Deutsch

Transcription

Deutsch
Niedersächsisches
Kultusministerium
Fachbezogene Leistungsüberprüfungen
für die Hauptschule
Schuljahrgänge 9 und 10
Deutsch
An der Entwicklung der Empfehlungen für die Überprüfung der Schülerleistungsstände im
Fach Deutsch in den Abschlussjahrgängen der Hauptschule haben folgende Lehrkräfte
mitgewirkt:
•
Almut Doberstein, Hannover
•
Harald Grunert, Hermannsburg
•
Ulrike Hartke, Hannover
•
Aenne Stelter, Hitzacker
Redaktion: Dieter Seefeldt (Kultusministerium)
Herausgegeben vom Niedersächsischen Kultusministerium (1999)
30159 Hannover, Schiffgraben 12
Inhalt
1
Seite
Empfehlungen für die fachbezogenen Überprüfungen in
4
den Abschlussklassen des Sekundarbereichs I der allgemein bildenden Schulen
2
Schriftliche Überprüfung
7
2.1
Fachbezogene Überprüfungsgegenstände
7
2.2
Bewertung
10
3
Mündliche Überprüfung
12
3.1
Allgemeine Hinweise
12
3.2
Fachspezifische Hinweise
13
3.3
Bewertung
14
4
Aufgabenbeispiele
16
4.1
Schuljahrgang 9
16
4.2
Schuljahrgang 10
28
1
Empfehlungen für die fachbezogenen Überprüfungen in den
Abschlussklassen des Sekundarbereichs I der allgemein
bildenden Schulen
Zur Begründung der Überprüfungen
Mit dem 01.08.1999 sind „Ergänzende Bestimmungen zur Verordnung über die Abschlüsse im Sekundarbereich I“ (Erlass des MK vom 22.06.1999, in: SVBl. 7/1999,
S. 145; vgl. R. Bade: Leistungsüberprüfungen in den Abschlussklassen des Sekundarbereichs I, nachträgliche Versetzung und Überspringen eines Schuljahrgangs. In: SVBl.
10/1999, S. 256) in Kraft getreten, mit denen die Sicherung schulformspezifischer angemessener Leistungsstandards angestrebt wird. Die hiermit vorgesehenen fachbezogenen
Überprüfungen der Schülerleistungsstände sind in den Abschlussklassen (9. oder 10.
Schuljahrgang) aller Schulformen des Sekundarbereichs I mit Beginn des Schuljahres
1999/2000 durchzuführen. Diese Überprüfungen erfolgen als
−
schriftliche Überprüfung in Mathematik und je nach Wahl der Schülerin oder des
Schülers in Deutsch oder in einer im 5. oder 7. Schuljahrgang begonnenen Pflichtoder Wahlpflichtfremdsprache,
−
mündliche Überprüfung in einem Fach nach Wahl der Schülerin oder des Schülers;
zur Wahl stehen dabei die in Nr. 3.2 des Erlasses genannten Fächer.
Die fachbezogenen Überprüfungen sind als eine weitere Maßnahme zur Qualitätssicherung und -entwicklung zu verstehen und damit in die gegenwärtige bildungspolitische und
schulpädagogische Diskussion um Schulqualität einzuordnen. Die Frage, was die Qualität einer Schule ausmacht und wie sie gesichert und entwickelt werden kann, ist dabei
nicht neu. Sie wird mit den Überprüfungen jedoch in der Weise akzentuiert, dass mit ihnen die besondere Bedeutung der Einzelschule für die Schulentwicklung und die Qualitätsverbesserung von Unterricht hervorgehoben wird.
Ist die Schule aber „Motor der Schulentwicklung“ (Dalin) und Schulentwicklung daher
wesentlich eine Aufgabe der einzelnen Schule, so bedeutet dies für die Qualität von
Schule: Die einzelne Schule muss sich – auf der Grundlage von Bedingungen wie des
schulrechtlichen Rahmens, der Ressourcen, der Ausstattung der Schule, der Qualifikation der Lehrkräfte, der Zusammensetzung der Schülerschaft – um ihre Weiterentwicklung
und Qualitätsverbesserung bemühen und ist daher in starkem Maße selbst für die Qualität ihrer Arbeit und deren Wirkungen verantwortlich.
4
Schulprogrammentwicklung und Evaluation sind hierbei hilfreiche Instrumente. Angesichts des Gewichts der fachbezogenen Überprüfungen und des Arbeitsaufwandes für
ihre Planung, Durchführung und Auswertung sollte die einzelne Schule deshalb prüfen,
wieweit die fachbezogenen Überprüfungen und die Empfehlungen als Anlass genommen
werden, die Frage des Unterrichtskonzepts, der Leistungsanforderung und Leistungsbewertung, der Differenzierung und Förderung als Schwerpunkte für die Schulprogrammentwicklung
und
interne
Evaluation
vorzusehen.
Das
wäre
vom
didaktisch-
methodischen Stellenwert der Überprüfungen für die Unterrichtsentwicklung sinnvoll und
aus arbeitsökonomischen Gründen nahe liegend. Mit diesen mit den fachbezogenen
Überprüfungen zusammenhängenden Fragen klärt die Schule in wesentlichen Punkten
ihre „pädagogische Grundorientierung“ und bearbeitet wichtige im „verbindlichen Kern“
des Schulprogramms vorgesehene Anliegen (vgl. Niedersächsisches Kultusministerium:
Schulprogrammentwicklung und Evaluation – Stand, Perspektiven und Empfehlungen.
Hannover, September 1998, S. 11 und 14).
Zum Stellenwert der Empfehlungen
Die vorliegenden Empfehlungen dienen den Schulen als Leitlinie, Orientierung und Hilfe
bei der Durchführung der schriftlichen und mündlichen Überprüfungen. Die Empfehlungen enthalten Hinweise zu den schriftlichen und mündlichen Überprüfungen sowie Aufgabenbeispiele und Bewertungsmaßstäbe für die schriftliche Überprüfung. Grundlagen
der Empfehlungen sind die fachbezogenen Rahmenrichtlinien, der Grundsatzerlass für
die betreffende Schulform, die „Verordnung über die Abschlüsse im Sekundarbereich I
(AVO-S I)“ vom 07.04.1995 (in: SVBl.: 5/1994, S. 140) sowie die „Standards für den Mittleren Schulabschluss in den Fächern Deutsch, Mathematik und erste Fremdsprache“
(Beschluss der KMK vom 12.05.1995), wobei letztere nicht für das Gymnasium gelten.
Die Empfehlungen sind schulform- und fachspezifisch angelegt. Es gibt also Empfehlungen für die Hauptschule, die Realschule, das Gymnasium und die Integrierte Gesamtschule, und zwar in Mathematik, Deutsch, Englisch und Französisch (mit Ausnahme der
Hauptschule) sowie Latein (nur für das Gymnasium). Für die Schulzweige der Kooperativen Gesamtschule gelten die Empfehlungen der entsprechenden Schulformen. Für alle
Empfehlungen wird vorausgesetzt, dass bei Aufgabenstellungen und Bewertungskriterien
die Lernbedingungen der Schülerinnen und Schüler ausländischer Herkunft und aus
Aussiedlerfamilien im Sinne der Nr. 2.4 des o.g. Erlasses berücksichtigt werden.
5
Leitlinie, Orientierung und Hilfe für die Schulen sollen die Empfehlungen in dreifachem
Sinne sein:
− Als Leitlinie dienen sie der Sicherung vergleichbarer Leistungsstandards unter den
Schulen. Mit den Aufgabenbeispielen und den Bewertungsmaßstäben werden die auf
der Grundlage der Rahmenrichtlinien in den Abschlussklassen der jeweiligen Schulform anzustrebenden fachspezifischen Leistungsstandards beschrieben. Die Aufgabenbeispiele repräsentieren dabei die unterrichtlichen Inhalte der Abschlussklasse,
die bis zum Zeitpunkt der Überprüfung im Unterricht durchgenommen worden sind.
− Sie stellen eine Orientierung und Anregung zur Entwicklung eigener Aufgaben und
Bewertungskriterien durch die einzelne Lehrkraft oder – im Falle einer „Vergleichsarbeit“ – durch die Fachlehrkräfte dar. Die unterschiedlichen Aufgabenbeispiele zeigen
exemplarisch verschiedene Möglichkeiten der Aufgabenstellungen im jeweiligen Fach.
− Sie sollen Ausgangspunkt für eine didaktisch-methodische Diskussion über Aufgabenstellungen und Leistungsbewertung in den Fächern sein und damit Impulse zur Weiterentwicklung des Fachunterrichts geben.
Die Empfehlungen haben also eine wichtige Funktion für die Arbeit der Schule – für die
Lehrkräfte der betreffenden Fächer, für die Fachkonferenzen und die Schulleitung -, aber
auch für die Schulbehörde. Letztere muss die Aufgabenstellungen und Ergebnisse der
schriftlichen Überprüfungen im vorab festgelegten Fach auch auf der Grundlage der
Empfehlungen analysieren und bewerten und den Schulen eine fachbezogene didaktisch-methodische Rückmeldung geben, die für die Weiterentwicklung im Fach hilfreich
sein kann.
6
2
Schriftliche Überprüfung
2.1 Fachbezogene Überprüfungsgegenstände
Aufgabe des Deutschunterrichts in der Hauptschule ist die sprachliche Entwicklung und
Bildung der Schülerinnen und Schüler. Dazu gehören sowohl die Förderung ihrer Zuwendung zur Literatur und der konsequente Aufbau eines Literaturverständnisses als auch
die Befähigung zur Erschließung von Sachtexten mit einem geeigneten Analyseinstrumentarium. Hierzu müssen als Grundlage in verstärktem Maße Arbeitstechniken thematisiert und eingeübt werden. Die Hauptschülerinnen und Hauptschüler sollen Sprache in
mündlicher und schriftlicher Form zielgerichtet, situationsangemessen und adressatenbezogen anwenden können. Dabei sollten sie im schriftlichen Bereich in die Lage versetzt werden, Schreiben formal korrekt und fehlerfrei sowie sprachlich funktional anzufertigen. Diese Fähigkeiten und Fertigkeiten werden im Deutschunterricht in folgenden Aufgabenbereichen, die sich gegenseitig bedingen und ergänzen, vermittelt:
-
Sprechen und Schreiben
-
Umgang mit Texten
-
Reflexion über Sprache.
Im 9. Schuljahrgang weisen die Rahmenrichtlinien für den Deutschunterricht als Unterrichtsinhalte u. a. aus: Inhalte wiedergeben, Interpretieren, Stellung nehmen und/oder
Protokollieren sowie unterschiedliche sachliche Schreiben wie Anfrage, Reklamation,
Bestellung, Leserbrief, Bewerbung und Lebenslauf.
Im 10. Schuljahrgang verlangen die Rahmenrichtlinien eine Auseinandersetzung mit mindestens drei der folgenden Unterrichtsinhalte: Probleme und Sachverhalte dialektisch
erörtern, einen literarischen Text mit Hilfe von Leitfragen erschließen, Inhalte wiedergeben mit Interpretation oder Kommentar zu kürzeren Texten oder einen Text umformen,
z.B. Bericht in eine Satire.
Es ist zu berücksichtigen, dass eine strikte Trennung dieser Unterrichtsinhalte nicht mehr
mit den aktuellen Anforderungen von Wirtschaft und Gesellschaft übereinstimmt. Deshalb
sind komplexe Aufgabenstellungen realitätsnäher. Sie fordern jeweils mehrere Bereiche
der Textanalyse und -produktion, die ineinander greifen, ab.
7
Daher gelten folgende Zielsetzungen:
-
formale Anforderungen bei der Textproduktion (Absätze, Rand, ordentliches Schriftbild ...) kennen,
-
sicher mit Nachschlagewerken umgehen, speziell auch mit amtlichen Regelwerken
zur Rechtschreibung,
-
den Sinn eines Textes entnehmen,
-
den Inhalt eines Textes, einer Grafik, einer Karikatur wiedergeben bzw. zusammenfassen,
-
Ideensammlungen anfertigen (Cluster, Mind - Map, Stichwortsammlungen ...),
-
formale und inhaltliche Strukturen sachlicher Schreiben und deren Wirkungsweisen
kennen,
-
den Adressatenbezug beachten und anwenden,
-
unterschiedliche literarische Textarten und deren Aufbau und Intentionen kennen
sowie auf dieser Grundlage Texte selbst produzieren, auch kreative Texte,
-
deutlich, situationsadäquat, adressaten- und sachbezogen sprechen,
-
informierenden, erzählenden und appellativen Sprachgebrauch anwenden,
-
zu einem Thema fundiert Stellung nehmen,
-
referieren.
Arbeitstechniken bilden dabei die Grundlage zur Lösung der Aufgaben.
Die Überprüfung bezieht sich auf Problemfelder (Umwelt, Krieg und Frieden, Partnerschaft ...) und fordert zur Problemlösung auf. Die Aufgabenstellung muss so beschaffen
sein, dass innerhalb der Komplexität die Eigenständigkeit einzelner Teile deutlich wird,
z.B. Zusammenfassung oder Wiedergabe des Textes, Deutung inhaltlicher Aspekte,
Stellungnahme. Für die schriftliche Bearbeitung dieser komplexen Aufgabenstellungen im
2. Schulhalbjahr des 9. und 10. Schuljahrganges sind zusätzlich 45 Minuten zur üblichen
Dauer zu gewähren.
Alle Aufgabenbeispiele haben Vorschlags- und Modellcharakter.
Für die Erstellung schuleigener Aufgaben ist wichtig, dass die vorgegebenen Texte nicht
zu umfangreich sind und sich am Sprachniveau der Schülerinnen und Schüler orientieren. Unter „Text“ sind hier auch Abbildungen, Plakate, Schemazeichnungen, Film- oder
Videoausschnitte usw. zu verstehen.
8
Die Aufgaben sollen sich inhaltlich auf den Lebensbereich der Jugendlichen beziehen,
sodass sie eigene Erfahrungen und erworbenes Wissen einbringen können. So bieten
sich Sachgebiete an wie Mensch, Natur, Umwelt.
Der selbstständige Umgang mit Arbeitstechniken, z.B. mit Nachschlagewerken arbeiten,
Referieren, Exzerpieren u.a., sollte Bestandteil jeder Überprüfung sein. Auch der Computer kann, wenn die schulischen Gegebenheiten vorhanden sind und der vorhergehende Unterricht dieses Medium berücksichtigt hat, zur Überarbeitung genutzt werden ebenso wie das Internet zur Informationsbeschaffung.
Die Aufgabenstellungen sollen – besonders für den Schuljahrgang 9 – möglichst in konkrete Kommunikationszusammenhänge eingebettet sein. Bei pragmatischer Textproduktion, z.B. bei offiziellen Schreiben, ist verstärkt auf die Prozesshaftigkeit des Schreibens
Wert zu legen. Das ist durch Berücksichtigung der Überarbeitungskompetenz in der Bewertung möglich. Konkrete, kreative Aufgabenstellungen sollen motivieren, eine persönliche Zugangsweise ermöglichen und zu eigenen „literarischen“ Produktionsversuchen
anregen.
Komplexe Aufgabenstellungen sollen in Teilaufgaben aufgegliedert werden, sodass
durch deren Bearbeitung insgesamt das Textganze entsteht oder die Bearbeitung der
komplexen Aufgabe vorbereitet wird. Durch gezielte Hinweise, wie einige der Beispiele
zeigen, kann man die Schülerinnen und Schüler anleiten, aus gesondert bearbeiteten
Teilaufgaben ein zusammenhängendes „Werk“ zu erstellen.
9
2.2 Bewertung
Die anschließend beschriebenen Anforderungen basieren auf den Zielsetzungen für den
Deutschunterricht. Sie finden sich in den Aufgabenstellungen wieder und können zu Anforderungsbereichen zusammengefasst werden. Diese sind allerdings in ihrer wechselseitigen Abhängigkeit zu sehen und nicht trennscharf.
Anforderungsbereich I
-
formal korrekte Texte aufbauen und unter Berücksichtigung von Überschrift, Rand,
lesbarer Schrift in Sinnabschnitte gliedern; Formvorgaben einhalten, z.B. bei formalisiertem Schriftverkehr,
-
die Grammatik und Rechtschreibung richtig verwenden,
-
Texte sachlogisch aufbauen (Gedankenführung, Gradlinigkeit),
-
sprachliche Merkmale beachten (flüssiger Stil, die Erzählzeit einhalten, Wortwiederholungen und gleiche Satzanfänge vermeiden, Umfang des Wortschatzes),
-
grundlegende Arbeitstechniken beherrschen (mit Nachschlagewerken umgehen,
Tabellen und Statistiken lesen, Stichwortsammlungen anfertigen),
-
Texte sinngetreu wiedergeben und zusammenfassen.
Anforderungsbereich II
-
unterschiedliche Textarten produzieren sowie formale und inhaltliche Vorgaben
einhalten (z.B. Bericht, Protokoll, Satire, Erörterung ... ),
-
situations- und adressatenbezogen schreiben (z.B. Leserbrief an eine Zeitung,
Beschwerdebrief an eine Firma ... ),
-
einen eigenen Text überarbeiten.
Anforderungsbereich III
-
die Aussagen eines Textes erkennen, sie mit eigenen Worten beschreiben und
auf ihren persönlichen Erfahrungsbereich übertragen,
-
zu einem Problem Stellung nehmen, die eigene Meinung klar formulieren und sie
mit fundierten und schlüssigen Argumenten untermauern,
-
einen Text so anfertigen, dass man in ihm eigene Ideen oder die Anwendung
bzw. Verarbeitung literarisch sprachlicher Vorgaben entdeckt.
10
Die in den Aufgabenbeispielen vorgenommene Bewertung ist der Zuordnung von Punkten zu den erwarteten Leistungen bzw. Anforderungsbereichen zu entnehmen. Es obliegt
der Fachkonferenz, die erwarteten Leistungen in den Teilaufgaben zu bewerten und sie
den Anforderungsbereichen zuzuordnen.
Das Ergebnis der jeweiligen schriftlichen Überprüfung geht in die Gesamtnote des Faches so ein, als läge eine zusätzliche Lernkontrolle mit gleicher Bewertung vor (doppelte
Wertung).
Die Lernkontrolle wird von der unterrichtenden Lehrkraft und einer von der Schulleitung
bestimmten weiteren Lehrkraft korrigiert und bewertet. Bei abweichender Bewertung entscheidet die Schulleitung nach Anhörung der beiden Lehrkräfte.
Die Korrektur sollte sich an den vorher festgelegten Anforderungen orientieren.
11
3
Mündliche Überprüfung
3.1 Allgemeine Hinweise
Die mündliche Überprüfung wird als Einzel- oder auch als Gruppenüberprüfung mit bis zu
drei Schülerinnen und Schülern durchgeführt. Der mündlichen Überprüfung liegt eine
schriftlich formulierte Prüfungsaufgabe zugrunde, die sich auf die vorangegangenen Unterrichtsgegenstände in der Abschlussklasse bezieht, soweit sie bis zum Zeitpunkt der
Überprüfung im Unterricht behandelt worden sind. Sie sollte so angelegt sein, dass die
Schülerin oder der Schüler im ersten Teil Gelegenheit erhält, sich zu der in der Vorbereitungszeit bearbeiteten Prüfungsaufgabe in zusammenhängendem Vortrag zu äußern. In
diesem Teil der Überprüfung sollte sich die prüfende Lehrkraft weitgehend zurückhalten
und nur dann eingreifen, wenn dies aus pädagogischen oder prüfungspsychologischen
Gründen oder zur Klärung des Verständnisses notwendig erscheint. Im zweiten Teil der
Überprüfung sollte mit der Schülerin oder dem Schüler ein Gespräch geführt werden, das
über die im Vortrag zu lösenden Aufgabenstellungen hinausgeht und größere fachliche
Zusammenhänge zum Gegenstand hat.
Ziel der mündlichen Überprüfung ist es also, der Schülerin oder dem Schüler Gelegenheit
zu geben, sich zu einer Prüfungsaufgabe sachlich zutreffend zu äußern, Lösungen
strukturiert vorzutragen und zu präsentieren sowie in einem Gespräch weiter gehende
Fragestellungen zu erörtern.
Der mündlichen Überprüfung geht eine individuelle Vorbereitungszeit von zwanzig Minuten unter Aufsicht voraus. Im Falle einer Gruppenüberprüfung ist darauf zu achten, dass
sich jede Schülerin und jeder Schüler zu dem für alle gleichen Prüfungsthema mit in der
Regel für alle gleichen Aufgabenstellungen angemessen äußern kann. Dabei ist vorab zu
klären, welcher Prüfungsgegenstand sich für eine Gruppenüberprüfung eignet.
Über den Verlauf der mündlichen Überprüfung ist eine Niederschrift vom nicht prüfenden
Mitglied des Fachprüfungsausschusses anzufertigen. Hierzu gehören der Vortrag der
Schülerin oder des Schülers ebenso wie die Fragestellungen der Fachprüfungsausschussmitglieder und die sich daraus ergebenden Ausführungen.
Zur Vorbereitung auf die mündliche Überprüfung sind die Schülerinnen und Schüler
rechtzeitig zu beraten; bei Bedarf sollten ihnen vorbereitende Übungsmöglichkeiten gegeben werden; dies gilt insbesondere für den Fall der Gruppenüberprüfung.
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3.2 Fachspezifische Hinweise
Die allgemeinen Anforderungen sind aus den für die schriftliche Überprüfung beschriebenen Aufgabenbereichen
-
Sprechen und Schreiben
-
Umgang mit Texten
-
Reflexion über Sprache
und den ihnen zugeordneten Leistungsanforderungen herzuleiten. Für die mündliche
Überprüfung gelten gesonderte Aufgabenmuster.
Die mündliche Überprüfung besteht aus einer selbstständigen zusammenhängenden
Äußerung der Schülerinnen und Schüler zu der gestellten Aufgabe und einem mit dieser
Aufgabe verbundenen Prüfungsgespräch.
Die vorzulegenden schriftlichen Aufgaben sollen der besonderen Situation einer mündlichen Prüfung gerecht werden, d.h. die Aufforderungen und Fragen sollten die Jugendlichen anregen und leiten, selbstständig zu sprechen. Notwendige Unterbrechungen und
Anstöße des Prüfers, der Prüferin sollen motivieren und bestärken oder gegebenenfalls
Sprechhemmungen überwinden helfen.
Die Aufgaben können zur Grundlage haben :
-
einen Text oder mehrere Texte,
-
visuelles Material,
-
visuelles Material in Verbindung mit einem Text.
Anspruch und Umfang der Aufgaben sollen dem Zeitrahmen der mündlichen Prüfung
entsprechen und aus dem Zusammenhang des vorangegangenen Unterrichts hervorgehen.
Grundsätzlich muss jede Note erreichbar sein, daher sollte in der Aufgabenstellung und
durch die Gesprächsführung der Prüfenden die Steigerung bis zu anspruchsvollen Leistungen ermöglicht werden.
13
3.3 Bewertung
Für die mündliche Überprüfung als Einzel- oder Gruppenprüfung gelten ebenfalls die drei
Anforderungsbereiche.
Anforderungsbereich I
-
Einen Text artikuliert vorlesen können.
-
Die Sinnerfassung zu erkennen geben durch Wiedergabe mit eigenen Worten.
-
Angeben können, um welches Kernthema es sich handelt.
-
Auf Fragen zu Zeit, Ort, Personen und Gegenstand des Textes (der Vorlage) richtig
antworten können.
-
Bemühen beim Einsatz der Hochsprache erkennen lassen.
Anforderungsbereich II
-
Die Autorenabsicht nennen können.
-
Vergleichbare Beispiele anführen können.
-
Besonderheiten des Textes, der Vorlage herausstellen können und deren Wirkung
beschreiben.
-
Eine Meinung oder Betroffenheit zu dem dargelegten Sachverhalt artikulieren und
begründen können.
-
Gattungsspezifische Merkmale nennen können.
-
Den Redebeitrag selbst gestalten, ohne enge Führung von Leitfragen der
Prüfenden.
Anforderungsbereich III
-
Den Text oder die visuelle Vorgabe in übergeordnete Zusammenhänge einordnen
können.
-
Eine eigene, begründete Stellungnahme abgeben können.
-
Ein themengebundenes Gespräch führen, dabei auf Impulse eingehen und
gegebenenfalls eigene sach- und problemgerechte Beiträge einbringen können.
14
Darüber hinaus sollten Schülerinnen und Schüler zeigen, dass sie die Grundsätze des
Gruppengespräches beherrschen:
-
zuhören können,
-
aussprechen lassen,
-
klar artikulieren,
-
mit Adressatenbezug sprechen,
-
Gestik und Mimik situationsgerecht und adressatenbezogen einsetzen,
-
Bezug auf Vorredner nehmen,
-
das Gespräch durch Impulse voranbringen,
-
helfen, Verständnisprobleme auszuräumen,
-
die eigene Meinung selbstbewusst, jedoch sachlich angemessen vertreten.
Die Texte oder visuellen Anregungen sollten aus dem Alltagsbezug der Jugendlichen
stammen und Herausforderungen thematisieren, die die Menschen als Einzelne berühren
oder die Angehörigen einer Gesellschaft im Ganzen betreffen, z. B. Umweltschutz,
Freundschaft und Liebe, Arbeit und Freizeit. Fragen oder Anregungen sollten hierarchisch angelegt sein und bis zum Anforderungsbereich III leiten.
Nachschlagwerke über Verfasser, Historie, Geografie u.s.w. sollten als unterstützende
Materialien zur Verfügung gestellt werden. Themengebiete, in Form von Texten (höchstens 1 Seite), gegenwartsbezogenen Karikaturen, aktuellen Werbespots, Fotografien,
Comic-Folgen, Gedichten, Volksweisheiten, Sprichwörtern, Rollenspielen, sollten eine
altersangemessene Komplexität nicht überschreiten.
15
4
Aufgabenbeispiele
4.1 Schuljahrgang 9
1. Beispiel
Thema: Gedichtinterpretation
„Grün“ von Arthur Steiner
Wenn ich ein Haus hätte,
müsste es grün sein.
Grüne Häuser
sind grün in der Dürre.
Grüne Häuser
sind grün im Schnee.
In grünen Häusern wohnen grüne Leute.
Wenn ich ein Haus hätte,
müsste es grün sein.
(Quelle: Arthur Steiner
aus: Schneegrün. © Suhrkamp Verlag
Zurüch 1979
„Grün“)
Aufgabenstellung
a)
Der Wunsch ein grünes Haus besitzen zu wollen ist recht ungewöhnlich.
Was findest du an diesem Gedicht noch ungewöhnlich bzw. was fällt dir daran auf
oder dazu ein?
Schreibe auf, was dir auffällt oder / und notiere Fragen dazu.
b)
Welche Bedeutung hat die Farbe Grün?
c)
Warum werden dem grünen Haus Schnee und Dürre gegenübergestellt?
d)
Wen meint der Autor mit grünen Leuten?
e)
Welche der beiden Aussagen hältst du für richtig? Begründe deine Meinung in einem
zusammenhängenden Text.
• Arthur Steiner ist ein Mensch, der gern auffallen möchte, deshalb wählt er für sein
Haus eine ungewöhnliche Farbe.
• Der Autor setzt sich mit seinem Gedicht für die Erhaltung der Natur ein.
16
Hinweise zur Bewertung
Erwartete Leistungen
Zuordnung und Bewertung
I
a)
Fragen an einen Text richten, Auffälligkeiten notieren
Den Text sachlogisch aufbauen
12
6
Zu vorgegebenen Thesen Stellung nehmen
a) - e) Den Text formal korrekt aufbauen
17
III
4
b) – d) Texte mit Hilfe vorgeplanter Fragen erschließen
e)
II
12
4
Grammatik und Rechtschreibung richtig anwenden
4
Sprachliche Merkmale beachten
6
2. Beispiel
Thema: Berufsorientierung
Fundstelle: Siehe Original
18
Aufgabenstellung
a)
Lies alle Arbeitsplatzangebote durch und wähle ein Angebot zur weiteren Bearbeitung aus.
b)
Schreibe eine Bewerbung an das Arbeitsamt auf der Grundlage des gewählten
Angebots.
c)
Gestalte einen Lebenslauf in Textform (nicht tabellarisch) mit Rollenbezug zum
gewählten Angebot.
d)
Erstelle einen Fragenkatalog zur Vorbereitung des Arbeitsamtsgespräches und
nimm Bezug zur ausgewählten Zeitungsanzeige. ( 10 ! )
Hinweise zur Bewertung
Erwartete Leistungen
Zuordnung und Bewertung
I
a) Eine Entscheidung herbeiführen und somit die Rolle
II
III
20
5
5
eines bestimmten Arbeitsuchenden einnehmen
b) Eine Bewerbung unter Einhaltung gattungsspezifischer
Kriterien formulieren; die ”Rollenstimmigkeit” mit dem
gewählten Berufsfeld einhalten
c) Einen Lebenslauf unter Einhaltung gattungsspezifischer
20
Kriterien formulieren; die Rollenstimmigkeit mit dem
gewählten Berufsbild einhalten
d) Zehn Fragen zur Vorbereitung eines Vorstellungsge-
20
sprächs beim Arbeitsamt formulieren, die den Hintergrund des Angebotes erschließen und gesprächspsychologisch aufgebaut sind
e) den Text formal korrekt aufbauen und Rechtschreibung
und Grammatik richtig anwenden, sprachliche Merkmale
beachten.
19
20
10
3. Beispiel: Thema: Bearbeitung eines Artikels aus der Lokalpresse
20
Aufgabenstellung
a)
Den Zeitungsartikel in einen Kurzbericht umformulieren.
b)
Drei kritische Fragen an den Textzusammenhang formulieren und beantworten.
c)
Die eigene Meinung über die Hauptperson und deren berufliche Laufbahn ausformulieren und kritisch bewerten.
d)
Alle Aufträge so ausführen, dass ein in sich geschlossener Gesamttext entsteht.
Hinweise zur Bewertung
Erwartete Leistungen
a) Das Wichtigste eines informativen, sachlichen Berichtes
Zuordnung und Bewertung
I
II
10
10
III
einsetzen, gattungsspezifische Kriterien eines Berichtes
verwenden
b) Qualitativ inhaltsstarke Fragen an den Text richten;
15
15
10
10
Fragen sachlogisch und erschließend beantworten
c) Die Bedeutung einer 40-jährigen Berufslaufbahn und
”Arbeitsplatztreue” herausarbeiten, an der Arbeitswelt
der Gegenwart messen und sowohl sachlogische als
auch persönliche, emotionale Begründungen aufführen
d) Durch verknüpfende Formulierungen ein Textganzes
10
erstellen
e) Den Text formal korrekt aufbauen sowie Rechtschrei-
20
bung und Grammatik richtig anwenden
(Quelle: Elbe-Jeetzel-Zeitung, Amtliches Kreisblatt Lüchow-Dannenberg, Wallstraße 22/24,
29439 Lüchow)
21
21
4. Beispiel
Thema: Beschwerdebrief
Viel Geld für ein paar Maden
Sie hatten vor, auf Malta Urlaub zu machen und wurden bitter enttäuscht. Jetzt wollen
Schülerinnen gegen den Veranstalter klagen – kein Einzelfall in dieser Branche.
Dass die Vorhänge im
Appartement halb heruntergerissen
waren,
der Duschschlauch nur
zum
Abbrausen
in
Hockstellung
reichte
und der Herd nicht
funktionierte, störte die
Mädchen nicht sonderlich. Blutflecken an der
Wand und die Müllhalden gleichenden Balkone schon. Und als die
Schülerinnen zum dritten Mal dieselben Nudeln vorgesetzt bekamen und sich eine kleine weiße Made aus
einer Tomate schlängelte, verging ihnen
auch der Appetit.
Dabei
hatten
sich
Paula, 16, und die
Schwestern
Catina,
17, und Louisa, 14, so
auf drei Wochen Malta
gefreut. „Wer billig
Urlaub machen will
und nicht auf Sonne,
Spaß und gute Stimmung verzichten will,
der fährt mit uns ins
Global Village“, hatte
es im Prospekt des
Veranstalters „Junge
Reisen“
geheißen.
Eine Karte zeigte die
Insel Malta und die
Lage des Ortes St.
Julians.
Das überzeugte die
Eltern der drei Mädchen aus Lübeck und
Hamburg. Sie buchten
einen
dreiwöchigen
Aufenthalt für 1790
DM pro Person.
Auch über die Betreuung vor Ort waren die
Schülerinnen und ihre
Eltern entsetzt. Im
Prospekt hatte es geheißen: „Unsere Betreuer wohnen in der
Anlage und sind jederzeit für unsere
Teilnehmer da.“ Ganze
drei Tage war Silke für
die zehnköpfige Gruppe aus Deutschland
da. Dann wurde sie
nach St. Julians abberufen; Paula und ihre
und ihre Mitschüler
waren zu ihrer Überraschung im – eine hal
be Stunde entfernten
und im Katalog nicht
erwähnten – Bugibba
einquartiert worden.
Die versprochene „Betreuung“
übernahm
eine 17-jährige Malteserin, die nicht in der
Anlage wohnte und
nur telefonisch erreichbar war. Der Sicherheitsdienst
des
Hotels
überwachte
zwar, wer abends zu
spät nach Hause kam.
Tauchte aber einer der
Schüler gar nicht auf,
merkte das niemand.
„Es tut uns Leid, dass
die Schüler einen getrübten Eindruck von
ihrer Reise haben“,
sagte
Hans-Dieter
Schneider von „Junge
Reisen“ in Berlin. Verständnis für die Beschwerden hat er aber
nicht. Eine mangelnde
Betreuung sieht er
auch nicht. „Es waren
immer „Junge Reisen“-Mitarbeiter
im
Haus.“
(Quelle: „Stern“ Nr. 39, S.218, Gruner + Jahr, Hamburg 1999, Titel des hier im Text veränderten
und gekürzten Artikels von Inga Olfen: „Viel Geld für ein paar Vokabeln“)
22
Aufgabenstellung
a)
Unterstreiche die Informationen im Artikel und schreibe sie in einem zusammenhängenden Text auf!
b)
Gestalte im Auftrag des Reiseveranstalters eine korrekte Werbeannonce für die
beschriebene Reise in einer Jugendzeitschrift. Denke an einen werbewirksamen
Slogan und ergänze fehlende Angaben selbstständig.
c)
Versetze dich in die Rolle eines der Mädchen:
-
Entwirf einen Beschwerdebrief an den Reiseveranstalter. Ergänze auch hier
fehlende Angaben selbstständig.
-
Überarbeite dein Schreiben auf Rechtschreibung, Zeichensetzung und Ausdrucksweise; benutze eventuell ein Wörterbuch.
-
Fertige nun die Reinschrift des Beschwerdebriefes auf einem gesonderten Blatt
an und achte jetzt auch auf die richtige äußere Form!
Hinweise zur Bewertung
Erwartete Leistungen
Zuordnung und Bewertung
I
a) Sinnentnehmend lesen
Wichtiges unterstreichen
Informationen aus dem Text entnehmen
Inhaltsangabe schreiben
5
5
5
b) Sinnentnehmend lesen
Informationen aus dem Text verwenden
Sachliche Informationen geben und sich einer pragmatisch angemessenen Sprache bedienen
Formale Gestaltung pragmatisch nutzen
5
5
III
5
10
c) Beschwerdebrief schreiben: sachlich, klar, vollständig
pragmatisch passend (Appellation)
formal korrekt
Überarbeitungskompetenz nachweisen und dabei auch
den Entwurf mit einbeziehen (das kann auch – soweit
geübt – am Computer geschehen)
a) - c) Äußere Form (Gliederung, Lesbarkeit) beachten
Grammatik und Rechtschreibung richtig anwenden
II
10
10
10
10
5
15
23
5. Beispiel
Thema: Werbung
Werbeanzeige der Versicherung „Victoria“
(Quelle: Zeitschrift „Stern“ Nr. 38, Gruner + Jahr, Hamburg 1999, S. 94/95) 24
Aufgabenstellung
a)
In den ersten 8 Zeilen des Textes wird eine bestimmte Situation angesprochen. Erzähle diese Situation und ihre Vorgeschichte möglichst lebendig!
b)
Betrachte die 9. Zeile: Versetze dich in die Lage des Versicherungsvertreters! Was
sagst du zur Hauptperson, um ihr deine Informationen und Absichten zu vermitteln?
c)
Erkläre in mindestens drei Sätzen, wie das Bild mit dem Text der ersten 8 Zeilen
sowie der 9. Zeile zusammenhängt.
d)
Die Versicherung möchte mit ihrer nächsten Anzeige junge Menschen deiner Altersstufe ansprechen. Entwirf eine Anzeige, die ganz ähnlich gestaltet ist! (Bilder kannst
du skizzieren, die Farbgebung beschreiben.)
Hinweise zur Bewertung
Erwartete Leistungen
Zuordnung und Bewertung
I
a)
b)
c)
d)
Textverständnis durch Konkretisierung nachweisen
Eine vorgegebene Situation unter Beachtung der
Textmerkmale darstellen
Sprachliche Merkmale beachten
Die Aussage der Werbeanzeige konkretisieren und
die Wirkungsabsicht verdeutlichen
Klar und sprachlich richtig formulieren
Den Adressatenbezug beachten
a) – c)
Dem Text eine passende äußere Form geben
Grammatik und Rechtschreibung richtig verwenden
25
III
10
15
5
5
5
5
Den Text-Bild-Bezug zu zwei Textstellen herstellen
und erläutern
Eine Werbeannonce produzieren (Paralleltext)
Die Gestaltungsmerkmale beachten
Den Adressatenbezug berücksichtigen
II
10
5
5
5
10
5
10
6. Beispiel
Thema: Sachtext / sachliches Schreiben: ”Freizeitverhalten Jugendlicher in
Diagrammen und Schaubildern”
(Quelle: wortstark 8, Schroedel Verlag, Hannover, 1997, S. 230 / 231)
26
Aufgabenstellung
a)
Fasse die Ergebnisse der Schaubilder und Statistiken in einem Text zusammen,
untergliedere ihn sinnvoll und finde eine geeignete Überschrift.
b)
Du hast erfahren, dass deine Lokalzeitung Berichte und Reportagen über Jugendliche aus deiner Gegend veröffentlicht und dabei auch gern auf Material zurückgreift,
das sie von Jugendlichen selbst erhält. Schreibe einen Brief an den Zeitungsverlag
und biete ihm das Material an. Beziehe dich darauf, dass es aus einer Umfrage
stammt, die du mit deiner Klasse im Rahmen des Deutschunterrichts zum Thema
”Jugendliche in unserer Gegend” gemacht hast. Du möchtest gern, dass die Zeitung
dein Material veröffentlicht. Bedenke das bei der Abfassung des Briefes.
Hinweise zur Bewertung
Erwartete Leistungen
Zuordnung und Bewertung
I
a)
Äußere Form des Textes beachten
Grammatik und Rechtschreibung richtig verwenden
Aus den Statistiken und Schaubildern Daten richtig
entnehmen
Sprachliche Merkmale beachten
Daten sinnvoll auswählen und in Textform wiedergeben
Den Text in einen Bericht umformen
b) Formale und inhaltliche Vorgaben des Briefes
beachten
Grammatik und Rechtschreibung richtig anwenden
Sprachliche Merkmale beachten
Einen Brief unter Beachtung von Zielsetzung und
Adressatenbezug abfassen
27
II
III
2
5
2
7
6
8
12
6
8
14
4.2 Schuljahrgang 10
7. Beispiel
Thema: Gedichtinterpretation
„Der Rauch“ von Bertolt Brecht
Das kleine Haus unter Bäumen am See.
Vom Dach steigt Rauch
Fehlte er
Wie trostlos dann wären
Haus, Bäume und See.
(Quelle: Bertolt Brecht
aus: Gesammelte Werke, Die Gedichte,
© Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1967
„Der Rauch“)
Aufgabenstellung
a)
Den Aufbau des Gedichtes beschreiben.
b)
Die Wirkung des Gedichtes beschreiben.
c)
Eine Schilderung zu einem Teil des Gedichtes formulieren.
d)
Alle Ausführungen mit Überleitungen zu einem fließenden Text verknüpfen
(Absätze).
28
Hinweise zur Bewertung
Erwartete Leistungen
Zuordnung und Bewertung
I
II
III
b) Die Ursache für Rauch, fehlenden Rauch begründen
und daraus die Wirkung für Betrachter ableiten
15
5
a) Eines der zwei Bilder des Gedichtes zu einer Schilderung ausformulieren (Haus mit Rauch oder Haus ohne
Rauch
25
5
b) Den Leser durch den Text leiten (inhaltliche adressatenbezogene Führung durch verknüpfende Stilelemente)
10
10
c) Den Text formal korrekt aufbauen und Rechtschreibung und Grammatik richtig anwenden
Sprachliche Merkmale beachten
20
a) Die Anzahl der Verse, die inhaltliche Zweiteilung und
gegebenenfalls den fehlenden Reim nennen
29
10
8. Beispiel
Thema: Gedichtinterpretation
„Unterwegs nach Utopia II“ von Günter Kunert
Auf der Flucht
vor dem Beton
geht es zu
wie im Märchen: Wo du
auch ankommst
er erwartet dich
grau und gründlich
Auf der Flucht findest du
vielleicht
einen grünen Fleck
am Ende
und stürzest selig
in die Halme
aus gefärbtem Glas.
(Quelle: Günter Kunert, Unterwegs nach Utopia – Gedichte, © Carl Hanser Verlag, München-Wien 1977)
Günter Kunert wurde am 6.3.1929 in Berlin geboren. Er wurde für wehruntauglich erklärt,
da er unter die faschistischen Rassengesetze fiel. Er studierte von 1945 - 1947 Kunst.
Seit 1947 ist Kunert freier Schriftsteller, zunächst in Ostberlin und seit 1979 bei Itzehoe.
Seine Texte beziehen sich oft auf die Zeitgeschichte und auf Strömungen und Erscheinungen der Gegenwart. In ihnen demonstriert er die Veränderbarkeit des Gegenwärtigen.
Mit programmistischen Titeln wie „Notizen in Kreide“, die Vorläufigkeit ins Bild setzen,
oder „Wegschilder und Mauerinschriften“, die Richtungen andeuten, deren Ziel Utopie ist,
oder „ Unschuld der Natur “, die Fortschrittsideologie kritisch in Frage stellt, bringt er den
Leser zum Nachdenken. Seine Übersiedelung in die Bundesrepublik hat sicherlich damit
zu tun, dass er mit spontan - emotionaler Ungeduld in lehrhaften Texten immer wieder
Erscheinungen der Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft in Frage stellt. „Unterwegs nach Utopia“ ist der Titel eines ganzen Gedichtbandes, der 1977 erschienen ist.
(Quelle: Manfred Brauneck (Hg.), Autorenlexikon deutschsprachiger Literatur des 20. Jahrhunderts,
rororo, Reinbek bei Hamburg, 2. Auflage 1985, S. 369)
30
Aufgabenstellung
a)
Schreibe eine Interpretation zu diesem Gedicht, beziehe dabei die Angaben zum
Autor ein. Unterstreiche dazu im Zusatztext die dir wichtig erscheinenden Passagen.
Schlage auch im Wörterbuch nach, was du zum Begriff Utopia findest.
b)
Füge deiner Interpretation eine persönliche Stellungnahme zu der Frage an: Kunerts
Gedicht, eine düstere Zukunftsperspektive oder mögliche Realität?
Hinweise zur Bewertung
Erwartete Leistungen
Zuordnung und Bewertung
I
a)
b)
31
Den Text formal korrekt aufbauen
Grammatik und Rechtschreibung richtig anwenden
Sprachliche Merkmale beachten
Einem Text relevante Informationen entnehmen
Den Umgang mit einem Nachschlagewerk nachweisen
Die Textsorte Interpretation unter Beachtung der spezifischen Merkmale anwenden
Eine Textdeutung vornehmen
2
6
8
4
2
Den Text formal korrekt aufbauen
Grammatik und Rechtschreibung richtig anwenden
Sprachliche Merkmale beachten
Den Text sachlogisch aufbauen
Inhaltlich schlüssig und ausführlich Stellung nehmen
2
4
6
II
III
10
20
6
10
9. Beispiel
Thema: Gedichtinterpretation
„An der Schwelle des Hauses“ von Günter Kunert
In den Dünen sitzen. Nichts sehen
Als Sonne. Nichts fühlen als
Wärme. Nichts hören
Als Brandung. Zwischen zwei
Herzschlägen glauben: Nun
Ist Frieden.
(Quelle: Lesebuch „unterwegs“, 9. Schuljahr, Klett, Stuttgart 1995, S. 158)
Aufgabenstellung
Lass zwischen deinen Antworten auf die einzelnen Fragen jeweils einige Zeilen frei.
Zuletzt sollst du dort Überleitungssätze schreiben, so dass ein Textganzes entsteht.
a) Gib den Inhalt des Gedichtes in einigen Sätzen wieder.
b) Beschreibe die besondere Form und ihre Auswirkung auf den Rhythmus.
c) Stelle Bezüge zwischen Form und Inhalt her. Berücksichtige dabei die Wiederholungen!
d) Günter Kunert ist ein zeitgenössischer Dichter. Wann hat er dieses Gedicht wohl
geschrieben (s. Zeilen 5 und 6)? Begründe ausführlich.
e) Wie hängt deiner Meinung nach die Überschrift mit dem Text zusammen?
f)
Schreibe ein Parallelgedicht mit genau derselben Form, aber einem anderen Inhalt.
Denke nun noch an die Überleitungssätze!
32
Hinweise zur Bewertung
Erwartete Leistungen
Zuordnung und Bewertung
I
a) Sinnentnehmend lesen
Den Inhalt zusammengefasst wiedergeben
5
5
b) Die formale Gestaltung erkennen und beschreiben
Einen Bezug zum Rhythmus herstellen (Funktion der
Form in Bezug zum Sprechen)
5
II
III
5
c) Aus formaler Sicht erste Deutungsansätze vornehmen
Die Wiederholungen und deren Wirkung auf den Inhalt
berücksichtigen
5
10
d) Eigene Überlegungen begründet darstellen
Den zeitgeschichtlichen Deutungsansatz beschreiben
5
5
e) Begründet Stellung nehmen; dabei hat die plausibel
dargestellte eigene Meinung Gültigkeit
10
f)
Parallelgedicht in Anlehnung an die Originalfassung
gestalten (Zeilenaufbau, Syntax, Wiederholungen)
Der Inhalt hat einen zeitgeschichtlichen oder gesellschaftpolitischen Bezug
a) – f) Grammatik und Rechtschreibung richtig anwenden
Kriterien der korrekten äußeren Form beachten
Durch Überleitungssätze den Textfluss gestalten
33
10
5
15
5
5
10. Beispiel
Thema: Kurzgeschichte
Wolfgang Borchert
Eine Lesebuchgeschichte
Als der Krieg aus war, kam der Soldat nach Haus. Aber er hatte kein Brot. Da sah er
einen, der hatte Brot. Den schlug er tot. Du darfst doch keinen totschlagen, sagte der
Richter. Warum nicht, fragte der Soldat.
(Quelle: Lesebuch „unterwegs“, 9. Schuljahr, Klett, Stuttgart 1995, S. 30)
Aufgabenstellung
a)
Fertige eine Stichwortsammlung an: Welche Gefühle hat der Soldat wohl am Ende
des 2. Satzes,
nach dem 3. Satz
und nach dem letzten Satz?
Welche Gedanken beschäftigen ihn (gleiche Textstellen)?
b)
Versetze dich in die Lage des Richters. Du willst gerecht sein. (Schreibe in Sätzen!)
Welche Überlegungen stellst du an?
Welches Urteil fällst du? Warum?
c)
Wie erklärst du dir den Zusammenhang zwischen der Überschrift und dem Textinhalt?
d)
Schreibe die Kurzgeschichte um in eine lebendige Erzählung. Denke an die Gliederung und den Spannungsbogen, die richtige Erzählzeit, die Verwendung der wörtlichen Rede, die Beschreibung der Gedanken und Gefühle, einen passenden Schluss
und eine geeignete Überschrift!
34
Hinweise zur Bewertung
Erwartete Leistungen
Zuordnung und Bewertung
I
a) Das Textverständnis durch Konkretisierung der Leerstellen bekunden
Stichwortlisten erstellen
II
4
2
b) Einen begründeten eigenen Deutungsansatz
formulieren
Begründet Stellung nehmen
4
c) Den Zusammenhang zwischen der Überschrift und
dem Textinhalt herstellen
Sich der Autorenabsicht nähern
4
c) Eine Erzählung gestalten, inhaltlich passend anfertigen
Dabei die spezifischen Merkmale berücksichtigen
Grammatik und Rechtschreibung richtig verwenden
Sprachliche Kriterien beachten
Die äußere Form angemessen gestalten
35
III
8
8
25
15
10
15
5
11. Beispiel
Thema: Interpretation einer Satire von Kishon, Parkplatz gesucht
Parkplatz gesucht
5
10
15
20
25
30
35
40
Ephraim Kishon
Eines Morgens erwachte ich in New York mit Zahnschmerzen. Mit ganz gewöhnlichen, ungemein schmerzhaften Zahnschmerzen. Irgend etwas in meinem linken
Unterkiefer war nicht in Ordnung, schwoll an und schmerzte.
Ich fragte Tante Trude, ob es hier in der Gegend einen guten Zahnarzt gäbe.
Tante Trude kannte ihrer drei, alle in nächster Nähe, was in New York ungefähr
soviel bedeutet wie 25 Kilometer Luftlinie.
Ich wollte wissen, welcher von den drei Zahnärzten der beste sei. Tante Trude
sann lange vor sich hin:
„Das hängt davon ab. Der erste hat seine Ordination in der Wall Street. Dort
wimmelt es von Zeitungsreportern, und wenn jemand einen Parkplatz findet, wird
er sofort von ihnen interviewt. Ich weiß nicht, ob du das mit deinen Zahnschmerzen riskieren willst. Der zweite hat eine direkte Autobusverbindung von
seinem Haus zum nächsten bewachten Parkplatz, aber er ist kein sehr angenehmer Arzt. Ich würde dir zu Dr. Blumenfeld raten. Er wohnt in einem ähnlichen Cottage-Viertel wie wir und hebt in seinen Annoncen immer hervor, dass
man dort manchmal in einer nicht allzu weit entfernten Seitenstraße Platz zum
Parken findet.“
Das war entscheidend. Und mein Unterkiefer war um diese Zeit schon so angeschwollen, dass es keine Zeit mehr zu verlieren gab.
Ich nahm Onkel Harrys Wagen und sauste los.
Es dauerte nicht lange, bis ich Dr. Blumenfelds Haus gefunden hatte. Auch die im
Inserat angekündigten Seitenstraßen waren da, nicht aber der im Inserat angekündigte Platz zum Parken. An beiden Straßenseiten standen die geparkten
Wagen so dicht hintereinander, dass nicht einmal die berühmte Stecknadel hätte
zu Boden fallen können; sie wäre auf den fugenlos aneinandergereihten Stoßstangen liegen geblieben.
Eine Zeitlang kreuzte ich durch die Gegend wie ein von seiner Flugbahn abgekommener Satellit.
Dann geschah ein Wunder. Ich sah es mit meinen eigenen Augen. Das heißt: ich
sah ein Wunder im Anfangsstadium. Ich sah einen amerikanischen Bürger, der
sich an der Türe eines geparkten Wagens zu schaffen machte.
Schon hielt ich an seiner Seite:
„Fahren Sie weg?“
„Ob ich - was? Ob ich wegfahre?“ Er wollte seinen Ohren nicht trauen. „Herr, ich
habe auf diesen Parkplatz zwei Jahre lang gewartet und habe ihn erst im vorigen
Herbst erobert. Damals nach dem Hurrikan, der alle hier geparkten Wagen weggefegt hat ...“
Jetzt fiel mir auf, dass das Dach seines Wagens, genau wie das der anderen, mit
einer dicken Staubschicht bedeckt war. Da gab es also nichts zu hoffen.
Wo ich denn möglicherweise einen Parkplatz finden könnte, fragte ich.
Die Antwort, nach längerem Nachdenken und Hinterkopfkratzen erteilt, verhieß
wenig Gutes:
„Einen Parkplatz finden ... Sie meinen einen freien Parkplatz? In Texas soll es
angeblich noch einige geben. Vergessen Sie nicht, dass sich die Zahl der Autos in
36
45
50
55
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70
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80
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37
Amerika jedes Jahr um ungefähr fünfzehn Millionen vermehrt. Und die Länge
der Autos jedes Jahr um ungefähr zehn Inches. Der letzte Gallup-Poll hat ergeben, dass dreiundachtzig Prozent der Bevölkerung das Parkproblem für die gefährlichste Bedrohung ihres Lebens halten. Nur elf Prozent dagegen haben Angst
vor dem Atomkrieg.“
Mit diesen Worten zog er einen Roller aus dem Fond seines Wagens, stieg mit einem Fuß darauf und ließ den Wagen unverschlossen stehen.
„He! Sie haben nicht abgesperrt!“ rief ich ihm nach.
„Wozu?“ rief er zurück. „Niemand stiehlt mehr ein Auto. Wo sollte er es denn
parken?“
Mein Zahn trieb mich weiter. Aber es war ganz offenbar sinnlos. Wohin man
blickte, stand geparktes Auto an geparktem Auto, und wo kein Auto stand, stand
ein Pfosten mit einer Tafel, und auf der Tafel stand die Inschrift: "Von Anfang
Juli bis Ende Juni Parken verboten«, oder "Parkverbot von 0 bis 24 Uhr, Sonnund Feiertag von 24 bis 0 Uhr." War aber irgendwo kein Wagen und keine Tafel
zu sehen, so stand dort todsicher ein Feuerhydrant, dem man in Amerika unter
Androhung schwerster Geld- und Freiheitsstrafen nicht in die Nähe kommen darf,
nicht einmal wenn es brennt.
In einer schon etwas weiter entfernten Straße fand ich eine Affiche, aus der hervorging, dass hier am 7. August zwischen 3 und 4 Uhr nachmittags geparkt werden durfte. Ich erwog ernsthaft, so lange zu warten, aber mein Zahn war dagegen.
Endlich schien mir das Glück zu lächeln. Vor einem großen Gebäude sah ich einen leeren, deutlich für Parkzwecke reservierten Raum mit der deutlichen Aufschrift: "Kostenloses Parken für unsere Kunden." Rasch wie der Blitz hatte ich
meinen Wagen abgestellt, stieg aus, fand mich im nächsten Augenblick von hinten an beiden Schultern gepackt und im übernächsten auf einen Stuhl gedrückt,
der im Büro einer Versicherungsgesellschaft stand.
„Guten Morgen, mein Herr“, begrüßte mich der Mann hinterm Schreibtisch.
„Wie lange?“
„Ungefähr eineinhalb Stunden.“
Der Versicherungsagent blätterte in seiner Tarifliste:
„Das Minimum für neunzig Minuten ist eine Feuer- und Hagelversicherung auf
10 000 Dollar.“
Ich erklärte ihm, dass der Wagen bereits versichert war.
„Das sagen alle. Darauf können wir keine Rücksicht nehmen.“
„Und ich kann keine Versicherung auf 10 000 Dollar nehmen.“
„Dann müssen Sie eben wegfahren.“
„Dann werde ich eben wegfahren.“
Gegenüber dem Versicherungsgebäude befand sich ein Kino. Hinter dem Kino
befand sich ein großer Parkplatz. Auf dem großen Parkplatz befanden sich viele
große Wagen. Vor den Wagen befanden sich Parkuhren, die sechzig Minuten
Maximalzeit vorschrieben. Aus dem Kino kamen fast pausenlos Leute herausgeeilt, warfen Münzen in die Parkuhren und eilten zurück.
Bei Einbruch der Dunkelheit ging mir das Benzin aus. Ich fuhr zu einer Tankstation, und während der Tank gefüllt wurde, fragte ich nach der Toilette. Dort
erkletterte ich das Fenster, durchkroch eine Art Schacht, gelangte ins Magazin,
stahl mich durch die Hintertüre hinaus und befand mich in einem engen, dunklen,
nach Leder riechenden Raum. Es war mein Wagen, den die erfahrenen Tankstellenwärter dort abgestellt hatten.
Ihr hämisches Grinsen reizte meinen tief verwundeten orientalischen Stolz.
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„Was können Sie sonst noch mit dem Wagen machen?“ fragte ich. Lassen Sie
hören!"
Das Offert kam prompt und sachlich:
„Ölwechsel - zehn Minuten. Überholen - eine halbe Stunde. Lackieren - eine
Stunde.“
„Lackieren Sie ihn grasgrün und wechseln Sie das ÖL“
Ungesäumt startete ich in Richtung Blumenfeld. Ich schlug ein scharfes Tempo
an, denn der Zettel, den man mir an der Tankstelle in die Hand gedrückt hatte,
trug folgenden eindeutig präzisierten Text: „Wenn Sie nicht pünktlich nach der
vereinbarten Zeit von 1.10 Uhr (das war handschriftlich eingetragen) Ihren
Wagen holen, wird er in unserem eigens hierfür konstruierten Parkofen verbrannt.“
Da ich schon lange nicht trainiert hatte, geriet ich leider sehr bald außer Atem.
Ich bestieg einen Bus und nahm an der Endstation ein Taxi zu Dr. Blumenfeld.
Als ich dort anlangte, waren 42 Minuten vergangen, so dass ich sofort umkehren
musste. Ich kam gerade zurecht, wie die Tankstellenwärter sich anschickten, die
erste Kanne Kerosin über meinen grasgrünen Wagen zu schütten.
jetzt gab es nur noch eine Möglichkeit, und ich war entschlossen, sie auszunützen: Ich fuhr mit meinem eigenen Wagen vor Dr. Blumenfelds Haus und ließ ihn
krachend auf einen Laternenpfahl aufprallen. Erlöst entstieg ich dem Blechschaden und begab mich in die Ordination.
Gerade als Dr. Blumenfeld mit der Behandlung fertig war, ertönte von unten zorniges Hupen. Durchs Fenster sah ich, dass es von einem Wagen kam, der dicht
hinter dem meinen stand. Ich sauste hinunter. Ein anderer von Dr. Blumenfelds
Patienten empfing mich zornschnaubend.
„Was bilden Sie sich eigentlich ein, Sie? Glauben Sie, diese Laterne gehört nur
Ihnen?“
Ich musste ihm recht geben. Selbst in Amerika können sich nur die Reichsten der
Reichen den Luxus einer eigenen Parklaterne leisten.
(Quelle: Mit freundlicher Genehmigung der F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH. © 1981,
Kishons beste Reisegeschichten.)
38
Aufgabenstellung
a)
Interpretiere den Text von Kishon.
b)
Füge deiner Interpretation eine Stellungnahme zu dem im Text dargestellten
Problem an.
c)
Erweitere den Text von Kishon um eine weitere Episode. Benutze dabei die gleichen
Mittel wie Kishon.
Hinweise zur Bewertung
Erwartete Leistungen
Zuordnung und Bewertung
I
a)
b)
c)
39
Den Text formal korrekt aufbauen
Grammatik und Rechtschreibung richtig anwenden
Sprachliche Merkmale beachten
Die Textsorte Interpretation richtig umsetzen
Eine Textdeutung vornehmen
4
6
8
Den Text formal korrekt aufbauen
Grammatik und Rechtschreibung richtig anwenden
Sprachliche Merkmale beachten
Eine Stellungnahme unter Beachtung einer sinnvollen
Struktur inhaltlich überzeugend umsetzen
4
6
8
Die vorgegebenen Stilmittel des Ausgangstextes
anwenden
Stimmigkeit mit dem Ausgangstext herstellen
Ein Innovationspotenzial nachweisen
Den Text formal korrekt aufbauen
Grammatik und Rechtschreibung richtig anwenden
Sprachliche Merkmale beachten
6
II
III
10
20
12
4
8
2
4
6
12. Beispiel
Thema: Werbung
Werbeanzeige der Uhr „Eterna“
(Quelle: Zeitschrift „Stern“ Nr. 45,
Gruner + Jahr, Hamburg 1999,
S. 209)
40
Aufgabenstellung
Hinweis: Lass zwischen den Antworten zu jeder Aufgabe immer einige Zeilen frei. Ganz
zuletzt, wenn du fertig bist, schreibst du jeweils Überleitungssätze zwischen die einzelnen
Aufgaben, so dass sich ein Textganzes ergibt.
a) Beschreibe den Inhalt der Anzeige.
b) Welche Bezüge zwischen dem Namen „Eterna“ und den Inhalten der Anzeige sowie
dem Slogan stellst du fest? Benutze auch die Worterklärungen neben der Anzeige
dazu.
c) Beschreibe den Aufbau und die Gestaltung der Anzeige.
d) Wie wirkt die Anzeige? An welches Publikum richtet sie sich?
e) Gestalte selbst eine Werbeanzeige für eine Uhr, die sich entweder an Mädchen oder
an Jungen deines Alters richtet. (Bilder kannst du skizzieren, die Farbgebung beschreiben.)
Denke jetzt an die Überleitungssätze!
Informationen:
éternel (frz.) = ewig
éternité (frz.) = Ewigkeit
eterno (it.) = ewig
eternità (it.) = Ewigkeit
Hinweise zur Bewertung
Erwartete Leistungen
a) Wesentliche Inhalte zusammenfassen
Zuordnung und Bewertung
I
II
III
10
b) Die Erklärung und Bedeutung des Produktnamens auf
die Textinhalte beziehen
c) Gestaltungsmerkmale erkennen und
sprachlich darstellen
10
5
10
3
d) Die Wirkung der beschriebenen Elemente verdeutlichen
Den Adressatenbezug daraus ableiten
2
e) Eine eigene Werbeanzeige in Anlehnung an das vorgegebene Beispiel entwerfen
a) - e)
Sinnentnehmend lesen
Grammatik und Rechtschreibung richtig anwenden
Die Merkmale der äußeren Form beachten
Durch Überleitungen einen fließenden Text gestalten
Die spezifischen Kriterien der Textsorten einhalten
41
15
10
15
5
5
10
13. Beispiel
Thema: Erörterung „Wasser – ein wertvoller Schatz“
(Quelle: Zeitschrift „Zeitlupe“ Nr. 36, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1998, S. 4 bis 6)
(Quelle: Zeitschrift „Zeitlupe“ Nr. 36, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1998, S. 5 und 6)
42
Einmaliger Fund in Köln
(Der Tagesspiegel, 23.02.1988)
Köln (AP). Eine Wasserprobe von heute
Zwei Chemiker haben jetzt herausge-
nicht mehr vorkommender Reinheit hat
funden, dass es sich bei dem Inhalt der
rund 1450 Jahre unbeschadet unter dem
Glasflasche um „Wasser ohne jede
Kölner Dom gelagert. Es handelt sich
Verunreinigung“
um eine Grabbeigabe fränkischer Für-
Untersuchungen ist die Qualität des
stengräber, die unter dem Dom gefun-
Wassers so gut, dass sie mit heutigen
den worden waren.
Mitteln nicht erreicht werden könne.
handelt.
Nach
den
(Quelle: Lesebuch „Treffpunkte“ für das 10. Schuljahr, Schroedel, Hannover 1992, S. 147)
Aufgabenstellung
a)
Das Wasser der Erde befindet sich in einem ständigen Kreislauf. Beschrifte die
graphische Darstellung.
b)
Lies den Artikel „Einmaliger Fund in Köln“ genau durch und erkläre anschließend die
Ursache für den besonderen Fund.
c)
Suche dir aus der graphischen Darstellung „Wasser kann sich nicht wehren“ fünf
Beispiele aus, die du verstehst, schreibe sie auf und erläutere jeweils, ob und wodurch man diese Gefahr bannen könnte und wer sich besonders darum kümmern
muss.
d)
Richard von Weizsäcker (ehemaliger Bundespräsident) sagte einmal, dass nur die
Menschen sorgsam und pfleglich mit Wasser umgehen, die Achtung vor diesem
kostbarsten Naturschatz unserer Erde haben.
43
-
Schreibe eine Erörterung (Thema „Wasser – ein wertvoller Schatz“).
-
Beschreibe darin, welchen Belastungen das Wasser ausgesetzt ist
-
und erläutere, wie man sorgsam und pfleglich mit Wasser umgeht.
-
Denke an Überschrift, Einleitung und Schluss.
Hinweise zur Bewertung
Erwartete Leistungen
Zuordnung und Bewertung
I
II
III
a) Das Verständnis der graphischen Darstellung durch
richtige Beschriftung nachweisen und dabei Vor- und
Allgemeinwissen aktivieren
b) Sinnentnehmend lesen und den Text verstehen
Informationen aus der Graphik mit den Informationen
im Text in Verbindung bringen
Eigene Überlegungen klar und verständlich ausdrücken
c) Sachverhalte klären und passende Folgerungen daraus
ziehen und
stichwortartig oder ausformuliert sprachlich darstellen
d) Die Textvorgaben der Erörterung einhalten
Beispielgestützte Thesen für die Argumentation benutzen
Begründete Schlussfolgerungen ziehen
Sprachliche Merkmale beachten
Grammatik und Rechtschreibung richtig verwenden
Die äußere Form einhalten
5
5
5
10
10
5
10
10
10
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15
5
44