als PDF - Finanz und Wirtschaft
Transcription
als PDF - Finanz und Wirtschaft
HERBST 2011 – 7 FRANKEN AUTO-IKONE: JAGUAR E-TYPE ABEL FERRARA: KILLER-REGISSEUR SPEZIAL: MODE & MÄNNER GUT ANGEZOGEN: VIER SCHWEIZER MIT KLASSE UND STIL VELOS: KARBON UND FIXIES EDITORIAL Magazin zur Ausgabe Nummer 78 der «Finanz und Wirtschaft» vom 1. Oktober 2011. LUXE ist eine gemeinsame Publikation von «Bilan» und «Finanz und Wirtschaft» und erscheint vier Mal jährlich. – VERLAG FINANZ UND WIRTSCHAFT AG Hallwylstrasse 71, Postfach, 8021 Zürich Telefon 044 298 35 35, Fax 044 298 35 00 www.fuw.ch, [email protected] – VERLEGER Pietro Supino GESCHÄFTSFÜHRER Martin Coninx CHEFREDAKTOR Peter Schuppli REDAKTIONELLE LEITUNG Konrad Koch ANZEIGENVERKAUF Sabrina Wägli (Leitung), Jonas Schneider, Yves Gollaz MARKETING Dana Massie, Sandra Meier ANZEIGEN DEUTSCHSCHWEIZ Edipub SA Mühlebachstrasse 43, 8032 Zürich – ART DIRECTOR Nicolas Zentner (enzed, Lausanne) BILDREDAKTION David Huc – MITARBEITER DIESER AUSGABE Cristina d’Agostino, Dino Auciello, Stéphane Benoit-Godet, Dominic Büttner, Hans Uli von Erlach, Christian von Faber-Castell, Christel Flach, Vera Hartmann, Michel Jeannot, BlaiseAlexandre Le Compte, Nicolas Righetti François Wavre, Cédric Widmer – ÜBERSETZUNG Béatrice Aklin, Sabine Dröschel, Gian Pozzy – BILAN LUXE VERLEGER Edipresse Développment SA GESCHÄFTSFÜHRER Tibère Adler CHEFREDAKTOR Stéphane Benoit-Godet Bella Figura machen M it schönem Tuch und gutem Schnitt lässt sich vieles kaschieren. Das weiss keiner besser als der Doyen der Schweizer Herrenmode, der Zürcher Modemacher Hannes B., der in diesem «Luxe» zum Thema «Mode & Männer» seine Winterkollektion vorstellt. Wenn es sein muss, lässt er nämlich einen Bleistift fallen, um mit schnellem Blick aufs Schuhwerk sein Gegenüber taxieren zu können. Schuhe sind das Fundament, auf dem der Mann steht. Es ist dabei nicht ein Frage der neusten Mode, sondern ob sie zur Persönlichkeit passen und ob sie gepflegt sind. Soigner les détails. Schuhputzer ist keine einfache Arbeit, wenn die Menschen lieber Converse tragen als Lederschuhe. Im Ambiente eines Genfer Herrenausstatters pflegt Brunno Gomes das Handwerk der Schuhpflege. Dort bringt er noch so getretene Lederschuhe wieder zum Glänzen, mit Bürsten, Wachscremen und – wie er im Portrait in diesem «Luxe» verrät – dem Butlertrick «spit and polish». Schuhe erzählen ihm dabei alles über ihren Träger. Von Fehlstellungen des Fusses bis zu menschlichen Schwächen. Viele Männer leisten sich den Luxus, teuer angezogen zu sein, aber nur wenige sind dabei gut angezogen – denn Bella Figura zu machen, ist nicht eine Frage des Preises. Wie man Eleganz und Persönlichkeit gekonnt verbindet, das zeigen vier Männer aus der Romandie und der Deutschschweiz, die von «Luxe» zu den am besten angezogenen Schweizern gewählt wurden. Gemeinsam ist ihnen allen, dass Mode und Kleidung ihnen zwar viel bedeuten, mehr als Labels und modische Regeln zählt aber der gelassene Umgang damit, sonst ist der Schritt schnell gemacht zur Eitelkeit. Dass die männliche Spezies dazu neigt, wusste schon Seneca, der in einem Brief berichtet über Herrschende in Rom, «bei denen eher der Staat in Unordnung geraten darf als ihre Frisur: Lieber eine gute Frisur als gutes Ansehen». Er schrieb das übrigens vor 2000 Jahren, wie der Dichter Ovid, der dem Mann zur Pflege von Körper und Geist riet und zu modischen Torheiten meinte: Nachlässige Schönheit steht Männern! REDAKTIONELLE LEITUNG Emmanuel Grandjean LEITUNG MARKETING Bérangère Waver – FOTOLITHO Konrad Koch Verantwortlicher Redaktor Images3, Lausanne – DRUCK Ziegler Druck- und Verlags-AG, Winterthur Auflage 65 000; ISSN 1664-0152 Finanz und Wirtschaft LU X E | 9 INHALT Herbst 2011 92 96 101 Kasackkleid: Alexander McQueen 58 70 16 09 EDITORIAL 12 MITWIRKENDE 15 GASTKOMMENTAR Vom Luxus zur Kunst von Gianni Motti 48 STYLISTINNEN Vier Schweizerinnen, die Männer schöner machen 53 BEGEHRLICHKEIT Warum Sie diese Tasche unbedingt haben müssen 16 MUST HAVE 20 TECH-TRENDS 22 BEGEGNUNG Albert Kriemler: «Mode ist vergänglich, darum ist es Mode» 26 AUSSTELLUNGEN 28 TREFFPUNKTE Restaurants und Shopping 70 UHREN MIT ZEITZONEN Für Weltreisende 30 GUT ANGEZOGEN Vier Schweizer mit Klasse 74 HAUTE HORLOGERIE Cartier Time Art in Zürich 36 HERRENMODE Stilführer für jeden Tag 76 STIL Willkommen bei Hannes B. 44 TRENDS WINTER 2011/ 12 Wie Mann sich cool kleidet 80 WERKZEUG Arbeitsgeräte für Männer 10 | Finanz und Wirtschaft LU X E 82 MÖBEL FÜR SAMMLER Von Barock bis Design 86 AUTOMOBIL Mit dem Jaguar in die Berge 89 CHECK-UP Wie viel Zeit bleibt mir noch? 54 MÄNNERSCHUHE Schustern und Pflege 92 SPORT Karbonräder und Fixies 58 SHOOTING Stilduell 96 PFLEGE Für Geist und Körper 66 TRAUMSTOFFE Porträt der Weberin Karola Kauffmann 98 PARFUM Dufthölzer 99 ADRESSEN 101 BOUDOIR Abel Ferrara, The King of New York Titelbild: Marc Ninghetto Anzug: Dries Van Noten Hemd: Balenciaga Nicolas Righetti, Nicolas Zentner, Koller, Rudy Waks/Corbis Outline 44 Finanz und Wirtschaft LU X E | 11 MITWIRKENDE Z WEI H ERZEN. H ÖCHSTE P RÄZISION. Nicolas Righetti Hans Uli von Erlach Gianni Motti Cédric Widmer Vera Hartmann Nicolas Righetti hat an der Ecole Supérieure des Beaux-Arts in Genf studiert und ist Mitglied des Künstlerkollektivs Rezo. Er ist vor allem für seine Bildreportagen über Asien, insbesondere über Turkmenistan und Nordkorea, bekannt, dessen dunkle Seite er 2003 im Bildband «The Last Paradise» aufzeigte. 2007 wurde er als erster Schweizer Fotograf mit dem World Press Photo Award ausgezeichnet. Zusammen mit dem Journalisten Pierre Grosjean hat er im Rahmen des Projekts CalvinWorld eine Porträtgalerie von Männern und Frauen auf der ganzen Welt erstellt, die alle Calvin heissen. www.rezo.ch Er ist Kunst- und Kulturvermittler. Seit 30 Jahren schreibt Hans Uli von Erlach als freier Journalist über Architektur, Inneneinrichtung, Malerei, Mode, Schauspiel, vor allem über Musik, wo seine Leidenschaft der Oper gilt. Für das spanische Fachmagazin «Opera Actual» verfasst er Opernkritiken. Für die deutsche Zeitschrift «Schöner Wohnen» führt er seit rund 20 Jahren die Redaktion Schweiz, und während Jahren hat er die Kulturseite der grössten Schweizer Boulevardzeitung «Blick» betreut. Seine Portraits und Interviews erscheinen in Publikationen wie «Hochparterre» und «Jardin des Modes». Für «Luxe» hat er den Schweizer Modeschöpfer Albert Kriemler interviewt. Niemand weiss so richtig, wo er geboren wurde (irgendwo im Veltlin), und noch weniger, wann (Pi mal Daumen um 1958). Über Gianni Motti ist nur bekannt, dass er aus Italien stammt und seit über 25 Jahren in Genf wohnt. Ebenso wenig greifbar ist sein Werk, denn auch es entzieht sich jeglicher Klassifizierung. Es wird als aufrührerisch, provokant, lustig und konzeptuell bezeichnet. Gianni Motti beherrscht aber vor allem die Kunst, den Zeitgeist zu erfassen und ständig mindestens ein Dutzend genialer, von der Wissenschaft, dem Papst, der Demokratie und Ausserirdischen inspirierte Ideen für eine Performance, ein Video oder eine Installation im Kopf zu haben. Er nimmt bis zum 13. November an der Ausstellung «Seeing is believing» in Kunst-Werke Berlin teil. Machte seine Ausbildung an der Ecole d’Arts Appliqués (Schule für angewandte Kunst) in Vevey und unterrichtet seit 2002 Fotografie an der ECAL in Lausanne.1996 bis 2005 arbeitete er als Freelancer im Kollektiv Strates, seit 2006 hat er sein eigenes Atelier. Cédric Widmer bevorzugt die punktuelle Zusammenarbeit für spezifische Projekte, wie es für „Luxe“ der Fall ist. Als Kenner der Kunstszene Schweiz hat er sich für diese Ausgabe auf eine Reise zwischen Lausanne, Zürich und Basel gemacht, von der er die Porträts der neuen Stil-Talente mitgebracht hat. www.cedricwidmer.ch Die in Zürich geborene Fotografin liess sich am Art Center College of Design Pasadena ausbilden. Sie pendelt zwischen der Schweiz – wo sie die Agentur 13 mitbegründet hat – und Los Angeles. Zwei Berufsmittelpunkte auf geografischen Antipoden, aber dieselbe Sensibilität für Farben und die Menschen, die sie porträtiert, vom chinesischen Künstler Ai Weiwei bis zur Pornodarstellerin. Vera Hartmann publiziert ihre Arbeiten in den USA in «GQ», «Rolling Stone» und «Wired», in der Schweiz in «Annabelle», «l’Hebdo» und «NZZ am Sonntag». www.verahartmann.com S. 92-95 S. 66-69 S. 15 S. 22-24 DUOMÈTRE À QUANTIÈME LUNAIRE. Kaliber Jaeger-LeCoultre 381. Das “Dual-Wing”-Konzept ist eine wahre uhrmacherische Revolution, die zwei unabhängige Räderwerke beherbergt, welche über ein einziges Regulierorgan synchronisiert werden. Die patentierte blitzende Sekunde ermöglicht Zeitmessungen auf die 1/6 Sekunde genau. S. 48-53 DR HABEN SIE JEMALS EINE RICHTIGE UHR GETRAGEN? 12 | Finanz und Wirtschaft LU X E Im Rahmen der Kooperation zwischen Jaeger-LeCoultre und der UNESCO werden maritime Schutzprojekte der Öffentlichkeit vorgestellt und gefördert. Das richtige Engagement für eine wertvolle Sache. www.jaeger-lecoultre.com OUVERTURE Gastkommentar Im Lamborghini zu Segantini Gianni Motti Er provoziert, ironisiert, bezeichnet sich als Urheber von Erdbeben, die für ihn Skulpturen sind – Gianni Motti ist Katastrophenkünstler, Verfechter der etablierten Unordnung, der sein eigenes Begräbnis filmt, an einer Ausstellung Tausende Dollar regnen lässt und nur selten über seine Vergangenheit spricht. Ausser für «Luxe». illustration: Nicolas Zentner E s ist das erste Mal, dass man mich gebeten hat, über Luxus zu schreiben. Diese Bitte hat geradezu eine Krise ausgelöst. Bei meiner kurzen Rückschau auf mein Leben verbrachte ich einen ziemlich deprimierten Vormittag. Ich verfluchte mich innerlich. Weshalb, um Himmels willen, hast du nie eine Uhr, einen Ring, einen Goldkette oder gar Ohrringe getragen? Weshalb hast du dich nie mit Tattoos geschmückt? Und warum trägst du nie taillierte Hemden? Dabei wäre ich aufgrund meiner Kindheit für Luxus geradezu prädestiniert gewesen. Ich kam erstmals mit Luxus in Berührung, als ich für die millionenschweren Gäste des Grand Hotel Suvretta House, eines der St. Moritzer Fünfsternehäuser, Tennisbälle zusammenlas. Das Hotel war dieses Jahr in den Schlagzeilen, weil es Tagungsort der Bilderberg-Konferenz war, des geheimnisvollen Treffens der einflussreichsten Personen der Welt. Meine Eltern arbeiteten im Hotel, und die Direktion gestattete mir, während der Schulferien bei ihnen zu weilen. Diese Sommeraufenthalte gaben mir das Gefühl, auf einem andern Planeten, in einer Parallelwelt gelandet zu sein. Ich beobachtete das Ballet der Rolls-Royce, die Herren, die tagsüber in Fred-Perry-Polos, abends im Smoking gekleidet waren, die alten Damen mit extravagant türkis oder violett gefärbten Haaren, die eigentlich wie die heutigen Punks aussahen, hochmütige Pudel, die herausgeputzt, frisiert und chic gewandet promeniert wurden. Ganz in der Nähe des Hotels befanden sich die Chalets der Familien Agnelli, Gucci, De Benedetti, Onassis und von Sophia Loren, denen ich regelmässig auf dem Tennisplatz begegnete. Sie wurden von einem ehemaligen Schweizer Tennischampion gecoacht und stellten sich unglaublich ungeschickt an. Und da ich zuschaute, wie sie immer und immer wieder die gleichen Bewegungen wiederholten, lernte auch ich das Spiel. Ich bemerkte, dass der Lehrer sie ständig mit einem «Bravo» komplimentierte, selbst wenn sie den Ball verfehlten. Obwohl ich nicht verstand, weshalb er sie beglückwünschte, begann auch ich immer wieder «Bravo! Bravo!» zu rufen. Je mehr ich dies tat, desto höher fiel das Trinkgeld aus. Eines Tages kam eine verzweifelte Gräfin zu mir, sie hatte beim Himbeerpflücken im Wald einen riesigen Diamanten verloren. Ich machte mich auf die Suche an dem von ihr bezeichneten Ort und fand das Schmuckstück. Sie bedankte sich und gab mir einen Finderlohn in Höhe eines Monatssalärs meiner Eltern. Eines der grossen Ereignisse im Leben des Hotels war die Ankunft von Reza Pahlevi, dem letzten Schah von Persien und Besitzer der legendären Villa Suvretta, die sich ganz in der Nähe befand. Wir alle waren fasziniert, denn im kaiserlichen Gefolge befanden sich viele sehr schöne Damen. Der Schah reiste jeweils in mehreren Privatjets nach St. Moritz. Begleitet war er von seinem Hofstaat, Leibwächtern, Kurtisanen und Dienstpersonal. Da die Villa nur über 30 Zimmer verfügte, musste ein Teil seiner Begleitung im Hotel logieren. Der Schah war nicht nur ein Liebhaber schöner Frauen, er war auch ein grosser Autofan. Er besass etwa 200 Fahrzeuge, darunter den berühmten Mercedes-Benz 500K und den MPV Tehran Type (eine Spezialanfertigung von Mercedes-Benz, Porsche und Volkswagen). In St. Moritz steuerte er meistens den Lamborghini Miura SVJ, das erste Modell einer Viererserie, die vom italienischen Autobauer für TopVIP produziert wurde. Das Fahrzeug des Schahs wurde übrigens 1995 vom Schauspieler Nicolas Cage erworben. Nach der Abreise des Schahs und seiner Gäste, und weil ich den Wächter kannte, durfte ich jeweils den Wagenpark bewundern und auch einen Blick auf die Bilder werfen, die er während der langen Hausmeisterstunden malte. Eines Tages wollte er mir eine Freude bereiten und lud mich zu einem Ausflug im Lamborghini ein. Beim Segantini-Museum machten wir halt. Ich war aus dem Häuschen, denn erstmals in meinem Leben hatte ich Gelegenheit, ein Museum zu betreten. Auf der Rückreise vergass ich alles, Luxusvilla, Schah und das berühmte Gefährt. Das Einzige, woran ich dachte, war das Alpentriptychon «Werden – Sein – Vergehen» von Segantini, das ich eben entdeckt hatte. An jenem Abend blieb ich länger als üblich in der Villa Survetta, und von Müdigkeit übermannt, schlief ich im Bett im kaiserlichen Schlafzimmer. | Finanz und Wirtschaft LU X E | 15 MUST HAVE MUST HAVE von Emmanuel Grandjean 1. PALLADIO, EIN KINDERSPIEL Der grosse Renaissance-Architekt Andrea Palladio wurde vor rund 500 Jahren in Padua geboren. Aus Anlass dieses Jubiläums legt das Centro Internazionale di Studi di Architettura Andrea Palladio zwei wunderschöne Baukästen für Sammler auf. Eine Art Lego für Architekturliebhaber und Ästheten (die Steine sind aus farbiger Keramik), die die Meisterwerke des grossen Baumeisters in Miniaturform nachbauen möchten. «Le jeu de la villa», 140 € pro Kasten, shop.cisapalladio.org 1 2. PANDA-FEDERHALTER Twitter, Mail, MSN, Facebook, Menschen schreiben immer noch gerne ihre Geschichten auf, einfach per Tastendruck. Was aber nicht das Aus für Schreibinstrumente der Superluxusklasse bedeutet, deshalb der Federhalter Panda aus der Kollektion 2011 der «Objets Précieux de Cartier». Mit dem schwarz und weiss lackierten Korpus, der Feder aus Massivgold und dem Kristallsockel ein einzigartiges, kostbares Objekt und passend für die Signatur wichtiger Verträge. 4700 Fr., www.cartier.com 3 3. SCHULTERTASCHEN BEGLEITEN DURCH DEN HERBST Noch mehr Pep für Bally-Lederartikel. Lassen Sie sich diesen Herbst von dieser topschicken Schultertasche begleiten. Ein echtes Musthave aus perforiertem Leder mit den legendären Bally-Streifen in Rot und Weiss. 1295 Fr., www.bally.com 4. BREUNING-TÖPFE FORMEL-1-TISCH Zweite Auflage für das Atelier Pfister, eine Kollektion von Einrichtungsgegenständen, die von einem Dutzend Schweizer Designern und einem Künstler gestaltet und von Alfredo Häberli selektioniert werden. Nach dem Lausanner Stéphane Dafflon und seinen Teppichen ist der Zürcher Olaf Breuning an der Reihe. Seine Töpfe erinnern an die von Malern verwendeten Farbkübel. Chicky-PunkBehälter für die Rock’n’Roll-Küche. Preis nicht mitgeteilt. Erhältlich bei Pfister ab Oktober 2011 Konstantin Grcic stammt aus München und gehört zu den Top 10 der zeitgenössischen Gestalter. Der Industrial Designer, Urheber legendärer Möbelstücke (One Chair, Leuchte Mayday) arbeitet vorzugsweise mit Hightech-Materialien und ist wegen seines schlichten geometrischen Stils bekannt. In eine ganz andere Richtung geht die Tischkollektion, die er für die Pariser Galerie Kreo gestaltet hat. Sechs Formel-1-Tische mit Beinen aus lackiertem Alu, die an Rennboliden erinnern. Die «Champions» verbinden den schlichten Stil eines Jean Prouvé mit Memphis-Funky, technischen Challenge mit einfachen Formen. Eine neue Ästhetik für zeitgenössisches Wohnen. Champion, Konstantin Grcic, Preis auf Anfrage, www.kreo.fr 4 DER FOTOGRAF Man kennt Hedi Slimane, der Chefdesigner, der bei Saint-Laurent und Christian Dior für rockigen Schwung gesorgt hat. Weniger bekannt ist Hedi Slimane, der Fotograf, dessen Aufnahmen aus den 2000er Jahren JRP Ringier in vier Bänden auflegt. 724 Seiten und 845 Schwarzweiss-Bilder illustrieren die Ästhetik des einflussreichsten Modemachers seiner Generation, der ein bedeutender Fotograf war, bevor er in der Fashionwelt Karriere machte. Anthology of a Decade, Box in limitierter Auflage, 724 Seiten, 300 Fr. 5. BLICK IN DEN RÜCKSPIEGEL Unsichtbare Brillengestelle? Das ist passé. Seit ein paar Jahren verlangt die Vintagemode nach Brillen, wie sie von den Werbern in Mad Men getragen werden. Der Blick zurück ist eine Spezialität von Dita Eyewear. Das von John Juniper und Jeff Solorio in Los Angeles kreierte Zero-Logo-Label hat zahllose Fans (Brad Pitt, Jennifer Lopez, Snoop Dog, Beck). Die neue, in Japan von Hand gefertigte Kollektion umfasst auch Modelle in Lavendelblau für kühne TrägerInnen. Revolverblick garantiert. 455 €, www.dita.com, Fouchault l’Opticien, Genf, (022 310 22 11) und Burrioptik, Zürich, www.burrioptik.ch 2 6 5 DR ©Fabrice Gousset Courtesy Galerie kreo 6. SLIMANE, Finanz und Wirtschaft LU X E | 17 MUST HAVE von Emmanuel Grandjean Die Uhr des ultimativen Retrogamers? Bestimmt eine glühende Hommage an Space Invaders. Die an der Baselword präsentierte Sammleruhr wurde von Romain Jérôme in Zusammenarbeit mit dem japanischen Unternehmen Taito Corporation, dem Pionier der Videospielindustrie und noch immer Besitzer des Kult-Arcadegames aus dem Jahr 1978, entwickelt. Der Genfer Uhrenhersteller bietet diesen nerdigen, wunderbar nostalgischen Zeitmesser in zwei, jeweils auf 78 Stück limitierten Modellen an – mit farbigem oder schwarz-weiss leuchtendem Zifferblatt. Weil es ein Leben vor World of Warcraft gibt! Space Invaders, Preis auf Anfrage, www.romainjerome.com ÄUSSERSTE DISKRETION DR PIAGET ALTIPLANO 18 | Finanz und Wirtschaft LU X E Die flachste Automatik-Uhr der Welt Gehäuse aus Weissgold Gehäusehöhe: 5,25 mm Das flachste Automatik-Uhrwerk der Welt Piaget Manufaktur Kaliber Höhe des Uhrwerks: 2,35 mm www.piaget-altiplano.com TECHNOSOPHIE von Emmanuel Grandjean Scheitbox FLUG ÜBERS WASSER Finden Sie Jet Ski altmodisch? Dann versuchen Sie’s doch mal mit JetLev, einem wasserstrahlgetriebenen Rucksack, der Sie mit 35 Stundenkilometer zehn Meter über die Wasserfläche katapultiert. Mit 100 000 Fr. ist der Trip allerdings nicht billig, weshalb Sie es sich gut überlegen sollten, bevor Sie Ihren Meeresscooter auf Ricardo anbieten. JetLev R200 ist ausser in Europa weltweit erhältlich und dürfte nächsten Sommer in unsere Breitengrade gelangen. www.jetlev.com BETONKLÄNGE … Der israelische Designer Shmuel Linski liebt Rohbeton. Nachdem er eine Lavazza-Kaffeemaschine darin gekleidet hat, überrascht er jetzt mit in Beton gegossenen Lautsprecherboxen. Jede Exposed wiegt 56 kg und ist 96 cm hoch. «Das Nirwana für jeden Musikliebhaber», meint der Designer, der vorzugsweise für Anhänger der brutalistischen Architektur arbeitet. Wir sind hell begeistert. www.linskidesign.com D er iLog des kanadischen Designers Judson Beaumont wirkt massig, ist aber bestes, erstklassiges Design. Der Holzhalter für iPod und iPhone garan- tiert warmes Ambiente an kalten Winterabenden und kann direkt beim Designer bestellt werden. Einzelstück ca. 2000 Fr. www.straightlinedesigns.com Smartes Smartphone D … UND AUDIOFAUTEUIL Dem Kanadier John Greg Ball ist ein kühner Wurf in Sachen Audiodesign gelungen. Der Subsonic Chair ist mit je zwei gewaltigen Subwoofern und Mittellautsprechern ausgerüstet, die wuchtige 1000 Watt leisten. Das Lärmmöbel wurde 2005 als Prototyp entwickelt und soll nun endlich auf den Markt kommen. www.johngregball.com 20 | Finanz und Wirtschaft LU X E ie schnellste Uhrenmarke der Welt baut den Bereich der Luxus-Mobiles weiter aus. Nach dem vor drei Jahren vorgestellten Meridiist will TAG Heuer auch im Markt der TouchscreenSmartphones eine Rolle spielen. Zwar findet Link, so der Name des Luxusgeräts, auf Technoblogs wenig Lob. Die internationale Gemeinde kritisiert die massige Form, aber auch den, angesichts der verhältnismässig bescheidenen technischen Eigenschaften (5-MegapixelKamera, 256 MB interner Speicher, Speicherkarte 8 GB, OS Android 2.2 Froyo) happigen Mindestpreis von 5600 Fr. Die Stärken dieses Smartphones liegen im luxuriösen Outfit – schwarzes oder schokoladenbraunes Krokoleder, Roségold oder Titan – und in der Tatsache, dass es in bester Schweizer Uhrenma- chertradition hergestellt wird. Aber für Geeks sind Chic und Eleganz halt eher sekundär. www.tagheuer.com DA M E N M O D E | B E G E G N U N G | von Hans Uli von Erlach - Foto: Vera Hartmann Albert Kriemler «Das Wort Luxus wird inflationär gebraucht» MIT GUTSCHWEIZERISCHEM SINN FÜR QUALITÄT UND UNSCHWEIZERISCHEM FLAIR FÜR EXKLUSIVITÄT MACHTE ALBERT KRIEMLER AUS DEM ST. GALLER FAMILIENUNTERNEHMEN AKRIS EIN MODEHAUS VON WELTRUF. OBWOHL AKRIS EIGENTLICH ZUNÄCHST AUFFÄLLT DURCH UNAUFFÄLLIGKEIT. A ngelina Jolie inszeniert sich in Akris auf dem Red Carpet, Madeleine Albright reist in Akris, Susan Sarandon entdeckte Akris bei Bergdorf Goodman in New York und für die neue Fürstin Charlène von Monaco hat man schon vor der Hochzeit mehrere Looks entworfen. Julia Roberts, Tilda Swinton, Königin Rania von Jordanien: Die Liste liesse sich fortsetzen. Im traditionellen Backsteinhaus in St. Gallen, wo Albert Kriemlers Grossmutter Alice vor bald 90 Jahren die Firma gründete (zunächst mit der Herstellung von Schürzen) und wo Albert und sein Bruder Peter heute die Geschicke leiten, freut man sich diskret über solch prominente Auftritte der Marke. Aber mehr eigentlich nicht. Man habe ja nichts aktiv dazu getan, dass diese Ladies Akris tragen, heisst es mit gelebtem Understatement, in das sich auch etwas Stolz und Selbstbewusstsein mischen. Weniger über die Publicity, als über die exquisiten Kleider, die, vorwiegend in der Schweiz gefertigt, am 2. Oktober einmal mehr am Défilé in Paris gezeigt werden. Albert Kriemler verkörpert diese noble Zurückhaltung selber. Lieber spricht er (seit 1980 zuständig für Design und Marketing) von den wundervollen Stoffen, ohne die er gar nicht kreieren könnte. Oder von den wunderbaren Händen seiner Mitarbeiter, die so viel können. Und davon, dass seine Mode eigentlich dafür da sei, die Persönlichkeit der Trägerin hervorzuheben. Nicht umgekehrt. Herr Kriemler, von anderen Modedesignern liest man in Peoples-Magazinen viel öfter, die inszenieren sich wirkungsvoll auf Parties, 22 | Finanz und Wirtschaft LU X E haben effektvolle Auftritte an ihren Modeschauen… Finden Sie das so wichtig? …Sie winken nach dem Defilé höchstens mal kurz ins Publikum. Immerhin ist das, was über den Laufsteg läuft, doch zu einem guten Teil auch Sie ganz persönlich. Natürlich. Ich verstecke mich auch nicht, aber mir sagen Selbstinszenierungen nicht viel. Das passt zur diskreten Eleganz Ihrer Mode. Welche Ihrer eigenen Eigenschaften finden sich darin wieder? In der Selbstreflektion ist das schwierig zu sagen. Sicher ist das, was in diesen vier Wänden seit gut dreissig Jahren gelebt wird, von meinem Bruder und mir geprägt. Wir verlassen uns nicht auf das rein Visuelle, setzen nicht auf das Demonstrative. Das blieb auch so, seit wir mit dem ersten Auftritt in Paris 2004 in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurden. Öffentlich seit 2004? Akris war doch schon vorher erfolgreich und auch Sie waren da schon 24 Jahre an dieser Position. Warum war Paris so wichtig? Der Weg dahin war einer der schwierigsten, den wir gegangen sind. Man vergisst immer: Es gibt in der Modewelt einerseits die Schnelllebigkeit, die uns alle sechs Monate wieder erneuert und daneben jene Rhythmen, die Zeit brauchen. Wir befassten uns schon Mitte der Neunziger Jahre damit, was zu tun ist, um optimal mit der Welt zu kommunizieren. Bisher präsentierten wir in unseren drei damaligen Showrooms in Paris, Düsseldorf und Tokio. Aber als Schweizer Unternehmen mussten wir unsere Kollektionen an den grossen Shows entweder in Mailand, Paris oder New York zeigen. New York wollte uns ohnehin immer gerne haben. Seit ich 2001 Anna Wintour, die Chefredaktorin der amerikanischen Vogue, erstmals traf, sagte sie «you have to come to New York». Und ich sagte: «I don’t think so, we feel very european». Für mich war immer klar: Paris war und ist die Welthauptstadt der Mode. Wann wagten Sie den Schritt an die Seine? 1996 haben wir uns erstmals um die Teilnahme an den Défilés in Paris bemüht. Man kannte dort Akris noch nicht. Es brauchte drei Jahre, bis wir 1999 Membre associé wurden und Termine zur Präsentation erhielten. Aber nur Tage am Anfang oder am Ende der Shows. Das wollten wir nicht, weil da die wichtigsten Journalisten bereits abgereist sind. Wir waren also in der Warteschlaufe, riefen alle sechs Monate wieder an und erhielten dann 2004 erstmals einen Termin an einem der vier wichtigsten Tage. Ziemlich selbstbewusst und hartnäckig! Man muss in diesem Beruf wissen, was man ist und was man im Vergleich zu den Anderen sein will. Es ist eben nicht dasselbe, ob man Designer für eine etablierte Marke ist oder weltweit eine Handschrift aufbauen will, die erkennbar werden soll. Da gibt es nur den konsequent eigenen Weg. In den Achtzigerjahren machte ich viel zu oft das, was man in der Branche „machen muss“ – mit schlechtem Bauchgefühl. Und wenn ich dieses hatte, kam’s meistens nicht gut heraus. Also hatte ich den Mut, zu sagen: Ok, das fühle ich und so wollen wir es erreichen. Wir mussten da auch bereits viel weniger Rücksicht nehmen, weil wir in den Neunzigerjahren Jahren im amerikanischen und asiatischen Markt bereits wachsen konnten. Mode ist Bekleidung, aber nicht jede Kleidung ist Mode. Wann wird ein Kleid zur Mode? Was für sie Mode ist, formuliert jede Frau für sich selbst. Ist ein Stück für sie Mode, oder High Fashion, oder modern, oder einfach für sie richtig… Und diese Freiheit überlassen Sie jeder Frau? Selbstverständlich! Kleider müssen der Person selber entsprechen. Jeder trägt das am besten, womit er sich selbst identifiziert und worin er sich wohl fühlt. DA M E N M O D E | B E G E G N U N G Sie sagten einmal: «Wenn eine Frau einen Raum betritt und man als erstes ihr Kleid sieht, dann ist es nicht von Akris.» Aber Mode will doch gesehen werden? Mode muss so sein, dass man zuerst die Person wahrnimmt. Wenn man hinterher feststellt, dass sie ein schönes Kleid trägt, ist das wunderbar. Ob man dann weiss, ob es Akris ist, ist sekundär. Männermode zu machen hat Sie nie interessiert? Hätten Sie da eine ganz andere Philosophie? Die Grundsätze, nach denen sich ein Mann kleidet, sind ganz andere als bei einer Frau. Viel rationaler, viel praktischer. Aber Männermode beinhaltet auch viele Werte, die Damenmode eigentlich auch haben sollte. Wir Männer tragen unsere Jacke jahrelang, und unsere Lieblingshose… who cares! Natürlich würde ich sehr gerne Männermode machen und es gäbe durchaus eine Nische für einen Akris Mann. Aber das macht man nicht einfach im Vorbeigehen… Das verlangt ganz andere Produktionsgrundsätze, es braucht ein neues Team, neue Distributionswege, wir müssten ein Menswear-Team und Kunden neu aufbauen. Das ist eine Frage von vielen Jahren, bis ein neues Produkt stimmt und dann eine Breite bekommt. Mein Bruder Peter sagte jahrelang: Menswear kommt für uns nie in Frage. Doch nach seiner letzten Chinareise analysierte er: Wenn wir den Kontinent Asien wirklich bearbeiten wollen, kommen wir wahrscheinlich nicht darum herum. In Asien ist es eindeutig der Mann, der in erster Linie konsumiert. Mode vom Niveau, wie Sie sie machen, steht für Luxus. Mal abgesehen vom Preis Ihrer Kleider: welchen Luxus wollen Sie Ihrer Kundin vermitteln? Wir sehen heute den Begriff Luxus kritisch. Das Wort wird inzwischen inflationär verwendet. Bei uns haben wir es schon seit Jahren aus dem Wortschatz gestrichen! Es geht uns eher um eine Form von Refinement – für dieses Wort gibt es keine gleichwertige deutsche Übersetzung. Ich denke an Ihre Aussagen über das Gefühl, Ihre Mode zu tragen, den Luxus, sich mit ihr wohl zu fühlen. Unsere Kleider reflektieren unsere Gefühle. Für mich ist es nicht nur wichtig, dass eine Frau in ihren Kleidern gut aussieht, sondern dass sie sich wohl fühlt. Das hat in erster Linie mit Stoff und Schnitt zu tun: Ein Stoff soll angenehm auf der Haut 24 | Finanz und Wirtschaft LU X E liegen, ein Schnitt soll für eine selbstverständliche Bequemlichkeit sorgen. Dazu gehört auch eine gewisse Selbstverständlichkeit, die ein Kleid nicht nur in seiner Ausstrahlung, sondern auch in seiner Funktionalität mitbringen muss. Wie man das erreicht, ist mir auch nicht immer klar – es ist etwas, das in der Arbeit mit meinem kreativen Team immer wieder von innen heraus entsteht. Es ist dennoch interessant, dass in diesen wirtschaftlich herausfordernden Zeiten gerade die Luxuskonzerne boomten. Die Gesellschaft braucht offenbar solche Luxusikonen. Die Frage ist, wie wir den Begriff Luxus verstehen. Wenn Sie sehen, was im Acces- «Mode ist vergänglich, darum ist es Mode. » soire-Markt alles unter Luxus läuft und wer das einkauft, dann ist es eher eine Frage der Marke. Nehmen wir eine Louis Vuitton-Tasche und wer sie sich leistet. Hier setzten wir ein Fragezeichen hinter den Begriff Luxus. Ist es Luxus, wenn die Leute vor einem Geschäft Schlange stehen, um dort etwas zu kaufen zu können? Ein anderes Wort haben Sie aber nicht gestrichen: Innovation. Sie entwickeln mit spezialisierten Herstellern immer wieder Stoffe und neue handwerkliche Methoden, kultivieren zum Beispiel eine einzigartige Verarbeitung von Doubleface-Geweben oder Taschen aus Rosshaar-Stoff… …Wunderbare Materialien! Sie müssen sich ein Feld suchen, das nur Sie mehr oder weniger eigenständig bearbeiten können – das ist ganz wichtig. Natürlich gibt es verschiedene Formen von Marketing. Für uns als kleine Firma ist die wirkliche Botschaft immer das Produkt selbst. Die einzige Kraft, die wir haben, ist jene, die da auf dem Kleiderbügel hängt, im Wettbewerb mit den Besten der Welt. Dass dieses Kleid neben dem anderen besteht, das einen bekannten Namen trägt. Und dass es uns über die Jahre gelingt, Freunde und Vertrauen aufzubauen, zuerst bei den Einkäufern, dann bei den Verkäuferinnen und schliesslich bei den Kundinnen, die sagen: I am proud to wear Akris, and I feel good and I come back… Sie müssen für die verschiedenen Kollektionen mehrmals im Jahr zu kreativer Höchstform auflaufen. Wie motivieren und inspirieren Sie sich immer wieder? Man liebt, was man tut! Dafür bin ich da mit meinem langjährigen, qualifizierten Team. Sicher überlegt man sich nicht jede Konsequenz, wenn man sich entscheidet, Modedesigner zu werden. Inspiration ist eigentlich nie Pflicht sondern Passion. Wenn etwas fertig ist, sofort an das Nächste zu gehen…. immer wieder ein schöner Moment. Sie machen auch Kostüme für den Choreografen John Neumeier vom Hamburger Ballett. Gibt es da Parallelen zur Mode? Das ist tatsächlich sehr inspirierend auch für meine Modekollektionen. Die Frage war: Wie schaffen wir diese noch viel extremere Bewegungsfreiheit. Vieles musste ich zusammen mit dem Kostümschneider des Balletts erst lernen. Das war übrigens auch meine erste Erfahrung mit Herrenbekleidung, da wir für die Paare ja auch Herrenanzüge erarbeiteten. Doch das schönste war, dass sowohl Tänzerinnen wie Tänzer die Kleider am liebsten gleich für ihren Alltag mitgenommen hätten! Im Gegensatz zur Kunst ist Mode Vergänglichkeit – machen Sie sich darüber Gedanken? Manchmal werde ich gefragt: Sind Sie Künstler? Nein, natürlich nicht! Ich mache etwas, das einen Zweck erfüllt. Mode ist vergänglich, darum ist es Mode. Auch wenn es bei Akris immer Teile gibt, die man länger tragen kann. Mode ist heute weniger zeitbezogen, als vielmehr menschenbezogen. Es ist eine grosse Eigenständigkeit möglich, die nicht in ein Gesamtbild passen muss. Es gibt auch nicht mehr dieses Diktat der Saison. Und dennoch braucht es die überlagernde Formulierung einer Epoche, die eine Kollektion richtig oder nicht richtig für die Saison erscheinen lässt. Nur dann bleibt Mode immer wieder modern. Eine stete Gratwanderung zwischen eigener Handschrift und Zeitgeist und Trend? Nein, die Handschrift muss immer erkennbar sein, sie hat nichts mit Zeitgeist zu tun. Sie baut sich über Jahre auf. Aber es ist gleichzeitig die oberste Anforderung an eine Kollektion, dass sie aktuell ist. Das Vergängliche des Zeitgeistes formuliert die Qualität des Moments in der übergeordneten Unverkennbarkeit der Marke. Diesem Gesetz müssen sich alle Kreativen in diesem Beruf jede Saison von Neuem stellen. Sonst bleibt es bei einer nationalen oder regionalen Wahrnehmung der Kollektion oder Marke. | JULES AUDEMARS DUAL TIME L E B R A S S U S ( VA L L É E D E J O U X ) - S C H W E I Z - a u d e m a r s p i g u e t . c o m AGENDA AUSSTELLUNGEN IN DER SCHWEIZ von Emmanuel Grandjean und Konrad Koch Philippe Decrauzat ist vor allem für seine Op Art bekannt. Er setzt sich aber auch mit Film und Ton auseinander. Für seine Genfer Ausstellung hat das Centre genevois d’édition contemporaine einen auf 400 Exemplare limitierten KünstlerBildband herausgegeben. Philippe Decrauzat, bis zum 20. November 2011, Centre genevois d’édition contemporaine, Genf, 022 310 51 70, www.c-e-c.ch LOUISE BOURGEOIS ALS SAISONHÖHEPUNKT FONDATION BEYELER Philippe Decrauzat DECRAUZAT, WIE ER IM BUCHE STEHT I hre Riesenspinne ist bereits durch mehrere Schweizer Grossstädte getourt. Seit dem 2. September thront die Skulptur «Maman» in der Fondation Beyeler. Dort wird das Werk der gebürtigen Pariserin, die 1938 nach New York zog und sich dort bald in den Kreis der vor dem Krieg geflüchteten Surrealisten integrierte, in einer konzentrierten Auswahl von 20 Exponaten gezeigt. Die Ausstellung zum 100. Geburtstag von Louise Bourgeois wurde noch mit der Künstlerin selbst kurz vor ihrem Tod im Jahr 2010 geplant. Sie befasst sich mit den zentralen Themen ihres Schaffens – der Weiblichkeit, der Sexualität und der Beziehung zur Mutter – und setzt sie in Beziehung mit anderen Werken aus der Fondation Beyeler. Louise Bourgeois, bis zum 8. Januar 2012, Fondation Beyeler, Basel, 061 645 07 00 www.fondationbeyeler.ch 26 | Finanz und Wirtschaft LU X E Erstmals der Öffentlichkeit zugänglich: Auf einzigartige Weise dokumentiert die von den Brüdern Ruedi und Thomas Bechtler initiierte Fotosammlung der Firma Zellweger Luwa den Wandel der Fotografie zur konzeptuellen Kunstform. Vielfalt von Werkzyklen von John Baldessari, Jeff Wall über Sigmar Polke, Richard Prince bis Roman Signer. Through the looking Brain, 15. Oktober 2011 bis 29. Januar 2012, Kunstmuseum St. Gallen, 071 242 06 71, www.kunstmuseumsg.ch MAXIMUM DAFFLON Manchmal ist weniger mehr. Oder wie man eine maximale visuelle Spannung mit einem Minimum an Farben schafft. Die im Fri-Art in Freiburg gezeigten Werke des Lausanners Stéphane Dafflon sind eine Gratwanderung zwischen Op Art und Minimalismus. Eines der Highlights in diesem Herbst. Stéphane Dafflon, bis zum 30. Oktober 2011, Fri-Art centre d’art contemporain, Fribourg, www.fri-art.ch Als Inbegriff von Eleganz und Lebensart steht die Hampton Kollektion für unverkennbares Design und klare Linienführung – für Sie und für Ihn. www.baume-et-mercier.com Stéphane Dafflon Frédéric Delpech, © 2011, Louise Bourgeois Trust / ProLitteris, Zürich FOTOS EINER SAMMLUNG Kunstmuseum St-Gallen Die Ausstellung «Rectangle and Square», Erwerbungen der Rupf-Stiftung gibt nun zum ersten Mal umfassenden Einblick in die Sammlungstätigkeit der Stiftung seit deren Gründung. Im Stiftungsgut finden sich neben bedeutenden Werkgruppen von Picasso, Braque, Klee oder Kandinsky auch grossartige Werke der Minimal Art, der Zero, der Konkreten. Zu den jüngsten Ankäufen gehört eine Gruppe von Werken des in Bern wohnhaften Konzeptkünstlers Vaclav Pozarek sowie von Florian Slotawa. Rectangle and Square, bis zum 8. Januar 2012, Kunstmuseum Bern, 031 328 09 44, www.kunstmuseumbern.ch Kunstmuseum Bern «RECTANGLE AND SQUARE» - VON PICASSO BIS JUDD TREFFPUNKTE TREFFPUNKTE von Emmanuel Grandjean und Konrad Koch ZÜRICH JAGDPAVILLON AM SEE GENF GANZ GROSSE KLASSE Das elegante Gartenrestaurant des Luxushotels Baur au Lac hat nach der grossen Erneuerung jetzt das ganze Jahr Saison. In der verglasten Rotonde lässt sich inmitten uralter Parkbäume die Haute Cuisine von Chefkoch Lauren Eperon geniessen. Seine frischen und dynamischen Interpretationen machen selbst klassische Wildgerichte zu einem Contemporary Fine Dining. Restaurant Pavillon, Baur au Lac, Talstrasse 1, Zürich, 044 220 50 22, www.aupavillon.ch Die Adresse ist der angesagte Treffpunkt der Genfer Feinschmecker. Im Oktober wird das von Michelin mit zwei Sternen dekorierte Haus von Philippe und Magali Chevrier zum Jagdrelais. Auf der Menükarte steht Köstliches vom Haarwild (Hase, Reh und Hirsch) und vom Federwild (Waldschnepfe, Ringeltaube, Wildhuhn, Wildente), begleitet von erstklassigen Crus aus dem berühmten Keller. La grande classe! Domaine de Châteauvieux, 16 chemin de Châteauvieux, Peney-Dessus, Genf, 022 753 15 11, www.chateauvieux.ch GUTE ADRESSEN ZWISCHEN GENF UND ZÜRICH FÜR ALLE, DIE MODE UND DESIGN SCHÄTZEN. ZÜRICH WILD UND WEIN Schiesst der Perfektionist Beat Caduff einen Bock, freut sich der Wildgeniesser. Der Hausherr von Caduff ’s Wine Loft geht selbst auf die Jagd. Unübertreff bar sind seine Zubereitungen von Hirsch, Gams und Reh. Eine besondere Liebe des Bündners gilt dem Wein. Sein Angebot umfasst 2222 Gewächse aus aller Welt. Wer für die Wildwochen bis 29. Oktober keinen Platz mehr findet, sollte jetzt schon für die Metzgete vom 8. bis 12. November reservieren. Caduff ’s Wine Loft, Kanzleistrasse 126, Zürich, 044 240 22 55, www.wineloft.ch DR LUST AUF WILD? VIER RESTAURANTS, UM DIE JAGDSAISON ZU ZELEBRIEREN von Emmanuel Grandjean und Konrad Koch GENF : DIE MÖBELKOMPANIE Die Arkade liegt ganz oben an der Rue du Perron, in Richtung Genfer Altstadt auf der linken Seite. Eine ziemlich präzise Beschreibung, aber das muss so sein. Meubles & Cie hat nämlich kein richtiges Schaufenster. Das Möbelgeschäft ist in einem der typischen Genfer Gebäude aus dem Mittelalter mit dicken Mauern und schmalen Fenstern untergebracht. Dort bietet der Innenarchitekt und genaue Beobachter der zeitgenössischen Möbelszene einen Katalog aus Stücken etablierter Designer (Moooi, Maarten Baas, Established & Sons), recherchierter Marken (Cherner Chair, PP Møbler, Sawaya & Moroni) und einer Little-Home-Ecke geführt von Rebecca Sirdey, damit die Kids den Sinn für Schönes in die Wiege gelegt bekommen. Meubles & Cie, 27 rue du Perron, 022 311 70 50, www.meubles-cie.ch GENF : DESIGN IM DETAIL Mit ihren dunklen Wänden und dem urgemütlichen Ambiente könnte die Boutique glatt als Boudoir durchgehen. Ein Boudoir aber, in dem sich die Anwesenden nur über Möbel von heute austauschen. Die Innenarchitektin und Eigentümerin Geneviève Vadi mischt grosse Namen des Designs (Cassna, Molteni, Tom Dixon) mit Werken noch nicht ganz so bekannter kreativer Köpfe aus allen Teilen der Welt. Détail, 16 rue Etienne-Dumont, 022 310 78 05 ARZIER FÜR GOURMETS DR 2010 renoviert, ist diese hübsche Auberge ob Nyon in der ganzen Romandie für ihre Wildspezialitäten berühmt. Georges Lelièvre verarbeitet Federvieh zu Terrinen (RebhuhnRillette, Fasanenpastete Pantin) und grilliert, gart und brät edle Stücke vom vierbeinigen Wild (Hirschfilet, entbeinter Rehrücken, Hasenentrecôte). Céline Lelièvre ist für den schönen Keller zuständig, wo Terroirweine (Wallis, Genf, Wallis) neben edlen Tropfen aus der Champagne und dem Graubünden (Heimat der Besitzer) reifen. Auberge de l’Union, 9 route de Saint-Cergue, Arzier, 022 366 25 04, www.auberge-arzier.ch ZÜRICH : KLASSIKER UND NEWCOMER DR Sie navigieren gekonnt im Strom von Trends und Stilen: Bibiana Stoecklin und Gabrielle Mazurczak, die beiden Inhaberinnen der Agentur Modestrom. Am 1. Oktober haben sie an der Seefeldstrasse 110 ihren neuen, 150 m2 grossen Laden eröffnet. Dort finden sich für Damen und Herren Kleidungsstücke, Schuhe, Accessoires und Schmuck von Marken wie Nina Ricci, Issa London über Kandahar bis zu Arbeiten der Newcomerin Aéthérée. Modestrom, Seefeldstrasse 110 / Feldeggstrasse 53, 8008 Zürich, 044 499 91 91, www.modestrom.com 28 | Finanz und Wirtschaft LU X E Meisterwerke dänischer Möbeltischlerei aus der Zeit von 1920 bis 1970 finden sich in der Galerie Dansk Møbelkunst, die ihren Hauptsitz von Kopenhagen nach Zürich verlegt hat. Angeboten werden in dem grosszügigen Ausstellungsraum in der Nähe des Paradeplatzes Originale aus der Frühzeit der dänischen Möbelkunst von Kaare Klingt und Rudolf Rasmussen bis zu Ikonen des Industriedesigns von Arne Jacobson oder Børge Mogensen. Dansk Møbelkunst, Talacker 30, 8001 Zürich, 044 383 83 33, www.dmk.com DR photos: DR ZÜRICH : DÄNISCHER PURISMUS Finanz und Wirtschaft LU X E | 29 D O S S I E R | E L E G A N Z | von Emmanuel Grandjean und Konrad Koch - Fotos: Cédric Widmer MODE «LUXE» WÄHLT DIE VIER ELEGANTESTEN SCHWEIZER. BEKENNTNISSE VON MÄNNERN, DIE DAS SCHÖNE LIEBEN UND TRAGEN. MEN W ie jedes Jahr verteilt «Luxe» Punkte an stilbewusste Schweizer Männer. Angesichts der nationalen Verbreitung unseres Magazins haben wir das Jagdrevier auf das ganze Land ausgedehnt. Das Unterfangen war nicht ganz einfach, galt es doch, zwischen den Gruppen «kreative Hedonisten» (Designer, Grafiker, Architekten) und «Banker» zu wählen. Die Vertreter dieser Kategorien gelten traditionell als die bestangezogenen, die wissen, wie man sich weder zu klassisch noch zu modisch, zu strikt oder zu cool kleidet. Aus 30 | Finanz und Wirtschaft LU X E Freude an der Abwechslung entschieden wir uns für das kreative Segment. Wobei es gar nicht so einfach war, sie aus der Reserve zu locken. Oder wie die Grille in der Fabel des französischen Dichters Jean-Pierre Claris de Florin meint: «Um hierzulande glücklich zu leben, muss die Eleganz im Versteckten blühen.» Unsere Auserwählten mögen weder die grosse Show noch Bling-Bling und reden nicht gerne lautstark über ihre vestimentären Vorlieben. Denn Eleganz ist nicht nur eine Sache der Mode, sondern vor allem des Savoir-vivre. GENF PHILIPPE CRAMER, DESIGNER, 41 Die Marke der Kleidung, die er für das Foto gewählt hat? Keinen Schimmer. Philippe Cramer, Designer und alles andere als Fashion Victim, mag nur Basics, Unifarben und vor allem keine dominanten Logos. «Es stimmt, Labels sind mir ziemlich egal.» Für den eleganten Touch wählt er lieber ungewöhnliche, amüsante Accessoires, eine einfache, portemonnaiefreundliche Art, zu überraschen. So ziehen die leuchtend roten Lackschuhe Schule von Schmoove Blicke auf sich «Es ist einer der wenigen Schuhhersteller, an deren Name ich mich erinnere. Und die Schuhe sind bequem wie Pantoffeln.» Philippe kauft seine Kleider am liebsten in den Ferien oder auf Geschäftsreisen. «Nie in Genf, denn hier sind die Kleider für Banker und Anwälte bestimmt. Für mich sind sie zu klassisch, ich bevorzuge Kreativität. Ich lege Wert auf mein Äusseres, weil es mir wichtig ist, optisch einen vorteilhaften Eindruck zu machen. Für mich ist Eleganz vor allem eine Geisteshaltung. Eine Mischung von tiefer Achtung vor Traditionen und diskreter, wohlmeinender Respektlosigkeit.» www.philippecramer.com Finanz und Wirtschaft LU X E | 31 AC T U | PA S S É - P R É S E N T | par David Chokron 32 | Finanz und Wirtschaft LU X E LAUSANNE GIORGIO PESCE GRAFIKER, 45 ZÜRICH MARK, GASTGEBER, 46 Für Giorgio Pesce ist ein Kleidungsstück dann schön, wenn es gut geschnitten ist. Es muss bequem sein, gut aussehen, aber nicht zwingend von einem italienischen Designer stammen. Allerdings tragen das Karohemd und die Schuhe, die der Grafiker aus Lausanne für das Fotoshooting gewählt hat, das Label Prada. «Ein Zufall. Ich mag auch Jil Sander und Maison Martin Margiela. Auf Marken werde ich erst aufmerksam, wenn mir etwas auffällt. Aber eigentlich sind sie mir eher unwichtig», gibt der Chef des Atelier Poisson zu, der das Glück hat, ein Metier auszuüben, das keine Uniform braucht, um Originalität auszudrücken. «Mein Stil? Keine Ahnung. Man hat schon von Dandy gesprochen. Grundsätzlich mag ich Farben, den Mix von Texturen und Motiven. Ich bin somit kein absoluter Fashionista. Mode interessiert mich zwar, aber ich bin ihr nicht verfallen», sagt der Grafiker, für den Eleganz viel mehr ist als nur gerade Aussehen. «Eleganz ist eine Frage der Raffinesse, der Art zu sprechen, sich zu bewegen und sich in bestimmten Situationen zu verhalten. Die Weise, wie eine Person geht, zeigt ihren Stil. Eleganz ist aber auch eine Form von Humor und Nonchalance, sie ist die Fähigkeit, sich nicht ernst zu nehmen.» www.atelierpoisson.ch Sein Stil, sich zu kleiden, ist wie seine Art zu arbeiten. Bespoken Hospitality – massgeschneiderte Gastfreundschaft – nennt Mark seine Dienstleistung, die er seinen Kunden als Caterer bietet. Beste Grundstoffe, perfekt verarbeitet, machen jeden Cocktail, jedes Diner aus seiner Massfertigung zu einem Anlass schlichter Eleganz. «Indem man dem äusseren Erscheinungsbild einen hohen Stellenwert gibt, respektiert man das Innere und das Gegenüber.» Die Maxime für seine Arbeit ist auch die für seine Kleidung. Hochwertige und diskrete Materialien, im Design aufs Wesentliche reduziert, sein Spektrum reicht von klassisch, wie der gewählte braune Anzug, bis zu sportlich dezent. Für den Bespoken-Tailoring-Anzug bevorzugt er italienische und englische Stoffe, während er in der informellen Kleidung gar High-Tech-Textilien trägt, die er zusammen mit seiner Frau, der schweizerisch-japanischen Damenmodeschöpferin Kazu Huggler, in Japan eingekauft hat. Konservativer gibt er sich bei den Schuhen: J. M. Weston aus Frankreich und Ludwig Reiter (Trainers) aus Wien. Nur einige Modelle, aber von jedem so viele Paare, dass jedes getragen sich gut gepflegt erholen kann. Achtung eben allem gegenüber. www.markcompany.net www.kazuhuggler.com Finanz und Wirtschaft LU X E | 33 34 | Finanz und Wirtschaft LU X E ZÜRICH MATHIAS RASTORFER, GALERIST, 50 «Neue Hosen für neue Menschen!» Der Satz der russischen Avantgardisten der Zwanzigerjahre ist für Mathias Rastorfer, Direktor und Mitinhaber der Modernegalerie Gmurzynska am Zürcher Paradeplatz, Beleg für die Wechselwirkung zwischen Kunsttendenzen und Modeströmungen. Er beherrscht die Kunst der Inszenierung. Den Arbeiten der Künstler gehört in der Galerie am Paradeplatz und besonders an der Art Basel der grosse Auftritt, er setzt mit seinem Stil, der, wie er sagt, seiner Tageslaune entsprechend wechselt, den Kontrapunkt. Nie laut, denn obwohl ihm Marken wichtig sind, hat er die gerne, «die durch Qualität und Eigenständigkeit bestechen und ohne grossformatige Logos auskommen». Nennen mag er sie weniger, denn bei Namen zählen für ihn einzig die seiner Künstler. Und dann haben Kunst und Kleidung für ihn auch mit Ästhetik und Genuss zu tun: «Denn ohne Genuss keine gute Kunst, keine gute Mode und kein gutes Essen.» Kleidung, sagt er, ist auch wie ein Curriculum Vitae. Man kann andere dadurch entweder korrekt oder aber falsch einschätzen. Sich selbst sollte man aber nicht all zu ernst nehmen. www.gmurzynska.com H E R I TAG E I N T H E M A K I N G T H E TO N DA H E M I SPH E R E S CO L L EC T I O N Entirely manufactured in Les Ateliers Parmigiani in Switzerland Air Watch Center SA, Aéroport de Genève | L'Atelier du Temps SA, Crans-Montana Benoît De Gorski, Genève, Gstaad | Brändli Creation & Co, Villars-sur-Ollon Gold Time SA, Lugano, Chiasso | Gübelin AG, Basel, Bern, Genève, Lugano, Luzern, St. Moritz, Zürich Guillard SA, Lausanne | Haute Horlogerie Schindler, Zermatt | Herschmann Doris, Ascona Kirchhofer AG, Interlaken | Maissen & Co, Klosters | Zbinden, Montreux | Zeit Zone Zürich, Zürich WWW.PARMIGIANI.CH Finanz und Wirtschaft LU X E | 35 T R E N D | G U I D E | von Dino Auciello FASHION 7/7 AUF EINEN BLICK: ALLE TRENDS DIESER SAISON FÜR JEDE SITUATION, VON MONTAG BIS SONNTAG. VERANSTALTEN SIE IHRE PERSÖNLICHE FASHION WEEK. WEEK 3 1.Hermès 2.Roberto Cavalli 3.Ermanno Scervino 1.Versace 2.Louis Vuitton 3.Giorgio Armani MONTAG AUF DEM BÖRSENPARKETT 3 1 2 36 | Finanz und Wirtschaft LU X E Schlicht und sachlich. Die Wolken, die seit dem Sommer die Stimmung an den Finanzmärkten trübten, haben sich noch nicht verzogen und verkünden einen kapriziösen Herbst mit hoch- und tieffliegenden Aktienkursen. Nichts mit locker und leger, dezente Erscheinung und gerade geschnittener Anzug sind de rigueur. Wer’s einen Hauch innovativer mag, schaut bei Mad Men rein – knöchellange Hose, da und dort ein bisschen Lammfell, Trenchcoat – es leben die Seventies! DIENSTAG IN DER OPER Sehen und gesehen werden. Die Oper ist nicht nur ein Spektakel für Aug und Ohr, sondern auch ein Ort der Selbstinszenierung. Wenn Sie die Blicke auf sich ziehen wollen, wählen Sie den Redingote-Look. Zu theatralisch? Nicht, wenn das Teil zu Ihnen passt, denn Sie wissen, dass ein reüssierter Auftritt leicht tragisch-komisch werden kann. Weniger Mutige setzen auf den farblichen Kontrast, Zurückhaltende fühlen sich im taillierten, dunklen, schicken Outfit wohl. 1 2 S P O R T | C YC L E S Ein Reich v o n Trä u m e n We i s s g o l d Spinell Jade B r i l l a nte n 3 1.Bottega Veneta 2.Viktor & Rolf 3.Yves Saint Laurent MITTWOCH BUSINESSLUNCH 1 2 Geschäftsessen als Rahmen für Ihre ganz persönliche Modenschau? Why not, denn es ist eine exzellente Gelegenheit, den strengen Büroanzug abzulegen und dennoch perfekt businesslike zu wirken (vor und nach dem Lunch rasch zum Umziehen nach Hause ist eine Frage der Gewohnheit). Die Neuinterpretation männlicher Eleganz basiert auf subtilen Details: Schichtenlook, weite, gerade, kurze Schnitte, atemfreundliche Hemden. Der wahre, ewige Dandy, in jeder Situation virtuos. TIS Anh AT L A N r und ollie d trägt l C o n / r / A n Sarina i ll a n te mit Br Collier www.guebelin.ch sg i n We i s old äng W er in g eiss old mit sch w m a r ze Spi nel l B und rilla n te S n // au toi r e in W iss go ld TREND | GUIDE 1 1 1.Salvatore Ferragamo 2.Dolce & Gabbana 3.Salvatore Ferragamo 1.D & G 2.Paul Smith 3.D & G DONNERSTAG FREITAG AN DER VERNISSAGE SHOPPING IN DER STADT Klingende Gläser, die Besucher bewundern ein Werk – oder vielleicht einen aufregenden Look? Raffinesse ist angesagt– flamboyant (ein monothematisches Ensemble, im Sonntagsstaat quasi) oder subtil (weite Hose mit Umschlägen oder ein Leder-Overall). Hier ein Grüsschen, dort ein Küsschen – und das Publikum staunt, wertet, lässt sich inspirieren und fragt sich, wer wohl der Künstler ist. 3 2 Eleganz, Flexibilität, Kontraste – dies sind die Schlüsselworte für den erfolgreichen Stadtbummel. Sportliches Sakko/Krawatte, übergrosse Daunenjacke über dem Hemd, die Hose wadeneng und grosszügig am Schritt. So wird Shophüpfen zum ultimativen Vergnügen, jedes urbane Hindernis eine sportlich-amüsante Herausforderung. Beige, Gelb und Orange, die Farben knallen, und die Sneakers haben Vortritt. 2 3 Finanz und Wirtschaft LU X E | 41 =ULFK%DVHOZZZERQJHQLHJULHGHUFK TREND | GUIDE 1.Bally 2.Marc Jacobs 3.Burberry Prorsum SAMSTAG LANDPARTIE 1 Die ländliche Umgebung verlangt nach der richtigen Kleidung, denn es herrschen harte Sitten. Jäger- und Fischerlook sind nichts Ungewöhnliches für den, der das Gewehr schultert und weiss, wann die Fische beissen. Warm gefütterter Mantel, hohe Schnürschuhe, robuste Stiefel und die richtigen Accessoires machen das Abenteuer perfekt. Wenn auch nichts Ihre Stadtgarderobe ersetzen kann, die schmale Hose unter dem Maximantel ist das absolute Must dieses Winters. 2 3 1.Prada 2.Gucci 3.Junya Watanabe SONNTAG BEI MAMA Sie denkt zurück an die Zeit, als ihr kleiner Junge ganz von ihr abhängig war, als er später seine ersten Schrittchen tat. Kein Wunder, Ihr Outfit ruft nostalgische Gefühle geradezu hervor. Diese Saison unverzichtbar die gerade geschnittene, eine Spur kurze Hose, die die Schüler der 1950er Jahre so adrett kleidete. Sie sehen aus wie ein junger, kaum erwachsener Dandy und passen vorzüglich ins sonntägliche Familienidyll. Vom Hemd bis zum Duffle Coat – Mamas braver Liebling ist da. 1 3 2 2CUUKQPHQT.KHG %JKPCVJ#PPKXGTUCT[5WKV 42 | Finanz und Wirtschaft LU X E M O D E | R AT G E B E R | von Christel Flach - Illustration: Nicolas Zentner STILVOLL IN DEN WINTER SCHAL ODER FOULARD? D? BUSINESS BAG ODER AKTENKOFFER? FER? MÄNNERMODE IST MANCHMAL MAL KOMPLIZIERT. MIT UNSEREN N RATSCHLÄGEN WEISS MANN SICH H COOL UND STYLISH ZU KLEIDEN, AUCH IN DER KALTEN JAHRESZEIT. S oll man Modetrends folgen? Obwohl der männliche Kleiderschrank deutlich weniger spektakulären Veränderungen unterworfen ist als sein weibliches Gegenstück, wartet jede Saison mit einer Menge manchmal tragbarer, manchmal ausserhalb des Laufstegs völlig untauglicher Neuheiten und Revivals auf. Kleiner Stilratgeber der brauchbaren Saisontrends, damit Sie die schlimmsten modischen Fehltritte vermeiden und trotzdem nicht zum Fashion Victim verkommen. 01 DANDY-LOOK, LOOK, ZEITLOS ELEGANT? EG GANT? Anhänger werden das bestätigen: estätigen: Dandyismus ist weit mehr als nur ein Look, er ist ein son ist der DandyLebensstil. In dieser Saison n Retro-Chic angeLook im leicht dekadenten n: In den darauffolsagter denn je. Will heissen: ermutlich völlig out genden Saisons wird er vermutlich ng aber ist zeitlos. sein. Die Lebenseinstellung 44 | Finanz und Wirtschaft LU X E 02 OVERSIZE-STIL IM BÜRO, EIN NO-GO? Einer der Haupttrends der Saison. Er gehört eindeutig zu den Looks, die man in den Hochglanzmagazinen bewundert, aber auf keinen Fall im Büro tragen sollte – es sei denn, man will als Clown durchgehen. Eine gut verarbeitete, an den Knöcheln geraffte Pumphose mit der passenden Jacke über einem eng anliegenden Pullover kann aber durchaus modisch und elegant wirken. 03 DUFFLE COAT, NUR ETWAS FÜR JAGDAUSFLÜGE? Ursprünglich war der Duffle Coat der Mantel der Royal Navy, diesen Winter verdrängt er die Daunenjacke. Kein Wunder, es spricht eigentlich alles für ihn: Er trägt weniger auf, ist praktisch, angenehm zu tragen und strapazierfähig. Bunt, aus Lammfell, klassisch oder in Pepita – es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Doch wer die Wahl hat, hat die Qual … 04 WELCHER KRAGEN PASST WANN? Yves Saint Laurent setzt diesen Winter auf poloartige, runde und sehr kurze Kragen, Louis Vuitton dagegen auf Mao-Kragen. Gerade Kragen stehen bei allen Modedesignern hoch im Kurs. Hemden werden bis oben zugeknöpft und mit oder ohne Krawatte getragen. Aber nicht vergessen: Kragen nur unter der Jacke tragen! Auch kombiniert mit einem Pullover gehört der Kragen nicht darüber, sondern darunter. 05 WAS SOLLTE IM WINTER 2011/12 IM SCHUHSCHRANK STEHEN? Egal, ob Schnürstiefel, Turnschuhe oder Halbstiefel für die Stadt, die bis zum Knöchel oder sogar bis unter das Knie reichen, Schuhe werden diesen Winter hoch getragen. In den Schuhschrank gehört ein hohes, regen- und schneefestes Paar aus schwarzem Leder, ein klassisches Paar für die Stadt, bequeme Mokassins und Turnschuhe aus Leder für die Freizeit. Männer bevorzugen dunkle Braun-, Schwarz- oder Grautöne, die farblich gut zu allen Kleidern passen. 06 BUSINESS BAG ODER AKTENKOFFER? Der gute, alte Aktenkoffer mit seinen Ecken und Kanten gehört einfach zur Uniform eines Businessman. Bislang zumindest, denn der Business Bag könnte das unverwüstliche Teil schon bald entthronen. Er ist nicht nur trendiger und auf Geschäftsreisen viel praktischer, sondern verleiht dem klassischen Outfit auch eine lässig-schicke Note. Finanz und Wirtschaft LU X E | 45 M O D E | R AT G E B E R 11 07 KANN MAN IM WINTER 2011/12 WIEDER PELZ TRAGEN? FOULARD ODER KRAWATTE? Beides! Foulards setzen allerdings eine natürliche Lässigkeit voraus, damit Mann nicht allzu aristokratisch daherkommt. Diesen Winter sind schmale, aber nicht allzu feine Krawatten besonders angesagt. Zeigen Sie Mut zu Farbe und zu glänzenden Stoffen! Pelze sind umstritten, bei eisigen Temperaturen führt trotzdem nichts an ihnen vorbei. Kein anderes Material ist im Winter angenehmer zu tragen. Den Nerz-Totallook aber unbedingt vermeiden, er ist Laufstegen und amerikanischen Rappern vorbehalten. Gefütterte Mäntel oder ein Pelzkragen tun‘s auch. 08 BRILLEN MIT GROSSEN RETROGLÄSERN, HAS BEEN OR NOT? 12 Brillen wurden zum ultimativen Modeaccessoire erhoben und schrecken vor keiner Extravaganz zurück. Retro ist noch immer zeitgemäss. Sogar die kreisrunden Gläser erleben ein Revival. Ein Muss für alle Retro-Fans. IST TWEED TATSÄCHLICH IN? 09 DER SCHAL: SCHMAL, LANG, KURZ, DICK …? Bei Burberry Prorsum und John Galliano ist der Schal leicht und wird nicht geknotet, sondern pfadfinderartig mit einer Schnalle gehalten. An kalten Tagen ist ein schön dicker Schal in der gleichen Farbe wie der Pullover und wie ein Snood oder ein Rollkragenpulli eng um den Hals gewickelt genau das Richtige. 10 70ER-STIL ZURÜCK AUF DEN LAUFSTEGEN, EIN WAGNIS? Samtanzüge, Foulards, Schlaghosen, Federkette: Roberto Cavalli hat für den Catwalk ziemlich dick aufgetragen. Auch wenn Sie sich in Ihrem Job kleidungstechnisch ein paar Fantasien erlauben können, übertreiben Sie es nicht! Ein rostbrauner Maschenpulli, eine Samthose oder -jacke mit einem Foulard sind Seventies genug. 46 | Finanz und Wirtschaft LU X E Tweed steht für die feine englische Art. Dem klassischen, total angesagten Stoff haftet etwas Nostalgisches an. Tweed ist schick, schön und in. Es gibt also keinen Grund, sich zurückzuhalten. Als Mantel, Jacke, Anzug oder Beret, der GentlemanStoff passt immer. 13 WIRD DIE CHAPKA DEN WINTER ÜBERLEBEN? In den Bergen mag sie noch durchgehen, überall sonst hat die Chapka ausgedient, E lega verpflichtet! Ein breiter Filzhut oder ein Beret aus Tweed, Eleganz Pers r ianer oder einem anderen Pelz kann die Chapka vorteilhaft ersetzen. Persianer 14 DARF DIE FLIEGE NUR MIT EINEM SMOKING AUS DEM KLEIDERSM SCHRANK GEHOLT WERDEN? Keineswegs! Diese Saison feiert sie nämlich ihr grosses Comeback und lässt sich auch mit weniger strengen Outfits ein. Dandy-Look lässt grüssen! Die Fliege wird entweder in der gleichen Farbe wie das Hemd oder in Schwarz getragen. Finanz und Wirtschaft LU X E | 47 M AC H E R I N N E N | K R E AT I O N E N | von Emmanuel Grandjean - Fotos: Cédric Widmer M ode ist weiblich – eine Binsenwahrheit und eine paradoxe dazu. Denn die Kreation von Damenmode liegt mehrheitlich in Männerhänden. Umgekehrt wird Männerfashion auch häufig von Frauen gemacht. Stylistinnen, Schmuckund Schuhdesignerinnen widmen sich immer mehr dem männlichen Erscheinungsbild. Männermode gewinnt in der Tat zunehmend an Bedeutung, aber so richtig wichtig ist sie noch lange nicht. Männer kaufen, was sie brauchen, komfortable, günstige und pflegeleichte Kleider – und sie sind zufrieden damit. Tant pis für modebewusste Männer: Sie finden ihre Meisterinnen. Vier Stylistinnen erklären, weshalb sie sich entschieden haben, für männlichen Kleiderstil zu sorgen. DAMEN QUARTETT EIN MÄNNER SCHÖN MACHENDES SIE SIND STYLISTINNEN, EINE JUWELIERIN UND EINE SCHUHDESIGNERIN UND LEBEN ZWISCHEN GENF UND BASEL. BEGEGNUNG MIT VIER SCHWEIZERINNEN, DIE FÜR MÄNNERCHIC SORGEN. 48 | Finanz und Wirtschaft LU X E CLAUDIA GÜDEL, STYLISTIN Fragen sie Claudia Güdel nicht, ob sie Mode macht. Sie schaltet dann auf stur. Claudia Güdel entwirft Jeans, T-Shirts, Hosen, Shorts, Gürtel, sie konstruiert Kleider. «Mode hat eine Lebenszeit von sechs Monaten, ich aber entwickle Teile, die mehrere Jahre überdauern. Mindestens», sagt sie selbstbewusst. Zum Beweis nimmt die Basler Stylistin eine schwarze Kapuzenjacke vom Ständer in ihrem ShowroomAtelier-Shop. «Das Modell Ninja ist seit acht Jahren ein Bestseller.» Ein zeitloses, von den Fans heissgeliebtes Kleidungsstück. «Vor acht Jahren habe ich begonnen, Kleider zu entwerfen. Ausschliesslich für Herren, denn ich habe die praktische Seite der Männerkleidung – viele Taschen auf Hosen und im Innern der Jackets – stets bevorzugt.» 2008 begann sich Claudia Güdel auch für die Frau zu interessieren. «Tatsächlich waren viele meiner Kunden eigentlich Kundinnen. Aber bei den Proportionen der Kleider klappte es nicht wirklich, was mich bewog, die Modelle auf den weiblichen Körper zu adaptieren. Eigentlich sind es die gleichen Stücke, nur kleiner und taillierter. Und heute biete ich auch eine exklusiv weibliche Kollektion an», führt die Stylistin aus, die sich am Institut Modedesign der HGK Basel ausbilden liess. Später ging sie in die USA, wo sie an der Metropolitan Opera von New York und beim Fashion Designer Eduardo Lucero – der damals noch nicht so bekannt war – in Los Angeles Stages absolvierte. «Die Gestaltung von Objekten hat mich immer fasziniert, ebenso die Architektur und die Bildhauerei. Dies bringe ich in meinen Kreationen zum Ausdruck, die zwar immer strukturiert, aber dennoch chic sind. Und auch witzig. Humor in der Kleidung ist mir wichtig.» Die grafisch anmutenden Teile sind meistens auch beidseitig tragbar. Daher auch das subtile Spiel der Nähte, die ein ganz anderes Kleidungsstück ergeben, je nachdem, wie man es anzieht. Wer sind die Leute, die sich in Claudia Güdel kleiden? «Es sind vor allem Architekten und Kreative, weniger Banker, es sind Menschen, die sich gerne gut anziehen, aber nicht zeigen möchten, dass sie sich um ihren Look kümmern.» Claudia Güdel, Informationen und Bezugsadressen unter www.claudiagudel.ch Finanz und Wirtschaft LU X E | 49 M AC H E R I N N E N | K R E AT I O N E N JENIFER BURDET, STYLISTIN Sie wohnt in Orzens ob Yverdon, in einem kleinen ZweihundertSeelen-Dorf, das nicht wie New York, Paris, London oder Mailand zu den Stationen der Fashion Weeks zählt. Eine Abgelegenheit, die durchaus ein Vorteil sein kann, um den Durchbruch in der Modewelt zu schaffen. «Ich beziehe meine Inspirationen nicht von dem, was ich an diesen Orten sehen 50 | Finanz und Wirtschaft LU X E könnte. Sondern von meiner Umwelt, von Dingen, auf die mein Blick fällt.» Jenifer Burdet ist Stylistin und entwirft ausschliesslich Herrenmode. «Ich bin in einem männlichen Umfeld aufgewachsen. Es hat mir immer gefallen, wie sich die Buben kleiden konnten. Ich liebte die Kleider meines Bruders, denn sie waren weiter und komfortabler, um auf die Bäume zu klettern», beschreibt sie ihren Werdegang. Vor vier Jahren begann sie mit der Ausbildung als Fashion Designer. «Eigentlich komme ich aus der Welt des Sports, aber ich fühlte mich vom Künstler- und Kreativmilieu stets angezogen. Vor allem faszinierte mich die Idee, via Kleider Geschichten erzählen zu können.» Weshalb aber die männliche Schiene? «Wenn ich für Frauen kreiere, bin ich hin- und hergerissen zwischen Stücken, die ich liebe und tragen möchte und jenen, die ich eigentlich kreieren will. Bei den Männerkleidern beschäftige ich mich ausschliesslich mit der Kreation. Ausserdem bin ich der Ansicht, dass Männermode angenehmer zu tragen ist.» Ihre an der Haute Ecole d’Art et de Design de Genève präsentierte Diplomkollektion inspiriert sich an der Welt des Sports und der Hobos (amerikanische Wanderarbeiter des 19./20. Jahrhunderts). Weite, mehrschichtige Hüllen in Weiss oder Grau, Baggy-Pants und grossmaschige Pullis verleihen den Models seltsame Silhouetten. «Als hätten sie verlängerte, hybride Körper. In meinen Recherchen entdeckte ich das Foto eines Landstreichers, dessen Schatten ein völlig verformtes Bild ergab. Dies ist das Milieu, das mich fasziniert. Denn es ist ein Universum der Freiheit, in dem jeder seine eigenen Codes entwickeln muss um zu überleben.» Eine weitere Besonderheit ihrer wunderschönen Kollektion mit der Bezeichnung I8 (I hate) ist: Sie ist völlig unabhängig von Jahreszeiten. Jedes Teil ist mit einem Reissverschluss ausgestattet und kann so je nach Wetter oder auch nach Lust und Laune kombiniert werden. «Ich liebe es, verschiedene Formen und Genres zu kombinieren. Kris van Assche, Hussein Chalayan, Jan-Jan van Essche, Rei Kawakubo sind nicht nur Stylisten, sie sind auch Künstler, Designer und Videofilmer. Meine Arbeit ziehlt auf diese Form der Interdisziplinarität. Der Sport lehrte mich Körperbewegungen. Während des Studiums absolvierte ich ein Praktikum in einem Architekturatelier, wo ich mich mit dem Thema Struktur auseinandersetzte. Auch Kleider sind Konstruktionen.» Zurzeit sucht Jenifer Burdet nach einem Namen für ihr Label und kümmert sich um ihre erste kommerzielle Kollektion. An der Wand ihres Ateliers gibt das Moodboard einen Einblick in die Gedankenwelt. Vom Sport in die Berge, von Menschen von der Strasse zu Gipfelstürmern, Aufnahmen des Eigers, alte Fotos von Bergsteigerpionieren. «Die Kreation von Männerkleidern lässt mir totale Freiheit. Dies ist ein Bereich, wo alles möglich ist. Man hat mir noch nie gesagt, dass diese oder jene meiner Kreationen an einen bestimmten Modeschöpfer erinnern.» Ihre Devise, gut sichtbar über dem Computer angebracht, ist ein Zitat von Walt Disney: «Um ausserordentliche Dinge zu schaffen, muss man von diesen träumen. Dann wacht man langsam auf und realisiert den Traum vom Anfang bis zum Ende, ohne sich jemals entmutigen zu lassen.» www.jeniferburdet.blogspot.com MURIEL LAURENT, JUWELIERIN Noch ist Männerschmuck ein winziger Markt, der nur darauf wartet, entwickelt zu werden. Erste Anzeichen dafür sind jedenfalls da und werden sich hoffentlich konkretisieren. «Obwohl ich nicht spezifisch Männerschmuck entwerfe, gibt es Stücke, die beiden Geschlechtern gefallen», erklärt Juwelierin Muriel Laurent, die von der Marktnische profitieren möchte. Wie geht sie vor? Es ist ein Unterschied, ob man Schmuck exklusiv für Männer oder Frauen gestaltet. «Formen und Proportionen sind verschieden, ebenso die Materialien. Für Herren eignen sich eher dichte Materialien wie Holz und Silber», erklärt die Kreateurin und blättert im neuesten Kollektionsbook. Es ent- hält Objekte von einer bizarren Erhabenheit, die sich an der Pflanzenwelt orientieren. «Dies ist eine Möglichkeit, der Natur ihren Platz auf dem menschlichen Körper zurückzugeben. Für mich muss ein Schmuckstück eine Botschaft vermitteln, es muss Persönlichkeit besitzen», beschreibt die Schmuckmacherin ihre Arbeit. Ihre Kreationen inspirieren sich an Motiven aus der Natur. Sie zieren Handschuhe, die mit Baumrindenmotiven serigrafiert sind und bis zu den Schultern reichen. Ringe aus geschwärztem Silber sind mit Moosachat besetzt, in weissen Achat aus Finnland gemeisselte Pilze klammern sich an das Kleidungsstück. Jedes Objekt ist ein Einzelstück oder Teil einer Miniserie. «Ich arbeite allein und bin experimentierfreudig. In ein paar Monaten würde ich gerne mit Ingenieuren zusammenarbeiten. Mit dem Preis, den ich vor kurzem vom ‹Fond Municipal d’Art Contemporain de Genève› erhalten habe, werde ich die Serie Bryum weiterentwickeln. Denn ich möchte eine technische Möglichkeit finden, um das Metall dauerhaft zu kolorieren», beschreibt sie ihre Ziele. Bryum ist nicht nur die botanische Bezeichnung für ein Birnmoos, es ist auch der Name für attraktive Schmuckstücke. Etwa der Ring aus Uwarowit, einem grünen Malachitmineral, der einem das Gefühl gibt, sich ein Stück Natur über den Finger zu streifen. «Ich interessiere mich für die Wechselwirkung zwischen Kreation und Wissenschaft, für Künstler wie Eduardo Kac und sein genetisch modifiziertes Leuchtkaninchen oder für Designer wie Dunne & Raby, die unser Verhältnis zu Objekten unter einem anderen, nämlich kritischen und ironischen Gesichtspunkt betrachten, was mir total gefällt», erzählt sie. Diplomiert in Schmuckdesign der Haute Ecole d’Art et de Design de Genève (Head), ist sie in den Design Incubator der Fondation Ahead aufgenommen worden. Die Stiftung unterstützt junge Kreative im Aufbau einer eigenen Marke und eines eigenen Geschäfts. «Meine Arbeiten positionieren sich zwischen Juwelierhandwerk und zeitgenössischer Kunst. Sie machen eine eigene Präsentation erforderlich, passen also eher in eine Galerie oder an ein Happening als in eine Boutique», definiert Muriel Laurent ihre Bijoux, die man wie kleine Kunstwerke auf sich trägt. www.muriellaurent-bijoux.blogspot.com Finanz und Wirtschaft LU X E | 51 LUST AC T U | PA S S É - P R É S E N T | par David Chokron von Emmanuel Grandjean NACH RAF SIMMONS, RICK OWENS UND GASPARD YURKIEVICH LÄSST AUCH KRIS VAN ASSCHE FÜR EASTPAK DIE KATZE AUS DEM SACK. WARUM SIE DIESE TASCHE UNBEDINGT HABEN MÜSSEN 1. WEIL SIE COOL IST. Mit Eastpak und Kris van Assche trifft die breite Öffentlichkeit auf Männermode vom Feinsten und der lässige Rucksack aus unseren Schuljahren auf den It Bag der neuen Stilbewussten. Sackstark! 2. WEIL SIE VON KRIS VAN ASSCHE STAMMT. Wie Hussein Chalayan und Viktor & Rolf ist auch er Künstler – er hat bereits mehrfach bei Analix in Genf und in der Galerie von Barbara Polla ausgestellt – und Fashion Designer in einem. Diese Doppelspurigkeit macht seine Kreationen zusätzlich intelligent. ANITA MOSER, MASSSCHUHMACHERIN Wie viele Massschuhmacher gibt es in der Schweiz, abgesehen von den Armee- oder Orthopädie-Schuhmachern? Sie sind an einer Hand abzuzählen. Und wie viele Herrenschuhmacher gibt es? Anita Moser in ihrem kleinen Atelier an der französischen Grenze überlegt. Wahrscheinlich ist die Bernerin die einzige in der Schweiz. «Ursprünglich war ich klassische Tänzerin von Beruf, beendete aber meine Karriere, um etwas, sagen wir, Bodenständigeres zu machen.» Sie beginnt bei Bally in Schönenwerd eine Lehre als Modellzeichnerin, lässt sich später in Basel zur Kleiderstylistin ausbilden. «Dann ging ich zu Bally zurück. Es war eine fantastische Zeit, allerdings waren die Leute nicht sehr offen. Jedes Mal, wenn ich mit einer Idee kam, sagte man mir, dass man diese schon in 52 | Finanz und Wirtschaft LU X E den 1960er Jahren umsetzen wollte, leider erfolglos. Ich brauchte mehr Freiheit, ich wollte meine eigenen Projekte ausloten. Ich wählte die Schuhmacherei, denn in diesem Bereich verfügte ich über die meisten technischen Kenntnisse.» 2003 lanciert die Gestalterin ihre eigene Marke Anita Moser. Zunächst produziert sie Damenmodelle, sieben Jahre später auch Schuhe für den Mann. «Die Herausforderung ist völlig verschieden. Die Damenkollektion muss in jeder Saison für Überraschung sorgen. Die Männer bleiben sich und dem zu ihnen passenden Schuhwerk treu. Sie haben nicht den Wunsch nach Neuem, sondern wählen stets das ähnliche Modell.» Ihr Stil? Ländlicher Dandy, urban-ruraler Chic für jede Gelegenheit, solide Lederschuhe. Abnehmbare Gamaschen aus Lackleder oder geflochtenem Stoff sorgen für das gewisse elegante Etwas und den typischen Anita-Mo- ser-Stil. «Ich begann mich für Herrenbottinen zu interessieren, weil ich Gelegenheit erhielt, mit Kandahar zu arbeiten. Die Manufaktur bei Thun stellt Après-Skischuhe her und kann jede Lederdicke nähen.» Die 100% in der Schweiz produzierten Schuhe kosten zwischen 650 und 750 Fr. «Männer sind bereit, verhältnismässig viel für Schuhe zu bezahlen, weil sie wissen, dass sie diese lange Zeit tragen werden. Für mich sind Schuhe wie Uhren, ein Basic, das mit dem Besitzer lebt und dessen Geschichten miterlebt. Ausserdem werden Schuhe mit dem Tragen immer schöner.» Vorausgesetzt, sie erhalten die richtige Pflege. Anita Moser bestätigt, dass Männer diesbezüglich sorgfältiger sind als die Frauen. Anita Moser Herrenschuhe sind nur auf Bestellung erhältlich. Adressen und Auskünfte www.anitamoser.ch 3. WEIL SIE MODISCH IST. Kris van Assche wurde von Hedi Slimane bei Dior Homme ausgebildet, das er neben seiner eigenen Marke noch immer als Artistic Director leitet. Er konzentriert sich ganz auf Männermode und legt Klassiker aus der Vergangenheit mit seinem unverwechselbaren, hocheleganten Stil neu auf, wobei er sie erfinderisch und minimalistisch mit cleveren und schicken Details aufpeppt. 4. WEIL SIE ZWECKMÄSSIG IST. Mit ihrer Fülle an unsichtbaren, tiefen Fächern und frechen Details (schauen Sie sich den Schlüsselanhänger an!) ist die Tasche wunderbar praktisch. Erhältlich in mehreren Versionen (Rucksack, Tragetasche, Schultertasche und Weekender) und in zwei Farbkombinationen (Beige und Schwarz). 5. WEIL SIE ERSCHWINGLICH IST. Eine Designertasche für 199 Fr.? Ja, das gibt es tatsächlich! Exklusiv erhältlich bei Brachard Contemporain in Genf, 18 rue de la Cité, 022 311 70 70, www.brachard.com, und unter www.eastpak.com Finanz und Wirtschaft LU X E | 53 PA S S I O N | P O RT R ÄT S | von Emmanuel Grandjean - Fotos: François Wavre Schuhe und Leute SIE SAMMELN, REPARIEREN, PFLEGEN – BEGEGNUNG MIT DREI LEIDENSCHAFTLICHEN LIEBHABERN UND KENNERN VON SCHÖNEM SCHUHWERK. 54 | Finanz und Wirtschaft LU X E YOHAN SEROR: DER SCHUHMACHER Genf ist eine schicke und mondäne Stadt, deren Bewohner auch zu Fuss gern luxuriös unterwegs sind. «Multinationale Unternehmen, internationale Organisationen beschäftigen Manager, Anwälte, Banker, für die es ein Must ist, gut gekleidet und beschuht zu sein», beschreibt Yohan Seror, der angesagte Luxusschuhmacher der Rhône-Stadt seine Klientel. In seinem Atelier im Quartier Eaux-Vives kümmert sich der aus Paris stammende Handwerksmeister um das Wohlergehen müder Treter, die ihm stilbewusste Kunden anvertrauen. Hier warten Topmarken für Männer (John Lobb, Weston, Santoni, Crockett & Jones) neben Damenlabels (Chanel, Vuitton und Louboutin) auf erstklassige Wartung. «Am meisten haben wir es mit Damenschuhen zu tun. Sie nutzen sich zwar schneller ab, die Reparaturen sind aber einfacher», beschreibt Schuhmacher Seror seine Arbeit. Fakt ist, dass Frauen grundsätzlich mehr Schuhe besitzen, modebewusster sind und deshalb in jeder Saison unzählige Highheels hinzukaufen müssen. Anders die Männer. Für sie sind Schuhe weniger Modeartikel, sondern vielmehr eine Frage des Dresscodes. «Ein Mann, der seine Schuhe pflegt, kann diese zwanzig bis dreissig Jahre tragen. Deshalb sind die Reparaturen auch viel aufwändiger», erklärt Yohan Seror, der die Schuhmacherei in Strassburg, Nevers, Angers und in Paris gelernt hat und diese Ausbildung als unumgängliche Voraussetzung bezeichnet, um Schuhe nach allen Regeln der Kunst zu reparieren. «In Sachen Schuhflicken bin ich Spitze. Ich hätte auch Schuhe herstellen können, aber die Möglichkeiten für erstklassige Massschuhmacher sind limitiert, denn die Kundschaft ist klein, die Arbeitsplätze rar. Frankreich hat in zwanzig Jahren nur gerade zwei, allerdings geniale Meister hervorgebracht: Anthony Delos und Pierre Corthay.» Seit einiger Zeit befindet sich die Luxusschuhmacherei jedoch im Aufwind. «Am Anfang meiner Gesellenjahre war das Metier wenig sicher. Heute ist alles anders. Das Luxus-Know-how zieht immer mehr Lehrlinge an», erklärt der französische Schuhmachergeselle Johnny Piot, der seit einem Jahr bei Seror arbeitet und bald wieder auf Wanderschaft von einer Schuhmacherei zur andern aufbrechen wird. «Es war Allessandro Berluti, der in den 1990er Jahren das Schuhmachergewerbe aufgeweckt hat», erzählt Seror, der die einzige Schuhmacherin der Romandie, Joséphine Bailat, ausbildet. «Berluti hat die weibliche Schuhphilosophie auf die männliche umgesetzt und junge Marken motiviert, diesen Markt zu bearbeiten. Vor zwanzig Jahren waren es sechs, heute sind es bereits dreissig Labels, die ihre Kreationen anbieten. Wie häufig der Fall, hat auch hier das Internet vieles verändert, es hat das Interesse für das Schuh- handwerk entfacht und damit den Käuferkreis vergrössert. Als ich Lehrling war, waren die Kunden durchschnittlich fünfzig Jahre alt. Heute ist die Hälfte meiner Kundschaft um die zwanzig, hervorragend informiert und sich bewusst, dass der Kauf von Luxusschuhen eine Investition in ein dauerhaftes Produkt darstellt.» Yohan Seror, 6 rue des Marronniers, Genf, 022 735 83 01, www.cordonnerie-seror.ch Finanz und Wirtschaft LU X E | 55 PA S S I O N | P O RT R ÄT S OLIVIER DE MESTRAL: DER SCHUHSAMMLER «Wir hatten die Idee», erzählt Brunno Gomes, «ein fast verschwundenes Metier aufleben zu lassen und die Tätigkeit des aus der Mode gekommenen Strassenschuhputzers aufzupolieren. Hierzulande hat dieser Beruf ein schlechtes Image, im Gegensatz zu den USA, wo es sich um ein angesehenes Handwerk handelt.» Vor allem, wenn es mit jener Sorgfalt ausgeübt wird, wie Brunno es tut. Dieser erteilt in genau dreissig Minuten eine Schuhputzlektion: «Als Erstes trage ich die Pflegecreme auf, die das Leder nährt. Dann die Farbcreme zur Auffrischung. Schliesslich glänze ich den Schuh mit der Bürste und appliziere farblose Wachscreme, die den Schuh schützt.» Jetzt wird der Schuh auf Hochglanz poliert und zwar nur die festen Teile, Spitze und Kappe. Um die Schuhe spiegelblank glänzen zu lassen, gibt man auf die einzelne Wachsschicht ein paar winzige Wassertropfen. Wie viele? «Das ist eben der Trick, wie überall gilt es auch hier, das richtige Mass zu finden.» www.shine-my-shoes.ch, Boutique Brogue, 4 rue de la Tour de l’Ile, Genf, 022 310 70 03 und 022 735 83 01 BRUNNO GOMES: DER SCHUHPFLEGER Er heisst Brunno – richtig, mit zwei n – und ist Schuhpfleger von Beruf. Brunno ist ein Meister seines Fachs, ein Experte in Sachen Glänzen und Polieren, der selbst lebensmüde Schuhe wieder auf Trab bringt. Man trifft ihn jeweils von 12 bis 15 Uhr in der Boutique Brogue an, wo er für den Schuhputzschemel verant56 | Finanz und Wirtschaft LU X E wortlich ist. Schuhmachermeister Yohan Seror (siehe Beitrag oben) und Gary Levy, Boutiquebesitzer und Genfer Luxusschuhe-Papst, haben das mobile Arbeitsmöbel bei einem Handwerker in Bordeaux anfertigen lassen. Geboten wird die Dienstleistung «Shine». Der Kunde opfert eine Viertelstunde und geht dann mit Schuhen von dannen, die wunderbar gepflegt, ja geradezu wie neu sind. Sein Atelier befindet sich in einem ruhigen Gässchen in Nyon. Nach zehn Jahren Vermögensverwaltung verabschiedete sich Olivier de Mestral von der Bank, um sich seiner Passion, der Verarbeitung von Leder, zu widmen. «Ich erfüllte mir einen Kindertraum», erzählt der Sattler, der das Metier bei Jean Müller in Genf gelernt hat. Seit zwei Jahren in der Pferdesattlerei arbeitend, fabriziert der Waadtländer nun auch Lederaccessoires, Gepäckstücke, arbeitet für die Segelschifffahrt und nimmt auch Spezialaufträge entgegen. So hat er für einen MG-Oldtimer einen Koffer für auf die Heckklappe hergestellt. Schuhe fabriziert er keine, aus dem einfachen Grund, weil sich die Gelegenheit dazu nicht ergeben hat. «In der Schweiz gibt es keine Ausbildung für Massschuhmacher. Man legt hier den Akzent auf seriöse, sorgfältige Arbeit. Stil und Ästhetik kommen erst in zweiter Linie», weiss er um hiesige Schuhmacherkunst, um fortzufahren, «die Armee besitzt eine einzigartige Tradition in der Schuhmacherei – sie liefert solide, gut gemachte und dauerhafte Produkte, kümmert sich aber nicht ums Aussehen. Wir haben nicht die gleiche Kultur des Schönen wie beispielsweise Frankreich und Deutschland.» Olivier de Mestral stellt keine Schuhe her, aber er sammelt sie. «Ich liebe deren Zeitlosigkeit. Schuhe sind unsere Verbindung zur Erde. Oder wie man so schön sagt, wie beschuht, so läuft man.» Er ist stolzer Besitzer von etwa 45 Paaren, 30 davon trägt er eigentlich nie. «Ich kaufe sie aus purer Sammlerleidenschaft. Sie gefallen mir, weil sie einen Markstein in der Geschichte der Massschuhmacherei darstellen oder weil sie mit einer einzigartigen Technik produziert und genäht wurden.» Farblich liebts der Schuhliebhaber eher traditionell – braun, schwarz, manchmal bordeaux. Er bevorzugt klassische Formen, die keiner Mode unterworfen sind. «Calceophil ist eine Wortschöpfung, die die Liebe zu schönen Schuhen bezeichnet und die nichts mit Fetischismus zu tun hat», präzisiert Olivier de Mestral, der sich noch sehr gut an seine ersten Church erinnert, seine Leidenschaft. «Sie gehörten meinem Vater. Ich war etwa fünfzehn und habe sie wochenlang poliert.» Sie sind immer noch Teil seiner Kollektion, die hochpreisige Labels wie Weston, Edward Green, Maxwell, Anthony Delos, Pierre Corthay und viele andere mehr umfasst. Und man beginnt die Freude an kostbarem, teurem Leder zu begreifen. «Kostbar ja, teuer nein, ich bestehe auf dieser Unterscheidung. Wenn ein Bottier für ein Paar Schuhe 4000 Fr. verlangt, die aus besten Materialien von besten Arbeitskräften hergestellt wurden, die vielleicht vierzig bis fünfzig Stunden daran gearbeitet haben, dann ist das nicht teuer, sondern ein korrekter Preis. Wahrscheinlich kann er damit nicht mal seine Kosten decken.» | www.olivierdemestral.ch Finanz und Wirtschaft LU X E | 57 Fotograf: Marc Ninghetto Post-Produktion: Karim Nassar Haare & Make-up: Francis Ases Styling: Pascale hug Models: Ben, Manuela & Melanie @UnitedModels AD: Francesca Serra & Emmanuel Grandjean STILDUELL DIE GESCHWUNGENEN LINIEN IM ROLEX LEARNING CENTER IN LAUSANNE SIND DAS TERRAIN DER KONFRONTATIONEN: SCHWARZ GEGEN WEISS, RATIO GEGEN EMOTION. ER Anzug und Hemd: Dries Van Noten Schuhe: Bally Uhr: ROLEX Oyster Perpetual Submariner Date, Stahl SIE Seidenhemd: Chanel Reithose und Gürtel: Jean Paul Gaultier Schuhe: Fendi Uhr: ROLEX Oyster Perpetual Datejust Lady 31, Everose-Gold, Lünette mit 24 Brillanten SIE Kleid: Bally Body: La Perla Pelz: Bally Uhr: ROLEX Oyster Perpetual Datejust Lady 31, Everose-Gold, Lünette mit 24 Brillanten ER Hemd: Balenciaga Uhr: ROLEX Oyster Perpetual Cosmograph Daytona, Everose-Gold SIE (links) Kasack: Alexander McQueen SIE (rechts) Cape: Fendi Short: Miu Miu Uhr: ROLEX Oyster Perpetual Datejust, Rolesor-WeissGold, Lünette mit 46 Brillanten SIE Gilet: Simonetta Ravizza Gürtel: Jean Paul Gaultier Uhr: ROLEX Oyster Perpetual Datejust Special Edition, Weissgold, Lünette, Zifferblatt und Armband mit Diamanten Hemd: Dior Hose: Jean Paul Gaultier Schuhe: Bally Gürtel: Firma ER Hose: Neil Barrett Rollkragenpullover: Dior Uhr: ROLEX Oyster Perpetual Day-Date II, Platin, Ice-Blue-Zifferblatt W E B K U N S T | S AVO I R FA I R E | von Konrad Koch - Fotos: Vera Hartmann Traumstoff ORGANZASEIDE, KASCHMIR UND YANGIR, DAS GOLDENE VLIES ZENTRALASIENS: IN BESTER MANUFAKTURTRADITION VERARBEITET DIE WEBERIN KAROLA KAUFFMANN NATURGARNE ZU TEXTILEN KOSTBARKEITEN, DIE IN IHRER EINZIGARTIGKEIT KLEIDUNGSOBJEKTE UND KUNSTWERKE IN EINEM SIND. 66 | Finanz und Wirtschaft LU X E R aunende heissen sie, die germanischen Schicksalsgöttinnen. Von Göttern und Elfen sollen sie abstammen, die Nornen, die den Lebensfaden der Menschen zum Schicksalsnetz verweben. Feenkleid nennt denn auch Karola Kauffmann das Kinderkleid, das in einem Stück gewoben ist. Es ist aus Organzaseide, ein Hauch nur, luzider Nebelschleier, wie sie diesen regenschweren Sommer über dem Moorteich vor ihrer Werkstatt hangen. Der Weg zur Weberin ist eine Reise in Mythen. An der Strasse von Laufenburg in den Hochschwarzwald führt am Dorfende des deutschen Hottingen eine unscheinbare Abzweigung wenige hundert Meter weiter in einer Waldlichtung zu ihrem Haus, direkt an der Murg, die tief unten in den Rhein mündet. Was die Raunenden er- zählen, muss an einem solchen Ort zu Geschichten verwoben worden sein. Selbst die Seide für ihren Organzastoff hat eine Geschichte. Gekauft hat sie die Seidenspulen von einem Händler, der sie aus einem gesunkenen Handelsschiff geborgen hatte. Was keine Weberei zu verarbeiten wagte, ist die langsam zur Neige gehende Prima Materia ihrer Arbeit. SEIDE UND MYTHEN Schwer sei es, erzählt sie, Garn und Zwirn von solcher Qualität zu finden, wie sie sie für ihre Stoffe brauche. In der Schweiz gibt es keine einzige Spinnerei mehr, Grossisten nur noch wenige. Sie hütet denn auch ihren Fundus von Kisten voller Spulen der einstigen Seidenzwirnereien Dürsteler und Zwiki wie ihren Nibelungenschatz. Immer auf der Suche, kann gar Industrieabfall veredelt werden. In einen Seideni Waldidyll an stoff hat sie kupferne Wider Murg: Karola ckeldrähte von ElektroKauffmann in motoren zusammen mit einem von ihr Goldfäden eingearbeitet. entworfenen Es ist oft der Zufall Organza-Kleid. des Materialfindens, der sie inspiriert, beschreibt sie ihre Arbeitsweise und greift einen Schal, der in den Farben Schwarz und Gold fliesst wie die Murg im Sonnenlicht. Erst aus der Widerspenstigkeit der Garne, die Kette aus Seide, der Schuss aus feinstem Kaschmir und grober Rohseide, ergab sich ein Gewebe, das atmend sich ausdehnt und wieder zusammenzieht. Zu einem bäurischen Stoff verwoben hat sie Leinen aus Wien und Leipzig von 1880, die sie in einem Lager entdeckt hatte. Viele ihre Arbeiten sind wie Bilder, gar Objekte, die nicht nur getragen werden können als Schal oder Kleid, sondern sich an die Wand hängen oder im Raum aufstellen lassen. Verständlich, dass einige als zeitgenössische Kunst von Sammlungen angekauft wurden. KUNST UND HANDWERK Es ist eine alte Handwerkstechnik, die sie auf ihren manuellen Webstühlen immer wieder neu interpretiert. Das Webmuster entsteht durch die Verkreuzung von Kette und Schuss, der Bindung. Die Kettfäden sind die auf dem iImpressionen aus dem Kettbaum aufgewickelten, Webatelier in Längsrichtung gespannten Träger des Stoffes. Gehoben und gesenkt wird zwischen den Kettfäden der Schussfaden mit einem Schiffchen oder von Hand eingetragen. Drei Bindungen sind das Fundament, aus denen sich alle Muster ableiten. In der einfachsten Form, der Leinwandbindung, wird der Schussfaden abwechselnd über und unter den Kettfäden geführt. Der Stoff sieht auf beiden Seiten gleich aus. Geht der Schuss unter einem Kettfaden durch und dann über mindestens zwei Ketten hinweg und so fort, wobei der nächste Schussfaden den Rhythmus verlagert, entsteht ein diagonales Muster, die Köperbindung. Bekannteste Reliefmuster sind der Diamantköper und der Fischgratköper. Die beiden Seiten des Stoffes sind dabei unterschiedlich. Die Atlasbindung liefert Stoffe, deren Oberfläche das Licht irisierend spiegelt. Erreicht wird dieser Effekt, der der Damastseide ihren glanzvollen Auftritt ver- schafft, indem der Schussfaden erst unter einer Kette hindurch und dann über mehr als zwei hinweg geht. Mit den drei Grundbindungen lassen sich auf der Klaviatur des Webstuhls alle Musterakkorde spielen. Zu einer stummen Kollage hat Karola Kauffmann vor über zwanzig Jahren gar Magnetbänder aus Tonbandkassetten, bespielt mit Pink-Floyd-Konzerten, Vorträgen von Baghwan und Heidi-Hörspielen, verwoben. Grün bis anthrazit schillert der Diamantköper des Ton-Rocks. In den Anfangsjahren ihrer schon fast dreissigjährigen Schaffenszeit hat sie die Arbeit, den Webstuhl mit den bis zu 3400 Kettfäden einzurichten, als furchtbar empfunden. Heute ist für sie die teilweise wochenlang dauernde Arbeit, Ketten aus Seide, Kaschmir oder Leinen in bis zu 100 Meter Länge zu machen und am Kettbaum aufzuwickeln, zu einer meditativen Vorbereitungsphase geworden. «Ein Augenblick der Vorfreude», wie sie sagt. Gelassenheit hat sie auch Fehlern gegenüber entwickelt. Aus ihnen entsteht Finanz und Wirtschaft LU X E | 67 TA U C H E R U H R E N | WA S S E R D I C H T W E B K U N S T | S AVO I R FA I R E « Jeder Stoff ist einmalig und ist dadurch die Substanz gewordene Definition für Luxus. » immer Neues. Bewusst macht sie Musterbrüche, um Spannung und Irritation aufzubauen. Was dabei wie Verläufe in der Färbung aussehen kann, sind fliessende Übergänge von Leinwandbindung zu Köperbindung. Stoffe, die schwer von der Optik wirken, können federleicht zum Tragen sein. Edelstes Material – und in aller Bescheidenheit einzige Weberin, die es verarbeiten kann – ist dabei das Haar des Mongolischen Steinbocks, des Yangirs. Bis zu vier Tage webt sie an einem Schal aus dieser Kostbarkeit. 68 | Finanz und Wirtschaft LU X E Es gibt jedoch keine zwei Stoffbahnen, die gleich sind. «Ich will nichts wiederholen», rechtfertigt sie die Einmaligkeit ihrer Arbeit; auch Auftragsarbeiten macht sie nicht. Jeder Stoff ist dadurch die Substanz gewordene Definition von Luxus: von bester Materialqualität in vollendeter Arbeit ausgeführt – ein Unikat eben, das seinen berechtigten Preis hat. Ein Yangirschal kostet bis zu 4000 €. Kaufen kann man ihre Arbeiten im Atelier oder an Vernissagen und Ausstellungen. «Stoffe sind unsere zweite Haut», philosophiert Karola Kauffmann, «und sie zeigen, wie wir wahrgenommen werden wollen.» Ihre haben ein besonderes Label, das der Schönheit und der Individualität. | Information und Adresse unter www.karolakauffmann.ch. Ab dem 5. Oktober sind an der Triennale im Museum für Angewandte Kunst in Frankfurt Arbeiten von ihr ausgestellt. Finanz und Wirtschaft LU X E | 69 U H R E N | W E LT Z E I T | von Michel Jeannot - Illustration: Nicolas Zentner Der Jetlag der Uhrmacher WIRD MAN EINEN TAG ÄLTER, WENN MAN VON SAMOA NACH TONGA REIST, ODER JÜNGER IM UMGEKEHRTEN FALL? DIE BEIDEN INSELGRUPPEN TRENNEN ZWAR NUR 950 KM, DER ZEITUNTERSCHIED BETRÄGT ABER 23 STUNDEN UND ILLUSTRIERT DIE KOMPLEXITÄT DER WELTZEITGEOGRAFIE. D ie Inselgruppe Tonga und die Samoa-Inseln im Südpazifik sind nur 950 km voneinander entfernt. Aber wenn die Bewohner auf Samoa am Sonntagmorgen aufwachen, starten die Tongaer schon in die Arbeitswoche. Die internationale Datumsgrenze zerschneidet den Pazifik in zwei Teile und verläuft exakt zwischen den beiden Ländern. Im Osten gilt die Tonga-Zeitzone (+12 Stunden in Relation zur Universal Time Coordinated, UTC), im Westen die Samoa-Zeitzo- pDie Tambour von Louis Vuitton verbindet die Zweizonenfunktion mit der Poesie des MinutenRepetierwerkes. ppPatrimony Traditionelle World Time von Vacheron Constantin: die einzige Uhr, die die 37 Zeitzonen der Welt anzeigt. 70 | Finanz und Wirtschaft LU X E ne (–11 Stunden in Bezug zur UTC). Die gleichzeitig mit den Zeitzonen geschaffene Linie verläuft ungefähr dem Antipoden-Meridian von Greenwich entlang und durchquert eine der wirtschaftlich ärmsten Regionen der Welt. An der Internationalen Meridiankonferenz im Oktober 1884 in Washington D.C. wurde die Erdoberfläche in 24 Stundenzonen von je 15 Längengraden eingeteilt mit dem Greenwich-Merdian (Längengrad 0) als Ausgangspunkt. Das System wurde in der Folge bald von den meisten Ländern übernommen. Aus einleuchtenden Gründen hat jedes Land den Wunsch, die Zeit in seinem Gebiet zu vereinheitlichen und legt eine einzige gesetzliche Zeit fest. Diese ist auch dann gültig, wenn einige seiner Gebiete leicht in die benachbarte Zeitzone hineinragen. So etwa in Frankreich mit dem im äussersten Osten liegenden Elsass und Korsika. Während Länder mit grosser Ost-West-Ausdehnung sich über meh- rere Zeitzonen erstrecken, gehören beispielsweise China oder Indien nur einer einzigen Zeitzone an, wodurch im ganzen Land die gleiche Zeit gilt. In dieser überaus breiten Zone steht die Sonne im Westen um 15 Uhr, im Osten um 11 Uhr im Zenith. JEDEM LAND SEINE EIGENE ZEIT Die meisten grossen Länder (USA, Russland, Brasilien, Australien usw.) sind willkürlich mehreren Zonen zuge- ferenz zur koordinierten Weltzeit. Wenn also in Zürich die Mittagsglocken läuten (Sommerzeit), ist es in Kabul 14.30 Uhr und in Katmandu 15.45 Uhr. Eine der jüngsten Zeitzonenänderungen hat Präsident Hugo Chavez eingeführt, der im Dezember 2007 beschloss, die venezolanische Standardzeit um 30 Minuten zurückzustellen. Für die Uhrmacher eröffneten sich mit der Aufteilung unseres Planeten in Zeitzonen viele neue Horizonte, aber die –An der Internationalen Meridiankonferenz 1884 wurde die Welt in 24 Stundenzonen mit dem Nullmeridian in Greenwich eingeteilt.– ordnet, um so eine zu beträchtliche Differenz zwischen der gesetzlichen und der Sonnenzeit möglichst zu verringern. Während die Mehrheit der Länder die westliche Aufteilung übernommen hat, gibt es im Osten noch solche, die ihre eigene Zeitrechnung regeln. Unter ihnen Indien, Afghanistan oder der Iran, die in Bezug zu ihrer jeweiligen Zeitzone eine halbe Stunde Differenz haben. Andere wiederum wie etwa Nepal gehen noch weiter und haben eine Viertelstunde Dif- landesspezifischen Ausnahmen machen ihr Handwerk komplizierter. Viel Innovations- und Erfindergeist ist erforderlich, um immer komplexere Systeme zu entwickeln, damit die Uhren zwei, drei, vier und mehr Zeitzonen anzeigen können und so den Bedürfnissen der mobilen Gesellschaft entsprechen. Das einfachste System, gleichzeitig zwei Zonen anzuzeigen, ist ein zweiter Stundenzeiger im Zentrum des Zifferblattes, der sich in Form und Farbe von den anderen unterscheidet. Die 1955 vorgestellte Rolex Oyster Perpetual GMTMaster ist und bleibt die symbolträchtigste dieser Kategorie. Dem gleichen Geist verpflichtet ist die besonders anwenderfreundliche Zweizonen-Uhr von Ulysse Nardin mit dem in den 1990er Jahren patentierten System Dual Time, einer mit der Schnelleinstellung der Lokalzeit über die beiden Drücker (+) und (–) überaus intelligenten Technik. Das neue Modell Executive Dual Time basiert auf diesem Konzept, allerdings wurde der zweite Zeiger durch ein Fenster bei 9 Uhr ersetzt. Bei manchen Zeitzonenuhren steht der zweite Stundenzeiger nicht mehr zentral auf dem Zifferblatt, sondern dreht sich in einem kleinen Zusatzfenster. So gesehen bei der neuen Portofino Dual Time von IWC, die die zweite Zeitzone auf dem Zähler bei 12 Uhr anzeigt. Weniger konventionelle Modelle haben für jede der beiden Zeitzonen ein eigenes Zifferblatt. Die Manufaktur Jaeger-LeCoultre nutzt die Vorteile ihres berühmten Drehgehäuses geschickt für die Reverso Grande GMT. Auf der Vorderseite liest man die kleine Sekunde, Grossdatum und Tag-/ Nachtanzeige, auf der Rückseite Stunden, Minuten der zweiten Zeitzone, 24-Stunden-Anzeige, Gangreserve von 8 Tagen und Zeitverschiebung in Bezug auf die Finanz und Wirtschaft LU X E | 71 U H R E N | W E LT Z E I T international gültige GMT. Mit den beiden Rücken an Rücken sitzenden Zifferblättern und dem einzigen Uhrwerk macht das legendäre Jaeger-LeCoulte-Kaliber 878 grosse Zeitsprünge möglich. fZwei Zeiten, ein Werk: Reverso Grande GMT, der Klassiker von Jaeger-LeCoultre. TÖNENDE GMT Statt mit Zeigern können auch mit Scheiben und Fenster oder deren Kombinationen die verschiedenen Zonenzeiten dargestellt werden. Bei bestimmten Modellen sind die 24 Referenzmetropolen auf einer Drehlünette oder einem drehbaren Zifferblattring angezeigt. Die Lange 1 Zeitzone von A. Lange & Söhne ist mit zwei Zifferblättern mit Stunden-Minutenzeigern und Tag-/Nacht-Indikation ausgestattet. Die Heimzeit wird normalerweise auf dem Hauptzifferkreis angegeben. Durch Betätigen des Zeitzonen-Drückers weist der Zeiger auf die gewünschte Stadt auf dem Städtering, synchron dazu springt auch der Stundenzeiger der Zonenzeitanzeige weiter. Im Weiteren besteht die Möglichkeit, statt der Heimzeit die Lokalzeit auf dem grossen Zähler anzuzeigen und mit der brevetierten Grossdatumsanzeige zu synchronisieren. RUND UM DIE WELT MIT 37 ZEITZONEN Von Innovation zeugt auch die jüngste Tambour von Louis Vuitton. Via Koppelung der Zeitzonenfunktion an das Minuten-Repetierwerk ertönt die Heimzeit. Das komplexe KafZweite Zeitzone liber ist ein erneudezentral auf 12 Uhr der Portofino Dual Time ertes Konzept des GMT-Zeitmessers, von IWC. der so eine wunderschön poetische Dimension erhält. Die Zeit des «Anderswo» (wo man sich gerade befindet) wird mit normalen Zeigern angezeigt, während das «Hier» (Heimzeit) im Fenster im Zentrum des Zifferblatts erscheint. Bei Aktivierung des MinutenRepetierwerks gibt das Läutwerk mit tiefen und hohen Tönen die Zeit zuhause an. Die Angabe der Zeit in zwei, drei und gar vier Zeitzonen ist an sich schon eine bemerkenswerte technische Leistung, noch beeindruckender sind die sogenannten Welt- oder Universalzeituhren, die in 72 | Finanz und Wirtschaft LU X E den 1930er Jahren vom Genfer Uhrenmacher Louis Cottier entwickelt pLange 1 wurden. Diese sind in der Lage, Zeitzone von A. gleichzeitig die Zeit in mindes- Lange & Söhne: zwei zusätzliche tens 24 Zeitzonen anzuzeigen. Zifferblätter Die symbolträchtigste Weltzeit- mit Stunden-/ uhr ist zweifellos die Patek Phi- Minutenzeiger lippe Referenz 1415. Ein Mo- und Tag-/ dell in Platin aus dem Jahr 1946 Nachtanzeige. wechselte 2002 an einer Auktion von Antiquorum für 6,6 Mio. Fr. den Besitzer. Ein Weltrekord für eine Armbanduhr. Auch im Genfer Uhrmacherhaus Vacheron Constantin haben pDie Weltzeituhr Weltzeituhren eine lange Tra- Ref. 1415 von dition. In Zusammenarbeit mit Patek Philippe erzielte 2002 an Louis Cottier entwickelte die einer Auktion von Manufaktur ab den 1930er Jah- Antiquorum den ren diese technischen Wunder- Rekordpreis von werke. Dieses Jahr präsentierte 6,6 Mio. Fr. Vacherin Constantin die ebenfalls von Louis Cottier inspirierte Patrimony Traditionelle Worldtime. Diese zeigt die Ortszeiten aller 37 Weltzeitzonen an und damit nicht nur die vollen Stunden, sondern auch jene, die um eine halbe oder Viertelstunde von der benachbar- pDie Rolex ten Zeitzone differieren. Oyster PerDieses Glanzstück ist das kom- petual GMTplexeste seiner Art. Es informiert Master II ist die auch über die Zeitzone des Sa- symbolträchtige Uhr mit zweiter moa-Archipels, der jetzt noch Zeitzone. östlich der Datumsgrenze liegt, wo aber gemäss Entscheidung des Premierministers Tuilaepa Sailele Malielegaoi ab Ende 2011 das gleiche Datum gültig sein soll wie auf den vier benachbarten Tonga-Inseln. Ziel ist es, sich den westlichen Wirtschaftspartnern zu nähern. «Wir treiben Handel mit Neuseeland und Australien und verlieren jeweils zwei Geschäftstage pro Woche», er- pAnwenderklärt der Regierungschef den Be- freundlich: schluss. Über die Neuerung sind Ulysse Nardin nicht alle Inselbewohner glück- und das patenlich, die sich bisher rühmten, an tierte System einem der wenigen Orte der Welt Dual Time. zu leben, wo die Sonne am spätesten untergeht. Dafür werden sie am 1. Januar 2012 unter den Ersten sein, die die Sonne aufgehen sehen. Gleichzeitig bescheren sie mit ihrem 23-Stunden-Sprung der Uhrenindustrie eine neue Knacknuss. | ZONENZEITEN IN ABWEICHUNG ZU DEN VOLLEN STUNDEN Referenz GMT – 9 h 30: Polynesien: Marquisen-Inseln – 4 h 30: Venezuela (seit 2007) – 3 h 30: Kanada: Neufundland und Labrador + 3 h 30: Iran + 4 h 30: Afghanistan + 5 h 30: Indien, Sri Lanka + 5 h 45: Nepal + 6 h 30: Kokosinseln; Myanmar (Birma) + 8 h 45: Westaustralien Eyre Highway (Central Western Time) + 9 h 30: Zentralaustralien (Australien Central Standard Time) + 10 h 30: Australien: Lord-Howe-Inselgruppe + 11 h 30: Norfolk-Inseln (Norfolk Time: NFT) + 12 h 40: Chatham-Inseln (Neuseeland) RUSSLAND SCHAFFT DIE WINTERZEIT AB D Ölkrise 1974 veranlasste die Europäische Die U Union dazu, für alle Mitgliederländer die Sommerzeit einzuführen, denn Energiesparen war angesagt. Um Transport, Kommunikation und Austausch innerhalb der EU zu erleichtern, legten Parlament und Rat die verbindlichen Daten fest. Seit 1998 schalten alle EU-Länder am letzten Märzsonntag um 2 Uhr morgens auf die Sommerzeit, die Winterzeit beginnt am letzten Sonntag im Oktober um 3 Uhr. Zu Beginn der Sommerzeit wird die Uhr von 2 Uhr auf 3 Uhr um eine Stunde vorgestellt. Am Ende der Sommerzeit geht’s dann wieder eine Stunde zurück. Ab diesem Jahr hat der russische Präsident Dmitri Medvedev beschlossen, von nun an auf die Zeitumstellung zu verzichten. Begründet wurde die Massnahme mit Gesundheitsargumenten. «Wie gewohnt stellen wir im Frühling und im Herbst die Zeit um, und wie gewohnt beklagen wir uns darüber. Denn die Umstellung bringt den menschlichen Biorhythmus durcheinander, und das irritiert.» Damit nimmt Russland in Zukunft in Europa eine Sonderstellung ein. Da in der Europäischen Union weiterhin die Sommer- bzw. Winterzeit gelten wird, beträgt also in Zukunft der Zeitunterschied zwischen Mitteleuropa und dem europäischen Russland im Winterhalbjahr drei Stunden, im Sommer wie gehabt zwei Stunden. Finanz und Wirtschaft LU X E | 73 H A U T E H O R LO G E R I E | C A R T I E R A R T T I M E | von Michel Jeannot Der Juwelier der Uhrmacher DAS SCHMUCK- UND UHRENHAUS CARTIER PRÄSENTIERT IN ZÜRICH EINE GANZ DER UHRMACHERKUNST GEWIDMETE AUSSTELLUNG. I n der Haute Horlogerie ist Cartier eine der derzeit aktivsten Marken. Sie gehört zusammen mit Rolex und Omega zu den drei Schweizer Giganten der Uhrmacherei, geniesst aber vor allem auch aufgrund ihrer Juwelierkunst, Lederwaren und Accessoires hohes Ansehen. Auf diesem Image will Cartier aufbauen, nicht zuletzt mit seiner ersten exklusiv der hohen Uhrmacherkunst gewidmeten Wanderausstellung im Museum Bellerive in Zürich. «Cartier Time Art» macht nach ihrer einzigen europäischen Station auch in den USA und in Asien Halt. FEHLENDE LEGIMITÄT ERWERBEN Die vom japanischen Designer Tokujin Yoshioka inszenierte Ausstellung «Cartier Time Art» vereint die grösste Anzahl Cartier-Uhren, die jemals der Öffentlichkeit gezeigt wurden. Insgesamt 158 historische Uhren aus der Cartier-Sammlung und 17 moderne Uhren (sowie 10 aktuelle Uhrwerke und Einblicke in das Know-how der Kunst- handwerker) können in Zürich bewunndert werden. es Die Cartier-Sammlung als sichtbares er Vermächtnis der Marke wurde seit der rt. Gründung im Jahr 1983 stetig erweitert. le Sie enthält heute ungefähr gleich viele re Uhren wie Schmuckstücke und andere in Objekte. Pascale Lepeu, die Kuratorin t, der Ausstellung, hat Stücke ausgewählt, ft die von der kreativen Schaffenskraft avon Cartier im Bereich der Uhrenmaie cherkunst zeugen, wie zum Beispiel die ge bisher in diesem Ausmass einzigartige Auswahl «geheimnisvoller» Uhren. ät Trotz der unbestrittenen Kreativität lliess Cartier ihre Uhrwerke und vollmständigen Kreationen lange von namrhaften Manufakturen wie etwa Jaegerte LeCoultre herstellen. Historisch fehlte iCartier deshalb die volle Legitimität einer Uhrenmanufaktur. Um diesen Mangel zu beheben, haben die Richemont Gruppe, zu der Cartier gehört, und die Geschäftsführung von Cartier mit dem Vorstandsvorsitzenden Bernard Fornas beschlossen, hauseigene, hochkomplexe Fotos: Cartier Cartier Art Time bis 6. November 2011 Museum Bellerive Höschgasse 3, Zürich 043 446 44 69 www.museumbellerive.ch Offen: Di-So: 10 bis 17 Uhr Do: 10 bis 20 Uhr 74 | Finanz und Wirtschaft LU X E und bahnbrechende Uhrwerke zu entwickeln. So hat sich die wirkungsvolle Geschäftsmaschinerie Cartier in wenigen Jahren zu einer der kreativsten Marken der hohen Uhrmacherkunst gemausert. ZEHN NEUE UHRWERKE Heute beschäftigt Cartier Horlogerie an sieben Schweizer Standorten fast 1700 Mitarbeitende. 1000 davon sind allein in der Manufaktur in Crêt-du-Locle tätig. Carole Forestier-Kasapi, die Chefin der Werkkonstruktion bei Cartier (und einzige Frau in einer derartigen Position in der Uhrenbranche) leitet ein 30-köpfiges Entwicklungsteam sowie ein Dutzend weitere Mitarbeitende in der Forschung und Entwicklung, die an einer langfristigeren Vision arbeiten. Die Haute-Horlogerie-Sammlung von Cartier wurde in den letzten vier Jahren stark ausgebaut. Neben zehn modernen Uhrenmodellen kamen auch Uhrwerke für seltene Damenuhren hinzu. Ausserdem hat die Manufaktur Cartier ihr eigenes Automatikwerk, das Kaliber 1004MC, entwickelt und damit ihre Ambitionen in der hohen Uhrmacherkunst einmal mehr deutlich gemacht. Die Ausstellung «Cartier Time Art» im Museum Bellerive inZürich ist ein eindrücklicher Beweis dafür. | Finanz und Wirtschaft LU X E | 75 S T I L | Z U B E S U C H | von Konrad Koch - Foto: Dominic Büttner Willkommen bei Hannes B. ER IST DER DOYEN DER SCHWEIZER MÄNNERMODE. SEIT ÜBER 40 JAHREN ENTWIRFT HANNES BÜHLER IN SEINEM ATELIER IN ZÜRICH JÄHRLICH EINE SOMMER- UND EINE WINTERKOLLEKTION, JEDES MAL ANDERS UND IMMER ERKENNBAR MIT DER HANDSCHRIFT VON HANNES B. «D f Der Mode-Champ in seinem Atelier: Das Markenzeichen von Hannes B. ist der Boxer. Im Hintergrund sichtbar auf der von ihm entworfenen Tragtasche. er Winter wird unglaublich schön!» Es ist nicht die Aussicht auf Schnee, es ist seine Kollektion Winter 2011/12, die Hannes Bühler in seinem Atelier so euphorisch stimmt. Orientalische Impressionen nennt er sie. Verarbeitet hat er darin Kaschmir, Seide, Baumwollstoffe, feinstes Ziegenleder. Die Schnitte sind inspiriert von seiner Reise durch Rajasthan letztes Jahr. Fotografiert hat er sie für den Katalog in einem maurischen Grand Hotel in Marrakesch. «Ich lasse mich schnell entflammen», rechtfertigt der durch Stile und Kulturen Reisende seine Begeisterungsfähigkeit und greift nach dem Katalog der letzten Sommerkollektion. Farben und Muster von rousseauschem Tropenfieber. Entstanden ist sie nach einer Reise durch Indonesien, auf der er Stoffe eingekauft habe wie im Rausch. Sein Atelier hat der beständigste der Schweizer Modeschöpfer nur wenige Schritte von seinem Laden im Zunfthaus zur Meisen in einem Altstadthaus am Münsterhof in Zürich. Der Stundenschlag von St. Peter vibriert in der Schneiderstube, von der man auf die Fraumünster-Kirche blickt. Den Lichtwurf ihrer Chagall-Fenster glaubt man auf dem Arbeitstisch zu sehen, ob der Farbenpracht der Stoffmuster und der Lebendigkeit der Skizzen. Aufgewachsen ist Hannes Bühler in Chur. Dass er neben seiner schöpferischen Natur eine gesunde merkantile Haltung hat, verdankt er dem Beharren seines Vaters, erst einen seriösen Beruf zu lernen. Er macht eine Lehre als Kaufmann, bevor er sich an der Kunstgewerbeschule Basel zum Damenschneider ausbilden liess. Sein Handwerk vervollkommnete er dann im Haute-CoutureHaus von Hubert de Givenchy in Paris. Da wurde ihm beigebracht, was Qualität der Stoffe und der Verarbeitung heisst. LEHRJAHRE BEI GIVENCHY 1969 kehrte er nach Zürich zurück. «Ihre Knopflöcher sind zu teuer, Herr Bühler», hiess es von der Direktion des Damenkonfektionshauses in Zürich, für das er als Modelist arbeitete. Was blieb ihm anderes übrig, als sich selbständig zu machen? Weil mit Haute Couture an ein Auskommen in der Zwinglistadt nicht zu denken war, entschied er sich für Prêt-àporter-Männermode. Sakes Fifth Avenue in New York gehörte zu seinen Abnehmern, er träumte von Amerika. Doch gegen den Zerfall des Dollars von 4 auf unter 2 Fr. war auch mit Kreativität nicht anzukommen. Ich bin nicht der Typ fürs grosse Geschäft, gestand er sich ein. Statt Filialen in Paris und Mailand mietete er sich an der Wühre 1 im Untergeschoss des Zunfthauses zur Meisen eine Lokalität. Was befristet auf wenige Jahre begann, ist seit über 40 Jahren eine der ersten Adressen für Männermode in Zürich. So grossartig kann Bescheidenheit sein, dass er heute in opulenten Materialien für seine Kollektion schwelgt. Ein Finanz und Wirtschaft LU X E | 77 STIL | ZU BESUCH Sakko aus Baumwolle und Seide aus der kommenden Winterkollektion heisst mit Recht Maharadscha. Verziert ist es mit fünf Knöpfen aus Diamanten und Rubinen. Eingekauft hat er mehrere Etuis davon auf seiner Indienreise bei einem Juwelier in Jaipur. Massgeschneidert kostet das Jackett rund 8000 Fr. Indische Stilelemente ziehen sich durch die ganze Winterkollektion, von Jodphur-Hosen in erdfarbenem Ziegenleder, eng geknöpft an den Waden und bequem weit an den Oberschenkeln, über Hemden mit Stehkragen bis zu seinen Klassikern, den Bademänteln, jetzt mit Kaschmirmotiven. Es wird ein taillierter Winter werden. Doch schmaler geschnitten kann die Männermode nicht mehr werden, bereits zeigen sich erste cabana. So heiss findet er die Stoffe. Doch das Diktat der Modefabrikation verlangt, dass er sich bereits Anfang Oktober mit den Musterkollektionen der Stoffhersteller für den Winter 2012/13 beschäftigen muss. Und als ob er nicht genug Verpflichtungen in seiner Agenda hätte, will er noch einen Katalog mit 24 Geschenkideen für Weihnachten entwerfen. «Wenn Freunde mich fragen, wie lange machst du das noch mit», erzählt er, «dann sage ich ihnen: Mit der Erfahrung, die ich habe – ich fange erst richtig an!» «In Sack und Asche zu gehen, macht die Welt nicht besser - aber hässlicher.» 78 | Finanz und Wirtschaft LU X E ELEGANTE EXTRAVAGANZ Es ist die Freude an Farben, Mustern und Stoffen, erklärt Hannes B. seine Kontinuität, und dass er streng mit sich Fotos: Hannes B. Oversize-Kleidungsstücke. Wer wie er über 40 Jahre im Modegeschäft ist, ahnt Gegenbewegungen voraus. Auf seinem Arbeitstisch sind schon die Stoffbahnen für die Sommerkollektion 2012. Nur so viel sei verraten, Hannes B. wird es bunt treiben. An einer Büste ist ein doppelreihiger Trench abgesteckt, die Skizzen an den Wänden zeigen Entwürfe für Badehosen und Sommerjacketts. Noch hat er nicht mal alle Ideen zu Papier gebracht, da schwärmt Hannes B. schon von der Location, wo er die Kollektion fotografieren möchte: in Rio, an der Copa- selbst sei und ambitiös. Noch heute, gesteht er, werde er, wann immer er in Paris sei, vom gleichen Eifer erfasst wie in seinen Lehrjahren bei Givenchy, mit den Besten mithalten zu wollen. Mit farbigen Manchesterhosen und Pullovern in Neonfarben hat Hannes B. in den Siebzigerjahren den Zürchern beigebracht, sich casual zu kleiden. Mit bunten Gilets und gemusterten Innenfuttern in den Sakkos zeigte er ihnen, wie tragbar elegant gemachte Extravaganz sein kann. Ein Must in jeder seiner Kollektionen ist der Smoking, diesen Winter indisch mit Edelsteinköpfen. «Die Männer sind nicht mutiger geworden», beschreibt er die modische Entwicklung des Schweizer Mannes über die letzten Jahrzehnte, «aber modebewusster.» Die Regeln, was in der Geschäftswelt erlaubt ist, haben sich gelockert, pariert Hannes B. Etikettenfragen. «Ein gut geschnittener Anzug aus leichter Wolle ist immer perfekt», ist sein Ratschlag für den gut angezogenen Mann. Entscheidend sind dabei die Details. Pflicht ist das Einstecktuch. Wenn er aber durch die Bahnhofstrasse flaniere, falle ihm immer noch auf, wie viele Männer einen schlecht sitzenden Anzug tragen. «Das Auto darf viel kosten», spottet er, «aber beim Anzug wird gespart.» «Es muss ja nicht immer massgeschneidert sein», meint er. Aber der Mehrwert, den Masskleidung biete, wiege den höheren Preis auf. «Ich bin auch nicht jeden Tag euphorisch», gesteht er. Doch wenn er sich am Morgen von seiner Stadtwohnung zu Fuss auf den Weg ins Atelier mache, «dann gibt mir das Wissen, gut angezogen zu sein, Sicherheit für den Tag». Und weil er um die tiefere Kraft guter Kleidung weiss, nimmt er auch gleich die Antwort vorweg auf die stetige Frage nach der Legitimation von Mode. «In Sack und Asche zu gehen ob all der Tristesse dieser Welt, macht diese nicht besser, nur hässlicher.» Und dann erwähnt er in einer Modewelt, in der heute alles erlaubt ist, doch eine typische Deutschschweizer Eigenart, die ihn mehr amüsiert als ärgert: die zu langen Hosenbeine, diese unsäglichen Hosenhandorgeln auf dem Schuhrist. «Selbst Kunden von mir», erzählt er händeringend, «loben bei der Anprobe massgeschneiderter Hosen Schnitt, Stoff und Verarbeitung, um dann zu sagen: Aber die Hosenbeine müssen länger sein, Herr Bühler!» | f Wildlederslippers im indischen Stil. p Indianstil: Sakko aus Baumwoll-Samt, Seidenhemd mit Stehkragen zu Hose aus Seidenshantung. p Bademäntel sind die Klassiker von Hannes B. Orientalische Impression aus Baumwolle mit Kaschmirmotiven. Finanz und Wirtschaft LU X E | 79 SCANNER WERKZEUG von Konrad Koch FÜR HANDWERKER: OBJET D’ART Für Männer, die genug haben von Elektronikspielzeug und Touchscreens. Für jede Holzbearbeitung das richtige Utensil findet sich im Werkzeugkasten der Schreinerei Wohngeist. Sei’s um Planken auf der Mahagonijacht zu schleifen, den Keilrahmen des Renoir zu spannen oder die Schublade aus Rosenholz am Louis-XV-Bureua-plat zu richten, gutes Werkzeug ist die halbe Arbeit. Schraubenzieher mit Palisandergriffen, Stechbeitel, Wasserwaage, Gehrungswinkel, japanische Furniersägen, Simshobel mit extraharter Maracaiboholzsohle, Reibahlen, Schnitzmesser, Schleifsteine, Zangen und Hämmer, über 100 Gerätschaften finden ihren geordneten Platz in dem handgefertigten Werkzeugkasten. Aus poliertem Birnbaumholz kostet das Schmuckstück ca. 12 000 Fr. Wohngeist, Rheinstrasse 41, 4402 Frenkendorf, 061 272 18 18, www.wohngeist.ch FÜR OLDTIMER-FAHRER: MOBILE WERKSTATT Zeitgenössisches Design für die Wartung alter Automobilmechanik. Der Werkzeugwagen Assisten 179 vom deutschen Werkzeughersteller Hazet wurde mit dem Reddot Design Award ausgezeichnet. Mit einem 298-teiligen Werkzeugset für Autos kostet er ab 6500 Fr. www.hazet.de FÜR CYCLISTEN: RETTUNGSKOFFER Crank Puller, Head Set Wrench, Shimano Lockring Tool: Downhill-Biker, Freerider und Fixies-Fahrer finden im Professional Travel & Event Kit vom amerikanischen Edelwerkzeughersteller Park Tool alles, um ihr Gefährt in Schuss zu halten. Preis je nach Werkzeugen ab 1250 Fr. www.parktool.com FÜR DEN HERRN: SCHUHPUTZKISTE Gutes Schuhwerk will gut gepflegt sein. Das dunkel polierte Luxury Wooden Shoe Care Kit vom britischen Herrenausstatter Paul Smith ist mit Bürsten, Cremen und Bienenwachspolitur bestens assortiert. Preis: 480 £ www.paulsmith.co.uk FÜR GOLFER: MULTITOOL Vom Hersteller des Schweizer Offiziermessers für den Golfspieler: Mit dem Golferwerkzeug für die Hosentasche lassen sich Grasvertiefungen reparieren, die Kerben des Schlägers reinigen oder es kann die Lage des Balls markiert werden. Preis: 47 Fr. www.victorinox.com 80 | Finanz und Wirtschaft LU X E K U N S T M A R K T | M Ö B E L | von Christian von Faber-Castell DER SCHWEIZER KUNSTMARKT HAT ÜBERRASCHENDE FACETTEN, DIE FÜR SPRACHGEWANDTE SAMMLER ATTRAKTIVE EINKAUFSCHANCEN BIETEN KÖNNEN. SO HAT SICH GENF ZU DEM AUKTIONSPLATZ FÜR ZEITGENÖSSISCHES MÖBELDESIGN ENTWICKELT, WÄHREND ZÜRICH DIE HOCHBURG FRANZÖSISCHER MÖBELKUNST IST. K enner wissen es: Am Kunstmarkt herrschen zuweilen andere Regeln als in andern Märkten. Die vertraute Abhängigkeit zwischen Angebot, Nachfrage und Preis scheint hier zuweilen auf den Kopf gestellt: Drastische Preiserhöhungen dämpfen hier nicht notwendigerweise die Nachfrage, sondern können sie sogar kräftig schüren. Um einen 30 Mio. $ teuren Picasso beispielsweise entbrennt wahrscheinlich eine heissere Bieterschlacht als um ein nur 3 Mio. $ schweres Bild dieses Künstlers. Aber auch die Orte, an denen manche Spezialgebiete bevorzugt gehandelt werden, können mit dem Kunstmarkt wenig vertraute Laien überraschen und überlieferte kulturgeografische Grenzen wie etwa den Röschtigraben zwischen welscher und deutscher Schweiz ausser Kraft setzen. Ein Beispiel hierfür liefern die Kunstmärkte von Genf und Zürich. VERKEHRTE KUNSTWELT Dass sich die Rhônestadt in den letzten 40 Jahren zu einem weltweit führenden Markt- und Auktionsplatz für Sammleruhren, Juwelen und Diamanten entwickelt hat, scheint zwar angesichts der historischen Rolle Genfs als Uhrmacherzentrum ohne weiteres erklärlich. Aber selbst hier sind die wirklichen Gründe etwas anders gelagert: Seine erste Niederlassung in der Schweiz, und damit sogar die erste auf dem Kontinent überhaupt, 82 | Finanz und Wirtschaft LU X E Design in Genf Barock in Zürich gründete das Auktionshaus Sotheby’s nämlich 1969 hauptsächlich aus zolltechnischen Motiven im Zusammenhang mit einer grossen Juwelenversteigerung, und zwar – wegen fremdenpolizeilicher und arbeitsrechtlicher Schwierigkeiten – nicht in Genf, sondern in Zürich. Erst nachdem Erzrivale Christie’s kurz darauf diese Schwierigkeiten umschifft und eine eigene Niederlassung in Genf errichtet hatte, wechselte Sotheby’s mit seinen Juwelenversteigerungen einige Jahre später ebenfalls nach Genf. Allerdings standen dahinter nicht etwa industriegeschichtliche, sondern hauptsächlich sprachliche Gründe. Ein wichtiger Teil der Oben: Canapé «Big Easy 2 for 2» von Ron Arad in poliertem Edelstahl, Design 1989, signiert, nummeriert 10/20, Zuschlagspreis: 146 400 Fr. (Koller, Genf, 2009; alle Preis inkl. Käuferaufgeld) Unten: Louis-XIV-Kommode von G. M. Oppenordt mit üppiger Boulle-Einlegearbeit in Messing und Schildpatt, Paris, um 1700, Zuschlagspreis: 549 000 Fr. (Koller, Zürich, März 2011). Bilan LU X E | 83 KUNSTMARKT | MÖBEL damaligen Juwelen- und Luxuskundschaft rekrutierte sich nämlich aus den überwiegend französischsprachigen Ländern Nordafrikas und des Vorderen Orients. Auch für Kunstmarktinsider weniger leicht zu erklären ist dagegen eine andere Röschtigrabenanomalie: Wie kam es dazu, dass die nüchterne Zwingli-, Banken- und Konstruktivistenstadt Zürich zu einem international geachteten Auktions- und Handelsplatz für das reiche Kunsthandwerk des prunkverliebten Pariser Barocks, Rokokos und Empires avancierte – und die frankophone Goldemailstadt Genf im Gegenzug zu einem Marktzentrum für Juwelen, Möbel und verwandte Designerkunstwerke vom Art déco bis zum 21. Jh. aufstieg? 1 2 3 4 5 84 | Finanz und Wirtschaft LU X E 1: Louis-XV-Bergkristalldeckenleuchter, Paris, um 1750, Zuschlagspreis: 235 000 Fr. (Koller, Zürich) 4 : Imperiales EmpireKombinationskartenpult, F.-H.-G. Jacob-Desmalter zugeschrieben, Paris, um 1810, Zuschlagspreis: 292 500 Fr. (Koller, Zürich, 2006) 2 : Louis-XVLacknamenbureau in blauem «Vernis Martin», Bernard II van Riesenburgh zugeschrieben, Paris, um 1755, Zuschlagspreis: 591 500 Fr. (Koller, Zürich) 6 5 : Louis-XV-Lackkommode, von Jacques Dubois, signiert, Paris, um 1750, Zuschlagspreis: 235 500 Fr. (Koller, Zürich, 2006) 6 : Venini-Glasparavent von Fulvio Bianconi, um 1970, vier Flügel, Breite: 168 cm, Zuschlagspreis: 20 620 Fr. (Koller, Genf, 2011) 3: Bemalter Louis-XVIKlappsekretär (Secretaire à abattant) von Nicolas Petit, Paris, um 1780, Zuschlagspreis: 925 000 Fr. (Koller, Zürich, 2007) 7: Bar «Nautilius», Modell 2081, von Gabriella Crespi in poliertem Messing, signiert, um 1960er bis 1980er Jahre, Zuschlagspreis: 26 840 Fr. (Koller, Genf, 27. Mai 2011) ANOMALIE DER SCHÖNEN DINGE Dass dies so ist, spiegelt sich vielleicht am deutlichsten in den jeweiligen Versteigerungen von Koller Auktionen, das als grösstes Auktionshaus der Schweiz seine Auktionsangebote strategisch zwischen Zürich und Genf aufteilt. Barocke Altmeistermalerei, aber auch französische Rokokomöbel, Empire-Prunkuhren und verwandte Zierstücke des 18. und 19. Jh. versteigern Vater und Sohn Pierre und Cyril Koller jeweils im März und im September in der Limmatstadt. Internationale Designermöbel und weitere dekorative Kunst des 20. und 21. Jh. von Ron Arad bis Shiro Kuramata bringt das Auktionshaus jeweils im Mai und im November in Genf unter den Hammer. Auffallend daran ist, dass diese Gebietsaufteilung zwischen Genf und Zürich nicht etwa künstlich vom Auktionshaus Koller eingeführt wurde. Vielmehr spiegelt sie sich – wenn auch keineswegs in ausschliessender Strenge – auch im nichtversteigernden Kunsthandel der beiden Städte bis hinauf in den Vorstand der Verbands Schweizerischer Antiquare und Kunsthändler VSAK. Seine Präsidentin, Jacqueline Aden Hürst, unterhält im Herzen des Zürcher Antiquitätenquartiers an der Kirchgasse eine geradezu unzürcherisch elegante Galerie für französisches Kunsthandwerk und Meistermöbel der Pariser Haute Epoque des 18. und 19. Jh. vom Sonnenkönig Louis XIV bis hin zu Empire, Diréctoire und Napoleon III. VSAK-Vizepräsident Lionel Latham dagegen führt an der zentralen Genfer Rue de la Corraterie mit seiner Galerie Latham ein international anerkanntes Spezialgeschäft für dekorative Kunst, Möbel und Design des 20. und 21. Jh. | 8 : Stuhl «Loop Loop» von Ron Arad, poliertes Edelstahlgewebe, signiert und datiert 1994, aus einer Edition von 5 Exemplaren, Zuschlagspreis: 134 200 Fr. (Koller, Genf, 2009) 7 9 9: Armlehnstuhl «Buddy et Flappo» von Gerald Poussin, 1986, Einzelstück, Zuschlagspreis: 13 420 Fr. (Koller, Genf, 2009) 10: Liege «Daybed», Modell PK 80, von Poul Kjaerholm, 1957, Verchromtes Metallgestell und schwarzes Leder, Zuschlagspreis: 11 590 Fr. (Koller, Genf, 2010) 8 10 Finanz und Wirtschaft LU X E | 85 C L A S S I C C A R | JA G UA R E -T Y P E | von Konrad Koch Es ist zwar in den Roaring Twenties noch kein Jaguar die Schotterpiste hochgedonnert. Rennwagen von Swallow Sidecars, wie der Sportwagenhersteller vor seiner Namensänderung 1945 hiess, haben aber damals schon für britischen Sportgeist gesorgt, zusammen mit den Rennkarossen von Bentley, MG und Riley. Am 15. März 1961 im Parc des Eaux Vives in Genf wurde der E-Type von Jaguar vorgestellt. Zwei Wagen hatten der Firmengründer Sir William Lyons an den Lac Léman fahren lassen, einen für den Stand am Autosalon, den zweiten für Testfahrten auf einer abgesperrten Bergrennstrecke ausserhalb der Stadt Genf. Indes hatten sich derart viele Journalisten für eine Mitfahrgelegenheit angemeldet, dass Lyons einen dritten Wagen aus England anforderte. Cheftestfahrer Norman Dewis brachte ihn mit der Fähre von Dover nach Calais und dann in einer Parforcefahrt quer durch Frankreich in nur 14 Stunden von der Jaguar-Fabrik Browns Lane bei Coventry in die Calvinstadt. Fotos: D. Reinhard AUF LEGENDÄRER PISTE Britisches Bestiarium DER JAGUAR E-TYPE IST EINE IKONE DES AUTOMOBILBAUS UND EINER GANZEN ÄRA, DEN SWINGING SIXTIES. SEIN DEBÜT HATTE ER VOR 50 JAHREN AM AUTOSALON IN GENF. TROTZ SEINER RAUBKATZENGENE, DIE IN DEN XK-MODELLEN DER BRITISCHEN SPORTWAGENMARKE WEITERLEBEN, ZEIGT EIN JAG BIS HEUTE VOR ALLEM EINES: SPORTLICHE NOBLESSE. 86 | Finanz und Wirtschaft LU X E E s war einer der wenigen Sommertage im Juni 2011. Vom Dauerregen british racing green gewaschen glänzten die Matten des oberen Linthtals. 303 Kurven einer legendären Strecke waren bereit für eine Legende - einen Jaguar E-Type 5.3 Liter V 12 Convertible. Der Tag schien wie gemacht für eine Fahrt in einem Jaguar Cabriolet über den Klausen, den Pass zwischen Glarus und Uri, der so geschichtsträchtig ist wie die Traditionsmarke aus Coventry. Kein anderes Bergrennen ist nämlich zu einem derartigen Mythos geworden wie das Klausenrennen, das in den Jahren 1922 bis 1934 auf der 21,5 Kilometer Kiesstrasse zwischen Linthal und der Passhöhe ausgetragen wurde. Als Hommage an 50 Jahre E-Type standen zur Klausenfahrt 2011 der Serie III Convertible von 1972 zusammen mit seinem Ururenkel, dem XK 5.0 V8 Convertible zur Verfügung. Den Pass hoch am Steuer des Oldtimer aus der Sammlung von Autoimporteur Walter Frey, talwärts nach Altdorf mit einem für die Schweiz auf 50 Exemplare limitierten Jubiläumsmodell 50E. Und ganz englische Höflichkeit mit ein paar Kurvenlängen Abstand folgten zwei Mechaniker in einem Land Rover Discovery. 40 Jahre Automobiltechnik trennen die beiden Wagen - Spitzenfahrzeuge ihrer Zeit sind beide. Die Serie III des E-Type, die in den Jahren 1971 bis 1974 in 7990 Exemplaren als Convertible und in 7297 Coupés gebaut wurden, war der Leistungshöhepunkt der E-Serie und gleichzeitig ihr Abgesang. Als ob er es geahnt hätte: Im Kultfilm «Harold and Maud» von 1971 lies Regisseur Hal Ashby den morbid-dekadenten Harold einen Jaguar E-Type fahren, umgebaut als Leichenwagen. Spektakulär katapultierte er das Unikat zum Filmschluss über die Klippen. Zerstört und ausgebrannt blieb nur ein Haufen schrottreife Filmgeschichte. Das Produktionsende in Raten für den E-Type leitete Anfang der Siebzigerjahre die Ölkrise ein. Der Durchschnittsverbrauch lag bei rund 20 Liter auf 100 Kilometer. Abgas- und Sicherheitsvorschriften in den USA, dem wichtigsten Markt für Jaguar, verschärften die Absatzprobleme. 1974 lief der letzte E-Type vom Band. Der in der Serie III bewährte 12-Zylindermotor blieb aber noch bis 1997 das Mass der Dinge im Jaguar Motorenprogramm. 160 000 V12-Motorenblocks wurden in den Serienmodellen XJ verbaut. Die 5,3 Liter Hubraum treiben mit 314 PS den Serie III in 6,6 Sekunden auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 240 km/h. Überzeugend sind selbst nach heutigem Motorenmassstab die Laufkultur und die Elastizität des V12. Wäre nicht die Freude am Schalten des vollsynchronisierten Vierganggetriebes und der Hörgenuss der Orchestrierung durch den Motor, der Serie III liesse sich im dritten Gang über den Klausen fahren – was zudem eine Unsportlichkeit gewesen wäre. f f Jaguar Coupé 2+2 E-Type aus der Serie 1 von 1961. f Cabrio Jaguar E-Type Serie 3 auf der gepflästerten Zufahrt zum Klausenpass. Finanz und Wirtschaft LU X E | 87 W I S S E N S C H A F T | E I N E R FA H R U N G S B E R I C H T | von Stéphane Benoît-Godet - Illustration: Mathieu Moret C L A S S I C C A R | JA G UA R E -T Y P E DAS SCHÖNSTE AUTO DER WELT Der Jaguar E-Type wurde mit seiner Form vom Start weg zum Inbegriff des Sportwagens. Entworfen hatte die zur Stilikone gewordene Karosserie der Luftfahrtingenieur Malcom Sayer. Er hatte zuvor schon die Le-Mans-Siegerwagen C- und D-Type aerodynamisch gezeichnet. Sogar Enzo Ferrari bezeichnete den Engländer als «das schönste Auto der Welt». In den Listen der schönsten Autos aller Zeiten belegt er regelmässig den ersten Platz. Nicht nur mit Schönheit deklassierte der E-Type von 1961 seine Konkurrenten. Mit einem Preis von damals 1550 £ (heute rund 40 000 £) war er auch nur halb so teuer wie ein Aston Martin DB4 oder Ferrari 250. Unter der nicht enden wollenden Motorhaube des Serie I E-Type war ein Reihensechszylinder eingebaut, der mit 3,8 Liter Hubraum 265 PS Leistung brachte. Mit der vom Werk angegebenen Höchstgeschwindigkeit von ebenfalls 240 km/h verdiente er sich damals das Prädikat «Schnellster Serienwagen der Welt». Über die Nachfolgemodelle Serie I und II mit 4,2-Liter-Motor kulminierte die Leistung im 1971 vorgestellten V12. Vergleichbare Zwölfzylinder gab es zu jener Zeit nur von Ferrari und Lamborghini. EIN KUNSTWERK Revolutionär in seiner Form war der E-Type als kompromissloser Sportwagen gebaut. Die Kombination aus Kraft und Eleganz machten ihn jedoch zu einer Raubkatze mit britischen Manieren, die 88 | Finanz und Wirtschaft LU X E i Eine gemeinsame Geschichte: Jaguar E-Type 5,3 V12 Serie 3 und Jaguar XK 5.0 V8. man sich gerne hielt. Brigitte Bardot fuhr ihn, Tony Curtis sowie Steve McQueen und der Privatdetektiv Jerry Cotton steuerte ihn in den gleichnamigen Kriminalromanen durch die Strassenschluchten New Yorks. In 14 Jahren hatte Jaguar 38 519 Coupés und 33 996 Roadster verkauft. Offizieller Schluss war im April 1975 mit einer Sonderserie von dreissig Wagen in Schwarz. Zum Classic Car avanciert, lebt der Jaguar E-Type weiter. In der Schweiz widmen sich dem Fortbestand des Kultwagens der Jaguar Driver’s Club Switzerland (www.jdcs.ch) und der Jaguar E-Club (www.jaguar-e.ch). Auktionen, an denen regelmässig E-Types zum Zuschlag kommen, führt die Oldtimer Galerie Toffen durch (www.oldtimergalerie.ch). Roadster der ersten Serie und Convertibles mit V12-Motor sind am teuersten. Original restauriert und strassentauglich kostet ein Zwölfer ab 75 000 Fr. Schon unter 50 000 Fr. sind E-Type 2+2-Coupés zu finden. Vorsicht ist gegenüber Importen aus den USA angesagt. Stammt der Wagen aus Kalifornien wurde er entlang der Küste gefahren – und ist in den Hohlräumen voll mit Salz. Besser wäre da schon einer aus dem Wüstenklima von Vegas und Reno. Vollendet konserviert ist dagegen der EType, der 1996 wurde zum Kunstwerk geadelt wurde. Das Museum of Modern Art nahm einen stahlblauen Roadster als eines der ganz wenigen Automobile in die Dauerausstellung auf. | VOM SPORTS CAR ZUM GRAND TOURER In der Geschichte der Sportwagen von Jaguar war der E-Type ein Intermezzo zwischen den XK-Modellen von 1948 bis 1991 und den XJ-S Modellen ab Mitte der Siebzigerjahre. Abgelöst wurden diese durch die Modellfamilie der Grand Tourer XK. Neben den rabiaten Zweisitzern baute Jaguar immer auch sportliche Limousinen. Saloon oder Sedan genannt, waren die Mk-Modelle und die späteren XJ12 S die Vorfahren der heutigen Sportlimousinen XF und der Luxuslimousine XJ. An der New York Auto im Frühjahr zeigt Jaguar die Modelle des Jahrgangs 2012. Spitzenmodell ist der Jaguar XKR-S. Er ist mit einem 550 PS starken 5.0-Liter V8 Kompressormotor ausgestattet und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h. Auf 100 km/h beschleunigt er in 4,4 Sekunden, was ihn zum stärksten Serienfahrzeug der Unternehmensgeschichte macht. Sportliche Leistung mit Luxus verbindet in der oberen Mittelklasse der neue XF 2.2-Liter Diesel. Der neue Vierzylinder-Dieselmotor schöpft aus 2,2 Liter Hubraum 190 PS. Mit nur 5,4 Liter Durchschnittsverbrauch ist es der sparsamste je von Jaguar verbaute Motor. Alles Schwarz: Das bisher nur den XKR-Modellen vorbehaltene Black Pack wird ab 2012 für alle Modelle angeboten. Alle normalerweise in Chrom gehaltenen Karosserieteile sind in der mattschwarzen Wagenfarbe gehalten. Auch die 20 Zoll grossen Felgen. Auf was aber die E-Type-Enthusiasten auch nach der Vorstellung der neuen Modelle warten, ist ein kleiner Roadster, ein Sportwagen in bester englischer Tradition. Wie viel Zeit bleibt mir noch? ZWAR ERMÖGLICHT UNS DIE MEDIZIN, GESUND ZU BLEIBEN, ABER SIE SAGT UNS NICHT, WIE LANGE WIR LEBEN. DIE ERFAHRUNG EINES CHECK-UPS. , W I S S E N S C H A F T | E I N E R FA H R U N G S B E R I C H T . Juli 2011, 8.30 Uhr, Clinique La Prairie in Montreux. Ich betrete das luxuriöse Medizinzentrum an der Waadtländer Riviera, um eine Reihe von Untersuchungen über mich ergehen zu lassen. Ich bin weder krank noch bin ich ein Manager, den sein Unternehmen zur umfassenden medizinischen Kontrolle schickt, wie es in der Schweiz immer mehr üblich wird. Ich bin hierhergekommen, um Antwort auf eine Frage zu erhalten, die geradezu eine Obsession geworden ist. «Wie viel Zeit bleibt mir noch zu leben?» Tatsächlich steht das Thema seit Jahren auf der Agenda der Redaktion. Aber niemand fühlte sich davon wirklich angesprochen, schon gar nicht diejenigen, die gewisse Altersgrenzen überschritten haben. Da es meine Idee war, lag es nun an mir, die Herausforderung anzunehmen. «Ein Traum für die Medizin, ein Albtraum für Hypochonder» Meine Frage entspricht nicht den Überzeugungen des mich empfangenden Doktors. Denn Kardiologe Mikael Rabaeus fühlt sich dazu berufen, Menschen zu heilen und nicht mit einem Migros-Verfalldatum zu versehen. Mit Artikeln über die Genanalysen durch Biotech-Unternehmen wie 23andme, die versprechen, in den Chromosomen quasi Vorwarnungen lesen zu können, haben die Medien falsche Erwartungen geweckt. Mein Gesprächspartner lehnt es ab, Patienten lebenslänglich Medikamente wie Statine zu verschreiben, er zieht es vor, sie zu einer andern Lebensweise zu motivieren. Meine Lebensfrage quittiert er liebenswürdig und amüsiert. Nach der ersten Untersuchung kann er schon mal bestätigen, dass meine Gesundheit nicht schlecht ist, obwohl ich keinen Sport treibe. Zwar fühle ich mich in guter Form, aber rennen/ hüpfen/leiden – nein, das ist nicht mein Ding. «Sie sind jedoch für Bewegung programmiert», sagt der fünfzigjährige, kräftig gebaute Schwede. Ohne böse Absicht lässt er mich dann auf dem Ergometer einen Ausdauertest machen. Just in dem Moment, als er den Widerstand des Velos erhöht, stürze ich ab. Kreislaufkollaps, wie Nicolas Sarkozy anlässlich des präsidialen Joggings im Kreise seiner Leibwächter im Juli 2009. 90 | Finanz und Wirtschaft LU X E «Ihr Herz muss fähig sein, eine intensive und plötzliche Leistung zu erbringen, zum Beispiel um vor einem Bären zu fliehen. Vergessen Sie nicht, dass unsere Körperkonzeption derjenigen der Höhlenbewohner entspricht, weshalb wir nicht für ein bewegungsarmes Leben konzipiert sind.» GRÜNTEE, KOHL UND WARMES WASSER In meinem Kopf bohrt sich der Gedanke fest, dass ich jetzt zur Kategorie der Menschen gehöre, die gesundheitlich überwacht werden müssen. Ich verlasse die Praxis und starte zu einem rasanten Parcours von möglichen und unmöglichen Tests und Untersuchungen. Wobei es mir nur um eines geht, nämlich mein wahrscheinliches Sterbedatum zu erfahren. Das Blut ? Alles o. k. Ultraschalluntersuchung der Organe? Perfekt. Fettmasse? Optimal. Scanner? Top. Oder fast. Es gibt da zwei kleine Verkalkungen ganz in der Nähe des Herzens. Sie sind Anzeichen dafür, dass sich die Arterie langsam verhärtet. Für den Kardiologen, der im Untersuchungsraum tätig ist, ist eine lebenslängliche Therapie angebracht. In einem solchen Moment fühlt man sich sehr dumm und sehr nackt, denn der Arzt hat jedes Detail im Körper gesehen. Unter dem unerbittlichen Auge der eines Palomar-Observatoriums würdigen Scanner und MRI gibt es den 100% gesunden Körper nicht. Ein Traum für die Medizin, ein Albtraum für Hypochonder. La Prairie führt auch genetische Diagnosen durch. Dies bedeutet nicht, dass man daraus ableiten könnte, an welcher Krankheit jemand sterben wird. Es handelt sich vielmehr um einen Test, der zeigt, wie unser Körper Toxine und Medikamente verarbeitet. Dies sind überaus nützliche Daten, denn die Medikamentenverträglichkeit ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. 10% aller Notfälle in Spitälern sind auf Nebenwirkungen von korrekt verschriebenen Medikamenten zurückzuführen. Die Untersuchung basiert auf einem Zungenabstrich, der von Doktor Thierry Pache vorgenommen wird. Er hat mit Partnern ein Testkit (Cypass) entwickelt und mit Gene Predictis ein Start-up-Unternehmen gegründet, das diese Technologie anbietet. Anhand der Resultate, die ich einige Tage später erhalte, eliminiert mein Körper Abbauprodukte sehr schlecht. Wäre ich Raucher, würde ich der Gruppe der klassischen Lungenkrebskan- didaten angehören. Im Gegensatz zu denjenigen starken Rauchern, die 80 Jahre und älter werden und die diese genetische Schwäche nicht haben, weshalb ihnen die Zigarettenschadstoffe weniger anhaben können. Diese genetische Ungerechtigkeit ist reines Zufallsprinzip. Nach Vorliegen der Untersuchungsergebnisse empfiehlt mir Doktor Pache, die Assimilationsunfähigkeit zu kompensieren, indem ich natürliche Antioxidantien – Kreuzblütlergemüse, Grüntee – zu mir nehme. Kohl, heisses Wasser… CHURCHILLS HERZ Zurück zu Doktor Mikael Rabaeus, der sich von meinem Herz-Scan unbeeindruckt zeigt. Für ihn kommt eine Therapie nicht in Frage. «Ich verschreibe keine Medikamente, dafür eine neue Lebensart», erklärt der Kardiologe in seiner schönen Praxis mit Blick auf die Rasenfläche, die jedem Golfplatz Ehre machen würde. «Winston Churchill hatte keine Herzprobleme, weil er sich auf den Schlachtfeldern bewegte. Es ist besser, etwas füllig zu sein und sich zu bewegen, als mager und inaktiv zu sein.» Dies ist eine geradezu historische Aussage, die mein Gesprächspartner fast tiefsinnig ergänzt: «Die Menschen möchten nicht wissen, wie viel Zeit ihnen noch bleibt. Es interessiert sie zu erfahren, wie sie die Last der Jahre leichter tragen können.» Später sitze ich an der Bar, die mehr einem Luxushotel als einer Klinik entspricht, und unterhalte mich mit dem Chefarzt, der dieselbe Meinung vertritt. «Die Menschen möchten mehr Leben und nicht unbedingt mehr Jahre », philosophiert Adrian Heini, «wir leben in der Zeit des Better Aging, eine Haltung, die mehr mit Lebensqualität als mit Quantität zu tun hat. Deshalb wird Ihre Frage über das wahrscheinliche Todesdatum so nie gestellt. Ausgenommen vielleicht von Patienten, denen wir sagen müssen, dass sie schwer krank sind.» Ich bin mit dieser Antwort nicht ganz zufrieden, geniesst doch La Prairie weltweite Bekanntheit als Spezialistin für Revitalisierung, ein Programm, bei dem Stammzellen von Lämmern injiziert werden, um den Alterungsprozess zu verlangsamen. Wenn ich eine Antwort auf meine Frage erhalten kann, dann doch hier. Denn was wäre der Sinn des Behandlungsprogramms, das die Klinik Patienten ab 40 Jahren für 20 000 Fr. die Wo- Roman Opalka 6 che anbietet? Die Therapie besteht in der Einnahme von Wunderpastillen auf Basis von Lammleberextrakten (die Injektionen sind Vergangenheit, die Kur wird oral verabreicht). Offensichtlich ist die LifeEnhancing-Therapie begehrt, denn der Zustrom an Interessenten, vor allem aus China, ist ungebrochen hoch. Also, Herr Doktor, wie viel Zeit bleibt mir noch? DIE STUNDE DER WAHRHEIT Der Chefarzt wechselt das Thema. Ich beobachte eine Gruppe bei einer Runde Fruchtsaft an der Bar. Immer mehr Unternehmen verpflichten ihre Kadermitglieder zum Check-up und bezahlen für Wie aber steht es um mich? «Sie sind in bester Gesundheit», bestätigt Mikael Rabaeus, den ich am Ende des Tages aufsuche. Und den es immer noch erstaunt, dass ich die gleiche Frage stelle. Schliesslich macht er für mich die Kalkulation. «Sie sind gesund, rauchen und trinken nicht. Ihr dunkler Punkt ist, dass Sie sich nicht bewegen. Regelmässige körperliche Bewegung wird Ihr Leben um sieben bis acht Jahre verlängern. Ohne werden Sie mit 78 Jahren sterben.» Ich bin 41 Jahre alt, habe somit die Hälfte meiner Lebenszeit hinter mir. Deprimierend? Ja und nein. Ich könnte beginnen, Sport zu treiben, was angesichts meines Gesundheitstests nicht die schlechteste Option wäre. Ich kann aber meine Lebenserwartung auch unter einem anderen Gesichtspunkt betrachten. «Menschen, die Anfang des 17. Jahrhunderts 80 Jahre alt wurden, hatten noch sechs Jahre vor sich, erklärt Mikael Rabaeus. Vier Jahrhunderte später haben diese gleichen Achtzigjährigen nur gerade zwei Jahre mehr zu leben.» Die Genetik ist gnadenlos, sie bestimmt, wann die letzte Stunde schlägt. Das Einzige, was wir Menschen kontrollieren können, ist der Lebensmodus. Also – ab zum Joggen! | «Wir leben in der Zeit des Better Aging.» den halben Tag 4000 Fr. «Wir identifizieren Risikofaktoren bei Mitarbeitenden, um Lebensstil und Prävention zu optimieren», erklärt Adrian Heini. Dieser Ansatz kommt aus den USA, wo die Unternehmen oft die Gesundheitskosten ihrer Kader übernehmen. Das System findet auch in der Schweiz Anhänger. Mikael Rabaeus, der bis vor kurzem in einer anderen Klinik der Region tätig war, hat in La Prairie vor allem die Aufgabe, diesen Bereich aufzubauen. Multinationale Unternehmen senden nicht nur einen oder mehrere Topleute, sondern oft das ganze Management. Wie eine Genfer Gesellschaft, die kürzlich 100 Mitarbeitende nach Montreux geschickt hat. iSelbstportraits von Roman Opalka. Seit 1972 arbeitete der polnische Maler an der Vollendung eines Werkes, indem er sich selbst fotografierte, von vorne und ohne Gesichtsausdruck. So versuchte der Künstler, die Zeit einzufangen und zu malen, so wie er während 46 Jahren die Zahlen 0 bis unendlich auf die Bilder geschrieben hat. Mit dem Tod des Künstlers am 6. August 2011 ging das Lebenswerk zu Ende. Finanz und Wirtschaft LU X E | 91 Von Emmanuel Grandjean - Fotos: Nicolas Righetti | V E L O S | S P O R T s FIXIE «COLNAGO MASTER PISTE», Eines der berühmten Velos à la carte made in Vélosophe. Der Vintage Colnago-Rahmen wird auf Bestellung bei seinem italienischen Fabrikanten fabriziert. Ein legendäres Teil in den Farben des Molteni-Teams von Eddy Merckx (1972). Original-Bahnfelge von Wolber mit Campagnolo-Nabe. Lieferfrist: drei Monate. Doch wer liebt, der wartet nicht. Kunde: Vélosophe Velofahrer mit Sinn für Ästhetik. Grafiker oder Webmaster zum Beispiel, die schlichtes Design mögen, sich in der Geschichte des Fahrrads auskennen und Ansprüche auf ein Unikat erheben. Preis: 4700 Fr. Stilvoll treten M acht Velo fahren weise? Im Vélosophe ist man davon überzeugt. Erstens, weil sich das Luxus-Fahrradgeschäft mitten in der Natur, nämlich im Dorf Chambésy hoch über dem Genfersee befindet, zweitens, weil dessen Chef Velo fahren im Blut hat. Damien Bisetti, 43 Jahre, ist ein eingefleischter Fan von Drahteseln – «Bücher, Zeitschriften, Geschichte, meine ganze Kultur dreht sich ums Fahrrad», wie er sagt. Er gehört zur dritten Generation einer Hardcore-Velofahrerfamilie. «Mein Grossvater war Präsident des Vereins Pédale von Eaux-Vives, das ist kein 92 |92Finanz | Finanz undund Wirtschaft Wirtschaft LU X LU E XE Witz», grinst er. Bisetti leitet das edle Geschäft im Kanton Genf, wo im Sommer vor dem Fernseher alles bei der Tour de France mitfiebert. Der gelernte Wirt – ihm gehören zwei Restaurants in Genf – war einer der ersten, der in der Schweiz Fixies vertrieb. Eigentlich handelte es sich dabei ursprünglich um ein Rad ohne Bremse und Gangschaltung, das von den Kurieren San Franciscos von der Bahn auf die Strasse gebracht wurde. Der Vorteil: Das Fixie besteht aus einem Rahmen, zwei Rädern und einer Kette. Einfacher und pflegeleichter gehts nicht. Ein minimalistischer, schicker Gebrauchsgegenstand, der sich zum stylischen Accessoire gemausert hat, den man nach Lust und Laune tunen kann, indem man alle möglichen Elemente hinzufügt. Velos à la carte sind aber nicht dem Fixie vorbehalten. Egal, ob Bahn-, Renn- oder Strassenräder, im Vélosophe kann jedes Gefährt nach den Wünschen des Kunden zusammengebaut werden. Wie sieht Ihr Traumvelo aus? Le Vélosophe, 24 chemin Roilbot, 1292 Chambésy, [email protected] www.velosophe.blogspot.com Finanz und Wirtschaft LU X E | 93 SPORT | VELOS f CERVÉLO R5 CALIFORNIA Cervélo-Karbonrahmen, auf 200 Exemplare limitiert, leichtgewichtige RARRäder (à la carte und massgeschneidert), Sram Black Umwerfer (Bremse, Gangschaltung, Kettenblatt) – die Marke, mit der Contador 2010 die Tour de France gewann. Gesamtgewicht: federleichte 5,8 kg Kunden: Velo der Spitzenklasse für extrem hohe Ansprüche, selten und sehr teuer. Für zahlungskräftige Kenner, Männer zwischen 40 und 60, die ein leistungsstarkes, rassiges und solides Rad wollen. Der Bentley Continental der Velos. Preis: 20000 Fr. s PRICE Ein schönes, echtes Schweizer Velo, hergestellt in Uster bei Zürich und ausgestattet mit einer elektrischen Shimano-Gangschaltung. Mit dem besten Preis-LeistungsVerhältnis auf dem Velomarkt der höheren Qualitätsklasse. Kunden: Stilbewusste Velofahrer, die ein hochwertiges Rennrad zu einem unschlagbaren Preis suchen. Preis: 7995 Fr. CERVÉLO CONTRE LA MONTRE p Achtung ausserirdisch! Ein futuristisches Rad für Tempofreaks mit aerodynamischem Profil, halbvollen Rädern und einem Rahmen mit minimalem Luftwiderstand. Dadurch lassen sich gegenüber einem klassischen Velo 4 bis 5 km/h gewinnen. 2008 wurde Cancellara mit diesem Rad in Peking Olympiasieger. Kunden: Definitiv kein Velo für Wochenendausfahrten. Es setzt eine gewisse Übung voraus und ist deshalb klar für Profis gedacht, die Rennen bestreiten wollen. Preis: 10500 Fr. 94 | Finanz und Wirtschaft LU X E Finanz und Wirtschaft LU X E | 95 P F L EG E | T I P P S | von Cristina d'Agostino - Illustration: Nicolas Zentner Mister Perfect ACHT EMPFEHLUNGEN, UM DIE GEHEIMNISSE DER MÄNNLICHEN SCHÖNHEIT ZU ERGRÜNDEN UND DIE JÜNGSTEN TRENDS ZU ERPROBEN. HAARKOLORATION Alle im Handel erhältlichen Haarkolorationen versprechen, dass sie 50 bis 100% der weissen Haare abdecken und sie garantieren eine harmonische Ansatzkaschierung! Das Tönungsgel Excell5 von L’Oréal Men Expert und die in der Packung enthaltene Bürste können eine schnelle, unkomplizierte Alternative sein. Einfach auftragen, egal, ob stellenweise oder auf dem ganzen Kopf. Wer einen speziellen Grauton möchte, verwendet am besten das L’Oréal Professionnel Homme Grey Shampoo. Es neutralisiert sogar den Gelbstich im Haar und ist weniger riskant. L’Oréal Professionnel Homme Grey Shampoo, 23 Fr. SERUM Seren sind hochkonzentrierte Wirkstoffe. Sie werden vor der Feuchtigkeitscreme aufgetragen, unterstützen die Regeneration des Bindegewebes (bei Anti-Aging-Seren) oder schützen vor freien Radikalen. Meistens reichen einige Tropfen. Zum Glück, schliesslich sind sie alles andere als billig. La Prairie bringt mit Cellular Power Infusion ein innovatives Serum, das in einer einmonatigen Kur zur Reaktivierung der epidermalen Stammzellen angewendet wird, auf den Markt. Giorgio Armani bietet mit dem Fortifying Serum aus der Skin-MineralsFor-Men-Linie ein kräftigendes Serum mit Mineralien, Vitamin E und B5. Cellular Power Infusion La Prairie, 544 Fr. SCRUB Wenn Ihre Haut wie die Kroko-Tasche Ihrer Mutter aussieht und sich auch so anfühlt, dann ist es höchste Zeit für ein Peeling. Die in den Cremes oder Duschgels enthaltenen Partikel oder Mikroperlen lösen beim Einmassieren abgestorbene Hautzellen und klären so die Haut; danach aber unbedingt eine Feuchtigkeitscreme auftragen, da sie sonst unangenehm spannt. Clarins Men bietet mit seinem Douche Exfoliante Shower Crub ein äusserst praktisches 2-in-1-Duschpeeling. Zur Entfernung von Unreinheiten und überschüssigem Talg im Gesicht ein sanftes Peeling verwenden. Es beugt Mitessern vor und löst eingewachsene Barthaare. Désincrustant Visage von Biotherm Homme überzeugt durch seine angenehme Duschformel. Einmal pro Woche reicht. Shower Crub Clarins Men, 35 Fr. FEUCHTIGKEITSCREME Männerhaut ist bis zu 22% dicker als Frauenhaut und produziert mehr Talg. Ausserdem hat sie den Vorteil, dass sie mehr Kollagen enthält und so weniger schnell Falten bildet. Das tägliche Rasieren setzt ihr allerdings ziemlich arg zu. Eine feuchtigkeitsspendende Creme kann sie nähren, pflegen und sie wieder geschmeidig machen. Eine mattierende Formel wie die des Hydratant Gels von Clinique verbessert das nicht sonderlich ästhetische Erscheinungsbild der meist fettigen und grossporigen männlichen Haut. Skin Supplies for Men Clinique, 49 Fr. SELBSTBRÄUNER GESICHTSMASKE Es müssen ja nicht gleich die berühmten Gurkenscheiben auf den Augen sein. Eine dick aufgetragene Gesichtsmaske sorgt auch so für ein angenehm frisches Feuchtigkeitsgefühl. Am Wohltuendsten ist die Wirkung nach zu viel Sonne oder durchzechter Nacht. In nur zehn Minuten wird die Haut wieder strahlend frisch. Vor dem Auftragen den überschüssigen Talg mit einem Peeling entfernen, damit die Maske ihre volle Wirkung entfalten kann. Die Masken Coup de gueule von Nickel (erhältlich in Instituten) gibt es als Anti-Aging- und als feuchtigkeitsspendende Formel. Nickel «Coup de gueule», 28 Fr. Man braucht nicht mehr in der Sonne zu braten, um schön braun zu werden. Dank des Oxydationsprozesses der oberen Hautzellen, der vom Wirkstoff Dihydroxyaceton (DHA) ausgelöst wird, wird die Haut bereits nach wenigen Stunden braun und bleibt das im Durchschnitt auch bis sechs Tage lang. Ein Wunder! Ja, aber eines, das mit Vorsicht zu geniessen ist. Da Selbstbräuner kein Melanin produzieren, bieten sie auch keinen Schutz vor UV-Strahlen. Also unbedingt eincremen! Am besten peelen Sie Ihre Haut vor der Anwendung. Dadurch vermeiden Sie unschöne Flecken, die durch die Anhäufung von abgestorbenen Hautzellen entstehenden. L’Oréal hat mit Sublime Bronze eine Selbstbräunungscreme entwickelt, die sich sogar trotz Barthaaren einfach auftragen lässt. Sublime Bronze L'Oréal, 19, 90 Fr. RASUR EPILATION Seit einigen Jahren sind Dreitagebärte hoch im Trend. Trefflich debattieren lässt sich dabei darüber, wie der Bartwuchs an den verschiedenen Gesichtspartien am besten gestutzt werden kann. Einige schwören auf die beim Coiffeur erhältlichen Barttrimmer mit speziellem Rasierkopf, die scheinbar einzige wirksame Waffe, um dem Gestrüpp auf den Leib zu rücken. In dieser Sparte neu ist der Babyliss E870XE mit einem um 25 Grad schwenkbaren, flexiblen Rasierkopf, 15 Schnittstufen und Schnittlängen von 0,4 bis 5 mm und 0,2 mm Präzision. Was Mann wissen sollte: Nach Auskunft von Guillaume Lehut, Herrencoiffeur im Lausanne Palace, hat ein richtiger Dreitagebart eine Länge von 1,5 bis höchstens 4 mm, muss täglich gepflegt werden und wird genau 15 Minuten nach dem Erwachen und der Dusche, wenn das Haar entspannt ist, getrimmt. Babyliss E870XE, 100 Fr. Meine Herren, glatt epilierte Oberkörper sind in. Das einfache Abrasieren der Haare reizt aber die Haut. Benutzen Sie anstelle eines speziellen Brusthaar-Rasierers, der wie Juckpulver wirkt und das Haar danach nur noch kräftiger nachwachsen lässt, eine Enthaarungscreme (Veet for Men). Sie müssen aber trotzdem damit rechnen, dass schon nach drei Tagen wieder die ersten Stoppeln spriessen. Wachs ist und bleibt deshalb auch die wirksamste Methode, auch für den Intimbereich. Er ist zwar ausser im Institut nicht sehr praktisch in der Anwendung, sorgt aber zumindest für einen Monat Ruhe. Eine weitere Möglichkeit ist die endgültige Laser-Epilation, die allerdings sehr schmerzhaft ist und nur bei schwarzem Haar auf heller Haut funktioniert. Das vorherige Einschmieren mit Emla-Betäubungscreme ist da kein Luxus. Einziges Problem: Damit die Creme wirkt, muss man sich während einer Stunde vor der Epilation in Folie einpacken lassen. Haarentfernungs Gelcrem Veet for Men, 14, 90 Fr. 96 | Finanz und Wirtschaft LU X E Finanz und Wirtschaft LU X E | 97 PA R F U M | H E R B S T | von Blaise-Alexandre Le Comte Dufthölzer DER SOMMER NEIGT SICH DEM ENDE ENTGEGEN, BÄUMT SICH EIN LETZTES MAL AUF, VERGEBLICH, DENN DER HERBST IST DA. DIE VEGETATION VERSTRÖMT JETZT HERBE, ERDIGE DÜFTE, DIE VON DER SÜSSE ÜBERREIFER FRÜCHTE HARMONISCH GEMILDERT ERT WERDEN. Die herbstliche, in ihrer Überschwänglichkeit wunderbar ar bit sublime Natur lädt Reiterinnen und Reiter ein, sich in Habit niRouge zu kleiden. Der ledrige, orientalische Duft von feminirt. ner Maskulinität wurde 1965 von Jean-Paul Guerlain kreiert. nEr öffnet auf hesperidischen Noten, denen zart würzige Orangenblüten Finesse verleihen. Auf diese – möglicherweise – zu ersaubere Frische folgt mit Stil und Eleganz die Welt des Pferdes. Wuchtiges Leder lässt an Stiefel und Sättel denken, an ld, Ausritte im Morgennebel durch schimmernden Herbstwald, nd voll erdigem Duft von Patschuli und holzigem von Zeder. Und nd dann erinnert diese Guerlinade mit der vanillierten Iris und es Ambernoten daran, dass Reiterinnen und Reiter echte Ladies und Gentlemen sind. Habit Rouge, Eau de toilette, Spray 50ml (88 Fr.) et 100ml (121 Fr.) uft Sie steigen vom Pferd und werden sofort umhüllt vom Duft de und von der Animalität des Reitstalls, wo angeschirrte Pferde ar, ungeduldig auf den Ausritt warten. Die Spannung ist spürbar, eit denn der tierische Instinkt möchte sich endlich in der Freiheit ilentfalten. Diese besondere Stimmung eingefangen hat Mathilude Laurent in L’Heure fougueuse, der vierten Edition der Heuelt, res de Cartier. Sie hat das ungestüme Pferd elegant gezügelt, nd an der Mähne des unabhängigen Hengstes geschnuppert und en schliesslich den Duft milde auf Stroh und Vetiver ausklingen ner lassen. Der Vollblüter ist gebändigt, ruht sich jetzt in seiner Box aus, wo es nach Eichenmoos riecht. L’Heure Fougueuse, 75ml, 320 Fr. er Nach dem morgendlichen Ritt und der Begegnung mit der nd animalischen Kraft erholen sich die müden Reiterinnen und as Reiter am Kamin bei einem feinen Tässchen Weisstee. Das Feuer knistert, im hellen Flammenlicht zeichnen sich die her flüchtigen, traumhaften Silhouetten bezaubernder weiblicher paWesen ab. Féminité du bois von Serge Lutens bedeutet japamänische Ästhetik, die Entführung in Traumwälder, wo Chimären den Reitern Pfirsiche und Pflaumen anbieten und sie errte muntern, ihre Lungen mit Blütendüften zu füllen, deren zarte ge Würze für einen sinnlich-trägen Genuss sorgen. Die geistige Fülle klingt dann im gleichen Rhythmus ab wie die holzige, legere, sorglose Feminität sich verflüchtigt, zurück bleiben feine Hölzer, Zeder und Sandelholz, überdeckt von intensivem, erdigem Patschuli. Féminité du bois, Spray 50ml, 124 Fr. 98 | Finanz und Wirtschaft LU X E « LU X E » A D R E S S E N FA S H I O N W E E K , S. 36 Bally Genf : 80-82 rue du Rhône, 022 310 22 87 – Lausanne : 9 place Saint-François, 021 312 31 95 – Zürich : Bahnhofstrasse 66, 044 224 39 39 Burberry Prosum Genf : Burberry, 8 rue Céard, 022 311 34 25 – Zürich : Burberry, Bahnhofstrasse 44, 044 221 05 18 D&G Genf: Anita Smaga, 49-51 rue du Rhône, 022 310 26 55; Drake Store, 13 rue des Alpes, 022 732 24 42; Bongénie, 34 rue du Marché, 022 818 11 11 - Lausanne: Drake Store, 22 rue de Bourg, 021 320 08 20; Bongénie, 10 place Saint-François, 021 345 27 27 – Zürich: Grieder, Bahnhofstrasse 30, 044 224 36 36 Dolce & Gabbana Genf: Anita Smaga, 49-51 rue du Rhône, 022 310 26 55; Drake Store, 13 rue des Alpes, 022 732 24 42 Lausanne: Drake Store, 22 rue de Bourg, 021 320 08 20 - Bern: Ciolina, Marktgasse 51, 031 328 64 64 – Zürich, Dolce & Gabbana, Weinplatz 10, 044 211 55 05 Bottega Veneta Genf : Bongénie, 34 rue du Marché, 022 818 11 11 - Lausanne: Bongénie, 10 place Saint-François, 021 345 27 27 Zürich: Grieder, Bahnhofstrasse 30, 044 224 36 36 Ermanno Scervino www.ermannoscervino.it Giorgio Armani Genf : Giorgio Armani, 2 place Métropole, 022 310 43 50 ; Bongénie, 34 rue du Marché, 022 818 11 11 – Lausanne : Olivier François Ausoni, 5 place Saint-François, 021 312 94 12 ; Bongénie, 10 place Saint-François, 021 345 27 27 – Zürich : Giorgio Armani, Bahnhofstrasse 25, 043 960 08 00Grieder, Bahnhofstrasse 30, 044 224 36 36 Hermès Genf : Hermès, 43 rue du Rhône, 022 819 07 19 – Zürich, Hermès, Bahnhofstrasse 31, 044 211 41 77 Junya Watanabe www.mrporter.com Louis Vuitton Genf : Louis Vuitton, 2 place du Lac, 022 311 02 32 – Lausanne : Louis Vuitton, 30 rue de Bourg, 021 312 76 60 – Zürich : Louis Vuitton, Bahnhofstrasse 30, 044 221 11 00 Marc Jacobs www.marcjacobs.com Paul Smith Genf: Drake Store, 13 rue des Alpes, 022 732 24 42; 15Ter, 15 rue de la Terrassière, 022 735 70 87; Bongénie, 34 rue du Marché, 022 818 11 11 - Lausanne: Camille, 5 rue Caroline, 021 312 85 15 ; Walpurgis, 6 rue Enning, 021 312 96 21; Drake Store, 22 rue de Bourg, 021 320 08 20 - Zürich: Fidelio, Münzplatz 1, 044 211 13 11; Grieder, Bahnhofstrasse 30, 044 224 36 36 Prada Genf: Anita Smaga, 49-51 rue du Rhône, 022 310 26 55; Drake Store, 13 rue des Alpes, 022 732 24 42 - Lausanne: Drake Store, 22 rue de Bourg, 021 320 08 20 – Zürich, Prada Uomo, Storchengasse 12, 044 211 10 80; Prada Donna, Bahnhofstrasse 18, 044 211 09 43 Roberto Cavalli Genf : Roberto Cavalli, 49 rue du Rhône, 022 310 26 55 Salvatore Ferragamo Genf : Salvatore Ferragamo, 104 rue du Rhône, 022 310 15 08 - Zürich : Salvatore Ferragamo, Bahnhofstrasse 40, 044 211 23 91 Versace Genf : Versace, rue du Rhône, 022 310 34 14 Victor & Rolf Genf: Boutique Apollinaire, 61 rue du Rhône, 022 311 77 21 Yves Saint Laurent Genf : Drake Store, 13 rue des Alpes, 022 732 24 42 - Lausanne: Drake Store, 22 rue de Bourg, 021 320 08 20 S H O OT I N G S T I L D U E L L S. 58 Balenciaga Genf :Drake Store, 13 rue des Alpes, 022 732 24 42 - Lausanne: Drake Store, 22 rue de Bourg, 021 320 08 20 Bally Genf : 80-82 rue du Rhône, 022 310 22 87 – Lausanne : 9 place Saint-François, 021 312 31 95 – Zürich : Bahnhofstrasse 66, 044 224 39 39 Chanel Genf : Chanel, Rue du Rhône 43, 022 311 08 62 ; Bongénie, 34 rue du Marché, 022 818 11 11 - Zürich: Grieder, Bahnhofstrasse 30, 044 224 36 36 Dior Genf :Drake Store, 13 rue des Alpes, 022 732 24 42; Bongénie, 34 rue du Marché, 022 818 11 11 - Lausanne: Drake Store, 22 rue de Bourg, 021 320 08 20; Bongénie, 10 place Saint-François, 021 345 27 27 – Zürich: Grieder, Bahnhofstrasse 30, 044 224 36 36 Dries Van Noten Lausanne: Camille, 5 rue Caroline, 021 312 85 15 - Bern: Ciolina, Marktgasse 51, 031 328 64 64 – Zürich: Boutique Roma, Lintheschergasse 17, 044 222 18 81 Fendi Genf: Boutique Fendi, 62 rue du Rhône, 022 319 30 10; Bongénie, 34 rue du Marché, 022 818 11 11 – Lausanne: Bongénie, 10 place Saint-François, 021 345 27 27 – Zürich: Grieder, Bahnhofstrasse 30, 044 224 36 36 Firma Lausanne: Camille, 5 rue Caroline, 021 312 85 15 Jean Paul Gaultier Genf: Jean Paul Gaultier, 19 rue du Rhône, 022 310 33 22 - Zürich : Grieder, Bahnhofstrasse 30, 044 224 36 36 La Perla Genf : rue du Rhône 106, 022 310 33 27 - Zürich : Grieder, Bahnhofstrasse 30, 044 224 36 36 Alexander McQueen Genf : Anita Smaga, 49-51 rue du Rhône, 022 310 26 55 - Zürich : Trois Pommes, Storchengasse 13, 044 212 02 04 Miu Miu Anita Smaga, 49-51 rue du Rhône, 022 310 26 55 Neil Barrett Genf :Drake Store, 13 rue des Alpes 022 732 24 42 - Lausanne: Drake Store, 22 rue de Bourg, 021 320 08 20 Simonetta Ravizza Genf: Anita Smaga, 49-51 rue du Rhône, 022 310 26 55 Rolex www.rolex.com D E R J E T L AG D E R U H R M AC H E R , S. 70 A. Lange & Soehne Genf: Les Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62 22 – Zürich: Türler, Bahnhofstrasse 28, 044 221 06 08 Jaeger-LeCoultre Genf: Boutique Jaeger-LeCoultre, 2 rue du Rhône, 022 310 62 17; Les Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62 22; Chimento, 19 quai du Mont-Blanc, 022 731 16 51 – Lausanne: A l’Emeraude, 12 place Saint-François, 021 312 95 83; Bijouterie Junod, 8 place Saint-François, 021 312 83 66 - Zürich: Stahel, Gerbergasse 5, 044 211 28 04 Louis Vuitton Genf: Louis Vuitton, 2 place du Lac, 022 311 02 32 – Lausanne: Louis Vuitton, 30 rue de Bourg, 021 312 76 60 – Zürich: Louis Vuitton, Bahnhofstrasse 30, 044 221 11 00 Patek Philippe Genf : Salon Patek Philippe, 41 rue du Rhône, 022 Gübelin SA, 60 rue du Rhône, 022 365 53 80 - Lausanne : A l’Emeraude, 12 place Saint-François, 021 312 95 83Zürich : Beyer Chronometrie, Bahnhofstrasse 31, 043 344 63 63 ; Gubelin AG, Bahnhofstrasse 36, 044 37 52 20 Rolex www.rolex.com Ulysse Nardin Genf: Les Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62 22; La Maison de l’Horlogerie, 24 rue du Cendrier, 022 732 09 54 – Lausanne: A l’Emeraude, 12 place Saint-François, 021 312 95 83; Bijouterie Junod, 8 place Saint-François, 021 312 83 66 - Zürich: Les Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, 044 227 17 17 Vacheron Constantin Les Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62 22 ; Chimento, 19 quai du Mont-Blanc, 022 731 16 51 - Zürich : Les Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, 044 227 17 17 Finanz und Wirtschaft LU X E | 99 BOUDOIR MAKING OF I N T E R V I E W | von Francesca Serra Abel STILDUELL Mittwoch, 24.August Impressionen vom Shooting im Rolex Learning Center an der ETH Lausanne. Ferrara the King of New York A bel Ferrara spricht wie einer seiner Filmgangster, schweren New Yorker Slang, die Wörter verschluckend. New York ist seine Stadt, sie ist Hintergrund seiner Geschichten und seine Muse. Der aus dem Arbeitermilieu stammende Cineast aus der Bronx verbindet in seinen Werken Ursprüngliches mit Philosophischem und erforscht die Niedertracht des menschlichen Wesens. Die Filme, die ihn zu einem der massgeblichen Akteure des zeitgenössischen amerikanischen Kinos gemacht haben, sind zweifellos die beiden Epen King of New York mit Christopher Walken als gespenstischer Bösewicht sowie Bad Lieutenant mit Harvey Keitel in der Rolle eines heruntergekommenen Polizisten, der schlussendlich Vergebung erhält. Vergebung und Erlösung sind ebenso Schlüsselbegriffe seines Schaffens wie Abhängigkeit (Addiction), Liebe (China Girl), Sinnlichkeit (New Rose Hotel und Go Go Tales), ja sogar Feminismus (Ms. 45). Während seine düsteren, atemberaubend schnellen Filme von der europäischen Kritik bewundert werden, stören sie das konformistische Amerika und Hollywood, dessen Codes sie nicht befolgen. Mister Ferrara, hier in Europa gelten Sie als künstlerischer Regisseur. Warum aber versucht man Sie in New York immer wieder dem reisserischen Genre zuzuordnen? In Amerika existiert mein Filmgenre eben nicht. Ich habe versucht, andere Regisseure davon zu überzeugen, aber sie wollten davon nichts wissen. Als ich mit David Lynch darüber sprach, schaute er mich an, als ob ich verrückt geworden sei. So ist es eben in Amerika. Die Leute haben mit künstlerischen Filmen nichts am Hut. Ich bin dort aufgewachsen und, obwohl jugendlicher Filmfan, kannte ich damals keinen einzigen Regisseur. Kino ist Nervenkrieg, bei dem es einzig um die Frage geht, ob ein Film ein Kassenschlager wird oder nicht. In den Jahren 1990 bis 1994 gab’s zwar ein Fenster 100 | Finanz und Wirtschaft LU X E für den unabhängigen Film, das sich aber in der Folge wieder schloss. Heute gehen weniger Leute ins Kino, was nicht zuletzt den x-ten Versuch erklärt, den 3D-Film zu lancieren, um die Säle zu füllen. Ich bin aber überzeugt, dass es nicht klappt. Vielleicht bedeutet Erlösung ganz einfach die zweite Chance? Vielleicht. Aber kann man dann auch eine dritte, vierte Chance erhalten? Geht es bis zur neunten? Vielleicht ist es auch eine Frage der verschiedenen Religionen. Hat das Internet die Situation verändert? Alle meine Filme sind auf Internet. Möglicherweise ist das Netz mein grösster Verleiher. Aber ich will im Web keinen Film finden, der noch nicht im Kino gezeigt wurde. Das Medium verlangt eine ganz andere Schnitttechnik. Es gibt Filme, die man auf dem Handy betrachten kann, andere wiederum werden von 8500 Personen im Kino gesehen. Früher machten wir Filme für ein präzises Publikum, wir wussten genau, was dieses sehen wollte. Diese Filme waren kein Produkt unseres Hirns. Drilling Killer beispielsweise wurde für ein zweitklassiges Publikum gedreht und entsprach ganz dessen Vorstellungen. Es ist eine verkehrte Welt, die Nachfrage erzeugt das Angebot. Welches ist Ihre Beziehung zur Religion? Ich bin mit der Religion gross geworden. Als Kind wurde ich von katholischen Schwestern erzogen, ich kniete beim Beten. Die Erziehung war hart, nach alter Väter Sitte. Wenn die Religion einmal in Ihnen ist, dann bleibt sie es. Erzählen Sie uns von Ihrem Film 4:44 Last Day on Earth, den Sie eben in Venedig vorgestellt haben. Es ist ein Film über den Weltuntergang, der um 4.44 Uhr morgens eintreffen wird. Er erzählt das Leben eines Paars, interpretiert von Shanyn Leigh und Willem Dafoe, das in einem schicken Appartement in Manhattan lebt und über alle technischen Hilfsmittel, iPad, iPhone, Skype, Multichannel-TV, verfügt. Man beobachtet, wie die beiden auf die drohende Realität reagieren. Ursprünglich habe ich nicht eigentlich an einen ScienceFiction-Film gedacht. Herausgekommen ist wohl der schlimmste Albtraum von Al Gore. In Zusammenhang mit Ihren Filmen spricht man oft von Erlösung. Man bezeichnet mich als den König der Erlösung, aber ich weiss nicht, was das eigentlich bedeutet. Ich kann beziehungsweise will diese Bedeutung nicht erkennen. Musik ist für Sie ebenfalls sehr wichtig. Musik ist der Schlüssel zu allem. Sie kann einen Film kaputtmachen, Musik ist 50% des Films. Deshalb sollte jeder Regisseur eigentlich Musiker sein beziehungsweise gute musikalische Kenntnisse besitzen. Sie arbeiten oft mit den gleichen Schauspielern. Wie ist Ihre Beziehung zu ihnen? Man muss die Schauspieler lieben und respektieren. Ich bin immer für sie da, denn beim Drehen muss jedermann perfekt im Prozess integriert sein. Am Set bin ich gleichzeitig das stärkste und schwächste Glied. Wenn niemand an dich glaubt, bist du nichts. Das war aber nicht immer so, siehe Zusammenarbeit mit Madonna in Snake Eyes? Sie wollte um jeden Preis Schauspielerin sein, aber sie war nicht gut. Man ist nicht Anna Magnani, nur weil man es so will. So geht es nicht. Zwischen Regisseur und Schauspieler muss ein Vertrauensverhältnis bestehen. Madonna hat mir nie wirklich vertraut, weshalb es irgendwann einfach nicht mehr ging. Filmarbeit ist Teamarbeit. Man muss sein Ego draussen lassen, eine andere Wahl gibt es nicht. Weshalb zwingen Sie Ihren Figuren extreme Situationen auf? Finanz und Wirtschaft LU X E | 101 @SDKHDQYTOOHMFDQBG B O U D O I R | I N T E RV I E W te ich einfach nie die Idee, dorthin zu gehen. Wenn man aus New York kommt, kann man sich keinen andern Ort vorstellen. Die Stadt hat etwas Magisches, sie übt eine Macht über dich aus, unabhängig davon, wo du dich gerade befindest. Eine Redewen- Rudy Waks/Corbis Outline «Film ist Teamarbeit. Man muss sein Ego draussen lassen. » Ich mache Filme über Dinge, die ich erlebe, denen ich ausgesetzt bin. Ich selber bin nur das Instrument. Sie planen ein Projekt über Pasolini? Ja, das Drehbuch ist bereits geschrieben und ich habe auch schon einen italienischen Produzenten. Das ist schon ein guter Anfang. Es ist hart, in Italien als Produzent zu arbeiten, ausser man heisst Silvio Berlusconi. Was fasziniert Sie an Pasolini? Pasolini war eine einzigartige Persönlichkeit. Es gibt niemanden wie ihn. Sie machen einen Film über einen italienischen Regisseur in englischer Sprache? Ja, die Hauptrolle wird von Willem Defoe interpretiert. Ich kann keinen Film über Pasolini drehen ohne amerikanische Schauspieler. Ich habe lange gekämpft, denn für mich setzte eine italienische Geschichte auch italienische Schauspieler voraus. Aber es ist unmöglich. Ich habe es aufgegeben und will nicht mehr diskutieren. Es ist unmöglich mit italienischen Akteuren zu drehen. Ein italienischer Film würde nie die notwendigen Geldmittel erhalten, um die Ambiance des Jahres 1975 auferstehen zu lassen. 102 | Finanz und Wirtschaft LU X E Haben Sie von der ständigen Suche nach Geld nicht genug? Natürlich, aber wir haben keine Wahl. Wir sind mit all diesen Aspekten der Geldbeschaffung konfrontiert. Dies ist ein Fakt und sehr kompliziert. Go Go Tales war eine einzigartige Erfahrung. Wir haben so viel Zeit aufgewendet, um den Film zu realisieren, letztendlich mit Erfolg. Der Gedanke, dass es möglich wurde, macht mich sehr glücklich. Wenn ich an all die Schwierigkeiten zurückdenke… Der Drehort wurde zerstört, weil wir nicht alle Zahlungen leisten konnten. Irgendwann sagte ich mir, dass der Film nicht geboren werden wollte. Und dann ist er mir trotz aller Schwierigkeiten gelungen. Es war sehr hart. Aber man kann sich nicht einerseits den Hollywood-Regeln widersetzen und sich anderseits beklagen. Wer einen Film machen will, muss nach Los Angeles gehen und vor einem Agenten in die Knie gehen. Sie haben lange in Italien gelebt, nicht zuletzt wegen der Schwierigkeiten, einen Verleger zu finden. Hat Sie diese Erfahrung verändert? Die Erfahrung in Italien war wunderbar. Und ich habe mich gefragt, weshalb ich nicht schon viel früher daran gedacht habe. Als Teil der Hollywood-Maschinerie hat- dung sagt: «Bist du nicht in New York, campierst du vorübergehend an einem andern Ort.» Es gibt keine andere Stadt, die diese Wirkung hat. Wenn du an das Leben rund um die Uhr, an sieben Tagen die Woche gewohnt bist, ist es schwierig, diesen Rhythmus zu brechen. Deshalb ist das Leben anderswo nicht einfach, vor allem in Europa. Wenn du hier nicht gleichzeitig wie die andern zu Bett gehst, riskierst du, verhaftet zu werden. Sie haben einen Dokumentarfilm über das legendäre Chelsea Hotel, Bastion der Underground-Kultur, gedreht, wo Persönlichkeiten wie Andy Warhol, Janis Joplin, Jean-Paul Sartre und Patti Smith abgestiegen sind. Eine amüsante Erfahrung? Ja, und eine sehr intensive dazu, was angesichts des Themas klar war. Jede Aufnahme war eine richtige Bombe. Die Zerstörung des Gebäudes ist entschieden. Können Sie nichts für die Rettung tun? Nein, leider kann man nichts tun. Ausserdem habe ich schon genug damit zu tun, meine eigene Haut zu retten. Das Chelsea Hotel ist ein legendärer Ort, gefüllt mit unglaublichen Geschichten. Wie jene über Milos Forman, der zwei Jahre hier gewohnt haben soll. So oder so, es ist traurig, aber man kann nichts machen. Die Immobilienbesitzer sind die wahren Bosse der Stadt. A measure of oil or an essential component of a watch? Discover the world of Fine Watchmaking at www.hautehorlogerie.org Der Künstlerstatus wird oft verherrlicht. Ihre Meinung? Als Künstler hast du gar keine Wahl, etwas anderes zu sein. In letzter Zeit arbeiten Sie mit jüngeren Produzenten zusammen. Eine Möglichkeit, mit dem Neuen, dem Wechsel in Kontakt zu bleiben? Ich hoffe es. So oder so, heute sind alle jünger als ich. | The Foundation’s Partners : A. Lange & Söhne | Antoine Preziuso | Audemars Piguet | Baume & Mercier | Bovet | Cartier | Chanel | Chopard | Corum | Fédération de l’industrie horlogère suisse | Girard-Perregaux | Greubel Forsey | Harry Winston | Hermès | Hublot | IWC | Jaeger-LeCoultre | JeanRichard | Montblanc Musée d’art et d’histoire de Genève | Musée d’Horlogerie Beyer, Zürich | Musée d’horlogerie du Locle, Château-des-Monts | Musée international d’horlogerie, La Chaux-de-Fonds | Panerai | Parmigiani | Perrelet | Piaget | Richard Mille | Roger Dubuis | TAG Heuer | Vacheron Constantin | Van Cleef & Arpels | Zenith