Diplomarbeit Stefan Held: Veränderte

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Diplomarbeit Stefan Held: Veränderte
Medienhinweise
Bücher, Systemische Erlebnispädagogik
Lexikon Erlebnispädagogik
Andrea Zuffellato, Astrid Habiba Kreszmeier
ZIEL 2007
ISBN 978-3-937 210-97-1
Soulcraft
Bill Plotkin
Arun 2005
ISBN 978-3-935581-76-9
Systemische Naturtherapie
Astrid Habiba Kreszmeier
Carl-Auer 2008
ISBN 978-3-89670-623-2
Weisheit und Trance
Cornelia Schödlbauer (Hrsg.)
ZIEL 2002
ISBN 3-934 214-84-3
Bücher, Transpersonale Psychologie
Topographie des Unbewussten
Stanislav Grof
Klett-Cotta 1975
ISBN 3-608-95232-2
Kosmos und Psyche
Stanislav Grof
Fischer 2000
ISBN 978-3-596-14641-3
Dimensionen der menschlichen Seele
Sylvester Walch
Patmos 2009
ISBN 978-3-491-42139-4
Hellwach und bewusst leben
Charles Tart
Arbor 2000
ISBN 3.924195-24-2
Psychologie des Bewussteins
Band 4: Bewusstseinszustände
Torsten Passie
LIT 2007
ISBN 978-3-8258-0287-5
49
Weitere Literatur
Gammler, Zen und hohe Berge
Jack Kerouac
Rororo 2010
ISBN 978 3 499 25397 3
Zwischen Feuer und Feuer
William Blake
dtv 1996
ISBN 978-3-423-13599-3
Jenseits von Gut und Böse
Friedrich Nietzsche
Goldmann 1886
ISBN 3-442-07530-0
Die Pforten der Wahrnehmung
Himmel und Hölle
Aldous Huxley
Piper 1970
ISBN 978-3-492-20006-6
Don Quixote von la Mancha
Miguel de Cervantes Saavedra
Diogenes 1987
ISBN 3 257 21496 0
Vom Spazieren
H.D. Thoreau
Diogenes 2001
ISBN 3 257 23463 5
Filme
Other worlds (2002), Jan Kounen
Blueberry (2004), Jan Kounen
Internet
www.wikipedia.de
www.bewusstseinszustände.de
www.noack-hypnose.de
Und jener unter euch
der ohne Quelle ist
der werde selber eine!
(S.Held, 15.4.2012)
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Veränderte Wachbewusstseinszustände
in der Systemischen Erlebnispädagogik
Einleitung
Als Grenzgänger setze ich mich in diesem Fachartikel mit
einem Thema auseinander, das an mehreren Schnittstellen
beheimatet ist. Ich gehe der Thematik veränderter
Bewusstseinszustände auf den Grund, das mich schon mein
halbes Leben begleitet. Vielleicht auch mein ganzes.
Jedenfalls konfrontiere ich mein Umfeld seit Jahren immer
wieder mit Aussagen zu diesem Thema und es ist
spannend, die unterschiedlichen Reaktionen
wahrzunehmen, die von Schwärmerei, Faszination oder
Interesse über Skepsis und einer vorsichtigen oder
ausweichenden Haltung bis zur Ablehnung durch bissige
Kommentare oder zynische Bemerkungen reichen kann.
Auch beim Studium der betreffenden Literatur wird immer
wieder der grosse Widerstand erwähnt, der das Thema bei
Fachkollegen hervorruft. Dem zum Trotz hat sich ein
eigener Psychologiezweig gebildet, der sich diesen
Phänomenen zuwendet, sie untersucht und erfolgreich zur
Heilung oder Linderung psychisch-seelischer Krisen
einsetzt: Die Transpersonale Psychologie. Wem mein
grober Überblick nicht genügt, den verweise ich auf die
Literaturhinweise am Schluss der Arbeit, wo einige Titel
führender Vertreter aufgeführt sind.
Um die Bandbreite an Schnittstellen zu andern
Themengebieten aufzuzeigen, will ich einige aufzählen,
ohne allerdings den Anspruch auf Vollständigkeit zu
erheben. Veränderte Bewusstseinszustände (VWB) sind wie
erwähnt zentral in der Transpersonalen Psychologie,
streifen die medizinische Bewusstseinsforschung, die
Parapsychologie, verschiedene esoterische Strömungen, die
Glücksforschung, die Psychopathologie und die Erforschung
von Nahtoderfahrungen, in östlichen Meditationsformen
sind sie ebenso wichtig wie im Schamanismus, ausserdem
gibt es erstaunliche Übereinstimmungen zu den neuesten
Erkenntnissen der Quantenphysik. Abgesehen davon, dass
wohl alle Religionsstifter entsprechende Erfahrungen
gemacht haben, gibt es in allen Hauptreligionen mystische
Strömungen, die sich auf Techniken zur Herbeiführung
veränderter Bewusstseinszustände konzentrieren. Sie
spielen eine Rolle in Kunst, Literatur, Musik – und
offensichtlich auch in der Systemischen Erlebnispädagogik.
Wo genau diese Berührungspunkte sind, interessiert mich
in diesem Artikel am meisten. Wo tauchen sie bei der
Arbeit in der Natur auf? Wie erkennt man sie? Was ist der
Gewinn für einen Klienten aus einer Erfahrung veränderten
Bewusstseins? Wie können sie hervorgerufen werden? Um
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dies zu umreissen, nähere ich mich veränderten
Wachbewusstseinszuständen aus verschiedenen
Richtungen, versuche die Dimensionen aufzuzeigen, die
sich der Beschreibung durch Worte oft entziehen und
verknüpfe sie dann mit eigenen Beobachtungen aus der
Praxis. Nach dieser wissenschaftlich ausgerichteten
Herangehensweise, beleuchte ich das Thema noch „von
innen“ mit einem Autointerview.
Sollte ich mit einigen Aussagen an deinem Weltbild rütteln,
so ist das durchaus nicht ganz ungewollt.
Das Zartrosa verschwand
und dann war alles purpurne Dämmerung
und der Schrei der Stille
war wie die Brandung diamantener Wogen
die durch die flüssigen Pforten
unserer Ohren brausen
und einem das Gefühl geben:
Mehr brauchst du nicht
um die nächsten tausend Jahre
ruhig und zufrieden zu sein.
(Kerouac, S.100)
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Was sind veränderte
Bewusstseinszustände?
Bewusstlosigkeit.
Das Unterbewusstsein.
Ein kleines Selbstbewusstsein.
Bewusstseinserweiternde Drogen.
„Ich war mir nicht bewusst, dass …“
Wenn wir vom Bewusstsein reden, haben wir oft das
Gefühl, wir wüssten worums ginge. Doch im Grunde ist es
eines der grössten Geheimnisse, die noch immer ungelüftet
sind. Die Modelle sind zahlreich, die Erklärungen reichen
von unbefriedigenden Reduktionen (Bewusstsein =
Hirnfunktion) hin zu schwierig nachweisbaren
Glaubensansätzen (Es gibt keine Zeit, keine Materie, kein
Ich – nur Bewusstsein). Wer sich über den derzeitigen
Stand der Bewusstseinsforschung informieren will, kann
dies auf der fundierten Internetseite
Bewusstseinszustände.de von Torsten Passie tun.
Egal welchen Ansatz Du vertretest, einigen können wir uns
sicherlich darauf, dass sich unsere Bewusstseinsinhalte
laufend verändern. In keinem Moment sind sie dieselben.
Was wir wahrnehmen, denken oder fühlen ändert sich in
stetem Strom und diese Veränderung ist so fundamental
normal, dass wir es uns selten bewusst sind. Was wir oft
mitkriegen, sind BAM! – heftige Änderungen.
Hervorpreschende Emotionen, schnelle Szenen- oder
Stimmungswechsel, ein Hallo von hinten, ein Blitz direkt
vor uns, die Idee, auf die wir gewartet haben. Wenn dies
passiert, sind wir von den Bewusstseinsinhalten ganz
eingenommen – und bemerken nicht, dass auch
Änderungen im Bewusstseinszustand passieren.
Gut, stopp – was ist nun der Unterschied von
Bewusstseinsinhalt und Bewusstseinszustand? Nun. Der
Inhalt kann sich auch ganz gut ändern, ohne dass der
Zustand sich radikal verändert – aber nicht umgekehrt.
Steige ich in den Zug, fahre zur Arbeit, steige aus, gehe zu
Fuss zur Arbeitsstelle, trete ein, ziehe meine Jacke aus –
dann ändern sich meine Wahrnehmungen am Band. Aber:
Ich mache und erlebe all das ohne emotionale Höhen- oder
Tiefflüge, ohne Bewusstlosigkeit, ohne Ekstase, sondern im
Alltagsbewusstsein mit kleineren Schwankungen (Müdigkeit
im Zug, eine Überschrift in der Gratiszeitung lässt mich in
Gedanken versinken, die kalte Luft auf dem Weg macht
mich wach und klar…). „Ein Bewusstseinszustand ist etwas
Dynamisches. In Einzelheiten verändert er sich ständig,
wobei das übergreifende Muster aber immer erkennbar
bleibt.“ (Tart, S.21) Würde ich hingegen im Zug ganz
wegschlafen, dann würde sich der Bewusstseinszustand
deutlich ändern – und damit auch der Inhalt. Somit sind
Bewusstseinszustände grundlegender als
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Bewusstseinsinhalte, sie geben uns ein besser
abgrenzbares Ordnungssystem.
Dazu, was nun ein veränderter Bewusstseinszustand sei,
wird auch heute noch oft Charles Tart zitiert: „Ein
Bewusstseinszustand ist dann ein „veränderter
Bewusstseinszustand“, wenn er sich deutlich von einem
Normalzustand (baseline state of consciousness)
unterscheidet, der uns als Vergleichsmassstab dient. Da als
Vergleichsmassstab meist das gewöhnliche
Wachbewusstsein genommen wird, ist ein
Bewusstseinszustand wie das nächtliche Träumen
demzufolge ein veränderter Bewusstseinszustand. Andere
wohlbekannte Beispiele veränderter Bewusstseinszustände
sind der Zustand der Hypnose, Zustände, die durch
psychoaktive Drogen wie Alkohol hervorgerufen werden,
Zustände, die bei starken Emotionen wie Wut, Panik,
Depression und freudiger Erregung auftreten, und
Zustände, die durch meditative Praktiken induziert
werden.“ (Tart, S.21)
Wir merken: Beim Wechsel vom Alltagsbewusstsein zu
einem der erwähnten veränderten Bewusstseinszustände,
wechseln auch die Bewusstseinsinhalte immer auf
verschiedenen Ebenen: „Neben den Veränderungen der
subjektiven Erfahrung sind veränderte
Bewusstseinszustände durch Veränderungen kognitiver
Funktionen (Aufmerksamkeit, Konzentration, Gedächtnis
usw.), Verhaltensmodifikationen und bestimmte
physiologische Veränderungen (Erregungsniveau, EEGWellenmuster usw.) gekennzeichnet.“ (Passie, S.21)
Auffallend ist, dass diese Wechsel im Moment des Erlebens
wohl wahrgenommen, aber nur in gewissen Fällen und oft
nur mit Mühe oder mit viel Übung „aus Distanz“
wahrgenommen werden können. Meist nehmen sie uns
ganz für sich ein, sie erfassen uns, wir identifizieren uns
ganz mit ihnen. Ich denke nicht: „Aha! Sirenen heulen,
Rauch und rennende Leute – und Hey! da kommt ja auch
schon meine Panik. Willkommen! Was möchtest du mir
gerne sagen?“, sondern: „RAUS HIER!!“ Und auch wenn die
Gedächtnisfunktion bei einigen negativ beeinflusst werden
kann oder das herrschende Chaos ein genaues Zuordnen
im Nachhinein schwierig macht – so sind es doch meist
starke, herausragende und den gesamten Lebensfluss
strukturierende Momente: Der Schlaf rhythmisiert unser
Wachen, die Heldentaten im Rausch werden legendär, ein
Wutausbruch würde vielleicht gern ungeschehen gemacht
werden, ein Höhenflug für immer im Gedächtnis bleiben,
vom Wohnungsbrand das Ewiggleiche erzählt werden. Oder
mit den Worten Torsten Passies: „Untersuchungen […]
zeigen, dass diverse veränderte Bewusstseinszustände ein
häufiges und regelmässig anzutreffendes Phänomen der
menschlichen Erfahrungswelt darstellen und von daher
nicht nur eine wissenschaftliche Kuriosität darstellen. Sie
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Wenn es
gelingt,
unsere
Wahrnehmungsstruktur
zu verändern,
verändert sich
unsere Welt oder kurz
gesagt, wer
anders
wahrnimmt,
nimmt
anderes wahr.
(Habiba, S.13)
können sogar die beeindruckendsten psychologischen
Phänomene sein, die dem Menschen erfahrbar sind. So
kann eine fünfminütige Erfahrung in einem veränderten
Bewusstseinszustand (etwa eine religiöse oder eine
Nahtoderfahrung) die habituelle Ausrichtung,
Wertorientierung und den ganzen Lebensweg einer Person
gravierend verändern.“ (Passie, S.13)
Tart zieht als Gegenpol zum alltäglichen
Wachbewusstseinszustand Beispiele massiv veränderter
Wachbewusstseinszustände (VWB) wie Depression,
Hypnose, Rausch ua. heran. Es scheint mir aber bedeutsam
zu betonen, dass das gewöhnliche Wachbewusstsein
erheblichen Schwankungen unterworfen ist. Wenn wir uns
vor Augen führen, wie grundlegend anders wir
wahrnehmen, denken oder fühlen wenn wir an einer
verschneiten Beerdigung teilnehmen oder uns gerade auf
dem Klo erleichtern oder über Korallen schnorcheln… so
sehen wir, dass die Schwankungen riesig und die Grenze
zum VWB weit weniger deutlich ist, als wir es uns im ersten
Augenblick wünschen würden. Es gibt zwar Klassen von
Zuständen, die sich klar unterscheiden lassen, an ihren
Grenzbereichen gehen sie aber oft fliessend ineinander
über.
Ab dem wievielten Schluck Bier würdest du dein
Bewusstsein als verändert bezeichnen? Ab dem ersten?
Oder brauchts da schon drei Blonde dazu?
Es ist mir wichtig zu betonen, dass in dieser Arbeit nicht
alle Bewusstseinsveränderungen gleichermassen
interessieren. Grof hat es wie folgt formuliert: „Das
Bewusstsein kann durch ganz verschiedene pathologische
Prozesse gründlich verändert werden – durch Hirntraumata,
durch Vergiftungen, durch Infektionen oder durch
Degenerationsprozesse und Probleme mit dem Blutkreislauf
im Gehirn. Solche Erscheinungen können zweifellos zu
tiefgehenden geistigen Veränderungen führen, die unter die
Kategorie „aussergewöhnliche Bewusstseinszustände“ fallen
würden. Sie verursachen jedoch „triviale Delirien“ oder
„organische Psychosen“, Zustände, die zwar klinisch sehr
wichtig, aber für unsere Fragestellung nicht von Belang
sind.“ (Grof, S.24) Für Grofs Fragestellung – und für mein
Interesse sind hingegen eine andere Gruppe von VWB von
Belang: „Erfahrungen aus veränderten
Bewusstseinszuständen, Trance und plötzlichen inneren
Aufbrüchen können zu einer gewinnbringenden inneren
Transformation führen. Dies ist eine weitere wichtige
Perspektive der transpersonalen Psychologie: Veränderte
Bewusstseinszustände sind nicht pathologisch, sondern
unterstützen unsere Gesundheit.“ (Walch, S.117) Mit
Gesundheit meint Walch vor allem unsere geistig-seelische
Gesundheit. Psychosomatisch wirkt sich die natürlich
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VWB sind
psychohygienisch,
sozialintegrativ,
archetypischmythologisch,
existenzielltransformativ
und spirituellmystisch.
(Walch S.178)
positiv auf den Körper aus, doch geht es im weitesten Sinn
um den positiven Effekt, den VWB auf die
Persönlichkeitsentwicklung ausüben können.
Zur begrifflichen Klärung:
- Veränderte Bewusstseinszustände definieren sich
dadurch, dass sie vom wachen Alltagsbewusstsein
abweichen.
- Veränderte Wachbewusstseinszustände (VWB)
definieren sich dadurch, dass sie vom
Alltagsbewusstsein abweichen, den Schlaf aber
nicht miteinbeziehen.
- Holotrope Bewusstseinszustände sind VWB, die
potentiell heilsam sein können (holotrop = auf
Ganzheit ausgerichtet). Dies ist ein Begriff Grofs,
der noch nicht so bekannt, in der Transpersonalen
Psychologie aber verbreitet ist.
Schau
Heut strahlet die Natur in purem Grün und Blau
Ich wanke, taumel nur und staune ab der Schau
Nach dem Himmel will ich tasten
Und auf vollen Wiesen rasten
Im See will ich ertrinken
Und in tiefe Täler sinken
All die Formen, all die Pracht
Alles übet solche Macht
Als wär ich unterm Kleide einer kurvenvollen Frau
(S.Held, 2006)
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Ursachen von VWB
Eine anerkannte Liste von Ursachen veränderter
Wachbewusstseinszustände umfasst vier Hauptgruppen:
I Stoffgebundene Stimuli
z.B. Psychedelika
II Verschiedene Formen von Reizentzug
z.B. sensorische Deprivation
III Erhöhte Rhythmizität des Wahrnehmungsfeldes
z.B. Stroboskop
IV Weitere Einzelstimuli
z.B. Orgasmus, Lesen von Geschichten, Hören von
Musik, Fasten, Schlafentzug…
(Passie, S.14)
Mich verwundert, dass diese Einteilung weitreichende
Akzeptanz findet, ist doch gerade die vierte Gruppe ein
sehr vages Sammelbecken, in dem nicht wirklich Ordnung
herrscht. Ausserdem fehlen verschiedene wirksame
Trancetechniken, sowie meditative Übungen
Ich habe selbst eine Einteilung gewagt, welche die
Ursachen umfassender und klarer darzustellen vermag, in
dem ich die „Stimuli“ als Veränderungen einer bestimmten
Ebene beschreibe und in folgendes Schema einordne:
Veränderung
von aussen
Veränderung
von innen
Körperebene
Wahrnehmungsebene
I Stoffzentrierte
Veränderungen
II
Körperzentrierte
Veränderungen
III Reizzentrierte
Veränderungen
IV Achtsamkeitszentrierte
Veränderungen
Transpersonale
Ebene
V Transpersonale
Einflüsse
VI Hinwendung
Um die einzelnen Gruppen zu charakterisieren und klarer
von einander abzugrenzen, gebe ich eine nicht
abschliessende Auswahl an Beispielen für jede der sechs
Gruppen.
Gruppe
I Stoffzentrierte
Veränderungen
II Körperzentrierte
Veränderungen
III Reizzentrierte
Veränderungen
IV Achtsamkeitszentrierte
Veränderungen
V Transpersonale
Einflüsse
VI Hinwendung
Beispiele
Cannabis, LSD, Meskalin, Psilocybin, Alkohol,
Kokain, Heroin, unter Umständen auch Gewürze
und Coffein
Hyperventilation, Atemsenkung, Fasten,
Überanstrengung, Schlafentzug, Orgasmus
Sensorische Deprivation, Stroboskop,
Selbstkasteiung
Fokussierung auf ein Objekt, eine Tätigkeit oder
einen Sinn, Meditation, Gebet
Contact high, Erfasstwerden durch einen
Archetypen, spontane mystische Erfahrungen
Einladung höherer Kräfte, Gebet, Bitte um Schutz
oder Geleit, Provozieren archetypischer
Situationen
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Anmerkungen:
- Manche Techniken nutzen mehrere Ursachen, um die
gewünschte Wirkung zu erzielen. Die Meditation ist zum
Beispiel im Kern eine achtsamkeitszentrierte Methode,
dennoch gesellen sich die sensorische Deprivation, das
Aushalten von Schmerzen, Überanstrengung, Fasten,
Atemkontrolle oder Schlafentzug je nach Art und Weise
noch dazu. Beim „archaischen“ Trancetanz können die
Hinwendung zu Beginn, die Einnahme bestimmter
Substanzen, die ewiggleichen tranceinduzierenden
Rhythmen, die Überanstrengung nach Stunden starker
Aktivität und dazugesellende Schmerzen ihren Teil zum
Auftreten eines VWB leisten.
- Ursachen verschiedener Gruppen können denselben
Bewusstseinszustand hervorrufen.
- Viele dürften mir dazu raten, die Kategorie der
Transpersonalen Ebene wegzulassen oder nicht gleich zu
gewichten, wie die anderen. Besonders Atheisten,
Materialisten oder Szientisten dürften die Existenz von
Phänomenen der Art von Klasse V anzweifeln oder leugnen
und entsprechend die Wirkung von Klasse VI als gering
einstufen. Es gibt viele Belege transpersonaler
Geschehnisse, die der verbreiteten Meinung, die Welt
verlaufe kausal, widersprechen. Phänomene wie
ausserkörperliche Wahrnehmung, Erinnerungen an frühere
Leben oder Synchronizitäten sind bspw. erstaunlich gut
dokumentiert. Im Vergleich zu den wilden Weltmodellen,
die führende Physiker heute in Erwägung ziehen, sind
solche und weitere Phänomene, welche die transpersonale
Psychologie beschreibt, geradezu harmlos.
- Speziell hervorheben will ich, dass der Atem ein
bemerkenswertes Mittel ist, um VWB hervorzurufen und
dessen Teilnahme an der Gesamtwirkung einer Technik oft
unterschätzt wird. So kann eine Veränderung des Atems
beim Meditieren, Singen, Geschlechtsverkehr, Sport oder
nur schon in einem angeregten Gespräch dazu führen, dass
leichte bis heftige VWB auftreten können.
Grosse Drogen
Ich brauche keine grossen Drogen
Ein Spaziergang müsste reichen
Wurde niemals zwar belogen
Doch musste Zeit verstreichen
Zeit, in der ich wieder fand
Was jeweils ich verlor
Klarheit war ein grosses Pfand
Und ich ein grosser Thor
(S.Held, 2008)
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„Dass ein
irrender Ritter
aus Gründen
rasend wird,
darin zeigt
sich ebenso
wenig
Anstand als
Talent; die
Kunst liegt
darin, ohne
alle Ursache
unsinnig zu
werden.“
(Cervantes)
Bandbreite an Erfahrungen in VWB
Stanislav Grof, ein Mitbegründer der Transpersonalen
Psychologie, gibt uns eine Übersicht über die Erfahrungen,
die während Zuständen veränderten Bewusstseins gemacht
werden können – und liefert im Buch „Topographie des
Unterbewusstseins“ gleich eine ungemein erweiterte
Landkarte der Tiefen unserer Psyche, welche die
Tiefenpsychologie Freuds direkt als Oberflächenpsychologie
erscheinen lässt.
I Ästhetische Erfahrungen: Grof beschreibt, dass mit
veränderten Bewusstseinszuständen oft eine veränderte
Wahrnehmung einhergeht. Die Aussenwelt wird oft
intensiver oder gar verwandelt erlebt und bei
geschlossenen Augen können abstrakte, verschwommene
bis hin zu kristallklaren, komplexen Szenerien
wahrgenommen werden.
II Psychodynamische Ebene: Hier dominiert biographisches
Material die Erfahrung, dessen wichtigste Mechanismen
Freud beschrieben hat.
III Perinatale Ebene: Grof beschreibt vier Phasen rund um
die Geburt, welche eine Grundmatrix von Ersterfahrungen
bilden, an denen sämtliche spätere Erfahrungen anknüpfen
(und die in einem VWB direkt wiedererfahren werden
können).
- Die „ozeanische“ Ureinheit mit der Mutter
- Die Enge und Ausweglosigkeit im geschlossenen
uterinen System
- Der „vulkanische“ Geburtsprozess selbst
- Der neue, getrennte Zustand an der Mutterbrust
IV Transpersonale Ebene: Hier beginnt ein weites Feld,
dessen verschiedenartige Erfahrungen Grof genau
kategorisiert und von denen ich nur einige wenige nennen
möchte. Genannt wird das Erleben von Archetypen,
karmischen Mustern, Ahnengeschichten,
Gottesbegegnungen verschiedener Qualitäten,
Identifikationen mit Teilen des eigenen Körpers, mit
Pflanzen, Tieren oder ganzen Völkern – auch hier dürften
eingefleischte Atheisten, Materialisten oder Szientisten
wiederum nur den Kopf schütteln. Grof hält dagegen, dass
niemand, egal ob Wissenschaftler oder Atheist, der in
einem VWB Kontakt zur transpersonalen Ebene hatte,
danach die Möglichkeit der Wiedergeburt ganz
ausgeschlossen hätte.
Die Wahrheit
Wissen stets verneint sie
Nur der Moment vereint sie
(S.Held, 2006)
28
Wenn du
lange in einen
Abgrund
blickst, blickt
der Abgrund
auch in dich
hinein.
(Nietsche,
S.71)
Würfelmodell zur Einordnung von VWB
Verschiedene Möglichkeiten der Einordnung stellt der
Bewusstseinsforscher Torsten Passie in seinem Buch
Psychologie des Bewusstseins, Band 4:
Bewusstseinszustände vor. Das umfassendste Modell darin
ist wohl folgendes. Es beschreibt die VWB auf zwei
Kontinua:
- Ein Kontinuum geht vom Alltagsbewusstsein aus und
bewegt sich über schöpferisch-kreative Erregtheit
(Inspiration) zu psychotischen Zuständen hin zur Ekstase.
Der Strom innerer Bilder, die Reizmenge nimmt auf diesem
Kontinuum stetig zu, was es zunehmend schwieriger
macht, Überblick und Klarheit zu behalten. Die
Alltagsidentität löst sich mehr und mehr auf, die
Wahrnehmung kehrt sich nach innen.
- Das zweite Kontinuum geht ebenfalls vom
Alltagsbewusstsein aus und bewegt sich über verschiedene
meditative Zustände hin zum erleuchtungsähnlichen
Zustand Samadhi. Die Reizmenge reduziert sich
zunehmend, Klarheit, Ruhe und Einfachheit werden immer
umfassender; auch hier löst sich die Alltagsidentität mehr
und mehr auf, die Wahrnehmung kehrt sich ebenfalls nach
innen.
Die beiden Extreme Ekstase und Samadhi können
paradoxerweise fliessend ineinander übergehen.
Obwohl dieses Modell fähig ist, sehr viele VWB
einzuordnen, hat es doch seine Grenzen. So fehlt
beispielsweise eine Einordnung erweiterten, bzw.
verminderten Bewusstseins und auch der Grad des Antriebs
ist nicht direkt ersichtlich. Wo sind tranceartige Zustände
einzuordnen? Wo uninspirierte Raserei?
Dass diese Aspekte fehlen, brachte mich auf die Idee, ein
Würfelmodell zu entwickeln. Es umfasst die oben
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genannten beiden Kontinua, das den inneren Strom an
Bildern beschreibt, eine zweite Achse bezieht sich auf den
Antrieb, eine dritte auf das Mass an Bewusstheit. Das sieht
im Modell dann so aus:
Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3
ROT: Veränderungen auf der vertikalen, roten Achse
bedeutet eine Zu- bzw. Abnahme des Stroms innerer Bilder
(Abb. 1). Oberhalb des Normal-Balkens kommen die im
ersten Modell beschriebenen Ebenen der Inspiration, der
psychotischen Zustände und als Extrem die Ekstase, unter
dem Normal-Balken folgen verschieden tiefe Zustände der
Meditation mit dem Extrem des Erleuchtungszustandes
Samadhi.
GRÜN: Veränderungen auf der horizontalen, grünen Achse
beschreiben das Mass des Antriebs (Abb. 1). Besonders
typisch für die beiden Extreme erscheinen mir (nicht aus
erster Hand!) für die Antriebslosigkeit der Zustand, der
durch Heroin ausgelöst wird, für den übersteigerten Antrieb
den durch Amphetamin. Mit dem Antrieb einher geht eine
gesteigerte, bzw. verminderte motorische Aktivität.
BLAU: Veränderungen auf der blauen Tiefenachse
beschreiben, wie weit das Fenster des Bewusstseins
geöffnet ist (Abb. 1). Alkohol beispielsweise verringert den
Bewusstseinshorizont, engt ihn ein, bis der Trinker in der
Bewusstlosigkeit anlangt, die hier als Trance
gekennzeichnet ist. Durch die Einnahme
30
For me, it’s
very
important.
Without that
spiritual
knowledge,
one cannot
know oneself
as a
conscious
human being.
(Kestenbetsa,
in Other
worlds)
bewusstseinserweiternder Drogen oder jahrelange Übung
ist es möglich, das Bewusstseinsfenster zu vergrössern
oder im Extrem alle Mauern wegfallen zu lassen. Das
Alltagsbewusstsein erscheint einem dann als Alltagstrance
und es kann der Eindruck entstehen, man würde aus einem
schlafwandlerischen Zustand erwachen, in dem wichtige
Entscheidungen nur aufgrund diffuser Emotionen und
ungenauer Vorstellungen getroffen werden. Der Begriff des
kosmischen Bewusstseins stellt hier nicht das äusserste
Extrem dar, doch kann man sich ohne weitreichende
Erklärungen schon mal etwas darunter vorstellen. Man
verzeihe mir diese Ungenauigkeit. Darüber hinaus
entziehen sich gewisse Erfahrungen gänzlich einer
Mitteilung durch Sprache, wodurch jemand, der noch nie
einen Zustand erweiterten Bewusstseins erlebt hat, Mühe
mit dem Verständnis dieser Achse haben wird.
Anmerkungen:
- Die Streifen des Normalbereichs sind hier willkürlich
gewählt und entsprechen nicht den realen Verhältnissen!
Sie sind ausserdem von Mensch zu Mensch verschieden,
variieren je nach Alter, Lebensabschnitt und spiritueller
Praxis.
Denkt man sie dreidimensional ins Innere des Würfels
(Abb. 2), entsteht dort ein kleiner Würfel, der die Grenzen
des Alltagsbewusstseins angibt (Abb.3). Dieses Abbild zeigt
besonders schön, was William James meint, wenn er sagt
„dass unser normales Wachbewusstsein, rationales
Bewusstsein, wie wir es nennen, nur eine bestimmte Art
von Bewusstsein ist, während um es herum, abgeteilt nur
durch eine hauchdünne Scheidewand, potentielle Formen
des Bewusstseins liegen, die ganz andersartig sind. […]
Keine Betrachtung des Universums in seiner Gesamtheit
kann abschliessend sein, welche diese anderen Formen des
Bewusstseins ausser Acht lässt.“ (Passie, S.5)
- Ausgehend vom Alltagsbewusstsein in der Mitte gibt es
sechs Balken (als Verlängerungen der Würfelseiten), in
denen nur eine Dimension verändert und zwei weiterhin
normal sind. Dann gibt es zwölf „würfeldicke“ Flächen, in
denen zwei Dimensionen verändert und eine normal ist und
acht Quadranten, in denen sämtliche Dimensionen
verändert sind („Eckquadranten“). Man könnte nun all
diese Räume nummerieren, charakterisieren, mit Beispielen
versehen und eine umfassende Einordnung von Methoden
vornehmen, was kompliziert und spannend und
herausfordernd und vielleicht sogar praktisch wäre… aber
definitiv eine Arbeit für einen anderen Artikel.
- Gewisse Techniken bewirken Veränderungen auf
mehreren Achsen. Beispielsweise beim Zazen
(Sitzmeditation) nähert man sich auf der roten Achse dem
Zustand des Samadhi, während bei manchen
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Meditationsformen das Bewusstseinsfenster mitvergrössert
und auf der blauen Achse das „kosmische Bewusstsein“
angestrebt wird. Auch wenn der/die Übende äusserlich
unbeweglich scheint, bleibt der innere Antrieb (grün)
unverändert und die Körperspannung im Gleichgewicht.
Beim Gestalten eines inneren Sachverhaltes in der Natur
(z.B. „Meine Abenteuerlust“), ist der Blick halb nach innen
gerichtet, der Bewusstseinszustand bewegt sich auf der
roten Achse hin zur schöpferisch-kreativen Erregtheit
Richtung Ekstase, der Antrieb (grün) kann gesteigert sein
und das Bewusstseinsfenster (blau) je nach ProbandIn und
Setting geweitet oder eingeengt.
- Ich bin mir sicher, dass viele Süchte und Sackgassen
durch Achsenverwechslungen entstehen. Ein
Alkoholkranker, der Vergessenheit sucht, hat vielleicht eher
das Bedürfnis nach meditativen Zuständen, jemand der
sich mit Coffein und härteren Mitteln aufputscht vielleicht
nach einem erweiterten Bewusstsein. Vielleicht.
- Auch in diesem Modell werden nicht alle Aspekte von VWB
umfasst, trotzdem ist eine differenziertere Einordnung von
Zuständen möglich.
Die Täuschung
Täuschung klebt am Firmament
Nur wer klare Nächte kennt
Weiss: Grellblauer Sonnenschein
Lässt keine Sternenwahrheit rein
Blicke hinter Lichtfassaden
Die den Sternen in dir schaden
Nur durch Dunkelheit und Stille
Dringt der Sphären weiter Wille
(S.Held, 2007)
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Beispiele der
Systemischen Erlebnispädagogik
In diesem Kapitel werde ich eine Hand voll von VWB
vorstellen, die in der Praxis der Systemischen
Erlebnispädagogik auftreten können.
Waking entranced
Dies ist ein Begriff von Erich Fromm und bezeichnet einen
Wachzustand, in dem „eine Person ein Ereignis oder einen
Gegenstand der Aussenwelt mit faszinierter
Aufmerksamkeit betrachtet. […] Beispielsweise kann ein
faszinierter Musikhörer zeitweilig so vertieft in sein
subjektives Erleben sein, dass er trotz seiner Wachheit
keinen rechten Unterschied zwischen Phantasie und
Realität mehr wahrnimmt.“ (Passie, S.27) Auch die
intensive Wahrnehmung eines Bildes, einer Szene oder
einer Landschaft können diesen Zustand hervorrufen.
Wichtige Merkmale sind die erhöhte Aufmerksamkeit und
eine grosse persönliche Resonanz, welche das Bewusstsein
von der Aussenwelt nach innen lenkt, sowie eine
passive/wahrnehmende Haltung.
Das Tagträumen
Während dem Tagträumen „sinkt“ das Bewusstsein nach
innen, ist nicht mehr nach aussen gerichtet. Man starrt
irgendwo hin, ohne dies selbst wahrzunehmen. „Das
Denken vollzieht sich eher in imaginierten Bildern als in
Sprache oder linearer Logik. Die Vorstellungswelt des
Tagträumers handelt zumeist von Dingen, die leichten
Zugang zum Bewusstsein haben bzw. schon bewusst sind.
Zeitweise kann es aber auch zu einem Abdriften in
realitätsferne Gefilde kommen. Trotzdem bleibt nahezu
immer die Möglichkeit erhalten, den Tagtraum zu steuern.“
(Passie S.28)
Inspirationsphase schöpferischer Prozesse
Die Inspirationsphase ist einer von vier Abschnitten, die im
schöpferischen Prozess auftauchen kann. In der Planung
einer schöpferisch-kreativen Arbeit, wird oft viel Energie
dafür aufgewendet, über den Verstand zu einem Ergebnis
zu gelangen. Wenn dies fehlschlägt (oder es so beabsichtigt
ist), geht der/die Schöpferische über in eine
Entspannungsphase, um Distanz zu gewinnen, die
Informationen setzen zu lassen, was oftmals die fehlenden
Glieder einbringt, eine Lösung aufwirft oder eine Richtung
anzeigt. „In der dritten Phase ist der schöpferische Prozess
ein abgewandelter Bewusstseinszustand, währenddessen
eine gesteigerte Wachheit und ein erhöhtes Vermögen des
Arbeitens mit vorbewussten und unbewussten Prozessen
statt einer solchen mit reiner Logik. […] In diesen
Zuständen können oft Probleme besser verstanden werden,
33
„Seht doch
hin, gnädiger
Herr“, sagte
Sancho, „dass
das, was da
steht, keine
Riesen,
sondern
Windmühlen
sind, und was
Ihr für die
Arme haltet,
sind die
Flügel, die der
Wind
umdreht,
wodurch der
Mühlenstein in
Gang
gebracht
wird.“ – „Es
scheint wohl“,
antwortete
Don Quixote,
„dass du in
Abenteuern
nicht
sonderlich
bewandert
bist, es sind
Riesen.“
(Cervantes,
S.63)
weil unbewusste Inhalte in die Wahrnehmung einfliessen
und sie neuartig zusammenfügen.“ (Passie, S.29) Wichtig
ist vielleicht noch darauf hinzuweisen, dass die zweite, die
Entspannungsphase, ebenfalls ein VWB sein kann, der aber
mehr mit dem Tagträumen zu tun hat. Auch im Traum
können einem Lösungen zufallen – nur ist das Träumen
eben kein VWB (veränderter Wachbewusstseinszustand)
Tranceähnliche und meditative Zustände
Der Begriff der Trance ist vorbelastet. Oft wird er mit
Willenlosigkeit und Stumpfsinn oder mit wilden Orgien und
hysterischen Heulkrämpfen assoziiert. Dass
Trancephänomene geringer Tiefe fast alltäglich sind, ist uns
wenig bewusst. Durchschnittlich drei Prozent der
vorhandenen 24 Stunden eines Tages (also fast 45min)
verbringen wir in Subtrance (Passie, S.11).
Auch wird Trance heute oft mit meditativen Zuständen
verwechselt. Sowohl bei der Trance, als auch bei der
Meditation kehrt sich der Blick nach innen, der Geist
beruhigt sich, im Unterschied zur Trance wird das
Bewusstseinsfenster bei meditativen Zuständen aber nicht
kleiner, sondern bleibt gleich oder wird sogar weiter.
Klarheit und Erinnerung bleiben so bei letzteren eher
erhalten. Ob wir im ewig gleichen Schritt des
Schneeschuhlaufens also in Trance oder in einen
meditativen Zustand geraten, hängt von unserer
Achtsamkeit ab. Bei grosser Anstrengung wird es eher die
Trance sein, bei einem Schneelabyrinth eher ein
meditativer Zustand.
Eine spezielle Gruppe tranceähnlicher Zustände sind die
Lösungs- und Problemtrance
Durch genaues Analysieren und Auseinandernehmen eines
Problems und seiner Ursachen kann es geschehen, dass ein
Klient oder Gesprächspartner ganz von seinem Problem
eingenommen wird, der Blick sich einschränkt – er steckt in
einer Problemtrance, die wie folgt charakterisiert wird:
- Die Fokussierung ist eher auf den inneren Dialog oder
eigene starre Erwartungen gerichtet und die erlebte
Diskrepanz zwischen Erwartung und erlebter Wirklichkeit
bewirkt zusätzliche Anspannungen.
- Der Körper ist unangemessen angespannt bzw. sogar
verkrampft oder auch schlaff und träge.
- Der Bewegungsablauf ist ruckartig, steif, unkoordiniert
und nicht fließend.
- Der Atem ist flach und nicht frei, das Atemvolumen wird
nicht genutzt.
- Die innere Mitte scheint nicht verfügbar zu sein.
- Das eigene Verhalten wird als nicht selbst gesteuert
empfunden.
- Die Zeitwahrnehmung wird verzerrt erlebt.
34
Im Osten war
es grau; im
Norden
fürchterlich;
im Westen,
reiner Wahn,
rangen
eiserne Narren
in der
aufsteigenden Finsternis;
im Süden
meines Vaters
Nebel.
(Kerouac,
S.309)
Wie oft stecken wir wohl ebenfalls in einer Problemtrance?
Die Punkte lassen vermuten, dass wir immer wieder in
oberflächlichere Trancezustände fallen – zu denen es auch
ein positives Äquivalent gibt: Die Lösungstrance.
- Die Fokussierung ist eher auf den inneren Dialog oder
eigene starre Erwartungen gerichtet.
- Der Körper ist angemessen entspannt.
- Der Bewegungsablauf ist gut koordiniert und fließend.
- Der Atem ist gleichmäßig und frei.
- Die innere Mitte wird wahrgenommen.
- Die eigenen Ressourcen stehen zur Verfügung
(www.noack-hypnose.de)
Flow
Es war der Glücksforscher und Psychologe Mihaly
Csikszentmihalyi, der dieses Phänomen als erster
beschrieb. Flow ist Englisch und bedeutet wörtlich
„fliessen“. Im Flow geht der Erlebende ganz in seiner
Tätigkeit auf, er ist weder über- noch unter- sondern
optimal gefordert. Die Aufmerksamkeit ist erhöht und
fokussiert. „Diese Fokussierung paart sich mit Gefühlen von
Transzendenz, Glück, Befriedigung und Freude, so
genanntem positivem Stress. […] Wahrnehmung und Sein,
Aussen und Innen, Hier und Dort verschmelzen im Zustand
des Flow.“ (Zuffellato, S. 50) Flowerlebnisse können in
verschiedensten Situationen auftreten, so zum Beispiel
beim Klettern, beim Spielen eines Instruments, beim
Liebesakt, in vertiefter Arbeit, im „Schreibfluss“ oder beim
kreativen Gestalten und vielem mehr.
Gipfelerfahrungen
Den Begriff der Gipfelerfahrungen (peak experience) hat
der Psychologe Abraham Maslow geprägt. Es handelt sich
um spontane Erfahrungen der Erhebung, "Momente von
tiefer Ehrfurcht, Momente intensivsten Glücks oder sogar
der Verzückung, Ekstase und Seligkeit". Maslow fand, dass
solche Erlebnisse sehr viel häufiger auftreten, als man für
gewöhnlich annimmt, und dass sie den Schilderungen von
Mystikern sehr nahe kommen. (bewusst-sein.net)
Grenzerfahrungen
Im Buch Weisheit und Trance nicht ausdrücklich als VWB
beschrieben, weisen sie viele Züge davon auf.
Grenzerfahrungen hängen mit Präsenz, Flow, spirituellen
Erfahrungen und starken Emotionen zusammen. Für
Manfred Poser ist sie „eine tiefgreifende Erfahrung, die
einem die Grenzen der eigenen Existenz bewusst werden
lässt. Diese Erfahrung geschieht ungeplant und bringt das
Leben in eine neue Richtung. Ob jemand eine
Grenzerfahrung gemacht hat, weiss er erst hinterher, wenn
sie verstanden und ins Leben eingegliedert wurde.“
(Cornelia Schödlbauer (Hrsg.), S.104)
35
Depersonalisationsphänomene
Diese beschreiben weniger einen eigenen VWB, sondern
können VWB begleiten. Sie sind „typischerweise mit
Körperschemaveränderungen verbunden und begleiten
häufig schöpferische, ekstatische oder meditative
Zustände.“ (Passie, S.41) Depersonalisationsphänomene
können Menschen auch unterschwellig chronisch begleiten
und bei geschärfter (Körper-)Wahrnehmung bewusst
werden. Sie können gar krankhaften Charakter annehmen.
Drei von fünf typischen Ausprägungen sind:
Seligkeit
spendende
Visionen sind
im
Allgemeinen
mit einem
Gefühl der
Trennung vom
Körper
verbunden,
einem Gefühl
der
- Emotionale Taubheit: Betroffene klagen, dass sie
nichts fühlen oder dass ihre Gefühle „flach“ oder unwirklich
sind. Ihre Wahrnehmung von Personen oder Objekten
„lässt sie oft kalt“, d. h. das Beobachten eines
Sonnenuntergangs, die Wahrnehmung von Schmerz oder
das Berühren ihres Partners löst keine Emotionen aus.
Entindividualisierung.
- Veränderung des Körpererlebens: Der eigene Körper oder
Teile des Körpers werden als verändert (leichter/schwerer,
größer/kleiner), als leblos oder als nicht zu-sich-gehörig
empfunden. Das eigene Spiegelbild oder die eigene Stimme
können fremd wirken. Manche Betroffene haben das
Gefühl, nur „ein Kopf ohne Körper“ oder nur „Augen ohne
Körper“ zu sein.
- Veränderung der visuellen Wahrnehmung: Viele
Betroffene haben das Gefühl, „neben sich zu stehen“, so,
als würden sie ihre Umwelt aus einer veränderten
Perspektive (von weit weg, von außerhalb ihres Körpers,
durch eine Kamera oder wie auf einer Filmleinwand etc.)
sehen.
Verschiedene Quellen geben verschiedene Häufigkeiten an,
es ist davon auszugehen, dass in der „gesunden“
Bevölkerung zwischen 30-50% solche Erfahrungen kennen.
(Wikipedia)
Positiv erlebte Depersonalisationsphänomene erinnern auch
an folgende Erfahrungen: „Das Körperbewusstsein löst in
gewissen Momenten seine eigenen Grenzen scheinbar völlig
auf, um sich dem grösseren Ganzen hinzugeben und zu
einem Gefäss für „spirituelle Erfahrungen“ im weitesten
Sinn zu werden oder etwa, um für so genannte
Flowerlebnisse Platz zu machen. Erfahrungen dieser Art
sind nicht plan- oder steuerbar. (Zuffellato, S.233)
Sehen
Ist ein Sinn
An sich
(S.Held, 2007)
36
(Huxley)
Ursachen für VWB
in der Systemischen Erlebnispädagogik
1. Die meisten von uns halten sich einen Grossteil ihrer Zeit
in wohltemperierten Räumen auf, gebunden an Pflichten,
an Termine und Pläne, gewohnt in einem Bett zu schlafen,
sich mehrmals täglich irgendwo gespiegelt zu sehen, in
stetem Kontakt mit seinen Mitmenschen. All diese
einsperrenden, aber auch Sicherheit vermittelnden
Strukturen werden draussen gelockert und lösen sich
allmählich auf. Das bewirkt einen Perspektivenwechsel und
einen Wechsel der Selbstsicht – was bereits einen
niederschwelligen VWB auslösen kann.
2. Durch den Wegfall Sicherheit vermittelnder Strukturen
können Ängste sich derart steigern, dass die Grenze zum
VWB ebenfalls überschritten wird, zum Beispiel in einer
Problemtrance. Wird der Wegfall erwähnter Strukturen als
befreiend empfunden, kann sich umgekehrt Euphorie breit
machen.
3. Die alleinige Naturwahrnehmung in einem offenen,
entspannten Zustand bietet die Möglichkeit, verschiedene
VWB hervorzurufen. So z.B. spontane Gipfelerfahrungen
(nicht nur auf einem Berggipfel), erhöhte Inspiration,
tranceähnliche und meditative Zustände, starke Emotionen
oder Tagträume. „Sie [die „grossen Lebensfragen“ oder
spontane Glückszustände] können auch aufbrechen, wenn
wir uns ganz eins mit der Natur fühlen, still sitzend am
Meeresstrand und uns an einem Sonnenaufgang erfreuen,
oder wenn wir Nachts zum Sternenhimmel aufschauen,
innehalten und die Weite des Kosmos uns berührt, oder
wenn wir eine tiefe Begegnung mit einem geliebten
Menschen erleben dürfen. Dann treten die alltäglichen
Sorgen in den Hintergrund, und wir fühlen uns gelassener
und eingebettet in einen grösseren Gesamtzusammenhang.
(Sylvester Walch, S.120)
4. Mit der Naturerfahrung einher gehen intensive
sensorische Schwankungen: Kälte des Schnees und Hitze
des Feuers, Regenwasser und Schlafsacktrockenheit, Wind,
Sonne, Rauch, Mücken, Staub und Stein – das
Aufeinandertreffen all dieser Gegensätze schwächt den
denkgewohnten Verstand.
5. Ermüdung wegen harter Bedingungen, körperlicher
Anstrengung oder unterbrochener Schlaf fördern ebenfalls
das Auftauchen von VWB.
6. Explizite Aufforderungen wie die Hände tun zu lassen,
die Füsse gehen zu lassen, in der Wahrnehmung zu sein,
den Körper zu spüren, auf seine Emotionen oder seine
37
Dieses
Entschwinden
in Nebel und
Wolken,
dieses
plötzliche
Auftauchen
einer
seltsamen,
intensiv
bestimmten
Form, eines
verwitterten
Felsblocks
zum Beispiel,
eines uralten,
von
jahrelangem
Ringen mit
dem Wind
gekrümmten
Nadelbaums
– all dies kann
Entrückung
bewirken.
(Huxley, S.97)
Intuition zu achten – all das fördert ein Umgehen des
Verstandesweges, der ein Hauptverteidiger des
Alltagsbewusstseins ist.
7. Das Gestalten ästhetischer Bilder fördert es, ins Tun zu
kommen (siehe Nr.6), das Betrachten ästhetischer Bilder
lädt VWB ein, aufzutauchen, da diese oft durch ästhetische
Wahrnehmungen begleitet sind. In seinem Buch „Himmel
und Hölle“ beschreibt Aldous Huxley den Drang des
Menschen nach Schönheit (Marmor, Edelsteine, Gold,
Kirchengestaltung, gewisse Formen der Kunst ua) als
Ausdruck des Wunsches nach Entrückung oder als Extrem:
Den Wunsch, das Paradies auf Erden zu finden (wobei der
paradiesische Zustand ein VWB ist).
8. Der Ausdruck innerer Bilder mit Naturmaterialien
verwischt die Subjekt-Objekt-Grenze.
9. Auch wenn einige Übungen nicht ausdrücklich als
geführte Meditationen betitelt werden, gibt es solche
Ansätze immer wieder.
10. Eine bewusst veränderte, ungewohnte Zeitstruktur
trägt bei verschiedenen Methoden ihren Teil dazu bei VWB
auszulösen – besonders im Mythenspiel, bei der Parts Party
und bei rituellen Gestaltungen. Das Mythenspiel ist eine
Theaterform, bei der wortlos und in Zeitlupe gespielt wird.
Genaue Beschriebe dieser Methoden sind in Büchern wie
dem Lexikon Erlebnispädagogik oder Systemische
Naturtherapie zu finden.
11. Soziale Wechsel verlangen Rollenwechsel und können
die Präsenz erhöhen: Von der Grossgruppe zur
Kleingruppe, von der Arbeit zu zweit, zur Arbeit alleine und
wieder in die Grossgruppe…
12. Das Nicht-Wissen der Probanden schärft deren Präsenz
und Aufmerksamkeit. Der Verstand würde gerne wissen,
was genau der Plan ist, was als nächstes kommt und auf
welche Probleme er sich einzustellen hat. Bekommt er
diese Nahrung, wird er mit seinen Schutzmechanismen
auch weiterhin aktiv bleiben. Bekommt er diese
Informationen nicht, fällt es den TeilnehmerInnen leichter,
in der Wahrnehmung zu bleiben und sich „mit Haut und
Haar“ einzulassen. Vorausgesetzt natürlich, der Verstand
akzeptiert das Nicht-Wissen und Ruhen-dürfen.
13. Die Einsamkeit des Solos lässt einen tief in den ganz
eigenen Prozess eintauchen und verstärkt seine Dynamik.
14. Grenzerfahrungen können sich auch einstellen, wenn
sie nicht im Hochgebirge gesucht werden. Vielleicht hats
geregnet und der Schlafsack ist nass – da kann man schon
38
Sinnbilder sind
Quellen
wahrer
Erkenntnis
über die Natur
der Dinge,
und diese
wahre
Erkenntnis
kann dazu
dienen, den
Geist, der für
sie offen ist,
auf eigene
unmittelbare
Einblicke
vorzubereiten.
(Huxley, S.24)
Der Wald sieht
immer
vertraut aus
wie etwas
längst
Verlorenes,
wie das
Gesicht eines
vor langer Zeit
gestorbenen
Verwandten,
[…] wie alles
Leben und
alles Sterben
und aller
Herzenskummer seit
Millionen von
Jahren, und
mir war so, als
ob die
Wolken, die
über unserem
Kopf
dahinschwebten und selbst
Vertraute der
Einsamkeit
sind, diese
Gefühle
bestätigten.
Sogar
Verzückung
fühlte ich.
(Kerouac,
S.89)
an eine individuelle Grenze stossen und in einen VWB
geraten.
Transpersonale
15. Die lösungs- und ressourcenorientierte Grundhaltung
trägt auf verschiedenen Ebenen dazu bei, dass der oder die
Begleitete aus dem Alltagsbewusstsein oder einer
Problemtrance in eine Lösungstrance kippt.
16. Synchronizitäten bezeichnen das gleichzeitige, als
sinnvoll empfundene Auftreten eines inneren Zustandes
und einer äusseren Erscheinung. So verwischen sie die
Grenzen von Innen und Aussen und können VWB auslösen.
Sie werden durch die „phänomenologische Wahrnehmung“
in der Systemischen Erlebnispädagogik bewusst eingeladen
und als „Phänomene“ bezeichnet.
Umgekehrt sind VWB verhältnismässig oft von
Synchronizitäten begleitet.
Erfahrungen
sind oft von
seltsamen
sinngemässen
Koinzidenzen
begleitet, die
sich mit
linearer
Kausalität
nicht erklären
lassen.
(Grof, S.134)
17. „Höhere Kräfte“ werden von der Leitung nicht explizit
angerufen, archetypische Situationen aber bewusst
provoziert. Dass jemand in einer Grenzsituation den
Beistand aus transpersonalen Gefilden erbittet, kann
durchaus geschehen.
Ordnet man diese 17 Auslöser dem allgemeinen UrsachenRaster zu, ergibt sich folgende Zuteilung:
Körperebene
Wahrnehmungsebene
Veränderung
von aussen
I Stoffzentrierte
Veränderungen
III Reizzentrierte
Veränderungen
1, 2, 3, 4, 11, 15
Veränderung
von innen
II
Körperzentrierte
Veränderungen
IV Achtsamkeitszentrierte
Veränderungen
6, 7, 8, 9, 10, 12,
13, 14, 15, 16
5
Transpersonale
Ebene
V Transpersonale
Einflüsse
VI Hinwendung
16, 17
Natürlich kann man über gewisse Zuteilungen streiten, da
sich für einige Punkte die Gründe überlagern und der
Hauptgrund anders gewichtet werden könnte (z.B. bei 1, 2,
3, 15 und 16). Betrachtet man die Zuteilung mit einer
gewissen Beweglichkeit, ist eine starke Tendenz zur Arbeit
auf der Wahrnehmungsebene und eine stärkere
Gewichtung der Veränderungen „von innen“, als von
aussen feststellbar.
Wichtig ist noch zu erwähnen, dass nicht alle Gründe gleich
gewichtet werden können.
39
Zusammenfassung
1. Bewusstseinsinhalte ändern sich ununterbrochen.
2. Bewusstseinszustände sind ebenfalls dynamisch, ihr
Grundmuster bleibt über weite Strecken dasselbe, ihre
Grenzbereiche sind meist fliessend.
3. Es gibt VWB, die sich auf verschiedenen Ebenen positiv
auf die Persönlichkeitsentwicklung auswirken können.
4. Die Mittel zur Erreichung eines VWB sind auf
- der Körperebene,
- der Wahrnehmungsebene und
- auf Transpersonaler Ebene
angesiedelt und wirken von aussen oder von innen.
Auch wenn es
weder
explizites Ziel
noch Auftrag
der
Erlebnispädagogik ist,
spirituelle
Erfahrungen
zu
ermöglichen,
erzählen
Menschen
doch immer
wieder von
solchen.
(Habiba,
S.187)
5. Die Erfahrungen in VWB sind
- ästhetischer
- psychodynamischer
- perinataler oder
- transpersonaler Natur.
6. Die drei Kontinua
Samadhi
Ekstase
Antriebslosigkeit übermässiger Antrieb und
Trance
kosmisches Bewusstsein
umfassen drei Hauptaspekte zur Einordnung von VWB.
Sie bilden als Achsen einen Würfel, in dessen Mitte das
Alltagsbewusstsein eingebettet ist.
7. Der Systemischen Erlebnispädagogik nahe stehende
VWB sind (nicht abschliessend)
- Grenzerfahrungen
- Gipfelerfahrungen
- Flow
- Lösungs- und Problemtrance
- Tranceähnliche und meditative Zustände
- Inspirationsphase schöpferischer Prozesse
- Das Tagträumen
- Waking entranced
8. Die Gründe für die VWB in der Systemischen
Erlebnispädagogik sind vielfältig.
- Auf der Körperebene wird ausschliesslich mit dem
Körper selbst und nicht über fremde Substanzen
gearbeitet.
- Auf der Wahrnehmungsebene ballen sich die
meisten Auslöser für VWB
- Auf der transpersonalen Ebene bilden die
phänomenologische Wahrnehmung und das
40
Provozieren archetypischer Erfahrungen
einen Schwerpunkt. Spirituelle Erfahrungen
werden nicht als Ziel, sondern als
Geschenk betrachtet.
Du musst
allein sein, um
dein Innerstes
zu sehen. Das
was in uns
allen wohnt.
(Blueberry)
Aber wer durch die Tür in der Mauer
zurückkommt, wird nie wieder ganz derselbe
Mensch sein, der durch sie hinausging. Er wird
weiser sein, aber weniger selbstsicher,
glücklicher, aber weniger selbstzufrieden,
demütiger im Eingeständnis seiner Unwissenheit
und doch besser ausgerüstet, die Beziehung
zwischen Worten und Dingen, zwischen
systematischem vernunftgemässem Denken und
dem unergründlichen Geheimnis zu verstehen,
das er mit eben jener Vernunft ewig vergeblich
zu begreifen versucht. (Huxley, S.61f)
41