MTC - Mitwelt
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MTC - Mitwelt
MITWELT-NETZWERK, Inge Sterk, Radolfzell am Bodensee 22. Einsatz in der Mae Tao Clinic (MTC) als Facilitator, Consultant Midwife, Quality Auditor 14. 1.-14.3.2012 (2 Monate Resturlaub, Jahresurlab, Jahresarbeitszeitkonto) ERFOLGREICHE MASSNAHMEN zur SENKUNG der PERINATALEN MORTALITÄT Vom 2011er Einsatz blieb mir nachhaltig im Bewußtsein, wie hoch die Perinatale Mortalität (PNM) an der Mae Tao Clinic war. Bei 2949 zur Geburt aufgenommenen Frauen, 2758 Lebendgeburten, 108 Fälle von fetalem Tod (ab 28SSW/>1000g) und Neonataltod bis zum 28. Lebenstag lag die PNM(Perinatale Mortalität)-Rate bei 39,2 pro 1000 Lebendgeburten; die hohe Sterblichkeit bei Ungeborenen und Neugeborenen beschäftigten mich während meiner Tätigkeit als Hebamme an der Frauenklinik Bad Cannstatt als Dauerfrage: Warum sterben so viele Babys in Mae Sot? Jedes 25ste? Ich mußte unbedingt wieder in die Mae Tao Clinic, um weitere verbessernde Maßnahmen zu treffen, die dringend benötigten Infusomaten besorgen, damit weder Frühchen noch ikterische Neugeborene an Wasserlunge sterben, nur weil die eingestellten Infusionstropfen pro Minute zu schnell eingelaufen sind. Es ist beinahe unmöglich, manuell eine Infusion so einzustellen, daß exakt 2 Tropfen pro Minute einlaufen; diese Präzision ist mit den vorhandenen Plastikrädchen-Infusionssystemen nicht möglich. Im März 2011 hatte ich begonnen, mit Dr. Toru Yoneda1 die 108 Fälle intrauteriner Fruchttod sowie früher Neugeborenen-Sterblichkeit an der MTC zu analysieren. Wir hatten einen Maßnahmenkatalog erarbeitet, den ich implementierte: 1 Erhöhung der Sectio-Rate und Vakuum-Entbindungen; erweiterte Indikationsstellung zur Verlegung ans Thaispital Limitierung der Austreibungsphase auf 2 Stunden (Partugraph) elektrisches Absaugen des Neugeborenen bei grünem Fruchtwasser nicht alle Zwillingsgeburten und Beckenendlagen spontan entbinden Erwerb von Infusomaten, Phototherapie-Lampen kapilläre Bilirubin-Kontrollen ans Thaispital schicken bessere Dokumentation für Follow-Up-Analyse Oberarzt der Pädiatrie, japanischer Volontär, der seinen Einsatz beendete, weil er als Katastrophenmediziner im atomaren GAU angefordert worden war. 1 MITWELT-NETZWERK, Inge Sterk, Radolfzell am Bodensee Mae Tao Clinic 2 Still Birth (SB) Intra Uterine Fetal Death NeoNatal Death PeriNatal Death (PND) 2008 2009 2010 2011 5 15 37 57 7 17 63 87 15 28 65 108 1 29 45 75 Als Hausaufgabe gelang es mir, einen Langzeitspender3 dafür zu gewinnen, Geld nach Thailand zu überweisen, damit wir in Bangkok japanische Geräte (TERUMO) erwerben konnten, die kompatibel mit den dort gängigen Infusionssystemen sind und an Regierungskrankenhäusern ebenfalls verwendet werden. Im Hinblick auf Wartung und Reparatur (Nachhaltigkeit) eine wichtige Entscheidung. Mit Freude stellte ich fest, daß gerade die britische Kinderärztin Dr. Mary Boullier als Volontär für ein Jahr an der MTC mitarbeitet. Sie ist als einzige Ärztin für Kinderstation, Kinderambulanz und hebammengeleiteten Delivery Room mit Neonatal Unit zuständig. Die Hebammen versorgen Frühgeborene und Babys bis zu 2 Monaten. Ich konnte es kaum erwarten, die Zahlen von 2011 zu sehen. Enorm! Statt 15 Totgeburten im Vorjahr gab es nur noch einen einzigen Fall! Nein, die Fälle tauchen auch nicht im Fehlgeburtenbuch auf! Trotz 9% mehr Geburtszugängen als im Vorjahr, gab es 20 weniger Babytodesfälle in den ersten 4 Lebenswochen. Auch hier ein signifikanter Qualitätszugewinn. Und das wurde erreicht durch 33 mehr Kaiserschnitte als im Vorjahr (2010: 4,3%; 2011: 4.7%) sowie einer Verdoppelung der Vakuumentbindungen (2010: 58; 2011: 106). 2 3 HIS, Sophia, EhMula, Logbooks OLYMP-Bezner-Stiftung 2 MITWELT-NETZWERK, Inge Sterk, Radolfzell am Bodensee Damit ist es uns gelungen 2011 mit einer PNMR von 24,7/1000 qualitätsmäßig eine Annäherung an das thailändische Distrikthospital zu schaffen (22,2 bei burmesischen und 8,8 bei Thai Babys)! Ich bin beeindruckt und stolz auf die Hebammen, die das geschafft haben! Insgesamt gab es „NUR“ noch 75 perinatale Todesfälle. Die Spitze des Eisberges haben wir abgetragen. ÜBERRASCHENDE „ENTDECKUNG“ : G6PD-Mangel Statt mich zeitaufwändig mühsam wie im Vorjahr durch schwer lesbare und unvollständige Akten zu plagen, um Ursachen für die geburtshilflichen Todesfälle anzugehen, empfahl mir Dr. Cynthia Fallstudien als Strategie. Sie hatte recht: ich wurde sofort fündig. Die ersten beiden Neugeborenen-Todesfälle waren 2 Bübchen mit Kernikterus am 4. und 5. Lebenstag; ein Kind hat bei der Einweisung bereits krampfartig gezuckt, das andere war schwer apathisch und trank nicht mehr. Beide waren von den Müttern zu spät gebracht worden, eine Überweisung ans Thaispital zum Blutaustausch war erfolglos Das Gesamtbilirubin war 30 und 38, schwere Hirnschädigung; als Nebendiagnosen, Sepis, metabolische Azidose und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: beide Babys hatten einen G6PD-Mangel4, eine Erbkrankheit, die akute Hämolyse verursacht. Zuvor hatte ich noch nie davon gehört! 3 Das Rätsel der häufigen Kindstode hat sich nun gelöst! Eine der Haupt-Ursachen ist identifiziert! Jetzt geht es ans Recherchieren, Aufklären und Ursachen beseitigen. AHHH, mit welchem Eifer ich mich nun auf diese für mich neue Erkrankung stürze, es ist spannend, Tropenmedizin und Public Health, mein Lieblingsgebiet! Vorbei ist das deprimierende Zusehen-Müssen-wie-Babys-Sterben! Das thailändische Spital kann im Labor weder quantitativen Analysen, noch humangenetische Tests durchführen hat aber seit wenigen Jahren den semiquantitativen Fluoreszenztest eingeführt, der bei hoher Enzymaktivität positiv ausfällt und damit die Ursache für den akuten Erythrozyten-Verfall erklärt. Diese vererbte Blutkrankheit kommt vor allem in endemischen Malariagebieten vor; ein Zusammenhang zwischen evolutionsbedingter Selektion, daß G6PD-Mangel den Malaria-Erreger Plasmodium Vivax schneller reduziert, wurde nachgewiesen5. 4 Glucose-6-Phospase Dehydrogenase Mutation am X-Chromosom C. Louicharoen, et al.Positively Selected G6PD-Mahidol Mutation reduces Plasmodium vivax Density in Southeast Asians. www.sciencemag.org, Science,326, 1546 (Dec 2009) 5 MITWELT-NETZWERK, Inge Sterk, Radolfzell am Bodensee Die Prävalenz unter weiblichen Karen mit dieser Genmutation liegt bei 25%, mit Symptomen bei 2%6; unter thailändischen Neugeborenen mit Phototherapie (Bangkok, Chulalongkorn-Hospital7) liegt bei männlichen NG bei 22% und bei weiblichen bei 10%. Bisher haben die Hebammen die Mütter meist 12 Stunden nach der Geburt entlassen, das Auftreten der Gelbsucht entsteht aber meist am 2. postpartalen Tag. Auslöser können zum Beispiel Inhalation von Naphtalen (Mottenkugeln zum Kleider aufbewahren) oder Menthol (im Babypuder) sein8, auch Vitamin K (Konakion), Bohnenverzehr, Henna, Einnahme von Medikamenten mit „Sulfa“ oder „Quinin“ können über die Muttermilch beim Säugling eine akute hämolytische Krise bewirken. 4 Die Entdeckung dieser Krankheit löste enorme Betroffenheit an der MTC aus; wir bildeten eine G6PD-deficiency-Arbeitsgruppe, betroffene Langzeitstaff outete sich, die Hebamme Pa Lae Paw erzählte vom Beinahetod ihres Sohnes, als dieser Mefloquin zur Malariabehandlung erhielt, die Medic Kyaw Ei Khaing hatte ihr neugeborenes Söhnchen an Gelbsucht verloren: nun habe ich sie motiviert, sich alle 6 Persönliche Vorab-Info v. Dr. Ronnatrai u Kalya Ruengweerayut, derzeit läuft eine humangenetische Studie in Mae Sot, deren Ergebnisse noch nicht veröffentlicht wurden 7 Nuchaprayoon I, Sanpavat S, Nuchaprayo0n S. Glucose-6-phosphate dehydrogenase (G6PD) mutations in Thailand: G6PD Viangchan (871G<A) is the most common variant in the Thai population. Hum Mutat.2002 Feb,19(2):185 8 WHO G6PD Working Group, 2006, http://www.cchi.com.hk/clinobs/crhi2.htm MITWELT-NETZWERK, Inge Sterk, Radolfzell am Bodensee freiwillig an der derzeit laufenden humangenetischen Studie einer Bangkoker Universität beteiligen, um auf diese Weise kostenlos ihren G6PD-Status zu erfahren. Während in Industrieländern G6PD-Mangelerkrankte als Blutspender ausgeschlossen werden, ist es in Thailand wegen der teuren Tests immer noch üblich, rein nach Hämoglobingehalt (<11) eine Blutspende auszuschließen; da kann schon einmal sein, daß ein thalassämiekrankes Kind eine G6PD-Mangelkonserve erhält… Jetzt bin ich in meinem Element: als „Lebensretterin“ Weitere Maßnahmen zur Senkung der PNMR für 2012 9 Weitere Erhöhung von Verlegungsrate (10% anstreben) Erhöhung der Sectio-Rate auf 8% anstreben Fortführung des Partugramms Rechtzeitige Phototherapie, mit großzügiger ivFlüssigkeitssubstitution Einführung von 3 Infusomaten Erwerb von 2 zusätzlichen Phototherapie-Lampen (Vietnam) Zeit-Checks von LED-Lampen (Dokumentation: Pattinee) Ersatz für Vakuumpumpe, O-Ring ist undicht (Inge/Action Medeor) Training für VE durch deutschen Geburtshilfe-Oberarzt Verweildauer von Risiko-Neugeborenen auf 3 Tage postpartum ausdehnen G6PD Fluoreszenz-Test v Nabelschnurblut (WHO-Standard -bei G6PDMangel-Prävalenz >3-5%)9 anstreben, Kosten? Training? Labor-upgrade: quantitative Bilirubintests (Dr. Mary Fundraising) Kommunikation mit Thai-Labor verbessern, für pathologische Tests Bilirubin semiquantitave Bestimmung mit zentrifugiertem Kapillarblut via Plasma BiliScale (Inge/Pattinee); Lab-Training durch Dao (SMRU) Noninvasive transkutane Bilirubinmessung mit Jaundicemeter (JM-103) und Icterometer ( Fundraising Inge) Implementierung von Kick-Charts (Fetale Bewegungen ab der 28 SSW aufzeichnen)10 Meeting Thai-Hospital Director Dr. Ronnatrai und Kalya Rueangweerayut Tests sind einfach zu handhaben durch Hebammen; Ergebnis “normal/deficient“ zeigt lediglich hohe Enzymaktivität bei betroffenen Buben auf oder bei homozygoten betroffenen Mädchen; weibliche G6PD-Mangel-träger werden als falsch normal aufgezeigt. SMRU screent im Umphiem camp alle NGs, Thaihospital screent nicht, behält aber alle NGs postpartum für 3 Tage zur Observation . 10 Mit dieser einfachen kostengünstigen Maßnahme konnte am thailändischen Distrikthospital in MaeSot, die Anzahl von IUFD signifikant reduziert werden 5 MITWELT-NETZWERK, Inge Sterk, Radolfzell am Bodensee (Fetal death/ Mae Sot Hospital) 50 45 38 40 29 30 20 Bermese Thai 37 27 8 11 13 2552 2553 2554 14 10 0 mit freundlicher Genehmigung von Dr. Pipat Kluabwang, Director Pädiatrie Diverse Projektle Anschaffungen, Einführungen aus Deutschland mitgebrachter Gebärhocker Gravidarien (Rest v Vorjahr) elektrischen Milchpumpe, Silicon-Stillhütchen, Stilleinlagen 106 Teile Hebammenkleidung nähen lassen in der Reha-Schneiderei Elektromotor für SINGER-Nähmaschine Geburtshilfe-Instrumente: Abnabelungs- und Episiotomie-Scheren, Simpson Forzeps, Container, digitale Fieberthermometer, RR-Geräte 3 TERUMO- Infusomaten (4200 Euro) 320 Fachbücher fotokopieren lassen (120x Verhütung auf Burmesisch) 60 Burma Border Guidelines(dazu Arbeitskreis zur Überarbeitung, Kapitel Verhütungsmittel komplett neu)burmesische Neuerscheinungen für Health Assistant Training Fortsetzung der Medikamente u Infusionen für Kinder: (4526 Euro) Wandspiegel für Kinder- und Schwangerenambulanz Sport & Spiel: Hulahoop-Reifen, Bodenmatten 6 MITWELT-NETZWERK, Inge Sterk, Radolfzell am Bodensee Foto: 7Gravida mit Gemini wollte Sterilisations-OP, die ihr seit 2 Jahren in Burma verweigert wurde; ich organisierte ihr einen Termin am Thai-Spital. FÖRDERUNG Weiterbildung, Bonus, EXTRAS Unterstützung für 20 Staff für Thaisprachkurs (Semestergebühren, Lernmittel) Mammographie (Chiang Mai) und Biopsiekosten 41x Vasektomie OP Ausstattung von 2 Inside-Burma Teams Lan Par/Kyar Inn : (Shidela/ Eh Tho: Verhütungs-Programm; Karenni-Gebiet: KyawKyaw Win /Munai: allgemeines Health Centre 1x Hochzeitsgeld für Senior Medics, 1x Sterbegeld f Einäscherung Ausblick und Empfehlung Trotz der Friedensverhandlungen kann die Mae Tao Clinic nicht einfach geschlossen werden. In der Transitphase sollte versucht werden, die Kapazität und Auslastung des burmesischen Myawaddi-Spitals zu fördern. Seit der Grenzöffnung 5.12.2011 strömen mehr Burmesen nach Thailand; die Kosten am Myawaddi-Spital seien zu hoch. Mae Tao Clinic sollte versuchen, als Non-Profit-Klinik ebenfalls für Medikamente kostentragend zu funktionieren, um das Gefälle gegenüber 7 MITWELT-NETZWERK, Inge Sterk, Radolfzell am Bodensee dem burmesischen Spital nicht zu verlockend für Gesundheitstouristen zu machen. Einstellung von Medikamentenspenden für Mae Tao Clinic, stattdessen Investition in burmesisches Gesundheitswesen (bürokratische Hindernisse überwinden) Staff, die in Thailand bleiben möchte, versuchen im thailändischen Gesundheitswesen als Health Workers zu integrieren; Sprachkurse und Health Curriculumsprüfung (BMA, Dr. Naik/Pattinee) Staff, die Repatriierung anstrebt, den Weg für eigene Health Centres ebnen, Kommunikation mit burmesischen Institutionen aufnehmen. Friedens-Mission (im)possible? Der thailändische Krankenhausdirektor Dr. Ronnatrai Rueangweerayut machte sich Sorgen, daß 2011 am Mae Sot Distrikt Hospital 3,7% aller Entbundenen HIV positiv waren; seine Statistik sei die schlechteste von allen Thai-Regionen. Da die Mae Tao Clinic alle Antenatal Care sowie alle aus Myawaddi vorgescreenten sich mit Wehen in der MTC präsentierenden Schwangeren ans Thaispital überweist, wollte ich ihn entlasten, daß er als Denominator zusätzlich 4606 HIV Vorgetestete aus der MTC Schwangerenambulanz dazuzählen muß; das Einzugsgebiet des thailändischen Regierungsspitals umfaßt einen weiten Teil Burmas, doch wie konnte ich ihm das beweisen? Dazu bräuchte ich die Anzahl der ANCSchwangeren, die in Myawaddi auf HIV getestet wurden. Mit dem Rad fuhr ich zur Freundschaftsbrücke, aber mein eigenes Fahrrad durfte ich nicht über die Grenze mitnehmen. Ich bezahlte die 500 Baht „Eintrittsgebühr“ bei den burmesischen Immigrationsbehörden und wollte per Fahrrad-Rikscha zum Myawaddi-Hospital. Doch unter den RikschaWallahs entstand eine heftige Diskussion: „Foreigner can not go to hospital“, sie weigerten sich aus Furcht vor Repressalien. Als ich einen bat mich zum buddhistischen Kloster zu bringen, nahm er den Auftrag an, als ich auf halbem Weg die Hopsitalsrichtung einschlagen ließ, geriet er in Panik und bat mich auszusteigen, er wollte noch nicht einmal Entlöhnung. So tief sitzt die Jahrzehnte lang propagierte Furcht; an der großen Anzeige-Stelltafel steht noch immer : “People’s Desire: Crush all internal and external destructive elements as the common enemy.” Bisher gab es noch keine gesundheitspolitischen Begegnungen zwischen Thais und Burmesen. Ich erhielt den Auftrag, die thailändischen Perinataldaten den Burmesen offiziell zu übermitteln und eine Einladung für ein erstes Meeting auszusprechen. Auch von Dr. Cynthia erhielt ich das Okay, Daten der Mae Tao Clinic in den Austausch mit einzubringen. Ob die burmesische Seite uns dann ebenfalls ihre Daten offenlegt? 8 MITWELT-NETZWERK, Inge Sterk, Radolfzell am Bodensee In burmesischen Buchpublikationen steht noch immer auf der Einleitungsseite: “Oppose those relying on external elements“ Einmal wurde ich im burmesischen Spital von der diensthabenden jungen ShanÄrztin empfangen. „I should not talk with you“, I don’t want to loose my job“, ich solle ein formelles Memorandum Of Understanding von der Regierung aus Hpa’an oder Yangon vorzeigen, daß es mir erlaubt sei, burmesische Krankenhäuser zu besuchen. Jahrzehntelange Geheimdienstbeobachtung hinterläßt Spuren von Mißtrauen. Ich sehe es als besonders verlockend an, diese Fronten aufzuweichen und mit individuellen Begegnungen verantwortungsvoll Brücken zu bauen. Als die offizielle Kommunikation von oben nicht floß, tippte ich in Myawaddi bei der burmesischen Hebamme im Dienst, die kein Wort Englisch verstand, einfach Naw Rees Mobil-nummer ein, und bat sie, unsere Fragen zu stellen. Die burmesische Regierungshebamme merkte gar nicht, daß sie überrumpelt wurde, sondern sprach bereitwillig in das von mir gereichte Mobil-telefon, holte Ordner, blätterte in Büchern, und Naw Ree konnte drüben in der MaeTaoClinic alles mitschreiben! Wir sind sicher, daß diese Daten authentischer sind als alle offiziell bereinigten Daten, die wir eventuell doch nie zu sehen kriegen. Dem verblüfften thailändischen Direktor präsentierte ich anderntags die inoffiziellen Daten, und er war beruhigt, daß die HIV-Rate mit Burma als Einzugsgebiet, nicht > 1,5% angestiegen ist. Vielleicht kann ich das nächste mal in Myawaddi inside Burma mitarbeiten, oder Mae Tao Clinic Staff dort unterbringen? Das Malaria-Team der MTC unterhält bereits Kontakte mit Inside Burma zum Austausch von Daten und zum Aushelfen mit dort nicht erhältlichen Arzneimitteln; wo es viele Initiativen gibt, bahnen sich neue Wege. Wir blicken optimistisch in die Zukunft: es gibt viel zu tun, packen wir`s an! 9 MITWELT-NETZWERK, Inge Sterk, Radolfzell am Bodensee Foto oben: Kampucha freut sich über Elektromotor und Nähauftrag Foto unten: Naw Ree im Milchpulverlager 10 MITWELT-NETZWERK, Inge Sterk, Radolfzell am Bodensee Dank: Herrn Dirszus und der OLYMP-Bezner-Stiftung, allen die wieder via DIFÄM gespendet haben; dem Arzneimittelhilfe-Team, DIFAEM dem lieben WELTLADEN-Team, Donaueschingen, Madeleine Grobet & Turi Samuel, Allschwil, Horst Gunkel, Gelnhausen, den Südtirolern Klaus und Christine Walter Müller, Ulm für den längsten Dauerauftrag, Ottmar Sterk, Mühlhofen für Kredit-Tilgung Dr. Heinz Eppenich, Radolfzell, Dr. Bernd Weidle, Trondheim auch für das fachliche Interesse, Peter Bayer & Gabriele Kaschek, Herdwangen, Jan Große-Brauckmann, Stuttgart, Angela Wielath, Nußdorf Adolf Baur, Radolfzell für alles um PC, v.a. +++ erfolgreiche Ferndiagnostik Karoline Stürmer für Updates und Beistand dem Klinikum Stuttgart für den langen Urlaub am Stück dem Helfen-ohne Grenzen Team, Mae Sot für das alljährliche Einlagern Dr. Benno Röggla, Bozen, für Austausch und Freundschaft DK Hotel für Preisnachlass, Fahrrad, Frühstücks-Bananen u a Annehmlichkeiten, Pod, für Mangos, Ameiseneier-Sushi u a thailändische Genüsse, Nyan Soe für Video-Reportage, den Tofu-Boyz für die leckere abgeschöpfte frische Tofuhaut, Lamphuan‘s Copyshop Team für 1a-Service & Qualität, der Yoga-Gruppe fürs Mitmachen, Naw Ree für ihr anregendes Mitdenken 11 MITWELT-NETZWERK, Inge Sterk, Radolfzell am Bodensee Das Budget: 2011 kamen 7.883 Euro an freien Spendengeldern, 4526 Euro für Medikamenteneinkauf via DIFÄM, und 4200 Euro für Infusomateneinkauf vor Ort zusammen; insgesamt 16.609 Euro. Damit konnte nachhaltig vieles bewegt und bewirkt werden. D A N K E !!! GENIESST die FRÜCHTE des ERFOLGS: M ITFREUDE Auf dem Wunschzettel stehen bereits Minolta transkutan-Jaundicemeter 103 und Ingram Icterometer, Plexiglas-Farbskalen zur Beurteilung von Gelbsucht bei Neugeborenen, die ich an die vielen traditionellen Hebammen verteilen möchte. Bin schon am Recherchieren und Verhandeln, denn grad sind 2 großzügige Spenden eingegangen… NACH dem Einsatz ist schon wieder VOR dem nächsten Einsatz ;))) 12 Inge Sterk Radolfzell am Bodensee 8.April 2012