apoFokus - Deutsche Apotheker
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apoFokus Kapitalmärkte im Blickpunkt Ausblick 2015 – Ohne Risiko keine Rendite > Notenbanken auf entgegengesetzten Wegen > US-Konjunktur ist der europäischen weit voraus > Kein Ende der Niedrigzinsphase in Sicht Ausgabe 4│2014 apoFokus Kapitalmärkte im Blickpunkt Titelfoto: Thinkstock Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank eG (im Folgenden auch apoBank genannt), Düsseldorf, wird beaufsichtigt durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Graurheindorfer Straße 108, 53117 Bonn und die Europäische Zentralbank (EZB), Sonnemannstraße 20, 60314 Frankfurt am Main. Die in diesem apoFokus enthaltenen Informationen stellen keine Anlageberatung dar. Sie zielen nicht auf das individuelle Anlageprofil des Empfängers ab, sondern enthalten allgemeine Informationen, die eine selbstständige Anlageentscheidung erleichtern sollen. Mit dem apoFokus ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf verbunden. Der apoFokus beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten. Die vorliegende Publikation gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder. Die Inhalte sind sorgfältig recherchiert. Eine Haftung/Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann im Einzelfall aber nicht übernommen werden. Nachdruck nur mit Genehmigung der Deutschen Apotheker- und Ärztebank. 2 Ausblick 2015 – Ohne Risiko keine Rendite Inhalt Grußwort vom Chief Investment Officer der apoBank 4 Anlageempfehlungen auf einen Blick 6 Die Themen des Jahres 7 1. Finanzmärkte im anhaltenden Ausnahmezustand 8 2. Weltkonjunkturlokomotive: Die US-Wirtschaft 13 3. Euroland – Lebt der Aufschwung noch? 16 4. Schwellenländer in schwierigem Fahrwasser 19 5. Vermögensallokation in neuen Zeiten 23 6. Investmentchancen in der Niedrigzinsphase 26 3 apoFokus Kapitalmärkte im Blickpunkt Grußwort vom Chief Investment Officer der apoBank Grußwort vom Chief Investment Officer der apoBank Liebe Leserinnen und Leser des apoFokus, gefragt, was die eine wesentliche wirtschaftpolitische Herausforderung im kommenden, dem siebten Jahr der Finanzkrise ist, lautet die Antwort: Das Anschieben der privatwirtschaftlichen Ausrüstungs-Investitionen. Diese sind das „missing Link“ im aktuellen ökonomischen Umfeld. Dr. Hanno Kühn Chief Investment Officer Deutsche Apotheker- und Ärztebank Nachdem das Platzen der US-Immobilienblase in die Lehmann-Krise mündete, hat die Geldpolitik alles getan, um die klassischen Kapitalmarktrisiken für Anleger auszuschalten. Zunächst wurden das Liquiditäts- und Kontrahentenrisiko neutralisiert. Danach - seit 2012 – verringerte sich das Marktpreisrisiko im Sinne einer Reduzierung der Kapitalmarktvolatilität, bis nur noch das Wechselkursrisiko verblieb. Letzteres hat sich im ablaufenden Jahr auf den Devisenmärkten bereits deutlich gezeigt. Durch Einlagengarantien, Bankenrettungen und wegbrechende Steuereinnahmen stiegen die Staatsschulden weltweit teilweise dramatisch an und verharren seither auf hohem Niveau. Die Unternehmen stärkten ihre Bilanzen, aber die Ausrüstungsinvestitionen blieben verhalten, während der private Konsum zum Teil die Konjunktur stützte. Die von den Zentralbanken bereit gestellte Liquidität befeuerte anstelle der Ausrüstungsinvestitionen die Immobilien- und Wertpapiermärkte. Auf der Suche nach Rendite stiegen die Bewertungen der Anlageklassen auf breiter Front, die Risikoprämien (wie z. B. Zinsaufschläge für Unternehmensanleihen gegenüber Staatsanleihen, aber auch die Spreads von Peripherieanleihen gegenüber Bundesanleihen) bei der Neuanlage schrumpften. Auch wir haben nicht in diesem Ausmaß mit einem nochmaligen Zinsrückgang bei Bundesanleihen gerechnet. Für 2015 erwarten wir jetzt eine Divergenz der Geldpolitik zwischen Europäischer Zentralbank und US-Notenbank. In den USA wird die Trendumkehr markiert. Dadurch wird der Zinsspread zwischen US-Treasuries und Bundesanleihen zwar auseinandergehen, aber in der globalisierten Weltwirtschaft werden wir kein nennenswertes „Decoupling“ (hier Entkopplung der Zinsen) beobachten können. Der Zinsanstieg in den USA wird vermutlich verhaltener ausfallen als von den Kapitalmarktakteuren erwartet. Gleichermaßen wird die Dollarstärke nicht überbordend sein. Nichtsdestotrotz steht die Trendumkehr in den USA gegen die Trendfortsetzung der geldpolitischen Expansion im Euro-Raum. Eine globalwirtschaftliche 4 Ausblick 2015 – Ohne Risiko keine Rendite Grußwort vom Chief Investment Officer der apoBank Herausforderung ist die „Normalisierung“ der US-Geldpolitik. Erst wenn diese gelungen sein sollte, wird die globale Finanzkrise ihrem Ende deutlich näher gekommen sein. In diesem Prozess werden die weitgehend ausgeschalteten Kapitalmarktrisiken sukzessive zurückkehren. Für Anleger heißt das: Die Kapitalmarktschwankungen werden zunehmen. Ob aber das Wachstum, getrieben vom Konsum und vor allem von steigenden Gewinnerwartungen der Unternehmen, welche zu Investitionen führen, zurückkehrt, ist die große Frage. Expansive Ausrüstungsinvestitionen setzen gestiegene Absatzerwartungen voraus. Die unkonventionelle Geldpolitik der Zentralbanken der letzten Jahre machte die Beschränkungen der Geldpolitik deutlich. Während Inflation durch Zinserhöhungen immer erfolgreich mittels Liquiditätsentzug bekämpft werden kann, ist Inflation durch Bereitstellung von Liquidität nur zu schaffen, wenn die Kreditanfrage entsprechend anzieht. Hierbei müssen die anderen Wirtschaftsakteure, in Form von steigendem Konsum und steigender Investitionsnachfrage, mitspielen. Nachfrage kann auch temporär über Abwertung und parallelen Inflationsimport im Inland erzeugt werden. Hierbei findet jedoch ein gefährliches Spiel mit dem Vertrauen in eine Währung statt. Für Ihre Anlage heißt das: Bis die Realinvestitionen anziehen, was nicht ohne einen deutlichen Fiskalimpuls, unterstützt durch strukturelle Reformen, gelingen wird, wird die Geldpolitik expansiv bleiben und die Inflation gering. Das wird die Zinsen niedrig halten und den Kapitalmärkten Liquidität zur Verfügung stellen, bei stärker schwankenden, aber tendenziell noch steigenden Kursen. Auch wenn die Risiken zugenommen haben, ist Abwarten keine Strategie. Jeder Euro, Termingeld oder Sichteinlagen produzieren beim aktuellen Zinsniveau jeden Tag einen sicheren realen Verlust. Um Sie in diesen schwierigen Zeiten bei Ihren Anlageentscheidungen zu unterstützen, haben wir neue Musterportfolios aufgelegt, die wir Ihnen in diesem apoFokus vorstellen möchten. Ihnen und Ihren Familien wünsche ich frohe Weihnachten und nicht zuletzt ein erfolgreiches Anlagejahr 2015! Herzliche Grüße, Dr. Hanno Kühn 5 apoFokus Kapitalmärkte im Blickpunkt Anlageempfehlungen auf einen Blick Anlageempfehlungen auf einen Blick Regionale Unterschiede in der wirtschaftlichen Erholung sowie die historisch niedrigen Zinsen bedingen ein Umdenken bei der Kapitalanlage. Ohne bewusstes Eingehen von Risiken sind reale Renditen nicht zu erzielen. Abwarten und aufschieben bringt garantiert reale Verluste. Die Streuung von Geldern ist wichtiger denn je. Konjunktur Das globale Wirtschaftswachstum wird 2015 weiterhin langsam zulegen. Hauptwachstumsquellen sind die US-Ökonomie sowie der asiatisch-pazifische Raum. Aktien Die Volatilität an den Aktienmärkten wird 2015 zunehmen. Nach der Jahresendrallye 2014 sehen wir Korrekturpotenzial in den ersten Monaten. In der Folgezeit werden die alten Höchststände erneut ins Visier genommen. Regionale Empfehlung Aktien aus der Eurozone haben 2015 die besten Chancen. Dafür spricht eine relativ günstige Bewertung und zusätzlicher Rückenwind durch die EZB. Für Osteuropa empfehlen wir im Gegenzug eine Untergewichtung. Renten Wir gehen von einem anhaltend niedrigen Renditeniveau aus. Bei Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit sehen wir für 2015 eine Bandbreite von 0,5 % - 1,5 %. Anleihensegmente Unternehmensanleihen mit guter Bonität bieten einen Zinsaufschlag gegenüber Bundesanleihen und bilden einen Schwerpunkt in unserem Musterdepot. Dazu kommen Anleihen der Schwellenländer und des Euroraums. Prognosen 2015 DAX Stoxx 600 S&P 500 6 10.600 Pkt. 370 Pkt. 2.100 Pkt. Inflation Deutschland 1,0 % BIP-Wachstum Deutschland 1,2 % BIP-Wachstum EU 1,0 % 10j.-Bund-Rendite 1,0 % BIP-Wachstum USA 3,0 % 10j. Treasuries-Rendite 2,8 % USD-EUR 1,20 Ausblick 2015 – Ohne Risiko keine Rendite Die Themen des Jahres Die Themen des Jahres In Zeiten historisch niedriger Zinsen steht die Suche nach Rendite ganz oben auf der Agenda. In welchem ökonomischen und geldpolitischen Umfeld wir uns im kommenden Jahr bewegen und welche Chancen wir für die Kapitalanlage sehen, erfahren Sie im Folgenden. Finanzmärkte im anhaltenden Ausnahmezustand (ab Seite 8) Weltkonjunkturlokomotive: Die US-Wirtschaft (ab Seite 13) Euroland – Lebt der Aufschwung noch? (ab Seite 16) Schwellenländer in schwierigem Fahrwasser (ab Seite 19) Vermögensallokation in neuen Zeiten (ab Seite 23) Investmentchancen in der Niedrigzinsphase (ab Seite 26) Sechs Jahre nach dem Ausbruch der globalen Finanzkrise fluten die Notenbanken die Märkte weiterhin mit Geld. Angesichts niedriger Inflationserwartungen und der anhaltenden Wachstumsschwäche ist derzeit noch kein Ende in Sicht. Die US-Wirtschaft ist heute größer als vor der Krise und dürfte auch 2015 um rund 3 % wachsen. Dafür sprechen der verbesserte Arbeitsmarkt, die günstigere Energie und die gute Stimmung der Konsumenten und Unternehmen. 2015 setzt sich das bescheidene Wachstum in der Eurozone fort. Hoffnungen auf eine Beschleunigung wurden gedämpft. Dies gilt besonders für Deutschland, das im Wachstum deutlich hinter Spanien zurückbleibt. Niedrigere Rohstoffpreise und strukturelle Probleme werden die großen Schwellenländer auch im Jahr 2015 belasten. Dennoch bietet die aktuelle Schwächephase gute Einstiegsgelegenheiten. Andere Zeiten erfordern andere Maßnahmen. Dies gilt auch für die Kapitalanlage. Wer nur auf Sicherheit setzt, verringert sein Vermögen. Wichtig ist eine breite Streuung bei der Geldanlage, um Risiken zu verringern. Die Geldpolitik sowie die Äußerungen der Repräsentanten der Notenbanken gaben im Kalenderjahr 2014 den Takt für die Entwicklung an den Kapitalmärkten vor. Auch im Jahr 2015 wird sich diese Entwicklung fortsetzen, die Stoßrichtungen sind jedoch nicht mehr so einheitlich wie 2014. 7 apoFokus Kapitalmärkte im Blickpunkt 1. Finanzmärkte im anhaltenden Ausnahmezustand 1. Finanzmärkte im anhaltenden Ausnahmezustand Sechs Jahre nach dem Ausbruch der globalen Finanzkrise fluten die Notenbanken die Märkte weiterhin mit Geld. Angesichts niedriger Inflationserwartungen und der anhaltenden Wachstumsschwäche ist derzeit noch kein Ende in Sicht. Geldpolitik als Konjunkturstabilisator In normalen Zeiten spielen Zentralbanken eine eher passive Rolle an den Finanzmärkten. Ihre Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass sich die Geschäftsbanken zu einem bestimmten Zinssatz – dem Leitzins – Liquidität beschaffen können. Dadurch überträgt sich der Leitzins auf sämtliche Kredit- und Anleihezinsen und beeinflusst so das realwirtschaftliche Geschehen. Die Höhe des Leitzinses passt die Zentralbank regelmäßig an ihre mittelfristigen Inflationsund Konjunkturerwartungen an und vermindert somit im Idealfall sowohl Überhitzungen als auch starke konjunkturelle Einbrüche. Leitzinsentwicklung USA, Europa, Japan und Großbritannien 16 % 12 % 8% 4% 0% 1989 1994 Fed 1999 EZB 2004 Bank of Japan 2009 2014 Bank of England Quelle: Datastream, apoBank Der Weg zur Nullzinspolitik 8 Aufgrund niedriger Inflationsraten und moderater Kapazitätsauslastungen senkten die Notenbanken seit Beginn der Achtzigerjahre die Leitzinsen fortwährend. Angesichts der zufriedenstellenden realwirtschaftlichen Entwicklung übersahen sie allerdings – ebenso wie die Mehrheit der Ökonomen – die Bildung enormer Schuldenblasen in vielen Ländern, die oftmals mit einem Immobilienboom verbunden waren. Als diese Blasen schließlich im Jahr 2008 platzten und das Weltfinanzsystem schwer erschütterten, senkten die großen Zentralbanken ihre Leitzinsen nahe Null, um die Auswirkungen des Crashs abzufedern. Allerdings war der Einbruch der Wirtschaft derartig groß, dass diese Maßnahme allein nicht ausreichend schien. Ausblick 2015 – Ohne Risiko keine Rendite 1. Finanzmärkte im anhaltenden Ausnahmezustand Wertpapierkäufe der Zentralbanken senken das Zinsniveau Inflationsangst ist unbegründet Notenbanken im Währungskrieg Nachdem die großen Zentralbanken ihre Leitzinsen bis an die Nullgrenze gesenkt hatten, war ihr wichtigstes geldpolitisches Werkzeug ausgeschöpft. Um die Wirtschaft trotzdem weiter unterstützen zu können, setzten sie auf breit angelegte Anleihekäufe – das so genannte Quantitative Easing (QE). Das QE soll die wirtschaftliche Aktivität über verschiedene Kanäle unterstützen: Zunächst werden die Banken mit großen Mengen Zen-tralbank-Liquidität versorgt, so dass sie nicht mehr darauf angewiesen sind, sich gegenseitig Geld zu leihen. Damit wird eventuellen Vertrauenskrisen entgegengewirkt. Indem die Zentralbanken Staatsanleihen und andere Wertpapiere aufkaufen, senken sie zudem das Zinsniveau und sorgen dafür, dass Investoren auf andere Anlageklassen ausweichen und wiederum deren Renditen sinken. Dieser Verdrängungseffekt führt letztlich dazu, dass auch Aktienkurse und Immobilienpreise steigen. Die Zentralbanken versprechen sich davon zwei Effekte: Erstens sollen die niedrigeren Kapitalkosten für eine höhere Investitionsbereitschaft der Unternehmen sorgen. Zweitens soll durch die entstehenden Vermögensgewinne der Konsum privater Haushalte angeregt werden. Unter Ökonomen besteht Uneinigkeit darüber, wie wirksam das Quantitative Easing ist. Allerdings sind die meisten Fachleute der Meinung, dass es mehr nützt als schadet. Als die Zentralbanken vor sechs Jahren ihre QE-Programme begannen, sagten viele (auch renommierte) Ökonomen für die kommenden Jahre eine erhöhte Inflation oder sogar eine Hyperinflation voraus. Diese Prognose hat sich nicht bestätigt. Im Gegenteil, die globalen Inflationsraten sind in den letzten Jahren weiter gefallen, und auch für die nächsten Jahre sind keine überdurchschnittlichen Inflationsraten zu erwarten. Die Vorstellung, dass eine höhere Geldmenge von sich aus zu Inflation führen würde, beruht auf einem Denkfehler. Inflation besteht darin, dass Unternehmen im Zeitverlauf steigende Preise durchsetzen. Dies kann zum einen in höheren Kosten, wie z. B. Löhnen oder Rohstoffpreisen, und zum anderen in einer deutlich steigenden Nachfrage, z. B. durch massive Steigerungen der Staatsausgaben, begründet sein. Das Quantitative Easing führt zwar zu einer Erhöhung der Geldmenge, in gleichem Umfang reduziert es allerdings den Umlauf der Wertpapiere, die die Zentralbank aufkauft. Aufgrund dieses Tauschcharakters resultiert die Geldmengenerhöhung nicht von sich aus in einer größeren Nachfrage und führt deshalb auch nicht zu höherer Inflation. Bereits vor einigen Jahren wurde unter Ökonomen diskutiert, ob die außerordentlichen Maßnahmen der Notenbanken letztlich zu einem Währungskrieg führen würden. Ein Währungskrieg besteht darin, dass verschiedene Zentralbanken aktiv versuchen, ihre eigene Währung gegenüber anderen zu schwä9 apoFokus Kapitalmärkte im Blickpunkt 1. Finanzmärkte im anhaltenden Ausnahmezustand chen. Wenn dieser Versuch erfolgreich ist, werden die Produkte des jeweiligen Währungsraums aus Sicht des Auslands durch den Wechselkurseffekt günstiger. Diese gestiegene Wettbewerbsfähigkeit führt tendenziell zu gesteigerten Exportüberschüssen, so dass der jeweilige Währungsraum auf Kosten des Auslands zusätzliches Wachstum generieren kann. China verfolgt diese Strategie bereits seit längerer Zeit und war erst in den letzten Jahren auf Druck der Industrieländer dazu bereit, seine Währung zögerlich aufwerten zu lassen. Japan begann im Jahr 2013 ein massives Konjunkturprogramm, das sich unter anderem auf eine starke Abwertung des Yens stützt. Und zuletzt deutete auch EZB-Präsident Mario Draghi an, dass aus seiner Sicht eine Schwächung des Euros wünschenswert sei. Es lässt sich damit feststellen, dass die globale Wirtschaft inzwischen in die Phase des Währungskriegs eingetreten ist. Die entscheidende Frage für die nächsten Jahre besteht darin, wie lange die USA die Abwertungsstrategien der anderen wichtigen Wirtschaftsräume tolerieren werden. Ab einem bestimmten Punkt erwarten wir von den Amerikanern, dass sie Druck auf die anderen Zentralbanken ausüben werden, was zu einer stärkeren Koordination der Währungsbewegungen führen dürfte. Aus globaler Sicht sind Währungskriege schädliche Nullsummenspiele. Sie führen nicht nur dazu, dass einige Länder auf Kosten anderer wachsen, sondern auch dazu dass sich deflationäre Tendenzen aus den Ländern mit einer manipulierten Währung auf die anderen Länder ausbreiten. Blasenbildung an den Finanzmärkten? 10 Ein weiterer Kritikpunkt an der unkonventionellen Geldpolitik besteht darin, dass sie zu Blasenbildungen an den Finanzmärkten führen kann. In der Tat sind in den letzten Jahren die Bewertungsniveaus von Vermögenswerten deutlich gestiegen. Wer ähnliche Renditen wie in früheren Zeiten erzielen möchte, ist heute darauf angewiesen, höhere Risiken einzugehen. Aus aktueller Sicht besteht nicht die Gefahr, dass die Zentralbanken ihre Maßnahmen innerhalb kurzer Zeit zurückführen und dadurch Kurseinbrüche auslösen. Allerdings führen die Maßnahmen der Zentralbanken immer dann, wenn der Markt wichtige Entscheidungen erwartet, zu einer erhöhten Volatilität an den Finanzmärkten. Kleinste Äußerungen von Notenbankvertretern können dazu führen, dass sich die Erwartung der Investoren deutlich ändern und starke Kursbewegungen die Folge sind. Deshalb sind für den langfristigen Vermögensaufbau weiterhin eine ausgewogene Portfoliodiversifikation und ein bewusstes Eingehen von Risiken entscheidend. Ausblick 2015 – Ohne Risiko keine Rendite 1. Finanzmärkte im anhaltenden Ausnahmezustand Verschuldete Staaten profitieren von niedrigen Zinsen Ein verbreiteter Irrtum ist, dass EZB-Präsident Mario Draghi die Zinsen nur deshalb so niedrig halten würde, weil er die hochverschuldeten Staaten Südeuropas subventionieren wolle. Ein Blick in andere Wirtschaftsräume offenbart allerdings, dass die Leitzinsen in sämtlichen entwickelten Volkswirtschaften nahe Null oder auf historischen Tiefstständen liegen. Es handelt sich also um ein globales Phänomen. Sicherlich sind die niedrigen Zinsen bei den hochverschuldeten Staaten keinesfalls unwillkommen. Der entscheidende Grund für die Nullzinspolitik liegt allerdings in schwachen Wachstums- und Inflationserwartungen. Die niedrigen Zinsen zielen insbesondere darauf ab, die Investitionsbereitschaft der Unternehmen zu erhöhen und verschuldeten Privathaushalten den Schuldendienst zu erleichtern. Eine Zinserhöhung würde in der aktuellen Situation zu einer Steigerung von Insolvenzen und demzufolge zu einer höheren Arbeitslosigkeit führen, was wiederum in einer niedrigeren gesamtwirtschaftlichen Nachfrage und einer noch größeren Investitionszurückhaltung münden würde. Auch wenn ein höheres Zinsniveau aus Anlegersicht wünschenswert ist, hätte es in der aktuellen konjunkturellen Lage gravierende Folgen und würde sich letztlich in höheren Ausfallraten und einbrechenden Aktienkursen niederschlagen. Zentralbank-Bilanzsummen, in % des BIP 35% 70% 30% 60% 25% 50% 20% 40% 15% 30% 10% 20% 5% 10% 0% 2007 0% 2008 USA Fed 2009 2010 Eurozone EZB 2011 2012 UK BoE 2013 2014 Japan BoJ (rechte Achse) Quelle: Datastream, apoBank EZB dürfte 2015 ihre Anleihenkäufe ausweiten Die massiven Anleihekäufe der Zentralbanken spiegeln sich in einer deutlichen Erhöhung ihrer Bilanzsummen seit 2008 wider. Auffällig an der EZB ist, dass ihre Bilanzsumme seit Mitte 2012 deutlich gesunken ist, nachdem sie bis zu diesem Zeitpunkt angestiegen war. Der Grund für diese Entwicklung liegt darin, dass die EZB bisher nicht im großen Umfang Wertpapiere gekauft 11 apoFokus Kapitalmärkte im Blickpunkt 1. Finanzmärkte im anhaltenden Ausnahmezustand hat, sondern dass sie den Banken zu langfristigen und sehr günstigen Konditionen Geld geliehen hat. Nachdem das Vertrauen zurückkehrte, begannen die Geschäftsbanken die geliehene Liquidität an die EZB zurückzuzahlen. Das jüngste Absinken der EZB-Bilanzsumme ist deshalb nicht als Zeichen einer strikteren Geldpolitik, sondern vielmehr als Zeichen eines gestiegenen Vertrauens zu werten. Als die mittelfristigen Inflationserwartungen für die Eurozone im Sommer 2014 allerdings weiter gesunken waren, reagierte Mario Draghi mit einer deutlichen Kehrtwende weg von der bisherigen Strategie. Die EZB folgt seitdem dem Beispiel der anderen großen Zentralbanken und macht ihre Bilanzsumme zu einem expliziten Politikziel, dass sie durch breitangelegte Käufe von Kreditverbriefungen und besicherten Bankanleihen erreichen will. Allerdings werden diese Maßnahmen für sich genommen kaum ausreichen. Die Wahrscheinlichkeit breit angelegter Staatsanleihekäufe in der Eurozone ist deshalb hoch. Dagegen haben die Bank of England und die amerikanische Federal Reserve ihre Anleihekäufe inzwischen beendet, und sie werden voraussichtlich im Jahr 2015 die Leitzinsen wieder leicht erhöhen. Für die EZB und die japanischen Notenbank ist mit einem derartigen Schritt in den nächsten Jahren nicht zu rechnen. 12 Ausblick 2015 – Ohne Risiko keine Rendite 2. Weltkonjunkturlokomotive: Die US-Wirtschaft 2. Weltkonjunkturlokomotive: Die US-Wirtschaft Die US-Wirtschaft ist heute größer als vor der Krise und dürfte auch 2015 um rund 3 % wachsen. Dafür sprechen der verbesserte Arbeitsmarkt, die günstigere Energie und die gute Stimmung der Konsumenten und Unternehmen. Entschlossene Aktionen in der Krise brachten die Konjunktur auf guten Kurs Die US-Wirtschaft ist heute 8,6 % größer als vor der Krise Die US-Wirtschaft wächst Jahr für Jahr mit erfreulichen 2 % – 3 %. Diese Stabilität ist jedoch nicht selbstverständlich. In der großen Krise vor sechs Jahren ging es in den USA bei Hauspreisen, Arbeitsplätzen, Konsum und der Industrieproduktion rasant bergab. Sofort legte die Regierung massive Konjunkturprogramme auf. Die Notenbank senkte die Leitzinsen auf null und verfünffachte ihre Bilanzsumme. Die Geldpolitik gibt der US-Wirtschaft weiterhin kräftigen Rückenwind. Die US-Banken warben zügig bei ihren Eigentümern neues Kapital ein. Die Wirkung aller Maßnahmen zeigte sich: Die Hauspreise fanden einen Boden und die Arbeitslosenquote begann zu fallen. Dank tiefer Zinsen und einem besseren Arbeitsmarkt stiegen Immobilienpreise zwischenzeitlich sogar zweistellig. Das BIP (Bruttoinlandsprodukt) liegt 8,6 % über dem Stand von vor der Krise, während das vieler Eurostaaten noch darunter liegt. Reales BIP, Index, 01/2008 = 100, in Klammern: Veränderung seit 01/2008 110 USA (8,6%) 105 Deutschland (3,1%) Frankreich (1,4%) 100 Eurozone (-1,2%) 95 Spanien (-6,4%) Italien (-9,5%) 90 85 2004 2009 2014 Quelle: Datastream, apoBank Staatsausgaben kräftig gestiegen Die Verschuldung der privaten US-Haushalte ist deutlich gefallen. Dies wurde möglich, weil der Staat seine Ausgaben und seine Verschuldung ausgeweitet hat (siehe nachfolgende Grafik). Die US-Regierung hat den Nachfrageausfall im privaten Sektor durch Mehrausgaben kompensiert. In der Eurozone ist durch die staatliche Sparpolitik gegenteilig verfahren worden. Der US-Konsum wächst seit 18 Quartalen und wird mit hoher Sicherheit auch 2015 stetig positiv ausfallen. 13 apoFokus Kapitalmärkte im Blickpunkt 2. Weltkonjunkturlokomotive: Die US-Wirtschaft Wachstum und Abbau privater Verschuldung gelang mit erhöhten Staatsausgaben USA: Bruttoverschuldung in % des BIP 250% 200% 150% Zentralstaat 100% NichtFinanzunternehmen 50% 0% 1974 Haushalte 1984 1994 2004 2014 Quelle: Datastream, apoBank Stärken in Hochtechnologie und Anwendung von Forschung Wettbewerbsfähigkeit auch dank günstiger Energie Schuldenobergrenze muss wieder erhöht werden Konsum trägt die Wachstumserwartung von 3 % für 2015 Der Anteil der Industrie an der US-Wertschöpfung hat sich seit dem Jahr 2000 um 2,5 %-Punkte auf knapp 16 % verringert. Im Euroraum ging der Anteil sogar um 4 %-Punkte auf 18,5 % zurück. Amerikas Stärken sind Hochtechnologie, Forschung und deren kommerzielle Umsetzung. US-Weltmarktführer finden sich besonders in den Branchen Technologie, Pharma, Biotech und Luftfahrt. Schiefergas führte zu verbesserter Wettbewerbsfähigkeit der Chemie- und energieintensiven Industrie. Der Gasexport verzehnfachte sich seit der Jahrtausendwende. Netto wird zwar Energie importiert, aber 2015 dürfte sich der Anteil auf 20 % reduziert haben (2005: 60 %). Zum 15. März 2015 müssen sich die US-Politiker erneut auf eine Erhöhung der Schuldenobergrenze einigen. Das gesunkene Defizit und die negative öffentliche Reaktion auf den früheren Streit sprechen für eine schnelle Einigung. Trotzdem zählt die Erhöhung der Schuldenobergrenze zu den Herausforderungen 2015. Für 2015 liegen die Wachstumserwartungen stabil bei 3 %. Damit ist das Tempo seit dem zweiten Quartal 2014 unverändert. Erfreulich ist dabei der Konsum, dessen Wachstum bei real 3 % p. a. liegen dürfte. Geringe Arbeitslosigkeit, sinkende Benzinpreise, ein ausgeglichener Immobilienmarkt und gestiegene Aktienkurse erfreuen die Verbraucher. Dazu kommt die veringerte Verschuldung der Haushalte, eine bei rund 5 % stabilisierte Sparquote und die Erwartung steigender Löhne. Gute Frühindikatoren unterstützen die Wachstumsprognose. Sowohl die Stimmung der Unternehmen als auch der Verbraucher sprechen für eine gute 14 Ausblick 2015 – Ohne Risiko keine Rendite 2. Weltkonjunkturlokomotive: Die US-Wirtschaft Konjunktur. Bei den großen Dienstleistern und Industrieunternehmen ist die Stimmung auf sehr hohem Niveau (siehe Grafik). Bei den für den Arbeitsmarkt wichtigen kleineren Unternehmen geht der Trend nach oben. Erfreulich sind die Pläne einiger Arbeitgeber, die Löhne anzuheben. Die Binnennachfrage treibt diese Entwicklung, während die Exporte langsamer steigen. Unternehmen sind optimistisch Stimmung der Unternehmen 65 115 60 110 55 105 50 100 45 95 40 90 35 85 30 2008 80 2010 US ISM Industrie US NFIB Kleine Unternehmen (r.A.) 2012 2014 US ISM Dienstleistungen Quelle: Datastream, apoBank Fazit für den Anleger: US-Aktien und US-Dollar sind attraktiv Die US-Wirtschaft wächst stabil und auf deutlich höherem Niveau als z. B. die Eurozone. Stärken liegen in der Hochtechnologie und Forschung. Wir empfehlen die USA daher besonderes für die Aktienanlage. US-Aktien entwickeln sich traditionell stabiler als andere Märkte. Da der US-Dollar mehr Chancen als Risiken bietet, halten wir es nicht für erforderlich, den Wechselkurs abzusichern. US-Rentenanlagen sind aufgrund des höheren Zinsniveaus ebenfalls interessant. 15 apoFokus Kapitalmärkte im Blickpunkt 3. Euroland – Lebt der Aufschwung noch? 3. Euroland – Lebt der Aufschwung noch? 2015 setzt sich das bescheidene Wachstum in der Eurozone fort. Hoffnungen auf eine Beschleunigung wurden gedämpft. Dies gilt besonders für Deutschland, das im Wachstum deutlich hinter Spanien zurückbleibt. Striktes Sparen belastet die Wirtschaft vieler Euroländer Arbeitsmarkt schwach, aber mit Trend zur Verbesserung In der Finanzkrise sind die öffentlichen Schulden der Staaten deutlich gestiegen. Typische Ursachen waren die Bankenrettungen und wegbrechende Einnahmen durch die massive Rezession. Besonders die zuvor boomenden Peripherieländer hatten bald mit hohen Haushaltsdefiziten zu kämpfen. Die Reaktion waren massive Sparbemühungen, welche insbesondere von Deutschland gefordert wurden. Dies führte zum Einbrechen der Nachfrage und einem rasanten Anstieg der Arbeitslosigkeit (siehe Grafik). Arbeitslosenquoten 30 % Griechenland Spanien Portugal Italien Irland Frankreich Niederlande UK Deutschland 25 % 20 % 15 % 10 % 5% 0% 1994 1999 2004 2009 2014 Quelle: Datastream, apoBank Eurozone am Rande der Deflation 16 Im Schatten der Rezession und der stark gestiegenen Arbeitslosigkeit hat sich die Inflation immer weiter zurückentwickelt (siehe nachfolgende Grafik). Zu dieser Disinflation haben auch sinkende Energiepreise beigetragen. Inzwischen ist das Niveau mit 0,3 % so gering, dass es nur eines kleinen weiteren Schocks bedarf, um die Eurozone in die Deflation und wieder in die Rezession zu stürzen. Länder wie Spanien und Griechenland befinden sich bereits in der Deflation. Ausblick 2015 – Ohne Risiko keine Rendite 3. Euroland – Lebt der Aufschwung noch? Legende: Ungleichgewichte könnten durch verschiedene Niveaus der Inflation langfristig ausgeglichen werden Investitionsprogramme könnten der Konjunktur einen Impuls geben 5,0 % 2,5 % 0,0 % -2,5 % 09.14 10.14 01.14 Wirtschaft erkaltet ist 01.13 wie die Aktivität der Inflationsraten in den Euroländern 01.12 Preisentwicklung zeigt, 0,3 0,8 0,4 -0,1 -0,3 0,3 0,2 1,4 1,5 -1,1 0,0 0,5 0,4 0,7 0,5 0,2 -0,2 0,4 0,3 1,4 1,2 -1,8 0,1 0,4 Eurozone Deutschland Frankreich Italien Spanien Niederlande Belgien Österreich Finnland Griechenland Portugal Irland Quelle: Datastream, apoBank Auffällig ist, dass auch Deutschland keine dynamischere Preisentwicklung vorzuweisen hat. Aufgrund der gemeinsamen Währung können Ungleichgewichte im gegenseitigen Handel nicht mehr durch Wechselkursänderungen ausgeglichen werden. Ausgleichen könnten Handelsbilanzdefizite und –überschüsse dagegen langfristig unterschiedliche Inflationsniveaus. Deutschland müsste sich mit höherer Inflation deutlicher von den anderen Ländern absetzen, um die Ungleichgewichte auszugleichen. Angesichts der gefallenen Arbeitslosenquote wäre eine höhere deutsche Inflation zu erwarten. Tendenziell zwingt die niedrige Inflation in Deutschland die Krisenländer in die Deflation. Ein Hindernis ist jedoch die noch immer zurückhaltende Lohnentwicklung. Dies wurde sogar von der Bundesbank angemahnt. Etwas Hoffnung macht die Einführung der Mindestlöhne. Ein alternativer Kanal wäre eine unterschiedliche Produktivitätsentwicklung. Eine höhere Produktion pro geleisteter Arbeitsstunde steigert die Wettbewerbsfähigkeit. Ohne stärker steigende Löhne und Investitionen dürfte Deutschland 2015 kaum über 1 % BIP-Wachstum hinauskommen. Neben den Löhnen sind Investitionen ein wichtiger Impuls. Die öffentliche Hand kann sich derzeit fast zinslos finanzieren. Investitionsfelder sollten Infrastruktur und Bildung sein. In einem ersten Schritt hat die Bundesregierung Maßnahmen in Höhe von 10 Mrd. Euro verkündet. Die EU-Kommission hat mit der Europäischen Entwicklungsbank 21 Mrd. Euro in ein Programm eingebracht, welches insgesamt 315 Mrd. Euro auch privater Investitionen auslösen soll. Diese konjunkturellen Impulse sind wichtig, um die zunächst negativen Effekte der vielzitierten Strukturreformen in den großen Euroländern zu kompensieren. So wichtig und richtig Reformen sind, zunächst steigt meist die Arbeitslosigkeit, und der Konsum sinkt. 17 apoFokus Kapitalmärkte im Blickpunkt 3. Euroland – Lebt der Aufschwung noch? Spanien erfreut mit Wachstumsbelebung Bei den ehemaligen Sorgenfällen der Eurozone bessert sich die wirtschaftliche Lage. Besonders Spanien entwickelt sich seit einem Jahr recht erfreulich (siehe nachfolgende Grafik). Leider ist die Arbeitslosigkeit immer noch sehr hoch, und die Preise sinken. Positiv sind dagegen Konsumwachstum, Industrieproduktion, Defizitrückgang und ein Leistungsbilanzüberschuss. Für 2015 erwarten wir ein BIP-Wachstum in Höhe von 2 %. Quartalswachstum Eurozone 1,0% 0,8% 0,6% 0,4% 0,2% 0,0% -0,2% -0,4% -0,6% Deutschland Frankreich Q1 2014 Q2 2014 Italien Spanien Niederlande Belgien Portugal Q3 2014 Quelle: Datastream, apoBank Deutschland nur noch im Euro-Durchschnitt Fazit 18 Frankreich wird gerade in Deutschland recht kritisch gesehen. Trotz Schwächen liegt das dortige Wachstum aber deutlich vor dem Italiens, das zum dritten Mal in die Rezession gerutscht ist. Frankreich lag im dritten Quartal 2014 vor Deutschland, dessen Wirtschaft nur im ersten Quartal gewachsen war (siehe Grafik). Während also Irland, Spanien und Griechenland die Führung beim Wachstum übernehmen, liegt Deutschland nur noch im Durchschnitt der Eurozone, für die 2015 kaum mehr als 1 % BIP-Wachstum zu erwarten ist. Die Karten in der Eurozone sind neu gemischt, die Sorgenkinder der Krise sind die Wachstumsgewinner 2015, insbesondere Spanien und Irland. Ausnahme ist Italien, hier ist noch kein Richtungswechsel erkennbar. Insgesamt verringern sich die Ungleichgewichte in der Eurozone weiter. Sorgen vor einer Rezession sind dank gesunkener Energiepreise abgewendet. Doch einige Herausforderungen bleiben: Deflationsgefahr, hohe Arbeitslosigkeit und schwache Nachfrage. Die EZB wird deshalb bei ihrer lockeren Politik bleiben und den Euro schwach halten. Ausblick 2015 – Ohne Risiko keine Rendite 4. Schwellenländer in schwierigem Fahrwasser 4. Schwellenländer in schwierigem Fahrwasser Niedrigere Rohstoffpreise und strukturelle Probleme werden die großen Schwellenländer auch im Jahr 2015 belasten. Dennoch bietet die aktuelle Schwächephase gute Einstiegsgelegenheiten. Durchschnittliche Wachstumsraten über Vierjahreszeiträume (Inflationsbereinigtes BIP-Wachstum) 12,5% 10,0% 7,5% 5,0% 2,5% 0,0% Brasilien 2004-2007 Russland 2008-2011 Indien China 2012-2015 Quelle: Datastream, apoBank, Prognose: IWF Zu Beginn des Jahrhunderts galten die „BRICs“, also Brasilien, Russland, Indien und China, als die Stars der Weltwirtschaft, und einem anhaltend hohen Wachstum schien nichts entgegenzustehen. Innerhalb der letzten Zeit hat sich dieses Bild deutlich eingetrübt. In allen vier Volkswirtschaften liegen die Wachstumsraten deutlich unterhalb der früheren Werte (siehe Grafik oben). Die Gründe für diese Entwicklung sind so unterschiedlich wie die Länder selbst. Brasilien: Ungelöste Probleme Wie vielleicht keine andere Volkswirtschaft scheitert Brasilien immer wieder an den Anstrengungen, seine wirtschaftlichen Potenziale auszuschöpfen. Das Land verfügt über einen großen Rohstoffreichtum, hochentwickelte Industrien und einen äußerst wettbewerbsfähigen Agrarsektor. Trotz umfangreicher Strukturreformen in den Neunzigerjahren, die unter anderem zur Überwindung der Hyperinflation führten, bleiben die Wachstumsraten alljährlich hinter den Erwartungen zurück. Nachdem sich Brasilien im Jahr 2014 mit geschätzten 0,25 % Wachstum kaum bewegt haben dürfte, erwarten wir auch für 2015 lediglich eine Rate von knapp 1 %. Kurzfristig sind dafür insbesondere eine 19 apoFokus Kapitalmärkte im Blickpunkt 4. Schwellenländer in schwierigem Fahrwasser niedrige Investitionsbereitschaft der Unternehmen und die staatlichen Bemühungen zur Inflationssenkung und fiskalischen Konsolidierung verantwortlich. Die langfristigen Gründe liegen aber woanders. Brasiliens gesellschaftliches und politisches System ist nach wie vor vom kolonialen Erbe des Landes geprägt: Weite Teile der Bevölkerung sind aufgrund eines niedrigen Bildungsniveaus von den entwickelten Bereichen der brasilianischen Wirtschaft ausgeschlossen, was sich in einer geringen Produktivität und einer niedrigeren Kaufkraft auswirkt. Zusätzlich wird die Wirtschaft nach wie vor durch hohe Bürokratiekosten und weit verbreitete Korruption gebremst. Die wichtigste Aufgabe der im Herbst wiedergewählten Präsidentin Dilma Rousseff besteht deshalb in einer verstärkten Einbeziehung der ärmeren Bevölkerungsschichten und in der Korruptionsbekämpfung. Russland: Segen und Fluch des Rohstoffreichtums Indien: Konjunktur zieht wieder an 20 Die russische Wirtschaft nahm – nach den schweren Einbrüchen in den 90er Jahren – ab dem Jahr 2000 Fahrt auf. Allerdings waren die hohen Wachstumsraten weniger auf einer erfolgreichen Wirtschaftspolitik als auf Russlands Rohstoffreichtum und einer günstigen Entwicklung der globalen Wirtschaft begründet. Zusätzlich verdrängte der Fokus auf den Export von Öl und Gas zunehmend die Produktion industrieller Güter, was die Wettbewerbsfähigkeit dieser Branchen nachhaltig schwächte. Heute fallen rund zwei Drittel der russischen Exporteinnahmen auf Energierohstoffe. Das geringere globale Wachstum seit 2008 und der deutlich gesunkene Ölpreis führen deshalb zu anhaltenden Problemen der russischen Wirtschaft. Verstärkt wird diese Entwicklung dadurch, dass auch die Staatseinnahmen erheblich am Ölpreis hängen und der Staat gerade dann sparen muss, wenn es der Wirtschaft schlecht geht und Konjunkturprogramme nötig wären. In jüngster Zeit kam durch die Wirtschaftssanktionen der westlichen Länder eine weitere Belastung hinzu. In nächster Zeit besteht wenig Hoffnung auf eine Besserung der genannten Faktoren, deswegen bleibt Russland für Anleger ein riskantes Feld. Unter den vier BRIC-Ländern verfügt Indien mit großem Abstand über die geringste Wirtschaftsleistung pro Kopf (siehe Grafik unten). Der niedrige Entwicklungsstand drückt sich unter anderem in einem hohen Anteil der Landwirtschaft aus. Auf der anderen Seite hat Indien im Zuge der Globalisierung und IT-Revolution in den letzten Jahrzehnten eine hochentwickelte Dienstleistungsindustrie aufgebaut, die insbesondere vom Outsourcing amerikanischer Unternehmen profitiert. Der unaufhaltsame Wandel durch die Informationstechnologien in Verbindung mit Indiens niedrigen Lohnkosten wird für ein anhaltend starkes Wachstum dieser Branche sorgen. Nachdem Indiens Wirtschaft bereits im Jahr 2014 die Erwartungen übertroffen haben dürfte, sehen Ausblick 2015 – Ohne Risiko keine Rendite 4. Schwellenländer in schwierigem Fahrwasser wir für 2015 eine weitere Steigerung der Wachstumsrate auf mehr als 6 % als wahrscheinlich an. Eine große Herausforderung besteht für Indien in seiner großen Abhängigkeit von Auslandskapital. Deshalb dürfte die anstehende Zinserhöhung der amerikanischen Zentralbank mit einer erhöhten Volatilität der indischen Kapitalmärkte einhergehen. Mittelfristig aber überwiegen in Indien aus Anlegersicht eindeutig die Chancen. BRICs: Reales BIP pro Kopf in USD 20.000 15.000 10.000 5.000 0 1992 1997 Brasilien 2002 Russland 2007 2012 Indien 2017 China Quelle: Datastream, Prognose: IWF China: Ein neues Wachstumsmodell Chinas historisch einzigartiger Aufstieg in den vergangenen Jahrzehnten basierte insbesondere auf erfolgreichen marktwirtschaftlichen Reformen, der Übernahme westlicher Technologien und einer extrem hohen Investitionsrate. Das Wachstum konnte sich auf die weltweite Nachfrage nach kostengünstigen Produkten stützen. Nachdem die westliche Welt jedoch im Jahr 2008 in eine schwere Rezession geraten war, verlagerten sich die Wachstumsfaktoren in Chinas Wirtschaft. Das Wachstum war seitdem zunehmend kreditgetrieben und ging mit der Bildung massiver Immobilienblasen in den meisten Städten einher. Zusätzliche Risiken ergeben sich durch die hohe Verschuldung einiger Lokalregierungen und durch ein großes Schattenbankensystem, das riskante Finanzierungen abseits der staatlichen Überwachung durchführt. Den aus diesen Faktoren resultierenden Gefahren steht allerdings ein starker Staat gegenüber, der Abschwüngen gezielt entgegentreten kann. Die chinesische Regierung steht damit vor einem Zielkonflikt. Höhere Staatsausgaben und eine expansivere Geldpolitik führen zu kurzfristigen Entspannungen, während der langfristige Korrekturbedarf steigt. Wir erwarten, dass China sein Wachstumsziel von 7,5 % in der nächsten Zeit nach unten korrigieren wird, aber gleichzeitig stärkeren Verwerfungen entgegentreten wird. Die derzeitige Abkühlung am Immobilienmarkt wird von der Regierung zwar kritisch beobachtet, ist aber 21 apoFokus Kapitalmärkte im Blickpunkt 4. Schwellenländer in schwierigem Fahrwasser durchaus auch erwünscht, weil niedrigere Immobilienpreise für die Kaufkraft der Mittelschicht förderlich sind. Langfristig sind aus der Transformation auch positive Impulse für die Weltwirtschaft zu erwarten, da sie zu einer stärkeren Nachfrage nach ausländischen Produkten führen wird. 22 Ausblick 2015 – Ohne Risiko keine Rendite 5. Vermögensallokation in neuen Zeiten 5. Vermögensallokation in neuen Zeiten Andere Zeiten erfordern andere Maßnahmen. Dies gilt auch für die Kapitalanlage. Wer nur auf Sicherheit setzt, verringert sein Vermögen. Wichtig ist eine breite Streuung bei der Geldanlage, um Risiken zu verringern. Kein einfaches Umfeld für die Kapitalanlage Egal welcher Anlegertyp Sie sind, das Anlageumfeld, in dem wir uns bewegen, ist für alle identisch. Charakteristische Kennzeichen sind: > Niedrige Zinsen und sich immer weiter einengende Zinsaufschläge (z. B. für Unternehmensrisiken) > Aktienbewertungen, die aufgrund des fehlenden Gewinnwachstums in den letzten Jahren gestiegen sind > Gestiegene Immobilienpreise, denen immer günstiger werdende Finanzierungskonditionen gegenüber stehen > Rohstoffpreise, die auf breiter Front nachgegeben haben > Inflationsraten, die in den entwickelten Volkswirtschaften deutlich unterhalb der Zielmarken der Notenbanken liegen Horten von Bargeld ist die falsche Alternative Bessere Orientierung durch drei Musterportfolios Auf den ersten Blick ein wenig einladendes Anlageumfeld. Das Horten von Bargeld, zu dem die Deutschen sowieso neigen, ist aus unserer Sicht jedoch die falsche Handlungsalternative. Das auf gut 5 Billionen Euro geschätzte private Geldvermögen ist derzeit zu rund 40 % auf Konten und Sparbüchern angelegt, deren Verzinsung gegen 0 % tendiert. Zum einen vernichtet die – wenn auch sehr niedrige – Inflationsrate so einen Teil der Kaufkraft. Zum anderen ist es durch ein bewusstes Eingehen von Risiken immer noch möglich, rentierliche Alternativen zu finden. Durch eine breite Streuung der Geldanlage lassen sich die hieraus resultierenden Schwankungen wiederum minimieren. Ein häufigerer Blick auf das jeweilige Portfolio und ein Hinterfragen der eigenen Anlagestrategie ist aber wohl unumgänglich. Um Ihnen für Ihre Vermögensallokation eine bessere Orientierung zu geben, haben wir unsere bekannte Musterportfolio-Darstellung weiterentwickelt und werden die Gewichtungen zukünftig mittels eines risikobasierten Ansatzes bestimmen. Des Weiteren werden wir Ihnen nicht mehr nur ein einzelnes Musterportfolio an die Hand geben, sondern drei, die sich entsprechend ihrer Risikoausrichtung unterscheiden. 23 apoFokus Kapitalmärkte im Blickpunkt 5. Vermögensallokation in neuen Zeiten Wir werden Ihnen die apoBank-Hausmeinung in ein defensives, ein ausgewogenes und ein offensives Musterportfolio übersetzen. Der risikobasierte Anlageprozess beruht auf dem Konzept der Risikoparität, in dem zur Diversifizierung eine Gleichgewichtung der Risiken der Anlageklassen vorgenommen wird. Das Risiko wird dabei durch die jährliche Schwankung (Volatilität) des die Anlageklasse repräsentierenden Indexes definiert. In der Kapitalanlage wird für jede Anlageklasse das Risiko genau ausbalanciert, d. h. Klassen mit hoher Volatilität werden niedriger gewichtet, Klassen mit niedriger Volatilität werden höher gewichtet. Wir wenden das Konzept der Risikoparität jeweils auf Aktien- und Rentenanlageklassen getrennt an. Durch die unterschiedliche Mischung von Aktien- und Rentenanteil wird das Gesamtrisiko passend für die drei Risikoausrichtungen eingestellt. Risikobasierter Anlageprozess Defensiv Ausgewogen 7,7% 4,1% 3,4% 2,0% 5,5% 6,8% 4,2% 7,0% 8,4% 4,8% 11,8% Offensiv 5,1% 4,8% 3,6% 25,8% 7,9% 18,5% 8,5% 7,4% 1,9% 10,9% 11,2% 5,2% 9,3% 12,7% 3,5% 8,0% 4,7% 18,0% 6,6% Aktien Deutschland Euroland Japan USA 12,9% Asien/Pazifik ex. Japan Lateinamerika Osteuropa 5,8% 6,0% 9,6% 12,8% 13,6% Renten EUR-Staatsanleihen US-Staatsanleihen EUR-Unternehmensanleihen High Yield Emerging Markets Defensiv Mit einem maximalen Aktienanteil von 30 % bietet dieses Musterportfolio die ideale Orientierung für Anleger, die eine hohe Stabilität bevorzugen und denen eine stetige Wertentwicklung wichtig ist. Ausgewogen Das ausgewogene Musterportfolio besteht jeweils zur Hälfte aus Aktien und Renten. Es ist daher besonders für Anleger geeignet, die bei überschaubarem Risiko langfristig von höheren Chancen an den weltweiten Aktienmärkten profitieren wollen. 24 Ausblick 2015 – Ohne Risiko keine Rendite 5. Vermögensallokation in neuen Zeiten Offensiv Mit einem maximalen Aktienanteil von 80 % ist das offensive Musterportfolio für Anleger geeignet, die höhere Schwankungen akzeptieren, um an den Chancen der weltweiten Aktienmärkte zu partizipieren. apo TopSelect-Fonds Die apoBank wird im kommenden Jahr – aufbauend auf diesen Musterportfolios – mit der apo TopSelect-Familie an den Start gehen. Mittels der drei Varianten „Stabilität“, „Balance“ und „Wachstum“ können Sie entsprechend Ihrer Risikoneigung vom neuen Fondsauswahlprozess der apoBank profitieren und immer in die bestgeeigneten Fonds investieren, ohne dass Ihnen durch die regelmäßigen Anpassungen unserer Fondsauswahl zusätzliche Ausgabeaufschläge entstehen. Im Folgenden Abschnitt beschreiben wir, welche Rahmendaten für unsere Allokationsentscheidungen maßgeblich sind und wie unsere Einschätzungen für die regionalen Aktienmärkte bzw. Renten-Unterklassen aussehen. 25 apoFokus Kapitalmärkte im Blickpunkt 6. Investmentchancen in der Niedrigzinsphase 6. Investmentchancen in der Niedrigzinsphase Die Geldpolitik sowie die Äußerungen der Repräsentanten der Notenbanken gaben im Kalenderjahr 2014 den Takt für die Entwicklung an den Kapitalmärkten vor. Auch im Jahr 2015 wird sich diese Entwicklung fortsetzen, die Stoßrichtungen sind jedoch nicht mehr so einheitlich wie 2014. Notenbanken auf unterschiedlichen Wegen Restriktiver sollte die jeweilige Geldpolitik der Bank of England und der USNotenbank Fed werden. Auf dem Gaspedal stehen nach wie vor die Bank of Japan und die Europäische Zentralbank. Die Ausstattung der Kapitalmärkte mit Liquidität ist weiterhin sehr üppig, die Suche nach Rendite dürfte anhalten. An einem bewussten Eingehen von Risiken werden Investoren somit auch im kommenden Jahr nicht vorbeikommen. Diese Handlungsweise und die von uns erwartete ansteigende Volatilität an den Märkten unterstreicht die Sinnhaftigkeit eines breit diversifizierten Portfolios. Die Streuung der Geldanlage über verschiedene Vermögensklassen bedingt zudem eine intensivere Beschäftigung mit diesem Thema. Renditeentwicklung 10 % 8% 6% 4% 2% 0% 1999 2004 5jährige Bundesanleihen 2009 2014 A-Unternehmensanleihen BBB-Unternehmensanleihen Quelle: Datastream, apobank Renten sind weniger attraktiv, … 26 Im Vergleich zu vergangenen Zeiten erscheinen Anleihen heutzutage wenig attraktiv. Nicht nur die Renditen sicherer Staatsanleihen liegen auf Tiefstständen, sondern auch die Zinsaufschläge von Unternehmensanleihen haben sich deutlich eingeengt. In den Krisenjahren 2009 und 2012 waren Ausblick 2015 – Ohne Risiko keine Rendite 6. Investmentchancen in der Niedrigzinsphase … aber dennoch ein unverzichtbarer Portfoliobaustein Unternehmensanleihen besonders attraktiv. 2014 gingen die Renditen dagegen parallel mit denen der Bundesanleihen bergab (siehe vorstehende Grafik). Dennoch bleiben festverzinsliche Wertpapiere für ein ausgewogenes Depot unverzichtbar. Erstens bieten sie dem Anleger einen stetigen Einkommensfluss mit niedrigen Preisschwankungen, und zweitens gleicht eine Beimischung von Anleihen einen beträchtlichen Teil der Volatilität von Aktien im Depot aus (Diversifikationseffekt). Insgesamt empfehlen wir jedoch eine leichte Untergewichtung von Anleihen. Insbesondere hochverzinsliche Unternehmensanleihen (High Yield) sollten angesichts der aktuellen Bewertungsniveaus taktisch untergewichtet werden. Bei Unternehmen mit guten Ratings (Investment Grade) sehen wir dagegen ein höheres Potenzial. Ebenfalls attraktiver bewerten wir Staatsanleihen, sowohl von Euroländern als auch USamerikanische. Für den Euroraum spricht die Erwartung, dass sich die Zinsen der restlichen Euroländer tendenziell wieder dem deutschen Niveau anpassen sollten. Amerikanische Staatsanleihen sind sowohl aufgrund der höheren Zinsniveaus als auch aufgrund des Potenzials einer weiteren Dollaraufwertung mit einem relativen Übergewicht zu versehen. Aufgrund hoher Zinsaufschläge und einer relativ geringeren Volatilität sind unserer Meinung nach Schwellenländeranleihen derzeit die attraktivste Risikobeimischung zu einem rentenlastigen Portfolio. Performance der MSCI-Indizes (Länder/Region), in Euro, standardisierte Indizes, 1.2013 = 100 170 160 150 140 130 120 110 100 90 01.2013 07.2013 Deutschland 01.2014 Eurozone 07.2014 Japan USA Quelle: Datastream, apoBank Aktien In vier der letzten fünf Jahre konnten die Aktienmärkte auf breiter Front zulegen. Kann diese positive Entwicklung 2015 fortgesetzt werden? Und welchen 27 apoFokus Kapitalmärkte im Blickpunkt 6. Investmentchancen in der Niedrigzinsphase Einfluss wird die Notenbank-Politik auf die Aktienmärkte haben? Unterstützend oder sogar kurstreibend sollte sich beispielsweise ein QE-Programm der EZB auswirken. Kursbelastend könnte sich ein überraschend frühzeitiger und in der Höhe kräftiger Anstieg der US-Leitzinsen durch die Fed auswirken. Insgesamt bieten Aktien aus unserer Sicht immer noch gute Chancen, die Schwankungsintensität dürfte jedoch zunehmen. Die recht stetige Entwicklung der letzten Jahre dürfte sich im kommenden Jahr nicht fortsetzen. Fundamentale Faktoren sollten nicht außer Acht gelassen werden Globale wirtschaftliche Entwicklung ein neutraler Faktor Relative Bewertung der Aktien interessant Prognostiziertes Gewinnwachstum deutet Kurspotenzial an Rückgang des Ölpreises begünstigt die Unternehmensgewinne 28 Außer auf die Politik der Notenbanken zu schauen, sollte eine Einschätzung der Chancen am Aktienmarkt ebenso die fundamentalen Faktoren berücksichtigen. Auf Dauer sind rein liquiditätsgetriebene Aktienkursanstiege nicht tragfähig. Auf oberster Ebene ist hier das globale Wirtschaftswachstum zu nennen. Ein Anstieg von rund 3 % ist historisch gesehen zwar nicht üppig, die Tendenz zum stärkeren Wachstum stimmt aber optimistisch. Ein Blick auf die regionalen bzw. länderspezifischen Zahlen offenbart jedoch starke Unterschiede. Am robustesten ist die US-Wirtschaft, einige europäische Länder kämpfen noch mit den Nachwirkungen der Krise. Wir rechnen jedoch nicht damit, dass die Eurozone als Gesamtheit wieder in die Rezession abrutscht. Das Wirtschaftswachstum ist somit kein Belastungsfaktor. Eine Quelle für Überraschungspotenzial sehen wir derzeit aber auch nicht. Die Bewertung an den Aktienmärkten ist infolge der ausgebliebenden Gewinnsteigerungen in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Betrachtet man lediglich die Vermögensklasse der Aktien, könnte dies ein Zeichen dafür sein, dass das zukünftige Potenzial begrenzt ist. Es gibt aus unserer Sicht jedoch einige Faktoren, die für weiter steigende Kurse sprechen. Hier sind zum einen die zuletzt veröffentlichten Unternehmensgewinne zu nennen. Im Rahmen der Berichtssaison für das 3. Quartal 2014 konnten die Unternehmen solide Zahlenwerke präsentieren, die dazu geführt haben, dass die Gewinnprognosen sich stabilisiert haben oder von den Analysten sogar leicht angehoben wurden. Nach knapp vier Jahren mit fallenden Prognosen ein gutes Zeichen für das Vertrauen in die Profitabilität der Unternehmen. Wir gehen davon aus, dass die Unternehmensgewinne für 2015 (je nach Index) im hohen einstelligen Prozentbereich gegenüber den Vorjahreswerten wachsen werden. In etwa gleichem Ausmaß könnten somit die Aktienkurse steigen, ohne dass sich die Bewertung weiter erhöht. Positiv auf die Gewinnmargen dürfte sich zudem der starke Ölpreis-Rückgang auswirken. Dies gilt natürlich nur für die Unternehmen, die Öl (bzw. Energie) innerhalb ihrer Produktion als Input-Faktor haben. Für die Ölfördergesellschaf- Ausblick 2015 – Ohne Risiko keine Rendite 6. Investmentchancen in der Niedrigzinsphase ten zeigt sich ein konträres Bild. Da der drastische Preisrückgang erst im August 2014 einsetzte, gehen wir davon aus, dass die positiven Gewinneffekte noch nicht in den Prognosen für 2015 berücksichtigt sind. Schwacher Euro hilft der heimischen Exportwirtschaft Dividendentitel als Alternative zu Unternehmensanleihen Zusätzlichen Rückenwind für die europäische Exportwirtschaft sollte die schwächelnde Heimatwährung bringen. Die hergestellten Produkte können entweder zu einem günstigeren Preis angeboten werden, was sich in einem Plus bei den Absatzzahlen widerspiegeln sollte, oder sie können weiterhin zum gleichen Preis in der Landeswährung verkauft werden, was aufgrund des besseren Wechselkurses den operativen Gewinnmargen der Unternehmen hilft. In Zeiten historisch niedriger Zinsen sind Investoren auf der Suche nach Renditequellen. Innerhalb des Rentensegments kann die „risikofreie“ Rendite z. B. durch längere Laufzeiten oder Bonitätsrisiken aufgebessert werden. Wer bereit ist, andere Vermögensklassen mit einzubeziehen, der kommt an dem Thema „Dividende“ nicht vorbei. Für die DAX-Gesellschaften liegt die prognostizierte durchschnittliche Dividendenrendite, die 2015 für das dann abgelaufene Geschäftsjahr 2014 ausgeschüttet wird, bei rund 2,5 %. Auf europäischer Ebene für die Stoxx 50-Gesellschaften sogar bei gut 3,5 %. Im Segment der Unternehmensanleihen ist eine Rendite von 2,5 % nur noch mit viel Glück im Investment-Grade-Segment zu erzielen, Renditen von 3,5 % bei klassischen Unternehmensanleihen lediglich im High-Yield-Segment zu finden. Da sich die Performance im Aktiensegment aus den zwei Bausteinen „Dividendenrendite“ plus/minus „Kursperformance“ zusammensetzt, sind dividendenstarke Aktien besonders in seitwärts tendierenden und mit geringerer Bedeutung in steigenden Marktphasen attraktive Anlageinstrumente. Auf Basis unserer Indexprognosen kann die Dividendenrendite somit einen nennenswerten Performancebeitrag innerhalb der nächsten zwölf Monate ausmachen. IST PROGNOSE Indexprognosen für 2015 Deutsche Aktien untergewichten 12-Monats-Prognose tiefst höchst DAX 10.600 8.800 11.100 Aktienmärkte Stoxx 600 S&P 500 370 2.100 310 1.800 380 2.200 Topix 1.450 1.200 1.500 11.12.2014 9.863 339 2.035 1.397 max. Performance 12,5% 12,0% 8,1% 7,4% Performance für 12-Monats-Prognose Performance für "tiefst" Performance für "höchst" 7,5% -10,8% 12,5% 9,0% -8,6% 12,0% 3,2% -11,6% 8,1% 3,8% -14,1% 7,4% Ein aus der empirischen Kapitalmarktforschung bekanntes Phänomen besteht darin, dass Anleger einen unverhältnismäßig großen Anteil ihres Vermögens in heimische Unternehmen investieren (sog. Home Bias). Für deutsche Anleger 29 apoFokus Kapitalmärkte im Blickpunkt 6. Investmentchancen in der Niedrigzinsphase ist dieses Vorgehen immer dann lohnend, wenn die Weltwirtschaft überdurchschnittlich wächst und die deutschen Unternehmen ihre Exportstärke – etwa im Maschinenbau – voll ausschöpfen können. Da wir für das Jahr 2015 erneut ein eher mäßiges Weltwirtschaftswachstum – insbesondere für die Schwellenländer – erwarten, empfehlen wir eine leichte Untergewichtung deutscher Aktien. Von der amerikanischen Konjunktur profitieren Japan als Risikobeimischung 30 US-Aktien profitierten in den vergangenen Monaten von der robusten Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft und einer börsenfreundlichen Notenbankpolitik. Manche Analysten befürchten, dass die erwartete Zinsanhebung in den USA mit einer deutlichen Korrektur des Aktienmarkts einhergehen wird. Auch wenn in dieser Phase eine erhöhte Volatilität nicht auszuschließen ist, gehen wir angesichts der Erfahrungen der letzten Monate davon aus, dass die amerikanische Notenbank den Übergang zu höheren Zinsen mit größter Behutsamkeit einleiten wird. Einen zusätzlichen Vorteil bietet der amerikanische Aktienmarkt dadurch, dass er im Vergleich zu anderen Märkten eine niedrigere Volatilität aufweist. Falls es wider Erwarten zu deutlichen Einbrüchen kommen sollte, dürfte sich der amerikanische Markt relativ zu anderen Regionen als sicherer Hafen erweisen. Allerdings sehen wir im Vergleich zu anderen Märkten in den USA nur ein begrenztes Potenzial weiterer Kursgewinne, da sich die Aktienbewertungen bereits auf einem optimistischen Niveau befinden. An kaum einem anderen Aktienmarkt scheiden sich die Geister derzeit so sehr wie am japanischen. Für die einen ist das massive Konjunkturprogramm der japanischen Regierung („Abenomics“) nichts mehr als ein Strohfeuer, das die langfristige Lage des Landes lediglich verschlimmert und zwangsläufig in einem Crash enden wird. Andere sind der Meinung, dass die japanische Regierung das einzig Richtige tut, um Japan aus der Stagnation zu führen. In Anbetracht der letzten Jahrzehnte hat Japan wenig zu verlieren. Gleichzeitig halten wir die ökonomischen Risiken von Abenomics für begrenzt. Trotz der extremen Maßnahmen sind weder ein Staatsbankrott noch eine Hyperinflation plausible Szenarien. Für chancenorientierte Anleger sehen wir im japanischen Markt deshalb weiterhin Potenzial, auch wenn die Wechselwirkungen zwischen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen zu einer anhaltend hohen Volatilität führen dürften. Investments sollten jedoch währungsgesichert vorgenommen werden. Ausblick 2015 – Ohne Risiko keine Rendite 6. Investmentchancen in der Niedrigzinsphase Euro-Aktien profitieren von expansiver Geldpolitik und günstiger Bewertung Seit nunmehr drei Jahren werden die Aktienmärkte der Eurozone von der Hoffnung auf die Erholung von der Eurokrise angetrieben. Nachdem sich der Weg aus der konjunkturellen Talsohle zäher gestaltet als erwartet, reagierten die Börsen mit einer im Vergleich zu anderen Märkten deutlich schwächeren Performance. Auch das Jahr 2015 wird realwirtschaftlich nur eine leichte Verbesserung bringen. Länder wie Frankreich und Italien bleiben weiterhin hinter den Erwartungen zurück, und auch Deutschland wird in absehbarer Zeit keine überdurchschnittlichen Wachstumsraten aufweisen. Ein derartiges Umfeld ist durch Risiken gekennzeichnet. Deshalb muss mit einer erhöhten Volatilität infolge konjunktureller Rückschläge und politischer Unsicherheiten gerechnet werden. Langfristig wird es unserer Ansicht nach zu einer verstärkten politischen Zusammenarbeit innerhalb der Eurozone kommen, die sich auch in einer positiven Entwicklung der Aktienmärkte niederschlagen wird. Auf mittlere Sicht wird sich allerdings neben der langsam fortschreitenden konjunkturellen Erholungsbewegung die Geldpolitik als wichtigster Kurstreiber erweisen. Wir erwarten von der EZB eine weitere Steigerung ihrer geldpolitischen Maßnahmen und rechnen deshalb mit überdurchschnittlichen Kurssteigerungen. Darüberhinaus bieten die Aktienmärkte der Eurozone im Vergleich zu den USA aktuell deutlich günstigere Bewertungen, die sich in hohen Dividendenrenditen und niedrigen Kurs-Buchwert-Verhältnissen ausdrücken. Fazit An Aktien führt derzeit kein Weg vorbei. Die Renditechancen im Rentensegment sind niedrig. Mit so genannten sicheren Investments (z. B. deutsche Staatsanleihen) ist nur mit sehr langen Laufzeiten die sehr niedrige Inflationsrate zu verdienen. Es müssen demnach entweder im Rentensegment oder durch Investments in Aktien bewusst Risiken eingegangen werden. Diese bedingen, dass eine regelmäßigere Überprüfung des Portfolios erfolgt. Die gute Nachricht ist aber, dass auch im aktuellen Umfeld noch attraktive Renditen zu erzielen sind und sich eine Vermögensanlage lohnt! Studie abgeschlossen am Verfasser: Klaus Niedermeier, CEFA / Peter Wirth, CEFA / Jakob Fiedler 11. Dezember 2014 31 apoFokus Kapitalmärkte im Blickpunkt 32 Ausblick 2015 – Ohne Risiko keine Rendite apoFokus – zuletzt erschienen November 2014 3D-Drucker – Modelle für jeden Lebensbereich > Die Entwicklung des 3D-Drucks > Einsatzmöglichkeiten im Gesundheitsbereich > Zukunftsvisionen September 2014 Immun-Onkologie: Evolution oder Revolution? > Krebserkrankungen – eine Übersicht > Immun-Onkologie: Chronifizierung der Krebserkrankung > Vielversprechende Zukunftsperspektiven Februar 2014 In-Vitro-Diagnostik – Die Zukunft hat begonnen > Ein unerlässlicher Bestandteil der Gesundheitspflege > Die Evolution des Gentests > Wachstumstreiber und Risiken für die Diagnostik Dezember 2013 Ausblick 2014 – Der langwierige Aufstieg geht weiter > Globale Konjunkturerholung verfestigt sich > Zinstief bedingt Neupositionierung > Notenbanken bleiben wachsam September 2013 Hörgeräte – Klaviatur der Klänge > Hörgeräte = Wachstumsmarkt > Therapeutische Optionen > Oligopol – wenige Hersteller dominieren den Markt > Mögliches Zukunftsszenario Januar 2013 Verzockt, verbaut, verloren …? Immobilienmärkte in Europa und den USA > Südeuropa – Dramatische Situation bei spanischen Wohnimmobilien > Nord- und Mitteleuropa – Stabilität trotz nachlassender Konjunkturdynamik > USA – Vorreiter bei der Überwindung der Immobilienkrise? Unsere bisher erschienenen Ausgaben können Sie im Internet unter https://www.apobank.de/apofokus abrufen. 33 apoFokus Kapitalmärkte im Blickpunkt 34 Ausblick 2015 – Ohne Risiko keine Rendite 35 Deutsche Apotheker- und Ärztebank Zentrale apoResearch Richard-Oskar-Mattern-Straße 6 40547 Düsseldorf Telefon: +49 211 5998 0 Internet: https://www.apobank.de V.i.S.d.P.: Dr. Hanno Kühn Layout und Produktion: AM Publikationsmanagement Druck: SD Service-Druck GmbH & Co. KG Bussardweg 5 41468 Neuss 36