Pfarrkirche zum hl. Jakobus d. Ä.
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Pfarrkirche zum hl. Jakobus d. Ä.
VON DER BURG Tiffen ZUR KIRCHE Pfarrkirche zum hl. Jakobus d. Ä. Liebe Besucher unseres Gotteshauses! Es freut uns, dass Sie unsere schöne und altehrwürdige Pfarrkirche besichtigen. Dieser Kirchenführer soll Ihnen dabei eine Hilfe sein. Impressum Herausgeber: Röm.-kath. Pfarrgemeinde Tiffen Idee, Konzeption: Diakon Josef Stotter Pfarrer Kienzl, der von 1973 – 2001 hier gewirkt hat, hat so wie seine Nachfolger, unter großer Beteiligung der gesamten Bevölkerung von Tiffen, mit Hilfe finanzieller Zuwendungen der öffentlichen Hand und der Diözese Gurk mit viel Sachkenntnis das große bauliche Erbe um die Pfarrkirche am Berg gehütet: Text: Kurt Dreger Fotos, Grafiken, Layout: Roland Dreger Druck: Tiebeldruck, Feldkirchen i. Ktn. Alle Rechte vorbehalten. 1. Auflage, 2008 © Röm.-kath. Pfarrgemeinde Tiffen Die Kirchenfassade und das Langhaus wurden erneuert (2003). Der Rundturm am Friedhof wurde ergänzt und mit einem Kegeldach versehen, die Friedhofsmauer wurde saniert und der Friedhofsbereich durch eine neu gezogene Mauer erweitert. Im alten Pfarrhof wurde im Kellergeschoss, das vom Parkplatz her zugänglich ist, ein Aufbahrungsraum errichtet, der auch als Gebetsraum gelungen ist. 1 Das Ensemble um die Kirche erfordert weiterhin einen beachtlichen Aufwand an Erhaltung und Pflege und der Zustand gibt Zeugnis davon, dass diese Aufgabe von der Pfarrgemeinde umsichtig wahrgenommen wird. An der Filialkirche St. Margarethen erfolgten 2007 – 2008 Außenrenovierungsarbeiten. Das Dach und der Turm wurden mit neuen Steinplatten eingedeckt und die Fassade erneuert. Darüber hinaus gibt es ein vielfältiges und sehr lebendiges Geschehen in der Pfarre. Es wird nicht bloß die bauliche Substanz gehütet. Vielmehr ist diese selbst Zeuge dafür, dass die Glaubenssubstanz in der Pfarrgemeinde im Bau aus lebendigen Steinen präsent bleibt. Auch daran haben Pfarrer Kienzl und seine Nachfolger Dechant Hofer (2001 – 2005) und Dechant Luxbacher (seit 2005) mit Diakon Stotter (seit 2001) und dem Pfarrgemeinderat sowie engagierten Laien begeistert und im Vertrauen auf Gottes Hilfe gearbeitet. Guter Gottesdienstbesuch an Sonn- und Feiertagen, Aufmerksamkeit für einsame, kranke oder alte Mitmenschen, Kindergruppen, eine kleine feine Ministrantenschar, die weitum bekannte Jugendsinggruppe »VOICES«, die sich so wie das Frauensextett »MIRIAM« gerne an der 2 Mitgestaltung der hl. Messe oder bei Andachten beteiligen, sind Zeichen einer lebendigen Pfarrgemeinde. Insgesamt ist die Pfarre ein Integrationsfaktor für die verschiedenen Ortsteile und ein wichtiger und anerkannter Koordinator der ansässigen Vereine, die sich gerne auch bei kirchlichen Festen und Veranstaltungen beteiligen. Der Glaube soll dabei stets das Brauchtum durchwirken und auch immer neu öffnen auf den Einzelnen hin. Ein besonderes Anliegen für die Zukunft ist die Renovierung der Orgel. Liebe Besucher! Wenn Sie in Ehrfurcht und Stille in unser Gotteshaus gekommen sind, wo der Herr in unserer Mitte wohnt, verweilen Sie zu einem kurzen Gebet für Lebende und Verstorbene, für Verwandte und Fernstehende. Dass unser Gotteshaus Sie erfreut und Gottes Segen Sie begleitet, wünschen Ihnen die Mitglieder der Pfarre Tiffen. 3 Pfarrkirche Tiffen Erstmalige Erwähnung findet das dem hl. Jakobus dem Älteren geweihte Gotteshaus als Eigenkirche des bedeutenden Kärntner Herrschergeschlechts der Eppensteiner in einer in die Sechzigerjahre des 11. Jh. datierten Urkunde 1 (»Ecclesia ad Tiuina«) im Zusammenhang mit der Übergabe von Zehentrechten durch Marchwart von Eppenstein an den Salzburger Erzbischof Gebhard 2. Die Kirche selbst (oder ein Vorgängerbau?) dürfte aber älter sein.3 Urkundlich wird die Kirche bereits in der 1. Hälfte des 12. Jh. als Pfarre 4 bzw. Pfarrkirche 5 bezeichnet. Nachdem ein Pfarrer (noch ohne Namensnennung) in einem Schreiben von Papst Innozenz III. aus dem Jahr 1206 genannt wird,6 ist 1215 »Ioannes plebanus de Tyuen« der erste Seelsorger, den wir namentlich kennen.7 In einer in das Jahr 1207 datierten Urkunde,8 in der der Salzburger Erzbischof Eberhard II. die Übergabe des Kirchenzehents von Tiffen (»Tiuene«) an das steirische Kloster Admont bestätigte,9 wird der Kirchensprengel angeführt. Nachdem zuvor bereits einige Gebiete abgetreten worden waren, umfasste dieser unter anderem (noch) das gesamte obere Gurktal bis Rottenstein (östlich von Kleinkirchheim), das Himmelberger Becken, die Äußere Teuchen und das nördliche Ossiacher Seeufer bis Bodensdorf.10 Bis 1786 verliehen die Salzburger Erzbischöfe die Tiffner Pfarrpfründe 11 und besetzten (mit zeitlichen Unterbrechungen) die kirchlichen Ämter. Nach der Diözesanregulierung unter Joseph II. im Jahre 1787 übernahmen die Gurker Bischöfe die geistliche Oberhoheit. Bereits die Römer beteten vermutlich auf der Anhöhe westlich der Kirche 12 zu ihren Göttern Jupiter Optimus Maximus (ihm war der Tempel geweiht) und Hercules Augustus. Möglicherweise wurde hier auch eine keltische Abb. 1 Innenansicht der Pfarrkirche (Blick Richtung Osten) 5 Gottheit verehrt.13 Zahlreiche als Spolien erhaltene Inschriften und Grabbaureliefs 14 weisen auf die Bedeutung des Ortes Tiffen bereits in dieser Zeit hin. »Tibinium« 15 (Tiffen), an einer Römerstraße gelegen,16 war vermutlich auch eine Außenstelle der Bergwerksverwaltung von Virunum, in der ein Bergassessor seinen Sitz gehabt haben könnte (entsprechende Inschriften deuten darauf hin)17. Vom vermuteten Vorgängerbau der Kirche wissen wir nichts. Die Bausubstanz der Langhausmauern stammt wahrscheinlich aus dem 11. Jh. (Achsenknick nach Süden zwischen Langhaus und Turm)18 – spätestens aber aus dem Anfang des 12. Jh.19 Es handelte sich um eine überdurchschnittlich große romanische Saalkirche, deren (heute vermauerte) Rundbogenfenster an der Nordwand und über dem Westportal noch andeutungsweise zu erkennen sind. Anstelle des heute zu sehenden, spätbarocken Chores befand sich eine Apsis.20 Auch ein (Blätter-)Kapitell, das neben dem Westportal als Weihwasserbecken Verwendung gefunden hat, stammt aus dieser Zeit. Der dreigeschossige Chorturm (große Glocke aus dem Jahr 1495) wurde um die Mitte des 12. Jh. angebaut.21 Zwischen der Mitte und dem dritten Viertel des 15. Jh. erfolgte ein Umbau des Langhauses in eine zweischiffige Halle mit Netzrippengewölbe.22 Aus dieser Zeit stammt vermutlich auch der Sakristeizubau im Osten. Im Jahre 1785 wurde ein kreuzgewölbter Chor angebaut.23 Ein Votivbild an der nördlichen Langhausmauer weist auf den damaligen Pfarrer Franz Ignaz Grittner hin, unter dessen Ägide dieser (letzte) Ausbau der Kirche stattgefunden hat. Von außen präsentiert sich die Kirche heute mit den gemalten ockerfarbigen Eckquadern, wie sie nach 1787 ausgesehen hat.24 Der Kirchenbau bildete einst mit dem nördlich gelegenen alten Pfarrhof eine Einheit. Das westliche Tor 6 Abb. 2 Fresko der hl. Barbara von Thomas von Villach (um 1470) 7 Abb. 3 Hochaltar mit bildlicher Darstellung des hl. Jakobus (errichtet 1758) 8 war als Torturm ausgebildet, von dem noch eine Schießscharte zu erkennen ist.25 In diesem im Kern mittelalterlichen Bau 26 ist im ehemaligen Speisesaal noch eine Renaissancedecke aus dem Beginn des 16. Jh. erhalten.27 In der Aufbahrungsstube (Eingang im Osten) befindet sich ein 1987 von Prof. Hans Piccottini geschaffenes Mosaik (»Tiffner Auferstehung«). Die Pfarre Tiffen war während des gesamten Mittelalters ein bedeutendes Seelsorgezentrum. Einst für acht Filialkirchen verantwortlich, behielt sie ihre Bedeutung auch in der Neuzeit bei. Anfang des 16. Jh. findet beispielsweise eine St. Jakobsbruderschaft urkundliche Erwähnung 28 und 1757 ist eine Kaplanskollektur nach- zuweisen 29. In einem Schematismus der Erzdiözese Salzburg aus dem Jahre 1772 ist Tiffen, dem Archidiakonat Friesach unterstehend, als Dekanat angeführt 30 und in einer vor 1811 datierten Landkarte des »Decanat Feldkirchen« ist Tiffen als »Dekanatspfarre«, als »Hauptgotteshaus« des Sprengels eingezeichnet 31. Auf der Anhöhe westlich der Kirche, dem »Púrpal« (Burgstall von Tiffen),32 auf dem sich eine spätantike befestigte Höhensiedlung aus dem 4. – 6. Jh. annehmen lässt, befand sich die im Jahre 1163 erstmals 33 urkundlich erwähnte Burg »Tyuen« 34, deren Reste in den Jahren 2002 und 2003 im Auftrag des Landesmuseums Kärnten teilweise ausgegraben wurden35. Mit der genannten Urkunde schenkte Patriarch Ulrich II. von Aquileja (mit seinen Eltern) die Herrschaft Tiffen (»castri de Tyuen«) zusammen mit anderen Gütern der Aquilejer Kirche. In der gebotenen Kürze kann auf die wechselvolle Besitzgeschichte der Burg bzw. Herrschaft Tiffen nicht eingegangen werden. Von Aquileja (dessen Lehnshoheit später in Vergessenheit geriet) verpfändet oder als Lehen vergeben, saßen dort verschiedene Burgherren. Darunter befinden sich auch so klingende Namen der mittelalterlichen Kärntner Geschichte wie die Aufen steiner oder Kraiger, Letztere von 1369 bis 1550.36 Im Jahre 1293 wurde die Burg während einer Auseinandersetzung des Salzburger Erzbischofs, dem sich der Patriarch anschloss, mit Herzog Meinhard II. von Görz-Tirol zerstört, jedoch – wegen ihrer wichtigen Lage – bald wieder aufgebaut.37 Sie wachte über einen über den Kirchhügel verlaufenden Handelsweg, der von Nord nach Süd entlang des Ossiacher Sees verlief. In der Mautstation in Tiffen wurden die über den Zammelsberg transportierten Waren erfasst.38 Im Laufe des 17. Jh. verfiel die Burg zusehends.39 Heute ist nichts mehr von ihr zu sehen. Künstlerische Ausstattung der Kirche Hochaltar 1 Spätbarock, errichtet nach 1758 ( Jahr der Chorerweiterung) mit Opfergang; Fassung 1764 bzw. 1771 40. Altarblatt: Darstellung des hl. Jakobus in Pilgertracht, oben Dreifaltigkeitsdarstellung, Schnitzfiguren der Heiligen Christophorus und Sebastian, über den Opferumgangsbögen Florian und Valentin (Abb. 3). Kreuzaltar 8 (linker Seitenaltar) Errichtet um 1720.41 Darstellung Christi am Kreuz, darunter Seelen im Fegefeuer, an der Seite Maria und Johannes. 9 Marienaltar 3 (rechter Seitenaltar) Errichtet um 1710.42 Oben bildliche Darstellung des hl. Josef (mit Lilie), daneben hl. Elisabeth (Mutter Johannes’ des Täufers), hl. Anna (Mutter Marias), darunter Maria als Himmelskönigin mit Joachim (Vater Marias, dargestellt mit Wurfschaufelstab der Hirten) und Zacharias (Vater Johannes’ des Täufers, dargestellt als Priester mit Rauchfass).43 Abb. 4 Predella (zur Votivtafel rechte Seite) mit Widmungsinschrift des Stifters Leonhard Meichsner Abb. 5 Votivtafel »Tiffner Auferstehung« von Melchior von St. Paul (?) (1530) 10 Ehemaliger Hauptaltar In diesem Zusammenhang ist auf den – um 1510 entstandenen – ehemaligen Hauptaltar der Kirche hinzuweisen, der im Kärntner Landesmuseum zu sehen ist.44 Sein Ausstattungsprogramm steht im Zeichen des Pilgerschutzes, indem unter anderem die wichtigsten Schutzheiligen für Reisende dargestellt werden ( Jakobus der Ältere, Christophorus). In den Altarflügeln eine Reliefdarstellung einer spanischen Jakobslegende, in der über die Errettung eines unschuldig wegen Diebstahls verurteilten Pilgers durch den heiligen Jakobus berichtet wird. Nachdem der Richter den Erzählungen der Eltern des Verurteilten, sie haben den Sohn am Galgen lebend vorgefunden, keinen Glauben schenkt, fliegen die gebratenen Hühner lebendig vom Teller auf. Bei der lokalen Sage der »Tauben von Tiffen« handelt es sich um »eine ortsspezifische Umdeutung der spanischen Version vom Hühnerwunder in eine lokale Tauben legende«, entstanden in der zweiten Hälfte des 19. Jh.45 »Tiffner Auferstehung« 7 (Votivbild linke / nördliche Langhauswand über Seitenportal, Abb. 5). Vermutlich Hauptbild eines Altaraufsatzes. Darstellung 11 20 O Lageplan und Grundriss 21 N S 14 W 1 15 10 19 9 8 16 2 3 4 13 7 18 5 6 11 12 1 Hochaltar 2 Fresko hl. Helena 3 Marienaltar 4 Fresko hl. Georg 5 Kanzel 6 Gemälde Anbetung / Kreuzigung 7 Votivtafel »Tiffner Auferstehung« 8 Kreuzaltar 9 Fresko hl. Barbara 10 Malerei Dreikönigszug / Schutzmantelmadonna / Veronika-Tuch 11 Ehemaliges romanisches Rundbogenportal mit Teil eines römischen Weihealtars 12 Romanisches Kapitel (Weihwasserbecken) Spolie Panther / Löwe mit Kantharos 13 Römersteine mit tanzenden Mänaden und Satyr 14 Kriegerdenkmal mit Lobisser-Fresko 15 Fresko hl. Christophorus 16 Kreuzwegfresken 17 Ehemaliger Torturm 18 »Alter« Pfarrhof (»Messnerhaus«) 19 Eingang Aufbahrungsstube (Mosaik »Tiffner Auferstehung«) 20 »Neuer« Pfarrhof (Geburtshaus Switbert Lobisser, 1878 – 1943) 21 Jakobsbrunnen 17 Mariengrotte 10 m Púrpal (Burgberg) der Auferstehung Christi (1530). Maler: Melchior aus St. Paul (?). Predella (Abb. 4) mit Widmungsinschrift des Stifters Leonhard Meichsner / Meixner († 1540), Pfleger von Tiffen.47 Abb. 6 Darstellung des hl. Christophorus (2. Hälfte des 15. Jh.) an der östlichen Sakristei(außen)wand Kanzel 5 Errichtet um 1770. Schalldach: Darstellung von Moses mit Gesetzestafeln. Rückwand: Darstellung der drei theologischen Tugenden Anker (Hoffnung), Kreuz (Glaube) und Herz (Liebe). Kanzelkorb: figürliche Darstellung Christi (links stehend mit Schlüssel) und Petrus’ (rechts kniend mit ausgestreckten Armen, Mt. 16,19). In der Mitte Reliefkartusche mit Darstellung einer Kirche auf einem Felsen (Mt. 16,18).46 Nordwand Presbyterium / Chor 10 Gemälde: Kindermord, Abschied von Herodes (?), Zug (?) und Anbetung der Heiligen drei Könige. Rechts neben der Sakristeitür: Schutzmantelmadonna (um 1400). Über der Sakristeitür Darstellung des Schweißtuchs der Veronika, dessen Stifter, ein »Marchard de Hemmelberg«, 1396 mit Schloss und Landgericht Himmelberg belehnt wurde.48 An der Nordwand weiters Statue des hl. Jakobus (Abb. 7). An der Südwand Statue des hl. Rochus, auch er unter anderem Patron der Pilger und Reisenden bzw. Fürbitter gegen die Pest. Beide aus dem 17. Jh.49 14 Triumphbogen Rankenornamentik, früheste (frühgotische) Bemalung des Chors.50 In den Triumphbogenlaibungen Darstellungen der hl. Helena (mit Kreuz) und der hl. Barbara (mit Turm, Abb. 2). Um 1470 (– 1480)51 von Thomas (Artula) von Villach (* um 1435/1450, † nach 1520) 52. Deckenmalereien In den Dreipässen des Rippengewölbes 26 Brustbilder (Halbfiguren) von Heiligen. Von vorne (Altarraum) beginnend: Die vier lateinischen Kirchenväter Gregor, Ambrosius, Hieronymus und Augustinus (jeweils mit Spruchbändern bezeichnet). Florian, Anna, Katharina, Barbara, Magdalena, David (restauriert). In der Mitte: Auferstandener, Rupert, Heiliger mit Buch, Erasmus, Ulrich, Martin, Jakobus der Ältere, Nikolaus. Über dem hölzernen Orgelchor: Sebastian, weibliche Heilige, Georg, Christophorus, Ursula, Dorothea, Oswald, Odilia.53 Über dem östlichen Pfeiler: Kreuzigung mit Maria und Johannes in zeitgenössischen Trachten (1. Viertel des 16. Jh.) 54. Gemälderest Nordwand 6 Durch Fensterausbruch zerstört; Anbetung des Kindes oder Kreuzigungsdarstellung. Die teilweise erhaltene Bildunterschrift weist Leonhard Meichsner / Meixner (im Jahre 1519) als Stifter aus, dessen Wappen (vier Doppellilien) darunter noch zu erkennen ist. Östliche Sakristei(aussen)wand 15 (Abb. 6) Darstellung des hl. Christophorus mit Baumstamm, in dessen grüner Blätterkrone das Nest eines Pelikans zu Abb. 7 Statue des hl. Jakobus des Älteren (17. Jh.) 15 erkennen ist, der seine Brust öffnet, um mit seinem Blut die Jungen zu tränken – ein Hinweis auf den Opfertod Christi (2. Hälfte des 15. Jh.) 56. Gemälde Südwand 4 Durch Pfeiler zerstörte Darstellung des hl. Georg (Ritter im Panzerhemd) aus dem 1. Viertel des 15. Jh.55 Hinzuweisen ist noch auf die auf Nord- und Südwand befindlichen Apostel- bzw. Weihekreuze. Östliche Aussenwand des Chores 14 Kriegerdenkmal mit Fresko (»Christus mit sterbenden Soldaten«) von Suitbert Lobisser (1878 im neuen Pfarrhaus 20 geboren), geweiht 1935 57. Abb. 8 Fries eines römischen Grabbaus an der westlichen Außenmauer der Kirche Abb. 9 Relief eines römischen Grabbaus (tanzende Mänade) an der südlichen Außenwand 16 Nördliche Kirchhofmauer 16 Auf der Ende des 15. Jh. im Zuge der Türkenbedrohung errichteten Wehrmauer, die jedoch nie ihre Bewährungsprobe zu bestehen hatte, befinden sich Reste von Wandmalereien, die einst die gesamte Mauer bedeckten. Links Christus am Ölberg kniend, auf einen in einer Wolke erscheinenden Engel mit Kelch blickend (17. Jh.). Rechts Christus im Gebet, daneben die schlafenden Jünger. Im Hintergrund Judas mit den Häschern (16. Jh.).58 Die Römersteine Bei den in der Kirche eingemauerten römischen Spolien handelt es sich zum Großteil um Überreste von Grabbaureliefs. Entsprechend auch die auf das Jenseits verweisende Ikonographie. 17 Abb. 10 Panoramablick mit Pfarrkirche, »neuem« Pfarrhof und Friedhofsmauer Rechts neben dem Hauptportal 12 (Westseite) Fries eines Grabbaus mit der Darstellung eines Kraters 59 oder Kantharos 60 zwischen zwei Panthern (diese symbolisieren die Hoffnung auf Wiedergeburt); rechts davon ein Löwe (Grabwächter) 61 (Abb. 8). Links neben dem Hauptportal 11 Oberer Teil eines römischen Weihealtars (Teil eines heute vermauerten, romanischen Rundbogenportals)62, geweiht »den ehrwürdigen alten (Göttinnen) – Sena[bos] Aug(ustis)« (vermutlich 211 – 235 n. Chr.). Gestiftet von einem Legionsschreiber der II. Italischen Legion (Firminus oder Firminius) und einem Mitarbeiter des Statthalters (Claudius Secundus oder Severus).63 ebenfalls eine Darstellung einer tanzenden Mänade (Abb. 9), deren über den Kopf gehaltene Hände zwei kleine Schallbecken halten. Diese Figuren entstammen dem dionysischen Sagenkreis, dessen Ikonographie in Norikum ab ca. 180 n. Chr. anzutreffen ist, und drücken die Hoffnung auf Überwindung des Todes sowie die »Liebe, Lebensfreude, Ekstase und glückliche Seligkeit« des Jenseits aus.68 Weiters an der südlichen Außenmauer zu finden: Fries eines Grabbaues mit der Darstellung zweier Windhunde, die einen Hasen packen. Südseite der Kirche 13 Satyr mit Pedum64 und großer Traube.65 Darüber tanzende Mänade mit Tympanum66 und Stab.67 Links 18 19 Filialkirche St. Margarethen Abb. 11 Filialkirche St. Margarethen im Ortszentrum von Tiffen Das Gotteshaus (Abb. 11) befindet sich mitten im Ort unter einer jahrhundertealten Linde. Die Ursprünge liegen vermutlich im Mittelalter.69 Über dem südlichen Fenster ist andeutungsweise noch ein (romanischer?) Rundbogen zu erkennen. Der kleine Glockenturm wurde im Jahr 1876 errichtet und 1897 wurde im Norden eine Sakristei angebaut.70 An der südlichen Außenwand befindet sich eine Darstellung der heiligen Margareta von Antiochia, mit einer Lanze einen Drachen tötend, und der heiligen Katharina mit einem Rad als Attribut. Der Hochaltar – datiert um 1720 – ist mit einer Statue der hl. Margareta und barock überschnitzten, spätgotischen Figuren der heiligen Katharina und Barbara ausgestattet. Erwähnenswert auch die floral bemalte Flachdecke (vermutlich) aus dem 17. Jh.71 Anmerkungen: 1 MDC (Monumenta Historica Ducatus Carinthiae) II 328. Martin ZIRKL, Der Vertrag zwischen Erzbischof Gebhard und den Eppensteinern über Zehente und Pfarrechte (Diplomarbeit Graz 1984). 2 Wilhelm WADL, Die verfälschte Arnulfurkunde vom 26. Dezember 888 und die Frühgeschichte der Stadt Feld kirchen, in: Carinthia I 178 (1988) 55 – 83. Markwart übergibt »partem suam de ecclesia ad Tiuina cum clerico ibidem famulante et ipsius beneficio atque manicipiis …« – »… seinen Anteil (am Pfarrsprengel) der Pfarrkirche zu Tiffen mit den dort dienenden Priester, seinem Gut und seinen Hörigen …«. 3 Vermutlich stand an diesem Ort bereits im Zuge der von Aquileja ausgehenden Christianisierung im 4. Jh. n. Chr. ein Gotteshaus, das durch den Einfall der Slawen vernichtet worden sein dürfte. Auch im Gefolge der im 8. und 9. Jh. von Salzburg aus erfolgten Mission könnte eine Kirche in Tiffen errichtet worden sein. Ilse SPIELVOGEL-BODO, Der Ossiacher See zwischen gestern und heute (Klagenfurt 1993). 20 21 4 Eigenständiger Seelsorgebezirk u. a. mit Tauf- und Begräbnisrecht (vgl. Tropper, Vom Missionsgebiet zum Landesbistum). 5 MDC III 610 (»… matricem ecclesiam Tiuin …«). Österr. Akademie der Wissenschaften (Hg.), Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer II. Abt. 8. Teil 3 (Klagenfurt 1959). 6 MDC IV/1 1585. 7 MDC IV/1 1713. 8 MDC IV/1 1599. 9 Die Schenkung des Tiffner Kirchenzehents an Admont ist bereits in einem Verzeichnis aus dem Jahre 1074 angeführt (MDC III 408). 10 Wilhelm WADL, Die verfälschte Arnulfurkunde. 11 Hermann RAINER, Zur Geschichte der katholischen Pfarren in der Gemeinde Steindorf, in: Alfred MITTERER, Steindorf am Ossiacher See. Chronik einer Gemeinde (Klagenfurt 1997) 161 – 207. 12 Lt. DOLENZ/FLÜGEL/ÖLLINGER in Rudolfinum 2003: »in unmittelbarer oder mittelbarer Umgebung des Púrpals«. 13 Heimo DOLENZ, Patrizia DE BERNARDO STEMPEL, Sena[bos]. Eine norische Gottheit aus Tiffen, in: Herbert HEFTNER (Hg.), Ad fontes! Festschrift für Gerhard Dobesch zum fünfundsechzigsten Geburtstag am 15. September 2004 dargebracht von Kollegen, Schülern und Freunden (Wien 2004). 14 Gernot PICCOTTINI (Hg.), Archäologischer Atlas von Kärnten (Klagenfurt 1989). 15 Julia FEINIG, Die römerzeitlich genutzten Marmorsteinbrüche in Kärnten (Diplomarbeit, Wien 2001). 16 Paul Siegfried LEBER, Die römische Glantalstraße und deren Fortsetzung bis zum Görtschitztal und nach Villach, Santicum (= Aus Kärntens römischer Vergangenheit 6, Klagenfurt 1976). 17 DOLENZ/DE BERNARDO STEMPEL, Sena[bos]. 18 Wilhelm DEUER, Johannes GRABMAYER, Transromanica. Auf den Spuren der Romanik in Kärnten (Klagenfurt 2008). 19 Gorazd ŽIVKOVIČ, Die romanischen Chorturmkirchen und deren Nachfolgebauten in Kärnten (Diplomarbeit Wien 1993). 20 Älteste Ansicht von Tiffen aus der Zeit um 1620 aus der »Khevenhüller-Chronik«, Abbildung in: MITTERER, Steindorf. 21 Gorazd ŽIVKOVIČ, Die romanischen Chorturmkirchen. 22 Gottfried BIEDERMANN, Karin LEITNER, Gotik in Kärnten (= Die Kunstgeschichte Kärntens, Klagenfurt 2001). 23 Karl GINHART, Die Kunstdenkmäler der politischen Expositur Feldkirchen (Klagenfurt 1931). 24 Dehio Kärnten (3. Aufl. 2001). 25 Karl KAFKA, Wehrkirchen Kärntens (= Kärntens Burgen und Schlösser 4/1, 2, Wien 1971/72). 26 Dehio Kärnten (3. Aufl. 2001). 27 Pfr. Ignaz KIENZL, Vergangenheit und Gegenwart, in: Jahresbericht Bundeshandelsakademie und -handelsschule Feldkirchen (Schuljahr 1974/75) 7 – 9. 28 Kärntner Landesarchiv, A 1640 (1502-02-20). 29 Hermann RAINER, Zur Geschichte der katholischen Pfarren in der Gemeinde Steindorf. 30 Peter G. TROPPER, Vom Missionsgebiet zum Landesbistum. Organisation und Administration der katholischen Kirche in Kärnten von Chorbischof Modestus bis zu Bischof Köstner (Klagenfurt 1996). 31 Peter G. TROPPER, Zur kirchlichen Topographie und Statistik der Diözese Gurk unter Fürstbischof Franz Xaver von Salm, in: Aufklärer – Kardinal – Patriot Franz Xaver von Salm. Ausstellungskatalog (Klagenfurt 1993) 43 – 45 und 78 – 79. 32 Eberhard KRANZMAYER, Ortsnamenbuch von Kärnten (= AGT 51, Klagenfurt 1958). 33 In zwei Urkunden aus dem Jahr 1136 wird ein »Reinhalem de Tiuen« bzw. »Reginhalm de Tiuene« als Zeuge angeführt (MDC I 89, 90). Wenn der Beiname den Stammsitz bezeichnet, handelt es sich dabei um die früheste urkundl. Erwähnung. 34 MDC III 1061. 35 Heimo DOLENZ, Christof FLÜGEL, Christof ÖLLERER, Die Rettungsgrabungen auf dem »Púrpal« in Tiffen im Jahre 2002, in: Rudolfinum. Jahrbuch des Landesmuseums Kärnten 2002 (Klagenfurt 2003) 141 – 151; DIES., Die Rettungsgrabungen auf dem »Púrpal« in Tiffen im Jahre 2003, in: Rudolfinum. Jahrbuch des Landesmuseums Kärnten 2003 (Klagenfurt 2004) 173 – 179. DORFGEMEINSCHAFT TIFFEN (Hg.), Tevinia. Licht in Tiffens finsteres Mittelalter (o. O. 2004). 36 Claudia FRÄSS-EHRFELD, Geschichte Kärntens. Das Mittelalter (Klagenfurt 1984). 37 Franz X. KOHLA, Gustav Adolf von METNITZ, Gotbert MORO, Kärntens Burgen, Schlösser, Ansitze und wehrhafte Stätten (= Aus Forschung und Kunst 17, Klagenfurt 1973). Herrmann WIESSNER, Gerhard SEEBACH, Burgen und Schlösser in Kärnten 2. Klagenfurt, Feldkirchen, Völkermarkt (Klagenfurt, 2. Aufl. 1980). 38 Franz HUTER, Handbuch der historischen Stätten Österreich. Bd. 2. Alpenländer mit Südtirol (Stuttgart 1966). Siehe auch MDC X 817 (Urkunde aus 1376), MDC XI 278 (Urkunde aus 1453, »… mawt ze Tifen …«). 39 Lt. einem kirchlichen Visitationsbericht aus dem Jahre 1615 stand sie zum Teil noch. Es wurde die Verbringung des Altares, der bereits profanierten Burgkapelle in die Pfarrkirche angeordnet (KAFKA, Wehrkirchen Kärntens). 40 Dehio Kärnten (3. Aufl. 2001). 41 Eva FRODL-KRAFT, Gerbert FRODL, Marianne FRODL-SCHNEEMANN, Kärntner Kunststätten (Salzburg 2005). Das am Altar angeführte Jahr 1885 bezeichnet den Zeitpunkt der Vergoldung. Die Herausgabe dieses Kirchenführers ermöglichen dankenswerter Weise nachstehende Personen und Firmen: 42 Ebd. Das am Altar angeführte Jahr 1885 bezeichnet den Zeitpunkt der Vergoldung. 43 Hiltgart L. KELLER, Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten (Stuttgart, 8. Aufl. 1996). 44 Otto DEMUS, Die spätgotischen Altäre Kärntens (Klagenfurt 1991). Janez HÖFLER, Die Tafelmalerei der Dürerzeit in Kärnten (Klagenfurt 1998). 45 Robert WLATTNIG, Jakobusaltar aus Tiffen, in: Car. I (1994) 380. 46 Barbara KIENZL, Die barocken Kanzeln in Kärnten (= Das Kärntner Landesarchiv 13, Klagenfurt 1986). 47 Janez HÖFLER, Die Tafelmalerei der Dürerzeit in Kärnten (Klagenfurt 1989). 48 Janez HÖFLER, Die gotische Malerei Villachs (= Neues aus Alt-Villach, Villach 1982). 49 Dehio Kärnten (3. Aufl. 2001). 50 Janez HÖFLER, Die gotische Malerei Villachs. 51 Dehio Kärnten (3. Aufl. 2001). 52 Arthur ROSENAUER (Hg.), Spätmittelalter und Renaissance (= Geschichte der Bildenden Kunst in Österreich, Bd. 3, München u. a. 2003). 53 Walter FRODL, Die gotische Wandmalerei in Kärnten (Klagenfurt 1944). 54 Dehio Kärnten (3. Aufl. 2001). 55 Ebd. 56 Mag. Karin KARGL (Bundesdenkmalamt Klagenfurt). 57 Hermann RAINER, Zur Geschichte der katholischen Pfarren in der Gemeinde Steindorf. 58 Bundesdenkmalamt Klagenfurt (Zl. 1694/1/99). 59 Mischgefäß für Wein. 60 Weitbauchiger, doppelhenkeliger Becher. 61 Elisabeth WALDE, Im herrlichen Glanze Roms. Die Bilderwelt der Römersteine in Österreich (Innsbruck 2005). 62 Bundesdenkmalamt Klagenfurt (GZ 1230/5/2002). 63 Heimo DOLENZ, Patrizia DE BERNARDO STEMPEL, Sena[bos]. 64 Der über die Schulter gelegte Stock mit Päckchen. 65 Elisabeth WALDE, Im herrlichen Glanze Roms. 66 Handpauke. 67 http://www.ubi-erat-lupa.org (Abfrage vom 24. März 2008). 68 Elisabeth WALDE, Im herrlichen Glanze Roms. 69 Karl GINHART, Die Kunstdenkmäler der politischen Expositur Feldkirchen. 70 Pfr. Ignaz KIENZL, Gedenkschrift für St. Margarethen im Dorfe Tiffen. Abschrift der Gedenkschrift von 1895 und Weiterführung bis 1975 (unpubl. 1975). 71 Dehio Kärnten (3. Aufl. 2001). Arnold Lukas, Restaurator, Klagenfurt Bäckerei Schieder, Feldkirchen Bürgermeisterin Marialuise Mittermüller Kulturreferent GV Kurt Wolf Veicht-Gfrerer Markus, Dachdecker- und Spenglermeister Feldkirchen Gasthaus Gfrerer Lipp, Nadling Gasthaus Huber, Tiffen Gasthaus Feinwirt, Bichl Frühstückspension u. Taxi Walcher, Tiffen Raiffeisenbank Ossiachersee Sparkasse Feldkirchen Volksbank Feldkirchen Mag. Robert Huber, Steuerberater, Feldkirchen Thomas Rauchenwald, Tiffen Wieland Herbert, Steinmetzmeister, Feldkirchen Perdau Peter, Limonadenerzeugung, Getränke, Feldkirchen Stieglbräu, Thaler Alfred Tiebeldruck – Tiebelkurier, Feldkirchen Teuffenbach, Gärtnerei, Steindorf UNIQA Versicherung, Jakob Bergmann Wedenig Blumen-Meisterfloristik, Feldkirchen Wedenigs Gärtnerei, Feldkirchen/Sonnrain Riepl Josef, Installationstechnik, Tiffen Sägewerk Ritscher, Langacker Dr. Pietsch, Zahnarzt, Feldkirchen KÜCHEN TREFFner, Feldkirchen ZÜRICH Versicherung, Josef Hölbling BM Martin Huber, Planungsbüro, Steindorf Linder Hermann, Rasenmäher Motorsägen, Sonnrain 34 Pirker Tischlerei Trafik Design, Unterberg NIMO Feldkirchen Baumeister Ing. 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