Traumatologie am Groote Schuur Hospital in Kapstadt
Transcription
Traumatologie am Groote Schuur Hospital in Kapstadt
Gruhu-Einsatz In Südafrika Traumatologie am Groote Schuur Hospital in Kapstadt März und April 2014 Bericht von Sladjana Schläpfer Inhaltsverzeichnis: !"#$%&'(%)*&+,#"""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""#-! ."#/012)03)#"""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""#-! !"#$%&'()*+,)'-.'/0$1/23,)3$435$),3,6)$789,.')$:.(/)3;$""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""$<! !"="$>*.37?8*/;$""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""$@! !"A"$B837/,6)$C(/,+,/D/)3;$""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""$E! -"#4&5('3*&+#*&3#6789(8(%)*&+,#"""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""#:! ;"#<7=&(&,#"""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""#!>! ?"#$'(@)%A(#B)*3(&)#0*C#3(8#D80*50EF&%)#G!;#05#H877)(#B@=**8#I721%)0',#"""""""""""""""""""""""""""""#!!! J"#K0L%),#""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""""#!.! 2 1. Einleitung: Südafrika ist ein wunderschönes Land und kulturell sowie geographisch sehr vielseitig. Eine junge und turbulente Geschichte prägt das Land und ihren dessen Alltag bis heute. Armut, eine hohe HIV-Rate und viel Kriminalität sind die grössten Probleme des Landes. Seit meinem ersten Besuch war ich fasziniert von diesem Land und habe es daher immer wieder besucht. Ich wollte das „richtige Leben“ in Südafrika kennenlernen und so bin ich auf den Gedanken gekommen eine UHU-Stelle in Kapstadt zu suchen. Als ich mir überlegte, welche Fachrichtung ich gerne kennenlernen würde, hat sich mir Trauma geradezu angeboten. 2. Kapstadt Kapstadt ist eine der schönsten Städte der Weld. Sie liegt im Südwesten des Landes am Atlantik und ist mit 3.7 Millionen die zweitgrösste Stadt Südafrikas. Der Tafelberg ist der Hausberg Kapstadts und prägt das Stadtbild aus jeder Perspektive. Zudem liegen zwei kleinere Berge im Zentrum von Kapstadt, genannt Signal Hill und Lion’s-Head, von welchen aus man unbedingt einen Sonnenuntergang oder Sonnenaufgang bestaunen sollte. In Kapstadt treffen viele Kulturen aufeinander, welche zudem auch das köstliche Essen geprägt haben. In und um Kapstadt herum gibt es unzählige Dinge zu tun und viele Orte zu besuchen. Ich würde mir daher unbedingt Zeit zum Reisem einplanen. Das Groote Schuur Hospital liegt am Fusse des Devil’s Peak in Observatory. Obz gehört nicht zu den sichersten aber zu den aufstrebenden Quartieren in Kapstadt 3 und es ist sehr angenehm dort zu wohnen. Es leben vor allem Studenten in Obz, da es so nahe an der UCT gelegen ist. Die Lower Main Road ist voll mit Bars und Restaurants, man findet jeden Abend was zu Essen und Unterhaltung. In Obz fühlt man sich sofort wohl und es wird einem nicht langweilig. Klima: Im Sommer ist es zwischen 16-25 °C warm. Im Winter sind die Temperaturen zwischen 10-17 °C und es regnet deutlich häufiger als im Sommer. Da es keine Heizungen gibt friert man im Winter wirklich schnell. Falls man im Winter geht, sollte man unbedingt warme Kleidung einpacken. Kurze Geschichte Kapstadts: 1652 wurde Kapstadt von den Holländern als Versorgungsstation für Handelsschiffe auf ihrem Weg nach Indien gegründet. Es kam zur Vertreibung der Ureinwohner. Um die anfallenden Arbeiten erledigen zu können wurden Sklaven aus Malaysia, Indien, Indonesien und der Westküste Afrikas importiert. Der Mangel an Frauen führte zur sexuellen Ausbeutung der Sklavinnen. Dies und die Durchmischung mit den Ureinwohnern (welche auch heller sind) war der Ursprung der heutigen farbigen Bevölkerung. 1814 wurde Südafrika zur britischen Kolonie und somit wurde auch die Sklaverei abgeschafft. Als 1948 die National Party die Regierung übernahm war dies der Beginn des Apartheid Systems. Es kam zur strickten Trennung nach Hautfarbe. Je nach Hautfarbe durfte man nur in gewissen Quartieren wohnen und man musste sich immer mit seinem Pass ausweisen können. 1966 wurde die nicht weissen Bevölkerung, die noch in Zentral gelegenen Vierteln Kapstadts lebte (z.B. District six), in die ausserhalb gelegenen Townships in den Cape Flats umgesiedelt. 1990 wurde Nelson Mandela aus dem Gefängnis entlassen und hielt seine erste Öffentliche im Zentrum von Kapstadt. 4 2.1 Völkervielfalt, Ethnien und einige soziale Fakten: Ethnien: - Coloureds (Farbige) 42.4% - Schwarze v.a. Xhosa 38.6% - Weisse 15.7% Ende des 19. Jahrhunderts waren ca. 50% weiss und 50% farbig, heute durch Zuwanderung und hohe Geburtenrate sind es viel mehr Schwarze. „nur“ 1.2% Ausländer. Sprachen: - Afrikaans 41.4% - isiXhosa 28.8% - English 28.0% Sprachlich hatte ich im Spital nie Schwierigkeiten, die meisten Patienten sprechen sprachen Englisch und falls dies einmal nicht der Fall war konnte immer jemand übersetzten. Arbeitslosenrate: - gesamt (variiert je nach quelle) 29% - Farbige 24.5% - Schwarze 49% - Weisse 4.7% durchschnittliches Einkommen: - gesamt 2020 ZAR - Farbige 1240 ZAR - Schwarze 630 ZAR - Weisse 6320 ZAR Soziale Situation/ Kriminalität: Südafrika hat eine Arbeitslosenrate von 24% und eine HIV-Rate von 21% der Gesamtbevölkerung. Es ist mit 11 Landessprachen ein kulturell sehr durchmischtes Land. Von den Ländern die eine genaue Statistik über Kriminalität führen ist Südafrika das Land mit der höchsten Kriminalitätsrate. Daher kann man sich vorstellen, dass es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommt. In den Townships, wo Menschen unter sehr armen Verhältnissen eng aufeinander leben, kommt es immer wieder zu, Community-assaults bei denen Verbrecher von der Bevölkerung für ihre Tat bestraft werden. Dies liegt daran, dass die Po5 lizei praktisch nicht in den Townships patroulliert. Zudem bestehen unterschiedliche Gangs, die untereinander Gewaltdelikte begehen und folglich einen Grossteil der Patienten auf der Traumastation ausmachen. 2.3. Transport: Tagsüber kann man sich gut mit „öffentlichen Verkehrsmitteln“ fortbewegen. Minibusse oder auch Taxis genannt, kann man per Handzeichen stoppen und nennt beim einsteigen den Ort wo man aussteigen möchte. Es ist ein sehr günstiges Verkehrsmittel und kostet nur zwischen sechs und zwölf RAND. Da die Taxifahrer, um genug zu verdienen, häufig viel zu schnell fahren, kommt es immer wieder zu schlimmen Verkehrsunfällen. Alternativ bietet sich der Zug an, um beispielsweise nach Simons-Town zu gelangen. Die Züge verfügen über 3 Klassen, sind jedoch ab der Dämmerung nicht mehr empfehlenswert. In der Nacht würde ich immer ein Taxi nehmen. Am besten erkundigt man sich bei der Ankunft, welche Taxi-Gesellschaft empfohlen wird. Es gibt gute Angebote ein Auto zu mieten. Dies empfiehlt sich, falls man nicht sehr nahe beim Spital wohnt oder wenn man noch vor hat zu reisen. Vorsicht, in Südafrika herrscht Linksverkehr. 6 2.4. Sonstige Aktivitäten: - Lionshead: Für Sonnenuntergänge zu empfehlen. Bei den Einwohnern sehr beliebt bei Vollmond. Eine Stirnlampe hilft beim Abstieg. Gemütlich wird es mit einem Picknick. - Tablemountain: Den schönsten Aufstieg hat man über Skeletongorge. Dieser startet im Botanischen Garten (Kirstenbosh). Runter gelangt man mit dem Cablecar. Bei sehr windigem Wetter wird der Betrieb jedoch eingestellt. - Signalhill: Picknick bei Sonnenuntergang. - Botanischer Garten (Kirstenbosh): Ein Besuch lohnt sich! Im Sommer gibt es regelmässig Konzerte bei denen man es sich auf der Wiese mit einer Decke und einem Picknickkorb gemütlich machen kann. Für Studenten gelten reduzierte Preise. - Longstreet: Ist für Party und Shopping empfehlenswert. - Moonlightmass: Bei Vollmond sollte man sich ein Fahrrad mieten und mit den ca. 23000 anderen teils verkleideten Teilnehmern durch die abgesperrte Stadt radeln. - Mzoli’s: Für einen Grill (Braai) am Sonntag in Gugulethu. 7 3. Anmeldung und Vorbereitung: Die Stellen auf der Traumatologie sind sehr beliebt und daher früh ausgebucht. Es ist empfehlenswert sich 1 ! - 2 Jahre im Voraus anzumelden. Am besten sollte man sich per E-Mail an den Elective Officer wenden. Falls die Stellen schon ausgebucht sind, kann man sich bei etlichen anderen Spitälern bewerben. Ich habe einige Elective Students aus Deutschland kennen gelernt, welche Chirurgie und Innere Medizin Praktikas leisteten. Sie waren im Victoria Hospital und sehr glücklich mit ihren Stellen. Für das Praktikum im Groote Schuur Hospital musste ich pro Monat ca. 4000 RAND bezahlen, was in etwa 400 CHF entsprach. Zudem muss man sich vor der Abreise von der Schweiz aus für 100 CHF registrieren lassen. The Elective Officer Faculty of Health Sciences University of Cape Town Observatory Cape Town, 7935 South Africa Tel: +27 21(0) 406 64 78 E-Mail: [email protected], [email protected] Falls man vor hat länger als 3 Monate zu bleiben, benötigt man ein Visum. Es empfiehlt sich dieses schon im Voraus zu organisieren, da es vor Ort nicht immer klappt. Bei verspäteter Ausreise kann dies zu einer einjährigen bis mehrjährigen Einreisesperre führen. Als Vorbereitung ist es wichtig sich über die Vorsichtsmassnahmen zu informieren. Wenn es dunkel ist, sollte man nicht allein zu Fuss unterwegs sein, auch wenn es sich nur um kurze Distanzen handelt. Beim Geld-Automaten darf man sich nie helfen lassen und es ist allgemein besser, diese in Gebäuden zu benützen. Man sollte nicht viel Bargeld auf sich tragen, sowie ein altes Handy verwenden. 8 Man kann sich in Südafrika sehr günstig eine Simkarte kaufen und so viel Kosten sparen. Falls man ein Praktikum auf der Trauma oder Chirurgie macht, sollte man unbedingt eine Schutzbrille mitnehmen oder immer die eigene Brille tragen. Eine PEP kann man sich im Unispital besorgen. Eine PEP ist auch vor Ort erhältlich. 9 4. Wohnen: Die Wohnsituation ist entscheidend ob man sich sicher fühlt in Kapstadt. Vom Spital werden keine Unterkünfte zur Verfügung gestellt. Ich hatte mich sehr früh um eine Unterkunft bemüht, jedoch konnte ich dann dich nicht dort einziehen. Als mir dies mitgeteilt wurde, waren viele Zimmer schon ausgebucht. Daher habe ich mir im Backpackers (Green Elephant, 500m vom Spital entfernt) für eine Woche ein Zimmer gemietet. Da ich zu dieser Zeit alleine in Kapstadt war, bin ich für die restliche Zeit im Backpackers geblieben. So hatte ich auch wenn es dunkel wurde eine Begleitung um einzukaufen oder essen zu gehen und musste mir kein Auto mieten. Viel Auswahl an günstigen Zimmern in der Nähe vom Spital finden sich auf www.rentaroom.co.za. Wichtig ist einfach, dass für die ersten Nächte eine Unterkunft organisiert ist, danach kann man sich immer noch vor Ort umsehen. Green Elephant Backpackers Milton Road 57 Capetown 7925 (Einzelzimmer ca. 28.- sFr pro Nacht) E-Mail: [email protected] Tel: +27 (0921 448 63 59 10 5. Elective Student auf der Trauma-Unit C14 am Groote Schuur Hospital: Am ersten Tag sollte man sich bei der für die Elective Students zuständigen Person in der Faculty of Health Sciences vorstellen. Dort wird einem erklärt, wie man zum Upercampus kommt um seine ID zu erstellen. Danach stellt man sich am besten auf der Traumaunit (C14) bei der zuständigen Sekretärin vor. Sie wird alles Weitere erklären. Die Wardround startet um 8 Uhr. Die Schicht geht bis um 18 Uhr. Je nach dem wie viele Studenten der UCT und wie viele Elective Students vor Ort sind, wird man mehr oder weniger Schichten übernehmen müssen. Die Trauma Unit ist in drei Bereiche (grün, rot und gelb) eingeteilt. Im grünen Bereich befinden sich Patienten mit leichten Traumas, das heisst zum Beispiel Schnittwunden, Frakturen oder Comotios. Rot ist der Schockraum, in welchem aber mehrere Patienten Platz finden. Der gelbe Bereich ist für schwer verletzte Patienten, die aber noch stabil sind. Als Elective Student steht es einem frei, die Vorlesungen zu besuchen. Die UCT Studenten befinden sich in einem Chirurgie-Turnus und absolvieren dabei zwei Wochen auf der Trauma. Ich habe daher die ersten zwei Wochen mit den Studenten verbracht und habe mit ihnen in die Vorlesungen und Kurse besucht. Ich habe mich in den ersten zwei Wochen vor allem um „grüne“ Patienten gekümmert. Dies war ein guter Einstieg, weil man am Anfang einfach noch keine Ahnung hat was wo ist, wie was gemacht wird und wen man um Hilfe bitten kann. Sobald man sich diese „Grundlagen“ angeeignet hat, kann man sich an einen Assistenzarzt wenden und mit ihm Patienten in gelb und rot betreuen. Grundsätzlich lernt man einfachere Notfälle selbst zu betreuen, von Anamnese über Untersuch, Röntgenanmeldung und anschliessend Therapie und Prozedere. Man nimmt viel Blut ab, legt Venflons, und lern ABGAs zu machen. Zum nähen kommt man auch ganz oft. Es wird einem gezeigt wie man Frakturen versorgt und gipst. 11 WICHTIG: Immer eine Brille tragen und vorsichtig arbeiten um sich nicht selbst zu stechen, auch wenn man unter Druck arbeitet. 6. Fazit: Diese 2.5 Monate in Südafrika waren eine sehr lehrreiche und spannende Zeit. Das Praktikum lohnt sich sehr! Man lernt durch das in Südafrika praktizierte Teaching sehr viel, macht viele praktische Erfahrungen und findet sich selbst in einer sehr neuen Situation wieder. Der wichtigste Tipp den ich euch geben kann ist, zu wissen, was man kann und was (noch) nicht. Man soll unbedingt nachfragen wenn man sich nicht sicher ist und sich Hilfe holen. Es gibt Verantwortung die man je nach Erfahrung und Wissen noch nicht übernehmen soll und kann, dies muss man sich selbst eingestehen und es auch kommunizieren. Ich würde auf jeden Fall auch nur des Praktikums wegen sofort wieder dorthin und kann es nur weiterempfehlen. 12