- von Alex Taubert

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Interview der Woche (KW 5): Alex Taubert, der Mann der aus dem Schatten kam
Eine der wohl spektakulärsten Leistungen des Ironman Hawaii 2004, gelang dem
Mannheimer Alex Taubert. Nachdem er sich bei einem Radunfall (ein Auto nahm ihm
die Vorfahrt) einen Muskelstrang im Oberschenkel durchtrennte und deswegen sechs
Wochen außer Gefecht war, feierte er in Kona mit Platz vier ein sensationelles
Verletzungs-Comeback. Im Trubel um Normann Stadler ging allerdings so manche
deutsche Top-Platzierung beim Ironman Hawaii unter. Barbara Tesar hat sich mit Alex
Taubert über Zwangspausen, Medien und die kommende Saison unterhalten.
Wir gratulieren dir noch mal recht herzlich zu deiner herausragenden Leistung auf Big Island. Alex, findest du,
dass die anderen Top-Männer-Platzierungen deutscher Triathleten auf Hawaii im ganzen
Normann-Stadler-Trubel zu wenig Anerkennung gefunden haben?
Erst einmal vielen Dank für die Gratulation! Tatsächlich sehe ich ebenfalls diesen Trend, dass mittlerweile nur noch
absolute Top-Platzierung ausreichend gewürdigt werden. Man muss mittlerweile mindestens einen Rang unter den
ersten drei belegen, um in der breiten Öffentlichkeit Anerkennung zu finden. In meinem Fall war den Verantwortlichen
des ARD-Berichtes nicht einmal mehr mein Zieleinlauf interessant genug. Ich muss allerdings froh sein, überhaupt
einige Sekunden im Bild gewesen zu sein. Auch wenn andere, die beispielsweise ausgestiegen sind oder erst gar
nicht am Rennen teilgenommen haben, bedeutend mehr „Sendezeit" bekamen und dass obwohl ich auf dem Rad
etwa 70 Kilometer lang an zweiter Position lag und das Rennen entscheidend mitbestimmt habe! Aber ich muss
dennoch dankbar sein, schließlich wurden meinen Teamkollegen Timo Bracht und Uwe Widmann noch weniger
beachtet, trotz hervorragender Leistungen.
Wie lange hat dich dein Horrorunfall im Sommer außer Gefecht gesetzt?
Etwa sechs Wochen konnte ich nicht trainieren. Nach etwa zwei Monaten konnte ich meinen ersten Test-Wettkampf
wieder bestreiten. Allerdings hatte ich extreme Probleme mein Bein weit genug zu beugen, was mir auch jetzt immer
noch schwer fällt.
Wie hast du das Ganze psychisch weggesteckt? Ich meine, wie wurdest du mit der Situation fertig, nicht in
Roth an den Start gehen zu können und so kurz vor deinem Saisonhöhepunkt einen so schweren Unfall zu
haben?
Als ich auf der Straße lag und mein offenes Bein sah, war mir sofort bewusst, dass ich auf keinen Fall in Roth starten
kann. Im Krankenhaus, nach der Diagnose „Muskeldurchtrennung" war ich zunächst geschockt, der Arzt machte mir
jedoch Hoffnung, in Hawaii wieder starten zu können. Das war schließlich mein Ziel, meine 14. Teilnahme in Kona.
Eigentlich habe ich danach nie ernsthaft an meinem Start auf Hawaii gezweifelt. Ich habe inzwischen gelernt, mich
nach einem Unfall wieder „aufzurappeln". Es war ja nicht die erste Verletzung vor einem großen Rennen.
Was hat dich motiviert, dich nicht selbst aufzugeben und Hawaii hinzuschmeißen?
Wie schon gesagt, ich kenne die Situation und gerade die scheinbare Ausweglosigkeit motiviert mich wohl besonders.
Aber was hätte ich sonst tun sollen? Triathlon ist nun mal mein Job und den versuche ich so gut wie möglich
auszuüben, die Saison verlief bis vor dem Unfall alles andere als zufriedenstellend und Hawaii war nun einmal der
erklärte Höhepunkt. Mir war ebenso klar, dass ich im Falle eines Ironman-Starts auf keinen Fall aussteigen würde,
was eigentlich auch in all den Jahren zuvor immer mein Ziel war.
Meinst du, dass sich diese Zwangspause gut auf deine Leistungsfähigkeit ausgewirkt hat?
Viele sagen, die Zwangspause hat mir gut getan, so auch mein Trainer Peter Sauerland. Das trifft zum Teil bestimmt
zu, gerade auf dem Rad habe ich in all den Jahren auf Hawaii mit Sicherheit meine beste Leistung gezeigt, was mich
selbst vielleicht am meisten überrascht hat. Allerdings war meine Laufvorbereitung eine einzige Katastrophe, was
mein Coach ebenfalls bestätigen kann. Wenn ich pro Woche 70 Kilometer laufen konnte, war ich schon glücklich.
Insgesamt nur drei längere Läufe konnte ich vor Hawaii absolvieren, jedes Mal mit Schmerzen in der Patellasehne
oder im angenähten Muskelansatz. Das fehlende Lauftraining habe ich im Wettkampf, wo ich sonst meine Stärke
hatte, ganz klar zu spüren bekommen.
10.02.2005 16:51
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Sollte man, deiner Meinung nach, sowieso mehr Pausen und Regenerationsphasen ins Training einbauen?
Ausreichende Regeneration ist nie falsch, ich bin der beste Beweis dafür. Vielleicht sollte man aber den Unfall, der
eine Zwangspause zur Folge hat, besser vermeiden.
Wie hast du dich danach weiter auf Hawaii vorbereitet?
Anfang September bin ich mit meinen Team-Kollegen Timo Bracht, Uwe Widmann und Winni Traub ins Trainingslager
nach Gran Canaria geflogen. Das war der erste Härtetest. Ich wusste, wenn ich das überstehe, habe ich auf dem Weg
nach Hawaii einen großen Schritt gemacht. Der Aufenthalt war alles andere als schmerzfrei, aber letztendlich hat mein
Bein alles gut überstanden und ich bin anschließend sehr zuversichtlich zum „Feinschliff" ins das nächste
Trainingslager nach Mallorca zu Peter Sauerland gefahren.
Wie läuft deine Vorbereitung für die diesjährige Saison?
Anfang Januar war ich bereits mit Corpus im Training auf Lanzarote. Ein zweiter Aufenthalt dort wird wieder mit
Corpus im Februar folgen. Anfang März werde ich dann auf Mallorca mit dem Team Sauerland trainieren. Den April
halte ich mir noch offen und warte das Wetter ab.
Welche Ziele hast du dir für dieses Jahr gesteckt?
Ganz oben steht natürlich Hawaii. Dort will ich zum 15. Mal in Folge versuchen 100 Prozent zu geben und die Ziellinie
zu sehen. Welche Platzierung dabei herauskommt, wird sich zeigen. Zuvor steht mindestens noch eine Langdistanz,
hoffentlich in Roth, auf dem Programm. Für andere Wettkämpfe habe ich mich bis jetzt noch nicht entschieden, bin
jedoch für Anregungen immer offen.
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