Comics aus Berlin. Bilder einer Stadt - neue zeichen
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Comics aus Berlin. Bilder einer Stadt - neue zeichen
[komma] , internationales literaturfestival Anspruchsvoll, vielfältig und witzig – das sind Comics aus Berlin! Vom anarchischen Fanzine bis zur erzählerisch ausgefeilten Graphic Novel sind hier alle bekannten Spielarten des Comics zuhause, gestützt durch ein kommunikatives Netzwerk aus großen und kleinen Verlagen. Neben lokalen Künstlern nutzen immer mehr internationale Comiczeichner die Stadt als Inspirationsquelle und Standort für ihre eigenen Arbeiten. Die Ausstellung Comics aus Berlin. Bilder einer Stadt möchte nicht nur die starke kreative Energie dieser Szene vermitteln, sondern vor allem zeigen, wie die Stadt selbst zum Thema wird. Mit Blick auf die aktuelle und historische Entwicklung Berlins präsentiert sich der Comic als eine hoch sensible Kunstform, pointiert, reflexiv, und von einem enormen stilistischen Reichtum. berlin Comics aus Berlin. Bilder einer Stadt [logo gesamt] Herausgegeben von Mona Koch, Jens Meinrenken und Ulrich Schreiber ISBN 978 -3 -940384 - 62 - 1 Verlag Vorwerk 8 Com ics aus B erlin. B ilder e i n e r S ta d t Herausgegeben von Mona Koch, Jens Meinrenken und Ulrich Schreiber Comics aus Berlin. Bilder einer Stadt Intr o Comics aus Berlin. Bilder einer Stadt Ausstellungskonzept . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Bandes dessinées de Berlin. Images d’une ville Concept de l’exposition . . . . . . . . . . . . . . . 14 Comics aus Berlin. Bilder einer Stadt Ein Essay von Jens Meinrenken . . . . . . . 18 Bandes dessinées de Berlin. Images d’une ville Un essai de Jens Meinrenken . . . . . . . . . 30 Künstl e r Max Andersson . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 ATAK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Sharmila Banerjee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Susanne Buddenberg/ Thomas Henseler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 Paula Bulling . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Tim Dinter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Martin Ernstsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 Chrigel Farner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Anke Feuchtenberger . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Fil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Flix . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 Aisha Franz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 Reinhard Kleist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 Peter Auge Lorenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 Ulli Lust . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 Mawil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 OL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 Kai Pfeiffer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 Till Thomas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 Henning Wagenbreth . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 Comics from Berlin. Images of a City Exhibition concept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Comics from Berlin. Images of a City An Essay by Jens Meinrenken . . . . . . . . . 24 Com ics aus B erlin. B ilder ei n er S ta d t Haus der Berliner Festspiele, 3.–15. September 2013 Ausst ellungskonzep t Comics in einer Ausstellung zu zeigen bedeutet immer eine besondere kuratorische und museale Herausforderung: Wie lassen sich die Originalität und die Vielfältigkeit eines Mediums vermitteln, das den meisten Besuchern in gedruckter Form als Comicheft oder Zeitungsstrip bekannt ist? Wie präsentiert man die Inhalte und Themen von Comics? Welche Seiten einer längeren Geschichte wählt man aus, die beispielhaft für die gesamte Handlung stehen können, und wie löst man das Verhältnis von Sichtbarkeit und Lesbarkeit auf einer solchen Comicseite? Alles Fragen, die jede Comic-Ausstellung von Neuem beantworten muss. Comics sind nicht nur eine eigenständige, sondern auch eine widerständige Kunstform, die sich dem mehr oder minder strengen Ordnungsmuster des klassischen Museums entzieht und nach individuellen Lösungen verlangt. Dabei tendieren die meisten Ausstellungen dazu, die grafische – oder umfassender formuliert: die ästhetische Dimension von Comics zu präsentieren. Der Comic wird hierbei zum Artefakt, jedes einzelne Blatt wird ausgeleuchtet, gerahmt und entsprechend in Szene gesetzt. Man kann diese Strategie kritisieren, doch sie besitzt bei aller Problematik einen entscheidenden Vorteil: Sie öffnet dem Besucher die Augen für die künstlerische Komplexität und stilistische Bandbreite von Comics. Denn nicht erst im Zeitalter des Digitalen wird die Frage nach dem eigentlichen Original zunehmend brisant, sie hat im Comic als Medium der Reproduktion eine lange Tradition. Und so ist auch diese Ausstellung ein Plädoyer dafür, den Comic von seinen Anfängen her zu betrachten, die künstlerischen Momente und Techniken seiner Entstehung in das Blickfeld zu rücken. Der Besucher wird daher zahlreiche Skizzen, Vorzeichnungen und sogar Gemälde vorfinden, die nicht ohne Weiteres auf das gedruckte Produkt schließen lassen und doch für die Herstellung von Comics essenziell sind. Mehr noch, obwohl Comics zunehmend digital koloriert und reproduziert werden, teilweise sogar vollends am Rechner hergestellt sind, dominiert immer noch die Zeichnung auf Papier als erster und wichtigster Schritt der handwerklichen Gestaltung. Dieses Wissen ist nicht neu, doch es bedarf der besonderen Betonung, gerade für Besucher, die mit dem Medium Comic nicht so vertraut sind. Keine Ausstellung kann das Lesen von Comics ersetzen, wohl aber zu dessen Lektüre anregen. Wenn uns dieses Kunststück gelingt, hat die Ausstellung ihre wichtigste Aufgabe erfüllt: den Comic in die Herzen eines literarisch und künstlerisch anspruchsvollen Publikums zu tragen. Aber auch für die, die dem Comic schon längst wohlgesinnt sind, bietet die Ausstellung eine reiche Palette an visuellen Eindrücken und spannenden Details. Wie schon der Titel 6 der Ausstellung andeutet, konzentriert sich die Auswahl auf Comic zeichner, die hier in Berlin leben und arbeiten. Kaum eine Metropole Deutschlands verfügt über eine so bunte und lebendige Szene von Comic-Künstlern. Auch wenn es vermessen wäre, Berlin als die deutsche Hauptstadt des Comics zu bezeichnen, so ist doch die Anzahl der hier wirkenden Zeichner immens. Und so kann die von uns kuratierte Ausstellung nur einen Bruchteil dessen vermitteln, was in den letzten knapp 25 Jahren nach dem Mauerfall in Berlin alles an Comics passiert ist. Wer die ausgewählten Exponate genauer studiert, wird schnell feststellen, dass die jüngere und jüngste Vergangenheit Berlins im Comic eine wichtige Rolle spielt. Die deutsche Wiedervereinigung bildet einen chronologischen Startpunkt, an dem sich die hiesige Comic-Szene neu formiert und an dem sie sich orientiert hat. 1990 veröffentlichte Volker Handloik in der Berliner Edition LIANE den Band »Leichtmetall. Comics in der DDR« mit einer Auswahl von 42 Künstlern, und im Frühjahr 1994 wurde in der Akademie der Künste die Ausstellung »Bei Walter. Comics in Berlin« gezeigt. Wir möchten an diese und ähnliche Projekte anschließen und zugleich neue Akzente setzen. Mit 22 Künstlern präsentieren wir zwei Generationen von Comiczeichnern, die das künstlerische Bild dieser Stadt seit den späten achtziger Jahren prägen und geprägt haben. Eröffnet wird unser Rundgang durch das Foyer des Hauses der Berliner Festspiele mit den Werken von Tim Dinter. Die auf dieser Etage befindliche weiße Wand wurde von ihm eigens bemalt und trägt das Signet der Ausstellung mit dem Titel »Comics aus Berlin. Bilder einer Stadt«. Die mögliche Assoziation an Walter Ruttmanns legendären, experimentellen Dokumentarfilm von 1927 »Berlin. Die Sinfonie der Großstadt« oder dessen Neufassung von Thomas Schadt ist dabei durchaus beabsichtigt. Ein Großteil der von uns ausgewählten Werke beschäftigt sich auf die eine oder andere Weise mit Berlin, kritisch, motivisch oder gar nostalgisch. Nicht nur Berlin selbst und seine Geschichte, sondern auch die mit dieser Stadt verbundenen künstlerischen Visionen rücken dabei in den Blickpunkt der Betrachtung. Die Comics von Flix, Susanne Buddenberg und Thomas Henseler schließen mit ihren historischen Inhalten an dieses Konzept unmittelbar an. Das Gleiche gilt für die stilistisch ganz unterschiedlichen Arbeiten von Paula Bulling, Fil, Ulli Lust, Mawil oder Reinhard Kleist. Trotz einiger Ausnahmen zieht sich das Thema »Berlin als Stadt« wie ein roter Faden durch die gesamte Ausstellung. Ein weiteres individuell für die Ausstellung entworfenes Kunstwerk, ebenfalls deutlich auf Berlin bezogen, ist die Umgestaltung der Bornemann-Bar durch die Comicgruppe Renate. Gegründet 1989, ist deren Laden in der Tucholskystraße 32 seit vielen Jahren Treffpunkt, Anlaufstelle und Bibliothek für alle Comic-Interessierten der Stadt und hier unter der Federführung von Peter Auge Lorenz exklusiv als Zweigstelle vertreten. Den hinteren Teil der Ausstellungsfläche haben wir der jungen und internationalen Comic-Szene Berlins gewidmet. So stehen Sharmila Banerjee, Aisha Franz, Martin Ernstsen und Till Thomas stell- 7 vertretend für das umfangreiche Verlagskollektiv Treasure Fleet, das als Vertriebsweg für die eigenen Minicomics dient. Mit dem Schweden Max Andersson und dem Schweizer Chrigel Farner haben wir zwei Künstler im Programm, die seit vielen Jahren in der Stadt leben und zugleich weitaus mehr machen, als Comics zu zeichnen. Dabei sind wir besonders froh darüber, dass wir das mobile Haus des japanischen Künstlers Kyohei Sakaguchi im Foyer als Raum für Max Anderssons selbst gebastelte Objekte benutzen dürfen, die als Animationen für seinen jüngst mit Helena Ahonen gedrehten Film »Tito On Ice« dienten. Zusammen mit den Arbeiten von ATAK, Henning Wagenbreth, Anke Feuchtenberger, Dominique Goblet und Kai Pfeiffer bestätigen sie noch einmal das, was bereits eingangs gesagt wurde und für die gesamte Ausstellung gilt: Der Comic ist eine eigenständige und widerständige Kunstform, die sich nicht nur auf das Format seiner Reproduktion reduzieren lässt. Bewusst haben wir Kunstwerke und Künstler ausgewählt, die nicht ausschließlich im Feld des Comics agieren. Es ist unsere feste Überzeugung, dass der Comic im kreativen Austausch und Kontrast mit dem Zeichentrick, der Illustration oder dem Cartoon seine eigene Persönlichkeit am stärksten entwickelt. Jens Meinrenken und Mona Koch 8 Com ics f rom B erlin. Im ages o f a Ci t y Haus der Berliner Festspiele, September 3–15, 2013 Exh ibit ion concep t It is always a particular challenge for curators and museums to show comics in an exhibition: How should one convey the originality and manifoldness of a medium that most visitors know as a comic or magazine strip in print? What is the best way to present the contents and subjects of comics? What pages of a longer plot should be best chosen to stand exemplarily for the whole story and what is the best ratio between visibility and legibility on a comic page? All these are questions that every comic exhibition must answer over and over again. Comics are not only an independent but also a resistant art form that evades the more or less strict basic concepts of the classical museum and demands individual solutions. Most exhibitions have a tendency to emphasise the graphic – or to put it in a more comprehensive manner – the aesthetic dimension of comics. During this process, the comic becomes an artefact with every single sheet being illuminated, framed, and put into an artistic setting. This strategy can be criticized, but despite its problematic nature there is a crucial advantage: it opens the eyes of the visitor to the artistic complexity and stylistic range of comics. The question concerning the real original has not just become volatile in the digital age, but has a long tradition with regard to the comic as a medium of reproduction. So this exhibition is a plea to look at the beginnings of the comic, to draw attention to the artistic facets and techniques of its origins. That is why the visitor will find a great number of sketches, preliminary drawings, and even paintings that do not necessarily represent the finished printed product, but are nevertheless essential in the process of making comics. Even though comics are increasingly being coloured and reproduced digitally, and are sometimes made completely on a computer, the paper drawing still dominates in the beginning and remains the first and most important step in design as a manual craft. This knowledge is not new but it needs particular emphasis, especially for visitors who are not that familiar with the medium of comics. No exhibition can replace actually reading comics, but it can encourage people to read them. If we manage this feat, then the exhibition has fulfilled its most important task: to carry the comics into the hearts of a literarily and artistically demanding audience. But the exhibition even offers those who have long since been welldisposed towards comics a wide range of visual impressions and fascinating details. As the title of the exhibition suggests, we have chosen comic-strip artists who live and work here in Berlin. There is hardly any other city in Germany that has such a colourful and lively scene of comic-strip artists. Though it would be overconfident to call 10 Berlin the German capital of comics, the number of comic illustrators working here is immense. Therefore this exhibition we have put together can only convey a fractional part of what has been happening in the comic world in Berlin in the 25 years since the Berlin wall came down. Those who study the exhibits in more detail will soon find out that Berlin’s recent and very recent past plays an important role in the comics on display. German reunification marks a chronological point from which the local comic scene started to come together and find a new orientation. In 1990, Volker Handloik published in the Berlin edition of LIANE his volume “Leichtmetall. Comics in der DDR” containing a selection of 42 artists, and in the spring of 1994 the exhibition “Bei Walter. Comics in Berlin” was shown at the Academy of the Arts. We would like to join these and similar projects and also bring in new accents. With 22 artists, we are presenting two generations of comic-strip illustrators who have been shaping the artistic image of this city since the late 1980s. The works of Tim Dinter are positioned at the beginning of our walk through the foyer of the Haus der Berliner Festspiele. The white wall on this floor has been painted especially by him and shows the signet of the exhibition with the title “Comics aus Berlin. Bilder einer Stadt” (tr. Comics from Berlin. Images of a City). A possible allusion to the legendary experimental documentary film “Berlin. Die Sinfonie der Großstadt” (tr. Berlin. Symphony of a Metroplis) from 1927 by Walter Ruttmann or its new version by Thomas Schadt is fully intended. Many of the works we have selected deal in one way or another with Berlin, taking a critical look or using the city as a motif or even taking a nostalgic look. It is not only Berlin itself and its history, but also the artistic visions connected with this city that are the focus of consideration. The comics of Flix, Susanne Buddenberg and Thomas Henseler follow this concept with their historical contents. The same applies for the works of Paula Bulling, Fil, Ulli Lust, Mawil or Reinhard Kleist, despite the fact that they are very different in their styles. With some exceptions the subject of “Berlin as a city” runs as a clear thread though the entire exhibition. Another work of art individually designed for this exhibition and with a clear reference to Berlin is the redesign of the Bornemann Bar by the Renate comic group. Founded in 1989, their shop at Tucholskystraße 32 is an exclusive local branch under the auspices of Peter Auge Lorenz and the meeting place, contact point and library for the city’s comic fans. The rear part of the exhibition area has been dedicated to the young and international comic scene of Berlin. Sharmila Banerjee, Aisha Franz, Martin Ernstsen, and Till Thomas represent the quite extensive publishing collective of “Treasure Fleet” which serves as a distribution channel for their own mini-comics. Swedish comic artist Max Andersson and Chrigel Farner from Switzerland are another two artists in our programme who have been living in the city for many years and who, at the same time, do much more than just illustrate comics. In this connection we are very happy that we could use the 11 mobile home of Japanese artist Kyohei Sakaguchi in the foyer as a space to exhibit the objects of Max Andersson. These were used for the animated film “Tito On Ice” he has just shot with Helena Ahonen. Together with the works of ATAK, Henning Wagenbreth, Anke Feuchtenberger, Dominique Goblet, and Kai Pfeiffer they once again confirm what was said at the beginning, something that applies for the whole exhibition: the comic is an independent and resistant art form which cannot be reduced to the format of its reproduction only. We consciously chose works of art and artists who do not work exclusively in the field of comics. It is our firm belief that the comic develops its own personality in the strongest way possible when there is a creative exchange and a contrast to animation, illustration or cartoon. Jens Meinrenken and Mona Koch 12 Bandes dessinées de B erlin. Im age s d ’ un e vi lle Haus der Berliner Festspiele, 3 – 15 septembre 2013 Concep t de l’ exp o sit ion La présentation de bandes dessinées dans le cadre d’une exposition constitue toujours un défi particulier, tant sur le plan curatorial que muséal. En effet, comment transmettre l’originalité et la diversité d’un médium que la plupart des visiteurs connaissent sous forme imprimée, de fanzine ou de comic strip de quotidiens ? Comment présenter les contenus et les thèmes de bandes dessinées ? Quelles pages d’une longue histoire sélectionne-t-on, qui seront emblématiques de toute l’intrigue et comment résout-on le rapport entre la visibilité et la lisibilité d’une telle page ? Autant de questions auxquelles toute exposition de bandes dessinées doit faire face à chaque fois. La bande dessinée n’est pas seulement une forme artistique indépendante, c’est aussi une forme artistique rebelle, qui se dérobe à l’ordre plus ou moins strict du musée classique et exige des solutions individuelles. La plupart des expositions ont tendance à présenter la dimension graphique ou, plus largement, esthétique des bandes dessinées. La bande dessinée devient un artefact, chaque feuillet est bien éclairé, encadré et mis en scène comme il se doit. On peut certes critiquer cette stratégie, mais elle revêt un avantage indéniable au regard de la problématique : elle ouvre les yeux des visiteurs sur la complexité artistique et l’éventail stylistique de la bande dessinée. Car la question de l’authenticité de l’original ne se pose pas pour la première fois intensément à l’ère du numérique, elle atteste d’une longue tradition dans le domaine de la bande dessinée comme médium de la reproduction. Ainsi, cette exposition plaide pour l’observation des premières étapes de la création d’une bande dessinée, des moments artistiques et des techniques qui président à sa réalisation. Le visiteur découvrira donc de nombreux croquis, esquisses et même peintures qui ne livrent pas des indices évidents sur le produit fini imprimé, mais restent essentiels pour la production des bandes dessinées. Bien que la mise en couleur des BD et leur reproduction se fasse de plus en plus à l’aide de procédés numériques et que leur fabrication soit même souvent intégralement informatisée, le dessin sur papier domine toujours en tant qu’étape première et fondamentale de la création artisanale. Ce fait n’a rien de nouveau, mais il vaut la peine d’être tout particulièrement souligné, notamment pour les visiteurs qui ne sont pas familiers du médium bande dessinée. Aucune exposition ne peut remplacer la lecture de BD mais peut, en revanche, inciter à s’y livrer. Si ce tour d’adresse nous réussit, alors la mission principale de l’exposition aura été remplie : sensibiliser un public exigeant en matière de littérature et d’art au médium qu’est la bande dessinée. Toutefois, même pour ceux qui sont bien disposés envers la BD depuis long- 14 temps, l’exposition offre une riche palette d’impressions visuelles et de détails passionnants. Comme l’annonce le titre de l’exposition, le choix des dessinateurs se concentre sur ceux qui vivent et travaillent à Berlin. Rares sont les métropoles en Allemagne qui disposent d’une scène de créateurs de BD aussi mélangée et dynamique. Même si cela semble présomptueux de désigner Berlin comme la capitale allemande de la BD, le nombre des dessinateurs actifs y résidant est considérable. Ainsi, l’exposition que nous avons mise en œuvre ne peut présenter qu’une fraction de la production de bande dessinée de ces 25 dernières années à Berlin depuis la chute du Mur. À l’observation plus précise des éléments exposés, on constate rapidement que le passé proche et tout récent de Berlin joue un rôle important dans le domaine de la bande dessinée. La réunification allemande constitue un point de départ chronologique à partir duquel la scène de la BD locale s’est constituée et positionnée. En 1990, Volker Handloik a publié l’album « Leichtmetall. Comics in der DDR », présentant une sélection de 42 illustrateurs, chez l’éditeur berlinois Edition LIANE et, au printemps 1994, l’exposition « Bei Walter. Comics in Berlin » a été montrée à l’Akademie der Künste. Nous souhaitons nous inscrire dans la continuité de ces projets et d’autres initiatives similaires tout en insistant sur de nouveaux aspects. Avec 22 artistes, nous présentons deux générations de dessinateurs de BD qui marquent et ont marqué l’image artistique de cette ville depuis la fin des années 1980. Notre visite commencera par le foyer de la Haus der Berliner Festspiele avec les œuvres de Tim Dinter. Le mur blanc de ce niveau a été peint par l’artiste tout spécialement pour cette occasion et porte le logo de l’exposition avec le titre « Comics aus Berlin. Bilder einer Stadt » (Bandes dessinées de Berlin. Images d’une ville). L’association possible avec le film documentaire expérimental et légendaire de 1927 de Walter Ruttmann « Berlin. Die Sinfonie der Groß stadt » (Berlin, symphonie d’une grande ville), ou avec la nouvelle version de Thomas Schadt est tout à fait volontaire. Une grande partie des œuvres sélectionnées traitent d’une façon ou d’une autre de Berlin, que cela soit d’une manière critique, sous l’angle des motifs, voire même de la nostalgie. Berlin en soi et son histoire, mais aussi les visions artistiques liées à cette ville sont le point focal de l’observation. Avec leurs contenus historiques, les BD de Flix, de Susanne Buddenberg et de Thomas Henseler sont dans le droit fil de ce concept. Il en va de même avec les travaux très hétéroclites de Paula Bulling, Fil, Ulli Lust, Mawil ou Reinhard Kleist. En dépit de quelques exceptions, le thème de « Berlin en tant que ville » se déroule tel un fil conducteur tout au long de l’exposition. Une autre œuvre créée spécifiquement pour l’exposition et ayant aussi clairement un lien avec Berlin est à voir dans la transformation du bar Bornemann par le groupe de dessinateurs de BD Renate. Leur magasin dans la Tucholskystraße 32 fondé en 1989 est le lieu de rendez-vous et d’accueil, ainsi que la bibliothèque de tous les amateurs de BD de la ville depuis de nombreuses années. Il est représenté ici en exclusivité en tant que filiale sous la direction de Peter Auge Lorenz. 15 Nous avons dédié la partie arrière de la surface d’exposition à la scène de la BD jeune et internationale de Berlin. C’est là que Sharmila Banerjee, Aisha Franz, Martin Ernstsen et Till Thomas représentent leur bien plus vaste collectif d’édition Treasure Fleet, qui fait office de distributeur pour leurs propres minicomics. Avec le Suédois Max Andersson et le Suisse Chrigel Farner, nous avons là deux artistes exposés qui vivent dans la ville depuis plusieurs années et qui ne se cantonnent pas à leur activité de dessinateurs de BD. Nous sommes aussi particulièrement heureux d’accueillir la maison mobile de l’artiste japonais Kyohei Sakaguchi dans le foyer comme espace pour les objets créés par Max Andersson qui ont servi d'animations dans son film récemment tourné avec Helena Ahonen, « Tito On Ice ». Avec les travaux d’ATAK, de Henning Wagenbreth, d’Anke Feuchtenberger, de Dominique Goblet et de Kai Pfeiffer, ils confirment une fois de plus ce que nous déclarions au début de ce texte et qui vaut pour l’ensemble de l’exposition : la bande dessinée est une forme artistique indépendante et rebelle qui ne se laisse pas réduire au seul format de sa reproduction. C’est volontairement que nous avons choisi des œuvres et des artistes qui ne limitent pas leur action au champ de la bande dessinée. Nous sommes intimement convaincus que, dans l’échange créatif et la confrontation avec le dessin animé, l’illustration ou le cartoon, la bande dessinée développe sa propre personnalité avec une puissance maximale. Jens Meinrenken et Mona Koch 16 Com ics aus B erlin. B ilder ei n er S ta d t E in Essay von Jens Meinrenk en Wer einmal einen Cartoon von OL oder eine Episode »Didi & Stulle« von Fil gelesen hat, merkt sofort, dass Comics aus Berlin ihre ganz eigene Sprache pflegen. Da wird wie wild im Dialekt schwadroniert, mit mächtig viel Lokalkolorit hantiert und pointiert die aktuelle gesellschaftliche Entwicklung der Stadt aufs Korn genommen. Es sind diese Direktheit und Ruppigkeit Berliner Comics, die mich schon sehr früh fasziniert haben. Und auch wenn ich als Zugereister bestimmt nicht jeden Witz und jede Anspielung sofort verstanden habe, traf mich diese Ehrlichkeit wie ein Faustschlag mitten in die Magengrube. Ein Comic, der exemplarisch für diese Wahrnehmung steht, ist »ATAK vs. Ahne«, der im November 2002 beim damals noch jungen avant-verlag erschienen ist. Auf dem Cover des querformatigen Ringbuchs tobt ein gewaltiger Boxkampf kurz vor der Entscheidung. Gerade setzt der linke Kontrahent mit einem Kinntreffer seines überlangen Arms dazu an, den Gegner ins Reich der Träume zu schicken. Ein Künstlerduell der besonderen Art, ein Gefecht zwischen Bild und Text, das sich im Comic so zahlreich beobachten lässt. Im Innern des Buches scheint sich diese explosive Dialektik fortzusetzen. Da wird zum Beispiel eine Zeitungsnotiz vom März 2000 aufgegriffen, in der ein Mann im Berliner Wedding drohte, seine Lebensabschnittsgefährtin mit einer Panzerabwehrrakete aus dem Wohnzimmer zu bugsieren, und zwar in einer Straße, in der ich damals selbst wohnte. Und doch steckt selbst in dieser brutalen Darstellung eine feinsinnige Poesie, die eine andere Seite Berliner Comics markiert und nicht nur symptomatisch für die frühen Arbeiten ATAKs oder auch Anke Feuchtenbergers steht. 1992 hatte sich mit Jochen Enterprises in Berlin ein Verlag gegründet, dessen Verdienste für die hiesige ComicSzene nicht hoch genug eingeschätzt werden können. Neben den ersten deutschsprachigen Veröffentlichungen amerikanischer Independent-Comics von Chester Brown oder Peter Bagge wurden hier u. a. die Werke von Anke Feuchtenberger, Max Andersson, ATAK oder Reinhard Kleist publiziert. Nach dem Einstellen von Jochen Enterprises im Jahr 2000 wurde dessen Programm teilweise von Reprodukt übernommen, einem Comic-Verlag, der neben dem Verlag avant mittlerweile zu den bekanntesten und einflussreichsten Größen der Branche in Berlin gehört. Auch Reprodukt hatte sich bei seiner Entstehung im Jahr 1991 auf amerikanische Comics konzentriert und begann dann, Schritt für Schritt einheimische Zeichner in das eigene Portfolio zu integrieren. Alle drei genannten Verlage stehen damit für eine Entwicklung, die den deutschen und den Berliner Comic international bekannt gemacht hat. Wer sich zum Beispiel die Publikationen ausländischer Verlage anschaut, wird schnell merken, dass sich die Situation um 18 180 Grad gewendet hat. Comics von Berliner ZeichnerInnen wie Ulli Lust, Paula Bulling oder Mawil erscheinen nicht nur in verschiedenen Sprachen auf dem europäischen Markt, sondern sie werden zum Teil auch von Verlagen aus den USA veröffentlicht. Einmal mehr präsentiert sich die Stadt Berlin als Zentrum für Kunst, Mode und Literatur mit einer geradezu weltweiten Ausstrahlung. Mit einzelnen Seiten und Zeichnungen aus ATAKs »Hunde über Berlin« und »Linie 63« von Anke Feuchtenberger zeigt die Ausstellung ein Bild der Stadt, die es längst nicht mehr gibt, wenn sie denn überhaupt jemals in dieser Form existierte. Persönliche Erinnerungen, fantastische Einsprengsel und fiktionale Elemente lassen ein Berlin entstehen, das sein eigentümliches Panorama erst vor dem inneren Auge des Betrachters vollends entfaltet. Dies gilt insbesondere für die Comic-Parabel »Berlinoir« von Reinhard Kleist und Tobias O. Meißner. Eine Vampir-Story in kräftig gemalten Farben, somnambul und bedrohlich zugleich. Kaum zu übersehen sind hierbei die Zitate aus dem Weimarer Kino eines Wilhelm Murnaus oder Fritz Langs. So leuchtet der Turm aus dem Stummfilm »Metropolis« (1927) wie ein infernalisches Gebäude im Hintergrund der Panels und erinnert an die zeichnerische Vision des damals von Erich Kettelhut entworfenen Szenenbildes. Das neue und das alte Berlin, die reale und die fiktive Stadt sind die beiden sich ergänzenden Pole der Ausstellung. In Ulli Lusts Comic-Adaption »Flughunde« (2013), basierend auf der gleichnamigen Romanvorlage von Marcel Beyer, ist es das dunkle Berlin der Nationalsozialisten, das in den Räumen der damaligen Reichskanzlei und über den Dächern der Stadt seinen modrigen Geruch verbreitet. Eine ganz andere Schattenseite Berlins zeigt dagegen Paula Bullings aktuelle Beschäftigung mit der Occupy-Bewegung. Die schlafende Metropole in den Zeichenblättern zu »Nachtwinkel« kann bei aller Stille nicht darüber hinwegtäuschen, dass gerade für Künstler der Lebens- und Arbeitsraum im Zentrum der Stadt immer enger wird. Im Verbund mit den Immigranten und Flüchtlingen erfahren die realen Existenzprobleme der ärmeren Bewohner Berlins in diesem Comic eine persönliche Interpretation. Überhaupt sind die Realität, die Geschichte und die Architektur von Berlin zentrale Themen. Immer wieder sind es einzelne Plätze, Orte und Begebenheiten, die in den Fokus der ausgestellten Werke rücken. Auf den Seiten aus Peter Auge Lorenz’ jüngst erschienenem Comic »Das Land, das es nicht gibt« ist es zum Beispiel der Gendarmenmarkt mit seinen klassizistischen Gebäuden, der von seinem Zeichner als »der schönste Spielplatz der Welt« beschrieben wird. Hier wird eine Vergangenheit spürbar, die den meisten Westlern in dieser Form wohl kaum bekannt ist. Wesentlich dramatischer und auch weitaus gefährlicher erscheint uns da die Geschichte der Familie Holzapfel, die Susanne Buddenberg und Thomas Henseler in »BERLIN – Geteilte Stadt« (2012) erzählen. Deren spektakuläre Flucht in den Westen mithilfe einer selbst gebauten Seilbahn sorgte u. a. in der damaligen Lokalpresse für großes Interesse, wie die beiden Zeichner anhand der Reproduktion eines Berliner Zeitungsberichts 19 dokumentieren. Doch erst im Zusammenschnitt filmischer Techniken und plötzlicher Vergegenwärtigung im Bild wird diese Flucht noch einmal visuell erfahrbar und wirkt so weit über das eigentliche Geschehen hinaus. Die Fähigkeit des Comics, mittels Bildern beim Betrachter Empathie auszulösen und bereits vergangene Erlebnisse neu aufleben zu lassen, teilt das Medium mit anderen Kunstformen wie dem Kino oder der Malerei. Dennoch hat der Comic seine eigene Bildsprache entwickelt, die ihn von anderen Künsten unterscheidet. Besonders die Mittel der zeichnerischen Reduktion, der panelhaften Begrenzung und der sequentiellen Abfolge lassen ihn zu einem idealen Kommentator seiner Umwelt werden, der das Darzustellende mit wenigen Strichen erfasst und thematisiert. Mal mit lakonischer Gelassenheit, mal mit ernstem Witz rückt der Berliner Comic seiner Stadt zu Leibe und nimmt sie ins Visier. Bei aller notwendigen Interpretation und Fiktion findet sich in den Comics von Mawil, Tim Dinter, Fil oder Flix ein chronistischer Zug, ein kleines Detail Berlins, das oftmals erst bei genauerer Betrachtung und Lektüre zu erkennen ist. So fährt in Flix’ moderner Version des »Don Quijote« (2012) dieser wie selbstverständlich auf der Spanischen Allee in das Zentrum der Metropole und überrascht damit sicherlich auch kundige Kenner Berlins. Dabei sind die thematischen Annäherungen Berliner ComicKünstler an ihre Heimatstadt von einer großen stilistischen und sozialen Vielfalt geprägt. Die Lust an der ironischen Auseinandersetzung kommt in den Werken ebenso zum Tragen wie die seriöse Kritik. Wenn zum Beispiel OL die Galerie- oder Filmszene Berlins auf die Schippe nimmt, dann hat das eine ähnlich humoreske Sprengkraft wie seine Darstellung des Nachbarsjungen Mirko, der als übergroßer Gorilla den Fernsehturm mit der Hand zerstört – vom politischen Seitenhieb auf die durch den 11. September ausgelöste Angst vor Terroranschlägen ganz zu schweigen. Eine weitaus gemächlichere Gangart schlägt Tim Dinter in seinen zusammen mit Kai Pfeiffer kreierten Zeitungsstrips »Der Flaneur« an. Hier ist es der süffisante, verfremdete Blick auf die alte Berliner Bourgeoisie: rüstige Damen und vornehme Herren, deren Stadt aus gepflegten Straßen, Häusern und abseitigen Geheimnissen besteht. Doch es muss nicht immer Berlin sein, das die zahlreichen Bilder der Ausstellung bestimmt. Mit Henning Wagenbreth, Max Andersson und Chrigel Farner versammeln sich drei künstlerische Positionen, deren ästhetische Differenzen kaum größer sein könnten. Während Henning Wagenbreth als Professor an der Universität der Künste Berlin seinen eigenen grafischen Stil pflegt, hat Chrigel Farner eine altmeisterliche Manier entwickelt, die sich im Comic eher selten findet. Dazwischen thront die postapokalyptische Zeichenwelt des Max Andersson, dessen schwarze Palette vom Comic bis zur Animation reicht. Eine absonderliche Szenerie, die von monströsen Mensch-Maschine-Figuren, merkwürdigen technischen Objekten und jenseitigen Landschaften bestimmt wird. Egal, ob Spielzeug- und Pixelästhetik (Wagenbreth), surrealistisch-halluzinogen 20 anmutende Feinmalerei (Farner) oder förmlich nach Schmieröl und Benzin riechende Bildobjekte (Andersson), alle drei Künstler sind von dem Spieltrieb besessen, das Groteske, Karnevaleske und Parodistische des Comics visuell auf die Spitze zu treiben. So präsentiert uns Chrigel Farner nicht nur eine bisher unbekannte Comicvariante des alten Zaubermärchens vom Däumling, sondern schafft darüber hinaus mit seinen Turmbildern aus aufeinandergestapelten Menschenleibern eine fragile Architektur mit diversen kunsthistorischen Bezügen. Mindestens ebenso überraschend und dabei hoch aktuell sind die Zukunftsvisionen aus Henning Wagenbreths Buch »Plastic Dog« (2013), die zunächst 2004 in der Wochenzeitung »Die Zeit« und als elektronische Comicstrips publiziert wurden. Stadt und Natur erscheinen hier als eine vom Computer und dem Militär kontrollierte Lebenswelt, die kaum noch Freiraum zur persönlichen Entfaltung offen lässt. Krieg, terroristischer Widerstand und die Herrschaft der Roboter sind nur ein paar der möglichen Plagen, die sich in diesem Comic ausbreiten. Nicht allein die historisch, gesellschaftlich oder politisch fundierten Themen sogenannter Graphic Novels dürfen als seriöse Form des Comics gewertet werden, sondern ebenso dessen ästhetische Dimension. Wenn bereits im Einleitungstext zur Konzeption der Ausstellung betont wurde, dass der Comic eine eigenständige und widerständige Kunstform sei, dann gilt diese Beobachtung ebenso für die hier skizzierte Geschichte Berliner Comics. Die im Katalog exemplarisch abgebildeten Exponate können zwar keine komplette Schau der gesamten Ausstellung vermitteln, dennoch stehen sie stellvertretend für eine Ausweitung des Comics in den letzten Jahrzehnten auf künstlerischer und inhaltlicher Ebene. So wäre es zum Beispiel dringend geboten, die Zeichentechniken zeitgenössischer Kunst mit denen des aktuellen Comics zu vergleichen. Nicht um den Einfluss des Comics auf die moderne Kunst zu untermauern, wie dieses bereits in verschiedenen Ausstellungen getan wurde, sondern um zu einem gemeinsamen Verständnis der verwendeten Ausdrucks- und Gestaltungsmittel zu gelangen. Hier schlummert ein Wissen, das auch die vorliegende Ausstellung nur tendenziell ausschöpfen kann. Deshalb verstehe ich die Entwicklung des Berliner Comics nicht so sehr als ein Resultat historischer Umstände wie des Mauerfalls und der Wiedervereinigung Deutschlands, sondern als Folge kreativer Zusammenstöße und künstlerischer Entscheidungen. Gerade die junge und aufstrebende Zeichnergeneration, in der Ausstellung u. a. vertreten durch Aisha Franz, Sharmila Banerjee, Till Thomas und Martin Ernstsen, beweist, dass die Zukunft des Comics zunehmend auf internationale Kooperationen und Anerkennung angewiesen ist. Es bleibt zu hoffen, dass Berlin ein Teil seines Reservats für junge Künstler aller Medien bewahren kann und nicht im Sumpf großer Luxus-Metropolen wie Paris, London oder Moskau versinkt. Denn nicht mehr eine bestimmte Technik, ein einziger individueller Strich bestimmen den Stil junger ComiczeichnerInnen, sondern das Experiment und die Mischung von verschiedenen Ausdrucksformen. Dies setzt eine lebendige und ständig 21 sich erneuernde Kunstszene voraus, sowohl im Bereich des Comics wie auch in den anderen Künsten. Ebenso wichtig erscheint hierbei die langfristige Zusammenarbeit mit den in Berlin ansässigen Verlagen und Institutionen. Comics brauchen ihren festen Platz in der kulturellen und gesellschaftlichen Wahrnehmung, sie sind auf eine öffentliche Unterstützung und Würdigung angewiesen. Jeder Besucher der Ausstellung wird dabei schnell begreifen, dass es keine spezielle Form gibt, wie Comics auszusehen haben und sich präsentieren. So zeigen wir zum Beispiel die Gemeinschaftsarbeit von Dominique Goblet aus Belgien und Kai Pfeiffer aus Berlin, die im Frühjahr 2014 als eigenständiger Comic veröffentlicht wird. Die großformatigen Drucke bestechen durch eine strahlende Energie und zeichnerische Kraft, die vor allem in den verwendeten Primärfarben deutlich zum Ausdruck kommen. Zugleich finden sich in unserer Ausstellung kleinere Formate und feine Skizzen mit Bleistift oder Feder, die ein ganz anderes, unscheinbares und miniaturhaftes Bild von Comics vermitteln. Man kann und darf dem Berliner Comic zu seiner Frechheit, seiner Originalität und seinem Witz gratulieren. Und der Stadt Berlin zu ihrer vitalen und einflussreichen Comic-Szene. Sie steht für ein gesamtdeutsches Phänomen, bei dem sich vor allem immer mehr Frauen für das Zeichnen von Comics interessieren. Durch den beständigen Einsatz von Professoren wie Anke Feuchtenberger, ATAK, Hendrik Dorgathen, Martin tom Dieck oder Henning Wagenbreth hat sich an den deutschen Kunsthochschulen eine Begeisterung und Begabung für Comics entwickelt, die das Medium nachhaltig stützen und fördern. In diesem Sinne möchte die vorliegende Ausstellung einen kleinen Beitrag zur weiteren Beschäftigung mit dem Comic liefern, sei es künstlerisch, sei es wissenschaftlich. Neben den etablierten Künstlern sind es die zahlreichen Comiczeichner Berlins, die der Stadt ihren unverwechselbaren Charme und ihre kreative Energie verleihen. Diese Erkenntnis begleitet die Berliner Comicgeschichte weit über den Rahmen der Ausstellung hinaus und bestimmt ihr eigentliches Gesicht. 22 Com ics f rom B erlin. Im ages o f a Ci t y An Essay by Jens Meinrenke n Anyone who has read a cartoon by OL or an episode of “Didi & Stulle” by Fil, will notice immediately that comics from Berlin have their very own language. The characters rant away in dialect, the artists play around with a great deal of local features and the contemporary goings-on in the city are sharply poked fun at. It is this directness and gruffness of Berlin comics that already fascinated me early on. And even if, as someone from outside the city, I don’t understand every joke and every innuendo immediately, the sheer honesty in Berlin’s comics has always bowled me over. A comic that is exemplary of this, is “ATAK vs. Ahne”, which was first released in November 2002 by the still young avant publishers. The cover of the landscape format ring binder shows a violent boxing match at the climax of its deciding moment. The fighter on the left is just about to knock out his opponent with a cut to the chin with his over-long arm. This is a duel between artists of a special kind, a fight between image and text, which can be seen so many times in the comic. Inside the book, this explosive dialectic appears to continue. A newspaper notice from March 2000 is referred to; in it a man in the Berlin district of Wedding, in a street I once lived in myself, is threatening to manoeuvre his girlfriend out of their living room with an antitank missile and it was taking place. And yet, a finely sensitive poetry can be found even in this brutal picture, a sensitivity that is another characteristic side of Berlin comics, which is not only symptomatic of the early works of ATAK or Anke Feuchtenberger. 1992 saw the setting up of Jochen Enterprises in Berlin, a publisher whose services to the city’s comic scene cannot be overstated. In addition to the first German-language publications of American independent comics by Chester Brown or Peter Bagge, works by Anke Feuchtenberger, Max Andersson, ATAK or Reinhard Kleist and others were published there. After Jochen Enterprises closed in 2000, its programme was in part taken over by Reprodukt, a comic publisher which, next to avant, has now become one of the best-known and most influential in the industry in Berlin. In its initial phase after its foundation in 1991, Reprodukt also concentrated on American comics, but then began to integrate local illustrators gradually into its portfolio. All three of the aforementioned publishers are therefore representative of a development that has made German and Berlin comics known internationally. For example, if you look at the publications by foreign publishers, you will soon notice that the situation has made a 180-degree turnaround. Comics from Berlin illustrators like Ulli Lust, Paula Bulling or Mawil are not only available in different languages on the European market, but some of them have also been released by publishers in the USA. Once again, the city of Berlin is presenting itself here as a 24 centre for art, fashion and literature with an image that has spread worldwide. With individual pages and illustrations from ATAK’s “Hunde über Berlin” (tr. Dogs over Berlin) and “Linie 63” (tr. Line 63) from Anke Feuchtenberger, the exhibition shows a picture of the city that has been gone for a long time, if it even did ever exist in this form. Personal memories, fantastic insets and fictional elements create a Berlin, the idiosyncratic panorama of which only unfolds once it has reached the inner eye of the reader. This is especially true of the comic parable “Berlinoir” by Reinhard Kleist and Tobias O. Meißner. A vampire story in strong picaresque colours, somnambulant and threatening in equal measure. Impossible to overlook here are the citations from the Weimar cinema of Friedrich Wilhelm Murnau or Fritz Lang. As such, the tower from the silent film “Metropolis” (1927) glares like an infernal building in the background of the panel and is also reminiscent of the illustrative visions to be found in the film sets designed back then by Erich Kettelhut. The new and the old Berlin, the real and the fictional city, are the two complementary poles of the exhibition. In Ulli Lust’s comic adaptation “Flughunde” (2013; tr. Flying Foxes), based on the novel of the same title by Marcel Beyer, it is the dark Berlin under the Nazis that spreads its musty smell in the rooms of the former Reich Chancellery and across the city’s roofs. Another very dark side of Berlin is also shown by Paula Bulling, whose most recent work deals with the Occupy movement in Berlin. The sleepy metropolis on the illustrated pages of “Nachtwinkel” (tr. Night Angle) cannot cover up, despite the calm they exude, that living and working spaces in the city centre are becoming increasingly difficult to get a hold of, especially for artists. Together with immigrants and refugees, the real problems of Berlin’s poorer inhabitants are given their very own personal interpretation in this comic. Reality, as well as the history and architecture of Berlin are often central themes. Again and again, we see individual locations, places and circumstances as the focus of the works on exhibition. In the pages of Peter Auge Lorenz’ most recently released comic “Das Land, das es nicht gibt” (tr. The Land that Doesn’t Exist), for example, one can see the Gendarmenmarkt with its neo-classical buildings which is described by the illustrator as “the most beautiful playground in the world”. Here, one gains a sense of a past that most people from the West are hardly familiar with. Far more dramatic and also far more dangerous is the story of the Holzapfel family, which is told by Susanne Buddenberg and Thomas Henseler in “BERLIN – Geteilte Stadt” (2012; tr. BERLIN – A City Divided). Their spectacular escape to the West with the help of a self-made cable car gained a great deal of attention back then in the local press, as the two illustrators document using a reproduction of a Berlin newspaper article. However, it is when one sees it edited using film-like techniques and its sudden manifestation in pictures, that this flight can once again comes to life visually and has an effect that goes far beyond the actual story itself. 25 The ability of comics to trigger a feeling of empathy in the person looking at them and allowing past events to come back to life again is something the medium shares with the cinema or painting. And yet the comic has developed its very own visual language that distinguishes it from other art forms. This is true in particular for the means of illustrative reduction, the delimiting nature of the panels and the sequential nature of the images, which make comics ideal commentators of their environment that capture and express what is to be conveyed with only a few strokes. The Berlin comic gets to grips with its city and takes a good look at it, sometimes with laconic aplomb, at other times with earnest wit. Despite the necessary interpretation and fiction, the comics of Mawil, Tim Dinter, Fil or Flix often contain a chronicle-like feature, a small detail of Berlin, which only becomes apparent if you look or read more closely. As such, in Flix’ modern version of “Don Quijote” (2012), the title character travels down the boulevard “Spanische Allee” into the centre of the city almost certainly surprising a few readers who are very familiar with the city's streets. These thematic approaches of Berlin comic artists to their home town are marked by great stylistic and social diversity. The works demonstrate just as often a love of irony as they do serious criticism. For example, when OL pokes fun at the Berlin gallery or film scene, then it has just as much humorous brisance as his story of the neighbourhood boy Mirko, who destroys the Fernsehturm Berlin with his hand dressed as a giant gorilla – not to mention the political side shot at the fear of terrorist attacks triggered by 11 September. A far more leisurely pace is taken by Tim Dinter in the newspaper strip “Der Flaneur” (tr. The Stroller), which he created together with Kai Pfeiffer. Here we have the smug, alienated view towards the old Berlin bourgeoisie: lusty ladies and respectable gentlemen whose city consists of well-tended streets, buildings and undisclosed secrets. However, it doesn’t always have to be Berlin in the numerous pictures on exhibition. In Henning Wagenbreth, Max Andersson and Chrigel Farner we have three artistic positions whose aesthetic differences could hardly be more different. While Henning Wagenbreth cultivates his own graphic style as a professor at the University of the Arts in Berlin, Chrigel Farner has developed a style reminiscent of the Old Masters which is seldom found in comics. In between these two, you have the post-Apocalyptic world of illustration by Max Andersson, whose black spectrum ranges from comic to animation. A peculiar series that is populated by monstrous humanmachine figures, strange technical objects and other-worldly landscapes. No matter whether toy or pixel aesthetic (Wagenbreth), fine painting suggestive of surrealist hallucinogens (Farner) or objects smelling literally like lubricant and petrol (Andersson), all three artists are possessed by a playful instinct to take the grotesque, the carnivalesque and parody to extremes. As such, Chrigel Farner not only presents us with a previously unknown comic version of the old fairytale of Tom Thumb, but also creates, with his drawings of towers 26 made out of human bodies stacked one on top of the other, a fragile architecture with diverse references to the history of art. Surprising, and at the same time highly contemporary, are the future visions from Henning Wagenbreth’s book “Plastic Dog” (2013), which originally appeared in 2004 in the weekly newspaper “Die Zeit” and as an electronic comic strip. The city and the natural realm come across here as a world controlled by computers and the military, where there is hardly any room for personal development. War, terrorist resistance and domination by robots are only a few of the potential plagues that spread throughout this comic. The historical, social or political themes of so-called graphic novels deserve to be taken seriously, but their aesthetic dimension should, too. As we already mentioned in the introductory text dealing with the concept of the exhibition, the comic is an independent and resistant form of art. This certainly applies to Berlin comics and their history. While the exhibits displayed as examples in the catalogue cannot be seen as a complete show of the exhibition as a whole, nevertheless, they are representative of the spread of the comic in the last decades at artistic level and in terms of content. It is therefore urgently recommended that the illustration techniques of contemporary art be compared with those of the contemporary comic. Not in order to underpin the influence of the comic on modern art, which has already been done in various exhibitions, but to arrive at a shared understanding of the means of expression and design used. There is a dormant knowledge here that this exhibition can only exploit to a certain extent. That is why I see the evolution of the Berlin comic not so much as a result of historical circumstances such as the fall of the Berlin Wall and Germany’s reunification, but more as the result of creative encounters and artistic decisions. The young and upcoming generation of illustrators in particular, represented at the exhibition, by, among others, Aisha Franz, Sharmila Banerjee, Till Thomas and Martin Ernstsen, prove that the future of the comic relies increasingly on international cooperation and recognition. We can only hope that Berlin manages to maintain some of its reserves for young artists of all media and does not sink into the swamp of large cities where luxury rules, like Paris, London or Moscow. It is no longer a certain technique, a single individual stroke that defines the style of young comic illustrators, but experimentation and the mixture of different forms of expression. This requires a vibrant art scene that is in a process of constant renewal, both in the area of comics and in the other arts. It would appear that the longterm cooperation with the publishers and institutions based in Berlin is just as important in this respect. Comics need a fixed place in cultural and social awareness; they rely on public support and recognition. Every visitor to the exhibition will soon grasp that there is no special form defining the way comics have to look and present themselves. And so we will be showing the joint work of Dominique Goblet from Belgium and Kai Pfeiffer from Berlin, which was released as an independent comic in the spring of 2014. The large-format prints radiate power and illustrative energy, expressed clearly in the pri- 27 mary colours used. At the same time, you will also find smaller formats at our exhibition; fine sketches drawn using pencil or quill, which convey a completely different, unimposing and miniaturelike image of comics One can and may congratulate the Berlin comic for its impudence, originality and wit. And the city of Berlin for its vital and influential comic scene. It is evidence of a Germany-wide phenomena, in which more and more women are becoming interested in illustrating comics. Thanks to the constant commitment of professors like Anke Feuchtenberger, ATAK, Henrik Dorgathen, Martin tom Dieck or Henning Wagenbreth, an enthusiasm and skill for comics has developed at the German art schools, which support and promote the medium in a sustainable manner. With this in mind, this exhibition aims to make a small contribution towards continuing people's interest in comics, whether artistically or academically. In addition to the established artists, it is the numerous comic illustrators of Berlin who lend the city its unique charm and its creative energy. This is something that accompanies the history of the comic in Berlin far beyond the boundaries of the exhibition and defines its real vision. 28 Bandes dessinées de B erlin. Im age s d ’ un e vi lle Un essai de Jens Meinrenken En lisant une bande dessinée de OL ou un épisode de « Didi & Stulle », de Fil, on remarque tout de suite que les bandes dessinées berlinoises ont une langue bien à elles : dialecte endiablé à tous les coins de page, couleur locale omniprésente et critique pertinente de l’actualité sociale de la ville. Cet aspect direct et brut de décoffrage des bandes dessinées de Berlin m’a très tôt fasciné, et même si, moi qui suis Berlinois d’adoption, je n’ai sans doute pas toujours immédiatement compris chaque blague et chaque allusion, cette honnêteté m’a frappé comme un coup de poing au creux de l’estomac. S’il est une bande dessinée bien représentative de cette perception, c’est « ATAK vs. Ahne », parue en novembre 2002 aux éditions avant-verlag, à l’époque une toute jeune maison d'édition. Sur la couverture de ce livre à spirale au format à l’italienne, un violent combat de boxe fait rage, arrivé à son paroxysme. Le boxeur de gauche s’apprête à expédier son adversaire au pays des songes d’un coup au menton assené par un bras d’une longueur démesurée. C’est là un extraordinaire duel d’artistes, une bataille entre l’image et le texte telle qu’on l’observe dans de nombreuses bandes dessinées. Cette dialectique explosive se poursuit à l’intérieur du livre, où est par exemple reproduit un entrefilet paru dans le journal en mars 2000 ; il raconte qu’un habitant du quartier de Wedding, à Berlin, avait menacé sa compagne de l’expulser du salon à l’aide d’un missile antichar – et ce, juste dans la rue dans laquelle je vivais moi-même à l’époque. Et pourtant, même cette représentation brutale comporte une poésie subtile, caractéristique d’un autre aspect de la bande dessinée berlinoise, et pas uniquement typique des premières Œuvres d’ATAK ou d’Anke Feuchtenberger. En 1992 fut fondée à Berlin Jochen Enterprises, une maison d’édition dont on ne pourra jamais assez rappeler tout ce qu’elle a apporté à la scène BD locale. Non contente de publier les premières éditions en allemand de bandes dessinées américaines indépendantes, comme celles de Chester Brown et de Peter Bagge, cette maison a aussi édité les livres d’Anke Feuchtenberger, Max Andersson, ATAK ou encore Reinhard Kleist. À la fermeture de Jochen Enterprises, en 2000, son catalogue fut en partie repris par Reprodukt, un éditeur de bande dessinée qui compte aujourd’hui à Berlin, avec avant-verlag, parmi les plus connus et les plus influents du secteur. Lors de ses débuts, en 1991, Reprodukt aussi s’était concentré sur les bandes dessinées américaines, avant de commencer à progressivement intégrer des dessinateurs locaux à son catalogue. Ces trois maisons d’édition sont donc représentatives d’un développement qui a fini par faire connaître la BD allemande et berlinoise au niveau international. Un coup d’œil aux publications d’éditeurs étrangers montre bien que la situation a changé du tout au tout. Les BD de dessinateurs et dessinatrices berlinois, comme Ulli Lust, Paula Bull- 30 ing ou Mawil, sont non seulement publiées en plusieurs langues sur le marché européen, mais paraissent aussi, pour certaines, chez des éditeurs américains. La ville de Berlin se pose ici une fois de plus comme un centre d’art, de mode et de littérature au rayonnement réellement mondial. Avec des pages et des dessins extraits de « Hunde über Berlin », d’ATAK, et de « Linie 63 », d’Anke Feuchtenberger, l’exposition montre une image de la ville qui a disparu il y a bien longtemps, si tant est qu’elle ait jamais vraiment existé sous cette forme. Souvenirs personnels, détails fantastiques et éléments de fiction créent un Berlin qui ne dévoile entièrement son singulier panorama que dans l’esprit du spectateur. Ceci est particulièrement le cas de la BD-parabole « Berlinoir », de Reinhard Kleist et Tobias O. Meißner, une histoire de vampires aux puissantes couleurs picturales, aussi somnambule que menaçante. Les citations du cinéma de Weimar d’un Wilhelm Murnau ou d’un Fritz Lang y sont aisément reconnaissables ; c’est ainsi que la tour du film muet « Metropolis » (1927) rayonne à l’arrièreplan d’une vignette tel un bâtiment infernal, rappelant aussi la vision graphique du décor du film conçu à l’époque par Erich Kettelhut. Le nouveau et l’ancien Berlin, la ville réelle et la fictive sont les pôles complémentaires de cette exposition. Dans l’adaptation dessinée de « Flughunde » (2013), par Ulli Lust, du roman éponyme de Marcel Beyer, c’est le sinistre Berlin national-socialiste qui répand ses effluves nausébondes dans les salles de l’ancienne chancellerie et au-dessus des toits de la ville. Paula Bulling, au contraire, dévoile dans son travail actuel une tout autre face d’ombre de Berlin, avec le mouvement Occupy. La métropole endormie des planches de « Nachtwinkel », malgré toute sa tranquillité, ne peut dissimuler le fait que, justement pour les artistes, l’espace de vie et de travail au centre de la ville diminue de plus en plus. Ces problèmes de survie réels des habitants plus pauvres de Berlin, auxquels s’ajoutent ceux des immigrés et des réfugiés, sont interprétés dans le livre d’une manière toute personnelle. Et ce sont bien la réalité, l’histoire et l’architecture de Berlin qui constituent ici les thèmes majeurs. Des places, des lieux, des événements particuliers forment toujours le cœur des Œuvres exposées. Ainsi, dans les pages extraites de la dernière BD de Peter Auge Lorenz, « Das Land, das es nicht gibt », c’est le Gendarmenmarkt, avec ses bâtiments classiques, qui est décrit par le dessinateur comme « le plus beau terrain de jeu du monde ». Ici apparaît un passé que la majorité des Allemands de l’Ouest ne peuvent pas connaître sous cette forme. L’histoire de la famille Holzapfel, que Susanne Buddenberg et Thomas Henseler racontent dans « BERLIN – Geteilte Stadt » (2012), semble ici bien plus dramatique et autrement plus dangereuse. La spectaculaire fuite vers l’Ouest de cette famille à l’aide d’un téléphérique fait maison attira à l’époque, entre autres, l’attention de la presse locale, comme le montrent les deux dessinateurs en reproduisant un article de journal berlinois. Mais c’est seulement grâce à un montage associant des techniques cinématographiques et une 31 subite représentation par l’image que cette évasion redevient visuellement perceptible, provoquant ainsi un effet encore plus marquant. La bande dessinée partage avec d’autres formes d’art, comme le cinéma ou la peinture, la faculté d’éveiller l’empathie chez le spectateur et de lui faire revivre des expériences passées à travers des images. Cependant, la BD a développé un langage pictural propre qui la différencie des autres arts. C’est particulièrement à travers la réduction graphique, la délimitation par des vignettes et le déroulement séquentiel qu’elle devient un commentateur idéal de son environnement, à même d’aborder et de traiter son sujet en quelques coups de crayon. Parfois avec un flegme laconique, parfois avec un certain sarcasme, la bande dessinée berlinoise s’attaque à sa ville, la prend pour cible. Bien que l’interprétation demeure indispensable, bien que la fiction y soit omniprésente, il flotte sur les BD de Mawil, Tim Dinter, Fil ou encore Flix comme un air de chronique ; souvent, on y découvre un petit détail de Berlin qui n’apparaît qu’après une observation et une lecture attentives. Ainsi de la version moderne de « Don Quijotte » (2012), de Flix, dans laquelle le célèbre personnage descend tout naturellement en voiture la Spanische Allee (« allée Espagnole ») pour rejoindre le centre de la métropole, étonnant ainsi certainement bien des connaisseurs de Berlin. Dans leurs approches thématiques de leur ville d’origine, les auteurs berlinois de bande dessinée font toutefois preuve d’une grande diversité stylistique et sociale. Le désir d’affrontement ironique y joue un rôle tout aussi important que la critique sérieuse. Lorsque OL, par exemple, se moque du milieu des galeries d’art de Berlin ou de celui du cinéma, il le fait avec la même portée explosive humoristique que dans sa représentation de Mirko, un gamin du voisinage qui, changé en un gorille gigantesque, détruit d’une main la Fernsehturm de Berlin – sans même parler du coup de griffe politique porté par la même occasion à la peur panique des attentats terroristes déclenchée par les événements du 11 septembre. Tim Dinter avance quant à lui d’un pas nettement plus mesuré dans la série qu’il a créée avec Kai Pfeiffer, « Der Flaneur », publiée dans la presse sous forme de comic strips. Ici, il porte un regard suffisant et distancié sur la vieille bourgeoisie berlinoise, peuplée de dames bien conservées et de messieurs distingués, dont la ville est faite de maisons et de rues proprettes et de secrets effarants. Mais les nombreuses images de cette exposition ne sont pas toutes liées à Berlin. Avec Henning Wagenbreth, Max Andersson et Chrigel Farner se réunissent ainsi trois points de vue artistiques dont les différences esthétiques ne sauraient être plus flagrantes. Alors que Henning Wagenbreth, professeur à l’Université des arts de Berlin, a un style graphique très personnel, Chrigel Farner a développé une manière de dessiner à l’ancienne plutôt rare dans cet univers. Et au beau milieu trône le monde graphique postapocalyptique de Max Andersson, dont la palette de noirs va de la BD à l’animation, décor singulier dominé par de monstrueuses silhouettes d’hommesmachines, d’étranges objets techniques et des paysages de l’au-delà. Qu’il s’agisse d’une esthétique de jouets et de pixels (Wagenbreth), 32 de peinture raffinée à l’atmosphère surréaliste et hallucinogène (Farner) ou d’objets graphiques qui embaument véritablement l’essence et l’huile de vidange (Andersson), ces trois artistes sont possédés par l’instinct ludique de pousser visuellement à l’extrême l’aspect grotesque, carnavalesque et parodique de la bande dessinée. Ainsi, Chrigel Farner nous présente non seulement une version BD jusqu’ici inconnue du Petit Poucet, mais crée en plus, avec ses images de corps humains entassés comme des tours, une fragile architecture renvoyant à diverses références de l’histoire de l’art. Les visions du futur du livre « Plastic Dog » (2013) de Henning Wagenbreth sont au moins aussi surprenantes, ainsi que très actuelles ; elles avaient d’abord été publiées en 2004 sous forme de série dans l’hebdomadaire « Die Zeit », puis en un comic strip électronique. La ville et la nature y apparaissent comme un cadre de vie contrôlé par les ordinateurs et par l’armée, dans lequel le développement personnel n’a presque plus d’espace de liberté. Guerre, résistance terroriste et domination des robots ne sont que quelques-uns des fléaux qui se répandent dans cette BD. Les romans graphiques sont à considérer comme une forme sérieuse de la bande dessinée, non seulement du fait de leurs thèmes inspirés par l’histoire, la société ou la politique, mais aussi à travers leur dimension esthétique. Si, au sein même du texte d’introduction à la conception de cette exposition, l’accent a été mis sur le fait que la bande dessinée est une forme d’art indépendante et rebelle, cette observation est tout aussi valable pour l’histoire de la BD berlinoise esquissée ici. Les pièces reproduites à titre d’exemple dans ce catalogue ne peuvent certes pas donner une vue d’ensemble de toute l’exposition, mais elles offrent un aperçu du développement de la BD au cours des dernières décennies au niveau du fond et sur le plan artistique. Il serait par exemple plus que temps de comparer les techniques de dessin de l’art contemporain à celles de la bande dessinée actuelle – non pas pour souligner l’influence de la BD sur l’art moderne, comme cela a déjà été fait dans diverses expositions, mais pour trouver une compréhension commune des moyens d’expression et de conception utilisés. Ici sommeille un savoir que même la présente exposition ne peut exploiter entièrement. C’est pour cela que je perçois le développement de la bande dessinée berlinoise moins comme le résultat de circonstances historiques, telles que la chute du mur et la réunification de l’Allemagne, que comme les suites de chocs créatifs et de décisions artistiques. C’est justement la jeune génération montante de dessinateurs, représentée entre autres dans cette exposition par Aisha Franz, Sharmila Banerjee, Till Thomas et Martin Ernstsen, qui démontre que l’avenir de la bande dessinée est de plus en plus dépendant de coopérations et de reconnaissance au niveau international. Reste à espérer que Berlin parviendra à conserver une partie de sa réserve de jeunes créateurs issus de toutes les formes d’art, sans sombrer dans les marécages des métropoles de luxe que sont Paris, Londres ou Moscou. En effet, ce n’est plus une technique particulière ni un trait unique et individuel qui détermine le style des jeunes dessinateurs et dessinatri- 33 ces de bande dessinée, mais l’expérimentation et le mélange de différentes formes d’expression. Il faut pour cela une scène artistique vivante et en renouvellement constant, aussi bien dans le domaine de la BD que dans les autres arts. La collaboration à long terme avec les éditeurs et les institutions basés à Berlin semble ici tout aussi importante. La BD doit avoir une place attitrée dans la perception culturelle et sociale, elle est dépendante du soutien et de la reconnaissance publics. Les visiteurs de l’exposition comprendront vite qu’il n’existe pas de forme spécifique, pas d’apparence prédéterminée que la BD devrait adopter. Nous exposons par exemple le travail commun de Dominique Goblet et Kai Pfeiffer, une Belge et un Berlinois, qui paraîtra au printemps 2014 en un album complet. Ces planches grand format séduisent par leur énergie rayonnante et leur force graphique, particulièrement mises en avant par l’utilisation de couleurs primaires. Parallèlement, notre exposition présente des formats plus petits et des croquis subtils exécutés au crayon ou à la plume qui offrent une image tout autre, discrète, proche de la miniature, de la bande dessinée. On peut féliciter la bande dessinée berlinoise pour son insolence, son originalité et son esprit, et la ville de Berlin pour sa scène BD vivante et influente. Elle est représentative d’un phénomène qui concerne toute l’Allemagne : de plus en plus de femmes s’intéressent à la création de BD. L’engagement continu de professeurs comme Anke Feuchtenberger, ATAK, Henrik Dorgathen, Martin tom Dieck ou Henning Wagenbreth a fait naître dans les écoles d’art allemandes un enthousiasme et un talent pour la BD qui permettent à ce médium d’être durablement soutenu et développé. C’est dans cet esprit que la présente exposition souhaite contribuer modestement au travail futur sur la BD, qu’il soit artistique ou universitaire. En plus des artistes établis, les innombrables auteurs berlinois de bande dessinée donnent à la ville son charme unique et son énergie créative. C’est cela qui accompagne l’histoire de la BD berlinoise bien au-delà du cadre de cette exposition, et qui caractérise son vrai visage. 34 Max Andersson Geboren 1962 in Karesuando, Schweden, lebt seit 1997 als Filmemacher und Comiczeichner in Berlin. Nach einer zweijährigen Ausbildung an einer Kunsthochschule in Stockholm folgte 1985 ein Studium der Filmproduktion in New York. 1992 erschien sein erster längerer Comic »Pixy«, dessen Schwarz-Weiß-Zeichnungen von einem stark expressionistischen Stil geprägt sind. Der zusammen mit Lars Sjunnesson gestaltete Comic »Bosnian Flat Dog« wurde 2005 mit dem ICOM Independent Comic Preis ausgezeichnet. Born in Karesuando (Sweden) in 1962, Andersson has been a filmmaker and comic artist based in Berlin since 1997. After two years of training at an art academy in Stockholm he studied Film Production in New York from 1985 on. His first longer comic “Pixy” was published in 1992; its B & W illustrations are marked by a very expressionistic style. The comic “Bosnian Flat Dog”, a coproduction with Lars Sjunnesson, was awarded the ICOM in 2005. Né en 1962 à Karesuando, Suède, il vit depuis 1997 à Berlin où il travaille comme cinéaste et dessinateur de bandes dessinées. Après une formation de deux ans et demi à l’École des beaux-arts de Stockholm, il suit des études de production cinématographique à New York en 1985. En 1992 est publiée sa première longue bande dessinée, « Pixy », dont le graphisme en noir et blanc est fortement marqué par un style expressionniste. « Bosnian Flat Dog », la bande dessinée créée avec Lars Sjunnesson, reçoit le grand prix de la bande dessinée indépendante allemande ICOM en 2005. Container Reprodukt Berlin, 2012 Bosnian Flat Dog Reprodukt Berlin, 2004 Film Jochen Enterprises Berlin, 1998 www.maxandersson.com 36 Um zug 2001 Tusche 29,7 × 21 cm Originalzeichnung »Container« © Max Andersson 37 ATAK Geboren 1967 in Frankfurt (Oder), lebt und arbeitet als freiberuflicher Künstler, Grafiker und Illustrator in Berlin. Studium der Visuellen Kommunikation an der Hochschule der Künste Berlin. Seit 2008 bekleidet er eine Professur für Illustration an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle. Zeichnete zahlreiche Comics und Illustrationen für diverse Zeitungen und Zeitschriften wie »Die Zeit«, »Berliner Zeitung«, »FAZ«, »Das Magazin«, »Strapazin« und »New York Times«. Born in Frankfurt (Oder) in 1967, lives and works as a freelance artist, graphic designer and illustrator in Berlin. Barber studied Visual Communication at the HdK Berlin. Since 2008 he has been a Professor of Illustration at the KH Burg Giebichenstein in Halle. He has produced numerous comics and illustrations for various newspapers and journals, including “Die Zeit”, “Berliner Zeitung”, “FAZ”, “Das Magazin”, “Strapazin”, and “New York Times”. Né en 1967 à Francfort-sur-l’Oder, il vit et travaille comme artiste, graphiste et illustrateur indépendant à Berlin. Il a suivi des études de communication visuelle à l’Université des arts de Berlin. Depuis 2008, il travaille comme professeur d’illustration à l’École des beaux-arts Burg Giebichenstein de Halle. Il produit de nombreuses bandes dessinées et illustrations pour divers journaux et magazines comme « Die Zeit », le « Berliner Zeitung », le « FAZ », « Das Magazin », « Strapazin » et le « New York Times ». ATAK vs. Ahne avant-verlag Berlin, 2002 Verrückte Welt Jacoby & Stuart Berlin, 2009 Der geheimnisvolle Fremde Carlsen Hamburg, 2012 www.fcatak.de 38 Hun de über B e rli n (Part IV) 1999 Acryl 42 ×29,7 cm Originalzeichnung »Wondertüte 5/6« (Reprodukt 2000) © ATAK 39 Shar m ila Banerjee Geboren 1979 in Rheydt, studierte an der Kölner International School of Design und der Kunsthochschule in Stockholm. Sie lebt in Berlin, wo sie als freie Illustratorin arbeitet. Für das »Missy Magazine« zeichnet sie regelmäßig biografische Comics über außergewöhnliche Frauen, weitere Arbeiten werden u. a. in ihrem Selbstverlag Salmiak Comics publiziert, den sie mit Martin Ernstsen betreibt. Sie ist Mitglied des Minicomic-Vertriebs The Treasure Fleet. Born in Rheydt in 1979, Sharmila Banerjee studied at the Cologne International School of Design and the Art Academy in Stockholm. She lives and works as a freelance illustrator in Berlin. She contributes comic memoirs of extraordinary women regularly to “Missy Magazine”. Her other works are published among others by Salmiak Comics, an independent company she runs with Martin Ernstsen. Banerjee is a member of the mini-comic distributor The Treasure Fleet. Née en 1979 à Rheydt, elle a étudié à l’École de design international de Cologne et à l’École des beaux-arts de Stockholm. Elle vit à Berlin où elle travaille comme illustratrice indépendante. Elle dessine régulièrement des bandes dessinées biographiques sur des femmes exceptionnelles pour le « Missy Magazine » et publie d’autres travaux, notamment dans sa propre maison d’édition Salmiak Comics qu’elle dirige avec Martin Ernstsen. Elle est membre du distributeur de minicomics The Treasure Fleet. Lepidopter Salmiak Comics Stockholm, 2010 Séance In: Strapazin #106 Zürich, 2012 Biotop In: Orang #10 Berlin, 2013 www.sharmilabanerjee.de www.treasure-fleet.com 40 S éan ce (Seite 1) 2012 Bleistift 28 × 21 cm Originalzeichnung © Sharmila Banerjee 41 Susanne Buddenberg / T hom as Hen se le r Studierten beide an der FH Aachen Design und Film an der HFF »Konrad Wolf« in Potsdam-Babelsberg. Nach dem Studium gründeten sie die Firma Zoom und Tinte. Sie arbeiten zusammen in den Bereichen Comic, Illustration und Storyboard. Beide unterrichten zudem in den Fachbereichen Design, Film und Game. 2011 erschien »Grenzfall«, ihre erste Graphic Novel. Seitdem haben sie zwei weitere dokumentarische Comic-Erzählungen veröffentlicht. Studied Design at FH Aachen and Film at the HFF “Konrad Wolf” in Potsdam-Babelsberg. After graduation they founded their company Zoom und Tinte, and have since then worked together on comics, illustrations and storyboards. Both also teach at the faculties for Design, Film and Game. Their first graphic novel “Grenzfall” appeared in 2011. Since then they have published two more documentary comic narrations. Tous deux ont étudié le design à l’Université de sciences appliquées d’Aix-la-Chapelle et le cinéma à l’École du cinéma et de la télévision Konrad Wolf à Potsdam-Babelsberg. Après leurs études, ils ont fondé l’entreprise Zoom und Tinte. Ils travaillent ensemble dans les domaines de la bande dessinée, de l’illustration et du storyboard. Ils enseignent aussi les spécialités que sont le design, le cinéma et le jeu. En 2011 est paru « Grenzfall », leur premier roman graphique. Depuis, ils ont publié deux autres récits documentaires en bande dessinée. Grenzfall avant-verlag Berlin, 2011 BERLIN – Geteilte Stadt avant-verlag Berlin 2012 Tunnel 57 Eine Fluchtgeschichte als Comic Ch. Links Berlin, 2013 Fa m i li e Ho lza p fe l: Mit der Seilbahn über die Mauer (Seite 11) 2012 digitale Zeichnung »BERLIN – Geteilte Stadt« © Susanne Buddenberg / Thomas Henseler 42 50 Berlin_dtsch_Innen_RZ.indd 50 43 14.06.2012 1:10:03 Uhr Paula Bulling Geboren 1986 in Berlin, ging 2008 nach Halle an der Saale, um an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Illustration und Keramik zu studieren. In der Illustra tionsklasse von Georg Barber/ATAK entstand ihr ComicDebüt »Im Land der Frühaufsteher«, in dem sie die Lebensbedingungen von Flüchtlingen in Sachsen-Anhalt dokumentiert. Sie lebt in Berlin, wo sie aktuell an ihrem nächsten Comic-Projekt mit dem Titel »Nachtwinkel« arbeitet. Born in Berlin in 1986, Paula Bulling moved to Halle/Saale in 2008 in order to study Illustration and Ceramics at the KH Burg Giebichenstein. She gave her debut in Georg Barber/ATAK’s illustration class with “Im Land der Frühaufsteher”, a comic documenting the living conditions of refugees in Saxony Anhalt. Bulling lives in Berlin and is currently working on her new comic, which will have the title “Nachtwinkel”. Née en 1986 à Berlin, elle part pour Halle-sur-la-Saale en 2008 afin d’étudier l’illustration et la céramique à l’École des beaux-arts Burg Giebichenstein de Halle. C’est dans le cadre du cours d’illustration de Georg Barber/ATAK qu’elle fait ses débuts dans la bande dessinée avec « Im Land der Frühaufsteher » , dans lequel elle relate les conditions de vie des réfugiés en Saxe-Anhalt. Elle vit à Berlin, où elle travaille actuellement à son prochain projet de bande dessinée intitulé « Nachtwinkel ». Im Land der Frühaufsteher avant-verlag Berlin, 2012 A wie Abschied In: Spring #10 Hamburg, 2013 Bruss. Brussels in shorts Oogachtend Brüssel, 2013 www.paulabulling.net 44 Nach t w i n k e l 2011 Aquarell 29,7 × 21 cm Originalzeichnung unpubliziert © Paula Bulling 45 Tim D int er 1971 in Hamburg geboren, aufgewachsen in Bonn, Bayern und Brüssel, wo er 1987 die Comic-Klasse von Alain Goffin besuchte. Er studierte Visuelle Kommunikation an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und am London College of Printing. Mit Kommilitonen gründete er 1999 die Zeichnergruppe monogatari, die insbesondere mit Comic-Reportagen auf sich aufmerksam machte. Er zeichnet den Strip »Lästermaul & Wohlstandskind« für den »Tagesspiegel« und lebt in Berlin. Born in Hamburg in 1971, Tim Dinter grew up in Bonn, Bavaria and Brussels, where he attended Alain Goffin’s Comic Class in 1987. He studied Visual Communication at the Academy of Art Berlin and at the London College of Printing. Together with fellow students, he founded monogatari in 1999. The illustrators’ group has become renowned for its comic reportages. Dinter is regularly illustrating the strip “Lästermaul & Wohlstandskind” for Berliner “Tagesspiegel”. He lives in Berlin. Né en 1971 à Hambourg, il a grandi à Bonn, en Bavière et à Bruxelles où il a assisté au cours de bande dessinée d’Alain Goffin en 1987. Il a étudié la communication visuelle à l’École des beaux-arts de Berlin-Weißensee et au London College of Printing. Avec quelques camarades d’études, il fonde le groupe d’illustrateurs monogatari en 1999, qui se fera notamment connaître par des reportages sur la bande dessinée. Il dessine le comic strip « Lästermaul & Wohlstandskind » pour le « Tagesspiegel » et vit à Berlin. Cargo avant-verlag Berlin, 2005 Elvis ehapa Berlin, 2007 Lästermaul & Wohlstandskind avant-verlag Berlin, 2011 www.timdinter.de 46 B e rli n – Baust elle (Lästermaul & Wohlstandskind, Folge 65) 2011 Fineliner, Computer Tagesspiegel 7. 8. 2011 © Tim Dinter Was? … das geht nicht, die fährt hier nicht! Der Ersatzverkehr steckt doch auch fest. … hier fährt gar nix mehr! Stau! … ja genau … JA! Nieder mit den Absperrungen! Mann, das dauert! … das wird doch nie fertig … ICH SAGTE, DIE WERDEN DOCH NIE FERTIG! Abschaffen sollte man das! Ampeln weg! Dit is keen Radweech! Barrierefreiheit! Ja, wo soll ich denn sonst fahren? Wäääh! Freie Fahrt! Kack Schilder! Für mich ist das absolut schön! Das ist wie Kunst, ein Schaffungsprozess. Wenn es fer tig ist, dann ist es starr, tot und langweilig. Müssen wir halt wieder von vorn anfangen. 47 Mart in E rnst sen Geboren 1982 in Kjeller, Norwegen, lebt zurzeit als freiberuflicher Comiczeichner und Illustrator in Berlin. 2008– 2010 Masterstudium des Storytelling an dem University College of Arts, Crafts and Design in Konstfack, Schweden. Sein Debüt-Comic »Nissefug« wurde 2007 veröffentlicht. Seitdem diverse Publikationen in Anthologien wie »Forresten«, »Canicola« oder »Kuti Kuti«. Weitere Comics werden über die Berliner Selbstverlagsgruppe Treasure Fleet vertrieben. Born in Kjeller (Norway) in 1982, Martin Ernstsen is a freelance comic artist and illustrator in Berlin. From 2008 to 2010 he completed his Master's in Storytelling at the University College of Arts, Crafts and Design in Konstfack (Sweden). His debut comic “Nissefug” was published in 2007. Since then he has contributed works to various anthologies, including “Forresten”, “Canicola”, and “Kuti Kuti”. His other works are being sold by the Berlin-based independent publisher Treasure Fleet. Né en 1982 à Kjeller en Norvège, il vit actuellement à Berlin et travaille comme dessinateur de bandes dessinées indépendant et illustrateur. Il a effectué un master intitulé Storytelling à la University College of Arts, Crafts and Design de Konstfack en Suède entre 2008 et 2010. Sa première bande dessinée, « Nissefug », a été publiée en 2007. Depuis, diverses publications ont paru dans des anthologies telles que « Forresten », « Canicola » ou « Kuti Kuti ». D’autres bandes dessinées sont diffusées par la plateforme d’autoédition berlinoise Treasure Fleet. Ugler Jippi Oslo, 2007 Kodok’s Run Jippi Oslo, 2011 Eremitt Jippi Oslo, 2012 www.martinernstsen.com www.treasure-fleet.com 48 K augum m i ( Seite 1) 2011 Tusche 29,7 × 21 cm Originalzeichnung Magazin »Gorki Planet« © Martin Ernstsen 49 Ch rigel Farner Geboren 1972 in Schaffhausen, Schweiz, lebt als Illustrator, Comiczeichner und Maler in Berlin. Ab 1989 Ausbildung zum wissenschaftlichen Zeichner an der Zürcher Hochschule für Gestaltung. 1993 folgte das Comicalbum »Fliegenpilz«, das die Geschichte des sorgenvollen Familienvaters Harry und dessen Flucht aus dem kleinbürgerlichen Alltag erzählt. Verschiedene Comics und Illustrationen u. a. für »Strapazin«, »Das Magazin« und »Le Monde diplomatique«. Born in Schaffhausen (Switzerland) in 1972, and lives and works as an illustrator, comic artist and painter in Berlin. From 1989 he studied to become a scientific illustrator at HfG Zurich. In 1993 he published the comic album “Fliegenpilz”, which tells the worrisome life of Harry, the family man, and his escape from a petit bourgeois everyday life. He has produced various comics and illustrations for “Strapazin”, “Das Magazin”, and “Le Monde diplomatique”. Né en 1972 à Schaffhouse en Suisse, il vit à Berlin et travaille comme illustrateur, dessinateur de bandes dessinées et peintre. Il suit une formation d’illustration scientifique à la Haute école d’art de Zurich en 1989. Il s’ensuit en 1993 l’album « Fliegenpilz » qui raconte l’histoire de Harry, père de famille soucieux, et sa fuite d’un quotidien petit-bourgeois. Diverses bandes dessinées et illustrations dont certaines pour « Strapazin », « Das Magazin » et « Le Monde diplomatique ». Fliegenpilz Carlsen Hamburg, 1993 King Kong Aufbau Berlin, 2012 Nemorino & das Bündel des Narren Salis Zürich, 2012 www.chrigelfarner.com 50 S t ri ch co de 2009 Bleistift, Acryl, Gouache, Öl 99,5 × 70,1 cm Originalzeichnung unpubliziert © Chrigel Farner 51 Anke Feuch t enberger 1963 in Ost-Berlin geboren, studierte von 1983 bis 1988 an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Ihre ersten Comics erschienen u. a. in Zusammenarbeit mit der Schriftstellerin Katrin de Vries beim Verlag Jochen Enterprises. Seit 1997 lehrt sie an der HAW Hamburg, lebt in Hamburg und Quilow, wo sie seit 2008 mit Stefano Ricci den MAMI-Verlag betreibt. Im selben Jahr wurde sie als der beste deutschsprachige Comic-Künstler mit dem Max und Moritz-Preis ausgezeichnet. Born in Berlin (East Germany) in 1963, she studied at the Academy of Art Berlin (Weissensee) from 1983 to 1988. Jochen Enterprises published her first comics, which were collaborative projects with the writer Katrin de Vries. Since 1997 she has been a professor at the HAW Hamburg, lives in Hamburg and Quilow, where she runs the MAMI Verlag together with Stefano Ricci since 2008. In the same year she was awarded the Max and Moritz Prize as the Best GermanLanguage Comic Artist. Née en 1963 à Berlin-Est, elle a étudié de 1983 à 1988 à l’École des beaux-arts de Berlin-Weißensee. Ses premières bandes dessinées, en collaboration avec l’auteur Katrin de Vries entre autres, ont paru chez l’éditeur Jochen Enterprises. Depuis 1997, elle enseigne à l’École supérieure de sciences appliquées de Hambourg, vit à Hambourg et Quilow, où elle dirige avec Stefano Ricci la maison d’édition MAMI depuis 2008. La même année, elle a reçu le prix Max et Moritz de la meilleure dessinatrice de bande dessinée de langue allemande. Das Haus Reprodukt Berlin, 2001 Grano Blu Canicola Bologna, 2011 Die Spaziergängerin Reprodukt Berlin, 2012 www.feuchtenbergerowa.de www.mamiverlag.de 52 L i n i e 63 ( Seite 1) 2010 Druckfassung »Tel Aviv Berlin« (avant-verlag 2010) © Anke Feuchtenberger 53 Fil 1966 in Berlin geboren, wo er als Comiczeichner und Entertainer lebt und arbeitet. Mit 14 Jahren veröffentlichte er seine ersten Comics und Zeichnungen im Berliner Stadtmagazin »zitty«. Bekannt wurde er vor allem durch seine Comicserie »Didi & Stulle« mit den beiden »schweinischen Bierbüchsenhelden« (»Spiegel Online«) Dieter Kolenda und Andreas Stullkowski, von der bisher zehn Hefte erschienen sind. Außerdem tritt Fil als Bühnen komiker in ganz Deutschland auf. Born in 1966 in Berlin, where he lives and works as a comic illustrator and entertainer. At age 14 he published his first comics and sketches in “zitty”, a city journal in Berlin. He made himself a name with “Didi & Stulle”, a comic series about the two “dirty beer-swilling heroes” (“Spiegel Online”) Dieter Kolenda and Andreas Stullkowski, of which ten volumes have been published so far. The comedian Fil performs on stages all over Germany. Né en 1966 à Berlin, où il vit et travaille comme dessinateur de bandes dessinées et comique. Il a publié ses premières bandes dessinées et dessins dans le magazine d’informations sur la ville de Berlin « zitty » à 14 ans. Il s’est surtout fait connaître à travers sa série de comic strips « Didi & Stulle » et leurs deux « héros dégueulasses aux cannettes de bières » (« Spiegel Online ») Dieter Kolenda et Andreas Stullkowski, dont dix numéros ont été publiés jusque-là. De plus, Fil tourne dans toute l’Allemagne en tant que comique. Didi & Stulle 1–10 Reprodukt Berlin, 1998–2011 Der Struwwelpeter (mit ATAK) Kein & Aber Zürich, 2009 Die ulkigsten Kommix fon Fil zitty Verlag Berlin, 1990 www.fil-berlin.de 54 D i di & S t ulle. B ig i n Ja pan, Ho ld M e T igh t Druckfassung »Didi & Stulle 7« (Reprodukt 2007) © Fil 55 Flix Geboren 1976 in Münster, studierte Kommunikations design an der Hochschule der Bildenden Künste in Saarbrücken. 2003 schloss er sein Studium mit dem autobiografischen Comic »Held« ab, der mehrfach übersetzt und ausgezeichnet wurde. In seinen Comics spielt er immer wieder mit autofiktionalen Elementen und beleuchtet selbstironisch seinen Alltag. Er veröffentlicht regelmäßig Zeitungsstrips und hat mit »Faust« (2010) und »Don Quijote« (2012) klassische Stoffe für den Comic adaptiert. Born in Münster in 1976, Flix studied Communication Design at HBK Saarbrücken. His thesis, his graphic memoirs titled “Held” from 2003, has been translated into various languages and received several awards. Auto-fictional elements play an important role in his work, which often sheds an ironic light on his everyday life. He regularly publishes newspaper strips and has adapted the classics “Faust”(2010) and “Don Quijote” (2012) for comics. Né en 1976 à Münster, il étudie le design graphique à l’École supérieure des beaux-arts de Saarebruck. En 2003, il achève son cursus par sa bande dessinée « Héros » qui a été traduite et primée à maintes reprises. Dans ses bandes dessinées, il joue de manière récurrente avec des éléments d’autofiction et passe au crible son propre quotidien avec autodérision. Il publie régulièrement des comic strips pour les quotidiens et a aussi adapté des thèmes classiques tel « Faust » (2010) et « Don Quijote » (2012) en bande dessinée. Held Carlsen Hamburg, 2003 Da war mal was ... Carlsen Hamburg, 2009 Don Quijote Carlsen Hamburg, 2012 www.der-flix.de S chön e Tö ch t e r ( Folge 16) 2011 Bleistift, Tinte 43,6 × 43,1 cm Tagesspiegel 18.9.2011 (kolorierte Version) © Flix 56 57 Aisha Franz Geboren 1984 in Fürth, studierte bei Hendrik Dorgathen Visuelle Kommunikation an der Kunsthochschule Kassel mit dem Schwerpunkt Comic und Illustration. Ihr ComicDebüt »Alien« war zugleich ihre Abschlussarbeit, es folgten weitere Veröffentlichungen u. a. bei Reprodukt, in Anthologien wie »Orang«, »Kuti Kuti«, »Strapazin« und ihrem Selbstverlag My Own Press. Sie wohnt in Berlin und ist Mitglied von The Treasure Fleet, einem Zusammenschluss von Comic-Selbstverlegern. Born in Fürth in 1984, Aisha Franz studied Visual Communication focusing on comics and illustration with Hendrik Dorgathen at KH Kassel. Her thesis “Alien” was her comic debut. Further works have been published by Reprodukt, and are included in “Orang”, “Kuti Kuti”, “Strapazin” and other anthologies. She also runs her own publishing house “My Own Press”. Franz lives in Berlin and is a member of the independent publishers’ collective The Treasure Fleet. Née en 1984 à Fürth, elle étudie la communication visuelle auprès de Hendrik Dorgathen à l’École des beaux-arts de Kassel avec, comme spécialités, la bande dessinée et l’illustration. Sa première bande dessinée, « Petite Terrienne », a été aussi son travail de fin d’étude. D’autres publications ont suivi, chez Reprodukt entre autres, dans des anthologies comme « Orang », « Kuti Kuti », « Strapazin » et dans sa propre maison d’édition My Own Press. Elle habite à Berlin et est membre de The Treasure Fleet, une plateforme d’autoédition de bande dessinée. Alien Reprodukt Berlin, 2011 Brigitte und der Perlenhort Reprodukt Berlin, 2012 Z-Roy In: Orang #10 Berlin, 2013 www.fraufranz.com www.treasure-fleet.com 58 Sa lva d o r (Seite 2) 2013 Tusche 29,7 × 21 cm Originalzeichnung unpubliziert © Aisha Franz 59 Reinhard Kleist 1970 in Hürth geboren, studierte Grafik und Design an der Fachhochschule Münster, lebt und arbeitet seit 1996 in Berlin. Seit 1994 wurden zahlreiche Comics von ihm bei renommierten deutschen Verlagen wie Carlsen oder Reprodukt publiziert. Neben fantastischen Geschichten wie »Lovecraft« oder »Berlinoir« ist Reinhard Kleist durch seine Comic-Biografie über Johnny Cash einem größeren Publikum bekannt geworden. Auszeichnung mit diversen nationalen und internationalen Preisen. Born in Hürth in 1970, Reinhard Kleist studied Graphic Art and D esign at FH Münster. Since 1994 he has published numerous comics with renowned German publishers, including Carlsen and Reprodukt. In addition to the fantasy stories “Lovecraft” and “Berlinoir”, Kleist produced a comic biography of Johnny Cash and has gained a greater audience. He has been awarded numerous national and international prizes. Kleist has worked and lived in Berlin since 1996. Né en 1970 à Hürth, il étudie le graphisme et le design à l’École supérieure de Münster et vit et travaille depuis 1996 à Berlin. Depuis 1994, de nombreuses bandes dessinées dont il est l’auteur ont été publiées par des éditeurs allemands renommés comme Carlsen ou Reprodukt. Parallèlement à des récits fantastiques comme « Lovecraft » ou « Berlinoir », Reinhard Kleist a gagné en notoriété avec sa biographie en bande dessinée de Johnny Cash. Il a reçu divers prix nationaux et internationaux. Cash I can see darkness Carlsen Hamburg, 2006 Der Boxer Carlsen Hamburg, 2012 Berlinoir 1–3 Carlsen Hamburg, 2013 www.reinhard-kleist.de 60 B erli no i r S ta d tan si ch t 2004 Tusche, Aquarell 41,8 × 55,8 cm Originalzeichnung »Berlinoir 1–3« © Carlsen Verlag/Reinhard Kleist 61 Pet er Auge Lorenz 1963 in Berlin geboren, schreibt und zeichnet bereits seit 1987 Comics und ist fester Bestandteil der Berliner Comic-Szene. 1991 war er Gründungsmitglied der in Deutschland einzigartigen Comic-Bibliothek »Renate«. Seine Comics werden in zahlreichen Zeitschriften und eigenständigen Publikationen veröffentlicht. Neben Zeichenkursen und Workshops bietet er auch Comic-Lektorate und -übersetzungen an und setzt sich wissenschaftlich mit der Kunstform Comic auseinander. Born in 1963 in Berlin, “Auge” has written and produced comics since 1987. He is an integral part of the comic industry in Berlin. In 1991 he was a co-founder of Germany’s unique comic library “Renate”. His works have appeared in numerous journals and independent publications. In addition to illustration courses and workshops he offers comic editing and translation services. He has also studied and discussed the genre academically. Né en 1963 à Berlin, il écrit et dessine des bandes dessinées depuis 1987 et est ancré dans la scène de la BD berlinoise. En 1991, il a fait partie des fondateurs de la seule bibliothèque de bandes dessinées, « Renate ». Ses BD sont publiées dans de nombreux journaux et publications indépendantes. Parallèlement à des cours de dessin et des ateliers, il propose ses services de relecture et de traduction de bandes dessinées et mène une réflexion sur la forme artistique de la bande dessinée. Tour der Steine Zyankrise Berlin, 1992 Gripps und Pams Schokoriegel Nr. 1 Zyankrise Berlin, 1994 Das Land, das es nicht gibt 1 Die Militärausgabe Jaja Verlag Berlin, 2013 www.herr-lorenz.de www.renatecomics.de 62 G e n da r m en m a rkt 2013 Marker 42 × 29,7 cm Originalzeichnung »Das Land, das es nicht gibt © Peter Auge Lorenz 63 Ulli Lust Geboren 1967 in Wien, seit 1995 in Berlin, wo sie während ihres Studiums an der Kunsthochschule Weißensee ihre Leidenschaft für Comics entdeckte. Ihre autobiografische Graphic Novel »Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens« wurde bis dato in sieben Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. dem »Comic-Oscar«, dem Prix Révélation in Angoulême. Mit »Flughunde« legte sie kürzlich eine Comic-Adaption des gleichnamigen Werks von Marcel Beyer vor. Born in Vienna in 1967, Ulli Lust has lived in Berlin since 1995. She discovered her passion for comics while studying at the Academy of Art Berlin. Her graphic memoir “Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens” (Eng. “Today is the Last Day of the Rest of your Life”, 2013) has been translated into seven languages, and has received the “Comic Oscar” Prix Révélation in Angoulême, and other awards. “Flughunde” is Lust’s recently published comic adaptation of Marcel Beyer’s novel of the same title. Née en 1967 à Vienne, elle vit à Berlin depuis 1995 où elle s’est découvert une passion pour la bande dessinée pendant son cursus à l’École des beaux-arts de Berlin-Weißensee. À ce jour, son roman graphique autobiographique « Trop n'est pas assez » a été traduit en sept langues et a reçu de nombreuses distinctions, dont « l’oscar de la bande dessinée«, le prix Révélation à Angoulême. Avec « Flughunde », elle a livré récemment une adaptation en bande dessinée de l’Œuvre éponyme de Marcel Beyer. Fashionvictims, Trendverächter. Bildkolumnen und Minireportagen aus Berlin avant-verlag Berlin, 2008 Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens avant-verlag Berlin, 2009 Flughunde (Ulli Lust/Marcel Beyer) Suhrkamp Berlin, 2013 www.ullilust.de 64 F lugh un de ( Seite 275) 2013 Bleistift, Aquarell, Computer Druckfassung © Ulli Lust/Suhrkamp 65 Mawil Geboren 1976 in Ost-Berlin, publizierte bereits zu Schulzeiten selbst verlegte Comics. Der autobiografische Comic »Wir können ja Freunde bleiben«, mit dem er 2003 sein Studium an der Kunsthochschule Weißensee abschloss, wurde bereits in sechs Sprachen übersetzt. Seine Figur Supa-Hasi ist nicht nur Alter Ego des Zeichners, sondern auch zu einer Art Markenzeichen geworden. In seinen Comics erzählt er oftmals sehr persönliche Geschichten, die er mit Charme und Witz gekonnt inszeniert. Born in East Berlin in 1976, Mawil self-published comics already when still a schoolboy. His graphic memoir “Wir können ja Freunde bleiben”, his thesis for the Academy of Art Berlin in 2003, has been translated into six languages. His protagonist Supa-Hasi is not only the alter ego of the illustrator, but has become a kind of trademark, too. Mawil’s comics often tell very personal stories, elaborated in a charming and funny way. Né en 1976 à Berlin-Est, il a autoédité ses propres bandes dessinées dès l’école. La BD autobiographique « On peut toujours rester amis », avec laquelle il a clôturé son cursus à l’École des beaux-arts de Berlin-Weißensee en 2003, a déjà été traduite en six langues. Son personnage Supa-Hasi est non seulement l’alter ego du dessinateur, mais il est également devenu une sorte de marque de fabrique. Dans ses BD, il raconte souvent des histoires très intimes qu’il met en scène avec talent, charme et humour. Wir können ja Freunde bleiben Reprodukt Berlin, 2003 Die Band Reprodukt Berlin, 2004 Action Sorgenkind Reprodukt Berlin, 2007 www.mawil.net 66 Fa h n ena p p e ll 2013 Bleistift, Photoshop Originalzeichnung Seite aus der voraussichtlich 2014 erscheinenden Graphic Novel »Kinderland« © Mawil 67 OL 1965 in Ost-Berlin geboren. Ausbildung zum OffsetDrucker, arbeitete als Kupferdrucker beim Staat lichen Kunsthandel der DDR. Seit 1990 zeichnet er zahlreiche Strichmännchen-Cartoons für verschiedene Medien wie »Kowalski«, »Die Zeit«, »zitty«, »Tip«, »Berliner Zeitung«, und »Jungle World«. Neben Comics gestaltete er Vorlagen für Animationsfilme, Buchillustrationen und Plakate. 2003 und 2012 erhielt er jeweils den deutschen Karikaturenpreis »Geflügelter Bleistift« in Bronze. Born in East Berlin in 1965, OL was trained as an offset printer and worked as copper printer with the National Art Trade of the GDR. Since 1990 he has produced numerous matchstick man cartoons for “Kowalski”, “Die Zeit”, “zitty”, “Tip”, “Berliner Zeitung”, “Jungle World”, and other media. He also designs layouts for animation films, book illustrations, and posters. In 2003 and 2012 he was awarded the German Caricature Award “Geflügelter Bleistift” in bronze. Né en 1965 à Berlin-Est. Il a une formation d’imprimeur offset et a travaillé comme imprimeur en taille-douce au Staatlicher Kunsthandel der DDR. Depuis 1990, il dessine de nombreux comic strips de petits bonhommes bâtons pour divers médias dont « Kowalski », « Die Zeit », « zitty », « Tip », le « Berliner Zeitung » et « Jungle World ». Parallèlement à la bande dessinée, il crée des modèles pour les films d’animation, des illustrations pour des livres et des affiches. En 2003 et 2012, il a reçu le prix allemand de la caricature « Geflügelter Blei stift » en bronze. Wo bleibe ich? Na hier! Lappan Verlag Oldenburg. 2007 Cosmoprolet Der Mann aus hier matrosenblau Verlag Berlin, 2011 Die Mütter vom Kollwitzplatz Lappan Verlag Oldenburg, 2013 www.ol-cartoon.de 68 O h n e T i t el 2009 Aquarell, Tusche »Cosmoprolet. Der Mann aus hier« © OL 69 Kai Pfeif fer Geboren 1975 in Berlin, lebt dort als freischaffender Künstler und Kurator. 1996–2003 Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. 1999 Gründung der Zeichnergruppe und des Verlags monogatari, Publikation vor allem dokumentarischer Comics. 2012 erschien sein Comic-Essay über Tschernobyl in Japan. Seit 2009 Lehrer für besondere Aufgaben an der Kunsthochschule Kassel, Klasse Illustration & Comic. Seit 2011 Autorenduo mit der Brüsseler Comic-Künstlerin Dominique Goblet. Born in 1975 in Berlin, where he lives as a freelance artist and curator. From 1996 to 2003 he studied at the Academy of Art in Berlin-Weissensee. In 1999 he founded the illustrators’ group and publishing house monogatari. He focuses on the production of documentary comics. His comic essay about Chernobyl was published in Japan in 2012. Since 2009 he has been a Lecturer for Special Tasks in the Illustration and Comic course at the KH Kassel. He has been collaborating with the Brussels-based comic artist Dominique Goblet since 2011. Né en 1975 à Berlin, il y vit et travaille comme artiste indépendant et commissaire d’exposition. De 1996 à 2003, il a effectué ses études à l’École des beaux-arts de Berlin-Weißensee. En 1999, il fonde le groupe de dessinateurs et la maison d’édition monogatari, qui publie essentiellement des BD documentaires. En 2012 paraît au Japon son essai en BD sur Tschernobyl. Depuis 2009, il travaille à l’École des beaux-arts de Kassel, où il donne des cours d’illustration et de BD. Depuis 2011, il fait un duo d’auteur avec l’artiste brusselloise et auteur de BD Dominique Goblet. Opérations esthétiques Le Dernier Cri Marseille, 2000 LAND/stadtelphen monogatari Berlin, 2004 plus si entente [Mit Dominique Goblet] Frémok/Actes Sud Brüssel und Arles, 2014 www.kaipfeiffer.com 70 Plus si ent e nt e 2011 – 13 Chinatusche, farbige Tuschen, Aquarell 29,7 × 21 cm Originalzeichnung Druckfassung erscheint 2014 © Kai Pfeiffer/Dominique Goblet 71 Till Thom as Geboren 1979 in Werther, aufgewachsen in Bremen. 2001 zog er nach Hamburg, wo er bei Anke Feuchtenberger an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Illustration studierte. Er war Redaktionsmitglied des Magazins »Orang« und hat seine Comics in internationalen Anthologien wie »Bile noire« oder »Glömp« sowie seiner selbst verlegten Heftreihe »Zirp« (Ulama) veröffentlicht. Seit 2010 in Berlin, wo er mit sechs weiteren Selbstverlegern den Minicomic-Vertrieb The Treasure Fleet gründete. Born in Werther in 1979, Till Thomas grew up in Bremen. In 2001 he moved to Hamburg, where he studied Illustration with Anke Feuchtenberger at the HAW. He was a sub-editor of “Orang” Magazine. His comics have appeared in international anthologies, including “Bile noire” and “Glömp” as well as in his self-published series of “Zirp” (Ulama). Thomas has lived in Berlin since 2010, where he is one of the six independent publishers who founded the mini-comic house The Treasure Fleet. Né en 1979 à Werther, il a grandi à Brême. En 2001, il emménage à Hambourg où il étudie l’illustration à l’École supérieure de sciences appliquées de Hambourg auprès d’Anke Feuchtenberger. Il a été membre de la rédaction du magazine « Orang » et a publié ses BD dans des anthologies internationales comme « Bile noire » ou « Glömp », ainsi que sa série de numéros autopubliés « Zirp » (Ulama). Il vit depuis 2010 à Berlin où il a fondé le distributeur de minicomics The Treasure Fleet avec six autres autoéditeurs. Crazy Cop in: Orang #10 Berlin, 2013 Kampfkolosse Ulama Berlin, 2011 I Still Know What You Did Last Summer My Own Press/Ulama Berlin, 2012 www.tdthomas.de www.treasure-fleet.com 72 O h n e T i t el 2007 Acryl 35 × 29 cm Originalgemälde »Zirp #3« (Ulama) © Till Thomas 73 H enning Wagenbret h Geboren 1962 in Eberswalde, lebt als Grafiker und Comiczeichner in Berlin, studierte 1982–1987 an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Lebte 1992–1993 in Paris, später auch in San Francisco. Arbeitet als Illustrator und Gestalter für Bücher, Presse, Plakate und Briefmarken und hat darüber hinaus Bühnenbilder für das Theater und Animationen für das Fernsehen gestaltet. Seit 1994 lehrt er als Professor an der Universität der Künste Berlin Illustration und Grafik Design. The graphic designer and comic illustrator was born in Eberswalde in 1962 and lives in Berlin. From 1982 to 1987 he studied at the Academy of Art Berlin. In 1992 and 1993 he lived in Paris, and later moved to San Francisco. He illustrates and designs books, print media, posters, and stamps, and has also created stage designs for the theatre and animations for TV. Since 1994 he has been a Professor for Illustration and Graphic Design at the UdK Berlin. Né en 1962 à Eberswalde, il vit et travaille comme graphiste et dessinateur de BD à Berlin, où il a fait ses études à l’École des beaux-arts de Weißensee entre 1982 et 1987. Il a vécu à Paris entre 1992 et 1993, puis à San Francisco. Il travaille comme illustrateur et graphiste pour le livre, la presse, les affiches et les timbres et a également conçu des décors pour le théâtre et des animations pour la télévision. Depuis 1994, il est professeur d’illustration et de graphisme à l’Université des arts de Berlin. Cry for Help 36 Scam Mails from Africa Gingko Press Berkeley, Cal. 2006 Der Pirat und der Apotheker Peter Hammer Wuppertal, 2012 Honky Zombie Tonk Büchergilde Gutenberg Die Tollen Hefte, 2013 www.wagenbreth.de 50 Ce nt S o ldat en 2003 digitale Zeichnung »Plastic Dog« (Walde+Graf bei Metrolit, 2013) © Henning Wagenbreth 74 75 Ein Projekt des internationalen literaturfestivals berlin 2013 Gefördert vom Hauptstadtkulturfonds, dem Land Berlin und der Europäischen Union. Veröffentlicht im Verlag Vorwerk 8 Berlin www.vorwerk8.de Berlin, September 2013 Copyright © 2013 Peter-Weiss-Stiftung für Kunst und Politik e.V. © Texte und Bilder Künstler, Autoren, Übersetzer, Fotografen Herausgeber Mona Koch, Jens Meinrenken, Ulrich Schreiber Lektorat Claudia Jürgens Mitarbeit Nadine Rondeau Englische Übersetzung Lindsay-Jane Munro Französische Übersetzung Céline Maurice, Myriam Ochoa-Suel Umschlagsillustration Tim Dinter Layout/ Satz Jörg Kammler, Hayn/Willemeit Media Druck druckhaus köthen; www.koethen.de Printed in Germany ISBN 978-3-940384-62 -1 Gedruckt auf Munken Print White 150 g/m2 [komma] , internationales literaturfestival Anspruchsvoll, vielfältig und witzig – das sind Comics aus Berlin! Vom anarchischen Fanzine bis zur erzählerisch ausgefeilten Graphic Novel sind hier alle bekannten Spielarten des Comics zuhause, gestützt durch ein kommunikatives Netzwerk aus großen und kleinen Verlagen. Neben lokalen Künstlern nutzen immer mehr internationale Comiczeichner die Stadt als Inspirationsquelle und Standort für ihre eigenen Arbeiten. Die Ausstellung Comics aus Berlin. Bilder einer Stadt möchte nicht nur die starke kreative Energie dieser Szene vermitteln, sondern vor allem zeigen, wie die Stadt selbst zum Thema wird. Mit Blick auf die aktuelle und historische Entwicklung Berlins präsentiert sich der Comic als eine hoch sensible Kunstform, pointiert, reflexiv, und von einem enormen stilistischen Reichtum. berlin Comics aus Berlin. Bilder einer Stadt [logo gesamt] Herausgegeben von Mona Koch, Jens Meinrenken und Ulrich Schreiber ISBN 978 -3 -940384 - 62 - 1 Verlag Vorwerk 8