Die grossen 56er Röhren: Stars in der Dämmerung!

Transcription

Die grossen 56er Röhren: Stars in der Dämmerung!
Z i e l f e r n r o h r e i m Te s t
Die Testgeräte in der Bürowerkstatt.
Die grossen 56er Röhren:
Stars in der Dämmerung!
Die Ansitzjagd in der tiefen Dämmerung oder (dort, wo es
erlaubt ist) bei Nacht, verlangt Zieloptiken, welche auch das
letzte bisschen Licht noch ausnutzen können. Im Alpenraum
haben sich die Zielfernrohre mit 56 mm Objektivdurchmesser
und beleuchtetem Absehen für diese Jagdart durchgesetzt.
Unser Testteam hat 10 verschiedene Modelle dieser Zieloptiken
unter praxisnahen Bedingungen auf Herz und Nieren getestet.
◆ MICHELE COSTANTINI
Unser Testteam hat 24 Anbieter von
Zieloptiken im Sommer 2007 angefragt,
ob sie uns ihr bestes Zielfernrohr mit 56
mm Objektivdurchmesser für diesen
Test zur Verfügung stellen könnten.Alle
Anbieter von Markenoptiken haben uns
sofort geantwortet und die Teilnahme
an diesem Test zugesagt und Testgeräte
geschickt. Das Testgerät von Leupold
blieb aus ungeklärten Gründen am USZoll hängen, worauf uns der Importeur
ein Ersatzgerät mit kleinerem Objektivdurchmesser und ohne Leuchtpunkt
zur Verfügung stellte.Es erschien jedoch
nicht sinnvoll, dieses Gerät im Test mit
den 56er Zieloptiken mitlaufen zu lassen, da wir Gleiches mit Gleichem vergleichen wollten.Von Swarovski erhielten wir ein Z6i 2,5–15x56 ZF aus der
Vorserienfertigung.
44
Jagd&Natur 7/2008
Leider blieb das 56 mm Leupold Zielfernrohr
am Zoll stecken, hier das 50 mm Ersatzgerät,
welches jedoch bei diesem Test nicht teilnahm.
Billigstanbieter machten sich rar
Die Anbieter von Billigstware aus Fernost haben auf unsere Anfrage zum Teil
nichts von sich hören lassen und zum
noch grösseren Teil die Teilnahme zwar
zugesagt, jedoch keine Testgeräte geschickt. Unser Fazit schon mal vorweg:
Sie werden schon wissen, warum… Vor
allem die zahlreichen Zieloptikvertreiber, welche mit allerlei interessanten
Phantasienamen versehen sind, machten sich rar! Diese meist über das Internet vertriebenen Geräte halten bei weitem nicht das, was sie versprechen, die
Optiken haben eher was mit Flaschenböden gemeinsam als mit einer
hochwertigen Präzisionsoptik. Im Redaktionsbüro des Schreibenden sind einige solcher Skurrilitäten zu bewundern, wahre Kunstwerke und Belege
menschlicher Fehlleistungen, jedoch
jagdlich kaum zu gebrauchen. Zwei
Geräte wurden den Importeuren schon
vor Testbeginn zurückgeschickt, weil
bei einem ZF das Absehen um etwa 20°
schief eingebaut war und beim anderen
die Linsen im Inneren stark mit Schmiermittel verunreinigt waren. Ersatzgeräte
wurden nicht innert nützlicher Frist geliefert.
Gleiche Objektivdurchmesser,
verschiedene Vergrösserungen!
Für unseren Test wurden uns 10 Zieloptiken zur Verfügung gestellt.Alle hatten den Objektivdurchmesser von 56
mm. Die meisten Zielfernrohre nutzten
den vollen Objektivdurchmesser aus, einige wenige nutzten jedoch nicht die
ganze Objektivlinse aus sondern einige
Millimeter weniger, wie unsere Messungen ergaben, was jedoch irrelevant ist.
Fünf Testgeräte verfügten über einen
Vergrösserungsbereich von 3–12fach,
drei Testgeräte von 2,5 bis 10fach. Das
Nightforce ZF wird vom Hersteller mit
einem Vergrösserungsbereich von 3,5
bis 15 angepriesen. Das Swarovski Z6i
verfügt dank des 6-fach Multiplikators
als einziges Gerät über eine Vergrösserung von 2,5 bis 15fach, alle anderen
Geräte verfügen nur über einen Zoomfaktor von 4x.
Pro Hersteller nur ein Gerät im Test
An dieser Stelle sei noch zu erwähnen,
dass Swarovski noch zwei weitere Spitzengeräte im Sortiment führt, die ebenfalls an diesem Test hätten teilnehmen
können: Das PV-I 2,5–10x56 L mit Absehen in der ersten Bildebene und das PVII 2,5–10x56 L mit Absehen in der zweiten Bildebene. Beides Spitzengeräte, jedoch war aus Kapazitätsgründen nur ein
Gerät pro Hersteller erlaubt.
Auch dieses Swarovski Spitzenfernglas, das
PV-1 2,5–10x56 L würde in diese Testserie
gehören …
Dasselbe gilt für das Victory Diarange
3–12x56 von Zeiss, das einzige Zielfernrohr mit integriertem Entfernungsmesser in dieser Dimension, das zur Zeit auf
dem Markt erhältlich ist. Diese drei erwähnten Zielfernrohre hätten sich sicher in der Spitzengruppe platziert.
… wie auch das Victory Diarange 3–12x56
von Zeiss. Leider konnten wir aus Kapazitätsgründen von jedem Hersteller nur ein Gerät
berücksichtigen.
Der einzige einigermassen verlässliche
Wert der Austrittspupille bei Zieloptiken ist in den Herstellerangaben zu finden,sofern dieser dort wahrheitsgemäss
angegeben wird,was leider nicht immer
der Fall ist.Auch trägt die sehr aufwendige Konstruktion moderner variabler
Zieloptiken mit dazu bei,dass einige optische Regeln nicht mehr ohne weiteres
angewendet werden können. Selbst auf
mehrfache Anfrage konnten oder wollten selbst namhafte Hersteller uns nicht
mitteilen,wie gross die tatsächliche Sehfeldbreite und Austrittspupille bei 6facher Vergrösserung ist (s.Tabelle technische Daten). Hier wäre ein vernünftiger
Vergleich der Leistung möglich gewesen.
Stark in der Dämmerung
Mit dem vermehrten Aufkommen des
Schwarzwildes in Mitteleuropa sowie in
der nördlichen und südlichen Schweiz
wurden in den letzten Jahren immer
mehr Zielfernrohre mit 56 mm Objektivdurchmesser von Jägern gekauft. Diese
haben eine um 25% grössere Lichteintrittsfläche, gegenüber etwa 10% Mehrgewicht, als Zieloptiken mit einem Objektivdurchmesser von 50 mm. Wobei
auch hier die rein rechnerischen Zahlen
nicht so übernommen werden können,
weil sie zuwenig aussagen.
Eine Regel sagt, dass eine Austrittspupille von 7 mm für alle Jäger ausreichend ist, ältere Personen kommen in
der Praxis mit noch weniger aus. In Tat
und Wahrheit ist es jedoch gerade bei
ganz schlechtem Licht von Vorteil,wenn
man noch genügend Reserven hat.Also
8 mm oder mehr sind ganz komfortabel.
Daher ist für die Dämmerungsjagd die
Vergrösserung 6 und 7 sehr beliebt,
denn hier erhält der Jäger bei einem
56er ZF die grösstmögliche nutzbare
Austrittspupille im Verhältnis zur Vergrösserung.
Berechnet wird die Austrittspupille
üblicherweise mit der Formel Objektivdurchmesser mm/ Vergrösserungsfaktor
= Austrittspupille mm, z.B. 56 mm / 8 =
7 mm oder 56 mm / 4 = 14 mm. Diese
Formel stimmt jedoch heutzutage bei
Zieloptiken nur noch bedingt, da öfters
mit starken Weitwinkelokularen gearbeitet wird. Weitwinkelokulare haben
den Nachteil, dass sie oftmals eine deutliche Randunschärfe und Lichtverluste
am Rand aufweisen. Um diesen Fehler
zu kaschieren, blenden zahlreiche Hersteller die Randbereiche künstlich aus.
Dies wiederum wirkt sich negativ auf
das Sehfeld und die Austrittspupille aus.
Dämmerungszahl und Lichtstärke
Immer wieder fragen unsere Leser
nach der Dämmerungszahl oder nach
der geometrischen Lichtstärke. Das sind
Angaben, auf die hier bewusst verzichtet wird.Beide Zahlen sagen nichts über
die tatsächliche Qualität der Optik aus,
da weder Glasqualität, Vergütung noch
andere Qualitätsmerkmale, welche das
Sehen in der Dämmerung erheblich verbessern, in irgendeiner Weise mitberücksichtigt werden. Eine schlechte
Optik erhält oftmals rein mathematisch
die gleiche Dämmerungszahl wie eine
Spitzenoptik.
Absehen
Das Absehen und der Leuchtpunkt
liegen bei drei von unseren Testgeräten
in der 1. Bildebene, der Objektivbildebene (Docter, Meopta, Schmidt & Bender).Das heisst sie vergrössern bzw.verkleinern sich beim Zoomen mit. Beim
Zeiss Victory Varipoint liegt das Absehen
in der 1. und der Leuchtpunkt in der 2.
Bildebene.Alle anderen getesteten Zielfernrohre haben Leuchtpunkt und Absehen in der 2. Bildebene (Okularbildebene) platziert. Das Absehen und der
Leuchtpunkt bleiben hier gleich gross.
Für unseren Test standen mit den verschiedenen Zieloptiken auch verschiedene beleuchtete Absehen zur Verfügung, meist war es das Absehen 4 oder
Varianten dessen, aber auch andere. Besonders aufgefallen ist das Absehen NP2DD von Nightforce, welches extrem
fein zeichnet und auch auf sehr weite
Distanzen oder kleine Ziele präzise
Schüsse ermöglicht. Die Vorzüge dieses
Absehens kamen jedoch erst bei eingeschalteter Absehenbeleuchtung voll
zum Tragen.
Jagd&Natur 7/2008
45
Das feine Absehen NP-2DD von Nightforce
hat den meisten Testern sehr gut gefallen.
Alle getesteten Absehen konnten
auch ohne Beleuchtung noch verwendet werden. Das Absehen selbst wurde
in diesem Test nicht bewertet, da die
Auswahl des Absehens von der Jagdart
und vor allem von den persönlichen Vorlieben abhängt. Das «TDS-Absehen» von
Swarovski oder das neue «Rapid Z 5 Absehen» von Zeiss sind im Prinzip Variationen des Absehen 4 mit zusätzlichen
ballistischen Informationen,sie sind den
Technikfreaks wärmstens weiterzuempfehlen.
Testkriterien
Dieser Test wurde in den Kantonen
Thurgau, St. Gallen und Schwyz in der
Schweiz durchgeführt. Der Autor dieses
Beitrages und sein Testteam, bestehend
aus 6 Jägerinnen und Jägern, einer Optikerin und einem Feinmechaniker, hat
den Test in Zusammenarbeit mit
den Jagdzeitschriften «JAGD&NATUR»,
«Pirsch» und «Jagd in Tirol» durchgeführt. Im Testteam waren deutsche,
österreichische,
italienische
und
Schweizer Jäger vertreten. Alle Bewertungen widerspiegeln das subjektive
Empfinden der Testpersonen und weichen daher von den Labormessungen
ab. Labormessungen sind extrem teuer,
wir haben zwar einige in Deutschland
machen lassen,diese Ergebnisse fliessen
jedoch nur indirekt in das Endresultat
ein, da in der Jagdpraxis primär die Eindrücke des Jägers zählen und Labormessungen sich nahezu in allen Punkten mit den subjektiven Beobachtungen
decken. Aus Erfahrung kann der Autor
feststellen, dass bereits ab fünf Testpersonen das Ergebnis in der Summe
meist eindeutig ist.
Die vergebenen Sterne in der Bewertung entsprechen nicht unbedingt der
mathematisch korrekten Anzahl der aus
den Bewertungsbogen errechneten
Menge. Diese sollen nur den Trend wiedergeben, unter Berücksichtigung aller
getesteten Geräte.
Bewertet wurde die Qualität der Op46
Jagd&Natur 7/2008
tik am Tag unter normalen Bedingungen
und bei Gegenlicht sowie auf hellen
Flächen. Randschärfe, Kontrast, Auflösung,Farbtreue,Farbschleier,Farbsäume
und die Detailerkennbarkeit wurden anhand von Testtafeln und Präparaten auf
Distanzen von 20 bis 60 m bewertet.Insgesamt wurden am Tag 14 verschiedene
Kriterien bewertet.
Um die optische Qualität bei Nacht
zu beurteilen, wurde eine Kirrung mit
Sauenattrappen in Distanzen von 25 bis
50 m aufgebaut. Es galt nun, in einer
Mondnacht die Sauen anzusprechen
und symbolisch zum Abschuss freizugeben. Die Testpersonen mussten feststellen, wo Vorder- und Hinterteil der Tiere
war – nicht immer ein einfaches Unterfangen bei schlechtem Licht! Hier waren die erfahrenen Sauenjäger klar im
Vorteil. Sie konnten auf ihren Erfahrungen aufbauen und waren in der Lage,unter den Bedingungen, bei denen andere
Jäger schon gar nichts mehr sahen,
Schwarzwild noch erstaunlich sicher
anzusprechen.Fazit:Nicht nur eine gute
Optik ermöglicht es einem, nachts gut
zu sehen, auch die eigene Lebenserfahrung scheint da eine wichtige Rolle zu
spielen. Unsere Tester mussten zur Beurteilung der Qualität bei Nacht die 10
ZF’s in die richtige Reihenfolge legen,
vom Besten bis zum Schlechtesten und
das zu 7 verschiedenen Kriterien. Das
Ergebnis war selbst zum Erstaunen des
Autors bei allen Testpersonen nahezu 6mal dasselbe, obwohl sich die Personen
unseres Testteams zum Teil nicht kennen und unabhängig voneinander die
Zieloptiken getestet haben.
Die optische und mechanische Konstruktion wurde von befreundeten
Fachleuten zerstörungsfrei beurteilt.
Die Geräte wurden in der Kältekammer
bei –18 °C und in der Sauna bei +50 °C
auf ihre Funktionsfähigkeit überprüft,
anschliessend mussten die noch warmen Geräte, welche als druckwasserdicht deklariert waren, ein ca. 5 °C kaltes Wasserbad in 2 m Tiefe über sich ergehen lassen. Nach 10 Minuten waren
alle Geräte noch dicht, jedoch tropfte
noch tagelang Wasser aus allen Gewinden.Den Sturz von 2 Metern Höhe in ein
12 cm starkes Sandbett mit montierter
Waffe haben alle Geräte unbeschadet
überlebt, jedoch mussten die meisten
Geräte neu eingeschossen werden. Auf
dem Schiessstand wurde jedes Gerät mit
mindestens 120 Schuss (Kaliber 7x64
und .300 Win. Mag.) beschossen.
Schiessanlage Selgis im Kanton Schwyz, hier
wurde mit jedem Zielfernrohr über hundert
Mal scharf geschossen.
Die Rückkehrgenauigkeit der Absehenverstellung war vor allem nicht bei
den günstigeren Zieloptiken gegeben.
Für die Schussprüfung wurden die Zieloptiken mit den bewährten Recknagel
Brückenschwenkmontagen bzw. mit
Recknagel Picatinny Montagen auf die
Waffen montiert.
Alle ZF wurden mit Recknagel Montagen auf
die Waffe fixiert.
Zeiss, Swarovski und Schmidt& Bender, sowie ab diesem Jahr auch Kahles
bieten ihre Zieloptiken mit den speziellen Innenschienen an. Diese sind in wenigen Minuten rückstossfest montiert
und hinterlassen kaum Gebrauchsspuren am Gerät selbst, ein Verkleben ist
nicht nötig (auch wenn dies einige
Büchsenmacher immer noch machen)!
Auf jeden Fall sind die Innenschienen den
Ringmontagen vorzuziehen!
Die Ergonomie und der Bedienungskomfort wurden vom Testteam ebenfalls
noch bewertet. Hier ging es darum, wie
bequem sich die Zieloptik bedienen
lässt,wie einfach es ist,dieses oder jenes
ZF einzuschiessen, ob eine Ersatzbatterie im Gerät vorhanden ist, die Bedie-
nung mit Handschuhen und das mitgelieferte Zubehör.
Die klaren Testsieger.
Die Batterie in der Schutzkappe, dank Gummitop kann man sie einfach herausdrücken.
Bei der zweiten Gruppe handelt es
sich mit den ZF’s von Meopta und Nightforce um Zieloptiken, die eigentlich der
Spitzengruppe zuzuordnen wären. Einzig die Ergonomie, das Gewicht, die
Baulänge oder mangelhaftes Zubehör
hat die Wertung geringfügig nach unten
gedrückt.Diese Optiken haben auch das
beste Preis-/Leistungsverhältnis und
können nahezu uneingeschränkt weiterempfohlen werden.
Unter den mitgelieferten Schutzdeckeln haben
wir auch nicht den Stein der Weisen gefunden …
Interessanterweise hat sich das «Zielfernrohr Cover» aus Neopren, welches
von der Firma Niggeloh entwickelt
wurde und auch als Sonderzubehör von
verschiedenen Herstellern angeboten
wird, als der bei den Jägern beliebteste
Zielfernrohrschutz entpuppt.
… doch Niggelloh bietet ein praktisches Zielfernrohr Cover aus Neopren als Zubehör an.
Drei Gruppen
Die getesteten Zielfernrohre können
in drei Gruppen aufgeteilt werden:
Die erste Gruppe wäre die Spitzengruppe mit den ZF’s von Kahles, Zeiss,
S&B und Swarovski. Diese sind optisch
und mechanisch etwa gleich gut. Markante Unterschiede sind nicht auszumachen. Der Preis ist auch in etwa gleich,
um 3000 Franken / 1900 Euro,einzig das
Swarovski Z6i ist um etwa 700 Franken
/ 400 Euro teurer, jedoch verfügt es als
einziges Glas über einen 6-fachen Zoombereich.
Die Unterschiede innerhalb der
Gruppen sind minimal. Die Darstellung
ist hier bewusst etwas übertrieben, um
die Unterschiede deutlich zu machen.
Es ist so, als ob man einen BMW, einen
Audi oder einen Mercedes in der jeweils
entsprechenden Klasse miteinander
vergleicht. Schlussendlich zählen die
persönlichen Vorlieben und der Inhalt
des eigenen Portemonnaies.
Schmidt & Bender Zenith 2,5–10x56 FD:
Besonders empfehlenswert
Optik Tag
Optik Nacht
Konstruktion
Ergonomie
Auch diese beiden Kandidaten hätten es fast
in die oberste Liga geschafft.
Bei der dritten Gruppe handelt es
sich um so genannte Spitzenoptiken aus
der Mittelklasse.Die getesteten Optiken
der Marken Burris, Centaur, Docter und
Nikon sind allesamt jagdlich noch sehr
gut brauchbar, allerdings sind in ganz
seltenen extremen Situationen, wie Gegenlicht, diffuse Lichtverhältnisse und
in der späteren Dämmerung ganz klar
kleine Abstriche in der Leistung zu machen. Demgegenüber steht der moderate Preis. Für die normale Jagd sind diese
Gläser für die allermeisten Situationen
mehr als gut genug und damit noch
empfehlenswert.Die Prädikate «bedingt
empfehlenswert» oder «nicht empfehlenswert» mussten nicht vergeben werden.
✰✰✰✰✰
✰✰✰✰✰
✰✰✰✰✰
✰✰✰✰✰
Der klare Testsieger: Am Tag ein helles, kontrastreiches, farbneutrales Bild
und des Nachts aussergewöhnlich hohe
Auflösung und Detailerkennbarkeit. Etwas gegenlichtempfindlich. Einfach einzuschiessen, Reservebatterie ist am
Gerät, griffige Zoomverstellung, lief bei
Kälte und Wärme problemlos und war
wasserdicht. Das Absehen und der
Leuchtpunkt ist in der 1. Bildebene positioniert und vergrössert bzw. verkleinert sich beim Zoomen mit, dies entspricht nicht mehr dem neuesten Trend.
Die nicht stufenlos regulierbare Helligkeit des Leuchtpunktes störte in der Praxis niemanden, auch wenn sie immer
wieder kritisiert wird. Leuchtpunkt
könnte am Tag etwas heller sein. Das etwas extravagante Design gefiel nicht jedem, aber das ist ja bekanntlich Geschmackssache.
Absehenverstellung
vom Feinsten,
Ersatzbatterie im
Deckel.
Für nahezu alle Jagdsituationen ausreichend
gut: Die Zieloptiken aus der Mittelklasse.
Jagd&Natur 7/2008
47
Technische Daten (Herstellerangaben)
Marke
Burris
Modell
Absehen in der
Euro Diamond
3-12x56
2. Bildebene
Lieferbare Absehen
3P#4, E-Dot
Beleuchtetes Absehen
Centaur /
Microdot
2,5-10x56
Docter
Kahles
Meopta
Classic
3-12x56
1. Bildebene
Helia CSX
3-12x56
2. Bildebene
Meostar R1
3-12x56 RD,
1. Bildebene
4
1, 4, 4A, DBA, 7CL,
4LK
4-Dot, D-Dot,
C-Dot, Dot
4C
Ja
(Tag & Nacht)
Ja
(nur Nacht)
Ja
(nur Nacht)
Ja
(Tag & Nacht)
Ja
(Tag & Nacht)
Autom. Abschaltung
Absehenbeleuchtung
Abdeckmass LP min /
max. mm auf 100 m
Sehfeld auf 100 m
bei kleinster Vergr.
bei 6-facher Vergr.
bei grösster Vergr.
Augenabstand mm
Austrittspupille
Nein
Nein
Nein
Ja
Nein
-
24 mm (4)
9,4 m
18 mm / 70
mm (4 Dot)
12.5 m
40 mm
11,3 m
11 mm / 40
mm
12,6 m
3,7 m
89 – 102 mm
-
3,4 m
102 mm
-
7,3 m
3,5 m
80 mm
15 – 4,7 mm
3,5 m
90 mm
10 – 4,7 mm
Dioptrienverstellung
Parallaxenausgleich
(Druck-) Wasserdicht
Länge
Gewicht o. Schiene
ja fix 100 m
Spritzwasserd.
386 mm
737 g
ja ja 50 - Spritzwasserd.
338 mm
771 g
+/- 2,5 dpt
fix 100 m
Ja bis -4m
371 mm
660 g
+2 / -3,5 dpt
fix 100 m
Ja bis -3m
356 mm
580 g
3.4
75 mm
18,7 – 4,7
mm
+/- 3 dpt
fix 100 m
Ja bis -4m
363 mm
665 g
Montage
30 mm Ring
30 mm Ring
30 mm Ring,
Prismenschiene
30 mm Ring,
Swarovski Rail
2. Bildebene
Optionen
11,0 m
30 mm Ring
Multi-Zer0
Herkunft
Garantie
USA
2 Jahre
Österreich
Tschechien
25Jahre
10 Jahre
Vollgarantie;
Vollgarantie
Elektronik
max. 2 Jahre
Testergebnis
Preis in Euro* /
789.- Euro
819.- Euro
1’190.- Euro
1‘816.- Euro
879.- Euro
1’308.- SFr.
1'398.- SFr.
2’012.- SFr.
2'888.- SFr.
1'319.- SFr.
SFr. ** Stand 1.3.08
nicht empfehlenswert, bedingt empfehlenswert, empfehlenswert, sehr empfehlenswert, *
**
***
48
Jagd&Natur 7/2008
Japan
2 Jahre
Deutschland
5J Vollgarantie
Ersatzteilgarantie bis
30 Jahre
keine Angaben, trotz mehrmaliger Anfrage erhältlich!
UVP-Preise in Euro für Deutschland bzw. Österreich inkl. MwSt., Geräte ohne Schiene;
Detailhandelspreise in Schweizer Franken für die Schweiz inkl. MwSt., Geräte ohne Schiene,
Preisangabe mit Absehen 60
Nightforce
Nikon
Schmidt & Bender
Swarovski
Zeiss
NF 3,5-15x56
Monarch
2,5-10x56
2. Bildebene
Zenith FlashDot
2,5-10x56
1. Bildebene
Z6i
2,5-15x56
2. Bildebene
4
FD-1,FD-4, FD-7,
FD-9
4A-300-I, BR-I,
LD-I,4A-I
Victory Varipoint
3-12x56
1. Bildebene / LP
in der 2.
0, 60
Ja
(Tag & Nacht)
Ja
(Tag & Nacht)
Ja
(Tag & Nacht)
Nein
Ja Anzeige in
Rot oder Grün
(nur Nacht)
Nein
Ja
Ja
Ja
3,75 mm / -
-
30 mm (FD-7)
8,2 m
11,8 m
14,1 m
16 mm / 96 mm
(4A-I)
16,5 m
16 mm / 73 mm
(0, 60)
12,5 m
4,8
2,3 m
75 mm
14,5-4 mm
3,2 m
102 mm
?? - 5,7
3,8 m
90 mm
14,1 - 5,6 mm
6,6 m
2,7 m
90 mm
9.5 – 3,8 mm
3,5 m
90 mm
14,7-4,7 mm
ja
ja 23 m - Spritzwasserd.
401 m
900 g
ja
ja 45 - Spritzwasserd.
350
670 g
-3 / +2 dpt
fix 100 m
Ja bis -4m
330 mm
670 g
-3 / + 2 dpt
ja 45 - Ja bis -4m
361 mm
708 g
+2 / -4 dpt
fix 100 m
Ja bis -4m
357 mm
605 g
30 mm Ring
30 mm Ring
30 mm Ring, S&B
Convex
Innenschiene
Ballistik Korrektur
30 mm Ring,
Swarovski Rail
30 mm Ring,
Zeiss
Innenschiene
ASV (Absehen
Schnell Verst.)
Deutschland
10 Jahre /
Elektronik 5 Jahre
Vollgarantie
2. Bildebene
NP-1, NP-1RR,
NP-2DD, NP-R2,
Mildot
Ja
(Tag & Nacht)
Japan
30 Jahre
Vollgarantie
Japan
30 Jahre
Vollgarantie
1‘295.- Euro
1'190.- Euro
2'070.- SFr.
1'498.- SFr.
besonders empfehlenswert
Deutschland
10 Jahre /
Elektronik 5 Jahre
1‘679.- Euro
2'520.- SFr.
BT (Ballistik
Turm)
Österreich
10 Jahre /
Elektronik 5
Jahre
Vollgarantie
2‘365.- Euro
3‘765.- SFr.
2‘030.- Euro ***
3.245.- SFr. ***
Jagd&Natur 7/2008
49
Swarovski Z6i 2,5–15x56:
Besonders empfehlenswert
Kahles Helia 3–12x56 CSX:
Besonders empfehlenswert
Der Parallaxenverstellturm sitzt an
der richtigen Stelle.
Optik Tag
Optik Nacht
Konstruktion
Ergonomie
Mehrwert:
✰✰✰✰✰
✰✰✰✰✰
✰✰✰✰✰
✰✰✰✰
✷✷✷
Unser Testgerät stammte aus einer
Vorserienproduktion. Trotzdem war an
diesem Gerät nichts auszusetzen, was
sonst bei Vorseriengeräten immer wieder vorkommt.Am Tag überzeugt dieses
Gerät durch seine klare, präzise Bildwiedergabe. Befürchtungen, wonach
der sechsfache Zoom-Multiplikator,welchen man ausschliesslich bei Z6 Zieloptiken von Swarovski findet, die Bildqualität negativ beeinflusst, konnten
nicht festgestellt werden.
Der Mehrwert des sechsfachen Vergrösserungsfaktors wurde bei der Bewertung nicht mitberücksichtigt. Das
Bild ist klar und neutral, überzeichnet
nicht. Bei Gegenlicht hatte dieses Glas
nur wenig störende Reflexionen,jedoch
etwas mehr als das Swarovski PV-I 2,5–
10x56, welches jedoch nicht am Test
teilnahm. Allen Unkenrufen (der Konkurrenz) zum Trotz hat sich dieses Gerät
auch in den Mondnächten, in welchen
wir diese Geräte erprobten, sehr tapfer
geschlagen und erreichte zusammen
mit den Optiken von Kahles, S&B und
Zeiss bei jedem Testdurchgang einen
Spitzenplatz. Auch das Sehfeld ist unübertroffen.Vergleicht man das Sehfeld
des Z6 mit den Spitzengeräten von Zeiss
und Kahles,so ist das Sehfeld dieses ZF’s
bei der 3fachen Vergrösserung auf 100
m ganze 10 cm weiter geöffnet und bei
der 12fachen um gute 10 cm schmäler.
Zusätzliches Sehfeld bis 16,5 m / 100 m
gewinnt man durch die kleinste Vergrösserung, die das Glas durchaus noch
drückjagdtauglich macht.
Ergonomisch richtig ist die Parallaxenverstellung als dritter Turm im Zentrum platziert. Sofern man «normale»
Schussdistanzen einhält und die Vergrösserung unter 10fach liegt,stellt man
den Parallaxeausgleich am besten fix auf
100 m ein. Dies genügt jagdlich vollkommen.
Das beleuchtete Absehen ist sowohl
für den Einsatz am Tag als auch in der
Nacht bestens geeignet und sehr fein regulierbar. Es schaltet sich bei Nichtgebrauch nach einigen Stunden automatisch ab. Bei der Bedienungseinheit für
die Absehenbeleuchtung waren sich die
Testteilnehmer gar nicht einig.Während
die jüngeren Jäger damit überhaupt keine Probleme bekundeten, hatten ältere
Jäger eher Mühe mit diesem «Cockpit».
Aus diesem Grunde fehlt ein Sternchen
bei der Bewertung der Ergonomie.
Zu modern: Nicht alle Jäger mochten diese
Absehenhelligkeitssteuerung.
Seit kurzem ist das Swarovski Z6 auf
Wunsch auch mit einem Ballistikturm
erhältlich.
Ab Mitte 2008 sind die Swarovski-Z6 Zielfernrohre auch mit einem Ballistikturm zu
haben. (Hier die US-Version)
50
Jagd&Natur 7/2008
Optik Tag
Optik Nacht
Konstruktion
Ergonomie
✰✰✰✰
✰✰✰✰✰
✰✰✰✰✰
✰✰✰✰✰
Der nach eigenen Aussagen älteste
Hersteller von Zielfernrohren, die Wiener Firma Kahles, hat bereits vor 4 Jahren mit dem Helia CSX ein Gerät präsentiert, das seiner Zeit voraus war. Es
war eigentlich das erste brauchbare europäische Zielfernrohr mit Absehen in
der 2. Bildebene. Die Kahles GmbH, seit
2006 ein 100%iges Tochterunternehmen des Tiroler Optikherstellers Swarovski, entwickelt und vertreibt selbständig die Kahles Zieloptiken. Das CSX
überzeugt durch sein grosses Sehfeld
und die geringe Randunschärfe.Das Bild
ist wie gewohnt kontrastreich, hochauflösend und ausgeglichen.Ein leicht gelblicher Farbstich ist am Tag auszumachen, was aber zu vernachlässigen ist.
Minimale Farbsäume sind ebenfalls vorhanden. Reflexionen durch Störlichter
(Gegenlicht) etwas stärker als beim Swarovski Z6. Nachts ein sehr gutes ausgeglichenes Bild, in dem man auch noch
bei sehr schlechten Lichtverhältnissen
Grautöne erkennen und unterscheiden
kann.Zusammen mit dem S&B Zenith sicherlich in der Nacht das Zielfernglas
mit der besten Auflösung.Technisch und
ergonomisch ist alles beim Besten. Weder bei Hitze noch bei Kälte hatte das
Testteam irgendwelche Probleme. Seit
kurzem gibt es Kahles Zielfernrohre
auch mit der gezahnten Swarovski
Schiene. Auf Wunsch kann das Kahles
CSX mit bis zu zwei Multi-Zer0 Ballistiktürmen bestellt werden. Die Absehenbeleuchtung schaltet sich im Ruhezustand bereits nach wenigen Minuten
automatisch ab, wird die Optik nur ein
wenig bewegt, so schaltet sie sich automatisch ein. Die Batterieersparnisse
sind dadurch sehr gross.
Gunsten einer etwas weicheren, homogeneren Vergütung ersetzt worden, die
auch in kritischen Situationen die Detailerkennbarkeit sichtlich erhöht.
Die elektronische Steuerung des Kahles CSX.
Bei dieser Absehenverstellung gingen
zahlreiche Fingernägel in Brüche!
Zeiss Victory Varipoint 3–12x56 T*:
Besonders empfehlenswert
Dieser herzausziehbare, endlos zu drehende
Knopf war bei den Testern sehr beliebt.
Die Absehenbeleuchtung schaltet
sich nach einigen Stunden automatisch
ab. Seit kurzem ist diese Zieloptik nur
noch mit dem Absehen 0 oder 60 erhältlich. Die Produktion der Absehen 54
und 56 wird eingestellt. Dieses Gerät
gehört klar zu den vier Spitzengeräten.
Optik Tag
Optik Nacht
Konstruktion
Ergonomie
✰✰✰✰
✰✰✰✰✰
✰✰✰✰
✰✰✰✰✰
Das dienstälteste und wohl meistverkaufte Highend Zielfernglas der letzten
Jahre.Trotz mehrerer «Face Liftings» beruht die Technologie des Victory Varipoint noch auf Entwicklungen aus den
letzten Tagen des vorangegangenen
Jahrtausends.Auch wenn dies noch keine 10 Jahre her ist, muss man doch festhalten, dass sich die Zeit und der Fortschritt nicht aufhalten lassen. Obwohl
dieses Glas ganz klar zu den echten Highend-Optiken zählt, sind bei der Randschärfe und bei den Reflexionen bei Gegenlicht im Vergleich zu den anderen
Gläsern klar kleine Defizite auszumachen. Raffiniert ist, dass das Absehen in
der ersten Bildebene platziert ist, der
Leuchtpunkt hingegen in der zweiten
Bildebene. Dies hat klare Vorteile, so
bleibt der Leuchtpunkt immer gleich
gross, während sich das Absehen beim
Zoomen mitvergrössert bzw. –verkleinert. Dadurch sind erfahrene Jäger in
der Lage, recht präzise Entfernungsschätzungen mit Hilfe des Absehens vorzunehmen.
Unserem Testteam ist aufgefallen,
dass die Vergütung etwas angepasst
wurde.Die superbrillante,typische Bildwiedergabe von Zeiss Fernoptiken aus
früheren Jahren,welche oftmals sehr aggressiv wirkte, ist offensichtlich zu
Meopta Meostar R1 3–12x56 RF:
Sehr empfehlenswert
Optik Tag
Optik Nacht
Konstruktion
Ergonomie
✰✰✰✰
✰✰✰✰✰
✰✰✰✰
✰✰✰✰
Mit der Modellreihe «Meostar R1»
scheint Meopta der Durchbruch in die
Highend-Klasse gelungen zu sein, zumindest was die optische und mechanische
Qualität anbelangt, beim Komfort und
beim Zubehör hapert es aber noch.
Nachts kann diese aus der Tschechischen
Republik stammende Zieloptik ganz vorne mit den bekannten deutschen und
österreichischen Markenoptiken mithalten, die Detailerkennbarkeit bei Mondlicht ist überwältigend.Auch amTag ist die
Qualität dieser Zieloptik eindrucksvoll.
Abgesehen von recht starken Störungen
am Tag bei Gegenlicht, wie sie z.B. bei einem frontalen Sonnenuntergang auftreten,kann sich diese Optik durchaus sehen
lassen und hält ganz vorne mit.
An der Absehenverstellung hatten unsere Schützen jedoch keine Freude. Sie
lief zwar präzise und wiederholgenau,
aber beim Einstellen brachen doch dem
einen oder anderen Tester die Fingernägel ab. Etwas streng und bei –18° sehr
streng läuft die Vergrösserungsverstellung.Ansonsten ist weder optisch noch
mechanisch etwas an diesem Gerät auszusetzen.
Ärgerlich sind die mitgelieferten
Schutzdeckel. Diese sollte man vor dem
ersten Jagdeinsatz entsorgen,wenn man
sich nicht aufregen möchte, jagdlich
sind sie auf jeden Fall unbrauchbar und
stören nur.
Das Absehen liegt in der ersten Bildebene, was zwar kein Nachteil ist, jedoch auch nicht mehr ganz dem Trend
entspricht.
Leider fehlt eine automatische Abschaltung der Absehenbeleuchtung. Bedauerlich ist, dass nur das Absehen 4C
zur Zeit zur Verfügung steht,dafür fallen
auch weniger Logistikkosten an,die Meopta anscheinend dem Kunden weitergibt.Wer eine Highend-Zieloptik möchte und bereit ist, die oben erwähnten
Einschränkungen in Kauf zu nehmen,
der ist mit dieser Zieloptik bestens bedient, das Preis-/Leistungsverhältnis ist
bei diesem Gerät wohl unschlagbar.
Nightforce NF 3,5–15x56:
Sehr empfehlenswert
Jagd&Natur 7/2008
51
Optik Tag
Optik Nacht
Konstruktion
Ergonomie
✰✰✰✰
✰✰✰✰
✰✰✰
✰✰✰✰
Mit über 40 cm Länge und einem Gewicht von guten 900 g ist dieses Zielfernrohr aus japanischer Fertigung auf
den ersten Blick ein richtiges Monstrum. In der Praxis ist das jedoch weder
negativ aufgefallen, noch hat es irgend
jemanden gestört. Die Konstruktion ist
sehr konservativ, um nicht zu sagen veraltet, jedoch sehr stabil und zuverlässig.
Der Parallaxenausgleich kann am Objektiv eingestellt werden, was auch
nicht mehr dem Zeitgeist entspricht.
Der Parallaxenausgleich am Objektiv
entspricht auch nicht mehr dem Zeitgeist.
Beim Nightforce Zielfernrohr wird
die Vergrösserung von 3,5 bis 15fach angegeben, unsere Nachmessung hat jedoch ergeben,dass dieses Gerät etwa einen Vergrösserungsfaktor von bestenfalls 3,7 bis 14,6 hat, «schön gerechnet».
Dies ist nach den geltenden Normen gerade noch zulässig. Die Optik ist gut, jedoch entspricht die Vergütung nicht
den europäischen Qualitätsanforderungen. So sind am Tag starke Farbsäume
und ein bernsteinfarbiger Schleier auszumachen.Auch ist dieses Glas sehr gegenlichtempfindlich, weshalb der Hersteller eine etwa 10 cm lange Sonnenblende mitliefert,die dieses ZF zu einem
richtigen Ungetüm macht. Nachts kann
dieses Gerät zwar noch recht gut mithalten, es ist jedoch klar schlechter als
die vier Spitzengeräte und das ZF von
Meopta.Allerdings ist das Nightforce NF
auch klar besser als die Geräte von Burris, Centaur, Docter und Nikon, weshalb
diesem Gerät eine Zwischenposition zugeordnet werden kann. Das feine beleuchtete Absehen NP-2DD wurde von
allen Testern als sehr angenehm empfunden. Die Beleuchtung kann auf dem
Okular reguliert werden, sie schaltet
sich leider nicht automatisch ab.
52
Jagd&Natur 7/2008
Burris Euro Diamond 3–12x56:
Empfehlenswert
dukten. Allerdings ist dieses Glas trotz
relativ starker Farbsäume als farbneutral
anzusehen. Dieses Glas ist mit 1308
Franken/789 Euro das günstigste Glas in
unserem Test.
Centaur / Microdot 2,5–10x56:
Empfehlenswert
Optik Tag
Optik Nacht
Konstruktion
Ergonomie
✰✰✰✰
✰✰✰
✰✰✰
✰✰✰
Das Burris ZF aus der Modellreihe
Euro Diamond ist ein europäisiertes
Zielfernrohr aus US-Amerikanischer Fertigung. Burris ist eine in den USA weit
verbreitete Marke,vor allem was Zielhilfen für Faustfeuerwaffen anbelangt. Der
Optikhersteller Burris gehört zum italienischen Beretta Konzern.Das getestete
Zielfernrohr weist jedoch typische amerikanische Eigenschaften auf, wie z. B.
dass zum Zoomen das ganze Okular gedreht werden muss. Dies ist zwar praktisch, wenn man mit Handschuhen unterwegs ist, jedoch auch sehr gewöhnungsbedürftig.
Um die Vergrösserung nach Wunsch
einzustellen, muss das ganze Okular gedreht
werden!
Optisch und mechanisch ist dieses
Gerät solide gebaut.Präzision und Rückkehrgenauigkeit der Absehenverstellung sind gegeben. Die Beleuchtung ist
für den Einsatz bei Tag und Nacht ausgelegt, der Rotpunkt dürfte allerdings
deutlich heller sein. Am Tag macht die
Optik einen recht guten Eindruck, ausser bei Gegenlicht. Hier scheint vor allem bei grossen Vergrösserungen, dass
irgend etwas mit den Streulichtfallen
und der Schwärzung der Tubusse nicht
optimal abgestimmt sein muss. Die
Störungen sind überdurchschnittlich.
In der Abenddämmerung ist deutlich
früher Schluss als bei den Highend-Pro-
Optik Tag
Optik Nacht
Konstruktion
Ergonomie
✰✰✰
✰✰✰
✰✰✰
✰✰✰✰
Seit Ende 2007 werden diese japanischen Zieloptiken in Europa angeboten.
Die optische Leistung bei Tag und bei
Nacht ist für die Jagd recht gut und ausgeglichen. Farbsäume, Farbschleier und
Störungen sind vorhanden, halten sich
jedoch im akzeptablen Rahmen.Die Parallaxenjustierung ist ergonomisch gut
platziert, dennoch scheint, dass für
diesen Vergrösserungsbereich eigentlich keine solche notwendig ist.Für normale Jagdbedingungen genügt es, diese
auf 100 m fix einzustellen. Unübersehbar ist die Ähnlichkeit mit dem ebenfalls
getesteten Nikon Monarch, auch wenn
diese zwei Zieloptiken nicht baugleich
sind.
Alle Elemente lassen sich einfach und
leicht bedienen. Besonders positiv aufgefallen ist die Absehenjustierung mit
der einfachen Möglichkeit, das eingeschossene ZF zu «nullen».
Gute Absehenverstellung am Centaur, der
Parallaxenausgleich ist jedoch für diese
Vergrösserung kaum nötig.
Nikon Monarch 2,5–10x56:
Empfehlenswert
Optik Tag
Optik Nacht
Konstruktion
Ergonomie
✰✰✰
✰✰
✰✰✰
✰✰✰
Diese Optik aus den Produktionsstätten des weltbekannten Fotoapparateherstellers Nikon ist modern konstruiert und gestaltet. Die Randunschärfen
halten sich in akzeptablen Grenzen. Unser Testteam zeigte sich jedoch enttäuscht über die nur mässige Leistung
der Optik bzw. deren Vergütung. Da haben alle Testteilnehmer von einer so
namhaften Marke wie Nikon doch etwas mehr erwartet. Die Farbsäume und
der violette Farbstich sind im Vergleich
zu den anderen Zieloptiken doch deutlich ausgeprägter, ebenso der Falschlichtanteil. In der Dämmerung heisst es
frühzeitig abbaumen, denn dort, wo die
Spitzenferngläser noch ein brauchbares
Resultat zeigen, ist bei diesem Glas
ziemlich bald Schluss. Da hilft auch das
wahlweise rot oder grün beleuchtete
Absehen nichts. Es ist bestenfalls eine
Spielerei.
Docter Classic 3–12x56:
Empfehlenswert
Optik Tag
Optik Nacht
Konstruktion
Ergonomie
✰✰✰
✰✰✰
✰✰
✰✰✰
Dieses europäische Zielfernrohr aus
deutscher Fertigung hat nicht den Erwartungen des Testteams entsprochen.
Es ist eigentlich schade, dass Docter
bzw. die Verantwortlichen von Analytik
Jena (vormals Carl Zeiss, Jena) dieses
Produkt nicht weiterentwickelt und auf
dem neuesten Stand gehalten haben,
wie es andere Hersteller zu tun pflegen.
Alternativ steht dem Jäger das Docter
Spitzengerät UniPoint zur Verfügung,
welches hier zwar nicht getestet wurde,
jedoch sicherlich besser abgeschnitten
hätte. Es war zwar weniger die Optik,
die beim getesteten Docter Classic nicht
mitspielten wollte, es war vor allem die
Mechanik. Beim Einschiessen benötigte
unser Testeam immer wieder mehrere
Schuss, bis der Schuss dort sass, wo er
hingehörte. Die Rückkehrgenauigkeit
war bei diesem Gerät mässig. Ärgerlich
Auch hier: Die Parallaxenjustierung ist für diese geringe Vergrösserung
nicht wirklich nötig.
ist, dass man bei dieser Absehenverstellung gerne die Fingernägel abbricht.
Nach dem obligatorischen Sturz auf
das Sandbett,was für alle anderen getesteten Geräte kein Problem darstellte,
war das Absehen irgendwo verklemmt.
Erst nach gut 10 Schuss im Kaliber .300
Win. Mag. und kräftigem Schrauben an
den Absehenverstelltürmen gelang es,
das Absehen wieder in die richtige Position zu bekommen, ohne das Gerät ins
Werk einschicken zu müssen. Abgesehen von diesem Mangel ist dieses Gerät
nicht wirklich schlecht, auch wenn es
hier das Schlusslicht unserer Testreihe
bildet.Recht gut waren die optischen Eigenschaften am Tag und in der Nacht.Es
hielt in der Dämmerung noch erstaunlich lange mit, so dass es ohne weiteres
als geeignetes Ansitzglas für die Sauenjagd empfohlen werden kann. Am Tag
muss man sich jedoch mit einem nicht
ganz farbneutralen Bild zufrieden geben. Der Leuchtpunkt ist fein einzustellen, jedoch fehlt auch hier eine automatische Abschaltung.
Absehenverstellung, auch hier heisst es, auf die Fingernägel muss
aufgepasst werden.
Jagd&Natur 7/2008
53