als PDF - Finanz und Wirtschaft

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als PDF - Finanz und Wirtschaft
WINTER 2011 – 7 FRANKEN
MODE UND UHREN:
CARLOS LEAL
HIDEAWAYS:
REFUGIEN IN
DEN ALPEN
AUTOMOBIL:
FERRARI FF
4x4-LUXUS
SPEZIAL :
TAFELFREUDEN
UND TISCHKULTUR
EDITORIAL
Magazin zur Ausgabe Nummer
94 der «Finanz und Wirtschaft»
vom 26. November 2011. LUXE ist eine
gemeinsame Publikation von «Bilan»
und «Finanz und Wirtschaft»
und erscheint vier Mal jährlich.
–
VERLAG FINANZ UND WIRTSCHAFT AG
Hallwylstrasse 71,
Postfach, 8021 Zürich
Telefon 044 298 35 35,
Fax 044 298 35 00
www.fuw.ch, [email protected]
–
VERLEGER
Pietro Supino
GESCHÄFTSFÜHRER
Martin Coninx
CHEFREDAKTOR
Peter Schuppli
REDAKTIONELLE LEITUNG
Konrad Koch
ANZEIGENVERKAUF
Sabrina Wägli (Leitung),
Jonas Schneider, Yves Gollaz
MARKETING
Dana Massie, Sandra Meier
ANZEIGEN DEUTSCHSCHWEIZ
Edipub SA
Mühlebachstrasse 43, 8032 Zürich
–
ART DIRECTOR
Nicolas Zentner (enzed, Lausanne)
Damit Wünsche
in Erfüllung gehen
M
an soll die Feste feiern wie sie fallen. Aus
dem Wagnis, ein helvetisches Magazin des
Savoir-vivre zu machen, ist ein Bündnis geworden. Im Herbst 2010 erschien die erste Ausgabe
des gemeinsam von den Redaktionen des Genfer
Wirtschaftsmagazins «Bilan» und der Deutschschweizer Wirtschaftszeitung «Finanz und Wirtschaft» publizierten Magazins «Luxe». Was als
Zusammenarbeit begonnen hatte, ist jetzt eine
Familiensache – und die Geburtstagsfeier wird zum Begrüssungsfest.
Das Verlagshaus Tamedia, Herausgeberin der FuW, übernimmt von
der Genfer Verlagsgruppe Edipresse Luxe das Magazin «Bilan» und
die Kunstzeitschrift «Tribune des Arts». Der Weg, der vor Jahresfrist
mit einem ersten Schritt eingeschlagen wurde, ist damit zu einem gemeinsamen geworden.
BILDREDAKTION
David Huc
–
MITARBEITER DIESER AUSGABE
Cristina d’Agostino, Mathilde Binetruy,
Dominic Büttner, Roberto Caccuri,
Fabrice Delaye, Hans Uli von Erlach,
Christel Flach, Vincent Gillioz,
Emmanuel Grandjean, Michel Jeannot,
Blaise-Alexandre Le Compte,
Marc Ninghetto, Olivier Pasqual,
Florence Schmidt, Knut Schwander,
Cédric Widmer, Olympia Wolff
–
ÜBERSETZUNG
Béatrice Aklin, Sabine Dröschel,
Gian Pozzy
–
BILAN LUXE
VERLEGER
Edipresse Développment SA
GESCHÄFTSFÜHRER
Tibère Adler
CHEFREDAKTOR
Stéphane Benoit-Godet
REDAKTIONELLE LEITUNG
Francesca Serra
Beste Anregung zum Feiern bietet das Thema «Tafelfreuden und
Tischkultur» dieser Winterausgabe. Dazu gehören auch all die Gourmandisen, die sich aus den verschiedenen Regionen unseres Landes geniessen lassen, angefangen vom Absinth aus dem Val de Travers bis zu
Gwäs und Plantscher, Weinen aus uralten Walliser Rebsorten. «Luxe»
weiss aber auch, wo die kommenden Feiertage auf stilvolle und stille
Art gefeiert werden können: In den Schweizer Bergen. Dort haben sich
neben den grossen mondänen Winterorten kleine, feine Refugien der
Ruhe etabliert, die nicht minder luxuriös sind – aber viel intimer.
Und dann sollten Sie nach Mailand und Paris reisen, nächsten Sommer
nach Bayreuth und schon für 2014 Wien buchen. Das sind die musikalische Destinationen dessen jungen Schweizer Dirigenten Philippe Jordan, dem Shootingstar der klassischen Musikwelt. Er ist Chefdirigent
der Pariser Oper, debütiert diese Saison an der Mailänder Scala, wird
den Parsifal auf dem Wagner-Hügel dirigieren und ist künftiger Chefdirigent der Wiener Symphoniker. Eine märchenhafte Karriere.
LEITUNG MARKETING
Marie-Anne Fourot
–
FOTOLITHO
Images3, Lausanne
–
DRUCK
Ziegler Druck- und Verlags-AG,
Winterthur
Auflage 65 000;
ISSN 1664-0152
8 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Wer erinnert sich nicht gerne auch an die Grimm’schen Märchen, an
die Zeiten, als Wünsche noch in Erfüllung gingen. In lustvollen Märchenwelten präsentiert «Luxe» Geschenke für grosse Kinder, damit Sie
sich Ihre Wünsche erfüllen mögen.
Konrad Koch
Verantwortlicher Redaktor
Finanz und Wirtschaft LU X E | 9
pa n e r a i . c o m
INHALT
46
Winter 2011
82
44
28
58
60
16
09
EDITORIAL
12
MITWIRKENDE
15
GASTKOMMENTAR
Vom Glanz der Sterne
von Jean-Jacques Gauer
16
MUST HAVE
18
TECH-TRENDS
20
BEGEGNUNG
Philippe Jordan: «Dirigieren heisst
führen und geschehen lassen.»
38
ESSEN UND ÄSTHETIK
Designkollektiv Postfossil
82
HAUTE HORLOGERIE
Luxuriöse Unikate
40
MYTHOS AUS DEM JURA
Geschichte des Absinth
84
AUTOMOBIL
Ferrari FF im Bergtest
42
CHAMPAGNER UND KUNST
Perrier-Jouët und Daniel Arsham
88
INNENEINRICHTUNG
Zu Besuch bei Francisco Dias
44
GUTE MANIEREN
Tischsitten und Umgangsformen
93
PARFUM
Der Duft der Gefühle
46
MÄRCHENWELTEN
Wenn Wünsche wahr werden
98
ADRESSEN
58
DRESSCODE
Smokings für Stilbewusste
99
SHOOTING
Instamatic
BOUDOIR
Mario Botta
Macher und Denker
24
AUSSTELLUNGEN
26
TREFFPUNKTE
Restaurants und Shopping
60
28
FÜR GENIESSER
Eine Reise durch die Schweiz
70
REFUGIEN DER RUHE
Besondere Berghotels
36
CROSSOVER
Restaurantführer
74
ADEL VERPFLICHTET
Stiftehersteller von Faber-Castell
WER KOMMT ZUM ESSEN?
Anekdoten und Indiskretionen
78
37
10 | Finanz und Wirtschaft LU X E
UHREN
Trends und Neuheiten
Titelbild: Marc Ninghetto
Carlos Leal:
Smoking: Paul Smith
Hemd: Lanvin
Fliege: Bongénie
Elisabeth:
Kleid: Lanvin
Uhr: Piaget Dancer
Ring: Piaget Possession
Marc Ninghetto, Cédric Widmer, Rue des Archives, PD
84
history a n d heroes.
luminor 1950 3 days - 47mm
Available exclusively at Panerai boutiques and select authorized watch specialists.Finanz und Wirtschaft LU X E | 11
MITWIRKENDE
Olivier Pasqual
Knut Schwander
Nach der Matura (bildende Kunst) und dem Diplom
der ECAL beginnt Olivier
Pasqual als freier Fotograf
zu arbeiten. Er spezialisiert sich auf Stillleben,
behandelt das Bild wie
eine zu destrukturierende
Struktur, die er in schlichten, oft surrealistischen
Montagen reproduziert. Er
erhält Mandate von Kulturinstitutionen und privaten Kunden, realisiert
Werbekampagnen und
arbeitet für verschiedene
Magazine. 2008 wurde er
mit den Eidgenössischen
Preis für Design ausgezeichnet.
Grüne Augen, sonore Stimme, der 48-jährige Journalist ist ein Genussmensch.
Seit zwölf Jahren verantwortlicher Redaktor für
die Romandie des Restaurantführers Gault Millau
Schweiz, durchstreift er
unser Land und die Welt
auf der Suche nach guten
Gastro- und Hoteladressen. Er interessiert sich
für die Kulinarik, die Geschichte der Hotellerie, für
Häuser und Gärten. Auf
genussvolle Art lässt er die
Leserschaft von «Luxe» an
seinem unerschöpflichen
Fundus an Wissen, Erfahrung und schönen Anekdoten teilhaben.
S. 78-81
Cristina
D’Agostino
Während langer Zeit im
Umfeld der Haute Horlogerie tätig, arbeitet Cristina d’Agostino heute als
freie Journalistin für diverse Zeitschriften, darunter das Westschweizer Wirtschaftsmagazin
«Bilan» sowie für «Luxe».
Ihre Ausbildung in politischen Wissenschaften und
Wirtschaft ist Basis für
ihre vielfältigen Interessen
– Karrierenmanagement,
Tourismus, Architektur,
Automobil, Uhrmacherei
und Luxushandwerk.
Marc Ninghetto
Fabrice Delaye
1972 in Genf geboren, hat
Marc Ninghetto seine
Ausbildung an der Schule für Angewandte Kunst
in Vevey vervollständigt,
um dann als Assistent für
Dominique Issermann zu
arbeiten. In Paris erhält er
erste Mandate, kehrt 2000
nach Genf zurück, wo er
als Mode- und Werbefotograf ein Atelier führt. Er ist
Mitglied der Kommunikationsagentur La Fabrique.
In seinen persönlichen
Kunstwerken experimentiert er gerne mit Superpositionen.
Nach dem Studium der
politischen Wissenschaften in Paris wechselte Fabrice Delaye 1991 in den
Journalismus. Seine bevorzugten Gebiete sind
Wirtschaft, Technologie
und Wissenschaft, weshalb er sich 1999 für ein
Master-Studium in Gesellschaft, Wissenschaft und
Technologie an der EPUL
entschied. Der 45-jährige ist Korrespondent von
«Bilan» in Paris.
S. 93-95
S. 84-86
S. 28-34
P. 50-51
S. 60-67
Tambour In Black
DR
Automatik-Chronograph LV 277 hergestellt in den Schweizer Uhrenwerkstätten von Louis Vuitton
Ausschliesslich in Louis Vuitton Geschäften erhältlich. Tel. 044 221 11 00 louisvuitton.com
12 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Finanz und Wirtschaft LU X E | 13
OUVERTURE
Gastkommentar
Jean-Jacques Gauer
Lausanne ist zu einer der hippsten Städte der Schweiz geworden. Einerseits
eits
wegen des vielfältigen kulturellen Angebots, anderseits dank der Persönlichkeiten,
ichkeiten,
die sich für die Léman-Stadt engagieren. Jean-Jacques Gauer ist einer von
on ihnen.
Er ist General Manager des Fünfsternepalasts Lausanne Palace & Spa. Gault
ault
Millau hat ihn zum Hotelier des Jahres 2012 gekürt.
Vom Glanz der Sterne
Illustration: Nicolas Zentner
I
14 | Finanz und Wirtschaft LU X E
ch stamme aus einer Hoteliersfamilie.
Seit ich denken kann, wollte ich nichts
anderes werden als Gastgeber. Wir besitzen den Schweizerhof in Bern, den meine
Mutter nach dem Tod meines Vaters im
Alter von 59 Jahren – in meinem Alter! –
allein geführt hat. Damals gab es zwei Hotels in der Bundesstadt. Das eine war das
Bellevue Palace, ein Palast, wie der Name
sagt, und mit Aussicht dazu. Wir hingegen
konnten nichts Vergleichbares vorweisen.
Um diese Nachteile zu kompensieren und
um uns zu unterscheiden, hatten wir nur
eine Möglichkeit, nämlich in den Empfang der Gäste zu investieren – zumal
Teppichböden und Rezeption auch nicht
zu den schönsten zählten.
Was ich in Bern lernte, konnte ich später in Lausanne umsetzen. Wer ein Stadthotel betreibt, muss Beziehungen mit den
Menschen pflegen, die am Ort zählen. Je
kleiner die Stadt, desto mehr muss man
sich ihr öffnen. Das gilt ebenso für den
Anwalt wie auch für den Blumenhändler
oder die Boutiquebesitzerin. Der Kunde
muss sich wohl und aufgehoben fühlen.
Ich mache täglich und bei jedem Service die Runde durch unsere vier Res-
taurants, um die Gäste zu begrüssen. Das
hat nicht mit Koketterie zu tun, sondern
bringt handfeste Vorteile, kehre ich doch
jedes Mal mit einer oder zwei Reservationen ins Büro zurück. Ein Gast möchte ein
Seminar organisieren, plant ein Essen mit
seiner Equipe oder will die Frau Gemahlin zum Tête-à-tête ausführen. Die Kunden sehen mich, erinnern sich an ihr Anliegen, reservieren, und die Sache ist für
sie erledigt. Dies ist mein persönlicher
Mehrwert.
Meine Rolle ist es, mich mit starken
Persönlichkeiten zu umgeben. Für jeden
meiner Direktoren ist es ein wichtiges Anliegen, eine individuelle Beziehung zum
Gast herzustellen. Ich hasse Unechtes,
Luxus bedeutet für mich Authentizität.
Weshalb also einem allein reisenden Gast
eine Flasche Champagner aufs Zimmer
stellen? Er wird sie nicht trinken, sondern
fühlt sich in Verlegenheit gebracht. Das
geht nicht, wir ziehen keine Schau ab. Der
Gast kommt zu uns, nicht ins Lausanne
Palace. Beispiel Hotelbar. Es gibt doch
keine grössere Tristesse als eine Hotelbar.
Man verbindet damit fast schon zwangsläufig einen trostlosen Ort, wo vielleicht
ein paar Passanten oder Geschäftsleuten
verloren herumsitzen. Wenn Sie hingegen
als Geschäftsmann oder -frau nach einem
anstrengenden Tag Lust haben, sich in der
Hotellobby zu entspannen, dann habe ich
meinen Job gut gemacht. Denn ich habe
einen lebhaften Ort geschaffen, wo auch
Menschen aus der Nachbarschaft einkehren. Fühlen sich die bei mir wohl, ziehen die Touristen automatisch nach. Und
wenn der Barmann Sie bei Ihrem zweiten
oder dritten Besuch wiedererkennt und
sich erinnert, was Sie trinken, dann haben
wir einen Volltreffer gelandet.
In der Schweiz hat die Hotellerie einen
gewaltigen Sprung nach vorn gemacht. Die
rund 40 Fünfsternehäuser haben Hunderte Millionen, wenn nicht Milliarden Franken in Neubauten und Renovationen investiert. Das Angebot ist enorm: Allein in
Genf gibt es 17 Fünfsternepaläste, mehr sogar als in Zürich mit etwa einem Dutzend
solcher Etablissements. Darüber hinaus
sind in der Region Genfersee noch einige
Projekte in Planung. Vorsicht ist allerdings
angebracht, denn es ist sehr viel schwieriger, mit einem Luxushotel Rendite zu erzielen als mit einem Mittelklassebetrieb. |
Finanz und Wirtschaft LU X E | 15
MUST HAVE
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#.8FS$PVQ©
von Francesca
sca Serra
XXXCNXDI
Sch auk eleien
1
5
2
3
1. VERBINDEND
END
sammenarbeit zwischen Helmut
Ergebnis der Zusammenarbeit
d &W
ik
d Kl
Morrison, Loitfelder
Weikamp
und
Klaus
Fuchsenberger ist der Rocker Bench Mustafa,
die Neuinterpretation der Original Münchner
U-Bahn-Bank. Schaukeln zu Zweit ist ein wunderbares Vergnügen und macht jede Wartezeit
zum Ereignis. Vor allem, wenn man weiss, dass
öffentliche Bänke a priori für die Verliebten
bestimmt sind.
Rocker Bench Mustafa, 595 €,
www.helmutmorrison.com
2. DIVA
Es gibt Designobjekte, die höchste Weihen erlangen. So der Schaukelstuhl RAR von Charles
& Ray Eames, der zusammen mit dem AJ Egg
Chair von Arne Jacobsen oder dem BarcelonaSessel von Mies van der Rohe und Lily Reich
im Olymp des edlen Möbeldesigns thront.
Die Originalausgabe aus glasfaserverstärktem
Kunststoff stammt aus den Anfängen der 1950er
Jahre. Es war die erste Plastiksitzschale, die in
den USA serienmässig in grossen Auflagen produziert wurde. Der Möbelhersteller Vitra verhalf
der originellen Sitzgelegenheit zur europaweiten
Beliebtheit. Man mag den Rocking Armchair
RAR wegen seiner charmanten, organischen
4
Form und der Ausgewogenheit
Ausgew
der Materialien.
Die aktuelle Version au
aus Polypropylen ist noch
beq
emer und
nd ökolog
bequemer
ökologischer und in knalligem
Rot und strahlendem Grüngelb erhältlich.
Schaukelstuhl Eames RAR 1950,
ca. 400€, www.vitra.com
Ansprüchen gerecht wird. Praktisch der
Hohlraum, der als Ablagefläche für Bücher,
Zeitungen usw. dient. Die Kunststoffausführung
ist vielleicht nicht für die Ewigkeit gedacht,
aber das dynamische Design ist das ultimativ
moderne Glanzlicht jedes Raums.
Lobule chair, de 900 €,
3. ZEITGENÖSSISCH
Der Schaukelstuhl des litauischen Designers
Paulius Vitkauskas ist eine verblüffende Interpretation des herkömmlichen Holzstuhls, der
normalerweise in der Veranda steht. Mit seinen
leichten Kippbewegungen ist der Stuhl in jeder
Lage richtig. Beim Kampf mit Hummer und
Schere richten Sie ihn hoch auf, um sich dann
später beim Digestif bequem in der tiefsten Position zurückzulehnen. Der Stuhl ist mit dem als
«line X» bezeichneten Material überzogen, das
ihn zur robusten Sitzgelegenheit für draussen
und drinnen macht.
Kudirka von Paulius Vitkauskas,
aus Sperrholz, 42 x 60 x 90 cm, 550 €,
erhältlich auf www.controforma.com
www.vasiliybutenko.com
4. URBAN
Der Lobule Chair des Ukrainers Vasiliy Butenko
besticht durch seine einfache, geschwungene
Form, die allen ästhetischen und praktischen
5. IDEALISTISCH
Der Prototyp von Rochus Jacob ist aus
kanadischer Eiche gefertigt. Unter seiner
unauffälligen Schönheit verbirgt der Murakami
Chair ein geniales dynamoelektrisches System.
Die Schaukelbewegung, eigentlich Synonym
für Müssiggang, produziert Energie. Indem sich
Objekt und Benutzer zusammentun, entsteht
Licht. Die Anwendungsmöglichkeiten der
Nano-Dynamo-Technologie sind denn auch
faszinierend. Man stelle sich vor: Tänzer in der
Diskothek kreieren Energie, wir laden mit unserem Herzschlag das Mobile auf. Die Objekte
von Rochus Jacob verwandeln zwar Dinge
des Alltags in Hautoberfläche-Kollektoren, die
physische Parameter aufzeichnen, aber sein
eigentliches Anliegen ist es, nützliche, ehrliche
Dinge zu gestalten.
Murakami chair, www.rochusjacob.com
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TECHNOSOPHIE
von Francesca Serra - Foto: Milo Keller und Julien Gallico
ÄUSSERSTE DISKRETION
Objektinszenierungen
D
esignvirtuose Xavier Perrenoud unterrichtet an der
Lausanner Hochschule für Kunst und Design Ecal im
Masterstudiengang Design und Luxusindustrie. Er ist
der Gründer des Ateliers XJC, das für die grossen Namen der Haute Joaillerie und der Haute Horlogerie
neue Produkte entwirft. Dieses Jahr feiert die Designwerkstatt ihren zehnten Geburtstag.
Zu diesem Anlass hat sich XJC ein neues Experimentierfeld erschlossen und hat ein
Ideenlabor für das Studium von Bauelementen und Materialien eingerichtet, das
nun seine erste Serie modularer, vieldeutiger Objekte und Nichtobjekte herausgebracht hat. Diese sind irgendwo
zwischen Haute Couture und Design anzusiedeln, entziehen sich aber
jeglicher Definition. Ihre Strukturen
verändern sich mit der Inszenierung,
erinnern einmal an eine Halskrause, dann wieder an eine federleichte
Kopfbedeckung. Sie schmücken den
Körper, ähneln einer Pelerine, einer
Halskette oder Manschetten.
Ziel der Suche ist die Suche selbst.
Es soll ein völlig entspanntes Experiment sein, das über das Objekt hinausgeht und so näher ans
Detail rückt. |
Prototyp Alba Aquila, www.xjc.ch
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18 | Finanz und Wirtschaft LU X E
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Finanz und Wirtschaft LU X E | 19
M U S I K | B E G E G N U N G | von Hans Uli von Erlach – Foto: Roberto Caccuri
Philippe Jordan
«Dirigieren heisst führen und geschehen lassen.»
CHEFDIRIGENT DER PARISER OPER, DEBÜT AN DER SCALA MILANO,
NÄCHSTEN SOMMER BEI DEN BAYREUTHER FESTSPIELEN, AB 2014
CHEFDIRIGENT DER WIENER SYMPHONIKER, GASTSPIELE IN NEW
YORK, LONDON, ZÜRICH: DER SCHWEIZER PHILIPPE JORDAN IST DER
SHOOTING STAR DER JUNGEN DIRIGENTENGENERATION.
D
ie Liste der prominenten Stationen,
wo Philippe Jordan bejubelt wurde, lässt sich fortsetzen: Festivals in Salzburg, Baden-Baden und Aix en Provence,
Opernhäuser wie Covent Garden London,
Met New York und Zürich, Staatsopern
in München, Wien, Berlin. «Meine Lehrund Wanderjahre», sagt der 37-jährige in
Zürich aufgewachsene Dirigent lakonisch,
der uns locker und mit wohlerzogener Bescheidenheit in seiner Garderobe an der
Mailänder Scala gegenübersitzt. Hinter
sich eine glanzvolle Vorstellung von Richard Strauss’ «Rosenkavalier».
Bisheriger Höhepunkt in Jordans fünfzehnjähriger Karriere ist seine Berufung
2009 zum musikalischen Direktor der Pariser Oper. Eben hat Intendant Nicolas
Joel Jordans Vertrag bis 2018 verlängert
und rühmt seine Aufbauarbeit mit dem
Orchester. Der junge Schweizer, Sohn
des legendären Dirigenten des Genfer Orchestre de la Suisse Romande Armin Jordan, gilt als Perfektionist. Musiker und
Sänger schätzen die Klarheit seiner Zeichengebung. Was ihn interessiert, ist weit
mehr als nur ein schöner Klang, sondern
das Wissen um Hintergründe von Werken und ihrer Entstehung. Nächsten Sommer dirigiert Philippe Jordan an den Bayreuther Festspielen «Parsifal» – für einen
Wagner-Dirigenten der Ritterschlag.
Maestro, gestern Abend, bei den zum Teil
sehr gefühlstriefenden Stellen im «Rosenkavalier», habe ich mich gefragt, ob Sie als
Dirigent während der Aufführung auch mal
ins emotionale Schwelgen kommen.
Ja, sicher! Man ist als Dirigent in erster
Linie total konzentriert, achtet auf viele Details gleichzeitig, dass alles funktioniert, dass Zusammenspiel und Intonation sauber sind. Man hat mit ganz anderen
20 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Dingen zu tun als mit sogenannten Emotionen. Doch es passiert mir auch, dass ich
von einem dieser seltenen, überirdischen
Momente, wo einfach alles stimmt, berührt bin.
Musik ist einerseits Emotion, andererseits
Ratio…
Meistens beeinflusst die Emotion die Ratio. Aber die Ratio, das intellektuelle Wissen um den Text, um die Form, um den
musikalischen Aufbau, kann auch die
Emotion beeinflussen. Diese Balance ist
spannend, aber auch gefährlich: Durch
das genaue Kennen eines Werks, das man
oft dirigiert hat, könnte sich Routine einstellen. Dann besteht die Gefahr, sich zu
sehr darauf zu verlassen, dass Musik und
Handlung das von allein machen. So einfach ist es eben nicht.
Wie schafft man das, dass sich so was wie
Vollkommenheit einstellt?
Es gibt vieles, um dem idealen Effekt möglichst nahe zu kommen: das Timing, die
Dynamik, das Abschattieren des Klangs.
Natürlich legt man das in den drei Wochen der Proben fest. Aber wirklich geschehen tut es erst an der Aufführung im
Theater. Da werden plötzlich auch die eigenen Emotionen frei. In den ersten zehn
Jahren meiner Laufbahn war es vielleicht
in jeder vierzigsten Vorstellung, wo plötzlich so ein Geschenk vom Himmel runterkam. Je länger ich den Beruf mache, umso
öfter passiert das jetzt.
Woran mag das liegen?
Je mehr Erfahrung man hat, umso mehr
hat man die Sicherheit, die Dinge auch
einfach geschehen zu lassen. Das ist ein
grosses Geheimnis des Dirigierens: Natürlich muss man führen, aber eben auch
geschehen lassen. Sonst ist man am Augenblick, bei dem sich vielleicht solch ein
unerklärlicher emotionaler Höhepunkt
einstellt, vorbei… Gerade beim «Rosenkavalier» von Richard Strauss. Obwohl
das eine komplexe Partitur ist, muss man
gleichzeitig eine leichte, flüssige Attitüde
erreichen.
Schwerpunkte Ihres Repertoires sind
Richard Strauss, Mahler, Schostakowitsch,
Strawinsky, Wagner: Sie lieben die Herausforderung des Komplexen?
Oh, Mozart, Haydn, Beethoven sind noch
viel komplexer! Man meint immer: Was
schwergewichtig klingt, ist schwierig. So
habe ich früher auch gedacht. Was hatte ich für einen Respekt, als ich zum ersten Mal an Wagners «Ring der Nibelungen» ging. Aber wenn man das erst einmal
analysiert, sieht man, dass es sehr klar und
systematisch aufgebaut ist. Beethovens
oder Brahms’ Sinfonien, eine MozartOper – das bleibt immer schwer. Da hört
man jede Kleinigkeit, die nicht stimmt.
Man darf nie denken, weil man es schon so
oft dirigiert hat: Ich weiss eh, wie’s geht.
Der Anfang der «Vierten» von Brahms
etwa – natürlich klingt das von selbst.
Aber es lebt nicht von selbst!
Unsere Generation ist mit Tonträgern aufgewachsen. Nimmt das nicht auch etwas vom
spontanen Hörerlebnis?
Schallplatte und CD haben da tatsächlich
einiges kaputt gemacht. Das Publikum will
diese Perfektion der CD auch im Konzert
hören. Das nimmt uns die Neugierde auf die
Lebendigkeit einer Live-Performance. Aber
die Tonträger haben auch viel gebracht:
Wir haben die Möglichkeit, ein Werk in einer vollendeten Form zu hören, verschiedene Möglichkeiten der Interpretation zu vergleichen und vor allem grosse Momente der
Aufführungsgeschichte zu konservieren.
Hört man sich als Dirigent verschiedene
Aufnahmen an, bevor man erstmals an ein
Werk herangeht?
Es gibt da verschiedene Meinungen. Ich
achte die Kollegen, die kategorisch nie
Finanz und Wirtschaft LU X E | 21
MUSIK | BEGEGNUNG
eine andere Aufnahme hören würden
und sagen: Es gilt die Partitur und was
ich darin lese. Ich kann das nicht. Sicher gilt es die Partitur und die Intention des Komponisten zu respektieren.
Aber es gibt gleichzeitig eine grandiose
Aufführungsgeschichte. Ich kann heute
nicht die Beethoven-Sinfonien erarbeiten, ohne zu wissen, was Karajan, Bernstein, Carlos Kleiber oder Bruno Walter
damit gemacht haben. Das Hinterfragen
dieser Aufnahmen entscheidet, welchen
Zugang man dann selbst zum Werk entwickelt. Wobei das wirklich Entscheidende ohnehin erst geschieht, wenn
man dann vor dem Orchester steht, das
ein eigener Klangkörper ist. Da fängt
man mit der ganzen Theorie wieder bei
null an und findet ganz zwangsläufig zu
eigenen Resultaten.
Früher hatten deutsche Orchester ihre typische Klangtradition, österreichische eine
andere und französische wieder ihre eigene.
Heute sind die Orchester weltweit ähnlich
zusammengesetzt, ihr Klang ist einer internationalen Perfektion gewichen.
Als Arbeiter, der vor vielen nationalen
Orchestern steht, stelle ich fest, dass die
deutschen und die französischen Orchester wieder sehr bewusst ihre eigene Klangkultur suchen und pflegen. Übrigens: Diese ist interessanterweise bei
ehemals ostdeutschen Orchestern noch
viel typischer vorhanden. Wohl, weil sie
während der DDR weniger international
durchmischt wurden.
Sollten sich Orchester auf ein spezifisches
Repertoire spezialisieren? Französische auf
französische Komponisten, deutsche auf
Wagner, Brahms, Beethoven zum Beispiel?
Keinesfalls. Es ist doch wunderbar, wenn
die Berliner einen Debussy spielen, der
anders klingt als von einem Orchester in
Paris. Wenn ich jetzt Wagners «Ring»
mit meinen Parisern mache, ist das für
beide eine grosse Erfahrung.
Sie sind ab 2014 auch Chefdirigent der Wiener Symphoniker. Gleichzeitig haben Sie Ihr
Engagement an der Pariser Oper bis 2018
verlängert. Befürchten Sie keine Zersplitterung der künstlerischen Tätigkeit?
Ich habe in den letzten zehn Jahren
sehr viel gastiert, das werde ich jetzt
einschränken. Es waren wichtige und
unersetzbare Lehr- und Wanderjahre:
Was zeichnet die Wiener Philharmoniker aus, was die New Yorker, was Chica22 | Finanz und Wirtschaft LU X E
go Symphony, wie arbeitet Covent Garden, wie die Met. In Wien werde ich ja
nur rund zwölf Wochen pro Saison sein.
Gut drei Monate, das ist üblich für einen
Chefposten, um etwa zwölf Programme
zu erarbeiten.
Wieso «verheiratet» man sich mit einem
Orchester, wenn man die Chance hat, auf
allen Kontinenten Erfolg zu haben?
Weil eine langfristige Beziehung viel tiefgreifender ist. Weil man sich nicht bei je-
«Eigentlich hätte
mich Zürich auch
sehr interessiert.»
dem Projekt erst aneinander gewöhnen
muss, weil man gegenseitig weiss, wer
man ist und was man vom anderen erwarten kann. Das schafft eine Basis, die man
künstlerisch entwickeln kann. Zudem:
Ein reiner Operndirigent ist für mich nur
ein halber Dirigent, ein reiner Sinfoniedirigent genauso. Die Kombination von beidem, aber auch der beiden Kulturen französisch und deutsch-österreichisch, ist
jetzt für mich ideal.
Und wenn dann etwas noch Attraktiveres
käme? Um beim Vergleich «verheiraten» zu
bleiben: Sind Sie ein treuer Mensch?
In dieser Hinsicht ja (lautes Lachen)! Es
werden ja heute auch nicht mehr Verträge über dreissig Jahre gemacht, so quasi
«bis der Tod Euch scheidet».
Sind Sie eigentlich so etwas wie ein
selbständiger Unternehmer. Gibt es eine
Karriereplanung, in die jetzt die Berufung
nach Wien ideal hineinpasst?
Natürlich passt Wien exakt in meinen Lebenslauf. Es war immer klar, dass ich neben der Pariser Oper auch mal ein solides Plateau bei einem Sinfonieorchester
haben würde. Es war eine Frage der Zeit
und mit welchem Orchester.
Als Sie von Graz weggingen, hoffte man
hier, Sie kämen an die Oper Zürich.
Herr Pereira hat mich damals schon sehr
früh kontaktiert. Eigentlich hätte mich
Zürich auch sehr interessiert, ich habe
sehr grossen Respekt vor diesem Orchester und war ja inzwischen auch mehrmals dort. Aber als Zürcher in Zürich –
ich war mir noch nicht sicher genug für
einen Chefposten. Auch war mein inzwi-
schen verstorbener Vater Armin Jordan
damals in der Schweiz als Dirigent noch
sehr stark präsent. Ich brauchte meinen
Weg ausserhalb seiner Reichweite.
Vermissen Sie Ihren Vater?
Sehr. Es war eine sehr enge Beziehung. Er
hat meinen Werdegang mit viel freundschaftlichem Interesse begleitet, auch
mit Stolz. Er war mir aber nie ein Lehrer
oder Förderer, sondern einfach immer da
für einen Rat, wenn ich ihn brauchte.
Hat es Ihnen eher geholfen oder eher
geschadet, sein Sohn zu sein?
Am Anfang empfand ich es eher als
schwierig, da wusste ich nicht: Krieg’ ich
diese Stelle jetzt nur, weil ich der Sohn
bin? Aber es gab natürlich auch Vorteile. Gerade an der Pariser Oper, wo er sehr
viel dirigierte, übertrug man die Liebe zu
ihm auf mich – das war sehr schön.
Sie haben seit den Jahren mit Barenboim
an der Staatsoper Unter den Linden Ihren
Wohnsitz in Berlin, inzwischen auch einen in
Paris, jetzt kommt Wien hinzu – wo fühlen
Sie sich zu Hause?
Bisher stark in Berlin. Inzwischen ist
auch Paris ein Zuhause geworden.
Und wo ist Ihre musikalische Heimat?
Schwierig zu sagen – ich denke überhaupt nicht an eine Spezialisierung. So
etwas ergibt sich vielleicht im Lauf der
Zeit, dass man in ein Repertoire hineinwächst, zu dem man eine besondere Affinität hat. Das sucht man sich nicht aus,
das findet man. Oder vielleicht drängen
einen auch die Intendanten oder die Medien da hin. Für mich ist die Bandbreite
wichtig, gerade wenn man aus der Oper
kommt, wo eine grosse Flexibilität im Repertoire sein muss.
Sie haben aber bereits Schwerpunkte.
Richard Strauss ist zu einem geworden,
jetzt auch immer mehr Wagner. Als ich
in Zürich zum ersten Mal einen «Ring»
machte, eröffneten sich mir ganz neue
Welten. Ich fühlte mich wieder wie Anfang zwanzig, entdeckte viel Unerwartetes. Seit ich Wagner dirigiere, ist mein
Beruf auf eine ganz andere Ebene gekommen. Es haben sich mir neue Wege
erschlossen, künstlerisch meine ich: Ich
habe entdeckt, dass das eine ja das andere
bedingt. Seitdem ich Wagner à fond kenne, dirigiere ich Mozart ganz anders, oder
Verdi, und umgekehrt. |
JULES AUDEMARS
DUAL TIME
Finanz und Wirtschaft LU X E | 23
L E B R A S S U S ( VA L L É E D E J O U X ) - S C H W E I Z - a u d e m a r s p i g u e t . c o m
AGENDA
DAS BUCH ALS MEDIUM
MUDAC
EIN KAPITEL SCHWEIZER
DESIGNGESCHICHTE
Die Bibliothek für Kunst und Archäologie in Genf zeigt Künstlerbücher und
Buchobjekte von Genfer Verlegern.
Galeristen, Verleger und Künstler
schaffen in einem gemeinsamen kreativen Prozess echte Kunstwerke. Die
Ausstellung erhebt nicht den Anspruch
auf Vollständigkeit, präsentiert aber
eine sehenswerte Auswahl von Arbeiten
junger Verlagshäuser wie Boabooks, spezialisiert auf
zeitgenössische Bücher und «Multiples», B.ü.L.b comix,
ganz der sequentiellen Kunst und dem modernen Comic
gewidmet, Héros-limite, das Typografie als künstlerischen
Akt betreibt, und Attitudes, das von den Leitern des
Centre Culturel Suisse Paris gegründet wurde. Auch die
Werke des Ateliers Micro-édition der Genfer Hochschule
für Kunst und Design sind zu sehen. An den Konferenzen, die jeweils am Mittwoch um 12.30 Uhr stattfinden,
füllt sich die Bibliothek mit Leben. Am 7. Dezember steht
ein Gespräch zur Ausstellung, am 28. März 2012 ein
Treffen mit den Verlegern auf dem Programm.
Made in Genève, Bibliothèque d’art et archéologie,
Promenade du Pin 5, 1204 Genève, 022 418 27 00,
mah.ville-ge.ch
zVg
AUSSTELLUNGEN IN DER SCHWEIZ
von Francesca Serra und Konrad Koch
Siebrecht & Baechler
Matthieu Lavanchy
zVg
Er gilt als der Wegbereiter der Moderne in der Schweizer Malerei, der
Solothurner Maler Cuno Amiet. 1892
verkehrte er in Pont-Aven im Künstlerkreis um Paul Gauguin, 1905 wurde er
in die deutsche Expressionistengruppe
Die Brücke aufgenommen. Zurück in
der Heimat behauptete er sich neben
Hodler als einer der führenden Künstler der Schweiz. Zu seinem 50. Todestag zeigt das
Kunstmuseum Solothurn eine Vergleichsausstellung
von Cuno Amiet und Ferdinand Hodler unter dem
Titel «Eine Künstlerfreundschaft zwischen Jugendstil
und Moderne». Parallel präsentiert das Kunstmuseum
Bern die Sammlung Eduard Gerber, eine der schönsten
privaten Amiet-Sammlungen.
Cuno Amiet und Ferdinand Hodler, bis 2. Januar 2012,
Kunstmuseum Solothurn, Werkhofstrasse 30, 4500 Solothurn, 032 624 40 00, www.kunstmuseum-so.ch
Amiet und sein Sammler, bis 15. Januar 2012,
Kunstmuseum Bern, Hodlerstrasse 8, 3007 Bern,
031 328 09 44, www.kunstmuseumbern.ch
Creative Center RD, Creative Director Alvaro Maggini
Matthieu Lavanchy
Nick Widmer
CUNO AMIET – EINE
DOPPELAUSSTELLUNG
M
Eidgenössischer Preis für Design 2011, bis zum 12. Februar 2012,
Mudac, Lausanne, 021 315 25 30, www.mudac.ch
24 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Eine einzigartige Retrospektive über das
Werk des genialen Uhrmachers Abraham-Louis Breguet zeigt das Landesmuseum
Zürich in Zusammenarbeit mit Montres
Breguet. Ausgestellt sind über 170 Uhren.
Geschichtsträchtigste Exponate sind die
Reisependülette von Napoleon Bonapartee
oder die für Marie Antoinette gefertigte
Taschenuhr mit Minutenrepetition.
A.-L. Breguet. Die Uhrmacherkunst erobert die Welt, bis
8. Januar 2012, Landesmuseum Zürich,
Museumstrasse 2, 8001 Zürich, 044 218 65 11,
www.breguet.landesmuseum.ch
zVg
BREGUET – UHRMACHERKUNST
ST
ode, Textilien, Grafik, Fotografie, Industriedesign und szenisches Gestalten: Die Ausstellung zum Eidgenössischen Wettbewerb für Design 2011
zeigt die mit dem Eidgenössischen Preis für Design und dem Grand Prix Design prämierten Arbeiten. Sie vermittelt ein Bild über das aktuelle Schaffen von
Schweizer Gestalterinnen und Gestaltern. Und das erweist sich als erstaunliches
Kaleidoskop. Der Arbeitskittel, den Romance Berberat mit ihrem Textildesign
stilvoll veredelt, und das innovativ inszenierte Bühnenbild des Musikers Dimitri de Perrot und des Tänzers und Akrobaten Martin Zimmermann sind nur zwei
Beispiele von vielen. Ein Besuch der Ausstellung ist schon fast Bürgerpflicht.
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Finanz und Wirtschaft LU X E | 25
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EINZIGARTIG WIE IHRE LIEBE
TREFFPUNKTE
von Francesca Serra und Konrad Koch
GUTE ADRESSEN ZWISCHEN GENF
UND ZÜRICH FÜR ALLE, DIE MODE
UND DESIGN SCHÄTZEN.
DREI RESTAURANTS: HOCH ÜBER
DEM TRUBEL DER FEIERTAGE
ZÜRICH:
MODISCHE
TROUVAILLEN
zVg
zVg
Generationen von
Zürcherinnen und
Zürcher haben
sich im Modehaus
Day von klassisch-leger bis sportlich-elegant eingekleidet.
Vor einem Jahr übernahm Bruno Bencivenga, der Gründer
der Schuhmarke Navyboot, das Familiengeschäft und hat
es zusammen mit seiner Frau Monica mit einem feinen
Sortiment von Pullovern aus Kaschmir, über Hemden und
Blusen bis zu Vestons und Lederaccessoires zu der Adresse
für distinguierte Casual-Kleidung gemacht. Sanft erneuert,
hat das Ladenlokal seine Patina bewahrt, die es so einzigartig
an der Bahnhofstrasse macht.
Day, Bahnhofstrasse 12, 8001 Zürich, 044 226 80 00,
www.day.ch
ZÜRICH: ÜBER DEN WOLKEN
120 Meter hoch über der Stadt Zürich öffnet am Montag, 12. Dezember, das Restaurant
Clouds seine Pforten. Im 35. Stockwerk des Prime Tower, des höchsten Gebäudes der
Schweiz, wird sich nicht nur eine unvergleichliche Aussicht geniessen lassen, auch die
Gastronomie wird auf höchstem Niveau sein. Die Chefköche Antonio Colaianni und
David Martinez vereinen nämlich gemeinsam 32 Gault-Millau-Punkte. Zum Naturschauspiel werden Sundowners in der Bistro-Bar und der Lounge. Wer ab Dezember über den
Wolken dinieren will, sollte jetzt schon reservieren.
Clouds, Maagplatz 5 Prime Tower, 8005 Zürich, 044 404 30 00, www.clouds.ch
zVg
zVg
GENF/ZÜRICH:
TED BARKER –
ORIGINELL,
FRISCH,
SCHOTTISCH
ZÜRICH: WINTERZAUBER
Liegt Schnee auf dem 871 Meter hohen Hausberg der Stadt Zürich, fährt die S-Bahn
direkt in ein Wintermärchen. Das Hotel-Restaurant Uto Kulm ist nicht nur der Weihnachtsdekoration wegen die mondänste Berghütte der Schweiz. Auch Küche und Keller
spielen auf Topniveau mit. Wer ein Tête-à-Tête verlängern will, kann mit Viersternekomfort in einem der 55 Zimmer übernachten.
Uto Kulm, Uetliberg Zürich, 044 457 66 66, www.utokulm.ch
Das britische Fashionlabel eröffnete 1988
seine erste Boutique in Glasgow und liess sich später in Covent
Garden nieder. Seither hat die Marke die Kollektionen laufend
erweitert und bietet nun auch Damen- und Kindermode an,
die in den Shops in allen grossen Einkaufsstrassen der Welt
zu finden sind. Die aktuelle Winterkollektion ist schlicht, die
Farben vorwiegend grau und blau. Amüsante Details sorgen
für den speziellen Touch. Die Outfits sind ebenso informell wie
edel, die Hemden lässig, die Sweater mit den strukturierten
Kragen originell.
Exklusiv in der Schweiz bei Globus Zürich und Genf,
www.globus.ch
Enzo Capaccio
zVg
ZÜRICH:
WOHNWELTEN
GENF: IM 6. HIMMEL
Mitten in Genf, im 6. Stock von Bon Génie, ist soeben ein kleines Lokal mit besonderem
Flair aufgegangen. Couchtische als Erinnerung an die gute alte Schulzeit und mit
schwarzem Leder überzogene Bänke machen eine klare Ansage: schnelle Küche ohne
Komplexe in schicker Umgebung lautet das Konzept. Neben einer grossen Auswahl
Terrinen sorgt die wie Pizza gereichte «Bruschetta» für etwas Italianità. Und nach dem
Gaumenschmaus können sich Geniesser in einem Rauchzimmer eine der angebotenen
Zigarren zu Gemüte führen.
BG Lounge, rue du Marché 34, 1204 Genève, 022 818 16 06, www.bongenie-grieder.ch
Von Antik bis Avantgarde. Das Inneneinrichtungsgeschäft Hafter
verbindet zeitgenössisches Wohndesign mit
Ojekten und Möbeln
aus vergangenen Epochen. Spezialisiert auf Asiatica und
englische Antiquitäten, sind eigene Experten für die fachgerechte Restaurierung und Konservierung der Kostbarkeiten
besorgt. Inneneinrichtungskonzepte und Wohnausstellungen
werden in der Stadtfiliale am Talacker 24 gezeigt.
Hafter Antiquitäten – Inneneinrichtungen,
Obere Wiltisgasse 52, 8700 Küsnacht/ZH und Talacker 24,
8001 Zürich, 44 211 44 00, www.hafter.com
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26 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Basel Bern Davos Genève Interlaken Lausanne Locarno Lugano Luzern St. Gallen St. Moritz Zermatt Zürich
Berlin Düsseldorf Frankfurt Hamburg München Nürnberg | Wien | bucherer.com
G A S T R O N O M I E | P O R T R ÄT S | von Knut Schwander, Fotos: Cédric Widmer
Mhh!
F
ür Feinschmecker, Schleckmäuler und Geniesser! Zur Einstimmung in die Wintersaison lesen Sie hier die Porträts von fünf Persönlichkeiten und Orten der
Schweiz, die in Sachen Gourmandisen auf Höhenflug sind. Sie entdecken einen der
höchsten Weinberge Europas der Familie Chanton in Visp, den Schokoladenkünstler
David Pasquiet in Crans-Montana, das gemütliche Fumoir der Villa Honegg über dem
Vierwaldstättersee, den Keller von Georges Wenger in Noirmont, für den der «Sommelier des Jahres» Thomas Schmidt verantwortlich zeichnet, das Hotel Kronenhof in
Pontresina mit der grossartigen Küche von Bernt Schützelhofer, der Traditionen neu
erfindet. Einsame Spitze!
Schokolade als Kunst
Er hat den Kopf voller Ideen. Die setzt er in Crans-Montana in den Walliser Alpen in kunstvoll inszenierte,
aussergewöhnliche Schokoladekreationen und andere märchenhafte Süssigkeiten um.
David Pasquiet: Kreativer Chocolatier in Crans-Montana
E
r hat blaue, sie haselbraune: Die Augen von David
und Virginie Pasquiet funkeln wie die vieler Visionäre.
Gier ist dabei keine auszumachen. Ihr Blick ist spontan, offen,
lebhaft und neugierig. In Blau
und Mahagonibraun sind auch
die Schachteln gehalten, in denen die wunderbare, in ihren beiden Geschäften in Montana und
Sierre verkaufte Schokolade edel
verpackt wird. Vollkommen aussergewöhnliche (Aceto Balsamico und Sauerkirsche), manchmal
verblüffende (mit PondicheryPfeffer), aber immer unglaublich
28 | Finanz und Wirtschaft LU X E
genussvolle Kreationen, die vor
allem eins sind: anders.
In den kleinen kulinarischen
Meisterwerken steckt eine mit
viel Talent und handwerklichem
Können neu interpretierte Tradition. Ein Genuss fürs Auge,
den Gaumen und das Gemüt. Die
jüngste Kreation aus dem Hause
Pasquiet ist eine Schokolade mit
Litschi und Sake, speziell erfunden für die Chocolatier-Messe
diesen Herbst in Genf. Das süsse Wunderwerk ist an Raffinesse
kaum zu überbieten, unglaublich
schmackhaft, erfrischend und
herrlich zartschmelzend.
David, ein gebürtiger Franzose, ist gelernter Koch, Virginie
stammt aus dem Gastgewerbe.
Vor drei Jahren wollten die beiden gemeinsam ein Restaurant
übernehmen, als sie auf das Geschäft des Nougatiers in CransMontana hingewiesen wurden.
Sie liessen sich nicht zweimal bitten. Nougat stellen sie zwar auch
heute noch her, aber das Kleinunternehmen heisst mittlerweile
L’Instant Chocolat.
Hier wird Schokolade in eleganten, handflächengrossen Tafeln
mit Piment d’Espelette, Sauerdorn,
Erdnuss und Wasabi und sogar mit
bretonischen Butterkeksen angeboten, angeordnet wie Edelsteine in bunt leuchtenden Halbkreisen oder zu Bergen mit farbigen
Gipfeln aufgetürmt. Auch gefüllte
Schokolade ist zu haben – mit Tiramisu zum Beispiel.
In seinem Labor stellt David
auch Skulpturen her. Eine davon,
der aus Schokolade geformte Steinbock, kann im Schaufenster bewundert werden. An Ostern und
Weihnachten bringt er mit seinen
kunstvollen Inszenierungen die
Augen der Passanten und die seiner Homepage-Besucher (www.instant-chocolat.ch) zum Leuchten.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 29
G A S T R O N O M I E | P O R T R ÄT S
Intelligente Investitionen
Koch in
Pontresina
In einem der schönsten
Speisesäle der Welt und dem
zauberhaften «Stübli» mit
Engadiner Arventäfelung
erfindet der Spitzenkoch die
gastronomische Tradition
der grossen Berghotels neu.
Bernd Schützelhofer:
Tradition neu interpretiert
D
er Kronenhof ist eines der
schönsten Berghotels in
Europa. Gewölbe und Säulen, Kronleuchter und Wandmalereien erinnern an eine Zeit, in der
sich der ganze europäische Adel im
Engadin ein Stelldichein gab. Der
riesige Wellness-Bereich mit Panoramablick und die luxuriös augestatteten Zimmer mit allem erdenklichen Komfort sorgen dafür,
dass sich der Gast von heute rundum wohl fühlt. Auch das unvergleichliche Ambiente trägt dazu
bei. Es ist eine gelungene Mischung
aus dem edlen Glanz vergangener Epochen und der sportlichen
Spontaneität des 21. Jahrhunderts.
Küchenchef Bernd Schützelhofer hat es verstanden, in dieser
kontrastreichen Luxuswelt den
richtigen gastronomischen Ton
zu treffen. Im Kronenstübli, einer
der schönsten Engadiner Stuben
mit Arventäfelung, diniert man bei
Kerzenschein und in heimeligem
Ambiente. Vor kurzem hat sich der
Küchenchef eine Entenpresse zugelegt, mit der er einen der grossen Klassiker der französischen
Gastronomieküche zubereitet: die
Blutente, wie sie auch im Pariser
Tour d’Argent serviert wird. Auf
dem leuchtenden Tafelsilber und
den dicken, weissen Tischtüchern
werden
Entenleberkreationen,
Rindsfilet an Ochsenschwanzjus
und andere exquisite Köstlichkeiten gereicht.
Dennoch serviert der gebürtige
Österreicher keine veraltete Küche.
Seine Speisen sind zeitgemäss gegart und genauso modern gewürzt.
Das Lammcarrée mit Lammcurry
und die Meeresfische mit luftigem
Espuma sind topaktuell.
Im Speisesaal erwartet die Gäste
eine der prunkvollsten, eindrücklich renovierten Kulissen der Belle-Epoque. Danach können sie sich
in eine elegante, bis ins kleinste Detail stilvoll ausgestaltete «Pension»
zurückziehen, wie sie nur echte
Palasthotels bieten.
30 | Finanz und Wirtschaft LU X E
lassen Zukunftspläne
Form annehmen.
Führend auf dem Gebiet des nachhaltigen Investierens,
ist die Bank Sarasin die erste Adresse für Schweizer
Private Banking mit Dienstleistungen und Anlagelösungen, die sich ganz nach Ihren persönlichen
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G A S T R O N O M I E | P O R T R ÄT S
Freude am
Kommunizieren
Rui Pereira: Im Kaminzimmer
der Villa Honegg bietet er eine
exklusive Auswahl hochkarätiger
Zigarren und Digestifs an
G
Er leitet die
eindrücklichen Weinkeller im Restaurant von Georges
Wenger in Le Noirmont. Im
Speisesaal überzeugt der
Elsässer Sommelier durch
sein Kommunikationstalent und seine kompetenten Empfehlungen.
Thomas Schmidt:
Sommelier aus Noirmont
T
homas Schmidt ist nicht
von ungefähr Gault Millaus «Sommelier des Jahres 2012». Der gerade einmal 25
Jahre alte, 2 Meter grosse Elsässer mit der tiefen Stimme und der
blumigen Sprache bezaubert seine Gäste im Georges Wenger in Le
Noirmont, einem der besten Restaurants der Schweiz. Seine dynamische, unkonventionelle Art
verrät, mit welcher ansteckenden
Begeisterung er nicht nur im Speisesaal, sondern auch im Keller bei
der Sache ist.
32 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Die 1500 Provenienzen mit insgesamt 40 000 Flaschen werden
in mehreren Weinkellern gelagert.
Der grösste befindet sich im Untergeschoss eines Hauses mit Baujahr
1855. Es diente einst einem Neuenburger Weinhändler als Lager
und bietet ideale, stabile Temperaturen von 11,9° C im Winter und
12,4° C im Sommer. Hier liegen alle
im Weinhandel erhältlichen Tropfen (Verkauf vor Ort oder online)
und einige seltene Schätze wie die
Jahrgangs-Champagner, der Madeira 1880 oder der Jerez 1842.
Den Restaurantkeller organisiert Thomas Schmidt mit jeder
neuen Speisekarte neu, «damit die
Weine zur Jahreszeit passen». Wer
will schon einen kräftigen Amarone, wenn es draussen 30° C warm
ist. «Die Gäste würden uns nur enttäuscht und mit schwerem Magen
verlassen. Das ist ein einem solchen Ort schlicht undenkbar.» Also
vollbringt der Sommelier Wunder,
hört auf den Gast, empfiehlt ihm
ausgefallene Weine und zögert
auch nicht, eine edle Flasche zu
entkorken und seltene Tropfen zu
unglaublich fairen Preisen im Glas
auszuschenken.
Georges Wenger steht voll
hinter
dieser
grosszügigen
Vorgehensweise:«Unsere Aufgabe ist die eines Handwerkers: Wir
bieten eine nicht standardisierte
Beratung und besondere Produkte
an.» Allein schon die Empfehlungen von Thomas Schmidt sind einen Besuch wert. Sein Geheimnis:
Er hat eine Kochlehre absolviert
und versteht es wie kein Zweiter,
die Weine perfekt auf die Speisen
abzustimmen.
emütlich knistert das Feuer
im Kamin und wirft seinen
bernsteinfarbenen Schein
auf die Stuckdecke. In den Gläsern
leuchtet ein zeitloser Armagnac.
Der grosse Kronleuchter taucht den
Raum in gedämpftes Licht, das vom
ovalen Spiegel, in dem sich das einmalige Berg- und Seepanorama spiegelt, zurückgeworfen wird.
Das Kaminzimmer der Villa Honegg ist einer dieser urgemütlichen
Orte, an denen man sich wie zu Hause fühlt. Hier liest man, nimmt einen
Aperitif zu sich oder geniesst einen
Digestif, während man seiner Lieblingsmusik lauscht. Hier raucht man
auch, ohne die anderen Gäste des
1905 errichteten und 2011 nach vierzigjährigem Dornröschenschlaf wiedereröffneten Luxushotels zu stören.
Der mit dunklem Holz ausgekleidete und mit einer leistungsstarken
Lüftung ausgestattete Salon ist nämlich auch eine gediegene Zigarrenlounge, in der man den herrlichen
Duft und Geschmack erlesener Tabakwaren – hauptsächlich der Marke Patoro – geniessen kann. In den
Zigarrenkellern und den beleuchteten Schaukästen schlummern edle
Stücke, die Restaurantchef Rui Pereira Ihnen gerne anbietet.
Egal, wofür man sich entscheidet
– eine Zigarre aus Kuba, der Dominikanischen Republik, Nicaragua, Brasilien oder aus Panama –, man träumt
von nostalgischen Reisen in ferne
Länder in einem Hotel, das schon
selbst eine Zeitreise ist.
Hinter der Fassade aus dem Jahr
1900 und der Aussicht, die allein
schon erklärt, warum die Schweiz
ein solch begehrtes Ferienland ist,
erwartet den Gast eine hochmoderne Ausstattung. Bevor man sich
abends dem Zigarrengenuss hingibt,
lässt man sich im Spa mit Panoramabad verwöhnen, geniesst im eleganten Restaurant die raffinierte Küche
und sieht sich im hoteleigenen Kino
gemütlich einen Film an. Natürlich
fehlt es auch in den zeitgemäss eingerichteten Zimmern an nichts, denn
Luxus ist hier Programm.
Hotel Villa Honegg, 6373 Ennetbürgen, 041 618 32 00, villa-honegg.ch
Luxuriöser Aussichtspunkt
und gemütliche Zigarrenlounge
Das neu eröffnete Luxushotel am Bürgenstock ob Ennetbürgen ist ein nostalgischer
Aussichtspunkt mit Blick auf das schönste Alpenpanorama der Welt. Es bietet viel
Raum für Privatsphäre und verwöhnt die Gäste mit einer edlen Zigarrenlounge.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 33
G A S T R O N O M I E | P O R T R ÄT S
Eine Passion für
historische Weine
Einige alte, vergessene Rebsorten werden nur von Josef-Marie und
Mario Chanton kultiviert und zu einzigartigen Weinen vinifiziert.
Darunter befinden sich ganz besondere Raritäten und Sammlerstücke.
Mario Chanton :
Bergwinzer mit einzigartigen Erzeugnissen
V
or drei Jahren hat der 36-jährige
Mario Chanton die Führung der
von seinem Grossvater Oscar vor
60 Jahren gegründeten Kellerei übernommen. In dem Familienunternehmen
der besonderen Art werden weltweit
einzigartige, historische Weine gekeltert. Neben den typischen Walliser Spezialitäten Ermitage, Petite Arvine, Syrah, Humagne und Heida stehen Namen
wie Gwäs, Himbertscha, Resi, Plantscher und Lafnetscha auf der Weinliste.
Einige dieser grösstenteils unbekannten
Rebsorten gäbe es heute bestimmt nicht
mehr, hätte Marios geschichtsbegeisterter Vater Josef-Marie Chanton sie nicht
aus der Vergessenheit geholt.
Als Josef-Marie Chanton in den Siebzigerjahren seine Diplomarbeit über die
alten Vispertaminen-Rebsorten schrieb,
kam er auf die Idee, von ertragreicheren
Trauben verdrängte Rebsorten neu anzubauen. Der Himbertscha zum Beispiel
wuchs nur noch auf einer einzigen Parzelle in 850 m Höhe an einem der höchstgelegenen Weinberge Europas. Vor Ort
musste er mit Entsetzen feststellen, dass
die Rebstöcke allesamt ausgerissen worden waren. Hartnäckig suchte er weiter und wurde fündig. Von den wenigen
geretteten Stöcken gewann er Setzlinge
und sanierte den Weinberg. 2010 kaufte er ihn zusammen mit dem Verein VinEsch, den er mit anderen Passionierten
zum Schutz und Anbau von alten Walliser Rebsorten gegründet hatte.
Auch der Plantscher war bis auf ein
Spalier in St. German ausgerottet. Durch
Propfen dieses mittlerweile verschwundenen Exemplars erhielt er mehrere
Setzlinge. Heute ergeben die 400 Stöcke jährlich 300 bis 400 Flaschen Wein.
Liebhaber von nicht alltäglichen Spezialitäten reservieren die seltenen Tropfen lange im Voraus. Und um die leichten, süffigen Weissweine reissen sich
die Sommeliers der besten Restaurants,
da sie perfekt zu Meeresfrüchten passen und mit ihrer Geschichte die Gäste
in Atem halten. So ist zum Beispiel der
Gwäss die älteste mit Namen bekannte
Rebsorte der Welt.
Für alle, die diesen wunderbaren Geschichten gerne persönlich lauschen
und die verführerischen Weine kosten
möchten, organisiert Marlys, Josef-Maries Frau und Marios Mutter, «Wine &
Dine»-Abende. Eine gute Idee, für die
sich ein Abstecher ins Wallis lohnt. |
34 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Classic Fusion Or.
Gehäuse und armband aus 18K Rotgold.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 35
R E S TA U R A N T S | S TA D T F Ü H R E R | von Knut Schwander
GASTRONOMISCHE
POSTKARTEN
RUSSISCHES RESTAURANT
IN LONDON
MARI VANNA
Luxus verpflichtet. Deshalb liegt diese zeitgemäss aufgefrischte und mit einer eindrücklichen Auswahl an Wodkasorten ausstaffierte Botschaft der russischen Küche auch im
schicken Viertel Knightsbridge direkt neben
dem Hotel Bulgari und dem One Hyde Park.
Das Mari Vanna ist nach einer Einwohnerin von Sankt Petersburg benannt, die ihre
Gourmet-Gäste in ihrer Küche bewirtet haben soll. Ob es sich dabei um eine wahre
Begebenheit oder um ein werbewirksames
Märchen handelt, sei dahingestellt. Das Konzept geht auf und nur das zählt. Nach Sankt
Petersburg, Moskau und New York kann man
jetzt auch in London in einem charmanten
Puppenhausambiente zwischen Backsteinmauern und Louis-XVI-Möbeln dinieren.
NEU IN BANGKOK
ANANTARA BANGKOK RIVERSIDE RESORT & SPA
Zur Neueröffnung am 1. November macht das Luxusresort hochinteressante
Einführungsangebote. Vor allem aber umfasst das unweit der Bangkoker Altstadt gelegene Hotel unglaubliche zehn Restaurants, einen tropischen Garten
am Wasser, ein wunderschönes Spa und Boote für Gourmet-Törns auf dem
Fluss. So viel Luxus erstaunt kaum, schliesslich handelt es sich beim Anantara
Bangkok Riverside Resort & Spa um das frühere Mariott. Hoteldirektor Francis
Zimmermann ist übrigens Kanadier mit Schweizer Abstammung.
36 | Finanz und Wirtschaft LU X E
G O U R M E T S | A N E K D O T E N | von Cristina d’Agostino
CHINESISCHE HAUTE-CUISINE IN PARIS
SHANG PALACE
Gerade eben wurde im Fünfsternehotel
Shangri-La, das im denkmalgeschützten Palast des Prinzen Roland Bonaparte (Grossneffe
von Napoleon Bonaparte) untergebracht ist
und von Pierre-Yves Rochon (Four Seasons
des Bergues in Genf, Hôtel du Lac in Vevey)
eingerichtet wurde, das Shang Palace eröffnet. Das chinesische Luxusrestaurant erntet in
der Fachpresse und auch im Internet für seine exzellenten Speisen einhelliges Lob – trotz
den für den 16. Pariser Bezirk typisch Preisen.
Warum aber sollte man in der Hauptstadt der
französischen Gastronomie, die immerhin zum
UNESCO-Kulturerbe ernannt wurde, chinesisch essen? Ganz einfach: Weil kulinarische
Neugier keine Grenzen kennt.
EIN SCHWEIZER IN LONDON
THE DORCHESTER IN GUTEN HÄNDEN
Das legendäre Dorchester in London wird
vom Freiburger Roland Fasel geführt. Er wurde vom Gastronomieführer GaultMillau gerade mit der Auszeichnung «Schweizer Star
im Ausland» geehrt. Der umtriebige Manager leitet auch das brandneue, hochmoderne
Palasthotel 45 Park Lane nebenan sowie das
Coworth Park in Ascot. Damit in den Hotelrestaurants die anspruchsvollsten Geniesser
auf ihre Kosten kommen, arbeitet er mit weltberühmten Sterneköchen zusammen (Alain
Ducasse, Wolfang Puck und Sir David Tang).
Wer kommt zum Essen ?
AUCH WENN SIE IN KEINEM GÄSTEBUCH
STEHEN, SO HALLEN EINIGE DENKWÜRDIGE
BEGEGNUNGEN NOCH IMMER IN DEN MAUERN
DER SCHWEIZER STERNERESTAURANTS WIDER.
GESCHICHTEN ÜBER BERÜHMTE LEUTE.
RESTAURANT HÔTEL DE VILLE IN CRISSIER.
DREI MICHELIN-STERNE. «FÜR DIE DAUER EINES ESSENS
IST ES WIE EINE KLEINE TRAUUNG ZWISCHEN DEM GAST
UND MIR.» LOUIS VILLENEUVE, MAÎTRE D’HÔTEL.
LA TABLE D’EDGARD, RESTAURANT DES LAUSANNE
PALACE. EIN MICHELIN-STERN. «MIT DEN ROLLING STONES
HABEN WIR DREI ABSOLUT VERRÜCKTE TAGE ERLEBT.»
EDGARD BOVIER, KÜCHENCHEF.
Ohne ihn würde das Essen nur halb so gut schmecken. Unbekannte Gourmets und berühmte Gäste stehen Schlange, um mit ihm ein
paar geistreiche Worte zu wechseln. Die Gäste wollen ihn und keinen anderen. Louis Villeneuve, der seit 36 Jahren als Saalchef im Hôtel de Ville in Crissier tätig ist, soll sie auf ihrer gastronomischen Entdeckungsreise begleiten. Seine Diskretion ist genauso legendär wie
seine Beobachtungsgabe. Kaum sind Sie die Treppe hochgestiegen,
hat Herr Louis Sie mit seinem Kennerblick auch schon durchschaut.
Er erinnert sich an alles, gibt aber nichts preis, höchstens vielleicht
ein paar unverfängliche Anekdoten aus der Vergangenheit. Er erzählt von dem unvergessenen Tag, an dem sich zwei Kultfiguren bei
einem Mittagessen begegneten. «Jean-Paul Belmondo war damit beschäftigt, vor seinen Freunden mitten im Essen mit grossen Gesten
die letzten Stunts zu mimen. Es wurde viel gelacht. Da betrat Jacques
Brel ohne ein Wort das Restaurant, und der ganze Saal hielt inne. Seine Ausstrahlung machte uns sprachlos – sogar Herrn Belmondo! Es
war ein magischer Moment.» Mit verschmitztem Lächeln erzählt
Louis Villeneuve weiter und ereifert sich dabei so, dass sich sein Gesicht rötet. Er berichtet davon, wie er den aufsehenerregenden Auftritt von Salvador Dalí erlebt hat. Er stieg aus einer dicken, schwarzen Limousine, am Arm genauso surrealistische Kreaturen wie auf
seinen Bildern, darunter die bildschöne Amanda Lear. «Der Künstler
trieb die Temperatur in Crissier um ein paar Grad in die Höhe.» Weitere Anekdoten hat Louis Villeneuve in einem kürzlich erschienenen
Buch festgehalten. Am 31. März 2012 wird Philippe Rochat ein letztes Mal seine Gäste im Hôtel de Ville bewirten und dann den Platz
für den neuen Chef Benoît Violier räumen. Der Tischplan an diesem
Abschiedsessen wird bestimmt unvergessen bleiben.
Edgar Bovier spricht, wie er kocht: sehr schmackhaft.
Freudig erzählt der einfache, warmherzige Mann von seinem Glück, als er ein paar Speisen für die legendäre Rockgruppe zaubern durfte. Er hat gerade seinen Mittagsdienst
beendet, bestellt einen Espresso und plaudert dann entspannt aus dem Nähkästchen. «Der dreitägige Aufenthalt
der Rolling Stones im Lausanne Palace war völlig verrückt.
Der vierte Stock wurde ausschliesslich für sie geräumt und
die Suiten ganz nach ihren Wünschen mit Bier, Glace, Kühlschränken und Klimaanlagen ausgestattet. Für Mick Jagger,
der gerne raffiniert und gut isst, musste alles Bio sein. Wir
wussten sogar, welche Lakritzbonbons er am liebsten mag!
Da unser Gastronomierestaurant geschlossen war, ging Jagger mit seiner Frau, seiner Tochter May und seinen drei Bodyguards in die Brasserie Grand-Chêne. Ich war angenehm
überrascht von seiner freundlichen, höflichen Art. Ausserdem spricht er sehr gut Französisch. Nachdem sie sich gesetzt hatten, bestellte er eine Fischsuppe und seine Begleiterinnen Miesmuscheln – ganz einfache Menüs. Für Keith
Richards, der am anderen Ende des Restaurants sass, musste es schon etwas deftiger sein. Er orderte einen Teller mit
Wiener Schnitzel, Nieren und Senf. Draussen hatte sich eine
riesige Menschenmenge angesammelt, so etwas hatten wir
noch nie gesehen. Da wir am Abend des Konzerts unmöglich frei nehmen konnten, haben wir einen Tisch auf dem
Dach des Hotel aufgestellt und dort mit einem guten Glas
Wein dem Konzert gelauscht, das in der ganzen Stadt zu hören war.» |
Finanz und Wirtschaft LU X E | 37
A L LTAG S K U N S T | P O S T F O S S I L | von Francesca Serra
DAS DESIGNER-KOLLEKTIV
POSTFOSSIL BESCHÄFTIG SICH
MIT ÖKOLOGIE UND LEBENSSTIL.
SEINE ENTWÜRFE FÜR ALLTÄGLICHES WIE ESSEN UND TRINKEN
ZEIGEN, WIE GROSSARTIG
BESCHEIDENHEIT SEIN KANN.
Essthetik
der Zukunft
U
nsere Ernährungsgewohnheiten sind
im Wandel. Während es früher vor
allem darum ging, die Zutaten zu kennen,
möchte man heute wissen, woher die Nahrungsmittel kommen und wie sie produziert werden. Der Wunsch «lokal zu essen» verbreitet sich schnell, und selbst
New Yorker nutzen ihre Dachgärten für
den Gemüseanbau. Die
Trattoria
Menschen haben das imUtopia : Ein
entwurf für
mer stärkere Bedürfnis,
die Küche
sich autark zu verpflegen.
der Zukunft,
Ethische und biologipräsentiert an
sche Anliegen bewirken
der Möbelmesse
eine Neuorientierung der
Mailand 2011.
Nahrungsmittelindustrie,
die leider oft ökologische Argumente missbraucht, um bei den Konsumenten Sympathiekapital zu äufnen. Dieses ärgerliche Verhalten wird auch «Greenwashing»
oder «Grünfärberei» genannt.
Auch Designer beschäftigen sich mit
Umweltaspekten. So das Kollektiv Postfossil, dessen Gründung im Jahr 2007 nicht
auf irgendwelchen Vorwänden, sondern
auf einer ehrlichen Infragestellung beruhte. Absolventen der Schule für Industriedesign Aarau taten sich zusammen und kreierten ein Ideenlabor, um über Ökologie
und Ressourcenproblematik nachzudenken. Gegründet in einer Epoche der technologischen Abhängigkeit von fossilen
Energien und der zu Ende gehenden Vorräte natürlicher Ressourcen, beschäftigt sich
die talentierte Designergruppe intensiv mit
dem Leben nach dem Erdöl. Die Mitglieder
möchten unseren Lebensstil beeinflussen,
wobei Verantwortung nicht lediglich einer
der Aspekte ist, sondern der eigentliche
Ausgangspunkt. Sie beschränken sich nicht
auf Experimentaldesign, indem sie alternative Materialien und ökologische Produk38 | Finanz und Wirtschaft LU X E
usw. verwendet werden. Thomas Walde
hat mit Phantasie und Können Gabeln rund
ums Thema Zeit gestaltet. Während eine
Serie von Gabeln in aufsteigender Grösse
zum langsamen Genuss, zur Entschleunigung animieren, entpuppt sich eine andere
Kollektion als ideales Take-away-Besteck.
Tatsächlich steht gemäss einer Food-Styles-Studie vom deutschen Zukunftsinstitut
Fastfood bezüglich Geschmack und Nährwert vor einem grossen Wandel.
PSYCHOGASTRONOMIE
Unsere Ernährung wird von unterschiedlichen Traditionen geprägt. Thomas
Walde hat sich mit der Geschichte von Küchengeräten befasst und festgestellt, dass
deren Anwendung eng mit kulturellen Be-
sonderheiten verbunden ist. So werden in
der asiatischen Küche Messer ausschliesslich in der Küche und nie bei Tisch benutzt.
Seine handwerklich hergestellten Geräte
sind ergonomisch, benutzerfreundlich und
sollen auch zu neuen Verhalten motivieren.
Der übergrosse Löffel lässt uns schmunzeln, die Gabeln mit den runden und gewundenen Zähnen machen das Essen von
Fleisch zum schwierigen Unterfangen.
Esst weniger Fleisch, ist die Botschaft.
Florian Hauswirth hat Gefässe für Wein
und Wasser gestaltet, die wie eine grosse,
in zwei Hälften geschnittene Flasche aussehen. Sie fordern uns indirekt auf, Wasser
besser vom Hahnen als aus der Flasche zu
konsumieren. Die Double Facette ist ein auf
Dualität und Komplementarität beruhen-
des Konzept. Die Verbindung von Keramik
und Holz sorgt ausserdem für viel visuelles
und taktiles Vergnügen.
Die Änderung des Alltags basiert auch
auf dem intensiveren Dialog zwischen Benutzer und Objekt, ist es doch die persönliche Erfahrung, die uns mit einem Gegenstand verbindet. Diese Kreationen
verkörpern Visionen einer nahen Zukunft.
Und da Essen und Trinken ein wichtiger
Teil unseres Alltags sind, ist es besonders
erfreulich, dass die Gegenstände von Postfossil witzig sind und unser Schönheitsbedürfnis befriedigen. Wie der Fruchtbehälter Trèfle, der Utopie und Chance oder der
Kreisel Save our souls, der Zukunft versinnbildlicht. Gestaltet von Designern mit und
für die Zukunft. |
i Schachfiguren aus
Marmor und Holz.
s Porzellankegel von
Christine Birkhoven.
tionsmethoden verbinden, sie haben das
Ziel, mit ihren Objekten beim Konsumenten Verhaltensänderungen zu provozieren
DIE KÜCHE, DER ORT DER BEGEGNUNG
Visionär verschlungen für
den Weg zu einer Ernährung
ohne Fleisch: Die Gabeln
Critical Design.
Letzten Frühling brillierte Postfossil im
Showroom Ventura Lambrate an der Mailänder Möbelmesse mit dem Projekt Trattoria Utopia, die man auch als den «idealen
Ort der Begegnung» umschreiben könnte.
Die Trattoria ist ein unprätentiöser Raum,
bestückt mit innovativen, einfachen Gegenständen des Wohnens und des Essens.
Die Porzellankegel von Christine Birkhoven, deren leuchtend weisses Äussere mit
der inneren naturfarbigen Lasur kontrastiert, sind nicht nur schön und witzig – sie
erinnern an Frittentüten –, sondern können
multifunktionell als Vasen, Früchteschalen
Finanz und Wirtschaft LU X E | 39
A B S I N T H | R E I S E I N D E N J U R A | von Francesca Serra
Zaubertrank der Boheme
3
Pierre-André Delachaux hat
aus den von zahlreichen
Künstlern für ihn entworfenen Etiketten eine
erstaunliche Privatsammlung aufgebaut,
die bisher noch nie
ausgestellt wurde.
2
1
4
2
5
6
3
DER NAME IST EIN MYTHOS. ABER NUR WENIGE KENNEN SEINE
TURBULENTE GESCHICHTE. GEBURTSSTÄTTE DER GRÜNEN FEE,
WIE DER ABSINTH AUCH GENANNT WIRD, IST DAS SCHWEIZERISCHE
VAL DE TRAVERS, GENAUER COUVET, WO HENRY-LOUIS PERNOD (1797),
DER BEGRÜNDER DES PERNOD-RICARD-IMPERIUMS, DIE ERSTE
ABSINTH-BRENNEREI BETRIEB.
D
as Getränk ist geografisch so fest verwurzelt, dass man ihm den Übernamen «Milch des Jura» gab. Pierre-André
Delachaux, Geschichtsprofessor, Mitbegründer und Präsident der Openair-Kunstausstellung Môtiers art en plein air, ist mit
dieser Tradition und den damit verbundenen Legenden gross geworden und gilt als
eine Koryphäe auf dem Gebiet des Absinth.
Er hat in einer umfangreichen Bibliografie
das Zusammenwirken der Elemente, die
den Mythos der Bitterspirituose begründen, durchleuchtet.
VOM DER MEDIZIN ZUM APERITIF
Aus dem Heilmittel gegen Malaria ist im 19.
Jahrhundert ein angesagter Aperitif geworden, der von Toulouse-Lautrec, Degas, Van
Gogh und Picasso salonfähig gemacht wurde. Sie tranken die grüne Fee nicht nur, sie
verkörperten sie geradezu. Absinth war eindeutig ein Künstlertrank, doch wie Delach40 | Finanz und Wirtschaft LU X E
aux treffend präzisierte: «Absinth schafft
keine Genies, er begleitet sie.»
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde ihm
der Erfolg zum Verhängnis. Absinth wurde
als Hauptursache der Trinksucht unter den
Arbeitern verteufelt und zunächst in der
Schweiz, dann in ganz Europa verboten. In
privaten Kellern und anderen Verstecken
destillierte man aber fleissig weiter. Im Jahr
2005 wurde er wieder legalisiert. Um diese Zeit der Schwarzbrennerei ranken sich
haarsträubende Anekdoten, die heute bei
einem Glas Absinth verschwörerisch und
schon fast etwas nostalgisch erzählt werden
und so den Mythos dieses ungewöhnlichen
Getränks weiterspinnen.
Richtigen Absinth findet man noch heute im Val de Travers, am besten bei einer
Tour durch ein paar der neunzig kleineren
und grösseren Distillerien. Angesichts des
doch beträchtlichen Alkoholgehalts von
53 bis 77° sollte er allerdings in Massen ge-
1. Ernest Pignon
2. Plonk et Replonk
3. René Zäch
4. Pascal Pinaud
5. Ultra Violet
6. Robert Wyss
7. Amanda Lear
7
nossen werden. Besonders empfehlenswert
sind Brennereien wie Guilloud, La Guilloutine, La Môtisanne, La Clandestine, La Valotte, La Petite Fée, La Nouvelle Fée Verte,
La 2112 und La Tradition. Doch was macht
den Trank abgesehen von diesen wohlklingenden Namen noch aus?
GENUSSVOLLES RITUAL
Im kollektiven Bewusstsein fest eingeprägt ist das Bild des früheren Trinkrituals.
Aus einem Absinthbrunnen liess man einen
feinen Wasserstrahl auf ein Stück Zucker
fliessen, das auf einem gelochten oder geschlitzten Löffel lag. Der Zucker schwächte
den bitteren Geschmack einiger Sorten ab.
«Heute wird der Löffel vor allem zu Showzwecken für Touristen verwendet», erklärt
Delachaux. Das Ritual sei aber noch lebendig, nur verzichte man dabei auf Schnickschnack. Man muss das Wasser einfach nur
langsam auf den Absinth giessen und beobachten, wie sich die Flüssigkeit trübt und
der harmonische Geruch der zehn Inhaltsstoffe – darunter Wermutskraut und der römische Wermut mit ihren stimulierenden
Eigenschaften sowie Anis und Fenchel, die
verdauungsfördernd wirken – aufsteigt.
Wer nicht dazu kommt, einen kleinen
Abstecher in die malerische Neuenburger Region zu machen, der findet bei Caviar House & Prunier den traditionellen Artemisia. Das Absinth-Angebot soll übrigens
demnächst erweitert werden. |
El Toro
Patentierter Ewiger Kalender. Automatikwerk.
Gehäuse Rotgold 18 Karat mit blauer Keramiklünette.
Wasserdicht bis 100 m. Erhältlich auch mit Lederband.
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Finanz und Wirtschaft LU X E | 41
Daniel Arsham & Snarkitecture «Dig»
bei der Galerie Store Front for Art
and Architecture, New York, 2011
D E S I G N | C H A M PA G N E R | von Emmanuel Grandjean
das Gebäude, in dem sich The House befand, wurde von Promotoren gekauft. Sie
haben das Haus niedergerissen und ein
Building darauf gestellt.
Sie arbeiteten auch für die Dance Compagnie von Merce Cunningham.
Das hat sich ganz einfach ergeben. Merce
hat meine Arbeiten in Miami gesehen und
sich gedacht, dass mir eine Zusammenarbeit vielleicht gefallen würde. Es war unglaublich spannend, denn es war etwas
ganz anderes, als ich es gewohnt war. In
einem bestimmten Sinn steht Szenografie diametral gegenüber der Architektur,
denn sie ist logischerweise eine kurzlebige Angelegenheit. Ich habe mit Merce bis
zu seinem Tod vor zwei Jahren gearbeitet. Anschliessend war ich für die Truppe
Robert Wilson sowie den jungen Choreografen Jonah Bokaer, einen ehemaligen
Tänzer bei Merce, tätig.
D
aniel Arsham mag zwar noch nicht
zu den bekanntesten zeitgenössischen Künstlern zählen, dennoch wurde er von Perrier-Jouët beauftragt, für
die Prestige-Cuvée «Belle Epoque 1998»
eine spezielle Verpackung zu entwerfen.
Entdeckt wurde der Mann mit Tänzerfigur und samtweicher Stimme vom Pariser
Galeristen Emmanuel Perrotin, der von
Takashi Murakami über Maurizio Cattellan bis zu Xavier Veilhan eine Reihe von
Künstlern im Portfolio hat, die bei Sammlern hohes Ansehen geniessen.
Geboren in Cleveland, Ohio, aber aufgewachsen unter der ständig strahlenden
Sonne von Miami hat Daniel Arsham eine
sehr eigenständige Kunst entwickelt. Seine Werke zwischen Jugendstil und Modernität erzählen von der Beziehung des
Menschen zur Natur, sie modifizieren
Räume, schauen hinter Wände, erfinden
Architekturen. Für Perrier-Jouët hat er
die von Emile Gallé gestaltete Anemone
der Perrier-Jouët-Flasche in einen Monolithen aus weissem Kunstharz graviert.
Die durchbrochene Skulptur, von der nur
100 Exemplare hergestellt werden, sieht
aus, als sei sie vom Laufe der Zeit erodiert
worden. Die Besonderheit dieser Verpackung? Sie ist auch ein Kunstwerk, denn
der Künstler hat eine Diptychon-Skulptur für zwei Magnum-Flaschen konzipiert, deren eine Hälfte der Käufer erhält,
während die andere in den Kellereien von
Perrier-Jouët in Epernay für die kommenden Generationen aufbewahrt wird.
Eine Skulptur im Zeichen der Weitergabe, des Erbes, der vergehenden Zeit. Wie
Champagner…
Mister Arsham, hat die Idee, mit einem
Champagnerhaus zusammenzuarbeiten, Sie
auf Anhieb interessiert?
Ich kannte die Marke nur flüchtig, das
Design der Flasche war mir allerdings
bekannt, ebenso die Tatsache, dass
42 | Finanz und Wirtschaft LU X E
ZUR FEIER SEINES 200-JAHRE-JUBILÄUMS PRÄSENTIERT DAS CHAMPAGNERHAUS PERRIER-JOUËT EINE BESONDERE VERPACKUNG: EINE
SKULPTUR DES AMERIKANISCHEN KÜNSTLERS DANIEL ARSHAM, DER
SICH VOM LAUF DER ZEIT INSPIRIEREN LIESS.
Courtesy OHWOW Gallery & Galerie Perrotin, Paris
Prickelndes Kunstwerk
Perrier-Jouët traditionell intensive Beziehungen zur Kunst pflegt. So war das Haus
eng mit Gallé und dem Jugendstil verbunden. Dieser Künstler und seine Affinität
zu Natur und Architektur haben mich seit
jeher fasziniert. Ich war natürlich auch
zu Besuch in der Champgne und habe die
Keller besichtigt, wo die Champagner lagern. Dort ist mir die Idee gekommen, das
Thema Zeit und Erbe zu bearbeiten und
ein Werk zu gestalten, das zweigeteilt
werden kann. Ein Teil bleibt im Keller in
Epernay, der andere beim Sammler.
Ihre Zeichnungen und Skulpturen sind eng
mit der Architektur verbunden. Weshalb
sind Sie Künstler und nicht Architekt
geworden?
Ich habe Architektur studiert, dann aber
das Studium abgebrochen. Meine Arbeit
liegt zwischen den beiden Bereichen.
Dank dieser unscharfen Abgrenzung
kann ich Dinge gestalten, Ideen in Form
fassen, was ein Architekt nicht tun kann.
Dies ist der Vorteil, Künstler zu sein.
Was hat Sie für die Kunst motiviert?
Ich weiss es nicht. Es war einfach etwas,
das ich unbedingt machen musste. Für
mich ist Kunst kein Beruf, sondern eine
ständige Tätigkeit, eine Gewohnheit, mit
der ich mein Geld verdiene.
Was beeinflusst Ihre Arbeit mehr –
Architektur oder Kunst?
Selbstverständlich die Architektur. Aber
ich fühle mich auch sehr nahe bei Künstlern wie Ed Ruscha oder John Baldessari. Nicht nur, weil beide Kalifornier sind,
sondern weil sie mit Codes arbeiten, die
ich kenne.
Ihr Lieblingskünstler ist John Baldessari,
was erstaunt, denn Ihre Kunst bezieht sich
stark auf die Modernität. Ich hätte eher an
Max Ernst gedacht.
Ach, die Menschen erwarten oft, dass
Künstler Werke bevorzugen, die ihrer
eigenen Kunst ähnlich sind. Das ist aber
nicht immer der Fall.
Alle Ihre Werke sind weiss. Eine Referenz
an die bevorzugte Farbe der modernen
Architektur?
Sagen wir so, ich kann keine Farben erkennen.
Wirklich, keine einzige?
Meine Wahrnehmung ist sehr begrenzt.
Normale Menschen unterscheiden Millionen von Farbtönen. Für mich sind Grün
und Rot genau das Gleiche. Aber ich kann
sehr gut damit umgehen.
Sie studierten Kunst an der Cooper Union
in New York, sind aber dennoch nach Miami
zurückgekehrt, wo es keine wirklich grosse
Kunstszene gibt.
Ich bin zwar in Cleveland, Ohio, geboren,
aber Miami ist die Stadt, in der ich aufgewachsen bin. Natürlich hätte ich in New
York bleiben können, aber die Konkurrenz ist dort hart. Ähnlich wie in Europa,
ich würde zum Beispiel nie nach Berlin
gehen. Ausserdem ist Miami nicht teuer,
und es gibt dort viele Menschen, die zeitgenössische Kunst fördern und unterstützen. Wie etwa Magali de la Cruz, Besitzerin einer immensen Kollektion. |
100 Exemplare ausschliesslich bei PerrierJouët in Epernay erhältlich. Preis und Infos
auf www.perrier-jouet.com
Sie haben auch einen Ausstellungsraum für
zeitgenössische Kunst in Miami geführt.
The House, aber das ist schon lange her,
etwa zehn Jahre. Hier habe ich den Galeristen Emmanuel Perrotin kennengelernt, der auf Besuch in Miami war. Er hat
die Arbeiten gesehen und daraufhin mich
und einige Künstler eingeladen, in Paris
auszustellen. Er war mein erster Galerist.
Und so haben Sie aufgehört, die Arbeiten
anderer Künstler zu zeigen?
Gezwungenermassen. Miami erlebte einen gigantischen Immobilienboom, und
Finanz und Wirtschaft LU X E | 43
T I S C H S I T T E N | R AT G E B E R | von Olympia Wolff
Sitz gerade!
* Bernard von Muralt,
«Lebensstil und
Umgangsformen. Vom
Umgang mit Menschen
in einer Welt ohne
Grenzen», LicorneVerlag, 224 Seiten
www.courtoisiesavoir-vivre.ch
«Z
eige mir, wie du isst, und ich sage dir, wer du
bist.» Wenn es um weltweit gültige Umgangsformen geht, zitiert Bernard von Muralt,
Koryphäe in Sachen gute Manieren, mit Vorliebe den
Gastrosophen Brillat-Savarin. Fakt ist, dass die Türen
der Grossen dieser Welt denen fest verschlossen bleiben,
die die massgebenden Codes nicht beherrschen. Wer nicht
von Madame la Comtesse während eines Anlasses mit
einem «Sitz gerade!» belehrt werden möchte, beachte
dieses kleine Vademecum, das auf wertvollen Tipps des
ehemaligen Protokollchefs der Eidgenossenschaft basiert,
der heute als Stilberater und Autor* tätig ist.
lich von selbst, dass man das Messer nicht
in den Mund steckt oder ableckt, nicht
am Tellerrand oder mit einem Stück Brot
säubert. Am Schluss legt man das Besteck
parallel auf den Teller (bei 3.15 Uhr).
Gesellschaftliches Zusammensein ist auch
bei Tisch eine grosse Kunst. Die Höflichkeit verlangt, dass man seinem Tischgenossen nicht zu nahe kommt und ihm
genügend Raum lässt. Die Hände ruhen
neben dem Gedeck oder gefaltet auf dem
Tisch. Man führt das Besteck zum Mund,
man beugt den Kopf nicht vor. Todsünden:
den kleinen Finger spreizen, den Teller
schräg halten, um die Suppe auszulöffeln,
Füsse ums Stuhlbein schlingen.
ZU TISCH GEHEN
Bei dieser ersten Etappe wäre ein Fauxpas
ein definitiv schlechtes Omen. Treffen Sie
pünktlich, elegant gekleidet, angenehm
duftend und sauber manikürt ein. Sie setzen sich erst dann, wenn sich alle Gäste
am Tisch versammelt haben. Herren halten die Stuhllehne ihrer Nachbarin. Steht
eine Dame auf, deuten sie als Zeichen ihres Respekts eine Erhebung an. Man sitzt
gerade, zwischen Rücken und Lehne einen kleinen Abstand einhaltend. Zigaretten und Handys sind strikte verboten.
44 | Finanz und Wirtschaft LU X E
So war es früher: Wagte es der Gast, den
Salat zu zerschneiden, legte sich lähmende Stille über die mondäne Gesellschaft.
Was für ein ignoranter Rüpel, so das Urteil der indignierten Gästeschar. Heute,
im 21. Jahrhundert, ist dies kein Fauxpas mehr, so unser Stilfachmann, auch er
selbstverständlich mit der Zeit gehend.
Der Grund für die Empörung war durchaus plausibel: Im Kontakt mit der Vinaigrette, die die grünen Salatblättchen benetzte, oxidierte das Silbermesser. Heute
ist das Besteck rostfrei, weshalb das nicht
immer mundgerechte Rohgemüse ohne
weiteres zerschnitten werden darf.
Man beginnt mit dem aussen liegenden Besteck und arbeitet sich zum Teller vor. Benutzt man nur die Gabel, hält
man sie mit der rechten Hand. Mit ihr
zerteilt man Gemüse, Blätterteiggerichte, Eier und Kuchen. Wird sie gleichzeitig
mit dem Messer verwendet, so liegt sie in
der linken Hand, die Gabelzinken schauen nach unten. Das Messer benutzt man
ausschliesslich mit der rechten Hand, indem man ein Stückchen aufs Mal schneidet (z.B. Fleisch). Es versteht sich natür-
Bezüglich Falten der Serviette bedeutet
Einfachheit Eleganz. Die Gastgeberin drapiert sie also nicht im Glas, sondern legt sie
in die Mitte auf oder links vom Teller (in
Italien rechts). Sobald man Platz genommen hat, entfaltet man die Serviette ohne
Hektik und legt sie auf den Schoss. Vor und
nach dem Trinken betupft man sich die Lippen. Gleitet sie auf den Boden, hebt man sie
in aller Diskretion auf. Wirklich gar nie legt
man sie auf den Stuhl, die Rücken- oder die
Armlehne. Nach dem Essen zerknüllt man
sie nicht zu einem Lappen, sondern faltet
sie locker zusammen und legt sie links neben den Teller.
Illustration: Nicolas Zentner
f
SALAT ZERSCHNEIDEN HEUTE O. K.
ÜBER DEN KORREKTEN GEBRAUCH
DER SERVIETTE
WIE MAN MIT DEM BESTECK UMGEHT
p
Rue des Archives
HÄNDE UND HALTUNG
DAS ESSEN BEGINNT
AM SCHLUSS DES ESSENS
Selbstverständlich wartet man, bis allen
Gästen serviert ist und die Gastgeberin
mit dem Essen beginnt. Man vermeidet
es, «guten Appetit» in die Runde zu rufen,
dies wäre unfein, weil zu familiär. Präsentiert man Ihnen die Platte, bedienen Sie
sich beider Bestecke. Halten Sie Mass,
grosse Portionen auf den Teller laden
ist unschön und unhöflich. Wenn Sie einen Toast anbringen, stossen Sie nicht an,
sondern begnügen sich damit, lächelnd
das Glas zu heben.
Erst wenn die Gastgeberin das entsprechende Zeichen gibt, indem sie aufsteht
oder die Gäste zum Kaffee in den Salon
bittet, dürfen auch Sie sich erheben. Wieder halten Sie die Stuhllehne Ihrer Nachbarin zur Rechten fest und stellen den
Stuhl durch leichtes Anheben zurück. Es
ist schlechter Stil, sich lauthals für das gelungene Essen zu bedanken. Komplimente dieser Art machen Sie der Gastgeberin
persönlich, zum Beispiel beim Abschied.
Erstes holt man sich die Vorspeise, dann
das Hauptgericht, ein Vermischen der
Gänge wäre unhöflich. Der Vorteil: Man
darf sich ungeniert zweimal bedienen.
Es ist sehr ungezogen, den Teller bis zum
Rand zu laden. Die Regel ist, dass man alles isst, was man sich selbst serviert hat.
Man darf durchaus stehend essen, zerschneiden tut man aber auf dem Tisch.
Für den Nachschlag oder den neuen zweiten Gang besorgt man sich, wenn möglich,
einen frischen Teller.
SMALLTALK
NO-GOS
Konversation bedeutet nicht Plauderei.
Beim Diner geht es um Zuhören, Reflektieren und Takt. Der Gastgeber schneidet
das Thema an, führt durch die Diskussion
und sorgt, so nötig, für Harmonie. Vertreten Sie ruhig Ihre Meinung, aber seien Sie
nicht kategorisch. Unterhalten Sie sich
mit beiden Tischnachbarn, auch wenn Ihnen der eine besser gefällt. Absolut tabu
sind Themen wie Geld, Krankheit, vergangene Abendgesellschaften.
Wenn Sie wieder eingeladen werden
möchten, sollten Sie diese Fehltritte unbedingt vermeiden: Herren ziehen das
Jackett vor dem Essen nicht aus, machen ihre Nachbarin nicht plump an,
fuchteln mit dem Besteck nicht in der
Luft herum und bemühen sich um eine
gemässigte Lautstärke. Damen verzichten darauf, das Make-up am Tisch aufzufrischen, vermeiden schweres Parfum
und starren die andern Gäste nicht an.
Und für beide Geschlechter gilt: keine
Zahnstocher, kein unter dem Tischtuch
verstecktes Schreiben von SMS, Ellbogen auf dem Tisch, kurz – sich wie zu
Hause benehmen. |
BUFFET
Beim Buffet ist der Ablauf grundsätzlich
ähnlich wie bei einem traditionellen Essen – Entree, Hauptgericht, Dessert. Als
Finanz und Wirtschaft LU X E | 45
G E S C H E N K E | W U N S C H L I S T E | von Francesca Serra und Christel Flach
MÄRCHENWELTEN
SIE HABEN UNSER KINDLICHES UNTERBEWUSSTSEIN
NACHHALTIG GEPRÄGT, STEHEN FÜR MORAL UND
IDEAL, ABER AUCH FÜR MUT, SCHÖNHEIT, GLÜCK UND
INTELLIGENZ, DENEN TÖDLICHE PFEILE, VERWÜNSCHUNGEN UND SPRECHENDE SPIEGEL NICHT WIRKLICH ETWAS ANHABEN KÖNNEN. IHRE FASZINATION IST
UNGEBROCHEN. FÜR GROSSE KINDER EINE AUSWAHL
VON DINGEN, WIE AUS DEM MÄRCHEN.
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3
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Tausendundeine Nacht
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FEIND DES GUTEN, EIN KOSTBARER DUFT ODER
FEIN
ZARTE SEIDE GENÜGT…
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46 | Finanz und Wirtschaft LU X E
4
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GESCHENKE | WUNSCHLISTE
1
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4
3
Der gestiefelte Kater
5
48 | Finanz und Wirtschaft LU X E
MIT FINESSE UND INTELLIGENZ GELINGT ES
DEM GESTIEFELTEN KATER SEINE PLÄNE ZU
REALISIEREN. GLÜCK, GELD UND LIEBE – DIE
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Finanz und Wirtschaft LU X E | 49
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SMOKING – DER BEGRIFF STEHT FÜR GLAMOUR, RUFT EINE UNZAHL
ASSOZIATIONEN HERVOR: PRICKELNDER CHAMPAGNER, JAMES
BOND, DAS PARADIEREN AUF DEM ROTEN TEPPICH AM FESTIVAL
VON CANNES, PRACHT, GLITZER, CHIC, ELEGANZ UND RAFFINESSE
PUR. NIEMAND HÄTTE DER SMOKINGJACKE EIN SOLCHES SCHICKSAL
VORAUSGESAGT, WAR SIE DOCH EIN EINFACHES KLEIDUNGSSTÜCK,
DAS DER DISTINGUIERTE MANN AUSSCHLIESSLICH ZU HAUSE IM
RAUCHERZIMMER TRUG.
I
n den viktorianischen Upperclass-Häusern war es üblich, dass sich die Herren nach dem Dinner ins Raucherzimmer
zurückzogen, um dort dem Tabakgenuss
zu frönen. Weil die Näschen ihrer Begleiterinnen empfindlich und die Männer selbstverständlich galant waren, zogen sich Letztere eine kurze Jacke über,
um die Damen nicht mit Rauchgeruch zu
inkommodieren. Der ebenso nonchalante
wie kurzzeitig aktive König Edward VII.
machte Schluss mit dieser vornehmen
Sitte und behielt die Weste auch während
des Dinners an.
VOM SALON INS CASINO
Damit löste er nicht nur eine Mode aus,
sondern machte die Dinnerpartys zu einem weniger steifen Anlass. Bräuche und
Moden sind vergänglich, Stil aber ist zeitlos. Der Smoking wurde zum obligatorischen Outfit in Spielcasinos, vor allem
in Monte Carlo, und überquerte bald den
Atlantik. Die Amerikaner, begeistert vom
ungezwungenen Chic des Jacketts, nannten es Tuxedo, in Anlehnung an den Tuxedo Park Country Club von New York, wo
der Smoking erstmals vorgeführt wur-
58 | Finanz und Wirtschaft LU X E
de. In der Folge wurde das Dinner Jacket
von Moderschöpfern neu interpretiert und
modernisiert und gilt heute noch als die
angemessene Bekleidung an Cocktailpartys und wichtigen Anlässen.
Der kleine Gesellschaftsanzug, wie der
Smoking auch genannt wird, ist der festlich-elegante Anzug des Mannes par excellence und ist ausschliesslich an Cocktailpartys, im Casino und an Abendanlässen
zu tragen, an denen «Black Tie» verlangt
wird. Man trägt ihn nie am Tag und erst
back. Wie die moderne Uniform Jeans/
Hemd sich stark an den Fifties orientiert,
ist auch der Smoking auf Nostalgiekurs.
Jackett und Hemdbrust sind farbig und
wirken ultimativ altmodisch. Brioni, seit
Pierce Brosnan Lieferant von Mr. Bond,
setzt mutig auf starke Farben – einzelne
Elemente oder gar das ganze Stück –, behält aber die klassischen Schnitte.
Der skandalumwitterte Tom Ford kleidet den Herrn in ein knallbuntes Velourssakko und bindet ihm eine extrabreite Schleife um. Dior Homme hat den
Smoking überarbeitet und empfiehlt ein
schlichtes, nachtblaues Ensemble mit weissem Hemd und Schleife. Bei Burberry ist
die Jacke stark tailliert, die Fliege schmal,
der Schnitt topaktuell in die Länge gezogen. Und der exzentrische Jean-Paul Gaultier hat das Konzept «James Blonde» ent-
wickelt, ein verblüffender Mix von Sean
Connery und Claudia Schiffer.
Wer sich einen Smoking kaufen möchte, wählt mit Vorteil ein klassisches Ensemble. Es besteht aus einem kurzen,
geraden, ein- oder zweireihigen schwarzen Jackett mit Satin- oder Seidenrevers. Die Hose mit Seidenbesatz (Galon)
ist ebenfalls schwarz, das Hemd selbstverständlich weiss,
d Ryan Gosling trägt
möglichst mit Steham Filmfestival in
kragen, auch wenn
Cannes einen blauen
Smoking von Salvamittlerweile
der
tore Ferragamo
klassische Umlegekragen gestattet ist.
a James Blonde:
Die unverzichtbaJean Paul Gaultier
re Schleife kann je
von James Bond
nach Mode und Geinspirierte Muse
amDefilee der Winschmack individuell
terkollektion 2011.
beschaffen und ge-
bunden sein. Die goldene Regel will, dass
sie nicht breiter ist als die Distanz vom
einen zum andern Auge.
Der Kummerbund aus Seide ist das
historische Relikt des Gilets. In den USA
fester Teil des edlen Gewands, ist die
Leibschärpe hierzulande weniger üblich.
Bei den Schuhen gibt es keinerlei Kompromisse. Zum Smoking trägt Mann auf
Hochglanz poliertes schwarzes Schuhwerk, idealerweise in Lackversion.
Von der ursprünglichen Raucherweste bis zur Muse berühmter Modedesigner, die Geschichte des Smokings bleibt
faszinierend. Sollte Hugh Hefners Pyjama das gleiche Schicksal beschieden
sein, dann, meine Herren, werden Sie
nicht darum herumkommen, an grossen
Anlässen Ihren schönsten Morgenmantel umzulegen. |
– einer ist die Verleihung des Nobelpreises. Neben Frack und Smoking unterscheiden die Dresscodes noch den Strassen- und den dunklen Anzug. Wer sich
also an das Protokoll halten möchte, muss
leider selbst an der Hochzeit seines besten Freundes darauf verzichten, als James
Bond aufzutreten.
In Sachen Smoking ist James Bond die
Referenz. Er hat dem Abendanzug formellen Chic und eine Prise Lässigkeit verliehen und so dazu beigetragen, dass das Dinner Jacket bis heute glanzvoll überlebt hat.
Film- und Modemythos im Gleichschritt
sozusagen.
AUF NOSTALGIEKURS
Obwohl der Smoking ein nach strengen
Regeln und Vorgaben gearbeitetes Ensemble bildet, lässt er doch genügend Raum
für Neuinterpretationen. Alle bedeutenden Modehäuser sind es sich schuldig,
den Smoking in ihrer Kollektion zu führen, was seine Exklusivität in keiner Wei-
– Der Smoking scheut das Sonnenlicht ausser es ist der Sonnenaufgang nach
einer durchfeierten Nacht. –
nach Sonnenuntergang. Der Frack (auch
Schwalbenschwanz genannt) ist der feierlich-formelle Herrenanzug. Diesen grossen Gesellschaftsanzug zieht Mann an,
wenn eine Einladung mit dem Vermerk
«White Tie» versehen ist. Allerdings gibt
es nur noch wenige Anlässe, an denen ein
solch edles Stück getragen werden muss
se beeinträchtigt. Im Gegenteil: Der wahre
Luxus ist im Detail erkennbar, jeder Couturier verleiht dem Anzug einen besonderen Touch, verändert allenfalls diskret den
Schnitt, macht ihn zum Repräsentanten
seines Labels.
Diese Saison feiert die Fliege auch im
Alltag des Modebewussten ein ComeFinanz und Wirtschaft LU X E | 59
AC T U | PA S S É - P R É S E N T | par David Chokron
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VON LAUSANNE NACH L.A., VON SNOW WHITE ZU CASINO ROYALE.
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Finanz und Wirtschaft LU X E | 69
AC T U | PA S S É - P R É S E N T | par David Chokron
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Luxus fern
vom Trubel
DIE BERGHOTELLERIE STECKT IM WANDEL. AUSSERGEWÖHNLICHE
UNTERKÜNFTE, DIE UMWELTBEWUSSTSEIN UND LUXUS, ALTES HOLZ UND
MODERNES DESIGN VERBINDEN, SIND GEFRAGT. EIN KLEINER ÜBERBLICK
ÜBER BESONDERS SEHENSWERTE ORTE IN DEN SCHWEIZER BERGEN.
K
ein Zweifel, bei einer nach Exklusivität dürstenden Kundschaft führt
weiterhin nichts an St. Moritz, Gstaad,
Crans-Montana und Zermatt vorbei,
schliesslich sind sie die Aushängeschilder für feudale Wintersportorte. Daneben aber nehmen alternative, rustikalere,
aber nicht weniger luxuriöse Destinationen in der Schweizer Tourismuslandschaft einen immer wichtigeren Platz
ein. Wer früher nach Ruhe und Abgeschiedenheit trachtete, musste schwer
zugängliche Orte, Sockengeruch und
mühseliges Holzfs Alpin und modern holen in Kauf nehdie Whitepods sind
men. Das hat sich
igluähnliche Luxuszelte
geändert.
Heuauf der Alp Chindonne
te kann man auch
in Les Giettes.
an abgelegenen Orten einen Aufenthalt
fern vom Trubel und im Einklang mit der
Natur verbringen, ohne auf ein gehobenes Standing zu verzichten. Seit einigen
Jahren erstrahlen Weiler, Alphütten und
Berghotels in neuem Glanz. Ihr Credo:
Authentizität und Umweltbewusstsein.
Das Hameau les Clèves, Montagne Alternative, das Hotel Guardaval, das Grimsel-Hospiz und die Whitepods wollen ihren Gästen alle eine echte, fast spirituell
Rückzugsmöglichkeit zum Relaxen bieten. Meist gehören auch Wellness, lokale
Gastronomie und ruhige Sportarten wie
Wandern zum Angebot. Die oft am Rande von grossen Wintersportorten gelegenen unkonventionellen Unterkünfte entsprechen einem Bedürfnis der heutigen
Gesellschaft nach einer unverfälschten, aussergewöhnlichen Umgebung, in der es sich
wunderbar erholen und
entspannen lässt.
CHALETS IN NENDAZ
Eric und Corinne Mariéthoz haben dieses
Bedürfnis erkannt. Beide haben ihre Karriere
in der Tertiärwirtschaft
an den Nagel gehängt,
um das Hameau les Clèves oberhalb des Walliser Dorfes Nendaz
wieder zum Leben zu
70 |70Finanz
| Finanz
undund
Wirtschaft
Wirtschaft
LU X
LU
E XE
erwecken. «Uns wurde plötzlich bewusst,
dass wir in den sechs Jahren unserer Ehe
nur einen Monat zusammen verbracht
haben», sagt der gebürtige Walliser Eric.
«Wir haben versucht, etwas aufzubauen,
das den Lodges in den kanadischen Bergen nahekommt.»
2006 kaufte das Paar die Skibar am Rande der Piste. Das Geschäft lief und veranlasste sie, nur wenige Meter weiter ein Hotel zu erstehen. Heute kümmern sie sich um
27 auf vier Gebäude (zwei Mazots, ein Chalet und ein Hauptgebäude mit Restaurant)
verteilte Betten. Der Weiler, zu dem im
Winter keine einzige Strasse führt, könnte
fast als kleines Zermatt durchgehen.
Ein Hotelangestellter holt die Gäste mit einem pittoresken, aber geheizten
Raupenfahrzeug auf dem Parkplatz ab.
«Wir halten unsere Gäste an, mit ihrem
Fahrzeug auch ihre Sorgen unten zu lassen, damit sie unseren aussergewöhnlichen Ort auch in vollen Zügen geniessen
können», erklärt der Besitzer, der jedem
einzelnen Gast einen ganz persönlichen
Service bietet. Das kann ein Catering im
Chalet, ein gastronomisches Menü im
exklusiv den Gästen vorbehaltenen Restaurant oder die Erfüllung eines anderen
Spezialwunsches sein.
Wer die Tür zu einem der schmucken
Mazots aufstösst, fühlt sich augenblicklich zu Hause. Im Kamin knistert ein Feuer, und in einem Eiskübel steht eine gute
Flasche Weisswein aus der Region. Eine
Nespresso-Kaffeemaschine und eine HiFinanz und Wirtschaft LU X E | 71
H OT E L | B E R G W E LT
Fi-Anlage von Bang & Olufsen vervollständigen die puristische, gepflegte Ausstattung. Und natürlich fehlt auch der
Aussenwhirlpool nicht.
In der von einem Finalisten des MasterChef-Wettbewerbs geleiteten Küche wird
mit Produkten aus der Region gekocht.
«Die Gerichte sind einfach und authentisch, und die Qualität der Zutaten wird
grossgeschrieben.» Statt den ewig gleichen Aufschnittteller und Käseschnitten
serviert die Skibar Toasties. Und im Restaurant wird auch schon mal ein Wolfsbarschfilet zusammen mit einem grossen
Herens-Steak gereicht.
RESPEKT VOR UMWELT UND TRADITION
Während Clèves doch ziemlich abgelegen und ohne Ski nur schwer zu erreichen ist, setzen andere bewusst auf die
Nähe zu den Wintersportorten, wahren
dabei aber doch eine gewisse Distanz. So
das Gästehaus Montagne Alternative, das
Luxusunterkünfte im Commeire-Weiler anbietet. Auf einem Steilhang oberhalb von Orsières überragt das charmante
Berghotel das Tal unterhalb des GrossenSt.-Bernard-Passes.
Die fünf unverfälschten, sorgfältig renovierten Schuppen bieten Platz für
bis zu 24 Personen. Auch hier sind den
Wünschen der Gäste keine Grenzen gesetzt. Privatmiete mit Cateringservice ist
genauso möglich wie ein eigener Koch
oder Speisen am Gästetisch. Nur rund
15 km entfernt liegen die kleinen Familienstationen Vichères, Le Chable, Champex, La Fouly und Bruzon. Ausserdem
bietet sich an die Region für Ski- und
Skischuhtouren.
Ludovic Orts, Benoit Greindl und Eduardo Ramos, die belgischen Väter des verwegenen Projekts, sind ehemalige Kaderleute und Manager, die sich beruflich
neu orientieren wollten. Sie kennen die
Erwartungen der Kunden und bieten ihnen neben den üblichen touristischen
Dienstleistungen auch Firmenseminare an, die von Unternehmen wie Nestlé
oder Cartier regelmässig genutzt werden.
Gäste, die sich hierher zurückziehen, um
ihre Batterien wieder aufzuladen, können sich bei Massagen und Yogakursen
entspannen. Ein besonderes Augenmerk
wurde auf Umweltaspekte gelegt, die in
den Baumaterialien und den Energiesystemen zum Tragen kommen. Ein dogmatischer Umweltaktivist sei er trotzdem
nicht, betont Eduardo Ramos. «Wir machen uns lediglich Gedanken über unser
Verhältnis zur Umwelt und zu den Mit72 | Finanz und Wirtschaft LU X E
menschen. Die ökologischen
Entscheidungen haben sich da
aufgedrängt.»
Die ganz besondere Atmosphäre, die das
hundertjährige Holz
ausstrahlt, findet sich
auch im Bündner Maiensässhotel Guardaval direkt oberhalb
von Lenzerheide wieder. Seine Holzstuben wurden mit viel Liebe und Sorgfalt
renoviert und geschmackvoll im edel-rustikalen Stil eingerichtet. Sie vermitteln
natürliche Alpenromantik mit modernem
alpinem Lebensstil.
Das atypische, von der Familie Gantner
geführte Hotel verfügt über rund fünfzig
auf zwölf alte Ställe und Hütten und das
Hauptgebäude verteilte Zimmer. Im traditionsreichen Gourmet-Restaurant verwöhnt Sternekoch Karl-Heinz Schuhmair
– 16 Punkte Gault Millau – mit seinen aus
regionalen Produkten zubereiteten Köstlichkeiten die Gäste.
i Im rustikalen und
charmanten Hotel
Guardaval lassen
sich die Gäste vom
sternengekrönten
Koch verwöhnen
und entspannen sich
im einzigartigen
Wellbeing-Bereich.
GRAND CRUS IN 2165 M HÖHE
Ausgefallene Übernachtungsmöglichkeiten findet man aber nicht nur in Alphütten, Maisensäss und Ställen. Auch
ein Aufenthalt im imposanten Steinbau
des Hospiz Grimsel ist ein Erlebnis der
ganz besonderen Art. Das von 2007 bis
2010 rundum erneuerte, zwischen zwei
Staumauern im Berner Oberland gelegene Hotel ist eine Ruheoase, die im Winter
nur per Seilbahn erreichbar ist.
Unter der Federführung von Mark von
Weissenfluh, dem auf Hotel- und Tourismuskonzepte spezialisierten Leiter der
Grimselhotels, wurden die denkmalgeschützten Gemäuer des Hospiz Grimsel
im Stil der Zwanzigerjahre neu designt
und mit gehobenem Komfort ausgestattet. Genauso edel ist das Gourmet-Restaurant. Hier wird zu den exquisiten Speisen ein guter Tropfen aus dem mit 300
Grands Crus aussergewöhnlich gut bestückten Weinkeller kredenzt.
Noch ausgefallener sind die Whitepods
auf der Chindonne-Alp. Sie versprechen
ein unvergessliches Erlebnis inmitten einer fast unberührten Natur. Dem Dents
du Midi direkt gegenüber machen die igluähnlichen Luxuszelte vor dem atemberaubenden Alpenpanorama nun schon
den dritten Winter in Folge Furore. Hier
können Abenteuerhungrige und Naturfreunde für die Dauer eines Wochenendes
zum Trapper werden, Schneeschuhwanderungen unternehmen oder auf einem
Hundeschlitten durch die verschneite
Landschaft fahren. Und auch auf gehobenen Komfort muss man in den auf den ersten Blick eher rudimentären Pods nicht
verzichten, wenn man die paar Schritte
zu Fuss bis zum Iglu in Kauf nimmt.
Wer es gern originell mag, der kommt
diesen Winter voll auf seine Kosten. Einige unerschrockene Unternehmer haben nämlich begriffen, dass sich auch
die Luxushotellerie der sich wandelnden
Nachfrage anpassen muss. Dass sie damit richtigliegen, zeigen die schon ziemlich vollen Reservationsbücher. Warten
Sie nicht länger, sonst müssen Sie die Ferien womöglich in einem der strengen,
schmucklosen Palasthotels verbringen! |
www.hameaulescleves.ch
www.montagne-alternative.com
www.guardaval.ch
www.grimselwelt.ch
www.whitepod.com
ii Montagne Alternative
besteht aus fünf grossen,
authentischen und
luxuriösen Scheunen.
i Die Gäste werden mit
einem Raupenfahrzeug zum
Hameau Les Clèves gefahren, wo sie gemütlichen
Komfort und eine auf lokalen Produkten basierende
Gastronomie geniessen.
f Zwischen zwei Staumauern auf einem Felssporn garantiert das historische Grimsel Hospiz ein
Erlebnis der besonderen
Art. Ein imposanter
Steinbau mit eleganter
Einrichtung und einem
überraschenden Weinkeller.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 73
S C H R E I B K U N S T | FA B E R - C A S T E L L | von Konrad Koch - Foto: Dominic Büttner
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MARKENARTIKEL DER WELT. IN ACHTER GENERATION IN
FAMILIENBESITZ, PRODUZIERT DAS FRÄNKISCHE UNTERNEHMEN FABERCASTELL SEIT 250 JAHREN HOLZGEFASSTE STIFTE. NEBEN DIESEM
KLASSIKER IST EINE PALETTE GEDIEGENER SCHREIB-, ZEICHEN- UND
MALGERÄTE ENTSTANDEN, DIE BIS ZUM PERFEKTEN BLEISTIFT SOWIE
DEM SAMMLEROBJEKT PEN OF THE YEAR REICHT.
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von Faber-Castell mit seinem
Lieblingsschreibgerät,
dem Perfekten Bleistift.
74 | Finanz und Wirtschaft LU X E
s waren wirre Jahre um 1761, die
Chronisten später den Siebenjährigen
Krieg nennen werden. Chevalier de Chavigny, Gesandter des französischen Königs in Solothurn, ermahnte die Eidgenossenschaft, «tranquillité publique» zu
wahren und sich aus fremden Händeln
zu halten. Frankreich und England fochten zusammen mit ihren Verbündeten in
deutschen Landen um die koloniale Weltvormacht. Bereits in den ersten Kriegsjahren musste Salomon Sprecher von
Bernegg, Spross eines altadligen Bündner Geschlechts, als österreichischer Befehlshaber die Garnison von Breslau den
Preussen übergeben. Zu seiner Ehre: Es
war eine diplomatisch verordnete Kapitulation. Kaiserin Maria Theresia erteilte
ihm Satisfaktion. Es war auch die Zeit, in
der im Dörfchen Stein bei der deutschen
Reichsstadt Nürnberg der Schreiner Kaspar Faber sich mit einer kleinen Werkstatt als Bleistiftmacher selbständig machen konnte.
Was im Fluss der Geschichte eine Zufälligkeit ist – in einer Familiensaga ist es
Fügung. Acht Generationen später feiert
in diesem Jahr der zum Weltkonzern ge-
wachsene deutsche Schreibgerätehersteller sein 250-jähriges Firmenjubiläum. Geleitet wird das Familienunternehmen von
Anton Wolfgang Graf von Faber-Castell.
Seine Mutter Katharina ist eine von Sprecher-Bernegg aus dem bündnerischen
Maienfeld und eine direkte Nachfahrin
von Salomon.
DER ERSTE MARKENBLEISTIFT
Aus dem Handwerksbetrieb des Vaters
machte Sohn Anton Wilhelm in Stein bei
Nürnberg eine florierende Manufaktur.
Bis heute ist dort der Stammsitz der Firma. 1839 übernahm in vierter Generation
Lothar Faber den väterlichen Betrieb und
modernisierte ihn, seinem unternehmerischen Credo folgend: «Das beste Mittel,
sich über die Konkurrenz zu schwingen,
ist die Qualität des Fabrikats.» Für seine
Zeit revolutionär, kennzeichnete er seine Bleistifte mit dem Firmennamen «A.W.
Faber» und dem Zusatz «fabrique fondée
1761» und schuf damit das erste Markenschreibgerät. Für seine wirtschaftlichen
und sozialen Verdienste wurde er von
König Maximilian II. von Bayern in den
erblichen Freiherrenstand erhoben. SeiFinanz und Wirtschaft LU X E | 75
S C H R E I B K U N S T | FA B E R - C A S T E L L
ne Enkelin Ottilie heiratete 1898 Alexander Graf zu Castell-Rüdenhausen, der aus
einem der ältesten deutschen Adelsgeschlechter stammte. Er übernahm die Geschäftsleitung. Die testamentarische Verfügung von Lothar, dass der Firmen- und
der Familiennamen Faber zu erhalten seien, führte dazu, dass das Adelshaus Castell zu seinen zwei Linien Castell-Castell
und Castell-Rüdenhausen die neue der
Grafen von Faber-Castell zufügte.
Anton Wolfgang Graf von Faber-Castell steht einem der ältesten Industrieunternehmen der Welt vor, das in seinem
250. Firmenjahr einen Umsatz von 538
Mio. € erwirtschaftet. Der Blick zurück
ist für den Grafen, wie er sagt, immer ein
Messen an der Maxime von Freiherr Lothar von Faber, an dessen kluger Tat, sich
von der anonymen Massenware zu differenzieren und sich durch unnachgiebiges
Streben nach Qualität als Markenartikelhersteller zu profilieren.
ADEL VERPFLICHTET
Gegen mächtig expandierende Konkurrenten musste das Haus Faber-Castell in
der Vergangenheit Bestand halten und
steht heute gerade wegen dieser ständigen Herausforderung erfolgreich da wie
noch nie – und auch erfolgreicher als viele der Mitbewerber. «Wenn man ein Familienunternehmen bleiben will», erklärt der Graf und zitiert dabei aus dem
Stammbuch der Casteller, die auf 27 Generationen mit 950 Jahren Geschichte
WOHNEN DIREKT
AM ZURICHSEE –
EIN SELTENES GUT
o Graf von FaberCastell präsentiert den
Jubiläumskoffer Art
& Graphic. Die mit den
bestenWerkzeugen zum
Malen und Zeichnen
gefüllte Schatulle ist auf
1761 Stück limitiert.
s Der «Perfekte
Bleistift» mit Spitzer
und Stifthalter.
durch Überheblichkeit, durch Unwissen, durch Profilierungssucht». Davor
ist auch ein Familienunternehmen nicht
gefeit, meint er selbstkritisch und stellt
sich daher vor jedem Entscheid die Frage: Ist er sinnvoll für die nächste Generation?
Über 2 Mrd. holzgefasste Stifte stellt Fa-
«Man muss die Grösse haben, bescheiden zu sein!»
zurückblicken, «muss man die Grösse haben, bescheiden zu sein.» Wachstum um
jeden Preis steht nicht zur Debatte. Die
Vorstellung gar, sich die Expansion über
den Gang an die Börse zu finanzieren,
weist er vehement von sich: «Dann hat
man die Unabhängigkeit verloren.»
Das Leben für die Marke und die
Identität mit dem Unternehmen sind
in einer dynastisch handelnden Familie
stärker als in einem von Angestellten geführten Unternehmen, ist er überzeugt,
«denn Unternehmen werden nicht von
aussen zerstört, sondern von innen,
76 | Finanz und Wirtschaft LU X E
ber-Castell jährlich her, was etwa einem
Viertel der Weltproduktion entspricht.
Der Konzern mit 14 Fertigungsstätten und
rund 7000 Mitarbeitern weltweit ist dank
eigener Forstbestände – es wächst mehr
Holz darin nach, als für die Stiftefabrikation des Werks in Brasilien verbraucht wird
– für umweltgerechte Produktion zertifiziert. Neben den Blei- und Farbstiften für
Kinder, Schule und den grafischen und
künstlerischen Bereich sind es auch Make-up-Stifte für weltbekannte Kosmetikunternehmen. Daneben werden Filzstifte, Markierer und in der Premium-Line
Füller und Druckbleistifte sowie auch Accessoires um die Welt des Schreibens hergestellt. Die Graf von Faber-Castell. Collection steht für höchste Handwerkskunst.
Der «Perfekte Bleistift» mit platiniertem
Halter, integriertem Spitzer und Radiergummi ist das Lieblingsschreibgerät des
Grafen, das er immer mit sich trägt.
Dem Faber 9000 wurde im Jahr 2000
der Faber-Castell Grip mit seinen Noppen als Bleistift mit hohem Erkennungswert zur Seite gestellt. Ob aber aus dem
Brot-und-Butter-Geschäft, wie der Graf
die Stifte für den Bürobedarf nennt, oder
aus den Luxuseditionen, sie alle müssen
sichtbar ein Faber-Castell-Produkt sein,
ebenso wie «eine Eiche Zehntausende
von Blättern hat, jedes anders und doch
jedes erkennbar ein Eichenblatt». Zuversicht, dass dem Faber-Castell-Stamm
noch einige Jahresringe wachsen, gibt
dem Grafen, dass im Touchscreen-Zeitalter eine Gegenbewegung festzustellen ist. Papier und Schreibgeräte sind in
Schule und Büro, aber auch im künstlerischen Freizeitbereich und als Lifestyle-Insignien gefragt. Für die schnelle
Niederschrift einer Idee, das skizzierte Festhalten eines Entwurfs, nichts ist
eben so kommod wie Bleistift und Farbstift – und nichts so elegant wie die handschriftlich auf der Visitenkarte beigefügte Nummer des Smartphone! |
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23 luxuriöse Wohnungen mit unverbaubarer Sicht auf den Zürichsee und in die Alpen, mit
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Finanz und Wirtschaft LU X E | 77
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78 |78Finanz
| Finanz
undund
Wirtschaft
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Finanz und Wirtschaft LU X E | 79
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Club Chronographe,
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80 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Finanz und Wirtschaft LU X E | 81
ZEITGEIST
von Mathilde Binetruy & Michel Jeannot
GESCHÜTZTE TIERART
Diese Schildkröte kommt von weit. Die ersten
Tessera-Mosaiken wurden auf Sizilien entdeckt
und stammen aus der Zeit um 300 v. Chr. Kleine
würfelförmige Glasstückchen ersetzten die Kieselsteine und wurden für Fresken, grandiose Decken- und Wandgemälde verwendet. Cartier hat
diese hohe Kunst auf die menschliche Dimensionn
reduziert. Entstanden ist ein Meisterwerk der Ge-duld, denn nicht weniger als 60 Arbeitsstunden
und 1’167 Steinchen waren nötig, um das Motiv
dieser Rotonde de Cartier zu kreieren. Cartiers
Tierfamilie erhält damit Zuwachs. Das kostbare
ür
Reptil ist in einer auf 10 Stück limitierten Auflage für
128 000 Fr. erhältlich.
Montre Rotonde de Cartier 42 mm,
Steinmosaik mit Schildkrötendekor
www.cartier.com
UND ES WURDE LICHT
Ein Meisterwerk wie aus einem Traumland. Die
Twenty 4® «Torsade» aus Weissgold ist ein funkelndes Gebilde von verschieden geschliffenen
Diamanten (Brillant, Baguette, Marquise) und
Fassungen, die sich zu einer strahlenden Kompo-sition von Linien und Arabesken vereinigen. Wie
beschreibt man diese Ode an das Licht mit ihren
2’279 Diamanten in diversen Fassungen (Neige,
unsichtbar und geschlossen) von insgesamt 31,73
Karat. Es fehlen die Worte, die Uhr ist Magie pur..
Référence 4909/104G, Twenty 4® «Torsade»,
Unikat, 750 000 Fr.
www.patekphilippe.com
DREI FREUNDE IM WINTER
Nach den aufsehenerregenden Serien Les Masques legt Vacheron Constantin La symbolique des laques auf und startet damit zu
einem neuen Höhenflug der Uhrmacherei. Zôhiko, eine japanische
Lackwerkstätte seit 1661, steht hinter dieser einzigartigen Kollektion.
Die Handwerker von Zôhiko sind Meister des Maki-e, des «gestreuten
Bildes». Bei dieser am höchsten entwickelten Lackkunst wird das Motiv
mit feinem Gold- oder Silberstaub auf die feuchte Lackoberfläche
aufgetragen. Magie, Können und Technik verbinden sich zu poetischen,
unbeschreiblich schönen Kreationen.
La symbolique des laques, Set mit drei Uhren «Trois amis de l’hiver»,
limitierte Auflage von 10 Sets, 290 100 Fr.
www.vacheron-constantin.com
VERFÜHRERISCHE ELEGANZ
Der Name der Uhr – Arceau – ist Programm.
Denn er beinhaltet alles, was Hermès präsentiert::
Design, Sattlerhandwerk, Pferdesport. Seit 1978
symbolisiert dieser Zeitmesser die unvergleichliche klassische Ästhetik und den zeitlosen Stil
des Traditionshauses. Das Modell Arceau Fleurs
m-d’Indiennes basiert auf dem Gehäuse der 41-mmModelle und ist sichtbar gewordene Magie. Auf
dem emaillierten Zifferblatt wirkt der Zauber derr
Farben, Blumen leuchten in einem intensiven Mixx
se
von seltenen, subtilen Farbtönen. Die ganz grosse
Kunst.
Arceau Fleurs d’Indiennes, limitierte
Edition von 5 Exemplaren, 360 000 Fr.
www.hermes.com
A U TO | F E R R A R I | von Cristina d’Agostino
660 PS
D
ie Szene könnte aus einem Blake-Edwards-Film stammen. Die Begegnung
eines Rassepferdes mit friedlichen, blumengeschmückten Rindviechern, die sich zum
Alpabzug versammelt haben. Willkommen
zum Gstaad Classic, dem Oldtimer-Rennen
mitten im traumhaften Berggebiet.
An diesem Tag steigt Gino Forgione, Konzessionär von Ferrari Genf, die Röte ins Gesicht, denn wegen einer Strafe hat er das
Siegerpodest knapp verpasst. Aber der Chef
von Modena Cars und Partner des Gstaad
Classic, der das Rennen im eigenen Ferrari Dino absolviert hat, ist nicht eigentlich
unglücklich, er freut sich mehr über andere, strategisch viel wichtigere Erfolge. Denn
die ersten Ferrari FF sollen in Kürze in die
Schweiz geliefert werden, und dabei steht
einiges auf dem Spiel. Für 2011 sind insgesamt knapp hundert Wagen vorgesehen,
84 | Finanz und Wirtschaft LU X E
über zwanzig sind in der Region Genf bereits fest bestellt. Ein vielversprechender
Start für das jüngste Produkt aus dem Werk
von Maranello.
NEUES ZIELPUBLIKUM
Der erste Ferrari mit Vierradantrieb, Turbomotor V12 und 660 PS ist ein echter Vierplätzer mit modulierbarem Kofferraum für
das Weekend-Gepäck. Das ideale LuxusAllradfahrzeug für den Schweizer Markt,
für Fahrten auf Schnee und im Gebirge. Die
strategische Politik von Ferrari konzentriert sich vermehrt auf das Traumland der
4×4-Automobilisten und hat die Absicht,
die Schweiz bevorzugt zu beliefern, zum
Ärger anderer Länder in Europa.
Das noble Gstaad Classic bot für Modena Cars den idealen Rahmen, Kunden und
Interessenten zu einer Testfahrt des neu-
en Ferrari FF zu laden. Der prestigereiche Event und die traumhafte Landschaft
bildeten die Kulisse, um jeden Skeptiker
zu begeistern. Die meisten Käufer eines
Ferrari FF sind nicht ausschliesslich an
einem Wagen der Scuderia interessiert.
Das Gefährt wurde nämlich für ein neues
Zielpublikum konzipiert, für die Schicht
der Wohlhabenden, die auch Porsche im
Visier hat. Der deutsche Autohersteller
hat bereits angekündigt, dass er die Preisklasse von 300 000 bis 500 000 Fr. besetzen will. So kam es, dass Modena Cars
Anfang September rund fünfzehn Automobilbegeisterte zum Aufstieg auf die Alp
einlud, wo sie die Fahrzeuge testen und
gleichzeitig das Gstaad Classics mitverfolgen konnten.
Die Ankunft der Boliden – Lamborghini Super Leggera, Porsche Panamera S, Maserati 4200 und Mercedes SLS
– war denn auch ein besonderes Erlebnis, die Anwesenden spürten, dass sie ein
ganz spezielles Weekend erleben durften.
Vor Ort die Verantwortlichen von Ferrari Suisse und Osteuropa sowie Verkäufer von Modena Cars. Nervosität liegt in
der Luft, obwohl René Arnoux, Exchampion der Formel 1 und heute unabhängiger Berater von Modena Cars, am Steuer des neuen Ferrari FF sitzt und mit
der Leistung seines Fahrzeugs sehr zufrieden scheint. Für den Event in Gstaad
wurden als Avant-Premiere vier Modelle angeliefert. Das Basismodell ist ab
360 000 Fr. zu haben.
Im diskretem Grau,
Der Sitzkomfort ist
die von Pininfarina
designte Karosserie erstaunlich. Auf den ergonomischen Vorderdes Jüngsten der
und Hintersitzen fühlt
Scuderia.
auf der Alp
EIN SCHICKER NOBELORT,
ALPENPÄSSE, ENGE KURVEN – ALLE BEDINGUNGEN
WAREN GEGEBEN FÜR DIE
PRÄSENTATION DES NEUEN FERRARI FF. DER ERSTE
ALLRADANTRIEB IN DER
GESCHICHTE DER SCUDERIA
STARTETE IN GSTAAD MIT
VOLLGAS ZUR EROBERUNG
DES SCHWEIZER MARKTES.
«LUXE» WAR AUF TESTFAHRT. ATEMBERAUBEND.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 85
A U TO | F E R R A R I
BASELWORLD
Komfortables, überaus
geräumiges Interieur
mit ergonomischen
Ledersitzen.
THE WATCH AND JEWELLERY SHOW
MARCH 8–15, 2012
Motorbrummem im typischen Ferrari-Sound.
Ein Ohrenschmaus.
Der Ferrari FF fährt
sich einfach wie ein
Stadtauto. Aber welch
ein Temperament!
man sich geborgen wie im Lieblingssessel zu Hause. Der Innenraum mit speziell behandeltem Anilinleder mit Sattlernähten und die schokoladebraune Farbe
in Verbindung mit Karbon sorgen für ein
gediegenes Ambiente. Die von Pininfarina
entworfene Karosserie in diskretem Grau
entspricht dem aktuellen Farbtrend. Zurzeit ist das legendäre Ferrari-Rot weniger
gefragt, die Kunden mögen’s diskreter und
bestellen nur noch einen von fünf Ferrari
in den traditionellen Scuderia-Farben.
Während die Front des Ferrari FF –
die Bezeichnung steht für Ferrari Four
(vier Sitze und Vierradantrieb) – auf einen Sportwagen schliessen lässt, sind die
Hecklinien weniger sportlich. Aber sobald man den Starterknopf betätigt, sind
jegliche Zweifel beseitigt. Man hört den
typischen Ferrari-Sound. Spezialisierte Ingenieure haben in der Tat während
Monaten in Maranello getüftelt, um den
Ferrari-FF-Klang zu entwickeln, der wie
bei jedem Modell zwar eigenständig ist,
aber stets dem typischen Scuderia-Brummen entspricht.
Auf der Strasse verblüffen Souplesse und Leichtigkeit. Einen Ferrari FF
86 | Finanz und Wirtschaft LU X E
zu steuern, ist ebenso einfach wie einen
Fiat 500 Abarth – zumindest fast. Aber
das ist denn auch der einzige gemeinsame Nenner. 7-Gang-Schaltung am Steuer,
direkteinspritzender V12-Motor, 6,3 Liter Hubraum, 660 PS, 8000 Umdrehungen/Minute, Leistungsgewicht 2,7 kg/PS,
7-Gang-F1-Doppelkuppelungsgetriebe,
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in
3,7 Sekunden machen das Auto zu einem
waschechten Rennwagen.
EIN 4×4 HEBT AB
Der 100 km lange, von Modena Cars
angelegte Parcours ist eine wundervolle
Gelegenheit, das Strassenverhalten des
Sportwagens zu testen, und die Lust,
die Zügel schleifen zu lassen, ist fast unbändig, zumal die Bremskapazität ebenso beeindruckt wie die Beschleunigung.
Beim Brausen durch den Tunnel lässt
man den Motor dröhnen, auf den Lippen ein seliges Lächeln. Das Fahrzeug
ist gutmütig genug, die Fahrfehler einer
Nichtfachfrau zu entschuldigen. Unter den Händen eines Fachmanns allerdings zeigt es dann, was wirklich in ihm
steckt. Faszination pur.
Am Ende des Weekends ist die Bilanz
des Gstaad-Classic-Rennens positiv –
selbst wenn einige Fahrer ihren Ausweis
abgeben mussten. Hauptsponsor Audemars Piguet wird in zwei Jahren wieder
dabei sein, versichert Generaldirektor
Philippe Merk, der glücklich ist, an diesem Anlass den neusten Chronographen
zu präsentieren. Auch Gino Forgione ist
zufrieden, kann er sich doch über drei
feste Bestellungen freuen.
Seine Zufriedenheit ist verständlich, denn er hat in eine 6600m2 grosse Hightech-Garage in Plan-les-Ouates investiert, um den Ferrari-Standards
zu entsprechen. Die Bestellungen treffen zum richtigen Moment ein, denn die
Wirtschaftsaussichten sind nicht rosig.
Gino Forgione: «Wir rechnen mit einem
schwierigen 2012. Aber die neuen Modelle werden uns helfen, die Krise zu
überstehen. Glücklicherweise setzt Ferrari auf mehr Dynamik, denn neben dem
Ferrari FF werden wir 2012 den neuen
599, später das Modell 458 Scuderia lancieren, das den 430 Scuderia ersetzt,
Ende 2013 den neuen Enzo. Wir sind
also gerüstet.» |
BASELWORLD.COM
Finanz und Wirtschaft LU X E | 87
STIL
| ZU
von
- Fotos:
Tonatiuh Ambrosetti & Daniela Droz / mc2
AC T U
| BESUCH
PA S S É - P| R
É SFlorence
E N T Schmidt
| par David
Chokron
1. Im Esszimmer. Der Mezzadro-Hocker von Achille
Castiglioni (Zanotta, 1957) könnte durchaus eine
Skulptur sein, die an die Vase Pollo von Tapio Wirkkala
(Rosenthal, 1970) anknüpft. An der Wand Aufnahmen
von Fabrizio Giannini.
Willkommen bei
Francisco Dias
DIE ELEGANTE, KOMPROMISSLOS
AUTHENTISCHE, AUSSCHLIESSLICH
MIT ORIGINAL-VINTAGEMÖBELN
AUSGESTATTETE WOHNUNG
LIEGT IN DER ALTSTADT VON
LUGANO. DIE SEHR MASKULINE
EINRICHTUNG ZEUGT VON
GROSSEM SACHWISSEN, SORGFÄLTIGER SELEKTION UND
RADIKALER ABLEHNUNG ALLES
ÜBERFLÜSSIGEN. BESICHTIGUNG
DES UNIVERSUMS VON DER
SZENOGRAF FRANCISCO DIAS,
DER NICHTS DEM ZUFALL.
ÜBERLÄSST.
i Vom Esszimmer Blick auf den Salon, wo
Hausherr Francisco Dias in der Denkerpose
von Rodin auf dem edlen Barcelona-Sessel
von Mies Van Der Rohe (Knoll, 1929) Platz
genommen hat. Das noble Stück stammt
aus dem Nachlass einer Luganeser Bank.
Im Vordergrund zwei Stühle von Joe
Colombo (Modell 861 «Universale», 1965,
Hersteller Kartell), die Francisco in der
hypen Vintage-Boutique Demosmobilia
in Chiasso aufgestöbert hat. Der dunkle
Holztisch ist eine originelle Eigenkreation,
das Holz stammt von Lastwagenböden,
die Struktur ist aus Eisen. Sechs Jahre
nach seinem Einzug hat Francisco den
Mut aufgebracht, sich vom sakrosankten
Weiss zu verabschieden und die Wände des
Esszimmers taubengrau zu streichen. Im
Hintergrund die Fotografie «Houston» des
Tessiners Luciano Rigolini (1993), selbstverständlich mit Architekturmotiv.
88 | Finanz und Wirtschaft LU X E
D
ies ist die Geschichte eines Jungen,
der in der prachtvollen Villa Favorita in Lugano aufwuchs, wo seine Eltern als
Butler und Köchin für Baron Thyssen tätig
waren. Mit der Tochter des Barons spielte er unter den Gemälden grosser Meister
(zurzeit zu bewundern in der Galerie Villahermosa in Madrid), zwischen prächtigen
Möbelstücken und Kunstwerken und eignete sich so ganz natürlich Wissen und einen sicheren Geschmack an.
Der leidenschaftlich an Design, Architektur und zeitgenössischer Kunst interessierte Vierzigjährige plant seine Reisen
stets in Verbindung mit den Kreationen bewunderter Meister. So fährt er nach Brasilien, um die Realisationen von Oscar Niemeyer, Lina Bo Bardi und Mendes da Rocha
zu bestaunen und geniesst den Aufenthalt
in Indien und Bangladesh, um stundenlang
die von Le Corbusier oder Louis Kahn ent-
worfenen Bauten zu betrachten. Motiviert
von seiner Passion für Architektur und
Wohnen absolvierte der junge, frisch diplomierte Bauzeichner und Autodidakt mit
Erfolg die Aufnahmeprüfung ins Berufsregister REG A für Architekten. Heute nimmt
er zusammen mit Freunden ab und zu an
Architekturausschreibungen teil, in seiner
Haupttätigkeit ist er jedoch für das Tessiner Fernsehen (RSI) als Szenograf tätig. So
zeichnet er verantwortlich für die Neugestaltung der Studios, etwa jenes der Tagesschau, und kümmert sich um das Styling
der Präsentatoren.
Der gebürtige Portugiese und Wahltessiner besitzt einen anerkannt sicheren, klugen Geschmack. Seit acht Jahren bewohnt
er mitten im Stadtzentrum von Lugano ein
lichtdurchflutetes Apartment am Corso Elvezia in der Nähe des Parco Ciani, des Casino Kursaal und vor allem des traumhaf-
2. Die «Eamse plastic side chairs» von Charles und Ray
Eames (Herman Miller, 1950) bilden eine Art Ehrenspalier, die zur ehemaligen, nicht mehr benutzten Wohnungstür führt. Die Deckenleuchte Glo-Ball ist ein Werk
von Jasper Morrison (Floss, 1999), die Rosenthal Surface
Vase wurde von Akim Haigis entworfen (Produktion
Rosenthal, 2009).
3. Im konsequent schlichten Wohnzimmer steht der Tisch
Tulip von Eero Saarinen (Knoll, 1965), dazu perfekt assortiert die ovale Lampe von Pia Guidetti Crippa (Lumi,
1960). Das Sofa Soriana der Designer Afra und Tobia
Scarpa (Cassina, 1970) ist ebenso mit Velours bezogen
wie der Stuhl gegenüber, den der Besitzer auf einem Flohmarkt entdeckt hat. «Ich weiss nichts über den Stuhl,
ausser dass er aus den 1950er Jahren stammt. Es ist ein
Qualitätsmöbel, das Design gefällt mir gut, und ich werde bestimmt herausfinden, wer ihn geschaffen hat».
1
2
3
ten Seeufers. Im Treppenhaus des 1905
errichteten Gebäudes ist das bunte Artdeco-Fenster bereits Hinweis für stilvolles
Wohnen. Das Reich des Gastgebers befindet sich zuoberst im dritten Stock. 130 m2,
fast vier Meter hohe Räume, in der Mitte
das Atrium, das auf fünf Zimmer gibt. Jedes Detail ist hier kalkuliert, durchdacht,
gepflegt. Die Wände sind in irisierendem
Weiss gestrichen, mit Ausnahme einer
Wand in entspannendem Grau im Entree
und des Esszimmers, ebenfalls in warmen
Taubengrau. Allein die Wahl der Farbpigmente hat den Hausherrn während Wochen beschäftigt und war Inhalt intensiver
Diskussionen mit einem befreundeten Grafiker. Ist er stur? Vielleicht, ein wenig, gibt
Francisco zu, als wir den Ankleideraum besichtigen, wo ausschliesslich weisse und
schwarze Sachen und Jeans zu finden sind.
Das Mobiliar besteht aus Designerikonen, Vintage-Möbeln und Trouvaillen, die
er auf Flohmärkten entdeckt hat. Selbstverständlich sind die Stars des Möbeldesigns bestens vertreten: Eero Saarinen, Ray
und Charles Eames, Gio Ponti, Joe Colombo, Achille Castiglioni… Eine besondere
Stellung geniesst der Armstuhl 635 Red and
Blue von Gerrit Rietveld, den Francisco mit
seinem ersten Lohn erworben hat. Der
rote Faden, der sich durch die Geschichte
des Bewohners zieht? Wir entdecken diesen im Katalog von Lucian Freud, dem Enkel des Begründers der Psychoanalyse, der
Baron Thyssen in der Villa Favorita porträtierte. Francisco war schon im zarten Alter ein Bewunderer des Originals, das jetzt
40 Jahre später in Form eines Katalogs vor
ihm liegt.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 89
S
T IY
| PA
UC O
B
E
SFU
SRSHÉI O
NN T | par David Chokron
AC
TLLUE| | Z
SN
SÉ
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SE
1. Der Armstuhl 635 Red and Blue von Gerrit Rietveld
wurde von Cassina neu aufgelegt und ist eine Designikone. Er thront im Schlafzimmer und ist das erste
Stück, das sich der Liebhaber edler Möbel leistete.
2
2. Der Hausherr in seinem Büro beim Schmökern. Im
Büchergestell eine Unzahl von Kunst- und Architekturbüchern – Siza, Louis Khan, Mies van Rohe… Der
Sammlerstuhl 646 «Leggera» von Gio Ponti (Fratelli
Cassina, 1951) kontrastiert mit dem Büchergestell
von der Migros. «Es gefällt mir, weil es modulierbar,
nicht teuer und funktionell ist, einfach ein Möbel
für Bücher, welche die weisse Farbe fast unsichtbar
machen. Hier sind die Bücher die Hauptakteure, sie
sollen zur Geltung kommen.» RADIO ist tatsächlich
ein Radiogerät aus den 60er Jahren, vom Flohmarkt
stammend und perfekt funktionierend. Die Anschlagtafel enthält Fotosouvenirs von der Brasilienreise,
eines Oscar-Niemeyer-Projekts, Reiseskizzen von
Francisco, Badges von den Filmfestivals von Cannes
und Locarno – kurz Inspirationen und Erinnerungen.
«Dies ist der Ort, wo ich mich entspanne und wo ich
eine organisierte Unordnung akzeptiere.»
3. Das Büro von der gegenüberliegenden Seite aus: Im
Vordergrund der schokoladenbraune Lederstuhl von
Robert Haussmann (De Sede, 1950). Direkt auf dem
Boden gestellt entfaltet die Leuchte Lesbo von Angelo
Mangiarotti (Artemide, 1966) ihre schönste Wirkung.
4. Auf der dänischen Kommode drei Vasen eines
zeitgenössischen englischen Designers, die Francisco
in der Boutique Paul Smith in Mailand erstanden
hat. Daneben eine Lithographie des brasilianischen
Architekten Oscar Niemeyer, die dessen Stadtprojekt
Brasilia (2000) zeigt, erworben in der Serpentine
Gallery in London.
5. Im halben Zimmer bzw. dem Ankleideraum gibt’s
keine Schränke, dafür einen Ständer mit Kleidern
ausschliesslich in Weiss und Schwarz und ausserdem
Jeans, kein einziges farbiges Kleidungsstück ist
sichtbar. Dahinter der Plastic Armchair Dax von
Charles und Ray Eames (Herstellung Herman
Miller, 1950. Es handelt sich hier um das Original aus
Fiberglas und nicht um den von Vitra produzierten
Plastikstuhl). Auf dem Boden ein roter Poster, der den
stilisierten Stuhl Barcelona von Mies Van der Rohe
zeigt, sowie eine Aufnahme der vom Architekten
Livio Vacchini konzipierten Post von Locarno und
eine Fotografie von Filippo Simonetti.
3
90 | Finanz und Wirtschaft LU X E
4
5
Finanz und Wirtschaft LU X E | 91
1
S
T ITLU | | ZPA
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SU
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SE
SÉ
- PCRHÉ S E N T | par David Chokron
F O R S C H U N G | PA R F U M | von Fabrice Delaye - Illustration: Anne-Christine Dallemagne
1. Im Büro ein Day-bed aus den 1950er Jahren,
Signatur «In the manner of Parisi». Der ideale Platz
für Lektüre und Träumereien. Auf dem Boden eine
Zeichnung des Tessiner Architekten Mario Botta, an
der Wand ein Bild von Jimmy Ortelli (1990).
2. Das Cheminee in der Küche ist nicht mehr in
Betrieb und wurde weiss gestrichen, damit es
in die Wand übergeht. Die blaue Fliese mit den
Halbmonden ist ein Werk von Gio Ponti (hergestellt
in den 1950er Jahren von der Ceramica D’Agostino
Salerno) und stammt aus dem Hotel Parco dei
Principi. Daneben eine Skulptur aus Holz und Eisen
des schweizerisch-italienischen Künstlers Lorenzo
Cambin. Auf dem kleinen weissgestrichenen Tisch
vom Flohmarkt leuchtet der rote Aschenbecher von
Ettore Sottsass (hergestellt von Olivetti Synthesis,
1970), die faszinierenden Kugelreihen erinnern an die
Kreationen des Meisters für die Memphis-Gruppe.
Der weisse Stuhl 861 «Universale» wurde von Joe
Colombo entworfen und 1965 von Kartell produziert.
Das Küchenfenster öffnet auf einen kleinen Balkon
und die Altstadt von Lugano.
Der
der
3. Am Boden die Zeichnung «Marriage» des Genfer
Grafikers Joël Flumet, das einzige Relikt, das Francisco nach der Scheidung behalten hat. Weshalb Bilder
direkt auf dem Boden platzieren? Ganz einfach, man
kann sie jederzeit wechseln und vor allem braucht
man keine Löcher in die Wände zu bohren. Für Francisco ein geradezu schrecklicher Gedanke.
1
2
3
4. Minimalistisch das Schlafzimmer mit dem Bett
(Modell Nathalie von Vico Magistretti, hergestellt
von Flou, 1978), drei Lampen und einem Bild. Um
schlafen zu können, braucht Francisco visuelle
Ungestörtheit. Das heisst, ein fast leeres Zimmer
und blütenweisse Bettwäsche. Blümchenmuster oder
Stickereien sind ihm unerträglich. Die Lampe Serge
Mouille (Ateliers Serge Mouille, 1953) beleuchtet präzise die Leseecke im Bett. Auf dem Boden eine Collage
von Max Hubert (1995), das einzige Farbelement, das
in diesem makellos weissen Zimmer toleriert wird.
PARFUM- UND KOSMETIKHERSTELLER SCANNEN UNSER GEHIRN,
UM DIE NEUROBIOLOGISCHEN WECHSELWIRKUNGEN ZWISCHEN
DUFT UND EMOTIONEN ZU ERGRÜNDEN.
4
S
eit diesem Frühling beteiligen sich im
Brain and Behaviour Laboratory der
Universität Genf vierzig Personen an einem erstaunlichen neurowissenschaftlichen Experiment. Sie testen Parfums in
einem Computertomographen. Während
eineinhalb Jahren haben die Ingenieure des Aromen- und Duftstoffherstellers
Firmenich einen Duftspender entwickelt,
der in einen Magnetresonanztomographen eingebaut wurde, der die Gehirnaktivität sichtbar machen kann. Projektleiter Sylvain Delplanque rechnet mit
vielversprechenden Resultaten: «Man
kann bildlich sehen, wie unser Geruchssystem Gefühle auslöst.»
Dieser
spektakuläre
Forschungsschwerpunkt ist der letzte Teil des EmOdor-Projekts, das von Firmenich mit
300000 Fr. unterstützt und von den Wis92 | Finanz und Wirtschaft LU X E
senschaftlern des Zentrums für Emotionsforschung der Genfer Universität geleitet wird. Seit sechs Jahren versuchen
sie, die Zusammenhänge zwischen Gerüchen und Gefühlen zu ergründen. Dazu
wurden zunächst 3000 Personen in der
Schweiz, in China, Singapur, den USA,
Grossbritannien und seit kurzem auch
in Brasilien befragt. «Das Ziel war, mehr
über kulturelle Unterschiede bei der Geruchswahrnehmung zu erfahren», erklärt Sylvain Delplanque. Danach wurden
mehrere hundert Probanden physiologischen Tests (Herzrhythmus, Muskelreaktion usw.) unterzogen. Auch hier ging
es darum, die Verbindung von Geruch
und Emotion besser zu verstehen. Mithilfe der Ergebnisse aus dem Tomographen
werden jetzt Neuronenmodelle unseres
Duftempfindens erstellt.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 93
F O R S C H U N G | PA R F U M
Im CNRS in Lyon führen Jean-Pierre
Royer und Jeanne Plailly ähnliche Experimente durch. Gefühle spielen bei ihnen
aber keine Rolle. Vielmehr versuchen sie
den biologischen Trägern unseres Geruchsgedächtnisses auf die Schliche zu
kommen. Und auch sie verwenden dazu
einen Computertomographen. Sie haben
Studierende ohne Erfahrung in der Parfumindustrie und professionelle «Nasen»
gebeten, sich einen Geruch vorzustellen, und ihn dann im Tomographen versprüht. Dabei hat sich gezeigt, dass im
Gehirn während der Wahrnehmung und
der Vorstellung von Gerüchen ähnliche
- Gefühle objektiv analysieren Regionen aktiviert werden und dass bei
dieser Aktivierung auch die Erfahrung
eine Rolle spielt. Die Geruchswahrnehmung funktioniert gleich wie die Bildoder Klangwahrnehmung, nämlich durch
die Reaktivierung von Geruchsbildern im
Gehirn. Eine Fähigkeit, die sich mit zunehmender Erfahrung weiterentwickelt.
GERUCHSGEDÄCHTNIS
Was aber hat die Industrie dazu bewogen, sich an diesen beiden Arbeiten zu beteiligen? Hofft sie, neue
Parfums herzustellen, die garantiert schöne Erinnerungen wachrufen oder aber
beruhigende,
sinnliche
oder positive Emotionen
auslösen? Ja und nein.
Wir betreiben in erster Linie Grundlagenforschung, stellen die
Wissenschaftler klar.
Gleichzeitig steckt aber
mehr dahinter, wie Eric
Perrier, Forschungsleiter bei LVMH Parfums
(Givenchy, Guerlain, Dior
usw.), betont: «Wir verfolgen schon lange einen wissenschaftlichen Ansatz, und zwar
nicht nur bei der Zusammensetzung
unserer Moleküle, sondern auch, um
94 | Finanz und Wirtschaft LU X E
F O R S C H U N G | PA R F U M
mehr über das Konsumentenprofil zu
erfahren. In diesem Sinne haben wir uns
kürzlich damit befasst, wie Make-up für
mehr Lebensqualität sorgen kann.»
Die sensorische Wahrnehmung steht
bei den Parfumerie- und Kosmetiklabors
neuerdings im Zentrum der Forschungen. Angefangen hat alles mit Untersuchungen, wie sich eine Textur anfühlt,
wie Farben wirken und
welches Geräusch eine
Mascara-Flasche
beim
Öffnen erzeugt. «In den
Labors wird versucht, die
Analyse der Emotionen
wissenschaftlich zu objektivieren», erklärt Anne
Abriat, Leiterin des Sensorik-Pools im Bereich
Innovation von L’Oréal.
Sie verwenden die ganze
Bandbreite an Instrumenten aus der Anthropologie, der Psychologie und
der
Psychophysiologie,
dem Tor zu den Neurowissenschaften,
um die biologischen Träger der Wahrnehmung und der Sinnesempfindungen
zu entschlüsseln.
Die olfaktorische Wahrnehmung hat
in der Sinnesforschung jedoch lange ein
Randdasein geführt. Erst mit der Entdeckung der Geruchsrezeptoren durch die
amerikanischen Forscher Linda Buck und
Richard Axel im Jahr 1991, die dafür 2004
mit dem Medizinnobelpreis ausgezeichnet wurden, erhielt sie neue Impulse. «Es
wurden rund 400 solcher Riechrezeptoren identifiziert», sagt Boris Schilling vom
Biowissenschaftslabor des Parfumherstellers Givaudan in Zürich. «Wenn diese
Rezeptoren mit einem Molekül oder einer
Molekülgruppe interagieren, wird die Information an den Riechkolben weitergeleitet und spricht dort weitere Neuronen
wie beispielsweise Erinnerungsneuronen
an, bevor sie in unserem Grosshirn ein
Geruchsbild erzeugen.»
und auch im Rahmen des TecnoscentJoint-Venture, das wir 2007 mit unserem
belgischen Partner ChemCom eingegangen sind, wenden wir ein ähnliches Vorgehen an wie in der Biopharmaindustrie,
das heisst, wir verbinden ein neues Duftmolekül mit einem Geruchsrezeptor. Im
Einzelfall wird der Rezeptor stimuliert
oder aber gehemmt, zum Beispiel um ei-
phinen – auch Glückshormone genannt –
auf der Haut anregt. Seit 2000 versucht
Lancôme, eine Marke von L’Oréal, in einer Studie herauszufinden, ob ein Parfum in Kombination mit ihrer Anti-AgeCrème High Resolution entspannend
wirkt. Dazu unterzogen die Firmenlabors
rund sechzig Personen einer Reihe von
Tests, bei der sie psychisch aufreibende
Aufgaben ausführen mussten, während Düfte versprüht wurden. Anhand
der Messung der Rückenmuskelspannung mit einem
Elektromyogramm
hat Lancôme ein Parfum
mit einer stark entspannenden Wirkung gewählt,
das die Antifaltenwirkung
der Crème verstärkt.
- Bis zur Entdeckung
der Geruchsrezeptoren hat
die olfaktorische Wahrnehmung
in der Sinnesforschung
lange ein Randdasein geführt. -
BIOINSPIRIERTE DÜFTE
Diese neuen Erkenntnisse haben die
Herstellung neuer Parfumbestandteile
bereits grundlegend verändert. «Intern
nen schlechten Geruch oder einen unangenehmen Geschmack zu überdecken.»
Givaudan hat gerade einen Inhaltsstoff
entwickelt, der den bitteren Geschmack
bestimmter Süssstoffe, der bei einigen
Konsumenten nicht gut ankommt, übertüncht. Ausserdem will das Unternehmen seine Palette an rund 1300 Inhaltsstoffen (darunter 800 chemischen), die
bei der Herstellung neuer Parfums zur
Verfügung stehen, erweitern.
Natürlich ist es von Vorteil, wenn man
die Wirkung eines Dufts auf die Gefühle
oder die Erinnerungen kennt. Givaudan
verwende bereits mit Elektroenzephalogrammen durchgeführte Untersuchungen, um einen Inhaltsstoff mit einem bestimmten Empfinden in Verbindung zu
setzen, erklärt Boris Schilling. «Das können beruhigende, entspannende oder
auch stimmungsaufhellende Eigenschaften sein.» Trotzdem: «Magisch wirken
sie nicht, sie dienen den Parfumeuren lediglich als Anhaltspunkte.»
Die greifen auch gerne darauf zurück.
Ende der Neunzigerjahre hat Guerlain
das Parfum Apology auf den Markt gebracht, das die Ausschüttung von Endor-
STRESSABBAU
Ähnliche Tests liegen
der Pflegelinie Absolute
Premium für Frauen in der
Menopause zugrunde. Ein weiteres Beispiel: Für das Parfum Hydra Zen wurde
in Zusammenarbeit mit der Universität
Tours ein blumiger Duft mit stressabbauenden Eigenschaften entwickelt. Dazu
wurden die Pupillenerweiterung sowie 43
Gesichtsparameter gemessen und die Endorphinproduktion im Speichel von 150
Frauen beurteilt.
Warum die Industrie an der Entwicklung neuer und viel präziserer Instrumente wie des funktionalen Computertomographen grosses Interesse hat, liegt
auf der Hand. Aus Kostengründen ist es
zwar unmöglich, die Konsumenten «en
masse» zu testen, es geht aber auch vielmehr darum, Modelle für ein besseres
Verständnis aufzubauen. Ebenso ist zu
berücksichtigen, dass die Biologie des Gehirns wohl eine Rolle spielt, jedoch der
kulturelle Einfluss für die Duftwahrnehmung entscheidend ist. An der Attraktivität der Neurowissenschaften für die Industrie ändert das aber nichts, denn, wie
Eric Perrier erklärt: «In unserer Industrie
wird es immer wichtiger, wissenschaftlich nachzuweisen, dass unsere Produkte nicht nur an der Oberfläche wirken.» |
Finanz und Wirtschaft LU X E | 95
PA R F U M | H E R B S T | von Blaise-Alexandre Le Comte
Magie und Mysterium
L
es Salons du Palais Royal Shiseido in Paris sind ein Parfumgeschäft von exquisiter, schlichter Raffinesse. Die Boutique von
Serge Lutens bildet den stilvollen Rahmen für
seine Parfums, die er in puristische rechteckige oder glockenförmige Flacons füllt. Hier hat
Schönheit kein Geschlecht, die Düfte sind weder männlich noch weiblich. Raffinierte Herren
lassen sich von Rose de Nuit oder Datura Noir
verführen, während androgyne Damen für Fumerie Turque oder Vétiver Oriental schwärmen.
Mit seiner ersten Kreation Féminité du Bois
brach Serge Lutens 1992 radikal mit den aseptischen, stumpfen Codes der damaligen Parfummode. Dieser Damenduft mit Holznoten
war der Anfang einer rund 30 Parfums umfassenden Kollektion, die er unter wundersamen und charmanten Bezeichnungen wie Muscs Koublaï Khän, Cuir Mauresque, Tubéreuse
Criminelle oder Bas de Soie anbietet. Der Parfumeur, der sich keinem bestimmten Stil zuordnen lassen will, hat damit einen Trend
lanciert, der mit Duftnoten spielend faszinierende Kontraste kreiert.
SYMBOL DES DANDYS
Witzig und unfassbar wendet sich seine
jüngste Kreation Vitriol d’œillet ebenso an die
elegante Frau wie den raffinierten Mann. Die
Nelke lässt eine Nuance Veilchen durchschimmern und Noten von schwarzem, rosa und Cayenne-Pfeffer explodieren. Vitriol d’œillet ist
kalte Wut, kühle Eleganz, eine Komposition,
die an den Dandy des 19. Jahrhunderts und sein
Symbol, die Nelke, erinnert.
Serge Lutens, Bewunderer der Schönheit
der modernen Frau, hat für sie ein Nécessaire
de beauté zusammengestellt. Wie der Name
sagt, enthält es alle Beauty-Essentials und nicht
mehr: Puder, Lidschatten, Lippenstifte und Nagellacke in einer sehr selektiven Farbauswahl.
Es gibt keine Farbschattierungen, nur Farbe pur.
Wie es seiner auf Kontrasten basierenden Ästhetik entspricht, empfiehlt Serge Lutens die
fast unsichtbare Kompaktfoundation Teint si
fin, betont das Auge mit hell-dunklen Augenschatten und lässt die Iris glitzern und leuchten.
Dieser unterkühlte Blick hypnotisiert, für Sinnlichkeit sorgt der intensiv geschminkte Mund.
Die gefährliche Verführerin wählt die blutrote
Lippenstiftvariante Mise à mort, die klassische
Schönheit bevorzugt die Intensität von Votre Sienne, aber jede stilbewusste Lutens-Anhängerin
schminkt sich mit Zurückhaltung, denn ihr einziges und einfaches Ziel ist es, schön zu sein. |
96 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Geweihter
Rauch
SERGE LUTENS IST EIN ABSOLUTER
ÄSTHET, LIEBHABER DER WEIBLICHEN
SCHÖNHEIT, DIE ER SCHMINKT,
INSZENIERT UND FOTOGRAFIERT.
Myrrhe und
Weihrauch:
Wazamba von
Parfum d’Empire
Incense Avignon von
Rey Kawakubo für
Comme des Garçons
Vitriol d’oeillet ist die
jüngste Kreation von
Serge Lutens.
HEUTE WIRD PARFUM NICHT MEHR VERBRANNT, SONDERN VERSPRÜHT. AUS DEM
EINSTIGEN PRIVILEG DER GÖTTER IST EIN
WELTLICHES ACCESSOIRE ELEGANTER
FRAUEN UND MÄNNER GEWORDEN.
D
ie Abstammung vom lateinischen «fumare» erinnert daran, dass Parfums in alten Zeiten als Opfergabe für ägyptische, griechische, babylonische und
römische Götter verbrannt wurden. Dazu gehörte
auch Weihrauch, etymologisch «das heilige Räucherwerk» oder Lateinisch «incensum», wörtlich
übersetzt «das, was verbrannt wird». Verglühendes
Weihrauchharz wird zum Bindeglied zwischen den
Gottheiten und der gemeinen Welt der Menschen.
Die christlichen Liturgien haben sich das wertvolle
Harz, das aus dem Weihrauchbaum Boswellia Sacra
gewonnen wird und ursprünglich aus dem heutigen
Emirat Oman stammt, zu eigen gemacht. Die christliche Kirche stellt die Verbindung zwischen Gott und
den Menschen symbolisch mit den Gaben der drei Könige für das Jesuskind dar. In der Heiligen Dreieinigkeit steht Gold für den Vater, Myrrhe für den Heiligen
Geist und Weihrauch für den Sohn.
VON SAKRAL ZU WELTLICH
Inspiriert von den genauso feierlichen wie demonstrativen religiösen Zeremonien hat Rei Kawakubo mit
Avignon – einem Duft aus der schönen und ausgefallenen Kollektion Incense von Comme des Garçons –
einen Rauchfassträger skizziert, dessen üppig austretende Weihrauchschwaden die kahlen, imposanten
Mauern einer Kathedrale mit ihrem Geruch füllen.
Nur ein paar Vanille- und Kamillenoten mildern die
kräftigen Duftschleier, die uns in einen mystischen
Zustand oder zumindest in eine tiefe Andacht versetzen. Als Ausdruck religiöser Festlichkeit verlangt Avignon vor allem eins: andachtsvolle Stille.
Dieser christlichen Sakralität stellt Wazamba von
Parfum d’Empire den Weihrauch als heidnischen
Brauch gegenüber, bei dem der angerufene Gott ein
Götzenbild und der Priester eine Frau ist. Er setzt den
christlichen Kasteiungen des Fleisches den heiligen
Weihrauch und die heilige Myrrhe, unterstrichen mit
Essenzen aus Nadelbäumen und Sandelholz, entgegen
und vergöttlicht so den Körper. Fast unbemerkt nimmt
das befreite, sublimierte Fleisch die leicht säuerliche
Note eines frischen Apfels an, der die sonnengegerbte
Haut wunderbar geschmeidig macht. |
Finanz und Wirtschaft LU X E | 97
BOUDOIR
I N T E R V I E W | von Francesca Serra
S H O OT I N G I N S TA M AT I C , S.60
Chanel Genf : Boutique Chanel, 43 rue du
Rhône, 022 311 08 62 ; Bongénie Brunschwig
Group, 34 rue du Marché, 022 818 11 11– Lausanne : Bongénie Brunschwig, Group, 10
place Saint-François, 021 345 27 27 - Saint
Moritz : 22 via Serlas, 081 837 53 00 Zürich : Grieder Les Boutiques, 30
Bahnhofstrasse, 044 224 36 36 ; Boutique
Chanel, 39 Bahnhofstrasse, 044 211 17 81
Dior Genf : Drake Store, 13 rue des Alpes,
022 732 24 42 ; Boutique Dior, 60 rue du
Rhône, 022 310 62 55- Lausanne: Drake
Store, 22 rue de Bourg, 021 320 08 20 –
Zürich : Christian Dior Boutique, 13
Bahnhofstrasse, 044 215 68 80 Dolce &
Gabbana Genf : Drake Store, 13 rue des
Alpes, 022 732 24 42 ; Boutique Dolce &
Gabbana, 49 rue du Rhône, 022 310 26 55
- Lausanne: Drake Store, 22 rue de Bourg,
021 320 08 20 – Zürich : Boutique Dolce &
Gabbana, 10 Weinplatz 10, 044 211 55 05
Dsquared Genf : Drake Store, 13 rue des
Alpes, 022 732 24 42 - Lausanne: Drake
Store, 22 rue de Bourg, 021 320 08 20 –
Zürich : Fidelio, 1 Münzplatz, 044 211 13 11 ;
Gaito, 2 Münstergasse, 044 261 18 24 Epicé
Genf : Because I love, 20 rue du Général
Dufour, 022 320 21 11 - Lausanne : Walpurgis,
6 rue Enning, 021 312 96 21 – Zürich :
Gassmann, 5-7 Poststrasse, 044 211 0837 ;
Kitchener Plus, 49 Viaduktstrasse, 044 202
01 30 Fendi Genf : Boutique Fendi, 62 rue du
Rhône, 022 319 30 10 ; Bongénie Brunschwig
Group, 34 rue du Marché, 022 818 11 11 –
Lausanne : Bongénie Brunschwig, Group, 10
place Saint-François, 021 345 27 27 – Zürich :
Grieder Les Boutiques, 30 Bahnhofstrasse,
044 224 36 36 Jean Paul Gaultier Genf :
Jean Paul Gaultier, 19 rue du Rhône, 022 310
33 22 - Zürich : Grieder Les Boutiques, 30
Bahnhofstrasse, 044 224 36 36 Lanvin Genf:
Anita Smaga, 49-51 rue du Rhône, 022 310 26
55 ; Bongénie Brunschwig Group, 34 rue du
Marché, 022 818 11 11 – Zürich : Grieder Les
Boutiques, 30 Bahnhofstrasse, 044 224 36 36
La Perla Genf : Boutique La Perla, 106 rue du
Rhône, 022 310 33 27 - Zürich : Grieder Les
Boutiques, 30 Bahnhofstrasse, 044 224 36 36
Neil Barrett Genf : Drake Store, 13 rue des
Alpes, 022 732 24 42 - Lausanne: Drake
Store, 22 rue de Bourg, 021 320 08 20 –
Zürich : Fidelio, 1 Münzplatz, 044 211 13 11
Paul Smith Genf : Bongénie Brunschwig
Group, 34 rue du Marché, 022 818 11 11 ;
Drake Store, 13 rue des Alpes, 022 732 24
42 - Lausanne: Drake Store, 22 rue de Bourg,
021 320 08 20 ; Walpurgis, 6 rue Enning, 021
312 96 21 - Zürich : Fidelio, 1 Münzplatz, 044
211 13 11 ; Gaito, 2 Münstergasse, 044 261 18
24 Phillip Lim Genf :Drake Store, 13 rue des
Alpes, 022 732 24 42 - Lausanne: Drake
Store, 22 rue de Bourg, 021 320 08 20 Zürich : Fidelio, 1 Münzplatz, 044 211 13 11
Piaget Genf : Piaget, 40 rue du Rhône, 022
Botta
MARIO
ADRESSEN
817 02 00 ; Chronométrie Kunz, 1 rue du
Mont-Blanc, 022 731 09 20 - Bucherer SA, 1
rue de Bourg, 021 312 36 12 – Zürich :
Meister Uhren, Bahnhostrasse 30, 044 211 93
33 ; Airbijoux, Bahnhofstrasse 1 , 044 212 21
71 ; Bucherer, Bahnhofstrasse 50, 044 212 21
71 www.piaget.com Yves Saint Laurent
Genf :Drake Store, 13 rue des Alpes, 022 732
24 42 ; Anita Smaga, 49-51 rue du Rhône,
022 310 26 55 - Lausanne: Drake Store, 22 rue
de Bourg, 021 320 08 20 – Zürich :
Jelmoli-The House of Brands in Zürich :
Jelmoli, The House of Brands, 1 Seidengasse,
044 220 44 11 Ermenegildo Zegna Genf :
Zürich : Drake Store, 13 rue des Alpes, 022
732 24 42 - Bongénie Brunschwig Group, 34
rue du Marché, 022 818 11 11– Lausanne :
Bongénie Brunschwig, Group, 10 place
Saint-François, 021 345 27 27 ; Drake Store,
22 rue de Bourg, 021 320 08 20 – Zürich :
Boutique Ermenegildo Zegna, 25
Bahnhofstrasse, 043 344 70 90
U H R E N , S.78
Audemars Piguet Genf: Audemars Piguet
Boutique, 12 place de la Fusterie, 022 319 06
80; Les Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022
318 62 22; La Maison de l’Horlogerie, 24 rue
du Cendrier, 022 732 09 54 – Lausanne:
Bijouterie Junod, 8 place Saint-François, 021
312 83 66 – Zürich: Les Ambassadeurs,
Bahnhofstrasse 64, 044 227 17 17 Baume &
Mercier www.baume-et-mercier.com Bulgari
Genf : Bulgari, 30 rue du Rhône, 022 317 70
70 Zürich : Bulgari, 25 Bahnhofstrasse,
044 212 53 03 Cartier Genf, Cartier, 35 rue
du Rhône, 022 818 54 54 ; Les Ambassadeurs,
62 rue du Rhône, 022 318 62 22 ;
Chronométrie Kunz, 1 rue du Mont-Blanc,
022 731 09 20 – Lausanne : Cartier, 6 rue de
Bourg, 021 320 55 44 ; Guillard SA, 1 place de
la Palud, 021 312 6 86 – Zürich : Les
Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, 044 227
17 17 Chopard Genf : Chopard, 27 rue du
Rhône, 022 310 70 50 – Lausanne : Bijouterie
Junod, 8 place Saint-François, 021 312 27 45 ;
Bucherer SA, 1 rue de Bourg, 021 312 36 12 ;
Guillard SA, 1 place de la Palud, 021 312 6 86
– Zürich : Chopard, Bahnhofstrasse 40, 044
215 30 30 Hublot Genf : Hublot, 3 rue
Robert-Céard, 022 310 13 13 ; Benoît de
Gorsky, 86 rue du Rhône, 022 310 14 30 ;
Chimento, 19 quai du Mont-Blanc, 022 731 16
51 ; Chronométrie Clarence, 3 rue du
Marché, 022 311 31 69 ; Bijouterie Zbinden,
17 rue du Mont-Blanc, 022 311 42 28 – Lausanne : A l’Emeraude, 12 place
Saint-François, 021 312 95 83 – Zürich : Galli
Uhren Bijouterie, Theaterstrasse 16, 044 262
04 10 ; Beyer Chronometrie, Bahnhofstrasse
31, 043 344 63 63 IWC Schaffhausen Genf,
IWC Schauffhausen Boutique, 2 rue du
Rhône, 022 310 36 86; La Maison de
l’Horlogerie, 24 rue du Cendrier, 022 732 09
54 – Lausanne: A l’Emeraude, 12 place
Saint-François, 021 312 95 83 - Zürich: IWC
Schauffhausen Boutique, Bahnhofstrasse 37,
043 521 14 94; Galli Uhren Bijouterie,
Theaterstrasse 16, 044 262 04 10; Stahel,
Gerbergasse 5, 044 211 28 04 Panerai Genf:
Officine Panerai, 19 rue du Rhône, 022 818 66
44; Les Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022
318 62 22; La Maison de l’Horlogerie, 24 rue
du Cendrier, 022 732 09 54 – Lausanne: A
l’Emeraude, 12 place Saint-François, 021 312
95 83 – Neuchâtel: Officine Panerai, 4 rue de
la Balance, 032 723 28 00 – Zürich: Les
Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, 044 227
17 17 Patek Philippe Genf : Salon Patek
Philippe, 41 rue du Rhône, 022 Gübelin SA,
60 rue du Rhône, 022 365 53 80 - Lausanne :
A l’Emeraude, 12 place Saint-François, 021
312 95 83- Zürich : Beyer Chronometrie,
Bahnhofstrasse 31, 043 344 63 63 ; Gubelin
AG, Bahnhofstrasse 36, 044 37 52 20 Piaget
Genf : Piaget, 40 rue du Rhône, 022 817 02
00 ; Chronométrie Kunz, 1 rue du
Mont-Blanc, 022 731 09 20 - Bucherer SA, 1
rue de Bourg, 021 312 36 12 – Zürich :
Meister Uhren, Bahnhostrasse 30, 044 211 93
33 ; Airbijoux, Bahnhofstrasse 1 , 044 212 21
71 ; Bucherer, Bahnhofstrasse 50, 044 212 21
71 TAG Heuer www.tagheuer.com Tissot
www.tissot.com Tudor www.tudorwatch.com
Zenith www.zenith-watches.com
H A U T E H O R LO G E R I E , S.82
Cartier Genf, Cartier, 35 rue du Rhône,
022 818 54 54 ; Les Ambassadeurs, 62 rue du
Rhône, 022 318 62 22 ; Chronométrie Kunz,
1 rue du Mont-Blanc, 022 731 09 20 – Lausanne : Cartier, 6 rue de Bourg, 021 320 55
44 ; Guillard SA, 1 place de la Palud, 021 312
6 86 – Zürich : Les Ambassadeurs,
Bahnhofstrasse 64, 044 227 17 17 Hermès
Genf : Hermès, 43 rue du Rhône, 022 819 07
19 – Lausanne : Hermès, 1 rue de la Paix, 021
312 33 22 ; Guillard SA, 1 place de la Palud,
021 312 6 86 – Zürich : Hermès,
Bahnhofstrasse 31, 044 211 41 77 Patek
Philippe Genf : Salon Patek Philippe, 41 rue
du Rhône, 022 Gübelin SA, 60 rue du Rhône,
022 365 53 80 - Lausanne : A l’Emeraude, 12
place Saint-François, 021 312 95 83- Zürich :
Beyer Chronometrie, Bahnhofstrasse 31, 043
344 63 63 ; Gubelin AG, Bahnhofstrasse 36,
044 37 52 20 Vacheron Constantin Les
Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62
22 ; Chimento, 19 quai du Mont-Blanc, 022
731 16 51 - Zürich : Les Ambassadeurs,
Bahnhofstrasse 64, 044 227 17 17
Macher und Denker
P
apier – Stein – Schere. Der Stein, Sinnbild für elementare Formen, für den architekturalen Akt, in dem aus Natur Kultur wird. Die Schere symbolisiert die für
Bottas Bauten typischen Öffnungen und
Einschnitte, die Licht einlassen, wodurch
Raum entsteht. Schliesslich das Papier, auf
dem der Architekt aus dem Tessin während
unseres Gesprächs pausenlos zeichnet.
Wie gewohnt mit dem Caran d’Ache Fixpencil B2. «Die Spitze ist weicher, einem
Kohlestift nicht unähnlich», erklärt er und
schenkt mir den zeichnerischen Beweis.
Liebenswürdigkeit, Zuhören und seine ruhige Stimme sorgen für Entspanntheit. Es
waren die Kraft seines Naturells und die
unbedingte Gewissheit seiner Berufswahl,
die machten, dass er schon als junger Architekt mit Grössen wie Scarpa, Kahn und
Le Corbusier verkehrte. Seine berufliche
Zukunft war von Anfang an klar gespurt.
Signore Botta, hätten Sie sich eine andere
Tätigkeit als die des Architekten vorstellen
können?
Fotograf vielleicht, Kunstmaler, Bildhauer,
in jedem Fall eine Aktivität in Zusammenhang mit dem Bild. Als junger Mensch fiel
es mir leichter, bildnerisch zu gestalten, als
mit Ton oder virtuellen Elementen zu arbeiten. Das Bild hat mich stets fasziniert,
weshalb ich mich als Erstes aufs Zeichnen
konzentriert und mich später in die Architektur verliebt habe. Und so lief alles…
bestens…
Wenn der Beruf den eigenen Passionen
entspricht, geht alles einfach.
Sie haben viele unterschiedliche Bauwerke
realisiert – Privathäuser, Schulen, Kirchen,
Banken, Bibliotheken, Museen, Kathedralen.
Es mag paradox klingen, aber es ist nicht
der Architekt, der entscheidet. Der Architekt wird gewählt mit dem Auftrag, über
das Mandat die gesellschaftlichen Erwartungen zu interpretieren. In Wirklichkeit
ist die Geschichte der eigentliche Kunde
und Bauherr. Sie verbirgt sich hinter dem
Auftraggeber, denn in Tat und Wahrheit
geht es um kulturelle Sensibilität, um Ästhetik und Ethik der Epoche, die der Architekt quasi dolmetscht. Architektur ist
immer Spiegelbild der Zeit, oft auch ein erbarmungsloses, da sie Hoffungen und Ambitionen einer bestimmten Epoche in eine
physische Form fasst.
Ein Bauwerk sollte seinen Erfinder überleben.
Ist es schwierig vorauszusagen, welche Gebäude bleiben oder niedergerissen werden?
Wir alle haben den Wunsch, ewig zu dauern, aber die moderne Kultur ist fragil. Alles
und jedes hat mit der Zeit ein Ende. Auch
die ägyptischen Pyramiden werden irgendwann, in sehr ferner Zukunft allerdings,
verschwinden. Bauten sind vielfach an finanzielle und ökonomische Unternehmen
gekoppelt, die vielleicht 25 oder 40 Jahre
dauern. Es genügt zu beobachten, wie viele
Gebäude der Sechziger- bis Siebzigerjahre
bereits abgerissen worden sind, nur weil sie
nicht mehr den aktuellen technischen und
wirtschaftlichen Standards genügen.
Wie hat sich die Rolle des Architekten
entwickelt?
Sie hat sich stark entwickelt, aber die wichtigste Änderung hat sich in der zweiten
Hälfte des 20. Jahrhunderts vollzogen. Zur
Kultur des «Machens» gesellt sich die Kultur des «Denkens», und zwar in allen Bereichen. Die vielen Bereiche und Spezialisierungen machen den Architekten zum
Regisseur. Mangelt es dem humanistischen
Architekten an hervorragender Synthesekapazität und Gesamtvision, riskiert der
kreative Akt unter den technische Lösungen der Spezialisten zu leiden.
Apropos Regisseur, Sie haben auch Szenografien für Theater entwickelt.
Das war amüsant, aber es ist nicht mein
Metier. Bei der Szenografie handelt es sich
nicht um die reelle Konstruktion von Raum,
sondern um seine Evokation. Es braucht
Trickfertigkeit, um virtuelle Konstruktionen zu kreieren, die Welten suggerieren,
in die das Publikum dem Alltag entfliehen
kann. Dies ist die Magie des Theaters, der
Ort des kollektiven Imaginären.
Was rufen Ihre Bauwerke mit den schlichten
geometrischen Formen beim Betrachter
hervor?
Es ist eine formale Spiegelung der Geschichte. Ich trage in mir ein Wissen, das
mir nicht vollständig gehört. Ich bin der
geistige Erbe der Bewegung Neues Bauen, von Bauhaus, Picasso, Giacometti, Paul
Klee, Mondrian. Diese Kultur hat mich für
die finale Synthese, für die Architektur geformt.
Ihr Name wird auch mit der Tessiner Schule in
Verbindung gebracht.
Man spricht zwar von der Tessiner Schule, tatsächlich waren wir aber eine Gruppe
von Freunden, die eine wunderbare kulturelle Solidarität verband, die zusammen arbeiteten, aber mit ganz unterschiedlichen
Sprachen, Tendenzen und Zielen. In den
Siebzigerjahren begann man, die Werke
bewusst wahrzunehmen, aber im Grunde
genommen handelte es sich eher um eine
äusserliche als eine innerliche Bewegung.
Sie wohnen nicht in einem modernen Haus.
Nein, ich bewohne eine ehemalige Seidenspinnerei, die zu einem Loft umgebaut
wurde. Mein Atelier ist hingegen in einem
modernen Gebäude untergebracht.
Welches sind die wegweisenden Bauwerke in
der Schweiz?
Die besten Architekten sind die Berge. Aus
diesem Grund sind besonders im Tessin
viele bedeutende Architekten ausgewandert, da sie in einem architekturalen Raum
aufgewachsen sind. Es ist stets der Kontext, der den Charakter der Architektur
prägt. Die der Wüste wird von der Wüste
bestimmt, der der Prärien und der Berge
von den Prärien und den Bergen. Architektur ist nicht das Objekt oder das Volumen,
sondern in erster Linie die räumliche Beziehung, die das Volumen mit dem Kontext
verbindet.
Architektur ist also nie neutral?
Nein, und sie kann auch nie nur eindimensional sein. Architektur hat immer einen
sozialen und kollektiven Anspruch. Selbst
wenn ich eine grosse Villa für einen PrivatFinanz und Wirtschaft LU X E | 99
@SDKHDQYTOOHMFDQBG
B O U D O I R | I N T E RV I E W
Ist die Gründung der Accademia di Architettura Mendrisio nicht eine Form Ihres Erbes?
Es ist mehr als ein Erbe, sondern vielmehr
das Bedürfnis, das Metier anders zu interpretieren. Es gibt in der Schweiz schon
zwei hervorragende Schulen in Lausanne
und in Zürich, und es hätte somit wenig
Sinn gemacht, technische Bereiche zu multiplizieren und beispielsweise Mathematik,
Logik oder Physik zu vermitteln. Mir ging
«Ich führe ein
klösterliches Leben:
Arbeiten und Ruhen.»
Sandro Campardo
es darum, ein neues Profil zu entwickeln,
das sich mit den Bedingungen der Modernität auseinandersetzt, wo Tempo und
Komplexität der Veränderungen vom Architekten mehr humanistisches als technisches Wissen verlangen. Es war interessant
festzustellen, dass die Schule sich darauf
besinnt, diese Problematik zu formulieren.
Für Lösungen sind Markt, Industrie und
Handel zuständig.
kunden baue, ist der Bauherr Repräsentant
seiner Epoche. Es gibt keine individuellen
Launen oder Moden, die nicht das Produkt
einer Epoche sind. Selbst Gaudí, der ein Genie war, war ein Kind der aufgeklärten Gesellschaft des jungen 20. Jahrhunderts. Mit
etwas Abstand stellt man fest, dass er wirklich ein Vertreter seiner Epoche war, der
nur in dieser Zeit arbeiten konnte, weder 30
Jahre früher noch 30 Jahre später, und dies
alles trotz seiner gewaltigen Kreativität.
rung der weiblichen Schönheit anderseits.
Die Sprache bleibt gleich, trotz der sehr gegensätzlichen Themen. In der Architektur
kann die Sprache auf Analogien und Ähnlichkeiten beruhen und doch ganz verschiedene Geschichten erzählen.
Sie haben Ihre bevorzugten Materialien
– Naturstein und Backsteine –, die für
Kohärenz Ihrer Bauten sorgen. Kann man von
Stil sprechen?
Der Begriff Stil gehört eher in die Vergangenheit, ich bevorzuge den Ausdruck Sprache. Jeder von uns hat ein Vokabular, das
gezwungenermassen autobiografisch ist.
Denken wir an Picasso, der für «Guernica» und «Les demoiselles d’Avignon» die
gleiche Sprache benutzt hat: den Schrei
des Mörders einerseits und die Bewunde-
Sprechen wir von Ihrer Nachfolge. Gibt
es eines Tages Mario Botta & Partners?
Nach mir werden die Leute anders arbeiten. Ich habe das grosse Glück gehabt,
schon als sehr junger Mensch zu arbeiten
und so Erfahrungen sammeln und meine
Sprache reifen zu lassen. Wer am Anfang
steht, soll bei null beginnen. Wenn man kopiert, dann übernimmt man vor allem die
Fehler, die viel evidenter sind, analog der
Karikatur oder einem Slogan, als das Authentische.
100 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Wie kompensieren Sie Ihre intensive
Aktivität?
Ich bin ein Eigenbrötler, führe ein klösterliches Leben – Arbeiten und Ruhen.
An elected official
or a part in a
striking watch?
Nur wenige Architekten können von Welterfolg träumen. Wie sehen Sie den Beruf des
Architekten der Zukunft?
Solange es Menschen gibt, braucht es Häuser. Die Organisation des Lebensraums ist
zweifellos eine der konstantesten Aktivitäten des Menschen. Der Mensch kann
nicht nur in bereits Gebautem wohnen, er
braucht für seinen Lebensraum neue Möglichkeiten.
Sie haben viele religiöse Bauwerke erstellt
– die Kathedrale von Evry, die Kirche Santa
Maria degli Angeli, die Synagoge Cymbalista
und das Zentrum für jüdisches Erbe in
Tel Aviv.
Ich begann mit dem Wiederaufbau einer
kleinen Kirche im Maggiatal (Chiesa di San
Giovanni Battista in Mogno), die von einer
Lawine zerstört worden war. Ich mag es,
Aspekte des Sakralen mit dem ursprünglich
prosaischen Raum zu verbinden. Wenn ich
könnte, würde ich nur Kirchen und Tempel bauen. Weil erstens in diesen Strukturen die technischen und funktionellen Elemente unwichtiger sind als beispielsweise
in einer Bibliothek oder in einem Theater.
Und weil zweitens diese Räume ausserhalb
unseres Alltags liegen. |
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