Wochenkommentar: Überverkaufte Märkte
Transcription
Wochenkommentar: Überverkaufte Märkte
Wochenkommentar Investmentkommunikation 17. Oktober 2014 Überverkaufte Märkte Die Aktienkurse sackten vergangene Woche drastisch ab; der S&P 500 verzeichnete am Mittwoch den größten Intraday-Verlust seit 2011. Die Renditen auf Anleihen der Kernländer sind ebenfalls gesunken, weil die Investoren wieder die traditionellen „sicheren Häfen“ ansteuerten. Doch obwohl die Stimmung sich erheblich eingetrübt hat, sind wir der Ansicht, dass die aktuelle Marktsituation eine Korrektur in der Mitte des Aufwärtszyklus darstellt und kein Ende des Bullenmarktes, der 2009 begonnen hat. Aktienindex-Performance in lokaler Währung Wert 1 Woche (Δ%) seit Jahresbeginn (Δ%) MSCI ACWI 392,10 -2,1 -4,0 1862,80 -3,4 0,8 EuroStoxx 50 2874,70 -2,3 -5,9 DAX 8582,90 -0,6 -8,5 Nikkei 225 14532,50 -6,1 -10,8 Hang Seng Index 23023,20 -0,3 -1,2 S&P 500 Staatsanleiherenditen Rendite (%) 1 Woche (ΔBp) Makro-Update US-Treasuries 2 Jahre 0,357 Wie wir bereits mehrfach gesagt haben, deutet eine genau- Bundesanleihe 2 Jahre ere Analyse der Situation darauf hin, dass der aktuelle Pessi- Japan 2 Jahre mismus an den Märkten überzogen ist. Wir sind nach wie vor der Meinung, dass die Makrotreiber für ein stärkeres globales Wachstum sprechen. Zugpferd dürfte ein robustes Wachstum 1 Jahr (ΔBp) -6,9 4,4 -0,050 0,5 -23,1 0,012 -4,8 -8,5 US-Treasuries 10 Jahre 2,198 -8,3 -39,2 Bundesanleihe 10 Jahre 0,856 -3,2 -101,1 Japan 10 Jahre 0,470 -3,5 -15,9 in den USA sein, das auch die anderen Länder der Welt mitziehen wird. Zudem ergreifen die Geldpolitiker in schwächeren Wirtschaftsräumen Stützungsmaßnahmen, etwa in Japan Anleiheindexrenditen Index Spread (Bp) 1 Woche (ΔBp) 1 Jahr (ΔBp) und in der Eurozone, und könnten diese künftig sogar noch CDX NA IG 73,65 4,41 1,16 stärker ausweiten. Die chinesische Regierung wirkt gezielt iTraxx Euro 5-year 73,11 3,78 -14,42 darauf hin, dass die niedrigeren, aber immer noch hohen JPM EMBI+ 361,77 24,25 35,52 Wachstumsziele erreicht werden. Zusätzlich wird auch der Stand: Freitag, 17. Oktober, 12:00 Uhr MEZ drastische Rückgang der Ölpreise die globale Nachfrage be- Quelle: Bloomberg trächtlich stützen. Pro USD 10 Ölpreisrückgang steigt das globale BIP unseren Schätzungen zufolge um 0,3 Prozentpunkte. Es besteht das Risiko, dass der Pessimismus an den Märkten zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung wird, wenn die finanziellen Bedingungen schwieriger werden und das Vertrauen in der Realwirtschaft nachlässt. Wahrscheinlicher ist aber, dass bessere Konjunkturdaten die Stimmung heben und die Risikobereitschaft der Investoren wieder erhöhen. In dieser Ausgabe Makro-Update1 Aktienmarkt-Update Aktienmarkt-Update Die Aktienkurse sind vergangene Woche weltweit eingebro- Anleihemarkt-Update2 chen; am schlimmsten war es in Europa. Die Konjunktur- Devisenausblick 2 sorgen in Europa und die Angst vor dem Ebola-Virus waren Asset Allokation 3 starke Verkaufstreiber. Außerdem hatten die Marktteilnehmer Termine der Woche 3 1 Angst, die Schwäche in Europa und die Verlangsamung in ChiKunden dürfen sich gerne an ihren Berater bei der Bethmann Bank AG wenden und nach Ausgaben der im Wochenkommentar erwähnten Research-Publikationen fragen. Die wichtigsten Veröffentlichungen sind auch direkt über die ABN AMROs Research App für das iPad erhältlich, die im Apple App Store zum Herunterladen bereitsteht. >1 na könnten auch die Aussichten der US-Wirtschaft trüben. Dass Unternehmensanleihen querbeet verkauft wurden, Aus Sektorsicht traf es Energie und Grundstoffe am stärks- macht allerdings deutlich, dass sich die Stimmung an den ten. Die zyklischen Sektoren Industrie, zyklischer Konsum Märkten verschlechtert hat. Seit der Juni-Sitzung des EZB- und Technologie verloren ebenfalls stark. Rats bedeuten niedrigere Renditen nicht mehr unbedingt eine höhere Wahrscheinlichkeit einer geldpolitischen Locke- Mitten in der Verkaufswelle legten einige Unternehmen ihre rung mit anschließender Renditejagd an den Anleihemärkten. Geschäftszahlen für das dritte Quartal vor. Zu Beginn der Be- Stattdessen schauen die Investoren in letzter Zeit mit Sorge richtssaison sind es vor allem amerikanische Unternehmen. auf das Wirtschaftswachstum, vor allem in Europa und China. Die US-Banken konnten uns mit ihren Zahlen nicht inspirieren. Dies spiegelt sich in höheren Realzinsen und höheren Risiko- Wir betrachten die Verkaufswelle an den Aktienmärkten als aufschlägen wider. vorübergehende Korrektur und sind weiter der Meinung, dass sich die Weltwirtschaft weiter erholt, sodass Raum für Wir sind überrascht, wie schnell sich die Stimmung an den eine weitere Steigerung der Unternehmensgewinne bleibt. Märkten eingetrübt hat. An den europäischen Märkten für Aus diesem Grund behalten wir unsere Übergewichtung von Unternehmensanleihen sind die Abflüsse bislang noch nicht Aktien bei. Nähere Informationen zu unserer Asset-Allokation so ausgeprägt wie an den amerikanischen. Der Bedarf an finden Sie auf Seite 3. Liquidität scheint also weniger dringend. Aber die Marktvolatilität in den USA und in Europa darf man nicht ignorieren, und die Rückkehr zu mehr Risikobereitschaft könnte länger Berichtskalender Unternehmen BinckBank, SAP, Halliburton, Philips, Texas Instruments, Apple, Datum dauern als wir gehofft hatten. Die Renditen liegen in der Nähe 20. Okt. von historischen Tiefständen. Die Investoren sind wieder risikoscheu geworden. Und die Marktliquidität ist niedrig und VF Corp Yahoo!, Coca-Cola, Kimberly-Clark, Verizon Communications, 21. Okt. Jahresende sind wir aber noch vier bis fünf Wochen entfernt. Akzo Nobel, ManpowerGroup, United Technologies Boeing, Dow Chemical, Glaxosmithkline, Iberdrola, Arcadis, zeitweise sogar begrenzt. Vom normalen Liquiditätstief zu 22. Okt. Unserer Ansicht nach ist es noch zu früh, die Anleihemärkte Amgen, AT&T, Wipro zu schließen. Ein paar Tage mit extremen Bewegungen sind Tesco, Microsoft, Crédit Suisse, 3M, Southwest Airlines, General 23. Okt. noch kein Grund zur Panik, denn die Fundamentaldaten für Motors, Amazon.com Unternehmensanleihen haben sich nicht geändert, und die Ford, BASF, UPS, Colgate-Palmolive Company, Procter & 24. Okt. Ausfallquoten bleiben auf einem sehr niedrigen Niveau. Gamble, Petroleo Brasileiro Sa Petrobras, AON Devisenausblick Anleihemarkt-Update Die Investoren haben jüngst bei extremen Long-Positionen Seit einiger Zeit wächst die Sorge um das globale und noch im US-Dollar Gewinne mitgenommen, während die Aufwer- mehr um das europäische Wirtschaftswachstum. Diese Ent- tung der US-Währung an Dynamik verliert. Vorangetrieben wicklung hat sich in den vergangenen Tagen verschärft. In wurde diese Entwicklung von Investoren, die sich auf we- der Folge haben die Aktienkurse wichtige technische Unter- niger positive Nachrichten zur US-Konjunktur konzentrierten. stützungen durchbrochen. Inzwischen erreichen die Markt- Schwächere Wirtschaftsdaten haben Zweifel an den globalen turbulenzen auch die Unternehmensanleihen (und andere Konjunkturaussichten aufkommen lassen, während bessere Anlageklassen). Wir glauben aber, dass der Markt mit den Zahlen ignoriert wurden. Deshalb hat sich die Stimmung der aktuellen extremen Steigerungen der Risikoaufschläge bei Investoren erheblich eingetrübt; zeitweise kam es sogar zu Unternehmensanleihen übertreibt. einer Hysterie. Dies spiegelte sich in drastischen Rückgängen bei Aktien und Anleiherenditen (vor allem bei US-Treasu- Die (risikolosen) Renditen auf Staatsanleihen (der Kernländer) ries) wider. sind vergangene Woche erheblich gefallen. Die Risikoprämien bei Staatsanleihen aus Europas Peripherie sind drastisch Die heftigen Verkäufe bei zyklischen Rohstoffen wie Öl, In- gestiegen; im Fall von Griechenland waren es gar mehr als dustriemetallen und Palladium wirkten sich negativ auf die 100 Basispunkte. Bei den Unternehmensanleihen sieht es Währungen von Rohstoffexporteuren aus und beeinflussten nicht besser aus: Die Risikoaufschläge auf Hochzinsanleihen die Erwartungen an die Geldpolitik. Inzwischen gehen die lagen am 23. Juni 2014 bei 349 Basispunkten; vergangene Märkte davon aus, dass die Fed doch erst später mit ihren Wochen waren es 500 Basispunkte. Dies ist in unseren Au- Zinserhöhungen beginnt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es gen eine extreme Marktreaktion. 2015 soweit ist, liegt in den Augen der Marktteilnehmer jetzt Sollten Sie Fragen oder Anmerkungen zu dieser Veröffentlichung haben, wenden Sie sich unter p&[email protected] an das Team von Investmentkommunikation. >2 deutlich niedriger. Wir sind der Ansicht, dass der Offenmarkt- Termine der Woche ausschuss (FOMC) Vertrauen in die amerikanischen Konjunk- Wichtige Termine der Woche turaussichten hat und davon ausgeht, dass die Inflation nach und nach in Richtung des Ziels der Fed steigt. Devisenprognosen Heute EUR/USD 1,2745 Datum Einzelhandelsumsätze in % CN 21. Okt. BIP in % CN 21. Okt. Verkäufe Wohnimmobilien in % USA 21. Okt. Ende 2014 Ende 2015 Inflation ohne Lebensmittel und Energie in % USA 22. Okt. 1,25 1,15 Inflation (VPI) in % USA 22. Okt. Einkaufsmanagerindex Produktion (Composite PMI EU 23. Okt. USD/JPY 106,05 115 125 EUR/GBP 0,7963 0,78 0,75 Output) GBP/USD 1,6005 1,60 1,53 Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung in Tsd. USA 23. Okt. Markit-Flash-PMI USA 23. Okt. Konsumklimaindex EU 23. Okt. Verkaufte Neubauten (Wohnimmobilien) in % USA 24. Okt. Quelle: ABN AMRO Group Economics Asset Allokation Bei der Sitzung am Donnerstag, dem 16. Oktober, bestätigte das Global Investment Committee die starke Übergewichtung von Aktien und die Untergewichtung von Anleihen. Mitwirkende Innerhalb des Aktienanteils nahm der Ausschuss allerdings Equity Research & Strategy Team eine kleine Änderung vor: In den Kundenportfolioprofilen 3 Edith Thouin - [email protected] bis 6 wurde das Aktienrisiko etwas reduziert, indem ein Teil Ralph Wessels - [email protected] der Direktengagements gegen Investments in Long/ShortAktienhedgefonds getauscht wurde. Im Rentenbereich wur- Maurits Heldring - [email protected] Bond Research & Strategy Team den bei Hochzinsanleihen Gewinne mitgenommen, und die Roel Barnhoorn - [email protected] Erlöse wurden in Investmentgrade-Unternehmensanleihen Henk Wiersma - [email protected] und Staatsanleihen aus Peripherieländern reinvestiert. Jeroen van Herwaarden - [email protected] Group Economics Die neue Asset-Allokation sieht eine starke Übergewichtung Georgette Boele - [email protected] von Aktien (Profile 2 bis 6), eine neutrale Gewichtung von Peter de Bruin - [email protected] Rohstoffen (Profile 2 bis 6) und eine starke Untergewichtung Roy Teo - [email protected] von Anleihen (Profile 1 bis 5) vor. Hedgefonds kommen jetzt in allen Profilen zum Einsatz: in den „defensiven“ Profilen 1 und 2 (übergewichtet, Multistrategiefonds), in den „aggressiven“ Profilen 5 und 6 (neutral, Long/Short-Aktien) und in den ausgewogenen Profilen 3 und 4 (übergewichtet, Multistrategie- und Long/Short-Aktien). Immobilien sind in den rentenlastigen Profilen 2 und 3 stark und in den opportunistischeren Profilen 4 und 5 leicht übergewichtet. Profil 6 sieht weiter eine neutrale Immobiliengewichtung vor. Liquidität ist in den Risikoprofilen 1 und 2 weiter übergewichtet, in den Profilen 3 und 4 neutral gewichtet und in den Profilen 5 und 6 untergewichtet. >3 Haftungsausschluss Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information. Dieses Dokument stellt weder ein Angebot noch eine Beratung oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf irgendeiner Finanzanlage noch eine offizielle Bestätigung einer Transaktion dar. Der Kunde, an den sich diese Ausarbeitung richtet, ist Kunde im Sinne des § 31a WpHG. Diese Ausarbeitung ist keine Finanzanalyse und unterliegt daher weder den gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit von Finanzanalysen noch dem Verbot des Handelns vor der Veröffentlichung von Finanzanalysen. In der Vergangenheit erzielte Performance ist kein Indikator für zukünftige Entwicklungen. Maßgeblich für die Abwägung von Chancen und Risiken und eine Entscheidung über ein Investment sind allein der jeweilige Verkaufsprospekt und die Berichte des Emittenten, die Ihnen bei der Bethmann Bank AG, Bethmannstrasse 7-9, 60311 Frankfurt am Main, zur Verfügung gestellt werden können. Auch wenn die hierin gegebenen Informationen aus Quellen stammen, die wir für verlässlich halten, übernimmt die Bethmann Bank AG keine Gewähr für die Richtigkeit, Aktualität und/oder Vollständigkeit der Informationen und Schlussfolgerungen dieser Ausarbeitung. Da solche Informationen naturgemäß ständigen Veränderungen unterliegen, können durch die Bethmann Bank AG jederzeit und ohne vorherige Ankündigung Änderungen vorgenommen werden. Zur Mitteilung einer solchen Änderung ist die Bethmann Bank AG nicht verpflichtet. Rechtliche und steuerliche Aussagen sind nicht als Zusicherung für den Eintritt einer bestimmten rechtlichen oder steuerlichen Folge zu verstehen. Insbesondere die steuerliche Behandlung ist abhängig von den persönlichen Verhältnissen des Kunden und kann künftigen Änderungen unterworfen sein, die auch rückwirkend gelten können. Anleger sollten sich vor dem Erwerb eines in dieser Ausarbeitung genannten Finanzinstruments eine Beratung zur Kapitalanlage sowie zu ihrer steuerlichen und rechtlichen Situation einholen, um die individuelle Eignung des zu erwerbenden FInanzinstruments (insbesondere in Bezug auf die Risikohaltigkeit) zu prüfen. Diese Ausarbeitung darf weder fotokopiert noch in anderer Art und Weise ohne die vorherige Zustimmung der Bethmann Bank AG vervielfältigt werden. Die Informationen in dieser Ausarbeitung richten sich ausschließlich an Anleger in Deutschland, die nicht US-Personen sind bzw. keinen Wohnsitz in den USA haben. [DAX ist eingetragenes Warenzeichen der Deutsche Börse AG, Dow Jones, Nikkei und Stoxx sind eingetragene Warenzeichen von Dow Jones]. Verantwortlich: Bethmann Bank Investment Strategie & Research; Redaktion: Bernhard Ebert Herausgeber: Bethmann Bank AG, Bethmannstr. 7-9, 60311 Frankfurt am Main Stand: 17. Oktober 2014 80.6701 (10.14) Tel.: 069/2177-1631