Das Linde Annual 2008.
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Das Linde Annual 2008.
Kurs halten. Das Linde Annual 2008. Die Linde Welt Die Regional Business Units der Gases Division: Die Gases Division gliedert sich innerhalb der vier operativen Segmente Westeuropa, Amerika, Asien & Osteuropa sowie Südpazifik & Afrika in neun Regional Business Units (RBUs). Darüber hinaus umfasst die Gases Division die beiden Global Business Units (GBUs) Healthcare (Medizinische Gase) und Tonnage (On-site) sowie die zwei Business Areas (BAs) Merchant & Packaged Gases (Flüssig- und Flaschengase) und Electronics (Elektronikgase). Nordamerika Südamerika Großbritannien & Irland Kontinental- & Nordeuropa Osteuropa & Naher Osten Afrika Süd- & Ostasien Greater China Südpazifik Unternehmensprofil The Linde Group The Linde Group ist ein weltweit führendes Gase- und EngineeringUnternehmen, das mit annähernd 52.000 Mitarbeitern in rund 100 Ländern vertreten ist und im Geschäftsjahr 2008 einen Umsatz von 12,663 Mrd. EUR erzielt hat. Die Strategie der Linde Group ist auf ertrags orientiertes und nachhaltiges Wachstum ausgerichtet. Der gezielte Ausbau des internationalen Geschäfts mit zukunftsweisenden Produkten und Dienstleistungen steht dabei im Mittelpunkt. Linde handelt verantwortlich gegenüber Aktionären, Geschäftspartnern, Mitarbeitern, der Gesellschaft und der Umwelt – weltweit, in jedem Geschäftsbereich, jeder Region und an jedem Standort. Linde entwickelt Technologien und Produkte, die Kundennutzen mit einem Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung verbinden. Organisation Das Unternehmen ist in drei Divisionen aufgeteilt: Gases und Engineering (Kerndivisionen) sowie Gist (Logistikdienstleistungen). Die größte Division Gases gliedert sich innerhalb der vier operativen Segmente Westeuropa, Amerika, Asien & Osteuropa sowie Südpazifik & Afrika in neun Regional Business Units (RBUs). Darüber hinaus umfasst die Gases Division die beiden Global Business Units (GBUs) Healthcare (Medizinische Gase) und Tonnage (On-site) sowie die zwei Business Areas (BAs) Merchant & Packaged Gases (Flüssigund Flaschengase) und Electronics (Elektronikgase). Gases Division Die Linde Group nimmt im internationalen Gasemarkt eine weltweit führende Position ein. Wir bieten eine breite Palette an Druck- und Flüssiggasen sowie Chemikalien und sind damit ein wichtiger und verlässlicher Partner für unterschiedlichste Industrien. Unsere Gase werden beispielsweise im Energiesektor, in der Stahlproduktion, der Chemieverarbeitung, dem Umweltschutz, dem Schweißen sowie in der Lebensmittelverarbeitung, der Glasproduktion und der Elektronik eingesetzt. Darüber hinaus bauen wir die wachstumsstarke Sparte Healthcare, also das Geschäft mit medizinischen Gasen, konsequent aus und sind zudem in der Weiterentwicklung der umweltfreundlichen Wasserstofftechnologie weltweit führend. Engineering Division Unsere Engineering Division ist mit der Fokussierung auf die zukunftsträchtigen Marktbereiche Olefin-Anlagen, Erdgas-Anlagen, Luftzerlegungs-Anlagen sowie Wasserstoff- und Synthesegas-Anlagen weltweit erfolgreich. Im Unterschied zu fast allen Wettbewerbern können wir bei der Planung, der Projektierung und dem Bau von schlüsselfertigen Industrie-Anlagen auf eigenes, umfassendes verfahrenstechnisches Know-how zurückgreifen. Linde Anlagen werden für Projekte in den verschiedensten Bereichen eingesetzt: in der Petrochemie und der chemischen Industrie, bei Raffinerien und Düngemittelfabriken, für die Gewinnung von Luftgasen, zur Erzeugung von Wasserstoff und Synthesegasen, zur Erdgas behandlung sowie für die pharmazeutische Industrie. Organisationsstruktur The Linde Group Gases Division Engineering Division Sonstige Aktivitäten Westeuropa Gist Amerika Cleaning Enterprises (FRED BUTLER®) Asien & Osteuropa Südpazifik & Afrika Linde in Zahlen in Mio. € Januar bis Dezember 2008 2007 Veränderung (in Prozent) – 33,8 Aktie Schlusskurs € 59,85 90,45 Höchstkurs € 97,90 91,75 6,7 Tiefstkurs € 46,51 75,26 – 38,2 10.084 15.046 – 33,0 Marktkapitalisierung (zum Jahresschlusskurs) Angepasstes Ergebnis je Aktie 1 € 5,46 5,02 8,8 Ergebnis je Aktie € 4,27 5,87 – 27,2 168.492 166.347 1,3 12.663 12.306 2,9 Operatives Ergebnis 2 2.555 2.424 5,4 EBIT vor Abschreibung auf aufgedeckte stille Reserven und Sondereinflüsse 1.703 1.591 7,0 Ergebnis nach Steuern 776 1.013 – 23,4 Anzahl der Mitarbeiter 51.908 50.485 2,8 Umsatz 9.515 9.209 3,3 Operatives Ergebnis 2.417 2.314 4,5 3.016 2.750 9,7 267 240 11,3 Anzahl ausstehender Aktien (in Tsd. Stück) Umsatz Gases Division Engineering Division Umsatz Operatives Ergebnis 1 Bereinigt um die Einflüsse der Kaufpreisallokation und Sondereinflüsse. 2 EBITDA vor Sondereinflüssen inklusive des anteiligen Ergebnisses aus assoziierten Unternehmen und Joint Ventures. Kurs halten. Wir haben ein stabiles Fundament gelegt, um auch in konjunkturell schwierigen Zeiten wettbewerbsfähig zu bleiben. Wir haben ein solides Geschäftsmodell, sind global aufgestellt und insbesondere in den aufstrebenden Märkten sehr gut positioniert. Zugleich profitieren wir von den vielfältigen Synergien zwischen unseren beiden Säulen Gase und Engineering und von den globalen Megatrends Energie und Gesundheit. Wir machen uns zusätzlich wetterfest und entwickeln Linde Schritt für Schritt zu einer High Performance Organisation (HPO). Dabei werden wir unsere Abläufe und Prozesse stetig weiter verbessern und unsere innere Effizienz nachhaltig stärken. Kurzum: Wir haben alle Voraussetzungen, auch weiterhin Kurs zu halten. Umschlag Innenseite: Die Linde Welt und Unternehmensprofil. 02 Linde Annual 2008 Inhalt 08 – 23 Megatrends Lösungen für die Energieversorgung der Zukunft 24 – 37 innovationen Starker Partner der Solarindustrie 38 – 51 wachstumsmärkte Kundennähe rund um den Globus 52 – 65 kundenvielfalt Gase für viele Branchen 66 – 79 synergien Gemeinsam neue Märkte erschließen 03 Inhalt U 1 U 1 U 1 05 06 07 Linde in Zahlen Die Linde Welt Unternehmensprofil 80 Impressum U 2 U 2 Jahresrückblick Glossar Vorwort Der Vorstand Der Aufsichtsrat 08 – 23 Megatrends 16 Erdgasverflüssigung bei Hammerfest 21 Interview 22 Megatrend Energie 23Unser Beitrag zur Versorgungssicherheit 24 – 37 Innovationen 30 35 36 37 T-Solar: Gase für die Solarzellenproduktion Interview Unbegrenzte Möglichkeiten Ein Team von Erfindern 38 – 51 Wachstumsmärkte 44 49 50 51 Stark in aufstrebenden Regionen: Linde in China Interview In allen Märkten präsent Potenzial in den Schwellenländern 52 – 65 Kundenvielfalt 58 63 64 65 Adelholzener: Gase für die Getränkeindustrie Interview Stabile Kundensegmente Linde als starker Partner zahlreicher Branchen 66 – 79 Synergien 72 77 78 79 1 Umschlagseiten, 2 Umschlagseiten, vorne. hinten. Gute Zusammenarbeit: Linde in Abu Dhabi Interview Synergien zum Vorteil unserer Kunden Lukrative Projekte: Linde auf der Arabischen Halbinsel Der Vorstand (von links nach rechts): Dr.-Ing. Aldo Belloni, Georg Denoke, Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Reitzle, J. Kent Masters. 05 Vorwort Kennzahlen sind ein wichtiger Gradmesser, um die wirtschaftliche Entwicklung eines Unternehmens darzustellen. Mindestens ebenso wichtig ist es jedoch, das zu beschreiben, was hinter den Zahlen steckt: die Werte und Stärken eines Unternehmens und die Menschen, die einen nachhaltig erfolgreichen Geschäftsverlauf erst ermöglichen. Diese Faktoren sind es, die Vertrauen schaffen und uns wetterfest machen für die stürmischen Zeiten, die das Jahr 2009 bringen wird und die möglicherweise noch länger andauern werden. Wir haben in den vergangenen Jahren ein stabiles Fundament gelegt, um auch in konjunkturell schwierigen Zeiten wettbewerbsfähig zu bleiben. Für dieses Selbstbewusstsein haben wir gute Argumente – die wichtigsten stellen wir Ihnen in diesem „Linde Annual“ anhand ausgewählter Beispiele vor: Da wären zunächst die Synergien zwischen unserer Gases Division und unserer Engineering Division: Unsere Technologieführerschaft im internationalen Anlagenbau ist ein echter Wettbewerbsvorteil, den wir konsequent nutzen. In zahlreichen Märkten, insbesondere in den Schwellenländern, hat die Engineering Division in vielen Jahren Vertrauen aufgebaut und Beziehungen geknüpft. Auf dieser Basis erschließen wir nun auch zunehmend neues Gasegeschäft. Wir bleiben auch deshalb zuversichtlich, weil wir weiterhin von globalen Megatrends profitieren werden, wie etwa von dem steigenden Bedarf an einer nachhaltigen und sicheren Energieversorgung. Wir liefern die Produkte und Prozesse, die erneuerbare Energien wirtschaftlich nutzbar machen und den Verbrauch fossiler Rohstoffe senken. Stabilität verleiht uns zudem unsere hervorragende Position in attraktiven Wachstumsmärkten. Welches Potenzial Wirtschaftsräume wie China bieten, zeigt folgender Vergleich: Während die jährlichen Pro-Kopf-Ausgaben für Industriegase in Westeuropa 38 USD betragen, geben die Chinesen erst 2 USD aus. Hinzu kommt: Seit der Akquisition von BOC sind wir ein echter Global Player. Wir sind in rund 100 Ländern der Erde tätig und verfügen in diesen Staaten auch jeweils über eine starke Marktstellung. Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Reitzle Vorsitzender des Vorstands der Linde AG Wir werden Kurs halten können, weil wir durch kontinuierliche Forschung und Entwicklung stetig neue Gaseanwendungen zur Marktreife bringen: Das Spektrum reicht von Applikationen für den Gesundheitsbereich bis zur Photovoltaikindustrie. Unsere F & E-Experten entwickeln ganz gezielt innovative Ideen – denn die Einsatzmöglichkeiten von Industriegasen sind noch lange nicht ausgeschöpft. Schließlich ist es das umfangreiche Produktportfolio für Kunden aus den unterschiedlichsten Branchen, das uns konjunkturelle Schwankungen abfedern lässt. Natürlich leiden auch wir darunter, wenn etwa die Automobilindustrie weniger Schweißgase ordert. Aber es gibt eben auch Sektoren, in denen unsere Gase auf einem stabil hohen Niveau gefragt bleiben, wie zum Beispiel in der Getränkeindustrie oder in der Medizin. Wir laden Sie dazu ein, tiefer in die Linde Welt einzutauchen – weil es ganz einfach spannend ist. Aber natürlich auch deshalb, weil es Ihr gutes Recht ist, sich ein Bild davon zu machen, wie wir uns für die vielleicht größte Wirtschaftskrise seit vielen Jahrzehnten gewappnet haben. Dabei dürfen wir nie vergessen: Strategien und Geschäftsmodelle, auch die besten, verbleiben im Reich der grauen Theorie, wenn sie nicht von engagierten, zu Höchstleistungen bereiten Mitarbeitern Tag für Tag umgesetzt werden. Unser Ziel ist klar abgesteckt: Wir wollen uns zu einer absoluten Hochleistungsorganisation (High Performance Organisation, HPO) entwickeln. Zu einem Unternehmen, in dem jeder das Beste gibt, sich kontinuierlich verbessert, Prozesse hinterfragt und entsprechend optimiert. Auf diese Weise werden wir unsere Effizienz und Produktivität in den kommenden Jahren deutlich steigern und unsere Wettbewerbsfähigkeit insgesamt noch weiter erhöhen. Wir können Ihnen in diesem „Annual“ natürlich nur einige der Menschen vorstellen, deren Herz laut und leidenschaftlich für Linde schlägt. Aber seien Sie versichert: Wir sind ein Team von annähernd 52.000, die genauso denken und handeln. 06 Linde Annual 2008 Vorstand und Aufsichtsrat Der Vorstand Professor Dr. Wolfgang Reitzle geboren 1949 Doktor der Ingenieurwissenschaften (Dr.-Ing.), Diplom-Wirtschaftsingenieur Vorsitzender des Vorstands Verantwortlich für Gist, die Global- und Zentralfunktionen Innovationsmanagement, Kommunikation & Investor Relations, Organisation & Informatik, Personal, Recht, Revision, SHEQ (Safety, Health, Environment, Quality), Six Sigma, Unternehmensentwicklung Mitglied des Vorstands seit 2002 Dr. Aldo Belloni geboren 1950 Doktor der Ingenieurwissenschaften (Dr.-Ing.) Verantwortlich für die Engineering Division, die operativen Segmente Westeuropa und Asien & Osteuropa, die Global Business Unit Tonnage (On-site) sowie die Business Area Electronics (Elektronikgase) Mitglied des Vorstands seit 2000 J. Kent Masters geboren 1960 BS Chemical Engineering, MBA Finance Verantwortlich für die operativen Segmente Amerika und Südpazifik & Afrika, die Global Business Unit Healthcare sowie die Business Area Merchant & Packaged Gases (Flüssig- und Flaschengase) Mitglied des Vorstands seit 2006 Georg Denoke geboren 1965 Diplom-Informationswissenschaftler, Diplom-Betriebswirt (BA) Verantwortlich für die Global- und Zentralfunktionen Beschaffung, Bilanzen, Controlling, Finanzen, Investitionen, Mergers & Acquisitions, Growth & Performance, Risikomanagement, Steuern Arbeitsdirektor Mitglied des Vorstands seit 2006 07 Der Aufsichtsrat (Stand 31. Dezember 2008) Mitglieder des Aufsichtsrats Dr. rer. pol. Manfred Schneider Vorsitzender Vorsitzender des Aufsichtsrats der Bayer AG Katte 1 Hans-Dieter stellv. Vorsitzender Vorsitzender des Betriebsrats des Betriebs Pullach der Engineering Division der Linde AG Michael Diekmann weiterer stellv. Vorsitzender Vorsitzender des Vorstands der Allianz SE Dr. rer. pol. Clemens Börsig Vorsitzender des Aufsichtsrats der Deutsche Bank AG Klaus-Peter Müller Vorsitzender des Aufsichtsrats der Commerzbank AG Gernot Hahl 1 Vorsitzender des Betriebsrats des Betriebs Worms der Gases Division der Linde AG Jens Riedel 1 Vorsitzender des Betriebsrats des Betriebs Leuna der Gases Division der Linde AG Dipl.-Soziologe Thilo Kämmerer 1 Gewerkschaftssekretär beim Vorstand der IG Metall Frankfurt Xaver Schmidt 1 (seit 8. September 2008) Vorstandssekretär der IG Bergbau, Chemie, Energie, Hannover Matthew F. C. Miau (seit 3. Juni 2008) Vorsitzender der MiTAC-SYNNEX-Group, Taiwan Dr. jur. Gerhard Beiten Rechtsanwalt Dipl.-Kfm. Josef Schregle1 Leiter Finanzen und Controlling der Engineering Division der Linde AG Ausschüsse des Aufsichtsrats (Mitglieder zum 31. Dezember 2008) Vermittlungsausschuss gemäß § 27 Abs. 3 MitbestG Dr. rer. pol. Manfred Schneider (Vorsitzender) Katte1 Hans-Dieter Michael Diekmann Gernot Hahl1 Ständiger Ausschuss Dr. rer. pol. Manfred Schneider (Vorsitzender) Prüfungsausschuss Dr. rer. pol. Clemens Börsig (Vorsitzender) Hans-Dieter Katte 1 Michael Diekmann Gernot Hahl1 Klaus-Peter Müller Gernot Hahl1 Hans-Dieter Katte1 Klaus-Peter Müller Dr. rer. pol. Manfred Schneider Nominierungsausschuss Dr. rer. pol. Manfred Schneider (Vorsitzender) Michael Diekmann Klaus-Peter Müller Im Geschäftsjahr 2008 ausgeschiedene Mitglieder des Aufsichtsrats Dr. rer. oec. Karl-Hermann Baumann (bis 3. Juni 2008) ehemaliger Vorsitzender des Aufsichtsrats der Siemens AG Dipl.-Wirtsch.-Ing. Gerhard Full (bis 3. Juni 2008) ehemaliger Vorsitzender des Vorstands der Linde AG Prof. Dr. jur. Jürgen Strube (bis 3. Juni 2008) Vorsitzender des Aufsichtsrats der BASF SE Dipl.-Ing. Siegried Friebel 1 (bis 3. Juni 2008) Vorsitzende des Betriebsrats der Linde-KCA-Dresden GmbH Josef Schuhbeck 1 (bis 3. Juni 2008) Vorsitzender des Betriebsrats des Betriebs Schalchen der Engineering Division der Linde AG Wilfried Woller 1 (bis 31. August 2008) Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstands, Vorstandsbereich 5 der IG Bergbau, Chemie, Energie2 1 Als 2 Bis Vertreter der Arbeitnehmer. 31. Juli 2008. Megatrends Eine sichere Energieversorgung ist die Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum. Vor allem in den sich rasch entwickelnden Ländern wie China, Indien oder Brasilien steigt der Energiebedarf enorm an. Gleichzeitig tragen so genannte Treibhausgase wie Kohlendioxid aus der Nutzung fossiler Brennstoffe zur Erderwärmung bei. Die steigende Energienachfrage zu decken und gleichzeitig den Ausstoß von klimaschädlichen Gasen deutlich zu verringern, ist eine der großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Unsere Technologien und Verfahren tragen dazu bei, diese Widersprüche in Einklang zu bringen. Der globale Megatrend Energie ist deshalb auch für Linde eine Wachstumsstory. Und die Erdgasverflüssigungs-Anlage bei Hammerfest ist nur das prominenteste von vielen Beispielen dafür. Kaltes Klima, kaltes Gas: Der Flüssiggastanker Arctic Princess legt an der Erdgasverflüssigungs-Anlage auf der Insel Melkøya vor Hammerfest an. Hier wird das auf –163 °C heruntergekühlte Erdgas in drei kugelförmige Tanks gefüllt und zu Kunden in Frankreich, Spanien und den USA transportiert – ohne via Pipeline durch politisch instabile Länder geleitet werden zu müssen. Linde leistet damit einen aktiven Beitrag zur globalen Energiesicherheit. Die Erschließung von Erdgasfeldern in entfernten Regionen unter schwierigen klimatischen Bedingungen ist eine technologische Herausforderung. Ebenso anspruchsvoll ist es, das Erdgas zu den Kunden zu transportieren. Es muss dazu verflüssigt werden. Mit der von Linde Engineering konzipierten und gebauten Groß-Anlage zur Erdgasverflüssigung im Norden Norwegens haben wir in jeder Hinsicht Pionierarbeit geleistet. Die Arctic Princess wird beladen: Pro Stunde strömen 12.000 Kubikmeter Flüssiggas in die Kugeltanks. Die Arctic Princess war der erste LNG-Tanker, der im Oktober 2007 mit 145.000 Kubikmetern verflüssigtem Erdgas an Bord die Anlage vor Hammerfest verließ. Derzeit befahren rund 280 LNGTanker die Weltmeere, im Jahr 2015 sollen es schon mehr als 400 sein. Ein durchschnittlich großes Tankschiff kann mit seinem Fassungsvermögen rund 34.000 Haushalte ein Jahr lang mit Energie versorgen. Ganz weit weg von der Hauptstadt Oslo: Für Hammerfest, die nördlichste Stadt Europas, ist die LNGAnlage (die auf dem rechten Bild motiv im Hintergrund zu sehen ist) ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. 16 Linde Annual 2008 megatrends Megatrends. Pionierleistung jenseits des Polarkreises. Verflüssigtes Erdgas (LNG = Liquefied Natural Gas – siehe Glossar) leistet schon jetzt einen wesentlichen Beitrag zu einer sicheren und sauberen Energieversorgung. Die Nachfrage wird weiter überdurchschnittlich ansteigen und macht auch die Erschließung von Erdgasfeldern in entfernten Regionen unter teilweise schwierigen klimatischen Bedingungen notwendig. Dass dies wirtschaftlich und ökologisch möglich ist, zeigt die Groß-Anlage zur Erdgasverflüssigung, die Linde auf der Insel Melkøya vor Hammerfest, der nördlichsten Stadt Europas, errichtet hat. Der stetig steigende Energieeinsatz als Basis für wirtschaftliches Wachstum scheint in einem krassen Widerspruch zur Notwendigkeit zu stehen, den Ausstoß an klimaschädlichen Gasen wie Kohlendioxid (CO2) weltweit möglichst zu halbieren. Dieser Spagat kann nur gelingen, wenn bei der Erzeugung von Strom und Wärme aus den ohnehin begrenzten fossilen Energieträgern der Ausstoß an Treibhaus gasen mit modernsten Technologien weitgehend vermieden wird und gleichzeitig alle verfügbaren Möglichkeiten zur Erzeugung erneuerbarer Energie konsequent genutzt werden. Um insbesondere den steigenden Wohlstand in Entwicklungsund Schwellenländern wie China, Indien oder Brasilien ohne gravierende und gar unumkehrbare Schäden für das Klima und die Umwelt zu ermöglichen, müssen die etablierten Industriestaaten ihre Energieeffizienz deutlich verbessern und ihren Ausstoß an klimaschädlichen Gasen weiter verringern. Gleichzeitig gilt es, durch einen intelligenten Mix aus fossilen Energieträgern und regenerativen Energiequellen die weltweite Versorgung sicherzustellen, ohne die ökonomischen und ökologischen Erfordernisse zu vernachlässigen. Diesen Herausforderungen stellt sich die Linde Group mit technologisch führenden Anlagen und innovativen Verfahren in allen Bereichen der Energieerzeugung: 3 So entwickeln wir zum Beispiel mit unseren Industriepartnern Technologien zur Abscheidung von CO2 aus den Rauchgasen von Kohlekraftwerken und zur dauerhaft sicheren Lagerung in tief gelegenen Gesteinschichten. 3 Erdölraffinerien rüsten wir mit Wasserstoff-Anlagen aus, die den Kraftstoff reinigen und entschwefeln. Außerdem liefert Linde für die effiziente Ausbeutung von Erdölfeldern CO2 und Stickstoff, mit deren Hilfe deutlich mehr Öl aus einer Lagerstätte gepresst werden kann, als dies mit reinem Wasserdruck möglich wäre. 3 Mit Erdgasreinigungs- und -verflüssigungs-Anlagen tragen wir maßgeblich dazu bei, Erdgaslagerstätten auch in entlegenen Regionen – wie etwa der Barentssee – wirtschaftlich zu erschließen und das verflüssigte Erdgas auch zu Kunden in aller Welt per Gastanker zu transportieren. 3 Zur Erzeugung von Strom, Wärme und Treibstoff aus Biogas, das in Mülldeponien entsteht, liefert Linde die notwendige Reinigungs- und Verflüssigungstechnik. 3 Als führender Hersteller von Wasserstoff (H2) und Vorreiter bei der Weiterentwicklung der Wasserstoff-Technologie ist es unser Ziel, diesem umweltfreundlichen Energieträger auch als alternativem Kraftstoff zum Durchbruch zu verhelfen. Wir unterstützen den Aufbau einer H2-Tankstellen-Infrastruktur und arbeiten zudem intensiv daran, Wasserstoff in großem Maßstab aus regenerativen Energiequellen zu erzeugen. 3 Für die Produktion von Solarzellen stellt Linde die erforderlichen Reinigungs- und Prozessgase bereit. Zudem projektiert unsere Tochtergesellschaft Bertrams Heatec AG Anlagen zur Wärmespeicherung von Energie aus thermischen Solar-Anlagen. Energieträger Erdgas im Aufwind Bereits heute und mehr noch in absehbarer Zukunft wird vor allem Erdgas eine zunehmend bedeutende Rolle bei der Energieversorgung spielen. Experten rechnen damit, dass die weltweiten Vorkommen des vergleichsweise schadstoffarmen Energieträgers Erdgas bei gleich bleibendem Verbrauch mindestens noch rund 150 Jahre ausreichen, während die Erdölquellen innerhalb der kommenden 40 Jahre versiegen werden. Da viele Gasfelder allerdings weit entfernt von den Verbrauchern in oft schwer zugänglichen Regionen liegen, beispielsweise unter den arktischen Meeren, kommt ein Transport des Gases per Pipeline aus wirtschaftlichen und technischen Gründen nicht in Betracht. Entfernungen von mehr als 3.000 Kilometern zwischen Quelle und Zielstationen gelten für Pipelines als unrentabel. Ein weiterer Nachteil: Pipelines müssen oft durch politisch instabile Regionen verlegt werden, wodurch eine dauerhaft gesicherte Versorgung der Kunden nicht gewährleistet ist. Vor diesem Hintergrund ist der Transport des Erdgases in Tankschiffen eine zuverlässige Alternative, zumal Gas in flüssigem Zustand 60-mal dichter ist als in seiner natürlichen Form. Somit kann es entsprechend platzsparender transportiert werden. Größte LNG-Anlage Europas Auch deshalb hat sich das norwegische Energieunternehmen StatoilHydro nach dem Fund der Erdgaslagerstätten in der Barentssee entschlossen, das mit unterseeischen Anlagen aus der Snøhvit-Lagerstätte geförderte Gas per 140 Kilometer langer Pipeline zur Insel Melkøya vor Hammerfest zu leiten und dort, 600 Kilometer jenseits des nördlichen Polarkreises, in Europas bislang größter Anlage zu ver- 17 flüssigen. Das auf –163 °C herunter gekühlte Gas – im Wesentlichen flüssiges Methan – wird dann per Tanker zu Kunden in den USA, Frankreich und Spanien transportiert. Lindes Engineering Division erhielt vom Snøhvit-Konsortium unter Führung von Statoil den Auftrag für das Engineering, die Beschaffung und die Montageüberwachung dieser Anlage – eine Aufgabe, die in vieler Hinsicht Pionierarbeit bedeutete. Denn weder hatte Linde bis dato eine derartige Groß-Anlage geliefert, noch konnten Auftraggeber und Auftragnehmer anfänglich die großen Herausforderungen, die die klimatischen Gegebenheiten und der abgelegene Standort im nördlichsten Teil Europas mit sich brachten, bis ins letzte Detail einschätzen. Technologisches Neuland Die Herausforderung begann bereits bei der Projektierung und Monta geplanung. Denn die wichtigsten Anlagenteile mussten wegen der extremen klimatischen Bedingungen im Norden Norwegens in südlicheren Regionen vormontiert werden. So entstand im südspanischen Cádiz die so genannte Barge, ein stählerner Lastkahn mit einer neun Meter hohen Bordwand, einer Länge von 154 Metern und einer Breite von 54 Metern. Darauf brachten die Linde Ingenieure auf mehreren Etagen einen Großteil der notwendigen Aggregate unter, die zum Teil in Frankreich und Italien gefertigt worden waren. Nachdem die 30 Meter hohe Anlagenkonstruktion montiert und seefest gemacht worden war, ging das Schiff mit einem Gesamtgewicht von 35.000 Tonnen auf die 2.700 Seemeilen (knapp 5.000 Kilometer) lange Reise nach Hammerfest. In Nordnorwegen angekommen, zogen Spezialisten die Barge mit Hafenschleppern und zwei starken Seilwinden in ihre Endposition in einem extra dafür ausgesparten Dock auf der Insel Melkøya. Dort wurde sie auf Fundamentsockel aus Beton abgesenkt, anschließend das Becken leer gepumpt und mit Kies aufgefüllt. Bereits vor der Barge war das in Antwerpen vorgefertigte Herzstück der LNG-Anlage auf dem Seeweg vor Hammerfest eingetroffen: eine 62 Meter hohe so genannte Coldbox (siehe Glossar). In dieser Coldbox findet der eigentliche Verflüssigungsprozess statt – die Abkühlung des Erdgases von +40 °C auf –163 °C. Vor der Abkühlung des Gases in den Wärmetauschern muss das Erdgas in mehreren Schritten von Wasser, Kondensaten, Glykol, Quecksilber und Kohlendioxid gereinigt werden. Zum Schutz der Umwelt wird das abgeschiedene CO2 komprimiert über eine Pipeline in separate Lagerstätten unter dem Meeresgrund abgeleitet. Stark steigende LNG-Nachfrage Nach rund sechsjähriger Bau-, Montage- und Erprobungszeit wurde die Anlage inzwischen auf volle Leistung hochgefahren. Wenn, wie vorgese- hen, im Jahr 2009 die volle Leistungsfähigkeit erreicht wird, werden jährlich rund sechs Milliarden Kubikmeter verflüssigtes Erdgas verschifft – voraussichtlich 30 Jahre lang. Statoil und das gesamte Snøhvit-Konsortium setzen auf einen stark wachsenden Markt, der die Gesamtinvestitionen auf der Insel Melkøya von rund 7,5 Mrd. EUR rentabel machen soll. Laut Schätzungen der Internationalen Energieagentur (IEA) in Paris wird die weltweite Nachfrage nach Erdgas bis 2020 jährlich um 3,5 Prozent wachsen. Dann dürfte Erdgas ein Viertel des weltweiten Energiebedarfs decken. Dabei wird LNG nach Angaben der Groupe International des Importateurs de Gaz Naturel Liquefie (GIIGNL) seinen Anteil von derzeit rund einem Drittel allen gehandelten Erdgases auf mehr als 50 Prozent bis zum Jahr 2030 steigern. Die Lieferungen aus der Barentssee werden dazu maßgeblich beitragen. Der erste LNG-Tanker, die Arctic Princess, verließ am 20. Oktober 2007 mit 145.000 Kubikmetern verflüssigtem Erdgas an Bord Hammerfest. Der Bau von LNG-Tankern boomt Dieser dynamische Anstieg der LNG-Nachfrage wirkt sich schon jetzt auf den Bau zusätzlicher Spezialtankschiffe für LNG aus. Derzeit befahren rund 280 LNG-Tanker die Weltmeere, wobei der Großteil des LNG aus Lagerstätten in Algerien, Indonesien, Malaysia, Iran und Katar stammt. Schon 2015 sollen mehr als 400 LNG-Tanker unterwegs sein. Moderne LNG-Tanker sind etwa 300 Meter lang und 50 Meter breit. Ein durchschnittlicher Erdgasfrachter fasst rund 150.000 Kubikmeter verflüssigtes Erdgas – genug, um rund 34.000 Haushalte ein Jahr lang zu versorgen. Bislang dominierten Gastanker mit den bekannten kugelförmigen Tanksystemen, Kvaerner-Moss-Typ oder Moss-Rosenberg-Sphärentank genannt, den LNG-Transport. Die drei bis fünf Kugeltanks an Bord haben einen Durchmesser von mindestens 40 Metern, die in Isolierschichten verpackten Wände bestehen in der Regel aus vier Zentimeter dickem Aluminium. Dank der Rundform sind diese Systeme in sich stabil. Eine Alternative sind die neuesten Tankschiffe des so genannten Membrantyps. Deren Tanks füllen nahezu den gesamten Schiffsrumpf aus und werden aus dünnem, flexiblem Membranmaterial, meist aus einer nur einen Millimeter starken Eisen-Nickel-Legierung – Invar –, gefertigt. Invar hat die Eigenschaft, auch unter extremen Temperaturbedingungen dehnungsstabil zu bleiben. Zwischen Rumpf und Membran liegt eine Isolierschicht aus verschiedenen Materialien wie Sperrholz oder Industrieschaum. Diese Isolierung schützt die stählerne Schiffswand vor der extremen Niedrigtemperatur des Tankinhalts und sorgt zusammen mit der ebenfalls isolierenden Membran dafür, dass sich das Gas während des Transports kaum erwärmt und nicht in großem Maßstab verdunstet. 18 Linde Annual 2008 megatrends Das Snøhvit-Projekt Förderbare Reserven 193 Milliarden Kubikmeter Erdgas, 17,9 Millionen Kubikmeter Kondensate (leichtes Öl), 5,1 Millionen Tonnen NGL (Natural Gas Liquids) Wassertiefe 250 bis 345 Meter Fördereinrichtungen Ferngesteuerte Unterseegeräte Pipelines 143 Kilometer für den Gastransport zur Küste, 153 Kilometer für die Rückführung des Kohlendioxids in den Meeresuntergrund Verarbeitungs-Anlage an Land Melkøya vor dem Hafen von Hammerfest Jährlicher Export 5,67 Milliarden Kubikmeter LNG, 500.000 bis 900.000 Kubikmeter Kondensate, 150.000 bis 250.000 Tonnen Flüssiggas (LPG) Schiffstransporte Rund 70 Betankungen pro Jahr Produktionsperiode 2007 bis 2035 Lediglich 0,15 bis 0,2 Prozent des flüssigen Methans verdunsten täglich beim Transport. Dieses so genannte Boil-off-Gas wird zum Druckausgleich aus dem Tank abgeführt und meist als Treibstoff für den Antrieb des Schiffes verwendet. Gänzlich verhindern lassen sich Abdampfverluste also nicht, das Gas kann aber mit modernster Technologie gesammelt und rückverflüssigt werden. Ein entsprechendes Verfahren hat die französische Linde Tochtergesellschaft Cryostar entwickelt. Auf großen Schiffen und langen Routen ist dieses Verfahren in Verbindung mit langsam laufenden Dieselmaschinen anstelle des herkömmlichen Dampfturbinenantriebs nicht nur wirtschaftlicher, sondern wegen des geringeren CO2-Ausstoßes auch deutlich klimafreundlicher. Der energiesparende Rückverflüssigungsprozess bewährt sich bereits seit dem Jahr 2008 in LNG-Tankern der Werft Samsung Heavy Industries. Diese modernen Membrantanker verfügen über ein maximales Ladevolumen von 265.000 Kubikmetern und transportieren flüssiges Erdgas von Katar in die USA. Für die Zukunft gerüstet Mit unserem führenden Know-how im Umgang mit Gasen und innovativen Anlagen und Verfahren zur Erdgasbehandlung leisten wir einen wertvollen Beitrag zu einem breit gefächerten, klimafreundlichen Energiemix. Auf dieser Basis werden wir auch in Zukunft eine maßgebliche Rolle bei der nachhaltigen Energieversorgung spielen können. Mit Europas größter Erdgasverflüssigungs-Anlage in Hammerfest haben wir bewiesen, dass wir auch in großem Maßstab und unter schwierigen klimatischen Bedingungen Anlagen dieser Art bauen können. Die Anlage in Hammerfest mit all ihren Einzelkomponenten – Gasturbinen und Generatoren zur Stromerzeugung, Pumpen, Wärmetauschern und Kompressoren – ist für Linde ein Referenzprojekt in einem Wachstumsmarkt. Mit dem erfolgreichen Betrieb dieser Anlage haben wir uns für weitere LNG-Großaufträge weltweit empfohlen. 19 01 04 02 03 05 01 Der Golfstrom sorgt dafür, dass das Klima trotz des Breitengrades vergleichsweise mild ist. Während die Temperaturen im Winter durchschnittlich bei –5 °C liegen und für verschneite und vereiste Straßen sorgen, bleibt das Meer eisfrei. 04 Das Meer bestimmt noch immer die Wirtschaft rund um Hammerfest. Wichtigster Produktionszweig ist die Fischerei. Die LNG-Anlage hat darüber hinaus rund 350 dauerhafte Arbeitsplätze für die Region geschaffen. 02 Damit die LNG-Tanker ihr wertvolles Gut aufnehmen und an den Bestimmungsort bringen können, sind spezielle Abfüll-Anlagen notwendig. 05 Blick vom so genannten oberen Deck auf das Kernstück der Anlage. 03 In Hammerfest geht zwischen dem 22. November und dem 21. Januar die Sonne nicht auf. Wegen der langen Winternacht bekam die Stadt 1891 als eine der ersten in Europa eine elektrische Straßenbeleuchtung. Konzentriert, aber zufrieden: Rudolf Stockmann (stehend) blickt einem Kollegen in der Steuerungszentrale der LNG-Anlage über die Schulter. Die LNG-Produktion konnte im vergangenen Jahr schrittweise auf die volle Kapazität gesteigert werden. Auch unser innovatives Verfahren zur CO2-Abtrennung aus dem Erd gasstrom und die Verflüssigung und Einspeicherung des CO2 in Forma tionen unter dem Meeresgrund wird regelmäßig genutzt. 21 Interview mit: Rudolf Stockmann, Lead Process Engineer, Hammerfest, Norwegen „Gute Zusammenarbeit im Team“ Herr Stockmann, welche persönlichen Überlebensstrategien haben Sie sich zurechtgelegt, um einen langen und dunklen Winter nördlich des Polarkreises zu überstehen? 1 (Lacht) Zu meinem Survival-Gepäck gehören unbedingt Schuhe mit Spikes an den Sohlen, die man hier auch überall kaufen kann. Die nasskalte Luft im Winterhalbjahr sorgt nämlich dafür, dass Wege und Straßen durch den ständigen Wechsel zwischen Frost und Tauwetter oft spiegelglatt sind. Aber ich bin ja ein alter Hase und daran gewöhnt: Schließlich bin ich von Anfang an, seit Oktober 2000, dabei, seit Februar 2006 in Hammerfest. Und ich werde einer der Letzten sein, die hier gehen, wenn im Winter 2009 unsere Mission beendet sein wird. Wo haben Sie denn all die Jahre gewohnt? 1 Ich habe ein Appartement am Stadtrand von Hammerfest. Im Sommer ist das herrlich, wenn die Sonne 24 Stunden lang nicht untergeht. Aber man muss während der Mittsommernacht diszipliniert sein und irgendwann eben doch schlafen. Sonst verbringt man den Sommer in einem Zustand permanenter Übermüdung. Was war die größte Herausforderung, die Sie im Zusammenhang mit dem Bau der Anlage zu meistern hatten? 1 Erstens der Zeitdruck, zweitens die Qualitätsanforderungen unter diesem enormen Zeitdruck. Was wir hier gemacht haben, ist komplettes Neuland: Mit unzähligen Überstunden, immer wieder ver schobenen Urlaubstagen und mit Schichten bis tief in die Nacht hinein in der Anlaufphase der Anlage. Aber wir sind Schritt für Schritt vorangekommen – und das war sehr positiv und befriedigend. Was werden Sie vermissen, wenn Sie wieder in Deutschland sind? 1 Die gute Zusammenarbeit im Team, mit den Kollegen unseres Kunden Statoil. So ein großes Projekt schweißt zusammen. Wir haben gemeinsam nach Lösungen gesucht – auch wenn es richtig schwierig war. Und dabei trotzdem immer einen Grund zum Lachen gefunden. Wie stellt Linde sicher, dass das beim Bau der Anlage erworbene Wissen nicht verloren geht? 1 Wir haben alles penibel dokumentiert. Aber ein Großteil ist eben auch persönliche Erfahrung, zum Beispiel das Anfahren der Anlage – trotz Hightech. Wäre Linde in der Lage, noch größere LNG-Anlagen zu planen und zu bauen? 1 Mit der hier gesammelten Erfahrung: grundsätzlich ja. Aber die 150-Megawatt-Anlage, die wir hier zur Verflüssigung des Erdgases haben, ist schon ein gewaltig großer Kühlschrank. 22 Linde Annual 2008 megatrends megatrend energie Unser Know-how bei der Verflüssigung von Erdgas ist nur eines von vielen Beispielen, die zeigen, wie Linde dazu beiträgt, den global steigenden Energiebedarf nachhaltig zu decken. Mit einer Vielzahl von Anwendungen helfen wir, erneuerbare Energien wirtschaft- 3 Kohle Kohle ist wieder ins Blickfeld gerückt, denn sie verfügt als Alternative zu Öl und Gas über großes Potenzial. Zum Beispiel kann auf dem Wege der Kohleverflüssigung (Coal-to-Liquids, CTL) Kohle das Erdöl selbst im Anwendungsbereich Kraftstoffe direkt ersetzen. Ein wichtiger Baustein für CTL-Projekte sind Gasreinigungs-Anlagen. Eine solche Anlage bauen wir zum Beispiel für Shell in China. lich nutzbar zu machen und fossile Rohstoffe effizienter zu fördern. Denn eines ist sicher: Die fossilen Energieträger bleiben ein knappes Gut und ihr Preis wird nach dem Ende der Wirtschaftskrise wieder steigen. Umwandlung von Deponiegas in umweltfreundliches Biogas. Daneben stellt Linde weltweit Technologien für die Verarbeitung, die Reinigung, den Transport und die Lagerung von Biogas zur Verfügung. Gemeinsam mit der Süd-Chemie AG (München) entwickeln und vermarkten wir Anlagen für die Produktion von Biokraftstoffen der zweiten Generation. Dabei wird Ethanol biotechnologisch aus zellulosehaltigen Pflanzenbestandteilen gewonnen. 3 Erdölförderung Auch an neuen Verfahren zur Erdölförderung ist Linde beteiligt. Mit zunehmender Ausbeutung lässt der Förderdruck in einem Ölfeld nach, die Förderrate sinkt. Dieser Verlauf lässt sich beeinflussen – durch die so genannte Enhanced Oil Recovery (EOR – siehe Glossar). Bei diesem Verfahren presst man unter anderem Gas ein, um den Rückgang der Förderrate zu verzögern oder zu verringern. Beim so genannten CO2- oder Stickstoff-Flooding werden abwechselnd Wasser und CO2 oder Stickstoff in das Reservoir gepumpt. Das unter hohem Druck eingeflutete Gas lässt sich aus dem produzierten Öl einfach abtrennen und wieder in den Kreislauf führen. Linde unterstützt dieses Verfahren durch den Bau von Luftzerlegungs-Anlagen, die die erforderlichen Mengen an Stickstoff produzieren. Ein herausragendes Beispiel für unsere Aktivitäten in diesem Bereich ist die weltweit größte Luftzerlegungs-Anlage, die wir im Jahr 2000 am Golf von Mexiko in Betrieb genommen und 2006 erweitert haben. Unser Kunde ist die staatliche Petroleos Mexicanos Coportivo (Pemex), die das Ölfeld Cantarell erschließt. 3 Solarenergie Das Thema Solarenergie entwickelt sich für Linde zu einem wichtigen Wachstumsmarkt: Wir liefern Spezialgase für die Hersteller von Photovoltaikzellen und machen damit ihre Produktionsprozesse energieeffizienter und umweltfreundlicher (siehe Seite 24 ff.). Zudem haben wir im Jahr 2007 mit der Akquisition des Schweizer Anlagenbauers Bertrams Heatec AG unser Portfolio um Technologien für die Gewinnung von Solarenergie erweitert. Bertrams ist ein führender Spezialist im Bau von Anlagen zur sicheren Übertragung von Prozesswärme – zum Beispiel bei thermischen Solarkraftwerken. Im Gegensatz zu Photovoltaik-Anlagen konzentrieren thermische Solarkraftwerke das Sonnenlicht mit Spiegeln und erzeugen mit der so gewonnenen Wärme (daher „thermisch“) in nachgeschalteten Dampfkreisläufen mittels Generatoren Strom. Eine Besonderheit dieses Kraftwerkstyps ist die Möglichkeit der Wärmespeicherung: Am Tag kann Sonnenwärme eingespeichert und nachts weiterhin Strom erzeugt werden. 3 Biogas-Anlagen Biogas-Anlagen werden zur Erzeugung von Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien immer wichtiger. Linde und das US-Unternehmen Waste Management Inc. bauen derzeit im Rahmen eines Joint Ventures in Livermore (Kalifornien) die weltweit größte Anlage zur 3 Wasserstoff Darüber hinaus tragen wir mit der konsequenten Weiterentwicklung des umweltfreundlichen Energieträgers Wasserstoff zu einer Energieversorgung bei, die auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist (siehe Innovationen, Seite 36 f.). 23 Globaler Megatrend Energie – unser Beitrag zur Versorgungssicherheit Wir leisten mit unseren Technologien einen Beitrag zur Versorgungssicherheit – und profitieren dabei vom globalen Megatrend Energie. Über die gesamten Wertschöpfungsketten erneuerbarer und fossiler Energieträger hinweg kommen unsere Verfahren zum Einsatz. Wir intensivieren insbesondere unsere Aktivitäten im Bereich der erneuerbaren Energien, sind aber auch an Pilotprojekten in Kohlekraftwerken zur Abtrennung, Reinigung und Speicherung von Kohlendioxid beteiligt, die inzwischen auch von der Bundesregierung gefördert werden. Schließlich wird Kohle noch auf lange Zeit als Energieträger unverzichtbar bleiben. Kraftwerke müssen deshalb so umweltfreundlich wie möglich betrieben werden (für weiterführende Informationen verweisen wir auf den Linde Corporate Responsibility Report 2008 mit dem Schwerpunkt thema „Clean Technologies“ – auch zum Herunterladen unter www.linde.com). Wertschöpfungskette Energie Fossile Energieträger Erneuerbare Energien Rohstoffe Solarenergie Biomasse Vorgelagerte Prozesse Umwandlung Transport Speicherung Anwendungen Thermische Solarenergie NF3- und SF6 -Substitution Nachhaltige Mobilität mit „grünem“ Wasserstoff „Grüner“ Wasserstoff Biogas, Biokraftstoff Betankung mit Biogas Erdgas Enhanced Gas Recovery LNG, Floating LNG, GtL Erdöl Enhanced Oil Recovery Kraftstoffentschwefelung Kohle LNG-Rückverflüssigung an Bord Abtrennung, Reinigung und Speicherung von CO2 (CCS) 3 CO2-Recycling Technische Gaseanwendungen, u. a. für: 3 Emissions- reduktion 3 Energie- ersparnis Innovationen Durch kontinuierliche Forschung und die Weiterentwicklung erprobter Verfahren und Prozesse erschließen wir immer wieder neue Anwendungsbereiche für unsere Produkte und Dienstleistungen. Das Spektrum reicht von Applikationen für den Gesundheitsbereich bis hin zur wachstumsstarken Photovoltaikindustrie. Dabei leisten unsere neuen Spezialgase und Gasversorgungssysteme einen Beitrag zum Klimaschutz und garantieren die Betriebssicherheit in den Solarmodulfabriken. Der Parque de Solar Arnedo in Spanien: Solarmodule, so weit das Auge reicht. Gerade in sonnenreichen Regionen lohnt es sich, Strom mit Hilfe von Solarzellen zu erzeugen. Linde ist der größte Gaselieferant für die Photovoltaikindustrie weltweit – auch die Solarzellen dieses Solarparks im Süden der Iberischen Halb insel wurden mit Hilfe unserer Gase hergestellt. Spanien ist nach Deutschland der zweitgrößte Markt für Solarmodule. Industrie- und Elektronikgase sind unverzichtbar für die Herstellung von Solarzellen. Sowohl beim Auftragen der hauchdünnen Siliziumschichten als auch beim Reinigen der Produktionskammern kommen unsere Gase zum Einsatz – auch bei T-Solar im spanischen Ourense. Auf die Temperatur der Gase kommt es an: Kühlaggregate sorgen dafür, dass auch unter der spanischen Sonne garantiert die richtige Gastemperatur für die Produktion der Dünnschicht-Solarzellenmodule herrscht. (Bild rechts) Unser Know-how beim Einsatz von Industrie- und Spezialgasen zur Dünnschichtzellen-Produktion basiert auf unseren Erfahrungen als Gase lieferant der Halbleiterhersteller und LCD-Flachbildschirm-Produzenten. Der Fertigungsprozess der Solar module ist ähnlich komplex und erford ert reibungslose Abläufe, damit eine hohe Qualität sicher gestellt ist. 30 Linde Annual 2008 innovationen Innovationen. Ein Platz an der Sonne. Die Stromerzeugung aus Sonnenenergie mittels großer Solar-Dünnschicht-Module hat in den vergangenen Jahren einen technologischen Quantensprung erlebt. Insbesondere in Europa und Asien entstanden hochmoderne Fabriken zur Herstellung dieser Solarzellen, deren Produktion den Einsatz von Industrie- und Elektronikgasen erfordert. Man benötigt die Gase sowohl zum Auftragen der hauchdünnen Siliziumschichten auf die bis zu 5,7 Quadratmeter großen Module, aber auch zum Reinigen der Produk tionskammern. Um den Wirkungsgrad der Solarmodule weiter zu steigern, arbeitet Linde als weltweit größter Gaselieferant auf diesem Gebiet mit den Kunden, den Anlagenbauern und der Wissenschaft eng zusammen. Diese Zusammenarbeit umfasst mehrere Ebenen: Zum einen liefern wir die Gase zur Herstellung der Photovoltaikmodule und zur Reinigung der Anlagen. Zum anderen beraten wir unsere Kunden bei der Planung und dem Bau der Infrastruktur zur Gaseversorgung. Und schließlich betreiben und warten wir auch die Versorgungssysteme vor Ort. Dabei arbeiten wir eng mit den Solarmodulproduzenten zusammen, aber auch mit den Herstellern der entsprechenden Produktions-Anlagen. Wir richten unser Versorgungskonzept dabei an den jeweiligen Besonderheiten der Anlagen aus. Das Ziel ist stets das gleiche: Wir wollen gemeinsam mit unseren Kunden die Technologie so weit entwickeln, dass sich die Energiegewinnung aus Sonnenkraft im Wettbewerb mit der Energieerzeugung aus nicht erneuerbaren Quellen behaupten kann. Optimistische Prognosen sind in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wie diesen selten: Um mindestens 30 Prozent, vermutlich sogar noch stärker, werden die Umsätze mit Gasen für die Solarstromerzeugung jährlich steigen, schätzen unsere Experten. Grundlage für diese Vorhersage ist das dynamische Wachstum der Photovoltaikindustrie, insbesondere der Dünnschicht-Photovoltaik. Wir erwarten, dass die Hersteller von Photovoltaikmodulen bereits ab dem Jahr 2012 mehr Geld für Gase ausgeben werden als beispielsweise die Produzenten von Flachbildschirmen. Und ab 2017 dürften sogar die Mikrochipher steller – bislang mit Abstand die größten Abnehmer von Elektronikund Spezialgasen – von der Photovoltaikindustrie überholt werden. Diese Prognosen basieren auf der Annahme, dass die Solarenergie weltweit weiter an Bedeutung gewinnt: zur Verringerung des Kohlen dioxidausstoßes, aber auch als Ersatz für die zur Neige gehenden fossilen Rohstoffe. Die Unternehmensberatung Frost & Sullivan rechnet damit, dass sich bis zum Jahr 2012 die Umsätze der Solarzellen- und -modulhersteller von derzeit rund 7 Mrd. USD auf 16,4 Mrd. USD erhöhen und damit mehr als verdoppeln werden. Voraussetzung dafür sind weitere technologische Innovationen bei der Produktion von Solarmodulen. Seit sich die Dünnschichttechnologie als Verfahren zur Herstellung von großflächigen Solarmodulen in der Massenfertigung durchsetzen konnte, hat weltweit ein wahrer Wettlauf beim Aufbau von Produktionskapazitäten begonnen. Ein Schwerpunkt liegt in Deutschland, aber auch in Südeuropa, Japan, China und Indien wurden Solarfabriken gebaut. Der angekündigte Richtungswechsel der neuen US-Regierung in der Energiepolitik könnte zudem die USA zu einem wichtigen Markt für Solarenergie werden lassen. An dieser dynamischen Entwicklung werden unsere Tochtergesellschaft Linde Nippon Sanso und andere im asiatischen Markt präsente Konzerngesellschaften von Linde partizipieren. Wir sind bereits heute Marktführer im Segment der siliziumbasierten Dünnschicht-Solarzellen (siehe Glossar) und Partner von nahezu allen Solarzellenherstellern der Welt. Klimaneutrales Produktionsverfahren Der Einsatz von Industrie- und Spezialgasen bei der Dünnschichtzellen-Produktion basiert auf den Erfahrungen von Linde als Gaselieferant der Halbleiterhersteller und der LCD-Flachbildschirm-Produ zenten. Auch hier wird bei der Fertigung Silizium (siehe Glossar) unter Einsatz des Spezialgases Silan durch die so genannte chemische Gasphasenabscheidung auf ein Trägermaterial (Substrat) wie Glas, Metall oder Keramik aufgebracht. Weil dabei auch die Produktionskammern mit Silizium benetzt werden, müssen sie nach jedem Produktionsdurchlauf gereinigt werden. Diesen Part übernimmt herkömmlicherweise Stickstofftrifluorid (NF3) – ein Gas, das allerdings klimaschädlich ist. Deshalb ersetzen wir NF3 schrittweise durch das klimaneutrale Fluor (F2), das wir On-site produzieren. Diese Technologie beherrschen wir als einziger Gaseanbieter weltweit. Außerdem kommen bei der Dünnschichtzellen-Fertigung auch Stickstoff und Wasserstoff zum Einsatz. Referenz-Anlage in Spanien Linde hat inzwischen weltweit mehr als 20 Projekte für die Dünnschichtzellen-Produktion begleitet – von der Auftragsvorbereitung bis zu Arbeiten an Erweiterungs-Anlagen. Ein herausragendes Beispiel ist die Fertigungsstätte in Ourense (Spanien). Dort errichtete das Unternehmen T-Solar die erste spanische Fabrik für Dünnschicht-Solarzellen. Die Anlage nahm Mitte 2008 den Betrieb auf und produziert Solarmodule, die mit Maßen von bis zu 2,2 mal 2,6 Metern (5,72 Qua dratmeter) fünfmal größer sind als konventionelle Solarzellenmodule aus Siliziumwafern (siehe Glossar). Nach einer Anlaufphase wird T-Solar in diesem Werk jährlich Module mit einer Gesamtleistung von 40 Megawatt herstellen und mit rund 190 Mitarbeitern mehr als 100 Mio. EUR umsetzen. 31 Als Partner der Solarwirtschaft arbeitet Linde in einem Netzwerk mit führenden Herstellern der Produktions-Anlagen sowie einschlägigen Forschungseinrichtungen daran, die Leistung der Module und den Anlagendurchsatz weiter zu steigern, um Solarstrom noch wettbewerbsfähiger zu machen. Linde hat zu dieser Anlage das so genannte Design für die Gaseversorgung, das Engineering und das Projektmanagement bis zur schlüsselfertigen Übergabe beigetragen. Zu den Versorgungseinrichtungen zählen Gasetanks und Drucklufterzeuger, ein kilometerlanges Rohr leitungssystem, zahllose Ventile sowie zuverlässige Sicherheitsvorrichtungen. Diese umfassen beispielsweise 150 Gasdetektoren, die ein unkontrolliertes Austreten der Gase verhindern. Das Silan, das in der neuen Fabrik in Spanien verwendet wird, beziehen wir derzeit noch von amerikanischen und asiatischen Vorlieferanten. Zukünftig werden wir T-Solar und andere Kunden in Europa aus unserer neuen Anlage in Schwarze Pumpe (Deutschland) versorgen. In einer zweiten Ausbaustufe der Solarmodulfabrik in Ourense wird Linde Stickstoff, Wasserstoff und voraussichtlich auch Fluor On-site erzeugen. Fluor wird es dem Modulhersteller ermöglichen, bei der Reinigung der Kammern das klimaneutrale F 2 anstelle des umweltschädigenden NF3 zu verwenden. Bei voller Produktionskapazität verlassen pro Stunde 20 Module die Fabrik, die zunächst für den Bau von 16 Solarkraftwerken vorgesehen sind, die T-Solar derzeit im Süden Spaniens errichtet. Mit dem Abschluss des zweiten Bauabschnitts in Ourense und dem Einsatz neuer Produktions-Anlagen sollen die Module dann in der so genannten Tandemschicht-Technologie hergestellt werden. Dabei werden amorphes und mikrokristallines Silizium (siehe Glossar) in einer Zelle vereint. Dieses Verfahren ermöglicht einen um bis zu 50 Prozent höheren Wirkungsgrad im Vergleich zu Modulen mit rein amorphen Zellen. Zudem senkt die Tandemschicht-Fertigung die Kosten pro Watt und spart Energie. Diese neue Produktionstechnik wird damit die Wirtschaftlichkeit der Energieerzeugung aus Sonnenkraft weiter erhöhen und näher an die so genannte Grid Parity (siehe Glossar) heranführen. Dies gilt insbesondere für Südspanien, wo die Gestehungskosten von Strom aus Sonnenenergie – wie auch in anderen südlichen Regionen Europas – auf Grund der starken Sonneneinstrahlung und der damit verbundenen hohen Effizienz der Anlagen besonders günstig sind. Zusammenarbeit für den Fortschritt Um Solarstrom noch wettbewerbsfähiger zu machen, setzt Linde auf die enge Zusammenarbeit mit allen Unternehmen der Solarwirtschaft, den führenden Herstellern der Produktions-Anlagen und den einschlägigen Forschungseinrichtungen. „Das gemeinsame Ziel ist es, in enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden die Kosten pro Watt zu halbieren. Hierzu können wir als Gaselieferant beitragen, indem wir die Leistung der Module und den Anlagendurchsatz weiter steigern“, erklärt Andreas Weisheit, Leiter Geschäftsentwicklung Photovoltaik in Europa. Gerade die Dünnschicht-Technologie habe noch erhebliches Potenzial, die Produktivität weiter zu verbessern. Einer der weltweit größten Hersteller der Produktions-Anlagen rechnet damit, dass die großflächigen Module der jüngsten Generation die Kosten für die Erzeugung von Solarstrom um bis zu 25 Prozent im Vergleich zu den kleineren Modulen senken werden. 32 Linde Annual 2008 innovationen Beispielhafte Großprojekte Die Stadt der Zukunft: Masdar City Um den Wirkungsgrad und die Kosteneffizienz weiter zu erhöhen, formieren sich Allianzen aus Industrie, Forschungseinrichtungen und Investoren – bei fast allen Projekten ist Linde dabei. So haben zum Beispiel der Energiekonzern E.ON (Düsseldorf) und der Fassaden- und Dachsystemehersteller Schüco (Bielefeld) das Gemeinschaftsunternehmen Malibu gegründet, das Photovoltaikmodule speziell für den Bürofassadenbau fertigt. Das Werk in Magdeburg (Sachsen-Anhalt) hat mit einer Jahreskapazität von 40 Megawatt im Herbst 2008 die Produktion aufgenommen. Außerdem unterstützt Malibu mehrere Forschungseinrichtungen in Deutschland und Europa mit dem Ziel, den Wirkungsgrad der Anlagen weiter zu steigern. Unter anderem soll dazu eine Stiftungsprofessur an der Universität Bielefeld bei tragen. Auch Linde bringt sein Know-how in diese Entwicklungsar beiten ein. In Berlin nahm die Inventux Technologies AG Anfang Dezember 2008 die Produktion von großflächigen mikromorphen Dünnschicht-Solarmodulen auf. Das Unternehmen investierte in einem ersten Schritt rund 49 Mio. EUR. Jährlich sollen dort Solarmodule mit einer Kapazität von 33 Megawatt hergestellt werden. Das entspricht 275.000 Modulen und damit in etwa einer Fläche von 60 Fußball feldern. Linde hat auch für diese Anlage die komplette Gaseinfrastruktur und -versorgung geliefert. Inventux will die DünnschichtPhotovoltaikmodule zunächst in Deutschland und Spanien, danach auch in Italien, Frankreich, Griechenland und den USA verkaufen. Darüber hinaus ist Linde am Bau einer Photovoltaik-Produktionslinie des schweizerischen Anlagenbauers Oerlikon Solar für die italienische Pramac-Gruppe beteiligt. Das Werk entsteht im Schweizer Kanton Tessin und nimmt 2009 die Fertigung auf. In der Anfangsphase ist die Herstellung von 250.000 Modulen mit einer Leistung von 30 Megawatt im Jahr vorgesehen. Bis zum Jahr 2011 soll die Kapazität 120 Megawatt erreichen. Die Module können wie Fenster montiert und auch zur Gebäudeverkleidung eingesetzt werden. In eine völlig neue Dimension will das Solarprojekt Masdar PV vorstoßen: Die 100-prozentige Tochtergesellschaft der Abu Dhabi Future Energy Company (ADFEC) errichtet zurzeit in Erfurt (Thüringen) für 150 Mio. EUR ein Werk zur Herstellung von Dünnschicht-Solarzellen, das im dritten Quartal 2009 in Betrieb gehen soll. Die Produktionskapazität ist zunächst auf eine Jahresleistung von 50 Megawatt ausgelegt und soll bis 2010 weiter steigen. Das ehrgeizige Ziel der Gesellschaft ist es, bis zum Jahr 2013 zu einem der drei größten Produzenten von Dünnschicht-Photovoltaikzellen weltweit aufzusteigen. Unser Tochterunternehmen Linde Nippon Sanso übernimmt auch hier die Belieferung mit allen Industrie- und Spezialgasen, das Design und die Installation der Gaseversorgung und -verteilung sowie den Betrieb und die Wartung der Systeme mittels eines „Total Gas Management“Teams vor Ort. Masdar PV ist Teil der Masdar-Initiative, mit der das Emirat Abu Dhabi insgesamt 15 Mrd. USD in den Aufbau von Masdar City investieren will – der ersten CO2-freien, autofreien und abfallfreien Solarindustriestadt der Welt, in der bis zu 50.000 Menschen leben sollen. Der Grundstein für Masdar City wurde im Februar 2008 gelegt. Seither haben sich auch am Persischen Golf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und damit die Voraussetzungen für Investitionen in ambitionierte Projekte verschlechtert. Doch die Golfstaaten halten an ihrem Ziel fest: Sie wollen auch jenseits von Erdöl und Erdgas eine Zukunft gestalten – Linde gestaltet diese Zukunft aktiv mit. 33 01 04 02 03 05 01 Spaniens erste Fabrik für Dünnschicht-Solarzellen ging Mitte des Jahres 2008 in Ourense in Betrieb. Die hier von T-Solar hergestellten Module sind bis zu fünfmal größer als konventionelle Solarzellenmodule aus Siliziumwafern. Stickstoff, Wasserstoff und das klimaneutrale Fluor (F2) kommen bei der Fertigung zum Einsatz. 03 Es gibt viel zu tun: 16 Solarkraftwerke will T-Solar allein im Süden Spaniens errichten. Die Module der nächsten Generation werden über einen noch höheren Wirkungsgrad verfügen. 02 High-Techmaschinen zur Herstellung der Solarpanels: Für das hochkomplexe Verfahren werden aus dem darunterliegenden Kellerbereich Gase von Linde in die Anlage eingespeist. 05 Die Kraft der Sonne nutzen: 2,2 mal 2,6 Meter messen die Solarmodule, die in Ourense gefertigt werden. 04 Das T-Solar-Kraftwerk in Parque de Solar, Arnedo, Spanien. Als eine der ersten Anlagen in Europa zur Dünnschichtmodul-Produktion stößt die Fabrik in Ourense auf großes Interesse. Alexandre Lemée, Sales Manager von Linde Nippon Sanso, verweist auf die Stärken von Linde als Gaselieferant: Zuverlässigkeit und langfristige Preisgarantien sind entscheidend für eine Technologie, bei der sich die Kosten für Gase auf rund 15 Prozent der gesamten Herstellungskosten belaufen. 35 Interview mit: Alexandre Lemée, Sales Manager von Linde Nippon Sanso in Spanien „Großes Marktpotenzial in Spanien“ Herr Lemée, welche Aufgaben haben Sie als Sales Manager? 1 Ich bin für die reibungslose Zusammenarbeit mit unseren wichtigsten Kunden verantwortlich. Zurzeit kümmere ich mich vor allem um T-Solar. Gemeinsam mit unserem Team vor Ort sorge ich dafür, dass wir alle vereinbarten Leistungen verlässlich und in höchster Qualität erbringen. Natürlich ver suche ich, darüber hinaus auch das Neukundengeschäft weiter anzukurbeln. Die Anlage in Ourense gilt als Referenzprojekt für weitere Aufträge für Linde aus der Solarenergie branche. Wie ist das Interesse auf dem Markt? 1 Seit die Anlage im Juni 2008 den Betrieb aufgenommen hat, hatten wir tatsächlich eine ganze Reihe interessierter Besuchergruppen. Zu Beginn der Produktion gab es ja in Europa kaum eine vergleichbare Fabrikation von Dünnschichtmodulen, die man sich hätte ansehen können. Waren denn auch potenzielle Kunden darunter? 1 Das Interesse an der Dünnschichttechnologie ist sehr groß. Wir hoffen, bald einen ähnlichen Auftrag zu erhalten wie den von T-Solar. Wie beurteilen Sie das Marktpotenzial in Spanien? 1 Spanien ist nach Deutschland der zweitgrößte Markt für Solarmodule. Wir hatten im vergangenen Jahr eine Reihe von Anfragen, darunter auch von Investoren, die sich naturgemäß nach der Rendite solcher Anlagen erkundigten. Aber der Markt spielt nicht mehr verrückt, die Finanzkrise hat auch für eine gesunde Bereinigung gesorgt. Bei den ernsthaften Interessenten handelt es sich um branchenkundige Investoren mit einem soliden finanziellen Background. Wir schätzen das Marktpotenzial für Dünnschicht-Anlagen in Spanien auf etwa 500 Megawatt (installierte Leistung derzeit: 45 Megawatt, Anm. d. Red.). Welche Stärken kann Linde ins Feld führen, um als Gaselieferant bei dieser Marktentwicklung mit von der Partie zu sein? 1 Viel Erfahrung, absolut zuverlässige Gaselieferungen und längerfristige Preisgarantien. Das ist sehr wichtig, weil gerade bei der Dünnschichttechnologie die Kosten für die Gase 10 bis 15 Prozent der gesamten Produktionskosten ausmachen. 36 Linde Annual 2008 innovationen INNOVATIONEN Die Einsatzmöglichkeiten von Industriegasen sind noch lange nicht ausgeschöpft. Viele unserer Neuentwicklungen zielen auf den wachsenden Markt für Umwelt- und Energietechnologien. So arbeiten wir beispielsweise in engem Schulterschluss mit unseren Industrie- partnern an Lösungen für eine umweltfreundlichere Produktion von Elektrizität und Kraftstoffen. Zudem sind wir an der Entwicklung der wesentlichen Verfahren für so genannte emissionsfreie Kraftwerke beteiligt. 3 Kooperation zur Erprobung des Oxyfuel-Verbrennungsverfahrens Linde und die Vattenfall Europe Technology Research GmbH, ein Tochterunternehmen des Energiekonzerns Vattenfall, haben im September 2008 eine umfassende Technologiepartnerschaft zur Kohlendioxidabtrennung in Kohlekraftwerken vereinbart. Ziel der Kooperation ist es, das so genannte Oxyfuel-Verbrennungsverfahren für Braun- und Steinkohle zu erproben und die Technik zur späteren Anwendung in Großkraftwerken zu entwickeln. Die Untersuchungen werden an der Forschungs-Anlage für ein Kohlekraftwerk mit Kohlendioxidabscheidung in Schwarze Pumpe in der Lausitz (Brandenburg, Deutschland) durchgeführt, das Vattenfall kürzlich in Betrieb genommen hat. Für dieses Pilotkraftwerk hat Linde eine Luftzerlegungs- und eine Kohlendioxidverflüssigungs-Anlage errichtet. Linde unterstützt Vattenfall im Rahmen der Technologiepartnerschaft mit einer umfangreichen wissenschaftlich-technischen Begleitung während der ersten Versuchsphase bis Ende 2011. 3 Das erste Zero Emission Ship auf Alster und Elbe In Hamburg hat Linde im Rahmen der Zemships-Initiative die weltweit erste Wasserstoff-Tankstelle für Brennstoffzellen-Passagierschiffe eröffnet. Zemships ist ein von der EU unterstütztes Projekt zur Förderung von Wasserstoff als Treibstoff für Schiffe. Die ZemshipsTankstelle versorgt das so genannte Zero Emission Ship mit gasförmigem Wasserstoff. Das mit Wasserstoff-Brennstoffzellen betriebene Fahrgastschiff kann bis zu 100 Passagiere auf der Alster und der Elbe befördern. Zur Betankung wird bei einer Temperatur von –253 °C flüssig gelagerter Wasserstoff in einem Verdampfer in gasförmigen Wasserstoff umgewandelt und dann in einem zweistufigen Verdichtersystem auf bis zu 450 bar komprimiert. Die komplette Tankstelle wurde von Linde geplant und gebaut. 3 Einweihung der ersten Wasserstoff-Tankstelle in Brüssel, Belgien Als einer der weltweit größten Hersteller von Wasserstoff-Anlagen verfügt Linde über die gesamte Technologiepalette, die für eine funktionierende Wasserstoff-Wertschöpfungskette benötigt wird – von der Erzeugung bis zur Betankung. So haben wir zum Beispiel im Berichtsjahr gemeinsam mit dem Mineralölkonzern Total und dem Flämischen Ministerium für Wirtschaft, Unternehmen, Wissenschaft, Innovation und Außenhandel die erste Wasserstoff-Tankstelle Belgiens in Brüssel eingeweiht. Die Technologie zur Speicherung des tiefkalten, flüssigen Wasserstoffs sowie das Betankungssystem wurden von Linde entwickelt. Die an der Autobahn in Richtung Paris gelegene Total-Tankstelle ist als Teil einer Partnerschaft zwischen BMW und Total gebaut worden. Nahezu alle weltweit existierenden Tankstellen mit FlüssigWasserstoff wurden mit Betankungstechnik von Linde ausgerüstet. 3 Heliumkältesystem für CERN Auch an einem weltweit herausragenden Wissenschaftsprojekt war Linde im vergangenen Jahr beteiligt: 2008 wurden zum ersten Mal Protonen in dem unterirdischen Ring des Large Hadron Collider (LHC) des CERN (siehe Glossar) bei Genf (Schweiz) nahezu auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Das dafür erforderliche Heliumkältesystem wurde von unserer Tochtergesellschaft Linde Kryotechnik AG mit Sitz in Pfungen (Schweiz) konstruiert, gebaut und installiert. Für seine hervorragenden Leistungen ist die Linde Kryotechnik AG bereits im Jahr 2003 vom CERN-Management mit dem „Golden Hadron Award“ ausgezeichnet worden. Der Betrieb und die Wartung der Anlagen werden von den schweizerischen Tieftemperaturexperten gemeinsam mit zwei weiteren Unternehmen im Konsortium gewährleistet. 37 Ein Team von Erfindern Für einen Technologiekonzern wie The Linde Group ist zielgerichtete Forschung und Entwicklung eine wichtige Voraussetzung dafür, im internationalen Wettbewerb erfolgreich bestehen zu können. Um unsere Innovationskraft weiter zu stärken, haben wir im Geschäftsjahr 2008 mehr als 100 Mio. EUR für Forschung und Entwicklung ausgegeben. Ein Beispiel für die stetig wachsende Bedeutung, die wir der systematischen Innovationsförderung im Konzern beimessen, ist der Linde Group Inventors’ Club. Dieses Forum dient seit 2005 dazu, im Unternehmen weltweit Kreativität und neue Ideen zu fördern. Dabei werden jeweils die zehn besten Patente, die während eines Kalenderjahres angemeldet werden, mit Preisen in den Kategorien „Technologische Innovation“ und „Innovation mit dem höchsten finanziellen Nutzen“ ausgezeichnet. 1 Mitarbeiter vor einem CO2-Speichertank am Kohlekraftwerk in Schwarze Pumpe: Wir liefern zahlreiche Komponenten für die Pilot-Anlage, die den CO2-Ausstoß minimieren soll. 1 Betankung mit Wasserstoff: Nahezu alle weltweit existierenden H2-Tankstellen haben wir mit innovativer Linde Technologie ausgerüstet. 1 Energie aus Stroh: Wir entwickeln Verfahren, mit denen sich umweltfreundliches Biogas aus nachwachsenden Rohstoffen herstellen lässt. 1 Kältemaschine für den Urknall: Kryotechnik von Linde kühlt am CERN bei Genf den leistungsstärksten Teilchenbeschleuniger weltweit. 1 Gase für die Medizin: Wir entwickeln neue Therapieformen bei Atemwegserkrankungen, die vielen Menschen das Leben erleichtern. 1 Hochofen in einem Walzwerk: Unsere REBOX® -Technologie spart Energie und reduziert umweltschädliche Emissionen. Wachstumsmärkte Es ist unser erklärtes Ziel, nachhaltig und ergebnisorientiert zu wachsen. Eine starke Präsenz in den so genannten Emerging Markets ist dafür eine wichtige Voraussetzung. Vor allem in dynamisch wachsenden Märkten wie China, Indien, den Öl und Gas fördernden Ländern des Mittleren Ostens, aber auch in Lateinamerika, den osteuropäischen Staaten und in Russland verfügt Linde über eine starke Stellung – und damit über eine solide Basis für eine positive Umsatz- und Ergebnisentwicklung. Denn gerade diese Regionen haben einen steigenden Bedarf an technischen Gasen und entsprechenden Anlagen für die Petrochemie, die Stahl-, Elektronik- und Solarenergieindustrie sowie für den Klimaschutz. Eine Region im Aufbruch: In Ningbo, der zweitgrößten Hafenstadt Chinas, baut die Linde Group einen der weltweit größten Industriegase-Cluster auf. Gleich an mehreren Orten der Stadt an der Jangtse-Mündung entstehen neue Anlagen und Industrieparks, die das umfangreiche Leitungsnetz und die großzügig ausgebaute Infrastruktur der aufstrebenden Metropole nutzen. Gleichzeitig entstehen Arbeitsplätze. Schon heute beschäftigt Linde rund 2.500 Mitarbeiter in der Region Greater China – Tendenz steigend. Wir bieten unseren Kunden aus den unterschiedlichsten Branchen in Ningbo einen maßgeschneiderten Service an, so zum Beispiel für Formosa Heavy Industries, einen Kunststoffproduzenten im Distrikt Beilun: Wir versorgen Formosa über Pipelines und Flaschen zuverlässig mit unseren Industriegasen. Ningbo Iron & Steel Co., Ltd., größter Eisen- und Stahlhersteller der Region Ningbo, wird bereits seit dem Jahr 2007 aus zwei Luftzerlegungs-Anlagen von Linde mit Sauerstoff und Stickstoff versorgt. In den Jahren 2007 und 2008 haben wir drei neue Verträge zur On-site-Gase versorgung mit Ningbo Iron & Steel, Ningbo Wanhua Polyurethane und der Hanwha Chemical Corporation (HCC) abgeschlossen: Linde wird in dem aufstrebenden Industrie standort am Jangtse-Delta drei weitere Luftzerleger errichten und hierfür rund 110 Mio. EUR investieren. 44 Linde Annual 2008 wachstumsmärkte Wachstumsmärkte. Gut positioniert – besonders in aufstrebenden Regionen. Im ostchinesischen Ningbo, einer im Vergleich zu Schanghai weniger bekannten Wirtschaftsmetropole, baut Linde einen der weltweit größten Industriegase-Cluster auf. Schon jetzt versorgen wir Großkunden aus der Petrochemie, der Stahlindustrie und der Metallverarbeitung aus On-site-Anlagen und über Pipelines. Bald werden insgesamt fünf leistungsstarke Luftzerleger und ein weit verzweigtes Leitungsnetz eine integrierte Gaseinfrastruktur bereitstellen, von der zahlreiche Unternehmen in den drei prosperierenden Industrieparks von Ningbo profitieren können. Einen besseren Ort hätte die Linde Group kaum auswählen können, um eines ihrer größten Zentren für Industriegase aufzubauen: Ningbo, die zweitgrößte Hafenstadt Chinas, nur wenige Autostunden südlich von Schanghai gelegen, bietet nämlich in seinen drei weitläufigen Industrieparks nicht nur eine Vielfalt dynamischer Unternehmen unterschiedlicher Industriezweige, sondern auch eine großzügig ausgebaute Infrastruktur. Investitionsmagnet Mit Wachstumsraten von regelmäßig mehr als 10 Prozent seit Gründung der ersten Sonderwirtschaftszone im Jahr 1984 stieg das Bruttoinlandsprodukt Ningbos bis zum Jahr 2007 auf umgerechnet mehr als 34 Mrd. EUR; im Jahr 2010 sollen es gemäß der elften Fünfjahres richtlinie der Provinzregierung rund 45 Mrd. EUR sein. Zur Jahresmitte 2008 besaßen 1.400 ausländisch finanzierte Unternehmen eine Ansiedlungsgenehmigung. Kein Wunder also, dass Ningbo nicht nur innerhalb der Region Greater China für Linde zu den wichtigsten Wachstumsmärkten zählt. Gesamtinvestitionen von bislang mehr als 180 Mio. EUR unterstreichen diese Bedeutung und machen Linde zu einem der größten Auslandsinvestoren in Ningbo. In der gesamten Großregion China ist Linde zurzeit mit rund 50 eigenen Tochtergesellschaften und Joint Ventures sowie mit mehr als 100 Anlagenstandorten in den wichtigen Industriezentren des Landes vertreten und beschäftigt rund 2.500 Mitarbeiter. Damit ist Linde in dieser Region das größte Gase- und Engineering-Unternehmen. Dynamische Wachstumsregionen Die Region Greater China hat sich innerhalb von nur zwei Jahrzehnten zu einem der für Linde weltweit wichtigsten Märkte entwickelt und wird auch künftig zu den Investitions- und Wachstumsschwerpunkten zählen. Doch auch andere Weltregionen tragen wesentlich zum Wachstum des Unternehmens bei. Zu den trotz der Wirtschaftskrise nach wie vor dynamischen Regionen gehören – neben China – die Erdöl und Erdgas fördernden Länder des Mittleren Ostens, die aufstrebenden Staaten Osteuropas, Russland, die Türkei sowie Südostasien mit Ländern wie Indien, Singapur, Malaysia und Vietnam. Unsere starke Präsenz in diesen Märkten ist auch eine Folge des Zusammenschlusses mit BOC. Denn auf dem Gasemarkt verfügte BOC traditionell in Asien und Afrika über eine herausragende Stellung, Linde hingegen in Südamerika und Osteuropa. Die Bündelung der Kräfte führte dazu, dass das neu aufgestellte Unternehmen, The Linde Group, sowohl in Greater China als auch in Süd- und Südostasien, Südafrika, dem Mittleren Osten und Osteuropa zum führenden Gaseanbieter aufgestiegen ist und in Südamerika Rang zwei belegt – kurzum: In allen wichtigen Emerging Markets wurden absolute Spitzenplätze erreicht. Mit seinen hoch entwickelten Technologien zur Gaseproduktion sowie mit der zuverlässigen Versorgung seiner Kunden mit technischen, medizinischen und Spezialgasen unterstützt Linde darüber hinaus die Schwellenländer in Lateinamerika dabei, den Anschluss an die etablierten Industrienationen zu finden. Die Linde Group ist nunmehr in nahezu 100 Ländern mit einer breiten Leistungs- und Produktpalette präsent – mit eigenen Anlagen zur Gaseversorgung von Industriebetrieben und Unternehmen des Gesundheitswesens, mit Ingenieurleistungen und Verfahrenstechnologie sowie mit Dienstleistungen für die unterschiedlichsten Gaseanwendungen. Diese 100 Länder repräsentieren rund 90 Prozent des global erwirtschafteten Bruttoinlandsprodukts. In 46 der 70 bedeutendsten Länder dieser Gruppe ist Linde Marktführer, in zehn weiteren Staaten die Nummer zwei. Auch unsere Engineering Division ist weltweit vertreten: In rund 100 Ländern haben unsere Experten bisher mehr als 4.000 Anlagen projektiert und gebaut. Das Spektrum umfasst Luftzerlegungs-, Olefin-, Synthesegas-, Wasserstoff-, Adsorptions- und Erdgas-Anlagen. Diese Erfolgsgeschichte wird auch dann fortgeschrieben werden, wenn die Rohstoffpreise infolge der Wirtschaftskrise für mehrere Jahre im Keller bleiben sollten. Denn der langfristige globale Megatrend Energiesicherheit bleibt intakt: Spätestens dann, wenn die Schwellenländer wieder stärkere Wachstumsraten verzeichnen, steigt auch ihre Nachfrage nach Energie wieder an. 45 Greater China mit dem Gase-Cluster Ningbo In China hat Linde seit Mitte der 1960er Jahre mehr als 150 Anlagen errichtet, überwiegend zur Wasserstoff-Erzeugung und zur Luftzerlegung. Dazu kommen Anlagen für das so genannte Gas Processing (siehe Glossar) und die Petrochemie sowie Anlagen zur Wasseraufbereitung und zur Entschwefelung von Erdöl. Lindes gesamte Investitionen in China addieren sich inzwischen auf deutlich mehr als 553 Mio. EUR. Mit der strategischen Entscheidung, in den Industrieparks des Ballungsgebiets Ningbo eine zentrale Rolle bei der Gaseversorgung der dort dynamisch wachsenden Firmen zu übernehmen, hebt Linde sein Engagement in China auf ein neues Niveau. Wir werden in dieser Zone an der hoch industrialisierten Ostküste des Chinesischen Meeres nördlich und südlich der Jangtse-Mündung einen der weltweit größten Gase-Cluster formen und die Unternehmen vor Ort über eine lückenlose Infrastruktur aus On-site-Anlagen, Pipelines, Tanks und Flaschengasen beliefern. Lagerhaltung und chemische Grundstoffproduktion die Vorteile des Tiefseehafens, und in Zhenhai betreibt der Mineralöl- und Erdgaskonzern SINOPEC (China Petroleum & Chemical Corporation) den größten Erdölraffinerie- und Ethylenkomplex Chinas. In diesem Umfeld haben sich mittlerweile weitere Chemieunternehmen angesiedelt. Zu den Großinvestoren im Cluster Ningbo zählen auch die CNOOC (China National Offshore Oil Corporation), der drittgrößte Mineralölkonzern Chinas, Ningbo Steel, der größte Stahlproduzent der Provinz Zhejiang, Formosa Plastics Group, Ningbo Wanhua Polyurethane, Hanwha Chemical Corporation und Mitsubishi Chemicals. „Alle diese Industrien benötigen große Mengen Industriegase – ein enormes Potenzial für Linde, das wir systematisch nutzen werden“, erklärt Josef Weber, Projektleiter bei Linde Engineering: „Wir werden dazu beitragen, dass Linde das Ziel, die Wirtschaftsregion Ningbo bis zum Jahr 2012 zum wichtigsten Zentrum für Industriegase in China zu entwickeln, planmäßig erreicht.“ Ausbau in großen Schritten happy city Ningbo, die Metropole im Jangtse-Mündungsgebiet mit ihren rund 5,5 Millionen Einwohnern, zählt zu den zehn „Happiest Cities“, den glücklichsten Städten Chinas. Das entschieden 2008 mehr als drei Millionen Teilnehmer einer landesweiten Umfrage. Bewertet wurden vor allem die Kriterien Beschäftigung, Einkommen, Wohnen, Umwelt und Bildung. Ein subtropisches Klima, landschaftliche Reize an der Küste und im bergigen Hinterland sowie ein reiches kulturelles Erbe machen Ningbo am östlichen Rand der bevölkerungsreichen Provinz Zhejiang (rund 47 Millionen Einwohner) zusätzlich attraktiv. Zu den touristischen Attraktionen zählen die 36 Kilometer lange Brücke über die Hangzhou Bay, die die Wirtschaftszentren Ningbo, Hangzhou und Schanghai auf kürzestem Weg verbindet, aber auch historische Stätten wie der 1.000 Jahre alte Baoguo-Tempel, etwa 13 Kilometer außerhalb des Zentrums von Ningbo, oder die geschichtsträchtigen Befestigungs-Anlagen beiderseits der Mündung des Flusses Yongjiang. Breites Kundenspektrum In den drei Industrieparks von Ningbo ist – mit unterschiedlichen Schwerpunkten – ein breites Spektrum von Branchen versammelt: In Beilun, dem mit 20 Jahren ältesten Industriegebiet Ningbos, konzentrieren sich die Metallverarbeitung, die Elektronikindustrie und Zulieferer, Daxie nutzt mit der Fokussierung auf die Petrochemie, Wichtige Teilziele auf diesem Weg hat Linde binnen weniger Jahre dank der engen Zusammenarbeit zwischen der Gases Division und der Engineering Division bereits erreicht: Unsere im Jahr 2004 gegründete 100-prozentige Tochtergesellschaft Linde Gas Ningbo schloss noch im selben Jahr einen ersten Vertrag mit Ningbo Steel zum Bau von zwei On-site-Luftzerlegungs-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 42.000 Normkubikmetern Sauerstoff und 40.000 Normkubikmetern Stickstoff pro Stunde (Nm3/h) zur langfristigen Versorgung des Stahlwerks ab. Im Jahr 2005 folgte eine Liefervereinbarung mit der Formosa Plastics Group zur Versorgung der Produktionsstätte in Beilun. 2006 begann Linde mit dem Bau einer Gas-Pipeline, die Zhenhai mit Beilun verbindet und den Chemiepark Zhenhai exklusiv mit Indus triegasen versorgt. Im Oktober 2007 haben wir mit dem chinesischen Chemieunternehmen Ningbo Wanhua Polyurethane vereinbart, seine Groß-Anlagen zur Produktion von Diphenylmethandiisocyanat (MDI – siehe Glossar) in Ningbo mit Sauerstoff und Stickstoff zu versorgen. Der Auftrag umfasst den Bau von zwei Luftzerlegungs-Anlagen mit einer Kapazität von je 40.000 Nm3/h, die unsere Engineering Division err ichtet, sowie eine 30 Kilometer lange Pipeline zwischen den Industrieparks Beilun und Daxie. Wanhua ist das einzige chinesische Unternehmen, das über das technische Know-how für die Produktion von MDI verfügt. Dieses Zwischenprodukt dient der Herstellung von Polyurethan (siehe Glossar). Die Kooperation zwischen Linde und Wanhua ist mit Investitionen von rund 92 Mio. EUR verbunden – und stellt damit die bisher größte Einzelinvestition von Linde in China dar. Die neuen Luftzerle- 46 Linde Annual 2008 wachstumsmärkte gungs-Anlagen werden neben Wanhua auch Ningbo Steel mit Gasen beliefern. Dazu kommen 16.000 Nm3 flüssiger Stickstoff und Sauerstoff pro Stunde sowie die Edelgase Krypton und Xenon, die wir für den freien Markt produzieren. Integrierter Verbund Den jüngsten Auftrag in Ningbo erhielt Linde im Oktober 2008, wiederum von Ningbo Steel, zum Bau eines dritten On-site-Luftzerlegers für die Versorgung des erweiterten Stahlwerks im Industriegebiet Beilun. Die Anlage wird ab Ende 2009 zusätzlich 21.000 Nm3/h liefern. Außerdem haben wir im Berichtsjahr einen Liefervertrag mit der koreanischen Hanwha Chemical Corporation (HCC) geschlossen. Dieses Petrochemieunternehmen errichtet auf der Insel Daxie eines der weltweit größten Werke zur PVC-Herstellung. Die neue Fabrik soll im Jahr 2010 den Betrieb aufnehmen. Linde wird dann das Werk in der ersten Phase mit bis zu 8.250 Nm3 Sauerstoff und 2.000 Nm3 Stickstoff pro Stunde versorgen. Die Gase kommen per Rohrleitung aus den zwei Luftzerlegungs-Anlagen, die wir derzeit für unseren Kunden Ningbo Wanhua Polyurethane auf dessen Betriebsgelände in Daxie errichten. 01 Die Linde Group hat allein im Großraum Ningbo mehr als 180 Mio. EUR investiert. 02 Linde hat im Jahr 2008 zwei neue Verträge zur On-site-Gaseversorgung der Unternehmen Ningbo Iron & Steel und Hanwha Chemical Corporation abgeschlossen. 03 Ein umfangreiches Leitungsnetz transportiert unsere Industriegase zu den Einsatzorten in der Region Ningbo. Ab dem Jahr 2010 wird Linde somit in Ningbo fünf LuftzerlegungsAnlagen betreiben. Bis dahin werden wir auch noch eine Anlage zur Reinigung der Edelgase Krypton und Xenon bauen, die erste ihrer Art für Linde Gas in China. Mit den neuen Projekten entsteht in Ningbo bis 2010 ein weit reichender Verbund verschiedener Industrieunternehmen: HCC bezieht für seine PVC-Produktion den Rohstoff von Wanhua, das dort MDI herstellt. Beide Unternehmen versorgt Linde Gas Ningbo aus den Luftzerlegern für Ningbo Steel und Wanhua mit den notwendigen Gasen. Zur engen Verbindung von Gaselieferanten und Kunden wird auch ein erweitertes Pipeline-Netz beitragen. Neben der neuen, 30 Kilometer langen Rohrleitungsverbindung zwischen Beilun und Daxie planen wir eine weitere Pipeline zwischen Beilun und dem Chemiepark Zhenhai. Bis 2010 soll diese rund 42 Kilometer lange Sauerstoff-Rohrleitung fertig gestellt sein und weitere, neue Kunden versorgen. Mit diesen strategischen Investitionen im gesamten Ningbo-Cluster sichern wir unsere Position als führender Gaselieferant in einem dynamischen Wachstumsmarkt. 04 Tradition und Moderne existieren in Ningbo City ganz selbstverständlich nebeneinander. Die wirtschaftlich prosperierenden Metropolen üben eine große Anziehungskraft auf die Landbevölkerung der ärmeren Provinzen aus. 05 Blick auf den Standort von Linde im Distrikt Beilun. 06 Im Jahr 2010 wird Linde täglich 800 Tonnen Stickstoff, Sauerstoff und Argon für Industriekunden herstellen sowie zusätzlich die Edelgase Krypton und Xenon für den freien Markt. 47 01 04 02 05 03 06 Große Projekte wie die fortschreitende Vernetzung der drei Industrie zonen im Großraum Ningbo stellen hohe Anforderungen an eine professionelle Koordination. Julie Zhu und Jimmy Zhou, Linde Gases Division, besprechen mit Kollegen von Linde Engineering auf der Insel Daxie den Projektfortschritt. 49 Interview mit: Julie Zhu, Commercialisation and Integration Manager, und Jimmy Zhou, Market Development Manager, Linde Gases Division, Greater China „Einer der vielversprechendsten Standorte in China“ Frau Zhu, Herr Zhou, seit wann arbeiten Sie für The Linde Group in Ningbo? 1 Julie Zhu: Seit rund vier Jahren. Ich habe zuvor bei der BOC Group gearbeitet und kam über ein Asian Management Trainee Programm zum Unternehmen. 1 Jimmy Zhou: Ich kam im Jahr 2002 zu BOC. Frau Zhu, Sie sind in der Region Greater China für den Bereich Commercialisation zuständig. Was bedeutet das? 1 Julie Zhu: Als Manager für Commercialisation begleite ich Projekte von Beginn an und achte darauf, dass sie entsprechend dem zugrunde liegenden Geschäftsplan erfolgreich abgewickelt werden. Sie haben auch noch einen zweiten Verantwortungsbereich … 1 Julie Zhu: Ja. Seit dem Zusammenschluss von Linde und BOC gehöre ich auch dem Team der Integrationsmanager an. Ich helfe, das Linde Management System in den Tochtergesellschaften und Joint Ventures zu verankern. Damit wollen wir sicherstellen, dass wir alle unsere Ziele erreichen und letztendlich Wert schaffen. Herr Zhou, Sie sind in Ningbo für das Thema Marktentwicklung verantwortlich. Welche Arbeiten beschäftigen Sie zurzeit am meisten? 1 Jimmy Zhou: Wir haben hier in Ningbo drei große Industriezonen, in denen Linde LuftzerlegungsAnlagen betreibt. In zwei der Zonen sind unsere Aufbauarbeiten weitgehend abgeschlossen. Zurzeit arbeiten wir vor allem in der Zone Zhenhai gemeinsam mit unseren Partnern an der Entwicklung neuer Projekte. Mit der voranschreitenden Vernetzung der drei Industriezonen wird der Cluster Ningbo eine herausragende Stellung in der Region Greater China erreichen. Wie viele Mitarbeiter sind in Ningbo inzwischen für Linde tätig? 1 Jimmy Zhou: Wir sind derzeit 80 Kolleginnen und Kollegen unter der Leitung unseres Geschäftsführers Mr. Lin Funian. Wie wirkt sich denn die Wirtschaftskrise auf das Geschäft von Linde in Ningbo aus? 1 Jimmy Zhou: Derzeit leidet die gesamte Industrie weltweit unter der wirtschaftlichen Entwicklung. Das ist kein regionales Phänomen. Wir wissen allerdings aus unseren engen Kundenkontakten, dass vor allem die chemische Industrie mit einem schwierigen Jahr rechnet. Aber kein wichtiger Kunde hat bisher seine Geschäftspläne für Ningbo revidiert, kein wichtiger Kunde hat geplante Investitionen zurückgestellt oder gar storniert. Im Gegenteil, viele halten den jetzigen Zeitpunkt für besonders günstig, um in neue Anlagen in Ningbo zu investieren. Also keine Zukunftssorgen? 1 Jimmy Zhou: Ningbo ist definitiv einer der vielversprechendsten Standorte in China. Deshalb hat Ningbo für Linde auch eine sehr hohe Priorität. 50 Linde Annual 2008 wachstumsmärkte WACHSTUMSMÄRKTE Nicht nur in der Region Greater China (Volksrepublik China, Hongkong und Taiwan), sondern auch in anderen Schwellenländern ist Linde hervorragend positioniert. Diese führende Stellung festigen wir kontinuierlich – mit einem Mix aus organischem Wachstum, Zukäufen und Joint Ventures. 3 Neue Luftzerlegungs-Anlage für ArcelorMittal Mit dem weltweit größten Stahlproduzenten ArcelorMittal konnten wir im Berichtsjahr einen langfristigen Versorgungsvertrag für technische Gase schließen. Die Vereinbarung umfasst den Bau einer neuen Luftzerlegungs-Anlage am ArcelorMittal-Standort Galati in Rumänien sowie die Modernisierung dort vorhandener Anlagen. Das Investitionsvolumen beträgt mehr als 100 Mio. EUR. 3 Linde erwirbt 51-prozentigen Anteil an SIGAS Im Mittleren Osten konnten wir eine strategische Partnerschaft vereinbaren: Linde erwarb 51 Prozent der Anteile an dem saudi-arabischen Industriegaseunternehmen SIGAS (Saudi Industrial Gas Co. Ltd.). Das Familienunternehmen SIGAS ist das zweitgrößte Industriegaseunternehmen in Saudi-Arabien und erzielte im Geschäftsjahr 2007 mit rund 400 Mitarbeitern einen Umsatz von annähernd 28 Mio. EUR. Das jährliche Marktwachstum für Industriegase in Saudi-Arabien wird auf mehr als 10 Prozent geschätzt. 3 Weiterer Vertrag mit BorsodChem Mit dem ungarischen Chemieunternehmen BorsodChem kam ein weiterer Vertrag zur langfristigen On-site-Versorgung mit Industriegasen zustande. Im Zuge der Vereinbarung wird Linde am Standort von BorsodChem in Kazincbarcika im Nordosten Ungarns eine neue Luftzerlegungs-Anlage errichten und hierfür rund 26 Mio. EUR investieren. Die Inbetriebnahme der neuen Luftzerlegungs-Anlage ist für November 2010 geplant. Per Rohrleitung wird BorsodChem dann mit bis zu 7.000 Kubikmetern gasförmigem Sauerstoff und Stickstoff pro Stunde versorgt werden. Zudem soll die Anlage die Flüssigprodukte Sauerstoff, Stickstoff und Argon für den regionalen Gasemarkt produzieren. Zusammen mit dieser neuen Investition betreibt Linde für BorsodChem am Standort Kazincbarcika zwei Luftzerlegungs-Anlagen zur Herstellung von Luftgasen sowie drei so genannte Steamreformer zur Erzeugung von gasförmigem Wasserstoff und Kohlenmonoxid. Die Gesamtinvestitionen von Linde belaufen sich an diesem Standort damit auf über 200 Mio. EUR. 3 Zwei neue Luftzerlegungs-Anlagen für Abu Dhabi Linde und die Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) haben im Mai 2008 vereinbart, über ihr Gemeinschaftsunternehmen Elixier zwei große Luftzerlegungs-Anlagen in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) zu errichten. Die Gesamtinvestition beträgt rund 800 Mio. USD. Die neuen Anlagen werden ab Ende 2010 an das lokale Versorgungs- und Pipeline-Netzwerk angeschlossen und stellen Stickstoff zur Erdgasförderung bereit. Der Stickstoff wird für die Injektion in die On-shore-Lagerstätte von Kondensaten in Habshan (Abu Dhabi) eingesetzt. Die beiden Anlagen werden über eine Gesamtkapazität von 670.000 Normkubikmetern Stickstoff pro Stunde verfügen. Der staatliche Erdölkonzern ADNOC hält 51 Prozent und Linde 49 Prozent der Anteile des Joint Ventures Elixier, das im Dezember 2007 gegründet wurde. ADNOC steuert das Öl-, Gas-, und Petrochemiegeschäft in den Vereinigten Arabischen Emiraten, sowohl On-shore als auch Offshore (siehe auch Kapitel „Synergien“, ab Seite 66 ff.). 51 Industriegase: PotenZial in den Schwellenländern US-Amerikaner geben im Schnitt 49 USD pro Kopf und Jahr für Industriegase aus. Damit liegen sie weltweit an der Spitze, gefolgt von Australiern (42 USD) und Westeuropäern (38 USD). In China sind es gerade einmal 2 USD pro Jahr, in den meisten Staaten Süd- und Ostasiens kaum mehr. Auch zwischen West- und Osteuropa bestehen noch große Unterschiede. Der steigende Lebensstandard in den aufstrebenden Volkswirtschaften wird jedoch dazu führen, dass auch dort die Nachfrage nach Industriegasen noch wachsen wird. Die durchschnittlichen jährlichen Steigerungsraten für Osteuropa betragen den Branchenexperten von Spiritus Consulting zufolge 12 Prozent für Osteuropa und 11 Prozent für Süd- und Ostasien. Jährliche Pro-Kopf-Ausgaben für Industriegase in USD. Quelle: Spiritus Consulting, ifo-Institut. Westeuropa $49 USA $38 $16 Osteuropa China $2 Süd- & Ostasien $3 $13 Südamerika Südafrika $13 $42 Australien Kundenvielfalt Als führender Anbieter von Industriegasen verfügen wir über ein großes Portfolio aus technolo gisch führenden Produkten und vielfältigen Gaseanwendungen. Das macht uns zu einem bevorzugten Partner der unterschiedlichsten Branchen. Diese breite Kundenbasis bietet die Voraussetzung für Konstanz auch in konjunkturell turbulenten Zeiten. So zählen etwa die Glasindustrie ebenso wie das Geschäft mit Gasen für die Wasseraufbereitung zu den weniger konjunkturanfälligen Bereichen. Als stabile Säule mit vergleichsweise geringen Umsatzschwankungen gilt auch die Getränke- und Lebensmittelbranche. Blick vom Betriebsgelände der Adelholzener Alpenquellen GmbH auf das Stammhaus des Unternehmens: Adelholzener hat sich zu einem der führenden Produzenten von Mineralwasser, Säften und Schorlen in Deutschland entwickelt. Die Linde Group liefert allein rund 2.000 Tonnen Kohlensäure jährlich an den Getränkehersteller, der im Besitz der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Vinzenz von Paul ist. In neun modernen Anlagen werden jährlich rund 400 Millionen Flaschen abgefüllt. Als einer der ersten Getränkehersteller führte Adelholzener die zu 100 Prozent wiederverwertbaren PET-Flaschen ein. Gase sind in der Getränkeindustrie nicht nur für das Geschmackserlebnis von entscheidender Bedeu tung. Kohlendioxid, Stickstoff und Sauerstoff werden auch für das Kühlen, Mischen und Konservieren gebraucht. (Bild links) Moderne Getränkeproduktion und traditionelles Ordensleben müssen keine Gegensätze sein. Die Barmherzigen Schwestern prägen in Bad Adelholzen ebenso das Bild wie die Lkw, die regelmäßig Linde Gase in die Alpenidylle am Fuße des Hochfelln liefern. 58 Linde Annual 2008 kundenvielfalt Kundenvielfalt. Gase für gesunde Getränke. Das Geschäft der Getränkehersteller in Deutschland – und auch in den meisten anderen Industrienationen – verläuft seit mehr als zehn Jahren relativ konstant. Auch in wirtschaftlich schwächeren Zeiten gab es kaum Umsatzeinbrüche. Einige unserer Kunden aus diesem Segment steuern sogar seit einigen Jahren einen kontinuierlichen Wachstumskurs. Die Adelholzener Alpenquellen GmbH ist ein Beispiel hierfür. Mit neuen Produkten, Verpackungen und Verfahren hat sich der mittelständische Betrieb besser entwickelt als der Gesamtmarkt. Das Unternehmen hat inzwischen mit Active O2, einer mit reinem Sauerstoff angereicherten Getränkefamilie, rund 20 Auslandsmärkte erschlossen und exportiert seine Produkte beispielsweise in die Vereinigten Arabischen Emirate und nach Japan. Die Basis des Erfolgs der Erfrischungsgetränke und Heilwässer aus Bad Adelholzen ist ein hochwertiges Mineralwasser aus den Tiefen des Chiemgaus am Fuß der bayerischen Alpen. Inhaber des größten bayerischen Mineralbrunnens ist die Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Vinzenz von Paul, deren Mutterhaus in München steht. Für die Spritzigkeit der Getränke sorgt unsere Gases Division, die jährlich zwischen 1.700 und 2.000 Tonnen Kohlensäure aus natürlichen Quellen, Sauerstoff und weitere Gase sicher und pünktlich nach Bad Adelholzen liefert. Als Gasepartner versorgen wir das klösterliche Getränkeunternehmen auch mit Flüssigstickstoff (N 2). Der Stickstoff erzeugt in der gefüllten Getränkeflasche eine Schutzatmosphäre, die eine Oxidation der Getränke verhindert – Fachbegriff: Inertisierung (siehe Glossar). Dadurch verlieren die Stoffe weitgehend ihre chemische Reaktionsfähigkeit. Stabiler Absatzmarkt Die enge und langjährige Zusammenarbeit mit dem Mineralwasserproduzenten Adelholzener ist nur eines von vielen Beispielen für den Stellenwert der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie innerhalb unseres Kundenspektrums. Wenn es darum geht, die Qualität von Lebensmitteln und Getränken zu wahren, spielen Gase von Linde in flüssigem oder gasförmigem Zustand eine wesentliche Rolle – sei es beim Tiefkühlen und Frosten, sei es zum Schutz vor Keimen, zum Frischhalten in der Verpackung – oder eben bei der Karbonisierung von Getränken. Zwar zählt die Getränke- und Lebensmittelindustrie nicht zu den besonders wachstumsstarken Branchen, aber sie bleibt auch in wirtschaftlich schwächeren Zeiten vergleichsweise stabil – anders als beispielsweise die konjunkturanfällige Halbleiterindustrie. Es gibt lediglich Verschiebungen zwischen den einzelnen Getränke arten – etwa von Bier zu Wein oder von Wässern zu Schorlen – und quantitative Schwankungen im Konsum, die vor allem saisonal bedingt sind. Der jährliche Pro-Kopf-Konsum an Getränken in Deutschland liegt relativ konstant bei rund 750 Litern, das entspricht einer Gesamtmenge von circa 61,5 Milliarden Litern. Rund 90 Prozent davon werden in Deutschland produziert und abgefüllt. Alkoholfreie Getränke haben am deutschen Gesamtmarkt einen Anteil von rund 40 Prozent, mit Kohlensäure versetzt sind insgesamt 50 Prozent aller in der Bundesrepublik konsumierten Getränke. Davon entfallen auf Biere knapp 10 Milliarden Liter, auf kohlensäurehaltiges Wasser gut 11 Milliarden Liter und rund 9,5 Milliarden Liter auf andere karbonisierte Erfrischungsgetränke. Linde versorgt die Getränkehersteller jährlich mit rund 166.000 Tonnen flüssigem Kohlendioxid in höchster Lebensmittelqualität. ErfolgsGeschichte Active O2 Die Zusammenarbeit zwischen Linde und Adelholzener geht nicht zuletzt auf die gemeinsame Umsetzung einer Idee aus dem Jahr 2001 zurück: Mineralwasser mit zusätzlichem Sauerstoff anzureichern. Nachdem erste wissenschaftliche Studien die positiven Wirkungen des Sauerstoffs nachgewiesen hatten, galt es vor allem, technische Herausforderungen zu meistern. Der Sauerstoff musste im Getränk bleiben, auch wenn der Verschluss geöffnet wird – auch eine Frage der richtigen Gasezusammensetzung: „Gemeinsam mit Linde haben wir viele Tage und Nächte an der richtigen Mischung aus Sauerstoff und CO2 gearbeitet, um den Sauerstoff stabil und haltbar in das Wasser einzubringen“, erinnert sich Peter Flechsenhar, der in der Produktentwicklung der Adelholzener Alpenquellen tätig ist. Mit dem fertig entwickelten Produkt wurden dann weitere Studien durchgeführt. Das Ergebnis war positiv: Der Sauerstoff gelangt direkt in das venöse Blut und steht so zur zusätzlichen Versorgung von Leber und Nieren zur Verfügung. Inzwischen hat sich Active O2 zu einer kompletten Produktlinie entwickelt und trägt wesentlich zum Geschäftserfolg von Adelholzener auch auf internationalen Märkten bei. Jährlich verlassen rund 100 Millionen Flaschen die Abfüll-Anlagen und sorgen damit für mehr als ein Viertel des jährlichen Gesamtumsatzes des Unternehmens, der laut Branchenschätzungen bei etwa 130 Mio. EUR liegt. Zukunftsmarkt Trinkwasseraufbereitung Für Linde ist das Geschäft rund um das Wasser jedoch noch in einem viel größeren Zusammenhang von Bedeutung – gerade in konjunkturell schwierigen Zeiten: Denn Zugang zu sauberem Trinkwasser zu 59 Ein Lastwagen liefert Nachschub für die Getränkeproduktion. Die Gase werden in speziellen Tanks gelagert, ehe sie bei den verschiedenen Produktionsschritten zum Einsatz kommen. haben, zählt zu den Grundbedürfnissen der Menschen. Tatsächlich wird Wasser jedoch immer mehr zu einem knappen Gut. Wassermangel ist ein globaler, von Konjunkturzyklen unabhängiger Megatrend, der durch den Klimawandel beschleunigt wird. Längst sind nicht nur die Trockengebiete in Australien, Indien, China, Saudi-Arabien, Nordafrika, Kalifornien oder Spanien betroffen. Inzwischen herrscht beispielsweise auch im Süden Englands und auf einigen Inseln der Niederlande Wassermangel. Vor diesem Hintergrund werden im Bereich der Wassertechnik derzeit verstärkt Investitionen getätigt. Insbesondere steigt die Nachfrage nach Trinkwasseraufbereitungs-Anlagen, um etwa Trinkwasser aus Meerwasser zu gewinnen. In vielen dieser Anlagen wird CO2 eingesetzt, damit die geforderte Trinkwasserqualität sicher gestellt ist. Durch die zunehmende Wasserknappheit gerät auch die Industrie immer mehr unter Druck, die Ressourcen zu schonen. Dies ist nicht länger ein ökologischer Trend, sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Nur so können die Kosten für die Bereitstellung von Wasser auf einem vertretbaren Niveau gehalten werden. Als Anbieter von Technologien zur Wasseraufbereitung profitiert Linde von dieser Entwicklung – auch in Ländern wie China, wo die Wasserbehandlung bisher nur sehr zurückhaltend betrieben wurde. Neben dem verantwortungsvollen Umgang mit dem kostbaren Gut Wasser gibt es vermehrt Bestrebungen, durch eine effiziente Abwasserbehandlung Brauchwasser – wo immer möglich – in einem Kreislauf zu halten und damit der Wasserverknappung entgegenzuwirken. So will sich beispielsweise der neue US-Präsident Barack Obama für die Umsetzung der entsprechenden US-Wasser- gesetze einsetzen und diese notfalls verschärfen. Die Wiederverwendung von aufbereitetem Abwasser wird oft erst durch den Einsatz von Sauerstoff oder Ozon technisch möglich und wirtschaftlich interessant – das heißt: Auch im Bereich der Abwasseraufbereitung eröffnen sich für Linde neue Märkte. Selbstverpflichtung zum Umweltschutz In der von ethischen Werten getragenen Unternehmenspolitik der Adelholzener Alpenquellen GmbH genießt auch der Umweltschutz hohe Priorität. Als einer der Vorreiter der Branche legte der Mineralbrunnen bereits 1997 seine erste Umwelterklärung nach dem EGÖko-Audit (siehe Glossar) vor, die 2004 zum dritten Mal zertifiziert wurde. Zur Energiegewinnung betreibt das Unternehmen eine SolarAnlage auf den ansonsten begrünten Fabrikhallen. Die beiden landwirtschaftlichen Betriebe, die der Kongregation gehören, sind ebenfalls zertifiziert. Und die PET-Mehrwegflaschen (siehe Glossar) können 25-mal wiederverwendet und danach zu 100 Prozent recycelt werden. Damit die Symbiose aus Bewahrung, Qualität und Innovation auch künftig nicht ins Ungleichgewicht gerät, überwacht und begleitet ein Beirat die weitreichenden Entscheidungen der Geschäftsführung. 60 Linde Annual 2008 kundenvielfalt Gewinn für karitative Zwecke – die Geschichte der Adelholzener Alpenquellen GmbH Dass sich ausgerechnet das eher von karitativen Werten getriebene Unternehmen zu einem der führenden Hersteller von Heil- und Mineralwasser, von Schorlen und Saftmixgetränken entwickeln würde, stand nicht im Stammbuch festgeschrieben, als die klösterliche Gemeinschaft im Jahr 1907 die Quelle übernahm. Vielmehr hatten die Schwestern das Anwesen mit einem Kurhaus und der Primusquelle erworben, um den im Dienst an Kranken, Alten und Armen ermüdeten Schwestern einen Ort der Erholung zu bieten und das Heilwasser möglichst vielen Menschen im Umland zugänglich zu machen. Die Quelle fand damit zu ihren Ursprüngen zurück: Ihre Geschichte beginnt im Jahr 286 n. Chr., als sie vom Heiligen Primus, einem römischen Legionär, entdeckt wurde. Der Überlieferung nach unterrichtete er die Menschen im christlichen Glauben und heilte die Kranken durch Gebet – und die Kraft des Quellwassers. Unter der Führung der Barmherzigen Schwestern gewann die Quelle an Bedeutung. 1939 erhielt die Primusquelle das Prädikat „Staatlich anerkannte Heilquelle“ zugesprochen. Den Zusatz „Bad“ darf Adelholzen seit 1946 führen. Allein von 1970 bis 1992 kletterten die Abfüllungen von 16 Millionen auf mehr als 300 Millionen Flaschen jährlich. Mitte der 1990er Jahre jedoch standen tiefgreifende Entscheidungen an: Das Geschäft mit klassischen Mineralwässern stagnierte. Eistees, Schorlen und Wässer mit Aromen lagen im Trend. Das Unternehmen traf eine mutige Entscheidung und setzte als eines von nur zwei Unternehmen in Deutschland auf PET-Mehrwegflaschen – bis heute ein strategischer Schwerpunkt. Seit 1998 wurden rund 160 Mio. EUR in die Modernisierung der Produkte und der Produktion investiert. Heute sorgen neun hochmoderne Abfüll-Anlagen für einen Ausstoß von jährlich bis zu 380 Millionen Flaschen aus mehrwegfähigem PET und Glas. Das Unternehmen zählt mit 420 Mitarbeitern zu den größten Mineralbrunnen Deutschlands. Die Gewinne aus dem Verkauf der Mineralwässer und Erfrischungsgetränke fließen in soziale Projekte, soweit sie nicht für Investitionen benötigt werden. Der Orden betreibt mehrere Kliniken, Alten- und Pflegeheime sowie Einrichtungen für Obdachlose. 01 Das Betriebsgelände der Adelholzener Alpenquellen GmbH liegt im bayerischen Siegsdorf. Seit dem Jahr 1946 darf sich die Gemeinde „Bad“ nennen. 04 Das Haus der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Vinzenz von Paul steht in Sichtweite der Produktionshallen. 02 Das Produktsortiment trägt den vielfältigen Kundenwünschen Rechnung: Fruchtgetränke, Diätlimonaden und die Marke Active O2 ergänzen die klassischen Mineralwässer. 05 Quellwasser aus Adelholzen ist ein Naturprodukt. Inmitten der idyllischen Bergwelt ist ein Unternehmen entstanden, das seit vielen Jahren auf eine enge Partnerschaft mit Linde Gas setzt. 03 Die Gewinne des Unternehmens aus der Getränkeproduktion werden unter anderem in neue Abfüll-Anlagen investiert, fließen aber auch in die sozialen Einrichtungen des Ordens. 61 01 04 02 05 03 Stichproben: Dieter Högl testet eine Flasche Active O2. Das Getränk wurde in enger Zusammenarbeit mit Linde entwickelt. 63 Interview mit: Dieter Högl, Linde Gas, Vertrieb Food, Süddeutschland „Unsere Kunden schätzen Qualität“ Herr Högl, die Lebensmittelindustrie und damit auch die Getränkebranche gelten allgemein als stabile Branche, auch in konjunkturell schwierigen Zeiten. Können Sie das aus Ihrer Erfahrung bestätigen? 1 Absolut. Die Getränkeindustrie bedient Grund- und Genussbedürfnisse. Essen und Trinken sind elementare Bestandteile menschlichen Lebens, dadurch sind konjunkturelle Einflüsse kaum ausgeprägt. Schon eher gibt es saisonale Schwankungen. Im Sommer greifen die Menschen vermehrt zu alkoholfreien Durstlöschern und sie trinken grundsätzlich mehr als im Winter. Worauf legen Ihre Kunden besonderen Wert und welchen Unterschied macht es für den Kunden, ob er seine Gase von uns oder der Konkurrenz bezieht? 1 Unsere Kunden schätzen die Qualität, die sie von Linde gewohnt sind. Qualität in einem sehr umfassenden Sinn: von der Reinheit unserer Gase bis zur Liefersicherheit und -präzision. Aber auch die kom petente Fachberatung zum optimalen, wirtschaftlichen Gaseeinsatz gehört dazu, vor allem bei neuen Anwendungen. Unsere Kunden vertrauen uns. Wir sind ein starker und verlässlicher Partner. Wie viele Kunden betreuen Sie denn in Ihrem Gebiet? 1 Ich habe rund 300 Kunden in meiner Region Süd- und Ostbayern. Alle sind in der Lebensmittelund Getränkeindustrie tätig. Und wie viele Kilometer legen Sie im Jahr auf dem Weg zu Ihren Kunden zurück? 1 Da kommen rund 60.000 Kilometer zusammen, die ich mit dem Auto fahre. Das verlangt nach körperlichem Ausgleich … 1 Um meinen Rücken nach den langen Autofahrten zu trainieren, gehe ich am Wochenende gern Bergwandern. Ich mache Nordic Walking und im Winter geht es in die Loipe zum Langlaufen. Industriegase an die Getränkeindustrie zu verkaufen – das klingt auf den ersten Blick nicht besonders aufregend. Worin besteht für Sie der Reiz Ihrer Aufgabe? 1 Auf Grund der Vielzahl von Gaseanwendungen im Lebensmittelbereich sind wir ständig mit neuen Fragestellungen konfrontiert. Diese müssen schnell in praxisgerechte Kundenlösungen umgesetzt werden, damit wir unserem Anspruch als Technologieführer im Industriegasesegment gerecht werden. Dies ist eine permanente Herausforderung und ein ständiger Lernprozess, aber wir haben großen Spaß daran, uns dieser Aufgabe jeden Tag aufs Neue zu stellen. 64 Linde Annual 2008 kundenvielfalt Stabile Kundensegmente Auch wir können uns der allgemeinen Konjunkturentwicklung nicht vollständig entziehen. Aber wir liefern unsere Produkte in eine Vielzahl von Branchen. Keiner dieser Sektoren hat einen Umsatzanteil 3 Glasindustrie Die Bauindustrie ist einer der größten Abnehmer von Glas. Die Branche profitiert von öffentlichen Aufträgen, die zur Stützung der Konjunktur in den kommenden Monaten verstärkt vergeben werden. Die Glasproduzenten werden damit den Nachfragerückgang aus der Automobilindustrie mehr als ausgleichen können. Der Markt für Flachglas, das in Hochhäusern zum Einsatz kommt, präsentiert sich ebenfalls stabil. Das gilt auch für Fiberglas, das zur Dämmung und Isolierung verwendet wird. Auch der Markt für Gebrauchsglas ist robust: Dazu gehört beispielsweise Ampullenglas für die Pharmabranche. Rund 65 Prozent der gesamten Glasherstellung entfällt auf Verpackungsglas, das für konjunkturresistente Branchen wie die Getränke- und Lebensmittelindustrie produziert wird. Ein Wachstumsbereich ist der Markt für Spezialglas. Spezialglas kommt beispielsweise bei der Herstellung von Solarkollektoren oder für die Dünnschichttechnologie (Glasträger für Photovoltaikzellen) zum Einsatz. Überdurchschnittliches Wachstum für Indust riegase versprechen darüber hinaus innovative Verfahren zur Glasschmelze. An der Entwicklung derartiger Verfahren sind wir beteiligt und erschließen damit neue Kundensegmente für unsere Gase. 3 Mining und Rohstoffe In konjunkturell schwierigen Zeiten und während einer Finanzkrise steigt gewöhnlich der Goldpreis, was wiederum die Goldgewinnung von mehr als 15 Prozent. Diese breite und ausgewogene Kundenbasis macht unser Geschäft vergleichsweise stabil. rentabler macht. Gasförmiger und flüssiger Sauerstoff für die Gold minen bleiben deshalb gefragt. Rund 30 Kunden aus Australien und 20 aus Afrika nutzen derzeit unsere GOLDOX-Technologie zur effizienten Erschließung von Goldminen – Tendenz steigend. Zwar sind die Weltmarktpreise für Nickel, Zink und Kupfer infolge des Nachfragerückgangs gefallen. Doch das gibt den Unternehmen die Möglichkeit, Verbesserungen in den so genannten Mining-Prozessen umzusetzen und die Effizienz in der Metallgewinnung zu steigern. Und dies schließt Anwendungen mit technischen Gasen wie Sauerstoff oder Stickstoff immer mit ein. 3 Healthcare Allein der globale Megatrend einer alternden Bevölkerung sorgt dafür, dass der Gesundheitsmarkt langfristig wachsen wird: Immer mehr Menschen leben länger und bedürfen im Alter medizinischer Hilfe. Ferner werden Diagnose- und Behandlungsmethoden ganz generell ständig optimiert, was neue Märkte erschließt. Patienten mit Atemwegserkrankungen, die auf innovative medizinische Anwendungen mit Sauerstoff von Linde Gas Therapeutics angewiesen sind, brauchen diese Hilfe auch in wirtschaftlichen Krisenzeiten. So verzeichnete der Bereich Linde Homecare zwischen 2000 und 2007 ein jährliches Umsatzwachstum von durchschnittlich 12 Prozent und sicherte sich insbesondere in Europa und Lateinamerika eine Spitzenstellung. Im Bereich Hospital Care ist Linde Weltmarktführer. 65 Breite und ausgewogene kundenbasis Ein Blick auf die Verteilung nach Branchen, in die wir unsere Gase liefern, macht deutlich, auf wie vielen verschiedenen Füßen das Gasegeschäft von Linde steht: Darunter sind auch Sektoren, die von der Wirtschaftskrise erfasst worden sind, wie zum Beispiel die Chemie- und Stahlindustrie. Andere Branchen profitieren jedoch von strukturellen Wachstumstrends und werden ihre Expansion nach der Krise weiter fortsetzen. Dazu gehören zum Beispiel der Energie- und Healthcare-Sektor, aber auch die Elektronikindustrie, die wir mit Gasen für die Herstellung von Solar-Anlagen-Modulen beliefern. Gases Division 2008, Verteilung nach Branchen SONSTIGE 6 % Chemie & Energie 22 % retail-geschäft 11 % Metallurgie & Glas 16 % Elektronikgase 5 % Medizinische Anwendungen 11 % Lebensmittel & Getränke 8 % Verarbeitende Industrie 21 % Synergien Wir erschließen konsequent Synergien zwischen unserer Engineering Division und unserer Gases Division. Unsere Technologieführerschaft im internationalen Anlagenbau ist ein Wettbewerbsvorteil, der uns von anderen Gaseunternehmen abhebt. In zahlreichen Ländern, insbesondere in den so genannten Emerging Markets, fördern die über viele Jahre gewachsenen Kundenbeziehungen der Engineering Division den weiteren Ausbau unseres Gasegeschäfts. Umgekehrt ist die Gases Division inzwischen der wichtigste Auftraggeber für unseren Anlagenbau. Baustelle Elixier II, Abu Dhabi: Zwischen Abu Dhabi City und Ruwais an der Küste des Persischen Golfs bauen wir moderne Luftzerlegungs-Anlagen mitten in der Wüste. Wir leisten damit einen Beitrag zur effizienten Erdöl- und Erdgasförderung aus dem On-shore-Feld Habshan. Die neuen Anlagen werden ab dem Jahr 2010 an das lokale Versorgungs- und Pipeline-Netzwerk angeschlossen und stellen Stickstoff für die Injektion in die Öl- und Gaslagerstätten bereit. Bis zum Jahr 2030 soll die Bevölkerung in der Greater Abu Dhabi City von derzeit 900.000 auf rund 3,1 Millionen Einwohner anwachsen. Kühne Architekturprojekte wie der Abu Dhabi Central Market schaffen in Rekordzeit Wohnraum, Einkaufswelten und Büroflächen. Die Region bietet auch für Linde Chancen. Unser Engagement im Rahmen des Joint Ventures mit der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) festigt unsere führende Position in diesem lukrativen Gase- und Engineering-Markt. Sie ist die drittgrößte Moschee der Welt und gleichzeitig neben der Jumeirah-Moschee in Dubai das einzige muslimische Gotteshaus in den Vereinigten Arabischen Emiraten, das auch Nichtgläubigen zu bestimmten Zeiten Zutritt gewährt. Seit der Fertigstellung Ende des Jahres 2007 beten Muslime in dem 400-Mio.-EUR-Bauwerk, das nach dem Gründer der Vereinigten Arabischen Emirate benannt ist: Sheikh Zayed Bin Sultan Al Nahyan. 72 Linde Annual 2008 synergien Synergien. Gemeinsam sind wir stark. Seit der Übernahme der britischen BOC Group im September 2006 hat sich die Gases Division mit ihren international breit gestreuten Aktivitäten zum größten Kunden der Anlagenbausparte der Linde Group entwickelt: So konnte beispielsweise das Auftragsvolumen für Luftzerlegungs-Anlagen in diesem Zeitraum mehr als verdoppelt werden. Zudem profitiert unser Gasegeschäft zunehmend von den langjährigen Kundenkontakten der EngineeringExperten. Prominentes Beispiel für diese Entwicklung sind die erfolgreichen Linde Aktivitäten in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). In den vergangenen zehn Jahren ist es Linde gelungen, sich als enger Partner des Erdöl- und Erdgasproduzenten Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) zu etablieren. Die erfolgreiche Geschäftsbeziehung verdanken wir vor allem der engen Zusammenarbeit zwischen unseren Bereichen Gase und Engineering, in die inzwischen auch ADNOC als Joint-Venture-Partner eingebunden ist. Aus dieser Konstellation entstehen Großprojekte zur Rohstoffförderung, von denen unser Anlagenbau- und unser Gasegeschäft gleichermaßen profitieren. ADNOC kontrolliert rund 90 Prozent der umfangreichen Erdölund Erdgaslagerstätten in den VAE. Markteintritt mit Ethylen-Anlage Das Emirat Abu Dhabi am Persischen Golf ist mit 85 Prozent der Gesamtfläche die größte Region der Vereinigten Arabischen Emirate. Linde ist bereits seit 1995 in Abu Dhabi mit einer Niederlassung präsent. Im Jahr 1999 erhielt unsere Engineering Division von Borouge, einem Gemeinschaftsunternehmen von ADNOC und dem österreichischen Kunststoffproduzenten Borealis, den Auftrag zum Bau eines Ethylencrackers (siehe Glossar) am Standort Ruwais. Diese Anlage – Produktionskapazität: 600.000 Tonnen pro Jahr – nahm 2001 ihren Betrieb auf; bereits zwei Jahre später folgte der Produktionsstart einer zweiten von Linde errichteten Anlage. Im Zuge der steigenden Nachfrage nach thermoplastischen Kunststoffen wie Polyethylen (PE – siehe Glossar) und Polypropylen (PP – siehe Glossar) beschloss Borouge, den Anlagenkomplex in Ruwais zu erweitern (Borouge II) und orderte bei Linde im November 2006 einen der weltweit größten Cracker auf Ethanbasis – Produktionskapazität: 1,5 Millionen Tonnen pro Jahr, Gesamtauftragswert: 1,3 Mrd. USD. Die neue Ethylen-Anlage, die Ende des Jahres 2009 in Betrieb gehen soll, wird die Produktionskapazitäten für petrochemische Produkte in Ruwais mehr als verdreifachen. Joint Venture namens Elixier Die erfolgreiche Zusammenarbeit von Linde und ADNOC im Bereich der petrochemischen Industrie legte den Grundstein für eine noch engere Kooperation: Im November 2007 vereinbarten die beiden Unternehmen, unter dem Dach eines neuen Joint Ventures Industriegase zur langfristigen Versorgung von Kunden in Abu Dhabi zu produzieren. An der ADNOC Linde Industrial Gases Company Ltd., die am Markt unter dem Namen Elixier auftritt, ist ADNOC mit 51 Prozent und Linde mit 49 Prozent beteiligt. Bei der Firmengründung hatten die Partner bereits ein konkretes Gemeinschaftsprojekt im Blick. Im Auftrag von Elixier errichtet Lindes Engineering Division derzeit im Industriegebiet Ruwais eine erste Luftzerlegungs-Anlage, die über eine Pipeline den Anlagenkomplex Borouge II mit Stickstoff und weitere Kunden – wie Linde und ADNOC – dann auch mit flüssigem Stickstoff und Sauerstoff versorgen soll. Es ist vorgesehen, dass diese Anlage (Elixier I) außerdem Flüssiggase an Lindes Gases Division zur Vermarktung an Drittkunden liefern wird. Elixier II mit großem Vorbild Damit ist das Potenzial der Linde ADNOC-Kooperation jedoch noch nicht ausgereizt. Nur wenige Monate nach Gründung des Joint Ventures beauftragte Elixier unsere Engineering Division mit dem Bau von zwei Luftzerlegungs-Anlagen am Standort Mirfa an der Küste des Persischen Golfs zwischen Abu Dhabi City und Ruwais. Die beiden Anlagen werden mit einer Gesamtkapazität von 670.000 Normkubikmetern pro Stunde zu den größten ihrer Art weltweit zählen. Rund 800 Mio. USD beträgt das gesamte Investitionsvolumen für das Großprojekt. Eine vergleichbare Dimension haben nur die fünf Groß-Anlagen zur Erzeugung von Stickstoff, die Linde in den vergangenen Jahren im mexikanischen Cantarell errichtet hat. „Um Kosten und Zeit zu sparen, greifen wir für die neuen Anlagen am Persischen Golf auf die Blaupausen dieser erprobten Luftzerlegungs-Anlagen in Mexiko zurück“, erläutert Dr. Gerhard Beysel, der bei der Engineering Division für die Geschäftsentwicklung der Luftzerleger verantwortlich ist. Der aus den Anlagen in Mexiko gewonnene Stickstoff wird in das Cantarell-Ölfeld eingebracht, so dass mittels Druck das Erdöl effizienter aus dem Untergrund des Golfs von Mexiko gefördert werden kann (Enhanced Oil Recovery, EOR). Der Stickstoff aus den neuen Anlagen in Mirfa (Elixier II) soll – vereinfacht dargestellt – einem vergleichbaren Zweck dienen: Das Gas wird per 50 Kilometer langer Pipeline von der Küste zum Öl- und Gasfeld Habshan transportiert und dort in die Gas- und Ölreservoire gepresst. Durch den so konstant gehaltenen Druck lassen sich Gas 73 Allein auf der natürlichen Insel Al Reem vor der nordöstlichen Küstenlinie der Stadt entstehen zurzeit Wohnungen für rund 280.000 Menschen, darüber hinaus Hotels und ein Golfplatz. Mit den Wolkenkratzern wächst auch der Bedarf an Energie. und Kondensat gleichmäßiger an die Oberfläche fördern. Bisher wird zu diesem Zweck Erdgas verwendet, das aber dadurch als wertvolle Energiequelle verloren geht. Der Entscheidung, auf Stickstoff zum Verpressen in das Öl- und Gasfeld zu setzen, waren umfangreiche Untersuchungen der Spezialisten von Schlumberger Oilfield Services und von Exxon Mobil Corp. vorausgegangen. Denn die Auswahl des richtigen Mediums zur Einleitung in die Lagerstätten ist von der Beschaffenheit des Untergrunds abhängig, in dem die Rohstoffe lagern. Die Gegebenheiten in Habshan sprachen grundsätzlich für Stickstoff. Doch den endgültigen Ausschlag für die Nutzung von Stickstoff und somit letztlich zum Bau der beiden Luftzerleger gaben die positiven Erfahrungen mit den Referenz-Anlagen in Mexiko. Der Standort Mirfa ist durch die erforderliche Infrastruktur für die neuen Anlagen prädestiniert: Strom- und Wasserversorgung, Meerwasserentsalzungs-Anlage, Hafen und Leitungsnetz sind bereits vorhanden. Professionelles Projektmanagement Bevor Linde die Anlagen im Lauf des Jahres 2011 nach einer Planungs- und Bauzeit von rund 40 Monaten schlüsselfertig an Elixier übergeben wird, stehen umfangreiche und komplexe Arbeiten an: Die Schlüsselkomponenten – wie das Tieftemperatur-Equipment und die Wärmetauscher – werden an unseren Produktionsstandorten im bayerischen Schalchen und in Bremen gefertigt beziehungsweise dort zu so genannten PU-Boxen (PU = Packaged Units) komplettiert und verschifft. Diese Vorfertigung verkürzt die Montagezeit. Maschinen, Kompressoren und andere Ausrüstungselemente erhält Linde von Zulieferern. Parallel dazu müssen auch die Baumaßnahmen in Mirfa überwacht und schließlich ab 2010 die per Schiff angelieferten Anlagenkomponenten und Bauteile montiert werden. Denn schließlich gilt es, die Anlagen schlüsselfertig zu übergeben: Es ist also Teil unserer Ingenieurleistungen, auch sämtliche Unteraufträge, die wir im Zusammenhang mit dem Bau und der Montage vergeben, zu steuern und zu überwachen. Ein eigens dafür gebildetes Projektteam koordiniert diese logistische Herausforderung. Elixier – ein junges Unternehmen Bis zur Inbetriebnahme der großen Stickstoff-Anlagen in Mirfa wird sich auch das junge Gemeinschaftsunternehmen Elixier weiterentwickeln und unter Führung des General Managers Harald Schütz ein Team von bis zu 60 Mitarbeitern aufbauen. Das Board von Elixier ist paritätisch besetzt: Linde entsandte Vorstandsmitglied Dr.-Ing. Aldo Belloni und Dr. Hans-Hermann Kremer, der für das Gasegeschäft in der Region Osteuropa und Naher Osten verantwortlich ist. Den Vorsitz führt Mohammed A. Sahoo Al Suwaidi, ein Repräsentant von ADNOC, der gleichzeitig General Manager der Abu Dhabi Gas Industries Ltd. (GASCO) ist. GASCO betreibt das Gasegeschäft von ADNOC. Weiterhin ist Abdulaziz Alhajri, der CEO von Borouge, in dem obersten Gremium von Elixier vertreten. 74 Linde Annual 2008 synergien Beim produktiven Zusammenspiel der Gremien und der Fachkräfte aus Lindes Engineering- und Gasebereichen vor Ort in Abu Dhabi hilft auch die räumliche Nähe. In der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate haben sich alle drei Kooperationspartner in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander einquartiert. Elixier hat Büroräume in einem der ADNOC-Gruppe gehörenden Gebäude bezogen, im gleichen Gebäude residiert auch GASCO. Zudem profitieren wir von den bestehenden Kundenkontakten, die Uwe Rathmann als langjähriger Leiter des Engineering-Büros in Abu Dhabi aufgebaut hat. Rathmann hat maßgeblich zur Gründung von Elixier beigetragen. Wachstumsperspektiven Die Aufgaben und Ziele von Elixier sind klar abgesteckt: Das Joint Venture verantwortet den Betrieb der Luftzerlegungs-Anlagen sowie die Versorgung der Öl- und Gasförderung und der petrochemischen Industrie in Abu Dhabi und in den Emiraten mit Industriegasen, wobei die Unternehmen und Joint Ventures der ADNOC-Gruppe Priorität genießen. „Zurzeit hat Elixier Lieferverträge mit vier Kunden in Ruwais und in Mirfa – mit ADNOC, GASCO, dem Kunststoffproduzenten Borouge und der Linde Gases Division“, erläutert General Manager Harald Schütz. 01 Blick auf die Großbaustelle auf der Insel Al Reem vor Abu Dhabi City: Die Lichter der Türme sieht man noch in der Wüste leuchten. 02 Ein wichtiger Baustein des Plan Abu Dhabi 2030 ist die Entwicklung von Sowwah Island. Die Insel soll Kernstück des Abu Dhabi Central Business District werden und das Handelszentrum der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate bilden. 03 Bei Temperaturen von bis zu 50 °C fühlen sich nur noch Kamele wohl. Die Vereinigten Arabischen Emirate verbrauchen rund 30 Prozent mehr Energie pro Kopf als die USA – unter anderem für Klima-Anlagen. 04 „We build the country“, heißt es auf riesigen Plakaten in Abu Dhabi. Am neuen Abu Dhabi Central Market im Herzen der Stadt wird unermüdlich gearbeitet. Das Potenzial ist damit längst nicht ausgeschöpft: Die ADNOC-Gruppe und ihre Beteiligungsfirmen in der petrochemischen Industrie expandieren und ziehen weitere Unternehmen an. Unternehmen, die von der bereits vorhandenen und noch entstehenden Infrastruktur zur Rohstoff-, Gase-, Energie- und Wasserversorgung profitieren wollen. Die bereits reservierten Grundstücke in Mirfa für zwei zusätzliche Luftzerlegungs-Anlagen werden deshalb vermutlich nicht lange brach liegen. Synergien Das Wort Synergie kommt aus dem Griechischen („synergo“) und bezeichnet das Zusammenwirken von Lebewesen, Stoffen oder Kräften im Sinne von „sich gegenseitig fördern“. Aristoteles erklärte die Bedeutung von Synergie so: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“ In der Wirtschaft ist dies zum Beispiel der Fall, wenn der Anlagenbau von Linde im Auftrag des Gasebereichs des Konzerns Luftzerlegungs-Anlagen baut, aus denen die Gases Division dann wiederum ihre Kunden versorgt – die eine Division profitiert vom Knowhow und dem wirtschaftlichen Erfolg der anderen. Und der Kunde natürlich auch, weil er auf die technologische Kompetenz gleich zweier starker Partner zurückgreifen kann. 05 Bis in die 1960er Jahre bestand die Stadt noch aus einfachen Bauten, teilweise ohne Elektrizität und Kanalisation. Seit 1980 zählt Abu Dhabi City auf Grund des rasanten Wachstums jedoch zu den modernsten Städten weltweit. 06 Blick auf das Parkdeck des Sheikh Khalifa Energy Complex. Noch ist das Öl die Haupteinnahmequelle des Landes und natürlich auch Antrieb für die zahlreichen Autos der Emirate. Doch bereits jetzt arbeitet die Regierung mit Hochdruck an einer Zukunft ohne Öl, die zwangsläufig auch neue Technologien erfordert. 07 Ein dichtes Netz von Pipelines verbindet die Erdgas- und Erdölfelder Abu Dhabis – nach Sandstürmen sind die Leitungen aber oftmals kaum noch zu sehen. 75 01 05 02 03 06 04 07 Nichts ersetzt das persönliche Gespräch: Harald Schütz (General Manager Elixier, links im Bild), Mehmet Hamurcu (Construction Manager Linde Engineering, Bildmitte) und Salem Alattas (GASCO Sr. Project Manager Major Projects Group) an einer Pipeline in der Wüste. Im multikulturellen Abu Dhabi treffen unterschiedlichste Mentalitäten aufeinander, denn mehr als 80 Prozent der hier lebenden Menschen kommen aus dem Ausland. 77 Interview mit: Harald Schütz, General Manager Elixier, Abu Dhabi „Ich bin mit offenen Armen aufgenommen worden“ Herr Schütz, Sie haben zuletzt in Hongkong gearbeitet, jetzt sind Sie in Abu Dhabi – wieder ein völlig anderes kulturelles Umfeld, oder? 1 Die Geschäftskultur hier in den Emiraten ist natürlich nicht vergleichbar mit der chinesischen und schon gar nicht mit unserer deutschen. Hier fühlt man sich vom ersten Tag an wie in einer großen Familie. Sachthemen werden in den entsprechenden Gremien sehr offen und ohne Vorbehalte diskutiert und danach im engeren Kreis gemeinsam entschieden. Was muss man tun, um hier erfolgreich zu sein? 1 Hier ist der gemeinsame Erfolg das Maß aller Dinge. Man muß persönlich in diese Kultur eintauchen und den Menschen das Vertrauen entgegen bringen, das einem auch selbst zuteil wird. Dann lassen sich auch viele eigene Ideen in die Entscheidungsfindung einbringen und letztendlich auch gemeinsam verwirklichen. Dies schließt herausfordernde und schwierige Situationen oder Themen mit ein. Wie empfinden Sie das tägliche Arbeitsumfeld? 1 Wie ich es auch schon in den asiatischen Ländern erlebt habe, wird auch in den Emiraten die Gastfreundschaft großgeschrieben. Nicht nur von allen Linde Kollegen, auch von den Mitarbeitern der ADNOC-Gruppe und besonders von GASCO (GASCO betreibt das Gasegeschäft für ADNOC, Anm. d. Red.) erhalte ich viel Unterstützung. Ich bin hier mit offenen Armen aufgenommen worden, auch von den Mitgliedern der obersten Hierarchieebenen. Das ist sehr angenehm. Und wie kommt in diesem Umfeld der Aufbau von Elixier voran? 1 Mit dieser breiten Unterstützung und meinen eigenen Kontakten versuche ich die Mitarbeiterstruktur von Elixier dem multikulturellen Vorbild in den Emiraten anzupassen. Hier sind ja mehr als 80 Prozent der Menschen Ausländer! Bisher stammt jeder der ausgewählten Mitarbeiter aus einem anderen Land. Und wenn die neuen Mitarbeiter starten, um den Aufbau von Elixier mitzugestalten, habe ich die Chance, das, was man mir hier entgegenbringt, zurückzugeben: Offenheit, Freundlichkeit und Vertrauen. Bleibt da noch Zeit für Freizeitaktivitäten? Wenn ja, was macht man in Abu Dhabi? 1 Man kann fast alle Arten von Sport treiben, vom Reiten bis zum Schlittschuhlaufen. Highlights sind auch Ausflüge in die Wüste, verbunden mit tollen Barbecues unter einem unglaublichen Sternenhimmel. Das haben wir mit Kollegen von Linde schon mehrfach gemacht. Nur zum Skifahren müssen wir weiter fahren – nach Dubai! 78 Linde Annual 2008 synergien synergien Auch in anderen Regionen der Welt erschließen wir auf der Grundlage langjähriger Partnerschaften und Kundenbeziehungen im Engineering-Bereich zunehmend Neugeschäft für unsere Gases Division. Und im On-site-Markt – also bei der Versorgung aus Anlagen, 3 Ethylen-Anlage für Dahej, Indien Ende des Jahres 2008 erhielten wir zusammen mit unserem Konsortialpartner Samsung Engineering aus Südkorea den Auftrag für den schlüsselfertigen Bau einer Ethylen-Anlage in Dahej, Indien. Auftraggeber ist das indische Unternehmen OPAL, eine Tochterfirma der staatlichen ONGC (Oil and Natural Gas Corporation Ltd.). Der Gesamtwert des Auftrags beträgt umgerechnet etwa 1,03 Mrd. EUR. Davon entfallen 350 Mio. EUR auf Linde. Die Anlage wird die größte dieser Art in Indien und eine der größten Ethylen-Anlagen weltweit sein. Indien ist einer der zukunftsträchtigsten Märkte – sowohl für unseren Anlagenbau als auch für unser Gasegeschäft. Gerade in diesem Markt profitieren wir von den vielfältigen Synergien zwischen den beiden Geschäftsbereichen. Mit Samsung Engineering arbeiten wir mittlerweile seit fast 20 Jahren erfolgreich zusammen. Auf Basis dieser Kooperation haben wir unser Geschäft in China, Thailand, Malaysia, Saudi-Arabien und jetzt auch in Indien deutlich gestärkt. 3 Gemeinschaftsprojekte der Divisionen Gases und Engineering Rund 85 Prozent der On-site-Anlagen, die im Geschäftsjahr 2008 ihren Betrieb aufgenommen haben, waren Gemeinschaftsprojekte unserer Divisionen Gases und Engineering. Beispiele für diese effiziente Zusammenarbeit sind ein Steamreformer am Chemiestandort Burghausen (Deutschland), eine Wasserstoff-Anlage für Voest Alpine in Linz (Österreich), die Versorgung des Kunden Lucite in Singapur mit Kohlenmonoxid und eine so genannte Hyco-Anlage zur Produktion von Wasserstoff und Synthesegas für die Bayer AG in Caojing (China). 3 Langfristiger Versorgungsvertrag für technische Gase Auch das jüngste Projekt, das wir mit dem weltweit größten Stahlproduzenten ArcelorMittal vereinbart haben, fußt auf der Zusammenarbeit zwischen unserem Gase- und unserem Anlagenbaugeschäft: die direkt bei den Verbrauchern vor Ort errichtet werden – erhalten unsere Kunden alles aus einer Hand: Wir bauen die Anlage und übernehmen auch den Betrieb. Im Frühjahr 2008 haben wir einen langfristigen Versorgungsvertrag für technische Gase am ArcelorMittal-Standort Galati (Rumänien) unterzeichnet. Die Vereinbarung umfasst auch den Bau einer neuen Luftzerlegungs-Anlage sowie die Modernisierung dort vorhandener Anlagen. Das Investitionsvolumen beträgt mehr als 100 Mio. EUR. 3 Zweite Wasserstoff-Anlage für Lemont, Illinois Im On-site-Markt profitieren wir auch weiterhin von einer hohen Nachfrage nach Wasserstoff zur Reinigung und Entschwefelung von Rohöl. Dieses Verfahren wird angesichts strenger behördlicher Umweltauflagen zum Emissionsschutz immer wichtiger. So werden wir beispielsweise in den USA am Standort Lemont, Illinois, eine zweite Wasserstoff-Anlage errichten, aus der wir die benachbarte Raffinerie der CITGO Petroleum Corporation mit rund 1,3 Millionen Normkubikmetern (Nm3) Wasserstoff pro Tag versorgen werden. Mit dem Wasserstoff von Linde kann die Raffinerie das stark schwefelhaltige (saure) Rohöl aus kanadischen Ölsanden verarbeiten. 3 Start des Projekts SCALE Um die Synergien zwischen unseren beiden großen Geschäftsfeldern zukünftig noch effizienter zu nutzen, haben wir im Frühjahr 2008 das Projekt SCALE gestartet. Ziel dieses Optimierungsprogramms ist es, Luftzerlegungs-Anlagen unserer Engineering-Sparte für unsere Gases Division zukünftig weltweit deutlich günstiger und mit noch kürzeren Lieferzeiten (maximal 24 Monate) anbieten zu können. Wir wollen dieses Ziel über einen höheren Standardisierungsgrad, vereinfachte Arbeitsabläufe sowie eine enge Zusammenarbeit mit möglichst kostengünstigen Lieferanten und Partnern erreichen. Damit werden wir unsere Wettbewerbsfähigkeit im On-site-Geschäft noch weiter stärken. 79 Starke Präsenz in eineR wichtigen Region Von Saudi-Arabien bis Oman, von Kuwait bis zu den Vereinigten Arabischen Emiraten: In den vergangenen Jahrzehnten hat Linde Engineering auf der Arabischen Halbinsel mehr als 50 Anlagen für verschiedenste Kunden geplant und gebaut. Das Spektrum reicht von Luftzerlegungs-Anlagen über Erdgas- bis zu Petrochemie-Anlagen. Gleichzeitig hat unsere Gases Division im gesamten Nahen Osten mehr als 1 Mrd. USD (inkl. Joint Ventures) investiert, um Kunden vor Ort mit Industriegasen zu versorgen. Die enge Zusammenarbeit unserer beiden Divisionen ist ein Wettbewerbsvorteil für Linde, nutzt aber vor allem unseren Kunden, die von unserem gebündelten Fachwissen profitieren. Pearl Luftzerlegungs-Anlagen Erdgas-Anlagen Maskat Asab Jiddah Ash-Shariqah Ruwais Kuwait Al-Kharj Rabigh Buraydah Riad Ras Tanura Yanbu al-Bahr Al-Jubayl Petrochemie-Anlagen Bahrain Katar VAE Saudi-Arabien Oman Jemen 80 Linde Annual 2008 Impressum Impressum Impressum Kontakt Herausgeber Linde AG Klosterhofstraße 1 80331 München Linde AG Klosterhofstraße 1 80331 München Telefon089.35757-01 Telefax 089.35757-1075 www.linde.com Gestaltung Peter Schmidt Group, Hamburg Texte Linde AG Fotografie Rüdiger Nehmzow, sämtliche – mit Ausnahme der Seiten 04 und 37 Andreas Pohlmann, Seite 04 Patrick Pleul, dpa, Seite 37 (oben links) CERN Geneva, Seite 37 (Mitte rechts) Laif, Seite 37 (Mitte links) Linde AG, Seite 37 (oben rechts, unten links und rechts) Produktion, Satz und Lithografie Brand Implementation GmbH, Hamburg Druck Offsetdruck Raff, Riederich Kommunikation Telefon089.35757-1321 Telefax 089.35757-1398 E-Mail [email protected] Investor Relations Telefon089.35757-1321 Telefax 089.35757-1398 E-Mail [email protected] Das Linde Annual und der Finanzbericht des Linde Konzerns liegen in deutscher und englischer Sprache vor und sind zudem im Internet unter www.linde.com als Download bereitgestellt. Unter derselben Adresse bieten wir Ihnen darüber hinaus eine interaktive OnlineVersion des Geschäftsberichts, der aus dem Finanzbericht des Linde Konzerns und dem Annual besteht. Zusätzliches Informationsmaterial über Linde schicken wir Ihnen auf Anfrage gerne kostenlos zu. Umschlag Innenseite: Jahresrückblick Glossar 3 Amorphes Silizium (a-Si) Material zur Herstellung von Dünnschichtsolarzellen. Bei amorphem Silizium ist der photoaktive Halbleiter ein amorphes (gestaltloses) Silizium, das als dünne Schicht auf das Trägermaterial (z. B. Glas) aufgebracht wird. Der geringere Material- und Energieverbrauch sowie der hohe Automatisierungsgrad der Fertigung bieten beträchtliche Einsparpotenziale gegenüber der kristallinen Siliziumtechnologie. 3 Biogas Entsteht durch den Verfaulungsprozess von Pflanzen in Biogas-Anlagen. Hauptbestandteile sind Methan und Kohlenstoffdioxid. Energetisch genutzt wird das Methan, das auch Hauptbestandteil von Erdgas ist. 3 CERN Europäische Organisation für Kernforschung (Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire). Die Großforschungseinrichtung in der Nähe von Genf in der Schweiz ist vor allem für ihren Teilchenbeschleuniger bekannt. Der Large Hadron Collider (LHC), mit 1.700 Magneten der weltweit größte Teilchenbeschleuniger, hat einen Umfang von 27 Kilometern. 3 Coldbox Komplett verrohrte und instrumentierte, betriebsfertige Einheit aus Wärmetauschern zur Zerlegung von Gasen bei tiefen Temperaturen. 3 Diphenylmethandiisocyanat (MDI) Chemische Verbindung aus der Gruppe der aromatischen Isocyanate. MDI ist ein wesentlicher Rohstoff für Polyurethan, Polyamidimid, Isolierschaum und Klebstoffe. 3 Dünnschicht-Solarzellen Bei der Herstellung von Dünnschichtzellen werden photoaktive Halbleiter als 0,001 Millimeter dünne Schichten auf ein Trägermaterial aufgebracht. Die Zellen sehen sehr homogen aus und sind rötlichbraun bis schwarz. 3 EG-Öko-Audit (EMAS) Eco Management and Audit Scheme. Die Verordnung gibt seit Mitte des Jahres 1995 Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft die Möglichkeit, auf freiwilliger Basis ihre Betriebsabläufe auf umweltrelevante Aspekte hin zu überprüfen und kontinuierlich zu verbessern. 3 Enhanced Oil Recovery (EOR) Tertiärförderung von Erdöl zur besseren Nutzung der verbliebenen Reserven in einem Ölfeld durch Dampf, Chemikalien oder Flutung mit Gas, zum Beispiel Stickstoff. 3 Ethylencracker (Steamcracker) Verfahren der Dampfspaltung in der Petrochemie. Durch thermisches Cracken werden längerkettige Kohlenwasserstoffe (Naphtha, Propan, Butan, Ethan sowie Gasöl) unter Zuführung von Wasserdampf in kurzkettige Kohlenwasserstoffe umgewandelt. Diese dienen als Rohstoffe für Kunststoffe, Lacke, Lösungs- oder Pflanzenschutzmittel. 3 Gas Processing Natürliches Erdgas enthält neben Methan auch schwerere Kohlenwasserstoffe wie Ethan, Propan und Butan, die in einem Gas abscheider (Fractionator) abgetrennt werden müssen, bevor das Erdgas als Brenn- oder Treibstoff eingesetzt werden kann. 3 Grid Parity Begriff aus der Energiebranche, der sich mit „Netzgleichwertigkeit“ übersetzen lässt. Die Grid Parity wird dann erreicht, wenn Strom aus einer Photovoltaik-Anlage oder anderen erneuerbaren Energiequellen zum gleichen Preis im Netz angeboten werden kann wie konventioneller Strom, z. B. aus Kohlekraftwerken. 3 Inertisierung Umwandlung oder Bearbeitung von Stoffen zu reaktionsträgen (inerten) Stoffen. Inerte Stoffe sind z. B. Edelgase, Glas und Porzellan. 3 LNG Liquefied Natural Gas. Verflüssigtes Erdgas, das auf Grund der großen Energiedichte, des konstanten Brennwerts und der hohen Reinheit als zukunftsträchtiger Kraftstoff gilt. 3 Mikrokristallines Silizium (µc-Si) Im Gegensatz zu amorphem Silizium hat mikrokristallines Silizium eine kristalline Struktur, die viel kleinere Korngrößen aufweist als herkömmliche kristalline Zellen. Mikrokristalline Schichten werden fast immer zusammen mit amorphen Schichten zur Herstellung von mikromorphen Solarzellen verwendet. Solche Solarzellen bestehen aus einer amorphen und einer mikrokristallinen Siliziumschicht, die übereinander auf das Substrat aufgebracht werden. Jede Schicht ist für ein bestimmtes Lichtspektrum optimiert. Die Solarzellen werden auf Grund der beiden Schichten auch Tandemzellen genannt. 3 PET-Mehrwegflaschen PET = Polyethylenterephthalat. PET-Flaschen sind leicht, stabil, transparent und praktisch unzerbrechlich. Sie haben auf Grund des geringen Gewichtes vor allem im Mehrwegsystem deutliche ökologische Vorzüge gegenüber Glasflaschen. 3 Polyethylen (PE) Ein durch Polymerisation von Ethen hergestellter thermoplastischer Kunststoff mit wachsartiger Oberfläche und hoher Beständigkeit gegen Säuren, Laugen und weitere Chemikalien. PE ist unter anderem Bestandteil von Folien, Gefäßen, Rohren und Verpackungen. 3 Polypropylen (PP) Teilkristalliner Thermoplast aus der Gruppe der Polyolefine. Anwendungsgebiete sind unter anderem Armaturenbretter, Batteriegehäuse, Kindersitze, Fahrradhelme, Dämmund Isolierstoffe, Kabelummantelungen, Isolierfolien, Rohrleitungen, Fasern und Verpackungsmaterialien. 3 Polyurethan (PU) Vielseitiger Kunststoff, der in verschiedensten Bereichen zum Einsatz kommt: z. B. als Schaum für Matratzen und Schwämme, als Bauschaum zur Wärmedämmung sowie für Lacke und Klebstoffe. 3 Silizium Ein hartes, sprödes, dunkelgrau-glänzendes Nichtmetall mit diamantähnlicher Gitterstruktur. Kristallines und amorphes Silizium unterscheiden sich in der Kristallgröße. Silizium ist ein typisches Halbleiterelement, dessen Leitfähigkeit für elektrischen Strom mit zunehmender Temperatur größer wird. Durch die Verunreinigung mit Metallatomen lässt sich seine Leitfähigkeit steigern. 3 Wafer Als Wafer (engl. „Waffel“ oder „Oblate“) wird in der Halbleiter- und Photovoltaikindustrie sowie der Mikromechanik die kreisrunde oder quadratische, circa einen Millimeter dicke Scheibe bezeichnet, auf der elektronische Bauelemente, mikromechanische Bauelemente oder photoelektrische Beschichtungen hergestellt werden. Jahresrückblick Januar MAI 1 Die Linde Group schließt mit dem Stahlhersteller Corus, der zu Tata Steel gehört, einen langfristigen Liefervertrag für Industriegase. Zu dieser Vereinbarung zählt der Bau einer neuen Luftzerlegungs-Anlage am Corus-Standort in Scunthorpe (North Lincolnshire, Großbritannien) für rund 80 Mio. EUR. Die neue Luftzerlegungs-Anlage wird Mitte 2010 in Betrieb gehen und ein höheres Stahlproduktionsvolumen ermöglichen. 1 Linde verkauft seine kolumbianische Tochtergesellschaft Cryogas S. A . zu einem Enterprise Value von umgerechnet 90 Mio. EUR an das chilenische Industriegaseunternehmen Indura S. A. Der Verkauf war eine kartellrechtliche Auflage der kolumbianischen Aufsichtsbehörden für die Akquisition der BOC Group. Cryogas S. A. hatte im Geschäftsjahr 2007 mit rund 400 Mitarbeitern einen Umsatz von umgerechnet 49 Mio. EUR erzielt. FebRuAR 1 Ferner veräußert Linde die MAPAG Valves GmbH in Horgau bei Augsburg (Deutschland) zu einem Enterprise Value von 36 Mio. EUR an den Technologiekonzern Metso (Finnland). Mit dem Verkauf dieser Randaktivität konzentriert sich die Engineering Division noch stärker auf ihre Kernkompetenzen. Das Unternehmen beschäftigt rund 100 Mitarbeiter und erzielte im Geschäftsjahr 2007 einen Umsatz von circa 31 Mio. EUR. 1 Linde erhält von BASF den Auftrag zum Bau einer großen Wasserstoff-Anlage für den Standort Ludwigshafen (Deutschland). Linde übernimmt neben dem Basic- und Detail-Engineering und der Materialbeschaffung auch die Montage und Inbetriebnahme der schlüsselfertigen Wasserstoff-Anlage, die Mitte September 2009 den Betrieb aufnehmen wird. Nachdem Linde bereits in der Vergangenheit Anlagen zur Herstellung von Sauerstoff und Ethylen am Standort Ludwigshafen realisiert hat, ist dies die erste Wasserstoff-Anlage, die Linde für BASF liefert. März 1 Linde Nippon Sanso (LNS), ein Unternehmen der Linde Group, schließt mit der Malibu GmbH & Co. KG in Bielefeld (Deutschland) einen Exklusivvertrag über die Lieferung sämtlicher Gase, die zur Herstellung von Photovoltaik-Modulen benötigt werden. Der Langzeitvertrag umfasst die direkte Belieferung mit Stickstoff (N 2), Wasserstoff (H2), Silan (SiH4), Stickstofftrifluorid (NF3), Argon (Ar) und Helium (He). Darüber hinaus rufen Linde und Malibu ein gemeinsames Entwicklungsprogramm für neuartige Gasetechnologien ins Leben, das zur Verbesserung des Wirkungsgrades der Solarzellen, des Anlagendurchsatzes in der Produktion sowie der Rentabilität beitragen soll. Malibu ist ein Joint Venture des Energiekonzerns E.ON und von Schüco, einem der weltweit größten Anbieter von Gebäudehüllensystemen. april 1 Die Linde Group schließt mit dem weltweit größten Stahlproduzenten ArcelorMittal einen langfristigen Versorgungsvertrag für technische Gase. Die Vereinbarung umfasst den Bau einer neuen Luftzerlegungs-Anlage am ArcelorMittal-Standort Galati in Rumänien sowie die Modernisierung dort vorhandener Anlagen. Das Investitionsvolumen beträgt mehr als 100 Mio. EUR. 1 Linde und das US-Unternehmen Waste Management Inc. vereinbaren im Rahmen eines Joint Ventures in Livermore (Kalifornien, USA) den Bau der weltweit größten Anlage zur Umwandlung von Deponiegas in umweltfreundliches Biogas. Das verflüssigte Biogas kommt als Kraftstoff für 300 Müllfahrzeuge von Waste Management in Kalifornien zum Einsatz. Das Investitionsvolumen beträgt 15 Mio. USD. Linde ist für das Engineering der Anlage sowie die Säuberung und anschließende Verflüssigung des Deponiegases verantwortlich. 1 Die Süd-Chemie AG, ein weltweit führender Katalysatoren- und Adsorbentienhersteller, und Linde vereinbaren eine exklusive Zusammenarbeit zur Entwicklung und Vermarktung von Anlagen für die Produktion von Biokraftstoffen der zweiten Generation. Dabei sollen Kraftstoffe wie Ethanol biotechnologisch aus zellulosehaltigen Pflanzenbestandteilen, wie etwa Weizen- und Maisstroh, Gräsern oder Holz, gewonnen werden. 1 Linde und die Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) vereinbaren, über ihr Gemeinschaftsunternehmen Elixier zwei große Luftzerlegungs-Anlagen in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) zu errichten. Die Gesamtinvestition beträgt rund 800 Mio. USD. Die neuen Anlagen werden ab Ende 2010 an das lokale Versorgungs- und Pipeline-Netzwerk angeschlossen und stellen Stickstoff zur Erdgasförderung bereit. Der staatliche Erdölkonzern ADNOC hält 51 Prozent und Linde 49 Prozent der Anteile des Joint Ventures Elixier, das im Dezember 2007 gegründet wurde. 1 Linde erwirbt 51 Prozent der Anteile an dem saudi-arabischen Industriegaseunternehmen SIGAS (Saudi Industrial Gas Co. Ltd.). Das Familienunternehmen SIGAS ist das zweitgrößte Industriegaseunternehmen in Saudi-Arabien und erzielte im Geschäftsjahr 2007 einen Umsatz von annähernd 28 Mio. EUR. JUNI 1 Der Mineralölkonzern Total weiht die erste Wasserstoff-Tankstelle Belgiens in Brüssel ein. Die Technologie zur Speicherung des tiefkalten, flüssigen Wasserstoffs sowie das Betankungssystem wurden von Linde entwickelt. Linde treibt die Weiterentwicklung der Wasserstoff-Technologie seit Jahren voran. Nahezu alle weltweit existierenden Tankstellen mit Flüssigwasserstoff wurden mit Betankungstechnik von Linde ausgerüstet. juli oktober 1 Linde wird durch die Ratingagentur oekom research als besonders nachhaltig wirtschaftendes Unternehmen eingestuft. oekom research bewertet in ihrem Corporate Responsibility Rating die Aktivitäten im Bereich Nachhaltigkeit von weltweit rund 1.000 börsennotierten Unternehmen. Linde erzielt erstmals mit der Gesamtnote B – den Investmentstatus Prime und zählt damit zu den bestplatzierten Unternehmen seiner Branche. Mit dieser Bewertung qualifizieren sich Linde Aktien für ein Investment aus ökologischer und sozialer Sicht. 1 Linde erwirbt die restlichen 50 Prozent der Anteile am australischen LPG-Unternehmen Elgas, Sydney, zum Preis von umgerechnet rund 126 Mio. EUR. Elgas wurde 1984 als ein 50/50-Joint-Venture zwischen BOC Limited, einer Tochtergesellschaft der Linde Group, und AGL Energy (AGL) gegründet. Elgas ist der führende Händler von LPG (Liquefied Petroleum Gas = Flüssiggas) in Australien und betreibt in Port Botany, Sydney, das landesweit größte LPG-Lager. Das Unternehmen erzielte im Geschäftsjahr 2007 einen Umsatz von umgerechnet 255 Mio. EUR. august 1 Linde schließt zwei neue Verträge zur On-site-Gaseversorgung der Unternehmen Ningbo Iron & Steel Co. Ltd. und Hanwha Chemical Corporation (HCC) im ostchinesischen Ningbo ab. Im Zuge der Vereinbarungen errichtet Linde eine weitere Luftzerlegungs-Anlage und investiert hierfür rund 17 Mio. EUR. Die neue Anlage soll das Stahlwerk von Ningbo Steel im Stadtbezirk Beilun ab Mitte 2009 mit Sauerstoff versorgen. 1 Linde eröffnet in Hamburg im Rahmen der Zemships-Initiative die weltweit erste Wasserstoff-Tankstelle für Brennstoffzellen-Passagierschiffe. Zemships ist ein von der EU unterstütztes Projekt zur Förderung von Wasserstoff als Treibstoff für Schiffe. Die Zemships-Tankstelle versorgt das so genannte Zero Emission Ship mit gasförmigem Wasserstoff. Das weltweit erste mit Wasserstoff-Brennstoffzellen betriebene Fahrgastschiff kann bis zu 100 Passagiere auf Alster und Elbe befördern. Die komplette Tankstelle wurde von Linde geplant und gebaut. september 1 Zum ersten Mal werden Protonen in dem unterirdischen Ring des Large Hadron Collider (LHC) des CERN (siehe Glossar) bei Genf in der Schweiz nahezu auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Dabei erleben auch die dort installierten Linde Kälte-Anlagen ihre Premiere. Das Heliumkältesystem wurde von der Linde Tochtergesellschaft Linde Kryotechnik AG mit Sitz in Pfungen (Schweiz) konstruiert, gebaut und installiert. 1 Linde gründet mit der SINOPEC Fujian Petrochemical Company Limited (FPCL), einem Tochterunternehmen der China Petroleum & Chemical Corporation (SINOPEC), ein Joint Venture zur langfristigen Industriegaseversorgung von Kunden in der südostchinesischen Provinz Fujian. Die Kooperation ist mit Investitionen von rund 100 Mio. EUR verbunden. Beide Partner, FPCL und Linde Gas (Hongkong) Limited, eine hundertprozentige Linde Tochtergesellschaft, halten an dem neuen Joint Venture jeweils 50 Prozent. 1 Die Linde Group und die Vattenfall Europe Technology Research GmbH, ein Tochterunternehmen des Energiekonzerns Vattenfall, vereinbaren eine umfassende Technologiepartnerschaft zur Kohlendioxidabtrennung in Kohlekraftwerken. Ziel der Kooperation ist es, das so genannte Oxyfuel-Verbrennungsverfahren für Braun- und Steinkohle zu erproben und die Technik zur späteren Anwendung in Großkraftwerken zu entwickeln. Die Untersuchungen werden an der Forschungs-Anlage für ein Kohlekraftwerk mit Kohlendioxidabscheidung in Schwarze Pumpe in der Lausitz (Brandenburg, Deutschland) durchgeführt. Für dieses Pilotkraftwerk hat Linde eine Luftzerlegungs- und eine Kohlendioxidverflüssigungs-Anlage errichtet. Linde unterstützt Vattenfall im Rahmen der Technologiepartnerschaft mit einer umfangreichen wissenschaftlich-technischen Begleitung während der ersten Versuchsphase bis Ende 2011. 1 The Linde Group unterzeichnet mit dem ungarischen Chemie unternehmen BorsodChem Zrt. einen weiteren Vertrag zur langfristigen On-site-Versorgung mit Industriegasen. Im Zuge der Vereinbarung wird Linde am Standort von BorsodChem in Kazincbarcika im Nordosten Ungarns eine neue Luftzerlegungs-Anlage errichten und hierfür rund 26 Mio. EUR investieren. Die Inbetriebnahme der neuen Luftzerlegungs-Anlage ist für November 2010 geplant. Zusammen mit dieser neuen Investition betreibt Linde für BorsodChem am Standort Kazincbarcika zwei Luftzerlegungs-Anlagen zur Herstellung von Luftgasen sowie drei so genannte Steamreformer zur Produktion von gasförmigem Wasserstoff und Kohlenmonoxid. Die Gesamt investitionen von Linde belaufen sich an diesem Standort damit auf über 200 Mio. EUR. november 1 Linde gelingt es, in China drei Großaufträge mit Kunden aus der Photovoltaikindustrie abzuschließen. Linde deckt damit mehr als 50 Prozent des im Berichtsjahr äußerst wachstumsstarken Gasemarktes für Dünnschicht-Photovoltaikzellen in China ab und festigt seine Position als weltweit größter Lieferant von Flüssig- und Spezialgasen für diese Branche. Vertragspartner unserer Tochtergesellschaft Linde LienHwa sind die Firmen Tianwei Baoding, Hangzhou Amplesum und ENN Solar. dezember 1 Linde und sein Konsortialpartner Samsung Engineering (Südkorea) erhalten den Auftrag für den schlüsselfertigen Bau einer EthylenAnlage in Dahej, Indien. Auftraggeber ist das indische Unternehmen OPAL, eine Tochterfirma der staatlichen ONGC (Oil and Natural Gas Corporation Ltd.). Der Gesamtwert des Auftrags beträgt umgerechnet etwa 1,03 Mrd. EUR. Davon entfallen 350 Mio. EUR auf Linde. Die Anlage wird die größte dieser Art in Indien und eine der größten Ethylen-Anlagen weltweit sein. 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