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Landeshauptstadt
Stuttgart
Statistisches Amt - Informationssystem
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Hauptbeitrag
Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 3/1998
Siegfried Greif 1
Der Stuttgarter Raum im
Patentgeschehen der
Bundesrepublik Deutschland
Patentdaten sind Indikatoren für Wirtschaftsstrukturen und -entwicklungen
Durch die Stellung des Patentwesens im gesamten Erfindungs- und Innovationsprozeß, Forschung - Entwicklung - Erfindung - Patent - Innovation - Markt, eignen sich
Patentdaten als Indikatoren für Forschungs- und Entwicklungstätigkeit sowie für
technologische und wirtschaftliche Strukturen und Entwicklungen2. Die räumliche
Struktur der Patentaktivitäten ist somit auch die der naturwissenschaftlich-technischen Forschungs- und Entwicklungstätigkeit und die des Innovationspotentials.
Räumliche Verteilung der Patentanmeldungen
Die Aufschlüsselung der Patentanmeldungen des Jahres 1997 nach Bundesländern
zeigt folgende Struktur:
Bei absoluten Patentanmeldungen Bayern vor Baden-Württemberg
Mit einem Anteil von 24,5 Prozent der Patentanmeldungen liegt Bayern an erster
Stelle. Es folgen Baden-Württemberg mit 22,4 Prozent und Nordrhein-Westfalen mit
20,9 Prozent. Aus diesen drei Ländern - die mit wechselnder Rangfolge seit Jahren
die Spitzengruppe bilden - kommen somit rund zwei Drittel aller inländischen Anmeldungen (siehe Abbildung 1).
Patentanmeldungen nach Bundesländern
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Landeshauptstadt Stuttgart, Statistisches Amt
Abbildung 1
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Hauptbeitrag
Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 3/1998
Bei Patentanmeldungen pro Einwohner
Baden-Württemberg Spitze
Wegen der unterschiedlichen Größe der einzelnen Bundesländer können diese Zahlen nur ein unvollständiges Bild geben. Weitergehende Aufschlüsse können gewonnen werden, wenn man die Daten mit anderen Zahlen ins Verhältnis setzt. Zieht
man dazu beispielsweise Bevölkerungszahlen heran, so ergibt sich eine andere Konstellation. Bei einem Durchschnitt von 55 Patentanmeldungen pro 100 000 Einwohner liegen Baden-Württemberg mit 98, Bayern mit 93 und Hessen mit 64 Anmeldungen deutlich über diesem Durchschnitt.
Länder mit hoher Patentintensität haben geringe Arbeitslosigkeit
Auffallend ist, daß die Länder mit hoher Patentintensität gleichzeitig diejenigen mit
geringer Arbeitslosigkeit sind. Offenbar besteht ein Zusammenhang zwischen
Innovationskraft und Beschäftigungsgrad (siehe Abbildung 2).
Patentintensität und Arbeitslosigkeit nach Bundesländern
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Sachsen-Anhalt
M ecklenburg-Vorpommern
68
Brandenburg
Thüringen
Sachsen
Berlin
Bremen
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Saarland
Niedersachsen
Hamburg
Schleswig-Holstein
Nordrhein-Westf alen
Rheinland-Pf alz
Hessen
Baden-Württ emberg
Bayern
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Landeshauptstadt Stuttgart, Statistisches Amt
Abbildung 2
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Die These, daß technischer Fortschritt Arbeitsplätze vernichte, mag in speziellen
ällen zutreffend sein, ist aber generell wohl nicht haltbar. Eine Reihe weiterer Untersuchungen mit verschiedenen Ansätzen bestätigt den positiven Zusammenhang zwischen Innovation und Beschäftigung3.
Räumliche Aufschlüsselung der Erfinderaktivitäten läßt regionale Schwerpunkte sichtbar werden
Eine weitere räumliche Aufschlüsselung der Erfinderaktivitäten erlaubt es, enger gefaßte Gebiete als Forschungsstätten und regionale Schwerpunkte zu identifizieren,
wie auch in der Gesamtschau weiträumige regionale Strukturen zu erkennen. Eine
solche Übersicht enthält die Landkarte der Abbildung 3. Die hier vorgenommene
räumliche Zuordnung von Patentanmeldungen bezieht sich auf den Sitzort des Erfinders. Bei der Betrachtung des Anmeldersitzes können sich durch mehrere Sitzorte sowie durch regional gestreute Betriebe und Forschungsstätten eines Unternehmens gewisse Unschärfen ergeben. Mit dem Erfindersitzkonzept ist der Erfindungsort, die tatsächliche Forschungsstätte, besser identifizierbar4.
Hauptbeitrag
Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 3/1998
Patentanmeldungen aus Deutschland
Erfindersitz. Durchschnitt 1992-1994
69
Landeshauptstadt Stuttgart, Statistisches Amt
Abbildung 3
k
Hauptbeitrag
Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 3/1998
Regionen Rhein-Ruhr, Rhein-Main,
Stuttgart und München bestimmen Patentgeschehen in Deutschland
Die Verteilung von Patentanmeldungen ist sehr heterogen. Neben starken Konzentrationen gibt es Regionen praktisch ohne Patentaktivität. Diese Ergebnisse erlauben Rückschlüsse auf die Forschungs- und Entwicklungstätigkeit und die Technologie- und Innovationsorientierung in den einzelnen Gebieten. Ganz wesentlich wird
das Patentgeschehen im Bundesgebiet von den Räumen Rhein-Ruhr, Rhein-Main,
Stuttgart und München bestimmt5.
Bei Betrachtung von Kreisergebnissen
muß auch Umland mit einbezogen werden, da ...
Die Betrachtung der Patentlandkarte (Abbildung 3) macht typische Strukturen von
Ballungsgebieten deutlich: Die Kerngebiete sind von hochverdichteten Räumen umgeben, die in Räume mittlerer Dichte übergehen. Diese Tatsache bedeutet, daß
Kreisergebnisse - zumindest in den Ballungsgebieten - nicht streng begrenzt für sich
allein, sondern immer auch in einem Zusammenhang mit der Umgebung als Bausteine einer Region gesehen werden müssen.
... die Erfinder häufig im Umland wohnen, aber in der Kernstadt forschen
So kann zum Beispiel die Bedeutung von Stuttgart als einer Patenthochburg nur aus
dem Zusammenspiel der Stadt mit den umliegenden Landkreisen - die nach dem Erfindersitz zum Teil höhere Anmeldezahlen ausweisen als das Zentrum - unter Berücksichtigung beider Sitzkonzeptionen erklärt werden:
Patenthochburg Region Stuttgart
Stadt Stuttgart
LK Böblingen
LK Esslingen
LK Ludwigsburg
LK Rems-Murr-Kreis
70
Arbeitsmarktregion geeignete räumliche Analyseeinheit
Patentanmeldungen nach Sitz der
Anmelder
Erfinder
2 035
482
180
437
415
507
289
640
353
428
Unmittelbar brauchbare Ergebnisse vermittelt die Analyse des Patentgeschehens auf
der Ebene der Regionen. Hier bieten sich Arbeitsmarktregionen an. Sie sind funktional orientiert, so daß die Wahrscheinlichkeit groß ist, daß sich Wohn- und Arbeitsort von Erfindern innerhalb derselben Region befinden. Das Bundesgebiet ist in
225 Arbeitsmarktregionen aufgeteilt. Die Arbeitsmarktregion Stuttgart umfaßt außer der Stadt die genannten vier angrenzenden Landkreise sowie den Landkreis Calw.
Die Patentaktivitäten in den einzelnen Arbeitsmarktregionen sind weit gestreut, sie
liegen zwischen 1 und rund 2500 Patentanmeldungen. Die Arbeitsmarktregionen
mit den größten Patentaktivitäten sind in der Abbildung 4 zusammengefaßt.
Arbeitsmarktregion Stuttgart in
Deutschland führend bei Patentanmeldungen
Die Region Stuttgart nimmt eine überragende Position ein; auf sie entfallen 8 Prozent aller inländischen Patentanmeldungen. Es folgen München und Frankfurt/Main
mit ebenfalls sehr starken Aktivitäten. Dieses Spitzentrio vereinigt auf sich 20 Prozent der Patentanmeldungen; 30 Prozent sind es bei den fünf stärksten Regionen,
was angesichts der Gesamtzahl von 225 Arbeitsmarktregionen eine beachtliche
räumliche Konzentration bedeutet, auch wenn die Größen der einzelnen Regionen
unterschiedlich sind.
Hauptbeitrag
Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 3/1998
Patentanmeldungen nach Arbeitsmarktregionen
Erfindersitz. Durchschnitt 1992-1994
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89
120
65
99
46
168
151
38
7
98
14
43
59
40
159
60
61
45
8
87
41
114
156
91
39
51
212
167
103
36
Arbeitsmarktregion
Stuttgart
München
Frankfurt
Mannheim/Ludwigshafen/Heidelberg
Köln
Berlin
Nürnberg
Düsseldorf
Hamburg
Karlsruhe
Hannover
Wuppertal
Bochum
Essen
Augsburg
Dortmund
Hagen
Aachen
Braunschweig
Mainz
Krefeld
Ulm
Würzburg
Heilbronn
Duisburg
Münster
Dresden
Saarbrücken
Freiburg
Bremen
k
Landeshauptstadt Stuttgart, Statistisches Amt
Abbildung 4
Patentanmelder
Wirtschaft dominiert bei Patentanmeldungen
Die Patentanmeldungen kommen zum überwiegenden Teil aus der Wirtschaft, demgegenüber sind die Wissenschaft und die Gruppe der Freien Erfinder nachrangige
Herkunftsbereiche (siehe Abbildung 5).
Als Patentanmeldungen Freier Erfinder werden die Fälle angesehen, bei denen Identität zwischen Erfinder und Anmelder besteht. Hierin eingeschlossen sind die Anmeldungen von Hochschullehrern, von Arbeitnehmern mit freigegebenen Erfindungen und von Unternehmererfindern.
71
Hauptbeitrag
Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 3/1998
Patentanmeldungen nach Anmelderkategorien
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Landeshauptstadt Stuttgart, Statistisches Amt
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Hauptbeitrag
Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 3/1998
Bei Patenten aus der Wissenschaft nur
außeruniversitäre Einrichtungen einbezogen
Zum Bereich der Wissenschaft werden die Patentanmeldungen der außeruniversitären Forschungseinrichtungen gezählt. Die aus der Hochschulforschung stammenden Patentanmeldungen sind hier nicht einbezogen. Sie sind nicht ohne weiteres erfaßbar, da die Hochschullehrer über ihre Erfindungen frei verfügen können und die
Hochschulen nur in seltenen Fällen als Patentanmelder auftreten.
In Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen wenig Patente aus der
Wissenschaft
Die in der Abbildung 5 enthaltene Aufgliederung nach Bundesländern macht deutlich, daß die Anmelderstrukturen in den einzelnen Ländern zum Teil erheblich voneinander und vom Bundesdurchschnitt abweichen. Überdurchschnittlich stark vertreten sind beispielsweise die Patentanmelder aus der Wirtschaft in Rheinland-Pfalz,
Hessen und Nordrhein-Westfalen. Dementsprechend gering sind hier die Aktivitäten der Kategorien Wissenschaft und Freie Erfinder.
In neuen Bundesländern hingegen hohe Bedeutung der Wissenschaft
Vergleicht man die Anmelderstruktur in den neuen Bundesländern mit der in den
alten, zeigen sich deutliche Unterschiede: In den neuen Bundesländern kommen vergleichsweise weniger Erfindungen aus der Wirtschaft (62,4 Prozent) und relativ viel
aus der Wissenschaft (10,7 Prozent) und der Gruppe der Freien Erfinder (26,9 Prozent).
Hier sind natürlich auch die unterschiedlichen Grundmengen von Belang. So stehen
beispielsweise hinter dem Wissenschaftsanteil von 1,2 Prozent für Bayern und
11,2 Prozent für Sachsen jeweils etwa gleichviel Patentanmeldungen.
Erfindungen in der Region Stuttgart
überdurchschnittlich von der Wirtschaft
getragen
Robert Bosch GmbH in Stuttgart zweitgrößter deutscher Patentanmelder
Baden-Württemberg liegt mit seiner Aufteilung nach Anmelderarten im Bundesdurchschnitt. Wie die Tabellenwerte der Abbildung 5 aufzeigen, werden die erfinderischen Aktivitäten in der bundesweit stärksten Region, Stuttgart, mit 81,2 Prozent überdurchschnittlich von der Wirtschaft getragen. 9 Prozent aller Patentanmeldungen aus der Wirtschaft, bezogen auf die Bundesrepublik, kommen aus dieser Region; es folgen die Regionen München mit 6,5 Prozent und Frankfurt/Main
mit 6,4 Prozent.
Die Dominanz der Industrieforschung wird auch bei Betrachtung der einzelnen Patentanmelder sichtbar (siehe Abbildung 6). Aber auch die Bedeutung der Wissenschaft ist erkennbar. Die Fraunhofer-Gesellschaft steht in der Liste der größten deutschen Patentanmelder immerhin auf dem 10. Rang. Natürlich sind in der Spitzengruppe auch Stuttgarter Unternehmen vertreten. Der zweitgrößte deutsche Anmelder ist die Robert Bosch GmbH, Stuttgart.
Die Liste enthält die im Jahre 1997 vom Deutschen Patentamt und vom Europäischen
Patentamt veröffentlichten Anmeldungen mit Wirkung für die Bundesrepublik
Deutschland. In einem gewissen Umfang sind hierin auch Erfindungen enthalten,
die bei beiden Patentämtern angemeldet wurden und dadurch zu Doppelzählungen
führen können. Die einzelnen Firmen sind - ohne Berücksichtigung eventueller kapitalmäßiger Zugehörigkeiten - so erfaßt, wie sie als Patentanmelder, auch mit ihrem Sitzort, auftreten.
Viele Patentanmelder in der Region
Stuttgart im Umland angesiedelt
Dies gilt auch für den unteren Teil der Abbildung 6 mit den größten Patentanmeldern in der Region Stuttgart. Aufgelistet sind hier die Anmelder mit mindestens zwölf
Patentanmeldungen. Das sind 28 Unternehmen. Mit Abstand an der Spitze liegt Robert Bosch, gefolgt von den Automobilunternehmen. Wie die Tabelle erkennen läßt,
sind erfindungsstarke Unternehmen nicht nur in Stuttgart, sondern auch im Umland
angesiedelt. Von den 28 größten Patentanmeldern haben immerhin 17 ihren Sitz
außerhalb der Stadt.
73
Hauptbeitrag
Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 3/1998
Die größten inländischen Patentanmelder
Veröffentlichte Patentanmeldungen 1997
- aus Deutschland
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
19
20
2 573
1 508
1 263
952
683
657
529
495
401
355
327
297
262
209
186
168
165
165
163
160
Siemens AG
Robert Bosch GmbH
BASF AG
Bayer AG
Daimler-Benz Aktiengesellschaft
Hoechst AG
Bayerische Motoren Werke AG
Henkel KGaA
ITT Automotive Europe GmbH
Fraunhofer-Gesellschaft e.V.
Volkswagen AG
Mannesmann AG
Philips Patentverwaltung GmbH
ABB Patent GmbH
Heidelberger Druckmaschinen AG
Voith Sulzer Papiermaschinen GmbH
Degussa AG
Hüls AG
TEMIC TELEFUNKEN microelectronic GmbH
INA Wälzlager Schaeffler KG
München
Stuttgart
Ludwigshafen
Leverkusen
Stuttgart
Frankfurt/Main
München
Düsseldorf
Frankfurt/Main
München
Wolfsburg
Düsseldorf
Hamburg
Mannheim
Heidelberg
Heidenheim
Frankfurt/Main
Marl
Heilbronn
Herzogenaurach
- aus der Arbeitsmarktregion Stuttgart
74
1
2
3
5
6
7
8
9
10
12
13
14
15
16
17
18
20
21
22
23
26
1508
683
149
149
114
77
75
47
41
37
37
33
31
30
23
20
18
17
17
15
15
14
13
13
13
12
12
12
Robert Bosch GmbH
Daimler-Benz Aktiengesellschaft
Dr.Ing. h.c. F. Porsche AG
Mercedes-Benz Aktiengesellschaft
Alcatel SEL AG
Behr GmbH & Co
TRW Occupant Restraint Systems GmbH
Geze GmbH & Co
Knecht Filterwerke GmbH
FESTO AG & Co
Filterwerk Mann & Hummel GmbH
Kodak AG
Alfred Kärcher GmbH & Co
J. Eberspächer GmbH & Co
Fa. Andreas Stihl
Festo KG
Hydraulik-Ring Antriebs- und Steuerungstechnik GmbH
Cerasiv GmbH Innovatives Keramik-Engineering
Leuze electronic GmbH & Co
Ed. Züblin AG
ROTO FRANK AG
Metabowerke GmbH & Co
LTG Lufttechnische GmbH
Mahle GmbH
Reitter & Schefenacker GmbH & Co KG
Längerer & Reich GmbH
Nagel Maschinen- und Werkzeugfabrik GmbH
Willy Rüsch AG
Landeshauptstadt Stuttgart, Statistisches Amt
Abbildung 6
Stuttgart
Stuttgart
Stuttgart
Stuttgart
Stuttgart
Stuttgart
Alfdorf
Leonberg
Stuttgart
Esslingen
Ludwigsburg
Stuttgart
Winnenden
Esslingen
Waiblingen
Esslingen
Nürtingen
Plochingen
Owen
Stuttgart
Leinfelden-Echterdingen
Nürtingen
Stuttgart
Stuttgart
Esslingen
Filderstadt
Nürtingen
Kernen
k
Hauptbeitrag
Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 3/1998
Erfinderische Aktivitäten werden von der Industrieforschung dominiert.
Der zweitgrößte inländische Patentanmelder (1997) ist die Robert Bosch GmbH Stuttgart.
Bild: Herzstück der Fahrdynamikregelung ESP (Electronic Stability Program) von Bosch ist ein Drehratensensor,
der jede Bewegung eines Fahrzeugs um seine Hochachse erfaßt. Bei der Produktion wird der Meßwertgeber zunächst durch thermische Behandlung gealtert, um eine Stabilisierung der Funktionswerte zu gewährleisten. (Bild
Robert Bosch GmbH)
Neben der Industrieforschung haben auch die außeruniversitären Forschungseinrichtungen der Wissenschaft eine gewisse Bedeutung als Patentanmelder. Auf Platz 10 der größten inländischen Patentanmelder (1997) rangiert die Fraunhofer Gesellschaft e.V. München.
Bild: Büro- und Laborgebäude des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung IPA und des
Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart-Vaihingen (Bild Fraunhofer-Institut)
75
Hauptbeitrag
Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 3/1998
Technische Bereiche
Internationale Patentklassifikation zur
technischen Einordnung der Patente
Die Internationale Patentklassifikation (IPC), ein technisch orientiertes hierarchisches
Ordnungssystem mit rund 65 000 Feineinheiten, erlaubt die Zuordnung von Patentanmeldungen zu enger oder weiter definierten Bereichen. Da die höchste
Aggregationsebene mit 8 IPC-Sektionen nur relativ grobe Aussagen erlaubt und die
nächste Ebene mit 118 IPC-Klassen für Gesamtbetrachtungen schlecht praktikabel
ist, wurde von der Weltorganisation für geistiges Eigentum (World Intellectual Property Organization, WIPO) auf der Basis der IPC ein System entwickelt, das die gesamte Technik in 31 Gebiete einteilt und somit für Gesamtübersichten geeignet ist.
Fahrzeugtechnik in Deutschland bei Patenten führend
Die entsprechende Aufschlüsselung der Patentanmeldungen macht deutlich, welche Bereiche mehr oder weniger Gegenstand der Erfinderaktivitäten sind (siehe
Abbildung 7). Der wichtigste Bereich ist mit 8,8 Prozent aller Inlandsanmeldungen
in Deutschland die Fahrzeugtechnik. Es folgen Elektrotechnik (8,3 Prozent) und
Messen, Prüfen, Optik (7,6 Prozent). Auf diese drei Gebiete entfallen somit rund
25 Prozent der Patentanmeldungen. Die geringsten Patentaktivitäten finden sich in
den Bereichen Kernphysik und Bergbau, wobei allerdings zu berücksichtigen ist, daß
diese Gebiete relativ eng definiert sind.
Neben den Zahlen für die Bundesrepublik Deutschland insgesamt, enthält die
Abbildung 7 die Strukturbilder für Baden-Württemberg, seine vier Regierungsbezirke und die Region Stuttgart. Die angegebenen Prozentanteile beziehen sich auf die
Verteilung der Anmeldungen auf die technischen Gebiete innerhalb der jeweiligen
räumlichen Einheit. Zur besseren Übersicht sind in dem Tableau die ersten drei Ränge markiert.
76
In Baden-Württemberg Patente aus der
Fahrzeug-, Elektrotechnik und dem Bereich Messen, Prüfen, Optik, Photographie mit noch höherem Konzentrationsgrad
Die Ergebnisse zeigen ein recht uneinheitliches Bild, neben allgemeinen Strukturmerkmalen erhebliche Abweichungen von den Gesamtwerten und zwischen den
einzelnen Gebieten, so daß letztlich jedes Gebiet ein spezifisches Muster der Erfindungstätigkeit nach technischen Bereichen hat; das wird auch bei den jeweiligen
Konzentrationsgraden, die in der letzten Zeile der Abbildung 7 angegeben sind, erkennbar. So sind zum Beispiel für Baden-Württemberg die ersten drei Ränge zwar
identisch mit denen der Bundesverteilung, jedoch mit stärkeren Anteilen und somit
höherem Konzentrationsgrad.
Auf der Ebene der Regierungsbezirke soll zunächst ein Blick auf deren Beiträge zum
Aufkommen der Patentanmeldungen in Baden-Württemberg geworfen werden:
Karlsruhe
Freiburg
Tübingen
Stuttgart
24 %,
13 %,
15 %,
48 %.
36 Prozent der Patente im Land entfallen auf Arbeitsmarktregion Stuttgart
Auf die Arbeitsmarktregion Stuttgart entfallen 36 Prozent der baden-württembergischen Patentanmeldungen. Damit bestimmt die Region Stuttgart nicht nur das
Erfindungsgeschehen im Regierungsbezirk, sondern auch das des ganzen Landes
wesentlich.
Im Stuttgarter Raum Fahrzeugtechnik
deutlich im Vordergrund
Das spiegelt sich auch in dem technischen Profil der Raumeinheiten wider (siehe
Abbildung 7). Im Stuttgarter Raum stehen die Erfindungsaktivitäten im Bereich der
Fahrzeugtechnik deutlich im Vordergrund. 17,7 Prozent der Patentanmeldungen in
dieser Region entfallen darauf; im Bundesdurchschnitt sind es 8,8 Prozent. Bundesweit entfallen 16,8 Prozent aller deutschen Fahrzeugtechnik-Patente auf die Region
Stuttgart.
Hauptbeitrag
Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 3/1998
Patentanmeldungen nach technischen Gebieten
Prozentuale Verteilung und Rangfolge
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4 Landeshauptstadt Stuttgart, Statistisches Amt
Abbildung 7
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77
Hauptbeitrag
Es folgt das Gebiet der Kraft- und Arbeitsmaschinen (Automotoren, Einspritz-, Abgastechnik)
Region Stuttgart Zentrum der Forschung und Entwicklung in der Automobiltechnik
Arbeitsmarktregion Stuttgart auf zehn
technischen Gebieten bundesweit an
erster Stelle, ...
Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 3/1998
An zweiter Stelle stehen Erfindungen auf dem Gebiet der Kraft- und Arbeitsmaschinen. Auch hier liegt das Ergebnis mit einem Anteil von 12,4 Prozent innerhalb
der Region Stuttgart deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 5,1 Prozent. Auf
Bundesebene entfallen 20,4 Prozent aller Anmeldungen aus diesem technischen Bereich auf den Stuttgarter Raum. Das Gebiet der Kraft- und Arbeitsmaschinen bezieht
sich hauptsächlich auf Automobilmotoren, einschließlich Einspritz- und Abgastechnik, so daß sich die Region Stuttgart insgesamt als das Zentrum für Forschung und
Entwicklung in der Automobiltechnik darstellt.
Starke erfinderische Aktivitäten finden sich aber auch in vielen anderen Bereichen.
So wird die insgesamt überragende Position des Stuttgarter Raumes auch dadurch
deutlich, daß die Arbeitsmarktregion Stuttgart bundesweit in den folgenden zehn
technischen Gebieten bei Patentanmeldungen an erster Stelle steht (in der Reihenfolge der Auflistung in Abbildung 7):
Fahrzeuge, Schiffe, Flugzeuge;
Fördern, Heben;
Maschinenbau im Allgemeinen;
Bauwesen;
Kraft- und Arbeitsmaschinen;
Trennen, Mischen;
Schleifen, Pressen, Werkzeuge;
Beleuchtung, Heizung;
Metallbearbeitung, Gießerei, Werkzeugmaschinen;
Persönlicher Bedarf, Haushaltsgegenstände.
...in sieben technischen Gebieten an
zweiter Stelle
In weiteren sieben technischen Gebieten, wozu auch Elektrotechnik und Elektronik
gehören, ist Stuttgart die Nummer Zwei im Kreise der Arbeitsmarktregionen.
Raum Stuttgart bestimmt Forschung
und Entwicklung in Deutschland wesentlich mit
Insgesamt läßt sich feststellen, daß der Raum Stuttgart im deutschen Patentgeschehen in mehrfacher Hinsicht eine Spitzenposition einnimmt und sich damit - im
Einklang mit anderen Fakten aus Wirtschaft und Wissenschaft - als Ballungsraum
darstellt, der Forschung und Entwicklung und Innovation in Deutschland wesentlich
mitbestimmt.
78
1
Dr. Siegfried Greif ist beim Deutschen Patentamt in München für die Statistik verantwortlich.
2
Die Zusammenhänge sind durch eine Reihe empirischer Untersuchungen belegt. Siehe dazu:
Greif, Siegfried, Strukturen und Entwicklungen im Patentgeschehen, in:
Greif/Laitko/Parthey (Hrsg.), Wissenschaftsforschung. Jahrbuch 1996/97, Marburg 1998 und die
darin enthaltenen Literaturhinweise.
3
Siehe dazu die Übersichtsarbeit von: König, Heinz, Innovation und Beschäftigung, in: Zeitschrift
für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften 1997, Beiheft 5, S. 149 ff.
4
Methodische Anmerkungen: Um jährliche Zufallsschwankungen zu glätten, wurden die Daten der
Jahre 1992 bis 1994 herangezogen und daraus ein Durchschnitt gebildet. Es wurde darauf verzichtet, jüngere Daten zu verwenden, da diese wegen des relativ hohen Anteils an fehlenden Erfindernennungen, die noch nachgereicht werden, mit einer relativ hohen Fehlerquote behaftet
sind. Auf dieser Basis wird im folgenden gearbeitet, soweit nichts anderes vermerkt ist.
5
Eine umfassende Analyse enthält die Arbeit: Greif, Siegfried, Patentatlas Deutschland. Die räumliche Struktur der Erfindungstätigkeit, Veröffentlichung in Vorbereitung