Controlling in deutschen Unternehmen Vorlesung 2

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Controlling in deutschen Unternehmen Vorlesung 2
Controlling in deutschen Unternehmen
Vorlesung 2 - 3
Thema 2: Erfolgsrechnung
Dipl.-Kfm. Florian Böckling, MBA
Dipl.-Kfm. Franz Zinser, MBA
Lehrstuhl für Controlling
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
www.controlling.bwl.uni-mainz.de
Literaturbasis
Velthuis, Louis; Wesner, Peter: Value Based Management:
Bewertung, Performancemessung und Managemententlohnung mit ERIC,
Stuttgart 2005, Kapitel 2.
Laux, Helmut (2006): Unternehmensrechnung, Anreiz und Kontrolle, Kapitel IV und
VII.
Küpper, H.-U.: Controlling: Konzeption, Aufgaben und Instrumente, 4. Aufl., Stuttgart
2005, S. 135 –148.
Ewert, R./Wagenhofer, A.: Interne Unternehmensrechnung, 6. Aufl., Berlin u. a. 2005,
S. 65 – 77 und S.479 – 482.
Controlling in deutschen Unternehmen: Vorlesung 2-3
2
Struktur der Veranstaltung
1.
Theoretische Grundlagen des Controlling
2.
Erfolgsrechnung
3.
Budgetsysteme
4.
Wahrheitsgemäße Berichterstattung
5.
Kennzahlensysteme
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Überblick
Thema 2: Erfolgsrechnung
1. Einführung
2. Grundprinzipien der Erfolgsrechnung
3. Rentabilitätskennzahlen
4. Jahresüberschuss
5. Residualgewinn
6. Ökonomischer Gewinn
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4
1. Einführung

Rentabilitätskennzahlen und deren Grenzen für das Controlling werden diskutiert.

Die Problematik des Jahresüberschusses als absolute periodenbezogene
Kennzahl wird aufgezeigt.

Die generelle Eignung des Residualgewinns als absolute periodenbezogene
Kennzahl für das Controlling wird grundlegend verdeutlicht.

Der Ökonomische Gewinn nach Zinsen als zukunftsorientiertes Erfolgsmaß wird
erörtert.
Controlling in deutschen Unternehmen: Vorlesung 2-3
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2. Grundprinzipien der Erfolgsrechnung

Als Controllinginstrument sollen Periodenerfolge (Erfolgskennzahlen;
Gewinnkennzahlen) insbesondere die Planungs-, Kontroll- sowie
Motivationsfunktion erfüllen.

Für die Ermittlung von Periodenerfolgen, die sich für das Controlling eignen, sind
insbesondere folgende Prinzipien von Bedeutung:
– Prinzip der Barwertidentität
– Prinzip der Entscheidungsverbundenheit
– Prinzip der Manipulationsfreiheit
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Grundprinzipien der Erfolgsrechnung

Barwertidentität
–
Barwert der Cashflows (Ausschüttungen) des Unternehmens gilt als übergeordnetes
Beurteilungskriterium.
–
Barwertidentität fordert: Barwert der Periodenerfolge = Barwert der
Ausschüttungen (bzw. Einzahlungsüberschüsse)
–
Bedeutung für Planung: Wichtig, sonst Fehlbewertung
–
Bedeutung für Kontrolle: Wichtig, sonst Erschwerung der Beurteilung von
Entscheidungen.
–
Bedeutung für Anreize: Grundvoraussetzung für Anreizkompatibilität, sonst Gefahr
von Fehlanreizen und -entscheidungen.
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Grundprinzipien der Erfolgsrechnung

Entscheidungsverbundenheit
fordert, dass der Erfolgsausweis in unmittelbarer Verbindung und somit auch in
zeitlicher Nähe zu den entsprechenden Entscheidungen stehen sollte.
–
Bedeutung für Kontrolle: wichtig wegen Folgemaßnahmen
–
Bedeutung für Anreize: wichtig, wenn Manager ungeduldiger ist

Manipulationsfreiheit
fordert, dass eine Manipulation der Erfolgsrechnung durch den Manager
ausgeschlossen sein sollte.
–
Bedeutung für Kontrolle: wichtig, sonst Beeinträchtigung der Kontrolle
–
Bedeutung für Anreize: wichtig, sonst Fehlanreize
Grundsätzlich bestehen Konflikte zwischen den letzten beiden Prinzipien.
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3. Rentabilitätskennzahlen

Bestimmung von Rentabilitätskennzahlen

Allgemeine Bestimmung:
Rentabilitätskennzahlen werden bestimmt, indem der Periodenerfolg G (vor Zinsen)
dem eingesetzten Kapital gegenübergestellt wird:
Rt =
Gt
GK t-1
Rentabilitätskennzahlen sind somit relative Kennzahlen.

Spezifische Bestimmung in der Praxis:
Praxiskonzepte lassen sich hinsichtlich der Bestimmung der Gewinngrößen und der
entsprechenden Kapitalbasis unterscheiden.
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Planung auf Basis von Rentabilitätskennzahlen
 Anwendung von Rentabilitätskennzahlen in der Planung
Liegt die Rentabilität über den Kapitalkosten, R > i, wird Wert geschaffen, andernfalls
wird Wert vernichtet.
Zeitpunkt
t=0
t=1
Rendite
Kapitalwert
Cashflow P1
-100
133,1
33,1%
21,0
Cashflow P2
-100
121
21,0%
10,0
Cashflow P3
-100
105
5%
-4,6
 Zinssatz i =10%
 Bei einer Orientierung an Rentabilitätskennzahlen sind P1 und P2 zu realisieren!
Rendite (P1) = 33,1% > Kapitalkostensatz = 10%
Rendite (P2) = 21,0% > Kapitalkostensatz = 10%
 Rentabilitätskennzahlen sind vereinbar mit dem Kapitalwertkriterium (bzw.
Barwertkriterium), allerdings nur, sofern es sich um Normalinvestitionen handelt, die
sich nicht gegenseitig ausschließen!
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Performancemessung und Managemententlohnung auf Basis von
Rentabilitätskennzahlen

Anwendung als Performancemaß und Anreizinstrument
Zur Performancemessung (Kontrolle) wird die erzielte Rendite den Kapitalkosten
als Sollrendite gegenübergestellt:
R>i?
D.h. Erzielte Rendite > Sollrendite?

Für R > i hat das Management mehr als die Kapitalkosten verdient.

Performancemessung anhand von Rentabilitätskennzahlen kann zu einer
Fehlbeurteilung führen.

Managemententlohnung anhand von Rentabilitätskennzahlen führt zwangsläufig zu
Fehlanreizen, insbesondere besteht ein Anreiz zur Unterinvestition.
Zeitpunkt
t=0
t=1
Rendite
Kapitalwert
Cashflow nur P1
-100
133,1
33,1%
21
Cashflow P1 und P2
-200
254,1
27,1%
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Controlling auf Basis von Rentabilitätskennzahlen – Fazit

Rentabilitätskennzahlen eignen sich (isoliert gesehen) grundsätzlich nicht für eine
adäquate wertorientierte Steuerung:
– Für die Planung sind sie nur bedingt geeignet.
– Für die Performancemessung (Kontrolle) und Managemententlohnung sind
Fehlbeurteilungen bzw. Fehlanreize vorprogrammiert.

Grund für die mangelnde Eignung:
Werterzielung hängt sowohl von der Rendite (bzw. Überrendite) als auch von der
Kapitalbasis ab!

Orientierung an absoluten Erfolgskennzahlen (Wertbeitragskennzahlen)
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4. Jahresüberschuss

Bestimmung und Charakteristik des Gewinns als Jahresüberschuss

Der Gewinn als Jahresüberschuss (kaufmännischer Gewinn) wird gemäß Regeln
bzw. Prinzipien des externen Rechnungswesens bestimmt.

Die Regeln und Prinzipien des externen Rechnungswesens orientieren sich nicht
nur an den Shareholdern (Eigenkapitalgeber), sondern auch an anderen
Interessengruppen.

Die interne Entscheidungsunterstützungs- und Verhaltenssteuerungsfunktion steht
dabei nicht im Vordergrund.
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Ermittlung des Jahresüberschusses (1)

Ermittlung des Jahresüberschusses auf Basis von Erträgen und Aufwendungen

Der Jahresüberschuss G wird als absoluter Periodenerfolg ermittelt, indem der
Periodenertrag dem Periodenaufwand gegenübergestellt wird.
Gewinn = Ertrag – Aufwand
G t = Et - A t
–
Der Periodenertrag entspricht der Zunahme des Reinvermögens vor Ausschüttung
–
Der Periodenaufwand entspricht der Abnahme des Reinvermögens vor Ausschüttung

Jahresüberschuss = Änderung des Reinvermögens (als Eigenkapital) vor
Ausschüttung

Erträge und Aufwendungen sind periodisierte Einzahlungen und Auszahlungen
(Cashflows)
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Ermittlung des Jahresüberschusses (2)

Ermittlung des Jahresüberschusses als Reinvermögenszuwachs
Gt = Vt + Üt – Vt-1
mit
Gt º Periodenerfolg
Vt º Reinvermögen = Eigenkapital = Gesamtvermögen – Verbindlichkeiten
Üt º Ausschüttung (Dividendenzahlung)
–
Erläuterung:
Gt
Reinvermögenszuwachs
=
Vt + Ü t
-
Reinvermögen
am Periodenende
vor Ausschüttung
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Vt-1
Reinvermögen
am Periodenanfang
Zum Zusammenhang, Gewinn, Ausschüttung
und Cashflow

Zusammenhang Gewinn und Cashflows
Erträge (bzw. Leistungen) und Aufwendungen (Kosten) sind grundsätzlich
periodisierte Einzahlungen und Auszahlungen (Cashflows); Cashflows werden
Perioden zugeordnet; die Summe bleibt i.d.R. gleich ( Summenidentität)

Zusammenhang Ausschüttung und Cashflows
Wir unterscheiden den Leistungsbereich und den Finanzbereich eines
Unternehmens. Es erfolgt keinerlei Kassenhaltung, somit fallen Ein- und
Auszahlungen (Cashflows) entweder aus Maßnahmen des Leistungsbereichs oder
aus Geldanlagen bzw. Kreditaufnahmen an. Es gilt daher:
Einzahlungsüberschuss des Leistungsbereichs
-
+
Einzahlungsüberschuss des Finanzbereichs
=
Einzahlungsüberschuss des Unternehmens = Ausschüttung
Grundsätzlich gilt: Barwert der Cashflows = Barwert der Ausschüttungen
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Grundproblematik des Jahresüberschusses (1)

Vernachlässigung von EK-Zinsen
Beim Jahresüberschuss gehen FK-Zinsen, aber keine EK-Zinsen im Erfolgsausweis
ein!

Implikation der Vernachlässigung von EK Zinsen
–
Beim Jahresüberschuss besteht Summenidentität,
d.h. Summe der Gewinne (Totalerfolg) = Summe der Cashflows,
sofern das Reinvermögen (Eigenkapital) am Ende einer Periode mit dem
Reinvermögen (Eigenkapital) zu Beginn der folgenden Periode übereinstimmt
(Clean-Surplus-Bedingung).
–
Der Barwert der Gewinne ist aber stets höher als der Barwert der Cashflows.
 Es besteht keine Barwertidentität!
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Grundproblematik des Jahresüberschusses (2)

Problematik der Vernachlässigung von EK-Zinsen beim Jahresüberschuss
–
Der Barwert der Gewinne lässt sich bei gegebener Investitionspolitik durch den
Ansatz einzelner Vermögenswerte sowie durch die Finanzierungs- bzw.
Ausschüttungspolitik erhöhen (s. Beispiele im Folgenden).
–
Ferner lässt sich der Barwert der Gewinne durch die Durchführung von
Investitionsprojekten mit negativem Kapitalwert (bzw. durch den Verzicht auf
Investitionsprojekte mit positivem Kapitalwert) erhöhen.
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Planung auf Basis von Gewinnen

Beispiel
Zeitpunkt
t=0
t=1
t=2
Cashflow
-100
55
55
Abschreibung
50
50
Gewinn
5
5

EK-Finanzierung; Zinssatz i =10%

Barwert der Cashflows (Kapitalwert) = - 4,55  Projekt ist nachteilig!

Barwert der Gewinne = 8,67  Projekt erscheint vorteilhaft!

Barwert der Gewinne entspricht nicht dem Barwert der Cashflows!

Barwertidentität ist verletzt!
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Performancemessung und Managemententlohnung auf
Basis von Gewinnen

Der Gewinn als Jahresüberschuss weist einige Schwächen als Performancemaß
sowie als Bemessungsgrundlage für die Managemententlohnung auf:
–
keine Eigenkapital-Zinsen

Positive Performance, auch wenn keine risikoadäquate
Verzinsung erreicht wird

Anreiz, Fremdkapital durch Eigenkapital zu substituieren (evtl. steuerlich
nachteilig)

Anreiz, Mittel einzubehalten (die evtl. keine adäquate Verzinsung bringen)

Anreiz, Gewinne vorzuverlagern, zum Beispiel durch späte Abschreibung
(steuerlich nachteilig)

Anreiz, eigenkapitalfinanzierte Investitionsobjekte mit negativem Kapitalwert
durchzuführen.
–
kurzfristig und vergangenheitsorientiert Entscheidungsverbundenheit verletzt
–
teilweise manipulierbar durch Ausnutzung von Ansatz- und Bewertungswahlrechten
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Beispiele (1)

Erhöhung des Barwertes der Gewinne bei gegebener Investitionspolitik

Substitution von Fremdkapital durch Eigenkapital
–
Folgendes Projekt wird durchgeführt: zunächst vollständige FK-Finanzierung und
Tilgung über zwei Perioden, lineare Abschreibung, Ausschüttung der Gewinne
Zeitpunkt
t=0
t=1
t=2
Cashflow
-100
60
60
50
50
Abschreibung
Zinsaufwand
0
10
5
Jahresüberschuss
0
0
5
FK
100
50
0
Ü
0
0
5
EK
0
0
0
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Beispiele (2)
–
Nun EK-Finanzierung des Projekts:
Ausschüttung der Gewinne
Zeitpunkt
t=0
t=1
t=2
Cashflow
-100
60
60
50
50
Abschreibung
Zinsertrag
0
0
5
Jahresüberschuss
0
10
15
Geldanlage
0
50
(100)
Ü
-100
10
115
EK
100
100
0
Kapitalwert des Programms = 4,13; Barwert der Ausschüttungen = 4,13;
Barwert der Gewinne = 21,49!
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Beispiele (3)

Einbehaltung von Mitteln und Durchführung von Kapitalerhöhungen
–
EK-Finanzierung des Projekts:
Nun Einbehaltung der Gewinne
Zeitpunkt
t=0
t=1
t=2
Cashflow
-100
60
60
50
50
Abschreibung
Zinsertrag
0
0
6
Jahresüberschuss
0
10
16
Geldanlage
0
60
(126)
Ü
-100
0
126
EK
100
110
0
Kapitalwert des Programms = 4,13; Barwert der Ausschüttungen = 4,13;
Barwert der Gewinne = 22,31!
Controlling in deutschen Unternehmen: Vorlesung 2-3
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Beispiele (4)

Verlagerung von Abschreibungen
–
Erhöhung des Barwertes der Vermögenswerte beim Jahresüberschuss durch
Verschiebung von Abschreibungen in die Zukunft.
–
EK-Finanzierung, Einbehaltung der Gewinne, nun Abschreibung 0; 40; 60
Zeitpunkt
t=0
t=1
t=2
Cashflow
-100
60
60
40
60
Abschreibung
Zinsertrag
0
0
6
Jahresüberschuss
0
20
6
Geldanlage
0
60
(126)
Ü
-100
0
126
EK
100
120
0
Kapitalwert des Programms = 4,13; Barwert der Ausschüttungen = 4,13;
Barwert der Gewinne = 23,14!
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Beispiele (5)

Erhöhung des Barwertes der Gewinne durch wertvernichtende Investitionspolitik

Durchführung von Investitionen mit negativem Kapitalwert
–
Folgendes Projekt kann durchgeführt werden: EK-Finanzierung, lineare Abschreibung,
Ausschüttung der Gewinne
Zeitpunkt
t=0
t=1
t=2
Cashflow
-100
50
60
50
50
Abschreibung
Zinsertrag
0
0
5
Jahresüberschuss
0
0
15
Geldanlage
0
50
(100)
Ü
-100
0
115
EK
100
100
0
Kapitalwert des Programms = -4,96; Barwert der Ausschüttungen = -4,96;
Barwert der Gewinne =12,40!
Controlling in deutschen Unternehmen: Vorlesung 2-3
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Controlling auf Basis vom Jahresüberschuss Fazit

Der Jahresüberschuss eignet sich nicht für eine adäquate wertorientierte Steuerung:
–

Für die Planung, Performancemessung und Managemententlohnung sind
Fehlbeurteilungen bzw. Fehlanreize vorprogrammiert.
Hauptgrund für die mangelnde Eignung:
Keine Belastung mit EK-Kosten.


Eigenkapital wird Managern „umsonst“ zur Verfügung gestellt.

Ausweis von zu hohen Wertbeiträgen und Tendenz, wertvernichtende
Investitionen durchzuführen.
Besser: Orientierung an Residualgewinnen.
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5. Residualgewinn

Residualgewinn als Hauptinstrument (Spitzenkennzahl) des Controlling

Für die Planung, Performancemessung und Managemententlohnung stellt sich das
Problem der zielkonsistenten Ermittlung von Wertbeiträgen.

Absolute Wertbeitragskennzahlen in Form von Residualgewinnen dienen der
Messung bzw. der Beurteilung des Unternehmenserfolgs sowie der
Managementleistung.

Schwächen des Jahresüberschusses sollen abgemildert werden durch:
-
Berücksichtigung von Zinsen für das gesamte eingesetzte Kapital
-
Modifizierung des Gewinns nach handelsrechtlichen Vorschriften
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Bestimmung von Residualgewinnen

Bestimmung von Wertbeitragskennzahlen als Residualgewinne (Residual
Income)

Allgemeine Bestimmung:
Vom Gewinn G (vor Zinsen) werden Zinsen auf das Gesamtkapital GK abgezogen.
RGt  Gt  i  GK t 1

Spezifische Bestimmung in der Praxis:
Praxiskonzepte lassen sich hinsichtlich der Anpassungen der handelsrechtlichen
Gewinn- und Vermögensgrößen sowie hinsichtlich der Höhe des Kapitalkostensatzes i
charakterisieren.
Controlling in deutschen Unternehmen: Vorlesung 2-3
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Residualgewinne und Barwertidentität

Residualgewinne und Barwertidentität
Residualgewinne erfüllen grundsätzlich das Prinzip der Barwertidentität.

Barwertidentität:
Barwert der Periodenerfolge = Barwert der Cashflows
T
 RG
t 0

t
T
 (1  i)   C t  (1  i)t
t
t 0
Preinreich-Lücke-Theorem:
Bezüglich der Residualgewinne besteht Barwertidentität, sofern
– die Gewinnermittlung nach dem Kongruenzprinzip erfolgt
– kalkulatorische Zinsen auf die Restbuchwerte bzw. auf das gesamte "gebundene
Kapital" (Kapitalbindung) am Periodenanfang berechnet werden
– die Residualgewinne mit demselben Zinssatz diskontiert werden, mit dem Zinsen
auf das Kapital berechnet werden
(Hinreichende Bedingungen)
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Residualgewinne und Barwertidentität

Kongruenzprinzip:
Summe der Gewinne vor Zinsen (Totalerfolg) = Summe der Cashflows

Merke:
Erträge (bzw. Leistungen) und Aufwendungen (Kosten) sind grundsätzlich
periodisierte Einzahlungen und Auszahlungen (Cashflows); Cashflows werden
Perioden zugeordnet; die Summe bleibt i.d.R. gleich (vgl. oben).
Controlling in deutschen Unternehmen: Vorlesung 2-3
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Beispiel zur Barwertidentität
Zeitpunkt
t=0
t=1
t=2
Cashflow
-100
60
60
Abschreibung
50
50
Gewinn (vor Zinsen)
10
10
50
0
10
5
0
5
gebundenes Kapital
100
Kalkulatorische Zinsen
Residualgewinn
0

Zinssatz i =10%

Barwert der Cashflows (Kapitalwert) = 4,13  Projekt ist vorteilhaft!

Barwert der Residualgewinne = 4,13

Barwert der Residualgewinne = Barwert der Cashflows!

Hinweis:
Summe der Gewinne vor Zinsen = 10 + 10
= Summe der Cashflows = -100 + 60 + 60
Controlling in deutschen Unternehmen: Vorlesung 2-3
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Eignung von Residualgewinnen (1)

Residualgewinne werden in der Praxis als Spitzenkennzahl für die
wertorientierte Steuerung (Controlling) des Managements eigesetzt.
Residualgewinne sollen eine wertorientierte Planung, Performancemessung,
Managemententlohnung sowie Bereichssteuerung gewährleisten.

Ziel der (wertorientierten) Planung
Realisation wertsteigernder Investitionen und Unterlassung wertsenkender
Investitionen.

Anforderung der Barwertidentität
Bewertungskalkül bei der Investitionsplanung muss im Einklang mit der
Bewertung aus Sicht der Shareholder (EK-Geber) stehen.

Residualgewinne erfüllen die Anforderung der Barwertidentität!
Controlling in deutschen Unternehmen: Vorlesung 2-3
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Eignung von Residualgewinnen (2)

Ziel der Performancemessung (Kontrolle)
Werterzielung soll kontrolliert werden (Info über Bereichs- bzw. Unternehmenserfolg).
Leistung des Managements soll im relativen Vergleich mit einer Benchmark beurteilt
werden.

Der erzielte Gewinn stellt das Erfolgsmaß und die Kapitalkosten die adäquate
Benchmark dar!
RGt = Gt – i GKt-1
Controlling in deutschen Unternehmen: Vorlesung 2-3
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Eignung von Residualgewinnen (3)

Ziel der Managemententlohnung
Entscheidungen von Managern sollen wertorientiert im Sinne der Shareholder
gesteuert werden.

Anforderung der Anreizkompatibilität (Win-Win-Kriterium)
Der Manager erzielt nur dann einen finanziellen Vorteil (bzw. Nachteil), wenn
gleichzeitig die Shareholder einen finanziellen Vorteil (bzw. Nachteil) erzielen.

Residualgewinne können zur Anreizkompatibilität führen,
wenn Prämien daran geknüpft werden!
Controlling in deutschen Unternehmen: Vorlesung 2-3
34
Controlling auf Basis von Residualgewinnen Fazit

Der Residualgewinn eignet sich grundsätzlich für eine adäquate wertorientierte
Steuerung:
Für die Planung, Performancemessung und Managemententlohnung werden
adäquate Wertbeiträge ausgewiesen.
Controlling in deutschen Unternehmen: Vorlesung 2-3
35
6. Ökonomischer Gewinn nach Zinsen

Ökonomischer Gewinn nach Zinsen als zukunftsorientiertes Erfolgskonzept

Ökonomischer Gewinn nach kalkulatorischen Zinsen:
Gt  EWt  Üt  (1  i)  EWt  1
mit
EW 
t
T
E(Ü )  (1  i)t  


  t 1
–
Der Ertragswert EW entspricht den diskontierten zukünftigen Ausschüttungen
–
Vom ökonomischen Gewinn der Periode (vor Zinsen) werden kalkulatorische Zinsen
auf den Ertragswert (als Reinvermögen) zum Periodenanfang in Abzug gebracht.
–
Im Folgenden wird davon ausgegangen, dass die Cashflows der Ausschüttung
entsprechen.
Controlling in deutschen Unternehmen: Vorlesung 2-3
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Beispiele: Ökonomischer Gewinn bei Sicherheit
Zeitpunkt
t=0
t=1
t=2
t=3
t=4
Ct
-200
70
70
70
70

Ct = Einzahlungsüberschuss aus dem Investitionsprogramm

Zinssatz i = 10%
Controlling in deutschen Unternehmen: Vorlesung 2-3
37
Berechnung der ökonomischen Gewinne nach Zinsen bei
Sicherheit
Zeitpunkt
t=0
t=1
t=2
t=3
t=4
-200,00
70,00
70,00
70,00
70,00
221,89
174,08
121,49
63,64
0,00
EWt-1
0,00
221,89
174,08
121,49
63,64
EWt-1 i
0,00
22,19
17,41
12,15
6,36
21,89
0,00
0,00
0,00
0,00
Ct
EWt
Gt
Barwert der Cashflows
= 21,89 = Kapitalwert des Programms
= Barwert der ökonomischen Gewinne nach Zinsen!
Controlling in deutschen Unternehmen: Vorlesung 2-3
38
Beispiele: Ökonomischer Gewinn bei Risiko
Für ein in t=0 realisierbares riskantes Investitionsprogramm seien folgende Zahlungsüberschüsse gegeben:
Controlling in deutschen Unternehmen: Vorlesung 2-3
39
Berechnung der Ökonomischen Gewinne bei Risiko
1. Schritt: Ertragswerte berechnen
0,5 880
0
0,5 1320
C11
1,1
C21
EC1 = 1100
0,5
0,5 968
0,5 1452
0,5
0,5 968
0,5 1452
EC22 = 1210
EC12 = 1210
EC2
1100 1,1
0,5 968
11
1210 1,1
0,5 1452
1000
1000
1,1
1100
1,1
1100
EC12 = 1210
0,5 968
21
0,5 1452
EC22 = 1210
2
0
Controlling in deutschen Unternehmen: Vorlesung 2-3
40
2000
1,1
Berechnung der Ökonomischen Gewinne bei Risiko
2. Schritt: Ökonomische Gewinne nach Zinsen berechnen
0
2000
1800
880
0
200
11
1100
1,1 2000
32
0
968
1,1 1100
52
0
968
1,1 1100
220
21
1100
242
42
0
1452
1,1 1100
242
242
62
0
1452
1,1 1100
242
Controlling in deutschen Unternehmen: Vorlesung 2-3
41
1320
1,1 2000
220
Aufspaltung der Ökonomischen Gewinne bei Risiko (1)
Es gilt:
mit
AEt = Aktionsseffekt der Periode t
IEst = Informationseffekt des Zustands s der Periode t
 Aktionseffekt im Zeitpunkt t
= Kapitalwert der in dieser Periode neu in das Investitionsprogramm
aufgenommenen, noch nicht antizipierten Projekte.
AE0 = 200
AE1 = 0
AE2 = 0
Controlling in deutschen Unternehmen: Vorlesung 2-3
42
Aufspaltung der Ökonomischen Gewinne bei Risiko (2)
 Informationseffekt im Zustand s des Zeitpunkts t
IE = Abweichung des ökonomischen Gewinns des Zustands s im Zeitpunkt t von
seinem Erwartungswert
also entweder
IEt =Gst - E(Gst)
mit
Gst = EWst – (1 + i) EWs*t-1 + Cst
IE0 = 0
IE11 = –220
IE21 = 220
IE32 = –242
IE42 = 242
IE52 = –242
IE62 = 242
Controlling in deutschen Unternehmen: Vorlesung 2-3
43
Aufspaltung der Ökonomischen Gewinne bei Risiko (3)

Der Erwartungswert des Informationseffekts ist gleich null.

Da der erwartete ökonomische Gewinn nach Zinsen gleich dem Aktionseffekt ist,
kann man auch definieren:
IE = ökon. Gewinn nach Zinsen, wenn der Aktionseffekt null ist.

Der Informationseffekt ist auf zwei Teileffekte zurück zu führen, die bei dem
Übergang von einem Umweltzustand des Zeitpunkts t-1 zu einem nachfolgenden
Umweltzustand des Zeitpunkts t auftreten:
1. Der Überschuss der Periode t ist nun sicher, während in Periode t-1 nur
ein Erwartungswert über die Überschüsse der Periode t bekannt war.
2. Bezüglich aller nachfolgenden Perioden haben sich die Erwartungen
verändert, da nun die Umweltentwicklung bis einschließlich t bekannt ist,
während sie zuvor nur bis einschließlich t-1 bekannt war.
Controlling in deutschen Unternehmen: Vorlesung 2-3
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Eignung des Ökonomischen Gewinns nach Zinsen

Barwertidentität wird grundsätzlich erfüllt:
Durch die Verrechnung von Kapitalkosten auf die Ertragswerte (Vermögenswerte)
der Vorperiode wird grundsätzlich Barwertidentität gewährleistet.

Manipulationsfreiheit wird grundsätzlich verletzt:
Ertragswerte sind subjektive Größen – sie basieren ja auf subjektiven
Wahrscheinlichkeiten. Dies impliziert eine sehr hohe Manipulationsgefahr.

Entscheidungsverbundenheit wird in idealer Weise entsprochen:
Zukünftige Überschüsse werden antizipiert.
Controlling in deutschen Unternehmen: Vorlesung 2-3
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Controlling auf Basis vom Ökonomischen
Gewinn nach Zinsen - Fazit

Der Ökonomische Gewinn nach Zinsen eignet sich aufgrund der großen
Manipulationsmöglichkeiten grundsätzlich nicht für eine adäquate Steuerung!
Controlling in deutschen Unternehmen: Vorlesung 2-3
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