Fox @ MoMA: The Studio as Auteur
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Fox @ MoMA: The Studio as Auteur
Fox @ MoMA Fox @ MoMA: The Studio as Auteur ZOO IN BUDAPeST 18 Als am 16. Mai 1929 im Rahmen eines Banketts mit 270 geladenen Gästen im Hollywood Roosevelt Hotel in Los Angeles zum ersten Mal die Academy Awards verliehen wurden, gingen fünf von 12 der vergebenen Oscars an Produktionen der Fox Film Corporation: Beste künstlerische Produktion (Fox Film Corporation für SUNRISE), beste Hauptdarstellerin (Janet Gaynor für SUNRISE, 7TH HEAVEN, STREET ANGEL), beste Regie (Frank Borzage für 7TH HEAVEN), bestes adaptiertes Drehbuch (Benjamin Glazer für 7TH HEAVEN) und beste Kamera (Charles Rosher und Karl Struss für SUNRISE). William Fox war auf der Höhe seines Erfolgs: Der Besitzer von Nickelodeons und Kinos war 1914 in die Produktion von Filmen eingestiegen und hatte seine Fox Film Corporation in den 1920er Jahren zu einer der führenden amerikanischen Filmfirmen ausgebaut. Stets aufgeschlossen für technische Innovationen, hatte er sich Mitte der 1920er Jahre Patente für das Lichttonsystem gesichert, das sich in den 1930er Jahren durchsetzen sollte, experimentierte als einer der ersten mit Breitwandsystemen und frühen Formen des Merchandising und Cross-Marketing. Stärker als alle anderen Studios konzentrierte sich die Fox Film auf künstlerisch interessante Regisseure, etablierte die Namen von Raoul Walsh, John Ford, Frank Borzage, Howard Hawks und gab Erfolgsregisseuren aus Deutschland wie F. W. Murnau oder Erik Charell die Chance, ihren ersten amerikanischen Film zu drehen. Die besten Fox-Filme verbanden künstlerischen Anspruch mit kommerziellem Erfolg und gingen in die Filmgeschichte ein. Als William Fox Ende der 1920er Jahre zu seinem größten wirtschaftlichen Coup ausholte und MGM seiner Firma einverleiben wollte, scheiterte er an den AntiTrust-Gesetzen. Der Börsencrash von 1929 und ein schwerer Autounfall, der ihn für mehrere Monate außer Gefecht setzte, trugen dazu bei, dass er 1930 seine Anteile verkaufen musste und die Banken seine Firma übernahmen. Der Niedergang von William Fox wurde 1933 von Upton Sinclair ausführlich in seinem Buch »Upton Sinclair Presents William Fox« beschrieben. Die Fox Film Corporation produzierte weiterhin erfolgreiche Filme, blühte jedoch erst wieder auf, als sie 1935 mit der Firma Twentieth Century Pictures fusionierte und Dream Team: Gaynor & Farrell 7th Heaven (Im siebenten Himmel) | USA 1927 | R: Frank Borzage | B: Benjamin Glazer, nach dem Stück von Austin Strong | K: Ernest Palmer, Joseph A. Valentine | M: William P. Perry, Ernö Rapée | D: Janet Gaynor, Charles Farrell, Ben Bard, David Butler, Albert Gran | 118 min | OF | Movietone | Eine Geschichte unter, in und über Paris zu Beginn des Ersten Weltkriegs: Der Kanalarbeiter Chico nimmt die verwahrloste Diane in seiner Dachwohnung im 7. Stock auf. Die Mobilmachung trennt die beiden, doch im Universum von Frank Borzage, dem Meister des Melodrams, kann die Liebe wirklich alles bezwingen. Borzage ging ein großes Wagnis ein, als er mit Janet Gaynor und Charles Farrell zwei Unbekannte besetzte; er schuf so eines der größten Leinwandpaare, das bis 1934 in zwölf Filmen gemeinsam auftrat. Bei den ersten Academy Awards wurde Janet Gaynor für SUNRISE, 7TH HEAVEN und STREET ANGEL als beste Darstellerin ausgezeichnet. Die aufwändigen Sets erlaubten unvergleichliche Bilder, besonders der Kameraaufzug, mit dem der Aufstieg in den 7. Stock gefilmt wurde, und die Miniaturlandschaften, durch die die »Taxis de la Marne« fuhren. Berühmt wurde der Titelsong »Diane«, der auf der originalen Movietone-Tonspur des Stummfilms zu hören ist. ▶ Freitag, 9. September 2016, 21.00 Uhr Street Angel (Engel der Straße) | USA 1928 | R: Frank Borzage | B: Marion Orth, nach der Erzählung »Cristilinda« von Monckton Hoffe | K: Ernest Palmer | M: Ernö Rapée | D: Janet Gaynor, Charles Farrell, Natalie Kingston, Henry Armetta, Guido Trento | 102 min | OF | Movietone | Die Neapolitanerin Angela findet nach einem halbherzigen Versuch, als Prostituierte Geld zu verdienen, Zuflucht in einem Wanderzirkus. Dort wird sie als Artistin zur Hauptattraktion. Sie lernt den Maler Gino kennen und inspiriert ihn zu einem idealisierten Porträt. Fox Films bot dem Regisseur an, STREET ANGEL in Neapel zu drehen, das Borzage gut kannte. Doch er entschied sich dafür, alle Ressourcen des Studios in einem gewaltigen runden Set zu nutzen, in dem die Kamera fliegend, schwebend, gleitend verschiedenste Handlungselemente zusammenführte. Die Tonspur verwendet keinen Dialog; Musik, gesungene und gepfiffene Lieder verbinden die Liebenden, auch wenn sie getrennt sind. Der erste Texttitel in STREET ANGEL könnte über Borzages Gesamtwerk stehen: »Everywhere, in every town, in every street, we pass, unknowing, human souls made great through love and adversity«. ▶ Samstag, 10. September 2016, 21.00 Uhr Fox @ MoMA Darryl Zanuck die Leitung übernahm. Die 20th Century Fox existiert noch heute, zu ihren Erfolgsfilmen der letzten Jahrzehnte gehören STAR WARS (1977), ALIENS (1979), INDEPENDENCE DAY (1996), TITANIC (1997), XMEN (2000), ICE AGE (2002), AVATAR (2009) und THE MARTIAN (2015). 1935 verkündete das Museum of Modern Art in New York die Akquisition einer Gruppe von Filmen aus der Produktion der Fox Film Corporation und verbreitete eine Erklärung von Sidney R. Kent, der als Präsident der 20th Century Fox fungierte: »Ich habe mir die Aktivitäten des Museums für die Gründung einer Filmsammlung zur Erhaltung von Filmen verschiedener Produzenten angeschaut, die von bleibendem Wert für zukünftige Studien und Weiterentwicklungen der Filmkunst sind. Ich finde, dass dieses uneingeschränkte Unterstützung verdient, und es freut mich sehr, Filme der 20th Century-Fox Film Corporation dem Museum für seine Arbeit zur Verfügung zu stellen.« So gelangten wichtige Stummfilme und frühe Tonfilme in die Sammlung des Museum of Modern Art, die seinerzeit nur noch einen geringen kommerziellen Wert hatten. Dort wurden die wertvollen Nitromaterialien unter guten Bedingungen aufbewahrt und für Vorführungen in Archivkinos restauriert und umkopiert. Nachdem das Filmmuseum schon mehrere seiner eigenen Restaurierungen im Programm des Museum of Modern Art präsentiert hat, so 2012 eine vollständige Retrospektive der Filme von Werner Schroeter und 2015 unvollendete Filme aus dem Nachlass von Orson Welles, präsentiert das MoMA nun zum ersten Mal ein ganzes Programm mit restaurierten 35mm-Filmkopien aus seinem Bestand im Filmmuseum. Zu entdecken sind neben Erfolgsfilmen von Frank Borzage, die im Filmmuseum schon einige Male gezeigt wurden, vor allem unbekannte Werke, die zum größten Teil in Deutschland noch nicht zu sehen waren. Filme aus einer Phase der Filmgeschichte, die geprägt war von der Erfahrung des Ersten Weltkriegs, von Börsencrash und Depression, von Eskapismus, Musicals und märchenhaften Melodramen, aber auch von sozialen Dramen, ungewöhnlichen Genrefilmen und den Freiheiten der Pre-Code-Ära. Dave Kehr, Adjunct Curator des MoMA Department of Film, und David Stenn, Mitglied des MoMA Film Committee und Biograf von Clara Bow, werden nach München kommen und einige Filme einführen. Wir danken der 20th Century Fox und Hollywood Classics, die diese Präsentation unterstützen, und allen Mitarbeitern des Museum of Modern Art Department of Film für die gute Zusammenarbeit. Stefan Drößler / Filmtexte: Christoph Michel 19 Fox @ MoMA 20 Sunny Side Up (Hab’ Sonne im Herzen) | USA 1929 | R: David Butler | B: Buddy DeSylva | K: Ernest Palmer, John Schmitz | M: Buddy DeSylva, Lew Brown, Ray Henderson | D: Janet Gaynor, Charles Farrell, Marjorie White, El Brendel, Sharon Lynn | 123 min | OF | Der reiche John Cromwell ist darüber unglücklich, dass seine Verlobte Jane sich etliche Verehrer hält. Er bittet die Kaufhausangestellte Molly um Hilfe: Sie soll Jane eifersüchtig machen. Der erste gemeinsame Tonfilm für Gaynor&Farrell, ihre vierte Zusammenarbeit, braucht nur einen Hauch von Plot als Vorwand für ein bahnbrechendes Musical. Die Werbung versprach vollmundig: »The screen’s first original all talking, singing, dancing musical comedy.« Auch die ehrgeizigen Special Effects stehen ganz selbstverständlich im Dienste der Songs, wie in der epochalen Eskimonummer »Turn On the Heat«. Mit weiteren mitreißenden Songs wie »You Find the Time, I’ll Find the Place« und brillanten Choreografien, die in aberwitzigen Sets für die Kamera arrangiert sind wie später bei Busby Berkeley, nimmt SUNNY SIDE UP bereits die Entwicklungen der Musicals der 1930er Jahre vorweg. ▶ Sonntag, 11. September 2016, 21.00 Uhr A Director’s Medium: Raoul Walsh The Yellow Ticket | R: USA 1931 | Raoul Walsh | B: Jules Furthman, nach dem Stück von Michael Morton | K: James Wong Howe | M: Carli Elinor | D: Elissa Landi, Lionel Barrymore, Laurence Olivier, Walter Byron, Mi- Journalisten kennen und verschafft ihm illegal Informationen über die Abgründe im vorrevolutionären Russland. Das bringt beide in Lebensgefahr. Raoul Walshs Inszenierung in reichem Chiaroscuro betont immer wieder gerade die Dinge, die wir nicht sehen, während James Wong Howes ständig gleitende, schwebende Kamera uns tiefer und tiefer in die Geschichte hineinzieht. Anders als im Theatererfolg von 1914 (und in den drei früheren Verfilmungen) steht bei Walsh der Gelbe Schein nicht allein für die zaristische Unterdrückung der Juden; Walshs Thema ist die männliche Unterdrückung der Frauen. Einen der Männer, die die Heldin bedrängen, spielt Boris Karloff (ungenannt). ▶ Freitag, 16. September 2016, 21.00 Uhr Wild Girl | USA 1932 | R: Raoul Walsh | B: Doris Anderson, nach der Erzählung »Salomy Jane’s Kiss« von Bret Harte | K: Norbert Brodine | M: J. S. Zamecnik | D: Charles Farrell, Joan Bennett, Ralph Bellamy, Eugene Pallette, Irving Pichel | 80 min | OF | Salomy Jane lebt mit ihrem Vater in einer Kleinstadt in der Sierra Nevada. Die Männer im Ort stellen ihr nach, gegen ihren schlimmsten Verfolger Phineas Baldwin muss sie sich mit Gewalt wehren. Dann taucht ein Fremder auf, der mit Baldwin eine Rechnung offen hat. Walsh unterzieht den oft verfilmten Stoff einer tiefgreifenden Stilisierung. Er präsentiert die handelnden Personen als sprechende Porträts in einem Fotoalbum, die aufgeblättert werden und sich selber vorstellen: »I’m Salomy Jane. I like trees better’n men, they’re straight«. Auch der Fortschritt der Handlung wird »weitergeblättert«. Wiederholt taucht der Postkutscher auf und berichtet wie ein griechischer Bote von neuen, nicht gezeigten Ereignissen. Über allem ruhen die traumhaft schönen SequoiaBäume. »In diesem verwunschenen Wald finden Salomy Jane und der Fremde die Freiheit und den Frieden, den Humphrey Bogart als Roy Earle in Walshs späterem HIGH SIERRA vergebens sucht.« (Robert Regan) ▶ Samstag, 17. September 2016, 21.00 Uhr scha Auer | 84 min | OF | Russland 1913: Marya Kalish erfährt, dass ihr Vater im Gefängnis in Sankt Petersburg dem Tode nahe ist. Doch sie kann nicht zu ihm, denn als Jüdin ist ihr das Reisen untersagt. So besorgt sie sich einen »Gelben Schein«, ein Reisepapier für Prostituierte. Unterwegs lernt sie einen englischen Under Pressure (Giganten der Unterwelt) | USA 1935 | R: Raoul Walsh | B: Borden Chase, nach seinem Roman »Sand Hog« | K: Hal Mohr, L.W. O’Connell | D: Edmund Lowe, Victor McLaglen, Florence Rice, Marjorie Rambeau, Charles Bickford | 70 min | OF | Die Journalistin Pat berichtet vom Bau eines U-BahnTunnels unter dem East River und hofft, dann nicht mehr für die Klatschspalte schreiben zu müssen. Jumbo und Shocker leiten einen Trupp Tunnelarbeiter, ein konkurrierender Trupp gräbt ihnen von Manhattan aus entgegen – wer weiter kommt, hat auch künftig ▶ Sonntag, 18. September 2016, 21.00 Uhr ohne ihr Wissen zu helfen, damit sie ein von der Vergangenheit unbelastetes Leben beginnen kann. Der Film ist reich an düsterer und makabrer Atmosphäre: Im Keller der Untergrund-Kneipe »Casque d’Or« steht ein gewaltiger Backofen, der auch grausigen Zwecken dient. WHILE PARIS SLEEPS zählt zu den Filmen der Fox, in denen F. W. Murnaus stilistischer Einfluss klar erkennbar ist, Costauds Flucht durch den nebligen Dschungel erinnert deutlich an SUNRISE. Der Regisseur Allan Dwan setzt Dialoge knapp und gezielt ein und »ist wie immer besonders denjenigen Figuren zugeneigt, deren Schicksal durch tragische oder bemitleidenswerte Wendepunkte geprägt wurde« (Jacques Lourcelles). ▶ Samstag, 24. September 2016, 21.00 Uhr Paris lies on the Fox lot. Munich too. Riley the Cop | USA 1928 | R: John Ford | B: Fred Stanley, James Gruen | K: Charles G. Clarke | D: J. Farrell MacDonald, Louise Fazenda, Nancy Drexel, David Rollins, Harry Schultz | 66 min | OF | Movietone | Gleich zu Beginn erklärt Riley: »You can tell a good cop by the arrests he doesn’t make«. In 20 Jahren bei der New Yorker Polizei musste er nie jemanden verhaften, er wird in seinem Viertel respektiert und gilt als Vaterfigur. Jetzt schickt man ihn nach Europa, um von dort einen Verdächtigen heimzuholen. Bei seinen Ermittlungen in Paris und München (»Why couldn’t the lad be arrested in Ireland?«) verändert sich bald seine Sicht auf den Gesuchten, und eine temperamentvolle junge Münchnerin stellt Rileys Welt vollends auf den Kopf. Eine fantasievolle, warmherzige und temporeiche KulturschockKomödie, die ganz von den Figuren lebt und fast ohne Handlung auskommt, mit Musik und Toneffekten auf der originalen Movietone-Spur. »RILEY THE COP ist der Stummfilm von Ford, der einem nicht den Eindruck vermittelt, dass er die Zwischentitel nur illustrieren und eigentlich ein Tonfilm sein möchte. RILEY THE COP ist echtes Kino.« (Tag Gallagher) ▶ Freitag, 23. September 2016, 21.00 Uhr While Paris Sleeps (Nacht über Paris) | USA 1932 | R: Allan Dwan | B: Basil Woon | K: Glen MacWilliams | D: Victor McLaglen, Helen Mack, William Bakewell, Jack La Rue, Rita La Roy | 63 min | OF | Der Sträfling Jacques Costaud flieht von der Teufelsinsel und kehrt in die Pariser Unterwelt zurück, um seine Tochter Manon zu finden und sie vor einem Zuhälterring zu schützen. Manon wuchs in der Überzeugung auf, ihr Vater sei 15 Jahre zuvor bei Verdun gefallen. Daher gibt er vor, ein Freund ihres Vaters zu sein und versucht ihr The »It« Girl: Clara Bow Call Her Savage | USA 1932 | R: John Francis Dillon | B: Edwin J. Burke, nach dem Roman von Tiffany Thayer | K: Lee Garmes | M: Peter Brunelli, Arthur Lange | D: Clara Bow, Gilbert Roland, Thelma Todd, Monroe Owsley, Estelle Taylor | 90 min | OF | Launisch, gewaltbereit, herrisch und unberechenbar – schon als Teenager tyrannisiert Nasa Springer ihre Eltern und ihre Umgebung, sie ringt mit ihrer Dogge und peitscht einen Vorarbeiter aus. Ihr Vater, ein aufstrebender Unternehmer, schickt sie auf die Schule nach Chicago, wo sie sich bald einen Namen als Playgirl macht und die schrecklichsten Schicksalsschläge erleidet – »enough melodrama for three movies« (David Stenn). Das weltberühmte »It« Girl Clara Bow war in den 1920er Jahren das Symbol für die sexuell befreite Frau schlechthin: lebendig, unabhängig, nicht unterzukriegen und unwiderstehlich. Bow überstand den Wechsel zum Tonfilm gut, doch ein Nervenzusammenbruch mit Klinikaufenthalt unterbrach 1931 jäh ihre Karriere. Unter mehreren Angeboten wählte sie einen neuen Vertrag mit der Fox Film Corporation über zwei Filme, die ihre letzten wurden. Ihr vorletzter Film CALL HER SAVAGE türmt Klischees auf Sensationen, vermengt Tabubruch und Sittenfilm. Dienstag, 27. September 2016, 21.00 Uhr | Einführung: David Stenn Hoopla | USA 1933 | R: Frank Lloyd | B: Bradley King, nach dem Stück »The Barker« von Kenyon Nicholson | K: Ernest Palmer | D: Clara Bow, Preston Foster, Richard Cromwell, Herbert Mundin, James Gleason | 80 min | OF | Lou ist als Bauchtänzerin die große Attraktion einer Jahrmarktsschau: »Watch her, folks, Fatima, Fox @ MoMA Arbeit. Angesichts der wachsenden Rivalität zwischen den Männern und des ständigen Unfallrisikos ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis eine Katastrophe eintritt, ob Einsturz, Explosion, Brand, Wassereinbruch oder Druckverlust. »Timely, thrilling drama of heroes who toil and triumph under tons of treacherous river«, lautete die Ankündigung. Ein Film ohne einen überflüssigen Moment. Walsh setzt sämtliche Mittel ein, um das symbolisch aufgeladene Arbeiten unter Hochdruck für das Publikum spürbar zu machen: Die klaustrophobischen Sets, das virtuose Sound Design und die aufwändigen, brillanten Effekte sind unvergesslich. 21 Fox @ MoMA 22 fresh from the sultan’s harem. She’s young, folks. But, boy, does she know her men! Hoop-la!« Angestiftet durch die abgelegte Freundin ihres Chefs Nifty macht Lou sich daran, Niftys naiven Sohn Chris zu verführen. Aus Spiel wird Ernst, Lou und Chris heiraten und gehen nach Chicago, was zum Bruch zwischen Vater und Sohn führt. Mit 28 Jahren spielt Clara Bow eine »reife Frau«, ihre aufrichtige, ungekünstelte Darstellung rettet den Film vor Schund und Sentimentalität. Nach ihren zwei Rollen bei Fox Film zog sie sich endgültig ins Privatleben zurück. Sie sagte: »A sex symbol is a heavy load to carry when one is tired, hurt and bewildered.« Die Verführungssequenz am Teich wurde auf Betreiben des Hays Office gekürzt und umgeschnitten, um den Eindruck zu erwecken, dass dem Paar unmöglich Zeit für Sex geblieben sein könne. ▶ Mittwoch, 28. September 2016, 21.00 Uhr | Einfüh- rung: David Stenn To Rediscover: William K. Howard The Trial of Vivienne Ware | USA 1932 | R: William K. Howard | B: Philip Klein, nach dem Roman von Kenneth M. Ellis | K: Ernest Palmer | M: R.H. Bassett, Hugo Friedhofer | D: Joan Bennett, Donald Cook, Richard ›Skeets‹ Gallagher, ZaSu Pitts, Lilian Bond | 55 min | OF | Als die wohlhabende Vivienne Ware den Heiratsantrag des Geschwindigkeit und Ökonomie erzählt. Die präzise angelegte Rückblendenstruktur, der hintergründige Dialogwitz des Drehbuchs und die innovativen, experimentellen Stilmittel der Regie kulminieren im wohl temporeichsten Prozess der Filmgeschichte. Reißschwenks verbinden Schnitte, so dass es wirkt, als wäre der hemmungslose Schlagabtausch zwischen Anklage und Verteidigung in einem einzigen Take gedreht. ▶ Donnerstag, 29. September 2016, 19.00 Uhr | Einfüh- rung: Dave Kehr Don’t Bet on Women | USA 1931 | R: William K. Howard | B: William Anthony McGuire | K: Lucien Andriot | D: Edmund Lowe, Jeanette MacDonald, Roland Young, J.M. Kerrigan, Una Merkel | 71 min | OF | Fünf Jahre nach seiner Scheidung behauptet Roger Fallon auf einer Party, dass ihm jede Frau nach spätestens 48 Stunden in den Armen liegt, und wettet mit seinem Freund Herbert um 10.000 $, dass das auch für die nächste Frau gilt, die die Schwelle übertritt. Die nächste ist aber Herberts Ehefrau Jeanne. William K. Howard inszeniert mit leichter Hand und exaktem Timing, ganz unaufgeregt und entspannt. Das Drehbuch ist gespickt mit Doppeldeutigkeiten. Neben der Lubitsch-erfahrenen Jeanette MacDonald als die zu kompromittierende Gattin ragt besonders Una Merkel heraus. »Merkel stammte aus Covington, Kentucky, und hatte einen natürlichen breiten Südstaaten-Akzent. Als Tallulah Hope ist sie überdreht, geradeheraus, zugleich naiv und abgeklärt. Der Film enthält alle Elemente, denen der Motion Picture Production Code einen Riegel vorschieben wollte: anzügliches Verhalten, freizügige Kleidung, zweideutige Situationen und ungehemmten Alkoholkonsum.« (Anne Morra) ▶ Donnerstag, 29. September 2016, 19.00 Uhr | Einfüh- rung: Dave Kehr Three Faces of Music zwielichtigen Architekten Damon Fenwick annimmt, ist der Anwalt John Sutherland, der sie liebt, am Boden zerstört. Kurz darauf erkennt sie, dass Fenwick sie hintergeht. Noch am selben Abend wird Fenwick ermordet, und Vivienne Ware ist die Hauptverdächtige. Sutherland übernimmt die Verteidigung, doch selbst er beginnt an ihrer Unschuld zu zweifeln. Der Mordprozess wird ein Medienereignis mit Live-Berichterstattung. THE TRIAL OF VIVIENNE WARE ist von Anfang an mit unglaublicher Caravan | USA 1934 | R: Erik Charell | B: Melchior Lengyel, nach seiner Erzählung »Gypsy Melody« | K: Ernest Palmer, Theodor Sparkuhl | M: Werner Richard Heymann | D: Charles Boyer, Loretta Young, Jean Parker, Phillips Holmes, Louise Fazenda | 103 min | OF | Prinzessin Wilma soll zur Heirat gezwungen werden und flüchtet in die Arme eines feschen fremden Leutnants, doch die Lage verkompliziert sich durch ihren herrischen Onkel, ihre Gouvernante, einen fahrenden Musikanten, einen »Zigeunerkönig«, einen Winkeladvokaten und eine Reihe weiterer Gestalten. Die wirbelnde Ge- ▶ Freitag, 30. September 2016, 21.00 Uhr | Einführung: Dave Kehr Hearts in Dixie | USA 1929 | R: Paul Sloane | B: Walter Weems | K: Glen MacWilliams | M: Howard Jackson, Walter Weems | D: Clarence Muse, Eugene Jackson, Stepin Fetchit, Bernice Pilot, Clifford Ingram | 72 min | OF | Hollywoods erster Film mit (nahezu) rein schwarzer Besetzung ist ein Musical über das Leben in den Südstaaten – keine Sklavengeschichte, sondern eine Szenenfolge über Menschen, die ihr Leben in die Hand nehmen, dabei zugleich eine Tanzrevue und eine Feier der afroamerikanischen Musik: »The Screen’s First Singing, Dancing, Talking Comedy of the Old South«. HEARTS IN DIXIE war nach dem Ersteinsatz über 40 Jahre lang nicht zu sehen, ehe er im MoMA für eine Reihe über die Ursprünge des amerikanischen Filmmusicals wiederentdeckt wurde. Er ist eine weiße Fantasie über schwarzes Leben, eine Mischung aus teils progressiven, teils hoch problematischen Elementen. Die Gestalt des Faulenzers und Drückebergers Gummy beispielsweise wirkt heute mehr als befremdlich, doch gibt es Kritiker, die in der krass überzeichneten Darstellung durch Stepin Fetchit (bekannt aus vielen Filmen von John Ford) eine Satire sehen. ▶ Samstag, 1. Oktober 2016, 21.00 Uhr I Am Suzanne! (Ich bin Susanne) | USA 1933 | R: Rowland V. Lee | B: Rowland V. Lee, Edwin Justus Mayer | K: Lee Garmes | M: Louis De Francesco, Friedrich Hollaender, Forman Brown | D: Lilian Harvey, Gene Raymond, Leslie Banks, Georgia Caine, Halliwell Hobbes | 100 min | OF | viragiert | Dem Pariser Marionettenspieler Tony läuft das Publikum davon; der Grund dafür ist die Tänzerin Suzanne, der Star der großen Revue de Paris im benachbarten Theater. Fasziniert bittet er sie darum, eine Puppe nach ihr fertigen zu dürfen. Eifersüchtig droht Suzannes Entdecker, der ›Baron‹, sie Fox @ MoMA schichte in einem Wolkenkuckucks-Ungarn stammt von Melchior Lengyel, der später die Storys zu Ernst Lubitschs NINOTCHKA (1939) und TO BE OR NOT TO BE (1942) beisteuerte. Erik Charell war berühmt für seine Bühnenrevuen am Großen Schauspielhaus in Berlin, 1931 drehte er mit DER KONGRESS TANZT einen der großen Klassiker des frühen deutschen Tonfilms. Durch seinen zweiten Film CARAVAN, der kurz nach dem Inkrafttreten des Production Code in die Kinos kam, weht noch ein letzter Hauch von Pre-Code, die Figuren sind noch nicht entsexualisiert. Der aus heutiger Sicht schwer nachvollziehbare Misserfolg bei Kritik und Publikum setzte Charells Filmkarriere ein jähes Ende. 23 auf die Straße zu setzen. In I AM SUZANNE! ist die zentrale Metapher der Puppenexistenz auf allen Ebenen präsent, der Film verwischt zusehends die Grenze zwischen der Menschen- und der Marionettenwelt. Geführt von den Händen der Yale Puppeteers wirken die Puppen lebendig – im Gegenzug sehen wir eine Traumsequenz, in der die Menschen als Puppen agieren. Der Baron manipuliert Suzanne wie eine Puppe, und die Rehabilitation nach ihrem Unfall ist eine Form des Marionettenspiels. Die Filmkopie enthält das originale und für einen Tonfilm äußerst ungewöhnliche Farbschema, nach dem die einzelnen Szenen monochrom eingefärbt wurden. ▶ Sonntag, 2. Oktober 2016, 21.00 Uhr Fox in Love: Romances Bad Girl | USA 1931 | R: Frank Borzage | B: Edwin J. Burke, nach dem Roman von Viña Delmar | K: Chester Lyons | D: James Dunn, Sally Eilers, Minna Gombell, William Pawley, George Irving | 90 min | OF | Dot und Eddie sind ein junges arbeitendes Paar in Brooklyn, ihre Beziehung leidet jedoch unter dem wirtschaftlichen Druck der Great Depression. Als Dot schwanger wird, ist sie davon überzeugt, dass er das Kind nicht will, und er glaubt dasselbe von ihr. BAD GIRL widerlegt Kent Jones’ These, Borzage habe »nie auch nur das geringste Interesse am Alltagsleben gezeigt«, denn Dot und Eddie sind kein transzendentes Liebespaar, sondern stets anrührend erdverbunden. Der Filmbeginn, das illusionslose Kennenlernen des Paares, die Szenen in der Mietskaserne erfassen unmittelbar das Leben in der Wirtschaftskrise, in Eddies Worten: »Born on the second floor, probably died on the fifth. Two lives spent climbing three flights of stairs«. Die Vorlage zu BAD GIRL war ein kalkuliertes Skandalbuch, in dem aber gerade die stärksten Passagen der Filmhandlung nicht vorkommen. Borzage erzählt schlichter, nüchterner, beiläufiger als je zuvor von Bindungsfähigkeit und Reife, bei ihm gibt es keine Schurken außer der Armut. Zoo in Budapest (Revolte im Zoo) | USA 1933 | R: Rowland V. Lee | B: Dan Totheroh, Louise Long, Rowland V. Lee | K: Lee Garmes | D: Loretta Young, Gene Raymond, O. P. Heggie, Wally Albright, Paul Fix | 83 min | OF | viragiert | Bei einem Zoobesuch lernt das Waisenmädchen Eve den jungen Zani kennen, der im Zoo aufgewachsen ist und nur Tiere seine Freunde nennt. Sie flieht aus dem strengen Regime des Waisenhauses zu ihm. Der Zoo wirkt zunächst wie ein feindseliger Dschungel, wandelt sich jedoch nach und nach zu einem Garten Eden. ZOO IN BUDAPEST ist einer der poetischsten Filme von Rowland V. Lee und in seinen vielfach aufgeladenen Bildern nie auf nur eine Aussage festzulegen. Neben vielen anderen Dingen ist er auch ein ökologisches Manifest und ein Tierschutzpamphlet. Ein absolut einmaliger Film von ekstatischer Schönheit mit atemberaubenden Bildern, die an Josef von Sternbergs Filme erinnern – Lee Garmes war Sternbergs bevorzugter Kameramann. Die Filmkopie weist die originale Färbung auf, die für die traumhafte Wirkung des Films unverzichtbar ist. 6 Hours to Live! | USA 1932 | R: William Dieterle | B: Bradley King, nach der Erzählung »Auf Wiedersehen« von Morton Barteaux und Gordon Morris | K: John F. Seitz | M: R.H. Bassett, Peter Brunelli | D: Warner Baxter, Miriam Jordan, John Boles, George Marion Sr., Halliwell Hobbes | 78 min | OF | »Während einer internationalen Konferenz in Genf wird ein Diplomat ermordet. Dank einer sensationellen Erfindung erhält er einen sechsstündigen Lebensaufschub, der ihm erlaubt, seine politischen Feinde bloßzustellen und zur Völkerverständigung aufzurufen.« Dieterles Film enthüllt »die beiden Grundzüge von Dieterles Filmarbeit, nämlich einerseits seine Vorliebe für das Fantastische, Überspannte, und andererseits ein humanistisches, progressives Credo.« (Hervé Dumont) Während die Universal Studios zu Beginn der 1930er mit stilvollem Horror und Science Fiction gewaltige Erfolge feierten, wagte die Fox sich kaum aufs Terrain der Fantastik. Die wenigen Ausnahmen gerieten dafür umso eindrucksvoller, weil keine Studiovorgaben für die Handlung, die Figurenzeichnung oder den visuellen Stil zu befolgen waren. 6 HOURS TO LIVE! vereint Rachemotive aus Western und Thriller mit Elementen des Mysterienspiels, das Dieterle so liebte, und der Passionsgeschichte. ▶ Samstag, 15. Oktober 2016, 21.00 Uhr ▶ Freitag, 28. Oktober 2016, 21.00 Uhr Adorable | USA 1933 | R: William Dieterle | B: George Marion Jr., Jane Storm | K: John Seitz | M: Werner Richard Heymann | D: Janet Gaynor, Henry Garat, C. Aubrey Smith, Herbert Mundin, Blanche Friderici | 88 min | OF | »On the map of Central Europe, midway between Munich and Vienna, there is no such place as HipsburgLegstadt. Therefore, in this secluded little Kingdom, we begin.« Prinzessin Mitzi geht inkognito tanzen und schon verliert sie ihr Herz. Aber was wird sein, wenn der Liebste erfährt, dass sie eine Prinzessin ist und keine Maniküre? Was, wenn sie erfährt, dass er kein Gemüsehändler ist, sondern Offizier? ADORABLE ist voller visueller Einfälle und virtuoser Effekte, nach dem Ball tanzen Mitzis Schuhe weiter, ihr Bett wiegt sich zur Musik und die Kamera erforscht die weitläufigen Zuckerbäckersets des Palastes. Das Musical ist ein recht eigenständiges Remake des deutschen Operettenfilms IHRE HOHEIT BEFIEHLT (1931), Werner Richard Heymanns Kompositionen wurden direkt übernommen. Gaynor und Garat singen voller Überzeugung herrlich alberne Texte: »You’re so completely adorable / Is the way to your heart explorable?« Trick for Trick | USA 1933 | R: Hamilton MacFadden | B: Howard J. Green | K: L. W. O’Connell | D: Ralph Morgan, Victor Jory, Sally Blane, Tom Dugan, Luis Alberni | 70 min | OF | Sechs Monate sind vergangen, seit die Assistentin des Illusionisten Azrah tot aufgefunden wurde. Sein Rivale La Tour arrangiert eine Séance, bei der er Azrah des Mordes überführen will. Doch es kommt zu einem tödlichen Missgeschick. »Nach TRICK FOR TRICK wieder ans heiße Tageslicht zu stolpern, ist kein gewöhnliches Abenteuer. Der neue Film handelt von Zauberei, und er versetzt den leichtgläubigen Zuschauer in Windeseile in ein Reich, in dem praktisch alles geschehen kann.« (New York Times) Regisseur Hamilton MacFadden war ein Spezialist für atmosphärisch dichte, ausgefeilte whodunits, er schuf einige der schönsten Charlie-Chan-Filme. McFadden konnte die spannende Geschichte voller unerwarteter Wendungen mit einer Idealbesetzung realisieren. Ein besonderer Genuss bei diesem Duell zweier Zauberkünstler ist das unglaubliche Arsenal verblüffender Special Effects aus dem unerschöpflichen Ideenreichtum von William Cameron Menzies. ▶ Sonntag, 16. Oktober 2016, 21.00 Uhr ▶ Samstag, 29. Oktober 2016, 21.00 Uhr Fox @ MoMA ▶ Freitag, 14. Oktober 2016, 21.00 Uhr 24 Outside the box: Fantasies Die Auseinandersetzung mit Kino und Filmgeschichte bestimmt das Programm des Filmmuseums. Dabei droht neben großen Retrospektiven und thematischen Programmen die analytische Auseinandersetzung mit einzelnen Werken und mit filmtheoretischen Aspekten zu kurz zu kommen. Die Filmreihe »Kino-Lectures« versammelt einerseits essayistische Filme, die Gestaltungsmittel des Films erläutern und analysieren, und lädt andererseits Referenten ein, einzelne Aspekte der Filmgeschichte und Diskurse über die Werke von Filmemachern zu präsentieren. Dabei werden auch Filmausschnitte herangezogen, um Vergleiche zu ermöglichen, Zusammenhänge herzustellen und Gesamtwerke von Filmautoren zu durchleuchten. Als eine Art Konstante ziehen sich durch das Programm fünf aufeinander aufbauende Abende mit dem ehemaligen Filmreferenten des Kulturreferats der Landeshauptstadt München, Andreas Rost, der sich Ingmar Bergman als Filmautor ausgewählt hat. Rost betrachtet Bergmans Werk als »Mindscreen«, wobei er sich auf Bruce F. Kawins gleichnamiges Buch und die kognitiven Filmtheorien von Noël Carroll und David Bordwell beruft. »Die kleine Auswahl von fünf Filmen Bergmans aus einer Zeitspanne von 20 Jahren will den Versuch wagen, dem Werk des großen schwedischen Filmautors aus einem Abstand von vielen Jahrzehnten neu zu begegnen und nachzuforschen, inwieweit seine damals doch so verfänglichen Filme heute noch einen ›Zauber‹ spüren lassen, der die Zeiten überdauert hat. So viel besser scheint die Welt nicht geworden zu sein, als dass die Dämonen eines Bergman, der sich als Grenzgänger zwischen Angstträumen und einer beängstigenden Welt bewegte, verschwunden wären und wir uns im Lichte einer vernünftigen Wirklichkeit oder der Verwirklichung von Vernunft – wie es Hegel für seine Zeit postulierte – bei der Einrichtung und den Zuständen unserer Lebenswelt zufrieden geben könnten.« (Andreas Rost) Zwischen den Bildern. Zur Geschichte der Filmmontage | BRD 1983 | R+B: Heide Breitel, Klaus Feddermann, Helmut Herbst, Hans Helmut Prinzler | K: Jody Saslow, Gregory von Berblinger, Carlos Bustamante, Helmut Herbst | M: Joachim Bärenz | 185 min | Der erste Teil des dreiteiligen Filmessays handelt von der MONTAGE IM ERZÄHLKINO. Weil das Erzählkino vor allem amerikanisches Kino ist, behandelt dieser Teil die Montage des Westerns: in Konfrontationen, wo Gut und Böse durch Schnitte getrennt werden. Der zweite Teil beschäftigt sich mit der MONTAGE IM DOKUMENTARISCHEN FILM. Vor allem in deutschen Dokumentarfilmen. Da gibt es eine Gegenüberstellung von symphonisch, harmonisch, nach formalen Prinzipien geschnittenen Filmen mit Filmen, in denen Menschen zu sehen sind, die nicht den Schnitten und dem Rhythmus der Schnitte untergeordnet werden. Im dritten Teil ÜBER DIE TRÄGHEIT DER WAHRNEHMUNG reflektieren experimentell arbeitende Filmemacher wie Jean-Luc Godard, Werner Nekes, Danièle Huillet und Jean-Marie Straub, Alexander Kluge und Klaus Wyborny ihr Verhältnis zum Schnitt, zur Montage und damit zur Geschichte des Films. ▶ Dienstag, 13. September 2016, 19.00 Uhr Martina Müller: Max Ophüls | 30 min – Liebelei | Deutschland 1933 | R: Max Ophüls | B: Hans Wilhelm, Curt Alexander, nach dem Stück von Arthur Schnitzler | K: Franz Planer | M: Theo Mackeben | D: Magda Schneider, Wolfgang Liebeneiner, Gustaf Gründgens, Olga Tschechowa, Luise Ullrich | 82 min | Die ungewöhnlich dichte Verfilmung von Arthur Schnitzlers Drama über schicksalshafte Liebschaften im Wien der k.u.k.-Monarchie gilt als einer der schönsten deutschen Filme. Max Ophüls schrieb: »Über LIEBELEI lag ein Glücksstern. Glückssterne scheinen besonders hell am Poetenhimmel, und ich glaube, Arthur Schnitzler ist ein großer Poet.« LIEBELEI war der letzte Film, den Ophüls in Deutschland drehen konnte, bevor er emigrieren musste. Die Namen der jüdischen Mitwirkenden wurden aus dem Vorspann des Films herausgeschnitten, das Originalnegativ gilt als verloren. Ausgehend von den besten erhaltenen Materialien wurde LIEBELEI vom Filmmuseum digital restauriert und erlebt in dieser Kino-Lectures Kino-Lectures 25 Form seine Premiere. In der Neuverfilmung CHRISTINE, die im Anschluss läuft, spielt Romy Schneider die Rolle, die Ophüls in LIEBELEI mit ihrer Mutter besetzt hatte. Kino-Lectures ▶ Dienstag, 20. September 2016, 18.30 Uhr | Einführung: Martina Müller 26 Andreas Rost: Ingmar Bergman I | 30 min – Fängelse (Gefängnis) | Schweden 1949 | R+B: Ingmar Bergman | K: Göran Strindberg | M: Erland von Koch | D: Doris Svedlund, Birger Malmsten, Eva Henning, Hasse Ekman, Stig Olin | 79 min | OmeU | Wie Peter Cowie in seinem Bergman-Buch bemerkt, reiht sich der Film mit seiner düsteren Weltsicht in die allgemeinen literarischen Tendenzen der 1940er Jahre ein. Kritiker haben zudem auf Verbindungen zum Existentialismus und Sartre verwiesen. Bergmans Geschichte einer Prostituierten ist noch von der überbordenden Symbolik der Zeit geprägt. Selbstkritisch zieht Bergman im Interview 1968 ein anderes Beispiel heran: »Bressons MOUCHETTE. Das ist der Film, den ich damals hätte machen wollen, den ich aber nicht machen konnte und nicht verstand. Da ist das Motiv klar ausgesprochen und vollkommen gereinigt. Das Mädchen in MOUCHETTE und das Mädchen in FÄNGELSE sind Geschwister, Schwestern in zwei ähnlichen Welten.« ▶ Dienstag, 27. Steptember 2016, 18.30 Uhr | Einführung: Andreas Rost Claudia Engelhardt: British Social Realism | 30 min – Riff-Raff | GB 1991 | R: Ken Loach | B: Bill Jesse | K: Barry Ackroyd | M: Stewart Copeland | D: Robert Carlyle, Emer McCourt, Jim R. Coleman, George Moss, Ricky Tomlinson | 95 min | OmU | Ken Loach drehte zu Beginn der Thatcher-Ära diese Tragikomödie über den desolaten Zustand der Gesellschaft. Stevie, ein Ex-Häftling aus Glasgow, arbeitet mit anderen Ungelernten unter prekären Umständen auf einer Baustelle in London. Unterschlupf und Zuwendung findet er bei der Esoterikerin Susan, die davon träumt, Sängerin zu werden. Doch als Ausbeutung, Menschenverachtung und Druck auf dem Bau unerträglich werden, setzt er ein anarchisches Zeichen. Loach schafft mit Schauspielern und Laien sowie teilweise improvisierten Dialogen ein überzeugendes Porträt der Arbeiterklasse, das von großer Sympathie für seine Protagonisten getragen ist. Der vielfach mit Preisen ausgezeichnete Loach steht klar in der Tradition des British Social Realism, hat aber mit seinen Filmen, die nahezu dokumentarischen Charakter haben, ein eigenes Genre begründet. ▶ Dienstag, 4. Oktober 2016, 18.30 Uhr | Einführung: Claudia Engelhardt Ross Lipman: Notfilm (Nichtfilm) | USA 2015 | R+B: Ross Lipman | 130 min | OmU | 1965 kam es zu einer denkwürdigen Zusammenarbeit zwischen dem Dramatiker Samuel Beckett und dem Stummfilmkomiker Buster Keaton. Der russische Theaterregisseur Alan Schneider inszenierte Becketts Drehbuch FILM, Keaton spielte die Hauptrolle. Filmemacher Ross Lipman hat die Entstehungsgeschichte des Projekts minutiös recherchiert und fördert viele unbekannte Materialien zu Tage. Dazu gehören bisher nicht veröffentliche Tonaufnahmen, die Barney Rosset, Becketts amerikanischer Herausgeber, bei den Produktionstreffen heimlich aufgezeichnet hat. »Den selten auf Band aufgezeichneten Beckett in seinem höchst lyrischen irischen Tonfall sprechen zu hören, ist einer der besonderen Reize von NOTFILM.« (Kenneth Turan) – Film | USA 1965 | R: Alan Schneider | B: Samuel Beckett | K: Boris Kaufman | D: Buster Keaton | 25 min | OF (ohne Dialog) | »Der Film bedeutet nach meiner Ansicht, dass ein Mensch sich vor jedem verstecken, nicht aber vor sich selbst entkommen kann.« (Buster Keaton) ▶ Dienstag, 11. Oktober 2016, 19.00 Uhr | Zu Gast: Ross Lipman Andreas Rost: Ingmar Bergman II | 30 min – Smultronstället (Wilde Erdbeeren) | Schweden 1957 | R+B: Ingmar Bergman | K: Gunnar Fischer | M: Erik Nordgren | D: Victor Sjöström, Bibi Andersson, Ingrid Thulin, Gunnar Björnstrand, Jullan Kindahl | 91 min | OmU | Wie Bergman schon in FÄNGELSE seine Reverenz an die Geschichte des Kinos mit einer eingebauten Stummfilmfarce erwies, so ist es hier die Besetzung mit Victor Sjöström – Regisseur von Klassikern wie INGEBORG HOLM (1913) oder THE WIND (1928) mit Lillian Gish – als misanthropischem Prof. Isak Borg, der auf dem Weg zur Verleihung des Dr. h.c. in Lund zugleich eine Reise in seine Vergangenheit antritt. Ein ▶ Dienstag, 18. Oktober 2016, 18.30 Uhr | Einführung: Andreas Rost Christoph Michel: Hollywoods Blacklist | 20 min – Trumbo | USA 2015 | R: Jay Roach | B: John McNamara, nach dem Buch von Bruce Cook | K: Jim Denault | M: Theodore Shapiro | D: Bryan Cranston, Michael Stuhlbarg, David Maldonado, Diane Lane, Helen Mirren | 124 min | OmU | »TRUMBO beruht auf der sorgfältig recherchierten Monografie von Bruce Cook, die John McNamara so frei adaptiert hat, dass es ein paradoxes Maß an Nostalgie zulässt. Trumbos Leben ist eine vertrackte Erfolgsgeschichte. Er war der bestbezahlte Autor des Studiosystems und später der bestbezahlte, der auf der Schwarzen Liste stand. Und er gewann einen Kampf, der aussichtslos erschien. Trumbo, den Bryan Cranston demütig und hochtrabend zugleich spielt, bannt die Geister, die Hollywood mehr als ein Jahrzehnt heimsuchten. Als er 1970 von der Drehbuchautorengilde für sein Lebenswerk ausgezeichnet wird, bedankt er sich mit einer Rede, die einen Heilungspro- zess besiegeln soll: Es habe in dieser dunklen Zeit keine Helden oder Schurken, sondern nur Opfer gegeben.« (Gerhard Midding) ▶ Dienstag, 25. Oktober 2016, 18.30 Uhr | Einführung: Christoph Michel Christian Wagner: Erfahrungen und Faszination bei der 4K-Digitalisierung eines 35mm-Films | 30 min – Wallers letzter Gang | BRD 1988 | R+B: Christian Wagner, frei nach Motiven des Romans »Die Strecke« von Gerhard Köpf | K: Thomas Mauch | M: Florian Ernst Müller | D: Rolf Illig, Herbert Knaup, Crescentia Dünßer, Sibylle Canonica, Volker Prechtel, Irm Hermann, Tilo Prückner | 100 min | »Dieser Streckengang, der im Niemandsland endet, fasziniert durch die nahezu traumsichere, traumversunkene Erzählweise des jungen Regisseurs, der mühelos und souverän zwischen (farbiger) Gegenwart und den (schwarz-weiß gedrehten) Vergangenheiten des als Eigensinniger aus dem Zweiten Weltkrieg heimgekehrten Waller hin- und herwechselt. Ein ganz unpathetischer großer Innerer Monolog ist das: im Zentrum des Films, der aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird. Ein Film von lange bei uns nicht mehr gesehener epischer Intensität und erzählerischer Dichte.« (Wolfram Schütte) – Zug | Deutschland 1990 | R+B: Thomas Mauch, Christian Wagner | K: Thomas Mauch | M: Christoph Oliver | 9 min | Langzeitbeobachtung der Demontage einer Allgäuer Eisenbahnstrecke, gefilmt und vorgeführt auf 35mm-Film. ▶ Dienstag, 1. November 2016, 19.00 Uhr | Zu Gast: Christian Wagner Andreas Rost: Ingmar Bergman III | 30 min – Tystnaden (Das Schweigen) | Schweden 1962 | R+B: Ingmar Bergman | K: Sven Nykvist | M: Ivan Renliden | D: Ingrid Thulin, Gunnel Lindblom, Birger Malmsten, Håkan Jahnberg, Jörgen Lindström | 96 min | OmeU | Die Geschichte zweier Schwestern, die auf ihrer Zugfahrt wegen der Krankheit Esters in einer Stadt in einem unbekannten Land mit unbekannter Sprache gestrandet sind, wo die jüngere Schwester Anna hemmungslos ihren sexuellen Bedürfnissen nachgeht und schließlich mit ihrem Sohn Johan alleine weiterfährt. Wie in anderen Filmen Bergmans sind die Figuren auch hier als zwei gegensätzliche Pole einer Persönlichkeit denkbar. In Esters heftiger Abneigung gegen Annas sexuelle Freizügigkeit bekämpft sie an ihrer Schwester, was sie selbst unterdrückt. Der Film sei »einer der ersten Filme der Nachkriegszeit, der einer weiblichen Hauptfigur zugesteht, Sex zu begehren…« (Thomas Koebner). Der Skandalerfolg von DAS SCHWEIGEN brachte Bergman Morddrohungen ein und löste anhaltende Diskussionen über Filmzensur aus. ▶ Dienstag, 8. November 2016, 18.30 Uhr | Einführung: Andreas Rost Lea Wohl von Haselberg: Die Darstellung von Juden im deutschen Film nach 1945 | 30 min – Schwarzer Kies | BRD 1961 | R: Helmut Käutner | B: Kino-Lectures Angsttraum zu Beginn des Films, der den nahenden Tod evoziert, veranlasst Borg dazu, das am Wegrand seines Lebens Versäumte aufzusuchen. Dieses erscheint sowohl als Traum oder Tagtraum, wie im Falle seiner Jugendliebe Sara, als auch realiter durch Begegnung mit seiner Mutter, seiner Schwiegertochter und seinem Sohn. Laut Thomas Koebner ist der Film »bis heute eine ergreifende Elegie über missglückte Existenz.« 27 Kino-Lectures 28 Helmut Käutner, Walter Ulbrich | K: Heinz Pehlke | D: Helmut Wildt, Ingmar Zeisberg, Hans Cossy, Wolfgang Büttner, Anita Höfer | 113 min | Im Hunsrück werden auf einem Militärflugplatz der Amerikaner neue Pisten für Düsenjäger gebaut. »Ich mag den SCHWARZEN KIES besonders gerne und bedaure es sehr, dass der so gar kein Erfolg gewesen ist. Die direkten aktuellen Probleme waren die Amerikaner mit ihrem moralischen Anspruch in den unmoralischen Dörfern in der Eifel und im Hunsrück. Der Film wurde falsch verstanden.« (Helmut Käutner) In einer Nebenhandlung wird ein jüdischer Barbesitzer, ehemaliger KZ-Häftling, als »Saujude« beschimpft. Anlässlich der Filmpremiere kommt es zum Skandal. Der Zentralrat der Juden protestiert, reicht Strafantrag ein, Käutner wehrt sich, der Film kommt nur in einer überarbeiteten Fassung in den Verleih. Erst kürzlich wurde im Bundesarchiv eine Filmkopie mit den gekürzten Szenen wieder aufgefunden, die im Rahmen des Einführungsvortrags gezeigt werden. ▶ Dienstag, 22. November 2016, 19.00 Uhr | Einführung: Lea Wohl von Haselberg Andreas Rost: Ingmar Bergman IV | 30 min – Persona | Schweden 1966 | R+B: Ingmar Bergman | K: Sven Nykvist | M: Lars Johan Werle | D: Bibi Andersson, Liv Ullmann, Margarethe Krook, Gunnar Björnstrand, Jörgen Lindström | 85 min | OmU | Nachdem die Schauspielerin Elisabet Vogler auf der Bühne in der Rolle der Electra verstummte, wird sie, die beharrlich weiter schweigt, in Begleitung der Krankenschwester Alma zur Genesung ans Meer geschickt, wo Elisabets Sprachverlust im Umgang mit Alma geheilt werden soll. »Ich dachte mir, man könnte gut irgendetwas über zwei Leute schreiben, die ihre Identitäten aneinander verlieren und die auch ein gewisse Ähnlichkeit haben.« (Ingmar Bergman) Kaum ein Film Bergmans hat so viel an Theorie und Analyse – insbesondere auch unter Gender-Gesichtspunkten, feministischen und psychoanalytischen Ansätzen (von C. G. Jung bis zu Jacques Lacan) – hervorgebracht wie dieses Werk, das aufgrund seiner Selbstreflexivität und seiner gleitenden Übergänge von Realitäts- zu Traumebenen als das avantgardistischste des Regisseurs gelten kann. »PERSONA ist der geheimnisvollste und verblüffendste aller Bergman-Filme.« (Peter Cowie) ▶ Dienstag, 29. November 2016, 18.30 Uhr | Einführung: Andreas Rost Stefan Drößler: Rekonstruktion verlorener Filme und Umgang mit Fragmenten | 120 min | Anhand von Fallbeispielen aus der Praxis der Restaurierungs- arbeit des Filmmuseums München wird gezeigt, wie seltsam, schwierig und manchmal zufällig die Überlieferung wichtiger Werke der Filmgeschichte ist und wie abenteuerlich die Suche nach ihnen sein kann. Wo werden vermeintlich verlorene Filme gefunden? Warum werden manche Filme gerettet und andere nicht? Welche Quellen sind für Rechercheure relevant und wie wägt man verschiedene Informationen gegeneinander ab? Mit welchen Ideen und Techniken kann man unterschiedliche Materialien zusammenfügen und Fehlstellen überbrücken? Mehr oder weniger vollständige Filme von Ernst Lubitsch, Paul Wegener, F. W. Murnau, John Hagenbeck, Orson Welles und anderen werden in Ausschnitten, Bildern und Dokumenten vorgestellt. – Orson’s Bag: London | 1968-71 | R+B: Orson Welles | K: Giorgio Tonti, Tomislav Pinter, Ivica Rajkovic, Gary Graver| D: Orson Welles, Charles Gray, Jonathan Lynn | 30 min | OF | Das 1999 vom Filmmuseum erstmals rekonstruierte Fragment aus dem Nachlass von Orson Welles konnte dank eines kürzlich aufgefundenen Scripts in der Orson Welles Collection der University of Michigan erneut überabeitet und ergänzt werden. ▶ Dienstag, 6. Dezember 2016, 19.00 Uhr | Einführung: Stefan Drößler Andreas Rost: Ingmar Bergman V | 30 min – Vargtimmen (Die Stunde des Wolfs) | Schweden 1968 | R+B: Ingmar Bergman | K: Sven Nykvist | M: Lars Johan Werle | D: Max von Sydow, Liv Ullmann, Gertrud Fridh, Erland Josephson, Ingrid Thulin | 90 min | OmeU | Der Vorspann des Films klärt uns über das Verschwinden des Malers Johan Borg auf, dessen Tagebuch und zurückgebliebene Ehefrau Alma Zeugnis von den mysteriösen Heimsuchungen des Verschwundenen geben. Wie in PERSONA steht auch hier ein Künstler im Zentrum, der sich vergeblich gegen Dämonen und Wahnvorstellungen zu behaupten versucht. Im felsigen Hovs Hallar und auf Fårö gedreht, erscheinen deren unwirtliche Landschaften in gleißendem Sonnenlicht und auf überbelichtetem Schwarzweißfilm wie ein Zustand der Seele in der Zerreißprobe: Den Maler zieht es unwiederbringlich in eine andere, von Spukgestalten bevölkerte Welt. Neben der (Schauer-)Romantik E.T.A. Hoffmanns, die Bergman selbst als Einflussquelle des Films benennt, und Anleihen aus Mozarts »Die Zauberflöte« schimmert laut Peter Cowie auch Bergmans Begeisterung für DRACULA in der Version mit Bela Lugosi durch, die sich in Vogel- und Fledermaus-Motiven niederschlage und in der schrillen Filmmusik ihr Echo finde. ▶ Dienstag, 13. Dezember 2016, 18.30 Uhr | Einführung: Andreas Rost