So oder so
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1/02 So oder so Ob mit oder ohne Abi: Die HWP hat Platz für beides Inteam Opfer “Offene Gesellschaft”? Matthias Rieker, 33, ist Redakteur bei der Tageszeitung “American Banker”. Diese Zeitung hat ihren Sitz im Finanzdistrikt New Yorks. Ihre Büros liegen nur wenige Blocks vom ehemaligen World Trade Center (WTC) entfernt. Das HWP Magazin interviewte den ehemaligen HWP–Absolventen, der jetzt seit dreieinhalb Jahren in New York lebt. HWP Magazin: Herr Rieker, wo waren Sie zum Zeitpunkt des Anschlags? Matthias Rieker: Ich war auf dem Weg zur Arbeit. Etwas zu spät, da ich Besuch aus Deutschland hatte, mit dem ich an diesem Morgen beim Frühstück noch über lohnende Ausflugsziele gesprochen hatte. Auch das WTC war in diesem Zusammenhang wegen der tollen Aussicht im Gespräch. Beim Verlassen des Hauses erzählte mir eine Nachbarin von den Flugzeugen, die in das WTC eingeschlagen seien. Ich konnte mir keine Vorstellung vom Ausmaß des Unglücks machen und dachte an die Bilder in Reiseführern, die den Einschlag eines Flugzeugs in das Empire State Building in den vierziger Jahren zeigen. Nach einigen Schwierigkeiten bin ich mit dem Taxi bis zum Rathaus gekommen, normalerweise in Sichtweite des WTC. Beide Türme waren eingestürzt. Die Sicht war gleich null, die Straße zentimeterdick mit Staub bedeckt. Hier war längst alles abgesperrt. Da habe ich, wie Tausende von Menschen, den langen Fußmarsch nach Hause angetreten. HWP Magazin: Und jetzt ist wieder “business as usual”? Matthias Rieker: Teils, teils. Die Leute wollten alle frühestmöglich wieder zu ihrer Arbeit zurück, um wieder zu so etwas wie Normalität zurückzufinden. Ich selbst konnte zwei Wochen nicht in die Redaktion gehen, wegen der unsauberen Luft und weil Downtown polizeilich abgeriegelt 2 HWP MAGAZIN1/2002 war. Was es schwierig macht, zum “business as usual” überzugehen, ist die persönliche Betroffenheit. Ich kannte einige Leute im WTC: Informanten, Analysten, Investmentbanker, die umgekommen sind, auch persönlich. HWP Magazin: Ist der Krieg in Afghanistan Ihrer Einschätzung nach ein adäquates Mittel zur Bekämpfung des Terrors? Matthias Rieker: Ich glaube, dass dieser Kampf gegen den Terror genauso erfolglos sein wird, wie der gegen die Drogen, unabhängig vom Kriegsgeschehen in Afghanistan. Die Administration sucht wenig nach Ursachen und fragt nicht, wie andere Länder mit dem Problem des Terrorismus umgehen. Einen breiteren gesellschaftlichen Diskurs zu diesem Problem gibt es hier nicht. Damit ist auch in Zukunft nicht zu rechnen, wenn der Krieg in Afghanistan “erfolgreich” verlaufen sollte. Das wäre leider erst dann anders, wenn sich in Afghanistan ein zweites Vietnam ereignen würde. HWP Magazin: Stellt sich die amerikanische Bevölkerung hinter die Regierung, was den Krieg angeht? Matthias Rieker: Es gibt wenig Kritik an dem Krieg. Immerhin war schon vor dem 11. September die Kritik an Afghanistan hier sehr deutlich, gerade von Menschen- und Frauenrechtsorganisationen. Doch der scharfe Rechtskurs der Regierung schreckt viele ab, und die Medien greifen das Thema immer kritischer auf. Mit dem 11. September wird viel Stimmung gemacht und Politik durchgesetzt. Dies zeigt sich vor allem in den zivilrechtlichen Maßnahmen, die die Regierung jetzt durchgesetzt hat. Die Bestimmung, dass ein Untersuchungshäftling binnen zwölf Stunden dem Haftrichter vorgeführt werden muss, wurde ausgesetzt, ebenso wie das Recht auf konsularische und anwaltliche Betreuung. Diese Bestimmungen sind nicht nur auf Terrorismusbekämpfung beschränkt, sondern erschreckend allgemein formuliert. Außerdem finden sich mittlerweile viele Stellenanzeigen von Unternehmen mit dem Vermerk: “US Citizens only”. Dies ist natürlich ein Angriff auf das amerikanische Modell einer offenen Gesellschaft, auf das die Menschen hier sehr stolz sind, wiewohl die tatsächliche Integration von anderen Kulturen hier natürlich auch ein Mythos ist. HWP Magazin: Welche politischen und wirtschaftlichen Konsequenzen sind jetzt schon gezogen worden und welche werden noch gezogen? Matthias Rieker: Erwartungsgemäß zeigt die Regierung wenig “compassionate conservatism”, das Wahlkampfmotto des Präsidenten. Die Bush Administration war vor den Ereignissen des 11. September umstritten. Jetzt hat sie es national wie international erheblich leichter, ihren Kurs zu legitimieren. Sie nutzt die Tatsache, dass kaum einer wirklich weiß, was am 11. September geschehen ist. Der Anschlag wird gemeinhin verstanden als ein Schlag von außen, im Gegensatz etwa zu dem Anschlag in Oklahoma City. Und daher wird angenommen, dass ein militärischer Gegenschlag ausreichend ist. Nach sozialen oder politischen Ursachen wird nicht gesucht. Die Fragen stellte Christian Hild Email: [email protected] Editorial Ob Abi oder nicht ... ... ist an der HWP ja im Grunde genommen gleich. Ob so oder so: Die HWP bietet beiden ihren Platz. Hier können auch Menschen ohne Abitur studieren, wenn sie ihre Aufnahmeprüfung bestanden haben. Alles andere als gleich und deshalb so spannend - sind aber die Biografien, denen man hier begegnet. Drei dieser Biografien - mit und ohne Abitur - finden Sie in diesem Heft. Marina Saisaler, Torsten Lund Hensel und Egon Trapp haben dem HWP-Magazin Rede und Antwort gestanden (Seite 14 bis 16). Die Vielfalt und damit der Reichtum der HWP wird aber nicht nur bei den Studierenden der HWP deutlich, sondern auch bei den Ehemaligen, wie zum Beispiel bei dem Journalisten Matthias Rieker (Seite 2) oder Uwe Schmidt von den Stahlwerken Bremen (Seiten 4 und 5). So vielfältig wie die Biografien, so verschieden sind eben auch die Wege an die HWP und die Berufsfelder, in denen die Ehemaligen jetzt arbeiten. Das ist mir bei der Redaktion dieses Hefts in erster Linie deutlich geworden. Einerseits sind da die Studierenden, die jeder für sich einen ganz eigenen Platz an der HWP gefunden haben, andererseits die Ehemaligen, die ihren Platz in der Gesellschaft einnehmen. Alle zusammen vermitteln ein gutes Bild von der Vielfalt, der Internationalität und der Vitalität des Studiums an der HWP. Christian Hild Email: [email protected] Impressum Herausgeberin: HWP - Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik, Die Präsidentin, Von-Melle-Park 9, 20146 Hamburg Redaktion: Christian Hild (V.i.S.d.P.), Zimmer A 210, Tel. 42838-2181, Email: [email protected] Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Inhalt Inteam Opfer “Offene Gesellschaft”? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Die HWP feiert unter dem neuen Dach Das nächste Glasdach kommt bestimmt. . . . . . . . . . . . 4 Unsere neue Website Die dritte Generation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Projekte und Tagung Unter rußfreiem Gewölbe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Demokratie - Wo und wie? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 10 Jahre Beitritt der DDR zur BRD. . . . . . . . . . . . . . . 9 Studium HWP bezahlt Studierenden ihr Studium. . . . . . . . . . . 10 Was gut ist, muss nicht teuer sein. . . . . . . . . . . . . . . . 11 Was ist eigentlich das “Service Center”? . . . . . . . . . . . 12 Erste Schritte mit dem neuen HambHG . . . . . . . . . . 13 Der halbe Student . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Wie erklär’ ich’s meiner Familie . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Internationales Vom Koch zum Kommunikationstrainer . . . . . . . . . . 16 Im Reich der Goldenen Mitte . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Halsschmerzen bei der UNO. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 GdFF Party mit Protest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Weiterbildung Kreativität, Lernen, Erfolg - Weiterbildung zum Anfassen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Ausgezeichnet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 AStA Krieg nach innen! Warum?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Studentische Hilfskräfte - kein offizielles Personal . . . . 23 Kurz und Bündig Kurz und Bündig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Weitere AutorInnen: Bodo Abel, AStA der HWP, KarlJürgen Bieback, Rainer Butenschön, Carola Helwig, Denis Ho l t k a m p, Andrea Klermann, Heike Klopsch, Ul l r i c h L a a s e r, Anja Muskat, Dietmar Plum, Barbara Re i m e r, Erdmute Schmidt, Uwe Schmidt, Rainer Volkmann, Peter Wisman, Roland Wiegmann Fotos: Babette Brandenburg (8, 10); Jesco Denzel (Seite: 4, 5, 11, 12, 13, 14, 18); Privat (Seite: 2, 5, 15, 16, 22); Weiterbildung (20, 21) Gestaltung und Layout: www.kominform.net, 040 / 328 714 20 Druck: Druckerei in St. Pauli (Auflage: 3000) 10. Jahrgang Erscheinungsweise: vier Hefte pro Jahr Redaktionsschluss: 5. April 2002 HWP MAGAZIN1/2002 3 Die HWP feiert unter dem neuen Dach Das nächste Glasdach kommt bestimmt Am 16. November hat die HWP - Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik die Einweihung des neuen Glasdachs gefeiert. Rund 200 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft feierten mit der HWP das tolle Ergebnis der Spendenaktion, die bis heute etwa 250.000 Mark eingebracht hat. Uwe Schmidt, Mitglied des Vorstandes und Arbeitsdirektor der Stahlwerke Bremen und gleichzeitig ehemaliger HWPler hält Rückschau auf das große Fest und erinnert sich an seine Zeit an der HWP. Die Präsidentin Frau Dr. Bittscheidt unserer früheren HWP hat viel Überzeugungskraft: Unermüdlich wirbt sie Mittel ein und überredet mich zu diesen Zeilen. Eine bemerk e n s we rte Pe r s ö n l i c h k e i t . Diese Auffassung vertrat auch das anwesende Publikum bei der Sp e n d e rfeier im Foyer der HWP - Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik am 16. Nove m b e r. Ve rd i e n t e r Applaus und anerkennende Worte, eine gelungene Moderation durch Norbert Aust und den Kabarettisten Nils Loenicker, eine tapfere Rede des neuen Bildungssenators und gegen ihn protestierende Studenten, von den Anwesenden mit großer Geduld ertragen und nur an einer Stelle sich aufbäumend - als der studentische Vertreter in seiner Rede den gut gemeinten, aber unzutreffenden Vergleich mit der Arbeiter– und Bauernakademie zog. “Meine” HWP Meine HWP war in der Mollerstraße, das jetzige Gebäude habe ich nie leiden können. Aber das hilft nicht weiter. Das neue Dach ist gelungen und verbessert den ersten Eindruck. Die Spenden sind gut eingesetzt, die Konstruktion von Glas und stabilem Stahl erfreut das Auge und lässt die Gedanken in meine Geschichte mit der HWP schweifen und Assoziationen freiwerden. Unsere HWP stellt schon was dar - und das nicht erst seit dem neuen Glasdach. Ich gehörte zum 23. Lehrgang (197073) und zu einer Generation, die über die Jugendarbeit der IG Metall und die studentischen Proteste gegen die muffi ge Adenauerära politisiert wurde. Ohne Abitur und anfänglich ohne Studierbereitschaft wollte ich eigentlich meine Berufstätigkeit nicht aufgeben. Ein älterer Kollege motivierte mich durch den Hinweis auf die HWP mit den Worten: “Wir Arbeitnehmer haben nur eine Chance: lernen, lernen, lernen”. Das überzeugte mich. Nach intensiver Vorbereitung über die Heimvolkshochschule Hustedt, in der ich erstma- lig richtig Lust auf Lernen bekam - diese Lust hielt sich bis heute - kam die Aufnahmeprüfung und dann im Oktober 1970 begann das Studium. Es war schon toll, eine zweite Bildungschance zu bekommen. Dieser Kern der HWP, trotz vieler Veränderungen, ist erhalten geblieben. Noch immer ist sie eine der wenigen führenden Einrichtungen, in der Menschen über den 2. Bildungsweg studieren können. “Was würdest Du ändern?” Ich habe heute graue Haare und damit auch das Privileg zurückzublicken. Für mich war die HWP nicht nur Ort zum Studieren, sondern auch eine Erziehungsanstalt. Ich liebe diesen altmodischen Begriff, weil er so klar ist (Wäre Sozialisationsstätte schöner und klarer?). Trotz der damals wichtigen Fragen (Ist der Sozialismus in einem Land denkbar?) und der quälenden Suche nach Erkenntnis und Wahrheit, den Selbstzweifeln, der unendlichen Mühe der Aneignung lernten wir aber auch einen anständigen Umgang miteinander, lernten von unseren Dozenten, die Zeit für uns hatten. Das ist für mich Erziehung: die eigenen Potentiale zu erkennen, Argumente abzuwägen und Entscheidungen vorzubereiten oder zu treffen, zu lernen, was man kann oder nicht kann, auch Illusionen zu verlieren, gehörte dazu. Mein Schwerpunktfach war Soziologie. Mein Erkenntnisinteresse war schlicht: Ich wollte verstehen, warum diese Gesellschaft 4 HWP MAGAZIN1/2002 Die HWP feiert unter dem neuen Dach so ist, wie sie ist. Die verlorene Illusion bestand in der frühen Erkenntnis durch Neidhard und Epskamp, dass die Soziologie viele Fragen beantworten kann, aber genau diese eben nicht. Sie kennen die Frage: Wenn Du alles noch mal machen würdest, was würdest Du ändern? Offen gesagt, unter den gleichen Bedingungen eigentlich nichts oder sehr wenig. Zu unserem Leben, unserer Erziehung gehören nicht nur die richtigen, sondern auch die falschen Entscheidungen. Fehler weisen nicht auf Unzulänglichkeiten hin, sondern auf Verbesserungspotentiale. Aber heute würde ich den betriebswirtschaftlichen Teil meiner Ausbildung verstärken, aber bei der Soziologie bleiben. Ich habe dieser Hochschule viel zu verdanken. Sie hat sehr zu meiner persönlichen Entwicklung beigetragen. Auch meine Söhne profitierten davon, denn sie konnten mit einem anderen Bildungshintergrund aufwachsen als es viele meiner Generation konnten. Es mag unbedeutend klingen, aber arbeitsmäßig war für mich der Drill der Hausarbeiten 7 Seiten und nicht mehr, bei mittleren Arbeiten 15 Seiten ausgesprochen hilfreich. Meine Mitarbeiter kennen meinen Spruch: wer nicht in der Lage ist, ein komplexes Thema auf wenigen Seiten darzustellen, hat das Thema nicht verstanden. Sicherlich eine starke ignorante Übertreibung, aber dennoch ein wahrer Kern. Das Potenzial der HWP - ihre “Schläfer” Die HWP hat viele “Schläfer”. Mir sind oft Kolleginnen und Kollegen, nicht nur während meiner langen Tätigkeit bei und für die IG Metall, begegnet, die an der HWP waren. Auch wenn man sich nicht kannte, irgendwie hat man sich immer erkannt. Eine Bindung bleibt, die nutzbar wäre. Ich habe auch heute einen Qualifizierungsbedarf und komme ihm auch nach. Täglich erhalte ich gute, interessante und teure Angebote kommerzieller Unternehmen mit hochkarätigen Referenten. Warum kann die HWP in diesen Markt nicht eintreten? Sie hat ein gutes Bildungsangebot, nur nicht für Personen, die in der Wirtschaft tätig sind. Nehmen wir z.B. die extrem teuren und vom Preis-/ Leistungsverhältnis nicht überzeugenden Schweizer Managementschulen. Das könnte die HWP besser! Sie hat etwas, was andere nicht haben: “Schläfer”, die aktivierbar sind. Es wäre schön, wenn, wie wir früher formuliert hätten, aus Profitinteressen in den Markt eingedrungen würde. Dabei ließe sich was verdienen, was vielleicht wieder in die HWP gesteckt werden könnte. Das nächste Glasdach kommt bestimmt. All dies schoss mir bei der Fe i e r durch den Kopf. Auch die Rede der Vorsitzenden des Förderkreises, Frau Brückmann, war nicht ohne Ergebnis. Immer wieder hatte ich mir vorgenommen, Mitglied zu werden. Aber dabei blieb es bis zur Fe i e r s t u n d e . Nunmehr habe ich den Schritt, den ich schon vor achtundzwanzig Jahren machen wollte, vollzogen. Ich wünsche der HWP, ihrem Lehrkörper und den St u d i e renden ein herzliches Glück auf. Uwe Schmidt Mitglied des Vorstandes und Arbeitsdirektor der Stahlwerke Bremen Email: [email protected] HWP MAGAZIN1/2002 5 Unsere neue Website Die dritte Generation Seit Mittwoch, dem 28. November, ist die neue Website der HWP online. Der Webauftritt der HWP - Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik geht damit in die dritte “Generation”. Nachdem die letzte Version einer HWP-Website 1999 ans Netz ging, war es nun Zeit für einen umfassenden Relaunch der Homepage. Dabei ist die inhaltliche Struktur komplett überarbeitet worden. Die neue Website zeichnet sich durch ein modernes Design aus, bei dem die Inhalte im Vordergrund stehen. Besonderen Wert hat die HWP dabei auf die Übersichtlichkeit und Benutzerführung gelegt. Dr. Dorothee Bittscheidt, Präsidentin der HWP: “Wir freuen uns über die Klarheit und Übersichtlichkeit der neuen Website. Das gilt auch für die Pflege der Homepage. Das System, mit dem die Seite gepflegt wird, ist einfacher zu handhaben als bislang und fügt sich gut in unsere bestehende Systemumgebung ein. So werden die Arbeitsabläufe für uns alle vereinfacht.” Bis dahin war es allerdings ein hartes Stück Arbeit für alle Beteiligten: Das Konzept und die Struktur des Internetauftritts wurden noch von Anne Ernst gemeinsam mit den Kommunikationsdesignern von kominform entworfen. Auf dieser Basis entwickelte kominform unter der Leitung von Karen Bens (Projektmanagement) und Markus Koehler (Art Director) ein user-orientiertes Design und programmierte die Website in enger Zusammenarbeit mit dem Öffentlichkeitsreferat und dem Rechenzentrum der HWP. Um so mehr haben wir uns über Lob von vielen Seiten gefreut. Von “Jipie” über “Auf der Höhe der Zeit” bis hin zu “Klar, praktisch, chic - sehr gut” reichten die Kommentare. Dass es natürlich auch Kritik geben musste, ist uns klar gewesen. Sie bezieht sich vor allem auf Probleme, die im Zusammenhang mit der Umstellung entstanden sind, wie etwa ein fehlerhafter Link oder eine verlorengegangene Seite. Wir bemühen uns, die entsprechenden Ko r re k t u rvorschläge möglichst schnell umzusetzen. Gegenüber der alten Website ist vor allem die Menüstruktur vereinfacht worden. Das kommt den sehr unterschiedlichen Be n u t ze r g ruppen der Website entgegen: Egal ob Studierende, Studieninteressierte, WissenschaftlerInnen oder aber auch Journalisten – es ist wichtig, dass jede und jeder schnell zu den Informationen gelangt, die er oder sie sucht, ohne gleich von tausenden von Links erschlagen werden. Deshalb finden sich auf der Startseite im Gegensatz zu früher direkt aktuelle Inhalte, zu denen man sich früher entweder mühsam durchklicken musste oder die gar nicht vorhanden waren. Ergänzend hierzu können die User immer auf eine Seitenübersicht (“Sitemap”) klicken, die die Inhalte der Website strukturiert wiedergibt. Die Seiten hinter den einzelnen Menüpunkten auf der linken Seite sollen abgesehen von “Die HWP stellt sich vor”, “HWP Aktuell” (Zuständigkeit Öffentlichkeitsreferat) und dem “Institut für Weiterbildung” von noch zu benennenden Zuständigen selbst betreut werden. Diese Personen werden dann auch für diese Aufgabe geschult. Die neue Website ist unter http://www.hwp-hamburg.de erreichbar. Machen Sie sich selbst ein Bild und besuchen Sie uns online! Für Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Denis Holtkamp, Christian Hild Email: [email protected] Email: [email protected] 6 HWP MAGAZIN1/2002 Projekte und Tagung Unter rußfreiem Glasgewölbe Da strahlt es nun, das neue Glasdach - hell und luzide, wie die Geister derer, die da unter ihm wandeln. Aber ach: kreisen da nicht schon wieder dichte Schwaden giftigen Zigarettenrauchs, der nicht nur Lungen, sondern alsbald auch das schöne Dachwerk verdunkelt? Und sprenkeln nicht längst wieder Asche und Kippen das lichte Parkett dank jener verabscheuungswürdigen Unart, die die HWP in zwei unversöhnliche Lager spaltet, welche demnächst mit Rechtsanwälten aufeinander hauen: die Raucher und Nichtraucher... Viertel von Hardlinern zustimmen. Man geht also pfleglich miteinander um, überzogene Anti-Raucher-Kampagnen argwöhnen selbst die Raucher nur mäßig (38%) - was umso leichter fällt, da ihnen die Nichtraucher für Klausurpausen und Festivitäten durchaus eine Kippe als Ausnahme zugestehen. Interessant ist dabei übrigens, dass sich hier die Ex-Raucher, (wie bei Konvertiten nicht unüblich...), ungleich restriktiver zeigen und - offensichtlich durch Schaden geläutert- eine härtere Entwarnung - soweit muss es nicht kommen! Glaubt man Ga n g a rt einfordern. Auch die Au s l ä n d e r unserer kürzlich vorgenommenen Untersuchung unter 178 votieren deutlich stärker für ein absolutes HWP-Studierenden, dann sind Raucher ohnehin eine Min- R a u c h verbot (und ve r s e t zen dem Po s i t i v derheit - 62% der Studiosi betrachten sich als völlige Image sinnenfroher Südländer damit einen Nichtraucher, weitere 19% nur als Gelegenheitsraucher. empfindlichen Schlag). Ähnlich stellt auch Tröstlich mag auch stimmen, dass 83% aller Befragten das die Betrachtung der einschlägigen Fächerkultur liebgeworRauchen eher als negativ und Sucht empfinden - Raucher dene Vorurteile in Frage: hier zeigen ausgerechnet Jura-Stueingeschlossen, von denen nur 11% ihre Gewohnheit noch dierende einen Milde-Effekt und sind mit Rauchverboten als positiv betrachten! Relativ am zurückhaltendsten einmütig wird da Klage geführt tröstlich, dass we n i g s t e n s “To cease smoking is the easiest thing I über Naturzerstörung, Munddie Betriebswirte ihrem Ruf ev er did; I ought to kno w, because I ha ve g e ruch, Raucherk a t e r, Ke h lg e recht we rden und hier done it a thousand times. ” Mark Twain k o p f k rebs, Kleidermuff und gegenhalten. Bleibt die beandere unerfreuliche Begleitliebte Gender-Frage: Beide umstände des Raucherdaseins. Geschlechter frönen der Was aber tun mit dem unbotmäßigen Restfünftel starker Unart in gleichem Maße - gleichwohl fordern Frauen hefRaucher? Ginge es nach den 15% Anti-Raucher-Fundis, gä- tiger ein absolutes Rauchverbot und lehnen Männer umgebe es hier einen knackigen Strafkatalog, der von Abmahkehrt ein solches nachdrücklicher ab - wie so mancher andenungen, Bußgeld oder Putzdienst bis zu Klausurausschluss re Unterschied scheint auch dieser signifikant... und Hausverbot reichte - für die große Mehrheit freilich zu Insgesamt braucht uns um eine raucharme Zukunft aber starker Tobak: sie gibt sich schon mit Raucherräumen zu- nicht bange zu sein - dank ungewöhnlicher Allianzen dürffrieden; dagegen haben auch Raucher wenig einzuwenden ten ein rußfreies Glasgewölbe, kippenarmes Foyer und niko(nur 15% Ablehnung). Ohnehin zeigen sich letztere recht tinfreie Frischluft langfristig denn doch Realität werden. konziliant - nur die Hälfte streitet eine Hauptschuld an der Dr. Ullrich Laaser leidigen Foye r - Verschmutzung ausdrücklich ab (47%); Email: [email protected] größere Kriegshandlungen sind in dieser Sache derzeit also nicht zu befürchten. Überhaupt: eine Front tut sich nur auf Dr. Ullrich Laaser erhob im SoSe 2001 mit Studierenden des beim Ruf nach absolutem Rauchverbot (46% dafür, 41% Empirie-Kurses ein Meinungsbild der HWP-Studierenden dagegen), die sich aber bei der Frage nach einem Campus- zum Problem des Rauchens; die Studie kann ggf. bei ihm Rauchverbot wieder verflüchtigt: hier würde nur noch ein angefordert werden. HWP MAGAZIN1/2002 7 Projekte und Tagung Demokratie - wo und wie? 8 HWP MAGAZIN1/2002 “Ein Jahrhundert des Autoritarismus ist keineswegs die unwahrscheinlichste Prognose für das 21. Jahrhundert.” Diese Aussage von Ralf Dahrendorf stand als warnendes Motto über dem Kongress “Demokratie - wo und wie?”, der vom 26. bis 28. Oktober mit rund 200 TeilnehmerInnen an der HWP - Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik stattfand. Der Kongress versuchte mit Vorträgen, in Arbeitsgruppen und Diskussionsrunden zu diagnostizieren, “wo es überall ein Noch-Nicht oder auch ein Nicht-Mehr an Demokratie gibt”. In einem Thesenpapier zur Demokratiefrage hatten die Veranstalter zur Demokratisierung aller Lebensbereiche aufgerufen und einen weit gefassten Begriff von Demokratie zu Grunde gelegt: Demokratie erfordere “die Herstellung Veranstalter waren die überparteiliche Bürgerinitiative für Sozialismus, das Komitee für Grundrechte und Demokratie, die Redaktionen der Zeitschriften “Ossietzky” und “Sozialismus” sowie die HWP-Professoren Werner Goldschmidt, Norman Paech und Herbert Schui. Das Thema des Kongresses, die Krise der Demokratie, hatte durch die Terroranschläge vom 11. September 2001 und ihre Folgen zusätzlich an Aktualität gewonnen, wie HWPPräsidentin Dorothee Bittscheidt in ihrem Grußwort fest stellte. Sie äußerte sich kritisch zur Anti-Terror-Politik der Bundesregierung, indem sie an die bleiernen Zeiten des “deutschen Herbstes” Ende der 70er Jahre erinnerte. Unter Beifall stellte sie fest: “Die aktuelle Gefährdung der Demokratie, so war es damals, geht vor allem von den Reaktionen aus, die der Staat im Versuch der Abwehr dieses Terrorismus praktiziert.” Dieses Urteil wurde in den Kongress-Diskussionen vielfach bestätigt. Rolf Gössner (Bremen), Martin Kutscha (Berlin), Ingo Müller (Hamburg), Elke Steven (Köln) lieferten in einer Arbeitsgruppe zum Sicherheitsstaat vielfältige Belege für den demokratie-gefährdenden Ausbau des staatlichen Repressionsapparates. Eckart Krippendorf (Berlin) begründete, warum Militär mit Demokratie und warum der Einsatz von Militär mit demokratischer Außenpolitik unvereinbar seien. Bereits die bloße Existenz von Militär lasse die Fantasie für nicht-militärische Lösungen oder Optionen verkümmern. von Gleichheit und Freiheit in allen gesellschaftlichen Lebensbereichen, die Wirtschaft eingeschlossen”. Andernfalls werde “das Gegenüber von Milliardären und Arbeitslosen, von Überfluss und Hunger auf der Welt jede noch so beschränkte Demokratie irgendwann zerreißen.” Wie beschränkt die Gestaltungsmacht von Parlamenten ist, machte Wolf-Dieter Narr (Berlin) im Eröffnungsvortrag unter dem Titel “ Warum fast nichts mehr zur Wahl steht” deutlich. Er attestierte Parteien, Parlamenten und Regierungen politische Auszehrung und geißelte Regierungsapparate als Privilegien-Verteilungsorgane, die allenfalls die Macht der ohnehin Reichen und Mächtigen, der kapitalistischen Ökonomie zumal, bestätigten. Narr rief dazu auf, durch außerparlamentarische Opposition erst einmal die Bedingungen dafür zu schaffen, dass politisch wieder mehr als nur unterschiedliche Personen zur Wahl stünden. Joachim Bischoff (Hamburg) diagnostizierte in seinem Vortrag über “autoritären Kapitalismus”, die Parteienverdrossenheit früherer Jahre habe sich zur Krise des ganzen Systems politischer Repräsentanz ausgeweitet. Er stellte diese Krise in den Zusammenhang mit der Herrschaft der Finanzmärkte, dem Spezifikum der sogenannten Globalisierung: Die wirtschaftliche Basis der kapitalistischen Länder sei labiler geworden. Gleichzeitig habe sich der Strukturwandel beschleunigt. Daraus resultierten in weiten Teilen der Bevölkerung Verunsicherung, Fatalismus und Zukunftsangst. Gleichzeitig versuche die politische Klasse mit Sach- Projekte und Tagung z w a n g - Diskursen ihr Un vermögen zu kaschieren, den Strukturwandel politisch zu gestalten. Hans See (Frankfurt/M) skizzierte die westlichen politischen Systeme als “Demokratien der Reichen”, als “politische Speerspitzen” des Global-Kapitals. “Wirtschaftsdemokratie” sei der “Schlüsselbegriff” für politische Gegenstrategien. Den demokratiefeindlichen Kern von Neoliberalismus und dessen “siamesischem Zwilling Standortnationalismus” arbeiteten Christoph Butterwegge (Köln) und Rolf Ptak (Hamburg) heraus. Neoliberalismus reduziere Politik auf eine “Anpassungsleistung an die Dynamik der Märkte”, sagte Ptak. Die legitimatorische Funktion von Demokratie werde zwar beibehalten, gleichzeitig aber deren Entleerung betrieben. Armut und soziale Ungleichheit seien “nicht der Kollateralschaden des neoliberalen Projektes”, betonte Butterwege, “sondern dessen Kern”. Mit dem Abbau sozialer Sicherheit gehe deshalb der Aufbau des Repressionsapparates einher. Die Kongress-Beiträge werden Anfang 2002 vom Hamburger VSA-Verlag in dem Buch “Demokratie - wo und wie?” veröffentlicht werden. Rainer Butenschön Email: [email protected] 10 Jahre Beitritt der DDR zur BRD Mit der Aufhebung der Grenzkontrollen zwischen der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und der Bundesrepublik Deutschland begann vor zwölf Jahren das Ende der DDR. Dieser Prozess fand in der Vereinigung beider deutschen Staaten im Oktober 1990 einen ersten formalen Abschluss. Mit dem “Untergang” der DDR endete auch der Versuch, ein “anderes” Deutschland zu schaffen, das sich als sozialistisch verstand und alternative Antworten zum kapitalistischen Weg der Bundesrepublik Deutschland geben wollte. Die Schwierigkeiten eines solchen Entwicklungsweges sind immer wieder diskutiert worden, das konkrete Scheitern der DDR kam aber eher überraschend; und bis heute sind die Ursachen sicherlich nicht zweifelsfrei benennbar. Und nicht auszuschließen ist, dass diesen Fragen vielleicht auch nicht mehr weiter nachgegangen wird. Übersicht über Arbeitsergebnisse zu ermöglichen. Die ihnen zugrunde liegenden Arbeiten können freilich nur im Einzelfall eingesehen werden. So sind als Sozialökonomische Texte zwei Bände - Nr. 89 und 90 - mit dem Projekttitel erschienen. Die darin enthaltenen Arbeiten stellen je weils eine kurze Zusammenfassung der schriftlichen Arbeiten im Projekt dar. Unsere Veröffentlichung besteht - wie der inhaltliche Projektverlauf - aus zwei Teilen, daher wurden zwei Bände vorgelegt. Der erste Band enthält Texte zu den “Ursachen des Scheiterns der DDR”. Besonderes Augenmerk haben wir dabei den wirtschaftlichen Ursachen des Scheiterns der DDR, aber auch der Rolle der SED beim Zusammenbruch sowie dem Stellenwert von Opposition und Widerstand gewidmet. Mustergültiger Modernisierungsprozess? In diesem Zusammenhang ist bei Studierenden der HWP die Idee entstanden, anlässlich der 10-jährigen Wiederkehr des “Untergangs” der DDR zwei wichtigen Fragen einmal nachzugehen. Was waren die Ursachen des Scheiterns der DDR? Und: Kann der danach einsetzende Modernisierungsprozess in den fünf neuen Bundesländern als “mustergültig” bewertet werden? Das Projekt mit dem offiziellen Titel: “10 Jahre Beitritt der DDR zur BRD: Von einer gescheiterten Systemalternative zur mustergültigen Modernisierung?” startete im Wintersemester 2000/01 und endete in diesem Wintersemester. Verantwortlich für die Durchführung waren als Mitglieder des Lehrkörpers Dr. Rainer Volkmann und Dr. Siegfried Timpf. 16 Studierende mit den bisherigen Studienschwerpunkten Volkswirtschaftslehre und Soziologie nahmen teil. Externe Re f e renten ermöglichten mit ihren Referaten (u.a. zur nationalen Frage aus Sicht der SED, zum Grundlagenvertrag zwischen BRD und DDR) zugleich hochschulöffentliche Veranstaltungen. Nach Ablauf des Projektes entstand der Wunsch, einer interessierten Öffentlichkeit eine kurze Der zweite Band, an dessen Erstellung sich nicht mehr alle Projektteilnehmer beteiligen konnten, enthält Arbeiten zur zweiten Projektfrage: “Kann der nach 1989 einsetzende Modernisierungsprozess in den fünf neuen Bundesländern als “mustergültig” bewertet werden?” Behandelt werden hier neben dem Arbeitsmarktproblem nach der Wiedervereinigung die Währungsunion, die Rolle des Neoliberalismus im ostdeutschen Transformationsprozess und Fragen der unzureichenden eigenständigen Entwicklung. Natürlich wünschen wir uns, dass beide Bände zusammen gelesen werden. Nur so wird der gesamte Umfang unserer gemeinsamen Arbeit über drei Semester deutlich. Da an dieser Stelle nicht alle Themen genannt werden können, mag die ebengenannte Themenauswahl weitere Neugier wecken auf die beiden Bände. Die beiden Bände sind kostenlos erhältlich bei Katja Wittenberg (Raum A 210, Email: Wi t t e n b e r g @ h w p - h a mburg.de) Rainer Volkmann [email protected] HWP MAGAZIN1/2002 9 Studium HWP bezahlt Studierenden ihr Studium Einer der Eckpfeiler der Reform des Universitätsstudiums zu Beginn der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts, der bis heute erhalten blieb, war die Einführung von Tutorien, wie sie in anderen Ländern schon lange üblich sind. Ihre Idee ist sehr einfach: Studierende älteren Semesters sind oft sehr gut geeignet, Studierenden der jüngeren Semester Materien zu vermitteln und vor allem parallel zu den Kursen der Dozierenden mit jüngeren Studierenden Lehrinhalte zu üben. Gleichzeitig sind die Tutorien für die Tutoren oder Tutorinnen eine ideale Möglichkeit, selbst zu lernen und das Unterrichten zu üben. Die HWP - Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik hat in den letzten Jahren eine Vielzahl von Tutorien eingeführt. Aber der Charme einer Tätigkeit als Tutorin/Tutor scheint noch nicht bei allen Studierenden bekannt zu sein - wir hatten in den letzten Semestern häufiger Probleme, diese Stellen zu besetzen. Was macht diese Aufgabe so attraktiv? Einmal ist es die Grunderfahrung, dass es keinen besseren Weg gibt, eine Sache zu lernen und zu begreifen, als sie anderen Personen beizubringen. Erst wenn ich anderen etwas beibringen will, mache ich mir wirklich das “innere System” eines Gebiets klar, merke aus den Rückfragen, wo die Probleme stecken. Jeder kennt das aus dem Lernen und Arbeiten in Gruppen. Zugleich kann ich als Tutorin/Tutor die eigenen didaktischen und pädagogischen Fähigkeiten üben; ich lerne, ein Team/eine Gruppe anzuleiten und bei den Studierenden Lernprozesse in Gang zu setzen. Alle Tutorien sind eng mit Vorlesungen verbunden und werden durch Dozierende der 10 HWP MAGAZIN1/2002 HWP angeleitet. Fazit: Als Tutor oder Tutorin kann man sowohl fachlich als auch pädagogisch-didaktisch viel lernen und bekommt dafür gleichzeitig Geld von der HWP. Wie hoch ist die Bezahlung als Tutor/Tutorin? Zur Zeit werden für zwei Lehrveranstaltungsstunden im Semester ca. 1.100,— DM gezahlt. Viele Studierende haben Angst, dadurch sozialversicherungspflichtig zu werden. Das ist aber nicht der Fall. Es ist völlig zulässig, dass die HWP die Tutorstellen als sog. kurzzeitige Beschäftigungen ausgestaltet. Wenn im Voraus für ein Jahr feststeht, dass für den Arbeitgeber nur an 50 Tagen im Jahr gearbeitet wird, ist diese Tätigkeit eine kurzzeitige (und geringfügige) Beschäftigung, die sozialversicherungsfrei ist. In drei Punkten sind die kurzzeitigen Beschäftigungen für die Arbeitnehmer günstiger als die gewöhnlichen geringfügigen Beschäftigungen. 1. Bei den kurzzeitigen Beschäftigungen muss der Arbeitgeber den Pauschalbetrag für die Rentenversicherung nicht bezahlen. 2. Mehrere kurzzeitige Beschäftigungen bei unterschiedlichen Arbeitgebern werden nicht zusammengezählt, es sei denn, durch ihre Anhäufung ist man “berufsmäßig” tätig, was in der Regel bei Studierenden, die nebenher arbeiten, nicht der Fall sein dürfte. 3. Auch wer selbst einen versicherungspflichtigen Hauptjob hat, bleibt in einer nebenbei ausgeübten kurzzeitigen Beschäftigung versicherungsfrei. Allerdings ist das Einkommen aus einer solchen Beschäftigung einkommens- und lohnsteuerpflichtig. Tutorien gibt es in fast allen Lehrbereichen der HWP. Wir setzen sie besonders intensiv in den Grundkursen aller vier Schwerpunktfächer ein. Wer einmal ein Grundkurstutorium gegeben hat, ist im Basiswissen dieses Faches fit. Neuerdings gibt es auch Tutorien zu einigen Kursen im Hauptstudium, wie “Makroökonomie” und “Markttheorie” in VWL und “Investitionen I und II” und “Finanzierung” in BWL. Zusätzlich haben wir Tutorien für fast alle propädeutischen Fächer (“Buchführung”, “Mathe I und II”, “Statistik I und II”, “Grundlagen empirischer Methoden” etc.). Weiter interessant dürften auch die Tutorien in den wichtigsten EDVKursen sein (“Wirtschaftsinformatik I und II”, PC-Grundkurs, “Tabellenkalkulation I und II”, Kurse zu “SAP R/3”). Neuerdings sind viele experimentelle Tutorien hinzugekommen. So gibt es ein Online-Tutorium für den Grundkurs VWL, ein Tutorium zur Einführung in das juristische Datenbanksystem JURIS, für neue interaktive methodische Kompetenzen bei den Juristen, für die Betreuung spezieller Gruppen an der HWP etc. Hier könnten wir noch mehr Initiativen gebrauchen. Also aufpassen: Die Tutorien werden noch im Dezember 2001 bis zum 18. Januar 2002 für das Sommersemester 2002 ausgeschrieben (wenn Bewerber fehlen, geht es auch noch kurz nach dem 18. 1.). Nehmen Sie die Chancen wahr. Es lohnt sich. Prof. Dr. Karl-Jürgen Bieback Email: [email protected] Studium Was gut ist, muss nicht teuer sein Das Hochschulteam des Arbeitsamtes leistet an der HWP gute Arbeit. Über die Kooperation zwischen HWP und Arbeitsamt berichtet Erdmute Schmidt. Es reicht. Alle Viertelstunde klopft es und ein weiterer “Kandidat” öffnet meine Bürotür. “Haben Sie gleich noch einen Moment Zeit für mich - es geht auch ganz schnell!” Entschuldigend wende ich mich an meine irritierte Gesprächspartnerin und bitte den Studenten, sich draußen in die Liste einzutragen. Zu jedem anderen freien Sp re c hstunden-Termin könne er gerne kommen, nur jetzt sei ich gerade mitten in einem Beratungstermin und nicht zu sprechen, kläre ich ihn auf. Alltag in der Praxiskontaktstelle. “Und das ist ja gerade das Spannende an der Arbeit mit HWP-Studierenden. Ein Großteil hat bereits vielfältige und bunte Berufserfahrung gesammelt. Daraus lässt sich etwas machen - das macht auch uns Beratern viel Spaß.”, so Peter Kruse vom Hochschulteam, der den Workshop leitet. Nach der individuellen Präsentation sind alle Teilnehmer aufgefordert, Ideen zu entwickeln, was der- oder diejenige beruflich machen könnte. Methodisch wird also der Schuh erstmal anders herum geschnürt: Alle zusammen überlegen für Einen, wohin er passt. Der klassische Weg, sich primär an Stellenanzeigen zu orientieren, wird so gegen den Strich gebürstet. Mut machen und Know-how vermitteln Unterstützung musste her. Gemeinsam mit Vize Karl-Jürgen Bieback, dem die Praxisorientierung der Studierenden ebenso wie mir ein wichtiges Anliegen ist, war eine Idee schnell gefunden: das Hochschulteam des Arbeitsamtes könnte man fragen. Deren Arbeit kostet uns nichts und die dortigen Experten beraten schon an anderen Hamburger Unis erfolgreich. Gesagt, getan. Seit Sommersemester bietet das Hochschulteam nun direkt für Studierende der HWP in deren Räumen Veranstaltungen und Beratung an. Mit Workshops zur “Entwicklung beruflicher Perspektiven an Hand biografischer Daten” und zu “Präsentationstechniken”, einem Vortrag zu “schriftlichen Bewerbungen und Vorstellungsgespräch” und mit monatlich stattfindenden Sprechstunden kam ein Programm zustande, das sich sehen lassen kann: Sämtliche Beratungstermine und Veranstaltungen waren sehr gut besucht. Eine Studentin berichtet: “Ich habe viele neue Ideen und Tipps von der Beraterin des Hochschulteams bekommen, die mir in meiner Frage sehr geholfen und mir Mut gemacht haben”. Andere erklären, sie hätten sich mit ihren Fragestellungen ernstgenommen gefühlt. Über konkrete Hinweise für ihre berufliche Zielerreichung freut sich eine weitere Studentin: “Ich würde auf alle Fälle erneut Beratung durch das Hochschulteam in Anspruch nehmen”. Weg von standardisierten Jobritualen Einen ganz besonderen Weg geht das Hochschulteam mit seinem Workshop “Entwicklung beruflicher Perspektiven an Hand biografischer Daten”. Das Prinzip ist ebenso einfach wie einleuchtend: Nur, wenn Arbeitssuchende wissen, was sie wollen, so die These, können sie beruflich ihr Glück finden. Wie das gehen kann? Im Workshop berichtet jeder einzelne Teilnehmer von seinen bisherigen Berufswünschen und Erfahrungen an Hand eines von ihm visualisierten Lebenslaufs. Bei der Gestaltung der Vita sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt: mit Flipchart, farbigen Karten und mitgebrachten Gegenständen wird gezeigt, was Mann oder Frau schon alles gemacht hat. Wo soll’s langgehen? Was dabei an Vorschlägen und Ideen herauskommt, ist oft überraschend: “Ich hätte nicht gedacht, dass mein bisheriges Leben doch so deutlich in eine bestimmte Richtung weist”, resümiert eine Studentin. Viele TeilnehmerInnen gehen mit einem ganzen Korb voller konstruktiver Ideen nach Hause. Oberstes Prinzip des Brainstormings ist: alles geht. Es wird nicht zensiert, von vornherein abqualifiziert oder bewertet. Dafür ist später - beim genaueren Hinsehen - noch genug Zeit. Klar ist, dass mit den Vorschlägen der Gruppe und der beiden Leiter nur ein Anfang gemacht ist. Es bleibt viel Gedankenarbeit für zuhause übrig und die Aufgabe an jeden Einzelnen, zu entscheiden, “welche Vorschläge will ich jetzt genauer angucken?” und festzulegen, was er oder sie sich als nächsten Schritt vornimmt. Die Kooperation mit dem Hochschulteam wird auch jetzt, im Wintersemester, fortgeführt. Weitere Infos gibt´s bei K.J. Bieback und im Veranstaltungskalender des Hochschulteams. Die Praxiskontaktstelle gibt es ab Januar nicht mehr. Erdmute Schmidt HWP MAGAZIN1/2002 11 Studium Was ist eigentlich das „Service Center“? Nicht nur die HWP hat ihren Namen geändert, auch die Abteilung für Studium und Prüfung hat einen neuen Namen. Mit dieser Änderung gehen viele andere Änderungen einher. Die Abteilung nennt sich jetzt “Service-Center für Studierende”. Dies umfasst die Bereiche Zulassung zum Studium, das Akademische Auslandsamt, den Referenten für Lehre, Studium, Prüfung und die vorherige Abteilung für Studium und Prüfung, die jetzt “Ihr Team für Studium und Prüfung” heißt. Diese Änderung ist mehr als eine bloße Namensänderung. Mit ihr gehen einige substanzielle Änderungen einher. Freitags ist der Bereich des Service-Centers konsequent geschlossen. Diese Maßnahme war zunächst ein Versuch festzustellen, ob die störungsfreie Arbeit am Freitag bei den Kolleginnen in der Prüfungs- und Studierendenverwaltung zu einem quantifizierbar höheren Arbeitsergebnis führt. Diese Frage kann man eindeutig mit Ja beantworten. Bei geöffneten Türen kann ich es keinem Studenten verdenken, dass er auch außerhalb der Sprechzeit mal eben gerade seine Frage stellt. Dies führt aber gerade bei Konzentrationsarbeit zu Frustration bei den Kolleginnen. Terminvereinbarung per Mail oder Telefon Notwendig wurde diese Maßnahme vor dem Hintergrund der konsequenten Stelleneinsparungspolitik des Hamburgischen Senats, die auch nicht vor der HWP halt macht. Dazu kommt die Entscheidungsfreudigkeit unseres Hochschulsenates, neue und veränderte Prüfungsordnungen zu beschließen oder gar neue Studiengänge und Abschlussmöglichkeiten einzurichten. Da alte und neue Prüfungsordnungen, je nach Studienbeginn oder Zulassung zu einer Prüfungsphase zeitgleich Gültigkeit besitzen, erhöht sich der Betreuungsaufwand beträchtlich. Damit wir den bislang erreichten Standard an Dienstleistungen erhalten können, müssen die Studierenden Einschnitte bei der Verfügbarkeit der Kolleg- innen und Kollegen hinnehmen. Außerhalb der Sprechzeiten können Sie nach telefonischer Vereinbarung auch mit uns sprechen, denn auch dies ist eine Neuerung, die wir ab dem Jahr 2002 einführen möchten, da auch uns klar ist, dass zu den HWP-Öffnungszeiten nicht jeder Studierende in der Hochschule ist. Absprechen können Sie einen solchen Termin natürlich per Mail oder telefonisch. Eine zweite Änderung, die viele Studierende bewegt, ist die Anmeldung zu Klausuren. Laut Prüfungsausschussbeschluss müssen Sie sich bereits im Wintersemester für einige vom Prüfungsausschuss festgelegte Kurse zur Prüfung anmelden. Dazu vorab zwei wichtige Informationen: Dies kann nur umgesetzt werden, wenn Sie sich für die Prüfungen im CIP-Pool per Computer anmelden können. Sollte dieses zum Wintersemester noch nicht möglich sein, wird die Anmeldung zu diesen Kursen um ein Semester verschoben. Wenn Sie sich zu einer dieser Prüfungen anmelden und dann nicht an der Prüfung teilnehmen, so verlieren Sie keinen Prüfungsversuch. Es wurde zwar bei der Diskussion über die Einführung von Prüfungsanmeldungen auch darüber diskutiert, aber die Einführung der Anmeldung zu Klausuren ist für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Prüfungsverwaltung letztendlich ein lange überfälliges Hilfsmittel bei der Verwaltung von ca. 18.000 Prüfungsleistungen pro Jahr mit einer ansteigenden Tendenz. Neben dem Schwerpunktfach Rechtswissenschaft, in dem es schon immer sogenannte Pflichtkurse gab, werden für alle Studierende, die im Sommersemester zum Hauptstudium zugelassen werden, im Schwerpunktfach Volkswirtschaftsl e h re die Kurse Ma rkttheorie und Ma k roökonomie zu Pflichtkursen und im Schwerpunktfach Betriebswirtschaftslehre der Kurs Kostentheorie und Kostenrechnung zu einem Pflichtschein. Außerdem müssen alle Studierenden, die im Sommersemester 2002 zur zweiten Phase des Hauptstudiums, sprich zu den Prüfungen der weiteren Teilleistung der Diplomprüfungen (zum 5. Semester) zugelassen werden, eine Entscheidung treffen, ob sie den Diplomabschluss oder einen Bachelor-Abschluss erlangen möchten. Neues Rückmeldeverfahren Schließlich ist festzuhalten, dass wir ab dem kommenden Semester ein verändertes und vereinfachtes Rückmeldeverfahren haben. Es ist zukünftig ausreichend, den Semesterbeitrag innerhalb der Rückmeldefrist zu überweisen und später dann die Rückmeldeunterlagen abzuholen. Sollte es zum bisher Beschriebenen Fragen geben, können Sie sich während jeder Sprechzeit an uns wenden. Schließen möchte ich in der Hoffnung, einige Fragen beantwortet zu haben und mit der Befürchtung, ein paar Gedankengänge für weitere Fragen angestoßen zu haben. Dietmar Plum Email: [email protected] 12 HWP MAGAZIN1/2002 Studium Erste Schritte mit dem neuen HmbHG Seit dem 28.07.2001 ist das neue HmbHG (Hamburger Hochschulgesetz) in Kraft. Mit dem neuen Gesetz sind eine ganze Reihe an Neuerungen verbunden. Für das HWPMagazin erklärt Barbara Reimer die wichtigsten Änderungen zu den entscheidenden Stichworten und was sie für die HWP bedeuten. Zuallererst: Die wichtigste Erneuerung des neuen Gesetzes, die sich auf der Stelle bemerkbar gemacht hat, ist der neue Name der HWP. Un s e re Hochschule heißt nun “HWP - Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik”. Inzwischen ist das auf fast allen Briefköpfen und hausinternen Mitteilungen lesbar - hoffentlich kann bald auch das “fast” gestrichen werden. Großer Senat und Hochschulsenat, Ausschüsse Nach dem neuen HmbHG wird das Konzil durch den Großen Senat ersetzt, der sich aus 12 ProfessorInnen, 12 St u d i e renden und je 6 Angehörigen des akademischen Personals und des Technischen und Verwaltungspersonals zusammensetzt. Die ProfessorInnen verfügen nicht mehr über die absolute Mehrheit, gleichzeitig wird die Anzahl der Sitze der Studierenden von 16 % auf 33 % erhöht. Die Wahl des ersten Großen Senats und des Hochschulsenats, der eine Teilgruppe des Großen Senats ist, ist für den Januar vorgesehen, die Amtszeit beginnt am 01.04.02. Hochschulleitung Die Hochschulen werden nicht mehr nur von den PräsidentInnen, sondern von Präsidien geleitet, die aus den PräsidentInnen, 2 - 5 VizepräsidentInnen und einem Kanzler oder einer Kanzlerin bestehen, die genaue Zusammensetzung wird in den Grundordnungen geregelt. Zwar hat die HWP bereits ein Hochschulleitungsteam, das derzeit evaluiert wird und dessen Erprobungsphase im Herbst 2002 beendet ist, bis dahin muss eine Entscheidung über die zukünftige Zusammensetzung der Leitung im Rahmen der Grundordnung getroffen sein. Grundordnung Im kommenden Jahr hat die HWP - wie alle Hochschulen in Hamburg - die wichtige Aufgabe der Entwicklung einer Grundordnung, in der u.a. die Frage der Zusammensetzung des Präsidiums und der zukünftigen Organisation unserer Se l b s t ve rwaltung eine große Rolle spielen wird, da das HmbHG nur noch die “zentrale Ebene” regelt. Die früher gesetzlich geregelten Ausschüsse (Haushaltsund Planungsausschuss, LuSt-Ausschuss, Forschungsausschuss) sind ersatzlos gestrichen und von den Hochschulen zu regeln, dasselbe gilt für die Aussage im früheren Gesetz, dass an der HWP keine Fachbereiche gebildet werden und der Hochschulsenat diese Aufgaben wahrnimmt. Allerdings gelten unsere Satzungen, die diese Fragen teilweise bereits jetzt behandeln (Geschäftsordnung für den Hochschulsenat, Satzung zur Erprobung einer neuen Leitungs- und Entscheidungsstruktur an der HWP), weiter, soweit sie dem neuen HmbHG nicht widersprechen. Änderungen von Prüfungsordnungen und anderen Satzungen Satzungsänderungen müssen nicht mehr aufwändig von der Behörde genehmigt werden, sie werden - nach dem Beschluss im Hochschulsenat - bzw. (bei Prüfungsordnungen) nach der Genehmigung durch die Hochschulleitung - direkt an den “Amtlichen Anzeiger” zur Veröffentlichung weitergeleitet, die in der Regel sehr zügig erfolgt. Berufungsverfahren Für Berufungsverfahren, deren Au s s c h reibungsfrist nach In Kraft-Treten des HmbHG ende te, ist die Habilitation nicht mehr Einstellungsvoraussetzung für eine Professur, gefragt ist eine wissenschaftliche Leistung, die natürlich weiterhin in einer für die Stelle einschlägigen Habilitation bestehen kann. Die doppelte Mehrheit ist abgeschafft - das heißt, dass bei der Entscheidung über eine Be rufungsliste die Hochschulsenatsmehrheit ausreicht; die zusätzliche Pro f e s s o renmehrheit ist nicht mehr erforderlich. Eine Vielzahl von Regelungen, die bisher im HmbHG bzw. in Verordnungen und Verwaltungsanordnungen der BWF enthalten waren, wird zukünftig durch hochschuleigene Satzungen geregelt werden müssen wie z.B. die Erhebung von Gebühren und die Stellung der Lehrbeauftragten. Barbara Reimer Email: [email protected] HWP MAGAZIN1/2002 13 Studium Der halbe Student Torsten studiert seit April 1999 an der HWP. Neben dem Studium arbeitet er im Schichtdienst. Er nutzt so die Möglichkeit zum Teilzeitstudium an der HWP - Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik. Außerdem will er anderen Studieninteressierten Mut machen, die Aufnahmeprüfung zu absolvieren. Seine liegt allerdings schon etwas zurück. Torsten ist Te i l zeitstudent. Das heißt, er arbeitet im Schichtdienst 35 Stunden im Amt für Strom- und Hafenbau und besucht außerhalb der Arbeitszeiten die Vorlesungen. Damit ist die finanzielle Frage geregelt und Torsten kann den Kontakt zu seinem Beruf aufrecht halten. “Ohne die Möglichkeit des Teilzeitstudiums hätte ich schließlich wohl doch nicht studiert. Das hätte ich mir nicht leisten können”, erzählt er über seinen Entscheidungsprozess. Gut Ding will Weile haben: 11 Jahre warten Mehr als ein Jahrzehnt vorher: Torsten hatte eine Lehre zum Maschinenschlosser bei Blohm und Voss und die Bundeswehr hinter sich gebracht. In der Abendschule wollte er Ende der 80er Jahre seinen Realschulabschluss nachholen. Dort erfuhr er von der Möglichkeit, an der HWP ohne Abitur zu studieren: “Ich war schon immer an Politik und Geschichte interessiert. Außerdem war ich gewerkschaftlich aktiv. Da passte das HWP-Studium.” Als er sich September 1988 zur Aufnahmeprüfung anmeldete, hatte er keine Zweifel, dass er diese auch bestehen würde. Dies geschah dann auch. Rückblickend meint Torsten: “Den mathematischen Teil hatte ich mir schwieriger vorgestellt. Dagegen war ich auf den mündlichen Teil, das Kurzreferat, nicht ausreichend eingestellt. Das hat mein Gesamtergebnis nach unten gezogen, so dass ich nicht sofort einen Studienplatz erhalten hätte.” Der heute 38-Jährige wartete dann aus persönlichen und finanziellen Gründen insgesamt fast 11 Jahre, bis er schließlich im April 1999 mit dem Studium begann. 14 HWP MAGAZIN1/2002 Zum Studienbeginn war Torsten “total neugierig”. Wichtige und gute Informationen erhielt er in der von Studierenden selbst gestalteten Orientierungswoche: “In den Tagen haben wir die HWP und den Unibetrieb im Allgemeinen sehr gut kennengelernt. Das ist schon etwas anderes als Schule.” Während der ersten beiden Semester war der Interdisziplinäre Grundkurs, bei dem die Studierenden an das wissenschaftliche Arbeiten herangeführt werden, entscheidend für den guten Einstieg in das ungewohnte Lernumfeld. “Wir hatten einen guten Dozenten, der uns mit seiner ruhigen Art wieder an das Lernen herangeführt hat.” Gute Abstimmung notwendig Torsten hat von Anfang an Unterstützung von seinem Arbeitgeber erhalten - eine Notwendigkeit, wenn ein Teilzeitstudium gut funktionieren soll: “Ich unterrichte meinen Chef regelmäßig über meinen Leistungsstand. Von Anfang an war klar, dass ich nach dem Studienabschluss weiter im Betrieb tätig sein will.” Am schönsten wäre es für ihn, wenn sich nach dem ersten Studienabschnitt der Sozialökonomische Studiengang mit einer gehobeneren Position bei seinem Arbeitgeber, z. B. als Controller oder Betriebsleiter, verbinden ließe. Und privat? Der gebürtiger Hamburger ist verheiratet. Zu Beginn des Studiums wussten beide Ehepartner nicht, was sie erwarten würde. Nach “anfänglichen Auseinandersetzungen” steht nun aber auch die Partnerin hinter seinem Vorhaben. Anja Muskat Studentin der HWP Studierende der HWP und das Öffentlichkeitsreferat haben weitere Erfahrungsberichte und detaillierte Informationen zur Aufnahmeprüfung für Studierende ohne Abitur oder Fachhochschulreife zusammengestellt. Weitere Erfahrungsberichte sind herzlich willkommen. Informationen zur Aufnahme prüfung: Joachim Frädrich, Raum A 107, Tel.: 040 / 42838 - 2189, Email: [email protected] Studium Wie erklär’ ich’s meiner Familie? Ganz anders als bei Torsten ist die Biografie von Marina Saisaler verlaufen - aber nicht weniger spannend. Mit ihrer Familie ist Marina 1994 aus Bischkek (früher Frunse) in Kirgistan nach Deutschland gekommen. Seitdem hat die Spätaussiedlerin nicht nur ihr Abitur nachgemacht, sondern auch ihr erstes Diplom nach fünf Semestern Studium in der Tasche. Das HWP-Magazin stellt die BWLerin und ihren außergewöhnlichen Lebenslauf nun ausführlich vor. “Das entscheidende Kriterium für das HWP-Studium war, dass man hier schnell studieren kann”, sagt Marina Saisaler und fährt fort: “Ich bin schon 27. In Russland ist es so: Mit 21 hat man fertig studiert und mit 23 bekommt man Kinder. Also bin ich schon relativ alt.” Das Studium sollte also schnell abgeschlossen werden. Das ist Marina nun gelungen. Am 2. Oktober 2001 ist ihr der Grad einer Diplom-Betriebswirtin verliehen worden. HWP-Pluspunkt: Internationalität Der Weg dahin war allerdings nicht so einfach. Nach der Schule in Bischkek hat sie in verschiedenen Aushilfsjobs unter anderem als Briefträgerin - gearbeitet. Nach ihrer Ankunft in Deutschland hat sie in Hamburg einen Sprachkurs bei der Otto Bennecke Stiftung absolviert, danach das Abitur in Göttingen in zwei Jahren nachgemacht. Anschließend hat sie sich in Oldenburg und an der HWP beworben. Ursprünglich wollte sie Wirtschaftsinformatik studieren und gleichzeitig nahe bei ihrer Mutter bleiben, die in Oldenburg wohnt. Aber schließlich entschied sie sich doch für die HWP - schließlich ist das auch nicht so weit weg von Oldenburg. Diesen Entschluss hat Marina bis heute nicht bereut. “Das Studium an der HWP gefällt mir grade wegen der vielen Ausländer so gut. Ich selbst fühle mich so auch weniger als Ausländer. Die Internationalität an der HWP ist ein ganz großer Pluspunkt”. Ihre hervorragenden Deutschkenntnisse erklärt sie sich mit der Tatsache, “dass hier niemand Russisch mit mir spricht - auch Ausländer nicht - ich bin also gezwungen Deutsch zu reden. Das hat meinen Deutschkenntnissen nur gut getan.” Hoher Praxisbezug Geholfen hat ihr der Abiturkurs in Göttingen. Dadurch “habe ich mir gute allgemeine Kenntnisse über Deutschland aneignen können. Die Propädeutika am Anfang des Studiums sind mir deswegen auch nicht besonders schwer gefallen.” So konnte sie ihr Studium dann ein Semester abkürzen, um für den zweiten Studienabschnitt noch in das “Data-Warehouse” Projekt von Prof. Dr. Brosius einsteigen zu können. “Was mich daran fasziniert, ist der hohe Praxisbezug vom Pflichtenheft bis zur Implementierung. Außerdem kann ich später bei Bewerbungen dann auf Praxiserfahrung verweisen.” Ihr beruflicher Traum wäre denn auch IT-Managerin oder Projektleiterin. Dabei hofft sie allerdings darauf, daß sich die Wirtschaftslage in diesem Bereich wieder verbessert. Für das Projekt will sich Marina jetzt etwas mehr Zeit nehmen - auch um noch einige Kurse belegen zu können, die sie persönlich interessieren und die “später enorm wichtig werden können, wie zum Beispiel Wirtschafts- und Arbeitsrecht”. Als ob die ganze Arbeit für das Studium aber noch nicht genug wäre, arbeitet die BWLerin nebenbei noch im BackOffice Bereich eines Ticketverkaufs. “Zehn Stunden die Woche schafft man locker nebenbei zu arbeiten”, meint sie und lächelt. Nur ganz zum Schluss, als sie ihre Diplomarbeit über Controlling in Unternehmen geschrieben hat, konnte sie im Semester vorher nicht mehr arbeiten, da sie ja ein Semester überspringen wollte und deshalb mehr Kurse abschließen musste. Familie hat jetzt Priorität Zurück nach Russland zu gehen wäre “für eine begrenzte Zeit eine große Herausforderung”, doch erst hat ihre Familie Priorität, schließlich hat sie im August erst geheiratet. “Zur Zeit überlege ich, wie ich alles, was ich gelernt habe, übersetze, damit ich es meinen in Russland verbliebenen Familienangehörigen erklären kann.” Christian Hild Email: [email protected] HWP MAGAZIN1/2002 15 Internationales Vom Koch zum Kommunikationstrainer Es ist schon zwölf Jahre her, seit Egon Trapp die Entscheidung traf, sich für ein Studium an der HWP zu bewerben: „Nach meiner ersten fünfjährigen beruflichen Ka r ri e re stellte ich fest, dass ich einen Abschluss brauchte um weiter zu kommen.“ Heute ist Egon selbst Do zent. Als Ma rketing und Kommunikationstrainer schult er MitarbeiterInnen großer Unternehmen im In- und Ausland für den Verkauf und in Fragen des Verkaufstrainings und der Ku n d e n o ri e n t i e rung. Sein We g dahin war bunt, doch es zog sich stets ein roter Faden hindurch: Der Mut, eine neue Jacke anzuziehen, wenn die alte nicht mehr passte. Egon wurde 1950 in Geesthacht bei Hamburg geboren. Nach seinem Hauptschulabschluss machte er eine Ausbildung zum Koch. Zwei Jahre London, gastronomisches Wie läuft die Aufnahmeprüfung ab? Die vier schriftlichen Prüfungen und die mündliche Prüfung finden an drei Tagen statt. Zwischen der schriftlichen und der mündlichen Prüfung haben sie einen oder zwei prüfungsfreie Tage. Schriftlicher Teil: Am Montag und Dienstag der Aufnahmeprüfungswoche finden jeweils zwei schriftliche Prüfungen statt. Für die drei TextKlausuren haben Sie jeweils drei Stunden und 15 Minuten Zeit, für die Klausur zur Allgemeinbildung zwei Stunden. Sie schreiben jeweils eine Klausur zu den folgenden Aufgabenstellungen: 1. Erfassung und systematische Wiedergabe des wesentlichen Inhalts eines mündlichen Vortrages 2. Erfassung und systematische Wiedergabe des wesentlichen Inhalts eines schriftlich vorliegenden Textes 3. Kritische Analyse eines schriftlich vorliegenden Textes 4. Fragen zur Allgemeinbildung Mündlicher Teil: Die mündliche Prüfung ist eine Einzelprüfung und dauert ca. dreißig Minuten. Zu Beginn hält die BewerberIn einen Vortrag über ein selbstgewähltes, aktuelles Thema aus den Bereichen Wirtschaft, Politik oder Gesellschaft, der zehn Minuten nicht überschreiten soll. Sie oder er kann sich vor der Prüfung Stichworte aufzeichnen und diese beim Vortrag verwenden. Danach wird die Prüfungskommission mit dem Prüfling Fragen zu dem Vortrag und anderen Problemstellungen der drei Wissensgebiete erörtern. In allen Prüfungsteilen wird gleichzeitig festgestellt, ob die BewerberInnen über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen und mathematische Zusammenhänge zu erkennen können. Anmeldeschluss für die Aufnahmeprüfung ist jeweils der 15. Januar und der 15. September. Weitere Informationen zur Aufnahmeprüfung bei Christian Hild, Email: [email protected] Management in der Hamburger Künstlerszene und ein Jahr Paris folgten. „Mit 25 arbeitete ich wieder als Koch in Hamburg, aber immer wenn alle anderen frei hatten, stand ich in der Küche. Das passte mir überhaupt nicht.“ Es folgte die nächste Station seines Berufslebens: Nach einer zweiten jetzt kaufmännischen Lehre stieg er in einem Unternehmen schnell zu Verkaufsleiter für die nördliche Bundesrepublik auf. Dort beschäftigte er sich erstmals mit Marketing, Vertrieb und Absatzstrategien. In Hamburg schließlich betrieb er schließlich vier Jahre lang ein Einzelhandelsgeschäft im Food-Bereich. Im dritten Kapitel wartete die HWP auf. „Ich war mit meiner beruflichen Situation nicht mehr zufrieden. Über eine Freundin, die an der HWP studierte, erfuhr ich von der Möglichkeit ohne Abitur zu studieren.“ Also besuchte Egon bei einem ehemaligen HWPler einen Wochenendkompaktkurs, um sich auf die Aufnahmeprüfung vorzubereiten. Dort erfuhr er alles wesentliche über das Prüfungsprozedere und schloss sich mit vier anderen Prüflingen zu einer Lerngruppe zusammen, die über das gesamte Studium weiter bestand. So vorbereitet brachte er angstfrei und ohne Probleme die Aufnahmeprüfung hinter sich: „Wir wollten alle das Gleiche: zunächst die Aufnahmeprüfung, dann das Studium schaffen. Darin konnten wir uns gegenseitig unterstützen.“ Mit Ende 30 kein Exot An der HWP war Egon mit Ende 30 kein Exot. Das Durchschnittsalter der Studierenden an der HWP lag damals bei knapp 30 heute liegt es bei den Erstsemestern bei 28 Jahren. Über 90 Prozent der Studierenden haben vor dem Studium bereits gearbeitet. Entsprechend werden auch die Bereiche besonders intensiv gelehrt, die den Berufserfahrenen unter Umständen fehlen. „Mathe fand ich am Anfang ziemlich schwierig. Da hatte ich Defizite. Aber nach dem Grundstudium war es damit vorbei.“ Die Frage, ob er es bereut, erst mit Ende 30 das Studium aufgenommen zu haben, verneint Egon Trapp: „Mein Werdegang hat sich so entwickelt. Ich habe immer weitergelernt und tue es heute noch.“ Neben seiner Tätigkeit als selbständiger Dozent bildet er sich auch nach dem Studium ständig weiter, um sich mit dem Markt zu entwickeln. Ab und an trifft sich Egon mit seiner ehemaligen Lerngruppe auf ein Bier. Da sitzen dann die heutige Leiterin des BWL-Bereiches der Volkshochschule der Hamburger Volkshochschule, eine Bereichsleiterin „Telefonmarketing“, ein freiberuflicher Übersetzer und ein Unternehmensberater im Bereich Logistik mit ihm zusammen am Tisch. Anja Muskat Studentin der HWP 16 HWP MAGAZIN1/2002 Internationales Im Reich der goldenen Mitte Der erste Eindruck bei der Ankunft in Schanghai: Welch eine beeindruckende, einfallsreiche, aufwendige Hochhaus-Architektur. Was in Schanghai in den letzten vier Jahren aufgebaut wurde, braucht den Vergleich mit Städten wie Hongkong oder New Yo rk nicht zu scheuen. Schanghai ist in vieler Hinsicht ähnlich - nur schöner. Hier scheint Wohlstand zu herrschen, auch in den hervorragend ausgestatteten Universitäten. Von seiner Reise nach Schanghai berichtet Prof. Dr. Bodo Abel. Vor meiner Reise nach Schanghai habe ich chinesische Studierende unseres Masterprogramms International Business Administration (MIBA) nach den am stärksten empfundenen Unterschieden zwischen Chinesen und Deutschen gefragt. Ein Unterschied sei, so wurde mir gesagt, dass Deutsche immer extrem seien in ihrer Befürwortung oder Ablehnung, die Chinesen dagegen zunächst die goldene Mitte suchen. Ein Aspekt, der auch in dem hervorragenden China-Buch von Lin Yutang “Mein Land, mein Volk” bereits 1935 als zentrales Wesensmerkmal des chinesischen Denkens herausgestellt wurde. Die stetige Suche nach der goldenen Mitte in Form eines Ausgleichs der Gegensätze. Gibt es Armut in Schanghai, frage ich meinen Gesprächspartner Hongying Li. Die Frage wird verneint. Das durchschnittliche Einkommen und Wohnverhältnisse, in Quadratmetern bemessen, sind für deutsche Verhältnisse unzumutbar niedrig. Hongying Li, der in Deutschland studiert hat, räumt ein, materiell sind die Menschen in China allgemein, aber auch in Schanghai viel ärmer als in Deutschland. Er beharrt aber darauf, vergleicht man die Zufriedenheit sind sie viel reicher. Die goldene Mitte zwischen “glücklich” und “unglücklich” bedeutet hier offensichtlich “zufrieden”. Die Menschen, die ich treffe, sind weltoffen, kommunikativ und ansteckend in ihrer guten Laune. Ich war seit Jahren nicht mehr in einer derartigen Menge fröhlicher Menschen. Qi Qi, eine chinesische HWP-Studierende hat mir weitere Tipps und ein Rätsel mit auf den Weg gegeben. “Ampeln haben in Schanghai nicht so große Macht wie in Deutschland, genauso wie alle Ordnungen. Manche Deutschen können ohne Ordnung nicht leben. Aber Chinesen leiden auf der einen Seite unter der Unordnung, auf der anderen Seite genießen Chinesen sie auch. Sie macht den Menschen flexibler, lebendiger, schlauer. Sie macht die Sachen komplexer und interessanter. Man hat individuellen Spielraum. Aber wenn Sie solche Unordnung gut verstehen können, haben Sie die chinesische Ordnung schon gefunden. Seien Sie nicht verwirrt.” In der Tat, der Verkehr ist zunächst verwirrend. Es herrscht ein entspanntes Chaos, niemand besteht auf seinem Recht. Wenn ein Auto einem vor die Füße fährt, obwohl man ja schließlich grün hat, stört das niemanden. Man ist wachsam, aber nicht rechthaberisch. Wer zuerst einen Platz besetzt, hat das Recht dazu und alle anderen suchen sich einen anderen Platz und gliedern sich in den laufenden Fluss ein, ohne ihn allzusehr aufzuhalten. Der Straßenverkehr ist ein Abbild des chinesischen Lebens und der chi- nesischen Entwicklung. In der jetzigen Situation kann man in China außerordentlich viel erreichen, wenn man initiativ ist. Ziel meines Aufenthalts in Schanghai war es, Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit führenden chinesischen Universitäten zu eruieren. Ich habe mit Vertretern führender Universitäten in China gesprochen, und zwar der East China University of Science and Technology, der TongjiUniversität, der East China Normal University, des Shanghai Institute of International Finance, der Zhejiang University of Technology in Hangzhou und außerdem einen Vortrag an der Fudan University gehalten. An allen Universitäten spürte ich eine g roße Be g e i s t e ru n g für Deutschland, den Wunsch in Deutschland zu studieren und den Wunsch mit der HWP zu kooperieren. Man ist interess i e rt, mit der HWP zusammen ein gemeinsames internationales MBA-Programm für chinesische Studenten anzubieten. Ferner besteht In t e resse an Ku r s e n von HWP-Dozenten für chinesische St udierende und Manager oder an einer Sommer-Universität an der HWP. An einigen wenigen Un iversitäten könnten HWP-Studierende in einem englischsprachigen Bachelor- oder Masterprogramm studieren. Die Verwirklichung der Optionen ist in China zwar mit den Ministerien und mit der Partei abzustimmen, darin wird aber kein Problem gesehen. Die Suche nach der goldenen Mitte bedeutet hier, zwischen “das ist gegen die Vorschrift, geht nicht” und “es geht” zu forschen. Hier heißt die goldene Mitte “es geht - nur ein wenig anders”. Von einer “Wi n - Wi n - Si t u a t i o n e n” glaubt Regina Huang von der angesehenen East China University of Science and Technology angesichts der genannten Optionen sprechen zu können. Ich stimme zu, denn die HWP könnte hiermit ihre internationale Kompetenz und ihr internationales Image nachhaltig stärken. Prof. Dr. Bodo Abel Email: [email protected] HWP MAGAZIN1/2002 17 Internationales Halsschmerzen bei der UNO Im Rahmen Ihres Masterprogramms (MIBA) war Carola Helwig vier Monate lang bei der UN-ESCAP (United Nations - Economic and Social Commission for Asia and the Pacific) in Bangkok, Thailand. Dass das Praktikum nicht nur wegen der Arbeit lohnend war, geht aus ihrem Bericht für das HWP- Magazin her vor. Jeder Morgen fängt eigentlich gleich an - nämlich mit Halsschmerzen! Auch nach über zwei Monaten in Bangkok, um hier mein Praktikum bei den Vereinten Nationen zu absolvieren, kann ich mich immer noch nicht an diese Klimaanlagen gewöhnen! Wenn ich sie über Nacht ausmache, dann wärmt sich mein Zimmer zu schnell auf und wenn ich sie dann wieder anmache, ist zwar die Temperatur recht angenehm, aber die Luft ist einfach zu trocken. In der Regel beruhigt sich mein Hals auf dem Weg zur Arbeit. Mein Fußweg führt mich durch die schwül-heiße Stadt, vorbei an stinkenden Autos, laut knatternden Motorrädern und viel zu vielen Menschen. Zwischen Mikrowelle, Computer und Strickjacke Wenn ich dann leicht durchgeschwitzt im Büro ankomme, folgen meine ersten Handgriffe: Computer an, Wasser für den Tee in die Mikrowelle und dann die Strickjacke anziehen (wieder mal die Klimaanlage). Nachdem es ständig auf meinen Nacken gezogen hat, habe ich zwar inzwischen erfolgreich die beiden Hauptbelüftungsöffnungen der Anlage in einer Nacht- und Nebelaktion bzw. nach Feierabend erfolgreich zugeklebt, aber im ganzen Büro ist es nun mal wesentlich kälter als draußen. Bei meiner ersten Tasse lese ich meine ganzen E-mails, bei meiner zweiten Tasse dann deutsche Zeitungen via Internet. Dann kommt auch schon die sogenannte “Coffee-Lady”, die mit ihrem Frühstückswagen durch die Büros fährt. Neben den ganzen exotischen Obstsalaten, hat sie vor allem eine große Auswahl an gefüllten, weichen Brötchen im Angebot. Man kann so zwischen Tago (einer süßlichen, lilafarbenden Knolle, die an Kartoffelbrei erinnert) oder roten Bohnen wählen, die etwas nach Marzipan schmecken oder man entscheidet sich für die zuckersüße, gelbliche Maiscreme. Und wenn dann so ein frisch duftendes Brötchen auch nur noch 25 Pfennige kostet, dann kann man sich einfach nicht beherrschen. Gut essen (und arbeiten) bei der UNO Gut gefrühstückt, fange ich dann den Tag an. Seit einigen Wochen nun bin ich mit Recherchen im Internet beschäftigt. Ich bin dabei herauszufinden, welchen wirtschaftlichen Stellenwert der Tourismus in den verschiedenen Ländern Asiens hat. Auf den Malediven z.B. ist der Tourismus mit 80% am wirtschaftlichen Einkommen beteiligt. In anderen Ländern hingegen spielt er kaum eine Rolle. Ich lese also eine ganze Menge, um heraus zu bekommen, ob die gefundenen Informationen relevant sind. Jetzt bin ich gerade dabei, aufgrund meiner gefundenen Informationen einen zusammenfassenden Bericht über jedes Land in Asien und im Pazifik zu schreiben. Es macht schon Spaß, man lernt viel über die einzelnen Länder und es ist einfach interessant. Mit meinen ersten Länderzusammenfassungen - inklusive Statistiken und Quellennachweisen - war mein Chef auch recht zufrieden. Mittags gehe ich meistens mit irgendeiner der Kolleginnen oder Praktikantinnen in die Kantine zum Essen, wo es sowohl thailändische als auch europäische Mahlzeiten gibt. Da hier im UNO-Gebäude das Wasser in einer hausinternen Wasseranlage gechlort wird, ist das hier auch der einzige Ort in Bangkok, wo ich mich bedenkenlos am Salatbuffet bediene - auch dem Fleisch kann man trauen. Ansonsten ist das Essen sehr abwechslungsreich und immer lecker. Ich genieße das Essen hier, vor allem das Gemüse, dazu gibt es entweder Reis oder Nudeln mit Sojasoße und zum Nachtisch gibt es oft Obst. Mit Vorliebe esse ich Roseapple. Die kleinen hellgrünen wachsähnlichen Früchte erinnern an Birnen und schmecken wie eine Mischung aus Melone und Gurken - sehr erfrischend. Am Nachmittag passiert dann eigentlich nichts mehr Aufregendes. Ich beschäftige mich neben meiner eigentlichen Aufgabe noch mit den Recherchen für meine Diplomarbeit und dann fallen hier um Punkt 15:45h die Bleistifte! Hier macht echt keiner mehr, als er muss. Und während alle pünktlich das Büro verlassen, bleibe ich oft noch länger, beantworte in aller Ruhe meine E-mails und schreibe aufregende Erlebnisberichte, bevor ich shoppen gehe und mir das internationale Flair in Bangkok um die Nase wehen lasse. Carola Helwig Email: [email protected] 18 HWP MAGAZIN1/2002 GdFF Party mit Protest Da saßen wir nun, ehemalige Studierende und Förderer der HWP, seit Jahrzehnten mit unserer ehemaligen Hochschule eng verbunden - trotz räumlicher, zeitlicher und manchmal auch inhaltlicher Distanz. Diese Nähe äußert sich gelegentlich in der Werbung neuer Studenten, manchmal in konstruktiver Kritik und diesmal in einer Zuwendung für das neue Glasdach. Am 16. November wollte die HWP die Spenderinnen und Spender ehren. Doch dann: lautes Topfgeklapper und für diese feierliche Stunde einfach zu lautes, “ungebührliches” Protestgeschrei - wie unpassend! Was ist dagegen einzuwenden, dass Ehemalige etwas von dem, was sie einmal in ideeller Form von der Hochschule erhalten haben, nun materiell zurückgeben? Zumal das damals Empfangene - nämlich u.a. Bildung - oft prägend und häufig entscheidend war für den späteren Lebensweg. Und was ist dagegen einzuwenden, dass die Hochschule sich dafür bedankt? Richtig: Nichts! Darum ging es den Protestierenden auch nicht. Es ging um die politische Richtung der Hansestadt und um die Mittelausstattung der Wissenschaft. Ablehnung der Hamburger Politik Als der neue Hamburger Senator für Bildung und Wissenschaft, Jörg Dräger, die Bühne betrat, hagelte es Protest. Wie bei solchen Anlässen üblich, war nicht die Privatperson Dräger, sondern der oberste Dienstherr der Hochschule, also der Präses der Wissenschaftsbehörde, eingeladen. Die Einladung selbst wurde übrigens lange vor den Wahlen ausgesprochen. Trotzdem sollte von der Person des Amtsinhabers, von seiner politischen Haltung und von der Couleur seiner Senatskollegen nicht abstrahiert werden - auch nicht bei einer scheinbar so unpolitischen Feier anlässlich eines neuen Daches. Denn eines ist doch klar: Auch wenn der Bock gerade keinen Hunger hat, muss man ihn trotzdem nicht “heute mal” als Gärtner akzeptieren. Und dass die derzeitige, neue Hamburger Regierung zum Widerspruch geradezu herausfordert, bedarf keiner weiteren Erklärung. Kritik an Wissenschaftsbudgets Ein weiteres, wohl “ewig” aktuelles Thema spiegelte sich ebenfalls im Protest: nämlich die Frage der Mittelausstattung der Fachdisziplinen, besonders der Sozial- und Geisteswissenschaften. Deren Nutzen lässt sich nicht unmittelbar in Heller und Pfennig messen, meist bilden diese Fachbereiche einen höheren Anteil gesellschaftskritischer Menschen aus oder verfolgen (wie die HWP) einen eher egalitären denn elitären Ansatz. Eine Bildungseinrichtung, die von der Gesellschaft mit ausreichend finanziellen Mitteln versorgt wird (gerne mit kritischem Blick), ist auf privates Wohlwollen nicht angewiesen. HWP unpolitisch? Undenkbar! Ob die Form solcher Aktionen adäquat ist, darüber lässt sich streiten. Den Anderen nicht zu Wort kommen zu lassen aber ist undemokratisch und indiskutabel. Mit einem Protest der Studierenden hätte gerechnet werden müssen. Gerade an der traditionell politisch aktiven HWP. Wir Ehemaligen sind auch auf diesen Aspekt unserer Hochschule stolz. Im Gegenteil: Ohne studentische Aktion in dieser Situation wäre die Frage berechtigt gewesen, wie es denn um die geistige und politische Vitalität an der HWP bestellt ist. Fête weniger gut besucht Nach den geschilderten Un m u t s ä u ß e rungen fiel die abendliche gemeinsame Party der HWP und GdFF entsprechend aus: Im Vergleich zum Vorjahr waren statt 600 Gästen gerade mal 300 zusammengekommen. Die Anwesenden ließen sich den Spaß jedoch nicht nehmen: Getanzt wurde bis in die frühen Morgenstunden, und auch der Hot-Dog-Wagen, die Crêperie und der Brezelverkäufer waren zufrieden. Selbstverständlich wurde die Diskussion des Nachmittags fortgeführt, und die Nichtoder Nicht-Mehr-Hamburger hatten viele Fragen zur aktuellen politischen Situation der Hansestadt. Networking erwünscht! Die Studierenden der HWP waren leider nur schwach unter den Party-Gästen vertreten. Vielleicht hat sich einfach noch nicht genug herumgesprochen, dass die GdFF-Mitglieder gern als Gesprächspartner und Informationslieferanten zur Verfügung stehen. Ob es nun um Studium, Auslandsaufenthalte oder um die Wiederaufnahme der beruflichen Tätigkeit nach der HWP geht: Wir haben das alles auch schon erlebt. Warum also nicht zur Information aus erster Hand greifen? Dabei wollen wir der Fachberatung innerhalb der Universität keineswegs Konkurrenz machen - wie auch? Vielmehr soll diese um subjektive Erfahrungsberichte ergänzt werden. Beim lockeren “Tresengespräch” erfährt man vielleicht etwas über ein interessantes Unternehmen oder erhält einen Tipp für eine Praktikumsbewerbung. Fazit: Als Studierende wären wir dabei gewesen - beim Protestieren UND beim Feiern! Die nächste Fête findet 2002 anlässlich der 50-Jahr-Feier der GdFF statt, der Termin wird noch bekannt gegeben. Andrea Klerman, Roland Wiegmann für die GdFF HWP MAGAZIN1/2002 19 Weiterbildung Kreativität, Lernen, Erfolg Weiterbildung zum Anfassen En d j a h re s t rubel im Institut für Weiterbildung an der HWP e.V.! Gleich dreimal präsentierte sich das Institut im November und De zember 2001 erf o l g reich in der Öffentlichkeit. Der Kontaktstudiengang Medienmanagement wurde am 8. und 9. November auf der MULTIMEDIX vorgestellt. Zeitgleich zeigte das Institut für Weiterbildung seine Weiterbildungsangebote beim “Volkshochschultag 2001”, der unter dem Motto “Zukunft braucht Lernen” stand. Am “Tag der Weiterbildung”, der kurz darauf stattfand, präsentierte das Institut sich und seine Angebote in einem mehrstündigen Programm. Fazit: Volles Haus und reges Interesse bei den Besuchern. Ein Rückblick... Neue Medien noch immer ein Thema! Im Museum der Arbeit fand die MULTIMEDIX, ein Forum für Aus- und Weiterbildung im Bereich der Neuen Medien, statt. 3000 Besucher zeigten, dass immer noch ein starkes Interesse daran besteht, im Bereich der neuen Medien zu arbeiten. Hierbei ist besonders die Qualifizierung auf hohem Niveau unverzichtbar - darin sind sich Veranstalter und Aussteller einig gewesen. Ein derartiges Angebot stellte das Institut für Weiterbildung mit dem Kontaktstudiengang Medienmanagement vor. An zwei Tagen konnten so viele Beratungsgespräche mit In t e ressenten und Bildungsanbietern am Messestand geführt werden. Heike Klopsch, Susanne Nöbbe Email: [email protected] Email: Nö[email protected] Tag der Weiterbildung Mit viel Erfolg führte das Institut für Weiterbildung an der HWP e.V. am ersten Adventswochenende zum zweiten Mal den Tag der Weiterbildung durch. Trotz vorweihnachtlichem Trubel fanden rund 200 Weiterbildungs-Interessierte am 2. Dezember den Weg in das frisch umgestaltete Foyer der HWP - Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik. In ausführlichen Informationsveranstaltungen wurden die berufsbegleitenden Kontaktstudiengänge “Sozial- und Gesundheitsmanagement”, “Kultur- und Bild u n g s m a n a g e m e n t” sowie “Medienmanagement” vorgestellt. Darüber hinaus wurden Vorträge über die Möglichkeiten der “Op e n Space-Konferenz” sowie das “Qualitätsmanagement in Non-ProfitBereichen” gehalten. Personen aus dem Me d i e n b e reich, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagen wollen, konnten sich in dem Workshop “Vom kreativen Chaos zur professionellen Agentur” ProfiTipps holen. 20 HWP MAGAZIN1/2002 Weiterbildung Ausgezeichnet Schon seit langer Zeit wird sie empfohlen, die Modularisierung von Weiterbildungsangeboten. Auch schon seit über 10 Jahren ist immer wieder zu lesen, dass die Hochschulen die wissenschaftliche Weiterbildung als dritte Kernaufgabe neben dem Studium als Erstausbildung und der Forschung annehmen. Seit über 2 Jahren arbeitet der Arbeitsstab Forum Bildung in der Geschäftsstelle der Bu n d - L ä n d e r - Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung daran, Empfehlungen des Forums Bildung zu erstellen, die als Leitlinien für den gesamten Bildungsbereich in der Bundesrepublik Deutschland dienen sollen. Anfang Januar 2002 wurden diese Empfehlungen nun auf einem Abschlusskongress in Berlin vorgestellt, auf dem Bundespräsident Johannes Rau eine Grundsatzrede hielt. Ergänzt werden diese Empfehlungen durch innovative Beispiele - zu denen die Weiterbildung der HWP gehört. Was lange währt... Es war im Sommer 2000, als die damalige Hamburger Senatorin für Wissenschaft und Forschung an die Hochschulen herantrat, vom Forum Bildung berichtete und um sogenannte “best practice” Beispiele bat. Die HWP schlug ihre Weiterbildung mit den Baukastenangebotssystemen vor und die Senatorin übernahm dieses Beispiel als Hamburger Beitrag für die wissenschaftliche Weiterbildung. Ein Jahr lang hörten wir nichts mehr, dann kam Ende Juli 2001 eine Einladung an das Institut für Weiterbildung an der HWP, an einer Projektmesse im Rahmen des Abschlusskongresses des Forum Bildung teilzunehmen, um seine Arbeit dort zu präsentieren. Dieser Abschlusskongress und die Messe fielen dann aufgrund der Ereignisse des 11. September aus. Ausgewählt Die Empfehlungen Am 8. November 2001 wurde das Institut für Weiterbildung erneut vom Arbeitsstab Forum Bildung angeschrieben und für den 9. Januar 2002 erneut zu Kongress und Messe eingeladen - und nicht nur das. Es hieß in der Einladung weiter: “Die Empfehlungen des Forum Bildung sollen durch innovative Beispiele aus der pädagogischen Praxis von Kindertageseinrichtungen bis zur Weiterbildung im Ergebnisband illustriert werden. Wir haben das von Ihnen vertretene Projekt Berufsbegleitende Kontaktstudiengänge im Baukastensystem hierfür ausgewählt”. Mit dieser Auswahl werden Kontaktstudienangebote der HWP ausgezeichnet, die es seit 1989 gibt: die berufsbegleitenden Studiengänge Kultur- und Bildungsmanagement sowie Sozial- und Gesundheitsmanagement. Beide Angebote sind seit 1994 modularisiert und werden als Bausteine im Baukastensystem angeboten. Und bis heute ist es keiner anderen Universität gelungen, ähnliche Studienangebote in der Differenziertheit anzubieten, wie wir es tun. Für die Weiterbildung empfiehlt das Forum Bildung übrigens, “die Einführung einer Modularisierung, verbunden mit einer sinnvollen Vereinheitlichung von Modulen und Modulprüfungen”, für die Hochschulen speziell den konsequenten “Ausbau der wissenschaftlichen Weiterbildung als dritte Aufgabe der Hochschulen neben Erstausbildung und Studium, u.a. durch Modularisierung von Studium und wissenschaftlicher Weiterbildung ...”. Weiteres und Detaillierteres zum Forum Bildung ist zu erfahren unter www.forumbildung.de, zu dem Abschlusskongress und den Empfehlungen unter www.forumbildung.de/Abschlusskongress und zu den ausgezeichneten Beispielen unter www.forumbildung.de/datenbankdergutenbeispiele. Peter Wismann [email protected] HWP MAGAZIN1/2002 21 AStA Krieg nach innen! Warum? Am zweiten Tag der studentischen Hochschultage zu Krieg und Verschärfungen der Inneren Sicherheit als Reaktion auf die Terroranschläge in New York und Washington beschäftigten sich die TeilnehmerInnen verstärkt mit den Veränderungen und Kontinuitäten bezüglich der Inneren Sicherheit. Dokumentiert wird hier ein Auszug aus dem Inputreferat der VeranstalterInnengruppe. Unter dem Vorwand auf die Terroranschläge in New York und Washington vom 11.9.2001 zu reagieren, wurden und werden derzeit vielfältige Maßnahmen der sogenannten Inneren Sicherheit in der Bundesrepublik und anderen Staaten umgesetzt, die davor zwar schon angedacht, aber auf keinen Fall durchsetzbar gewesen wären. In diesem Zusammenhang werden beispielsweise der Datenschutz, die Genfer Konventionen und andere grundlegende Bürgerund Persönlichkeitsrechte ausgehebelt. Innenminister Schily hat mittlerweile zwei sogenannte Sicherheitspakete als Vorschläge in den Bundestag eingebracht. Deren Inhalt lässt sich nicht mehr als Schutz der Menschen oder als Ursachen- 22 HWP MAGAZIN1/2002 bekämpfung von Terrorismus bezeichnen, sondern als gnadenloser Ausbau des Überwachungsstaates... Im Rahmen der Anti-Terrorpakete sollen die Kompetenzen von Militär und Geheimdiensten erweitert und die Möglichkeiten zur Überwachung der Bürger ausgebaut werden. Beispiele dafür sind: Der Gebäudeschutz durch die Bundeswehr und die Überwachung immer größerer Bereiche durch schlecht ausgebildete Angestellte priva t e r Sicherheitsdienste (z.B. Bahnhöfe, Geschäftsstraßen und Flughäfen). Weitere Beispiele sind der Fingerabdruck im Pass, für AusländerInnen gar der aller zehn Finger, die Erweiterung der Überwachungen durch den Ve rf a s s u n g sschutz, die Rasterfahndung, die Intensivierung des Internetund Telefonabhörens, die Etablierung der Schleierfahndung in größerem Maße, die Vernetzung sämtlicher Daten aus den unterschiedlichen Sektionen der Polizei und der Geheimdienste. Nach Ansicht von Experten aus allen politischen Spektren wird auf diese Weise kein Terroranschlag zu verhindern sein. Diese Maßnahmen dienen demzufolge also lediglich der Ansammlung von Daten der für die Behörden relevanten Personen und der Kontrolle etwaiger sich entwickelnder Opposition oder aufkommenden Widerstands. Personen, die nicht dem entsprechend agieren oder sich auch nur kontrovers äußern, werden diskriminiert oder kriminalisiert. Das Bedürfnis nach Sicherheit in Bezug auf Geborgenheit oder Solidarität, im wirklichen Sinne des Wortes, findet in diesen Konzepten keinen Platz. Die perfideste Absicht Schilys ist jedoch, AusländerInnen ohne Beweise, nur wegen des Verdachtes, einer Terrororganisation anzugehören, ohne Verfahren abschieben zu können. Auch in Länder, in denen die Todesstrafe oder Folter auf sie wartet. Die Genfer Konventionen würden so faktisch außer Kraft gesetzt. Menschliches Leben erscheint in diesem Zusammenhang relativ wertlos. Schily befindet sich mit dem Anliegen, Deutschlands Grenzen endgültig nur “erwünschten” oder benutzbaren AusländerInnen zu öffnen, bei Edmund Stoiber und Sozialdarwinismus propagierenden Rechtspopulisten wie Jörg Haider oder Ronald Schill in “bester” Gesellschaft. Marktkonformität und Profitmaximierung ist das dem zugrunde liegende Konzept. Elitenbildung zu befördern heißt aber auch immer, viele Menschen (die Masse) auszuschließen. Partikularinteressen auf Kosten anderer Menschen durchzusetzen, wie es in Schilys Konzepten angestrebt wird, können wir aber eher als Gaunerei bezeichnen, denn als große Leistung. AStA Die Maßnahme der Inneren Sicherheit, die sich für Studierende am direktesten spürbar auswirkt, ist die Rasterfahndung. Von fast allen Hochschulen in Deutschland sind mittlerweile erhebliche Datensätze an die Behörden übergeben worden. ... In mehreren Bundesländern wurden als Folge der Rasterfahndung willkürlich Wohnungen arabischer Studenten durchsucht, die in keiner Weise etwas mit einer Terrororganisation zu tun haben. Mittlerweile gibt es mehrere StudentInnen und Asten, die sich gegen dieses Verfahren durch eine Klage wehren. Auch der AStA der HWP hat erste Schritte unternommen, um einer derartigen Willkür entgegenzuwirken und den Verbleib der Daten zu recherchieren. Martin Dolzer für den AStA der HWP Email: [email protected] Studentische Hilfskräfte: Kein offizielles Personal In diesem Bericht über die Tarifvertragsinitiative (TVI) ist von den studentischen Hilfskräften die Rede, die aus dem Sachmitteletat bezahlt werden, die im HmbHG keine eigene Personalkategorie darstellen und die über keine Interessenvertretung verfügen, da sie im Hamburger Personalvertretungsgesetz ausdrücklich ausgeschlossen werden. Aber ohne diese “Personalgruppe” könnte die Universität in vielen Bereichen ihren Betrieb nicht aufrechterhalten. Die Personalgruppe der studentischen Hilfskräfte stellt für die Universität den Idealtypus einer ausbeutbaren Arbeitnehmerin dar: Abhängig, ohne Interessenvertretung, flexibel und in der näheren Umgebung leicht erreichbar. Und das Ganze für 15,68 DM die Stunde. Die Leistungen der studentischen Hilfskräfte reichen von einfacher Verwaltungsarbeit bis zu anspruchsvollen Dienstleistungen im EDV-Bereich, von der Literaturrecherche bis zur Produktion multimedialen Lehr- und Lernmaterials, von der Betreuung studentischer Arbeitsgruppen bis zur Organisation von Exkursionen. Kaum eine Bi b l i o t h e k könnte ihre Öffnungszeiten ohne die Mitarbeit von studentischen Hilfskräften aufrechterhalten. Computer-Pools und die EDV-Betreuung der Verwaltung würden ohne studentische Hilfskräfte zusammenbrechen. Die soziale Lage der Studierenden hat sich seit Einführung des BAföGs fast kontinuierlich verschlechtert. Fast zwei Drittel der Studierenden arbeiten neben dem Studium. Studiennahe Jobs sind oft besonders begehrt, da sie Wege s p a ren, Einblicke gew ä h ren und auch eine zusätzliche Qualifikation bieten. Für studentische Hilfskräfte sind die Arbeitgeberinnen nicht selten die eigenen Hochschullehrerinnen und -lehrer, von denen sie auch benotet und geprüft werden oder mit denen sie eingedenk der vorherrschenden scheindemokratischen Kräfteverhältnisse in den akademischen Gremien an einem Tisch sitzen und sich gelegentlich auch über denselben ziehen lassen (aktuelles Beispiel: Verkürzung der Klausurzeiten). Daraus kann eine besondere Abhängigkeit entstehen, die es häufig verhindert, sich gegen überzogene Arbeitsanforderungen oder schlechte Arbeitsbedingungen zu wehren. Um die Unterdeckung im Personalhaushalt auszugleichen, ist die Versuchung sehr groß geworden, Einsparungen im Personalhaushalt durch Freihalten von Stellen und Ersatz der Arbeit durch studentische Hilfskräfte zu erreichen. Die Vertragsbedingungen sind äußerst schlecht. Dauer und Umfang der Tätigkeit sind nur selten langfristig planbar. Urlaubsansprüche und Krankheitsregelungen werden in den meisten Fällen nicht berücksichtigt. Die Interessenvertretung der studentischen Beschäftigten durch die örtlichen Personalräte wird im Hamburger Personalvertretungsgesetz ausgeschlossen. Durch die bestehende allgemeine In t e re s s e n ve rt retung aller St u d i e renden (AStA) ist eine gezielte Arbeitnehmerinnenvertretung nicht ersetzbar. Die Hamburger Tarifinitiative studentischer Beschäftigter (TVI) hat auf der Grundlage einer Analyse der Beschäftigungsverhältnisse einen Forderungskatalog erstellt, der mit Unterstützung der Gewerkschaften in einen Tarifvertrag münden soll. Der anvisierte Tarifvertrag soll Regelungen über die Bezahlung der Arbeit, über Mindestbeschäftigungsdauer, Kündigungsfristen, Urlaubsregelungen, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Zuschläge für angeordnete Arbeit in der Nacht und an Wochenenden, Anrechnung von Vor- und Nachbereitungszeiten für Unterrichtstätigkeiten, fachliche, methodische und didaktische Fortbildung enthalten. Die Frage der Personalvertretung muss aber durch den Arbeitgeber, also die Freie und Hansestadt Hamburg, geregelt werden. Da nicht davon auszugehen ist, dass ein Tarifvertrag ohne deutlichen Druck von uns Studierenden auf breiter Basis zustandekommen wird, ist es sehr wichtig, dass die studentische Initiative unter allen (auch potentiellen) studentischen Hilfskräften bekannt und von ihnen unterstützt wird. Wir bitten deshalb alle Leserinnen und Leser, studentischen Hilfskräften, die euch/ihnen in eurer/ihrer näheren Umgebung bekannt sind, von diesem Artikel zu berichten und anzuregen, mit uns als Teil der Initiative Verbindung aufzunehmen. Alexandra Grimm für den AStA der HWP E-mail: [email protected] HWP MAGAZIN1/2002 23 Kurz und Bündig Kurz und Bündig Studiengang MBA / Entrepreneurship Die großen Erfolge des Projektes “Entrepreneurship” im 2. Studiengang führten zu dem Entschluss, ab dem Sommersemester 2003 einen Studiengang MBA / Entrepreneurship an der HWP anzubieten. Die Zulassungsvoraussetzung ist der Abschluss des sechssemestrigen Studiums oder eines Äquivalents laut Studienordnung in Verbindung mit den erfolgreich abgeschlossenen Kursen: Bilanzen, Kostentheorie und -rechnung, Marketing I, (alternativ: Markttheorie oder Mikroökonomie), Investition 1, Finanzierung 1, sowie Grundlagen des Zivilrechts (Vertrags- undd Deliktrecht). Im Zentrum des MBA / Entrepreneurship steht mit 16 SWS das Lehrprojekt, in dem (Gründungs-) Unternehmenskonzepte entwickelt und auf den Prüfstand gestellt werden. Hierbei werden konkrete Fälle sowohl aus den klassischen als auch aus den neuen Branchen analysiert. Die Wahlpflichtkombination “Finanzierung” oder “Marketing” mit 6 SWS bietet darüber hinaus den TeilnehmerInnen die Möglichkeit, einen individuellen Schwerpunkt zu wählen. Veröffentlichungen Im Frühjahr 2002 wird der VSA-Verlag die Beiträge zu der Vortragsreihe an der HWP zu den Ereignissen des 11. September veröffentlichen. Der Titel wird lauten: Zukunft des Terrorismus und des Friedens. Menschenrechte - Gewalt Offene Gesellschaft. Das Buch wird 11,70 EURO kosten. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an das Öffentlichkeitsreferat. Unter dem Titel “The European Integration Process - a Historical and Comparative Institutional Analysis” hat Angelina Topan ein Buch veröffentlicht. Darin wird der europäische Integrationsprozess aus einer historischen und einer vergleichenden Perspektive analysiert. Die europäische Integration wird nach Regeln geformt, die gleichzeitig auch Auslöser für weitere Integrationsschritte sind. Das Buch führt sowohl gelungene Integrationsbemühungen als auch g e s c h e i t e rte Versuche an. Die Analyse beginnt mit der EGKS und endet mit der EU. Das Buch ist 2001 im LITVerlag erschienen. Wolfgang Röhr hat ein Buch unter dem Titel “Herfried Münklers Herausforderung an die hegemonische Denkweise des Politischen” herausgegeben. Dokumentiert sind darin Diskussionsbeiträge einer Veranstaltungsreihe des HWP-Schwerpunktes “Ökologie - Politische Prozesse” im Jahr 1998 und Beiträge, die eigens für diese Publikation verfasst wurden. Das Buch ist 2001 im ad fontes verlag erschienen und kostet 29 Mark. renden in Aussicht gestellt. Damit ist das Auslandssemester der deutschen Studierenden im Masterstudiengang Europastudien gesichert. Mitgliedschaften Peter Timmann ist für weitere zwei Jahre bis 2003 Gutachter in der DAAD-Auswahlkommission für auslandsorientierte Studiengänge. Außerdem ist er Mitglied in der AGFörderprogramme, die den DAAD bei der Weiterentwicklung von Programmen berät, und Mitglied im Programmbeirat für die Alfred Töpfer-Stipendien. Ebenfalls um zwei Jahre wurde die Mitgliedschaft im Edi torial Committee der European Association for International Education (EAIE) verlängert. Forschungspreis Für seine Dissertation “Controlling orientierte Kostenund Leistungsrechnung für ein New Public Management. Anforderungen, Konzepte und internationale Erfahrung am Beispiel von Kommunalverwaltungen” hat Klaus Buchholtz den ersten Preis des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu) gewonnen. Personalien Neu an der HWP sind: Sabine Hübner im Akademischen Auslandsamt als fremdsprachige Angestellte, Claus Czygan ist seit dem 1.9. abgeordnet zum SAP-Projekt, Denis Holtkamp ist seit dem 1.11. Mitarbeiter im Cip-Pool, Margrit Contius als Verwaltungsangestellte im Projekt “Zeiten und Qualität der Stadt”. Die HWP haben verlassen: Prof. Dr. Hermann Josef Tebroke ist zum 15.11.01 einem Ruf an die Uni Ba y re u t h gefolgt, Erdmute Schmidt geht ab dem 1.1.02 in den Mutterschutz und scheidet zum 15.3.02 aus dem Dienst aus. Prof. Dr. Peter Saß hat die HWP nicht verlassen – wie im letzten HWP Magazin fälschlicherweise bekanntgegeben –, sondern ist weiterhin freiwilliges Mitglied im Lehrkörper der HWP. Neuer Vorsitzende des LBF Der Vorsitz im Leistungsbereich Forschung, wissenschaftlicher Nachwuchs und Wissenstransfer hat gewe c h s e l t . Neuer Vorsitzender ist Prof. Dr. Harry Friebel. Er hat das Amt von Prof. Dr. Ulrich Mückenberger übernommen. Spende für den Nothilfefonds Von der Weihnachtsfeier sind noch 290 Mark übriggeblieben. Das Geld bekommt der Nothilfefonds für Studierende der HWP. Internationales Wolfgang Voegeli führt derzeit Verhandlungen mit den Universitäten Birmingham, Bradford und Liverpool John Moores, um eine Kooperation im Rahmen des Masterstudiengangs Europastudien zu vereinbaren. Alle drei Universitäten haben bereits eine Aufnahme von HWP-Studie- 24 HWP MAGAZIN1/2002 Termine Die Ab s c h l u s s veranstaltung zu den Ereignissen des 11. September ist am 31. Januar 2002 15.00 - 17.00 Uhr, Großer Hörsaal: “Innere Sicherheit und offene Gesellschaft” mit: Prof. Dr. Fritz Sack, Universität Hamburg.