zu sein, weil ich
merkte, daß meine Ehe in die Brüche ging und ich mich dafür rächen wollte, daß mein Mann,
seinen hehren Überzeugungen zum Trotz, mir keineswegs treu geblieben war. Was immer ich
vorhin über die eheliche Treue im allgemeinen gesagt habe, ich kann es auf den Tod nicht leiden,
wenn der Mann, den ich liebe, mir nicht treu ist. Waren Sie Ihrer Frau jemals untreu?
PLAYBOY: Noch etwas Champagner?
COLLINS: Sie würden es mir sowieso nicht sagen. Ihre Frau könnte ja aus dem PLAYBOY
erfahren, daß ihr Mann auch nicht besser ist als alle anderen (lacht).
PLAYBOY: Kommen wir zum Schluß mit der Liste bekannter Männer in Ihrem Leben. Wie war
das mit dem Chef der Beatles-Firma „Apple“ in London, mit Ron Kass?
COLLINS: Das ist ein Kapitel, über das ich nicht sprechen möchte.
PLAYBOY: Tut es Ihnen immer noch weh, wenn Sie an ihn denken?
COLLINS: Nein, das nicht. Aber er ist der Vater meiner Tochter. und ich habe mit dem
Psychotherapeuten meiner Tochter vereinbart, daß ich mich niemals über Ron äußern werde.
PLAYBOY: In Ordnung. Sie befanden sich mit Ron in Paris, als Ihre Tochter Katy in England
von einem Auto überfahren wurde.
COLLINS: Katys Unfall wurde für uns zu einem Trauma. Man hatte uns gesagt, sie hätte nur
eine Überlebenschance von weniger als 40 Prozent. Nachdem sie die ersten 72 Stunden überlebt
hatte, sagte man uns, ihre Chancen, wieder ein normales Kind zu werden, seien denkbar gering.
Doch Ron und ich weigerten uns einfach, zu akzeptieren, daß Katy den Rest ihres Lebens
hoffnungslos behindert sein könnte.
PLAYBOY: Das ist jetzt drei Jahre her. Wie geht es ihr heute?
COLLINS: Sie ist fast völlig wiederhergestellt. Sie hat nur noch einige Probleme mit dem
Gleichgewicht und mit dem Gedächtnis.
PLAYBOY: Hat das schreckliche Erlebnis Sie irgendwie verändert?
COLLINS: Ich habe erst in den letzten paar Jahren begonnen, endlich reifer zu werden.
Ich war wirklich wie ein Kind, und das kommt wohl daher, daß ich Zwilling bin. Wir Zwillinge
sind alle irgendwie kindlich: Nehmen Sie Bob Hope, Judy Garland, Marilyn Monroe, alle können
oder konnten sie nie so recht erwachsen werden.
„Kommen Sie mir bloß nicht mit Jane Fonda und ihrem Tick, sich täglich eineinhalb Stunden
halbtot zu schinden. Das ist schon manisch. Ich opfere 15 Minuten am Tag, für meine Figur.“
PLAYBOY: Was waren Ihre schwersten Fehler?
COLLINS: Mein größter Fehler ist, daß ich immer zu lange an Leuten klebe, die ich längst hätte
loswerden sollen - egal, ob es nun ein Dienstmädchen ist, ein Kindermädchen, ein Ehemann oder
ein Liebhaber. Ich kann Menschen nicht gut beurteilen.
PLAYBOY: Und wie sehen Ihre Alpträume aus?
COLLINS: Ich werde von einer bösen Person verfolgt und stürze in die Tiefe. Ein klassischer
Alptraum. Am Ende falle ich immer von einem hohen Gebäude herab.
PLAYBOY: Werden Sie von einem Mann oder einer Frau verfolgt?
COLLINS: Von einem Mann natürlich.
PLAYBOY: Haben Sie Angst vor dem Älterwerden?
COLLINS: Nein. Ich fürchte mich vor dem Sterben. Es ist mir egal, wie alt ich werde, solange
das Leben einen Wert für mich besitzt. Aber ich möchte nicht die letzten 15 Jahre meines Lebens
damit verbringen, im Bett zu sitzen und fernzusehen. Nein danke. Zum Glück bin ich mit einem
Stoffwechsel gesegnet, der dem Zahn der Zeit ganz schön standhält. In meiner Vorstellung bin
ich eine Frau von 35. Entsprechend kleide, bewege, benehme ich mich. Das gefährlichste Alter
für eine Frau ist 38. Da ist ganz schnell der Lack ab, wenn man nicht sehr auf sich hält.
PLAYBOY: Machen Sie viel Gymnastik, um Ihre Figur zu halten?
COLLINS: Ach, kommen Sie mir bloß nicht mit Jane Fonda und ihrem Tick, sich täglich
eineinhalb Stunden halbtot zu schinden. Das ist ja schon manisch. Ich opfere 15 Minuten am Tag
für das Bemühen um meine Figur: 50 Sit-ups, 25 Liegestütze, ein bißchen Hantelschwingen.
Schluß.
PLAYBOY: Was war Ihr schlechtester Film?
COLLINS: Reich der Ameisen.
PLAYBOY: Und der beste?
COLLINS: Den habe ich noch gar nicht gemacht.
PLAYBOY: Wen halten Sie für Amerikas beste Schauspieler?
COLLINS: Ohne Zweifel Al Pacino und Robert De Niro. Ich gebe Pacino den Vorzug. Was er in
Der Pate brachte, war einfach bewunderungswürdig in Anbetracht seines jugendlichen Alters. Er
wirkte so bedrohlich.
PLAYBOY: Wer ist Amerikas Schauspieler mit der stärksten sexuellen Ausstrahlung?
COLLINS: Ich vermute, Richard Gere, O ja. Meiner Ansicht nach ist er nur ein bißchen zu eifrig
gemüht, seine Eier zur Schau zu stellen. Ich meine das natürlich nur im übertragenen Sinn.
PLAYBOY: Sie sind jedenfalls eine Frau, die sich nicht scheut, Ihre Meinung zu äußern.
COLLINS: Zehn Glas Champagner und bis in die Morgenstunden plaudern - danach sage ich
alles. Aber Spaß beiseite. Sie haben mir klargemacht, daß mein Innenleben doch etwas
komplizierter ist, als ich dachte. Man macht es sich wohl ein bißchen zu leicht, wenn man mich
einfach in die berühmte Schublade stopft: sexy Frau mit losem Mundwerk und frechen
Gedanken, die weitgehend macht, was sie will.
Da ist schon noch ein bißchen mehr.