“We are going to Florida”

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“We are going to Florida”
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“We are going to Florida”
(leicht gekürzter Reisebericht von Dr. Ulla Renne unter Mitarbeit von Dr. Klaus-Dieter Feige
und Fotos von allen Reiseteilnehmern)
Reiseteilnehmer: Angelika und Dr. Klaus-Dieter Feige; Dr. Ulla und Frank Renne
Montag, 30.09.02
4:00 Uhr MESZ
Dummerstorf – Matzlow - Flughafen Hamburg
10.15 - 11:00 Uhr
Flug Hamburg-Frankfurt
13.10 - 15.35 Uhr
Flug Frankfurt-Washington mit Lufthansa (MESZ: 21.35 Uhr)
17.20 Uhr
Abflug Washington nach Florida mit United Airlines
18.38 Uhr EST
Ankunft Tampa, im Sunshine-State der USA, in Florida
Es ist dunkel aber herrlich warm. Die Temperatur wird in Fahrenheit gemessen. Wir haben
später immer so um die 30-35 °C, das sind 86-95 ° F. Vor dem Flughafen steht ein Shuttlebus,
der uns zu unserem Rent-a-car-Unternehmen Alamo bringt. Nach den Übernahmeformalitäten
geht es los von Tampa über ein paar Umwege Richtung Clearwater. Schon vom Flugzeug aus
haben wir Orte auf großer Fläche ausgebreitet und in viel Grün eingebettet gesehen. In solch
einem Areal in Palm Harbor (Fox Chase und Fox Lake), etwas nördlich von Clearwater, liegt
unser Ferienhaus. Unser Haus befindet sich, obwohl in Fox Chase, jedoch nicht dort, wo sich
Fuchs und Hase gute Nacht sagen.
22:30 Uhr: Beziehen und Erkundung des Ferienhauses. Aufgrund der Zeitverschiebung doch
schon rechtschaffend müde, geht’s ab ins amerikanische Kissen, vielmehr unters Ami-Laken!
Und Power auf die Klimaanlage...
Dienstag, 01.10.02
Am nächsten Morgen zu christlicher Zeit ausreichend ausgeschlafen ist erst mal Futtersuche
angesagt. Wir brauchen zwei Versuche: im Wal-Mart gibt es zwar alles, jedoch kein Essen,
also zu Kash `n Karry ins Schlaraffenland. Letzteres verliert dann an der Kasse ein bisschen
von seinem Glanz. Was aber wirklich besonders super ist, sind die Ladenöffnungszeiten: z.B. K
`n K von 6 a. m. bis Midnight every day und natürlich der Service bezüglich Verpackung des
Gekauften, obwohl bei letzterem Verschwendung regiert. Die Müllproblematik ist sowieso ein
eigen Ding hier, Mülltrennung gibt es überhaupt nicht, in der Fox Chase kommt 2x wöchentlich die Müllabfuhr.
Auf jeden Fall gibt es gegen 10:00 Uhr erst mal ein lecker Frühstück auf der Veranda mit
Tierbeobachtung an der Futterstelle zwischen den Häusern. Es stellen sich neben Geckos und
Grauhörnchen (Squirrels), auch Carolinatäubchen, Spott- und Braundrosseln, Blauelstern, der
wunderschöne Kardinal und Inkatäubchen ein. Wir sind begeistert und dehnen das Frühstück
aus.
Nach dem Frühstück ist Geländeerkundung angesagt. Viele exotische Pflanzen und Früchte
(Araucarien, Lampenputzer-Strauch, Hibiskus, Orangen, Zitronen, Spanish Moss - kein Moos
sondern eine Flechte und kein Schmarotzer, romantisch an den Bäumen hängend - animieren
zum Fotografieren. Auffallend ist, dass außer uns fast nur Vögel und Geckos unterwegs sind,
vor allem an einem kleinen Teich inmitten des Wohngebiets. Am auffälligsten dort ist der
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Waldstorch auf dem Dach eines Hauses neben dem Teich. Nur im Klub neben dem Pool, den
wir während unseres gesamten Urlaubs kostenlos nutzen können, ist der Hausmeister tätig, und
unsere erste Kontaktaufnahme mit einem „echten Amerikaner“ fällig. Wir erfahren viel, über
Land und Leute, z. B. auch dass die Mehrheit der Amerikaner einen möglichen Irak-Krieg
ablehnen würde. Der angebrochene Nachmittag wird nun zur Erkundung der weiteren Umgebung, speziell der Bademöglichkeiten im Golf von Mexico genutzt. Hier haben wir die Wahl
zwischen der von Touristen und Einheimischen belagerten Clearwater Beach und Honeymoon Island, einem Paradies für Naturfreunde und Muschelsammler. Die Entscheidung fällt
uns leicht und wir bereuen sie nicht. Gegen eine kleine Gebühr an der Schrankenanlage kann
man mit dem Auto in das Gebiet bis zu einem großen Parkplatz beim Umkleidehaus fahren. Bis
zum Strand sind es nur ein paar Meter.
Honeymoon Island hat einen herrlichen Muschelstrand, das Wasser ist ein wenig trübe aber
sehr fischreich. Letzterem verdanken wir ein ganz spezielles Erlebnis: Baden mit Braunen Pelikanen, die flach über unsere Köpfe hinwegsegeln und in ca. 5-10 m Abstand von uns entfernt
im Sturzflug fischen, oft paarweise. Annäherungsversuche unsererseits werden nur mäßig gern
geduldet.
Gegen 18:00 Uhr machen wir uns auf den Heimweg und haben dabei eine Begegnung der ganz
besonderen Art. Auf unserem Weg kommt uns ein Reptil entgegengeschlängelt, ca. 1,30 m
lang mit einer wunderschönen Zeichnung auf dem Schlangenkörper. Wir sind begeistert. Bei
diesem wunderschönen Tier handelt es sich um eine westliche Diamant-Klapperschlange (Diamond backed Rattlesnake). Der wunderschöne Tag wird in Tarpon Springs fortgesetzt, dem
griechischen Viertel, nördlich von Palm Habor, wo die Schwammtaucher ihr Domizil haben
und eine Vielzahl von Lädchen zum Kauf dieser Meeresbewohner verlockt. Aber wir können
uns vorerst noch zurückhalten und sehen uns nach einem leckeren Abendessen um. Wir landen
natürlich in einem griechischen Restaurant. Die Speisen sind vorzüglich, der Preis leider nicht.
Heute stört es uns aber nicht besonders, da wir die anderen Abende noch vor uns haben, um
diesbezüglich Erfahrungen zu sammeln.
Wieder zu Hause nisten wir uns noch ein wenig in der Veranda ein und, schreiben unsere Eindrücke auf. Zu unserem Entzücken können wir direkt vor unserer Veranda das rege Nachtleben Floridas beobachten: ein Waschbär und ein Opossum. Ein Schlückchen Rotwein für die
Frauen und ein Gläschen Whisky für die Männer beschließt den Abend.
Mittwoch, 02.10.02
Nach einem ausgiebigen Frühstück ist ein kleiner Einkauf bei Kash `n Karry notwendig und
möglich, weil noch ein paar wichtige Überlebensdinge fehlen, wie Klopapier und Waschpulver.
Heute wollen wir die Natur genießen, die dicht vor der Haustür liegt: Caladesi Island, die
Schwesterninsel von Honeymoon Island. Beide wurden 1921 durch einen Hurrican voneinander und vom Clearwater Beach getrennt. Und während man nach Honeymoon über einen
künstlich aufgeschütteten Damm fährt, ist Caladesi wirklich eine 250 ha große Insel, ein Natur- und Vogelparadies, und nur mit einer Fähre von Honeymoon aus zu erreichen. Unsere
Abfahrt ist 11:00 Uhr, die Fahrt dauert 15 min.
Die Verweildauer auf Caladesi ist auf 4 Std. begrenzt. Deshalb nehmen wir uns als erstes den
Island Nature Trail vor. Der Rundweg ist 3 Meilen lang und soll in 1,5 Stunden zu bewältigen
sein. Er führt durch einen Pinienwald bis zu einer natürlichen Süßwasserquelle vorbei an Pinien
und diversen Myrten, Opuntien, Palmen u.a. Das Wasser der Süßwasserquelle ist vom Tannin
diverser Blätter rot gefärbt.
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Ab und zu ist auch eine Warnung vor Klapperschlangen zu lesen. Wir sehen ihre Spuren im
Sand und werden doch ein wenig vorsichtig, wenn auch sensationsgierig. Das Glück vom Vortag bleibt jedoch aus. Dafür können wir aber sehr schön den Weißkopfseeadler an seinem
Horst beobachten und ruhen ein wenig in der Zwillingskiefer aus. Dort sind auch ein paar
Schautafeln zur Geschichte von Caladesi angebracht, insbesondere über die Schweizer Familie
Scharrer, Henry Scharrer war der erste bekannte Siedler, der 1888 nach Caladesi kam.
Nach zwei Stunden sind wir wieder am Ausgangspunkt angelangt und beschließen, die restlichen 1,5 Std. im Wasser zu verbringen. Der Strand ist wunderschön und leer, bis auf Aztekenmöwen, Königsseeschwalben (die Frank aus der Hand fressen) und springenden Fischen,
die wir sehr gut ertragen können, nur vereinzelt ein paar Besucher. Gewarnt wird allerdings
vor Rochen in den Gewässern. Wir sehen leider keinen, oder zum Glück, treten wir auf keinen,
denn das Wasser ist einigermaßen trüb, wahrscheinlich vom Muschelkalk. Von Caladesi nehmen wir ein paar Muschelschalen und Schneckengehäuse mit nach Hause.
Wir wollen zum Abend in Pauls Shrimps House zu Abend zu essen. Dort soll es die frischesten Shrimps überhaupt geben. Das House befindet sich auch im Griechenviertel in Tarpon
Springs, ein sehr großes etwas unpersönliches Gasthaus, ein bisschen wie Bahnhof, aber das
Essen ist wirklich lecker. Das Ganze liegt mit ca. $ 55 für 4 Personen deutlich unter der „Griechenabzocke“. Hier lernen wir auch ein junge Bosnierin kennen. Während wir auf Englisch
unser Menü besprechen, fragt sie uns, woher wir kommen. Als sie Deutsch hört, stellt sich
heraus, dass sie sehr gut deutsch spricht, weil sie als Aussiedlerin lange in Deutschland gelebt
hat, dann aber keine Visumverlängerung bekam und Deutschland in Richtung USA verlassen
musste. Trotzdem schwärmt sie noch von Deutschland. Da der Abend noch jung ist, beschließen wir dem Pool einen Besuch abzustatten. Wir haben ihn fast für uns allein (wie übrigens
jedes Mal). In der Veranda wird dann der Tag ausgewertet. Rotwein und Whiskey kommen
auch wieder zum Einsatz.
Donnerstag, 03.10.02 (Tag der Deutschen Einheit)
Heute heißt es mal wirklich früh aufzustehen, denn wir haben ein weiteres Highlight im Programm: die Universal Studios in der Nähe von Orlando. Denn wenn schon USA, dann ist
auch Showtime angesagt.
Nach einem Frühstück um 7:00 Uhr, (wegen der Finsternis diesmal nicht auf der Veranda, um
die Nachbarn nicht zu verunsichern) brechen wir kurz nach 8:00 Uhr über die US 19 zum
Highway 4 auf. Unterwegs begegnen uns zwei halbe Häuser auf Rädern. Derartige Gefährte
werden wir auch später noch zu Gesicht bekommen. Ein Teil der Amis scheint zum fahrenden
Volk zu gehören. Nach zweistündiger Autofahrt erreichen wir direkt unser Ziel.
Die Universal-Studios sind eine Anlage mit Attraktionen, die auf Filmen und Fernsehshows
basieren. Hier kann man auch einen Blick hinter die Kulissen der Filmindustrie werfen. Die
Filmstudios in Babelsberg sind dagegen ein „Flohschiss“. Der gesamte Park ist voller HightechUnterhaltung, Attraktionen, Restaurants und Geschäften. Er ist supersauber, sehr gut ausgelegt
und voll neuester Technologie. Vorweggenommen: was wir dort erlebt haben, ist Perfektion in
höchsten Maße, sei es bei der Organisation, den Effekten, den Sounds....
Von den Parkplätzen gelangt man über einen Moving Walkway zum Citywalk und zum Eingang des Themenparks. Die Orientierung ist einfach. Laufbänder ähnlich wie auf Flughäfen
unterstützen die Fortbewegung. Schon vor dem Parkeingang wird der Besucher über Sound
und Souvenirverkauf eingestimmt auf das, was ihn erwartet. Der Eintritt kostet pro Person ca.
50 $ (und das ist es allemal wert!). Da wir in der Vorsaison sind gibt es zum Glück keine
Schlangen an den Kassen und auch nicht bei den Attraktionen im Park.
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èAls erste Attraktion besuchen wir die „Wunderbare Welt der Hanna Barbara“. Mr. Hanna und Mr. Barbara waren die Erfinder von Zeichentrickfiguren wie Fred Feuerstein. Hier sitzt
man auf beweglichen Bänken und fliegt dann wie in einem Auto in wilder, bewegter Jagd durch
die Welt der Zeichentrickfiguren. Es gibt auch sogenannte „stationary chairs“. Wer also
Gleichgewichtsprobleme hat oder schnell seekrank wird, sollte sich für diese Sitze entscheiden.
Wir bemerken, dass diese Sitze meist von Behinderten genutzt werden und glauben, dass sie
besonders für diese Personengruppen eingerichtet wurden. Dabei ist zu bemerken, das wir in
den Parks, die wir besuchen, im Vergleich zu Deutschland anteilig bedeutend mehr geistig und
körperlich behinderten Menschen begegnet sind.
èTwister - so werden in den USA die Tornados genannt. Und frei nach dem gleichnamigen
Film von Steven Spielberg mit Helen Hunt können die Zuschauer einen Twister „live“ in einem
kleinen Dorf in Texas erleben. Es ist schon wahnsinnig imposant gemacht, wenn abgerissene
Elektrodrähte durch die Gegend zischen, die Tankstelle explodiert, eine (Papp-)Kuh durch die
Luft fliegt.... Vorsicht, vorne auf den besten Plätzen wird man unwillkürlich ein wenig nass und
es ist manchmal ganz schön heiß.
èDie nächste Attraktion ist die Beetlejuice's Rock'n'Roll Gravejard Revue, eine Show mit
Musical Charakter, tollem Bühnenbild und professionellen Gesangs- und Tanzdarbietungen. Es
wird verrückter Rock'n'Roll geboten.
èWer von uns hat denn schon mal die schicksalhafte Gelegenheit gehabt (oder wird sie je
haben), ein starkes Erdbeben zu erleben? In den Universal’s ist das möglich, sogar eins der
Stärke 6 auf der Richter-Skala, und das so was von echt, dass man wirklich richtig in Panik
geraten kann: Earthquake: eine U-Bahnfahrt durch San Francisco und dann kommt das Erdbeben, man klemmt in der U-Bahn, wird durchgeschüttelt, ein Wassereinbruch in den Tunnel,
die Decke stürzt ein, ein Tanklastzug rutscht auf den Zug zu und explodiert kurz davor. Nicht
wegen des Grauens aber wegen der Perfektion der Darstellung ein unbedingtes Muss. Ein
Glück, dass wir in relativ sicherem Gebiet zu Hause sind!
è Alles beginnt so harmlos mit einer wunderschönen Bootsfahrt vorbei an netten Häuschen.
Plötzlich ein Funkgespräch für die Bootsführerin, die daraufhin in völlig in Panik gerät, richtig
amerikanisch-hysterisch wird. Und dann erfolgt er: der Angriff des Weißen Hais. Dicht neben
dem Boot taucht sein Kopf mit den grausligen Zähnen aus dem Wasser (eine wirklich gute
Imitation), und das dann mehrmals. Man ist zwar darauf vorbereitet, aber erschrickt jedes Mal
wieder. Die Bootsführerin steht völlig neben sich (da fragt man sich, wie die das stimmlich den
ganzen Tag usw. aushalten...). Das Boot hält jedoch den Attacken des Fisches stand, dafür
geht eine Tankstelle in die Luft (ganz schön heiße Angelegenheit), Stromkabel reißen. Zum
Schluss besiegt sich der Weiße Hai selbst mit einem Biss in ein Stromkabel und treibt als verkohltes Gerippe auf dem Fluss.
èAls nächsten Programmpunkt haben wir uns „Animal Planet Live“ ausgesucht. Hierbei
handelt es sich um eine lustige Tierdressurshow in einem Amphitheater. Hier kann man erleben, wie Tiere: der Hund Lassie, der Hund Benji, das Schweinchen Babe, verschiedene Vögel,
Schimpansen, Katzen ihre genialen Kunststücke vorführen, sehr unterhaltsam.
èWir besuchen noch eine Wild-Western-Stunt-Show erster Güte. Absoluter Wahnsinn ist
„Back to the Future – the ride“: im Original-Auto von Marty McFly aus dem Film „Back to
the Future“ unternehmen wir in 3D-Animation einen rasanten Ritt durch die Zeit. Richtig im
Auto sitzend fliegt man in einem Flugsimulator scheinbar durch Raum und Zeit, wird kräftig
durchgeschüttelt, man schreit und lacht, die rasante Fahrt geht mitten durch die Rathaus-Uhr
rein in einen vulkanischen Schlund, wir rasen über Gletscher, vor den Zähnen der Dinosaurier
tänzelt das Fahrzeug, wird von ihm gepackt, hochgeschleudert in die Eiszeit. Durchgeschüttelt
rasen wir durch Vergangenheit und Zukunft... Schließlich landen wir wieder in den Labors von
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„Doc Hollyday“, wo wir noch von Rauch eingenebelt und benommen dem Auto entsteigen.
Das Ganze dauert vielleicht vier Minuten, es erscheint uns aber mehr als eine Ewigkeit. Das
muss man unbedingt erleben haben.
èWir haben uns vorgenommen, E.T. nach Hause zu bringen. Das „E. T. Adventure“ ist eine
beschauliche Fahrradtour mit E.T. im Körbchen, der sich ab und zu mal aufrichtet und wir fahren durch den Nachthimmel und bringen den Kleinen zu seinem Planeten, zu seiner Familie,
nach Hause. Wir lernen den wunderschönen Planeten und seine Bewohner auf der Rundreise
kennen. Etwas, was vor allem Kinder in seinen Bann zieht, aber auch, wenn gleich nicht so
spektakulär, etwas infantile Erwachsene wie wir.
èUnd jetzt kommt ein Ding, über das man geteilter Meinung sein kann. Männer werden da
wieder zu Kindern: Allien Attack: nach dem Film „Man in Black“ wird in einer Art Geländewagen, in denen sich Laserpistolen befinden, auf Schienen eine Fahrt durch die Kulissen angeboten. Man fährt und schießt mit der Pistole auf böse Aliens. Am Ende sieht man, welcher
Mitfahrer(in) die meisten Treffer hat. Na ja, es gibt Spannenderes.
èTerminator 2 ist eine tolle verrückte 3D-Film-Show (mit den dafür notwendigen Brillen).
Die dritte Dimension beschränkt sich nicht nur auf die üblichen 3D Effekte, sondern es muss
eine spezielle Filmtechnik geben, denn zeitgleich mit dem Filmspektakel findet eine LiveAction Show statt mit realen Spielern, deren Parts nahtlos mit dem Filmgeschehen verbunden
sind (mal ist Arnold Schwarzenegger als Retter der Welt, die in Schutt und Asche liegt, im
Film, mal springt sein Double heraus und produziert sich auf der Bühne). Wir als Zuschauer
sind Teil des Geschehens: Wir merken die Explosionen, riechen den Pulverqualm und schmecken den Wassernebel. Wenn ich nur an die metallischen Fühler eines spinnenartigen Rieseninsektes denke, die sich bis an mein Gesicht und natürlich auch an das der anderen Zuschauer
vortasteten, Wahnsinns-Schauereffekte.
èDann folgt „The Gory, Gruesome, Grotesque Horror Make Up Show”: Auch mit viel
Erklärungen auf Englisch, aber man versteht es ganz gut auch ohne vertiefte Englischkenntnisse, bis auf die Jokes... In der Show wird gezeigt, wie hässliche Masken, Wunden etc. geschminkt werden. Eine Zuschauerin ist auserkoren worden, den zwei Showmaster als Mitspielerin und Demosubjekt zu dienen: in unserer Show ein junges japanisches Mädchen namens
Yuka, das vermutlich mit ihrem Mann auf der Hochzeitsreise ist. Sie ist wirklich süß, schüchtern und ängstlich, wie ein Opferlamm. Aber die Männer gehen trotz des grausigen Metiers
ganz lieb mit ihr um, sie muss sich natürlich auch ein wenig gruseln lassen, damit die Zuschauer
was zu feixen haben.
Erwähnenswert und sehr erfrischend ist eine Vielzahl von Wasserzerstäubern, die überall im
Park aufgestellt sind. Bei dieser Hitze gerade das Richtige. Wir wandern durch die Kulissen
von New York, San Franzisko, Hollywood und fotografieren den Stern von Anthony Quinn
auf der berühmten „Walk of Fame“-Kopie.
Während der ganzen Zeit haben wir logischerweise auch an Essen und Trinken gedacht. Natürlich gibt es überall die verschiedensten Möglichkeiten beides zu tun. Wir halten uns aber diesbezüglich sehr zurück in Erwartung eines anständigen Abendessens auf der Heimfahrt.
Um 18:00 Uhr schließen die Studios. Wir gehen mit den Letzten und machen uns mit dem
Chevy auf den Heimweg den Highway entlang - nach einer einladenden Gaststätte Ausschau
haltend. An einer Abfahrt am Straßenrand grasen dann plötzlich Sandhill-Kraniche (Grus
canadensis), die in Florida überwintern. Sie sind ganz nahe und auch ohne Glas gut zu erkennen: große, elegante Vögel mit langen Beinen, langem Hals und roter leuchtender Kopfplatte.
Nach einiger Suche finden wir ein Tex-Mex-Restaurant. Wir vergeben 6 Sterne für die Mexikanische Platte für zwei Personen von Geli und Klaus und die Chickenplatten von Frank und
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mir. Und immer daran denken, dass Wasser immer nachgeschenkt wird, auch bei Softdrinks
wird das Glas bis zum abwinken gefüllt, z. B. bei Diet Coke. Insgesamt bezahlen wir ca. $ 43.
Trinkgelder (tip) sind in den Staaten ein Muss, die Bedienung rechnet mit ca. 15%, da sie sehr
schlecht bezahlt wird Wenn Essen und Bedienung top sind, darf es auch mehr sein. Man drückt
dem Personal das Geld aber nicht in die Hand, sondern legt es diskret auf den Tisch oder tragen den Tip-Betrag in die extra ausgedruckte Rubrik des VISA-Beleges ein.
Gegen 22. Uhr kommen wir daheim an und fallen alle todmüde und vollgefuttert, völlig ungesund den Abend beschließend, aber der amerikanischen Lebensweise angepasst, ins Bett.
Freitag, 04.10.02
Das Frühstück mit den Resten von Tex-Mex reicht noch voll für 3 Personen, mir ist das noch
nichts in der Frühe, bleibe daher bei meinen zwei Toastschnitten mit dem lecker scharfen Käse
(USA ist ein Weißbrotland, was sich natürlich auch auf die Figur auswirkt).
Um 9:30 Uhr ging es dann in Richtung St. Petersburg, eine von russischen Einwohnern gegründeten Stadt. St Petersburg liebevoll von den Einheimischen als St. Pete bezeichnet und
vom Petersburger Anzeiger als Sonnenscheinstadt bezeichnet, ist fast vollständig von Wasser
umgeben, hat lokal einen schönen Strand, einen eindrucksvollen, aber m. E. auch etwas kahlen
Pier und einen Überfluss an Restaurants, Geschäften....Es ist eine Stadt der Senioren (wie uns
der Hausverwalter erzählt hat).
Wirkliche Attraktion in St. Petersburg sind aber die Sunken Gardens und das Salvador DaliMuseum. Wir schauen uns beides und auch die Stadt mit Pier an.
Bei den „Versunkenen Gärten“ handelt es sich um einen botanischen Garten, eine ruhige Oase,
mit einigen Tieren darin z. B. natürlich eine ganze Menge freilebender Geckos, in Gehegen
Schildkröten, Alligatoren, exotische Vögel und auch Schmetterlinge in einem wirklich winzigen Schmetterlingshäuschen und auch so auf den Blüten. Der Eintritt kostet nur eine geringe
Gebühr und es lohnt sich, dort spazieren zu gehen und all die exotischen Pflanzen zu bewundern: Bromelien, Papayas und Bananenstauden mit den unterschiedlichsten Blüten, ca. 5m hohe wunderschön blühende Bougainvillea-Gebüsche, riesige Geweihfarne, Kakteen u.a. Succulenten, Palmen, gewaltige Virginia-Eichen.
Die Gärten wurden 1903 durch den Pflanzenzüchter George Turner gekauft mit einem großen
See darin. Turner ließ den See drainieren und gewann so fruchtbares Land und legte die Gärten
an. So ist der Name eigentlich nicht korrekt, der Park müsste versunkener See heißen. 1935
wurden die Sunken Gardens als Attraktion den Touristen zugänglich gemacht. In der Mitte des
Parks befindet sich ein historischer Stein aus dem See. Es heißt, dass er, wenn man ihn berührt,
inneren Frieden gibt und alles wachsen lässt. Bevor die Gärtner täglich ihren Job beginnen berühren sie diesen Stein. Geli und ich setzen uns prompt darauf.
Ein kleiner Andenken-Laden ist natürlich auch Bestandteil der Sunken Gardens. Hier haben wir
ein lustiges Erlebnis beim T-Shirt-Kauf. Wir sahen nur welche mit „Made in Germany“. Daraufhin will uns die Verkäuferin ein typisch amerikanisches Teil zeigen, und was stellt sich heraus: es wurde in Mexiko hergestellt. Da ist uns klar, wir sind in einem internationalen Geschäft
und achten nur noch aufs Aussehen. Klaus kauft sich ein Shirt (vielleicht mit Vögeln, ich bin so
mit meinem Einkauf beschäftigt, dass ich dass schon nicht mehr genau registriere) und ich
nehme 3 für die Enkelchen, jedes grün mit 3 Fröschen auf der Brust, die nicht sehen, nicht hören, nicht sprechen.
Der nächste Stop ist dann das Dali-Museum. Da man das Englisch in der Führung ganz gut
versteht, habe ich einiges mitbekommen und auch die Ausstellung vermittelt Einblicke in das
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Leben von Dali und seiner Lebensgefährtin Gala, die gleichzeitig sein Modell, seine Inspiration
und Managerin war.
Es soll sich in St. Petersburg um das berühmtste Dali-Museum der Welt handeln. Jedes Jahr
kommen über 200 000 Besucher. Alles begann 1942, als ein Industriellenehepaar Reynolds and
Eleanor Morse ein Bild des großen Surrealisten Salvador Dalí in New York sehen und sich in
die Kunst dieses Spaniers verlieben. Das amerikanische Ehepaar erwirbt im Verlauf der Zeit
viele Gemälde und eröffnet nach einigen Wanderausstellungen und mit Unterstützung des Staates Florida und privater Mäzen am 7. 3.1982 dieses Museum, das bis heute die meisten Werke
der frühen impressionistischen und vor allem surrealistischen Malerei Dalis (1904-89) präsentiert. Es beherbergt 95 Ölgemälde einschließlich 6 der insgesamt 18 großformatigen Historiengemälde Dalis, 100 Aquarelle und Zeichnungen sowie 1:300 Grafiken, Skulpturen, Fotos und
Dokumente. Bilder von brennenden Giraffen und schmelzenden Uhren sind Dalis Erkennungszeichen. Mich haben aber am meisten die doppelten Images fasziniert: Bilder in denen man
weitere Bilder entdecken kann, wie z.B. der Kopf einer alten Frau, der gleichzeitig auch ein
durchbrochener Fels mit zwei Personen darauf ist.
Nach einer kleinen Ruhepause auf der Dali-Bank vor dem Museum setzen wir unsere Erkundungstour durch St. Petersburg fort. Der Pier ist unser Ziel. Er ist wirklich größenmäßig imposant, die Brücke ist ca. 500m lang. Aber er hat eben die schon erwähnten Nachteile: etwas
abstrakt und lieblos gestaltet, kahl, wenig vor allem lebende Schattenspender für die Spaziergänger Aber spazieren ist nichts für die Amis, und die älteren Herrschaften von St. Pete schaffen den Weg ja sowieso nicht. Wir laufen jedenfalls trotz der Hitze und machen dabei wunderschöne Fotos von einem auf dem Brückengeländer sitzenden Braun-Pelikan. Wir erreichen den
Brückenkopf nach ca. 15 min. Die fünfstöckige, auf den Kopf gestellte Pyramide auf dem Brückenende mit Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants, Aquarium, Schwimmbad und Boot-Docks
hat nahezu für jeden Besucher, ungeachtet seines Alters, etwas zu bieten. Wir genießen ein Eis
und die Aussicht von der Plattform der Pyramide.
Für einen weiteren Stadtbummel ist es uns zu heiß, außerdem ist unser Bedarf an Besichtigungen für heute gedeckt und der kleine Hunger meldet sich. Also geht es wieder in Richtung Fox
Chase, gespannt was uns heute zum Abendessen erwarten wird. Und tatsächlich machen wir
halt vor dem Etablissement, von dem die Männer schon lange vor dem Urlaub geschwärmt
haben... Es handelt sich auch um Fleisch: Sam Selzers Steakhouse. Dieses Restaurant in
Clearwater ist eines von nur 5 dieser ältesten, populären Steakhäuser an Floridas Westküste.
Die Restaurantkette kann auf eine über 75 jährige Geschichte als Fleischmarkt und Restaurant
zurückblicken. Schon außen wird man von stilechten Stieren (Ochsen, Bullen?) empfangen.
Das Innere der Gaststätte ist sehr rustikal eingerichtet, die Bedienung ausnehmend nett.
Steaks, medium or well done, und Prime Ribs mit unterschiedlichen Kartoffelspezialitäten stehen auf dem Speiseplan, dazu die obligatorische Diet Coke oder Wasser. Genudelt und um $
65 leichter entkommen wir und denken wiederum über ein 2. Mal nach.
Den Nachmittag beschließen wir mit einem Bad im Pool und lassen den Abend in der Veranda
ausklingen...
Sonnabend, 05.10.02
7:15 Uhr ist Aufstehen angesagt, 8:00 Uhr Frühstück und schon um 9:00 Uhr brechen wir in
Richtung Indian Shores, einem kleinen Ort an der Golfküste auf.
In Indian Shores befindet sich das Suncoast Seabird Sanctuary, Nordamerikas größtes Wildvogel-Krankenhaus, in dem vor allem kranke und verletzte Seevögel (Kormorane, Pelikane,
Reiher...) aber auch andere Vögel (Spechte, Uhus), die meisten mit Flügelproblemen gepflegt
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werden. Gegründet wurde diese Einrichtung 1971 von dem Zoologen Ralph T. Heath. Innerhalb kurzer Zeit wurden immer mehr verletzte Vögel in das Hospital gebracht, meist verletzt
durch Autos, Motorboote, Angelhaken. Seit nunmehr 26 Jahren wird das Sanctuary von Spenden der Besucher und tierlieber Menschen aus aller Welt finanziert. Überall im Park stehen
Bänke mit Erinnerungsschildern für die Spenderfamilien. Die Vögel, meistens durch Menschen
verletzt, werden von ehrenamtlichen Helfern gepflegt. Wenn sie wieder gesund sind, werden
sie ausgewildert. Die unheilbaren Fälle, wie blinde, fluglahme Vögel, werden weltweit in Tierparks vermittelt. Manche der geheilten Vögel kommen auch zurück. So sieht man viele Pelikane, Kormorane, Enten und andere Seevögel außerhalb der Gehege und am Strand von Indian
Shores. Zu den Zaungästen zählt auch ein Waldstorch. Im Gelände befindet sich ein “Gift
Shop“, an dem wir natürlich wieder nicht vorbeikommen.
Danach fahren wir zum ersten Mal über die Sunshine Skyway Bridge. Ein tolles Erlebnis.
Von der Ferne ist die Brücke ebenfalls sehr beeindruckend. Wir werden sie in den nächsten
Tagen noch des öfteren überqueren. Maut müssen wir auf jeden Fall bezahlen. Auf dem Weg
machen wir eine kurze Rast an einer Lagune vor der Brücke, vertreten uns die Beine am etwas
schlammigen Strand, betrachten die wunderschönen Zederbäume, beobachten eine Vielzahl
von Limikolen. Wir sehen aber auch, dass es in den USA Umweltsünder gibt, die ihre Müllbeutel entsorgen, wo es ihnen passt.
Über weitere zwei Maut-Brücken gelangen wir dann nach Fort de Soto. Fort de Soto war in
früher ein vorgelagerter Stützpunkt im spanisch-amerikanischen Krieg mit einer Vielzahl von
Kanonen, aus denen jedoch nie geschossen wurde, auch mit Unterständen und Bunkern. Heute
bietet der Park viele sportliche Möglichkeiten. In 500 ha nahezu unberührter Landschaft kann
man neben ausgedehnten Fahrradtouren oder Inlineskate-Touren sich herrlich in den PicknickAreas ausruhen, was besonders an Wochenenden von viele amerikanischen, meist Großfamilien
genutzt wird (und es war Samstag!), Alle genießen die naturbelassene Umgebung mit Angeln
(zwei Piers und man fängt, ich habe es erfragt, Barsch - Grouper und Goldbarsch - Red Fish,
Seeforelle - Sea trout, Goldmakrele - Pompano, Flunder - Flounder, Hechtdorsch - Whiting),
mit Grillen, Zelten, Radfahren, Skaten, Joggen und vor allem Baden. Wir mischen uns unter die
Amis, baden, waten durch die Lagune mit den Wattvögeln, beobachten Raubseeschwalben und
Königsseeschwalben (Sterna maxima).
Leider werden wir nicht zum Essen eingeladen und sogar scheel angeschaut, wenn wir aus
Neugierde etwas dicht am Grill vorbeischleichen. Aber wenn der Hunger zwickt, heißt es den
Heimweg antreten. Und was finden wir heute Abend zum Essen, ein von außen etwas schäbig
aussehendes Thai-Restaurant. Aber drinnen ist es okey und so bleiben wir and essen für insgesamt $ 53 jeder ein typisch thailändisches Gericht. Obwohl wir es nicht ganz so „hot“ bestellen, ist alles trotzdem ganz schön scharf. Der lecker Eiskaffee mit Kokosmilch wird Geli und
mir wohl immer im Gedächtnis bleiben, schon deswegen wollen wir gern noch mal zu den
Thai`s aber das Angebot an internationaler Küche ist noch so vielfältig...
Den Pool haben wir heute Abend ganz für uns. Im Finstern geht es nach Hause, der Rest des
Abends wird mit Berichtschreiben, Erzählen, Planung des morgigen Tages und ein bisschen
Süffeln verbracht.
Sonntag, 06.10.02
Da heute Sonntag ist, kombinieren wir, dass die Amis alle unterwegs sein werden und die
Strassen verstopfen und dass die „Attraktionen“ voll von Einheimischen okkupiert werden.
Also haben wir gestern Abend entschieden, den Tag in Natur pur zu genießen. Wir schlafen
erst mal aus, stehen also im Hellen auf, was ja nicht so häufig vorkommt, frühstücken anstän-
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dig in der Veranda und machen uns auf den Weg in die Lakeland-Region in Richtung Orlando.
Die 1. Station im zentralen Hügelland von Florida ist ein Sumpfgebiet mit vielen blühenden
Wasserhyazinthen. Wir halten an und laufen zurück an einem wunderschön mit rotblühenden
Rankenpflanzen bewachsenen Zaun entlang. Frank hat noch eine Notwendigkeit zu verrichten,
schlägt sich in die Büsche und kommt nicht nach. Durch das Glas sehe ich, dass er wieder am
Auto stehend sich ständig nach seinen Beinen bückt. In der Angst, dass ihn eine Schlange gebissen haben könnte, mache ich kehrt, verpasse dadurch den Anblick der Wasserhyazinthen
und hetze zurück. Da steht mein armer Mann und sucht sich stachelige mit Widerhaken besetzte kleine Samen von Schuhen, Strümpfen und Beine. Sie müssen wirklich widerlich sein und
ziemlich stark pieken, Klaus hat später auf Moonlight auch noch Bekanntschaft mit ihnen gemacht. Belohnt werden wir an einem nahen See aber mit der Aufspürung von 5 neuen Vogelarten, u.a. dem Schlangenhalsvogel und dem King Fisher, der an einem Wasserarm hinter wunderschön mit Spanish Moss bewachsenen Bäumen mit uns Versteck spielt.
Als wir der 2. Station, einer Waterplants Nursery einen Besuch abstatten wollen, müssen wir
leider feststellen, dass die Aufzuchtstation Sonntags geschlossen hat. Wir können nur ein wenig
über den Zaun durch die Büsche lugen und sehen miteinander verbundene Teiche, Goldfische,
Lotosblumen und diverse andere Wasserpflanzen, ein am Ufer liegendes Boot, das unter den
darin liegenden und geernteten Wasserpflanzen kaum als solches zu erkennen ist. Eine wunderschöne Bougainvillae am Eingang der Station muss noch für ein Foto posieren.
Über Nebenstraßen geht die Fahrt weiter in Richtung Lake Kissimmee. An den Straßenrändern sehen wir oft dunkel gekleidete Menschen vor Kirchen. Wir bekommen mit, dass diese
Menschen Baptisten sind, die mit riesigen, ständig erhobenen Schildern (das ihnen die Arme
nicht abgefallen sind) auf ihre Weise gegen den Schwangerschaftsabbruch demonstrieren.
Eine richtige, fanatische Massenbewegung.
Auf dem Weg kommen wir auch an einem Friedhof vorbei. Anders als in Deutschland kann
man diesen mit dem Auto befahren, eigentlich nicht anders zu erwarten in USA, ohne Auto
geht hier nichts, ist der Ami nur ein halber Mensch. Gräber sind hier nicht durch Begrenzungen
abgesteckt, es stehen nur Grabsteine etwas willkürlich angeordnet, dazwischen kurz gehaltener
Rasen. Wahrscheinlich ist es auch nicht üblich, Grabschmuck anzubringen, verständlich denn
Schnittblumen wären am nächsten Tag hinüber. Ich habe das Gefühl, der Tod gehört einfach
nicht zum Leben von Amerikanern.
Unser heutiges Ziel, der Lake Kissimmee State Park ist neben Naturpark auch gleichzeitig
Camping Areal. Es sind aber nur wenige Menschen unterwegs, ein paar amerikanische Familien
mit ihren Kindern. An einem Aussichtsturm machen wir die Bekanntschaft von Thomas Morgen, Nickname Tommy. Er ist 6 Jahre alt und geht in die erste Klasse, ein aufgewecktes rothaariges Bürschlein. Er quasselt gleich ganz schön fix drauf los, Geli und ich müssen uns ziemlich anstrengen, alles zu verstehen.
Als wir den Aussichtsturm erklommen haben, trauen wir unseren Augen nicht. Unten im etwas
höheren Gras kommen im Gänsemarsch nicht 7 Gänse sondern 7 wilde Truthähne anmarschiert. Danach streichen wir noch ein bisschen auf Waldwegen durch das Gebiet und treffen
Weißwedelhirsche, gar nicht scheu, eine ganze Familie, so dass auch hier Fotos möglich sind.
Bei der Rückfahrt aus dem Park bemerken wir, dass es hier auch noch ein Cow Camp gibt, ein
Camp mit historisch betriebener Viehzucht: Rinder und Pferde, gehalten unter den Bedingungen von 1876. Das hätte mich sehr interessiert, aber leider ist es schon zu spät und die Ranch
hat geschlossen.
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So machen wir uns auf den Heimweg. Am Straßenrand, wie zwei Models, präsentieren sich
erneut Kanadakraniche, tolle Vögel...
Abseits der Schönen und Reichen fahren wir über die Bundesstraße 60 nach Hause und bekommen einen Eindruck vom Landleben. Wir fahren vorbei an großen Zitrusplantagen mit
teilweise schon reifen Orangen, hätten am liebsten angehalten, trauen uns aber aufgrund von
Warnschildern nicht (vielleicht sitzen die Colts hier locker, wir sind im Westen, wenn auch nur
von Florida). Die Häuser sind teilweise ärmlich, oft liegt Schrott ringsherum. Die Postzustellung ist interessant - wenn ein Brief im Postkasten ist, wird ein Fähnchen senkrecht gestellt,
damit nicht ja jemand um sonst laufen muss. Eine schwarze Großfamilie sitzt beim Bar-B-Que
im Garten und je näher wir unserem Zuhause kommen, um so mehr fallen uns die riesigen
Erdbeerfelder auf und die Märkte und überall Schilder „frische Erdbeeren“ (was sich aber im
Nachhinein als Flop erweist). Uns läuft das Wasser im Mund zusammen, diese Straße wollen
wir noch einmal fahren an einem Wochentag, wo die Märkte geöffnet haben.
Um 19:00 Uhr sind wir wieder in unserem Freßarea. Heute geht’s asiatisch weiter, ein „Chinese“ wird probiert, aber keine Angst, nur seine Küche oder doch lieber seine Speisen. Den Preis
habe ich mir diesmal nicht gemerkt, aber die ausnehmend nette Bedienung und dass Klaus das
schärfste Essen von uns allen hat. Und auch noch, dass es so reichlich ist, dass das Frühstück
am nächsten Tag wieder zu einem Büffee geraten wird.
Gegen 21 Uhr sind wir zu Hause, machen schnell die üblichen Tagesnotizen und verschwinden
im Bett, da am nächsten Tag eine weitere anstrengende Sensation auf uns wartet.
Montag, 07.10.02 (Tag der Republik)
Es gibt chinesisches Frühstück. Heute haben wir uns den Besuch von Busch Gardens vorgenommen, Busch Gardens ist ein von der berühmten Anheuser Busch-Brauerei ins Leben gerufener Freizeit- und Tierpark zum Thema Afrika, gehört zu den Anheuser-Busch Parks (wie
auch Sea-World) und ist in Umweltprojekte der USA involviert. Der Park liegt in der Nähe
von Tampa, er umfasst eine Fläche von rund 1.4 km2. Nach ca. zwei Stunden haben wir ihn
erreicht. Der Eintritt kostet ca. $ 50 pro Person.
Es wird ein total lustiger Tag. Wer gehörig Achterbahn fahren will und Lust auf anständige
„Erfrischungen“ hat, kommt an diesem Park nicht vorbei. Der „weltmitgrößsten“ Achterbahnen
sind hier versammelt:
- Verrückt: Zum Eingewöhnen die Scorpion – Achterbahn: ein furchterregender 18-MeterSturz, wird gefolgt von einer 360-Grad-Schleife, und all dies bei halsbrecherischen Geschwindigkeiten. Ohne zwei von uns!
- Verrückter: Die Gwazi – die rumplige, rucklige Holzachterbahn: eine Wahnsinnskonstruktion. Zwischen zwei gleichzeitig startenden Waggons „Gwazi Lion“ oder „Gwazi Tiger“ kann
man wählen, beide rasen insgesamt sechsmal bei einer Gesamtgeschwindigkeit von bis zu 160
km/h aneinander vorbei vorbeirasen. Es ist größte Doppel-Holzachterbahn im Südosten der
USA umfasst zwei verschiedene Spuren und garantiert Nervenkitzel über eine Strecke von
insgesamt mehr als 2133 Meter im Rennen um den ersten Platz! Schon der Anblick dieses riesigen Holzhaufens (mit Holzwürmern?) verursacht Schwindel und Brechreiz...
- am Verrücktesten: Die Kumba - Achterbahn – angepriesen als eine der besten Achterbahnen der Welt! So wird sie beschrieben: wenn man den Nervenkitzel des ersten 40-MeterSturzes überstanden hat, fällt man bereits aus schwindelerregenden 33 Metern in eine Hängeschleife und erlebt drei volle Sekunden lang absolute Schwerelosigkeit, während es im 360-
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Grad-Spiralflug zu Boden geht. Und abschließend braust man durch eine der größten Senkrechtschleifen der Welt... Muss man sich das antun?
- Beispiellos: Der ultimative Adrenalinkick: Die Montu – Achterbahn, eine Tollkühnheit der
Superlative, eine der höchsten und längsten umgekehrten Achterbahnen der Welt! Hier wird
man glatt zum Korkenzieher! Wer denn unbedingt möchte, kann den Nervenkitzel einer umgekehrten Hängeschleife und einer 18 Meter langen Senkrechtschleife in einem Geschwindigkeitstaumel von über 90 km/h miterleben und die Erdanziehungskraft pur kennenlernen! Und
bei all dem baumeln auch noch die Beine in der Luft.... Eine brillante Waghalsigkeit sondergleichen, wirklich zu empfehlen nur den absolut Beinharten, den völlig Ausgeflippten Da kann sich
man doch lieber gleich volllaufen lassen, die Wirkung kann nicht viel anders sein!
Und ihr werdet es nicht glauben, es gibt wirklich zwei solch Verrückte in unserer kleinen
Truppe, die vor nichts zurückschrecken; die absolut draufgängerischen Achterbahn -Rider Geli
und Frank. Klaus und ich, wir halten uns da doch sehr dezent zurück.
Aber auch für die nicht ganz so Mutigen gibt es Parkattraktionen: Zuerst einmal die zwei Freibier pro Person, die die Anheuser Brauerei jedem Besucher spendiert. Es sind da mehrere verschiedene Sorten von Budweiser zu haben, von mild bis würzig. Wir probieren sie, wirklich
lecker, und beobachten dabei eine Ente und einen ganz und gar nicht scheuen weißen Ibis, die
nach Würmern Ausschau halten und natürlich auch die „Amis“. Auch den Restroom besuchen
wir, übrigens ein passendes Wort für Klo.
Aber richtig ab geht die Post für uns alle bei den „wässrigen“ Vergnügungen, bei den Temperaturen einfach ein Muss:
- Im Congo River Rapids, einem gelben 12 Personen fassenden Gummiboot, geht es auf eine
gemütliche Tour (denkt man), aber es geht auf eine mit Überraschungen gespickte Wildwasserfahrt durch reißendes Wasser, gefährliche Wirbel, durch einen Geysir, an einem Wasserfall
vorbei. Hinterhältig sind auch die Leute am Rand der Gewässer, gegen kleines Geld werden die
hilflos Treibenden mit Wasserkanonen bespritzt. Nach der Fahrt kosten wir die Schadenfreude
voll aus und spritzen, was das Zeug hält auf die armen vorbeitreibenden Opfer. Ein Mordsspaß!
- Bei den Stanley Falls ist komplette Durchnässung angesagt. Auf dem Holzfloß für ca. 20
Personen scheint sich eine feuchte Vergnügungsfahrt anzubahnen. Zu Beginn des Rides fährt
man durch eine Art Orchideendschungel, bevor es dann „hinauf“ zum Höhepunkt geht: Der 12Meter-Sturz in die Tiefe mit anschließender Dusche lässt alle klatschnass werden! Für mich
gilt, Augen zu und durch und schreien, was das Zeug hält.
- Tidal Wave ist ebenfalls ein nasser Spaß, hier sind zwei Abfahrten eingebaut, eine etwas
kleinere mit einem etwa halb so hohen Gefälle wie das Zweite (und man denkt schon, es ist
überstanden) dann heißt es festhalten, denn plötzlich kommt die gemächliche Dschungelfahrt
auf einem 4-Personen-Floß mit einem Sturz aus 16,7 Metern zu einem jähen Ende! Jetzt habe
ich mich schon ein bisschen an den Fall gewöhnt, kann sogar die Augen offen halten, und weil
es so schön ist, wiederholen wir das Ganze noch einmal, Geli und ich diesmal sogar auf den
beiden vorderen Sitzen. Wenn wir unten ankommen, wird eine Flutwelle ausgelöst, die alle
Passagiere des „Tanganyika Tidal Wave“ klatschnass werden lässt! Und außerdem auch die
auf der Brücke stehenden Zuschauer. Geli und ich stellen uns nach dem Ritt absichtlich dorthin
und sind im Wassernebel eingehüllt und pitsche-patsche nass.
Jetzt wollen wir uns aber den Park mal etwas näher ansehen und zwar dorthin, wo man es auf
den üblichen Wegen sonst nicht kommt. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten:
- die Serengeti Express Railway: eine Bahnfahrt rund um die Serengeti-Ebene. Die Landschaft scheint ziemlich (ich war noch nicht in der Serengeti, hab nur einen Eindruck durch Fil-
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me) naturgetreu nachgebildet mit sanften Hügeln, Hochebenen und üppiger Flora Hier kommt
man dicht an den Tieren der Serengeti-Ebene vorbei, die in großräumigen Freigehegen leben.
Vor allem die Tiger (auch weiße) sind eine Wucht. Daneben gibt es schwarze Nashörner, Giraffen, Orangs, Gorillas und andere Affen. Busch Gardens ist neben Funareal also auch Zoopark mit Elefanten, Zebras, Krokodilen, Schlangen, Flamingos, Fischen sowie den verschiedensten Vögeln und vieles mehr. Auch eine Safari durch die Serengeti wäre bei mehr Zeit möglich gewesen.
- Die Skyride-Gondeln, die ebenfalls durch den Park führen, sind für zwei Personen zugelassen und erlauben einen herrlichen Blick über die Landschaft, Ausruhen in Zweisamkeit und
gute Möglichkeiten zum Fotografieren.
Natürlich besuchen wir in Busch Gardens auch einige der Shows, längst nicht alle, die Zeit rast,
den Rest lassen wir uns für irgendwann...
- Eine Show ist die Marakesch Show: Marrocan Roll mit einem tollen Rock´n Roll- Programm. Fetzig, wenngleich etwas dekadent, versetzt einen gleich in die beste Stimmung.
- Im sogenannten Deutschen Haus sind wir Gäste und bekommen eine Show zu sehen, die uns
fast vom Hocker reißt. Jedes, oder fast jedes europäische Land wird mit ein paar typischen
Melodien dargestellt, z. B. Ungarn mit Csardas, Frankreich mit Cancan und nun Deutschland,
Deutschland ist das absolut schärfste Ding: für Deutschland wurde ein Schuhplattler getanzt
von Negern in Lederhosen, einfach köstlich und danach der Ententanz. Es war brillant, mich
hielt nix mehr auf dem Hocker, Klaus behauptet zwar, ich bin nur aufgestanden, weil danach
die US-Hymne gespielt wird, die Fahnen entrollt werden und alle Amis Gewehr bei Fuß (hoffentlich bleibt das nur bildlich) stehen, aber ich dementiere heftig, ich will eigentlich nur beim
Ententanz mitmachen: dada dada dada da, dada dada dada da...
- Wir werden bei unserem Rundgang auch durch eine rotbestrumpfte und schwarzbehäutete
Musikergruppe unterhalten, die Park Mystic Sheiks of Morocco, eine amerikanische Marching Band und es ist schon wirklich mystisch, wie die ihre Beine verrenken können beim Tanzen, schade dass das auf den Fotos nicht so rüberkommt. Da wir aber so neugierig sind und
immer dichter an die Band ranpirschen, um möglichst tolle Bilder zu machen, passiert folgendes. Und hast du nicht gesehen schnappt sich einer der schwarzen Burschen Geli, dückt ihr
eine solche Klapper in die Hand, und mit war sie von der Partie. Immer schön um Takt bleiben
Geli, das Beingeschwenke musst du aber noch üben... Wir anderen haben uns natürlich köstlich
amüsiert und prächtige Fotos geschossen und Geli ist um eine faszinierende Erinnerung reicher
und Deutschland um einen Superstar.
- World Rhythms on Ice, die Eiskunstlaufshow mit 16 Eiskunstläufern aus vier Ländern, in
über 300 phantasievollen Kostüme und mit vielen Spezialeffekten und wirklich sehr guten Eiskunstlaufleistungen sollte man nicht verpassen, auch wenn sie nicht ganz nach meinem Geschmack ist, etwas zu amerikanisiert, vor allem die Schlussattacken auf die Zuschauer. Amerika live! Man unternimmt eine musikalische Reise um die Welt. Die Reise führt euch unter anderem nach Brasilien, China, Deutschland und selbstverständlich in die USA. So stelle ich mir
den Broadway vor.
Aber irgendwann geht auch der lustigste Tag seinem Ende zu, und bevor wir rausgeschmissen
werden, verlassen wir den Park lieber freiwillig.
Da wie immer die Mägen im diese Zeit knurren, kehren wir bei einem Vietnamesen ein. Wir
probieren auch hier den Eiskaffee, aber der Thai-Kaffee bleibt einsame Spitze. Dafür ist das
Essen etwas ungewöhnlich: irgendeiner von uns isst geraspelte gelierte Entenfüße...., aber die
Honigsauce (hoisin) ist wirklich Klasse. Ein Glückskeks für jeden muss auch sein.
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Trotz des anstrengenden Tages und der doch schon fortgeschrittenen Zeit machen Frank und
ich uns noch auf den Weg zum Pool. Wir entdecken dort außer uns noch einen weiteren späten
Gast, ein Waschbär. Er sitzt am Beckenrand und trinkt sich satt. Als Frank sich ihm langsam
nähert, verdrückt er sich in die Büsche. Heute Abend ist mit uns, was die Kondition angeht,
nicht mehr viel los. Ziemlich erschöpft sinken wir in die Betten. Ich wette, zwei von uns sitzen
auch im Traum noch stöhnend in der Montu.
Dienstag, 08.10.02
Heute wird es insbesondere für unsere Männer, ganz speziell für Frank, ein hammerharter Tag
werden. Deshalb schlafen wir erst einmal ein wenig länger als am Tag zuvor (ein halbes Stündchen) und stärken uns ausgiebig, mal wie zu Hause, mit Speck und Spiegelei.
Um 9:30 Uhr (wir Frauen sind schon ziemlich aufgeregt) über die Sunshine Skyway Bridge
geht es zum Einkauf!! Und zwar nicht zu irgendeiner Einkaufsstätte, nein wir wollen richtig
zuschlagen, ein Factory Outled Centre muss es sein. Von unserem Hausverwalter haben wir
gehört, dass etliche schon wieder dicht gemacht hätten, aber dicht am Highway 41 zwischen
Bradenton und Sarasota in der Nähe von Ellington (Straße 175) soll sich das „Prime Outlet“
befinden. Ich beschreibe den Standort deshalb so genau, weil wir uns erst einmal ein wenig
verfahren, wahrscheinlich wegen der großen Eile und in Angst, irgendjemand könnte uns die
besten Stücke vor der Nase wegschnappen...
Komplett unter freiem Himmel reiht sich im Prime Outlet ein Store an den anderen in mediterranem Stil. Hier können wir nun in Ruhe von Geschäft zu Geschäft (ich hab nachgelesen: 135
Geschäfte) bummeln, bis uns die Beine abfallen. Uns fällt auf, dass hier auch viele Designer
vertreten sind, wie Thommy Hilfiger, Aigner, Levis, DKNY aber auch Sportläden wie Nike
und Reebok sind zu finden. Neben den mehr oder weniger riesigen Konsumtempeln gibt es
dazwischen auch kleine „Perlen“ wie niedliche Souvenirläden auch mit Büchern und Tonträgern, in denen es sich ebenfalls lohnt ein wenig rumzustöbern (wenn man denn Zeit hätte, oder
sich diese nehmen würde).
„Weihnachten steht vor der Tür und billiger wird’s nimmer“ ist unser Slogan und alle Lieben zu
Hause wollen bedacht werden. Das ist ein Wühlen, Anprobieren, Schwitzen, erneutes Suchen,
Beraten und Probieren und das, ich weiß nicht in wie vielen Läden. Zum Glück ist bei den Kindersachen nur die Auswahl zu tätigen, aber was und welche US-Größe haben die lieben Kleinen? Dein Freund und Helfer, die amerikanische Verkäuferin, wundert sich über nichts mehr,
wahrscheinlich ist sie noch Schlimmeres gewöhnt als uns einkaufswütige Deutsche. Besonders
lustig und unüberschaubar ist das Rabattsystem. Herrlich, wenn der Preis ein völlig anderer ist
wie erwartet z. B. wegen der Oma-Rabatte für die über 55-Jährigen oder der „Nimm 2 - bezahl
1 – Preise2“ oder sonstiger völlig unerwarteter und nicht nachzuvollziehender Billigpreise, die
mich an den Kassen positiv überraschen, weil ich einen total anderen Preis errechnet habe.
Richtig zur Sache geht es dann in einem Lee- und Wrangler-Geschäft, ich kenne mich ja
nicht so genau aus, aber ich glaube vom Billigramsch bis zu Designerklamotten ist hier alles zu
haben. Ob man nun wirklich die spottbilligen Schnäppchen machen kann, ist mir eigentlich
auch nicht ganz so klar. Aber ich geh einfach davon aus, dass die Sachen im Vergleich zu
Deutschland erheblich billiger sind, sonst wäre es nur noch der halbe Spaß.
Man leidet doch im Verlaufe des Einkaufsbummels schon etwas unter der Reizüberflutung, vor
allem mein Frank. Aber für die Männer ist vor allen Geschäften bzw. drinnen in der Nähe der
Eingangstür eine segensreiche, bequeme Einrichtung aufgestellt worden: Bänke bzw. Stühle,
von denen die etwas überforderten Herren das geschäftige Kauf- und Verkaufstreiben aus angemessener, sicherer Entfernung beobachten können. Merkwürdigerweise gibt es so etwas vor
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typischen Männer (Klempner)-läden nicht für uns diesbezüglich gestressten Frauen. Bei
Black&Decker wär es allemal angebracht.
Nach unserem erfolgreichen Einkaufsbummel tun uns nicht nur die Füße weh, sondern es knurren auch ganz fürchterlich die Mägen. Da es mit Gastronomie im Outlet schlecht aussieht haben wir eine, wie es sich im Nachhinein herausstellen wird, eine geradezu grandiose Idee Futtern im Grand-Lokal beim Japaner (Kobe Japanese Steak House). Frank und ich sind
zwar erst mal ziemlich skeptisch, weil wir uns an unsere Japaner-Erfahrungen von der Düsseldorfer Kö erinnert haben, wo es 3 Champignon für 4 Personen gab, wir 200.- DM bezahlten
und gleich im Anschluss an das Essen als Sättigungsbeilage eine Riesenpizza aus dem Pizzahut
futtern mussten. Aber wir werden total eines Besseren belehrt.
Es ist nur jammerschade, dass wir die Fotoapparate im Auto gelassen haben. Es ist eine ausgesprochene „celebration“, was der Koch da an artistischen und sonstigen Übungen rund um die
Essenszubereitung zum besten gibt: dieser schlitzäugige Japaner mit seinen Messerübungen
und der riesigen Kochmütze mit amerikanischer Flagge drauf ist allein schon den Essenspreis
wert. Und da sich dieser noch in Grenzen hält (Sonderangebot von Mo-Do), ist es ein doppeltes Vergnügen. Für $ 19.95 (2-Personen-Gericht) essen wir Suppe, Salat, Steak, Shrimps, Geflügel, Reis, Nudeln und sind wirklich rundherum nudeldicke satt, auch Frank, zu seiner Überraschung.
Zu Hause angekommen fällt der Poolbesuch weg aus dem profanen Grund, Modenschau ist
angesagt. Jetzt kommen wir erst mal richtig zur Besinnung und erfreuen uns im Nachhinein
noch einmal an allem und sind in freudiger Erwartung auf die Gesichter daheim beim Auspacken der vielen schönen Dinge.
Wir sitzen noch ein bisschen und schwatzen, trinken unsere Schlückchen und freuen uns auf
den nächsten wunderschönen Tag.
Mittwoch, 09.10.02
Nach dem Start aus den Betten um 7:00 Uhr leisten wir uns heute ein feines Edelfrühstück mit
Lachs und large eggs - diesmal gekocht - in der Veranda.
Pünktlich 8:30 Uhr ist Abfahrt zum ersten Mal in Richtung Norden auf dem Highway 19 in
Richtung Hommosassa Springs in Central-West Florida nahe der Golfküste. Es ist nämlich
Manatee Watching angesagt.
Die Landschaft fliegt am Auto vorbei und zeigt eine üppige Flora und die verheißt eine reiche
Fauna. Auf dem Weg müssen wir aber leider auch eine Reihe tot gefahrener Tiere registrieren,
u. a. ein Gürteltier und zwei Waschbären. Das ganze Naturparadies wird durch eine Vielzahl
kleinerer Flüsschen mit Zungenbrecher-Namen wie z. B. Withlacoochee River durchzogen.
Ein etwas größerer ist der Crystal River 11 km nördlich vom Homosassa Springs. Hier sollen
noch ca. 200 Manatees frei leben.
Am späten Vormittag kommen wir am Homosassa Springs State Wildlife Park an, ein liebevoll gestalteter Wildpark mit der in Florida lebenden Tierwelt (Eintritt $ 8). Die meisten Tiere,
die hier leben, sind krank und können in Ihrer natürlichen Umgebung nicht überleben bzw. haben ein Refugium gefunden, wo sie vor dem Aussterben bewahrt werden.
Im Eingangsbereich, den man direkt mit dem Auto erreichen kann, befinden sich ein Ausstellungstrakt und natürlich ein Giftshop. Wir erhalten einen ersten Einblick in die heimische und
die vom Aussterben bedrohte Tierwelt. Die Hauptattraktion des Visitor Centers ist in einem
Terrarium eine doppelköpfige Schmuckschildkröte(Painted Turtle). Auf den Röntgenbildern
kann man ganz genau erkennen, wie die zwei Köpfe unter dem Panzer aussehen.
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Mit einem elektrisch angetriebenen Boot werden wir vom Eingang vorbei an freilebenden Tieren ins Zentrum des Parks gefahren. Hier sind Rundgänge ausgeschildert zu den verschiedenen
Tierarten. Dabei werden allerhand Fütterungsprogramme und Tiervorführungen angeboten.
Wir beginnen mit einer Schlangenvorführung. Ein Betreuer der Tiere hält eine östliche Indigoschlange, eine Natter auf den Händen und hält einen ziemlich schnell, aber in Teilen doch einigermaßen verständlich einen Vortrag über die Schlangenwelt Floridas. Schlangen sind eher
ängstlich und scheuen den Menschen. Echte Gefahr besteht nur, wenn man auf sie tritt. In Florida soll es nur ca. 6 Giftschlangenarten geben, darunter die Diamond-backed Rattlesnake (Diamant-Rücken-Klapperschlange), die Dusky Pigmy Rattlesnake (Schwärzliche Zwergklapperschlange), die Water Mocassin (Wassermokassinschlange) und die Coral Snake (Korallenschlange). Daneben werden 22 weitere nichtgiftige Schlangenarten genannt. Geli und ich auch
werden froh sein, wenn wir sie zu Gesicht bekommen, aber immer nur aus angemessener Entfernung.
Eine Attraktion ist natürlich das Füttern der Alligatoren und vor allem des Nilpferdes. Letzteres zermantschte Wassermelonen und präsentiert sich dabei modelmäßig mit aufgerissenem
Maul für die Kamera. Auch hier hört man während der Vorführung etwas zu seiner Geschichte. Das Nilpferd kommt aus einem Aquarium und sollte eigentlich aus Geldmangel abgeschoben werden. Die Bürger von Homosassa Springs setzten sich jedoch so für das Tier ein, das es
als das erste und einzige Nilpferd im Besitz einer Green Card ist.
Außerdem gibt es in den Käfigen noch Weißwedelhirsche, Pumas, Florida-Panther, Otter,
Squirrels, Füchse, Oppossums und sogar einen Florida-Schwarzbären zu sehen, daneben natürlich auch eine Reihe einheimischer Vögel wie z. B. Kanadakraniche, Waldstörche, Rosa Löffler, Flamingos, Reiher, Pelikane (und weitere Wasservögel), Rotschulter- und Rotschwanzbussarde, Truthähne und verschiedene Eulenarten. Völlig unnatürlich vorgeführt sind die Weißkopfseeadler (Bald Eagle) vor ihrer Kulisse: die amerikanische Flagge - Wappentier zur Flagge
- ist doch natürlich, jedenfalls für die USler.
Das absolute Highlight ist ein Pool, genannt Fishbowl, mit einer 17 m tiefen Quelle, glasklarem Wasser, mit Tausenden von Fischen. Hauptattraktion im Fishbowl und im Park sind die
vom Aussterben bedrohten westindischen Manatees, auch Seekühe oder Sirenen oder Seejungfrauen genannt. Die noch in der freien Wildbahn lebenden sanften Riesen sind vom Körpervolumen her die größten Tiere in diesem Gebiet. Täglich fressen sie 10 bis 15 Prozent ihres
eigenen Körpergewichts, das leicht 200-300 Pfund erreichen kann mit einer Länge von ca. 13
Fuß (4.95m). Sie sind daher ständig damit beschäftigt, die Grasflächen der Sümpfe abzugrasen.
Wegen der geringen Tiefe der Gewässer halten sich die ruhigen, zutraulichen Tiere vorwiegend
nahe der Wasseroberfläche auf. Man kann dann nur den kleinen Kopf mit dem schmalen Mund
erkennen. Durch dieses Verhalten werden sie oft von den Schiffsschrauben der Motorboote
verletzt oder sogar getötet und sind daher besonders gefährdet.
In Homosassa Springs befinden sich die Tiere unter der Obhut der Menschen. Es handelt sich
um 12 weibliche Tiere, die sowohl in der Wildnis (kamen als kranke Tiere in den Park) als auch
in Gefangenschaft zur Welt kamen. Das älteste wurde 1968, das jüngste 1994 geboren. Wir
hören etwas zur Biologie der Manatees und verstehen, dass die Säuger etwa 50 Jahre alt werden. Sie können bis zu 20 Minuten tauchen. Die Weibchen bringen ab dem 5.-9. Lebensjahr
alle 2-5 Jahre ein Kalb zur Welt bei einer Trächtigkeitsdauer von 13 Monaten. Externe Ohren
haben sie nicht, hören aber trotzdem sehr gut und kommunizieren auf eine ähnliche Weise miteinander wie Delfine. Besonders in den Wintermonaten halten sich die Tiere in den Gewässern
Floridas auf. Heute soll es noch etwa 1.200 dieser Tiere freilebend geben.
Ziel des Wildlife Parks ist die naturnahe Haltung und Rehabilitation der Manatees und die Vorbereitung ihrer Auswilderung. Wunderschön ist, dass man im Park auch ein Beobachtungszent-
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rum gebaut hat, dass Unterwasserbeobachtungen der Tiere möglich macht. Von hier sieht man
sie trotz ihrer Körperfülle elegant durch das Wasser gleiten. Es ist auch eine Web-Kamera
angebracht. Dadurch ist die Möglichkeit geschaffen überall auf der Welt im Web in der Florida-Zeit von 8-17 Uhr unter www.manateecam.com die Tiere zu live zu studieren.
Zum Abschluss haben wir noch Zeit und Muße, den Tieren an ihrer Salatbar beim Futtern zuzuschauen: Mohrrüben, Salat, Brokkoli...unverständlich für mich, dass man bei solch gesunder
Lebensart, ständigem Schwimmtraining trotzdem so dick werden kann, also sind es doch die
Erbanlagen, da kannste halt nix machen!
Bevor wir den Park verlassen, besuchen wir noch das Bildungszentrum. Hier ist vor allem an
die Kinder gedacht worden. Es gibt viele praktische Möglichkeiten, Floridas Tierwelt und die
Lebensräume der Tiere kennen zu lernen. So kann man diverse Federn den Vögeln zuordnen,
Computerspiele bieten Informationsmöglichkeiten, Geli und ich pusseln schnell mal den Bald
Eagle zusammen, um nur einiges zu erwähnen. Ich lese, dass der Weißkopfseeadler von den
Florida-Vögeln die größte Flügelspannweite hat (80“ = 2,032 m), danach kommt gleich der
braune Pelikan mit 75“ (1,905 m), sehr beeindruckend.
Den Tag rundet ein indisches Essen ab, wobei alle Geschmäcker von medium (wir Weibsen)
bis scharf (Frank) und sehr scharf (Klaus) bedient werden. Dabei ist der Oreganogeschmack
nicht jedermanns Sache (Frank), ich dagegen liebe ihn seit Mexico. Auf jeden Fall ist das Essen
bei uns allen wieder so reichlich, dass trotz des aktiv verlebten Tages ein erfrischendes Bad in
unserem Pool fällig ist. Ich schraube meine Schwimmleistung eine wenig höher, obwohl die
Shorts noch ganz gut passen. Ein kleines Leckerli, fest und flüssig, in der Veranda erhöht die
Vorfreude auf morgen, denn das wird ein ganz spannender Tag werden.
Donnerstag, 10.10.02
Nächster Morgen: 5:45 Uhr Aufstehen: oh Gott ist das dunkel, aber schon 21 °C. Wir machen
nur ein kurzes Frühstück in der Küche, weil heute wirklich eine lange Fahretappe vor uns liegt,
die zweitlängste unserer Reise. Das Ziel ist Cape Canaveral und das Kennedy Space Center.
Wir fahren auf der 19, der Curley Road und der 4 in Richtung Orlando und von dort ca. 100
km über die Toll Nr. 528.
Das Weltraum-Zentrum liegt auf einer Insel zwischen Indian River und Banana River an der
Ostküste Floridas. Etwa 20 % des riesigen Areals wird für die technischen und industriellen
Anlagen, Gebäude, Straßen und Startrampen benötigt. Die restlichen 80% sind Naturschutzgebiet, das Merritt Island National Wildlife Refuge, in dem sich Schlangen und Alligatoren
tummeln. Die Tiere, die hier leben sollen sich ungestört fühlen, die wenigen Raketenstarts alle
paar Monate scheinen sie nicht zu stören.
Gegen 11 Uhr treffen wir an unserem Zielort ein, es ist zum ersten Mal seit unserer Ankunft in
USA ein wenig bewölkt und von den Temperaturen her schon richtig „eisig“: knapp unter
30oC.
Cape Canaveral wird von der NASA (National Aeronautics and Space Administration) betrieben und ist die Hauptstartbasis der USA für Raketen und Satelliten. Dort ist ein Besuch nach
dem 11.09.01 für Normalbürger aus Sicherheitsgründen nicht mehr möglich. Aber in jedem
Fall lohnt sich das Anschauen des John F. Kennedy Space Centers (KSC). Es liegt auf dem
nördlichen Teil von Merrit Island.
Der Eintritt kostet ca. $ 27. Vor dem Einchecken muss man einige Sicherheitstests über sich
ergehen lassen, es ist wie bei der Sicherheitskontrolle auf den Flughäfen. Das riesige Gelände
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wird mit Shuttle-Bussen abgefahren. Man kann an allen Haltepunkten aussteigen und wieder
zusteigen.
Wir fahren zunächst entlang dem Crawlerway, auf dem die riesigen Raumfähren bis zu einer
der Startrampen auf Cape Canaveral gezogen werden. Eine Fahrbahn ist fast so breit wie eine
achtspurige Autobahn und besonders konstruiert, um das Gewicht der Raumfähren von ca. 6
Millionen Pfund (2722 t) zu tragen. Wir fahren vorbei an dem berühmtesten Wahrzeichen des
Kennedy Space Centers, dem gewaltigen, 160 m hohen Vehicle Assembly Building VAB,
vom Volumen her das größte Gebäude der Welt. Es wurde für die 110 m hohen Saturn-VRaketen gebaut, die hier auf ihren Transportern (Crawlern) zusammengebaut und dann zum
Startplatz gefahren werden. Das VAB hat Tore fast über die gesamte Seitenfläche. Wie ich
verstehe, braucht man 45 Minuten zum Öffnen dieser Tore. Jedes Segment der Tore ist 30 t
schwer. Das Gebäude ist so groß, dass die Raketen aufrecht heraus transportiert werden können. Für die auf dem Gebäude angebrachte USA-Flagge wurden 6000 Gallonen Farbe gebraucht. Soweit ich im Bus noch höre, gibt es zwei große Spaceshuttle-Startrampen die 39A
und 39B und mehrere kleinere Rampen für den Abschuss von Satelliten. Während der Fahrt
mit dem Shuttle-Bus fahren wir durch die KSC Industrial Area mit den Verwaltungsgebäuden, dem Headquarter und dem International Space Station Center, wo die Teile der Internationalen Raumstation auf ihren Einsatz vorbereitet werden.
Schließlich hält der Bus an der 1. Station des Besucherkomplexes an: einer gewaltigen Aussichtsplattform in mehreren Etagen mit Panoramablick u.a. auch auf die zwei gigantischen Abschussrampen, die über eine Meile (ca 1,6 km) von uns entfernt, aber mit dem Fernglas gut zu
erkennen sind. Mit Glück kann man von hier auch live einen Raketenstart verfolgen.
Was gibt es auf den verschiedenen Etagen der Plattform noch zu sehen: die Space Shuttle
Hauptantriebsmaschine, die zwischen der 2. und 3. Etage der Plattform hängt und 7000 Pfund
(über 3 t) wiegt. Man hat einen Blick auf die immense Dimension der Landebahn, die Shuttle
Landing Facility, auf der die Space Shuttle nach beendeter Mission landen, mit 5 km Länge
eine der längsten Landebahnen der Welt. Natürlich gibt es hier auch eine Ausstellung, wo sich
die Besucher über das Innenleben eines Raumschiffs mittels interaktiver PC-Technik informieren können. Ebenfalls „Pflicht“ ist, dem Souvenirladen einen Besuch abzustatten und ein paar
kosmische Mitbringsel für die Enkel zu erstehen.
Die 2. Station erreichen wir wiederum mit einem Shuttle-Bus: das Apollo/Saturn V Center.
Hier geht es um die Mondmission der Amerikaner. Wir sehen dazu einen kurzen Film um den
Start einer Apollo Mission in Echtzeit mit simuliertem Apollo/Saturn-Start im Lauch Control
Center. In einer riesigen Halle ist die aktuelle 363-foot (111m) lang Saturn V Mondrakete
„aufgebahrt“. Ich schreibe aufgebahrt, weil Mondmissionen z. Z. nicht im Interesse der Amis
stehen. Die fünf Space Shuttle Antriebe (da wo das Feuer rauskommt) dieser Trägerrakete sind
so gewaltig, dass man in jeden einen Bus reinfahren könnte. Die Entwicklung der SaturnTrägerraketen und der Apolloraumschiffe waren Voraussetzung für das Unternehmen Mond.
Größter Erfolg war die Mondlandung von Apollo 11 mit Neil Armstrong vom 20. Juli 1969:
„Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen - aber ein großer Schritt für die Menschheit“.
Damit entschied die USA den Wettflug um den Mond für sich. Aber es gab auch viele Misserfolge: wir erinnern uns an die dramatische Rettungsaktion der Crew von Apollo 13 vom April
1970: James A. Lovell „Houston, wir haben ein Problem“. Die Apollo-Missionen endeten mit
Apollo 17 im Dezember 72. Klaus unterhält sich noch mit einem Veteranen der amerikanischen
Weltraumforschung, der als leitender, technischer Ingenieur tätig war, um Näheres über eine
evt. geplante Neuauflegung des Monderforschungsprogramms zu erfahren. Aber das scheint
tatsächlich auf Eis zu liegen.
Ausgestellt in dieser riesigen Halle ist auch eine Kopie des Mondautos von Apollo 15, mit
dem im Juli 1971 in einer Geschwindigkeit von 10km/h 28 km auf dem Mond zurückgelegt
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wurden. Dabei wurden die unterschiedlichsten Gesteinsproben eingesammelt. Solch ein Mondstein ist in der Halle ausgestellt, zwar gegen Diebstahl gesichert, aber zu berühren: ein merkwürdiges Gefühl. Außerdem sind auch eine Apollo-Landekapsel (sieht trotz Landung im Meer
ziemlich blank und unbenutzt aus, vielleicht nur ein Modell) und die Apollo 12Mondlandefähre aus-gestellt. Auch für technisch Null-Ahnung-Habende wie mich ist alles absolut sehenswert.
Die 3. Station befindet sich am Eingang des KSC, der eigentliche KSC Visitor Komplex mit
mit Museum, Ausstellungen, IMAX Kinos, dem berühmten Rocket Garden, und dem weltgrößten „Space Souvenir Shop“.
Wir sehen uns die Ausstellungen in den Hallen an und erfahren vieles über die Entwicklung der
Raumfahrt im Air Force Space & Missile Museum. Das Museum befindet sich auf Launch
Complex 26, von wo der erste amerikanische Satellit, Explorer 1, gestartet wurde.
Auf dem Außengelände Museums befindet sich eine der größten Raketenausstellungen der
Welt mit etwa 50 Originalen. Aber besonders nett ist der Anblick unserer Männer, auf dem
Rücken nebeneinander liegend, die Beine leicht angewinkelt, eingepfercht in einer ApolloLandekapsel. Geli sitzt dagegen in einer Gemini-Landekapsel ausgesprochen luxuriös.
Besonders eindrucksvoll ist der Original Space Shuttle Explorer, in den man auch hineinklettern darf, um sich auf zwei Ebenen das Innenleben, z. B. die Kommandozentrale, die Mannschaftsräume und den Laderaum mit einem Satelliten (Nachbildung) anzusehen und so eine
Vorstellung über die „Kosmonautenwohnung“ zu erhalten. Die Verkleidung des Explorers mit
dem Hitzeschild, schwarzen Keramikkacheln, die die Raumfähre vor den extremen Temperaturen beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre schützen soll, kann man sehr gut erkennen (An
dieser Stelle sei geschrieben, dass alles, was wir im KSC erlebt haben, für uns eine neue Bedeutung erhalten hat durch das Unglück der Raumfähre Columbia am 01.02.2003, eine menschliche Tragödie, die zwei Frauen und fünf Männern das Leben kostete.).
Äußerst interessant für mich ist es im Launch Status Center, ich kann mich kaum trennen.
Hier wird ein Vortrag zur aktuellen Raumfahrt gehalten, aber das ist es nicht, sondern es sind
die live-Bilder aus dem All, wirklich faszinierend: aus dem Weltraum eine Live-Übertragung
von den gerade in diesem Moment ablaufenden Ereignissen in der Internationalen Raumstation
(ISS): zwei Astronauten arbeiten gerade an einem Sonnensegel.
Wir kommen an dem Memorial für im Dienst gestorbene Astronauten (17 Namen von USAstronauten, die für die Raumfahrt starben sind in einen schwarzen Granitblock eingemeißelt)
und der Ruhmeshalle (Astronaut Hall of Fame) zu Ehren der ersten 20 amerikanischen
Raumfahrer vorbei.
Wir haben noch etwas Zeit und besuchen weitere Attraktionen, das Universe Theater mit dem
Film „Quest for life“, ein 15 minütiger Film, der die Frage der Möglichkeit nach weiterem Leben im All stellt, Robot Scouts: ein Rundgang durch verschiedene Kleinkinos mit überraschenden Effekten über die Bedeutung der Roboter in der Raumfahrt, und und der Halle „Nature
and Technology“ die Merritt Island Wildlife Refuge Ausstellung mit verschiedenen präparierten Vögeln, Schlangen, Säugern u. a. Gegen 17:45 Uhr verlassen wir das KSC, voll mit einer
Vielzahl von außergewöhnlichen Eindrücken, kaputt und hungrig.
Während der Heimfahrt auf der Suche nach etwas Essbarem meinen wir, wenigstens einmal
müsse man auch Essen auf hardcore-amerikanisch probieren, zumal wir eh keine Lust haben,
noch lange zu suchen. Also rein in Sonnys BBQ. Vor allem die Reklame „All you can eat“
hat magnetische Anziehungskraft auf unsere knurrenden Mägen. Wir wollen also essen bis zum
Abwinken. Der Einlasser ist schon mal ne Wucht für sich, er weicht Frank gar nicht mehr von
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der Seite, ein erzschwuler Sonnyboy. Frank fühlt sich so angemacht, dass er nie wieder ein
Sonny BBQ betreten will. Wir anderen haben natürlich unseren Spaß.
Aber das Essen ist O.K. Wir essen alle das Gleiche: Salat, Röstbrot, french fries, pork, turkey,
chicken, dressings. Die Männer verlangen noch mal Fleischnachschlag. Geli und ich sind schon
nach dem 1. Durchgang von „All you can eat“ fix und fertig. Das Ganze hat pro Person $7.95
gekostet, davon der Salat $2.99. Wir sind alle so was von überfressen, Frank interessiert nicht
mal mehr der Schwule und Klaus ist noch am nächsten Tag pappesatt. Wir machen natürlich
das Ungesundeste, was es nach solch einem Fresserchen gibt, wir kommen gegen 21:30 Uhr zu
Hause an und sinken sofort todmüde ins Bett.
Freitag, 11.10.02
Und wieder ist frühes Aufstehen um 6:00 Uhr angesagt, denn ein weiteres Highlight steht ins
Haus. Wir frühstücken gemütlich, aber nicht in unserer Veranda wegen der Dunkelheit. Um
8:00 Uhr dann Abfahrt Richtung Orlando zu einem weiteren Adventure Park: SeaWorld Orlando.
Gegen 10:00 Uhr kommen wir bei strahlendem Sonnenschein an, der Park hat schon seit einer
Stunde geöffnet aber es ist noch relativ ruhig. Wir bezahlen den Eintritt von $47 pro Person
und gelangen nach dem üblichen Sicherheitscheck in den Park.
SeaWorld gehört ebenfalls zu den Anheuser-Busch Parks (das heißt auch die zwei Freibiere
sind obligatorisch). Auf rund 800.000 Quadratmetern bietet der populäre MeerestierAbenteuerpark die Möglichkeit, eine Vielzahl von Meeresbewohnern aus nächster Nähe zu
erleben. Zu den Attraktionen zählen zudem mehr als 20 Shows, Ausstellungen und Vergnügungsfahrten. Darüber hinaus, so kann man nachlesen, engagiert sich SeaWorld im Natur- und
Artenschutz und rettet und pflegt jedes Jahr viele verletzte Tiere aus der Wildnis. Für mich
stellt sich bei solchen Parks aber immer wieder die Frage, ob man Tiere, gerade Wale in Parks
halten soll. Aber das soll hier nicht diskutiert werden.
Was wird an Attraktionen dargeboten:
- Zu Beginn sehen wir uns gleich „Clyde and Seamore“, eine lustige, humorvolle Show auf
einem gestrandeten Piratenschiff mit zwei Seelöwen, nämlich Clyde und Seamore, einem Otter
und einem massigen Walross. Tolle Dressurleistungen sind zu bewundern, u.a. ein Sprung von
einem der Seelöwen aus ca. 4 m Höhe ins Wasser. Die Seelöwen agieren in diesem Piratenstück so wunderschön menschlich. Menschliche Eigenheiten nimmt auch der Pantomime vor
der Show aufs Korn. Alle, die es nicht gerade trifft, können lachen aber manchmal ist es auch
schon scharf an der Grenze wie er die Zuschauer parodiert.
- Dann beeilen wir uns zur nächsten Show zu kommen, nicht zu unrecht, wie wir sehen, als wir
mit den Massen mitströmen. Die Orca-Show im Shamu-Stadion ist die Hauptattraktion von
SeaWorld schlechthin. Das Shamu-Stadion bietet etwa 8.000 Besuchern Platz. Als wir ankommen ist die Arena schon gut gefüllt. Wir bekommen, wenn auch getrennt doch noch Plätze, aber in den mittleren bis hintern Reihen, was sich im Verlauf der Show als Vorteil erweist
(unverhohlene Schadenfreude bei allen nicht Betroffenen, wenn die Schwertwale mit der
Schwanzflosse Wasserfälle in Richtung Zuschauertribünen feuern und die Besucher auf den
unteren Sitzreihen pitschnass werden). Shamu, nach der das Stadion benannt worden ist, ist
eine „Killer“-Walfrau, die auch in Gefangenschaft Ansätze von Kraft und Eleganz der
Schwertwale erahnen lässt. Faszinierend, wenn sie mit dem auf ihrem Maul stehenden Trainer,
kerzengerade aus dem Wasser hervorschießt. Ihre Imposanz und Grazie zeigen sich auch,
wenn sie sich in voller Größe den Zuschauer auf einer Plattform außerhalb des Wassers präsentiert und mit der Schwanzflosse wedelt (was lustig und merkwürdig zugleich ist). Eine Lein-
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wand mit Großaufnahmen der Show aber auch mit Filmen vom natürlichen Leben der Orcas
komplettieren die Vorstellung. Ich und sicherlich alle Zuschauer sind sehr beeindruckt von der
Schönheit und Intelligenz der Tiere, was ja auch der Sinn dieser Schaustellung sein soll, welcher sonst...
- Mit einer Haustierdressur in einer geschlossenen Halle geht es weiter. Zuerst wird gezeigt,
dass alle tierischen Schauspieler aus Tierheimen aufgekauft wurden und für die Show in SeaWorld trainiert worden sind. Dann fängt das Gewusel auf der Bühne an, so ziemlich alles was
vier (manchmal auch nur zwei) Pfoten, Füße, Beine hat, wird aufgeboten, ob Hunde, Katzen,
Ratten, Enten, Schweine, Tauben... Und irgendwie war doch bei allem eine gewisse Ordnung,
wenn mal hier mal dort eine Klappe auf- oder zugeht, mal dieses oder jenes Tier gezielt über
die Bühne läuft, rast, kriecht und woanders wieder verschwindet oder zum Vorschein kommt.
Selbst über unseren Köpfen sind seiltanzende Katzen und auch ein Stacheltier, das wiederum
aber nicht auf einem Seil balanciert, erfreut die Zuschauer. Von den Hundedressuren bin ich
nicht so überrascht, aber die Katzendressuren erstaunen mich dann doch. Ich hätte nicht gedacht, dass man Katzen so perfekt derlei Kunststückchen beibringen könnte.
- Bei der Delfinshow, die in SeaWorld natürlich nicht fehlen darf, sehen wir Dressuren mit
Bottle-nosed Delphinen und False Killer Whales (eine Delphinspezies, die verwandt ist mit den
Orcas). Faszinierend hohe Sprünge (teilweise hängen auch die Trainer dabei an den Delphinnasen), sehr synchron von mehreren Delfinen ausgeführt, sind Höhepunkte der Dressur. Mit speziellen Showeffekten werden die Zuschauer ein wenig verulkt: eine Frau mit einem kleinen
Mädchen sitzen dicht am Wasserbecken, sehen aus wie Ehrengäste, bei einer Unterhaltung mit
der Trainerin fällt die Frau ungeschickt ins Wasser, ein Schrei geht durch die Zuschauerreihen...und sie taucht wieder auf mit je einem Fuß auf einem Delphin...
- Die letzte Show ist der „Cirque de la Mer“, eine südamerikanisch angehauchte Show mit ein
wenig Inka-Mysterien. Dieser Meereszirkus ist eine fast spielerische Mischung aus Akrobatik
und Tanz mit zwei Männern, die Schwerter und Feuer schlucken, als auch mit zwei Artisten/innen, die Akrobatik in schwindelnden Höhen vorführen und glänzend beherrschen. Aber
das Faszinierendste an dieser Show war die Schauspielerleistung des Hauptdarstellers. Er hat
die Zuschauer schon vor Beginn der Show wahnsinnig aufgemischt und die Wartezeit bis zu
ihrem Beginn sehr kurzweilig gestaltet. Unter anderem hat er mit sechs Zuschauern einen Boxkampf initiiert, zum Schreien und mehr...
Eigentlich wollen wir uns auch noch eine Veranstaltung zur Bierherstellung in der Anheuser
Brauerei ansehen, schaffen aber zeitlich diesen Termin nicht mehr, trösten uns deshalb jeder
mit zwei Budweiser unserer Wahl.
- In einer Delfinlagune kann man Kontakt zu den Tieren aufnehmen, sie lassen sich streicheln,
weil sie durch Fisch angelockt werden. Am faszinierendsten für mich ist das Zuschauen beim
Füttern der Rochen in einem ganz flachen Becken. Auch hier werden von den „Touris“ Fischchen gekauft und ins Wasser gehalten. Die Rochen fressen es direkt aus den Händen. Ich halte
auch mal kurz meine Hand rein, aber der Rochen ist schlau. Als er sieht, dass es sich nicht
lohnt, dreht er kurz vor mir ab. Ich hätte aber auch meine Hand nicht länger im Becken gelassen. Weil das Maul sich unterhalb des Körper befindet, schwimmen die Teile über die Hände
und man muss sie seitlich wegziehen- ich hab das genau beobachtet mit viel Respekt.
- Füttern kann man auch die Seelöwen und Robben am Pacific Point Preserve, der Nachahmung der Pazifikküste. Die Tiere betteln in den unterschiedlichsten Stimmlagen um Futter,
teilweise sogar laut schreiend. Oft balgen sie sich auch und kämpfen darum. Beim Kauf der
Futterfische werden die Besucher so richtig abgezockt: für 6 Fischchen müssen $5 hingeblättert werden. Aber man glaubt nicht, wie viele Leute kaufen, wahrscheinlich wegen der bettelnden Kinder.
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- An dem Caribbean Gezeiten Pool kann man jede Menge Vögel beobachten: alle Sorten von
Reihern, für die auch des öfteren ein Fischchen abfällt.
- Dann geht’s weiter und wir treffen alte Bekannte wieder: die Manatees - The last Generation. Den Besucher wird ein Lehrfilm von Homosassa Springs gezeigt insbesondere darüber, wie
man die Tiere schützen kann. Wir können die graue Seekuh mit ihren zwei Jungen sowohl von
oben als auch von unten in ihrer stoischen Ruhe bewundern, sie stören sich offensichtlich kaum
an uns und den anderen Besuchern.
- Auch ein kleines oberirdisches Becken mit Haifischchen der kleineren Sorte ist zu beschauen,
aber richtig interessant wird es in der Ausstellung „Terrors of the Deep“. Diese Ausstellung
soll uns die Schrecken der Meere nahe bringe. Der Terror der Tiefe ist ein riesiges Wasserbecken, in dem insbesondere große Haie und Barracudas gemächlich ihre Kreise ziehen. Wir
wandern durch einen riesigen Acryl-Tunnel mit Laufband - es soll der Weltgrößte sein, unter
dem machen es die Amis nicht - durch das überdimensionale Aquarium und sehen die Raubfische der Tiefsee über und neben uns schwimmen. Muränen gruseln uns mit ihren scharfen Gebissen, Piranhas, Stachelrochen, Kugelfische... In kleineren Aquarien gibt es ein tropisches Riff
zu bestaunen, Quallen, Seedrachen, Seepferdchen und die verschiedensten tropischen Fischchen, Krabben, Krebse und auch farbenprächtige aber giftige Frösche.
- Im Pinguin Encounter finden Hunderte von Pinguinen, darunter Kaiser- und Königspinguine, Pinguine mit und ohne Schopf, auch die Felsenpinguine, ein frostiges Zuhause. Auf einem
Band fahrend, zieht man langsam an ihnen vorbei. Sie lassen sich von Schnee und Eis berieseln
und stinken ein bisschen fischrig vor sich hin. Genau gegenüber der Pinguinanlage ist eine lange Tafel wunderschön vornehm eingedeckt, man kann also speisen (gegrillten Pinguin?!) und
gleichzeitig die Tiere beobachten. Den Gästen, die dort zum Schmaus gebeten werden, wer
auch immer es sein wird, machen Geruch und die etwas kühle Raumtemperatur hoffentlich
nichts aus.
- Die letzte Station der Ausstellung für heute ist die Wild Arctic. Hier kann man entweder mit
Ski oder per Helikopter die Arktis „erkunden“. Hier scheiden sich unsere Geschmäcker. Geli
und Klaus mögen es etwas ruhiger und gehen zu Fuß, Frank und ich erleben mit dem Flieger
die Antarktis. Letzteres ist sehr faszinierend. Über die schneeweiße Landschaft fliegend beobachten wir Eisbären, Rentiere, Wale. Wir überfliegen eine Antarktisstation. Und natürlich ist
im Flieger auch ein wenig Action angesagt, das Streifen von Felsen und Gletscher meistern wir
mit Bravour. Ein wenig durchgeschüttelt, aber sehr beeindruckt verlassen wir unseren „Hubschrauber“.
Beim Rundgang durch Seaworld amüsiert uns eine Sache besonders, neben all den Tieren, die
irgendwie mit Wasser zu tun haben, gibt es aus welchem Grund auch immer - wahrscheinlich,
weil sie Wasser saufen - eine Pferdeausstellung. Aber es sind keine gewöhnlichen Tiere, alle
sind irgendwie besonders zurecht gemacht. So ein richtig schöner Pferdehintern mit
Dekoration um den eigenwillig gestutzten oder geflochtenen Schwanz verlockt unheimlich zum
Fotografieren.
Was wäre ein Vergnügungspark ohne Rides:
- Da wäre zuerst der Krake, eine Achterbahn. Das hattet ihr doch schon, wird der Leser sagen, aber dieses Geschütz ist wohl das schärfste Ding, ein wahres Höllengefährt. Geli verzichtet dankend, aber Frank muss auch diesen noch Thrill mitnehmen. Die zur Seite und nach vorn
offenen Wagen sind eher rasende Sessel mit Rückhaltebügeln und erinnern nur sehr vage an die
üblichen Achterbahngefährte. Die Wagemutigen werden bis auf eine Höhe von 15 Stockwerken katapultiert und 3 Minuten und 40 Sekunden lang mit 60 Meilen/h durch sieben
Highspeed-Loopings durch die Monster-Lagune und unter einem Wasserfall hindurch in den
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Untergrundgeschossen. Nach diesem Höllentrip hat Frank die Nase voll von allen Achterbahnen der Welt.
- Geli und mir hat es das nasse Element angetan: Return to Atlantis ist eine sensationelle
Wasserbahn, bei der keine Faser am Leib trocken bleibt. Boote mit vier Reihen - wir sitzen
natürlich in der ersten Reihe - werden zweimal ordentlich beschleunigt und durch einige Katakomben getrieben. Zuerst gibt es eine kleinere Abfahrt zum Anfüttern aber zum Schluss geht es
so was von steil bergab, mir ist doch sehr mulmig. Als wir unser Gefährt verlassen, gehen wir
zuerst einmal in eine stille Ecke in der Bahn und bevor das nächste Boot ankommt, schnell die
Sachen von Leib und auswringen, ich stehe nur in Unterwäsche da. Zum Glück ist niemand mit
dem Fotoapparat in der Nähe. Aber auch mein Lila-Lederrucksack ist pitschnass und leider
nicht farbecht. Wir versauen damit sowohl Franks weißes T-Shirt als auch meine Bluse. Hoffentlich kann ich sie zu Hause noch retten...
Essen tun wir im SeaWorld nicht, denn wie überall in den Parks ist das Essen auch hier sehr
teuer, deshalb freuen wir uns nach Verlassen des Parks (wie immer sind wir mit die Letzten)
auf unsere leckere abendliche Schwelgerei. Auf dem Weg nach Hause begleitet uns ein prächtiger, wunderschöner Abendhimmel. Wir kehren in ein Lone Star Steakhaus ein, das wie ein
Saloon eingerichtet ist. Ich bin immer bemüht, dicht hinter Frank zu bleiben, um den hässlichen
braunroten Flecken auf dem Rücken seines T-Shirts zu verdecken. Die Speisekarte bietet Leckeres: saftige Steaks mit einer „baked potato“ und Sour Cream, Taco's, Chicken Wings, Fried
Chicken Salad..... Die Steakqualität ist einwandfrei, auch Franks Rippchen sind lecker. Gedanken um englisches Rindfleisch brauchen wir uns nicht zu machen. Wir zahlen aber auch $ 47
für den Spaß und Klaus meint, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis doch eine gewisse Schieflage hatte.
Jedenfalls fallen wir alle, rundum satt und voll von Eindrücken, die auf eine Verarbeitung noch
warten müssen, ziemlich spät in die Betten und träumen uns in den nächsten herrlichen Tag
Sonnabend, 12.10.02
Wir stehen heute spät auf, 7:45 Uhr. Es ist schon eine Weile hell, die Sonne lacht und die
Wärme schon im Anmarsch und strömt durch die geöffneten Fenster. Da ist die Klimaanlage
machtlos dagegen, also schnell alles wieder zurammeln und fertigmachen für ein gemütliches
Frühstück im Freien, in unserer Veranda unter dem ziemlich lautlosen Propeller kann man es
zu jeder Tageszeit aushalten.
Heute ist „Ruhetag“, also richtig faulenzen ist angesagt. Und wo kann man das am besten,
wenn die Sonne lockt, natürlich am Wasser.
Also machen wir uns nach dem reichhaltigen Frühstück mit „scrambled eggs“ und auf besonderem Wunsch einem „sunny-side-up egg“ - Klaus hat derweil sogar frische Brötchen von Kash
n` Karry geholt - auf den 585er-Weg nach Honeymoon Island.
Am Eingang zum State Park entrichteten wir unseren Obolus, vier Dollar, dann sind wir mitten
drin in dieser faszinierenden Dünenlandschaft. Holzbänke zur Aufnahme unserer Klamotten
stehen bereit, wir können eine aussuchen und dann hinein in den mindestens 27 °C warmen
Golf von Mexiko. Kurz vor Mittag liegen wir relaxed im Wasser und schauen den Pelikanen
beim Fischen zu. Ach ist das schöööön!!! Auch heute am Sonnabend ist der Strand recht einsam und wir können die nahezu unberührte Natur genießen. Während die Anderen schnorcheln
und sich noch ein wenig im Wasser aalen, mache ich einen Spaziergang in Richtung Nordspitze
der Insel, hier ist es völlig menschenleer, nur vereinzelt verirrt sich mal ein Muschelsucher in
diese Gegend, dafür sind Unmengen von Seevögeln anzutreffen: Pelikane, Seeschwalben, Limikolen, Möwen...
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Die Dünenlandschaft ist generell als Vogelbrutgebiet ausgewiesen, überall sind Schilder aufgestellt. Aber von den Menschen droht wahrscheinlich keine Gefahr, wahrscheinlich gibt es vor
allem fliegende und schlängelnde Eierdiebe. Auf dem Rückweg wate ich ein wenig durch das
seichte Wasser und halte nach Muscheln Ausschau, finde auch ein paar Dollars, Sanddollars
natürlich, die mir aber lieber sind als die echten, zumindest in diesem Moment! Es sind versteinerte Seeigel aus der Tertiärzeit. Nach ca. 2 h Strandaufenthalt vermeldet Gelis Rücken, dass
es reicht und auch wir anderen wollen mal ja nicht übertreiben, also heimwärts Richtung Palm
Habor.
Da es noch einigermaßen früh ist im Vergleich zu sonst könnte man ja noch mal...Wir (Frauen)
meinen, heute vormittag ganz nette Sachen im Wal-Mart gesehen zu haben. Die Männer können wir ebenfalls davon überzeugen und so wird ein 2. Besuch in einem Tag dort fällig. Und
wir werden auch tatsächlich fündig, für Frank werden Hemd und Hose gekauft, Geli schlägt bei
einem tollen Rock zu, ich brauche einen Film für meinen neuen Fotoapparat, nur Klaus geht
leer aus, aber ihm bleibt ja die Freude an Gelis Anblick.
Wo und was essen wir heute abend? Irgendwie hat jemand auf der Rückfahrt von den Manatees an der Straße das Schild HONG KONG Buffet - all you can eat gesehen. Wir glauben,
es könnte an der Tarpon ave am K-Markt in Tarpon Springs (in der Nähe des Griechenviertels)
gewesen sein. Wir machen uns auf die Suche und finden die Gaststätte tatsächlich. Ich kann’s
gar nicht beschreiben, so was hab ich noch nicht gesehen. Wir dachten immer, in Deutschland
das China-Büffet wäre was. Kann man total vergessen. Das hier ist einfach überwältigend, es
war ein absolutes Wahnsinnsbüffet mit mindesten 80 unterschiedlichen Gerichten, alles von süß
bis scharf und sehr scharf, Langusten, Krabben, Seetang, andere unbekannte Meeresfrüchte,
Ente, Huhn, Rind, Schwein in den verschiedensten Ausführungen, Salate, Früchte und jede
Menge, mindestens 20 verschiedenster Schlackermaschüs für die Leckermäulchen.
Ich probier zum ersten Mal Seetang, kann sein aber muss nicht. Ich kann aber gar nicht sagen,
was mir am besten schmeckt, wahrscheinlich die Richtung kross und knoblauchig. Was die
Amis am liebsten haben, sieht man, wahrscheinlich das, was sonst teuer ist und sie sich nicht
leisten können: Langusten. Sie häufen Unmengen dieser Tiere um sich herum, fressen wie die
Schweine, die ganzen Tische verschmiert mit dem Schalenabfall. Es sind nicht nur Einzelfälle,
die kleinen Kellner tun mir leid, die sich das täglich anschaun müssen. Wir Deutschen wirken
daneben wie aus einem Panoptikum, aasen und schlingen nicht so fürchterlich (obwohl wir
auch reinhaun) und essen sogar mit Stäbchen. Es ist jedenfalls eine absolute Krönung und wir
wollen hier auf jeden Fall noch mal einschaun, zumal der Preis auch wirklich super ist: Werktags: $ 8.20, Sonntags $11.20.
Heute nach dem Essen geht es auch mal wieder in den Pool, allerdings nur Geli und ich. Ich
glaube, die Männer trauen sich nach dem opulenten Mal nicht mehr. Aber die Bewegung tut
uns richtig gut, wir können wieder Bäume ausreißen und so beschließen wir, heute abend endlich mal Rommé zu spielen. Es macht mal richtig Spaß bei einem kleinen Schlückchen (und
auch Knabberei kann schon wieder sein, obwohl wir vor kurzer Zeit noch dachten, heut geht
nix mehr) und wir dehnen den Abend bis kurz nach 23:00 Uhr aus. Wer gewonnen hat möchte
ich lieber nicht sagen, schließlich lobt man sich ja nicht gern selbst.
Sonntag, 13.10.02
Heute am Sonntag wollen wir es auch nicht in Hast angehen lassen. Bis heute haben wir 2200
km mit unserem Chevy zurückgelegt. Die meisten Strecken davon ist Klaus gefahren, der uns
aufgrund seines wirklich hervorragenden fotografischen Gedächtnisses immer schnell und sicher ans Ziel gebracht hat. Heute ist mal wieder tanken angesagt. Wer das nicht schon mal
getan hat, wird hier so seine Schwierigkeiten haben, befürchte ich. Bezahlt wird sowieso nur
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mit Karte, aber man muss vorher angeben, wieviel Gallonen (1 Gallone = 4,55 l) man tanken
will. Aber ich glaube, dass habe ich schon mal erwähnt, oder doch nicht, na egal. Ich schreibe
über diesen Tankstop, weil Klaus als ehemaliges MdB und Ökosteuergrüner an diesem Tag
genau um 9:25 Uhr den sinnigen Spruch prägt, der es verdient, wörtlich in diesen Annalen aufgezeichnet zu werden: „Selbst die teuersten Benzinpreise wären für Deutschland eine Wohltat...“. Ob es so ist, sei dahingestellt, auf uns einfache Bürger trifft dieser Aufschrei aber sehr
wohl zu.
Heute fahren wir auf dem Highway 75 an der Westküste entlang in Richtung Süden in Richtung Sanibel Island. Neben der Fahrt nach Cape Canaveral unsere längste Strecke. Wir überqueren wieder unsere Lieblingsbrücke, die Sunshine Skyway Bridge. Wir fahren vorbei an
unserem Outled Center und sind erstaunt dass wir es vor 5 Tagen nicht gleich gefunden haben.
Während der Fahrt fällt uns so allerhand auf: wieder die zweigeteilten fahrenden Häuser, die
zwecks Standortwechsel per LKW durch die Gegend kutschiert werden; am Rande des Highways sogenannte weight stations zum Wiegen von LKWs, was hier Pflicht ist; riesige Wasserhyazinthengewässer; ein so von uns getauftes „Campingauto“, wo das zweite Auto, der
Wohnwagen, an einem Haken geknüpft, mitfährt.
Um nach Sanibel Island zu gelangen fahren wir durch Fort Myers, einer Stadt, in der meist
Senioren zu Hause sind, mit gepflegten, kilometerlangen, Königspalmen-gesäumten Straßen, in
den Vorgärten viele Araucarien, diese merkwürdigen hohen, immergrünen, dichtbeblätterten
Bäume mit quirlig ausladenden Ästen, die man auch wiederholt in Deutschland findet. Die
technisch Interessierten zum Beispiel, könnten das Edison Haus besuchen, an dem wir auch
vorüberkommen. Edison war bekanntlich der bedeutendste Erfinder der modernen Welt.
Knapp 1300 Patente hat angemeldet, darunter die Kohlefadenglühlampe, das Telefon oder die
Filmkamera. Wir haben uns für das Museum keine Zeit genommen, weil die Natur lockt, aber
gern gesehen hätte ich den, von Edison zu Versuchszwecken gepflanzten Baum, der Wurzeln
vom Ast zum Boden schlägt. Der Baum wurde vor über 70 Jahren gepflanzt und bedeckt heute
eine Fläche in der Größe eines Tennisplatzes. Würde man ihn nicht dauernd zurechtschneiden,
so würde er heute die Fläche eines Fußballfeldes und mehr bedecken, heißt es.
Das Städtchen Cape Coral liegt unmittelbar, nur von einer Brücke getrennt, neben Fort Myers. Einfamilienhäuser und Luxusvillen prägen das Stadtbild. Vor den Häusern findet man
wunderschöne Briefkästen in den verschiedensten Farben und Formen, auch viele Delfine sind
beispielsweise darunter. Viele dieser Häuser und Villen liegen an künstlich geschaffenen Wasserstraßen. Diese bieten die Möglichkeit, hinter dem Haus ein Boot und damit den direkten
Zugang zum Golf von Mexico zu haben. Etwa 25 % der Bevölkerung in Cape Coral ist deutscher Herkunft. Wir sehen auch Golfanklagen und Tennisplätze, auch Wassersport wird groß
geschrieben. Also wahrlich ein Urlauberparadies! Zumal Sanibal Island, eine von den vielen
kleinen Inseln entlang der Küste von Fort Myers und Cape Coral, mit seinen Muschelstränden
und dem türkisblauen Wasser als Schnorcheleldorado zu bezeichnen ist. Diesem Drang können
wir natürlich auch nicht wiederstehen, wir tauchen also nach Schnecken und Muscheln. Eine
wunderbare Methode hat sich Geli dabei ausgedacht. Sie geht im etwa hüfthohen Wasser und
ruft, wenn ihre Zehen einen harten Gegnstand berühren. Klaus oder ich tauchen dann nach dem
Teil und befördern es an die Oberfläche. In den meisten Fällen ist es eine noch lebende Schnecke. Die kommen sofort wieder ins Wasser, weil das Fangen lebender shells verboten ist. Aber
etliche Gehäuse sind auch leer, die können wir getrost mitnehmen, solange die Taschen dafür
ausreichen. Frank hat jedenfalls mit seinen Shorts-Taschen ganz schön zu kämpfen, um seine
Hosen nicht ganz zu verlieren.
Außerdem gibt es am Strand auch professionelle Muschelsucher, sie waten nicht durchs Wasser, sonder sieben den Strand durch. Ich unterhalte mich mit einer jungen Frau, und sie erzählt,
dass sie Muscheln sucht, um Souvenirs daraus herzustellen und an Touris zu verkaufen. Auf
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Sanibel befindet sich auch das Bailey-Matthews Shell Museum. Es soll das einzige Museum
dieser Art in den Vereinigten Staaten sein. Es zeigt die zahlreichen, unterschiedlichen Arten
von Muscheln, die im Bereich der südwestlichen Inseln bis zu den Everglades gefunden werden.
Auf Sanibel Island, das zur Hälfte Naturreservat ist. befindet sich das J. N. Ding Darling
Wildlife Refuge. Fünf Meilen Rundweg warten auf Gäste. Wir können per Auto oder zu Fuß
die herrliche Natur kennenlernen - vom Mangrovendickicht mit seiner einmaligen Vogelwelt
bis zur Begegnung mit Alligatoren soll alles möglich sein. Wegen letzterem und wegen der 5
km sowie der schon fortgeschrittenen Zeit nehmen wir unser Auto lieber mit. Wie sich zeigt,
war die Angst vor großen Tieren überflüssig, wahrscheinlich suchen Alligatoren auch nach
schattigen Plätzchen bei der Hitze. Auch Schildkröten sind nicht zu finden, obwohl Schilder
darauf hindeuten, dass sie unseren Weg kreuzen könnten. Aber die Vogelwelt ist wirklich einzigartig. An verschiedenen Ausblicken halten wir und beobachten. Mich beeindrucken am
meisten die verschiedenen Reiherarten. Ich bin besonders begeistert von einem Rötelreiher, der
sich durch uns gar nicht stören lässt, mit ausgebreiteten Flügeln fischend auf uns zu stolziert.
Klaus schießt schnell eine Serie, dass werden bestimmt Wahnsinnsaufnahmen. Vor uns im
Wasser sehen wir auch Relikte aus der Urzeit von vor 350 Mio Jahren: Pfeilschwanzkrebse
(horses shoe crabes), trotz des „hohen Alters“ recht munter im Schlamm wühlend.
Ganz reizend ist auch der sich lufttrocknende Schlangenhalsvogel. Ich komme gar nicht hinterher mit dem Registrieren der mir von allen Seiten zugetragenen Arten. Zu erwähnen ist auf
jeden Fall noch Gelis Lieblingstier, der Waschbär. Eine Waschbärenfamilie läuft uns über den
Weg. Leider ist Klaus mit seinem Zoomer nicht da, Geli und ich verfolgen die Tiere, können
auch noch ein Foto schießen, bevor sie um die Ecke biegen und in den Mangroven verschwinden. Hier hinterher trauen wir uns aus verschiedenen Gründen nicht, weil es ersten doch ganz
schön dichtes Gestrüpp ist, in dem Waschbären bedeutend ortskundiger sind als wir und zum
zweiten haben wir ein wenig Angst vor der rot-schwarzen giftigen Coral Snake, der wir dann
ein halbes Stündchen später bei einem letzten Spaziergang schon fast bei Sonnenuntergang um
eine Teichlandschaft doch noch begegnen, aber zum Glück sucht sie gleich das Weite.
Nach 17:00 Uhr verlassen wir Sanibel Island mit knurrenden Mägen. Wohin heute? Gibt es
überhaupt noch ein Spezialitätenrestaurant, das wir ausgelassen haben. Wir staunen nicht
schlecht, als wir in Cape Coral eins entdecken, das uns bisher noch gar nicht in den Köpfen
rumspukte: ein irisches Restaurant.
Schön rustikal und erst mal was zu trinken. Infolge der Hitze und des Salzgehaltes von Luft
und Wasser sind wir wahnsinnig durstig. Hier gleich der Einwurf, die meisten Getränke, die wir
bestellen sind in der Nachfüllliste, d.h. die Gläser werden ein 2.und 3. Mal nachgefüllt, ohne
dass man extra bezahlen muss. Könnte in Deutschland auch eingeführt werden! Klaus isst Rind
mit Käse überbacken, Frank Lamm, Geli Lachs und ich Fish ´n Chips. Inklusive Vorspeise (Salat oder Suppe) und Nachtisch bezahlen wir nur $47. Wir sind rundum zufrieden und glücklich
über den Tag.
Auf dem Weg nach Hause erwischt uns zum ersten Mal richtig Regen, ein heftiges Gewitter
ergießt sich über uns, Wahnsinnsblitze erhellen den Himmel, ein tolles Schauspiel. Klaus, unser
Fahrer, muss sich aber sehr konzentrieren und kann das alles nicht so genießen, aber er bringt
uns sicher nach Hause. Wir tragen schnell noch die Artenliste zusammen und sinken dann doch
einigermaßen groggy ins Bett, um fit zu sein für das folgende Erlebnis am nächsten Tag.
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Montag, 14.10.02
Dieser Tag beginnt mit einem moderaten „Weck up“ um 6:30 Uhr. Wir schauen aus dem Fenster, es ist erstmals bewölkt und ein wenig diesig, wahrscheinlich noch die Folge der gestrigen
Gewitter. Wir haben 71 °F, d.h. 22 °C am Morgen. Die Nachrichten sagen aber wieder Temperaturen bis zu 89 °F an (ca. 30 °C). Also frühstücken wir erst einmal in aller Gemütlichkeit und
Ausgiebigkeit und wie immer ohne Hast in unserer Veranda. Auch das säugende Getier und die
Flattermänner sind schon rund um das Futterhäuschen versammelt. Und ab geht die Post um
8:15 Uhr in Richtung Orlando, also wieder Richtung Nordosten auf dem Highway 19. Ziel ist
Cypress Garden.
Runter von der Autobahn müssen wir durch die Lakelands fahren. Damit kommen wir auch
durch einige kleinere Orte. An einer Ampelkreuzung sieht sich Frank mit einer Autowerkstatt
konfrontiert und dazu noch mit einer, die er liebt, mit viel Möhl und Pröhl, was schon von außen deutlich sichtbar ist. Jetzt erwacht einer seiner heißesten Wünsche; ja der eine interessiert
sich für Gullydeckel und muss aus jedem fremden Land ein Gullydeckelfoto mit heimbringen,
der andere sammelt Fahnen und der Meinige hat’s mit Autokennzeichen. Er war schon so
traurig, dass es bei unserer Kubareise nicht geklappt hat, aber die Amis sollten da etwas großzügiger sein: Also Klaus zum Anhalten „gezwungen“ und mit mir rein in die Werkstatt. Drinnen ist es urgemütlich, alte Sessel für die Pausen stehen auch rum neben alten Autos und Motorrädern und zwei Leute mittendrin, ziemlich kräftige Gestalten. Ich soll ein bisschen dolmetschen, aber ich stammele mir auch mit Händen und Füßen was ab, um einem schwergewichtigen Schwarzen Franks Anliegen zu erläutern. Autokennzeichen auf Englisch? Ich fasel etwas
von sign for cars, irgendwie versteht er uns, sicher nur, weil Frank immer auf das Schild von
einem Auto zeigt, und er ruft einen jüngeren Typen, wahrscheinlich den Lehrling, der mit
Frank verschwindet. Ich stehe ein wenig verlassen da, aber zum Glück nicht allzu lange und
kann in der Zeit ein paar der neugierigen Fragen des „Meisters“ beantworten, woher wir kommen, wie es uns in Florida gefällt, was wir schon gesehen haben und er äußert seine Ansicht,
was wir unbedingt noch sehen sollten. Dann kommt Frank freudestrahlend zurück, in den Händen das Objekt seiner Begierde. Der Junge neben im strahlt auch, über den 10-Dollar-Schein.
Ich schieße noch schnell paar Fotos, aber leider ohne die Leute, hab ich mich dann doch nicht
getraut...
Nach weiteren 45 Minuten Fahrzeit von Kissimmee in Richtung Osten kommen wir um 10:45
Uhr dann in Cypress Garden an, es ist der älteste Themenpark in Florida, schon über 65 Jahre
alt (1936 gegründet) und damit bald 10 Jahre älter als Disney. Der Eintritt ist billiger als der in
den bisher besuchten Parks: $36, aber trotzdem noch teuer genug. Dieser Park ist mal etwas
ganz anderes, völlig ohne Action, sehr geruhsam und scheint vor allem was für die älteren Semester zu sein. Vor allem die Karussells sind etwas altbacken, aber für kleine Kinder ganz in
Ordnung. Aber wer Blumen und Pflanzen liebt, kommt hier voll auf seine Kosten. Im Prospekt
steht, dass ca. 8.000 verschiedene Pflanzen und Blumen aus rund 90 Ländern der Erde rund
ums gesamte Jahr um die Wette grünen und blühen.
Seinen Namen hat der Park wohl von den Sumpfzypressen, die hier in großer Zahl zu bestaunen sind. Es sind wirklich sehr attraktive Bäume. Und das ist es auch, was diese Anlage auszeichnet, Natur pur, ein toll angelegter botanischer Garten, nicht nur für Botaniker ein wahrer
Leckerbissen. Unser Spaziergang führt vorbei an Bambushainen, Palmen, Bananenbäumen,
Rosen, Kamelien, Engelstrompeten, Gardenien, Magnolien, merkwürdigerweise für uns auch
an jeder Menge kleiner bunter Astern und so vieles mehr. Dabei überqueren wir Brücken, treffen Südstaatenschönheiten aus den Jahren um 1850 (mehr oder weniger schön, mehr oder
weniger korpulent, aber alle jung und eine war ziemlich unpassend zur Kleid ala „Scarlett“ in
Stoffturnschuhen). Eine besondere Attraktion ist der Banyan-Baum (Ficus banyalis: Würgerfeige), in dessen Schatten mehr als 200 Personen Platz finden sollen. Dieser Baum ist 50 Jahre
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alt und wurde irgendwann für 25 Cent erworben, so steht es geschrieben. Ich kann es nicht
glauben, habe sogar im Internet nachgeschaut, aber keine andere Altersangabe gesehen, der
Baum sieht jedenfalls aus, als wäre er schon 5000 Jahre alt... Es sind auch Themengärten angelegt, wie der biblische Garten, der französische Garten oder der orientalische Garten mit einem
ziemlich großen Buddha, oder man kann auch Blumentiere betrachten wie die Riesenschildkröte. Hier treffen wir sogar eine Schwerinerin, die zu Verwandtenbesuch in Florida weilt.
Was bei unserem Rundgang natürlich nicht ausgelassen wird, ist der sogenannte Bird Walk,
wo wir dann auch noch gleich ein paar Säuger sehen. Aber dieser Teil des Parks am Wasser
entlang ist nicht weiter erwähnenswert.
Was wirklich sehenswert ist, ist der Schmetterlingsgarten „The Wings of Wonder“, ein ziemlich großer Wintergarten, ich schätze zwischen 400-500 m2, mit über 50 Schmetterlingsarten
aus der ganzen Welt. Die Insekten, es müssen mehr als 1000 sein, die frei umherfliegen, sind
ziemlich zutraulich, einer landet auf meiner Hand und Klaus kann ihn gut fotografieren. Klaus
bestimmt ihn als einen Häherschwanz. Es wird ein schönes Foto.
Im Park liegt auch die Magnolia Mansion für alle Freunde des Südstaatenepos „Vom Winde
verweht“. Es ist ein Museum mit einer Sammlung von allem möglichen Kitsch aus diesem Film,
für die Amerikaner wohl so was wie ein Kultfilm. Scarlett O´Hara (Vivien Leigh) und Rhett
Butler (Clark Gable) lächeln uns von den Wänden, Tassen, Tellern, Gläsern....entgegen. Wir
verabschieden uns schnell daraus, ähnlich wie aus den Souvenirläden, bezeichnet als American
Cottach, die alle auf treu amerikanisch ausgerüstet sind.
Drei Shows sind ebenfalls zu sehen. Davon haben wir die erste gleich links liegen lassen: Mums
Festival, Klavierunterhaltung in einem Gartenpavillon. Wirkliche Attraktionen sind aber ist
wohl die Wasserski Show und die Eislaufshow, beide mehrmals am Tag stattfindend.
Die Wasserski Show findet in einem Skistadion am Ufer des Sees Eloise statt. Nach Rock´n
Roll Musik bewundern wir die Schanzensprünge der Jungen, das Wasserballett der Mädels und
menschliche Pyramiden, wobei es nicht an US-Patriotismus mangelt. God bless America ist
absolutes Muss, sowohl hier als auch bei der Eislaufshow, für die es sogar einer Eissporthalle
auf einer richtigen Bühne gibt. Aber dann zeigen russische Eiskunstläufer der Truppe „Moscow on Ice“ hier ihr wirklich tolles Können in einer unterhaltsamen Eiskunstlauf-Darbietung
mit den farbenprächtigsten Kostümen und Kulissen unter dem Motto „Skate the States“. Das
Abschlussbild mit der amerikanischen Flagge in Russenhand ist wieder richtig geil, aber inzwischen haben wir uns an diese Art der Präsentation gewöhnt.
So verabschieden wir uns von Cypress Garden und fahren auf dem Highway 60 in Richtung
Heimat.
Was nun mit einem hungrigen Magen anfangen, der sich total auf Obst und Gemüse eingestellt
und einem Mund, der schon entsprechend eingespeichelt hat. Da gibt es in Amerika die wunderbarste Alternative der Welt zu diesen Straßenmärkten und die heißt „Sweet Tomatoes“.
Liebe Leute, ich kann euch sagen, da verabschiedet ihr euch von allen Märkten, so was habe
ich noch nicht gesehen, gerochen, geschmeckt! Hier wird man unbedingt zum Vegetarier. Ich
habe noch nie eine größere Salatbar gesehen als in diesem Salat-Büffet-Restaurant, ich konnte
mir im Leben nicht vorstellen, diese Unmengen von kaltem und warmem Grünzeugs, Broten,
Pasta, Suppen, Sweets, Eis. Und das all you can eat. Für all dies zahlt man nur zwischen §6-7
pro Person, je nachdem zu welcher Tageszeit man einkehrt. Warum gibt es das nicht überall in
Deutschland? Eine echte Marktlücke!
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Dienstag, 15.10.02
Glaubst du, werden wir auch Krokodile in freier Wildbahn sehen?“ frage ich Frank morgens im
Bett zögernd und etwas nervös in Vorfreude auf das Kommende. Nicht das ich ängstlich wäre,
wahrscheinlich sind es ja auch sowieso nur Alligatoren...
Und somit wisst ihr schon, wo wir heute und auch morgen sein werden. Nicht in einem Zoo,
auch nicht in einem Freizeitpark. Den Leckerbissen unserer Reise haben wir uns bis fast zum
Schluss aufgehoben. Klaus (dem es zum Glück wieder gut geht) sagt, er habe schon als kleiner
Junge davon geträumt, einmal die Everglades zu erleben.
Bei leicht bewölktem Wetter fahren wir nach einem opulenten Frühstück (wer weiß, wann es
wieder was gibt, wir fahren ja jetzt in die Wildnis) um kurz vor 8:00Uhr über die Sunshine
Skyline in Richtung Süden. Ich werde von Klaus beauftragt, die beobachteten Arten (Vögel
natürlich) zu dokumentieren, dass auch keine durch die Lappen geht. Aber die Sorge hab ich
nicht wegen des phänomenalen Gedächtnisses von Klaus (siehe Vogelliste unter
http://home.arcor-online.de/klaus-dieter.feige/), jedenfalls diesbezüglich.
Unterwegs kommen wir an der Landwirtschaft Floridas vorbei, an Erdnuss- (die sich im Nachhinein als Sojafelder entpuppen) und Melonenfeldern, an großen Baum- und Pflanzenschulen,
Garten-Centern, Kakteenlandschaften. Wir beobachten Grackeln, die aus den Grills der Trucks
die toten Insekten rauspicken, fotografieren die gelben Schulbusse und allerlei Getier am Straßenrand: außer Vögel auch Zikaden und Krebse. An einer Tankstelle machen wir unterwegs
noch schnell einen Coffee-Stop, ich glaube bei Naples, durchfahren Homestead mit seinem
Kürbismarkt und Florida City, bevor wir gegen 15:30 Uhr einen der Eingänge zum Weltkulturerbe „Everglades“ für $10 passieren. Ein stürmischer Empfang erwartet uns... bezogen auf
die Witterung. Jetzt beginnt das Abenteuer.
Der Everglades Nationalpark: Er nimmt wohl den größten Teil der sumpfigen, subtropischen
und tierreichen Südspitze Floridas, eine Fläche von ca. 4000 km2 (Gesamtfläche der Everglades: über 10000 km2) ein. Vom 100 km nördlich gelegenen Lake Okeechobee, dessen Wasserspiegel nur knappe 5 m über dem Meeresspiegel liegt, fließt durch die Everglades der breiteste (bis zu 80 km breit, aber ich habe das Gefühl, so ganz genau weiß das niemand, ich habe
auch schon die Breitenangabe von 150 km gelesen), flachste (ca 15 cm tief) und langsamste
Fluss des amerikanischen Kontinents, der Broad River. Die Wassermassen durchqueren die
Everglades nach Süden und münden in die Florida Bay. Wir finden hier 4 oder 5 unterschiedliche Biotope, am beeindruckendsten ist das Graslandbiotop. Auf dem kalkhaltigen, schlammigen Grund dieser endlos scheinenden Wasserfläche wächst ziemlich hohes Sägegras, so dass
das Wasser kaum noch auszumachen ist. Durchsetzt ist die Fläche mit sichtbaren Gräben und
Wasserlöchern. Dazwischen müssen sich kleine Erhebungen (Hammocks) befinden, denn man
sieht in Abständen immer wieder dicht mit kleineren Bäumen und Büschen bewachsene Stellen.
Durchsetzt ist das ganze Gebiet mit Mangroveninseln, Zypressensümpfen u.ä.
Ein Eldorado für Alligatoren und Krokodile: Die Everglades sind weltweit das einzige Areal, in dem Alligatoren im Süßwasser und Krokodile im Brackwasser der Küstenregion gleichzeitig vorkommen, Schlangen Lurche, Insekten (Mosquitos, aber davon später) und Vögel
über Vögel.
Z. B. beobachten wir allein acht verschiedene Reiherarten, deren Namen mir bis dahin nicht
einmal geläufig waren. Aber auch Säuger treffen wir an wie z. B. das Weißwedel-Hirsch, auch
Oppossums und Fuchs-Eichhörnchen soll es geben. Auf der Fahrt in Richtung unseres Tagesziels der „Flamingo Lodge“ machen wir auch einige Todfunde: ein überfahrener Waschbär
und eine tote Schildkröte. Außerdem müssen wir uns lt. Hinweisschild die nächsten fünf Meilen vor den die Straße überquerenden Floridapanthern in Acht nehmen... Leider bekommen wir
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sie nicht zu Gesicht, dafür aber am Straßenrand zwei Schildkröten, Loggerhead oder Rotbauch- Schmuckschildkröten, beide Arten kommen vor.
Den ersten Halt machen wir an einer Station, dem Main Visitor Center. Hier erhalten wir
viele Hintergrundinformationen und Wissenswerte über die Everglades: Sie gehören zu den
ornithologisch und faunistisch interessantesten Gebieten unserer Erde. So sollen in den Everglades ständig ca. 300 Vogelarten und weit über 1000 Pflanzenarten anzutreffen sein. Außerdem gibt es auch einen deutschen Parkführer und man könnte sich im direkt angeschlossenen
Giftshop mit zahlreichen Souvenirs eindecken. An der Station werden auch Fahrten mit dem
Luftkissenboot mit ziemlich lautem Propeller in die Gras-/Sumpflandschaft angeboten. Uns
verblüfft, dass Tiere und Menschen den Krach aushalten.... Wir verzichten auf diese Fahrt und
werden uns nach einem ruhigeren Gefährt umsehen, obwohl das Luftkissenboot sicherlich die
unwegsamsten Plätze erreichen kann. Der Preis /Person und Stunde beträgt ca. $ 30.
Hier an der Station hat Geli die erste Begegnung der unheimlichen Art. Auf einem Steg, der
rund um die Hütte führt, erkundet sie das Umfeld und schnappt ein wenig frische Luft. Ahnungslos beugt sie sich übers Geländer und sieht sich Auge in Auge mit einem Alligator, weniger als 2 m unter ihr. Mit einem Aufschrei lockt sie auch uns an und alle zusammen bewundern wir das vielleicht wie mir scheint mindestens 3 m lange Ungetüm. Auch einen kleineren
Alligator, fast noch ein Baby, können wir noch ausmachen. Ob beide zusammen gehören?
Bei unserer Weiterfahrt kommen wir an einigen Seminolen-Dörfer vorbei. Es sind die Nachkommen verschiedener, im 18. Jh. von den weißen Eroberern in die Sümpfe Floridas getriebenen Indianerstämme, für die der Tourismus heute die wichtigste Einkommensquelle bildet. Wir
halten nicht, auch weil wir gehört haben, dass dort zum Gaudi für die Touristen Schaukämpfe
mit Alligatoren ausgetragen werden. Diese „Attraktionen“ sind wohl historischen Ursprungs,
da die Reptilien früher das Hauptnahrungsmittel der Indianer waren.
Dafür machen wir aber Abstecher zu den 3 Aussichtsplattformen
-“Pa-hay-okee“
-“Paurotis Pond”
-“Nine Miles Pond”
Zu allen Punkten führen Rundwege und man hat einen grandiosen Blick auf die Weite der
Graslandschaft und das alles Moskito-frei, noch.
Am späten Nachmittag kommen wir im Südzipfel des Parks und Floridas in Flamingo-Lodge
an. Die Lodge ist der Rest des ehemaligen Fischerdorfs Flamingo. In einem der 4-Bett-Zimmer
der Lodge wollen wir eine Nacht zubringen. Es ist die einzige Unterkunftsmöglichkeit in den
Everglades. Es gibt wohl keine bessere Stelle, die Erkundung der Everglades zu beginnen. Neben der Lodge befindet sich auch die Marina. Von hier aus können Bootsausflüge in die Florida Bay unternommen werden.
Nachdem wir Quartier gemacht haben, alles sauber und ordentlich, erkunden wir die Lodge
und das Gelände. Komisch denken wir noch, wo sind denn die Moskitos, es scheint wir haben
eine günstige Jahreszeit erwischt.
Das haben wir auch, aber sie machen uns trotzdem ausfindig und zwar am Aussichtsturm nahe
der Lodge, am Eco Pond. Wir haben ihn in Moskito-Pond umgetauft. Beim Rundgang um den
kleinen See, auf den man von Eco Pond einen wunderschönen Blick hat, führen wir zeitweilig
wahre Indianertänze auf, aber alles nützt nichts, wir müssen es mit Gleichmut ertragen.
Ich lese, dass es im Park soll es 43 Arten von Moskitos geben. Für uns geplagte Besucher ist
dies aber völlig „wurscht“, denn Stechen und Blutsaugen tun sie alle mehr oder weniger, vermutlich eher mehr. Sie haben ja auch die optimalen Bedingungen: sie wachsen und schlüpfen in
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den seichten Gewässern und sollen besonders in den warmfeuchten Monaten von Mai bis Oktober in gewaltigen Mengen vorkommen und auf uns Säuger lauern. Wir haben also von der
Reisezeit her noch Glück im Unglück. Gegen diese Plagegeister hilft auch absolut gar nichts,
vielleicht ein Kosmonautenanzug, aber nicht mal da wäre ich mir sicher. „Autan“ scheinen sie
als Sahnehäubchen zu genießen.
Aber nicht nur die Moskitos sind auf dem Rundgang bemerkenswert, wir entdecken ein
wahnsinniges Vogelleben auf den Gewässern, vor allem auf den kleineren, etwas abgeschiedenen Teich, wo sich auch Alligatoren in guter Sichtweite aufhalten, Schlangen suchen schnell
das Weite, zum Glück und auch sonst ist allerlei Kleingetier, Zikaden, Frösche, Krebse zu beobachten.
Nach dem Rundgang kehren wir in die Marina zurück, die Moskitohäufigkeit wird merklich
geringer, am offenen Wasser sind die kleinen Biester wie weggeblasen. Wir bleiben am Atlantik, buchen für den nächsten Tag eine Fahrt mit dem Motorschiff „Pelican“ und lassen uns an
der Marina häuslich nieder. Da keine Tourismus-Hauptsaison ist, gibt es in der Lodge selbst
keine Möglichkeit zum „Essen fassen“, aber ein Shop auf dem Gelände der Marina bietet alles
an, was wir brauchen. Zum Abendbrot verdrücken wir Sandwichs, immerhin eine amerikanische Tierart, die weltweit nicht vom Aussterben bedroht ist. Sogar der Kaffee schmeckt.
Wir beschließen noch ein Bad im Pool zu nehmen und dann das Gelände zu erkunden, immer
jedoch in Nähe des Wassers zu bleiben. In die Lodge ist ein riesiges Swimmingpoolareal integriert und was das Schärfste ist, alles total mit feinmaschigstem Fliegengitter umspannt. Wir
können uns also richtig wohlfühlen und austoben, sind auch die einzigen Poolnutzer heute Abend. Als es dunkel wird, gehen wir auf Pirsch ins Gelände, wobei wir von einem Parkwächter
beobachtet werden. Er kommt auf uns zu und fragt uns ein wenig aus. Dann bekommen wir
von ihm den heißen Tipp, dass die Alligatoren/Krokodile in den Abendstunden ziemlich dicht
an die Marina herankommen, manchmal auch aus dem Wasser heraus. Das müssen wir sehen,
also zurück ans Wasser!
Am Ufer sehen wir nichts, aber im Wasser schwimmt was und es hält genau auf die Brücke zu.
Klaus fotografiert und im Blitzlicht sehen wir etwa einen Meter unter uns den riesigen Kopf
des Reptils. Eine Gänsehaut breitet sich auf meinen Armen aus. Ich glaube, alle erschauern und
erstarren ob dieses Anblicks. Der Alligator lässt sich aber nicht beeindrucken und schwimmt
gemächlich aus unserem Blickfeld.
Für heute ist unser Bedarf an Abenteuern gedeckt. Wir schlendern in unser Hotel und machen
uns im Vierbettzimmer 101 breit. Den Rest des Abends verbringen wir mit Romme-Spielen,
das zweite Mal während unseres Floridaaufenthalts. Gegen 23:00 Uhr ist Bettzeit angesagt, wir
wünschen uns eine schnarchfreie Nacht!!! Die Männer treffen noch eine Verabredung für den
nächsten Tag.
Mittwoch, 16.10.02
Um 6:30 Uhr, es ist fast noch dunkel, verlassen uns die Männer zu ihrer geplanten Vogelbeobachtungstour. Es regnet ein wenig, sie lassen sich trotzdem nicht entmutigen. Everglades da ist Frühaufstehen ein Muss für die Experten.
Geli und ich knipsen noch mal unsere Augenlichter aus und dämmern weiterhin ein wenig in
den Morgen, obwohl wir alle unerwartet, ungestört gut geschlafen haben. Das Wetter verlockt
überhaupt nicht zum Aufstehen, die Güsse verstärken sich sogar.
Unsere armen Männer, wegen des Regens tun sie uns leid, aber das da draußen etwas noch
Gemeineres auf sie gewartet hat, vermuten wir so nicht. Geli und ich sind erst mal froh, dass
sie pünktlich gegen 8:00 Uhr von ihrer Tour zurück sind, total begeistert von der erwachenden
Vogelwelt trotz aller Widrigkeiten. Und es muss wirklich außergewöhnlich gewesen sein, sonst
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hätten sie es nicht solange draußen ausgehalten. Neben dem Regen, der aber weiter nicht sonderlich gestört hat (für Birder gibt es kein schlechtes Wetter, nur schlecht angezogene Leute)
und sie sind wirklich ziemlich durchnässt, schildern sie uns vor allem den Überfall der Moskitos. Die Zwei haben zwar Gummisachen angehabt und sich diese sogar zugebunden an den
Ärmeln, aber die kleinen Biester finden jede Einschlupfmöglichkeit, und das Fernglas muss ja
auch benutzt werden, so dass man von zerstochen schon nicht mehr reden kann, vor allem der
Hals-, Gesichts- und Handbereich ist betroffen. Aber wenn man sich beherrscht und nicht anfängt zu kratzen, sind die Einstiche bald nicht mehr spürbar. Und erlebt haben muss man das
allemal, sagen die Männer.
Die beiden Moskitojäger nehmen jetzt jedenfalls erst mal eine belebende Dusche, ich eile derweil vor zum Lodge Office, wo ich eine herrliche Mangrovenblüte gesehen hatte, die unbedingt
ein Foto wert ist. Sie sieht aus wie eine Blüte aus Porzellan. Auf dem Weg zurück überrascht
mich ein Wolkenbruch (zum Glück kein Hurrikan, Hurrican Saison ist von Juni bis November!), dann klärt sich zum Glück der Himmel auf. Wir räumen unser Zimmer, packen die Klamotten in den Chevy und machen uns auf den Weg zur Marina, von wo um 10:00 Uhr das
Schiff zu einem Trip in die Gewässer der Everglades starten soll.
Vorher müssen beim Shop Kaffee und Sandwich uns Kraft für die Abenteuer des Tages geben.
Es hört pünktlich auf zu regnen und während des Frühstücks haben wir die Muße, eine Amerikanerkrähe bei ihrer Morgenbeschäftigung zu beobachten.
Pünktlich 10 Uhr schiffen wir uns auf der „Pelican“ ein, es hat völlig aufgehört zu regnen. Mit
uns sind noch weitere Passagiere an Bord gekommen. Wir können gemeinsam die 2-stündige
Tour genießen. Der Schiffsführer gibt viele Erklärungen und wir bekommen auch ein deutsches
Informationspapier, dass wir aber leider nach Beendigung der Fahrt wieder abgeben müssen.
Die zweistündige Fahrt führt durch eine Vielzahl von Kanälen in die Weißwasserbucht. Wir
erfahren viel über die Welt der roten (lange, gebogene, rötliche Stützwurzeln), schwarzen
(schwarze Rinde, silbergrüne Blätter, bleistiftartige nach oben wachsende Luftwurzeln) und
weißen (breite, ovale, dicke, hellgrüne Blätter) Mangroven im Buttonwood-Kanal. Die
Mangrove ist sowohl Schutzpflanze der Uferregionen als auch Brutplatz für Meerestiere.
Weil wir scharf Ausschau halten, entgehen uns die Alligatoren am Ufer nicht, oder sind es
diesmal Krokodile? Es soll hier tausende Florida-Alligatoren geben, sie haben eine gedrungene,
U-förmige Schnauze und sind ziemlich dunkel. Aber nur ca. 800 Florida-Krokodile mit der
langen schmalen Schnauze und der braunen Färbung leben hier. Auch Manatees, Haie und Delfine sollen hier vorkommen, diese sehen wir heute aber leider nicht. Doch freilebende Tiere
warten halt nicht auf Touris...
Später weichen die Mangroven den tropischen Holzbäumen, dominierend hier ist der Buttonwood (Knopfholz), dessen Äste über und über von Epiphyten bewachsen sind. Gerade die
Bromelien dienen als Brutstätte einer Vielzahl der Insekten des Park, u.a. auch den geliebten
Moskitos. Da sie aber auch als Futtergrundlage dienen, sammeln sich hier viele Frösche an, die
wiederum für Schlangen ein Leckerbissen sind, die Schlangen locken dann weitere Tiere wie
Vögel und Waschbären an. Wir stehen sozusagen am Anfang dieser Nahrungskette...
In den Everglades haben wir mindestens 8 verschiedene Reiherarten beobachtet (Silberreiher,
Dreifarbenreiher, Schmuckreiher, Grünreiher, Rötelreiher, Blaureiher, Kuhreiher, Goliathreiher, sogar einen weißen), Klaus hat bestimmt noch mehr aufgeschrieben.
Um 12:30 Uhr landen wir wieder in Flamingo und machen uns auf den Rückweg Richtung
Osten, weil wir wissen, dass wir noch an mehreren Aussichtspunkten vorbeikommen werden,
für die wir auch noch einige Zeit einplanen müssen. Und genauso kommt es dann auch. An
einem Gewässerarm hält Klaus das Auto an und gleich an diesem Pond erwartet uns am Ufer
liegend ein Alligator, ca. 2.5 - 3 m von unserem Auto entfernt, vielleicht 3 m lang. Wir trauen
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uns aber nicht auszusteigen, öffnen nur die Wagentür ein wenig, und machen aber bei halb geöffneter Tür ein paar Schnappschüsse.
Jetzt fahren wir aber erst mal weiter Richtung Miami, wenn wir schon im Südosten sind, wollen wir wenigstens einen kurzen Abstecher in die Stadt an den Strand machen, wo die Schönen
und Reichen und Hasselhoff und seine Baywatcher zu Hause sind. Dank Klaus´s Fahrkünste
und Ortskenntnis gelingt es uns tatsächlich, auch dort anzukommen. Wir fahren an den Art
Deco-Gebäuden mit ihren wunderschönen Fassaden und den pastellenen Farben vorbei. Diese
einmaligen Häuser wurden von Barbara Capitman und Leonard Horowitz entdeckt, und sie
gründeten 1970 die „Miami Design Preservation League“. Sie richteten in Miami Beach mit
anderen Denkmalschützern eine 1 Quadrat-Meile große Zone ein, die als Art Deco District
bekannt wurde. Es handelt sich um ca. 800 Gebäude, deren Bauweise an die Architektur der
Babylonier, Azteken, Mayas und Ägypter angelehnt ist.
Wir verlassen Miami mit einem Blick auf die Skyline und seine Umgebung nicht, wie wir gekommen sind - auf dem berühmten Everglades Parkway, sondern dem wesentlich weniger
bekannten und daher auch nicht so stark frequentierten Tamiami-Trail (US 41). Tamiami soll
sich aus den Städtenamen Miami und Tampa, den Endpunkten der Straße, zusammensetzen.
Parallel zum Highway US 41, der den Everglades Nationalpark von Ost nach West durchschneidet, verläuft eine Wasserstraße, der Tamiami-Kanal. Hier kann man sehr gut die Panzer-Echsen beobachten. Am sumpfigen, mit dichtem Gestrüpp bewachsenen Ufer des Kanals
liegen sie in in der Abendsonne. Der Tamiami-Trail ist ein Geheimtipp für Tierliebhaber. Da
es hier kaum menschliche Siedlungen, ja nicht einmal eine Cheeseburger-Bude gibt, und die
Straße mitten durch das Kernland der Sümpfe schneidet, kann man auch die unterschiedlichsten Vogelarten aus allernächster Nähe beobachten, und mit etwas Glück laufen sollen einem
sogar ein Gürteltier oder ein Waschbär über den Weg. Wir können während der Fahrt noch
einmal die gewaltige Graslandfläche bewundern und kommen immer wieder ins Schwärmen
über unsere Erlebnisse.
Aber Abenteuer erleben macht auch hungrig. In Naples halten wir an und essen bei einem Chinesen. Das Essen war lecker aber im Vergleich mit sonstigen Erfahrungen mit $ 78 überbezahlt
(ähnlich wie beim Griechen zu Beginn unserer Reise). Davon sind 15-20% Tax (Steuer).
Um 23:30 Uhr kommen wir müde und erschöpft, ausgepowert aber total glücklich zu Hause
an, fallen sofort ins Bett und schlafen den Schlaf der Gerechten.
Donnerstag, 17.10.02
Heute ist unser letzter Tag, bevor wir morgen das Land verlassen werden. Diesen Tag wollen
wir noch einmal in Ruhe genießen. Wir schlafen etwas länger bis 7:30 Uhr. Nach einem anständigen Frühstück grasen wir noch mal die Geschäfte in unserer Gegend ab, ich auf der Suche nach preisgünstigen Geschenken für die Kinder, obwohl ich jetzt schon nicht weiß, wie wir
alles mitbekommen wollen. Sandaletten für Frank sind allerdings wieder nicht dabei.
Mit unserem Einkauf „zu Hause“ angekommen, verstauen wir ihn irgendwie und erholen wir
uns bei einem Kaffee. Wir studieren ein wenig das sogenannte Haustagebuch. Hier haben viele
Leute Hinweise verewigt, was es sich anzuschauen lohnt und wo man lecker essen kann. Wir
haben alles und viel mehr erkundet, bis auf eine Sache, die soll heute Abend stattfinden. Aber
davon später.
Am Nachmittag beschließen wir, unserer Lieblingsinsel Honeymoon Island noch einen Besuch
abzustatten. Wir wollen bis Schließung des Parks um 19:00 Uhr dort verbleiben, um den Sonnenuntergang zu erleben. Wir baden ausgiebig bei angeblich stürmischem Wetter und kühleren
Temperaturen, (es stimmt wir, haben nur noch 25-27°C am Tag und ca. 20°C in der Nacht).
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Endlich fotografiere ich auch die große Schautafel mit den wunderschönen Schnecken und
Muscheln, die man auf Honeymoon finden kann.
Wir laufen noch ein Stückchen auf dem Naturlehrpfad der Insel, wo Fischadler(horste) zu beobachten sind. Klaus kommt dabei leicht vom Weg ab und hat mit seinen Füßen eine Pflanze
gestreift, die ihre Samenkapseln mit Widerhaken in seine Haut bohrt, winzige Teilchen, aber
außerordentlich lästig. Frank hatte auch schon mit ihnen Bekanntschaft gemacht auf der Fahrt
in die Lakelands. Wir gehen zurück, Klaus leise fluchend und immer versuchend, die Dinger
loszuwerden. Ich weiß gar nicht, was er mit seinen Söckchen gemacht hat...
Auf jeden Fall sind wir pünktlich zum Sonnenuntergang wieder am Ufer. Ich fotografiere mit
der Digitalkamera und sehe sofort, dass es wohl die schönsten Aufnahmen werden, die ich jemals von Sonnenuntergängen gemacht habe. Aber entscheidet selbst... Ich kann mich von dem
Anblick nicht lösen und bleibe bis die Sonne versunken ist.
Dann müssen wir den Park schnell verlassen, weil es schon nach der eigentlichen Schließungszeit ist, aber wir sind nicht die Letzten, mit uns kommen noch weitere Anbeter des Sonnenuntergangs.
Was essen wir nun an unserem letzten Abend in Florida, können wir noch was Neues finden?
Ja laut Gästebuch gibt es ein bestimmtes Outback Steakhouse (ist ein Steakhouse-Kette), in
dem wir noch nicht waren. Dort soll es nach der Niederschrift gut und reichlich zu essen geben. Wir fahren also hin. Uns überrascht, dass ziemlich viel Menschen vor der Tür stehen, ist es
so voll oder was machen die hier? Wir also rein. Unmittelbar am Eingang ist ein kleiner Stand,
besetzt mit einem jungen Mädchen, das an jeden Neuankömmling und potentiellen Steakesser
eine kleine Scheibe verteilt. Wir erhalten auch eine für uns vier und können uns nun wieder
nach draußen begeben. Mit der Scheibe hat es folgende Bewandtnis, wenn sie blinkt (welche
Elektronik auch immer dahintersteckt), ist ein Tisch für uns frei und wir dürfen eintreten. Wir
sind einigermaßen verblüfft.
Wir beraten und angesichts der Schlange, unserer knurrenden Mägen und des wirklich horrenden Preises beschließen wir zu dritt aufzugeben, sehr zum Leidwesen von Frank, der sich
schon auf ein 16 oz (Unzen) Steak gefreut hat.
Wir machen also etwas, was wir bisher noch nicht getan haben, wir besuchen eine Gaststätte
ein zweites Mal, das Tex Mex. Hier bedient uns Amy, eine ganz nette Kellnerin. Ich schiebe
mir wieder eine mächtige Ladung Tacos mit Salsa rein, Amy bringt sogar noch Nachschub.
Was Geli und Klaus gegessen haben, weiß ich nicht mehr. Ich bin voll auf unser Essen konzentriert: die Platte für zwei Personen mit Rippchen, Shrimps, Geflügel, Rind. Wir schaffen es
natürlich nicht und müssen uns eine Box geben lassen. Damit ist das morgendliche Frühstück
kulinarisch bereichert.
Eigentlich haben wir vor, unseren letzten Abend Rommee spielend zu verbringen. Aber daraus
wird nichts, Frank geht es ziemlich schlecht, wahrscheinlich überfuttert. So passiert das bisher
auch Einmalige, Familie Renne verabschiedet sich von Familie Feige schon um 9:30 p.m. Ich
lese mich heute Abend in den Schlaf, während Frank schon leise vor sich hinschnorchelt.
Scheinbar geht es ihm wieder gut.
Freitag, 18.10.02
Heute ist unser Abreisetag. Wir stehen um 8:00 Uhr auf. Zwischen Frühstücksvorbereitung
und Sachenzusammentragen machen wir noch mal Wäsche. Solch ein Urlaub ist mir noch nie
passiert, wir kommen mit frisch gewaschenen Klamotten zu Hause an.
Frank ist wieder auf dem Damm, aber vom Tex-Mex-Frühstück will er nichts wissen, also heben wir es uns zu Mittag auf. Spiegeleier sind ihm da zum Frühstück wesentlich sympathischer.
Es wird sowieso ein Frühstück des Resteessens.
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Wie zur Ankunft machen wir noch einmal einen Spaziergang durch die Wohnanlage. Außer uns
ist wirklich kein Mensch zu Fuß unterwegs. Daran werd ich mich wohl nie gewöhnen können,
auch nicht daran, das es keine gemütliche Geselligkeit wie in den südlichen Ländern in Straßenkaffees, meinetwegen auch in Biergärten gibt. Einfach schon wegen des herrlichen Klimas
in den Abendstunden vermisse ich das hier einfach, diese hochgezogenen Bürgersteige, wirklich merkwürdig. Na ja, andere Länder, andere Sitten. Wir haben jedenfalls fast jeden Abend in
unserer Veranda gesessen und geschnattert und hoffentlich keinen der Einheimischen in seiner
häuslichen Bequemlichkeit gestört.
Wir schauen noch mal in Kash´n Karry rein, um 5 Brötchen zu erstehen, dabei fallen uns die
Halloween–Utensilien ins Auge. Auch die Häuser hier sind schon fast alle halloweenmäßig
geschmückt. Schlager sind die bemalten Kürbisse in allen Größen, aber auch Gespenster mit
grausigen Fratzen können wir vor den Haustüren bewundern. Flaggen dürfen natürlich auch
nicht fehlen, Halloween ist ja ein Feiertag in den USA, eigentlich religiösen Ursprungs, aber die
Kinder finden ihn lustig.
Sie ziehen dann lustig oder gespenstisch verkleidet in der Nachbarschaft von Haus zu Haus,
rufen „Trick or Treat!' und bekommen Süßigkeiten oder Geld geschenkt. In Deutschland
scheint sich dieser Brauch auch schon enorm zu verbreiten, weshalb auch immer.
Von unserem Rundgang nehmen wir Spanish Moss mit, diese nichtparasitäre Pflanze, die keine
Wurzeln hat und wie ein grauer Bart von den Ästen besonders von Eichen und Zypressen
hängt. Wird sich gut an meiner Wandlampe machen. Auf dem Spaziergang fotografieren wir
auch ein Zitronenbäumchen mit riesigen Früchten. Wie sich herausstellt, gehört der Vorgarten
einem Deutschen, der das dazugehörige Ferienhäuschen gekauft hat. Stöhnend erzählt er, dass
er gerade Besuch aus Deutschland erwartet, zum Glück würden sie nicht zu lange bleiben. Wir
wollen und können diesen Besuch nicht vorwarnen, der Mann ist aber trotzdem recht sympathisch.
An einer Kreuzung von Palm Habor ist alles schon im Wahlkampffieber: „Vote Bilirakis“ (welchen auch immer, Gus oder Mike) steht überall in großer roter Schrift, Rot weiß, blau sind die
Farben auf den Transparenten. Gewonnen hat die Wahl 2002 zum Gouverneur aber keiner der
beiden Griechen sondern Jeb Bush, der Bruder von George Walker Bush. Mit diesem Gouverneur werden die Floridaner in Fox Chase an unserem Pool, wo sich die Postschließfächer und
die Zeitungsautomaten mit der Auslage der 1. Seite verschiedener regionaler Zeitungen befinden, wahrscheinlich noch öfter Nachrichten über Hinrichtungen zu lesen bekommen.
Auch wir konnten diese Seiten während unseres Aufenthalts hier studieren. Wir machen noch
einige Fotos von unserer Wohngegend und kehren in die Hounds Trail Zurück.
Zu Mittag verspeisen wir die Reste von Tex Mex, auch Frank. Bis auf ein wenig Margarine
haben wir alles verputzt.
Jetzt beginnt das Kofferpacken, ich schreibe lieber nicht mehr darüber, aber irgendwie und
irgendwo ist alles untergebracht. Ich schätze, unser Gepäck ist doppelt so schwer als auf der
Hinreise. Hoffentlich überschreitet der Koffer nicht das Limit: bei Atlantikflügen sollen zwei
Gepäckstücke mit je 32 kg pro Person möglich sein.
Gegen 14:00 Uhr verlassen wir unser gastliches Ferienhaus Richtung Tampa. Bei Alamo geben wir unseren Chevy ab, der uns wirklich gute Dienste geleistet hat und wir haben ihn wirklich gefordert.
Mit einer Stunde Verspätung um 18.50 startet der Flieger von Tampa nach Washington. Somit
haben wir in Washington nur eine halbe Stunde Zeit zum Umsteigen. Da sich aber alles auf
dem gleichen Gate befindet, es kein Problem, weil wir uns um das Gepäck diesmal nicht kümmern brauchen. Um 21.35 Uhr lösen wir uns in der Boeing 777 von den Vereinigten Staaten in
35
Richtung Frankfurt, wo es um diese Zeit 3.35 Uhr ist. Der Flieger ist ziemlich komfortabel,
jeder Passagier - sowohl in der Business Class als auch in der Economy Class - verfügt über
einen eigenen Bildschirm und ein Handset, mit dem er aus einer Vielzahl an Kinofilmen wählen
kann. Auch das Essen schmeckt sehr gut.
Sonnabend, 19.10.02
Am 19.10.02 landen wir um 10.37 Uhr in Frankfurt. Da wir den Flughafen nicht verlassen,
können wir auch noch nicht die herbstliche Kühle spüren. Noch einmal Aufsteigen und Landen
dann sind wir in Hamburg und warten, doch einigermaßen erschöpft, auf unser Gepäck. Wie
schon fast erwartet, unser nigelnagelneuer Koffer hat die Prozedur der Überforderung durch
Inhalt und Transport nicht unbeschadet überstanden. Zum Glück hat er aber seinen Inhalt bei
sich behalten und nichts ausgespuckt. Klaus macht sich auf den Weg, den Nissan zu holen. Wir
bewältigen und verstauen gemeinsam das Gepäck, schwierige Angelegenheit, die Rücksitze
müssen auch noch etwas unterbringen und fahren vom Flughafen Hamburg nach Hause zurück.
Diesen Reisebericht ergänzt mit Fotos und weitere Reiseberichte und Infos finden Sie unter
http://home.arcor-online.de/klaus-dieter.feige/